Burg und Raum im Früh- und Hochmittelalter - Burgen und ihre Rolle im Rahmen von Raumerfassung und...

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„Landschaft, Besiedlung und Siedlung“ Archäologische Studien im nordeuropäischen Kontext Festschrift für Karl-Heinz WillrotH zu seinem 65. Geburtstag Herausgegeben von immo HesKe, Hans-Jörg nüsse und Jens scHneeWeiss

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„Landschaft, Besiedlung und Siedlung“ Archäologische Studien im nordeuropäischen Kontext

Festschrift fürKarl-Heinz WillrotH

zu seinem 65. Geburtstag

Herausgegeben von immo HesKe, Hans-Jörg nüsse und Jens scHneeWeiss

GÖTTINGER SCHRIFTEN ZUR VOR- UND FRÜHGESCHICHTE

Herausgegeben vom Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Georg-August-Universität Göttingendurch Karl-Heinz Willroth

Band 33

Schriftenreihe des Heimatkundlichen Arbeitskreises Lüchow-Dannenberg

Herausgegeben von Wolfgang Jürries

Band 20

ISSN 0931-6086

„Landschaft, Besiedlung und Siedlung“ Archäologische Studien im nordeuropäischen Kontext

Festschrift fürKarl-Heinz WillrotH

zu seinem 65. Geburtstag

Herausgegeben von immo HesKe, Hans-Jörg nüsse und Jens scHneeWeiss

2013

WACHHOLTZ VERLAG, NEUMÜNSTER/HAMBURG

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von Peter ettel

Burg und Raum im Früh- und Hochmittelalter – Burgen und ihre Rolle im Rahmen von Raumerfassung und -erschließung anhand von Fallbeispielen in Bayern

Burgen unterschiedlicher Größe und Bedeutung bilden allein schon unter militärischem Aspekt eine wichtige Gruppe von Zentralorten im Früh-mittelalter, die in Kriegen als militärische Standor-te, Aufmarschlager oder in Grenzlagen eine wich-tige Rolle spielten. Sie konnten aber auch weitere zentralörtliche Funktionen, sei es im kirchlichen, rechtlichen, administrativen oder mit den Sub-urbien insbesondere im ökonomischen Bereich erfüllen. Burgen waren zweifellos multifunktional und belegen in besonders eindrucksvoller Form die Vielschichtigkeit zentralörtlicher Funktionen auf lokaler, regionaler und überregionaler Netz-werkebene bei der Erschließung, Durchdringung und Sicherung von Räumen unterschiedlicher Art, sei es auf weltlicher wie kirchlicher Ebene. Fünf Fallbeispiele sollen im Folgenden die Rolle von Burgen im Rahmen von Raumerfassung und -erschließung zeigen, wobei die jeweiligen Räu-me von unterschiedlicher Größe, Wertigkeit und Charakteristik sein können.

Burgen im früh- und hochmittelalterlichen Landesausbau nördlich der DonauEine erste Befestigungsphase wird in spätme-rowingischer Zeit, im 7. Jahrhun dert, vor allem in der 2. Hälfte fassbar (Abb. 1.1). Weidemann1 und Brach mann2 haben diesen frühesten Befes-tigungsbau, der seine Wurzeln in den Zentren des fränkischen Reiches besitzt, überregional behandelt, Wamser3 hat die frühesten Belege für das mainfränkische Gebiet zusammengestellt. Im süddeutschen Raum sind aus dem 7. Jahrhundert von etwa 30 Anlagen zumeist Lesefunde der jün-ger- bis spätmerowin gischen Zeit bekannt.4 Bei diesen Fundorten handelt es sich fast durchwegs um mehrphasige, bereits in vorgeschichtlicher Zeit errichtete Anlagen unterschiedlicher Grö-ße von kaum 1 ha bis über 10 ha an strategisch wichtigen Punkten.5 Die meisten dieser Anlagen gehörten bereits zu den im 4./5. Jahrhundert ge-nutzten Höhenburgen, was ihre stra tegische Be-deutung und oftmalige Begehung und Nutzung

1 Weidemann 1975, 95ff.2 Brachmann 1993, 62ff.3 Wamser 1984, 136ff.4 ettel 2001, 195ff.; 2012 mit entsprechenden Belegen.5 ettel 2012, 142 ff. Wie den Bullenheimer Berg, den Staffelberg,

den Judenhügel, den Iphöfer Knuck auf dem Schwanberg, die beiden Gleichberge, Kreuz wertheim oder den Michelsberg in Münnerstadt, denen sich südlich die Gelbe Bürg, der Goldberg, vielleicht auch die Stöckenburg und der Runde Berg bei Urach an-schließen lassen.

bezeugt. Die Einzelfunde setzen sich aus Waffen- und Reitzubehör sowie Bestandteilen männlicher aber auch weiblicher Tracht zumeist hoher, teil-weise exzeptioneller Qualität zusammen, die ihre Parallelen in fränkischen und alamannischen Grä-bern haben und auf einen adeligen Besitzerkreis schließen lassen. Wamser deutete diese Anlagen in Mainfranken als befestigte Bergstationen.6 Festzuhalten bleibt, dass für diese Anlagen eine

6 Wamser 1984, 140: “besonders geschützte Aufenthaltsorte relativ mobiler Adelsfami lien und ihres Ge folges”.

Abb. 1: 1 Befestigungen der Spätmerowinger- und der frühen Karolingerzeit. 2 Befestigungen des 9. Jahr- hunderts (Kreise: auf Grund topographischer Kriterien als frühmittelalterlich erschlossen; Quadrate: gegrabene Burgen).

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Begehung belegt ist, die vielleicht eine zeitweilige, stützpunktartige Nutzung ein schließt, der archäo-logische Nachweis einer in dieser Zeit errichteten Befestigung bislang aber noch aussteht.

An gesicherten Befestigungen des 7. Jahrhun-derts kennt man bisher die mit 25 x 25 m sehr kleine Anlage aus Miltenberg in Unterfranken, die vermutlich zur Überwachung und Kontrol-le der Land- und Wasserwege diente.7 Ebenfalls auf römische Grundlagen zu rückgehend ist die Befestigung in Regensburg an der Donau, dem Hauptsitz der Agilolfinger.8 Einzig in Würzburg bestand wohl bereits in spät merowingischer Zeit eine Befestigung (s. u.). Bei dem augenblicklichen Forschungsstand scheint es verfrüht, von einem umfassenden und ausgrei fenden Befestigungsbau des 7. Jahrhunderts in Süddeutschland9 ausge-hen zu können, gesi cherte Burgen werden erst um 700 fassbar, insbesondere mit den 686 bzw. 704 und 716 histo risch genannten Befestigungen Würzburg und Hammelburg des Herzogs Heden.

In deutlich größerem Umfang tritt uns der Burgenbau dann ab 741/42 und in der 2. Hälf-te des 8. Jahrhunderts entgegen (Abb. 1.1). Für Freising und Passau werden 739 anlässlich der Bistumsgründungen Befestigungen genannt. Das 741/42 neugegründete Bistum Würzburg erhält als Ausstattung die Burgen Eltmann, Stö-ckenburg, Homburg, 10 Jahre später von König Pip pin die Karlburg. Hier tritt der König als Bur-genbauer deutlich in Erscheinung. Der Marien-berg in Würzburg wird als Bischofssitz eingerich-tet, in der Markbeschreibung von Hammelburg 777 wird ferner eine Hiltifridesburg genannt, die auf dem Sodenberg zu lokalisieren sein wird.10 Schließlich können für diesen Zeitraum noch eine Reihe weiterer Burgen archäologisch erschlossen wer den.11

Am Übergang zum 9. Jahrhundert und in der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts (Abb. 1.2) kann schließlich eine große Zahl von Burgen nam-haft gemacht werden.12 Unterregenbach bestand weiter, ebenso die Karlburg, etwa um 800 wird man die Errichtung der Burgen von Roßtal und

7 ettel 2012, Anm. 21.8 Regensburg: Boos u. a. 1998. ettel 2001, 395 Nr. 170. – Verglei-

chbare Anlagen zeigen die Sondersi tuation der ehemals römischen Gebiete an, wie wir sie aus dem Rheinland in vielfältigen Beispielen kennen.

9 So Weidemann 1975. Brachmann 1993, 62ff.10 ettel 2012, 145f. Hammelburg-Morlesau, Sodenberg (ettel

2001, 393 Nr. 86) = Hiltifridesburg: rödel 2001, 287.11 Dazu gehören Unterregenbach (ettel 2001, 394 Nr. 126),

Großeichholzheim (ettel 2001, 396 Nr. 191), Bad Neustadt, Salzburg (ettel 2001, 391 Nr. 14) und vielleicht auch Hürnheim (ettel 2001, 392 Nr. 58).

12 ettel 2001, 195ff. Bamberg: ettel 2001, 391 Nr. 17; Burg-kunstadt: ettel 2001, 392 Nr. 37; Cham: ettel 2001, 392 Nr. 41; Neustadt a. Main, Michelsberg: ettel 2001, 394 Nr. 147; Chammünster-Ha derstadl, Lamberg: ettel 2001, 392 Nr. 42; Weißenburg: ettel 2001, 397 Nr. 233; Rödelsee, Schwan berg-Kappelrangen: ettel 2001, 395 Nr. 177.

Oberammerthal ansetzen können. Im gleichen Zeitraum werden die Burgen von Bam berg, Burg-kunstadt, Cham entstanden sein, ebenso vermut-lich der Michelsberg bei Neustadt am Main, der Haderstadl bei Cham, Weißenburg und auch der Kappelrangen auf dem Schwan berg wurden wohl spätestens zu dieser Zeit befestigt.

Die frühesten spätmerowingischen Burgen liegen weit gestreut in den durch die merowin-gischen Gräberfelder umschriebenen Altsiedel-landschaften. Auch die aus der frühkarolingi-schen Zeit und der 2. Hälfte des 8. Jahr hunderts bekannten Burgen halten sich an die Gebiete der Altsiedellandschaften (Abb. 1.1). Eine Grenzbe-festigungslinie gegen äußere Gefahren, insbeson-dere die Slawen, wird nicht erkennbar, eher wird man bei der Funktion der Burgen daran denken, dass sie ne ben der militärischen Absicherung vor allem zum Aufbau einer organisatorischen und verwal tungsmäßigen Strukturierung des fränki-schen Altsiedellandes beitragen sollten. Dies gilt gleichermaßen für die karolingischen Ausbauge-biete, wo der Landes ausbau in der Anfangsphase nicht mit gleichzeitig errichteten Burgen einher-ging, sondern der Burgenbau erst in einer fort-geschrittenen Phase des Landesausbaus, etwa um 800 und danach einsetzte, als die politisch-räumli-che Erschließung der neuen Gebiete bereits weit-gehend erfolgt und abgeschlossen war. Vergleich-bar den Altsiedellandschaf ten haben die Burgen auch in den Ausbaugebieten neben militärischen Aufgaben vor allem administrative, organisato-rische und strukturelle Mittelpunktsfunktionen überörtlicher Be deutung wahrgenommen.

Im 10. Jahrhundert (Abb.2.1) kommt es zu einem nochmals verstärkten Befestigungsbau, die Burgendichte erhöht sich, auch im östlichen Ausbaugebiet werden zahlreiche Burgen un-terschiedlicher Größe fassbar. Gründe für die Errichtung von Burgen im 10. Jahrhundert bil-deten einerseits Ungarneinfälle, die sich eventuell in den geschütteten Erdwällen dokumentieren, andererseits erstarkte Adelsgeschlechter, deren Macht sich auf eigens gegründete und usurpierte, vormals in königli cher Hand befindliche Burgen begründete. Das Königtum trat in der Schwäche-periode gegen Ende des 9. Jahrhunderts und in der 1. Hälfte des 10. Jahr hunderts als Burgenbau-er wohl weniger in Erscheinung, seine Macht er-starkte erst wieder mit den sich konsolidierenden Ottonen.

Sieht man die zeitliche Entwicklung des früh-mittelalterlichen Burgenbaues unter räumlichen Aspekten, so wird im Raum nördlich der Donau deutlich, dass der fränkische Burgenbau der spät-merowingischen Zeit (Abb. 1.1) vor allem in den west lichen Regionen, insbesondere Unterfranken und südliches Mittelfranken bis und entlang der Donau fassbar wird, mit einzelnem Ausgreifen entlang des Mains in die Gebiete östlich des Stei-

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Burg und Raum im Früh- und Hochmittelalter

gerwaldes insbesondere in die Region im Ober-maingebiet um den 742 belegten Königshof Hall stadt bei Bamberg.13 Dies ändert sich auch in der frühkarolingischen Zeit, in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts nicht wesentlich, auch wenn sich das Bild verdichtet, neue Burgen gerade in der südwestlichen Region hinzukommen (Abb. 1.1). Eine entscheidende Ausweitung des Burgenbaus nach Osten in die Gebiete Ober frankens und der Oberpfalz tritt dann sicherlich um 800, vielleicht mit Karl dem Großen ein. Roßtal und Oberam-merthal zeugen davon, genauso Bamberg, Nab-burg und Cham wohl wenig später. Diese Burgen überziehen, wenn auch vielleicht zahlenmäßig bislang nicht größer fassbar, doch weiträumig und strategisch die neuen Regionen (Abb. 1.2). Sie stecken dabei gebietsmäßig einen Rahmen ab, der im ausgehenden 9. Jahrhun dert, genauso aber auch noch im 10. Jahrhundert (Abb. 2.1) weitge-hend gleich bleibt, d. h. der Burgen bau weitete sich nicht weiter nach Osten aus und hielt sich an die vorgegebenen Grenzen. Das Bild der Burgen verdichtet sich im 10. Jahrhundert freilich stark, insbesondere in den östlichen Landesteilen ver-stärkt spürbar. Hier werden Freiräume zwischen den größeren und großen Burgen mit kleineren und sehr kleinen Burgen unter 0,5 ha aufgefüllt, womit sich vermutlich innere Landesausbauvor-gänge abzeichnen - Vorgänge, die im 11. und 12. Jahrhundert weit deutlicher zutage treten.

Im Hochmittelalter bekommen Burgen einen anderen Charakter. Burgen kleineren Ausmaßes werden bestimmend, sei es als Ministerialansitz oder als militärischer Stützpunkt der Territorial-herrschaft, später als Sitz eines Amtes im Rah-men der Landesverwaltung. Neue Burgentypen kommen auf, seien es kleine Höhenburgen mit Herkunftsnamen oder Turmhügel und ebener-dige An sitze (Abb. 2.2). In der Verbreitung wird so ersichtlich, dass sie einerseits in zuvor vom frühmittelalterlichen Burgenbau wenig erfassten Regionen erscheinen wie im westlichen Mittel-franken und östlich der Regnitz, andererseits aber nun auch in vom frühmittelalterlichen Burgenbau überhaupt noch nicht erfassten Regionen vor-stoßen wie Eger, Saale, Obermaingebiet in Fran-kenwald, Fichtelgebirge und Oberpfälzer Wald, ferner das obere Naabtal, dazu das obere Vilstal sowie Pegnitztal erschließen.14 Einen Großteil dieser Burgen wird man dem Typ der sogenann-ten Rodungsburg zuweisen dürfen, wie er von W. Meyer in der Schweiz herausgestellt wurde.15 Burgen diesen Typs kennzeichnen in Süddeutsch-

13 ettel 2001, 220. Für Bamberg wird eine frühe Bewehrung vor 800 zumindest vermutet: sage 1996, 180; 207ff. Zeune 1993, 43ff.

14 emmerich 1957, 93ff. endres 1976, 303ff. ettel 2001, 220f. Abb. 85. – Zum Landesausbau allgemein: hinZ 1970, 65ff. Abb. 7 (Befestigungen in Oberfranken) 8c und 8d.

15 meyer 1979, 43ff.; 1985, 571ff.; 585ff.

land wie auch anderswo eine weitere Phase im Burgenbau, zugleich eine neue Phase in der kultur- und landesgeschichtlichen Entwicklung, erschloss der einhergehende hoch- und spätmit-telalterliche innere und äußere Landesausbau doch einerseits in den Altsiedelgebieten neue, auch weniger siedlungsgünstige Regionen wie Höhen- und Tiefenlagen und nahm andererseits im Osten, dabei weit über die zu vorige Sied-lungsgrenze ausgreifend, die Gebiete der östli-chen Oberpfalz und des östlichen wie nördlichen Oberfrankens in Besitz.

Der Zentralraum Karlburg vom Früh- bis zum HochmittelalterDie Karlburg bildet gleichsam den fortifikatori-schen Angelpunkt der Siedlungsentwicklung im Karlburger Raum, war sie doch spätestens seit frühkarolingischer Zeit durchgehend befestigt und bot so den unterschiedlichen Ansiedlungen

Abb. 2: 1 Befestigungen des 10. Jahrhunderts (Kreise: auf Grund topographischer Kriterien als frühmittelalterlich erschlossen; Quadrate: gegrabene Burgen). 2 Turm-hügel (Kreise) und eben-erdigen Ansitze (Dreiecke).

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im Umfeld vom Früh-, Hoch- bis zum Spätmit-telalter jederzeit Schutz und Refugium (Abb. 3). In der spätmerowingischen Zeit hatte vermutlich der Grainberg die Aufgabe inne, die Region um die Talsiedlung mit dem Weg über die Mainfurt rechtsmainisch zu schützen.16

Das Zentrum der Besiedlung lag im Frühmit-telalter auf der linken Mainseite mit der Burg und der zugeordneten Talsiedlung villa Karloburg mit dem Marienkloster. Beide sind, wie auch die historische Überlieferung zu erkennen gibt, als Einheit, als Ensemble zu sehen. Die Burg bildete an einer der wichtigsten Verkehrsadern der dama-ligen Zeit, dem Main, den machtpolitischen Hin-tergrund, unter deren Schutz sich die Talsiedlung mit Marienkloster, zunächst in königlicher, ab 741/42 in bischöflicher Hand, entwickeln konnte. Sowohl die schriftliche Überlieferung als auch die Befunde und Funde – Keramik wie Metall – bele-

16 ettel 2011a.

gen das Eingebundensein Karlburgs in regionale und überregionale Netzwerke politischer, wirt-schaftlicher, weltlicher wie kirchlicher Art.

Für die spätmerowingisch-karolingische Zeit zeichnet sich der bereits im 7. Jahrhundert beste-hende Ort Karlburg durch überwiegend fränkisch geprägtes Fundgut aus. Neben dem Fundgut las-sen die Anwesenheit einer sozial gehobenen, ade-ligen Personengruppe und auch die Struktur der Talsiedlung mit handwerklichem Bereich, eben-erdigen Bauten, Kernbereich mit Marienkloster und Schiffslände sowie die Burg auf der Anhöhe als militärischer, machtpolitischer Stützpunkt an eine planmäßige Gründung fränkischer Kolonis-ten denken.17

Im näheren Umfeld Karlburgs ist ab der jün-geren Merowingerzeit bis in die frühkarolingi-sche und karolingische Zeit hinein ein massiver Anstieg der Fundstellen – ein Aufsiedlungsvor-gang – festzustellen, dazu gehört auch die südlich gelegene Siedlung „Sändlein“.18 Damit wird eine zunehmende Siedlungstätigkeit spürbar, die wohl mit der Gründung der großräumigen Talsiedlung, des grundherrschaftlichen Fiskalortes, Königs-hofes mit Kloster in Zusammenhang zu sehen sein wird. Der fiscus regalis erstreckte sich wohl beiderseits des Mains in der heutigen Karlburger als auch Karlstädter Gemarkung bis nach Eußen-heim.

Die Talsiedlung erwies sich mit den Grabun-gen denn auch als ein bedeutender Zentralort mit Arealen ebenerdiger Pfostenbauten für Wohn-häuser oder Ställe bzw. Scheunen sowie mit in-zwischen fast 50 ergrabenen Grubenhäusern für handwerklich-gewerbliche Tätigkeiten, die nach-weislich mit Textilherstellung, Landwirtschaft und insbesondere der Metallverarbeitung in den verschiedensten Ausprägungen belegt sind. Vie-le exzeptionelle Funde belegen die Anwesenheit einer sozialen Oberschicht mit Verbindungen in das Rheingebiet, nach Friesland und weiter, die auch historisch belegt sind mit Immina, der Tochter Herzog Hedens, die im Klo ster Karlburg bis zu ihrem Tod 750 lebte. Die Talsiedlung war für die Versorgung der Burg bzw. Burgen wich-tig, sei es mit tierischen und pflanzlichen Nah-rungsmitteln, Proviant oder mit handwerklichen Produkten wie Textilien, Metallprodukten und mehr, - dies ist umso mehr von Bedeutung, da auf der 1,7 ha großen Karlburg selbst wohl kei-ne Handwerker siedlung untergebracht war. Sehr

17 Zentralorten solcher Art mit ihrem militärischen, ökonomischen, kulturell-sozialen, politisch-administrativen, kirchlichen Hinter-grund kam in dem von karolingischen Herrschern und der Kirche gemeinsam getragenen Aufbau, der Strukturierung und der Glie-derung der ostfränkischen Reichsteile eine sicherlich nicht unerhe-bliche Rolle zu.

18 ettel 2001, 80ff; 234ff. – mündel 2002. oBst 2008; 2012, 174ff.; 228ff.

Peter ettel

Abb. 3: Siedlungs-komplex Karlburg im

Früh- und Hochmittelalter. Kartengrundlage Digitales Geländemodell (DGM1) Geobasisdaten © Bayeri-sche Vermessungsverwal-

tung, kartiert von P. Ettel, R. Obst, L. Werther,

A. Wunschel.

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deutlich sichtbar wird hier der Dualismus von Burg und darunterliegender Siedlung.19

Die besitzrechtlichen Änderungen in früh-karolingischer Zeit, der Übergang vom König zum Bistum Würzburg scheinen auf die Struk-tur wenig oder zumindest archäologisch bislang nicht sichtbar Einfluss gehabt zu haben, erst die politischen Veränderungen im 10. Jahrhundert mit äußeren Bedrohungen des Reiches sowie innenpolitischen Unruhen und Machtkämpfen bleiben dann nicht ohne Auswirkungen und ver-ändern die Struktur nachhaltig. Randbereiche der Zentralsiedlung und Außensiedlungen werden offensichtlich aufgegeben, Obst20 kann im Um-land sogar einen Wüstungsprozess in der 2. Hälf-te des ausgehenden 9. Jahrhunderts sowie im 10. Jahrhundert feststellen, der eventuell auch einen Konzentrationsprozess widerspiegelt, wird doch das 6 ha große Zentrum befestigt, die darüber gelegene Karlburg von 1,3 auf 1,7 ha vergrößert und befestigt.

Die Entwicklung zur Stadt wird in Karlburg mit der 1236 überlieferten Rienecker Fehde und der damit verbundenen Zerstörung und Wüst-werdung großer Teile des Siedelplatzes endgültig unter- und abgebrochen. Bereits in ottonischer Zeit setzte der Niedergang der Talsiedlung ein, spürbar in der quantitativ und qualitativ gesunke-nen Zahl der Funde, insbesondere der Importke-ramik oder auch der Tierknochenfunde als Hin-weis auf Schlacht- und Speiseabfälle, die einen Bedeutungs- und möglicherweise Bevölkerungs-rückgang widerspiegeln. Ab 1000 wird auch eine arealmäßige Reduktion der Siedelfläche erkenn-bar, als durch zunehmende Hochwasser wohl eine Vernässung des ehemaligen Seitenarms des Mains eintritt und die hiergelegenen Siedelarea-le ungünstig und zumindest teilweise aufgegeben wurden. Schließlich fand um 1200 eine nachhalti-ge Verlagerung des Siedlungsschwerpunktes von der links- auf die rechtsmainische Seite statt, als der Würzburger Bischof Konrad von Querfurt (1198–1202), Kanzler des Königs Philipp, mit Karlstadt eine der ältesten Städte des Hochstifts gründete, die durch Handel, Zoll, Markt und Weinbau schon bald eine führende Bedeutung gewann.

Burgen und ihre Rolle bei der kirchlichen Er-schließung der rechtsrheinischen GebieteIn der frühesten Burgenbauphase rechts des Rheins, in der 2. Hälfte des 7. und zu Beginn des 8. Jahrhunderts, ist das Königtum als Burgenbau-er dominierend. Mit der Einrichtung der Bistü-mer, damit kirchlichen Strukturierung der rechts-rheinischen Gebiete trat die Kirche dann als neu-er Burgenbesitzer, weniger noch als Burgenbauer 19 Vergleichbar der Situation in Neustadt mit dem Veitsberg (ettel

u. a. 2012)20 oBst 2012, 249; 2008.

in Erscheinung.21 Dies wird insbesondere 741/42 deutlich mit der Einrichtung der Bistumssitze Würzburg, Büraburg und Erfurt, die zentralörtli-che Funktionen für ganze Siedlungsregionen wie Mainfranken, Hessen und Thüringen (Abb. 4.1) übernehmen.

Die Bistumssitze wurden wohl bewusst auf be-stehenden weltlichen Herrschaftssitzen und -mit-telpunkten eingerichtet, zumal Gregor III. 732 strenge Kriterien verlangte und nur zentrale, ver-kehrsgünstige und bevölkerungsreiche Orte für den Wohnsitz eines Bischofs ausgesucht werden sollten, um der Würde des Bischofsamtes gerecht zu werden. Dies war zweifellos in Regensburg 739 gegeben, das 798 dem Erzbistum Salzburg unterstellt wurde. Um 741 (?) wurde Eichstätt gegründet, schließlich kam es durch Bonifatius 741/42 zur Gründung der Bistümer Büraburg, Erfurt und Würzburg vom späteren Erzbistum Mainz aus. 742 ersuchte Bonifatius den Papst um die schriftliche Bestätigung der drei neu eingerich-teten Bischofssitze für die Völker Germaniens – Büraburg für Hessen, Würzburg für Mainfranken und Erfurt für Thüringen. Diese Einrichtung der drei Diözesen bildete den Abschluss seines 20 Jahre dauernden Missions- und Organisations-werks.22 Bei allen drei Orten handelte es sich nicht um Städte im antik-mediterranen Sinne, civitates im Sinne der bestehenden kirchlichen Rechtsvor-schriften. Würzburg, Büraburg und vermutlich auch Erfurt zeigen, dass Burgen bei der Wahl des Bistumssitzes eine wichtige Rolle spielten.

Nach den Ergebnissen der Ausgrabung wurde die Büraburg über dem Tal der Eder wohl spä-testens im ausgehenden 7. Jahrhundert von der fränkischen Reichsgewalt zum Schutz des hessi-schen Kernlandes und zur Absicherung gegen die Sachsen errichtet (Abb. 4.2). Die Burg bestand bis in das 9. Jahrhundert, vielleicht 10. Jahrhun-dert.23 Die Burg, auf einem Bergsporn gelegen, nahm zwei Drittel des Platzes ein und besaß mit 340 x 500 m eine Ausdehnung von 8 ha. Als Be-festigung stellte die Büraburg ein gewaltiges Boll-werk dar, das durch wiederholte Verbesserungen auf dem jeweiligen Stand der Militärtechnik ge-halten wurde mit zwei- bis dreiperiodiger Befes-tigung in gemörtelter Schalenbauweise, mit Tür-men an den Ecken, dreifach gestaffeltem Spitz-graben und drei Toren.

Dass die Burg nicht nur militärische Aufgaben hatte, wird insbesondere mit der Gründung des Bistums und eines Bischofssitzes 741/42 auf der Büraburg durch den hl. Bonifatius deutlich. Das Bistum erlosch freilich schon 747, als Bonifatius Bischof von Mainz wurde und der Bezirk des

21 ettel 2013. 22 heinemeyer 1995, 45–66. Flachenecker 1996, 148–181.23 sonnemann 2010, 331ff. Zu den Befestigungsperioden auch im

Vergleich zu N. Wand auf der Büraburg ebd. (2010, 340ff. Abb. 140; 142). Die abschließende Wertung ebd. (2010, 346).

Burg und Raum im Früh- und Hochmittelalter

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Bistums 755 zum Mainzer Sprengel kam. Im Zen-trum der Burg auf der höchsten Stelle stand eine der irischen Nationalheiligen Brigida geweihte, steinerne Saalkirche von 24 x 9 m, deren Standort mit der Brigidenkirche von 741/742 gleichgesetzt wird. Dazu gehörten eventuell ein Klosterbau mit Kreuzgang und einem mehrteiligen Komplex von Konventsbauten und eventuell ein Baptiste-rium als Nachweis eines frühkarolingischen Mis-sionszentrums östlich des Rheins.24

24 Anders in Archäologie in Deutschland 2006/3, 45f. sonnemann 2010, 341ff.

Büraburg wie Würzburg sind schon im Namen durch das Grundwort –burg als Befestigung aus-gewiesen und wurden auch in der Überlieferung als oppidum und castellum aufgeführt, offenbar synonym gebraucht. Darüber hinaus wird aber deutlich, dass es sich bei beiden Orten nicht nur um Burgen handelte, sondern um große Sied-lungen mit zentralörtlichen Funktionen für die jeweiligen Landschaftsräume. Die Würzburger Bischöfe setzten die Tradition des mainländisch-thüringischen Herzogshauses der Hedene fort. 717/19 erfolgte der Sturz Hedens durch den Hausmeier Karl Martell und 741/42 richtete Bo-

Peter ettel

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Abb. 4: 1 Bistümer und Klöster bis 768 (SPINDLER/ DIEPOLDER 1969, 9 nach-

bearbeitet). 2 Büraburg Gesamtplan (Stand 1996)

(WAND 1998, 178 Abb. 4). 3 Historische Topographie

von Würzburg mit früh-mittelalterlicher Höhenbe-festigung auf dem Marien-berg, befestigter Talsiedlung

im Burkarder Viertel mit Kirchen St. Andreas/St.

Burkard und rechtsmai-nischer Siedlung um den

Kiliansdom (ROSENSTOCK 2001).

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nifatius in castello den Sitz des Bistums ein. Die Burg war demnach seit Ende des 7. Jahrhunderts fränkischer Herzogssitz, danach Bistumssitz. Nach den archäologischen Untersuchungen er-schließt sich eine zweiteilige Anlage, eine Höhen-burg und eine befestigte Talsiedlung, also mit 6 ha eine sehr große Befestigung (Abb. 4,3), die nach den Funden und auch der Kilianslegende wohl schon 686 bestand.25 Würzburg gehört so zu den frühesten Burgen in Mainfranken und darüber hinaus im rechtsrheinischen Gebiet insgesamt. Die Höhenburg von etwa 0,9 ha beschränkte sich wohl nur auf den östlichen Teil des Berges, der größere westliche Teil diente vielleicht als Vor-burg. Dazugehörig ist eine befestigte Talsiedlung von 5,2 ha der merowingisch-karolingischen Zeit im Burkaderviertel, auf dem Uferstreifen entlang des Mains mit gemauerten Brunnen darin, neben den Kirchen St. Andreas und St. Burkard.26

Würzburg, Büraburg und vermutlich auch Er-furt zeigen, dass Burgen bei der Wahl des Bis-tumssitzes eine wichtige Rolle spielten. Im Rah-men der Gründungsausstattung der Bistümer erfolgte zudem die Schenkung von königlichen Burgen und Übertragung in Kirchenbesitz. Ge-rade bei der Ausstattung des Bistums Würzburg 741/42–51 wird darüber hinaus die Erschließung und Strukturierung eines neuen kirchlichen Zen-tralraums sehr gut sichtbar. Hier wird ein System, ein geschlossener Komplex von Königshöfen, wie Karlburg sicherlich oftmals von Burgen ge-schützt, ersichtlich, der sich fast halbkreis förmig um Würzburg lagert und sich von Nahe und Rhein bis zur terra Sclavorum zwischen Main und Regnitz erstreckte.27

Burgen am Main – Zur Rolle von Burgen für Verkehr und HandelBurgen und Königshöfe weisen ebenso wie die Fossa Carolina auf die Bedeutung des Mains für Kommunikation, Handel und Verkehr im Früh-mittelalter hin.28 Der Main eröffnete Wege nach Süden, Norden und Westen zu den Zentren des fränkisch-karolingischen Reiches. Insgesamt sind 35–40 frühmittelalterliche Befestigungs-anlagen entlang des Mains direkt am Fluss oder

25 Wamser 1992. rosenstock 2001. Nach den Angaben der älteren Kilianslegende, die in der Mitte des 8. Jahr hunderts entstan den ist, war der aus Irland stammende Heilige um das Jahr 686 in das Gebiet des östlichen Frankens zum “castellum, quod nominatur Wirci-burg” ge wandert, um hier seine Missionstätigkeit zu beginnen. 689 mussten Ki lian und seine Begleiter Kolonat und Totnan hier we-gen seines Einspruchs gegen die unkanonische Ehe des Her zogs Gozbert mit dessen Schwägerin Geilana das Leben lassen.

26 Befand sich der Bischofssitz zu Anfang auf der Burg, so wurde er bereits Ende des 8. Jahrhunderts auf das andere Mainufer verlegt, das bereits in spätmerowingisch/frühkarolingischer Zeit genutzt und besiedelt war.

27 katalog kilian 1989, 226ff. Karte. Wagner 1992a. soder von güldenstuBBe 1990. lindner 1972, 74ff.

28 ettel 2011b.

im Abstand von wenigen Kilometern bekannt (Abb. 5,1).

In der ersten Phase, der spätmerowingischen Zeit, etwa 2. Hälfte des 7. und Anfang des 8. Jahrhunderts, erstrecken sich die gesicherten Be-festigungen dieser Zeit über Miltenberg, Kreuz-wertheim, Neuenburg, Grainberg bei Karlburg, Würzburg bis Eltmann. Die Anlagen weisen dabei unterschiedlichen Umfang und Charakter auf, Miltenberg und Würzburg zeigen die gro-ße Spannbreite und erlauben als einzige nähere Einblicke in Struktur und Funktion. In der früh-karolingischen Zeit verdichtet sich das Bild der Burgen, wie in den Mainlanden allgemein, auch am Main. Die spätmerowingischen Befestigungen werden weiter genutzt. Neue Anlagen kommen hinzu, neben der schriftlich überlieferten Hom-burg vor allem zwei weitere, archäologisch besser bekannte Burgen: der Michelsberg in Neustadt am Main sowie die Karlburg.

Im 9. Jahrhundert wird nochmals eine deutliche Verdichtung der Burgen auch entlang des Mains ersichtlich. Einige Burgen wie Weißenburg und Pappenheim nördlich und südlich der Fossa Ca-rolina müssen allerdings in der Anfangsdatierung unsicher bleiben. Bei Bamberg wird man eine Datierung um 800, eventuell schon 2. Hälfte 8. Jahrhundert annehmen können.29 Gleiches gilt für die Burg von Roßtal bei Nürnberg am Zufluss der Rezat, also nicht direkt am Main, sondern im Hinterland gelegen.30 Mit Bamberg und ins-besondere Roßtal wird erkennbar, dass wohl ge-gen Ende des 8. Jahrhunderts die Landschaft am Main zwischen oberem Maingebiet im Norden bei Eltmann/Bamberg und dem Altmühlgebiet im Süden – beide Gebiete waren schon in spät-merowingischer Zeit, also ca. 100 Jahre früher mit Burgen gesichert– nun ebenfalls vom frän-kisch geprägten Landesausbau erfasst und mit Befestigungsanlagen gesichert wurde.31

Die Verbreitung der frühmittelalterlichen Bur-gen lässt insgesamt zwei Gruppen (Abb. 1,1–2,1) erkennen, eine südliche in Oberpfalz und Mittel-franken und eine nördliche in Ober-, Unterfran-ken und Südthüringen.32 Roßtal lag etwa genau auf der Mitte zwischen der „nördlichen“ und „südlichen“ Burgengruppe, und stellt, wenn der Forschungsstand nicht trügt, in einem burgen-armen Raum von 70–80 km Durchmesser an ei-ner der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen das einzige machtpolitische Zentrum dar. Für Roßtal

29 Bamberg: sage 1990. Zeune 1993.30 ettel 2001, 100ff.31 ettel 2001, 151ff.; 224ff.32 Beide Burgengruppen weisen wie übrigens auch die Verbreitung

der frühmittelalterlichen Gräberfelder auf die jeweiligen tragen-den Kräfte und Richtungen im frühmittelalterlichen Landesausbau hin, die einerseits vom Süden, der Altmühl- und Donauregion um Regensburg, vielleicht auch Ingolstadt, andererseits vom Main/Rheingebiet ausgingen.

Burg und Raum im Früh- und Hochmittelalter

476

westlich der Rednitz trifft so vielleicht in beson-derem Maße eine verkehrssichernde Funktion zu. Dieser sicherlich bereits schon in spätmerowingi-scher Zeit genutzte Mainweg ge wann in der karo-lingischen Zeit noch an Bedeutung, in der Ausei-nandersetzung zwischen Karl dem Großen und dem bayerischen Herzog Tassilo, in deren Folge es zu einem Heerzug 787 Karls nach Bayern33 kam und letztendlich zu Tassilos Abdankung und Verbannung in ein Kloster in Frankreich 788. Bayern wurde daraufhin enger an das Reich gebunden und die Verwaltung fränkischen Be-

33 schmale 1971, 41.

amten übertragen. Im Zuge der folgenden mili- tärischen Ausein andersetzungen mit den jetzt direkt angrenzenden Awaren hielt sich Karl der Große 791, 792 und 793 mehrmals in der ehema-ligen agilolfingischen Pfalz Radasbona auf, er hat die Kriege gegen die Awaren von hier aus vor-bereitet und Reichsversammlungen abgehalten.34

Die handels- und verkehrsgeographische Be-deutung des Wasserweges Main wird insbeson-dere auch mit den Königshöfen erkennbar, die sich zwischen Hallstadt in der Nähe der Regnitz-mündung in den Main bis nach Weißenburg im

34 reindel 1984.

Peter ettel

1

2 3

Abb. 5: 1 Lage der Fossa Carolina (Doppelstrich =)

im süddeutschen Gewässer-netz mit Königshöfen an Main, Regnitz, Rednitz,

Altmühl und Donau sowie Burgen und Befestigungen bis ca. 15-20 km Entfer-nung links und rechts der

Flüsse (n. Grundkarte KOCH 2006, 118, ergänzt). 2 Die Umgebung der Fossa

Carolina. Rekonstruktion des Landschaftsbildes zur

Zeit Karls des Großen mit römischem Fernstraßennetz

und frühmittelalterlichen Befestigungen. A Burgstall

bei Treuchtlingen, B Wein-berg bei Treuchtlingen,

C Alte Bürg bei Pappen-heim, D Alte Bürg bei

Weißenburg (ergänzt nach KOCH 2002, Abb. 3).

3 Karlsgraben: Luftbild von Nordosten, Februar 1985

(KOCH 1993, Abb. 12. Foto: O. Braasch, Archivnr.

7130/027).

477

Süden an Regnitz, Rednitz und Rezat im Abstand von 25–30 km (Abb. 5.1) reihen35 – entsprechend etwa der Tagesstrecke des flussaufwärts gerich-teten Treidelverkehrs. Darunter befinden sich die beiden an der Regnitz gelegenen Königshöfe Hallstadt und Forchheim, die beide im Dieden-hofener Kapitular von 80536 aufgeführt werden und den Handel mit den benachbarten Slawen und Awaren kontrollieren sollten. Königshöfe hatten als zentrale Orte wichtige Aufgaben für Handel und Verkehr zu erfüllen. Von beiden Königshöfen, Hallstadt wie Forchheim, ist ar-chäologisch jedoch nur wenig bekannt. Auch in Weißenburg, nahe der Fossa Carolina, deutet sich urkundlich ein karolingischer Königshof an, des-sen Lage und Struktur allerdings weder historisch noch archäologisch exakt zu bestimmen sind.37 Ein Königshof gehört auch zum Siedlungskom-plex Karlburg, der die Bedeutung des Mains für Verkehr und Handel zeigt. Importierte Güter aus dem Rheinland und insbesondere Metallfunde wie Fibeln belegen die europaweiten Verbindun-gen Karlburgs (siehe oben) in Verkehr und Han-del.

Die Fossa Carolina ist sicherlich eine der größ-ten, in den Lorscher Annalen be schriebenen Inge-nieurleistungen des frühen Mittelalters und stellt ein herausragendes Zeugnis für die Bedeutung des Mains als Kommunikations- und Handelsweg dar (Abb. 5). In den Annales regni Francorum wird berichtet, dass Karl der Große nach dem ersten Awarenfeldzug von 791 sich in den zwei folgen-den Jahren noch in Regensburg aufhielt. Von dort fuhr er 793 mit dem Schiff flussaufwärts. Die kurze Notiz zum Jahre 793 in den Reichsanna-len38 zeigt die Bedeutung des Projektes „Karlsgra-ben“ im Rahmen des Rhein-Main-Weges.39 Der Karlsgraben, ein schiffbarer Graben zwischen Rednitz/Rezat und Altmühl sollte die Verbin-dung zwischen Donau und Rhein herstellen und kann so aus heutiger Sicht als ein Vorläufer des Rhein-Main-Donau-Kanals bezeichnet werden. Er liegt zwischen Nürnberg und Ingolstadt, ge-nauer zwischen den beiden Städten Weißenburg und Treuchtlingen an dem Punkt, wo die nördli-chen und südlichen Gewässernetze von Main und Altmühl einander am dichtesten kommen.40

Sicherlich besaß der Kanal eine immense Be-deutung für Handel und Verkehr, daneben wird aber auch die militärische Bedeutung dieses his-torischen und archäologischen Zeugnisses von 35 koch 1993, 3 Abb. 1.36 Hallstadt: losert 1981. Forchheim: sage 1989/90. Diedenhofener

Kapitular: hüBener 1989.37 Böhner 1987, 198ff. löW 1987, 224f.38 koch 1993, 2ff.; 2008.39 ellmers 1984, 232; 241.40 Hier wurden in karolingischer Zeit die heute noch teilweise

10–12 m hoch erhaltenen Erdwälle mit der Grabenspur dazwisch-en errichtet, die den flachen Geländerücken der Wasserscheide durchschneiden.

europäischem Rang ersichtlich. Die Fossa Caroli-na wurde 793 geplant und erbaut zur Zeit Karls des Großen, als das karolingische Reich nicht nur nach Norden zu den Sachsen, sondern auch nach Osten zu den Slawen hin ausgriff und militärische Aktionen gegen die Awaren in Pannonien führte. Die Bedeutung dieser Rhein-Main-Donau-Achse war damit auch militärstrategisch von eminenter Bedeutung für das Reich, weil sie schnelle Trup-penverlegungen ermöglichte. Diesen Weg war man zweifellos bestrebt entsprechend zu sichern. Gerade im Zeitraum um 800 werden aus diesem Grund Burgen vielleicht nicht von ungefähr im Erscheinungsbild sehr bedeutsam, gerade mit den Burgen nördlich der Fossa Carolina in einem Ge-biet, das mit dem karolingischen Landesausbau überhaupt erst erfasst wurde, oder mit Befesti-gungsanlagen im Umfeld der Fossa Carolina, viel-leicht zum Schutz dieses wichtigen Bauvorhabens und verkehrstechnischen Bauwerks.41

Schweinfurter Burgen – Zeugnis frühterrito-rialer LandesherrschaftBurgen bildeten im 10. Jahrhundert zunehmend das Rückgrat der erstarkenden, lokalen Amtsträ-ger und Herrschaftsdynastien, dies wird zunächst mit den älteren Babenbergern, dann schließlich mit den Schweinfurter Markgrafen deutlich, de-ren Macht, so in den Quellen beschrieben, sich auf mehrere Burgen stützte, von denen aus sie die Herrschaft über das Land kontrollierten. Hier erscheint in Nordostbayern, vor allem in Ober-franken/Oberpfalz zum ersten Mal eine in hoch-adeliger Hand befindliche Burgengruppe und

41 ettel 2007, bes. 137–139. Der Karlsgraben und sein Umfeld werden derzeit in einem von der DFG geförderten Projekt im Schwerpunktprogramm „Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter“ vom Institut Jena in Kooperation mit der Univer-sität Leipzig und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege untersucht.

Abb. 6: Burgen der Grafen von Schweinfurt (gefüllte Signatur = gesichert nach schriftlichen Quellen, ungefüllte Signa-tur = vielleicht oder zeit-weise den Schweinfurter Markgrafen zuzuweisen), schematisierter Herrschafts-bereich der Grafen von Schweinfurt (dunkelgrau).

Burg und Raum im Früh- und Hochmittelalter

478

-organisa tion, die 1003 durch den König ihr Ende findet (Abb. 6).

Im Jahre 1003 tritt die Burgengruppe der Schweinfurter Grafen in Nordbayern anlässlich der Auflehnung und des Untergangs der Schwein-furter ins Licht der historischen Überlie ferung. Die Burgen werden im Zusammenhang mit dem Feldzug des Markgrafen von Schweinfurt genannt. Die Burgen gehörten den Grafen von Schweinfurt, die in der 2. Hälfte des 10. Jahrhun-derts den Bereich des östlichen Frankens und fast der ganzen heutigen Oberpfalz beherrschten und ne ben der Stammburg in Schweinfurt noch wei-tere Burgen in Banz, Kronach, Burgkunstadt und Creußen besaßen, die sich gleich einem Kranz um den Schweinfurter Besitz zwischen Maindreieck, Fichtelgebirge und Frankenwald im Volkfeld- und Radenzgau legten.42 Bedeutende gräfliche Güterkomplexe mit ausgedehnten Grundherr-schaften bestanden nach der Zusammenstellung von Seibert insbesondere in Kronach und Mark-graitz, Alten- und Burgkunstadt, Banz mit Alten-banz und in Schweinfurt und Umgebung.43 Streu-besitz unterschiedlichen Umfangs befand sich in den Räumen Lichtenfels-Scheßlitz-Staffelstein, Weismain-Kulmbach-Stadtsteinach, Bayreuth, im Grabfeld-, Waldsassen-, Badenach-, Volk-feld- und Radenzgau sowie im späteren Egerland. Die deutlich geringere Zahl an Eigengütern im Nordgau konzentrierte sich auf fünf Regionen, auf Creußen, Pottenstein-Tüchersfeld, den Raum Ammerthal-Illschwang, das Gebiet um Eichstätt und Regensburg.

Der sächsische König Otto I. (936–973) entzog den Luitpoldingern 939 den bayerischen Nord-gau und unterstellte ihn der Amtsgewalt des Gra-fen Berthold von Schweinfurt. Schon zuvor, teils vielleicht noch unter Heinrich I. (919–936) hatte Berthold die Grafschaften im Volkfeldgau und Radenzgau dank königlicher Beauftragung inne. Graf Berthold beherrschte so – aus königlicher Sicht als Gegengewicht zu den Luitpoldingern in Bayern südlich der Donau – ein großes Territori-um, das von der Donau im Süden bis zum Fran-kenwald und Fichtelgebirge reichte, somit das ge-samte Nordostbayern bis zur Altmühl im Westen bzw. Kitzingen im Nordwesten umfasste.44 Ne-ben den Grafschaftsrechten in drei Gauen stütz-te sich die großgräfliche Herrschaft, quasidukale Adelsherrschaft der Schweinfurter, so Seibert, auf sechs weitere Grundlagen, nämlich Burgen, Besitz- und Forstrechte, auf Eigenkirchen, eine große Gefolgschaft fränkischer, bayerischer und

42 ettel im Druck a. 43 seiBert 2002, bes. 856; 2004, 65ff.44 Eventuell gehörte auch der Saalegau dazu, wenn man der Abstam-

mungsthese von Wagner (1992b, 67f.) folgt, dazu seiBert (2002, 844).

slawischer Adeliger und Bauern sowie Rodung und Landesausbau.45

Bischof Thietmar von Merse burg, Zeitgenos-se Heinrich II., der über die Beschaffenheit von Burgen, ihren Bau und die bei der Eroberung an-gewandten Methoden schrieb und vermutlich die Schweinfurter Burgen auf seinen Reisen in Nord-bayern anlässlich seiner Bischofsweihe in Neu-burg a. d. Donau und seiner Teilnahme an der Domweihe in Bamberg aus eigener Anschauung kannte, berichtet über die Auflehnung des Mark-grafen Heinrich in seiner zwischen 1012 und 1018 entstandenen Chronik in Buch V, Kapitel 32–38.46 Demnach unternahm König Heinrich einen Feldzug, in dessen Folge es zur Einnahme, Belagerung und Zerstörung der Schweinfurter Burgen kam. Die Ausgrabungen in der Burg von Oberammerthal legen davon ein beredtes Zeug-nis ab. Im Rahmen des Feldzugs im August/Sep-tember 1003 wurden die vier Burgen Ammerthal, Creußen, Kronach und schließlich Schweinfurt genannt.

Der militärische, machtpolitische Faktor der Burgen tritt in der Auseinandersetzung zwi-schen König Heinrich und dem Markgrafen von Schweinfurt deutlich zutage. In der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts bauten die Schweinfurter Gra-fen, seit 939 mit der Markgraf schaft über den vormals herzoglich-bayerischen Nordgau belehnt und so nun das gesamte nordöstliche Bayern in ihrer Hand vereinigend, ihr Burgennetz aus, das ihre weitläufigen Be sitzungen sicherte. Hierzu zählen der spätere, wohl ab 973/76 ausgebaute Herrschaftsmittelpunkt, die Burg Schweinfurt im Volkfeldgau, sowie die Burgen Kronach, Creu-ßen, Banz, Burgkunstadt und Oberammerthal, vielleicht auch Sulzbach-Rosenberg sowie Nab-burg, Cham und eventuell Nürnberg.47 Seibert zählt Sulzbach-Rosenberg zu den vier von den Schweinfurtern für das Reich verwalteten Bur-gen – neben Sulzbach gehören dazu Bamberg, Nabburg und Cham.48 Die drei letzteren standen mit Sicherheit im Besitz des Reiches, ihre Über-tragung war an die Wahrnehmung königlicher In-teressen durch die Grafen geknüpft.

Die Burgen bil de ten als militärische, adminis-trative, ökonomische und kirchlich-politi sche Mittelpunkte das Rückgrat der aufstrebenden, frühterritorialen Landesherrschaft der Schwein-furter Markgrafen, deren Macht mit diesen stand und fiel. Im Jahre 1003, nach der Erhebung des Markgrafen, zerstörte König Heinrich II. sämt-liche Schweinfurter Burgen, die damit Großteils

45 seiBert 2002, 852.46 holtZmann 1935, Buch V, Kapitel 32–38. 47 emmerich 1957, 67ff. Er rechnet auch Nabburg und Cham zum

Einflussbe reich der Schweinfurter Markgrafen, neuerdings even-tuell auch Nürnberg. ettel b im Druck.

48 seiBert 2002, bes. 852ff.

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ihr Ende fanden. Dies bedeutete letztendlich auch den Untergang der Schweinfurter.

Bei den Schweinfurter Burgen handelt es sich, wie Grabungen in Burgkunstadt, Banz, Oberam-merthal sowie Sulzbach-Rosenberg belegen, viel-fach nicht um neu errichtete Anlagen, sondern um bereits länger bestehende Burgen, die unter den Schweinfurtern im 10. Jahrhundert ausge-baut, verstärkt und auf den modernsten Stand der Befestigungstechnik gebracht und entspre-chend den Vorstellungen der Zeit umgebaut wur-den. Dies zeigt die Burg Oberammerthal mit 2 ha Umfang und einer Holz-Erde-Stein-Konstruk-tion als Befestigung in karolingischer Zeit. Im 10. Jahrhundert, nun in Schweinfurter Besitz, wurde die Anlage zweigeteilt in Haupt- und Vorburg, die beide jeweils mit Mörtelmauer geschützt wur-den, die Vorburg zu sätzlich mit Türmen. In der Hauptburg standen eine Kirche und wohl weitere repräsentative Gebäude der Schweinfurter.49 Die Burg Sulzbach-Rosenberg vermittelt mit Burgkir-che, Saalbau, beheizbarem Wohngebäude sowie Fragmenten von bemaltem Fensterglas sehr ein-drücklich, wie man sich die entsprechenden Re-präsentationsgebäude einer adeligen Wohnburg vorstellen darf.50

ResuméBurgen waren im Früh- und Hochmittelalter in unterschiedlicher, multifunktionaler Rolle ein zentrales Herrschaftsinstrument für König, Kir-che und Hochadel – dies wird bei jedem der fünf Fallbeispiele ersichtlich. Die Bedeutung der Bur-gen lag für Königtum und Adel im Frühmittel-alter bei der Erschließung von Zentralräumen, vielleicht weniger auf der militärischen Absiche-rung, sondern vor allem im Aufbau einer orga-nisatorischen und verwaltungsmäßigen Struk-turierung der Gebiete nördlich der Donau. Das Beispiel Karlburg zeigt sehr eindrücklich, wie lokale, regionale und überregionale Netzwerke nahtlos ineinander übergehen, einander ergän-zen und bedingen, aber dabei auch zeitlichen wie politischen Entwicklungen unterworfen sind, die grundlegende Veränderungen in den Netzwerken und auch Strukturen eines Zentralortes und sei-nem Umfeld bewirken können. Burgen spielten im Frühmittelalter nicht nur bei König und Adel, also im weltlichen Bereich eine wichtige Rolle bei der Erschließung von Zentralräumen, sondern auch im kirchlichen Bereich, sei es einerseits bei einzelnen Klöstern, Klosterhöfen oder Bistums-sitzen, bei denen Burgen meist zum Status quo gehörten, sei es andererseits aber darüber hinaus bei der Erschließung der rechtsrheinischen Ge-biete insgesamt. Die Fossa Carolina gibt ein Indiz für die Bedeutung der Integration der Mainlande

49 ettel 2001, 154ff.50 hensch 2005, 59ff.; 400ff. zuletzt: 2011.

in das Frankenreich. Hierbei handelte es sich um einen landeshistorischen Vorgang, an dem die zahlreichen Befestigungsanlagen beidseits des Mains sicherlich wichtigen Anteil hatten und im gleichen Zeitraum in den historischen und vor allem den archäologischen Quellen auch deutlich fassbar werden – stellten Burgen doch oftmals eine militärische Absicherung von Königshöfen dar und boten sowohl Handel, Verkehr als auch den zu verlegenden Truppen gleichermaßen Schutz.

Ab dem 10. Jahrhundert und im Hochmittel-alter nahmen Burgen für Territorienbildung ge-nauso für Rodung und Landgewinnung im äu-ßeren und inneren Landesausbau eine wichtige Stellung ein. Das Beispiel der Schweinfurter zeigt fallweise, wie im 10. Jahrhundert eine frühterri-toriale Landesherrschaft entstehen konnte, in dessen Rahmen es im großen Maßstab zu Raum-erfassung, -erschließung und -abgrenzung, da-mit Ausbildung eines Zentralraumes kam. Die Burgen spielten hier offensichtlich neben Besitz, Eigenkirchen, Gefolgschaft, Rodung und Lan-desausbau vielleicht die entscheidende Rolle. Die Schweinfurter nahmen damit eine Entwicklung voraus, wie sie dann später oftmals sichtbar wird bei der Entstehung von Territorialstaaten.

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Peter ettel