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Forschungen und Methoden vom Mielmeerraum bis zum Mieleuropa. Anodos - Supplementum 4, 103-117. 103 1 Eisner 1933, 275. 2 Elschek 1995; 2000a; 2006a; 2006b. Hypothetische 3D Rekonstruktion des „Römischen Bades“ von Bratislava-Dúbravka Jana Minaroviech-Ratimorská und Kristian Elschek I. Einführung Die Fundstelle von Bratislava-Dúbravka in der Flur Veľká Lúka befindet sich 4 km Luſtlinie vom Burgberg von Bratislava-Devín, der am Zusammenfluss der Donau mit der March liegt. Die beiden Flüsse bildeten gleichzeitig die Kreuzung zweier transeuropäischen Handelswege, der Bernstein- und der Donaustraße (Abb. 1). Einzelfunde aus der Laténezeit und der slawischen Periode wurden schon von J. Eisner erwähnt 1 . Auf die Fundstelle machte erneut der Literaturhis- toriker Oskar Čepan aufmerksam. Er konnte hier zahlreiche römische Dachziegelbruchstücke und Keramikfragmente aufsammeln. Die Erkundungsgrabung des Archäologischen Instituts der Slowakischen Akademie der Wissenschaſten wurde unter Leitung von Titus Kolník gestartet, nach Entdeckung der römischen Architekturreste wurde hier in den Jahren 1982 bis 1993 eine systematische Grabung realisiert. Im Jahr 1985, und seit 1988 nahm an der Grabungsleitung auch K. Elschek teil. Dieser beendete die I. Phase der Erforschung der Fundstelle im Jahr 1993. Die Fundstelle befindet sich etwa in 200 m Meereshöhe. Sie liegt in einem windgeschützten Tal, welches nur in nördlicher und nordwestlicher Richtung geöffnet ist. Der Fundplatz ist von drei Seiten von bewaldeten Hangabhängen von Devínská Kobyla (514 m ü. M.), Dúbravská Hlavica (357 m ü. M.) und Brižité (256 m ü. M.) umgeben. Von der südlichen und östlichen Seite umfließt die Fundstelle ein Bach, am Hang über dem Zentrum der hiesigen Besiedlung befindet sich eine starke Quelle. Unterhalb des Fundplatzes liegt eine vom Schilf bewachsene Depression, ursprünglich handelte es sich um einen Teich, welcher vom der erwähnten Quelle gespeist wurde (Abb. 2). Innerhalb der Fundstelle wurden Besiedlungsspuren seit dem Spätpaläolithikum (10 000-8 000 v. Chr.) bis zum 13. Jh. festgestellt. Zu wichtigen Etappen der urzeitlichen Be- siedlung gehört auch die Besiedlung aus der jüngeren und späten Steinzeit (Lengyel Kultur, Ludanice Gruppe, Badener Kultur, Boleráz Gruppe, Gruppe Bajč-Retz), der frühen bis späten Laténezeit (5.- 1. Jh. v. Chr.), der römischen Kaiserzeit (1.- 4. Jh. n. Chr.), der slawischen Zeit (6., 9.-10. Jh.) und des frühen Mielalters (11.-13. Jh.). Während der römischen Kaiserzeit ist hier die Besiedlung im Rahmen von drei Zeit- abschnien vertreten: 1. Jh. (2.-3. Driel), 3. Jh. (1.-2. Driel) und 4. Jh. (2.-3. Driel). Die an- genommene Diskontinuität der Besiedlung zwischen den einzelnen Phasen im Rahmen der römischen Kaiserzeit war etwa 70-100 Jahre (Abb. 3). Nach der Zeitwende in tiberischer Zeit kommen in den Raum des Bratislavaer Tores germanische Stämme. Die I. Zeitphase in Bratislava-Dúbravka gehört der frühgermanischen Besiedlung an. Sie fängt in späiberischer bis claudischer Zeit, etwa um die Wende der 30er/40er Jahre des 1. Jhs. n. Chr. an. Die hiesige frühgermanische Siedlung ist die bisher einzige großflächiger erforschte Siedlung des 1. Jhs. vom norddanubischen Barbaricum 2 . Als Wohnbauten dienten Grubenhäuser von zwei- und sechspfosten Konstruktion. Die Wände der Häuser waren aus geflochtenen Ästen gefertigt, mit Lehm abgedichtet und verputzt.

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Forschungen und Methoden vom Mittelmeerraum bis zum Mitteleuropa. Anodos - Supplementum 4, 103-117.

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1 Eisner1933,275.2 Elschek1995;2000a;2006a;2006b.

Hypothetische 3D Rekonstruktion des „Römischen Bades“ von Bratislava-Dúbravka

JanaMinaroviech-RatimorskáundKristianElschek

I. EinführungDie Fundstelle von Bratislava-Dúbravka in der Flur Veľká Lúka befindet sich 4 km Luftlinie

vom Burgberg von Bratislava-Devín, der am Zusammenfluss der Donau mit der March liegt. DiebeidenFlüssebildetengleichzeitigdieKreuzungzweiertranseuropäischenHandelswege,derBernstein-undderDonaustraße(Abb. 1). Einzelfunde aus der Laténezeit und der slawischen PeriodewurdenschonvonJ.Eisnererwähnt1. Auf die Fundstelle machte erneut der Literaturhis-toriker Oskar Čepan aufmerksam. Er konnte hier zahlreiche römische Dachziegelbruchstücke undKeramikfragmenteaufsammeln.DieErkundungsgrabungdesArchäologischenInstitutsder Slowakischen Akademie der Wissenschaften wurde unter Leitung von Titus Kolník gestartet, nach Entdeckung der römischen Architekturreste wurde hier in den Jahren 1982 bis 1993 eine systematische Grabung realisiert. Im Jahr 1985, und seit 1988 nahm an der Grabungsleitung auch K.Elschekteil.DieserbeendetedieI.PhasederErforschungderFundstelleimJahr1993.

Die Fundstelle befindet sich etwa in 200 m Meereshöhe. Sie liegt in einem windgeschützten Tal, welches nur in nördlicher und nordwestlicher Richtung geöffnet ist. Der Fundplatz ist von drei Seiten von bewaldeten Hangabhängen von Devínská Kobyla (514 m ü. M.), Dúbravská Hlavica (357 m ü. M.) und Brižité (256 m ü. M.) umgeben. Von der südlichen und östlichen Seite umfließt die Fundstelle ein Bach, am Hang über dem Zentrum der hiesigen Besiedlung befindet sich eine starke Quelle. Unterhalb des Fundplatzes liegt eine vom Schilf bewachsene Depression, ursprünglich handelte es sich um einen Teich, welcher vom der erwähnten Quelle gespeistwurde(Abb.2).

Innerhalb der Fundstelle wurden Besiedlungsspuren seit dem Spätpaläolithikum(10 000-8 000 v. Chr.) bis zum 13. Jh. festgestellt. Zu wichtigen Etappen der urzeitlichen Be-siedlung gehört auch die Besiedlung aus der jüngeren und späten Steinzeit (Lengyel Kultur, Ludanice Gruppe, Badener Kultur, Boleráz Gruppe, Gruppe Bajč-Retz), der frühen bis späten Laténezeit (5.- 1. Jh. v. Chr.), der römischen Kaiserzeit (1.- 4. Jh. n. Chr.), der slawischen Zeit (6., 9.-10. Jh.) und des frühen Mittelalters (11.-13. Jh.).

Während der römischen Kaiserzeit ist hier die Besiedlung im Rahmen von drei Zeit-abschnitten vertreten: 1. Jh. (2.-3. Drittel), 3. Jh. (1.-2. Drittel) und 4. Jh. (2.-3. Drittel). Die an-genommene Diskontinuität der Besiedlung zwischen den einzelnen Phasen im Rahmen derrömischen Kaiserzeit war etwa 70-100 Jahre (Abb. 3).

Nach der Zeitwende in tiberischer Zeit kommen in den Raum des Bratislavaer Tores germanische Stämme. Die I. Zeitphase in Bratislava-Dúbravka gehört der frühgermanischen Besiedlung an. Sie fängt in spättiberischer bis claudischer Zeit, etwa um die Wende der 30er/40er Jahre des 1. Jhs. n. Chr. an. Die hiesige frühgermanische Siedlung ist die bisher einzige großflächiger erforschte Siedlung des 1. Jhs. vom norddanubischen Barbaricum2.AlsWohnbautendientenGrubenhäuservonzwei-undsechspfostenKonstruktion.DieWändeder Häuser waren aus geflochtenen Ästen gefertigt, mit Lehm abgedichtet und verputzt.

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Abb. 1. Mitteldonaugebiet während der Römerzeit (nach J. Rajtár).

Abb. 2. Bratislava-Dúbravka. Lage der Fundstelle.

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DasDachderHäuserwarausSchilf-oderStrohbündelngefertigt.BestandteilderSiedlungwar auch ein Produktionsbereich mit mehreren Eisenverhüttungsöfen. Die Siedlung ging wahrscheinlich als Folge der von Kaiser Domitianus gegen die Mitteldonaugermanen ge-führten Kriege zwischen den Jahren 89-92 n. Chr. unter. Nach Aussage von Schriftquellen könnten die Kriege eventuell erst während der Regierungszeit seines Nachfolgers Nerva (96-98 n. Chr.) beendet werden.

Während der II. römerzeitlichen Zeitphase entstand hier eine römisch-germanische länd-liche Niederlassung des Typs „Villa Rustica“. Zum Bestandteil dieser gehörten 3 Objekte: das sog. „Römische Bad“, ein ausgedehnter „Hallenbau von Pfostenkonstruktion“ und wahrscheinlich auch eine Trockenmauer mit Stützpfeiler. Diese verlief etwa parallel zur südwestlichen Mauer des „Bades“. Für die Überdachung beider Bauten wurden römische Dachziegel verwendet. Die Niederlassung gehört zeitlich ins 1. bis 2. Drittel des 3. Jhs. Sie entstand während der Blü-tezeitPannoniensinderSevererzeit3.

Die III. römerzeitliche Zeitphase von Bratislava-Dúbravka ist es möglich in das 2. bis 3. Viertel des 4. Jhs. zu datieren. Zu den frühesten Objekt dieser Zeitphase gehört ein in rö-mischer Bauweise gebauter, ursprünglich ausgedehnter oberirdischer Pfostenbau - Objekt 131/924. Der Fußboden war aus sekundär verwendeten Tegulae errichtet. Die Wände waren aus geflochtenen Ästen, Brettern oder Balken gefertigt. An diese wurde ein qualitätsvoller Mörtel aufgetragen. Es ist möglich, dass der Bau während eines Erdbebens um das Jahr 350 n. Chr. unterging. Das Erdbeben konnte an mehreren Bauten dieser Region registriert werden, z. B. an mehreren Bauten der Provinzhauptstadt Carnuntum, Innerhalb der „Kaiservilla“ in Bruckneudorf und im Areal der „Römischen Station“ in Stupava5. Am Fußboden des Objekts 131/92 lagen mehrere Funde die durch eine Mörtelschicht überdeckt waren. Es handelte sich um eine Bronzemünze von Crispus (316-327 n. Chr.), Bruchstück einer eingliedrigen Eisen-fibel mit Rechteckfuß und festem Nadelhalter, sechs Mosaikglasfragmente, ein spätrömisches Armringbruchstück aus schwarzem Glas, einen Muschelbeschlag aus Bronze, ein schüsselförmiges Bronzegefäß (Schopfgefäß ?), eine grautonige provinzialrömische Schüssel, ein-heimischehandgemachteundscheibengedrehteKeramik.DiefestgestelltenFundumständezeugen von einem plötzlichen umfallen der Wände des Objekts, wahrscheinlich in Folge der tektonischen Aktivität in der Region um Carnuntum.

Im Rahmen der III. Zeitphase entsteht hier während der 2. Hälfte des 4. Jhs. eine spätrömerzeitliche einheimische germanische Siedlung wo geräumige, bis 30 m2 große,Grubenhäuser und Siedlungsgruben dominieren. Beim Grubenhaus 125/92 waren diePfostensetzungen in den Ecken, bei den restlichen Grubenhäusern mit Pfostenkonstruk-tionwarendieseregelmäßiginFormeinesRechtsecksangeordnet.DieaufdenGrabungs-flächen 1. und 2. untersuchten Grubenhäuser sind Bestandteil einer Siedlung bzw. mehrer-er Gehöfte. Die Häuser umkreisen freie Flächen wo sich nur Siedlungsgruben befanden. Es wurde auch der Raum gemieden, wo im 3. Jh. der Hallenpfostenbau stand und vonwelchem bei der Ankunft der neuen Siedler im 4. Jh. wahrscheinlich noch Reste vorhanden waren6.DasVerlassenderSiedlungsstelleerfolgteinderZeitdesVerlassensdesnorddanu-bischen Raums von Markomannen und Quaden in westlicher und südwestlicher Richtung. Der Abzug war die Folge zahlreicher Stammesverschiebungen nach Mitteleuropa an der Wende des 4./5. Jhs. Eines der Objekte dieser Zeitphase (Objekt 15/88) ist im Rahmen einer Diplomarbeit an der Slowakischen Technischen Universität (Fakultät für Architektur) zeich-nerischrekonstruiertworden(Abb.6).

3 Kolník 1986; 1993; Elschek 2000b.4 Elschek1997b.5 Kandler 1989; 2006; Decker et al. 2006.6 Elschek 2004; 2006c.

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Abb. 4. Bratislava-Dúbravka. Verzeichnis der römischen Münzen.

Zuw. Regierung Regierungszeit Münztyp Kontext1. Faustus Cornelius Sulla 63-62 v. Chr. Denar La Téne ?

2.-3. Vespasianus 69-79 n. Chr. Denar (2) I. Phase

4.-5. Alexander Severus 222-235 n. Chr. Denar (2) II. Phase

6. Maximinus I. 235-238 n. Chr. Follis II. Phase

7. Gordianus III. 238-244 n. Chr. Antoninianus II. Phase

8. Herennia Etruscilla 249-251 n. Chr. Antoninianus II. Phase

9. Herennius Etruscus 250-251 n. Chr. Großbronze II. Phase

10. Trebonianus Gallus 251-253 n. Chr. Antoninianus II. Phase

11.-12. Gallienus 253-268 n. Chr. Antoninianus (2) II. Phase

13. Claudius II. 268-270 n. Chr. Antoninianus II. Phase

14. Aurelianus 270-275 n. Chr. Antoninianus II. Phase

15. Crispus 317-326 n. Chr. Kleinbronze III. Phase

16.-17. Constantinopolis 330-335 n. Chr. Kleinbronze (2) III. Phase

18. Constans 333-350 n. Chr. Kleinbronze III. Phase

Abb.3. Bratislava-Dúbravka. Grabungsflächen 1 und 2.

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II. Die Datierung der römisch-germanischen ländlichen Niederlassung des Typs „Villa Rustica“ – II. Zeitphase

Münzen (Abb. 4)Von der Fundstelle stammt 1 republikanische und 17 kaiserzeitliche römische Münzen7.

In der Verfüllung des Interieurs des römischen Bades befanden sich drei Münzen: ALEXAN-DER SEVERUS (222-235), HERENNIA ETRUSCILLA (249-251) und HERENNIUS ETRUSCUS (250-251). In der Verfüllung eines der Pfostenlöcher des römischen Hallenbaus befand sich die Prägung von ALEXANDER SEVERUS (222-235). In die Zeit des angenommenen Bestehens der römisch-germanischen Niederlassung gehören noch folgende Prägungen: MAXIMINUS I. (235-238), GORDIANUS III. (238-244), TREBONIANUS GALLUS (251-253), GALLIENUS - 2 Stücke (253-268), CLAUDIUS II. (268-270), AURELIANUS (270-275).

Keramik1. Terra SigillataVon der Fundstelle wurden 42 Terra Sigillata Bruchstücke analysiert8.DieSigillatenglieder-

te K. Kuzmová in drei verschiedene Zeitabschnitte, welche den drei Zeitphasen der römerzeit-lichen Besiedlung der Fundstelle entsprechen. Der I. Zeitphase gehören Fabrikate südgallischer Produktionausdomitianisch-hadrianischerZeit.IndieIII.ZeitphasefügensichzweiBruch-stücke von nordafrikanischer Produktion, je eines aus Grubenhaus 87/90 und 101/91, die in die 1. Hälfte des 4. Jhs. zu datieren sind. Das Exemplar der sog. Terra Sigillata chiara aus Objekt 101/91 stammt von einem dünnwandigen Teller nicht bestimmbaren Typs9.

Die II. Zeitphase repräsentieren in Dúbravka vereinzelte Erzeugnisse der mittelgallischen Sigillata aus Lezoux, die Mehrheit gehört allerdings der Severerzeit an. Der überwiegende Teil der Sigillaten stammt aus Rheinzabern was mit der Distribution über Carnuntum zusammen-hängt, weniger Exemplare sind Westerndorfer Erzeugnisse. Ein Sigillatafragment stammt von der Werkstatt Schwabmünchen. Für die Bauzeit des römischen „Bades“ ist ein sekundär in die Wand des Tepidariums eingemauertes Sigillatabruchstück wichtig. Es handelt sich um ein Tellerfragment des Typs Drag 18/31, welches einen ungefähren terminus post quemfürdieZeitderErrichtungdesBauesbietet.EsistsehrwahrscheinlicheinErzeugnisausRheinzabernundgehört in die 2. Hälfte des 2. - bis 1. Hälfte des 3. Jhs.10

2.SpruchbecherZu außerordentlichen römischen Funden von der Fundstelle gehören Bruchstücke von

zwei Spruchbechern, die für den Weingenuss bestimmt waren. Die Spruchbecher hatten ähnlich wieFaltenbechernachInnenfaltenartigeingedrückteWändeundwurdenvorallemim3.Jh.in Trier (Augusta Treverorum) erzeugt. Spruchbecher tragen verschiedene Trunksprüche.

3.GebrauchskeramikZu der geläufigen Gebrauchskeramik gehörte graue- und ziegelrote provinzialrömische

Keramik,bzw.scheibengedrehteundhandgeformtegermanischeKeramik.

GlasNebendenBruchstückenvonfarblosenGlasvonverschiedenenGefäßtypenerweckteinerela-

tiv zahlreiche Kollektion von mehrfärbigen Mosaikglas (auch als Millefioriglas bezeichnet) Aufmerk-samkeit.EshandeltsichumFragmentevonMosaikgläsernvongrün-gelber,braun-weißer,braun-gelber und violett-weißer Kombination (grüne, braune, violette Glasmasse mit gelben, bzw. weißen

7 Elschek1996.8 Kuzmová 1997, 44-6, 153-6.9 Kuzmová 1997, 45, 119.10 Kuzmová 1997, 46.

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Abb. 5. Bratislava-Dúbravka. Römischer Hallenbau - Rekonstruktion.

Abb. 6. Bratislava-Dúbravka. Germanisches Grubenhaus (Objekt 15/88) - Rekonstruktion.

Hypothetische 3D Rekonstruktion des „Römischen Bades“ von Bratislava-Dúbravka

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Stäbchen). Bei den Gefäßformen ist es möglich Schüsseln und flache Tabletts zum servieren zu be-stimmen. Die Gläser treten mit 4 Stücken zum ersten mal in Räumen des Badegebäudes aus dem 3. Jh.auf (II.Zeitphase).DieProduktionanalogerMosaikgläserwirdAufgrunddatierterFund-komplexe von B. Rütti in die 1. Hälfte und Mitte des 3. Jhs. datiert11.WeitereVergleichstückesindz.B.aus Carnuntum12undeinigenpannonischenFundstellenbekannt.InderZeitalsdasBadegebäudewahrscheinlichschoneinigeJahrzehnteverlassenwarhabenesdieneuenSiedler(III.Zeitphase)im 4. Jh. aufgesucht und zum Teil gründlich ausgeräumt. Davon zeugen nicht nur Bruchstücke von severischer Terra Sigillata in jedem einzelnem Grubenhaus aber auch insgesamt 16 Mosaikglas-bruchstücke in sieben Grubenhäusern und dem Bauobjekt 131/9213.

Bronzeplastik - PriaposWährend der Grabung konnte aus der Kulturschicht in Nähe der römischen Bauten

eine Bronzeplastik von Priapos geborgen werden. Priapos war römischer Gott der Fruchtbarkeit, der männlichen Kraft und Beschützer der Gärten. Die Plastik gehört zu wichtigen Belegen des kel-tisch-römischen Synkretismus in religiösen Vorstellungen und im Kunsthandwerk.

III. Der römische ebenerdige HallenpfostenbauDieser Bau hatte einen rechteckigen Grundriss von etwa 14x12 m, die großen Pfostenlöcher

hatten einen Durchmesser von etwa 1 m was auf die Verwendung von massiven Pfosten von mindestens60-70cmDurchmesserhindeutet.DerFußbodenbestandwahrscheinlichausKalk-mörtel was ganz spärliche Reste im Acker und der Grabungsfläche bezeugen. Die Ausfertigung der Wände des Hallenbaues ist es nicht möglich zu bestimmen, zu denken ist an Flechtwerk aus Ästen und Abdichtung mit Lehm, bzw. waren die Wände aus Brettern gefertigt. Das Dach war wahrscheinlich gleichzeitig mit dem „Bad“ mit römischen Dachziegeln abgedeckt und erfüllte sehr wahrscheinlich die Funktion eines Speichers für landwirtschaftliche Produkte. Im Rah-menderobenerwähntenDiplomarbeitwareinEntwurfderRekonstruktiondesHallenbauesausgearbeitet(Abb.5).

IV. Rekonstruktion und Präsentation des römischen Baukomplexes „des römischen Badegebäudes“

11 Rütti 1991, 129-33.12 Freundliche Mitteilung von M. Kandler.13 Elschek 2004; 2006c.

Im Jahr 1988 hat L. Snopko (Städtisches Amt für Denkmalpflege) als Autor der Vergabe an die Städtische Organisation „Verband der slowakischen bildenden Künstlern von Bra-tislava“ die bildenden Künstler aufgefordert, Vorwürfe zur denkmalpflegerischen Gestalt-ung des „Römischen Baukomplexes“ vorzule-gen.DieVorwürfewurdenimRahmeneinerAusstellung „Archäologische Denkmäler und Gegenwart Nr. 7 – Dúbravka-Siedlungsstätte von 200 Generationen“ präsentiert. Mehrere Autoren legten z. B. ihre Vorwürfe in Formder Einfügung des Architekturtorsos in diemoderneArchitektur(Museumsgebäude).

In der Vergangenheit wurden mehrerehypothetische Rekonstruktionen des rö-mischen Baukomplexes entworfen, trotz der Tatsache, das nur die Fundamente erhalten

Abb. 7. Bratislava-Dúbravka. Gedenkmedaille von 1986. Römisches Badegebäude - Rekonstruktion.

Jana Minaroviech-Ratimorská und Kristian Elschek

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Abb. 8. Bratislava-Dúbravka. Römisches Badegebäude - Grundriss.

Abb. 9. Bratislava-Dúbravka. Römisches Badegebäude - abgedeckter Architekturgrundriss.

Abb. 10. Bratislava-Dúbravka. Römisches Badegebäude - Detail der Grundmauern.

sind. Die akademische Bildhauerin Ľ. Cvengrošová hatte die Rekonstruktion des römischen Bades an der bronzenen Gedenkmedaille mit der Überschrift „Villa rustica Dúbravka“veran-schaulicht. Die Medaille erschien im Jahre 1986 zum Anlass des 14. Internationalen Limes-Kongresses in Petronell/Carnuntum (Abb. 7).

Die Charakteristik der erforschten römischen Architekturreste (Abb. 8-10)Die Architektur des „Bades“ ist der bisher besterhaltene und kompakteste römische Architek-

turrest vom slowakischen Barbarikum. Sie hatte einen in drei Räume gegliederten rechteckigen Grundriss von etwa 13x11 m. Von drei Seiten wurden halbkreisförmige Apsiden situiert. Die Dis-

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position des Baues, sein Grundriss und einige technischen Details zeugen unzweifelhaft, dass der Bau als ein römisches Bad projektiert wurde. Die Apsiden sollten als Bassins für kaltes (frigidarium), warmes(tepidarium)undheißesWasser(caldarium)dienen.ZweiandieBassinsanschließenderecht-eckige Räume waren für warme und heiße Luft bestimmt. Der Raum in L-Form könnte als Ablege- oder Umkleideraum dienen. In der Apsis - Frigidarium konnte am Fußbodenniveau eine viereckige Wasserablass-Öffnung mit den Ausmaßen von etwa 20x20 cm festgestellt werden. Die Grund-mauernzusammenmitdemaufstehendemMauerwerkerreichenbis150cm.DieGrundmauernmit einer Mauerstärke von 56-62 cm erreichten eine Höhe von 90 cm. Sie waren nach römischer BauartausdreiSchichtenschräggelegterBruchsteinegefertigt (opus spicatum), jede Schicht war etwa einen römischen Fuß hoch. Als Verbindung diente qualitätvoller römischer Kalkmörtel. Das über den Grundmauern liegende aufstehende Mauerwerk von einer erhaltener Höhe von etwa 60 cm war in klassischer Methode aufgebaut und mit Kalkmörtel verbunden (die Bruchsteine waren nicht wie bei den Grundmauern in schrägen Schichten aufeinander gelegt). Der Raum in L-Form war nicht untermauert. An der nordöstlichen, am niedrigsten situierten Seite, waren zur Mauer zwei Stützpfeiler mit einem Grundriss 160x150 cm und 145x135 cm zugebaut. Die Pfeiler dienten zur Absicherung der Statik der aufstehenden Mauer des L-Raums beim abfallendem Gelände.

Bei der Baudisposition handelte es sich beim realisiertem Projekt um ein „Römisches Bad vom Kreistyp“, das im römischen Reich für das 3. bis 4. Jh. n. Chr. typisch war.

Rekonstruktion des „Bades“ (Abb. 11-12)DiepräsentiertehypothetischeRekonstruktiondesBadeswarimRahmenderDissertation

von J. Minaroviech-Ratimorská behandelt, die Materie derArchitektur ist illustriert, das In-terieurwarimDetailnichtbehandeltworden.

DieFunktiondesBadeswirdaufgrundderBaudisposition,derVerwendungeinesspeziel-len Isolierungsmörtels und der dicken Grundplatte interpretiert14.EineVoraussetzungfürdieFunktionsfähigkeit des Bades war eine ergiebige Wasserquelle, von der das Wasser durch Selbst-gefälle zugeführt werden konnte. Die Quelle konnte Oberhalb des „Bades“ in südwestlicher Richtung entdeckt werden. Etwa 3 m östlich vom Bad wurde ein 3-3,5 m breiter Kanal (bzw. Graben) zur überflüssiger Wasserableitung festgestellt. Der Kanal mündete nach 110 m in eine durch Schilf bewachsene wasserreiche Depression. Die Depression diente seit der Urgeschichte als Mülldepot, was vor allem Keramikfunde und Kleinfunde aus der Laténezeit und der rö-mischenKaiserzeitbelegen.Esistnichtausgeschlossen,dasdiesenasseDepressionfrühereinTeich war und auch für Kultzwecke diente.

Zur Nützung und Funktion des Bades kann festgestellt werden das aus unbekanntenGründen seine Funktion verändert wurde und der Bau vorrangig für Wohnzwecke diente.FürBadezweckewurdewahrscheinlichnurdaskalteBad-Frigidariumgenützt.Dabeiistmiteinem eventuellenAnwärmen des Wassers außerhalb des Baues zu rechnen. Das lauwarmeBad - Tepidarium und heiße Bad - Caldarium sind möglicherweiße nicht benützt worden, auf was die Absenz von der Unterboden-Hypokaustenheizung hindeutet. Das Wasser könnte aller-dingsauchinBehältern-Kesselnangewärmtwerden.A.Bouetführtz.B.mehrereArtenvonWassererwärmungingroßenKesselnan15. Bei dieser Lösung fehlt aber die Unterbodenheizung desgesamtenRaumes(Abb.13).

In der angeführten hypothetischen Rekonstruktion haben wir die Funktion des Baues als rö-misches Bad zu lösen versucht. Auf der Basis der Empfehlung von Vitruvius nehmenwiran,dassdasTepidarium (T) nach Süden und das Caldarium (C) nach Südwesten gewendet war. Vitruvius emp-fiehl: „Caldarium und Tepidarium sollten das Licht von Südwesten haben, wenn das nicht möglich ist wenigstens vom Süden, weil die Badezeit vor allem vom Mittag bis zum Abend bestimmt ist“16.

14 Kolník und Kulichová 1984, 111-9, 277-80.15 Bouet 2003, 213-8.16 Vitruvius, 186.

Jana Minaroviech-Ratimorská und Kristian Elschek

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Abb. 11. Bratislava-Dúbravka. Römisches Badegebäude - hy-pothetische Rekonstruktion, Gipsmodel. Autor: J. Minaroviech, Ausfertigung: D. Hanušíková.

Abb. 12. Bratislava-Dúbravka. Römisches Badegebäude - hypo-thetische Rekonstruktion, Gipsmodel. Autor: J. Minaroviech, Ausfertigung: D. Hanušíková.

Abb. 13. Praefurnium mit Plattform und Zugang zum Kessel (nach Bouet 2003, 215, Abb. 188).

Ich führe zwei Funktion - Betriebs-schemen des Bades an (Abb. 14-15). Im Ent-wurf „A“ war der Gebäudeeingang neben dem linken Stützpfeiler an der nordöstlichen Seite des Objekts situiert gewesen. Man tritt indenWindfangein,welchervondemweite-renRaumdurcheineHolzzwischenwandge-trenntwar.VondortistmaninsApoditeriumweitergegangen, wo sich die Ablegeräumebefanden.EsfolgtedieBadekur.Manbegannzuerst im Tepidarium, nachfolgend ist man ins Caldarium übergegangen. Am Weg von/oder ins Tepidarium konnte man die Dienste eines Masseursnützen.DerBadeprozessendeteimFrigidarium. Der Entwurf „B“ unterscheidet sichvomerstendurcheineandereSituierungdes Eingangs in den Bau. Der südwestlicheTeil des L-Raumes konnte für Entspannung, Lesen, Tischspiele, gegenseitige Gespräche usw.dienen.

Dachkonstruktion und die DachziegelAus den Gebäuderuinen konnten neben

den Bruchsteinen auch Tausende Dachziegel-bruchstücke und farbige Mörtelbruchstücke, die vom Innenverputz der Wände stammten,geborgenwerden.DieDachziegelbruchstücke(tegulae und imbrices) wurden in Privatwerk-stätten Pannoniens erzeugt. Nur bei zwei der Dachziegel konnten Ziegelstempel der Her-steller festgestellt werden: SEP(timii) VITa(lis) und CENT KARVS. Bei den Ziegelherstellern handelte es sich um private Ziegeleien imRaum Carnuntum und Vindobona, von wo Vergleichsfunde zu den Ziegelstempeln ausDúbravka stammen. Private Ziegeleien stem-pelten die Ziegel viel weniger oft als römische Militärziegeleien, dadurch sind die nur zweiZiegelstempelausDúbravkaerklärbar.

Aufgrund der Vergleichsfunde von an-deren römischen Fundstellen aus der Slowakei (Gerulata, Stupava, Iža) ist es möglich die AbmessungenderDachziegel(tegulaeundim-brices)errechnen.VondenAbmessungenderDachziegelergibtsichauchdieNeigungdesDaches und der verwendete Dachstuhltyp.FürdieNeigungdesDacheswarenAufgrundder Analogien von erhaltenen römischen Bau-ten20Gradvorgeschlagen.Wirhabenvorge-schlagen, das das Satteldach an der südwest-lichen Seite mit einem Pultdach kombiniert

Hypothetische 3D Rekonstruktion des „Römischen Bades“ von Bratislava-Dúbravka

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war. Eine weitere Lösung könnte z. B. ein Wölbdach sein (Abb. 16). Im Hinblick auf die kleinere FlächedesBauesundhoheAnsprüchebeimBaudiesesDachstuhlsnehmenwirdieVerwen-dung des Wölbdaches nicht an. Die Apsiden konnten im Interieur mit Wölbungen abgeschlossen sein und Anbetrachts der kälteren klimatischen Bedingungen waren diese mittels Dachziegeln in Form eines Kegelausschnitt überdacht gewesen. Weil in Dúbravka nur die Grundmauern und ein Teil des über den Grundmauern stehenden Mauerwerks erhalten blieb, können wir die Position der Fenster und Türen nicht identifizieren. Deswegen schlagen wir die Höhe der Wände, die Situierung der Fenster und Türen nur hypothetisch vor. Wir gehen dabei aus ana-logischen Situationen bei anderen Badegebäuden und dem Modul des römischen Fußes aus. Dieausgearbeitete3DtheoretischeRekonstruktionpräsentiertdiegesamteMateriedesBaues,welche das Bauvolumen veranschaulicht. Die Rekonstruktion ist zwar hypothetisch, erlaubtabereinenEindruckvonderuntergegangenenArchitekturzugewinnen.

InterieurAufderBasisdererhaltenenBruchstückevonmehrfärbigemWandverputzvongelberund

roter Farbe auf weißen Untergrund rechnen wir mit färbiger Ausgestaltung des Badinterieurs17.Auch das Vorhandensein von Wandmalereien, welche oft die Innenräume der Bäder schmück-ten,kannmannichtausschließen.

Die Präsentation des Denkmals „in situ“ (Abb. 17-18)

InGegenwartist „in situ“ derGebäudegrundrissinFormderKonservierungderGrund-mauern und des aufsteigenden Mauerwerks zu sehen. Das Interieur der Räume ist mit Schotter ausgefüllt. Das Denkmal ist zwar der Öffentlichkeit zugänglich, es fehlt aber ein ausführliches Informationssystem. Es wäre günstig auf der Fundstelle die Möglichkeiten des ursprünglichen Aussehens des Baues zu präsentieren, und somit das Interesse der Öffentlichkeit um das Denk-mal zu steigern. Zu passenden Mitteln gehören ein verkleinertes Model, theoretische Rekonstruk-tionen (Zeichnung, 3D Visualisierung) oder Chronoskop. Ein verkleinertes Model ist eine aus-reichende Form der Präsentation für Blinde und Sehbehinderte. Das Bildmaterial ist es möglich umInformationenüberdieGeschichtederGrabungzuergänzen.AnderFundstelleistesnichtmöglich einen Chronoskop zu verwenden (z. B. wie im Museum in Aquincum) weil in Nahe der Fundstelle ein Museum fehlt. Es bietet sich die Möglichkeit an, das hypothetische Aussehen des Denkmals ähnlich wie beim Heidentor im nahen Petronell/Carnuntum in Österreich zu präsen-tieren.DiezeichnerischeRekonstruktiondesDenkmalsisthieramtransparentenGlasaneinemMetallständer situiert. Der Besucher hat die Möglichkeit über das Glas den idealen Zustand der ArchitekturinderGegenüberstellungmitderSubstanzdesGebäuderesteszusehen.

Die archäologische Fundstelle mit dem römischen Badegebäude ist 1991 zum „Slo-wakischen nationalen Kulturdenkmal“ erklärt worden. Die Fundstelle grenzt an das „Nationale Naturreservat Devínska Kobyla“. Es wäre möglich Dúbravka mit Fundstellen mit römischen Bauten in der Westslowakei und Niederösterreich Innerhalb eines Lehrpfades „Auf den Spuren der alten Römer“ zu verbinden (Stupava - Dúbravka - Devín - Rusovce/Gerulata - Petronell/Car-nuntum-Bruckneudorfusw.).

V. Zusammenfassung1. Im Limesvorfeld nahe der Hauptstadt von Pannonien (Petronell/Carnuntum) sind rö-

mische Architekturreste aus dem 3. Jh. n. Chr. vorläufig von drei Fundplätzen bekannt: Bratis-lava-Devín18,Bratislava-Dúbravka19undStupava20.

17 Elschek 2000b, 28.18 Plachá und Pieta 1986.19 Kolník 1986; 1993; Elschek 2000b.20 Hečková 1986.

Jana Minaroviech-Ratimorská und Kristian Elschek

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Abb. 15. Bratislava-Dúbravka. Römisches Badegebäude - Vorschlag des Betriebs, Variante„B“.

Abb. 14. Bratislava-Dúbravka. Römisches Badegebäude - Vorschlag des Betriebs, Variante„A“.

Hypothetische 3D Rekonstruktion des „Römischen Bades“ von Bratislava-Dúbravka

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21 Kolník 1986, 425; Elschek 1997a; Hečková 2005, 8.22Elschek1997a;Elscheketal.1996.23 Farkaš undTurčan 1984.24 Farkaš undTurčan 1992.25 Farkaš und Ivák 1993.

Abb. 18. Bratislava-Dúbravka. Römisches Badegebäude - gegen-wärtige Präsentation der Architektur am Fundplatz „in situ“.

2. Ähnliche Bauten wie das „Römische Bad“ von Bratislava-Dúbravka dienten im Rö-mischenReichalsBadehäuserundwarenamLand Bestandteil der ländlichen Niederlassun-gen des Typs „Villa Rustica“. Solche Nieder-lassungen waren hochproduktive selbststän-dige Einheiten. Zu ihrem Bestandteil gehörten neben dem Bad meistens auch: der Wohnsitz desEigentümersundseinerFamilie,mehrereWirtschaftsgebäude, ein Heiligtum usw. Beim Eigentümer der römisch-germanischen länd-lichen Niederlassung von Dúbravka könnte es sich um einen germanischen Fürst odereinenreichenheimgekehrtenVeterangerma-nischer Abstammung handeln, der sich hiernach abgelaufenem Militärdienst niederließ.Das Entstehen der Niederlassung könnte zum Ziel gehabt haben, mit landwirtschaftlichen Produkten die nahe Provinzhauptstadt Car-nuntumzuversorgen21.

3. Während systematischer BegehungenundGrabungeninBratislava-DevínskaNováVes I. und Zohor konnten Hunderte von rö-mischenDachziegelnundZiegelnaufgelesenwerden.DiegenanntenFundeindizierendieExistenz weiterer römischen Baureste inner-halbderbeidenletztgenanntenFundstellen22.Weitere Funde von römischen Dachziegeln und Ziegeln stammen vom Berghang vonDevínska Kobyla in Dúbravka23, von Devín-ska Nová Ves II.-Dorf24 und aus ZáhorskáBystrica25.DieseFundederzahlreichenDach-ziegelbruchstücke von weiteren 5 Fundstel-len, aber vor allem der massive römische Im-port während der 1. Hälfte des 3. Jhs., zeugen von einer außergewöhnlichen Bedeutung des römischen Limesvorlandes im Westteil von BratislavaundimsüdlichenMarchgebietent-lang der Bernsteinstraße. Gleichzeitig bie-ten diese Tatsachen wichtige Belege, dass nach den Markomannenkriegen am Anfang des3.Jhs.undwahrscheinlichauchwährendseiner1. Hälfte das grenznahe Limesvorland noch von den Römern kontrolliert wurde. So kon-nten im unmittelbarer Nähe der römischen Grenze hochproduktive römisch-germanische

Abb. 16. Bratislava-Dúbravka. Römisches Badegebäude - hypothetische Rekonstruktion, Entwurf des Walmdaches. Autor: M. Boleš.

Abb. 17. Bratislava-Dúbravka. Römisches Badegebäude - hypothetische Rekonstruktion, virtuelles Model ins ursprüngli-che Gelände gesetzt. Autoren: J. Minaroviech, J. Nižnanský.

Jana Minaroviech-Ratimorská und Kristian Elschek

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ländliche Niederlassungen des Typs „Villa Rustica“ in Bratislava-Dúbravka und den weiteren höhererwähnten Fundstellen entstehen26.NachdenletztenGrabungsergebnisseninStupava,ist im 3. Jhr. im Areal der hiesigen Fundstelle auch mit einer römisch-germanischen länd-lichen Niederlassung, bzw. einem Gehöft zu rechnen (freundliche Auskunft von V. Turčan). Die außergewöhnliche Situation im unteren Marchgebiet während der enormen Prosperität Pan-noniens während der Severerzeit (römische Bauten, reicher römischer Keramikimport, römische MünzenundKleinfunde)bewegteeinigeAutorenvoneinersog.sekundärenRomanisierung,bzw. von einer grenznahen sog. „Dritten Zone“ zwischen der römischen Provinz Pannonien und dem germanischen Limesvorfeld zu sprechen27. Es wird erwartet, dass in Zukunft neue römische Architekturreste in diesem Gebiet zutage kommen werden.

Übersetzt von Kristian Elschek.

Ing. arch. Jana Minaroviech-Ratimorská, PhD. PhDr. Kristian Elschek, CSc. Fakulta architektúry STU Archeologický ústav SAV Nám.slobody19 Akademická2 SK-812 45 Bratislava SK-949 21 Nitra [email protected] [email protected]

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26 Kolník 1986; Elschek 1997a.27 Bouzek und Ondřejová 1991.

Hypothetische 3D Rekonstruktion des „Römischen Bades“ von Bratislava-Dúbravka

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