Die Perioden der anatolischen Archäologie (Chalkolithikum-Ende des römischen Reiches)

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Die Perioden der anatolischen Archäologie Auf das Neolithikum folgen in Anatolien bzw. der Türkei folgende vorgeschichtliche Perioden: Das Chalkolithikum Die Frühbronzezeit I-III In Anatolien fängt mit dem Übergang zur Mittelbronzezeit um etwa 1800 v. Chr. die Frühgeschichte an.

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Die Perioden der anatolischen Archäologie

Auf das Neolithikum folgen in Anatolien bzw. der Türkei folgende vorgeschichtliche Perioden:

Das ChalkolithikumDie Frühbronzezeit I-III

In Anatolien fängt mit dem Übergang zur Mittelbronzezeit um etwa 1800 v. Chr. die Frühgeschichte an.

Die Perioden der anatolischen Archäologie

Auf dem Weg zur Urbanisierung stellt das Chalkolithikum einen wichtigen Meilenstein dar. In dieser Zeit entstehen zum ersten Mal lokale Einheiten mit gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen im Vorderen Orient. Durch den Ackerbau und Landwirtschaft entsteht langsam ein Überschuss an Agrarprodukten, der mit der Zeit zur Spezialisierung und zur Entstehung unterschiedlicher Berufsgruppen(z.B. Priester oder Metallhandwerker) führt. Das Zeitalter des umfangreicheren Handels (Obsidian, Kupfer, Halbedelsteine) und der Metallproduktion sowie privilegierten Elitengruppen setzt ein.

Die wichtigsten chalkolithischen Kulturen Vorderen Orients:

Halaf, Obeid und Uruk

Die Perioden der anatolischen Archäologie

In Anatolien wird das Chalkolithikum in frühe, mittlere und späte Phasen eingeteilt.

Im Frühchalkolithikum entstehen durch die Beziehungen zum syro-mesopotamischen Raum „Exklaven“ der Halaf-Kultur in Südost-/Ostanatolien.

In Ostanatolien, angrenzend zum Kaukasus, kommt es zu kleineren Siedlungen mit einfachen Strukturen, die von transkaukasischer Schulaweri-Kultur beeinflusst werden.

In Südanatolien und dem Seengebiet entsteht die Hacılar/Can Hasan-Kultur mit bemalter Keramik; sie greift dem westanatolischen Kulturraum über.

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Im Mittelchalkolithikum kommt es zu weiteren Kulturformationen in Anatolien:

SO-/O-Anatolien bleibt im Einflussgebiet der Obeid-Kultur. Die Siedlungsstrukturen deuten auf enge Beziehungen zu Mesopotamien und auf die Bildung einer Hierarchie auch in Anatolien. ---Einführung der schnell rotierenden Töpferscheibe, Siedlungen auf den fruchtbaren Ebenen---

Die Hacılar/Can Hasan-Kultur in S-/SW-Anatolien verschwindet. In Zentralanatolien und Thrakien kommt es zu Beziehungen mit dem Balkan und SO-Europa, die auf eine „Migrationswelle“ aus dieser Richtung zurückzuführen sind. Hinzu kommen Beziehungen zur Obeid-Kultur an Randgebieten Zentralanatoliens (Güvercinkayasi). ---handgemachte, dunkel polierte Keramik, Siedlungen auf Anhöhen---

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Im Spätchalkolithikum herrscht In SO-/O-Anatolien die lokal gefärbte

Späturuk-Kultur vor, die nun von einer Gesellschaftshierarchie und regem Handel zeugt. --- Zunehmende Metallproduktion & innovative Metallurgie, scheibengedrehte Keramik, Beziehungen zu Zentralanatolien anhand der Keramik nachweisbar ---

In O-Anatolien kommt es am Ende der Periode zu einer intensiveren Begegnung mit den zeitgleichen transkaukasischen Kulturen (Proto-Karaz-Kontexte). ---Kollaps des späturukzeitlichen Machtapparats---

In W-Anatolien entsteht eine gemeinsame Kulturzone mit den ägäischen Inseln. O-Thrakien entwickelt eine eigene Kulturzone mit dem N-Balkan.---kleine, Landgut ähnliche Siedlungen, handgemachte Keramik---

Die Perioden der anatolischen ArchäologieDie Frühbronzezeit, die etwa mit der

mesopotamischen Frühdynastie gleichgesetzt werden kann, weist in Anatolien 3 Phasen (FBZ I-III) auf. In dieser Periode nehmen der Bedarf an Rohstoffen und damit auch die Handelstransaktionen zu. In der FBZ I steigt die Tendenz zur Bildung

eines Verwaltungsapparates in den Siedlungen. Wichtige Siedlungen weisen Befestigungsanlagen auf (Schutz des Reichtums).

SO-Anatolien steht unter dem Einflussgebiet des syro-mesopotamischen Kulturraumes. Entsprechende Einflüsse zeigen sich in Keramikgruppen; es gibt scheibengedrehte Keramik.

In O-Anatolien, (in den Malatya- und Elazığ-Ebenen) existieren Beziehungen sowohl zum mesopotamischen als auch zum transkaukasischen Kulturraum. Eine „Karaz“ genannte Keramikgruppe ist handgefertigt, während mesopotamisch beeinflusste Warengruppen auf der Scheibe gedreht wurden. Produktion hochwertiger Metallwaffen- und Schmucks setzt ein.

In W-Anatolien zählen Troia I-Yortan und Beycesultan FBZ I-Keramikgruppen zu den noch handgefertigten Keramikgruppen.

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In der FBZ II entstehen in SO- und W-Anatolien zum ersten Mal „urbanisierte“ Siedlungen, während in Ostanatolien in befestigten Siedlungen das relativ einfache Leben mit pastoralen Strukturen andauert.

In Zentralanatolien entsteht eine soziale Hierarchie ab dieser Periode. --Beziehungen zu Syro-Mesopotamien (syrische Flaschen, Metallware)--

Vielfalt an Metallartefakten und –schmuck ist bedeutsam. ---Zinnlegierungen (Bronze)--

In W-, S-, und SO-Anatolien entstehen in den Siedlungen eine obere und eine untere Stadt. In W- und SW-Anatolien werden Megaroi gebaut. --Beziehungen zu Syro-Mesopotamien.--

In O-Anatolien entfaltet sich die Karaz-Kultur und –Keramik mit den transkaukasischen Einflüssen in vollem Maße (und eine lokal bemalte Ware in Elazığ und Malatya-Ebenen), während in W-Anatolien die Beycesultan FBZ I-Kultur von anderen lokalen Kulturen aufgelöst wird, Troia-Kultur dauert an.

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In der FBZ III steigt die Bevölkerungsanzahl in Anatolien drastisch. --Urbanisierung im vollen Zuge.--

Kleinere Siedlungen verschwinden, die Zahl der großen Siedlungen nimmt zu.---Umbruch in sozialen und wirtschaftlichen Strukturen---

Handelsrouten gewinnen an Bedeutung.– Zinn-& Lapislazulihandel

Neue Techniken in der Metallurgie werden eingeführt.

Zunahme der Prestigeobjekte aus Metall---Fürstengräber in Alacahöyük, Grabfunde aus Kültepe 13, Schatzfund A aus Troia II.

Eine eigenständige anatolische Kultur entsteht in der FBZ III, die Kultureinflüsse von außen entsprechend den eigenen Bedürfnissen modifiziert.

In W- und Zentralanatolien herrscht bei der Keramik eine Eintönigkeit (Einführung der schnell rotierenden Drehscheibe). S-Anatolien steht in Wechselbeziehungen mit der minoischen Kultur. O-Anatolien behält die Karaz-Kultur bei, steht jedoch erneut in kulturellen Beziehungen mit Zentralanatolien und entwickelt eine neue Identität.

Die Perioden der anatolischen Archäologie

Mit Beginn des 2. Jts. V. Chr. erlebt Anatolien eine Invasion indoeuropäischer Stämme. (Übergang FBZ-MBZ)

Diese Stämme gehörten verschieden Völkergruppen an und erreichten Anatolien in zeitlich unterschiedlichen Wellen.

Ethnische Umstrukturierung auf dem Weg zu einer anatolischen Kultursynthese fängt an.

Zeit der altassyrischer Handelskolonien mit Karum Kanesch (Kültepe) an der Spitze (und z. B. mit Pruschanda (Acemhöyük) in Zentralanatolien setzt ein. ---Einführung der Keilschrift, Kleinkönigtümer in Anatolien, Hattis in Zentralanatolien---

Um 1650 v. Chr. (gegen Ende der MBZ) treten die Hethiter in die Geschichtsbühne mit der Gründung des alten Reiches, worauf um 1500 v. Chr. das mittlere Reich folgt.

In W-Anatolien dauert die Troia-Kultur (in den IV-V. Schichten, bis 1700 v. Chr.) an. In O-und SO-Anatolien erscheinen die Hurriter.

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Die Spätbronzezeit stellt in Anatolien das Zeitalter der interregionalen Beziehungen in der Politik und im Handel dar.

Das hethitische Großreich wird (14.-13. Jh. v. Chr.) gegründet.

Die Mykenär erschließen W-Anatolien im 14. Jh. v. Chr. und etablieren sich im Laufe des kommenden Jahrhunderts in Troia (VI-VII a), in Milet und kommen bis nach Halikarnassos.

In SW-Anatolien gibt es das Land Arzawa (Luwier, Karer?).

In O-/SO-Anatolien prägt das Reich Hurri/Mitanni die politische Landschaft und kooperiert oder führt Kriege sowohl mit Hethitern als auch mit Ägyptern.

Spätbronzezeit ist die Zeit der großen politischen Verträge wie Kadesch. Die Grenzen der großen Mächte wie Hethiter, Hurri/Mitanni oder Ägypten werden immer wieder neu definiert. Gleichzeitig gibt es kleine Stadtstaaten in der Levante (wie Ugarit), die vom See- und Metallhandel profitieren.

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Zu Beginn des 12. Jahrhunderts ging das hethitische Großreich im Zusammenhang mit einer Völkerwanderung (Seevölker) unter, die das gesamte östliche Mittelmeer erfasste. Späthethitische kleine Nachfolgestaaten wie Karkemiš und Tabal, Tarhuntašša, Karatepe und Zincirli (in S-/SO-Anatolien) sowie Meliddu (Malatya) (in O-Anatolien) bestanden bis ins 8. Jh.

Die Phryger errichteten im 11. Jahrhundert ein Reich, das im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. das Innere W-Anatoliens umfasste. Seit 850 v. Chr. bestand in O-Anatolien das Reich Urartu; Ende des 8. Jahrhunderts erreichten Kimmerer (aus Kaukasus) Anatolien, die 697 oder 676 v. Chr. die Hauptstadt der Phryger (Gordion) zerstörten, um 644 die Hauptstadt (Sardes) der Lyder. Erst um 600 v. Chr. gelang die Vertreibung des Reitervolks, doch um Mitte des 6. Jhs. eroberten die Perser ganz Kleinasien (Archaisch-Klassische Periode). Trotz häufiger Auseinandersetzungen zwischen Griechen und Persern wuchsen die griechischen Städte zu bedeutenden Handels- und Kulturzentren heran. Um diese Zeit spielte Ionien in W-Anatolien eine wichtige Rolle.

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Mit der Eroberung Anatoliens durch Alexander den Großen im Jahre 334 v. Chr. wurde das Land zu einem Kriegsschauplatz. Nach dem Tod Alexander des Großen in 323 v. Chr. fing in Anatolien und Vorderasien die hellenistische Periode an. Dort etablierten sich mehrere Nachfolgestaaten, darunter das berühmte seleukidische Reich als Erben von Alexander dem Großen vor allem Pergamon im Westen. Weitere Reiche wurden in Pontos rund um das Schwarze Meer und Armenien im Osten gegründet. Ab 133 v. Chr. fielen Pergamon (seleukidisch) und Pontos an Rom. Die Römische Zeit Anatoliens fing an. Armenien (Armenia Majoris und Armenia Minoris) blieb jedoch mehrere Jahrhunderte lang ein Pufferstaat zwischen dem römischen Reich und dem Partherreich, das 226 n. Chr. von den persischen Sassaniden annektiert wurde. Im Römischen Kaiserreich wurden unzählige Provinzstädte in Anatolien gegründet. Noch in der Spätantike erreichte ihre Anzahl in Kleinasien etwa 600. Anatolien blieb in römischer Hand bis zur Spaltung des Reiches und Gründung des byzantinischen (oströmischen) Reichs mit der Hauptstadt Konstantinopel.

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Hethiter und ihre Nachbarn im 15. Jh.v.Chr. (bearbeitet nach: near_east_topographic_map-blank.svg für Wikipedia von al- Qamar)

Captain Blood, M.F. (2006) Griechenland, Anatolien, Vorderasien, Ägypten im 13. Jh.v.Chr.

W.R. Shepherd , 1911.

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Literaturhinweis:

Arkeoatlas. Yaşayan Geçmişin Dergisi 2, 2003, Istanbul

Arkeoatlas. Yaşayan Geçmişin Dergisi 3, 2004, Istanbul.

Shepherd, W. R.: Historical Atlas, New York, 1911.

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Near_East_topographic_map-blank.svg http://gmt.soest.hawaii.edu/; http://en.wikipedia.org/wiki/de:Bild:AlterOrient2.png (13.11.2013)

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