Silex-Austauschsysteme am Übergang vom Alt- zum Mittelneolithikum im westlichen Franken (Internat....

22
Ralf Gleser, Valeska Becker (Hg.) Mitteleuropa im 5. Jahrtausend vor Christus

Transcript of Silex-Austauschsysteme am Übergang vom Alt- zum Mittelneolithikum im westlichen Franken (Internat....

Ralf Gleser, Valeska Becker (Hg.)

Mitteleuropa im 5. Jahrtausend vor Christus

Neolithikumund ältere Metallzeiten

Studien und Materialien

herausgegeben von

Ralf Gleser(Universität Münster)

Band 1

LIT

LIT

Ralf Gleser, Valeska Becker (Hg.)

Mitteleuropaim 5. Jahrtausend vor Christus

Beiträge zurInternationalen Konferenz in Münster 2010

Umschlaggestaltung: Renate Rolingunter Verwendung von Abbildungen von Autoren dieses Bandes (Czekaj-Zastawny et al.; Leuzinger; Seidel)

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnd.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-643-11279-8

LIT VERLAG Dr. W. Hopf Berlin 2012Verlagskontakt:Fresnostr. 2 D-48159 MünsterTel. +49 (0) 2 51-620 320 Fax +49 (0) 2 51-23 19 72e-Mail: [email protected] http://www.lit-verlag.de

Auslieferung: Deutschland: LIT Verlag Fresnostr. 2, D-48159 MünsterTel. +49 (0) 2 51-620 32 22, Fax +49 (0) 2 51-922 60 99, e-Mail: [email protected]

Österreich: Medienlogistik Pichler-ÖBZ, e-Mail: [email protected]: B + M Buch- und Medienvertrieb, e-Mail: [email protected].

©

Inhaltsverzeichnis

Vorwort Ralf Gleser ............................................................................................................................................ 5

Alexander Nagel und das eponyme Gräberfeld von Rössen Dieter Kaufmann ................................................................................................................................ 13

Zeitskalen, stilistische Tendenzen und Regionalität des 5. Jahrtausends in den Altsiedel - landschaften zwischen Mosel und Morava Ralf Gleser .......................................................................................................................................... 35

Zur kulturellen Evolution Europas im Neolithikum – Begriffsbestimmung und Aufga-benstellung Tim Kerig und Stephen Shennan ...................................................................................................... 105

Stilwandel contra Siedlungskontinuität – Zum Übergang von der Linien- zur Stichband-keramik in SachsenThomas Link ....................................................................................................................................... 115

Die linien- und stichbandkeramische Siedlung von Eythra, Lkr. Leipzig Maria Cladders, Harald Stäuble, Thomas Tischendorf und Sabine Wolfram ............................. 133

Multikulti in Mainfranken – Der Beginn des MittelneolithikumsStefan Suhrbier ................................................................................................................................. 141

After the LBK. Communities of the 5th millennium BC in north-central EuropeLech Czerniak ..................................................................................................................................... 151

Kuyavian settlements from the Linear Pottery Culture to the Brześć Kujawski Culture – the question of continuity, tradition and cultural memory in the 5th millennium BCJoanna Pyzel ...................................................................................................................................... 175

Böhmen im Verlauf der ersten Hälfte des fünften Jahrtausends v. Chr. aufgrund der Typochronologie, der Steinindustrie und ArchäozoologieJaroslav Řídký, Daniel Stolz und Lenka Kovačiková ....................................................................... 183

La place du sud du Rhin supérieur dans la première moitié du 5e millénaire av. J.-C. Anthony Denaire .............................................................................................................................. 207

Deux enceintes de type «Rosheim» de la seconde moitié du Ve millénaire à Entzheim «Les Terres de la Chapelle» et Duntzenheim «Frauenabwand» (Bas-Rhin). Premiers résultats Philippe Lefranc und Christian Jeunesse ........................................................................................ 229

The Jura Mountains at the End of the fifth Millennium BC Cultural – Interactions with the Rhine Valley and Swabia Loïc Jammet-Reynal, Pierre Pétrequin und Marie Besse ................................................................ 253

Siedlungs- und Landschaftsarchäologie zwischen Heilbronn und der Schwäbischen Alb. Eine Fallstudie für das Mittelneolithikum – mit einem Ausblick auf Mitteldeutsch-land Susanne Friederich ........................................................................................................................... 267

Wechselnde Überlieferungsdichten von Fundstellen an der Wende vom 5. zum 4. Jahr-tausend v.Chr. – am Beispiel der Michelsberger Besiedlung im nördlichen Baden-Würt-temberg Ute Seidel ........................................................................................................................................... 291

Ziegenkot – Fischbandwurm – getrüffelter Gerstenbrei. Das ausserordentliche Infor- mationspotential der neolithischen FeuchtbodenarchäologieUrs Leuzinger .................................................................................................................................... 309

Vorratsschädlinge im Mitteleuropa des 5. Jahrtausends Edith Schmidt ................................................................................................................................... 319

Krieg in der Vorgeschichte: Die Interpretation archäologischer Funde und Befunde im interkulturellen Vergleich am Beispiel steinerner Keulenköpfe des Mesolithikums bis MittelneolithikumsEric Biermann .................................................................................................................................... 331

Schmuck als Zeichen weit gespannter und lang andauernder Kommunikationsräume im 5. und frühen 4. Jahrtausend Marion Heumüller ........................................................................................................................... 359

Rössenzeitliche Amphibolitgeräte aus Mitteldeutschland Dieter Kaufmann .............................................................................................................................. 389

Silexrohmaterialversorgung im Mittelneolithikum – Ein Fallbeispiel aus dem RheinlandKathrin Nowak .................................................................................................................................. 409

Zum Stand der Ausgrabungsergebnisse im neolithischen Hornsteinbergwerk von Abensberg-Arnhofen Michael M. Rind ................................................................................................................................ 421

Silex-Austauschsysteme am Übergang vom Alt- zum Mittelneolithikum im westlichen FrankenSilviane Scharl................................................................................................................................... 431

The distribution of artefacts between South Moravia (CZ) and other regions during the Lengyel cultureFrantišek Trampota ........................................................................................................................... 445

Neues zu den Siedlungen der Lengyelkultur in NiederösterreichElisabeth Rammer ............................................................................................................................. 459

Der Kiechlberg bei Thaur (Nordtirol/Österreich) – Neue Zeugnisse transalpiner Kultur-kontakte zwischen Nord und SüdUlrike Töchterle ................................................................................................................................ 477

Frühkupferzeitliche Elemente in den Bestattungssitten der Lengyel-Kultur in Transda-nubien István Zalai-Gaál .............................................................................................................................. 495

Spitzhauen, Schöningen und Swifterbant – Überlegungen zu Endmesolithikum und be-ginnendem Jungneolithikum im nordostdeutschen Binnenland Jonas Beran ....................................................................................................................................... 509

Der steinzeitliche Fundplatz Dąbki, Pommern, und seine überregionalen Beziehungen Agnieszka Czekaj-Zastawny, Jacek Kabaciński, Andreas Kotula und Thomas Terberger ............... 529

At the back of beyond …? The Neolithic settlement of Nottuln-Uphoven (Coesfeld, West-phalia) and the Neolithisation of the Northwestern mainland Christian Groer ................................................................................................................................. 547

autorenverzeichnis ......................................................................................................................... 569

Silex-Austauschsysteme am Übergang vom Alt- zum Mittelneolithikum im westlichen Franken

Silviane Scharl

Zusammenfassung

Das westliche Franken ist aufgrund seiner geologischen Situation nur mit minderwertigem Silexrohmaterial ausge-stattet. Die alt- und mittelneolithischen Bewohner versorgten sich daher mit qualitativ hochwertigem Rohmateri-al aus entfernteren Regionen. Diese Ausgangslage bietet die Möglichkeit, die Silex-Austauschsysteme und die die-sen zugrunde liegenden überregionalen Netzwerke zu untersuchen. Gleichzeitig ermöglicht der Vergleich der Silexversorgung Aussagen zum Übergang vom Alt- zum Mittelneolithi-kum. Auf den ersten Blick scheint sich für den Beginn des Mittelneolithikums ein radikaler Wandel abzuzeichnen. Ein markanter Wechsel im Rohmaterialspektrum wurde als Indiz für den Zusammenbruch jahrhundertelang sta-biler Netzwerke am Ende der Bandkeramik gewertet, der mit einer Entvölkerung des westlichen Frankens in Zu-sammenhang gebracht wurde. Anhand der Untersuchungsergebnisse lassen sich jedoch durchaus kontinuierliche Entwicklungen belegen, die gegen diese Annahme sprechen. Die Veränderungen, die nachweisbar sind, deuten viel-mehr auf eine veränderte Kommunikation hin, die sich im westlichen Franken auch im Besiedlungsbild abzeichnet.

Summary

Due to its geological situation, western Franconia is equipped with flint raw material of minor quality. The inha-bitants of the early and middle Neolithic therefore supplied themselves with high quality raw material from regi-ons farther away. This initial situation offers the possibility to analyze flint exchange systems and the supra-regio-nal networks supporting them.At the same time, a comparison of flint supply allows for conclusions regarding the transition between the early and the middle Neolithic. At first glance, a radical change seems to become apparent for the begin of the middle Neolithic. A distinctive change in the spectrum of raw materials was regarded as an indicator for the collapse of networks at the end of the Linear Pottery Culture that had been stable for centuries, a collapse which seemed to have implicated a depopulation in western Franconia. Based on the results of the new research, however, conti-nuous developments can definitely be documented which argue against this assumption. The changes that are detectable rather point to a modified communication which becomes apparent in western Franconia also in the settlement patterns.

Die Analyse von Silexartefakten bildet in der Neo-lithforschung eine wichtige Basis für die Untersu-chung wirtschaftsarchäologischer Fragen. Dazu gehört auch die Analyse und Rekonstruktion von Versorgungsstrategien und Tauschnetzwerken. Re-gionen, in denen die Menschen aufgrund von Roh-materialmangel auf ortsfremdes Gestein zurück-greifen mussten, eignen sich dabei besonders zur Untersuchung der genannten Aspekte. Das west-liche Franken ist so eine Region1. Im Alt- und Mit-telneolithikum war es aufgrund der dort vorhande-

nen fruchtbaren Lössböden dicht besiedelt. Jedoch waren – bedingt durch die geologischen Gegeben-heiten – lokal nur minderwertige Silexrohmateri-alien verfügbar.

Das westliche Franken ist durch die geologi-schen Schichten der Trias geprägt. Während der Buntsandstein, der vor allem im Bereich des Spes-sarts zutage tritt, keine für die Artefaktproduktion geeigneten Silikatgesteine enthält, kommt in den zeitlich und stratigraphisch nachfolgenden Schich-ten von Muschelkalk und Keuper Silexrohmaterial

1 Nachfolgend wird die Region zwischen Rothenburg ob der Tauber im Süden und Haßfurt im Norden als westliches Franken bezeichnet. Die westliche Be-

grenzung bilden die Regierungsbezirksgrenzen von Unter- und Mittelfranken, die östliche Haßberge und Steigerwald (s. Abb. 1).

432 Silviane Scharl

vor – der sog. Muschelkalkhornstein und der sog. Keuperhornstein2. Bei beiden Rohmaterialtypen handelt es sich jedoch um für die Geräteherstel-lung wenig geeignetes Material. Aufgrund sehr gro-ßer, makroskopisch gut sichtbarer Fossileinschlüsse bricht der Muschelkalkhornstein unregelmäßig. Nur sehr homogene Stücke sind gut bearbeitbar. Der Keuperhornstein ist stark zerklüftet, wodurch bei der Bearbeitung ebenfalls unregelmäßige Brüche entstehen3. Neben den genannten Rohmaterialty-pen kommen im Main Kieselschieferknollen vor4. Diese wurden zu allen Zeiten verarbeitet, meist je-doch nur in geringen Mengen, da auch sie Klüftun-gen aufweisen. Im westlichen Franken nutzten die Menschen des Alt- und Mittelneolithikums daher qualitativ hochwertiges Rohmaterial aus entfernte-ren Regionen. Diese Ausgangssituation ermöglicht es, durch die Herkunftsbestimmung der genutzten Rohmaterialtypen Aussagen zur Kontaktrichtung ei-ner Siedlung zu treffen. Die Analyse der Grundfor-men lässt zudem Fragen zu Art und Intensität dieser Kontakte zu. Versorgungsstrategien und Tausch-netzwerke können auf dieser Basis rekonstruiert werden. Im Arbeitsgebiet kommt – unabhängig von der wirtschaftsarchäologischen Fragestellung – ein weiterer Aspekt hinzu. Da die alt- und mittelneo-lithischen Silexinventare eine auf den ersten Blick deutlich unterschiedliche Rohmaterialzusammen-setzung aufweisen, können Aussagen zu kontinuier-lichen bzw. diskontinuierlichen Entwicklungen am Übergang vom Alt- zum Mittelneolithikum getrof-fen werden. Dabei ist die Ausgangshypothese, dass die Unterschiede in der Rohmaterialzusammen-setzung einen Zusammenbruch jahrhundertelang bestehender Tauschnetzwerke am Ende der Band-keramik widerspiegeln. Dies würde wiederum die Hypothese stützen, dass es am Ende der Bandkera-mik zu einer Krise kam, die mit einer Entvölkerung des westlichen Franken einhergegangen sein soll5.

Die Grundlage für die Untersuchung der genann-ten Fragen bildet die Analyse alt- und mittelneo-lithischer Silexinventare. Da Grabungen aus den

betreffenden Zeitabschnitten im Arbeitsgebiet weit-gehend fehlen, muss überwiegend auf Oberflä-cheninventare zurückgegriffen werden. Durch eine sehr aktive Sammlerszene liegen diese auch reich-lich vor, jedoch bergen sie das Risiko einer bewuss-ten oder unbewussten Selektion6. Daher müssen zur verwendeten Datengrundlage einige quellen-kritische Anmerkungen gemacht werden:

Die Bearbeitung von Oberflächenfundstellen bringt es mit sich, dass nur Inventare sinnvoll un-tersucht werden können, die relativ eng datieren. Da Silex aus sich heraus nicht datiert werden kann, müssen Siedlungen, die in mehreren Zeitabschnit-ten belegt waren, ausgeklammert werden. Dies reduziert zum einen die Zahl der bearbeitbaren Fundstellen, zum anderen werden große, über vie-le Generationen belegte Siedlungen aussortiert. Dies ist insofern problematisch, als für die Band-keramik die Entwicklung einer hierarchischen Sied-lungsstruktur angenommen wird, die wiederum gekoppelt ist mit einer Versorgungshierarchie. Vor allem für große und lang belegte Siedlungen lässt sich eine besonders gute Versorgung mit Silexroh-material nachweisen7. Diese sind im vorgelegten Fundmaterial somit unterrepräsentiert. Doch nicht nur die Selektion auf Fundortebene ist zu beach-ten, auch die bereits erwähnte Selektion bei der Bergung eines Inventars muss mit bedacht wer-den. Um einschätzen zu können, in wie weit ein Inventar selektiv geborgen wurde, wurden die Si-lices aller Oberflächenfundstellen mit denen der Fundstelle Ippesheim verglichen. Diese wurde in mehreren Prospektionskampagnen systematisch begangen. Die Funde wurden dabei in einem 5x5m-Raster aufgesammelt. Ziel war es, alle Funde un-selektiert zu bergen. Das Silexinventar von dieser Fundstelle kann daher als Maßstab für den Grad der Selektion verwendet werden. Vergleicht man nun die Zusammensetzung der anderen Inventare mit der aus Ippesheim anhand verschiedener Pa-rameter, wie beispielsweise des Fragmentierungs-grads, des Anteils der Klingen oder des Anteils der Geräte, kann sichtbar gemacht werden, ob bei-

2 Geyer 2002, 99-101.3 Floss 1994, 108f.; Löhr / Schönweiß 1987, 128f.; Pflug

1993, 81.4 Floss 1994, 71.5 Riedhammer 2006, 65.68.6 S. hierzu Schier 1990, 62-66, besonders Anm. 249.

Abgesehen von der Selektion durch den Sammler ist natürlich zudem schwer abschätzbar, welcher Teil des Silexgeräteinventars überhaupt in den Boden gelangt und dort – unbeeinflußt von Erosion – er-halten geblieben ist.

7 Vgl. Kegler-Graiewski / Zimmermann 2003, 33.

Silex-Austauschsysteme 433

Abb. 1. Arbeitsgebiet mit bearbeiteten Fundstellen.

434 Silviane Scharl

spielsweise bevorzugt große Stücke oder speziell Klingen bzw. Geräte aufgesammelt wurden. Ins-gesamt ließ sich feststellen, dass die Silices von den bearbeiteten Oberflächenfundstellen relativ unselektiert geborgen wurden. Nach quellenkriti-scher Überprüfung konnten 25 Inventare – davon 12 bandkeramische und 13 mittelneolithische – für die Analyse aufgenommen werden (Abb. 1). Diese umfassen 4328 Silices. Lediglich 6,8% (n = 294) der Stücke stammen dabei aus gegrabenen Inventaren.

Die Rohmaterialzusammensetzung der Silices in den untersuchten Siedlungen gibt Aufschluss über die Kontaktrichtungen.

Die bandkeramischen Inventare werden domi-niert von drei bzw. vier Rohmaterialtypen, zu de-nen baltischer Feuerstein, westischer Feuerstein, Jurahornstein und Kieselschiefer gehören (Abb. 2). Während Kieselschiefer, wie erwähnt, im Main-geröll vorkommt, liegen die natürlichen Vorkom-men des Jurahornsteins in der ca. 80 km östlich vom Arbeitsgebiet gelegenen Fränkischen Alb. Bal-tischer Feuerstein wurde im Zuge der pleistozä-nen Inlandsvereisung nach Süden transportiert. Die südliche Verbreitungsgrenze verläuft daher auf der Höhe der maximalen Eisvorstöße der Elster- und Saale-Eiszeit. Diese sog. Feuersteinlinie zieht sich von Arnheim über Krefeld, Soest, Paderborn und Höxter bis Erfurt und schließlich Dresden8. Daher liegen die nächsten Vorkommen zum Arbeitsge-biet im Raum Erfurt, der vom nördlichsten Fund-punkt ca. 100 km Luftlinie entfernt ist. Westischer Feuerstein kommt aus einer noch größeren Entfer-nung. Verschiedene Typen dieser Rohmaterialgrup-pe, wie z.B. Rijckholt-Feuerstein, wurden während der Bandkeramik im niederländisch-belgisch-west-deutschen Grenzgebiet abgebaut. Diese gelangten über eine Entfernung von mindestens 300 km auch ins westliche Franken.

Betrachtet man nun die Anteile dieser Rohma-terialtypen in den einzelnen Siedlungen, ist fest-zustellen, dass diese je nach geographischer Lage einer Siedlung schwanken (Abb. 2). So weisen die Fundstellen im nördlichen Arbeitsgebiet hohe An-teile an baltischem Feuerstein auf, dessen Verbrei-tungsgebiet sich nördlich des hier behandelten Ar-beitsgebiets erstreckt. Der Main bildet dabei eine deutliche Grenze nach Süden, über die nur noch geringe Anteile dieses Rohmaterials gelangt sind. Westischer Feuerstein tritt vor allem in den Fund-

stellen nahe dem Main auf und erreicht dort rela-tive Anteile von bis zu 28,7%. Dies spiegelt deutlich die Rolle des Mains als Verkehrsweg bzw. Verbin-dung nach Westen wider. Jurahornstein kommt auf allen Fundstellen in relativ hohen Anteilen vor. Dies ist dadurch zu erklären, dass sich seine natür-lichen Vorkommen in der Fränkischen Alb in ca. 80 km Entfernung parallel zum gesamten Arbeitsge-biet erstrecken. Kieselschiefer tritt in höheren An-teilen nur in den Siedlungen nahe dem Main auf, wo er im Geröll vorkommt. Da er – wie erwähnt – häufig Klüftungen aufweist, wurde er jedoch ge-nerell nur in geringen Mengen genutzt.

Die Verteilung dieser vier Rohmaterialtypen zeigt deutlich, dass während der Bandkeramik die Entfernung einer Siedlung zur Abbau- bzw. Gewin-nungsstelle eines Rohmaterials ein wichtiger Fak-tor für die Versorgung war. Je näher die natürlichen Vorkommen einer Silexart lagen, desto höher war deren Anteil am Silexinventar. Dies spiegelt sich auch in der Verteilung der Rohmaterialtypen wider, die nur in geringen Mengen belegt sind. So ist bei-spielsweise Tertiärquarzit, dessen natürliche Vor-kommen in Hessen lokalisiert werden, nur in den Siedlungen im nördlichen Arbeitsgebiet belegt9. Wittlinger Hornstein, der aus der Schwäbischen Alb stammt, kommt hingegen in geringen Antei-len nur im südlichen Arbeitsgebiet vor. So weist der südlichste bearbeitete Fundort einen relativen Anteil von 11,5% Wittlinger Hornstein auf, in den weiter nördlich gelegenen Fundorten sinkt dieser unter 10%, bis das Rohmaterial nördlich des Mains schließlich nur noch in Einzelstücken vorliegt. Ver-schiedene Varietäten des Jurahornsteins, deren Vorkommen in der südlichen Frankenalb liegen, sind ebenfalls nur bzw. in höheren Anteilen im süd-lichen Arbeitsgebiet belegt. Dazu gehört auch der gebänderte Plattenhornstein aus Abensberg-Arn-hofen, der im nachfolgenden Mittelneolithikum eine bedeutende Rolle spielt (s. unten).

Das Ergebnis, dass die Versorgung mit quali-tativ hochwertigem Silex von der Entfernung ei-ner Siedlung zur Abbaustelle eines Rohmaterials bestimmt wird, lässt sich noch weiter verfeinern. Wie die Verteilung von westischem Feuerstein im westlichen Franken zeigt, spielt der Main eine wich-

8 Floss 1994, 102f.9 Sommer 2006, 189; Willms 1982, 80; Zimmermann

1995, 48.

Silex-Austauschsysteme 435

tige Rolle als Verkehrsweg. Aber auch seine Neben-flüsse sind hierfür von Bedeutung. So weist der weiter südlich gelegene Fundort Creglingen-Sech-selbach einen überraschend hohen Anteil an westi-schem Feuerstein auf, der nur durch die Lage dieser Siedlung an der Tauber erklärt werden kann. Diese mündet von Süden her bei Wertheim in den Main.

Bezieht man nun die Ergebnisse der Grund-formauswertung mit ein, lässt sich ein noch diffe-renzierteres Bild zeichnen. Unter anderem können Aussagen zu Art und Qualität der Rohmaterialver-sorgung getroffen werden. So ermöglicht beispiels-weise die Auswertung des Verhältnisses modifi-zierter zu unmodifizierten Klingen Aussagen zur Versorgungsqualität. Je höher der Anteil modifi-zierter Stücke, desto schlechter war diese – so der zugrunde liegende Gedanke. Aussagen zur Versor-gungsart, d.h. ob Rohstücke oder Halbfertig- bzw. Fertigprodukte in die Siedlungen gelangt sind, kön-nen ebenfalls anhand bestimmter Grundformen und deren Anteilen gewonnen werden. Gelangte ein Rohmaterial in Form von Rohstücken in eine Siedlung und wurde erst dort zu Geräten verar-beitet, sollten die typischen Produktionsabfälle wie Abschläge oder Restkerne vorliegen. Da die Größen dieser Grundformen stark variieren, soll-te die Standardabweichung der Maße zudem rela-tiv hoch sein. Bei einer überwiegenden Versorgung mit Halbfertig- bzw. Fertigprodukten sollte hinge-gen kaum Produktionsabfall nachweisbar sein, während fertige Geräte – und damit auch eine re-lativ geringe Standardabweichung der Grundform-maße – kennzeichnend sind10.

Wie die Analyse zeigt, dominieren auf allen Fundstellen Klingen, und zwar bei allen relevan-ten Rohmaterialtypen. Zusammengefasst weisen die bandkeramischen Fundstellen 52% Klingen auf und nur 23% Abschläge. Kerne oder Kerntrüm-mer erreichen zusammengenommen nur einen Anteil von knapp 5%. Bricht man diese Untersu-chung auf Fundortebene herunter, bestätigt sich dieses Bild grosso modo. Lediglich auf einzelnen Fundstellen deuten sich andere Zahlenverhältnisse an (s. unten). Diese Grundformverteilung, die ge-prägt ist durch eine deutliche Dominanz von Klin-gen, deutet auf eine überwiegende Versorgung mit Halbfertig- bzw. Fertigprodukten hin. Dafür spricht auch der geringe Anteil der Stücke mit Rindenbede-

Abb. 2. Rohmaterialanteile der einzelnen Fundstellen, getrennt nach Datierung (Berechnungsgrundlage ist das Gewicht). Die Anordnung der Fundstellen ent-spricht ihrer realen Anordnung von Süd nach Nord. Der Verlauf des Mains ist schematisch dargestellt. 10 S. hierzu Gaffrey 1994, 417.

436 Silviane Scharl

ckung, die ebenfalls Ergebnis von und damit Hin-weis auf Präparationsarbeiten sind. Dieser liegt für die bandkeramischen Fundstellen bei durchschnitt-lich etwa 15%. In bandkeramischen Inventaren aus dem Rheinland, die eine gute Versorgung sowie lo-kale Produktion widerspiegeln, ist dagegen rund ein Drittel der Grundformen mit Rinde bedeckt11. Da Kerne bzw. Kerntrümmer im westlichen Fran-ken vereinzelt nachgewiesen sind, scheinen jedoch in geringen Mengen Rohstücke bzw. vorpräparier-te Kerne dorthin gelangt zu sein. Darauf deuten auch Abschläge und artifizielle Trümmer hin, die von allen Fundstellen vorliegen. Hier muss jedoch nach Rohmaterialtyp differenziert werden. Ker-ne aus westischem Feuerstein sind beispielswei-se nicht belegt, aus diesem Material liegen fast ausschließlich Klingen vor. Dies kann mit der re-lativ großen Entfernung der natürlichen Vorkom-men erklärt werden. Kerne aus Jurahornstein kom-men hingegen in geringen Zahlen auf Fundstellen im gesamten Arbeitsgebiet vor. Im nördlichen Be-reich sind zudem vereinzelt Kerne bzw. Kerntrüm-mer aus baltischem Feuerstein nachweisbar.

Zusammengefasst lässt sich beobachten, dass mit zunehmender Entfernung zur Abbaustelle der An-teil eines Rohmaterials im Inventar sinkt. Gleichzeitig sinkt der Anteil der Kerne und Präparationsabfälle, darunter auch der Stücke mit Rindenbedeckung. Der Anteil der Klingen aus einem Rohmaterial steigt im Verhältnis zu den übrigen Grundformen hinge-gen mit zunehmender Entfernung an – da über-wiegend nur noch Halbfertig- oder Fertigproduk-te in eine Siedlung gelangten. Und schließlich lässt sich auch beobachten, dass die Klingenmaße – vor allem erkennbar an der Klingenbreite – mit zu-nehmender Entfernung von der Abbaustelle ab-nehmen. Dies kann dahingehend interpretiert wer-den, dass die dominierende Versorgungsstrategie der bandkeramischen Siedler die Weitergabe von Hand zu Hand gewesen sein muss. Dabei spielen die Flüsse im Arbeitsgebiet eine wichtige Rolle als Verkehrsweg, aber auch als Grenze (Beispiel bal-tischer Feuerstein, s. oben).

Die Analyse der Grundformverteilung lässt je-doch noch weitere Aussagen zu. Betrachtet man das Verhältnis von modifizierten zu unmodifizier-ten Klingen, so zeigt sich, dass durchschnittlich 47%

der Klingen in den bandkeramischen Inventaren modifiziert sind. Dieser vergleichsweise hohe Wert deutet auf eine verhältnismäßig schlechte Silex-versorgung hin. Gut versorgte Siedlungen, wie sie beispielsweise aus der rheinischen Bandkeramik belegt sind, weisen mit unter 30% einen deutlich geringeren Anteil an modifizierten Klingen auf12. Im westlichen Franken war der Spielraum, nur die bes-ten Klingen zu selektieren, somit signifikant klei-ner. Auf eine schlechte Versorgung deutet auch die Auswertung der Grundformmaße hin. Die Klin-genmedialteile aus dem Arbeitsgebiet sind im Ver-gleich zu Medialteilen aus der rheinischen Bandke-ramik oder aus Baden-Württemberg relativ klein. Während die Medialteile aus Westfranken nur eine durchschnittliche Länge von knapp 20 mm bei den unmodifizierten und knapp 23 mm bei den modi-fizierten Klingen erreichen, sind die unmodifizier-ten Klingenmedialteile im rheinischen Laurenzberg durchschnittlich 29,7 mm lang und die modifizier-ten 34,6 mm13. Diese deutlichen Unterschiede kön-nen nicht darauf zurückgeführt werden, dass es sich bei den Funden aus Westfranken um Oberflä-chenfunde, bei den Funden aus dem Rheinland um Grabungsfunde handelt. Und auch der Unterschied in den hauptsächlich verwendeten Rohmateriali-en – in Franken Jurahornstein, im Rheinland westi-scher Feuerstein – kann nicht als Erklärung dienen. Denn die Klingenmedialteile von bandkeramischen Oberflächenfundstellen aus Baden-Württemberg, die ebenfalls überwiegend aus Jurahornsteinen hergestellt wurden, erreichen eine durchschnitt-liche Länge von 34,1 mm14.

Interessant ist nun die Feststellung, dass trotz dieser vergleichsweise knappen Versorgung nicht auf lokales Rohmaterial zurückgegriffen wurde. Und interessant ist auch, dass sich trotz der knap-pen Versorgung dennoch Versorgungsunterschie-de feststellen lassen. Dies lässt sich besonders gut anhand ausgewählter Rohmaterialtypen belegen. So weisen einzelne Fundorte einen relativ hohen Anteil an Abschlägen aus Jurahornstein auf, wäh-rend der Anteil der Klingen niedriger ist als der Durchschnittswert. So erreicht z.B. in Rieden der Anteil an Abschlägen aus Jurahornstein einen Wert von rund 30% (Durchschnittswert 23%), der Anteil der Klingen nur 45% (Durchschnittswert 52%). Und

11 Gaffrey 1994, 422f. Abb. 15 und 16. 12 Gaffrey 1994, 421 Abb. 14.

13 Gaffrey 1994, 429 Abb. 20.14 Strien 2000, 139 Tab. 4.25.

Silex-Austauschsysteme 437

auch die Stücke mit Rindenbedeckung sind mit ei-nem Wert von rund 39% häufiger vertreten als auf vielen anderen Fundstellen. Dies deutet auf eine höhere lokale Produktionsrate für Jurahornstein hin. Ähnliche Verteilungsmuster lassen sich auch für den baltischen Feuerstein auf einzelnen Fund-stellen belegen. Einzelne Siedlungen waren mit verschiedenen Rohmaterialtypen offensichtlich „besser“ versorgt. Betrachtet man diese Siedlun-gen genauer, ist festzustellen, dass sie sich durch bestimmte Merkmale von den übrigen, „schlech-ter“ versorgten Siedlungen abheben. Dazu ge-hört eine große flächige Ausdehnung, eine lan-ge Laufzeit, reiches Fundmaterial bzw. ein breites Fundspektrum einschließlich importierter Silex-rohmaterialien. Diese Kriterien definieren so ge-nannte Zentralorte, deren Existenz für die band-keramische Besiedlung in verschiedenen Regionen angenommen wird. Dahinter steht die anhand der rheinischen Bandkeramik entwickelte Modellvor-stellung, dass für die jüngere Bandkeramik drei Größenordnungen von Siedlungen unterschieden werden können15. Unterscheidungskriterien sind u.a. Größe, Laufzeit oder das Vorhandensein von Importgütern. Je größer und langlebiger eine Sied-lung war und je größer ihr Aktionsradius bzw. ihre Vernetzung war, desto bedeutender war sie im Siedlungsgefüge. Diese Siedlungshierarchie geht mit einer Versorgungshierarchie einher16. Über-trägt man dieses Modell auf die westfränkische Bandkeramik, können die Versorgungsunterschie-de damit erklärt werden. Zwar liegen in dieser Re-gion noch keine großräumigen Untersuchungen zur Frage einer bandkeramischen Siedlungshierarchie vor, für verschiedene Kleinräume lässt sich diese jedoch belegen17. Die Versorgungsunterschiede können anhand der Berechnung des Variations-koeffizienten sichtbar gemacht werden. Der Vari-ationskoeffizient ist ein Maß für die Streuung und errechnet sich aus der Standardabweichung ge-teilt durch den Mittelwert eines Maßes18. Zugrun-de liegt die Idee, dass die Streuung der Maße eines Rohmaterialtyps in einem Inventar umso größer

ist, je besser die Versorgung mit diesem war. Ge-langen ausreichend Rohstücke oder auch Kerne in eine Siedlung, so sollten sowohl sehr kleine Stü-cke – die bei der Präparation der Kerne anfallen – vorliegen als auch sehr große, wie z.B. Restkerne oder sogar Rohstücke. Eine geringe Streuung wür-de dagegen ein stark „aufgebrauchtes“ Inventar wi-derspiegeln oder auch den Import von Halbfertig- bzw. Fertigprodukten.

Berechnet wurde der Variationskoeffizient des Gewichts – da dieses Maß am wenigsten durch Pflugbeschädigungen bzw. moderne Brüche ver-fälscht ist – für die wichtigsten Rohmaterialtypen pro Siedlung und anschließend auch für das Ge-samtinventar pro Siedlung (Abb. 3). Die errechne-ten Werte schwanken stark. Dies kann als Ergebnis unterschiedlicher Versorgungsqualität interpre-tiert werden.

Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass die Silexversorgung der bandkeramischen Siedlun-gen durch nichtlokales Rohmaterial geprägt war, welches durch die Weitergabe von Hand zu Hand in die Siedlungen gelangte. Die Qualität der Ver-sorgung wurde zum einen durch die Distanz einer Siedlung zur Gewinnungsstelle eines Rohmateri-als beeinflusst, zum anderen durch die Siedlungs-hierarchie.

Abb. 3. Variationskoeffizient des Gewichts an bandkeramischen Fundstellen.

15 S. z.B. Claßen 2005, 120.16 S. hierzu Kegler-Graiewski / Zimmermann 2003, 33.17 Vgl. z.B. Rehfeld 2006; Schier 2006, 64.18 Hier wird als Maß für die Streuung der Variationsko-

effizient (= relative Standardabweichung) statt der

Standardabweichung bevorzugt, da so auch Varia-blen mit sehr unterschiedlichen Mittelwerten mit-einander verglichen werden können. Zur Anwen-dung dieser Methode s. Kieselbach / Schlichtherle 1998, 160.

438 Silviane Scharl

Wie oben angedeutet, unterscheiden sich die mit-telneolithischen Silexinventare auf den ersten Blick deutlich von denen der vorangehenden Bandkera-mik (Abb. 4). Die Frage, die sich hier stellt, ist, ob diese Unterschiede durch einen Wechsel in den ge-nutzten Rohmaterialien begründet sind, oder ob man hier auch ein anderes Austauschsystem bzw. Versorgungsmuster fassen kann. Berechnet man den relativen Anteil der Rohmaterialien pro Inven-

tar, so zeigt sich, dass ein einziges Rohmaterial alle Inventare dominiert – der gebänderte Plattenhorn-stein aus Abensberg-Arnhofen (Abb. 2). Seine na-türlichen Vorkommen liegen in der südlichen Fran-kenalb und damit südlich des Arbeitsgebiets. Die Abbaustelle ist seit den 1970er Jahren bekannt und durch zahlreiche Prospektionen und Grabungen gut erforscht19. Das Rohmaterial erfreute sich be-sonders im frühen Mittelneolithikum überregional größter Beliebtheit. So auch im westlichen Franken. Bis auf wenige Ausnahmen erreichen die Anteile auf den mittelneolithischen Fundstellen über 30%. Auf den nördlichen Fundstellen liegen die Anteile teilweise sogar über 50%. Eine so massive Ände-rung in der Zusammensetzung der Silexinventare könnte auf den Zusammenbruch der während der Bandkeramik über Jahrhunderte existierenden sta-bilen Austauschnetzwerke hindeuten. Um dies be-urteilen zu können, müssen die mittelneolithischen Inventare jedoch detaillierter untersucht werden.

Betrachtet man alle genutzten Rohmaterialien in dieser Zeit, ist festzustellen, dass – genau wie in der Bandkeramik – nicht auf lokale Rohmaterialty-pen zurückgegriffen wurde. Silex wurde aus weiter entfernten Regionen importiert. Die Rohmaterial-typen, die im Mittelneolithikum eine Rolle spielen, sind zudem die gleichen wie in der Bandkeramik. Dazu gehören vor allem der baltische Feuerstein und der Jurahornstein. Und auch der gebänder-te Plattenhornstein war bereits in der Bandkera-mik genutzt worden, allerdings in geringeren An-teilen und nur in den Siedlungen, die nicht allzu weit von der Abbaustelle entfernt lagen (s. oben). Lediglich der Rijckholt-Feuerstein wird im Mittel-neolithikum nicht mehr verwendet. Dies spiegelt allerdings überregionale Nutzungsmuster wider, da dieser im Mittelneolithikum auch in den Regio-nen nahe der Abbaustellen an Bedeutung verliert20. Auffällig ist, dass die Anteile des gebänderten Plat-tenhornsteins nicht mit zunehmender Entfernung vom Bergwerk sinken. Für die anderen Rohmate-rialtypen bleibt dieses Muster allerdings erhalten. So dominiert der baltische Feuerstein nördlich des Mains, der Jurahornstein südlich davon.

Betrachtet man – wie für die bandkeramischen Fundstellen – die Grundformverteilung, zeigt sich

19 S. z.B. Binsteiner 1990; Binsteiner / Engelhardt 1987; Eisele / Rind 2000; Moser 1978; Rind 2006.

20 Zimmermann 1995, 16.

Abb. 4. Oberflächenin-ventar von der

bandkeramischen Fundstelle Stadt-lauringen (oben)

und von der mittel- neolithischen

Fundstelle Holz-hausen (unten).

Silex-Austauschsysteme 439

auch hier keine Veränderung im Vergleich zur vor-angehenden Epoche. Die Inventare setzen sich zum Großteil aus Klingen zusammen. Ihr Anteil erreicht für die bearbeiteten Fundstellen durchschnittlich 62%. Der Anteil der Abschläge ist mit durchschnitt-lich 17% sogar noch geringer als auf den Fundstel-len der bandkeramischen Epoche. Kerne bzw. Kern-trümmer kommen nur vereinzelt vor. Es deutet sich also auch für diesen Zeitabschnitt eine relativ knap-pe Versorgung an, die überwiegend von Halbfer-tig- oder Fertigprodukten bestimmt war, weniger von Kernen und Rohstücken. Diese Verteilung muss jedoch getrennt nach Rohmaterialtypen betrach-tet werden:

Der baltische Feuerstein wird im Mittelneoli-thikum weiter genutzt, auch wenn sein Anteil im Vergleich zu den bandkeramischen Inventaren re-lativ gesehen sinkt. Das Nutzungsmuster dieses Rohmaterials weist deutliche Kontinuitäten auf. So ist im Mittelneolithikum ebenfalls ein geogra-phischer Verteilungsschwerpunkt im nördlichen Arbeitsgebiet festzustellen. Die nördlichen Fund-stellen, die näher an den natürlichen Vorkommen liegen, weisen im Verhältnis mehr baltischen Feu-erstein auf. Auch gibt es dort mehr Produktions-abfälle aus diesem Rohmaterial, die eine teilweise lokale Verarbeitung belegen. Und die Grundform-anteile, d.h. die Verteilung von Klingen, Abschlä-gen und anderen Grundformen in den Inventa-ren, verändern sich im Vergleich zur Bandkeramik nicht. Dies gilt auch für die Modifikationsrate, die weiterhin hoch bleibt. Ähnliche Kontinuitäten las-sen sich auch für den Jurahornstein feststellen. Weder die Grundformanteile noch die Modifika-tionsrate ändert sich signifikant im Vergleich zur vorangehenden Epoche. D.h., dass diese Rohma-terialtypen im Mittelneolithikum weiterhin über eine Weitergabe von Hand zu Hand ins westliche Franken gelangt sind. Anders sieht die Verteilung des gebänderten Plattenhornsteins aus. Der An-teil sinkt mit zunehmender Entfernung von der Abbaustelle nicht, und die Verteilung der Grund-

formen weist ebenfalls keine Veränderung im Be-zug zur Distanz von der Abbaustelle auf. Letztge-nannter Punkt ist jedoch beim Plattenhornstein nicht als Grundlage für Aussagen zur Versorgungs-art verwertbar. Aufgrund seiner plattigen Form ist dieses Rohmaterial sehr ökonomisch verarbeit-bar. Der Kern muss nicht erst aufwendig präpa-riert werden. Klingen können bereits nach weni-gen Präparationsabschlägen abgebaut werden, ohne dass dabei große Mengen an Präparations- und Produktionsabfall entstehen21. Daraus folgt, dass selbst die Grundformverteilung in Inventaren nahe der Abbaustelle, wo die Versorgung ausrei-chend gut war, von Klingen dominiert war22. Um also beurteilen zu können, wie die Versorgung mit gebändertem Plattenhornstein im Mittelneolithi-kum ablief, müssen andere Indizien gesucht wer-den. Dies sind zum einen Restkerne bzw. Kernt-rümmer, zum anderen sog. Querabschläge23 – eine spezielle Form des Präparationsabfalls, die ent-steht, wenn die Kernkante präpariert wird. Da-bei wird die Platte hochkant gestellt und die Kan-te durch kleine Abschläge zugerichtet. Da diese quer zur Bänderung abgeschlagen werden, fallen sie besonders ins Auge (Abb. 5). Auch Schlagunfäl-le wären ein Hinweis auf lokale Verarbeitung von Plattenhornstein und damit auf die Versorgung mit Rohstücken. Betrachtet man die räumliche Ver-

Abb. 5. Klinge und Querab-schläge aus gebän-dertem Platten-hornstein (von links nach rechts).

21 Binsteiner beschreibt die Abbautechnik als sog. „Abensberger Methode“ (Binsteiner 1990, 37f. und 38 Abb. 21).

22 So weisen fundreiche Gruben in der nahe der Ab-baustelle gelegenen mittelneolithischen Siedlung von Hienheim 50% Klingenanteil auf (de Grooth 1977, 68f. Abb. 26 oben). Bei anderen Rohmaterialtypen wäre

nahe der Abbaustelle mit deutlich mehr Produkti-onsabfall in Form von Abschlägen u.a. zu rechnen.

23 Der Begriff wurde von de Grooth übernommen, die ihn im Zusammenhang mit dem Silexmaterial von Hienheim verwendet (de Grooth 1977, 60). Binsteiner spricht hingegen von Kernkantenab-schlägen (Binsteiner 1990, 37.39 Abb. 22, 18.19).

440 Silviane Scharl

teilung dieser Indizien, zeigt sich zum einen, dass die Stückzahlen sehr gering sind: Von insgesamt 1070 Silices aus gebändertem Plattenhornstein auf den untersuchten mittelneolithischen Fundstel-len liegen 23 Querabschläge vor, zwei Kerne und zehn Kerntrümmer sowie 25 Schlagunfälle. Zum anderen lässt sich kein geographisches Gefälle in der Verteilung nachweisen, die Zahl dieser Stü-cke nimmt mit zunehmender Entfernung von der Abbaustelle nicht ab. Das deutet darauf hin, dass nur vereinzelt Platten lokal im westlichen Franken verarbeitet worden sind, dies jedoch unabhängig von der Distanz zum Bergwerk. Betrachtet man nun die Grundformmaße, lässt sich auch für die-se keine Veränderung im Zusammenhang mit der Lage zu Abensberg-Arnhofen feststellen. Und auch die Modifikationsrate nimmt nicht zu, je weiter eine Siedlung davon entfernt lag. Zusammenge-fasst kann festgestellt werden, dass die Entfernung keinen Einfluss auf die Versorgung mit gebänder-tem Plattenhornstein hatte. Damit zeigt sie deutli-che Unterschiede im Vergleich zur Versorgung mit baltischem Feuerstein oder Jurahornstein. Es exis-tierten offensichtlich zwei unterschiedliche Ver-sorgungsmuster nebeneinander, abhängig vom Rohmaterial: eine direktere Versorgung mit gebän-dertem Plattenhornstein aus Abensberg-Arnhofen und die Weitergabe von Hand zu Hand für die üb-rigen Rohmaterialien. Letztgenannte ist ein wich-tiger Beleg für die kontinuierlichen Entwicklun-gen im Bereich der Silexversorgung am Übergang vom Alt- zum Mittelneolithikum. Ein Zusammen-bruch der bandkeramischen Austauschsysteme, der möglicherweise sogar auf eine zeitweise Ent-völkerung des hier behandelten Gebiets hinweist, ist nicht belegbar.

Interessant ist nun, dass die Versorgung im Mit-telneolithikum weiterhin knapp bleibt. Dies gilt auch für den gebänderten Plattenhornstein – die Modi-fikationsrate der Klingen liegt mit durchschnittlich 46,9% sehr hoch. Dies überrascht vor allem des-halb, weil man bei der Dominanz dieses Rohmate-rials und aufgrund der angenommenen direkteren

Versorgung erwarten würde, dass diese mit einer Verbesserung der Versorgung in Zusammenhang steht – zumindest, wenn man in den Bahnen eines „homo oeconomicus“ denkt. Dieser Zusammen-hang kann jedoch nicht nachgewiesen werden. Wie sind dieses Verteilungsmuster und die Bedeutung des Arnhofener Plattenhornsteins also zu erklären?

Diese Frage muss im Kontext der Entwicklun-gen am Ende des Alt- und zu Beginn des Mittel-neolithikums betrachtet werden. In verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens werden Verände-rungen fassbar, die sich im archäologischen Be-fund widerspiegeln:

So kommt es im Bereich des Siedlungswe-sens zur Erweiterung des bis dahin genutzten Gebiets – bis zu diesem Zeitpunkt unbesiedelte Kleinräume werden neu erschlossen24. Dies steht möglicher weise im Zusammenhang mit neuen landwirtschaftlichen Techniken wie verbesserten Anbau methoden oder der Nutzung neuer Getrei-dearten – konkret wird für einige Regionen die Zu-nahme von Spelz- und Nacktgerste sowie Nackt-weizen diskutiert sowie der Anbau von Gerste als Sommergetreide25. Neben Siedlungsneugründun-gen lässt sich ein Fortbestehen der bereits in der Bandkeramik entstandenen zentralen Orte bele-gen, und zudem kommt es an einigen Orten zu Verlagerungen im Nahbereich26. Insgesamt geht die Zahl der Siedlungen jedoch zurück, dafür ent-stehen größere Siedlungen. Dies konnte in ver-schiedenen Regionen beobachtet werden27. Die Siedlungen selbst zeichnen sich durch Häuser aus, die im Vergleich zu den bandkeramischen nicht mehr in Reihen, sondern in einem losen Verband stehen. Ihre Bauweise steht in bandkeramischer Tradition, neu ist jedoch der schiffs- oder trapez-förmige Grundriss und die verringerte Zahl tra-gender Pfosten im Innenraum, die eine veränder-te Innenaufteilung ermöglichte28. Dies wird von verschiedenen Seiten als Hinweis auf eine größe-re Einwohnerzahl gedeutet29. Neu sind auch die großen Grubenkomplexe am Rand der Siedlun-gen, die vermutlich gemeinschaftlich genutzt wur-

24 Schier 1990, 170f.; ders. 2006, 64.25 Bakels / Alkemade / Vermeeren 1993, 44; Gehlen /

Schön 2009, 606; Lüning 2000, 61-64.26 Schier 2006, 64. Ähnliche Beobachtungen machte Ei-

senhauer in der Wetterau (Eisenhauer 2002, 112).27 Dohrn-Ihmig 1983, 54; Eisenhauer 2002, 117; En-

gelhardt 1981, 69; Schade-Lindig 2002, 200; Linke 1976, 53; Lönne 2003, 26f.; Lüning 2000, 17; Saile 1998, 146.

28 Riedhammer 2006, 66f.29 Dohrn-Ihmig 1983, 23f.; Riedhammer 2003, 472;

dies. 2006, 65f.

Silex-Austauschsysteme 441

den30. Hausbegleitende Längsgruben, wie sie in der vorangehenden Epoche angelegt wurden, sind nun nicht mehr nachweisbar. Als gemeinschaftlich genutzt interpretiert Lüning auch die in einigen Rössener Siedlungen belegten Großbauten bzw. „Zentralgebäude“31. Diese bzw. die beobachteten Unterschiede in der Hausgröße bringt Dorn-Ihmig wiederum mit einer gewissen sozialen Stratifizie-rung innerhalb der Dorfgemeinschaft in Zusam-menhang. Denkbar wäre, dass an deren Spitze eine „herausgehobene Familie“ gestanden hat32.

Die Entwicklung größerer Siedlungen und die genannten siedlungsinternen Veränderungen wer-den als Beleg für die Herausbildung echter Dörfer bzw. einer echten Dorfgemeinschaft gedeutet33. Müller folgend kann der räumliche Zusammen-schluss verschiedener Residenzeinheiten bzw. Hausproduktionen, die gemeinsame Aufgaben in-nerhalb der Produktion, aber auch in ideologischer Hinsicht wahrnehmen, als echtes Dorf verstanden werden. Durch den Nachweis von Gemeinschafts-aktivitäten, wie z.B. einer kollektiv organisierten Abfallbeseitigung, wird die Dorfgemeinschaft ar-chäologisch fassbar34. Die oben erwähnten gro-ßen Grubenkomplexe am Siedlungsrand können in diese Richtung interpretiert werden. Das Ge-samtbild des mittelneolithischen Siedlungswesens spiegelt eine Bedeutungszunahme der Gemein-schaft innerhalb der Siedlungen wider35. Das ar-chäologische Fundmaterial spricht aber auch dafür, dass sich die Kommunikation zwischen den Sied-lungen verdichtet. Besonders augenfällig wird dies bei der Untersuchung des Keramikdekors: so zeigen die Auswertungen von Spatz (mittleres Neckarge-biet), Eisenhauer (Wetterau), Schade-Lindig (Ne-ckarmündungsgebiet), Lönne (südliches Nieder-sachsen), Suhrbier (westliches Mittelfranken) und Denaire (Elsass), dass die Ornamentik der Groß-gartacher Keramik im gesamten Verbreitungsge-biet sehr gleichförmig war und strenge Dekorregeln existierten, die über große Distanzen befolgt wur-den. Auch die sich zeitlich schnell ablösenden „De-

kor-Moden“ wurden überregional nachvollzogen. Dies gelingt nur, wenn ein dichtes bzw. gut funktio-nierendes Kommunikationsnetzwerk existiert. Die relativ komplexen Verzierungsmuster, die aus zona-len Motiven, Füllmustern und Nebenornamenten bestehen und teilweise an bestimmte Gefäßfor-men gebunden sind, können nicht durch gelegent-liche Besuche vermittelt werden. Dies gilt auch für die Errichtung der mittelneolithischen Kreisgraben-anlagen, die von Ungarn im Osten bis Nordbayern im Westen verbreitet waren. Die Anlage der so cha-rakteristischen Spitzgräben und vor allem die Aus-richtung der Tore auf solare bzw. stellare Ereignisse im Jahreslauf dürfte kaum ohne die Unterstützung eines Kenners möglich gewesen sein.

Für ein dichtes Kommunikationsnetzwerk spre-chen auch die zahlreichen keramischen Importe sowie Imitationen, die in den mittelneolithischen Siedlungen immer wieder belegt sind. So finden sich in Großgartacher Befunden stichbandkera-misch verzierte Scherben. In Befunden des süd-ostbayerischen Mittelneolithikums (SOB) ist Ke-ramik mit Großgartacher, Planig-Friedberger und Rössener Dekor belegt36. Erstgenannte ist auch in Gruben der thüringischen Stichbandkeramik ver-treten37. Neben echten Importen finden sich auch Imitationen von Keramikdekoren, so sind im Hin-kelsteiner Gräberfeld von Trebur Gefäße belegt, die stichbandkeramische Verzierung imitieren38. Auf westfränkischen Fundstellen finden sich Ge-fäße, die anhand der Form in Großgartach einzu-ordnen sind, anhand des Dekors ins südostbaye-rische Mittelneolithikum39.

Die archäologischen Funde und Befunde spre-chen für eine deutlich dichtere Kommunikation im Vergleich zur vorangehenden Bandkeramik. Eine mögliche Ursache könnte in den Veränderungen in der Besiedlungsstruktur liegen. Wie erwähnt, kommt es zu Beginn des Mittelneolithikums zu Siedlungskonzentrationen, die Zahl der Siedlun-gen geht zurück, während die existierenden Sied-lungen einen deutlich größeren Umfang aufweisen.

30 Vgl. z.B. Dohrn-Ihmig 1983, 46.31 Lüning 2000, 16.32 Dohrn-Ihmig 1983, 46.33 Eisenhauer 2002, 112f; Müller 2001, 35f.34 Müller 2001, 35f.35 Vgl. z.B. Lüning 2000, 16.36 Spatz 1996, 156. 161.

37 Kaufmann 1996, 41. Eine Zusammenstellung von Großgartacher und SOB-Fundstellen mit Importke-ramik der jeweils anderen Gruppe findet sich bei Biermann 1997.

38 Spatz 1999, 252f.39 Suhrbier 2003, 96.

442 Silviane Scharl

Gleichzeitig deutet sich an, dass die Dorfgemein-schaft in diesen Großsiedlungen an Bedeutung gewinnt. Soziologische Studien belegen, dass ein dichtes, eng geknüpftes Netzwerk, wie es in die-sen Großsiedlungen existiert haben könnte, den Beteiligten eine hohe Unterstützung in verschie-denen Bereichen zusichert. Gleichzeitig ist eine solch eng verbundene Dorfgemeinschaft Außen-bedrohungen jedoch wesentlich schlechter ge-wachsen als ein locker gefügtes, weit verzweigtes Netzwerk40. Daher könnte den Außenverbindungen während des Mittelneolithikums eine noch grö-ßere Bedeutung zugekommen sein, als es schon während der Bandkeramik der Fall gewesen sein dürfte, nicht nur im Hinblick auf die mögliche Ge-fahr einer Missernte oder die Notwendigkeit, einen Heiratspartner zu finden. Dies könnte die dichte-re Kommunikation erklären, die sich im archäolo-gischen Fundmaterial zeigt. Die großen Mengen an gebändertem Plattenhornstein wären somit Er-

gebnis dieser dichteren Kommunikationsnetzwer-ke. Und möglicherweise spielte dieses Rohmaterial darin auch eine aktive Rolle. Denn da die übrigen Rohmaterialien weiterhin von Hand zu Hand wei-tergegeben wurden, muss dem Arnhofener Horn-stein eine besondere Bedeutung zugekommen sein. Das bewusste Bemühen um Gemeinsamkei-ten als Akt der Gemeinschaftspflege, das die ma-terielle Kultur widerzuspiegeln scheint, könnte die Beliebtheit dieses Rohmaterials erklären, das mit seinem charakteristischen Aussehen einen hohen Wiedererkennungswert aufweist. Dem gebänder-ten Plattenhornstein käme damit vor allem eine symbolisch-soziale, eventuell sogar identitätsstif-tende Bedeutung zu.

Dieses vorgeschlagene Modell kann derzeit nur teilweise mit Daten untermauert werden. Noch offene Fragen können erst beantwortet werden, wenn sich der Kenntnisstand über das Siedlungswe-sen im Mittelneolithikum deutlich verdichtet hat.

40 Schweitzer 1989, 16.

Bakels / Alkemade / Vermeeren 1993C. Bakels / M. Alkemade / C. Vermeeren, Botanische Un-tersuchungen in der Rössener Siedlung Maastricht-Rand-wijck. In: A. Kalis / J. Meurers-Balke (Hrsg.), 7000 Jahre bäuerliche Landschaft: Entstehung, Erforschung, Erhal-tung. Archaeo-Physika 13 (Köln 1993) 35-48.Biermann 1997E. Biermann, Großgartach und Oberlauterbach. Inter-regionale Beziehungen im süddeutschen Mittelneoli-thikum (Bonn 1997).Binsteiner 1990A. Binsteiner, Das neolithische Feuersteinbergwerk von Arnhofen, Ldkr. Kelheim. Bayer. Vorgeschbl. 55, 1990, 1-56.Binsteiner / Engelhardt 1987A. Binsteiner / B. Engelhardt, Das neolithische Silexberg-werk von Arnhofen, Gde. Abensberg, Lkr. Kelheim. In: M. Rind (Hrsg.), Feuerstein: Rohstoff der Steinzeit – Bergbau und Bearbeitungstechnik (Buch am Erlbach 1987) 9-16.

Claßen 2005E. Claßen, Siedlungsstrukturen der Bandkeramik im Rheinland. In: J. Lüning / C. Frirdich / A. Zimmermann (Hrsg.), Die Bandkeramik im 21. Jahrhundert. Sympo-sium in der Abtei Brauweiler vom 16.9.-19.9.2002. In-ternat. Arch. Arbeitsgemeinschaft – Symposium – Ta-gung – Kongress 7 (Rahden/Westf. 2005) 113-124.Dohrn-Ihmig 1983M. Dohrn-Ihmig, Neolithische Siedlungen der Rössener Kultur in der Niederrheinischen Bucht. Mat. Allg. u. Vergl. Arch. 21 (München 1983).Eisele / Rind 2000K. Eisele / M. Rind, Neues zum Hornsteinbergwerk von Arnhofen – Ein DFG-Projekt im Landkreis Kelheim. Arch. Jahr Bayern 2000, 21-24.Eisenhauer 2002U. Eisenhauer, Untersuchungen zur Siedlungs- und Kul-turgeschichte des Mittelneolithikums in der Wetterau. Universitätsforsch. Prähist. Arch. 89 (Bonn 2002).

Literatur

Silex-Austauschsysteme 443

Engelhardt 1981B. Engelhardt, Das Neolithikum in Mittelfranken. I. Alt- und Mittelneolithikum. Materialh. bayer. Vorgesch. A 42 (Kallmünz 1981).Floss 1994H. Floss, Rohmaterialversorgung im Paläolithikum des Mittelrheingebietes. Monogr. RGZM 21 (Bonn 1994).Gaffrey 1994J. Gaffrey, Die Steininventare der bandkeramischen Sied-lungsplätze Langweiler 16 und Laurenzberg 8. In: J. Lü-ning / P. Stehli (Hrsg.), Die Bandkeramik im Merzbach-tal auf der Aldenhovener Platte. Rhein. Ausgr. 36, 1994, 395-531.Gehlen / Schön 2009B. Gehlen / W. Schön, Jüngere Bandkeramik – frühes Mit-telneolithikum – Rössen im rheinischen Braunkohlere-vier: Steinartefakte als Spiegel einer sich verändernden Welt. In: A. Zimmermann / J. Gaffrey (Hrsg.), Studien zum Alt- und Mittelneolithikum im Rheinischen Braun-kohlerevier. Kölner Stud. prähist. Arch. 1 (Rahden/Westf. 2009) 587-610.Geyer 2002G. Geyer, Geologie von Unterfranken und angrenzenden Regionen. Fränkische Landschaft – Arbeiten zur Geogra-phie von Franken 2 (Gotha, Stuttgart 2002).de Grooth 1977M. de Grooth, Silex der Bandkeramik. In: P.J.R. Modder-man, Die neolithische Besiedlung bei Hienheim, Ldkr. Kelheim. I. Die Ausgrabungen am Weinberg 1965 bis 1970. Analecta Praehistorica Leidensia 10, 1977, 59-70.Kaufmann 1996D. Kaufmann, Zu Kontakten zwischen der thüringischen Stichbandkeramik und dem bayerischen Mittelneolithi-kum. In: S. Ostritz / R. Einicke (Hrsg.), Terra & Praehis-toria. Festschrift für K.-D. Jäger. Beitr. Ur- u. Frühgesch. Mitteleuropa 9 (Wilkau-Hasslau 1996) 41-52.Kegler-Graiewski / Zimmermann 2003N. Kegler-Graiewski / A. Zimmermann, Exchange sys-tems of stone artefacts in the European Neolithic. In: L. Burnez-Lanotte, Production and Management of Li-thic Materials in the European Linearbandkeramik (Ox-ford 2003) 31-35.Kieselbach / Schlichtherle 1998P. Kieselbach / H. Schlichtherle, Silexfunde von Reute-Schorrenried. In: M. Mainberger / A. Billamboz, Das Moordorf von Reute (Staufen i. Br. 1998) 151-184.Linke 1976W. Linke, Frühestes Bauerntum und geographische Um-welt. Eine historisch-geographische Untersuchung des Früh- und Mittelneolithikums westfälischer und nord-

hessischer Bördenlandschaften. Bochumer geographi-sche Arbeiten 28 (Paderborn 1976).Löhr / Schönweiß 1987H. Löhr / W. Schönweiß, Keuperhornstein und seine na-türlichen Vorkommen. Arch. Inf. 10,2, 1987, 126-137.Lönne 2003P. Lönne, Das Mittelneolithikum im südlichen Nieder-sachsen. Untersuchungen zum Kulturenkomplex Groß-gartach – Planig-Friedberg – Rössen und zur Stichband-keramik. Materialh. Ur- u. Frühgesch. Niedersachsen A 31 (Rahden/Westf. 2003).Lüning 2000J. Lüning, Steinzeitliche Bauern in Deutschland. Die Land-wirtschaft im Neolithikum. Universitätsforsch. Prähist. Arch. 58 (Bonn 2000).Moser 1978M. Moser, Der vorgeschichtliche Bergbau auf Plattensi-lex in den Kalkschiefern der Altmühl-Alb und seine Be-deutung im Neolithikum Mitteleuropas. Arch. Inf. 4, 1978, 45-81.Müller 2001J. Müller, Soziochronologische Studien zum Jung- und Spätneolithikum im Mittelelbe-Saale-Gebiet (4100 – 2700 v.Chr.). Eine sozialhistorische Interpretation prä-historischer Quellen. Vorgesch. Forschungen 21 (Rah-den/Westf. 2001).Pflug 1993Brigitte Pflug, Die Verbreitung kieseliger Gesteine in der hessischen Rhön und ihre Verwendung im Paläo- bis Neolithikum. Mat. Vor- u. Frühgesch. Hessen 15 (Wies-baden 1993).Rehfeld 2006M. Rehfeld, Die linearbandkeramische Fundstelle „Sech-selbacher Höhe“ – Gem. Bieberehren-Buch, Lkr. Würz-burg – ein Zentralplatz in einer frühneolithischen Siedel-kammer? [unveröff. Magisterarbeit, Universität Würzburg 2006].Riedhammer 2003K. Riedhammer, Ein neuer mittelneolithischer Haus-grundriß mit Zaun aus Niederbayern. In: J. Eckert / U. Eisenhauer / A. Zimmermann (Hrsg.), Archäologische Perspektiven. Analysen und Interpretationen im Wan-del. Festschrift für Jens Lüning zum 65. Geburtstag. In-ternat. Arch., Studia Honoraria 20 (Rahden/Westf. 2003) 471-488.Riedhammer 2006K. Riedhammer, Mittelneolithikum – Eine neue Zeit mit alten Wurzeln. In: Gesellschaft für Archäologie in Bay-ern e.V. (Hrsg.), Archäologie in Bayern. Fenster zur Ver-gangenheit (Regensburg 2006) 65-74.

444 Silviane Scharl

Rind 2006M. Rind, Ausgrabungen im Hornsteinbergwerk von Abens-berg-Arnhofen. In: Gesellschaft für Archäologie in Bay-ern e.V. (Hrsg.), Archäologie in Bayern. Fenster zur Ver-gangenheit (Regensburg 2006) 73.Saile 1998T. Saile, Untersuchungen zur ur- und frühgeschichtlichen Besiedlung der nördlichen Wetterau. Mat. Vor- u. Früh-gesch. Hessen 21 (Wiesbaden 1998).Schade-Lindig 2002S. Schade-Lindig, Das Früh- und Mittelneolithikum im Ne-ckarmündungsgebiet. Universitätsforsch. Prähist. Arch. 85 (Bonn 2002).Schier 1990W. Schier, Die vorgeschichtliche Besiedlung im südlichen Maindreieck. Materialh. bayer. Vorgesch. A 60 (Kallmünz 1990).Schier 2006W. Schier, Siedlungsdynamik am Übergang vom Alt- zum Mittelneolithikum. In: Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. (Hrsg.), Archäologie in Bayern. Fenster zur Vergangenheit (Regensburg 2006) 64.Schweitzer 1989T. Schweitzer, Netzwerkanalyse als moderne Struktur-analyse. In: T. Schweitzer (Hrsg.), Netzwerkanalyse: Eth-nologische Perspektiven (Berlin 1989) 1-25Sommer 2006U. Sommer, The Linearbandkeramik Settlement of Ha-nau-Klein Auheim (Hesse) – a Specialised Mining Settle-ment? Der Anschnitt Beih. 19, 2006, 187-194.

Spatz 1996H. Spatz, Beiträge zum Kulturenkomplex Hinkelstein – Großgartach – Rössen. Der keramische Fundstoff des Mittelneolithikums aus dem mittleren Neckarland und seine zeitliche Gliederung. Materialh. Arch. Baden-Würt-temberg 37 (Stuttgart 1996).Spatz 1999H. Spatz, Das mittelneolithische Gräberfeld von Trebur, Kreis Groß-Gerau. Mat. Vor- u. Frühgesch. Hessen 19 (Wiesbaden 1999).Suhrbier 2003S. Suhrbier, Untersuchungen zu Oberflächenfundplätzen des Mittelneolithikums im Gollachgau [unveröff. Magis-terarbeit, Universität Würzburg 2003].Strien 2000H.-C. Strien, Untersuchungen zur Bandkeramik in Würt-temberg. Universitätsforsch. Prähist. Arch. 69 (Bonn 2000).Willms 1982Ch. Willms, Zwei Fundplätze der Michelsberger Kultur aus dem westlichen Münsterland, gleichzeitig ein Bei-trag zum neolithischen Silexhandel in Mitteleuropa (Ox-ford 1982).Zimmermann 1995A. Zimmermann, Austauschsysteme von Silexartefakten in der Bandkeramik Mitteleuropas. Universitätsforsch. Prähist. Arch. 26 (Bonn 1995).