Metapher und sozialwissenschaftliche Terminologie. Anmerkungen zur räumlichen Metaphorik bei Bruno...

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Internationale Zeitschrift für Soziologie Kommunikations- und Kulturforschung Herausgegeben von Clemens Albrecht, Andreas Göbel, Justin Stagl, Manfred Prisching, Michel Maffesoli Inhalt des Heftes Raimund Hasse und Lucia Schmidt: Unternehmertum, Arbeit, Sprache. Zur Mikrofundierung des Neo-Institutionalismus Jean Martin Ouédraogo: Quelques considérations supplémentaires sur la réception de Max Weber en France Alberto Cevolini: Die Einrichtung der Versicherung als soziologisches Problem Tomas Marttila: Constrained Constructivism in Post-Structural Discourse Analysis Thorn R. Kray: Metapher und sozialwissenschaftliche Terminologie. Anmerkungen zur räumlichen Metaphorik bei Bruno Latour 48. Band 2010 Heft 1 DUNCKER & HUMBLOT · BERLIN Sonderdruck aus:

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Internationale Zeitschrift für SoziologieKommunikations- und Kulturforschung

Herausgegeben von

Clemens Albrecht, Andreas Göbel, Justin Stagl,Manfred Prisching, Michel Maffesoli

Inhalt des Heftes

Raimund Hasse und Lucia Schmidt: Unternehmertum, Arbeit, Sprache.Zur Mikrofundierung des Neo-Institutionalismus

Jean Martin Ouédraogo: Quelques considérations supplémentairessur la réception de Max Weber en France

Alberto Cevolini: Die Einrichtung der Versicherungals soziologisches Problem

Tomas Marttila: Constrained Constructivismin Post-Structural Discourse Analysis

Thorn R. Kray: Metapher und sozialwissenschaftliche Terminologie.Anmerkungen zur räumlichen Metaphorik bei Bruno Latour

48. Band 2010 Heft 1

D U N C K E R & H U M B L O T · B E R L I N

Sonderdruck aus:

INHALT

Beiträge · Essays · Essais · Articolos

Raimund Hasse und Lucia Schmidt: Unternehmertum, Arbeit, Sprache. ZurMikrofundierung des Neo-Institutionalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Jean Martin Ouédraogo: Quelques considérations supplémentaires sur la ré-ception de Max Weber en France . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

Alberto Cevolini: Die Einrichtung der Versicherung als soziologisches Prob-lem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65

Tomas Marttila: Constrained Constructivism in Post-Structural DiscourseAnalysis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Thorn R. Kray: Metapher und sozialwissenschaftliche Terminologie. Anmer-kungen zur räumlichen Metaphorik bei Bruno Latour . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113

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II Inhalt

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METAPHER UND SOZIALWISSENSCHAFTLICHE TERMINOLOGIE

Anmerkungen zur räumlichen Metaphorik bei Bruno Latour

Von Thorn R. Kray

I. Einleitung

Die Analyse sozialwissenschaftlicher Terminologie und der Mittel,welcher sie sich bedient – dies kann beizeiten eine mühsame Arbeit sein.Seit den Tagen, als aus Philosophie Wissenschaftstheorie wurde, unddie Dekonstruktion die Frage erhob, ob und wie man die Grenze zwi-schen Wissenschaft und Literatur aufrechterhalten könne, ist die Be-trachtung von Theoriesprachen keine Lappalie mehr. Ihre begrifflichenApparaturen sind das Skelett einer Disziplin. In den Anordnungen derTerme kommt ein Denken also nicht zum Ausdruck sondern erhältseine Gestalt: Wie stellt die Soziologie sich das vor, was sie beschreibt?Wie stehen Beschreibung und Beschriebenes zueinander? Driften dieseTeile qua Abstraktion auseinander, nähern sie sich an, oder fallen siegar zusammen?1 Ist die Gesellschaft wirklich eine „Maschine“ (Ropohl1991) oder ein „Organismus“ (Wahring-Schmidt 1996)? Besteht sie aus„Schichten“ (Burzan 2005) oder aus „Netzwerken“ (Bögenhold /Mar-schall 2008)? Ist das New York der 60er und 70er Jahre ein „meltingpot“ (Rogin 1992)?

Die Geschichte der Disziplin kann Auskunft darüber geben, wie be-reits am Anfang soziologischen Denkens Metaphern eine nicht unerheb-liche Rolle spielten.2 An Emil Durkheims Formulierung von „organischerSolidarität“, Ferdinand Tönnies zeitdiagnostischer „Mechanisierung“oder der allgemeinen Rede von Gesellschaftsschichten wird schnell klar:Metaphern – zu dieser Zeit nicht unbedingt als solche erkannt (Lüde-mann 2004, 26; Meyer 1969; Rigotti 1994) – waren stets mehr als bloßesOrnament.3 Sie dürfen im Rückblick nicht nur mit ‚Bildern‘ erklärt wer-

1 In der Philosophie wird unter wechselnden Vorzeichen dieses Problem seitlangem unter dem Stichwort ‚Universalien-‘ oder ‚Nominalismusstreit‘ verhan-delt, siehe exemplarisch die verschiedenen Positionen bei Stegmüller (1978).

2 Für eine der wohl tiefgreifendsten Darstellungen der Metaphernanalyse füreine Soziologie des Wissens vgl. Maasen /Weingart (2000).

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den, die – heute wie gestern – von Gesellschaft existieren, egal wie ge-fangen wir auch immer darin sein mögen.4 Die vorliegende Betrachtungvon Metaphern in den Sozialwissenschaften, ihrem Einsatz und ihrerWechselwirkung mit Begriffen und Unterscheidungen bezieht Spannungaus der Überlegung, wie Methodologien beschaffen sein müssen, um zuneuen, überraschenden Ergebnissen und Erkenntnissen zu führen.

Ganz in diesem Sinne will der vorliegende Artikel folgendes zeigen:Wie werden in der Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) Bruno Latours(räumliche) Metaphorik und Begriffe kombiniert? Die Hypothese lautet,dass sich aus einer solchen Kombination Konsequenzen sowohl für dieTheorie der Metapher ableiten lassen, wie sich klären lässt, welche Be-sonderheiten das theoretische Vokabular der ANT (und ggf. der Sozial-theorie überhaupt) aufweist.

Dazu vorab einige Sätze zur ANT, die sich mittlerweile als eine dersichtbareren Sozialtheorien auf dem Feld der Wissenschafts- und Tech-nikforschung etablieren konnte. Seit Mitte der 1980er Jahre wird in die-sem Zweig der Soziologie an der Frage gearbeitet, wie die Wissenschafteine soziale Realität nicht nur darstellt, sondern diese im Sinne von na-turwissenschaftlichen Fakten hervorbringt. Von besonderem Interesseist dabei die Aufsprengung resp. Unterwanderung der Natur /Kultur-Distinktion, insbesondere durch Rekonzeptualisierung des Stellenwertesvon Technologie für die moderne Gesellschaft. Die ANT stellt sich als ei-ne dem sog. Poststrukturalismus zugeneigte Theorie dar, welche Annah-men über die Beschaffenheit des Sozialen macht, die sich von „klassi-schen“, eher statischen Ansätzen, wie sie bspw. bei Emil Durkheim, imStrukturfunktionalismus Talcott Parsons oder auch in Niklas LuhmannsSystemtheorie vorliegen, grundlegend unterscheidet. Diese Idee(n) derANT interessieren hier aber nur am Rande, wird die diesbezüglicheDiskussion auch in Deutschland schon seit Mitte der 90er Jahre kontro-vers und in einer hier nicht abbildbaren Tiefe geführt (vgl. Voss / Peuker2006). Perspektive dieses Artikels soll eine mehr mikrologische Ebenesein. Eine Ebene nämlich, auf der die ANT mehr tut, als bloß Debattenüber die Grenzen desmöglichen Gegenstandsbereiches aufzurufen (nicht-menschliche Akteure, Quasi-Objekte, Relativität etc.). Wie sie innerhalb

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3 Man denke nur an Max Weber und seine Rede in Wissenschaft als Beruf(1988) über die notwendige Entscheidung, welchem Dämon jeder Einzelne folgenwolle bzw. müsse, womit er einen Zusammenhang herzustellen sucht, zwischender Lage der Wissenschaft und des Menschen in der Moderne. Viel berühmter istnatürlich seine Metapher vom „stahlharten Gehäuse“ (siehe hierzu Garcia 1995;Tiryakian 1981).

4 „Ein Bild hielt uns gefangen. Und heraus konnten wir nicht, denn es lag inunserer Sprache.“ (Wittgenstein 1984, §115); siehe vorläufig dazu mit speziellemAbhub auf die Bildlichkeitsfrage der Metapher Kurz (2004, 7 ff.).

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abgesteckter Areale ihre Gegenstände zu aller erst hervorbringt, alsoGegenstandskonstitution betreibt, exakt dazu können Metaphern(-dis-kussionen) etwas beitragen.

Um dem genauer nachzugehen, wird die als Einführung konzipierte,2005 erschienene Monographie Latours Reassembling the Social (deut.:Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft), als „Sample“ verwen-det, weil dort die Ereignisse der Theorie zusammengefasst und in wesent-lichen Teilen gebündelt werden.5 Die Frage, welche Rolle dort Metaphernspielen, hat jedoch zur Bedingung, diese selbst, und mithin die dazugehö-rige Theorielandschaft, holzschnittartig zu skizzieren. Die Unübersicht-lichkeit des Feldes aber mag allein daran deutlich werden, dass z. B. eineneuere Studie von Eckhard Rolf (2005) hier allein 25 verschiedene Meta-pherntheorien und -traditionen aufzählen kann. Der eigene Standpunktist nicht nur auszuweisen, sondern muss sich zwischen den vielen theore-tisch divergenten, und manchmal diametral entgegen gesetzten Positio-nen so in der Balance halten, dass zwischen Flexibilität und Rigidität6

ein gangbarer Mittelweg gefunden werden kann. Für Soziologen mag es(daher) eine eher spröde Angelegenheit sein, hier zu navigieren. Daherdient als Ausgangspunkt eine Konzeption mit Handlungsbezug (Lakoff /Johnson 2007).

Ausgerüstet mit derart soziologisch relevanten Hintergründen, will dervorliegende Artikel auf eine theorieimmanente Ebene vordringen. Esgeht ihm um die Wirkung von Metaphorik auf die grundlegenden Begrif-fe der ANT. Aufschluss soll darüber gewonnen werden, wie diese Theo-riesprache ihre selbst beschriebenen Eigenheiten und Abgrenzungenauch auf der Ebene ihres Vokabulars einholt. Im Mittelpunkt steht dieThese, dass in der ANT eine besondere Art der Gegenstandskonstitutionmit Hilfe von Metaphern geschieht und so eine hybride Form von Termi-nologie hervorgebracht wird, mit der Phänomene sich neu und anders alsbisher greifen lassen. Darauf soll nun hinargumentiert werden.

II. Metaphern-Probleme

Welchen Nutzen haben Metaphern? Wird es einfacher, den Zusammen-hang zu verstehen, wenn jemand zu mir sagt: „Sie haben da aber ebenkeine sehr gesättigte Beschreibung abgeliefert!“?7 – Oder könnte er auch

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5 Latour, B. (2007): Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft: Einfüh-rung in die Akteur-Netzwerk-Theorie, wird fortan mit NSNG abbreviert.

6 Rigidität und nicht Stabilität, zunächst weil ersteres der eigentliche Gegen-begriff zu Flexibilität ist und weiterhin, weil Ausschlüsse bzgl. dessen, was keineMetapher ist, möglich sein müssen. Zur Konstellation der Gegenbegriffe sieheStarck (2002, 75).

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sagen: „Anhand dessen, was Sie gesagt haben, kann Ihre fachliche Kom-petenz in diesem Bereich nicht ausreichend bestätigt werden.“? Oderwürde es das Gleiche heißen, wenn mein Gegenüber sagt: „Ihre Darstel-lung war nicht zufriedenstellend, denn es fehlte ihr etwas.“? Geht es hierschlicht um eine rhetorische Illustration, einen intellektualistischen Eu-phemismus oder eine subtile Verdeutlichungsstrategie?8 Was geht verlo-ren, wenn das Bild der Sättigung nicht mehr auftaucht und die Assozia-tion von hoher / niedriger Dichte wegfällt? Systematisch gesehen, läuftdies auf das Problem der Paraphrasierbarkeit zu: „When we try to saywhat a metaphor ‚means‘, we soon realize there is no end to what wewant to mention“ (Davidson 1980, 44).9

Ähnliche Feststellungen trifft auch Sybille Krämer (1990, 66), die zwi-schen einer Ausdrucks- und Darstellungsrelation unterscheidet, wenn siedie Symbolik der Metapher in der Ausdrucksseite verortet und folgert:„Die Nicht-Paraphrasierbarkeit des Metaphorischen wurzelt also darin,dass die Entstehung metaphorischer Bedeutung daran gebunden ist, dassGegenstände einen symbolischen Sinn erlangen, den sie tatsächlich ver-körpern, also nicht einfach darstellen, sondern an sich selbst ausdrü-cken“. Dieses Argument ist interessant, weil es Metaphern auf einer reinperformativen Ebene ansiedelt. Sie werden damit von ihrem kognitiven,semantischen und auf diese Weise auch propositionalen Gehalt abge-schnitten. Folgt man dieser Linie, gelangt man an einen ersten kritischenPunkt:

„Metaphor gives itself the totality which it then claims to define, but itis in fact the tautology of its own position“ (De Man 1980, 15)10. In Bezug

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7 Die Metapher von gesättigt oder ungesättigt stammt von Frege und wird aneiner kritischen Stelle in den Kleinen Schriften (1990, 178) verwendet . Ich kom-me unten darauf zurück.

8 Ted Cohen (1980, 5 f.) stellt die Frage in der gerade entgegengesetzten Rich-tung. Er versteht die Metapher als ein einander verbindendes Elements undkommt zu dem Ergebnis, dass Metaphern bei ihrer Verwendung Alter und Ego ingrößere Nähe versetzen, ja geradezu in einen Status der Intimität, der besondersfür Vergemeinschaftungsprozesse relevant sein kann.

9 Auf Donald Davidson mit seiner relativ extremen Position wird später nochBezug genommen werden müssen, der diese Aussage aus der Verneinung jedessemantischen Gehalts der Metapher ableitet. Demgegenüber steht Hans Blumen-berg (1960, 10), der die Nicht-Paraphrasierbarkeit anders begründet: „Zunächstkönnen Metaphern Restbestände sein, Rudimente auf dem Wege vom Mythos zumLogos; als solche indizieren sie die cartesianische Vorläufigkeit der jeweiligen ge-schichtlichen Situation der Philosophie, die sich an der regulativen Idealität despuren Logos zu messen hat. […] Dann aber können Metaphern, authentisch, auchGrundbestände der philosophischen Sprache sein, ‚Übertragungen‘, die sich nichtins Eigentliche, in die Logizität zurückholen lassen.“

10 De Man bezieht sich mit diesem Satz auf die Verwendung des Terms „no-tion“ in Lockes Essay concerning Human Understanding. Der Punkt ist von mir

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auf seine Analyse folgert de Man weiter, dass Metaphern zur fehlleiten-den Illusion von Definitionen werden können. Das rechtfertigt zu sagen:Metaphern sind riskant. Es leitet sich daraus weiterhin die Annahme ab,es gäbe eben keinen „specific cognitive content“ (Davidson 1980, ebd.)11,und dies heißt im Klartext: keinen truth-claim (Black 1980, 186), derMetaphern im Sinne eines Wahrheitswertes oder Geltungsanspruchesüberprüfbar bzw. kritisierbar werden ließe. Lassen sie sich nicht unterdie für alle anderen Ausdrücke / Sätze geltenden Wahrheitskonditionenstellen, muss man sich ihnen gegenüber skeptisch verhalten; in der ‚wört-lichen‘ oder ‚uneigentlichen‘ Rede ist selbstverständlich ein Kamel keinWüstenschiff, die Politik kein Zirkus und eine Zigarette kein Sargnagel.

Wenn sie demzufolge eine ‚Ausnahme‘ bildet gegenüber unserem sons-tigen Verständnis richtiger Indexikalisierung, stellt die Metapher dieVorstellung von Wörtlichkeit insofern ganz generell infrage, als dass sieihren Bereich des Uneigentlichen im Kontrast zu dem der wörtlichen Re-de aufbaut. Sie ist das ‚Andere‘ unseres ‚normalen‘ Sprachgebrauchs undweckt so positivistische Ängste vor unexakten und damit halbwahrenSätzen. Genau darin liegt die Riskanz metaphorischen Sprachgebrauchs.

Das Bedenken, Lügen könnten durch die Unterwanderung eines aufUniversalität angelegten Kanons von Wahrheitskonditionen doch mög-lich werden, wird gegenüber den Metaphern hergestellt und herausge-stellt vom generellen Problem der Formalisierbarkeit. Insbesondere von„absoluten Metaphern“12 aufgeworfen, speist sich die Skepsis zu gewis-sem Teil aus einem formal-logischen Dilemma, welches deutlich wird,greift man z. B. auf Gottlob Freges Unterscheidung von „gesättigt“ und„ungesättigt“13 zurück.

Um dies kurz zu erläutern, einen wichtigen Hintergrund zu klären undauf einen zentralen Punkt unserer Argumentation vorzubereiten, müssenwir uns kurz auf das Feld der philosophischen Definitionslehre begeben:Zum Einsatz kommt Freges Unterscheidung nämlich an einer Stelle, woes um Bestimmungen von „logisch einfachen“ kategorialen Begriffen wie

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hier aus dem Kontext genommen, weil es nahe liegt, ihn im Anschluss an diePosition von Krämer zu generalisieren.

11 Der Autor (Davidson 1980, 30) stellt sich stark gegen diese Vorstellung undvertritt die radikale These, „metaphors mean what the words, in their most literalinterpretation mean, and nothing more.“ Diesem Ansatz möchte ich hier nur be-grenzt folgen, basiert er doch u. a. auf einer sehr speziellen Vorstellung, die Da-vidson von Bedeutungstheorien hat.

12 Was eine „absolute Metapher“ ist, wie sie besonders von Hans Blumenbergaufgefasst wurde und philosophiegeschichtlich verortet werden kann (dies mitbesonderer Rücksicht auf die Kantsche Tradition und dort der Verbindungenzum Symbolverständnis) erörtert Thomas Rentsch (2009, 138 f.) in seinen Thesenzur philosophischen Metaphorologie.

13 Gerade diese Unterscheidung gehört ja zur Klasse von absoluten Metaphern.

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„Funktion“ (ungesättigt) oder „Gegenstand“ (gesättigt) geht; beispielhaftsind sie, Frege zufolge, von so grundlegendem Charakter, dass sie nichtweiter zerlegt werden können: „‚Abgeschlossen‘ und ‚ungesättigt‘ sindzwar nur bildliche Ausdrücke, aber ich will und kann hier ja nur Winkegeben“ (Frege 1990, 178 f.; meine Hervorheb.).14 Man stößt auf ein Dilem-ma: „Die entscheidende Frage ist nun, welchen Status diejenigen Über-legungen haben, in denen die kategorialen Voraussetzungen des Sagensallererst festgelegt werden“. Daraus lässt sich, so Gottfried Gabriel, fol-gern: „Die Bedingungen der Möglichkeit können selbst nicht gesagt wer-den, weil sie dazu bereits vorausgesetzt werden müssten. Jedenfalls kön-nen sie nicht begründend gesagt werden, weil dies zu einem Begrün-dungszirkel führen würde“ (Gabriel 2009, 79; Hervorheb. im Ori.). Weilam Boden logischer Elementarbegriffe bzw. ihrer Definitionen auf Meta-phern zurückgegriffen wird, oder schlimmer: werden muss, ist die Un-einholbarkeit metaphorischer Rede kein Epiphänomen. Die semantischeDunkelheit darüber, worauf sich die Wörter eigentlich beziehen, ob einSatz wahr ist bzw. unter welchen Bedingungen er dies ist, macht alsoletztlich die Riskanz jener Verwendung von Metaphern aus, von der obengeredet wurde. Für jemanden, der, wie Donald Davidson (1980)15, eineanalytische Position bevorzugt, um Aussagen das Prädikat der Wissen-schaftlichkeit zusprechen zu können, ergibt sich aus solcher semanti-schen Dunkelheit die klare Konsequenz: Metaphern sind subjektivisti-sche, unüberprüfbare Idiosynkrasie und können von nach Objektivitätstrebenden Methodologien auf lange Sicht nicht toleriert werden.

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14 Gottfried Gabriel hat daraus geschlossen, dass diese ‚Winke‘ als „‚Unbegriff-lichkeit‘ [auch] im Sinne logischer Unsagbarkeit“ verstanden werden können, ob-wohl die beiden nicht als streng koextensiv verstanden werden dürften (Gabriel2009, 78). An dieser Stelle soll darauf hingewiesen werden, dass das Gesamtpro-jekt Freges, der Erfindung einer rein formalen, logischen Idealsprache nämlich,zwar gescheitert ist, was Kurt Gödel 1931 durch seinen Unvollständigkeitssatznachgewiesen hat. Dies soll aber hier kein Grund sein, nicht einige seiner Gedan-ken aufzugreifen und weiterzuverarbeiten – frei nach Feyerabend: „Wissenschaftist stets der gegenwärtige Stand des Irrtums.“

15 Als mögliche Kritik an Davidsons Position, dass Metaphern nur eine Bedeu-tung, die wörtliche, hätten, wurde angebracht, dass die von ihm verwandtenWahrheitskonditionen viel zu formell und unspezifisch seien. Damit könne dieSpezifik des Gehalts metaphorischer Bedeutungen sich nicht disqualifizieren las-sen (vgl. Elgin 1995). Eva Feder Kittay (1995) arbeitet sich an der Bedeutungs-theorie Davidsons ab und sucht dort Elemente, die für die Integration der Meta-pher in natürliche Sprachen sprechen. Insgesamt steht, so Boris Mikulic (1999),aber die Einlösung der „Integrationsversuche von Davidsons Kritik in eine Meta-phernsemantik stricto sensu noch aus, denn es hat sich […] gezeigt, dass eine Se-mantik der Metaphern nur um den Preis einer weitreichenden Aufweichung desBegriffs der sprachlichen Bedeutung möglich ist.“

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III. Metaphern-Lösungen

Nun, was eben vorgestellt wurde, sind einige Argumente, die gegen die(intentionale) Verwendung von Metaphern besonders in der Wissen-schaftssprache stehen. Sie haben zweifellos ihr Recht und gute Gründe.Was jetzt aber versucht werden soll, ist auszuloten, was dieser Positionentgegen zu stellen wäre.

Zunächst kann den Skeptikern, welche die Metapher für nicht wahr-heitsfähig halten und daher dafür plädieren, sie in wissenschaftlichenDiskursen wegzulassen, entgegengehalten werden, dass ihr Verständnissich aus einer „Ideologie der Wörtlichkeit“ speist. Zwar besteht die Ge-fahr, dass die Auffassung von Sprache „in der Entropie einer Alles-Meta-pher-Sprache“ (Mikulic 1999, 136) endet; nichtsdestoweniger kann manseit Nietzsche wissen, dass die Trennung von Metapher und Begriff sichnicht mehr auf ontologische Befunde stützen kann. Susanne Lüdemannformuliert diesen Umstand folgendermaßen:

Erweist die neuere Metapherntheorie die Metapher insofern als das ‚allgegen-wärtige Prinzip der Sprache‘, als sie […] auch unsere Bergriffe als Metaphernentdeckt (oder wiederentdeckt), verliert die Unterscheidung von Begriffen undMetaphern ihren Wert. Genauer: ihren ontologischen Wert. Begriffe und Meta-phern unterscheiden sich nicht dadurch, dass die einen das ‚Seiende selbst‘ aus-sagen, ‚wie es ist‘ (also ‚buchstäblich‘ a la limite ‚wissenschaftlich‘), während dieanderen es bloß ‚im übertragenen Sinne‘ (‚poetisch‘) umschreiben. Beide sindmetaphorisch in dem präzisen Sinne, dass sie unsere Vorstellungen von den Din-gen durch Kombination von Kontexten prägen. […] Auch Begriffe müssen daherals Metaphern der Erfahrung, können dagegen nicht als Abbilder des Realenverstanden werden (Lüdemann 2004, 34; Hervorheb. im Ori.).

Dennoch, so Lüdemann weiter, kann die Unterscheidung zwischen Be-griff und Metapher als heuristische und somit de-ontologisiert beibehal-ten werden. Folgt man dem, ist zwar der Unterscheidung der Stachel ge-zogen; der nächste Schritt müsste allerdings ergeben, wie dem oben skiz-zierten Argument (hier von Paul de Man herausgehoben) begegnet wer-den kann, die Metapher habe tautologischen Charakter.

Wenn man sich das Funktionieren von Metaphern im Vergleich zu De-finitionen ansehen möchte, ist der Abstand dann nicht so groß, wenn be-rücksichtigt wird, dass Definitionen selbst per definitionem tautologischsind – sie sind immer wahr. Diese Beobachtung kann aber noch nichtausreichen, um der Metapher systematische Relevanz zuzusprechen;denn nominalistische Definitionen sind „kontrollierte Tautologien“, dieeinen ‚rein praktischen‘ Sinn haben. Dieser „praktische“ Sinn, was einerder wesentlichen Differenzen ausmacht, ist beherrschbar, d. h. wiederumformalisierbar. Einen Vorteil mag dies zwar darstellen, jedoch nur aufden ersten Blick: Es mag sein, dass der Begründungszirkel (‚Mög-lichkeitsbedingungen des Sagens nicht selbst wieder sagbar‘) ins Positive

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gewendet wird, indem erwiesen wird, dass die „Darlegung der Bedingun-gen des Sagens diese Bedingungen erfüllen kann, also selbst in kategoria-ler Übereinstimmung mit den Kategorien [sic!] steht“ (Gabriel 2009, 79).Allein, selbst wenn daraufhin gezeigt würde, dass „man sich eben nichtsinnvoll außerhalb der logischen Kategorien diskursiv sinnvoll bewegenkann“ (ebd.), muss in der Bestimmung jener Kategorien über diese hi-nausgegangen werden (ebd., 80).16 Anders ausgedrückt: In letzter Instanzist die logische Kontrolle der Tautologie /Definition selbst nicht mehrkontrollierbar. Es sei dahingestellt, ob solcher regressus ad infinitum ausder Philosophie eine auf sinnlosen Sätzen gebaute Veranstaltung macht.Das Ausspielen der Metapher gegen die Definition funktioniert mit demTautologie-Argument jedenfalls nicht mehr.

Nachdem zwei gröbere Bedenken (Problem der Formalisierbarkeit undontologische Trennung von Metapher und Begriff) bezüglich der Verwen-dung von Metaphern innerhalb wissenschaftlicher Zusammenhänge ent-schärft wurden, sollen nun offensive, d. h. positive Argumente angeführtwerden. Sie sollen nicht nur für Metaphern als einem wichtigen For-schungsgegenstand plädieren, sondern sie auch ausweisen als wichtigesElement sozial- und geisteswissenschaftlicher Forschung.17

Die Autoren George Lakoff und Mark Johnson (2007) gehen davon aus,dass Metaphern ein nicht wegzudenkender Bestandteil unserer Lebens-wirklichkeiten sind. Sie seien entscheidender Knotenpunkt nicht nur un-serer Sprache, sondern darüber hinaus unserer Denk- und Handlungs-formen; dies dergestalt, dass sie die „Konzepte“, mit denen wir unsereWirklichkeitserfahrungen klassifizieren und strukturieren, im Kern me-taphorisch sind. Eines der bekanntesten Beispiele ist dabei das Konzeptder Argumentation, welches strukturiert wird von der Metapher „Argu-mentation ist Krieg“. Lakoff und Johnson weisen anhand von diesemBeispiel nach, dass kriegerisches Vokabular nicht nur einfließt in unserenDiskurs über die Argumentation („Eine Position angreifen“, „Ein ver-nichtendes Fazit ziehen“ etc.). Sondern, dass mehr noch der Aufbau ge-regelt ist durch die Übertragung von Aspekten des Krieges in jene derArgumentation: Teilnehmer sind „Gegner“; Teile beinhalten „Strategie-planung, Angriff, Verteidigung,“; abgrenzbare Phasen bestehen bspw.aus „Angriff des Gegners, Kombination aus Verteidigungen, Manöver“etc. (Lakoff / Johnson 2007, 93 ff.).

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16 Aus einer Spät-Wittgensteinschen Perspektive zeigt Ähnliches der Bielefel-der Wissenssoziologe Peter Weingart (2005), wenn er darauf hinweist, dass selbstlogisch wohl definierte Begriffe sich im strengen Sinne nicht semantisch kontrol-lieren lassen.

17 Für eine Erörterung „konzeptueller Metaphern“ als „genuine kulturelle Mo-delle“, die den Ansatz der kognitiven Lingusitik mit der ArgumentationstheorieStephen Toulmins kreuzt, siehe Pielenz (1993, 13 ff.).

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Mit solcher, der Metapher einen systematischen Ort in der gesellschaft-lichen Konstruktion der Wirklichkeit einräumenden Position im Rücken,möchte ich drei Figuren beschreiben, die nicht nur auf die Relevanz vonMetaphorik als Gegenstand sozial- und geisteswissenschaftlicher For-schung hinweisen, sondern auf ihre Eignung als Mittel szientifischen Er-kennens.

Die Verwendung von Metaphern in wissenschaftlichen Diskursen be-zieht ihre Legitimität erstens aus der Möglichkeit der Substitution.18 Vonvielen TheoretikerInnen wird angenommen, dass Metaphorizität als derSprache inhärente Struktur nicht hintergehbar ist. Daraus lässt sichaber, wie auch Blumenberg (1960, 12) in den Paradigmen zu einer Meta-phorologie anführt, keineswegs folgern, Metaphern könnten nicht durchandere vertreten werden; ein Hinweis auf ihre generelle Praktikabilität:es ist möglich, einen Begriff durch einen präziseren, eine Metapher durcheine prägnantere zu ersetzen. Die beiden anderen Punkte sind dabeiebenfalls von pragmatischer, wenn nicht pragmatistischer Couleur.Zweitens: Es gibt (eher) passende Metapher und (eher) unpassende Meta-phern. Und drittens: Metaphern können verstanden oder nicht verstan-den werden. Beide Argumente hängen relativ eng miteinander zusam-men. Die (graduelle) Unterscheidung von passend / unpassend leitet sichab von dem Ziel, dass mit ihr verfolgt wird. Das Beispiel von Lakoff undJohnson Argumentation ist Krieg betont die Elemente der Auseinander-setzung, des Kampfes in einer Unterhaltung und ist darum nicht geeignetkooperative Elemente hervorzuheben, sofern diese nicht gar ‚verborgen‘werden. Wesentlich besser geeignet, also passender, um diese koopera-tiven Zwecke anzuzeigen, wäre, mutatis mutandis, die Metapher Argu-mentation ist Tanz. Die Tanz-Metapher ist aber in unserem Kulturkreismehr als unüblich für eine Argumentation; auf diese Weise Beschreiben-de, Menschen also, die eine verbale Auseinandersetzung dieser Natur mitdem Tanz in Verbindung brächten, würden uns unverständlich sein –

oder noch extremer: „wir würden ihre Art des Argumentierens vermut-lich überhaupt nicht als Argumentieren betrachten: Aus unserer Sicht

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18 Hiermit ist auf die klassische aristotelische Substitutionstheorie der Meta-pher angespielt, aber doch auf etwas anderes hinaus gewollt. Einwände, die ge-gen die Substitutionstheorie erhoben wurden, sind bekannt: Sie ignoriert die se-mantische Innovationskraft der Metapher, indem sie annimmt, hier würde durchErsetzung eines Wortes durch ein anderes kein Überschuss entstehen. Auch wirddort letztlich eine petitio principii begangen, wo zwei Wörter, damit sie durch-einander ersetzt werden können, eine Ähnlichkeit brauchen, die aber in der Meta-pher erst hergestellt wird bzw. werden muss. Siehe für die Primärquelle Aristoteles(Aristoteles / Fuhrmann 2001, 21, 1457b ff.) und zur Kritik daran nur exemplarischZymner (1993). Für uns wichtig und mit Substitution gemeint, sind die Bedingun-gen der Praktikabilität vonMetaphern, die untersucht werden müssen, will man siefür die Forschung alsWerkzeug in Betracht ziehen.

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würden diese Menschen lediglich etwas anderes machen. Es käme unssogar merkwürdig vor, ihre Aktivität auch nur als ‚Argumentieren‘ zubezeichnen“ (Lakoff / Johnson 2007, 13; Hervorheb. im Ori.). Die kultur-elle Relativität von Metaphern, ihre starke Abhängigkeit von den Klassi-fikationssystemen und symbolischen Ordnungen einer Kultur weist alsoeinen Weg, wie man Verständnis /Nicht-Verständnis und Passen /Nicht-Passen von Metaphern erklären kann.19

Diese drei Figuren (Substituierbarkeit, passend / unpassend, verständ-lich / unverständlich) gehören zu den ‚Kommunikabilitätsbedingungen‘von Metaphern und zeigen sie zugleich als probate Instrumente sozial-wissenschaftlicher Forschung.20

IV. Exkurs: ein typologischer Vorschlag

An den Schluss unserer theoretischen Betrachtungen der Metaphermöchte ich zwei Punkte setzen, die zusammen gehören und wichtigeVoraussetzungen für die Analyse von Latours Text liefern sollen. Erstensgeht es um die Einführung einer Unterscheidung, zweitens um die seman-tische Möglichkeit, die sich durch Metaphern im Besonderen ergibt. Fan-gen wir mit letzterem, dem zweiten Punkt, an. BedeutungstheoretischesGewicht21 erhält Metaphorik durch ihr Potential der Erschließung neuerBedeutungen22

– mit anderen Worten: von „semantischen Innovationen“

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19 Aus einer semiologisch-strukturalistischen Perspektive zeigt dies für die(hier später wichtig werdende) Raummetaphorik Alexandros Lagopoulos (2003).Indem er für traditionelle (d. h. hier: in Familien organisierte), moderne undpostmoderne Gesellschaften den Wandel der Architekturen verfolgt, sucht er denBedeutungswandel der Organ(ismus)-Metapher aufzuzeigen. Es wird also deut-lich, dass sich nicht nur das Verständnis von Metaphern, sondern auch das Ver-stehen selbst verändert. Insgesamt kulturanthropologische Grundlagen erör-ternd, vergleichend und mit der Blackschen Frage nach dem „Modell“ kreuzend,siehe Reader (1969). Sehr plastisch wird die Gebundenheit der Metapher (auchim Sinne der genannten Figuren) dann, wenn man den Angehörigen unterschied-licher Kulturen mittels Metaphern etwas beibringen möchte, siehe dazu Rosh-kow (1988).

20 Wie entscheidend dies auch in der Praxis z. B. einer Unternehmensführungsein kann, zeigt sich bei Phillips (1998). Für eine ideologiekritische Lesart vonMetaphern der Ökologie und ihrer Wirkmacht im Bildungsbereich siehe Arm-strong (1997).

21 Siehe zur Signifikanz dieses Bereiches für die Metapherntheorie Cohen(1980, 4) und für einen größeren Überblick über das Thema den wichtigen Auf-satz von Charles Taylor (1995) über Bedeutungstheorie allgemein.

22 Dies ist in der Metaphern-Theorie im Grunde keine Neuigkeit, siehe dazuüberblickshaft das Einleitungskapitel von Hans Rudi Fischer (2005), der in seinerZusammenfassung der Beiträge immer wieder betont, wie sehr fast sämtliche Au-toren – besonders Ernst von Glasersfeld (2005) – Wert legen auf die innovative

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oder „innovativen Ähnlichkeiten“ (vgl. Lakoff / Johnson 2007, 174). Ge-brauch von Wörtern und Bedeutung von Wörtern sind nach Wittgen-stein koextensiv. Metaphern schließen Heterogenes bzw. eigentlich Un-zusammenhängendes kurz. Wörter werden in unvorhergesehener, über-raschender Weise gebraucht, was sonst entfernte Vorstellungen einanderannähern kann und so das semantische Arsenal eines Ausdrucks berei-chert. Metaphern haben, wie unser Begriffs- bzw. Unterscheidungswissenauch, strukturierende Wirkungen auf unser Weltwissen (Goodman 1990,107 f.).23 Interessanterweise scheint es einen Typ von Metapher zu geben,der sich dadurch von anderen unterscheidet, dass er nicht die eben be-schriebene Wirkung aufweist, sozusagen abgestorben ist. Die Rede ist vontoten Metaphern. Sie sind auf einer Ebene sprachlicher Institutionalisie-rung angelangt, die derart im Bedeutungskanon sedimentiert sind, dasskeine überraschenden Effekte mehr auftreten, da die Potenz zur Innova-tion verloren ging und dermetaphorischeGehalt gegenNull tendiert. Auchwenn wir die Frage, wie und warum dies mit Ausdrücken wie „Tischbein“,„Augapfel“ oder „Handschuh“ passiert ist, der diachronen Sprachwissen-schaft überlassen müssen, greift doch die Frege’sche Differenzierung vonoben passgenau: ihreSättigung ‚toterMetaphern‘ ist denkbar gering.

Will man jedoch diese Umschreibung fruchtbar machen, scheint essinnvoll, ihr eine modifizierende Differenzierung hinzuzufügen.24 Dafürschlage ich vor, von verschiedenen Sättigungsgraden zu sprechen.25 Da-mit ließen sich sprachliche Ausdrücke auf ihre „Metaphernhaftigkeit“hin skalieren. Hier in extenso lässt sich ein solcher Vorschlag nicht dis-kutieren – aus ihm soll lediglich die Ableitung einer Unterscheidung ge-lingen: die zwischen, impliziten und explizitenMetaphern.26

Metapher und sozialwissenschaftliche Terminologie 123

Kraft und Wirkung von Metaphern (sie werden oft als abduktive Schlussformenbezeichnet).

23 Um dies nicht unbelegt zu lassen: Für die Ähnlichkeitsstiftungen und damitInnovationen geben Lakoff und Johnson das Beispiel „Liebe ist ein gemeinsamgeschaffenes Kunstwerk“. Die Metapher stiftet eine neue Ähnlichkeit „kraft ihrerEigenschaft, einer Reihe von Erfahrungen eine kohärente Struktur zu geben“.Betrachtet man z. B. Liebes-Enttäuschungen, gerät Folgendes in den Blick: „Diebei der Liebeserfahrung gemachte Art von Enttäuschung, gleicht der Erfahrung,die man beim Herstellungsprozess gemeinsamer Kunstwerke macht. Die Ähnlich-keit ist eine Ähnlichkeit in Bezug auf die Metapher. Folglich nehmen wir die ei-gentliche Ähnlichkeit zwischen der enttäuschten Liebeserfahrung und der ent-täuschten Kunsterfahrung nur wahr, wenn wir die Liebeserfahrung von derKunsterfahrung her verstehen“ (Lakoff / Johnson 2007, 174).

24 Die Legitimität einer solchem „Umformung“ speist sich aus dem Substi-tuierbarkeitsargument, welches oben entfaltet wurde.

25 Die Fregesche Distinktion von „gesättigt / ungesättigt“ benutze ich hier ohnedie tertium non datur-Regel; Hinweis hierauf ist mir die Bemerkung Freges(1990, 378): „dass im Logischen überhaupt die Fügung zu einem Ganzen immerdadurch geschehe, dass ein Ungesättigtes gesättigt werde.“

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Explizit sind Metaphern, die als solche identifiziert werden können;ihr Index ist klar, was bedingt, dass man auf sie reagieren undmit diesemWissen auf sie antworten kann. Implizit sollen Metaphern heißen, beidenen jene Indexikalisierung nicht eindeutig ist. Sie nehmen eine ArtJuxtaposition in unserem Sprechen ein, je nachdem wie man auf sie ant-wortet, ob man nachfragt, hinnimmt, protestiert oder dergleichen mehr.Implizite Metaphern können entweder dem Bereich des Wortwörtlichenoder dem Bereich des Metaphorischen zugerechnet werden. Prosodiensind hierfür zum Beispiel wichtig. Je nachdem, in welchem Tonfall ichmeiner hübschen Begleiterin sage, dass ihr Essen wirklich verführerischgut sei, kann es zu einer ausschlaggebenden Metapher werden oder aberin der Trockenheit unseres Gesprächs als ein uninteressanter Hinweisauf die Güte des Käsebrötchens sein. Einen Moment lang muss sie unddann das Gespräch entscheiden, wie man meine Bemerkung letztlich ver-standen haben will.27

Schwieriger zu beobachten ist die semantische Formgestalt von impli-ziter Metaphorik in schriftsprachlichen Zusammenhängen, aus denen sohervorgeht wie eine Anreicherung mit Metaphorizität vor sich geht. Rü-diger Campe hat darauf Hinweise geliefert, indem er für die Blumenberg-sche Theorie der Metapher feststellte, „dass Ausdrücke vornehmlichdann Anschauung freisetzen und metaphorische Bedeutung annehmen,wenn sie im syntagmatischen Gefüge mit anschauungsarmen Ausdrü-cken auftreten“ (Campe 2009, 310 f.). Mit Rückbezug auf Kant und Ha-rald Weinrich zieht er daraus den Schluss für die semantische Form derMetapher: „Metaphorologisch von Belang ist ein sprachlicher Ausdruckdann, wenn er Anschauung in einem sprachlichen Zusammenhang bietet,der durch seine Armut an Anschauung oder sogar seine entschiedeneVerweigerung von Anschauung die Suche nach Anschaulichkeit auf je-nen Ausdruck und sein Potential an Anschauung – und das heißt an Me-taphorizität – lenkt“ (ebd.: 311; meine Hervorheb.). So anspruchsvoll undaufschlussreich solche Bemerkungen sein mögen, spricht Campe auch so-fort an, dass sie ebenso problematische und komplexe Präsuppositionenhaben:

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26 Die Idee zur Unterscheidung jener drei „Phasen“ (was ich wieder von FregesKommentar ableite), stammt von Joachim Renn, der sie im Rahmen des Work-shops „Kreativität der Metapher“ erwähnte, welcher am 13. Februar 2008 an derFriedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg veranstaltet wurde.

27 Fritz Mauthner hat unter dem „‚Verblassen‘ der Metapher“ etwas Ähnlichesverstanden bzw. Ähnliches gemeint: „So führt der Weg der Sprache von der dich-terischen oder freien Metapher zu der gewöhnlichen oder notwendigen Verbin-dung, wie er im sogenannten Sprachgebrauch vorliegt. Dafür bietet die Geschich-te jeder einzelnen Sprache ein einziges großes Beispiel. Wer die Sprache histo-risch überblickt, sieht überall ein Abblassen der metaphorischen Anwendung indem Augenblicke, wo die Metapher aus dem Sprachgefühl verschwunden ist.“

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Wie lassen sich die erkenntnistheoretischen Terme von Anschauung und An-schauungslosigkeit in linguistische Terme übersetzen; wer oder was regelt dieÖkonomie des Verlustes von Anschauung und ihrer Wiederherstellung; wie läßtsich die Bewerkstelligung von Anschauung zur Anschauung selbst ins Verhält-nis setzen? (ebd.)

Sofern eine Klärung solcher Fragen hier nicht möglich ist, glaube ichdoch mit der Unterscheidung von impliziter und expliziter Metaphorikdem entgegen gearbeitet zu haben.

V. Vorbemerkung und Fokussierung

Im Folgenden soll untersucht werden, inwiefern Latours Gebrauch vonMetaphern in seiner Monographie „Reassembling the Social“ einen Ein-fluss auf seine Theoriebildung hat. Unter ‚Einfluss‘ sollen mögliche Wir-kungen auf terminologische Zusammenhänge angesprochen werden. Mit-hin gemeint, und bis zu einem gewissen Grad damit verbunden, sind diebegriffslogischen Implikationen, die sich durch Metaphorik und z. T. Me-taphorisierung der (Grund-)Begriffe ergeben.28 Meine Stichproben sollenes lediglich erlauben, Schlussfolgerungen zu ziehen, durch die sich sinn-volle und weiterführende Anschlussstellen eröffnen: vor allem im Hin-blick auf die Machart der Terminologie der ANT. Operativ gesehen, wer-den Stellen gesucht, die von systematischer Wichtigkeit sind, d. h. solche,von denen Instruktivität ausgeht. Ihre Auswahl ist ein Punkt möglicherKritik an meinen Überlegungen, dem ich nun kurz begegnenmöchte.

Streng formal gesehen, wäre es nötig, statistisch-linguistische Verfah-ren zu Rate zu ziehen, um sämtliche metaphorischen Ausdrücke in ihrensyntaktischen Ko(n)texten als „unit of analysis“ heraus zu präparieren.Meine beiden Argumente gegen einen solchen möglichen Vorwurf sindfolgende: Oben wurde angesprochen, dass Metaphern ein Problem in for-malisierten Diskursformationen darstellen. Grundlage dieses Problemsist eben auch, dass Metaphern selbst schwer formalisierbar sind: „Jedesnoch so einleuchtende Kriterium für das Vorliegen einer Metapher ist un-ter besonderen Umständen anfechtbar“ (Black 1996, 404).

Aus diesem Grund folgt die Auswahl der Textstellen keiner statisti-schen Methode, sondern richtet sich nach einer mehr oder minder „sub-

Metapher und sozialwissenschaftliche Terminologie 125

28 Klar muss sein, dass es hier erstens nicht möglich sein wird, dies für sämtli-che Begriffe zu tun, mit denen Latour arbeitet und zweitens dass andere Arbeitenvon Latour hier ebenfalls nicht herangezogen werden können. Die Aussagekräf-tigkeit und Repräsentativität der vorliegenden Analysen muss dies nicht zwangs-weise beeinträchtigen, da im Gegensatz zu anderen Werken Latours (1988, 1996)hier explizit eine „Einführung“ in die Thematik vorliegt und somit die Darstel-lung der Theorie als solcher im Mittelpunkt steht.

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jektiven“ Lektüre. Die Schwierigkeit, ‚bessere‘ Stellen, die mehr mit derwörtlichen Rede arbeiteten, herauszufinden und heranzuziehen, besteht,wie gesagt, schlicht darin, eine strikte und formalisierte Trennung zwi-schen metaphorischer Rede und solcher, die es nicht ist, zu ziehen. Damitmuss nicht gesagt sein, es könnten keine objektiven, reliablen und vali-den Distinktionsverfahren gefunden werden, die in einer Untersuchunglinguistischer Strenge der gleichen ermöglichten.

Zwar ergäbe sich mit der Position von Lakoff und Johnson die Mög-lichkeit, Strukturmetaphern herauszusuchen, sie auf ihre Ableitungen zuprüfen und so (im Wortgebrauch der Autoren) ihre „Konsistenz“ zu be-stätigen. Das Augenmerk richtet sich jedoch hier auf das Zustandekom-men von bestimmten Theoriebildungsprozessen, nicht rein auf die Nut-zung von Metaphern als solchen.

Das zweite Argument greift auf die oben skizzierte eigene Position in-nerhalb der Bedeutungstheorie zurück und betrifft den Gedanken, esgäbe Metaphern in verschiedenen Sättigungsgraden. Die Metapher derSättigung wurde ergänzt und eine Klassifikation von Metaphern vorge-schlagen, die den impliziten Metaphern eine Juxtaposition zusprach.Man kann also einzelne Metaphern nicht von vornherein klar heraus prä-parieren, weil nicht feststeht, welchen Sättigungsgrad sie letztlich auf-weisen.

Für die hiesigen Zwecke sind tendenziell solche Passagen von Interes-se, an denen einerseits die Dichte an Verwendung metaphorischer Rede-weise besonders hoch ist und an denen andererseits Begriffe bzw. ihrVerwendungsreglement vorgestellt oder ausführlicher beschrieben wird,die also „theorie-architektonisches“Gewicht tragen.

VI. Erste Analyse mithilfe eines Gedankenexperiments

Schon ganz zu Beginn beschreibt Latour seine Monographie als Reise-führer, der, ganz im klassischen Wortsinn der Methode (griech. metho-dos, wörtl. „Weg zu etwas hin“), dann die besten Erfolgsaussichten hat„sich zu orientieren, wenn Sie bereits im Gelände unterwegs sind“ (AlleNSNG: 38; Hervorheb. im Ori.). Damit ist das ganze Buch nicht nur vonseinem (englischen Original-)Titel her eingebettet in eine Metapher, son-dern stilisiert sich und seine Rezipienten auch mithilfe einer solchen: DerLeser wird zum Reisenden (ebd.: 23, 37, 38), der es vorziehen muss „lang-sam zu reisen, auf kleinen Wegen, zu Fuß“ (ebd.: 44). Den Akteuren zufolgen wird so erst möglich. Nur auf diese Weise lässt sich jenes Credo indie Forschungspraxis umsetzen und nur so lässt es sich vermeiden „dasSoziale als […] einen speziellen Bereich, eine bestimmte Sphäre oder eine

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spezielle Art von Ding [zu] definieren“. Nicht als Substanz, nicht als festUmgrenztes, „sondern nur als eine sehr eigentümliche Bewegung desWiederversammelns und erneuten Assoziierens“ kann das Soziale nach-haltig verstanden werden. Weil „sichtbar ist das Soziale nur in den Spu-ren, die es hinterläßt, wenn eine neue Assoziation zwischen Elementenhervorgebracht wird, die selbst keineswegs ‚sozial‘ sind“ (ebd.: 19, 22;Hervorheb. im Ori.). Diese Zitation mag deutlich machen, nicht nur wiezentral besonders die räumliche Metaphorik hier ist, sondern, wenn La-tour das Soziale – in Tarde'scher Traditionslinie – als „Verknüpfungs-prinzip“ (ebd.: 31) begreift, wie angewiesen der Autor auf metaphorischeRede scheint. Neugierig ließe sich sofort die Frage anschließen: warumgerade das Räumliche? Warum nicht eine andere Kategorie wie die derDependenz, der Dimension, Modalität oder ähnliches? Diese Frage bringtuns ziemlich genau vor das Problem, welches hier behandelt werden soll.Denn ganz praktisch gesehen, könnte die Räumlichkeit auch den Bereichdes Metaphorischen verlassen.

Ich will nun ein Gedankenexperiment vornehmen, mit dem ich ver-deutlichen möchte, wie die Frage der Räumlichkeit in der Akteur-Netz-werk-Theorie bedeutsam werden kann und zeigen, was es mit der räum-lichen Metaphorik dort auf sich haben könnte:

Angenommen, es soll die techniksoziologische Frage beantwortet wer-den, warum der 1736 geborene Waffenschmied Honoré Blanc und seineErfindung des Interchangeability-Prinzips (Austauschbarkeit von Teilenbei der Herstellung und Reparatur von Musketen) im Hinblick auf dieEntwicklung der Französischen Revolution keinen durschlagenden Er-folg gehabt hat. Warum, weiterhin, die Idee erst durch Thomas Jeffersonnach Amerika gebracht werden und dort von Eli Whitney vervollkomm-net werden musste, um später wieder in Frankreich als amerikanische Er-findung eingeführt zu werden. Sollte eine solche Frage durch eine ANT-Forschung beantwortet werden, dann wird die Räumlichkeit aus der Me-tapher herausgehoben:29 Es müssten nämlich im Text des Forschungsbe-richts die Korrespondenzen, Berichte und Memoiren nebeneinander ab-gedruckt werden, wenn der Sozialwissenschaftler, wie Latour ihn sichvorstellt, seine Arbeit im Sinne der Akteur-Netzwerk-Theorie leisten will.Er muss in seinem Bericht darstellen, was wann wie auf wen gewirkt hat,wie die „Verknüpfungen“ also en detail ausgesehen haben. Im Einzelnenalso von welcher Schule beispielsweise Blanc kam, was in seinen Tage-büchern darüber stand, wie er von welcher Behörde der französischen Re-gierung gefördert und welche Räume ihm für seine Arbeit zur Verfügung

Metapher und sozialwissenschaftliche Terminologie 127

29 Zu der Geschichte von Honoré Blanc, dem Prinzip der Interchangeabilityund ihrer Wirkung auf die Französische Revolution siehe das Buch von Ken Al-der (2010, 3 ff., 221 ff. und 319 ff.).

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gestellt wurden – die Dokumente müssten in Zitaten nebeneinander ge-fügt abgedruckt werden: „Eine Punkt-zu-Punkt Verknüpfung wird her-gestellt, die physisch nachvollziehbar ist und empirisch nachgezeichnetwerden kann“ (NSNG: 229; meine Hervorheb.).

Damit endet unser Gedankenexperiment. Wir können nun daraus fol-genden Schluss ziehen: Wenn von ‚empirisch nachzeichnen‘ die Rede ist,geschieht dies in einem Bericht (account)30; frappierend ist dieser Zu-sammenhang, weil dann „versammeln“, „Spuren“, „sichtbar machen“ jakeine metaphorische, sondern vielmehr eigentliche, „wörtliche“ Rede ist!

Weitergedacht folgt daraus die Konsequenz, dass stets von Fall zu Fallentschieden werden müsste, ob man es in der Verwendung eines Begriffsmit einer metaphorischen oder nicht-metaphorischen zu tun hat – bezie-hungsweise in welchem Sättigungsgrad der Ausdruck hier vorliegt undinwiefern er demzufolge eine implizite Metapher darstellt. Ebendieswürde dann bedeuten, dass, wenn man etwas über die Theoriearchitek-tur, ihre Brüche oder mindestens Übergänge, erfahren wollte, Stellen un-tersuchen muss, an denen Metapher und wörtliche Rede sich trennen –

und entschieden wird, ob etwas als Metapher verstanden werden kannbzw. verstanden werden muss. Latour selbst liefert dafür Belege: „Solan-ge wir […] Metaphern in ihrer übertragenen Bedeutung verwenden, se-hen wir nicht, was einen Ort mit einem anderen mittels einer Formatie-rungsschablone verbinden könnte. […] Doch sobald wir die technischenMetaphern im wörtlichen Sinne verwenden, werde die Verbindungenzwischen den Stätten sichtbar […]“ (ebd.: 334).

Wir kommen an einen wichtigen Punkt: An diesen Stellen verrät unsLatour (a) etwas über seine Sicht auf Metaphern generell, aber auch (b)welche systemische Funktion sie für ihn haben. Dies ist (c) für die Räum-lichkeits-Frage frappant, redet er zwar von „technischen“ Metaphern,benutzt dabei aber wieder die Terme ‚Ort‘ und ‚Stätte‘.31

In dieser Reihenfolge möchte ich nun vorgehen und danach noch zweiandere Stellen heranziehen, an denen es fast noch deutlicher wird, wel-che „Wirkungen und Effekte“ diese Redeweise hat und was es in concre-to bedeutet, wenn Bernhard Debatin in Bezug auf Metaphern von ‚episte-mischen Modellen‘ spricht.

(a) Aus dem ersten Punkt geht hervor, dass Latour (mindestens) zwi-schen einer ‚übertragenen‘ und einer ‚wörtlichen‘ Bedeutung metaphori-

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30 Denn es ist der Bericht, mit dem die ‚Nachzeichnung‘ geleistet wird, vgl.NSNG: 231.

31 Gerade in der Soziologie, aber auch in anderen Sozialwissenschaften, wirdder Raum in den letzten zehn Jahren wiederentdeckt, siehe dazu nur exempla-risch (Döring /Thielmann 2008; Dünne /Doetsch 2006; Löw 2001; Maresch /Wer-ber 2002; Schroer 2006).

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scher Rede unterscheidet. Dabei fällt zunächst auf, dass die Davidson-Position, welche ein Stück weit referiert wurde, für Latour nicht in Fragekommt. Laut dieser Perspektive ist es nämlich nicht möglich, von einer‚übertragenen‘ Bedeutung zu sprechen, da dies unterstellen müsste, Me-taphern würden mit dieser einen truth claim machen. Genau dies ist aberlaut Davidson (1980, 40 f.) nicht der Fall. Dementsprechend muss Latourannehmen, Metaphern wären nicht nur Beiwerk, sondern hätten einefundamentale Rolle innerhalb des theoretischen Diskurses zu spielen, daes eine Art „metaphorischer Wahrheit“ gibt. Mindestens aber nehmenMetaphern eine Rolle ein, die den Beobachter befähigt, bestimmte Zu-sammenhänge hinsichtlich der Beschreibung bzw. des Beschreibungs-instrumentariums zu verstehen. Dies bietet überhaupt erst die Legitima-tionsgrundlage für diese Überlegungen und leitet gleichzeitig über zumzweiten Punkt.

(b) Wenn es so ist, dass Metaphern eine solche Funktion haben, stehensie gewissermaßen in Kontrast zum wortwörtlichen Sprechen.32 Hieraus,so die schon oben skizzierte Problematik, ergibt sich eine ‚Konkurrenz-situation‘, mindestens aber ein Spannungsfeld, das sich zwischen denpositiven Definitionen und der Benutzung von Metaphern auftut und sodas zwischen ihnen existierende Gefüge beeinflusst. Just auf diesen Ge-danken möchte ich in meinen Beispielen kommen und analysieren, wieLatours Lösungsversuch und genereller Umgang mit dem Spannungsfeldaussieht. Vorher jedoch noch kurz zum dritten Punkt, denn dieser ver-weist ja auch auf die Frage der Räumlichkeit – interessanterweise stehtdies im Zentrum der Problematik überhaupt.

(c) Die oben zuletzt zitierte Stelle ist auch deswegen so aussagekräftig,weil sie nicht nur behauptet, dass es eine übertragene und eine wörtlicheBedeutung von Ausdrücken gibt, sondern weil sie daran etwas Wichtiges,wenn nicht Entscheidendes bindet: Das Soziale ist nach Latour ein Ver-knüpfungsprinzip. Diese Verknüpfungen müssen sichtbar gemacht wer-den. Für dieses Sichtbar-machen darf keine ‚übertragene Bedeutung‘verwendet werden, da sonst, so die Auskunft, nicht gesehen werdenkann, „was einen Ort mit einem anderen […] verbinden könnte“. Das Ge-genteil gilt und muss nun für die wörtliche Bedeutung gelten: Metaphernim ‚wörtlichen‘ Sinne gebraucht, machen die Verbindungen zwischenden Stätten sichtbar. Die erste Frage, die man sich hier stellen muss, ist,ob die Begriffe ‚Ort‘ und ‚Stätte‘ hiermetaphorisch gebraucht sind. Solltedies der Fall sein, liegt ein Zirkel vor: Metaphern werden benutzt, um

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32 Einem Sprechen also, das, mit unserer Terminologie gedacht, einen Sätti-gungsgrad an Metaphorizität (sensu Campe) hat, der im Verlauf des Sprechens(und Lesens?) dazu führt, dass keine Indexikalisierung in Richtung Metapherstattfindet.

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Metaphorisches von Nicht-Metaphorischem zu trennen – Latour hättesich in eine handfeste Paradoxie begeben. Sollte dies nicht der Fall seinund mit Orten und Stätten physische Plätze gemeint sein, an die man ge-hen und die man untersuchen kann, fragt es sich, was denn dieser ‚wört-liche Sinn‘ der Metaphern sein könnte, mit dem die ‚Verbindungen zwi-schen den Stätten‘ angeblich sichtbar gemacht werden können.

VII. Gegenstandskonstitution

Es scheint also eine eigentümliche Spannung zu bestehen zwischendem Hinweisen auf wirkliche, reale Orte – Latour beschreibt als Beispielfür einen anderen Begriff, das „Oligoptikum“ die militärische Komman-dozentrale oder das Büro eines Zeitungsredakteurs33 – und dem meta-phorischen Ort.34

Um dies noch deutlicher zu machen, will ich eine Textstelle heranzie-hen, die den Gedanken schon rein quantitativ illustriert. Auf Seite 286beginnt der Hauptteil des zweiten Teiles des Buches „Wie kann man dasSoziale flach halten?“. Ich spare mir eine Zusammenfassung der Inhalteund zähle anstatt dessen auf: versammeln, heranziehen, einberufen, mo-bilisieren, zusammenpacken, aufzeichnen, überlappen; Spuren, Bereiche,Karten, Territorien, Stätte, Land und Landschaften, Orte, Pfade, Topo-graphie, Reise und Reiserouten. Diese Ausdrücke tauchen oft mehrmalsauf dieser einen Seite auf, die das Kapitel einleitet. Es ist hier mehr alsdeutlich, welche Relevanz das Problem der räumlichen Metapher bei La-tour hat. Es sind diese Ausdrücke teilweise metaphorisch (explizit), teil-weise unmetaphorisch (wörtlich) und teilweise halbmetaphorisch (impli-zit) verwendet, deren Bestimmung wegen der hohen Dichte und Verbin-dung zueinander mehr als schwer fällt. Da aber schon seit Frege diekleinste semantische Einheit der Satz ist, zitiere ich ausführlich:

Soziologen des Sozialen haben mit ihrer Definition des Sozialen einen Bereichausgezeichnet, der keinerlei Beziehung zu den Karten aufweist, die wir fürun se r e Definition des Sozialen benötigen. Ich sage nicht nur, dass die vorhan-denen Karten unvollständig sind, sondern dass sie Territorien mit einer derartunvollständigen Gestalt bezeichnen, dass sie sich mit unseren nicht einmal über-lappen! Es ist noch nicht einmal klar, ob diese Territorien auf demselben Plane-

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33 Dies soll lediglich darauf deuten, dass der Autor durchaus Konkretes imSinn hat, wenn er von Orten redet, vgl. NSNG: 313 f.

34 Das Konzept des Ortes wurde ideengeschichtlich zum ersten Mal bei Aristo-teles prominent, nimmt dort aber eine problematische Stellung insofern ein, alsdass mit der Einführung die bei Platon gewonnene Abstraktheit der Raumvor-stellung wieder verloren geht: Der „Ort bleibt im Grunde das, was sein anschau-liches Modell ist, ein Gefäß mit Inhalt“ (Breidert et al. 1992, 74).

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ten liegen. Unsere Aufgabe besteht nicht länger darin, im selben Land an andereOrte zu gehen – weniger überfüllte Stätten, seltener betretene Pfade –, sonderneine vollkommen andere Landschaft zu zeichnen.35

An diesem Beispiel sollte u. a. klar werden, nicht sosehr was LatoursVorstellung von Soziologie abgrenzt gegenüber einer mehr konventionel-len (Durkheimschen) Konzeption, sondern besonders wie sich diese Tren-nung vollzieht. Denn hervorgehoben wird mittels der räumlichen Meta-phorik in einem quasi performativen Akt, dass es nicht nur unterschied-liche Areale sein sollen, die hier untersucht werden, also nicht etwasTechnik- anstatt von Umwelt- oder Jugendsoziologie. Es wird daraufverwiesen, dass der Gegenstandsbereich schon per se ein anderer ist.Mein nächstes und zentrales Beispiel soll auf die These hinleiten und dortentfaltet werden, dass Metaphern hier keineswegs nur einen verändertenZugriff auf das Thema, resp. eine andere Facette desselben, beleuchten.Die so exzessive Verwendung der räumlichen Metaphorik weist vielmehrauf eine andere Art und Weise hin, in dem Vokabular der ANT Gegen-standskonstituion zu betreiben.

VIII. Schwache Begriffe

Nach dem Einführungskapitel des zweiten Teils „Wie kann man dasSoziale flach halten?“ folgt der „Erste Schritt: das Globale lokalisieren“.Auf den ersten paar Seiten findet etwas sehr Interessantes statt. Latourerklärt hier seine Verfahrensweise in Hinblick auf die Terminologie oderpräziser: den Typ Terminologie, welchen er benutzt. Dieser heißt bei ihm„Infra-Sprache“. Sie stelle eine wichtige differentia specifica zu ‚her-kömmlichen‘ Sozialtheorien36 bzw. den dort benutzten Begriffsapparatendar, wo zumeist Terme wie „Familie, Institution, Nationalstaaten, Märk-te, Gesundheit etc.“ eine gewichtige Rolle spielen. Sie sind „das (nur vonZeit zu Zeit revidierte) Ergebnis der vielen Entscheidungen, welche dieSozialwissenschaftler über die richtigen Bestandteile der sozialen Welttreffen“ (NSNG: 301). Diese Begriffe eignen sich im soziologischen Jar-gon mithin dazu, so Latour weiter, schnell einen Hinweis auf die Unter-suchungseinheit zu geben, mit der jener arbeitet, welcher sie aufruft. Im-pliziert würden damit nicht nur die Größen der jeweiligen Phänomen-bereiche, ihre globale / lokale Ausdehnung im sozialen Raum oder ihreFunktionsstelle in einer gegebenen Gesellschaft; unterstellt seien zumeistauch eine gewisse ‚Homogenität‘, eine ‚Einheit der Praxis‘, welche die

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35 NSNG: 286; die Hervorhebungen durch Kursive stammen von mir, die Sper-rungen von Latour selbst.

36 Hier gemeint sind vor allem klassische Autoren wie Weber, Marx, besondersDurkheim, aber auch Bourdieu, Giddens und Luhmann.

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Charakteristik des jeweiligen Phänomens im Vorhinein festlege undletztlich auf ihre möglichen Bestandteile hin determiniere.

Die ‚Infra-Sprache‘, die hier in Anschlag gebracht wird, ist, was an an-derer Stelle erwähnt wird, von grundsätzlich anderer Machart und alsTerminologie Teil des Forschungsprogramms:

All the shifts in vocabulary like ‚actant‘ instead of ‚actor‘, ‚actor network‘ insteadof ‚social relations‘, ‚translation‘ instead of ‚interaction‘, […] ‚delegation‘ insteadof ‚social roles‘, are derided because they are hybrid terms that blur the distinc-tion between the really social and human-centered terms and the really naturaland object-centered repertoires. (Callon /Latour 1992, 347; meine Hervorheb.)

In Reassembling the Social wird genauer beschrieben, was damit ge-meint sein kann. Dort wird erklärt, dass die Infra-Sprache sich nun imGegensatz zu anderen Theoriesprachen dadurch auszeichnet, dass ihreBegriffe „schwach“ sind. „‚Gruppe‘, ‚Akteur‘, ‚Handeln‘, ‚Übersetzung‘und ‚fluide‘ – wie auch der Netzwerkbegriff bezeichnen nicht, was karto-graphiert wird, sondern wie es möglich ist, irgendetwas aus einem sol-chen Territorium kartographisch zu erfassen. […] Sie [die schwachen Be-griffe, Vf.] sind Teil der Ausrüstung, die auf dem Arbeitstisch des Geo-graphen liegt und mit der er Umrisse auf ein Stück Papier projizierenkann. Daher werden die Begriffe […] nichts Substanzielles über den so-zialen Bereich aussagen […]“ (NSNG: 301; meine Hervorheb.).

Diese Passage ist eine Schlüsselstelle, weil sie uns etwas über die gene-relle Beschaffenheit der Latourschen Begriffe sagt. Ohne die Implikatio-nen zum Beispiel für die Erkenntnistheorie und / oder die sozialwissen-schaftliche Methodologie im Einzelnen verfolgen zu können (vgl. Akrich /Latour 2006; Latour /Roßler 2008), konzentriere ich mich auf den Punkt,welcher hier Thema ist: die Effekte, Wirkung und Funktion der räumli-chen Metaphorik.

Zunächst einmal fällt mit dieser Perspektive sofort auf, dass von An-fang an in der Beschreibung der Terminologie die Kartographie-Meta-pher zum Einsatz kommt. Ihre Evidenz gewinnt die Metapher der Kartebzw. der Kartographie aus sehr alten Beständen: „There has probably al-ways been a mapping impulse in human consciousness, and the mappingexperience – involving the cognitive mapping of space – undoubtedlyexisted long before the physical artifacts we now call maps. For manycenturies maps have been employed as literary metaphors and as tools inanalogical thinking“ (Harley 1987, 1).37 Es sind nicht nur diese Hinter-

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37 Der Band The History of Cartography vonWoodward undHarley (1998, 537 f.)beschreibt das Thema allgemein. Für die Entwicklung des räumlichenDenkens unddie Bedeutung „kognitiver Karten“ für die Ontogenese, siehe Piaget (1993, 20 ff.),für die erkenntnistheoretischen Folgen siehe Bateson (1985, 580 u. bes. 584 f.).

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gründe der (History of) Cartography, die Latour aufruft, um seinen Typvon Terminologie zu beschreiben. Die von ihm in diesem Kontext ver-wendete Metaphorik des Raumes hat, glaubt man Lakoff / Johnson, ihreWurzeln tief in den menschlichen Erfahrungsbereichen. Es sind die phy-sischen und kulturellen Erfahrungsgrundlagen, welche die Raummeta-phorik mit einer ihr eigenen Art der Evidenz ausstatten; sie werdenvon Lakoff / Johnson (2007, 22 ff.) als „Orientierungsmetaphern“ be-zeichnet und sind besonders gut geeignet, ein Konzept qua ihrer räum-lichen Ausrichtung und wiederum deren basaler Erfahrung verstehbarzu machen weshalb sie oft auch in wissenschaftlichen Kontexten einge-setzt werden.

Die ‚schwachen Begriffe‘ sind das bewusste Werkzeug, mit dem die‚Karten des Sozialen‘ erstellt werden - sie dienen der Kartographie, ohnemit ihr identisch zu sein. Die Erstellung einer Karte, die ‚Skizze einesRaumes‘ resp. räumlichen Verhältnisses steht also im Mittelpunkt. Allesandere scheint sekundär und muss diesem Unternehmen untergeordnetwerden. Nur so erklärt sich: Die Begriffe dürfen nichts Substanziellesüber das von ihnen Beschriebene aussagen. Und hier ist exakt der Punkt,an dem meine These greift: Der Mangel an determinativer Kraft der Be-griffe, an ‚Orientierung‘ wird bei Latour ausgeglichen durch die (räum-liche) Metaphorik, wie wir sie oben gesehen haben.

Ebendies ist die Krux dieses Typus von Terminologie und gleichzeitigseine innovative Komponente. Um dies noch weiter zu verdeutlichen,möchte ich nun einen Kernsatz analysieren, wie genau die Mischung voneher wörtlichen und eher metaphorischen Ausdrücken funktioniert:„Wie auch der Netzwerkbegriff bezeichnen sie [die schwachen Begriffe,Vf.] nicht was kartographiert wird, sondern wie es möglich ist, irgendet-was aus einem solchen Territorium kartographisch zu erfassen“ (NSNG:301). Das Verb ‚kartographiert‘ ist hier nicht metaphorisch gemeint. Eswurde oben am Gedankenexperiment des Falles von Honoré Blanc auf-gezeigt, wie die vom ANT-Forscher erstellten accounts funktionierenund die als Akteure behandelten Dokumente (Berichte, Tagebücher, Me-moiren etc.) nebeneinander gestellt werden. Erst auf diesem Wege wer-den die Verbindungen zwischen den Ereignissen „nachgezeichnet“ und„empirisch verfolgbar“ in Verbindung gebracht – sie werden zu dem, wasLatour „Mittler“ nennt. Ihre Bezogenheit aufeinander ist der expliziteBezug des Wortes ‚kartographiert‘ in diesem Kontext.

Anders hingegen sieht es im zitierten Satz mit dem Ausdruck ‚Territo-rium‘ aus. Hiermit kann streng genommen nicht ein abgegrenztes Gebietgemeint sein, dessen Ausdehnung sich bestimmen ließe. Denn dies würdebedeuten, den Korpus der Texte als Ganzes, Abgeschlossenes oder kurz:als Totalität zu betrachten. So würden aber die einzelnen Dokumente,

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wie sie in ihrer Zusammenstellung vorhanden sind, nur in dieser Zusam-menstellung einen Sinn machen. Was ich sagen will ist: Im Bericht desANT-Forschers sollen die Dokumente Spuren sein, die, einmal zusam-mengefügt, ein Akteur-Netzwerk rekonstruieren. Sie sollen also quasi„lose gekoppelt“ werden, um überhaupt die Dynamik der Ereignisge-schichte nachzeichnen zu können:

Wenn man irgendeine lokale Stätte ‚innerhalb‘ eines größeren Rahmens situiert,ist man gezwungen, zu springen. Damit gibt es einen Abgrund zwischen dem, waseinschließt, und dem, was eingeschlossen wird, zwischen dem Globaleren unddem Lokaleren. Könnten wir dann kontinuierlich von der lokalen Interaktion zuden vielen delegierenden Akteuren gelangen? Der Ausgangspunkt und all diePunkte, die als seinUrsprung erkanntworden sind, würdenSeite an Seite bleibenund die Verbindung in Form einer Falte würde sichtbarwerden. (NSNG: 300)

Der Ausdruck „Territorium“ hat aus folgendem Grund einen hohenmetaphorischem Gehalt: Im Zitat wurde angemerkt, dass es stets mög-lich sein muss, von einem einzelnen Akteur aus – wer immer es sein mag(das Sekretariat des Militärministeriums, der Vermieter der Werkstät-ten, ein ausländischer Auftraggeber, die staatlichen Gutachter und In-vestoren etc.) – dem Leser durch die abgedruckte Zusammenstellung dieKontinuität stiftenden Interdependenzen aufzuzeigen, welche das Netz-werk insgesamt konstituieren. Die Verweisungszusammenhänge undReferenzen (vgl. Latour 1996), durch welche der ANT-Bericht seine spe-zifische Form von Beschreibung gewinnt, in welcher die „Spuren desSozialen“, die „Assoziationen“ netzwerkartige Muster ausbilden, lasseneine emergente Ordnungsebene entstehen. Wie genau die Zusammen-hänge des Ministeriums mit der wirtschaftlichen Situation waren, inder sich der Erfinder befand, ist nicht isolierbar von den Schreiben derGutachter, welche Empfehlungen an den zuständigen Minister für Aus-gaben im militärischen Sektor gaben. Eine Aufteilung in Teile und Gan-zes läuft dementsprechend dem Ansinnen der „Faltung“ zuwider, weildie emergenten Ordnungseffekte innerhalb der Beschreibung so über-sehen würden.

Worauf ich mit dieser langen Erklärung hinaus will: Der Term ‚Terri-torium‘ bezieht sich weder auf ein abgegrenztes physisch vorhandenesAreal, noch auf den Textkorpus als empirische Basis der Interpretation.Dementsprechend ist das Wort „Territorium“ hier metaphorisch ge-braucht bzw. kann als Metapher indexikalisiert werden.

Der Ausdruck im Zitat, das ‚Territorium sollte kartographisch erfasst‘werden, koppelt demnach den wörtlichen und metaphorischen Wortge-brauch. Diese Kopplung hat ihre Funktion darin, die Schwäche der Be-griffe, ihre „negative Tugend“ (NSNG: 301), auszugleichen.

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Was oben über die ‚Ausgleichsfunktion‘ von Metaphern gesagt wurde,kann nun nochmals präzisiert werden: Was die ANT beschreiben will, dasdarf sie nicht verletzen, indem im Vorhinein definierte Konzepte über-gestülpt werden. Der Preis ist Unschärfe wenn nicht sogar Beliebigkeit.Um diesen Mangel auszugleichen, werden Metaphern verwendet, weil diein ihnen durch Bildlichkeit eingelagerte Konkretheit Anschauungsevi-denzen zur Verfügung stellt. Erst mit ihrer Hilfe lassen sich die Phäno-mene, die Latour im Auge hat, überhaupt greifen. Just dies ist gemeint,wenn von Metaphern als ‚theoriekonstitutiven Elementen‘ oder ‚episte-mischen Modellen‘ gesprochen wird. Mit dieser Verbindung wird einHybrid geschaffen. Darin liegt sowohl die Schwäche, als auch die StärkeLatours begründet. Metaphern sind Latours pharmakon (Platon 2008,75 ff.); als heilende Medizin leihen sie Anschaulichkeit, als schadendesGift schaffen sie die Gefahr einer „fallacy of misplaced concreteness“(Whitehead) und die Untauglichkeit der Theoriesprache für die wissen-schaftliche Praxis.38 Dem gegenüber steht, wenn man sich auf die ‚bene-fical drug‘ einlässt, eine vielversprechende Perspektive: reflexiv an so-zialwissenschaftliche Terminologien angepasster Metapherngebrauch,der – durch ein Wechselspiel von Metapher und Begriff im Hinblick aufdie zu beschreibenden Phänomene – größere Offenheit erlaubt und soNähe des Konkreten stiftet.

IX. Schluss: soziologische Metaphern

Man muss nicht so weit gehen, wie beispielsweise Fritz Mauthner, einVorläufer der Dekonstruktion, in seinem Historischen Wörterbuch derPhilosophie formulierte, dass die Menschen „mit den Worten ihrer Philo-sophien niemals über eine bildliche Darstellung der Welt hinauskommenkönnen“ (Mauthner 1923, 1). Solche negativen Teleologien setzen ein be-stimmtes Verständnis der Sprache voraus und präfigurieren den Gödel-schen Impuls, demzufolge eine quasi-mathematische Bestimmung derWelt in Begriffen nicht gleichzeitig vollständig und widerspruchsfrei seinkann. Die Projekte einer formal-logischen Idealsprache, wie sie nochCarnap und Frege vor Augen hatten, sind – und das kann man spätestensnach den Philosophischen Untersuchungen wissen – gescheitert. Die Ideeeiner „Reinheit“ der Sprache, eben auch: der wissenschaftlichen, ist da-mit aufgelöst. Sich dann allerdings den Elementen der Sprache zuzuwen-den, die nicht direkt hineinpassen, Ausnahmen bilden und Widerstandgeben, wird gerade dann ein vielversprechendes Unternehmen und lenkthin auf die Frage nach der Metapher, sofern diese sich aus den rhetori-

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38 Für eine Diskussion dieses bedeutungsschwangeren, ambivalenten undschwer übersetzbaren Begriffs und seiner Implikationen, siehe Derrida (1997).

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schen Kontexten emanzipiert hat und Mitarbeiterin ist an den Repräsen-tationen der Gesellschaft im Namen der soziologischen Wissenschaft.Dies hat Susanne Lüdemann zum Anlass einer „Kritik soziologischerTheoriebildung mit literaturwissenschaftlichen Mitteln“ (Lüdemann2004: 9) genommen. Aber es kann nicht nur darum gehen, auf einer qua-si-makrologischen Ebene den Theoriebildungen nachzuweisen, welchemetaphorologische Geschichtsschreibung es neben denen der Begriffegibt, welche Präsuppositionen sie mit sich führen. Dieses Projekt in allenEhren, war hier das Anliegen doch wesentlich mehr am Detail orientiertund gerade aus diesem Grund als ein globaleres angelegt: Die Anstren-gung einer „institutionalisierten Dauerreflexion“ (Schelsky) und dermultiparadigmatische Charakter der Soziologie (vgl. Schülein 2002,18 ff.) lässt die Frage nach der Gegenstandskonstitution stets von neuemaufleben. Der in diesem Punkt verbreitete Konstruktivismus39 wirft dieFrage nach denjenigen Erkenntnismitteln auf, die „noch etwas von demPhänomen übrig lassen“. Damit könnten sie eingereiht werden in dasProgramm eines „soziologischen Realismus“ (Joachim Fischer).40 Zumin-dest erwecken Metaphern diesen Eindruck, da sie dem heute privilegier-ten Erkenntnismedium, der Sprache, ein Schnippchen zu schlagen schei-nen – nichts anderes ist ja der Grund, warum sie seit den 1980er Jahrenvor allem Philosophen, aber auch Logiker, Linguisten und andere Aka-demiker in Atem halten – sie sind ein ‚hot topic‘ (Hans Rudi Fischer2005).

Kreuzt man nun diese beiden Linien miteinander, kommt man exaktauf die quasi-mikrologische Ebene, welche hier behandelt wurde: alter-native Gegenstandskonstitution qua Metaphorik. Ist der Horizont nichtmehr besetzt mit dem Fortschritt zu logizisitischen Reinheitsgeboten,scheint Präzision zugunsten von Prägnanz an Attraktivität zu verlieren.41

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39 Vgl. hierzu mit immer noch auf hohem Reflexionsniveau Schmidt (1987) undfür die Sozialwissenschaften im Besonderem Hejl (1987). Zu einer neuen Kritik ankonstruktivistischen Forschungs- und Erkenntnisprogrammen mit pragmatisti-schen Prämissen Renn (2006).

40 Ein solches oder mindestens ähnliches Programm existiert im anglo-ameri-kanischen Kontext schon länger, siehe dazu Archer (1995). In Bezug auf die Me-tapher und damit in Zusammenhang stehende epistemologische Fragen des Rea-lismus (z. B. qua Visualität) finden sich nur vereinzelt Hinweise. Ein Beispiel, dasden erwähnten Realismus-Zusammenhang mit einem Religionsmotiv ex negativoverhandelt: „Die zentralen metaphorischen Projektionen religiöser und mancherprofaner Weltbilder gehen jedoch anders als etwa wissenschaftliche auf eine Artvon empiriefreiem Leerlauf des menschlichen Weltbildmechanismus zurück, derkritische Prüfung […] nicht erlaubt. Die Vertrautheit metaphorischer Verfahrenaus Alltag, Literatur und Wissenschaft verleiht religiösen Metaphern zwar einegewisse Plausibilität; anders als profane Metaphern habe sie aber häufig keineVerbindung zur empirischen Realität.“ (Bayer 2004, 51 f.; meine Hervorheb.).Mein Weg zu dieser „empirischen Realität“ ist hier die Frage nach der Gegen-standskonstitution.

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Die heuristische Trennung von Metapher und Begriff bleibt fruchtbar,solange diese nicht aufhören in einem dialektischen Verhältnis zu stehen,sondern gleichermaßen beteiligt werden an der Herausarbeitung dessen,was die Soziologie je als ihren Gegenstand fassen, wie sie die Bereicheumgrenzen möchte, in und anhand dessen sich ihre Sichtfenster ergeben.Aus den Problemen der Beschreibung werden so Beschreibungen desProblems. Deontologisiert und so geschieden, treten Metapher und Be-griff dann in ein neuartiges Spannungsverhältnis, das deren Symmetriezur Grundlage und eine hybride sozialwissenschaftliche Terminologiezur Folge hat. Sofern Soziologie aber eine Wirklichkeitswissenschaft ist,kann dies für die Frage nach der Metapher nur bedeuten, dass sie sich be-weisen muss, will man sie den Begrifflichkeiten wirklich gleichstellenund aus ihr mehr als einen „rationalen Vorgriff“ (Debatin) machen:

Selbst soziologische Grundbegriffe müssen sich im Feld erst als tauglich bzw.passend erweisen, d. h. auch als Ausprägungen oder Variablen benutzt werden.Aus absoluten Begriffen werden relationale Verhältnisse: verschiedene Sub-jekt-Objekt-Beziehungen, vielerlei Geschlechter (statt derer zwei), verflüssigteMachtbeziehungen, Formen der Konstruktivität, verschiedene Teilnehmer-schaften, mehr oder weniger geteiltes Wissen etc. Es gilt, Begriffe in Bewegungzu versetzen, an Bedingungen zu knüpfen, am Feld aufzureiben. (Scheffer1992, 367)

Konsequenz meines Vorschlags zur Symmetrie ist, dass Metapherneben nicht nur Beiwerk sein sollten, das man tolerieren und / oder ab undzu verwenden kann. Der Impuls jedoch, sie für „riskant“ zu halten, gehtparadoxerweise in die richtige Richtung, weil er der Sache den nötigenErnst zuspricht und so das Potential erkennt.

Die Position, die hier vertreten wurde, darf allerdings Folgendes nichtübersehen: Wenn Metaphern und Begriffe auch nur auf annähernd glei-cher Ebene behandelt werden sollen, darf diese Sprachform Testungen,Bewährungsmechanismen und Begründungszwängen nicht enthobenwerden, denen Begriffe unterworfen sind. Auch sie müsste sich dannim Feld als tauglich, passend etc. zuallererst erweisen; sie müsste, wieThomas Scheffer es für Begriffe fordert, sich in Bewegung versetzen undim Feld aufreiben lassen.

Offen ist die Frage, wie sich das quasi-sprachphilosophische Klassifi-kationsschema von expliziten, impliziten Metaphern und wörtlicher Re-de für eine solche Mobilisation fruchtbar machen ließe. Selbst wenn dieshier nicht geklärt werden kann, so konnte doch zumindest angedeutet

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41 Man darf sich hier zu recht an Ernst Cassirers (1982, 235) Begriff der „sym-bolischen Prägnanz“ erinnert fühlen: „Unter ‚symbolischer Prägnanz‘ soll alsodie Art verstanden werden, in der ein Wahrnehmungserlebnis, als ‚sinnliches‘ Er-lebnis, zugleich einen bestimmten nicht-anschaulichen ‚Sinn‘ in sich fasst undihn zur unmittelbaren konkreten Darstellung bringt.“

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werden, dass, wenn in Metaphern ein kreatives Potential steckt, sie helfenkönnen, ausgetretene Denkpfade zu verlassen. Die mit ihnen neu zu er-schließenden Phänomentypen (bei Latour: nicht-menschliche Aktanten),sind einMehrwert, weil sie einsichtig machen, wo vorher ein blinder Fleckexistierte. Meine Untersuchung der Entstehung dieses Mehrwerts ist nureine Detailbetrachtung, sie hat Theoriesprache von ihren Rändern her inden Blick genommen und versucht, auf diese Weise mögliche Kanäle ihrerTransformation auszuloten. Allein aber in Anwendungsbezügen, d. h. imempirischen Ausmessen der Phänomene „da draußen“ lassen sich Meta-phern der Soziologie in soziologischeMetaphern verwandeln.

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Metapher und sozialwissenschaftliche Terminologie 141

Autorendaten lizenziert für Herrn Thorn-R. Kray "Metapher und sozialwissenschaftliche Terminologie. Anmerkungen […]"

(SINT 1/2010) © Duncker & Humblot GmbH, Berlin

Zusammenfassung

Die Spannung zwischen Beschreibung und Beschriebenem ist nicht nur in derWissenschaftstheorie ein zentrales Motiv. Jede moderne Theoriesprache mussStellung zu sich selbst beziehen. Dabei geht es auf metatheoretischer Ebene umdie Art, wie die soziale Realität gefasst und beschrieben werden kann. Dieser Arti-kel untersucht die Verwendung von Metaphern in der Sozialtheorie Bruno La-tours. Er stellt die These auf, dass der spezielle Gebrauch von Metaphern in Kom-bination mit Begriffen eine hybride Terminologie entstehen lässt. Diese bedingteine reichere Perspektive auf soziale Phänomene und die Konditionen ihrer Be-schreibung. Um eine solche Kombination resp. Konfiguration genauer untersu-chen zu können, konzentriert sich der Artikel zunächst auf die Theorie(n) der Me-tapher und leuchtet diese hinsichtlich des Für und Wider ihrer Verwendung in (so-zial-)wissenschaftlichen Diskursen aus. Vor diesem Hintergrund wird Latours Mo-nographie „Reassembling the Social“ zum Gegenstand detaillierterer Analyse, inderen Rahmen die (dort weitesgehend noch unreflektierte) Benutzung von Meta-phern zum Bestandteil des soziologischen Beschreibungsapparates wird. EineSchlussfolgerung der Betrachtungen besteht im Vorschlag einer ‚symmetrischen‘Handhabung von Metapher und Begriff, die erstere zum wirkmächtigen Elementder Sozialtheorie machen könnte.

Abstract

This article examines the conceptual and non-conceptual tools used by a speci-fic social theory to describe our social reality. It argues that the Actor-Network-Theory (ANT) uses the rhetoric figure of metaphor in combination with definedconcepts in order to create a hybrid terminology. I will therefore show in some de-tail what ramifications follow from combining figural speech and concept andhow this effects the ANT-architecture. Bringing concept and metaphor togetheron an operational level of description widens our scientific scope and enriches ourperspective on social phenomena. Starting from the point of cognitive linguistics,the article discusses the peculiarities of metaphor and its problematic status in thescientific discourse. After some more general discussion of theories of metaphor,the text focuses on Bruno Latour’s book “Reassembling the Social”. Latour’s(rather unconscious) use of them might be a first step in making metaphor becomea helpful element of the account of social practices. Taking the next step, it allboils down to the conclusion that contemporary social theory needs a new kind ofsymmetry between concept and metaphor in order to heighten its meta-theoreticalself-awareness as well as to improve the usefulness of its theoretical tools.

142 Thorn R. Kray

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(SINT 1/2010) © Duncker & Humblot GmbH, Berlin