Spätbronzezeit im Kubangebiet

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Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie Band 121 Aus dem Institut für Prähistorische Archäologie der Freien Universität Berlin 2005 Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn

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Universitätsforschungenzur prähistorischen Archäologie

Band 121

Aus dem Institut für Prähistorische Archäologie der Freien Universität Berlin

2005

Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn

Interpretationsraum BronzezeitBernhard Hänsel von seinen Schülern gewidmet

Herausgegeben

von

Barbara Horejs, Reinhard Jung, Elke Kaiser, Biba Teržan

2005

Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn

Spätbronzezeit im Kubangebiet – Anmerkungen zum Forschungsstand

Adele Bi ll Heidelberg

Das Kubangebiet ist im Süden durch den Großen Kaukasus, im Norden durch die Flüsse Don und Ma-nyč, im Westen durch das Schwarze bzw. Azovsche Meer und im Osten durch das Stavropol’-Plateau begrenzt. Es wird – wie der Name bereits verrät – vom Fluß Kuban beherrscht, der vom Kaukasusgebirge kommend nach Westen ins Azovsche Meer fließt, und ist geographisch wie kulturhistorisch in zwei Teile geteilt – das rechte (Прикубанье) und das linke Kubanufer (Закубанье), wobei es sich beim ersteren um ein Steppengebiet, beim letzteren um eine Vorgebirgsregion handelt.

Das Kubangebiet stellt seit der Frühbronzezeit eine archäologisch gesehen sehr wichtige Region dar. Hier entwickelte sich nicht nur die berühmte Majkop-Kultur (2. Hälfte 4. – Mitte 3. Jt. v. Chr.), die aus zwei Abschnitten, der Majkop- und der Novosvobodnaja-Phase1, besteht, sondern auch die beiden mittel-bronzezeitlichen Kulturen, die Novotitarovskaja- (27.–22. Jh. v. Chr.) und die Katakombengrabkultur (21.–17. Jh. v. Chr.).2 Zumindest in der Mittelbronzezeit bestanden bereits Unterschiede in der Nutzung der Steppen- und der Vorgebirgsregion, denn die Gräber der Novotitarovskaja-Phase wurden ausschließ-lich am rechten Kubanufer entdeckt.

Für die Wichtigkeit dieser Region spricht nicht zuletzt die Zahl der vorhandenen Gräber: Allein am rechten Kubanufer, Gebiet Krasnodar, wurden seit den 70er Jahren ca. 300 Kurgane ausgegraben, wobei sich die meisten Gräber auf vier Kulturen verteilen: die Majkop-/Novosvobodnaja-, die Grubengrab-, die Novotitarovskaja- und die Katakombengrabkultur. Die Gräber der Novotitarovskaja- (400 Gräber in 224 Kurganen) und der Katakombengrabkultur (437 Gräber) bilden dabei den Hauptanteil.3

Das Kubangebiet wird bereits für die Majkop-Kultur, dann aber auch für die Mittelbronzezeit als Metal-lurgiezentrum bezeichnet.4 Dies wird durch die zahlreichen Funde von Metallkesseln – übrigens den frü-hesten im ganzen Kaukasus, deren lokale Herkunft durch Metallanalysen belegt zu sein scheint,5 – bestä-tigt. Analogien zu diesen Kesseln sind weder in Transkaukasien noch in Vorderasien zu finden.6 Bei den früh- und mittelbronzezeitlichen Metallgegenständen handelt es sich in der Regel um Arsenbronzen.7 Auch für die Spätbronze- und Früheisenzeit wurde von A. A. Iessen ein Metallurgiezentrum im Kubange-biet lokalisiert, was durch zahlreiche bronzezeitliche Horte sowie vor- und frühskythenzeitliche Metallge-genstände bestätigt wird.8 Allerdings konnte dieses Zentrum bisher noch mit keiner archäologischen Kul-tur in Verbindung gebracht werden;9 zwar möchte Ė. S. Šarafutdinova es im Zusammenhang mit der Kobjakovo-Kultur sehen,10 dies ist jedoch fraglich (s. u.). V. I. Kozenkova stellt seine ganze Existenz in Frage bzw. verbindet es mit der Westvariante der Koban-Kultur.11 Allerdings bleibt dabei die Frage von V. R. Ėrlich, mit welcher Kultur man die Horte verbinden soll, die im nordwestlichen Kaukasus außerhalb der von Kozenkova gezogenen Grenzen der Koban-Kultur gefunden wurden,12 immer noch unbeantwor-tet.

1 Korenevskij 1995. – S. dagegen Rezepkin 2000, 31. 2 Gej 2000; Limberis/Marčenko 2002; Kaiser 2003 u. a. 3 Gej 1990, 78. 4 Iessen 1951; Chernykh 1992, 73–74. 5 Munčaev 1994, 199. 6 Ebd. 209–210 Taf. 56. 7 Chernykh 1992, 74; 121; Munčaev 1994, 198; 279. 8 Iessen 1951, 101 Abb. 34. 9 Ėrlich 2002a, 26. 10 Šarafutdinova 1991c, 91. 11 Kozenkova 1981, 39; 41. 12 Ėrlich 2002a, 26.

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Die Chronologie der Mittelbronzezeit beruht neben Vergleichsanalysen immerhin auf zwei (unkalibrier-ten) 14C-Daten für Kurgan 32, Grab 10, und Kurgan 24, Grab 2, von Ust’-Džeguta mit 2160±60 und 2060±60 v. Chr. Von V. I. Markovin wurden drei Phasen der sog. Nordkaukasischen Kultur unterschie-den (Abb. 113):

1. Letztes Viertel 3. Jt. v. Chr. – 1800/1700 v. Chr. 2. 1700–1500 v. Chr. 3. 1400–1200 v. Chr. 14 Dagegen ist die zeitliche Einteilung der Spätbronzezeit immer noch nicht ausgearbeitet – sie wird pau-

schal ans Ende des 2. – Anfang des 1. Jt. v. Chr. datiert. Auch die dritte Phase der Mittelbronzezeit bzw. der Übergang von der Mittel- zur Spätbronzezeit bedarf einer genaueren Untersuchung. Der Übergang von der Bronze- zur Früheisenzeit im Kubangebiet stellt ein weiteres, sehr komplexes Problem dar,15 auf das an dieser Stelle nicht eingegangen werden kann. Im Folgenden soll die Aufmerksamkeit vor allem auf die 2. Hälfte des 2. und den Anfang des 1. Jt. v. Chr. gerichtet sein. Besonders Šarafutdinova hat sich mit der Spätbronzezeit im Kubangebiet beschäftigt. Ihrer Meinung nach ist das Ende der Mittelbronzezeit am rechten Kubanufer durch die Kultur der Mehrwulstkeramik (Mnogovalikovaja Keramika) bestimmt, die Ende des 17. bis in das 16. Jh. v. Chr. datiert wird. Anschließend, d. h. im 15.–10. Jh. v. Chr., ist in diesem Gebiet die Balkengrabkultur (= Srubnaja-Kultur; die Träger dieser Kultur werden in der russischen Spra-che als Srubniki bezeichnet) verbreitet.16 Was die Kultur der Mehrwulstkeramik anbelangt, so gibt es eini-

13 Die Karte ist insofern irreführend, da sie die einzelnen Varianten der sog. Nordkaukasischen Kultur (Kuban-, Koban- und Kajakent-Choročoj-Kultur), die von Markovin (1960) definiert wurde, darstellt. Dieser unglücklich gewählte Begriff hat sich in der sowjetischen Fachliteratur leider eingebürgert, vgl. z. B. Markovin 1994; Anfi-mov/Šarafutdinova 1982, 146 u. a. – Kritik dazu s. vor allem bei Nagler 1996, 11–14. 14 Markovin 1994, 283. 15 S. dazu zuletzt Ėrlich 2002a; Ėrlich 2002b. 16 Šarafutdinova 1996, 93–94.

Abb. 1 Der Kaukasus in der 2. Hälfte des 2. Jt. v. Chr. 1 Srubnaja-Kultur; 2 Kuban-Kultur; 3 Koban-Kultur; 4 Kaja-kent-Choročoj-Kultur (nach Piotrovskij 1988, 59 Karte 3).

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ge Unklarheiten: Z. B. wurden hier lediglich 30 Gräber dieser Kultur entdeckt,17 was keinesfalls genügt, um dieses riesige Gebiet auszufüllen. Hinzu kommt, daß Šarafutdinova als typische Bestattungssitte dieser Kultur im nordwestlichen Schwarzmeergebiet die stark gehockte Lage der Toten mit den Händen am Gesicht sowie Ost- oder Nordost-Orientierung nennt.18 Im selben Aufsatz bezeichnet sie jedoch die in-tensive Hockstellung und die Ost-Orientierung als Einflüsse aus der Srubnaja-Kultur.19 Auch über das weitere Schicksal der Träger der Mehrwulstkeramikkultur im Kubangebiet herrscht keine Klarheit, denn sie sollen von den Bevölkerungsgruppen der Srubnaja-Kultur verdrängt (wohin?) und gleichzeitig assimi-liert worden sein,20 dabei gab es im rechten Kubangebiet laut Šarafutdinova ohnehin nicht allzu viele Ver-treter der Srubnaja-Kultur, zumindest im Vergleich zum unteren Don.21 Im Gegensatz dazu ist I. A. Soro-kina der Meinung, daß es im Kubangebiet überhaupt keine Anzeichen für eine andere als die Srubnaja-Kultur gibt,22 zumindest für das 13.–12. Jh. v. Chr. Diesen Schluß zieht sie nach einer sorgfältigen Unter-suchung von 38 Gräbern im Gebiet Krasnodar, zu der sie sowohl die Grabkonstruktionen als auch die Lage der Toten und Beigaben heranzog.23 Ungefähr 70 weitere analoge Gräber wurden am Unterlauf des Kubanflusses entdeckt,24 so daß insgesamt ungefähr 150 Gräber der Srubnaja-Kultur zugeordnet wur-den.25 Diese Gräber finden ihre besten Parallelen in der Srubnaja-Kultur im Wolgagebiet, in der Ukraine und am unteren Don.26 Lediglich die rechte Hocklage war im Kubangebiet häufiger anzutreffen als in den oben genannten Gebieten.27 Interessant ist dabei jedoch die Verteilung der rechten Hocker (16 von 38): sechs davon sind Frauengräber, vier Männergräber, vier bis fünf sind unsicher und ein Grab das einer/s Jugendlichen,28 so daß möglicherweise von einer geschlechtlichen Differenzierung ausgegangen werden kann. Nach einem Vergleich der oben genannten 38 Gräber mit den mittelbronzezeitlichen Bestattungen aus denselben Gräberfeldern stellte Sorokina fest, daß die spätbronzezeitlichen Gräber sich in einigen ganz klar faßbaren Merkmalen von den übrigen unterscheiden: Hände am Gesicht, im spitzen Winkel angezogene Beine und Ost-/Nordost-Orientierung.29 All dies spricht für eine Zuweisung dieser Gräber zur Srubnaja-Kultur.

Auf dem linken Kubanufer konnte laut Šarafutdinova keine Übergangsphase von der Mittel- zur Spät-bronzezeit nachgewiesen werden, sondern nur die letzte spätbronzezeitliche Etappe, die sog. Kobjakovo-Kultur, die ins 12.–10. Jh. v. Chr. datiert wird,30 wobei diese Kultur lediglich durch zwei Siedlungen, Kras-nogvardejskoe I und II, sowie eine Nekropole, das Michajlovskij-Gräberfeld, definiert wird.31 Dieses Grä-berfeld hat hinsichtlich der Bestattungssitten wie der Beigaben die nächsten Parallelen nicht nur in der Srubnaja-, sondern auch in der Koban-Kultur. Allerdings liegt es 120 km nordwestlich von den am weite-sten im Westen gelegenen Denkmälern der Koban-Kultur,32 die am Fluß Urup33 bzw. zwischen den Flüs-sen Bol’šoj Zelenčuk und Urup lokalisiert werden,34 und bildet bisher einen Einzelfall, was eventuell for-schungsgeschichtlich zu erklären ist.

17 Ebd. 93. 18 Šarafutdinova 1991c, 72. 19 Ebd. 74. 20 Ebd. 21 Ebd. 79. 22 Sorokina 1985, 148. 23 Ebd. 138. 24 Ebd. 140. 25 Ebd. 147 Anm. 11. 26 Ebd. 138. 27 Ebd. 28 Ebd. 139 Tab. 1. 29 Ebd. 140. 30 Šarafutdinova 1996, 95. – Auch Sorokina (1985, 150) hält die Hypothese von Šarafutdinova über die Kobjako-vo-Kultur für richtig. 31 Šarafutdinova 1991c, 79–80. – Am Dondelta gibt es vier weitere Siedlungen, die nach Meinung von Šarafutdino-va dazu gehören, darunter auch die namengebende Siedlung Kobjakovo (vgl. ebd. 79). 32 Šarafutdinova/Kaminskij 1988, 220. 33 Anfimov/Šarafutdinova 1982, 146. 34 Kozenkova 1996, 9.

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Nach Meinung von V. S. Bočkarev kann die Laufzeit des von Iessen definierten Metallurgiezentrums am Kuban in zwei Abschnitte unterteilt werden: die Achmetovskaja- (15.–13. Jh. v. Chr.) und die Bekeševska-ja-Gruppe (12.–10. Jh. v. Chr.).35 Dabei basiert die erstere auf den Horten von Achmetovskaja und der Taman’-Halbinsel36, Metallgegenständen aus einigen Gräbern sowie zahlreichen Einzelfunden, die nicht näher erläutert werden und offenbar unpubliziert sind, während der letzteren sehr enge und direkte Kon-takte zur Koban-Kultur zugeschrieben werden.37 Da im Hort von Bekeševskaja Gegenstände der späten Srubnaja- mit solchen der Koban-Kultur vergesellschaftet sind38 und auch im Hort von Taman’ Sichel und Messer der späten Srubnaja-Kultur angetroffen wurden,39 stellt sich die Frage, welche Argumente denn gegen die Zugehörigkeit zu einer der beiden Kulturen sprechen, vor allem, weil der Hort von Bekeševska-ja am Fluß Kuma liegt und daher im engeren Sinne gar nicht zum Kubangebiet, sondern zum Verbrei-tungsgebiet der westlichen Variante der Koban-Kultur gehört.

Wie bereits erwähnt, wird die Spätbronzezeit im Kubangebiet stets mit der Srubnaja-Kultur in Verbin-dung gebracht. Allein am unteren Don gibt es nicht weniger als 1110 Gräber dieser Kultur,40 während am rechten Kubanufer bisher ca. 200 Gräber ausgegraben wurden.41 Die zuletzt genannten Gräber befinden sich zum großen Teil an den Flüssen Bejsug und Kirpili (Abb. 2). Wie auf Abb. 2 sehr gut zu sehen ist, unterscheidet sich die Zahl der ergrabenen erheblich von der der publizierten Fundorte, so daß eine ernst-hafte Diskussion über Kontakte, Verbreitung usw. dieser Kultur kaum möglich ist. Aus den bislang er-schienenen Publikationen geht lediglich hervor, daß es sich um ziemlich kleine Gruben handelt, die in bereits vorhandene Kurgane eingelassen wurden. Die Toten sind in der Regel als linke Hocker mit dem Kopf nach Osten oder Nordosten bestattet, die Hände liegen am Gesicht (sog. Adorationshaltung). Wie oben bereits gezeigt wurde, gibt es im Kubangebiet auch zahlreiche Srubnaja-Gräber mit rechten Hok-kern,42 die möglicherweise als weibliche Bestattungen zu verstehen sind. Als Beigabe dient meistens ein Gefäß, das am Kopf oder bei den Knien abgestellt wird.43 Manche Gräber enthielten Gefäße des Fedo-rovka-Typs der Andronovo-Kultur.44 Die wenigen Gräber mit Bronzemessern des Belozerka-Typs werden von Šarafutdinova als späte Srubnaja-Gräber bezeichnet.45 Šarafutdinova selbst sieht zwar den Kubanfluß als die südliche Grenze der Srubnaja-Kultur, muß jedoch zugeben, daß es auch „kleine Ausfälle auf das linke Ufer“ gab,46 allerdings seien die Srubnaja-Gräber am linken Kubanufer meistens beigabenlos.47 Auch wenn das meiste Material vom linken Kubanufer noch nicht vorgelegt ist, kann bei den sehr wenigen pu-blizierten Gräbern oder sogar Gräberfeldern eine starke Ähnlichkeit mit den Srubnaja-Gräbern festgestellt werden, z. B. bei der bereits erwähnten Michajlovskij-Nekropole48. Šarafutdinova spricht zwar bei dieser Nekropole von stark ausgeprägten Nicht-Srubnaja-Bestattungssitten49 und weist sie anhand der wenigen Beigaben (einem Bronzemesser des Belozerka-Typs und zwei Gefäßen) der lokalen Kobjakovo-Kultur zu. Allerdings kann diese Zuweisung als zweifelhaft gelten, denn die genannten Beigaben wurden in lediglich zwei von 13 Gräbern – Kurgan 11, Grab 10 und 21 – geborgen;50 außerdem finden die beiden Gefäße in der Koban-Kultur sehr gute Analogien, was Šarafutdinova und Kaminskij selbst zugeben müssen.51 Nach Meinung von Šarafutdinova – einer starken Verfechterin der Kobjakovo-Kultur – war in der Spätbronze-

35 Bočkarev 1996, 96. 36 Gefunden beim Dorf Batarejka, Gebiet Krasnodar, s. Sokol’skij 1980, 144. 37 Bočkarev 1996, 97. 38 Krupnov 1960, 429 Taf. 7; Šarafutdinova/Kaminskij 1988, 220. 39 Sokol’skij 1980, 149. 40 Šarafutdinova 1991c, 79. 41 Šarafutdinova 1996, 94. 42 Sorokina 1985, 138. 43 Šarafutdinova 1991c, 74. 44 Ebd. 78–79. 45 Ebd. 78. 46 Ebd. 91. 47 Šarafutdinova 1991a, 193. 48 Šarafutdinova/Kaminskij 1988. 49 Šarafutdinova 1991b, 59. 50 Šarafutdinova/Kaminskij 1988, 217–218 Abb. 2,6.7.9. 51 Ebd. 219.

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zeit am unteren Don und am rechten Kubanufer die Srubnaja-Kultur verbreitet, im Dondelta und am linken Kubanufer dagegen die Kobjakovo-Kultur.52 Abgesehen von der geographischen Situation – zwi-schen Dondelta und dem Gebiet südlich des Kubanflusses liegen Hunderte von Kilometern – gibt es keine klare Definition dieser Kultur; es gibt auch Unterschiede zwischen der Keramik am Don und am Kuban.53 Nach N. V. Anfimov und Ė. S. Šarafutdinova vereinigt die Kobjakovo-Kultur Elemente sowohl der sog. Nordkaukasischen Kultur54 als auch der späten Srubnaja- und der Koban-Kultur.55 Da zumindest zwei dieser drei genannten Kulturen – die sog. Nordkaukasische und die späte Srubnaja-Kultur – bisher

52 Šarafutdinova 1989, 57. 53 Šarafutdinova 1991c, 82. 54 S. dazu Anm. 13. 55 Anfimov/Šarafutdinova 1982, 146.

Abb. 2 Kubangebiet, Gräber der Srubnaja-Kultur. 1 Michajlovskij-Nekropole; 2 Jantarnyj; 3 Lebedi I–VII, Novo-Nikolaevskij I–II, Greki I–IV und Malai I–II; 4 Pavlogradskij, Čapai, Krupskaja; 5 Novo-Titarovskaja; 6 Dinskaja; 7 Popovičeskij; 8 Rogovskaja; 9 Baturinskaja, Brjuchoveckaja, Anapskij I–II, Proletarskij; 10 Temiržbek; 11 Olgenfeld (Sonino); 12 Kojsugskij; 13 Alitub, Arpačin I–II, Bessergen’evskaja, Koldyri, Krepinskij I–II, Us’man; 14 Tuzluki; 15 Karakaševo, Veselyj; 16 Severnyj I–II; 17 Južnyj, Solenka; 18 Temrjuk (nach Sorokina 1985, 137 Abb. 1; Sorokina 1986, 34 Abb. 1; Šarafutdinova 1991a).

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nicht ganz klar definiert sind, ist die Existenz einer eigenständigen Kobjakovo-Kultur als zweifelhaft zu betrachten.

Was wissen wir über die Srubnaja-Kultur? Diese Kultur wurde im Jahre 1901 von V. A. Gorodcov an-hand seiner Ausgrabungen in der Ukraine entdeckt und definiert.56 Erst Jahrzehnte später wurde der Ur-sprung dieser Kultur im Wolgagebiet festgestellt.57 Das Interesse an dieser Kultur, der bis vor kurzem eine einzige Monographie von O. A. Krivcova-Grakova58 gewidmet wurde, ist in den letzten Jahren stark ge-wachsen, worauf nicht zuletzt die beiden im Jahre 2000 stattgefundenen Konferenzen in Voronež und in Saratov/Ėngels59 sowie die Publikation von V. V. Otroščenko60 hinweisen. Es würde allerdings den Rah-men dieser Arbeit sprengen, wollte man sich mit sämtlichen Aspekten dieser Kultur bzw. den neuen Hypothesen auseinandersetzen. An dieser Stelle sei nur gesagt, daß es eine Reihe von Wissenschaftlern gibt, die diese Kultur als eine Mischung aus Komponenten der Abaševo- und der Katakombengrabkultur ansehen, die im Zuge einer Massenmigration von Westen nach Osten entstanden sein soll.61 Für diese Hypothese gibt es jedoch noch nicht genügend Beweise. Die Bezeichnung „Srubnaja“ kann lediglich auf die frühesten Gräber angewandt werden62, denn nur hier finden wir die namengebenden Balkenkonstruk-tionen im Grab vor. Die meisten Gräber, die der Srubnaja-Kultur zugeschrieben werden, enthalten keine Balkenkonstruktionen, sondern höchstens eine Abdeckung aus Brettern oder Holzstämmen über einer rechteckigen Grube. Es gibt aber auch „Steinkisten“, wie z. B. in Baškirien.63 Die Zuweisung geschieht allein aufgrund der Bestattungssitten und der Beigaben; dabei handelt es sich um vorwiegend linke Hocker mit dem Kopf nach Norden (Nordosten, Nordwesten), mit den Händen am Gesicht64 und in der Regel einem typischen Gefäß in der Nähe des Schädels. Ein weiterer Unterschied zu den frühesten Gräbern besteht darin, daß diese die Hauptbestattungen im Kurgan waren, während die späteren als Nachbestat-tungen in die Kurgane der Früh- und Mittelbronzezeit eingelassen wurden.65

Bekanntlich spielte die Metallurgie in der Srubnaja-Kultur – wie auch in der Andronovo-Kultur66 – eine große Rolle, wofür nicht nur die Funde von Schlacken und anderen Gegenständen, die unmittelbar mit Metallurgie in Verbindung gebracht werden, in den Srubnaja-Siedlungen sprechen,67 sondern auch Gräber, die Bronzegießern zugesprochen werden, wie z. B. Grab 13 im Kurgan 55 der Kalinovka-Nekropole an der unteren Wolga, das in die 1. Hälfte des 2. Jt. v. Chr.68 oder an den Übergang von der Poltavka- zur Srubnaja-Kultur datiert wird.69 Laut E. N. Černych und O. A. Krivcova-Grakova fand Mitte des 2. Jt. v. Chr. eine wichtige Veränderung statt:70 Während die Metallurgie des Südurals und des Wolgagebietes vor-her von der kaukasischen abhing, so geschieht zum Zeitpunkt der Entstehung der Andronovo- und der Srubnaja-Kultur die Ablösung vom Kaukasus, gefolgt von einer Blüte der eigenen Südural- und Wolga-Metallurgieregion. Bekanntlich verfügt der Ural über zahlreiche Kupfervorkommen; so bezogen nicht nur die Träger der Andronovo-Kultur, sondern auch die der Srubnaja-Kultur ihr Kupfer aus diesem Gebiet.71 Die Frage des Zinns ist bisher noch nicht befriedigend geklärt: Allgemein gelten das Zeravšan-Tal im Usbekistan72 und der Westaltaj (Рудный Алтай)73 als Zinnquellen. Seinen Höhepunkt erreicht dieses Me-

56 Krivcova-Grakova 1955, 9. 57 Ebd. 10. 58 Krivcova-Grakova 1955. 59 Prjachin/Zacharova 2001; Judin/Dremov 2001. 60 Otroščenko 2001. 61 Pjatych 2000, 18–19. 62 Krivcova-Grakova 1955, 15. 63 Achmerov 1955, 87. 64 Kačalova 1978, 72. 65 Ebd. 73. 66 Černych 1970, 125; Parzinger/Boroffka 2003, 293. – Es wird häufig von einem Srubnaja-Andronovo-Metallurgiezentrum gesprochen (vgl. Černych/Kuz’minych 1989, 221). 67 Prjachin/Sagajdak 1975; Chernykh 1992, 204–210. 68 Šilov 1959, 13. 69 Chernykh 1992, 208. 70 Černych 1970, 6; Krivcova-Grakova 1955, 51. 71 Parzinger/Boroffka 2003, 293–294. 72 Ebd. 295–296.

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tallurgiezentrum in der 2. Hälfte des 2. Jt. v. Chr.74 Dabei bestehen die Metallgegenstände der Andronovo-Kultur zum großen Teil (90–100 %) aus Zinnbronzen,75 während in der Srubnaja-Kultur der Anteil der Zinnbronzen zwar nur bei 25–30 % liegt, aber dennoch vergleichsweise hoch ist.76

Dagegen herrschen im ganzen Kaukasus bis einschließlich der Mittelbronzezeit Arsenbronzen vor, wäh-rend in der spätbronzezeitlichen Koban-Kultur, deren Anfang (bzw. Herkunft) immer noch im Dunkeln liegt77, auf einmal Zinnbronzen auftreten.

Auch die Spätbronzezeit in Georgien weist sowohl Zinn- als auch Arsenbronzen auf. Interessant ist da-bei die Verteilung: Während es in Zentral-78 und in Südwestgeorgien vorwiegend Arsenkupfer gibt, domi-nieren in Nordwest- und Nordgeorgien79 (z. B. in Brili) dagegen auf einmal Zinnbronzen; dabei waren gerade in Brili in der Mittelbronzezeit nur Arsenkupfer und Antimonbronzen verbreitet.80 Es ist auffal-lend, daß Zinnbronzen gerade in Nordgeorgien auftauchen, d. h. in der Nähe der nordkaukasischen metal-lurgischen Zentren.

Auch die Erzeugnisse des 16.–13. Jh. v. Chr. aus Tli bestehen in der Regel aus Arsenbronzen, während die Gegenstände des 12.–10. Jhs. v. Chr. bereits Zinnbronzen sind.81 Dies gilt auch für das Gräberfeld von Koban, in dem hauptsächlich Zinnbronzen vorkommen. B. V. Techov versucht, das Auftreten der Zinn-bronzen in diesen Gräberfeldern damit zu erklären, daß in Tli und im Koban Zinn wohl „zugänglicher“ war als in den anderen Regionen Zentralkaukasiens.82 Diese Erklärung ist nicht überzeugend, da der Kau-kasus bekanntlich über keine Zinnvorkommen verfügt.83 Allerdings liegen beide Orte hoch im Gebirge, auf dem Weg zu den Gebirgspässen: Tli südlich vom Rokskij-Paß und Koban nördlich vom Kreuzpaß. Die günstige Lage an den Gebirgspässen und damit wohl an den Handelswegen scheint wohl eher der Grund für das Vorhandensein von Zinn gerade an diesen Orten zu sein.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach der Herkunft dieser Innovation und danach, ob die Zinnbronzen oder auch das Zinn nicht aus dem Srubnaja-/Andronovo-Metallurgiezentrum in den Nord-kaukasus gelangten.

Bereits Mitte des 2. Jt. v. Chr. haben sich die ersten Träger der Srubnaja-Kultur vor allem im Kubange-biet,84 das bereits von Iessen als Verbindungsglied zwischen der Steppe und dem Kaukasus angesehen wurde,85 niedergelassen – möglicherweise auf der Suche nach neuen Metallvorkommen. Zu einer regel-rechten „Invasion“ nach Westen kam es wohl erst in der Spätbronzezeit.86 Dafür sprechen nicht nur die Gräber, die ihre besten Analogien in der Srubnaja-Kultur finden, sondern auch Einzelfunde von Messern, Lanzenspitzen und Tüllenbeilen87 sowie die Horte mit Metallgegenständen der Srubnaja-Kultur nicht nur nördlich, sondern auch südlich des Kubanflusses, wo sie in der Regel mit Koban-Bronzen vergesellschaf-tet sind.88 Die Tatsache, daß am linken Kubanufer solche Gräber seltener sind als am rechten, ist mögli-cherweise forschungsgeschichtlich zu erklären. Die spätbronzezeitlichen Gräber sind häufig beigabenlos

73 Černych/Kuz’minych 1989, 174–175; Parzinger/Boroffka 2003, 295. 74 Šilov 1959, 38. 75 Chernykh 1992, 213. 76 Ebd. 206. 77 Zwar hat vor allem Kozenkova zahlreiche Publikationen zu diesem Thema verfaßt, es handelt sich dabei jedoch in der Regel um typologische Einteilungen des Materials, vgl. z. B. Kozenkova 1977; Kozenkova 1982; Kozenkova 1989; Kozenkova 1995; Kozenkova 1998. 78 Dschaparidze 2001, 115. 79 Ebd. 118. 80 Ebd. 112. – Leider ist das Gräberfeld von Brili bis heute ein weißer Fleck auf der archäologischen Karte, es wird zwar häufig von georgischen Wissenschaftlern zitiert, ist jedoch bislang unpubliziert. 81 Techov 1977, 200. 82 Ebd. 83 Krupnov 1960, 317; Dschaparidze 2001, 103. 84 Šarafutdinova 1996, 94. 85 Iessen 1951, 123. 86 Šarafutdinova 1991a, 192. 87 Iessen 1951, 86–88. 88 Šarafutdinova 1991a, 193.

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oder lediglich mit einem Gefäß ausgestattet. So beträgt der Anteil der beigabenlosen Gräber am unteren Don und am rechten Kubanufer 30 %,89 was ihre Zuweisung natürlich erschwert.

Aber nicht nur im Kubangebiet, auch im gesamten Nordkaukasus gibt es zahlreiche spätbronzezeitliche Gräber, die anhand der Bestattungssitten (linke Hockerstellung, Ost- oder Nordost-Orientierung, Hände am Gesicht) der Srubnaja-Kultur zugewiesen werden. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, daß die Kurgane bei den Dörfern Čermen und Novo-Digorskoe (beide südlich von Mozdok) Bestattungen in extremer Hockstellung mit den Händen am Schädel/Gesicht in „Balkengräbern“ enthielten. Diese Gräber sind leider ebenfalls beigabenlos, werden jedoch in die Bronzezeit datiert.90 Auch in der Nekropole beim Dorf Čmi (Ossetien, Ende 2. Jt. v. Chr.) gibt es Gefäße, die der Srubnaja-Keramik sehr ähnlich sind,91 und in Verchnjaja Rutcha (Ossetien) Messer des Srubnaja-Typs.92 In der Nogaj-Steppe wurde in Kurgan 1, Grab 13, beim Dorf Bijaš (Gebiet Stavropol’) ein linker Hocker mit stark angewinkelten Beinen, mit dem Kopf nach Norden und den Händen am Gesicht entdeckt. Das ganze Skelett ist mit Ocker bestreut.93 Die gleiche Totenhaltung finden wir auch im Kurgan 2, Gräber 4 und 5, wo die Toten gleichmäßig mit roter Farbe (Ocker) bedeckt waren.94 Von den Ausgräbern werden diese drei Gräber der Srubnaja-Kultur zu-gewiesen, und zwar aufgrund der Form der Grube, der Haltung und Orientierung der Toten sowie eines typischen Srubnaja-Gefäßes in Grab 4. Allerdings machen die Autoren auch auf „untypische“ Merkmale aufmerksam, wie z. B. die vollständige Ockerbestreuung; für die Srubnaja-Kultur ist lediglich eine teilweise Ockerbestreuung – an den Füßen und am Kopf – typisch.95

Allerdings handelte es sich bei den Neuankömmlingen nicht nur um Träger der Srubnaja-, sondern auch um die der ihnen verwandten Andronovo-Kultur: In ihrer späten Entwicklungsphase ist ein enger Kon-takt dieser Kulturen nachgewiesen,96 die immer mehr Gemeinsamkeiten aufweisen.97 Im Südural und in Westkasachstan können Fundorte der beiden Kulturen häufig nicht auseinandergehalten werden.98 Da-durch sind eventuell auch die Veränderungen im Bestattungsritus zu erklären, denn während in der Srub-naja-Kultur doch eher die linke Hockerlage und die Nord-, Nordost- und Ost-Orientierung bevorzugt werden, weisen die Gräber der Andronovo-Kultur sehr unterschiedliche Ausrichtungen und Haltungen auf. Möglicherweise gehört dazu auch das Grab 9, Kurgan 3 von Troickoe (bei Mozdok, Nordossetien), das vom Ausgräber an das Ende des 2. Jt. v. Chr. datiert wird und in dem ein nach Nordwesten orientier-ter, linker Hocker lag.99 Darauf weisen auch Funde von Andronovo-Keramik im Kubangebiet hin,100 ebenso vielleicht auch die Tatsache, daß sehr wenige Metallgegenstände in den Gräbern angetroffen wur-den; die Andronovo-Gräber enthalten wenig Metall – in einem der reichsten Gräber (am Fluß Altyn-su) wurde lediglich ein Messer gefunden.101

Es kam zu einer intensiven Kooperation mit der einheimischen Bevölkerung, die bereits über hervorra-gende metallurgische Kenntnisse verfügte. Die Innovation, die die Bevölkerung der Srubnaja-Kultur zu-sammen mit jener der Andronovo-Kultur mitgebracht hat, war Zinn. Es liegt daher nahe, der Srubnaja- bzw. Andronovo-Kultur eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der Koban-Kultur zuzuweisen. Eine Einflußnahme der Srubnaja- auf die Koban-Kultur wird in der Forschung keinesfalls geleugnet, auch nicht im Hinblick auf die Metallverarbeitung.102 Bereits Iessen wies darauf hin, daß die Metallbeigaben der Koban-Kultur starke Ähnlichkeiten mit Erzeugnissen der Srubnaja- und Andronovo-Kultur aufweisen.103

89 Ebd. 192. 90 Krupnov 1951, 68–69. 91 Ebd. 62. 92 Ebd. 64 Abb. 23. 93 Kujbyšev/Černosvitov 1984, 96 Abb. 1,3. 94 Ebd. 98–99. 95 Ebd. 99. 96 Kuz’mina 1994, 31; Černych 1970, 112. 97 Merpert 1958, 129. 98 Chernykh 1992, 206. 99 Nagler 1996, 30–31; 48. 100 Šarafutdinova 1991c, 78–79. 101 Chernykh 1992, 213. 102 Kozenkova 1996, 141–143. 103 Iessen 1951, 119.

Spätbronzezeit im Kubangebiet

325

Zahlreiche Gegenstände der Srubnaja-Kultur, die in den Gräbern und Siedlungen der Koban-Kultur ge-funden wurden, sprechen ebenfalls dafür.104 Hinzu kommt, daß die Gräberfelder der Koban-Kultur ein äußerst kompliziertes und vielfältiges Bild der Bestattungssitten zeigen,105 weshalb auch hier eine Beein-flussung durch die Srubnaja- bzw. Andronovo-Kultur nicht auszuschließen ist.

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die Erforschung des spätbronzezeitlichen Kubangebietes noch lange nicht abgeschlossen ist, denn viele Fragen sind nur unbefriedigend beantwortet. Fest steht, daß für die Spätbronzezeit Bestattungen typisch sind, die ihre besten Analogien in der Srubnaja- und der An-dronovo-Kultur finden. Die Tatsache, daß diese Gräber keine Metallgegenstände enthalten, obwohl beide Kulturen für ihre hochentwickelte Metallurgie bekannt sind, liegt wohl an den Bestattungssitten, die derar-tige Beigaben einschränken oder gar verbieten. Diese beiden Kulturen, von denen zahlreiche Gräber im gesamten Nordkaukasus gefunden wurden, spielten wahrscheinlich eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Koban-Kultur. Allerdings müssen die beiden zum gegenwärtigen Zeitpunkt als Srubnaja-/ Androno-vo-Kultur bzw. als Koban-Kultur bezeichneten Phänomene gründlicher untersucht werden.

Резюме Эпоха поздней бронзы на Кубани исследована ещё недостаточно. По мнению некоторых специалистов (Шарафутдинова) в конце средней бронзы в Прикубанье культуру многоваликовой керамики в 15–10 вв. до н. э. сменила срубная культура. По мнению Бочкарева в Закубанье поздняя бронза характеризуется двумя хронологическими группами: Ахметовской (15–13 вв. до н. э.) и Бекешевской (12–10 вв. до н. э.), по мнению же Шарафутдиновой здесь существует Кобяковская культура (12–10 вв. до н. э.). Дефиниция как этих двух хронологических групп, так и Кобяковской культуры, вызывает сомнение, так как и там и здесь встречается инвентарь, находящий свои лучшие параллели или в срубной или в кобанской культуре. Погребения срубников обычно определяются по наличию горшков срубного типа; положение же умерших не всегда соответствует положению срубников (на левом боку, руки у лица, головой на север), встречается также керамика андроновского типа. Как срубники так и андроновцы были, как нам известно, хорошими металлургами, причём у

андроновцев преобладала оловянистая бронза, в то время как на Кавказе была распространена мышьяковистая. Возможно, что „срубные“ погребения на Кубани и в Предкавказье принадлежат не только срубным, но и андроновским группам, которые принесли сюда и оловянистые бронзы. Не исключено, что именно последние участвовали в формировании кобанской культуры, характеризующейся высоко развитой металлургией, основу которой составлял этот металл.

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