Wenk 2011, Karl Barth im Hintergrund der Barmer Theologischen Erklärung

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KARL BARTH IM HINTERGRUND DER BARMER THEOLOGISCHEN ERKLÄRUNG ___ Karl Barths Deutung der und Reaktion auf die Situation der evang. Kirche(n) Deutschlands 1933/34 von Philipp Wenk Wohlen, 8. Juli 2011

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KARL BARTH IM HINTERGRUND DER BARMER THEOLOGISCHEN ERKLÄRUNG

___

Karl Barths Deutung der und Reaktion auf

die Situation der evang. Kirche(n) Deutschlands 1933/34

von Philipp Wenk

Wohlen, 8. Juli 2011

Inhaltsverzeichnis

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 2 2 Grober geschichtlicher Überblick 3

2.1 Vom Landesherrlichen Kirchenregiment zum Deutschen Evangelischen Kirchenbund 3

2.2 Vom Deutschen Evangelischen Kirchenbund zur Deutschen Evangelischen Kirche 4

2.3 Die Opposition gegen die GDC 7

3 Barths Deutung der Situation der evangelischen Kirche(n) 8

3.1 Überblick über TEH 9

3.2 Notwendigkeit der theologischen Existenz 9

3.2.1 Priorität gegenüber staatlicher und sonstiger Inanspruchnahme 10

3.2.2 Geboren durch das Wort Gottes 11

3.3 Worte zur Lage (verstanden als Worte zur Sache) 13

3.3.1 Kirchenreform 13

3.3.2 Bischofsfrage 17

3.3.3 Deutsche Christen 17

3.3.4 Kirchliche Opposition gegen die GDC 18

3.4 Barths Alternative 19

4 Die Barmer Theologische Erklärung (BTE) 22

4.1 BTE als Abschluss der kirchlichen Entwicklung ab dem Frühjahr 33 22

4.2 Der Notstand 23

4.3 Legitimation der Barmer Bekenntnissynode 25

5 Bibliographie 27

5.1 Quellentexte aus Barths Zeit 27

5.2 Weitere zitierte Literatur 27

Einleitung

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1 Einleitung

Die Barmer Theologische Erklärung, das Geburtsdokument der Bekennenden Kirche, ist ein

breit bekanntes Dokument. Schon viel ist darüber geschrieben worden – ihre Stärken geprie-

sen, ihre Mängel angeprangert. In der vorliegenden Arbeit soll ein Blick hinter die Erklärung

selbst auf ihren wesentlichen Autor, Karl Barth, geworfen werden. Wie hat er damals die

Situation der Evangelischen Kirche Deutschlands gedeutet, auf welche er mit dieser Erklä-

rung reagiert hat? Wo lag für ihn das Hauptproblem jener Stunde?

Schnell stösst man beim Recherchieren zu dieser Frage auf weitere Texte Barths, die der

Barmer Erklärung vorangegangen sind. Hinrich Stoevesandt nennt diesbezüglich speziell die

Schrift Theologische Existenz heute!, die am 1. Juli 33 erschienen ist. Nach Stoevesandt folgt

Barths weiteres – zumindest literarisches – Wirken während der wirren Zeit, die oft mit dem

Begriff Kirchenkampf bezeichnet wird, dem in diesem Büchlein eingeschlagenen Weg.1 Diese

Schrift soll deshalb in der vorliegenden Arbeit die Grundlage bieten, auf der dann das „We-

sen“ der Barmer Theologischen Erklärung im Sinne ihres Verfassers dargestellt werden soll.

Die einzelnen Punkte der Barmer Erklärung werden hier nicht besprochen, sollten aber nach

dieser Vorarbeit in ihrem historischen Umfeld verständlich sein. Damit ist auch gesagt, dass

die Frage nach der Aktualität dieser Erklärung für heute nicht Thema der vorliegenden kir-

chengeschichtlichen Arbeit ist.

1 Stoevesandt, Einleitung, in: Karl Barth, Theologische Existenz heute! [1. Juli 1933]: Neu herausgegeben und

eingeleitet von Hinrich Stoevesandt, München 1984 (Theologische Existenz heute 219), 7.

Grober geschichtlicher Überblick

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2 Grober geschichtlicher Überblick

Damit Barths Analyse der und Reaktion auf die Situation der evangelischen Kirche(n) in den

Jahren 1933/34 untersucht werden kann, ist es notwendig die damaligen Ereignisse und de-

ren Vorgeschichte in groben Zügen zu kennen. Dazu soll im Folgenden eine kurze Schilde-

rung geboten werden.

2.1 Vom Landesherrlichen Kirchenregiment zum Deutschen Evangelischen Kirchenbund

Über dreieinhalb Jahrhunderte lang prägte das seit 1526 praktizierte und im Augsburger Re-

ligionsfrieden von 1555 anerkannte jus reformandi des Landesherrn2 – woraus sich dann das

Landesherrliche Kirchenregiment ergab – das Verhältnis von Kirche und Staat im Deutschen

Reich bis 1918.3

Erst durch den Umbau des Deutschen Reiches zur Deutschen Republik in der Folge des

Ersten Weltkrieges kam es zur Trennung von Kirche und Staat4 und damit zum Erstarken des

Bewusstseins „der kirchlichen Besonderheit gegenüber Staat und Gesellschaft“5. Trotz dieser

Veränderung blieb allerdings das Landeskirchentum und damit die Vielzahl eigenständiger

Landeskirchen vorerst bestehen.6 Selbst Vorstösse, die analog zur Entwicklung der politi-

schen Organisation Deutschlands in Richtung Vereinheitlichung zielten, führten nicht zur

Vereinigung. So entstanden aus den beiden Kirchentagen (Vorkonferenz in Kassel [27./28.02.

1919]; erster Kirchentag in Dresden [2.–5. September 1919] und zweiter Kirchentag in Stutt-

gart [11.–15. September 1921]) nicht etwa eine Bundes- oder Reichskirche, sondern der fö-

deralistisch „unter Vorbehalt der vollen Selbständigkeit der verbündeten Kirchen in Be-

kenntnis, Verfassung und Verwaltung“7 strukturierte Deutsche Evangelische Kirchenbund

2 Vgl. Wolf-Dieter Hauschild, Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte, Bd. 2: Reformation und Neuzeit,

Gütersloh 32005, 158.

3 Vgl. Hauschild, Lehrbuch, 566.

4 Vgl. Hauschild, Lehrbuch, 828.

5 Vgl. Hauschild, Lehrbuch, 833.

6 Vgl. Hauschild, Lehrbuch, 835.

7 Vgl. Verfassung des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes vom 25. Mai – I. Allgemeine Bestimmungen –

§1. Bundeszweck: „Der Deutsche Evangelische Kirchenbund hat den Zweck, zur Wahrung und Vertretung

der gemeinsamen Interessen der deutschen evangelischen Landeskirchen einen engen und dauernden Zu-

sammenschluss derselben herbeizuführen, das Gesamtbewusstsein des deutschen Protestantismus zu

pflegen und für die religiös-sittliche Weltanschauung der deutschen Reformation die zusammengefassten

Kräfte der deutschen Reformationskirchen einzusetzen – dies alles unter Vorbehalt der vollen Selbständig-

keit der verbündeten Kirchen in Bekenntnis, Verfassung und Verwaltung.“ (Ernst Rudolf Huber/Wolfgang

Grober geschichtlicher Überblick

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(DEKB), dessen Verfassung am 25. Mai 1922 in der Wittenberger Schlosskirche unterzeichnet

wurde. Sein wichtigstes Organ war der Kirchenausschuss, dessen Leitung bis 1925 Reinhard

Moeller und nach ihm Hermann Kapler bis 1933 anvertraut worden war.8

2.2 Vom Deutschen Evangelischen Kirchenbund zur Deutschen Evangelischen Kirche

Die mangelnde Stabilität der Deutschen Republik, die harten Bedingungen und Forderungen

des Versailler Friedens und die Weltwirtschaftskrise schufen dann aber ein Klima, in dem der

Ruf nach einem starken Nationalstaat immer mehr Gehör finden und eine Partei wie die re-

publikfeindliche NSDAP, die sich zentralistisch um ihren starken Führer Adolf Hitler sammel-

te und von einflussreichen Kräften unterstützt wurde, enorm an Ansehen und Einfluss ge-

winnen konnte – auch in der Pfarrschaft und den Kirchenleitungen, sodass es von Seiten des

Protestantismus selbst da kaum Widerstand gab, wo es zur soteriologischen Verklärung star-

ker Politiker und damit zur „Verpolitisierung“ der Religion kam.9 Wohl das Beispiel für die

enge Verknüpfung von Politik und Theologie bietet die am 10./11.02.1932 gegründete Glau-

bensbewegung Deutsche Christen (GDC), die im Anschluss an ihre erste Reichstagung An-

fangs April 33 (also gut zwei Monate nach Hitlers Aufstieg zum Reichskanzler [30. Januar 33]

und gut eine Woche nach seinem Erlass des Ermächtigungsgesetzes [23. März 33], welches

alle legislative Gewalt auf die Reichsregierung übertrug10) folgende Sätze verlauten liess:

Gott hat mich als Deutschen geschaffen, Deutschtum ist Geschenk Gottes, Gott will, dass

ich für mein Deutschtum kämpfe. [...] Die Kirche ist für einen Deutschen die Gemein-

schaft von Gläubigen, die zum Kampf für ein christliches Deutschland verpflichtet ist. Das

Ziel der Glaubensbewegung ‚Deutsche Christen’ ist eine evangelische deutsche Reichs-

kirche. Der Staat Adolf Hitlers ruft nach der Kirche, die Kirche hat den Ruf zu hören.11

Huber, Staat und Kirche im 19. und 20. Jahrhundert. Dokumente zur Geschichte des deutschen Staatskir-

chenrechts, Bd. IV, Staat und Kirche in der Zeit der Weimarer Republik, Berlin 1988, 526). 8 Vgl. Wolf-Dieter Hauschild, Evangelische Kirche in Deutschland, in: TRE, Bd. 10, Berlin 1982, 656–677, 664.

9 Vgl. Hauschild, Lehrbuch, 851f. Eine wirkungsgeschichtlich entscheidende Ausnahme bildete das so ge-

nannte Altonaer Bekenntnis (am 11. Januar 33 in einem Sondergottesdienst veröffentlicht), das auf die

blutige Auseinandersetzung vom 17. Juli 32 zwischen SA-Leuten und Rotfrontkämpfern in Altona reagierte

und in dem es u.a. heisst: „Wer die Kirche in ihrer Verkündigung dem Einfluss einer politischen Macht un-

terstellen will, macht damit die politische Macht zu einer dem Christentum feindlichen Religion“ (Kurt

Dietrich Schmidt, Die Bekenntnisse und grundsätzlichen Äusserungen zur Kirchenfrage des Jahres 1933:

Gesammelt und eingeleitet von D. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen 1934, 21; Huber/Huber, Staat, 824). 10

Vgl. Hauschild, Lehrbuch, 859f. 11

Schmidt, Bekenntnisse, 28.

Grober geschichtlicher Überblick

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Die zunehmende Popularität der GDC und die politische Entwicklung, die durch Hitlers

Gleichschaltung der Länder, Gruppen und Verbände12 in Gang gesetzt wurde, brachte die

Frage nach der Vereinigung der verschiedenen evangelischen Landeskirchen wieder neu ins

Gespräch. Kapler, der damalige Vorsitzende des Kirchenausschusses des DEKB, berief am 23.

April das so genannte „Dreimännerkollegium“ ein, um die Verfassung des Kirchenbundes so

anzupassen, dass den immer populärer werdenden Forderungen der GDC (v.a. die Forderung

eines Reichsbischofs als geistliche Spitze13), moderat Rechnung getragen werden konnte,

ohne damit aber die Kirchenhoheit wieder an den Staat zu verlieren.14 Hitler reagierte darauf,

indem er den Militärpfarrer Ludwig Müller zu seinem Bevollmächtigten im Bereich der evan-

gelischen Kirche ernannte mit dem Ziel, die Entstehung einer evangelischen deutschen

Reichskirche zu beflügeln.15 Dieser wurde nun vom Dreimännerkollegium dazu eingeladen,

den Diskussionen dieses Gremiums zur neuen Verfassung beizuwohnen, sodass er dann zu

den Mitunterzeichnern des Loccumer Manifests (20. Mai 33) gehörte, welches die Grundzü-

ge der neu zu schaffenden Deutschen Evangelischen Kirche (DEK) präsentierte. Die Besetzung

des darin verankerten Amts eines Reichsbischofs16 führte in der Folge zu heftigen Auseinan-

dersetzungen. Auf Kaplers Drängen wurde nämlich am 27. Mai Friedrich v. Bodelschwingh

durch Vertreter der Landeskirchen in dieses Amt gewählt, obwohl noch gar keine verfas-

sungsmässige Grundlage für dieses Amt vorhanden war und die GDC Hitlers Günstling Müller

– unterdessen ihr Schirmherr – in diesem Amt sehen wollte und dazu eine Urwahl im gesam-

ten Kirchenvolk für den 31. Oktober forderte.17 Unterstützung erhielten Kapler und v. Bodel-

schwingh durch die am 9. Mai gegründete Jungreformatorische Bewegung, eine Kirchenpar-

tei, die Urwahlen ablehnte und forderte, „dass bei kommenden Entscheidungen einzig und

allein aus dem Wesen der Kirche heraus gehandelt wird“18.

12

„D.h. die Entmachtung der nicht-nationalsozialistischen Länderregierungen durch NS-Reichsstatthal-

ter“ und die „nationalsozialistische Umformung“ der Gruppen und Verbände (Hauschild, Lehrbuch, 860). 13

Vgl. Hauschild, Lehrbuch, 866. Die aufgelisteten Forderungen der GDC an dieses Gremium finden sich in

den „Grundsätzen der Glaubensbewegung ‚Deutsche Christen’“ vom 4. Mai, wiedergegeben in Hu-

ber/Huber, Staat, 845f; Schmidt, Bekenntnisse, 144f. 14

Vgl. Hauschild, Kirche, 665; Hauschild, Lehrbuch, 866. 15

Vgl. Hauschild, Kirche, 665. 16

Vgl. Schmidt, Bekenntnisse, 154; Huber/Huber, Staat, 850: „Ein Reichsbischof lutherischen Bekenntnisses

steht an ihrer Spitze.“ 17

Vgl. Joachim Mehlhausen, Nationalsozialismus und Kirchen, in: TRE, Bd. 24, Berlin 1994, 43–78, 50; Hu-

ber/Huber, Staat, 846; Schmidt, Bekenntnisse, 145. 18

Huber/Huber, Staat, 846; Schmidt, Bekenntnisse, 145.

Grober geschichtlicher Überblick

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Auf die Wahl v. Bodelschwinghs reagierten Müller und die GDC mit sehr heftigen Kam-

pagnen. Als Kapler Anfangs Juni in den Ruhestand trat und seine Nachfolge im EOK-Präsidi-

um formal nicht ganz korrekt geregelt wurde, war dies die Möglichkeit für den preussischen

Kultusminister Bernhard Rust einzuschreiten und August Jäger zum Staatskommissar für den

Bereich sämtlicher evangelischer Landeskirchen Preussens zu machen, der die gesamte Kir-

chenleitung durch GDC-Leute ersetzte.19 Parallel dazu beanspruchte Müller Ende Juni –

nachdem v. Bodelschwingh am 24. Juni von seinem Amt als Reichsbischof zurückgetreten

war – die Leitung des DEKB für sich.20

Unter diesen Voraussetzungen wurde am 11. Juli die Arbeit an der nun auf das Führer-

prinzip konzentrierten Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche (DEK)21 abgeschlossen

und am 14. von der Reichsregierung bestätigt. Dabei wurden von der Regierung auch Neu-

wahlen angesetzt: auf den 23. Juli die unmittelbaren (=durch kirchliche Gemeindeglieder)

und auf den 31. August die mittelbaren.22

Bei der Wahl am 23. Juli traten 3 Kirchenparteien an: Die bereits genannten GDC und

Jungreformatorische Bewegung unter dem Namen Evangelium und Kirche. Neu trat Karl

Barth mit der Liste Für die Freiheit des Evangeliums auf die Bühne (allerdings nur in Bonn).23

Das Ganze endete mit einem gewaltigen Sieg der GDC, einem Rückzug der Jungreformatori-

schen Bewegung aus der Kirchenpolitik und im Anschluss daran – am 27. September – mit

der Einsetzung Müllers zum Reichsbischof.

19

Vgl. Mehlhausen, Nationalsozialismus, 51. 20

Vgl. Hauschild, Kirche, 666. 21

Zum Text vgl. Huber/Huber, Staat, 861–865. 22

Vgl. Art. 5 bei Huber/Huber, Staat, 868f. 23

Vgl. Mehlhausen, Nationalsozialismus, 52f.; Schmidt, Bekenntnisse, 47; überliefert Barths Bekenntnis für

diese Kirchenwahl. Da sich diese Arbeit speziell mit seiner Position beschäftigt, sei dies im Wortlaut hier

wiedergegeben:

„Das Evangelium ist die Kraft Gottes, Jesus Christus. Das Evangelium geht zu allen Menschen. Es geht auch

unser deutsches Volk an. Es will auch im nationalsozialistischen Staat verkündigt werden. Das Evangelium

ist so frei wie Gott selber. Evangelischer Glaube kennt keine anderen Götter neben ihm.

Die evangelische Kirche dient dem Evangelium.

Sie erwartet alle Hilfe für alle Not von diesem einen Gott. Sie dient den Menschen, indem sie ihnen diesen

einen Gott verkündigt. Sie ist die Kirche des deutschen Volkes im nationalsozialistischen Staat, aber sie

weiss sich dem Evangelium allein unterworfen und verantwortlich. Evangelischer Glaube und nur er

schafft kirchliche Arbeit. Die Kirche ist aufgerufen, zu bleiben und neu zu werden, was sie ist:

Die Kirche Jesu Christi!

Die Kirche des evangelischen Glaubens!

Die Kirche des freien Evangeliums!

Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade!

Die bevorstehende Kirchenwahl gibt uns Anlass, dies zu bekennen.“

Grober geschichtlicher Überblick

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2.3 Die Opposition gegen die GDC

Die damit einsetzende „Anpassung an die NS-Ideologie“24 – speziell die Einführung des Arier-

paragraphen in einigen Kirchen, welcher christliche Beamte jüdischer Herkunft von ihren

Ämtern ausschloss25 – führte dazu, dass die Opposition gegen diese Entwicklungen stärker

wurde und langsam festere Konturen annahm. Eine erste Form fand sie im Pfarrernotbund,

der als Reaktion auf die Einführung des Arierparagraphen gegründet worden war.26 Die zu-

nehmende und z.T. gewaltsame Gleichschaltung und Eingliederung der Landeskirchen in die

Reichskirche gab der Opposition weiteren Auftrieb, verlangte von ihr nun aber ein neues

Vorgehen, weil die DEK von da an nicht mehr von innen her verändert werden konnte.

Die Freie reformierte Synode, welche am 3./4. Januar 34 in Barmen-Gemarke tagte, wur-

de nun zum Vorbild dieses neuen Wegs der Opposition, der in der 1. Bekenntnissynode der

DEK, die vom 29. bis am 31. Mai 34 in Barmen stattfand, kulminierte.27 Sie endete mit der

Verabschiedung der so genannten Barmer Theologischen Erklärung, welche zur Hauptsache

von Karl Barth verfasst worden war. Auf dessen Deutung der Situation der evangelischen

Kirche(n) in Deutschland soll nun die Aufmerksamkeit gerichtet werden.

24

Hauschild, Lehrbuch, 869. 25

Vgl. Hauschild, Lehrbuch, 872.874. 26

Vgl. Hauschild, Lehrbuch, 872f. 27

Vgl. Mehlhausen, Nationalsozialismus, 55–57.

Barths Deutung der Situation der evangelischen Kirche(n)

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3 Barths Deutung der Situation der evangelischen Kirche(n)

Am 1. Juli 33 erschien das kleine Büchlein Theologische Existenz heute! (TEH) im Handel. Es

ist die erste öffentliche Äusserung Barths zu den „uns alle nun seit Monaten beschäftigenden

kirchlichen Sorgen und Problemen“28. Das heisst natürlich nicht, dass er sich nicht schon

vorher mit diesem Thema beschäftigt hätte und diesbezüglich untätig gewesen wäre. Spezi-

ell sei hier auf zwei Thesenreihen aus reformierten Kreisen hingewiesen, zu deren Mitverfas-

sern er gehörte.29

Die Düsseldorfer Thesen vom 20. Mai zur Frage: „Was heisst evangelische Kirche?“30, die

auch von D. Hesse – dem Vertreter der reformierten Kirchen Deutschlands im Dreimänner-

kollegium – unterzeichnet wurden, sind wohl zu dessen Unterstützung bei den Verhandlun-

gen in eben diesem Kollegium gedacht. Ihre Fragestellung entspricht nämlich derjenigen,

welche im Zeitungsspiegel als die zu diesem Zeitpunkt zu besprechende Frage im Dreimän-

nerausschuss angegeben worden war.31

Kurz darauf kam es aus dem Kreis der Verfasser der Düsseldorfer Thesen zu den Elberfel-

der Thesen (4. Juni), die nun auf die durch das Loccumer Manifest und durch die Wahl v. Bo-

delschwinghs zum Reichsbischof bestimmte neue Situation reagierten und das Verhältnis der

deutschen reformierten Kirchen zur DEK bestimmen sollten.

Viele dieser Thesen finden sich in Aussagen von TEH in etwas anderer Form wieder, so-

dass sich mit der Besprechung dieses einen Büchleins gleich mehrere Fliegen auf einen

Streich schlagen lassen. Ein weiterer Punkt macht dieses Büchlein interessant: Obwohl es

zwar nach v. Bodelschwings Rücktritt abgeschlossen wurde32, geht es in der Hauptsubstanz

noch von der herkömmlichen Situation aus, in der v. Bodelschwingh und nicht etwa Müller

Reichsbischof war – eine Zeit, in der viele der zukünftigen GDC-Kritiker noch zufrieden waren.

28

Barth, Existenz, 26. 29

Stoevesandt weist darauf hin, dass Barths Anteil an der Verfasserschaft beider Thesenreihen wohl erheb-

lich war (Stoevesandt, Anm. 5, in: Barth, Existenz, 95). 30

Schmidt, Bekenntnisse, 149. 31

Vgl. Neubau der evangelischen Kirche, in: Zeitungsspiegel 28 (12.05.1933), 1 (zitiert nach Stoevesandt,

Anm. 5, in: Barth, Existenz, 94): „Bevor die Einzelheiten des neuen Verfassungswerkes zu abschliessender

Beratung kommen können, muss versucht werden, dem Geschlecht unserer Tage deutlich zu machen, was

es heisst, evangelisch zu sein. […] Dafür das rechte Wort zu finden, versammeln sich die Bevollmächtigten

nächste Woche in Stille.“ 32

Der Autor selbst nennt den 25. Juni als Abschlusstag (also ein Tag nach v. Bodelschwinghs Rücktritt), vgl.

Barth, Existenz, 87.

Barths Deutung der Situation der evangelischen Kirche(n)

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3.1 Überblick über TEH

Das Büchlein lässt sich wie folgt gliedern:

• Einleitung33

• Notwendigkeit des Beharrens in oder der Rückkehr zur theologischen Existenz34

• Worte zur Lage (verstanden als Worte zur Sache)

o Kirchenreform35

o Bischofsfrage36

o Deutsche Christen und Reaktionen aus der Kirche darauf

� Deutsche Christen37

� Widerstandslosigkeit vieler38

� Kirchenpolitischer Widerstand der Jungreformatorischen Bewegung39

� Geistlicher Widerstand im Sinne Barths40

• Schluss41

Barth beginnt mit einer eher theoretisch-sachlichen Erläuterung dessen, was er mit dem

Ausdruck theologische Existenz meint, postuliert deren Notwendigkeit und behauptet, dass

damit das Wesentliche zu den Fragen und Problemen seiner Zeit gesagt sei. Was darauf folgt

– die Worte zur Lage, welche als Worte zur Sache verstanden werden wollen –, dient der

Illustration der Notwendigkeit der theologischen Existenz. Anhand verschiedener Beispiele

wird gerade auch dort das Fehlen der theologischen Existenz aufgezeigt, wo die Kirche vor

dem Einfluss des Staates geschützt werden sollte und damit scheinbar theologische Existenz

gewahrt wurde. Diese Negativbeispiele münden dann in Barths Alternative, bei der zu zeigen

versucht wird, dass gerade die scheinbar realitätsferne theologische Sachlichkeit den reals-

ten und verheissungsvollsten Weg darstellt.

3.2 Notwendigkeit der theologischen Existenz

Und dann ist es an der Zeit, dies zu sagen: dass wir unter keinen Umständen unsere the-

ologische Existenz verlieren, unser Erstgeburtsrecht gegen ein Linsengericht vertauschen

sollten. Oder positiv: dass wir jetzt Mann für Mann in der Kirche, wie sie uns geboren hat

durch das Wort Gottes, und in dem unvergleichlichen Raum unserer Berufung bleiben

oder in die Kirche und in diesen Raum unserer Berufung zurückkehren müssen: unter al-

33

Vgl. Barth, Existenz, 26f. 34

Vgl. Barth, Existenz, 27–33. 35

Vgl. Barth, Existenz, 33–42. 36

Vgl. Barth, Existenz, 42–54. 37

Vgl. Barth, Existenz, 55–62. 38

Vgl. Barth, Existenz, 62–67. 39

Vgl. Barth, Existenz, 67–75. 40

Vgl. Barth, Existenz, 75–83. 41

Vgl. Barth, Existenz, 83–87.

Barths Deutung der Situation der evangelischen Kirche(n)

- 10 -

len Umständen, unter Hintanstellung aller anderen Rücksichten und Anliegen, um jeden

Preis.42

3.2.1 Priorität gegenüber staatlicher und sonstiger Inanspruchnahme

Inmitten unserer Existenz „als Männer, als Väter und Söhne, als Deutsche, als Bürger, als

Denker, als Besitzer eines allzeit unruhigen Herzens usf.“43 gibt es nach Barth also eine wei-

tere Existenz – die theologische. Allerdings ist sie nicht als eine neben oder gar unter ande-

ren Existenzen zu verstehen, die alle ihren eigenen Raum haben und sich ergänzen, sondern

sie scheint in Konkurrenz zu den anderen zu stehen, so wie Esau sich zwischen dem Erstge-

burtsrecht und dem Linsengericht entscheiden musste und nicht beides zusammen haben

konnte. Sie ist eine Existenz, die uns in Anspruch nimmt, „wie nur sie uns in Anspruch neh-

men kann und darf“44. Mit dieser Aussage wendet sich Barth deutlich gegen Stimmen, die

theologische und politische Forderungen zu vermitteln suchen, wie sie z.B. aus den Reihen

der GDC immer wieder zu hören waren:

Der neue Staat will die Kirche. […] Mit den Aufgaben des Staates sind darum die Aufga-

ben der Kirche ins Ungeheure gewachsen. […] Den deutschen Kirchen eine Gestalt zu

geben, die sie fähig macht, dem deutschen Volke den Dienst zu tun, der ihnen durch das

Evangelium von Jesus Christus gerade für ihr Volk aufgetragen ist, das ist das Ziel der

Glaubensbewegung „Deutsche Christen“ (Ziel der Glaubensbewegung „Deutsche Chris-

ten“, Mai 33).45

Wir wollen keine Staatskirche, aber auch keine Kirche, die Staat im Staate ist. Sondern

wir wollen eine Deutsche Evangelische Kirche, die die Hoheit des nationalsozialistischen

Staates aus Glauben anerkennt (Grundsätze und Ziele für die Arbeit der Glaubensbewe-

gung „Deutsche Christen“ in Mecklenburg, Frühsommer 33).46

Will ein Theologe also seine Existenz wahren, so gilt es, jeglichem Anspruch von Seiten des

Staates zu widerstehen, der sich nicht der Forderung der theologischen Existenz unterwirft

und so eine Vermittlung beider Forderungen sucht.

42

Barth, Existenz, 31f. 43

Barth, Existenz, 29. 44

Barth, Existenz, 29. 45

Schmidt, Bekenntnisse, 143. 46

Schmidt, Bekenntnisse, 151.

Barths Deutung der Situation der evangelischen Kirche(n)

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3.2.2 Geboren durch das Wort Gottes

Die aller anderen Existenz übergeordnete theologische Existenz definiert Barth als „Existenz

in der Kirche“47. Um die Bedeutung dieser „Lokalisierung“ zu verstehen, ist es notwendig,

seinen Kirchenbegriff bzw. einen wesentlichen Aspekt davon zu kennen. Dazu können die

Düsseldorfer Thesen einen Beitrag leisten, deren erste These wie folgt lautet:

1. Die heilige christliche Kirche, deren einiges Haupt Christus ist, ist aus dem Wort Gottes

geboren, in demselben bleibt sie und hört nicht die Stimme eines Fremden.48

Diese wörtliche Übernahme der 1. Berner These von 152849 klingt auch in TEH an, wenn

Barth fordert, „dass wir jetzt Mann für Mann in der Kirche, wie sie uns geboren hat durch

das Wort Gottes […] bleiben oder […] zurückkehren“50. Theologische Existenz heisst also,

durch das Wort Gottes geboren worden zu sein. Doch wo wird Gottes Wort vernommen? –

Dazu die zweite und dritte der Düsseldorfer Thesen:

2. Das Wort Gottes wird uns gesagt durch die heilige Schrift Alten und Neuen Testamen-

tes.

3. Das uns gesagte Wort Gottes ist unser Herr Jesus Christus.51

Genauso heisst es in TEH:

In der Kirche ist man sich darüber einig, dass Gott für uns nirgends da ist, in der Welt ist,

in unserem Raum und in unserer Zeit ist als in diesem seinem Wort, dass dieses sein

Wort für uns keinen anderen Namen und Inhalt hat als Jesus Christus und dass Jesus

Christus für uns in der ganzen Welt nirgends zu finden ist als jeden Tag neu in der heili-

gen Schrift Alten und Neuen Testamentes.52

Theologische Existenz ist also Existenz in der Kirche, Existenz, die aus Jesus Christus – der

allein in der heiligen Schrift gefunden wird – geboren worden ist.

Theologische Existenz ist nach Barth also nicht nur dort gefährdet, wo eine direkte staat-

liche Inanspruchnahme der Kirche vorliegt – was zur Unterordnung der Kirche unter den

Staat führen würde (im Sinne der GDC) –, sondern auch da, wo der Versuch gemacht wird,

47

Barth, Existenz, 27. 48

Schmidt, Bekenntnisse, 149. 49

E.F. Karl Müller (Hg.), Die Bekenntnisschriften der reformierten Kirche: in authentischen Texten mit ge-

schichtlicher Einleitung und Register, Leipzig 1903, 30. Stoevesandt macht darauf aufmerksam, dass Barth

diese These auch an verschiedenen Stellen in seiner Dogmatik erwähnt und darum diese These im Kontext

der Düsseldorfer Thesen wohl auf Barth zurück geht (Stoevesandt, Anm. 40, in: Barth, Existenz, 111). 50

Barth, Existenz, 32. 51

Schmidt, Bekenntnisse, 149. 52

Barth, Existenz, 28.

Barths Deutung der Situation der evangelischen Kirche(n)

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zeitgeschichtlichen Ereignissen neben der Bibel Offenbarungscharakter zuzuschreiben, so-

dass aus ihnen theologische Forderungen entstehen – wie sie zum Beispiel das Loccumer

Manifest bezeugt, dessen Initiator Kapler die Kirche vor dem Eingriff des Staates schützen

wollte! Da heisst es:

Unser heissgeliebtes deutsches Vaterland hat durch Gottes Fügung eine gewaltige Erhe-

bung erlebt. In dieser Wende der Geschichte hören wir als evangelische Christen im

Glauben den Ruf Gottes zur Einkehr und Umkehr, den Ruf auch zu einer einigen Deut-

schen Evangelischen Kirche.53

Zwar wird hier versucht, gegenüber dem Staat eine theologische Selbständigkeit zu wahren,

dafür aber werden die aktuellen Ereignisse zum Ruf und zur bestimmenden Kraft, auf die die

Kirche zu antworten hat – und damit wird die theologische Existenz doch noch eingebüsst.

Durch die ausschliessliche Gründung der theologischen Existenz auf Gottes Wort in der

heiligen Schrift sagt Barth jeglicher Form von natürlicher Theologie ab – und sei sie noch so

harmlos und gut gemeint. Es kommt nicht von ungefähr, dass Barths schärfste Schrift Nein!

Antwort an Emil Brunner gerade in diese Zeit fällt (1934) und sich mit dem Thema der natür-

lichen Theologie befasst. In der Einleitung dieser Schrift schreibt Barth:

Ich habe aber in dem ganzen Streit, der in diesen Jahren zu führen war, immer wieder [...]

darauf hingewiesen, dass die eigentliche Gefahr nicht bei dem Gegner zu suchen sei, den

es zunächst zu bekämpfen galt und noch gilt, sondern bei derjenigen künftigen Kirchlich-

keit und Theologie, die, getragen von den vielen innerlich Unentschiedenen und Kom-

promissbereiten auf beiden Seiten des heutigen Grabens, am Ende alles dessen stehen

könnte, was wir heute durchzumachen haben […]. Wenn die Struktur unserer kirchlichen

Verkündigung ungefähr die bleibt, die sie in den Entwicklungen des 18. und 19. Jahrhun-

derts geworden ist, wenn gerade hinsichtlich „Natur und Gnade“ kein frischer Wind und

Pfiff den Vermittlungen, von denen wir nun so lange gelebt haben, an denen wir nun

beinahe gestorben wären, ein Ende macht, […] dann hat sie die Schlacht, in der wir heu-

te stehen, verloren, auch wenn der grobe Unfug, der heute an der Tagesordnung ist, sie

dann nicht weiter bedrücken würde.54

Die Vermittlung von Natur und Gnade ist für Barth letzten Endes also die Schiene, die in die

Probleme seiner Zeit geführt hat – nicht etwa Hitlers Verhalten gegenüber der Kirche oder

Ähnliches. Das Problem ist eines der Kirche und nicht der Politik und deshalb ist für Barth

klar: Der Ansatz zur Lösung ist nicht auf politischem Weg zu suchen, sondern in der Rückbe-

53

Schmidt, Bekenntnisse, 154. 54

Karl Barth, Nein! Eine Antwort an Emil Brunner, in: Theologische Existenz heute 14 (1934), 5f.

Barths Deutung der Situation der evangelischen Kirche(n)

- 13 -

sinnung auf die theologische Existenz, die sich ausschliesslich auf das Wort Gottes gründet,

das in der heiligen Schrift bezeugt ist.

3.3 Worte zur Lage (verstanden als Worte zur Sache)

Barth ist es wichtig, dass die auf den ersten Teil folgenden Ausführungen „zur Lage“ als Wor-

te „zur Sache“ verstanden werden. Dies ergibt sich als Konsequenz aus dem oben Gesagten:

Nicht die gegenwärtige Situation für sich kann den Theologen Barth in Anspruch nehmen,

sondern allein das theologische Anliegen, das dich dieser Situation gegenüber kritisch ver-

hält, liegt in Barths Aufgabenbereich. Aus diesem Grund kann Barth sein Büchlein, das zur

Hauptsache in der Situation geschrieben wurde, da v. Bodelschwing noch Reichsbischof war,

auch dann ohne grosse Veränderungen veröffentlichen, nachdem v. Bodelschwingh von sei-

nem Amt zurückgetreten ist. Ja, er sieht es sogar als Vorteil an, dass die vorausgesetzte Situ-

ation nicht mehr die aktuelle ist, weil daran erkennbar werden soll, dass sich am tatsächli-

chen Problem nichts geändert hat.55

3.3.1 Kirchenreform

Er beginnt mit den Gedanken zur Kirchenreform, die im Frühjahr 33 von verschiedenen Sei-

ten gefordert worden ist. Diese neuste Forderung – im Gegensatz zum Allgemeinwissen „um

die ernstliche Verbesserungsbedürftigkeit so mancher kirchlicher Verhältnisse“56 und der

Pläne zu ihrer Behebung – zeichnet sich nach Barth durch ihre vermeintlich brennende Not-

wendigkeit aus, sodass gleich mit umfassenden Taten darauf reagiert worden ist.57 Weiter ist

für diese Kirchenreform ihre Ineffizienz58 und ihr Mangel an durch sie ausgelöste Freude und

Frieden charakteristisch.59 Diese Beobachtungen und der Umstand, dass die weiteren Ent-

wicklungen zur Zeit, als TEH abgeschlossen wurde, nicht mehr in der Hand der Kirche lagen –

man erinnere sich Kaplers Versetzung in den Ruhestand, des Staatskommissariats Jägers und

v. Bodelschwinghs Rücktritt – möchte Barth als Anlass zur Besinnung verstanden wissen und

dazu die Frage aufwerfen, „wie es denn eigentlich damals mit der Legitimität jener Aufrufe

zur Kirchenreform gestanden habe“60.

55

Vgl. Barth, Existenz, 32f. 56

Barth, Existenz, 34. 57

Vgl. Barth, Existenz, 34. 58

Vgl. Barth, Existenz, 34. 59

Vgl. Barth, Existenz, 36. 60

Barth, Existenz, 33.

Barths Deutung der Situation der evangelischen Kirche(n)

- 14 -

Wie bereits oben erwähnt, kann nach Barth eine Entscheidung der Kirche allein durch

Gottes Wort legitimiert werden. Wenn aber eine Entscheidung so legitimiert ist, dann wird

sie nach Barth von gewissen Zuständen begleitet61: „ein unscheinbares, aber überzeugendes

Licht“, „das Licht des guten Gewissens und der Verheissung der Vergebung der Sünden in

aller Schwachheit des Fleisches“, „Festlichkeit“, „geistliche Gewissheit“ – eben das, was

Barth an den hiesigen Geschehnissen vermisst. Deshalb muss irgendwo etwas falsch gelau-

fen sein.62

Der entscheidende Punkt liegt für Barth darin, dass die Forderungen nach der Kirchenre-

form der „Unklarheit des Verhältnisses zwischen der Ereignis gewordenen politischen Revo-

lution und dem, was angesichts dieses Ereignisses die Kirche meinte wollen und tun zu müs-

sen“63, entsprungen ist. Er macht hierbei auf das Loccumer Manifest64 – die grundlegende

Programmschrift zur Reform – aufmerksam, das gleich in der Einleitung Bezug auf die aktuel-

le Situation nimmt. Das an sich stellt noch kein Problem dar. Denn nach Barth kann der Sinn

eines solchen Bezugs ein unterschiedlicher sein – nämlich:

• die berechtigte „Feststellung, dass die Führung Gottes durch die politischen Ereignis-

se der Kirche Anlass gegeben habe, ihrerseits dem sie begründenden Worte Gottes

neues Gehör und neuen Gehorsam zu schenken“;

• „die selbstverständliche Anerkennung auch des neuen Staates als der von Gott der

Kirche koordinierten ‚Obrigkeit’ nach Röm. 13“;

61

Vgl. Barth, Existenz, 35.41. 62

Vgl. Barth, Existenz, 36. Es ist interessant, dass Barth an dieser Stelle – wo er sich doch energisch gegen

jeglichen Hauch natürlicher Theologie wendet, fast konsequentialistisch von den historisch-psychologi-

schen Begleitumständen (wenn man das Genannte als solche bezeichnen darf – oder zumindest kann) auf

das Fehlen der Legitimität dieser Reform schliesst. Da es aber nicht nur bei dieser Erklärung bleibt, darf

man wohl vermuten, dass hier eher Rhetorik als theologische Argumentation im Zentrum steht. Dennoch

ist dieser Hinweis interessant, da später der Barmer Theologischen Erklärung attestiert wird, was hier

vermisst worden ist. Vgl. z.B. Carsten Nicolaisen, Zur Entstehungsgeschichte der Barmer Theologischen Er-

klärung, in: Die Barmer Theologische Erklärung: Einführung und Dokumentation, hg. v. Alfred Burgsmüller

und Rudolf Weth, Geleitwort von Eduard Lohse, Neukirchen-Vluyn 1983, 22: „Barth empfand die Zusam-

menarbeit in Frankfurt [sc. Abfassung des Entwurfs der Theologischen Erklärung] als besonders erfreulich

und nannte das Ergebnis [...] ‚Frankfurter Konkordie’. Er mass also diesem ersten gemeinsam beschlosse-

nen Entwurf der Barmer Theologischen Erklärung eine vergleichbare Bedeutung zu wie den Einigungsfor-

meln zwischen den widerstreitenden protestantischen Richtungen der Reformationszeit.“ Ähnlich Burgs-

müller/Weth, Barmer Theologische Erklärung, 27: „‚Es ist ein Wunder vor unsern Augen.’ So kommentierte

der Pfarrer und Chronist Klugkist Hesse im Wochenblatt ‚Unter dem Wort’ vom 10. Juni 1934 das Ereignis

von Barmen.“ 63

Barth, Existenz, 36. 64

Siehe weiter oben.

Barths Deutung der Situation der evangelischen Kirche(n)

- 15 -

• ein Urteil, „wie es die Kirche zur Zeit des Sieges der Revolution von 1918 mit Recht

unterlassen hat“65.

Die erste Möglichkeit wird wohl auf Barths Kierkegaard-Lektüre, auf die er schon im Vorwort

zur zweiten Auflage seines Römerbriefkommentars hingewiesen hat66, zurückzuführen sein.

In seinen Philosophischen Brocken erklärt Kierkegaard, wozu ein historisches Ereignis uns

Anlass sein kann67: Es kann die Veranlassung zum Erhalt von geschichtlichem Wissen, zur

sokratischen Selbsterkenntnis oder aber dazu sein, „dass der Gleichzeitige als die Unwahr-

heit von dem Gotte die Bedingung empfängt und nunmehr die Herrlichkeit sieht mit den

Augen des Glaubens. [...] Aber solch ein Gleichzeitiger ist ja nicht Augenzeuge (in unmittel-

barem Sinne), sondern als gläubig ist er der Gleichzeitige, in der Autopsie des Glaubens“68.

Um diese dritte Form von Veranlassung geht es Kierkegaard bei der Frage nach der Veranlas-

sung zum Sprung in den Glauben. Und genau diese Form von Veranlassung ist auch für Barth

aus der Warte einer theologischen Existenz ein durchaus berechtigter Umgang mit der Ge-

schichte, die nicht aus sich selbst heraus Glaubensaussagen ableiten lässt, sondern höchs-

tens Aufforderung dazu sein kann, aus der „Autopsie des Glaubens“, der aus der heiligen

Schrift geboren worden ist, das Geschichtliche zu deuten. Doch darum geht es nach Barth in

der Präambel des Loccumer Manifests nicht.69

Aus heutiger Perspektive, die um die perversen Folgen der Hitlerherrschaft weiss, klingt

die zweite Möglichkeit – die „Anerkennung auch des neuen Staates als der von Gott der Kir-

che koordinierten ‚Obrigkeit’“ –, die Barth als „selbstverständlich“ bezeichnet, alles andere

als selbstverständlich. Aufklärend könnte hier Barths Römerbriefkommentar wirken, der bei

der Auslegung von Röm 13,1 betont, dass diese Anerkennung „nur scheinbar […] eine positi-

ve, bejahende Begründung der bestehenden Ordnung“70 ist. Denn „keine andre Anerken-

nung ist damit, dass wir uns ‚unterziehen’, ausgesprochen als die Anerkennung, dass es nicht

unsre Sache ist, das Recht aufzurichten“71. Dieses aufzurichtende Recht ist nach Barth eben

keine geschichtliche Ausprägung irgendeiner Staatsform, sondern Gottes Gerechtigkeit. Zur

65

Barth, Existenz, 39f. 66

Vgl. Barth, Der Römerbrief: (Zweite Fassung) 1922, Zürich 2005, XIV. 67

Vgl. Sören Kierkegaard, Philosophische Brocken – De omnibus dubitandum est, Simmerath 2003 (Gesam-

melte Werke und Tagebücher 6), 66f. 68

Kierkegaard, Brocken, 67. 69

Vgl. Barth, Existenz, 39. 70

Barth, Römerbrief, 509. 71

Barth, Römerbrief, 511.

Barths Deutung der Situation der evangelischen Kirche(n)

- 16 -

einen Ordnung Gottes steht aber jede der Staatsordnungen notwendig im Widerspruch.72

Weil also „auch die radikalste Revolution […] dem Bestehenden nur das Bestehende entge-

genstellen“73 kann und somit wiederum Gottes Gericht verfallen muss, liegt der einzige

Ausweg nach Barth darin, Gott selbst das Gericht zu überlassen durch das rein negative Ver-

hältnis zum Staat, das zurücktritt, ausweicht, sich nicht empört und den Staat nicht um-

stürzt.74 Doch auch darum hat es sich bei den Präambeln des Loccumer Manifests nicht ge-

handelt.

Im Gegenteil, sie stellen ein eigenes politisches Urteil dar und – im Namen der Kirche

ausgesprochen – vollziehen sie gleich zu Beginn die „Gleichschaltung“ der Kirche. Dies hat

weitreichende Konsequenzen: Andersdenkende werden dadurch, dass das historische Ereig-

nis des Umbruchs in Deutschland zur Glaubenssache gemacht wurde, aus der Kirche ausge-

schlossen, die Kirche wird an eine bestimmte historische Gestalt gebunden und – was für

Barth besonderes Gewicht hat – ein bestimmtes Erkenntnis- und Normprinzip, welches nicht

auf der Schrift fusst, wird dadurch sanktioniert. Aus diesem Grund muss – in Aufnahme der 1.

Berner These – gesagt werden, dass die Kirche bei ihren Reformbestrebungen auf die Stim-

me eines Fremden gehört hat.75

Interessant ist nun aber, dass Barth nicht zum Schluss kommt, dass das gesamte Re-

formvorhaben abzubrechen sei, sondern die Hoffnung äussert, dass nun aufgrund dieser

aufgezwungenen Besinnungszeit ein legitimer Reformprozess in Gang kommen könnte, der

aus dem Leben der Kirche unter der Schrift als Meister entsteht und sich der „wahrlich nach

72

Vgl. Barth, Römerbrief, 510. 73

Barth, Römerbrief, 507. 74

Vgl. Barth, Römerbrief, 507. Allerdings ist interessant, was Barth in seiner Dogmatik im Grundriss zu die-

sem Thema sagt, die 1947 erschienen ist und auf Vorlesungen zurückgeht, die 1946 – also kurz nach

Kriegsende – in Bonn gehalten wurden. Ihrer Brisanz wegen gerade für Barths Deutung der Situation in

den Jahren 33/34 seien seine Worte hier zitiert, allerdings nur in der Fussnote, da es sich hierbei um Wor-

te im Rückblick handelt: „Hüten wir uns, stecken zu bleiben und nicht vorwärtsgehen zu wollen zu weltli-

chen Stellungnahmen. Ein Beispiel: es hat 1933 in Deutschland viel ernstes und tiefes und lebendiges

Christentum und Bekenntnis gegeben – Gott sei Lob und Dank! – aber leider ist dieses Glauben und Be-

kennen der deutschen Kirche stecken geblieben in der Sprache der Kirche und hat dasselbe […] nicht über-

setzt in die damals gebotene politische Stellungnahme, in welcher es klar geworden wäre, dass die evan-

gelische Kirche Nein zu sagen hatte zum Nationalsozialismus, und zwar Nein von seiner Wurzel an. Das Be-

kenntnis der Christenheit ist in dieser Gestalt damals nicht laut geworden. Denken Sie, was geschehen wä-

re, wenn die evangelische Kirche damals in Gestalt weltlicher politischer Stellungnahme ihre kirchliche Er-

kenntnis ausgesprochen hätte! […] Gewiss muss nun mit allem Ernst Theologie getrieben werden. Aber

möchte uns dabei vor Augen stehen und besser als vor 12 Jahren, dass das, was in der Kirche zu gesche-

hen hat, hinaus muss in die Gestalt von weltlichen Stellungnahmen“ (Karl Barth, Dogmatik im Grundriss,

Zürich 1947, 37f.). 75

Vgl. Barth, Existenz, 40f.

Barths Deutung der Situation der evangelischen Kirche(n)

- 17 -

Reform an Haupt und Gliedern verlangende[n] Not der Kirche“76 annimmt, die gerade im

Irrtum des bisherigen Reformversuchs sichtbar geworden ist.

3.3.2 Bischofsfrage

Der zweite Punkt, an dem Barth seinen Ruf zur theologischen Existenz illustriert, ist der Streit

um die Wahl v. Bodelschwinghs zum Reichsbischof. Wie die Kirchenreform als Ganze, so

gründet auch die Bischofsfrage im Besonderen für Barth in einem falschen Verhältnis der

Kirche zum Staat. Für ihn ist klar: Der Ruf nach einem Reichsbischof hat seinen Ursprung in

der staatlichen Ordnung, die neu nach dem Führerprinzip strukturiert ist und nun in der Kir-

che Nachahmung finden soll. Dass im Einzelnen dieser Ruf unterschiedlich begründet wird

(er nennt Staatsräson – das Ziel, dem Staat gegenüber Stärke zu beweisen – Begründung aus

dem Wesen der Kirche heraus), ändert für ihn nichts an der Sache.77 Die Folge dieser Nach-

ahmung sieht er in der Errichtung des römischen Episkopalismus mit einem Bischof an der

Spitze, dessen Aufgabe es ist, „über das rechte Verständnis der heiligen Schrift in der Kirche

zu wachen, Irrlehren als solche zu bezeichnen und autoritativ zu perhorreszieren“78.

Solange eine solche Reform nicht dogmatisch und kirchenrechtlich ordentlich legitimiert

worden ist79, gilt für Barth die deutliche Ablehnung des Bischofs, wie sie in den Elberfelder

Thesen ausgedrückt worden ist:

15. Der Reichsbischof lutherischen Bekenntnisses hat für die reformierte Kirche nur die

Bedeutung eines Repräsentanten und Geschäftsführers der „Deutschen Evangelischen

Kirche“.80

Statt sich darüber zu streiten, wer das neu geschaffene Bischofsamt besetzen solle, sollte die

Kirche nach Barth ihren wahren Führer, den sie in Jesus Christus hat, anerkennen.81

3.3.3 Deutsche Christen

Mit dem Stichwort „Deutsche Christen“ ist der dritte Punkt genannt, auf den Barth in seinem

Büchlein zu sprechen kommt. Kurz zusammengefasst heisst seine Stellungnahme zu dieser

Bewegung:

76

Barth, Existenz, 42. 77

Vgl. Barth, Existenz, 45. 78

Barth, Existenz, 46. 79

Vgl. Barth, Existenz, 50. 80

Schmidt, Bekenntnisse, 159. 81

Vgl. Barth, Existenz, 54.

Barths Deutung der Situation der evangelischen Kirche(n)

- 18 -

„Was ich dazu zu sagen habe, ist einfach: ich sage unbedingt und vorbehaltlos Nein zum

Geist und zum Buchstaben dieser Lehre.“82

Die einzelnen Gründe, die Barth für das Nein auflistet, müssen in diesem Rahmen nicht mehr

ausgeführt werden. Sie ergeben sich aus dem den vorliegenden Text einleitenden groben

geschichtlichen Überblick und der bisher dargestellten Stellungnahme Barths.

Interessant ist allerdings die Dynamik innerhalb der Stellungnahmen zu Kirchenreform,

Bischofsfrage und nun den Deutschen Christen. Während Barth nichts dagegen einzuwenden

hat, die Kirchenreform auf der Basis theologischer Sachlichkeit weiterzuführen (bzw. erst zu

beginnen), lehnt er den Ruf nach einem kirchlichen Führer so lange ab, bis dieser theologisch

und kirchenrechtlich legitimiert ist (dass es nämlich innerhalb der Kirche tatsächlich solche

Führer gegeben hat, gesteht er unter Verweis auf Luther und Calvin offen zu83). Vorbehaltlos

gilt sein Nein aber gegenüber der GDC. Dabei geht er so weit, dass er bereits zu diesem Zeit-

punkt die Möglichkeit eines Schismas – auch wenn er den Begriff als solchen nicht gebraucht

– als letzte Konsequenz in Betracht zieht unter der Voraussetzung, dass die evangelische

Kirche Müller und der GDC ausgeliefert würde.84

3.3.4 Kirchliche Opposition gegen die GDC

Barth weiss, dass er nicht der Einzige ist, der die GDC ablehnt. Er weiss um den Widerstand,

den die Jungreformatorische Bewegung leistet.85 Doch er kann ihm nicht viel abgewinnen. Zu

gross sind deren Gemeinsamkeiten mit den Gegnern, die sich z.B. darin äussern, dass die

Jungreformatorische Bewegung das Loccumer Manifest akzeptiert und die Bischofswahl for-

ciert hat.86 Damit zeigt sie, dass sie mit der GDC „doch nur über die formale Selbständigkeit

oder Unselbständigkeit, aber gerade nicht über das Wesen der Kirche uneinig“87 ist und des-

halb aufgrund des Mangels an einem positiven, bekenntnismässigen Kirchenbegriff die Be-

reitschaft zur letzten Konsequenz nicht haben kann.

Diese Bewegung stellt nach Barth gegenüber der GDC sogar noch eine eigene Gefahr dar:

Während für Barth die GDC nur ein vorübergehendes Problem ist, mit dem „die Kirche in

82

Barth, Existenz, 57. 83

Vgl. Barth, Existenz, 48. 84

Vgl. Barth, Existenz, 71. 85

Sein Wissen basiert auf dem Aufruf der Jungreformatorischen Bewegung vom 9., den 16 Thesen vom 18.

Mai und einer aus ihren Reihen stammenden Denkschrift zur Bischofsfrage (vgl. Barth, Existenz, 67f.). 86

Vgl. Barth, Existenz, 70. 87

Barth, Existenz, 72.

Barths Deutung der Situation der evangelischen Kirche(n)

- 19 -

nicht zu später Zeit fertig werden“88 wird, könnte ein Sieg der Jungreformatorischen Bewe-

gung „zu einer neuen dauerhaften Form jener Vermittlung (Schöpfung und Erlösung, Natur

und Gnade, Volkstum und Evangelium)“89 führen – und dies gilt es nach Barth zu verhindern!

3.4 Barths Alternative

Gerade anhand der Stellungnahme zur Jungreformatorischen Bewegung wird erneut deut-

lich, dass es Barth nicht in erster Linie um die formale Selbständigkeit der Kirche geht, so

ähnlich das Hauptanliegen Barths, das „der Freiheit der Verkündigung und Theologie“90 gilt,

auch klingen mag. Diese Freiheit bedeutet für ihn nämlich nichts anderes als „die Herrschaft

des Wortes Gottes in Verkündigung und Theologie“91.

Das Auftreten der GDC ist demnach nicht erst der Beginn der Gefährdung dieser Freiheit,

sondern nur noch ein „letztes, deutlichstes Zeichen dafür […], wie gefährdet die Freiheit, d.h.

die Herrschaft des Wortes Gottes in der ganzen deutschen evangelischen Kirche schon lange

und ganz allgemein ist“ 92. Die grösste Gefahr sieht Barth demnach nicht in der kirchenpoliti-

schen Herrschaft der GDC, sondern in der Möglichkeit, „dass uns das Wort Gottes, wenn wir

– auch und gerade wir, die wir nicht ‚Deutsche Christen’ sind – nicht umkehren, überhaupt

genommen“93 wird.

Folglich ist auch der Kriegsschauplatz nicht die Kirchenpolitik, in der gegen die GDC um

die Kirche zum Schutz der Verkündigung gerungen wird, sondern die Kirche selbst, in wel-

cher Verkündigung gerade auch für die GDC-Anhänger geschieht.94

Das Ziel dieses Kampfes ist somit nicht die Errichtung einer neuen Front gegen die GDC,

sondern das treue Aushalten in der theologischen Existenz durch die „Mühe um das Wort

Gottes“95, weil selbst mit einer kirchenpolitischen Niederlage gegen die GDC nicht alles ver-

loren wäre. Erst wenn die wirkliche Hauptgefahr erkannt und angegangen wird, besteht die

Möglichkeit, sinnvoll auch kirchenpolitisch aktiv zu sein. Der geistliche Widerstand ist für

Barth also die conditio sine qua non jeglichen kirchenpolitischen Programms.96

88

Barth, Existenz, 75. 89

Barth, Existenz, 75. 90

Barth, Existenz, 77. 91

Barth, Existenz, 77. 92

Barth, Existenz, 77. 93

Barth, Existenz, 78. 94

Vgl. Barth, Existenz, 78. 95

Barth, Existenz, 79. 96

Vgl. Barth, Existenz, 79f.

Barths Deutung der Situation der evangelischen Kirche(n)

- 20 -

Aus diesem Grund besteht die Kriegs-Strategie zum gegebenen Zeitpunkt für Barth in ei-

nem schlichten ora et labora. Dies ist seiner Überzeugung nach genug, denn diese Strategie

basiert auf dem Vertrauen, dass Gott die einzige wirkliche Hilfe ist und dass die Kirche be-

reits gerettet ist, wo sie tatsächlich Kirche und nicht politisches Traktandum ist.97

Ein Einwand gegen das hier vorgestellte „Programm“ der Rückkehr und des Verharrens

in der theologischen Existenz scheint Barth schon im Voraus zu erahnen. Deshalb geht er

abschliessend auf diese mögliche Kritik ausführlicher ein. Jemand könnte sagen,

„angesichts der grossen Bewegung, die jetzt durch unser Volk geht, angesichts der gros-

sen Aufgabe, vor die es sich gestellt sieht, angesichts der grossen Hoffnung, in der es

jetzt leben soll, sei das ein allzu geringfügiges, allzu partikuläres, wohl gar ein selbstsüch-

tiges Anliegen, dass wir jetzt um jeden Preis unsere theologische Existenz wahren müss-

ten“98.

Ist also der scheinbar geforderte Rückzug in den Elfenbeinturm der Theologie nichts anderes

als ein egoistisches Ausweichen vor dem Auftrag in der Welt und der damit übertragenen

Verantwortung für die Welt? Dieser Kritik hält Barth ein dreifaches „Wir-versündigen-uns-

nicht-nur-an-Gott,-sondern-auch-an-diesem-Volk,-wenn...“ 99 entgegen, indem er dreifach

aufzeigt, dass die theologische Existenz Proexistenz100 ist:

• Weil der Theologe dem Wort desjenigen Gottes verpflichtet ist, der sich für uns alle

hingegeben hat (Röm 8,32), ist der Gehorsam diesem Auftrag gegenüber immer auch

„wirklich und ehrlich ganz und gar für dieses Volk“101.

• Weil dieser Auftrag den Theologen ganz in Anspruch nimmt, darf (gerade zum Wohl

des Volks) kein anderes Anliegen neben oder gar über ihn treten.102

• Weil dieser Auftrag nicht selten dem Wünschen, Verstehen und Gutheissen des Volks

entgegengesetzt ist, ist gerade die Einsamkeit des Theologen oft die beste Form der

Gemeinsamkeit mit dem Volk, bei der es darum geht nicht mit dem Volk zu gehen,

sondern „für das Volk zu stehen“103.

97

Vgl. Barth, Existenz, 80f. 98

Barth, Existenz, 84. 99

Vgl. Barth, Existenz, 84f. 100

Diesen Begriff entnehme ich nicht Barth, sondern Werner Schmauch, Koexistenz? Proexistenz!, Hamburg

1964 (Evangelische Zeitstimmen 20). 101

Barth, Existenz, 84. 102

Vgl. Barth, Existenz, 84. 103

Barth, Existenz, 85.

Barths Deutung der Situation der evangelischen Kirche(n)

- 21 -

Während also in der evangelischen Kirche Deutschlands im Frühjahr 33 vom „unlöslichen

Dienst an das deutsche Volk“ in „freudigem Ja zum neuen deutschen Staat“104 oder von der

„Kirche für das deutsche Volk“, die „in selbstlosem Dienst dazu hilft, dass es [sc. das Volk]

den von Gott ihm aufgetragenen Beruf erkennen und erfüllen kann“105, gesprochen wird,

vermisst Barth an allen Ecken und Kanten die theologische Existenz als Gehorsam gegenüber

der exklusiven Verpflichtung des Theologen durch Gottes Wort. Nur und gerade im Gehor-

sam diesem Wort gegenüber erkennt und anerkennt er die Verpflichtung gegenüber dem

Volk.

Diesem Ruf zur Rückkehr in die theologische Existenz wurde nach Barth dann am 4. Ja-

nuar (Reformierte Synode in Barmen-Gemarke), am 22. April (Ulmer Erklärung) und vorerst

abschliessend am 31. Mai 34 (Barmer Theologische Erklärung) von der Opposition gegen die

GDC Folge geleistet.106 Die zuletzt genannte Barmer Theologische Erklärung soll nun aus der

Perspektive Barths besprochen werden.

104

Vgl. Schmidt, Bekenntnisse, 146: Aufruf der Jungreformatorischen Bewegung (Mai 33). 105

Vgl. Schmidt, Bekenntnisse, 143: Ziel der Glaubensbewegung „Deutsche Christen“ (Mai 33). 106

Vgl. Karl Barth, Die theologische Erklärung der Barmer Bekenntnissynode (Fragment [Sommer oder Früh-

herbst 1934]), in: Karl Barth, Texte zur Barmer Theologischen Erklärung: Mit einer Einleitung von Eberhard

Jüngel und einem Editionsbericht, hg. v. Martin Rohkrämer, Zürich 1984, 27–29.34!.

Die Barmer Theologische Erklärung (BTE)

- 22 -

4 Die Barmer Theologische Erklärung (BTE)

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, geht es in der vorliegenden Arbeit nicht um den Wort-

laut der BTE, sondern um die Situationsanalyse ihres Verfassers, die zur BTE geführt hat.

Deshalb stellt nicht etwa die BTE selbst die Grundlage für dieses Kapitel dar, sondern der

Fragment gebliebene Text Die theologische Erklärung der Barmer Bekenntnissynode107, den

Barth im Sommer oder Frühherbst 34 geschrieben hat.

4.1 BTE als Abschluss der kirchlichen Entwicklung ab dem Frühjahr 33

Für Barth stellt die Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche vom 29.–31. Mai

34 vorerst einen Abschluss der kirchlichen Entwicklungen dar, die seit dem Frühjahr 33 in

Gang gewesen sind108, indem sie den „Zeiten der Verworrenheit, der Ungrundsätzlichkeit,

der Kompromisse, des inneren Widerspruchs in den Reihen der Streiter für Bekenntnis und

Recht in der Deutschen Evangelischen Kirche“109 ein Ende bereitet und dem „‚freien Wider-

stand’ gegen den Einbruch der Deutschen Christen die ihm bisher fehlende unzweideutige

Gestalt gegeben“110 hat. Was damit gemeint ist, soll im Folgenden erläutert werden.

Vom Sommer/Frühherbst 34 her rückblickend – gleichwohl von TEH herkommend nicht

völlig überraschend – identifiziert Barth das Grundübel der Opposition gegen die GDC in der

Undeutlichkeit darüber, ob ihr Widerstand aus dem Glauben gekommen oder durch andere

Motive veranlasst worden ist. Wie er in TEH ausführlich dargelegt hat, gründet für ihn die

einzig sinnvolle Art von Widerstand auf einer theologischen Existenz und muss damit Aus-

druck des Glaubens sein – und genau dies ist nach Barth lange Zeit unklar gewesen. Entwe-

der waren andere Motive als Glauben vorherrschend (z.B. „Abneigung gegen die Willkür der

einbrechenden Neuerung als solche“, „Empfindung für die Stil- und Geschmack-

losigkeit“111,...), oder – wenn der Glaube tatsächlich zu den Motiven gehörte – war dieser

nach Barth dumpf, erkenntnis-, sprach- und damit direktionslos, sodass er sich immer wieder

beschwatzen lassen konnte.112 Unter solchen Voraussetzungen ist es nach Barth nicht weiter

107

Vgl. Barth, Erklärung, 25–58. 108

Vgl. Barth, Erklärung, 25. 109

Barth, Erklärung, 37. 110

Barth, Erklärung, 30f. 111

Barth, Erklärung, 31. 112

Vgl. Barth, Erklärung, 32. Ein prominentes Beispiel, auf das Barth im zitierten Text an anderer Stelle mit

der Bezeichnung dies ater anspielt (vgl. 26), ist der Kanzlerempfang am 25. Januar 34, bei dem Vertreter

Die Barmer Theologische Erklärung (BTE)

- 23 -

verwunderlich, dass der Widerstand gegen die GDC so ineffizient gewesen ist. Doch dieses

Grundübel sieht Barth durch die BTE beseitigt113, indem sie zweifaches leistet – darstellbar

an den zwei Begriffen theologische und Erklärung114:

• Zum einen macht sie deutlich, dass es sich bei dem vorliegenden Konflikt allein um

einen Glaubenskonflikt handelt. Diese auf theologischer Existenz basierende Er-

kenntnis und nichts anderes ist es, was die Opponenten der GDC handeln lässt.115

Dadurch ist die BTE eine theologische Erklärung, die sich abgrenzt gegenüber jegli-

chen anderen Motiven zum Widerstand.

• Zweitens zieht sie die Konsequenzen daraus, dass sie aus Glaubensnotwendigkeit116

heraus handelt, indem sie Erklärung im Sinne eines Bekenntnisses ist, welches deut-

lich Stellung bezieht und sich nicht davor scheut, Verwerfungssätze zu formulieren.

Doch worauf genau reagiert die BTE überhaupt? Was hat den vorerst von vielen für einen

kirchenpolitisch gehaltenen Konflikt zum Glaubenskonflikt gemacht? Was hat Barth dazu

veranlasst, aus seiner theologischen Existenz politisch-kirchenpolitische Folgerungen zu zie-

hen?

4.2 Der Notstand

Die Sache, die in dieser Auseinandersetzung auf dem Spiel steht, bestimmt Barth in Anleh-

nung an eine Formulierung aus der Einleitung zur Ulmer Erklärung wie folgt:

Es geht nicht um Meinungen und Ansprüche einer Partei in dieser Kirche, sondern es

geht um die „rechtmässige evangelische Kirche Deutschlands“ selber und als solche.117

Zur Glaubensfrage wird der Konflikt also dadurch, dass es um die Frage nach der Rechtmäs-

sigkeit der evangelischen Kirche Deutschlands geht, denn diese Rechtmässigkeit steht auf

einem theologischen Grund, der zu Barths Erstaunen118 sogar in der Verfassung der DEK vom

11. Juli 33 festgehalten ist. Ihr erster Artikel lautet:

der Opposition gegen die GDC bei Hitler vorsprechen wollten, um Müller zu Fall zu bringen. Dieser Emp-

fang endete mit dem Einlenken und der Loyalitätsbekundung der bischöflichen Delegation (Vgl. Hauschild,

Lehrbuch, 875f.). 113

Vgl. Barth, Erklärung, 33. 114

Vgl. Barth, Erklärung, 34. 115

Vgl. Barth, Erklärung, 35. 116

Vgl. Barth, Erklärung, 32. 117

Barth, Erklärung, 29. 118

Vgl. Barth, Erklärung, 49.

Die Barmer Theologische Erklärung (BTE)

- 24 -

Die unantastbare Grundlage der Deutschen Evangelischen Kirche ist das Evangelium von

Jesus Christus, wie es uns in der Heiligen Schrift bezeugt und in den Bekenntnissen der

Reformation neu ans Licht getreten ist. Hierdurch werden die Vollmachten, deren die

Kirche für ihre Sendung bedarf, bestimmt und begrenzt.119

Auf diesem Grund, dem „Bekenntnis zu dem einen Herrn der einen heiligen allgemeinen und

apostolischen Kirche“120 sind nach Barth die evangelischen Kirchen zusammengefügt. Wich-

tig ist bei dieser Aussage dass es sich um ein Perfekt Passiv (evtl. gar als passivum divinum zu

verstehen?) handelt, das Zusammenfügen somit nicht als ein Vorgang in der Gegenwart ver-

standen wird, sondern als etwas Bestehendes, in die Gegenwart hinein Reichendes, das

durch die äussere Verbindung also nicht geschaffen, sondern lediglich anerkannt wird.121

Diesen theologischen Grund, das Bekenntnis zum einen Herrn der Kirche, sieht Barth

bedroht durch die GDC und deren mit Gewalt durchgesetztes Kirchenregiment. Durch ihre

Theologie und ihr Verhalten, um an die Macht zu kommen und deren Bestand zu sichern,

greifen sie nach Barth die Grundlage der Deutschen Evangelischen Kirche an und versuchen

diese in ihrem Wesen durch Hinzufügung von fremden Voraussetzungen zu verändern. Ge-

langt die GDC ans Ziel, die Kirche zu etwas anderem zu machen, als sie tatsächlich ist, bedeu-

tet dies in Wahrheit die Zerstörung der Kirche.122 Deshalb hat die GDC in der Kirche bereits

ein Schisma vollzogen.123

Für dieses harte Urteil ist von Belang, dass für Barth die Gefährdung der Grundlage der

evangelischen Kirchen durch Theologie und Handeln der GDC weder ein unbeabsichtigtes

Missgeschick ist, noch Folge eines Versagens einzelner Personen. Barth erkennt ein kohären-

tes System hinter der GDC, ihren Forderungen und ihrem Verhalten. Aus diesem Grund ist

ihre Bedrohung auch eine dauernde und grundsätzliche.124

Dieser Befund lässt sich in Barths Worten so zusammenfassen:

Die in Barmen einstimmig beschlossene „Theologische Erklärung zur gegenwärtigen Lage

der Deutschen Evangelischen Kirche“ ist die Aussprache der Erkenntnis des Glaubens, in

welchem der Widerstand gegen das seit 1933 in der Deutschen Evangelischen Kirche

119

Huber/Huber, Staat, 861. 120

Barth, Erklärung, 47. 121

Vgl. Barth, Erklärung, 49. 122

Vgl. Barth, Erklärung, 52. 123

Vgl. Barth, Erklärung, 51. 124

Vgl. Barth, Erklärung, 52.

Die Barmer Theologische Erklärung (BTE)

- 25 -

herrschende System als Widerstand der rechtmässigen Kirche gegen eine unrechtmässig

sich Kirche nennende Gewalt verstanden sein will.125

Doch auch wenn ein Notstand herrscht, der Widerstand glaubensnotwendig macht und tat-

sächlich auch Opposition vorhanden ist, so begründet auch die unzweideutige Gestalt der

letzteren deren Legitimität noch nicht. Wodurch sieht Barth die Barmer Bekenntnissynode

und deren Theologische Erklärung dazu legitimiert, im Namen der rechtmässigen Kirche zu

sprechen?

4.3 Legitimation der Barmer Bekenntnissynode

Wie bereits erwähnt, handelt es sich für Barth im vorliegenden Streit bei der Frage nach der

rechtmässigen Kirche um eine Glaubensfrage – eine Frage nach dem richtigen Glauben. Dar-

aus folgt, dass – insofern die Antwort und deren Legitimation sich gegenseitig bedingen – die

verschiedenen Antworten verschiedene Arten der Legitimation vorbringen werden, der

Streit somit auch ein Streit um die richtige Art der Legitimation ist. Von hier aus lässt sich

zusammenfassend und diese Arbeit abschliessend nun zeigen, wie die Barmer Bekenntnissy-

node eine konkrete Ausführung dessen darstellt, was Barth in TEH noch gefordert hat.

• Die dort aufgezeigte Möglichkeit eines Scheiterns der Einheit der evangelischen Kir-

chen mit Müller und der GDC126 ist nun Wirklichkeit geworden.

• Grundlage für den Bruch liegt allerdings nicht im Ressentiment irgendeiner Form ge-

gen den Erfolg einer erfolgreichen Partei, sondern einem in TEH noch geforderten,

nun erkannten „positiven, bekenntnismässigen, theologischen Inhalt“127. Allein die-

ser theologische Inhalt, der aus einer theologischen Existenz stammt, kann die Ver-

heissung auf Erfolg haben.128

• Dass hier durch den Begriff Verheissung die eigene Position, die es doch zu legiti-

mieren gilt, relativiert wird, gründet gerade im entsprechenden Glaubensverständnis,

das für Barth im Zentrum des Streits steht. Der Glaube – wie Barth ihn versteht – er-

kennt sich als nicht eigenmächtig, sondern gezeugt und abhängig von einem anderen

– vom Wort Gottes. Allein auf dieses kann er sich stützen, ohne dass er es aber je-

mals besitzen könnte.

125

Barth, Erklärung, 31. 126

Vgl. Barth, Existenz, 71. 127

Barth, Existenz, 72. 128

Vgl. Barth, Existenz, 73.

Die Barmer Theologische Erklärung (BTE)

- 26 -

• Barths Widerstand gegen die GDC, der in der BTE seine Gestalt bekommen hat, ist

und bleibt somit ein Appell an Gott als alleinigen Richter129, von dem allein jegliche

Legitimation herkommen kann.

• So kann die Barmer Theologische Erklärung kein Erlass irgendeines autoritativen Kir-

chenführers sein, sondern nur Aufruf an die Gemeinde, die Legitimität ihrer Aussa-

gen in eigener Verantwortung anhand der Schrift zu überprüfen und darauf basie-

rend zuzustimmen.130

129

Vgl. Barth, Erklärung, 29f.38.55f. 130

Vgl. Barth, Erklärung, 39.

Bibliographie

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5 Bibliographie

5.1 Quellentexte aus Barths Zeit

Karl Barth, Der Römerbrief: (Zweite Fassung) 1922, Zürich 2005

Karl Barth, Theologische Existenz heute! [1. Juli 1933]: Neu herausgegeben und eingeleitet

von Hinrich Stoevesandt, München 1984 (Theologische Existenz heute 219)

Karl Barth, Nein! Eine Antwort an Emil Brunner, in: Theologische Existenz heute 14 (1934), 5f.

Karl Barth, Die theologische Erklärung der Barmer Bekenntnissynode (Fragment [Sommer

oder Frühherbst 1934]), in: Karl Barth, Texte zur Barmer Theologischen Erklärung: Mit ei-

ner Einleitung von Eberhard Jüngel und einem Editionsbericht, hg. v. Martin Rohkrämer,

Zürich 1984, 25–58

Karl Barth, Dogmatik im Grundriss, Zürich 1947

Ernst Rudolf Huber/Wolfgang Huber, Staat und Kirche im 19. und 20. Jahrhundert: Dokumen-

te zur Geschichte des deutschen Staatskirchenrechts, Bd. IV, Staat und Kirche in der Zeit

der Weimarer Republik, Berlin 1988

Kurt Dietrich Schmidt, Die Bekenntnisse und grundsätzlichen Äusserungen zur Kirchenfrage

des Jahres 1933: Gesammelt und eingeleitet von D. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen

1934

5.2 Weitere zitierte Literatur

Alfred Burgsmüller/Rudolf Weth (Hgg.), Die Barmer Theologische Erklärung: Einführung und

Dokumentation, hg. v. Alfred Burgsmüller und Rudolf Weth, Geleitwort von Eduard Lohse,

Neukirchen-Vluyn 1983

Wolf-Dieter Hauschild, Evangelische Kirche in Deutschland, in: TRE, Bd. 10, Berlin 1982, 656–

677

Wolf-Dieter Hauschild, Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte, Bd. 2: Reformation

und Neuzeit, Gütersloh 32005

Sören Kierkegaard, Philosophische Brocken – De omnibus dubitandum est, Simmerath 2003

(Gesammelte Werke und Tagebücher 6)

Joachim Mehlhausen, Nationalsozialismus und Kirchen, in: TRE, Bd. 24, Berlin 1994, 43–78

E.F. Karl Müller (Hg.), Die Bekenntnisschriften der reformierten Kirche: in authentischen Tex-

ten mit geschichtlicher Einleitung und Register, Leipzig 1903

Carsten Nicolaisen, Zur Entstehungsgeschichte der Barmer Theologischen Erklärung, in: Die

Barmer Theologische Erklärung: Einführung und Dokumentation, hg. v. Alfred Burgsmül-

ler und Rudolf Weth, Geleitwort von Eduard Lohse, Neukirchen-Vluyn 1983, 20–26