Frühmittelalterlicher Kirchenbau in Baiern vom 7. bis 9. Jahrhundert. Vorarbeiten zur...

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16 Warum eine Kirche? Warum eine Kirche? Warum eine Kirche? Warum eine Kirche? Warum eine Kirche? Kultbauten vergangener Zeiten sind – abgesehen von antiken Tempeln – nur selten sicher zu identifizieren. Dieser Umstand ändert sich erst mit dem aufkommenden Christentum grundsätzlich und offenbart dem Ar- chäologen eine Quellengattung, in der siedlungs- und religions- geschichtliche Aussagemöglichkeiten miteinander verschmelzen: das Bau- werk Kirche als Stein gewordener Ausdruck des Glaubens. Lange Zeit standen jedoch vor allem architektur- und baugeschichtliche Fragestel- lungen im Vordergrund, bei denen mit archäologischen Methoden Vorgängerbauten erschlossen werden sollten – sei es, um die lokalpatrio- tische Neugier zu befriedigen oder weil man hoffte, eine frühe schriftli- che Nennung auch im Bodenbefund nachzuweisen. Ziel der folgenden Seiten ist es, die theoretischen Vorarbeiten für den Bau einer Kirche des späten 7. und des 8. Jahrhunderts zu schaffen, die mittel- fristig auf dem Gelände des Bajuwarenhofes Kirchheim als originalge- treues Modell entstehen soll. Dabei ist nicht geplant, einen bestimmten archäologisch nachgewiesenen Befund zu rekonstruieren, sondern es soll aus verschiedenen archäologisch belegten Elementen eine Kirche errich- tet werden, wie sie auf einem Herrenhof der späten Merowinger- und der Karolingerzeit gestanden haben könnte (Abb. 10). Die Gründe für diese Museumserweiterung sind einfach: Religion war damals wie heute ein wichtiger Teilaspekt des täglichen Lebens. Vor al- lem das Aufkommen des Christentums und das zeitliche Nebeneinander von altem und neuem Glauben war prägend für die Bajuwaren des späte- ren 6. und des 7. Jahrhunderts. Da wir über die heidnischen Glaubensvor- stellungen aber nur unzureichend Bescheid wissen, wird es durch den Kirchenbau möglich, den Themenbereich “Religion” dennoch auch im Museumsbetrieb aufzugreifen und den Besuchern näher zu bringen. Hinzu kommt der profanere Grund, dass im Laufe des Jahres 2009 auch das Lang- Frühmittelalterlicher Kirchenbau in Baiern vom Frühmittelalterlicher Kirchenbau in Baiern vom Frühmittelalterlicher Kirchenbau in Baiern vom Frühmittelalterlicher Kirchenbau in Baiern vom Frühmittelalterlicher Kirchenbau in Baiern vom 7. bis 9. Jahrhundert 7. bis 9. Jahrhundert 7. bis 9. Jahrhundert 7. bis 9. Jahrhundert 7. bis 9. Jahrhundert Vorarbeiten zur Rekonstruktion Vorarbeiten zur Rekonstruktion Vorarbeiten zur Rekonstruktion Vorarbeiten zur Rekonstruktion Vorarbeiten zur Rekonstruktion einer Kirche am Bajuwarenhof einer Kirche am Bajuwarenhof einer Kirche am Bajuwarenhof einer Kirche am Bajuwarenhof einer Kirche am Bajuwarenhof

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Warum eine Kirche?Warum eine Kirche?Warum eine Kirche?Warum eine Kirche?Warum eine Kirche?

Kultbauten vergangener Zeiten sind – abgesehen von antiken Tempeln –nur selten sicher zu identifizieren. Dieser Umstand ändert sich erst mitdem aufkommenden Christentum grundsätzlich und offenbart dem Ar-chäologen eine Quellengattung, in der siedlungs- und religions-geschichtliche Aussagemöglichkeiten miteinander verschmelzen: das Bau-werk Kirche als Stein gewordener Ausdruck des Glaubens. Lange Zeitstanden jedoch vor allem architektur- und baugeschichtliche Fragestel-lungen im Vordergrund, bei denen mit archäologischen MethodenVorgängerbauten erschlossen werden sollten – sei es, um die lokalpatrio-tische Neugier zu befriedigen oder weil man hoffte, eine frühe schriftli-che Nennung auch im Bodenbefund nachzuweisen.Ziel der folgenden Seiten ist es, die theoretischen Vorarbeiten für den Baueiner Kirche des späten 7. und des 8. Jahrhunderts zu schaffen, die mittel-fristig auf dem Gelände des Bajuwarenhofes Kirchheim als originalge-treues Modell entstehen soll. Dabei ist nicht geplant, einen bestimmtenarchäologisch nachgewiesenen Befund zu rekonstruieren, sondern es sollaus verschiedenen archäologisch belegten Elementen eine Kirche errich-tet werden, wie sie auf einem Herrenhof der späten Merowinger- und derKarolingerzeit gestanden haben könnte (Abb. 10).Die Gründe für diese Museumserweiterung sind einfach: Religion wardamals wie heute ein wichtiger Teilaspekt des täglichen Lebens. Vor al-lem das Aufkommen des Christentums und das zeitliche Nebeneinandervon altem und neuem Glauben war prägend für die Bajuwaren des späte-ren 6. und des 7. Jahrhunderts. Da wir über die heidnischen Glaubensvor-stellungen aber nur unzureichend Bescheid wissen, wird es durch denKirchenbau möglich, den Themenbereich “Religion” dennoch auch imMuseumsbetrieb aufzugreifen und den Besuchern näher zu bringen. Hinzukommt der profanere Grund, dass im Laufe des Jahres 2009 auch das Lang-

Frühmittelalterlicher Kirchenbau in Baiern vomFrühmittelalterlicher Kirchenbau in Baiern vomFrühmittelalterlicher Kirchenbau in Baiern vomFrühmittelalterlicher Kirchenbau in Baiern vomFrühmittelalterlicher Kirchenbau in Baiern vom7. bis 9. Jahrhundert7. bis 9. Jahrhundert7. bis 9. Jahrhundert7. bis 9. Jahrhundert7. bis 9. Jahrhundert – Vorarbeiten zur Rekonstruktion– Vorarbeiten zur Rekonstruktion– Vorarbeiten zur Rekonstruktion– Vorarbeiten zur Rekonstruktion– Vorarbeiten zur Rekonstruktioneiner Kirche am Bajuwarenhofeiner Kirche am Bajuwarenhofeiner Kirche am Bajuwarenhofeiner Kirche am Bajuwarenhofeiner Kirche am Bajuwarenhof

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haus fertig werden dürfte, das Museum aber von der praktischen Ver-mittlung handwerklicher Fertigkeiten lebt; die Errichtung eines neuenGebäudes, an dem vielleicht auch andere Bauweisen erprobt werden kön-nen, wäre sowieso unerlässlich!Dieser Beitrag bietet eine Zusammenstellung von Befunden zu früh-mittelalterlichen Kirchen mit ihrer architektonischen und künstlerischenAusstattung. Da die Anzahl von Beispielen aus Bayern überschaubar ist,werden vereinzelt auch Befunde aus benachbarten Regionen, zu denendas Herzogtum Baiern im 7. bis 9. Jahrhundert Kontakte pflegte, herange-zogen. Dies ist notwendig, um die Vielfalt konstruktiver und gestalteri-

scher Möglichkeiten zu erfassen.

KirchenKirchenKirchenKirchenKirchen als “Problembefunde” als “Problembefunde” als “Problembefunde” als “Problembefunde” als “Problembefunde”Woran erkennt der Archäologe eine Kirche, wenn er sie ausgräbt? Oftreicht schon die Lage unter einer noch stehenden Kirche aus, damit einBefund als Kirche angesprochen wird (Stichwort: Kultkontinuität). In der

Regel mag dies auch zutreffen, doch sollte man in jedem Fall stets kritisch

prüfen, ob es sich aufgrund der erhaltenen Überreste bei dem Befund

wirklich um eine Kirche handeln muss1 .

Abb. 10:Abb. 10:Abb. 10:Abb. 10:Abb. 10: „Rekonstruierte“ Kirche in Reisbach, Lkr. Dingolfing-Landau. LieblosesAneinanderfügen von Holz ergibt noch lange keinen Eindruck eines Kirchenraumes.

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Typisches Merkmal einer Kirche ist die besondere Bauform, vor allemmit architektonisch betonter Ostseite. Dies kann sowohl eine halbrundeApsis als auch ein gegenüber dem Langhaus eingezogener quadratischeroder rechteckiger Chorraum sein. Ist der Ostteil nicht erhalten, wird einegesicherte Ansprache als Kirche bereits schwierig, da sich vor allem Holz-kirchen des 7. und 8. Jahrhunderts in der Bauweise und folglich auch inden nachweisbaren Resten kaum von zeitgleichen Profanbauten unter-scheiden. Erschwerend kommt hinzu, dass im Frühmittelalter auch dienormalen Wohnbauten ost-west-ausgerichtet sind, so dass die Orientie-rung ebenfalls nicht als Indiz herangezogen werden kann. Leichter fälltes dem Archäologen steinerne Bauten als Kirchen anzusprechen. Zumeinen bringt diese Bauweise bessere Erhaltungsbedingungen im Bodenmit sich, weshalb genauere Beobachtungen zu Grundrissform und Bau-details möglich sind. Zum anderen sind profane Steingebäude im Her-zogtum Baiern im 7. und 8. Jahrhundert so selten, dass es sich in der Regelwirklich um frühe Kirchen handeln dürfte, insbesondere wenn sie die ein-zigen gemauerten Bauwerke einer Siedlung sind.

Schwierig ist die Beurteilung von unvollständig überlieferten Gebäude-grundrissen. Als Paradebeispiel hierfür kann die erste Holzkirche unterSt. Peter und Paul in Aschheim, Lkr. München, gelten, von der lediglichsieben Pfosten bei der Grabung nachgewiesen und die restlichen zu ei-nem dreischiffigen Hallenbau frei ergänzt sind (Abb. 11,5)2 . Ohne die um-liegenden Gräber und die nachfolgenden steinernen Gotteshäuser wäreder Grundriss nicht von einem Wohngebäude des 6. oder 7. Jahrhundertszu unterscheiden gewesen. Dieses Beispiel warnt davor, die geringe An-zahl nachgewiesener Kirchen des 7. Jahrhunderts als Argument für einenur zögerliche Annahme des neuen Glaubens zu werten. Gerade einfacheKirchenbauten ohne gesonderten Chor, zugehörige Gräber oder liturgi-sche Einbauten sind innerhalb eines Siedlungsgefüges für den Archäolo-gen nicht als solche zu erkennen.

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Abb. 11:Abb. 11:Abb. 11:Abb. 11:Abb. 11: Kirchen und „Kapellen“ aus Holz. 1 München-Aubing. 2 Straßkirchen. 3 Altdorfbei Landshut. 4 Herrsching Bau I. 5 Aschheim Bau I. 6 Barbing-Kreuzhof. 7 Staubing beiWeltenburg. 8 Pliening Bau I. M. 1:400.(1-2,5-7 nach Codreanu-Windauer 2003, Abb. 3,1-4,6; 3 nach Codreanu-Windauer 2003, Abb.3,5 u. Schröter 1982 [wie Anm. 7], Abb. 110; 4 nach Codreanu-Windauer 2003, Abb. 3,7 u.Keller 1991/92 Abb. 34; 8 nach Codreanu-Windauer 2003, Abb. 7,4).

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Neben der Grundrissform sind vor allem liturgische Einbauten wie Altar,Chorschranke oder Taufbecken sichere Indizien für ein Gotteshaus. De-ren Nachweis gelingt aber meist nur in Steinbauten, sofern auch der zu-gehörige Fußboden erhalten ist. Bei hölzernen Kirchenbauten ist dies deut-lich schwieriger, da nur Pfostengruben oder Balkengräbchen die Zeit über-dauert haben.

Gräber werden gerne als Beleg für eine Kirche herangezogen, besonderswenn sie einen direkten Lagebezug zum Gebäude aufweisen und wennder Baubefund alleine eine Ansprache als Kirche nicht zulässt. ImUmkehrschluss wird dann meist auch davon ausgegangen, dass es sichum christliche Begräbnisse handeln muss, auch wenn sie auf “heidnischeArt” mit Beigaben ausgestattet sind. Anders als in den angrenzenden Re-gionen ist in Altbayern im frühen Mittelalter die Bestattung im Kirchen-innenraum unüblich – eine bajuwarische Eigenheit, deren Gründe nochweitgehend unerforscht sind. Dadurch können nur Gräber neben oderbei einem Gebäude als Indiz für eine Kirche dienen, der direkte Bezugaufeinander ist meist nur schwer zu beweisen.Dies trifft vor allem auf eine kleine Gruppe von Sechs- oder Acht-Pfostenbauten zu, die sich gelegentlich auf oder am Rand großerReihengräberfelder des 6. und 7. Jahrhunderts finden und aufgrund ihrerLage als Friedhofskapellen interpretiert werden. Beispiele hierfür sind dieBauten von München-Aubing, Strasskirchen (Lkr. Straubing-Bogen), odervielleicht auch Altdorf, Lkr. Landshut (Abb. 11,1-3)3 . Diese 10 bis 20 m2

großen Bauten sind teilweise der Ost-West-Ausrichtung der Gräberangepasst, können aber wie im Fall Strasskirchen auch nord-süd-orientiertsein, was eher an eine vorgeschichtliche Zeitstellung des Gebäudes denkenlässt. Ob der Bereich des letztgenannten Gebäudes bewusst von denGräbern ausgespart wurde oder ob das Fehlen von Überschneidungenauf Zufall beruht, ist nicht sicher zu entscheiden4 . Der Befund allein erlaubtes jedenfalls nicht, diese Beispiele christlich zu interpretieren, da wederein eigener Altarraum noch liturgische Einbauten vorhanden sind.

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Vielleicht handelt es sich lediglich um Memorialbauten, die nur mit demGrabritus in Zusammenhang stehen. Eine derartige Baugruppe istbeispielsweise für das alamannische Südwestdeutschland und dasfränkische Rheinland nachgewiesen, nur dass dort innerhalb dieserGebäude auch bestattet wurde. Dies unterscheidet sie wiederum von denbayerischen Beispielen5 .

Die Kirche als BauwerkDie Kirche als BauwerkDie Kirche als BauwerkDie Kirche als BauwerkDie Kirche als Bauwerk

GrundrissformGrundrissformGrundrissformGrundrissformGrundrissformEine Gliederung der archäologisch erfassten Kirchentypen kann unter ver-schiedenen Gesichtspunkten erfolgen. Alleine über den Grundriss lassensich einfache rechteckige Saalkirchen, Saalkirchen mit quadratischem oderrechteckigem Chor, Saalkirchen mit halbrunder Apsis und mehrschiffigeKirchen mit den bereits genannten Chorlösungen unterscheiden (Abb. 11-12). Andere Bauformen sind aus dem 7. und 8. Jahrhundert in Bayernnoch nicht eindeutig nachgewiesen. Einzig die durch Abtbischof Sintpert(768-791) im späten 8. Jahrhundert errichtete Abteikirche St. Emmeram inRegensburg, von der sich die Krypta erhalten hat, ist als dreischiffige Ba-silika zu rekonstruieren6 . Vor allem bei Klosterkirchen wurden an dasLanghaus statt Seitenschiffen häufiger Nebenräume, so genannte Annexe,angefügt, die sowohl liturgischen als auch profanen Tätigkeiten dienten(Abb. 12,7-8).

FunktionFunktionFunktionFunktionFunktionDie ältesten nachgewiesenen Kirchenbauten Altbayerns datieren in dieZeit um 600 und in das frühe 7. Jahrhundert. Da eine flächige kirchlicheInstitutionalisierung erst mit der Einrichtung der bayerischen Diözesen739 durch Bonifatius in die Wege geleitet wurde, dürfte im 7. und frühen8. Jahrhundert die herrschaftliche Eigenkirche der vorherrschende Typgewesen sein, eine von einem Hofbesitzer auf eigenem Grund errichtete

und von ihm ausgestattete, aber auch in seiner Verfügungsgewalt stehen-

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Abb. 12:Abb. 12:Abb. 12:Abb. 12:Abb. 12: Kirchen aus Stein. 1 Epolding-Mühlthal Bau II. 2 Mals St. Benedikt. 3 Klais/Scharnitz.4 Aschheim Bau II. 5 Wörth im Staffelsee Bau I. 6 Herrsching Bau II. 7 Sandau Bau I. 8 Wörthim Staffelsee Bau II. M. 1:400.(1 nach Jacobsen u.a. 1991, 290; 2 nach Dannheimer 2003, Abb. 12,4; 3 nach Sage 1977, Beil. 1;4 nach Dannheimer 1988a, Abb. 13; 5 nach Codreanu-Windauer 2003, Abb. 11,2; 6 nachCodreanu-Windauer 2003, Abb. 9,3 u. Keller 1991/92, Abb. 37; 7-8 nach Dannheimer 2003,Abb. 12,5; 15).

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de Kirche. Diese Eigenkirchen dienten einer Familie als Privatkapelle undnicht selten auch als Zentrum eines Begräbnisplatzes und somit als Ortder Memoria, des Totengedenkens. Beispiele hierfür sind die hölzernenKirchen von Herrsching (um 620/30) oder vielleicht auch Landshut-Alt-dorf, die nach einer relativ kurzzeitigen Nutzung und einer geringenBestattungsaktivität wieder aufgelassen worden sind (Abb. 11,3-4)7 . Ge-rade die meist geringe Gräberzahl verdeutlicht einen direkten Bezug zumBauwerk und lässt eine Interpretation als Kirche zu. Dies gilt umso mehrfür Herrsching, da die Holzkirche noch im 7. Jahrhundert durch einenSteinbau über gleichem Grundriss ersetzt wurde.Erst später gingen oftmals aus Eigenkirchen Friedhofskirchen einer grö-ßeren Gemeinschaft oder sogar Pfarrkirchen hervor, wobei dies mit ei-nem Wechsel von der privaten Memoria zu einem kollektiven, gemein-schaftlichen Totengedenken der gesamten Gemeinde verbunden ist. Ar-chitektonisch sind Eigenkirchen, Friedhofskirchen und Pfarrkirchen frei-lich nicht zu unterscheiden. Typische Beispiele für Kirchen einer Dorfge-meinschaft sind die beiden “Friedhofskirchen” von Staubing bei Welten-burg, Lkr. Kelheim, und Barbing-Kreuzhof, Stadt Regensburg, von denenletztere innerhalb eines als Herrenhof interpretierten Gebäudekomplexeslag und sicherlich als Eigenkirche gegründet wurde (Abb. 11,6-7)8 . Umbeide Kirchen entwickelte sich im 7. und 8. Jahrhundert jeweils ein über100 Bestattungen umfassender Friedhof, der sie vermutlich als Gemeinde-kirchen mit Bestattungsrecht ausweist. Sie wurden mit der Verlagerungder zugehörigen Siedlung im 8. Jahrhundert aufgegeben, im Fall Barbing-Kreuzhof wurde jedoch noch nach Aufgabe der Kirche eine Zeit lang weiterdort bestattet9 .Eine etwas andere Entwicklung durchlief die Holzkirche unter St. Peterund Paul in Aschheim. Im früheren 7. Jahrhundert ursprünglich wohl alsEigenkirche auf einem kleinen Bestattungsplatz am Siedlungsrand gegrün-det, wurde dieser Bau um 700 in Stein erneuert (Abb.11,5; 12,4). In dieseSteinkirche (Bau II) wurden in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts eini-ge der ganz seltenen Bestattungen innerhalb eines Kirchenraumes in Bay-

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ern eingebracht10 . Dies bedeutet möglicherweise, dass die Umwandlungzur Pfarrkirche erst später erfolgt sein kann, da sich ein vermutlich be-deutender Herr noch das Recht dieser ansonsten unüblichen Bestattungs-form herausnehmen konnte.Als steinerne Eigenkirche wohl eines Mitgliedes der Huosi-Sippe soll dieerste Kirche auf der Insel Wörth im Staffelsee, Lkr. Weilheim-Schongau,errichtet worden sein (Abb. 12,5). Der 6,0 x 10,0 m große Apsidensaalwurde nach Aussage umliegender Grab- und Kleinfunde im 7. Jahrhun-dert erbaut und in der Mitte des 8. Jahrhunderts durch eine größere Klo-sterkirche ersetzt (Abb. 12,8)11 . Hiermit wird eine weitere funktionaleGruppe berührt, die sich unter günstigen Umständen sogar archäologischvon den zuerst genannten Eigen-, Friedhofs- und Pfarrkirchen unterschei-den lässt. Das einzige derzeit sicher ins 7. Jahrhundert datierbare KlosterBayerns liegt auf der Herreninsel im Chiemsee, Lkr. Rosenheim. Aller-dings lassen sich anhand der fragmentarischen Befunderhaltung keinesicheren Grundrisse rekonstruieren. Die ersten beiden Bauphasen derKirche waren aber anscheinend als mehrschiffige Pfostenbauten, vielleichtvergleichbar mit der Aschheimer Holzkirche, ausgeführt. Der steinerneAusbau des Klosters erfolgte erst im 8. Jahrhundert12 .An der Stelle des Regensburger Niedermünsters war bereits im 7. Jahr-hundert eine steinerne Saalkirche mit Rechteckchor errichtet worden (BauI), die um 720 durch einen größeren und aufwändig ausgestalteten Neu-bau ersetzt wurde. Ob es sich hierbei schon um eine Stiftskirche oder viel-leicht doch die herzogliche Pfalzkapelle handelte, ist aus dem Befundheraus derzeit nicht zu entscheiden13 . Besser bekannt ist eine Reihe immittleren 8. Jahrhundert bereits von Beginn an in Stein errichteter Klo-sterkirchen. In Sandau, Stadt Landsberg a. Lech, entstand in der Mitte des8. Jahrhunderts nach südwestalpinem Vorbild ein 18,5 m langer Drei-apsidensaal mit begleitenden Annexbauten, die vermutlich liturgischeFunktionen übernahmen (Abb. 12,7)14 . Die ebenfalls in dieser Zeit errich-tete Klosterkirche von der Insel Wörth im Staffelsee war mit 23,5 m Längeund 13 m Breite sogar noch größer als Sandau. Auch hier waren nördlich

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und südlich des einschiffigen Langhauses seitliche Räume angefügt, diewie in Sandau mit dem Klosterleben und liturgischen Abläufen in Ver-bindung standen (Abb. 12,8)15 . Die Kirche des 739/740 von Mitgliedernder Huosi gegründeten Klosters Benediktbeuren, Lkr. Bad Tölz-Wolfrats-hausen, ist archäologisch deutlich schlechter erfasst und wird als einfa-che, 10 m breite und 22 m lange Saalkirche mit Rechteckchor rekonstru-iert16 . Vollständig ergraben ist hingegen die Kirche des 763 gegründetenKlosters Klais/Scharnitz, Lkr. Garmisch-Partenkirchen, die nach der Ver-legung des Konvents 772 nach Schlehdorf nur noch als Pfarrkirche dien-te. Es handelt sich um eine kleine Saalkirche mit Rechteckchor und eineran der Innenseite der südlichen Langhauswand angefügten (leeren) Grab-kammer wohl für eine Stifter- oder Heiligenbestattung (Abb. 12,3)17 .Wenig ist über die frühmittelalterlichen Bischofskirchen im HerzogtumBaiern bekannt. Der nach 740/41 gegründete Dom von Eichstätt war ein12 m breiter Saalbau mit mindestens 200 m2 Grundfläche, dessenOstabschluss aber durch jüngere Baumaßnahmen unwiederbringlich zer-stört ist18 . Der unter Bischof Virgil von 761 bis 774 errichtete Dom zu Salz-burg war eine Saalkirche von ebenfalls beeindruckender Größe (66 m lang,33 m breit) mit flankierenden Annexräumen und einer innenkleeblattförmig ausgebildeten Apsis19 . Die Domkirchen von Passau, Frei-sing, Augsburg und Regensburg hingegen sind nicht oder nur unzurei-chend untersucht20 .

Als Fazit lässt sich festhalten, dass sowohl in der Holz- als auch in derSteinarchitektur die Saalkirche der bestimmende Kirchentyp des 7. und 8.Jahrhunderts im Herzogtum Baiern war. Diese Bauform ist bei allen funk-tionalen Kirchentypen vertreten – von der kleinen Eigenkirche bis zurrepräsentativen Bischofskirche. Nur in seltenen Fällen wie z. B. inAschheim oder wohl auch in Kloster Herrenchiemsee haben hallenartigeProfanbauten mit mehreren Schiffen als Vorbild gedient. Unterschiedebestanden vor allem in der Größe der Kirchen, der Form des Ostabschlusses

und der festen Innenausstattung.

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Bauweise und BaugestaltBauweise und BaugestaltBauweise und BaugestaltBauweise und BaugestaltBauweise und BaugestaltDas Aussehen von hölzernen Kirchenbauten ist ähnlich wie bei Wohnge-bäuden nur sehr schwer abzuschätzen. Dies liegt daran, dass im archäo-logischen Befund lediglich Pfostengruben oder Schwellbalkengräbchenüberliefert sind. Hierüber ist maximal das architektonische Grundgerüstdes Kirchenbaus zu erschließen, über den eigentlichen Wandaufbau so-wie die Art und Ausführung des Daches kann man hingegen nur speku-lieren. Grundsätzlich dürfte ein Kirchenbau den regional bevorzugtenBauweisen und der lokalen Materialwahl verpflichtet gewesen sein. GuteBeispiele für Kirchen in Pfostenbauweise stellen die Kirchen von Staubingbei Weltenburg, Herrsching am Ammersee (Bau I) oder Aschheim (Bau I)dar, wobei die Herrschinger Kirche eine halbrunde Apsis, Staubing einenRechteckchor und Aschheim einen geraden Chorabschluss (mit Umgang?)besaß.Wesentlich seltener überliefert sind Kirchen in Schwellbalkenbauweise,was aber vor allem daran liegen dürfte, dass ihre konstruktiven Elementekaum oder gar nicht in den Boden eingreifen. Wie eine derartige Kircheausgesehen haben könnte, zeigt der erste Kirchenbau aus Pliening, Lkr.Ebersberg (Abb. 11,8)21 . Dort konnte unter der spätromanischen, um 1200erbauten Backsteinkirche ein hölzerner Vorgänger nachgewiesen werden,dessen Langhaus auf massiven Schwellbalken ruhte. Diese waren in bzw.auf etwa 60 cm tiefen und bis zu 70 cm breiten Drainage-Gräben verlegt,um einer Verrottung der Bauhölzer vorzubeugen. Da kein zugehörigerLehmverputz geborgen werden konnte, wird ein reiner Blockbau oderStänderbau mit Spaltbohlen für das Kirchenschiff angenommen. Die halb-runde Apsis hingegen wird als durch Pfosten stabilisierte Flechtwerkwandin einem Wandgräbchen rekonstruiert. Alternativ wäre auch einePalisadenwand vergleichbar den nordischen Stabkirchen vorstellbar. DieDatierung frühestens in das 10./11. Jahrhundert erfolgte mangels Klein-funden allein durch Überlegungen zur Haltbarkeit hölzerner Konstruk-tionen. Meiner Einschätzung nach ist eine ältere Zeitstellung aber geradein Anbetracht der Lagerung der Schwellbalken über Drainagegräbchen

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nicht auszuschließen. Denn dass bereits im 9. Jahrhundert Kirchen inSchwellen-Ständer-Bauweise bekannt waren, zeigt eine kleine rechtecki-ge Saalkirche ohne eigenen Chor aus Seeberg, Kanton Bern (Bau II), vonder sich nur die Unterlegsteine fanden22 . Der Nachweis dieser Bauweise,die keinen Bodeneingriff benötigt, kann aus archäologischer Sicht alsGlücksfall gelten. Dass grundsätzlich auch Bauten in Palisadenbauweisenicht unbekannt waren, zeigen die ebenfalls nicht genauer als vor 1000 zudatierenden Gründungsbauten von St. Laurentius in Zeholfing und St.Martin in Niederhöcking, beide Stadt Landau an der Isar in Niederbay-ern23 .

Dem Problem der auf Schwellbalken einwirkenden Feuchtigkeit konnteman durch eine Lagerung auf trocken gesetzten, mit Lehm gebundenenoder gemörtelten Fundamenten aus Stein begegnen. Holzbauten auf Stein-sockel sind ebenso selten archäologisch nachzuweisen wie die hölzernenSchwellbalkenbauten, wofür ebenfalls die kaum in den Boden eingreifen-de Wandsubstruktion verantwortlich ist. Einer der schönsten Belege fürdiese Bauweise gelang in der Pfarrkirche St. Martin und St. Maria vonBrixen im Thale in Nordtirol. Dort konnten zwei Seiten eines rechtecki-gen Bauwerks über schmalen, sorgsam gesetzten Trockenmäuerchen er-graben werden, die vielleicht mit der 788 erwähnten Eigenkirche des Salz-burger Bischofs zu verbinden sind. Aufgrund des völligen Fehlens von

Hüttenlehm schließt der Ausgräber auf einen Blockbau24 . Außerhalb desbajuwarischen Raumes fanden sich in Burg bei Stein am Rhein, KantonSchaffhausen, die Reste einer hölzernen Kirche, deren Schwellenkranz aufeiner lediglich 25 bis 32 cm breiten Trockenmauer auflag. Einzig für dieApsis wird erwogen, ob sie nicht vielleicht auch bis zum Dachansatz voll-ständig gemauert gewesen sein könnte. Erbaut wurde diese Kirche nachAussage zugehöriger Gräber in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts,erst im späten 7. Jahrhundert wurde sie durch einen steinernen Neubau

ersetzt25 . Auch beim Bau I der Galluskirche von Möggingen, Kreis Kon-

stanz, dürfte es sich um einen Schwellbalkenbau auf einem Steinsockel

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gehandelt haben, da die Oberseiten der gemörtelten Mauern bewusst glattverstrichen waren. Dieser Bau soll noch vor 860 entstanden sein26 .

Nachdem in der bajuwarischen Bautradition das gesamte 6. Jahrhunderthindurch die Holzbauweise dominiert hatte, begann man ab dem 7.Jahrhundert zaghaft damit, erste Steinkirchen zu errichten. Als Baumaterialnutzte man in der Regel die jeweils nächstgelegenen Steinvorkommen –nicht selten dürften dies die Ruinen römischer Gutshöfe (villae rusticae)gewesen sein, aus deren Abbruchmaterial man die neuen Gotteshäusererrichtete. Da man bei der Auswahl der Baustoffe nicht wählerisch war,ist dieses Recycling archäologisch über die Verwendung von römischenZiegeln und Ziegelbruch, bearbeiteten Formsteinen (Quader, Gesimse)oder Steinen mit noch anhaftendem Mörtel im frühmittelalterlichenMauerwerk nachweisbar. Dies zeigte sich erst jüngst wieder bei derAusgrabung der ehemaligen Pfarrkirche St. Benedikt in Starnberg, bei derim Fundament der ältesten Steinkirche neben Ziegelbruchstücken undbereits alt verbrannten Bachkieseln sogar mehrere Fragmente vonMühlsteinen verwendet wurden. Die Erbauung der Kirche ist nachAussage der Funde wohl frühestens um 700, sicher aber in karolingischerZeit anzusetzen27 . Neben unregelmäßigem Bruchsteinmauerwerk wiebeispielsweise bei der Kirche von Klais/Scharnitz ist aber auch sorgfältiges(Tuff-) Quadermauerwerk wie in Aschheim (Bau II) oder an der Torhallevon Frauenchiemsee, Lkr. Rosenheim, geläufig28 . Die HerrschingerSteinkirche (Bau II) zeigt eine Mischform, bei der die eigentlichen Wändeaus mit viel Mörtel gebundenen Bachkieseln bestanden, während die Eckenund der Apsisansatz aus sauber gehauenen Tuffquadern gefügt waren29 .Diese Beispiele verdeutlichen, dass man durchaus mit unterschiedlichenMaterialien arbeiten konnte.Über das Aussehen von Wandflächen und deren Gestaltung bei früh-mittelalterlichen Steinkirchen in Altbayern ist nur wenig bekannt, da auf-gehende Bausubstanz des 7. Jahrhunderts gar nicht und des 8./9. Jahr-hunderts nur selten erhalten ist. Grundsätzlich ist Verputz anzunehmen.

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So waren die Wände der kleinen Saalkirche des 7. Jahrhunderts auf derInsel Wörth beidseitig gelblich-weiß verputzt30 . Für den noch drei Stein-lagen hoch erhaltenen Bau II von Herrsching (spätes 7. Jahrhundert) sindim umliegenden Mauerversturz weiß verputzte Tuffsteine und in einerGrabgrubenverfüllung weitere Wandputzreste nachgewiesen31 , währenddie erhaltenen Mauerwerksreste der Kirchen I und II von Solnhofen, Lkr.Weißenburg-Gunzenhausen (Mitte 7. bis frühes 8. Jahrhundert) flächigmit einem glatten, weißgrauen Außenputz überzogen waren.Die wenigen noch erhaltenen Bauten mit frühmittelalterlichem Mauer-werk wie beispielsweise die Torhalle von Kloster Frauenchiemsee (um780) oder St. Benedikt in Sandau Bau II (frühes 10. Jahrhundert auf ältererGrundlage) besitzen keine besondere architektonische Gliederung32 . DieWandfläche war lediglich durch Fenster durchbrochen. In ersterem Fallwaren sie rundbogig ausgeführt, wohingegen die beiden originalen Fen-ster von Sandau Bau II aus dem frühen 10. Jahrhundert als hochrechteckigeSchlitzfenster ausgebildet sind33 . Rechteckig ist auch das bauzeitliche Fen-

Abb. 13:Abb. 13:Abb. 13:Abb. 13:Abb. 13: Fensterformen. 1 Rechteckfenster (Naturns, St. Prokulus). 2 Rundbogenfenster (Mals,St. Benedikt) (1 nach Kofler u.a. 1996 (wie Anm. 44) Abb. 52; 2 nach Nothdurfter 2002, 23).

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ster in der Südwand der für ihre Fresken bekannten Kirche St. Prokulusin Naturns im Vinschgau (Abb. 13,1). Über zugehörige Gräber kann die-ses Kirchlein in die Mitte des 7. Jahrhunderts datiert werden, der origina-le hölzerne Fensterladen hingegen erbrachte bislang leider keinDendrodatum, über das die Erbauungszeit genauer zu bestimmen wäre34 .Die Fenster in der Ostwand von St. Benedikt in Mals, ebenfalls in Südtirolgelegen, aber erst in der Mitte des 8. Jahrhunderts erbaut, sind wiederumrundbogig (Abb. 13,2). Diese beiden Südtiroler Beispiele können auch alsVergleich angeführt werden, da der Vinschgau wenigstens zeitweilig im8. Jahrhundert unter bajuwarischer Herrschaft stand35 .Die Dachdeckung entzieht sich normalerweise einem eindeutigen Nach-weis. Generell wird man auf die lokal verfügbaren Mittel zurückgegrif-fen haben, die auch im Profanbau Anwendung fanden. Bei der ab 763erbauten Saalkirche von Klais/Scharnitz konnte über verkohlte Holzrestein einer Grubenverfüllung wenigstens für die letzte Ausbauphase des 11.Jahrhunderts eine Eindeckung mit hölzernen Legschindeln nachgewie-sen werden36. Dies ist aufgrund der Lage in einer waldreichenGebirgsregion und der dortigen alpinen Bautradition auch für denGründungsbau des 8. Jahrhunderts anzunehmen. Die Torhalle des Klo-sters Frauenchiemsee besaß zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunktim frühen oder älteren Mittelalter ebenfalls eine Dachdeckung ausFichtenholzschindeln, die sich teilweise sekundär als Fensterverschlussverbaut fanden und daher erhalten sind37 . Auf dem Stifterbild von St.Benedikt in Mals trägt der Kleriker ein Kirchenmodell im Arm, dessenDach anscheinend ebenfalls mit Schindeln oder aber – in römischer Tra-dition – mit Ziegelplatten gedeckt ist (Abb. 14,5).

Ortsfeste Innenausstattung und BaudekorOrtsfeste Innenausstattung und BaudekorOrtsfeste Innenausstattung und BaudekorOrtsfeste Innenausstattung und BaudekorOrtsfeste Innenausstattung und BaudekorEtwas besser ist die Quellenlage für die ortsfeste Innenausstattung. InAnalogie zum Hochmittelalter dürften frühmittelalterliche Kirchen oft-mals vollständig oder wenigstens partiell ausgemalt gewesen sein, auchwenn die damalige Farbenflut nach heutigen Maßstäben eher kitschig

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Abb. 14: Abb. 14: Abb. 14: Abb. 14: Abb. 14: Ortsfeste Kirchenausstattung: 1 Stuckreste, Marmorplättchen (Fußboden), Flecht-werkstein aus dem Augsburger Dom. 2 Freskenreste aus Solnhofen. 3-5 Stucksäule undFresken aus Mals, St. Benedikt. 6 Mäanderfries aus Naturns, St. Prokulus.(1 nach Babucke u.a. 2000, Abb. 61; 2 nach Dannheimer 1988b, Abb. 198; 3-5 nach Nothdurfter2002, 68; 48-49; 6 nach Kofler u.a. 1996 [wie Anm. 44], Abb. 52).

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gewirkt haben mag. In situ erhalten sind frühmittelalterliche Wandmale-reien nur noch sehr fragmentarisch oder sie werden bei Ausgrabungenals bemalte Putzstücke gefunden. Im bajuwarischen Raum ist der Bestandan spätmerowingisch-karolingischer Wandmalerei und Fresken über-schaubar. In Solnhofen zeigen im Mauerwerk von Bau III verbaute Wand-putzfragmente, dass einer der beiden Vorgängerbauten des 7. bis frühen8. Jahrhunderts farbige Partien in Rot und Grau auf weißem Grund be-saß. Im Chor der Bauphase II des Regensburger Niedermünster kameneinige rot und braun bemalte, weißgrundige Putzbrocken zu Tage. Derzugehörige Bau wird nach der Neuauswertung der Grabungs-dokumentation und der Kleinfunde in die Zeit um 720 datiert und mitder Person des Regensburger Bischofs Erhard (vor 739) in Verbindunggebracht, der in dieser Kirche auch bestattet wurde38 . In die Mitte des 8.Jahrhunderts datieren farbige Putzreste aus dem Willibaldskloster inEichstätt, die rote Malerei auf weißem Grund zeigen39 . Im fortgeschritte-nen 8. Jahrhundert entstanden sind die Malereien in der Ringkrypta vonSt. Emmeram in Regensburg, welche zu der durch Abtbischof Sintpert(768-791) erbauten Klosterkirche gehört. Hier waren die Wandflächen weißgehalten und lediglich die Gewölbeansätze, die Gurtbögen des Gewölbesund die Fensterlaibungen mit Malereien überwiegend in Rot, Gelb, Weiß,Grau und Ocker versehen. Der erhaltene Motivschatz beschränkt sich aufstreifenförmige Mäander, gerahmte Schriftzüge und Flechtbänder, inwelche Blattranken und Tierdarstellungen eingebunden sind40 . In dasausgehende 8. Jahrhundert gehören die Fresken an der Ostwand der Kir-che St. Benedikt in Mals. Bekannt sind diese überwiegend in Rot- undBrauntönen ausgeführten Malereien vor allem durch die Darstellung desweltlichen Grundherren in spätmerowingisch-karolingischer Kleidungund eines Kirchenstifters im geistlichen Ornat des 8. Jahrhunderts (Abb.14,3-5)41 . Ebenfalls in Rot-, Braun- und Grautönen gehalten sind die Fresken-reste aus Bau III von Solnhofen (Abb. 14,2). Diese Wandputzfragmentewurden von der Archäologischen Staatssammlung (München) zu einerDarstellung des Hl. Simon (Petrus) ergänzt und in die zweite Hälfte des

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8. Jahrhunderts datiert42 . Die kunstgeschichtliche Seite favorisiert jedocheine Entstehung erst in der Zeit um 800 oder im frühen 9. Jahrhundert43 .Die aufgrund ihrer naiven Darstellungsweise in der Literatur oftmals indas 7. oder 8. Jahrhundert datierten Fresken von St. Prokulus in Naturnswerden neuerdings erst dem 10. oder frühen 11. Jahrhundert zugewiesen(Abb. 14,6)44 . Kontrovers beurteilt werden auch die als rote Pinsel-zeichnungen ausgeführten Engelsdarstellungen im Chor der Michaels-kapelle in der Torhalle von Frauenchiemsee. Hier reichen die Datierungs-vorschläge von bauzeitlich (um 782) bis in das frühe 11. Jahrhundert, wobeisich die archäologische Forschung eindeutig für die Frühdatierung aus-spricht45 . Sicher erst im 9. Jahrhundert entstanden sind hingegen neu ent-deckte Malereireste in der Krypta von St. Mang in Füssen, Kr. Ostallgäu.Dort wird durch mehrere Reihen roter, ockergelber und grauer Rechteckean der Westwand farbiges Quadermauerwerk imitiert46 .

Neben Wandmalereien sind ab dem mittleren 8. Jahrhundert mehrfachplastische Dekorationen aus Stuck belegt. Bei Stuck handelt es sich ummodellierten Feinmörtel, der entweder in Form gegossen und mittelsHolzstiften an der Wand befestigt oder aber dort aufgetragen, frei model-liert und anschließend nachgeschnitten wurde. Er diente vor allem zurbesonderen Betonung architektonischer Elemente wie Fensterlaibungen,Bögen und Türen, aber auch ganzer Wandpartien. Die Formenvielfaltreichte von einfachen Gesimsen über floral und ornamental ausgebildeteBänder bis hin zu Säulen, Scheinarchitektur und Skulpturen. Aus Bayernliegen Stuckfragmente aus der Klosterkirche Willibalds unter demEichstätter Dom (nach 740/41), dem Regensburger Niedermünster Bau II(um 720) oder dem karolingischen Augsburger Dom vor (Abb. 14,1)47 .Dass dieser Baudekor aber nicht ausschließlich auf bedeutende Großbau-ten beschränkt war, zeigen Funde aus der kleinen Dorf- oder EigenkircheSt. Johannes in Asch, Lkr. Landsberg am Lech48 . Eines der prominente-sten Beispiele für eine frühmittelalterliche Stuckausstattung hat sich imoberitalienischen Cividale im sog. Tempietto, einer langobardischen Hof-

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kapelle aus dem mittleren 8. Jahrhundert erhalten und mag auf die Rich-tung verweisen, aus der das frühkarolingische Baiern entscheidende künst-lerische Impulse erhielt49 . Genauso bekannt ist auch die Fensternischen-rahmung an der Ostwand von St. Benedikt in Mals aus dem späten 8.Jahrhundert (Abb. 14,3). Stuck und Fresken bilden dort eine Einheit undstehen in enger gestalterischer Wechselwirkung zwischen Fläche und Pla-stizität – nicht selten war der weiße Stuck selbst bunt bemalt50 . Eine über-wiegend farbig gefasste Stuckausstattung kann beispielsweise anhand derca. 12 000 Fragmente für die Klosterkirche St. Martin von Disentis in Grau-bünden aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts rekonstruiert werden51 .

Charakteristischer als Stuck sind für frühkarolingische Kirchenbauten inBaiern die so genannten “Flechtwerksteine”. Hierbei handelt es sich umdie Platten, Pfeiler und Aufsätze von Chorschrankenanlagen, die denLaienraum vom Klerikern vorbehaltenen Altarraum trennten. GrößereBestände dieser Fundgattung stammen aus der Stiftskirche St. Arsatius inIlmmünster, Lkr. Pfaffenhofen a. d. Ilm, aus St. Benedikt in Sandau sowieaus den Klöstern Herren- und Frauenchiemsee und gehören dort jeweilszu den Bauphasen der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts (Abb. 15)52 . Dieflächig mit Flechtbandmotiven versehenen Platten aus Kalkstein oderimportiertem Vinschgauer Marmor bildeten zusammen mit schmalen Pfei-lern eine etwa bauchhohe Brüstung. Die Funde von Säulchen, Klein-kapitellen und Giebelbalken zeugen vereinzelt auch von einem mehr alsmannshohen Aufbau. In diesen Fällen wurden die Zwischenräume derArkaden mit Tüchern oder Vorhängen verschlossen, so dass der Altar-raum vom Kirchenschiff aus – ähnlich den heutigen orthodoxen Gottes-häusern – nicht einsehbar war. Eine schlichtere Variante der Trennungzwischen Laien- und Altarraum ist in Form einer Nord-Süd verlaufen-den, 25 cm starken Tuffsteinmauer in dem kleinen, vermutlich ins 7. Jahr-hundert zu datierenden Rechtecksaal von Epolding-Mühlthal beiSchäftlarn, Lkr. München, überliefert (Abb. 12,1)53 . Neben steinernenChorschranken hat es aber sicher wesentlich häufiger hölzerne Chor-

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Abb. 15: Abb. 15: Abb. 15: Abb. 15: Abb. 15: Flechtwerksteine von verschiedenen Fundorten. 1 Kloster Frauenchiemsee. 2 KlosterHerrenchiemsee. 3 Ilmmünster St. Arsatius. 4 Kloster Bernried. 5 Rekonstruktion derSchrankenanlage von Ilmmünster, Archäologische Staatssammlung München.(1-4 nach Johannson-Meery 1993 [wie Anm. 52], Abb. 11; 15; 20; 32; 5 nach Dannheimer 1989[wie Anm. 52], Farbabb. Rückseite).

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geländer gegeben. Einen komplexen Aufbau aus Pfostenpaaren besaßendie Abschrankungen der steinernen Kirchenbauten III und IV des 8. und9. Jahrhunderts von Solnhofen. Bei dem nachfolgenden Bau V hingegenscheint eine im Estrich verlegte Holzschwelle an der Vorderseite der Chor-stufe die Position der Schranke anzuzeigen. Oftmals – vor allem bei rei-nen Holzkirchen – ist der Nachweis schwierig, da liegende Schranken-balken, in die die hölzerne Adaption der steinernen Luxusausführungeneingezapft war, keine archäologischen Spuren hinterlassen. Gelegentlichfinden sich aber dennoch konstruktiv überflüssige Pfostengruben wiebeispielsweise in der Holzkirche von Staubing, die als Standspuren vonSchrankenpfeilern zu erklären sind (Abb. 11,7)54 .

Fußböden von hölzernen Kirchenbauten sind im bayerischen Raum un-bekannt. Hier hilft einzig die schriftliche Überlieferung etwas weiter. Inder Vita des Hl. Severin wird für das späte 5. Jahrhundert in Künzing,Lkr. Deggendorf, ein hölzerner Kirchenbau beschrieben, dessen Bodenaus Holzdielen bestand, auf die Severin einen Stampflehmboden aufbrin-gen ließ55 .Besser sind wir wiederum über Fußböden in frühmittelalterlichen Stein-bauten unterrichtet. Hierbei handelt es sich oft um Mörtelestriche auf ei-ner Steinrollierung oder über einem Lehmunterbau. Bei besonders her-vorgehobenen Bauten konnte der Estrich durch Ziegelmehl rot gefärbtsein, wie z. B. im Bau II des Niedermünsters in Regensburg (um 720)56 .Sowohl der kleine Apsidensaal des 7. Jahrhunderts (Bau I) als auch dieum 750 errichtete Klosterkirche (Bau II) auf der Insel Wörth im Staffelseebesaßen jeweils einen mit Ziegelsplitt gefärbten Estrich, wobei die Fär-bung bei Bau II an der Schrankenanlage endete, um auf diese Weise denChorbereich besonders hervorzuheben57 . Die kleine, erst jüngst entdeck-te karolingische Saalkirche von Nassenfels, Lkr. Eichstätt – wohl aus dem8. Jahrhundert – besaß ebenfalls einen solchen Estrich. In der Torhalle vonKloster Frauenchiemsee haben sich in der Michaelskapelle im erstenObergeschoss Reste eines prunkvollen Fußbodens erhalten, der eine Kom-

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bination aus bemaltem Mörtelestrich und Marmorplättchen (opus sectile)darstellt. Die Datierung dieses Bodens ist schwierig, da neben einer Ent-stehung im Zuge der Erstausstattung der Torhalle auch eine Erneuerungs-phase im 10. Jahrhundert in Betracht kommt 58 . Im nördlichen Nebenraumder Klosterkirche auf der Insel Wörth ließ sich als Bodenbelag ein Kiesel-pflaster nachweisen59 . In vielen Fällen, vor allem bei ländlichen Klein-kirchen muss man wohl aber auch in Steinkirchen mit einfachen Holz-und Stampflehmböden rechnen.

Aus dem Umfeld der Kirche von Barbing-Kreuzhof stammt ein Kalkstein-behältnis mit einem Durchmesser von 31 cm, das aufgrund seiner gerin-gen Größe als Weihwasserbecken angesprochen wird60 . Das Fragmenteines ähnlichen, mit 55 cm Durchmesser aber größeren steinernen Gefäßesaus Bau I von St. Benedikt in Sandau wird hingegen als Taufbecken derMitte des 8. Jahrhunderts interpretiert61 . Eine gänzlich andere Nutzung,z. B. die als Mörser und somit eine rein profane Funktion, ist für dieseSteingefäße ebenfalls nicht auszuschließen.Eine nur unvollständig erhaltene Steinplatte mit eingeritzten Kreuzzei-chen, die sekundär im Altar der ersten Steinkirche von Kleinlangheim,Lkr. Kitzingen, vermauert wurde, mag ursprünglich in einem der beidenhölzernen Vorgängerbauten (um 700 bzw. karolingisch) als Altarmensagedient haben62 .

Eine Eigenkirche für den Bajuwarenhof – erste ÜberlegungenEine Eigenkirche für den Bajuwarenhof – erste ÜberlegungenEine Eigenkirche für den Bajuwarenhof – erste ÜberlegungenEine Eigenkirche für den Bajuwarenhof – erste ÜberlegungenEine Eigenkirche für den Bajuwarenhof – erste ÜberlegungenBetrachtet man die oben zusammengestellten Bau- und Ausstattungs-details, zeigt sich, dass gerade für das 7. Jahrhundert noch viele Fragenoffen sind. Dennoch wird man sich der Realität annähern können, wennman Befunde des 8. bis frühen 9. Jahrhunderts vorsichtig auf die jüngereMerowingerzeit zurückprojiziert. Als Grundvoraussetzungen für die Re-konstruktion am Bajuwarenhof Kirchheim haben wir uns darauf geeinigt,nur Formen, Bauweisen und eine Bauausstattung zu verwenden, die sich

Abb. 16: Abb. 16: Abb. 16: Abb. 16: Abb. 16: Der Anfang ist gemacht! Nord-westliche Fundamentecke der Kirche auswieder verwendeten Tuffsteinen (Foto:H.-P. Volpert).

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im archäologischen Befund nicht von denen eines “normalen” Gebäudesunterscheiden würden.Als Platz für die Errichtung der Kirche ist ein Bereich im südlichen Hof-areal vorgesehen, um das eigentliche Museumsgelände durch einen Quer-riegel vom “Handwerkerviertel” mit dem modernen Ofenschutzbau op-tisch abzutrennen. Leider sind dort die räumlichen Gegebenheiten etwasbeengt, da im Westen Weg und Ackerfläche, im Osten der am Bajuwaren-hof vorbeiführende öffentliche Weg den Bauplatz beschränken. Daher sindnur recht bescheidene Ausmaße von maximal etwa 5,5 x 3,5 m möglich.Als Grundriss kommt nur ein einfacher Rechtecksaal in Frage, da für einzusätzliches Altarhaus kein Platz ist.Ein Problem stellt das deutliche Hanggefälle an dieser Stelle dar, was einebauvorbereitende Terrassierung des Geländes notwendig macht. Hierfürwurde im Verlauf des letzten Jahres bei Abbrucharbeiten anfallendes Stein-material – vor allem Tuffstein – zur Errichtung eines niedrigenTerrassierungsmäuerchens aus “echten” Spolien im Norden und im We-sten des Baugrundes gesammelt (Abb. 16). Diese Mauern dienen gleich-zeitig als Unterbau für die entsprechenden Wandpartien der Kirche. Umneben dem einfachen Pfostenbau auch andere Bautechniken im musealenBetrieb zu präsentieren, soll die Kirche als Schwellbalken- oderSchwellriegelbau auf den Mauersockeln errichtet werden. Gebäude in

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dieser Bauweise – sowohl mit als auch ohne Steinsockel – sind zwar sel-ten belegt, aber überregional verbreitet und können auch in Baiern im 7.oder 8. Jahrhundert existiert haben. Ob die aufgehende Wandkonstruktionals Fachwerk oder in Spaltbohlentechnik ausgeführt wird, muss noch dis-kutiert werden. Für eine einem Steinbau adäquate Höhenwirkung desInnenraums, der für hölzerne Kirchenbauten ebenfalls anzunehmen ist,sind relativ hohe Wände mit einem nur flach geneigten Dachstuhl nötig.In Anbetracht der geringen Dimension sollten etwa 3 m ausreichend sein,die Firsthöhe wird bei einer Neigung von 40–45° folglich bei etwa 4,5 mliegen. Als Dach wird ein Satteldach mit sichtbarem Gebälk favorisiert,die Eindeckung erfolgt gemäß den lokalen Gegebenheiten mit Schilf, odereventuell aufwändiger, mit Holzschindeln. Da deswegen die Außensei-ten der Wände stark dem Wetter ausgesetzt sein werden, wäre eine voll-hölzerne Bauweise der Wandfläche aus Spaltbohlen vorteilhafter als Lehm-putz. Andernfalls müsste die Wand häufig “gewartet” und ausgebessertwerden.Nach derzeitigen Planungen betritt man die Kirche über eine einfacheHolz- oder Steinstufe durch eine Tür im Westen der Nordwand. Zweikleine hochrechteckige Fenster beleuchten den Innenraum von Norden,die Ostseite könnte durch zwei oder drei Fenster besonders hervorgeho-ben werden und den Blick der Besucher automatisch auf den Altar zie-hen. Süd- und Westwand bleiben hingegen fensterlos. Als Fußboden istsowohl ein einfacher Stampflehmboden als auch ein Kieselpflaster wieim großen Wohnhaus denkbar. Der Altarraum wird durch eine hölzerneChorschranke und vielleicht eine Stufe vom Laienraum getrennt. Überdie künstlerische Ausführung der Schranke (einfaches Geländer odermassive, halbhohe Bohlenwand mit Sichtschutz aus Vorhängen) ist nochzu entscheiden. Ein schlichter Tischaltar mit gedrechselten Beinen ver-vollständigt die liturgische Ausstattung (Abb. 17).Die Innenseiten der Wände werden verputzt und wenigstens weiß ge-kalkt. Eine Ausstattung mit Wandmalereien ist bei einer architektonischunauffälligen Holzkirche ein effektvolles Mittel zur künstlerischen Auf-

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wertung. Zur Hervorhebung des Altarraumes wäre wenigstens eine Be-malung der Ostwand mit ornamentalen Rahmungen der Fenster in Rot,Braun und Grau, den am häufigsten nachgewiesenen Farben in spätmero-winger- und karolingerzeitlichen Kirchen vorstellbar. An den übrigenWandflächen könnten Mäander- oder Flechtbänder unterhalb des Dach-gebälks den einzigen Schmuck darstellen und zusätzlich die Aufmerk-samkeit auf die Ostseite fokussieren.Der fertige Baukörper soll sich unauffällig in die Umgebung einfügen und

Abb. 17:Abb. 17:Abb. 17:Abb. 17:Abb. 17: Mögliche Innenansicht der Kirche von Westen. Den Raumproportionen liegen eineinnere Breite von 3,5 m und eine Firsthöhe von 4,5 m zu Grunde; die ornamentale Ausstattungist nur angedeutet (Zeichnung: Ch. Later).

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nur dezent von den Wohnbauten abheben, z. B. durch eine künstlerischeBetonung der Tür- und Fensterrahmen. Im Außenbereich der Kirche könn-

ten einige “Grabstellen” sowie vielleicht ein halb geöffnetes Tuffplatten-

grab, eine typische Grabform des 7. bis 10. Jahrhunderts, den Themenbe-

reich Kirche und Religion abrunden und somit als weiterer Mosaikstein

die Welt der Bajuwaren dem modernen Menschen näher bringen.

Anmerkungen:Anmerkungen:Anmerkungen:Anmerkungen:Anmerkungen:

1 Vgl. Schreg 2005, 95-96 Abb. 5-6 mit Beispielen für Profanbebauung über und unter Kir-chen.2 Dannheimer 1988a, 62-69 Abb. 11.3 Codreanu-Windauer 2003, 460-462 Abb. 3,4-6;8; Dannheimer 1985, 15-17 Abb. 9.4 Für eine bewusste Aussparung spricht sich z. B. Codreanu-Windauer 2003, 462, aus.5 Ausführlich hierzu: N. Krohn, Memoria, fanum und Friedhofskapelle. Zur archäologi-schen und religionsgeschichtlichen Interpretation von Holzpfostenstrukturen auf früh-mittelalterlichen Bestattungsplätzen. In: Ch. Bücker/M. Hoeper/N. Krohn/J. Trumm (Hrsg.),Regio Archaeologica. Archäologie und Geschichte an Ober- und Hochrhein. Festschrift fürGerhard Fingerlin zum 65. Geburtstag. (Rahden/Westf. 2002) 311-335; S. Ristow, FrühesChristentum im Rheinland. Die archäologischen und historischen Zeugnisse an Rhein, Maasund Mosel (Köln 2007) 47-56. – Ausnahmen im agilolfingischen Baiern bilden die in römi-scher Tradition stehenden Grabbauten auf dem Gräberfeld am Kitzenmarkt in Augsburgund unter der Abteikirche St. Peter in Salzburg (Bau I), vgl. L. Bakker/G. Fleps, Spätrömischeund frühmittelalterliche Gräber am Kitzenmarkt in Augsburg. In: Arch. Jahr in Bayern 2001,96-100; H. R. Sennhauser, Mausoleen, Krypten, Klosterkirchen und St. Peter I-III in Salz-burg. In: E. Zwink (Hrsg.), Frühes Mönchtum in Salzburg. Salzburg-Diskussionen 4 (Salz-burg 1983) 57-78 Abb. 6.6 Codreanu-Windauer 2003, 478 Abb. 14.7 Codreanu-Windauer 2003, 463. – Die Kirche von Altdorf ist nur in einer sehr schmalenGrabungsfläche erfasst, weshalb nicht klar ist, ob sie zu einer kleinen Grabgruppe (Hofgrab-lege) oder einem großen Gräberfeld gehört, vgl. P. Schröter, Ein frühmittelalterlicher Skelett-fund mit buckeliger Verkrümmung der Wirbelsäule von Altdorf, Landkreis Landshut, Nie-derbayern. In: Arch. Jahr in Bayern 1982, 129-131 Abb. 109-110.8 Zu Staubing vgl. Fischer 1993, 55-59 Abb. 1. – Zu Barbing zusammenfassend: H. Geisler,Barbing-Kreuzhof. Eine ländliche Siedlung des frühen Mittelalters östlich von Regensburg.In: Führer arch. Denkm. Deutschland 5. Regensburg – Kelheim – Straubing I (Stuttgart 1984)164-173.9 Schreg 2005, 100.10 Dannheimer 1988a, 71 Abb. 13. Weitere Kirchenbestattungen des 8. Jahrhunderts liegen

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aus dem Regensburger Niedermünster Bau II (Konrad u.a. 2003, 660-662) und dem hölzernenBau I von Anthering vor (F. Moosleitner, Kirchengrabungen – Am Beispiel der PfarrkircheAnthering. In: Archäologie beiderseits der Salzach. Bodenfunde aus dem Flachgau undRupertiwinkel [Salzburg 1996] 137-147 Abb. 110).11 Haas-Gebhard 2000, 57-61; Codreanu-Windauer 2003, 471-472.12 H. Dannheimer, Archäologische Chiemseeforschungen 1979-1989. In: Spurensuche. Fest-schrift für Hans-Jörg Kellner zum 70. Geburtstag. Kat. Prähist. Staatsslg. Beih. 3 (Kallmünz/Opf. 1991) 191-202 Abb. 3-6.13 Konrad u.a. 2003, 660-662.14 Dannheimer 2003, 57-106 Beil. 1.15 Haas-Gebhard 2000, 68-72.16 S. Winghart, Zur frühen Architekturgeschichte von Kloster Benediktbeuren, Lkr. Bad Tölz-Wolfratshausen. Ergebnisse der Ausgrabungen von 1988/89. In: Ber. Bayer. Bodendenkmalpfl.34/35, 1993/94, 224-239 Abb. 3.17 Sage 1977, 27-39 Beil. 1.18 Sage 1976/77, 210-211.19 W. Kovacsovics/F. Moosleitner, Führer durch die Domgrabungen in Salzburg. Schriften-reihe des Salzburger Museum Carolino Augusteum 83 (Salzburg 1996) 8-13 Abb. 3.20 Codreanu-Windauer 2003, 475; zu Augsburg vgl. Babucke u.a. 2000, 108-119 Abb. 59 u. 65.21 Zum Folgenden vgl. S. Codreanu-Windauer, Pliening im frühen Mittelalter. BajuwarischesGräberfeld, Siedlungsbefunde und Kirche. Materialh. Bayer. Vorgesch. A74 (Kallmünz/Opf.1997) 126-128 Abb. 30.22 P. Eggenberger, Typologie von Kirchengrundrissen. Typologie? In: Beitr. Mittelalterarch.Österreich 21, 2005, 9-24 bes. 14-16 Abb. 8.23 F. Eibl, Holzkirchen und Baugerüste. Beobachtungen in der Pfarrkirche von Niederhöcking,Stadt Landau a. d. Isar. In: K. Schmotz (Hrsg.), Vorträge des 17. NiederbayerischenArchäologentages (Rahden/Westf. 1999) 235-266 Abb. 6; F. Eibl, Eine Grabung in der Pfarr-kirche St. Laurentius in Zeholfing, Stadt Landau a. d. Isar – Ein Vorbericht. In: K. Schmotz(Hrsg.), Vorträge des 19. Niederbayerischen Archäologentages (Rahden/Westf. 2001) 219-241Abb. 7.24 H. Ubl, Vorgängerbauten unter der Pfarrkirche zu Brixen im Thale (B3). In: H.-R. Sennhauser(Hrsg.), Frühe Kirchen im östlichen Alpengebiet. Von der Spätantike bis in ottonische Zeit 2.Bayer. Akad. Wiss. Phil.-hist. Kl. Abh. N. F. 123 (München 2003) 775-779 Plan 3.25 K. Bänteli, Die Kirche Burg. In: M. Höneisen (Hrsg.), Frühgeschichte der Region Stein amRhein. Archäologische Forschungen am Ausfluss des Untersees. Schaffhauser Arch. 1 (Basel1993) 173-190 Abb. 151.26 Jacobsen u.a. 1991, 285-286.27 Ch. Later, Die Ausgrabung der ehemaligen Kirche St. Benedikt – wichtige Bausteine zurFrühgeschichte Starnbergs. In: G. Rank/M. Schmid, Ein Stück vom Himmel – KunsthistorischeEinblicke in die Starnberger Kirchenlandschaft. Starnberger Stadtgesch. 4 (Starnberg 2008)168-169.28 Sage 1977, 28-29; Dannheimer 1988a, 97-98 Abb. 19-20.

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29 Keller 1991/92, 53 Abb. 37 u. 40.30 Haas-Gebhard 2000, 57-58.31 Keller 1991/92, 53; 57.32 Dannheimer 2006, 96; Dannheimer 2003, 190.33 Dannheimer 2006, 77 Abb. 47; Dannheimer 2003, 112 Abb. 27.34 Nothdurfter 2003, 334-335.35 Nothdurfter 2002, bes. 101.36 Sage 1977, 34-35; 458.37 Dannheimer 2006, 75-76 Abb. 46-47.38 Konrad u.a. 2003, 660-661.39 Sage 1976/77, 209.40 Exner 1998, 104-105.41 Nothdurfter 2003, 326-327; Nothdurfter 2002, 46-49.42 Dannheimer 1988b, 299 Abb. 198.43 Exner 1998, 102.44 Nothdurfter 2003, 337. Mit guten Farbabbildungen, aber älterer Datierung vgl. auch W.Kofler/H. Nothdurfter/U. Rupp, St. Prokulus in Naturns (Lana 1996).45 Dannheimer 2006, 99-103; Exner 1998, 112.46 Exner 1998, 107 Abb. 149-150.47 Sage 1976/77, 209; Konrad u.a. 2003, 661; Babucke u.a. 2000, 117 Abb. 61.48 S. Winghart, Karolingische Stuckarbeiten aus der Pfarrkirche St. Johannis zu Asch, Ge-meinde Fuchstal, Landkreis Landsberg/Lech, Oberbayern. In: Arch. Jahr in Bayern 1981,174-175.49 Zuletzt ausführlich M. Casirani u. a., L’oratorio di Santa Maria in Valle. In: S. LusuardiSiena (Hrsg.), Cividale longobarda. Materiali per una rilettura archaeologica (Mailand 2002)105-263.50 Nothdurfter 2002, 88-95.51 W. Studer, Byzanz in Disentis. Fragmente frühbyzantinischer Monumentalmalerei.Ausstellungskat. Chur (Chur 2005).52 Vgl. Dannheimer 1988b, 299-303; B. Johannson-Meery, Karolingerzeitliche Flechtwerk-steine aus dem Herzogtum Bayern und aus Bayerisch-Schwaben. Kat. Prähist. Staatsslg. 27(Kallmünz 1993). – Zu den Fundorten vgl. H. Dannheimer, Die Chorschranken vonIlmmünster. Große Kunstführer 140 (München, Zürich 1989); Dannheimer 2003, 69-84 Taf.59-72; Dannheimer 2006, 25-31 Taf. 4-7.53 H. Dannheimer, Epolding-Mühlthal. Siedlung, Friedhöfe und Kirche des frühen Mittelal-ters. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. 7 (München 1968) 67-76 Abb. 17; Dannheimers BauII entspricht dem modifizierten Bau I nach Jacobsen u.a. 1991, 290-291.54 Fischer 1993, 55-58 Pfosten 4 u. 13.55 Eugippius, Vita Sancti Severini 15,1-3.56 Konrad u.a. 2003, 660.57 Codreanu-Windauer 2003, 471-473; Haas-Gebhard 2000, 68-69.58 Dannheimer 2006, 93-98 Abb. 53-55.

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59 Haas-Gebhard 2000, 71-72.60 Dannheimer 1984, 10-11; 25-26 Abb. 6; 18.61 Dannheimer 2003, 68-69 Abb. 6.62 Dannheimer 1984, 9-10; 22-25 Abb. 16.

Abgekürzt zitierte LiteraturAbgekürzt zitierte LiteraturAbgekürzt zitierte LiteraturAbgekürzt zitierte LiteraturAbgekürzt zitierte Literatur

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