Muenchhausen meditationes (German)

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Die Letztbegründungsdebatte Michael Huber üchhueMeditΔ t i ø e Ω - das womöglich notwendige Paradoxon . Michael Huber

Transcript of Muenchhausen meditationes (German)

Die Letztbegründungsdebatte Michael Huber

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- das womöglich notwendige Paradoxon .

Michael Huber

Die Letztbegründungsdebatte Michael Huber

I n h a l t s v e r z e i c h n i s .

i. Auf kartesischen Spuren---------------------------------- 3

ii. Transzendentale Spuren---------------------------------- 4

iii. Paradoxer Grund-----------------------------------------5

iv. In diesem Paradoxon scheinen sowohl Monismus, als auchDualismus verwurzelt------------------------------------- 9

v. Ein unvermeidliches Paradoxon?---------------------------11vi. Zurück zum Trilemma------------------------------------11

vii. Gegenpositionen/Einwände-------------------------------13

__________________________________________

Anhang A. Kann im Falle einer totalen Inklusion überhaupt noch vernünftig argumentiert werden? Warum ist die Letzbegründungsdebatte überhaupt relevant?---------------------18

Anhang B. Weshalb existiert trotz allem die Unterscheidbarkeitund Widerspruchsfreiheit in der Welt endlicher Objekte?----------------------------------------------19

Anhang C. Ein Hinweis auf gewisse Parallelen zwischenindischer Philosophie (wie etwa die der Upanishaden)sowie Descartes entsprechender Meditation------------------------21

____________________________Sämtliche Grafiken sind – mit Ausnahme der als solche gekennzeichnete Textausschnitte – von Michael Huber erstellt.

Die Letztbegründungsdebatte Michael Huber

i. auf kartesischen Spuren

Descartes1 schließt aus der Existenz des Denkens mit scheinbar unerschütterlicher Argumentation (selbst wiederum ein Produkt des Denkens) auf die seiner Ansicht nach einzig tatsächlich mögliche Gewissheit - die des Seins an sich. Selbst dem denkenden Zweifler welcher selbst sogar am Sein zweifelt, so wird sinngemäß argumentiert, müsste doch eben dieses Sein vorausgehen -um überhaupt (an eben diesem) zweifeln zu können.Doch scheint er meines Erachtens an diesem Punkt nicht konsequent genug und ebenso wenig in seinem eigenen Skeptizismus konsistent:Nimmt er zu Beginn rein gar nichts an, zweifelt er grundsätzlich an allem, wie er festhält - und geht zudem davon aus, dass sinnliche und mentale Täuschung geschehen, so könnte dies ebenso für oben genannten, vernünftigen Schluss gelten. Überhaupt wird hinter diesem die Widerspruchsfreiheit von Aussagen angenommen2 , die selbst nicht begründet wird und zudem von einem allmächtigenDemiurg oder bösen Geist (welchen er bis zuletzt nicht vollends ausschließt und auch nicht ausschließen kann) umgangen werden könnte.

Meiner Ansicht nach ist ein derartiger Versuch, einen wahrhaft letzten Schluss in Form eines unbezweifelbaren Urgrundes zu finden nicht völlig unplausibel - jedoch gehen dabei weder Descartes, Kant oder Hegel tief genug - so könnte man tatsächlich als letztmögliche, unverrückbare Instanz eine Kategorie definieren, wobei jedoch die Wörter Kategorie, sowie Definition in diesem Kontext lediglich als Metapher verstanden werden müssten, da in einer ebensolchen Ebene derartige Begriffe leer wären - wie sich zeigt, leer sein müssen.

1. R. Descartes: Meditationes2. Die Suche nach der Letztbegründung endet in undogmatischer Weise, wie später womöglich einsehbar wird, (d.u.n.d.) wenn auch diese altehrwürdige Grenze überschritten wird.

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ii. Transzendentale Spuren

Kants transzendentale Dialektik3 und dessen Entlarvung des Scheins scheint sich dieser Tatsache anzunähern. Doch gerade sein darauffolgendes Vorhaben, nämlichdas einer Systematisierung der Metaphysik scheint eben gerade seiner Ausgangslage zu widersprechen. Denn: Wenn das Vollständige, bzw. das Absolute unbedingt sei, müsste sich danndiese Eigenschaft nicht auf jedes seiner als bedingt und damit definierbar erachteten Teile (in diesem Fall: Systeme, Kategorientafeln,..)übertragen?4

Der Versuch scheint mir dem Vorhaben gleichzukommen, ein Kartenhaus auf einerTischplatte zu bauen, welche selbst nicht tragfähig(/nicht begründet im tatsächlichen Sinne) ist.Ein damit einhergehendes Problem mit gleicher Wurzel: Was ist das vermittelnde Element zwischen Unbedingtem, sowie Bedingtem? Ab welchem Kettenglied beginnt die Begründungsnot, ab welchem das Transzendentale?Bedarf das vermittelnde Glied - sofern es existiert - nicht selbst einer Begründung?5 Weiters: Müsste dieses nicht Eigenschaften beider <Welten> inkludieren und würde dies nicht als Konsequenz mit sich ziehen, dass dadurch eineVermengung der Kategorien, des Bedingten, sowie Unbedingten entstünde?Ein letztendlicher Urgrund befindet sich jenseits jeder Dualität (damit jenseits der Begrifflichkeit), ja notwendigerweise selbst dies-, als auch jenseitig von Sein und Nichtsein, Widersprüchlichkeit und Widerspruchsfreiheit.

Erst ein derartiger Zustand ist womöglich der einzig tatsächlich unbezweifelbare, daomnipräsent, da bedingungslos (unabhängig von Logiken, Konzepten und Argumentationsweisen, doch durchaus über diese erreichbar). D e n n di e s e r Z u s t a n d b l i e b e s e l b s t d a n n v o r h a n d e n , w e n nd a s v o n m i r a n f a n g s d a r g e l e g t e w o r s t - c a s e - S z e n a r i o b z g l . D e s c a r t e s b e r ü h m t e r F e s t s t e l l u n g t a t s ä c h l i c h e i n -t r e t e n w ü r d e . Er kann als tatsächlicher Urgrund aller ontologischen Objekte, Universalien und Konzepte erachtet werden, jedoch unvermeidlicherweise mit einer für manche unbequemen Eigenschaft, die sich gleichsam auf all seine Bestandteile überträgt.

3. I. Kant: Kritik der reinen Vernunft4. Die Unbedingtheit selbst birgt diesen Umstand -als direkte Konsequenz ihrer (Anti-)Definition.5. Siehe Bradley´s Regress.

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iii. Paradoxer Grund

Er müsste als Grund, um als solcher seiner Bezeichnung gerecht zu werden, keine definitorische Abhängigkeit, wenngleich in noch so subtiler Variation derselben gekleidet, besitzen.Dies kann jedoch nur erreicht werden, wenn er tatsächlich alle Kategorien umfasst - beide Aspekte der oben erwähnten Dualitäten, sowie dessen Gleichsetzung mit all seinen Bestandteilen (da die Teil/Ganzheit -Relation eine weitere Dualität darstellt).Dies hätte jedoch zur Folge, dass dieser Urgrund überhaupt alle uns bekannten -ambivalenten, wie auch konsistenten- ontologischen Objekte, nicht nur umfasst , sondern sie selbst ist.

Hegel: Die Wissenschaft der Logik – 1. Teil – 3. Abteilung – B. Das Objekt, s180

Dies führt natürlich zu einigen Schwierigkeiten.Eine derartige Allumfassung könnte aufgrund ihrer Natur nicht mehr explizit erfasst werden, hätte dadurch widersprüchlichen Charakter, welcher konsequenterweise omnipräsent sein müsste - so wäre ein gewisser Restanteil paradoxer, unbestimmte Natur, auch in all seinen als konsistent erachteten Ausläufern zu finden6.Dabei eröffnet sich die Frage, ob denn das vermittelnde Glied zwischen

6. ..wenn auch nur latent, da dies nicht die Nichtexistenz widerspruchsfreier Objekte bedeuten soll, was offensichtlich nicht der Fall ist. Dies hätte gewissermaßen zur Folge, dass sämtlichen Objekte sowohl ein widerspruchsfreier, als auch ein widerspruchsbehafteter Aspekt innewohnt. Das simultane Vorhandensein zueinander konträrer Zustände sollte aufgrund derbereits erörterten Eigenschaften nicht überraschend sein.

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Widersprüchlichkeit und Widerspruchsfreiheit selbst widersprüchliche Natur besitzt. Meiner Ansicht nach lässt sich dies nur bejahen, doch müsste das nicht als Makel angesehen werden.Ist es nicht geradewegs zu erwarten, dass dieser Umstand im Falle eines paradoxen Verhältnisses auftritt, ja, es verdächtig wäre, wenn dies nicht der Fall wäre?7

Descartes leeres "Ich bin" , das Bewusstsein, welches allen Objekten vorausgeht, kommt einem derartigen Zustand nahe, wird aber gleichzeitig noch immerin Relation zu diesen gesetzt und kann somit letztlich nicht allumfassend sein.Erst eine vollständige Inklusion führt zu einer wahrhaft unverrückbaren Instanz und damit zur Unbezweifelbarkeit derselben.

Ich versuche an dieser Stelle damit einhergehende Probleme und deren mögliche Lösungennun der Reihe nach zu er- und begründen:

(a.) Soll mit Widersprüchen überhaupt hantiert werden?

(b.) Kann, bzw. darf der Urgrund paradox sein? Ist überhaupt dessen Existenz gesichert, oder zumindest überprüfbar? Ist sein Vorhandensein relevant?

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Zu (a.) Meiner Ansichten nach ist dies unvermeidlich und geschieht ohnehin seit Menschen gedenken.

Selbst die Negation, der Ausschluss des Widerspruchs, welcher einer, wenn nicht den notwendigsten aller Grundpfeiler der klassischen Logik darstellt, s e t z ts e i n e E x i s t e n z v o r a u s, ja benötigt diese sogar. Würde man diesen Punkt umgehen, indem man einen derartigen Ausschluss nicht vornähme, würde das einer Inklusion des Paradoxen gleichkommen, was Sinn und Zweck der klassischen Logik obsolet machen und diese sogar noch schneller in den Sumpf des Widerspruchs ziehen würde, als dies bereits auf klassischem Wege

7. Siehe das 3 - stelliges Begründungsmodell, welches die vermittelnde Ebene sowohl als Element, als Teil der Struktur, als auch als Hülle und gemeinsamen Nenner derselben verwendet (eine Form von Selbstähnlichkeit?) Auch dort erhält das allumfassende Prinzip sowohl die Rolle des Bestandteiles eines Beziehungsgeflechtes, als auch die des Überbaus.

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(Konsistenz bis zuletzt gewahrt zu wissen), wie wir gleich sehen werden -ebenso-folgt.Gleichsam: würde man den Widerspruch erst gar nicht als solchen benennen, hätte dies zur Folge, das auch die Konsistenz als solches nicht erkannt werden könnte - ist also ebenso wenig zweckdienlich .

Der Punkt ist nun der folgende: die verbleibende, übliche Methode des notwendigen Ausschlusses kommt aber einer kausalen(oder deduktiven) Verknüpfung gleich, wenn auch mit negativem Vorzeichen - oder anders ausgedrückt: der Umstand, das logisch widerspruchsfreie Sätze aus der Negationdes Widerspruchsbehafteten folgt ändert nichts an der Tatsache, dass zwischen Widersprüchlichem und Widerspruchsfreiem eine Verknüpfung, ein begründungsrelevanter, kausaler Link existiert (Analog zur gegenseitigen Abhängigkeit vom Sein und dessen Verneinung).Diese Beziehung ist auch insofern ein Paradoxon, als das gewissermaßen zugleich Attraktion (da Abhängigkeit), als auch Repulsion (da Ausschluss)beteiligt sind.

Ebenso Fälle, die diesen Umstand auch in der messbaren Realität und exakten Naturwissenschaft Rechnung tragen, gibt es zuhauf.

Ich denke hier im Speziellen an Umstände der Physik, in welche Widersprüche selbst in etablierten Theorien an der Tagesordnung stehen.

etwa die Frage nach der ontologischen Natur der quantenmechanischen Wellenfunktion - welche machmal rein abstrakten, manchmal auch materiellen Charakter zu besitzen scheint oder etwa die Natur komplexer, chaotischer, selbstbezüglicher Systeme und der damit einhergehenden sprunghaften (deshalb diskontinuierlichen und dadurch inkonsistenten) Emergenz neuer Eigenschaften

Quantenlogik (physikalische Systeme mit simultaner Präsenz zweier entgegengesetzter Zustände, etwa Spin-UP & Spin-DOWN – so genanntenSuperpositionen oder Überlagerungszuständen) und Inkommensurabilität (nach Kuhn) - etwa zwischen Relativitätstheorie und den Newton´schen Gesetzen8

8. In jedem Fall kann zwischen verschiedenen, inkompatiblen Theorien – selbst wenn eine GUT (Grand Unified Theory) gefunden werden sollte – weiterhin nach einer Vermittlung gefragt werden, was wieder zu einem Regress führt(mehr dazu später). Selbst die übliche Abwertung der subjektiven, beschränkten Perspektive, wie auch die von veralteten, unvollständigen Theorien gegenüber einer vollkommenen, reinen, objektiven Wirklichkeit und Wahrheit wirft die Frage auf, was denn diese Subjektivität (sei sie noch so illusionär)überhaupt konstituiert. Die Begrenztheit der menschlichen Perspektivekann hier keine befriedigende Antwort sein, da eben eine derartige allumfassende, objektive Wahrheit alle Ebenen, wie auch alle (beschränkten und menschlichen) Systeme umfassen müsste, da sie sonst ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht würde. Sollte jedoch die Antwort lauten: „die GUT erklärt ebenso Subjektivität“ entstünde jedoch sofort das Problem, wie

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Selbst in der fundamentalsten Mathematik scheinen ähnliche Schwierigkeitenaufzutreten: so etwa, der Umstand, dass jeder reellen Zahl die "Ausdehnung", oder Metrik 0 (da punktförmig) zugewiesen werden muss.Dabei sollte es klar sein, dass der Summand 0 bliebe, selbst wenn man beliebig viele Punkte mit der Ausdehnung 0 aufsummieren würde. Tatsächlich ist dies aber nicht der Fall - da eben beispielsweise die Summe aller Punkte zwischen 0 & 5 eben die Gesamtlänge 5 ergibt.Es liegt gewissermaßen zugleich Inkompatibilität, wie auch Abhängigkeit zwischen dem kontinuierlichen Zahlenstrahl und seinen diskreten Bestandteilen vor

Damit einhergehend: die Gödel´schen Sätze mit ihrer Konsequenz einer letztlichen Unentscheidbarkeit in hinreichend komplexen, formalen Systemen

Die parakonsistente Logik (siehe Graham Priest9) hantiert bewusst mit Paradoxa, wenngleich mit gewissermaßen impotenten – mit solchen ohne der Konsequenz ex contradictione sequitur quodlibet (Ich werde es jedoch wagen, an diesem Punkt weiter unten noch ein wenig weiter zu gehen)

David Chalmers10 Hard Problem of Consciousness, hinsichtlich der Frage, was Qualia konstituiert und wie die Vermittlung zur physikalischen Ebene hervorgerufen wird (vermutlich mit dergleichen probWurzel wie die der allgemeinen Erklärungsschwierigkeit vermittelnder Elemente).

Der zu Ambivalenzen neigende menschliche Geist im Allgemeinen: Wenn der beobachtende Verstand derlei Eigenschaft besitzt, dabei möglicherweise der externen Natur entstammt, zumindest jedoch an der Zergliederung und Klassifizierung derselben beteiligt ist, oder beides zugleich der Fall ist, es alsoauf die eine oder andere Art eine Verknüpfung zwischen subjektiver und objektiver Wirklichkeit gibt, warum sollte dann nicht ebenso diese ambivalente Natur auf beiden Seiten vorhanden sein?

denn reine Objektivität (gehen wir an dieser Stelle einfachheitshalber von ihrer Existenz aus) überhaupt Subjektivität erzeugen kann – folgt Subjektivität aus reiner Objektivität – wie kann sie dann noch subjektive Natur besitzen? Oder umgekehrt: falls die GUT tatsächlich subjektive Natur zwecks ihrer Erzeugung enthält – wie kann sie dann rein objektiv sein?Und besäße sie tatsächlich beide Naturen, wie könnte sie dann noch streng mathematisch formuliert werden und frei von Ambivalenzen gehalten werden?

9. u.a. G. Priest: One - Being an Investigation into the Unity of Reality and of its Parts,... (In diesem Buch wird unter anderem der Versuch unternommen, dass 3. Mann Problem, bzw. die Problematik der Teil<>Ganzheit – Relationen in sämtlichen Ausführungen durch bewusste Verwendung wahrer Widersprüche zu lösen.)10. The Hard Problem of Consciousness

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Zu (b.): Ich behaupte, wie bereits zuvor, dass es unumgänglich ist, dass dem letzten Urgrund paradoxe Natur anhaften muss, ja dass es unvernünftiger (oder gar gänzlich unmöglich) wäre anzunehmen, dass dieser widerspruchsfrei dargestellt werden könnte.

Auch ist es meiner Meinung nach schlichtweg nicht möglich, die Existenz eines Urgrundes selbst zu bezweifeln. Denn würde man dies (anscheinend) bewerkstelligen, so würde dadurch stillschweigend den Elementen tiefer- oder höher- (je nach Blickwinkel) liegender Ordnung eben diese Eigenschaft zugewiesen und er dadurch durch eine Art Hintertüre unverzüglich erst eingeführt (Auch relativistische Äußerungen in der Art von „es gibt keine absolute“ Basis entkommen diesem Umstand nicht, indem sie ihrer eigenen Wahrheit absolute Gültigkeit und damit urgrund-artigen Charakter zugestehen) .Würde man andererseits die Möglichkeit einer letztendlichen Vereinigung aller Unterscheidungen bestreiten, so wäre auch dann die Menge dieser nicht zu vereinbarenden Elemente als Variante eines Dualismus11 selbst als solcher Grund zu betrachten (und hätte demnach erst eine Art vereinigenden Charakter). Ja selbst die explizite Erwähnung der Unmöglichkeit diese Unterschiede in einer Mengezu vereinigen, könnte selbst als Grundprinzip gelten.Darüber hinaus – wären tatsächlich als vollkommen isoliert zu erachtende Teile existent – müssten sich diese - aufgrund des nicht stattfindenden Austauschs in vollkommener Unkenntnis hinsichtlich der außerhalb ihrer selbst liegenden Entitäten verweilend - sich selbst als unbeschränkte Ganzheiten - als Vollständigkeiten erachten – inkl. aller Eigenschaften ihrer handelsüblichen Pendants . Kurz: sie wären keine Teile mehr(so fern all diese Alternativen überhaupt denkbar sind – denn sobald sie gedacht werden, entsteht bereits eine Beziehung unter ihnen).

iv. In diesem Paradoxon scheinen sowohl Monismus, als auch Dualismus verwurzelt

Möglicherweise ist aus hoher Warte der Unterschied zwischen Dualismen und Monismen (bzw. einem monistischen Lösungsansatz für die Debatte) nicht einmalgegeben:

Sowohl Monismus, als auch Dualismus, führen, wenn zu Ende gedacht, zu immer

11. Bzw. als eine Art Pluralismus n-ten Grades, was jedoch immer auf das gleiche Grundprinzip hinausläuft.

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gleicher Konsequenz. So bliebe die Essenz ohne Komplement (Monismus) gänzlichundefiniert, was einer {A ∧ ¬ A}- Situation entspräche.Gleichzeitig jedoch benötigt ein Element eines dualistischen Paares für seine Definition jeweils den Gegenpart, welcher jedoch selbst wiederum sein undefiniertes Gegenüber benötigt. Somit bliebe der nicht durchführbare Abschluss der Definition nicht nur im monistischen Falle, sondern streng genommen auch im dualistischen erhalten (analog zur oben beschriebenen Situation der Problematik des Widerspruchs-Ausschlusses).

Somit enden beide Varianten tatsächlich in der Nichtdurchführbarkeit einer eindeutigen Definition – das dies die signifikante Eigenschaft des Urgrundes darstellt(wie oben ausgeführt) scheint mit dabei kein Zufall zu sein.

Sowohl diverse Dualismen mit daran beteiligten Definitionen, welche Zirkel darstellen, als auch Monismen als isoliert zu betrachtende, homogene Entitäten (Monaden)- hier die rote Scheibe - bringen letztendlich Unbestimmtheit mit sich.

So betrachtet wäre auch Hans Alberts Münchhausen-Trilemma12 gewissermaßen eine DREI-seitige Medaille mit auf zu unterster Ebene immer gleicher Situation: im Kern tritt bei den dreien, scheinbar unterschiedlichen Begründungsversuchenimmer dieselbe Unmöglichkeit einer letztendlichen Bestimmung zutage. Auch jedwede Kombination scheint an dieser Tatsache nichts zu ändern: einerseits wärejede Variation möglicher Konstellationen selbst wieder begründungsbedürftig, andererseits stellen sämtliche Kombinationsmöglichkeiten zueinander Komplementedar (auch so entstehen Zirkel), wodurch oben genannte Bestimmungsschwierigkeit (in Form eines 3 -stelligen Begründungsmodells) aufs Neue beginnen würde.Sämtliche Erklärungsvarianten (somit jedoch sämtlich Ideologien & Weltbilder) scheinen also zu einer paradoxen Entität zu führen - womögliche immer zur ihnen zugrundeliegenden Selben (eine detailliertere Analyse dieser Situation folgt).

12 H. Albert: Traktat über die kritische Vernunft. Hier eine Übersicht des Münchhauen Trilemmas

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v. ein unvermeidliches Paradoxon?

das unvermeidliche Paradoxon (kurz: UVP) existiert möglicherweise in all diesen Ansätzen der Letztbegründung (was konsistent erscheint hinsichtlich der oben gemachten Annahme, dass der unbezweifelbare Urgrund keinen Gegensatz besitzt, somit nicht nur die Bühne für alle in und auf ihm agierenden Objekte darstellt, sondern ebenso diese Objekte, Strukturierungs-Varianten und Ismen ist):entweder entsteht die fundamentale Unbestimmbarkeit aufgrund des Zirkels & infiniten Regresses, oder man bezieht sich auf einen willkürlich gewählten archimedischen Punkt, welcher aufgrund religiöser, intuitiver (Descartes) oder sonstiger Motivation , als legitimer Abbruch der weiteren Bestimmung kausaler Ketten herangezogen wird13.

Jedoch ist auch, wie am Bsp. Monismus versus Dualismus deutlich erkennbar, das<Vereinigende Dritte> der Gegensatzpaare (2-stellige Begründungsmodelle ) letztlich selbst Opfer einer unvollständigen Begründungskette oder rekursiven,zirkulären Begründung: so könnte man dieses vereinigende Dritte (die „Synthesis“)selbst wieder als Element eines Gegensatzpaares verstehen - hier nicht aufgrund eines Regresses, sondern durch „nach innen“ gerichteter Rückbezüglichkeit verursacht (soll heißen: die Synthesis ist die gemeinsame Basis, diese benötigt jedoch ihrerseits ihre Ingredienzien als Basis – sodass dessen Komplement wiederum das "unvereinigte Paar" darstellen würde - Zirkularität in leicht abgeänderter Variation 14)

vi. Zurück zum Trilemma

Ich versuche nun noch einmal detaillierte zu ergründen, weshalb Zirkelschluss, Verfahrensabbruch, sowie unendlicher Regress als letztlich äquivalent, da in jedemFall zum UVP führend, betrachtet werden können (sowie den Umstand, dass sämtliche Ideologien und Begründungsweisen in eines dieser Möglichkeiten fällt):

in allen Fällen lässt sich die Struktur (sei es, geometrisch gesprochen, eine Begründungskette in Form einer Wegstrecke oder eines Kreises)auf ihre Prämissereduzieren: nach der klassischen Logik beinhaltet die Prämisse bereits die

13. Egal ob bewusst oder unbewusst. An dieser Stelle könnte jedoch die Frage entstehen: ist der vollkommene Glaube an Gewissheiten in manchen Fällen mit Gewissheiten gleichzusetzen? Existieren Gewissheiten womöglich doch? Selbst wenn dies der Fall wäre entstünden letztlich die immer gleichen Schwierigkeiten - siehe (Gegenpositionen/Einwände) 14. An dieser Stelle wird die Austauschbarkeit und zugrundeliegende Äquivalenz von Zirkel und Regress erkennbar.

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Konklusion, sowie, u.U., Information, die darüber hinausgeht (welche im Kontext dieser Diskussion jedoch nicht relevant ist)

Das unvermeidliche Paradoxon liegt nun meines Erachtens aus folgenden Gründen vor:

# Z i r k e l s c h l u s s .

Hierbei fallen Prämisse & Konklusion zusammen, was mathematisch gesprochen eine Sprungstelle ergibt. Diese ist gemeinhin für ihre paradoxe Natur bekannt. In der Variante des Lügnerparadoxons ist die {A ∧ ¬ A} - Natur des Zirkels unmittelbar einsichtig15.

# V e r f a h r e n s a b b r u c h.

Die Prämisse erzeugt(/induziert) die kausale Kette, ist jedoch selbst eine Prima Causa und somit unbegründet, somit enthält die Prämisse sowohl kausalen, als auch akausalen Charakter, was offensichtlich ebenso zur {A ∧ ¬ A} – Situation führt.Nicht nur das: eben genau der folgerichtige Charakter der Struktur ist es, der dazuführt das sich diese paradoxe Eigenschaft des Randes (bzw. des Anfangs- oder auch Endpunktes) nicht auf diesen beschränkt – wie ein Virus scheint sich diese Eigenschaft auch des gesamte Inneren zu bemächtigen – infektiös aufgrund kausaler Zusammenhänge.

#i n f i n i t e r R e g r e s s / U n e n d l i c h k e i t .(Inkl. weiterer Fallunterscheidung)

<> {∞}mit beschränkter Variation (von Eigenschaften)

Diese könnte einerseits mit endlicher Variation (bzw. zyklischer Wiederholung derselben) auftreten. Obgleich dies bereits dem Zirkel entspricht, könnte man darüber hinaus argumentieren, das die endliche Variation ihrerseits einer dogmatischen Fixierung von Eigenschaften entspricht. Dadurch entsteht aber die analoge, paradoxe Konklusion wie im Falle des Verfahrensabbruchs.

15. Vermutlich scheint der Widerspruch nur dann nicht vorhanden, wenn der Zirkel selbst in einer höheren Instanz (wenn auch nur scheinbar) klassisch begründet wird. So scheint dies bei Schleifen in der Computeralgebra der Fall zu sein. Die höhere Ebene - die Ebene des Programmierers - scheint die Schleife im klassischen Sinne zu erzeugen/begründen. Was nichts an der Tatsache ändert, das auch dann einer der verbleibenden Fälle des Trilemmas einsetzt.

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<> {∞}mit unbeschränkter Variation.

Diese Fall ist gewissermaßen eine Abwandlung des mathematischen Menge-aller-Mengen - Problems - es müsste demnach auch der Fall auftreten, bei welchem imFalle einer unendlichen Variation wenigstens eine die unendliche Variation beendet - was wiederum einem Zirkelschluss , bzw. einer {A ∧ ¬ A} - Situation entspricht)

Somit wird klar: alle 3 Fälle scheinen somit nur 3 Spielarten des in Wahrheit ein-und-desselben Unvermögens und des auftretenden, unvermeidlichen Paradoxons zu sein. Diese, sowie die oben erörterten Relationen von Dualitäten im Geiste des Parmenides16, welches tatsächlich nur das Trilemma in maskierter Form darstellt (oder vice versa), lassen sich deshalb meiner Meinung nach auf eine Art unvermeidliche, fundamentale paradoxe Sprungstelle (Diskontinuität) reduzieren, welche selbst den Urgrund nach anfangs dargelegter Definition darstellen könnte.

vii. Gegenpositionen/Einwände

Als möglichen Ausweg hiervon empirische Sinnesdaten isoliert vom Verstand zu betrachten ist hierbei ebenso keine Lösung: wie sowohl Kant, als auch Hume17 bemerkten, wären Sinnesdaten ohne der strukturierenden Wirkung des Verstandesundefiniert.Damit wäre aber exakt dieselbe Konsequenz wie in allen oben behandelten Fällen gegeben.Z u s ä t z l i c h k ö n n t e m a n e i n w e n d e n , d a s s d i e o f f e n s i c h t l i c hb e n ö t i g t e W e c h s e l w i r k u n g z w i s c h e n E m p i r i e u n d R a t i o n a l i s m u s( H u m e) s e l b s t e i n e n Z i r k e l d a r s t e l l t .

16 Parmenides – Lehrgedicht, sowie Gorgias v. Leontinoi: Über das Nichtseiende oder über die Natur17 D. Hume: Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand

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Ein möglicher, altbekannter Einwand (welcher in dieser Form üblicherweise gegen den vollständigen Skeptizismus, gegen das Münchhausen Trilemma als eines seiner expliziten Formulierungen -, wie auch gegen meine Behauptung eines unvermeidlich auftretenden Widerspruchs ) an dieser Stelle eingebracht werden, wären nun: "Die scheinbare Tatsache, dass alles begründet werden muss (mit der damit verbundenen Konsequenz, das nichts gesichert ist), ist selbst eine Annahme, die Begründung bedarf.“

Bzw. das damit in Zusammenhang stehende: „müsste sich der totale Skeptizismus (/die vollständige Unergründbarkeit, wie auch das u n v e r m e i d l i c h e P a r a d o x o n) nicht auch sich selbst attackieren und damit widerlegen?“

So betrachtet wäre eine Welt denkbar, in der das Trilemma nicht bestünde - eine Welt, in der gesicherte Erkenntnis existiert, welche einen tatsächlich legitimen (nichtdogmatischen) Abbruch der Begründungskette darstellt - eine Welt mit tatsächlicher Gewissheit.Auch das UVP ließe sich also vermeiden, wenn von - aufgrund obiger Einsprüche als aufs Neue legitimiert zu erachtenden - archimedischen Punkten ausgegangen würde.

Doch scheint sich der verbleibende Widerspruch nicht so leicht geschlagen zu geben.

Widerlegen sich das Münchhausen Trilemma oder der totale Skeptizismus aufgrund ihrer Grundannahmen selbst, folgt hieraus wiederum das Gewissheiten ohne Begründungsnotwendigkeit möglich sind - doch genau dadurch wird das soeben falsifizierte ebenso wieder legitimiert – sowohl das Trilemma, als auch der Skeptizismus erhalten dadurch ebenso ihre Basis zurück -ein weiterer Zirkel entsteht – mit üblicher Konsequenz. Es scheint, als kämen Gewissheit & Ungewissheit immer paarweise: wird das einebeseitigt, wird auch das andere beseitigt, wird das eine gestärkt oder geschwächt, so wird es auch das andere.Doch eben dies ist die klassische Eigenschaft einer paradoxen Dialektik.

Eine andere Formulierung derselben Situation: folgt Wissen ohne Begründungsnotwendigkeit aus einer Selbstnegation des Münchhausen Trilemmas,so wird paradoxerweise(!) gleichsam wieder das Münchhausen Trilemma verifiziert - da dies eine Situation darstellt, in welcher das gesicherte Wissen aus einem Zirkel (in diesem Fall dem der Selbstnegation) folgt (Die Ähnlichkeit zur bekannten Situation von „Dieser Satz ist falsch“ scheint kein Zufall zu sein.)

Außerdem: auch hier müsste (im „parmenideschen“ Sinne) ein Mediator zwischen

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begründeter & unbegründeter Welt existieren – mit einer Eigenschaft in der Gestaltvon

{(∃<Münchhausen Trilemma>) ∧ ¬ (∃<Münchhausen Trilemma>)} .

Man sieht also: es scheint, dass selbst dann die Problematik bestehen bleibt, wennsie (zumindest dem Schein nach) widerlegt wird - tatsächlich keine überraschende Eigenschaft des Widerspruchs.

Anzumerken sei an dieser Stelle eine Schwierigkeit der Sprache. Letztlich ist auch diese Formulierung & Beschreibung des UVPs nur eine Annäherung an einen tatsächlich nicht beschreibbaren Urgrund. Es scheint jedoch plausibel, dass die Kategorie des Widerspruchs dem Grund und damit der Welt des Undenkbaren am nächsten kommt. Dennoch bleibt es eine mentales Konstrukt und deshalb erst mit Abhängigkeiten versehen. Genau an dieser Stelle besteht eine Falle des Verstandes, in die ich bereits selbst geraten bin: Nämlich, dass man dem Widerspruch selbst dessen Komplement zuweist und ihn dadurch stillschweigend zur Kategorie macht: so könnte man relativ zum UVP ein Komplement definieren, welches außerhalb des UVPs liegt. Doch anschließend könnte man bereits ein UVP „höherer Ordnung“ (quasi ein UVP´ {UVP-Strich}) einführen, welches die beiden im Sinne Hegels synthetisiert, usf. - ein neuer Regress entstünde.Doch da der Regress selbst das UVP ist (wie ich weiter oben, so hoffe ich, auf gültigem Wege zeigte) , hat man sich im Laufe dieses Prozedere praktisch nicht vom Fleck bewegt - das UVP als letzter Urgrund bleibt bestehen18.

Auch andere Alternativen, die dazu führen sollten den paradoxen Konsequenzen aus dem Weg zu gehen, führen geradewegs in sie hinein:so würde der Verzicht auf die Annahme von komplementären Kategorien oder eines vermittelndes Elements ebenso Probleme der Definition und somit das Paradoxon(das es ja zu vermeiden galt) selbst mit sich bringen.

18. An dieser Stelle scheinen Parallelen zu gewissen asiatischen Philosophien nicht von der Hand zu weisen, die davon ausgehen das ein letzter Urgrund nicht gedacht werden kann, da der Gedanke per se ein Objekt ist, welches das Komplement benötigt – egal wie ausgeklügelt die Definition eines Gedankenkonstruktes ist, welches das „Absolute“ zu fassen versucht, ein Kontrastmittel dazu scheint unmöglich auszubleiben, wodurch der Regress am Leben bleibt.Die Vermutung Denken IST Regress liegt nahe.

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Zirkel, infiniter Regress, sowie Kombinationen hiervon, welche in sämtlichen Be-gründungsmodellen auf immer höheren <stages>, in immer geschickteren Masken, doch mit immer gleichem Wesen die Bühne des Begründungsdramas betreten.

Hegel: Enzyklopädie Schlusslogik

Warum folgt aus dem Widerspruch beliebiges ? Weil sich der Widerspruch jedweder Definition und Beschränkung entzieht, dass heißt, alles, bzw. beliebiges ihm enthalten ist – ihm enthalten sein muss. Wäre auch nur eine Entität nicht enthalten, käme dies einer Beschränkung, einer Definition gleich und der Urgrund

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wäre keiner. D i e N a t u r d e s W i d e r s p r u c h g e h t i n b e i d e R i c h t u n g e n :d a s s s ä m t l i c h e W e l t b i l d e r i n s P a r a d o x o n m ü n d e n , i s tm ö g l i c h e r w e i s e g l e i c h z u s e t z e n m i t d e r S i t u a t i o n d a sS ä m t l i c h e s a u s d e m P a r a d o x o n f o l g t .

Deshalb im Sinne Paul K. Feyerabends19:Anything goes.

Von jeder Wahrheit ist das Gegenteil ebenso wahr! Nämlich so: eine Wahrheit lässt sich immer nuraussprechen und in Worte hüllen, wenn sie einseitig ist. Einseitig ist alles, was mit Gedanken

gedacht und mit Worten gesagt werden kann, alles einseitig, alles halb, alles entbehrt der Ganzheit,des Runden, der Einheit. [...] Die Welt selbst aber, das Seiende um uns her und in uns innen, ist nie

einseitig. - Hermann Hesse, Siddhartha

19. P. K. Feyerabend: Wider dem Methodenzwang

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Anhang A. Kann im Falle einer totalen Inklusion überhaupt noch vernünftig argumentiert werden? Warum ist die Letzbegründungsdebatte überhaupt relevant?

Die Rechtfertigung einer Methode ist letztlich relativ und auf Sinn und jeweiliges Ziel abgerichtet:geht es darum, isolierte Systeme quantitativ zu erfassen, sind derartige Argumentationsebenen natürlich unzulänglich und zweckentfremdend - vereinfachte Modellierung, welche sich der Realität nur annähern kann, dafür aber im Kontext quantitativ exakt ist, kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben und muss es auch nicht. Das gleiche gilt für klassische, logische Systeme, sofern man sie mit ihren Definitionen und Axiomen vollkommen isoliert betrachtet.

Doch selbst dann bliebe meiner Ansicht nach die Frage offen, ob nicht der "Rand" solcher Systeme, welcher gewissermaßen hinsichtlich der Gültigkeit der Regeln im Inneren eine "Twilight-Zone" darstellt (welche Natur besitzt dieser Grenzübergang,an dem die Regeln noch-, bzw. nicht mehr gelten?), mit seinen zwangsläufig widersprüchlichen Eigenschaften, nicht auch für die Konsistenz im Inneren eine Schwierigkeit darstellen könnte.

Die Frage nach der Letztbegründung muss, wie wir bereits gesehen haben, zwangsläufig ab einem gewissen Punkt metaphysische Züge annehmen.Die Bewertung, ob dies sinnvoll oder notwendig ist, sei jedem selbst überlassen, doch letztlich sind oben genannte praktikable Modellierungen unvermeidlich mitder Frage (und den damit verbundenen Konsequenzen) nach der Letztbegründungverknüpft. Die Ergründung dieses metaphysischen Feldes der Wissenschaft sollte demnach mindestens einmal unternommen werden und könnte möglicherweise sogar praktikable Einsichten und Konsequenzen für die konkreteren, "harten" und schmutzigen Bereiche des Erkenntnisgewinns mit sich bringen.

Ein Beispiel hierzu:mein Hund gerät während eines Spaziergangs in Panik, sobald bspw. ein Schuss ertönt oder ein Feuerwerkskörper in der Ferne zündet. Tatsächlich erleidet er dabei Todesängste und wird von jenem Moment an vollständig von seinen Urinstinkten getrieben (so fern ein Hund im Regelfall überhaupt eine Art von rationalem Über-Ich besitzt)Die Vermutung liegt nahe, dass es sich hierbei um den tierischen Instinkt handelt, welcher implizit „weiß“, dass es eine Gefahr darstellt, wenn laute Geräusche unter dem Himmel ertönen. Da dies jedoch nicht genauer erläutert und begründet wirdgleicht dies einem Wissen mit dogmatischen Abbruch. Laute Geräusche bedeuten Gefahr - ohne Zusatz. Nichts weiter.

Die Letztbegründungsdebatte Michael Huber

Würde nun der dogmatische Abbruch dieser Information in Frodo (der Name meines Hundes) nicht stattfinden, würde an ihr eine weitere Begründungsstruktur hängen - etwa in der Art von: laute Geräusche sind deshalb gefährlich, weil sie vonUnwetter zeugen, Unwetter bedeuten Blitze, die wiederum einen Hund treffen können, was unangenehm ist, usw...

Der wesentliche Punkt ist nun: mit all dieser zusätzlichen Information wird nicht nursein Wissen größer, es würde auch das bisherige Verhalten vollkommen ändern: denn sobald Frodo wüsste, warum laute Geräusche unterm Himmel gefährlich sind, so wüsste er auch, dass eine Panikattacke vollkommen unnotwendig ist, wenn die weiteren Bedingungen (die die tatsächliche Gefahr darstellen) nicht vorhanden sind, weil dann geschlossen werden könnte, dass der Knall bspw. nur von einem ungefährlichen Feuerwerkskörper stammt.

Warum ist die Letztbegründung relevant?Weil sich dieses Szenario höchstwahrscheinlich ganz analog auch im menschlichen Maßstab abspielt: eine menschliche Theorie ohne weiterer Begründung könnte mit dieser eine Todesgefahr in eine Harmlosigkeit verwandeln - oder umgekehrt.

Ich denke der größte Irrtum im Falle eines vorschnellen Abtuns der Letztbegründungsdebatte als unbedeutende, akademische Spitzfindigkeit ist der Glaube, dass er nur den „Rand“ unseres Wissens betrifft. Wie die Anekdote über Frodo jedoch illustriert, kann eine Änderung des Wissenstandes auch das gesamte„Innere“ des Weltbildes - somit auch das alltäglichste und gewohnteste Verhalten, modifizieren.

Anhang B. Weshalb existiert aber trotz allem die (scheinbare) Unterscheidbarkeit und Widerspruchsfreiheit in der Welt "endlicher Objekte"?

Meine Argumente scheinen zu zeigen, dass dieses Paradoxon letztlich allen endlichen Strukturen (seien es, sinnliche oder abstrakte der Verstandesebene (sofern diese in gewissen Betrachtungsarten überhaupt unterschieden werden können)) innewohnt, ja sie selbst ist. Heißt das aber, konsistente Objekte existieren erst gar nicht? Ich neige an dieser Stelle zur Spekulation, dass beide Wahrheiten simultan gültig sind – so besitzen sämtlich Objekte sowohl einen

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widerspruchsfreien, als auch einen paradoxen Aspekt20. Meiner Meinung nach käme hier ausgerechnet der problematische Satz ex contradicitione sequitur quodlibet als Erklärung in Frage - aus Widersprüchlichem folgt beliebiges, doch diesmuss, wie allgemein hin angenommen, nicht automatisch Willkür und Chaos bedeuten. Ein allumfassender und notwendigerweise unbeschränkter Urgrund umfasst alle Kategorien und damit auch Möglichkeiten, wodurch diese berühmt, berüchtigte Eigenschaft des Widerspruchs selbsterklärend wird. Eine subtile Eigenschaft des Beliebigen ist, ja, dass aus ihm ebenso Systematik und strenge Gesetzmäßigkeiten folgen können (denn es beinhaltet und damit: begründet auch diese) : ein Teil dieses Beliebigen könnten eben auch die uns bekannten (wohlgeordneten) Strukturen sein. Frei nach dem anthropischen Prinzip: wir fragen eben nur nach den speziellen Eigenschaften unserer Existenz (und halten diese für ausgezeichnet und wohlstrukturiert), weil wir einerseits keinen Zugang zu den Alternativen besitzen, andererseits ohne genau diesen Eigenschaften nicht -oder völlig anders existieren -somit auch gänzlich (falls überhaupt) andere Fragen stellen würden. Neben unserer Realität existieren somit möglicherweise zig andere ebenso plausible, wie (scheinbar) unplausible Variationen21. Jedoch sollte aufgrund des latent im Hintergrund lauernden „paradoxen Potentials“ die Möglichkeit nicht außer Acht gelassen werden, dass es zu einer abrupten Modifikation der bisher gewohnten Regelmäßigkeiten kommen könnte – eine Situation, die ja durchaus bekannt ist. So betrachtet ließe sich diese Spekulation auch mit einer Form des modalen Realismus vereinbaren - wie oben gezeigt führt eine derartige Struktur mit unbegrenzter Vielfalt selbst wieder zu einem Zirkelschluss und somit zurück zum UVP (aus dem es auch hervorgeht - die Verbindung existiert konsequenterweise inbeiden Richtungen).

Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass der Bereich der Möglichkeiten auch jenseits vom einzelnen, singulären Universum versus Multiversum liegt, also jenseits des modalen Realismus und dessen Verneinung, da ja alle Gegensatzpaare transzendiert und diese in dadurch in gewisser Hinsicht auch als potentielle Möglichkeit existieren. 222324

20 . Siehe Graham Priests parakonsistente Gluonen – Theorie (im Speziellen auf das Universalienproblem angewandt). In G. Priest: One - Being an Investigation into the Unity of Reality and of its Parts.

21 Ist diese Wertung möglicherweise ein rein relative – Teil einer Konditionierung, welche in Abhängigkeit zur jeweils ihr zugrundeliegenden Struktur der Realität steht, welche jedoch selbst nur eine von vielen Möglichkeiten darstellt – analog zum darwinistischen Umgebungsdruck (welcher auf die Eigenschaften und das Verhalten der Arten wirkt)?

22. Feyerabends "Anything goes"& der Methodenpluralismus sind Konsequenzen, welche aus anderen Überlegungen stammt – doch vermute ich einen Zusammenhang.23. Aus dieser "letztendlichen", allumfassenden Warte scheint auch eine der Fragen, welche die momentane theoretische Physik beschäftigt, nämlich, ob ein Einziges oder eine Vielzahl an Universen - obsolet.24. So gesehen würden alle metaphysischen Systeme in einer oder mehrerer Welten (oder innerhalb einer Art Schnittmenge von Welten) existieren, so auch Kants. Jedoch hat keine von ihnen absoluten, letztgültigen Charakter.

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Anhang C. Ein Hinweis auf gewisse Parallelen zwischen indischer Philosophie (wie etwa die der Upanishaden) mit der ihr enthaltenen Introspektion, sowie Descartes entsprechender Meditation.

In gewissen indischen Meditationstechniken wird durch Self - Inquiry nach dem letztendlichen Beobachter oder dem letztendlich Beobachtenden in der eigenen Psyche gesucht - dabei wird prinzipiell systematisch vorgegangen - der Körper wird gewissermaßen mental Schritt für Schritt seziert.Die Analyse ergibt dabei, dass der Beobachter nicht mit dem Körper gleichgesetzt werden kann, da dieser nicht darin zu finden ist, der Beobachter jedoch gleichzeitig diesen wahrnimmt (/beobachtet). Ein analoger Schluss wird für Sinnesreize und Emotionen gezogen – sie werden wahrgenommen, können also nicht mit dem Subjekt – dem Wahrnehmenden gleichgesetzt werden. Besonders Interessant wird das Verfahren auf der Gedankenebene, da ja dies die Ebene ist, in welcher der Beobachter gemeinhin am Ehesten vermutet wird. Überraschenderweise wird aber auch hier ein ähnlicher Schluss wir zuvor gezogen25 : da Gedanken offensichtlich Objekte sind, die beobachtet werden können sie nicht mit dem Subjekt gleichgesetzt werden. Da die gesamte Erinnerungsstruktur letztlich auf Gedanken beruht, müsste daraus nun die Konsequenz folgen, dass sogar die personelle Identität selbst nicht mit dem Beobachter gleichgesetzt werden kann. Überhaupt folgt hieraus die Konklusion, dass das letztendliche Subjekt - der letztendliche Beobachter keinen wohldefinierten Platz und ebenso wenig wohldefinierte Eigenschaften zu besitzen scheint(besäße er/es diese, würde er/es zum bedingten Objekt werden, was der Definition des beobachtenden Subjekts widerspräche..)Er/es ist gewissermaßen eigenschaftslos - die Parallele zum bei Descartes ebenso erwähnten Seinsgrund scheint mir dabei kein Zufall zu sein.Der Beobachter, der offensichtlich ist, aber undefinierbar bleibt, oder zugleich nichts(da nicht in der beobachtbaren sinnlichen oder mentalen Ebene) und etwas ist.

L e t z t l i c h l i e g t m e i n e r M e i n u n g n a c h d i e V e r m u t u n g n a h e ,d a s s d i e s e s o r t s - u n d e i g e n s c h a f t s l o s e , l e t z t e n d l i c h e S e i n( w e l c h e s j a a u f g r u n d s e i n e r U n d e f i n i e r b a r k e i t p a r a d o x eZ ü g e b e s i t z t ) m i t d e m U V P g l e i c h g e s e t z t w e r d e n k ö n n t e .

Demnach wäre diese Variante des Seins, ein transzendenter, universeller, jedoch paradoxer Zustand (a stateless-state) , der allem innewohnt, jedoch erst, sobald mitgewissen (komplexen) Systemen und als getrennt empfundenem, mentalem & sinnlichem Innenleben korreliert, Selbst-Gewahrsein im uns bekannten Sinne

25. In diesem Punkt unterscheidet sich die Konklusion zu derer Descartes, dieser Unterschied scheint jedoch für die letzte Konsequenz weiter unten unerheblich - womöglich wird Descartes hier auch falsch interpretiert: so ginge es ihm vielleicht garnicht um das aktive Denken, sondern um das reine Gewahrsein des Bewusstseins.

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hervorbringt.So könnten die Wesenheiten von unbelebter Materie, simpler organischer Einzeller, Säugetiere, sowie menschlicher Intelligenzen, wenngleich oberflächlich sowohl qualitativ, als auch quantitativ verschieden auf tiefster Ebene nichtsdestotrotz gleichgesetzt werden.Demnach wäre der Kern des "Ich" oder "Selbst" eine leere, eigenschaftslose Instanz, welche nicht mit der Identität (dem Konglomerat bestehend aus Erinnerungen, Gedanken Sinnesreize, Körper & Körperwahrnehmung) gleichzusetzen ist, jedoch mit welchem es sich gewissermaßen verschränkt und dadurch die personelle Selbstwahrnehmung erzeugt.

Der Einwand, dass dieser letztliche Beobachter nicht mit dem Urgrund gleichgesetzt werden kann, da er ja selbst wieder nur die Hälfte eines Gegensatzpaares darstellt (in diesem Fall: Subjet<>Objekt) ist insofern nichthaltbar, als das die Möglichkeit der Anschauung(hier im mentalen Sinne zu verstehen) dieses Gegensatzpaares davon zeugt, dass der tatsächliche Beobachter sich eben außerhalb diesem befindet.Dieser letztendliche Beobachter kann ebenso wenig Teil eines Gegensatzpaares sein, wie es für Augen (ohne Hilfsmittel) nicht möglich ist, sich selbst zu sehen.Diese Gegensatzlosigkeit ist ein weiteres Indiz für die Urgrund -Natur oder dessen Identität mit dem tatsächlichen Beobachter.