Felsinschriften und -bilder als Medium der Selbstrepräsentation lokaler Amtsträger des Neuen...

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G Ö T T I N G E R O R I E N T F O R S C H U N G E N IV. REIHE ÄGYPTEN 58 Herausgegeben von Heike Behlmer und Friedrich Junge 2014 Harrassowitz Verlag · Wiesbaden

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G Ö T T I N G E R O R I E N T F O R S C H U N G E N

IV. REIHE ÄGYPTEN 58

Herausgegeben von Heike Behlmer und Friedrich Junge

2014

Harrassowitz Verlag · Wiesbaden

2014

Harrassowitz Verlag · Wiesbaden

Bild: Ästhetik – Medium – Kommunikation

Beiträge des dritten Münchner Arbeitskreises Junge Aegyptologie (MAJA 3)

7. bis 9.12.2012

Herausgegeben vonGregor Neunert, Alexandra Verbovsek

und Kathrin Gablerunter Mitarbeit von

Catherine Jones

Bibliografi sche Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internetüber http://dnb.dnb.de abrufbar.

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Inhalt

Vorwort der Herausgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Alexandra Verbovsek

Einleitung. „Ein weites Feld“ – Diskussionen, Desiderate und Diskrepanzen einer ägyptologischen Bildwissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Maya Müller

Sechs Thesen zu den Stichwörtern Bild und Ästhetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

Regine Schulz

Kommunikationsmedium Bild Auf der Suche nach dem Rezipienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Katharina Aldenhoven

Einheit der Struktur? Die Darstellungsvarianten des Gartens mit Heiligtum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

Daniel Arpagaus

Auf der Suche nach der vollkommenen Schrift Zur Schriftbildlichkeit im engeren Sinn in den ptolemäisch-römischen Tempeltexten . . . 63

Ralph Birk

Titel-Bilder Zur amtsspezifischen Ikonographie thebanischer Priester der Ptolemäerzeit . . . . . . . . . . . . 79

Linda Borrmann

Form follows function Der Zeichencharakter der altägyptischen Ächtungsfiguren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

6 Inhalt

Ulrike Dubiel

„Dies Bildnis ist bezauernd schön“ Ägyptische Bildwerke und die sinnliche Erkenntnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119

Stefanie Hardekopf (Zusammenfassung)

Der König als Kind in der Ikonographie des Neuen Reiches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135

Anne Herzberg

Felsinschriften und -bilder als Medium der Selbstrepräsentation lokaler Amtsträger des Neuen Reiches – Ein Befund aus der Aswâner Region . . . . . . . . . . 137

Ines Köhler

Linguistik – Visualistik Zur Kommunikation von Bewegungsereignissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155

Aleksandra Lapčić

Bild-Schrift-Gestalten des Göttlichen Multimodale Informationsverarbeitung im Amduat Thutmosis’ III. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169

Barbara Link

Bierbrauen in 3D Überlegungen zu den hölzernen Braumodellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193

Katharina Stövesand (Zusammenfassung)

Bild und Tod Visuelle Strategien der spät- und ptolemäerzeitlichen Särge aus Abusir el-Meleq . . . . . . . . 205

Felsinschriften und -bilder als Medium der Selbstrepräsentation lokaler Amtsträger des Neuen Reiches

Ein Befund aus der Aswâner Region

Anne Herzberg (FU Berlin)

An investigation of the corpus of rock inscriptions that are attributable to local officials who held offices during the New Kingdom in the Aswân region has shown that these inscriptions, with a percentage of 88,1 % of all collected textual sources, represent the essential and therefore the most important source for the study of this group of individuals. Contrary to other groups of inscribed objects (stelae and statues or funerary texts in tombs), the rock inscriptions employ reduced text formats as a formal frame in which the most essential statement is the person’s name and titles. The use of rock inscriptions as a primary medium of self representation is a typical fea-ture of the local area. The investigation of the localization and distribution of the rock inscriptions throughout the region of the First Cataract also revealed that their placement in the physical-geographical space conforms to a certain underlying scheme. For example, the texts are always found in dense clusters at religiously-charged points in the landscape. This observation supports the theory that the rock inscriptions were endowed as repre-sentatives of or analogue to temple stelae and statues in the direct periphery and with a significant connection to the local shrines. Thus the inscriptions can be viewed not only as a medium of self representation but also as a means of communication and cultic participation.

Die Aswâner Felsinschriften standen schon früh im Mittelpunkt ägyptologischen Interesses. Bereits Carl Richard Lepsius reproduzierte im Zuge der königlich-preussischen Expedition (1842–1846) eine Reihe von Texten, die er in seinem Monumentalwerk Denkmaeler aus Aegypten und Aethiopien publizierte.1 Im Jahre 1867 erfassten und dokumentierten Auguste Mariette und seine Mitarbeiter weitere Inschriften.2 Am Ende des 19. Jahrhunderts erschienen darüber hinaus zwei Kataloge, die je-weils einen umfassenden Überblick über das damals bekannte Corpus der Aswâner Felsinschriften bieten: Jacques de Morgans Catalogue du monuments3 und William M. F. Petries gemeinsam mit Francis L. Griffith vorgelegte Publikation One season in Egypt4. In den 1950er bis 1970er Jahren

1 Die Mitglieder der königlich-preussischen Expedition verbrachten rund elf Monate im Aswâner Raum und widmeten sich dabei verschiedenen Fundplätzen der Region, unter anderem Aswân (Syene), Elephantine, Sehel, Konosso, Philae und Bigeh, s. R. Lepsius, Denkmaeler aus Aegypten und Aethiopien IV. Oberägyp-ten, Berlin 1901, 116–175.

2 A. Mariette, Monuments divers recueillis en Égypte et en Nubie, Paris 1872, 6f., 17f. und 23–25.3 Im Rahmen seines groß angelegten Projektes kamen Jacques de Morgan und seine Mitarbeiter zu Beginn

des Jahres 1893 in die Region des 1. Kataraktes, wo sie sich auch den Aswâner Felsinschriften widmeten, die sie aber aufgrund ihrer Vielzahl nicht in ihrer Gesamtheit aufnehmen konnten, s. J. de Morgan / U. Bouriant / G. Legrain / G. Jéquier / A. Barsanti, Catalogue des monuments et inscriptions de l’Égypte antique. Première série: Haute Égypte I: De la frontière de Nubie à Kom Ombos, Wien 1894.

4 William M. F. Petrie und Francis L. Griffith reisten im Jahre 1887 zum 1. Katarakt, um innerhalb einer Feldkampagne möglichst viele Felsinschriften zu erfassen. Dabei ließen sie allerdings nach eigener Aussage die Fundplätze aus, die ihre Vorgänger bereits dokumentarisch erfasst hatte: „Those (rock inscriptions) of

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war es Labib Habachi, der bei der Erfassung und Bearbeitung des Felsinschriftenmaterials neue Maßstäbe setzte. Er ließ den von ihm bearbeiteten Felsinschriften eine nähere und individuelle Betrachtung zukommen, die er in einer großen Zahl an Aufsätzen veröffentlichte.5 Im Rahmen der Grabungsarbeiten des Deutschen Archäologischen Instituts auf der Insel Elephantine bearbeitete Stephan J. Seidlmayer seit den 1990er Jahren die Inschriften der Umgebung neu.6 Die Aufbereitung des Inschriftenmaterials im Sinne einer zusammenfassenden Neupublikation leitet er seit 2009 in Form des durch die DFG und das DAI geförderte Projekt Medienuniversum Assuan. Neben der Dokumentation der einzelnen Inschriften im Feld strebt dieses Vorhaben den Aufbau einer Text- und Bilddatenbank an, die die Materialzugänglichkeit durch Veröffentlichung im Internet vereinfachen soll.

Obwohl die besondere Bedeutung der Aswâner Felsinschriften früh erkannt und seitdem kon-tinuierlich diskutiert worden ist, konzentrierte man sich innerhalb der relevanten Arbeiten dennoch vordergründig auf die Dokumentation und Edition der einzelnen Texte. Dabei sind Felsinschriften und -bilder nicht als isolierte und abstrakte Texteinheiten, sondern vielmehr als Monumente im Kontext ihres topographisch-archäologischen Raumes zu verstehen. Sie stellen nicht nur eine Fülle an prosopographischen Daten zur Verfügung, sondern vermitteln darüber hinaus wichti-ge Informationen hinsichtlich Bedeutung und Funktion ihrer Umgebung. In ihren topographi-schen Kontext gesetzt, zeigt sich, dass die Denkmäler zudem ein integrales Element interaktiver Kommunikationsprozesse waren und sind.7 Im Sinne medialer Stellvertreter manifestieren sie die „Kommunikation über Herrschaft, die Verständigung über gesellschaftliche Strukturen und die Verortung einzelner Personen innerhalb dieser“8. Dementsprechend repräsentieren die jeweiligen Inschriften einerseits identifizierbare Einzelpersonen, andererseits deren soziale und institutionelle Zugehörigkeit zum lokalen, aber auch überregionalen Gesellschafts- und Sozialgefüge. Aus dieser Tatsache heraus ergibt sich die Möglichkeit, lokalspezifische Mechanismen sozialer Interaktion, innerhalb derer die Aswâner Felsinschriften eine ganz spezifische Rolle spielen, nachvollziehen und beschreiben zu können. Die Frage, ob Felsinschriften und -bilder dabei als Medium zur

the island of Sehel, having been already largely copied by Mariette, we did not visit that place“, in: W. M. F. Petrie / F. L. Griffith, A Season in Egypt. 1887, London 1888, 13. Insgesamt nahmen sie während ihres recht kurzen Aufenthalts mehr als 350 Felsinschriften auf.

5 S. u. a. L. Habachi, An Inscription at Aswân Referring to Six Obelisks, in: JEA 36 (1950), 13–19; L. Haba-chi, Two Graffiti at Sehel from the Reign of Queen Hatschepsut, in: JNES 16 (1957), 88–104; L. Habachi, The Graffiti and Work of the Viceroys of Kush in the Region of Aswan, in: Kush 5 (1957), 13–36; L. Ha-bachi, A Family from Armant in Aswân and in Thebes, in: JEA 51 (1965), 123–136; L. Habachi, The Two Rock-Stelae of Sethos I in the Cataract Area Speaking of Huge Statues and Obelisks, in: BIFAO 73 (1973), 113–127; L. Habachi, Rock-Inscriptions from the Reign of Ramesses II on and Around Elephantine Island, in: M. Görg / E. Pusch (Hgg.), Festschrift Elmar Edel. 12. März 1979, ÄAT 1, Bamberg 1979, 227–237. S. zu Labib Habachi und seiner Arbeit in Aswân, J. Kamil, Labib Habachi. The Life and Legacy of an Egyp-tologist, Kairo / New York 2007.

6 S. J. Seidlmayer, New Rock Inscriptions at Elephantine, in: EA 14 (1999), 41–43; S. J. Seidlmayer, „Drei-ßig Jahre ließ ich ins Land gehen...“ Ergänzungen zu zwei Jubiläumsinschriften im Gebiet von Aswân, in: MDAIK 57 (2001), 247–256; S. J. Seidlmayer, New Rock Inscriptions on Elephantine Island, in: Z. A. Hawass (Hg.), Egyptology at the Dawn of the Twenty-First Century. Proceedings of the Eighth Interna-tional Congress of Egyptologists, Cairo, 2000, Kairo 2003, 440–447; S. J. Seidlmayer, Frohe und andere Botschaften. Kult und Kommunikation, in: U. Peter / S. J. Seidlmayer (Hgg.), Mediengesellschaft Antike? Information und Kommunikation vom Alten Ägypten bis Byzanz, altertumswissenschaftliche Vortragsrei-he an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2006, 93–111.

7 S. J. Seidlmayer, in: EA 14 (1999), 43; S. J. Seidlmayer, Frohe und andere Botschaften, 109–111.8 S. J. Seidlmayer, Frohe und andere Botschaften, 110.

139Felsinschriften und -bilder als Medium der Selbstrepräsentation

Selbstrepräsentation lokaler Amtsträger des Neuen Reiches9 fungierten und inwiefern dieser Befund als lokaltypisch zu bewerten ist, soll daher im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen stehen.

1. Kommunikation: Theoretische Grundlagen

Als Kommunikation bezeichnet man, im Sinne einer sozialen Interaktion, die Übertragung oder den Austausch von Informationen zwischen zwei oder mehreren Akteuren.10 Kommunikation wird infolgedessen zum wichtigsten sozialen Bindemittel innerhalb eines gesellschaftlichen Kollektivs. Kommunikationsmedien spielen in der Vermittlung kollektiv relevanter Inhalte, wie der genealogischen Zugehörigkeit oder dem sozialen Status einzelner Akteure, eine we-sentliche Rolle.11 Die Verwendung von Denkmälern als Medium zur Kommunikation und Repräsentation innerhalb einer gesellschaftlichen Gruppe soll so der Errichtung, Verbreitung und Aufrechterhaltung der eigenen Identität dienen.12 Innerhalb der Ägyptologie wurde dieses Phänomen unter den Begriffen der „monumentalisierten Selbstthematisierung“ (Jan Assmann) oder „distributed personhood“ (Anette Kjølby) besprochen.13 Dabei handelt es sich um einen Prozess menschlicher Kommunikation und in diesem Sinne einen Vorgang sozialer Interaktion,

in dessen Rahmen die eine Partei, der Absender, Informationen über seine persönliche und so-ziale Identität an eine zweite Partei weitergeben möchte. Die zweite Partei, der Adressat, ist dem Absender dabei nicht unbedingt direkt und persönlich bekannt. Auch wenn sich der Wunsch nach Repräsentation des Absenders bewusst an einen bestimmten Personenkreis richtet, ist die Informationsvermittlung nicht an eine spezifische Einzelperson gebunden und läuft dement-sprechend nicht direkt oder interpersonal ab. Eine mediale Zwischenstation, welche die iden-

9 Die Auswahl des Personenkreises ergab sich aus der im Rahmen meiner im Juli 2012 eingereichten Master-arbeit angestellten Untersuchungen zu den lokalen Amtsträgern des Neuen Reiches im Raum von Aswân. Das Ziel der Arbeit war es, ein konzises Bild dieser Personengruppe im sozial und geographisch abgeschlossenen Raum von Aswân zu zeichnen und diese sowohl funktional als auch sozial innerhalb des lokalen Gesellschafts-gefüges zu verorten, s. A. Herzberg, Who was Who at the First Cataract. Eine Untersuchung zu den lokalen Amtsträgern des Neuen Reiches in der Aswâner Region, unpublizierte Masterarbeit, Berlin (FU) 2012.

10 G. Endruweit, Kommunikation, in: G. Endruweit / G. Trommsdroff (Hgg.), Wörterbuch der Soziologie, Stuttgart 2002, 280–281.

11 Johannes Auenmüller diskutiert in Kapitel III („Territorialität und Herkunft“) seiner Dissertation Bedeu-tung und Stellenwert von geographischer Herkunft als Identitätsmoment, s. J. Auenmüller, Die Territo-rialität der Ägyptischen Elite(n) des Neuen Reiches – Eine Studie zu Raum und räumlichen Relationen im textlichen Diskurs, anhand der prosopografischen Dokumentation und im archäologischen Record, unpublizierte Dissertation, Berlin (FU) 2013.

12 „...as social persons we are present, not just in our singular bodies, but in everything in our surroundings which bears witness to our existence, our attributes and our agency“, in: A. Gell, Art and Agency. An Anthropological Theory, Oxford 1988, 103. Während die persönliche Identität einer Person durch die Nennung des Namens und Angaben über die genealogische und geographische Herkunft gewährleistet werden, können sich soziale Personalien in der Auflistung von Titeln sowie in biographischen Vermerken widerspiegeln, s. A. Kjølby, Material Agency, Attribution and Experience of Agency in Ancient Egypt: The Case of New Kingdom Private Temple Statues, in: R. Nyord / A. Kjølby (Hgg.) ‚Being in Ancient Egypt‘. Thoughts on Agency, Materiality and Cognition. Proceedings of the Seminar Held in Copenhagen, Sep-tember 29–30 2006, Oxford 2009.

13 J. Assmann, Stein und Zeit. Mensch und Gesellschaft im alten Ägypten, München 1991, 139; J. Assmann, Tod und Jenseits im alten Ägypten, München 2001, 485–486. S. zum Begriff der distributed personhood, A. Kjølby, Material Agency, 30–32. Vgl. außerdem A. Clark / D. Chalmers, The Extended Mind, in: Analysis 58 (1998), 7–19; A. Clark, Being There. Putting Brain, Body and World Together Again, London 1997; C. Fowler, The Archaeology of Personhood. An Anthropological Approach, London / New York 2004.

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tifizierenden Auskünfte zum Absender weiterträgt, wird eingerichtet. Dieses Kommunikations- oder Repräsentationsmedium übernimmt folglich die Rolle des Mediators.14 Es verknüpft alle Beteiligten miteinander, transportiert die Informationen von einem zum anderen und fungiert in diesem Sinne als maßgeblicher Motor, der den Vorgang der Kommunikation antreibt. Dabei ist es das Ziel, dass der Adressat den Absender persönlich kennenlernt und dabei gleichzeitig sozial anerkennt, ohne mit diesem direkt in Kontakt zu stehen. Die Voraussetzung für den reibungslosen Ablauf ist, dass alle Teilnehmer des Vorgangs die relevanten Informationen und Inhalte verstehen können. Die Grundlage dabei ist die gegenseitige Kenntnis von Sprache und Schrift, die so zum wichtigsten zwischenmenschlichen Verständigungsmittel und wesentlichen Kommunikationsinstrument wird.15 Innerhalb des Rahmens medialer Selbstrepräsentation können zwei Formen ausgemacht werden: die textliche und die ikonische. Im archäologi-schen Befund findet sich nicht selten die Synthese beider Formen innerhalb ein und dessel-ben Mediums,16 wobei diese als Träger von Bild und Text verschiedene Gestalten annehmen können.17

Unter dem Begriff der Material Agency und auf der theoretischen Grundlage von Alfred Gells Art and Agency. An Anthropological Theory18 thematisierte Kjølby die Bedeutung der priva-ten Tempelstatuen des Neuen Reiches im Sinne selbst initiierter Repräsentation. Sie schlussfol-gert aus den in situ gefundenen Tempelstatuen des Neuen Reiches, die vor allem innerhalb der zugänglichen Bereiche des Tempels platziert worden sind, dass diese als mediale Stellvertreter sozial agierten.19 Sie wurden von Priestern und Passanten20 etwa während der öffentlich an-gelegten Feste rezipiert und konnten im Umkehrschluss dazu, in Stellvertretung für ihren Besitzer, am rituellen Festgeschehen teilnehmen. Partizipation bedeutet dabei nicht zwangsläu-fig eine materielle Beteiligung an den Opferzuwendungen, vielmehr wird bereits durch die mo-numentale Anwesenheitsbekundung einer Person in Form eines Denkmals die Festteilnahme unter Zeugen gewährleistet. Bei rituell-religiösen Ereignissen anwesend sein bedeutet dem Gott nah sein. Das Motiv der Gottesnähe schlägt sich auch im textlichen Diskurs dieser Zeit nie-

14 Kommunikationsmedien sind in diesem Sinne substantieller Teil eines kommunikativen Prozesses. Sie kön-nen in Form von Sprache, Mimik, Gestik, schriftlichem Austausch und Bildern auftreten. Zum Begriff Mediator innerhalb des beschriebenen Prozesses sozialer Interaktion, s. A. Kjølby, Material Agency, 45.

15 Die Bedeutungsebene der Botschaften wird eben nur dann verstanden, wenn diese richtig rezipiert werden kann. Im Gegensatz zur Bedeutungsebene eines in den Kommunikationsprozess eingebundenen Objektes steht die affektive Ebene, die den unvermittelten ersten Eindruck des Betrachters reflektiert. Die Vorausset-zung, dass beide Parteien dasselbe Hintergrundwissen teilen, ist in diesem Fall nicht gegeben. Die Rezepti-on der ausgesendeten Informationen unterliegt einer subjektiven Wahrnehmung und Interpretation.

16 J. Assmann, Stein und Zeit, 139.17 Die Manifestation von persönlicher und sozialer Identität einer Person sowie die Verbildlichung seiner

physischen Gestalt finden sich sowohl in Flach- als auch in Rundbildern. A. Kjølby, Material Agency, 36. Im Fall von Statuen stellt das Textträgermedium selbst bereits die physische Erscheinung des Stifters der Inschrift dar.

18 A. Gell, Art and Agency.19 „Egyptian New Kingdom private statues were generally made to ensure the eternal well-being of the indi-

vidual represented by preserving his name, his physical manifestation and ability to receive offerings and being remembered amongst and interact with the living.“, in: A. Kjølby, Material Agency, 35. S. außerdem A. Kjølby, New Kingdom Private Temple Statues: A Study of Agency, Decision-Making and Materiality. Part I–II, unpublizierte Dissertation, Kopenhagen 2007 (nicht gesehen).

20 Die Rezipientenfrage, also die Frage an wen sich die auf dem medialen Stellvertreter notierten Inhalte rich-ten, ist nicht immer einfach zu beantworten. Alfred Gell unterscheidet zwischen primären und sekundären Rezipientengruppen, s. A. Gell, Art and Agency, 36.

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der und wurde von Maria M. Luiselli innerhalb des thematischen Rahmens der Persönlichen Frömmigkeit diskutiert.21

Basierend auf Gell’s Modell laufen die Prozesse sozialer Interaktion vor dem Hinter-grund eines komplexen Agens-Patiens-Verhältnisses ab (Abb. 1).22 Der Inhaber eines Reprä-sentationsmediums tritt als Agens des gesamten Vorgangs in Erscheinung, indem er die Informationen zu seiner persönlichen und sozialen Identität versendet. Folglich fungiert das Repräsentationsmedium, welches Träger dieser Informationen und somit medialer Stellvertreter ist, ebenfalls als Agens. Der Adressat ist schließlich Patiens. Er empfängt die Informationen und rezipiert die mediale Präsenz des Stifters der Inschrift in Wort und Bild. In diesem Moment wendet sich das Verhältnis. Der Patiens wird zum Agens. Der Inschrifteninhaber wird zum Begünstigten,23 der durch den Rezipienten nun persönlich und sozial identifiziert und inner-halb des jeweiligen vorherrschenden sozialen Raumes verortet werden kann. Seine Anwesenheit im Rahmen öffentlicher Ereignisse ist unter Zeugen, die ihn als Teil des sozialen Gefüges aner-kennen, gewährleistet und er kann dadurch an den rituell-religiösen Vorgängen partizipieren.24 Es wird weiterhin deutlich, dass jeder Agens ein Agens in Relation zu seinem Patiens und vice versa sein kann. Alle Beteiligten – und diese Tatsache ist offensichtlich nicht auf menschliche Akteure beschränkt, sondern kann auch auf Objekte und Denkmäler übertragen werden – kön-nen somit Agens und Patiens zugleich sein.25

2. Das Material

Das der Untersuchung zugrunde liegende inschriftliche Material wurde im Rahmen meiner Masterarbeit in Form eines datenbankbasierten Personenverzeichnisses zusammengetragen, wobei ich sowohl auf publiziertes als auch bislang unpubliziertes Inschriftenmaterial zurück-greifen konnte.26 Die prosopografische Sammlung umfasst dabei insgesamt 101 Individuen (96

21 M. M. Luiselli, Die Suche nach Gottesnähe. Untersuchungen zur Persönlichen Frömmigkeit in Ägypten in der 1. Zwischenzeit bis zum Ende des Neuen Reiches, ÄAT 73, Wiesbaden 2011, 36. S. außerdem J. Assmann, Ägyptische Geheimnisse, München 2004, 99–102; K. Exell, Soldiers, Sailors and Sandalmakers. A Social Reading of Ramesside Period Votive Stelae, Golden House Publications Egyptology 10, London 2009, 138; A. Kjølby, Material Agency, 45.

22 Zu Ablauf sowie Bedeutung und Funktion der einzelnen Akteure gemäß des Konzepts der Material Agency, s. A. Kjølby, Material Agency, 42–45.

23 Inhaber bzw. Auftraggeber und Begünstigter eines Denkmals müssen nicht identisch sein. Stelen, Statuen und Felsinschriften werden nicht selten zugunsten von Familienmitgliedern, etwa vom Sohn für den Vater gestiftet. Weiterhin ist zu beobachten, dass wie zum Beispiel bei Familieninschriften der Fall, ein Denkmal mehrere Begünstigte markieren kann.

24 J. Assmann, Ägypten. Theologie und Frömmigkeit einer frühen Hochkultur, Stuttgart / Berlin / Köln / Mainz 1984, 58; A. Gell, Art und Agency, 135; L. Meskell, Object Worlds in Ancient Egypt. Material Biographies Past and Present, Oxford / New York 2004; L. Meskell, Divine Things, in: E. DeMarrais / C. Gosden / C. Renfrew (Hgg.) Rethinking Materiality: the Engagement of Mind with the Material World, Durham / London 2004, 249–259; L. Meskell, Objects in the Mirror Appear Closer than They Are, in: D. Miller (Hg.), Materiality, Durham / London 2005, 51–71; A. Kjølby, Material Agency, 42.

25 „In some social interactions objects appear or participate as agents on a par with human beings. The im-mediate ‚other‘ in a social relationship does not have to be another ‚human being‘ … Social agency can be exercised relative to ‚things‘ and social agency can be exercised by ‚things‘“, in: A. Gell, Art and Agency, 17f. Siehe außerdem: A. Kjølby, Material Agency, 32f.

26 Mein Dank gilt an dieser Stelle Stephan J. Seidlmayer, der so freundlich war, mir Einsicht in das von ihm bereits dokumentierte Felsinschriftenmaterial zu gewähren und der mir stets seine Unterstützung bei der Arbeit mit diesem zukommen ließ. So konnte ich im Zeitraum von 2009–2011 selbst an vier epigraphischen

142 Anne Herzberg

Männer/5 Frauen). Die Auswahl unterlag den folgenden Vorgaben: Die Bezeichnung lokale Amtsträger meint ausschließlich solche Personen, bei denen eine dezidierte Ortsbindung zum Gebiet des 1. Kataraktes nachweisbar war. Weiterhin erfolgte die Auswahl an Hand geogra-phischer und zeitlicher Kriterien. Zum einen wurde das Material auf Belege aus dem Neuen Reich beschränkt, zum anderen wurden ausschließlich Inschriften berücksichtigt, die aus dem Aswâner Raum selbst stammen.

Das untersuchte Inschriftenmaterial ist auf verschiedenen Trägermedien verteilt. Bereits bei einer ersten Sichtung fiel ins Auge, dass die für andere Orte geläufige Hauptquelle von Personendaten – die Gräber und ihre inschriftliche Dekoration – im Aswâner Befund nahe-zu gänzlich fehlt.27 Lediglich zwei Gräber lokaler Amtsträger auf der Qubbet El-Hâwa sind in diesem Zusammenhang erwähnenswert.28 Die Textträgercorpora der Stelen und Statuen sind hinsichtlich ihres Anteils am Gesamtmaterial ebenfalls stark unterrepräsentiert. Gerade einmal drei Statuen und sechs Stelen ließen sich für den Personenkreis der lokalen Amtsträger ausfindig machen.29 Darüber hinaus sind, neben dem Fragment eines Papyrus,30 noch zwei als Bauteile verwendete Spolien zu erwähnen.31 Das Corpus der Felsinschriften stellt hingegen mit einem Anteil von 87,1 % die wesentliche und wichtigste Quelle zum Personenkreis lokaler Amtsträger dar. Dass die anstehenden Felsen der Aswâner Region als Medium für Bild und Text genutzt worden sind, ist lange bekannt und ist ein spezifisches Phänomen dieser Region. Die

Feldkampagnen in Aswân teilnehmen und habe außerdem freien Zugang zu dem in den Archiven des DAIK gelagerten Material erhalten.

27 Neben den von George Reisner dokumentierten Schachtgräbern der Friedhöfe 7 und 9 in Shellal finden sich keine weiteren Hinweise auf Nekropolen der lokalen Bevölkerung des Neuen Reiches, G. A. Reisner, The Archeological Survey of Nubia, Report for 1907–1908: Ministry of Finance, Egypt, Survey Department, Kairo 1910, 61. An dieser Stelle sei Luise Werlen erwähnt, die sich in ihrer Arbeit mit einem Grabensemble des Neuen Reiches beschäftigte, s. dazu L. Werlen, Ein Grabensemble des Neuen Reiches, unpublizierte Lizentiatsarbeit, Basel 2008.

28 Zum Grab des KA-m-Km.t s. L. W. Cecil, Report on the Work Done at Aswân, in: ASAE 4 (1903), 51–73. Zum Grab des Jpw-mcjj (QH 35m) s. E. Edel / K. J. Seyfried / G. Vieler, Die Felsgräbernekropole der Qub-bet el-Hawa bei Assuan, Paderborn 2008, 938f.

29 S. z. B. die Stele des Wab-Priesters und Umrisszeichners Nb-nxt aus der Tempel-Cachette Elephantines (D. Valbelle, Témoignages du Nouvel Empire sur les cultes de Satis et d‘Anoukis à Éléphantine et à Deir el-Medineh, in: BIFAO 75 [1975], 123, Taf. XVIII; D. Valbelle, Satis et Anoukis, Mainz 1981, 23. 188) und die Stele des Distriktschreibers PA-n.j-pA-tA aus dem Heiligtum Y auf Elephantine (s. W. Kaiser / F. Andraschko / D. A. Aston / H. Jaritz / A. Krekeler / I. Nebe / W. Niederberger / M. Pigur / C. v. Pilgrim, Stadt und Tempel von Elephantine. 17./18. Grabungsbericht, in: MDAIK 46 [1990], 225f.). Zur Statue des Hohepriesters Qn s. J. Vandier, Manuel d‘archéologie égyptienne III. Les grandes époques. La statuaire, Paris 1958, 460f., Taf. CLII.6; D. Valbelle, Satis et Anoukis, 23. 187.

30 Es handelt sich dabei um den Brief eines Angestellten des Re-Harachte-Tempels aus Theben an den Bür-germeister von Aswân/Elephantine, in dem er sich über die Lieferung von schlechtem Honig beschwert, s. P. Posener-Kriéger, A Letter to the Governor of Elephantine, in: JEA 64 (1978), 84–87, Taf. XIV und XIV A; E. F. Wente, Letters from Ancient Egypt, Atlanta 1990, No. 153; B. M. Bryan / D. Lorton (Hgg.), Es-says in Egyptology in Honor of H. Goedicke, San Antonio 1994, 235f; B. Porten, The Elephantine Papyri in English. Three Millennia of Cross-Cultural Continuity and Change, DMOA 22, Leiden 1996, 43f; D. Raue, Heliopolis und das Haus des Re: eine Prosopographie und ein Toponym im Neuen Reich, ADAIK 16, Berlin 1999, 242.

31 Zum Türgewand des Hohepriesters Nb-twj s. F. Junge, Elephantine XI. Funde und Bauteile. 1.–7. Kam-pagne, 1969–1976, AV 49, Mainz 1987, 44. S. außerdem den Türsturz des Bürgermeisters PA-n.j-n‘.t: M. Bommas, in: MDAIK 53 (1997), 148–150.

143Felsinschriften und -bilder als Medium der Selbstrepräsentation

Zeugnisse der Mitglieder der lokalen Gesellschaft finden sich sowohl auf den Sandsteinfelsen des Westufers als auch auf den Granitformationen der Nilinseln und des Ostufers (Abb. 2).

Die Felsinschriften verwenden im Gegensatz zu anderen Textträgermedien als formalen Rahmen vor allem reduzierte Formate. So sind Identitäts- und Stiftungsvermerke sowie phra-seologische Markierungselemente von Wunsch- und Gebetsformeln deutlich in der Überzahl.32

Die Nennung des Namens und der Titulatur einer Person steht als wesentliche Aussage des Textes stets im Mittelpunkt und ist obligatorisches Element jedes Textes.33 Die Größe der Inschrift und die Qualität ihrer Ausführung sowie die Erweiterung des formalen Rahmens durch die Erwähnung oder Abbildung weiterer Personen sind abhängig vom sozialen Status des Inschrifteninhabers. So können nicht-satzhafte Vermerke durch genealogische oder biogra-phische Angaben näher spezifiziert und zu elaborierten Familientableaus34 ausgebaut werden.

Neben dem Text können in Stein gemeißelte Abbildungen von Personen und Personengruppen als ikonisches Komplement einer Felsinschrift fungieren. In seiner Funktion als Determinativ ergänzt und modifiziert es den Text, ohne mit diesem deckungsgleich sein zu müssen. Der primäre Fokus der Inschriften-Bild-Ensembles liegt stets auf dem Stifter der Inschrift als zen-traler Figur innerhalb des Gesamtarrangements. Was Gestik und Körperhaltung des Stifters anbelangt, so ist dieser zumeist stehend oder, wie in einigen Fällen erkennbar, kniend im Anbetungsgestus, d. h. mit erhobenen und dem Text oder einer Gottheit zugewandten Händen, dargestellt. Daneben zeigen einige Beispiele den Dargestellten mit an den Körperseiten her-abhängenden Armen.35 Hinter dem Nutznießer positioniert finden sich die ihm hierarchisch untergeordneten Familienangehörigen, wie die Ehefrau und Kinder.36 Ein physischer Kontakt zwischen Stifter und anderen Akteuren wird auf den Denkmälern nie gezeigt. Die ikonogra-phische Ausgestaltung der einzelnen Personen unterliegt neben zeitlichen und naturräumli-chen, auch einer sozial-hierarchischen Skalierung.37 Folglich sind bei den Vertretern niedrigerer

32 Rund 71 % der erfassten Datenbankeinträge (ausschließlich Felsinschriften) verwenden den formalen Rah-men eines Identitäts- oder Stiftungsvermerkes. S. z. B. die Inschrift des 9Hw.tj-mc auf Sehel: C. R. Lepsius, Denkmaeler, 126 [14]; A. Mariette, Monuments divers, 70. 6; J. de Morgan, Catalogue du monuments, 89. 78; A. Gasse / V. Rondot, Les inscriptions de Séhel, MIFAO 126, Paris 2007, 198. 328. Darüber hinaus verwenden rund 11 % phraseologische Markierungselemente als Kurzform (n kA n.j-Formel) von Wunsch- und Gebetsformeln. S. dazu die Inschrift des Gottesdieners und Tempelschreibers Gr auf der Insel Sehel: A. Gasse / V. Rondot, Les inscriptions de Séhel, 198–199. 329. Zur Verwendung nicht-satzhafter Vermerke s. K. Jansen-Winkeln, Vermerke. Zum Verständnis kurzer und formelhafter Inschriften auf ägyp-tischen Denkmälern, in: MDAIK 46 (1990), 128–156; J. Moje, Untersuchungen zur Hieroglyphischen Paläographie und Klassifizierung der Privatstelen der 19. Dynastie, ÄAT 67, Wiesbaden 2007, 37.

33 S. J. Seidlmayer, Frohe und andere Botschaften, 107–108.34 S. etwa das Familientableau des Nb-wnn=f auf Sehel: A. Mariette, Monuments divers, 73. 64/64/77; J. de

Morgan, Catalogue du monuments, 102. 220; S. Sauneron, Trois Personnages du scandale d‘Éléphantine, in: RdE 7 (1950), 58; L. Habachi, A Family from Armant in Aswân and in Thebes, in: JEA 51 (1965), 128–130; D. Valbelle, Satis et Anoukis, 22. 180; A. Gasse / V. Rondot, Les inscriptions de Séhel, 276. 434. S. außerdem S. J. Seidlmayer, Frohe und andere Botschaften, 108.

35 Innerhalb des Seheler Felsinschriftencorpus zeigen vor allem die Inschriften der 18. Dynastie diesen Dar-stellungstypus, s. A. Gasse / V. Rondot, Les inscriptions de Séhel. Allerdings sei an dieser Stelle ausdrück-lich auf die Problematik der eindeutigen Datierbarkeit von Felsinschriften hingewiesen. Da sie sich weniger klar typologisieren lassen ist die chronologische Einordnung schwieriger.

36 Die Körpergröße der dargestellten Personen fungiert nicht als Marker für soziale Hierarchie, sondern re-petiert anatomisch-physiologische Charakteristika. Die Ehefrau ist durchweg entweder in Isokephalie oder minimal kleiner als ihr Ehemann dargestellt.

37 Die Bild-Text-Kompositionen der 18. Dynastie unterscheiden sich vor allem in der stilistisch-ikonographi-schen Ausgestaltung der Figuren von denen der Ramessidenzeit. Vgl. dazu die Abbildung des Hohepriesters

144 Anne Herzberg

Priesterämter schematische, auf die wesentlichen physischen Merkmale einer Person reduzierte Darstellungsweisen zu bemerken.38 Die Mitglieder höherer sozialer Ränge hingegen verleihen ihrem Status durch Kleidung und Insignien Ausdruck, die sich auch in der Darstellung ihrer Person innerhalb der Felsinschriften widerspiegelt. So tragen die Hohepriester regelmäßig einen kahlrasierten Schädel und einen Pantherfell-Umhang über ihrem Schurz.39 Nicht priesterliche Mitglieder der oberen lokalen Verwaltung tragen aufwendige Perücken, ein unter die Arme reichendes langes Obergewand und einen zweiteiligen bauschig aufgerafften Schurz.40 Es wird deutlich, dass die Frage, ob eine bildliche Darstellung als Form selbst initiierter Repräsentation verwendet wird, nicht abhängig ist vom sozialen Status des Inschrifteninhabers; die Form und Qualität der Ausgestaltung hingegen schon. Die Felsinschriften lokaler Amtsträger sind zwar regelmäßig durch eine ikonische Repräsentation des Hauptakteurs komplementiert und tatsäch-lich finden sich nur wenige Felsinschriften, die eine ausschließlich schriftliche Identifizierung von Personen vornehmen, es gilt aber je detaillierter die Darstellung, desto höher der Grad an Verbildlichung von sozialem Status und dementsprechend auch sozialer Identität.

3. Die Lokalisation der Inschriften

In ihrer Bedeutung als Monumente im Kontext ihres topographisch-archäologischen Raumes können die Aswâner Felsinschriften wesentliche Informationen hinsichtlich Bedeutung und Funktion ihrer Anbringungsorte vermitteln. Die Untersuchung zu Lokalisation und Verteilung der Inschriften innerhalb des physisch-geographischen Raumes des 1. Kataraktes zeigt, dass sie kei-

9Hw.tj-mc aus der 18. Dynastie, A. Gasse / V. Rondot, Les inscriptions de Séhel, 198. 328; J. de Morgan, Catalogue du monuments, 89. 78; A. Mariette, Monuments divers, 70. 6; C. R. Lepsius, Denkmaeler, 126 [14] und die Inschrift des Hohepriesters PA-n.j-Dr.tj aus der 20. Dynastie, s. A. Gasse / V. Rondot, Les inscriptions de Séhel, 264. 422; J. de Morgan, Catalogue des monuments, 91. 101; A. Mariette, Monuments divers, 70. 14; L. Habachi, in: JEA 51 (1965), Abb. 1; D. Valbelle, Satis et Anoukis, 21. 172; S. Sauneron, Trois personnages, 58. Schließlich nehmen auch natürliche Faktoren Einfluss auf Größe, Arrangement und Aussehen der Bild-Text-Kompositionen, indem sie z. B. der Geomorphologie und Größe des zu bearbeitenden Steins unterliegen.

38 S. dazu die Inschrift des Wab-Priestern PA-Ra auf der Insel Sehel: A. Gasse / V. Rondot, Les inscription de Sehel, 305. 483. Es zeigt den Inschrifteninhaber stehend, im Anbetungsgestus, mit kahlrasiertem Schädel und langem Schurz. Weitere ikonographisch ausgestaltete Details sind nicht erkennbar. S. außerdem die Inschrift des Wab-Priesters JaH-mc auf der Insel Sehel: J. de Morgan, Catalogue des monuments, 91. 102; D. Valbelle, Satis et Anoukis, 24. 201; A. Gasse / V. Rondot, Les inscriptions de Séhel, 182. 301.

39 S. dazu die Inschrift des Hohepriesters und Leiters der Arbeiten am Pr-wr aus Granit namens Jmn-Htp auf der Insel Sehel: C. R. Lepsius, Denkmaeler, 125 [4a]; A. Mariette, Monuments divers, 70. 22; J. de Morgan, Catalogue des monuments, 94. 143; D. Valbelle, Satis et Anoukis, 15.12; L. Habachi, in: JNES 16 (1957), 96f; A. Gasse / V. Rondot, Les inscriptions de Séhel, 132. 237. Der Dargestellte trägt den amtsspezifischen Pantherfellumhang, welcher ihn ikonographisch eindeutig als Ritual-Priester ausweist. Ein stilisiertes Anu-ket-Sistrum in der Körpermitte determiniert ihn zudem ganz explizit als Priester dieser Gottheit. S. zum Pantherfell-Umhang: U. Rummel, Das Pantherfell als Kleidungsstück im Kult: Bedeutung, Symbolgehalt und theologische Verortung einer magischen Insignie, in: Imago Aegypti 2 (2009), 109–152.

40 Daneben ist die Inschrift des Distriktschreibers PA-n.j-pA-tA zu nennen. Dieser trägt die beschriebene zeit-genössische Beamtentracht der Nachamarnazeit, wie sie auch auf anderen Textträgermedien dieser Zeit zu finden ist und die ihn als ranghohes Mitglied der lokalen Gesellschaft ausweist, s. A. Mariette, Monuments divers, 71. 42; J. de Morgan, Catalogue des monuments, 96. 160; A. Gasse / V. Rondot, Les inscriptions de Séhel, 297. 464. Zur Tracht des Neuen Reiches, s. H. Bonnet, Die ägyptische Tracht bis zum Ende des Neuen Reiches, UGAÄ 7, Leipzig 1917, 45, 51–58; E. Hofmann, Bilder im Wandel – Die Kunst der rames-sidischen Privatgräber, Theben 17, Mainz 2004, 18.

145Felsinschriften und -bilder als Medium der Selbstrepräsentation

neswegs ad libitum an einem Ort in der Landschaft platziert worden sind.41 Als Teilnehmer ei-nes interaktiven Kommunikationsprozesses treten die Inschriften-Bild-Ensembles regelmäßig in dichten Clustern an klar definierten Plätzen der Region auf. Die Fundplätze von Biggeh, Sehel, Gebel Tingar und Elephantine/Hassawanarti stechen durch eine enorme Dichte an Inschriften der lokalen Bevölkerung besonders heraus. Der Familie des PA-n.j-Dr.tj, die sich über min-destens drei Generationen hinweg verfolgen lässt und in mindestens zwei Generationen die lokalen Hohepriester stellt (Abb. 3),42 lassen sich insgesamt 28 Inschriften innerhalb der Aswâner Region zuordnen. Die Verteilung ihrer Inschriften verdeutlicht, welche die neu-ralgischen Punkte in der religiös-kultischen Landschaft des Neuen Reiches waren. Obwohl Elephantine Standort der lokalen Haupttempel sowie Amtssitz der Distriktsverwaltung war, war es augenscheinlich einzig PA-n.j-Dr.tj und seinen Söhnen erlaubt, sich hier inschriftlich zu verewigen. Die Erklärung könnte in der überregionalen Bedeutung Elephantines liegen. So zeigt zum Beispiel der inschriftliche Befund der Insel Hassawanarti, dem antiken Hafenbereich Elephantines43 – und dementsprechend signifikanter Stationspunkt im Rahmen der lokalen Prozessionsfeste,44 dass von insgesamt rund 80 Inschriften nur drei lokalen Amtsträgern zugeord-

41 Dieses Phänomen wurde bereits von Seidlmayer beobachtet und besprochen: S. J. Seidlmayer, in: EA 14 (1999), 41–43; S. J. Seidlmayer, New Rock Inscriptions, 440–447; S. J. Seidlmayer, Frohe und andere Bot-schaften, 93–111.

42 S. hier vor allem das Familientableau des Nb-wnn=f welches zahlreiche Familienmitglieder auflistet: A. Mariet-te, Monuments divers, 73. 64/64/77; J. de Morgan, Catalogue des monuments, 102. 220; S. Sauneron, Trois personnages du scandale d‘Éléphantine, in: RdE 7 (1950), 58; L. Habachi, in: JEA 51 (1965), 128–130; D. Valbelle, Satis et Anoukis, 22. 180; A. Gasse / V. Rondot, Les inscriptions de Séhel, 276. 434. S. außerdem S. J. Seidlmayer, Frohe und andere Botschaften, 108.

43 Bei Hassawanarti handelt es sich um eine am Ostufer von Elephantine zu lokalisierende Felsengruppe. Seit der Errichtung des großen Staudammes ist diese keine eigenständige Insel mehr, sondern mit der gewach-senen Uferzone Elephantines verschmolzen. Zu Hassawanarti und den dort zu verortenden Felsinschriften s. L. Habachi, Rock-Inscriptions, 227–237; S. J. Seidlmayer, in: EA 14 (1999), 41–43; S. J. Seidlmayer, in: MDAIK 57 (2001), 247–256; S. J. Seidlmayer, New Rock Inscriptions, 440–446; S. J. Seidlmayer, Frohe und andere Botschaften, 93–111.

44 Während der lokalen Prozessionsfeste wurde das Götterbild der Anuket vom Tempel zum Ufer und auf die im Hafen von Hassawanarti bereitstehenden Barken transportiert. Zu nennen sind an dieser Stelle etwa das „Fest des Kommens der Nilflut“ (Nilfest vor Satet), welches auf der Nordhälfte der Westwand des Satet-Tempels auf Elephantine abgebildet ist und das Anuket-Fest, in dessen Verlauf das Götterbild der Anuket, welches im Satet-Tempel von Elephantine untergebracht war, das Anuket-Heiligtum auf der Insel Sehel be-suchte. Es ist ebenfalls an den Wänden des Elephantiner Satet-Tempels abgebildet (südliche Außenwand). Zumindest im Neuen Reich war es das bedeutendste öffentliche Fest der Region, s. dazu S. J. Seidlmayer, Landschaft und Religion – Die Region von Aswân, in: Archäologischer Anzeiger 1 (2006), 223–235; S. J. Seidlmayer, Frohe und andere Botschaften, 102–108. Zum Prozessionsweg, dessen genauer Verlauf nicht eindeutig rekonstruierbar ist, s. M. Bommas, Der Tempel des Chnum der 18. Dyn. auf Elephantine, Hei-delberg 2000 (http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/3383/), 236–238. Zu den zum Teil ausge-grabenen Kaianlagen ungefähr 80 m nördlich der Satet-Tempelterrasse s. W. Kaiser / G. Dreyer / R. Gem-peler / P. Grossmann / H. Jaritz, Stadt und Tempel von Elephantine. Siebter Grabungsbericht, in: MDAIK 33 (1977), 63–100; H. Jaritz, Elephantine III. Die Terrassen vor den Tempeln des Chnum und der Satet, AV 32, Wiesbaden 1980; s. W. Kaiser / R. Avila / G. Dreyer / H. Jaritz / F. W. Rösing / S. J. Seidlmayer, Stadt und Tempel von Elephantine. Neunter/Zehnter Grabungsbericht, in: MDAIK 38 (1982), 257–268; 260; S. J. Seidlmayer: in Archäologischer Anzeiger 1( 2006), 102–108. Die explizite Verknüpfung zwischen Festgeschehen und Inschriften wird in der Felsinschrift des thebanischen Baumeisters 1w-mn auf Has-sawanarti direkt zum Ausdruck gebracht, indem er schreibt, er sei gekommen, um die Festprozession des Gottes Chnum zu sehen, s. S. J. Seidlmayer, in: EA 14 (1999), 42; S. J. Seidlmayer, New Rock Inscriptions, 442f; S. J. Seidlmayer, Frohe und andere Botschaften, 107, Taf. 3.

146 Anne Herzberg

net werden können. Die anderen Inschriften gehören vor allem Funktionären der überregionalen Landesverwaltung, Mitgliedern ortsfremder Priesterschaften, Leitern der örtlichen (Steinbruch-)Arbeiten und Vertretern des vor Ort stationierten Militärs.45 Diese Tatsache lässt vermuten, dass das Anbringen von Inschriften in der direkten Umgebung des lokalen Haupttempels und der dort zelebrierten Feste offensichtlich einem elitären Personenkreis vorbehalten war, der nicht zwangsweise der lokalen Gesellschaft angehörte.

Beim Gebel Tingar handelt es sich um eine am Westufer des Nils südlich der Qubbet el-Hâwa und im Gebiet südöstlich des St. Simeons-Klosters verlaufende Hügelkette. Der Fundplatz be-steht aus zahlreichen mit Felsinschriften und -bildern bedeckten Einzelblöcken und einem kleinen, dem Gott Chnum geweihten Heiligtum.46 Die signifikante Dichte von inschriftlich vertretenen Handwerkern und lokalen Amtsträgern niederen Ranges steht im direkten Zusammenhang mit den benachbarten Steinbrüchen. Anstatt für die lokale Gesellschaft im Allgemeinen scheint das Heiligtum am Gebel Tingar vielmehr für einen spezifischen lokalen Personenkreis geschaffen wor-den zu sein.47

Rund drei Kilometer südwestlich von Aswân liegt die Insel Sehel, auf deren Südhälfte und in der Mehrzahl auf den einander zugewandten Flanken der beiden Felsmassive Husseintagug und Bibitagug eine große Zahl an Felsinschriften zu lokalisieren sind.48 Tatsächlich machen die Seheler Felsinschriften mit einem Anteil von 54,2 % die Hauptquelle des untersuchten Personenkreises aus. Hinsichtlich der personellen Zusammensetzung stellt sich jedoch im Vergleich zu den beiden vorherigen Fundplätzen ein anderes Bild dar. Die zahlreichen Inschriften der lokalen Amtsträger sind vor allem in der unmittelbaren Umgebung des Anuket-Heiligtums49 angebracht worden. Die innerhalb des Seheler Inschriftencorpus vertretene Bandbreite an Personen ist im Vergleich zu anderen Fundplätzen der Region wesentlich vielschichtiger. Neben Vertretern aller Priesterränge und zahlreichen Mitgliedern der lokalen Distriktverwaltung finden sich auch Funktionäre der Landesverwaltung sowie Mitglieder außerregionaler Priesterschaften. Dieses Phänomen legt die Vermutung nahe, dass das Anuket-Heiligtum besonders für die Bevölkerung der Aswâner Region von enormer Bedeutung gewesen war. Tatsächlich wurde das Heiligtum in seiner Rolle als sig-nifikanter Stationspunkt während der lokalen Prozessionsfeste auch zum Anziehungspunkt für Besucher aus anderen Teilen des Landes.

45 S. z. B. die Angehörigen der Entourage Thutmosis’ IV., wie der königliche Erzieher 1qA-rS.wt sowie der thebanische Baumeister 1w-mn, der thebanische Schatzmeister 4w.tj und die Vizekönige von Kush Wcr-CTj.t und Mr.j-mc. S. dazu S. J. Seidlmayer, New Rock Inscriptions, 442f.

46 Zu den Inschriften am Gebel Tingar s. C. E. Wilbour, Travels in Egypt [December 1880 to May 1891], Writings from the Ancient World 1, Brooklyn 1936, 552; L. Habachi, in: Kush 5 (1957), 13–36; L. Ha-bachi, Four Objects Belonging to the Viceroys of Kush, in: Kush 9 (1961), 216; H. Goedicke, Epigraphic Work in Egypt, in: ARCE Newsletter 53 (1964), 16f. Zum Heiligtum am Gebel Tingar s. J. de Morgan, Catalogue des monuments, 125–127; H. Jaritz, Zum Heiligtum am Gebel Tingar, in: MDAIK 37 (1981), 241–246; S. J. Seidlmayer, in: EA 14 (1999), 178; S. J. Seidlmayer, Frohe und andere Botschaften, 96f.

47 Einzige Ausnahme sind die Inschriften des Vizekönigs von Kush (Amenophis II.) Wcr-CTj.t am Gebel Tin-gar. Hinsichtlich seines Amtes gehört er zwar der obersten Elite des Landes an, seine übermäßige inschrift-liche Präsenz am Ersten Katarakt und die theophore Bildung seines Namens deuten jedoch an, dass er ursprünglich aus der Aswâner Region stammt.

48 Zur Beschäftigung mit den Seheler Felsinschriften s. C. R. Lepsius, Denkmaeler, 124–127; A. Mariette, Monuments divers, 23–25; A. Gasse / V. Rondot, Inscriptions de Séhel.

49 Noch heute markiert eine am östlichen Abhang von Husseintagug befindliche, sehr schmale Terrasse sowie eine breite Nische, die in die Oberfläche des Steins gehauen ist, die Kapelle der Göttin Anuket, s. J. de Morgan, Catalogue des monuments, 77; D. Valbelle, Satis et Anoukis, 100, 123; S. J. Seidlmayer, Frohe und andere Botschaften, 96.

147Felsinschriften und -bilder als Medium der Selbstrepräsentation

4. Zusammenfassung

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Felsinschriften durch ihren überwiegenden Anteil am Gesamtmaterial nicht nur die wesentliche und wichtigste Quelle bei der Untersuchung des Personenkreises lokaler Amtsträger des Neuen Reiches ausmachen, sondern dass sie einige Spezifika aufweisen, die sie von anderen Textträgermedien unterscheiden. So verwenden die in Stein gemeißelten Texte, im Vergleich zu anderen Textträgermedien, vor allem reduzierte Formate. Die Mehrzahl der Inschriften weist zudem eine ikonische Ergänzung zum Text in Form einer figürlichen Darstellung des Inschrifteninhabers auf. Dabei variieren diese in der Anordnung der Einzelelemente sowie der Qualität ihrer Ausführung von schematisierten, auf die Wiedergabe der wesentlichen physischen Merkmale einer Person reduzierten Darstellungen bis hin zur Abbildung von Individuen in ihrem vollem Amtsornat. Eine sozialhierarchische Einordnung der Inschriften kann im Fall einer Verwendung von ikonischer Repräsentation somit losgelöst vom Text erreicht werden. Demzufolge umgeht man die Voraussetzung der gemeinsamen Kenntnis von Schrift und Sprache, wodurch die Anzahl derjenigen, die die zu übermittelnden Botschaften rezipieren können und infolge dessen auch der Grad an persönlich initiiertem Repräsentationsvermögen potenziert wird. Das Einmeißeln von Namen, Titulatur und physischer Manifestation in die Oberfläche des Steins dient dabei der Kommunikation von persönlicher und sozialer Identität innerhalb eines sozialen Raumes.

Seidlmayer konnte aufzeigen, dass die Lokalisation und Verteilung der Inschriften des Neuen Reiches innerhalb der Region des 1. Kataraktes deutlich zeigt, dass die sakrale Konnotation des Anbringungsortes der ausschlaggebende Faktor für das Anbringen von Inschriften und Bildern war.50

Durch die Platzierung in die direkte Umgebung der Aswâner Lokalheiligtümer und mit signi-fikantem Bezug zu diesen, konnten die Felsinschriften auch visuell in religiös-rituelle Ereignisse involviert werden (Abb. 2). Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass sie stellvertretend für ihre Inhaber wahrgenommen und rezipiert wurden und als eine Art „versteinerte Festgemeinde“51 öffentlich an der „Strahlkraft der Kulte“52 partizipieren konnten. Durch diese spezifische Positionierung der Inschrift und die durch sie evozierten Wünsche und Gebete innerhalb eines sakralen Kontextes war die Kommunikation zu einer Gottheit in Form eines gestifteten Dialogs erreicht.53 Die Gottheit, die in den Texten (Opfer- und Lobpreisungsformeln) direkt angespro-chen ist, wird so zum primären Rezipienten.54 Eine Reduzierung der Empfängergruppe auf eine

50 S. J. Seidlmayer, Frohe und andere Botschaften, 105–108; S.J. Seidlmayer in: EA 14 (1999), 42; S. J. Seidl-mayer, New Rock Inscriptions, 444. Die Sakralität eines Ortes kann sich durch die Existenz eines Hei-ligtums oder den Bezug zu einem solchen manifestieren. Die personelle Zusammensetzung der an den Heiligtümern inschriftlich belegten Personen, die sich an Hand der ausgewerteten prosopographischen Daten recht gut rekonstruieren lässt, gibt Auskunft über spezifische kulttopographische Zusammenhänge der Region. Die lokalen Heiligtümer waren demnach von unterschiedlicher Bedeutung und Funktion und wurden sowohl von lokalen als auch überregionalen Besuchern frequentiert.

51 S. J. Seidlmayer, Frohe und andere Botschaften, 107.52 S. J. Seidlmayer, Frohe und andere Botschaften, 102.53 Zum Zusammenhang zwischen gestifteten Denkmälern und rituellen Praktiken, durch die der Zugang

zum Göttlichen erreicht werden soll, s. J. Assmann, Ägyptische Geheimnisse, 99–102; K. Exell, Soldiers, Sailors and Sandalmakers, 138; M. M. Luiselli, Suche nach Gottesnähe, 36.

54 S. z. B. die Inschrift des 9Hw.tj-Htp auf Sehel, der die Göttin Anuket in Form einer Htp dj nsw-Formel direkt anspricht: (1.1) sXA.w n.j n’.t Cn-DHw.tj mAa-xrw (2.1) Htp di nsw anq.t nTr.w nb.w 6A-ctj (2) di=cn prr nb.t Hr wdH.w=cn (3) n ra nb n kA n.j HA.tj-a jm.j-r’ Hm.w nTr sXA.w 9Hw.tj-Htp, s. C. R. Lepsius, Denkmaeler, 126 [13]; A. Mariette,

148 Anne Herzberg

Gottheit ist dennoch nicht berechtigt. Denn durch das Hinterlassen einer Inschrift positioniert man sich als Festteilnehmer sowohl direkt vor der Gottheit als auch vor seinen Mitmenschen. Die Rezeption der Inschrift durch Priester und Passanten macht den Inhaber und Begünstigten einer Inschrift schließlich auch zum Partizipanten von rituell-religiösen Ereignissen.

Es sei allerdings angemerkt, dass die mitunter unzugängliche Platzierung der Inschriften in-nerhalb der Landschaft zeigt, dass diese nicht als (stellvertretende) Empfänger von Opfergaben fungierten.

Bei der Präsentation des Materials dürfte deutlich geworden sein, dass dem Inschriftencorpus der Aswâner Felsinschriften gerade im Rahmen sozialer Interaktionsprozesse eine besondere Bedeutung zukommt. Die Verwendung von Felsinschriften und -bildern ist daher als lokalty-pischer Befund der Aswâner Region zu bewerten. Wo andernorts Tempelstatuen und -stelen eine Teilhabe oder Anwesenheit markieren,55 sind es hier die Felsinschriften, die an den neur-algischen Punkten der sakralen Landschaft des 1. Katarakts positioniert sind.56 Eine Erklärung dieses Phänomens findet sich in der übergeordneten Bedeutung der Aswâner Region gegen-über anderen Fundplätzen Ägyptens. So ist das Beschriften von Felsen eben ein spezifisches Phänomen der Regionen, in denen die naturräumlichen Voraussetzungen für das Anbringen von Texten und Bildern auf der Gesteinsoberfläche gegeben sind.57 Seidlmayer verwies in diesem Zusammenhang außerdem auf die Tatsache, dass die Felsformationen der Kataraktlandschaft und die Verfügbarkeit von Handwerkern aus den umliegenden Steinbrüchen eine exzellente Möglichkeit bieten, diese als Medium zur Selbstrepräsentation zu nutzen.58 Die Robustheit der Felsen bedeutet einen enormen Vorteil gegenüber anderen Textträgermedien. Demnach stellt das lokalspezifische Medium der Felsinschriften nicht nur die Möglichkeit bereit, sich öffent-lich zu repräsentieren und sich damit in ein gesellschaftliches Gefüge einzuordnen, sondern gewährleistet darüber hinaus auch die Dauerhaftigkeit dieser Botschaften.59

Monuments divers, 71. 24; J. de Morgan, Catalogue des monuments, 93. 127; D. Valbelle, Satis et Anoukis, 25. 208; A. Gasse / V. Rondot, Les inscriptions de Séhel, 189. 311.

55 A. Kjølby, Material Agency, 35: „Egyptian New Kingdom private statues were generally made to ensure the eternal well-being of the individual represented by preserving his name, his physical manifestation and ability to receive offerings and being remembered amongst and interact with the living.“ Karen Exell erörtert, dass auch Votivstelen vor dem Hintergrund der Zurschaustellung des individuellen sozialen Sta-tus, Praktiken wiedergeben, die im Zusammenhang mit dem Zugang zum Göttlichen stehen, s. K. Exell, Soldiers, Sailors and Sandalmakers, 138. S. außerdem: M. M. Luiselli, Suche nach Gottesnähe, 36. Vgl. für das Alte und Mittlere Reich: A. Verbovsek, „Als Gunsterweis des Königs in den Tempel gegeben.“ Private Tempelstatuen des Alten und Mittleren Reiches, ÄAT 63, Wiesbaden 2004.

56 S. J. Seidlmayer, Frohe und andere Botschaften, 105; M. M. Luiselli, Suche nach Gottesnähe, 37.57 Das gesteigerte Interesse an der Aswâner Region resultierte gerade aus diesem natürlich gewachsenen Stein,

durch dessen Abbau die monumentalen Bauvorhaben der Könige landesweit garantiert werden konnten. Ob eine mögliche Zugangsbeschränkung der Steinbrüche für die lokale Bevölkerung zugunsten einer vor-dergründig königlichen Nutzung der Rohstoffquelle die verringerte Verwendung von Stelen und Statuen bewirkt hat, kann nicht eindeutig bestimmt werden. Zu den Aswâner Steinbrüchen s. D. Klemm / R. Klemm, Steine und Steinbrüche, 336–352, 448, Berlin 1993. S. außerdem E. Bloxam / P. Støremyr, The Quarries of Gebel Gulab and Gebel Tingar, Aswan, in: EA 26 (2005), 37–40.

58 S. J. Seidlmayer, Frohe und andere Botschaften, 105–106.59 Andersherum konnte an einem veröffentlichten Bild auch der Sturz eines Mannes sichtbar werden. Prominen-

tes Beispiel hierfür ist der Vizekönig Wcr-CTj.t, dessen Name (u. a.) auf einem großen Tableau auf Hassawanarti ausgemeißelt worden ist, womöglich nachdem er beim König in Ungnade gefallen war, s. S. J. Seidlmayer, Frohe und andere Botschaften, 108. S. zur damnatio memoriae außerdem A. Kjølby, Material Agency, 36.

149Felsinschriften und -bilder als Medium der Selbstrepräsentation

Es ist deutlich geworden, dass Felsinschriften lokaler Amtsträger des Neuen Reiches nicht bloß stille, in Stein gemeißelte Zeugen der Anwesenheit einzelner Individuen in der Landschaft sind, sondern in ihrer Funktion als medialer Stellvertreter die Rolle von Agens und Patiens in einem komplexen Geflecht sozialer Interaktion übernehmen können. Sie sind in diesem Sinne nicht bloß Medium zur Selbstrepräsentation, sondern darüber hinaus Mittel der Partizipation und Kommunikation. Die Ortsgebundenheit der Textträger ermöglicht, dass den Vorgängen sozio-kultureller Kommunikation sowie religiöser Inszenierung und der jeweiligen personellen Teilhabe daran nirgendwo sonst in Ägypten so gut nachgegangen werden kann wie in der Region des 1. Kataraktes.

AbbildungsverzeichnisAbb. 1–3: A. Herzberg.

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152 Anne Herzberg

Abb. 1: Agens-Patiens-Modell nach Alfred Gell als Prozess menschlicher Kommunikation und Vorgang sozialer Interaktion

Auftraggeberz. B. lokaler Amtsträger

Repräsentationsmediumz. B. Felsinschrift

Außenweltz. B. Priester & Passanten

Agenssendet Informationen zu

persönlicher & sozialerIdentität

(Absender)

Agensträgt Informationen &

gibt sie weiter(Mediator)

Agensempfängt die Informationen

(Adressat)

Patiensempfängt die Anerkennung

des Rezipienten(Partizipant)

Patiensempfängt die Anerkennung

des Rezipienten(Pseudo-Partizipant)

PatiensAnerkennung des Auftrgagebers

(Rezipient)

153Felsinschriften und -bilder als Medium der Selbstrepräsentation

Abb. 2: Gebietskarte des 1. Kataraktes mit Angabe der Felsinschriften lokaler Amtsträger sowie den lokalen Heiligtümern der Region

154 Anne Herzberg

PA-n.j-n .tPriestervorsteher

,

PA-n.j-Dr.tjHohepriester

Nfr.t-jrySängerin des Month

Nb-wnn=fHohepriester

6A-mw.t-nfr.tSängerin des Chnum

6A-s:mn.t 1A.t-jAy3. Gottesdiener

JAySängerin des Month

1rtj?

PA-xd.w

Weitere Familienmitglieder1) 9Hw.tj-m-Hb Mw.t-an.t (Sängerin der Anuket)

2) PA-xA-rw (Festungskommandant)

3) PA-sr (Hohepriester) Nfr-[...] (Leiterin der Musiktruppe des Amun)

4) [...] (Hohepriester) [...] (Leiterin der Musiktruppe des Chnum)

5) 0rw-nfr (Hohepriester)

Abb. 3: Stammbaum der Familie des PA-n.j-Dr.tj mit Angabe der bekannten Familienmitglieder und ihrer Titel