Der Mineralwasserversand in Steinzeugflaschen, IV. Karlsbad, in: Der Mineralbrunnen, Heft 11/1984,...

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Der Mineralwasserversand in Steinzeugflaschen

BERND BRINKMANN

Der Autor setlt seiDe ßericht-Serie lIIit deren Veröffellllichung im Heft 3/84 beAonn n wurd • hi r mit einem B i Tag üb r Karl d fort.

IV. Karlsbad

Der Sage nach wurden die heißen Quellen von Karlsbad während einer Jagd Kaiser Karls IV. im Jahre 1347 entdeckt I. Ein Hund soll bei der Verfo lgung eines Hirsches in eine heiße Quelle geraten sein und sich verbrüht haben. Durch sein Heulen sei die Jagdgesellschaft auf die Quelle aufmerksam geworden. Der Kaiser habe sodann das Wasser auf Anraten seines Leibarztes zur Hei­

lung einer Verwundung benutzt. Da die Wunde sehr schnell abgeheilt sei, habe Kaiser Karl IV. aus Dankbar­keit an der Quelle eine Stadt errich­ten lassen, die seinen Namen erhielt. Soweit die Sage. Sie wird nicht bestä­tigt durch die Lebensbeschreibung, die uns der Kaiser hinterließ. Die Sage war auch Strobelberger 1630 bekannt, aber er sagt, das Bad sei " viel älter vnd wol vor tausend Jahren schon bekandt gewesen, vnd vor alters nur schlecht, wie auch noch heutiges tages bey dem gemei­

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WQfgCmt('~(f tmb mO(~. Joannes Srephanus Schmidt.

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Abb. I Öf/entliche Bekanntmachung des Versandverbots für Karfsbader Wasser3

nen Mann, das Warme Bad genennet worden ... Anno 1358, da es mit be­quemen Gebäuen, einem Schlösslein am Felss vnd einem gemeinen ganz steinern Bad. darinnen ein absonder­licher Sitz in Stein gehauen für jhre Majest. bereitet war, erhoben, befrie­digt, vnd also nach jhrer Majestät löblichen Namen Kayser Karlsbad benamset worden" 2.

Karlsbad wurde also nicht von Kai­ser Karl IV. entdeckt, wohl aber nach ihm benannt. Die Karlsbader waren bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ängstlich dar­auf bedacht, kein Mineralwasser aus ihrer Stadt herauszulassen. Bereits 1718 verbot der Rat der Stadt bei Strafe den Versand des Wassers. Diese Anordnung wurde so streng ausgelegt, daß Magdalena Pleylin im seI ben jahr binnen drei Tagen die Stadt verlassen mußte, weil sie war­mes Wasser in das ihr gehörende .,Lusthaus" getragen hatte. Im gleichen Jahr entschied auch Kai­ser Karl VI. durch Hofdekret, daß ohne kaiserliche Erlaubnis kein Karlsbader Wasser ausgeführt wer­den dürfe. Einige hochgestellte Per­sönlichkeiten erhielten jedoch die Zusendung des Wassers bewilligt. Zu diesem privilegierten Kreis ge­hörten die Markgräfin Franziska Si­billa Augusta von Baden, Prinz Friedrich von Hannover und Mark­graf Albrecht Friedrich zu Branden­burg, der je 60 Krüge in den Jahren 1722, 1723 und 1730 bezog. Auch dem Kronprinzen von Preußen, dem späteren Friedrich 11., wurde 1728 "das zu dero Gebrauch und Cur be­nötigte Gesundwasser" bewilligt. Den Karlsbadern war dies gar nicht recht, denn sie befürchteten wirt­schaftliche Nachteile durch den Ver­

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sand des Wassers, insbesondere dann, wenn die hochgestellten Per­sönlichkeiten, die bei einem Besuch sehr viel Geld in Karlsbad ließen, jetzt ihr Wasser zu Hause trinken konnten.

Als 1735 dem Lebkuchner und Schulkantor Lochner verbotene "Wasserpaschung" nachgewiesen werden konnte - Lochner hatte ei­nige Fässer Wasser außer Landes ge­schafft und dafür 76 Reichstaler er­halten - war das Maß für die Karls­bader voll, denn sie befürchteten, daß Karlsbad "durch derley verbot­tenen Wasser-Paschung in daß gäntzliche Verderben gestürzet wür­de" . Der Fall Lochner und die wie­derholten Erlaubnisse zur Versen­dung führten dazu, daß sich die Karlsbader Bürgerschaft 1735 mit ei­nem Majestätsgesuch an den Kaiser wandte und darum bat, die Wasser­ausfuhr ganz zu verbieten. Als das erbetene Verbot ausblieb, reichte man 1737 ein erneutes Gesuch ein, aber der Hof beschränkte sich dar­auf, die Verfügung von 1718 zu er­neuern. Dieses Ausfuhrverbot wurde öffentlich bekannt gemacht (Abb. I).

Da die Karlsbader mit diesem Ver­bot nicht zufrieden waren , erwirkten sie 1740 eine sogenannte "Stadt- In­struktion", in der die Wasserausfuhr unter hohe Strafe gestellt wurde. Mit dem Verlust des Bürgerrechts, 100 Reichstaler Buße oder einer "Leibes­Strafr' hatte zu rechnen, wer den­noch versuchen sollte, das Wasser heimlich aus der Stadt zu bringen. Die Hälfte der Geldstrafe "sollte dem Dennuncianten gebühren".

Bei einer solch abschreckenden Ge­setzgebung, die entstanden ist aus der Sorge der Karlsbader Bevölke­rung, daß durch die Versendung des Wassers eine "Benachtheilung der gantzen Gemeinde, und folgsam ei­nes jeden Burgers in particulari" ein­tritt, wundert es nicht, daß das Thema" Wasserversendung" für wei­tere 100 Jahre tabu bleiben sollte.

Obwohl sich die Anfragen von Kranken und von Mineralwasser­handlungen mehrten und trotz der Erfolge, die man anderen Orts mit der Wasserversendung gemacht hat­te, war der Karlsbader Magistrat nicht bereit, die Möglichkeit des Ver­sandes erneut zu überprüfen , ja er wandte sich noch 1842 an das Elbo­gener Kreisamt, um die Veröffentli­chung folgender Anzeige zu erwir­ken:

"An den Karlsbader Magistrat sind bisher viele Gesuche um Versendung des Carlsbader Mineralwassers ge­langt, denen aber nicht entsprochen werden konnte, eines Teiles, weil die Ausfuhr jenes Wassers höchsten Or­tes verboten wurde, anderen Teils, weil sie ganz zwecklos wäre, indem

1. Das warme kohlensaure Wasser nach der Abkühlung einen gerin­geren Raum einnimmt und daher den Kork so mächtig an sich zieht, daß er ohne den Krug zu zerschlagen, nicht herauszubrin­gen ist.

2. Weil sich die aus dem warmen Wasser nach der Abkühlung ent­fernten festen Bestandteile an den Seitenwänden des Kruges zu­viel anlegen, das Mineralwasser in diesem Zustande schon zer­setzt ist und als solches nicht ge­braucht werden kann und end­lich

3. weil schon bei der Füllung der zur Lösung nötige Überschuß an Kohlensäure entweicht, die Ver­bindungen basisch alkalisch wer­den, durch welche Zersetzung das Wasser zum Trinken untaug­lich wird."

Die Anzeige erschien nicht, der Ma­gistrat wurde aber angewiesen, zu dem in der Anzeige dargestellten Sachverhalt die Stellungnahme aller in Karlsbad praktizierenden Ärzte einzuholen. Noch bevor der Magi­strat den Text der Brunnenkommis­sion zur Begutachtung vorlegen konnte, wendete sich das Blatt.

Dr. Adolf Pleischl, Professor der Chemie an der Wiener Universität, war schon seit langem davon über­zeugt, daß auch das Karlsbader Was­ser versendet werden kann, ohne daß die Wirksamkeit dadurch beein­trächtigt wird. Da seine Vorschläge bei den Verantwortlichen bisher je­doch auf taube Ohren gestoßen wa­ren, veröffentlichte er am 3. Septem­ber 1842 in der Österreich ischen me­dizinischen Wochenschrift eine Ab­handlung über die Versendbarkeit des Karlsbader Wassers. Er kommt darin zu dem Schluß, daß Karlsbad durch den Versand seines Wassers nicht nur nichts verlieren, sondern nur gewinnen könne, denn auch in Marienbad und Franzensbad habe der Wasserversand viel zur Festi­gung und Verbreitung des guten Ru­fes dieser Bäder beigetragen.

Nach dieser Veröffentlichung wag­ten auch andere Ärzte, offen für den Versand des Wassers einzutreten und so kam es, daß die Brunnenkommis­sion beschloß, zunächst für die Ver­sendung des Schloßbrunnens die Ge­nehmigung des Landesguberniums einzuholen. Gleichzeitig sollten durch Probeversendung an die medi­zinischen Fakultäten und chirurgi­schen Lehranstalten der österreichi­schen Monarchie erste Erfahrungen gewonnen werden. Das böhmische Landesgubernium genehmigte mit Erlaß vom 27. März 1843 die versuchsweise Versendung aller Karlsbader Mineralwasser, je­doch sollte mit dem Schloßbrunnen, dem kühlsten unter den Karlsbader Brunnen, begonnen werden.

Abb.2 Mehrere Meter hoch schießt die Fontäne des "Karl~hader Sprudef""4

Am 22. Mai 1843 wurden die ersten Krüge gefüllt. Josef August Hecht, der Pächter der Franzensbader Mi­neralwasserversendung, hatte es übernommen, die versuchsweise Ver­sendung durchzuführen und im Laufe des Sommers füllte er 2700 Krüge Schloßbrunnen für die Kran­kenhäuser in Wien, Prag, Pest, Lem­berg, Olmütz, Graz, Innsbruck, Salz­burg und Laibach ab. Er erhielt den Transport seiner Maschinen und den Arbeitslohn eines Füllers erstattet, außerdem je Krug drei Kreuzer und je Kork einen Kreuzer. Die Versen­dung besorgte der Karlsbader Kauf­mann J. P. Knoll gegen Erstattung seiner Kosten. Bestellungen über insgesamt 2000 Krüge gingen noch 1843 von priva­ter Seite ein. Sie wurden zum Preise von 8 Gulden für die Kiste mit 48 Krügen und zu 5 Gulden 24 Kreuzer für 32 Krüge abgewickelt. Aufgrund der einsetzenden großen Nachfrage beschloß die Kurkommis­sion am 9. Oktober 1843, das Ver­sandgeschäft endgültig ins Leben zu rufen . Für das Geschäft brauchte man einen sachkundigen Pächter, der über die notwendigen Verbin­dungen verfügte, um dem Karlsba­der Wasser einen großen Absatz­markt zu erschließen. Ein solcher Mann war Josef August Hecht, der bereits den Probeversand durchge­führt hatte, gegen den aber von Sei­ten der Gemeinde erhebliche Ressen­timents bestanden. Trotzdem setzte es der Vorsitzende der Kurkommis­sion, Baron Karg, durch, daß Hecht für die Einführungszeit von drei Jah­ren der Wasserversand pachtweise überlassen wurde. Hecht kündigte durch Inserate in den wichtigsten deutschen und öster­reichischen Zeitungen sein neues Ge­schiif,t an. Im Jahre 1844 wurden bereits 88 510 Krüge versendet, 1845 waren es 113658 lind 1846 108297 Krüge. Für die wichtigsten Absatzmärkte sind für 1844 und 1946 folgende Ver­sandzahlen überliefert 5 :

1844 1846

Braunschweig 250 Krüge 1000 Krüge Berlin 2500 Krüge 12000 Krüge Lübeck 300 Krüge 1500 Krüge Magdeburg 100 Krüge I 500 Krüge Moskau - 800 Krüge Prag 18 000 Krüge 30 000 Krüge Preßburg - 600 Krüge Warschau I 500 Krüge 6000 Krüge

22 650 Krüge 53 400 Krüge

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Die Befürchtung, daß durch den Wasserversand die Zahl der Kurgä­ste, die Karlsbad besuchten, zurück­ging, traf natürlich nicht ein, ja die Besucherzahl stieg sogar weiter an. Obwohl Hecht im Jahre 1845 auf­grund des großen Geschäftserfolges der Stadt Karlsbad neben der verein­barten Pacht - 1500 Gulden für 3 Jahre - noch eine freiwillige Zu­wendung von 3 000 Gulden machte, blieb die ablehnende Haltung gegen ihn bestehen. Hecht war daher an ei­ner Fortsetzung der Pacht nicht in­teressiert und teilte dies bereits 1845 dem Magistrat mit. Zunächst dachte die Stadt daran, den Wasserversand in eigene Regie zu übernehmen, entschloß sich dann aber doch zu einer erneuten Ver­pachtung. Die neuen Pächter, Anton Seifert und Franz Damm, konnten im ersten Geschäftsjahr, 1847, die Versandzahlen der Vorjahre noch übertreffen und 120940 Krüge ver­kaufen . Aber die Revolution des Jah­res 1848 brachte erhebliche Umsatz­einbußen, so daß das Jahr mit einem Verlust von 2896 Gulden 2 Kreuzer abschloß. Noch höhere Verluste wa­ren für 1849 zu befürchten, denn auf­grund einer Ministerialverordnung vom 5. Januar 1849 mußte in die Krüge das Jahr der Füllung einge­prägt werden , und die Pächter hatten bereits 85 000 Krüge angeschafft, die jetzt unbrauchbar waren. Da keine Besserung des Geschäftes zu erwarten war, sahen Seifert und Damm in der neuen Verordnung eine willkommene Gelegenheit, um unter Hinweis auf die veränderten Pachtbedingungen den bis 1852 lau­fenden Vertrag vorzeitig zu kündi­gen. Der Magistrat akzeptierte die Kündigung nicht, wollte sich jedoch für eine Abänderung der Verord­nung verwenden. Dies genügte den Pächtern nicht, sie wollten sofort aus dem Vertrag entlassen werden. Es kam zur gerichtlichen Auseinander­setzung, in der Seifert und Damm zur Zahlung des zurückbehaltenen Pachtzinses für 1849 verurteilt wur­den. Mit Beginn des Jahres 1850 über­nahm dann der Magistrat den Was­serversand in eigene Regie und be­stellte Vinzenz Weczerczik zum Ver­walter. Das Geschäft erreichte je­doch nicht wieder die Erfolge des Jahres 1847, und als 1854 erneut die Verpachtung auf 10 Jahre zum Aus­rufpreis von 7000 Gulden ausge­schrieben wurde, fand sich kein Pächter, der das Geschäft überneh­men wollte. Die Stadt hatte aller­

ralwasser

nommen,

erhielten Friedrich

dings in diesem Jahr nur wenig über 100000 Krüge versandt und dabei einen Gewinn von nur 3 316 Gulden erzielt.

vertieft eingebrannt, den Glasflaschen hingegen das Wa­pen erhöht ersichtlich."

1856 wurde ein neuer Versuch unter­das Versandgeschäft zu

verpachten, diesmal mit Erfolg. Bei einem Ausrufpreis von 6000 Gulden

unter fünf Interessenten KnolJ und Heinrich Mat­

toni für 7050 Gulden den Zuschlag. Die neuen Pächter übernahmen das Geschäft am 2. Januar 1857 und stei­gerten bereits im ersten Pachtjahr den Mineralwasserversand um 37 %.

4. KARLSBADER MINERAL­WASSER KNOLL & MATIONI

1. CARLSBADER

Bekannt ist die kleine Flasche vom Typ E6. Der Stempelabdruck befin­det sich auf der Schulter der Fla­sche.

2. C(ARLS) B(AD) Carlsbader Schlossbrunn

Bekannt ist die kleine Flasche vom Typ E aus der Sammlung G. Wall­ner, Vilsbiburg.

3. KARLSBADER-MINERAL­WASSER

Dieser Stempel kommt vor auf einer kleinen Flasche vom Typ E aus dem Besitz des Bayerischen Nationalmu­seums (Inv.-Nr. 76/213.24)1. Es han­delt sich offenbar um das zur Zeit der städtischen Mineralwasserver­sendung gebräuchliche Brunnenzei­chen. Das Zeichen wird von Lösch­ner8 1856 beschrieben: "Bei jedem Thonkruge, sowie jeder Glasflasche erscheint der Name der enthaltenen Quelle in der Verkapslung einge­prägt, ferner ist bei dem Thonkruge im runden Schilde das Stadtwapen mit der Umschrift: Karlsbader Mine-

bei

Bekannt ist die große (1,2 I) und die kleine Flasche (0,65 I) vom Typ E; letztere kommt auch mit Papiereti- ' kett vor. Auf dem ca. 3,5 x 7 cm großen Etikett waren die Namen der Quellen, z. B. "Schloßbrunn", und der Pächter angegeben.

Für die Zeit von 1844 bis 1861 sind die folgenden Versandzahlen über­liefert :

große undJahr I kleine Krüge 9

1844 88510 1845 113658 1846 108297 1847 120940 1850 101 114 1851 108568 1852 117662 1853 106533 1854 101902 1855 107990 1856 119720 1857 164489 1858 163914 1959 174839 1860 207088 1861 240000

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Die 10jährige Pachtzeit von Knoll & Mattoni schloß 1866 mit einem Jah­resabsatz von 351 303 Steinzeug- und Glasflaschen, eine Zahl, die im vor­hergehenden Jahr bereits überschrit ­ten worden war und die trotz der kriegerischen Ereignisse dieses Jah­res erzielt wurde. Die große Steigerung des Absatzes wa r insbesondere der unermüdlichen Arbeit Heinrich Mattonis zu verdan­ken, der auf Reisen durch ganz Eu­ropa für das Karlsbader Mineralwas­ser warb. Er schlug daher auch sei­nem Partner vor, der Gemeinde für die Verlängerung der Pachtzeit um 10 Jahre einen jährlichen Pachtzins von 14000 Gulden anzubieten. Knoll setzte jedoch kein so großes Vertrauen in die Zukunft und erklär­te, daß er bei einem solchen Angebot nicht länger in der Gesellschaft ver­bleiben könne. Heinrich Mattoni gab sein Gebot da­her im eigenen Namen ab und er­hielt ohne öffentliche Pachtaus­ichreibung die Wasserversendung für die Zeit von 1867 bis 1876 über­tragen . Heinrich Mattoni zeigte nun erst recht, welchen Aufschwung der Mi­neralwasserversand nehmen konnte. Es gelang ihm, den Versand von rd. 500000 Steinzeugflaschen in 1867 auf I 064723 Glasflaschen in 1876 zu steigern. Bereits zu Beginn der 70er Jahre hatte Mattoni den Brunnen versand von Steinzeugflaschen auf Glasfla­schen umgestellt. Bis dahin waren Glasflaschen nur auf besonderen Wunsch des Kunden verwendet wor­den . Trotz der nur noch kurzen Ver­wendungszeit der Steinzeugflaschen gibt es verhältnismäßig viele Stem­pelvarianten aus dieser Periode.

5. KARLSBAD ER MINERAL­WASSER HEINRICH MATIONI

Bekannt sind kleine Flaschen (0,65 I) und Flaschen mittlerer Größe (0,84 I)

®8 Di e kleine Flasche kommt auch vor mit dem Zusatzstempel "F" auf der Schulter (Sammlung W. Sahm, Höhr-Grenzhausen) ; die grö ßeren Flaschen kommen auch mit dem Zu­satzstempel " BRÜX" auf der Vor­derseite im unteren Drittel der Fla­sche vor.

6. CARLSBADER MI NERAL­WASSER HEINRICH MATIONI

Bekannt ist. die kleine Flasche vom Typ E und die große Flasche vom Typ Er (Sammlung W. Sahm, Höhr ­Grenzhausen). Es kommen auch Fl a ­schen vor mit dem Zusatzstempel J. H. (Johann Hart) auf der Vorder­seite am Fuß der Flasche. Die Ver­wendung des Töpferzeichens J. H. auf einer Flasche mit diesem Brun­nenzeichen läßt sich nur dadurch er­klären , daß Bernhard Hart , der Sohn des Johann Hart, das Töpferzeichen seines Vaters nach dessen Tod wei­terverwendete, denn Johann Hart starb bereits 1849 1°.

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7. CARLSBADER-MlNERAL­WASSER HEINERICH MATTONI

Bekannt ist die große F1< . ehe (0,9 I) vom Typ Er.

8. CARLSBADER MINERAL­WASS ER HEINRICH MATIONI

Die er Stempel wird on U. Wie­landt 11 abgebildet, e r unterscheidet sich insbeso ndere in der G röße und in der Schreibweise des Vornamens " Heinri h" von Nr. 7. Nur bei Stempeln, d ie den Päch ter ­namen en thalten lassen sich die Ver­wendungszeiten ei ngrenzen. Bei der Vielzahl der Stem pel, die wä hrend der P chtzeit d es Heinrich Mattoni verwendet wurden und in Anbe­tracht der Ta tsache, daß d ie gene­relle Umste llung auf G lasflaschen

-~ " ' ;J!

vom Typ E und Er. Abb. 3 Die ElIfwicklung des Karlsbader Mineralwassen>ersandes J

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bereits Anfang der 70er Jahre erfolgt ist, kann man d avon ausgehen, daß die e Stempel zum Teil gleichzei tig in Benutzung waren. Auch wenn R aschen mi t der Be ­z ichn ung KNOLL & MATfO J in dje Zeit von 1857 b is 1866 wld sol­

he mit der Aufschrift HEINRICH MAITONf in die Zeit vo n 1867 bis Anfang der 70er J ahre icher zu da ­ti eren si nd , so kan n trotzdem nicht jede Flasche ohne Pächterangabe automatisch der Z it vor 1857 zuge­wiese n werden. Unklar bleibt daher die Benu l'Lungszeit der beiden fo l­genden Stempel. Sie gleichen in der Da rste llung des Stadtwappens (über dr i Q uerbäche wachsend der be­krönte böhm ische Löwe) den zu r Zeit Matton is benutzten Zei hen. Auch der be i Flasche n mit dem Stern pel N r. 10 vorkommende ge­rippte Ha ls (T yp E ) deutet auf eine rel ativ spä te Ver wendungszeit hi n.

9. CARLS BADER M[NERAL~ WASSER

Bekannt i t d i kle Lne Flasche o m Typ E.

10. CARLS BADER M INERAL­WASSER

Bekannt ist d ie kleine Fla eh e vom Typ Er mit Resten eines Papiereti ­ketts "KARLSBADER SPRUDEL". Außerdem ko m mt der Stem pel auf einer großen Flasche vom Typ E (S:'I mm lu ng W. Maierholzner, Vilsbi­burg) vo r. Die e Rasche trägt au ßer­dem unter dem Henkel den Stempel­eind ruck "Gut Mostau" .

Gv. t Mosta-u­~

Bei diesem Stempel könnte es sich durchaus um ei ne Herstell erangabe handeln , denn Sommer 12 führt unter

den "Gewerbsleuten " diese Gutes a uch einen Töpfer aur. Gut Mostau befand sich etwa 10 km Ö. tlich der Stadt Eger an der Ein mündung der Wondreb in d ie ger.

Bleibt noch nachztllragen, daß Mat ­ton i bei der Pachla usschreibu ng 1876 n ich t zum Zuge kam. Der Bank.ier Löbel Schottländer erhielt für 70 000 G ul den jäh rl ich den Zuschlag. Nach Ablauf der 10 Pachtjahre war der Absatz auf über 1,5 Mill ionen Fla ­schen gesti egen und im zweiten Pachtzei tramn , der bis 190 1 lief, stieg der Versand auf über 2 Mi llionen Flaschen jährlich.

Anmerkungen I Lu d wig, Karl . Geschichte der Karlsbad er

M ineralwasse r e r. endung, Prag 1902 (Die­s e Werk wurd e fü r das Kap itel ,.Ka rlsbad" ohne weitere Literaturhinweise ben ut2 l)

2 Strobelberger, J. Steph., KiH7.C In~ t ruction

und Ba deregiment wie das Karlsbad sammt g.u ter D iät zu gebrauch en, N ürnberg 1630. ziti ert bei: FleckIes , Leopo ld, Karl sbad. seine G esundhrunne n und Mineralbiidcr in geschichtlicher, topographischer, naturhi ­·torischer und medicinischer Hinsicht , tuttgart 1838 b bildung entnomm en aus: I

4 bhil d ung entnommen aus: ann!. Rudo ll', Karl sbad in topographischer, medizinische r lind geselliger Oe/iehung, K arls bad IR62

5 Löschner, VNse ndun g der kari soader M in e­ralquellen, ihre \Virkung auf d~n lll en schli ~

ehen Organismus, ihre Anwendung und Ge... br;ruch swei se. Ka rlsbad 1847

6 All e abgebildeten Fl aschen un d Brunnen­z eichen, so we it nichts und eres vermerkt. au s der Sammlung des Verrasscrs : die Slempel­marken wurd en um 25 % ve rkleinert. Z u r T ypologie verg!. ßernd ll rinkmann, Z ur Da t ierung von I'vf ineral was~ernaschen aus S te inzeug, in: Ke ram os. Hert n , O ktober 1982 und Der M inera lwasserversand in SteinzeugOaschen, I. Ty'pol ogi e der M inc­ralwass erna'ichen. in: Der M ineralbrunn en, Heft ]I 1984 Ein Abgull dieses Brunn enzeichens wurde mir freundlich erwei se von Herrn Dr. Ingolf Bauer, Bayerisches N a tionalmuseum, zur Ve rfü gu ng ges te llt. e rg!. au ch: l ngolf Bau­e r, W a,;se r auf Rei en , in: G rolle We lt rei st ins Bad. usstellungskatalog, 1980. Die Fla­sche ist unter Katalog- N ummer 241 be ­schri eben. Lösehner. Ver~endung d er Karl sbader M i­neralquellen, ihre W irkung a uf den me noch ­lichen Organismus. ihre An we ndung und G ebrauchsweise , Ka rlsb ad 1856

9 Hlavacek, Eduard , Ab riss d er VO r2 ugswci se medicinischen esch ich te \'on arl sba d , in: Löschner (H erausg eber). Beiträge zur Bal­neo log ie, Aus d en C urorten Böhmens, I. Band, ' arlsbad. M ari enn ad . Franzensbad und ihre U mgebu ng, Prag und C arlsbad 1863

10 BIschöfli ches Zentralarchiv Regen sburg, M atrikelbüche r der kath. Kirchengemeinde W al dsflssen

II W ielandt, Ulf. M inera.alwater - en bitt e r­waterkruiken en hun merk e n, in- AN T I EK, ve ertiende jnarga ng no. 4, Lochem 1979

12 Somm er. Johann G o ttfried , r as Kö ni g rei ch Bö hm en ta ti st isch-topog ra phi eh darge ­,tei lt . 15. Ban d , E lbogner K.rei~ , Prag IH4 7