“Nur die Fiktion konnte mich heilen“: Juan Goytisolo in Sarajevo

13
Davor Beganovió . Peter Braun (Hrsg.) Krieg sichten Zw medialen Darstellung der lGiege in Jugoslawien \Øilhelm Fink

Transcript of “Nur die Fiktion konnte mich heilen“: Juan Goytisolo in Sarajevo

Davor Beganovió . Peter Braun (Hrsg.)

Krieg sichten

Zw medialen Darstellungder lGiege in Jugoslawien

\Øilhelm Fink

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deumche Nationalbibliorhek verzeichnet diese pubrikation in de¡

Deurschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliogratsche Derensind im Inrernet über http://dnb.d-nb.de abrufba¡.

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachd¡ucks, der fotomecha¡ischen\Øiedergabe und der überseøung, vorbehalren. Dies beuift auch die verviel-ffltigung und Übertragung einzelner Tex

durch alle Verfahren wie Speicherung undFilme, Bändeç Platten und andere Medie

ausdrücklich gesrarren.

Copyright @ 2007 by'\Tilhelm FinkVerlag, MünchentüØilhelm Fink GmbH & co. verlags-KG, Jüùrenplau r,D-3309g paderborn

Interner: www.fink.de

Textgesraltung: Gerhard P. peringer, HamburgEinbandgestaltung: Eveþ Ziegler, München

unrer Verwendung einer Fotografie von Davor LjubiðióHerstellung: Ferdinand Schöningh GmbH E¿ Co. KG, paderborn

rsBN 978_3_77 05-45 18-6

lnholtsverzeichnis

Davor Beganovié, Peter BraunKrieg sichten. Einleitung .

Danksagung

AxNiinnnuNc AN DEN KRrEG

Jochen KelterBosnische Stimmen aus dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien'Ein Essay über lzet Sarajlió, Abdullah Sidran, Dåevad lG¡ahasan,

Nenad Veliðkovié und ande¡e

BrrornAUs DEM Kmnc

Nicole'WiedenmannDie Rückkehr der trGiegsfotografie .

Ma¡co IGnz,Nur die Fiktion konnte mich heilenn: Juan Gopisolo in Sarajevo

Enverf(azazSzenen des gángigen Schreckens

AurzsrcHNUNcEN DEs KRTEGEs

Renate LachmannBogdan Bogdanovió und seine Zerstörungsphilosophie

7

18

2l

.35

.85

105

r29

65

Ricca¡do NicolosiFragmente des IGieges.

Die Belagerung Sarajevos in der neueren bosnischen Literatur

Davor BeganoviéAllegoiie als Retung. Die Figur des Engels bei Dubravka Ugreðió,

Dåevad Karahasan und Vladimir Arsenijevié . t57

Michaela SchäubleSpurensicherungen.(Auto)biographische Erzáhrformen in D kumentarfirmenüber den lGieg im ehemaligen Jugoslawien

Daniel Sube¡De¡ Balkan-IGieg im.serbischen lGiegsfilm der l990er Jahre.Kulturwissensch liche Anmerkrrrrgå zu einem Genre

Gonxhe BoshtrakajKosova. Ort eines selrsamen Gegenübers von Theater und lftieg.Ein Essay

Kay KirchmanDer ersre und der lezte Blick.

?n Y:1": imJugoslawienkrieg im Spiegel der SpielfilmeDer Blicþ des Oþsseus, Welcome , Sor"¡r*und À/¿ Mans Land

Enrrscnn PnnspnrrrwxVladirnir B¡ti

>'Wie ein Hundn _ Entmenschlichung der Sprachein Dub¡avka Ugreðiés Das Ministeriul* dø Srh*rr"r,

Matthias SchöningVerbohrte Denl<a¡stößel

l¡ter^H1dka Jugoslawienengagement und. die Ethik der Intervention.Ein Ordnungsversuch

17L

203

229

Mnorers RnrrnxroN¡xPeter B¡aun

Im fitimmerfeld des Faktischen.Norbert Gstreins Meditationen über die Da¡stellba¡keir des lGieges 247

. 271

291

307

Über die Autorinnen und Auroren dieses Bandes 33r

Morco Kunz

)Nur die Fiktion konnte mich heilen<<: Juon Goy'isolo in Soroievo

D., lGieg im zerfallendenJugoslawien stieß in Spanien auf ein Interesse, das

in Anbetracht der geographischen Distanz erstaunen mag. Abgesehen von der

Erschüttenrng über die begangenen Gräueltaten muss diese besondere Anteil-nahme noch andere Gründe gehabt haben. Sicher wa¡ ftir die erhöhte Medien-prásenz die Tätsache nicht unbedeutend, dass spanische Blauhelme in Bosnien

stationiert waren, und dass mit Javier Solanas ein spanischer Diplomat eine

wichtige, wenn auch nicht unumstrittene Funktion bei den Bemilhungen umeine friedliche L<isung und die Vermeidung weiterer Verbrechen erfiillte. Auchmochte die Fernsehberichterstattung des populären, kurz darauf zum Bestsel-

lerautor avancierten A¡turo Pérez-Reverte dazu beigetragen haben, Jugoslawienund insbesondere Bosnien etwas weniger fern scheinen zu lassen.

Aber wahrscheinlich spielten tiefere Ursachen eine wichtigere Rolle für Spa-

niens Engagement in der Balkanlaise. Die Lage Bosniens erinnerte stark an die

der spanischen Republik zur Zeit des Bürgerkriegs von 1936-1939, als Euro-pas Demokratien Frank¡eich und Großbritannien sich vornehm zurückhieltenund das Land so dem Faschismus als Beute überließen; deshalb galt es, einen

Sieg der ultranationalistischen IGäfte in Bosnien und damit die'Wiederholunghistorischer Fehler verhindern zu helfen. Denn Spanien ist selbst ein multina-tionaler Staat, dessen Zusammenhalt durch eine Stärkung der separatistischen

IGäfte in Katalonien, Galizien und dem Baskenla¡rd geÊihrdet würde, weshalb

die Auflösung Jugoslawiens, nach der der UdSSR und der Tschechoslowakei,

verwandten Tendenzen zum Vorbild häne dienen können. Auch ethnische

Säuberungen und deren schwerwiegende Folgen hatte Spanien in der eigenen

Geschichte selbst erlebt, als 1492 die Juden und 1609 die Muslime aus dem

Land vert¡ieben wurden. Das muldkulturelle Sarajevo wurde in Spanien, viel-leicht envas idealisierend, oft mit dem Toledo des 13. Jahrhunderts verglichen,

als unter dem König Alfons dem'Weisen das relativ ftiedliche Zusammenleben

der d¡ei großen monotheistischen Religionen Kastilien zu kultureller und wis-

senschaftlicher Blüte verhalf. Und nicht zuleøtwa¡ in Sarajevo auch die kleine

sephardische Minderheit bedroht, das heißt, die Nachkommen jener am Ende

des 15. Jahrhunderts aus Spanien verjagtenJuden, die in Bosnien mehrTole-ranz gefunden hatten als in ihrem Heimatland.

66 Morco Kunz

Neben zahlreichen journalistischen und historisch-politischen Büchernerschienen in Spanien in den l990erJahren auch mehrere Romane über denJugoslawienkrieg. \Øährend einige wenig bekannte Auroren versuchten, ohneeigene Erfahrung und mir mäßigem Resultat ihre Betroffenheit literarischauszudrücken, wie Blanca Ál'*r"re" im Briefwechsel zweie¡ kleiner Mädchen inSarajeuo-Berlín, billete de ida (1998) oder Gonzalo Hernández Guarch, der inseiner breit angelegten Historia de tres majeres. Cninica de und guena (1996) dieGeschichte dreier Frauen unterschiedlicher Religion - einer orthodoxen Serbinaus Sarajevo, einer islamischen Bosnierin aus Mostar und einer l.soatischenKatholikin aus Dubrovnik - erzãhlt, stammen die interessanteren'Werke von

iet aufhielten und ihrein fiktiven Erzählungender sich vor allem mit

Namen gemacht har, zuerst seine eigeneno (1994) und ließ später den Roman I¿reits erwähnte A¡turo pérez-Reverte, neben

>Nur die Fiktion konnte mich heilen<: Juon Goy'isolo in Soroievo 67

wobei er bis zu den Ursprüngen seines persönlichen Tiaumas im spanischen

Bürgerkrieg zurücþeht. Es handelt sich also nicht im eigendichen Sinne umeinen Roman über den Bosnienkrieg, sondern vielmehr um eine W'eiterführungund Vertiefung des schreibenden Nachdenkens über die nicht überwundenenSchrecken, um einen Versuch mit Hilfe der Fiktion weit über die Grenzen derReportage, des Journalismus und des Essays hinauszugehen, um sich selbst dieDämonen der bosnischen Hölle auszutreiben und sich von den Horrorbildernzu befreien, die den Schriftsteller verfolgten:

Só1o la Êcción podía curarme, y además sólo una extrema Êcción podía dar

cuenta de lo que era aquéllo, sólo desde la ficción podía contagia¡ a los lecrores

lo que yo sentía.l

Nur die Fiktion konnte mich heilen, und nur eine exrreme Fiktion konnte dem,was das war, gerecht werden, und nur mittels der Fiktion konnte ich den Leser

mit dem anstecken, was ich ff¡hlte.2

Der Roman will also keineswegs informieren noch geht es darum, den Lesern

ein realistisches Bild der Belagerung Sarajevos zu vermitteln. Es wäre falsch,

von der Fiktion das zu verlangen, was Goytisolo in andern Texten zu bietenversucht, nämlich eine historische und politische Analyse der Ereignisse, die

sich auf dokumentierte Fakten und Zeugeneussagen stüzt. Die paradoxe undsubjektive Schreibweise in El sitio de los sitios stellt vielmehr die ñktive Seite

von Goytisolos Schriften zu Bosnien dar, die insgesamt über zwanzig verschie-

dene Texte umfassen. Untersucht man diese in ihrer chronologischen ,A.bfolge,

so erkennt man klar eine sich steigernde persönliche A¡teilnahme des Autors.Schon vor seinem ersten Aufenthalt im belagerten Sarajevo hatte Goytisolo überdie Jugoslawienlrise geschrieben: Seine ersten A¡dkel zum Thema - ,Todos

podemos ser bosnios( (,'\Øir alle können Bosnier sein<) in El País,25. August1992, wd nSarajevo 1993< in El País,19. Mai 1993, eine Zusammenfassungder Vorgeschichte des ethnischen Konflikts sowie ol-a capinrlación de Europan(,,Die Kapituladon Europes<) in El País,30. Juni 1993 - sind klare Stellung-nahmen eines moralisch engagierten Schriftstellers, der an die Velantwortungseiner Mitbürger appellien und sie aufruft, sich mit dem bosnischen Volk zusolida¡isieren, weil die auf dem Balkan angegriffenen \Øerte dieselben sind,die der Freiheit und dem Frieden in \Øesteuropa zu Grunde liegen. Er wa¡ntedamals auch schon vor der Gefahr, die der FaIl Bosniens für die Demok¡atie ina¡rde¡n Låndern da¡stellen könnte:

I Juan Goycisolo im Gespräch mit Rosa Pereda, in: El País: Babeliø, Nr. 213, 18.

November 1995, S. 11.

2 Falls nicht anders vermerkt, sind alle Übersetzungen der Zitare von mir.

68 Morco Kunz

la ceguera yI racismo y laespíritu de la

Europa stirbt nicht in Maastrichr, sondern in Sarajevo, und zwar wegen derBlindheir und Schwäche seine¡ Fürredner. Diese sollren wissen, dass die Dul-dung des Rassismus und der Xenophobie in Bosnien ein Freibrief für die Aus-breitung des stammesdenkens zuungunsren des staatsbürgertums in ganz Mit-tel- und Osteuropa sein wird.

Bereits in den besagten A¡tikeln zeigte Go¡isolo parallelen auf zwischen dem,was im ehemaligen Jugoslawien geschah, und einerseits dem Aufkommen derextremen Rechten in verschiedenen europdischen Ländern, andererseits derGeschichte spaniens von der vertreibung der Judena und Muslime bis zumletzten Bürgerkriegs, ein Analyseansatz, den er in späteren Texten weiterentwi-

3 Juan Go¡isolo, rla capitulación de Europa n, in: EI pøís,30. Juni 1993, S. 14.4

eines Tèils seiner Mitbewohner erlitr,ähnlicher Ereignisse sein<).

5 "[...] nada recuerda más a la aguerrida y marcial lglesiala cruzade de Fra¡co que la de los patriarcas y monjes griGoytisolo, nTodos podemos ser bosniosn, op. cit , 5. 7.die verhärtete und ma¡tialische spanische Kirche bis zu Francos lGeuzzug wie dieder griechischen' serbischen und iussischen patria¡chen und Mönchen).6 Vgl' dazu auch das Kapitel ,La sociedad pluralisra asediada en EI s;t¡o dolo¡ sitiosnin meinem Buch La ytqray;an t sus metdþras en [¿ obra de Juan Goytisoto,Madrid,Verbum, 2003, S. t96-226.

>Nur die Fiktion konnte m¡ch heilen(: Juon Goy'isolo in Sorojevo Gg

päischen Demok¡atien gegründete Regierung verzweifelt \Øiderstand gegen dieultranationalistischen K¡äfte, die mit einer von der serbisch-orthodoxen Kircheabgesegneten Blut-und-Boden-Ideologie die Geister der onomanischen Ver-gangenheit beschwörten:

[...] la mitología nacionalista serbia reproduce de ma¡rera asombrosa la de Iacasta crisriano-vieja espaiole, embebida de odio al judío y al musulmán. Nuestroromancero es el pesma de los serbios; Sandago, San Sava; el ousurpadoru á¡abe,el rurco; la >destrucción de la España sagradan en Ia batdla del Guadalete, la dela oSerbia celesteu en el Campo de los Mirlos; la figura trágica de don Rodrigo,la del príncipeLaza¡.7

die nationalistische serbische Mythologie wiederholt auf erstaunliche'$Øeise jeneder spanischen trGste der Altchristen, voller Hass auf die Juden und die Mos-lems. IJnser Rornøncero enspricht dem Pesma der Serben, Santiago dem Hei-ligen Sava, der a¡abische rlJsurpator, den Türken, die >Zerstörung des heiligenSpanien, in der Schlacht von Guadalete der des rhimmlischen Serbien, auf demAmselfeld; die tragische Figur Don Rodrigo dem Prinzen Lazar.

In seinen frühen A¡tikeln über den Bosnienkrieg nahm der Autor eine vonaußen beobachtende, noch relativ distanzierte Stellung ein. Er sprach als Mora-list zum Gewissen einer Gesellschaft, die es vorzog, die Augen zu verschließen;sein Diskurs war eine persönliche fugumentation, die eine Realität zu inter-pretieren versuchte, die ihm von verschiedenen Informationsquellen, die er frirmehr oder weniger glaubwtirdig hiten mussre, vermirelt wurde. Noch aberfelrlte die persönliche Teilnahme als unmittelberer Zruge der angeprangerrenGeschehnisse. In der Reportage Cuad¿rno de Samjeao dagegen, die er währendseines ersten Aufenthalts in der bosnischen Hauptstadt sch¡ieb und zuerst als

futikelserie in El País vom 21. bis 30. August 1993, dann in verschiedenenausländischen Zeitungen und schließlich als Buch veröffendichte, wird Goyti-

7 Juat Goytisolo, ,Mad¡id 1936-1939 - Sarajevo 1992-1995K, ir: híjaro que ensucia

su propio ni.da, Barcelo¡a, Galaxia Gutenberg/ Cí¡culo de læctores, 200L, S. 298-30L, Zitat 299 . Dieser Attikel erschien zuerst auf französisch in Le Mondz diploma-tique, Februat 1996, S. 27. Einige Erklârungen für mit der sparischen Geschichte

nicht venraute Leser: Der Legende zulolge soll Rodrigo, der letzte spaaische Vest-gotenkönig, die Tochter des Grafen Don Julián entehrt haben, worauf sich dieserrächte, indem er den A¡abern bei der Eroberung der Iberischen Halbinsel behilfichwar. In der Schlacht von Guadalete im Jahr 711 schlugen die Invasoren RodrigosHeer vernichtend. Der Kampf gegen die Mauren ist ein beliebrcs Motiv der tra-ditionellen spanischen Romanz¡ndichtung. Santiago Matamoros, d.h. der heiligeApostel Sankt Jakob, de¡ Maurentöter, galt als der Schuøheilige der spanischenChristen im Kampf gegen den Islam.

70 Morco Kunz

solo zur handelnden Figur in seinem eigenen Text, der dadurch eine narrative

Dimension erhált, ohne dass er aufhön, ein Tatsachenbericht zu sein, denn der

Autor und Augenzeuge fungiert als Gara¡t der'SØahrheitstreue. Goytisolo war

einem Aufruf der amerikanischen Schriftstellerin Susa¡ Sontag gefolgt, die ver-

suchte, international bekannte Intellektuelle nach Sarajevo zu holen und durch

ihre Präsenz dort ein 7-eichen zu setzen und gegen den Völkermord in Bosnien

zu protestieren. Goytisolo besuchte bei dieser Gelegenheit auch Sontags Insze-

nierung von Becketts Theaterstück Warten auf God.ot, einer kulturellen Solidari-

tärsaktion, die allerdings von vielen lGitikern als Snobismus oder rVichtigtuerei

missversranden wurde und ihr Ziel deutlich verfehlte. Goytisolo zeigte sich sehr

enträuscht daräbe¡ dass, während sich im spanischen Bürgerkrieg zahlreiche

Freiwillige ftir die internadonalen Brigaden meldeten, in der Bosnienk¡ise die

meisten Intellektuellen der wesdichen'ù7elt mit Gleichgültigkeit, Radosigkeit

oder Zurückhalrung reagierten:

¿cómo explicar el abismo entre el sobresalto de Ia conciencia mundial en 1936

para defender une causa justa pese a sus excesos y errores y la' apatía actual de

l6s i¡¡sleç¡rrrles y ertistes, exceptuando una lúcida minoría, ante la agresión, el

terror y las matanzas de los aventajados discípulos de Goebbels y Millín Astray?

¿Dónde están los Hemingway, Dos Passos, Koesder, Simone'Weil, Auden, Spen-

der,Paz, que no vacilaron en comprometerse e incluso combacit como Malraux

y Orwell, al lado del pueblo agredido e inerme? Las tentativas de Susan Sontag

y mía de atrâer a autores de renombre a Sarajevo han sido un Êasco.8

Wie soll man den Abstand erklá¡en a¡¡ischen der Bestürzung des'Weltgewissens

1936 und dem Bestreben, eine trotz ihrer Auswüchse und Irrrümer gerechte

Sache zu verteidigen, und der heutigen Apathie der Intellektuellen und Künst-

leç eine hellsichdge Minderheit ausgenommen, gegenüber der Aggression, dem

Terror und den Massakern der tüchtigen Schiller Göbbels und Millán futrays?

\Øo sind Leute wie Hemingwa¡ Dos Passos, Koestler, Simone W'eil, Auden,

Spender, Paz, die nicht zögerten, sich zu engagieren und sogar, wie Malrauxund Orwell, auf der Seite des angegriffenen und wehrlosen Volkes zu kárnpfen?

Die Versuche von Susan Sontag und mir, renommierte Autoren nach Sarajevo

zu holen, wa¡en ein Fiasko.

Im Herbst des gleichen Jahres taucht der Bosnienk¡ieg wiederholt in Goytisolos

Zeirungsartikeln auP und ritt erneut in denVordergrund nach seinem zweiten

8 Juan Go¡isolo, Cuød¿mo dz Sømjeuo, Madrid, EI País/ Aguilar, 1993,5.97-98.! nsarajevo, tres meses despuesn (rSarajevo, drei Monate spätern), in: EI País, 26.

Oktober 1993, S. 13-14, und n¿Cuervos o cabras?o (oRaben oder Ziegen?n),in: ElPaís, 27 . November 19 93, S. 13.

>Nur die Fiktion konnte mich heilen<: Juon Goy'isolo in Soroievo 7I

Besuch in Sarajevo, zumJahresbeginn 1994.10 Dieses Mal war der Schriftsteller

eingeladen \ryorden, zusammen mit einem Tèam von Sdga Filrns einen kurzen

Videoclip über die Belagerung zu d¡ehen' der in den folgenden Monaten regel-

mäßig von fute y Canal+ ausgesûehlt'\mrde, um ihre Zuschauer an den immer

noch fortdauernden Iftieg zu erinnern. Seine Eindrücke schildert er in >Sa¡a-

jevo, un invierno más< (nsarajevo, ein weiterer '$Tintero) in El Pøís,9. Januar1994.Im verschneiten Sarajevo, das unter heftigem futilleriebeschuss stand,

verbrachte Gopisolo einen ungewöhnlichen Geburtstag: ,el miércoles 5 de

enero ceyeron en la ciudad 1.335 obuses de gran calibre [.. 'l ' ¡Nunca mi cum-

pleaios fue celebrado con tan alucinador estruendolnrr (,'Am Mitnvoch, dem 5.

Januar, Êelen 1335 Granaten großen Kalibers auf die Stadt [...]. Noch nie hatte

ich meinen Geburtstag mit einem deran beeindruckenden Getöse gefeiertn).

Der Roman EI si.tio dz los sitios beginnt mit dieser Rückkehr des J. G. in die

umzingelte Stadt. Ein Besuch im vorigen Jahr und ebenso die intensiven Bom-

bardierungen werden erwähnt, mehr noch: Für sein erstes Kapitel hat Goytisolo

verschiedene Passagen seiner A¡tikel teils wortwördich übernommen, nämlich

die Beschreibung der schneebedeckten, halbzerstörten Stadtl2 und des Hotels

Holliday Inn13, und vor allem die Erzählung, wie sowohl er selbst als auch sein

ProtagonistJ. G. durch ein l,och in derdas Glas des Zimmerfensters erser¿enden

Plastikfolie >una silueta ft^gtly solitaria< (oeine zerbrechliche und einsame Sil-

houetten) beobachteten, Dmientras avanzaba de rodillas, pegada a un murete

hasta ponerse al amparo del casca¡ón vacío de un inmueblenra (owährend sie

10 Zwischen dem zweiten und dem drimen Aufenrhait in Sarajevo publizierte Goy-

tisolo mehrere A¡dkel zugunsten eines multikultu¡ellen und demok¡atischen

Bosnien: >Ataúdes o armas( (,tSärge oder \Øaffeno), in:. El Pøís, 10. Februa¡ 1994,

S. 13-14; nBosniau (,Bosnien<), in: EIPøís, ll.JuIi 1994,5- 11; uSe desalmaronn

þ'Sie sind am Endeu), in EI Pøís, 16' Dezember 1994, S- 15; >Sarajevo, 1.000 días

de cerco. Las mil y una nochesn (rsarajevo, tausend Tage Belagerung. Täusend und

eine Nachto), in; El Paí¡ Domingo,3l. Dezember 1994, S' l; oReserva privada de

cazau (>Privates Jagdrevieru),in: El Pøís,3. Juni 1995, S. 13-14.

11 Juan Goytisolo, nAtaúdes o armâs((' op. cit , S. 13.

12 YgI. Juan Go¡isolo, osarajevo, un invierno másu, in: El País,9. Januar 1994, S. 6,

vnd EI sirto d¿ hs sitio¡, op. cit', S. 15.

13 Vgl. nAtáudes o armas(' op. cit., S. 13, und EI sitio d¿ los sitio¡, op- cit., S. 13-14.

14 oAtáudes o armas(, op. cit., S. 13. Diese Vision wa¡ die Keimzeile, aus der sich

das Anfançkapitel des Romans entwickelte: vgl. El sitio d¿ los sitios, op. cit., S.

l6-i9. Der Autor bestätigte die \üichtigkeit dieser Erfahrung im Gespräch mitRosa Pereda: oEsto lo vi por un agujero del Holliday Inn semidesierto, tal como

lo cuento. [¿ travesía de esta mujer de rodillas me pareció incluso más terrible que

todos los cadáveres. Se me quedó como una pesadilla< (nDas sah ich durch ein Loch

72 Morco Kunz

auf den Knien vorwä¡tsrutschte, dicht an eine niedrige Mauer gedrückt, bis sie

den Schur¿ der leeren Hülle eines Gebäudes erreicht hatten). Ohne wirklich mit

Juan Goytisolo identisch zu sein, fungiert hier J. G natürlich als literarisches

Alter Ego, das mit dem Autor nicht nur dessen Initialen gemein hat, sondern,

neben andern Charakteristika, auch sein Geburtsdatum und Alter sowie eine

Adresse in Paris. Der wahre J. G. allerdings löst sich im schwindelerregenden

Spiel der Maskierungen und Metamorphosen auf, denn nach dessen Tod bei

einem Artillerieangriff und dem unerklärlichen Verschwinden der læiche tau-

chen lndizien über verschiedene mögliche Identitäten und Verbindungen zu

eventuellen Doppelgängern und historischen Vorgängern auf, unter denen der

schwule republikanische Dichter J. G., der wie der Onkel Eusebio***, der zur

Hauptfigur in Goytisolos nächstem Roman Løs semønøs del jørdínaus demJahr

1997 werden sollte, zu Beginn des spanischen Bürgerkriegs eus einer psychia-

rischen Ktinik ennryich, und der obskure marokkanische Heilige Sidi Abu al-

Fadail, nach dem dr. schmale Sträßchen in der Medina Ma¡rakeschs benannt ist,

wo Gopisolo seit über rwanzigJahren wohnt, besonders hervorzuheben sind.

Zum dritten Mal reiste Juan Goytisolo im August 1995 nach Sarajevo, als

das Manuskript von El sitio d¿ lns sitios mit Sicherheit schon abgeschlossen und

das Buch im Druckwar, denn sowohl im Roman als auch in einer abschließen-

den oNota del autoro - einer oNotiz des Autorsn, die in der deuschen Überset-

zung weggelassen wurde - erwähnt er nur zrvei Aufentha-lte in der Stadt. Von

diesem Besuch handeln die A¡tikel oDespués de cua¡enta meses< (>,Nach vienigMonaten<) in El Pøís,31. August 1995 und nluz en el túnel de los Balcanes.

Sarajevo, cuarenta meses de cerco( (>Licht im Balkantunnel. Viercig Monate

Belagerungn) in El País. Domingo, 3. September 1995, sowie ein in derselben

Zeitungveröffendichter offener Brief an Javier Solana vom 16. August 1995.

Nach dem Ende des Bosnienk¡ieges hat sich Juan Goytisolo weiterhin mitder Siuation des ehemaligen Jugoslawien beschäftigt, sei es, um einmal mehrdas belagerte Sarajevo mit Madrid im spanischen Bürgerkrieg zu vergleichenr5,

im halbverlassenen Holliday Inn, genauso, wie ich es erzähle. Der'$Øeg dieser Frau

auf den Knien schien mir sogar noch schrecklicher als alle Leichen. Das Bild bliebmir wie ein Albtraumn): oJuan Goytisolo: ,Úrricamente la Êcción podía curarme de

todo aquello.o , in: EI Paí¡. Babelia, Nr. 213, 18. November 1995, S. 11. Am Endedes Romans wird die Frau von der Kugel eines Scharfschüøens tödlich getroffen: zuden Analogien dieser Szene zum Tod von Goydsolos Mutter, siehe Manuel Hierro,>La memoria sitiada de Juan Goytisolo en EI sitio dr los Sitiosn, in: Antípodas,'VIII-rx. 1996-97, S. t44-r54.

1 5 Juan Go¡isolo, oMadrid 1936 - Sarajet o 1996", in': Le Mondz diplomatique, Februar1996,5.27 .

>Nur die Fiktion konnte mich heilen<<: Juon Goytisolo in Soroievo 73

sei es, um ein Buch über den Völkermord in Bosnien zu rezensieren, mit dessen

Sicht der Dinge er vollsråndig übereinstimmterG. Die Bedingungen des in Day-ton im November 1995 ausgehandelten Friedens hatten für Gopisolo einenbitteren Beigeschmacþ denn aus seiner Sicht besiegelte das Abkommen oen lapráctica [a partición étnica y consagran la derrota del Estado multiconfesionaly multicultural por el que la mayoría de los bosnios lucha¡on y vertieron su

sangre( (,'in der Praxis die ethnische Thennung und damit die Niederlage des

muldkonfessionellen r¡nd multikulturellen Staates, für den die Mehrheit derBosnier gekämpft und ihr Blut vergossen hatn), aber natü¡lich wusste er auch,

dass zu jenem Zeitpunkt ola Bosnia ðe 1992, esa mini Yugoslavia a la que se

aferreba¡ todos los demócratas y ciudadanos inmu¡es al virus ultra¡raciona-lista, había dejado de existir fuera de la capital sitiadanlT (>das Bosnien von1992, jenes Mini-Jugoslawien, an das sich alle Demokraten und Bürger klam-merten, die immun gegen den ultranationalistischen Virus wa¡en, außerhalb

der belagerten Hauptstadt zu existieren aufgehört hatteu). An die enttäuschtenHoftrungen erinnert heute noch eine Fahne der bosnischen Republik, die imEingangsflur von Go¡isolos Ma¡rakescher Haus an der'W'and h¿ittgt.

Die Verlagerung des Konflikts von Bosnien in den Kosovo und die Ver-handlungen des Den Haager lGiegsverbrechertribunals gegen Milosevic gaben

zu weiteren A¡tikeln A¡lass, im ersten FalFs zugunsten eines militá¡ischen Ein-greifens der alliierten Tiuppen, im zweitenre, der dem dichtenden Psychiater

und Chefideologen der ethnischen Säuberungen, Radovan Karadzic gewidmetist, als Plädoyer für eine konsequente Bestrafung der Verantwordichen. Persön-

licher und autobiographischer sind zwei Texte, die von Goytisolos vierter Reise

nach Sarajevo handeln, Jahre nach dem Iftieg, im Juni 199820, und von den

Albträumen21, die ihn seit seiner Kindheit verfolgten, als bei einer Bombardie-rung Barcelonas durch die italienische Luftwaffe seine Mutter ums Leben kam,und die den Ausschlag gaben, dass er EI sitio de /"os sitios schrieb. Schließlich

16 Juan Goytisolo, ,Mataderoo (,,Schlachthof.), in: El País, 14.Mil 1996, S. 14. Beim

rezensierten Buch handelt es sich um David Rieff, M¿tødero, Bosnia y elfracaso de

Occid¿nte (1996).

17 Ebd., s. 13-14.

18 Juan Goytisolo, >La maté porque era mía< (rlch tötete sie, weil sie mir gehörte<), in:El P¿ís, 23. April t999.

l9 Juan Goytisolo, oEl ultimo cuplé del Ba¡dotiradorn (oDas leøte Couplet des schies-

senden Bardenn), it El País,29.Ju1i200L.20 Juan Goytisolo, >Sarajevo, enre la esPeranza y Ia desolación< (rSarajevo, zwischen

Hoffnung und Tosdosigkeito), in: EI Pøí¡, 6. Dezember I 998.

2l Juan Goytisolo, ,Sarajevo y sus fantasmasu (oSarajevo und seine Gespenstern), in: ,E/

País, 15. Dczember 1999.

74 Morco Kunz

kam Goytisolo in Godards Film Notre Musique zu einem kurzen Auftrim alser selbst, Cer Gedichte rezitierend durch die Ruinen der zerstörten Bibliotheksarajevos wandelt, symbol des von den Belagerern arigesrrebten Memozids, derZerstörung der historischen Erinnerung, die Goytisolo in ihrer Absicht mit dervon Cisneros angeordneten Vernichnrng von tausenden a¡abischen Manuslaip-ten nach der Ri.ickeroberung Granadas durch die spanischen Christen im Jahie149222 und mit den Bücherverbrennungen in Nazideutschland verglich23.

rn El sitio de los sitios fließen die wichtigsten Tendenzen der beiden vorher-die islamische Mystik und(dt. Die Quørantäne) undnd wirtschaftliche Realität

nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und ihrer Satellirenstaaten, d,ie erin La saga de los Marx aus dem Jahr 1993 (dt. mit Ka¡l MarxFamiliengeschichte verwob. Die Belagerung für Goytisoloauf besonders grauserne W'eise da¡ wie eine pl multikjturelleGesellschaft, die über die Jahrhunderte gewachsen war, plöølich du¡ch denvon extremen Nationalisten propagierten'W'ahn der ethnischen Einheit in ihrer

' Existenz bedroht wird.

aber in \Øirklichkeit die Uluanationalisten in allen Lagern die Grundlagen derZivilisation atrackierren, frir die er selbst einsteht. Ei spricht normalerweiseauch nicht verallgemeinernd von serben und lGoaten ichlechthin, \Menn erdie Nationalisten meint, sondern nuancierr mittels entsprechender Adjektive.IJnd wenn er von den Einwohnern sarajevos spricht, hebt er wiederholt hervor,dass es sich keineswegs ausschließlich um Muslime handelte, sondern auch um

Jahrhunderts hergestellt wird:

>Nur die Fiktion konnte mich heilen<: Juon Goytisolo in Soroievo 75

Los salvajes que bombardean desde las colinas y que apunüm en sus mirillas a

niños y mujeles quieren acabar con este Jerusalén chico como sus inspiradores

de hace siglos acabaron con Toledo.2a

Die Barba¡en, die uns von den Hügeln herab bomba¡dieren und ihre Zielfern-

rohre auf Kinder und Frauen richten, wollen dieses Klein-Jerusalem geneuso

vernichten wie ihre geistigen Ahnherrn Jahrhunderte zuvor Toledo'25

In Sarajevo, so Go¡isolo, hatte sich vor dem lGieg eine Kultur des friedlichen

Zusa-mmenlebens der drei Religionen entwickelt, des Islam der Bevölkerungs-

mehrheit, des Christentums in verschiedenen Formen, d. h. die orthodoxe Kir-che der Serben und der Katholizismus der lGoaten, und des sephardischen

Judentums, das sowohl im Roma¡ als auch in der Reportage durch seine karita-

tive Organisation, die Benwolensþ, vertreten ist, deren Vizeprásidenten DavidKarnhi - in EI sitio de los sitios als D. I( abgekürzt - Goytisolo in Cuaderno d¿

Sørøjeuo wie folgt zitiert:

En Bosnia había una relación muy buena enue las comunidades religiosas. ASarajevo le llam¿ba¡ el Jerusalén Chico. Los niños musulmanes iba¡ atrabajar

a nuestros glle¡es de a¡tesa¡ría y aprendían su oficio en ellos. Sarajevo es una

mezcla: muldculrural, multiconfesional, multinacional. En este barrio de Sara-

jevo, la sinagoga está a un paso de Ia mezquita y ésta a un Paso de las iglesias

católica y ortodoxa.26

In Bosnien besta¡d eine sehr gute Beziehung zwischen den religiösen Gemein-

schaften. Sarajevo nannte man das kleine Jerusalem. Die Kinder der Moslems

gingen in u¡seren Handwerksbeuieben a¡beiten und lernten dort ih¡en Beruf.

5".";.r,o ist eine Mischung: multikulturell, multikonfessionel, multinational. Indiesem Viertel Sarajevos ist die Synagoge nur ein paar Schritte von der Moschee

endernt und diese ein paar Schritte von der katholischen und der orthodoxen

Kirche.

Goytisolo wird nicht müde da¡auf hinzuweisen, dass es sich in Jugoslawiennicht um einen rein regionalen Konflikt handelte, sondern um das Aufeinan-

derprallen nt¡eier diametral entgegengesetzter Vorstellungen von menschlicher

Gesellschaft, um ein Attentat gegen die Pluralität, eine separatistische Aggres-

sion eines atavistischen Stammesdenken gegen das friedliche Zusammenleben

von Bürgern in einer modernen Gemeinschaft, die gar nicht anders sein kann

als multiethnisch, laizistisch und demok¡atisch. DeShalb unterstreicht er auch

24 JvnGo¡isolo, Elsitio d¿ Io¡ sitios, op. cit., S. 103-104.

25 Juan Go¡tisolo, Døs Mønuskript aon Sørøjeuo, überseøt von Thomas Brovot, Frank-

furt/Main: Suhrkamp, 1999, S. 93.26 Juan Gopisolo, Cuad¿rno dz Sarajeuo, op- cit., S. 6I.

rvrorco ñunz

27 umbeno Eco, >Totalitarisme rfuzz¡ et fascisme érernelo, inz Magazine linéraire,Nr. 342, 1996 April, S. 149-160.

28 Juan Goytisolo, Cuød¿rno de Sarajeuo, op. cit., S. 17.29 Ebd., S. 17.

>Nur die Fihion konnte mich heilen<: Juon Goytisolo in Soroievo T7

oTodos podemos ser bosniosn (u\Øir alle können Bosnier seinn), hieß einer derersten Artikel Goytisolos über den lGieg im ehemaligen Jugoslawien. In El sitiode l"os sitios ser¿t er diesen Slogan in die Fikdon um, indem er die Belagerungsarajevos miften ins Stad¿entrum von Paris verlegt, ins viertel Le Sentier, dasftir ihn ein Musterbeispiel einer pluriethnischen Gesellschaft da¡stellt, ,unaconquista außerordentliche Errungen-schaft der aus dem Gleichgewicht gir*-ten kann. lüffte ihn die Normalität aufden Straßen von Pa¡is, wo die Leute wie gewohnt ihren Aktivitäten nachgingen,ohne sich um das ferne Bosnien zu kümmern:

Los actos más comunes de la existencia dia¡ia resultaban incongruentes y exüa-ños: come¡ lo que me apetecít, ir aI café, recibir visitas o llamadas telefónicas. ¡Sisupieran!, pensaba; pero preferían ignorarlo. Y enronces Ia verdad de Ia ficciónse impuso con luminosa evidencia. Debía someter aI barrio parisiense en el quevivía, en el que viví durante décadas, a un cerco similar; deparar a sus habitanresel destino increíble de los sarajwitas; asistir a su dolorida reacción a la indiferen-cía, reyana en la complicidad, de los demás distritos de la ciudad.3t

Die gewöhnlichsten Tätigkeiten des täglichen Lebens erschienen unpassendund seltsam: zu essen, wonach ich Lust hatte, ins Caîé zú gehen, Besuche oderAnrufe zu empfangen.'S?'enn sie wüssten!, dachte ich, aber sie zogen es vor, es zuignorieren. und da dr?ingte sich mir die \P'ahrheir der Fiktion mit leuchtenderKlarheit auf. Ich mussre das Pa¡iser viertel, in dem ich seir Jahrzehnten lebte,einer ãhnlichen Belagerung unterwerfen, seinen Einwohnern das unglaub-liche schicksal der Bewohner Sarajevos zukommen lassen, Zeuge werden ihrerschmerzerfüIlten Reaktion auf die an Komplizenschaft grenzende Gleichgültig-keit der übrigen Distrikte der Sadt.

In d¡ei Kapiteln seines Romans - rProlegómenos a un asedion (oProlegomenazu einer Belagerungo), ,El Defecadoro (rDer Defákatoru) und >Distrito siti-adon (,,Belagerter Bezirk<) -enrwickelt Goytisolo diese Vision als eingeschobeneErzählung. Mitten im Herzen des Vaterlands der Menschenrechte konfrontiertGoytisolo die Bewohner des Sentier-Viertels mit einer Realität, die bisher für sienur im Fernsehen existierre, an exorischen Orren, die an dergleichen gewöhntsind: 'W'as die Pa¡iser als normal betrachten, wenn es in Sarajevo, Tschetsche-nien, Kambodscha oder Ruanda geschieht, scheint ihnen unfassba¡ im eigenenLand. Den Hass der Belagerer erregt die gut funktionierende multikulturelle

30 Jua:r Goyrisolo,, Tiadicióny disidzncia,Méxtco D.F.,.A¡iel, 2001, S. 140.3 I Juan Goytisolo, ,Sarajevo y sus fantasmas <, in: Príjaro que ensacia sa propio nido, op.

cit., S.305-309, Zitat S. 307.

7B Morco Kunz

Gesellschaft des Quartiers, in dem Einwanderer in Eintracht mit Franzosen

zusammenleben, was erst zum Problem wird, als in Folge der'Süirtschafts-krise und des sozialen Verfalls die Immigranten zunehmend zum Sündenbock

gestempelt und für sämtliche Übel wie Drogen, Verbrechen, Arbeitslosigkeit,etc. verantwortlich gemacht werden. Mit circa 200000 Einwohnern harte Le

Sentier in den 1990er Jahren eine annähernd so große Bevölkerung wie Sara-jevo während der Belagerung, und Goytisolo lásst sie dieselben Repressalien

und Nöte erleiden: Beschuss durch Scharßchützen, Mörser und Granatwerfer,Stromsperre und Unterbrechung der Telefonleitungen, Mangel an Medikamen-ten und Brennstofffür die Heizung, Lebensmimelrationierung usw. Dazu kom-men außerhalb des Belagerungsrings das Fehlenvon Solida¡ität und energischenProtesten, die Zurückhaltung bzw das Schweigen der politischen'W'ortfiiúrrerund das sinkende Interesse der Medien, denn olæ tragedias que duran demasiado

aburreno32 (rThagödien, die zu lange dauern, langweileno).

Obwohl Goytisolo konsequent die Initiale S. verwendet, um den Schau-plaz von El sitio de los sitios zu bezeichnen, isr es klar, dass es sich um Sarajevohandeln muss, denn zahlreiche Hinweise auf Straßennamen, topographischeBesonderheiten des Umla¡ds und auf die Kultur und Geschichte Bosniens las-sen gar keinen andern Schluss zu. In der deutschen übersetzung Das Manu-sÞript uon Sarajeuo geht die Mehrdeutigkeit des Originaltitels leider verloren. E/sitio de los sitiosheißt zu allererst Die Behgerung der Belagerungen, was andeuter,dass es noch andere vergleichbare Belagerungen gibt: \Øie schon gezeigt, siehtGopisolo Parallelen nicht nur in der vergangenheit - Madrid im spanischenBürgerkrieg -, sondern stellt sie sich auch in naher Zukunft vor, indem er sichanhand von Le Sentier ausmalt, was geschehen würde, wenn die rechtsextremenK¡äfte in Frank¡eich die Überhand bekimen. El sitio de los sitios bedeutet aberauch Der ort d¿r orte, womft die außerordendiche Bedeutung hervorgehobenwird, welche das Schicksal Sarajevos für den Rest der \7eh hat. Spanischspra-chige Leser müssen sicher auch an den biblischen cantør de hs canmres den-ken, doch wäh¡end es sich beim Lied der Lieder, also dem Hohen Lied aus demAlten Testamenr, um das wohl berühmteste Liebesgedicht der chrisdichen undjüdischen Kulur handelt, erzählt Goytisolo einen Abstieg in eine Hölle, die,wie bei Da¡te und in der islamischen Eschatologie, aus konzentrischen K¡eisenbesteht. El sitio de los sitios kann natü¡lich auch mit Der ort der Beløgerungenübersetzt werden. Tatsächlich sah Goytisolo Sarajevo von mehreren Belage-rungsringen umgeben:

32 Juan Goydsolo, El sitio de lo¡ sitios, op. cit., S. 68.33 lsiehe folgende S. 79 oben] Juan Go¡isolo im Gespräch mit Rubén Gallo, ,EI

intelectual anre el memoricidio<, in: Vueha, Nr. 253, Dezember lg97 , S. 33.

>Nur die Fiktion konnte mich heilen<: Juon Goytisolo in Soroievo 79

El primer círculo fue el mortífero ataque de los extremistas serbios; el segundo,

el de la UNPROFOR, la llamada Fuerza de Protección de las Naciones Uni-das, cuyos elementos en realidad estaban allí sol¿mente Pa¡a mantener el stata¡

qao, es decir el bombardeo continuo, sin establece¡ ninguna distinción entre

verdugos y víctimas, entre la gente que defendía un estado de ciudadanos y los

extremistas que peleaban por una ceusa puramente racista y ultranacionalista; el

tercero, la tergiversación y el silencio de los medios informativos.33

Der erste K¡eis wa¡ der todbringende Angriff der serbischen Extremisten; der

zweite war die UNPROFOR die sogenannte Schutzuuppe der Vereinten Nati-onen, deren Einheiten in's7irklichkeit nur dort waren, um den status quo zverhalten, d. h., die ständige Bombardierung, ohne einen Unterschied zu machen

zwischen Titern und Opfern, zwischen den Leuten, die einen Staat der Bürger

verteidigten, und Enremisten, die für eine völlig rassistische und ultranationa-

listische Sache kjmpften; der d¡itte trGeis wa¡ die Verdrehung der Tätsachen und

das Schweigen der Informationsmedien.

Gegen die UNPROFOR-Tluppen erhebt Go¡isolo im Roma¡ die gleichen

schweren Vorwürfe wie in seinen Zeitungsartikeln, nämlich fehlendes Mitleid,ja, teils offene Feindseligkeit gegenüber den Belagerten sowie ihre Passivität

trotz der Provokationen durch Bombardierungen und die von Scharfschützen

begangenen Morde. Ferner prangert er die Beschlagnahme der Korrespondenz

der Belagerten, die Unterbrechung der Telefonverbindungen zu den Ländern

der Europäischen Union und die Verwendung einer euphemistischen Sprache,

die in falscher Neutralität von oKonfliktparteienn und dergleichen sprach statt

klar zu unterscheiden zwischen Angreifern und Verteidigern, Mördern und

Opfern. Schließlich protestiert er gegen k¡iminelle Aktivitäten einzelner Solda-

ten, die sich am Schwarzmarkthandel und Schmuggel bereicherten. Im Roman

delegiert er einen Tþil dieser K¡itik an einen spanischen Kommandanten der

TINPROFOR dem die Ermittlung im Falle des Todes und des Verschwindens

der Leiche seines Landsmannes J. G. anvertraut wird, der in verschiedenen im

Koffer des Verstorbenen gefundenen oder ihm sonst irgendwie zugespielten

Manusliripten nach Anhaltspunkten für eine Lösung sucht und der schließlich

an den paradoxen Verwicklungen irre wird, das heßt, an seiner Mission und

seinem bisherigen'Wirklichkeitsversrindnis zt zweifeln beginnt.

In der Romanstruktur zeigt sich die Konzentrizität mehrerer K¡eise im Ver-

hdltnis der einzelnen Teile zueinander. Die im ersten Kapitel angenommene

Autorschaft wird in den folgenden in Frage gestellt, so dass der Leser, der sich

am Anfang auf sicherem Boden wähnte, nach und nach in ein Têrritorium ein-

dringt, das von Unsicherheit und Zweifel beherrscht wird:

Mi idea fue meter al lector en une si¡uación de asedio, asediarlo Para que se

encontrara en la misma situación en la que vivían los habitantes de la ciudad.

80 Morco Kunz

Al comenzar a leer la novela, el lector entra en el texto, y cua¡do cree que vâ e

encontrar una. salida, descubre que en realidad no se trata de una salida, que hay

otro círculo narrativo que le rodea. Y cuando quiere forzar este círculo descubre

un nuevo círculo exterior que le sigue cercando.3a

Meine ldee war, den læser einem Belagerungszustand auszusetzen, ihn zu

bedrängen, damit er sich in derselben Sinration fühlte, in der die Einwohner der

Stadt lebren.'SØenn er den Roman zu lesen beginnt, t¡itt der Leser in den Text

ein, und \¡r'enn er glaubt, einen Ausgang zu tnden, entdeckt er, dass es sich inWirklichkeit nicht um einen Ausgang handelt, dass es einen weiteren narrativen

Kreis gibt, der ihn einschließt. IJnd wenn er diesen K¡eis durchbrechen will,entdeckt er einen neuen äußeren Kreis, der ihn weiterhin umschließt.

Am Anfang eines seiner A¡tikel über Bosnien zitiert Goytisolo ein paar Verse

Dantes über die Unmöglichkeit, mittels Sprache auszudrücken, was seineAugen

in der Hölle sahen: >¿Quién lograríe, aun con palabras sueltas,/ habla¡ de tanta

sengre y tanta herida/ aunque diese aI discurso muchas vueltas¿5 (n\Øer könnte,

selbst mit ungereimten'S(/'orten,/ Jemals erschöpfen all das Blut, die 'W'unden,/

Die ich dort sah, auch wenn er oft erzählte<)36. Entstand El sitio de lns sitios

aus diesem Gefrihl der Ohnmacht, aus einem Bemühen, das vom Schrecken

erzwungene Schweigen zu überwinden? >Los vocablos del diccionario acerca del

terror y [a infamia se ha¡ agotado, pero el crimen no cese( ("Die Vokabeln des'W'örterbuchs über den Terror und die Niedertracht haben sich erschöpft, aber

das Verbrechen geht weitern), schrieb Goytisolo im Sommer 1994 in El País,

und kam zum Schluss:

Quisiera hallar las palabras adecuadas a la descripción de estos círculos de horror

magistralmente pintados por Dante. Pero los términos y concePtos de libertad,

democracia y justicia que invocaría han sido prostituidos y deva-luados. NingunGobierno europeo ha movido un dedo para defenderlos. Sólo los bosnios han

creído en ellos y les deja-mos morir en la indiferencia, víctimas a la vez de la

ba¡barie y de nuestro increíble embotamiento moral.37

34 Eb¿..,5.33.35 Juan Goytisolo, >Bosnian, in: EI Pøís, 11. Juli 1994, S. 11. Es ha¡delt sich um die

Anfangwerse des 28. Gesangs: ,Chi porìa mai pur con parole sciolte/ dicer del san-

gue e delle piaghe a pieno/ ch' i' ora vidi, per nerrar più volte?o: Dante Alighieri, Za

diuinø comrnedia, hg. *. Giuseppe Vandelli; Milano: Ulrico Hoepli, 1983, S' 229.

Bezeichnenderweise handelt dieser Gesang von den Zwieuachtsdftern, unter denen

sich auch der Prophet Mohammed beÊndet, der sich zur Sühne selbst zerreißt.

36 Dante Ali glúerí, Die Göttliche Komödie, lùbercerzt von Hermann Gmelin, Stuttgart:

Philipp Reclam jun., 2001, S. 107.

37 Juan Ggytisolo, rBosnia.., op. cit.,S.1I.

Ich möchte die passenden'\trü'örter finden, um diese lGeise des Entsetzens zu

beschreiben, diebante so meisterhaft ausgemalt hat. Aber die Begriffe Freiheit,

Demokratie und Ge¡echtigkeir, auf die ich mich berufen würde, wurden pros-

tituiert u¡d entwertet. Keine europäsche Regierung hat einen Finger gerüùrrt,

um sie zu verteidigen. Nur die Bosnier haben an sie geglaubt, und wir lassen

sie sterben, umgeben von GleichgüLltigkeit, Opfer der Ba¡ba¡ei und unserer

unglaublichen moralischen Absrumpfung.

Goytisolo kehrte eus Serajevo höchst skeptisch zurück, was die Zukunft der

Demolratie und der Freiheit des Individuums angeht. ,4.m Ende von El sitio

dz los sitios schreibt er, dass er Dtuvo que recurrir a la ficción para huir y curarse

de las imágenes que a su vez le asediaban. Tal es el poder de la literaturao (uzur

Fiktion gr.if." mussre, um vor den Bildern, die ihn bedrängten, zu fliehen und

sich von-ihnen zu heilen. Das ist die Macht der Literatur<). Dies tat er jedoch

in vollem Bewusstsein, dass in der'l7irklichkeit das Martyrium der Einwohner

Sarajevos weitergehen würde, osin ninguna posibilidad de huida ni curación a la

vista. Tal es el límite final de la literaturan3s þ,ohneAussicht auf irgendeine Mög-

Hay que recobrar las palabras quemadas y ponerlas ofÍaYez en circulación! Res-

catarlas de sus cenizas y devolverlas al habla, a la vida!'3e

Man muss die verbrannten's?'örter zurücþewinnen, sie wieder in umlauf brin-

gen, sie aus ihrer fuche bergen und der Sprache zurücþeben, dem Leben.ao

>Nur die FikÌion konnle mich heilen<<: Juon Goytisolo in Soro¡evo ðl

38 Juan Goytisolo, Elsitio d¿ l¿s sitios, op. cit., S. 183'

39 Ebd., S. 129,

40 Juan Go¡isolo, Das ManusÞript uon Sømjeuo, op' cit', S' 719

82 Morco Kunz

Literaturverze ichnis

Átlvare, Blanca, sørajeuo-Berlín, biltete d¿ ida,Premiàde Ma¡f: El clavell, 199g.Eco, umberto, oTotalitarisme rfuzzy, et fascisme érernelu, Møgøzine littéraire,Nr.342,

1996 April, S. r49-160.Dante Alighieri, Lø diuind commedia,hg.v. Guseppe vandelli, Milano: lJlrico Hoepli, 19g3.Gallo, Rubén, >El inrelect,rl anr€ el memoricidio<, in: vuehd, Nr. 253, Dezember

t997, S. 32-35.Goytisolo, Juan, ,Todos podemos ser bosniosn, in: El País,25. Augusr Ig9Z, 5.7-g.

nSarajevo 1993<, in: EI País, 19. Mai 1993, S. 15-16.>La capitulación de Europa<, i¡: El País,30. Juni 1993, S. 14;

"och in pájaro que

ewucia stpropio nida. Artírulosy ensalos, Ba¡celona: Galaxia Gurenberg/ Círculo deLectores, 2001, S. 269-271.ocuaderno de sarajevon, in El Pøís,23.-3l.August r993, serie bestehend aqs fol-genden A¡dkeln:1: uTirador de éliteo, 23. August 1993, S. 8-9.2: oEn [a raroneran, 24. August 1993, S. 10-11.3: uHospitales, cementerioso, 25. August 1993, S. 10-11.4: ,I-a. memoria del horrorn, 26. August 1993, S. 10-11.5: oEl memoricidio<, 27. August 1993, S. lZ-13.6: oBuscarse Iavidau, 28. August 1993, S. l0-ll.7: oSerpiente islámicao, 29. August 1993, S. l2-13.8: ,La vergúenza de Europan, 30. Augusr 1993, S. 12-13.9: oAdiós a Sarajevoo, 31. Augusr 1993, S. l0-11.cuad¿rno de sørajeao, Madrid, El País/ Ag"itrt, 1993; auch in: pøisajes d¿ Gue,a.Samjeuo -Argelia -Palestina -Chechenia, Mad¡id, Aguilar, 2001, S. 9-100.,rSarajevo, tres meses despueso, in: El Pøís,26. Oktober 1993, S. 13-14.>¿Cuervos o cabras?n, in El Pøís,27. November 1993, S. 13.oSarajevo, un invierno más<, in: El Pøís,9. Januar 1994, S. 6.oAaúdes o armas(, in: EI País, 10. Februar 1994, S.13-14.>Bosnia<, inl. EIPøís,11. Juli 1994, S. ll.uSe desalmaron", in. EI Pøís, 16. Dezember 1994, S. l5; auch in: pájøro..., op. cit.,s.272-275.>sarajevo, 1-000 días de cerco. Las mil y una noches<, in: Er país Domingo,3r.Dezember 1994,5. 1; auch in. Príjaro..., o?. cit.,S.276-277.,Reserva privada de caza,,, in: EI País,3. Juni 1995, S. 13-14.

",4. Solana desde Sarajevo",in:, EI País, 16. August 1995, S. 9.

,cayó sobre nosorros un diluvio de fuegoo, in: El país,24. Augasc 1995, s. 3; auchin: Pijaro..., op. cit.,5.278-2BLnDespues de cuarenta meses(, in El País,31. August 199i, S. 6; auch in: pÍjøro...,op. cit.,5.282.nluz en el tunel de los Balcanes. Sarajevo, cuarenra meses de cerco<<, in: El país.Domingo,3. September 1995, S. 4-5; avft als oEstampas finales de una ciudadtodavía sitiada< in:. Ptíjaro..., op. cit.,5.284-289. ,

>Nur die Fiktion konnte mich heilen<: Juon Goy'isolo in Soroievo 83

El sitio d¿ los sitios, Madrid: Alfaguara, 1995.Das Manashript uon Sardjno, übersea,r von Thomas Brovot, Frankfurt/Main: Suhr-kamp, 1999.,Madrid 1936 -Sarajevo 1996<, in: Le Mond¿ diplomøtique, Februar 1996,5.27;auch in: Pd.jøro..., op. cit., S.293-301.>Mataderon, tn: ElPaís, l4.Ma 1996, S. 14; auchin: hÍjøro..., 0p. cit.,5.290-297.,Sarajevo, entre la esperanza y la desolació n", in. El País,6. Dezember 1998; auchïn:. Pájøro..., op. cit., S. 302-304nl¿ maté porque era mía<, in: El Pøís,23. ApriI 1999.

- >Sarajwo y sus fantasmas<, in: El Pøís, 15. Dezember 1999; auch in: Pdjaro...., op.

cit.,5.305-309.,Regreso a Sarajevoo, in: Marco, Alfonso: Vebome to Hell, Alicante: Edicions dePonent, 2001, S. 234-237.>El ultimo cuplé del Bardotirador<, in: El País,29.IluJi20Ol.Pájaro que ensacia su propio nidø. Artícuhs I ensa)tos, Barcelona: Galaxia Gutenberg/Círculo de Lectores, 2001.Tiødición 1 disid¿nci¿, México D.F., Ariel, 200 1.

Hernández Gua¡ch, Gonzalo, Historiø de tres rnujeres. Crónicø de una guerra, Almería:Instituto de Estudios Almerienses, 1996.

Hierro, Ma¡ruel, ula memoria sitiada de Juan Gopisolo en El sitio d.e los Sitios,<, in:Antípodas, VII-IX 1996-97, S. 144-154.

Kunz, Marco, Lø migracilín y sus metáforas en k obra dz Juan Goytisolo, Madrid: Verbum,2003.

Manínez Reverte, Javier, La noche detenid¿, Barcelona: Plaza & Janés ,2002.Ma¡tínez Reverte, Javier, Bienuenidos al Inferno, MadÀd: Megazd., 1994.Pereda, Rosa, >Juan Goytisolo: ,Únicamente la ficción podía curarme de todo aquello,u,

in: El Pøí¡ Babelid, Nr. 213, 18. November 1995, S. l lPérez-Reverte, A¡turo, Tenitorio comanche, Barcelona: Nuevas Ediciones de Bolsillo,

2001, 3. Auf.