The American Road

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0 Université du Luxembourg (Uni.lu) FLSHASE Master en histoire européenne contemporaine Wintersemester 2014/2015 Seminar: Histoire sociale de l'Europe après 1945 Leitung: Dr. Benoît MAJERUS QUELLENKRITIK The American Road Marc STEFFEN MAHEC (3) XXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXXXXXX E-Mail: [email protected]

Transcript of The American Road

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Université du Luxembourg (Uni.lu) FLSHASE

Master en histoire européenne contemporaine Wintersemester 2014/2015

Seminar: Histoire sociale de l'Europe après 1945 Leitung: Dr. Benoît MAJERUS

QUELLENKRITIK

The American Road

Marc STEFFEN MAHEC (3)

XXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXXXXXX

E-Mail: [email protected]

0

INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung ................................................................................................................................. 1

1. Äußere Quellenkritik .................................................................................................................... 2 1.1 Quellentyp ................................................................................................................................. 2

1.2 Quellenart .................................................................................................................................. 2

1.3 Überlieferung ............................................................................................................................ 2

1.4 Lagerung ................................................................................................................................... 3

1.5 Zustand ...................................................................................................................................... 3

1.6 Vollständigkeit und Lesbarkeit ................................................................................................. 4

1.7 Erscheinungsdatum ................................................................................................................... 4

1.8 Erscheinungsort ........................................................................................................................ 5

1.9 Historischer Kontext ................................................................................................................. 5

2. Innere Quellenkritik ..................................................................................................................... 7 2.1 Titel ........................................................................................................................................... 7

2.2 Authentizität .............................................................................................................................. 7

2.3 Sprache ...................................................................................................................................... 8

2.4 Autor ......................................................................................................................................... 8

2.5 Zielgruppe ................................................................................................................................. 8

2.6 Inhalt ......................................................................................................................................... 9

2.7 Grund der Veröffentlichung .................................................................................................... 10

2.8 Auswirkungen ......................................................................................................................... 10

2.9 Wortwahl & Stil ...................................................................................................................... 10

Schlussfolgerung .................................................................................................................... 11

Anhang .................................................................................................................................... 12

Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................................... 12

Quellenverzeichnis .......................................................................................................................... 12

Literaturverzeichnis ........................................................................................................................ 12

Internetressourcen .......................................................................................................................... 12

Abbildungsverzeichnis .................................................................................................................... 14

Weiterführende Informationen ...................................................................................................... 14

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EINLEITUNG

Im Folgenden geht es bei dieser Arbeit darum anhand der Quelle „The American Road“ eine

innere sowie äußere Quellenkritik anzufertigen, welche das Thema „Kultur und Konsum“ um

eine weitere Quellenanalyse bereichern soll.

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1. Äußere Quellenkritik

Mittels einer äußeren Quellenkritik wird versucht die vorhandene Quelle möglichst genau zu

beschreiben und den, für jede Quelle essentiellen, historischen Kontext herauszuarbeiten.1

1.1 Quellentyp

Bei der ausgesuchten Quelle handelt es sich um eine Überrest-Quelle, welche nicht mit dem

Bestreben einer Überlieferung bis in die heutige Zeit erstellt worden ist.2

1.2 Quellenart

Die Quelle „The American Road“ ist ein ca. 38-minütiger3 Kurzfilm. Es handelt sich

demnach um eine audio-visuelle Quelle für die Schauspieler, Komponisten, Kameraleute,

Cutter und viele weitere Berufsgruppen eine bestimmte Zeit an dieser Kunstform der

bewegten Bilder gearbeitet haben. Wie sich allerdings später noch zeigen wird, handelt es

sich um einen, von der Ford Motor Company (FMC) finanzierten, Werbefilm.4

1.3 Überlieferung

Der Kurzfilm ist per World Wide Web über das bekannte Videoportal YouTube, respektiv in

drei kürzere Filme aufgeteilt, über das Online-Archiv Internet Archive zu erreichen.5 Im Falle

von Internet Archive wird der Film von den Prelinger Archives zur Verfügung gestellt. Diese

wurden im Jahre 1983 von Rick Prelinger in New York City gegründet und vergrößerten in

den darauffolgenden zwanzig Jahren ihr Filmarchiv auf über 60.000 Filme. Im Jahre 2002

wurden diese Archive von der Library of Congress, respektiv von deren Motion Picture,

Broadcasting and Recorded Sound Division aus Washington gekauft.6 Momentan scheint

sich der Sitz der Firma jedoch in San Francisco (USA) zu befinden.7

1 EBERHARD KARLS UNIVERSITÄT TÜBINGEN, Der Begriff „Quelle“ und die Methode der Quellenkritik. Online: http://goo.gl/TePjfX (Stand: 23.01.2015); BÜTTNER, Sabine, Arbeiten mit Quellen. Quellenkritik und –interpretation. Online: http://goo.gl/wRkeWd (Stand: 23.01.2015). 2 EBERHARD KARLS UNIVERSITÄT TÜBINGEN, Begriff (Anm. 1). 3 Der Kurzfilm dauert exakt 38 Minuten und 10 Sekunden. 4 The American Road (1953). STONEY, George (Reg.). Online: http://goo.gl/obXj3k (Stand: 06.01.2015) 38 min. 10 sek., USA: MPO Productions – New York City, min. 38:06-38:10. 5 USAutoIndustry (YouTube Benutzername), The American Road. Online: http://goo.gl/6ePtYB (Stand: 05.01.2015); INTERNET ARCHIVE, American Road, The (Part I) (1953). Online: http://goo.gl/LGMZfe (Stand: 05.01.2015); INTERNET ARCHIVE, American Road, The (Part II). Online: http://goo.gl/SYJDIC (Stand: 05.01.2015); INTERNET ARCHIVE, American Road, The (Part III). Online: http://goo.gl/gv1Aa6 (Stand: 05.01.2015). 6 INTERNET ARCHIVE, Prelinger Archives. Online: http://goo.gl/uCXAnS (Stand: 05.01.2015). 7 PRELINGER, Rick, www.prelinger.com. Online: http://goo.gl/yLW5cV (Stand: 05.01.2015).

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Abb. 1: Formate und Auflösungen des Filmes „The American Road“ (www.archiv.org)

1.4 Lagerung

Über die genaue Lagerung der original Kopie des 38-minütigen Kurzfilmes lies sich nicht

wirklich viel herausfinden. Ob sich die Filmrolle noch beim Produktionsstudio MPO

Productions befindet ist ungewiss.8

Gewiss ist jedoch, dass die Lagerung der digitalen Kopien über physische Server erfolgt,

welche von YouTube, respektiv dem Weltunternehmen Google9 und im Falle der drei

kürzeren Filme von Internet Archive sowie den Prelinger Archives betrieben werden.

Die Server von Google sind weltweit vertreten und somit ist es nicht möglich das Video des

YouTube-Nutzers „USAutoIndustry“ konkret ausfindig zu machen.10 Internet Archive sowie

die Prelinger Archives haben ihren derzeitigen Sitz in San Francisco.11 Ob die Server, auf

denen die jeweiligen Videos lagern, ebenso in San Francisco stehen ist fraglich.

1.5 Zustand

Der generelle Zustand des Videomaterials, welches auf YouTube und Internet Archive

vorzufinden ist, ist subjektiv betrachtet sehr gut. YouTube lässt den Nutzer das Video in 144p

bis 480p abspielen.

Internet Archive lässt den

Nutzer das Video in

vielen verschiedenen

Auflösungen und

Formaten (GIF, MPEG2, MPEG4, usw.) wiedergeben (vgl. Abb. 1). Allerdings gibt es

zwischen den Formaten und Auflösungen (beispielsweise 512Kb MPEG4 oder HiRes

MPEG4) keine nennenswerten Unterschiede.12

Der Kurzfilm befindet sich demnach in einem sehr guten Zustand. Ton und Bild sind

größtenteils klar und deutlich.

8 Da sich keine E-Mail Adresse oder sonstige Kontaktdaten ausmachen ließen, konnte eine schriftliche Anfrage diesbezüglich nicht an MPO Productions durchgestellt werden. 9 KUMAR ADHIKARI, Vijay, JAIN, Sourabh, ZHANG, Zhi-Li, Where Do You „Tube“? Uncovering YouTube Server Selection Strategy. Online: http://goo.gl/j6uxac (Stand: 05.01.2015). 10 GOOGLE, Google Rechenzentren. Online: http://goo.gl/93Cl2C (Stand: 05.01.2015). 11 INTERNET ARCHIVE, About the Internet Archive. Online: http://goo.gl/kbk6xt (Stand: 05.01.2015); Siehe Anm. 7. 12 USAutoIndustry, Road (Anm. 5); INTERNET ARCHIVE, Road, Part I (Anm. 5).

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Abb. 2: Vorspann des Filmes

Abb. 3: Abspann des Filmes

1.6 Vollständigkeit und Lesbarkeit

Die für diese Arbeit genutzte Version des

Kurzfilmes ist allem Anschein nach vollständig

erhalten. Während den 38 Minuten und 10

Sekunden fallen, bis auf eine Aufnahme, welche

gleich thematisiert wird, keine Schnitte auf, welche

auf das Löschen einer bestimmten Szene hinweisen

würden. Ebenso beginnt der Film mit einer

üblichen Einleitung, in welcher das Filmstudio, der

Musikkomponist, der Drehbuchautor, der Kameramann, der

Cutter, usw. namentlich erwähnt werden (vgl. Abb. 2).13

Der Kurzfilm endet mit dem Zeigen des Logos der FMC

(vgl. Abb. 3).14

Es besteht allerdings ein großer Unterschied zwischen dem

gezeigten Filmmaterial bis zur fünfunddreißigsten Minute und den ihnen folgenden bewegten

Bildern. Ab 35 Minuten und 14 Sekunden findet ein Schnitt statt und das zuvor schwarz-

weiße Bild wird farbig.15 Aufschluss diesbezüglich liefert die amerikanische Filmdatenbank

Internet Movie Database, kurz IMDb, welche vom US-amerikanischen

Online-Versandhändler Amazon betrieben wird. So soll die FMC im Jahre 1973 sich dazu

entschieden haben neues farbiges Bildmaterial hinzuzufügen und demnach erklärt sich der

Schnitt ab der fünfunddreißigsten Minute.16 Dies wird ebenso in den Kommentaren des

Videoportales „YouTube“ diskutiert und innerhalb der Rezensionen des Online-Archives

Internet Archive angemerkt.17

Die Quelle lässt sich also nichtsdestotrotz als vollständig erhaltene, respektiv im Jahre 1973

ergänzte Version der Quelle klassifizieren.

1.7 Erscheinungsdatum

Die soeben thematisierte Änderung im Jahre 1973 erschwert ein genaues Bestimmen des

Erscheinungsdatums. Internet Archive sowie IMDb geben jeweils an, dass das initiale Projekt

13 STONEY, Road (Anm. 4), min. 00:00-00:37. 14 Ebd. min. 38:06-38:10. 15 Ebd. min. 35:14-38:10. 16 IMDb, The American Road. Online: http://goo.gl/slKdAn (Stand: 06.01.2015). 17 YOUTUBE, The American Road von USAutoIndustry. All Comments. Online: http://goo.gl/JE6ckK (Stand 06.01.2015); INTERNET ARCHIVE, Road, Part I (Anm. 5); INTERNET ARCHIVE, Road, Part II (Anm. 5).

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Abb. 4: Werbung für das amerikanische Konsumniveau am

Ende des Zweiten Weltkrieges

aus dem Jahre 1953 stammt.18 Vorgenommene Änderungen des Kurzfilmes im Jahre 1973

lassen jedoch darauf schließen, dass die auf YouTube hochgeladene und von Prelinger

Archives zu Verfügung gestellte Version des Werbefilmes auf www.archiv.org aus dem

gleichen Jahr (1973) stammen muss.

1.8 Erscheinungsort

Als Erscheinungsort lässt sich eindeutig New York City ausmachen. MPO Productions,

demnach das Filmstudio, welches für die Produktion des Kurzfilmes aus dem Jahre 1953

verantwortlich ist, gibt im Vorspann an, dass es sich bei dem folgenden Film um „(...) An

mpo Production New York City (...)“ handelt.19

Es ist jedoch anzunehmen, dass der Werbefilm amerikaweit gezeigt wurde um somit die

Erzeugnisse der FMC zu bewerben und um für einen anhaltenden wirtschaftlichen Erfolg des

US-amerikanischen Unternehmens zu sorgen.

1.9 Historischer Kontext

Amerika im frühen 20. Jahrhundert gilt als Vorreiter der modernen

Konsumgesellschaft und eines hohen Lebensstandards. Anders als

viele andere Länder erlebten die USA nämlich auch in der

Zwischenkriegszeit eine positive Konjunktur. Der hohe

Lebensstandard der US-amerikanischen Gesellschaft drückte sich in

den 1930er Jahren durch Familien, welche in „(...) elektrisch

beleuchteten, zentral beheizten und mit langlebigen Konsumgütern

gut ausgerüsteten Einfamilienhäusern (...)“ lebten und ein

Automobil in ihrer Garage stehen hatten.20 Auch nach dem Zweiten

Weltkrieg galt die Warenvielfalt der amerikanischen Wirtschaft als

Symbol der Überlegenheit gegenüber dem sowjetischen Sozialismus (Abb. 4).21

18 INTERNET ARCHIVE, Road, Part I (Anm. 5); IMDb, Road (Anm. 16). 19 STONEY, Road (Anm. 4), min. 00:10. 20 KÖNIG, Wolfgang, Kleine Geschichte der Konsumgesellschaft. Konsum als Lebensform der Moderne. Stuttgart 2008, S. 23-24 & 31; KÖNIG, Wolfgang, Massenproduktion und Konsumgesellschaft: Ein historischer und systematischer Abriss. In: HAUPT, Heinz-Gerhard/ TORP, Claudius (Hg.), Die Konsumgesellschaft in Deutschland 1890-1990. Ein Handbuch. Frankfurt/ New York 2009, S. 46-61, bes. S. 47; KLEINSCHMIDT, Christian, Konsumgesellschaft. Göttingen 2008, S. 33 & 38; WHYBROW, Peter C., American Mania. When More Is Not Enough. London/ New York 2005, S. 41; ADKINS, Elizabeth W., A history of the Ford Motor Company archives, with reflections on archival documentation of Ford of Europe’s history. In: BONIN, Hubert/ LUNG, Yannick/ TOLLIDAY, Steven (Hg.), Ford. The European history 1903-2003 (Bd. 1). 2. Bde. Paris 2003, S. 27-69, bes. S. 27. 21 KÖNIG, Geschichte (Anm. 20), S. 36; WHYBROW, Mania (Anm. 20), S. 43-44.

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Die Entwicklung der Konsumgesellschaft war demnach in den USA am weitesten

fortgeschritten und erlaubte bereits in der Zwischenkriegszeit eine „(...) Massenmotorisierung

(...)“ der Gesellschaft.22 Die FMC verlor allerdings, entgegen des Werbefilmes, in den

zwanziger Jahren einige Kunden an die Konkurrenz, welche häufigere Modellwechsel

vornahm und den Kunden eine größere Abwechslung als das „(...) berühmte Modell T (...)“

bot.23 Solchen US-amerikanischen Autoherstellern, wie etwa General Motors (GM) oder

Chrysler, gelang es ebenso in den 1920er und -30er Jahren der FMC konkurrenzmäßig

erheblichen Schaden zuzufügen. Außerdem verschweigt der Werbefilm die Komplexität der

vorzunehmenden Wartungsarbeiten, die geringe Zuverlässigkeit sowie die nicht alt zu leichte

Handhabung der ersten Automobile.24

Des Weiteren lässt sich als historisch-kontextuale Information der bereits in der

Zwischenkriegszeit zunehmende Rückgang des Passagierverkehrs in den USA, welcher nach

dem Zweiten Weltkrieg weitestgehend komplett zusammenbrach, ausmachen.25 Hinzu kam,

dass sich nach 1945 viele US-amerikanische Familien einen Zweitwagen leisteten und somit

die Automobilindustrie weiter ankurbelten.26 Ende der 1960er Jahre (1967) nahm die FMC

den europäischen Markt in Angriff und wollte dort auch verstärkt Fuß fassen sowie an den

wirtschaftlichen Erfolg im Heimatland anknüpfen. Zuvor wurden bereits in den 1910er und -

20er Jahren Fabriken in England und Deutschland errichtet. Der Automobilhersteller befand

sich somit in einer, durch den Druck der nationalen sowie internationalen Konkurrenz,

gezwungenen Expansionsphase.27

22 KÖNIG, Massenproduktion (Anm. 20), S. 47; KÖNIG, Geschichte (Anm. 20), S. 32 & 187. 23 KÖNIG, Massenproduktion (Anm. 20), S. 57. 24 KÖNIG, Geschichte (Anm. 20), S. 186; BORDENAVE, Gérard, Ford of Europe, 1967-2003. In: BONIN, Hubert/ LUNG, Yannick/ TOLLIDAY, Steven (Hg.), Ford. The European history 1903-2003 (Bd. 1). 2. Bde. Paris 2003, S. 243-317, bes. S. 244. 25 KÖNIG, Geschichte (Anm. 20), S. 188-189. 26 Ebd. S. 192. 27 BORDENAVE, Ford (Anm. 24), S. 243.

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Abb. 5 Konsumgesellschaft und Arbeitslosigkeit in den 1930er Jahren (USA)

2. Innere Quellenkritik

Die innere Quellenkritik überprüft den Inhalt sowie den qualitativen Wert der Quelle. Es soll

demnach geklärt werden, inwiefern die enthaltenen Informationen von Wert sind und warum

eine solche Quelle überhaupt erstellt worden ist, respektiv welche Auswirkungen die

Veröffentlichung dieser gehabt haben könnte.28

2.1 Titel

Der bereits erwähnte Titel der Quelle lautet „The American

Road“, die amerikanische Straße. Ob und inwiefern dieser

Titel eine Anspielung an den Slogan „The American Way of

Life“ (Abb. 5) darstellt, ist schwierig zu klären. Allerdings

suggeriert er, dass die „(...) American Road“ die einzige

„wahre“ Straße ist und demnach Amerika als wirtschaftliche

Großmacht an der Spitze der Infrastruktur seiner Zeit stand.

2.2 Authentizität

Bezüglich der Authentizität eines Werbefilmes lässt sich Einiges anmerken. Ein Kurzfilm wie

„The American Road“ wurde zu Werbezwecken gedreht. Der wirtschaftliche und finanzielle

Aspekt einer solchen Quelle ist demnach nicht von der Hand zu weisen.

In der Regel werden für einen Werbefilm Schauspieler ausgesucht. Diese sollen Szenen

nachstellen, welche vom Regisseur, respektiv vom Produzenten, also demjenigen der die

finanziellen Mittel zur Verfügung stellt, in unserem Fall von der FMC, vorgeschrieben

werden. Demnach handelt es sich nicht um eine Darstellung der Realität. Vereinzelte Szenen

können so inszeniert worden sein, dass sie sehr authentisch wirken oder sogar der Realität

entsprechen. Falls aber keine belebte Straße abgefilmt wurde, welche Menschen zeigt, die

tatsächliche ihren täglichen Bedürfnissen nachgehen, kann nicht von einer authentischen

Szene gesprochen werden.29

28 EBERHARD KARLS UNIVERSITÄT TÜBINGEN, Begriff (Anm. 1); BÜTTNER, Arbeiten (Anm. 1). 29 HAMMER, Peter, Jetzt mal ehrlich: Wie wichtig ist Authentizität in der Werbung? Online: http://goo.gl/QwQ7pN (Stand: 23.01.2015); BOLTEN, Götz, Interview (mit Prof. Siegfried J. Schmidt): Phasen der Werbegeschichte. Online: http://goo.gl/4YjojG (Stand: 23.01.2015).

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Abb. 6: George C. Stoney

2.3 Sprache

Die im Werbefilm der FMC benutzte Sprache ist gemäß der Herkunft des Filmes die US-

amerikanische. Der Sprecher, Raymond Massey, ist durchgehend als einzige Stimme des

Filmes zu hören. Selbst nach dem Schnitt ab Minute 35 und dem Einsetzen des Farbbildes, ist

Massey als „Narrator“ zu identifizieren.30

2.4 Autor

Der Autor, respektiv in diesem Fall der Regisseur der Quelle ist

George Cashel Stoney (Abb. 6). Stoney wurde am 1. Juli 1916 in

Winston Salem, North Carolina (USA) geboren und verstarb vor

kurzem, genauer am 12. Juli 2012 in New York City. Nach seinem

Studium an der University of London arbeitete er als

Hilfswissenschaftler für bürgerrechtliche Gruppen (1940er) und war

„(...) photo intelligence officer (...)“ während des Zweiten

Weltkrieges. Später machte er sich einen Namen als berühmter

Dokumentarfilmemacher, war sozial engagiert und der Überzeugung, dass Filme ein

soziopolitisches Medium für eine Vielzahl von Menschen sind. Zuvor drehte er Filme für

staatliche Behörden, arbeitete als Journalist und setzte sich für das Recht auf „(...) public-

access television (...)“ seiner Mitbürger ein. Seit 1970 unterrichtete er an der New York

University das Filmemachen. Bekannt wurde er u.a. durch Filme wie beispielsweise „All My

Babies: A Midwife’s Own Story“ (1953).31

2.5 Zielgruppe

Ein Werbefilm hat immer eine bestimmte Zielgruppe und versucht diese Menschen direkt

anzusprechen.32 Im Falle der Quelle „The American Road“ ist die Zielgruppe mehr oder

weniger leicht zu definieren. Einerseits soll der mittelständige amerikanische Staatsbürger

sowie der sich, im Zuge des European Recovery Programs 33 , an die amerikanische

Wirtschaft annähernde Europäer, angesprochen werden. Er soll zum Kauf eines Automobils

30 STONEY, Road (Anm. 4), min. 00:33-38:10. 31 IMDb, George C. Stoney, Biography. Online: http://goo.gl/zY6To0 (Stand: 21.01.2015); VITELLO, Paul (New York Times), George C. Stoney, Documentary Filmmaker, Dies at 96. Online: http://goo.gl/tSR0Im (Stand: 21.01.2015); DOCUMENTARY EDUCATIONAL RESOURCES, DER Filmmaker. George C. Stoney. Online: http://goo.gl/apYmn3 (Stand: 21.01.2015). 32 BOLTEN, Götz, Werbung. Online: http://goo.gl/kWk6LH (Stand: 23.01.2015). 33 BUNDESZENTRALE FÜR POLITISCHE BILDUNG, Der Marshallplan – Selling Democracy. Online: http://goo.gl/KFDn0S (Stand: 21.01.2015).

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aus dem Hause Ford verleitet werden. Andererseits soll die beinahe schon heroische

Darstellung der FMC den loyalen Kunden „erziehen“.

2.6 Inhalt

Der Inhalt des Werbefilmes lässt sich in vier große Bereiche einteilen. Zu Beginn des Filmes

reist der Regisseur in eine Zeit, in welcher die Menschen auf dem Lande einzig und allein auf

ihre Pferde und Kutschen, respektiv auf Züge als Transport angewiesen waren, zurück. Diese

Zeit wird als rückständig und unflexibel beschrieben. Das Leben in der Stadt wird im

Gegenzug dazu als fortschrittlich charakterisiert. Dies jedoch auch mit einer gewissen

Inflexibilität. Die Menschen konnten viele Ziele nicht schnell und bequem erreichen. Das

Fahrrad wird hier als Zwischenschritt einer mobileren Gesellschaft dargestellt, welche

allerdings durch noch schnell endende Straßen dementsprechend schnell an ihr Limit kam.34

In einem zweiten Teil des Filmes geht Stoney auf die Entwicklungs- und Erfolgsgeschichte

der FMC sowie der restlichen Versuche einer erhöhten und flexibleren Mobilität ein.

Letztlich wird Henry Ford als wichtiger Pionier der US-amerikanischen Wirtschaft

dargestellt, welcher, durch das Nutzen der Fließbandproduktion und die dadurch mögliche

Preissenkung des Automobils, internationale Geschichte geschrieben und die

Konsumgesellschaft mitbegründet haben soll.35

Der vorletzte Teil des Filmes versinnbildlicht den schlechten Zustand des amerikanischen

Straßennetzes und das damit verbundene Problem für die Automobilindustrie sowie deren

Konsumenten, welches von den Amerikanern selbst – so der Werbefilm – gelöst wurde. Dies

wiederum ermöglichte den US-Bürgern ein bequemeres und sozioökonomisch attraktiveres

Leben.36

Letztlich wird das private Leben von Henry Ford, die in den 1920ern anhaltende

Erfolgsgeschichte der FMC, die Krise der 1930er, welche – so der Sprecher – den Siegeszug

des Automobils nicht aufhielt sowie der US-amerikanische Sieg im Zweiten Weltkrieg,

thematisiert. Während der letzten 5 Minuten wird der Werbefilm von 1953 um

Farbaufnahmen aus den 70er-Jahren ergänzt und somit der „aktuelle“ Stand des

amerikanischen Straßennetzes und allgemeinen Systems angepriesen.37

34 STONEY, Road (Anm. 4), min. 00:33-06:59. 35 Ebd. min. 07:00-08:51. 36 Ebd. min. 19:04-25:43. 37 Ebd. min. 25:44-38:10.

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2.7 Grund der Veröffentlichung

Auch wenn während des Betrachtens des Filmes eventuell der Gedanke aufkommen könnte,

dass es sich um eine historische Dokumentation handelt, lässt sich als Grund der

Veröffentlichung eindeutig ein darauffolgender antizipierter wirtschaftlich-finanzieller Nutze

ausmachen. Ein Werbefilm zielt nämlich darauf ein Produkt und/oder eine Marke zu

bewerben sowie diese anschließend dem Konsumenten anzubieten und zu verkaufen.38

Ebenso stieg in der Mitte des 20. Jahrhunderts die Konkurrenz (siehe Kapitel 1.9 Historischer

Kontext) innerhalb des amerikanischen Automobilmarktes und zwang u.a. die FMC Werbung

für sich und die hauseigenen Produkte zu finanzieren.

2.8 Auswirkungen

Infolge des historischen Kontextes dürften die Auswirkungen des Werbefilms wirtschaftlich

positive Konsequenzen für die FMC nach sich gezogen haben. Sowohl Amerikaner, als auch

Europäer dürften u.a. durch solche Werbemittel dazu verleitet worden sein, sich in Zukunft

ein Personenkraftwagen aus dem Hause Ford zu kaufen. Dennoch besteht die Möglichkeit,

dass der, von der FMC erwartete, Erfolg ausblieb und die ebenso erstarkte (inter)nationale

Konkurrenz dem ehemaligen Vorreiter der Automobilindustrie weitere Marktanteile streitig

machte (siehe Kapitel 2.5 Zielgruppe).39

2.9 Wortwahl & Stil

Raymond Massey spricht die Zuschauer direkt an und tut dies mittels einer direkten Anrede

und versucht somit das jeweilige Publikum unmittelbar zu erreichen. Er nutzt keine

akademische oder gehobene Sprache. Seine Sätze sind klar und deutlich formuliert und

spiegeln das Interesse, den westlichen Mittelstand zu erreichen, sehr gut wieder.40

38 BOLTEN, Werbung (Anm. 32). 39 FOCUS ONLINE, Wie Henry Ford die Autowelt revolutionierte. Chronik: Die Geschichte der Fließband-Produktion. Online: http://goo.gl/iKLJpo (Stand: 23.01.2015); FORD, Geschichte - Ein Auto für alle – von Ford. Online: http://goo.gl/6m8qe7 (Stand: 23.01.2015). 40 STONEY, Road (Anm. 4).

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SCHLUSSFOLGERUNG

Die nun vorgenommene Quellenkritik bezüglich der Quelle „The American Road“

ermöglichte das Ausarbeiten einiger interessanter Aspekte des Werbefilmes. Sowohl Titel,

historischer Kontext, Grund der Veröffentlichung als auch Inhalt weisen eindeutig

quellenanalytische Besonderheiten auf, welche veranschaulichen, inwiefern eine solche

Kritik die Thematik „Konsum und Kultur“ um einen weiteren Aspekt bereichern kann.

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ANHANG

Abkürzungsverzeichnis

• Ford Motor Company = FMC

• General Motors = GM

• Internet Movie Database = IMDb

Quellenverzeichnis

• The American Road (1953). STONEY, George (Reg.). Online: http://goo.gl/obXj3k

(Stand: 05.01.2015) 38 min. 10 sek., USA: MPO Productions – New York City.

Literaturverzeichnis

• ADKINS, Elizabeth W., A history of the Ford Motor Company archives, with reflections

on archival documentation of Ford of Europe’s history. In: BONIN, Hubert/ LUNG,

Yannick/ TOLLIDAY, Steven (Hg.), Ford. The European history 1903-2003 (Bd. 1). 2.

Bde. Paris 2003, S. 27-69.

• KLEINSCHMIDT, Christian, Konsumgesellschaft. Göttingen 2008.

• KÖNIG, Wolfgang, Kleine Geschichte der Konsumgesellschaft. Konsum als Lebensform

der Moderne. Stuttgart 2008.

• KÖNIG, Wolfgang, Massenproduktion und Konsumgesellschaft: Ein historischer und

systematischer Abriss. In: HAUPT, Heinz-Gerhard/ TORP, Claudius (Hg.), Die

Konsumgesellschaft in Deutschland 1890-1990. Ein Handbuch. Frankfurt/ New York

2009, S. 46-61.

• WHYBROW, Peter C., American Mania. When More Is Not Enough. London/ New York

2005.

Internetressourcen

• BOLTEN, Götz, Interview (mit Prof. Siegfried J. Schmidt): Phasen der Werbegeschichte.

Online: http://goo.gl/4YjojG (Stand: 23.01.2015).

• BUNDESZENTRALE FÜR POLITISCHE BILDUNG, Der Marshallplan – Selling

Democracy. Online: http://goo.gl/KFDn0S (Stand: 21.01.2015).

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• BÜTTNER, Sabine, Arbeiten mit Quellen. Quellenkritik und –interpretation. Online:

http://goo.gl/wRkeWd (Stand: 23.01.2015).

• DOCUMENTARY EDUCATIONAL RESOURCES, DER Filmmaker. George C. Stoney.

Online: http://goo.gl/apYmn3 (Stand: 21.01.2015).

• EBERHARD KARLS UNIVERSITÄT TÜBINGEN, Der Begriff „Quelle“ und die

Methode der Quellenkritik. Online: http://goo.gl/TePjfX (Stand: 23.01.2015).

• GOOGLE, Google Rechenzentren. Online: http://goo.gl/93Cl2C (Stand: 05.01.2015).

• HAMMER, Peter, Jetzt mal ehrlich: Wie wichtig ist Authentizität in der Werbung?

Online: http://goo.gl/QwQ7pN (Stand: 23.01.2015).

• IMDb, George C. Stoney, Biography. Online: http://goo.gl/zY6To0 (Stand: 21.01.2015).

• IMDb, The American Road. Online: http://goo.gl/slKdAn (Stand: 06.01.2015).

• INTERNET ARCHIVE, About the Internet Archive. Online: http://goo.gl/kbk6xt (Stand:

05.01.2015).

• INTERNET ARCHIVE, American Road, The (Part I) (1953). Online:

http://goo.gl/LGMZfe (Stand: 05.01.2015).

• INTERNET ARCHIVE, American Road, The (Part II). Online: http://goo.gl/SYJDIC

(Stand: 05.01.2015).

• INTERNET ARCHIVE, American Road, The (Part III). Online: http://goo.gl/gv1Aa6

(Stand: 05.01.2015).

• INTERNET ARCHIVE, Prelinger Archives. Online: http://goo.gl/uCXAnS (Stand:

05.01.2015).

• KUMAR ADHIKARI, Vijay, JAIN, Sourabh, ZHANG, Zhi-Li, Where Do You „Tube“?

Uncovering YouTube Server Selection Strategy. Online: http://goo.gl/j6uxac (Stand:

05.01.2015).

• USAutoIndustry (YouTube Benutzername), The American Road. Online:

http://goo.gl/6ePtYB (Stand: 05.01.2015).

• VITELLO, Paul (New York Times), George C. Stoney, Documentary Filmmaker, Dies at

96. Online: http://goo.gl/tSR0Im (Stand: 21.01.2015).

• YOUTUBE, The American Road von USAutoIndustry. All Comments. Online:

http://goo.gl/JE6ckK (Stand 06.01.2015).

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• FOCUS ONLINE, Wie Henry Ford die Autowelt revolutionierte. Chronik: Die Geschichte

der Fließband-Produktion. Online: http://goo.gl/iKLJpo (Stand: 23.01.2015).

• FORD, Geschichte - Ein Auto für alle – von Ford. Online: http://goo.gl/6m8qe7 (Stand:

23.01.2015).

• BOLTEN, Götz, Werbung. Online: http://goo.gl/kWk6LH (Stand: 23.01.2015).

Abbildungsverzeichnis

• Abb. 1: INTERNET ARCHIVE, American Road, The (Part I) (1953). Online:

http://goo.gl/LGMZfe (Stand: 05.01.2015).

• Abb. 2: STONEY, George (Reg.). Online: http://goo.gl/obXj3k (Stand: 06.01.2015) 38

min. 10 sek., USA: MPO Productions – New York City, min. 00:00-00:37.

• Abb. 3: STONEY, George (Reg.). Online: http://goo.gl/obXj3k (Stand: 06.01.2015) 38

min. 10 sek., USA: MPO Productions – New York City, min. 38:06-38:10.

• Abb. 4: KÖNIG, Wolfgang, Kleine Geschichte der Konsumgesellschaft. Konsum als

Lebensform der Moderne. Stuttgart 2008, S. 25.

• Abb. 5: KÖNIG, Wolfgang, Kleine Geschichte der Konsumgesellschaft. Konsum als

Lebensform der Moderne. Stuttgart 2008, S. 34.

• Abb. 6: POCOCK, Philip (Artists Rights Society, ARS), Online: http://goo.gl/tSR0Im

(Stand: 21.01.2015).

Weiterführende Informationen

• FORD MOTOR COMPANY, Ford Automotive Highlights 1896-1971. Dearborn 1971.

• ROSINSKI, José, La Voiture Qui Ne Peut S’Arrêter De Gagner. Dearborn 1974.