Raumplanerische Anpassung an den Klimawandel im Spiegel aktueller Projekte

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Katrin Meyer, Gerhard Overbeck Raumplanerische Anpassung an den Klimawandel im Spiegel aktueller Projekte Adjustment of spatial planning to climate change reflected by current projects Schlagworten Anpassung an den Klimawandel, Raumplanung, Regionalplanung, Informationstransfer, Naturgefahren Keywords: adaptation to climate change, spatial planning, regional planning, information transfer, natural hazards Kurzfassung Die raumliche Planung kann bei der Anpassung an den Klimawandel in ihrer Funktion als tiber- ortliche und tibergeordnete Planung einen wichtigen Beitrag leisten. Eine Reihe von Forschungs- aktivitaten im Bereich Anpassung ist in den letzten Iahren gestartet worden, vielfach auch mit ex- plizitem Bezug zur Raumplanung. In diesem Bericht wird ein thematisch gegliederter Uberblick tiber aktuelle Projekte gegeben. Daraufaufbauend werden Schlussfolgerungen beztiglich der Wei- terentwicklung der Raumplanung und der Verbesserung ihrer Handlungsoptionen formuliert. Abstract Spatial planning understood as a comprehensive planning and supra-local planning can make an important contribution to adaptation to climate change. A number of project activities dealing with adaptation have started in recent years - often including a specific referenceto spatial plan- ning. This article aims at giving a thematic review of recent projects and to draw conclusions for a further advancement ofspatial planning and spatial research. 1 Einleitung Welchen Beitrag kann die Raumplanung beim Umgang mit den Folgen des Klimawandels leisten? Diese Frage wird in der Fachwelt inzwischen intensiv diskutiert; erste Emp- fehlungen, Ansatze und zum Teil auch bereits Erfahrun- gen liegen vor, die sowohl im Bereich des Klimaschutzes ("Mitigation") als auch in der Klimaanpassung ("Adapti- on") Handlungsmoglichkeiten fur die Raumplanung auf- zeigen. In Bezug auf die Anpassung reicht die Spannwei- te dabei von informellen Ansatzen wie Akteursnetzwerken (vgl. Schlipf et al. 2008) oder dem Aufbau von Risk-Gover- nance-Strukturen (vgl.Furst 2007, Greiving & Fleischhau- er 2008) bis hin zu den Moglichkeiten der formalen Inst- rumente der Raumordnung sowie den entsprechenden Festlegungen im Baugesetzbuch (BauGB) und Raumord- nungsgesetz (RaG) (vgl. Fleischhauer & Bornefeld 2006). Dabei wird zwar haufig die Notwendigkeit der Integration von Mitigation und Adaption oder zumindest des Neben- einanders beider Ansatze unterstrichen, jedoch werden Handlungsfelder der Raumordnungv.a. bei der Anpassung gesehen(vgl. Ritter 2007; Greiving & Fleischhauer 2008). 182 Eine bedeutende Rolle der Raumplanung bei der Anpas- sung an die Folgen des Klimawandels wird durch ihren querschnittsorientierten Charakter einerseits, durch den unterschiedliche sektorale Strategien zusammengefUhrt und abgestimmt werden konnen, und den raumlichen Be- zug der Folgen des Klimawandels andererseits begrtindet (vgl. Greiving & Fleischhauer 2008, Overbeck et al. 2008). Die Notwendigkeit der Weiterentwicklung des raumplane- rischen Instrumentariums ist angesprochen worden (ebd. sowie Birkmann & Fleischhauer in diesem Band). Zu Klimaschutz und -anpassung allgemein sind in den letzten Jahren eine Reihe von Forschungsprojekten ins Le- ben gerufen worden, auch aufgrund entsprechender For- deraktivitaten, in Deutschland z.B. die Forderinttiative kli- mazwei - Forschung Jilr den Klimaschutz und Schutz vor Klimawirkungen des Bundesministeriums fur Bildung und Forschung (BMBF). I Daneben existieren transnationale Projekte, angestofsen durch Bl.l-Porderprograrnme. Durch den BMBF-Regionalwettbewerb KLIMZUG C"KlimawandeI in Regionen zukunftsfahig gestalten") kommen ab 2008 RuR2/2009

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Katrin Meyer, Gerhard Overbeck

Raumplanerische Anpassung an denKlimawandel im Spiegel aktueller Projekte

Adjustment ofspatial planning to climate changereflected by current projects

Schlagworten Anpassung an den Klimawandel, Raumplanung, Regionalplanung,Informationstransfer, Naturgefahren

Keywords: adaptation to climate change, spatial planning, regional planning,information transfer, natural hazards

Kurzfassung

Die raumliche Planung kann bei der Anpassung an den Klimawandel in ihrer Funktion als tiber­ortliche und tibergeordnete Planung einen wichtigen Beitrag leisten. Eine Reihe von Forschungs­aktivitaten im Bereich Anpassung ist in den letzten Iahren gestartet worden, vielfach auch mit ex­plizitem Bezug zur Raumplanung. In diesem Bericht wird ein thematisch gegliederter Uberblicktiber aktuelle Projekte gegeben. Daraufaufbauend werden Schlussfolgerungen beztiglich derWei­terentwicklung der Raumplanung und der Verbesserung ihrer Handlungsoptionen formuliert.

Abstract

Spatial planning understood as a comprehensive planning and supra-local planning can makean important contribution to adaptation to climate change. A number ofproject activities dealingwith adaptation have started in recent years - often including a specific reference to spatial plan­ning. This article aims at giving a thematic review ofrecent projects and to draw conclusions for afurther advancement ofspatial planning and spatial research.

1 Einleitung

Welchen Beitrag kann die Raumplanung beim Umgang mitden Folgen des Klimawandels leisten? Diese Frage wird inder Fachwelt inzwischen intensiv diskutiert; erste Emp­fehlungen, Ansatze und zum Teil auch bereits Erfahrun­gen liegen vor, die sowohl im Bereich des Klimaschutzes("Mitigation") als auch in der Klimaanpassung ("Adapti­on") Handlungsmoglichkeiten fur die Raumplanung auf­zeigen. In Bezug auf die Anpassung reicht die Spannwei­te dabei von informellen Ansatzen wie Akteursnetzwerken(vgl. Schlipf et al. 2008) oder dem Aufbau von Risk-Gover­nance-Strukturen (vgl. Furst 2007, Greiving & Fleischhau­er 2008) bis hin zu den Moglichkeiten der formalen Inst­rumente der Raumordnung sowie den entsprechendenFestlegungen im Baugesetzbuch (BauGB) und Raumord­nungsgesetz (RaG) (vgl. Fleischhauer & Bornefeld 2006).Dabei wird zwar haufig die Notwendigkeit der Integrationvon Mitigation und Adaption oder zumindest des Neben­einanders beider Ansatze unterstrichen, jedoch werdenHandlungsfelder der Raumordnung v.a. bei der Anpassunggesehen(vgl. Ritter 2007; Greiving & Fleischhauer 2008).

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Eine bedeutende Rolle der Raumplanung bei der Anpas­sung an die Folgen des Klimawandels wird durch ihrenquerschnittsorientierten Charakter einerseits, durch denunterschiedliche sektorale Strategien zusammengefUhrtund abgestimmt werden konnen, und den raumlichen Be­zug der Folgen des Klimawandels andererseits begrtindet(vgl. Greiving & Fleischhauer 2008, Overbeck et al. 2008).Die Notwendigkeit der Weiterentwicklung des raumplane­rischen Instrumentariums ist angesprochen worden (ebd.sowie Birkmann & Fleischhauer in diesem Band).

Zu Klimaschutz und -anpassung allgemein sind in denletzten Jahren eine Reihe von Forschungsprojekten ins Le­ben gerufen worden, auch aufgrund entsprechender For­deraktivitaten, in Deutschland z.B. die Forderinttiative kli­mazwei - Forschung Jilr den Klimaschutz und Schutz vorKlimawirkungen des Bundesministeriums fur Bildung undForschung (BMBF). I Daneben existieren transnationaleProjekte, angestofsen durch Bl.l-Porderprograrnme. Durchden BMBF-Regionalwettbewerb KLIMZUG C"KlimawandeIin Regionen zukunftsfahig gestalten") kommen ab 2008

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Katrin Meyer, Gerhard Overbeck:Raumplanerische Anpassung an den Klimawandel im Spiegel aktueller Projekte

QueUe:auf Basis von mit Raumplanung im Bezug stehenden Pro­jekten im Projektkatalog von KomPass; eigene Systematisierung

Tabelle IThemenbereiche von Forschungsprojekten im Uberblick

2 Oberblick fiber die Themenbereiche inaktuellen Forschungsprojekten zur Anpassungan den Klimawandel

- mit dem Thema .Exrremereignisse in urbanen Raumen."Einige wenige Vorhaben untersuchen integrative Ansatzevon Adaption und Mitigation. Lediglich bei 4 Projekten imProjektkatalog steht explizit die raumliche Planung im Vor­dergrund (vgl.Tab. I).

3 Ansatze zum Umgang mit Klimafolgen inaktuellen Porschungsprojekterr'

Im Projekt ADAM werden Optionen und Zielkonflikte zwi­schen Anpassungs- und Vermeidungsstrategien gegen­tiber dem Klimawandel identifiziert und analysiert. Einer­seits solI untersucht werden, wie der Temperaturanstieg ineiner sozial und okonomisch vertraglichen Weise auf 2°Cbegrenzt werden kann, andererseits sollen jedoch auchHandlungsoptionen ftir den Fall entwickelt werden, dassdieses Ziel nicht erreicht wird. Grundlage hierfur soll dieAnalyse von Vulnerabilitat und Anpassungskapazitaten inEuropa sein. Die Effektivitat unterschiedlicher strategi­scher Politikoptionen fur die diversen Stakeholder sowieEntscheidungstrager soIl verdeutlicht werden.

Integrierte Vorhaben: Kombinierte Adaptions- undMitigationsstrategien

Zu den Vorhaben, bei denen Mitigation und Adaption aus­dnicklich in einem integrierten Ansatz betrachtet werden,zahlen die Projekte AMICA - Adaptation and Mitigation- an Integrated Climate Policy Approach (2005-2007) undADAM - ADaptation and Mitigation Strategies:supportingEuropean climate policy (2006-2009). Wahrend ADAM sichvor allem mit der Frage beschaftigt, welchen Beitrag Poli­tiken auf der EU-Ebene zu Mitigation und Adaption leis­ten konnen, hat AMICA lokale und regionale Strategien inkonkreten Projektregionen entwickelt, die Adaption undMitigation sowie langfristige Klimaschutzmafsnahmen mitkurz- und mittelfristigen AnpassungsmaJSnahmen kombi­nieren. Eine Matrix von Mafsnahmen zur Integration vonMitigation und Adaption wurde erarbeitet, die sich auf dreiBereiche konzentrieren und nach Auffassung von AMICAdie "gemeinsame Basis" fur Adaption und Mitigation dar­stellen: Energie, Bauweisen und Raumplanung. Etwa 40integrierte Malsnahmen wurden drei Typen von "mitigati­on benefits" und zwei Typen von "adaptation benefits" zu­geordnet. Ftir den Bereich Raumplanung wurden Mitiga­tions-Benefits zur Energieeffizienz und -einsparung, zurNutzung erneuerbarer Energien und zur COz-Bindung inBiomasse in Bezug gesetzt zu Adaptions-Benefits wie War­mekornfort, Risikopravention (gegentiber Klimaextremen)und urbaner Biodiversitat. Auf der Projekt-Website sindListen von Malsnahmenvorschlagen bzw. "tools" sowohlfur den Bereich Klimaschutz als auch furAnpassung ab­rufbar,"

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3

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Anzahl

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7

5

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KOstenschutz

Nachhaltiges Wassermanagement undHochwassermanagement

Anpassung an den Klimawandel - regional

Weitere Projekte mit sektoralem Bezug (Forst,Naturschutz)

DieRolle der Raumplanung bei der Anpassung anden Klimawandel

Extremereignisse in urbanenRaumen

Integrierte Vorhaben: Kombinierte Adaptions-undMitigationsstrategien

weitere Projekte zur regionalen Anpassung an den Klima­wandel dazu, ebenso sind Modellvorhaben der Raumord­nung (MORa) geplant. Dazu kommen weitere spezifischePorderaktrvitaten in einzelnen Bereichen, die auch mitdem Klimawandel in Zusammenhang gebracht werden,z.B, die BMBF-Fi:irderaktivitiit RIMAX - Risikomanage­ment extremer Hochuiasserereignisse'.

Ziel dieses Beitrags ist es, einen Uberblick tiber aktuelldurchgeftihrte oder kurzlich abgeschlossene Projekte zurAnpassung an den Klimawandel mit Bezug zur Raumpla­nung zu geben und somit einen Beitrag zum Informati­onstransfer zu leisten. Die Auswahl der Projekte stutzt sichvornehmlich auf den Projektkatalog Klimafolgen und An­passung' des Umweltbundesamts, einige weitere Projek­te wurden erganzt, Ein Anspruch auf Vollstandigkeit wirdnicht erhoben. Der Fokus liegt auf Projekten in Deutsch­land oder zumindest mit deutscher Beteiligung, es werdenjedoch auch einige europaische Projekte oder Projekte derNachbarlander genannt. Es ist zu erwarten, dass bis zurDrucklegung des Beitrags weitere Aktivitaten in diesem ak­tuellen und wichtigen Forschungsfeld dazu kommen wer­den, auf regionaler und Landes-, nationaler wie europai­scher Ebene.

Von den insgesamt 88 aufgefuhrten Projekten im KomPass­Projektkatalog (Stand: 31.07.2008) wird der Begriff "Raum­planung" bei 33 Projekten in der Projektbeschreibung bzw.unter den Rubriken .Sekroren und Handlungsfelder" oder.Akteure" genannt oder in der Projektbeschreibung na­her erlautert - auch wenn meist spezifische sektorale Fra­gestellungen im Vordergrund stehen. Schwerpunkte derProjekte liegen v.a. in den Bereichen .Hochwasserrtsiko­management" bzw. .nachhaltiges Wassermanagement"allgemein sowie Kustenschutz. Drei Vorhaben befassensich - mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten

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Katrin Meyer, Gerhard Overbeck:Raumplanerische Anpassung an den Klimawandel im Spiegel aktueller Projekte

Die RoUeder Raumplanung bei der Anpassungan den Klimawandel

Projekte, die sich schwerpunktmalsig mit der Rolle derraumlichen Planung bei der Anpassung an den Klimawan­del befassen, sind die bereits abgeschlossenen INTERREG­Vorhaben ESPACE und ASTRA, das Projekt ARMONIA, derARL-Arbeitskreis "Klima wandel und Raumplanung' sowiedas Leibniz-Vorhaben KLIMAPAKT.

Das Projekt ESPACE - European Spatial Planning: Adaptingto Climate Events (2003-2008) baute vor allem auf Erfah­rungen und Projektergebnissen aus der Wasserwirtschaftauf - der bayerische Projektbeitrag befasste sich mit derFlussgebietsplanung an der Frankischen Saale (vgl. Klein­hans &Weber 2006) -, die Projektergebnisse wurden dannin der Gesamtdarstellung jedoch bewusst auf Raumpla­nung bezogen. AbschlieEend wurden 14 allgemeine Emp­fehlungen zur Anpassung an den Klimawandel fur die un­terschiedlichen Verwaltungsebenen von der europaischenbis zur kommunalen Ebene erarbeitet und dabei gefordert,Anpassung zu einem "grundlegenden Ziel der Raumpla­nung" zu machen." In der zweiten Phase (2008) stand dieldentifizierung von Hemmnissen im Vordergrund, die sichbei der Umsetzung von Anpassungsmafsnahmen ergeben;ein Output war z.B. eine "Decision Support Guidance" furAkteure der Raumplanung.'

ASTRA - Developing Policies& Adaptation Strategies to Cli­mate Change in the Baltic Sea Region (2005-2007) ist dasNachfolgeprojekt von SEAREG (s.u.) und widmete sich derEntwicklung von Anpassungsstrategien im Ostseeraummit einem Schwerpunkt auf Fragen der Raumentwicklung.Dafur wurden bereits existierende Anpassungsstrategienzusammengestellt und - ahnlich wie in ESPACE - ein Stra­tegiepapier mit politischen Leitlinien und Empfehlungenerarbeitet, wobei insbesondere die Notwendigkeit integ­rierter Ansatze ("holistic approach") und der Kombinationvon top-down- und bottom-up-Ansatzen herausgestelltwurde (vgl. Hilpert et al. 2007).

Ansatzpunkt des ebenfalls abgeschlossenenVorhabens AR­MONIA - Applied Multi Risk Mapping ofNatural Hazardsfor Impact Assessment (2004-2007) war die Erkenntnis,dass die Verwundbarkeit von Siedlungsbereichen gegen­iiber Extremereignissen v.a. auch darauf zuriickzufuhrenist, dass Planungsgesetzgebung und Planungspraxis raum­liche Risiken noch nicht ausreichend beachten. Im Projektwurden Studien zum Umgang mit Naturgefahren durchraumliche Planung in acht europaischen Landern erstelltund Anforderungen der Raumplanung im Umgang mitNaturgefahren identifiziert. Zielwar es, Grundlagen fur dieErarbeitung von integrierten Risikokarten und den raum­planerischen Umgang mit Naturgefahren in besondersbetroffenen Regionen zu entwickeln (Fleischhauer et al.2006). Entsprechend wurden Empfehlungen zur Harmo­nisierung von Methoden zur Bewertung von Naturgefah­ren in Europa gegeben. In der zusammenfassenden Ana-

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lyse wird vor allem die Bedeutung der Weiterentwicklungdes hazard assessment hervorgehoben (vgl. Greiving 2006).

Ziel des ARL-Arbeitskreises .Klimauiandel und Raum­planung' (seit 2007) ist es, Grundlagen zum Themenbe­reich Klimawandel und Raumplanung bereitzustellen,die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Praxis zufordem.i.Good-Practice Beispiele" auf unterschiedlichenraumlichen Ebenen aufzubereiten und somit insgesamtherauszuarbeiten, welchen Beitrag Raumplanung bei derAnpassung an den Klimawandelleisten kann. 1m 2008 an­gelaufenen Projekt KLIMAPAKT - Anpassung an den Kli­mawandel durch riiumliche Planung - Grundlagen, Stra­tegien, Instrumente (2008-2010), einem Projekt der ARLund ihren Kooperationspartnern, sollen die Handlungs­moglichkeiten der Raumplanung iiberpriift und Vorschla­ge zur Weiterentwicklung des Instrumentariums gemachtwerden. Dabei stehen in enger Zusammenarbeit von Kli­mafolgen- und Vulnerabilitatsforschung sowie der Raum­planung methodische und konzeptionelle Aspekte imVordergrund. Ziel des Projektes ist daruber hinaus, denAustausch zwischen relevanten Aktivitaten in Wissenschaftund Praxis zu fordern.

In den Niederlanden, die aufgrund ihrer topographischenLage besonders von den Auswirkungen des Klimawandelsbetroffen sein werden, wird der Raumplanung beim Um­gang mit den Folgen des Klimawandels eine hohe Bedeu­tung zugesprochen. Dies aufsert sich z.B. in den zahlrei­chen Aktivitaten des nationalen ForschungsprogrammsCcSP - Climate changes Spatial Planning (2004-2011), dasin Zusammenarbeit mit ftinf Ministerien, u.a. mit dem Mi­nisterium fur Wohnungswesen, Raumplanung und Umwelt(VROM), regionalen und lokalen Behorden, dem Privatsek­tor und NGOs entwickelt wird. Das Programm zielt daraufab, den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Wissen­schaft und (Raumplanungs-)Praxis sowie die Erarbeitungvon wissenschaftlich fundierten Ergebnissen zum Klima­wandel und dessen Folgen zu fordem sowie Vorschlage furAnpassungsmalsnahmen verfugbar zu machen. .Klimawan­del" und .Klimavariabilitat" sollen kiinftig feste Bestandtei­le in den Leitbildern der Raumplanung in den Niederlandensein. Informationen zu den Einzelprojekten in den drei Be­reichen Mitigation, Adaption und Integration sind auf derWebsite des Forschungsprogramms erhaltlich,"

Auf europaischer Ebene untersuchte das ESPONJ Project1.3.1 The spatial effects and management of natural andtechnological hazards in general and in relation to climatechange (2000-2006) die raumliche Verbreitung von aktuel­len natiirlichen und technologischen Gefahren (Hazards)auf NUTS3 1O- Ebene im ESPON-Raum. Ergebnisse des Pro­jekts waren die Erstellung individueller "Hazard maps"zu 11 verschiedenen Gefahrentypen (Naturgefahren undtechnologische Risiken), einer "Integrated hazard map",sowie "Risk maps" zu den gegeniiber verschiedener Ha­zards am meisten gefahrdeten Gebieten. Die untersuch­ten Hazards wurden entsprechend ihrer Raumrelevanz

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ausgewahlt, wobei fur neun der Naturgefahren ein Im­paktpotential durch den Klimawandel angenommen wur­de (Schmidt-Thorne 2006, 18f). Es wurden Politikempfeh­lungen ausgegeben, die von der Forderung der Integrationvon Risikomanagement in die Etl-Kohasionspolitik und indie Strategische Umweltprtifung (SUP) bis hin zu Umset­zungsempfehlungen auf nationaler Ebene reichten, z.B.eine garantierte und einheitliche Umsetzung der SUP in­klusive der Berticksichtigung potentieller Risiken und Vul­nerabilitat (ebd., 21).

Anpassung an den Klimawandel- regional

Vor allem die uberkommunale bzw. regionale Ebene ist furdie Entwicklung und Umsetzung von Anpassungsmafsnah­men relevant (vgl. Ritter 2007). Als ein spezifisch regionalerAnsatz ist der Aufbau von Akteursnetzwerken zu nennen.Das wohl bekannteste ist KIARA-Net (2006-2011), ein Pro­jekt in der Region Starkenburg, in dem unter Mitwirkung al­ler relevanten Akteure Handlungs- und Umsetzungskonzep­te zur regionalen Anpassung an den Klimawandel erarbeitetwerden. In vier Themengruppen (Land- undForstwirtschaft,Weinbau; Bau- und Wasserwirtschaft, Planung; Gesundheit;Tourismus; wurden Handlungsbedarfe in einem partizipa­riven Prozess identifiziert (vgl. Frommer & Herlitzius 2007).KLARA-Net mochte Impulse geben, die von der Entwick­lung von Malsnahmen zur BewaItigung und Verringerungvon Klimaschaden tiber Anpassungsmoglichkeiten unter­schiedlicher wirtschaftlicher Branchen bis hin zur Identifi­kation von Umsetzungsinstrumenten ftihren sollen. In derThemengruppe Bau- und Wasserwirtschaft, Planung wur­de eine .Checkliste zur Klimaanpassung fur Kommunen"erarbeitet, die deutlich macht, dass viele Anpassungsmals­nahmen schon mit geringem Aufwand durchfuhrbar sind. II

In der 2008 angelaufenen zweiten Projektphase sollen v.a.Strategien entwickelt werden, wie die Anpassungserforder­nisse aus der Region insbesondere der reguiativen und le­gislativen Ebene vermittelt werden konnen und wie die tat­sachliche Implementierung von Anpassungsmafsnahmenbeschleunigt werden kann.

Weitere Beispiele fur Netzwerke auf regionaler Ebene sinddie Projekte KWU - KlimaWandel Unterweser - informie­ren, erkennen, handeln (2007-2009) sowie KlimaFolgen­Management - Regionales Management von Klimafolgenin der Metropolregion Hannouer-Braunschuieig-Giittin­gen (seit 2006). In der Region Unterweser stehen Komrnu­nikationsformen zum Klimawandel irn Vordergrund. Eswerden gemeinsam mit Akteuren aus den Bereichen Tou­risrnus, Stadt- und Regionalplanung und LandwirtschaftMethoden und Materialien entwickelt, mit denen Risi­ko- und Chancenbewusstsein vermittelt und somit Hand­Iungsmoglichkeiten identifiziert werden sollen. Das Ver­bundprojekt KlimaFolgenManagement verfolgt das Ziel,ubertragbare Managementstrategien zum Klimawandel zuentwickeln und in ausgewahlten Raumen der Metropolre­gion umzusetzen. Hierzu soll ein Wissensnetzwerk fur Ak­teure aus Wissenschaft, Verwaltung und Politik mittels Un-

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terstiitzung einer internetbasierten Informations- undKommunikationsplattform entstehen und Mafsnahmen zuInformation und Offentlichkeitsarbeit erfolgen.

Die Auswirkungen des Klimawandels im Alpenraum sindGegenstand des Projekts ClimChAlp - Climate Change,Impacts and Adaptation Strategies in the Alpine Space(2006-2008). Es wurde eine breites Spektrum von Themen­bereichen behandelt, urn eine Einschatzung tiber raumbe­zogene Spannungsfelder in den jeweiligen Modellregionenzu erlangen; ein Arbeitspaket betrachtet dabei die Aus­wirkungen des Klimawandels auf Raumentwicklung undWirtschaft. Am Fallbeispiel Berchtesgadener Land wurdeuntersucht, inwiefern raumplanerische Instrurnente (LEPBayern und Regionalplan Sudoberbayern) geeignet sind,den Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Kli­mawandel zu begegnen; bisherige Ansatze im Umgang mitalpinen Naturgefahren wurden dabei grundsatzlich posi­tiv bewertet, jedoch auch auf die Notwendigkeit einer tat­sachlichen Umsetzung von Zielen und Grundsatzen in derPraxis und in Zusammenarbeit mit den relevanten Akteu­ren/lnstitutionen sowie die Benicksichtigung sich durchden Klimawandel andernder Gefahrenpotenziale - im Pro­jekt wurden hierzu methodische Beitrage und Darstellun­gen von Best-Practice-Beispielen geleistet - hingewiesen(vgL Hiller & Probst 2008).

Mit Anpassungsstrategien an die raumrelevanten Aus­wirkungen des Klimawandels auf regionaler Ebene wer­den sich ab 2009 auch Modellvorhaben der Raumordnung(MORa) befassen. 1m Auftrag des Bundesamts fur Bauwe­sen und Raumordnung (BBR) wird im Zeitraum 2008-2009ein Forschungsprojekt zur Vorbereitung der Modellvor­haben durchgefuhrt, das besonders betroffene Regionen(sag. .Klunarisikogebiete") bestimmen und zur Identifizie­rung raumordnerischen Handlungsbedarfes (sog. "Klima­wandel-Aktionstypen") Schutz-, Minderungs- und Anpas­sungsstrategien entwickeln will.12

Kiistenschutz

Ein GroEteil der aktuellen Projekte behandelt die Auswir­kungen des Klimawandels in Ktistengebieten und ent­wickelt z.B. Strategien zur Reduzierung von Risiken auf­grund des erwarteten Meeresspiegelanstiegs, behandeltMoglichkeiten der Vorsorge gegen Sturmfluten oder erar­beitet Grundlagen zur Thematisierung des Klimawandelsim Rahmen des Integrierten Kilstenzonenmanagements(lKZM). Grundlagen fur Anpassungsmafsnahrnen wurdenim internationalen Projekt SafeCoast - Keeping our feet dryin the north sea lowlands (2005-2008) erarbeitet, das sichmit den Folgen des Klimawandels fur die Nordseektisteim Iahr 2050 befasst. Es wurden Empfehlungen erarbei­tet, wie ein Hochwasserrisikomanagement die Prinzipienund Erkenntnisse des IKZM nutzen kann, urn angemesse­ne Reaktionen der Raumplanung sicherzustellen. Betontwird auch hier die Notwendigkeit eines "more integratedapproach to coastal risk management, where the main as-

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peets of integration would include: different types of pro­blems, developments, stakeholders, solutions, and typesand scales of planning" (vgl. Roode et al. 2007). Das Pro­jekt SEAREG - Sea Level Change Affecting the Spatial Deve­lopment in the Baltic Sea Region (2002-2005), befasste siehin erster Linie mit der Bewertung von Klimafolgen in derOstseeregion und nieht mit Anpassungsmafsnahmen: letz­tere wurden im Nachfolgeprojekt ASTRA erarbeitet (s.o.).In SEAREG wurde ein Entscheidungsunterstiitzungssystemfur die Bewertung der Klimafolgen, insbesondere fur denMeeresspiegelanstieg und das Abflussmuster der Fltisse,erarbeitet, das regionalen und lokalen Planungsstellen imgesamten Ostseeraum zugute kommen sollte." Das Pro­jekt ComCoast - Combined Functions in Coastal DefenceZones (2004-2007) untersuchte fur elf Fallstudien die Mog­lichkeiten .multifunktionaler", eher flachen- als linienhaf­ter, Kustenschutzzonen im Nordseeraum. Eine Ubersichtder Projektergebnisse ("Guide to the products "J gibt Emp­fehlungen aus, wie derartige Kustenschutzlosungen auchandernorts erzielt werden konnen.!' Weitere, jedoch schonzeitlich langer zuruck liegende und hier daher nicht naherbetrachtete Projekte, sind z.B. COMRISK (Vorgangerpro­jekt von SafeCoast, 2002-2005) und KRIM (Grundlagen furRisikomanagement, 2001-2004) u.a.

Extremereignisse in urbanen Raumen

Gerade in urbanen Raumen werden die Schaden durchwitterungsbedingte Extremereignisse aller Voraussiehtnach durch den Klimawandel vielfach zunehmen, wennkeine entsprechende Anpassung erfolgt. Der Verbesserungdes Grundlagenwissens zu Sturzfluten und der Erarbei­tung von Handlungsvorschlagen widmete sich das RlMAX­Vorhaben URBAS - Urbane Sturzfluten: Vorhersage undManagement von Sturzfluten in urbanen Gebieten (2005­

2008). Speziell fur die Zielgruppe Kommunen wurden Vor­schlage fur Vorsorge- und Handlungsoptionen entwickelt;aus planerischer Sieht interessant sind hier v.a. die Emp­fehlungen zur Bereitstellung von kommunalen Gefahren­und Risikokarten fur Sturzfluten." Ein weiteres Vorhabenin diesem Themenbereieh ist UFM- Urban Flood Manage­ment (2006-2008), das sich mit dem erhohten Risiko vonUberflutungen im Zuge des Klimawandels und Alternati­ven zur rein technischen Losung mit sukzessiven Deieher­hohungen auseinandersetzte, die Leben am bzw. mit dem(Hoch-)Wasser ermoglichen. 1m Fokus stand u.a. die Elb­insel Wilhelmsburg in Hamburg, fur die ein System gestaf­felter Deichlinien konzipiert wurde, urn im Schadensfallzur Risikominderung und erhohter Resilienz beizutragen.Die Ergebnisse zweier Workshops zu hochwasserange­passten Siedlungsstrukturen bzw. alternativen Schutzkon­zepten fur Wilhelmsburg konnen auf der Website des Pro­jekts abgerufen werden."

1m Projekt KLIMES - Planerische Strategien und stadtebau­liche Konzepte zur Reduzierung der Auswirkungen von kli­matischen Extremen aufWohlbefinden und Gesundheit vonMenschen in Stiidten (2006-2009) werden Anpassungsstra-

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tegien fur die Stadtplanung und raumliche Konzepte erar­beitet, die die negativen Auswirkungen von Hitzeperiodenoder Hitzewellen auf den Menschen reduzieren sollen. Zielist die Erarbeitung stadtklimatischer Leitfaden, die ein kli­mawandelgerechtes Planen und Bauen ermoglichen sol­len (vgl.Mayer 2008).

Nachhaltiges Wassermanagement undHochwassermanagement

Haufigere Starkregenereignisse und langere Trockenzeiten,die durch den Klimawandel zumindest in einigen Regio­nen zu erwarten sind, werden moglicherweise zu Proble­men der Entwasserungssysteme fuhren. Lange Trockenpe­rioden und ein Anstieg der mittleren Jahreslufttemperaturkonnen aulserdem zu einer Verringerung der verfugbarenWasserressourcen und somit zur Cefahrdung der Trink­wasserversorgung fuhren. Im Projekt KlimaNet - Wasser­sensible Stadtentwicklung: Netzwerk Jilr eine nachhalti­ge Anpassung der regionalen Siedlungswasserwirtschaft anKlimatrends und Wetterextreme (seit 2006) sollen - eben­falls schwerpunktmafsig fur urbane Raume - nachhaltigeLosungen zur Anpassung der Trinkwasserversorgung anden Klimawandel erarbeitet und deren Umsetzung ange­stofsen werden, auch unter Einbeziehung der Folgen desdemografischen Wandels und der Moglichkeiten des Stad­tumbaus. Hierzu wurde ein interdisziplinares Kompetenz­netzwerk zu den Bereiehen Siedlungswasserwirtschaft,Stadtbauwesen, Wasserversorgung und Sozial- und Natur­wissenschaften eingerichtet, in dem bestehendes Wissengebtmdelt und zukunftsfahige Strategien entwickelt wer­den sollen. Mit einem nachhaltigen Management der Res­source Wasser befasst sieh auch das Projekt GLOWA-Elbe- Auswirkungen des globalen Wandels auf Umwelt und Ge­sellschaft im Elbegebiet (2000-2010), ein Teilvorhaben desProjekts "Globaler Wandel des Wasserkreislaufes" (GLO­WA). Es sollen Entscheidungsunterstutzungssysteme erar­beitet werden, die zu einem nachhaltigen Wassermanage­ment beitragen. Integrative Strategien sollen zum einendie Verfugbarkeit des Wassers, zum anderen seine Quali­tat und Verteilung gewahrleisten, Die Ergebnisse der ers­ten Projektphase - Szenarienrechnungen und Vulnerabili­tatsbewertungen - liegen inzwischen vor (s. Wechsung etal. 2005). Das Vorhaben KLIWA - Klimaueranderung undKonsequenzen filr die Wasserwirtschaft (1999-2009) istein Kooperationsvorhaben der Lander Baden-Wurttem­berg und Bayern mit dem Deutschen Wetterdienst. Zielist es, die Auswirkungen des Klimawandels auf den Was­serhaushalt von suddeutschen Flussgebieten darzulegen,Konsequenzen darzustellen und Handlungsempfehlun­gen abzuleiten. Ein Ergebnis des Projekts ist der sog. .Kli­maanderungsfaktor", der fur die Bemessung von Neu­bauten technischer Hochwasserschutzeinrichtungen alsZuschlag zu den bisherigen Bemessungswerten eingefuhrtwurde, fur 100-jahrliche Hochwasser beispielsweise - jenach Flussgebiet - in Hohe von 15 bzw. 25 % (vgl. Henne­griff & Kolokotronis 2007). FLOWS - Flood Plain Land Use

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Katrin Meyer, Gerhard Overbeck:Raumplanerische Anpassung an den Klimawandel im Spiegel aktueller Projekte

Tabelle2Zusammenfassende Ubersicht fiber die Projekte

Projektname Leadpartnerl Lauf- thematischer Fokus geognaflscherFokus WebsiteKoordination zeit

ADAM Tyndall centre for 2006- Optionenu. Zielkonflikte Europa; Fallstudien fOr Tlsza- http://www.ClimateChange 2009 von Adaptions-u. Basin in Osteuropa, Guadiana- adamproject.euResearch, University of Mitigationsstrategien Basin in Spanienu. fOr dieEastAnglia (GB) innereMongolei

ALARM Helmholtz-Zentrum fOr 2004- GroBraumige Europaallg. http://www.Umweltforschung (UFZ) 2009 Umweltrisiken, alarmproject.neValarm

Auswirkungen aufBiodversitat u.6kosysteme

AMICA K1ima-Bundnis / A1ianza 2005- Kombinierte Adaptions- u. Europa; einzelne Stadte http://www.amica-del Climae.v. 2007 Mitigationsstrategien (Dresden u. Stuttgart als climate.net

Fallstudien fOr Deutschland)

ARL-AK AkademiefOr 2007- Herausforderungen fOr die Deutschland http://www.arl-net.deKlimawandel und Raumforschung und 2010 raumliche Planung durchRaumplanung Landesplanung (ARL) den K1imawandel

ARMONIA T6 Territorio (Italien) 2004- EU-weiteHarmonisierung Europaallg. Internetauftritt wurde2007 von Risikobewertungs- eingestellt

Methoden

ASTRA GeologicalSurveyof 2005- Entwicklung von Ostseekuste: http://www.astra-Finland (GTK) 2007 Anpassungsstrategien im Odermundungsgebiet project.org

Ostseeraurn, v.a.bezogen (deutscheFallstudie)auf Raumentwicklung

BRANCH NaturalEngland 2004- Erhaltder biolog.Vielfalt Fallstudien: Limburg (NL), http://www.2007 Kent (GB), Hampshire (GB), branchproject.org

Normandie(F)

ComCoast Rijkswaterstaat, NL 2004- Multifunktionale Nordseeraum/Anralnerstaaten http://www.comcoast.(Abt. des Ministeriums 2007 Kustenschutzlosungen org/index.htmf. offentlicheArbeiten u.Wasserversorgung)

ENFORCHANGE TU Dresden, Institut 2005- Foigendes K1imawandels Modellregionen: DubenerHeide http://www.fOr Bodenkundeu. 2009 fOr die Forstwirtschaft u. Obertausitz enforchange.deStandortslehre

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Optimizing Workable Sustainability (2002-2006) befass­te sich mit der nachhaltigen Entwicklung flussgepragterund uberschwemmungsgefahrdeter Bereiche im Nordsee­raum. Hochwasserbezogene Informationen sollten in rele­vante Entscheidungsprozesse integriert werden und durchstrategische und anwendungsbezogene Projekte solltenfur die Raumplanung und den Hochwasserschutz inno­vative Herangehensweisen und L6sungen erarbeitet wer­den. Es wurden insgesamt 40 Unterprojekte bearbeitet,die transnational in praktischem und wissenschaftlichemAustausch durchgeflihrt wurden. Ziel war es, die Informa­tion tiber klimabedingte Hochwasserrisiken zu verbessern,die Raumplanung zu unterstutzen, Hochwasserschutz­mafsnahmen in den jeweiligen Regionen voranzubringenund hochwasserbezogene Frtihwarnsysteme weiterzu­entwickeln." In VERIS-Elbe - Veriinderung und Manage­ment der Risiken extremer Hochwasserereignisse in grofienFlussgebieten am Beispiel der Elbe (2005-2008) werden dieM6glichkeiten eines integrierten Managements von Hoch­wasserrisiken vor dem Hintergrund des mittelfristigenKlimawandels und von Veranderungen von Flachennut­zungen am Beispiel der Elbe untersucht. Einerseits sollen

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methodologische Beitrage (Modellsimulationen und Sze­narien) geleistet, andererseits Handlungsoptionen fur dieWasser- und Bauwirtschaft sowie die Raumplanung erar­beitet und hinsichtlich ihrer Effizienz uberpruft werden.Extreme Hochwasserereignisse wie das an der Elbe im Au­gust 2002 machen deutlich, dass das Management vonHochwasserrisiken auch unabhangig vom Klimawandelein wichtiger Handlungsbereich ist - denn gerade in Bezugauf die kunftige Niederschlagsentwicklung und Hochwas­sergefahren sind regional groBe Unterschiede zu erwar­ten und es werden wahl nicht alle Flussgebiete durch denKlimawandel von haufigeren oder starkeren Hochwassernbetroffen sein.

Weitere Projekte mit sektoralem Bezug

Neben der groBen Zahl von Projekten mit Themen­schwerpunkten im Bereich Hochwasser- bzw. Wasserma­nagement finden sich unter den Vorhaben mit Bezug zurRaumplanung auch eine Reihe weiterer sektoraler Pro­jekte. Im Forstbereich ist dies beispielsweise das ProjektENFORCHANGE - Environment and Forests under Chan­ging Conditions (2005-2009), in dem die Veranderungen

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Katrin Meyer, Gerhard Overbeck:Raumplanerische Anpassung an den Klimawandel im Spiegel aktueller Projekte

landnutzungsbezogener Umweltfaktoren betrachtet undhinsichtlich der Folgen fur die Funktionen der forstwirt­schaftlichen Landnutzungen in Interaktionen mit anderenLandnutzungsarten bewertet werden, auch mit dem Zielder Entwicklung von Leitlinien fur die Fach- und Raum­planung. 1m Bereich Naturschutz konnen hier u. a. die eu­ropaischen Projekte BRANCH - Biodiversity Requires Ad­aptation in Northwest Europe under a CHanging Climate(2004-2007) und ALARM - Assessing LArge scale Risks forbiodiversity with tested Methods (2004-2009) genannt wer­den. BRANCH kam u.a. zu dem Ergebnis, dass die Raum­planung eine Schlusselrolle bei der Schaffung von Anpas­sungsmoglichkeiten von Arten an den Klimawandel undsomit dem Erhalt der biologischen Vielfalt einnehmenkann, dieses jedoch bislang nur unzureichend beriick­sichtigt wird. Fiir wirksame Konzepte fur den Schutz derBiodiversitat wird die Bedeutung transnationaler Zusam­menarbeit ebenso hervorgehoben wie die Notwendigkeitiibersektoraler Sichtweisen, der Flexibilisierung von Pla­nung sowie der Beriicksichtigung langerer Planungszeit­raume." In ALARM stehen Grundlagenuntersuchungen zuAnderungen von Biodiversitat und Okosysternen u.a. auf­grund des Klimawandels im Vordergrund. Ziel ist die Ent­wicklung und Erprobung von Methoden zur Abschatzunggrofsraumiger Umweltrisiken, urn anthropogene negati­ve Auswirkungen auf die Okosysteme vermindern zu kon­nen.

Hingewiesen werden soll auf einige weitere Projekte, diesich mit der Anpassung in einzelnen Sektoren beschafti­gen, z.B, die im Rahmen von klimazwei geforderten Vor­haben KUNTIKUM und GIS-KliSchee (beide im BereichTourismus), LandCaRe 2020 (Landwirtschaft) oder Kli­mawerkstatt Chiemgau - Inn - Salzach - BerchtesgadenerLand (mit unterschiedlichen Themenfeldern), allerdingsohne explizite Beziige zur Raumplanung." Inhaltliche As­pekte dieser Projekte sind jedoch fur Fragen der Raument­wicklung im weiteren Sinne von Bedeutung, ebenso wievieler weiterer Projekte, bei denen im KomPass-Projektka­talog Raumplanung nicht als Handlungsbereich angege­ben wird.

4 Schlussfolgerungen zu den Projektaktlvitatenvor dem Hintergrund der aktuellen Fachdiskussion

Welche Schlussfolgerungen lassen sich aus dem bisheri­gen Stand der Projektaktivitaten und aus den derzeit the­matisierten inhaltlichen Schwerpunkten fur die Raumpla­nung ableiten, gerade vor dem Hintergrund der aktuellenDiskussion zur Weiterentwicklung der Raumplanung bzw.des raumplanerischen Instrumentariums?

Von sektoralen zu integrierten Ansatzen kommen

Die IIbersicht iiber die Projekte macht deutlich, dass bis­lang (Hoch- )Wassermanagement bzw. der Umgang mitExtremereignissen sowie Kiistenschutz einen Grolsteil derForschungs- bzw. Projektaktivitaten ausmachen. Somit

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steht der Umgang mit konkreten Naturgefahren - die auchheute schon Gegenstand von Raum- bzw. Fachplanungsind - bzw. mit den durch den Klimawandel wachsendenRisiken im Vordergrund der Aktivitaten, auch auf europa­ischer Ebene (vgl.ARMONlA, ESPON 1.3.1). Entsprechenderhalten auch als besonders vulnerabel erkannte Raumewie der Alpenraum, Kiistenbereiche und urbane Raumederzeit die hochste Aufmerksamkeit. Heute erst wenigerkonkret erkennbare Herausforderungen werden bislang ingeringerem Umfang beriicksichtigt bzw. sind Gegenstandvon Projekten, die Grundlagen erarbeiten, z.B. in Bezugauf die Frage der Auswirkungen des Klimawandels auf dieArtenvielfalt. Projekte mit integrierten Ansatzen sind eherdie Ausnahme.

Die sektorale Beschaftigung mit den Auswirkungen desKlimawandels erleichtert zwar zunachst die wissenschaft­liche Bearbeitung und sparer die mogliche Umsetzungvon Projektergebnissen bzw. -empfehlungen (z.B. inner­halb einer speziellen Fachbehorde), ftihrt aber auch dazu,dass ein integratives Risikomananagement bzw. die Ent­wicklung abgestimmter Gesamtkonzepte zur Anpassung,in denen verschiedene sektorale Strategien integriert wer­den, erschwert wird. Demgegeniiber fallt auf, dass in einerReihe von Projekten gerade bei den Handlungsempfehlun­gen die Rolle der Raumplanung oder die Verkniipfung vonFachplanungen mit raumlicher Planung besonders her­vorgehoben wird (z.B.ASTRA, BRANCH, ESPACE). Auch inProjekten mit regionalem Fokus wird der Raumplanung, inZusammenarbeit mit den einzelnen Fachplanungen und-behorden, eine entscheidende Rolle zugewiesen (vgl. Hil­ler & Probst 2008).

Nur wenige Projekte befassen sich bislang mit langfristi­gen formellen Handlungsmoglichkeiten der Raum- undRegionalplanung hinsichtlich der Folgen des Klimawan­dels und der Frage nach der Weiterentwicklung des be­stehenden planerischen Instrumentariums, wie dies z.B,

von Ritter (2007) gefordert wird; die Beschaftigung erfolgtbislang eher auf der theoretisch-konzeptionellen Ebe­ne (s. z.B, neben bereits genannter Literatur auch Strauls2008). Aktivitaten hierzu sind mittlerweile insbesonde­re im ARL-Arbeitskreis .Raumplanung und Klimawandel",in KLIMAPAKT sowie in der MORO-Vorstudie angelaufen.Die Analyse des bisherigen Instrumentariums der Raum­planung im Hinblick auf die Ansatze bzw. Moglichkeitenzum Umgang mit dem Klimawandel, wie sie z.B. auch inden Projekten ASTRA oder ClimChAlp fur die jeweiligenProjektgebiete erfolgte, ist ein erster wichtiger Schritt zurWeiterentwicklung des Instrumentariums und zur Kla­rung der Frage, wie das Zusammenspiel zwischen Raum­und Fachplanung hinsichtlich der Herausforderungen, diesich durch den Klimawandel stellen, gestaltet werden soll.Wichtig erscheint hierbei, dass dies nicht pauschal, son­dern auf konkrete Handlungsbereiche bezogen erfolgt. Be­sonders bedeutend scheint es daneben auch, den Bestandan Siedlungen und Infrastrukturen zu beriicksichtigen, wo

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Katrin Meyer, Gerhard Overbeck:Raumplanerische Anpassung an den Klimawandel im Spiegel aktueller Projekte

die Raumplanung im Gegensatz zu zukiinftigen Planungs­vorhaben nur wenig Einfluss hat.

Die regionale Ebene starken

Der Grolsteil der Projekte bezieht sich auf raumlich-kon­krete Risiken und ist entsprechend lokal oder regional ver­ankert. Fur die Anpassung an die Folgen des Klimawandelsbietet die regionale Ebene groEe Potentiale, denn zum ei­nen sind die Auswirkungen des Klimawandels regional un­terschiedlich, zum anderen mussen Mafsnahmen letztlichlokal bis regional umgesetzt werden. Die Regionalplanungkann als Mittler zwischen strategischen Zielsetzungen undder kommunalen Umsetzung fungieren; die bestehendenformellen wie informellen Instrumente bieten eine Viel­faIt von Steuerungsmoglichkeiten (vgl. Schlipf et al. 2008).Gerade in Prozessen, die kooperative Planungsprozesseanregen, wie z.B, den Aufbau regionaler Akteursnetzwer­ke, werden diese Ansatze untersucht bzw. umgesetzt (ins­besondere in den Projekten KLARA-Net, KlimaFolgenMa­nagement, KWU; eine Beteiligung von Stakeholdern bzw.Entscheidungstragern findet daneben auch in einer Reiheweiterer Projekte statt, z.B, ClimChAlp). Akteursnetzwerketragen zur Steigerung des Problembewusstseins in der Of­fentlichkeit bei und konnen eine geeignete Plattform furRisikodiskurse bilden: durch den Klimawandel verursach­te Risiken werden gemeinsam mit einerVielzahl von regi­onalen Akteuren - auch unter Beteiligung von Vertreternder relevanten Planungsinstitutionen - identifiziert unddaraus Handlungserfordernisse und -moglichkeiten abge­leitet (vgl. Furst 2007). Greiving & Fleischhauer (2008) be­tonen die Notwendigkeit eines .mehrgleisigen Umgangs"mit den Folgen des Klimawartdels: es gelte, das generelleBewusstsein zu starken, kooperative Konzepte zu fordern,hoheitliche Instrumente zu starken und Handeln vor Ortzu ermoglichen,

Umgang mit Unsicherheit lernen

1m Hinblick auf die zu erwartenden Auswirkungen desKlimawandels besteht eine hohe Unsicherheit, auch auf­grund der Unterschiede der unterschiedlichen Klima­projektionen und aufgrund der Schwierigkeiten bei derkleinraumigen Modellierung von Klimaparametern. Al­leine aufgrund der Unsicherheit bezuglich der Entwick­lung der Treibhausgasemissionen wird ein gewisses MaEan Unsicherheit dauerhaft bestehen bleiben, was zur Fol­ge hat, dass letztlich die Bandbreite der moglichen Ent­wicklungen beriicksichtigt werden muss. Fur die raumli­che Planung stellt sich daher die Schwierigkeit, tiber keineverlasslichen Grundlagen fur rechtliche Planungsentschei­dungen im Umgang mit Risiken durch den Klimawandelzu verfiigen, denn diese lassen sich nicht wie .klassische"Risiken belegen (vgl. Greiving & Fleischhauer 2008). Risi­kodiskurse konnen hier als ein wichtiges Mittel zur Norm­generierung und Entscheidungsfindung dienen und somitfur die notwendige Akzeptanz bei den Betroffenen sorgen(vgl. Greiving 2007). Neben Porschungsaktivitaten zu den

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Auswirkungen des Klimawandels in verschiedenen Dis­ziplinen werden Moglichkeiten zum Umgang mit Unsi­cherheit - auch im Hinblick auf die Einbindung ins raum­planerische Instrumentarium - weiterhin ein wichtigesForschungsfeld bleiben mussen. Analysen zur spezifischenVerwundbarkeit bestimmter Raume konnen hier wichtigeBeitrage leisten. Daschkeit & Kropp (2008) weisen in die­sem Zusammenhang auf die Schwierigkeit hin, Best-Prac­tice-Beispiele, die jeweils in einem spezifischen (raumli­chen) Kontext entwickelt worden sind, zu verallgemeinernbzw. in einen anderen Kontext zu tibertragen: diese muss­ten vielmehr als .Moglichkeltsraum potenzieller Handlun­gen" aufgefasst werden.

Forschung und Umsetzung vernetzen

Eine intensive Vemetzung zwischen Forschung und Praxiseinerseits, Klimafolgenforschung und Raumplanung ande­rerseits wird als wichtige Grundbedingung fur eine erfolg­reiche Anpassung an den Klimawandel betrachtet (vgl. z.B,

Fleischhauer & Bornefeld 2006, Ritter 2007, Furst 2007). Invielen der aktuellen Projekte sind Praxispartner beteiligt, sodass wichtige Schritte zu einer verbesserten Vernetzung vonForschungsaktivitaten zur Anpassung an den Klimawandelmit der institutionalisierten Planung bereits gemacht wor­den sind. Das UBA stellt mit Hilfe von KomPass wichtigeGrundlageninformationen zum Klimawandel allen Nutzernzur Verfiigung und tragt tiber die Website www.anpassung.net zum Wissenstransfer bei, Die Behandlung des Themas.Anpassung an den Klimawandel" in der Regionalplanungs­praxis steht insgesamt jedoch noch relativ am Anfang unddie Aufgaben, die sich der Regionalplanung durch den Kli­mawandel stellen, sind noch nicht klar definiert (vgl. Over­beck et al. in diesem Band). Eine Verbesserung des Wissen­saustauschs zwischen den verschiedenen Disziplinen stelltsomit weiterhin eine wichtige Aufgabe dar.

Zwar behandeln Forschungsprojekte im Bereich der An­passung an den Klimawandel meist konkrete Probleme,die auch raumlich verortet werden konnen, Dennoch sinddie Projektergebnisse oft nicht unmittelbar fur die Pla­nung verwendbar, da in ihnen bestimmte (politisch-admi­nistrative) Rahmenbedingungen oder etwaige Hindernissein der Umsetzung nicht ausreichend berucksichtigt wer­den oder die Ergebnisse nicht ebenenspezifisch formuliertwurden. Wichtig erscheint somit, wenn Projekte in Um­setzungsmaEnahmen munden sollen, dass die jeweiligenFragestellungen schon zu Beginn entsprechend fokussiertwerden, beispielsweise die unterschiedlichen Zeithorizon­te in Planung und Politik, rechtliche Rahmenbedingungenoder die institutionellen Zustandigkeiten betreffend. Ver­treter der Planungspraxis und ihr Wissen sollten somit vonAnfang an in die Projekte einbezogen werden. Dem Auf­bau entsprechender Vernetzungsstrukturen zwischen Wis­senschaft und Praxis, zwischen den verschiedenen Diszi­plinen und tiber die verschiedenen planerischen Ebenenhinweg, sollte fur den Umgang mit dem Klimawandel einehohe Bedeutung beigemessen werden.

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Katrin Meyer, Gerhard Overbeck:Raumplanerische Anpassung an den Klimawandel im Spiegel aktueller Projekte

Anmerkungen(1)

Mit 20 Projekten zu Mitigation und 19 zu Adaption, siehe http:/ /www.klimazweLde/.

(2)Mit insgesamt rund 35 Projekten, bei denen zum Tei!auch explizitdie Auswirkungen des Klimawandels angesprochen werden, siehehttp://www.rimax-hochwasser.de/.

(3)Zuganglich auf den Internet-Seiten des Kompetenzzentrums .Kli­mafolgen und Anpassung" (KomPass) des Umweltbundesamts:http://www.anpassung.net.

(4)Die Links zu den Websites der im Folgenden beschriebenen Pro­jekte finden sich in derTab.2 am Ende dieses Kapitels.

(5)Siehe auch http://www.amica-climate.net.

(6)Vgl. Empfehlung I. der ESPACE-Broschiire, http://www.espace­project.org/partl /partl_strategygr.htm (Stand: 07.07.08).

(7)Http://www.espace-project.org/publications/Extension%20Outputs/EA/Espace%20FinaLGuidance_Finalv5.pdf (Stand:07.07.08).

(8)Siehe http://www.klimaatvoorruimte.nl/pro3/general/start.asp?i=7&j=0&k=0&p=0&itemid=320 (Stand: 28.10.08).

(9)European Spatial Planning Observation Network, http://www.espon.eu.

(10)NUTS= Nomenclature des unites territoriales statistiques. DieNUTS-Klassifikation dient der Untergliederung des Wirtschafts­gebiets der EU-Mitgliedstaaten NUTS3 entspricht in Deutschlandder Kreisebene.

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(11)

Die Checklisten sind im Internet unter http://www.iwar.bauing.tu-darmstadt.de/umwr/Deutsch/forschung/lu-KLARAOI.htmunter .Aktuelles'' abrufbar (Stand: 15.08.2008)

(12)

Weitere Informationen s. http://www.bbr.bund.de/nn_21684/DE/Forschungsprogramme/ModellvorhabenRaumordnung/Pro­gramm/programm_node.html?_nnn=true (Stand: 12.11.08).

(13)

Zum Decision Support System siehe auch: http://www.gtk.fi/slr/(Stand: 24.10.08).

(14)

Zum "Guide to the products" siehe http://www.comcoast.org/comcoastvision/vision-pilots.htm (Stand: 12.11.08).

(IS)Erste Ergebnisse sind verfiigbar aufhttp://www2.hydrotec.de/unternehmen/hydrothemen/hydrothemenll06/urbas/ (Stand:24.10.08).

(16)

Siehe http://ufm-hamburg.wb.tu-harburg.de/index.php?id=426(Stand: 23.10.08).

(17)Siehe Projekt-Endbericht (summary brochure) unter http://www.flows.nu/modules/module_123/proxy.asp?D=2&C=28&1=38(Stand: 22.10.08).

(18)Natural England 2007: Planning for biodiversity as climate chan­ges. Branch project final report. http://www.branchproject.org/available/reportsandpublications/ (Stand: 24.10.08).

(19)

Die Links zu den Internetprasenzen der hier aufgefiihrten Vor­haben finden sich unter http://www.klimazweLde/Projektezum­SchutzvorKlimawirkungen/Projekt%C3%BCbersicht/tabid/58/Default.aspx (Stand: 22.10.2008).

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Dipl.-Ing. Katrin MeyerAkademie fur Raumforschung und LandesplanungHohenzollernstralse 1130161 HannoverTelefon: + 49 (0) 5 11-34842-22

Dr. Gerhard OverbeckAkademie fur Raumforschung und LandesplanungHohenzollernstrafse 1130161 HannoverTelefon: + 49 (0) 5 11-34842-22Mail: [email protected]

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