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Raik Heckl (Hg.) Methodik im Diskurs Neue Perspektiven für die Alttestamentliche Exegese Mit Beiträgen von Oliver Dyma, Ulla Fix, Raik Heckl, Andreas Kunz-Lübcke, Thomas Wagner und Kristin Weingart 2015 Neukirchener Theologie

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Raik Heckl (Hg.) Methodik im Diskurs Neue Perspektiven für die Alttestamentliche Exegese Mit Beiträgen von Oliver Dyma, Ulla Fix, Raik Heckl, Andreas Kunz-Lübcke, Thomas Wagner und Kristin Weingart 2015 Neukirchener Theologie

Biblisch-Theologische Studien 156 Herausgegeben von Jörg Frey, Friedhelm Hartenstein, Bernd Janowski, Matthias Konradt und Werner H. Schmidt Dieses Buch wurde auf FSC-zertifiziertem Papier gedruckt. FSC (Forest Stewardship Council) ist eine nichtstaatliche, gemeinnützige Organisation, die sich für eine ökologische und sozialverantwort-liche Nutzung der Wälder unserer Erde einsetzt. © 2015 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn Alle Rechte vorbehalten Umschlaggestaltung: Andreas Sonnhüter, Niederkrüchten Lektorat: Volker Hampel DTP: Raik Heckl Gesamtherstellung: Hubert & Co., Göttingen Printed in Germany ISBN 978–3–7887–2835–9 (Print) ISBN 978–3–7887–2836–6 (E-Book-PDF) ISSN 0930–4800 www.neukirchener-verlage.de Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Da-ten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Vorwort

In den Naturwissenschaften steht vor der experimentellenArbeit oft ein Modell oder eine Theorie, die mit Beobach-tungen überprüft werden können. „Wenn die Beobachtun-gen mit den Vorhersagen übereinstimmen, ist die Theoriedamit noch nicht bewiesen, aber sie überlebt und machtweitere Vorhersagen, die dann wieder an Beobachtungsda-ten überprüft werden. Stimmen die Beobachtungen nichtmit den Vorhersagen überein, gibt man die Theorie auf.“1

In den Bibelwissenschaften gibt es weder eine alles bestim-mende Theorie noch die Möglichkeit, Theorien mit Beob-achtungen zu falsifizieren. Doch fällt in der stark philolo-gisch dominierten Exegese alttestamentlicher Texte auf,dass die Ergebnisse der literarhistorischen Rekonstruktionenund die Beurteilung der Texte sehr differieren. Man könntedarin analog zu dem Konzept der naturwissenschaftlichenForschung einen Hinweis sehen, dass bei den methodischenGrundannahmen Probleme bestehen. Die Situation ver-schärft sich dadurch, dass neben der traditionellen Bibelex-egese und besonders auch außerhalb des europäischen Kon-textes die Anwendung von bestimmten Literaturtheorienund philosophischen Konzepten zu einer regelrechten Me-thodenvielfalt geführt hat, was die Vielfalt der Auslegungs-ergebnisse noch vergrößert.Weil das Verstehen der biblischen Texte als Grundlagentex-ten von Judentum und Christentum nach wie vor von be-sonderer Bedeutung ist, scheint eine kritische Reflexion derangewendeten Methodik und Methoden geboten zu sein.Das Ziel könnte eine Synthese von traditionellen philologi-schen und modernen literaturwissenschaftlichen sowie so-zialwissenschaftlichen Konzepten sein. Eine Reflexion derMethodik kann sich daher nicht auf die Exegese des AltenTestaments oder die Bibelwissenschaften beschränken, son-dern muss interdisziplinär ausgerichtet sein.

1 Stephen Hawking, Einsteins Traum, Reinbek, 1993, 56.

VI Vorwort

Diese Überlegungen haben uns im Kontext des Kongressesdes European Association of Biblical Studies (EABS) inLeipzig im Jahr 2013 zusammengeführt, so dass nun in die-sem Band die Ergebnisse der kritischen Reflexion und desDialogs veröffentlicht werden können.Die Beiträge des Bandes haben die methodischen Problemejeweils im Blick und suchen, ausgehend von bestimmtenFragestellungen Verbindungslinien zwischen unterschiedli-chen methodischen Ansätzen aufzuzeigen. Der am Anfangplatzierte Beitrag von U. Fix ist „überdisziplinär“ als Ange-bot an die Analysepraxis der Textfächer gedacht, greift aberdabei spannenderweise klassische Ergebnisse der Methoden-diskussion im Alten Testament auf. Es geht um die Unter-suchung von Texten mit Bezug auf ihre Zugehörigkeit zueiner bestimmten, kulturell verfestigten Textsorte. Es dürftefür die Frage nach der Funktion der Gattungen bei der an-tiken Textproduktion und -rezeption von Bedeutung sein.Ebenfalls interdisziplinär ist der Beitrag von Oliver Dymaangelegt. Darin wendet er sich der Diskussion über die An-wendung von Methoden zu, die für fiktionale Texte entwi-ckelt werden, und zeigt auf, wie man das Konzept der Fik-tionalität auch auf biblische Erzähltexte anwenden kann.Der Beitrag von R. Heckl ist als empirische Studie konzi-piert. In ihm wird in Bezug auf die beiden erzählerischenAbschnitte zu Hiskia und Josia in der Chronik gefragt, wiein der alttestamentlichen Literargeschichte mit Schlüsseltex-ten umgegangen wurde und ob das übliche Modell derFortschreibung in solchen Bereichen anwendbar ist.A. Kunz-Lübcke wendet sich der Multidimensionalität derInterpretationen der Jonageschichte zu, die in den Leerstel-len der Erzählung angelegt ist.Für die redaktionsgeschichtliche Analyse der Meerwunder-erzählung wird von Th. Wagner deren Rezeption in ande-ren Zusammenhängen zu Hilfe genommen, um die Inten-tionen der literarischen Veränderungen zu bestimmen.Angesichts des Erscheinens einer Fülle von Arbeiten, dieTexte auf ihre literarischen Querbeziehungen zu anderenTexten hin untersuchen (Intertextualität), stellt K. Wein-gart am Beispiel von Zitaten vor, wie derartige Querbezie-

Vorwort VII

hungen in alttestamentlichen Texten markiert, und damitfür die intendierten Rezipienten erkennbar gemacht wur-den.Der Band entwickelt somit den Dialog, der auf dem EABS-Kongress in Leipzig begonnen hat, weiter, bietet Einblick inProbleme und sucht, neue Perspektiven für die Exegese aus-zuloten. Die Diskussionsplattform auf dem EABS Kongresshat sich inzwischen bewährt und wird in den nächsten Jah-ren weiterhin zur Verfügung stehen. An dieser Stelle seienalle Interessierten herzlich eingeladen.Dank gilt an dieser Stelle den Verantwortlichen bei derEABS, allen voran Frau Dr. Ana Valdez, die das Panel erstmöglich gemacht haben. Großer Dank gilt auch den Her-ausgebern, den Herren Prof. Bernd Janowski und Fried-helm Hartenstein, die den Band für die Aufnahme in dieReihe empfohlen haben, sowie den Herren Dr. VolkerHampel und Hans Hegner für die sachkundige Betreuungdes Bandes.

Leipzig, im September 2015 Raik Heckl

Inhalt

Vorwort........................................................................... V

Ulla FixÜberdisziplinäres Textsortenwissen: Voraussetzung fürdie Arbeit von »Textfächern«............................................. 1

Oliver DymaWahre Geschichten: Zwischen Fiktionalität, Gattung,Weltbild und Geltungsanspruch..................................... 32

Raik Heckl»Keiner war wie er« – Die Unvergleichlichkeit vonHiskia und Josia im Konzept der Chronik: Zur Trans-formation von Vorlagen in der Literargeschichte vonSchlüsseltexten................................................................ 52

Andreas Kunz-LübckeJona – verschluckter Held oder abenteuerlustiger See-reisender? Das Jonabuch im Meer der Interpretationen... 82

Thomas WagnerImpulse für die Redaktionsgeschichte: Quellen-kompilation im Kontext der Rezeption......................... 113

Kristin WeingartErkennst du auch, was du liest? Zur Markierung vonZitaten im Alten Testament.......................................... 143

Register......................................................................... 171

Autorinnen und Autoren.............................................. 175

Kristin Weingart

Erkennst du auch, was du liest?Zur Markierung von Zitaten im Alten Testament

1 Einige methodische Vorbemerkungen

1.1 Intertextualität

Die Erklärung von Texten im Lichte anderer, die Suchenach Ähnlichkeiten und Zusammenhängen begleitet dieAuslegung biblischer Texte seit ihren Anfängen1 und ist ge-radezu ein Kennzeichen des traditionellen Umgangs mitdem biblischen Kanon, der neben seiner Einteilung in ein-zelne Bücher zugleich immer auch als ein Buch wahrge-nommen wird.2 Aber auch für die historische Frageperspek-tive der neuzeitlichen Exegese blieb und bleibt der Textver-gleich unverzichtbar,3 und das überlieferte Textkorpus ist –

1 Weite Teile der rabbinischen Auslegung leben bekanntlich geradezudavon, die alttestamentlichen Texte als ein Textkontinuum zu begreifenund sie in vielfältiger Weise in Relation zueinander bringen zu können.Als ein Beispiel sei lediglich auf die für die frühen haggadischen Midra-schim charakteristische Petichta / Peticha verwiesen, die über mehrereZwischenschritte Verse aus verschiedenen Kanonteilen in Verbindungsetzt, häufig einen Vers aus der wöchentlichen Parascha mit dem An-fangsvers des zu lesenden Seder (vgl. Stemberger, Einleitung, 242f., Text-sammlung bei Bacher, Proömien).2 Zur Problematik vgl. Blum, Pentateuch.3 Wenn man mit Kraus, Geschichte, 6f., im protestantischen Schrift-prinzip eine der Wurzeln der historischen Bibelkritik sieht, ist damit dieKategorie der »Intertextualität« von Anfang an als Leitmotiv präsent.Schließlich ist mit der Ablehnung des Traditionsprinzips die grundlegen-de Hinwendung zur Schrift selbst als entscheidendem Referenzkorpus,d.h. als »scriptura [...] ipsa per sese certissima, facillima, apertissima, suiipsius interpres, omnium omnia probans, judicans et illuminans« (Lu-ther, Assertio omnium articulorum, 97, Z. 21–24), gegeben.

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schon angesichts des offensichtlichen Mangels an externenInformationen, aber nicht nur deswegen4 – in vielfacherHinsicht die primäre Referenz- und Datenbasis. Vor diesemHintergrund mag es verwundern, dass das Stichwort »Inter-textualität« erst in den letzten Dekaden, verbunden mit ei-nem breiteren Input literaturwissenschaftlicher Methodenund v.a. rezeptionsästhetischer Zugänge, seinen Siegeszuginnerhalb der alttestamentlichen Exegese angetreten hat. In-zwischen ist »Intertextualität« aber geradezu zu einem Mo-dewort geworden – häufig um den Preis präzise definierterAnwendungsbereiche des Begriffs. Wenn sich die folgendenÜberlegungen zu Zitaten und deren Markierung also imweiten Feld des Phänomens der Intertextualität bewegen,sind einige eingrenzende Klärungen notwendig:»Intertextualität« wird im Folgenden nicht in jenem weitenSinn gebraucht, der dem Begriff bei J. Kristeva in Aufnah-me von Überlegungen M.M. Bachtins eignet.5 In diesemweiten Gebrauch gilt »alles, oder doch zumindest jedes kul-turelle System und jede kulturelle Struktur«6 als Text undsteht somit in Interdependenz zu zahllosen weiteren »Tex-ten«, was in der Konsequenz zu einer Entgrenzung (odergar Auflösung?) des Textbegriffs führt.7 Die literaturtheore-tischen, ja kulturhermeneutischen Implikationen dieses An-

4 Damit ist selbstverständlich keine Abwertung all der Informationenund Daten impliziert, die sich archäologischer Funde oder der Untersu-chung altorientalischer Literatur und Ikonographie verdanken und ande-re Zugänge zu Kultur und Lebenswelt des alten Israel eröffnen. Me-thodisch gilt es – auch bei hoffentlich wachsendem Datenmaterial –, des-sen Ausschnitthaftigkeit und oft auch Zufälligkeit nicht aus dem Blick zuverlieren. Das ist gerade im Hinblick auf die Kategorisierung von Text-ähnlichkeiten und deren Auswertung zentral, dazu i.F.5 Zu den genannten Intertextualitätskonzepten vgl. die EinführungenPfister, Konzepte; Beal, Ideology.6 So Pfister, Konzepte, 7 (Hervorh. dort).7 Pfister, ebd., bezeichnet diesen Textbegriff als »total entgrenzt[.]«.Für das Konzept der Intertextualität folge daraus: »Bei einer solchen Aus-weitung des Textbegriffs ist natürlich kein Text mehr nicht intertextuell,ist Intertextualität kein besonderes Merkmal bestimmter Texte oderTextklassen mehr, sondern mit der Textualität bereits gegeben« (ebd., 8,Hervorh. dort). Mit dem Textbegriff löst sich letztlich auch jeder Inter-textualitätsbegriff auf.

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satzes stehen hier nicht zur Debatte,8 die folgenden Überle-gungen beziehen sich vielmehr auf »Intertextualität« in ei-nem engeren Sinn, fokussiert auf die Beziehung zwischenTexten, wobei unter Text eine verschriftete sprachliche Äu-ßerung verstanden werden soll, die als Kommunikations-mittel innerhalb einer gegebenen Kommunikationssituationgeschaffen wird.9Aus diesem Text-Verständnis folgt eine zweite Einschrän-kung. Innerhalb des methodischen Instrumentariums zurAuslegung biblischer Texte werden unter dem Etikett »In-tertextualität« nämlich nicht nur Ähnlichkeiten notiert,sondern ganz unterschiedliche Konsequenzen bezüglich derProduktion und Rezeption von Texten behandelt. Eine vonder Textproduktion und ihren Bedingungen absehende Be-trachtung, wie sie etwa das breite Feld der Rezeptionsästhe-tik kennzeichnet – so fruchtbringend dieses für eine kano-nische Lektüre der Texte oder ihre neuzeitliche Applikationsein mag – ist ebenfalls nicht das Ziel der folgenden Überle-gungen. Vielmehr kann in der Frageperspektive der kriti-schen Exegese als einer historischen Analyse der alttesta-mentlichen Texte die Frage nach ihrer ursprünglichenKommunikationssituation und damit verbunden, jene nachder Autorenintention gerade nicht ausgeblendet werden.10

8 Pfister attestiert diesem weiten, eher kultursemiotisch interessiertenTextbegriff – bei gleichzeitiger Anerkennung der Fruchtbarkeit des An-satzes in philosophischer Kulturtheorie und als Anstoß zu literarischemSchaffen – ein lediglich »geringe[s] heuristische[s] Potential für die Ana-lyse und Interpretation« (ebd., 15). Die Frage verschärft sich noch, wennman nicht wie Pfister mit zeitgenössischen Texten und im Kontext dermodernen Literaturwissenschaft agiert, sondern historische Exegese be-treibt, wo der Zugang zu kulturellen Systemen und Strukturen in denmeisten Fällen über die Texte vermittelt und lediglich fragmentarisch ge-geben ist. Zur kritischen Auseinandersetzung mit der Anwendbarkeitdieses weiten Intertextualitätsbegriffs in der Bibelauslegung vgl. dieÜberlegungen von Steins, Bindung, und Willmes, Exegese, zu Gen 22oder auch Krause, Exodus, 34ff.9 Zu dieser Eingrenzung vgl. Heinemann, Eingrenzungen; Krause, Ex-odus, 34ff. Zu den kommunikationstheoretischen Grundlagen des Text-begriffs vgl. Hardmeier, Textwelten, 47ff.10 Hier steht das Kerngeschäft historisch-kritischer Exegese im Kon-text der wissenschaftlichen Theologie auf dem Spiel, die ja gerade nach

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Kurzum: es geht hier einzig um Text-Text-Beziehungen,die in der Textproduktion eine Rolle spielen und somitu.U. für die intendierte Rezeption der Texte bei ihrem ur-sprünglichen Adressatenkreis relevant sind.11

1.2 Ähnlichkeiten und Text-Text-Beziehungen

Die empirischen Säulen, auf denen Überlegungen zur Inter-textualität als Text-Text-Beziehung in diesem engen Sinneruhen, sind Ähnlichkeiten zwischen Texten. Doch welcheÄhnlichkeiten sind einschlägig und welche Schlussfolgerun-gen lassen sich ziehen? Eine hilfreiche Kategorisierung12 zur

den historischen Entstehungsbedingungen der Texte und nach ihrer in-tentionalen Gestaltung (und damit auch nach dem Autor) innerhalb derjeweiligen soziohistorischen Situation fragt. Damit unterscheidet sich diehistorische Exegese von anderen Umgangs- und Interpretationsansätzenzum biblischen Text mit je eigenem Erkenntnisinteresse oder eigenerWirkabsicht. Vgl. zur Problematik Heckl, Hiob, 12f., sowie die grund-sätzlichen Überlegungen bei Krause, Exodus, 38ff.11 Mit dem Focus auf von einem Autor intentional angelegten Text-Text-Beziehungen ist ein Unterschied zu rezeptionsästhetischen Ansätzenmarkiert, wie sie z.B. im Gefolge von B.S. Childs unter dem Stichwort»canonical approach« oder häufig auch als »synchrone Exegese« firmieren(zur Problematik der Bezeichnung »synchron« für diese eigentlich a-chro-nen Ansätze vgl. Blum, Sinn). Aus der Fülle der Untersuchungen sei le-diglich auf die diesbezügliche Formulierung des Fragehorizonts in der ak-tuellen Studie von Seiler, Text-Beziehungen, zu den Psalmen hingewie-sen; dieser untersucht, »inwiefern sich aus dem Dialog zweier odermehrerer Einheiten [...] Sinnhorizonte ergeben, die durchaus über dieursprüngliche Autorenintention hinausgehen« (43).12 Versuche, das vielgestaltige Phänomen der Intertextualität – imhier besprochenen engen Sinn – durch Raster und Klassifizierungen ana-lytisch greifbarer zu machen, haben z.B. Pfister, Konzepte 24ff., oder Ge-nette, Palimpseste, 9ff., unternommen. Pfister geht es dabei v.a. um dieBeschreibung der Intensität intertextueller Beziehungen, für die er quali-tative sowie quantitative Kriterien wie Referentialität, Kommunikativität,Autoreflexivität, Strukturalität, Selektivität und Dialogizität benennt.Genette zielt auf eine terminologische Klärung im Blick auf die Bezeich-nung möglicher Beziehungen zwischen Texten ab. Sein Oberbegriff ist»Transtextualität«, womit »eine manifeste oder geheime Beziehung [einesTextes] zu anderen Texten« (ebd., 9) gemeint ist. »Intertextualität« fun-giert hier neben Para-, Meta-, Hyper- und Architextualität als Bezeich-nung einer Unterkategorie, konkret der »Beziehung der Kopräsenz zweier

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Erklärung von Textähnlichkeiten hat jüngst J. Krause13 vor-gelegt. Diese erlaubt es, die Text-Text-Beziehung genauerzu fassen, die hier in den Blick genommen werden soll.Krause unterscheidet zur Kategorisierung von Textähnlich-keiten zunächst zwischen zufälligen Übereinstimmungenund solchen die systemreferentiell oder textreferentiell be-dingt sind. Unter Systemreferenz fasst er Ähnlichkeiten, diesich der gemeinsamen Teilhabe von Texten an idiomati-schen, gattungstypologischen Systemen und / oder ver-wandten Sach- bzw. Themenbereichen verdanken. Dieseführt u.U. zu Ähnlichkeiten, sei es auf der Ebene der Texto-berfläche,14 der Textbildungsmuster oder der thematischenStruktur, die aber keine Folge einer Text-Text-Beziehung,d.h. der Abhängigkeit des einen Textes vom anderen unddaher einer »Textreferenz« sind. Eine solche ist dann plausi-bel anzunehmen, wenn sich Zufall und Systemreferenz zurErklärung beobachteter Übereinstimmungen ausschließenlassen.Damit ist für Krause aber noch nicht notwendig eine be-wusste Verarbeitung eines vorliegenden Textes gegeben;schließlich sei es ebenso möglich, dass ein Autor durchMustertexte, »Standardwerke«, literarische Konventionenu.ä. geprägt ist und diese beim Verfassen eines neuen Textesquasi unter der Hand in dessen Gestaltung einfließen, ohnedass sie eine direkte Vorlage oder Quelle dargestellt hätten.Angesichts dessen, was über altorientalische Schreiberausbil-

oder mehrerer Texte« (ebd., 10), für die er Beispiele wie Zitat, Plagiatoder Anspielung nennt.13 Vgl. Krause, Exodus, 46ff. Krause geht vom empirischen Befundvorliegender Textähnlichkeiten aus und unternimmt den Versuch einerZusammenstellung und Systematisierung ihrer Entstehungsmöglichkei-ten. Damit ist ein analytisches Instrumentarium gewonnen, aufgrunddessen per Ausschlussverfahren untersucht werden kann, welche Erklä-rung im Einzelfall zutrifft – oder zumindest plausibel wahrscheinlich zumachen ist.14 Die Suggestivkraft von Konkordanzbefunden und Sprachge-brauchsstatistik ist diesbezüglich nicht zu verachten (davor warnt bereitsHardmeier, Jesajaforschung, 14–16). Angesichts der Ausschnitthaftigkeitunseres Textkorpus ist ihre Signifikanz jedoch jeweils sorgfältig zu über-prüfen.

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dung und -praxis bekannt ist, sind derartige literarischeEinflüsse nicht unwahrscheinlich, ja geradezu zu erwarten.Wenn mit D.M. Carr davon auszugehen ist, dass das Aus-wendiglernen von Mustertexten ein wichtiger Bestandteilder Schreiberausbildung war und nicht selten einen normie-renden Einfluss auf die Produktion neuer Texte zeitigte,15

liegt dann aber m.E. noch keine textreferentielle Beziehungim strengen Sinne vor, sondern eher ein Extremfall dersach- oder textformbezogenen Systemreferenz.16

Illustrieren lässt sich der Unterschied zwischen dieser Form der System-referenz und einer Textreferenz am Beispiel der Diskussion um die Flü-che in Dtn 28. Ausgangspunkt ist die schon lange beobachtete17 Ähn-

15 Carr, Writing, 159: »Ancient authors could copy texts, but theydid not require the ancient texts to be before them. Instead, they had al-ready ingested such texts in the process of their education-enculturation.These ancient texts were part of their vocabulary. [...] Israelite authorshad been trained from the outset to write by building on templates pro-vided by earlier texts.«16 Die Problematik zeigt sich denn auch auf der nächsten Hierarchie-ebene in Krauses Kategoriensystem, wo er zwischen absichtsvoll und ab-sichtslos angelegten Text-Text-Beziehungen unterscheidet, wobei sich dieAlternative absichtsvoll – absichtslos, auf die vom Autor intendierteWahrnehmung des Textes durch den Rezipienten bezieht: »Ein Autor,der in seinem präsenten Text eine absichtslose Text-Text-Beziehung an-legt, verfolgt mit dieser nicht das Ziel, dass der Leser bei der Lektüre sei-nes Textes den Referenztext erinnert und bei der Deutung zu Rate zieht«(Krause, Exodus, 50 [Anm. 62], Hervorh. dort). Krause rechnet nun zuden absichtslosen Text-Text-Beziehungen auch die genannten literari-schen Einflüsse, die dem Autor gar nicht bewusst waren (ebd., 50f., zumPhänomen auch Schultz, Search, 58f.). Wenn sich die Unterscheidungabsichtsvoll – absichtslos aber auf eine vom Autor intendierte Rezeptiondes Textes bezieht, steht die Möglichkeit der unbewussten Verwendungeines Referenztextes quer zur genannten Alternative. Bei einer unbewuss-ten Beeinflussung kann ein Autor weder die Absicht haben, dass diesewahrgenommen wird, noch, dass diese nicht wahrgenommen wird, son-dern er hat diesbezüglich gar keine Absicht. Derartige unbewusste Ein-flüsse sind – von der Intention des Autors her gedacht – somit für dieUnterscheidung nicht einschlägig. Die von Krause ebenfalls genanntenMöglichkeiten einer Verarbeitung von Quellen, der Redaktion, der Er-setzung und im Extremfall des Plagiats sind dagegen auf Autorenseite be-wusste Text-Text-Beziehungen, die jedoch bezüglich ihrer Wahrneh-mung durch den Leser absichtslos angelegt sind.17 Vgl. Weinfeld, Traces, 419f.

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lichkeit zwischen Dtn 28 und Fluchreihen im assyrischen NachfolgeeidAsarhaddons (VTE18). Diese zeigen sich v.a. in Dtn 28,20–44, vgl. dieAuswahl signifikanter Parallelen:

Dtn 28 VTE

V. 23f.V. 25f. / V. 36f.V. 27 / V. 35V. 28 / V. 34

Himmel wird zu Erz, Erde zu EisenNiederlage im Krieg / Leichen alsFraß der VögelHautkrankheitBlindheit

§ 63f.§ 41§ 39§ 40

H.U. Steymans kommt nach einem ausführlichen Vergleich der Texte zudem Schluss, dass Dtn 28,20–44* eine adaptierte Übersetzung von VTE§ 56 unter Aufnahme von Elementen aus VTE §§ 38A–42; 63–65 dar-stellt.19 Das Strukturprinzip der Palindromie begegne dort in § 56, fürdie thematische Ausgestaltung hätte sich der israelitische Schreiber deranderen Abschnitte bedient, wobei er lediglich die in VTE grundlegendeZuschreibung der jeweiligen Schäden an bestimmte Götter des assyri-schen Pantheons20 nicht übernommen habe. E. Otto schließt sich Stey-mans an und rekonstruiert auf der Basis von VTE hinter Dtn 13,2–10*;28,15*.20–44 eine »literarische Einheit der Gattung des Loyalitätseides«mit einer ganz bestimmten tagespolitischen Stoßrichtung: »Durch dieÜbersetzung des neuassyrischen Textes und die Übertragung der Loyali-tätsforderung auf JHWH wird subversiv dem neuassyrischen König dieLoyalität entzogen.«21

Dagegen macht C. Koch auf Lev 26,19f. als weitere Parallele zu Dtn28,23f. neben VTE § 53f. aufmerksam und vermutet hinter den dreiStellen ein »kursierendes Motivgefüge«22. Die große Ähnlichkeit in derThemenfolge in Dtn 28,25ff. und VTE § 39–42 machen es zwar auchfür Koch wahrscheinlich, dass hinter Dtn 28 assyrischer Einfluss stehe,doch ist dieser seiner Ansicht nach nicht notwendig als eine direkteÜbernahme aus VTE zu erklären. Dagegen spreche v.a. die spezifischeReihenfolge, die Kriegsniederlage und Leichenfraß (28,25f.) voranstel-le.23 Zudem kann Koch für Dtn 28 auch andere Einflüsse als die neuas-syrische Vertragsrechttradition allein nachweisen, so dass sich für ihn dieAnnahme einer direkten literarischen Abhängigkeit von einem bestimm-ten Text (VTE) nicht bestätigt.24

18 Text: Watanabe, adê-Vereidigung; Übersetzung: TUAT 1, 160ff.19 Vgl. Steymans, Deuteronomium 28, 284–312.20 Zur Anordnung der Flüche, die dem Rang der genannten Götterim Pantheon folgt, vgl. Hillers, Treaty-Curses, 12–18.21 Otto, Deuteronomium, 68f.22 Vgl. Koch, Vertrag, 209–216; Zitat: ebd., 216.23 Ebd., 216ff.24 Ebd., 242–244.

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Die Sachfrage kann in diesem Zusammenhang offen bleiben, erhellendsind die zugrundeliegenden Paradigmen. Koch erklärt die Ähnlichkeitender Texte systemreferentiell, d.h. als Motivparallele bzw. als assyrischkonventionelle Ausgestaltung eines Topos, das in Juda »eingesickert[.]«und über die Zeit zu »als eigen akzeptierten vertragsrechtlichen Vorstel-lungen und Sprachformen« geworden ist.25 Steymans und Otto deutendieselben Ähnlichkeiten textreferentiell. Sie vermuten eine bewussteÜbernahme von VTE durch den Autor von Dtn 28. Bei Otto folgt ausder Text-Text-Beziehung sogar die eigentliche Pointe des zitierendenTextes Dtn 13; 28*, der seine – angenommene – subversive Wirkung v.a.dann entfalten kann, wenn der Adressat die Verbindung der Vorlage er-kennt.

1.3 Wahrnehmung und Markierung

Sind schließlich die Möglichkeit einer zufälligen Überein-stimmung sowie systemreferentielle Erklärungen ausge-schlossen, ist tatsächlich von einer Text-Text-Beziehungauszugehen. Dann bleibt noch zu klären, ob diese lediglichfür die Produktion eines Textes oder auch für seine inten-dierte Rezeption Relevanz haben. Im ersten Fall benutzt einAutor einen anderen Text (Referenztext) als Quelle, Vor-lage o.ä., erwartet aber nicht, dass ein Leser die Verbindungzum anderen Text erkennt und für die Sinnkonstruktionim neuen Text (präsenter Text) in Betracht zieht. Im zwei-ten Fall beabsichtigt der Autor, dass der Leser die Verbin-dung herstellt und dass sie für die Rezeption des Textes vonBedeutung ist (so im genannten Beispiel bei E. Otto).26 DieBandbreite derartiger für die Textproduktion und die in-tendierte Rezeption bedeutsamer Text-Text-Beziehungen27

25 Ebd., 313.26 Zum Aspekt der Perzeption von Text-Text-Beziehungen und derSinnkonstruktion im präsenten Text, vgl. Sommer, Prophet, 10–13 (hierbezogen auf »allusions«); Plett, Intertextualities, 12ff., sowie Krause, Ex-odus, 55.27 Broich, Formen, 31, möchte den Begriff »Intertextualität« auf dieseArt der Text-Text-Beziehungen einschränken: »Nach diesem Konzeptliegt Intertextualität dann vor, wenn ein Autor bei der Abfassung seinesTextes sich nicht nur der Verwendung anderer Texte bewußt ist, sondernauch vom Rezipienten erwartet, daß er diese Beziehung zwischen seinemText und anderen Texten als vom Autor intendiert und als wichtig fürdas Verständnis seines Textes erkennt.«

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ist recht groß. Krause nennt – geordnet nach steigender Sig-nifikanz der Text-Text-Beziehung für die Sinnbildung impräsenten Text – Anklang, Anspielung, Zitat und Ausle-gung.Dass die intendierte Rezeption gelingt, setzt voraus, dass einRezipient die Beziehung zum Referenztext überhaupt er-kennt bzw. erkennen kann, was wiederum in den allermeis-ten Fällen bedingt, dass ein Autor seinen Leser auf die rich-tige Spur führt, die Beziehung zum Referenztext also impräsenten Text markiert. Dies geschieht in der Regel da-durch, dass ein »Bindeglied zwischen präsentem Text undReferenztext« geboten wird, welches J. Helbig in seiner Stu-die zu Intertextualität und Markierung als »Einschreibung«oder eben »intertextuelle Spur« bezeichnet.28 Zum anderenwird dieses Bindeglied häufig durch deiktische Zeichen alsseinerseits deiktisch, nämlich auf einen Referenztext verwei-send, gekennzeichnet.29

Tritt diese Kennzeichnung auf, spricht Helbig von der Vollstufe derMarkierung von Intertextualität. Die Einschreibung kann im Übrigenneben der graphemischen Herausstellung auch durch »linguistische Co-dewechsel« (fremdsprachliche oder dialektale Einschreibung) oder durch»onomastische Markierung« (Auftreten von Erzählfiguren anderer Auto-ren oder dieser selbst) geleistet werden.30 Noch deutlicher ist die Markie-rung auf der Potenzierungsstufe mittels einer expliziten Identifikation desReferenztextes oder die Herausstellung fremder Urheberschaft durch me-takommunikative Verben wie »zitieren«, »deklamieren«, »verlesen«u.ä.).31 Weniger deutliche Markierungen erfolgen implizit (Reduktions-stufe), hier spielen Aspekte der Quantität und der Positionierung einerintertextuellen Spur im Text eine Rolle.32 Schließlich kann die intertex-tuelle Spur auch gänzlich unmarkiert bleiben (Nullstufe), also wederdurch graphemisch noch linguistisch vom Kontext abgesetzt sein.33 Obsie dann als Spur funktioniert hängt v.a. an der Vertrautheit des Rezipi-enten mit dem Referenztext.

28 Helbig, Markierung, 80.29 Ebd., 73. Dazu dienen in der modernen Textkonvention zumeistgraphemisch-visuelle Zeichen wie Anführungszeichen, Einrückungenoder eine abweichende Schrifttype.30 Ebd., 111ff.31 Ebd., 131ff.32 Ebd., 91ff.33 Ebd., 87ff.

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1.4 Zitate

Aus dem breiteren Reservoir absichtsvoller Text-Text-Bezie-hungen soll es im Folgenden nur um einen konkreten Fallgehen: das Zitat.34 Ein Zitat ist durch eine spezifische Formder Einschreibung gekennzeichnet; es wird verstanden alseine mehr oder weniger wörtliche Reproduktion eines Refe-renztextes (oder von Teilen desselben) im präsenten Text.35

Damit ist selbstverständlich ein Aspekt der Textproduktionangesprochen, konkret der Gebrauch einer Quelle bzw.Vorlage und somit eine bewusste Verwendung eines Refe-renztextes durch den Autor. Wenn diese Übernahme je-doch als Zitat kategorisiert ist, sind damit Konsequenzenfür die intendierte Textrezeption verbunden: Der Autor be-absichtigt, dass der Rezipient die Verbindung zum Refe-renztext herstellt, diesen identifiziert und Text wie Bezie-hung als eine weitere Dimension in die Sinnkonstruktionfür den präsenten Text einbezieht.36 Damit wird die Frage

34 Einen instruktiven Überblick sowie zahlreiche Beispiele für Zitateim Alten Testament bietet Oswald, Zitat.35 Diese Definition (vgl. Plett, Intertextualities, 8; Krause, Exodus,57) fungiert hier zunächst als pragmatische Annäherung. Im Detail stel-len sich eine Reihe weiterer Fragen, wie etwa die nach Umfang, Signifi-kanz und Grad der Übereinstimmung der Einschreibung mit dem Refe-renztext (dazu z.B. Schultz, Search, 214; Oswald, Zitat, Abschnitt 1.1.3),zur schwierigen Unterscheidung von Zitat und Anspielung sowie zurUnterscheidung von Zitat und Textübernahme im Sinne einer absichts-los angelegten Text-Text-Beziehung.36 So auch Schultz, Search, 221, der unter den vielen Fällen von »ver-bal dependence« nur solche als »quotation« betrachtet, »in which an ex-egetical purpose in reusing earlier material can be demonstrated or wherean understanding of the earlier text and context is helpful, if not essen-tial, for a proper interpretation of the new text«. Ob deswegen aber »alsZitat nur ein Textphänomen zu gelten hat, das eine – wie auch immergeartete – Markierung aufweist, die es als Zitat kenntlich macht« (so Os-wald, Zitat, Abschnitt 1.2), erscheint nach den Überlegungen vonHelbig, Markierung, 87ff., zur Möglichkeit einer »Nullstufe« der Markie-rung fraglich. Es lassen sich immerhin Gründe benennen, auf eine Mar-kierung zu verzichten, z.B. der große Bekanntheitsgrad des Referenztex-tes, dessen explizite Identifikation – wie im Falle des geringfügig verfrem-deten Zitats im Titel dieses Beitrags – geradezu eine Beleidigung für denkundigen Leser wäre.

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der Markierung relevant; welche Möglichkeiten standen ei-nem alttestamentlichen Autor, der zu diesem Zwecke offen-sichtlich nicht auf besondere graphemische Marker zurück-greifen konnte, zur Verfügung, um ein Zitat als solches zukennzeichnen?37

2 Möglichkeiten der Markierung von Zitaten

2.1 Explizite Identifikation des Referenztextes

Die deutlichste Möglichkeit, ein Zitat zu markieren, ist es,den übernommenen Text durch die explizite Identifikationdes Referenztextes bzw. seines Autors als Einschreibung zukennzeichnen. Diese im Neuen Testament geläufige Opti-on ist im Alten Testament nur vereinzelt anzutreffen.38 EinBeispiel ist die Zitation von Mi 3,12 in Jer 26,18:

Jer 26,18 Mi 3,12

מיכיה המורשתי היה נבא בימי חזקיהו מלך יהודה

ויאמר אל כל עם יהודה לאמר כה אמר יהוה צבאות

ציון שדה תחרש וירושלים עיים תהיה

והר הבית לבמות יער׃

לכן בגללכם ציון שדה תחרש

וירושלם עיין תהיה והר הבית לבמות יער׃

Jer 26,18 führt »Micha aus Moreschet« ausdrücklich als Ur-heber des folgenden Wortes ein, und erläutert zudem, dassdieses als Wort eines Propheten zur Zeit Hiskias an die Ju-

37 Besondere graphemische Zeichen wie Anführungszeichen standenoffensichtlich nicht zur Verfügung. Was an Schreiberzeichen, v.a. ausden Qumranrollen, bekannt ist, zeigt nichts Vergleichbares (dazu Tov,Scribal Practices). Ebenfalls nicht möglich ist eine linguistische Markie-rung indirekter Rede, wie sie etwa im Deutschen durch die Verwendungdes Konjunktivs möglich ist. Diese Option besteht im Hebräischen oderAramäischen nicht.38 Das hängt selbstverständlich mit grundlegend verschiedenen Pro-duktionsbedingungen zusammen. Für das Neue Testament lagen weiteTeile des Alten Testaments vor und bildeten auch konzeptionell das au-toritative Referenzwerk.

154 Kristin Weingart

däer erging.39 Neben die Identifikation der Quelle tritt hierzusätzlich noch das metakommunikative נבא (Nif.), das re-deeinleitende לאמר kennzeichnet den Beginn der Einschrei-bung.Ein weiteres Beispiel ist das Zitat aus Dtn 24,16 in 2Kön14,6:

2Kön 14,6 Dtn 24,16

ואת בני המכים לא המית ככתוב בספר תורת משה

אשר צוה יהוה לאמר לא יומתו אבות על בנים ובנים לא יומתו על אבות כי אם איש בחטאו ימות׃

לא יומתו אבות על בנים ובנים לא יומתו על אבות

איש בחטאו יומתו׃

Die Verbindung zum Referenztext erfolgt in diesem Fallnicht über die Nennung des Sprechers, sondern über denVerweis auf »das Buch der Mosetora«, d.h. die Angabe einesBuchtitels. לאמר markiert auch hier den Beginn der Ein-schreibung.Die Einschreibungen selbst weisen im Übrigen kleinere Ab-weichungen zum Referenztext auf.40 Weitere Beispiele sindNeh 13,1–2 mit einem Zitat aus Dtn 23,4 oder Jos 8,30f.mit einem Zitat aus Dtn 27,5f.41 Alle diese Fälle verbindet,39 Obwohl das Micha-Wort in Jer 26 als ein mündlich verkündetesWort eingeführt wird, sprechen die Genauigkeit der Einschreibung zu-sammen mit den Angaben zu Micha und seinem Auftreten dafür, dassder Verfasser von Jer 26 über eine schriftliche Vorlage, d.h. eine Vorformdes Michabuches verfügte (vgl. u.a. Willi-Plein, Wort, 39; Fischer, Jere-mia, 36).40 Die Abweichungen betreffen in Jer 26,18 die Plene-Schreibung beiירושילים sowie עיין anstelle von עיים in Mi 3,12. Sowohl in hebräischenHandschriften als auch in den Septuaginta-Textzeugen sind Anpassungs-bemühungen erkennbar. 2Kön 14,6 hat gegenüber Dtn 24,16 zusätzlichכי אם als Einleitung des abschließenden Satzes. 2Kön und Dtn stimmenjedoch gegen 2Chr 25,4 im Gebrauch der Hof.-Formen יומתו überein.2Chr liest Qal .ימותו 41 Am häufigsten sind innerhalb des Alten Testaments Verweise aufdie תורת משה bzw. das -auch wenn die Referenztexte teil ,ספר תורת משה weise schwierig oder gar nicht zu identifizieren sind oder das Zitat ausverschiedenen Referenztexten zusammengestellt ist (zur Problematik vgl.Oswald, Zitat, 2.2.1); zur Verwendung von ככתוב Fishbane, Interpreta-tion, 213–216). Ein interessantes Phänomen stellen zudem die Verweise

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dass sie die Quelle des übernommenen Textes ausdrücklichnennen, sei es über den Namen des Sprechers oder des Bu-ches, also nach der Klassifikation von J. Helbig der Poten-zierungsstufe bezüglich der Markierung von Intertextualitätzuzuordnen sind.

2.2 Markierung ohne Identifikation des Referenztextes

Auch ohne die Quelle oder den Autor explizit zu identifi-zieren, kann selbstverständlich ein Abschnitt aus einemText übernommen werden. Das ist in den genannten Bei-spielen aus Jer 25 und 2Kön 14 neben der Quellenangabenatürlich ebenfalls gegeben. Bei bloßer Übereinstimmungzweier Texte ist die Frage, ob es sich tatsächlich um ein Zi-tat, also eine vom Rezipienten auszuwertende Einschrei-bung handelt, schwieriger zu beantworten. Denn es kom-men auch noch andere Erklärungen für die Kongruenzzweier Texte in Betracht, etwa die unsere Frage gar nichtbetreffende Möglichkeit von Doppelüberlieferungen oderdie angesprochene bewusste Verwendung eines Textesdurch den Autor,42 ohne dass damit eine erweiterte Ebene

auf das »Buch der Könige von Israel« bzw. »das Buch der Könige vonJuda« dar, auf die in den Königebüchern (1Kön 14,29; 15,7.23; 22,46;2Kön 12,20; 14,18; 15,6.36; 16,19; 20,20; 21,17; 23,28; 24,5 bzw.1Kön 14,19; 15,31; 16,5.14.20.27; 22,39; 2Kön 1,18; 10,34; 13,8.12;14,15.18.28; 15,11.15.21. 26.31) verwiesen wird, jedoch nicht als Ein-leitung eines Zitats, sondern lediglich als Quelle für weitere Informatio-nen. Die Chronik übernimmt einen Teil dieser Angaben (vgl. dazu undzur Frage nach der Möglichkeit einer existenten Quelle neben den Kö-nigsbüchern Willi, Chronik, 230ff.).42 Verschärft wird das Problem, da neben den oben genannten Mög-lichkeiten von Zufall und Systemreferenz, noch die literarischen Konven-tionen zu bedenken sind, die sich von den modernen – man denke nuran die Bedeutung von Fragen wie Urheberrecht oder Plagiaten – wesent-lich unterschied: »Our concept of the author as an individual is what un-derpins our concern with authenticity, originality, and intellectual pro-perty. The ancient Near East has little place for such notions. Authentici-ty is subordinate to authoriy and relevant only inasmuch as it underpinstextual authority; originality is subordinate to the cultivation of tradition;and intellectual property is subordinate to the common stock of culturalforms and values« (van der Toorn, Scribal Culture, 47).

156 Kristin Weingart

der Sinnkonstruktion auf der Seite des Rezipienten inten-diert ist.43 Damit verbunden ist in vielen Fällen das Pro-blem der häufig nicht von vornherein evidenten Richtungder Abhängigkeit. Welcher Text ist der Referenztext, wel-cher enthält das Zitat? Hier ist die komplexe Thematik deralttestamentlichen Literar- und Literaturgeschichte berührt,wobei sich gerade in den für die relative Chronologie vonTexten entscheidenden Datierungsfragen eine weit gefä-cherte und disparate Forschungslage zeigt. Daher bietet essich an, einen Ausgangspunkt bei Texten zu suchen, in de-nen die Analyse von der Klärung dieser Fragen entlastet ist.

2.2.1 Intratextuelle Zitate in narrativen Texten

Als ein solcher Ausgangspunkt kommen narrative Texte inFrage, in denen die Wiederholung von Reden bestimmterTextakteure ein erzählerisches Mittel darstellt. Es lässt sichinnerhalb des Alten Testaments eine ganze Reihe von Bei-spielen finden, in denen ein Textakteur seine eigenen oderdie Worte anderer wiederholt und somit sich selbst oder an-dere zitiert.Die Episode von Eliesers Brautschau für Isaak (Gen 24) istein illustratives Beispiel. Die Geschichte spielt gleich mehr-fach mit dem Element des Erzählens und Wiederholens vonAussagen der Akteure.44 Manche Reden werden nahezu

43 Ähnlich auch Schultz, Search, der verschiedene Erklärungsmöglich-keiten für eine »verbal parallel« (ebd., 58) zusammenstellt. Für eine Text-referenz spricht er von »borrowing« oder »verbal dependence«, währendauch er das Etikett »Zitat« auf die intendierte Rezeption hin zuspitzt:»the term ›quotation‹ will be reserved for those examples in which an ex-egetical purpose in reusing earlier material can be demonstrated or wherean understanding of the earlier text and context is helpful, if not essenti-al, for a proper interpretation of the new text« (ebd., 221).44 Jacob, Genesis 513ff., sieht darin ein erzählerisches Mittel. So be-gründet er die Wiederholung der Rede Abrahams vor den Eltern Rebek-kas: »Alles kommt darauf an, welchen Eindruck der Vorgang auf die El-tern machen wird, denn sie haben die Entscheidung zu treffen, also mußes ihnen so lebendig und eindrucksvoll von dem Boten erzählt werden,und wir teilen seine Spannung, nachdem die Tora uns den Vorgang mitdem Knecht hat erleben lassen. Die Sache ist also nicht die, daß der Ver-fasser uns den Vorgang zweimal erzählt, sondern wir sind es, die mit demKnechte ihn jetzt den Zuhörern erzählen. Gerade die ›Wiederholung‹ ist

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identisch wiedergegeben, so wie der Eid, den Abraham sei-nen Knecht schwören lässt und den dieser vor Rebekkas Fa-milie wiederholt:

Gen 24,3f. Gen 24,37f.

ואשביעך ביהוה אלהי השמים ואלהיהארץ

אשר לא תקח אשה לבני מבנותהכנעני

אשר אנכי יושב בקרבו׃ כי אל ארצי ואל מולדתי תלך

ולקחת אשה לבני ליצחק׃

וישבעני אדני לאמר

לא תקח אשה לבני מבנות הכנעני

אשר אנכי ישב בארצו אם לא אל בית אבי תלך

ואל משפחתי ולקחת אשה לבני

Andere werden stärker variiert und nur sinngemäß wieder-gegeben:

Gen 24,12 Gen 24,42

ויאמר יהוה אלהי אדני אברהם הקרה נא

לפני היום ועשה חסד עם אדני אברהם

ואבא היום אל העין ואמר יהוה אלהי אדני אברהם אם ישך נא

מצליח דרכי אשר אנכי הלך עליה

Wieder andere sind näher am Original, aber variieren inWortwahl und Reihenfolge:

Gen 24,8 Gen 24,41

ואם לא תאבה האשה ללכת אחריךונקית משבעתי זאת

רק את בני לא תשב שמה

אז תנקה מאלתי כי תבוא אל משפחתי

ואם לא יתנו לך והיית נקי מאלתי

In Gen 24,41 referiert Elieser Abrahams Antwort auf dieFrage, ob er seines Eides ledig sei, wenn die ausgewählteFrau nicht mitkommen möchte. In 24,8 steht die Aufhe-bung des Eids ( ונקית משבעתי זאת) im Zentrum und wirdvon den beiden Bedingungen gerahmt. Es ergibt sich eineA-B-A-Struktur. Dagegen weist V. 41 eine B-A-B-Struktur

dadurch das Spannende« (ebd., 524). Jacob stellt im Folgenden die Zu-sammenhänge dar und notiert die jeweiligen Abweichungen, die er je-weils entweder stilistisch oder als rhetorische Mittel erklärt (ebd., 524–526).

158 Kristin Weingart

auf: der Eid wird zweimal genannt, eine Bedingung (כי.steht im Zentrum (תבוא אל משפחתי ואם לא יתנו לךBetrachtet man weitere Beispiele fällt auf, dass auch in vie-len anderen Fällen der zitierte Text nicht einfach reprodu-ziert wird, obwohl sich aus der Redeinleitung ergibt, dass essich um ein Zitat handeln muss. So versucht Mose nachdem Vorfall mit den goldenen Kalb, Jhwh dazu zu überre-den, dass er Israel nicht vernichtet, sondern doch in dasLand führt.

Ex 33,12 Ex 33,17

ויאמר משה אל יהוה ראה אתה אמר אלי

העל את העם הזה ואתה לא הודעתני את אשר תשלח

עמי ואתה אמרת ידעתיך בשם

וגם מצאת חן בעיני׃

ויאמר יהוה אל משה גם את הדבר הזה

אשר דברת אעשה כי מצאת חן בעיני

ואדעך בשם׃

Mose verweist in 33,12 interessanterweise auf ein Jhwh-Wort zurück (… -das dieser im näheren Er ,(ואתה אמרתzählkontext gar nicht gesagt hat.45 Dieses (ידעתיך בשם וגםwird jedoch in der (מצאת חן בעיני Jhwh-Rede wenig späteraufgegriffen und wörtlich zitiert, allerdings in chiastischerAufnahme.46

Eine vergleichbare chiastische Aufnahme wie in Gen 24,41oder Ex 33,17 begegnet ebenfalls in Gen 42. Joseph befragtseine Brüder und wirft ihnen vor, Spione zu sein. Sie ant-worten in V. 11:

45 Daher vermutet schon Raschi, dass es hier allgemeiner um die Son-derrolle des Mose geht und der vertraute Umgang Jhwhs mit ihm hervor-gehoben wird (so auch Jacob, Exodus, 955; Blum, Pentateuch, 62, Anm.74; Dohmen, Exodus, 342; u.a.), und sieht einen Rückbezug auf Ex 19,9,wo sich die Aussage zwar auch nicht findet, aber Moses Verhältnis zuJhwh thematisiert werde. Noth, Exodus, 211, wertete die Beobachtungdagegen literarkritisch aus und sah hier ein Indiz dafür, dass 33,12ff.einen »literarisch sekundären Anhang« darstellten.46 Nach Blum, Pentateuch, 64, Anm. 81, dient die »inkludierend[e]«Aufnahme von V. 12b in V. 17b zugleich als Signal, dass hier eine Ge-sprächslinie zu ihrem Abschluss kommt.

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Gen 42,11 Gen 42,31f.

כלנו בני איש אחד נחנו כנים אנחנו לא היו עבדיך מרגלים׃

ונאמר אליו כנים אנחנו לא היינו מרגלים׃

שנים עשר אנחנו אחים בני אבינו האחד איננו והקטן היום את אבינו

בארץ כנען׃

In Gen 42,30f. zitieren die Brüder ihre eigene Rede vor Ja-kob. Die Hauptaussage erscheint wiederum in invertierterForm.47

All diese Beispiele verbindet, dass der zitierte Text in umge-kehrter, d.h. chiastischer Reihenfolge reproduziert wird.Die Reihe der Belege ließe sich erweitern; ohne Vollstän-digkeit zu beanspruchen, seien z.B. noch Gen 28,13f. und32,13; Ex 19,10f. und 19,15; Jos 1,5f. und 1,9 genannt.

47 Ebenso wie für Gen 24 sind Wiederholungen von Reden wichtigerAkteure ein Charakteristikum der Josephsgeschichte und narratives Mit-tel zum Vorantreiben der Handlung und zur Zeichnung der Akteure(dazu grundlegend Donner, Gestalt; zur Analyse der Juda-Reden insb. inGen 44 vgl. auch Weimar, Rede). Während sich für Gen 24 ein Konsensabzeichnet, dass es sich um einen einheitlichen Text handelt, ist die Dis-kussionslage hinsichtlich der Josephsgeschichte komplizierter, wobei dieDoppelführungen innerhalb der Erzählung häufig als Anstoß für literar-kritische Scheidungen angeführt werden. Insbesondere die Frage, ob sicheine Juda- und eine Ruben-Schicht unterscheiden lassen und wie ggf. ihrVerhältnis zu bestimmen ist, wird recht unterschiedlich beantwortet, vgl.für die unterschiedlichen Positionen exemplarisch Schmitt, Josephsge-schichte; Schorn, Ruben, 225ff.; Schmid, Josephsgeschichte, bzw. Diet-rich, Josephserzählung; Kebekus, Joseferzählung. Die Debatte muss hiernicht aufgenommen werden, da sowohl Gen 42,11 als auch 30f., inso-fern eine Aufteilung in den genannten Bahnen erfolgt, zur Ruben-Schicht gerechnet werden (Kebekus, Joseferzählung, 90–116, nimmt al-lerdings noch eine weitere Differenzierung vor und rechnet V. 11 zu ei-ner Ruben-Grundschicht und V. 30f. zu einer nachträglichen Ruben-Bearbeitung. Letzterer sei es an dieser Stelle darauf angekommen, die»Aufrichtigkeit« der Brüder zu betonen: »Der Bericht der Brüder überihre Begegnung mit Josef enthält [...] keine über den ErzählerberichtGen 42,7ff. hinausgehenden Informationen [...] die relativ ausführlicheRekapitulation [...] hätte dann in erster Linie die Funktion zu zeigen,daß die Brüder nun – im Gegensatz zu ihrem früheren Verhalten – ih-rem Vater gegenüber aufrichtig sind« [ebd., 270].) Zur Diskussion umdie Einheitlichkeit der Josephsgeschichte vgl. Weingart, Stämmevolk,244ff.

160 Kristin Weingart

Auch wenn selbstverständlich nicht alle Wiedergaben zuvorgeäußerter Reden in chiastischer Reihenfolge erfolgen, zeigtdie Häufigkeit des Phänomens, dass es sich um mehr alsZufälle oder sporadische Ausnahmen handelt.Der Blick auf die Beispiele intratextueller Zitate in narrati-ven Texten erlaubt einige erste Schlussfolgerungen:

1. Es besteht kein Zweifel daran, dass die chiastisch ver-schränkte Wiedergabe als eine Reproduktion der Original-äußerung wahrgenommen wird. Obwohl sie in der Anord-nung differiert und gelegentlich auch kleinere Unterschiedein der Wortwahl bestehen, präsentiert sie der narrativeKontext als originalgetreu.2. Obwohl es sich in den meisten Fällen aus dem Kontextoder der Redeeinleitung ergibt, dass es sich um ein Zitathandelt, und Original und Zitat häufig so nah beieinanderstehen, dass der Leser das Original noch im Ohr hat, wirdein signifikanter Textanteil zitiert und nicht allein einzelneElemente oder Stichworte.3. Die chiastische Aufnahme erfolgt keineswegs bei jederZitation, allerdings ist zu bedenken, dass sie auch nicht im-mer möglich ist – etwa dort, wo die zitierte Aussage zu kurzausfällt oder syntaktisch keine Inversion zulässt.

3 Markierung durch Inversion

3.1 »Seidels Gesetz«

Die genannten Beobachtungen sind selbstverständlich nichtneu. Das Phänomen der chiastischen Aufnahme hat bereitsIbn Ezra notiert.48 Ausführlich diskutiert wurde es vonMoshe Seidel in seiner Untersuchung zu Parallelen zwi-schen Jesaja und den Psalmen.49 Nach M. Seidel wird dennauch gelegentlich als »Seidels Gesetz« bezeichnet, dass einbiblischer Text, sofern er einen anderen zitiert, die Reihen-

48 So im Kommentar zu Ex 17,7 oder Joel 3,3, diese und weitere Be-lege bei Melammed, Bible Commentators II, 575f.49 Vgl. Seidel, .מקבילות

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folge des zitierten Materials umkehrt. Andere wie B. Som-mer oder M. Lyons notierten das Phänomen bei ihrer Su-che nach Anspielungen in der prophetischen Literatur;50

Sh. Talmon diskutiert es u.a. unter textkritischen Gesichts-punkten, B. Levinson im Kontext seiner Beschreibung vonBearbeitungstechniken in Gesetzestexten wie dem Deutero-nomium.51 P. Beentjes spricht in diesem Zusammenhangvon »inverted quotations« und stellt Beispiele aus der He-bräischen Bibel, der Septuaginta, dem Neuen Testament,der Qumran-Literatur und anderen Texten zusammen.52

Über die Beobachtung und Sammlung von möglichen Bele-gen hinaus wurde die Frage nach Funktion und Anwen-dungsmöglichkeiten des Phänomens jedoch selten gestellt.Eine Ausnahme bildet P. Beentjes, der nach den Gründenfür die chiastische Einschreibung sucht und zu dem Schlusskommt: »it is hard to avoid the impression that the biblicalauthor did rework the original text on purpose. The factthat now and then we meet an inverted quotation musttherefore mean something special.« Er vermutet, das Ziel sei»to attain a moment of extra attention in the listener (or thereader), because the latter hears something else than the tra-ditional words.«53 Dank des Vorkommen des Phänomensin narrativen Texten lässt sich m.E. die Vermutung von P.Beentjes präzisieren.Im Licht der dargestellten Beispiele intratextueller Zitate inErzähltexten steht zu vermuten, dass sich diese gesteigerteAufmerksamkeit auf die Markierung der Zitate bezieht. In-dem er die Reihenfolge des Originals umkehrt, kann einAutor die Reproduktion eines anderen Textes oder Texttei-les als Übernahme aus einem anderen Kontext markieren

50 Vgl. Sommer, Allusions; Lyons, Marking.51 Vgl.Talmon, Textual Study, 358–378; Levinson, Deuteronomy,17–20.52 Vgl. Beentjes, Inverted Quotations, sowie ders., Discovering. Fürdas Phänomen innerhalb des Alten Testaments diskutiert Beentjes sechsBelege, die z.T. auch hier vorgestellt wurden: Gen 27,29/Num 24,9; Lev26,4/Ez 34,27; Jes 17,13f./Ps 83,14–16; Ez 8,12/9,9; Hag 1,10/Zech8,12; Zeph 3,4/Ez 22,26. Die intratextuellen Zitate aus den Erzähltextenthematisiert er nicht.53 Beentjes, Discovering, 49.

162 Kristin Weingart

und so die Text-Text-Beziehung für den Leser herausstel-len. Um einen Text als Zitat in dieser Weise wahrnehmenzu können, steht zudem zu erwarten, das zumindest ein sig-nifikanter Anteil des Textes reproduziert wird und dass die-ser trotz Inversion erkennbar bleibt. Durch die Inversionwird die Einschreibung zu einer – nach der Terminologie J.Helbigs – »intertextuellen Spur« und als eine solche in ihrerdeiktischen Funktion gekennzeichnet.Damit aber steht in Frage, ob ein großer Teil der Belege, die v.a. M. Sei-del zusammengetragen hat, überhaupt einschlägig sind. Häufig weisen sienur Stichwortbezüge auf oder der Chiasmus ist entweder nur ansatzweisegegeben oder so kompliziert, dass eine Identifikation des angenommenenReferenztextes recht unwahrscheinlich erscheint. P. Beentjes lässt vonden 141 Textpaaren Seidels nur fünf als Zitate mit chiastischer Aufnah-me gelten.54 Doch selbst Jes 17,13f./Ps 83,14–16, das Paar, dass er fürSeidels »most vivid example« hält, ist nicht unproblematisch:Seidel und Beentjes sehen die chiastische Aufnahme in der umgekehrtenReihenfolge der Stichworte לפני רוח ,הרים ,רדף und -Letzterer no 55.גלגל tiert zudem, dass mit סופה bzw. בסופתנו die Inversion zwar nicht weiter-geführt werde, jedoch eine weitere Stichwortparallele vorliege. Zudemwürden bei בלהה und תבהלם zwar unterschiedliche Wurzeln verwendet,die jedoch eine nahezu identische Bedeutung hätten. Beentjes schließtdaraus: »It cannot be excluded that the changing of the radicals was doneon purpose in order to give extra (visual) force to the reversion of terms.«56

Spätestens beim letzten Punkt fragt sich, wie hoch die Vertrautheit eines(intendierten) Lesers mit dem Text eingeschätzt wird, dem man zutraut,diese Finessen wahrzunehmen. Angesichts der zahlreichen Motivparalle-len57 in anderen Texten deutet hier zudem vieles auf eine systemreferen-tiell begründete Ähnlichkeit der beiden Stellen.

Ist die Annahme korrekt, dass die Inversion als Mittel zurMarkierung dient, stellt sich aber sogleich die Frage derPraktikabilität. Schließlich identifiziert – wie M. Lyons zu-treffend notiert – die chiastische Aufnahme die Quelle derÜbernahme für den Leser nicht.58 Die Identifikation desReferenztextes muss daher entweder durch den Kontext

54 Es sind Jes 30,26/Ps 147,3; Jes 17,13f./Ps 83,14–16, Jes 26,1f./Ps118,19–21; Jes 51,17/Ps 75,9; Jes 61,10/Ps 35,9 (vgl. Beentjes, Discover-ing, 34 mit Anm. 10).55 Vgl. Seidel, ;163,מקבילות Beentjes, Discovering, 34.56 Ebd. (Hervorh. dort).57 Sie sind z.B. bei Beuken, Jesaja, 161–163, zusammengestellt.58 Vgl. Lyons, Marking, 249.

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oder durch explizite Nennung geschehen oder dieser mussdem Leser so gut bekannt sein, dass er die Quelle identifi-zieren und die chiastische Reproduktion als eine solche er-kennen kann. Daher reicht eine chiastische Reproduktionin den meisten Fällen intertextueller Zitate wohl nicht aus,um das Zitat zu markieren. In der Regel müssen noch ande-re Mittel hinzutreten.59

Freilich ist das Vorkommen lediglich durch Inversion markierter Zitateauch hier nicht auszuschließen (vgl. dazu auch Anm. 36). Auf ein mögli-ches Beispiel hat bereits P. Beentjes aufmerksam gemacht: Gen 27,29bund Num 24,9b:60

Gen 27,29 Num 24,9

יעבדוך עמים וישתחו לך לאמים הוה גביר לאחיך וישתחוו לך בני אמך

ארריך ארור ומברכיך ברוך׃

כרע שכב כארי וכלביא מי יקימנומברכיך ברוך וארריך ארור׃

Die Belege stammen aus verschiedenen narrativen Kontexten; Gen 27,29ist der Abschlussvers von Isaaks Segen, Num 24,9 ist Teil der Bileamer-zählung. Das gemeinsame Thema ist jedoch Jakob, auf den sich beideAussagen beziehen. Zu erkennen ist auch hier die chiastische Anord-nung. Ob jedoch ein direktes Zitat vorliegt – und wenn ja in welcherRichtung? – oder beide Texte unabhängig voneinander eine bekannteAussage über Jakob aufnehmen, ist auf der Basis der invertierten Wieder-gabe allein nicht zu entscheiden.

59 Das gilt wohl auch dann, wenn eine größere Vertrautheit mit denTexten vorausgesetzt wird und sie etwa mit van der Toorn, Scribal Cul-ture, 1f.75ff., als in einem und für ein relativ eng begrenztes Schreiber-milieu geschrieben angesehen werden. Es zeigt sich allerdings in dieserArt der Markierung eine gewisse Strukturanalogie zur visuellen Präsenta-tion altorientalischer Texte auf den verschiedenen Trägermedien. SowohlKeilschrifttafeln als auch Manuskripte in Alphabetschrift erfordeten, wieCarr, Writing, 4f., darstellt, ein »textual preknowledge«, um gelesen zuwerden: »[one] would have had to already know the tradition in order tobe able to fluidly ›read‹ it form the highly reader-unfriendly manuscript«(ebd., 5). Der Verzicht auf Vokalzeichen und die scriptio continua sindfür Carr Hinweise darauf, dass diese Manuskripte vorrangig als Referenz-kopien oder Hilfsmittel zum Zwecke mündlicher Präsentation und Me-morisierung dienten.60 Beentjes, Inverted Quotations, 509.

164 Kristin Weingart

3.2 Supplementäre Markierungsmöglichkeiten

Als supplementäre Markierungsmöglichkeiten fungierenselbstverständlich auch die Redeeinleitungen, die in allenbisher genannten Beispielen gegeben waren und die nebender Markierung des Folgenden als wörtliche Rede auch zu-gleich zum Rückverweis auf zuvor bereits Geäußertes einge-setzt werden können. Letzteres ist der Fall in Ez 8,12 und9,9. In Ez 8,12 zitiert Jhwh eine Aussage der Ältesten ( כי,in 9,9 wird diese Aussage wiederum aufgegriffen ,(אמריםwobei die Redeeinleitung כי אמרו (Perf. im Unterschiedzum Partizip in 8,12) anzeigt, dass sich Jhwh auf eine frühe-re Rede des Volkes bezieht und diese zitiert. Die Wiederga-be der Rede erfolgt auch hier in chiastischer Aufnahme:

Ez 8,12 Ez 9,9

ויאמר אלי הראית בן אדם

אשר זקני בית ישראל עשים בחשך איש בחדרי משכיתו

כי אמרים אין יהוה ראה אתנו עזב יהוה את הארץ׃

ויאמר אלי עון בית ישראל ויהודה גדול במאד

מאד ותמלא הארץ דמים והעיר מלאה מטה

כי אמרו עזב יהוה את הארץ

ואין יהוה ראה׃

Während derartig eingesetzte Redeeinleitungen als expliziteMarkierungen in den Kategorien J. Helbigs auf der Poten-zierungsstufe angesiedelt sind, fallen implizite Markierun-gen schwächer aus. Helbig denkt v.a. an die emphatischeBetonung einer Einschreibung (Reduktionsstufe), sei esdurch ihre Quantität oder ihre Position im Text.Ein Beispiel für die erste Möglichkeit liefert Ez 34,25–31.Der Text ist gespickt mit Anspielungen an Lev 26, so dasskaum ein Zweifel besteht, dass es einen Zusammenhangzwischen beiden Texten gibt.61 Dieser könnte rein produk-

61 Zimmerli, Ezechiel, 77*, und Baltzer, Ezechiel, 156f., stellen diezahlreichen Berührungspunkte zusammen. Die ältere Forschung (Über-blick bei Zimmerli, Ezechiel, 70*ff.) versuchte die Nähe zwischen beidenTexten über eine gemeinsame Quelle zu erklären, in der neueren Diskus-sion geht man i.d.R. von einer Verarbeitung von Lev 26 in Ez 34 aus (soschon Zimmerli, ebd., 847, selbst; vgl. auch Rudnig, Heilig, 177, mit

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tionsbedingt sein – etwa als Verarbeitung von Lev 26 in Ez34, deren Perzeption durch den Leser jedoch nicht inten-diert ist – doch liefert die Quantität von Einschreibungenzumindest ein Indiz, dass hier auch eine implizite Markie-rung vorliegt. Erhärtet wird die Vermutung durch die Auf-nahme von Lev 26,4 in Ez 34,27a:

Lev 26,4 Ez 34,27a

ונתתי גשמיכם בעתם ונתנה הארץ יבולה ועץ השדה יתן פריו׃

ונתן עץ השדה את פריו והארץ תתן יבולה

Der Referenztext wird auch hier nahezu wörtlich allerdingsin chiastischer Umkehrung wiedergeben. Neben die impli-zite Markierung (Quantität) tritt damit eine explizite(chiastische Reproduktion), wobei sich beide gegenseitigverstärken.Die zweite Möglichkeit wird in gewisser Weise in Ex 6,12und 6,3062 realisiert:

Ex 6,12abα Ex 6,30

וידבר משה לפני יהוה לאמר הן בני ישראל לא שמעו אלי

ואיך ישמעני פרעה ואני ערל שפתים׃

ויאמר משה לפני יהוה הן אני ערל שפתים

ואיך ישמע אלי פרעה׃

Im Unterschied zu den bisherigen Beispielen handelt es sichbei diesem Paar nicht um ein narrativ eingebettetes Zitat,sondern eine Wiederholung, ja Doppelung einer Aussage.Sie dient hier als eine Wiederaufnahme, die die Genealogiein Ex 6,14–24 rahmt. Indem V. 30 Ex 6,12 zitiert, wird derdort verlassene Erzählfaden wieder aufgenommen und imFolgenden fortgeführt. Hier dient das Zitat also als kompo-sitionelles Mittel. Es ist markiert durch die Wiederholungder Redeeinleitung (Mose spricht zu Jhwh) und die inver-tierte Wiedergabe des Referenztextes. Die Markierung wirdnoch verstärkt durch die Sperrigkeit des Zitats im narrati-Anm. 72, mit der Beobachtung, dass die Segenszusagen in Lev 26 kondi-tioniert sind (V. 3), während sie in Ez 34,25ff. als reine Verheißung er-scheinen.62 Vgl. auch Levinson, Deuteronomy, 19.

166 Kristin Weingart

ven Kontext; im fortlaufenden Erzählfaden stellt es eine stö-rende Redundanz dar. Mittels dieser Störung wird die Ein-schreibung als deiktisch gekennzeichnet und auf ihre leser-leitende Funktion63 hin transparent.

4 Fazit

Bei der Klassifizierung einer Textkongruenz als Zitat mussdie Frage der Markierung beachtet werden: wie weist einAutor den Rezipienten darauf hin, dass für die Sinnkon-struktion im präsenten Text der Rekurs auf einen weiterenText hilfreich oder sogar unverzichtbar ist? Die schon langebeobachtete Praxis der invertierten bzw. chiastischen Re-produktion eines Referenztextes findet hier ihre Erklärung.Sie ist eine Möglichkeit, die einem israelitischen Autor zurVerfügung stand, um den Leser auf die »intertextuelleSpur« zu setzen. Eine Notwendigkeit diese Art der Markie-rung zu wählen, bestand freilich nicht.Von der textanalytischen Seite betrachtet ergibt sich: wennals Erklärung einer gegebenen Textkongruenz ein Zitat ver-mutet wird, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es sichtatsächlich um ein solches handelt, wenn der Referenztextinvertiert reproduziert ist.

Literatur

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