Spähren der Gerechtigkeit

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0 SE: Freitheit und Gleichheit SE-Leiter: Prof. Dr. Florian Uhl Dr. med. univ. Martin Gollner Katholische Universität Linz SS 2014 SPHÄREN DER GERECHTIGKEIT Schafft der Mensch von sich heraus, Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit für alle Menschen herzustellen? Peuerbach, den 13.Juli 2014

Transcript of Spähren der Gerechtigkeit

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SE: Freitheit und Gleichheit

SE-Leiter: Prof. Dr. Florian Uhl

Dr. med. univ. Martin Gollner

Katholische Universität Linz SS 2014

SPHÄREN DER

GERECHTIGKEIT Schafft der Mensch von sich heraus, Gerechtigkeit, Freiheit und

Gleichheit für alle Menschen herzustellen?

Peuerbach, den 13.Juli 2014

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INHALTSVERZEICHNIS

Inhalt INHALTSVERZEICHNIS ............................................................................................................................................................. 2

EINLEITUNG ............................................................................................................................................................................ 3

HINFÜHREN ZUM THEMA ........................................................................................................................................................ 4

THEMA .................................................................................................................................................................................... 8

LIEBE .................................................................................................................................................................................... 8

ERZIEHUNG UND BILDDUNG .............................................................................................................................................. 8

DISKUSSION .......................................................................................................................................................................... 10

ZUSAMMENFASSUNG .......................................................................................................................................................... 15

LITERATUR ............................................................................................................................................................................. 16

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EINLEITUNG

Mit dem jüdisch-christlich-muslimischen Zitat: „Als Adam grub und Eva spann, Wo

war da der Edelmann?“ wird vorweg der soziale Skeptizismus weltlichen Ranges

walten. Die Realität von Erbtiteln findet sich in dieser jetzigen Welt, auch die

Ungleichheit der Verteilung der Güter dieser irdischen Welt. Der New Yorker

Philosoph Michael Walzer hat sich bereits 1983 mit dieser Fragestellung befasst.

Wieweit jedoch der Mensch von sich aus, damit ist nicht gemeint ohne Gott, sondern

ohne Gottes unmittelbarer Rückkehr auf Erden, dies schafft. Neue Medien und

Soziale Netzwerke können bereits von sich heraus sanfte Korrekturen an Erziehung

und Charakter der Menschen zur Toleranz als ersten Schritt der Gleichheit

vollziehen. Die New Age Generation der westlichen privilegierten Welt in einer

Friedenszeit seit bald 70 Jahren lassen hoffen, dass nun die Zeit erfüllt ist, in einer

intelligenten, zivilisierten Gesellschaft Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit im

Sinne von Walzers Empfehlung von sich heraus zu schaffen. Diese Arbeit beleuchtet

anhand des vorliegenden Werkes genannten Autors in Vergleich zu theologischer,

philosophischer Sekundärliteratur die Fragestellung, ob es der Mensch in all seiner

geschichtlichen Erfahrung und ethischer Tradition seit Genesis alleine schaffen kann.

Das heißt ob er nun im Sinne einer Vereinten Nation religiöse, genetische und

soziale Unterschiede überwinden kann, oder wiederum wie die Geschichte lehrt in

Trennendes verfällt. Besonderes Augenmerk dieser Arbeit wird auf die Erziehung

durch Lehrerinnen und Lehrer in der frühen Entwicklungsphase des Kindes gelegt,

inwieweit Charakterbildung primär durch Eltern oder sekundär durch Schule

beeinflusst wurde und wird und welche Lösungsvorschläge es neben sozialen

Medien zur Meinungsbildung in der heutigen Zeit gibt.

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HINFÜHREN ZUM THEMA

Stellen wir uns dazu eine Gesellschaft vor, eine komplexe, egalitäre Gesellschaft,

die ein radikal vereinfachtes Verteilungssystem entwickelt hat mittels eigener

Kompetenz- und Kontrollsphären ohne ausgreifende staatliche Intervention.1

Eine Möglichkeit der Begrenzung von politischer Macht liegt in ihrer breiten

Verteilung. Theoretisch gesprochen ist die politische Macht in einer Demokratie das

dominante und in jeder von ihren Bürgen gewünschte Weise konvertibles Gut,2

wenn man das Monopol und nicht die Dominanz als Kernproblem der distributiven

Gerechtigkeit ansieht.3 Es ist leicht nachvollziehbar, warum Philosophen (und auch

politische Aktivisten) bevorzugt das Monopol ins Zentrum stellen. Wenn jede Frau

und jeder Mann sozusagen zu Kleingrundbesitzern auf der Welt werden, würde das

Geburtsrecht aufhören dominantes Gut zu sein.4 Bildung würde anstelle von Macht

und Reichtum in den Vordergrund treten und Qualifikation. Einfache Gleichheit

impliziert einfache Distributionsverhältnisse, soll heißen, wenn ich meinerseits 14

Hüte besäße und Sie ebenfalls 14, dann sind wir beide gleich. Wenn die Hüte aber

dominant sind, besitzen wir allerdings nur die gleiche Anzahl von Hüten und es ist

unwahrscheinlich, dass sich dies Hüte über längeren Zeitpunkt dominant halten.5

Das heißt wir sind nur jetzt gleich, sie könnten einen verlieren, mir könnte ein

Missgeschick mit einem Hut passieren, sie kommen aus der Mode, verlieren an Wert.

Gleichheit ist eine komplexe Relation zwischen Menschen, vermittelt durch die

Güter, die sie erzeugen, miteinander gemein haben und unter sich verteilen.6 Die

1 Michael, Walzer, Sphären der Gerechtigkeit, Ein Plädoyer für Pluralität und Gleichheit.

Frankfurt/Main 22006 46 2 ebd. 44 3 ebd. 45 4 ebd. 45 5 ebd. 47 6 Ebd. 47

5

Argumentation zugunsten komplexer Gleichheit ist von Pascal in einer seiner

Pensées sehr gut formuliert im Zitat angeführt:

„Die Tyrannei besteht in dem Verlangen, überall und auch außerhalb seines eigenen Bereichs zu

herrschen. Verschiedene Gruppen: Starke, Schöne, Kluge, Fromme, jede herrscht bei sich zu Haus

und nicht anderswo. Und mitunter treffen sie aufeinander, und der Starke und der Schöne schlagen

sich völlig töricht darum, wer Herr des andern sein solle, denn ihrer Herrschaft ist

unterschiedlicher Art. Sie können sich nicht verständigen und ihr Fehler ist, überall herrschen zu

wollen. Nichts kann das, nicht einmal die macht, sie hat nichts in dem Königreich der Gelehrten

zu bestellen; … Tyrannei ist: auf eine Weise haben zu wollen, was man nur auf andere haben

kann.“7

Marx stellte in seinen Frühschriften eine ähnliche Überlegung an, vielleicht kannte

er Pascals Zitat, tatsächlich wurde es von Adam Smith bereit 1813 in Edinburgh in

seiner „Theory of Moral Sentiments“ aufgenommen. Wie dem auch sei, Marx

Überlegungen zum Thema ebenfalls zitiert:

„ Setze den Menschen als Menschen und sein Verhältnis zur Welt als ein menschliches voraus, so

kannst du Liebe nur gegen Liebe austauschen, Vertrauen nur gegen Vertrauen etc. Wenn du die

Kunst genießen willst, musst du ein künstlerisch gebildeter Mensch sein; wenn du Einfluß auf

andere Menschen ausüben willst, mußt du ein wirklich anregend und fördernd auf andere

Menschen wirkender Mensch sein. Wenn du liebst, ohne Gegenliebe hervorzurufen, d.h., wenn

dein Lieben als Lieben nicht die Gegenliebe produziert, wenn du durch deine Lebensäußerung als

liebender Mensch dich nicht zum geliebten Menschen machst, so ist dein Liebe ohnmächtig, ein

Unglück.“8

Pascal und Marx führen uns zum Thema in ihrer Feststellung, dass persönliche

Qualitäten und soziale Güter ihre eigenen Operationssphären hätten, in denen sie

ihre Wirkung frei, spontan und rechtmäßig entfalten. Es gebe impulsive oder

natürliche Umwandlungen, die sich sozusagen logisch aus der sozialen Bedeutung

7 Blaise, Pascal, Pensées, in: Pascal. 332 Frankfurt-Hamburg 1954 184‒185 8 Karl, Marx, Ökonomische-philosophische Manuskripte von 1844, in: Marx Engels Werke. 1 567

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spezieller Güter ergäben und damit jeder Frau und jedem Mann intuitiv einleuchten.

So gesehen appellieren die Überlegungen beider Denker an unser ganz normales

Alltagsverständnis, doch ist dies nicht alles, denn sie richten sich auch gegen unsere

allgemeine Ergebung in unrechtmäßige Umwandlungsmuster.9

Nur schafft das der Mensch allein aus sich heraus? Es stimmt nämlich etwas nicht,

so macht Pascal deutlich, mit der Umwandlung von Macht in Glauben.10 Zu oft

wurde dies im Laufe der Geschichte missbraucht als sogenannte von Gott

eingesetzte Herrscher berufen auf David oder auch in den Kirchen der Welt.

Es gebe laut Walzer für das rechtmäßige Umverteilungsmuster nur 3 nötige

Prinzipien:

1. Der freie Austausch

2. Das Verdienst

3. Das Bedürfnis

Der freie Austausch muss weltweit sein und ohne Grenzen gelten. Walzer spricht

jedoch noch von verschiedenen Staaten, in einer Zeit wo es noch nicht diese heutigen

Möglichkeiten der Globalisierung gab, dies sei als Erweiterung seiner Ansicht zu

sehen. Das Verdienst muss uneingeschränkt pluralistisch sein und ein dominantes

Gut würde es nicht geben und nach Marxsche Maxime die Verteilung des Reichtums

der Gemeinschaft muss an den Bedürfnissen ihrer Mitglieder ausgerichtet sein.11

Zitiert nach Walzer:

9 Michael, Walzer, Gerechtigkeit 22006 48 10 ebd. 48 11 Marx, Gothaer Programm, 19, 21

7

„Wenn wir der Besitzerschaft, dem Expertentum, der religiösen Erleuchtung usw. erst einmal den

ihnen zukommenden Platz angewiesen und ihre Autonomie institutionalisiert haben, dann gibt es

in der Sphäre der Politik zur Demokratie keine Alternative mehr.“12

muss deshalb Im Zentrum unserer Überlegungen die Frage stehen, wie der Schutz

vor Unterdrückung durch Partei oder Mitgliedschaft und Staat oder Staatenbund

hergestellt und gewährleistet werden kann und von wem.13 Die heutigen Formen von

egalitärer Politik haben ihren Ursprung im Kampf gegen den speziellen Typus der

Tyrannei des Geldes. 14 Bis zum Jahr X waren Ärzte Fachexperten und freie

Unternehmer, im darauffolgenden Jahr waren sie Fachexperten und

Staatsbedienstete. Dies ist in Großbritannien nach dem zweiten Weltkrieg passiert.

Die einmal gezogenen Grenzlinien stehen nicht unwandelbar fest, sondern

verschieben sich, wenn sich die Bedeutungen wandeln, sagt Walzer.15

12 Walzer, Gerechtigkeit, 429 13 Walzer, Gerechtigkeit, 445 14 ebd. 445 15 ebd. 449

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THEMA

Wie kann der Mensch, beziehungsweise könnte er es in eben genanntem Kontext

einer globalisierten Welt ohne Staaten in einer wie vorhin genannten demokratischen

Verwaltung für Gerechtigkeit, Gleichheit und Freiheit aller Weltenbürger sorgen?

2 Dinge müssen zur Beantwortung dieser Frage noch geklärt werden, weil sie

Fixwerte , d.h. eine für den Menschen unveränderbare Größe darstellen.

LIEBE

Menschen lieben so gut sie können, und ihre Gefühle lassen sich nicht umverteilen.

Es wäre aber falsch, sich Verwandtschaft und Liebe als Sphäre vorzustellen, die von

allen anderen völlig verschieden ist – tatsächlich ist diese Sphäre mit allen anderen

eng verbunden. Einerseits durch Einmischung von außen schutzlos ausgesetzt,

andererseits aber nimmt sie selbst Einfluss auf alles.16 Zitiert nach unserem Rektor

an dieser Stelle:

„Keine andere Emotion bewegt und berührt so sehr wie die Liebe. Sie ist das Ur-Thema der

Literatur, der Kunst, der Religion. Das große Gefühl, auf dem unsere intimen Beziehungen ruhen.

Die Macht, die das Leben verzaubern soll.“17

ERZIEHUNG UND BILDUNG

Jede menschlich Gesellschaft erzieht und unterrichtet ihre Kinder seit jeher.

Aristoteles meinte jede Generation reproduziert ihren eigentümlichen

Charakter.18Ein exotisches, aber nicht untypisches Erziehungssystem ist das der

aztekischen Indianer.19Ein Negativbeispiel von Schule orientiert sich an George

Orwells Schilderung.20 Erziehung bleibt in der Familie, Bildung in den Schulen heißt

es. Walzer sagt, Erziehung wird über jedes Kind gleich verteilt. Ausgangspunkt der

16 Regina, Krenn, Referat: Verwandtschaft und Liebe in:SE: Gerechtigkeit und Gleichheit, Uhl 2014 17 Gruber, Franz, Lieben, Leben mit Leidenschaft und Sinn, Regensburg 2011 18 Aristoteles, Politik 1337a Berlin 1958 282 19 Walzer, Gerechtigkeit, 291 20 George, Orwell, 1984 (Originaltitel: Nineteen Eighty-Four), London 1949

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demokratischen Erziehung und Wissensvermittlung ist die einfache Gleichheit.21

Die Lehrtätigkeit wird gemeinhin mit einem öffentlichen Amt, dem Lehramt

assoziiert, mit der Implikation, dass es mit qualifizierten Personen besetzt werden

muss. Darüber hinaus ist das Lehramt ein spezielles Amt, als es spezielle

Qualifikationen erfordert, die im Einzelnen von Gemeindevertretern,

Regierungsbehörden und Personalausschüssen diskursiv festgelegt werden

müssen.22 Dies war schon immer so, da Schulen eine soziale Sonderwelt mit eigenen

normativen Strukturen darstellt.23

Und vorausgesetzt dies wird wie bisher idealisiert mit den begleitenden

Erziehungsmaßnahmen der sozialen Netzwerke im Globalweb vollzogen, schafft er,

der Mensch, das nun unter genannten Voraussetzungen einer Familienstruktur durch

Liebe und einer Erziehungs- und Bildungsstruktur durch genannte Schulen, schafft

er das aus sich heraus eine gerechte Welt für alle Menschen zu haben, oder bedarf

es einer höheren Ordnung?

21 Walzer, Gerechtigkeit, 300 22 Walzer, Gerechtigkeit, 291 23 ebd. 291Es

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DISKUSSION

Der Überwachungsstaat im Sinne von Orwells Prophezeiungen ist uns 1984 erspart

geblieben, der große Bruder hat sich nur im Fernsehen als Reality-Show bewährt

und die Soviet-Union ist 1991 zerfallen. Dennoch hat das Internet eine Revolution

weitreichender als in den 68er Jahren in der gesamten Welt hervorgebracht. Durch

Facebook, welches 1 Milliarde Nutzer hat, konnte sogar eine diktatorische

Militärregierung in Ägypten weitgehend friedlich 2012 zu freien demokratischen

Wahlen geführt werden. Alex Pentland, der US Informatiker, vertritt die These, dass

menschliche Kommunikationsverhalten mathematischen Regeln folge. Mit

Computerhilfe sei es möglich, Menschen genau genug zu überwachen, um diese

Regeln aufzudecken. Er sagt, dass Big Data unseres globalen Zeitalters sich dabei

für die Sozialwissenschaftler als so bedeutsam erweise, wie es einst das Teleskop

für die Astronomen war.24 Am Institute of Technology Human Dynamics Lab in

Massachusetts wurde 2004/2005 die Mobiltelefon-Daten von 100 MIT-Studenten

über 9 Monate ausgewertet, um auf das soziale Verhalten der Probanden zu

schließen.25 2007 wurden ein Monat lang 23 Angestellte einer Chicagoer IT-Firma

überwacht mithilfe von Mikrofonen und Sensoren, die sie bei sich trugen um

Lautstärke der Sprache sowie Bewegung und Körperhaltung sekundengenau zu

protokollieren um nonverbale Kommunikation zu erfassen. 26 2008 zeichneten

Forscher Verbindungsdaten der Handys von etwa 60 Bewohner eines

Studentenheimes parallel fragten sie ihre Probanden zu deren politischen Ansichten,

Essgewohnheiten und sportlichen Aktivitäten. Die Studie wies einen

24 Pentland, Alex, Social physic, how good ideas spread-the lessons from a new science in: Der

Spiegel 21 Hamburg 2014 100 25 ebd. 101 26 ebd. 102

11

Zusammenhang zwischen dem Kommunikationsverhalten und den Ergebnissen der

Befragung signifikant nach. 27 2010/11 wurden 185 Probanden aus dutzenden

Familien für 18 Monate lang via Mobilfunk und gleichzeitig erforschten

Kreditkartendaten und Befragungen der Familienmitglieder festgestellt, wie sich das

Einkommen, soziale Kontakte oder die Wohnsituation auf persönliche

Alltagsentscheidungen auswirke. 28 Diese Entscheidungen sind demnach

beeinflussbar durch soziale Freundschaftsplattformen im Internet und es wird

vermutet, dass desgleichen bei Charakterfehleinstellungen und bei unverhältmässige

Meinungen dies auch der Fall ist. Es komme natürlich auf eine gute Führung in

diesen Gruppen an, diese muss Einigkeit herstellen können und es gibt auch

durchaus fruchtbare Formen der Führung, Frauen sind dafür prädestiniert, weil sie

dafür sorgen, dass niemand die Debatte dominiert und das jeder etwas beitragen

kann, sagt Pentland.29 In der Facebook Community wurde 2012 von London aus ein

Psycho-Experiment durchgeführt, mit der Fragestellung, ob Facebook unglücklich

macht, dazu wurde bei 700 000 Nutzer einer Gruppe nur positive Statusmeldungen

ihrer Freunde, der anderen Gruppe desgleichen nur negative Meldungen präsentiert.

Adam Kramer, Leiter der Gruppe Facebook Datenteam musste sich wegen der

fehlenden Aufklärung der Betroffenen für den begangenen Machtmissbrauch

öffentlich entschuldigen. Die Gefahr ist immer, wer die Macht hat zu leiten,

insbesondere im World-Wide-Web, das er sie missbraucht Als dennoch

ausgewertetes Ergebnis wurde festgestellt, dass, die Leute die Positives lesen, auch

selbst messbar heiterer schreiben. 30 Eine große Nutzerstudie ergab, dass im

Netzwerk die meisten Nachrichten zwischen Mitgliedern ausgetauscht werden, die

27 Pentland, lessons froma new science. 101 28 ebd. 102 29 ebd. 100 30 Dworschak, Manfred, Hexenmeister am Regler. Wie weit könne Facebook und Google das

Verhalten ihrer Nutzer manipulieren? In: Der Spiegel 28 Hamburg 2014 114

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einander eher fern stehen und dass unter engsten Freunden die Kommunikation zwar

intensiver sei, aber zahlenmäßig die Nachrichten der flüchtigen Bekannten

überwiegen. Somit ist garantiert, dass das gut durchmischte Milieu einer

multikulturellen Gesellschaft repräsentativ sei. 31 Diese Sozialstudien lassen

vermuten, dass Nutzung sozialer Medien die Meinungsvielfalt und die Toleranz im

Menschen fördern kann. Der Nutzer lernt Defizite seiner privaten Einstellung zu

aktuellen Themen in der sozialen Plattform seiner im Schnitt 400 Freunde durch

Kommentare der anderen zu hinterfragen und eventuell durch Argumente andere zu

verändern. Er sieht seine Fehler im sozialen Umgang und lernt interaktiv besser bei

den anderen anzukommen. Die Charakterbildung seines Elternhauses und die

ethische Erziehung seiner Schule und Berufsausbildung kann in Mark Zuckerbergs

Facebook mit mittlerweile 1,3 Milliarden User positive Veränderung finden. Die

Regeln des Netzwerkes legen die Erfüllung diese Vermutung nahe. Erfüllt aber das

ausreichend eine globale Gerechtigkeit im Sinne von Michael Walzers Modell ? In

Dtn 15,4 heißt es: „ Freilich sollte unter Dir ja kein Dürftiger sein.“ Das ist der

Maßstab, nach dem das Deuteronomium aufgrund von Lev 25 die Ökonomie in

Israel ausrichtet.32 Und das ist das Ziel, das Lukas für das erneuerte Israel vor Augen

hat. „Und wo dann kein Dürftiger mehr ist, sind alle wirklich ein Herz und eine

Seele.“33 Bisher hat die ganze Geschichte der Menschen das Gegenteil gezeigt. Es

gibt Armut, Demütigung, Krieg und gewaltvolle Umverteilungen seit jeher und auch

jetzt. Die Moderne hat gerade im 20. und 21. Jahrhundert trotz allen Negativen auch

Gutes bewirkt. Der Mensch fliegt schneller als ein Vogel, bewegt schneller als ein

Tier, der Mensch hat sich die Erde laut Genesis mit Erlaubnis des Herrn untertan

31 ebd. 114 32 Jankowski, Gerhard, … und hatten alles gemeinsam (Apg 4,32), Ökonomische Fragen in der

Apostelgeschichte. In: Füssel, Kuno, Segbers Franz (Hg.), … und so lernen die Völker des

Erdkreises Gerechtigkeit, Ein Arbeitsbuch zu Bibel und Ökonomie. Salzburg 1995 141 33 ebd. 141

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gemacht. Er hat den Umgang mit global zerstörenden Waffen gelernt, hat zur

Verbindung der Völker durch neue Medien beigetragen, hat Frieden zumindest in

Europa und Amerika seit 70 Jahren geschaffen. Und dennoch bleibt der Zweifel

aufrecht für eine Erfüllbarkeit der Sphäre der Gerechtigkeit. Das Thema der

Apokalypse findet auch in vorliegender Arbeit ihre Bedeutung, da die ganze

Geschichte der Menschen unter dem Anbruch dieses Tages, des Tages des Herrn,

das Thema der Prophetie im Alten wie im Neuen Testament angebrochen sieht und

auf sein Ende hin verläuft.34

34 Fischer, Gerhard, erfüllt ist die zeit, Weg ins Neue Testament, Werkhefte zur Bibelarbeit 3

Stuttgart 1964 109

14

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ZUSAMMENFASSUNG

In der Gesamtschau der verwendeten Literatur sind die Leistungen des Menschen

im letzten und diesem Jahrhundert beachtlich. Sie/Er schafft vieles allein aus sich

heraus zum Guten und der Herr ist sicherlich sehr stolz auf sie oder ihn. Das

philosophische Werk von Michael Walzer erlaubt in Anbetracht von Liebe und

Bildung als höchste Güter einen gangbaren Weg zur Erziehung der Gesellschaft zu

Gleichheit und Freiheit und damit Gerechtigkeit der Gesamtbevölkerung der Erde.

Die Überwachungsmöglichkeit der Neuzeit erfordert einen guten, demokratischen

Menschenrat um Güter und Positionen gerecht zu verteilen. Die neuen sozialen

Plattformen erlauben Korrekturen im Kollektiv bei Charakterdefiziten oder

Erziehungsfehler jedoch nur, wenn diese in einer guten Hand liegen bleiben. Die

Erfahrungen der Menschheitsgeschichte im Beispiel des römisch-griechischen

Reiches der Antike und deren Nachahmung in absolut-monarchistische Königreiche

bis ins frühe 20. Jahrhundert und im Beispiel der NS-Zeit der Deutschen lehrten uns

anderes in Hinblick auf die Gefahren neuer Manipulationsmöglichkeit des Volkes

mittels Medien. Jedes Regime wusste auch immer um die Bedeutung der Lehrer in

ihren Schulen, und nutze sie entsprechend aus. Scheinbar ist Facebook anders. Es

kann eine positive Möglichkeit schaffen um Menschen zu vereinen und für

zumindest Ansätze von Gerechtigkeit, wie in Ägypten bereits passiert, sorgen. Die

verwendeten repräsentativen Socialstudien weisen darauf hin. Dies lässt hoffen, dass

der Mensch von sich aus, einen Weltenstaat gründen kann um einer weiteren

Parusieverzögerung entgegen zu blicken. Zu tatsächliche Gerechtigkeit und

Gleichheit wird es jedoch nur nach eben dieser, von allen Menschen ersehnten,

Ankunft des Herrn kommen können, an seinem Tag. Diese Zweifel kann mir auch

ein hervorragender Philosoph wie Michael Walzer nicht nehmen.

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LITERATUR

Aristoteles, Politik 1337a Berlin 1958

Blaise, Pascal, Pensées, in: Pascal. 332 Frankfurt-Hamburg 1954

Dworschak, Manfred, Hexenmeister am Regler. Wie weit könne Facebook und

Google das Verhalten ihrer Nutzer manipulieren? In: Der Spiegel 28 Hamburg 2014

Fischer, Gerhard, erfüllt ist die zeit, Weg ins Neue Testament, Werkhefte zur

Bibelarbeit 3 Stuttgart 1964

Gruber, Franz, Lieben, Leben mit Leidenschaft und Sinn, Regensburg 2011

Jankowski, Gerhard, … und hatten alles gemeinsam (Apg 4,32), Ökonomische

Fragen in der Apostelgeschichte. In: Füssel, Kuno, Segbers Franz (Hg.), … und so

lernen die Völker des Erdkreises Gerechtigkeit, Ein Arbeitsbuch zu Bibel und

Ökonomie. Salzburg 1995

Krenn, Regina, Referat: Verwandtschaft und Liebe in: SE: Gerechtigkeit und

Gleichheit, Prof. Dr. Uhl Linz 2014

Marx, Karl, Ökonomische-philosophische Manuskripte von 1844, in: Marx Engels

Werke. 1 Berlin 1968

Marx, Karl, Ökonomische-philosophische Manuskripte von 1844. in : Marx Engels

Werke. Gothaer Programm 19 Berlin 1968

Orwell, George, 1984 (Originaltitel: Nineteen Eighty-Four), London 1949

Pentland, Alex, Social physic, how good ideas spread-the lessons from a new science

in: Der Spiegel 21 Hamburg 2014 100

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Walzer, Michael, Sphären der Gerechtigkeit, Ein Plädoyer für Pluralität und

Gleichheit. Frankfurt a. Main 22006