‘Incedere inter milites, habere ad manum centuriones ... iam et exercitus regerent!’* Frauen und...

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Frauen und Römisches Militär Beiträge eines Runden Tisches in Xanten vom 7. bis 9. Juli 2005 Herausgegeben von Ulrich Brandl BAR International Series 1759 2008

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Frauen und Römisches Militär

Beiträge eines Runden Tisches in Xanten vom 7. bis 9. Juli 2005

Herausgegeben von

Ulrich Brandl

BAR International Series 1759 2008

This title published by Archaeopress Publishers of British Archaeological Reports Gordon House 276 Banbury Road Oxford OX2 7ED England [email protected] www.archaeopress.com BAR S1759 Frauen und Römisches Militär. Beiträge eines Runden Tisches in Xanten vom 7. bis 9. Juli 2005 © the individual authors 2008 ISBN 978 1 4073 0198 3 Printed in England by Butler and Tanner All BAR titles are available from: Hadrian Books Ltd 122 Banbury Road Oxford OX2 7BP England [email protected] The current BAR catalogue with details of all titles in print, prices and means of payment is available free from Hadrian Books or may be downloaded from www.archaeopress.com

OLIVER STOLL

‘Incedere inter milites, habere ad manum centuriones ... iam et exercitus regerent!’* Frauen und römisches Militär - eine schwierige Beziehung? NOTWENDIGE VORBEMERKUNGEN In Zeiten einer Diskussion um den Wegfall des gesellschafts- und staatspolitisch bewährten - und m.E. für einen demokratischen Staat mit der historischen Erfahrung Deutschlands auch fundamentalen - Modells einer Wehrpflichtigenarmee zu Gunsten einer sicherheits- und außenpolitisch opportunen Berufsarmee, werden politisch brisante Fragen wie die nach einer Wehrpflicht für Frauen (und damit zusammenhängend auch die Frage nach einer Wehrgerechtigkeit) leiser. Der momentane Stand der Dinge lautet offiziell: ‘Die Bundeswehr ist für den freiwilligen Dienst von Frauen geöffnet. Alle Laufbahngruppen, Laufbahnen und Tätigkeitsbereiche stehen ihnen offen’1. Zwar war seit 1956 der freiwillige Eintritt in die Bundeswehr für Frauen möglich und seit 1975 gar eine Offizierslaufbahn (im Musikkorps und dem Sanitätsdienst), aber erst seit der Intervention des Europäischen Gerichtshofes im Jahr 2000 ist der eigentliche ‘Dienst an der Waffe’ für Frauen nicht mehr verboten, wie es das bundesdeutsche Parlament 1956 bei Einführung der Wehrpflicht und des freiwilligen Dienstes für Frauen eigentlich gewollt hatte. Was heute so selbstverständlich klingt und nicht wenigen auch tatsächlich selbstverständlich erscheinen mag - der gleichberechtigte Dienst von Frauen an der Waffe, ist es also historisch gesehen nicht. Allerdings ist es um die Erforschung der Geschlechtergeschichte im Rahmen der Militärgeschichte noch nicht zum besten bestellt: ‘Die Militärgeschichte hat über dem Soldaten als ihrem zentralen Erkenntnisobjekt die institutionalisierte, da lebenswichtige Rolle der Frau im frühmodernen Militärwesen weitgehend vernachlässigt’2. Sozial- und wirtschaftshistorische Fragestellungen sind in der modernen Militärgeschichte ohnehin ein relativ neuer Ansatz3. Dazu zählen etwa auch Untersuchungen zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Soldaten, dem Zusammenleben und der Koexistenz mit anderen Kompartimenten der Gesellschaft. Vor allem mit

* Der Titel ist Teil der Passage bei Tac. ann. 3,33,3-4. Für Hinweise und Diskussionen zur modernen ‘Geschlechterforschung’ sowie Korrektur und Anregungen danke ich insbesondere Frau Prof. Dr. Sabine Föllinger (Klassische Philologie, Univ. Bamberg) und vor allem auch Herrn Egon Strauch (Wachenheim). Für eine Diskussion einzelner archäologischer Funde danke ich Dr. Dieter Quast und Andrea Wolf M.A. (RGZM, Mainz), für statistisches Material zum Frauenanteil der U.S.-Armee Herrn Prof. Dr. Jonathan Roth (San José State University / Kalifornien, USA). Die Zitation moderner Sekundärliteratur folgt den Richtlinien der Römisch-Germanischen Kommission in den Ber. RGK 71, 1990, 974-998 sowie ebd. 73, 1992, 477-540. Griechische und lateinische Autorennamen und Werktitel werden zitiert nach DNP 3 (Stuttgart, Weimar 1997) XXXVI-XLIV. Eine Liste der in diesem Beitrag bei häufiger zitierten Arbeiten verwendeten Kurztitel findet sich am Ende des Textes, ansonsten erfolgt im Anmerkungstext der nach der Zitiervorschrift übliche Rückverweis auf die erste Anmerkung mit der vollen Zitation des betreffenden Titels der Sekundärliteratur. 1 Das Zitat stammt aus dem jährlich neu herausgegebenen Handbuch: Der Reibert. Das Handbuch für den deutschen Soldaten. Heer - Luftwaffe - Marine (Hamburg 2003) A 141 und geht auf die Zdv 14/5, die Zentrale Dienstvorschrift, die unter anderem die Soldatenlaufbahnverordnung enthält, zurück. Abschluss des Manuskriptes für die Druckfassung im Oktober 2005. Annette Nünnerich-Asmus hat in ihrem im Mai 2006 erschienenen Artikel: In guten wie in schlechten Zeiten. Frauen und das römische Militär – eine schwierige Beziehung? Antike Welt 37,3, 2006, 31-34 unter ihrem Namen wesentliche Passagen und Formulierungen meines in Xanten gehaltenen Vortrages verwendet. Eine entsprechende Kennzeichnung fremden geistigen Eigentums, sonst im Wissenschaftsbetrieb doch üblich, fehlt jedoch bedauerlicherweise! 2 So B. R. Kroener, ‘Das Schwungrad an der Staatsmaschine?’ Die Bedeutung der bewaffneten Macht in der europäischen Geschichte der Frühen Neuzeit. In: Kroener / Pröve, Krieg und Frieden 15 nach Hacker, Women and Military Institutions 658f. Einen guten Forschungsüberblick zum Bezug Geschlechtergeschichte / Militärgeschichte bietet Hämmerle, Von den Geschlechtern der Kriege und des Militärs 229-262; vgl. ebenfalls zur Forschungsgeschichte, zu den Möglichkeiten und Grenzen einer Geschlechtergeschichte von Krieg und Militär: K. Hagemann, Militär, Krieg und Geschlechterverhältnisse. Untersuchungen, Überlegungen und Fragen zur Militärgeschichte der Frühen Neuzeit. In: R. Pröve (Hrsg.), Klio in Uniform? Probleme und Perspektiven der modernen Militärgeschichte der frühen Neuzeit (Köln, Weimar, Wien 1997) 35-88 und v.a. Dies., Venus und Mars. Reflexionen zu einer Geschechtergeschichte von Militär und Krieg. In: Hagemann / Pröve, Landsknechte, Soldatenfrauen und Nationalkrieger 13-48. Engagiert, aber, zumindest was den Bereich der klassischen Antike und ihrer Quellen angeht, nicht immer dem historischen Standard entsprechend, ist die Arbeit von L. Grant De Pauw, Battle Cries and Lullabies. Women in War from Prehistory to the Present (Norman 1998). 3 Umgekehrt hat die Sozial- und Alltagsgeschichte lange den Blick auf das Militär vernachlässigt - programmatisch vgl. W. Wette, Militärgeschichte von unten. In: Ders., Der Krieg des kleinen Mannes. Eine Militärgeschichte von unten (München 1992) 9-47.

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Blick auf die perpetuierte Präsenz und den Unterhalt der im 17. und 18. Jh. entstandenen stehenden Heere spielt zunehmend auch die Frage nach den Folgen der intensiven Koexistenz und der Interaktion von Heer, Garnison und Zivilgesellschaft in diesen ‘Militärbevölkerungen’ eine Rolle4. Diese und andere Fragestellungen existieren in der Alten Geschichte schon seit langen Jahrzehnten. Doch die Militärgeschichte, die sich zu Beginn ihres Neuanfanges nach 1945 eher einer ablehnenden und bestenfalls indifferenten Forschungslandschaft gegenübersah, sucht in dieser Hinsicht zum jetzigen Zeitpunkt, m. E. selbst zu indifferent gegenüber den historischen Schwesterfächern geworden, zu wenig den Schulterschluss und den Austausch. Zu sehr vernachlässigt worden zu sein scheint also etwa die Frage nach der Rolle der Frau im Umfeld des Militärs, dann auch die der Soldaten- und Militärfamilien5, denn unabhängig davon, ob wir als Militärhistoriker die Antike oder die frühe Neuzeit betrachten: Wir können uns nicht auf die Soldaten allein beschränken, sondern haben einen sozialen Mikrokosmos am Rande der Regimenter und Armeen mit zu berücksichtigen, um das Funktionieren von Staat und Armee zu verstehen. Jüngst sind etwa Frauen auf Kreuzzügen ins Blickfeld gerückt6: Gleichwohl sie - wie in der römischen Antike - physisch und psychisch als nicht stark genug erurteilt wurden, Reise, Gefahren und Kampfsituationen zu bewältigen und auch die Kirchenführung selbst miteinstimmte, Frauen für ungeeignet zu erklären, zu helfen, das heilige Jerusalem mit Waffengewalt zu erobern, lassen sie sich doch in den unterschiedlichsten Situationen der konkreten Gefahr als Helferinnen am Kampf der Männer und selten gar als aktive Kämpferinnen belegen, so dass man von einer militärischen Bewährung sprechen darf. Muslimische Quellen vermerken dies, etwa tote oder gefangene Frauen in Rüstung oder eine Frau als treffsichere Bogenschützin, mit großem Erstaunen7. Die Anwesenheit von Frauen aller sozialer Schichten, von Prostituierten und Wäscherinnen8 bis zur Dame von höchstem Adel, war alltäglich. Wie in späteren Heeren des Mittelalters und der frühen Neuzeit unterstützten die Frauen die kämpfenden Männer auf dem Schlachtfeld durch Versorgung mit Nahrung, Wasser, Zuspruch und medizinischer Ersthilfe sowie Pflege, gelegentlich auch durch militärische Hilfsdienste wie Herbeischaffen von Munition9, ja sogar gelegentlich auch durch militärische Aufklärung10. Moralische Erwägungen, die von kirchlicher Seite im übrigen natürlich bei der ablehnenden Haltung gegenüber den Kreuzfahrerinnen von Beginn an ein Rolle gespielt hatten, klingen in Anbetracht erhaltener Augenzeugenberichte von moslemischer und christlicher Seite eigentlich nur lächerlich: Ihre Anwesenheit und deren Folgen, zügelloser Geschlechtsverkehr und andere Versuchungen des Teufels, wurden von den Klerikern als Gefahr für die moralische und körperliche Verfassung des Heeres angesehen und damit als Gefahr für den von Gott begünstigten erfolgreichen Ausgang des Kampfes11. Hört man dagegen auf die Augenzeugenberichte der männlichen Kreuzugteilnehmer, so erscheinen Frauen eher als unerlässliche Helferinnen, moralische Stützen und Mahnerinnen, unermüdlich zu kämpfen und zu verteidigen, als Gefährtinnen, die dieselben Strapazen, Mangel und Gefahren erdulden, Verwundungen erleiden und bisweilen auch aktiv in den Kampf eingreifen12. Nicht viel anders ist die Rolle der Frauen in den Tross- und Lagergesellschaften des 16./ 17. Jhs. zu umschreiben13, über die es mittlerweile eine ganze Anzahl von Untersuchungen gibt, die als Vergleichsmodelle dienen können: Auch hier nahmen Frauen und Kinder als Angehörige der Soldatenfamilien innerhalb der militärischen Gesellschaft all die unterstützenden Tätigkeiten ‘rückwärtiger Dienste’ wahr, die wir im Prinzip bereits kennen gelernt haben: Zubereitung von Verpflegung, Sanitätsdienst und Krankenpflege, Instandhaltung von Ausrüstung (Bekleidung und 4 Vgl. etwa insgesamt Kroener / Pröve, Krieg und Frieden, und speziell darin Kroener, Schwungrad (wie Anm. 2) 1-23. 5 Kroener, Schwungrad (wie Anm. 2) 13ff. Zu den Militärfamilien vgl. den guten Überblicksartikel von J. Chagniot/ J. Childs, Families, Military, in: A. Corvisier/ J. Childs (Hrsg.), A Dictionary of Military History and the Art of War (Oxford 1994) 235-238. 6 B. Hechelhammer, Frauen auf dem Kreuzzug. In: H.-J. Kotzur (Hrsg.), Die Kreuzzüge. Kein Krieg ist heilig (Mainz 2004) 205-211 und insbesondere auch Geldsetzer, Frauen auf Kreuzzügen. 7 Zu den Quellen s. Hechelhammer, Frauen (s. vorh. Anm.) 207f.; Geldsetzer, Frauen auf Kreuzzügen 124ff. 8 Geldsetzer, Frauen auf Kreuzzügen 144ff. 162ff. Zu den Wäscherinnen vgl. auch Grant De Pauw, Battle Cries and Lullabies (wie Anm. 2) 91f. 9 Geldsetzer, Frauen auf Kreuzzügen 129ff. 153ff. 10 Geldsetzer, Frauen auf Kreuzzügen 140f. 11 Hechelhammer, Frauen (Anm. 6) 205, 208. Geldsetzer, Frauen auf Kreuzzügen 34ff. 12 Verwundungen: Geldsetzer, Frauen auf Kreuzzügen 89ff.; militärische Funktionen von Frauen: Geldsetzer, Frauen auf Kreuzzügen 122ff. 13 Kroener, Schwungrad (wie Anm. 2) 13ff.

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Waffen), Versorgung der Reit- und Zugtiere. Wirtschaftliche Beziehungen der Familien bestanden zu den Marketendern - die Bereiche überschneiden sich teilweise - , etwa bei der Vermarktung von Beute. Die Anzahl der Soldatenfamilien im Tross war beträchtlich - die Tross- und Lagergesellschaft diente nicht zuletzt auch der Reproduktion des Militärs14 (wie auch in der römischen Antike die während des Dienstes geborenen illegitimen Söhne der Soldaten geradezu ideale spätere Rekruten - mit der origo castris - darstellten15) -, konnte dieser doch fast 50% der Armeeangehörigen oder sogar mehr umfassen16. Der Tross machte den Heereskörper schwer beweglich und erforderte von den Befehlshabern gelegentlich Maßnahmen, wie wir sie ansonsten aus dem Bereich der römischen Antike von mehreren, auf die Erhaltung der Disziplin ihres Heeres bedachten, strengen Feldherren ebenso kennen, was etwa den Verweis von Prostituierten17 anging. Zu den Marketendern18, den mit der Versorgung der beweglichen Heere beschäftigten, angeworbenen oder dienstverpflichteten Angehörigen des regulären Trosses, zählten selbstverständlich ebenfalls Frauen (und Kinder19), als Teil der Familien von Händlern, Metzgern, Wirten, Sudlern20 und Fuhrleuten, als ‘Selbstständige’ oder auch als Prostituierte im Dienst des eigenen ‘Mannes’, denn die Verbindungen waren oft auch pure Zweck- und Notgemeinschaften21. Im Interesse der Kriegstüchtigkeit der Armee stand der Tross und seine sozial labile Welt unter Kriegsrecht und brutaler Kontrolle, die letztlich auch der unmittelbaren Existenzsicherung der allen Augenmerk auf sich ziehenden Soldaten diente. Der ‘Hurenwaibel’ genannte Trossmeister veranschaulicht dabei bereits durch diesen ‘Titel’ den hohen Frauenanteil im ‘parazivilen’ Gefolge der Söldnerheere22, wobei man insgesamt über diese ‘Trosserinnen’ wohl ziemlich wenig weiß. Auch hier gibt es im übrigen ‘bewaffnete Frauen’ zu konstatieren: Die Frauen der Tross- und Lagergesellschaften trugen wohl nicht ganz selten Waffen zur Selbstverteidigung von Hab’ und Gut auf der Reise und im Lager oder bei gemeinschaftlich mit den Männern ausgeführten Plünderungen; gelegentlich ist auch das Phänomen beobachtet worden, dass Frauen als Kriegsknechte verkleidet versuchten, anzumustern23. Dieses ‘cross-dressing’, das Tragen männlicher Tracht, Ausrüstung und Bewaffnung, das wir im Grunde auch schon bei den ‘Kreuzritterinnen’ gesehen haben, ist vor allem für spätere Epochen der Geschichte und Militärgeschichte etwas ausführlicher in der wissenschaftlichen Literatur behandelt24, es handelt sich um Ausnahmen: Die Motive dafür sind vielfältig. Könnte man sich bei den Beispielen aus der Geschichte der Kreuzzüge militärische Notsituationen vorstellen, die zu besonderen Maßnahmen zwangen, so könnte man bei denen in der Trossgesellschaft etwa vorwiegend ökonomische Motive vermuten, die die Frauen veranlaßten, diesen Schritt zu ergreifen. Andere überlieferte Beweggründe reichen in den belegten Beispielen des 17. bis 19. Jhs., neben den immer allgegenwärtigen ökonomischen Motiven, von der Liebe zu einem Mann, dem man auch im Kampf - und im Tod - nahe sein will (‘... old-fashioned girls at heart though Amazons in spirit ...’25), über Flucht vor der Justiz und seltener Patriotismus, bis tatsächlich auch zur klassischen Transsexualität, dem Gefühl dieser Frauen, ein Mann zu sein, was nicht nur einen Militärdienst nahelegte, sondern in einigen überlieferten Fällen sogar dazu führte, dass diese weiblichen ‘Militärpersonen’ Ehen schlossen. Einige der Frauen blieben erstaunlich lange unentdeckt, sogar in der engen Welt der Schiffseinheiten der Kriegsmarine26! Erst Verwundung oder Tod

14 Siehe etwa Hacker, Women and Military Institutions 652. 15 Zum Zusammenhang Eheverbot/ Rekrutierungspolitik s. für die römische Kaiserzeit Phang, The Marriage of Roman Soldiers 326ff. oder auch Friedl, Konkubinat 242f. 257f. 16 Kroener, Schwungrad (wie Anm. 2) 15: Auf 1000 Soldaten kommen 500 Frauen und 300 Kinder (kaiserliche Kriegsvölker, 17. Jh.). Siehe auch Rogg, Landsknechte 72: Vergleich des Umfanges eines nachmittelalterlichen Trosses mit dem Personalumfang einer mittleren Stadt; insgesamt zum Tross vgl. auch ebd. 76ff. Weitere Zahlenbeispiele finden sich bei Hacker, Women and Military Institutions 647f. 655. 17 Zu Soldaten und Sexualität vgl. Rogg, Landsknechte 58ff. 18 Rogg, Landsknechte 82ff. 19 Zu den ‘Trossbuben’ siehe Rogg, Landsknechte 66ff. 20 Rogg, Landsknechte 49f. 85f.; Hacker, Women and Military Institutions 648f. 21 Vgl. etwa Rogg, Landsknechte 39, 41f. 22 So die Charakterisierung bei Rogg, Landsknechte 43ff. und 72ff. zum Hurenwaibel, Tross und Lager. 23 Rogg, Landsknechte 52ff. 346 Anm. 291. 24 Einige Beispiele etwa im Abschnitt ‘Women in a man’s world’ bei E. Ewing, Women in Uniform through the centuries (Totowa, New Jersey 1975) 28-36. Vgl. auch die Hinweise bei Hämmerle, Von den Geschlechtern der Kriege und des Militärs 232 Anm. 11. 25 Ewing, Women in Uniform (Anm. 24) 28. 26 Viele Beispiele (93!) haben R.M. Dekker / L. van de Pol, The Tradition of Female Transvestism in Early Modern Europe (Houndsmill, London 1989), gesammelt, 83 Fälle davon stammen aus dem Soldaten- (22) und Matrosenmilieu (61), in dem die Frauen am Ende doch noch am einfachsten zu entdecken waren. Ebd. 25ff. zu den Motiven der Frauen. Allgemein zu Frauen in Männerkleidern in der Kriegsmarine: Hacker, Women and Military Institutions 657f.

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‘ermöglichten’ nicht selten die Entdeckung dieser tapferen Frauen, die im Feuer von Trafalgar ebenso zu finden waren wie in Schlachten des Amerikanischen Bürgerkrieges; dies zeigt auch der erstaunliche Fall des ‘Dr. James Barry’, einer unbekannten Frau, die, bereits nach einem Medizinstudium als Mann, 46 Jahre (bis 1859) unerkannt bis zum Rang eines Major-General, als ‘Generalfeldarzt’ und Inspekteur der Armeehospitäler in der britischen Armee dienen konnte. Die Geschlechtszugehörigkeit von ‘Dr. Berry’ erhellte sich erst bei Ausstellung des Totenscheins, begraben wurde sie allerdings als der Mann, den sie ihren Lebtag zu sein vorgegeben hatte27. Mit der Entstehung von wirklichen Militärgesellschaften oder sesshaften Garnisonsgesellschaften (bzw. ‘Kasernengesellschaften’28) im Umfeld der Etablierung der stehenden Heere der zweiten Hälfte des 17. Jhs. und dann des 18. Jhs. kam es zunächst einmal zu einer Stabilisierung des Militärlebens, was seine Existenzgrundlagen (festes Dienstverhältnis, fixe Bezüge; fürstliche Fürsorge gegen Treue und Eid) anging, nicht aber zu revolutionären Umwälzungen in der sozialen Einbettung des Soldaten und seines Beziehungssystems: Zwar sank durch staatliche Maßnahmen die Anzahl der Verheirateten29, und auch in diesem Zusammenhang ist, wie bei der Interpretation des Eheverbotes für die römische Armee, gelegentlich von der Entstehung einer zwangszölibatären Männergesellschaft geredet worden. Nicht aber sank die Zahl der Soldaten, die in nichtehelichen Verbindungen lebten. Das Gegenteil war der Fall, auch das ist ein Phänomen, das uns in der Militärgeschichte der römischen Antike wiederbegegnen wird. Soldatenfrauen blieben - zumindest in einer bestimmten Anzahl - auch in dieser Phase der Militärgeschichte bei der Truppe, um auch zukünftig die Leistungen im Bereich der Versorgung mit Lebensmitteln und im Sanitätswesen zu erfüllen, die erst in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. staatlicherseits übernommen wurden30. Der Ausschluss von Frauen und Kindern aus dem Militärwesen war ‘erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts erfolgreich’31. Der ‘Wehrpflichtige’ und Rekrut des 19. Jhs. war in der Vorstellung der Armeeführung jung, dazu aber auch ledig und kinderlos; nicht lange nach der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht stand das Eingehen einer Ehe ohne Heiratskonsens des Kommandeurs unter Strafe (seit 1845)32. Interessant ist möglicherweise (auch im Hinblick auf die römische Antike, wo sich diese Argumente auch bei der Interpretation des Eheverbotes für Soldaten wiederfinden) die zweifache Motivation für die Vorstellung eines ‘soldatischen Zölibats’: Erstens sollte damit dem Staat und den Kommunen die lästige Unterhaltsversorgung der Soldatenfamilien entfallen, zweitens hielt man den Soldat ohne Familienbande für dienstfähiger, da er den Dienst unbelasteter und bereitwilliger zu versehen in der Lage sein sollte. Frauen waren im Zuge dieser Entwicklungen, der Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht, der Kasernierung der Truppen, der Auflösung des Trosses, noch stärker als zuvor und ausschließlicher als bisher in reproduktive und karitative Funktionen33 gedrängt, also etwa die Pflege kranker und verwundeter Soldaten. Das Ergebnis dieser Separation aus einer bisher enger zusammenliegenden, gemeinsamen Erfahrungswelt war offenbar auch eine weitaus deutlichere Polarisierung der Geschlechtercharaktere, was die scheinbare Trennung von Männerwelt Militär und

27 Ewing, Women in Uniform (Anm. 24) 34-36. Siehe auch Grant De Pauw, Battle Cries and Lullabies (Anm. 2) 145-147. 28 Zur ‘Wiederentdeckung’ der Kasernen im Zusammenhang mit dem Aufkommen der stehenden Heere, zunächst im Frankreich des späteren 17. Jhs. vgl. die kulturhistorische Skizze von A. Lüdtke, Die Kaserne. In: H.-G. Haupt (Hrsg.), Orte des Alltags. Miniaturen aus der europäischen Kulturgeschichte (München 1994) 227ff., v.a. 230. Vorherrschend blieb allerdings noch längere Zeit (bis ins 19. Jh. hinein) das nicht unproblematische System der Einquartierung der Soldaten in den Städten und ‘bürgerlichen Stuben’, ein Sonderphänomen der militärisch-zivilen Verzahnung der Gesellschaft. Vgl. auch J. Chagniot / J. Childs, Barracks, in: A. Corvisier / J. Childs (Hrsg.), A Dictionary of Military History and the Art of War (Oxford 1994) 65-67. 29 Hämmerle, Von den Geschlechtern der Kriege und des Militärs 233. Vgl. vor allem J. Nowosadtko, Soldatenpartnerschaften. Stehendes Heer und weibliche Bevölkerung im 18. Jahrhundert. In: Hagemann / Pröve, Landsknechte, Soldatenfrauen und Nationalkrieger 297-321, ebd. 305ff. insbes. zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen von Partnerschaften. Siehe aber auch die rezenten Beispiele zur ‘marriage question’ bei Phang, The Marriage of Roman Soldiers 1f. 30 Kroener, Schwungrad (wie Anm. 2) 14, 16. Vgl. auch die Beiträge von R. Pröve, Der Soldat in der ‘guten Bürgerstube’. Das frühneuzeitliche Einquartierungssystem und die soziökonomischen Formen. In: Kroener / Pröve, Krieg und Frieden 191-217 und M. Meumann, Soldatenfamilien und uneheliche Kinder. Ein soziales Problem im Gefolge der stehenden Heere. In: Ebd. 219-236. Zur Militarisierung der unterstützenden Dienste als ‘Scheideweg’ der Tross- und Lagergesellschaft und der traditionellen Rolle der Frau im Umfeld der Armee vgl. auch die Bemerkungen bei Hacker, Women and Military Institutions 645, 665. 31 So Nowosadtko, Soldatenpartnerschaften (Anm. 29) 297. 32 Vgl. etwa U. Frevert, Die kasernierte Nation. Militärdienst und Zivilgesellschaft in Deutschland (München 2001) 103f. und Friedl, Konkubinat 40f. Auch noch in der Reichswehr und der Wehrmacht des Dritten Reiches wurde eine Eheerlaubnis benötigt. 33 Hämmerle, Von den Geschlechtern der Kriege und des Militärs 233.

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Frauenwelten angeht34: Frauen waren fortan und bis in die jüngste Vergangenheit bestenfalls etwa als Krankenpflegerin oder Telefonistin, als Schneiderin oder Rüstungsarbeiterin, an den Rändern der Armee tätig35. Männlichkeit und Militär bleiben bis in allerjüngste Zeit untrennbare Begriffe - und Militärgeschichte ist bis in die jüngste Zeit hinein als ‘Männergeschichte’ von Männern geschrieben worden36. Wie diese Skizze gezeigt haben mag, besteht also, gerade was die vielfältigen Beziehungen der Geschlechter im und um das Militär angeht, durchaus noch Forschungsbedarf, der von allen historischen Disziplinen und Teildisziplinen angepackt werden muss. In einer in gewisser Weise ganz eigenen Militärwelt, in der ‘Differenzierungen der Männlichkeit’37 in mehrfacher Hinsicht von großer Bedeutung sind, nicht nur soziale oder rangmäßig definierte Unterschiede sind hier gemeint, sondern auch die Konkurrenz zwischen Rekrut und Altgedientem, zwischen verschiedenen Funktionen innerhalb eines Regimentes (der Grenadier ist ‘männlicher’ als der ‘Küchenbulle’) oder zwischen verschiedenen Regimentern und dann Waffengattungen (die Kavallerie ist angesehener als die Infanterie, die Luftwaffe/ die Piloten als Elite des Militärs usw.), wundert es nicht, dass gewisse jahrtausendealte Ressentiments gegen Frauen im Militär als Produkte sozialer und kultureller Konstruktionsprozesse bestehen geblieben sind. Offenbar gelten die Allgemeinplätze vom starken und aktiven Mann, dem Beschützer der schwachen und friedliebenden Frau und dem, der tötet, gegenüber denen von der schützenswerten und lebensspendenden Partnerin, im Grunde nach wie vor38. Das Militär hat sich zwar grundsätzlich mittlerweile in vielen Nationen den Frauen geöffnet, dies gilt aber nicht für alle Einsatzarten und auch nicht für alle Laufbahnen. Kampfeinsätze (d.h. etwa im Rahmen der Infanterie oder der Panzertruppe und Artillerie) bleiben bislang Männersache, obwohl es durchaus Beispiele etwa für weibliche Piloten in der britischen oder amerikanischen Marine und der US Air Force gibt39. Offenbar spielen bei der auch in Berufsarmeen immer wiederkehrenden Diskussion um das Thema ‘women in combat’, also um Art und Umfang von deren Kampfeinsatz und damit auch um eine Vergrößerung der ‘Chancengleichheit der Geschlechter’ im Militär, das israelische Beispiel und die (angeblich schlechten) Erfahrungen der israelischen Armee mit Frauen in den Kampftruppen als Gegenargument eine gewichtige Rolle40, dazu aber auch die bereits bekannten Vorbehalte physischer und psychischer Schwäche der Frauen, die Angst vor sexuellen und daraus folgenden disziplinarischen Spannungen41. Diskussion und gesellschaftlicher Diskurs über Entwicklungen und Möglichkeiten einer Vollintegration von Frauen in das Militär und das Ende einer Männerdomäne sind keinesfalls abgeschlossen. Mir geht es im vorliegenden Überblick zunächst nur um die Schärfung des Bewusstseins dafür, dass Frauen und Militär ‘immer schon’ eng verwobene Partner im historischen Prozess gewesen sind, ohne dass Frauen im institutionellen Sinn ‘Militärs’ waren. Frauen gehören seit den Zeiten der Kreuzzüge und bis weit ins 19 Jh. hinein zu den normalen und auch in gewisser Weise ‘lebenswichtigen’

34 Vgl. auch Hämmerle, Von den Geschlechtern der Kriege und des Militärs 237ff. zum ‘soldatischen Mann’ und der ’friedfertigen Frau’ als Konstruktion der Geschlechterordnung. 35 Vgl. die ‘Maxime’ der Nationalsozialisten, Frauen sollten selbst im Militär ‘der fraulichen Art’ entsprechend eingesetzt und auch behandelt werden, eine Militarisierung der Frauen sei zu vermeiden: Frevert, Die kasernierte Nation (Anm. 32) 324. 36 Hagemann, Venus und Mars (Anm. 2) 14; Hämmerle, Von den Geschlechtern der Kriege und des Militärs 230f. 37 Hier scheinen die Forschungen erst am Beginn zu sein. Hämmerle, Von den Geschlechtern der Kriege und des Militärs 241f. 38 Hagemann, Venus und Mars (Anm. 2) 13f. Grundsätzlich vgl. Chr. Dandeker, Women in the Military, in: R. Holmes (Hrsg.), The Oxford Companion to Military History (Oxford 2001) 999-1002, v.a. 999f. Vgl. für das 19. Jh. und die Diskussion um eine mögliche Wehrpflicht für Frauen: Frevert, Die kasernierte Nation (Anm. 32) 110ff., ebd. 158ff. zum männlichen ‘Waffenrecht’ und der damit zusammenhängenden Waffenpflicht, s.a. 285f. 39 Dandeker, Women in the Military (Anm. 38) 999. Im Jahr 2003 machten die ‘women on active duty’ insgesamt 15,1% der Mannschaftsstärke der amerikanischen Streitkräfte aus (nach Waffengattungen: Armee 15,4%; Marine 14,5%; ‘Marines’ 5,7%; Luftwaffe 19,3%): Diese Angaben verdanke ich Jonathan Roth (San José State University/ Kalifornien, USA). 40 Vgl. Dandeker, Women in the Military (Anm. 38) 999f. Siehe dagegen aber auch Grant De Pauw, Battle Cries and Lullabies (Anm. 2) 281ff. 41 Selbst andere Hygienebedürfnisse und mögliche Schwangerschaften müssen als Argumente herhalten oder auch die Angst der politisch Verantwortlichen vor der Wirkung von möglichen Fernseh- oder Pressebildern verwundeter, toter oder gefangener (und misshandelter) Soldatinnen: Dandeker, Women in the Military (Anm. 38) 1000f.

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Bestandteilen der Europäischen Armeen bzw. zu ihrem Umfeld42. Dass diese Feststellung aus der Sicht der neueren Militärgeschichte aber nicht bedeutet, dass dies nicht auch für die römische Antike und die Armeen des Imperium Romanum bereits gegolten hat - und diese Tatsache ist schon seit langen Jahrzehnten Forschungsgegenstand verschiedenster Spezialrichtungen in der Alten Geschichte, die sich in vielem ohnehin auf fruchtbare Weise als Vorbild späterer Epochen der Militärgeschichte begreifen lässt -, diesem Aspekt wollen wir in dem vorliegenden Beitrag nachgehen. Es geht nicht um Frauen im römischen Heer, sondern um das römische Heer43, um ihre Partizipation an der Armeewelt, ihre Teilhabe an den Erfahrungen, am Leben und dem Alltag der im aktiven Militärdienst stehenden Soldaten und Offiziere. Dies ist ein Untersuchungsgegenstand, der sehr viele Facetten hat, die hier nicht alle behandelt werden können. Frauen als Opfer von Kriegshandlungen, also etwa ihre Tötung und Verschleppung, oder auch Frauen als Anlass von Kriegshandlungen (‘Frauenraub’44) sollen hier etwa nicht berücksichtigt werden. Nicht behandelt werden insbesondere ebenso die wahrscheinlich fast alltäglichen sexuellen Übergriffe von Soldaten im Rahmen der schrankenlosen, totalen Kriegführung, die sich eben gegen das ganze feindliche Volk richtete, einschließlich der Frauen, Kinder, Alten und Gebrechlichen, etwa bei der Eroberung von Städten, bei der Versklavung der weiblichen Kriegsgefangenen, überhaupt zur Demütigung der Bevölkerung und auch als systematisch vorgenommene, demonstrative Siegergeste45. Wir wenden uns zunächst der Frage nach möglichen militärischen Funktionen der Frauen zu, von der aktiven Kampfteilnahme über die Logistik bis zur Informationsbeschaffung. Dann wollen wir in einem zweiten Schritt die vielfältigen Rollen der Frauen im Umfeld des Militärs behandeln, von der kaiserlichen mater castrorum bis zur Sklavin und Prostituierten. Die Feingliederung dieser beiden Textkompartimente richtet sich in Form eines Fragenkataloges nach den Funktionen und Rollen der Frauen und Soldatenfamilien, die die neuere Militärgeschichte im Zuge ihrer Neuorientierung als ‘New Military History’ entdeckt zu haben glaubt. MILITÄRISCHE FUNKTIONEN VON FRAUEN IN DER RÖMISCHEN ANTIKE Gab es eine aktive Teilnahme von Frauen am Kampfgeschehen und gibt es Belege für weibliche Kommandofunktionen? Anders als bei manchen der in der Ethnographie und Historiographie der griechisch-römischen Antike als Barbaren charakterisierten Völkern46, etwa denen der Kelten und Germanen, ist eine aktive Teilnahme römischer Frauen am Kampfgeschehen in der antiken Literatur kein Thema. Während etwa bei der Schilderung der Züge der Kimbern und Teutonen47 die Germaninnen nicht nur auf der Wagenburg die Kämpfer anspornen, Fliehende töten, mit Äxten und Stangen ihre Position verteidigen und sich dann selbst und ihren Kindern bei verlorener Sache den Tod geben, sondern sich auch mit Äxten und Schwertern aktiv in den Kampf werfen48, verwundet und in Stücke gehauen werden, bis 42 Siehe etwa Hacker, Women and Military Institutions 643f. 43 So der berechtigte Untertitel des Beitrages von Debrunner Hall, Eine reine Männerwelt 207-228. 44 Vgl. die Belege bei Chr. Ulf, Zum Verhältnis von ethnographischen Topoi und historischer Realität am Beispiel von Frauenbildern bzw. Geschlechterrollen. Historische Zeitschr. 279,2004, 291ff. 45 Dazu vgl. etwa G. Doblhofer, Vergewaltigung in der Antike (Stuttgart, Leipzig 1994) 18ff. 95ff. und Stumpp, Prostitution I 186f. sowie Phang, The Marriage of Roman Soldiers 251ff. Zum Thema Kriegsgefangenschaft vgl. etwa die Überblicke bei K.-H. Ziegler, Vae victis - Sieger und Besiegte im Lichte des Römischen Rechts. In: O. Kraus (Hrsg.); ‘Vae Victis!’ Über den Umgang mit Besiegten (Göttingen 1998) 45-66 und J. Rüpke, Kriegsgefangene in der römischen Antike. Eine Problemskizze. In: R. Overmans (Hrsg.), In der Hand des Feindes. Kriegsgefangenschaft von der Antike bis zum Zweiten Weltkrieg (Köln / Weimar / Wien 1999) 83-98. Vgl. auch den Hinweis auf die militärhistorischen Forschungen zum Thema Vergewaltigung mit Bezug auf jüngere Epochen der Geschichte bei Hämmerle, Von den Geschlechtern der Kriege und des Militärs 257ff. 46 Allgemein vgl. auch die Bemerkungen bei Ulf, Zum Verhältnis von ethnographischen Topoi und historischer Realität (Anm. 44) mit Belegen für den Topos ‘Frauen als Kriegerinnen’ aus dem Bereich des Kaspischen Meeres, bei den Sarmaten, Ixamaten oder bei den Aithiopen ebd. 281f. Anm. 2. 47 Etwa Plut. Marius 19. 27 oder Flor. epit. 1, 38. Zu den Wagenburgen der Germanen und Hunnen als Kampfplattformen und ‘Fliehburgen’ für Frauen und Kinder vgl. für die Spätantike H. Elton, Warfare in Roman Europe, AD 350-425 (Oxford 1996) 82. 48 An dieser Stelle ist zu betonen, dass auch eine Durchsicht der archäologischen Quellen geeignet wäre, Beispiele für ‘Kriegerinnen’ - oder bewaffnete Frauen - aus dem Bereich der ‘Barbaren’ aufzufinden, ohne dass ich mich hier auf eine Interpretation dieser Befunde einlassen kann (bei einer gesicherten anthropologischen Analyse und bei gesicherten Fundumständen und dem Charakter als ‘geschlossenem Fund’ dürfte die Interpretation der Ensembles vor allem auf die Frage hinauslaufen, ob es sich bei der Bewaffnung der Frauen wirklich um einen

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zum Tode unbesiegt in ihrem Mut und ebenso harte und zähe Kämpfer wie ihre Männer, kennen wir Schilderungen solchen kollektiven Heldenmutes für römische Frauen nicht. Auch bei Tacitus (Tac. Germ.) spielen Frauen und Kinder wegen der verwandtschaftlich organisierten Kampfverbände der Germanen und dem Kampf unmittelbar vor den Augen der engsten Angehörigen eine große Rolle in der beschriebenen Art49; Frauen spornen an, versorgen Wunden, gewährleisten die Nahrungsversorgung der Kämpfer, ihr mögliches Schicksal - Gefangenschaft und Versklavung - ist der letzte Antrieb zur Mobilisierung aller Kräfte. Die enge Gemeinschaft, ja, die Konnotation einer Schicksalsgemeinschaft von Krieger und Frau, wird bereits bei der Eheschließung deutlich, wenn es um die germanische Mitgift geht50: Der Mann übergibt der Frau unter anderem ein gezäumtes Roß, einen Schild mit Frame und Schwert. Auch die Frau schenkt dem Mann zu Beginn der Ehegemeinschaft eine Waffe. Durch diese Gaben, die zugleich dem magischen Schutz der Ehe dienen, ist die Schicksalsgemeinschaft im Kampf symbolisiert, in dem Gleiches ertragen, Gleiches gewagt werden soll. Auch in der historischen Literatur lassen sich Exempel für die erwähnten Handlungsmuster finden: In den Wirren des Vierkaiserjahres etwa befiehlt der Bataverfürst Civilis bei Tacitus51 seiner Mutter und seinen Schwestern sowie den Ehefrauen und Kindern seiner batavischen Rebellen, sich bei Vetera hinter der Schlachtreihe seiner Männer aufzustellen - als Ansporn zum Sieg oder zur Beschämung der Geschlagenen; die Frauen stimmen mit Geheul in den Kampfschrei der Männer mit ein. Später begegnen uns die kämpfenden Germaninnen wieder: Beim Triumphzug des Aurelian im Jahr 274 wurden unter anderem zehn Frauen mitgeschleppt, die unter den Goten gefangengenommen worden waren, in Männerkleidung und Bewaffnung (... mulieres, quas virili habitu pugnantes ...)52. Hier bot sich den in dieser Hinsicht phantasiearmen Römern entlarvenderweise nur der Vergleich mit

Teil ihrer Lebenswelt in dem Sinne handelt, dass von einem Gebrauch (also insbes. Einsatz der Waffen) durch die bestattete Person zu Lebzeiten ausgegangen werden kann oder ob es sich eher nur um Statussymbole handelt, was vielleicht am wahrscheinlichsten bei den ‘funktionslosen’ Militärgürteln in weiblichen Gräbern der Völkerwanderungszeit behauptet werden kann, die damit ihre Trägerin nur als Mitglied einer bestimmten sozialen Gruppe charakterisiert hätten, nämlich als Bestandteil einer ‘Militärgesellschaft’ ehemaliger germanischer Söldner in römischen Diensten und deren Angehörigen). Ich möchte hier also nur auf einige Grabfunde bzw. Untersuchungen hinweisen: a) Grab 118 von Zaragije/Naltchik im Nordkaukasus, ein alanisches Kammergrab mit Dromos aus der 2. Hälfte des 5. Jhs.; dieses enthielt in der Kammer die Bestattung einer Frau (Trachtbestandteile und Schmuck), im Dromos aber zwei Waffen, nämlich Kurz- und Hiebschwert mit reicher Verzierung sowie ein Pferd [A. Wieczorek / P. Périn (Hrsg.), Das Gold der Barbarenfürsten. Schätze aus Prunkgräbern des 5. Jahrhunderts n. Chr. zwischen Kaukasus und Gallien (Stuttgart 2001) 142f.]. Dieser Befund ist gut geeignet, die oben erwähnte Problematik des Forschungstandes zu illustrieren, denn mittlerweile haben anthropologische Analysen gezeigt, dass unter den menschlichen Knochen sich auch diejenigen eines jungen Mannes befinden: P. Atabiev, La riche tombe de Zaragij dans le Caucase du Nord. Dossier d’Archéologie 270, 2002, 76-79; b) Sarmatische Grabfunde mit entsprechenden Inventaren von der Wolga und dem Ural (20% der weiblichen Grabfunde sind angeblich waffenführend), ebenso auch skythische Funde [I. Lebedynsky, Les Sarmates. Amazones et lanciers cuirassés entre Oural et Danube VIIe siècle av. J.-C. - Vie siècle apr. J.-C. (Saint-Germain-du Puy 2001) 154ff.]; und c) sei zuletzt auf M.C. Blaich, ‘Iron Ladies’ schon in der Völkerwanderungszeit? In: D. Vorlauf / Th. F. Warnecke (Hrsg.), Miscellanea Archaeologica. Aufsätze zur Archäologie von der Bronzezeit bis zum Hochmittelalter (Espelkamp 1997) 11-20, hingewiesen, der Frauengräber des späten 4. und 5. Jhs. behandelt, die Gürtel- und Militärtrachtbestandteile sowie Waffen enthalten. Herrn Sven Günther M.A. (Wachenheim) verdanke ich den Hinweis auf einen jüngst erschienenen Times-Artikel vom 22. Dez. 2004 (Quelle: http://www.timesonline.co.uk/article/0,,2-1411715,00.html; Autor: L. Smith), in dem die Entdeckung von ‘two Amazon warriors serving with the Roman army in Britain’ gemeldet wird. Es handelt sich um zwei Grabfunde aus Brougham/ Cumbria (Braovacum), die aufgrund der Beigaben in die Jahre zwischen 220 und 300/ 310 n. Chr. datiert werden. Der Trachtzubehör der Frauen und andere Funde des 180 Gräber umfassenden zivilen und militärischen Gräberfeldes weisen auf eine gemischte Bevölkerung aus dem Donauraum hin. Den beiden brandbestatteten Frauen im Alter von ca. 20 bis 40 Jahren waren ‘Pferde und Militärausrüstung’ (im Text ist allerdings nur von Schwertscheiden bzw. de facto Schwertriemenhaltern die Rede) beigegeben. Die Bestatteten werden im Text des Artikels reißerisch als ‘Amazonen’ interpretiert, die in einem vor Ort stationierten numerus gedient haben, der eben im Donaugebiet ausgehoben worden sei. Die Beisetzungsart und der Bestattungsritus sowie die Grabbeigaben (u.a. knochen- und elfenbeinverzierte Kästchen, Silberbecher) weisen auf sozial herausgehobene Personen hin. Mittlerweile ist jedoch die wissenschaftliche Publikation erschienen: H.E.M. Cool, The Roman Cemetery at Brougham, Cumbria. Excavations 1966-67. Britannia Monogr. Ser. 21. (London 2004). Die beiden Gräber, um die es eigentlich geht, 1967/ AB5 (Cool a.a.O. 170 Nr. 194 mit 171 Fig. 4.159) und 1967/7 (Cool a.a.O. 241 Nr. 303 mit Fig. 4.244), sind laut anthropologischer Bestimmung des Knochenmaterials nicht ganz eindeutig und mit letzter Gewissheit dem weiblichen Geschlecht zuweisbar - s. auch ebd. S. 461: Selbst unter der Annahme, es habe sich um Frauen gehandelt, mögen die Ausstattung und die beigegebenen Einzelstücke militärischer Ausrüstung nicht mehr bedeutet haben, als ein Statusmerkmal, eine soziale Kennzeichnung, ganz in dem Sinne, wie oben für die frühmittelalterlichen Gräber angemerkt - ‘... Nothing we know of the Roman army would lead us to conclude that it was recruiting females, so the scabbard fittings presumably reflect a related male ... (may be) they were the wifes of senior officers’ (ebd. 461). 49 Tac. Germ. 7-8. 50 Tac. Germ. 18. 51 Tac. hist. 4, 18, 2-3. Später spielen gerade Frau und Schwestern des Civilis als Geiseln eine bedeutende Rolle: hist. 4, 79, 1. Zur ‘Wirksamkeit’ der Forderung einer Stellung adeliger, weiblicher Geiseln bei der dauerhaften Bindung germanischer Stämme vgl. auch Tac. Germ. 8. 52 SHA Aurelian. 34,1. Vgl. zu dieser Passage auch D. Schäfer, Frauen in der Arena. In: H. Bellen / H. Heinen (Hrsg.), Fünfzig Jahre Forschungen zur Antiken Sklaverei an der Mainzer Akademie 1950-2000. Miscellanea zum Jubiläum. Forsch. zur Antiken Sklaverei 35 (Stuttgart 2001) 249.

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Amazonen an und in dieser Weise wurden die kriegerischen Frauen im Zug auch durch den entsprechenden titulus ausgewiesen. Jedenfalls wundert es nicht, dass - selten allerdings - germanische Frauen auch ‘Berserker’ werden konnten53. Es mag insgesamt nicht die Regel gewesen sein, aber am Beispiel der berühmten Boudicca ist ferner zu sehen, dass keltische, hier britannische Stämme auch die militärische Führung im Fall der Alternativenlosigkeit Frauen von königlichem Blut überließen: Tacitus bemerkt ausdrücklich, im Oberbefehl unterschieden diese Stämme nicht nach Geschlecht (... neque enim sexum in imperiis discernunt ...)54, und die Witwe des Icenerkönigs Prasutagus und ihr blutiger Aufstand gegen Rom im Jahr 60 n. Chr. sollten eigentlich Roms Männer eines Besseren belehrt haben. Schließlich konnten auch hellenistische Königinnen entsprechende Funktionen ausüben, sich zumindest durch Symbolhandlungen oder Anwesenheit beim Kampf dem militärischen Legitimationszwang des hellenistischen Königs unterwerfen, wie etwa bei Arsinoe III. oder auch bei Kleopatra VII. zu erkennen, die in der Schlacht bei Raphia 217 v. Chr. bzw. dem Endkampf des politischen Hellenismus, in der Seeschlacht von Actium 31 v. Chr., entsprechende Rollen spielten55. Und auch die palmyrenische Herrscherin Zenobia, die gegen Rom beträchtliche Erfolge erzielte, wird in den Quellen gelegentlich als kriegerische ‘Amazone’ gezeichnet und in einigen modernen Arbeiten etwas übertrieben als ‘arabische Kriegskönigin’ oder ‘warrior queen’ charakterisiert56; Aurelian konnte sich angeblich (Zos. 1,55,3) über den schwer errungenen Erfolg gegen Zenobia nicht recht freuen, denn die Tatsache, dass er ja nur eine Frau besiegt hatte, versprach keinen großen künftigen Ruhm. Exempla bewaffneter oder kämpfender Frauen Roms sind nicht aufzufinden, Waffen und Kriegsdienst gehören hier nicht zu den sozial und kulturell definierten Geschlechterrollen der Frau57. Wo solche ‘Amazonen’ auftauchen, da stammen sie aus dem griechisch-hellenistischen oder barbarischen Bereich58. Die später noch einmal gesondert zu behandelnde Militärfachschriftstellerei und Strategemliteratur bestätigt diese Tendenz. Römische Frauen in Rüstung und Waffen - das ist etwas Unerhörtes, Unnormales: In dem einen bei Tacitus überlieferten Fall59 verkleidet sich die Frau des pannonischen Konsularlegaten Calvisius Sabinus, Cornelia, in sträflichem Verlangen, das Lager zu besichtigen, als Soldat (‘... militari habitu ...’), sie dringt des Nachts ein, belästigt Nachtwachen und andere Diensthabende, schaut den Soldaten beim Exerzieren zu60 und begeht am Ende gar Ehebruch mit Titus Vinius in den principia, sozusagen dem Allerheiligsten des Militärlagers. Das taciteische Vokabular (‘... mala cupidine ...’; lascivia; stuprum/ crimen) läßt keinen Zweifel an der Beurteilung des Vorganges61: Titus Vinius, der später bei der Akklamation des Galba noch eine bedeutende Rolle spielen sollte, wurde deshalb noch unter Caligula angeklagt und in Ketten gelegt, Calvisius Sabinus und seine Frau Cornelia begingen als Angeklagte Selbstmord62. Auch die ‘Amazonen’, die Statius erwähnt63, sind zwar römische Frauen mit Waffen, sie sind aber im Waffenhandwerk nicht ausgebildet 53 Vgl. den Fall bei M.P. Speidel, Ancient Germanic Warriors. Warrior Styles from Trajan’s Column to Icelandic Sagas (London, New York 2004) 76. Frauen als Kommandeure von Berserkern vgl. Grant De Pauw, Battle Cries and Lullabies (Anm. 2) 84. 54 Tac. Agr. 16,1; vgl. auch Tac. ann. 14,35: Boudicca bemerkt in ihrer ‘Feldherrenrede’ vor der Entscheidungsschlacht gegen Suetonius, dass es bei den Britanniern gewöhnlich sei, unter Frauenführung Krieg zu führen. 55 Arsinoe III. bei Raphia: Pol. 5,83f.; dazu und zu Kleopatra VII. bei Actium (Cass. Dio 50, 31-35; Plut. Antonius 65-68) vgl. die Bemerkungen bei J. Roy, The masculinity of the Hellenistic king. In: L. Foxhall / J.Salmon (Hrsg.), When Men were Men. Masculinity, power and identity in classical antiquity (London, New York 1998) 122f., insbes. weitere Hinweise ebd. 134 Anm. 93. Ebenfalls: G. Hölbl, Geschichte des Ptolemäerreiches (Darmstadt 1994) 115f. 222f. Zum militärischen Legitimationsdruck hellenistischer Herrscher vgl. H.-J. Gehrke, Der siegreiche König. Überlegungen zur Hellenistischen Monarchie. Archiv für Kulturgeschichte 64, 1982, 247-277, v.a. 268f. 56 Etwa SHA trig. tyr. 30, 14 (die Herrscherin in Helm und Purpur bei Heeresversammlungen). Zu Zenobia und ihren Erfolgen vgl. die Darstellung bei U. Hartmann, Das palmyrenische Teilreich. Oriens et Occidens 2 (Stuttgart 2001) 242ff., insbes. 301 kritisch zum Bild einer ‘Kriegskönigin’. 57 Natürlich aber zu der des Mannes vgl. etwa den Versuch der Beschreibung des Zusammenhanges von Soldatentum und Männlichkeits-konzeption bei R. Alston, Arms and the man. Soldiers, masculinity and power in Republican and Imperial Rome. In: L. Foxhall / J. Salmon (Hrsg.), When men were men. Masculinity, power and identity in classical antiquity (London, New York 1998) 205-223. 58 Kämpfende Frauen als ‘feature of barbarian people’: s. A.J. Marshall, Ladies in Waiting: The role of women in Tacitus’ Histories. Ancient Society 15-17, 1984-1986, 169 mit Anm. 5. 59 Tac. hist. 1,48,2f. 60 Vgl. die ergänzende Angabe bei Cass. Dio 59, 18,4. 61 Dazu auch die Bemerkungen bei Marshall, Ladies in Waiting (Anm. 58) 172; vgl. auch ebd. folgende Charakterisierung im Auftakt zur Behandlung der Passage: ‘For it is bad women, those who meddle disastrously in men’s traditional spheres of activity...’. Zu der ganzen Affäre vgl. auch Maxfield, Soldier and Civilian 150f. sowie Phang, The Marriage of Roman Soldiers 369f. 62 So Cass. Dio 59,18,4. 63 Stat. silv. 1,6,51-62. Dazu s.a. Schäfer, Frauen in der Arena (Anm. 52) 249.

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und als unerfahren charakterisiert. Weit entlarvender und bezeichnender aber ist: Hier handelt es sich bei Statius um eine Darstellung der Saturnalien, eines Fest, das die Normalität umdreht. So wie während der Festtage Herren ihre Sklaven am Tisch bedienen konnten, so griffen die Frauen in dieser Zeit eben auch einmal zu den Waffen. Ähnliche Fälle jedenfalls, wie der der Cornelia, in denen hochgestellte Damen dem Militär ‘zu nahe kamen’, allerdings ohne selbst Waffen zu führen oder in ‘Uniform’ bzw. militärischer Ausrüstung aufzutreten, werden wir später noch einmal zu behandeln haben. Frauen - einmal abgesehen von der kaiserlichen mater castrorum - hatten in der römischen Welt, in der selbst das passive Zuschauen bei militärischen Übungen für sie als unziemlich betrachtet wurde, keinen Platz in der Sphäre des Militärs64, ihre Anwesenheit im Lager wurde als contra disciplinam verstanden, als potentielle Bedrohung militärischer Disziplin, als Bruch eines Tabus, der im Ernstfall zu einem militärischen Desaster führen konnte65. Geschlechtertrennung in puncto Militär war eine Selbstverständlichkeit. So formuliert Pseudo-Quintilian um 100 n. Chr. in einem geläufigen Schultext für angehende ‘Rhetoren’: ‘ideo meretrices ab exercitu summoventur, intrare castra feminis non licet’66, also ‘Huren werden aus der Nähe des Militärs entfernt, Frauen ist das Betreten der Lager nicht erlaubt’! und bei Servius, dem berühmten Grammatiker des vierten Jahrhunderts lautet eine griffige Etymologie für castra: ‘castra quasi casta, vel quod illic castraretur libido, nam numquam his intereat mulier’ - Lager werden ‘keusch’ genannt, weil ihre Libido ‘kastriert’ sei, denn niemals sei in ihnen eine Frau anwesend67. Nein, wie in der eigentlich auf ein anderes Ziel ausgerichteten Senatsdebatte des Jahres 21 n. Chr. formuliert68 (Tac. ann. 3,33f.), auf die wir später noch zurückkommen werden: Frauen sind im Dienst für den Staat dem Manne hinderlich. Im Frieden durch Üppigkeit, im Krieg durch deren Schreckhaftigkeit, ihr Gefolge gäbe dem Heereszug das Aussehen eines Barbarenaufzuges. Schwach seien sie, keinen Strapazen gewachsen; wenn man sie aber gewähren ließe, dann seien sie grausam, ehrgeizig und herrschsüchtig. Sie korrumpierten die Disziplin des Heeres, bewegten sich unter den Soldaten, hätten die Zenturionen zu ihrem Dienst, trugen aber auch die Schuld an angreifbarer und korrupter Amtsführung der Männer. Nein, wenn man sie aller Fesseln entledige, dann führten sie bald nicht nur im Hause und dann vor Gericht, sondern auch im Heer das Regiment! Interessanterweise stimmt die Gegenrede des Valerius Messalinus zumindest in einem Punkt seinem Vorredner Caecina Severus zu: Frauen im Krieg - das solle nicht sein; der Mann solle das allein erledigen, als Kriegsmann; als Gatte könne er dann wieder nach Hause zurückkehren, wo die Frau ihn nach all’ den Strapazen empfängt. Krieg ist also Männersache, Frauen sind schwache und ängstliche, dem Luxus verfallene Wesen, die von militärischer Aktivität und den Lagern aus Gründen der Erhaltung resoluter Disziplin ferngehalten werden müssen - Vorurteile, die sich wohl in verschiedenen Epochen und bei unterschiedlichen Kulturen wiederfinden lassen. Zudem verboten im römischen Bereich die mores maiorum eine andere gesellschaftliche Bewertung von vorneherein69. 64 Siehe etwa die zugespitzte Formulierung bei Marshall, Roman Women and the Provinces 112f. 65 Marshall, Ladies in Waiting (Anm. 58) 169 mit Anm. 5, 6: Caes. civ. 3,110,2; Consolatio ad Liviam 49f. [hrsg. u. übers. von H. Rupprecht, Trostgedicht für Livia (Mitterfels 1982)]; Tac. ann. 12, 37 (contra disciplinam und gegen altes Herkommen). Tac. ann. 2,55; 15,10,6; 15,13,1; Plin. Epist. 6,31; Cass. Dio 56,20,2; 56,22,2; 59,18,4 (militärische Desaster und Skandale verursacht durch Frauen bzw. ihre bloße Anwesenheit beim Heer und im Lager). Gegen alle Disziplin, pflichtvergessen und verwerflich ist auch das Verhalten des Petilius Cerialis, Oberbefehlshaber Vespasians in Germanien, gegen die aufständischen Gallier und Germanen, der 70 n. Chr. Ehebruch mit einer verheirateten Ubierin begeht und darüber bisweilen seine Pflicht und Wachsamkeit vernachlässigt. Hier freilich ist insofern eine etwas andere Sachlage gegeben, als dass der eilige Feldherr zum Zwecke seines ‘privaten Eroberungsfeldzuges’ nicht im Lager weilt; das Schäferstündchen des Legaten findet anderswo statt: Tac. hist. 4,77 und 5,21f. Sein Schlafbedürfnis und die falsche - von ihm befohlene - Rücksicht der Wachen (Schweige- und Ruhegebot) führt zu schändlichen Schlappen und an den Rand der militärischen Katastrophe. 66 Ps.-Quint. decl. 3,12 (miles Marianus). Zum Kontext der oben im Text zitierten Bemerkung vgl. J. Walters, Soldiers and Whores in a Pseudo-Quintilian Declamation. In: T. Cornell / K. Lomas, Gender and Ethnicity in Ancient Italy (London 1997) 109-114. 67 Serv. Aen. 3,519; vgl. auch Isid. etym. 9; vgl. Phang, The Marriage of Roman Soldiers 20f. 125. 68 Vgl. etwa Boatwright, Faustina the Younger 262; Debrunner Hall, Eine reine Männerwelt 216f. sowie Phang, The Marriage of Roman Soldiers 366ff. Zu Caecina Severus und seiner Rede vgl. jetzt auch A.A. Barrett, Aulus Caecina Severus and the Military Women. Historia 54, 2005, 301-314. 69 Boatwright, Faustina the Younger 259 mit Anm. 57. S.a. Phang, The Marriage of Roman Soldiers 350f. Körperliche, geschlechtsspezifische Schwäche, Kraftlosigkeit des Verstandes, Urteilsschwäche aufgrund wechselnder Einschätzungen spielen auch bei den römischen Juristen eine gewisse Rolle, wenn es darum geht, die schlechtere Rechtsstellung der Frauen zu begründen: E. Herrmann-Otto, Frauen im römischen Recht. Mit einem Ausblick auf Gender Studies in der Alten Geschichte und der antiken Rechtsgeschichte. In: B. Feichtinger / G. Wöhrle (Hrsg.), Gender Studies in den Altertumswissenschaften. Möglichkeiten und Grenzen. Iphis 1 (Trier 2002) 26f. Ebd. auch zur Kraft der Tradition im normativen Denken der Römer.

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Kämpfende Frauen, Frauen in Waffen - den Römern war dieses anscheinend faszinierende und zugleich doch auch anrüchige Schauspiel dennoch aus ihrer Welt nicht ganz unbekannt, wenn man an die gelegentlich überlieferten Gladiatorinnen (in der Regel Sklavinnen/ Kriegsgefangene) denkt, die in den blutigen Spektakeln in den Arenen Roms und des Imperiums ihr Schicksal erfüllten - Römerinnen, zumal von hohem Stand und als Freiwillige, waren bei diesem ohnehin seltenen Randphänomen des Spielbetriebs allerdings wohl eher eine der ganz seltenen Ausnahmen70, auch der Kampf in der Arena war eine Männerdomäne71. Auch archäologische Denkmäler bezeugen allerdings diese Frauen: Ein mittlerweile bekannteres Marmorrelief aus Halikarnassos (2. Jh.)72 zeigt zwei Gladiatorinnen, die ihrer Ausrüstung nach der immerhin mittelschweren Klasse der provocatores angehören73; sie sind in Kampfstellung einander gegenüber aufgestellt. Die Namen der beiden Frauen, die ihre missio erreicht haben, lauten: Amazon und Achillia. Der Amazonenvergleich (und andere ‘Mythologismen’), der sich hier in der Namengebung einer der beiden Kämpferinnen spiegelt, war für diese ‘Damen’ in der antiken Literatur und sicher auch im ‘Rollenspiel’ der Arenen und des Spielbetriebes geläufig. Er war eine Möglichkeit, die teilweise wild kämpfenden Frauen (so wild, dass sich Septimius Severus genötigt gesehen haben soll, den Einzelkampf von Frauen überhaupt zu verbieten74) in die männlich geprägte Vorstellungswelt von Waffenführung und Waffeneinsatz, von Kampf, Verletzungen und Blut, von Tapferkeit, Ruhm und Tod hineinzunehmen. Männerkleidung (oder Ausrüstung) und männliche Tugenden wie Stärke und Kraft, Mut und Ausdauer machten diese Frauen ohnehin zu ‘Mannweibern’, das waren einfach keine Frauen. Eine andere Möglichkeit war, wie in der antiken Literatur, etwa der Satire, geschehen, das Phänomen kämpfender Frauen als Absurdität hinzustellen und sie lächerlich zu machen, oder, wie in der historischen Literatur der Antike, mit solcherlei Beispielen auf die Perversität und moralische Verderbtheit bestimmter kaiserlicher Spielgeber wie Nero oder Domitian hinzudeuten75. UNTERSTÜTZUNG DER KÄMPFENDEN (VON DER LOGISTIK BIS ZUR WUND-BEHANDLUNG UND ‘ALLTAGS-BEWÄLTIGUNG’)? SICHERUNG DER KAMPF-FÄHIGKEIT? ANWESENHEIT IM TROSS? Bei römischen Armeen auf dem Marsch bildeten die Sklaven (und Sklavinnen) der Soldaten und Offiziere, die calones76 oder die galearii, die freien Zivilisten (lixae und mercatores), andere ‘Gefolgsleute’, Profiteure und Gewerbetreibende wie Wahrsager oder Prostituierte, und auch die den Soldaten im Konkubinat verbundenen Frauen und Kinder, natürlich auch Kranke und Verwundete, neben den Zug- und Tragtieren mit den Wagen, dem schweren Gerät und dem sperrigen Gepäck sowie den Wechselpferden, den regulären, wohl regimenter- und zenturienweise geordneten77, und den irregulären Tross78. In seiner Beschreibung der Marschordnung erläutert Vegetius79 gar, dass der

70 Zur Sittenwidrigkeit dieses Verhaltens vgl. G. Horsmann, Die Bescholtenheit der Berufssportler im römischen Recht. Zur Bedeutung von ‘artem ludicram facere’ und ‘in scaenam prodire’ in den juristischen Quellen. Nikephoros 7, 1994, 207ff., insbes. 221. Vgl. den Esprit, den Juvenal in seiner sechsten Satire dafür aufwendet, Frauen in Waffen/ als Gladiator lächerlich zu machen: s. Boatwright, Faustina the Younger 263. 71 Allgemein zu Frauen in der Arena vgl. etwa Schäfer, Frauen in der Arena (Anm. 52) 243-268; ferner auch M. Vesley, Gladiatorial Training for Girls in the Collegia Iuvenum of the Roman Empire. Echos du Monde Classique 42 N.S. 17, 1998, 85-93, v.a. 89-91, wobei mich die Belege für das eigentliche Anliegen des Autors nicht überzeugen sowie D. Briquel, Les femmes gladiateurs: examen du dossier. Ktema 17, 1992, 47-53. 72 Eine gute Abbildung findet sich bei C. Ewigleben, ‘Der blanke Stahl ist’s, den sie lieben’. Die Akteure und ihr Publikum. In: E. Köhne / C. Ewigleben (Hrsg.), Caesaren und Gladiatoren. Die Macht der Unterhaltung im antiken Rom (Mainz 2000) 133 Abb. 117. Zum Relief vgl. auch Schäfer, Frauen in der Arena (Anm. 52) 256f. 73 Vgl. M. Junkelmann, Das Spiel mit dem Tod. So kämpften Roms Gladiatoren (Mainz 2000) 19 zu Abb. 17. 74 Zu den entsprechenden Quellen vgl. Vesley, Gladiatorial Training (wie Anm. 71) 90. Septimius Severus: Cass. Dio 67,8,1 und 76,16,1. ‘Amazonen’ als Sinnbild für die ‘männergleichen’ Gladiatorinnen s. auch Schäfer, Frauen in der Arena (Anm. 52) 249. 75 S. etwa Schäfer, Frauen in der Arena (Anm. 52) 244f. 250f. mit entsprechenden Quellenbelegen. 76 Zu den calones vgl. etwa J.P. Roth, The Logistics of the Roman Army at War (264 B.C.-A.D.235) (Leiden, Boston, Köln 1999) 101ff. und passim auch M.P. Speidel, The Soldier’s Servants. In: Ders., Roman Army Studies II (Stuttgart 1992) 342-352. 77 Vgl. CIL III 10459: impedimenta centuriae auf einem Altar für den Silvanus Silvester aus Aquincum. Vgl. auch Ios. bell. Iud. 5,2,1. In der Legion unterstand dieser dem praefectus castrorum (Veg. mil. 2,10). Meist wird für die ‘Personalstärke’ des regulären Trosses von etwa 400-500 begleitenden Personen ausgegangen: s. etwa H.v. Petrikovits, Die Innenbauten römischer Legionslager während der Prinzipatszeit (Opladen 1975) 59, vgl. aber K.-W. Welwei, Unfreie im antiken Kriegsdienst. Dritter Teil: Rom (Stuttgart 1988) 68, 93f. 78 Insgesamt vgl. für Republik und Kaiserzeit die ausführliche Behandlung bei Welwei, Unfreie im antiken Kriegsdienst (Anm. 77) 56ff. 81ff.; s. auch K. Gilliver, Auf dem Weg zum Imperium. Eine Geschichte der römischen Armee (Darmstadt 2003) 34ff. Insgesamt zur Marschordnung vgl. ebd. 45ff. Zum Tross und seiner Zusammensetzung vgl. auch die entsprechenden Abschnitte bei Roth, Logistics (Anm. 76) 79ff. 91ff.

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(reguläre) Tross nach dem Vorbild der Kampftruppen geordnet sei und die Trossknechte unter eigenen Standarten marschierten und unter dem Befehl erfahrener Trossknechte standen (höchstens 200 Packtiere und Burschen pro ‘Trossfeldwebel’ mit eigenen vexilla); selbstverständlich waren zumindest die regulären Trosskompartimente der regulären Marschordnung auch stets in die Truppe(n) der Armee eingebettet sowie von regulären Truppen flankiert und bedeckt. Der Train des Trosses konnte insgesamt ganz erhebliche Ausmaße annehmen, an Zahl sogar die der Soldaten übertreffen80, und damit auch ein logistisches und - wegen der Abnahme der Marschgeschwindigkeit und Flexibilität - vor allem im Ernstfall auch militärisches Problem werden: Varus etwa und sein Heer führten ‘wie mitten im Frieden’ viele Wagen und Lasttiere mit, dazu zahlreiche Kinder und Frauen und einen stattlichen sonstigen Sklaventross (Cass. Dio 56,20,1-2)81, was das Heer insgesamt zu einer gelockerten und weit auseinandergezogenen Marschordnung zwang82. Zwar gehörten auch Frauen (und damit nach Völkerrecht: Sklavinnen) zur Beute der römischen Heere, und Gefangene wurden auch gelegentlich an Ort und Stelle an die Soldaten verteilt (z.B. Caes. Gall. 7,89,5), doch scheint hier eher und in der Regel das Prinzip gegolten zu haben, dass die Kriegsgefangenen (auch aus logistischen Gründen), als Teil der Beute, der Verantwortung des Feldherrn unterliegend, direkt und schnell am Ort oder in räumlicher Nähe zum Kampfbereich, etwa an die im Tross mitziehenden Kaufleute oder Sklavenhändler, verkauft wurden83. Die lixae - ein Begriff von schwer einzugrenzender Bedeutung, der oft, m. E. nicht falsch, als ‘Marketender’ (oder ‘camp follower’) übersetzt wird, also Menschen umfasst, die die Soldaten mit gewissen Gebrauchsgütern für den täglichen Bedarf versorgten84 - als Bestandteil des Trosses, aber von den ‘Kaufleuten’ zumindest bisweilen deutlich geschieden, waren offensichtlich schnell zur Stelle, wenn es um die Jagd auf und die Veräußerung von menschlicher Beute ging85. Livius (Liv. 28,22,3f.) etwa nennt mercatores und lixae nebeneinander, beide Gruppen von Menschen gehörten aus Erwerbsgründen dem Tross oder dem Trossumfeld an. Auch bei Sallust (Sall. Iug. 44f.) erscheinen beide Bezeichnungen nebeneinander und sind doch deutlich geschieden: Während die lixae mit den Soldaten herumstreifen, um Beute zu machen, kaufen die Händler / mercatores diese (etwa Vieh und Sklaven) auf oder tauschen sie gegen Wein und ähnliche Güter. Bei Cäsar lagern diese Kaufleute sub vallo, also außerhalb des Marschlagers, vor dem Wall und in der Nähe des rückwärtigen Tores, der porta decumana86. Die Soldaten erhandeln sich in der Sallust-Passage auch frisches Brot, d.h. tatsächlich muss es im Umfeld der Armee Menschen gegeben haben, die auch Nahrung für sie zubereiteten, was eigentlich gegen die Militärdisziplin ist und als Zeichen der Trägheit und des Müßiggangs galt. Dies erinnert noch einmal an die frühneuzeitlichen Marketender, zu denen auch sogenannte Sudler (Garköche) gehörten, eben ‘mobile Küchen’, oft betrieben von ehemaligen

79 Veg. mil. 3,6,19.20. 80 Tacitus, (Tac. hist. 2,87; 3,33) berichtet solches für die Bürgerkriegsheere des Vitellius und des Vespasian. Für den Tross des Vitellius, der dann mehr als 60000 Personen umfasst haben müsste, nennt der Historiker explizit als Personengruppen: calones, lixae. Im Fall des Vespasian müssten konkret mehr als 40000 calones und lixae gemeint sein, die zusammen mit den Soldaten in Cremona zu Mord, Raub und Vergewaltigung einfielen. Andere Beispiele vgl. R. Feig Vishnia, The Shadow Army - The lixae and the Roman Legions. Zeitschr. Papyr. u. Epigr. 139, 2002, 268 und Roth, Logistics (Anm. 76) 113-115. Zu Länge und Breite regulärer Marschkolonnen vgl. den Versuch bei Gilliver, Auf dem Weg zum Imperium (Anm. 78) 55ff. Quintilian meint ironisch mit Bezug auf einen an Adjektiven überreichen Stil, auch die Anzahl der lixae im Tross verdoppele zwar die numerische Stärke einer Armee, nicht aber ihre milit. Schlagkraft: Quint. inst. 8,6,42 (dazu vgl. auch Maxfield, Soldier and Civilian 146). 81 Sklaven/ Diener der einzelnen Legionen (... τÄ δ’οÓκετικÄν Øκάστου τάγματος ...) im Tross des Titus vgl. auch Flavius Josephus (bell. Iud. 5,2,1). 82 Die Publikation von frauen- und kinderspezifischen Kleinfunden aus Kalkriese erwartet man in diesem Zusammenhang mit Spannung: s. etwa G. Franzius, Die römischen Funde aus Kalkriese. In: W. Schlüter (Hrsg.), Kalkriese - Römer im Osnabrücker Land. Archäologische Forschungen zur Varusschlacht (Bramsche 1993) 108, 135-140. zu einigen der entsprechenden Funde. Außerdem siehe S. Oelschig, Frauen und lixae im militärischen Umfeld. Osnabrücker Online-Beiträge zu den Altertumswissenschaften 3 / 1999 (http://www.geschichte.uni-osnabrueck.de/projekt/12_2/12_2a.html). 83 Vgl. etwa H. Volkmann, Die Massenversklavungen der Einwohner eroberter Städte in der Hellenistisch-Römischen Zeit. Zweite, durchgesehene und erweiterte Auflage von G. Horsmann. Forsch. zur Antiken Sklaverei 22 (Stuttgart 1990) 106-108 mit Verweis etwa auf Liv. 10,17,8 (mercatores im Tross); vgl. auch K.-W. Welwei, Sub corona vendere. Quellenkritische Studien zu Kriegsgefangenschaft und Sklaverei in Rom bis zum Ende des Hannibalkrieges. Forsch. zur Antiken Sklaverei 34 (Stuttgart 2000) 14f. 58, 123, 125-127. 84 Welwei, Sub corona vendere (Anm. 83) 114 und insbes. Welwei, Unfreie im antiken Kriegsdienst (Anm. 77) 85ff. Siehe auch Roth, Logistics (Anm. 76) 93ff. Zu den lixae vgl. nun auch H. Cuvigny (Hrsg.), La route de Myos Hormos. L’armée romaine dans le désert Oriental d’Égypte 1,2 (Le Caire 2003). 365ff. 85 Welwei, Sub corona vendere (Anm. 83) 58f. mit Verweis auf Sall. Iug. 44, 5 und 45,2. 86 Caes. Gall. 37,1-2.

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Soldaten und deren Frauen87. Sallust (Sall. Iug. 45) zählt denn auch unter die disziplinarischen Maßnahmen des Metellus Numidicus, dass niemand im Lager Brot oder eine andere schon zubereitete Speise verkaufen dürfe, und dass ‘ne lixae exercitum insequerentur’, also Marketender dem Heer sogar nicht folgen durften88. Bei Ammian (Amm. 28,4,3) sind lixae jedenfalls deutlich im Zusammenhang mit der Zubereitung von Nahrung, nämlich von Fleisch, genannt, und bei Iustin - allerdings bei der Beschreibung des Heeres von Antiochos III. - zählen zu den lixae auch Köche und Bäcker89. Man darf diesen Bereich der Dienstleistungen keinesfalls geringschätzen, denn wie aus einer Vielzahl von Quellen und Alltagszeugnissen von britannischen Vindolanda bis zu den Wüstenposten Ägyptens deutlich wird, war eines der Hauptanliegen der Soldaten, sich mit Essen zu versorgen, mit Nahrungsmitteln, die offensichtlich in der alltäglichen Nahrungsversorgung durch die Armee in - nach individuellem Geschmack - nicht ausreichendem Maße vorhanden waren90. Möglicherweise, so lautet eine erst jüngst geäußerte - extreme - These, handelte es sich bei den lixae gar um gut organisierte, paramilitärische ‘Sklavenjäger’, die im Schatten der Armeen operierten91. Sie konnten jedenfalls offenbar bewaffnet und ausgerüstet sein, erhielten militärisches Training und waren daher durchaus auch in gefährlichen Situationen, wie dem Fouragieren in unsicherem Gebiet92 oder bei der Abwehr von Angriffen auf den Tross und das Lager von Nutzen - so etwa auch beim Aufstand des Iulius Civilis, als sich die lixarum multitudo an der Verteidigung von Vetera beteiligte (Tac. hist. 4,22,3). Dass jedenfalls offenbar zwischen lixae und einem bestimmten Regiment feste, geschäftliche Beziehungen bestehen konnten, bezeugen mindestens zwei Inschriften aus unterschiedlichen Teilen des Imperium, die einen lixa cohortis III Thracum Syriacae93 bzw. einen lixa legionis V Macedonicae94 nennen; der lixa in der Grabinschrift CIL XIII 8732 aus Ulpia Noviomagus könnte wie seine beiden Verwandten, die zum Zeitpunkt ihres Todes aktive Soldaten der legio X Gemina waren, enge Verbindungen zu eben diesem Regiment gehabt haben95. Frauen sind explizit unter den lixae nicht genannt, die man doch insgesamt gerne als Äquivalent zu dem vom Mittelalter bis in den Beginn des 19. Jhs. hinein bekannten Bereich der ‘Marketender’ eingeordnet hat, bei denen Frauen, wie wir gesehen haben, eben einen festen Bestandteil bildeten. Dennoch ist es auf keinen Fall auszuschließen, dass auch Frauen unter die lixae (m. E. insgesamt doch eher ein Sammelbegriff für Zivilisten im ‘Dienstleistungsbereich’ der Regimenter und Armeen)96 und die sequellae, das ‘Heeresgefolge’ des Frontin, das wir im nächsten Abschnitt kennenlernen werden, gezählt wurden. Zuletzt wollen wir in diesem Teilabschnitt noch eine - kurz zu beantwortende - Frage stellen: Spielten die Frauen auch in der römischen Antike ihre sonst aus allen Epochen der Militärgeschichte bekannte Rolle als ‘Krankenpflegepersonal’ und bei der Wundbehandlung? Eine der Frauen, mit denen Lepidina, die Frau des Kohortenpräfekten Cerialis, in Vindolanda korrespondiert, eine gewisse Paterna (?), schreibt offenbar wegen zweier Arzneien, die sie mitbringen

87 Rogg, Landsknechte 49f. 85f. Den Vergleich hat offensichtlich auch Allason-Jones, Women of Roman Britain 59f. bei ihrer Beschreibung der ‘Tätigkeiten’ des Armeetrosses im Sinn. 88 Ähnliches ist auch für Scipio Aemilianus bei der Belagerung Karthagos überliefert: App. Pun. 18,117, dazu Roth, Logistics (Anm. 76)98f.; Debrunner Hall, Eine reine Männerwelt 212 vermutet unter den entlassenen ‘Köchen und Sklaven’ auch Frauen. Vgl. auch SHA Pesc.10,4: Pescennius Niger soll verboten haben, Bäcker mit auf den Feldzug zu nehmen. 89 Feig Vishnia, Shadow Army (Anm. 80) 266. Die Iustin-Passage: Iust. 38,10. 90 Auf dieses ‘Hauptanliegen’ weist im Zusammenhang mit der Kaufkraft der Soldaten etwa L. Wierschowski, Heer und Wirtschaft. Das römische Heer der Prinzipatszeit als Wirtschaftsfaktor (Bonn 1984) 112ff. hin. 91 Feig Vishnia, Shadow Army (Anm. 80) 265-272. 92 Zusammen mit den calones und Reitern werden die lixae in Tac. hist. 3,20,3 etwa beim Fouragieren verzeichnet; vgl. aber schon Liv. 28, 22,3-4 für 206 v. Chr.: Dort sind die lixae ebenfalls unter den fouragierenden Abteilungen zu finden, als Bestandteil einer Nachschubkolonne für die Truppe. 93 M.P. Speidel, Lixa of the Third Thracian Cohort in Syria. A New Inscription. In: Ders., Roman Army Studies I (Amsterdam 1984) 203-206. 94 AE 1996, 1336: R. Ivanov, Lixa Legionis V Macedonicae aus Oescus. Zeitschr. Papyr. u. Epigr. 80, 1990, 131-136. 95 Roth, Logistics (Anm. 76) 98f. weist auf die Bedeutung der Erlaubnis der Kommandeure hin, was die Abwicklung von Geschäften zwischen ‘Dienstleistern’ und Soldaten angeht. Hier war es selbstverständlich wichtig, gute ‘Geschäftsbeziehungen’, aufzubauen und eine einmal gut funktionierende Verbindung würde erklären, warum manche der lixae sich so eng an ein bestimmtes Regiment anlehnen. 96 So hat dies offenbar auch H.v. Petrikovits verstanden: Ders., Lixae. In: Ders., Beiträge zur Römischen Geschichte und Archäologie II. 1976-1991 (Köln, Bonn 1991) 75-79. Vgl. auch S. Sommer, Kastellvicus und Kastell. Fundber. Baden-Württemberg 13, 1988, 491, 587ff. Im übrigen definiert auch Festus (Fest. 103 s.v. lixa [ed. Lindsay]): lixae, qui exercitum secuntur quaestus causa .... Weitere Belege für den Dienstleistungsbezug bei Feig Vishnia, Shadow Army (Anm. 80) 265 mit Anm. 1.

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will, eine davon anscheinend zur Fiebersenkung. Die Lesung des Briefes ist allerdings etwas problematisch97. Die besagten Medikamente jedoch dürften ausschließlich für den Gebrauch innerhalb der Familie des Cerialis bestimmt gewesen sein. Im regulären Sanitätsdienst der römischen Armee hatten Frauen keinen Platz, weder, wie das aus späteren Epochen bestens bekannt ist, als Pflegepersonal noch als ‘Stabsärztinnen’98. FRAUEN IN STRATEGEMEN - ENTLARVENDES ZUR ROLLE DER GESCHLECHTER IM KRIEG! Der Traktat Strategikos des Onasander, die im ersten Jh. n. Chr. entstandene militärische Lehrschrift, die u.a. über das Wesen und die Pflichten eines guten Feldherrn99 handelt, erwähnt Frauen überhaupt nur einmal explizit: Unter der Überschrift ‘die Notwendigkeit, Frauen und Kinder in eine Stadt zu schicken, damit diese der Hungersnot erliegt’ (42,23) empfiehlt Onasander dem kommandierenden Feldherrn bei einer hoffnungslosen oder sich über Gebühr in die Länge ziehenden Belagerung einer Stadt, Kriegsgefangene aus der Umgebung einzuholen, dann die Frauen, Kinder, Alten und Versehrten auszuwählen und in die Stadt zu schicken. So seien diese Gefangenen nützlich, denn sie brauchen die Vorräte der Stadt auf, die den Verteidigern nicht mehr zur Verfügung stehen. Nur indirekt figurieren Frauen in der Empfehlung des Theoretikers, dass der für einen Generalsposten auszuwählende Mann ein Vater sein solle (1,12): Bei Kindern, zumal bei kleinen Kindern, sei die Loyalität und die Bindung eines solchen Mannes an das Vaterland besonders groß, die Liebe zu Kindern und Vaterland beflügele sein Vaterherz gegen jeden Feind. Interessant ist hier, dass auch bei dem später noch zu erwähnenden Aineias Taktikos in den Passagen, in denen Frauen und Kinder überhaupt zusammen erwähnt werden, letztere in ‘unmoderner Art’ fast immer an erster Stelle stehen100. Frontin, der noch in spätflavischer Zeit sein Strategematon in vier Büchern schreibt (Frontin. Strat.) und Strategeme und Verhaltensweisen von Heeresführern aus der gesamten griechisch-römischen Geschichte präsentiert, erwähnt Frauen nur relativ selten: Bis auf ein unspezifisches Beispiel beziehen sich alle Passagen auf Exempla aus dem griechisch-hellenistischen und nicht-römischen Bereich: Frauen und Kinder müssen gegebenenfalls aus der Kampfzone entfernt werden (1,3,6), ihre Verteidigung - bei entsprechend drastischer Hervorhebung ihres zu erwartenden Schicksals - kann aber auch die moralischen Kräfte eines Heeres stärken (1,11,6), ihre Mitnahme auf einen Zug gegen den militärischen Gegner kann auf äußerste Entschlossenheit hindeuten (2,1,10), ihre Preisgabe - zur Erfüllung einer Bündnispflicht - ist das höchst Beispiel der Festigkeit (4,5,22). Lixae und Trossknechte stimmen in den Schlachtruf ihres Heeres mit ein, um über dessen geringe Stärke hinwegzutäuschen (2,4,8) - Frauen sind möglicherweise und bestenfalls unter den unspezifisch sequellae genannten Personen mitgemeint, die neben lixas calonesque genauer als omnis generis sequellas, also als ‘Heeresgefolge aller Art’ bezeichnet werden. Frauen und Kinder sowie der Tross allgemein - allerdings ein Beispiel aus dem Bereich der Skythen - wirbeln in einer anderen Passage ‘Staub auf’, um den Feind über Stärke und Truppenbewegungen zu täuschen (2,4,20)101. Frauen können als ‘Lockvögel’ dienen, um Feinde mit dem Vorgaukeln eines vermeintlichen Erfolges alle Vorsicht fallen zu lassen (2,9,9). Oder Soldaten können sich in Frauenkleidern in belagerte Städte einschmuggeln und dann der eigenen Partei die Tore öffnen (3,2,7) oder aber in derselben Aufmachung einen Gegner wegen vermeintlich leichter Beute zur Unvorsichtigkeit verleiten (4,7,33). Gelegentlich muss Frauenhaar als technisches Hilfsmittel herhalten (Anfertigung von Tauen für die Flotte: 1,7,3). Zu große (räumliche) Nähe des Soldaten zu Frauen führen ihn in Versuchung, seine Disziplin einzubüßen (4,1,10).

97 Vindolanda II 263-265 Nr. 294. 98 Zum Sanitätsdienst in der römischen Armee vgl. grundlegend J.C. Wilmanns, Der Sanitätsdienst im Römischen Reich. Medizin der Antike 2 (Hildesheim, Zürich, New York 1995). 99 Vgl. etwa C.J. Smith, Onasander on how to be a General. In: M. Austin / J. Harries / Chr. Smith (Hrsg.), Modus Operandi. Essays in Honour of Geoffrey Rickman (London 1998) 151-166. 100 D. Whitehead, Aineias the Tactician. How to survive under Siege. A Historical Commentary, with Translation and Introduction 2(London 2001) 105 zu der Passage 3,6. 101 Andere Beispiele für solche Täuschungsmanöver mit dem Trosspersonal vgl. Gilliver, Auf dem Weg zum Imperium (Anm. 78) 36.

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Ähnlich irrelevant (für den römischen Bereich der gesammelten Beispiele) sind Frauen im Werk des Polyainos, der seine Strategemata für den Partherkrieg des Lucius Verus komponierte (Polyain.)102. Allerdings zeigen die Bücher 7 und 8 erstaunlich viele Exempla mit Überschriften, die sich auf die Frauen eines bestimmten nichtrömischen Volkes oder einer bestimmten Stadt beziehen, etwa persische, keltische, milesische oder phokäische Frauen. Sogar weibliche Einzelpersonen erhalten hier einen eigenen Abschnitt, etwa Semiramis und Rhodogune (8, 26.27). Während Semiramis angeblich auf ihrer Grabstele konstatiert, die Natur habe sie zwar zur Frau gemacht, ihre Taten aber hätten sie als nicht weniger tapfer als Männer erwiesen (dann folgt die Aufzählung der Taten und Erfolge), schlägt auch Rhodogune einen Aufstand konsequent und mit aller Härte nieder. Beide, Semiramis und Rhodogune, befinden sich in typischen Szenen aus dem Frauengemach, als eine entsprechende Nachricht vom Krieg und der Revolte sie erreicht: Semiramis badet und bricht barfuss und mit ungeflochtenem Haar auf, Rhodogune badet und wäscht gerade ihr Haar. Auch sie reitet mit aufgestecktem Haarschopf - unfrisiert - in den Kampf. Das Bad und die Haarwäsche hat sie dann übrigens am Ende der Kampagne fortgesetzt, wie Polyainos eigens erwähnt (8,27). Telesilla, die Argiverin, kämpft und führt aktiv: Sie bewaffnet argivische Frauen und verteidigt die Mauern ihrer Stadt gegen die spartanischen Könige (8,33). Ebenso ‘aktiv’ ist Artemisia (8,53,1-5): Sie wird sogar vom Großkönig für Tapferkeit ausgezeichnet, während sein Admiral wegen seiner Feigheit Frauen- utensilien zur Wollverarbeitung zugesandt bekommt. Erwähnt sind auch Mania (8,54), ver-witwete Herrscherin der Dardanerstädte, die im Streitwagen an Kämpfen teilnimmt, ihre Armee also aktiv in den Kampf führt, und Amage, die Sarmatenkönigin, die ihren dem Trunk ergebenen Gatten in allen Regierungsbelangen, auch kriegerischen Konflikten, ersetzt (8,56). Cynna, die Tochter Philipps und ihre Tochter Eurydike trainieren für und kämpfen im Krieg, Cynna tötet eigenhändig (8,60). Die spartanische Königstochter Archidamis führt die Frauen der Stadt in äußerster Gefahr im Kampf gegen Pyrrhos. Sie unterstützen die Männer auf vielfältige Weise, ohne direkt in den Kampf einzugreifen (8,49), die ihnen zugewiesenen Aufgaben sind: Begraben der Toten, Anlegen von Gräben, Heranschaffen von Waffen, Ausbesserung der Speere und Versorgung der Verwundeten. Ähnliches konstatiert Polyainos auch für die Frauen der Kyrenäer im Krieg gegen Ptolemaios: Diese unterstützen die in der Schlachtlinie kämpfenden Männer durch das Errichten von Palisaden, das Ausheben von Gräben, das Heranbringen von Nachschub an Wurfgeschossen und Steinen, die Versorgung von Verwundeten und die Zubereitung und Bereitstellung von Nahrung (8,70). Die Frauen von Thasos opfern ihr Haar für den Kriegsmaschinenbau (8,67), die von Argos aber werfen Ziegel von den Dächern, als Pyrrhos in ihrer Stadt eindringt (8,68), ebenso die akarnanischen Frauen gegen die Aetolier (8,69). Trickreich und hinterhältig sind die Massagetenfürstin Tomyris (8,28) und die Ägypterin Nitetis (8,29) sowie viele der betrügenden, schmeichelnden, rachsüchtigen und giftmischenden Frauengestalten aus der griechischen Geschichte (8,35ff.). Eingereiht sind einige Episoden aus der Frühgeschichte Roms, die das vorbildliche und opfermutige Verhalten von Frauen auf römischer Seite zeigen, aber nicht ihre direkte Involvierung in Kampfhandlungen (Latinerkrieg: 8, 30; Cloelia / Etrusker: 8,31), dann Einträge wie der zu Porcia (8, 32) oder Chilonis (8,34), die diese in erster Linie als bemerkenswert treue und ergebene Ehefrau erweisen. Gegebenfalls endet ihr Leben, wie bei der zyprischen Königin Axiothea, mit Mord an den Kindern und Selbstmord (8,48). Von Interesse sind auch folgende Passagen: Solon steckt athenische Jünglinge mit Dolchen in Frauenkleider, um den megarischen Feind bei vermeintlich leichter Beute zu überraschen (1,20,2), auch die Besatzung der Kadmeia wird von Epaminondas durch einen ähnlichen Trick, Jünglinge in Frauenkleidern, allerdings unter aktiver Mithilfe von Frauen, getäuscht und besiegt (2,3,1). Frauenkleider und die Mithilfe von Frauen können bei der Flucht hilfreich sein (3,7,3 und 8,34). Kyros dagegen bestraft die einst kriegerischen und rebellischen Lyder damit, dass sie Frauenkleider tragen müssen, ihre alte Bogen- und Reitkunst müssen sie aufgeben und nun lernen zu weben und gefällige Lieder zu singen - ihr Wesen sollte so feminisiert werden, und in der Tat, so Polyainos, heute seien die feminisierten Lyder die unmilitärischsten aller Barbaren (7,6,4). Auch bei Polyainos deutet das Mitführen von Frauen und Kindern zur Schlacht auf die Entschlossenheit des Feindes (2,1,28 und 2,38,1), Agesilaos weicht deshalb sogar vor den Messeniern zurück, ihre notwendige Verteidigung kann in scheinbar hoffnungsloser Lage verbliebene Kräfte mobilisieren (7,6,1; 7,45,2: Hier beschämen

102 Textausgabe: P. Krentz / E.L. Wheeler (Hrsg.), Polyaenus. Strategems of War I, II (Chicago, Illinois 1994).

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persische Frauen ihre fliehenden Männer und Söhne, um die Situation zu retten; römische Matronen retten die Stadt gegen den Verräter Coriolanus: 8,25; s.a. 8,65.66.69); Frauen und Kinder des Feindes in die Gefangenschaft zu führen, kann einen Konflikt beenden (2,12), denn der Feind wird versuchen, sie auszulösen oder sich eines besseren besinnen (4,3,30). In 4,1 täuscht der Makedonenkönig Argaeus den Feind über seine kleine Heereszahl hinweg, indem er makedonische Frauen in bacchischer Verkleidung in einiger Entfernung aufmarschieren lässt. Die makedonischen Mädchen erhalten nach dem Sieg den Namen ‘Mimallones’, weil sie Männer nachgeahmt hatten, der Gott Dionysos erhält als Dionysos Pseudaner, als ‘Falscher Mann’ einen Tempel. In 5,2,8 werden Frauen bei einer Belagerung (Akropolis von Syrakus) dazu verwendet, gefälschte Briefe zu transportieren, die unter anderem den Feldherrn der belagernden Partei kompromittieren, der Tyrann Dionysios, der diesen Trick anwendet, benutzt Frauen aber auch, um politische Gegner ausfindig zu machen, denn Prostituierte müssen ihm unter Folter Gegner offenbaren (5,2,13). Frauen und Sklaven verschleiern ein hinterhältiges Kommandounternehmen des Nearchos (5,35), sind dabei aber nur ‘Beiwerk’, in ihrem Gepäck verbergen sich die Waffen (vgl. auch 8,64). Männer entkommen in Frauenkleidern aus dem Gefängnis der Spartaner (7,49). Ganz anders dagegen in der Episode (7,48), die in Salmatis spielt, einer Stadt in Spanien, die gerade von Hannibals Truppen geplündert wird: Hier sind Frauen auch aktive Kämpfer - mit dem Schwert - gegen die Plünderer. Hannibal zeigte sich entsprechend beeindruckt und erstattete Land und Eigentum zurück (zur Wertschätzung keltischer Frauen vgl. auch 7,50). Kindern kommt bei einem Strategem des Eumenes von Kardia eine aktive Rolle zu: Sie entzünden - zusammen mit ihren Vätern, den Offizieren des Eumenes - Lichter, um dem Feind ein großes Militärlager zu suggerieren und über die Zersplitterung der Heereskräfte des Eumenes hinwegzutäuschen. Bei Vegetius, dem ‘Klassiker’ der lateinischen Schriftsteller zum römischen Militärwesen, der seine Epitoma rei militaris um 400 n. Chr. abfasst (Veg. mil.), figurieren Frauen nur ein einziges Mal, nämlich im Rahmen des vierten Buches zur Städteverteidigung: Hier wird unter der Überschrift, was zu tun sei, wenn der Vorrat an Sehnen für die Spannung von Wurfgeschützen nicht ausreiche (4,9,2-4), auf die entsprechenden Eigenschaften von Frauenhaar und auf ein historisches Beispiel seiner Verwendung aus der heroischen Vergangenheit Roms hingewiesen. Auch bei Maurikios, am Ende des 6. Jhs. oder ganz am Beginn des 7. Jhs., erscheinen im Rahmen des Strategikon Frauen nur im Bereich der Bemerkungen zu Städtebelagerungen bzw. Befestigungen, und auch nur mit dem lakonischen Einwurf, den wir schon aus Onasanders Schrift kennen, dass man vor Eintreffen des Feindes die Kampfunfähigen, namentlich Frauen, Greise, Schwache und Kinder hinausbefördern solle, damit der vorhandene Vorrat an Lebensmitteln für die Kämpfer ausreicht (10,3,6). Es lohnt sich, am Ende des kurzen Überblicks über die Fachliteratur der römischen Kaiserzeit und Spätantike, der für die Frage nach der Bedeutung der Frauen für Krieg und Militärwesen der Römer nicht einmal nur deutlich deren Passivität, sondern vielmehr ihre überwiegende Irrelevanz oder gar ihre Hinderlichkeit bei militärischen Handlungen zum Ausdruck gebracht hat, mit Aineias Taktikos, sozusagen dem Nestor der erhaltenen Militärfachschriftstellerei, auch noch einmal einen Blick auf den griechischen Bereich, hier das 4. Jh. v. Chr., zu werfen. Denn aus den griechisch-hellenistischen Beispielen des Frontin oder auch denen des Polyainos ist ja bereits deutlich geworden, dass hier zwar keine völlig andere Rolle oder Bewertung zu erwarten sein wird, aber doch wenigstens - und zumal bei einem Werk über die Verteidigung belagerter Städte (Poliorketika) - eine stärkere Berücksichtigung der normalerweise nicht-kämpfenden Bevölkerung. Da es hier um die bestmögliche Ausnutzung menschlicher Ressourcen geht, wundert es nicht, dass tatsächlich Frauen gelegentlich Erwähnung finden: Frauen und Sklaven können sich offenbar nützlich machen, indem sie auf bereits eingedrungene Feinde von den Dächern der Häuser herab Ziegel werfen, ohne dass dies ganz explizit so empfohlen wird (2,6)103. Aus dem Zusammenhang heraus ist es allerdings sogar möglich, die Passage hier so zu interpretieren, dass damit diese beiden Gruppen dem eigentlichen Kampfgeschehen entzogen sind, das dann unter ihnen, in den engen Straßen stattfindet (in dem aufgeführten Fall handelt es sich um einen historischen Hinterhalt). Ein solcher Ziegelwurf im Straßenkampf, geschleudert von einer Frau, hat jedenfalls bekanntlich sogar Pyrrhos von Epirus zu Fall gebracht und den Tod des

103 So suggerieren der Kommentar und die Belege bei Whitehead, Aineias the Tactician (Anm. 100) 103. Vgl. aber Polyain. 8,68 und 69 mit ganz expliziten Beispielen.

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großen Kriegsherren verursacht (Plut. Pyrrhos 34,1-4)104. Ein anderes Beispiel ist das folgende: Frauen können auf der Mauer in Verkleidung die statische Illusion einer starken Verteidigungsmannschaft hervorrufen helfen, um die Moral des Angreifers zu schwächen (40, 4-5). Charakteristischerweise sind sie hier aber nicht mit Schild und Helm bewaffnet, sondern mit bronzenen Krügen und anderen Utensilien ausgerüstet (wahrscheinlich wegen der täuschenden Lichtreflexe). Werfen dürften sie freilich nicht, um die Täuschung nicht zu gefährden, so Aineias, denn die Art, wie eine Frau werfe, sei schon von weitem zu erkennen! Eine aktive militärische Rolle im eigentlichen Sinne ist also auch hier nicht zu konstatieren, ansonsten spielen Frauen und Kinder ihre bereits bekannte Rolle als Stützen für die Moral der Verteidiger, die danach streben, diese - übrigens ebensowenig wie ihren Besitz und ihr Geld - nicht zu verlieren (etwa 5,1; 22,15), oder sie sind auf der Seite der Angreifer - zusammen mit Kindern - reine ‘Staffage’ (nicht zufällig als ‘Kriegsgefangene’ und Beute), um militärische Aktionen zu verschleiern und die Verteidiger in Sicherheit zu wiegen (24,7). Oder aber sie fungieren durch Verstecken von Botschaften in Kleidung und Schmuck als Überbringer von Nachrichten in die belagerte Stadt hinein (31,7)105, das vielleicht noch originellste Beispiel für die Involvierung von Frauen in Kriegshandlungen bei Aineieas Taktikos. FRAUEN UND MILITÄR, FRAUEN UM DAS MILITÄR Frauen im Lager? Die Kaiserin als ‘Mutter der Heerlager’, Offiziers- und Beamtenfrauen, Soldatenfrauen und -kinder Die kaiserlichen Frauen, insbesondere - quellenbedingt - die des severischen Hauses106, waren ganz selbstverständlich imperiumweit in den Kastellen und Lagern durch Ehrenstatuen vertreten, die es in den zugehörigen Ehreninschriften auf den Statuenbasen auch nicht unterließen, den Titel der mater castrorum aufzuführen107. Gelegentlich wird die kaiserliche ‘Mutter der Heerlager’ auch tatsächlich in Fleisch und Blut in den Lagern und Festungen anwesend gewesen sein, die ihr kaiserlicher Gemahl im Zuge von Reisen108 und Feldzügen passierte. Dies gilt seit Augustus und Livia (z.B. Tac. ann. 3,34,6). Für Faustina die Jüngere109, die sich während der langen Markomannenkriege an der Seite ihres Mannes in den Donauprovinzen aufhielt, ist dieser Titel, in dem sich der kriegsbedingte Aufenthalt der Kaiserin an der Front, vor allem aber die enge Verbindung zwischen Heer und Kaiserhaus, manifestiert, 174 n. Chr. erstmals belegt, die ‘Landesmutter’ - denn gerade bei Faustina spielte der Titel wohl auch auf ihre Fruchtbarkeit und ihren ‘Mutterruhm’ an110 - war damit in dieses öffentliche Bekenntnis guter Beziehungen zwischen Armee und Kaiser integriert. Die Severerfrauen (Iulia Domna 195, Iulia Mamaea 224(?), Iulia Maesa 218[?, nicht offiziell]) und die Damen der nachfolgenden Kaiserhäuser (etwa Herennia Etruscilla 250, Salonina 254(?), Ulpia Severina 274) bis hin zu Galeria Valeria (Nov. 308?), der Gattin des Galerius, tragen neben anderen Bezeichnungen diesen Ehrentitel ‘Mutter der Heerlager’111, gelegentlich den erweiterten Titel mater castrorum et exercitus112. Seltener

104 Polyain. 8,68 ponderiert das Geschehen noch stärker auf die Tatsache hin, dass der entscheidende Wurf von Frauenhand ausgeführt worden ist: Der große Kriegsherr fällt nicht durch die Hand eines Mannes, sondern durch die einer argivischen Frau - ein schmachvolles, unpassendes Ende. 105 Frauen im Rahmen der ‘military intelligence’, besser der taktischen Aufklärung, spielen in den Quellen offenbar keine Rolle, denn obwohl die Informationsbeschaffung unter Zivilisten zum Standardrepertoire der militärischen Aufklärung gehörte, findet man in dem Standardwerk von N.J.E. Austin / N.B. Rankov, Exploratio. Military and Political Intelligence in the Roman World from the Second Punic War to the Battle of Adrianople (London, New York 1995) keinen konkreten Beleg. Zur Rolle der Zivilbevölkerung ebd. 67ff. 81ff. 106 Zu den Frauen des Severerhauses und der Soldatenkaiser vgl. den Überblicksartikel von B. Bleckmann, Die severische Familie und die Soldatenkaiser. In: H. Temporini-Gräfin Vitzthum (Hrsg.), Die Kaiserinnen Roms. Von Livia bis Theodora (München 2002) 265-339. 107 Vgl. zum Beispiel CIL XIII 6532 (Iulia Domna / Murrhardt); CIL XIII 7495 (Iulia Mamaea / Kastell Kleiner Feldberg); allgemein vgl. etwa O. Stoll, Die Skulpturenausstattung römischer Militäranlagen an Rhein und Donau. Der Obergermanisch-Rätische Limes (St. Katharinen 1992) 201f. 108 Zu den Kaiserreisen und den kaiserlichen Frauen vgl. H. Halfmann, Itinera principum. Geschichte und Typologie der Kaiserreisen im Römischen Reich (Stuttgart 1986), insbes. S. 90-92. 109 Vgl. vor allem Boatwright, Faustina the Younger 249-268. Nur die Erwähnung von Faustina d.Ä. und der unvollständige Eintrag für ihren dies natalis sind im Feriale Duranum erhalten: Fink, 427 Nr. 117 zu col.III Z. 7. Der Titel mater castrorum findet in den erhaltenen Teilen dieses überaus wichtigen Zeugnisses zur Offiziellen Heeresreligion bei den kaiserlichen Frauen erstaunlicherweise keine Erwähnung. 110 Belege und These bei Boatwright, Faustina the Younger 252f. 265f. 111 Vgl. etwa D. Kienast, Römische Kaisertabelle. Grundzüge einer römischen Kaiserchronologie 2(Darmstadt 1996) 58; zu Faustina und Iulia Domna s. a. W. Kuhoff, Zur Titulatur der römischen Kaiserinnen während der Prinzipatszeit. Klio 75, 1993, 251, 252. Siehe auch Boatwright, Faustina the Younger 265f. 112 Belege aus Lambaesis: AE 1934, 33; AE 1981, 902; Aquincum: ILS 507.

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wird der Titel ‘individualisiert’ und damit überdeutlich auf ein ganz bestimmtes, nämlich das eigene Lager oder die eigene Garnison bezogen, so wie im Fall der Iulia Domna, die in einer Inschrift aus Dura Europos ‘Mutter der heiligen Garnison der Europaioi’113 genannt wird. Unter Kaiser Tiberius sind die Einschränkungen, die die Ehefrauen der Statthalter, hohen Offiziere und Beamten daran hinderten, ihre Männer in die Dienstprovinzen zu begleiten (Suet. Aug. 24, 1: als Beispiel für die strenge Disziplin im Heer des Augustus - disciplinam severissime rexit - wird u.a. die Bestimmung genannt, das selbst Legionslegaten nur in den Wintermonaten - und auch dann nicht leicht - Erlaubnis erhielten, ihre Frauen zu besuchen), aufgehoben worden, wie die berühmte Senatsdebatte des Jahres 21114 zeigt, bei der man sich unter anderem auf Augustus und Livia als Vorbilder berief. Die augustäische Anordnung hatte sich wahrscheinlich aber ohnehin nie völlig durchsetzen lassen115. Schon früh erhielten nämlich die Frauen der Beamten und hohen Offiziere für ihre Aufenthaltszeit in der Dienstprovinz des Mannes eine kleine finanzielle Entschädigung116. Anscheinend galten ohnehin andere Maßstäbe für die kaiserliche Familie: Schließlich ist auch Germanicus mit seiner schwangeren Frau Agrippina und dem kleinen Caligula (der sich sogar später deswegen castrorum filius nannte - Suet. Cal. 22) ein Beispiel dafür, dass die Kommandeure und hohen Ränge ihre Familien an den jeweiligen Einsatzort und in die Lager mitnahmen, hier nach Germanien (13-Anfang 17 n. Chr.) - und wie Tacitus (Tac. ann. 1,40,4) berichtet, hatten auch dessen Begleiter und Berater ihre Frauen mitgenommen. Im Jahr 15 n. Chr., während Germanicus mit ungewissem Ausgang gegen die Cherusker gezogen ist, sehen wir Agrippina117 in für römische Augen und Ohren ungewöhnlicher Weise in Heeresangelegenheiten involviert (Tac. ann. 1,69,1-3): Sie hindert römische Truppen, die die Rückmarschwege des Heeres offenhalten sollen, an der Zerstörung der Brücke ins Feindesland, sie verteilt im Lager Kleidung und Verbandmaterial für Verwundete, empfängt zurückkehrende Soldaten und Abteilungen und spricht ihnen Dank und Anerkennung aus. Bei Tacitus (ann. 1,69,1) heißt es treffend: ‘... femina ... munia ducis per eos dies induit ..’, Agrippina habe hier die Aufgaben eines Feldherrn übernommen. Suspekt war dieses Verhalten118, den Zweifel um das Ziel solchen Gebahrens und den Tadel an diesem Verhalten legt Tacitus dem Princeps Tiberius höchstselbst in den Mund, den dies empfindlich traf (Tac.ann. 1,69,3): Nichts bleibe für die Feldherrn übrig, wenn eine Frau die Manipel inspiziere, zu den Feldzeichen herantrete, Spendenverteilung versuche; mehr Einfluss beim Heer habe schon diese Agrippina als die Legaten (Tac. ann. 1,69,4-5)! Die mit Ängsten um Hochverrat und Umsturz verbundene Kritik am Verstoß gegen die Verhaltensmaxime, dass Frauen und Militärlager getrennte Welten darstellen, die hier noch relativ moderat ausfällt, wird in einem anderen Fall deutlich schärfer formuliert: Das Gegenbeispiel ist Munatia Plancina, die Frau des Cn. Calpurnius Piso119, die 17 n. Chr. ihren Ehemann in die Provinz Syrien begleitet. Als dieser im Jahr 18 n. Chr. beginnt, das Heer zu korrumpieren und aufzuwiegeln (Tac. ann. 2,55,4-5), da ließ auch Plancina die Grenzen des Anstandes zurück, die Frauen gezogen sind (‘... nec Plancina se intra decora feminis tenebat ...’ Tac. ann. 2,55,6): Sie nahm an Reiterübungen und decursiones der Kohorten teil, wobei sie die Truppen gegen Agrippina und Germanicus aufwiegelte. Diese Beispiele120 schwingen also - sozusagen entpersonalisiert - in der 113 AE 1933, 223: Vgl. die Bemerkungen bei Stoll, Zwischen Integration und Abgrenzung 73f. 410f. 114 Hierzu s. insbesondere Marshall, Tacitus and the Governor’s Lady 11-18 sowie Phang, The Marriage of Roman Soldiers 366ff. 115 Speidel, Kulturträger 197 mit Anm. 67. Vgl. auch Marshall, Roman Women and the Provinces 109-127. Zu den Frauen senatorischer Amtsinhaber, die sich in den Dienstprovinzen der Gatten nachweisen lassen, vgl. M.T. Raepsaet-Charlier, Epouses et familles de magistrats dans les provinces romaines aux deux premiers siècles de l’Empire. Historia 31, 1982, 59-69; s.a. A. Kakoschke, Ortsfremde in den römischen Provinzen Germania inferior und Germania superior. Eine Untersuchung zur Mobilität in den germanischen Provinzen anhand der Inschriften des 1. bis 3. Jahrhunderts n. Chr. Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 5 (Möhnesee 2002) 603f. speziell zu den beiden Germanien. 116 Tac. ann. 3,34. Vgl. auch Tac. ann. 4,20,4 und Dig. 1,16,4,2 als weiteren Beleg: nämlich zur Haftbarmachung der Beamten für Handlungen der sie begleitenden Frauen. 117 Agrippina und die Armee: vgl. R.A. Bauman, Women and Politics in Ancient Rome (London, New York 1992) 138-143. Siehe auch Boatwright, Faustina the Younger 261. 118 Vgl. auch Marshall, Roman Women and the Provinces 112, 122. 119 Boatwright, Faustina the Younger 261f.; Debrunner Hall, Eine reine Männerwelt 215f. Zu Plancina im Senatus Consultum de Cn. Calpurnio Piso und zu Korrumpierung der militärischen Disziplin vgl. die Ausgabe von: W. Eck / A. Caballos / F. Fernández, Das senatus consultum de Cn. Pisone patre. Vestigia-Beih. 48 (München 1996) 42f. Z. 52ff. 46f. Z. 109-120 zum Text des SC, dann ebd. 171ff. 222ff. mit dem entsprechenden Kommentar. 120 Vgl. auch Marshall, Tacitus and the Governor’s Lady 14. Sicher auch noch das der Fulvia, für die unter vielen Beispielen ‘unweiblicher’, politischer Betätigung im Umfeld des Bürgerkriegs auch überliefert ist, dass sie während der verschärften militärischen Situation des

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bereits in der Einleitung in ihrem Inhalt umrissenen, provokanten Rede und bei den bereits oben genauer genannten Argumenten des A. Caecina Severus im Senat mit (Tac. ann. 3,33,1-4), bei denen es letztlich nicht nur um die Frage der Begleitung der Männer in die Dienstprovinz geht, sondern vielmehr um die Korrumpierung der Disziplin und Effizienz des Heeres durch die Anwesenheit von Frauen im Lager und beim Militär121. Iuvenal (Iuv. 6,398-401) mahnt zu Beginn des 2. Jhs. in einer beißenden Satirenpassage vor Weibern mit versteinertem Gesicht und vertrockneten Brüsten, die die ganze Stadt aufscheuchen, indem sie bei Gesprächen unter Männern aufkreuzen und mit Generälen im paludamentum ungebeten - und in Anwesenheit des Mannes - sprechen. Das ist einfach nicht die Sphäre der Frauen! Die disciplina militaris, das Idealziel physischer und mentaler Erziehung / Ausbildung und Formung des Soldaten in der Armee Roms und zugleich sozusagen ‘nationales Charakteristikum’, schließt die stereotyp aufgezählten weiblichen Merkmale wie Ängstlichkeit, Mangel an Selbstkontrolle, (körperliche und mentale) Schwäche und Verweichlichung aus, sie zerstört oder unterdrückt sie und vernichtet dadurch - überspitzt ausgedrückt - im Grunde gar ‘das Weibliche’ in den eigenen Soldaten. Die Armee als Schule der Männlichkeit, als Ausschluss des Weiblichen - ein Konzept, das in der Militärgeschichte auch sonst nicht unbekannt ist122. Nun also, nach der Debatte des Jahres 21 im Senat, wurde jedenfalls beschlossen, die herrschenden Zustände, was die Mitnahme der Ehefrauen in die Dienstprovinz angeht, offiziell zu dulden; dennoch gilt Tiberius in der offiziellen Lesart als ‘Bewahrer’ der von dem vergöttlichten Augustus eingesetzten militärischen Disziplin123. Spätestens seither haben die Truppenkommandeure und Statthalter Frauen und Kinder wohl in der Regel mit an den Dienstort genommen, auch wenn man dies, wie bereits zuvor erwähnt, nicht immer guthieß und es auch immer wieder wegen der Anwesenheit von Frauen beim Heer und im Lager zu entsprechenden Problemen disziplinarischer oder gar militärischer Natur kam. Plinius der Jüngere etwa überliefert einen vielleicht in modernen Augen - und im Vergleich zu dem oben geschilderten Vorfall mit der Frau des Legaten Calvisius Severus und ihrem Ehebruch mit einem Tribun in den principia des Lagers - eher unbedeutenden Fall, der aber in seinen juristischen Konsequenzen den Ernst der Lage für die Disziplinarherrn verschiedener Ebenen deutlich macht124. Als Beirat des consilium principis wohnte Plinius der Rechtssprechung durch Trajan persönlich in einem Fall bei, in der die Ehefrau namens Gallitta eines am Beginn seiner Karriere stehenden Militärtribunen angeklagt war, Ehebruch begangen zu haben und damit den Mann auch erheblich in seiner Ehre beschädigt hatte. Der männliche Übeltäter war in diesem Fall ein Zenturio, den der Kaiser nun unehrenhaft entließ und in die Verbannung schickte. Der Tribun wurde getadelt, aus Liebe nicht härter gegen den Konkurrenten vorgegangen zu sein, und gezwungen, die Ehe zu annullieren, die Ehefrau nach geltendem Recht der lex Iulia bestraft. Der Princeps aber ließ die Sentenz unter dem Namen des Zenturio und mit einem Memorandum zum militärischen Disziplinarverfahren versehen und festhalten, um für ähnliche Fälle in Zukunft anderen Richtern eine Handhabe gegeben zu haben.

Perusinischen Krieges zwischen L. Antonius und Octavian von Praeneste aus Befehle und Anweisungen versandt haben soll, sie soll nach Cass. Dio 48,10,3-4 auch “gewöhnlich” eine Rüstung / Schwert angelegt und den Truppen die Losung ausgegeben haben! Zu Fulvia vgl. mit den entsprechenden Quellen Ch. Schubert, Homo politicus - femina privata? Fulvia: Eine Fallstudie zur späten römischen Republik. In: B. Feichtinger / G. Wöhrle (Hrsg.), Gender Studies in den Altertumswissenschaften. Möglichkeiten und Grenzen. Iphis 1 (Trier 2002) 65-79, v.a. 74, 77f., ferner Marshall, Roman Women and the Provinces 112f. sowie Debrunner Hall, Eine reine Männerwelt 214 mit Anm. 23. Ein weiteres Beispiel dergleichen Art, das Tacitus eigentlich recht ausführlich schildert, wird in diesem Zusammenhang meistens übersehen, nämlich das der Triaria, der zweiten Gattin des L. Vitellius, des Bruders des vom 2.1.-20.12.69 n. Chr. regierenden Kaisers A. Vitellius. Charakterisiert Tacitus diese Frau bereits in Tac. hist. 2,63,2 als fanatisches und ‘unweibliches’ Weibsstück, voll des wilden Ungestüms (‘... ultra feminam ferox ...’) und in Tac. hist. 2,64,2 als zügellos, so findet das Ganze in Tac. hist. 3,77,3 seinen Höhepunkt, wenn auch diese Furie Triaria während der Belagerung und blutigen Eroberung Tarracinas durch L. Vitellius sich mit dem Schwert gürtet und sich während der unschönen Ereignisse hochfahrend und grausam gebärdet: ‘... tamquam gladio militari cincta inter luctum cladesque expugnatae Tarracinae superbe saeveque egisset ...’. 121 Siehe auch Marshall, Tacitus and the Governor’s Lady 16. Eine ‘persönlichere’ Deutung der Rede des Caecina Severus und ihrer Motivation findet sich jetzt - m. E. nicht völlig überzeugend - bei Barrett, Aulus Caecina Severus and the Military Women (wie Anm. 68) 301-314. 122 Vgl. etwa Hämmerle, Von den Geschlechtern der Kriege und des Militärs 241ff. Zur römischen Armee vgl. die Bemerkungen bei Phang, The Marriage of Roman Soldiers 355 und ebd. 356ff. zum Mangel an Disziplin als Degeneration und ‘Verweiblichung’. 123 Vgl. Eck / Caballos / Fernández, Das senatus consultum de Cn. Pisone patre 42 (Anm. 119) Z. 52f.: ‘... militarem disciplinam a divo Aug(usto) institutam et servatam a Ti. Caesar(e) Aug(usto) ...’. 124 Plin. epist. 6,31,4-6. Dazu vgl. auch Marshall, Roman Women and the Provinces 122. Vgl. hier auch nochmals den Fall des Petilius Cerialis: Tac. hist. 5,22f. [Ehebruch mit Folgen für die militärische Disziplin] und die Bemerkungen bei Marshall, Ladies in Waiting (Anm. 58) 184.

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Einer der spektakulärsten und schlagendsten Belege dafür, dass Frauen und Kinder der kommandierenden Offiziere in den Kastellen, im praetorium, der Kommandantenwohnung, anwesend waren, dürfte das ‘Briefarchiv’ der Sulpicia Lepidina aus Vindolanda sein. Diese war die Gattin des Flavius Cerialis, des Präfekten der cohors VIIII (sic!) Batavorum equitata125. Berühmt ist mittlerweile insbesondere die Einladung der Lepidina durch Claudia Severa, eine andere Offiziersgattin, nämlich die Frau des Aelius Brocchus, der in Briga (Kirkbridge?) kommandierte, zu deren Geburtstag. In dem besagten Schreiben erwähnt Claudia Severa auch ausdrücklich Söhne oder zumindest einen Sohn der Lepidina: Auch durch den archäologischen Befund (Kinderschuhe)126 und Schreibübungen (Vergil, Aen. 9,473) mit einem ob der Faulheit des Schülers mahnenden Vermerk des Lehrers auf einem weiteren Täfelchen ist der Nachwuchs der Kommandeursfamilie im Prätorium belegt127: Diese und andere Holztäfelchen jedenfalls stammen aus einer der frühen Phasen des Kastells Vindolanda am Stanegate, sie datieren ans Ende des 1. und ins frühe 2. Jh. n.Chr. (Phasen II/III, ca. 92-105 n. Chr.), in eine Zeit also, noch bevor das Kastell in Stein ausgebaut und der Hadrianswall errichtet worden war, der eine Sicherung der Verbindungslinien zwischen den Kastellen des strategischen Raumes bedeutete. Eine Reise nach Kirkbridge - mit militärischer Eskorte selbstverständlich - dürfte aufwendig gewesen sein: Wohl zwei Tage darf man für die Erfüllung dieser gesellschaftlichen Verpflichtung und die freundschaftliche Kommunikation veranschlagen128. Selbstverständlich sind Offiziersfamilien auch epigraphisch belegt, etwa in Birdoswald am Anfang des 3. Jhs., wo der Grabstein eines kleinen, gerade einjährigen Sohnes (RIB 1919) einen herben Verlust im Haus des Tribunen Aurelius Julianus belegt; die Mutter des Kleinen ist eigentümlicherweise nicht erwähnt, vielleicht ist sie bereits früher (bei der Geburt?) gestorben. Ebenso tragisch ist der Tod der kleinen Fabia Honorata, Tochter des Kommandeurs der cohors I Vangionum, Fabius Honoratus, und seiner Frau Aurelia Eglectiane, deren Grabstein sich in Chesters wiedergefunden hat (RIB 1482)129. Sosia Juncina heißt die Frau eines Legaten der legio VI, die wir in York in einem zusammen mit ihrem Mann an dessen Dienstort geweihten Fortuna-Altar vereint finden (RIB 644); eine Julia Lucilla, die sich sogar als clarissima bezeichnet, begräbt in High Rochester ihren Mann, den Kommandeur der cohors I Vardullorum (RIB 1288), aus RIB 1271 ist gar ein ehemaliger Sklave dieses Haushaltes namens Eutychus und dessen ‘Familie’ bekannt. Der Präfekt der cohors II Thracum equitata hatte vier liberti und eine liberta130, wie wir aus seiner Grabinschrift erfahren. Auch bei den Zenturionen, die von der Bezahlung und dem sozialen Status her ungefähr den ritterlichen Kohortenpräfekten entsprachen, hat man im übrigen gelegentlich gemutmaßt, dass deren Familien in den geräumigen Kopfbauten der Baracken, die diese Stützen der römischen Berufsarmee

125 ‘Archiv’ und Geburtstagsbrief s. A.K. Bowman / J.D. Thomas, New Texts from Vindolanda. Britannia 18, 1987, 129f. 137-140 [= Vindolanda II Nr. 291]. Vgl. auch A.R. Birley, Vindolanda: Das Alltagsleben in einer römischen Grenzfestung in Britannien zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. In: W.G. Busse (Hrsg.), Burg und Schloß als Lebensorte in Mittelalter und Renaissance. Studia humaniora 26 (Düsseldorf 1995) 13f. und Ders., The Roman army in the Vindolanda Tablets. In: Ph. Freeman / J. Bennett et al. (Hrsg.), Limes XVIII. Proceed. of the XVIIIth Internat. Congress of Roman Frontier Studies held in Amman, Jordan (September 2000). BAR Internat. Ser. 1084, II (Oxford 2002) 925-930, insbes. ebd. 929 zu den Beziehungen Aelius Brocchus / Flavius Cerialis; Brocchus lässt sich öfter als Gast im praetorium von Vindolanda nachweisen. Zu ihm und anderen ‘Kollegen’, die im Haus des Cerialis als Gäste weilten, s.a. Birley, Alltagsleben (wie eben) 14. Zum Archiv des Cerialis und der Korrespondenz mit anderen kommandierenden Offizieren vgl. etwa Vindolanda II 199-255 Nr. 225-290, ebd. 256-265 Nr. 291-294 zum Archiv der Lepidina und ebenso Vindolanda III 77-89 Nr. 615-634 (Cerialis) - u.a. 82f. Nr. 622 mit einer Neujahrseinladung an Cerialis und Lepidina durch Brocchus - sowie 89f. Nr. 635 (Lepidina). Alle relevanten Zeugnisse für Offiziere und ihre Familien in Vindolanda finden sich bei A. Birley, A Band of Brothers. Garrison Life at Vindolanda (Stroud, Gloucestershire 2002) 121-156. 126 Vgl. etwa van Driel-Murray, Women in forts 56f. und allgemein Dies., Gender in question 3-21, ebd. 8ff. speziell zu Vindolanda. 127 A. R. Birley, Vindolanda: Notes on some new writing tablets. Zeitschr. Papyr. u. Epigr. 88, 1991, 101 und Birley, Alltagsleben (Anm. 125) 14f. sowie Birley, Band of Brothers (Anm. 125) 141ff.; Vindolanda II 256ff. Nr. 291 (Z. 10 - filios oder filiolus - Lesung umstritten) und Vindolanda III 89f. Nr. 635: filiolus vgl auch ebd. 83f. Nr. 623 (Söhnchen des Brocchus). 128 So die Schätzung bei R. Birley, The Roman Documents from Vindolanda (Carvoran, Greenhead / Northumberland 1990) 16. Vgl. den Brief Vindolanda II Nr. 292 (Severa an Lepidina), der einen kleinen Einblick in die Reiseumstände der Frauen gibt (Erlaubnis des Mannes, ‘Machbarkeit’ der Verbindung / Begleitung). Vgl. auch Birley, Band of Brothers (Anm. 125) 115ff. und Allason-Jones, Women and the Roman army 41f. sowie Dies., Women of Roman Britain 55 mit dem Vergleich der Lebensbedingungen dieser römischen Offiziersfrauen auf ‘Außenposten’ mit den Offiziersfrauen im Indien des 19. Jhs. oder mit denen der Offiziersfrauen in den Forts im amerikanischen Mittelwesten. Auch Iulia Lucilla, die Frau des Kommandanten von High Rochester (RIB 1271, 1288), dürfte sich auf dem militärischen Außenposten im Feindesland - und wohl auch tatsächlich während der ‘heißen’ Phase des neuen militärischen Engagements in der Zeit der Severer dort lebend - einsam gefühlt haben. Allgemein zu den mitunter nicht ungefährlichen Reisebedingungen für Frauen in den Amtsprovinzen ihrer Männer vgl. Marshall, Roman Women and the Provinces 110f. 129 Ein ähnliches Schicksal ist auch für Agricola und seine Frau während dessen Statthalterschaft in Britannien belegt: Tac. Agr. 29,1. Dazu s.a. Allason-Jones, Women of Roman Britain 52. 130 ILS 9090: Welwei, Unfreie im antiken Kriegsdienst (Anm. 77) 91.

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bewohnten, anwesend gewesen sein könnten131. Schlagende Belege dafür gibt es meines Wissens allerdings nicht132. Diese Ranggruppe war jedoch ebenfalls - wie die nur wenige Jahre auf ihrem Posten befindlichen Truppenkommandeure - hochmobil: Ein Beispiel wie das des ehemaligen Zenturionen Petronius Fortunatus (ILS 2658), der während seiner 50-jährigen Dienstzeit, im Verlauf des späteren 2. und am Beginn des 3. Jhs. nach Chr., in einer Vielzahl von Legionen - von Britannien, Niedergermanien, Italien, Niedermoesien und Pannonien, Kappadokien, Syrien und der Arabia bis nach Afrika, kreuz und quer durch das Imperium - gedient hat, zeigt dies deutlich. Seine ebenfalls in dieser nordafrikanischen Grabinschrift des Familienmausoleums erwähnte Ehefrau Claudia Marcia Capitolina hat dieses unstete Militärleben lange Jahre mitgetragen und ihm einen Sohn geboren, der eine vielversprechende Karriere in den Fußstapfen des Vaters begonnen hatte, als ihn der Tod noch vor den Eltern hinwegriss. Die Frauen und der Haushalt folgten den Männern: Ein sehr lebensvolles Beispiel für dieses Charakteristikum des Militärlebens ist ein Schreiben der Jahre um etwa 293 n.Chr., das sich auf Papyrus erhalten hat133: Hier schreibt ein gewisser Paniscus (ein centurio?) aus Koptos, seinem neuen Garnisonsort, an seine Frau Plutogenia, die ‘Mutter seiner Tochter’ Heliodora, wie er sie zärtlich nennt. Er fordert die Frau auf, aus Philadelphia im Fayyum zu ihm nach Koptos nachzufolgen. Außer verschiedenen Haushaltsgegenständen und Vorräten, die er sie ermahnt sofort mitzubringen, verlangt er auch nach seinem Schild (aber nur den Neuen, bitte!), seinem Helm, den Lanzen und dem Zeltzubehör, dazu sollen auch alle Kleider und der Goldschmuck mit der Frau (in sicherer Gesellschaft) reisen. Sicher hatten die Angehörigen dieses Ranges Bedienstete, also Sklaven - oder Sklavinnen -, die ihnen in ihrem einigermaßen gut ausgestatteten Wohntrakt in den Lagern das Leben außerhalb des Dienstes in jeder Weise erleichterten134. Ein grundsätzliches Aufenthaltsverbot für Frauen und Kinder in den Militärlagern hat es vielleicht nicht gegeben135, in Fällen militärischer Bedrängnis oder auch in den unsicheren Verhältnissen einer Okkupationsphase und während der Etablierung militärischer Präsenz dürfte ohnehin selbstverständlich gewesen sein, dass die Frauen und Kinder des Trosses über Nacht im Lager in Sicherheit gebracht wurden. Dio erwähnt im Zusammenhang mit der Darstellung der Varus-Katastrophe neben den Frauen und Kindern auf dem Marsch explizit weitere Frauen und Kinder in einem von den germanischen Rebellen belagerten Kastell rechts des Rheins, das sich als letztes noch hielt: Die Flucht der Belagerten scheitert fast, als die aus Erschöpfung und Angst und wegen der Dunkelheit und Kälte immer wieder schreienden Kinder und Frauen die Wachtposten der Germanen aufmerksam machen (Cass. Dio 56,22,2). Bei Tacitus (Tac. ann. 15,10) hat die ‘Verwahrung’ von Frau und Kind des Caesennius Paetus während des Kampfes gegen die Parther im Armenien 61/62 n. Chr. die von ihm getadelte katastrophale Folge, dass dessen ohnehin schwaches Heer noch zusätzlich zersplittert wurde: Gattin und Sohn wurden in einem Kastell namens Arsamosata von einer ganzen Kohorte bedeckt, wo doch mit deren Hilfe dem Feind Einhalt geboten hätte werden können136. Selbst mercatores, lixae und andere Zivilpersonen des Trosses wurden offenbar im Notfall oder bei drohender Gefahr und in unsicherer Lage in das Lager der Armee auf dem Marsch137 oder auch das Standlager aufgenommen. In Notsituationen oder unter unsicheren, ungeklärten Verhältnissen also, um es noch einmal zu betonen, wird der Aufenthalt von Frauen und Kindern im Lager möglich, ja normal gewesen sein.

131 B. Hoffmann, The Quarters of Legionary Centurions of the Principate. Britannia 26, 1995, 107-151, v.a. 110 und Allason-Jones, Women and the Roman army 45 sowie Allason-Jones, Women of Roman Britain 58. Anders v. Petrikovits, Innenbauten römischer Legionslager (Anm. 77) 62. 132 Allason-Jones, Women and the Roman army 45 zitiert einen solchen archäologischen Befund aus Housesteads (frauenspezifische Funde aus dem Kopfbau der Baracke 13), der m.W. noch nicht publiziert und daher auch nicht nachprüfbar ist. Allgemein zur Problematik der geschlechtsspezifischen Zuordnung von Kleinfunden vgl. - m.E. zu Recht kritisch - Dies., Sexing small finds. In: P. Rush (Hrsg.), Theoretical Roman Archaeology: Second Conference Proceedings 1992 (Aldershot 1995) 22-32. 133 A.S. Hunt / C.C. Edgar (Hrsg.), Select Papyri I. Private Affairs (Cambridge / Mass., London 1932, repr. 2001) 368f. Nr. 155. Siehe auch Allason-Jones, Women and the Roman army 43. 134 Vgl. etwa Speidel, Schreibtafeln von Vindonissa 53. 135 Speidel, Kulturträger 198. 136 Dazu s. auch Marshall, Roman Women and the Provinces 110: ‘As non-combatants, women were naturally regarded as nuisances to an army in the field’. 137 Welwei, Unfreie im antiken Kriegsdienst (Anm. 77) 85 und Maxfield, Soldier and Civilian 146 mit Verweis auf ein weiteres Beispiel dafür in der Passage bei Caes. Gall. 6,36ff. zum germanischen Angriff auf das Lager des Cicero bei Aduatuca.

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Gerne werden als Argument dafür, dass Frauen und Kinder der Soldaten mit in den Baracken wohnen durften und als mögliche Erklärung für das gelegentlich dort angetroffene, sogenannte geschlechtsspezifische Fundgut Vergleiche aus dem Britannien des 17. und 18. Jhs. oder aus dem holländischen Indonesien des 19. Jhs. herangeführt138, wo es solche Phänomene der Kohabitation von Soldaten und Militärfamilien ohne Zweifel gab. Aber bei der qualvollen Enge, die in einem normalen römischen contubernium ohnehin herrschte139, bin ich bis zum schlüssigen Beweis des Gegenteiles skeptisch, ob wir hier ein reguläres Phänomen vor uns haben, das sich in diesem Fundmaterial ausdrückt - wenn es denn überhaupt aussagekräftig ist, denn Spiegel, die doch als frauenspezifischer Toilettzubehör par excellence galten und gelten, haben auch Soldaten benutzt, wie bereits Seneca etwa indigniert anmerkt140. Generalisierungen sind hier fehl am Platz, Kontext und Datierung dieser Kleinfunde müssen genauestens geprüft werden. Vielleicht war es aber auch ‘normal’, dass Zivilisten, etwa Händlern und Handwerkern, aber eben auch Frauen, der Zugang zu bestimmten Teilen des Lagers - und auch nur zu bestimmten Tageszeiten - erlaubt war? Kastelle als Durchgangsorte, Märkte und Verkehrsknotenpunkte, als Kommunikations-, Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum - da liegt es tatsächlich nahe, wie etwa R. MacMullen oder S. Sommer bereits angedeutet haben, dies anzunehmen141. M.A. Speidel142 hat eine solche auf den ersten Blick vielleicht verblüffende These aus einer Kombination von archäologischen Befunden (an den Lagerstraßen gelegene tabernae - unweit der Lagerthermen - mit einigem spezifischen Fundgut, nämlich Spielsteinen, Würfeln und Küchengerät, dazu Keramik und Glas) und dem Inhalt einiger der Schreibtafeln aus dem Schutthügel von Vindonissa weiterentwickelt: Zumindest einige dieser kleinen Gebäude sollen Kneipen gewesen sein, mit Wirtinnen wie Bellica, die in einem der Täfelchen erscheint, oder der ‘Wirtin in Hausnummer 12’, die Essen und Trinken sowie Spiele verspricht und es versteht, den Würfelbecher wie ein Schwert zu schwingen [Speidel, Schreibtafeln von Vindonissa 187ff. Nr. 44. 45]143. Spiele und Alkohol werden allerdings zumeist als disziplinarisches Problem des Militärs dargestellt144 - wenn man Speidel folgt, muss man hier eine ‘Kanalisierung’ annehmen, die tatsächlich durch eine zeitliche Beschränkung begleitet gewesen sein könnte. Eine Verallgemeinerung des erstaunlichen Befundes von Vindonissa ist aber sicher gefährlich. Immerhin belegt eine Passage in der Historia Augusta, dass dem im Punkt militärischer Disziplin strengen Kaiser Hadrian das ‘gesellschaftliche Leben’ mit entsprechenden Gebäuden und Orten, die allzu sehr die Soldaten zu Vergnügungen der Freizeit verlockten, in den Lagern am Rhein viel zu weit ging (SHA Hadr. 10,4), weshalb entsprechende Verbote erlassen wurden145. Wenn die Frauen und Kinder der Soldaten in der Regel - und im Frieden - außerhalb der Lagertore, in der Lagervorstadt wohnten, dann darf man auch davon ausgehen, dass die Männer, die ihr Geld im Dienst des Kaisers verdienten, dort ebenfalls

138 Etwa Allason-Jones, Women and the Roman army 45, v.a. aber van Driel-Murray, Women in forts 57f. sowie van Driel-Murray, Gender in question 12f.: Welche Abmessungen die entsprechenden Unterkünfte der niederländischen Kolonialarmee hatten, wieviel an Lebensraum also den Individuen und Familien zustand, erfährt man leider nicht. Ein Gegenbild (nämlich Hüttenbau außerhalb des Lagers durch die Soldaten für Frau und Familie) bieten die Memoiren des Soldaten James Anton aus der Armee Wellingtons: Debrunner Hall, Eine reine Männerwelt 225. Zu den Funden von Vindolanda vom Beginn des 2. Jhs. vgl. zusätzlich Hassall, Homes for heroes 36. Allgemein vgl. auch Phang, The Marriage of Roman Soldiers 127f. 139 Zahlenangaben für den ‘Lebensraum’ pro Mann: vgl. D.P. Davison, The Barracks of the Roman Army from the 1st to 3rd Centuries A.D. BAR Internat. Ser. 472, 1 (Oxford 1989) 13f. 39 (Legionen: zwischen 2,4 und 3,2 m2; das Maximum für ein ganzes contubernium liegt bei ca. 35 m2), 101 (Auxilien: zwischen 1,88-3,75 m2; Maximum für ein ganzes contubernium liegt bei ca. 30 m2). Vgl. auch die Bemerkungen bei Phang, The Marriage of Roman Soldiers 127 Anm. 41: ‘There was certainly no room for the women...’. 140 Phang, The Marriage of Roman Soldiers 127 mit Verweis auf Sen. nat. 1,17,10. 141 R. MacMullen, Soldier and Civilian in the Later Roman Empire (Cambridge, Mass. 1963) 119 (‘Soldiers in cities daily rubbed shoulders with civilians; but even in their camps the same was true’); ebd. 123f. Sommer, Kastellvicus und Kastell (Anm. 96) 544f. An dieser Stelle muss auch noch einmal an Passagen wie App. Pun. 18,117 erinnert werden: Der Kommandeur [in diesem Fall Scipio Aemilianus] regelt hier den Aufenthalt von nichtmilitärischen Personen im Lager, ein Teil scheint zu Geschäftszwecken eingelassen zu werden, um dann das Lager auch wieder verlassen zu müssen, während andere Zivilpersonen davon unterschieden werden, die eine ausgedehntere Aufenthaltserlaubnis - erteilt durch den Kommandeur - zu besitzen scheinen. 142 Ders., Stadt- und Lagerleben. In: H.v. Hesberg (Hrsg.), Das Militär als Kulturträger in römischer Zeit (Köln 1999) 79ff. und Ders., Kulturträger 192ff. Ebd. 198 mit Anm. 77 Hinweise auf einen Wachdienst in den strigae, den Seitenstraßen des Lagers, der die Einhaltung dieser Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit überwacht haben könnte, dazu zuerst Sommer, Kastellvicus und Kastell (Anm. 96) 546f. Vgl. dann auch M.A. Speidel, Frauen und Kinder beim römischen Heer. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 1997 (Brugg 1998) 53-54. 143 Vgl. auch die Interpretation bei Speidel, Schreibtafeln von Vindonissa 79ff. ‘Tabernen’ im Lager für wirtschaftliche Nutzung durch Zivilisten vgl. bereits Sommer, Kastellvicus und Kastell (Anm. 96) 547. 144 Etwa Tac. hist. 4,36. Andere Belege bei Stoll, Zwischen Integration und Abgrenzung 81f. mit Anm. 332. 145 In der Passage ist von triclinia, porticus, cryptas und topia die Rede, die aus den Lagern verbannt werden. Vgl. auch Speidel, Kulturträger 195. Zu den Gärten der Soldaten vgl. die Bemerkungen bei MacMullen, Soldier and Civilian (Anm. 141) 2.

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regelmäßig verkehrten und ihre Freizeit verbrachten146. Wenn aber andererseits die Kastelle und Lager zu bestimmten Zeiten des Tages keine militärische Tabuzone bildeten, von Zivilisten - auch Frauen - passiert oder gar zu gewerblichen Zwecken aufgesucht werden konnten, wird natürlich die Interpretation frauenspezifischer Funde, die zumeist relativ eingeschränkt im Zusammenhang und mit Blick auf die Problematik von Ehe- bzw. Kohabitationserlaubnis römischer Soldaten oder ‘married quarters’ betrachtet werden, noch zusätzlich erschwert. Ein Frauenschuh im Schutt der via praetoria bedeutet möglicherweise etwas anderes als ein ebensolcher in den Wohnräumen eines Zenturienblocks. FRAUEN UM DAS LAGER? BUNTE VIELFALT UND MOBILITÄT: EHEFRAUEN, KONKUBINEN, SOLDATENMÜTTER, SOLDATENTÖCHTER, SKLAVINNEN, PROSTITUIERTE Bereits in der Republik verbot offenbar eine Art ‘Lagerordnung’, von der wir aber nicht wissen, ob sie schriftlich fixiert gewesen ist, dass Soldaten im Lager mit Frauen zusammenlebten. Jedenfalls ist mehrfach belegt, dass vorbildliche Feldherren Frauen (vor allem sind Prostituierte erwähnt) und andere Zivilisten, ‘Marketender’ und Händler, Wahrsager und Opferpriester, aus Gründen der Aufrechterhaltung der Disziplin aus dem Lager entfernen: Scipio Aemilianus (134 v. Chr.) und Metellus Numidicus (108 v. Chr.) etwa sind in den Quellen als solche Vorbilder genannt147. In einem 16 v. Chr. entstandenen Gedicht (Prop. 4,3,45), dem Brief einer jungen Frau an ihren Mann, der im Krieg gegen die Parther Dienst leistet, äußert diese bezeichnenderweise den sehnlichen Wunsch: ‘Romanis utinam patuissent castra puellis’ - ‘Wenn doch die Lager für römische Frauen offen stünden’ und preist in diesem Zusammenhang das ‘Glück’ der waffentragenden Amazonen! Mit solchen Maßnahmen und Grundsätzen war sicherlich eine striktere Einhaltung der Disziplin intendiert, die auch eine gewisse Trennung der Soldaten vom zivilen Leben bedeutete, außerdem garantierte diese - für die Milizsoldaten der Republik ja nur temporäre -Trennung von den Familienbindungen Mobilität und militärische Effizienz. Die Verschärfung dieser Tendenz darf man als Fundament des von Augustus neugestalteten Militärwesens betrachten148, Effizienz, Qualität und jederzeitige Einsatzfähigkeit der Armee sollten gesichert werden. Die Aufrechterhaltung der Disziplin des mobilen Heeres, zugleich aber auch das Problem ungelöster Legitimität der Soldatenkinder sowie die Sorge um die finanziellen und politischen Lasten einer möglicherweise notwendig werdenden staatlichen Versorgung von Soldatenfamilien (vor allem im Todesfall des Mannes) sind als Beweggründe für die entsprechenden kaiserlichen Mandate angesehen worden149. Ein Eheverbot für römische Soldaten im aktiven Dienst (d.h. sicher für die Ränge und Funktionen unterhalb des centurio)150 bestand jedenfalls offenbar (einen direkten Beleg gibt es nicht) nach allgemeiner Auffassung bereits seit Augustus und der Schöpfung der stehenden Berufsarmee der Kaiserzeit für alle Truppengattungen, so dass wir rein iuristisch eine Armee von ‘celibate soldiers’ vor uns haben151. 146 So auch Speidel, Kulturträger 197 und Speidel, Schreibtafeln von Vindonissa 80. 147 App. Ib. 85; Val. Max. 2,7,1 (2000 Prostituierte sollen im Lager von Numatia anwesend gewesen sein!); Sall. Iug. 44f. sind Belege für diese konkreten Beispiele, die in der moralisierenden Tradition römischer Geschichtsschreibung stehen. Weitere Quellenbelege zur Prostitution im Heer: vgl. Stumpp, Prostitution I 186. Dirnen als ‘Beruhigungsmittel’ in Krisensituationen: Stumpp, Prostitution II 152, Friedl, Konkubinat 234 Anm. 39. Das Idealbild, der römische Mann verteidigt mit der Waffe in der Hand Rom, die hinter den Mauern befindlichen Frauen und Kinder und seinen Besitz, zeigt exemplarisch Liv. 21,41,16. Insgesamt vgl. etwa Phang, The Marriage of Roman Soldiers 124ff. 148 So im Prinzip die fingierte Maecenas-Rede bei Cass. Dio 52,27. Vgl. v.a. 52,27,5 - durch die Einführung des stehenden Heeres könnten die übrigen Bürger umso ungestörter ihren Geschäften nachgehen, Militärpolitik als sozialpolitisch motivierte Stütze der Staatsordnung. Allgemein zu den Militärreformen des Augustus vgl. K. Raaflaub, Die Militärreformen des Augustus und die politische Problematik des frühen Prinzipats. In: G. Binder (Hrsg.), Saeculum Augustum I. Herrschaft und Gesellschaft (Darmstadt 1987) 246-307. 149 Gute Zusammenfassung bei Friedl, Konkubinat 230. Zum Charakter des Verbotes als Teil kaiserlicher mandata, vgl. Phang, The Marriage of Roman Soldiers 122-124, dazu ebd. 345ff. Der hadrianische Erlass zur Rechtssituation der Soldatenkinder vom 4. August 119 n. Chr. (BGU 140) illustriert zusätzlich die kaiserliche Auffassung, dass ‘wilde Ehen’ während des Militärdienstes der militärischen Disziplin zuwiderlaufen. 150 Ob die Zenturionen nun ebenfalls mit dem Eheverbot belegt waren (oder vielleicht nur die der Auxilien?), oder nicht (was ich zu glauben geneigt bin), wird widersprüchlich beurteilt, vgl. beispielsweise jüngst A. Goldsworthy, Die Legionen Roms (Frankfurt 2004) 103f.; Stumpp, Prostitution I 182 mit weiterer Lit. Anm. 55 oder Allason-Jones, Family in Roman Britain 274; Allason-Jones, Women and the Roman army 43; Hassall, Homes for heroes 35 mit Anm. 5 sowie Friedl, Konkubinat 230 mit Anm. 7; Phang, The Marriage of Roman Soldiers 130f. 151 So der Titel eines Aufsatzes von C.M. Wells, Celibate Soldiers. Augustus and the Army. American Journ. of Ancient History 14, 1989 (1998) 180-190, der diese militärpolitische Maßnahme auch in den weiteren sozialpolitischen Zusammenhang mit den Ehegesetzen des ersten Kaisers stellt. Dazu vgl. auch die Diskussion bei Phang, The Marriage of Roman Soldiers 115ff. Erstaunlich, wie gerade die

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Allerdings unterlagen selbst Offiziere gewissen juristischen Einschränkungen: So durften ritterliche kommandierende Offiziere der militia equestris etwa nicht Frauen aus der Provinz heiraten, in der sie ihren Dienst versahen [Dig. 23,2,63 (Papinian) oder Dig. 23,2,65 pr. (Paulus)] - aus Gründen der Verhinderung der Begründung von durch Eheverträge stabilisierten oder geschaffenen sozialen Machtverhältnissen152. Eine Hauptfolge der Regelungen war die Tatsache, dass den Konkubinatsverhältnissen und sexuellen Bindungen, die sich nicht nur in längerfristigen Stationierungsorten mit den sie umgebenden, durch das Militär geprägten ‘Folgesiedlungen’, durch die veränderte militärstrategische Lage also und auch durch das Phänomen der seit dem Beginn des 2. Jhs. immer stärker werdenden lokalen Rekrutierung, geradezu zwangsweise ergeben mussten, nichteheliche Soldatenkinder entsprangen153. Wenn man etwa die entsprechenden individuellen Passagen aus den Militärdiplomen analysiert, in denen die während des Dienstes gezeugten Kinder genannt werden, dann fällt seit der ersten Dekade des 2. Jhs. der verstärkte Anteil von Kindern in den Auxiliardiplomen und ihre wachsende Durchschnittszahl pro Dokument auf154. Aus disziplinarischen Erwägungen und Effektivitätsgründen geschaffen155, wurde die Eheverbots-Bestimmung für Soldaten erst unter Septimius Severus156 (um 197 n. Chr.) aufgehoben. Einige (eher wenige) archäologische Befunde könnten jedenfalls darauf hindeuten, dass Frauen im Zeitalter der Soldatenkaiser und der Spätantike in den Baracken der Kastelle mitgewohnt haben, andererseits ist eigentlich unbekannt oder noch nicht genauer geprüft, ob und in welchem Umfang die von Severus erteilte ‘Kohabitationserlaubnis’157 - jedenfalls ist im Wortlaut zur Aufhebung des Eheverbotes bei Herodian (3,8,5) ‘... το²ς στρατιώταις Ñπέτρεψε γυναιξà ... συνοικε²ν...’ überliefert - sich nicht auch in einer verstärkten ‘Heimgeher-Mentalität’ (heute “Heimschläfer” genannt) der dienstfreien Soldaten

augusteischen Elegiker Properz und Ovid Militärdienst und Engagement in der Liebe sich ausschließen lassen; militärischer Dienst bedingt die Abwesenheit und Ferne von der Geliebten und macht somit Liebe - die aber andererseits in der Wahl der Terminologie sehr wohl mit militärischen Begriffen und Bildern beschrieben werden kann (militat omnis amans: Ov. am. 1,9) - und Militärdienst inkompatibel: Vgl. die Belege bei Alston, Arms and the man (Anm. 57) 214 mit Anm. 26. Im Grunde reflektiert Tertullian (Tert. exhort. cast. 12,1 - dazu s.a. Campbell, The Marriage of Soldiers 155, 160) dieses ‘asketische Idealbild’ des von Augustus geschaffenen Militärs, wenn er auf die Soldaten als Sinnbild für den nach Vervollkommnung strebenden - und daher Ehe und Häuslichkeit verachtenden Christen verweist. Zum Eherecht vgl. etwa Jung, Eherecht 302-346 oder auch O. Behrends, Die Rechtsregelungen der Militärdiplome und das die Soldaten des Prinzipats treffende Eheverbot. In: W. Eck / H. Wolff (Hrsg.), Heer und Integrationspolitik. Die römischen Militärdiplome als historische Quelle (Köln, Wien 1986) 116-166 besonders ebd. S. 150ff. 164ff. sowie in demselben Band M. Mirkovic, Die Entwicklung und Bedeutung der Verleihung des Conubium, ebd. 167-186; Allgemein vgl. Campbell, The Marriage of Soldiers 153-166 und auch Wesch-Klein, Soziale Aspekte 99ff. sowie - auch mit einem ausführlichen Forschungsüberblick - Friedl, Konkubinat 229ff. Mit dem Eheverbot verbunden ist im übrigen auch das Verbot geschäftlicher Betätigung und die Einschränkungen der wirtschaftlichen Freiheit: J.H. Jung, Die Rechtsstellung der römischen Soldaten. Ihre Entwicklung von den Anfängen bis auf Diokletian. ANRW II 14 (Berlin 1982) 918ff. 939ff. Grundlegend ist jetzt insgesamt Phang, The Marriage of Roman Soldiers, dort etwa 13ff. ausführlich zur Evidenz für das Eheverbot in verschiedenen Quellengattungen. Zum Eheverbot und dessen Aufhebung vgl. außerdem auch die Lit. in Anmerkung 156. 152 Behrends, Rechtsregelungen (Anm. 151) 150 Anm. 112. Siehe auch die weiteren iuristischen Belege bei J.E. Grubbs, Women and the Law in the Roman Empire. A Sourcebook on Marriage, Divorce and Widowhood (London, New York 2002) 157f. Insgesamt vgl. auch D. Cherry, The Marriage of Equestrian Officers in the Post-Severan Army. Historia 46, 1997, 113-116. 153 Vgl. den Verweis auf das bekannte Beispiel bei Liv. 43,3,1ff. bei Behrends, Rechtsregelungen (Anm. 151) 156 mit den 4000 illegitimen Nachkommen römischer Soldaten mit spanischen Frauen, die im Jahr 171/ 170 v. Chr. vor dem Senat vorstellig werden. Dazu auch Debrunner Hall, Eine reine Männerwelt 211. Vgl. allgemein Wesch-Klein, Soziale Aspekte 107f. 154 Dazu siehe etwa H. Wolff, Zu den Bürgerrechtsverleihungen an Kinder von Auxiliaren und Legionen. Chiron 4, 1974, 490, 494. Allgemein zur entsprechenden Tendenz im 2. und 3. Jh. (Reflex der Familienbildungen auf Grabsteinen) vgl. auch die wichtige Untersuchung von Roxan, Women on the Frontiers, bes. 463 und S.E. Phang, The timing of marriage in the Roman army. In: Ph. Freeman / J. Bennett / Z.T. Fiema / B. Hoffmann (Hrsg.), Limes XVIII. Proceed. of the XVIIIth International Congress of Roman Frontier Studies, held in Amman, Jordan (September 2000). BAR Internat. Ser. 1084, II (Oxford 2002) 873-878. 155 Vgl. auch das ‘Disciplinam severissime rexit ...’ bei Suet. Augustus 24,1, dem dann als Beispiel für die strenge Disziplin im Heer des Augustus u.a. die Bestimmung folgt, dass selbst Legionslegaten nur in den Wintermonaten - und auch dann nicht leicht - Erlaubnis erhielten, ihre Frauen zu sehen. Und auch Herodian 3,8,5 bemerkt (paraphrasiert) zu der Aufhebung des Eheverbotes, dass es eine weitverbreitete (ja, traditionelle) Meinung sei, dass eine Ehe von Soldaten/ Kohabitation der militärischen Disziplin entgegenlaufe und auch der jederzeitigen Kriegsbereitschaft nicht förderlich ist. Severus habe durch seine Maßnahmen (s. folgende Anm.) die militärische Schlagkraft durch seine Maßnahmen geschwächt. Was Herodian wohl über den Konkubinat gedacht hat - in modernen Armeen, etwa der niederländischen Armee des späten 19. und beginnenden 20. Jhs. in Indonesien, hat man den Konkubinat mit einheimischen Frauen - bei geltendem striktem Eheverbot für gemeine Soldaten - als stabilisierenden, und damit der Disziplin förderlichen Faktor angesehen: Kriminalität und Alkoholmissbrauch seien dadurch reduziert, die Männer seien sparsamer und motiviert gewesen, auch längere Zeit, als ursprünglich gedacht, in den indonesischen Kolonien unter den Fahnen zu verbleiben. Dazu vgl. die interessanten Hinweise bei van Driel-Murray, Gender in question 13f. 156 Wichtigste Lit. dazu und allgemein zu den Heeresreformen des Severus: P. Garnsey, Septimius Severus and the Marriage of Soldiers. California Stud. in Classical Antiquity 3, 1970, 45-53; R.E. Smith, The Army Reforms of Septimius Severus. Historia 21, 1972, 481-499, insbes. 493; E. Birley, Septimius Severus and the Roman Army. In: Ders. (Hrsg.), The Roman Army. Papers 1929-1986. MAVORS II (Amsterdam 1988) 21-40, insbes. 21, 27 sowie Campbell, The Marriage of Soldiers 159-161. 157 Vgl. die Charakterisierung und den Hinweis auf die Diskussion um die genaue Ausdeutung des Wortlautes bei Jung, Das Eherecht 337f. oder Garnsey, Septimius Severus (Anm. 156) 47f. sowie Campbell, The Marriage of Soldiers 160 und Phang, The Marriage of Roman Soldiers 18f.

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nach dem Dienst niederschlug, die es dann eben zu ihren Familien in den vici oder canabae hinzog158. Sind die verkleinerten Kastelle am Limes oder allgemein, die Befunde für eine Abnahme der Kastellbesatzungen159, die gerne ohne allzu großes Hinterfragen als Phänomen der Krisenzeit des Imperiums genommen werden, nicht vielleicht zumindest gelegentlich auch Ausdruck einer sozial- historischen und militärrechtlichen Veränderung, die sich, theoretisch jedenfalls, zugleich durch eine antiproportionale Vergrößerung der die Kastelle umgebenden Zivilsiedlungen ausdrücken konnte160? Oder lassen sich in den Kastellen nun verstärkt Hinweise auf ‘married quarters’, Familienunterkünfte, finden161, die man selten auch für die Zeit zuvor vermutet hat oder glaubte nachweisen zu können? Jedenfalls ist mit den Regelungen des Septimius Severus und seiner Abkehr vom augustäischen System auch die den Soldaten generell gewährte Erlaubnis zu verbinden, dass diese sich Häuser kaufen dürfen; die Belastung der Soldaten mit einem Hausstand wurde offenbar nunmehr nicht mehr als unvereinbar mit der disciplina militaris angesehen162. Von Männern in den besten Jahren, voller Virilität, konnte man nicht allen Ernstes verlangen, trotz des Eheverbotes, zölibatär zu leben, man konnte ihnen gegen die Natur und menschliches Bedürfnis nicht untersagen, geschlechtliche163 und auch familiäre Bindungen einzugehen. Die Aufrechterhaltung militärischer Disziplin und die Zufriedenheit der Militärs, Ideale des Adels wie disciplina und mos maiorum und Bedürfnisse der Soldaten waren hier gegeneinander abzuwägen. Lange Dienstzeiten und dauerhafte Stationierung mussten zwangsläufig zu mehr oder weniger dauerhaften Partnerschaften führen, die auch nicht kinderlos blieben. Soldatenfamilien - obwohl im ersten Jahrhundert noch weniger gut fassbar - hat es von Beginn an und in steigender Anzahl um die sich etablierenden Kastelle, Lager und Garnisonen und deren Zivilsiedlungen gegeben. Die Militärdiplome, regelmäßig seit Claudius ausgestellt, geben hier in ihrem in diesem Punkt unveränderlichen Wortlaut164, nämlich mit der Bestimmung, dass mit den Dokumenten auch das conubium mit den Frauen erteilt wird, ‘... (uxoribus), quas tunc habuissent cum est civitas iis data . . .’, also mit den Frauen, mit denen die Soldaten zum Zeitpunkt der Bürgerrechtsverleihung schon zusammenlebten (und auch schon Kinder

158 Auf einige solcher Fälle weist MacMullen, Soldier and Civilian (Anm. 141) 126f. hin: York, Caerleon. 159 Vgl. etwa H.-P. Kuhnen (Hrsg.), Gestürmt - Geräumt - Vergessen? Der Limesfall und das Ende der Römerherrschaft in Südwestdeutschland (Stuttgart 1992) 35f. 68-70 oder D. Baatz, Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau 4(Berlin 2000) 76. 160 Die bei Birley, Septimius Severus 27 zitierte Literatur scheint etwa nahezulegen, dass seit severischer Zeit am Hadrianswall die zivilen Siedlungen um die Kastelle in beträchtlichem Maße an Größe gewannen, dass also durch die verbesserten Dienstbedingungen auch ein größerer Anreiz für Familien bestand, am Kastellort zu siedeln. Um die im Text gestellte Frage zu beantworten - und sicher würde es keine generell gültigen Antworten geben - ist der Forschungsstand zu den Kastellen und vici der ‘Spätzeit’ noch viel zu gering. Wichtige Vorarbeiten für den Obergermanisch-Rätischen Limes hat M. Scholz geleistet: vgl. Ders., Spätlimeszeitliche Reduktion versus mittelalterlicher Einbau in Limeskastellen. In: Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium ‘Weltkulturerbe Limes’, November 2001 in Lich-Arnsburg. Saalburg-Schr. 6 (Bad Homburg v.d.H. 2004) 135ff. mit Hinweis auf weitere wichtige eigene Überlegungen. Wenn die Veränderungen der Kastellstrukturen hier nicht nur die Verringerung der Besatzung und die Reduktion der eigentlichen ‘Kaserne’ bedeuten, sondern auch eine Auflösung des vicus und zugleich eine Hereinnahme der Zivilbevölkerung in die alten Kastellmauern und auf das nun eben nicht mehr rein militärisch genutzte alte Kastellareal implizieren, dann müßte man sich m. E. über frauen- und kinderspezifische Funde (auf diese hat insbesondere H.U. Nuber, Das Ende des Obergermanisch-Raetischen Limes - eine Forschungsaufgabe. In: Ders. / K. Schmid / H. Steuer / Th. Zotz (Hrsg.), Archäologie und Geschichte des ersten Jahrtausends in Südwestdeutschland (Sigmaringen 1990) 63 hingewiesen) - sozusagen in doppelter Hinsicht - nicht mehr wundern. Denn erstens sind die Befunde ‘spät genug’, um mit den Zuständen nach der Reform des Septimius Severus erklärt zu werden, und zweitens läge in der spezifischen historischen Situation des Limesgebietes in jener Zeit, in ihrer Unsicherheit und Gefährlichkeit, hinreichend Grund vor, ein Prinzip anzuwenden, das für das Militär bereits lange vor Septimius Severus gegolten hat, nämlich Frauen, Kinder und Zivilisten im Ernstfall oder in unsicherer Situation, wo ein Aufenthalt in den offenen Kastellvici den sicheren Tod bedeutet hätte, nicht aus dem Lager zu weisen. Zur Reduktion von Kastellvici am Obergermanisch-Rätischen Limes als ‘Krisenphänomen’ im zweiten Drittel des 3. Jhs. vgl. etwa die Bemerkungen K. Witschel, Krise - Rezession - Stagnation? Der Westen des römischen Reiches im 3. Jahrhundert n. Chr. (Frankfurt 1999) 207 mit Anm. 138. 161 Für das 3. Jh. und die Spätantike s. MacMullen, Soldier and Civilian (Anm. 141) 127ff.; Garnsey, Septimius Severus (Anm. 156) 48, v.a. aber Hassall, Homes for heroes 37. 162 Dig. 49,16,13 pr. (Macer). Dazu s. a. Behrends, Rechtsregelungen (Anm. 151) 165f. 163 Natürlich gab es auch den ‘Ausweg’ homosexueller Beziehungen: für die kaiserzeitliche Armee ein wenig erforschtes Gebiet - s. dazu Phang, The Marriage of Roman Soldiers 262ff. Dieses Phänomen kann hier unberücksichtigt bleiben. Allgemein vgl. auch den Überblick bei Friedl, Konkubinat 232ff. 164 Ausnahmen bzw. Variante im Wortlaut, aber ohne Bedeutungsänderung: CIL XVI 83, 84 und RMD III 161 sowie Inv.Nr. O.41825/ RGZM (B. Pferdehirt, Römische Militärdiplome und Entlassungsurkunden in der Sammlung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (Mainz 2004) 81f. Nr. 28 = M. Roxan / P. Holder, Roman Military Diplomas IV (London 2003) 500f. Nr. 260), alle aus dem Jahr 138 n. Chr.: dazu vgl. N. Scheuerbrandt, Kaiserliche Konstitution und Militärdiplom. Eine diplomatische Untersuchung zum Urkundenwesen (maschinenschriftl. Diss. Frankfurt a.M. 2004) 110f. und allgemein N. Lambert / J. Scheuerbrandt, Das Militärdiplom. Quelle zur römischen Armee und zum Urkundenwesen (Stuttgart 2002) 39f. Allgemein und umfassend vgl. auch Phang, The Marriage of Roman Soldiers 53ff., v.a. 59f.

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hatten), eine ganz offensichtliche Normalität wieder, die der militärischen Führung und der Militärverwaltung nicht entgangen sein kann: Es hat also seit dem Beginn der Kaiserzeit für viele Soldaten die Möglichkeit zur Familiengründung gegeben. Wo die Soldaten ihre Frauen fanden, davon zeugen neben den Grabinschriften - die im übrigen für die Bezeichnung der Verbindungen zwischen Mann und Frau während des aktiven Dienstes durchaus die iuristisch in diesem Fall unpassenden, nämlich legale Verbindungen charakterisierenden Termini verwenden, damit aber zugleich reflektieren, wie ein Paar seine Verbindung selbst einschätzte165 - am deutlichsten die das conubium gewährenden Militärdiplome. In den Zeiten festerer und meist längerfristiger Stationierungsorte seit der ersten Hälfte des 2. Jhs. nahmen sich die fremden Soldaten sehr häufig Frauen aus dem Umfeld der Garnison und ließen sich dann auch oft in der Nähe als Veteranen nieder166: So heiratete der aus Britannien stammende Soldat Lucco eine pannonische Landestochter namens Tutula Azala, die er während des Dienstes in seinem Regiment, der cohors I Britannica c.R., dort kennengelernt haben wird (CIL XVI 49 aus Brigetio), oder der Syrer M. Antonius Timi, ehemals Soldat der cohors I Flavia Bessorum in Obermösien, heiratete seine einheimische Frau Doroturma Tricorniensis (CIL XVI 67 aus Tricornium); aus beiden Verbindungen entstanden während des Dienstes Kinder. Solche Beispiele ließen sich leicht vermehren. Als ein spätes Beispiel, auch für eine ganz andere Gegend der römischen Welt, sei auf den Scheidungsvertrag zwischen Iulius Antiochus, Soldat der normalerweise in Zeugma stationierten legio IIII Scythica, und einer Frau aus seinem momentanen Einsatzort, Dura Europos, namens Aurelia Ammima, hingewiesen, die nämlich in dem 254 n. Chr. ausgestellten Papyrusdokument den Beinamen ‘Durene’ erhält, also wohl auch hierher stammte167. Aber die Verbindung mit ‘peregrinen’ Frauen des Standortes und der Umgebung ist selbstverständlich nicht die einzige Möglichkeit: Auch Beispiele dafür, dass Frauen aus den Rekrutierungsgebieten der Einheiten ihren Verwandten, Männern und Geliebten aus ihren Herkunftsgebieten nachzogen168, lassen sich sowohl bei den erhaltenen Militärdiplomen wie auch im sonstigen epigraphischen Befund nachweisen169. Die Familienbande der Berufsarmee erweisen sich im Befund der Quellen als existent und fest, sie überdauern großräumige Versetzungen und regionale Abkommandierungen. Zwei Beispiele sind Diplome für Niedergermanien (RGZM Inv. Nr. 42707)170 bzw. Rätien (RGZM Inv. Nr. 42283/1)171, in denen thrakische Soldaten und ihre ebenfalls thrakischen Lebensgefährtinnen genannt werden. So sind in Niedergermanien (13.1.101 n. Chr.) der in der cohors I c.R.p.f. dienende ‘Thrax’ centurio Mucacentus und seine Zyascelis, in der rätischen Konstitution (28.9. 157 n. Chr.) der thrakische Exsoldat der ala I Hispanorum Auriana, Disa, und seine ‘Thrakerin’ namens Andra als Paare genannt. Ihrem Partner gefolgt ist möglicherweise auch Valeria Iustina vom Stamm der Convenen in Aquitanien. Dieser Iunius Valerianus diente als Soldat der cohors III praetoria in Rom, wo sich auch die Grabinschrift der Frau gefunden hat172. Mögliche Partnerinnen sind im übrigen auch die Töchter und Schwestern der Kameraden vor Ort173. Einen

165 Vgl. etwa die Bemerkungen bei MacMullen, Soldier and Civilian (Anm. 141) 126 oder Garnsey, Septimius Severus (Anm. 156) 46 sowie insbes. Roxan, Women on the Frontiers 462 und Allason-Jones, Women and the Roman army 46f. und Allason-Jones, Women of Roman Britain 59. Grundsätzlich: Friedl, Konkubinat 117f. 246, 252 (zu coniux, maritus/a, uxor, vir). Bemerkenswert ist allerdings, dass auch die Militärdiplome als ‘offizielle Dokumente’ den iuristisch nicht sauber verwendeten Terminus uxor zur Spezifizierung der Soldatenpartnerin verwenden - vgl. den entsprechenden Hinweis bei Campbell, The Marriage of Soldiers 159. 166 Das Phänomen von ‘mixed marriages’ mit einheimischen Frauen setzt selbstverständlich bisweilen aber auch schon früher ein, wie das Bsp. des Boudicca-Aufstandes zeigt, in dem sich die Aggressionen der Aufständischen auch besonders gegen die mit römischen Veteranen verheirateten einheimischen Frauen als ‘Kollaborateure’ richten (Cass. Dio 62,2,7): Allason-Jones, Family in Roman Britain 275. 167 Dazu vgl. Stoll, Zwischen Integration und Abgrenzung 113 zu Pap. Dura 32. 168 Allgemein vgl. auch L. Wierschowski, Die regionale Mobilität in Gallien nach den Inschriften des 1. bis 3. Jahrhunderts n. Chr. (Stuttgart 1995) 263f. 169 Friedl, Konkubinat 264f. gibt aufgrund einer Auswertung der Militärdiplome folgende Statistik: a) lokale Herkunft der Frauen / Umgebung der Militärlager: 33%; b) Heimatprovinz der Soldaten, Tendenz im 2. Jh. sinkend: 28%; c) aus einer ehemaligen Dienstprovinz: 18%; d) aus einer Nachbarprovinz: 3,9%. 170 Pferdehirt, Römische Militärdiplome (Anm. 164) 22ff. Nr. 9. 171 Pferdehirt, Römische Militärdiplome (Anm. 164) 113f. Nr. 38. 172 CIL VI 2497. Zur Inschrift vgl. L. Wierschowski, Fremde in Gallien - “Gallier” in der Fremde. Die epigraphisch bezeugte Mobilität in, von und nach Gallien vom 1. bis 3. Jh. n. Chr. (Stuttgart 2001) 68f. Nr. 70. 173 Vgl. auch die beeindruckende Untersuchung von D. Cherry, Frontier and Society in Roman North Africa (Oxford 1998) 101ff., v.a. 133. Es ist aber zu betonen, dass auch dieser Weg der Partnersuche nicht verabsolutiert werden darf, wie das bei Cherry geschieht; schon gar nicht ist es zulässig, aus dieser Verallgemeinerung auf eine von der einheimischen Zivilbevölkerung völlig abgeschottete ‘geschlossene Militärgesellschaft’ zu schließen. Warum sind Töchter in der Quellengattung der Militärdiplome so selten genannt: vgl. Roxan, Women on the Frontiers 465f.

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Bataver mit Namen M. Ulpius Fronto und eine Bataverin namens Mattua samt dreier Töchter finden wir auf einem Militärdiplom für die Dienstprovinz Thrakien des Jahres 113 n. Chr. (RMD II 86)174 vereint: Auch hier läßt sich entweder vermuten, dass die Frau dem Mann nachgefolgt ist, oder aber, dass vor Ort, bei seinem Regiment, der cohors I Batavorum milliaria c.R. p.f., eine ‘batavische Gemeinde’ vorhanden war, aus der der Soldat eine ihm in Wesen und Sitten vertraute weibliche Gefährtin aus einer erweiterten Militärfamilie seines Heimatgebietes finden konnte, also aus dem ‘Pool’ der Töchter, Schwestern und Witwen175 anderer Bataver, die mit im selben Regiment dienten oder sich nach dem Dienst am alten Dienstort niedergelassen hatten. In der Tat lassen sich solche Großfamilien auch im epigraphischen Befund176 nachweisen: Ein besonders schönes Beispiel ist die Familie der (Sarmatin?)177 Campania Dubitata aus Ribchester (RIB 594); Tochter, Enkel und Schwiegersohn sind belegt, letzterer diente in der vor Ort stationierten ala Sarmatarum. Die Germanin Ursa lässt sich über eine Grabinschrift (RIB 1483) mit Bruder, Schwägerin und Neffen in Kastell Chesters am Hadrianswall nachweisen, in dem zumindest in der zweiten Hälfte des 2. Jhs. die cohors I Vangionum milliaria178 stationiert gewesen sein könnte (?), also eine Truppe, die ursprünglich aus einer germanisch geprägten Stammeswelt rekrutiert worden ist. Hier lassen sich Zusammenhänge aber nur vermuten. Sicherer ist der Nachweis germanischer Frauen im Gefolge der neunten Bataverkohorte, wie eine gewisse Thuttena in Vindolanda179 belegt. Um ein Beispiel von einem anderen Grenzabschnitt des römischen Reiches zu nennen, so ist hier auf die in Intercisa am Donaulimes im Gefolge der Stationierung der ‘syrischen’ cohors I milliaria Aurelia Hemesenorum saggitariorum eq. c.R. ab spätantoninischer Zeit - auch durch den anscheinend bestätigen Nachzug von ‘Landsleuten’ und Verwandtschaft sowie aus dem Lagernachwuchs - entstehende ‘syrische Gemeinde’ zu verweisen, in deren Reihen sich für die Soldaten und Veteranen über Generationen hinweg leicht ‘orientalische’ Partnerinnen finden ließen180. Eine weitere Möglichkeit, Frauen kennenzulernen, die den Soldaten dann an den eigentlichen Stationierungsort nachfolgten, darf man nicht vergessen: diejenigen Frauen nämlich, die die Soldaten beim Engagement ihres Regimentes oder ihrer Vexillation im Rahmen von Feldzügen kennenlernten. Ein mögliches Beispiel ist eine aus Nikomedia stammende Frau namens Tertinia Amabilis als Partnerin des Veteranen der legio VIII Augusta, Tertinius Gessius, eines mutmaßlichen Teilnehmers am Partherfeldzug des Caracalla181. Viele Frauen und Kinder, aber auch Sklaven und Freigelassene, Händler, Handwerker und Wirte182 sind den Regimentern, mit denen sie persönliche oder wirtschaftliche Beziehungen hatten, auch von Stationierungsort zu Garnisonsort oder zu einem anderen, auch gelegentlich nur sehr temporären, Einsatzort nachgezogen. Durch die Dislokation der römischen Regimenter, die 174 M. Roxan, Roman Military Diplomas 1978-1984 (London 1985) 148f. Nr. 86. 175 Vgl. insbesondere den methodisch wichtigen Beitrag von Roxan, Women on the Frontiers 462-467, in dessen statistischer Auswertung der Grabsteine der allzu selbstverständlich erscheinende Prozentsatz der Witwen besonders deutlich wird. Zu den vielfältigen Möglichkeiten des ‘frontier marriage market’ s.a. C.M. Wells, ‘The Daughters of the Regiment’: Sisters and Wives in the Roman Army. In: W. Groenman-van Waateringe / B.L. van Beek / W.J.H. Willems / S.L. Wynia (Hrsg.), Roman Frontier Studies 1995. Proceed. of the XVIth International Congress of Roman Frontier Studies (Oxford 1997) 574 sowie Allason-Jones, Women and the Roman army 48 und Phang, The Marriage of Roman Soldiers 224ff. Selbstverständlich gab es auch die ‘Variante’ Ehebruch mit der Frau eines Kameraden, ein Vergehen, das bei einer Verurteilung scharf geahndet wurde: dazu vgl. die Quellen bei Wesch-Klein, Soziale Aspekte 107 mit Anmerkungen. Ebd. 107 Anm. 49 auch zu ‘lustigen Witwen’, die für Intimverkehr als besonders aufgeschlossen galten. 176 Dazu vgl. Allason-Jones, Family in Roman Britain 274. Eine ‘Militärfamilie’ im Bild: vgl. den Grabstein RIB 685 aus York. CIL XIII 5976 aus Straßburg belegt Vater, Mutter und Schwester eines im aktiven Dienst verstorbenen Soldaten der legio II Augusta, der aus Mailand stammte - die gesamte Familie (inklusive Bedienstete, denn der Erbe, der den Grabstein setzt, ist ein Freigelassener) scheint ihm an den Dienstort nachgefolgt zu sein. 177 Marcus Aurelius hatte 5500 Sarmaten / Jazygen nach Britannien transferieren lassen (Cass. Dio 71,46,16), aus denen unter anderem wohl auch die nachfolgend genannte Ala formiert worden ist: J. Spaul, Ala2. The Auxiliary Cavalry Units of the Pre-Diocletianic Imperial Roman Army (Andover 1994) 191. 178 Zu diesem Regiment: J. Spaul, Cohors2. The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army. BAR Internat. Ser. 841 (Oxford 2000) 249-251. 179 Birley, Alltagsleben (Anm. 125) 13. 180 H. Solin, Juden und Syrer im westlichen Teil der römischen Welt. Eine ethnisch-demographische Studie mit besonderer Berücksichtigung der sprachlichen Zustände. ANRW II 29,2 (Berlin, New York 1983) 631, 763f. Vgl. auch Roxan, Women on the Frontiers 463. Zu den kultischen Traditionen im Umfeld des Regimentes vgl. auch Stoll, Zwischen Integration und Abgrenzung 136f. Anm. 18, 189f. Allgemein zu den Syrern von Intercisa vgl. das Standardwerk von J. Fitz, Les Syriens à Intercisa (Bruxelles 1972), v.a. 152ff. 181 So jedenfalls Wesch-Klein, Soziale Aspekte 100 zu CIL XIII 1897 aus Lyon. Andere mutmaßliche Beispiele finden sich bei Kakoschke, Ortsfremde (Anm. 115) 604f. 182 Dazu siehe einige Quellen- und Literaturhinweise bei Stoll, Zwischen Integration und Abgrenzung 106f. mit Anm. 427. Siehe insbesondere den quintanesis legionis (sic), den ‘Wirt der legio II Parthica’, der dieser aus ihrem temporären Basislager Apamaea in Syrien nach Albanum, dem Standlager der Legion, nachgezogen ist (CIL XIV 2283).

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Rekrutierungsstrukturen der Armee und die enge Verknüpfung mit Zivilisten aller Art, den Einheimischen und denjenigen, die den Einheiten gegebenenfalls auch an neue Stationierungs- und Einsatzorte nachreisten, trug das Militär in erheblichem Maße zur Entwicklung der Bevölkerungsstruktur sowie zu den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen in den Grenzprovinzen bei183. Frauen und Kinder folgten ihren Männern aber auch an temporäre und zudem die unattraktivsten Dienstorte, die man sich nur vorstellen kann, etwa in die ägyptische Ostwüste184, wo die Soldaten als Abordnung von ihrer ‘Muttergarnison’ für eine gelegentlich nicht unerhebliche Dauer Dienst tun mussten185. Diese ‘alltägliche’ Mobilität der Soldatenfamilien findet am Ende auch in der spätantiken Rechtsprechung ihren Niederschlag: Cod. Theod. 7,1,3 aus dem Jahr 349 n. Chr. erlaubt bei dienstlichen Versetzungen an einen neuen Einsatzort neben den Soldaten auch deren Frauen und Kindern und sogar deren mittels Lagervermögen gekauften Sklaven die Benutzung des cursus publicus186. Am besten charakterisiert dieses Zusammenleben und Zusammenwachsen der Regimenter mit den sie umgebenden Zivilisten, ihre vielfältigen Verbindungen und die Entstehung einer Militär- oder Garnisonsgesellschaft187, das bekannte Zitat aus den Historien des Tacitus (Tac. hist. 2,80,3): Die Einheimischen seien an das Zusammenleben mit den Soldaten gewöhnt gewesen, sie verbanden freundschaftliche und verwandtschaftliche Bande. Die Soldaten empfanden dies ebenso, ihr langjähriger und vertrauter Aufenthalts- und Dienstort sowie seine Umgebung war ihnen zur Heimat geworden, zum Daheim - nota et familiaria castra188. Jeder Soldat konnte im Prinzip Sklaven oder Sklavinnen haben189, durch Freilassung dieser Sklavin dann auch eine durch seine Patronatsrechte als Freilasser gebundene Lebensgefährtin gewinnen, die er nach der honesta missio auch offiziell heiraten konnte190. Sexuelle Beziehungen mit Sklavinnen und Sklaven dürfen auf jeden Fall vorausgesetzt werden, denn deren sexuelle Ausbeutung ist als Normalität empfunden worden191, und dies gilt vielleicht sogar in ganz besonderem Maße für das Militärpersonal. Ein recht anschauliches Beispiel für entsprechende Beziehungen ist das Testament

183 Vgl. mit vielen Literaturhinweisen Speidel, Kulturträger 188 mit Anm. 5. Für die beiden Germanien vgl. jetzt auch Kakoschke, Ortsfremde (Anm. 115) 603ff., dort zur Mobilität der Frauen im ‘Sog’ der Militärs und Amtsträger. 184 Zur Anwesenheit der Soldatenfamilien und anderer Zivilisten, selbst in den entferntesten Posten: vgl. die Zeugnisse bei Maxfield, Soldier and Civilian 157f. Siehe außerdem etwa auch Stoll, Zwischen Integration und Abgrenzung 105 zu Dura Pap. 46 (Soldatenfamilie in Bechufrayn, einem Außenposten der Garnison von Dura Europos) und N. Pollard, Soldiers, Cities & Civilians in Roman Syria (Ann Arbor 2000) 272. Siehe auch Cuvigny, La route de Myos Hormos (wie Anm. 84) 361ff., die darauf hinweist, dass wir in den Fällen der kleinen praesidia davon ausgehen dürfen, dass die Zivilisten nicht etwa in einem vicus, sondern in der militärischen Anlage wohnhaft waren. Kakoschke, Ortsfremde (Anm. 115) 605 sieht in der Formel ‘pro se et suis’ auf den Weihesteinen der Benefiziarier einen Hinweis auf die Anwesenheit von Familien in den stationes dieser Soldaten. Hier bleibe ich skeptisch: vgl. O. Stoll, Römisches Heer und Gesellschaft. Gesammelte Beiträge 1991-1999. MAVORS 13 (Stuttgart 2001) 286f. 185 Zur Dienstzeit in solchen ‘Wüstengarnisonen’ (z. B. ganze 18 Monate) vgl. die Belege bei M.P. Speidel, Outpost Duty in the Desert. Building the Fort at Gholaia (Bu Njem, Libya). In: Ders., Roman Army Studies II. MAVORS VIII (Stuttgart 1992) 276. Siehe auch V. Maxfield, The Deployment of the Roman Auxilia in Upper Egypt and the Eastern Desert during the Principate. In: G. Alföldy / B. Dobson / W. Eck (Hrsg.), Kaiser, Heer und Gesellschaft in der Römischen Kaiserzeit. Gedenkschrift für Eric Birley. HABES 31 (Stuttgart 2000) 431 und Maxfield, Soldier and Civilian 157 sowie jetzt Cuvigny, La route de Myos Hormos (Anm. 84) 311f. 186 Vgl. MacMullen, Soldier and Civilian (Anm. 141) 127 mit Anm. 25. 187 Zum Begriff der Miltärgesellschaft vgl. G. Alföldy, Das Heer in der Sozialstruktur des römischen Kaiserreiches, in: Ders., Römische Heeresgeschichte. Beiträge 1962-1985. MAVORS III (Amsterdam 1987) 37ff. und Ders., Das Heer in der Sozialstruktur des römischen Kaiserreiches. In: Ders. / B. Dobson / W. Eck (Hrsg.), Kaiser, Heer und Gesellschaft in der Römischen Kaiserzeit. Gedenkschrift für E. Birley (Stuttgart 2000) 33-57, hier besonders 46ff. Zur Garnisonskultur / Garnisonsgesellschaft vgl. Stoll, Zwischen Integration und Abgrenzung 78ff. 103. Allgemein siehe auch S. James, The Community of the Soldiers: a major identity and centre of power in the Roman empire. In: P. Baker (Hsrg.), TRAC 98. Proceed. of the Eighth Annual Theoretical Roman Archaeology Conference, Leicester 1998 (Oxford 1999) 14-25, v.a. 14, 24. 188 Weitere Belege zur ‘zweiten Heimat Militärlager’ s. etwa auch Speidel, Kulturträger 195 mit Anm. 54. 189 Grundsätzlich vgl. auch Wierschowski, Heer und Wirtschaft (Anm. 90) 65ff., insbes. die epigraphischen Belege S. 68-71 und Wesch-Klein, Soziale Aspekte 112ff. (ebd. 114 Anm. 76 Belege [Rechtsdokumente und Privatbriefe] für den Kauf von Sklavinnen durch Soldaten im aktiven Dienst) sowie Welwei, Unfreie im antiken Kriegsdienst (Anm. 77) 81ff., vor allem aber Phang, The Marriage of Roman Soldiers 231ff. 190 Behrends, Rechtsregelungen (Anm 151) 156 mit dem Verweis auf die aussagekräftige Inschrift CIL VI 32678. Siehe auch Stumpp, Prostitution I 184 sowie Friedl, Konkubinat 236f. mit Anmerkungen; zum recht hohen Prozentsatz solcher Fälle vgl. die Anmerkungen bei Phang, The Marriage of Roman Soldiers 193f. 240ff. 191 Vgl. etwa die Bemerkungen bei Montserrat, Sex and Society 101ff. oder L. Schumacher, Sklaverei in der Antike. Alltag und Schicksal der Unfreien (München 2001) 230, ferner Walters, Soldiers and Whores (Anm. 66) 110 und Stumpp, Prostitution I 185 und Friedl, Konkubinat 232ff. Zum noch weitgehend unberücksichtigt gebliebenen Problem gleichgeschlechtlicher Beziehungen beim Militär vgl. etwa den übersichtlichen Abriss bei Wesch-Klein, Soziale Aspekte 110f. sowie insbes. zu den homosexuellen Beziehungen zwischen Soldaten und Sklaven: Phang, The Marriage of Roman Soldiers 266ff.

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des ehemaligen Flottenangehörigen C. Longinus Castor, zum Zeitpunkt seines Todes (194 n. Chr.) ansässig als Veteran in Karanis (BGU I 326=FIRA 2III 50): Noch als Soldat der misenischen Flotte scheint Castor geschlechtliche und ‘bigame’ Beziehungen zu zwei seiner Sklavinnen eingegangen zu sein, Marcella und Cleopatra, die beide testamentarisch freigelassen werden und die Haupterben darstellen. Beide sind Mütter von mehreren Kindern, deren Vater Castor gewesen sein muss192. Epigraphisch am besten belegt sind natürlich die Sklaven und Freigelassenen der höheren Ränge, denn der höhere Sold, der den Herrn zur Verfügung stand, bedingte, dass manch einer seinen Sklaven mit Inschriften versehene Grabmonumente errichtete193 oder umgekehrt, von seinen Freigelassenen - als Erben - mit einem entsprechenden Memorialdenkmal bedacht wurde194. An dieser Stelle darf natürlich auch der Hinweis auf den berühmten Caelius-Stein vom Fürstenberg bei Xanten nicht fehlen, der bekanntlich zwei liberti des in der Varus-Katastrophe gefallenen Offiziers mitabbildet, die möglicherweise das Schicksal ihres Herrn teilten195. Zenturionen besaßen offenbar häufiger mehr als einen Sklaven196. Eine offenbar zwar des Kochens fähige, aber leider auch kriminelle Sklavin eines britannischen Zenturio namens Marcus Cocceius Firmus ist sogar in einem - einigermaßen spektakulären - juristischen Fall überliefert, den die Digesten für uns bewahrt haben197. Und mehrere Sklaven im Haushalt der höheren Offiziere - darunter waren gewiss auch Frauen - sind unter anderem auch durch die Erwähnung in den Vindolandatäfelchen belegt, hierbei handelt es sich ganz offensichtlich um das menschliche Eigentum der Kommandeure198, die vielleicht auch bei der Herrschaft wohnten199. In den Lagervorstädten dürfte normalerweise der größte Teil der Trossknechte, Sklaven und Diener der Soldaten untergebracht gewesen sein200. Zum ‘Liebesleben römischer Soldaten’201 gehörten aber auch untrennbar Prostituierte und deren Hintermänner: Die Armee als Kundschaft darf als bedeutendes Rad im Getriebe der ‘Sex-Industrie’202 betrachtet werden. Leisteten Huren bei den Heeren der Republik, denen sie im Tross folgten, noch Saisonarbeit, so verfestigte sich die sexuellen Bedürfnissen dienende Geschäftsbeziehung in der Kaiserzeit, zumal mit der Entwicklung fester Standlager und dem Ende dauernder Truppenbewegung. Bereits wenn man die ‘Topographie der Prostitution’ in Rom betrachtet, fällt auf, dass etwa die Lupanare, die das spätantike (konstantinische) Breviarium für den Mons Caelius nennt, sich in unmittelbarer Nähe der Kasernen der Prätorianer, der Stadtkohorten, der Vigiles und der Wachlokale, bei den Unterkünften der Equites Singulares, der castra peregrinorum und denen der Ravennatischen

192 Montserrat, Sex and Society 101f. Zu Castor vgl. auch R. Alston, Soldier and Society in Roman Egypt. A Social History (London, New York 1995) 127-129, Phang, The Marriage of Roman Soldiers 234f. sowie die weiterführenden Hinweise bei J.E. Grubbs, Women and the Law in the Roman Empire. A Sourcebook on Marriage, Divorce and Widowhood (London, New York 2002) 300 Anm. 39. Zu Soldaten und deren Beziehungen zu Sklavinnen vgl. auch die Bemerkungen bei B. Pferdehirt, Die Rolle des Militärs für den sozialen Aufstieg in der römischen Kaiserzeit (Mainz 2002) 187ff. Zu polygamen Beziehungen von Soldaten vgl. die Nachweise bei Phang, The Marriage of Roman Soldiers 412f. (acht Belege) und die kritischen Bemerkungen bei Friedl, Konkubinat 256f. 264, der u.a. auf die zu berücksichtigende Möglichkeit sukzessiver Beziehungen hinweist, die in den entsprechenden Zeugnissen ihren Ausdruck finden. 193 Siehe etwa die Grabinschrift [J. Filgueira Valverde / A. d’Ors (Hrsg.), Inscripciones romanas de Galicia III. Museo de Pontevedra, 1955, Nr. 38 Taf. 39] eines centurio der legio X Gemina für drei seiner Sklaven aus Asturica bei Schumacher, Sklaverei in der Antike (Anm. 191) 189 Abb. 85. 194 RIB 200 für den centurio Marcus Favonius Facilis. 195 CIL XIII 8648. Zum Denkmal vgl. den mit guten Abb. versehenen Eintrag in: G. Bauchhenß, Germania Inferior. Bonn und Umgebung. Militärische Grabdenkmäler. CSIR Deutschland III 1 (Bonn 1978) 18-22 Nr. 1 mit Taf. 1-4. Einen Sklaven eines centurio einer der Varus-Legionen (legio XIX) namens Privatus überliefert auch ein weniger spektakuläres Zeugnis: eine gelochte bleierne Besitzermarke aus Dangstetten; dazu vgl. R. Wiegels, Zwei Blei-Marken aus dem frührömischen Truppenlager Dangstetten. Fundber. Baden-Württemberg 14, 1989, 427-456. 196 Vgl. etwa die zehn freigelassenen Sklaven eines ehemaligen centurio in CIL III 8143 und dazu Welwei, Unfreie im antiken Kriegsdienst (Anm. 77) 91, der von insgesamt sechzehn oder mehr Sklaven in dessen Haushalt ausgeht. 197 Allason-Jones, Women and the Roman army 49 und Allason-Jones, Women of Roman Britain 64 zu Dig. 49,15,6. 198 Vgl. A.K. Bowman, Life and Letters on the Roman Frontier. Vindolanda and its people (London 1994) 57f. 67f. Eine Sklavin ist etwa recht sicher (H)elpis (Vindolanda II Nr. 346): Zum Namen vgl. etwa die Belege bei H. Solin, Die Stadtrömischen Sklavennamen. Ein Namenbuch II. Die griechischen Namen (Stuttgart 1996) 555-557 s.v. Helpis. Siehe auch Birley, Band of Brothers (Anm. 125) 145f. 199 Sklaven und Diener der Offiziere im Lager: vgl. die Bemerkungen bei v. Petrikovits, Innenbauten römischer Legionslager (Anm. 77) 62, 168 Anm. 53. 200 Speidel, Kulturträger 196. Zur Frage der Unterbringung des regulären Trosses vgl. aber auch V. Petrikovits, Innenbauten römischer Legionslager (Anm. 77) 57-59. 201 So der Titel einer Ausstellung in Windisch / Vindonissa: R. Hänggi / M. Hartmann / C. Holliger / M.A. Speidel, Das Liebesleben römischer Soldaten. Ohne Recht auf Frau und Kind? Ges. Pro Vindonissa (Brugg 1991). 202 Den Begriff verwendet etwa Montserrat, Sex and Society 106ff. Zur Armee als Kundschaft vgl. insbesondere Stumpp, Prostitution I 180ff. sowie Phang, The Marriage of Roman Soldiers 244ff.

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Flotte befanden203; eine parallele Entwicklung der Bordelle zu der der Kasernen und Lager und ihrem Anwachsen zu einem regelrechten ‘Militärviertel’ scheint jedenfalls plausibel. An den Militärgrenzen war der Platz der Prostituierten wohl in den Lagervorstädten204, und auch hier darf als Nebeneffekt der römischen Präsenz und der damit verbundenen kulturellen Prozesse, die gern als ‘Romanisierung’ bezeichnet werden, vermerkt werden, dass sich auf deren Schattenseite auch organisierte Prostitution entwickelte205. Wenn Besteuerung Legitimierung eines Gewerbes bedeutet, dann ist die Prostituiertensteuer206 ein Beleg dafür, dass der römische Staat das älteste Gewerbe der Welt - jedenfalls unter diesem Aspekt und zum pekuniären Vorteil des Staates - als Beruf wie jeden anderen ansah. Und auch hier war das römische Heer mehr oder weniger kontrolliert engagiert, als Steuereintreiber und als ‘polizeiliche Aufsicht’207. Prostituierte waren nicht nur an den größeren Stationierungsorten und Garnisonen, in den entsprechenden Spelunken und Bordellen - sozusagen ortsfest - zu finden, sondern auch mobil und auch auf abgelegeneren Wegen unterwegs, um zu ihrer Hauptkundschaft zu gelangen. Neben der halbseidenen ‘Truppe’ aus Zeugma, die sich in Dura Europos als eine Art Truppenbetreuung nachweisen lässt (und daher auch infrastrukturelle Unterstützung durch die Garnisonsverwaltung erhalten zu haben scheint)208, meine ich hier vor allem den Beleg des immer wieder zitierten Tarifes von Koptos aus dem Jahr 90209, der die Erhebung des Straßenzolls in der Stadt und Garnison Koptos, Knoten- und Angelpunkt strategisch wichtiger Straßen und Handelswege vom und zum Roten Meer durch die östliche Wüste und zugleich Tor zum Niltal, auf Befehl des praefectus Aegypti regelte. Unter den Geldbeträgen, die etwa unterschiedliche Personengruppen leisten mussten, fallen besonders die der Prostituierten auf (Z. 17‘... γυναικ´ν πρÄς ØταιρισμÄν...’): 108 Drachmen. Das ist fünf mal mehr als der Betrag (20 Drachmen), der von den ebenfalls genannten Soldatenfrauen (Z.19 ‘...γυναικ´ν στρατιωτ´ν...’) oder Frauen (einreisenden?) geleistet werden muss, aber auch diese liegen bereits an der Spitze der zur Kasse Gebetenen210. Die Höhe des Betrages für Prostituierte darf man wohl als ‘a reflection of how much money the women could make in an area where the men who ‘policed the lonely desert routes would be starved for female company’’ ansehen, also als Reflex guter Verdienste und Profite; Gruppen von Prostituierten könnten hier also gemeint sein, auf Kunden- und Gewinnjagd in den Wüstengarnisonen211. Andere Prostituierte zog es dagegen in die Wüste, um ihrem bisherigen Leben zu entsagen: Diese erstaunlich häufigen Fälle von ‘heiligen Huren’ und geläuterten gefallenen Mädchen der Spätantike hat B. Ward in einem faszinierenden Buch gesammelt212. Zwar spielen hier Soldaten keine Rolle, aber ihre Tracht erscheint doch in einem verräterischen Zusammenhang, denn der Mönch Abraham, der seine Nichte Maria in der Vita Sanctae Mariae, Meretricis (ebd. 5f.) des vierten Jhs. unerkannt aus

203 Stumpp, Prostitution I 169f. Vgl. dazu auch die modernen Varianten der Weltkriege und des Vietnamkrieges bei Grant De Pauw, Battle Cries and Lullabies (Anm. 2) 219, 258f. 273f. und der Verweis auf japanische Zwangsbordelle und andere Beispiele bei Phang, The Marriage of Roman Soldiers 248f. insbes. Anm. 83. 90. 204 Stumpp, Prostitution I 182, 184, 187f.; Stumpp, Prostitution II 153f. 205 Stumpp, Prostitution II 154f. 206 Montserrat, Sex and Society 110ff. 130f. 207 Stumpp, Prostitution I 190, 352; Stumpp, Prostitution II 256ff. Den Eindruck unkontrollierter Repressalien durch das Militär beim Einzug der Steuer vermittelt der Petitionsteil der Inschrift CIL III 13750 von der Krimhalbinsel (185/86 n. Chr.; Moesia Inferior) - dazu s. etwa Stumpp, Prostitution II 262f. 208 Stoll, Integration und Abgrenzung 114-116; Phang, The Marriage of Roman Soldiers 248f. 209 IGRR I 1183 = OGIS 674; vgl. H. Freis, Historische Inschriften zur römischen Kaiserzeit von Augustus bis Konstantin (Darmstadt 1984) 130 Nr. 63. 210 Zur Interpretation vgl. auch Stumpp, Prostitution I 358f. 211 So die nachvollziehbare Interpretation von Montserrat, Sex and Society 130f. Zum Tarif und seiner Interpretation vgl. jetzt auch Cuvigny, La route de Myos Hormos (Anm. 84) 374f. 383f. sowie Maxfield, Soldier and Civilian 157f. Zur ‘gewerblichen Reisetätigkeit’ von Kupplern und Dirnen allgemein vgl. Stumpp, Prostitution I 181. Konkrete Beispiele zur Verschickung der Prostituierten (zwei Mädchen pro praesidium), ihrer Aufenthaltsdauer in den einzelnen Garnisonen (in der Regel für einen Monat), den Preisen (Anzahlung, Monatsmiete zwischen 60 und 75 Drachmen, Einzelbeträge pro Soldat) kennen wir in der Tat eben aus den Garnisonen der ägyptischen Ostwüste: vgl. dazu auch den handlichen Überblick bei B. Kramer, Urkundenreferat 2003. VII. La route de Myos Hormos. Archiv für Papyrusforschung 50,2,2004, 248ff., etwa ebd. 250 zu O. Krok. 227. 212 Dies., Harlots of the Desert. A Study of Repentance in Early Monastic Sources (London, Oxford 1987).

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einem städtischen Bordell befreien will, legt dazu die in diesem Zusammenhang also völlig unauffällige Soldatentracht an213.

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