Der Paratext als Argument in Vasilij Aksenovs „Zatovarennaja bočkotara“

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Sonderdruck aus Porta Slavica Beiträge zur slavistischen Sprach- und Literarurwissenschaft lVilma Voesler zum 65. Geburtstag Herausgegeben von Bettina Althaus, Friedemann Kluge und Henrieke Stahl-Schwaetzer 1999 Harrassowitz Verlag Viesbaden

Transcript of Der Paratext als Argument in Vasilij Aksenovs „Zatovarennaja bočkotara“

Sonderdruck aus

Porta SlavicaBeiträge zur slavistischen Sprach-

und Literarurwissenschaft

lVilma Voeslerzum 65. Geburtstag

Herausgegeben vonBettina Althaus, Friedemann Kluge

und Henrieke Stahl-Schwaetzer

1999

Harrassowitz Verlag Viesbaden

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Epilog Dm lm.3inismus: Anarolij Mdi.ngofs,,Poamab.zaljapy..... ....................... It

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.7tuvf.nnrjtb.akotam ... r3l

I)cr Paratext als Argumcnt in Vasilij Aksenovs

,,Zatovarennaja boökotara.,

Stephan Kessler. Munrer

Die ästbetischc Organisalion eines Te\rcs umfaßt die Darstellungsrechnjkcnund gewisse Elemente des Pararexrcs. Zu den Darsrellungstechniken, die hiernicht \Äeiter erläuted werden können, zählen der (;cbrauch von Texrinrerferen-zen, die Komposition von Textinterfcrenzrvpen (nach Schmid 1973) und dieDarbienrng dcs lextes in epischer, lyrischcr odcr dramatischef Form.

Die optisch,graphischc cestaltunB eincs t'cxtcs ist Dicht zufriltig. Ein'tcxrkann maximal in Bände (Teile), Bücher, wcjtere Teite. Kapitel, Unrerkapitet,$eilere SegmcDtc (vcrmiltels breireren Durchschusses getrennte Texltcilc) undAbsätze geglaedert seio. AIle Unrcneilungen können cigene überschrifren(Tilei, Zwischenlilel verschiedener Cliederungsebenen oder cnlsprechcndeZeichen- und Zahlenfolgen) tragen. In dcr Regel rvird esjedoch so scin, daßals minimales Kapitel oder Un&rkapitel ein Absatz rnit einer überschrifr fun-gieren wird. Die größeren oprischen Teilungen werden jcweils durch dienächst klcincrc definic(r Eir Buch unfäßr mchrere Teile oder Kaoitel. einKapitel mehrere Unterkapitel. Segnrcntc oder Absätze und so wciler. Dcr Ab-satz, als kleinstc optische Unterbrechung dcs'lcxtflusses, wird durch den Zei-lenumbruch dcfiDicn. Dicse Teilungen urrd cliederungcn können ie rach Zu-sammenhang dem Erzählvorgang odcr dem [rzählkonzepr zufallcn ( Icrmi-nologie nach Kahrmann l99l). Zum Beispiel besrehr die Möglichkeir, daß dieUberschriften der genanoten Einteilungen \eniger Titel in dem Sinne sind, daßsie sich aul das im Kapitel Vorkommende aus der Sichr einer dem ccschchenübergeordncten Sup€rvision bczichen, sondern in dem Sinne, daß sie Teil dercrzählten Welt sclbst sind. ln Akscnovs OioL gibr es beide Möglichkeilen. EinKapitel beißt don ,.MyxcKori KJ1y6" (Aksenov 1980b:109ft), eiDe zusam-menfasscndc BcDennung nicht nur des Ortcs. sondern auch dcr Umstände deserzählteD Ceschehcns. Eine anderc Übcrschrii heißt jcdoch ,,3a pa6ory,roBapuurl Nalüdich bleibt auch diesc Überschriti eir Titel und damit l'eildes Erzählkonzeplcs. Dieser Titel ist jedoch auch Teil einer direktcn Rede(rner erTiüllcn trgur: ftr den erlebenden Lescr gc\räller \ich dre Uberschrill

182

nämlich soi ,.3a pa6ory, rosapnun! cKa3an cepxaHr PIoMtH" (Aksenov

1980b:182). In letzterem Falt isl also d'e dargestellte Wek in die optische Ce-

stallung von Oiög hioeing€zogen worden. Die Inöglichen Einleilungen und

Cliederungen eiDes literarischen Textes verbleiben somil in dcr Zwitterstel-lung zwischcn Erzählvorgang (Kommunikat;onsniveau 2) und Erzählkonzept(Niveau 3). Wenn es der Text nahelegt, werden die genannten Ibilungen dem

Erzählvorgang zugerechnet, im aDdcren Fall dem Konzept.

Die Unterteilungen eines Textes in Bände (Teile), Bücher, weitere Teile,Kapitel elc. g€lten in der Literaturwissenschaft bereits als Elemente des Para-

textes. Der (Er-) Finder der ParatextualiiäI. Gdrard Genette, erläulen: Ein Text

präsentiert sich [...] scltcn nackt, ohne Begleitschutz einigercleichfalls verbaler oder auch nicht-verbaler Produklionen wie ei-;em Autorennamen. eincm Titel, einem Vorwort Llnd Illustralio-neD. Von ihnen weiß man nicht immer, ob man sie dem Texl zu'rechncn soll; sie umgeben und verlängern ihn jedenfalls, unl ihni'n üblichen, aber auch im vollsten Sinne des Worl€s zu präsentie-

renr ihnp/drert zu machen, und damit seine ,,RezePtion" und sei-

nen Konsum in [...] der Geslalt eines Buches zu ermöSlichenDieses unterschiedlich umfangreiche und gestaltete Beilverk habe

ich [...] als Pala.erl des werkes bezeichnet. (Genetle l992igl)

Unter den Paraiext faßt Gcnettc l.) die verlegerischen ..Crijßen eines Bu

ches: Formate, Verlag und Reihen (enthalten u.U. bcslimmles soziales Anse-

hen oder bestimmte tlrematische Informationen), llmschlag. Tit€lseite uDd

Satzl 2.) dcn Namen des Autors: scinen Ort im Buch, seine möglichc Onymität(das, was der Name verät, also das Geschlecht, die Staatsbürgcrschaft. soziale

Zugehörigkeit und Verwandtschaft), seine Anonymität oder Pseudonym ität; 3.)

den Titel und Untertitel: ihr On in Buch. ihr Zeitpunkt der Vergabe, welches

Thema (d.h- worüber man spricht) und welches Rhema (d.h. $as man darüber

sagt) Tilel ünd Untenitel verralen, ihre Konnotationen. ihr ,,Verlührungs-gehalt" (liir die Werbung), sowie Ganungsangaben (zumeist im LJntenilel); 4.)

dcn Wnschzcttel (p üe d'tusörur, Gerctte l99l:103t)r hculc ein zumeist imVakat oder irneren Umschlag befindlicher kurzer Abriß des Buches und der

Biographic des Aütors; 5.) die Widmungi die Zueign ng eines Werkes, die(persdnlicbe) Widmung eines Exemplares, Ort, Zeitpunkt und Funkrionen der-

selbenl 6.) die Motli: Ort, Zeitpunkt und zitierle Autoren; 7.) das Vorwort: die

Funktionen des Originalvorwodes (es sagt, nd.!/r, zu lesen sei: Bedeutung und

Nützlichkeit des Themas. Neuheit oder Tradition desselben, Einheit bei

Sammlungen, Wahrhaftigkeit des Autors oder der Methode, Bescheiden-

Pararext afs ArSunent in V. Aksenovs Zatovüennaja hoö*otatu lll l

heitstopoi; es sagl, pie zu iesen sei: Entstehung des Werkes, Wahl des Publi-kums, Tilelkommentsr, Beleuerung der Fiktionalität, Reihenfolge der Lektüre,Angaben über den Kontext, In(erprelalionen des Textes durch den Autor ündCattungsmanifestationen), die Funktionen anderer Vorwode (hier besondersspäte, allograph€ und auktoriale Vorwone) und die fiktiven Vorwone (undderen Simulationsverfahren); 8.) die Zwischentitel: die Überschriften vonTextreilen; und 9.) die Annerkungen: die Funktionen der fiktiven, spälen,nachlräglichen oder originalen Anmerkungen.

Die aufgezähhen neun ,,Crö߀n" umfassen aber nu. den Peritext des Para-

lextesr lmmer noch im Umfeld des Texles, aber in respekNollerer (oder vor-sichtiger) Entfernung finden sich alle Mitteilungen, die zumindest ursprünglichaußerhalb des Textes angesiedeh sind:

[...] im allgemeinen in einem der Medien [...] c'der unter demSchutz privater Kommunikation [...]. Diese zweite Kategorie [... ]nenne ich [...] Epitext. Wie sich nün von selbst versteht, leilensich Perilext und Epitext erschöpfend und restlos das räumlicheFeld des Paratextes; anders ausgedrückt lijr Liebhaber von For-meln: Paratext = P€ritexl + Epitexl. (Genene 1992:12)

Den Epitexl unterscheidet Genene in einen öffentlichen und einen privaten.

Zum öffentlichen Epitexl rihh er 10.): d€n verlegerischen Epit€xt (in der Re-gel die werbung), den öffiziösen allographen Epitext (lnformationen, die indi-rekre BürSschaft durch den verlag oder wie bei Stuart Cilbens U9?71 Buch

über Joyces Uts.ter: Artikel oder Bücher dritter Hand mit Hinweisen vom

Autor) und den öffentlich-ofliziellen auklorialen Epitext (lnterviews. Gesprä-

che, Kolloquien, Selbstkommenlare, Anlwonen auf lcitiken, Selbstbespre-

chungen). Zum privaten Epitext gehören frir Cenette I L): Briefwechsel des

Autors. mondliche Mitteilungen, Tagebücher oder Tagebucheinlräge, vortexteund Enlwtlrfe und nachlrägliche verbesserungen (das Feld des Edilionsphilo-logischen wird hier berührt).

lm Rahmen des kommunikationstheoretisch orientierten Ansatzes von

Kahrmann et al. ist klar, daß der Epitext (Fälle l0 und I l) dem textexlemen

Kommunikationsniveau, das die historische Person des Auto.s bekifft, ange_

hön. Von den Fällen I bis 9, dem Peritext. gehören alle zum textinlemen Be-

reich, nämlich enlweder zum Erzählvorgang oder zum Erzählkonzept. Selbsl

ber elnzelnen Elemenlen des Päratextes, die zunächsl ..\om Auloa (lon der

historischen Person des Autors aus) oder von ,,außerhalb der Fiklion" (von

einer rein konzeDtuellen Position aus) moliviert ar sein scheinen wie zum Bei

l8l

spiel beim Waschzettel oder bei den Anmerkungen. kann eine Vereinnahmung

im und Gestaltung durch den ErzählvorganS nicht ausgeschlossen werden. So

werden im Roman Die Geleh ewepublik von Arno Schmidt der Waschzetlel,

das Vorwon und die Anmerkungen im Hinblick aufeine fiktive FiSur namens

Überserzer ausgestaltet, die den ,,eigentlichen" Erzählvorgang des fiktiven Er-

ählers du.ch ihre Kommentare berichtigen ar müssen glaubl. Der ,,ei8entlich"erziihlenden Figur, die der englischsprachige lch-Erzähler C'rarles Henry Wi-

,?r ist, lvird der Ubersetzer ^ls

Konekliv gegenilbergestelh, der namentlichdas Vorwon, das €r zu r?rrsr Ubersetzung ins Deulsche schrieb, zeichnet: Cir.M. Stadion (Schfüdt 1985:5-6). Um die Fiktion von Ubersetzer und lch-Erzähler als €rzählenden Personen zu vervollständigen, isl im Waschzetlel eine

Liste mit persönlichen ,,Daten" des Ubeßetzers (Alle\ Größe, Gewicht, Ge-

sundheirszusrand. Lroti brv:. lemperamenr und Ahntiches) hinzugehlgt.

Auch diese Elemente des Peritextes gehören also zur dargestellten Weh, weilsie im Hinblick aufden Eruählvorgang ausgeslaltet sind.

Vasilij Pavloviö Aksönovs Zulovurcnnaja boökotara etschien zuerst 1968

in der Zeirschrafi ,,rc,rr' (Nr. 3) uod trug dod den Untertile| Po|elt s prcu-vclite iat,ti i snori.lenija i. Die povorr'wurde 1980 mit Rar&v, zu eincm

Buch vereinigt und erschien in einem New Yorker Exilverlag. Außerdem erschien Zdtovarennuja hoö*orala noch einmal injüngerer Zeit (in vkus. Porestii rarstnzy. Moskva l99l). Leader ist unbekannt, wann genau Zatowrcnnajoboötorala geschrieben worden isl.

zatoearennaia bolkotdtu ttäEt gewisse Züge des Schelmenromans. ImUnterschied zum klassischen Typ (Lesages 6il 8/.r, Grimmelshausens Srr,-plicissimus) stehl in der Aksenovschen pov?.r/ nicht e|, Schelm im Mittel-punkt der Erzählung. sondern derer sieben: Vadim Afanas'eviö Drozzinin (..oH

6btt ear{ncrBe! 6lM B cBoeM DoÄe cnelltJarücroM no MateHbKoä taruHeaMepuKaHcKori crplrre Xannranu": Aksenov 1980a:16), Seemann C/e,Jr.rtilov (,.8o3-,re Marnrrrbr, Kapr Hrro oneprllücb Ha Kanor, crorjrMoHyMeHT:urbHbrä lllycrfiKoB Ine6, BoeHHbrü MoprK"; Aks€nov 1980a:22),der alte fta, Moöinkin (,c'tapuK MoqeHKuH 1...1 6urbrü ,rac co6aq{ncr c

cblltoM t eaecTKoi - onqT6 o6rÄera ero Heco3HaTellBHat Moroaexb: HenpoTonrlra 6a!6Ky, He npuHecra (Bacxy, Kax 6brsaJro npexÄe, Koraa cTa-pxK MoqeHXxH erl.Ie xpyTün nella,'Ilr üHcneKTopoM KoroplÄcxovy xyKy ,

Aksenov 1980a:18), die PädaSogin hinu yulantinorna Sclcznara (,.y'j$rert -Hüqa HenoJrHoi cpeaHei urxoJrrr, ytrnTeJrLHrqa no reorpao u Bcei nra-nerLr";

^kscnov 1980a:20). Yolodja Teleskopov, dt Fahrer des LKWS, auf

Paräteir ak Argumenr in V. Aksercw Zato!üe.aaja hoalotüa ri

dem das Faßl€ergu! transponien wird, sowie später noch der Pilot yanja Ku-laipnko ünd die ,,nicht festanBeslellte Laborantin" (,,BHerrrarHbrä na6o-pallt'', Slepanida EJiMvra. Zum weiteren Unterschied gegentiber dem ,,typi-schen" Schelmenroman sind die einzelnen Abenteüet in Zatovarennaja hoöko-/a/rl nichl in Episoden locker ancinandergereihl, sondern enger verbunden undenlbehren in der im Gegensalz zum Roman kitzeten ?ovesl natürlich derLänge und Ausgestaltung.

Die Aksenovschen,,Schelmen" sind in Übereinstimmung mit anderen Zica-/o.t (Schelmen) nicht zur geschlossenen, einheitlichen Individualität dürchge-stahet, sondern einfache und schemalisierte Figuren. Sie sind auf ihrem Wegin Zatovarchnaja boökolard vom Schicksal umhergetrieben: vordergründig istdie polesl' eine Cesellschaftssatire, verbunden mil abenteuerlichen Motiven(so auch die Schclmenromanet vgl. wilpen 1979,'12'l\.ln Boris Pil'njaks Ro-man Golyj god Bibl es eine zur Aksenovschen Lehrerin Selezneva ahnlicheFtgüt denLehret Blannanio!. Die Ahnlichkeit besteht darin, d^ß Blunnaniovebenfalls den ,,gesamten Planeten" im Blick hat, und zwar ebenfalls, so darfman es ja von hina Seleznevd vermuten, aufeine hypothetische Art und Wei-

B yqrinxqe yqrrejrb EraHMaHxoB 3acraBnrn 1..,1 scex yve-nnKoB, nyTeruecrsoBaT! no KapTe: B llepycaruM, s ToKHo(MopeM H cylIlei), B 6y9Hoc-Arfpec, B Hbrc-llopK, nepe.{r.rc-,tT6 MeCra. üupolht ,t aotfoTat, onxcblBaa6 ropoaa, trcÄci ,lnpüpoay - ropoacxoe ygnJrrule 6LrJro cnJro[rHoil reorpaÖfieri,

aaxe He reorpa(büeü, a nyTeuecTBreMr EraHMaHxoB TaK u3aaaBlur, abryqüTb K 3aBTpoMy nyTeuecTBqe 3 l4opxluup.(Pil'njak 1922:l l)

Einen anderen Aspekt der,,Schelmen" in Zdtovarennaja botkoturuhal da,-über hinaus Efimov ( 1991i250-259) beleuchtel, die die pc,vcr/' auf christus-und engels8leiche Figuren hio untersucht hat, worauf die interessie(e Leserinund der interessierte Leser verwiesen werden

Der Zusammenhang des erzählten Geschehens in Zatov.lrcnnaja botkotarcwird dadurch entwickeh. daß alle Figuren die Sorge um leere Fässer. die sich

in ihrem Dorf angesammeh haben. umtreibt, Fässer, von denen sie glauben,

daß sie zur Wiederverwendun8 in eine entfernte Stadl gebracht werden müß-

len. Die Sorge der erzähhen Figuren um das Faßleergul (6oqKorapa) geht aufihrer Fahd injene Stadt schnell über das normale Maß hinaus. Aksenov selbst

erkläd zu diesem Umstandi

lllfi Srephan Kessler

It's lzatovarennaja boökotaral based on specific real impressi-ons: my father and I were in the depths of Russia, in the Ryazandislrict, and were rctuming in a truck. We got lost, and met manyfunny people on lhe way. I wanted lo write about what they are li-ke, what it is lhey love. And it turns out lhey love barrels, as ifthey were sublimating some religious feeling! (Meyer 1913a.572)

Ganz ähnfich schätzt Efimov (1991:38) Zalovarenhaja botl<otaru als ,,ex-Derience ofthe sacred" ein und erkennl. daß,,here the intuilion oflhe unlheo-logical ways in which spontaneous religiosily works announces Aksenov'sfuture äpproach lo an honest religious b€havior"

Aksenov sah sich im zitiert€n lnterview mit Meyer (19?3a) wahrscheinlichgezwungen, eine Verbindung der fiktiven Satire mit der Wirklichkeil zu be-

haupten, um keine allzu großen Schwierigkeiten zu bekommen. Die Tatsache

dcs Interviews, das durch Meyers dirckten Kontakt gezielt im westen erschien,war brisant genug. zumal Aksenov in den siebziger Jahren nicht mehr der zwar

auch krilisierte, aber im Prinzip vielgedruckte Schriftsteller war. als der er inden sechziger Jahren mir Kollegi, Zvezdnyj bilet, Pora, noj dntg, pora! vndanderen Werken bekannt geworden ist. Denn obwohl Aksenov unlcr Chrusöev

kritisiert worden war (vgl. Meyer 1987:351), blieb er in den sechziger Jahrenvielgedruckt. vermullich deshalb, weil er nach einer nichtofliziellen BeSeg-

.ung, die am 7. und 8. März 1963 a.vischen Panei und,,kreativer Intelligenz"im Kreml stattgefunden hatte, öffenllich versprochen hafle, ffirderhin mehrakzeptable Helden zu schaffen (Aksenov 1963)- Dennoch war Aksenov mitBeginn der Breznev-Ara in schriftstellerischen (und dadurch wohl aucb per-

sönlichen) Schwierigkeiten, so daß es ihm sicher nichl günstig schien, gewis-

sen Grundsätzen des sozialistischen Realismus offen zu widersprechen. Wiegellhrlich (West-)lnterviews $,aren. davon zeugt in der biographischen Dar-siellung Johnsons ein Interview mit Aksenov aus dem Jahre I978. Nach Veröf-fentlichung dieses bei Johnson leider nicht genauer zitienen Inlerviews imWeslen wurden in der UdSSR.lle öffentlichen Exemolare AksenovscherWerke relegien, alle weiteren Werke indizierl und neue nicht mehr gedruckt(Johnson 1986:46). war also der Verweis aufdas reale Leben im Bezirk Rja-zan', wie Aksenov ihn im Interview von 1973 gab, eine politisch-schriflslellerische Taktik? Mit Sicherheit. Dennoch gab oder gibt es anschei-nend solche Menschen und ihre Sublimierung wirklich, denn Aksenov gabnach seiner Exilierunq wiederum an:

Paralexr als Argument in V. Aksenors Zatovarennoja boäkotaru t8r

TorqxoM |< noBecrr{ rBurocL nyrerrrecrBüe t,,.1 s rny6rHnyPoccün [...]- TaM r Hauien gror cr,rMBor. 9To He flpocro 60,r-KOTapa, oT Hee nonaxtBaeT MeTaÖü3r,rqecKoi. oHa ,{To-ToBpoae Heono3HaHH6rx reTarou{ux o66exToB,9To KaK 6hr cy,6nxMaqH, HapoAHori nrc6Bü. HapoÄ [...] ee noAcnyAHo xax-neT r r.{rqel npeaMeT cBoerfi nro6BH, I...1 JIIoÄfi olJuleBjlrroTee. (Aksenov l98l:436f.)

Aksenov gibt ebendort an, daß es ihm ein Rätsel sei, wantm Zatovarennajaboökotaru \.röffentlicht wurde. Er nehme an. die Redaktion habe die Erzäh-lung nicht verslanden (Aksenov 1961i436). lm lnterview mit Meyer hatle erz[dem etklän, daß Zalowrennaja boökotaru die beste Verbindung von Rea-lismus mil Elementen der historischen Avantgarde darstelle, wobei ,,the tare ofbarrels ilselfis a lyrical image" (Meyer 1973a:570)-

Welche Argumenle liefert in diesem Zusammenhang der Paratext? Der Er-lihlung voran slehl folgendes Motto:

3aroBapnnaca 6o,{xorapa, 3auaena xerTbrM rlBerxoM, 3ara-pl|Jracb,3aTropHjracD ü c MecTa cTpoHyJracr. I{3 ra3€T.(Aksenov 1980a: I l)

Übersetzt hieße das in elwa:,,Das Faß(leer)gut war gehonet worden, er-blühte als gelbe Blume, begann, sich einen Weg zu bahnen, sich etwas einzu-brocken, und rückt€ vom Fleck weg. Aus der Presse." Das scheint zunächsteine nähere Erklärung zum Tilel derrrovesr'zu sein; vielleicht gab es tatsäch-lich irgendwo einmal einen solchen Pressetexl. Meyer meinl zwar, daß Mottosei ,,a nonsensical sentence composed of slang and made-up words which are

chosen chiefly for their alliterative value" (Meyer 1973b:45E). Das stimmtnatürlich. Aber es trim nichl die Funklion dieses Moltos. Es wird der Ursprungaus der Presse behauDtet. Dann ist im Mollo die Personifikalion von boa*olaru(Jaqsera",,parapflracb" usw.) einem lautmalerischen. hyperbolischen Stilder ofliziösen Presse zuzuschreiben, der die nachlässige Ansammlung von

Leergut in Form von Fässern als,,Horten" (Jaroßapr{rracs"; deutlich auch imTitel: ,,3aroBapenHar") anpranSen. In der UdSSR war, wie in anderen sozia-listischen Ländern aüch, mangelndes LeerSut beständiges Problem des Trans-ponsektors. Es ist damit vorstellbar, daß die Presse Artikel und Meldungengeschahet hat. die die Disziplin des Leergutsammelns und nalürlich -abgebens

erhöhen sollten (eine andere Methode diese Disziplin zu erreichen, waren hohe

Pfandwerte). In typisch sozialistischer Pressemanier wurden dabei aus der

Sicht der Behörden -,,bürgerliche" Disziplinlosigkeiten (Leergut sammeln,

IIJIT Srephan Kessler

aber vergessen abzugeben) als durch und durch absichtliche, womöglich sy-

stemfeindliche Trtbeslände (Honen) dargestellt. Wenn das Mollo eine FiktionAksenovs ist. dann hätte er den Presseslil und -blickwinkel besser nicht treffen

können.Daß es im Motto um ein offizielles Anprangern von Mißständen gehl, legl

auch folgendes erzählte Geschehen noch einmal nahe, in dem 'Sirra das voran-gestelhe, paratextuelle Motto fast wönlich zitieri und seine Herkunfl aus derPresse,,beteuert":

- BoroabKa, xoH,iaü 3eHKH HaJrußarL, - roBopr.tr CuMa. - 3aB-Tpa nos4e!.rb lapy Ha craHrlnlo. 1,,,1 oHa orÄepr!8aer 3aHa-Becxy h cMorprr, yJrH6arch, Ha napHeri, noTtrl{aaerct cBol'IM6orürüBM, crraÄKHM caolM TeJroM. [--.] - CKonstacl y MeHt6o,r(orapa, ManL'{tiKH, - roBopüT oHa roMHo, MHorocMbI'CJIeHHO. TyMaHHO, - CXOnfi.riaCL, 3aTOBaptlJIaCD, 3aIIBeta XeJI-TbrM rlaer(oM... KaK B ra3erax nnlUyr.-- (Aksenov I980a:13)

Doch es ve eist die zitierte Passage gleichzeitig noch auf etwas anderes.

Für die beteili8ten, erzählten Figuren hät die zitiene Slelle, wie uns der fiktiveErzähter verrät. einen Hintersinn: Sirr4 Besilzerin eines Dorfladens mk Aus-

schank, posien vor.,ihren Jungs". Die Verkündung.Sit (rr, bei ihr hätle sich

Leergut angesammelt, ist zugleich eine erolische Anspielung für die anwesen-

denjungen Männer. Die Anspielung ist in Si|,as Verhahen (wie sie auftritt und

wie sie spricht) begrilndet- Das, was.tirrr sagl, unterscheidet sich also ziem-lich von dem, was sie außerdem noch all€s ausdrückt, indem sie auf eine be-

stimmte An sDricht. Letzteres. das ,t/ie. erfahren wir durch die Erzählerrede

des gewählten Abschnitts, nichtjedoch, lrar durch das ,&e gesagt werden soll.Diesen Schluß soll der Leser hier selbsl ziehen, indem er die einzelnen Ele-mente des erzählten Geschehens zusammenftigt, in einer sozusagen ,,filmi-schen" Situation imaginien und indem er aus dieser Zusammenfijgung und

Imagination weitere Informa(ionen zieht. Wenn Worte und Taten .Sil,ar aufdiese weise zusammen wahrgenommen werden, dann zeigt das die Absichl.Sirrdr zur Koketterie, die - von .ti,,(, aus gedachl - ihren Redeinhalt lelztlichbelanglos werden läßt und die in Bezog aufdas Faßleergüt - auch den Sinn

der Fässer in ihrer Rede verändert (in Richtung aufeine erotische Anspielung).Das Faßleergut erhält so einen Doppelsinn (entsprechend suggerien der Erzäh-ler im obigen Zital: ,.Mr|orocMr,rcrreHHo"), der von der wahrnehmung .sindrund ihres Verhaltens bestimmt ist. Wir können der zilienen Textstelle also ein

indirekt ausgedrilcktes, aber nicht direkl ausgesagtes Verständnis ünterlegen,so daß die dargesrellte Situaiion eine zusärzliche Bedeutung gewinnt, die an

Pararext ak ArAumenr in V. Aksercvs Zurovo.nnuja bo&otüa l9

anderer Stelle durch den Erz:ihler gewissermaßen ,,bestätigt" wird: ,,Mex,qyHnMü ICHMoä I{ Ine6oMl cyqecrByer roH(oe B3arMonoHsMaHüe(((Aksenov 1980a:14).

Ahnlich verhält es sich mit dem Motto im Vergleich zum erzählten Ge-

schehen: Die Bewegung der Fässer, die quasi ein EiSenleben führen, wie es imMotto atrch lormuliert \ tird (Thema), tritl in den Vordergrund, das angepran-gerte Honen, das im Motto so offensichtlich kritisie 'sitd (Rhena), in d€nHintergrund. Denn die von den ProtaBonisten bewegten Fässer entwickeln eine

Dynanik, die schließlich auch die mit den Fässem bemlihten Menschen er-greift. Sind die prolegieien Figuren am A[fang der Erzählung mit ibren Pro-

blemenje einzeln beschäftigt, so finden wir sie am Ende in ihrer gemeinsamen

Sorge um die Fässer vereinigt wieder. Dieser Unterschied wird durch den

Standort des Erzählers markiert: Ist er zunächst ein ironisch-satirisch€r EFErzähler, der mit verschiedenen Darstellungslechniken via Textinterferenay-pen arbeitet und der dabei den Standorlje nach NotwendiSkei! in eine der zen'tralen Figuren verlegt, so wechselt er gegen Ende \/on Zelovarennaja botko-rarr in die Wir-Form (zum Beispiel: ,,noßrh, - cKa3iulg Mbl'. AksenovI 9 80a: I0I ). Dieser Veränderung zum Wir entspricht der die povesl abschlie-ßende,,nocreaHni o6q ü cori" (Aksenov 1980a:102)- Zuvor waren es dieTräume einzelner Figuren, die dargestelll wurden, wenn auch zumeist in einem

Block (Aksenov 1980a:28-34.40i,43f.,49-51, 53-54,63 u. 70-E3; die bei-

den Stellen S. 40f. und 63 sind nicht eigentlich Träume, ob*ohl man dieselbe

Funktion ftir sie nachweisen könnle, sondern ein Brief ,'eler,topovr und ein

,.ProJekt" Motenkins). Vor dem ,,Letzten Traum" der erzähhen Figuren und

vor dem Wechsel zum Wir-Standort des Erzählers befindel sich eine aufnilli-ge, reiche Unteneilung des Textes in Segmenle. Der Text derpoverr'kenntkeine Kapitelzählung, auch keine Uberschriften. Die einzelnen Kapitel werden

durch einen Stern < * > getrennt, wobei das Folgekapitel mit einem vergrößer_

ten ersten Buchstaben und eingerückter erster Zeile eingeleitet wird (2.8. Ak-senov 1980a:34). Überschriften tragen aber die Träume und Briefe, die da-

durch aus dem übrigen Text hemusgehoben werden. Die Briefe sind zusälzlich

kursiv gesctzt- Die einzelnen Scgmente innerhalb der KaPirel sind Per defni-tionen drrch eine Leefleile von einander getrennt. Die Absälze werden wie

üblich gehandhabt und vor allem zur deudicheren Trennung der ditekten Re_

den der Figuren verwandt. Inleressant ist zunächst, daß die Kapitel überhaupt

eine Segmentierung besitzen. Die Setzung von Segmenten orienliert sich dar-

über hinaus an Wechseln erzählter Zeit oder erz:ihher Räume So b€deutet es

eine Hervorhebung, wenn aufdie letzlen drei Seiten derpoverl , d h wenn auf

190 Stephan Kesder

die letaen drei Seiten vor dem ,,gemeinsamen Traum" 16 Segmenle entfallen(Aksenov 1980ai99-l0l), wobei Zeit und Raum kontinuiercn. Zudem ist das

drine Segment (vom Kapitelbeginn auf S. 97 an gezählt) in lyrischer Darbie-tung gegeben und besteht aus filnf Sätzen, die parallel nach dem Muster;

,,Otrrypa xy rpenerana 3a c8orc nrc6oBb" gebaut sind (Aksenov 1980a:99).

Diese formale Ordnung hat in Zatovarennaja botkotara die Funktion, einedreiseitige Schlüßpsssage (eben Aksenov 1980ar99ff.) erkennbar werden zulassen und diese gegenüberdem vorherigem Text hervorzuheben.

Auf welche Mitteilungsabsicht ven eist der so exponiene dreiseitige End-abschnitt? Eigentlich hatten die verschiedenen Figuren beabsichtigt, mit demLKW Teleskopovs, der das Faßleergut transponie4 in die Stadt und zumBahnhofzu gelangen, um verschiedener Cründe wegen mit dem zug weiterzu-reisen. Statt dessen wird in der durch lyrische Darbielung und Segmenlierun-gen exponierten Schlußpassage dargestelh, wie die zentralen Figuren den Zugausfahren fassen und sich wiedenm dem LKW-Fahre. Teleskopov

^nschlie-ßen. weiterhin vereint in der Sorge um das Faßleergul. Das sollte leler,topovnämlich, wie er bei den ,,verfluchten Bü.okmten" (,,6rcpoxparLl npoKttrale",Aksenov I980a:100) inzwischen erfahren hatte, in den Müll kippen. Damitstehl die im Motto eingangs wiederBe8ebeoe (oder fiktiv gegebene) Presse-

sicht zum Problem ,,Faßleergul" in krassem Gegensatz zu den abschließenddargeslelhen, ,,tatsächlichen" Reaktionen der vom Problem betroffenen Be-hörden. Die zentralen Figuren - ünd in diesem Zusammenhang imiliert derErzähler wiederhoh Etemente der Liebeslyrik - ver€inen sichjedoch zum t/i/,das sich emeut um das Leergut kümmert. Warum diese Menschen (Figuren)das tun, wird in den abenleuerlichen bis surrealen Träumen dargestellt, diedurch ihre UberschriRen ebenfalls aus dem übrigen Text hervorgehoben wer-den. Am Ende der Träume trin jeweils der C'roloäj lelovek auf, eine \reiternicht ausformulierte Figür, die jeden Träumenden im Traum aus einer mißli-chen Lage befreit, in die jeder Träumer vermittels eines Bösewichtes geratenwar. Die zentralen Figuren erkennen, erlihlt im exponierten Endabschnitt, ineinem Passagier des davonfah.enden Zuges jeweils ihren persönlichen

,,8ösewicht".Zatovarennajd boökotara zeigl also Menschen, die sich, obwohl sie sich

recht zufüllig getroffen haben, in der Sorge um ,,ihre Sache" vereinigen unddie ihre Sorge um diese Sache unabhängig davon weileNerfolgen, ob die(sowjetische) Bürokratie diese Sache filr Wert erachtet oder nicht. Durch diegemeinsame Sorge verbinden sie sich zu einer besonderen Cruppe (zu einemKollekliv, möchte man sagen), in der sie das /cr gegen ein gemeinsames t/l'

Paratexr als Argumenr in V. Aks.now Zatova,enaaja boa*otaru l9t

tauschen. Warüm sie das tun, liegt in ihrer Liebe arm Gulen (daher wohl auchdie Elemente der Liebeslyrik) be8ründet. das personifizien im ,,Guten Men-schen" auftritt, von dem ein jeder lräumt. Wenn das alles geschieht, dann ent-

schwindct das Böse (im abfahrenden Zug). Das gehonete Faßleergut spielteine wichtige Rolle: Dadurch, daß es zu einem konkreten Objekt wird, dem diekonkrete Liebe der Beleiligten gik (denn das abstrakte Gute an sich läß! sichwohl schlecht lieben und noch schlechter darstellen), dadurch also, daß es eineftlr sie wertvolle, p€rsönliche Sache wird, wird es zu einem Objekt, das diebeteiligten Menschen wiederum beeinflußt (lnterdependenz) und das so dieDynamik eines Subjekts ar besilzen scheint.

wenn wir nun an den Anfang der poverl zurückblicken: Die Dynamik derFässer, d.h die Dynamik der gemeinsamen Sache der erz:ihlten Figuren war

bereits im Motlorrnrliel. Jedoch stand zunächst die Kritik der Presse (also

von offizieller Seite), nämlich das angeprange(e Horlen (,JaroBaprnacb") imVorderSrund des Verctändnisses des Mottos. So entspricht die Rückftihrungauf das ,,eigenllich" oder ,,wirklich" Formulierle im verständnis des Monos,die der Leser am Ende der povesr'vomehmen kann, der Darstellung und derEntwicklung einer Vorstellung vom eigentlichen oder wirklichen Kollektiv,die der EnAhler der povest'dem L€ser liefen. Beide Male, sowohl hinsichtlichdessen, was das Verständnis des Pressetextes angeht, wie auch hinsichllichdessen, was die Bedeutung von,,Kollektiv" ausmacht, deckt sich die Darstel-

lüngsabsicht d€r poverr' nicht mit dem offiziellen, sowjetischen Verständnis

der behandeften Gegenstände. Aksenov hat es in Zatovarcnnaja boökotarageschickt verslanden. seine Kritik an Zuständen seiner GeSenwart (196E) nicht

nur vorder8ründig in satirischen Episoden, sondem hintergründig durch eine

,,Gegendarstellung" anzubringen, indem etdem kommunistischen Begriff vom

Kollektiv eine liir ihn eigenlliche oder wirkliche Bedeutung von ,,Kollektiv"8e8enüberstellt.

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