Burgen und Gräften im Altkreis Lübbecke

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Archäologische Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme) 15 2009 Grenzen in der Archäologie und Geschichte

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Archäologische Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme)

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2009

Grenzen in der Archäologie und Geschichte

Grenzen in der Archäologie und Geschichte

Archäologische Berichte des Landkreises Rotenburg(Wümme)

Band 15

Herausgegeben im Auftrag des Landkreises Rotenburg (Wümme) und derArchäologischen Gesellschaft im Landkreis Rotenburg (Wümme) e.V.

durch Stefan Hesse

2009

KommissionsverlagIsensee Verlag, Oldenburg

Grenzen in der Archäologie und Geschichte

Beiträge zur Jahrestagung der Archäologischen Kommission

für Niedersachsen e. V. in Rotenburg (Wümme),14.–16. Juni 2007

Herausgegeben von Stefan Hesse

Die Archäologischen Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme) erscheinen alsOrgan des Landkreises Rotenburg (Wümme). Seit 2000 werden sie gemeinsam mitder Archäologischen Gesellschaft im Landkreis Rotenburg (Wümme) e.V. heraus-gegeben.

Die Archäologischen Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme) wurden 1990von W.-D. Tempel begründet.

Für den Inhalt der Beiträge, die Gestaltung der Abbildungen und deren Nachweissind die Autoren verantwortlich.

Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National-bibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet überhttp://dnb.ddb.deabrufbar.

ISSN: 0946-8471ISBN: 978-3-89995-656-6

Redaktion: Stefan Hesse, Uwe Meitzner, Wolf-Dieter Tempel, Jan BockSatz und Layout: Stefan Hesse mit LATEXÜbersetzungen: Corinna Cordes (C. C.), Katharina Meinecke (K. M.) und FraukeSchindel (F. S.)Umschlaggestaltung: Uwe Meitzner und Stefan HesseDruck und Binden: Druck & Medien Kontor Fahlbusch + Hamelberg GmbH,Rotenburg (Wümme)

Printed in Germany© 2009 Landkreis Rotenburg (Wümme)Kommissionsverlag Isensee Verlag, Oldenburg

Grußwort

Bei dem vorliegenden Band der „Archäologischen Berichte des LandkreisesRotenburg (Wümme)“ handelt es sich um die Zusammenschau der Beiträgezur Jahrestagung der Archäologischen Kommission für Niedersachsen e.V.im Jahr 2007 in Rotenburg (Wümme). Auch wenn es mein Amtvorgänger,Herr Dr. Hans-Harald Fitschen, war, der die Einladung des Landkreises aus-sprach, so freute es mich doch ebenso, diese wissenschaftliche Fachtagungbei uns im Landkreis begrüßen zu dürfen, besonders da Tagungsort und Ta-gungsthema auf so großes Interesse gestoßen waren, dass wir mit weit über100 Teilnehmern ein Rekord zu vermelden hatten.

Nach über 20 Jahren konnte wieder eine größere Archäologentagung in Ro-tenburg stattfindet. 1984 war es der Nordwestdeutsche Verband für Alter-tumsforschung, der sich Rotenburg als Tagungsort aussuchte. Der abendlicheEmpfang des Landkreises fand damals in Wittorf statt. Ein Ort, der seiner-zeit in der Archäologie noch nahezu unbekannt war. Inzwischen fanden um-fangreiche Ausgrabungen statt, die von großem wissenschaftlichen Interessesind und von Dr. Hesse bereits auf mehreren überregionalen Fachtagungenvorgestellt wurden. Einen eigenen Eindruck von der Situation vor Ort konn-ten sich die Teilnehmer der Exkursion 2007 verschaffen.

Im persönlichen Gespräch mit zahlreichen Archäologen konnte ich mich ver-gewissern, dass die erste Tagung der Archäologischen Kommission in Roten-burg ein voller Erfolg war und es auch abseits des offiziellen Programms vielZeit für den fachlichen Austausch in unserer schönen Kreisstadt gab.

Ich danke allen Autoren für ihre Beiträge und wünsche dem Tagungsbandeine große Leserschaft!

Ihr

Hermann LuttmannLandrat

Vorwort

Der vorliegende Band beinhaltet im ersten Teil (Tagungsbeiträge) die Vor-träge der Jahrestagung der Archäologischen Kommission für Niedersachsen,die vom 14.–16. Juni 2007 mit dem Thema „Grenzen in der Archäologie undGeschichte“ in Rotenburg (Wümme) stattfand. Lediglich der Vortrag „Gren-zen im Paläolithikum und Mesolithikum“ von Dr. St. Veil konnte aufgrunddringender anderweitiger Verpflichtungen des Referenten nicht in schriftli-cher Form vorgelegt werden.

Der zweite Teil (Beiträge zu neuen Forschungen in Niedersachsen) beinhaltetdie z. T. ausgearbeitete Fassung der auf der Tagung präsentierten Poster.Aufgrund der aktuellen Grabungen auf der ehemaligen Pfalz Werla und demständig fortschreitenden Erkenntnisgewinn konnte der Beitrag „Eine Stätte,durch die der Wind geht – zu den neuen Untersuchungen auf der Pfalz Werla“von Dr. M.C. Blaich nicht abgedruckt werden.

Der dritte Teil umfasst Tätigkeitsberichte der Kreisarchäologie, des Bach-mann-Museums und der Archäologischen Gesellschaft im Landkreis Roten-burg (Wümme) sowie die Fundchronik für die Jahre 2006–2007. Die Berichteund die Fundchronik für die Jahre 2008–2009 werden im Jahr 2010 veröffent-licht.

Der Titel des Tagungsbandes soll die beteiligten Geschichtswissenschaftenhervorheben. Dies geschieht natürlich in dem Bewusstsein, dass auch dieArchäologie Teil der Geschichte ist.

Ich danke allen Autoren, die mit ihrer Arbeit wieder ein wenig mehr Lichtin das Dunkel der regionalen Geschichte bringen.

Dr. Stefan HesseKreisarchäologe

Archäologische Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme) 15, 2009 1

Inhaltsverzeichnis

Tagungsbeiträge 3

Stefan Hesse

Grenzen im Landkreis Rotenburg (Wümme) . . . . . . . . . . . . . . . 5

Doris Mischka

Grenzen im Neolithikum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

Kerstin P. Hofmann

Grenzen in der Bronzezeit am Beispiel des Elbe-Weser-Dreiecks . . . . 67

Michael Meyer

Grenzen in der vorrömischen Eisenzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109

Thomas Saile

Aspekte des Grenzbegriffs in den frühgeschichtlichen Elblanden . . . . 123

Hans-Otto Pollmann

Burgen und Gräften im Altkreis Lübbecke . . . . . . . . . . . . . . . . 167

Thomas Küntzel

Grüne Grenzen, dornige Sperren – Landwehren im nördlichen Deutsch-land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209

Wolfgang Dörfler

Grenzen aus historisch-kartographischer Sicht . . . . . . . . . . . . . . 249

Beiträge zu neuen Forschungen in Niedersachsen 271

2 Inhaltsverzeichnis

Klaus Gerken

Geophysikalische Prospektionsmethoden zur Erfassung vorkeramikzeitli-cher Befunde am Beispiel der Fundstelle Oldendorf 69, Ldkr. Rotenburg(Wümme) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273

Ingo Eichfeld

Die kaiserzeitlich-völkerwanderungszeitliche Siedlung von Mahlstedt, Ld-kr. Oldenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305

Jörn Heinlein, Stefan Hesse

Phosphat Serienanalytik in der Archäologie . . . . . . . . . . . . . . . 313

Berichte und Fundchronik 323

Stefan Hesse

Fundchronik 2006–2007 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325

Stefan Hesse

Literaturschau 2006–2007 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351

Stefan Hesse

Tätigkeitsbericht der Kreisarchäologie Rotenburg (Wümme) für die Jahre2006–2007 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355

Stefan Hesse, Ulrich Schliemann

Nachrichten aus dem Bachmann-Museum 2006–2007 . . . . . . . . . . 377

Wolf-Dieter Tempel

Tätigkeitsbericht der Archäologischen Gesellschaft im Landkreis Roten-burg (Wümme) für die Jahre 2006–2007 . . . . . . . . . . . . . . . . . 385

Archäologische Berichte des Landkreises Rotenburg (Wümme) 15, 2009

Burgen und Gräften im Altkreis Lübbecke

Hans-Otto Pollmann

Schlagwörter: Burgen; Gräften; Altkreis Lübbecke; Burgeninventar; Mittelalter

Keywords: castles; moats; past-county of Lübbecke; castle fixtures; Middle Ages

Der Altkreis Lübbecke (heute Kreis Minden-Lübbecke, Nordrhein-Westfalen)liegt im Wesentlichen nördlich des Wiehengebirges in der norddeutschenTiefebene (Abb. 1 ). Er umfasst das Lübbecker Lössland entlang der Nordsei-te des Wiehengebirges, das schwach wellige Rahden-Diepenauer Geestlandund wird im Norden durch die Diepholzer Moorniederungen sowie im Nord-westen durch die Stemweder Berge abgeschlossen. Diese durch Moorgürtel,Gewässer, Niederungen und lehmige Geestinseln stark strukturierte Land-schaft ist archäologisch und historisch kaum erforscht. Seit der Jungsteinzeitwerden die siedlungs- und wirtschaftsgünstigen Gebiete kontinuierlich besie-delt. Dies gilt im besonderen Maße für den Stemweder Berg und den schmalenStreifen fruchtbaren Bodens nördlich des Wiehengebirges. Auch wenn einigewichtige Verkehrswege entlang des Stemweder Berges und des Wiehengebir-ges diesen Raum erschlossen, führte dieses Gebiet – eingekeilt zwischen demOsnabrücker Land und dem Mindener Weserraum – ein gewisses Schatten-dasein. Es erreichte bis heute nie die große verkehrstechnische Bedeutungwie die Weser mit ihren Furten oder die hohe Siedlungsdichte der östlich derWeser gelegenen Gebiete.

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Abbildung 1: Der Altkreis Lübbecke mit Gemeindeeinteilung. Die Gemeinde Hüll-horst liegt südlich des Wiehengebirges und bleibt bei diesem Projekt aus natur-

räumlichen Gründen unberücksichtigt.

Trotzdem bietet der hier beschriebene Raum mit seiner topographischenGliederung siedlungsarchäologisch und landesgeschichtlich äußerst interes-santes Forschungspotential. Ausgangspunkt des Projektes „Burgen und Gräf-

ten im Altkreis Lübbecke“ der Außenstelle Bielefeld ist die Erfassung undNeubewertung aller archäologischen Funde und Fundplätze des AltkreisesLübbecke unter dem Gesichtspunkt der siedlungsgeographischen Entwick-lung. So ist der Standort mehrerer heute zerstörter bzw. verlagerter Groß-steingräber noch in alten Karten wie den Urkatasterkarten der preußischenLandesaufnahme, die zwischen 1826 und 1837 durchgeführt wurde, verzeich-net. Außerdem enthalten die farbig angelegten Übersichtskarten des Urkata-sters zu den einzelnen Fluren wichtige Angaben zu den damaligen Siedlungs-und Wirtschaftsräumen, wie sie von den natürlichen Gegebenheiten vorge-zeichnet waren. Denn gerade im 19. und 20. Jahrhundert haben Meliorati-onsmaßnahmen und Flurbereinigungen das Gesicht der Region grundlegendverändert.

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Durch die Auswertung der Karten des Urkatasters und die zahlreichen Hin-weise von Einheimischen eröffnen sich für die mittelalterlich-neuzeitliche Be-siedlungsgeschichte im Verbund mit der Topographie gänzlich neue Einblickeund Rückschlüsse.1 Daraus entwickelte sich der zweite Schwerpunkt des Pro-jektes, von dem hier die ersten Ergebnisse vorgestellt werden.2

1 Die territoriale Entwicklung

Mit der Gründung des Bischofssitzes in Minden durch Karl den Großen nachden Sachsenkriegen um 800 wurde auch das Lübbecker und Rahdener LandTeil einer ausgedehnten Diözese (Abb. 2 ). Die Diözese, die im Südwesten mitder heutigen Kreisgrenze in etwa übereinstimmt, reichte aber von Norden biszum Südosten weit in das heutige Niedersachsen hinein (Holscher 1877[1978]. Engelke 1936, 97 ff.).

Die wirtschaftliche Grundlage für den Bischof und für das Domkapitel mitder kirchlichen Verwaltung bildeten das allgemeine Kirchengut, das Bischofs-gut und das Kapitelgut. Dazu kamen noch verliehene Rechte wie das Zoll-,Münz- oder Marktrecht. Der Besitz lag aber z. T. weit verstreut, oft auch jen-seits der Diözesengrenze und entzog sich häufig einer wirksamen Kontrolledurch den Bischof. Einer der Schwerpunkte bischöflichen Grundbesitzes lagim Gebiet von Lübbecke. Dieser Besitz wurde an Dienstleute des Bischofsvergeben, so dass sich im Laufe der Zeit ein privilegierter Stand von Lehns-leuten und Ministerialen herausbildete, der den verwalteten Besitz und diehiermit ausgeübten Rechte bald als eigen und als erblich ansah.

Diese Verselbständigung von Gefolgsleuten aus dem niederen und hohen Adelwar zu dieser Zeit im gesamten mitteleuropäischen Raum auf allen Ebenenzu beobachten. Beschleunigt wurde diese Entwicklung im Deutschen Reichzusätzlich durch den Verfall der königlichen Herrschaft. Für den ostwestfä-lischen Raum entstand durch den Sturz von Heinrich dem Löwen 1179/80eine besondere Situation, da die Entmachtung des Welfen ein Machtvakuum

1 Hier sei dem Archäologen und Verleger Herrn Dr. Bert Wiegel herzlichst gedankt, derentscheidende Kontakte herstellte und zahlreiche Hinweise gab. Er trägt in großem Maßezu den Fortschritten dieses Projektes bei.

2 Dieser Beitrag ist die erweiterte Fassung des Vortrages auf der Jahrestagung 2007 derArchäologischen Kommission für Niedersachsen e.V. in Rotenburg (Wümme) von Dr. BertWiegel und dem Autor zum Thema „Militärische Stützpunkte und territoriale Grenzen derBischöfe von Minden im 13. und 14. Jahrhundert“.

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Abbildung 2: Die Ausdehnung der Diözese und des Fürstentums Minden sowie desheutigen Kreises Minden-Lübbecke.

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schuf, in das lokale Adelige mit der Etablierung und Ausweitung ihrer Herr-schaft vorstießen und sich oft auf das Heftigste befehdeten. Die entscheidendeLegalisierung der z. T. angemaßten Rechte und ihre Ausweitung wurde vonKaiser Friedrich II. 1220 mit der Confoederatio cum principibus ecclesiasticis

vorgenommen, mit der den Fürsten und den Bischöfen wichtige Rechte wiez. B. das Zins-, Münz- und Zollrechts sowie große Teile der Gerichtsbarkeitüberlassen wurden. Auch der Mindener Bischof profitierte hiervon.

Die Anbindung und die Sicherung der bischöflichen Gewalt im Gebiet vomWiehengebirge bis zum Dümmersee wurde auf unterschiedliche Weise er-reicht. Bei diesen Bemühungen zeichnete sich vor allem der Mindener Bi-schof Konrad I. von Rüdenburg (1209–1237) aus. Im Westen geschah dieGebietssicherung im Schulterschluss mit dem Bischof von Osnabrück. Beidezerstörten 1220 die Burg auf dem Mesenkopf, die von den Grafen von Teck-lenburg zwischen 1206 und 1220 errichtet worden sein dürfte. Sie erbautendort nur wenige hundert Meter entfernt die 1221 erstmals erwähnte BurgReineberg, von der der Osnabrücker Bischof ein Drittel und der MindenerBischof zwei Drittel hielten. Aufgrund ihres gemeinsamen Interesses an derAbwehr von Ansprüchen der Diepholzer Edelherren errichteten der Mindenerund der Osnabrücker Bischof 1248 gemeinsam die Burg Stürenberg, die siejeder zu gleichen Kosten unterhielten (Kuck 2000, 147 ff. und 169 ff.).

Mit dem Erwerb der Freigrafschaften Stemwede und Haddenhausen 1254durch Bischof Wedeking von Hoya und der Freigrafschaft Angelbeke erhielter die Kontrolle über ein Gebiet, das sich nordwärts bis an den Dümmerseeerstreckte.3 Dass dieses schwierige Unternehmen ohne kriegerische Folgengelang, ist besonders dem Grafen Heinrich von Oldenburg und der Abkunftdes Bischofs aus der Familie der Grafen von Hoya zu verdanken (Scriverius1968, 60 ff.). Um die große finanzielle Belastung abzufedern, machte es sichder Bischof zunutze, dass er die Grafschaftsfreien zur Sicherung ihrer wirt-schaftlichen Grundlage in das Ministerialenrecht aufnahm und durch Eid undEigentumsaneignung an sich band (Scriverius 1968, 69 f.). Schon 1227 hatsich Bischof Konrad Einfluss im Stemweder Raum durch die Gründung desZisterzienserklosters Levern gesichert (Kuck 2000, 141). Mit der Verleihungder Stadtrechte 1279 an Lübbecke konnte der Raum endgültig gesichert wer-den. Ernsthafte Expansionsbestrebungen der Mindener Bischöfe, ihre Machtnach Westen in den Bereich des Osnabrücker Bischofs zu erweitern, gab es

3 Nach Scriverius (1968, 189) umfasste das Gebiet die Kirchspiele Wittlage, Hunte-burg, Oldendorf, Börninghausen, zwei Seiten des Turmes auf dem Limberge und das LandStemwede.

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kaum. So wurde ein sich anbahnender Konflikt mit Osnabrück wegen derVerpfändung des zum bischöflichen Tafelgutes gehörenden Burg Grönenbergbei Melle 1305 vom Mindener Bischof Gottfried von Waldeck durch Rückga-be der Osnabrücker Anteile an der Burg Reineberg entschärft (Kuck 2000,207 f.).

Während der Mindener Bischof seine Herrschaft im Westen dauerhaft festi-gen konnte, verlor er im Nordosten und Osten seines Bistums mit der Nie-derlage vor Hameln im Jahre 1260 und dem geschlossenen Vertrag zusehendsund beschleunigt an Macht und Einfluss. Diese Schwäche des Mindener Bi-schofs machten sich im besonderen Maße die Diepholzer Edelherren zunutze,die die Herausgabe der Burg Reineberg, mit der sie von Kono von Diepholz,dem Vorgänger des Bischofs Otto I. von Wall belehnt worden waren, ver-weigerten, so dass die Burg gewaltsam zurück erobert wurde (Kuck 2000,180 f.). Die Folge war, dass sich das fast freundschaftliche Verhältnis derEdelherren zu Diepholz, die des öfteren Mindener Bischöfe gestellt hatten, inFeindschaft wandelte. Die Schwierigkeiten, sämtliche Rechte der 1254 erwor-benen Freigrafschaft Stemwede auch tatsächlich ausüben zu können, belegendies.

Die Errichtung der Burg Lembruch nach 1270 und vor 1305 zeugt von den Ex-pansionsbestrebungen der Diepholzer Edelherren, die sich damit zum eineneine sichere Verbindung von ihrer Burg Diepholz nach Stemwede schufenund zum anderen ihren dem Mindener Bischof abgerungenen Besitz wirk-sam schützten (Moormeyer 1938, 54). Die starke Position der DiepholzerEdelherren besonders nach 1293 führte dazu, dass sich Bischof Rudolph vonRostorf gezwungen sah, im Sommer 1296 einen Vertrag mit den Diepholzernzu schließen, worin er sich verpflichtete, die Burg Stürenberg niederzurei-ßen und in den nächsten 12 Jahren keine befestigte Anlage zu errichten,die näher an Stemwede lag als Lübbecke und die Burg Reineberg.4 DieserVertrag wurde 1306 erneuert (WUB X, Nr. 178 von 1306 April 14). Damitwurde auch der Vertrag von 1293 aufgeweicht und bis 1314 hinfällig, den derMindener Bischof Volkwin von Schwalenberg mit dem Herzog Otto II. vonLüneburg aufgrund der Schwächung der Grafen von Hoya schließen konnte.Darin war die Große Aue als Nordgrenze des Mindener Herrschaftsbereiches

4 Der Vertrag sah vor darüber hinaus eine zu zahlende Geldsumme von 110 Mark vomMindener Stift und 76 Mark von den Freien von Stemwede, die Schonung der von Diepholzneu angelegten Wege nach Stemwede, den freien Durchzug der Diepholzer durch diesesGebiet und die Weiterverpfändung der von ihnen versetzten Pfandgüter. – WUB VI, Nr.1572 von 1296 Juni 29.

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festgelegt worden. Damit hätte für das Bistum Minden nach der Grenzliniemit Osnabrück auch an einer zweiten Grenzlinie eine langfristige territorialeSicherung eintreten können.

Die Diepholzer verstärkten den Druck auf den Stemwede und die westlichenBesitzungen des Mindener Stiftes durch den Bau der weiter südlich gelege-nen Burg Lemförde nach 1305 und vor 1316. Dadurch fühlte sich auch derBischof von Osnabrück bedroht und reagierte mit der Errichtung der BurgWittlage um 1309 und der Hunteburg 1324 (Wulf, Schlüter 2000, 239 f.Moormeyer 1938, 55). Die Erbauung oder Verstärkung der Burg Rahdendurch den Mindener Bischof dürfte sicherlich ebenfalls in diesem Zusammen-hang stehen. Der Diepholzer Einfluss verstärkte sich aber zusehends. 1318fielen den Diepholzern die Grafschaft der Wiesenfriesen und eine Örtlichkeitnamens Geteding im Kirchspiel Burlage sowie die Güter Haldem zu. DesWeiteren waren sie Inhaber der Vogtei des Klosters Burlage. 1336 mussteihnen Bischof Ludwig die Lehen in Hüde und Marl überlassen, die aber vondiesem nur kurzzeitig zurückgekauft werden konnten. Weitere Ländereien er-warben sie 1343 in Westrup, Stemshorn, Haldem, Wehdem und Oppendorf.1330 traten sie als Erbexen der Wehdemer Mark, 1380 als erbliche Holzgrafender Dielinger Mark und des Drohner Sundern auf. 1350 öffnete der MindenerBurgmann Rabode Schele die Burg Rahden sogar den Diepholzer Edelherren(Moormeyer 1938, 56 f.).

Die gravierenden Macht- und Gebietsverluste lassen sich in einer Urkundezum Amtsantritt des Bischofs Gottfried von Waldeck 1304 ablesen. Unterbischöflicher Herrschaft standen im Osten die Burgen Wunstorf, Bokelohund Ricklingen, im Norden Neuhaus und Steyerberg und im Westen Rei-neberg und Gröneberg. Verloren gegangen waren dagegen die Burgen Wöl-pe, Stadthagen, Sachsenhagen, Arnheim und im Westen Stürenberg (Kuck2000, 205 f.).

Im westlichen Landesteil kam es zu Beginn des 14. Jahrhunderts zu Strei-tigkeiten mit den Grafen von Ravensberg bezüglich der Burg Limberg. Ur-sprünglich wohl Mindener Burg, war sie Anfang des 13. Jahrhunderts vonden Bischöfen als Lehen vergeben worden. Sie gelangte aber nach 1310 indie Hände der Grafen von Ravensberg (Kuck 2000, 223 f.). Da die Burgmit ihrem Umland wie ein Keil in das Mindener Gebiet ragte, bemühte sichder Bischof Ludwig von Lüneburg um ihre Rückführung, was mit dem Ver-trag von 1325 besiegelt werden konnte (WUB X, Nr. 994 vom 16. Oktober1325). Doch führte dieser Vertrag zu keiner Veränderung der Lage, da sichdie Mindener Bischöfe nicht um eine Rückführung der Burg bemühten. Mit

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dem Vertrag von 1542 durch Bischof Franz II. wurde der Verlust der BurgLimberg und des gleichnamigen Amtes endgültig als ravensbergisches Terri-torium anerkannt.

Auch mit den Diepholzer Grafen kam es immer wieder zu Konflikten. Nichtnur, dass sie hartnäckig an Rechtsansprüchen in der ehemaligen, jetzt Min-dener Freigrafschaft Stemwede festhielten, sie verschafften sich im RahdenerLand immer mehr Einfluss und Rechtsansprüche. Kaum war der Streit umdie vom Mindener Bischof vergebene Burg Nygenhorst im weiteren Umlandvon Rahden geschlichtet (Kuck 2000, 242 f.), brach der Konflikt um die BurgRahden aus. Durch Vergaben war die Burg Rahden an verschiedene Inhabergekommen, die oft gegen die Interessen des Mindener Bischofs handelten, sodass sie, sollte die Burg und damit das Umland nicht dem Bischof vollendsentgleiten, reglementiert werden mussten. Damit weder die TecklenburgerGrafen noch die Diepholzer Edelherren mit ihren Rechten dauerhaft Einflussgewinnen konnten, kaufte Bischof Gerhard von Holstein-Schaumburg 1351die Anteile der Burg zurück. Dadurch konnte im Rahdener und StemwederLand die Mindener Herrschaft gesichert werden.

Der Konflikt mit den Grafen von Hoya berührte weniger den Rahdener Raumals vielmehr die wichtige Verbindung zwischen diesem und dem MindenerRaum. Zur Sicherung ihrer Machtansprüche bauten die Grafen von Hoyaund Oberhoya 1382 auf Mindener Grund die Burg Diepenau und bedrohtendamit die Verbindung zwischen der Burg Rahden und der neuen bischöflichenResidenz Petershagen sowie der weiter nördlich gelegenen Schlüsselburg. ImRahmen einer großen Koalition unter Führung des Bischofs Wedekind zumBerge konnte die Burg im Sommer 1383 erobert und bis auf den Grundzerstört werden (Kuck 2000, 262 ff.).

Einer der seltenen Konflikte mit dem Osnabrücker Bischof entstand 1363durch den Einfall der Mindener in das Osnabrücker Gebiet infolge einesStreites mit Personen der Burg Grönenberg. Der Gegenschlag wurde mit derGefangennahme des Koadiutors Dietrich von der Mark und zahlreicher Os-nabrücker Bürger abgewehrt, die ein hohes Lösegeld erbrachten (Scriverius1968, 144). Zudem konnte sich Minden noch der Burg Reineberg vollstän-dig versichern. Ein anderes Mal war der Mindener Lehnsmann Alhard vondem Bussche der Auslöser. Der Mindener Bischof Otto zum Berge wurdebei kriegerischen Konflikten mehrmals gefangen genommen und musste je-des Mal ein hohes Lösegeld zahlen. Das konnte er nur durch Verpfändungenseiner Burgen aufbringen. Der Geldgeber Allhard von dem Bussche kam da-durch in den Besitz der Burgen Reineberg, Limberg und Rahden. Die Stadt

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Osnabrück sah darin eine Gefahr für ihren Handel und zog 1391 gegen dieBurg Rahden. Doch konnte der Angriff abgewehrt und siegreich beendetwerden (Kuck 2000, 269 f.). Die Gesamtsituation war aber für den Bischofunbefriedigend, da er im Zuge der Lüneburger Erbfolgekriege 1388 in derSchlacht von Winsen an der Aller auf Seiten der Verlierer stand und die wel-fische Vormachtstellung im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg anerkennenmusste. Er verlor damit jeglichen politischen und militärischen Spielraumöstlich der Weser.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts konnten nur die Burgen Rahden, Reine-berg, Friedewalde, Petershagen und die Schlüsselburg als gesichert für dasBistum gelten. Bei den übrigen Burgen ging die politische und territorialeKontrolle verloren. Die Burg Limberg bei Preußisch Oldendorf ging im Ver-lauf des 14. Jahrhunderts endgültig an die Ravensberger Grafen über. Dereinzige Zugewinn war die Inbesitznahme der Burgen und der Besitztümerder Edelherren zum Berge nach dem Aussterben dieses Geschlechtes im Jah-re 1397. Zur Sicherung seiner Herrschaft im westlichen Teil des Stiftgebietesstanden dem Bischof nur die Burgen von Rahden und vom Reineberg zurVerfügung. Selbst diese mussten zur Abwendung finanzieller Engpässe desÖfteren verpfändet werden.

Die Burg Rahden, die 1396 nach dem Tode Alhards von dem Bussche an dasStift zurückgefallen war, wurde für 4 000 Gulden an Gerd Buck und Fried-rich von Callendorpe verkauft. Hinzu kommt, dass Bischof Wilhelm von demBussche, eine Ausweitung des Einflusses der Grafen von Hoya im Nordendes Bistums nicht verhindern konnte, die mit der Wiedererrichtung der BurgDiepenau nach dem Tode des Bischofs ihren Abschluss fand. Das Bistumhatte nicht mehr die Kraft, diese zu zerstören und den Hoyaer Einfluss zu-rückzudrängen, so dass sie erst 1512 von den Herzögen von Braunschweigund Lüneburg an das Stift zurückgegeben wurde (Kuck 2000, 301 f.).

Bischof Wulbrand von Hallermund versuchte, den schleichenden Machtver-lust durch eine teilweise gewaltsame Rückgewinnung der verpfändeten Min-dener Burgen aufzuhalten. Dazu brauchte er aber den Schutz der Welfen. Mitder Verleihung der Zollfreiheit für Minden konnte er mit deren Unterstüt-zung die Burg Reineberg gewaltsam erobern. Auch die Burg Rahden wurde1415 zurückgewonnen und Johann Buck und seine Erben zum Verzicht aufihre Ansprüche an die Burg Rahden gezwungen. Bei seinem Tod im Jahre1436 war ihm als letzte Burg nur noch seine Residenz Petershagen geblieben,alle anderen waren verpfändet und damit seinem Einfluss entzogen (Kuck2000, 318).

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Unter Bischof Albert von Hoya gingen die Verpfändungen weiter. Auch dierestlichen Besitzungen und Rechte an den Burgen Bokeloh und Blumenau so-wie an der Stadt Wunstorf wurden an die Welfen abgetreten. Der Reinebergwar 1436 an Heinrich von Wend, Sweder von dem Bussche und an Johannund Wilken von Klenke für 1 800 Rheinische Gulden vergeben worden, wiedies 1449 erneut geschah. Die Burg Friedewalde wurde an die Stadt Mindenverpfändet (Kuck 2000, 323 f). Wenn auch die Diepholzer Expansionsbe-strebungen in Richtung Stemwede aufgehalten werden konnten, waren dieEdelherren etwas weiter östlich erfolgreich. Um 1450 errichtete der EdelherrOtto IV. die Auburg. Anfänglich dem Charakter nach ein Lehmbau und eherein Vorwerk wurde es doch nach und nach verstärkt und im 16. Jahrhundertburgähnlich ausgebaut (Moormeyer 1938, 58).

Bischof Heinrich III. von Holstein-Schaumburg (1473–1508) bemühte sichum die Neuordnung des Bistums. Dazu zählte u. a. 1474 die Vergabe desReineberges auf zwölf Jahre an Johann Nagel sowie die Auslösung der BurgRahden, die 1483 nach langwierigen Verhandlungen erfolgreich abgeschlos-sen werden konnte (Kuck 2000, 326 f.). Doch sein Nachfolger Franz I. vonBraunschweig-Wolfenbüttel führte das Stift schon nach kurzer Zeit in einefinanziell und damit auch machtpolitisch völlig desolate Lage. In der Hil-desheimer Stiftsfehde stand er auf Seiten der Verlierer, musste sein Bistum1519 verlassen und seine Burgen wurden besetzt. In diesem Jahr wurde auchdie 1512 erhaltene Burg Diepenau von den Hoyaern zurück erobert. Durchden Krieg war das Stift finanziell so grundlegend ruiniert worden, dass dasDomkapitel, die Ritterschaft und die Städte des Stiftes den Bischof mit demWietersheimer Rezess 1525 derart knebelten, dass er und seine Nachfolgerkeinen politischen Handlungsspielraum mehr hatten und auf dem Weg in dieBedeutungslosigkeit waren.

2 Begriffsbestimmungen

Die Begriffsbestimmungen für Burg, festes Haus, Rittersitz, Schloss u. a. sindkeinesfalls einheitlich. Dieses gilt im besonderen Maße dann, wenn obertägigkeine Strukturen mehr zu erkennen sind. Diese begrifflichen Schwierigkeitenhat Stefan Frankewitz anschaulich beschrieben (Frankewitz 2007, 5 ff.). Erunterscheidet nur zwischen Landesburg und dem befestigten Wohnhaus desAdels, letzteres kann durchaus Burgcharakter haben. Eine Landesburg istfür ihn „die Burg, die einem Territorialherren nicht persönlich, sondern qua

Amt gehört, auf der er selbst wohnen oder Quartier nehmen kann, die er als

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Wittum vergeben darf, die durch einen vom ihm selbst eingesetzten Amtmann

verwaltet wird und die meist Mittelpunkt eines größeren Amtsbezirks ist“(Frankewitz 2007, 24).

Gemäß dieser Definition waren im Altkreis Lübbecke die Burgen Limberg,Reineberg, Rahden und außerhalb gelegen Stürenberg Landesburgen des Bi-schofs von Minden, die er auch regelmäßig verpfändete. Während die BurgenLimberg und Reineberg als Höhenburgen angelegt wurden, lag die Burg Rah-den in der Niederung der Großen Aue und war von einer Gräfte umgeben.Es darf davon ausgegangen werden, dass die Burg Rahden von einer anfäng-lich in Holz gehaltenen Fachwerkkonstruktion in einen massiven Ziegelbauumgebaut wurde.

Die meisten der heute noch bestehenden Gräftenanlagen des Lübbecker Lan-des gehen auf mittelalterliche Ursprünge zurück und dürften sich aus denHöfen des Landadels, der Ministerialen und damals bedeutenden Lehnsleuteder Mindener Bischöfe entwickelt haben, die zu gräftenumwehrten, reprä-sentativen Hofanlagen und Rittersitzen ausgebaut wurden. Da sie für dieVerwaltung und den landesherrschaftlichen Zusammenhalt im Bistum Min-den von maßgeblicher Bedeutung waren, waren die Bischöfe immer bemüht,sie in die Verwaltungsstruktur einzubinden.

Bei einer Reihe von heute nicht mehr bestehenden Gräftenanlagen, insbe-sondere wenn sie ohne Gebäudebestand sind, ist eine Funktionsbestimmungschwierig. Dieses betrifft vor allem Gräften, die nur noch als Karteneintragun-gen, Grundstücksbezeichnungen oder flache Bodensenken überliefert sind. Esgab nicht nur Rittersitze, sondern auch Höfe reicher Bauern, die mit einerGräfte als Schutz und später auch zur Repräsentation umgeben waren. Ge-rade kleinere Gräften können auch zum Schutz für Speichergebäude errichtetworden sein, wie es für eine Anlage südwestlich von Fiestel bei Espelkampangenommen werden darf.

3 Burgen, Gräften und andere Befestigungen

Der vorliegende Beitrag gibt den derzeitigen Stand (Mai 2008) des Projek-tes wieder. Von den bekannten Anlagen mit den urkundlichen Nachweisenfanden nur diejenigen Aufnahme in die Liste, die schon vor 1500 bestanden.Eine solche zeitliche Festlegung ist natürlich bei den Karteneintragungen wiebei den Urkatasterkarten von 1827 nicht möglich. Hier muss überhaupt erst

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geprüft werden, ob nicht eine neuzeitliche Benennung oder eine Namensbe-zeichnung vorliegt, die keinerlei mittelalterlichen Hintergrund aufweist. Diesequellenkritische Durchleuchtung wird im nächsten Schritt stattfinden, wenndie Durchsicht sämtlicher Urkatasterkarten, aber auch älterer Karten abge-schlossen ist.

An dieser Stelle soll noch auf eine andere Forschungslücke aufmerksam ge-macht werden: In einer Reihe von wissenschaftlichen Publikationen werdendie historische Entwicklung des Bistums Minden und sein politisches Ver-hältnis zu den Nachbarn, wie den Ravensberger und Tecklenburger Grafen,den Osnabrücker Bischöfen, den Diepholzer Edelherren, den Grafen von Ho-ya und nicht zuletzt den Welfen zum Teil sehr detailliert beschrieben undurkundlich belegt. Hierbei finden die landesherrlichen Burgen häufige Er-wähnung. Eine Untersuchung über die Ministerialen und andere Lehnsper-sonen sowie zu den wirtschaftlichen Beziehungen gibt es nur zu Teilbereichen(Besserer 2007a. Nordsiek 1966). Die Quellenlage bedingt, dass erst fürdas Spätmittelalter und für die frühe Neuzeit mit detaillierten Informatio-nen für das Gebiet des Altkreises Lübbecke zu rechnen ist. Dieses ist dasArbeitsgebiet des Historikers. Die Archäologie kann sich aber darum bemü-hen, lokalisierte Namensorte durch eine Sondierung zu überprüfen.

Die Lokalisierung der Burgen und Gräften (Abb. 3 ) verdient eine Kommen-tierung. Die Landesburgen der Mindener Bischöfe seit dem 14. Jahrhun-dert sind allgemein bekannt und urkundlich vielfach erwähnt. Es dürfte abermehrere kurzlebige bischöfliche Burggründungen geben, über die kaum et-was bekannt ist. So wird die Burg Ravensten bei Barkhausen (Nr. 16) nureinmal beim Chronisten Tribbe erwähnt. Eine andere Burg, wahrscheinlichdie Stürenburg, musste entsprechend dem Vertrag von 1296 niedergerissenwerden. Auch war der Mindener Bischof nicht immer alleiniger Herr derBurg, sondern musste sich die Herrschaft wie bei den Burgen Stürenbergund Reineberg mit dem Osnabrücker Bischof teilen. Des Weiteren besaßendie Bischöfe von Minden und Osnabrück durchaus auch größeren Grundbe-sitz z. B. beiderseits der Hunte auf dem Territorium der anderen Partei.

Burgen und Gräftenanlagen wurden nicht nur vermehrt in den fruchtbarenBereichen um den Stemweder Berg und entlang des Wiehengebirges errich-tet, sondern an Durchgangsstraßen und an wichtigen verkehrsgeographischenEngpässen. Die Quellflüsse von Hunte und Großer Aue haben solche Durch-lässe durch das Wiehengebirge geschaffen. Bei Börninghausen im Schattender Burg Limberg befinden sich mehrere Rittergüter. Für die Hunte trifftÄhnliches zu. Möglicherweise lag hier auch die Burg Ravensten, mit der der

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Abbildung 3: Karte der Burgen, Gräften und vermuteten befestigten Anlagen.

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Mindener Bischof in der Frühphase seiner Territorialpolitik den Übergangüber das Wiehengebirge an der Hunte sichern wollte.

Weiter nördlich fiel dem Raum zwischen Stemweder Berg und der Hunte einewichtige Funktion zu. Es bestand hier nicht nur eine bedeutende Ost–West-Verbindung südlich des Stemweder Berges mit einem Übergang über dieHunte sowie einem Abzweig nach Norden östlich des Dümmersees, sondernauch ein Schnittpunkt der Machtsphären der Bischöfe von Minden und Osna-brück und der Edelherren von Diepholz. Der Sicherung des Hunteübergangesdiente die Hunteburg, eine Landesburg der Osnabrücker Bischöfe, nachdemdie Stürenburg, an der Osnabrück beteiligt war, aufgegeben werden musste.Der weitere Verlauf dieser Straße nach Osten führte über Rahden nach Die-penau an Stelle vorbei, wo die Grafen von Hoya anscheinend rechtswidrigeine Burg errichteten und die Verkehrsverbindung nach Osten in RichtungPetershagen unter ihre Kontrolle zu bringen versuchten.

Für die Gebietssicherung spielten die Gefolgsleute des jeweiligen Territoral-herren eine entscheidende Rolle. Der Wechsel der politischen Gefolgschaft,wie er für 1309/11 von den Burgmannen der Burg Limberg zum Grafen vonRavensberg angenommen wird (Besserer 2007b, 129) oder für 1350 fürden Burgmann der Burg Rahden Rabode Schele zum Diepholzer Edelherrn(Moormeyer 1938, 56 f.) bezeugt ist, brachte den Mindener Bischof in eineäußerst schwierige Lage. Durch ihren angestammten Besitz, ihre verliehenenRechte und Lehen sahen sich die Vasallen oft auch wirtschaftlich in der La-ge, selber feste Häuser zu errichten, die zumeist von einer Gräfte umgebenwaren. Viele dieser Rittersitze bestehen, repräsentativ in der Zeit vom 17.bis 19. Jahrhundert ausgebaut, bis heute. Andere wurden aufgegeben undsind im wahrsten Sinne des Wortes von der Erdoberfläche verschwunden.Manchmal finden sich diese aufgrund tradierter Besitzverhältnisse noch alsEintragungen in alten Karten, wie z. B. im preußischen Urkataster von 1826.Das gilt übrigens auch für Teile der Landwehren bei Holzhausen, Blasheim,Lübbecke und Nettelstedt. Durch die parzellengenaue Eintragung des Ge-ländes im Urkataster konnte auch der Standort der Burg Stelle lokalisiertwerden.

Burgen und Gräften im Altkreis Lübbecke 181

4 Die archäologische Sondierung der Burg Stelle

4.1 Lage der „Burg Stelle“

Die nach Norden fließende Große und Kleine Aue mit ihren breiten Niederun-gen trennen die fruchtbaren und besiedelbaren Geestinseln voneinander. Vordem Dreißigjährigen Krieg, als noch keine Entwässerungs- und Flussbegra-digungsmaßnahmen größeren Ausmaßes durchgeführt worden waren, führtedie natürliche Beschaffenheit der Landschaft zu starken Einschränkungenhinsichtlich der Besiedlung, Bewirtschaftung und der Führung der Verkehrs-wege. Für einen von Osten nach Westen führenden Weg gab es nur eineStreckenführung, die die feuchten Niederungen auf möglichst kurzer Distanzdurchquerte. Das Übersichtsblatt des Urkatasters von 1837 veranschaulichtdiese Situation sehr deutlich (Abb. 4 ).5 Der Weg führt von Südost nach Nord-west über Stelle zum Ahlfeld und weiter über Rahden in Richtung Mühlen-damm, wo er die Große Aue zum Varler Gebiet hin überquert. In der Näheder Engstelle Mühlendamm steht noch heute die Ruine der Burg Rahden,die erstmals um 1320 erwähnt wurde, aber sicherlich schon Jahrzehnte frü-her errichtet worden war. Die andere Passstelle zwischen Stelle und Rahdenkonnte durch die Anlage der Burg Stelle gesichert und kontrolliert werden,die auf der Ostseite von Stelle liegt.

Im preußischen Urkataster von 1827 sind mehrere Grundstücke mit der Be-nennung eingetragen (Abb. 5 ). Die Parzelle, die auch dem Ausmaß des Burg-geländes entspricht, wird mit „Die Steller Burg“ bezeichnet. Sie hat einerechteckige Größe von 85 x 72m. Auf der Stelle zugewandten Seite führteüber eine nach Norden ausgerichtete längliche Parzelle die Zuwegung nachStelle. Von ihrem nördlichen Ende ist im Urkataster noch ein ca. 90m lan-ger Weg bis zur östlich gelegenen Straße eingetragen. Nach Südwesten – zurKleinen Aue hin – ist ein Wassergraben eingetragen und das Grundstückzwischen Burg und der Kleinen Aue wird in der Karte „Hinter der Burg“genannt. Der Name des südlich an die Burg angrenzenden Grundstückes „ImBrokgarten“ könnte als Verballhornung von „Burggarten“ angesehen werden.Die derart präzise Darstellung des Areals der Burg Stelle und weiteren dazu-gehörenden Flächen auf dem Urkatasterblatt darf als Beleg für ihre genaueLokalisierung angesehen werden.

5 Herzlich danken möchte ich Herrn Dieter Hergert vom Katasteramt des KreisesMinden-Lübbecke für sein großes Interesse und für die unkomplizierte Unterstützung beider Kartenrecherche.

182 Hans-Otto Pollmann

Abbildung 4: Das Rahdener Umland in der Kartendarstellung von 1837.

Die seitdem durchgeführten Meliorations- und Separationsmaßnahmen ha-ben zu völlig veränderten Grundstückszuschnitten einschließlich neuer undverlegter Wegetrassen geführt. Schwarzweiß-Fotos aus den 1950er Jahren zei-gen die starken Veränderungen in der Topographie. Baumgesäumte Feldwegeund Gräben verschwanden. Eine veränderte Drainageführung machte neueAbzugsgräben notwendig. Selbst das Burggelände, das noch bis in die 1970erJahre als leichte Geländeerhebung sichtbar war, wurde zur besseren Beacke-rung eingeebnet. Glücklicherweise haben die vielfältigen gravierenden Bo-deneingriffe nicht zu einer völligen Zerstörung des Burgareals geführt. Diesgilt selbst für die Einebnung des Burgareals. Dazu werden im Kapitel zurarchäologischen Prospektion (S. 185 ff.) noch nähere Ausführungen gegeben.

Burgen und Gräften im Altkreis Lübbecke 183

Abbildung 5: Die Burg Stelle im preußischen Urkataster von 1827 und in der heu-tigen Grundkarte 1:5000.

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Abbildung 6: Das geomagnetische Bild der Burg Stelle mit den eingetragenen Gra-bungsschnitten.

Burgen und Gräften im Altkreis Lübbecke 185

4.2 Geomagnetische Prospektion

Im September 2006 wurde von der Firma Posselt&Zickgraf aus Marburg ei-ne geomagnetische Prospektion auf einer Fläche von 2,25 ha durchgeführt.6

Das Magnetbild weist in der westlichen Hälfte wolkenartige Strukturen auf,die ihre Ursache in den Sedimentablagerungen der Kleinen Aue haben, dieaus linsenförmigen Sedimenten bestehen (Abb. 6 ). Deutlich erkennbar isteine stark magnetisierte, grabenartige Struktur. Von der Lage und Ausdeh-nung stimmt sie mit dem im Urkataster dargestellten Wassergraben über-ein. Dieser Graben war bis vor wenigen Jahrzehnten noch als eine zeitweisewassergefüllte Vertiefung erkennbar. Die starke Magnetisierung wird auchvon Ziegelschutt hervorgerufen. Diese Annahme dürfte zutreffen, da nachAussage von Anwohnern der Wassergraben im frühen 20. Jahrhundert mitdem Abbruchmaterial eines wenige hundert Meter entfernten Hauses verfülltworden sein soll. In der rechten Messbildhälfte finden sich zwei markante Di-pole, die wahrscheinlich auf ein Metallrohr unter den Grenzsteinen der im19. Jahrhundert parzellierten Fläche deuten, wie sie im Zusammenhang miteiner anderen Prospektion in der Gemeinde Stemwede-Arrenkamp nachge-wiesen wurden. Lineare z. T. abknickende Strukturen im Inneren könntenauf Gebäudegrundrisse oder Grabenstrukturen hinweisen. Es ist aber auchmöglich, dass zumindest ein Teil dieser Linien in den Messergebnissen vonDrainageleitungen stammt (Abb. 7 ). Da auf diesem Gelände aber nur einDrainagesystem aus gelben Kunststoffrohr verläuft, bleibt diese Interpreta-tion unzureichend. Sie erklärt nicht die rechtwinklig abknickenden Linien.Insgesamt gibt es eine sehr gute Übereinstimmung in Bezug auf Lage undGröße der Parzelle Burg Stelle auf dem Urkataster mit dem Messbild auf(Abb. 8 ).

4.3 Archäologische Prospektion

Im September und Oktober 2007 wurde eine archäologische Untersuchungdurchgeführt.7 Das Gelände, das heute beackert wird, war bis zu Beginn der

6 Finanziert wurde die geophysikalische Untersuchung in großzügiger Weise durch dieStiftung „Standort: hier“ der Stadtsparkasse Rahden, vertreten durch Herrn Klaus Kiene-mann.

7 Zu danken ist Herrn Günter Hollendieck, dem Eigentümer des Grundstückes für seinebereitwillige Erlaubnis nicht nur für die geophysikalische Prospektion, sondern auch für dieGrabung im folgenden Jahr. Außerdem stellte er dankenswerterweise wichtige Unterlagenzur neueren Grundstücksgeschichte zur Verfügung. Dank gebührt auch Frau Jutta Mietke

186 Hans-Otto Pollmann

Abbildung 7: Der Verlauf der modernen Drainage im Bereich der Burg Stelle in dasgeomegnetische Bild projiziert.

1970er Jahre Weideland (Abb. 9 ). In zwei Sondageschnitten von 120m und48m Länge und 2,20m Breite wurde die 0,3m starke Pflugschicht abgetragen(Abb. 10 ). Nur im mittleren Bereich des langen Schnittes kam der anstehen-de Sanduntergrund zutage. Die übrigen Flächen, insbesondere im Südosten,waren gestört und wiesen einen rezenten Sandauftrag auf. Erst beim weite-ren Bodenabtrag kam der Graben an den geomagnetisch auffälligen Stellenzum Vorschein. Es zeigte sich, dass ein Großteil der humosen Grabenfüllungmodern ausgeräumt und sandiges Material wieder einplaniert worden war.8

Ursache hierfür war eine Flurbereinigungsmaßnahme aus dem Jahre 1973 im

(euwatec gGmbH) und Herrn Wolfgang Driessen (Amt proArbeit) für die Aufstellung undBetreuung des Grabungsteams, das unter Leitung von Peter Price stand.

8 Da die Anlage nur von einem Graben/Gräfte umschlossen war, wird bei der Beschrei-bung von dem Graben gesprochen, wenn die Angaben sich auf alle freigelegten Graben-abschnitte beziehen.

Burgen und Gräften im Altkreis Lübbecke 187

Abbildung 8: Das geomagnetische Bild in das Urkataster von 1827 und in die heutigeGrundkarte projiziert.

Zuge derer die ca. 0,5m über das Auenniveau herausragende Burgparzelleabgeschoben wurde. Wie aus der Abrechnung hervorgeht, erfolgte zuerst derAbtrag des Humus von einem Hektar Fläche. Dabei verteilte man ebenfallseinen Teil der humosen Grabenfüllung. Daraufhin wurde von der ca. einenHektar großen Fläche des Burgareals der sandige Untergrund auf 0,2–0,3 mTiefe nach Süden und Westen hin abgeschoben und in den Senken verteilt.Als letzte Maßnahme wurde der Humusboden sowohl auf die Burgparzelleals auch auf den Sandauftrag in der Aueniederung wieder zurückgeschoben.9

An zahlreichen Stellen waren deutlich die Kettenspuren der Planierraupeund ihre Fahrrichtung zu erkennen.

Ein gutes Zeugnis der Bodenbewegungen gibt der Grabenabschnitt II imNorden der Gräftenanlage (Abb. 11 ). Die Grabenfüllung wurde ausgeräumtund anstehender Sandboden vom Burgareal einplaniert. Gut erkennbar sinddie Einfüllschichten des Sandes, der aus südlicher Richtung – auf dem Fotovon links – in den Graben geschoben wurde. Nur auf dem Gräftenboden blieb

9 Schreiben mit der Abrechnung der Erdarbeiten vom 2.11.1973, die freundlicherweisevon Herrn Hollendiek zur Verfügung gestellt wurde.

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Abbildung 9: Der heutige Zustand der Niederung mit der „Burg Stelle“. Blick nachWesten.

eine 0,2–0,5m dicke Schicht der humosen Grabensedimentation als dunklesBand erhalten. Gleiches konnte für den Grabenabschnitt I dokumentiert wer-den.

Die wannenartigen Grabenabschnitte I und II haben eine Breite von 18m beieiner Tiefe von 1,5m unter der heutigen Geländeoberfläche, wobei eine biszu 0,5m dicke humose Verfüllung im Graben verblieben war, so dass sich dasGrabenprofil und der Grabenverlauf deutlich hervorheben (Abb. 12 ). In derhumosen Füllung fanden sich zahlreiche Bruchstücke handgeformter Dach-pfannen. Die Breite des Grabenabschnittes III wurde nicht ermittelt, weilzum einen der Graben und die weitere Außenfläche durch eine massive Bau-schuttpackung verfüllt waren und zum anderen dessen weitere Untersuchungzugunsten der übrigen Fläche abgebrochen wurde. Die freigelegte Breite be-trug 15,5m. Hier trat auf der Grabeninnenseite auch ein Böschungsverbauaus bis zu 10 cm dicken Pfosten mit dazwischen gewundenen Zweigen imAbstand von 0,3–0,4m zu Tage.

An der Innenseite der Grabenabschnitte I und II zeichneten sich in ca. 0,6–0,7m unter der heutigen Geländeoberkante die vermoderten Spuren von Höl-

Burgen und Gräften im Altkreis Lübbecke 189

Abbildung 10: Plan der Sondierung vom Sommer/Herbst 2007.

Abbildung 11: Fotomontage des Schnittes durch die nördliche Gräfte.

190 Hans-Otto Pollmann

Abbildung 12: F2: Profil der südlichen Gräfte. Aufgrund der Drainage konnte aufbeiden Schnittseiten jeweils nur die Hälfte der Gräfte dokumentiert werden. Das

östliche Profil wurde in den Plan gespiegelt. F7: Profil der nördlichen Gräfte.

zern ab. Im Grabenabschnitt I konnten ab 0,9m Tiefe massive Pfosten von 15bis mehr als 20 cm Stärke freigelegt werden, die am unteren Ende zugespitztund noch bis zu 1m lang waren. Sie standen in Reihe in einem regelmäßigenAbstand von 0,3–0,4m. Für eine dendrochronologische Bestimmung erwiesensich die drei gezogenen Pfosten aus Buche mit ihren max. 32 Jahresringenals zu jung. Eine Radiokarbon-Datierung soll zumindest einen datierendenAnhaltspunkt für diesen Holzverbau ergeben. Ein Pfahlverbau in gleicherKonstruktion fand sich im Grabenabschnitt II (Abb. 13 ).

Vor den Grabenabschnitten I und II konnte in 5m bzw. in 1m Abstandein kleiner Graben von 2,0 und 1,5m Breite und max. 0,5m Tiefe freigelegtwerden. Hierbei ist aber eher an neuzeitliche Parzellengräben oder Wasser-abzugsgräben zu denken, insbesondere da sich im Gegensatz zur Gräfte indiesen Gräben Laub und Äste in der Humusfüllung des heute grundwasser-freien Bereiches erhalten hatten.

In der Innenfläche der Anlage wurden mehr als 15 Grubenbefunde freige-legt. Maximal acht dieser Gruben sind nicht als moderne Störungen oderEingrabungen zu interpretieren. Ihr Alter kann aber nicht näher bestimmtwerden. Sie hatten im Planum noch eine Tiefe von bis zu 0,2m, enthielten

Burgen und Gräften im Altkreis Lübbecke 191

Abbildung 13: Der Pfostenverbau an der Innenseite der nördlichen Gräfte.

aber keinerlei Funde. Pfostensetzungen ließen sich nicht nachweisen. Hinwei-se auf Reste von Fundamenten oder Mauern, seien es Mörtelbrocken, Zie-gelfragmente oder Feldsteine, konnten nicht festgestellt werden. Das Fehlensolchen Materials auf dem gesamten Acker, mit Ausnahme des eng umgrenz-ten Bereich des mit Bauschutt verfüllten Wassergrabens, lässt den Schlusszu, dass diese Anlage ausschließlich als Holzkonstruktion ausgeführt wordenwar. Daran ändert auch der vor wenigen Jahrzehnten vorgenommene Abtragder um ca. 0,5m erhöhten Innenfläche der Burg Stelle nichts.

Es fanden sich ebenfalls keine Hinweise auf mehrere Bauphasen. Dieses giltbesonders für die Gräfte. Sollte es ursprünglich einen schmaleren Wasser-graben gegeben haben, so ist nach einer Aufweitung auf 18m davon nichtserhalten geblieben. Auch gibt es auf der 50 x 50m großen Innenfläche derquadratischen Anlage keine Indizien für einen kleineren Vorgänger. Die qua-dratische Ausdehnung der Burg Stelle spricht für eine planmäßige Anlageohne einen kleineren Vorgänger. Der Aushub der Gräfte wurde zur Erhöhungder Innenfläche genutzt, wodurch der Platz der Burg Stelle in der Niederungangehoben wurde. Die Gräfte dürfte ursprünglich nicht viel tiefer als 1mgewesen sein. Durch die Kanalisierung der Kleinen Aue und die Drainageist der Grundwasserspiegel heute deutlich abgesunken. Ursprünglich stand

192 Hans-Otto Pollmann

das Grundwasser bis dicht unter der Oberfläche. Das Gelände dürfte nachlängeren Regenfällen des öfteren überschwemmt worden sein, so dass derCharakter der Gräftenanlage eher der einer Wasserburg entsprach.

Dass aber die Interpretation von Geomagnetik und Luftbild für sich genom-men stark von den Ergebnissen einer archäologischen Untersuchung abwei-chen kann, wird gerade im Fall der Burg Stelle sehr deutlich. Die Annahme,dass sich die Lage der Gräfte in den oben genannten Bildern widerspie-geln würde, erwies sich als falsch. Die Einbindung des Grabungsschnittesmit den Grabenabschnitten in das Bild der geomagnetischen Prospektionlässt nur beim Grabenabschnitt III eine Übereinstimmung erkennen (Abb.6 ). Die Grabenabschnitte I und II liegen dagegen innerhalb der äußeren geo-magnetischen Linie, deren Eckpunkte die beiden hellen Dipole markieren undzeichnen sich in keiner Weise im Untergrund ab. Auch die lineare Struktur,die den südlichen Teil des Grabenabschnittes II fast rechtwinkling schneidet,ließ sich in den Grabungsplana nicht nachweisen. Die Ursache dafür, dasssich die Gräfte nicht geomagnetisch darstellen lässt, dürfte im Ausräumender Gräfte und ihrer Wiederverfüllung mit dem anstehenden Sandmaterialzu suchen sein. Die Einfüllung und der sandige Untergrund weisen dieselbenphysikalischen Eigenschaften auf. Der am Gräftenboden verbliebene humoseBodeneintrag ist nicht massiv genug und wird von zu viel sandigem Materialüberlagert, als dass er sich im Geomagnetikbild abzeichnen würde.

Auf dem Luftbild vom 9. Juni 2000 des Landesvermessungsamtes Nordrhein-Westfalen lässt sich ein quadratischer Grundriss erkennen (Abb. 14 ), denman mit dem Gräftenverlauf in Zusammenhang bringen würde. Auf der neu-en Aufnahmeserie findet sich diese Struktur übrigens nicht mehr. Aber auchhier stellt sich bei einer Projektion des Grabungsschnittes in das Luftbildheraus, dass die Grabenabschnitte I und II weitestgehend innerhalb der hel-len rechteckigen Grabenstruktur liegen. Der mit Bauschutt verfüllte westlicheGräftenteil hebt sich im Luftbild kaum ab. Dass bedeutet aber, dass die sichim Luftbild abzeichnende Bodenstruktur auf die damalige Parzellierung zu-rückzuführen ist. Sie gibt aber durchaus ein Abbild der Größe der ehemaligenGräfte und ihrer rechteckigen Anlage wieder. Es ist auch nichts Ungewöhnli-ches, dass in Luftbildern immer wieder Bodenstrukturen auftauchen, die mitalten Flur- und Wegesystemen im Zusammenhang stehen. Dieser Fall be-stätigt aber, wie notwendig die archäologische Ausgrabung zur Überprüfungvon Annahmen ist und einzig sie die notwendige Klarheit bringt.

Burgen und Gräften im Altkreis Lübbecke 193

Abbildung 14: Luftbild des Areals der „Burg Stelle“ mit den eingetragenen Gra-bungschnitten.

194 Hans-Otto Pollmann

5 Schriftliche Überlieferung

Die schriftliche Überlieferung zu Stelle bzw. zur Burg Stelle ist äußerst dürf-tig, wie generell im Altkreis Lübbecke für das hohe Mittelalter.10 Stelle, oftauch Stellingen genannt, wurde schon 1236 erwähnt, als Graf Otto von Teck-lenburg seinen Besitz in Stelle dem Kloster Levern übertrug. Der Vertragwurde 1237 bestätigt.11 1388 versetzten Ludolph und seine Frau Wibbekeden Hof zu Stelle und das Gut zu Weddingfelde an die Brüder (Rembert undJohann) von Werpe (Lenthe, Mahrenholtz 1976, 18). In einer Nachrichtvon 1530 heißt es folgendermaßen: „Johann von Möchhausenn zu Haddenhau-

sen laut seines Reverses, hat von weylandt Graf Jobst zur Hoya einen Hof

sampt leutenn unndt Guthe Zu Stelle, vor dem Stellerdamme im Stift Min-

den ... Anno 1526. Zu Lehen empfangen“ (Treuer 1740, 139. Hodenberg1855, 416 f. Nr. 637). Um 1750 berichtet Culemann in seiner „Geographi-

schen Beschreibung des Fürstentums Minden“ von der „rudera eines alten

Schlosses, so die Stellerburg genannt wird, und zum adeligen Haus Eickel

gehöret“ (Staatsarchiv Münster, Mscr. VII, 2434). In der „Cameralistischen

topographischen Beschreibung des Amtes Rahden im F. Minden“ wird „dieStollenburg, ein sonst adeliges Gut, liegt ganz wüste“ aufgeführt (Weddigen

1798, Bd. 1, 260). Wahrscheinlich ist damit die Steller Burg gemeint. Überdas weitere Schicksal informiert ein fundierter Zeitungsartikel von 1939:

„anzunehmen ist aber, daß es nach dem Uebergang vom bischöfli-

chen in brandenburg-preußischen Besitz um 1649 in Bauernhöfe

aufgeteilt worden ist, und zwar scheinen die Höfe Nr. 15 – 18

in Stelle – heute Thele, Bollhorst-Herms, Meyer und Ahlers –

daraus entstanden zu sein. Der Mittelpunkt des alten Gutes, ei-

ne mit Wall und Graben umgebene sogenannte Wasserburg, hat,

vermutlich nur noch als Ruine, bis zu den Anfängen des 19. Jahr-

hunderts bestanden. In der Franzosenzeit, etwa um 1810, wird sie

noch als Cerie, d. h. soviel wie festes Haus, erwähnt. Sie lag am

rechten Auufer, einige 100 Meter von der Brücke entfernt auf

einem zum Bollhorstschen Besitz gehörenden Gelände, das noch

10 Für die Hilfe bei dieser ersten vorläufigen Zusammenstellung schriftlicher Urkundenund Nachrichten bedanke ich mich bei Herrn Dieter Besserer, der mir hierfür seine Unter-lagen zur Verfügung stellte.

11 Freundliche Mitteilung von D. Besserer aus einem Manuskript von Heinrich Bretthau-er.

Burgen und Gräften im Altkreis Lübbecke 195

heute „Platz“ genannt wird. Dort sind jetzt noch Spuren des al-

ten Burggrabens deutlich zu erkennen, auch heißt es, daß noch

in den achtziger Jahren, sogar noch in jüngerer Zeit, Trümmer

eines von der Burg herrührenden Mauerwerks zum Vorschein ge-

kommen seien. Die Burg Stellingen oder Stelle ist wahrscheinlich

für die mittelalterliche Gerichtsbarkeit von besonderer Bedeutung

gewesen“ (Rahdener Wochenblatt Nr. 121 vom 26.5.1939).

Nachtrag

Im Labor für Dendrochronologie der Universität Köln wurden drei Pfähledes Holzverbaues aus der nördlichen Gräfte als Buche bestimmt. Mit jeweils23, 30 und 31 Jahresringen eigneten sie sich nicht für eine Dendro-Datierung.Eine daraufhin veranlasste 14C-Datierung im Radiocarbon-Labor der Univer-sität Köln ergab ein Alter von 1500 AD ± 70 Jahre (KN-Nr. 5990). Damitdürfte die archäologische Untersuchung eine Bau- bzw. Nutzungsphase derAnlage kurz nach 1500 erfasst haben, die mit der urkundlichen Überliefe-rung einer Lehensvergabe des Gutes im Jahre 1526 (vgl. S. 194) im Zusam-menhang stehen könnte. Der Standort der mittelalterlichen Burg Stelle istwahrscheinlich etwas weiter nördlich zu suchen.

Zusammenfassung

Schon die bisherige Durchsicht der alten Karten belegt das außergewöhnliche kul-turhistorische Potential der preußischen Urkatasteraufnahme. Die archäologischeÜberprüfung z. B. durch eine Sondierungsgrabung bleibt aber unumgänglich, nichtnur um den Erhaltungszustand einer Anlage im Boden festzustellen, sondern auchum Angaben zum Alter, zur Nutzungszeit, zum Umfang und zur Bedeutung zu er-halten. Die urkundliche Überlieferung kann dann einen solchen Befund mit Lebenerfüllen. Die Untersuchungen der Burg Stelle sind daher ein erster Schritt. Mit denzukünftigen Arbeiten sollen Aspekte der territorial- und der wirtschaftspolitischenHerrschaft in diesem Raum klarer herausgestellt werden.

196 Hans-Otto Pollmann

Castles and moats in the past-county of Lübbecke

Already the previous searchings of the older maps document the exceptional

cultural-historical potential of the Prussian rural cadastral plan. The archaeo-

logical examination by means of a test trench for example stays necessary,

though, not only to establish the state of preservation of a site in the soil but

also to get some information about age, time of use, extent and meaning. The

documented records are able to animate such a finding. For this reason, the

investigations of the castle site are a first step. With the future works aspects

of the territorial and economic dominance in this area are to be pointed out

more clearly.

Burgen und Gräften im Altkreis Lübbecke 197

6 Katalog

Der folgende Katalog spiegelt den gegenwärtigen Arbeitsstand wider. DieNummern 1–30 beschreiben Anlagen, die im publizierten UrkundenmaterialNennung finden und zum größten Teil heute noch sichtbar vorhanden sind.Die Nummern 31–48 stellen Namensgebungen in den Urkatasterblättern dar,die noch auf ihren Aussagewert überprüft werden müssen. Die Burgen undGräftenanlagen der Nr. 49–65 liegen außerhalb des Altkreises Lübbecke. Nurwenige davon gehörten zumindest zeitweise dem Mindener Bischof. Die Üb-rigen liegen in einer Zone unmittelbar an das Mindener Gebiet angrenzendund bildeten für den jeweiligen Territorialherren Stützpunkte zum Schutzder eigenen Lande und gleichzeitig Ausgangspunkte für eine Bedrohung desgegnerischen Gebietes.

6.1 Burgen, Rittersitze, Gräftenanlagen im Altkreis Lübbeckenördlich des Wiehengebirges vor 1500

6.1.1 Stadt Espelkamp

Nr. 1 - Ellerburg1241 findet sich mit „Henrikus Monachus“ in einer Mindener Urkunde die erste Erwäh-nung des erloschenen Geschlechts von Münch, die dort ihren Stammsitz hatten.1361 wird ein „Justatius dictus Monik“ als Ministeriale des Stiftes Minden erwähnt (Horst1894 (1970), 117 ff, Nr. 11).1397 fand die Belehnung des Statius Münch durch das Stift Minden statt (Horst 1894und 1899 (1970) Nachtrag, 67 ff, Nr. 11).1470 Zug gegen die Burg durch die Osnabrücker (Holscher 1877, 348). Nach v. d. Horstwar dies 1475 der Fall, womit das Gut auch erstmals genannt wurde (Horst 1894 (1970),117, Nr. 11). Auslöser der Fehde war die Ermordung des Albert v. d. Bussche durch Har-tecke Monik.

6.1.2 Stadt Lübbecke

Nr. 2 - Grapenstein (Rittersitz)Von 1425 bis 1465 wird Johann v. Grapendorf als Drost des Mindener Bischofs in der Burgzu Rahden genannt. 1452 erhielt er vom Bischof Albert von Minden ein Lehen in unmit-telbarer Nähe von Grapenstein. V. d. Horst schließt hieraus auf die Möglichkeit, dass jenerBesitzer des Gutes gewesen sein könnte (Horst 1894 und 1899 (1970) Nachtrag, 105 f.,Nr. 33). Das Lehen umfasste eine Hufe Landes im Bereich der Wüstung Haddenhausenzwischen Lübbecke und Gehlenbeck.

Nr. 3 - Gehlenbeck, das Tribbesche Hofgut (Rittersitz)1320 wird der Ritter Dethard v. Schlon mit einem Hause in Gehlenbeck belehnt, das bis1661 in der Familie blieb (Horst 1894 und 1899 (1970) Nachtrag, 110 f, Nr. 35).

198 Hans-Otto Pollmann

Nr. 4 - Groß-Eickel (Rittersitz)1298 findet sich eine erste Nennung der Ritter Dethardus und Ludolphus de Eckholt alsZeugen (Horst 1894 (1970), 79 ff., Nr. 14).Um 1300, 1320 und um 1370 erhielten Gerlach, Johann und Bernd v. Gropeling die cu-ria (Meierhof) in Eckholte vom Stift Minden zu Lehen (Horst 1894 und 1899 (1970)Nachtrag, 79, Nr. 14).

Nr. 5 - Mesenborg (Meesenkopf)Zwischen 1206 und 1220 von Tecklenburger Grafen erbaut.1220 durch die Bischöfe Konrad von Minden und Adolf von Osnabrück zerstört (Kuck2000, 148 f).

Nr. 6 - Burg Reineberg1221 nach der Zerstörung der Tecklenburger Burg Mesenkopf von den Bischöfen Konradvon Minden und Adolf von Osnabrück gemeinsam in unmittelbarer Nähe erbaut, wobeider Mindener Bischof 2/3 und der Osnabrücker Bischof 1/3 der Burg hielten (WUB VI,Nr. 102 von 1221. Kuck 2000, 149 ff.).1325 überließ Minden seine Anteile den Ravensburgern.1333 gehörte die halbe Burg Osnabrück, danach Ravensberg.1344 war die Burg wieder in Händen von Minden (Prinz 1934, 125 f.).1412 eroberte der Mindener Bischof Wulbrand die Burg vom Grafen Klaus von Tecklenburg(Kuck 2000, 313).

Nr. 7 - Renkhausen (Rittersitz)Das Gut dürfte schon im 15. Jahrhundert im Besitz der Familie v. Hadewig gewesen sein,auch wenn erst 1548 der Mindener Bischof Franz II. zu Lehen an Klaus v. Hadewig gab(Horst 1894 und 1899 (1970) Nachtrag, 108, Nr. 34).

Nr. 8 - Stockhausen (Rittersitz)Seit 1300 werden mehrfach die Geschlechter v. Spaen und v. Kylefoys mit Lehngüternbeurkundet.1411 verkaufte Johann de Gheleken das Gut an Heinrich v. Westorpe. Für mehr als zweiJahrhunderte blieb das Gut in der Familie v. Westorpe (Horst 1894 und 1899 (1970)Nachtrag, 76 f., Nr. 13).

6.1.3 Stadt Preußisch Oldendorf

Nr. 9 - Crollage (Rittersitz)1316 belehnte der Bischof Ecbert v. Everlo mit der Mühle zu Crulleghe. Da die Mühleimmer integraler Bestandteil des Gutes war, nimmt v. d. Horst an, dass das Gut schon zudieser Zeit bestand.Um 1350 und 1370 wurde Dietrich v. Uflen mit „de Molen tor Crollaghe under dem Lim-berghe“ belehnt (Horst 1894 und 1899 (1970) Nachtrag, 13, Nr. 9).

Nr. 10 - Groß-EngershausenSeit dem späten 15. Jahrhundert wird das Gut urkundlich erwähnt. Es war Sitz der Familievon Schloen, genannt Tribbe (Besserer 2007, 127).

Nr. 11 - Klein-Engershausen (Rittersitz)1491 wird von einem Johann v. Sloever als Besitzer von Engershausen gesprochen (Horst

Burgen und Gräften im Altkreis Lübbecke 199

1894 (1970), 8 ff., Nr. 4), wobei wahrscheinlich Groß- und Klein-Engershausen noch in einerHand waren.

Nr. 12 - Fiegenburg (Rittersitz)1398 und 1418 ist als ältester Besitzer ein Stats v. Sloen (Schloen), gen. Tribbe bekannt.Während des Winters 1431/1432 wurde die Fiegenburg von den Osnabrückern belagert.Das Gut, auch Bygenborch genannt, dürfte älter sein, da ein Dethard v. Sloen 1319–1349die Burg Limberg vom Mindener Bischof als Pfandbesitz erworben hatte (Horst 1894(1970), 17, Nr. 10). Es könnte in dieser Zeit der Pfandschaft erbaut worden sein (1000Jahre Börninghausen 1993, 59).1470 gehörte v. Sloen der Ravensbergischen Ritterschaft an, was den Verlust dieses ur-sprünglich mindener Gebietes an die Grafschaft Ravensberg verdeutlicht (Horst1894(1970), 17, Nr. 10).993 wird Börninghausen schon als „Brunnenhusen“ in einer Urkunde Otto III. und andiesem Ort 1277 ein Adelsgeschlecht „von Bornheim“ erwähnt (1000 Jahre Börning-

hausen 1993).

Nr. 13 - Harlinghausen (Rittersitz)1242 findet sich eine erste Erwähnung des Ortes Harlikeshusen (Harlinghauser Ge-

schichte und Geschichten 1992).1273 wird ein „Hermann de Harlikeshusen“ erwähnt.Um 1300 besaß ein Bruno v. Borne ein Haus in Harlethusen zu Lehen (Horst 1894 und1899 (1970) Nachtrag, 6, Nr. 2).1383 wird das Rittergut genannt, als der Knappe Johann v. d. Borne dem Stift Leverneine Rente aus seinem Hause verkaufte (Horst 1894 (1970), 5 ff., Nr. 2).Mit dem Flurnamen „Boms garden“ wird als möglicher Hinweis auf das damals ansäs-sige Adelsgeschlecht „von dem Bome“ hingewiesen (Harlinghauser Geschichte und

Geschichten 1992).

Nr. 14 - Hudenbeck (Hühnbeck) (Rittersitz)1404 wird eine Burg oder ein festes Haus mit Gräfte mit dem Besitzern v. Pladiese (Eniglo,gen. Pladiese) erwähnt.1434 wurde Hudenbeck im Zuge einer Fehde der Besitzer mit dem Osnabrücker BischofJohann III. belagert und zerstört (Horst 1894 (1970), 14 f., Nr. 8).

Nr. 15 - Burg LimbergUrsprünglich war sie eine kleine, wohl unbedeutende Burg der Mindener Bischöfe, welchebis zum Übertritt der dortigen Burgmänner um 1310 in seinem Besitz blieb.1319 ist eine erste Erwähnung der Burg durch Graf Otto IV. von Ravensberg bekannt, derdie Anlage an seine Burgmänner verpfändet.1325 fand der Streit zwischen Minden und Ravensberg in einem Vergleich ein Ende. DieBurg blieb Eigentum der Mindener Bischöfe, ging aber als Lehen an die RavensbergerGrafen.1542 verzichtete der Mindener Bischof Franz II. endgültig auf die Burg Limberg und dasAmt Limberg.12

Nr. 16 - Burg Ravensten bei BarkhausenDie um 1320 nach dem Chronisten Tribbe untergegangene Burg war im Mindener Besitz.

12 Ausführliche Angaben zur Burg Limberg und dem Amt Limberg finden sich in dermonographischen Publikation „Die Burg Limberg“ 2007.

200 Hans-Otto Pollmann

Sie lag etwa Burg Wittlage gegenüber und ist möglicherweise eine Vorgängeranlage zurBurg auf dem Limberg (Prinz 1934, 126).

Nr. 17 - SchwedenschanzeKeine urkundliche Überlieferung vorhanden. Im Urmesstischblatt von 1837 wird sie nochals „die Buscher Schanzen“ bezeichnet nach dem dortigen Rittergeschlecht von dem Bus-sche. Die Anlage ist in jedem Fall mittelalterlichen Ursprunges, wobei ungeklärt bleibenmuss, ob sie ein Vorläufer der Burg Limberg war oder parallel zu ihr genutzt wurde.

6.1.4 Stadt Rahden

Nr. 18 - Hahnenkamp1431 wurde ein Kurdike Hane genannt (Horst 1894 und 1899 (1970) Nachtrag, 52, Nr.7). Von diesem Gut, das einem Geschlecht „v. Hahne“ gehört haben soll, gibt es kaum eineÜberlieferung. Gräben und Wälle sollen im 19. Jahrhundert noch sichtbar gewesen sein.Bei einer Grabung auf dem Burgplatz in den 40er Jahren des 19. Jahrhundert sollen eineiserner Topf/Kessel und einige Waffenstücke gefunden worden sein. Es wird südlich derBauerschaft Wehe in der kleinen Ortschaft Hahnenkamp vermutet (Horst 1894 (1970),107, Nr. 7).

Nr. 19 - Burg RahdenGündung und Gründer unbekannt. Es war aber eine Burg des Mindener Bischofs.1320 wird der Droste Hardeke v. Engelingborstel genannt, der mit seinem Lehnsherrn demMindener Bischof im Streit lag, so dass sich Bischof Ludwig mit dem Osnabrücker BischofGottfried verbündete, um die Burg zu stürmen. Nach einem Misserfolg verbündete er sich1334 mit dem Ravensberger Grafen. Nach der Eroberung wurde die Burg in eine Mindenerund eine Ravensberger Hälfte verpfändet (Horst 1894 und 1899 (1970) Nachtrag, 52 ff.,Nr. 7a). Da aber auch die Grafen von Hoya und der Edelherr vom Berge Burg und AmtRahden als Pfand erhalten hatten, drang der Mindener Bischof Gerhard auf die Rückgabe,was ihm 1351 mit dem Verzicht der Hoyaer Grafen und 1353 mit der Erstürmung der Burggelang (Moormeyer 1938, 57).1350 wurde die Burg an die Diepholzer verraten (Moormeyer 1938, 57).1351 verzichteten die Grafen von Hoya auf die Burg Rahden (Scriverius 1968, 134).Seit 1361 wurde die Burg wiederholt verpfändet. 1401 kam die Pfandschaft in die Händevon Gerhard v. Buck, der mit dem Grafen von Diepholz einen Schutzvertrag abschloss, wasden Mindener Bischof Wulbrand sehr verdross. Nachdem Gerhard v. Buck in einer für denMindener Bischof siegreichen Schlacht bei Lübbecke erschlagen worden war, verzichtetesein Sohn Heinrich v. Buck 1416 auf sämtliche Rechte an der Burg Rahden.1419 erhielt Graf Albert v. Hoya Burg Rahden zum Pfand, das er an Johann v. Klenckeweitergab. Im Rahmen einer Fehde zwischen dem Grafen von Hoya und dem OsnabrückerBischof stürmte letzterer im Winter 1431/32 die Burg und setzte sie in Brand.1470 erst verpfändeten die Mindener die Burg erneut, diesmal an die Brüder Ludolphund Klaus v. Münchhausen. Eine Auslösung der Pfandschaft im Jahre 1475 war für denMindener Bischof Heinrich III. mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, die erst 1485gelöst wurden.1519 wurde die Burg im Zuge einer Fehde niedergebrannt (Horst 1894 und 1899 (1970)Nachtrag, 53 ff., Nr. 7a).1581/82 kam sie nach Auslösung an den Mindener Bischof zurück (Kuck 2000, 326 f.).

Burgen und Gräften im Altkreis Lübbecke 201

Nr. 20 - Haus RahdenIn Rahden gab es ein Geschlecht von Rahden (Roden), die ein festes Haus besaßen, dasnicht mit der Burg Rahden identisch ist. Nach Schlichthaber ist für den Bau der RahdenerKirche das Haus Rahden 1353 gekauft worden. Im Praestationsregister wird auf einenAdelshof verwiesen, der in unmittelbarer Nähe der Kirche lag. Im 19. Jahrhundert befandsich dort noch eine Kuhle, die möglicherweise der Rest einer Gräfte ist.13

Nr. 21 - Burg StelleSiehe im Kapitel „Die archäologische Sondierung der Burg Stelle“ den Abschnitt zurschriftlichen Überlieferung.

6.1.5 Gemeinde Stemwede

Nr. 22 - Düwelsburg (Ohlendieck)1314 erhielt der Ritter Johann dictus Düvel zwei Kotten zu Dielingen vom Stift Mindenals Lehen. Schon um 1300 war er in der Nähe der Burg mit einem Haus belehnt worden.Die Burg scheint um die Mitte des 14. Jahrhunderts auf die v. Haverbeck übergegangen zusein, die aus dem nördlich von Damme am Dümmersee gelegenen Dorf Damme stammtenund in Mindener Diensten traten.Gegen 1360 wird ein „Arnoldus de Haverbeke“ in einer Belehnung genannt (Horst 1894und 1899 (1970) Nachtrag, 48 f., Nr. 3).1377 war er ein Burgmann zu Hunteburg (Horst 1894 (1970), 102 f., Nr. 3). Auf dem Landder Düwelsburg sollen die Höfe Smettekop und Lambert sowie die Häuser Suderhusen undHallo (Honlo) erbaut gewesen sein (Horst 1894 (1970), 104 f., Nr. 4).Im 16./17. Jahrhundert scheint die Burg verfallen und aufgegeben zu sein. Graben undErdwälle der Burg wurden erst 1846 planiert (Horst 1894 (1970), 104 f., Nr. 3).

Nr. 23 - Haddenburg bei Arrenkamp1463 war sie bereits verschwunden (Moormeyer 1938, 55). Tribbe bezeichnet sie als„Haddenborch forte apud Nygenwege vel Carsenbroke“ (Löffler 1932, 31).

Nr. 24 - Haddenhus1312 wurde der Ritter Ghiseke (Giselbert) de Horst mit Haddenhusen belehnt.1320 empfing sein Sohn Otto Haddenhausen ebenfalls zu Lehen (Horst 1894 und 1899(1970) Nachtrag, 52, Nr. 6a).

Nr. 25 - Haldem1236 erfolgte eine erste Erwähnung als Haledum mit dem Verkauf des Zehnten durch denMindener Bischof Konrad an das Stift Levern (Haldem 1996. Horst 1894 (1970), 19, Nr.1).1264 werden als Ritter der Freigrafschaft Ludolf Hildebold und Meinhardus de Haldumgenannt (Horst 1894 (1970), 19, Nr. 1).1346 ist der Kauf eines Hauses durch Johann von Wede belegt (Schöne 2000, 29).1400 übernahm Dietrich v. d. Horst den Besitz von Johan v. Wede und war seither dortansässig (Horst 1894 (1970), 95 ff., Nr. 1). Die v. Wede werden in zahlreichen Urkundenals Mindener Lehnsleute genannt (Horst 1894 und 1899 (1970) Nachtrag, 38 f., Nr. 1).

13 Frdl. Mitteilung von D. Besserer aus einem Manuskript von Heinrich Bretthauer.

202 Hans-Otto Pollmann

Nr. 26 - Hallo (Honlo)(Ritterhaus), wohl eher Vorwerk1460 muss dieses Gut/Vorwerk schon bestanden haben. Es lag westlich der BauerschaftDrohne bei einem Kolonat gleichen Namens (Horst 1894 (1970), 104 ff, Nr. 4).

Nr. 27 - Hollwinkel (Rittersitz)1285 wird ein Alexander von Holle, dessen Familie aus dem Braunschweigischen vertriebenwurde und sich hier ansiedelte, in einer Mindener Urkunde genannt (Horst 1894 (1970),111 ff., Nr. 10).Im 13. und 14. Jahrhundert treten zahlreiche Vertreter der Familie v. Lübbecke als Lehns-leute auf (Horst 1894 und 1899 (1970) Nachtrag, 61 ff, Nr. 10). Als ihre Lehnsnachfolgergehörte das Gut seit Anfang des 15. Jahrhunderts den v. Schloen (Chalon) gen. Gehle(Horst 1894 (1970), 111 ff, Nr. 10).1459 wurde Gut Hollwinkel vom Osnabrücker Bischof im Zuge der Fehde von 1456–1460gegen den Mindener Bischof erfolglos belagert. Große Steinkugeln, die sich 1871 im Burg-graben fanden, könnten aus dieser Zeit stammen (Horst 1894 (1970), 113, Nr. 10).

Nr. 28 - Burg NygenhorstUm 1328 erbaut ist sein Lage nicht bekannt. Es lag wohl zwischen Lübbecke und Diepholz.1330 Familie von Horst trat alle Ansprüche an Mindener Bischof ab (Kuck 2000, 242 f.).Unklar bleibt, ob die Anlage vielleicht mit der Haddenborch gleichzusetzen ist.

Nr. 29 - Wede (Osterhollwede)Hier liegt die Schwierigkeit in der Vielzahl der Namen Wede, Holwede und Osterholwede.Nach v.d. Horst ist das Gut in Leverhagen, nämlich der Meierhof zu Wede, der Stamm-sitz des um 1401 erloschenen Geschlechtes „v. Wede“ und mit dem jetzigen Meierhof zuOsterhollwede identisch (Horst 1894 (1970), 107 ff, Nr. 8).Um 1300 wurde Hugo v. Wede vom Mindener Bischof mit dem Zehnten in Wede belehnt.1350 und 1361 wurde Johann v. Wede vom Hochstift Osnabrück belehnt (Horst 1894und 1899 (1970) Nachtrag, 60 ff, Nr. 8).Nachfolger dieses Geschlechtes waren die v.d. Horst, die 1403 mit dem Gut in Leverhagenbelehnt wurden. Weitere Belehnungen sind für das 15. und 16. Jahrhundert nachgewiesen.Angemerkt sei, dass der Ort Hollwede schon 1243 mit der Übertragung der dortigen Müh-le durch den Mindener Bischhof Johann an das Kloster Levern genannt wird. Ein Ritternamens „Buno von Holwede“ taucht 1259 in einer Urkunde auf und war möglicherweiseschon Besitzer des Guts Wede in Leverhagen (Horst 1894 (1970), 107 ff, Nr. 8).

Nr. 30 - Wichhusen (Wiekhausen)1223 hatte der Bischof von Osnabrück dort Einkünfte.1311 wird nach dem gleichnamigen Ort zwischen Haldem und Dielingen ein Heinrich vonWichhausen, genannt, der in Drohne Ländereien besaß (Horst 1894 und 1899 (1970)Nachtrag, 50 f., Nr. 5a). Daraus entstand wahrscheinlich das spätere Gut.

6.2 Bezeichnungen in den Urkatasterkarten von 1827

6.2.1 Stadt Espelkamp

Nr. 31 - Burggraben westlich von Fiestel

Nr. 32 - Gräfte bei Espelkamp

Nr. 33 - Ratzenburg bei Espelkamp

Burgen und Gräften im Altkreis Lübbecke 203

6.2.2 Stadt Lübbecke

Nr. 34 - Wunderburg bei Alswede

Nr. 35 - Gräfte bei Alswede

Nr. 36 - Burg bei Alswede

Nr. 37 - Burgäcker Gehlenbeck

Nr. 38 - Burgstette Nettelstedt

6.2.3 Stadt Rahden

Nr. 39 - Hamburg bei Varl

Nr. 40 - Poggenburg bei Tonnenheide in der Flur Ükeriede

Nr. 41 - Quabbenburg bei Preußisch Ströhen

Nr. 42 - Rehborch bei Preußisch Ströhen

Nr. 43 - Auf dem Schloss Rahden-Beckebruch

6.2.4 Gemeinde Stemwede

Nr. 44 - Burggarten bei Levern

Nr. 45 - Gräfte nordwestlich von Dielingen

Nr. 46 - Halsenburg bei Dielingen-Langerott

Nr. 47 - Haarburg bei Dielingen

6.3 Burgen, Rittersitze, Gräftenanlagen zumeist fremderTerritorialherren außerhalb des Altkreises Lübbecke

Nr. 48 - Arenshorst/Herringhausen1353 erste Erwähnung.1388 anscheinend schon mit Unter- und Oberburg versehen (Wulf, Schlüter 2000, 331,Nr. 757).

Nr. 49 - Auburg bei Wagenfeld auf dem Kellenberger HöhenzugUm 1450 erbaut vom Edelherren Otto IV. von Diepholz zuerst als Lehmbau, dann immerwieder ausgebaut (Moormeyer 1938, 58).

Nr. 50 - Buddemühlen (Wehrendorf)/WehrendorfIm 15. Jahrhundert befestigter Gutshof (Wulf, Schlüter 2000, 236, Nr. 338).

Nr. 51 - DiepenauUm 1382 errichtet angeblich von Grafen von Hoya auf Mindener Grund (Gade 1901, 280).1383 vom Mindener Bischof und von Bundesgenossen erstürmt und zerstört (Kuck 2000,

204 Hans-Otto Pollmann

263 f.).1402 vom Grafen von Oberhoya in einer Schwächephase der Mindener Bischöfe wieder-errichtet. Sie wurde 1512 von den Herzögen von Braunschweig und Lüneburg an denMindener Bischof zurückgegeben, konnte aber nicht lange gehalten werden (Kuck 2000,302).1519 vom Grafen von Oberhoya zurückerobert (Kuck 2000, 334).

Nr. 52 - GrönenbergUm 1246 Bau der Burg durch den Osnabrücker Bischof (Prinz 1934, 113 ff.).1285 an Mindener Bischof verpfändet (Kuck 2000, 205).1305 Austausch der Mindener Pfandschaft mit dem Osnabrücker Anteil an der Burg Rei-neberg (Kuck 2000, 207 f.).

Nr. 53 - Burg Hünnefeld (Harpenfeld)/Bohmte1146 erstmals urkundlich erwähnt (SCHLÜTER 2000, 288, Nr. 56).Um 1300 als Wasserburg angelegt.Für das 14. Jahrhundert mit Ober- und Unterburg bezeugt (Wulf, Schlüter 2000, 230,Nr. 325).

Nr. 54 - Hunteburg/Bohmte (Stiftsburg)1323 erbaut zur Sicherung des Osnabrücker Gebietes und als Reaktion des Burgenbauesder Edelherren von Diepholz (Schlüter 2000, 288, Nr. 57).1324 Verkauf der Burg und der Ländereien durch den Ritter Friedrich von Schwege an denOsnabrücker Bischof (Prinz 1934, 124 f. Wulf, Schlüter 2000, 333, Nr. 773).

Nr. 55 - Ippenburg (Lockhausen)/Bad Essen1345 erste Erwähnung als „castrum Ibbenborg“ (Wulf, Schlüter 2000, 235, Nr. 337).

Nr. 56 - Krietenstein (Linne)/Bad Essen1282 erstmals urkundlich erwähnt (Schlüter 2000, 288, Nr. 69).

Nr. 57 - Burg Lembruch (Lewenbrock)Nach 1270, aber vor 1305 von den Diepholzer Edelherren erbaut als Feste gegen die Minde-ner Ansprüche auf dem Stemwede (Moormeyer 1938, 54. Prinz 1934, 125). Diese Anlageund die Burg Stürenberg verloren durch den Bau der Burg Lemförde ihre Bedeutung.

Nr. 58 - Burg Lemförde (Lewenfort)Um 1316 von den Diepholzer Edelherren als Riegel zum östlichen Dümmerpass und zurStärkung ihres Einflusses auf den Stemwede erbaut (Moormeyer 1938, 55). Nach Prinzwurde die Burg 1305/1316 erbaut (Prinz 1934, 125). Dadurch verloren die DiepholzerBurg Lembruch und die Mindener und Osnabrücker Burg Stürenberg ihre Bedeutung undverfielen.

Nr. 59 - Rumpeshorst/Wimmer1346 zerstört im Bündnis von Osnabrück, Ravensberg und Diepholz. Sitz des Ministeria-lengeschlechts von der Horst (Wulf, Schlüter 2000, 237, Nr. 349).

Nr. 60 - Schelenburg (Gut Schwege)/Welplage1248 erste Erwähnung ((Wulf, Schlüter 2000, 234 f., Nr. 774).

Nr. 61 - Stürenburg1248 von Minden und Osnabrück gemeinsam errichtet, verlor sie um 1316 mit der Errich-tung der Burg Lemförde durch die Diepholzer Edelherren an Bedeutung (Schöne 2000,21 ff.).

Burgen und Gräften im Altkreis Lübbecke 205

Nr. 62 - Streithorst/Meyerhöfen, Bohmte1304 erstmals das Adelgeschlechts von der Streithorst genannt (Wulf, Schlüter 2000,232, Nr. 763).

Nr. 63 - Suderhusen (Rittersitz)(Sunderhausen)1393 verzichtete Johann v. Wede auf zwei Häuser bei der Hunteburg gelegen im KirchspielDielingen zugunsten von Heneke Bere (v. Bar) (Horst 1894 und 1899 (1970) Nachtrag,49 f., Nr. 5).1474 wird Johann v. Haverbecken vom Mindener Bischof Heinrich mit diesem MindenerLehngut an der Hunte auf Osnabrücker Gebiet belehnt (Horst1894 (1970), 105 f., Nr. 5).

Nr. 64 - Vinkenburg (Alte Vinkenburg)/Bohmte1458 erste Erwähnung der Burg (Wulf, Schlüter 2000, 233, Nr. 773).

Nr. 65 - Wittlage (Stiftsburg)um 1309 wurde sie vom Osnabrücker Bischof zur Sicherung seines Territoriums gegenüberDiepholz, Minden und Ravensberg gebaut (Prinz 1934, 125 ff. Wulf, Schlüter 2000,239 f., Nr. 354).

206 Hans-Otto Pollmann

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 1, 3, 9–13: LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle Bielefeld. – Abb. 2: Fabis

2007, 23. – Abb. 4 und 14: Geobasisdaten: Landesvermessungsamt NRW, Bonn, 1049/2007.

– Abb. 5: Geobasisdaten: Kreis Minden-Lübbecke, Kataster- und Vermessungsamt MI-06-

BSN-01953. – Abb. 6–8: Untersuchungsbericht von Posselt&Zickgraf 2006.

208 Hans-Otto Pollmann

Anschrift des Verfassers:

Dr. Hans-Otto Pollmann

LWL-Archäologie für Westfalen

Außenstelle Bielefeld

Kurze Straße 36

33613 Bielefeld

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