Schön, groß und selten: Violetter Dingel, Limodorum abortivum

23
Juli/Aug. 4/07 Vereinsblatt der Österreichischen Orchideengesellschaft Nigritella und der Erzherzog Mormodes und die Bienen Limodorum und die Pollinien Pflanzenporträts Sophronitis cernua, Herminium monorchis, Ausstellungsberichte und mehr

Transcript of Schön, groß und selten: Violetter Dingel, Limodorum abortivum

Juli/Aug.4/07

Vereinsblatt der Österreichischen Orchideengesellschaft

Nigritella undder Erzherzog

Mormodes unddie Bienen

Limodorum unddie Pollinien

Pflanzenporträts Sophronitiscernua, Herminium monorchis,Ausstellungsberichte und mehr

Liebe Leser!Wir müssen es ja zugeben: Wir sind stolz auf Sie! Kaum jammernwir über fehlende Beiträge, schon können wir dank Ihrer Mithilfediese Ausgabe zu einer Schwerpunktnummer über heimischeOrchideen gestalten. Eine der seltensten Orchideen der Weltwächst nämlich in der Steiermark. Mit ihr und den anderenNigritella-Arten befassen wir uns in einem beeindruckendenFotobericht. Damit aber auch die tropischen Orchideen nicht zukurz kommen, zeigen wir in einer sehenswerten Bildreportage denBestäubungsmechanismus der seltenen Gattung Mormodes. Dafürmüssen diesmal leider einige unserer Serien entfallen.Selbstverständlich setzen wir Walter Bauers Serie über die ehmali-ge Großgattung Laelia in der nächsten Ausgabe fort. Bleibt unsnoch, Ihnen einen schönen Sommer zu wünschen – und denkenSie auch bei der nächsten Ausgabe an uns! Wir wünschen unsBildberichte über Ihre Fernreisen oder einfach ein Foto mitKulturbericht Ihrer LIeblingsorchidee!Die Redaktion

ÖSTERR. ORCHIDEEN-GESELLSCHAFT

PRÄSIDENTKurt Opitz, 2604 Theresienfeld,Birkeng. 2, [email protected], Tel./Fax: 02622/713 69VIZEPRÄSIDENTENDr. Hubert Mayr, 07252/441 29,[email protected]; Heinz Mik,01/203 34 97, [email protected];Sonja Truppe, 0664/154 84 18,Fax: 04242/554 33-4SCHRIFTFÜHRER/KASSIER/MITGLIEDERSERVICE

Erika Tabojer, Birkeng. 3, 2601Sollenau, Tel. & Fax: 02628/472 09, E-Mail: [email protected]

SONSTIGE KONTAKTE:MITGLIEDERSERVICE WIEN

Monika Ahl, Maschlgasse 28,1220 Wien, Tel.: 01/282 55 68,Fax: 01/282 55 68-15, E-Mail: [email protected]

REDAKTION OK Dipl.-Ing. Werner Blahsl, ObereAmtshausg. 10–12/26, 1050Wien, Tel./Fax: 01/952 07 [email protected]

Weitere Kontaktadressen findenSie auf Seite 22 und aufwww.orchideen.at

ZU DIESER AUSGABE

LESERPOSTSehr geehrte OK-Redakteure!Eine besondere Überraschung gibt es heuer für mich: Eine Bletillastriata hat nach vielen Jahren Blüten angesetzt. Ich habe sie 2002auf gut Glück im Garten belassen, weil mir im Herbst dasAusgraben und Überwintern auf die Nerven gegangen ist. Sie hatkeinerlei Schutz oder Dünger bekommen und wächst mitten unterden Pflanzen im Steingarten. Also, sie ist hart im Nehmen!Ausgetrieben hat sie jedes Jahr, aber nicht geblüht. Aber heuer tutsie es!MFG Monika S.

Liebe Monika S!Glückwunsch zu dem schönen Erfolg. Bletillas sind wirklich hüb-sche Gartenpflanzen. Es gibt übrigens auch eine gelbe Bletilla(B. ochracea), die aber leider nicht wirklich winterhart ist.

Redaktionsschluss für Heft5/07: Montag, 6.8.07

2

KLEINANZEIGENNachzuchten diverser tropischerOrchideen in Bechern bzw.Gläsern. Z. B.: C. acklandiae, C.iricolor, C. leopoldii, C. mossiae,C. triane, Encyclia citrina, Laeliaanceps, L. jongheana, L. pumila,Onc. ceboletta, Phal. gibbosa www.orchideenvermehrung.at, Tel.: 02167/202 75.

AACCHHTTUUNNGG!! AAllss MMiittgglliieedd ddeerr ÖÖOOGGkköönnnneenn SSiiee jjeeddeerrzzeeiitt ggrraattiissKKlleeiinnaannzzeeiiggeenn iimm OOKK sscchhaalltteenn!!

3

Beginnen wir am Anfang. 1561 nannte ConradGesner die Pflanze Satyrium basilicum alpinum.Linné behielt den Gattungsnamen und machte dar-aus Satyrium nigrum, bis Reichenbach 1851 denvorläufig endgültigen Namen Nigritella nigra ver-gab. Wettstein trennte 1889 die rotblühendeGymnadenia rubra ab.

Am 23. Juni 1904 unternahmen Lily und KarlRechinger eine Wanderung auf den Sarstein imSalzkammergut. Sie waren gerade erst ein paarWochen verheiratet und Lily Rechinger hieß mitMädchennamen Lily Farvager. Sie war Tochter desKurarztes von Bad Aussee, Dr. Heinrich Farvageraus Neuchâtel in der Schweiz. 1973 verstarb LilyRechinger im 94. Lebensjahr.

Aber zurück zum Sarstein: Sie fanden dabei einerosablühende Kohlröschen-Sippe, die sie zunächst

als var. stiriaca beschrieben. Dabei fiel ihnen schein-bar gar nicht auf, dass sie sich nicht mehr auf dersteirischen, sondern schon auf der oberösterreichi-schen Seite des Sarsteins aufhielten. Egal, der Namestiriaca blieb bestehen.

Heute kennen wir 14 Fundorte in 12 Quadrantenin den Bundesländern Steiermark, Oberösterreichund Salzburg. Der Gesamtbestand der Art wird vonSpezialisten auf 600 Pflanzen geschätzt, die abernicht alle Jahre gleich stark zur Blüte kommen.

Zwei Jahre später, 1906, im selben Jahr, als dasSteirische Kohlröschen von Lily Rechinger alsVarietät zu Gymnadenia rubra beschrieben wurde,war schon die nächste Nigritella an der Reihe:Zapalowicz beschrieb Nigritella carpatica. DasVerbreitungsgebiet dieser Sippe liegt zur Gänze ineinem militärischen Sperrgebiet und nur Dr. Erich

NigritellaDie Orchideengattung Nigritella hat ihre Hauptverbreitung in den Alpen. Österreichist das Land mit den meisten Kohlröschen-Arten weltweit. Grund genug fürNNOORRBBEERRTT GGRRIIEEBBLL, sich diese wunderhübsche Gattung näher anzusehen.

und derErzherzog

Italien, südlich vom Mont Cenis:Hier wachsen tausendeNigritella corneliana.

4

Klein hatte 1993 das Glück, die Pflanzen unterBegleitschutz im Grenzgebiet Rumänien – Ukraineaufsuchen zu dürfen. Sämtliche Bilder, die wir heutein den Orchideenführern wie Delforge, Kreutz oderBaumann finden, stammen vom Steirer Erich Klein.

1925 wurde von Beauverd die westalpineNigritella corneliana zu Ehren von Cornelia Rudioals Unterart von Nigritella nigra beschrieben. Gölzund Reinhard erhoben sie später in den Artrang.

1978 war dann Nigritella lithopolitanica, dasSteiner-Alpen-Kohlröschen, dran. Ravnik beschriebdie Art aus den slowenischen Steiner Alpen.

Nun ging es Schlag auf Schlag. 1985 wurde vonTeppner & Klein, zwei steirischen Orchideen-spezialisten, Nigritella widderi und N. archiducis-joannis beschrieben.

Das Erzherzog-Johann-Kohlröschen wurde zu

Ehren von Erzherzog Johann von Österreich (20.Jänner 1782-11. Mai 1859) benannt. Er war das13. Kind von Großherzog Leopold von Toskana,dem späteren Kaiser Leopold II. Er ging als dergroße Modernisierer der Steiermark in die Geschichteein und genießt noch heute einen großen Ruf in seiner steirischen Heimat. 1829 heiratete er dieAusseer Postmeisterstochter Anna Plochl undwurde durch diese Heirat mit einer Bürgerlichenvon der Thronfolge ausgeschlossen. 1844 zeigtesich Franz II. doch gnädig und erhob Anna Plochlin den Adelsstand mit dem Titel „Freifrau vonBrandhofen“. 1811 legte Johann den Grundsteinfür das Joanneum in Graz, den Vorläufer für dieTechnische Universität. 1850 wurde er zum erstenfrei gewählten Bürgermeister gewählt (von Stainz inder Weststeiermark).

N. archiducis-joannis, Totes Gebirge,Lawinenstein N. corneliana, Italien, südlich Mont Cenis

N. cenisiana, Italien, Mont Cenis

5

Ihm zu Ehren ist neben dem Kohlröschen auchdie Erzherzog-Johann-Hütte auf dem Großglocknerbenannt.

Die Erstbeschreibung erfolgte auf der steirischenSeite des Toten Gebirges. 1987 entdeckten EugenBregant und Detlef Ernet ein zweites Vorkommendes Erzherzog-Johann-Kohlröschens nahe derHochmölbing-Hütte. Das vermeintliche zweiteVorkommen der Art vom Sumpereck wurde nach-träglich zu Nigritella widderi gestellt.

1996 waren dann schon 8 steirische Quadrantenmit Fundpunkten der Orchideengattung belegt. DerWeltbestand an Erzherzog-Johann-Kohlröschen-Exemplaren wird von Experten auf 300 Stückegeschätzt. Damit zählt die Art sicherlich zu den sel-tensten Orchideenarten der Welt.

Ebenfalls 1985, am 9. Juli, wurden von Herwig

Teppner und Erich Klein Widders-Kohlröschen,Nigritella widderi, auf dem Trenchtling im steiri-schen Hochschwab-Gebiet entdeckt und anschlie-ßend neu beschrieben. Mit dem Namen ehren dieAutoren den steirischen Botaniker Felix JosefWidder (1892-1974) aus Graz, der ab 1950Professor für systematische Botanik war. Erbeschäftigte sich schon im Jahr 1953 mit den ver-schiedenen Kohlröserln auf der Koralm. Er war esauch, der die Sturzbach-Gemswurz, Doronicumcataractarum, als Erster als eigene Art der Koralpeansprach.

Widders Kohlröschen ist ein Kleinod der öst-lichen Nordalpen von Bayern bis Niederösterreich.Im Gegensatz zum Steirischen oder Erzherzog-Johann-Kohlröschen ist die Art weit verbreitet undauf vielen der Kalkberge in diesem Gebiet können

N. cenisiana, Italien, Mont CenisN. corneliana var. bournerias,Frankreich, Mont Cenis

N. archiducis-joannis, TotesGebirge, Lawinenstein

N. lithopolitanica fo. abiflora,Koralpe

N. dolomitensis, Gesäuse,Riffel

N. rubra, Totes Gebirge,Lawinenstein,

wir sie entdecken. Neben diesem Gebiet fin-det sich ein abgesprengtes Areal in denAbruzzen. 1989 folgte x Gymnigritellarunei aus Schweden. Diese Sippe enthältdrei Genome von N. nigra und ein Genomvon Gymnadenia conopsea und nimmt soeine Sonderstellung ein.,

1990 teilten schließlich Teppner & Kleindie Sammelart Nigritella nigra in 3 Sippen,N. nigra ssp. nigra, N. nigra ssp. austriacaund N. rhellicani. Schon zuvor in den1980er-Jahren berichtete Franz Fohringerdavon, dass in Österreich 2 verschiedeneNigra-Sippen auftreten. 1998 wurde dasMont Cenis-Kohlröschen von WolframFoelsche und Oliver Gerbaud beschrieben,und im gleichen Jahr waren wieder Teppner& Klein an der Reihe mit N. buschmanniaezu Ehren der österreichischen BotanikerinA. Buschmann (1908–1989) und mit N. dolomitensis.

Diese Art lässt sich nur schwer vomRoten Kohlröschen, N. rubra, unterschei-den. Neben dem locus classicus in den öst-lichen Dolomiten wurden Pflanzen im bay-rischen Ammergebirge und auf dem nieder-österreichischen Schneeberg gefunden.Etliche Populationen von den steirischenGesäusebergen (eigene Funde) dürften zuN. dolomitensis gehören.

Man sieht also, dass wahrscheinlich allein Österreich vorkommenden Nigritellenauch in der Steiermark zu finden sind: N. rhellicani, N. austriaca, N. widderi, N. stiriaca, N. rubra, N. archiducis-joannis,N. lithopolitanica und N. dolomitensis.

Nigritella-Hybriden1989 fand Wolfgang Wucherpfennig aufder Petzen in Kärnten einen Hybrid ausNigritella lithopolitanica x Gymnadeniaodoratissima. 7 Jahre später fand auf demgleichen Berg der Niederösterreicher FranzFohringer die Hybride aus Nigritella litho-politanica x rhellicani und beschrieb dieseals Nigritella x petzensis. Ende der 90er-und Anfang der 2000er-Jahre warf ich michmehrmals aufs Motorrad, um mich auf diePetzen zu begeben. Doch all dieseBemühungen blieben erfolglos. Keine derbeiden Hybriden war für mich zu finden.2005 aber wanderte ich auf die steirischeKoralm, um Doronicum cataractarum undErigeron candidus zu fotografieren und

Nigritella-Arten:Auflistung der Arten und des Jahres der Beschreibungsowie der Erstautoren (auch in anderem Rang):

Nigritella archiducis-joannis 1985 Teppner & KleinNigritella austriaca ssp. austriaca 1990 Teppner & KleinNigritella austriaca ssp. iberica 1993 Teppner & KleinNigritella buschmanniae 1998 Teppner & KleinNigritella carpatica 1906 ZapalowiczNigritella cenisia 1998 Foelsche & GerbaudNigritella corneliana 1925 BeauverdNigritella dolomitensis 1998 Teppner & KleinNigritella gabasiana 1993 Teppner & KleinNigritella lithopolitanica 1978 RavnikNigritella nigra 1753 LinnéNigritella rhellicani 1990 Teppner & KleinNigritella rubra 1889 WettsteinNigritella stiriaca 1906 L. RechingerNigritella widderi 1985 Teppner & Klein

Nigritella-Hybriden:austriaca x rhellicani = N. x eggeriana 1996 Gerbaudcenisia x corneliana = N. x breinerorum 1999 Gerbaud & Fölschecenisia x rhellicani = N. x robatschiana 1999 Gerbaud & Fölschecorneliana x rhellicani = N. x delphineae 1996 Gerbaudlithopolitanica x rhellicani = N. x petzensis 2004 Redl & Fohr.Rhellicani x rubra = N. x wettsteiniana 1919 Schlechter

xx DDaaccttyylliitteellllaa ((== DDaaccttyylloorrhhiizzaa xx NNiiggrriitteellllaa))

D. fuchsii x N. rhellicani = x D. tourensis 1966 JanchenD. majalis x N. rhellicani = x D. berninaensis 1989 Schmid

xx GGyymmnniiggrriitteellllaa ((== GGyymmnnaaddeenniiaa xx NNiiggrriitteellllaa))

G. conopsea x N. cenisia = x G. chanousiana 1999 FölscheG. conopsea x N. corneliana = x G. truongae 1987 DemaresG. conopsea x N. gabasiana = x G. pyrenaica 1996 HermosillaG. conopsea x N. lithopolitanica = x G. turnowskyi 1992 FölscheG. conopsea x N. rubra = x G. godferyana 1933 KellerG. conopsea x N. rhellicani = x G. suaveolens 1892 CamusG. odoratissima x N. corneliana G. odoratissima x N. lithopolitanicaG. odoratissima x N. rhellicani = x. G. heufleri 1892 CamusG. odoratissima x N. rubra = x G. abelii 1907 AschersonG. odoratissima x N. widderi

xx PPsseeuuddiitteellllaa ((== NNiiggrriitteellllaa xx PPsseeuuddoorrcchhiiss))

N. rhellicani x P. albida = x P. micrantha 1971 HuntN. rhellicani x P. frivaldii = x P. borisii 1971 HuntN. rubra x P. albida = x P. vizanensisN. widderi x P. albida

6

7

N. cenisia x rhellicani, Frankreich,Mont Cenis Foto Olivier Gerbaud

N. rhellicani fo. flavo-rosea, Süd-tirol, Seiser Alm, Foto: Franz Fohringer

N. rhellicani fo. flavo-rosea, Süd-tirol, Seiser Alm, Foto: Franz Fohringer

N. gabasiana, Pyrenäen,Cerdogne, Foto: Olivier Gerbaud

N. rhellicani fo. fulva, Südtirol,Seiser Alm, Foto: Franz Fohringer

N. gabasiana, Pyrenäen,Cerdogne, Foto: Olivier Gerbaud

N. cenisia x corneliana, Frankreich,Val Frejus, Foto: Olivier Gerbaud

N. corneliana x rhellicani,Collet d’Allevard Foto: Gerbaud

N. austriaca, Hochschwab,Foto: Franz Fohringer

7

8

dabei stand unverhofft eine N. x petzensis inmittender Elternarten vor mir. Nur ein Jahr später zeigtemir Grete Laminger Fotos von Nigritellen auf derPetzen. Unter den vielen lithopolitanica war eineauffallend pinke Pflanze mit abgeschnittenen Blüten– es war die Hybride Nigritella lithopolitanica xGymnadenia odoratissima, die schon 1989 hiergefunden wurde. Vielleicht ist es sogar dieselbePflanze wie vor 17 Jahren.

Auffallend an dieser Einzelpflanze war der Um-stand, dass einige Blüten abgeschnitten und nichtabgebissen waren. Das lässt den Schluss zu, dassschon ein Orchideenfreund vorher die Pflanzegefunden, ein paar Blüten mitgenommen hatte und

in Bälde beschreiben wird. Wucherpfennig hat siedamals zwar fotografiert aber nicht beschrieben.Hut ab vor dem Finder vor Grete, denn er (sie) hatnur ein paar Blüten mitgenommen und nicht, wiemanch anderer, die ganze Pflanze, vielleicht sogarmit den unterirdischen Teilen – das reicht vollkom-men, um einen legitime Erstbeschreibung durchzu-führen.

Dazu ein Detail: Rechinger entnahm 9 Nigritellastiriaca vom Sarstein, teilweise mit Wurzeln. Dasentspricht mehr als dem durchschnittlichen Gesamt-bestand der Art auf dem Berg. Aber Gott sei Danksind die Zeiten vorbei, wo man alles, was man fin-det, auch ausreißen und mitnehmen musste. m

N. stiriaca, Teichalm

N. corneliana, Italien, südlich Mont Cenis

N. lithopolitanica fo. albiflora,Koralpe

N. rubra x stiriaca, Teichalm N. x petzensis, Koralpe

Gymnadenia conopsea x N. cenisia, Italien, Mont Cenis

9

„Haimodoron“ nannte Theophrast von Lesbos (um372 bis 287 v. Chr.), ein Schüler des Aristoteles, inseiner Naturgeschichte der Gewächse eine rötlich-braune Pflanze, die am Hügel Kanethus auf dergriechischen Insel Euböa wächst (TheophrastVIII,8,5). Nach Theophrast gedeiht die einstämmigePflanze nur auf Bockshornklee (Trigonella foenum-graecum / Fabaceae). Diese Beschreibung passt gutauf die schmarotzende Blutrote Sommerwurz(Orobanche gracilis / Orobanchaceae) und hatsomit scheinbar noch nichts mit der OrchideeLimodorum abortivum zu tun. Dennoch ist dieseErwähnung die historische Erklärung für denGattungsnamen Limodorum: Im Griechischen existiert der Buchstabe h nicht als separatesSchriftzeichen, er wird lediglich mit einem kleinen,über den eigentlichen Text gestellten Zeichen ange-deutet (Spiritus asper, rauer Hauchlaut). Wird die-ses kleine Zeichen vergessen, steht fälschlich ledig-lich „Aimodoron“ zu lesen. Das griechische großeAlpha (A) aber unterscheidet sich vom großenLambda (L) nur durch einen kleinen Querbalken,vergisst man diesen, wird A zu L: Durch zwei klei-ne Schreibfehler entstand so aus Theophrasts„Haimodoron“ der Name „Limodoron“, latinisiertdann Limodorum.

„Haimodoron“ bedeutet wörtlich „Blutgabe“ (gr.haima: Blut / gr. doron: Gabe) und war eineAnspielung auf die Färbung der BlutrotenSommerwurz. Durch die Schreibfehler und Übertra-gung des Namens auf die ebenfalls chlorophyllar-me, daher gänzlich mykotrophe Orchidee hat derGattungsname seine beschreibende Bedeutung ver-loren. Später wurden Dingel und Sommerwurz-Arten noch häufig morphologisch miteinander ver-glichen; auch Carolus Clusius (1526-1609), der inseiner Pannonflora „Rariorum aliquot stirpium perPannoniam, Austriam et vicinas quasdam provinci-as observatarum historia“ (1583) Limodorum abor-tivum erstmals für Österreich von der Thermenliniebei Baden beschreibt („in montis supra Badensesthermas“; Clusius nennt S. 241 die Art Limodorumaustriacum), lässt dieser Beschreibung gleich einenAbsatz über Orobanche folgen.

Zur Gattung Limodorum, sie wurde von GeorgRudolph Boehmer 1760 wissenschaftlich gültigdefiniert, wurden in vergangenen Jahrhundertenzahlreiche Orchideenarten gestellt, die heute ande-ren Gattungen zugerechnet werden (beispielsweise

Eulophia, Phaius, Bletia, Bletilla, Calanthe). Aktuellumfasst die Gattung Limodorum nur zwei Arten:Limodorum abortivum (L.) Swartz 1799 undLimodorum trabutianum Battandier 1886. Carlvon Linné beschrieb in seinem Werk „Species plan-tarum“ (1753) Limodorum abortivum als „Orchisabortiva“ (S. 943), Olof Peter Swartz stellte die Artdann 1799 in die Gattung Limodorum, wodurchsich die oben genannte Namenskombination ergibt.Der Art-Beiname „abortivum“ (lat. abortivus vonab-orior, sterben bzw. vergehen) ist dabei eineAnspielung auf die zu häutigen Schuppenblätternreduzierten Laubblätter. Von Limodorum aborti-vum ist eine Unterart (Subspecies) und eine Varietätbekannt: Die wesentlich kleinere und zartere ssp.gracile wächst in Griechenland (Arkadien), die var.rubrum (Lesbos, Rhodos, Zypern, Südtürkei)besitzt rötliche Blüten.

In einer Notiz über einige Orchideen aus Algerienbeschrieb Jules Aimé Battandier 1886 die zweitegültige Art, Limodorum trabutianum (TrabutsDingel). Trabuts Dingel besitzt, im Gegensatz zuLimodorum abortivum, nur einen sehr kurzen,rudimentären Lippensporn sowie eine ungegliederteLippe; die Art ist obligat autogam (es findet daherimmer Selbstbefruchtung statt).

Von Limodorum trabutianum sind dreiUnterarten bekannt: ssp. trabutianum (südwestme-diterran von NW-Algerien und Marokko bis West-Frankreich bzw. Sardinien und Mittelitalien verbrei-tet), ssp. brulloi (Kalabrischer Dingel; Süd-Italien,Kalabrien) und ssp. thracum (Thrakischer Dingel;Nord-Griechenland, Thrakien).

Die einheimische Art Limodorum abortivum, derViolette Dingel (Dingel, Dingelorchis; siehe Abb. 1bis 3), ist im mediterranen Kerngebiet verbreitet.Dieses Areal strahlt nach Norden bis Mitteleuropa,nach Osten bis zum Kaukasus und Nord-Iran, nachSüden schließlich bis Nordafrika und Israel aus. InÖsterreich ist die Art in den BundesländernBurgenland, Wien, Niederösterreich,Oberösterreich, Steiermark, Kärnten und Tirolnachgewiesen. Sie ist kalkliebend und wächst nur insehr warmen Lagen auf Magerrasen, in lichten,sonnigen Föhrenwäldern und Eichenwäldern.Insgesamt gilt Limodorum abortivum bei uns alsselten bis sehr selten; interessanterweise ist aber imVergleich zu den in Neilreich (1859) angeführtenFundorten keine Verkleinerung des Verbreitungs-

Schön, groß und selten: Violetter Dingel, Limodorum abortivumEin weiterer Beitrag der Serie „Orchideen unter dem Mikroskop“ von MMAATTTTHHIIAASSSSVVOOJJTTKKAA stellt eine der eindrucksvollsten, aber auch seltensten Orchideen der hei-mischen Flora vor.

Abb. 2: Limodorum abortivum (Obere Lobau, Wien,1.6.05)

Abb. 1: Limodorum abortivum (Obere Lobau, Wien,1.6.05)

Abb. 3: Limodorum abortivum (Obere Lobau, Wien,19.5.07)

Abb. 5: Netzartige Oberfläche eines Pollenkornesvon Limodorum abortivum. Bild: Heidemarie Halbritter

Abb. 4: Pollenkörner (Monaden) von Limodorumabortivum. Bild: Heidemarie Halbritter

10

areals in Ostösterreich festzustellen. Gründe für denRückgang der Individuenzahl an den einzelnenFundorten dürften größere Bodentrockenheit durchAbsinken des Grundwasserspiegels und Verbuschungder Standorte durch Ausholzung sein (Vöth 1999).

Auch an individuenreichen Standorten ist derViolette Dingel aber durchaus nicht jedes Jahranzutreffen, er blüht nur sehr unregelmäßig. Dieshängt wahrscheinlich auch mit der Niederschlags-menge des Vorjahres zusammen. Im Wiener Raumfindet sich die Art auf dem Leopoldsberg, in derLobau, im Bereich von Zugberg bzw. Eichkogel(Kaltenleutgeben) und entlang der Thermenlinie.

Die Pflanze besitzt ein tief im Boden sitzendesRhizom mit zahlreichen fleischigen Seitenwurzeln.Der feingestreifte Stängel wird 20–80 cm hoch, erist stahlblau bis schmutzigviolett gefärbt, an ihmsitzen 2–5 spargelähnliche Schuppenblätter. GrüneLaubblätter fehlen der Art völlig, sie ist extremmykotroph (saprophytisch). Der Blütenstand ist10–32 cm lang, er besteht aus 7–25 Einzelblüten(siehe Abb. 1); sterile Sprosse werden nicht ausge-bildet. Die eiförmig-lanzettlichen Sepalen sind 16–25 mm lang und 5–11 mm breit, innen hellvio-lett gefärbt mit dunkleren Adern. Die Petalen sindkürzer und schmal-lanzettlich geformt. Eine gutgeöffnete Dingel-Blüte kann somit durchaus 40–45mm breit sein! Die zweigliedrige Lippe, bestehendaus Hypochil und Epichil, ist 14–22 mm lang; sieträgt einen 15–25 mm langen, dicken Sporn (diesim Gegensatz zu Limodorum trabutianum, sieheoben), der Nektar produziert (siehe Abb. 3). DiePflanze blüht von Mai bis Mitte Juni.

Limodorum abortivum bestäubt sich entwederselbst (Autogamie) oder ist fremdbestäubt(Allogamie). In der Literatur finden sich schon frühHinweise zu einer regelmäßigen Selbstbestäubung(Pedicino 1874; Freyhold 1877); obwohl sich dieBlütenknospen häufig gar nicht öffnen, zeigt diePflanze einen guten Fruchtansatz. Als Extremfallwurde auch ein unterirdisches Blühen und Fruchtennachgewiesen. Die Blütenknospen öffnen sich nurbei sonnig-warmer Witterung. Die Pflanze produ-ziert Nektar im Sporn (Figueiredo & Pais 1992), sieist also keine Nektartäuschblume, wie in derLiteratur fallweise behauptet wird. Als Bestäuberwurden einige solitäre Wildbienen-Arten(Anthophora / Pelzbiene; Lasioglossum /Furchenbiene; Anthidium / Wollbiene) undHummeln (Bombus pascuorum / Feldhummel)beobachtet. Der Pollen liegt bei Limodorum inForm einzelner Körner (so genannter Monaden) vor(siehe Abb. 4). Dies ist in der heimischen Florasonst nur bei Cypripedium calceolus (Frauenschuh,siehe OK 2/06) und den Cephalanthera-Arten(Waldvöglein) der Fall, ansonsten finden sich immerEinheiten von zumindest 4 Pollenkörnern(Tetraden; siehe Epipactis, OK 6/05 und Listera,OK 4/06). Anders als Cypripedium besitztLimodorum aber eine rundliche Keimstelle (einenso genannten Ulcus), aus der der Pollenschlauch

auswächst. Die Oberfläche der Dingel-Pollen istnetzartig (reticulat; siehe Abb. 5), die einzelnenKörner sind etwa 25 Mikrometer klein. Die einzel-nen Pollenkörner sind locker zu mehligen (weichen)Pollinien zusammengeballt und verklebt; jede Blüteproduziert zwei dieser Pollinien, die etwa in ihrerMitte über eine gemeinsame Klebscheibe(Viscidium) miteinander verbunden sind. BeiLimodorum abortivum ist somit die funktionelleAusbreitungseinheit der Pollen ein Pollinarium,gebildet aus zwei weichen Pollinien und einer unge-stielten Klebscheibe (zu den Begriffen Pollinium undPollinarium siehe OK 3/05). Mit zunehmendemAlter der Blüte beginnt die Klebscheibe abzutrok-knen und wird somit funktionslos. Gleichzeitig wer-den die Pollinien bröselig und beginnen zu zerfallen,wodurch es häufig, auch bei geöffneten Blüten, zurSelbstbestäubung kommen kann.

Mein herzlicher Dank gilt Fr. DDr. HeidemarieHalbritter für die elektronenmikroskopischen Bilderder Limodorum-Pollen (Abb. 4 und 5) und Hrn.Mag. Elmar Wiesmann für wertvolle Hinweise zumAltgriechischen. m

LiteraturBattandier, J. A. (1886): Sur quelques orchidéesd’Algerie.- Bulletin de la Société Botanique deFrance, 33: 297 – 299, Paris.

Figueiredo, A. C. S. / Pais, M. S. (1992) :Ultrastructural Aspects of the Nectary Spur ofLimodorum abortivum (L.) Sw. (Orchidaceae).-Annals of Botany, 70 (4) : 325 – 331, Oxford.

Freyhold, E. v. (1877): Mittheilung über dieBefruchtungsverhältnisse bei Limodorum aborti-vum.- Verhandlungen des botanischen Vereins derProvinz Brandenburg, 19: XXIII – XXVII, Berlin.

Halbritter, H. (2000): Limodorum abortivum.- IN:Buchner, R., Weber, M. (2000 onwards): PalDat –a palynological database: Descriptions, illustra-tions, identification, and information retrieval.-http://www.paldat.org/

Neilreich, A. (1859): Flora von Nieder-Oesterreich.- CXXXII, 1010 S., Wien (CarlGerold’s Sohn).

Pedicino, N. (1874): Sul processo d’impollinazionee su qualche altro fatto nel Limodorum aborti-vum, Swartz.- Rendiconto della R. Accademiadelle Scienze fisiche e matematiche, 13 (8): 118 –120, Napoli.

Vöth, W. (1999): Lebensgeschichte und Bestäuberder Orchideen am Beispiel von Niederösterreich.-Stapfia, 65: 1 – 257, Linz.

11

12

Frühsommer ist es; nun ist die beste Zeit, um in denBergen nach Orchideen Ausschau zu halten. Mitdieser Absicht plante ich den Kurzurlaub imGebirge. In Wien brütete während der vergangenenWoche die Hitze. Hier jedoch, im Angesicht derhohen Gipfel und dank einer leichten Brise ist esweitaus angenehmer.

Seit mehreren Stunden bin ich schon unterwegsund konnte schon einige Orchideenarten beobach-ten. Das Brandknabenkraut habe ich schon gese-hen, das hier erst im Juni blüht, prächtige Mücken-Händelwurzen stehen in Vollblüte und deren kleine-re Schwester, die Duftende Händelwurz, hat auchbereits viele ihrer Knospen geöffnet und mich mitihrem herrlichen Vanilleduft erfreut.

Nun steige ich auf der Wiese etwas höher, demWald entgegen, um hoffentlich noch diese eineSpezies zu finden. Zuerst stöbere ich allerdings eineKreuzotter auf, die sich nach dem ersten beiderseiti-gen Schreck zwischen dem Wurzelstock einer derkleinen Fichten verkriecht. An dieser Stelle habe ichdoch schon einmal diese Pflanzenart gefunden, esmuss sie doch hier noch geben ...

Und plötzlich nimmt meine Nase einen zartenHoniggeruch wahr. Meine Blicke werden konzen-trierter, genau spähe ich in das kurze Gras, um dieStelle der Herkunft des Duftes auszumachen. Daentdecke ich ja schon die erste Pflanze mit ihrenkleinen grüngelben Blütchen am zarten Stängel.Und knapp daneben noch eine, etwas weiter zweiweitere und plötzlich sehe ich immer mehr der fili-granen Gebilde aus dem umgebenden Bewuchs auf-tauchen. Hier ist also immer noch das Reich vonHerminium monorchis, der Einknolle.

Mit meist nur knapp 10 bis etwas über 20Zentimeter Gesamthöhe zählt die Herminie, wie sieauch genannt wird, zu unseren kleineren und dankder Blütenfarbe wohl auch zu den unspektakuläre-ren heimischen Orchideenarten.

Unter der Erde tragen die Pflänzchen – wie derName vermuten lässt – nur ein einziges Speicher-organ. Doch schon zur Blütezeit beginnen sie amEnde von wurzelartigen Ausläufern neue Knollenzu bilden. Diese werden dann im nächsten JahrPflanzen tragen, die dann auch schon blühen kön-nen. Dadurch ist auch leicht erklärt, warum dieseOrchideenart fast immer in kleinen oder größeren,lockeren Trupps beisammensteht.

Zwischen der umgebenden Vegetation kann man

am Grund der Pflänzchen zwei Blätter entdecken,sie sind eirund bis länglich-oval und stehen schrägnach oben. An Stellen mit sehr lichtem Bewuchskönnen sie auch waagrecht ausgerichtet sein unddem Boden fast aufliegen. Sie werden nur wenigeZentimeter lang. Meist begleiten noch ein bis dreiBlätter den Stängel auf seinem Weg nach oben zurlockeren Infloreszenz, selten hat eines die Optik vonLaubblättern, meist sehen sie mehr wie Tragblätteraus. Die Tragblätter selbst sind 2 bis 4 mm lang,kaum so lang wie der Fruchtknoten, und liegen die-sem mehr oder weniger an. Der Blütenstand kannbis über 10 cm Länge erreichen und bis über 30 derwinzigen Blütchen tragen.

Diese sind grünlich bis grünlichgelb, wirken drei-zipfelig und stehen waagrecht vom Blütenstiel aboder hängen leicht nach unten. Sie sind glockiggeformt und strömen einen mehr oder weniger star-ken Honiggeruch aus. Die grünlichen Sepalen sindlänglich-oval und 2–3 mm lang. Die Petalen hinge-gen sind dunkler gelb gefärbt und oft dreilappig,wobei der mittlere Lappen zipfelförmig verlängertist. Die ebenfalls gelb gefärbte Lippe ist auch sehrstark dreigelappt, bei ihr ist der Mittellappen auchdeutlich ausgezogen. So bilden diese drei Zipfel deninteressanten Aspekt der kleinen Blüten. An derBasis der Lippe befindet sich mehr eine nektarbil-dende Grube als ein Sporn, die dann auch dieBestäuber, verschiedene kleinere Insekten, für ihreMühe belohnt.

Die Einknolle ist weit durch Europa und Asienbis hin nach Japan verbreitet, tritt jedoch eher spo-radisch auf. Sie besiedelt sonnige Standorte von dercollinen Stufe bis in etwa 2000 m Höhe, meist überKalk. Sie kann sowohl auf recht trockenem als auchauf feuchtem bis nassem Untergrund vorkommen,wobei sie zu trockene Standorte vor allem inniederschlagsarmen Gegenden meidet. Dichten undhohen Bewuchs wie Schilf verträgt sie nicht, auchbei zu starker Verbuschung fällt sie aus.

Auch die Herminie ist eine Art, die früher weit-aus häufiger war und die heute eine gewisse Pflegeihrer Standorte bitter nötig hätte. Düngung führtklarerweise rasch zum Verschwinden dieser zartgebauten Pflanze aus ihrem Biotop. Dagegen würdeoft eine sanfte Nutzung in Form einer einmaligenMahd oder einer leichten Beweidung erreichen, dassein Standort dieser ausgefallenen Spezies weitererhalten bleibt. m

Herminum monorchis – EinknolleOrchideen in Wald und Wiese: WWAALLTTEERR BBAAUUEERR stellt in dieser Serie die schönstenheimischen Arten vor.

13

Die Pflanze mit den zwei Laubblättern nahedem Boden unten: Typisches gruppenweisesAuftreten durch Ausläuferbildung

Biotop von H. monorchis in Salzburg in etwa 1400 mHöhe; unten: dichter Blütenstand, man erkennt dielangen Zipfel der Petalen und der Lippe

Cypripedium calceolus ineinem Buchen-Fichten-Misch-wald südlich des HochschwabsFoto: Bernhard Schubert

Orchis morio subsp.morio in der Lobau

Foto: Peter Schmid

Traunsteinera globosa:Tirolerkogel, NÖ

Foto: Peter Schmid

Grüne Hohlzungeam Muckenkogel bei

LilienfeldFoto: Eveline Riedling

14

Nigritella widderi,Donnerwand, Schneealm

Foto: Peter Schmid

weißes Fuchsknabenkraut,Muckenkogel bei LilienfeldFoto: Eveline Riedling

Wer kein Stubenhocker ist, findetauch bei uns Orchideen. Danke andie Leser für die die schönen Fotos!

15

a globosa:rkogel, NÖPeter Schmid

Listera ovata,Hinterthal, Salzburg Foto: Bernhard Schubert

Ophrys apifera,PerchtoldsdorferHeide Foto: Bernhard Schubert

Neottia nidus-avisim Gütenbachtal,Wien 23Foto: Peter Schmid

16

Sagen Sie,wie haben

Sie das bloßso schön

hinbekommen?Wir stellen vor: ausgesucht schöne

Pflanzen und wie sie von ihrenBesitzern gepflegt werden:Sophronitis cernua von KKAARRLLHHEEIINNZZ KKAALLAASSEEKK

Die Pflanze stammt von der italienischenGärtnerei Riboni und ist schon wegen ihres extrem kleinen Wuchses etwas

ganz Besonderes. Sie hängt ganzjährig in einer warmen Vitrine, bei 20–28° C(derzeit bis 30° C!), relativ feucht und sehr hell (8000–10000 Lux ). Die Vitrine

wird mit 3 x 75 Watt HQL von oben durch das Deckglas beleuchtet und erhält zusätzlich Tageslichtdurch ein Südost-Dachflächenfenster. Die Sonne wird durch eine Lamellenjalousie abgeschirmt. Die rela-tive Luftfeuchtigkeit beträgt 75–85 % und wird nur durch das „Unterwasser“ und einem Pc-Ventilator,der für gute Luftumwälzung sorgt, erzeugt. Das Gießwasser stammt aus dem Vitrinenbecken und hatungefähr 200 µs. Täglich, morgens, wid die Pflanze kräftig übergossen oder gebadet. Düngung erhält sie1–2 mal pro Woche. Dabei wird Osmose-Wasser von 5 µs auf 600–800 µs mit Dehner-Orchideendüngeraufgesalzen und die Pflanze damit ebenfalls übergossen oder getaucht. Die Blütezeit 2007 dauerte vonEnde April bis zur 3. Woche im Mai. Die Soph. cernua ist jetzt bereits abgeblüht, treibt aber gerade aus-gezeichnete Wurzeln.

Foto

s: K

arl H

einz

Kal

asek

Seltenheiten in KulturDie Gattung Mormodes WWEERRNNEERR BBLLAAHHSSLL und CCHHRRIISSTTIIAANN GGEEGGEENNBBAAUUEERR stellen in dieser Serie zu Unrechtselten kultivierte Orchideen vor.

Immer mehr Anhänger finden jene laubabwerfen-den Orchideen, die meist aus den nackten Bulbensehr auffällige Blüten treiben. Dazu gehörenCycnoches, Catasetum, Mormodes und Clowesia.Hybriden zwischen diesen Gattungen zeigen auffal-lende Blütenformen und grelle Farben.

Der Name Mormodes kommt aus demGriechischen von „mormo“ = ein Phantom und„eides“ = sieht aus wie. Das sagt schon viel überdie Blüten aus. Bei Mormodes steht die Lippeschräg, d. h. es ist im Unterschied zu anderenOrchideenblüten keine Symmetrie in der Blüte vor-handen.

Die Säule ist stark verdreht und weist wie bei dennahe verwandten Gattungen Catasetum undCycnoches einen Schleudermechanismus auf.

Dabei wird das Pollinarium bei Berührung derAntherenkappe durch den Bestäuber (meist männli-che Euglossini, Prachtbienen) explosionsartig ausder Säule katapultiert und landet mit einem 360°

Salto am Thorax des Insekts, wo es durch dasViscidium festgeklebt wird. Der gesamte Vorgangdauert nur etwa 150 ms! Weiters interessant ist,dass das Pollinarium durch Trocknungsvorgänge imStipes innerhalb der ersten 15 min nach derEntnahme eine starke Krümmungsbewegung voll-

führt. Dies hat den Zweck, Selbstbestäubung zuverhindern. Erst wenn sich das Pollinariumgänzlich aufgefaltet hat, passt es richtig indie Narbe. Zusätzlich wird das Pollinariumje nach Art an einen anderen Körperteil der

Biene angeheftet. Es gibt ca. 67 Mormodes-Arten, wobei es

Strittigkeiten in der Nomenklatur gibt. Es gibt sogut wie keine Literaturquelle, in der ausführlichnach blütenmorphologischen Details die einzelnenArten beschrieben werden.

Vieles im Internet ist falsch beschriftet, meistschreibt ein Autor vom nächsten ab und dichtetKleinigkeiten um. Damit entstehen natürlich völlig

17

Stipes

Antherenkappe

Narbe

Viscidium

Pollinien

18

1919

unseriöse Datenquellen und die Identifizierungeinzelner Arten ist äußerst schwierig.

Die hier abgebildete Art wurde von einerGärtnerei aus Peru als M. rolfeanum importiertund, was sie sicher nicht ist. Vermutlich gehörtsie in den Umkreis von M. wolterianum.

Das natürliche Verbreitungsgebiet vonMormodes erstreckt sich von Mexiko imNorden bis Bolivien und Brasilen im Süden. Siewachsen gerne auf verrottendem Holz, da dortdas Nährstoffangebot sehr groß ist. Sonnesuchen sie nicht, auch sind ihre weichen, großenBlätter empfindlich auf zuviel Licht. Währenddes Wachstums haben sie gerne sehr feucht undvertragen in Kultur auch stärkere Düngergaben.

Nach Ausreifen der Bulben wer-den die Blätter gelb und fallenab. Die Pflanze soll nun trockenstehen. Aus der Mitte der laub-losen Bulbe entwickeln sich dieBlütenstände. Die Blüten haltenungefähr 2 Wochen. Sind dieneuen Bulben kleiner als die vor-jährigen,wurde währen desWachstums zu wenig gedüngt.Jährliches Umtopfen ist notwen-dig auch die Kultur in Steinwolleoder Hydrokultur ist möglich,da man hier die Düngegabenbesonders gut regulieren kann.m

Mormodes spec. Nr. 1, oben: Entnahme desPollinariums, zur Demostration diente hier man-gels Prachtbiene eine Stecknadel, der Kopf hatca. 6 mm Durchmesser; links: „Bewegung“ durchTrocknung; ganz links oben: Blütenaufbau mitPrachtbiene; rechts: Prachtbienen mit ankleben-dem Pollinarium, Mormodes spec. Nr. 2(Videos des Ablaufes auf www.orchideen.at) Fotos spec 1: Christian Gegenbauer

Pavillon auf der Ausstellung in Wels

Blühendes ÖsterreichDDRR.. HHUUBBEERRTT MMAAYYRR besuchte dieGartenausstellung in Wels

Die jährliche Gartenausstellung „Blühendes Österreich“zu Beginn des Frühlings in Wels entwickelt sich immermehr zu einem Publikumsmagnet. Nicht weniger als65.000 Besucher stürmten in der Zeit vom 30. 3. bis 1. 4. 2007 die Veranstaltung. Infolge des überaus war-men und schönen Wetters in diesem Frühling wolltenLeute wissen, was es Neues auf dem Markt gibt, undsich mit Gartengeräten und blühenden Pflanzen ein-decken.

Auf Einladung des Veranstalters und in Zusammen-arbeit mit der Fa. Handlbauer baute der Oberösterrei-chische Orchideenverein einen Stand mit zahlreichenblühenden Orchideen und Tillandsien vor demHintergrund von Waldrebenlianen auf. DasDendrobium chrysotoxum der Fa. Handlbauer mitPseudobulben von mehr als 1 m Länge und mehr als100 Blüten zog die Aufmerksamkeit aller auf sich, eswar ein wirkliches Prachtstück. Eine Gruppe von feuer-roten Phragmipedium besseae, kleinere Gruppen vonPaphiopedilum armeniacum, P. micranthum sowie zahl-reiche andere Paphiopedilum-Naturarten zeigte, dass inOberösterreich die tropischen Frauenschuhe gut vertre-ten sind. Dazwischen die neue Paphiopedilum-HybrideKarl Ploberger (P. bellatulum x P. hangianum) bewies,dass P. hangianum eine großartige Elternpflanze ist.Frühling ist die Zeit der Dendrobien: D. wardianum, D. nobile, D. aphyllum und eine große Schaupflanzeder weißen Coelogyne cristata vermittelten einenEindruck, wie schön es in Indien und Südostasien zudieser Jahreszeit in den Bergen ist. Weiters beeindruck-ten eine rotbraune Nanodes medusae, eine dunkel-braun-gelb gefleckte Ansellia africana, Cattleya interme-dia, sowie Brassolaelia- und Sophrolaeliacattleyen, meh-rere Arten Pleione, herrliche Cymbidien, Phalaenopsisschilleriana, Dracula und Masdevallien sowie mehrereblühende Tillandsia cacticola.

Äußerst erfreulich war auch die große Bereitschaftder Mitglieder, Pflanzen für die Ausstellung zurVerfügung zu stellen sowie am Aufbau, an derBetreuung des Standes und am Abbau mitzuwirken.Dafür herzlichen Dank.

Für den künstlerischen Eindruck zeichneten verant-wortlich die Herren Heuberger und Fuchs; der Messe-leitung gefiel unser Stand und dem zahlreichen Publikumoffenbar auch. Sollte dies schon eine Vorschau auf diegroße Ausstellung in diesem Herbst (27. -30. 9. 2007)in der Stadt Vöcklabruck im Rahmen der Oberöster-reichischen Landesgartenschau gewesen sein? m

Paphiopedilum armeniacum

Paphiopedilum micrantum

Phragmipedium besseae

Sophrolaeliacattleya (alle Fotos: Florian Orelt)

21

Dendrobium chrysotoxum

PROGRAMMVORSCHAU 2007ZWEIGVEREINE & ANDERE GRUPPEN

WIEN – NORDOSTTreffen jeden ersten Donnerstag im Monat,19 Uhr; Restaurant Fischer, 1220 Wien,Wagramer Straße 11. KKoonnttaakktt: Monika Ahl,Tel.: 01/282 55 68, [email protected] uunndd AAuugguusstt SSoommmmeerrppaauussee

6.9. Generalversammlung, keinePflanzenbewertung, danach Vortrag HugoEnglachner: Im Hochland von Papua-Neuguinea8.9. Autobusfahrt zu Orchids & More4.10. Dr. Hubert Mayr: Brasilien, ChapadaDiamantina

WIEN – SÜDWESTTreffen jeden 3. Freitag im Monat, 19 Uhr;Restaurant Wienerwald, Schönbrunnerstr. 244,1120 Wien. Bei jedem Treffen Pflanzenbe-sprechung mit Publikumsbewertung.

20.7., 17.8., 21.19., 19.10.

NÖ–BURGENLANDTreffen jeden letzten Freitag im Monat, 18.30 Uhr; Restaurant Hubertushof, FamilieFromwald, Wiener Neustädter Straße 20,Bad Fischau.KKoonnttaakktt:: Kurt Opitz, Tel.: 02622/713 69, [email protected] oder Erika Tabojer,Tel. & Fax: 02628/472 09, [email protected]

7.+8.7. Autobusfahrt nach Deutschlandzum Sommertreff der DOG – VereinsabendJuli entfällt 31.8. Sommertreff28.9. Programm wird bekannt gegeben19.10. ((FFrreeiittaagg –– TTeerrmmiinnäännddeerruunngg!!))Vortrag von Hugo Englachner überAustralien30.11. Vortrag von Josef Reinwein überApulien

OBERÖSTERREICHTreffen jeden dritten Freitag im Monat,19 Uhr; Gasthof Schwechater Hof,Leopold-Werndl-Str. 1, 4400 Steyr.KKoonnttaakktt:: Herbert Heuberger, Baintwiese 5,4030 Linz, Tel.: 0732/37 52 03

27.-30.9. Orchideenverkaufsaus-stellung der Landesgruppe OÖ imRahmen der LandesgartenschauVöcklabruck17.8. Diskussionsabend überOrchideenkultur, Pflanzstoff, Düngung,Jungpflanzenanzucht21.9. Dr. Zschummel, Diavortrag:Alpine Pflanzen aus Westchina19.10. Inge Ritter, Diavortrag über ihreOrchideenreise nach Ekuador16.11. Erich Orelt, Vortrag und Bilderder gemeinsamen Reise zumOrchideenkongress in Padua

KÄRNTENTreffen jeden letzten Freitag im Monat, 19 Uhr; Gasthof Bacher, Vassacherstr. 58,9500 Villach. Bitte Orchideen zur Bewer-tung bringen! KKoonnttaakktt: Josef Hager, Tel.: 04248/20 18

27.7. Orchideentreff31.8. Teil 1: Vortrag über 2 Jahre nichtnur botanischer Erlebnisse von und mitGerhard Raschun 1.9. Vereinsausflug zu Helmut Steffan,Deutschlandsberg und Helmut Lang28.9. Teil 2 des Augustvortrags vonGerhard Raschun19.10. Jahresbewertung undPflanzentombola23.11. Vortrag Sepp Thannhauser mitPflanzenverkauf ab 17.30 Uhr

22

24.-26.8. 10. Luzerner Orchideen-Tage,Adligenswilerstr. 113, 6030 Ebikon, Schweiz23.-27.8. InternationaleGartenbaumesse 2007 in Tulln1.9. Große Tropen- und Orchideenausstel-lung, Botanischer Garten Würzburg,Deutschland14.-23.9. Exposition internationaleOrchidée 07 mit 50-jährigem Jubiläum derSOG, Comptoir Suisse, Lausanne, Schweiz27.-30.9. Orchideenverkaufsausstel-lung der Landesgruppe OÖ im Rahmen derLandesgartenschau Vöcklabruck30.9. EXOTICA classic Terraristikbörse10–16 Uhr, VAZ St. Pölten

VERANSTALTUNGSTIPPS

ARGE HEIMISCHEORCHIDEEN WIEN/NÖTreffen jeden dritten Dienstag im Monat, 18 Uhr; Vortragssaal der ÖGG, Siebeckstr. 14,1220 Wien. KKoonnttaakktt:: Mag. Bernhard Schubert, Tel.: 02741/71 7518. 9. N. Griebl: Griechisches Festland16.10. F. Fohringer: Die Epipactisarten vonÖsterreich

ARGE HEIMISCHE &MEDITERRANEORCHIDEENMittwoch um 19 Uhr, Institut für Zoologie,Seminarraum 3, Althanstr. 14, 1090 Wien,KKoonnttaakktt:: Hannes Paulus, Tel.: 01/42 77-54490; hannes.paulus @univie.ac.at

STEIRISCHE ORCHIDEENG.

Treffen jeden 3. Freitag im Monat, 18.30 Uhr;Restaurant Rudolf, Eggenberger Allee 91,8020 Graz; KKoonnttaakktt:: Gerhard Werba, Tel.: 0316/57 88 [email protected]

VORARLBERGER ORCHIDEEN CLUBTreffen im Gasthof Hirschen, 6844Altach. KKoonnttaakktt:: Hardy Fussenegger, Reuteweg 13, 6850 Dornbirn, Tel.: 05572/216 23 / 0664/400 35 29, [email protected] 7.7. Gemeinsames Grillfest VOC.Gärtnerei Decker in Fussach14.7. Diavortrag über die GattungBulbobyllum aus Asien von ManfredSpeckmaierAugust Sommerpause15.9. Dr. Blech: Orchideen in derVolksmedizin im Mittelalter und in Nepal 9.10. Orchideenbörse

Der Mondund die

Orchideen

DDAANNIIEELLAA RROOTTTT hatdie Termine desMondkalenders füruns zusammen-gestellt:

Düngetage:5.+6.7., 9.+10.7., 13.7., 1.+2.8.,6.+7.8., 10.+11.8., 14.–16.8.,29.+30.8., 2.+3.9., 6.+7.9., 29.+30.9.Umtopftage:18.+19.7., 12.9. – letztmalig vor demWinter!