Anfang eines iry.w-Traktats des wti-Umwicklers - Thanatologie

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15 HANS-WERNER FISCHER-ELFERT Chronique d’Égypte LXXXVIII (2013), fasc. 175 – doi: 10.1484/J.CDE.1.103379 (1) Für die Genehmigung zum Abdruck einer Photographie des aktuellen Zustandes der Handschrift und ihrer Bearbeitung danke ich Professor Stephen Quirke vom University College London sehr herzlich. (2) = BSAE 13 (London, 1907), 27 und Pl. XXVIIO. (3) Eine entsprechende Suche unter der website http://www.docstoc.com/docs/70598108/ Transcription-of-Index-card-sites war leider vergeblich. Anfang eines íry.w-Traktats des wtí-Umwicklers inclusive einer post-mortalen Thanatologie (Pap. UCL 32781 verso) §1 QUELLE Das nachfolgend bearbeitete Textfragment (Abb.1) ∞( 1 ) ist der Fachwelt zwar seit gut 100 Jahren bekannt, monographisch allerdings bis heute nie eingehend untersucht worden. Im Jahre 1907 publiziert A.H. Gardiner die Recto- und Verso-Seiten der damals noch Pap. Rifeh genannten Handschrift innerhalb des von W.M. Flinders Petrie herausgegebenen Bandes Gizeh and Rifeh. Double Volume ∞ ( 2 ). Danach (p. 27) sei der Papyrus „found in one of the graves of the northern cemetery at Rifeh. … from tomb 120“. Präzisere Angaben zum Fundkontext macht er dort leider nicht, auch Flinders Petrie selbst enthält sich einer präziseren Ortsangabe im archäologischen Teil des Bandes. In jedem Fall hat der Papyrus danach zu urteilen einen Fundkon- text, wie auch immer dieser im Detail ausgesehen haben mag ∞( 3 ). Die Maße betragen laut Gardiner 6 1 2 ≈ 4 1 4 Zoll bzw. 17 ≈ 13cm. Selbst unter Zugrundelegung des zum Zeitpunkt der Publikation 1907 gül- tigen imperial inch von 0,025 399 978m ändert sich an der Divergenz zwischen den Maßangaben in Zoll und cm nichts. Die Handschrift ist beidseitig beschriftet, Recto- und Versoseite wer- den ohne deren jeweiligen Faserverlauf zu erwähnen den beiden darauf niedergeschriebenen Textanfängen zugewiesen. So enthalten die 13 Zei- len des Recto laut Gardiner den Beginn einer Lehre. Heute wissen wir, daß es sich dabei um die sog. Loyalistische Lehre handelt. Deren frühere ägyptologische Benennung kann aber mittlerweile durch den schönen

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HANS-WERNER FISCHER-ELFERT

Chronique d’Égypte LXXXVIII (2013), fasc. 175 – doi: 10.1484/J.CDE.1.103379

(1) Für die Genehmigung zum Abdruck einer Photographie des aktuellen Zustandes der Handschrift und ihrer Bearbeitung danke ich Professor Stephen Quirke vom University College London sehr herzlich.

(2) = BSAE 13 (London, 1907), 27 und Pl. XXVIIO. (3) Eine entsprechende Suche unter der website http://www.docstoc.com/docs/70598108/

Transcription-of-Index-card-sites war leider vergeblich.

Anfang eines íry.w-Traktats des wtí-Umwicklers inclusive einer post-mortalen Thanatologie

(Pap. UCL 32781 verso)

§1 QUELLE

Das nachfolgend bearbeitete Textfragment (Abb.1)∞∞(1) ist der Fachwelt zwar seit gut 100 Jahren bekannt, monographisch allerdings bis heute nie eingehend untersucht worden. Im Jahre 1907 publiziert A.H. Gardiner die Recto- und Verso-Seiten der damals noch Pap. Rifeh genannten Handschrift innerhalb des von W.M. Flinders Petrie herausgegebenen Bandes Gizeh and Rifeh. Double Volume∞∞(2). Danach (p. 27) sei der Papyrus „found in one of the graves of the northern cemetery at Rifeh. … from tomb 120“. Präzisere Angaben zum Fundkontext macht er dort leider nicht, auch Flinders Petrie selbst enthält sich einer präziseren Ortsangabe im archäologischen Teil des Bandes. In jedem Fall hat der Papyrus danach zu urteilen einen Fundkon-text, wie auch immer dieser im Detail ausgesehen haben mag∞∞(3).

Die Maße betragen laut Gardiner 6 1⁄2 ≈ 4 1⁄4 Zoll bzw. 17 ≈ 13cm. Selbst unter Zugrundelegung des zum Zeitpunkt der Publikation 1907 gül-tigen imperial inch von 0,025 399 978m ändert sich an der Divergenz zwischen den Maßangaben in Zoll und cm nichts.

Die Handschrift ist beidseitig beschriftet, Recto- und Versoseite wer-den ohne deren jeweiligen Faserverlauf zu erwähnen den beiden darauf niedergeschriebenen Textanfängen zugewiesen. So enthalten die 13 Zei-len des Recto laut Gardiner den Beginn einer Lehre. Heute wissen wir, daß es sich dabei um die sog. Loyalistische Lehre handelt. Deren frühere ägyptologische Benennung kann aber mittlerweile durch den schönen

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ÉGYPTE PHARAONIQUE

Fund eines besser erhaltenen Textanfangs in einem Assiuter Dipinto bzw. Graffito aus der frühen 18. Dyn. durch Lehre, die der … Kairsu verfaßt hat präzisiert werden∞∞(4). G. Posener hat beide Seiten des Papyrus in sei-ner Edition des Enseignement Loyaliste von 1976 bereits auf der Tafel VII vorgelegt. Auf den Seiten 6-7 beschreibt er das Fragment dahinge-hend, daß wir es mit dem Beginn einer Rolle zu tun haben, die an ihrem rechten Ende einen Schutzstreifen aufweist. Die Textanfänge sind auf Recto- und Versoseite als zueinander auf dem Kopf stehend angeordnet, so daß die Handschrift nach Beschriftung auf dem Recto entlang ihrer Längsachse gedreht wurde, bevor sie ihren mindestens zweiten Text auf dem Verso erhielt. Der Schreiber dürfte in beiden Fällen ein und derselbe gewesen sein, denn der Duktus ist verblüffend einheitlich.

Posener datiert die Handschrift an den Beginn der 19. Dyn., schließt aber ein früheres Entstehungsdatum nicht aus. Zur Paläographie ist noch zu bemerken, daß es sich um eine äußerst geübte und geradezu kalligra-phisch anmutende literarische Unziale handelt. Dagegen sprechen auch nicht die innerhalb der Lehre des Kairsu zu verzeichnenden Korruptelen. Der Versotext von 12 Zeilen dürfte, trotz seines nur geringen Umfangs, von solchen Verderbnissen dagegen frei sein.

Beide Seiten verwenden schwarze und rote Tinte, letztere für den abso-luten Textbeginn sowie die Anfänge von Strophen (Lehre des Kairsu) bzw. Einträge (Liste von Todesarten). Der Versotext ist um mehrere Zen-timeter weiter nach links eingerückt als sein Partner auf der anderen Seite. Das hat zur Folge, daß von dieser Liste noch weniger erhalten ist als von der Lehre auf der Vorderseite.

Gardiner hat das Textfragment auf dem Verso dem dreiseitigen Osi-ris-Dekret über das gleiche Thema auf Pap. Turin CG 1993 vs. an die Seite gestellt und als möglichen Vorläufer erklärt ∞∞(5). Dieser Vergleich soll hier in §4 noch überprüft werden.

(4) U. VERHOEVEN, „Von der ‘Loyalistischen Lehre’ zur ‘Lehre des Kaïrsu’. Eine neue Textquelle in Assiut und deren Auswirkungen”, ZÄS 136 (2009), 87-98.

(5) In: W. PLEYTE & F. ROSSI, Papyrus de Turin (Leiden, 1879-1886), pl. CXX-CXXII. Partielle Übersetzung daraus bei VERF., Altägyptische Zaubersprüche (Stuttgart, 2005), Nr. 89. Eine gründliche Bearbeitung ist von J.F. BORGHOUTS und A. ROCCATI zu erwarten, s. ersteren mit einem Vorbericht, in: A. ROCCATI & A. SILIOTTI (ed.), La magia in Egitto ai Tempi dei Faraoni (Milano, 1987), 262 u. 266; s.a. das Schaubild zur Disposition der ein-zelnen Textkompositionen auf dieser Handschrift auf den Ss. 258/9. Eine Transkription samt Übersetzung findet sich jetzt bei A. ROCCATI, Magica Taurinensia. Il grande papiro magico di Torino e i suoi duplicati (Roma, 2011), 19 (CGT 54050 verso); 29.5-33.1; Über-setzung auf S. 171ff.

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ANFANG EINES ÍRY.W-TRAKTATS DES WTÍ-UMWICKLERS

§2 PHILOLOGISCHE BEARBEITUNG

Diese Liste diverser Todesarten sei nun Gegenstand einer Übersetzung und anschließenden Verortung innerhalb desjenigen Textuniversums, zu der sie gehören könnte.

Transkription:

Transliteration:

1) Ì.t-¨ m-íry.w n-wtí ns[.t nsy.t …] 2) wtí ns.t nsy.t ∂y [∂y.t …]3) ks.tí=fy-Ìr ír=f-íÌt-nb[.t …]

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ÉGYPTE PHARAONIQUE

4) -nb íd.t-rnp.t mwt n-[… mwt n-…(?)]5) mwy.t=f mwt n-jb(.t) mwt [n-… mwt n-Ès n-(?)]6) pd mwt n-ír.ty=fy mwt [n-…]7) mwt n-íwf n-íÌ mwt n-[…]8) mwt n-¨È m-rw.ty [mwt n-…]9) íwf n-íÌ mwt n-g(?)[…]10) mwt n-¨Ì.w mwt [n-…]11) hy.t mwt n-rrj(?) [… mwt n-]12) ∂r[…] mwt n-ÌnÈ.t szp […]

Übersetzung:

1) Anfang in dem Begleittext/Glossar(?) des Balsamierers/Umwicklers von nesy- (und) [nesyt-Krankheit…]

2) des Verbinders von nesy- und nesyt-Krankheit, Widersacher, [Widersa-cherin …]

3) welcher das Gesicht beugen sollte, wenn er alle Riten vollführt […] 4) alle […] der Seuche-des-Jahres. Sterben an [… Sterben an …(?)]5) sein(es) Urin(s). Sterben vor Durst / Verdursten. Sterben [an … Sterben

durch den Knochen eines(?)]6) Vogels. Sterben an seinen beiden Augen. Sterben [an…]7) Sterben an Rindfleisch. Sterben an […]8) Sterben an Dem-der-von-außen-eindringt. [Sterben an … Sterben an]9) Rindfleisch. Sterben an …(?) […]10) Sterben durch Pfeile. Sterben [an … Sterben durch]11) Stürzen(?). Sterben an der Aufzucht eines Kindes(?) [… Tod durch

Stich eines(?)]12) Skorpions(?). Sterben durch Bier. Nehmen(?) […]

Bemerkungen

1) S. SCHOTT, Bücher und Bibliotheken im Alten Ägypten (Wiesbaden, 1990), Nr. 28-31, bietet zum Terminus íry.w Übersetzungen wie „Akten“ und „Inhaltsverzeichnis“. Ich selbst werde an anderer Stelle versuchen, aus der einmal bezeugten Kollokation mit dem Lexem ss.w – „Heil-kunde“ in íry.w eine Art „Glossarium“ zu erblicken∞∞(6), aus dem wir zahl-reiche Exzerpte bzw. Zitate besonders im Wundenbuch des Pap. Smith vorliegen haben.

Daß wir uns mit dem Fragment Pap. UCL 32781 zudem im Bereich der Dämonenabwehr – s. die Kategorien nsy/nsy.t – ∂y – ¨È-m-rw.ty – bewe-gen, unterliegt keinem Zweifel. Darüber hinaus ist dieser Textanfang

(6) „Stolz auf seine Fachbibliothek oder Die thaumaturgischen Hände des Dr. Nefer”, WdO.

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ANFANG EINES ÍRY.W-TRAKTATS DES WTÍ-UMWICKLERS

m.W. der bislang einzige, in dessen Überschrift der Terminus íry.w die nachfolgende Textsorte ausdrücklich so klassifiziert. Über die Lesung des nach dem Genetiv-n stehenden Titels werden wir auch in der Bestimmung der íry.w hoffentlich weiterkommen, als das bisher geschehen ist.

Die von Gardiner mit Fragezeichen vorgenommene Lesung der Perso-nenbezeichnung oder eines Titels als nb.t läßt sich keinem passenden lexi-kalischen Lemma zuweisen. Viel wahrscheinlicher ist die Annahme des Titels wtí – „Umwickler; Balsamierer“. Die wenn auch minimalen Spu-ren vor dem Sitzenden Mann sprechen zumindest nicht dagegen. Dieser Titel dürfte nochmals zu Beginn von Z. 2 notiert worden sein. Allein funktional und auch inhaltlich fügt sich die Tätigkeit des „Umwickelns“ bzw. „Balsamierens“ zu den durch die nachstehend aufgelisteten Krank-heiten wie nsy und íd.t-rnp.t wie auf diverse Arten von Todesumständen bestens.

Es gibt aber v.a. eine Passage im Pap. Edwin Smith, die für das bessere Verständnis des Buchtitels m.E. von ganz entscheidender Relevanz ist. Es handelt sich um Fall 19, die Behandlung einer Schläfenperforation. In der von seinem Hg. J.H. Breasted∞∞(7) so genannten „Gloss A“ (VII.19-22) heißt es dann zu den symptomatisch blutrotunterlaufenen Augen des Pati-enten:

ír-ír.ty=fy ssm.tí „Was anbetrifft: Seine beiden Augen sind blutun-terlaufen:

…íw-∂d.n-†w n-ír n-wtí-r=f »Es hat das „Buch(o.ä.) dessen, was sich auf den

Umwickler bezieht“, dazu gesagt: (folgt Erklä-rung).«“

Die präzise Bedeutung des Terminus für Bücher, Schriftstücke namens †w ist noch immer unbekannt. S. Schott verzeichnet immerhin vier Belege, einen aus der Einsetzung des Wesirs und drei aus dem weitgehend zeitgleichen Smith-Papyrus (Fall 5 = II.17; Fall 19 (s.o.) und Fall 41 XIV.10), sowie den spätesten aus dem Dendera-Tempel∞∞(8).

Das folgende Wort ír ist im Smith-Papyrus mit der Buchrolle determi-niert, gefolgt von dem Wort wbn.w für „Wunde“ in XIV.10, in der für

(7) The Edwin Smith Surgical Papyrus (Chicago, 1930), 281f. (8) Bücher und Bibliotheken im Alten Ägypten, Nr. 1707-1710. – Zu Zitaten aus alten

Handbüchern im demotisch-hieratischen Apis-Balsamierungsmanual des Pap. Wien D 3873 s. J.F. QUACK, „Zwei Handbücher der Mumifizierung im Balsamierungsritual des Apisstie-res”, Enchoria 22 (1995), 123-129; zur Smith-Stelle bes. 128.

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den Titel auf Pap. UCL 32781 vs. aber besonders interessierenden Pas-sage in Fall 19 von dem im indirekten Genetiv angeknüpften Titel wtí. Breasted war bereits davon ausgegangen, daß ír – bzw. yry in seiner Lesung – nichts anderes darstellt als die Nisbepräposition „zugehörig zu“, hier in ihrer maskulinen statt der eigentlich zu erwartenden femininen Form und Graphie des AR; BREASTED, op. cit., 163: „what pertains to“∞∞(9). Er vergleicht diese Form der Einleitung eines Buchtitels mit dem griech. perí bzw. lat. de mit sehr ähnlicher Bedeutung.

Die Graphie von íry.w im Titel unseres Pap. UCL 32781 kann doch nur eine jüngere, in den Plural und zudem eindeutig als Schriftstück determi-nierte, Version desselben Terminus im Smith-Papyrus sein. Die Grundbe-deutung wäre dann „Die-dazu-Gehörigen“, eben „schriftliche Traktate“, die einen anderen Text kommentieren. Hier bietet sich die Übersetzung „Kon-Texte“ im allerwörtlichsten Sinne von „Begleit-Texte“ förmlich an.

Trifft unsere Lesung des Wortes nach íry.w n- nun als wtí – „Umwick-ler“ zu, dann ist die phraseologische Korrespondenz zur Zitation in Fall 19 nahezu komplett. M.a.W., was Pap. UCL 32781 auf seiner Verso-Seite dereinst getragen hat, war nichts Geringeres als ein Traktat aus dem Metier des Umwicklers oder Balsamierers hinsichtlich seiner Kenntnisse von und Umgang mit diversen Todesursachen. Nur ist es eben wohl kein Balsamierungsritual oder besser -manual im eigentlichen Sinne gewesen, wie wir das erst aus der römischen Kaiserzeit mehr oder minder fragmen-tiert vorliegen haben∞∞(10). Aus dem Umstand, daß die so verblüffend ähn-liche Zitation in Fall 19 des Smith-Papyrus sich konkret auf eine Glosse bezieht, die andere Stelle in Fall 41 sich auf eine Erklärung aus einem „Wundentraktat“, könnte man den Textterminus íry.w nun noch spezifi-scher als „Glossenverzeichnis“ oder kurz „Glossar“ zur Erklärung unklar oder eines Kommentars bedürftig gewordener Fachtermini aus dem Bereich der Heilkunde und des Bestattungswesens verstehen. Die prakti-sche Konsultierung eines solchen Kommentars wie in Gestalt von Pap. UCL 32781 vs. macht den Balsamierer des Weiteren zu einem Forensiker oder Pathologen.

(9) J.P. ALLEN, The Art of Medicine in Ancient Egypt (New York, 2005), 85 überträgt „The treatise of ‘Skill of the Embalmer’“.

(10) S. TÖPFER, „Fragmente des Balsamierungsrituals in der Eremitage von St. Petersburg“, ZÄS 138 (2011), 182-190.

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ANFANG EINES ÍRY.W-TRAKTATS DES WTÍ-UMWICKLERS

Bevor es zur Liste dieser Todesursachen kommt, folgen noch einige wohlbekannte Bezeichnungen von Übeln und Dämonen. Dazu gehört wohl auch schon ns[y] in der allerersten und dann erneut in der zweiten Zeile, zu dem sich auch gerne das immer noch recht opake ∂y/∂y.t – „Widersacher/in“ gesellt. nsy/nsy.t haben sich zwischenzeitlich als Verur-sacher von Hautkrankheiten erwiesen, nachdem sie davor als Auslöser von epileptischen Anfällen misinterpretiert worden waren∞∞(11).

Ob unter ∂y/∂y.t sehr konkret – und nicht nur in dieser Passage – „Bucklige; hunchbacks“ zu verstehen sind, die als Unheilbringer gefürch-tet waren? Das Traumbuch des Schreibers Qenherchepeschef auf Pap. Chester Beatty III rt. 2.13 verzeichnet ein Erlebnis, bei dem sich der Träu-mer an der Krankheit(?) ∂y (+ ◊) sterben sieht∞∞(12):

ír-m-sw zí m-rsw.t „Wenn ein Mann sich im Traum siehtÌr-mwt-∂y an ∂y sterbend:nfr ¨nÌ-pw m-Ìt[-mwt (?)]-ítí<=f> Positiv: Es bedeutet leben, nachdem

<sein> Vater [stirbt/gestorben ist(?)].“

Es sei hier an die alte von E. DÉVAUD, Études d’étymologie copte (Fri-bourg, 1923), 39-41, aufgestellte – und inzwischen in Vergessenheit gera-tene – Ableitung des koptischen SB

éo – „bucklig“ (= kurtóv in der Sept.) von eben dieser Wurzel ∂í erinnert, die auch W. WESTENDORF in ID., Koptisches Handwörterbuch (Heidelberg, 1965), 412, zitiert. In der langen Liste von Körperteilen in Pap. Berlin P. 3027, Spruch E (II.10 – V.7) wird die nsw-Krankheit gewarnt, u.a. nicht auf den „Rücken“ (í.t) des Säuglings „hinabzusteigen“ und sich „vor ∂[íw] zu hüten“ (Kol. 4.8); s. N. YAMAZAKI, Zaubersprüche für Mutter und Kind. Papyrus Berlin 3027 (Berlin, 2003), 18 und 20. Ob das auf eine buckelartige Geschwulst zielt?

Zu Buckeligen als Grabbeigaben und vielleicht Apotropaika s. VERF., Abseits von Ma’at. Fallstudien zu Außenseitern im Alten Ägypten, Würzburg 2005, 28 mit n. 43; buckelige Miniaturfigurinen männlichen Geschlechts als Grabbeigaben in der Gegend von Qau – Matmar – Mostagedda in Mittel-ägypten zur Zeit der 12. Dyn. verzeichnet bei U. DUBIEL, Amulette, Siegel und Perlen. Studien zu Typologie und Tragesitte im Alten und Mittleren

(11) S. Th. BARDINET, „Remarques sur les maladies de la peau, la lèpre, et le châtiment divin“, RdÉ 39 (1988), 3-36; dort: 17f.; C. LEITZ, Tagewählerei. Das Buch Ìt nÌÌ pÌ.wy ∂t und verwandte Texte = ÄgAbh 55 (Wiesbaden, 1994), I, 42ff.

(12) K. SZPAKOWSKA, Behind Closed Eyes. Dreams and Nightmares in Ancient Egypt (Swansea, 2003), 80.

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Reich = OBO 229 (Fribourg/Ch, 2008), 34; 47 und Taf. I (Typ 1 ae). Weib-liche Figurinen tauchen in ihrem Material aber nicht auf und deren ägypti-sche Bezeichnung ist nicht bekannt.

Das Verbum wtí wird nach Auskunft des Wörterbuch der medizini-schen Texte I (Berlin, 1961), 228 und 231, transitiv mit anschließenden Krankheitsnamen verwendet. Dazu zählen auch solche auf der Haut sich manifestierende wie wÌ.w, mspn.t, srf.t und tmy.t, um nur diese hier zu bemühen. nsy ist im medizinischen Corpus bislang nicht das Objekt eines wtí-Verbandes.

3) Gardiner nahm hier eine Ellipse <N the son of M> nach ks.ty=fy an und übersetzte „who might bend over <N the son of M> to do all things [bad and evil against him]“. Dazu paßt allerdings die finite Verbalform ír=f nicht. Liest man Ìr dagegen nicht als Präposition, sondern als Subs-tantiv „Gesicht“ und nimmt ferner transitive Bedeutung des Verbums ksí – „beugen; neigen“ (bes. von den Armen natürlich; Wb V 139.15-18), dann könnte das auf die körperliche Haltung des Balsamierers „bei sei-nem Vollzug aller nötigen Rituale“ (ír=f-íÌ.t-nb.t […]) hinweisen: Er hat sich zwecks präziser Diagnose über den Leib des jeweiligen Verstorbe-nen zu beugen, um dessen Todesursache ermitteln zu können. Eine andere Deutung wäre, hierin die Geste eines Übel stiftenden Dämon zu sehen, der sein Gesicht zu verbergen sucht, um nicht identifiziert werden zu können.

In jedem Fall liegt mit diesem Zeilenbeginn der grammatisch einzig aufschlußreiche Passus vor, da mit dem s∂m.ty=fy-Verbaladjektiv ein relativer Datierungshinweis auf das Alter der Komposition geliefert wird, die damit sprachlich dem klassischen Mittelägyptisch angehört und vielleicht sogar im Mittleren Reich zustande gekommen ist. Aber wie K. Jansen-Winkeln erst jüngst und mit guten Gründen argumentiert hat, werden insbesondere Schreiber sakraler Kompositionen auch noch in der 18. Dynastie in der Lage gewesen sein, in „bestem“ Mittelägyp-tisch zu komponieren; id., „Sprachgeschichte und Textdatierung“, SAK 40 (2011), 168 (12.). Abgesehen hiervon ist der Umfang des „sprachhis-torisch“ Verwertbaren auf unserem kleinen Fragment viel zu gering, um ihm irgendwelches „chronologisches“ Gewicht beimessen zu wollen.

Zur Formel samt Ergänzung ír.t-íÌ.t-nb[.t bín.t ∂w.t(?)] für den Fall, daß sie sich auf einen Dämon bezieht, vgl. immerhin die gleichlautende Wen-dung in Pap. Leiden I 348 rt. 9.6-7; Pap. Leiden I zu íÌ.t-nb.t als zusam-menfassender Terminus für Krankheiten z.B. in Pap. Hearst Nr. 132.

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4) íd.t-rnp.t konkret als „(Bubonen)Pest“ zu deuten, ist wahrscheinlich doch etwas zu optimistisch; dafür LEITZ, op. cit., bes. 134f. und 205-208; dagegen G. ROSATI, in: EAD. & J. OSING, Papiri Ieratici e Ieroglifici da Tebtynis (Firenze, 1998), 193ff. Die Miszelle „Jdt rnpt or the ‚Pestilence of the Year’“ von H. GYÖRY, in: J. COCKITT & R. DAVID (eds.), Pharmacy and Medicine in Ancient Egypt. Proceedings of the Conferences held in Cairo (2007) and Manchester (2008) (Oxford, 2010), 81-84, trägt zum besseren Verständnis des Terminus nichts Neues bei.

Zur grammatischen Form und Bedeutung der Einträge nach dem Schema mwt n-NN vgl. die verbale Version z.B. im Tagewählkalender (ed. LEITZ, op. cit.), pass.: mwt=f n-XY – „er stirbt an XY“. Aus Analo-gie zu dieser flektierten Form verstehe ich die nominalisierte Version mwt in diesem Traktat denn auch als nomen actionis, also als „Sterben an XY“. Die von P. VERNUS, in: RdÉ 33 (1981), bekannt gemachte Menolo-gie aus der 18. Dyn. prognostiziert Krankheitsausbrüche kollektiven Aus-maßes mit gelegentlicher Todesfolge, allerdings in anderer grammatischer Gestalt denn als nomen actionis; id., loc. cit., 103f.

4)-5) Es bleibt unklar, ob hier kurz und bündig „[Sterben an] seinem „Harn“ oder durch eine noch zusätzlich genannte krankhafte Erscheinung desselben eingetragen war. Zu solchen pathologisch klassifizierten Zuständen des menschlichen Harns s. Wörterbuch der medizinischen Texte I, 362 (III).

Im Traumbuch des Pap. Chester Beatty III rt. 5.5 wird das „Trinken seines (eigenen) mwy.t-Urin“ als „positiv: Leben vom Besitz seines *Sohnes“ (¨nÌ m-íÌt-z=f) interpretiert.

5) „Sterben an/vor Durst / Verdursten“ erinnert natürlich sofort an die berühmte Passage des dem gleichen Schicksal sich nahe wähnenden Sinuhe (B 21-22):

Ìr n-íb.t s.n=f-wí „Eine Durstattacke ereilte mich.ntb=kwí ÌÌ=í-Ìm.w Ich war völlig ausgetrocknet, meine Kehle ausgedörrt,∂d.n=í dp.t-mwt-nn und ich dachte: Das ist der Geschmack des Todes.“

„Sterben an einem Vogelknochen“ ist belegt in dem Osiris-Dekret gegen diverse Todesarten (s. dazu u. §4) Pap. Turin CG 54050 vs. 2.6-7; ob auch hier so zu ergänzen?

7) „Rindfleisch essen“ ist nach Aussage des soeben zitierten Traumbu-ches (rt. 7.5) zunächst wiederum etwas Positives (nfr), weil Ìpr-n=f {n} íÌt-pw - „etwas ihm zueigen werden bedeutet es“ prognostiziert. Aber an

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anderer Stelle (rt. 10.6) resultiert aus dem gleichen Traum bzw. Verzehr mit negativer Bedeutung ¨Ì r-Ì.t=f – „Kampf vor ihm / ihm gegenüber“. Der Verzehr von „heißem Fleisch“ (íwf-smw) dagegen prophezeit nega-tiv, daß der Träumer „für nicht unschuldig befunden“ werden wird (tm-m¨-Ìrw-pw; rt. 7.14).

Die in diesem Kontext interessante Passage in dem demotischen Pap. Carlsberg XIV vs. d x+6 ist leider nur eingangs erhalten: íw=f wnm íwf […] - „wenn er Fleisch [vom »Feind« des NN-Tieres] verzehrt, [dann …]“: ed. A. VOLTEN, Demotische Traumdeutung (Pap. Carlsberg XIII und XIV Verso) (Copenhagen 1942), 96/7; zur Lesung sft als »Feind« statt „Kot“ in den vorangehenden Zeilen s. jetzt J.F. QUACK in seiner Neuübersetzung der Fragmente in: TUAT Neue Folge Band 4, Omina, Orakel, Rituale und Beschwörungen, (Gütersloh, 2008), 362 mit n. 187. Die Ergänzung dürfte relativ sicher sein, was für den Namen des nachfol-gend genannt gewesenen Tieres natürlich nicht gilt.

8) ¨È m-rw.ty – „Der von außen eindringt“ als generische Bezeichnung für einen in den Körper einfahrenden Todes-Dämonen par excellence ist bestens bezeugt; VERF., Abseits von Ma’at, 172ff.; zum Konzept ferner G. FECHT, Der Habgierige und die Maat in der Lehre des Ptahhotep (5. und 19. Maxime) = ADAIK 1 (Glückstadt – Hamburg – New York 1958), 36 mit Anm. 3.

Hier sei u.a. die in diesem Kontext geradezu klassische Definition des-sen, was „einen, der von außen eindringt“ eigentlich meint, angeführt. In Pap. Edwin Smith Fall 8, Glosse D IV 16-17, heißt es dazu nämlich: ír-¨È.t m-rw.ty †w/nfw-pw n-n†r n-rw.ty mw.t r’-pw ín-s¨È.t n-Èm.t-̨w=f - „Betreffs: “Etwas, das von außen eindringt”, das meint den Hauch eines Gottes/Dämons von außen oder eines Toten (s. †w n-mw.t; Wb V 352.26), nicht das Eindringen von etwas, was sein Fleisch hervorbringt“; eine spe-zifische Nennung dessen, „was von außen eindringt“, liefert Pap. Berlin P. 3038 Nr. 112 (9.7-9). Danach gilt diese Form der externen Verursa-chung auch für nsy.t; s. hier Z. 1 und 2; dazu a. R.K. RITNER, in: P. KOUSOULIS (ed.), Ancient Egyptian Demonology. Studies on the Bounda-ries between the Demonic and the Divine in Egyptian Magic = OLA 175 (Leuven, 2011), 3-24; dort: 7; s. ferner Ph. DERCHAIN, Le Papyrus Salt 825 (B.M. 10051). Rituel pour la conservation de la vie en Égypte (Bruxel-les, 1965), 173 n. 102 (mit weit. Exx.). S. bes. P. VERNUS, „Une théorie étiologique de la médicine égyptienne: les souffles vecteurs de maladie“, RdÉ 34 (1982-1983), 121-125.

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ANFANG EINES ÍRY.W-TRAKTATS DES WTÍ-UMWICKLERS

Unsere Passage vergleicht R.A. Caminos beiläufig mit den †w pr m-rw.ty – „effluvia which come forth from without“ in dem „Spruch zur Ver-treibung der Gefährten des Bösen“ auf Pap. BM EA 10288: ID., „Another hieratic manuscript from the library of Pwerem son of Kiki (Pap. BM. 10288)“, JEA 58 (1972), 215 n. 6.

8)-9) Ob hier eine Dublette zum „Sterben durch Rindfleisch“ in Z. 7) vorliegt, bleibt angesichts des Textverlustes müßige Spekulation.

11) hy.t – „Hinfallen; Stürzen“ als Todesursache in Pap. Turin 54050 vs. 3.1; 9 und 10 = A. ROCCATI, Magica Taurinensia, 31. Anstelle des von Gardiner mit? versehenem trí lese ich rrí und möchte in den Spuren danach das Kompositdeterminativ der ein Kind stillenden Frau erblicken. Wenn so richtig, dann evoziert diese knappe Notiz die gesamte Textwelt der „Zaubersprüche von Mutter und Kind“ auf Pap. Berlin P. 3027.

Die nächste paläographische Parallele zur Hand dafür ist zugegebener-maßen eine recht späte: s. U. VERHOEVEN, Untersuchungen zur späthiera-tischen Buchschrift = OLA 99 (Leuven, 1999), 111 (B5).

12) Das eingangs der Zeile partiell erhaltene und syllabisch notierte ∂l könnte der „Skorpion“ sein, der in „normaler“ Graphie in Pap. Turin CG 54050 vs. 2.10 = A. ROCCATI, Magica Taurinensia, 30, als Todbringer erscheint. Es würde einzig das Tierfelldeterminativ in der Lücke fehlen.

Bier als schlechtes Omen im Traumbuch des Pap. Chester Beatty III z.B.

rt. 7.4: „warmes Bier trinkend“ resultiert in Ìpr-wÌd.t-pw-r=f – „Entstehen von (verdauungsgestörtem) Leiden an ihm bedeutet das“; rt. 9.23: „Bierbrauen im eigenen Hause“ resultiert in sn¨-p[w] m-pr=f – „Abgewiesen-werden in/aus seinem Hause“; rt. 10.8: „Bier in einen Krug füllen“ führt zu í†.t-íÌt m-pr=f – „Wegnahme von etwas aus seinem Hause“;

„Positiv“ dagegen wird „…(?) Bier [trinken]“ bewertet in dem weitge-hend zerstörten Eintrag unter

rt. 2.17: „n∂∂ seines Herzens bedeutet das“∞∞(13).

(13) Zusätzlich zu dem Komm. bei K. SZPAKOWSKA, Behind Closed Eyes, 81f., s. noch D. Meeks’ Hinweis auf das konsumierbare n∂.t in CT IV 44 g-h (sp. 292); ID., Année lexicographique (Paris, 1978), Nr. 78.2322; ferner W. HELCK, Materialien zur Wirtschafts-geschichte des Neuen Reiches (Teil III) (Mainz, 1963), 350 und 353: Ì-Kuchen in Gestalt von n∂-Tafeln; zu n∂-Ziegeln aus Datteln id., op. cit., (Teil V) (Mainz, 1964), 760.

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ÉGYPTE PHARAONIQUE

(14) J.P. ALLEN, op. cit. (s.o. Anm. 8), 70f. (15) Chr. GEISEN, Die Totentexte des verschollenen Sarges der Königin Mentuhotep aus

der 13. Dynastie. Ein Textzeuge aus der Übergangszeit von den Sargtexten zum Totenbuch = SAT 8 (Wiesbaden, 2004), 16f.

Der schlußendlich noch erhaltene und rubrizierte Eintrag szp könnte eine manuelle Instruktion an den wtí darstellen; dazu Näheres am Ende von §4.

§3 ZUM BELEGSPEKTRUM DER TEXTKATEGORIE ˆIRY.W

Fassen wir einmal die bisher bekannt gewordenen Belege für diese Textkategorie namens íry.w zusammen und überprüfen deren Kollokatio-nen unter dem Aspekt, was sie zu einer konkreteren inhaltlichen Bestim-mung dieses Terminus beizutragen vermögen. Das soll hier der Übersicht-lichkeit halber in chronologischer Reihenfolge geschehen, sofern die Datierbarkeit der Quellen dieses Vorgehen ermöglicht.

1) Pap. Edwin Smith, Fall 5, 19 und 41 (frühes NR mit älterem

Vorläufer)

Hier bildet die zitierte Glosse ein Exzerpt aus einer †w n-ír n-wtí genannten Komposition. Die bibliothekarisch übergeordnete Größe ist das †w – Kompendium, in dem ein derartiges ír-Glossarium des wtí-Umwicklers Aufnahme finden kann.Aus dieser Kollokation geht hervor, daß es sich bei dem ír-Zitat um eine Glosse aus einem wie umfangreich auch immer im Einzelnen gewesenen Glossarium handeln muß. Zudem wird durch die Relation zum wtí-Umwickler eine praktische Anwendung seitens dieses Hand-werks angezeigt. Die Handschrift des Pap. Smith wird allein aufgrund ihrer Identität mit derjenigen des Papyrus Ebers in das frühe Neue Reich bzw. die 18. Dyn. datiert∞∞(14). Die zitierte ír-Glossen-Sammlung sollte literarhisto-risch mit der im religiösen Spruchgut erstmalig in der späten 13. Dyn. greifbaren Praxis der Glossierung von Totenbuchredaktionen in Zusam-menhang gebracht werden∞∞(15).

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ANFANG EINES ÍRY.W-TRAKTATS DES WTÍ-UMWICKLERS

(16) Dazu ausführlich VERF., „Stolz auf seine Fachbibliothek oder Die thaumaturgi-schen Hände des Dr. Nefer“, WdO.

2) Biographie des Sachmet-Priesters Nefer (Selbstdatierung in die

Zeit Ahmose – Amenhotep I)

Während der Smith-Papyrus die materielle Fixierung des ír-Glossari-ums auf einem †w genannten Schriftträger notiert, stellt der Sach-met-Priester Nefer die in seinem Besitz befindliche Sammlung von íry.w–Texten bzw. Handschriften an die Seite von diagnostisch-thera-peutischen ss.w–„Heilkundebüchern“. Er habe „zahlreiche (¨s)“ sol-cher íry.w sein eigen genannt∞∞(16).Unter der Annahme, daß íry.w den Plural zur singularischen ír–Glosse in Pap. Smith bildet, haben wir wieder einen dezidiert medizinischen oder heilerischen Kontext für diese Textsorte ermittelt, der zudem noch die beiden Quellen 1 und 2 weitgehend synchron in das 16. Jh. v.u.Z. platziert.

3) Pap. UCL 32781 vs. aus Rifeh (späte 18. Dyn.)

Diese Quelle darf mit Fug und Recht als die bislang bedeutendste bei der Ermittlung dessen, was es mit dem Terminus íry.w auf sich gehabt hat, klassifiziert werden. Denn hier erscheint íry.w am absoluten, noch dazu rubrizierten und durch Ì.t-¨ m- eingeleiteten Anfang einer größe-ren Textkomposition. Darüberhinaus, und das ist der eigentlich sprin-gende Punkt, ist dieses Traktat des wtí-Umwicklers als von ihm zu kon-sultierendes Manual ausgewiesen. Die Liste von Todesursachen dürfte praktische Konsequenzen für dessen bandagierende Tätigkeit im Gefolge gehabt haben.Paläographisch ist die Handschrift – wie ja auch die auf den gleichen Schreiber zurückgehende Recto-Seite – in die fortgeschrittene 18. Dynastie zu datieren. Damit liegt sie rein chronologisch gut 200 Jahre nach den Quellen 1 und 2. Angesichts ihrer Bedeutung für die Geschichte der íry.w–Texte ist es umso mehr zu bedauern, daß der von A.H. GARDINER, apud W.M. Flin-ders PETRIE, Gizeh and Rifeh (London, 1907), 27, en passant erwähnte archäologische Kontext nicht im gleichen Band dokumentiert wird. Die Handschrift soll in Grab Nr. 120 innerhalb der NR-Nekropole von Rifeh gefunden worden sein. Wem dieses Grab gehörte, wie es datiert, welche Ausstattung darin ggf. sonst noch entdeckt wurde, ob es anonym oder

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ÉGYPTE PHARAONIQUE

(17) G. BURKARD, Das Klagelied des Papyrus Berlin P. 23040 a-c. Ein Dokument des priesterlichen Widerstandes gegen Fremdherrschaft = ÄAT 58 (Wiesbaden, 2003), 36; 41 und Taf. II.

(18) Ph. DERCHAIN, Le Papyrus Salt 825 (B.M. 10051) (Bruxelles, 1965), I, 55ff.

einer namentlich identifizierbaren Person zugewiesen werden könnte und wenn ja, mit welcher Titulatur, bleibt leider verborgen. Die Kollo-kation mit einer Abschrift der politischen Lehre des Kairsu erlaubt eine gewisse Analogie mit der Bibliothek im Ramesseumsgrab aus der 13. Dynastie. Der Besitzer von Grab Nr. 120 in Rifeh könnte beruflich somit aus dem Umfeld von Sachmet-Priestern und Balsamierern stam-men und deshalb zum Ausweis seiner Professionalität zumindest ein Exemplar seiner Fachliteratur mit ins Jenseits genommen haben, was ja durchaus gängiger Praxis entsprach.

4) Pap. Berlin P. 23040 aus Elephantine (frühe Ptolemäerzeit)

Bei den Resten dieser Handschrift handelt es sich um eine Klage über Plünderung und Verfall einer Tempelbibliothek auf der Insel Elephan-tine∞∞(17). Der Herausgeber datiert die Niederschrift in die Jahrzehnte zwischen 300 und 240 v.u.Z. Der Kontext ist angesichts der ubiquitären Fragmentierung des Textes nicht mehr en détail zu ermitteln, aber das Erhaltene deutet klar auf die Profanierung einer geheim zu haltenden Tempelbibliothek hin. An einer Stelle heißt es zu dieser Schändung:

Ìw.t-íry.w-bd.∅ m-Ìr n-Ìm[y (?)] – „Das Gebäude der íry.w-Handschriften ist hell erleuchtet angesichts der Tempel-schänder/Ignoranten(?);

bw-R¨w m-¨-nÌn.w die Bau-Re-Texte sind in der Hand von Kindern.“ (Kol. x+6.17-18)

Aus dieser im parallelismus membrorum gehaltenen Kollokation geht hervor, daß die íry.w–Kompositionen sakraler Natur gewesen sein müs-sen, ansonsten würde die unmittelbar folgende Nennung der b.w-R¨w–Schriften wenig Sinn machen. Die b.w-R¨ bildeten bekanntlich einen elementaren Bestandteil der Bibliothek des Lebenshauses oder pr-¨nÌ∞∞(18). Die auch im Folgenden zitierten Quellen lokalisieren die Aufbewahrung der íry.w in einem eigens dafür reservierten Ìw.t-íry.w, das somit eine Spezialabteilung innerhalb der Bibliothek bzw. des pr-m∂.t des jeweiligen Lebenshauses konstituiert haben könnte. Viel-leicht belehrt uns das von J.F. Quack in Rekonstruktion befindliche »Buch-vom-Tempel« eines Tages noch genauer darüber.

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ANFANG EINES ÍRY.W-TRAKTATS DES WTÍ-UMWICKLERS

(19) S. ferner op. cit., 299, Textsegment Nr. 343 mit den Belegen im Einzelnen. (20) R. JASNOW & K.Th. ZAUZICH, The Ancient Egyptian Book of Thoth Volume 1: Text

(Wiesbaden, 2005), 232 u. 234. Dazu a. VERF., in: loc. cit. (s. hier Anm. 16). (21) J. OSING, Hieratische Papyri aus Tebtunis I. Text = CNI Publications 17. The Car-

lsberg Papyri 2 (Copenhagen, 1998), 97 Anm. c).

5) Tempelinschriften aus griechisch-römischer Zeit (griechisch-rö-

mische Epoche)

Die bislang bekannten 15 Belege für das Tempelgebäude namens Ìw.t-íry.w sollen hier nicht im Einzelnen aufgelistet werden. D. BUDDE, Die Göttin Seschat = Kanobos. Forschungen zum griechisch-römischen Ägypten Band 2 (Leipzig, 2000), 206-211, hat die wesentlichen bereits zusammengestellt∞∞(19). Sie übersetzt diesen Namen durch „Haus-der-Ri-tualvorschriften“.

6) Das Demotische Thotbuch∞∞(20) (Ptolemäerzeit und später)

Nur kurz sei hier auch das demotische Thotbuch erwähnt, in dem an einer Stelle (B04, 2/1) von Thot als dem „Vorsteher des Hauses der íry.w – Schriften“ die Rede ist (Ìnt Ì.t íry.w). Leider gibt der umge-bende Text aber nichts für das präzisere Verständnis dieses Terminus her.

7) Onomastikon aus Tebtunis∞∞(21) (2. Jh. n.u.Z. mit sicher älteren

Vorläufern)

Innerhalb des dem Schriftwesen gewidmeten Abschnittes auf Fr. J 12.13-13.24(?) erscheint unser Terminus in dem Namen des aus Quelle 4) bekannten Ìw.t-íry.w. Diese Abteilung wird hier der Seschat als ihrer göttlichen Patronin unterstellt (J 13.12). Auf die ír–Lemmatisierung folgt in J 12.13 der Terminus b.w-R¨; s. wieder Quelle 4). Kurz darauf ergänzt der Hg. in Z. 14 einen weiteren ír–Eintrag, wonach sich die weiteren Einträge in „Z. 15ff. … thematisch m.E. nicht mehr mit dem Lemma „HEILIGE SCHRIFTEN“ verbinden“ lassen. Diese Annahme wird aber wegen der Kollokation íry.w – b.w-R¨ in der Elephanti-ne-Klage, die J. Osing zum Zeitpunkt seiner Edition des Onomastikons noch nicht vorlag, nunmehr weniger wahrscheinlich. Es gilt aber ferner zu berücksichtigen, daß in J. 13.6 und 13.8 zwei weitere ír–Einträge folgen, deren ratio sich nicht ohne Weiteres erschließt. Danach würde der Eintrag zu Seschat als … Ìnt Ìw.t-íry[.w (?)] in J. 13.12 unter

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ÉGYPTE PHARAONIQUE

(22) Einen Satz aktueller Arbeitsphotographien dieser Handschrift verdanke ich der freundlichen Unterstützung der früheren Kuratorin am Museo Egizio di Torino, Dr. Sara Demichelis.

(23) Hier zitiert nach A. ROCCATIs Transkription in seinem Band Magica Taurinensia (Roma, 2011).

diesem Lemma ír jmí-mwt(?) – „INHALT DER SCHRIFT(?)“ in 13.8 zu subsummieren sein. Die genaue Bedeutung dieses Eintrags ímí-mwt(?) bleibt aber trotz J. Osings Anm. z) auf S. 98 seiner Edition vor-läufig noch im Dunkeln. Überhaupt bereitet die gesamte Rubrik „Schrift-wesen“ einige Probleme hinsichtlich ihres Ordnungsprinzips. Es fällt des Weiteren auf, daß in dem erhaltenen Abschnitt zu textologischen Termini nirgends von den Tätigkeiten des Umwicklers oder Balsamie-rers die Rede ist, der nächstverwandte Eintrag ist das zweimalige Lemma wpr’ (supralinear glossiert: oupair) – „Mundöffnung“ in J. 13.10 und ír wpr’ – „Mundöffnung ausführen“ in J. 13.15.

§4 VERGLEICH MIT PAP. TURIN 1993 VS. 1-3 UND ANTIKER VERWENDUNGS-KONTEXT

Es ist wohl davon auszugehen, daß der Katalog der Todesarten auf Pap. UCL 32781 vs. erheblich umfangreicher war, als er uns heute vorliegt. Allein schon das hiermit thematisch vergleichbare Osiris-Dekret auf dem Turiner Pap. CGT 54050 vs. 1-3 umfaßt incl. seiner abschließenden Göt-terbedrohung und -belohnung für den Fall der Vertreibung der Todesursa-chen drei Kolumnen∞∞(22). Trotz dieses beklagenswerten Fragmentes auf Pap. UCL 32781 vs. seien die noch greifbaren Todesursachen der Über-sichtlichkeit halber nochmals textchronologisch aufgelistet und – soweit vorhanden – mit solchen oder ähnlichen in der Turiner Handschrift vergli-chen:

Pap. UCL 32781 vs. Pap. Turin CGT 54050 vs. 1-3∞∞(23)

Sterben an / durch […]:Seuche-des-Jahres vs 2.8-[9] Seuche-[des Jahres(?)]; m-mwt n-

(í)d.t-[rnp.t (?)]); Urin ØDurst vs. 3.9-10 (m-mwt n-bí = íbí)Vogel[knochen(?)] vs. 3.6-7 (m-mwt n-Ès n-pd)Augen ØRindfleisch ØDer-von-außen-eindringt vgl. vs. 3.3 (m-mwt n-†w-nb)Rindfleisch Ø

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ANFANG EINES ÍRY.W-TRAKTATS DES WTÍ-UMWICKLERS

Pfeile ØStürzen; Sturz vs. 3.8-9 (m-mwt n-hy.t); vgl. ferner vs. 3.1

(m-mwt n-hy.t Ìr-ínb.w)Kindesaufzucht(?) vgl. vs. 3.10-11 (m-mwt n-hy.t m-íwr – „ …

Sturz in der Schwangerschaft“)Skorpion(?) vs. 2.10 (m-mwt n-∂l)Bier vgl. vs. 3.10 (m-mwt n-tÌ)

Da zu stark zerstört und Inventar wie Sequenz der Todesarten auf dem Londoner Fragment auch nicht annähernd vollständig zu ermitteln sind, bleibt es einstweilen unmöglich, in dieser Handschrift eine transparente Gliederung zu erkennen, wie sie der Turiner Variante abgelesen werden kann. Dort ist der Katalog auf regelrechte thematische Blöcke oder Unter-kapitel verteilt, was hier nicht im Detail weiter verfolgt werden soll. Es bleibt weiterhin die Edition und Bearbeitung durch Borghouts und Roc-cati abzuwarten.

Das Turiner Dekret ist wie bereits gesagt thematisch – über die aufge-listeten Todesursachen – mit der Londoner Handschrift engstens ver-wandt, nur ist es das auch funktional? Dies darf füglich bezweifelt wer-den, sofern der Buchtitel auf Pap. UCL 32781 vs. unter Lesung des Adressaten bzw. Praktikanten mit der Berufsbezeichnung wtí – „Umwick-ler“ korrekt sein sollte. Von einem solchen Mann ist in dem Turiner Dekret keine Rede! Dort wird allen potentiellen Todesverursachern für den Fall des „Verzögerns“ (w∂f) ihres Verschwindens in einer ausführli-chen Götterbedrohung mit kultischen Katastrophen gedroht. Im umge-kehrten Falle, also bei tatsächlicher Entfernung aus den Gliedern des Opfers, ist der Kult – und damit der Kosmos – wieder im Lot. Ob der íry.w–Text Pap. UCL 32781 vs. an vergleichbarer Position eine vergleich-bare Drohung bzw. Verheißung gehabt hat, läßt sich natürlich genauso wenig sagen. Entscheidend für den Unterschied der beiden Traktate sind aber trotz dieses mißlichen Textverlustes die völlig verschieden phrasier-ten Anfänge beider Kompositionen. Der Turiner Text nobilitiert sich als von höchster und kompetenter Stelle in Sachen „Todesursachen“, näm-lich als von Osiris, erlassenes „Dekret“, der Londoner Text dagegen als eine Art „begleitendes“ (s. íry.w < íry) Handbuch eines wtí – „Umwick-lers“. Deren gemeinsame Schnittmenge sind diverse Todesarten, mehr aber vielleicht auch nicht.

Was also könnte die Funktion der Londoner íry.w-Abhandlung gewe-sen sein? In diesem Zusammenhang muß auch der bereits von G. Posener angestellten Beobachtung zur Identität der beiden Handschriften auf der

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ÉGYPTE PHARAONIQUE

(24) Eine unbedingt vergleichbare Kollokation von Weisheit auf dem Recto und Medi-zin auf dem Verso, wenn auch wohl von zwei verschiedenen Händen, hat gleichfalls G. Posener in seiner Erstedition der Loyalistischen Lehre vorgelegt: Gemeint ist der Pap. Louvre E 4864 auf den Taf. III und IV seines Buches.

(25) Recht wahrscheinlich ist das Satzfragment […] (4) nb ídt-rnp.t bereits Teil dieser Liste; s. o. den Komm. z. St.

Recto- wie auf der Verso-Seite einiges Gewicht beigemessen werden. Denn sollte es sich tatsächlich in beiden Fällen um den gleichen Schreiber bzw. Kopisten gehandelt haben, und nach dem Erhaltenen spricht nichts dagegen, dann hätten wir hiermit einen der recht seltenen Belege für die Kollokation und Kopie eines weisheitlichen bzw. literarischen und eines wissenschaftlichen Textes aus ein und derselben Feder bzw. Binse auf einer einzigen Handschrift vor uns∞∞(24). Dessen Wissenschaftlichkeit liegt in der Diagnostik der Todesursachen. Verteilt auf separate Träger und anschließend in eine gemeinsame Bibliothek inkorporierte Texte haben wir diese Art der Kollokation ja in der berühmten „Ramesseum-Biblio-thek“ dokumentiert. Hier braucht nur an Pap. Ram. I und II als zwei Ver-tretern der weisheitlich-lehrhaften Literatur und daneben an die zahlrei-chen magiko-medizinischen Handschriften dieses Konvolutes erinnert zu werden.

Unter der hypothetischen Annahme, daß das Recto von Pap. UCL 32781 gänzlich und einzig mit der Lehre des Kairsu beschriftet war, das Verso mit dem íry.w-Traktat des Umwicklers, darf bei der weiteren Annahme der Chronologie der Beschriftung Recto > Verso immerhin auf die Thematik der Schlußstrophe der Lehre hingewiesen werden. Dort (§14) spricht der scheidende Meister vom Totenkult, dabei sicher anspie-lend auf seinen eigenen. Bevor dieser nun überhaupt ins Werk gesetzt werden kann, bedarf es zuvorderst der entsprechenden Einbalsamierung durch den wtí. Weitere Spekulationen über die ratio und den zeitlichen Abstand zwischen den Niederschriften der beiden Texte in dieser Reihung seien hier aber unterlassen.

Das Wenige von Verso I Erhaltene läßt immerhin noch grob eine Glie-derung dieser Textpartie in drei Abschnitte erahnen. Nach dem Titel und dem Proömium von Z. 1 bis mindestens Z. 3 erfolgt spätestens in Z. 4 eine Liste der Ursachen, die im jeweiligen Einzelfall zum Tode haben führen können∞∞(25). Das in Z. 12 rubrizierte szp[…] könnte eine manuelle Instruktion an den wtí dargestellt haben, dergestalt, daß er etwas „neh-men; empfangen“ möge, ähnlich wie in Pap. Smith Fall 14 (6.11-12): szp.n=k-n=f íwf-w∂ – „(Wenn ihre (der Wunde) Naht verschoben ist,)

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ANFANG EINES ÍRY.W-TRAKTATS DES WTÍ-UMWICKLERS

(26) W. WESTENDORF, Handbuch der altägyptischen Medizin 2. Band = Handbuch der Orientalistik 1. Abt., 36. Bd. (Leiden, 1999), 723.

nachdem du ihr das frische Fleisch (wieder) abgenommen hast, …“∞∞(26). Ungleich häufiger als im Wundenbuch – und willkürlich herausgegriffen – ergeht eine mittels dieses Verbums erteilte Instruktion an den wtí-Balsa-mierer im entsprechenden Manual bzw. nach S. Sauneron sogenannten Rituel de l’Embaumement (Le Caire, 1952), z.B. in … 7.9; 7.17; 7.23-4; 8.2; 8.3; 9.3; 9.4; 9.6 und pass.

Unterm Strich kann der 2. Abschnitt dieser 1. Kolumne mit seinen mwt n-XY – Einträgen unter dem Begriff Thanatologie, also der Disziplin und Tätigkeit der Ermittlung von Todesursachen, klassifiziert werden. Diese Thanatologie ist in diesem Traktat aus retrospektiver Perspektive des wtí oder post-mortal zu verstehen, in dem hiermit verglichenen Turiner Papy-rus dagegen aus fakultativ-prognostischer Perspektive oder prä-mortal eines sich in der Zukunft als wirksam erweisen sollenden Schutzdekretes. Darin liegt dann auch der entscheidende Unterschied zwischen diesen bei-den Textkompositionen. Kurzum, das íry.w-Traktat auf Pap. UCL 32781 vs. ist kein direkter funktionaler Vorläufer des Turiner Osiris-Dekretes!

Hans-Werner FISCHER-ELFERT

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ÉGYPTE PHARAONIQUE

Abb. 1 — Pap. UCL 32781 verso. Copyright of the Petrie Museum of Egyptian Archaeology, University College London.