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Fabian Jonietz
Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
und die Florentiner Malerei des frühen Seicento *
1.
Eine zwischen den frühen 16zoern und der Mitte der 1630er Jahre entstandene Allegorie
Giovarfni Martinellis drückt wie kaum ein zweites Zeugnis dieses Zeitraums das Selbst
bewusstsein der florentinischen Malerei aus (Abb. 1).1 Das unter dem leicht irreführen
den Titel Le Arti e il tentativo di corruzione operato daUa me8era geführte Gemälde zeigt eine
Personifikation der Pictura, welche mit dem Gestus ihrer beherzt an die Brust geführ
ten Rechten die Lockungen einer hässlichen Alten,zurückweist, die sie mit fordernder
Gebärde und einem prallen Geldbeutel in Versuchung führen möchte. Die auffallende
Kontrastierung der beiden Figuren beruht nicht nur auf der Differenz ihres Alters und
ihrer sozialen Schicht, welche bei der Pictura durch den aufwendig gearbeiteten Holz
tisch und ihre edle Gewandung als deutlich nobilitiert gekennzeichnet ist.2
Vielmehr
Für das freundliche Angebot, den vorliegenden Beitrag in die Tagungsakten aufzunehmen, gilt
mein herzlicher Dank den Herausgebern Gabriele Wimböck und Ulrich Pfisterer, dem ich darüber
hinaus mehrere wertvolle Hinweise verdanke. Weiteren Dank schulde ich Franco Fucini für Auskünfte über seine genealogischen Studien, Avinoam Shalem und Ittai ]oseph Tamari für die Klärung
hebräischer Begrifflichkeiten, sowie ganz besonders Giovanni Maria Fara für seine kritische Revision und Korrektur meiner Transkription.
Öl auf Leinwand, 93 x 75 cm, Pistoia, Collezione Bigongiari. Vgl. Chappell 1998, S. 57 u. 63; Bal
dassari 20°4, Kat.-Nr. 34 (S. 152); Ausst.kat. Pontedera 2005, Kat.-Nr. 15 (S. 46i); Bellesi 2009, Bd. I,
S. 194. Weitere Versionen einer AUe80rie der Malerei Martinellis befinden sich im Depot der Uffizien
(Cantelli 1983, S. 107; Bellesi 20°9, Bd. I, S. 193) sowie im Depot des Musee des Beaux-Arts d'Arras
(Öl auf Leinwand, 74 x 58 cm, Inv.-Nr. D.994.1.2 [alt: 896.A.8J; vgl. Ausst.kat. Dünkirchenu.a. 1985,
S. 100f., Kat.-Nr. 32; Leuschner 1997, S. 433, Kat.-Nr. 582; Baligand 1999, S. 26f., Abb. 23). Eine vierte Variation des Themas, nach Angaben Bellesis in einer Privatsammlung in Catania (ebd.), befindet
sich gegenwärtig im Kunsthandel: Öl aufLeinwand, 59,7 x 45,7 cm. Das Gemälde, das eine über ihre entblößte linke Schulter blickende Pictura zeigt, wurde zuletzt ergebnislos in New York angeboten; vgl. Ankt.kat. Sotheby's New York 2009, Kat.-Nr. 26 mit Angaben zur Provenienz. Bei Cantelli 1983,
S. 108 die unspezifische Benennung einer weiteren Alle80rie der Malerei in Privatbesitz; bei Leusch
ner 1997, S. 296 (Abb. 132) eine dort fälschlich Martinelli zugeschriebene - jedoch mit Initialen signierte - Malereiallegorie Francesco Furinis; vgl. dazu Ausst.kat. Wien 2009, Kat.-Nr. VI,13 (S. 344i) und Cantelli 2010, S. 102f, Kat.-Nr. 17 mit weiteren bibliographischen Angaben. Grundlegend zum
Thema des »selbstbewußten Bildes«: Stoichita 1998.
Die Anlage der Pictura weist starke Ähnlichkeit zur zentralen weiblichen Figur in Martinellis
Opfer des Noah auf: Die Angaben Bellesis zu den Versionen Martinellis sind irreführend, da er
identische Gemälde teilweise mehrfach aufführt; vgl. Bellesi 20°9, Bd. I, S. 193f. Bekannt sind zwei
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Giovanni Martinelli: AUe80rie der Malerei, um 1620-1635, Pistoia: Collezione Bigongiari.
Ausführungen: ehern. (seit 1752) Slg. der Marquesses of Lothian (Newbattle Abbey): Öl auf Lein
wand, 168 x 196 cm (vgl. Aukt.kat. Sotheby's London 1988, Kat.-Nr. 18) und ehern. Slg. Dashwood
(West Wycombe Park): Öl auf Leinwand, 157,5 x 177 cm (vgl. Ausst.kat. LondonjCambridge 1979, S. 88, Kat.-Nr. 37; Cantelli 1983, S. 108 [beide mit falschen Maßangaben]; Aukt.kat. Sotheby's New York 2001, Kat.-Nr. 189). Diese Maße entsprechen exakt einem Bild gleichen Themas (» larghi palmi
8 e alti 7«), das als Werk Martinellis 1749 in einem Inventar der Sammlung des Marchese Vincenzo
Riccardi erwähnt wird. Vgl. ASF, Fondo Mannelli Galilei Riccardi 423, ins. 22, Nr. 70.
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Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
greift Martinelli bei der Gestaltung der beiden Frauen sowohl auf zwei unterschiedliche
Figurentypen als auch auf zwei bewusst unterschiedliche malerische Darstellungswei
sen zurück: Während die Personifikation der Malerei durch ihr Gesichtsprofil und die
Frisur, vor allem aber durch die spezifische Modellierung des Inkarnats mit dunklen,
doch sehr weichen Verschattungen auf genau jenen Mädchentyp allajiorentina rekur
riert, der in eben diesen Jahren in unzähligen Variationen von Malern wie Francesco
Furini oder Simone Pignoni gemalt wurde, trägt der Typus der Alten einen anderen,
jedoch ebenso unmissverständlichen Lokalbezug in sich. Nicht allein der dunkle Teint
einer Süditalienerin, sondern auch die harten Schlagschatten am Hals und im Gesicht,
insbesondere aber die ausgeprägte Verschmutzung ihres Körpers weisen prototypisch
auf den Malstil Caravaggios und seiner römischen Nachfolger, und die Gesamtkons
tellation kann als halbironische Referenz an die große Gruppe caravaggesker Sujets
gedeutet werden, die Handleserinnen und Zigeunerinnen zum Gegenstand haben.3
Ganz anders als der Naturalismo der Alten bezieht sich hingegen die florentinische Pic
tura durch die vor ihr auf dem Tisch liegenden Gegenstände - ein Messinstrument aus
Messing, ein Buch sowie ein loses Blatt, auf dem sich ursprünglich wahrscheinlich ein
heute nicht mehr lesbares Gedicht befunden hatte - demonstrativ auf die kunsttheo
retische Verortung der Malkunst in der Wissenschaft und die Nähe zu ihrer Schwester,
der Dichtkunst.4 Noch deutlicher wird die intendierte Sinnaussage durch die unmit
telbare Bildvorlage Martinellis, eine nur kurz zuvor (um 1620/25) entstandene Alle80rie
von Dise8no und Malerei Guido Renis (Abb. 2).5 Während das Thema der engen Verbin
dung von Mal- und Zeichenkunst in Renis Bilderfindung durch den Lactare-Gestus der
weiblichen Personifikation der Pictura, die ihre linke Brustwarze mit Zeige- und Mit
telfinger umschließt, sowie durch das zusammenrückende Abbracciare der männlichen
Personifikation des Disegno Ausdruck findet,6 transformiert Martinelli die allegorische
Unione radikal in eine Conrrapposizione. Die Gebärde der fast wörtlich nach Reni zitierten
Bildfigur der Pictura wird nun, unterstützt durch ihren Gesichtsausdruck, zum Motiv
des Zurückweisens. Und obgleich die frühe Provenienz des Originals der Reni'schen
Vgl. zum Typus der hässlichen Alten bei Martinelli - als Personifikation der Bedrohung, materiellen
Verführung oder der Vanitas - eine Vanitas in Privatbesitz (Bellesi 2009, Bd. III, S. 86, Kat.-Nt. 1001);
die Veljührun8 einesjun8en Edelmannes in Berlin, Slg. von Klopmann (ebd., S. 87, Kat.-Nt. 1005) und die
Alle80rie der Ver8än811chkeit der irdischen Macht in Florenz, Galleria Corsini (ebd., S. 89, Kat.-Nt. 1007).
Zum bewussten Einsatz differenzierter Stilmodi im Seicento vgL Sohm 200l.
4 Allg. zu Pictura-Allegorien Winner 1957; Georgel/Lecoq 1987; Asemissen/Schweikhart 1994, S. 91-97;
Leuschner 1997, S. 279-316; Pommier 2001; Pfisterer 2005, hier v.a. S. 46-51; Kruse 2009; sowie den Beitrag von Ulrich Pfisterer in diesem Band.
5 Öl aufLeinwand, 0118 cm (ursprünglich 81 x 86 cm), Paris, Musee du Louvre, Inv.-Nr. 534~
6 Zur Deutung v.a. Winner 1983, S. 44of.; Spear 1997, S. 30; zuletzt z.B. Weddigen 2003, 28.
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2 Guido Reni: AUe80rie von Dise8no und Malerei, um 1620- 1625, Paris: Musee du Louvre.
Alle80rie von Dise8no und Malerei ungeklärt ist, unterstützt ihr unbestreitbarer Bekannt
heitsgrad, der durch eine enorme Vielzahl zeitgenössischer Kopien und Derivate belegt
wird/ zugleich die Wahrscheinlichkeit, dass auch dem zeitgenössischen Betrachter der
offensichtliche Rekurs ersichtlich war - und Martinellis Gemälde nicht zuletzt durch
diese referenzielle Verortung unmittelbar vor dem Hintergrund virulenter kunsttheo
retischer Diskurse gelesen wurde.
Ungeachtet der Frage, ob sich Martinellis Allegorie konkret gegen die Nachfolger
schaft des schon 1610 verstorbenen Caravaggio richtet, oder ob möglicherweise die cara
vaggesken Elemente in dem Bild nicht generell »gegnerische« Kunstpositionen vertreten
7 Vgl. die zahlreichen Angaben bei Pepper 1984, S. 298, Kat.-Nr. C3; Loire 1996, S. 303-307; Spear 1997,
S. 30 u. S. 329, Anm. 65 (jeweils mit weiteren Literaturhinweisen).
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Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
sollen:8
Rund zwei Jahrzehnte zuvor, unmittelbar nach dem Anbruch des Seicento, wäre
ein vergleichbarer stolzer Ausdruck künstlerischer Souveränität in Florenz kaum zu
finden gewesen. Der radikalen Akzentverschiebung innerhalb der italienischen Kunst
landschaft zugunsten einer Dominanz römischer und bolognesischer Malschulen und
dem Verlust der künstlerischen Vorherrschaft innerhalb Italiens wusste man selbst von
offizieller Seite nur durch staatlich verordnete Nostalgie zu trotzen. Ab 1602 wurde so
durch Großherzog Ferdinando 1. de' Medici die Ausfuhr der Werke zahlreicher Künstler
des frühen Cinquecento verboten, um durch diesen denkmal pflegerischen Akt Florenz
und der Toskana den Ruf als bedeutsame Kunstregion zu erhalte~ - eine Gesetzesmaß
nahme, wie sie zuvor nur mit den päpstlichen Regelungen des Exports von Antiken
aus Rom existierte. Die ehrwürdige Accademia del Disegno wurde mit der Umsetzung
und Verwaltung dieser kulturellen Defensivpolitik betraut, verlor sich in künstleri
scher Hinsicht jedoch spätestens durch das mangelnde Interesse des 1609 gekrönten
Cosimo 11., der weiterhin einen Hauptteil seines Etat de l'art in die Cappella dei Principi
investieren sollte und das Gesetz im darauffolgenden Jahr novellierte,lO immer mehr in
Stagnation. Einer der prominentesten Indikatoren der weiteren Entwicklung und ihrer
zeitgenössischen Wahrnehmung ist - abseits ihrer überragenden literarischen Bedeu
tung - Giambattista Marinos »junge und jungfräuliche, schöne und liebe Tochter«, die
1620 in Venedig veröffentlichte Galeria.ll
Obgleich der von väterlichen Gefühlen heimge
suchte Verfasser in den einleitenden Worten der Gedichtsammlung den Anspruch eines
»Museo universale« der Künste (und damit potentielle Kritik) zurückweist,12 zeigt allein
der quantitative Vergleich der Gedichte das dramatische Ausmaß der Deklassierung.
Die Florentiner Maler werden hier nicht nur von den Künstlern der beiden dominie
renden Schulen um 1600 überholt - den Zirkel der Carracci, dem vorrangig emilianische
Maler zuzurechnen sind, und das Umfeld Caravaggios, zu dem mehrere Künstler aus
VgL Pfisterer 2008, S. 21. Zur Rezeption des Carava88ismo in der Toskana vgL die Beiträge in Ausst.
kat. Florenz 1970; Ausst.kat. Florenz 1991; Ausst.kat. Pontedera 2005; Carofano 2009; Ausst.kat. Florenz 2010.
9 VgL Jack 1976, S. 11; Wazbinski 1987, Bd. II, S. 503-508; Adorno/Zangheri 1998, S. 64- 66; Barzman 2000,
S. 76- 79 u. S. 268- 274. Vorgeprägt findet sich der Gedanke z.B. in Vasaris Klage, dass Werke Michelangelos dem eigenen Land geraubt wurden, als dessen Schüler Antonio Mini sie nach Frankreich
schaffte (»che fu danno inestimabile« ); vgL Vasari/Barocchi 1966-97, Bd. VI, S. 64.
10 Targioni Tozzetti 1780, Bd. I1I, S. 61; Barzman 2000, S. 276- 278, zur Beziehung Cosimos II. zur Accademia vgL ebd., S. 81- 86. Zur CappeUa dei Principi zuletzt ausführlich Ausst.kat. Florenz 2009.
11 Marino 20°5, S. 6: »E figliuola (si pUD dir) mia, per esser parto del mio ingegno; giovane, poiche non e gran tempo che la composi; vergine, come quella che per l'addietro non fu mai ancora esposta alle
publiche stampe; bella, & cara, se non per la perfettione dello stile, almeno per l'eccellenza della
materia, contenendo in se le lodi di molti personaggi illustri<(.
12 Ebd., S. 7.
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der Lombardei und dem Latium zählen: Selbst die beiden Gruppen der venezianischen
Maler und sogar die der Genueser übertreffen in der Galeria jeweils zah1enmäßig die
Florentiner.13 Und obgleich die Ursachenforschung nicht uneingeschränkt Giovanni
Previtalis Begründung folgen wird, dessen harscher Zuspitzung gemäß das Florenz des
Seicento einer gleichsam »gelehrten, verschlafenen, skeptischen und bigotten Provinz«
ähnele, »die jedoch im Grunde immer von der eigenen unübertreffbaren Vollkommen
heit überzeugt ist - es stinkt nach Alkoven, Beichtstock, Schimmel und Totenzimme[«, 14
so kann dennoch zusammenfassend gesagt werden, dass sich das im Herzen Italiens
liegende Florenz zwischen 1580/90 und 1620/30 nicht am künstlerischen Puls der Zeit,
sondern dezentralisiert an der Peripherie des Kunstgeschehens befindet.15
Die zeitgenössische Wahrnehmung der hier grob skizzierten Umstände und die
entsprechende Reaktion in Florenz - gewissermaßen die Perspektive des Opfers dieser
jüngsten Welle künstlerischer Ausdifferenzierung in Italien - ist bislang kaum auf das
Interesse der Forschung gestoßen.16
Die beobachtbaren Spannungen und Konflikte im
hybriden Florenz der ersten Jahrzehnte des Seicento bestehen allerdings nicht nur darin,
dass Künstler wie Auftraggeber zwischen dem Stolz auf ihr künstlerisches Erbe und
dem wachsenden Innovationsdruck zu oszillieren scheinen.17 Zugleich zeichnet sich auf
13 Vgl. die quantitative Auswertung 0edoch mit irritierender Binnengliederung der Schulen) ebd., S. xxxvi-xli. Zur Differenzierung italienischer »Kunstschulen« in der Kunsttheorie zu Beginn des
Seicento, die sich sowohl durch regionale als auch personelle Bindungen konstituieren, Castel
nuovo/Ginzburg 1979, Previtali 1979 und zuletzt Pfisterer zo08, hier v.a. S. 2lf.
14 Previtali 1979, S. 79f. (Übersetzung FJ). 15 Vgl. zum geohistorischen/kunstgeographischen Ansatz Castelnuovo/Ginzburg 1979 (ebd., S. z8S,
Anm. z mit Blick auf die ältere Forschungsliteratur); Burke 1998; zuletzt ausführlich v.a. Kaufmann
zo04· 16 Die kritische Einordnung in die Gesamtsituation in Italien fehlt auch in jüngeren Studien; vgl. z.B.
Contini zooo; Danielzooz, S. 14- z6; Daniel zo07; ebenso stellt eine übergreifende Studie zur privaten und großherzoglichen Auftraggeberschaft, wie es Rudolph 197z-1974 für den Übergang zwischen
Sei- und Settecento versucht, ein Desiderat dar; vgL z.B. Aussekat. Florenz/Chicago/Detroit zooz; Ausst.kat. Florenz z009. Allg. kann gerade die Konzentration der Forschung zum Florentiner Barock
auf die »interessanter« erscheinende Zeit ab der zweiten Hälfte des Seicento als ein weiterer Beleg des in Florenz verspätet einsetzenden Innovationsschubs gelten. Das Hauptinteresse galt bislang dem
Zeitraum der letzten Medici; in jüngerer Zeit setzt eine Kanonrevision zugunsten der Kunst des zweiten Viertels des Seicentos ein; vgL z.B. die intensivierte Aufarbeitung der Person Francesco Furi
nis - v.a. Ausst.kat Florenz zo07, der monographische Band der Zeitschrift Para80ne LX,87-88 (zo09)
und Cantelli ZOlO - oder die Tagung Flrmze Milleseicentoquaranta - arti, lettere, musica, scienza von zo08 (Publikation der von Elena Fumagalli u.a. herausgegebenen Tagungsakten im Druck befindlich).
17 Zur These einer konservativen, an einer »Neorenaissance« interessierten Bewegung ab den ls80er
Jahren vgl. Bredekamp z009, S. 4Z-63; hier S. 46 unter Bezug auf Jack 1976. Es bedarf kaum einer Erwähnung, dass die Heterogenität der Prozesse durch das historiographische Konzept eines bis
1630 (Lafond/Stegmann 1981) oder 1640 (Bouwsma zooo) reichenden allgemeinen »Herbstes der Renaissance« nur sehr unzureichend erfasst wird.
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Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
der sozialen Ebene der Künstler ein Prozess der Transformation und des Neujustierens
der Konstellationen ab.18
Die bestimmende ältere Künstlergeneration des Santi di Tito,
Alessandro Allori, Jacopo Ligozzi oder des Cigoli, deren doppelsinnige Titulierung als
»Reformmaler/9 nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass sie tatsächlich noch in star
kem Maße den Maltraditionen der ersten Hälfte des Cinquecento verbunden sind,zo
wird nun sukzessive von jüngeren Malern verdrängt, die, wie Jacopo Vignali, Giovanni
da San Giovanni und Cesare Dandini, unmittelbar vor 1600, oder wie Giovanni Marti
nelli, Cecco Bravo, Felice Ficherelli, Francesco Furini, Orazio Fidani und Lorenzo Lippi
erst kurz nach 1600 geboren werden.zI
Ein vielsagendes Zeugnis dieser komplexen Dialektik zwischen Tradition und Neue
rung und des langsamen Erwachens der Künste aus einem teilweise fast lethargisch
scheinenden Zustand ist ein zwischen 1605 und 1620/21 entstandener Malereitraktat
des aus Castiglion Fiorentino stammenden und in Florenz wirkenden Arztes Pier Anto
nio Fucini, der hier erstmalig publiziert wird. Aus kunsthistorischer Sicht unterstreicht
die dem Stadtpatrizier und Sammler Ruberto del Beccuto gewidmete Schrift, in der pri
mär die Bedeutsamkeit von Malerei behandelt und in subtiler Weise ihr Nutzen für die
Beförderer der Künste herausgestellt wird, zum einen die oben angedeutete These eines
in Florenz verspätet einsetzenden Innovationsschubs. Zum anderen sind im Trattato di
pittura Methodik und Movens untrennbar miteinander verbunden, da Fucinis schrift
stellerisches Vorgehen vorrangig durch die bewusste Orientierung an bestimmten
Referenztexten und gezielte Ausblendung gewisser Textgattungen und Inhalte geprägt
ist. Obgleich der Traktat in genuin florentinischem Kontext entstanden ist und darauf
abzielt, die Künste und insbesondere die Malerei zu preisen und ihre Unterstützung zu
fördern, vermeidet Fucini konsequent konkrete Bezugnahmen auf die jüngere künst
lerische Tradition in Florenz. Nicht nur das ostentative Schweigen ist als rhetorisches
Mittel bemerkenswert, sondern insbesondere die sich in Fucinis Paralipse andeutende
Abwendung von der Florentiner Maltradition. Noch augenfälliger wird dies durch den
18 VgL v.a. Chappe1l1998 mit kritischem Blick auf die Fortuna Crltim des Florentiner Barock; außerdem
Z.B. McCorquodale 1974; Ausst.kat. London/Cambridge 1979, Introduction (S. 11- 1S); Bigongiari 1986; Previtali 1979, S. 79f.; zuletzt zusammenfassend v.a. Ausst.kat. Pontedera 200S. Zur allg. Situation am
Übergang zwischen dem späten 16. u. frühen 17. Jahrhundert z.B. Cochrane 1965.
19 Die Bezeichnung geht auf Filippo Baldinucci zurück, vgL zu dieser Künstlergruppe und der Frage
der Terminologie z.B. Spalding 1983; Chappe1l200s; van Veen 2008. 20 VgL Pilliod 2001.
21 VgL Pinder 1926. Zu der in der Kulturwissenschaftlichen Bibliotltek Warbur8 zwar mehrfach gestohlenen (vgl. Warburg 2001, S. 238, 242, 302), von Kunsthistorikern jedoch stigmatisierten und kaum zitier
ten Schrift vgL Halbertsma 2003; Fastert 2006; Stöppel 2008.
139
Fabian Jonietz
Vergleich mit dem zeitgleichen Diskurs in Venedig, in dem, konträr dazu, künstleri
sche Kontinuität propagiert wird. Vor dem lokalen und zeitlichen Kontext erklärt nicht
zuletzt Fucinis synthetische Koppelung zweier frühneuzeitlicher Schriften zur Malerei,
Francesco Lancilottis 'Iractato di picrura und Cesare Ripas Iconolo8ia, den eigentlichen
Hintergrund und Sub text des Traktats: den Wunsch nach einem Neubeginn der Male
rei in Florenz.
2.
Der Traktat, der eingangs als 'Irattato della pitrura, an späterer Stelle als Discorso della
pitrura bezeichnet wird, hat sich in einer Abschrift des frühen Settecento erhalten,
die aus der umfangreichen Kunstbibliothek der Francesco Maria Niccolo Gabburri in
den Bestand der Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze übergegangen ist.22
Die im
Manuskript eingetragene Jahreszahl 1723 markiert nicht nur den Zeitpunkt des Ein
gangs in die Sammlung Gabburris, sondern höchstwahrscheinlich auch die Datierung
der Abschrift, da die mit seinem Wappen und Motto verzierte Kopie wohl speziell für
Gabburri angefertigt worden ist. 23 Neben dem Malereitraktat enthält das Manuskript
zudem einen ebenfalls Ruberto del Beccuto zugeeigneten 'Irattato delle Conchi8lie, an den
sich unter der Bezeichnung Capitolo della pitrura Fucinis Fassung des bereits erwähnten
Traktats Lancilottis anschließt.
Sowohl der bislang unrezipierte 'Irattato della pittura an sich als auch die beiden
beteiligten Hauptpersonen blieben dem am Kunstgeschehen interessierten Publikum
ihrer Zeit weitestgehend unbekannt. Obwohl Fucini und Del Beccuto weder von Zeit-
22 BNCF, Fondo Palatino, Ms. 262 (fortan: BNCF, Ms. Palat. 262). Das Manuskript mit den Maßen
233 x 170 mm ist in einen Pergamenteinband gebunden, die Recto-Seiten wurden bis auf jeweils zwei Blätter am Anfang und Ende nachträglich rechts oben durchnummeriert. Auf der Innenseite des vorderen Einbanddeckels findet sich der Eintrag »Del Cav'c Franc.° M.' Gabburri / Scudiere di
S. A. R. / 1723«, auf fol. Ir u. 2r folgen Zeichnungen seines Wappens sowie einer Kartusche mit sei
nem Motto »Non sine labore«. Danach findet sich eine vollständige Titelangabe des 'Trartaro deHa pittura (fol. 3r, vgl. Anhang) und eine Auflistung der zitierten Autoren (fol. 4r-v). Im Anschluss daran
beginnt auf foL 5r der nun als Discorso deHa pirtura bezeichnete Traktat, der auf fol. 20r endet. Nach
einem unbeschrifteten Blatt (fol. 2U-V) folgen der 'Trattato delle Conchi8lie (fol. 22r- 34v) und schließlich das Capitolo deUa pittura (fol. 35r- 38v).
23 Das Manuskript findet sich auch in einem Inventar der Sammlung Gabburris verzeichnet, vgl. Bar
occhi 2007 (s.p.): »54 'Trartato delta pittura di Pierantonio Fucini. Manoscritto.« (Herv. i.O.). Zur Person
des Sammlers Gabburri siehe v.a. Borroni Salvadori 1974; Perini 1998; Barbolani di Montauto 2006 sowie die Beiträge in den Studi di Memofonte 1 (2008). Bibliographisch erfasst ist der Traktat überdies
in Palermo 1853- 68, Bd. I, S. 450, Nr. 411 und Gentile 1889- 1950, Bd. I, S. 418; knappe Hinweise auch
in Borroni Salvadori 1974a, S. 37, Anm. 178 sowie Pomaro 1991, S. xviii.
140
Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
genossen wie Francesco Bocchi mit einer Erwähnung gewürdigt, noch von Kunstinter
essierten der folgenden Generation wie Filippo Baldinucci erwähnt werden, können die
wenigen biographischen Splitter zu einem ungefähren Gesamtbild zusammengefügt
werden:24 Pier Antonio wurde im Jahr 1581 als Sohn von Attilio di Francesco Fucini und
Liria di Marco Tisi in Castiglion Fiorentino geboren.25 Sein Studium an der Universität
von Pisa schloss er am 8. Mai 1605 an der Fakultät für Philosophie und Medizin unter
dem portugiesischen Mediziner Roderico de Fonseca (1550-1622) ab, der später als Verfas
ser eines Hippokrates-Kommentars große Berühmtheit erlangte.26
Die Außergewöhn
lichkeit des Examens wird nicht nur dadurch belegt, dass neben dem Kanzler Giuseppe
- Bocca und dem Notar Andrea Pellonio auch die ungewöhnlich hohe Zahl von sieben
weiteren Zeugen der Prüfung beiwohnten; zudem findet sich bereits in dem Register
eintrag der Disputation mit der Bezeichnung »Fucinius ill. Petms Antonius vicerector
Universitatis Studii pis. de Castilione« der Nachweis der bedeutsamen Rolle, die Fucini
am Studio Pisano einnahm.27 Am jO. Juni 1608 heiratete er Penelope di Scipione Porta
gioja, mit der er in den folgenden Jahren sechs Kinder zeugte; das letzte der überlieferten
Geburtsjahre ist 1621.28
Weitere fragmentarische Hinweise auf die intellektuelle Biogra
phie und weitere Tätigkeit des Arztes (»molto perito nella lingua Greca e Latina«) - die
Herausgabe einer Schrift De Metheoris (Bologna 1620) über die Kometen von 1618 und
eine Tätigkeit als Dozent am Studio di Pisa -lassen sich nicht eindeutig bestätigen.29
Im
Jahr 1651 schließlich verstarb Fucini in Florenz.3o
24 Baldinucci z.B. erwähnt die Familie Del Beccuto in den ab 1681 erschienenen Notizie dei professon del dise8no allein wegen ihrer Aufträge im Quattrocento; vgL Baldinucci 1974, Bd. I, S. 300. Die im
Folgenden angeführten biographischen Angaben zu Fucini stützen sich vor allem auf die hand
schriftlichen Notizen im Nachlass zweier Lokalforscher des Ottocento, Leopoldo TanganeUi und
Giuseppe Ghizzi; eine erste Familiengeschichte der Fucini verfasste 1713 bereits Giovan Niccolo
Fucini (1682-1761), die jedoch bis auf ein kleines Fragment in BCCF, Ms. 474 verloren ist. Weitere,
vom Verfasser nicht konsultierte Bestände des Nachlasses Giuseppe Ghizzis befinden sich z.B. im
Archivio Capitolare della Chiesa Collegiata di San Giuliano di Castiglion Fiorentino, der Accademia
Etrusca di Cortona sowie in der Biblioteca di Arezzo.
25 BCCF, Ms. 474, ins. 127, s.c. [foL 3r] u . Ms. 131, ins. 5, S.c. [foL zr].
26 Del Gratta u.a. 1980, Bd. II, S. 462, Nr. P00054.
27 Ebd. 28 BCCF, Ms. 474, ins. 127, S.c. [foL 3r]. Zur Herkunft Penelopes vgL BCCF, Ms. 129, ins. 5, S.c. [foL 4rJ.
29 BCCF, Ms. 93, S.c. (L. Tanganelli: Uomini iUustri); Ms. 96, S.c. (L. Tanganelli: De8l'Uomini illustri per il valore: Cap. 1. deI Libro Il:); Ghizzi 188]-86, Bd. II, S. 84; vgL dazu Fucini [2000], S. 29f. u. 94f. Zur Validi
tät der Angaben Tanganellis vgL Frati 1909; Targioni Tozzetti 1780; Fabronio 1791-95; mit weiteren
bibliographischen Hinweisen z.B. Giua 2002 und CoppinijTosi 2004. Als weiteres Detail des Lebens
laufs ist eine Romreise zu nennen, die Fucini selbst im 'Trattato deUa pittura erwähnt.
30 BCCF, Ms. 96, S.c. (L. Tanganelli: De81'Uomini illustri per LI valore: Cap. 1. deI Libro 1I:). Zwei gleichnamige
Verwandte sind mit einem Onkel und einem Enkel Pier Antonio Fucinis zu identifizieren; fetzterer
studierte wie sein Großvater am Pisaner Studio, vgL DeI Gratta u.a. 1980, Bd. II, S. 530, Nr. Po0842.
141
Fabian Jonietz
Auch Ruberto del Beccuto, den Fucini als »mio singulariss.o Patrone« bezeichnee1
und dem auch Michelangelo Buonarroti il Giovane ein Madrigal zueignete/2 ist ein bis
lang weitestgehend unbeschriebenes Blatt. Die Familie DeI Beccuto, die im Settecento
in der Familie Orlandini aufging, ist seit dem zwölften Jahrhundert in Florenz nach
weisbar; seit dem späten dreizehnten Jahrhundert übernahm sie bedeutsame politische
Ämter.33 Ihre Bedeutung für das städtische Leben wird nicht zuletzt durch einen gleich
namigen, 1476 geborenen Vorfahr Rubertos unterstrichen, dessen politische Aktivität
(etwa als Mitglied der Balia) und soziale Vernetzung durch zahlreiche Nennungen in
Chroniken und der kommunalen Geschichtsschreibung gut belegt ist.34 Ruberto di
Felice di Ruberto deI Beccuto selbst wurde am 4. Oktober 1575 geboren, im Jahr 1597
heiratete er die aus Volterra stammende Camilla di Francesco Buini.35 Obgleich nichts
über das Mäzenatentum Rubertos bekannt ist, ist in seinem Fall die Affinität für unge
wöhnliche Bizzarrie und Capricci der Natur belegt, welche Fucini mit seinem 'frattato
delle Conchi8lie explizit bediente. Ein besonders umfangreicher und wichtiger Teil der
Sammlung Rubertos bestand aus ungewöhnlichen Musikinstrumenten, die er teilweise
eigens ersonnen hatte, und die bei verschiedenen Gelegenheiten in Florenz dem Groß
herzog und der Öffentlichkeit vorgeführt worden waren.36 Während das Jahr 1605 den
terminus post quem für Fucinis Traktat bildet, da sich der Verfasser erst nach seiner Dis
putation, wie geschehen, als »Fisico, e Medico« bezeichnen konnte, markiert das Ante
quem der Tod Rubertos im Februar des Jahres 1621.37
31 Zu Beginn des Trattato delle Conchi8lie, vgL BNCF, Ms. Palat. 262, foL 22I.
32 Florenz, Archivio Buonarroti 84, Poesie varie, Bd. III, foL 410r: »Per il Sig.r Rub[erJto del Beccuto
scritti in una paniera con la quale donava fiori,!<; zit. nach Cole 2007, S. 297.
33 ASF, Deputazione sopra la nobilra e cittadinanza 15, NI. 21, s.c.; vgL auch Litchfield 1986, S. 365.
34 VgL z.B. Bandini 1745, S. V; Mecatti 1755, S. 604; Varchi 1803, Bd. IV, S. 246 u. S. 320.
35 ASF, Deputazione sopra la nobilra e cittadinanza 15, NI. 21, s.c.
36 VgL Targioni Tozzetti 1780, Bd. III, S. 28. Die drei Bände des Diario della Corte medicea di Ces are Tinghi
befinden sich in BNCF, Ms. Capponi I (1600-1615); Ms. Capponi II (1615- 1623) u. ASF, Miscellanea
Medicea 11 (1623-1644); die von Targioni Tozzetti zitierten Stellen beziehen sich aufMs. Capponi I,
foL 668v u. Ms. Capponi II, foL 36r; Auszug publiziert auch in Solerti 1905, S. 99 u. 107 sowie in Ausst.
kat. Florenz 1952, S. 23. Ein gezeichnetes Inventar der Sammlung Rubertos hat sich erhalten, die
Publikation durch den Verfasser befindet sich gegenwärtig in Vorbereitung.
37 ASF, Deputazione sopra la nobilra e cittadinanza 15, NI. 21, s.c. (verstorben 1620 [sJ.]); das genaue
Datum und die Umstände des Todes - eine in Florenz gtassierende Typhusepidemie - werden aus
einem Brief des Architekten Gabriello Ughi ersichtlich, der am 13. Februat 1621 in einem Brief mit
teilt, dass Ruberto vor zwei Tagen an der »malattia delle petecchie« verstorben sei (»Due giorni sono
morse Ruberto del Beccuto«); zit. nach Salvagnini 1983, S. 176.
142
Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
3.
Der Inhalt des 'Trattato della pittura ist einer logischen Gliederung nach angeordnet, die
komplexe Struktur tritt jedoch aufgrund von thematischen Überschneidungen und
Wiederholungen, narrativen Brüchen sowie ungleich gewichteten und in der Länge sehr
stark differierenden Einzelabschnitten kaum klar erkennbar hervor. Fucini beginnt -
nach einer Captatio benevolentiae - mit pathosgeladenen, doch allgemein gehaltenen
Äußerungen zur Ehrwürdigkeit der Malerei, der er Definitionen und Begriffserklärun
gen folgen lässt. Neben kurzen Verweisen auf theoretische Gesetze und Grundlagen,
die sich in Werken zur Perspektive und Geometrie finden lassen, folgen ausführlichere
Stellungnahmen zur Wirkung und Nutzfunktion von Malerei, die vom Argument Ut
pictura poesis und dem Topos der Malerei als Muta poesia aus entfaltet werden.38 Dane
ben kommt er auf Einzelelemente der Malerei - etwa Linien, Farben und Schatten - zu
sprechen und berichtet, ausgehend vom Thema der Natur als künstlerischer Gestalte
rin, von den Ursprüngen und dem Alter der Künste. Seinem vorrangig an antiken Auto
ren orientiertem Bericht über berühmte frühe Künstler der Antike folgen, beginnend
mit der Bezeichnung Gottes als Primus artifex, alttestamentarische Vorbilder bildender
Künstler (Set, Enosch, N oahJ sowie Informationen über künstlerische Praktiken und
ausgeführte Werke, die dem Bibeltext entnehmbar sind. Im Anschluss folgen längere
Exkurse zu künstlerischen Schöpfungen der Natur, berühmten Trompe-l'ceils und der
Wertschätzung von Kunstwerken und Künstlern in der Antike. Ausgehend von Berich
ten über den Rang der Künste und ihre Praxis bei außereuropäischen Völkern kommt
Fucini zum Thema von Götter- und Götzenbildern, das er mit christlichen Beispielen
Acheiropoieta und wundertätige Bilder - beschließt. Nach knappen Bemerkungen zur
Rolle des MaIens als schöpferischem Akt endet der Traktat mit einer Beschreibung und
Ausdeutung der Personifikation der Pictura, die fast wortgetreu Ripas Beschreibung in
der lconoLo8ia folgt.
Gegenüber den Kunsttraktaten seiner Zeit beschränkt sich die Rekonstruktion
des antiken Kunstschaffens in Fucinis Schrift nicht auf die Wiederholung bekannter
Namen, Werke und Anekdoten, wie sie sich zuvor schon bei Lorenzo Ghiberti, Leon Bat
tista Alberti, Leonardo da Vinci, Pomponius Gauricus, Anton Francesco Doni, Lodovico
Dolce, Paolo Pino, Romano Alberti oder Federico Zuccari finden. Anders als die meisten
38 Die Forschungsliteratur zum Paragone von Malerei und Poesie ist mittlerweile kaum zu überblicken; vgl. z.B. die grundlegenden Hinweise bei Krüger 2003, S. 180, Anm. 47. Die Aktualität der Debatte um die Paragone-Fragen im frühen Florentiner Seicento belegt nicht zuletzt das berühmte Schreiben Galileis an Cigoli von 1612, in welchem erneut der Rang von Skulptur und Malereierärtert wird, vgl. zuletzt Bredekamp 2009, S. 283- 288.
143
Fabian Jonietz
dieser Passagen oder auch der berühmte, von Vasari in der Giuntina abgedruckte Brief
Giovambattista Adrianis ist Fucinis Schrift mehr als ein epitomiertes Surrogat der N atu
raHs historia.39 Vielmehr stellt sie den Versuch dar, eine narrative Malereigeschichte der
Antike mit allgemeinen Aussagen über das Wesen, die Grundelernente und Funktionen
der Malerei zu verbinden. Davon abgesehen weist die auf einer breitgefächerten Lite
raturkenntnis basierende Schrift auf eine mit einem erkennbaren historiographischen
Anspruch auftretende Geschichte der Künste in der Antike,40
wie sie sich ansatzweise in
Jules Cesar Boulengers De pictura, plastice, statuaria Hbri duo (Lyon 1627) erkennen lässt,
die im Grunde jedoch erst mit Werken wie De pictura veterum des Franz Junius (Amster
dam 1637) und den Vite dei pittori antichi des Carlo Roberto Dati (Florenz 1667) zu finden
ist.
Der fundamentale Unterschied zur Protoarchäologie seiner Zeit (um 1600 vertreten
beispielsweise durch Jean L'Heureux, zuvor vor allem jedoch durch Pirro Ligorio) liegt
darin, dass Fucini - der sich in Rom aufgehalten hatte - zugleich jedoch jeden Bezug
auf noch sichtbare Relikte der antiken Künstler vermeidet.41
In diesem Punkt unter
scheidet er sich auch von dem Gros der erwähnten Traktatisten, deren Angaben über
Kunstwerke der Antike sich stellenweise wie Reiseführer lesen und verwenden lassen.
39 Vasari/Barocchi 1966-97, Bd. I, S. 179- 227. Vgl. allg. Minto 1953; Rosenblum 1957, S. 279[., Herklotz
1999, passim. 40 Wenig aussagekräftig hinsichtlich der von Fucini rezipierten Autoren ist eine der Abschrift voran
gestellte Auflistung (BNCF, Ms. Palat. 262, fol. 4r-v), da diese offensichtlich nachträglich aus im
Text erwähnten Namen kompiliert wurde und beispielsweise mit dem Bildhauer Praxiteles und dem bei Plinius erwähnten Maler Cimon Cleoneo Personen aufführt, die mit Sicherheit nicht zu
den von Fucini verwendeten Verfassern zählen. Das Verzeichnis benennt Albertus Magnus, Alessandro Sardo, Alfonso de Villegas Selvago, Antigonos von Karystos, Aratos von Soloi, Archilochos,
Aristoteles, Athanasius Magnus, Avicenna (Abü All al-Husayn ibn Abdulläh ibn SInä), Berosus von Chaldäa, Biringuccio Vannoccio, Bonaventura, Guillaume Bude, Ces are Ripa, Cimon Cleoneo, Cas
sius Dio, Daniele Barbaro, Dion Chrysostomos, Eurropius, Eusebius von Caesarea, Flavius Philostra
tos, Francesco Sansovino, Philon von Alexandria alias Philo Iudaeus, Filippo Beroaldo d.Ä., Flavius
Josephus, Hl. Philipp von Zell, Giovanni Battista Fregoso (Fulgosius), Gerolamo Cardano, Hermann Nicephorus, Horapollo, Julius Capitolinus, Johannes Nauclerus, Galen von Pergamon, Georgius
Agricola, Giorgio Vasari, Gregorius Turonensis, Johannes Böhm, Homer, Isidor von Sevilla, Lorenz Sauer (Lorenzo Surio), Leon Battista Alberti, Levinus Lemnius, Lucius Caecilius Firmianus (Lactan
tius), Luigi Lippomano, Marcantonio Sabellico, Marcus Terentius Varro, Marcus Tullius Cicero, Martianus Capella, Melozzo da Forn (Melozzo di Ferrara), Methodios von Olympos, Nikolaus von
Lyra, Piero Valeriano, Piero della Francesca (Petrus Pictor Burgensis), Pierre Saint-Fleur, Plato, Plurarch, Plinius, Praxiteles, Porphyrios, Quintilian, Quintus Horatius Flaccus (Horaz), Seneca, Soranus
von Ephesos, Stefano Guazzo, Strabon, Thetel, Thebit ben Khorat, Theophrastos von Eresos, Thomas
von Aquin, Thukydides, Tommaso Correa, Vitruv und Xenokrates. Unter den biblischen Büchern
und Propheten führt das Verzeichnis einzeln die Septuaginta auf, ferner Ester, Ezechiel, Jeremias,
Jesus Sirach, die Makkabäer und den Propheten Moses; unter den theologischen Schriften außerdem die Akten der Synode von Nicäa.
41 L'HeureuxjGarrucci 1856; vgl. dazu Herklotz 2007. Vgl. auch Herklotz 2001.
144
Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
Anders als etwa die Coruiderazioni suUa pittura des Sieneser Arztes Giulio Mancini, die
sich besonders für einen Vergleich anbieten,42 bleiben die Äußerungen Fucinis vollkom
men textverhaftet und abstrakt. Analog dazu ist festzustellen, dass er auch dem prakti
schen und theoretischen Wissen und Denken seiner Zeit gegenüber deutlich distanziert
bleibt: Die tatsächliche Kenntnis der von Fucini benannten Kunstliteratur des Quat
tro- und Cinquecento ist bis auf wenige Fälle durch den Text nicht zu belegen. Eine
dieser Ausnahmen betrifft die Vite Vasaris, aus denen er auch einen Teil der Anekdoten
Plinius' exzerpierte, statt sie direkt der Naturalis historia zu entnehmen.43 Ähnlich gilt
dies für die von ihm benannten, doch wahrscheinlich ihm nur namentlich bekannten
Werke zur Perspektivlehre, unter denen er auf die Schriften von Daniele Barbaro, Piero
della Francesca und Melozzo da Forn verweist - letzterer von Fucini mit der ebenfalls
üblichen Herkunftsbezeichnung »di Ferrara« tituliert. War zwar Barbaros 1569 publi
zierte Pratica deUa perspettiva Fucini, der auch dessen Vitruv-Ausgabe (1556, erneut 1567)
benutzt hatte, möglicherweise bekannt, entstammen hingegen die Angaben über Piero
und Melozzo sicherlich Vasaris Vite.44 Auch ein Teil der im 'frattato deUa pittura benann
ten antiken Autoren sind nicht zwingend von Fucini konsultiert worden, da - wie im
Fall von Aristoteles und Theophrastos von Eresos - manche der Referenzen bereits in der
42 VgL Mancini/Marucchi 195M, Bd. I, v.a. S. 25- 64. Zu den Considerazioni zuletzt Maccherini 2002; Sparti
2008. 43 Unter namentlicher Berufung auf Plinius benennt Fucini z.B. den Lydier Gyges (Gigeraidio) als
Erfinder der Malerei in Ägypten und wiederholt einen Irrtum im Proemio der Vite Vasaris: Plinius benennt Gyges, in einer langen Reihe menschlicher Erfindungen, als den Urheber des Ballsports,
und setzt die Aufzählung mit der Erfindung der Malerei fort, die er den Ägyptern und einem der
beiden Griechen Eucheir oder Polygnotos zuschreibt. Vasari miss interpretierte diese Angaben sol
cherart, dass Gyges zum Erfinder des Schattenrisses und damit der Zeichenkunst mutierte und sein künstlerisches Wirken nach Ägypten verlegt wurde, wie es auch Fucini kolportiert; vgl. Plinius, Nat.
hist. VII, 205; Vasari/Barocchi 1966-97, Bd. II, S. 6f. Dazu Rosenblum 1957, S. 279, Anm. 6. Auch Fucinis Verwechslung von Praxiteles und Pasiteles findet sich bei Vasari; vgl. Plinius, Nat. hist. XXXV, 156;
VasarijBarocchi 1966-97, Bd. I, S. 15.
44 Der von Vasari erwähnte Traktat De prospectiva pin8endi des Piero della Francesca ist in nur sehr
wenigen Abschriften überliefert, der Druck erfolgte erstmals 1899; vgl. VasarijBarocchi 1966-97, Bd. III, S. 258; Winterberg 1899; Nicco Fasola 1942; zuletzt MussinijGrasselli 2008. Die Tätigkeit Melozzos als Traktatist ist weder bei Vasari, noch bei einem anderen frühneuzeitlichen Autor
belegt. Da Vasari den als »grandissimo prospettivo« bezeichneten Maler jedoch nur knapp in der Vita
Benozzo Gozzolis erwähnt und diese Passage mit kritischen Bemerkungen zur bisherigen schriftlichen Würdigung Melozzos eingeleitet wird, ist Fucinis Irrtum möglicherweise auf sein flüchtiges
und ungenaues Lesen der Vite zurückzuführen, vgl. Vasari/Barocchi 1966-97, Bd. III, S. 379f, hier
S. 379: »E perche quando Benozzo lavon'> in Roma vi era un altro dipintore chiamato Melozzo, il quale fu da Furn, molti che non sanno piu che tanto, avendo trovato scritto Melozzo, e riscontrato
i tempi, hanno creduto che quel Melozzo voglia dir Benozzo; [ ... l(c Sowohl Piero della Francesca als
auch Melozzo da Forn werden ebenfalls bei Luca Pacioli lobend erwähnt. Da Fucini diesen jedoch nicht in seinen geflissentlichen Angaben über zitierte Autoren aufführt, ist die Rezeption Paciolis
unwahrscheinlich.
145
Fabian Jonietz
Naturalis Historia als Quellen aufgeführt sind.45 Nicht selten wird bei diesem Vorgehen
der Sinn entstellt, etwa wenn Fucini fälschlich Marco Varro als historische Q!..lelle für
das Leben der Iaia von Kyzikos benennt, während Plinius diesen nur als Zeitgenossen
der Malerin aufführt. Ähnliche Ungenauigkeiten sind bei einer Vielzahl von Anekdoten
zu konstatieren, beispielsweise die Trompe-l'~ils des in Rom wirkenden Griechen Pos
sis, die von Früchten und Trauben (»poma et uvaS«) bei Fucini zu Trauben und Fischen
(»le uve et i pesci«) werden.
Neben einer Gruppe jüngerer Autoren, von denen Fucini Kenntnis über die Kultur
geschichte fremder Völker erlangte (Francesco Sansovino) oder die ihm als anthologi
sche Sammlung antiker Anekdoten dienten (Stefano Guazzo), rezipierte er insbesondere
die Autoritäten seiner eigenen Profession (etwa Soranos von Ephesos, Galen, Avicenna
und Gerolamo Cardano). Diese wurden von ihm jedoch nicht allein als Quellenkom
pendium über antike Künstler, Bildwerke und ihren Gebrauch verwendet:46 Er gelangt
darüber hinaus nicht zuletzt zu weitreichenderen Komplexen wie dem Thema von
Kontrolle und Kontrollverlust des menschlichen Augensinns (etwa durch das Aussetzen
an extreme Helligkeit oder Dunkelheit) oder dem Aspekt visueller Evidenz (bei Krank
heitsdiagnosen, die auf der Farbe von Exkrementen beruhen). Ein weiterer wichtiger
Ausgangspunkt Fucinis findet sich im Kanon humanistischer Autoren der Renaissance,
unter denen insbesondere Filippo Beroaldo - ungeachtet einer einzigen namentlichen
Nennung - eine seiner zentralen Referenzgestalten ist: Nicht die Kunstliteratur der
zweiten Hälfte des Cinquecento, sondern Werke wie die Oratio proverbiorum Beroaldos
lieferten ihm Grundlagen des Vergleiches von bildenden Künstlern und Dichtern und
Verweise auf Schlüsselstellen bei Autoren wie Galen oder Nikolaus von Lyra.
Entgegen den fehlenden Hinweisen auf erhaltene Monumente antiken Kunstschaf
fens blendet Fucini den Zeitraum jüngeren Kunstschaffens sogar vollkommen aus. Von
den modernen Künstler wird kein einziger von Fucini genannt - abgesehen von Alberti
und Vasari, die jedoch als Schriftsteller, nicht als bildende Künstler Erwähnung finden.
Sie sind zugleich die einzigen Hinweise auf den lokalen Kontext des Traktats, der von
45 Vgl. Plinius, Nat. hist. VII, 205: »picturam Aegyptii et in Graecia Euchir [instituit], Daedali cognatus,
ut Aristoteli placet, ur Theophrasto, Polygnotus Atheniensis.« 46 Bei der nötigen Revision der bislang weitgehend unterschätzten Rolle Galens für die Kunsttheo
rie des Cinquecento wäre z.B. zu berücksichtigen, dass mit der von Lodovico Dolce ins Italienische übertragenen Oratione, nella guale si essortano i8iovani alla co8nitione delle buone ani 1548 eine der wich
tigsten Schriften des Arztes zu diesem Thema einer breiten Leserschaft zugänglich gemacht wurde.
Zudem waren nicht wenige der Traktatisten des Cinque- und Seicento selbst medizinisch geschult,
neben dem bereits erwähnten Giulio Mancini z.B. auch Michelangelo Biondo, der Verfasser der 1549
in Venedig erschienenen Nobilissima Pittura, sowie Francesco Scannelli, Autor des 1657 erschienenen Microcosmo della pittura.
146
Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
einem in Florenz lebenden Toskaner verfasst und einem Florentiner Patrizier gewid
met wurde. Das absolute Schweigen über die gesamte Kunstgeschichte der Neuzeit und
den künstlerischen Rang der Stadt Florenz im Trattato deUa pittura wäre nicht nur unter
den florentinischen Traktaten singulär.47 Die Struktur des Textes, in der nach der kon
zisen Schilderung des Glanzes und der Bedeutung der Künste in der Antike ein eklatan
ter Leerraum folgt, der Abschluss mit der Cesare Ripa entlehnten Personifikation der
Pictura jedoch wiederum in die aktuelle Gegenwart weist, entlarvt das demonstrative
»Auslassell« als rhetorisches Mittel der Emphase, dessen Funktion darin besteht, para
liptisch gerade auf das Verschwiegene hinzudeuten.
4.
Die Iconologla Cesare Ripas, deren Editio princeps bekanntermaßen 1593 in Rom erschie
nen war, ist zugleich das jüngste der von Fucini genannten Werke. Die Beschreibung
und Ausdeutung der Personifikation der Malerei, die den letzten Part von Fucinis
Trattato bildet, ist eine nur minimal paraphrasierte Übernahme des entsprechenden
Abschnitts bei Ripa, dessen graphische Illustration sich erst in den sehr viel späteren
Ausgaben findet (Abb. 3,4).48
Obwohl sich Ripas Text in den Ausgaben von 1593 und der
1603 ebenfalls in Rom erschienenen ersten illustrierten Fassung nur anhand minimaler
Details unterscheidet, belegen diese wenigen Varianten eindeutig, dass Fucini die kor
rigierte Ausgabe oder eine der späteren Auflagen, die dieser zweiten Textfassung folgen
(etwa Padua 1611), benutzt hatte.49 Dass Fucini mit der Bezugnahme auf die lconolo8ia
plakativ ein hochaktuelles Denkbild als Kulminationspunkt seines Traktats wählte,
das - in einer gewissen Analogie zur literarischen Strömung des Concettismo - durch das
Zusammenspiel visualisierter Abstrakta und der anschließenden Encodierung durch
den Betrachter neue Perspektiven für die Künste bot, ist umso bemerkenswerter, als
sich die Passage Ripas wie ein Fremdkörper zwischen die Rekurse auf antikes und alt
christliches Schrifttum und den altertümlichen Tractato di pittura des florentinischen
47 Zum Campaniiismo in der Kunstliteratur des florentinischen Seicento vgl. Perini 1988; Nardmann
Stoffel 1998.
48 Zahlreiche Rezeptionsbeispiele der Ripa'schen Pictura bei Leuschner 1997, S. 279-3 16; vgl. zur Personifikation auch die Lit.-Angaben oben, Anm. 4.
49 So wurde die Formulierung »della narura, 0 dell'artel( 1603 zu »della natura, & dell'arte((; »alle specu
lationit( zu »)alla speculatione((; »)concatenate insieme(( zu »incatenate insieme((; »non sono da imitarsi
i Pittori(( zu >mon sono da riputarsi i Pittork Neben diesen Details orientiert sich auch die Inter
punktion und die Schreibweise einzelner Wärter (beispielsweise »inditio(( statt »indizio(() in Fucinis
Traktat an der späteren Druckausgabe der lcono[ogla. Vgl. Ripa 1593, S. 210- 212 u. Ripa 1603, S. 404f.
147
Fabian Jonietz
182. I C 0 N 0 L O G I E
.;:/;:. ~+·iL~~::~~·i~/::J~w:j:~L·}:~:::·~:~::i:;·;~!;:;:::~·:{:~l;~·
3 Jacques de Bie: Peinture - Poesie - Harmonie - Musique, Kupferstich, in: [Ripa, Cesare]: lconol08ie ou les principales choses qui peLlvent tomber dans la pensee touchant les Vices et [es Vertus, sont representees soubs diverses fi8 ues, Gravees en cuiure par Iacques de Bie, et moralement explicq uees par 1. Baudo in, Paris 1643, Bd. II, S. 182.
4 Jakob Wangner nach Gottfried Eichler und Johann Georg Hertel: Ars pictoria, Kupferstich, in: Hertel, Johann Georg (Hg.): Des berilhmten ltaliänische: Ritters, Ccesaris Ripa:, allerley Kilnsten, und Wissenschaften, dienlicher Sinnbildern, und Gedancken [ ... ], Augsburg s.d. [ca. 1760], Tafel CXCVII.
Malers Francesco Lancilottis schiebt.50 Die Abschrift dieses Gedichts schließt sich hin
ter dem Trattato deHe conchi8lie an, der das zweimal im Trattato deHa pittura angespro
chene, für unsere Betrachtung jedoch wenig relevante Thema der Natur als Künstlerin
ergänzt. Dass bereits Fucini, nicht aber der Kopist des Settecento den Tractato als inhalt
lich und thematisch sinnvolle Ergänzung hinzugefügt hatte, erschließt sich nicht nur
aus der äußeren Form des Manuskripts, in dem alle drei Texte - Fucinis beide Trak
tate zur Malerei und den Muschelformen sowie Lancilottis Gedicht - nahtlos und als
homogener Textverbund eingetragen wurden. Zusätzlich unterstreicht den Fakt vor
allem die Fortuna aitica des Tractato, da alle drei Ausgaben des sechzehnten Jahrhun
derts als Rarissimi estremissimi gelten müssen: Bekannt ist ein einziges Exemplar mit der
Impressum-Angabe ))Neapel 1506«, ein weiteres, 1509 bei Giovanni Antonio da Canneto
in Rom gedrucktes Exemplar sowie zwei Exemplare einer um die Mitte des Cinque
centos unter der Bezeichnung Capitolo deHa pittura in Venedig im Druck erschienenen
50 Vgl. zu Ripas Konzepten z.B. den Beitrag von Michael Thimann in diesem Band.
148
Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
Ausgabe.51 Keines der Exemplare, die heute auf Bibliotheken mehrerer europäischer
Länder verteilt sind,sz war in den Kreisen des 1742 verstorbenen Bibliophilen Gabburri
bekannt, und die Rezeption setzte erst mit der Wiederentdeckung in der zweiten Hälfte
des Settecento durch Giovanni Bottari ein, der den 'Tractato auf Vorschlag des Genueser
Malers Carlo Giuseppe Ratti 1768 in seine bekannte Raeeolta di lettere sulla pittura, scultura
e arehitettura aufnahm. 53 Rattis Entdeckung einer Druckausgabe des Gedichts in Genua,
die sogleich durch einen Neudruck verbreitet wurde, karn gerade deshalb so ungleich
überraschend, weil zu diesem Zeitpunkt niemand überhaupt etwas von der Existenz
dieser Schrift geahnt hatte.54 Es besteht kein Zweifel, dass der anonym erschienene
venezianische Druck Fucini als Vorlage gedient hatte: Nicht nur der variierte Tite1legt
diese Annahme nahe; auch die fehlende Nennung Lancilottis als eigentlicher Verfasser
des Gedichts erklärt sich dadurch. Insbesondere aber die sprachlichen Unterschiede der
Schriftfassungen sind ein eindeutiger Beweis. In der Editio prineeps lauten die ersten bei
den Zeilen:
»Quando e1 nipote de1 vecchio saturno
Piu lucido alli antipodi risprende [sie] I [ ... ]«55
In der venezianischen Fassung wurden die Zeilen hingegen verändert:
51 Zu Lancilottis Tractato und der Person und Verortung Lancilottis v.a. Lancilotti/Raffaelli 1885;
Schlosser 1924, S. 199 u. 204; Amelung 1976; Lincio 1999; Pommier 2001, S. 465f.; Pedretti 2003, bes.
Anm. 60 (S. 68-71) u. S. 111-113. Ebd., S. 109-126 Reprint der Editio princeps. Das Exemplar mit der Jah
res zahl 1506 wird kontrovers als tatsächliche Erstausgabe, als unvollständiger neapolitanischer und
später in Rom ergänzter Druck oder als bewusste Falschangabe interpretiert; vgl. ebd. Eine früh
neuzeitliche Abschrift des Gedicht Lancilottis war bislang nicht bekannt.
52 Sevilla, Biblioteca Colombina, Sign. 6.3.29 (30); Rom, Banca d'Italia, Biblioteca Baffi, Sign. 77 alto 7
[zuvor: Fermo, Biblioteca Comunale, Sign. Mise. Cart. CCLXXX. Nr. 5867]; Stuttgart, Württembergi
sche Landesbibliothek, Sign. 1 an fr. D. 8° 4723; Venedig, Biblioteca Nazionale Marciana, Sign. Mise.
2231.13. Vgl. Amelung 1976; Lincio 1999, S. 22f; Pedretti 2003, S. 111-113. Höchstwahrscheinlich ist in
eben dieser Seltenheit, bedingt durch eine sehr geringe Auflagenhöhe, der Hauptgrund für das von
Paola Barocchi lakonisch formulierte Urteil zu suchen: »11 Tractato [ ... ] non ebbe buona fortuna nel
Cinque e Seicento.« (Lancilotti/Barocchi 1971, S. 1104).
53 Lincio 1999, S. 20; Pedretti 2003, S. 31f. In Gabburris Vite di pittori findet sich z.B. kein Versuch einer
Identifizierung des Jacopo Lancilotto mit dem Verfasser des Gedichts, vgl. Gabburri 2008, S. 1576
(Vol. III, fol. 288v) u. S. 1676 (Vol. III, fol. 340v). Ein bislang nicht beachtetes und einer Erklärung
harrendes Detail der Rezeptionsgeschichte ist der Umstand, dass Ratti eingangs im Brief an Bottari
vom »Capitolo(( spricht, unzweifelhaft jedoch eine Abschrift der Editio princeps an Bottari sandte, die
dieser in seiner Raccolta abdruckte.
54 Bottari/Ticozzi 1822- 25, Bd. VI, S. 197 u. 199· 55 Zit. nach dem Reprint in Pedretti 2003, S. 117.
149
Fabian Jonietz
»Mentre il Nipote del vecchio saturno /
A' gli antipodi lucido risplende / [ ... J«56
Von wenigen orthographischen Details abgesehen, stimmt dieser Anfang mit Fucinis
Fassung überein:
»Mentre il Nipote deI Vecchio Saturno, /
agli Antipodi lucido risplende, / [ ... J«
Auch die inhaltlichen Veränderungen des venezianischen Capitolo übernahm
Fucini, von denen die bedeutsamste die Ersetzung des Malers Giotto mit Michelangelo
darstellt.57 Nicht nur die Nennung dieses Künstlers weist darauf hin, dass das Gedicht,
in dessen Verlauf eine Personifikation der Malerei zu einem Schlafenden spricht, kon
kret von der Kunst der Florentiner handelt, auch an anderen Textstellen des Capitolo
wird dies deutlich herausgestellt (z.B. »E vertu lascia chi lascia Fiorenza«).58
In den bei
den Ausgaben von 1506 und 1509 wurde der florentinische Kontext zusätzlich dadurch
unterstrichen, dass die Autorenbezeichnung Lancilotti explizit als Florentiner auswies.
Die Altertümlichkeit der Schrift, die tatsächlich eines der ersten gedruckten kunsttheo
retischen Werke überhaupt darstellt, war Fucini auch ohne Datierung des Capitolo allein
durch die Sprache erkennbar, die auch Ratti 1767 mit den Worten »L'ortografia e antica,
che nulla piu« hervorhob? Und mit identischer Wortwahl wie Ratti, der sich um eine
Kopie »fedelmente trascritto« bemüht hatte,60 schloss Fucini seine Abschrift mit dem
Aufruf »Copiate fedelmente, benche piena d' errori«, der einerseits vom Respekt vor der
Altehrwürdigkeit der Schrift zeugt und andererseits die Zirkulation und dadurch die
Wiederbelebung des 'Tractato bewirken sollte.
5.
Die synthetische Koppelung der beiden sich gegenseitig ergänzenden Schriften - die
Beschreibung der Pictura bei Ripa und die von ihr geäußerte Klage über den Zustand
der Künste bei Lancilotti - ist mehr als eklektische Willkür oder Capriccio, sondern
56 [Lancilotti ca. 1550], S.c. [Ir]. 57 [Lancilotti ca. 1550], S.c. [3 v]. Vgl . dazu Amelung 1976, S. 51f.
58 Zit. nach dem Reprint in Pedretti 2003, S. 123.
59 Bottari/Ticozzi 1822- 25, Bd. VI, S. 197·
60 Ebd., S. 199.
150
Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
das kombinierte Lesen ist Intention. Eine mögliche Inspirationsquelle der Textcollage,
zumindest jedoch eine Parallele findet sich in der Pittura trionfanre des Giulio Ces are
Gigli, die mit einem auf den 28. Oktober 1615 datierten Vorwort bei Giovanni Alberti in
Venedig im Druck erschien.61
Die von Gigli beschriebene Traumsequenz, in der eine eng
an Ripas Pictura orientierte Personifikation der Malerei erscheint,62 verweist zugleich
auf einen Diskurs, der durch seine Rückgebundenheit an die Maltradition - in diesem
Fall Venedigs - und Retrospektivität eine gegenüber Fucini gänzlich divergierende Rich
tung einschlägt. Ein vergleichender Blick auf venezianische Positionen unterstreicht
nicht nur die Heterogenität des Umgangs mit der jeweiligen regionalen Maltradition
in den beiden Jahrzehnten nach 1600, sondern zugleich die jeweilige lokale Färbung der
Argumente. Giglis Pittura trionfanre versucht sich in einer Fortführung und Korrektur
der neuzeitlichen Kunstgeschichte, die von Vasari vorgelegt wurde.63 Mit dem Angriff
auf den durch Vasari verbreiteten Kanon und die durch dessen toskanischen Campani
lismo geleiteten Werturteile, doch auch in formaler Hinsicht lehnt sich Gigli dabei eng
an das zehn Jahre ältere Gedicht Illamento della pittura su l'onde venete Federico Zucca
ris an, das 1605 in Mantua publiziert worden war.64 Anders als Zuccaris bekannte Bild
erfindung des Lamento della pittura, die gemeinhin biographisch interpretiert wird/ 5
steht hinter dem gleichnamigen Gedicht ein größerer und allgemeinerer theoretischer
Anspruch. Dennoch zielt Zuccaris Klage über den Zustand der venezianischen Malerei
nicht auf einen künstlerischen Neuanbruch in Venedig, sondern er nutzt seine Fun-
61 Gigli 1996. Vgl. zur Pittura trionjame am ausführlichsten ebd., S. 5- 25 (Einführung von Silvia Ginzburg).
62 Gigli 1996, S. 34f.: »[ ... ] io vidi una leggiadra omata Donna / co' cappelli arricciati in varie guise, / biondi non gEl, ma come pe ce oscuri, / colle ciglia inarcate, e sovra i labri / una benda agli orecchi
intomo avvinta, / ed al collo, pendente, aurea catena, / in fondo a qual, come pregiata gemma, / pendeva una gran larva, ch'avea in fronte / a' caratter la tin' scritto: IMITATIO, / con ricco ammanto
di color diversi, / ch'insino a' piedi la copria cadendo, / e nella destra tavole e pennelli, / assisa sovra
trionfante carro, / di cangiante color tutto depinto, [ .. .]i<. Giglis Traumerscheinung wiederum mag von Michelangelo Biondos Delta nobilissima pittura inspiriert sein, vgl. Biondo 1549, S. 4r-6r: »Della
forma della pittura che apparue in uisione al Authore. Cap. 4.«
63 Gigli 1996, S. 32: »Gli elogi de' piu celeberrimi italiani pittori, non solo di questo secolo, ma anche dello passato, da Giorgio Vasari ne' volumi delle sue Vite non nominati, 0 se pure cia fatto, con tanto poco onor loro, che piuttosto vittuperati che onorati si possono chiamare, sin agli scorsi mesi al tutto compiuto nelle man i mi credevo farveli pervenire; [ ... ].« Zur langwährenden Auseinanderset
zung der venezianischen Kunstliteratur mit Vasari vgl. ausführlich Grasman 2000.
64 Heikamp 1961, S. 119- 129. Die Relevanz des Themas der »Klage der Künste« innerhalb der weni
gen Jahre um 1610/20 wird zusätzlich dadurch unterstrichen, dass es 1621 auch von Giulio Strozzi, einem Florentiner mit Wahlheimat Venedig, rezipiert wird, in dessen Venetia ediftcata sich mit dem Canto undecimo ein weiterer lamento dell'Arte findet. Vgl. Strozzi 1621, zuletzt ausführlich dazu die
Einleitung in StrozzijPfisterer 2008; allg. zur Tradition und Gattung der Lamentationes Lepper 2008.
65 V.a. Winner 1999; Hänsell999; zuletzt (mit weiteren bibliographischen Hinweisen auf frühere Deutungen) Kliemann 2006, Anm. 12 und Ausst.kat Florenz 2009- 2010, passim.
151
•
Fabian Jonietz
damentalkritik an Vasari zur Rechtfertigung der Maltradition, die in neuem Gewand
fortgeführt werden soll: »Deh se volete ch'io rimanga in vita, I Se vedermi volete in altra
veste, I E ch'io ripigli la belta smarrita. I Attendete al mio dir', [ ... J«.66 In ganz ähnli
cher Weise bezieht sich auch die 1610 von Alessandro Guarini im Fametico savio, ovvero il
'Tasso gepriesene Novita der venezianischen Malerei keineswegs auf einen tatsächlichen
künstlerischen Neuanbruch. Guarini preist hier weniger die aktuelle künstlerische
Situation in Venedig, als eigentlich die bereits 1588 und 1594 verstorbenen Großmeis
ter des späten venezianischen Cinquecento, Paolo Veronese und Jacopo Tintoretto. Ins
besondere sein Lob des letzteren (»Tintoretto, Michel'Angelo dei nostri tempi, e nuovo
onore della pittura.«t bezieht sich mit der nach dem Großbrand 1577 neugestalteten
Sala deI Gran Consiglio im Dogenpalast auf Werke, die rund dreißig Jahre vor der im
ersten Jahrzehnt des Seicento verfassten Schrift entstanden waren. Doch auch andere
Passagen offenbaren, dass Guarini das Neue schlichtweg als Fortführung oder umge
formte Neuerscheinun8 des Alten begreift oder ausgibt - so sei die »neue« venezianische
Malerei »con nuova similitudine« den Versen Dantes ähnlich.68
Während sich Zuccari, Guarini und Gigli somit zum einen auf einen Diskurs konzent
rieren, der bereits seit dem Erscheinen der Torrentiniana geführt wurde, und der außer
dem sein Hauptargument aus dem Glanz der künstlerischen Tradition Venedigs zieht,
ist das ostentative Schweigen über die Vergangenheit und den aktuellen Zustand der
Florentiner Malerei in Fucinis Traktat nur als Eingestehen eines gegenwärtigen Miss
standes zu deuten und als Absicht, die Maltradition in Florenz bewusst nicht als Mittel
der Legitimisierung, Autorisierung oder Nobilitierung heranzuziehen. Durch die Ein
bindung des unmissverständlich auf die Florentiner Malerei bezogenen Klagegedichts
Lancilottis weist er allerdings subtil auf einen Lösungsweg hin, da die ausklingenden
Zeilen des Capitolo ()mon si vede un Apelle, un altro Fidia I un Alessandro, un Cesar non
si trova.«) den Missstand nicht nur im Fehlen talentierter Künstler, sondern in gleichem
Maße im Mangel an freigiebigen Kunstförderern erklären.69 Gerade nach Fucinis breiten
66 Heikamp 1961, S. 127. 67 Zit. nach Romano Cervone 1979, S. 100.
68 Ebd. 69 Die Aktualität der von Lancilotti gebrauchten Metaphorik zeigt sich beispielsweise bei Giovan Bat
tista Armenini, der die Formulierung »nuovi Apelli nella pittura« gebraucht, um auf Missstände
in der Malerei hinzuweisen; vgl. Armenini 1988, S. 238. Nicht zuletzt steht die Wortwahl vor dem
Hintergrund inflationärer Vergleiche mit dem antiken Maler im Cinquecento, beginnend mit dem
Lob Michelangelos als >JilUOVO Apollo e nuovo Apelle«, das 1534 im Capitolo a Fra Bastiano dal Piombo
von Francesco Berni geäußert wurde (Berni 1985, Nr. LXV [So 183-185], Z. 28). Das Lob des mediokren Malers Marco Cardisco in einem Epigramm, das in der Torrentiniana Vasaris überliefert ist (»un
152
Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
Ausführungen über den Nutzen der Kunst für den Auftraggeber sind die Zeilen nicht
anders als eine unmissverständliche Aufforderung an den Adressaten zu lesen, den
gegenwärtigen Leerraum durch neue Kunst auszufüllen?O Implizit analogisiert Fucini
dabei die kommende Künstlergeneration mit den antiken Künstlern, und stilisiert sie
damit - entgegen ihren Vorgängern, welche die Antike bestenfalls imitierten - bereits
als die »wahren Alten«. Dies ähnelt nicht nur in gewisser Weise dem letzten der oben
angesprochenen Argumente Alessandro Guarinis, sondern Fucini ist darin auch Tom
maso Campanella verwandt, der in der Entdeckung neuer Welten, Sterne, Systeme und
Nationen den Anbruch eines neuen Zeitalters erkannte, dessen Neuheit ebenbürtig mit
der idealisierten Antike korrespondierte, wie er 1632 an Galilei schrieb (»Queste novira di
verira antiche, di no vi mondi, nove stelle, novi sistemi, nove nationi etc., son principio
di secol novo«).71
Als Anreiz für den potentiellen Auftraggeber stellt Fucini in seinem
Text überdies insbesondere den Aspekt der Memoria des Mäzens heraus und verweist
mit der Imprese auf ein hochmodernes Bildkonzept, das - blickt man beispielsweise
auf Giovanni Battista Agucchi - in den tages aktuellen Debatten in immer vielfältige
ren Weisen neu ausgelotet wurde.72 Das den Grundgedanken der Imprese verwandte
Modell der lconolo8ia dient hierbei als prototypisches Konzept und als Anleitung, sich
den Neuerungen zuzuwenden, statt sich weiterhin mit der Nachahmung des florenti
nischen Cinquecento, mithin also gar des Nachahmens von Nachahmern aufzuhalten.
Obgleich zwar über den tatsächlichen Wirkungsgrad von Fucinis Trattato deUa pittura in
Florenz kaum eindeutige Aussagen getroffen werden können, muss die Schrift als Indiz
einer allgemeinen reformorientierten Tendenz gelten: Nicht zuletzt der Umstand, dass
in den 1620er und 1630er Jahren ausgerechnet im florentinischen Kontext die meisten
Beispiele zu finden sind, in denen Gemäldedarstellungen der Pictura eindeutig die Inven
tio Cesare Ripas widerspiegeln,73 belegt die Auseinandersetzung der Maler mit neuarti
gen Bildkonzepten und die innerhalb eines kurzen Zeitraums schlagartig intensivierte
künstlerische Selbstreflektion im Florenz des frühen Seicento.
nuovo Apollo e morto e un nuovo Apelle((; Vasari/Barocchi 1966-97, Bd. IV, S. 526; vgl. dazu Naldi
2008) offenbart die Topik des Epitheton ornans; fast mechanistisch wird der Vergleich Tizians mit
Apelles bei Pietro Arerino; vgl. z.B. Aretino 1992ff, Bd. 1,1, S. 156, Z. 193; Bd. IV,l, S. 315; Bd. IV,2, S. 219;
Bd. IVA, S. 197, 230, 234; Bd. IV,s, S. 403. Zahlreiche weitere Beispiele der cinquecenresken Apelles
Rezeption z.B. in Arques 2003; allg. zur Fortuna aitica der antiken Künstler in der Frühen Neuzeit
Pfisterer 1999; Pommier 2008; für den nordalpinen Raum vgl. Pfisterer 2010.
70 Vgl. das ähnliche Vorgehen Vasaris im Proemio deHa terza parte delle vite; Vasari/Barocchi 1966-97, Bd. IV, S. 12.
71 Galilei 1968, Bd. XIV, Nt. 2284 (S. 366f.).
72 Vgl. Panofsky 1954.
73 Leuschner 1997, S. 294-297; Leuschner 20°9, S. 310; außerdem der Beitrag von Ulrich Pfisterer in diesem Band.
153
Fabian Jonietz
Anhang
Die vorliegende Transkription gibt BNCF, Ms. Palat. 262 unter Ausschluss des Trattato
delle Conchi8lie wieder. Zugunsten einer möglichst originalgetreuen Edition wurden
Rechtschreibung, Groß- und Kleinschreibung, Akzente und Interpunktion des Originals
weitestgehend beibehalten und nur dort der modernen Orthographie oder Grammatik
angepasst, wenn es für das Textverständnis notwendig erschien. Streichungen wurden
nicht berücksichtigt, supra- oder infralineare Einfügungen liegen nicht vor. Abbrevia
turen sind weitestgehend aufgeschlüsselt, sonstige Ergänzungen und Erläuterungen im
Fließtext sind durch eckige Klammern [] gekennzeichnet. Die an den linken Seitenrän
dern des Manuskripts notierten Marginalien stammen vom gleichen Schreiber wie der
Haupttext. In den Fußnoten sind die wichtigsten Verweise und Übernahmen Fucinis
aufgeschlüsselt, vereinzelt wurden zudem Paraphrasen durch Zitate der Textvorlagen
verdeutlicht. Aufgrund der weitgehenden Übereinstimmung des Capitolo della pittura
mit dem Tractato di pictura des Francesco Lancilotti wurde hier auf eine Kommentierung
verzichtet; verwiesen sei diesbezüglich auf die kommentierten Ausgaben Lancilotti/Raf
faelli 1885, Lancilotti/Barocchi 1971 sowie Lancilotti/Miedema 1976.
[3 r]
Trattato
Della Pittura.
dove
In questo proposito si
discorre di molte cose
curiose, e degne di essere
intese.
Di Piero Antonio Fucini da
Castiglione Fiorentino, Fisico,
e
Medico.
Copiato fedelmente da un Originale antico
e
Dedicato
Al Sig. Ruberto del Beccuto nob. Fior:o
154
Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
[3v] [Leerseite]
[4r-v] Nomi degli Autori citati nella presente Opera.74
[5r] Discorso della Pittura
Eeeelsa gratitudine per eerto mostra Artaserse Re, e Monarea de' Persi, Medi, et
Assirj, mentre da Semplice Uomo gli fu presentato un porno di Cotogno, onde mostrando
egli, ehe cia gli fosse grato, in rieompensa, volse, ehe per pregio di quello, da Suoi Mini
stri gli fosse eonsegnato una Citra. E maggior poi feee palese la benignita, splendidezza,
e liberalira dell'animo Suo, quando da rustiea persona gli fu presentato dell'aequa, ehe
dal fiume prese eon il eoneavo della mano, qua1e aneora gratamente aeeettata eolla solita
magnaminira, ordina, ehe gli fosse donato gran quantira di danari, seeondo ehe raeeonta
Plutarco nella vita di Artaserse. Che pure a questo proposito diee Seneea il Morale/5 ehe lib. 5 de Benefic.
mentre Ces are si ritrovava alla gloriosa impresa di Spagna, da un Suo Soldato con [5V] la cap: 18. [sie]
eelata, 0 l'Elmo, ehe vogliam dire, gli fu portato dell'aequa, qua1e da' esso benignamente
fu ricevuta, e dopo di quella impresa, il Soldato fu rieognoseiuto da Ces are di possessioni,
et altro eonforme a ehe meritava. Per la qual cosa, faeendo io un presente a V. S. Ill:ma in
vero piccolo al Suo grandissimo merito, pera prego, ehe vogli aeeettado nel modo, ehe
feeero tanti altri uomini segnalati, non pretendendo ad altra remunerazione, se non ehe
tal volta mi faecia partecipe della grazia Sua.
Ora faeendo il dono a V. S. Ill:ma di una Santa, vaga, e bella Pittura, mi pare dunque di
dovere diseorrere di questa nobilissima Arte. Laonde, non poteva io fadi un presente piu
proporzionato di questo, ed a similitudine di quello Artefice, del qua1e fa menzione
Giesu Sciraeh Uesus Sirach] nell'Eec1esiastico, qua1e avendo desiderio di eompi[e]re le Sue cap: 38.
opere. Cor suum dabit in similitudinem pieturae. Ora io eome quello ehe ho desiderio di
eompi[e]re le mie opere, e fade perfette eon la Sua protezione, fara a guisa di Pittore, e di
Sineercissimo Servo, come si legge appunto nei Machabei, e pera gli dono il mio eore, ehe lib. 2. cap: 2.
e il mio eorpo, nella similitudine di questa Pittura, a fine, ehe vedendola si rieordi di
uno, ehe ha tanto desiderio di servirlo, atteso ehe le Pitture non son fatte ad altro fine
1:6r] se non per ricordanza di quello, ehe l'uomo desidera, ed anehe talvolta per diletta-
zione, siceome per divotione, e memoria. Ne avver[ti]va a Lei, co me persona virtuosa,
quello ehe si legge nella Sapienza, ehe l'Effigie seolpita per Pittura all'insensato induee cap: 15.
eoncupiseentia, si eome insensato al Populo d'Israel indussero Idolatria le imagini di
74 Vgl. Anm. 40.
75 5eneca 1989, V,19 (5. 436- 438).
155
Fabian Jonietz
quelli Idoli, e pitture di altri animali, davanti a' qua li stando, facevano orazioni come
cap: 8. racconta Ezzechiel. Hora questa davanti a V. S. Ill: llla co me sensatissimo, divoto, e dotto,
penso sara per renderli al sicuro, inclinazione prima verso Dio, e secondariamente qual
che ricordanza dalla servitu mia verso di Lei.
11 Norne poi della Pittura, ha due considerazioni, e prima, Pittura s'intende quella Ima
gine, che rappresenta la specie d'a1cuna cosa, e secondariamente si intende l'Arte,
mediante le regole della qua1e si compongono le Figure. 11 Norne dunque di essa, come
dice Sant' Isidoro, non ha da esser Pittura, ma fictura, perche con le linee, colori, ed
ombre finge molte cose, che vere non sono, dicendo. Pictura autem dicta, quasi fictura,
est enim Imago ficta, non veritas,'6 l'azione della qua1e dai Greci e stata detta ypacpw
[ypacpo], come a dire grafo, cioe dipingere, e dalli Ebrei nj?i1 [nachahmen] [Gv] chikah
lib. 35· cap:9· ovvero t:J?1l [Abbild] Kalangh.77 Et in somma questa e un'arte lattinamente detta da Pli
nio Ars pingendi, et il Pittore quicquid cum arte pingit. 11 subietto della qua1e 10 pone
lib. de cäs procat:
cap.1. Galen0
78 parlando della Pittura, quando dice, Et versater circa colores tanquam circa
materiam. 11 certame, 0 combattimento della quale prima fu istituito appresso dei
Corinti, e Delfi, che mediante esso fino a questo giorno se ne conserva una specie, come
anche appresso agli Architettori, dicendosi Ordine Corintio, come vogliono ancono i
Scultori.
Di questa Arte fecero menzione molti delli Antichi, et in particolare Antigono e Xeno
lib. 34. cap. 10. crate, come c'insegna Plinio;79 che per mostrare l'essenza di essa, Vitruvio disse.80
Pictura
lib. 1. cap:8 [sie]. fit imago eius quod est, seu potest esse, ut[i] homines [sie], navis. atq.[que] certis corpo
rem [sie] finibus figurata similitudine, che per maggiore intelligenza metteremo la defi
lib. 4. de subtil. nizione, che mostra il Cardano 81 dicendo Pictura est imitatio affectuum, qua: sunt in nasceno de luce,
et lumines
76 Isidor von Sevilla: Etymolo8iae, Kap. XVI: De piewra. 77 Die Lautschrift ist unklar. Die vom Kopisten verunklärten hebräischen Zeichen meinen höchst-
wahrscheinlich »Zelem(<.
78 Gemeint ist De eausis proeararctieis. Vgl. Galen 1998, VI,61-67.
79 Vgl. Plinius, Nat. hist. XXXIV,83 u. 84.
80 Vgl. Vitruv/Barbaro 1567, VII,s (S. 242): »Namque pictura imago fit eius, quod est, seu potest esse, uti hominis, a:dificij, navis, reliquarumq;[ue] rerum, e quaru[m] formis, certisq;[ue] corporum finibus
figurata similitudine sumuntur exempla, ex eo antiqui, qui initia expolitionibus instituerunt, [ ... ](<.
81 Cardano 1663, Bd.lII, S. 47- 672: De subtilitate, hier S. 417-434: De luee & lumine, Zitat S. 428: »Quid enim
aliud est pictura, quam imitatio affectuum qua: sunt in corporibus, ad luminis comparationem ex solo plano? Nam etsi animi etiam dispositione ex pictura liceat coniectari, non tarnen aliter quam
ut per corporeos affectus exprimuntur: Dixi ad luminis comparationem: unde alia erit natantis
facies, alia eius qui est sub radiis Solis, alia vero noctis quadam obscuritate, alia sub lumine Luna:,
alia candela: constituti, ob id decet admota lucerna experiri.«
156
Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
eorporibus ad luminis comparationem ex solo plano nam et si animi etiam dispositione
ex pictura lieeat conieetari, non tarnen al[i]ter quam, ut per eorporeos affectus expri
mantur [exprimuntur]. Diehiarando poi queste parole soggiunge, cosl dicendo, Dixi ad
luminis eomparationem, unde alia erit natantis facies, alia eius, quae [qui] est sub radijs
solis, alia vero noetis quadam obscu- ur] ritate, alia sub lumine Luna:, alia eandel[a]e
constituti, ob id deeet admota lueerna experiri.
Questa definizione a mio giudizio pare assai buona, ma meglior di tutte. Si seorge esser
quella, ehe pone Pietro Sainet Fleur monspeliense nellibro intitolato Tesoro di Aristo
tile, et con la sua autorita nellibro de Mundo dice. Pictura alhorum nigrorumque colo
rum, e[a]eterorumque et rubrorum naturas inter se attempera[n]s effigies rerum efficit
eonsonans [eonsonas] exemplaribus.8z
Onde chi vuol sapere poi in pratica la dichiara
zione di questa definizione potd vedere monsignore Daniello Barbaro, Pietro Burgense
[Piero della Franeesea], e Melozzo Ferrarese [Melozzo da Forn] ehe a pieno, e benissimo
diseorrono deI modo di far figure eon eolori mediante le regole Geometriche, et Arith-
metiche, et Arte della Pittura eon la perfetta Perspettiva, il ehe fu mostrato da Plinio, da lib. 36. cap: XI.
Platone,83 e da Leone Batista nellibro de' Pictura. Et dal1e Figure oblique fu seritto da lib. X de Republ.
Cimone Cleoneo; ehe poi per esempio ne disse akune cose Plutarco de diserimine adula-
torj, et amici.84 E pero eon ottime regole, e con ragione come nota Aristotile fu dipinto il
mare Ceruleo, i fiumi pallidi, et i laghi di color bianeo, SI eome altre eose di divers i eolori,
seeondo ehe richiede la loro proporzione.
Per esser dunque la Pittura un Arte Nobile, si come scrisse Galeno in quell'orazione
uv] persuasoria ad bonas artes85 eap: 6. ne fu fatto da la [?] comparatione con la Poesia
parendo quasi ehe siano una cosa stessa, dicendo Filostrato nellibro 1. delle Imagini, ehe
la Poesia era simile alla Pittura, si come in quelli versi afferma Horatio dicendo
Ut Pictura Poesis erit, quae si propius stes
Te eapiet [eapiat] magis, et qu[a]edam si longius a[b]stes.86
Et Plutareo dove egli insegna il modo in quellibretto eon il qua1e si devono ascoltare i
Poeti, serive ehiaramente, ehe la Poesia e una Pittura parlante, e soggiunge, ehe eome
82 Saint-Fleur 1562, S. 106v. Vgl. auch ebd., S. 306r-v.
83 Gemeint ist De re publica/Politeia. 84 Plutarch: LibeUus de disaimine adulatoris et amid. 85 Galen: Oratio suasoria ad artes [auch: Adhortio ad artes addiscendas], vgl. Galen 1997, Bd. I, S. 1-39.
86 Horaz: De arte poetica V, 36lf.
157
Fabian Jonietz
nella Pittura non si biasima la bruttezza delle cose rappresentate, purehe elle siano rap
presentate bene, ehe medesimamente nella Poesia non si deve biasimare la bruttezza dei
costumi, se e1la sia espressa artificiosamente; e pero bene disse in questo proposito
Filippo Beroaldo, Laus optimi Poeta:, ita graphica cuneta [de]seribentis, ve1 potius depin
gentis [depingentus], ut ea oculis legentium speetanda subijeere videantur;87 per la qual
eosa cognoseendoci una tanta relazione, e eongiungimento fra queste due arti liberali,
ehe io erederei, ehe una si potesse definire eon l'altra e l'altra eon l'una, e pero Tome
Correo ne1 eomento [sie] della Poetiea di Horatio ne1 principio ben dis se, ehe Poetria est
Pictura loquens, Pietura vero Poetria taeens.88
Si co me aneora da al tri la Pittura vien
detta Ignuda Poesia. [8r] Che in vero per l'eeeellenza, e grandezza di essa si dice esser
lib. 35. cap. 1. laudabile esercizio per quelli ehe l'esercitano, imperoeehe Plinio dice, esser di tanta gran
dignira la Pittura, ehe era desiderata fino da' Regi per esercitarla, e' chi la metteva in
opera era diehiarato Nobile, ehe pure e nobilra imitare i suoi maggiori, imperoeehe eon
Pittura, 0 altro faeendo huomini, e Donne, come prima degli al tri feee Eumaro Ateniese,
ehe secondo Plinio Marem [al feminamque [sie] diserev[er]it,89 si va imitando Dio istesso,
ehe avanti di tutti realmente feee l'huomo, e la Donna; e pero fu laudato assai Fabio
lib. 1. TuscuL nobilissimo huomo, perehe esercito la Pittura, come raeeonta Cieerone.90
Fu eeeellente
Pittore Adriano Cesare imperoeehe eon gran perfezione faeeva imagini di cera, e di ereta,
e si esercito in questa arte, tanto ehe cercava di eeeedere non solo li arte fici di tale profes
sione, ma altri di altre arti, e come non poteva eccederli, 0 faeeva in modo, ehe si allonta
nassero, da esso, 0 vero gli face va aeeedere, come raeeonta Dione Greco, e Dionisio Cassio:
Mareo Antonio Imperatore aneora soleva dipingere, havendo preso per suo maestro Dio
geneto, uomo peritissimo in questa Arte, eome dice Giulio Capitolino nella sua vita, e se
ben mi ricordo Eeetiopio. Et si co me i Preti, eos1 i Pittori hanno avuto grandissima
lib. 4 Respub. autorira, ma pero di co se eonvenienti [8v] dieendo Platone in ipsis enim speetandam esse
eonvenientiam, e ehe sia ancora la loro potesra giusta, come vole Horatio nella Poetiea
mentre dice
Pictoribus, atque Poetis
Quidlibet audendi semper fuit a:qua potesta?l
87 Cicero 1549, S. 356v (Kommentar Beroaldos). VgL zum gleichen Argument Beroaldo 1513, S. 6v,7V,
73v. 88 Correa 1587. 89 Plinius, Nat. hist. XXXV,s6. 90 VgL auch Plinius, Nat. hist. XXXV,l9-91 Horaz: De arte poetica 9-10.
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Per maggior Nobilra poi, i Pittori, e per la eloquenza, ehe devono ave re so no stati eollo
eati aneor loro nel seggio appresso di Mereurio, come vole Galeno nell'orazione persua-
soria alle bone arti eap: 2., e questi son quelli de' qua li parlando il medesimo Galeno,92
lib. 1. De temp:
diee ehe in qualsivoglia sorte di speeie fanno quel piu di bello, ehe l'uomo si puole ima- cap: 9·
ginare, e per grandezza di questa arte si seorge, ehe fino ha eonvenienza con la medieina,
atteso ehe da Galen093 vien detto, ehe la Pittura e neeessaria a' mediei mediante erediamo lib. 1. meth. cap: 7.
noi al cognoseere la qualira dei eolori per haver eognizione dell'essenza, equalira delli
eserementi, si come insegna nellibro dell'arte medieinale, dal eolore del corpo humano,
et in partieolare del volto, potersi eognoseere le complessioni degli huomini. Onde dal
medesimo fu aeeettata l'opinione di Quinto mentre disse/4 ehe fino al Pittore si aspet ta lib. 3 Sanit.
eognoseere ancora le urine. Et a corroboratione di eia per ragione della visione riferisee Tuen. cap. 13·
questo tale Amore, ehe dai Pittori con i eolori eerulei, e fusehi, si giova alli oeehi, e si
rierea la visione [9r] dicendoei di piu dal medesimo/ 5 ehe mentre i soldati di Zenofonte lib. X. de usu par:
feeero viaggio per le nievi, ehe e color bianeo disgregativo, et estremo, furono offesi nelli cap: 3·
oeehi; si eome di subito perdevano la luee quelli, ehe da Dionisio Tiranno erano per
tempo tenuti in oscurissimo eareere, e poi colloeati in una stanza di bianehissimi muri,
e cosi venivano a essere offesi nelli oeehi, e cosi interviene a quell i aneora, ehe ei hanno
qualche malie, eome infiammatione detta da' Greei Ophtalmia, mentre pera ehe vedono
la luee, per la qual eosa questi tali si devono tenere in loco oseuro, atteso ehe per 10
oseuro, 0 fusco la visione si rende piu perfetta, e meglio li mantiene, come sopra hab-
biamo detto; il ehe viene confermato da Tueidide eoll'esempio della grande Eeclisse, ehe
fa il Sole, dicendo, ehe in quel tempo per la tanta oscurira di esso, si vedono alcune stelle
in Cielo.
Tengo dunque eertissimo, ehe la Pittura sia una delle piu sublime Arti, ehe l'Huomo
possa esereitare, essendo ehe in essa si seorgano tutte le altre, e ehe ingrazia di quella e neeessario sapere di tutte le Seientie, perehe dovendo il Pittore fare una Historia perfetta,
e perehe in essa vi si vuole rinehiudere qualche cosa, ehe riehieda il sapere fuora della sua
Arte, e neeessario, ehe esso la sappia [9v] et ha questo di eeeellente, perehe a volerla far
bene, vi si opera con l'Intelletto, eeeolo speeolativa, e con le opere, eecola Arte, e pera si
92 Galen 1997, Bd. I, S. 509- 694: De temperamentis, hier S. 559-571. 93 Galen 1997, Bd. X, S. 1- 1021: De methodo medendi, hier S. 49- 63-
94 Galen 1997, Bd. VI, S. 1-452: De sanitate tuenda, hier S. 228-232, bes. S. 228: »Simile Quinti apophthegmata est et quod de urinis circumfertur, nempe eas nosse ad pictorem pertinere: etiam
illud, quod de calido, frigido, lumido et sicco ajunt, utique balnearum ea esse nomina.«
95 Galen 1997, Bd. III, S. 1-939 u. Bd. IV, S. 1-366: De um partium corporis humani, hier S. 769-'778, bes.
775-777·
159
Fabian Jonietz
pua ehiamare Scientia, et Arte, e ehe essa li possi colloeare sotto questi due habiti, ehe
COS1 furono addimandati da Aristotile nell'Etiea. Essa ha avuto uomini, ehe per quella
hanno fatto tante dispute per eeeedere l'uno all'altro, eome per esempio di Apelle, e di
Protogene; e di Zeusi, e di Parrasio, faeendo questi per quella assieme gran contrasto. La
Pittura e quella, ehe spinge all'Imprese, co me insegna Stefano Guazzo nel Dialogo del
eognoscimento di se stesso; mentre raeeonta di Giulio Cesare, il quale veggendo in Spa
gna dipinto Alessandro il magno eon le sue imprese, si dolse della sua dopoeaggine, poi
ehe in quella era di trenta anni non haveva aneora fatto alcuna eosa segnalata, il qual
paragone non solamente il feee conoseer se stesso, ma l'indusse a far eose sopra se stes
SO.96 Onde disse Dione Chrisostomo nella duodecima oratione, ehe la Pittura rappresenta
benissimo le attioni, si come fa la Scultura, ma ben e vero ehe non le rappresenta eos1
intiere, eome fa la Poesia; e ehe si rappresenti molte nella Pittura, 10 diee Filostrato nelle
Imagini, ragionando della Pittura nella quale era rappresentato la morte di Cassandra,
COS1 serive. Queste cose, 0 fanciullo, [lOr] se vengono considerate eome Drama, vedremo
ehe molte eose vi maneano, ma se le rimiri eome Pittura, vi vedrai molte eose pÜI, ehe
nell'altre. Et oltra di cia, di questo norne di Pictone97 so no stati addimandati Pittori
alcuni populi dell'Anglia eonfinanti eon i Seoti, de' i qua li in una battaglia con i mede-
lib. 15. de Variet. simi Seoti il Cardan098 ne raeeonta una gran mortalira. rer: eap. 78.
lib. 2 . gen: anim:
eap: 4.
Per la grandezza aneora di quest'Arte si scorge nelli seritti di alcuni Filosofi, ehe per voler
mostrare eome si faeei la generatione, si sono serviti dell'esempio della Pittura; Imperoe
ehe trattando Aristotile99 della generatione edella causa di essa, e co me costituiseono le
parti nelli animali, dice, ehe la Natura per fare questi officij fa appunto co me un Pittore,
quando vol fare una Pittura (onde di qui habbiamo quello ehe prima deva fare il Pittore
per dipingere) prima va disegnando con linee, e poi eon varj colori le adorna, ehe a que-
96 Guazzo 1587, S. 439: »[ .. . ] Del secondo ne diede segno Giulio Cesarem il quale veggendo in Ispagna dipinto Alessandro con le sue imprese, si dolse della sua dapoeeagine, poiche in quella era di trent'anni non haveva aneora fatta alcuna cosa segnalata, il qual paragone non solamente il fe ce conoseer se stesso, ma l'indusse a far cose sopra se stesso.«
97 Pikten. 98 Cardano 1663, Bd. III, S. 1-349: De rerum varietate, hier S. 284: »Nullam gentem funditus adeo excisam
legisse me memini, ut Pictos populos in Anglia: quos ad nominis usque interitum concidisse constat: itaque immerito maxima prodigia hane ealamitatem proeessere: co metes duo autumno, unus solem anteeedens, vere sequenti alter solem sequebatur. Acies igna: ecdo eoncurrere, ae subito altera profligata evaneseebant. Lituus Episcopi, eo Camelodum (ea erat Pietorum regia) saera peragente, adeo arsit, ur nulla humana ope ignis extingui potuerit. Sereno, medi6que die tantus armorum, equonimque ae pugnantium strepitus in agris inter Pictos & Seotos, a quibus Pieti deleti sunt, exauditus est, ut plurimos agrieolas utriusque gentis exterruerit.«
99 Gemeint ist De animalium .generatione.
160
Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
sta guisa eompisee l'opera sua: Et in questo medesimo modo aneora opera la Natura,
quando vol formare l'animale ehe prima eonfusamente, quasi eon linee va eomponendo
il corpo, e poi con i eolori della perfezione dei membri 10 fa perfetto; per la qual eosa
eognoseendo, ehe alli huomini per qualche fine era quasi neeessaria quest'Arte, Aristo- lib. 4. Polit.
tilelOO
disse ehe fra quelle quattro cose, ehe si devono insegnare [lOV] a faneiulli per levarli Cap· 3·
dall'ozio, era l'arte del dipingere, ehe e la Pittura, atteso ehe questo insegna a giudicare le
opere delli Artefiei, e piu a basso dice, poi ehe in universale a tutti questa diseiplina inse-
gna a eognoseere la bellezza di tutte le cose, onde utilissima assolutamente si puol ehia-
mare, et in particolare a quelli, ehe si esereitano a levar piante de i luoghi, e fare altri
artifieij, nei quali si riehiede la Pittura, 0 disegno di essa.
E perehe la Pittura si ripone fra quelle Diseipline, ehe rappresentano le speeie all'oggetto
nostro, dieiamo dunque per saper' questo eon il Cardano,101 ehe di tre sorte sono i modi lib. 17. de Subtil.
eon i quali si rappresentano le figure alla Prospettiva. 11 prima e nelle superfieie, e si rer.
ehiama Pittura; il secondo nei corpi fatti con eelare, e seolpire con i eolori, il terzo e
quello ehe fa i eorpi detto Seoltura, e seeondo altri Plastica, dicendo Praxitele, seeondo
Plinio,102 ehe questa e madre della Seoltura, insegnando a fare i eorpi di tutte le sorti lib. 35. cap: 12.
materie, e fino figare [fieeare] di getto eon metalli fusi, et altro si eome insegna il Van-
noeeio Biringueei da Siena nel suo libro intitolato Pyroteehnia;10
3 della qua1e [i.e. Plastik],
secondo Plinio fu inventore Dibutade Sieioneo [Butades von Sikyon], et seeondo altri in lib. 35 cap: 12.
Samo Isola furono Primi Reco [Rhoikus], e Teodoro [Theodorus].104 Onde tre parti si fa
della Pittura, dice il Cardano nel med.mo luogo, eioe la delineazione, [ur] ombra, e colore,
ehe perei6 ehe Martiano Jureeonsulto lib. 33 ff.lib: de 7 de fundo instuta [instrueto] L 17.
Pietoris Instrumento etc. furon dati gli instrumenti a' Pittori, ehiamati da esso, eeras,
colores, penicillo, eauteria, e da Aristotile105
eoneas.106
lib. 5 de Hist. animo cap: 15.
100 Gemeint ist die Politica. 101 Cardano 1663, Bd. III, S. 47-672: De subtilitate, hier S. 609-635: De artibus, artificiosisque rebus. 102 Nach Plinius war nicht Praxiteles, sondern Pasiteles der Urheber dieses Diktums, vgl. Plinius, Nat.
hist. XXXV, 156: »laudat et Pasitelen, qui plasticen, matrem caelaturae et statuariae scalpturaeque dixit et, cum esset in omnibus his summus, nihil umquam fecit ante quam finxit. (( Vgl. Vasari(
Barocchi 1966-97, Bd. I, S. 15. 103 Biringucciol540.
104 Plinius, Nat. hist. XXXV,152.
105 Gemeint ist De animalibus historiae. 106 Vgl. Di8estae 33,7: De instrucro vel instrumenro legaro [auch: De fundo instrucro],§17: »Marcianus 7
inst. Item pictoris instrumento legato cerae colores similiaque horum legato cedunt, item peniculi
et cauteria et conchae((,
161
Fabian Jon ietz
Et per ehe la Pittura e la piu difficile delle altre sorti rappresentabile, e per cia e piu
nobile di quelle, e questa fa molte eose di piu, ehe non fanno le altre specie, atteso ehe
solo dimostra con i colori mediante in quali, et ombre di essj mostra gli affetti, et ationi
delle eose, ehe si rappresentano, come vuole Filostrato nel prima libro de Iconibus.
lib. 19- Ethim. Quanto all'antichita di essa, e suoi inventori, prima diciamo eon Santo Isidoro,107 ehe gli
cap: 16. Egitij furono i primi, atteso ehe in quelli tempi eon linee circondando l' ombra dei corpi,
faeevano figure, e poi eon eolori, et in ultimo da altri furono perfetionate, eon lumi,
ombre, e distintione delli istessi colori, ehe eosl hoggi giorno fanno i pittori ne' i loro
lib. 7. cap: 56. disegni. Per la qual eosa disse Plinio, ehe Gige Lidio [Gyges von Lydien] ritrova la Pittura
appresso gli Egittij. In Grecia Euehir parente di Dedalo si eome piaee ad Aristotile, et a
lib.35. Teofrasto Polignoto Ateniese.108
Onde seeondo ehe riferisee il medesimo Plinio109
pos
siamo eredere, essere stati ineerti, i principij di questa arte: pera come ella fosse da prin-
lib. 36. cap: 5. cipio, e quando fu prima in Roma manifestata si puol vedere appresso di esso autore;110 il
quale di piu dice, ehe la Pittura con la Seoltura hebbero origine da Fidia, se ben piu tosto
si puol [llV] pensare, ehe havessero principio da Homero Colofanio essendo stato avanti
di Fidia, e questo aneora assai fiod nella Pittura, e Scoltura, secondo ehe riferisee Arehi-
lib.91 cap: XI. loco [Arehiloehos] nel libro de Annalibus. Raeeonta etiamdia Plinio, eome in alcuni
tempi furono molte eeeellentissime Donne, ehe eon gran gloria esercitorono questa arte,
eome Timarete figliola di Micone, la quale feee una Diana in tavola ehe si ritrovava in
Efeso per antichissima Pittura. Irene figliola, e diseepula di Cratino [Kratinos], dipinse
mirabilmente una fanciulla, ehe era in Eleusa Citta diAttica; Calipso, [dipinge] Alcistene
[Alkisthenes], Aristrade [Aristarete] figliola, diseepula di Nearco [Nearehos], Lala eizuera
[Iaia von Kyzikos] vergine perpetua secondo Mareo Varrone, et Olimpia, della quale fu
diseepulo Autobolo [Autobulos], le quali feeero molte eose notabili; eome riferisee il
Fiscio [sie] Historico [Plinius]. ll1
107 Gemeint sind die Erymolo8iae.
108 Plinius, Nat. hist. VII, 205.
109 Plinius, Nat. hist. XXXV, 15.
110 Plinius, Nat.ltist. XXXVI,15: »Non omittendum hanc artem tanto verustiorem fuisse quam picruram aut staruariam, quarum utraque cum Phidia coepit [ .. .J<c
111 Vgl. Plinius, Nat. hist. XXXV,147f.: »Pinxere et mulieres: Timarete, Miconis filia, Dianam, quae in tabula Ephesi est antiquissimae picturae; !rene, Cratini pictoris filia et discipula, puellam, quae est
Eleusine, Calypso senem et praestigiatorem Theodorum, A1cisthenen saltato rem; Aristarete, Nearchi filia et discipula, Aesculapium. Iaia Cyzicena, perperua virgo, M. Varronis iuventa Romae et penicillo
pinxit et cestro in ebore imagines mulierum maxime et Neapoli anum in grandi tabula, suam quoque imaginem ad speculum. [ ... ) pinxit et quaedam Olympias, de qua hoc solum memorarur,
discipulum eius fuisse Autobulum.«
162
Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
Hora per quello, ehe di sopra habbiamo detto, ehe i primi inventori, 0 prineipij della
Pittura sono diffieili a ritrovarsi si puole indurre da questo, perehe molte nationi si sono
pensate di havere tale inventore, e pero tutte per lor gloria hanno dal fuora il norne di
quello, e qui si ritrova eonfusione, si co me nei prineipij di questa, e delle altre Arti, e pero
si puol dire, ehe chi in essa ha ritrovato una eosa, e chi un altra, eome si vede appresso
Plinio, e chi ha eeeeduto in una parte di essa, e chi nell'altra, il ehe saria noioso, e troppo
largo il volerne discorrere.
[l2r] Noi, dunque, dicorrendo eon le Historie Saere, dieiamo, ehe Dio Signor nostro sia
stato inventore di questa diffieile, e nobile professione; impero benissimo sappiamo, ehe
mentre feee il Cie1o, 10 dipinse di Stelle, e sotto norne di figure, ehe quarantotto sono,
secondo Arato, et altri Astrologi, quivi da Sua Divina Maesra furono colloeate: feee la
Terra, et anehe questa adorno a guisa di Pittore eon tante varie piante, et altro, ehe in
essa si ritrova, ehe per mostrar le belle all'aspetto nostro, volse ehe fossero di varj eolori,
co me in quelle appare. Et in Somma ne1 Campo Damaseeno pigliando di quella ereta,
ehe pur colorata di rosse volse ehe fosse, et a guisa di Plastieo, 0 di Scoltore, feee il prima
Huomo, ehe per esser eomposto di terra rossa, 10 ehiamo Adam. De1 quale parlando Lat- lib. de Opis. dei
tanzio Firmiano [Lueius Caeeilius Firmianus/Laetantius], dice, ehe Dio, solo l'Huomo cap: 8.
feee Ce1este, e ehe partieipasse della Sua Divinita.
Preso dunque l'esempio dal prima Faeitore, Seth, et Enos per lassare al mondo il ricordo
delle prime Seientie, feeero quelle due maravigliose Colonne, una di Mattoni, e l'altra di
Pietra, eome dice Gioseffo [Flavius Josephus], e 10 eonferma Mareo Antonio Sabellico,
dove ehe eon figure (si co me poi dopo osservorono di fare gli Egitij eon Jeroglifiei, eome
serisse Oro Apollo, et il Pierio Valeriana) seolpirono i coneetti ehe [l2v] servirono per
eognitione delle eose Divine, et humane; e questo essendo stato avanti de1 Diluvio,
doppe poi possiamo pensare, ehe si come furono inventate le Arti, 0 Seientie da Noe delle
eose divine, et humane, seeondo ehe asserisee il Beroso Caldeo, e da' suoi Figlioli eome lib. 3 Antiquit.
dice Gioseffo, aneora questa fosse ritrovata, e da questi da quali poi diseesero gli Israeliti,
si fosse conservata in quelli fino a quei tempi. Imperoehe Thetel antichissima Senatore,
e Thebit dicono, ehe d'Israeliti furono i primi Scultori, e pittori; il ehe abbiamo da Mose lib. de Nat. rer:.
nei Numen al eap: 21.112
Mentre ehe egli feee fare quel Serpente di bronzo et Aron
nell'Esodi eap: 31. [sict3 il Vitello d'Oro opere fusorio 0 vero seeondo i Settanta Interpe-
112 Numeri 21A-9.
113 Exodus 32,1-4.
163
Fabian Jonietz
tri, Sty10.1l4 Di qui dunque seorgiamo essere stato l'origine di questa Arte, imperoeehe
lib. 3. cap: 6. leggiamo nei Regi ehe ne1 Tempio vi erano dua Cherubini di Seoltura di legno di Olivo,
si co me di piu vi erano al tri ornamenti di varie Scolture, e pitture.
Si fa mentione aneora in Hester al eap: 1. di varie, e maravigliose Pitture, ehe erano ne i
paramenti per adornamento de1 gran convito, ehe feee il Re Assuero. Et Ezeehiel al eap:
40. volendo mostrare la restaurazione della Citra, edel Tempio, faeendo memoria di pit
ture, dice, et ante frontes pictura palmarum eelata, dandoci ad intendere la vittoria riee
vuta per la pittura dalle palme. [13rJ Da questa habbiamo, essere stato antieo costume di
gustare le Pitture, imperoeehe ne i Proverb i al7 si legge usarsi le pitture nei Tappeti, ehe
si faeevano in Egitto, quali servivano per tener sopra de i letti: Come da Jeremia eap: 22.
di piu habbiamo l'antichissima usanza di dipingere le ease di varj eolori, dicendo il
cap. 31. Testo. Pingitque Sinopide.115 E quelle poi, ehe molto si deve stimare e, ehe ne1 Genesi si
fa mentione delli Idoli di Laban ehe pur questi era neeessario, ehe per termini di Seoltura
fossero fatti da qualche Artefice.
Avendo mostro di sopra gl'inventori della Pittura, eome, secondo le nostre deboli forze,
si e notato; Hora diciamo, ehe la Natura aneor lei (come istrumento della Divinira,
lib. 1 de occult. seeondo S. Tommaso, e eonfermato da Levino Lemnio t 6 e stata inventriee di questa Arte
nato secret. [sie] faeendo aneor e1la figure, atteso ehe si legge appresso Plinio,ll7 ehe ne1 dividersi una pielib. 36. cap: 1.
tra vi si vedde dentro seolpita la figura di Sileno, et altre si sono ritrovate eon figure pure
di Huomini, di animali, di piante, et altro, de1 ehe render ragione Alberto Magno con
cap.9. l'opinione di Avicenna 118 lib. de reb.[usJ metall.[icusJ et de lapidibus preciosis lib: 2. eap:
3. E chi cia al presente ne fa fede il Regno di Boemia, dove seeondo ehe l'Agricola serive,
molti di questi spettaeoli si veggono. E ehe piu! Sono stati Pittori, ehe hanno havuto
lib. 35 cap. X. ardire di fare quello, ehe far [13vJ non si puole, atteso ehe Plinio119 riferisee, ehe Apelle
dipingeva i folgori, e tuoni, eon lampi similissimi, si co me ancora alla figura di un suo
114 Zur Diskussion der Übersetzung des hebräischen Wortes VP mit »opere fulsorio« (Guss werk) statt
»stilo« (Griffel) vgl. den Kommentar Lurhers: »Haec perversitas [i.e. die Verkehrung von Gottes Wort]
olim figurata est in omnibus Idolis ac sculptilibus et conflatilibus, quod non obscure indicavit Moses Exo. xxxij., ubi descriprurus formationem aurei vituli dicit, Aaron ex inauribus mulierum
sumptis finxisse seu formasse opere fusorio et fecisse vitulum conflatilem, ubi in hebreo pro )opere fusorio( )stilo( habetur, [ ... ].(( WA, Bd. V, S. 147, Z. 30-34.
115 ] eremias 22,14. 116 Lemnius 1573, S. 1-9: »De Natura, Divinitatis instrumenta(c 117 Plinius, Nat. hist. XXXV1,14: »sed in Pariorum mirabile proditur, glaeba lapidis unius cuneis
dividentium soluta, imaginem Sileni intus extitisse.((
118 Albertus Magnus 1890-99, S. 27f.
119 Plinius, Nat. hist. XXXV,95f.
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Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
Cavallo dipinto avvenne, imperoeehe vedendola un eavallo vero, eomincia a nitrire, pen
sando, ehe fosse come egli era, e non finto. Si legge, ehe un Pittore feee un pezzo di earne
tanto simile allo Naturale, ehe un Cane anda per prenderla. Narra Stratone, ehe Parrasio
dipinse un Satiro nell'Isola di Rodi presso una eolonna sopra di essa essendovi dipinto
una Perniee, la quale veduta dalle domestiche, e vere Perniee, ehe in gabbia erano, si
sbattevano per andare da quella dipinta. Mareo Varrone ci insegna come in Roma si
ritrovava Posi [Possis] Pittore eelebrissimo, ehe faeeva eos1 bene le uve, et i pes ci, ehe . . . 120
vensslml parevano.
Ma degno di eonsiderazione piu piu [sie] delle altre fu, ehe Zeusi feee un fanciullo eon le
uve tanto simili in mano, dove ehe gli ueeelli vi volarono per beeearle non temendo il
Fanciullo, onde Zeusi sdegnato disse, ehe aveva fatto meglio le uve, ehe il Fanciullo;121 il
medesimo poi seeondo Quintiliano fu inventore delle ombre. Nel medesimo tempo fu
Parrasio Efesio, quale aneor esso nella Pittura, ritrova molte cose, per ornamento di essa,
onde venuto in eontentione con Zeusi dell'Arte. Zeusi poi dipinse le Uve tanto per eeeel
lenza, ehe messe fuora, corsero gli Ueeelli nella propria Seena dove erano, per beeearle.
Presenta all'ineontro Parrasio una tavola ove era un [14r] Lenzuolo dipinto, fatto eon
tanta naturale perfet[ t]ione, ehe messo alla presenza di Zeusi, ehe era molto vanaglo
rioso di havere il giudizio delli ueeelli ingannati, eredesse veramente esser' quel Len
zuolo vero, ehe fosse posto per eoprire la tavola, e ehe poi sotto vi fosse la figura, et
eomincia a far' festa, ehe si dovesse seoprire il Lenzuolo, ehe voleva vedere quale opera, e
eognoseendo dopo d'essere stato ingannato, si diede egli stesso per vinto, dicendo, ehe
Parrasio gli era molto superiore, poiehe aveva ingannato lui, ehe era di quest'Arte mae
stro, ehe piu efficaee fu ehe se fossero per l' opera sua ingannati gli ueeelli.122
Che poi per
l'eeeellenza dei Pittori Alessandro Magno vieta per pubblico editto, ehe non faeesse
alcuno il suo ritratto per Pittura se non Apelle, e ehe solo Pirgotele [Pyrgoteles] 10 faeesse
di Seoltura, e ehe non altri ehe Lisippo 10 faeesse di Gesso con Rame fuso, e liquefatto,
co me si legge appresso Plinio.123
lib. 7· cap: 37·
Si ritrova seritto aneora nellibro della Naturale Historia pure di Pliniol24 eose meravi- lib. 35. cap: 8.
gliose del prezzo nel quale erano le Pitture, imperoeehe in questo luogo habbiamo eome
120 Vgl. Plinius, Nat. hist. XXXV,155: »M. Varro tradit sibi cognitum Romae Possim nomine, a quo facta poma et uvas, ut non passes aspectu discernere a veris.«
121 Plinius, Nat. hist. XXX:V,66. 122 Plinius, Nat. hist. XXX:V,65. 123 Plinius, Nat. hist. VlI,125. 124 Plinius, Nat. hist. VlI,126 u. XXX:V,s5.
165
Fabian Jonietz
Bulareo fece una tavola nella quale si rappresentava la guerra dei Magnesi, e da Candolo
[Kandaules] Re di Lidia fu compero tanto oro quanta pesava. 11 Re Demetrio [Demetrios]
havendo preso Rodi non volse ehe si abbruciasse atteso ehe nella parete de1 muro della
Citta vi erano le Pitture di Protogene, che percio hebbe rispetto a quelle, sendo che rife-
b. 35. cap. X, et XI. risee Plinio,125 dove raeconta altre cose maravigliose, et in partieolare, co me Tiberio Pren
cipe compero [14V] una Pittura stimata stimata [sie] sessanta Sesterzi.126
Uno Alessandro
Magno, ehe teneva in mano un fulgore nel Tempio di Diana Efesia fatta da Apelle, fu
pagato venti talenti d'oro;127 che secondo il Budeo, il talento vale seicento scudi d'oro dei
nostri tempi. Attalo Re compero una Tavola di Aristide Tebano Pittore [Aristeides von
Theben] cento talenti,128 e di piu quando hebbe dipinto una guerra dei Persi nella quale
lib. 21. cap. 34. ci aveva fatto cento uomini Mnasone Tiranno delli Elatersi gli fu dato dieci mine per
huomo,lz9 e questo medesimo Tiranno diede a Asclepiadoro [Asclepiodoros] Pittore per
dodici Dei, ehe egli fece per ogn'uno trecento mine, che ogni mina secondo Plinio vale
cento Dramme Attiche.130
Cesare Dittatore per avere Timomaio Bisantino [Timomaehus
Byzantinus] fatto una Tavola eon Aiace solo, e Medea, gli dono ottanta talenti, siccome
pienamente ne discorre il Fiscio [sie] Historico [Plinius], il quale pone molti eccellenti
pittori, e le Opere loro eon le proprie sentenze, pero a quello ci rimettiamo;131 e chi poi
piu copiosamente ne vole intendere legghi Giorgio Vasari nei suoi libri della Vita dei
Pittori.
Fu dunque in tal modo prezzata, et honorata la Pittura in que1 tempo, che merito esser
per le Arti liberali degnamente annoverata, se bene furono stimati ancora i Pittori, et
assai disputati come Zeusi, Parrasio, et altri, qua li fiorirono quattrocento settantaquat
tro anni innanzi aHa venuta di Giesu Christo Signor nostro, mentre Joaehim era Sommo
lib. 5. Pontefice delli Hebrei in [lsr] Hierusaleme seeondo la Cronica di frate Filippo Siciliano
lib. de temp:. Agostiniano, et al tempo che scrisse le sue Historie Herodoto Greco, come riferisce Euse
bio Cesarriense [Eusebius von Caesarea]. E fin tutta la Grecia a ruino, che fosse servo era
lecito impararla, e solo i figliolo dei Nobili, e principali si esercitavano in dipingere, e
ritrarre, e COSt era per virtuoso, e singolare esercitio riputato, e non senza fondamento di
ragione, perciocche a colui, che in questa arte vord essere perfetto (e necessario) co me
125 Plinius, Nat. hist. VII,126. 126 Laut Plinius betrug der Wert des Bildes sechs Millionen Sesterzen, vgl. Plinius, Nat. hist. XXXV,70. 127 Plinius, Nat. hist. XXXV,92. 128 Plinius, Nat. hist. XXXV,lOO.
129 Plinius, Nat. hist. XXXV,99. 130 Plinius, Nat. hist. XXXV,l07. 131 Plinius, Nat. hist. XXXV,136.
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sopra habbiamo riferiti, intendere molte altre virtu, poiehe gli e neeessario esser Geome
tra per intender la Prospettiva, Cosmografo per la Natura dei luoghi. Matematieo per
posseder l'essenza delle linee, superficie e eorpi, et in somma ha da avere varie dottrine,
e notitia di molte cose per potere nelle pitture piu perfettamente la ragione, e propor
tion debita osservare, eon la Natura di ciaseheduna di esse, di modo ehe gli conviene
eome al buon Poeta havere molte parti; onde il Pittore per arrivare al perfetto (in ehe si
deve affaticare pure assai) ha da eereare eon ogni forza possibile di fare le Sue imagini in
modo tale ehe la vista si inganni a cognoseere la differenza dal eerto, al figurato, si come
han fatto akuni di quelli, ehe sopra habbiamo nominato.
Per essere stato dunque l'uso della Pittura in tutte le parti deI mondo, possiamo pensare,
questo essere stato una delle piu [15V] pregiate arti, ehe si siano ritrovate, e ehe siano per
ritrovarsi. Onde sono stati Pittori dell'Asia pure assai, e di valore, molti nell'Affrica come
Egitij per quello ehe sopra habbiamo detto, e di gran sapere, et infiniti al tri nell'Europa
Eeeellenti al pare dei Sopradetti, eome si puol vedere appresso di Giorgio Vasari. E piu
nei mondi nuovi addimandati America, overo Indie oecidentali per quanta habbiamo
letto nellibro di Giovanni Boemo dei costumi delle genti, ritroviamo seritto quivi esser cap: 35.
l'uso della Pittura, nei muri, e Tempi loro, co me in particolare nell'Isola di Puna [die
ecuadorianisehe Isla de PunaJ/32
et con questa oeeasione forse anno in uso tanto gli
huomini, eome le Donne di dipingere il Corpo di varij eolori in molte di quelle parti,
co me nel Peru,133 et appresso i gran Populi degli Inghi [Inka], e degli Arabi, et altri; si
co me ancora in akune altre parti del Mondo si costuma il medesimo, e nell'India
Orientali, et appresso della Natione Turehesea per quello, e riferisee Franeeseo Sansovino Antico costume
11 1 H· . 134 0 d [6] . .. d· h·l d·· delle donne ne 0 oro Istone. n e 1 r nOI eon questa OeeaSlOne possiamo Ire, e e I Ipm- colorirsi la faccia.
gersi la faecia dal1e Donne dei nostri tempi, si co me delli Antichi, sia stata usanza e ter-
mine di pittore per farsi piu belle il ehe si cava da Jeremia, parlando della Citra di Hieru- cap: 4.
saleme, diee: Cum vastata fueris pinxeris oculos tuos stibio. Ma piu proprio si cava dalla
Regale Historia135 mentre si ragiona di Jezabel, ehe per farsi piu bella al eospetto di Je[h] lib. 4. cap: 9.
132 Böhm 1585, S. 235r-v. 133 Böhm 1585, S. 217v-220r. 134 Francesco Sansovino erwähnt zwar an mehreren Stellen (vgL Sansovino 1560, z.B. S. 22V, S. 74r) den
Usus der türkischen Frauen, sich nicht nur die Nägel, sondern die kompletten Hände und Füße zu
bemalen. Er spricht jedoch nicht vom Schminken der Gesichter, sondern stellt vor allem wiederholt
(ebd., z.B. S. 38v, S. 52r) gerade das Verschleiern ihrer Antlitze heraus.
135 Die Angabe der Marginalie bezieht sich auf die alte Zählung, nach der die beiden Bücher Samuel
und die Bücher der Könige zu vier Büchern der Könige zusammengefasst wurden, gemeint ist hier
nach moderner Konvention das II. Buch der Könige 9,30. VgL hierzu und zum Folgenden den Kom
mentar und die Verweise bei Beroaldo 1995, S. 146f., der von Fucini konsultiert worden war.
167
Fabian Jonietz
u pinxit oculos suos stibio. E questo stibio non e altro, ehe Antimonio,136 il qua1e aeco
modato in eerto modo, se ne bagnavano la faecia, e li oeehi per apparire assai belle, ehe
nella Glos[s]a [Biblia latina cum Glossa ordinaria] dice Nieeolo de Lira; idest faeciam
suam fueavit, ait Glossa, et ornavit ur esset gratiosior coram Je[h]u. lJ7 Oltre di questo
lib. 3. cap: 16. raeeonta Alessandro Sardi nel trattato ehe fa dei eostumi delle genti;138
ehe fu usanza
appresso dei Romani servirsi de i colori per aggrandire i lor Dei, imperoeehe tingevano
Giove eon il minio 139 nei giorni di festa, e gli Etiopi faeevano il medesimo a' loro Dei.
Ma ehe piu! L'Arte della Pittura ha avuro ardire di sallire [sie] fino in eielo, imperoeehe i
Pittori mediante questa si sono imaginati di dipingere Angioli, Gloria del Paradiso, tutto
1'Inferno, e fino l' [16v] istesso Dio. Onde Lattanzio Firmiano [Lucius Caecilius Firmia
nus/Laetantius] mostra esser stato fatto eon ragione il dipingere il simulaero di questi;
aecib la ricordanza del sommo Bene ci stia sempre nell'intelletto impressa. Che perb i
Gentili aneor egli hanno havuto costume di tenere del continuo appresso di loro le ima
gini dei Dei Taselari [sie] [Talismani?], ehe eredono ehe gli difendevano da ogni infortu
nio. Co me poi al presente usiamo noi Cristiani, il tenere nelle nostre ease le Imagini di
Dio, della Gloriosa Vergine, e dei Santi; ehe veramente questi ci difendono da ogni male;
quali imagini han fatto aneora e deI continuo fanno, tanti stupendi nei e[i]eli ehe mai
si finirebbe il raeeontarli; il ehe pienamente si pub leggere appresso del Surio [Lorenzo
Surio/Lorenz Sauer], e'l Alfonso de Villegas, nellibro intitolato Flos Sanetorum[.f40
Et a eorroboratione di questo, ehe sopra habbiamo detto, prima si legge eome Christo
Signor nostro si contentb, ehe si vedeva il suo Ritratto, qua1e come da Pittore, da per se
lib. 1. cap: 15. [sie] stesso volse farlo, come si ritrova notato in Eusebio 141
mentre tratta della Eec1esiastica
Historia, ehe il Re Abogarudi [Abgar] Mesopotamia mandb un Pittore per ritrarlo, e cib
non potendoci dal Pittore eseguire, Jesu prese la tela del Pittore, et avostandosela al
Volto, rimase quivi la sua imagine, e cosl fu portata a qual Re. E qui mentre [17r] andava
a quella amarissima Passione della Croee affatieato e ripiena di sudore, da Santa Veronica
gli fu dato il Linteo, e nello aseiugarsi restb in quelle il Suo ritratto, si co me afferma
136 Gemeint ist Antimonsulfid, welches in der Antike als Schminkpuder Verwendung fand.
137 BibLlasacra cum8 lossa ordinaria 1634, Bd. II, S. 914, Anm. 8: »Depinxit oculos. id est,faciem suamfucavit.«, ebd., Anm. 9: »Et ornavit. ut esset 8ratiosior in eonspeetu Iehu.(( (Herv. LO.). Vgl. auch ebd., Bd. IV, Sp. 604
sowie (mit weiterer Textvariation) Biblia cum810sa ordinaria 1498, Bd. II, Komm. »q(( zu Regum IV,IX
(s.p.) u. ebd., Bd. IV, Komm. »t(( zu Hieremie IIII (s.p.).
138 Sardi 1599, S. 220-222, hier 220: »Roma: diebus festis minio tingitur Iuppiter, & Dei inlEthiopia. ((
139 Mennig (rotfarbenes Blei- oder Eisenoxid).
140 Sauer 1572-81; De Villegas Selvago 1588.
141 Eusebius, Historia Eedesiastia, Buch I, Kap. 13.
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Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
Metodio Veseovo di Tiro, et al presente si ritrova in Roma, si come noi habbiamo eon li
oeehi proprj visto. Et in somma morto poi da Josefo, e Nicodemo essendo involto in qual
lenzuolo, vi reste la figura di tutto il corpo: eome al presente si pue vedere appresso del
Serenissimo Duca di Savoia, quale da esso eon gran riverenza viene eonservato.
Infiniti miraeoli dunque sono apparsi nelle figure di Dio, della Beata Vergine, e dei Santi,
ehe eos1 le perrnetteva il Signore. Serive Niceforo, ehe una Imagine di Christo in Con- lib. 15· [?] cap: 42.
stantinopoli, perehe Martino Imperatore non feee il rieetto di alcuni Christiani parle
con dire, ehe egli mentre vive va haveria patite molte pene. Raeeonta Giovan Batista lib. 1. cap: 6.
Fulgosio/42 e Santo Bonaventura nella Vita di San Franeesco, come una effigie deI Croci-
fisso disse a San Franeesco nel Tempio di San Damiano, ehe esso riparasse alla Sua Chiesa,
co me poi feee. Et a San Tommaso rispose eome haveva seritto bene quellibro contra gen-
tes. Diee il Nauclero Genes. [?]39. come nel1l42. per eomandamento di Papa Innoeentio
Seeondo, San Bernardo andando per metter pace far i Principi, mentre era presente [17v]
all'Imperatore, et altri, fu sentita una voee da una Imagine della Santissima Vergine
Maria, ehe dette, Salve Bernarde.143 Si legge aneora eome in molti luoghi dell'Europa
mentre alcuno haveva beffato le imagini Saere da quelle esser venuto fuora il Sangue, e
questo s'intende ehiaramente da un libretto di Atanasio Magno, quale viene aeeettato
dal Sinodo Niceno, e si ritrova stampato appresso il Lippomano tom: 8. dove dice ehe in
Bitinia [Bithynien] da un Giudeo, essendo maltrattato un imagine di Christo feee San-
gue, del quale chi si ungeva, per qualsivoglia male, da quello era liberato. E piu Gregorio
Turonense nellibro ehe fa in Gloria Martirem eap: 21. eonferma, ehe un altro Hebreo
mentre pereosse un Imagine di Christo, venne fuora il Sangue.l44
Ci saria da dire altre
gran eose, eome della Gloriosissima Vergine Maria, dei Santi, e Sante, ma questo ci basti
per mostrare la grandezza, e nobilra dell' Arte della Pittura, e Sue imagini, ehe pure Dio
eon l' effigie Sue ha voluto mostrare tanti Miraeoli al mondo.
Si raeconta nel Genesi al eap: 30. come Jaeob si feee riceo mediante il eolore come materia
dei Pittori, atteso ehe con il eolore verde, bianeo, e nero delle tre verghe di mandorlo,
oppio [pioppo] e Platano, ehe messe nelle aeque mentre il gregge beveva, ehe poi nell'
142 Fregoso 1565, S. 109. 143 Nauclerus 1564, Bd. III, S. 206f. 144 Gregor von Tours 1885, S. 501: »[ ... ] Nam Iudaeus quidam, cum huiuscemodi imaginem in tabulam
pietam ac parieti adfixam in eclesia saepe vidisset, ait: >Ecce seductorem illum, qui nos genusque
nos trum humilavit!< Et sie nocte veniens, telo ipsam imaginem verberat, elisamque de pariete, opertam veste, ad domum portans, flammis parat exurere. [ ... ] Nam de vulnere, ubi imago transfossa
fuerat, sanguis effluxit. [ ... ]«.
169
•
Fabian Jonietz
[18r] usare insieme, essendovi il colore di quelle, nasceva il gregge di eolori diversi, il
quale veniva poi ad essere SUO, secondo il patto, ehe eon Laban suo Suoeero fatto haveva,
et in questo modo si feee molto riceo. Onde di quei hanno usato akune di tenere le ima
gini nelle eamere loro, et in particolare delle belle, aeciü ricordandosi di esse, e vedendole
mentre usano eon le donne possino generare belli Figlioli, co me di essi poi ne naseono;
ehe ciü possi avvenire ce ne fa fede Sorano nobilissimo Serittore di Medicina, et akune
altre Historie 10 confermano; Imperoeehe si legge di Dionisio Tiranno, essendo ehe egli
si aeeorgesse di esser deforme, e brutto del eorpo, e non volendo i figlioli simili a se
stesso, sempre era solito mentre usava eon la moglie, tenere avanti alli oeehi quakhe
vaga, e bella pittura, aecioeehe in quest'atto nel desiderare quella bellezza, quelli spiriti
eon impressi di tale speeie, e misti con il Seme, deI quale si deve fare la generatione,
si ereasee poi un eorpo bello, ebene organizzato seeondo l'anteeedente desiderio, il ehe
viene eonfermato aneora dalla dottissima Squola dei Medici .
Havendo diseorso a bastanza di quanta era neeessario per mostrare l'eeeellenza della
Pittura, hora per eompimento del nostro diseorso diremo, eome essa si deseriva. Onde
si cava da Ces are Ripa nella sua Iconologia [18v] come si forma bellissima Donna, con
neri, e grossi eapelli inanellati, e sparsi in diverse maniere, et con inareate ciglia, ehe
mostrino fantastiehe pensieri. Si copra la boeea con una fascia liga ta dietro agli oeehi,
eon eatena d'oro al Collo dalla quale penda una Maschera, ehe nel fronte habbia seritto
IMITATIO; terra in mano il pennello, e nell'altra la tavola con veste di drappo eangiante
la quale le copra li piedi, et a' piedi di essa si potranno fare alcuni istrumenti della Pit
tura, per mostrare ehe la Pittura e esercito nobile, non si potendo fare (co me habbiamo
detto) senza molta applieatione dell'intelletto, dalla quale applieatione sono eagionate,
e misura te appresso di noi tutte le professioni di quakhe voglia sorte, non faeendo le
opere fatte a easo, quantunque perfettissime alla lode dell'autore, altrimente ehe se non
fossero sue.
Questa imagine, si dipinge molto bella, e ehe la bellezza note Nobilra, si vede, perehe
Cap: de species. l'una, e l'altra e perfettione, l'una, e l'altra e degna d'Imperio, come disse Porfinio; e
seeondo il detto di Homero ambidue piaeciono, e dilettano; muovano, et innamorano;
ma l'una, ehe e eorporale primieramente i sensi, e l'altra ehe e intelligibile l'intelletto,
anzi non pur sono simili, ma l'istesso riputato da molti Filosofi, e volgarmente si vuol
eredere ehe per il piu [19r] dove sono belle qualira deI Corpo, vi siano quelle dell'animo
170
Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
aneora, come si cava da Galeno,145 e vien detto dal Filosofo in eorpore torto, non potest lib: quodanim:
essere anima reeta; ehe per consequenza dove e il corpo bello, riluee anima bella, e giu- muor. sop. corp: temp:.
sta, e dove e bellezza vi si seorge ancora nobilra.
Si fanno poi neri, e grossi, i eapelli della Testa, perehe stande il buon Pittore in pensieri
eontinui dell'imitazione della Natura, e dell'Arte, in quanto da prospettiva, ehe e oggetto
dell'oeehio; e per questo bisognandoli i quali continuamente haver' la fantasia fatti gli
effetti visibili della Natura, viene per tal eagione a prendere molta eura, e manineonia
ehe genera poi adustione, eome dicono i Medici, dalla quale naturalmente negli huo
mini eon molti altri queste particolare accidente si produee.
Con anellature, et in diverse parti saranno i Capelli hirsuti, e sparsi in alto, ehe appa
risehino tali eose prodotte dalla negligenza, perehe naseono questi esteriormente dalla
testa, eome interiormente ne nascono i pensieri, et i fantasmi, ehe sono mezzi co me alla
Speculatione, eos1 aneora all' opere materiali.
Inareate le Ciglia mostrano meraviglia; et veramente il Pittore si estende a tanta sottile
investigatione di Cose minime [19VJ in se stesso per aiuto de1l'Arte Sua, ehe facilmente
n'aequista meraviglia, e manineonia.
Rieoperta la boeea; e inditio, ehe non e cosa, ehe giovi quanta il Silentio, e la Solitudine, e
pero si riferrano i Pittori in luoghi seereti, non perehe temino riprensione de1 imperfetto
lavoro, eome volgarmente si stima.
Si sra eon Catena d' oro al collo onde perde la Maschera, per mostrare, ehe l'imitatione e eongiunta eon la Pittura inseparabilmente.
Quelli anelletti della Catena mostrano la eonformita di una eosa con l'altra, e la eongion
tione, perehe non ogni eosa come riferisee Cicerone nella Rhetoriea, il Pittore impara dal
Maestro, ma con una sola ne apprende molte, venendo per la conformita, e similitudine
eongionte, et ineatenate insieme. La qualira dell'Oro dimostra, ehe quando la Pittura
non e mantenuta dalla Nobilra, facilmente Si perde, e la masche ra mostra l'imitatione
conveniente alla Pittura.
145 Galen 1997, Bd. IV, S. 767-822: Qyod animi mores corporis temperamenta sequantur.
171
Fabian Jonietz
Fu dimandato dalli Antichi imitatione quel diseorso, ehe aneor ehe falso si faeeva con la
guida di qualche verira sueeesso, e perehe volevano, ehe quei Poeti ai qua li mancava
quella parte, non fossero poeti riputati, COSt non so no da riputarsi i Pittori, ehe non
lib: de antica l'hanno, essendo vero quel detto di Plutareo, ehe di sopra habbiamo aeeennato ehe la da Poetica [ ] p. 11 p. 1 p. 11 p. . V 'h d·f-c . . 20r oeSla taee ne a Ittura, e a Ittura ne a oeSla raglOna: ero e e e sono 1 lerentl
nel modo di imitare, proeedendo per oppositione, perehe gli accedenti visibili, ehe il
Poeta eon 1'arte sua fa quasi vedere con l'intelletto per mezzo di aecidenti intelligibili,
sono prima eonsiderati dal Pittore per mezzo delli quale fa poi, ehe la mente intende le
cose significate, et non e altro il piaeere ehe si prende dall'una, e 1'altra di queste profes
sioni, se non ehe a forza di arte quasi eon inganno della natura, fa 1'una intender co'
sensi, e 1'altra sentire eon l'intelletto. Ha di bisogno, dunque, la Pittura della imitatione
di cose reali, il ehe aeeenna la Maschera, ehe e ritratto della fama dell'Huomo.
Deve aver la veste eangiante perehe mostra, ehe la Variera partieolarmente diletto, come
mostrano i piedi ricoperti, ehe quelle proportioni le quali sono fondamento della Pit
tura, e ehe vanno notate nel disegno avanti ehe dia mano a' co lori, devono ricoprirsi e
eelarsi nell' opera compita; e come e grande Arte presso agli Oratori saper fingere di par
lare senza Arte, eos1 presso ai Pittori saper dipingere in modo, ehe non apparisea l'arte se
non a' piu intelligenti: e quella lode, ehe so la attende il Pittore eurioso di fama nata dalla
Virtu, ehe poi l'innalza, e rende il Suo Norne di eterna Memoria. 11 Fine.
[20V-21 v] [Leerseiten]
[22r-34v: Trattato delle Conehiglie]
[35r] Capitolo della Pittura
Mentre il Nipote del Veeehio Saturno,
agli Antipodi lucido risplende,
a noi eelando il bellurne diurno,
E l' onde salse la negrona fende.
fra Ischia, Baia, Procida, e Pozzuolo
come huom ehe e stanco, e ehe riposo prende
Dormiva, e nel dormir, seendere a volo
Vidi Donna dal Ciel, 1'aria trattando
fin ehe fu giunta sopra al marin suolo
per la verde piaggia, iva mirando,
et a me tutta humile s'appressava
poi si innalzava, e quasi allargando
172
Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
Talche eol eapo Levante toeeava,
eol pie Ponente, e con le braecia poi
Settentrione, e Mezzo d1 pigliava
I'voleva gia dir, ehe s[i]ete voi!
quand' ella a me, non so per qual ventura
hoggi qui manifesti agli oeehi tuoi.
10 son la profondissima Pittura,
ehe vi vengo a doler sopra quest'aeque
poi ehe la Terra di me piu non eura.
Oltre ad ogn'altra eosa mi dispiaeque
ehe poste in le Sett'arti liberali
non fui, benehe da ignorantia naeque.
[35V] Non san, eh'io posso i miseri mortali
Alzare a volo chi mi segue, et ama
a viva forza fin al Ciel senz' ali.
Chiunque Arte Meeanica mi ehiama
legga l'antic[h]e storie, e vedra quanto
altrui per me aequistasso honore, e fama.
Apelle il Greco si puo dare il vanto
ehe '1 famoso Alessandro gli eoneesse
in don['] per me Colei, ehe amava tanto
Zeusi feeeli eose tanto espresse
Vive, ehe prezzo non bastando all'arte,
Donarle innanzi ehe venderle eiesse.
COS1 si vede per l'antiehe Carte
Che Alessandro pago cento talenti
Di Man del grande Apelle il vivo Marte.
Ma perehe di saper par ti contenti,
vale un talento ottanta libbre d'oro
hora son questi prezzi al mondo spenti.
Filosofo, e Pittor fu Metrodoro
per quanto e quel stimato entro d'Athene
Ma in dubbio quel valesse piu di loro.
Rodi Citta colle contrade amene
Perde Demetrio Re, per non guastare
la Pittura, ehe feee Protogene.
Candaulo Re volendo ben pagare
173
Fabian Jonietz
la Tavola ehe gia Bularco pinse,
la fe eon oro fin eontrappesare.
Parrhausio Zeusi coneorrendo vinse
L'un gli ueeelli inganne 1'altro il fattore
d'una tovaglia, ehe ben la distinse.
[36r] Oltre la gloria, e fama, oltre l'honore,
Tredici mila libre d' oro dette
di dua figure Agrippa ad un Pittore
Cento talenti al Re Deatolo [Attalos] stette
la Pittura d'Aristide Thebano,
ehe fra le cose piu degne si mette.
Fioriva allora l'Imperio Romano
Che la famiglia Fabia alta, e potente
giunse al penne1la valorosa mano
Pere ehe dir Pittura drittamente
Vorra per proprio norne piu, mi dica
un altro Dio, e Natura in fra la gente.
10 son piu eh'altra al Sommo Giove amica
piu presso a lui spiegata la mia insegna
Si vede sempre, e leggi la rubriea.
Finita eh'ha il Pittor l' opera sua degna,
e riverita, e si figura a Dio
in me, et solo in me tal gratia regna
Un tempo amata fui, poi '1 van desio
1'otio, le piume, l'avaritia, e '1 gioeo
tolse quest'uso, e posermi in oblio.
Guarda s'io debbo avere il prima loco
e se '1 Pittore altrui debbe ire innante
e se faeendo il mio dir non fa poeo.
Pue eolorire in Cie1 Giove il tonante
la Luna, il Sole, le Stelle, i Dei eoi raggi
lucidi, eh' eseon dalle luci Sante
L'Aria di poi, e eome par ehe eaggi [sie] [raggi]
folgor, grandine, pioggia, tuoni, e lampi
Nuvole, Venti, Usci d'aeque, e Se1vaggi
[36v] COS1 la terra, i monti, i eolli, i eampi
gli Uomini, le Citta, le fier' e i bosehi
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Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
polvere, fumo, pietre, fuoehi, e vampi,
E l'aequa ehiaro in cui si riconosehi
Li vivi pesci, e '1 mar navi, e ga1ere
con proeeIle tempeste, e tempi fosehi.
o voi eh'avete a finger cose vere
Voi pittor non pagate in me professi
Servate ben le mie parole intere
Pensate a' lumi all' ombre, et a' riflessi
all'iseorto, al rilievo, e al far de i piani
Sien giusti, e cia ehe posa sopra d' essi,
A paesi d'appresso, et a lontani
bisogna un eerto ingegno, e diseretione
ehe l'hanno men fiandresehi, ehe Italiani
Al paneggiar, ehe ogn'un gral n] eura appone
bisogna ehe 10 ignudo paia sotto
Ne' far di pieghe gran confusione
Non basta solo in disegno esser dotto
ehe' bisogna esser' bei eoloritore
ehe alla figura manchi solo il motto [sie];
E sopra tutto buon eomponitore,
essere bene introdotto in Prospettiva
ehe piana in muro, e par ehe venga fuore.
Fare una eosa morta parer' viva,
quale e Scienza piu bella, ehe questa;
o feliee chi a questo segno arriva
Molt'altre cose a rieordar mi resta,
Esser bell'inventor, bella maniera
havere, evaga, e diligente, e presta
[37r] Fingere hor aria dolce, hor aria fiera,
E variare ogn'alto, ogni figura
come fior varia a' prati Primavera.
Por bisogna una pratica sicura
a muro, a tempra, ad olio, a eolla, aseta,
pigliar la via piu bella, ehe piu dura.
Non saria mai questa mia voee quieta
Ne saria mai, ne stanea a raeeontare
quello, ehe in se non ha termine, 0 meta.
175
I>
Fabian Jonietz
Tante non ha il Ciel Stelle, 0 Pesci il mare
Ne fa, ne fe, ne fara piu faville
Vulcan, quanto il Pittor eose puo fare.
Tu potrai queste cose, al Mondo dille
qualcun ritrovera la via smarrita
ehe ben e assai se un Sol dotto e fra mille.
10 erD quasi del Mondo fuggita
quand'uno in me, ehe fu piu d'altri dotto
pur mi ritenne, e mi rende la vita.
Questo fu Michelangel Buonarrotto
questo e eolui, ehe m'ha resascitata
questo ha il bel norne mio fra voi ridotto;
E tu ingrato, ehe m'hai abbandonata
e promettesti in la tua faneiullezza
havermi sopra d'ogn'altro honorata;
Hor non sai tu, ehe quel ehe pria s'apprezza
Si de' seguir; et pur tuoi preeettori
Mi dier di te Speranza d'allegrezza.
Ma non si puo servire a due Signori
lasciate me per voler seriver' versi
ehe t'harei alzato a piu felici honori.
[37V] Miser', ehe di se stesso ha da dolersi,
Come Tu, ehe non par ehe '1 ver' diseerna,
e spesso duolsi, ehe mal si governa.
Beato chi a se stesso sa dar legge,
beato e quel, ehe in questa breve vita
studio gentile, e glorioso elegge.
Perehe la fama poi resta seolpita
Ne Pirro, puo, ne Eoo, ne Ph1egeone
torla se un tratto al mondo e stabilita.
Se al Senso sottometti la Ragione,
e spenti in seriver' vers i il tempo tutto
Alfin farai questa conclusione.
D'haver eolto un bel fior ehe non ha frutto.
Conobbi, non sapea risposta dare,
perehe alla verira l'Uom resta muto.
Pur dissi: Alta Madonna, il mio laseiare
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Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
non fu eh'io non amassi tua eeeellenza
ma non si pue eontro fortuna andare.
Tu sai, ehe nella mia adoloseenza
Mi convenne eerear paesi strani,
E virtu lascia, chi lascia Fiorenza.
Cer ca ti Italia ei bei paesi Hispani,
Veddi Granata, e piaequemi vedere
i eostumi de' Mori, e de' Pagani.
E perehe chi sa piu vuol piu sapere
Voltai le ve1e verso quella parte
ehe' vols! Scipion le Sue bandiere.
Veddi Cartago, e seppi eome qui que1 arte
S'uecise Dido, e veddi la rovina
eh'Affriea piange, e Roma ne comparte
[38r] Tunisi veddi, la Citta Regina
di Barberia, e sai ehe in similloco
il tuo bel norne poco si latina.
Due volte veddi l'Isola de1 Foco,
dove il Veeehio Troian fin! suoi giorni,
quivi speme mi tenne un tempo agioco.
COS1 innanzi ehe al be1 Nido ritorni
il mezzo e gia di nostra breve vita
passato, onde eonvien', eh'io me ne storni.
Poscia mirando all' orribil Salita
ehe far eonviene a chi vuol possederti
pensai, ehe il Sol la Via m 'avria impedita,
Che era all'ottava easa, e siamo ineerti,
ehe pria eh'io fossi alla Cima de1 monte
La N otte a mezza via non mi diserti.
COS! rimasi al pian presso la fonte,
dell'aeque sue mi basta tanto havere,
eh'io mi rinfresehi le mani, e la fronte.
Volea piu dimandare, e piu sapere;
Quando Eolo, e Nettunno mi rimosse
dal Sonno, e piu non la potei vedere.
Pere chi vuol sapere ond'ella fosse,
eerehila sempre, e non l'arresti unquaneo
177
Fabian Jonietz
ehe appena possan nostre morta1 posse.
Si eredon mo1ti per 10 destro fianco
d'haverla presa, e tenerla sicura
ehe'una minima parte non hann'anco,
E san chiamati Mastri di Pittura.
Se fur si degni gli antichi Pittori
Co me e 1a Fama, e in parte aneo si vede,
Sto1to, e eo1ui ehe li presume, 0 erede
ehe il Ciel fesse gl'ingegni aUor migliori.
[38v] Ma gli a1ti, e rieehi premi, e grandi honori
fer, ehe a tanta virtu qualcun li [sie] diede,
l'Arte mandl, quando maneo 1a sede
de' Prineipi, e magni a1mi Imperadori.
L'Avarizia dipoi erebbe, e l'lnvidia
Onde ehe 1a Virtu per terra cava
ea1pestata dall'Ozio, e dall'aecidia
10 non so perehe in questa etade nuova
non si vede un ApeUe, un a1tro Fidia
un A1essandro, un Ces ar non si trova.
Finis.
Copiate fedelmente, benehe piena d' errori.
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Ein unbekannter Kunsttraktat des Pier Antonio Fucini
Abkürzungen
ASF: Archivio di Stato di Firenze
BCCF: Biblioteca Comunale di Castiglion Fiorentino
BN CF: Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze
Quellen und Literatur
Acidini, Cristina/Capretti, Elena (Hg.): Innocente e calunniato. Federico Zuccari (1539/40-1609) eIe vendette
d'anista, Ausst.kat. Florenz, Galleria degli Uffizi, Gabinetto Disegni eStampe, 6. Dezember
2009-28. Februar 2010, Florenz 2009.
Adorno, Francesco/Zangheri, Luigi (Hg.): Gli statuti dell'Accademia del Dise8no, Florenz 1998.
Albertus Magnus: »Mineralium libri quinque«, in: ders.: Opera omnia, hg. von Auguste Borgnet, 38 Bde.,
Paris 1890-99, Bd. V, S. 1-116.
Amelung, Peter: »Eine unbekannte Ausgabe des >Trattato di pittura< des Francesco Lancilotti. Nebst einem
Verzeichnis weiterer >Stampe popolari italiane< im Besitz der Württ. Landesbibliothek in Stuttgart«,
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