Nachhaltige Bestandsentwicklung in Einfamilienhausgebieten

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Nachhaltige Bestandsentwicklung in Einfamilien- hausgebieten Philipp Zakrzewski Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung Universität Stuttgart 05434%%%%.%%% DACH+ Campus „Siedlungsumbau – Herausforderungen für den Bodenseeraum“ Rorschacherberg, 19. 9. 2013

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Nachhaltige Bestandsentwicklung in Einfamilien-hausgebieten

Philipp ZakrzewskiInstitut für Raumordnung und Entwicklungsplanung Universität Stuttgart

DACH+ Campus „Siedlungsumbau – Herausforderungen für den Bodenseeraum“ Rorschacherberg, 19. 9. 2013

Philipp Zakrzewski Nachhaltige Bestandsentwicklung in Einfamilienhausgebieten

Gliederung

• Forschungsprojekt „Die Zukunft von Einfamilienhausgebieten…“

• Herausforderungen alternder Einfamilienhausgebiete

• Handlungsfelder nachhaltiger Bestandsentwicklung

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Philipp Zakrzewski Nachhaltige Bestandsentwicklung in Einfamilienhausgebieten

Auftraggeber: Wüstenrot Stiftung

Projektlaufzeit: 2009-2012

Projektpartner:- Hochschule für Technik Stuttgart (HFT)- Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung Dortmund/Aachen (ILS)

- Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung der Universität Stuttgart (ireus)

29 Untersuchungsgebiete in 14 Fallstudien-Kommunen in fünf westdeutschen Bundesländern

Forschungsbericht kann kostenlos bei der Wüstenrot Stiftung angefordert werden: www.wuestenrot-stiftung.de

Projekt: „Die Zukunft von Einfamilienhausgebieten aus den 1950er bis 1970er Jahren. Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Nutzung.“

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Hintergrund

• Die Wohnsuburbanisierung in West-deutschland nach dem 2. Weltkrieg manifestiert sich in einem enormen Bestand an inzwischen gealterten Ein-und Zweifamilienhäusern

• In diesem Gebäudebestand befinden sich rund ein Fünftel aller Wohnungen Westdeutschlands

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Quantitative Dimension• Zahl der wohnungsnachfragenden Haushalte wird in Zukunft sinken• Bevölkerungskohorten der Erbauergeneration übersteigt die nachfolgenden

Generationen potenzieller Erwerber

Kohortenstärke ↑Kohortenstärke ↓

Kaufrate

Verkaufsrate

20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-69 70-74 75-79 80+

Altersspezifische Kauf-und Verkaufsrate nach Myers/Ryu 2007

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Hypothese: Drohendes Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage

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Qualitative Dimension

• Veränderung und Pluralisierung der Lebensmodelle für zu einem Bedeutungs-zuwachs urbaner Wohnformen

• Bedeutungsverlust traditioneller Familien-modelle und Zunahme von Singlehaushalten, Alleinerziehenden und kinderlosen Paaren

• Veränderungen der Arbeitswelt, wie Anstieg der Frauenerwerbsquote, Erosion des Normalarbeitsverhältnisses und die Zunahme prekärer Beschäftigungen

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Hypothese: Drohendes Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage

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Räumliche Dimension• Polarisierung zwischen Wachstums- und Schrumpfungsregionen sowie

zwischen zentralen und peripheren Standorten

Quelle: empirica-Deutschlandindex und EZFH-Ranking II/2013 (Hedonische Preise, Basis: ab 2012 empirica-systeme, davor IDN Immodaten GmbH). Angaben für Baujahre ab 2002, 100-150 m², höherwertige Ausstattung.

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Hypothese: Drohendes Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage

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Forschungsfragen

• In welchem Zustand und welcher Marktsituation befinden sich die älteren Einfamilienhausbestände?

• Wie läuft der Generationenwechsel ab?

• Welche Bedeutung hat das Thema Bestandsentwicklung von Einfamilien-hausgebieten in der kommunalen Praxis?

• Welche Maßnahmen können zu einer nachhaltige Nutzung dieser Bestände beitragen?

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Bestandsanalyse auf Kreis- und Gemeindeebene 8

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LippeLippe

Anzahl (in Millionen) and Anteil der Wohneinheiten in Ein- und Zweifamilien-häusern der Baujahre 1949-1978 nach Risikoklasse and Kreistyp

HohesRisiko

MittleresRisiko

GeringesRisiko Gesamt

Kernstädte 0.15 6.6% 0.29 13.4% 0.68 31.2% 1.11 16.9%

VerdichteteKreise 1.23 55.2% 1.46 67.5% 1.09 50.5% 3.78 57.7%

LändlicheKreise 0.86 38.3% 0.41 19.1% 0.40 18.3% 1.66 25.4%

Gesamt 2.24 2.16 2.16 6.56

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Bestandsanalyse auf Kreis- und Gemeindeebene

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• Insgesamt konzentrieren sich die potenziellen Angebotsüberhängen auf die Gebiete außerhalb der Kernstädte

• Absolut am stärksten betroffen sind die verstädterten Räume

• Relativ am stärksten betroffen sind die ländlich-peripheren Gebiete

• Grundsätzlich bestätigt die Analyse auf Gemeindeebene die räumlichen Muster der Kreisebene, aber es gibt auch deutliche Differenzierungen

• Kommunen mit höchster und geringerer Betroffenheit liegen teilweise unmittelbar nebeneinander

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Bestandsanalyse auf Kreis- und Gemeindeebene

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Bestandsanalyse auf Kreis- und Gemeindeebene 11

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Vaduz

Zurich

Konstanz

Winterthur

Sankt Gallen

Friedrichshafen

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Fallstudien: Teilnehmende Kommunen12

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• Leerstand erst punktuell vorhanden, derzeit bestehen noch keine gravierenden Vermarktungsschwierigkeiten

• Der Generationenwechsel ist noch nicht abgeschlossen – teilweise hoher Altersdurchschnitt und geringe Belegungsdichten

• Viele Gebäude und Gebiete sind für das Wohnen im Alter nur bedingt geeignet

Fazit aus den Fallstudien13

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• Sanierungsdefizite bestehen vor allem im energetischen Bereich

• Handlungsbedarf in Abhängigkeit von der Nachfragesituation sehr unterschiedlich

• Bei Nachfrageproblemen sind gesamtörtliche und überörtliche Ansätze vielversprechend

• Bei angespanntem Marktumfeld steht die Steuerung der Innenentwicklung und Nachverdichtung im Vordergrund

Fazit aus den Fallstudien14

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Bestandsentwicklung in Einfamilienhausgebieten

Wachstum• Zuzug, Verjüngung• Umfangreiche Modernisierung, Nachverdichtung• Wertzuwachs

Stagnation• geringe Fluktuation, Tendenz zur Überalterung• punktuelle/sukzessive Erneuerung• Wertstabilität

Schrumpfung• Wegzug, starke Überalterung• geringe Investitionen in den Bestand• Wertverlust

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• Wachstum: Ausschöpfung von Standort-potenzialen unter Beibehaltung der bestehenden Struktur und Funktion, Vermeidung unerwünschter Nachverdichtung > Stabilisierung

• Stagnation: Verbesserung durch Aufwertungsmaßnahmen > Qualifizierung

• Schrumpfung: Rückbau, ggf. Ersatz-neubau mit marktgerechten Wohnformen, Umnutzungen > Umstrukturierung

Ansätze für kommunales Handeln16

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Ansätze für kommunales Handeln

• EFH-Bestände erfordern künftig mehr Aufmerksamkeit

• Erforderlich ist ein systematisches Monitoring von Angebots- und Nachfragtrends

• Zusammenführung vorhandener Daten zu Einwohnern, Grundstücken und Gebäuden, Infrastruktur, etc. auf Gebietsebene

• Ziel: „Einfamilienhausgebiets-Check“ als Frühwarnsystem, das rechtzeitiges kommunales Handeln ermöglicht, bevor ernsthafte Probleme entstehen

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Werkzeugkasten für eine nachhaltige Bestandsentwicklung

• Stadtentwicklung und Monitoring

• Innenentwicklung und Flächenmanagement

• Infrastruktur und Nahversorgung

• Öffentlicher Raum und Stadtbild

• Verkehr und Mobilität

• Gebäude und Wohnraum

• Bewohner und Beteiligung

• Übergeordnete Themen (nationale/ regionale Ebene)

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Ansätze für kommunales Handeln

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Handlungsfeld Innenentwicklung und Flächenmanagement

• Bestandsorientierte Siedlungsentwicklung

• Interkommunales Flächenmanagement

• Baulücken- und Brachflächenaktivierung

• Umnutzung leer stehender Nichtwohngebäude

• Nachverdichtungskonzepte

• Nachfragestimulierung und Öffentlichkeitsarbeit

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Ansätze für kommunales Handeln

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• Fokus EFH-Gebiete → Das Forschungsprojekt hat die Notwendigkeit herausgearbeitet, dass Kommunen und übergeordnete Ebenen ihre Aufmerksamkeit stärker als bisher auf den Einfamilienhausbestand lenken.

• EFH-Check → Die Installation eines „Frühwarnsystems“ ermöglicht ein rechtzeitiges kommunales Handeln, noch bevor ernsthafte Probleme entstehen.

• Kein Patentrezept → Ausgangslagen und Rahmenbedingungen der Kommunen und der einzelnen Gebiete sind sehr unterschiedlich.

• EFH-Gebiete als kommunales Handlungsfeld → Dafür bietet der „Werkzeugkasten“ mit Strategiebausteinen, Handlungsoptionen und Maßnahmen ortsangepasste, individuelle Lösungen.

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Fazit

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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