Der vergoldete Pferdekopf einer römischen Reiterstatue aus Lahnau-Waldgirmes (Lahn-Dill-Kreis)

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Jahrgang 6 2013 Sonderdruck Restaurierung und Archäologie Konservierung Restaurierung Technologie Archäometrie

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Jahrgang 6 2013 Sonderdruck

Restaurierung und ArchäologieKonservierung

Restaurierung

Technologie

Archäometrie

ISSN 1866-7007

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigungdes Verlages

© 2014 Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums

Redaktion, Layout und Satz: Manfred Albert, Christian Eckmann, Reinhard Köster, Laura Weszkalnys, RGZMUmschlaggestaltung: Reinhard Köster, RGZM

Herstellung: Strauss GmbH, MörlenbachPrinted in Germany

Gabriele Rasbach, Angelika UlbrichDer vergoldete Pferdekopf einer römischen Reiterstatue aus Lahnau-Waldgirmes (Lahn-Dill-Kreis) . . . . . . . . . 1

Annika Maier, Uwe Peltz»ein dauerndes [...] Andenken« – Axel Kreftings Reduktionsmethode.Anwendungsgeschichte an der BerlinerAntikensammlung und ihre analytische und experimentelle Betrachtung . . . . . . . . . . . . . . . 19

Barbara NiemeyerDie Neurestaurierung eines republikanischen Silbergefäßensembles zur Wiedergewinnung der antiken Gefäßformen . . 37

Birgit Schorer, Roland SchwabNeue Untersuchungen zu Vergoldungstechniken in der jüngeren Hallstattzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

Miriam Luciañez Triviño, Leonardo García Sanjuán,Thomas X. SchuhmacherRestaurierung von archäologischem Elfenbein am Beispiel von vier chalkolithischen Objekten aus der Siedlung von Valencina de la Concepción(Sevilla, Spanien) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

Maike PiecuchTextile archäologische Funde aus einem mongolischen Felsspaltengrab des 10.-12. Jahrhunderts. Untersuchung des bislang ältesten erhaltenen Filzmantels der Mongolei sowie weiterer Gewandteile aus Filz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107

INHALTSVERZEICHNIS

1Restaurierung und Archäologie 6 · 2013

In dem zwischen Wetzlar und Gießen an der Lahn

gelegenen Waldgirmes (Lahn-Dill-Kreis) wurde zwi-

schen 1993 und 2009 eine römische Siedlung ar-

chäologisch untersucht, die grob in den zeitlichen

Rahmen der augusteischen Eroberungsphase in der

Germania Magna einzuordnen ist und damit als bis-

her älteste bekannte zivile römische Siedlungsgrün-

dung rechts des Rheins gilt. Zuvor waren östlich des

Rheins lediglich militärisch geprägte Siedlungen be-

kannt. Bereits im ersten Grabungsjahr 1993 kam ein

kleines Fragment vergoldeter Gussbronze zutage,

bei dem es sich nur um das Bruchstück einer antik

zerstörten Bronzestatue handeln konnte. Mehr als

140 zumeist sehr kleine Fragmente wurden im Ver-

lauf der Ausgrabungen in einzelnen Gruben, einem

Straßengraben und bestimmten Arealen der Um-

wehrungsgräben entdeckt. Erst der 1997 aus dem

Straßengraben geborgene Teil einer floral verzierten

bronzenen Brustschirrung des Pferdezaums lieferte

jedoch den entscheidenden Hinweis, dass es sich bei

der verloren gegangenen vergoldeten Bronzestatue

um ein etwa lebensgroßes Reiterstandbild gehan-

delt haben muss. Das Bruchstück lag deutlich unter-

halb der Zerstörungsschicht, die durch den finalen

Brand der Siedlung entstanden ist. Damit unter-

stützte dieser Befund die an anderen Stellen der

Ausgrabung gemachte Beobachtung, dass zwischen

der Zerschlagung der vergoldeten Reiterstatue und

dem Ende der römischen Besiedlung ein nicht näher

eingrenzbarer Zeitraum verstrichen war. Besonders

deutlich wurde dies anhand eines kleinen Frag -

mentes vergoldeter Bronze, das in einem, zum

Herrichten einer neuen Straßendecke verfüllten,

Straßengraben, zutage kam. Nach dem Zerschlagen

der Statue war in Waldgirmes folglich noch gebaut

worden.

Bergung von Brunnen und Standbild

Die Ausgrabungen im Jahr 2009 – dem letzten Jahr

der durch die DFG finanzierten archäologischen Feld-

forschungen – widmeten sich der Untersuchung ei-

nes Brunnens, der bereits zuvor durch geophysikali-

sche Prospektionen entdeckt worden war. Bereits im

Planum war der eigentliche Brunnenschacht deut lich

von der ihn umgebenden Baugrube zu tren nen. Ab

einer Tiefe von etwa 6m – dem heutigen Grundwas-

serniveau – waren die Hölzer des Brunnenkastens

hervorragend erhalten. Überraschend war die Tatsa-

che, dass der Brunnenschacht zudem mit zahlreichen

hölzernen Gegenständen – darunter Gefäßen, einer

Wagenachse und einer Deichsel, Teilen von Rädern

und Werkzeugen etc. – verfüllt und damit nach dem

Ende der römischen Besiedlung unbrauchbar ge-

macht worden war. Dieser Befund weckte die Hoff-

nung, damit nicht nur dendrochronologische Daten

für den Baubeginn der Siedlung zu gewinnen, son-

dern auch Näherungswerte für das Ende der Sied-

lung zu erhalten. Die entsprechenden Untersuchun-

gen ergaben für alle Hölzer des Brunnenkastens das

Jahr 4 v.Chr. als Fälldatum der verwendeten Eichen;

aufgrund der Kleinteiligkeit der sekundär einge-

brachten Holzobjekte im Brunnen war bei diesen ein

auf das Jahr genaues Datum zunächst nicht zu er-

GABRIELE RASBACH · ANGELIKA ULBRICH

DER VERGOLDETE PFERDEKOPF

EINER RÖMISCHEN REITERSTATUE

AUS LAHNAU-WALDGIRMES (LAHN-DILL-KREIS)

warten, umso überraschender war es jedoch, dass an

verschiedenen Fragmenten einer Leiter die Wald -

kanten erhalten waren. Diese Stangen waren im

Herbst oder Winter 9 auf 10 n.Chr. geschlagen

worden. Die römische Siedlung von Waldgirmes

existierte also mit großer Wahrscheinlichkeit über das

Jahr 9 n.Chr. hinaus, als drei römische Legionen in

der sogenannten Varusschlacht einer Koalition aus

germanischen Stämmen unterlagen.

Der Brunnenkasten setzte auf einem Fass (Abb.1)

auf, in dem sich Trübstoffe absetzen konnten. Auf

dem Absatz zwischen Brunnenkasten und Fass be-

fand sich das erste dem Standbild zuzuweisende

Fragment – ein calceus, die für römische Patrizier

typische Schuhtracht. Der vergoldete Pferdekopf lag

rund 1,5m tiefer zwischen acht Mühlsteinen aus

Eifeler Basalt; im Fass selbst fanden sich 13 weitere

Fragmente der Reiterstatue. Die Mühlsteine, darun-

ter ein Halbfabrikat, waren – wohl ebenso wie der

Pferdekopf – kultisch deponiert worden, bevor eini-

ge Zeit später die Siedlung von den Römern ver -

lassen, niedergebrannt und geschleift wurde 1.

Der Platz der Aufstellung der Statue befand sich

wohl im Innenhof des Forums, das eine Grund -

fläche von 2200 m2 einnahm. Dort wurden fünf

Fundamentgruben mit Fragmenten zerschlagener

Posta mente freigelegt. Im Umkreis wurden zudem

zahlreiche sehr kleine Splitter vergoldeter Bronze

entdeckt. Möglicherweise standen dort bis zu fünf

Statuen, was allerdings anhand der Fragmente

nicht zu beweisen ist.

Der Standort der vergoldeten Statue – das Forum als

Zentrum römischer Stadtverwaltung und Rechtspre-

chung – sowie die ausgesprochen hohe Qualität der

erhaltenen Fragmente sprechen dafür, dass es sich

mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Standbild des

Kaisers Augustus gehandelt haben dürfte, das der

einheimischen Bevölkerung in der Siedlung und im

Umfeld die herrschende neue Macht eindrücklich

vor Augen führen sollte.

Ein Großteil der Statuenfragmente wurde in der

Restaurierungswerkstatt der hessenArchäologie in

Wiesbaden restauriert, konserviert und herstellungs-

technisch untersucht. Von den rund 140 entdeckten

Statuenteilen, ist der Pferdekopf (Abb. 2) das ein-

2 A. Ulbrich u. G. Rasbach · Der vergoldete Pferdekopf einer römischen Reiterstatue aus Waldgirmes

Abb. 1 Der Befund des Brunnens nach der Ausgrabung 2009. –(Foto G. Rasbach).

drucksvollste Fragment der gesamten Reiterstatue.

Im Folgenden sollen daher das restauratorische Vor-

gehen erläutert sowie am Objekt gemachte Befun-

de und deren Interpretation dargestellt werden.

Restaurierung/Konservierung

Mit einem Gewicht von 14,7kg stellt der Pferdekopf

(Abb. 3) das größte erhaltene Fragment der Reiter-

statue dar 2. Allein seine Freilegung dauerte etwa ein

halbes Jahr. Insgesamt nahm das gesamte Projekt

mit ausführlicher Dokumentation, Restaurie rung

und naturwissenschaftlicher Unter suchungen sowie

der Herstellung einer Sicherungskopie 3 weit über

ein Jahr in Anspruch.

Schadensbild

Betrachtet man den Zustand des Pferdekopfes, so

müssen Korrosions- und Lagerschäden von intentio-

nell verursachten Schäden bei der Zerstörung der

Statue unterschieden werden.

Die Korrosion des Pferdekopfes ist aufgrund der

Lagerung im feuchten Milieu unter Sauerstoff -

abschluss relativ gering fortgeschritten – an einigen

Stellen ist sogar unkorrodierte Bronze sichtbar –,

dennoch ist die Oberfläche des bronzenen Pferde-

kopfes großflächig mit einer bläulich-anthrazit -

farbenen Schicht von Kupferkorrosionsprodukten

überzogen, die auch die Vergoldung überlagert.

Außerdem kam es im Brunnen zu Sedimentablage-

rungen, die sich besonders in der Innenfläche des

Kopfes und im Maul abgesetzt haben. Die ehemals

3Restaurierung und Archäologie 6 · 2013

Abb. 2 Der Einlieferungszustand des Pferdekopfes 2009. – (Foto J. Bahlo, RGK).

flächige Vergoldung ist relativ gut erhalten, weist je-

doch einige Fehlstellen auf. Partiell hat sich das

Blattgold fast oder vollständig vom Untergrund ge-

löst (Abb. 4a-b) und liegt somit hohl. Die linke Ge-

sichtshälfte des Pferdekopfes ist wesentlich schlech-

ter erhalten als die rechte und weist ausgebrochene

Fehlstellen auf. Große Teile beider Ohren und der

Stirnapplikation sind ebenfalls ausgebrochen und

verloren. Insbesondere im Maulbereich sind schwar-

ze, rußähnliche Auflagerungen zu beobachten, bei

denen es sich möglicherweise um Spuren von

Brandeinwirkung handelt (Abb. 5a-b).

4 A. Ulbrich u. G. Rasbach · Der vergoldete Pferdekopf einer römischen Reiterstatue aus Waldgirmes

Abb. 3 Beidseitige Ansicht des restaurierten Pferdekopfes. – (Foto A. Ulbrich).

Die intentionelle Zerstörung der Statue hat Risse,

Hackspuren und Dellen verursacht. Darüber hinaus

fehlen vermutlich zwei Riemenbeschläge des

Zaumzeugs, die möglicherweise als separate Teile

an gesetzt und mit Nietstiften in den dort befind-

lichen, rechteckigen Einschuböffnungen gesichert

wa ren 4.

Restauratorische Maßnahmen

Nach einer eingehenden Begutachtung unter dem

Binokular, konnten unterschiedliche Arbeitsober -

flächen definiert werden:

1. Von Kupferkorrosionsprodukten/Sediment ab la ge -

rungen überlagerte Vergoldung,

5Restaurierung und Archäologie 6 · 2013

Abb. 4 Besonders im Bereich des Mauls und der Nüs tern hat sich nicht viel Blattgold erhalten. An den hellen Stellen ist die un kor ro -dierte Bronzeoberfläche sichtbar, unter den dunklen Flecken ist noch Blattgold vorhanden (a). In den Nüstern findet man ab gelösteBlattgoldfragmente (b). – (Foto A. Ulbrich).

Abb. 5 a Brandspuren im Bereich des Mauls. – b Mikroskop aufnahme einer verschmorten Stelle an einem Zahn des Unter kiefers. –(Fotos A. Ulbrich).

a b

a b

2. Bereiche mit freiliegender, teilweise sogar metal-

lisch erhaltener Bronzeoberfläche mit verloren

gegangener Vergoldung, vor allem im Bereich der

Nüstern und im Maulinneren,

3. mit Sedimentablagerungen und Kupferkorro-

sions produkten bedeckte Flächen auf der Innen-

seite des Pferdekopfes,

4. rußartige Anhaftungen, deren Zusammensetzung

naturwissenschaftlich untersucht und deren Ur-

sprung geklärt werden sollte.

Von den schwarzen Anhaftungen wurden Proben

genommen, die bei der Bundesanstalt für Material-

forschung (BAM) in Berlin untersucht und mittels

ESR-Spektroskopie als Ruß bestimmt werden konn-

ten 5.

Die Freilegung der vergoldeten Flächen gestaltete

sich aufgrund der hohen mechanischen Empfind-

lichkeit der Vergoldung als schwierig. Um die

Berührung der Goldoberfläche möglichst zu ver -

meiden, wurde zunächst der Versuch unternom -

men, die auflagernde Kupferkorrosionsschicht nass -

chemisch mit 5%igem und 10%igem Titriplex® zu

entfernen. Ein Eindringen der Titriplexlösung unter

die Goldoberfläche konnte durch die Verwendung

von damit getränkten Kompressen verhindert wer-

den. Obwohl sich Edelmetallgegenstände häufig

sehr gut mit Titriplex® reinigen lassen, zeigte sich

hier aber nur wenig Wirkung.

Ein weiterer Versuch, die blattvergoldete Oberfläche

mechanisch mit dem Skalpell freizulegen, führte zu

sofortigem Ablösen des Goldes, da dieses stärker an

den aufliegenden Korrosionsprodukten haftete als

an der Bronzeoberfläche.

Die besten Ergebnisse zeigte eine Freilegung mit

speziellen Goldpolierkörpern aus Silikon (Pinidento-

flex® Gold) 6 im Mikromotor; diese Arbeit erfolg -

te ausschließlich unter dem Binokular. Begleitend

muss ten immer wieder partielle Festigungen des

Blattgoldes mit Paraloid® B72, gelöst in Ethylacetat,

vorgenommen werden, um hohl liegende Bereiche

zu festigen und vor der vollständigen Ablösung zu

schützen. Auf der Innenseite wurden die Sediment-

ablagerungen entfernt und für mögliche zukünftige

Untersuchungen aufbewahrt. Dabei wurde beson -

ders auf eventuell vorhandene Reste des Kernmate-

6 A. Ulbrich u. G. Rasbach · Der vergoldete Pferdekopf einer römischen Reiterstatue aus Waldgirmes

Abb. 6 a beim Auftragen des flüssigen Wachses haben sichTropfen gebildet. – b Fingerabdrücke des Handwerkers. – (Fotos A. Ulbrich).

a

b

rials geachtet. Zum Abschluss der Freilegung wurde

die gesamte Oberfläche mit einem dünnen Schutz-

überzug aus Paraloid® B72 gelöst in Ethylacetat ver-

sehen.

Herstellungstechnische Befunde

Auf der Innenseite des Pferdekopfes ist eine Vielzahl

von Bearbeitungsspuren wie Schaberspuren, Pinsel-

striche, Fingerabdrücke oder »Tropfnasen« erkenn-

bar, die eindeutig die Herstellung im indirekten

Wachsausschmelzverfahren belegen. Diese Technik

wird häufig bei Großbronzen verwendet 7. Im Ge -

gensatz zum direkten Wachsausschmelzverfahren

wird in diesem Fall mit einem Hilfsnegativ ge -

arbeitet 8. Zunächst führte man das Urmodell der

herzustellenden Reiterstatue in der endgültigen

Grö ße und Form in Ton aus. Von diesem fertigen

Modell stellte man Teilnegativformen aus Gips her,

die wiederum für die Herstellung eines Wachsposi-

tivs möglichst gleichmäßig mit Wachs ausgekleidet

wurden, wofür man sowohl erwärmte Wachsplatten

als auch flüssiges, mit dem Pinsel aufgetragenes

Wachs verwendete. Bei diesem Arbeitsschritt auf

der Wachsoberfläche verbleibende Spuren wie

Finger- oder Handabdrücke, Pinselstriche und

Wachstropfen oder -krümel übertragen sich auch

auf die Innenfläche des späteren Bronzehohlgusses

(Abb. 6a-b).

Die Nutzung einer indirekten Formtechnik bei der

Herstellung der Reiterstatue von Waldgirmes ist

außerdem daran zu erkennen, dass Profilierungen

der Außenfläche auch auf der Innenfläche sichtbar

sind. Dies tritt nur dann auf, wenn das Wachsmodell

in Negativformen hergestellt wird, die zuvor vom

Urmodell abgenommen wurden (Abb. 7).

Um den Pferdekopf später nicht massiv, sondern

hohl gießen zu können, füllte man den entstan -

denen Hohlraum der mit Wachs ausgekleideten

Form mit Ton. Geringe Reste dieses relativ hellen

Kern materials haben sich in der Innenfläche des

Pferdekopfes erhalten und lassen sich deutlich vom

dunkleren, eingeschwemmten tonartigen Sediment

7Restaurierung und Archäologie 6 · 2013

Abb. 7 Die Profilierung des Halfters wurde durch das Ein drü ckender Wachsschicht in die Form auf die Innenfläche des Gus ses über -tragen. – (Foto A. Ulbrich).

Abb. 8 Fingernageleindrücke oder Spachtelspuren an der Außen -fläche sind bei der »Wachsarbeit« entstanden. – (Foto A. Ulbrich).

un ter scheiden. Proben des Innenkerns wurden

entnommen und naturwissenschaftlich untersucht;

eine RFA-Untersuchung 9 (RGZM) bestätigte, dass es

sich bei dem Kernmaterial um Ton handelt. Leider

8 A. Ulbrich u. G. Rasbach · Der vergoldete Pferdekopf einer römischen Reiterstatue aus Waldgirmes

Abb. 9 Die Profilierung des mittleren Medaillons wurde unter Verwendung eines Hilfsnegativs auf die Innenfläche des Gusses über -tragen. – (Fotos A. Ulbrich).

Abb. 10 Erst in der»Wachs arbeit« angelegte,massiv gegossene seitlicheVictoria. – (Foto A. Ulbrich).

erwiesen sich die erhaltenen Reste als zu gering für

eine Herkunftsbestimmung des Tons 10.

In einem nächsten Arbeitsschritt wurde die Gips -

außenform abgenommen, und die sogenannte

Wachsarbeit, bei der die Wachsoberfläche detailliert

gestaltet wird, folgte. Im Wachs ist es viel leichter,

beispielsweise Haarstrukturen mit einer erhitzten

Nadel zu ziehen, als sie nachträglich im gegossenen

Stück zu ziselieren. Auch dieser Arbeitsschritt hat

auf dem Original charakteristische Spuren in Form

von Fingernagelabdrücken oder Eindrücken eines

kleinen Spachtels hinterlassen (Abb. 8).

Dass viele Details bereits im Urmodell, andere da -

gegen erst bei der »Wachsarbeit« angelegt wurden,

zeigt sich exemplarisch am ovalen Stirnmedaillon

(Abb. 9), bei dem sich die Zeichnungsschärfe des

zentral dargestellten sitzenden Mars deutlich von

der der beiden seitlichen Medaillons unterscheidet.

Während das mittige Stirnmedaillon verhältnis -

mäßig grob gearbeitet ist, zeigen beide Victorien

(Abb.10) eine deutlich präzisere Ausarbeitung, die

darauf zurückzuführen ist, dass sie im Urmodell

noch nicht ausmodelliert waren, sondern separat in

Wachs gefertigt und entsprechend der Kopfhaltung

des Pferdes während der »Wachsarbeit« angefügt

wurden.

Auch der Unterkiefer wurde offenbar aus tech -

nischen Gründen erst in der »Wachsarbeit« dem

übrigen Kopf zugefügt (Abb.11), um starke Unter-

schneidungen des Maules bei der Herstellung der

Form zu vermeiden. Ein weiteres interessantes Detail

lässt sich am Maul beobachten: die rechte Maulhälf-

te im Oberkiefer weist fünf Zähne auf, die linke da-

gegen nur vier Zähne (Abb.12a-b). Eine Erklärung

wäre, dass die linke Seite des Kopfes dem Betrach-

ter leicht abgewendet und deshalb nicht so sorgsam

ausgearbeitet war wie die Schauseite der Reiter -

statue. Nur auf der rechten Seite ist außerdem eine

Trensenöse angebracht, was diese These unter -

mauert. Der Kopf des Pferdes hatte durch die Zügel -

anspannung des Reiters möglicherweise eine leichte

Neigung nach links, wodurch die linke Trensenöse

dann aus dem Maul herausgeschaut hätte.

Abgeschlossen wurde die »Wachsarbeit« mit dem

Anbringen der Gusskanäle. Diese entstehen aus

Wachssträngen, die mit dem Wachsmodell verbun-

den werden, an den Enden zusammen laufen und

dort einen Gusstrichter bilden.

Daraufhin wurde das fertige Wachsmodell mit Kern-

haltern aus Eisen (Abb.13a) versehen, um nach

dem Ausschmelzen des Wachses die exakte Position

von Außenform und Kern zueinander zu gewähr -

leisten. Diese Stifte müssen deutlich über die Wachs-

oberfläche hinausragen, damit sie in der Außenform

verankert sind, die nun durch das sorgfältige Um-

hüllen mit einer dicken Lehmschicht hergestellt

wird.

Durch Erhitzen dieser Form wurde das Wachs aus-

geschmolzen, die Form gebrannt und der Bronze-

guss konnte erfolgen. Nach dem Zerschlagen der

Außenform wurden die Gusszapfen abgetrennt und

der Innenkern samt Kernhaltern entfernt. Von die-

sen blieben lediglich viereckige Löcher in der Wan-

dung des Gussteils zurück.

Das Zusammenfügen der bronzenen Einzelteile zu

einer Statue erfolgte im Verbundguss. Hierfür wur-

den die zu verbindenden Teile zunächst provisorisch

aneinander fixiert und die Fuge anschließend mit

flüssiger Bronze ausgegossen. Hierbei war es nötig,

die zu verbindenden Teile ebenfalls zu erhitzen,

damit es zu einer möglichst stabilen Verbindung

kommt. Um die Festigkeit der Naht zu steigern,

wurden mit dem Verbundguss auch die Ränder der

zu verbindenden Teile entlang der Fuge überfangen.

Häufig wurde ein solcher Überfangguss auch mit

Wachs im Wachsausschmelzverfahren durchgeführt.

Der Überstand des Verbundgusses wird auf der

Oberseite anschließend abgeschliffen und bleibt nur

auf der Innenseite erhalten. Im Randbereich des

Pferdekopfes, am Ansatz des Halses, lassen sich

Reste einer solchen Gussverbindung und außerdem

eine Lötfuge erkennen (Abb.13b).

In einem weiteren Arbeitsschritt erfolgte die Nach -

bearbeitung der Statue. Dazu zählt neben dem Über -

arbeiten der Verbindungsstellen das Ausflicken von

Gussfehlern wie Lunker oder Blasen sowie der Lö-

cher von Kernhaltern. Diese verschloss man entwe-

der mit eingeschlagenen Bronzeperlen oder mit ein-

gesetzten Blechen. Dazu wurde um die Fehlstelle ein

bis zu 2mm tiefes Feld ausge meißelt, dessen Ränder

9Restaurierung und Archäologie 6 · 2013

10 A. Ulbrich u. G. Rasbach · Der vergoldete Pferdekopf einer römischen Reiterstatue aus Waldgirmes

Abb. 11 Der Spalt im Maulentstand in der »Wachsarbeit« beimAnsetzen des Unterkiefers an denOberkiefer. – (Foto A. Ulbrich).

Abb. 12 Unterschiedlich gestaltete rechte (a) und linke (b) Maulhälfte. – (Fotos A. Ulbrich).

a

b

leicht unterschnitten sind. In dieses wurde dann ein

entsprechendes Bronzeblech eingesetzt. Plan ge-

schliffen sind diese Flickbleche bei sorgfältig aus -

geführter Arbeit kaum zu erkennen. An der Reiter -

statue des Marc Aurel auf dem Kapitol in Rom

wurden beispielsweise etwa 3000 solcher Flicken

gezählt. Bemerkenswert ist, dass sich am Pferdekopf

nur ein einziger Kernhalter nach weisen lässt, dessen

11Restaurierung und Archäologie 6 · 2013

Abb. 13 a Loch eines entfernten Kernhalters. – b auf der Innenfläche sind an dieser Stelle Reste einerGuss verbindung zu erkennen. – (Fotos A. Ulbrich).

a

b

12 A. Ulbrich u. G. Rasbach · Der vergoldete Pferdekopf einer römischen Reiterstatue aus Waldgirmes

Abb. 14 Anhand der CT-Darstellung der Oberfläche zeigt sich die makellose Arbeit der antiken Bronzegießer. – (Graphik H. Heidt undD. Meinel, Bundesanstalt für Materialforschung/Berlin).

viereckiges Loch im Guss klar zu erkennen ist. Nicht

auszuschließen ist jedoch, dass es einen weiteren

Kernhalter im Bereich der ausgebrochenen Seite

gegeben hat. Überraschenderweise zeigen sich am

erhaltenen Kernhalterloch zudem keine eindeutigen

Spuren einer verlorengegan genen Ausflickung

(Abb.14); auch auf keinem der insgesamt 140

Bronze fragmente der Reiterstatue sind Flicken oder

Spuren davon erkennbar. Von der oben genannten

groben Nachbearbeitung der Guss oberfläche zeugen

jedoch an mehreren Stellen der Außenfläche des

Pferdekopfs erhaltene Schleif spuren (Abb.15).

Abschließend erfolgte die Ausarbeitung gestalteri-

scher Details durch Nachziselieren oder Gravieren

sowie mitunter durch das Ansetzen kleinerer, se -

parat gegossener Applikationen. Wie bereits be -

schrieben, hatte der Pferdekopf im Bereich des

Zaumzeugs möglicherweise zwei angesetzte Rie-

men beschläge, die allerdings verloren gegangen

sind.

Nach der Fertigstellung der Statue wurde diese mit

Blattgold belegt. Die mikroskopische Untersuchung

(Abb.16a) und das metallurgische Schliffbild 11

(Abb.16b) zeigen, dass das Blattgold am Pferde-

kopf mehrlagig aufgebracht wurde. Das als Haft-

grund verwendete Material lässt sich jedoch nicht

mehr identifizieren.

Die computertomographische Untersuchung 12 des

Pferdekopfes bestätigte die bei der Restaurierung

gewonnenen Erkenntnisse zur Herstellungstechnik.

Aufgrund der massiven Materialstärke der seitlichen

Applikationen wird deutlich, dass diese erst in der

»Wachsarbeit« gefertigt wurden, wogegen das

Stirnmedaillon nur die relativ dünne Wandstärke

einer Wachshaut aufweist und bereits im Tonmodell

ausgearbeitet wurde (Abb.17a-b). Auch konnten

keine weiteren bei der visuellen Untersuchung ver-

borgen gebliebenen Kernhalter oder Flickungen

sichtbar gemacht werden.

13Restaurierung und Archäologie 6 · 2013

Abb. 15 Antike Schleifspuren von der Nachbearbeitung derOberfläche. – (Foto A. Ulbrich).

Abb. 16 a Detail der mehrlagigen Blattvergoldung. – b Schliff -aufnahme der mehrlagigen Blattvergoldung mit sichtbaren Mikro -rissen im Metallgefüge. – (Fotos D. Bettge, Bundesanstalt fürMaterialforschung/Berlin).

a

b

Materialanalysen

Die Röntgenfluoreszenzanalyse 13 (Tab.1) zeigt, dass

die Fragmente von Waldgirmes aus einer Bleibronze

bestehen, deren Hauptbestandteile durchschnittlich

etwa 78% Kupfer (Cu), 7,2% Zinn (Sn) und 12%

Blei (Pb) sind. Mit Kupfer unmischbar, bildet Blei da-

her Einschlüsse in der Kupfermatrix. Unlegiertes Blei

(Abb.18) steigert generell die mechanische Bearbeit-

barkeit von Bronzen, vermindert jedoch deren Fes-

tigkeit. Gegenüber reinem Kupfer bewirkt Zinn als

Legierungsbestandteil eine Mischkristallhärtung in

der Bronze und steigert die Korrosionsbeständigkeit.

Leichte Unterschiede in den Zusammensetzungen

der anderen Funde sind wohl auf unterschiedliche

Chargen der Legierung bei den verschiedenen Guss-

vorgängen zurückzuführen, allerdings kann eine

Zuordnung zu mehreren Bronzestatuen nicht gänz -

lich ausgeschlossen werden. Bleiisotopenanalysen

am Pferdekopf sowie am Fuß eines Reiters weisen

auf die Verwendung von Blei aus deutschen Lager-

stätten hin. Vorhandene Anteile von anderen Spu-

renelementen sind für römische Legierungen unge-

wöhnlich, aber von spätkeltischen Kupferobjekten

bekannt. Insbesondere deutlich erhöht sind Anti-

mon 1,5% und Silber 0,18%; dies lässt Spe ku -

lationen über eine Verwendung von Altmetallen

zu 14.

Die chemische Zusammensetzung des Blattgoldes

wurde an zwei Stellen einer Schliffprobe mittels EDX

(Energiedispersive Röntgenspektroskopie) im REM

(Rasterelektronenmikroskop) gemessen (Abb.19;

14 A. Ulbrich u. G. Rasbach · Der vergoldete Pferdekopf einer römischen Reiterstatue aus Waldgirmes

Probe Schliff Cu Sn Pb Fe Sb Ag Zn Ni

M846, Probe Nr. 52 14 638 79,26 10,05 7,37 0,08 2,32 0,25 0,37 0,30

FZ 61490, Probe Nr. 39 14 639 74,49 8,41 14,24 0 2,04 0,19 0,34 0,28

FZ 14951, Probe Nr. 42 14 642 79,08 5,73 13,47 0 0,95 0,22 0,30 0,25

FZ 61321, Probe Nr. 14 14 643 79,52 3,66 15,09 0,09 0,80 0,19 0,34 0,31

FZ 35598, Probe Nr. 43 14 644 80,84 8,39 8,47 0,1 1,25 0,25 0,41 0,29

Tab. 1 Ergebnis der Röntgenfluoreszenzanalyse mehrerer Bronzefragmente aus Waldgirmes.

Abb. 17 a die CT-Aufnahme verdeutlicht die beider »Wachsarbeit« angefügten, massiv gegossenenseitlichen Applikationen. – b CT-Anschnitt desmittleren, schon im Urmodell angelegten Stirn -medaillons. – (Fotos H. Heidt und D. Meinel,Bundesanstalt für Materialforschung/Berlin).

a b

Tab. 2) 15. An der beprobten Stelle enthält die

Schicht umgerechnet ca. 91m% Gold, das ent-

spricht in etwa 22 Karat (Analyse der Blattgoldlage

D. Bettge, BAM).

Die Vermutung, dass die Statue mit Feuer in Berüh-

rung kam, wurde neben der Analyse der Rußproben

aus dem Maulbereich auch durch metallographische

Gefügeuntersuchungen bestätigt. Diese beweisen

15Restaurierung und Archäologie 6 · 2013

Messstelle Atom% Masse%

Au Cu Ag Sn Au Cu Ag Sn

14642-1 77,4 16,3 6,2 0,0 89,85 6,18 3,97 0

14642-2 80,1 16,3 0,0 3,5 91,51 6,08 0 2,42

Mittel 78,8 16,3 3,1 1,8 90,7 6,1 2,0 1,2

Tab. 2 Chemische Zusammensetzung des Blattgoldes am Pferdekopf von Waldgirmes.

Abb. 18 Geätzter Schliff unter demLichtmikroskop. Bei den hellblauenFeldern handelt es sich um unlegierteBleieinschlüsse. – (Foto D. Bettge,Bundesanstalt für Material forschung/Berlin).

Abb. 19 Das Ergebnis derRöntgenfluoreszenzanalyse desBlattgoldes: es handelt sich um22-karätiges Gold. – (GraphikD. Bettge, Bundesanstalt fürMaterialforschung/Berlin).

eine Rekristallisation des Metallgefüges durch Er -

hitzung (Abb. 20a-b).

Die Rekristallisation von Bronze setzt bei etwa

300°C mit einer Änderung des Metallgefüges ein,

im Temperaturbereich zwischen 500-700°C wird

das Metall extrem instabil. Das Phasendiagramm

16 A. Ulbrich u. G. Rasbach · Der vergoldete Pferdekopf einer römischen Reiterstatue aus Waldgirmes

Abb. 20 a geätzter Schliff unter dem Lichtmikroskop: das Gefüge ist teilweise rekristallisiert. – b Detail des Schliffes. DieEnt zinnung des α-Mischkristalls führt zu der rötlichen Farbe. –(Fotos D. Bettge, Bundesanstalt für Materialforschung/Berlin).

Abb. 21 Phasendiagramm von Cu-Sn. – (Graphik C. D. NgocChan / Wikimedia Commons, Public Domain).

von Bronze (Abb. 21) verdeutlicht dies. Streng ge -

nommen gilt das Schaubild zwar nur für binäre

Kupfer-Zinn-Legierungen, man kann jedoch davon

ausgehen, dass sich Bleibronzen ähnlich wie binäre

Kupfer-Zinn-Bronzen verhalten 16.

Es wurde bereits erwähnt, dass die Zerstörung der

Statue vor der endgültigen Aufgabe der Siedlung

erfolgte, sodass dies nicht als Ursache für die Brand-

einwirkung auf die Statue infrage kommt 17. Viel-

mehr muss hier von einer bewussten Erhitzung des

Bronzestandbildes zum Zwecke einer leichteren Zer-

schlagung ausgegangen werden.

Die hohe Qualität des Pferdekopfes ist einzigartig

und es gibt nur sehr wenige vergleichbare antike

Stücke. Zu nennen sind als Beispiele der Augsburger

Pferdekopf, die Statue des Marc Aurel 18 in Rom, die

Reiterstatuen von Cartoceto (prov. di Pesaro e Urbi-

no/I) sowie die Pferde von San Marco in Venedig.

a

b

Nördlich der Alpen ist der Pferdekopf von Wald -

girmes mit Sicherheit der qualitätvollste Pferdekopf

einer Reiterstatue aus der frührömischen Kaiserzeit,

der bis heute erhalten ist.

Frank Willer hat im Rahmen des Projektes »Römi-

sche Großbronzen am UNESCO-Welterbe Limes«

festgestellt, dass der Augsburger Pferdekopf eine

identische Wachsplattenmontage aufweist wie der

Pferdekopf aus Waldgirmes. Interessant ist auch die

herstellungstechnische Analogie, dass der Unter -

kiefer des Augsburger Pferdekopfes ebenfalls erst

bei der »Wachsarbeit« angefügt wurde 19.

Besonders auffällig ist außerdem die große Ähnlich-

keit mit den beiden berühmten bronzenen Reiter-

statuen von Cartoceto in Italien, die ebenfalls in die

frühe Kaiserzeit datiert werden 20. Bei der weiteren

wissenschaftlichen Auswertung werden mit Sicher-

heit auch technologische und stilistische Vergleiche

des Pferdekopfs von Waldgirmes mit den Bronzen

von Cartoceto im Fokus stehen. Möglicherweise

lassen sich dabei in Details handwerkliche Über -

einstimmungen feststellen, die auf eine Fertigung

durch dieselben Handwerker schließen lassen. Da

die Bleiisotopenanalyse für den Guss der Statue vor

Ort spricht, wäre somit auch denkbar, dass hoch-

spezialisierte Handwerker aus Italien nach Germa-

nien reisten, um die Statue dort zu fertigen, wie

auch aus schriftlichen Quellen bekannt ist 21.

DanksagungMein besonderer Dank gilt R. Bulka für die vielen hilf -reichen Tipps und die wertvolle technische Beratung. DesWeiteren danke ich F. Willer und R. Schwab für kompe-tente Anregungen und die zur Verfügung gestellten Er-gebnisse der Bleiisotopenmessung. Außerdem möchte ichS. Greif und S. Hartmann sowie allen beteiligten Wissen-schaftlern der BAM in Berlin für die zur Verfügung ge-stellten Messergebnisse danken.

17Restaurierung und Archäologie 6 · 2013

Anmerkungen

1) G. Rasbach, Bronzene Reiterstatuen aus der augusteischenStadtgründung von Waldgirmes. Archäologischer Anzeiger, imDruck. – A. Becker, Germanicus an der Lahn? – Die Ausgra-bungen 2008/09 in Lahnau-Waldgirmes. hessenArchäologie2009, 75-78. – G. Rasbach, Der bronzene Pferdekopf aus derrömischen Stadtanlage von Waldgirmes – ein Fund von inter-nationaler Bedeutung. hessenArchäologie 2009, 78-82.

2) Die Wandungsstärke variiert von 0,2-0,7 cm. Die Gesamtlängebeträgt 52,7 cm und an seiner breitesten Stelle, im Bereich derAugen, werden 22,5 cm gemessen.

3) Abformung mit Silikonkautschuk Elastosil® M 4503; Form -kapsel mit Ebacryl; Ausguss in Biresin® LM Epoxidharz; Ober-flächengestaltung mit Blattgold und Ölfarbe.

4) Vgl. hierzu das Fragment einer römischen Satteldecke: E. R.Knauer, Bruchstück einer bronzenen Satteldecke in Bonn. Bon-ner Jahrbücher 192, 1992, 256.

5) ESR-Spektroskopie durchgeführt von A. Paul.

6) Pinidentoflex® Gold, High Gloss.

7) Siehe dazu auch: P. C. Bol, Antike Bronzetechnik (München1985) 41ff.

8) Siehe dazu auch: B. Janietz Schwarz / D. Rouiller, Ein Depotzerschlagener Großbronzen aus Augusta Raurica. Die Rekon-struktion der beiden Pferdestatuen und Untersuchungen zurHerstellungstechnik. Forschungen in Augst 20 (Augst 1996).

9) RFA-Analyse durchgeführt von S. Hartmann, RGZM.

10) Röntgenfluoreszenzanalyse des Toninnenkerns durchgeführtvon S. Greif und S. Hartmann, RGZM. – Eine Provenienz -

bestim mung mittels Dünnschliff konnte aufgrund zu geringerReste leider nicht durchgeführt werden (frdl. Mitt. G. Schnei -der, FU Berlin).

11) Herstellung und Präparation von metallographischen Schliffen:D. Bettge, Bundesanstalt für Materialforschung / Berlin.

12) Die computertomographischen Untersuchungen und 3D-Scans wurden mittels eines Hochenergie-3D-Computertomo-graphen mit einem Linearbeschleuniger (LINAC) als Strahlen-quelle durchgeführt. Als Detektor wurde ein Flachdetektor aufder Basis von amorphem Silizium benutzt. Durchführung:H. Heidt und D. Meinel, Bundesanstalt für Materialforschung /Berlin.

13) Röntgenfluoreszenzanalyse des Metalls, durchgeführt vonK. J. Wenzel und M. Radtke, Bundesanstalt für Materialfor-schung / Berlin.

14) Die Bleiisotopenanalse wurde im Rahmen des durch die Volks-wagenStiftung geförderten Forschungsprojektes »RömischeGroßbronzen am UNESCO-Welterbe Limes« am Curt-Engel-horn-Zentrum (CEZ) in Mannheim durchgeführt. Die Auswer-tung erfolgte durch R. Schwab (CEZ) und F. Willer (LVR-Lan-desMuseum Bonn). – Dazu ausführlich: R. Schwab / F. Willer,Metallkundliche Untersuchungen an den Großbronzen. In:M. Kemkes / L. Swinkels / F. Willer / S. Willer (Hrsg.), Gebro-che ner Glanz. Römische Großbronzen am UNESCO-WelterbeLimes [Ausstellungskat. Bonn, Aalen, Nijmegen] (Bonn 2014).– R. Schwab / F. Willer, Über die Herkunft des Bleis. In: Ebenda201-203. – A. Ulbrich / F. Willer in: G. Rasbach, Die Bronze -statue aus Waldgirmes. In: Ebenda 42.

15) Rasterelektronenmikroskopaufnahmen mit EDX-Analyse (REM»LEO 1530VP«) (D. Bettge, Bundesanstalt für Materialfor-schung /Berlin).

16) D. Bettge / K. J. Wenzel / M. Radtke, Bundesanstalt für Mate-rialforschung, Berlin [unpubl. Manuskript 2012].

17) A. Becker / G. Rasbach, Die spätaugusteische Stadtgründungin Lahnau-Waldgirmes – Archäologische, architektonische undnaturwissenschaftliche Untersuchungen. Germania 81, 2003,147-199. – G. Rasbach / A. Becker, Zwischen Mittelrhein undElbe – Einheimische Siedlungsplätze und römische Präsenz. In:R. Wiegels (Hrsg.), Die Varusschlacht – Wendepunkt der Ge -schichte? Archäologie in Deutschland Sonderh. (Stuttgart2007) 95-101.

18) G. Accardo / R. Baumstark / U. Hommes / R. Wünsche, MarcAurel – Der Reiter auf dem Kapitol (München 1999).

19) F. Willer / R. Meijers, Hightech trifft Antike – Römischen Bronze gießern auf der Spur. In: M. Kemkes / L. Swinkels / F.Willer / S. Willer (Hrsg.), Gebrochener Glanz. Römische Groß-bronzen am UNESCO-Welterbe Limes [Ausstellungskat. Bonn,Aalen, Nijmegen] (Bonn 2014) 166-179.

20) J. Bergemann, Römische Reiterstauen. Ehrendenkmäler imöffentlichen Bereich. Beiträge zur Erschließung hellenistischerund kaiserzeitlicher Skulptur und Architektur 11 (Mainz 1990).

21) M. Klee, Römisches Handwerk. Archäologie in DeutschlandSonderh. (Stuttgart 2012).

18 A. Ulbrich u. G. Rasbach · Der vergoldete Pferdekopf einer römischen Reiterstatue aus Waldgirmes

Zusammenfassung / Abstract

Der vergoldete Pferdekopf einer römischen Reiterstatue aus Lahnau-Waldgirmes (Lahn-Dill-Kreis)Im Rahmen des DFG-Langfristprojektes Waldgirmes wur-de 2009 ein Kastenbrunnen ergraben. Am Grund diesesBrunnens befand sich ein Holzfass, in dem der Kopf desPferdes einer lebensgroßen, vergoldeten Reiterstatue lag.Das Schadensbild ist auf Korrosion und die intentionelleZerstörung der Statue zurückzuführen. Neben der Restau-rierung/Konservierung galt der Untersuchung von Be -arbeitungsspuren auf der Innenfläche des Kopfes beson-deres Augenmerk, da sich dadurch Rückschlüsse auf dieHerstellungstechnik, das indirekte Wachsausschmelz -verfahren, ziehen lassen. Chemische Untersuchungen derBundesanstalt für Materialforschung/Berlin erwiesen,dass der Pferdekopf aus einer Bleibronze besteht, derenLegierung sich aus 75% Kupfer, 8,5% Zinn, 14% Blei so-wie 1% Antimon zusammensetzt.

The gilded horse’s head of a Roman equestrian statue from Lahnau-Waldgirmes (Lahn-Dill-Kreis)In 2009, in the context of the long-term DFG projectWaldgirmes, a well with a wooden shaft was excavated.In a wooden barrel at the bottom of the well, a gildedhorse’s head of a life-size equestrian statue was found.Heavy damage was sustained to the object due to corro-sion, as well as the intentional destruction of the statue.In addition to conservation/restoration efforts, special at-tention was paid to the work traces on the inner surfaceof the head, to draw conclusions about the productiontechnology, i. e. indirect lost-wax casting. Chemical analy-ses carried out by the Bundesanstalt für Materialfor -schung/Berlin showed that the horse’s head consists oflead bronze alloy composed of 75% copper, 8.5% tin,14% lead and 1% antimony.

Schlagworte

Reiterstandbild / vergoldeter römischer Pferdekopf / Waldgirmes / indirektes Wachsausschmelzverfahren

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García Sanjuán, LeonardoArchäologeam Departamento de Prehistoria y Arqueología, Universidad de Sevillac/ Doña Maria de Padilla s/n., 41004 Sevilla (Spanien)[email protected]

Luciañez Triviño, MiriamPromotionsstipendiatin der Baskischen Autonomen RegierungDepartamento de Prehistoria y Arqueología, Universidad de Sevillac/ Doña Maria de Padilla s/n., 41004 Sevilla (Spanien)[email protected]

Maier, AnnikaRestauratorinan der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste StuttgartAm Weißenhof 1, 70191 [email protected]

Niemeyer, BarbaraRestauratorin an den Staatlichen Museen zu BerlinAntikensammlung BerlinBodestraße 1-3, 10178 [email protected]

Peltz, UweRestaurator an den Staatlichen Museen zu BerlinAntikensammlung BerlinGeschwister-Scholl-Str. 6, 10117 [email protected]

Piecuch, MaikeRestauratorinam Bernischen Historischen MuseumHelvetiaplatz 5, CH-3000 Bern 6www.bhm.ch

Rasbach, GabrieleArchäologinan der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen InstitutsPalmengartenstraße 10-1260325 Frankfurt [email protected]

Schorer, BirgitArchäologin am Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Eberhard Karls Universität TübingenSchloß Hohentübingen, 72070 Tü[email protected]

Schuhmacher, Thomas X.Archäologeam Departamento de Prehistoria y Arqueología, Universidad Autónoma de MadridCarretera de Colmenar Viejo, km.15, Cantoblanco, 28049 Madrid (Spanien)[email protected]

Schwab, RolandRestaurator und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie,Reiss-Engelhorn-MuseenC 5 Zeughaus, 68159 [email protected]

Ulbrich, AngelikaRestauratorinhessenArchäologie am Landesamt für Denkmalpflege65203 [email protected]

AUTORINNEN UND AUTOREN