Von der Konkretheit der Bedürfnisse: Fülle, Mangel und Diabetes bei den Ojibwe von Wisconsin
Die Entwicklung der Kategorienlehre von W. Dilthey. Von der transzendentalen Begründung der...
-
Upload
independent -
Category
Documents
-
view
3 -
download
0
Transcript of Die Entwicklung der Kategorienlehre von W. Dilthey. Von der transzendentalen Begründung der...
Die Entwicklung der Kategorienlehre von W. Dilthey.
Von der transzendentalen Begründung der Geisteswissenschaften zur
lebensphilosophischen Unendlichkeit
Ivan Jurkovic
Einleitung
„Hinauf, hinab – Ein Weg“. Was wir von einem Denken uns aneignen kann, ist was nicht in seiner
Grenze steckt: es ist was uns ungeschlossen gegeben ist. Das philosophische Denken fordert, dass
auf die geöffneten Wege der Denkbarkeit gewandert sein wird. Insofern ist es mein Zweck die
Hermeneutik von Dilthey in ihrer Produktivität aufzuarbeiten. Diese Produktivität seines Denkens
steckt tatsächlich in seinen Unendlichkeiten. Eine dieser Unendlichkeiten ist die Arbeit der
Entdeckung der Kategorien, die sich als eine unendliche Aufgabe ergibt. Dafür werde ich diese neue
Lehre der Kategorien Diltheys in ihrem Kontext wieder einfügen, d. h., ihre Notwendigkeit, Ursprung,
und Zusammenhang.
Ich weiß aber nicht inwiefern sie Diltheys Philosophie kennen, ich werde also zuerst versuchen einen
gemeinsamen Boden durch eine kurze Skizze seiner Philosophie zu schaffen. Wilhelm Dilthey ist
1833 in Biebrich am Rhein (Wiesbaden) geboren. Er ist besonders dafür bekannt, wie er die
Geisteswissenschaften von der Naturwissenschaften geteilt hat. Einerseits ist die erste Aufgabe der
Naturwissenschaften zu gesetzmäßige Erklärungen zu gelingen, und andererseits ist die Aufgabe der
Geisteswissenschaften das menschliche und geschichtliche Leben zu verstehen. Sein Ziel war unter
anderen die rein kognitivistische erkenntnistheoretische Lehre von Kant zum Ganzen der erlebten
Erfahrung zu erweitern.
Die Zeit in der seine Jugend fiel, war dadurch gekennzeichnet, dass sich die Einzelwissenschaften
von der Philosophie völlig abwandten, die ihrer Meinung nach mit dem hegelschen System einen
vollkommenen Zusammenbruch erlitten hatte. Von da an, fing die Tendenz der Ausbildung von
Spezialitätstum und dies ebenso für die Naturwissenschaften wie für die Geisteswissenschaften an.
In der Philosophie bezeichneten sich zwei Richtungen in der Erkenntnistheorie: der Positivismus und
der Neukantianismus. Beide hatten aber gemeinsam ihren wissenschaftstheoretischen
Betrachtungen von der Naturwissenschaften zu den Geisteswissenschaften einfach zu übertragen
(Comte). Ihrerseits, wenn es Bemühungen waren einen methodischen Bewusstsein in einer
Geisteswissenschaften zu gewinnen, stand es unter dem Einfluss von naturalistischen Ansichten und
führte sogar bis zur manchen Missdeutungen des eigenen Tuns. Von dem Positivismus erhält Dilthey
den Drang „Rückgang auf die Sachen selbst“ und konkreter Arbeit an ihnen. Er hat auch eine radikale
Abwendung von aller Spekulation geerbt, und noch dazu, erforscht er von Jugend an
ideengeschichtlicher Zusammenhänge. Seine Schleiermacher-Studie ließ in ihm die Begriffswelt der
Romantik und des objektiven Idealismus lebendig.
Die Diskussion über die Aufgabe einer Grundlegung der Geisteswissenschaften entstand schon in
den Arbeiten von Rickert und Windelband und die Bemühungen um eine zusammenfassende Logik
der Geisteswissenschaften ist immer noch keine abgeschlossene Frage. Beide versuchten
insbesondere eine Abgrenzung der Geisteswissenschaften mit der Naturwissenschaften
herauszustellen.
Die Grundlegung der Geisteswissenschaften Diltheys verspricht eine logische (Kategorie),
epistemologische (Erkenntnistheorie) und methodologische (Theorie ihrer Methoden) Fundierung.
Der Aufbau von Kategorienlehren in Dilthey erscheint in drei Hinsichten: 1) in Bezug auf sein
Bestreben nach transzendentaler Begründung der bestehenden Wissenschaften seiner Zeit, e. h.,
auf seine Grundlegung der Geisteswissenschaften und den sich darauf beziehenden Begriff des
Verstehens, 2) in Bezug auf seine philosophisch-logische Erbschaft) 3) und seine späte
Lebensphilosophie (die Kategorien sind Kategorien des Lebens.
Die Entwicklung dieser Kategorienlehren kannte zwei Momente: Aus der Grundlegung, das
Tun/Leiden. Dazu gehört die Auffassung, die aus der Frage nach der Entstehung der Außenwelt
geführt hat: da findet einen Rückführung auf die Ipseität. Das Innerwerden, die innere Erfahrung
spaltet Außen-/Innenwelt und lässt realen und formalen Kategorien entstehen. Das zweite Moment
ist der lebensphilosophische.
1)Wie das Verstehen die Grundlegung der Geisteswissenschaften unterstützt.
Um den Status dieser Kategorien genau zu beobachten, ist es notwendig vor allem zu die
erkenntnistheoretische Dimension des Verstehens, die Dilthey eröffnet zurückkehren. Satz 6: „Ist
nun das Verstehen grundlegend für die Geisteswissenschaften, so ist die erkenntnistheoretische,
logische und methodische Analysis des Verstehens für die Grundlegung der Geisteswissenschaften
eine der Hauptaufgaben.“ (VII, 88).
Die Grundlegung der Geisteswissenschaften „ist zunächst und vor allem Interpretation der Begriffe,
welche für den von den Geisteswissenschaften aufgefundenen Zusammenhang der geistigen Welt
konstitutiv sind“ (VII, 309). Diese Grundlegung erfüllt sich in einem Aufbau. Aufbau ist ein bildlicher
Ausdruck, der derjenige ideelle Zusammenhang bezeichnet, „in welchem auf der Grundlage des
Erlebens und Verstehens in einer Stufenfolge von Leistungen sich ausbreitend das objektive Wissen
von der geschichtlichen Welt sein Dasein hat“ (VII, 88).
Eine grundlegende Tatsache der Geisteswissenschaften ist, dass sinnlich gegebene Objekte als ein
Äußeres aufgefasst werden, in dem ein Inneres sich ausdrückt. Insofern kann Verstehen so gefasst
sein: „in welchem aus sinnlich gegebenen Äußerungen seelischen Lebens dieses zur Erkenntnis
kommt“. Verstehen fällt insofern unter dem Begriff des Erkennens, wenn man „unter den
allgemeinen Begriff des Erkennens, wobei Erkennen im weitesten Sinne als Vorgang gefasst wird, in
welchem ein allgemeingültiges Wissen angestrebt wird“ (VII, 333).
Schleiermacher universalisierte die Hermeneutik, nicht in Hinsicht einer Untersuchung einer
möglichen Einheit in der Überlieferung (Ast), sondern in dem Verfahren des Verstehens, der überall
wo Missverstehen ist, stattfindet. Dieses Verfahren beruht auf die Erfahrung der Fremdheit, und
macht der Möglichkeit des Missverständnisses zu eine universelle. Selbst ist für Dilthey ein der
tiefsten erkenntnistheoretischen Probleme die Erklärung der Möglichkeit „ein Fremdes
aufzufassen“ (V, 334). Das Problem ist zu bestimmen inwiefern ein allgemeingültiges Wissen aus
Erfahrung gewinnen sein kann. „Die Auflösung dieser erkenntnistheoretischen Frage führt auf das
logische Problem der Hermeneutik“.
Der Unterschied mit der Naturwissenschaften liegt nicht in der „Stellung des Subjektes zum Objekte“,
sondern in dem Verfahren des Verstehens, der einen anderen Gegenstand in der Äußere hat, als die
Naturwissenschaften. Der Gegenstand des Verstehens ist der objektivierte Geist in Zwecken, die sich
in ihm gebildet haben, oder Werte, die sich in ihm verwirklichen. Das Verstehen erfasst dieses
Geistige.
Für Dilthey soll also „der Zusammenhang des Lebens aus der Totalität der Gemütskräfte“ verstanden
sein. Dieses wird erlebt in einem Innewerden, der unmittelbar gegenwärtig und hinter dem man
nicht gehen kann. Insofern sind für Dilthey die Kategorien nur Derivate dieser lebendig erlebten
Innern, wo zum Beispiel Ursache ein „Derivatum des lebendiges Verhältnisses des Willens, der den
Druck eines anderen erfährt“ ist (V, 170). Er schreibt in der Zusätze zu der Einleitung: Es muss „die
irrige Kategorienlehre Kants, nach welcher Wirklichkeit, Sein, Realität Verstandeskategorien
sind“ aufgehoben werden (I, 418) und „es ist nicht auf ein Apriori des theoretischen Verstandes oder
der reinen Vernunft, das in einem reinen Ich gegründet wäre“, sondern auf „die im psychischen
Zusammenhang enthaltenen Strukturbeziehungen“ (VI, 13, Anm.). Um eine Analyse des Verstehens
also zu machen, macht erstens Dilthey eine Darstellung des Strukturzusammenhangs des
Seelenlebens (in Ideen über eine...).
In seinem letzten systematischen Werk sagt uns Dilthey von diesem, dass sein Ziel ist „vom
erkenntnistheoretischen Problem aus den Aufbau der geschichtlichen Welt in der
Geisteswissenschaften zu untersuchen“. (VII, 117) Er merkt dazu: „Unter den anderen
Klassenbegriffen der Aussage, den Kategorien, haben Tun und Leiden für die Metaphysik die größte
Bedeutung.“ (I, 204) „Die Beziehungen derselben [Kategorien] aufeinander bilden diesen
Zusammenhang, durch welchen die qualitativ bestimmte Einzelexistenz, das Individuum, zum
Verständnis kommt. In diesen Beziehungen erfassen wir jetzt den Zusammenhang, in welchem das
Verstehen eine gegebene Wirklichkeit nach ihrer Bedeutung erfasst. Sie ist qualitativ bestimmtes
Einzeldasein. Dies zeigt vom Ausdruck bis zu dem Subjekt aller Ausdrücke überall ein Verhältnis des
Ganzen zu Teilen. Dieses ist Zusammenhang...Und indem nun diese in jedem Einzelwesen
bestehende Beziehung auf alle gegebenen Ausdrücke desselben angewandt werden entsteht unter
den Kategorien von Wert, Bedeutung, Zweck das Verständnis dieses Individuums.“. (VII, 253)
2)Richtung Unendlichkeit
„Wenn wir nun diese Beziehungen als Kategorien abstrakt herausheben, dann liegt in diesem
Verfahren selbst, dass die Zahl dieser Kategorien nicht abgrenzbar ist und ihr Verhältnis nicht auf
eine logische Form gebracht werden kann“ (VI, 232). Jean Grondin schreibt in seiner Beschreibung
der diltheyschen Grundlegung der Geisteswissenschaften: „Sie beabsichtigt, die
Geisteswissenschaften auf ihnen eigene Kategorien (also in einer Logik) zu gründen, auf eine ihnen
gemäße Erkenntnistheorie (Epistemologie) und eine Theorie ihrer spezifischen
Methoden.“ (Hermeneutik, UniTaschenbuch, S.25, aus Que sais-je?)
Für Georg Misch zeigt diese Unendlichkeit den Charakter des Lebens selbst, und den
hermeneutischen Charakter der Logik von Dilthey. Wie kann man diese Spannung zwischen Logik
und Kategorie begreifen? Was kommt in logischer Form oder nicht? Wieso können die Verhältnisse
der Kategorien nicht der Logik unterstellt sein? Wenn der Zahl nicht abgrenzbar ist, welcher ist der
Vorgang ihrer Entdeckung? Was bedeutet, dass die Bestimmung selbst als eine unfertige unendliche
Arbeit sich darstellt?
Trendelenburg: Logik
Diltheys Studium der Philosophie war von Lehrerpersönlichkeiten geprägt. Unter denen findet man
Kuno Fischer, der sich in der Hegel Tradition einschrieb (1854-1856 in Heidelberg), Nitzsch und
Twesten, aus der Schleiermacher-Schule, und vor allem Leopold von Ranke und August Boeckh, oder
noch Adolf Trendelenburg. Dilthey schreibt 1903:
„Und hier ist mir nun mein Lehrer und Freund Trendelenburg von allen gegenwärtig, der auf mich
den größten Einfluß gewann. Von seiner Machtstellung macht man sich heute keine Vorstellung
mehr. Sie lag darin, wie er die sorgfältig erforschten Tatsachen der Geschichte der Philosophie zu
einem Ganzen verknüpfte, das dann als lebendige Kraft in seinen Zuhörern wirkte.“ (V, 7f)
Die tiefe Prägung seiner Auffassung der Logik und Psychologie ist uns durch einem Fragment aus
einer Logik-Vorlesung, die Dilthey 1864 gehalten hat. (XX, 1-18) bestätigt. Beide geben zur formalen
Logik eine substanzielle methodologische Bedeutung für die Wissenschaft und die Philosophie, und
zugleich eine mögliche Erklärung ihrer Prinzipien als nur durch empirischen Untersuchungen
möglich. Diese Untersuchungen werden nicht in Trendelenburgs Philosophie stattfinden, sondern in
dem Kontext der von Dilthey neuen Form der Psychologie höherer Funtkionen des Seelenlebens.
Diese Auffassung der Psychologie unterscheidet sich mit der, die Trendelenburg als Grundlage der
Logik ablehnte. In jedem Fall übernimmt Dilthey von Trendelenburg, wie viele anderen Logikern des
neunzehnten Jahrhunderts, die Zweiteilung der Logik in einem formalen und einem diesen
begründenden empirischen Teil.
Die Aufgabe der Philosophie für Trendelenburg ist mit den Mitteln des Empirismus eine Reperatur
der idealistischen Konzeption von Philosophie als empiriefreier Spekulation zu machen. (siehe:
Friedrich Adolf Trendelenburg (1843): Die logische Frage in Hegels System. Zwei Streitschriften. F. A.
Brockhaus, Leipzig.). Er hat ungefär vier Jahrzehnte das philosophische Geschehen in Deutschland
geprägt. Seine Nachfolger in Philosophielehrstuhl in Berlin, waren Lotze und Dilthey.
Für Trendelenburg stellt sich das Problem (die „logische Frage“) in seinen Logischen Untersuchungen
als das des Zusammenhanges zwischen formaler Logik und der Inhalten auf denen diese sich aufsetzt.
In seiner Herausarbeitung der formalen Logik entwickelt er den Gesichtspunkt nach welchem die
Begriffe keine Naturprodukte, sondern Produkte unserer geistigen Aktivitäten sind.
Trendelenburg führt aus, dass Kant diesen Punkt auch richtig erkannt hatte, dass aber seine formale
Deduktion nur in eine Aufzählung von Kategorien strandete (S.27). Als Aristoteles Forscher fügt er
hinzu, dass selbst der Stagierer schon die Notwendigkeit gesehen hatte, den Formierungsprozess
der Begriffe in der Logik zu berücksichtigen (S.30).
„Wenn der Begriff als fertig gefordert wurde, so knüpfte sich bald die Frage an, wie entsteht denn
der geforderte Begriff unserm Denken. Nach dieser Seite hin suchte sich die Logik durch
psychologische Einleitungen vorzubereiten. Wenn wiederum der Begriff den Gegenstand zu decken
vorgab, wenn er dadurch von den Dingen das Gesetz seiner Wahrheit ableitete: so führte dies in
metaphysische Fragen“ (S. 35).
Zwei Optionen sind für diese Rekonstruktion der Entstehung der Begriffe möglich: durch Rückgriff
auf Psychologie oder durch eine metaphysische Rekonstruktion. Für Trendelenburg versagen sich
diese beide Optionen:
-die Psychologie ist ungeeignet, weil sie „nur die subjektiven Bedingungen darzustellen sucht, ohne
sich um die reale Bedeutung des Denkens zu bekümmern“ während es in der Logik gerade darum
geht „das Erkennen in seinen objektiven Ansprüchen“ aufzufassen (S.131),
-Der konstruktive Gesichtspunkt von Hegels Logik wird von Trendelenburg als zweite (und letztlich
fundamentalere) Aufgabe der Logik, neben der formalen, gesehen: die bloße Ableitung der Begriffe
auseinander kann niemals auf der ausschließlichen Grundlage reinen Denkens stattfinden. Es muss
also sowas wie eine Dialektik geben, in der die Begriffe anhand der Rekonstruktion ihrer Gegensätze
(Negation) auseinander abgeleitet werden.
Für Trendelenburg entsteht aber den Gegensatz nicht aus dem reinen Denken, sondern muss auf die
Fülle der Erfahrung zurückgewiesen sein, um den Sprung von den ersten beiden Begriffen der Logik,
Sein und Nichts, zum Begriff Werden denken zu können. Weil es nur in der Erfahrung ist, dass wir
konkrete Beispiele der „Bewegung“ haben. Ohne diesen Rückgriff auf Erfahrung könnte niemals
begrifflichen Strukturen (re)konstruiert werden. Der Gegensatz stammt aus der „aufnehmenden
Anschauung“ (S.56).
Diese Idee, dass die Konstruktion geistiger Inhalte wesentlich empirisch ist, ist eine entscheidende
Idee für die Entwicklungen der kontinentalen Philosophie. Die Kombination der Annahme des
hegelschen Anspruchs bei gleichzeitiger Umkehrung seiner Methode (vom absolut reinen Denken,
zum absolut empirischen Denken) wird zum Leitmotiv bis in den 20. Jahrhundert.
Die Lösung von Trendelenburg bleibt aber problematisch, weil sie sich nicht durchgesetzt hat:
hegelscher Begriff der Denkbewegung schlicht durch empirisch-physikalischen Sinn zu ersetzen (V.
Untersuchung).
3)Der Status der Apriorizität:
Dieser philosophische Hintergrund zu logische Untersuchung hat besonders in Dilthey eine Wirkung
auf dem Status der Apriorizität. Es hilft uns zu verstehen wie Dilthey dazu kommt zu verteidigen,
dass Apriorizität eine Tatsache des Bewußtseins ist (vgl. XIX, 82)? Die Ursache dessen muss man in
seiner Entwicklung einer „konsequenteren Form von Empirismus“ in seinem früh und mittleren
Arbeiten (nach 1830). In diesen kann man den Einfluss von der Philosophien Auguste Comte und der
Logik von J.S. Mill merken. Von Mill übernimmt Dilthey die hierarchische Konzeption in der
Unterscheidung zwischen Sinneswahrnemung und anderen mentalen Zuständen (A System of Logic,
849ff). Sehr viele psychologischen Grundzustände lassen sich als Sinneswahrnehmungen einräumen,
sie werden auf eine physiologische Ebene rekonstruiert. Diese bezeichnen die „einfachen
Bewußtseinsphänomene“ des „niederen Seelenlebens“( XXII, 76ff). Sie sind Gegenstand der
Physiologie, aber „höheren Bewußtseinsphänomene“ sind ihrerseits Gegenstand der Psychologie.
Sie soll die Grundlage einer Rekonstruktion des menschlichen Geistes dienen. Diese Phänomene
existieren von der unmittelbaren sinnlichen Wahrnehmung losgelöst. Für die Beschreibung dessen,
schreibt Dilthey, ist eine eigenartige Methode nötig. Seine deskriptive Psychologie entfernt sich da
von Mills Auffassung am stärkesten:
„[Die] höheren Bewußtseinsphänomene […] gehen ohne Zweifel aus den niederen hervor. Die niederen bilden
ihre Grundlage. Aber sie sind durchaus nicht bloß zusammengesetzt von Verbindungen, die aus den
elementaren gänzlich abgeleitet werden können. Die Ausdrücke Entwicklung, Evolution, Entfaltung sprechen
zutreffend die Art von Kausalität aus, welche hier waltet: das Urteil entsteht ja zweifellos, indem die
elementaren Operationen eines distinkten Willensaktes getrennte Bestandteile, Allgemeinvorstellungen in
sich aufnehmen.“ (XXII, 12)
Diese Nähe zum Empirismus lässt aber einen Einigungspunkt mit Kant noch möglich. Wie für Kant,
ist es für Dilthey klar, und folgt ihm in der Kritik des Empirismus von Hume, dass die Seele kein Spiegel
der Natur ist. Es ist insofern kein fertiges Welt zu der sich die von uns gebildeten Vorstellungen und
Ideen etwa wie Zeichnungen oder Fotographien verhalten. „Es muss also etwas sein, was selbst diese
Reproduktion der Erscheinungen möglich macht“ (A101). Und diese Grundlage ist „der Grund a
priori einer notwendigen synthetischen Einheit derselben“. Damit wird behauptet, dass man
überhaupt um die Wirklichkeit mit Vorstellungen festhalten zu können, eine konzeptuelle Grundlage
notwendig ist.
Für Dilthey ist aber dieses Apriori nicht synthetisch, sondern analytisch zu nehmen: es ist ein Apriori
des Prinzips. Das Synthetische, die Voraussetzungen der Erfahrung, „das Festmachen dieser in ihrem
So-und-so-Sein, ist im Gegensatz zu Kant keineswegs a priori. Die intellektuellen Grundlagen unserer
Erfahrung sind vielmehr etwas das empirisch entsteht. Sie tragen in sich also die Möglichkeit des
Anders-sein-könnens. Insofern besteht die Möglichkeit, dass wir diese oder jene Konzept zu der
Erfahrung zugrunde liegt ist abhängig von unserer Erfahrung und sogar ein Produkt dessen.
4)Kategorienlehren?
Es sind verschiedene Kategorienlehre Diltheys zu unterscheiden: die erste zeigt, die formellen
Kategorien, die ihren Ursprung in Verstand haben: Identität, Äquivalenz, Differenz und die
Kategorien der Naturwissenschaften: diese drücken das Seelenlebens nicht aus: dagegen, Ganze,
Teile, Struktur, Endgestalt (XIX, 361).
Über die zweite Bearbeitung der Kategorienlehre: Projekt Erweiterung von Der Aufbau der
geschichtlichen...Er wird die Kategorien des Lebens vertiefen, führt den Begriff der Bedeutsamkeit
ein, (aktuelles Bestehen einer vergangenen Bedeutung). Diese zweite Kategorienlehre ist von
Husserls Logische Untersuchungen beeinflusst (69/80). Früher machte Dilthey eine genealogische
Untersuchung der Entstehung der Kategorien, aber jetzt untersucht er „die logische Validität“ dieser
(VII, 197 ff). Da zeigt sich, dass die grundlegenden Kategorien des Gelebte, Ausdrucks, und
Verständnisses durch Ipseität (Handeln/Erleiden) ersetzt wurden. Die realen Lebenskategorien
(Selbigkeit, Tun/Leiden) bestimmen die Sache selbst, das Leben und sprechen es aus. vgl XIX, 337.
Die Erfahrung des eignen Selbigkeit als Person führt die Dinge als Substanz aufzufassen. Die
Erfahrung von Widerstand und Reaktion führt uns die Dinge als Kausalität aufzufassen. Substanz und
Kausalität sind formale Lebenskategorien. XIX 362 ff; Begriffe und Kategorien, die im faktischen
Lebensverständnis angewandt werden, werden auf das in ihnen enthaltene Verständnis der Welt
untersucht (vgl, VII, 209f)
Zur lebensphilosophischen Kategorienlehre
Die letzte Kategorienlehre wurde sehr tief von Georg Misch bearbeitet und ihr Bezug auf Ontologie
und Phänomenologie erläutert. Die Kategorien sind Kategorien des Lebens indem sie kein
subjektives apriorisches Schema sind, auf den Dingen aufgepresst, sondern sind Formen des Lebens
selbst (vgl VII, 193, 203). Dilthey zählt die Kategorien des Lebens an verschiedenen Stellen in
verschiedener Anzahl und Reihenfolge auf, die wichtigsten sind: Zusammenhang, Ganzes und Teile,
Struktur, Zeitlichkeit, Bedeutung, Bedeutsamkeit, Wert, Zweck, Kraft, Bestimmtheit der
Einzelexistenz, Wirken und Leiden, Entwicklung, Gestaltung, Ideal, Wesen. (VII, 231, 253, 262). Über
den Begriff „Kategorien des Lebens“ (53/64) sagt uns Georg Misch:
Dieser Begriff erscheint widerspruchsvoll zu sein. Dilthey schreibt, „Was wir suchen, ist die Art des
Zusammenhangs, die dem Leben selbst eigen ist“ (VII, 235).
Warum benutzt Dilthey „Lebenskategorien“? Er hält die gekennzeichnete Beziehung zwichen
Aussagesphäre und dem was durch den Ausdruck „zu den höchsten Objektivationen des Lebens zum
Ausdruck gelangt“ fest. Die Ausdruckswelt „verflüssigt“ sich, indem der Bestand auf welchem sie
zurückgenommen wird „auf sich beruhend“ und eine „falsche Gegenständlichkeit“ ist. Um diese
intrinsische Verflüssigung der Ausdruckswelt sich erkenntnistheoretisch anzupassen, soll sie den
dynamischen Zusammenhang von Erlebnis, Ausdruck und Verstehen werden.
55/66: „sind die Kategorien des Lebens nicht bloß universale Auffassungsformen“, die das Verstehen
jedes Lebenszusammenhangs vollzuziehen ist, sondern „die strukturellen Formen des Lebens selbst
in seinem zeitlichen Verlauf kommen in ihnen zum Ausdruck“; „das Verhalten, das in ihnen zu
abstraktem Ausdruck gelangt, ist der ausschließliche Angriffspunkt des Verstehens von Leben“ (VII,
199, 203, 232, 241...).
Die zweite Lehre:
Eine zweite Bearbeitung der Kategorienlehre findet man in dem Projekt der Erweiterung von Der
Aufbau der geschichtlichen...Er wird die Kategorien des Lebens vertiefen, führt den Begriff der
Bedeutsamkeit ein, (aktuelles Bestehen einer vergangenen Bedeutung). Diese zweite
Kategorienlehre ist von Husserls Logische Untersuchungen beeinflusst (69/80). Früher machte
Dilthey eine genealogische Untersuchung der Entstehung der Kategorien, aber jetzt untersucht er
„die logische Validität“ dieser (VII, 197 ff). Da zeigt sich, dass die grundlegenden Kategorien des
Gelebte, Ausdrucks, und Verständnisses durch Ipseität (Handeln/Erleiden) ersetzt wurden. Die
Verankerung der Kategorien im Leben hindert eine Aufzahlung dieser in einem geschlossenen
System.
Die konkreten Kategorien der Geisteswissenschaften unterscheiden sich mit der grundlegenden
Begriffe der Geisteswissenschaften, die zu einer psychologischen und anthropologischen Ordnung
gehören. Die konkreten Kategorien der politischen Ökonomie sind psycho-physischen Begriffe wie
„Bedürfnis, Wirtschaftlichkeit, Arbeit, Wert“. Was heißt, dass die konkreten Kategorien der
Geisteswissenschaften sich mit psychophysischen Begriffe verschmelzen?
Von Aristoteles zu Trendelenburg wurde es behauptet, dass was eine Aussage als wahr bezeichnet,
ist ihr Einspruch auf einer sogenannten äußeren Wirklichkeit (66/77). Die Voraussetzung dieser
Theorie ist, dass Subjekt und die Welt voneinander getrennt existieren: Dilthey ist der
Brückenschlager zwischen dem, was man unterscheiden hat. Diese klassische Begrifflichkeit fasst für
ihn die Gesamtheit des Seelenlebens nicht, die Wechselwirkung in dem das Seelenleben steht ist
sogar ein „Unbegriff“ (XVIII, 164 ff). Diese Erkenntnistheorie ist nicht ohne einer traditionellen
Metaphysik der substantiellen Form denkbar, e.h., dass das Wirkliche ist etwas aus Substanz
Bestehendes. Diese Vorstellung strömt noch in der Kritik der reinen Vernunft, und es ist prinzipiell
warum Dilthey sich mit Kants Philosophie auseinandersetzen will.
Einige Kategorien
Die Bedeutung
In einem Nachlassfragment schreibt Dilthey: Die erste Kategorie ist die Bedeutung (vgl VII,
361).„Bedeutung ist die umfassende Kategorie, unter welcher das Leben aufaßbar wird“ (VII, 232).
Diese Kategorie ist aus den früheren Untersuchung des Erlebnisses bekannt. Diese Kategorie erwies
sich als was die Einheit des Erlebnisses überhaupt möglich macht. Aus dem stetigen Strom des
Lebens sondern sich einzelne, bestimmte Erlebnisse. Sie sondern sich von der einheitlichen
Bedeutung, die als Urtatsache des Lebens nicht weiter zurückführbar ist. Die Bedeutung bestimmt
die Bedeutsamkeit. Die Bedeutsamkeit ist das Ganze von einzelnen Bestandteile des Erlebnises und
des Lebens: „Bedeutsamkeit der einzelnen Teile des Lebens“ (VII, 128), oder noch „Bedeutsamkeit
ist die...Bestimmtheit der Bedeutung eines Teiles für ein ganzes“ (VII, 238 f.).
Jedes Erlebnis hat in sich die Gliederung, dass in ihm Teile zu einem Ganzen verbunden sind, durch
die Bedeutung. Insofern stehen sie in einem Zusammenhang.
„Der Zusammenhang des Erlebens in seiner konkreten Wirklichkeit liegt in der Kategorie der
Bedeutung...Bedeutung ist in diesen Erlebnissen als deren Zusammenhang konstituirend
enthalten“ (VII, 237, vgl. 195, 197). „Die Kategorie der Bedeutung bezeichnet das Verhältnis von
Teilen des Lebens zum Ganzen, das im Wesen des Lebens gegründet ist“ (VII, 233, vgl. 243, 244, IV,
177). Die ersten und formalsten Kategorien des Lebens und gelten über das einzelne Erlebnis hinaus
für alle Verhältnisse des Lebens bis hinein in die höchsten Gebilde des objektiven Geistes und der
Geschichte.
Die Struktur
Für Dilthey ist, sagt uns Bollnow, sie „wohl am meisten bezeichnende Kategorie“ und erscheint im
Nachlass manchmal gleichbedeutend wie „Bedeutungszusammenhang“ (S.146). In diesem Fall
bezeichnet es die Weise wie in der Welt des Geistes und des Lebens Teile zu einem Ganzen
verbunden sind.
„Während die Bedeutung die Kategorie für den unzerlegten Lebenszusammenhang ist, entsteht die
Kategorie der Struktur erst aus der Analysis desselben, wo Lebendes in ihm wiederkehrt“ (VII, 237).
Das Entscheidende ist hier, dass es ein Wiederkehren des Gleichen stattfindet: „Analysis in diesem
Sinne sucht nur das, was in diesem Wiederkehrenden enthalten ist“ (VII, 237).
Die besonderen Inhalte einer Lebenseinheit oder Gehalte des Erlebnisses werden im Begriff der
Struktur abgesehen. Jede Einheit, die sich begreifen lässt bildet sich in eine Struktur, was Dilthey
dazu bringt von „seelischen Struktur“, „Struktur der einzelnen seelischen Vorgänge“ oder noch des
überindividuellen geistigen Gebilde.
Die Entwicklung
Bisher war es in der Kategorien noch nicht die Rede von Zeitlichkeit. Die Vorstellung des Lebens einer
einzelnen Einheit beginnt mit der Bestimmtheit des Einzelexistenz. Diese wurde schon in den
Analysen, worauf die letzt erwähnten Kategorien beruhen. Diese BdE liegt eigentlich im
Ausgangspunkt der bisherige Analyse der Kategorien, indem das Einzelleben in ihrer
Unvorhandenheit bearbeitet wurde. Dies fand mit dem Gedanken, dass das Einzelleben immer
vornherein in einer umgebenden Welt gegeben ist und dies in einem Verhältnis von Impuls und
Widerstand und so durch den Druck der Außenwelt in seiner Endlichkeit bestimmt wird (vgl VII, 244)
„Die Begrenzung äußert sich nach außen als Druck der Welt auf das Subjekt...Aus dieser Begrenzung
aus ihr [der Einzelexistenz] ergibt sich ein Leiden an ihr und ein Streben, sie zu überwinden. Es ist
die Tragik der Endlichkeit und zugleich ihr Antrieb, über sie hinauszugehen“ (VII, 244).
Als Kraft in der Wechselwirkung der Kräfte entwickeln sich aus der Einzelexistenz also die Kategorien
des Wesens und der Entwicklung (VII, 244, 253, 363). „Diesen von innen bestimmten
Zusammenhang im Lebensverlauf, der den rastlosen Fortgang zu Veränderungen bestimmt, nenne
ich Entwicklung“ (VII, 244 f.)
Der Begriff der Entwicklung muss scharf von den metaphysische Entwicklungsbegriff unterscheidet
sein. Das Leben, das bisher in der Vordergrund der Begriffen gestellt war, stellt sich jetzt als
Bewegung. In dieser Entwicklung kommt die innere Natur des Lebens selbst zum Ausdruck, e. h.,
dass es in ihr das Glück des Lebens liegt, und ermöglicht insofern die Last des Daseins zu überwinden.
Die leitende Überzeugung von Leibniz nach Dilthey: „Leben heißt tätig sein, fortschreiten. Und Glück
ist das Gefühl dieses Fortschreitens“ (VII, 274).
Das Wesen
Die Tatsache, dass in der Entwickliung ein Selbiges durchhält macht die Kategorie des Wesens die
der Entwicklung zugehörig. Man muss hier Dilthey nicht im idealistischen Sinn verstehen: Wesen
bedeutet nicht eine inhaltlich bestimmbare Wesenheit, sondern nur das Durchhalten eines Selbigen
in der Veränderung (VII, 244, 253). Er ist mit der Entwicklung vereinigt und nicht etwas Selbständiges:
„Das Wesen hat...zu seiner anderen Seite die beständige Veränderung“ (VII, 244).
5)Weiterführung der diltheyschen Kategorienlehren
Die Weiterführung der Kategorienlehre Diltheys mit Plessner, Weizsäcker, von Uexküll und Portmann,
stützen sich auf eine beschreibende Psychologie. Sie folgen den Gedanke die Unterscheidung
zwischen Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften neu in Frage zu stellen, und damit
Beziehung zwischen Geist und Natur auch neu zu bedenken. Es wurde also auf wissenschaftlicher
Weise weitergesucht.
Für Plessner auch verwurzeln sich „die Kategorien der empirischen Biologie in den Kategorien des
Lebendigen selbst“ (Plessner 1975, 114). In der Arbeiten der Biologen wie von Uexküll, Buytendijk,
Adolf Portmann, ist es nicht die Gültigkeit der Kategorienlehre bestreitet, sondern deren
Parteinahme oder Einseitigkeit (71/82). Merleau-Ponty beschreibt ihren Projekt folgend: „Il y a deux
façons de considérer une inscription sur une vieille pierre: on peut se demander comment cette
inscription a pu être tracée, mais on peut aussi chercher à savoir ce qu’elle veut dire.“ (Merleau-
Ponty, M. (1994): La Nature. Cours du Collège de France, Paris).
Die Molekularbiologie folgt den Vorgang, über die „zweiten Qualitäten der
Phänomene“ hinauszugehen, um Erkenntnis der ersten zu gelangen. Portmann und Buytendijk
stehen dagegen, indem die Biologie für ihnen „keine Rechenschaft über die Erscheinungen der
lebenden Formen“ hat. Buytendijk vertritt eher eine „beschreibende und verstehende Biologie“,
„auf die Erscheinung, d.h., auf das Sichtbare, zurückzukommen“. Solche Biologie ermöglicht, nach
JCG, „die Verbindung zwischen den zwei Ebenen des psychologischen und hermeneutischen
Verständnisses“ von Dilthey zu denken (72/83). Sie sind zwei verschiedenen Lebensausdrücke:
elementar und überlegen (VII, 210; Bollnow, 192-216).
Die Zentralität der Begriffe von Deutung und Bedeutung in Uexküll. Für ihn soll nicht nur die Biologie
sich nicht mehr als Erläuterung von Kausalitätsverhältnisse begeben, also unser Kenntnis eine Form
der Deutung haben, sondern auch selbst die Aktivität der lebenden Formen in ihrer Umwelt ist als
Deutung zu verstehen. Er benutzt dafür das Beispiel des Einsiedlerkrebs: Der Einsiedlerkrebs hat
eine Wahrnehmung der Anemone, die abhängig von dem Zustand in dem er sich befindet abhängt:
als Schutz und pflanzt er ihr auf sein Muschel, aber wenn er von seinem Muschel beraubt ist, wird
er sie fressen. Die Erläuterung ist die folgende: der Tier hat keine stärkere Wahrnehmung des
„Objektes“, sondern das Tier nimmt „Bedeutungen oder Träger von Bedeutungen wahr“. Es
interpretiert Motive, die ihn dann in Bewegung setzt. Spinnennetz: „Ausführung der Bedeutung
Beute“ (73/84). Die Fliegenhaftigkeit des Netzes gebraucht keine vorherige wirkliche Erscheinung
einer Fliege.
Diese beschreibende und verstehende Biologie hat eigentlich dazu geführt Diltheys Kategorienlehre
weiterzuführen. Kategorien des Handelns und Erleidens: Plessner und Weiszäcker, und
anthropologischer, Uexküll und Portmann mit Begriff des Subjekts. Plessner fühlt sich in der Folge
von Dilthey, er will er hermeneutische Anthropologie schaffen. Für ihn aber, soll man die
„methodologische Perspektive der Kategorienlehre“ überwinden. Er bildet also Kategorien wie
Position, Grenze,...
Die medizinische Anthropologie von Weiszäcker kann man als Weiterführung der ersten
Kategorienlehre Diltheys (74/85). Erste Kategorienlehre: dass Handeln und Erleiden und Ipseität die
grundlegendsten Kategorien sind. Weiszäcker will sie als subjektive pathische Kategorien denken
und nicht mehr als rein ontischen Kategorien. Was wird zum Ausdruck damit gebracht? Die Situation,
die Art der Existenz, des Lebewesens“. Warum sind sie pathisch? Weil sie nicht das Dasein oder die
Vorgänge eines Lebewesens bestimmbar machen, sondern „des dem Gelebten eigene Erleiden des
Lebens“. Weil für ihn die Kausalität unfähig ist diese Phänomene zu beschreiben, führt er
psychologische Begriffe ein.
Kategorien der Substanz und der Ursache werden auf der Ipseität zurückgeführt (I, 395 u. 398-403)
Ästhetische Untersuchungen: 1886-1887. Die Erscheinung von Kategorien Bedeutung und Wert
ermöglicht Dilthey die Kategorie des Seins aus der erlebten Erfahrung aus abzuleiten. Finalität wird
in der Ideen aus der teleologischen Struktur des Seelebens zurückgeführt (V, 207). Diltheys
Originalität für Jean-Claude Gens ist, dass seine Kategorienlehre und die psycho-anthropologische
Grundlegung der Geisteswissenschaften sich auf eine Philosophie des Lebens stützen (68/79). Diese
Zurückführung der Kategorien auf die innere Erfahrung des Seelenlebens findet man genauso bei
Kant formuliert: „auf der inneren Thätigkeit unseres Geistes, als auf ihrem Grunde beruhen
müssen“ (Aa II, 199 f.). In dieser vorkritischen Stelle ist es die Rede der Großartigkeit von Leibniz.
Kant findet bei ihm, dass die Seele das Ganze Universum mit ihrer Vorstellungskraft erfasst. Aber die
Geringe der Erkenntnis zeigt, dass „alle Arten der Begriffe auf der inneren Thätigkeit unseres Geistes,
als auf ihrem Grunde beruhen müssen“. Kategorien des Lebens entspringen nicht aus der
Spontaneität des Verstands, sondern ursprünglich aus der Erfahrung des Widerstandes.
Man muss davon ausgehen, dass von dem Leben als dem zeitlich verlaufenden Zusammenhang die
innere Gliederung des Lebenszusammenhangs herausarbeitet ist. Dabei erschien, dass die kleinste
Einheit dieses Zusammenhangs das Erlebnis ist. Wenn dieses aufbauen will stießt man auf die
grundlegende Lebenskategorie der Bedeutung und die weiteren Kategorien des Wertes, des Zwecks
und der Kraft. Wenn man aber zu die zeitliche Gliederung des ganzen Lebens, und nicht mehr des
Erlebnisses zurückkehrt. Die Analyse dieser zeitlichen Kategorien in ihrem Zusammenwirken im
Erlebnis ist eigentlich eine Bearbeitung der Zeitlichkeit selbst. Das Leben insofern bildet einen
zeitlich-geschichtlich sich erstreckenden Gesamtverlauf und macht, dass jede kleinste Einheit dessen
(Erlebnis) auch zeitlich-geschichtlich ist.