Referat Mehringplatz Niklas Kuckeland

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Der Mehringplatz Neubau durch Hans Scharoun und Werner Düttmann Der Mehringplatz ist ein historischer Platz Berlins dessen Wohnquartier aus den späten 60er Jahren und anfangenden 70er Jahren des letzten Jahrhunderts stammt. Entworfen und geplant wurde er von Hans Scharoun und Werner Düttmann. 1 Der geschichtliche Kontext des Platzes reicht bis in das 18 Jh. zurück. Er ist nach dem barocken Stadtkonzept Friedrich Wilhelm I im Kontext der Friedrichstadterweiterung entstanden. Direkt hinter der Zollmauer befindlich bildete er zusammen mit dem Halleschen Tor als Zolltor das südliche Ende der Stadt. Nach seiner runden Form benannt bildete das damalige Rondell zusammen mit dem Carrée, heute Pariser Platz und dem Oktogon, heute Leipziger Platz, ein Platz Ensemble. Der Platz war Endpunkt für die drei auf ihn zulaufende Straßen, Wilhelmstraße, Friedrichstraße und Lindenstraße. 2 Mit beginn des 19 Jh. verbreitete sich ein neuer Typus. Die Mietskaserne verwandelte die Stadt in eine "fünfgeschossige Fläche mit eingeschnittenen Straßen, Höfen" 3 und vereinzelt auch Plätzen wie dem Mehringplatz. Im zweiten Weltkrieg wurde das Stadtgebiet um den Mehringplatz jedoch fast vollständig zerstört 4 , sowie ein Großteil der restlichen Stadt, zusätzlich wurde ein weiterer Teil der Bausubstanz im Hinblick auf den Wiederaufbau zerstört 5 . Es war ein Wiederaufbau erforderlich, welcher in den ersten Jahren jedoch unterschiedlich nach alten und neuen Konzepten ausgeführt wurde. Der Architekt Hans Scharoun sah die Möglichkeit die Stadt neu zu gestalten und das städtische neu zu definieren. Als Stadtbaurat bereits 1945 eingesetzt konnte Hans Scharoun für seine Vision der Stadt aber keinen halt finden und 1 Berlin und seine Bauten 1974 S.594 2 Projekt Mehringplatz 1994 S.6 3 Vgl.: Berlin und seine Bauten 1974 S.2 4 Siehe Bild 1 5 Projekt Mehringplatz 1994 S.10 1

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Der Mehringplatz

Neubau durch Hans Scharoun und Werner Düttmann

Der Mehringplatz ist ein historischer Platz Berlins dessen

Wohnquartier aus den späten 60er Jahren und anfangenden 70er

Jahren des letzten Jahrhunderts stammt. Entworfen und geplant

wurde er von Hans Scharoun und Werner Düttmann.1 Der

geschichtliche Kontext des Platzes reicht bis in das 18 Jh. zurück.

Er ist nach dem barocken Stadtkonzept Friedrich Wilhelm I im

Kontext der Friedrichstadterweiterung entstanden. Direkt hinter

der Zollmauer befindlich bildete er zusammen mit dem

Halleschen Tor als Zolltor das südliche Ende der Stadt. Nach

seiner runden Form benannt bildete das damalige Rondell

zusammen mit dem Carrée, heute Pariser Platz und dem Oktogon,

heute Leipziger Platz, ein Platz Ensemble. Der Platz war

Endpunkt für die drei auf ihn zulaufende Straßen, Wilhelmstraße,

Friedrichstraße und Lindenstraße.2 Mit beginn des 19 Jh.

verbreitete sich ein neuer Typus. Die Mietskaserne verwandelte

die Stadt in eine "fünfgeschossige Fläche mit eingeschnittenen

Straßen, Höfen"3 und vereinzelt auch Plätzen wie dem

Mehringplatz. Im zweiten Weltkrieg wurde das Stadtgebiet um

den Mehringplatz jedoch fast vollständig zerstört4, sowie ein

Großteil der restlichen Stadt, zusätzlich wurde ein weiterer Teil

der Bausubstanz im Hinblick auf den Wiederaufbau zerstört5. Es

war ein Wiederaufbau erforderlich, welcher in den ersten Jahren

jedoch unterschiedlich nach alten und neuen Konzepten

ausgeführt wurde. Der Architekt Hans Scharoun sah die

Möglichkeit die Stadt neu zu gestalten und das städtische neu zu

definieren. Als Stadtbaurat bereits 1945 eingesetzt konnte Hans

Scharoun für seine Vision der Stadt aber keinen halt finden und

1 Berlin und seine Bauten 1974 S.5942 Projekt Mehringplatz 1994 S.63 Vgl.: Berlin und seine Bauten 1974 S.24 Siehe Bild 15 Projekt Mehringplatz 1994 S.10

1

wurde schon 1947 wieder abgewählt.6 Er lehrte daraufhin

Städtebau an der TU-Berlin. Im Hauptstadt Berlin Wettbewerb

von 1958 bei dem er den zweiten Preis belegte werden seine

Vorstellungen markant sichtbar. Die Blockrandstruktur der

Mietskaserne welche im vorigen Jahrhundert das Stadtbild prägte

ist völlig verschwunden, an deren stelle sind große Grünanlagen

und freistehende Gebäudekomplexe gerückt. Der Begriff der

bewohnbaren Stadtlandschaft ist charakteristisch geworden für

diese deurbanisierte, gegliederte und aufgelockerte Stadt. Der

Wohnraum sollte als im Zeilenbau ausgeführte Großsiedlungen in

einem Gartenstadtkonzept entstehen. Für die Infrastruktur war im

Stadtzentrum eine Rahmung aus vier Autobahntangenten geplant,

welche eine autogerechte Stadt schaffen sollten.7 8Die

Autobahnplanung war eine Vorgabe des Senats, die noch bis in die

70er Jahre verfolgt wurde. Die Realisierung dieses Stadtplans von

Scharoun sowie der Autobahn blieb jedoch aus.

1962 wurden Scharoun und fünf weitere Preisträger des

Wettbewerbs schließlich zu einem Gutachten für das Gebiet des

Mehringplatzes gebeten.9 Auf dem 12,5 ha großem Gebiet sollten

rein wirtschaftliche Funktionen untergebracht werden. Immer

noch aktuell war die sechsspurige Südtangente der Autobahn,

welche nur ein Stück nördlich des Mehringplatzes entstehen

sollte. Scharoun Entwurf sah die Verwendung der historischen

Kreisform als Zentrum des Projekts vor, eine doppelte niedrige

Ringbebauung um den Mehringplatz, als Ende der Friedrichstraße

und der Friedrichstadt mit angebundenen Hochhäusern und

dazwischen liegenden Parkanlagen.10 Wilhem- und Lindenstraße,

welche ursprünglich auf dem Platz endeten sollten mit jeweils

einem Knick zugunsten einer verkehrsfreien Zone im Westen und

Osten am Gebiet vorbei geführt werden und der Erschließung

dienen, die Friedrichstraße dagegen sollte als Fußgängerzone bis

6 Hans Scharoun 1993 S.87/887 Projekt Mehringplatz 1994 S.118 Siehe Bild 29 Projekt Mehringplatz 1994 S.12

2

auf den Platz weiter geführt werden und eine Art Achse durch das

Quartier bilden. 1966 begann der Bau eines der angebundenen

Hochhäuser, der AOK-Zentrale, als erstes Gebäude des Projekts.

Das an der Wilhelmstraße gelegene 16-geschössige Gebäude ist

das einzige von Scharoun geplante und umgesetzte Gebäude am

Mehringplatz, denn zwei Jahre später also 1968 übernahm Werner

Düttmann die Planung.10 Werner Düttmann, ab 1947 Schüler von

Scharoun an der TU, arbeitete ab 1951 im Entwurfsamt der

Berliner Bauverwaltung. 1953 wurde er zum Regierungsbaurat

und 1960 zum Senatsbaudirektor von West-Berlin berufen, seit

1953 arbeitete er auch mit Unterbrechungen als freier Architekt.11

Unter Düttmanns Planung wechselte die Funktion des

Mehringplatzes grundlegend. Ein Quartier aus sozialem

Wohnungsbau mit Altenheim, Kita und Gemeinschaftshaus war

am entstehen.12 Der Berliner Wohnungsbau bestand zu dieser Zeit

aus rund 90% sozialem Wohnungsbau13 und politische Instanzen

wie jene Düttmanns hatten daher eine sehr große Rolle beim

Wiederaufbau.

Scharouns Straßenführung fand weiter Verwendung, sowie die

historische Kreisform des Platzes mit zwei umschließenden

Ringgebäuden. Nach Norden und Osten sollte der entstehende

Autobahnlärm durch hohe Zeilenbauten abgeschirmt werden. Es

handelt sich also um eine Kreisform, die im Nordosten wie von

einem Quadrat gerahmt wird14. Insgesamt wurde das Gebiet

verdichtet und die Bebauung erhöht. Es war Düttmanns versuch

zu einer neuen stadträumlichen Qualität, abseits der

Großsiedlungen vor der Stadt und der Stadtlandschaft in der Stadt

zu kommen.15 Die Zweiteilung des Platzes, wie sie auch vor dem

Krieg bestand wurde übernommen und stellt eine Weiterführung

der Friedrichstraße als Fußgängerzone dar. Die beiden

10 Projekt Mehringplatz 1994 S.1211 Werner Düttmann 1990 S.15/8812 Projekt Mehringplatz 1994 S.1213 Berlin und seine Bauten 1974 S.7914 Siehe Bild 3/415 Vgl.: Werner Düttmann 1990 S.192

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entstehenden Hälften sind Begrünt und mit Bäumen bepflanzt,

sodass zwischen Platz und Balkonen der Umbauung, sowie

zwischen den in der Kreisbebauung sich gegenüberliegenden

Parteien eine Sichtbarriere entsteht, die Privatsphäre schafft. Die

Abgrenzung des Platzes und seiner Funktion als Grünfläche zur

angrenzenden Ringstraße entsteht nicht nur durch die

Kreisbebauung sondern auch durch einen geringen

Höhenunterschied der von einem umlaufendem Weg zum Platz als

Gefälle oder Stufen ausgebildet ist. Nach Außen läuft der Platz

unter dem aufgeständertem inneren Kreisgebäude aus und geht

schließlich in die Ringstraße zwischen den Kreisbauten über.

Dieser Ring ist als einseitige Ladenstraße ausgeführt. Während

beim historischen Rondell die im Erdgeschoss der umliegenden

Gebäude befindlichen Geschäfte oder Cafés als zum Platz

dazugehörig gesehen werden können besteht beim modernen

Mehringplatz also eine Differenzierung zwischen Platz und

Ladenstraße, auch wenn sich die Ladenstraße zum platz hin

öffnet. Wie auf dem Platz ist auch in der Ladenstraße der

öffentliche Raum der Fußgängerzone vom privatem Raum der

Balkone und Wohnungen des äußeren Ringes geschickt von

einander getrennt. Oberhalb der Läden im Erdgeschoss springt die

erste Etage hervor, und die darüber liegenden Etagen ziehen sich

ein weites Stück zurück. Die oberen Etagen trete also gegenüber

der Ladenstraße in den Hintergrund, was durch den

vorspringenden Balkonring verstärkt wird. Zusätzlich gibt es

auch hier eine Bepflanzung mit Bäumen, deren Baumkronen auf

Höhe der ersten Etage einen Sichtschutz nach Unten sowie nach

Oben bieten. So bleiben Ladenstraße und Wohnungsbereich

getrennt und sichern sich spürbar ein Stück Privatsphäre. Im

Norden des Kreises, da wo die Friedrichstraße seit gut hundert

Metern als Fußgängerzone verläuft um dann die beiden

Ringbauten zu durchbrechen ist der einzige Punkt, wo Platz,

Ringstraße und verlängerte Friedrichstraße direkt aufeinander

treffen. Hier ist auch der Zugang für die U-Bahnstation Hallesches

4

Tor. Es bildet sich eine Art Zentrum des Quartiers ab, durch das

die verlängerte Friedrichstraße läuft und das gesamte Areal in

zwei teilt. Den nördlichen Zugang bildet ein Spalt aus zwei

Gebäude der umrahmenden Zeilenbauten. Die Wirkung eines

Zugangs bleibt durch fehlende Symmetrie jedoch aus, der

Übergang tritt eher unbewusst ein. Am südlichen Ende der

Fußgängerzone wird der Zugang vom unteren Teil des inneren

Ringgebäudes gebildet. Das Gebäude spannt sich wie eine Brücke

über die Fußgängerzone und bildet so ein Tor mit dem südlichsten

Teil der Fußgängerzone als Vorplatz. Links und Rechts dieses

Zugangs bilden zwei breite Grünstreifen entlang des

Landwehrkanals einen offenen Übergang, ganz im Gegenteil zu

den hohen Zeilenbauten im Norden und Osten. Im Norden

entstehen zwischen der inneren Kreisform und der eckigen

Rahmung der Zeilenbauten Höfe, welche als einzige Weg- oder

Hofflächen nicht in öffentlicher Hand sind.16 Der westliche Hof

öffnet sich zur Wilhelmstraße und dient als Parkplatz und der

Erschließung über eine einfallende Straße. Diese Seite wird vom

AOK-Gebäude dominiert welches hier direkt an der Straße liegt.

Der östliche Hof, von allen Seiten umschlossen, ist eher als

privater Park für die Anwohner zu sehen, vor allem für das

Altenheim, welches den Hof im Süden begrenzt. Trotz

Wegführung und Bepflanzung wirkt der Ort etwas willkürlich und

undefiniert, befindet er sich heute jedoch auch nicht mehr in

seinem originalem Zustand welcher weitaus weniger Begrünung

vorsah. Durch die fehlende Funktion abseits der Parkfläche wirkt

das große Areal unbelebt.

Die Architektur der Gebäude ist insgesamt sehr plastisch,

abgesehen vom AOK-Gebäude, welches auch nicht wie die

anderen als Plattenbau sondern als Stahlskelettbau ausgeführt

wurde ist dies eins der Hauptcharakteristika der Bebauung. Der

innere Viergeschossige Kreisbau setzt sich aus aneinander

16 Projekt Mehringplatz 1994 S.28

5

gereihten Zweispännern zusammen. Insgesamt befinden sich hier

100 3 2/2 Zimmer Wohnungen mit jeweils 106m².1718 Das

Erdgeschoss ist bis auf die Treppenhäuser als Kern aufgeständert

und öffnet so die Ladenstraße zum Platz hin ohne sie zu stark zu

verbinden. Es fehlt diesem Übergang jedoch, wie dem großem

Innenhof an Funktion oder Nutzung und er wirkt leer, kahl und

vor allem dunkel. Die Fassade besteht zur Ladenstraße hin aus

einem Wechsel von verschieden starken Vor- und Rücksprüngen,

die sich horizontal rhythmisch wiederholen.19 So tritt der Kern mit

dem Treppenhaus beziehungsweise den sich links und recht davon

befindlichen Küchen stark hervor was auch im Grundriss gut zu

sehen ist. Die angrenzenden Räume treten wieder zurück und die

danach wieder hervor, so wird der Innenraum nach Außen

abgebildet. Im Bereich der Treppenhäuser ist die Fassade eher

geschlossen, da sich hier Küchen und Badezimmer befinden. Der

aufgeständerte Bereich weist auf beiden Seiten größere Fenster

auf, so dass der Innenraum von Licht durchflutet wird. Auf der

Innenseite befinden sich Balkone, die nach hinten versetzt sind

und sich farblich abtrennen, die Wohnungen werden über sie zum

Platz hin geöffnet.

Der äußere Ring tritt bis auf die erste und zweite Etage wie bereits

erwähnt stark zurück und ist bis auf diese wie der innere Ring

durch rhythmische Vor- und Rücksprünge, welche die innere

Raumsituation widerspiegeln gestaltet. Den Läden im

Erdgeschosses fehlt es am Gegenüber. Die Öffnung zum Platz ist

schön jedoch würden die Ladenstraße wahrscheinlich mehr von

einer beidseitigen Ladensituation profitieren. Die zweite Etage mit

seinem hervorspringenden Balkonring erkauft sich seine Funktion

als Abgrenzung der oberen Etagen zur Ringstraße mit einer im

Vergleich zu den restlichen Wohnungen größeren Raumtiefe von

ca. 15 Metern. Dadurch, und durch die Tatsache, dass die Fenster

von den Bäumen stark verschattet werden könnte es zu

17 Berlin und seine Bauten 1974 S.59718 Siehe Bild 519 Siehe Bild 6

6

Belichtungsproblemen kommen20, worüber ich jedoch keine

weiteren Informationen habe. Die oberen Etagen des

sechsgeschossigen Rings setzten sich aus Dreispännern zusammen

die aus 1 und 3 Zimmer Wohnungen bestehen.2122 Im Süden ist das

Gebäude über ca. 1/3 des Kreises unterbrochen, um Raum für die

Grünstreifen entlang des Landwehrkanals zu schaffen. Im Osten

geht daher das Altenheim in einem Knick nach außen vom Kreis

ab und beendet diesen so bevor er sich schließen kann. Im Westen

geschieht das Gleiche durch das AOK-Gebäude.

Der Schallschutz gegenüber der geplanten Autobahn im Norden

und Osten besteht aus drei großen Zeilenbauten, die das Quartier

dort wie eine Mauer abgrenzen und Rahmen. Eine Zeile beginnt

im Nordwesten von wo sie nach Osten verläuft bis sie auf die

Verlängerung der Friedrichstraße trifft, von der sie orthogonal

geschnitten wird. Auf der gegenüber liegenden Seite setzt ein

zweiter L-förmiger Bau an, der den ersten bis an die Nordöstliche

Kante fortsetzt, wo er seinen Knick hat. Die dritte Zeile setzt von

dort nach Süden fort. Der erste Zeilenbau hat 10-17 Geschosse

und einen höheren Kern der zu den Seiten abfällt, der L-förmige

Bau hat 10-19 Geschosse und erhöht sich von den Seiten her zu

seiner Ecke, die dritte Zeil hat 13-16 Geschosse und fällt nach

Süden hin ab.23 Sie bestehen jeweils aus einer gereihten oder

gestaffelten Form von Blöcken, die durch tiefe Einschlitze zu den

Fluren von einander getrennt sind.24 Die Einschlitze sind farblich

und materiell von den vorstehenden Blöcken getrennt. Die

Zeilenbauten heben sich äußerlich stark von den Ringbauten ab.

Während bei letzteren die Fenster in die Fassade eingesetzt sind

und mit ihr auf einer Ebene liegen sind bei den Zeilenbauten die

Fenster in den Blöcken in einem Gitter aus Decken und

Wandscheiben eingedrückt. So ergibt sich eine sehr offene und

plastische Gestaltung, eine Oberfläche, in der die Fenster als

20 Siehe Bild 721 Berlin und seine Bauten 1974 S.59722 Siehe Bild 823 Berlin und seine Bauten 1974 S.595/59624 Siehe Bild 9-11

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Einbuchtungen den tragende Rahmen aus Platten hervorheben.25

Dies wird durch eine Verstärkung der Decken- und Wandplatten

mit Hilfe einer vorgesetzten Blende an der Außenseite der

Balkone betont.26 Die gesamte nach innen gewandte Seite dieser

Gebäude besteht daher praktisch aus Balkonen und dahinter

liegenden raumhohen Fenstern. Die Außenseite zeigt sich

geschlossener27, zwar gibt es auch hier Bereiche die mit der

offener Gitterstruktur und Balkonen hervorstehen, jedoch

großteils Zimmer mit kleineren normalen Fenstern, welche auf der

Innenseite gar nicht vorkommen. Außen befindet sich auch die

Erschließung der Gebäude mit Treppenhäusern, vereinzelten

Laubengängen und Gebäudeeingängen.

Insgesamt lässt sich sagen, das die plastische Architektur ihre

Qualitäten hat sich das Gebiet aber nur nach Süden hin öffnet und

nach Norden zu sehr abschottet, was zu einer Abkopplung von der

restlichen südlichen Friedrichstadt führt. Da sich die politische

Situation sowie das städtebauliche Vorgehen seit dem Bau stark

verändert haben wird das Gebiet heute häufig negativ Aufgefasst.

Nicht Blockrandbebauung gilt oft als für den historischen Kontext

unangemessen. Hinzu kommt, dass die geplante

Autobahntangente nie gebaut wurde und die Zeilenbauten daher

ihren Zweck nicht erfüllen können sondern das Gebiet heute nur

unnötig abgrenzen. Außerdem ist der Anschluss an den Rest der

Friedrichstadt noch nicht ganz vollzogen was den Mehringplatz

zusätzlich Isoliert. Trotzdem überwiegen für mich die positiven

Eigenschaften, die vielen Grünflächen, die Ausführung als

verkehrsfreie Zone, die starke Öffnung der Wohnungen durch

große Fensterflächen und Balkone und die Schaffung von

Wohnraum im Stadtzentrum.

25 Siehe Bild 926 Siehe Bild 1227 Siehe Bild 13

8

Bilder

(für genaue angaben zu Buchtiteln und Autoren siehe

Literaturverzeichnis)

1. Luftaufnahme nach den

Abräumarbeiten 1954

aus:

Projekt Mehringplatz S.10,

Berlin 1994

Wettbewerb Hauptstadt Berlin,

Hans Scharoun 1958

aus:

Projekt Mehringplatz S.11,

Berlin 1994

9

Axonometrie

aus:

Werner Düttmann S.198, Basel

1990

Luftaufnahme 1975

Internet:

http://abload.de/image.php?

img=mehringplatz_luftaufn86s76.

jpg

[Zugriff 03.09.2014]

Grundriss Innenring

aus:

Berlin und seine Bauten S.597,

Berlin 1974

10

Fassade des Innenrings zur

Ladenstarße 03.09.2014

Google Streetview Aufnahme der

Ladenstraße Juli 2008

[Zugriff 03.09.2014]

Grundriss Außenring

aus:

Berlin und seine Bauten S.597,

Berlin 1974

11

Innenfassade Zeilenbau an der

Franz-Klühs-Straße (L-förmiger

Bau)

03.09.2014

Grundriss Zeilenbau Ecke

Wilhelmstraße, Franz-Klühs-

Straße

aus:

Berlin und seine Bauten S.595,

Berlin 1974

12

Grundriss Zeilenbau

Lindenstraße

aus:

Berlin und seine Bauten S.596,

Berlin 1974

13

Vorgesetzte Blende

03.09.2014

Außenseite des Zeilenbaus an

der Franz-Klühs-Straße

03.09.2014

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Literaturangaben

Nagel, Wolfgang; Stimmann, Hans; Burtin, Justus: Projekt

Mehringplatz - [kooperatives Planungsverfahren zur Ergänzung

und kritischen Rekonstruktion des Bereiches Mehringplatz,

Lindenstraße, Friedrichstraße, Wilhelmstraße, Hallesches Tor],

Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen Berlin, Berlin

1994

Riedel, Robert; Schmidt-Thomsen, Jörn-Peter; Heinrich, Ernst;

Saar, Heinz; Halbach, Bernd; Cante, Marcus; Lemburg, Peter;

Bodenschatz, Harald: Berlin und seine Bauten. Teil IV

Wohnungsbau; Band B, Die Wohngebäude, Mehrfamilienhäuser,

Berlin 1974

Ochs, Haila: Werner Düttmann : verliebt ins Bauen ; Architektur

für Berlin 1921-1983, Basel 1990

Geist, Johann Friedrich; Kürvers, Klaus; Rausch, Dieter:

Hans Scharoun, Chronik zu Leben + Werk, Akademie der Künste,

Berlin 1993

15