Zentralisierung und Urbanisierung – Manchings Entwicklung zur spätkeltischen Stadt

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Die Frage der Protourbanisation in der Eisenzeit La question de la proto-urbanisation à lâge du Fer

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Die Frage der Protourbanisation in der EisenzeitLa question de la proto-urbanisation à l’âge du Fer

RÖMISCH-GERMANISCHE KOMMISSION, FRANKFURT A.M.EURASIEN-ABTEILUNG, BERLIN

des Deutschen Archäologischen Instituts

Kolloquien zur Vor- und FrühgeschichteBand 16

Dr. Rudolf Habelt GmbH ! Bonn 2012

RÖMISCH-GERMANISCHE KOMMISSION DESDEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS

RÖMISCH-GERMANISCHES ZENTRALMUSEUMASSOCIATION FRANÇAISE POUR L’ÉTUDE DE L’ÂGE DU FER

Die Frage der Protourbanisation in der EisenzeitLa question de la proto-urbanisation à l’âge du Fer

Akten des 34. internationalen Kolloquiums der AFEAFvom 13.–16. Mai 2010 in Aschaffenburg

herausgegeben von

Susanne Sievers und Martin Schönfelder

Dr. Rudolf Habelt GmbH ! Bonn 2012

VIII und 386 Seiten, 229 Abbildungen und 5 Tabellen

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Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographischeDaten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar

© 2012 by Römisch-Germanische Kommission desDeutschen Archäologischen Instituts Frankfurt a. M.

Redaktion: Susanne Sievers, Martin Schönfelder, Nadine BaumannRedaktoren / comité de lecture:Anne-Marie Adam, Strasbourg

Philippe Barral, BesançonChristopher Pare, Mainz

Rüdiger Krause, Frankfurt a. M.Katharina von Kurzynski, Wiesbaden

Stéphane Marion, NancyMarkus Marquart, Aschaffenburg

Réjane Roure, Montpellier

Einband: Silke BergSatz und Druck: Beltz Bad Langensalza

Gedruckt auf alterungsbeständigem PapierISBN 978-3-7749-3785-7

Michèle Eller, Susanne Sievers, Holger Wendling und Katja Winger

Zentralisierung und Urbanisierung – Manchings Entwicklung zurspätkeltischen Stadt

Einleitung

Fragen nach Art und Umfang eines vorrömischenStädtewesens in Mitteleuropa wurden immer wie-der gestellt und in ganz unterschiedlicher Art undWeise, dabei aber grundsätzlich positiv beantwor-tet. Problematisch erweist sich allerdings die Benen-nung und Bewertung der Charakteristika, die ge-meinhin den Grad der Stadtwerdung in dersogenannten „Oppidazivilisation“ der späten Latè-nezeit anzeigen können. Vor allem von althistori-scher und sozialgeographischer Seite wurden für ei-ne solche Bewertung Kriterien vorgeschlagen, dievermeintlich in Form einer „Checkliste“ das Vor-handensein bestimmter definitorischer Merkmaleeiner „Stadt“ überprüfbar machen. Die von F. Kolbetablierte Definition einer antiken Stadt ist hierbei si-cherlich das in der deutschsprachigen Altertums-kunde prominenteste und amweitestgehenden rezi-

pierte und akzeptierte Beispiel1. Sie wurde auch zurstädtischen Charakterisierung des Manchinger Op-pidums herangezogen, das mit rund 30 ha archäolo-gisch ergrabener und ca. 90 ha geophysikalisch pro-spektierter Fläche sowie einem hinreichendenPublikationsstand als eine der bestuntersuchten ur-und frühgeschichtlichen Siedlungen Mitteleuropasgilt (Abb. 1)2. Freilich offenbart bereits das erste vonKolb benannte Kriterium – die topographische undadministrative Geschlossenheit der Siedlung – einefür eine ur- und frühgeschichtliche Herangehens-weise nicht unerhebliche Problematik: Ist die topo-

Abb. 1. Manching und seine Grabungsflächen.

1 KOLB 1984, 15. – Kolb orientiert sich grundsätzlichan Definitions- und Abgrenzungskriterien städtischerRäume, die auch in der modernen Stadtgeographie he-rangezogen werden. Hierzu z. B. GAEBE 2004, 67–68; HEI-

NEBERG 2006, 27.2 MAIER 1992a; SCHUBERT 1994, 135.

graphische Geschlossenheit aus der Verbreitungund Verdichtung der Baubefunde grundsätzlich zuerschließen, so können angesichts seltener Schrift-quellen kaum je Aussagen zu den im Sinne einerfunktionalen Prägung relevanten verwaltungstech-nischen oder politischen Strukturen getroffen wer-den. Die komplexe administrative und legale Situa-tion mittelalterlicher und neuzeitlicher Siedlungen,über die wir verhältnismäßig gut unterrichtet sind,warnt dahingehend vor voreiligen Schlüssen3. Fürdie politische Rolle gallischer Oppida ist die schrift-liche Quellenlage äußerst dürftig. Allerdings kanndie mutmaßliche Verquickung politischer und reli-giöser Funktionen beim Nachweis von Kultanlagenin spätkeltischen Großsiedlungen dahingehende ar-chäologische Indizien liefern4.

Ferner mag, wie Kolb richtig betont, der moder-nen Vorstellung einer Stadt für die Interpretationantiker Verhältnisse heuristischer Wert beizumes-sen sein. Allein das von ihm angegebene Größen-kriterium, das „Orte um 1 000 Einwohner alsGrenzfälle betrachtet“, ist häufig, zumal im mittel-europäisch-urgeschichtlichen Kontext nur schwerzu verifizieren5. Gleiches gilt für den urbanen Le-bensstil, der in antik-mediterranen Kulturen durchEinrichtungen wie Theater, Thermen oder Park-anlagen hinreichend zu identifizieren sein mag. Inurgeschichtlichen Siedlungen, in denen nur selteneindeutig funktional zu bestimmende, aufgehendeBaustrukturen erhalten sind, ist er dagegen nursehr schwer zu umreißen. Auch für die ur- undfrühgeschichtliche Archäologie nachvollziehbarscheinen dagegen die übrigen Kriterien, zu denenwirtschaftliche und soziale Differenzierung, die„Mannigfaltigkeit der Bausubstanz“ und der Nach-weis zentralörtlicher Funktionen gehören6. Ob-gleich Kolb mehrfach darauf hinweist, dass dieVollständigkeit seines Kriterienkatalogs keineswegseine conditio sine qua non darstellt, liegt die Gefahrnahe, dass die „Stadt“ hiernach ausschließlich alsGesamtheit unabdingbarer Komponenten definiertwird7. Im Sinne einer monothetischen Klassifikati-on, die den Typ „Stadt“ gemäß der Vollständigkeitseines Significatum definiert, mag demnach durchein „Abzählen“ der einzelnen Punkte ein vermeint-lich objektiv überprüfbares Bild der urbanen Quali-tät einer Siedlung zu gewinnen sein8. Dass dies derRealität der archäologischen Quellenlage und Pra-xis entgegensteht, ist angesichts der oben diskutier-ten Merkmale offensichtlich. In einer die Spezifikaurgeschichtlicher Überlieferung berücksichtigendenHerangehensweise hat beispielsweise B. Hänsel ei-nen Großteil der althistorischen Kriterien übernom-men, modifiziert und durch Kriterien wie „Fernbe-ziehungen“ und „Nutzungsdauer“ ergänzt9. Erfolgt dabei einer monothetischen, wenngleich nachwie vor recht vagen Tendenz, indem er fordert,dass die Kriterien „möglichst alle oder doch we-

nigstens in Grundzügen und in überzeugenderZahl“ nachweisbar sein sollen10. Problematischbleibt auch hierbei die qualitative und quantitativeBewertung der einzelnen Kriterien. So stellt sichdie grundsätzliche Frage, ob bei einem – mögli-cherweise gar der Quellenlage oder dem For-schungsstand geschuldeten – Fehlen eines Kriteri-ums die Existenz des Gesamtkonzepts „Stadt“angezweifelt wird. Um derlei Unklarheiten sprach-lich zu begegnen, wird immer wieder zu BegriffenZuflucht genommen, die die Entwicklungstendenzeiner Siedlungsgemeinschaft umschreiben und da-bei qualitative Aspekte quantifizieren sollen. Un-scharfe Formulierungen wie „vorstädtisch/präur-ban“ oder „frühstädtisch/protourban“ geben dabeizwar ungefähre Vorstellungen des Entwicklungs-standes wieder, sind jedoch kaum für eine konkre-te Ansprache geeignet11. Zwar wird mit einer sol-chen Terminologie versucht, den Grad derUrbanisierung zu umschreiben, meist können –

3 Vgl. z. B. ENGEL 1993, 13–14; 55 ff. – Siehe auch SIE-WERT 2006, 327; 329–330; ZIMMERMANN 2002, 17. – Auchfür die antike römische civitas führt schon Cicero poli-tisch-administrative Funktionen an, wenn er sie als„Rechtsgemeinschaft von Bürgern“ verstanden wissenwill (Cic., rep. I 32,49; siehe KOLB 2007, 305).

4 BOOS 1989, 62–64.5 KOLB 1984, 15; POSLUSCHNY 2010, 367. – Selbst der

moderne internationale statistisch-administrative Stadt-begriff zeigt stark abweichende erforderliche Bevölke-rungsgrößen (HEINEBERG 2006, 26).

6 KOLB 1984, 15.7 KOLB 1984, 13; 15. – Gleichwohl betont Kolb trotz

seiner ansonsten recht weit gefassten diagnostischenMerkmale die Unabdingbarkeit bestimmter Charakteris-tika bzw. einzelner Teilaspekte jener Kriterien. In derkonkreten Anwendung birgt eine solche Vorgehensweisedie Gefahr der Beliebigkeit. Dem kann „eine expliziteund begründete Gewichtung einzelner Merkmale“ (EG-

GERT 2001, 138), wie sie Kolb letztlich auch vornimmt,entgegenwirken.

8 Ausführlich zum Konzept der mono- und polytheti-schen Klassifikation siehe EGGERT 2001, 136–139.

9 HÄNSEL 2005, 188–189. – Die Nutzungsdauer einerSiedlung sei allerdings nur als „Zusatzargument“ heran-zuziehen. Ob die von Hänsel geforderte Ummauerungals visuelles Medium der Geschlossenheit und des Ge-meinschaftsgefühls tatsächlich entscheidend ist, mag be-zweifelt werden. Hierauf wird später zurückzukommensein.

10 HÄNSEL 2005, 188.11 Es stellt sich beispielsweise die Frage, wo die

konkrete Trennlinie zwischen vor- und frühstädtisch zuziehen ist. Ferner bleibt unklar, ob die präurbane Phasenun die Nicht-Existenz städtischer Strukturen oder denletzten Moment vor deren vollständiger Etablierung be-zeichnen soll, der somit letztlich wiederum einer Früh-phase entspräche. – Vgl. z. B. auch HÄNSEL 2005, 187;189.

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hier liegt das Defizit einer monothetischen Klassifi-kation – jedoch keine Entwicklungsgänge, sondernnur der status quo einer urgeschichtlichen Urbani-sation beschrieben werden. Dies liegt nicht zuletztan der grundsätzlichen Schwierigkeit, dynamischeProzesse chronologisch aufzugliedern, der sich au-genscheinlich auch Hänsel gegenübersieht: In allseinen Beispielen der Frühbronze-, Urnenfelder-und späten Eisenzeit Mittel- und Südosteuropassteht die Frage nach der Existenz, nicht nach derEntwicklung urbaner Zentren im Mittelpunkt.Dass er sich ferner zu scheuen scheint, die urge-schichtlichen Phänomene nun als Stadt zu benen-nen – er spricht meist von „städtisch durchorgani-sierten Gemeinwesen“, „stadtartigen Anlagen“oder „Großsiedlungen prä-urbanen Charakters“ –liegt in der Unzulänglichkeit einer rein monotheti-schen Typbildung begründet12. Es entsteht schließ-lich der Eindruck, als sei die Unbeständigkeit der„Urbanisierungsschübe“ gleichbedeutend mit derNicht-Existenz vorrömischer Städte13.

E. Gringmuth-Dallmer möchte mit seinem geo-graphisch-archäologischen Modell eines Siedlungs-systems den problematischen Stadtbegriff vermei-den und eine objektivierte Klassifikation ur- undfrühgeschichtlicher Siedlungen präsentieren14. Ander Spitze seines hierarchischen Systems stehen„komplexe Zentren“, die sich durch eine Konzen-tration verschiedenster Funktionen auszeichnen:Herrschaft, Schutz, Rohstoffgewinnung/Hand-werk/Gewerbe, Handel und Kult. Siedlungen ge-ringerer Ordnung besitzen nur einige oder keinedieser Funktionen. Da er einer polythetischen Klas-sifikation folgt, lassen sich Zwischenformen seinerTypbildungen auch aufgrund überlieferungs-bedingter Quellendefizite kaum vermeiden15. Un-ter Betonung der funktionalen Verknüpfung undAbhängigkeit der Siedlungen voneinander undvon ihrem Umland bietet das Modell ein diachronund interkulturell nutzbares Instrument, Sied-lungssysteme zu erkennen und zu interpretieren.

Um dem Dilemma zu entgehen, Urbanisierungund die Existenz von Städten in urgeschichtlicherZeit nur als Kulminationspunkt eines Spektrumsgraduell unterscheidbarer „vorstädtischer“ Phäno-mene benennen zu können, soll im Folgenden einprozesshafter Ansatz vertreten werden. Wichtigerals die Frage „Stadt – ja oder nein?“ sind doch dieraumstrukturellen und sozialen Muster, die sichdahinter verbergen und vor allem die Entwicklung,die diese Muster im Laufe der Zeit nehmen.

Im Forschungsfeld „Urbane Räume“ des Deut-schen Archäologischen Instituts wurde versucht,einen konkret auf eine archäologische Fragestel-lung ausgerichteten Kriterienkatalog zu erstellen,der sowohl das generelle Fehlen von Schriftquellenals auch den transformativen Charakter der Urba-nisierung, d. h. das Entstehen und die Auflösung

urbaner Räume berücksichtigt16. Dabei wird dasNiveau des reinen „Ja/Nein-Kriteriums“ im Sinneeiner monothetischen Klassifikation überwundenund ein polythetisches Significatum festgelegt, daszudem bei einzelnen diagnostischen Merkmalenneben einer qualitativen auch eine quantitative Be-wertung erlaubt17. Idealerweise wird durch dieQuantifizierung der Ausprägungsgrad verschiede-ner Kriterien objektiviert und die Gegenüberstel-lung diverser Forschungsobjekte unterschiedlicherZeitstellung oder kultureller Herkunft ermöglicht.Indem Spielraum für vielfältige urbane Ausprä-gungen innerhalb eines Zeit- und Kulturraumesgeboten wird, können verschiedene gleichzeitig be-stehende Siedlungen hinsichtlich ihres wandel-baren Status bewertet werden. Hierdurch lassensich synchrone, jedoch unterschiedlich zu gewich-tende Teile eines Siedlungsgefüges miteinandervergleichen. Letztendlich wird überdies die Gegen-überstellung mit dem extra-urbanen Umland er-möglicht, das nach Maßgabe derselben Kriterienbewertet werden muss und erst in Folge dessenden relativen Grad der Urbanisierung anzeigt. Esdürfte so möglich sein, ein Netzwerk verschiedener

12 HÄNSEL 2005, 190–194.13 Nur für das Mittelalter und die römische Zeit ge-

braucht Hänsel den Terminus „Stadt“ explizit (ebd. 190–191). – Das „Kriterium der langen Nutzung“ oder Konti-nuität, deren scheinbares Fehlen die tatsächliche Existenzvon Städten sensu stricto unwahrscheinlich zu machenscheint, kann nicht nachvollzogen werden. So sind Zei-träume von 300 Jahren, immerhin zehn Generationen,während derer einzelne Siedlungen oder „Urbanisie-rungskonzepte“ Bestand hatten, durchaus als nachhaltigzu werten.

14 GRINGMUTH-DALLMER 1996; 1999. – Kritisch hierzuBAHN (2007), der die Bedeutung von Kommunikationsli-nien und -knotenpunkten für die Existenz zentraler Ortehervorhebt. – Zuletzt hat SCHREIBER (2008) die Manchin-ger Siedlung anhand der Kriterien „Infrastruktur“, „Pro-duktion“, „Distribution“ und „Kult“ beleuchtet; seineepistemologischen Ausführungen zum Stadtbegriff ver-lieren allerdings durch die gleichzeitige kritische Diskus-sion des Oppidumbegriffes und deren beiderseitigeDurchdringung (ebd. 32–33) an Prägnanz.

15 GRINGMUTH-DALLMER 1999, 10; 15–16.16 BESTE et al. 2010. – Dass hierbei implizit auf die

Charakteristiken Kolbs zurückgegriffen wurde, wirdbeim Vergleich des Kriterienbündels deutlich.

17 Allerdings ist auch das qualitativ-quantitative Kri-terienbündel, das in der modernen Stadtgeographie he-rangezogen wird, „vor allem aufgrund der zahlreichenqualitativen Merkmale, die je nach Raum und Zeit varia-bel sind und für die meist keine 'harten' allgemeingülti-gen Schwellenwerte gelten“ problematisch (HEINEBERG

2006, 25–27; Anm. 27). – WOOLF (1993, 225) sieht eineüberstrapazierte polythetische Klassifikation allerdingszu Recht kritisch und bemängelt gerade in der Oppida-definition eine gewisse Beliebigkeit.

Zentralisierung und Urbanisierung – Manchings Entwicklung zur spätkeltischen Stadt 305

Siedlungen unterschiedlichen Ranges zu identifi-zieren, in dessen Zentrum eine oder mehrere„Städte“ als wirtschaftliche und soziale Knoten-punkte stehen können. Ein solcher dynamischerStadtbegriff erlaubt schließlich die Benennung un-terschiedlicher Stufen der Stadtentwicklung unddas Nachvollziehen eines Prozesses der Stadtwer-dung und Deurbanisierung18. Der im DAI-For-schungscluster definierte „Archäologische Krite-rienkatalog urbaner Räume“ lautet wie folgt19:1. Nutzungskontinuität und Nachhaltigkeit der ur-

banen Besiedlung (continuité d’utilisation et per-sistance d’occupation urbaine).

2. Zentrum sozialer Interaktion und politischerKommunikation (centre d’interaction sociale etde la communication politique).

3. Topographische Geschlossenheit und verdichteteBau- und Infrastruktur (cloisonnement topogra-phique et compactage des bâtiments et de la in-frastructure).

4. Funktionale und formale Differenzierung derBausubstanz (différenciation fonctionale et for-male du bâti).

5. Konzentration und Diversifizierung von Gewer-be, Handel und Dienstleistungseinrichtungen(concentration et diversification du métier, ducommerce et des aménagements du service).

Wie bereits angedeutet, muss die Bewertung derhier genannten Kriterien selbstverständlich immerim direkten Vergleich von potentiell urbanemRaum und seinem strukturell andersartigen, nicht-städtischen Umfeld erfolgen. Wünschenswert füreine tatsächliche Objektivierung der quantitativenAusprägung der genannten Kriterien wäre eineWerteskala, die – etwa als Koeffizient aus dem(Zahlen-)Wert des urbanen Binnenraums und demseines Umlandes – eine konkrete Benennung er-möglichte. Verlässliche Zahlenwerte oder „Objek-tivwerte“ für eine solche Quantifizierung mögenzunächst für Kriterium 3 zu gewinnen sein: DerVerdichtungs- oder bauliche Zentralisierungsgradkönnte durch den Anteil der überbauten Fläche(inklusive der Wegeführung) an der Gesamtsied-lungsfläche bestimmt werden20. Kriterium 4, diedifferenzierte Bausubstanz, könnte aus der Summeder Grundrissformen und deren Flächenvariabili-tät quantifiziert werden. Schließlich ließe sich einWert für das differenzierte Gewerbe aus der ein-fachen Addition der Tätigkeitsbereiche von Bau-ern, Händlern und Handwerkern erschließen. Lei-der liegen momentan noch keine auswertbarenZahlen für die Verhältnisse in Manching vor, wes-halb die Kriterien vorläufig als „gering“, „mittel“,„hoch“ und „stark“ ausgeprägt bezeichnet wer-den21.

Sowohl für eine solche vergleichende Metho-dik22 als auch für die tatsächliche topographischeGliederung des urbanen Gesamtraumes ist eine

Unterscheidung von vier analytischen Ebenen not-wendig (Abb. 2)23:1. Der urbane Binnenraum oder die Kernstadt, ihre

interne Organisation und strukturelle und sozia-le Gliederung (l’éspace urbaine intérieur où laville principale).

2. Der (mikro-)regionale Einzugsbereich oder dersuburbane Raum, d. h. das unmittelbare topo-graphische Umland des urbanen Binnenraumes(la zone de rayonnement régionale).

3. Die Städte- und Regionenlandschaft, d. h. dasüberregionale intrakulturelle Umfeld, also dieInteraktionssphäre mit benachbarten und ent-fernten urbanen, aber auch ländlichen Räumen(le paysage des cités et régions).

4. Die kulturexterne Anbindung, d. h. die Kontakteeines spezifischen urbanen Raumes zu Gemein-wesen und Kulturen außerhalb des nordalpin-

Abb. 2. Analyseebenen zur vergleichenden Interpretati-on von Urbanisierungs- und Zentralisationsprozessen.

18 Hierzu GAEBE 2004, 153–154.19 Auch in der modernen Stadtgeographie kommt je-

nem als „Siedlungsstruktur“ bezeichneten baustrukturel-len Feld, das weitgehend den Kriterien 3. und 4. ent-spricht, eine besondere Rolle in der Analyse derEntwicklung urbaner Räume zu (GAEBE 2004, 75–76).

20 Die Existenz einer Mauer oder eines Walles könnteals zusätzliches Kriterium für die topographische Ge-schlossenheit bspw. als Zahlenwert „1“ addiert werden;eine Umwehrung als scheinbar unabdingbares Stadtkri-terium kann somit in ihrer Ausschließlichkeit relativiertwerden.

21 Mit der momentan stattfindenden Auswertung derGrabungsareale „Zentralfläche“ und „Südumgehung“sind hierfür geeignete Daten zu erwarten.

22 Zur Siedlungsentwicklung Manchings bereits SCHU-

BERT 1994, 188–192; SIEVERS 1999; 2004.23 Siehe GAEBE 2004, 62. – Gaebe betont in seiner mo-

derne geographische Verhältnisse spiegelnden Analysedie enge funktionale Verbindung (z. B. Arbeitsmarkt,Versorgungsbeziehungen) der Kernstadt und des subur-banen Raumes, die zusammen den umfassenderen „städ-tischen Raum“ bilden.

Michèle Eller, Susanne Sievers, Holger Wendling und Katja Winger306

keltischen Kulturkreises (l’éspace extra-culturel-le).

Im Rahmen der Genese der Manchinger Siedlungscheinen besonders die zunehmende Zentralisie-rung, also die unter den Kriterien 3 und 5 fassbarenProzesse konkrete Spuren im archäologischen Be-fund hinterlassen zu haben. Erkenntnispotential be-sitzt hier vor allem Analyseebene 2, der regionaleEinzugsbereich, wenngleich sich Zentralisierungs-tendenzen natürlich gerade in Relation hierzu imurbanen Binnenraum Manchings offenbaren. Vonerheblichem Interesse ist hierbei die Frage, ob Mus-ter, die sich auf der regionalen Ebene abzeichnen,zeitlich parallel auch in der Gestaltung und Um-strukturierung des Binnenraums erkennbar sind.

Das Manchinger Umland – der suburbaneRaum

Eine Kartierung der latènezeitlichen Fundstelleninnerhalb des Ingolstädter Beckens macht deutlich,dass schon während der Belegung der beiden gro-ßen Manchinger Gräberfelder, also spätestens abLT B2/C1, mit zeitgleichen Siedlungen zu rechnenist (Abb. 3). Aus dem unmittelbaren Umfeld vonManching fehlen jedoch Siedlungsstellen. Lediglichvier Viereckschanzen sind in einem Umkreis von1–2 km zu nennen, die aber allgemein erst in diespäte Latènezeit datiert werden. Erst hier wird of-fenbar, wie sehr Manching innerhalb des Ingol-städter Beckens geographisch peripher zu seinemUmland lag, siedlungstopographisch war es garisoliert24.

Um die Zentralisierungsprozesse im UmlandManchings besser fassen zu können, soll an dieserStelle der Siedlungsraum von Etting vorgestelltwerden. Etting liegt ca. 13 km nordwestlich vonManching, also nördlich der Donau. Auf der Fund-stelle „Wettstettener Weg“ fand während der Jahre1997 bis 2003 eine Großgrabung statt (Abb. 4).Auch bei weiteren Grabungen wurden in unmittel-barer Umgebung Siedlungsbefunde und Gräberder Latènezeit aufgedeckt. Diese datieren von LTB2/C1 bis D1. Vom „Wettstettener Weg“ ist ein ca.4,5–5,0 m breiter und ca. 0,6 m tiefer Graben vonbesonderem Interesse. Ergänzt man den Graben zueinem Kreis, könnte er ein Siedlungsareal von800m im Durchmesser umfasst haben, das vermut-lich während LT C bestand und somit voroppida-zeitlich war. Leider fanden im Inneren des Arealskeine Ausgrabungen statt. Aus dem Graben wurdeumfangreiches latènezeitliches Material geborgen.Der überwiegende Teil der Kleinfunde lässt sich inLT C1 datieren, in geringerem Umfang wurde auchMaterial aus LT C2 bis D entdeckt25. Einige Haus-grundrisse konnten außerhalb des Grabens auf-

gedeckt werden. Ihre Grundrissform lässt anhandvon Analogien darauf schließen, dass sie nach LTC2–D datieren. Das rein keramische Fundspektrumdieser Grundrisse bezeugt eine Errichtung undNutzung während LT C bis D. Es könnte also sein,dass gegen Ende von LT C2 bzw. im Verlauf vonLT D1 Bauten außerhalb der eigentlichen Siedlungvon Etting errichtet wurden. Ob die Siedlung in-nerhalb des vom Graben umgebenen Areals weiterbestand, ist momentan nicht zu beantworten.

Könnte es also sein, dass Manching und Ettingin LT C miteinander konkurrierten? Oder war Et-ting bereits ein Unterzentrum zu Manching? BeideOptionen sind möglich. Manching hatte schluss-endlich den Vorteil des Standorts auf seiner Seite.Die unmittelbare Lage an der O-W-Achse der Do-nau und der N-S-Achse der Paar sowie der um-fangreiche Schutz durch die umgebenden Gewäs-ser waren vermutlich ausschlaggebend, dass sichan dieser Stelle der Zentralort entwickelte. Ettinghingegen könnte den Übergang vom IngolstädterBecken in die Höhen der Fränkischen Alb kontrol-liert haben. Bedeutsam sind zwei in Etting gefun-dene fünfrippige Glasarmringfragmente mit schräggekerbter Mittelrippe und Zickzackfadenauflage,die auch in Manching nur in geringer Zahl vor-kommen und deren Hauptverbreitungsgebiet imwestkeltischen Bereich zu suchen ist26. Womöglichliefern diese Fundstücke einen Hinweis darauf,dass Etting in das Fernhandelsnetz eingebundenwar; möglicherweise mit Manching als Mittler.

Ebenfalls am Rand des Ingolstädter Beckens liegtTauberfeld. Hier wurde ein weiterer großer Grabenaufgedeckt, der hauptsächlich keramisches Materialder Periode LT C bis D enthielt. Er verläuft relativgerade und parallel zu einem schmalen hallstatt-zeitlichen Gräbchen. Leider ist nur ein geringer Ab-schnitt des Grabens aufgedeckt worden, so dasszum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Aussagenzu seinem Verlauf gemacht werden können. Paralle-len zum Ettinger Graben sind jedoch evident.

Sollten weitere Siedlungen ähnlich Etting (undTauberfeld) existiert haben, könnte im IngolstädterBecken ein komplexes Siedlungssystem mit hierar-chischer Gliederung und Siedlungen von zentral-

24 Vgl. auch ELLER / LORENTZEN in Vorbereitung.25 Besonders das keramische Material ist nur ganz all-

gemein in LT C–D zu datieren, wobei auffällt, dass be-malte Keramik nur mit einigen wenigen Scherben vor-liegt; Feinkammstrichkeramik hingegen gar nicht.

26 GEBHARD 1989, 16; 66; Taf. 20,279–281. – Der Pro-duktionsstandort dieses Armringtyps Haevernick 8d/Gebh. Reihe 20 lag vermutlich im südfranzösischen Na-ges (Dép. Tarn, F.), obwohl auch im Schweizer Mittellandeine Fundhäufung anzutreffen ist (WAGNER 2006, 87; 149;Karten 16 u. 17; vgl. HAEVERNICK 1960, 56–57; GEBHARD

1989, 16).

Zentralisierung und Urbanisierung – Manchings Entwicklung zur spätkeltischen Stadt 307

örtlicher Bedeutung bestanden haben27. Wenn nunalle oder mehrere dieser Orte gegen Ende von LTC Auflösungstendenzen aufwiesen, ließe sich spe-kulieren, ob damit ein Zentralisierungsprozess zu-gunsten Manchings zu fassen ist und dabei mög-licherweise auch Abwanderungsbewegungen indiese Richtung stattfanden. Dies müsste dann dasSiedlungsbild in Manching entscheidend veränderthaben. Die Existenz mehrerer Viereckschanzen imUmfeld von Manching braucht dem nicht entgegen-zustehen. Erst Ausgrabungen können klären, obdiese in der Tradition der frühen Siedlungen standenoder Teil eines vom Oppidum ausgehenden Zentra-lisierungs- und Kontrollprozesses waren.

Der urbane Binnenraum

Wie einleitend bemerkt, war der Stadtbegriff in derspäteisenzeitlichen Archäologie gemeinhin an denBegriff „Oppidum“ gebunden, der wiederum dieExistenz einer Stadtmauer als Voraussetzung einesurbanen Raumes definierte28. Konsequenterweisebetrachtete man auch den Bau desmurus Gallicus um140/120 v. Chr. lange Zeit als maßgeblichen Ein-schnitt in der Geschichte Manchings, wenngleich derweit frühere Siedlungsbeginn in der Forschung un-umstritten war. Ungeachtet einer zweihundertjäh-

rigen Kontinuität, die der Errichtung der Mauer vo-rausging, wurde das Oppidum erst hierdurch zumParadebeispiel einer spätlatènezeitlichen Stadt erko-ren. Die Mittellatènezeit entzog man dabei als gewis-sermaßen „präurbane Phase“ unterschwellig demKern der Betrachtung einer spätkeltischen „Stadt“,bei deren Genese Manching angesichts seiner „Vor-geschichte“ desMauerbaus gemeinhin als Spezialfallgalt29. Dagegen hat jüngst V. Salač das vermeintlicheManchinger Spezifikum auf eine breitere Basis ge-stellt und auf die weit ältere Tradition urbaner Struk-turen in der mitteleuropäischen keltiké hingewiesen,in der der Bau einer massiven Befestigung lediglicheinen „symbolischen Schritt zur Stadt“ darstellt30.

In der Tat dürfte der Manchinger Mauerbau invielfacher Hinsicht – schon allein durch den im-

Abb. 3. Latènezeitliche Fundstellen im Ingolstädter Becken.

27 Vgl. GRINGMUTH-DALLMER 1996, 7–31.28 z. B. COLLIS 1984, 107–109; DEHN 1951; 1962, 331;

FICHTL 2005, 16–17. – Hierzu auch WOOLF 1993, 224–225.– Kritisch zum Oppidumbegriff BOOS 1989; SCHREIBER

2008; WOOLF 1993.29 z. B. COLLIS 1993, 102; MAIER 1997, 438; WELLS 1995,

10–11. – Auch S. FICHTL (2005, 34–37) sieht die befestigtenOppida als Gipfel einer Siedlungsevolution; das Man-chinger „Vorleben“ wird graphisch lediglich als Strichli-nie umgesetzt (ebd. 37).

30 SALAČ 2005, 292–295.

Michèle Eller, Susanne Sievers, Holger Wendling und Katja Winger308

mensen Rohstoffbedarf und Arbeitsaufwand – ei-nen gravierenden Einschnitt in der Siedlungsent-wicklung und der Gestalt des Naturraumes mar-kiert haben31. Es soll an dieser Stelle kurz inErinnerung gerufen werden, ob und welche Um-

strukturierungen mit ihm einhergingen. Das Runddes Siedlungsgrundrisses als eines der prägnantes-

Abb. 4. Grabungsplan Etting „Wettstettener Weg“ 1997–2000 (nach: ProArch Prospektion und Archäologie GmbH).Schwarz: Latènezeitliche Befunde. Schwarz umrandet: vermutliche latènezeitliche Befunde. M. 1:1000.

31 KÖHLER / MAIER 1992, 350–352.

Zentralisierung und Urbanisierung – Manchings Entwicklung zur spätkeltischen Stadt 309

ten Merkmale des Manchinger Oppidums dürftesich schon vor dem Bau der Stadtmauer in einemGrabensystem abgezeichnet haben32. Insofernscheint die Vorwegnahme des kosmologischenKonzeptes Traditionen zu belegen, die im Mauer-bau nur eine Umformung und „Versteinerung“erfuhren und dergestalt die Beständigkeit undNachhaltigkeit des Gemeinwesens symbolisierensollten. Ganz ähnlich scheint auch die Lage dermonumentalen Stadttore im Mauerring auf ein äl-teres, bereits vorhandenes Wegesystem Bezug zunehmen33. Auch hier musste die Form einer gege-benen Funktion Genüge tun, wenngleich die exak-te Lokalisierung der Tore offenbar mathematischgenau auf einen zentralen Bezugspunkt ausgerich-tet war (Abb. 5). Dieser Bezugspunkt, das Zentral-heiligtum des sogenannten Tempels A, ging aller-dings dem Mauerbau wiederum zeitlich weitvoraus.

Trotz der Beibehaltung älterer Muster bewirktedie Baumaßnahme aber auch fundamentale Neue-rungen. So wurden die beiden die Siedlung rand-lich durchfließenden Wasserläufe des Riedelmoos-grabens und des Igelsbaches erst im Zuge desMauerbaus so umgeleitet, dass sie einen Wasser-graben vor der Stadtmauer bildeten (Abb. 5)34.Ganz offensichtlich handelt es sich hierbei um ei-nen zentralen planerischen Eingriff, der die fortifi-katorische Wirkung erhöhte, gleichzeitig aber auchwirtschaftlich nutzbares Weideland im vormals un-brauchbaren Feuchtareal südlich des Siedlungs-kerns erschloss. Beide Maßnahmen sind dabei ineinen größeren Kontext zu stellen und nicht ohneVeränderungen im Binnenraum vorstellbar. Dem-entsprechend wurden auch im Kernraum Um-

strukturierungen festgestellt; neue Straßen undWege wurden angelegt, die eine gleichmäßigereParzellierung vorgaben. Für die Bebauung derNordumgehung zeichnet sich eindrücklich ab, dasssich die Gebäude während LT D1, der sogenanntenmittleren Bebauungsphase, an einem rechtwink-ligen Bezugssystem ausrichten, wobei jedoch auchhier die älteren Grundstrukturen beibehalten wur-den (Abb. 6)35. Trotz der auch hier erkennbaren Tra-ditionen sah man den Übergang von LT C zu LT Dals einen gewaltigen stadtplanerischen Eingriff an,der neben dem Schutz der Siedlung und repräsen-tativen Aspekten auch deren innere Gliederungmit einschloss.

Was allerdings die Funktion Manchings als Zen-tralort angeht, so konnte zu diesem Zeitpunkt keingravierender Einschnitt festgestellt werden36. Einzentrales Heiligtum neben einem größeren Platzsowie mehrere ähnliche Einrichtungen kennzeich-nen Manching von Anbeginn als kultisches Zen-trum37. Auch das bekannte Goldbäumchen alsreligiöses Symbol gehört der Frühphase der Be-siedlung an38. Großbauten, die nach Form und Di-mensionen als Sonderbauten anzusprechen sindund der Elite zugeordnet werden, existierten eben-falls seit der Mittellatènezeit. Ebenfalls in die Sphä-re elitärer Machtausübung gehört die Emissionvon Münzen, die spätestens ab LT C2 in Manchinggeprägt und als Mittel politischer Kommunikationeingesetzt wurden39. Überdies ist seit jener Zeit eindifferenziertes Gewerbe nachweisbar: vielfältigehandwerkliche Einrichtungen, die Arbeitsteilungvoraussetzen, – hier ist z. B. die Glasproduktion zunennen – sind seit dem 3. und dann vor allem im2. Jahrhundert v. Chr. belegt. Zu dieser Zeit verfüg-te die unbefestigte Großsiedlung oder Stadt Man-ching, wie nicht nur der Import italischen Weinesbelegt, bereits über weit reichende Fernkontakteund war ein herausragendes Zentrum sozialer In-teraktion und Kommunikation40.

Abb. 5. Manching. Bezugssystem zwischen dem zentra-len Heiligtum sowie dem Ost- und Südtor.

32 SIEVERS 2003, 104; WENDLING 2009, 56–57.33 SIEVERS 2002a, 102.34 KRÄMER / SCHUBERT 1970, 34; SIEVERS / PETERS 2002.35 KÖHLER 1992, 57–61; SIEVERS 1992a, 327–331.36 F. SCHUBERT (1994, 135) weist vielmehr auf die un-

abdingbare Voraussetzung der urbanen Charakteristikafür ein monumentales Mauerbauprojekt hin.

37 FICHTL / METZLER / SIEVERS 2000, 181–183; SIEVERS

1991.38 MAIER 1990; 1992b.39 KELLNER 1990, 9–11; 30–39.40 GEBHARD 1989, 181–185; SIEVERS 2003, 86–92;

STÖCKLI 1979; WILL 1987. – Seltene Schriftzeugnisse undSchreibutensilien gewähren einen weiteren, allerdingsnur sehr eingeschränkten Blick auf die mutmaßliche Be-deutung und das Ausmaß der vorrömischen Korrespon-denz als ein Aspekt des kommunikativen Austausches(SCHUBERT 2001).

Michèle Eller, Susanne Sievers, Holger Wendling und Katja Winger310

Die Veränderung der Siedlungsstrukturen lässtsich im Binnenraum gut nachvollziehen, wobei diejüngsten Untersuchungen ein differenziertes Bildzeichnen. Die vier bislang untersuchten Großflä-chen (Zentralfläche, Süd- und Nordumgehungsowie Altenfeld), die Aussagen zur Thematik zu-lassen, weisen schon allein durch ihre Lage unter-schiedliche Charakteristika auf. Nur die Zentralflä-che ist durchgehend besiedelt gewesen (LT B2–D1b), unwesentlich später setzt die Südumgehungein (LT C1–D1b), die das Zentrum mit dem Süd-rand des Oppidums verbindet, während die erst inoder zu Beginn von LT C2 gut fassbare Bebauungder Nordumgehung und des Altenfelds etwa vonder Ost–West–Achse bis zum potentiellen Hafena-real der Dürren Au reichen. Süd- und Nord-umgehung sind zum Siedlungsrand hin landwirt-schaftlich genutzt worden; vor allem dieNordumgehung zeichnet sich durch eine Vielzahlvon Speichern aus.

Die Bebauung der Stufen LT B2 und LT C1 ist,wenngleich die Friedhöfe, Deponierungen und daszentrale Heiligtum die Bedeutung der frühen Sied-lung kennzeichnen, nach wie vor nicht so klar he-rauszulösen, dass sie für das Thema Urbanisierunghinreichend auswertbar wäre. Es ist nicht aus-zuschließen, dass es mehrere frühe Siedlungskernegab, was vor allem die beiden Nekropolen Hunds-rucken und Steinbichel sowie weitere Gräber, aberauch Befunde und Funde der Hallstatt- und Früh-latènezeit nahe legen. Die Frage der Kontinuitätdieser frühen Siedlungsindikatoren ist indes nochzu klären.

In der Phase LT C1 lässt die Konzentration derFunde im Norden der Zentralfläche einen rechtscharf abgegrenzten Siedlungskern erkennen41.Während der Frühphase orientierten sich die Infra-struktur und damit die Bebauung offensichtlichnoch an natürlichen Gegebenheiten. So zog sichdie die Zentralfläche dominierende Straße, die sichnach Westen im geophysikalischen Messbild weiter

verfolgen lässt, parallel zu einem verlandetenBachlauf hin42. Auch die große Rechteckanlage amOstrand der Grabungsfläche, zweifellos ebenfallsals Kultareal zu deuten, könnte Teil eines allerers-ten Siedlungsausbaus sein. Die Anlage und die sieumgebende, bis zu 15m breite bebauungsfreie Zo-ne kann als gezielte Schaffung (oder Tradierung?)eines öffentlichen Raumes gedeutet werden.

Spätestens mit Beginn von LT C2 erfolgte ver-mutlich in einem Zug eine systematische Erweite-rung der bebauten Fläche nach Süden und Norden,die zugleich eine Verdichtung mit sich brachte, sodass man hier von fortschreitenden Zentralisie-rungsprozessen sprechen kann. Die Fundverteilun-gen unterstreichen dies43. In der Zentralfläche folgteine systematische, die Ausrichtung der Rechteck-anlage berücksichtigende Bebauung in Form vonGroßbauten. Eine deutliche formale und funktiona-le Differenzierung der Bausubstanz sind hier zu er-kennen44. Die „gewachsene Struktur“ der nördli-chen Straße 1 bleibt bestehen und liefert denNachweis einer Nutzungskontinuität und Nachhal-tigkeit der urbanen Besiedlung. Im Gegensatz dazubelegt die gerade Streckenführung der neu ange-legten, südlich die Grabungsfläche querenden Stra-ßen 2 und 3 ein gezieltes stadtplanerisches Aus-greifen, das sich nicht an tradierten Strukturenorientiert, sondern neue Räume schafft.

Seit dieser Ausbauphase zeichnen sich deutlichgehöftartige Einheiten von oftmals 100 × 100m Flä-che ab, die zum Teil von Gräbchen eingefasst sind.Es ist aber auch mit Zäunen, Hecken und im Falleder Südumgehung sogar mit einer portikusartigenEinfriedung zu rechnen (Abb. 7). Vor allem die Süd-

Abb. 6. Manching-Nordumgehung. Dreiphasige Raumgliederung und Bauabfolge im Modell.

41 GEBHARD 1989, 185; GEBHARD 1991, 97; STÖCKLI

1974, 370–371.42 SIEVERS 2002a, 104.43 STÖCKLI 1974, 371–372; GEBHARD 1989, 185; GEB-

HARD 1991, 97.44 SCHUBERT 1994, 190.

Zentralisierung und Urbanisierung – Manchings Entwicklung zur spätkeltischen Stadt 311

umgehung belegt, dass die Art der Bebauung die-ser Einheiten sehr unterschiedlich sein kann. Einedieser Einheiten wird als umhegtes Heiligtum in-terpretiert, eine andere wird von Langbauten do-miniert. Dagegen sind von der Nordumgehungund aus dem nur schütter bebauten Teil der Süd-umgehung überhaupt keine Langbauten bekannt.Bei den Sonderbauten im Altenfeld ist ein zuneh-mender Hang zur Monumentalisierung zu beob-achten. Es fällt auf, dass sie, obwohl sie von Aus-nahmen abgesehen nicht ortskonstant sind, nurinnerhalb eines bestimmten Areals errichtet wur-den45. Mittlerweile sind gleichartige Großbautenauch in der Südumgehung und der Zentralflächenachgewiesen. Das Gesamtbild offenbart deutlichdie stark differenzierte Bausubstanz, die in Formund Größe variiert und auch in einzelnen Sektorenspezifische Grundmuster erkennen lässt. Hiernachscheint auch eine funktionale Differenzierung mitganz unterschiedlichen Nutzungsschwerpunktenschon vor dem Bau der Mauer vorzuliegen. DerFundstoff lässt schon früh Einfluss und Anwesen-heit der Oberschicht und damit eine starke sozialeDifferenzierung und politische Kommunikation er-kennen, die zum Einen mit den erwähnten kulti-schen Einrichtungen, zum Anderen mit den Fern-beziehungen zusammenhängen könnte. SozialeInteraktion und die Diversifizierung von Gewerbeund Handel offenbaren sich auch im sogenannten

Handwerkerviertel, in dem Eisen und Bronze ver-arbeitet, Münzen geprägt und Keramik gebranntwurde, sowie anderen handwerklichen Einrichtun-gen, die in Manching allgegenwärtig zu sein schei-nen46. Ob sich nur im Altenfeld eine Gruppe ausBöhmen zugewanderter Kelten niedergelassen hatund somit eine gewisse „Weltoffenheit“ belegt,müssen die Analysen der übrigen Großgrabungenerweisen. In jedem Fall belegen das externe Fund-spektrum und die Ergebnisse der Strontiumisoto-pie einen regen Kontakt zur weit umliegendenStädte- und Regionenlandschaft und vielfältigetranskulturelle Anbindungen.

Im Rahmen von Umstrukturierungen, die aufdie erste Ausbauphase folgen, kommt es im Alten-feld zur Neuanlage einer Straße, der ein Gehöftweichen muss. Zeitlich dürfte diese jüngere Aus-bau-Phase mit der Vorbereitung zum Bau derStadtmauer zusammenfallen. Das Grabungsareal„Südumgehung“ zeigt deutlich, dass der Igelsbachvor seiner Umleitung überquert werden musste,wenn man von der Kernstadt in die südlich vor-gelagerten Außenbereiche der Siedlung gelangen

Abb. 7. Manching-Südumgehung. Bebauungsphasen a und e.

45 SIEVERS u. a. 1998, 628–632; LEICHT / SIEVERS 2005,233–236.

46 SCHÄFER 2007; SIEVERS 2002b; 2002c; SIEVERS u. a.2000, 360–367.

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wollte. Vor allem der hohe Grundwasserspiegel inVerbindung mit Überschwemmungen dürfte derGrund dafür gewesen sein, dass eine flächen-deckende, wenngleich lockere Besiedlung im Sü-den der Großsiedlung erst relativ spät eingesetzthat. Die als Folge der Umleitung des Igelsbachesund der damit einhergehenden Drainagierung neugewonnenen Flächen wurden spätestens seit dieserZeit extensiv, wohl vor allem für die Viehhaltunggenutzt. In dem gezielten Eingriff in das Gewässer-netz kann man daher nicht nur den fortifikatori-schen Aspekt des Wassergrabens vor der Stadt-mauer sehen, sondern auch eine planmäßigeErschließung von Siedlungs- und Landwirtschafts-fläche innerhalb des Oppidums.

In der Spätlatènezeit, also nach dem Bau derStadtmauer, scheint sich im Altenfeld die strengeHofstruktur aufzulösen, um womöglich größerenQuartieren Platz zu machen. So gewinnt z. B. dasHandwerkerviertel, das sich auch nach Aussagevon Lesefunden und jüngster geophysikalischerProspektionen entlang der Ost-West-Achse weiterin Richtung Zentrum erstreckt und für die Sied-lung von zentraler Bedeutung gewesen sein dürfte,vor allem im Laufe von LT D an Bedeutung47. Inder Zentralfläche wird der rechteckig umfriedeteKultbezirk überbaut; ein offener, kommunikativerRaum fällt hier dem Verdichtungsprozess zum Op-fer.

Die Subphase LT D1b ist schließlich geprägtdurch einen deutlichen Rückgang der Bevölke-rungszahl und eine Dezentralisierung, die sich inden einzelnen Arealen unterschiedlich abzeichnet.So verbleiben im Bereich der Zentralfläche, derSüd- und der Nordumgehung einzelne kleine Ge-höfte (Abb. 6)48. Im Altenfeld sind keinerlei Gehöft-strukturen mehr zu erkennen; die Ausrichtung derGebäude ändert sich, wie auch in der Süd-umgehung, in auffälliger Art und Weise. Dies be-deutet freilich nicht, dass nun alle Gebäude gleichausgerichtet sind: Zusammen mit dem Dichterück-gang scheint eine „Irregularität“ der Gebäudeaus-richtung einherzugehen. Die Form und Größe derGebäude der einzelnen Gehöfteinheiten ähnelnsich weitgehend. Auch die Funddichte nimmt abund zeigt eine lockere Verteilung über größereAreale49. Die topographische Geschlossenheit unddie verdichtete Bau- und Infrastruktur sind in Auf-lösung begriffen. In der Südumgehung und derZentralfläche wird die südliche Straße jeweilsdurch ein orthogonal den Wegeverlauf überlagern-des Gebäude gekappt, die so eine wichtige kern-städtische Kommunikationslinie blockieren. Voneinschneidender wirtschaftlicher Bedeutung mussder Verlust der Schiffslände gewesen sein, da dieDonaualtarmanbindung vermutlich nicht mehrnutzbar gewesen ist50. Ein rigider Rückgang derFernkontakte wird zumindest durch das Ausblei-

ben des Weinimportes und der zugehörigen Trans-portamphoren ab ca. 80 v. Chr. angezeigt51. Zudemwurde vermehrt Metallrecycling betrieben, das wieder abnehmende Anteil des Graphits in jüngerenKammstrichgefäßen als Zeichen einer Rezession in-terpretiert werden kann52.

Eine Stadt ohne Mauer

Die Urbanisierung Manchings erweist sich mithinals ein schon sehr früh einsetzender Prozess, indessen Verlauf der Bau der Stadtmauer nur eineEpisode zu sein scheint53. Anschaulich machendies die Positionen des Ost- und Südtores, die aufder Basis komplizierter Maß- und Konstruktions-systeme auf das schon seit der Frühphase der Sied-lungsgenese existierende zentrale Tempelchen zubeziehen sind (Abb. 5). Insofern sind die mit demMauerbau einsetzenden Umstrukturierungen vonder zunehmenden Verdichtung der Bebauung, ei-ner Zentralisierung und fortschreitenden Urbani-sierung zeitlich zu trennen, aber inhaltlich mit-einander in Bezug zu setzen. Die eingangserwähnten archäologischen Kriterien zur Urbani-sierung verdeutlichen die Entwicklung im urbanenBinnenraum (Abb. 8): Nach einer allmählichen Zu-nahme urbaner Kriterien in den Phasen LT B undLT C1 kommt es in LT C2 geradezu zu einer explo-sionsartigen Ausprägung der relevanten Charakte-ristika. Die Siedlungsqualität der Subphase LTD1aist trotz des Mauerbaus nurmehr als Konsolidie-rung existierender Strukturen zu werten, die denGrad der Urbanisierung kaum verstärken konnten.

Die Rolle von Siedlungen des Umlandes, die an-fangs womöglich mit Manching konkurrierten,dürfte sich im Laufe der Zeit dahingehend geän-dert haben, dass sich in immer stärkerem Maße ei-ne Abhängigkeit vom prosperierenden Zentralortentwickelte. Der Niedergang und die Auflassungeiner größeren grabenumwehrten Siedlung in Et-ting zur Zeit der Zentralisierung und ExpansionManchings könnte dies nahe legen. Dieser Prozessdürfte allerdings nicht mit einer zunehmenden

47 SIEVERS 2002c, 180; WENDLING 2009, 56.48 KÖHLER 1992, 61–64; SIEVERS 1992, 332–334.49 GEBHARD 1991, 100. – Für das Ausdünnen der Be-

funddichte in den jüngeren Phasen ist allerdings auchdie eingeschränkte Erhaltung und Beobachtung jüngerer,von einem höheren Niveau abgetiefter Befunde im An-stehenden verantwortlich (GEBHARD 1989, 33–34).

50 VÖLKEL / WEBER 2000, 388.51 WILL 1987, 36.52 GEBHARD / WAGNER 2000, 175; SIEVERS 2002c, 178–

179; SIEVERS / SCHWAB 2006. – Zum „Niedergang“ Man-chings zusammenfassend SIEVERS 2004.

53 SCHUBERT 1994, 135.

Zentralisierung und Urbanisierung – Manchings Entwicklung zur spätkeltischen Stadt 313

Siedlungsleere des Umlandes, sondern vielmehrmit einer ansteigenden und immer weiter ausgrei-fenden wirtschaftlichen Interaktion mit umliegen-den Siedlungen einhergegangen sein, die die agra-rische Versorgung sicherten54. Insgesamt scheintdie strukturelle und wirtschaftlich-handwerklicheZentralisierung im urbanen Binnenraum der Kern-stadt bereits vor dem Mauerbau eine funktionaleExpansion der wirtschaftlich-agrarischen Basis not-wendig gemacht zu haben: Die wachsende Stadtmusste ernährt werden; für handwerklich konkur-rierende Siedlungen – auch solche eines niedri-geren qualitativen und quantitativen Niveaus –dürften schlicht kein Platz bzw. nicht genügendlandwirtschaftliche Ressourcen zur Verfügung ge-standen haben. Dieses Miteinander von Kernstadtund Umland, das auch die Fernbeziehungen zurRegionen- und Städtelandschaft einschloss, wurdeoffensichtlich in der ersten Hälfte des 1. Jahrhun-derts v. Chr. empfindlich gestört. Die Zerstörungund Auflassung des Osttores und die Aufgabe ge-wachsener Strukturen zu dieser Zeit sind deutlicheZeichen einer Dezentralisierung. Sie ist mit demEnde der Siedlung als urbane Einheit gleichzuset-zen, deren Auflösungserscheinungen sich deutlichim Abwärtstrend einer „Deurbanisierung“ wäh-rend LTD1b spiegeln.

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Abb. 8. Dynamisches Modell zur qualitativen und quantitativen Entwicklung urbaner Charakteristika in der latène-zeitlichen Großsiedlung von Manching.

54 Vgl. COLLIS 1984, 83–85; SIEVERS 2002b, 167.

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Zusammenfassung: Zentralisierung undUrbanisierung – Manchings Entwicklung zur

spätkeltischen Stadt

Manching, eines der größten und am besten er-forschten Oppida, zeichnet sich u. a. dadurch aus,dass wir seine Entwicklung über ca. 300 Jahrenachzeichnen können. Bereits der frühe Siedlungs-kern verfügte über zentrale Einrichtungen wie z. B.ein Heiligtum, in dessen nächster Umgebung De-ponierungen zutage gekommen sind. Im Zuge derSiedlungserweiterung spielte der Ausbau der Infra-struktur eine immer größere Rolle, es kam zu einerregelrechten Bevölkerungskonzentration und da-mit in Zusammenhang zu einer komplexen Ar-beitsteilung. In Manching lässt sich eine schnellfortschreitende Urbanisierung feststellen, was an-hand der drei größten Grabungsabschnitte (Zen-tralfläche, Südumgehung, Altenfeld) erläutertwird. Hier wird deutlich, dass die UrbanisierungManchings lange vor Errichtung der Stadtmauereingesetzt hat, wenngleich insbesondere die Spätla-tènezeit eine Häufung stadtplanerischer Eingriffeerkennen lässt. Erste Ergebnisse einer Analyse desUmlandes von Manching zeigen, dass die Viel-gestaltigkeit der Urbanisierungsprozesse im Stadt-bereich derjenigen der Zentralisierungsprozesse imweiteren Raum um Manching entspricht und dassUrbanisierung sowie Zentralisierung in ein kompli-ziertes wechselseitiges Bezugssystem eingebettetwaren.

Résumé: Centralisation et urbanisation –

l’évolution de Manching en direction d’uneville celtique

Manching, un des plus grands oppida et un desmieux documentés, se caractérise notamment parle fait qu’on peut retracer son évolution pendantplus de 300 ans. La première cellule d’habitat dis-posait déjà de bâtiments centraux, comme parexemple un sanctuaire. Des dépôts ont été décou-verts à proximité. Au fil de l’élargissement de l’ha-bitat, l’aménagement de l’infrastructure a considér-ablement gagné en importance, on observe alorsune véritable concentration de la population entraî-nant une répartition complexe du travail. À Man-ching, on constate une urbanisation croissante, mi-se en évidence grâce aux trois plus grandes airesde fouilles (« Zentralfläche, Südumgehung, Alten-feld »). Il devient alors évident que l’urbanisationde Manching a débuté longtemps avant la con-struction de l’enceinte, même si c’est en particulierpendant la période de La Tène finale que les tracesd’aménagements urbains semblent les plus impor-

Zentralisierung und Urbanisierung – Manchings Entwicklung zur spätkeltischen Stadt 317

tants. Les premiers résultats d’une analyse de lapériphérie de l’oppidum montrent que la variétéde l’urbanisation en milieu urbain correspond àcelle observée dans l’environnement proche deManching. Désormais, l’urbanisation et la centrali-sation semblent s’intégrer dans un système com-plexe et réciproque de relations.

Susanne SieversHolger Wendling

Katja WingerRömisch-Germanische Kommission

des Deutschen Archäologischen InstitutsPalmengartenstr. 10–12D-60325 Frankfurt a. M.

[email protected]@rgk.dainst.de

[email protected]

Michèle EllerBürgermeister-Klingler-Str. 14D-64546 Mörfelden-Walldorf

[email protected]

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