Post on 04-Feb-2023
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Geschichte und Gegenwartder Zuwa nderu ng
nach Wien
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SCHLESIER
STEIRER
VORARLBERGER
TSCHECHENSZEKLER
HOI-I.ANDERFRIUTANER
SIEBENBURGERBELGIER
LUXEMBURGER
ALANENROMERLANGOBARDEN
RHEINTANDER
KARNTNER
SERBENSUDITALIENER
KROATEN
DEUTSCHMAHRER
AGYPTER
OBEROSTERREICHER
AROMUNEN
SCHWEIZER
POLEN
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PORTUGIESEN
MAZEDONIER
DANEN
GRIECHEN
BRITEN
SINTI
RUMANEN
CHINESEN
SYRER
NORDAMERIKANER
SCHWABEN
KELTEN
QUADEN
PREUSSEN
AWAREN
BAYERN
THURINGER
DONAUSCHWABEN
KURDEN
DEUTSCHBOHMEN
ARMENIER
PALASTINENSER
SUDAMERIKANER
AFRIKANER
FILIPINOS
INDERKOREANER
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oZur Geschichte und Gegenwart der Zuwanderung nach Wien
Mfi *nn!!(ur ul KUmR
217. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien
19. September bis 29. Dezember 1996
INHALT
Vorwort
Vorwort und Dank
Einleitung
Beitragsteil
Walter Sauer
Richard Perger
Lonnie Johnson
Richard Perger
Günther Berger
Günther Berger
lVaria A, Stassinopoulou
N/ehrafagh Gallenbacher-Heydarzadeh
Luisa Ricaldone
Eleonore Lappin
Josip Sersic
Roman Taborski
Erika Thurner
Gero Fischer
Feliks J Bifer
Dr Ursula Paferk, Amtfuhrende Stadträtin für Kultur von Wien
Hofrat Dr Günter Duriegl, Direktor der Museen der Stadt Wien
Dr Peter Eppel
Menschen aus dem ,,Dunklen Kontinent" Afrikaner in Wien
Altösterreicher deutscher Zunge
Amerikaner in Wien: Zuwanderung auf Zeit
Das deutsche Element in Wiens Bevölkerung
Fernost in Wien Seide-Seladon-Geisha und die Wirklichkeit
Franzosen in Wien
Griechen in Wien
lraner in Wien
Italiener in Wien
luden in Wien
Kroaten in Wien
Polen in Wien
Die Zuwanderung von Roma und Sinti
Serben in Wien
Auch die Lipizzaner sind Zuwanderer
Ein kurzer Beitrag zur langen Beziehungsgeschichte zwischen den Slowenen und Wien
Spanier in Wien
Tschechen und Slowaken in Wien
Türken in Wien
Ukrainer in Wien
Ungarn in Wien
Lebensgeschichten von Zuwanderern:
Charakteristika internationaler Biographien
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Ferdinand Opll
Monika Glettler
Hanne Egghardt
Alexander Ostheim-Dzerowycz
Gerhard Baumgartner
Gerhard Josi
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INHALI
VorWort
VorWort
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Dr, Ursula Pasterk, Amtsführende Stadträtin für Kultur von Wien
Hofrat Dr. Günter Düriegl, Direktor der Museen der Stadt Wien
Dr Peter EPPeI
Menschen aus dem ,,Dunklen Kontinent" Afrikaner in Wien
Altösterreicher deutscher Zunge
Amerikaner in Wien: Zuwanderung auf Zeit
Das deutsche Element in Wiens Bevölkerung
Fernost in Wien Seide-Seladon-Geisha und die Wirklichkeit
ftanzosen in Wien
Griechen in Wien
h lraner in Wien
Italiener in Wien
Juden in Wien
Kroaten in Wien
Polen in Wien
Die Zuwanderung von Roma und Sinti
Serben in Wien
Auch die Lipizzaner sind Zuwanderer
Ein kuzer Beitrag zur langen Beziehungsgeschrchte zwischen den Slowenen und Wren
5Panier in Wien
Tschechen und Slowaken in Wien
Türken in Wien
Ukrainer in Wien
Ungarn in Wien
Lebensgeschichten von Zuwanderern:
Zharakteristika internationaler Biographien
Albert Lichtblau
Albert Kaufmann
MichaelJohn
Rainer Munz
Kurzbiographien der Autoren
Katalogteil
1 Entstanden in Völkerwanderungen: Wien von der Antike bis zum Fruhmittelalter
2 Auf dem Weg zur Residenzstadt: Wien an der Wende zur Neuzeit
3 Weltstadt des Barock: Wien in seinem italienischen Jahrhunderl(1620 1740)
4 lm Sog der Auf klärung: Wien in der Reformära (1740 1800)
5 Schmelztiegel N/itteleuropas: Wien im 19 Jahrhundert (1800-1890)
6 Unbegrenzte Großstadt:Wien im Fin de Siècle (1890-1914)
7 Wien, die zweitgrößte tschechische Stadt
B Vom Chaos zur Katastrophe
Wien von der Auflösung des Habsburgerreiches bis zur nationalsozialistischen Herrschaft
9 Zielpunktvon Migrationsströmen:Wien von 1945 bis'1989
10 Wien seit 1989
1011 Einwanderungspolitik zwischen Fremdenfeindlichkeit und lntegration
1012 Kindergarten, Schule, Universität
1013 Familie
1014 Zweite Generation
10/5 Arbeit
1016 Kunf
1011 Frerzeit und Kommunikation
10/B Religion
1019 Wohnen
10/10 Wege zur lntegration
11 Wiener Küche
12 Sprache
Fotonachweis
Mosaik, Schmelztiegel, Weltstadt Wien ?
N/igration und multikulturelle Gesellschaft im 19. und 20 Jahrhundert
,,4 Hetz muaß sein !" Der Wiener und seine Fremden
Wohnsituation und räumliche Verteilung
von Zuwanderern im Wiener Stadtgebiet
Wanderungspolitik als Entscheidung über unsere Zukunft
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sur l'Autriche 5pécial colloque Relati-
Maria A, Stassinopoulou
Griechen in Wien
Der rothe sior N/iche Gallati/ N/it Basili Kalaffati,/
Das Scaramangas'sche Factotum/
Denn nie g'schieht etwas ohn'sein Votum./
Wo Pumpernikerl Jacobaki/ Mit dem pána¡rol Christaki/
Räuberhauptmann Tombakaki/ mit dem Riso Nikolaki/
Baumwollhengst Sensal l\/anega/ Mit Parasko sein Colega.
Aus: Der 13te Jänner, Gelegenheitsposse in einem Akt '
Die Hochblüte der Wiener griechischen Kolonie fällt in die erste
Hälfte des 19. Jahrhunderts Dies bestätigen sbwohl die Queilen
uber die Geschäftstätigkeit ihrer N4itglieder, insbesondere im Han-
delund im Bankwesen, als auch die Zeugnisse des kulturellen Auf-
schwungs, allem voran die in Wien vor dem Ausbruch des griechi-
schen Unabhängigkeitskrieges (1821 ) gedruckten Zeitungen, Zert-
schriften und Bucher in griechischer Sprache,'
Auch wenn Griechen aufgrund des lntegrationsprozesses nicht
mehr als gesonderte Gruppe im gesellschaftlichen Gedächtnis haf-
ten blieben und die Zahl der angesiedelten Familien zuruckging,
wirkten einige großbürgerliche, zum Teil geadelte Familien im
Wiener Finanz-, Bildungs- und Kulturleben auch in der zweiten
Hälfte des 19 Jahrhunderts weiter. Hier seien nur beispielhaft drei
bedeutende Persönlichkeiten erwähnt: Nikolaus Dumba, unter
anderem N/itglied des Herrenhauses, bleibt vor allem wegen seiner
Tätigkeit im Musikverern in Erinnerung.'Von den vielen Beziehun-
gen Simon Sinas zum Wiener Finanzleben erwähnen wir hier nur
seinen langjährigen Vorsitz in der Ersten Donaudampfschiffahrts-
gesellschaft; als f\4äzen verbindet ihn mit Wien unter anderem
eine seiner ersten Stiftungen in Österreich, die Technische Univer-
sität am Karlsplatz' Schließlich sei hier auch einer der bekannten
Nachfahren der im 18. Jahrhundert eingewanderten Familie Kara-
gianni, Theodor von Karajan, erwähnt, der 1866-1869 Präsident
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften war, Während
wir über Publikatìonen betreffend herausragende Persönlichkeiten
sowie über Quelleneditionen zu den von der Wiener Polizei genau
beobachteten Aktivitäten der Griechen zur ZeiI des Wiener Kon-
gresses verfugen, ist ein zufriedenstellender Wissensstand über die
Kolonie, der über die rechtliche Organisation der Gemeinden hin-
ausgeht, nicht annähernd erreicht,'
lm Zuge der N/igration entlang der Handelswege des Balkans und
Ungarns gelangten nach der zweiten Belagerung Wiens 1683 und
der endgultigen Abwehr der Türken vorwiegend christliche und in
geringerer Zahl muslimische sowie jüclische Untertanen des Sul-
tans nach Wien. Die Friedensverträge und die damit verbundenen
Handelsverträge des späten 17 und 18. iahrhunderts zwischen
Österreich und dem Osmanischen Reich schufen den Rahmen für
die Handelstätigkeit der Einwanderer im Kaiserreich, die sich vor
allem auf den lmport von Rohstoffen fur die Textilindustrie kon-
zentrierte.6
Bereits 1766 wurden 134 osmanische Untertanen verzeichnet, die
von Wien aus Handel betrieben Sie wurden unter vier Kategorien
erfaßt: Turken, Juden, Armenier und Griechen' Neben den 82
Haushaltsvonländen der vierten Gruppe werden 31 Frauen, 48
Kinder, 5 Verwandte und 164 Dienstboten aufgezählt Zu dieser
Zeit gab es auch schon weitere griechisch-orthodoxe Kaufleute aus
dem Osmanischen Reich, die es vorgezogen hatten, um die öster-
reichische Staatszugehörigkeit anzusuchen und als österreichische
Untertanen ihre Geschäfte weiterzuführen Die Wahl der Staats-
zugehörigkeit hing neben der Entscheidung für die Verlegung des
Lebensmittelpunktes auch mit der Abwägung der unterschiedli-
chen Steuer-, Markt und Grundbesitzrechte zusammen
Das Gruppenverständnis um den Mittelpunkt der religiösen
Gemeinschaft, das die Balkankaufleute gemäß dem im Osmani-
schen Reich angewandten 0rganisalionsprinzip nach Religions-
gruppen' mitbrachten, konnte nicht immer die Spannungen ent-
lang ethnischer Differenzierungen verbergen. Diese kamen unter
anderem in der Frage der obersten kirchlichen lnstanz zum Aus-
druck, die nach dem Verständnis des Kaiserreiches der serbische
griechisch-orthodoxe N/etropolit von Karlowitz (Sremski Karlovci)'g
sein sollte, eine Regelung, welche die von Griechen dominierten
Gemeinden nur unter der Voraussetzung einer lediglich formellen
Hoheit akzeptrerten. Der Herkunftsort der Priesler und vor allem
die Sprache der Liturgie waren weiters Gegenstand von Auseinan-
de rsetzu ngen,
ln Wien, wo im Laufe des 1B Jahrhunderts dre zahlenmäßig stärk-
sten Gruppen von griechisch-orthodoxen Griechen, Serben und
Aromunen'0 waren, belegen die Quellen zwei Spannungsphasen
zwischen Griechen und Serben (die meistens in den österreichi-
Rouen1986
Nofrng-
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Jahrbuch,
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Wien
nderts
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aus der sicht9
in Geschichteund Liter¿tul 24 Heftl9
lç258änden, Wien 992' 996
Tirol und Vorarlberq 945146
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¡wischen Österrelchern und Franzosen
und Literatu Jg, FoLqe 10, Dezem-
Wechselseitige Wahr-
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Kultur des B¿rock in
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in Wien Geschichte de5 Hauses
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28), Wien 1995
Wechselwitkungen osterretchi-
1981
im Dienle des Wiener Holes
derSt¿dlWien, 12 )9, 1955,
ds Vereins für Geschichte der
großen trau, Graz Wien-Köln
fleinaustellunq des Wlener
und Llleratur,
und ¿slmilierteZrmmermann (lnfjtut für
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Zur Zeit der Hochblüte der Kolonie fanden die Griechen Eingang in
Nachschlagewerke der lVonarchie.'u Sartori erwähnt fur Wien um
1830 500, fur frühere Zeiten 1 000 Seelen, die National-Ency-
clopädie spricht 1835 von um die 85 angemeldeten Handelsfir-
men.'7 Für die Zeit zwischen 1814 und 1822 werden Zahlen zwi-
schen 3 000 und 4.000 erwähnt, die allerdings etwas ubertrieben
erscheinen Noch lB5T lebten die Griechen vor allem in den Häu-
serblöcken um die beiden Kirchen und machten in diesem Viertel
5 Prozent der Bevölkerung aus, während in ganz Wien die Grie-
chisch-0rthodoxen nur 0,1 Prozent darsteìlten,'' Die Wiener
Gemeinden waren erste Anlaufstellen kleinerer Gemeinden in
Ungarn, wenn es um die Finanzierung von Lehrerstellen, Reparatu-
ren von Kìrchen oder andere Nöte ging "Das Heiratsverhalten war zunächst das typische Verhalten einer
stark fluktuierenden, uberwiegend männlichen Kolonie, d h spä-
tes Heiratsalter nach ersten geschäftlichen Erfolgen und vorwie-
gend endogame Vermählungen mit Frauen aus den eigenen Her-
kunftsgebieten, d h. vor allem Thessalien, Epirus und West-Make-
donien Auch als sich immer mehr Familien in Österreich nreder-
ließen, blieben die Eheschließungen innerhalb des Siedlungs- und
Familiennetzes der Griechisch-0rthodoxen der Monarchie,
Mischehen mit Katholiken erscheinen vereinzelt in den ersten iah-
ren und etwas häufiger ab der Mitte des 19. Jahrhunderts, als sich
der Assimilationsprozeß beschleunigte'o Das konservative Sozial-
verhalten bestätigt sich auch in der Wahl des Taufpaten, der in der
griechisch-orthodoxen Verwandtschaftshierarchie eine bedeuten-
de Position innehat und ern wichtiges Bindeglied im Aufbau von
Familien- und Klientelnetzwerken darstellt,"
Unübersehbare Zeugnisse der Präsenz der Griechen in Wien sind
heute noch die zwei um den N/ittelpunkt der geschäftlichen Tätig-
keit ihrer N/itglieder erbauten Kirchen der beiden Gemeinden. Das
Gebäude, das seit der Grundung der Gemeinde die Kirche zur Hei-
ligen Dreifaltigkeit beherbergte, wurde 1857 bis 1859 mit Sina-
schen Stiftungen von Grund auf nach den Plänen von Sinas'Haus-
architekten, Theophil Hansen, renoviert,22 Gegen ihren rotgolde-
nen Prunk tritt der nur durch die Griechengasse getrennte, 1B9B
an der Stelle des alten Baus von 1803 errichtete Heilige Georg am
Hafnersteig mit seinem schlichten klassizistischen Äußeren nach
den Plänen Ludwiq Tischlers dem Besucher nÜchtern entgegen.
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G riechischer K auf nann, 1 7 7 5
Kat Nr 419
schen Quellen unter der Bezeichnung ,,lllyrer" auftreten). Zunächst
ging es um die Benutzung der Kapelle zum Heiligen Georg'', spä-
ter um unterschiedliche Auffassungen über die Herkunft der Prie-
ster," Die von Maria Theresia der Bruderschaft zum Heiligen
Georg erteilten Privilegien des Jahres 1776 löfen die Auseinander-
setzungen zur Zufriedenheit der griechischen Seite ''Die Privilegien wurden 1783 von Josef ll und in der Folge von weite-
ren Kaisern bestätigt. Bald darauf, im Jahre 1787, erhielt auch die
Gemeinde der österreichischen Untertanen zur Heiligen Dreifaltig-
keit kaiserliche Privilegien lVit einem gesonderten Dekret wurde
dieser Gemeinde 1804 die Gründung einer Schule gestattet.14 Die in
den Privilegien der Gemeinde zur Heiligen Dreifaltigkeit sprachlich
angedeutete zusätzliche Differenzierung zwischen Griechen und
Aromunen fuhrte zu keinen ubermäßigen Spannungen, da sich die
vorwiegend aus Epirus und West-N/lakedonien stammenden Aromu-
nen Wiens mehrheitlich dem Griechentum anschlossen.''
40
Griechen Einganq tn Zum Teil faszrnierende Lebensgeschichten vermitteln die Grabìn-
schriften am St lVarxer Friedhof im 3 Wiener Gemeindebezirk,"
Nicht nur die gesellschaftliche Differenzierung wird anhand opu-
lenter wie auch bescheidener Grabsteine greifbar, auch die Wege,
die bis zur Niederlassung in Wien zuruckgelegt wurden, und der
Ubergang von einer zunächst in sich geschlossenen zu einer
zunehrnend in der Wiener Gesellschaft integrierten Gruppe lassen
sich an diesen lVosaiksteinchen der großen Diaspora-Erzählung
abiesen, Leider bricht sie abrupt ab, da die meisten Gräber, die
nach der Schließung des St, lVarxer Friedhofs 1874 auf den Zen-
tralfriedhof verlegt wurden, heute nicht mehr existieren,'o
Auch wenn die Zahl der in Wien ansässigen Griechen zuruckging
bzw. die Alteingesessenen sich zunehmend assimilierten - beide
Gemeinden blieben ¿llerdings bestehen -, war Wien noch bis ins
20 Jahrhundert Studienort fur junge Griechen, beliebtes Reiseziel
fur das Großbürgertum und auch ein für die literarische Phantasie
lebendiges Faszinosum," Ein bedeutender Schub griechischer Ein-
wanderer läßt sich allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg ver-
zeichnen, Österreich gehörte nicht zu den Zielländern der griechi-
schen Gastarbeitermigration in Europa.'u Nach Wien kamen vor
allem Studierende" oder Universitätsabsolventen, die sich in Wien
vorwiegend in freien Berufen etablierten, wobei der Studienort
Wien insbesondere bei der technischen Ausbildung eine starke Kon-
kurrenz in Graz fand'u Am deutlichsten fallen heute die von Grie-
chen betriebenen Gastronomiebetnebe auf, die neben den ,,ltalie-
nern" zu den ältesten Anbietern nichtheimischer Eßkultur gehören"
und wie der Griechenlandurlaub in den siebziger und achtziger Jah
ren zu einer Selbstverständlichkeit österreichischen Alltags wurden 'o
Die griechische Schule ist heute noch in den traditionsreichen Räu-
men der ehemaligen National-Schule im Gebäude der Kirche zur
Heiligen Dreifaltigkeit untergebracht, in dem sich auch die lVletro-
polis von Austria befindet Die Schule bietet täglich Ergänzungs-
unterricht nach dem Lehrplan der griechischen Volksschulen an,
der im letzten Schuljahr von 35 Schülern und Schülerinnen in
Anspruch genommen wurde Einmal in der Woche werden durch-
schnittlich '100 Kinder ìn den Grundlagen der griechischen Spra-
che, Kultur und der griechisch-orthodoxen Religion unterr.ichtet
ln den letzten 30 Jahren wurden in Wien griechische Vereine vor-
wiegend kultureller Ausrichtung gegründet - heute sind acht Ver-
Blick geqen die grtechische Kirche zur Heiligen Dreifahigkett
auf den tleischnarkt, um 1 850
Kat Nr 4122a
eine gemeldet Ähnlich wie die sonntäglichen Kaffeehausrunden
nach dem Kirchenbesuch fungieren sie als säkularisierter gesell-
schaftlich verbindender Ort der Begegnung, an dem der Herkunfts-
ort lebendig gehalten und das Gastland erklärt wird; Funktionen,
die das in wehmutiger Errnnerung beschriebene Kasino erfüllte,
das bis in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts existiert haben
soll: ,,Hier lagen alle möglichen griechischen Zeitschriften auf und
man traf dort alles, was in Wien zum Griechentume gehörie, leder
aus der Heimat neu Ankommende wandte sich zuerst um Rat und
Beistand dorthin, der auch willigf gewährt wurde Die jungen
Leute ubten hier ihre Muttersprache und machten sich die Erfah-
rung und Kenntnisse der Alten zunutze Unbemittelten, aber
strebsamen Mitgliedern wurde werktätige Unterstutzung nicht
versagt und manch schöne Lebensexistenz ist auf solcher Basis
gegründet worden, "''
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in diesem Viertel
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Anmerkungen
Zeilen 42-51 des anonym uberleferten, w¿hrschelnljch aus der Feder von Deme-
ter Theodor Trka (1802/3-1874) stammenden, humoristjschen,,Griechenkat¿-
oqs" N4ax Demeter Peyfuss, Eine grechsche Kaffeehausrunde tn Wen im lahre
1 837 ln. Dimensionen griechischer L teratur und Geschichte Fefschrift fÜr Pav os
Tzermias zum 65 Geburtstag Herausgegeben von Gunnal Heiing, Studien zur
Geschchte Südosteuropas, Bd 10, Frankfurt ua 1993,5 161-175 EnfÜhrend
wird im Text fefgehalten: ,,Die Handlung sp elt me st am Alten Flelschmarkt und
hauptsächlich m griechischen CaféhaLrs -/ Der Anfang gle ch nach der Kirche um
1 0 Uhr/ u¡d dauert b s um 2 Uhr wo man zum essen/ g.'ht -"
' Auf diese kulturelle Blüte und hre Bedeutung fÜr die gr iechische Diaspora und d e
Entstehung des griechischen Sta¿tes (1830) konzentrierten slch die von der,,Stif-
tung fùr Gr echische Ku tur" in Wien organ sierten Veranstaltungen und Ausstel-
lungen, s cl e Ausie ungskataloqe von Arkaterini Koumaranou, Die Griechische
Vorrevolutionäre Presse Wien Paris (1784-1821), Athen 1995, und K Sp Sta kos,
Die in Wien gedruckten grechschen Bücher 1749-1800, Athen 1995 Leider
bricht letzterer mlt 1800 ¿b, so d¿ß fÙr dre deutlich umfangre chere Drucklegung
gr ech scher Bücher der lahre'1800'1 821 in den Wiener Druckereien weiterh n auf
die allgemeinen b bliograph schen Hilfsmittel verwiesen werden muß Den Letzten
Stand der Forschung über den wahrscheìnlich bekanntefen Griechen, der jn Wien
weilte, clen wegen seinei poL t schen Tätigke t von Österre ch ¿n d¿s Osm¿nischc
Reich 1798 ausgelieferten und zum Tode verurteilten R gas Fer¿ os, s bei Olga Kal
siardi-Hering, R gas Feraìos Neue Daten aus den Triest ner Archiven (gr ) In: lvlni-
no¡1, 1918119, 5 1 50-1 74
' Elvira Konecny, Die F¿milie Dumb¿ und hre Bedeutung fúr Wien und Öferre ch
(Dissert¿tionen der Universltät Wien, Bd 179), Wlen 1 986
'Georgios 5 Laios, Sìmon Slnas (gr) (Bographien Nationaler Wohltäter, Bd 1),
Athen 1972
' E ne umfasende Monographie Über die Wiener Kolon e und die beiden Gemein-
den, wie se z B für die Triestiner Grechen vorlregt þ 0lga Katsardr-Hering, De
griechischeKoonievonTriest(1751-1830)(qr)(SoflaN SarpolouBibliothek52)2
Bde , Athen 1 986, steht noch aus Die ä tere Liter¿tur zu den Wiener Griechen faßt
Charalambos Papastathis, Un document inédit de 1726 1727 sur e conf t Hellè-
no-Serbe concern¿nt la chapelle Grecque à VLenne In. Balkan Studles 24, 1983, S
58'l-607, zusammen Vgl auch Peyfuss, a a O , Anm 4 Einen ersten Überb ck auf
cleutsch findet man bei Emanuel lurczynski, D e deutsch-griechrschen Kulturbezie-
hungen b s zur Berufung König Ottos (5Üdoleuropäische Arbeiten 48), lvlÜnchen
1959, S 89 95 Ein, wenn auch nicht systematisches, so doch malerisches und
bereits nostalgisches Bild, entwirft Alexander Pecz (=pss7¡, Die Griechischen Kauf-
Leute in Wien Separat-Abdruck aus der ,,Neuen Freien Presse", Wen 1888
u Übesichten zur reichhatìgen Literatur Ül¡er die grlechischen Kolonien tn Ungarn
uncl rhre Bedeutung fùr das griech sche und ungarische Wirtschafts- und Ku turle-
ben s in den Art keln von Peter I Hidas, Ödön Füves und lvlarth¿ Bur ln: Proceed-
ings of the Fint lnternation¿l Congress on the Hellenic Diaspora From Antiqulty to
N4ociern Times, Bd ll: From 1453 to Modern Times Herausgegeben von John lVl
Fosey Amsterdam 1991, S 131-1 66 Noch immer die bele EinfÜhrung zur Prob e-
matrk des B¿lkanhandels während der Osm¿nischen Herrschaft bietet Traian Stoia-
novich, The Conquering B¿lkan Orthodox IVerchant In: Derselbe, Between East
and West The Balkan and fVediten¿nean Worlds, Bd ll Economies and Socleties
Traders, Towns and Households, New Roche le, New York 1 992, S 1 -78 (Journ¿l
of Economic llstory 20 1960,5 234-313) Zu den rechtlichen Belimmungen
s va lt4ari¿nnev Herzfeld,ZurOrenihandespolitikÖsterrechsunterlt4¿rìaThe-
resi¿ in der Zeit von 1740 1771, In. Archiv fÜr Österreichische Geschchte 108,
1920,5 215 343
' Namenslifen aus dem Konskriptonsbuch wurden zunächst von Vasill Popovic,
Les march¿nds ottom¿ns à Vlenne en'1767 In. Révue Historique du Sud-Est
Européen XVI/7-9, 1940,5 166-187, veröffentlìcht Zu der von Polychronis K
Enepek des, Griechische Handelsgesellschaften und Kaufleute in Wìen aus dem
J¿hre 1766 (Ein Konskr ptionsbuch) (Geselschaft fÜr fr/¿kedonlsche Studen 27),
Thesalonìk 1959, besorgten Teledition des Dokuments vgl de Rezenson von
Georgios Laios In: Bulletin de la Soclété Historique et Ethnrque de la Grèce 14,
1960,S 615Íf
'Vor clen großen Reformen des 19 Jahrhunderts lm Osm¿n schen Reich l¡asierte
clre N,4illet-Organs¿tion auf keiner explzten gesetz chen Grundage, durchzìehl
jedoch jeclen Lebensbere ch der entsprechenden Bevölkerungsgruppen, d h det
griechisch orthodoxen, armenìsche¡ und róm sch-katholischen Christen sowie der
Juden Ausgezeichnet der Überblrck von lV O H Ursinus ln: Encyclopédie de
'sl¿m Vll, 1993, S 61 64
'Über clie griechisch-orthodoxe Bevölkerung der N4 tärgrenze und dre Bedeutung
clerlVetropolisvonKarlot'vitzvor'1848s Emanuel Turczynski,KonfesonundNati-
on Zur Fruhgesch chte der serbischen und rumänischen Nationsbildung (Geschich-
te und Gesellschaft 1 1 ), Düsseldorf 1 976, 5 50 ff
'¡ Vercleutschte Vers on der Selbsibezeichnung ,,armâói", einer vorwiegend im Pin-
clusgebirge in Griechenland und ln Süd-Albanien beheimateten romanìschsprachi-
gen BevölkerLrngsgruppe; ä tere noch verbreltete Beze chnungen bas eren aLtf den
von N¿chbarvölkern gebrauchten N¿men (serb Zinzaren, gr Kutzo- oder l\4¿kedo-
Wal¿chen); Literatur s in: Lexikon der Rom¿nistischen Linguistik, Bd lll , TÜbingen
1989,5 473 441
" Papastath s, Un document inédit (r¡rie Anm 5)
' Spyriclon D Louk¿tos, Das politische Leben der Wiener Griechen während der
Türkenzeit und dìe ihnen erteilten kaiserjchen Priv egen (qr) ln: Bulletin de la
Societé H forique et Ethnique de La Grèce 15, 1961, 5 287-350, 311 f
'Vgi clie bereits 1782 engetretene Spaltung zwischen Grechen und Serben n
Triest, die zur Gründung zweier ethnisch getrennten Geme nden führte, Katsiard -
Hering, Die griechische Kolonie(wieAnm 5), Bd'1, 5 85 117
'' K K Hof Dekret I lzusammen mit den Prvilegien 1822 ediert (wie Anm 22)
'5 fVax Demeter Peyfuss, Balkanorthodoxe K¿ufleute in Wien Soziale und nationale
Differenzierung m Spiegel der PrLvilegien für die griechisch-orthodoxe Kirche zur
heiliqen Dreifaltigkelt ln: ÖOH 11,1915,5 258 268, 265 5 auch Derselbe/Evira
Konecny, Der Weg der Familie Dumba von Mazedonìen nach Wten In' N,4lÖG,
Brl 58, 1980, S 313 327,320 Vgl dagegen die deutliche Veschäfung in der
Pester Genrernde während der ersten Hälïte des 1 9 Jh s, Gunnar Hering, Der Kon'
flikt zwischen Grlechen und Wal¿chen in der Pester orthodoxen Geme nde ln:
D mensionen qriech scher Lteratur und Gesch chte Felschrft fÜr Pavlos Tzermìas
zum 65 Geburtstag Herausgeqeben von Gunn¿r Herìng (Studien zur Geschichte
Südosteuropas, Bd 10), Fr¿nkfurt u a 1993, S 145 160
'u 5 ,,Neugr echische Liter¿tur in der österrelchischen fVon¿rchie" In. Franz 5artor,
Historsch-ethnographische Übersicht, Teil l, Wien 1830,5 180-207; ,,Grrechen im
österr Kaiserthume; Literatur und H¿nde derselben" In: Oeferreichische Natio-
nal-Encycopädie, Bd ll, V/ien 1835,5 419 422
"S¿rtori, a ¿ 0, l, S 180, National-Encyclopädie, ¿a 0, S 422
'' Die von mehreren Autoren erwähnte auf e ne Publikation von Rudolph Walsch
¿us dem J¿hre'1814 zurückgehende Berechnung auf 4000 konnte nicht verifiz ert
werden Joh¿nn Pezz , Neueste Beschreibung von Wien, Wien 1 822, vergleicht die
Zahl cler,,Anhänger der grechischen Kirche", worunter er ,,theìls Unrte, theils
Nicht-Unirte" versteht, rnit der von ihm angegebenen Zahl der ',Protestanten"
(3000 ,,Evangelische" und 800 ,,Reformirte"); vql allerdings die Daten der Kon-
skriptondesJahreslB5T,inder25'1 Griechenefaßtwurden,PeterSchmdtbauer,
Zur Familienstruktur der Griechen in Wien ln: Wiener Geschichtsblätter 35/ 3,
1980, 5 150-159, 152 f Die Statstik des lahres 1880 verzeichnet 106 ìn Wen
¿nwesende Fremde aus Gr echenl¿nd und 5 a s in Griechenl¿nd abwesend angege-
bene Ernen Tell der I 1 1 2 ¿us der Türke und Ägypten anwesenden Fremden fell
ten wahrschenlich Grechen d¿r, s Oelerreichlsche St¿tistik, Bd I, Teil l, Wien
1882,5 10-13'' Be spiele bietet der Dokumentenanh¿ng n Sofronios Evstratiad s, Dle Kirche zum
He iqen Georg in Wien und die Gemeinde der griechischen osmanischen Unterta-
42
nen (gr ), Alexandre¡a 191 2
,o Zum Heiratsverhalten s Schmrdtbauer, a a O S. 1 55 f Zum Übergang vom endo-
gamen zu einem etwas flexibleren Heiratsverhalten insbesondere unter den
großbürgerlichen Familien s die Stammlafel der Familie Dumba bei Konecny, Die
Familie Dumba (wie Anm 3), Anhang 5; die Vermählungen der vter Töchter von
Simon Sinas s, bei Michail-Dimitri Slurdza, Dictionnaire Historique et Généaloqique
des Grandes Familles de Grèce, d'Albanie et de Constantinople, Paris 1 983, S 41 4,
Vgl das unterschiedliche lVuster bei Familien, die bereits vor der Mitte des Jahr-
hunderts Wien verlasen und zu den Herkunftsgebìeten zurÜckkehren: Georgios
Laios, Siatista und die Handelshäuser Chatzimichail und Manousi (17-19 lh)(Gesellschaft für lr/akedonische Studien 60) (gr,), Thesaloniki 1982, 5 121 f und
168 f
'' 5 z B die zahlreichen Patenschaften der Familie Sina: Laios, Simon Sinas (wìe
Anm 4), S 67 f , und der Familie Dimitrìou: Derselbe, Siatista (wieAnm 20), 5. 83
" Einen Kupferslich der Kirche vor der Renovierung beinhaltet: Von Seiner Malestät
Kaiser Franz des Zweyten huldreichf verliehene Privilegien, Wien 1 822, dort auch
eln Kupferstich des sogenannlen Schulfondshauses in der Unteren Bäckerstraße
(heute Sonnenfelsgasse), das zunächst der Schule als Legat zugefallen war und in
späteren .lahren an die Gemeinde Wien bei einer Umgestaltung des Viertels ver-
äußert wurde.
" Derzeit arbeitet die Verfasserin an einer Belands¿ufnahme Die von Polychronis
K Enepekidis, Rhigas-Ypsilanti-Capodifria (gr.), Athen 1 965, 5, 297 f , veröffent-
lichte Aufstellung der in St Marx begrabenen Griechen dÙrfte auch Familien bein-
halten, deren Gräber n¿ch 1874 auf den Zentralfriedhof verlegt wurden.
" An ihrer Stelle konnte die ,,Österreichische Gesellschaft für Neugriechische Studi-
en" 1993 eine Tafel errichten, auf der die Namen der Familien, deren Grabsteine
abgetragen wurden, als Erinnerung erhalten bleiben
" 5 l\/aria A Stassinopoulou, Kipferl, lVelange und Psychoanalyse Das Bild Wiens
in der neugriechìschen Prosa seit dem Ersten Weltkrieg, in: Gertraud lt/¿rinelli-
König/Nina Pavlova (Hg,), Wien als Magnet Schriftsteller ¿us 0f-, Ostmittel- und
Südosteuropa über die Stadt, Wien 1 996 (im Druck), S 567-589
'u Leidei l¿ssen sich genaue Zahlenangaben über die Griechen in Wien nicht zusam-
menstellen Slatistisch greifbar sind bloß die in Wien gemeldeten Einwohner mit
griechischer Slaatsbürgerschaft bzw die Ölerreicher mit zweiter Staatsbürger-
schaft (s, z B die Aufschlüselung nach beiden Kategorien tn: Volkszählung 1 991 ,
Haupterqebnisse I Wien (Beiträge zur Öslerreichischen Statistik, Heft 1030/9), Wien
1993, die aber nur einen Teil der in Wien lebenden Griechen bilden, da viele in den
Nachkriegsjahren eingewanderte Griechen bereits die österreichische StaatsbürgeÊ
schaft besitzen und als Österreicher in den Statistiken aufscheinen. In den sechziger
und siebziger Jahren sind die Zahlen relativ slabil (zw 1 200 und l 300) mit Ausnah-
me des Jahres 1967 (2225), in dem wahrscheinlich wegen des lt/ilitärputsches vom
21 April in Griechenland mehr Leute in Österrerch sowie im übrigen Europa
Zuflucht suchten Seit den achtziger Jahren ist ein Rückgang der in Wien angemel-
deten Griechen zu verzeichnen - 1 983 fiel erstmals die Zahl unter die Tausender-
marke -, der sich zum Teil vieìleicht durch den erschwerten Zugang zum Studturn
für ausländische N4ittelschulabsolventen erklären läßl seit 1 993 macht sich wieder
ein leichter Aufstieg bemerkbar, s Stat¡stisches Jahrbuch der Stadt Wien fÜr die
Jahre 1970 (5 32), 1975 (S 38), 1985 (S 60) und 1994 (S 53) Die Gesamtzahl der
in Wien lebenden Griechen wird ¿uf 3500 bs 4000 geschätzt
" Gerade zur Zeit des Wiederaufbaus in Griechenland, als der Abschluß eines tech-
nischen Studiums eine sichere Kaniere garantieren konnte, studierten an der TU
Wien 340 Griechen und 23 Griechinnen (WS 1962/63, Beiträge zur Österreichi-
schen Statistik, Heft 85, Wien 1963), während an der Universität Wien nur 107
Griechen und 41 Griechinnen inskribierten Noch lVitte der siebziger Jahre studier-
ten an der fU Wien 203 Griechen und 23 Griechinnen (W5 1975/76, vgl, Univ
Wien 91 Studenten bzw 29 Studentinnen, Beiträge zur Östeneichtschen Statistik,
Heft 529, Wien 1979)
" An der Technischen Hochschule Graz studierten 1960/61 1400 Grìechen und 50
Gnechinnen, s Harald Heppner, ,,Graz und die Griechen" als Beispiel peripherer
Kulturrezeption ln: DlmensioneÌì griechischer Lileratur und Geschichle Felschrift
für P¿vlos Tzermias zum 65 Geburtstag Herausgegeben von Gunnar Hering (Stu-
dien zur Geschichte Südosteuropas 10), Frankfurt ua 1993,5, 199-208, va
5 203 ff
'7e Das erste griechische Restaurant in Wien wurde 1959 eröffnet 1995 gab es in
Wien 45 griechische Lokale, s Wien, wie es iß1.. , Wien 1995
'o Während '1975 3,9 Prozent Österreicher und Öferreicherinnen Griechenland
und 36,5 Prozent ltalien als Reiseziel ihrer beiden längfen Auslandsreisen anga-
ben, w¿ren,es 1990 bereits 12,3 Prozent, die nach Griechenland, und 19,1 Pro-
zent, die nach ltalien gereist waren, s Reisegewohnheiten der Österreicher im
Jahre 1990 (Beiträge zur Öslerreichischen st¿tifik, Heft 1065), Wien 1992, S 30
'' lVichel G, Koimzoglu, Geschichte der griechisch-orientalischen Kirchengemeinde
,,zum heil Georg" in Wien, Wien 1912, S 55
Anmerkungen
'Zeilen 42-51 des anonym überlieferten, wahrscheinlich aus der Feder von eme-
ter Theodor Tirka (1802/3-1874) stammenden, humoristischen ,,Griech kat¿.
logs" Max Demeter Peyfus, Eine griechische Kaffeehausrunde in Wien im Jahre
Vorrev 821), Athen 1995, und K, 5p. Staikos,
Die in her 1749-1800, Athen 1995. Leider
brichtsriechi 5ï',T''[.i'r'lt'å;iåï;:T:|*:iÏ
mon 7, 1978/79, S, 150_174: Elvira Konecny, Die Familie Dumba und ihre Bedeutung für Wien und ÖfeneichlDtssertationen der Universität Wien, Bd. I 79), Wien 1986.o Georgios S L¿ios, Simon Sinas (gr)(Biographien Nationaler Wohhäter, Bd 1),
Athen 1 972.5 E ber und diede Gri ga Kats¡
9ri 1 1 aripolouBd Die en wienCharalambos Papastathis, Un document inédit de 1726,1727 sur le conflit Hellè-
no-Serbe concernant la chapelle Grecque à Vienne In: B¿lkan Studies 24, 1983,5,
leute in druck aus der ,,Neuen Freien Presse", wien '1888.
u Übers tigen Literatur über die griechischen Kolonien in Ungarn
und ihr aigriechische und ungaiische Wirtschafts- und Kulturle-
ben s i Peter L Hidas, Ödön Füves und lVartha Bur. ln: Proceed-
ings of the First lntern¿tional Congress on the Hellenic Diaspora. From Antiquity t0
lVodern Times, Bd. ll: From 1453 to lvodern Times, Herausgegeben von John lV.
Fosey Amsterdam 1 991 , S 131-1 66 Noch immer die beste Einf üh rung zur Proble.
matik des Balkanhandels während der Osmanischen Herrschaft bietet Traian Stoia-
novich, The Conquering Balkan Orthodox fi/erchant. ln: Derselbe, Between East
¿nd West. lhe Balkan ¿nd lVediten¿nean Wolds, Bd. ll: Economies and Societies.
Traders, Tq\,v¡5 and Households, New Rochelle, New York 1992, 5 1-78 (Journ¿l
of Economic History 20 1960,5,234-313) Zu den rechtlichen Bestimmungens v a. Marianne v. Herzfeld, Zur Orienthandelspolitik Östeneichs unter Maria The-
resia in dg¡ Teitvo¡ 1140-1111, ln: Archiv für öferreichische Geschichte l0S,
1920, S 115-343? N¿menslisten aus dem Konskriptionsbuch wurden zunächst von Vasilj Popovic,
Les marchands ottomäns à Vienne en 1767. ln: Révue Historique du Sud-ßtEuropéen XV/7-9, 1940, S 166-187, veröffentlicht Zu der von polychronis
K
Enepekides, Griechische Handelsgesellschaften und Kaufleute in Wien ¿us dem
J¿hre 1766 (Ein Konskriptionsbuch) (Gesellsch¿ft fûr [/akedonische Studien 27),
Thessaloniki 1959, besorgten Teiledition des Dokuments vgl, die Rezension von
Georqios Laios. In: Bulletin de la Société Historique et Ethnique de la Grèce 14,
1s60,5 6l5ffs ysl f¿¡ großen Reformen des 19 Jahrhunderts im Osmanischen Reich basierte
die lr/ilþt-Organis¿tion auf keiner expliziten gesetzlichen Grundlage, durchzieht
iedoch þden Lebensbereich der entsprechenden Bevölkerungsgruppen, d.h. der
qrechis(h¡rthodoxen, ¿rmenischen und römisch-katholischen Chrjsten sowie der
tuden Ausçæichnet der Uberblick von lV. 0. H. Ursinus. ln: Encyclopédie de
fls¿m Vll, 1993,5 61-64
,ùber dþ grþchisch-orthodoxe Bevölkerung der lVilitärgrènze und die Bedeutung
dult4etropolsvonKarlowitzvorlS4Bs EmanuelTurczynski,KonfessionundNati-
on Zur trühgeschichte det serbischen und rumänischen Nationsbildung (Geschich-
te llnd Gesellsó¿ít 1 1 ), DÜseldorf 1 976, 5 50 ff,
,rVerdeuts(hte Veßion der Selbstbezeichnung ,,armåói", einer vonviegend im Pin-
dusge d und in Süd-Albanien beheimateten romanischsprachi-
oen B ältere noch verbreitete Bezeichnungen basieren auf den
von ¡r¡ uchten N¿men (serb. Zinzaren, gr. Kutzo- oder lV¿kedo-
Walachen); Literatur s in: Lexikon der Romanifischen Linguistik, Bd lll., Tùbingen
1g8g,s 423441
papotalhis, Ùn document inédrt (wie Anm 5).
', spyridon D. Louk¿tos, Das politische Leben der Wiener Griechen während der
Türkenæit und dþ ihnen erteilten kaiserlichen Privilegien (gr.). ln: Bulletin de la
S0ciétélli5toriql'ledEthnique de la Grèce 15, 1961, S 287 350, 311 f,Vqt. dþ .els 1782 eingetretene Spaltung zwischen Griechen und Serben in
fieil die Gründung zweier ethnisch getrennten Gemeinden fûhrte, K¿tsi¿rdi-
Hering, Die griechische Kolonie (wie Anm, 5), Bd 1, S 85 1 17
, K K l]of-Dekret [ ,,] zusammen mit den Privilegien 1822 ediert (wie Anm. 22)
u ¡4¿x Demeter Pefus, Balkanorthodoxe Kaufleute in Wien Soziale und nationale
Differenziertlng im Spiegel der Privilegien für die griechisch-orthodoxe Kirche zur
heliq Dref¿ltiqkeit In: Ö0H 17, 1975, s.258-268, 265. 5, auch Derselbe/Elvira
¡1Ñ , De.Weg du tamilie Dumba von lVazedonien nach Wlen. ln: MlöG,
Bd 5S, 1$0,5 313-327, 320. Vgl dagegen die deutliche Venchärfung in der
pp5¡sr Gemeinde während der ersten Hälfte des 1 9 Jh s, Gunnar Hering, Der Kon-
flikt ¡lschen Grþchen und Walachen in der Pefer orthodoxen Gemeinde ln:
Dimensionen griechischer Literatur und Geschichte, Fefschrift für Pavlos Tzermias
zum 65 Geburtstag Herausgegeben von Gunnar Hering (Studien zur Geschichte
Südotzuropas,Bd 10), Frankfurtua 1993, 5 145-160,
,'5 ,,¡eugrÞchische
Literatur in der österreichischen Monarchie". ln: Franz Sartori,
l]istoffh-ethnographis(he Übersicht, Teil l, wien 1830, s. 180-207; ,,Griechen im
österr, Kaiserthume; Literatur und Handel derselben", ln: Oesterreichische Natio-
nal-tncydopädie'Bd ll,Wien 1835, S 419-422
,,grt0ri,a¿0,1, 5 180; National-Encyclopädie, a a 0,5 422.
,r Die vorl lnehreren Autoren enträhnte auf eine Publikation von Rudolph Walsch
zusdem J¿hre 1814 zurùckgehende Berechnung auf 4000 konnte nicht verifiziert
werden Johann Pezl, Neueste Beschreibung von Wien, Wien 1822, vergleicht die
lahl der,,Anhänçr der griechischen Kirche", worunter er ,,theils Unirte, theils
Ni(ht-Uflirte"ve6teht, mit der von ihm angegebenen Z¿hl der ,,Protestanten"
(1000,tv¿nßlische" und 800 ,,Reformirte"); vgl allerdings die Daten der Kon-
1980,5 150-l$, 152 f Die Statlstik des Jahres 1880 verzeichnet 106 in Wien
¿nwesmde Fremde ¿us Griechenland und 5 als in Griechenland abwesend angege-
bene tinen
.Ieil der 1 1 1Z aus der Türkei und Ágypten anwesenden Fremden stell-
ten wahrscheinlich Griechen dar, s Oesterreichische Statistik, Bd l, Teil l, Wien
18S2,5 1G13
: p¡5pÞh bietelder Dokumentenanhang in Sofronios Evstratiadis, Die Kirche zum
¡e igm Georg in Wten und die Gemeinde der griechischen osmanischen Unterta-