Krisenstadtrepublikanismus. Magdeburg und La Rochelle in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts

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146 VER^ Is^r,rsz gläubigkeit als auch d_re Geschlossenheit der ständisch gegliederten Stadç- meinde zu demonstier-en. Die Weihefeste sind also auch zu jenen Repräsenta- tronsformen zu zäLlen, mit denen die ständische Otdnung >erst in den wech- selseitigen aufetnander bezogenen ptaktiken sozialer Distinktion jedes mal aufs neue<Cs hergestellt wurde. Hiet gelang es, den sakralen wie den politischen Köryet der Stadtgemeinde zu präsentierep.s6 Jerusalem wurde dabei zum Sinn- bild für die eþne Stadt, mehr noch: Die ergene Stadt wurde zum AbbildJeru- salems edroben. rem wohlergehen< feststellen, bei der das Kfucrrweihfest >zu einem wichtigen ot städtischer selbstvetgewisserung und bürgerìicher Identität wurde<.87 Das errnnerte, müsste noch näher untersucht werden. 85 Di r ti î ktio tL Pra k ti ken soTiahr 86 : Rhema,2005), S. 12. Krisenstadtrepublikanismus : Magdeburg und La Rochelle in der zweiten Hälfte des 16.Jahrhunderts I n -F ri e dri c lt Mtffe Ì d n In einer aus dem Französischen und Niedetländischen übersetzten Ftugschdft zum spanischen !íaffenstillstandsangebot an die Generalstände, die einer deutschen Flugschtift aus dem Konrext des Kölner Kdeges aus dem Jahte 1588 ìnkorporiert wurde, heißt es: >>Dann abet haben wir gesehen/ dutch die vunderbar-liche errettung der zweiet Stätt/ Magdebutg vnd Roschell/ .../ ri. Gott der ,\llmächtige ztx zeit der noht/ seine Ohren so gnädig zw dere¡ geschrey neþet/ welche ihn mit gedult erurarten/ vnd wie er dieselben auß det gefahr zeucht vnd errettet/ auch ilrre füß vnd wege tichtet vnd sie auff einen starcken Felsen vnd veste Burg setzet<.l Die konkreten Ereignisse, auf die die Flugschrift hier anspielt, liegen im Jahre 1588 schon einige zeit zttt..úck. Es geht um die beiden städten gemeinsame ErfahrLrng einer Belagerung durch feindliche Truppen: Magdeburg r¡/idersetzte sich während der Intetimskrise 1550/51 lange zeit erfoþeich dem die Reichsacht exekutierenden Modtz von Sachsen, La Rochelle bot 1573/74 dem ftanzösischen König IGrl fX. die stim' Die Standfestigkeit beider städte gegen füte Belagerer wird vom Autor det Flugschdft als >>ertettung< gedeutet. Unabhängig vom konkreten argu- mentativen Kontext wfud aber vor allem deutlich, dass beide städte in der Außenwahrnehm*ng und Fremdbeschreibung als Exempla füt d¿s N7irken Gottes im I(onfessionskonflikt der zweiren Hâlfte des 1ó. Jahrhunderts dien- ten und von den Zeitçnossen gemeinsam symbolisch veteinnahmt wurden. Beiden Ereignissen scheint ein identitätsstiftender Synbolwert zugeschdeben worden zu sein, der die edittene Gewalterfahrung mit Sinn zu versehen vet- mag. Beide Städte - Magdeburg wie La Rochelle - werden auf diese weise zu symbolischen zenloen und chiffren ftit eine bestimmte poritisch-konfessio- 7 Nobnuendigt.r B m dex Spauiern lagenen Frieù_ handlzøge: Zu dnen Getwez úpisischer and Nidetlàndirher Sprach/ in Hæltteøvh geùrøcbt, itt: Katrys Beùncken aon dem nocù vhwebend¿n Cölni vhen Hanùl (o.o., 1588). Ich dmke -A-lexander Schmidt flena) für den Hinweis auf diesen Text.

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146 VER^ Is^r,rsz

gläubigkeit als auch d_re Geschlossenheit der ständisch gegliederten Stadç-meinde zu demonstier-en. Die Weihefeste sind also auch zu jenen Repräsenta-tronsformen zu zäLlen, mit denen die ständische Otdnung >erst in den wech-selseitigen aufetnander bezogenen ptaktiken sozialer Distinktion jedes mal aufsneue<Cs hergestellt wurde. Hiet gelang es, den sakralen wie den politischenKöryet der Stadtgemeinde zu präsentierep.s6 Jerusalem wurde dabei zum Sinn-bild für die eþne Stadt, mehr noch: Die ergene Stadt wurde zum AbbildJeru-salems edroben.

rem wohlergehen< feststellen, bei der das Kfucrrweihfest >zu einem wichtigenot städtischer selbstvetgewisserung und bürgerìicher Identität wurde<.87 Das

errnnerte, müsste noch näher untersucht werden.

85Di r ti î ktio tL Pra k ti ken soTiahr

86 : Rhema,2005), S. 12.

Krisenstadtrepublikanismus : Magdeburg undLa Rochelle in der zweiten Hälfte des

16.Jahrhunderts

I n -F ri e dri c lt Mtffe Ì d n

In einer aus dem Französischen und Niedetländischen übersetzten Ftugschdftzum spanischen !íaffenstillstandsangebot an die Generalstände, die einerdeutschen Flugschtift aus dem Konrext des Kölner Kdeges aus dem Jahte1588 ìnkorporiert wurde, heißt es: >>Dann abet haben wir gesehen/ dutch dievunderbar-liche errettung der zweiet Stätt/ Magdebutg vnd Roschell/ .../ ri.Gott der ,\llmächtige ztx zeit der noht/ seine Ohren so gnädig zw dere¡geschrey neþet/ welche ihn mit gedult erurarten/ vnd wie er dieselben auß detgefahr zeucht vnd errettet/ auch ilrre füß vnd wege tichtet vnd sie auff einenstarcken Felsen vnd veste Burg setzet<.l Die konkreten Ereignisse, auf die dieFlugschrift hier anspielt, liegen im Jahre 1588 schon einige zeit zttt..úck. Esgeht um die beiden städten gemeinsame ErfahrLrng einer Belagerung durchfeindliche Truppen: Magdeburg r¡/idersetzte sich während der Intetimskrise1550/51 lange zeit erfoþeich dem die Reichsacht exekutierenden Modtz vonSachsen, La Rochelle bot 1573/74 dem ftanzösischen König IGrl fX. diestim' Die Standfestigkeit beider städte gegen füte Belagerer wird vom Autordet Flugschdft als >>ertettung< gedeutet. Unabhängig vom konkreten argu-mentativen Kontext wfud aber vor allem deutlich, dass beide städte in derAußenwahrnehm*ng und Fremdbeschreibung als Exempla füt d¿s N7irkenGottes im I(onfessionskonflikt der zweiren Hâlfte des 1ó. Jahrhunderts dien-ten und von den Zeitçnossen gemeinsam symbolisch veteinnahmt wurden.Beiden Ereignissen scheint ein identitätsstiftender Synbolwert zugeschdebenworden zu sein, der die edittene Gewalterfahrung mit Sinn zu versehen vet-mag. Beide Städte - Magdeburg wie La Rochelle - werden auf diese weise zusymbolischen zenloen und chiffren ftit eine bestimmte poritisch-konfessio-

7 Nobnuendigt.r B m dex Spauiern lagenen Frieù_handlzøge: Zu dnen Getwez úpisischer andNidetlàndirher Sprach/ in Hæltteøvh geùrøcbt, itt: Katrys Beùncken aon dem nocù vhwebend¿n Cölnivhen Hanùl (o.o., 1588). Ich dmke -A-lexander Schmidt flena) für den Hinweis auf diesenText.

748 JAN-FRIEDRICH MIßFELDER

nelle Position jm zeitalter det Konfessionalisierung. Der l(omplex von kon-

fessioneller Konfliktsituation, Stadtraum lnd militärischer Belagerung vedeiht

beiden Städten i¡ der Außenv¡ahrnehmung rurd Deutung det Eteiqnisse eine

dament städtischer ldentität. Für die Beafitwottung der tesultierenden Ftage,

wie genau eine solche egitimiertes

N7iderstandsrecht in Be fifu Magde-

burg den Begriff d )>bekenntnis-

^àßiC., religionsso Interimskdse

dient in dieser Pers hataktedstika

städtischer Politik und Politiktheorie untet den Bedingungen det beginnenden

Konfessionalisierung besonders deutlich hefvoftfeten: Konfessionalisierung

habe nicht nut hìnsichtlich der Territodalstaatsbildung katalysatodsch gewirkt,

somlem auch Räume für kommunale Autonomisierungsprozesse çschaffen,die einer fürstenstaatlichen Zentralisienng entgegenwirkten. Der Vergleichsfall

La Rochelle erscheint als besonders geeþet, diese These vor dem Hinter-

grund fünlicher situationen, aber vetschiedener Bedingungen zu prúfen r:nd

ççbenenfalls zu profilieten. Heuristisch ist es gleichwohl sinnvoll, auch

strukturelle Äquivalenzen zu betonen. Es waren schließlich getade >>local gov-

efrunents such as those controlling the cities of Magdeburg in Germany and

La Rochelle in France<,3 die die gegebenen Theoreme des mittelalterlichen r:nd

reforrnatolischen '$Tidetstandsrechts frir die Praxis stadtrepublikanischet Poli-

tik erprobten.

2 Heinz Schilling, )sbdtrepubLikanismw md lnterimskrise<, in: Das Int¿riø 1548/ 50. Henschafs'

krise ilild Glnuberskonflikt, hrsg. von Luise schorn-Schütte (Fleidelberg Güterslohet Verlags-

hau, 2005), s.205-232, hier S. 217. Zur Kontextualisierung des Magdebwget widetsta¡des

gegen das Interim mtef dm norddeutschm Hansesädten, insbesondere Brernen, Hamburg

md Braurschweig, vgl. wolf-Dieter Hauschild >Zurn l(ampf gegen das Augsbuger rnterirn

in norddeutschm Hmsescádten<, n zeirrîhrif I)/ Kircbngnrltichte 84 (1973), S óG-81; ders.,

>Der tJ:eolog,ische Widerstand der lurherischen Prediçr de¡ Seestjidte gegm das Intedm rnd

die konfessionelle Fixiemg des Luthettum<, n: Henrrhafi ønd Vefessungstmktaret im Nord'

wstet des R¿ichr. Beiträ¿e ryn Zeil¿lter Karl¡ v. FnzlPari 4ø Gedøhîflis (l 9u-l 993), hng. von

Bemhard sicken (I(öln u.a.: Böhlaq 1994), S. 253-264; Gäntef Schulte, >Zwischen Konfron-

tation ufld Kooperation: Niedrdeutsche Hansescjdte md iht verhälnis zum Reichsober-

haupt zwischen 1546 md 1552<, in: ebd', S. 205-2'10.

3 Robert M. Kingdon, >Resistance ]'heory<, n: Tk O>ford Ergilopedia o/ thc R{omation, Vol 3,

hrsg vorr Hms J. Hillerbrmd (New Yotk & oxford: oxford university Press, 1996), S. 421-

424,bier S. 424.

KRISENSTADTREPUBLIKÀN]SMus IN MÂGDEBURG UND LÀ RocHEILE I49

Welche Faktoren legen eine gemeinsame Wahrnehmung von Magdeburgund La Rochelle hinsichdich ihrer Belagerungserfahrungen in der Mtte des 16.

Jahthunderts nahe, urie sie in der oben zitietten Flugschdft vetbürgt ist? BeideStädte können innerhalb ihres jeweiligen politischen und rechtlichen Umfeldesals quasi-autonome Stadtrepubliken gelten.a \lähtend sich Magdeburg als

Autonomiestadt durch seine seit dem 14. Jahrhundert und im 16. Jahrhundertdann verstärkt attikulietten Ansprüche auf Reichsfreiheit cler nominellen Do-tntna¡z des kurmainzischen Stadthettn entzogs hatte die Hafenstadt La Ro-chelle schon seit der z-veiten Hâlfte des 14. Jahrhunderts eine starke Autono-mie gegenüber dern französischen Könþ erworben, die vor allem in sehr weit-reichenden Handelspdvilegien, direktet Untetstellung rrnter die französischeKrone und weitestgehender Steuerbefreiung bestand.6 Htnnt kam in beidenFállen die Hinwendung zur Reforrnation als Ptozess einer städtischen -{uto-nomisierung. So richtete sich die vom Magdebwget Rat bereits 1.524 etnge-führte refomratodsche Kirchenotdnung in poJitischer Hínsicht deutlich gegen

4 ZmRegdff des Stadtrepublikmismus vgl. Heinz Schilling, >Gab es im spätm Mttelalter mdzu Begim der Frühen Neuzeit in Deutschland einen städtischm rRçublikmismus<? Zu poli-tischen l{ultur des altewopäischen Stadtbütgerrums <<, n: ders., Auqeøàhhe Abhandløn¿er 4tr eø-

roþãischcn Refonzalioas- øzd Konfesionsgescbichø, hrsg. von Luise Schom-Schütte & Olaf Mörke

@erlin: Duncker & Hmblot, 2002), S. l5'7-2O4¡' ztchHeìnz Schilling, rstadt und frühmoder-ner Teritotialsteat. Stadtrepublikânisrnu versus Fijrstensouveränität. Die politische Kulturdes deutschen Stadtbürgern:ms in der Konf¡ontation mit dem fri:hmodemen Saamprinzip<,in: eM., S. 2O5-23V Schilling bestimrnt 'n Ztge der Begriffsdefnrition von )stadrrepublikâ-nismus< eine >inner- md eine überstädtische l(ornponente< (ebd., S. 211), einereeits mit Be-zug auf stadtbrirgetliche Pætizipationstechte, anderetseits hinsichtLich politischer Autonomienach auJJen. Für den vorliegenden Zusammhmg ist der i¡merstädtische Aspekt von nach-

çordneter Bedeuhrng r¡nd kan¡r daher nur ku¡sorisch md aussch¡itthaft behmdelt werden.Vgl. zum wissmschafshistorischm I{intergrund des Konzepts >Staduçublikanismus< auchWolfgang Mager, >Genossmschaft, Republikmismus ud konsmsgestütztes Râtsïegimmt.Zu Konzeptionalisimg der politischen Otdnmg in der mittelalterlichen md frijtneueitli-chen Stadt<<, n: Asþeka dzrpolitivhen Kuzmaúkation im Exr@a ùs 16. ønd 17. Jahrhznfurts,hsg.von Luise Schom-Schütte (I\{ünchen: Oldenbowg, 2004),5. 13-122.

5 Grundlage für diese Ansprùche bildetm ottonische Ptivilegien für das St. Mauitiuldoster,das Erzstift Magdebug als dessen Rechtsnachfolger sowie die Stadt selbst Seit Ende des 13.

Jabrhmderts übte det Rat eine faktisch vom Erzbischof âutonome Regierung der Stadt aus,trotzdem war 7375 etstruls die Huldigunçpflicht bei dessm Dienstantritt festgeschriebenwo¡den. Gleichwohl ist die Selbstwahmehmurg als quasi-reidrsfreie Kaisentadt seit der Mittedes 14. Jahrhrnderts nachweisbat. Vgl. Rudolf Sduanil, Sødtue{assnry naclt Magùburytr RethtMa¿ùbury ø*d Halle (Breslau: M. & H. Marrus 1915), S. 152-169. Als Überblick auch: ThomasI(aufm, Das Etd¿ der R{mtion. Ma¿deburys >Her¿otts I<ax{ei< (1 5aS-f 551 /2) QnbngetMohr Siebec\ 2003), S. 720-733.

6 Die Priwilegien vden vor a1lm nach dem Hundertjâhrigen Iftieg 7373 von König Karl V.bestätigt md seither von der städtischen Obrigkeit meist erfoþeich verteidigt v¿orden. AlsÜberblick vgl. Judith Pugh Meyer, RtJutnation fu I¿ Rort¡etb. Tradition and Chazge in EarþMofum EørEe, 1 500-1568 (Genève: Dtoz,7996), S. 17-33.

150 JAN-FRIEDRICH MIßFELDER

den erzbischöflichen Stadtherrn.T In La Rochelle profitierte die 1558 erstmals

institutionalisierte reformierte Gemeinde von def Lzge det Stadt am Rande des

Kcinigeiclrs so$/ie von einer geurissen laisser-faire-Haltung der monârchischen

Zent:øfe nach den Vetfoþungswellen der l540et und frühen 1550er Jahre.s

Magdeburg hzfte 7546 Johann -Albrecht von Brandenburg die Huldigung als

fìeuem Landesherrn verveþrt und stattdessen die Befestigunçn det Stadt

stark ausçbaut. Gleichzeitig hztte det Rat der Altstadt auf eine kaisediche

Mahnung mit dern Verbot jeglicher katholischer ftsligronsausübung in ihren

Mauem teag¡ert und den etzstiftischen Besitz tn Stadt und Umlând mit der

Begtändung eìngezogen, das Domkapitel dchtete sich gegen die städtische

Fteiheit und rtutonomie und trachtete danzch, sie der kurmainzisch-katholi-

schen Landesherrschaft zu übera¡friotten.e Der innerstädtische Konflikt zwi-

schen lutherischem Rat und Pastorenschâft eine(seits und dem Domkapitel

andererseits kann daher als Faktor der R¿dikalisierung det städtischen Position

schon vor der Intetimskrise geu/ertet u/erden. Dass man auch auf die vom

Kaiser am 27.7 .7547 verhängte Reichsacht überaus >cooft<lo teagierte, belegt die

enge Kopplung von stadtrepublikanischem Autonomiestreben und luthed-

scher Konfessionalisierung in Magdeburg vor allem u¡eil die entscheidenden

politischen W'eichen durchaus vor 1548-1551 gestellt worden waren.

Magdebutg 1551

Das >Projekt der rHerrgotts Kanzlei<<<11 zwischen 1548 und 1551 tadikalisierte

demnach einen schon seit der Refornation ausgeptägten >rcivic lutheranism<l2

u¡d lieferte die ftansze¡d.ente Begründung sowie die politiktheoretischen

7 Ztst Relonation in Magdeburg vgl. vor allern: Matthias Tullner, >>Die Reformation in Stadt

md Erzstift Magdebwg<, n: Sacù¡er-Aúalt 6 (1996), S. 7-4O; Lutz Miehe, >Magdeburg imZeiralter der Reformation (1517-1551)(, n: Magdebag. Di¿ Cxcl¡icltte det Sradt 805-2005,hßg'von Matthìas Puhle & Petet Petsch (Dößel: VerlagJmos Stekovics, 2005), S. 373-342;Zv re-

gionalen Kontextualisierung vgl. Ilonka Egert, >SCädtische reforrnatodsche Bwegmçn in

Mtteldeutschlmd<, n: ErTbiscltof Albrecht uon Brandmbarg (l49Uf 545). Ein Krclnn- md Rciths'

first ùr Fnihen Nezltit, htsg. von Friedhelm Jürgensmeier (FrankÂrrt a.M.: I{nechq 1991), S.

796-217.8 Zur Refomúon ín La Rochelle vgl. vor allem; Meyer, Refornation fu l¿ Rocbetle, a.a.O. (r\nm.

6),5.71,-777;Pascal Rambeaud, De l¿ Rocltelle uts lArtti¡. L'bi.¡toin dr r{omís ø ù hars Égtins

dans ane þrotitæ Jraxçain at XI'I' siàclz @ris: Honoré Champion, 2003), S. 759-797 .

9 Vg1. Kaufm, Das Enù derRefontøtion, a.a.O. (Arm. 5), S. 35-38.

10 Schilling, >Stadtrepublikznismus und Interimskrise<, a.a.O. (.{flm. 2), S. 211.

11 Kaufrnann, DasEnd¿ d¿rReÍormation,a.aO. (,A'lrn. 5), S.38.

12 Schilling, >Sadtrepublikmismus urd Interimskrise<, a.a.O. (Arm. 2), S. 227 .

KRISENsTADTREPUBLIKANIsMUs IN A,IAGDEBURG UND tA RocHELLE 151

Legitimationsstrategien. Auf den kaisedichen Votwrrrf des Ungehotsams derrlegitimen Landesherm çgenüber antwoftete man nicht nrü mit konfes-sionalistischen Argumenten, sondem auch säkular unter Bezug auf die durchden Landeshertn und Erzbischof bedrohten t>frciheitenf gerechtigkeiten/ ge-breuchen unnd gewohnheiten<13 der Stadt. Die Konfessionalisiemng städti-schet Autonomie im Zuge der Interimskdse beruhte schließlich auf der ldenti-f:øienng von religröser Radikalisierung und politischem Interesse der Stadt.Die zunehmende Bedeutung det lutherischen Pastoren, die in Magdeburg als

Exilort zvs^fiñefltrafen - Erasmus Alberus, Nikolaus Gallus, Nikolaus vonAmsdorf und andere mehrl4 -, sowie der wachsende Einfluss von MatthiasFlacius Illydcus für die städtische Politik verstfukte die städtischeAutonomisierung bis hin zur poJitischen Isoladon. Die Stadt sah sich umtingtvon den Belagerungstmppen des r>Judas von Meißen< Moll,L.ø von Sachsenl5

einerseits und entwickelte das apokalyptisch gtundierte Sonderbewusstsein als>\4rerbleiblinge von der Augsputgischen Confession<16 andererseits. Zugleichwies die qaa FlugscbÅften öffendich çmachte Haltung des Rates zwischen1548 und 1551 eine >binäre Argumentationsstruktur¿7 auf, die sich von dettein theologisch leg'itimierten Position seitens der Magdeburger Pastorendeudich abhob. \X¿jkenrl man einerseits det im Interim als einem Religions-frieden zruf zeit mit der Petspektive auf eine konzirare Lös'ng der Religions-konflikte zumindest tendenziell ançlegten Trennung von politischer und

73 Der tor Magdebng widrrlegar¿ awtd teranruortøng allen wgrundts und uflglirïfit ..., ùnagdebug 1551,zittstnach: Schilling >Stadtrepublikmismus und Interìmslcis e<<, a.a.O. (Ann 2),5. 2Ig.

14 Zu Alberus vgl. waldemr Kawemu, >>Erasmus Alberus in Magdebug<, fi Ge$hicbrrbtàrterΡrSøù md Izù Ma¿dtùzrg 28 (1893), S. 7-62; z'Gallus Harhnut Voiq >Nikolaus Gallus mddas Interim. Eine mon¡.ryne FlugschriFt aus demJalrr 7548<,n: Antth jirRcfontøiouge:chichte65 (1974), S. 277-285, auch dets., Nikohøs Gallrc. Ein Bàtra¿ 7tr Reþr,zationsgenbichte ùrnacl¡latheiscben Zeit Ç'Jeusødt a.d. Aisch: Degener, 797\; zu Amsdorf Robert Kolb, Ni/eol¿øs

uon Aøsduf (148t-1565) Popukr Pohnhs il tb¿ Preynstion of I_:ttherl Izgagr (f.Iieuwkoop: DeGnaÍ, 1978); zu Flacius oliver ri olson, Matthias Fhcirs atd tùe sxniaal {lttherl Reþmt

SViesbaden: Hatassowitz, 2ooz) sowie als übe¡blick Kaufrnann, Das E¿fu der Reiþnation,a.a.O. (Anm. 5), S. 157-170 mit weite¡er Literarut-

15 vgl. Johmes Hermann, >Moritz von sachsen, evmçliscirer christ undJurtas zugleichç in:Arcbit fir Rttørnarionsgeshhhte 92 (2001), s. 87-117. vgl. zu Ereignisgeschichte derBelaçmg: Sþon] Issleib, >Magdeburgs Belagemng dutch Moritz von sachsen 155o-1551<,in: Nnes ArcltiuJür Stichsiscln Ge:cbicùte 5 (1884), S. 177-226.

16 Matthias Flacius Illyricus, Ein ¿àilliclter trost diær betrübtn Magùbar¿ircben Kirchen Chn¡ti das :iediese I,'eíolgung umb Gottu øorls wd keine¡ ¿nd¿n vrsach batben teid¿t [1550], zitiert mch: oliwerOlson, >Theology of Revolution, 1550-1551<ç in: Sixteenth Century Juml j (1972), S. 56-79, S.70' Affn. 59. Zur Apokaþtik als >basaleþl sinnmatrix< des Magdeburget widerstmds vgl.IGufmarm, Das Enù fur ReJonation, a.a.O. (Anm. 5), S. 430-449, Zìt^r S. 437

17 Kaufmaq Dø Endz derRgforznatiol, a.a.O. (Anm. 5), S. 14O.

1,52 JÀN-FRIEDRICH MIßFELDER

religiöser Sphärel 8 eine neuetliche stadtgemeindlich fu ndiette l(onkordanz

beidet Teilsysteme entgegenstellte - es gehe' so der Rat in seinem ersten

>¡Ausschreibefr( vofr rs+g, "iatt um >>das zeitltche/ sofldem das ewige<1e -,

betontemanzugleichauchdieVerteidigrrngstädtischetPrivilegienunddenerhobeneflAnspruchaufReichsunmittelbatkeit.Besondersdeut]ichwirddiesirn zweiten ,\usschreiben des Rates von -A.nfang 7549,1fi dem man zwú >Åie

hochetrneldtelGys.Mai.Fürdie.¡¡eltlichehöchsteobdgkeit<Poanerkannte,vom erzstifrschen Stadthetm aber keine Rede meht wat' Die hiet

zugrundeliegendeTheorieeinesWiderstandsrechtesauclrrriedererobrigkeiten*iã ¿". Magdeburger Rates nicht flu gegefl den Stadthetrn' sondem auch

gegen den I(aiser selbst übern ahrr_ zwar einige Argumente aus der

widerstandslehre der zeit vn 7529/30 sowie des Schmalkaldischen Krieges

vn'ieilsbesonderedasNotu¡ehrrecht]lwatabetnichtimselbenMaßewiediesein eine Theode der l{eichsverfassurrg a|s Ganzet eingebunden,22 sondem

stätker auf die stadtgemeinde als Handlungs- ol1d Heilseinheit koflzentdert bis

hin zur Quasi-Identifikation mit dem von geistlichen und v¡eltlichen

Autoritätenebenfallsals>denärgstenGottslästetervnd,tuffrifüret<verfoþen

Humblot, 1991).

TKRlsENsr,{DTREpuBLrK¡NrsMus rN M.{cDEBURc uND LA RoCHELLE 153

Christus.23 Das sogenannte Magdeburger Bekenntnis vom 13. April 15502a aus

der Fedet der >>Pfartherm und Prediçr der Chrisdichen I(irchen zuMagdebutg< war füt die Formulierung eines Zusammenhangs zwischen >rcivic

lutheranism< und konfessionellem Nonvehrrecht in systematischer Hinsichtvon entscheidender Bedeutung, setzte abet die Rechtmäßigkeit eines obrig-keitlichen Handelns des Magdeburger Rates a)s magistratus inJerior atgtmentaivvoraus.25 Jenseits der hier auf Basis einer ausgefeilten Tyrannenlehre26

entwickelten Widerstandsrechtskonzeption niedeter Obrigkeiten2T ist für diespezifrsche Gestalt des >civic lutheranism< die besondere Fritsorgepflicht derstädtischen Obtigkeit in Heilsdingen zentrd.. Die Behauptung, >daß eine vntereObtigkeit Notrvehre thun mag wider ein Obere/ so die Christliche Relig'ionmit Gewalt austotterì magl<,28 setzt den Anspruch voraus, dass diese >mag vndsol ihre Vnterthanen vertheidigen<.2e Die Selbstvetpflichtung der städtischenObdgkeit auf das Seelenheil ihrer Untertanen entbindet diese vom Gehorsamgegenüber der obersten Obrþkeit, die zwx nominell anerkannt bleibt, abersituativ als ltrannts exParte exercilii'thten Gehorsamsanspruch verwirkt hat. Diesist der l(em des vierten Grades >vnrechtes Gewalts<, in der das ¡rNatüdiche

23 >>Bekdntndl/ Vnter¡icht md Vermahnurg der Pfrrherm vnd Prediger det ChrisrlichmI(irchm zu Magdeburg/ Aruro M.D.L. den 13. Apdlis<, in: Hotdeder, Der Römischer Kryser

Vnd Kit'ni¿lichn MaieÍeteø, a.a.O. (Anm. 19), S. 817-854 hier S. 835; Pointierr zu Idee derStadt â.ls Heilsgemeinschaft vgl. Thoms -A Brady, Jr., >In Search of the Godly City: TheDomestication of Religion in dre Getm Urban Refomation<<,'tt Tlte Germaø Peoþle and tbe

Reþnnalion, htsg. von Romie Po-Chia Hsia (Ithaca & London: Comell University Press,

1988), S. 14-31.24 lnwieweit das >Magdeburger Bekemtnis< direkten Einfluss auf die Ennuicklurg des europái-

schen Widerstandsrechs, insbesondere des frmzòsischm Calvinismus, hatte, oder z.B Theo-dot Beza auf Magdebwg ehet als eìnm lier de mítzoire Bezug nahn¡ ist umstdtten. Zu¡ Re-zeptionsgeschichte des Magdebuger Beken¡rtnisses vot allem bei Theodor Beza klassisch vgl.Robert M. Kingdor5 >The First Exptession of Theodore Beza's Political ldeas<, in: ArbiufhRrþmtationgxclicbte 46 (1955), S. 88-100; Irmgrd Höß, >Zu¡ Gsresis der WiderstmdslehreBezas<, in: Archiu fir R{onzatiotsgerhichte 54 (1963), S. 798-274; Winfried Schulze, >Zwingli,lutherisches Widerstmdsdenken, monarchorruchischer Widetstmd<, n: Zaingli ød Etoþa,htsg' von Peter Blickle, Andreas Lindt & Alfred schindler (Zrilich: vmdenhoeck & Ruprecht,1985), S. 199-216; kritisch hierzu aber Comel Zwierlein, >L,importmce dela CoøJessio deMzg-debowg (1550) pour le calvinisme: ur mlthe historiographique?<, n: Bìbliotbèq*e dIlnmønisøeel Rcnaisaxce 67 (2005), S. 27 46.

25 Vgl. I9ufrnam,DasEnde dcrReþnzation,a.a.O. (Anrn 5), S. 190f.26 Vgl. >>Bekiintnuß/ Vnterricht md Verma}m:ng<, a.a.O. (Anm. 23), S. 839-840.27 Vgl. Friedebug, >Magdeburger .{rgmmrationen<<, a.a.O. (,{nm. 21); euentin Skinner, T/a

Foutdations oJ Modcn Politiml rhotþ, Bd.2: Tlte Age oJ Rcfornatioa (cambndge: cmbddge uni-versity Press, 1978), S. 2O7-27O; zm Kontexr Roberr von Friedebug >Welche Wegscheidein die Neuzeit? Widerstmdsrecht, rGemeiner Mm< md konfessioneller Lmdespatriotismuzwischm >Münste< urd >Magdebug<, in: Hi:tñilbe Zeitschr:ift 27O eOO}), S. 561-616

28 >Bekâotnuß/ Vntericht md Vermahnmg<, a.a O. (Affr 23), S. 935.29 Ebd., S. 834.

-rr54 JÀN-FRIEDR]CH MIOFELDER

Recht< auf Notweht bei Gefahr für Leib und Leben mit dem

widerstandsgebot in Fragen der rechten Religion r¡ntrennbar verknüpft wird:

>Solches geschicht jetzundt von vnsem obbem/ daß sie mit Gewalt beyde in

vns vnd in vnsem Nachkommen tilgen wöllen/ das rechte ErkanntnufJ Got-

tes/ ohn welches Gott nit kann geehret/ aucb kein Mensch selig werden<,30

Dieser radikalen Politisierung des Bekenntnisses entspricht die Unterscheidung

zwischen einem geistlichen, weltlichen und Haustegiment, die wechselseitig

aufeinander bezogen, aber vor allem im zweck einer gottçf,álliçn ordm:ng

vereinigt sind: >So ist nun das l7eltliche vnd Haußtegiment fifunemlich einç-

setzt/ werden auch fütnehmlich erhalten vnd beschützt von Gott/det Kirchen

halben<.3l Die in diesem Gesellschaftsmodell implizierte Hierarchisierung det

Regimenter32 spiegelt den Einfluss und die politische Sondenolle der

Magdeburger Geistlichkeit widet. Diese Kotnzidenz der Interessen von Rat

und Pfarrgeistlichkeit in det Krisensituation von 1548-51 \¡/af wiedefum nur

vor dem Hinterytund einer eminenten Bedtohungs$/ahmehmung des eigenen

Seelenheils, für das alle Regimenter der städtischen Ordnung gleichemraßen

verantwottlich waren, entstafìden. f)iese apokallptisch fundierte Identität

bildete die Klammer zwischen den beiden schwierþ miteinander veteinbaren

A.rgumentationsstfängen >Verteidigung altherçbrachtet Rechte und Privile-

gien< gnd >Verteidigung des wahten Glaubens< in det Stadt. Die Belagerung

durch den sächsischen I(urfürsten führte die selbstgewählte hetausgehobene

Position als Verteidiger des wahren Luthertums mit der städtischen Politik der

Fundamentalopposition gegen Kaiser und Landesherm zusammefl, die nut vot

dem Hintergn:nd dieses unmittelbaten apoka\ptischefl llodzonts vetständlich

ist. Doch wirkte diese Klammer kaum über die akute Bedrohungssituation

hinaus. Schon mit den Friedensgesprächefl Mitte 1551 mit Modtz von Sachsen

wich man von der Identifikation von Politik und Religion ab und einigte sich

mit dem Belagerer auf eine säkulare Etklänrng der Krise. Die Krise sei, so Rat

urd Moritz übeteinstimmend, >nicht wegen der Religion, sondem wegen welt-

licher Sachen< entstanden.33 Hier zeichnet sich schon eine Nachgeschichte der

>Hetrgotts Kanzlel< ab, in der deutlich wurde, dass sich nach übetstandener

Belagerung das untrennbar mit der Interimskrise in Magdebutg verknüpfte

apokalyptische Bewusstsein in politischer Hinsicht nicht ohne weiteres über

das Ausbleiben des Endes hinausretten ließ, sondem vielmehr in eine bestän-

30 Ebd., S. 839f, Iarges Zitat S. 840.

31 Ebd., S.832.

32 Vgl. Kaufm,DasEnde derRefomtatioø, a.a.O. (-Anm. 5), S. 188'

33 Zitertnzch: Kaufmam: Dat Exde derReþrmation, a.a.O., (A¡m' 5), S. 138, Anm. 102.

KRISENST,{DTREPUBI.II(,{NISMUS IN MAGDEBURG UND LA RoCHETLE 155

dige, aber eher'nspezifische Mahn'ng zum nØeitetfürren des Kampfes gegenden Antich¡ist überftihrt werden musste.34

sinnfälliçs zetchen fiit das -A.usei'anderddften von konfessioneller undpolitischer Position nach 1551 ist z.B. die Hesshusen-Aff,áre 1562. Der yet-treibung des gnesioluthedschen Supedntendenten ari St. Johannis TilemannHesshusen und einiger seiner Anhänger aus Amt und stadt im oktobet 1562ging eine auch publìzistisch geführte Debatte um das Erbe der )FleügottsKanzlei< voraus. Die Ftaktion um Hesshusen beklagte den Ausvetkauf der inder Belagerung von 1550/51 erworbenen Position durch die inzvrischen wie-der modetatere Politik des Rares. Besondets deutlich wircl dies in einem Be-dcht des Magdeburger Ratsschreibers Bwkhard Loede von 1565, ir dem er diedirekte vetbindung zwischen städtischet Identität und Gewalterfahrung inBezug auf die Hesshusen-,A.fPárc herstellt. Hesshusen erscheint ihm als einvertreter jener theologischen Positionen vor allem Flacius', die die IdentitätMagdebutgs in den Streitigkeiten um das Interim entscheidend bestimmt hat-

ïumb des willen, das sie von rvegen göttlichs worts im leiden ,-d -..rfolg.-|ge\r/esen, mit lhrem gebet, zum theil auch weltlicher hülfe und fiorderunge zutrotz und hüLlfe kommen, seind hefftig geergert und betnibt, können nu, weilsovil Ptediger die reine leht und

'ntrefflich lebens seindt, auch übet der Mag-

deburischen bekandtnus gehalten, bei nachte ausgefühtt, desgleichen in derg^îczeî welt von Niemands, auch Papisten nicht geschehen, nicht in ihremgevu'issen zuftieden sein und nut etachten, das denen zu Magdeburg in ihremKdege nicht umb das geistliche, sondern vìl mehr umb das weltliche zu thungewesen<.3s Loede diagnostiziert eine verschiebung in der Selbstbeschteibr:ngcler Stadt. Jene theolog'ische Position, die als politische position des \ü7ider_

standsrechts im >Magdeburger Beken'tnis< von 1550 die Gewalt der Belage-nrng hatte sinnhaft wetden lassen, diente nach seiner -A.nsicht nicht mehr derStiftung einer städtischen ldentität. Die Mártyrer von 1550 wetden für ihn zuRebellen gestempelt, indem man sich Hesshusens als legitimem Hütet jenerIdentität entledigte. So sagt er weiter >So muß ya foþn, daß damals die be_

34 Vgl ebd., S.439f35 usse, was ich Bukhardt Loede der Elter, des Raß

theil selbst gesehm und gehoret, Wie etzliche sachenptedigem md somstm mno 1560. 1561 md 1562

r:nd etgmgen. Zu sechs theilen mdterschiedlichen vermeldet,Gesclúchte der Heshuimìschen Bewegung in Magdeburg<, in:

ttd Atla¿debn¿34 (1899), S. 72-151, hier S. 88f.

T

756

Gott füt vflseffl augen/ seine straffe hat sehen lassen/ in der obgemelten

KRIsENsTADTREPUBLIKÂNIsMUs IN ]vIAGDEBURG UND LÂ RocHELLE T57

meutereye/ welche war den 19. Marti¡(3e Ehet auf der Linie der Magdebui-schen Haltung von 154&-51 liegt det Ratsschreiber Heintich Merckel mit sei-net Geschichte der Belagerung aus demselben Jahr 1587. Er beschließt dieseim Sinne des rrcivic lutheranism< mit dem Dank an Gott, >das Er die Stadt/ICrclre/ Schulen/ vîd g îIze Gemeinde frit den grausamefl Feinden/ gne-digliclr behütet vnd bewahret batf das sie fiirnemlich bey Gottes tJØort/ Privi-legrien & Frey y¡¿ Gerechtigkeiten/ geblieben<.4o Der eminent teligriöseChatakter der Auseinandersetzungen wird bei Merckel nicht nur durch eindem Gesamttext vorangestelltes I-ehrgedicht vom Pfarrer an St. Illdch DavidLaurentius hervorgehoben,4l sondern auch als zentt le Motivation det städti-schen Politik herausgestellt. Níährend det Kaiset sich nie zum Religionsktiegbekannt habe, habe >>die Stadt vorgewendet, das sie sich keirer andem gestaltin votgangene Kdegshandlung mit den Chur und Fütsten eingelassen,/ als das

sie ... vnd zndere von rhterf von Gott habenden vnd bekanten waren Chdstli-chen ReJigion/ vnd alten Keysedichen und Königlichen/ rmd sorìsren u/olersessenen vnd hetgebrachten Frey vnd Gerechtigkeiten/ mit gewalt abzubdn-gen<<.42

Deudich wird in der Parallelisierung zweier Deutungen der Belagerungebenso q'ie vor dem Hintetgrwrd ihrer Nachgeschichte in der Hesshusen-,tfPáte, dass das Erbe der >Hergotts Kanzlek alles andere als eindeutig defi-niert war. >civic lutheranism< i' Magdeburg war keinesfalls ein klar bestimm-tes Identitätsangebot, das durch die Belagerungserfahnurg festçschriebenblieb. vielmehr erweist sich die Intetimskrìse als formative, aber deutungsof-fene

'nd daher in keiner'sØeise allein konstitutive und normietende K-tisenet-fahrung. Die besondere situation der >Herrgotts Kanzlei< bestand demnach ineiner spezifischen Kopplung von konfessioneller und politisch et Mi)itanz, dierelig'ionssoziologisch mit der Etablierung einer stark von det luthedschenPfarrgeisdichkeit çlenkten, um das lutherische Bekenntnis zentderten stadt-

39

unter dm s¡ädrischen Truppen vom M¿irz 1551, bei der es urn nicht ausgezahltor sold ging.Vgl. ebd., Dd ij-Dd ij v.

40 Heimich und gnixdticbar Beicht/ uot der Altenstadl MagùbzrykBeh¿enng ), r:npaginiert.

47

42 Ebd-,T ti.

J aN-FRIEDRIcH N{lßFELDER

36 Ebd., s. 91.

37 Vg1 Friedebutg,Sef-DefetceandRckgiur Stfife, aa.O' (Anm' 21)' S' 87-89'

38 Du Røths d¿r alten sradl À4a¿deb*r¿k Bericbt/ Ails aøs beweglicben utsachett ,sich itigefpit/ øúiîh

368.

158 JAN-FRIEDRICH MIßFELDER

gemeinschafteinherging.a3DieseKonstellationwatgleichwo}rlstarksitualons-abhängig und hatte in dieser Form kaum längerfristig Bestand' Die Interims-

krise hatte eine Kongruenz zwischen religiös-konfessionellen und politischen

Interessen der Stadt Magdeburg entstehen lassen, die nicht von Dauer und

auch nicht beliebþ aktuâlisierbaf wzr. Trotz dieser spezifischen Bedingtheit

des Magdeburger Widetstands durch den konkreten Intedms-Kontext ging der

Topos det >Flerrgotts Kanzlei< abet in das Repertoite der politischen Sprache

det Stadt ein und blieb so ab¡wfbx für die städtische Identitätsbildung ebenso

wie als Exemplum für radikal konfessionell legitimierte Politik. Magdebury

avancierte so vom Handlungsott ntm lieu de mémoire einer Verschtänkung von

unbeugsamem Luthertum und kommunaler Selbstregierung'

La Rochelle 1'573

Durchaus vetgleichbat, wenngleich ebenfalls spezifisch kontudert, çstaltetesich die Situation in La Rochelle. \üährend sich die Stadt im ersten französi-

schen Religionskdeg 1562/63 abgesehen von einer klandestinen ftnanziellen

Untetstützung des aufständischen Pdnce de Condé weitçhend neutral vet-

halten hatte,4 schlug sie sich im Vedauf des zweiten ReliS'ionskriegs klar auf

die Seite Condés. Hintetgund für diesen Positionswechsel wat eine innenpoli-

tische I(dse der Stadt, aus der r¿dikalere Ktàfte, untetstr,itzt von lokalen Predi-

gern - vor allem durch Pierre Richer r¡nd ab 1564 durch den in Genf ausgebil-

deten Odet de Nort - und den unteren Bevölkerungsschichten, gestärkt her-

vorgingen. Schon wilrrend des ersten Religionskriegs hatte der Versuch des

Duc de Monçensier, die Stadt zu rekatholisieten, die radikal-refornatorischen

Kräfte letztlich nur weiter gestärkt und den Einfluss des könþlichen Gouver-

neuts Guy Chabot deJarnac geschwächt. So entwickelte sich zwischen 1563

und 1567 eine zunehmende Spannung zwischen modetaten und radikalen

Kräften in der Stadt, bis in die regietenden Organe von écheuins, þairs und Büt-

çnleister hinein.as Dass sich in dieset Situation zwischenzeitlich vor allem die

43 Zu immpolitischer Situation md zu Rolle der Pfarrçistlichkeit vgl. FriedrichHtilße, Die

Stadt Magdrbilry irt KarpJe fir dcn Protesøntismrc wàlsnnd der Jaltre 1 547-1 55 / (Flalle a. S.: Verein

fü r Refomations geschichte, 1 892)

44 Vgl. Rmbezud, De I¿ Rubell¿ urs lAmis, a.a.O. (Anrn 8), S. 213-275. Zunereignisgeschichtlichen Hintergmd vgl. AdetteJou:m va., Hi¡toire et dicrtonnaire des gams dt

rc/igion (Pzns: Robert Laffonq 1998), S. 1 10-120.

45 VgL detailliert Kevin C. Robbins, Ciry on lhe Ocmn Sea. It Rodxlle, / 5i0-1650. Urban Sacie!,

Reli¿ion, and Politics oø th¿ Frcnch Atkúic Frontier (Leiden u a : Brill, 1991, S. 785-207. Zw poh-

tischen Strukw von La Rochelle vgl. Meyer, Rrfomtation fu I¿ Rochelh, a.a.O. (Anm. 6), S. 20-

KRrsENsr.tDTRE?uBLIKANtsMUs IN À{AGDEBURG uND LA RocHELTE 159

gemäßigten I(räfte durchsetzen konnten, ist nicht z'letzt der persönlichenIntervention des Könþs Kâd rx. zu verdanken, der die Stadt 1565 im Rahmenseiner det Befdedung des Reiches dienenden Toztr d¿ France mlalbesuchte.a6 Arszsteìlahre später schließlich doch die radikalere partei oberhand gewann undden 27-jähagen Ftancois Pontard als Bätgerneister durchsetzte, schloss sichdie Stadt der sache des militanten protestantismus an. In den frühen Morgen-stunden des 9. Januat 1568 btachte der junge Bürgermeister - >le perhdePontard<é7 -, begleitet von odet de Nort und 30-40 bewaffneten unter-stätzem, die Stadt mit dem Ruf >>Aux armesk< auf condés Krus. Es foþeninnerstädtische säubetungsaktionen, einige Massaker a' katholischen Geistli_chen und - politisch entscheidend - die Abwendung von Jamac als Gouver-neur zugunsten von condé.a8 Diese handstteichartige Machttibemahme derradikalen Ftaktion rückte La Rochelle schlagartig in den Mittelpunkt des Inte-resses, auch det Gegenseite.ae Als im August und September 156g schließlichmit condé, Admiral coligny und der Königin von Navarta Jeanne d,Albtet

TIif

24 sowie das instruk¡ive Schaubild bei pascal Rambeaud, Ii Roîhelhrdìh ø rchelh @xis: Lecroît vif, 1999),5.74.

4óYgl. zrm HintergrundJean Boutier, Alain Dewerpe & Danier Nordman, [Ja toar de Franærryal b aEage d¿ CbarbsIX (î56+-1566) @aris; Aubier 1984). Die Feierlic¡.keire¡ anlässlichdieses Besuches spiegel'die durchaus prekåe situation der stadt geçnüber dem König wi-ler vgl. die subtile Anal¡xe bei Neil Kanttr, Forrren of tk sour vioteni, Meøplt1.¡ics and MeteriøruJe in the Høgzeøot's Neu w'oid, r i r 7-/ 251 @ahimue & London: Johns Hoprrins universityPtess, 2005), S.27-40.

47 Louis-Étienne Atcère, Hirtoire d¿ la uille d¿ I¿ Rochelle et da þay d,Ailnis, conpo:ie d,apè.r !e:ail'eilrc el hs Titns oriþnarx, et enricr:ie ù dìaers prazs,2&de. þa Rochere: Desbordes, 1756-7757,8d.1, S.356.

48 vgl' Robbins, Ciry on Íhe ocean se4 a-*o. (Anm. a5), S. 202-204; Meyer, Reføuation in I_aRuhelh, a.a.O. (.Aurm. 6), S. 102f.

49 deMãn 156g einen mögli_tmds. Vgl. James Westfall

The Huguenols, Catberine dc Medici, pltiÈp il.(New York Ungt, 7909), S. lor Voisin de La popelinièr, L ,*.1,, uentierc histoire de¡ l¡oxhles et cltose¡ tunr en France qÌen Flandnt, et pals cinonøisint,dcþils /'an 1562. ... (La Rochelle: pie'e Davanres, 1573), S. li\v.: >Iæs Arrhåü;*, ,rr"r.",que la Rochelle seroit le retraite_des protest¡¡ß: ... ce paJ6 accomodé de ce hàue de mer,seroit le Rqrdez-vous de toute ra France: flrent estat de reu enreuer ceste vile, e laquelledepuìs les seconds koubres res citadins protestã's esto]-ent dmeurez res maistres<<.

50 Vgl. Nmcy Llman Roelker, paeen oJ Natnrre. ¡rouri d,Albrx l52|_ti|2 (Cambridge, MA:Harvard universitypress, 196s), s. 307-326;zmHintergn:ndvgl.Jouzrna, Htstoin"et'diction-nain,a.a.O. (Anm. a!,S. 173_181.

160 JÀN-FRIEDRICH MIßFELDER

Zufluchtsort für Bütgerkriegsflüchtlinge vor allem aus den umgebenden Pro-

vjnzen Aunis, Saintonge und Poitou,sl blieb aber auch fiit die tefornierte

militädsche Elite der wichtþte strategische Bezugspunkt. Diese Funktion

hatte LaRochelle insbesondere während der Belagerung zwischen Januar und

Jrlll 1573. Ebenso wie in Magdebug diente die Belagerungserfahrung als Fer-

ment einer um das tefortnierte Bekenntnis zenlÅetten Stadtgemeinschaft, die

nach Àufhebung der Belagerung wegen det katastrophalen versorgungslage

und Moral det königlichen Truppen einerseits,s2 weçn det Wahl des

Königsbruders Henri d'Anlou zum polnischen König anderetseitss3 zs¡ar nlcltr

in sich zusammenbrach, abet gleichwohl in einen z]uistrrt:ld det politischen

Normalität zurückfand.sa So hielt die Stadt nach 1573 mehr und mebr Distanz

zur reformierten Militanz, gerade um ihre städtische Unabhängigkeit nach det

ambivalenten Erfahrung als Exilott zu wahren's5

ob die wende von 15ó8 - für den stadthistoriker des 18. Jahthunderts

immerhin eine >révolution<ls6 - und die bestandene Belagerung von 1573 vor

diesem Hintergrund in det Tat als >renouveau de l'indépendance tochelaise<5?

zu weften ist, ist vor allem angesichts der Domìnanz des auswärtþn tefor-

miefien Adels in der Stadt und der massiven Iftiegskontdbutionsforderungen

seitens der reformierten Heerfühterss eher ftaglich. Gleichwohl war im vetlauf

57 Zm Verhál¡ris æischen Flüchtlingm md Stadtgesellschaft zwischm 1568 md 1577 vgl'

Rambeaud, De I¿ Rwhette wrs lAunir, a'a'O' (Anm g) S 365-392; auch ders'' >The ReÂ:gees

in La Rochelle duing the Third wr of Religion, 1568-1570q kt Ftmch HiAory 14 (2000)' s'

7-72.

52Vgt.JamesB.Wood,TbeKry'sArr1-Varfare,soldien,axdsode!ùttinglbelYarsoJRtbgionitFranæ, 1562-157ó (Cmbridge: Cambridge Universiry Press, 1996)' S 246-274'

53 Vgl.Joum54 ZirBreign tebellt, a'z'O' (Anm'

45), S. 47-5 über die Belagemg

duch den PhiliPPi Cautiawe dt

ob:idioneRtpeltae cm¡menraißf Hisloire fu iège ùIzRochil/e m 157),tzduitdt Latin de Philippe

Carrlmzpx55 So gewährte der eigmen Autonomre

Einlass md tädtische Polirik' so dass

dieser sich über die Haltmg des Rates beschwerte >que \ [e Maire] & auqms de son hu-

meu pensoient Princes<'

(I-mcelot Voisin J ucttftnî¿t

¡øentenøes ¿s Prot¿in Suulier qae

Ercl¿siastic, 5 Bde. Ci$t on the

Oæan Sea, a'a O. (Anm. 45),5.22Oí56 Axcète, Hisøire d¿ /¿ uith dt l¿ Rtcbelh, a'¡.O (Anm 47)' Bd' 1, S' 357'

57 Rambeaud, -I-a Rochellefdàle er rebelle' a.a.O (Anm. 45), S' 16

53Diesebeliefmsichauf 120.000 lìures,vortdenmnachProtestenseitmsderStadtnurS0000

aufgebracht werden sollten l)och auch diese Summe wtde nicht erreicht. Vgl' Robbins, C@

on lhe Ocean Sea, a.a'O (Anrn 45),5.206.

KRISENSTADTREPUBLIKÂNISMUS IN M,{GDEBURG UND LA. RocHELLE 767

des 16. Jahrhunders deutlich geworden, dass unbedingte I(önigstreue diestädtischen Pdvilegien nicht mehr zwangsläufig garantierte. schon Franz I.hatte in den 1530er Jabrcn inteme I(onflikte zu¡ischen Rat r¡nd Bürgerschaftfür einen massiven Eingriff in die städtische politik ge'utzt.se zwar wzr dtestadt 1548 dutch Heindch II. wieder in ihre alten Rechte und pdvilegien ein-gesetzt worden, doch m¿chte Kad D( bei seiner Entráe 1,565 deutlich, dass etnicht länger gewillt war, das tradidonelle Ritual ihrer Bestätþng zu vollziehen,und stattdessen unbedingten Gehorsam seiner untertanen einforderte.6ozugleich drohte die zwischenzeitlich in denJahren 1565 bis 1567 eingetichteteGarnison g nz dirckt, die unabhängigkeit der stadt zu untemiflieren. I(onkretbildete diese Gamison oder die Befürchttmg ihrer ìTiedereinrichtung denpolitischen Hintergrund des spektakulären Seiten ¡¡echsels imJanu ar 156g.61

Einetseits schien durch alle diese Maßnahmen das städtische politikver-ständnis eines verttages zwischen König r::rd Stadt grundsätzJich infrage ge-stellt. Andererseits wird aber in den offiziösen vedautbarungen der Stadt zumpolitischen seitenwechsel 1568 ebenso eine enge Kopplung von politischemAutonomiebewusstsein

'nd reformierter Konfession deutlich.62 D.. a.,rs d.r

gr.rngsschriften für dieden I(önig als Person,jdhdgen Kad DC dutc

59 vgl Rambeaud, Ii Rothetle fdìte el rebelle, a.a.o. (Anm a5), s. 77f; Meyet, Rcfottzation in IzRotlxlh, z.a.O. (Anm. 6), S. 12j-I26.

60 so vemeigerte der König bei dex Enrráe die Besrätigmg der sridtischm privilegien. A¡ne deMontmoref,cy, der Coméøbie de France md Begleiter des Königs, kommendelte, >qu,u telusage étoit passé de mode<. (Arcère, Hi:toire de /¿ tith d¿ l¿ Rahrti, a.z.O.1Ar* +i¡, ifa. f , S.3a\.V9L auchl{aml,Fortress of the Sou/,a.a.O. (Ann 46), S. 33f.

61 Vgl' La Popelinière, Iz arEe et nriere his¡oire d¿¡ troøbres ar choses memorabhs,a.a.o. (Anm. 49), S.tJ+-tJ+v; auch Mever, RtJornation in Iz Rocbelh, a.a.O (A.-. 6), S. 135_138; Rambeaud, .[zRochellefdèle ø nbelh, a.a.O. (Àrm. 45), S. 79f.

62 Konzise fii¡ La Rochelle, wenn auch auf schmalet euelrmgrmdlage vgr. pascar Rambeaud,>¡La Rochelle de 1568 à 7s76: la pzrt du poritique et du reJigiew<, ffi Billhlifl d¿ ra sociétíd Tfi:toire du Protesøøtisnc Jrunçais I3B (1992), S. 3gl_39g.

-r*¡

tl,

762 JÄN-FRIEDRTcH MIßFELDER

tives Herrschaftsvetständnis vofaus, vtie es die Theorie der moxarchia mirta

vorschdeb.63 Bezog sich dieses in der französischen politischen Theode vot

allem auf das Vedráltnis zwischen Àdel - insbesondete Ptinze¡ von Geblùt -,Generalständen und Padamenten auf der einen und dem König auf der ande-

ten Seite,64 so liegt in der Betonung der städtischen Pdvilegien als Bestandteil

eines solchen Flerrschaftsverttages âuf konsensueller Basis der Keim eines

spezifisch französischen Stadttepublikanismus begründet.65 Für La Rochelle

finden sich eben solche Argumente in den Publikationen det Zeit zu¡ischen

1568 und der Belagerung 1573 als zenftale Elemente einer städtischen Auto-

nomiepolitik, wd zt¡tx - das ist entscheidend - sowohl gegenüber dem König

als auch gegenüber Condé.66 rù(/ährend man dem König gegenüber die Auf-

63 Zu¡ konsultativen Struktru der Renaissa¡cemonæchie in Fra¡kreich vgl J. Russell Major,

From Rrwissatæ Mowrcbj ø Absohle A[owrcþt. Frewh Kn¿t Nobles Ù Esøret @altimore & Lon-

don: Johru Hopkins University Press, 1994), S. 3-56; dar Konsens zwischen SCjnden urdKönig betont gegenJ. Russell Major stätker: Philippe Hmon, >Une monarchie de la Renais-

smce? 1515-1559<,'m: Lz øomrchie eúre Ruaissance ¿/ ráaohrtion I 5l 5-l 792,h*9. von Joël Cor-

nette @ads: Seuil, 2000), S. 73-62, hier S. 30f; allgemein zur Theorìe der monarchia nixín vgI.

Wilfried Nippel, Misltæ{arungsthemie nd Verfassøn¿snalitrit in Anrike undfrülter Nexryù (Sntr-gart Klett-Cotta, 1980).

64 Vgl. z.B. ptominent Claude de Se,vssel, .Iz motørchie d¿ Frann [f 519] et dcax aúresfmgnetls

þoliiqæs, Textes íøþlir et þtís¿trír þar Jacquu Poujol Qats: Ltbtzine d'Argences, 7967), S. 172-

l2O; dazr klassisch William Fart Churrch, Cowtittttioaal Thøtgþl ir Si*eentb Cenlaty Franæ. AStsdJ, h the Euoløtion of Idm (Cambridee, MA: Harvard Universit-v Press, 7941), S. 2242

65 Frmlaeich ist in det ForschmgsdisLussion um einen friihneuzeidichm (Stadt)Republi-

kanismus bislmg fast völlig ausgeblendet worden. Vgl. nur jünçt Marin varr Gelderen,

>Republikmismu in Europa. Deutsch-niederlãndische Perspektivm 1580-1650<<, f"r: Asþekte

furpolitirclxn Kommunikation,hrsg. von Schom-Schütte, a.a.O. (Anm 4),5. 195-232; megendePerspektivm zu einer vergleichmden RepubLikanismus-Forschung allerdinç auch ohne Blickauf Frankreich bei Thomas Maissen, >>>Par m rnotif de religion en quaÌité de Republicain<. Deraußenpolitische Republikmismus der Niederlmde md seine ,A,ufnahme in det

Eidçnossenschaft (ca. 1670-7710)<<, in: ebd., S. 233-282. Zu Frankreich vgl. z.B. JohnsonI{ent Wtighg >The Idea of a Republicm Constin:tion in Old Régime Frmce<, n: Reþublican-

kn. A Shared Earopean Herita¿e, hrsg. von Qumtin Skirner & Martin van Gelderm, 2 Bde., Bd.

1: Republicmism md Consútutionalism in Eady Modem Europe (Cambridge: Cambtidge

University Press, 2002),5.289-306, der sich aber quasi ausschließljch mit RçublikarLismus als

Votgeschichte der Frmzösischm Revolution befasst. Hinweise auf die Si¡ution in Fra¡l<reich

im 16. md 17. Jahrhmdert finden sich abet bei Thom¿s Maissen, Die Gebøtt dr Rerylilia

Sla¿tsaersttirù¡ìs ufld Re?räseelelion fu fur Jilhnø7.eiltìcben Eidgenosenvhafi (Göttingen: Vmden-hoeck & Ruprecht, 2006), S. 8,[-93; auch ders.,ArL tRepøblikçìn: Der nene Pauþ. En4tklopidie

d¿r Antìk¿, Bd 15 /2: Ra4ptioøt- und V/isnucbaJtqevbichte (Stutçrt & Weimar: Metzler, 2002),

5p.774-74l,bes. Sp,722f sowie Yves Durmd, bs republiqms at/ hnPr d¿r øonarcbiet @ons:PUF, 1973). ZtFoxmen eines fta¡rzösischen Stadtrepublikmismus vgl. ders., >>Les épubliquesurbaines en F¡ance à la fin du XVI siècle<, in: Anrubs de k Saiitá òbirtoiÌ¿ ù dArckologie dc

lAroxdisement de S aint-Malo (7990), 5. 205-244.66 Vgl. Étieme Trocmé, >Réflexions sur Ie séparatisme rochelais (1568-1628)(, n: Bt¿ttefu ù k

S lciíté dlfi$oire dt¿ Proleslantisme Jraø¡ais 122 (197 6), 5. 203-270.

KRlsENsrÂDTREpITBLIK,INIsMUs rN MÁcDEBURG uND LÂ RoCHETLE 763

nahme einer Gamison nicht nur urìter Hinweis auf die seit dem 13. .,,nð, 14.

Jahrh'ndet eff/orbenefl Privilegien, sondem auch mit verweis auf die jüngsteBütgerkriegsgeschichte verweþrte,67 argumentierte ma11 auch gegenübet con-ð,é ganz ähnlich. Im Gefoþschaftsvettrag von 1568 wurde von diesemebenfalls vedangt, r>les [die stadt La Rochelle und ihre Brirger, J.-F.M.] mainte-nir et conserver efl leurs pdvilèges, franchises, libertés, exemptions et aultres, àeulx octtoyés par les deffucnts roys(68 Ebenso legte man gloßen wert aufUnabhángigkeit und Fteiwilligkeit beim Engagement für König und Könþ-reich, >n'ayans receu aucuns commademens n'aduertissemens de la part duditSeigneut Prince<.óe

Theoriefühig wird diese Position schließlich vor allem im wahtscheinlich1568 im umfeld des La Rocheller Exilhofes von Jeanne d'Albret eritstândenenTraktat puestion politiqae: S'it ut licite ailx subjects de capinter aaeî letî þri?tîe desToulouser Juristen Jean de coras. cotas vetsteht die städtischen privilegienund Freiheiten als Teil eines verftages zwischen König und untertanen undotdnet sie in seine Tlreode konsultativer Herrschaft ein, irzelche auch die Stâdtedes Reiches, wie z.B. La Rochelle, umfasst: >{'adjouste qu'il y a peu de bonnesrrilles au royaurne de France qui n'ayent lettres patentes de pdvileçs et prero-gatives à eux concedees par les Roys, partie liberalement, partie contractuelle-ment, et pat capitulations. Les histoires en donnent tesmoþages d,aucunes,colnmes de La Rochelle, qui se retira de la puissance de l'-A.ngloys pour sesoumettte aux Françoys, et moyenânt que les habitans seroyerìt conservez entoutes franchises. et se gardetoyent eux-mesmes sans estre opprimez degamisons<.7o Entscheidend füt die spezifische Struktur des stadtrepublikanis-mus in La Rochelle isr seine histodsche Fundierung. coras deutet an, dass die

164 JA.N-FR1EDRICH MIßFELDER

Stadt sich selbst, und das heißt aus eþenem, freiwillþem A¡trieb heraus, der

englischefl Henschaft entzogen und dem Könþeich Ftankreich wieder ange-

gti.d".t habe. Diese Episode aus der Geschichte des Hundertjáhrigen Kdeges

ist entscheidend frit das Autonomieverständnis La Rochelles. Die Stadt wat

nach der veflofenen Schlacht bei Poitiers 1358 mit dem Friedensvettrag von

BÉt:gny von 1360 z:us ÍftÍrlefr mlt weiten Teilen Westftankreichs (Guyenne,

Gascogte, Calais) an die englische Krone gefallen. La Rochelle aber schickte

bald eine Abordnung mnKörllg,um die Missbilligung übet die Ausgliederung

aus dem Könþeich zuàttßern,ließ jedoch auch den worten Taten foþn und

verttieb die englische Besatzung eþnhändþ. Âus dieser Situation leiteten sich

nicht nur histodsch all iene Privilegien det Stadt ab, die nach 7568 zu vetteidi-

gefì .wafefL7l sondeffl diese bildete ztxàtz]¡rch einen Beleg fät die Treue gegen-

übet dem König als legitimem StadtÏetm.T2 Diese bestehe aber eben fìur ))sous

certains conditions<,73 namentlich der Befreiung von Gouvemeur wrd Gami-

son. Die Pointe dieser Argumentation liegt in det Untrennbatkeit von städti-

scher Treue zum die Pdvilegien garantierenden König und königlicher Tteue

zu den det stadt vediehenen Pdvilegien. Die einseitþ Abweichung des Kö-

nþs von diesem Vertragsmodell legitimiert daher auch den Vlrderstand der

Stadt nicht gegen königliche Herschaft als solche, sondem gegen diese spezi-

fische Forl ibret Ausübung.

Zugleich wutde diese extrem legalistische Position etgþîzt und teilu¡eise

r¡ntedaufen durch ihre konfessionelle Aufladung. So betont eine offøiöse

Flugschrift von 1568, >la cause de ceste ville n'est distincte & sepatee de la

cornmune & generale<, v¡elcher vor âllem im >pur et entier sewice de Dieu<,

weiterhin in der >consefuation de la Coutonne< und sch-ließlich in der rüTieder-

71 So habe man die englische Hertschaft vettrieben >en recognoissmce duquel office Ie Roy lon

rcglarLt p r conueûance & paction expresse & iurée leur pemit de taser la citadelle ou

chasteau qui esøit à la Rochelle, lors ocopée pr tes Anglois, âuec promesse quT n'y en

auoit iamais, & que seulement'ìz zwoyentla grde de ladite ville: de laquelle & touts autres

forteresses d'icelleles N{aires ont porté & potent seulz titre de chefs & capitaines: & depuis

les Rois de bo¡ne mernoire leu ont tousiours mtre tenu telle conuena¡ces, frmchises &libertez<<. (Suonù ùclaration erþnlertdtinn fu c¿ttx de l¿ Rochelh, a.a.O. (Anm' 67), C üij v.)

72 Dies ist explizit das Argment von Innocent Gentillet, det die Stadt 1576 in seinem 'Anti-

Machiavel' gegen den Voruf des Ungehorsams verteidigt >Mais su ce que jþ dir des

Rochelois, quelque messet pomoit demander, que veut dire que les Rochelois son¡

aujowdhuy si mauvais Fønçois! veu que leus zrìcestres l'estoyent si bons. A cela la tesponse

est facile et evidente: c'est qu'ils sont auiourdhuy aussi bons Frmçois que ñ:rmt jadis leus

mcestres: mais ils ne sont pas bons ltaliens, et ne veulalt faire joug sous la dornination des

estrmgers, non plus que leurs ancestres(( (Imocent GentilleiAnti-Machiauel. Edition de 1576

avec coÍúnentaires et notes pæ C. Edwatd Radré (Genève: Droz, 1968), S. 82f.)

73 La Popelinière, LTlistoire fu la Franæ, a.a.O. (Anm. 55), Bd. 4, S' 120v.

KRrsENsrÀDTREpuBLtr(ÄNlsMUs rN M,{cDEBURG uND LÂ RocHELLE 165

lrerstell'ng der alten konsultadven ordnu'g liegeJa rwährend die beiden letz-ten Punkte konform mit der oben skizzierten legalistischen position sind, soverweist det Bezug auf den >sewice de Dieu< als etster veryflichtung städti-schet Politik auf jenen Loyalitätskonflikt zwischen weltlicher und göttJicherAutodtät, der auch den Magdeb"tger widetstand gegen das Intedm struktu-derte.75 Denn die þ¡jnigliche Politik bedrohe nicht nur die städtische Auto-nomie, sondeffi vot allem auch ihre konfessionelle ldentität: >>car combien queles Rois ayent puissance & commatrdement sut les coqps & biens de leurssubiets, si est ce qu'il n'est en leur pouuoir de maistdser & commander auxconsciences qui ne tecognoissent aufte superieur qu,vn seul Dieu<.?6 DieSchnft beruft sich dal;ei ganz klassisch auf Mt 22,21 :u¡d Apg 5,297i utrd,deutet darüber hinaus Röm 13,1 radikal um: >>Par moy, dit le Seigneur, les Roistegnent & les Potentats font de iustes ordonnances: que si I'authorité des Rois& tous superieurs, depend de l'ordonnance & institutiuon de Dierl selon qu,ilest escdt 'route puissance est d'en hau! quand ils battaillent & se bandentconfte Dieu & son Eglise, ils ne sont plus vrais Rois mais personnes priuees,ausquels il ne faut obeir pout ce tegard, colrrrne semblablement en ce cascessent I'obeissance & respect deües aux peres & meres<<.78 Der König verlieftseinen Anspruch auf Gehotsam als vettragsparkrer, sobald et sich gegen diedigiöse nØahrheit stellt. Mt dieset position weist die Schdft schon 156g aufdie radikalsten Positionen der monarchomachischen Traktate det 1570er und1580er, vor allem dte vindiciae clntra traflnos und den Reueille-Matin des François,ebenso wie auf die ligr'stischen Widerstandstheorien der 1580er und 1590etJahre voraus.le Z:ugleich \rrird in eirer anderen Flugschdft nur ein Jabr später

7 4 Deckration et pmte¡lalìon dc cerx d¿ h futi¿ior nfo*zæ d¿ I¿ Rocbette, a.a.o. (Am.69), -a nj-A üj v.75 Vgl. dagegen David El Kenz, >r,e 'sewice du Roy' conke le 'service de Dieu,?<, n: cmxi¡ter

d¿ns l|túobtøxce. L'ídit d¿ Nønres (1598),Lrsg. von Michel Grandjean & Bemrd Roussel (Ge-nève: Labor et frdes, 1998), s.415-428; zu polirischen Radikalität des ftmzösischen calvi-nismus um die Mine des 16.Jahrhmderts aber phrìp Benedicg >'rhe Dynamics of prorestântMilitancy: Frmce, 1555-15 63<, n: ReJormation, Bnott azd ciúl [y/ar in Frønæ and tbe Netberl¿nds1555-1585, hrsg. von Phìlip Benedict u.a. (Amsterdam: IGninktijke Nederlandse ,{<ademievan Wetenschapen, .Afr Letterk:nde, 1999), S. 35-50.

78

79

t66 JAN-FRIEDRICH MIßFELDER

die Ftage nach der AuthentÞität des königlichen Vlillens aufçworfen' Die

momentane Situation mache es durchaus schwiedg, >discemer le bien d'auec le

'rr1d./ Lemâsque du naif, Ie Roy d'vn Ç¿¡rlinak<. Einem >faquin qui ptendra vne

Coronne, vn sceptfe/ Et les habitz d'vn Roy< sei man keinedei Gehorsam

tout tenuerser Par neufues loix

schlechte Betater maniPuliert

lässt Widerstand und echte

Königstreue zusammenfallen: >O heweuse Rochelle/ Guettoyãt maintenaflt

po*ì'.t"-"11" pxx/ Malgré les faux langars seras dit àiarnøts/ Fidelle vill' à

Dier:, vill'à son Roy fidelle<'8l

Diese Gewissensfteiheit, für die La Rochelle militärisch einttat, war ebenso

wie in Magdeburg keine individuelle, sondem als >civic calvinism<ê2 sozial und

politisch in der Stadt verankett. Virulent wutde diese naheztt vollständige

identifikation von Stadtgemeinde und Konfessionsgemeinschaft vor allem

während der Belagerung 1573. Râdikatisiert dutch die Nachdcht von der Pad-

set Bartholomäusnacht, befürchtete man in La Rochelle das Schlimmste und

leistete erbitterten \ffiderstand.s3 Nach Ende det Belagerung wwde die Stadt

endgriltig zum militärischen, intellektuellen und vor allem medialen Zentn:rtt

det reformierten Kdegspartei. Dieser Etablierungsprozess vedief ausgesPfo-

(A.-. 2?, Bd. 2, S. 302-338; die anregendsten Lektüren bei Paul-Alexis Melle! >>Le roy des

rnouches à miel ...c çarnie présente et toyauté prfaite dms les traités monatchomques

pfotetanrs (vets 1560 - vers 1580)<q n: Arclfu fir B{onzationsgeschichte 93 Q0O2)' S' 72-96;

isabelle Bouvigrries, >>Motarchomachie: tyramicide ou droit de résistance<, 'n: Tolírance et

Monue. Élinerx þoar ate gíníalogie tla conrcpt fu la tolirance ,hrsg. vor Nicholas Piquet & Ghislain

wâteflot (Pæis: LTlarmattm, 1999), s. 71-97; zu lìgistischen rwiderstmdslehre

zusammmfassmd Frederic J. Bamgartner, Radical R¡actioørie¡: úe potitical iltougþl oJ lhe French

CøthoËc Ltague (Genève: Droz, 1975) sowie mteriakeich, abet anal¡isch mscha¡f Eckehrd

Qrìn, Persottenrecht¿ snd lVid¿rstawbnrbt in fur løtholischen lllifurslat¿d¡l¿hn F¡anknichs uad Spaniens

ø 1600 @exln: Duncker &Hmblot, 1999).

80 >>,{ La Rochell e<, h: Seconfu ùtlaration et þrohiatiofl d¿ cetx de I¿ Rochelle, z.z.O. (Anm. 67), L v.-

Lti.8l >Sonnet à 1a ville de la Rochell<<, in: Dnlaralion etþtoleslatiln d¿ ceux d¿ kReli¿iott reJomæ ù Lz

Ræhelle,a.*O. (Anm 69), F inr

g2 Robbins, Gyt oa the oæan sa, a.a.o. (,&lrn 45), s. 219 u.ö., alletdings ohne Bezug auf I{einz

Schilling, Ciuic Catainisn iø NorTha¿sten Gemtargt aød lhe Nelberktdl Sixteeøb to Nitørenth

Cettaies (I(khsvtlle, Mo.: Sixtemth Cennry Joumal Publishers, 1991).

83 Vgl. z.B. dm 1573 in La Rochelle gedruckten erstm Dialog ðes Røeilh-Matin fus Frattçois el

hurs aoisins, der einen ançblichen Brief von Katharina von Medici an Strossy zitietc >Stross¡

ie vou auertis que ce ioud'huy 24. d'Aoust, l'Amiral, & tous les Huguenots qui estoyent icy

auec luy, on teste tuez. Paxrmt tufsez rliligemmt à vous tmdre maistre de 1a Rochelle: &

faites au Huguenob qur vous tomberont ent¡e les mains, le mesme quie nous auons fait à

cenx-cy(. (fNicolas Bamaud], Dialague aryuel sonl trailees plasiettrc cltopt at¿ente¡ aax Izlhei¿ns ¿t

Høgtents de / Frarre, Enscmble certains þoincls et adais nttsaires dbln iæ*<a sr1td7, . . . (Imprimé à

Basle [= La Rochelle], 1573), S. 83).

KRISENST,{DTRE? UBLIKANISMUS IN MAGDEBURG UND L,\ RocHELLE I67

chen tasch. Die allçmeine Synode der refonrrierten l(irchen des gesamtenKönigreiches in La Rochelle im Jahre 7577 hatte die poìitische, militärischeund kùchenotganisatorische Konsolidierung und Vemetzung der reformiertenPartei entscheidend vorangetrjeben. Doch nicht nur das: Mit der Verabschie-drrng eines gemeinsamen Bekenntnisses, der ønfession de I-a Rochetle, v/ar dieStadt frir die inne*irchliche I(onfessionsbildung zum wichrþsten Schauplatzgeworden.sa D*w kzm die enorme Aktivität der in der Stadt ansässþnDrucker, durch die La Rochelle zum -Ausgangs- rmd Referenzpunkt der theo-logischen wie politischen Positionierung des þarri 4fomté avancierte.ss A_ls manim Àugust 7572 unter dem direkten Eindruck det Battholomäusnacht demköniglichen Gouvemeur Biron den Einttitt in die Stadt verw.eþrte, hatte diestadtrepubJikarrische Sorge um eine Gamison eine ztsàtzhche elementateDimension ethalten. Die Verteidigung von Leib, Leben und Pdvilegien warunttennbar von det Veteidigung der reformierten Konfession, so dass sichdet Rat feiedich zum Schwur auf >ila Cause, ...,Ie salut des églises réforrnés et... la conservation de la libetté telig'ieuse et des franchises de La Rochelle<sc

zusammenschloss. wie eng verzahret politischet und religiöser Impetus detstädtischen Polidk war, wfud exemplarisch in einem Bdef François Hotna¡saus Genf an Heindch þ,'llìnget n Zinch deutlich, in dem dieser konstatiert, es

ginge La Rochelle nicht nur dal:m, r>ptistinam Libertatem vindicasse<. Votallem odentiere $ich diese Politik an dem alttestamentadschen >>exemplum

civitatis Lobna<.87 rrn ztge der seit Dezember t572 anharte¡den Belagerunggeriet La Rochelle so mehr und mehr zum Symbolort einet sich typolog'ischauf das volk Istael beziehenden reformierten Gemeinschaft einerseitss8 undzum realen Fluchtort für Exulanten aus den r-rmçbenden Pto'¡inzen anderer-seits.se Neben dem ebenfalls belagerten Sancerre wurde La Rochele zum

84 vgl' Mchel Reulos, >>Le sr,node natimzl de La Rochelle (1571) et la constitution d,un þartiProtestã1tk' n: Ades da Colkque >LAtziral ù Cotigryt et son temþsn (Pzrìs: Société de l?ristoi¡e duprotes taritisme fwtçns, 197 4), S. 7 07 -7 76 md S. 752-755.

85 Vgl. Eugmie D rc2, L'iøprineie de lt Bertn (Gnève:. Dnz, 7960) .86 Ziúet nach Nicole Iny, Iz Rnchelh aø W, siàcl¿ pa Ctèche: Geste

Editions, 1999), S.66.87 ZB Zwich, Ms' F 58. 601 (François Hormm an Heirich Bullinger, 12r2.1s74. Die sradt

Libna (oder Lobna) fiel nzch 2C}' 21,10 von König Jorm ab, rxlam er hatte den I{ERRN,den Gott seiner Vätet, vedassen<. In den monarchomachischm Traktaten der späteren 1570erJahre avmcierte Libna zun lou¡ chsiat¡ für die Diskussion städtischm Widerstandsrechts.YgI. Jotma, Histoire et dictionnaiæ, a.a.O. (Arrm. 44), S. 20S mit Anm. 3 für Nachweise.

88 vgl. hietzu instruktiv chades H. Patker, >Frmch calvinists as the chld¡en of Israel: A¡ oldTestament self-consciouness in Jean crcspin's Histoin du Mattyrs befote the wars of Reli-gion<, in: Sixløntl: Centøry Jmnal24 (1996), S. 227-249.

89 Vgl. RmbeauðrDeI-^øRubelh uers IAañs,z.a.O. (,{run S), 5.374-392

168 J,{N-FRIEDRICH MIßFELDER

Musterbeispiel einer >rheroic community<e0 und schon in der zeitgenössischenlùTahmehmung

^)in Vorbild für andere rebellierende Städte.el Interln zeig¡e

sich die Radikalität von La Rocheìle vor allem darin, dass sich die Stadç-meinde den dutchaus undurchsichtigen Vermittlungsvetsuchen des eþnenmilitädschen Anführers François de la Noue eîtzog. Untet der abetrnaligen

Führung der pastoralen Elite setzte sich der Radikalisiemngsprozess vielmehtweiter fort. Deren religiöse Durchhalteparolen hatten gtôßere SØukung als La

Noues politisches Taktieten.e2 Dass sich die Anspannung auch nach Ende det

Belagerung erhielt, ze:tgt z:urn einen die Affire des >cceut navré< um einen

(möglichetvzeise çfilschten) mit einem durchstochenen Hetz unterzeichneten

Bdef von Kathz¡na von Medici an Biron vom Dezember 1573, der einen

Umsturzplan in der Stadt beinhaltete. Vorançtdeben vorì Pastor Odet de

Nort bezeugte die AfPire nicht nut die Präsenz von F1üchtlingen auch nach

Ende der Belagerung sov¿ie die wachsende Spannung zwischen ihnen und det

einheimischen Bevölkerung,e3 sondem vot allem die weiterhin tadikalisierte

Stimmung in der Stadc Zwei angebliche Verschwöret wurden öffentlich hinç-dchtet.ea Zum xtdere¡ blieb La Rochelle v¡eitethin mediales Zentntm der

reformierten Partei in Frankreich. Gerade die pastorale Elite der Stâdt be-

wahrte sich entscheidenden Einfluss auf den Ausstoß reformiertet Theologrie,

politischer Theorie und Historiogtaphie aus den städtischen Druckerpressen.So kann det Zensurvetsuch von La Popelinières 1581 erschienener Histoire d¿

France seitens der lokalen Pastorenschaft einerseits als ein Zeicbe¡ frir die

starke Präsenz dieser radikalen Partei in der städtischen Gesellschaft gewertet

werden. Andererseits belegt die Ze¡suraffrre abet auch die innere Fraktionie-rung des >rcivic calvinism< zwischen Bewahrung konfessionell-tadikalet Tradi-

90 Vgl. hierzu Robert M. Kingdon, M/bs about the SL Baftholom¿w's Da1 Maxamt 1572-1576(Cmbridge, \,[A & London: Haryrd University Press, 1988), S. 51-{9.

97 Ygl La Popelinière, LI-IiÍoift ù h Franæ, a a.O. (Anm. 55), Bd. 4, S. 194-194v.: >ples auoircmduit come par la min pou entueprmdre ce qu'elles eussent, peut estre seulemmt osé

conceuoir m leu esprit<.

92 Ygl Czrnna, Hirloire du iè¿e de I¿ Rochelle, a.a.O. (Anm. 54), S. 69-79. La Noue wæ anFáng-

Iich vom I(öuþ selbst als Vemittler eingeschaltet wordan, hatte sich zwischenzeitlich aber derStadt als militZirischer A¡füh¡et mgedient md die Lein:ng der Verteidigurg übemommen, umschließlich vor Ende der Belagerung La Rochelle zu vedassen. Zu La Noue und seiner sehrambivalmten Rolle ir La Rochelle vgl. James J. Supple, >The Role of Frzlçois de La Noue inthe Siege of La Rochelle a¡d the Protestmts Allia¡rce with the mícotttents<<, n: Biblìothà4ue

d'Iftzani¡me et Retai¡sance 43 (1981), S 707-722; Jem-Louis Bourgeon, >De Mons à LaRochelle via Pris ou le paradors de Monsieur de La Noue (7572-1573)<, n: Balleth d¿ ta

Socìítê d¿ l'histoin fu þrohstaztisnefraaçari 138 (1992), S. 5-18.93 VgI. Rmbeaud, De I¿ Rtcl¡elte ters lAtùt, a.a.O. (Anm. 8), S. 385-38894 Vgl. Robbins, Cij on tbe Ocnn Sea, a.a O. (Ann 45), S. 215-218.

KRISENsTADTREPUBLIKÀNISMUS IN MAGDEBURG UND LA RocHELLE 769

tionen auf der einen und politischem Pragmatismus und historiographischem

Ethos auf der anderefl Seite.es

Den Nimbus der reformierten Festung sowohl real als auch s).nnbolisch

behielt La Rochelle die gesamten Religionskdege hindurch. Auch blieb die

rechtliche Position der Stadt bis zum Edikt von Nantes unangetastet Eine

Zusatzbestimmung des Fdedensedikts von Poitiers vom Oktober 7577 bestà-

tigte die Befteiung von jeglicher Gamison.e6 Gleichwohl bildete dte Zeit zwi-schen 1568 und 1573 die entscheidende Take-off-Phase einet stadtrepublikani-

schen Identität La Rochelles.eT In den Folgejahren hielt sich die Stadt amRande der militädschen Konflikte, bezog ab 1584 Position für den Thronprä-tendenten Heindch von Navaffa rxrd erhielt sich auf diese l7eise ihre telative

Autonomie.es

Stadtrepubliken als Suessgemeinschaften

Inu¡iefern lassen sich die u¡ähend der Interimskdse in Magdeburg und wfü-tend des dritten und vierten ftanzösischen Religionskdegs in La Rochelleforrnulierten Positionen als spezifisch stadtrepublikanisch bettachten? Deutlichist vot allem, dass diese nicht im Sinne einet >>harte[n] Defi¡ition<Pe vonRepublikanismus als streng antimonarchistisch verstanden werden können.100

95 Vgl. Kevin C. Robbins, >Rewdting Protestart histor¡ pdnting, censorship by pastots, and thedimmsions of dissent among the Huguenots - the La Popelinière case

^tL^ Rochelle, 1581-

87<, n: The Si*nøh-Cmtn1 Frewb Rtligioøs Book, hrsg. von Andrew Pettegree u.a. (Aldershot:,{shgate,2001), S. 239-255; zu Posiúon La Popelinières vgl. Donald R. Kelley, >>History as a

Calling The Case of La Popelinière<, ir-u dets., The lV/ritittg oÍHistory dnd tlre Stilù of løu (Alder-shot Ashgate, 1997), S. 773-789.

96 Vgt. Édenne Trocmé, )tl'autonomie tochelaise de Chrles D( à Louis XIII<<, in: Rtct¿eil d¿

ilalailx oleri à M. Cloùs Bwnelpar ns øñs, collàgm et ílèt* (Paris: Société de l'École des Chares,1955), Bd. II, S. 616-632, bes. S. 618.

97 Vgl. Dum{ >>Les tépubliques ubaines<<, a.a.O. (Anm. 65), S. 215.98 Vgl. Ttocmé, >L'autonomie tochelaise<, a.a.O. (Anm. 96),

99 Schilling, >>Republikmismus<?<, a.a.O. (Anm. 4) S. 180.

100 Vgl. aber in diesern Sinne Mrtin va¡ Gelderen & Quentin Skimer, >Inkoduction<, in:Repúlica*isø, hrsg. von dens., a.a.O. (Anm. 65), S. 1-6, bes. S. 1. Eine solche harteOpposition vm Republik md Monatchie ist vor Beginn des 17. Jabrhmderts sichet nichtfotmulierbar. Sie setzt die l{opplmg des Republikmismusdiskurses mit der Diskussion umdie staadidre Souveränität votaus, die nach Bodins Formel mteilbar sein muss. Erst jetzt k4ndie l{omplexität der politischen Diskussion auf die Altemative Einherrschaft vs. Her¡schaftder Vielen ¡eduziert werden. Polemisch gewendet wird so die Republik als >ìVillkrfuher¡schafteifersüchtiçr und eþrnùuiger Hedonisten< r:nd die Monarchie als >schrankenlose Tyrannis

t70 JÀN-FRIEDRICH MIßFELDER

Atsàtzeeiner >neo-Roman theory of free citízens and free states<<,l01 wie ste rn

den italienischen Stadtstâaten odet von Theoretikem im England des Interreg-

nurns vertreten $/orden sind, sucht man sowohl in Magdeburg wie in La Ro-

oberitalienische Kommunen tendenziell als frei u¡til K^iser verstafiden, defi-

nierten sich Reichsstädte ebeflso wie Autonorniestädte wie Magdebutg als ftei

dztrch de¡Kaiser.lo3 Im Unterschied zu Italien stând das vokabular des rrcivic

hurnanism< im Reich nicht nur den Städten im Sinne eines Stadtrepublikanis-

mus zur Verfügung,lo4 sondem konnte auch det Legitimation fürstenstaatlicher

Machtkonsolidieflrng dienen.l0s Das Gleiche gilt füt Ftankreich. Auch hier

erwiesen sich ldeologeme des >rcivic humanism< sowohl für kommunale Auto-

nomiebestrebungen wie auch fär staatliche Integtatìon im Sinne der Absoluten

eines dwch dlnastische ztîàlle n die Macht gelmgten Füfsteff dmrnzieft. vgl. instmktiv

Maissen, Gebuø furRtþublh,a.a'O. (Anrn. 65), S' 148-163' Zitat S' 150'

101 Vgl. Quenrin Sutrner, L;ben1 beþn L)beralisn (cambridç: cambridge univenitl Press, 1998),

S. 112 u.ö.

102 Vg1. zlm Kontext Magr.us Ryan, >>Bartolus of Sassoferrato and Free cities<, in: Ttøsactiou oJ

103 Klaus Schreiner' >Iura et

r Freyheiten< in Städtm ds

Hohen md Spätm Mittela-ltes<<,'n:, Büryer in dct Gesetlscltaf fur Netryit v¡rtvbaÍ - Pol;tik -Kghør,htsg.von Hans-Jütgar Puhle (Göninçn: vandenhoeck & Ruprechg 1991), S. 59-106;

fiL die Reichsstädte auch Hans-Christoph Rublack, >Grmdwerte der Reichsstadt im Spät-

mitteialtet md in der Frilhen Neuzeit<,'n: Lilerutur h det stadt, hrsg. von lIorst Brunner

(Göppingen:Kümerle,1982),S.9-36;zumVergleichdetSituaúoninltalienmdimReichauch: ulrich Meier & Klau Schreiner, >Regimen civitatis. Zum Spmurgsverhälhris von

Freiheit md Ordnrmg in altewopâischen Stadçsellschaften<, in: Sradrrßirn¿nr ,4nd BiÌîg,tÍr¿iheil.

dti S?¿it¿n M;tteklkrc und furFrühen Neøryit,

gan: Vmdeuhoeck & Ruprecht, 1994), S'

d ins 18' Jahrhmdett ausgreifend Maissen,

704 Formn md Fmktionma<,'n: Manùts in irtøgine.

hrsg- von Andrea Rödrer

u.a. (À4inchm: Finh 1996)' S. 345-387.

105 Dies betont insbesondere Rol¡ert von Friedeburg >Cirúc l{umarúsm and Republican Citizen-

ship in Early Modem Getmmy<, Á: Repablicaxisn, hrsg von væ Gelderm & Skirmer, a-a O'

(Ann 65), 5.727-745.

KRrsENsrADrREpuBLtK.{Nrsr{us rN M,q.GDEBURG uND LA RocHELLE 77 1

Monarchie als anschlussåhþ.toe Zu¡at exfsierten vor allem in südfranzösi-schen Städtefl wie z.B. in ToulouseloT Stadttäte, die sich unter Rekurs aufstadtepublikanisches Vokabular legitimieten,los ¿o.n wi*te die konsensuelleTradition der bonnes uilles da Rrz, die ge:ø;den) in einer ))eritente se1fifs(1or mi1dem I(önig bestand, einer ideologischen Füenmg der Autonomie entgeçn.Auch der Freiheitsbegriff der >libertés et franchisesq auf die sich der lù(/ider-

stand in La Rochelle bedef, ist auf die Existenz des diese garantierenderi Kö-nigs bezoçn. Von der Existenz einet vollausgebildeten Theorie und Praxiseines >klassischen< Stadtrepublikanismus kann also v¡eder im Reich noch inFrankreich emsthaft die Rede sein.110

Gleichwohl bieten die in Magdebury und La Rochelle entwickelten Theo-den und Praktiken dutchaus -Anhaltspunkte füt Ânalogien zum >klassischen<,

obdgkeitsfemen Republikanismus. Im teþös begündeten Notwehrechtsetzte sich in beiden Fällen - in Magdeburg deutlicher als in La Rochelle - derstädtische Magisttat als einzige tegitime Obtigkeit selbst ein. Voraussetzung fütdiesen Schdtt war die Adaption det klassischen Tytannenlehre auf die konfes-sionelle l(onflikdage. ì7enn l(aiser oder König ihre obrigkeitliche Rolle ver-wirkten, indem sie beiden Städten ein fremdes Bekenntnis zwlzsrangen,verblieb der jeweiþ Rat als etflzge legitime Hetrschaftsinstanz. Ein solchesciuitas sibi þrinceþs-Modell unter heilsgeschichtlichen Bedingunçn wat aberextrem situativ und hatte )mü transitodschen Charakter<<.111 Es war gebundenan die Wahmehmung einer unmittelbaren Bedrohungssituation, die in Mrgd"-burg apokalyptische Denkmuster hervordef. rü(/ar diese akute Laç nicht längetgegeben, so musste sie entwedet diskwsiv aktualisiett wetden, oder aber dieBedingungen für einen I{risenstadtrepublikanismus dieset Art fielen weg. InMagdeburg war das Aktualisieru¡gspotential det rHergotts Kanzlei< Gegen-

106 vgl. hierzu exemplatìsch md instruktiv für das 17. md 18.Jahrhr:ndertJmko Thérèse Ta-keda, >>Frmch Absolutisn¡ Marseillais civic I{umørisrq and the Laaguages of public Good<,n: The Histoìcal Jonrxøl 49 QO06),5.707-734.

107 Zu Toulouse vgl. Robert A. Schneider, Public Dle in Toøloase, t46i-1789. Frotz Manicipal Rr-þúlic to Cosnoþolitan Ciry (Irhzcz and London: Comeil University Press, 1989), bes. S. 59-g1.

108 Die bei Durand, >Les républiques urbaíres<, a.a.o. (d,rm. ó5) mter dem Label des Republika-nismus behandelten Städte Motlaix, Saint-Malo, La Rochelle u:rd Marseille wfüre¡d det Kriseder l:gze komme¡ bezeicb¡endeseise ohne Rek:trs auf das Vokabular des >civic humanism<alts.

109 Bemard chevaliq, I¿s bonnr uille¡ d¿ Fmnæ da XIVr aø XWe iàch (pans: Aubiet Montaigne,1982), S. 101 u.ö.

110 vgl. Robert von Friedebutg, >>Kommalismus< ud rRepublìkmismus< in det Fnjheo Neu-zeit. Überlegurgen zu politischen Mobilisiemg sozial <lifferenzierter ländliche¡ Gemeindenr:nter Agrar- þic!] md sozialhistorischem Blickwinkel<, n: Zdttd:iJlfir historivhe Forsclnn¿2y(1994), S. 65-91, bes. S. 71f.

111 Ebd., S 72 u.ö.

772 J-AN -FRIEDRICH MIßFELDER

stand einer kontroversen Debatte um die städtische Identität nach -Ausbleiben

der Apokallpse. In La Rochelle wechselten Bedrohungswahmehmung und

Arangements mit der Krone die Religionskriege hindurch ab, so dass die

Sondetrolle, die die Stadt seit 1568/73 eifìninìmt, sich bis in dte Zeit nach dem

Edikt von Nantes perpetuiert. Magdeburg und La Rochelle u/afen als Stadtre-

publiken in diesem Sinne >Streßgemeinschaften<<,112 deren integrietendes Zen-

trum in der von det stadtçsellschaft geteilten Bedrohungswahmehmung

bestand. Strukturell näherten sich Magdebutger rrcivic luthetanism< und La

Rocheller >rcivic calvinism< damit aber wieder ilrtem terminologischen Vorbild

des >civic humanism< an. Dieset u¡ar von Flans Baton ebenfalls als Reaktion

der Flotentinef Stfessgemeinschaft auf die Bedrohung durch die Mailänder

Signode konzipiert worden.il3 Stadtrepublikanismus artikuliett sich demnach

tealgeschichtlich als eine Krisenbewáltigungsstrategie, die ideengeschichdich

ungeahnte Wirksamkeit entfaltet hat.114

Epilog: La Rochelle 1'628/Magdebug 1631

Die Ereignisse von 1551 bzw' 1,573 bildeten keineswegs die einzþn çmein-samen Erfahrungen von Belagerung in der Geschichte beider Städte. Als am

28.10.1628 das vollkommen ausgehungette La Rochelle dem die Stadt seit

mehr als 14 Monaten belagernden Ludwig XIII. die Tore öffnetells üldMagdebr:rg atn 20.5.1631. durch die Truppen dss lìgistischen Generals Tilly im

Sturm eingenofitmen wurde und anschließend bis auf die Grundmauern r¡nd

den Dom niedetbrannte,ll6 vollzogen sich zwei der gtößten städtischen I(atas-

112 Begriff nach Peter Sloterdijþ Der ¡larlee Gfltnd 4tsammu 4t vin, Eiuetøngen an die Etfidangdes

Volkes (Frnffirt/Main: Suhrkamp, 27998), 5. 44'

113 Vgl. Hms Baron, The Cisis oÍ the EarlJ Ilalia,t Re zaissance, Ciuic Hømaùsn axd Rtþublicen Lìbe@

ir an Age of Classicisn ad. þrann1 (Pdnceton, NJ: Pdnceton Univetsity Press, 1966), bes. S.

357-4O3; dazu auch: Ulrich Meier, >>Der falsche md der dchtige Name det Freiheit. Zur Neu-

interyreration eines Gnndvettes der Florentiner Stadtgesellschaft (11.-76. Jzhrhundert)<, in:

Sødtregineú znd Bihgefreibeit, hrsg. von dems. & Schreiner, a.a.O. (Ann. 103)., S. 37-83, bes.

s. 43-50.114 Vgl. Mager, >>Genossenschaft<, a.a.O. (,{nm. 4), bes' S. 72-84; zudt Daúel T. Rodgers, >>Re-

publicanisru- the Careet of a Concept<, in: The Jounal oJAnerican Hislory79 (1992), S. t1--18.

115 Vgl. Tìlime Crété, Iz uie qzolidienæ à I¿ Rochelle 4t/ terr?r dn ¿rand sià¿c, 1627-1628.pans:

Hachette, 1987); Frmçois de Vau de Foletier, Lz siège dr I¿ Rochelle pa Rochelle; Edition

Rupella, 21978 [1931]).

116 Vgl. übergreifend ud die Forschungslage zuamenfassend Mchael Kaiser, >>Die

rMagdeburgische Hochzeit< (1631). Gewalçhänomme im Drcißigiährþen lGieg<, tn: I¿ben in

d¿r Sødt. Eiw klatr- nil Gescblecbnr¿rccltichte Møgd¿bryr, hrsg. von Eva Labouvie (I(öln u a.:

KRIsENST,{DTREPUBLIKÂNISMUs IN MAGDEBURG UND LA RocHELLE 773

trophen der Frifüen Neuzeit überhaupt. Beiden Belagerr.rngen und Eroberun-gen fielen jeweils zw'ischen 20,000 und 25.000 Menschen zum Opfer.níeiterhirr galten beide Städte ihrer Um'¡¡elt aIs Zelcrtte¡ eines konfessionelldefinierten \ü/iderstandes, der deutschen Lutheraner und der französischenHugenotten.

Trotzdem untetschied sich der histotische und identifikatodsche Rückbe-ntg auf die Belageruagserfahrungen des 16. Jahrhunderts an beiden Otenfundamental voneinander. In Magdeburg wurde zwar unter dem Eindruck der1629 glücklich überstandenen Belagerung durch ìTallenstein noch einmal dieglorreiche Vergangenheit der Interimskrise durch eine Reedition der zentxafe¡Texte aus dieser Zeit beschworen,llT doch blieb bei der publizistischen Verar-beiturrg der Katasttophe vom 20.M^t die stadtrepublikanische Dimension fastvollständig ausgeblendet. Stattdessen wurde das schon in der Interimskdsepräsente Bild der magdeburgischen Jungftau,ils die o[d]"* Keyser den Tantzvercagt<lle hztte, zentrd. aufgegdffen und in einer bis dahin beispiellosen publi-zistischen Offensive zt einer komplexen A-llegode der Belagerung und Zetstö-rung als Hochz€tt und Vergewaltigung ausgebaut. Im Mttelpr.rnkt dieser Alle-

Böhlau, 2004), S. 795-213; zur Ereignisgeschichte vot allem Gustav Dropen, >Srudien überdie Belagerung und Zerstönng der Stadt Magdebutg 1631<, in: Fornhungen qør Deurschett

Cxcbichte 3 (1863), S. 433-606; Karl Witrich, Gastaa Adolf znd Ti/þ, 2 Bde. @erln:Dr:ncker, 1874).

177 Ygl. Dar Stadt und krchen ry MagdebatgAhe/ ll/ahre/ Chia/ìcÌ:e Bestànàigkeit irt utd bgt derAtter/IYahrcx/ Cbrittlichøz/ Catholiscben und Apottoliscben lztherirchen l¿ly and lYarheit/ Nebensf ùrvlbcxwahren bulàVdigtn Trost/ aehben sie gebabt/ oorf uûer awd nacb fur úer Jàhig aa.f¿eslandeneø Belage-

rungAttno 1550. Au! untervhiedlichen 4c selbiger Zeil in ffiøen Tnuk gegebenen Schifien <ssantmeflgeTogn/ Vnd dzrjetry at uieha Onben belrübten/ belràr¿øet urd notbleidenfun/ uabnt Cbisilichen Kir-chen ryr einen kùfii¿er Tnst und GotîseligerNacl{oþaü Beskindigkeit Ia Druck ar{rgertúiger (Magde-bug 1630).

118 vgl. das Flugblatt von 1551 mit Text von Erasmus Alberus, >Meydebug die hei.lige werdeStadt<<, in: Deulrhe illl¡rrie¡re Flnþlàøer dr 16. tttd 17. Jahrhø*deØr, htsg. von wblfgarg Harms &Michael Schilling (Tübingen: Mu Niemelet, 1989), Bd. lfi,5.294f.

119 Merckel, lltarhafiþrArs{ihlither utd gründlicber Bnicht, a.z.O. (Ao-. a0), E ij v.: >>Die Metzemd die Magd/ Haben den Keyser der Tmtz versâgt(. Dieses Motiv wi¡d nach 1631 vor a1-

lem von der katholischm PubLizistik aufgegriFfen Ygl. Bewägticln Consid¿rationes Vm dcr aeitb*ktndan Søn Ma¿deùrd øebhe aø! gemhteø urthaiÌ Gottr/ ibr aerdiern Straf/ uegen ihrc¡ uor 80.

Jabrez aeùibten groJlen Mutwillens/ den 20. Ma1 di! laøfenrkn 1631. Jahres emhrocklhh at(lgeiland€fl(s.1.' 1631), unpaginiert: >VorJahren hat die alie Magd/ Dem I{ayser einen Tantz versagt.JetztTantzt sie mit dem alten Knecht/ So gschicht den stolzen Mägden recht. Es war nie keinNUSS so hxt/ Die mdtlich nicht auffbissen ward<. Merckel idenrifiziert gleichvrol-rl nichtMetze md Magd sondem spielt auf die Stadt Metz m, vor der >>der l(e¡,ser auch nichts auß-gedchtet< habe (ebd ). vgl. dageçn die Inte+retârion bei ulinl<a Rublac\ >Metze md Magd.Frauen, Krieg r:nd die Bildfinktion des Weibliche in deutschen Städten der frühen Neuzeit<gn: Ehrkonryþte in d¿rFrühen N¡luqeiÍ. Identittitm ønd Abgretgtngen, hrsg. von Sib1,1le Backmannu.a @edin: Alademie Vetlag 1998), S. 799¿22.

t74 JAN-FRIEDRICH MIßFELDER

gode stand die Deutung der Ereignisse vot einem heilsgeschichtlichen Hod-

zont, in dem der Stadt eine Sþalfunktion für die Ertettung des Luthertums

im Reich durch den >rlöwen aus Mitternacht< Gustav Adolf von Schweden

zugeschrieben \rrurde.120 Det gesamte allegodsche I(omplex der Magdebutpr

Bluthochzeit bezeugt somit die konfessionsfundâmentalistischen Deutungs-

muster, die das Reich zwischefi RestitLrtiofisedikt und Pnger Fdeden beson-

ders statk pr:àg!en.t2r

Demçgenüber hat die Erobenrng von La Rochelle eine entscheidende

katalysatodsche Funktion füt die diskutsive Etablierung der Absoluten Monar-

chie in Frankreich. In diesem I(ontext wird auch det La Rochellet Stadtre-

publikanismus des 16. Jahrhunderts aufgegdffen und insbesondere von der

königlichen ?ublizistik zum Gegenmodell det Monarchie stilisiert. Die

Erobetung von Lâ Rochelle gebe nwr die Gelegenheit, >teduire en village vn

lieu que la ptesomption d'vn peuPle ramâssé à creu pouuoit esgaler à la

Republique Romaine<<.122 Das republikanische Patadîgma der Stadt diente zur

Etablierung eines anti-tepublikanischen Diskutses der Monarchie,t2s der

einhetging mit einer politischen Disqualifizietung der Kopplung von konfes-

sionalistischem \ü/rdetstand r:nd städtischer Äutonomie, füt die La Rochelle

z¡¡vischen 1568 und 1573 eingestanden war.

Die Belagetungelr von 1628 und 1631 sind nicht gemeinsam wahrgenom-

men worden. Nur mittelbat wutden beide zeitgenössisch miteinandet vetgli-

120 Vgl. rVemer Lahne, Møgùbøgr Zerstör*ng h der ytii¿eùssisehn P*bli{øik' Gefunkschifi dzs

Magfubørgr Gerchìchtsu¿nizs ryn 10. Mai l93l (Mzgdeburg Vetlag des Magdebuget Ge-

schichsvereins, 1931); Martin Knauer, >>.. Das Mägdlein ist nicht todt, sondem es schläfft . .<.

Die Erobemg Magdebugs als heilsgeschichdiches Eteignis<, in: >.--gantTaerhectelk Ma¿ùbøtg

tnd der Dreifigiàhri¿e Kieg. Katølq ryr Aøsstclkng ìñ KtlstmuseaTît (Vlagdeburg Mitteldeutscher

Vetlag, 1998), 5.77--79; Hms Medich ¡>Historisches Eteignis md zeiçnössische Erfahrung:

Die Erobemg rmd Zemtörung Magdeburgs 1631<, in: Zntrhen Altag ud Kata.ørophe. Der

Dniþgiehrige Kieg aas der Nàhe, hrsg. von Hz¡s Medick & Benigna von Krusenstiem (Göttin-

gm: Vmdenhoeck & Ruprecht, 1999), S. 378-4O7; Sil"'ia Serena Tschopp, >Rhetorik des Bil-

des. Die kommikative Frmktion sprachlichet md graphischer Visualisierung in der Publi-

zistik zu Zerstömg Magdeburç im Jahre 1637<,'111: Komnøniþ¿liott und Medien fu de¡ Fdhen

Nutryil, htsg. von Johar:nes Bu¡lhardt & Chdstine Wèrktetter (Àtlünchen: Oldenbourg

2oo5), s. 79-103.

721 Ygl. Heinz Schlling, >Gab es um 1600 einen Konfessimsfindarnentalismu? Die Geburt des

intemationalen Systems in der Krise des konfessionellen Zeiøltets<, in: Jahùrch d¿s Histmischut

Ihthgt to (200s), S. 69-e3.

722 I¿tru d'an solitain au þ¡ Princes, eî Sei¿nearsþisans la g*em aux Rtbellx' Auec w rcmerciemenl A I¿Nob!¿¡se d¿ I'aftction qøblle à îesmigøí a* seniæ du RE à lhbord dts An¿lois dttant k Rocl¡elle. Et twlraittc d¿ /¿ Vaillance @oitiers: -Androine Mesnier, veuve, 1628), S. 137 .

123 YgL. hierzu Ardour L. Herm, >The Hugu.mot RepubLic md Antirepublicmism in

Seventeenth Cmtury France<, n: Jo*ml oJ the Hiaory oJ Iùas 53 (1992), S. 249J69; zum

Kontext auch Eric Gojosso, Ir cotrcrþt dt nþøbliqae en Franc¿ (XWe-KIIr tiàcle) (As-et'Provence: Press es de I'université d',{x-Marseille, 1998)'

KRISENST,q,DTREPTIBLIK¡TNISMUS IN MAGDEBURG UND LA ROCHEI-LE 775

chen. so schdeb der schlesische poeta laareatus Martin opitz 1637 ein tockenesGedicht auf díe Zerstörong Magdeburgs, in dem die >alte keusche Magd< vonTilly bezwungen u¡ird und so Dalt und alt zusarnmen ftömt]<.12a Zsrei Jahtezuvor hatte derselbe Martin opitz en Gedicht von Hugo Grotius über dieEtoberung von La Rochelle ins Deutsche übersetzt. Hierin klagt die personifi-kation der Stadt: >Der I(önþ fellt mich an I Mit allem was Natut çheißenwetden kann I Das gântz ihm dienen muß, was ists, daß jhr euch schämet

I

Iht Bürger I weil Euch ja ein solcher König zfümet)<12s Während im einenFall die stadt Magdeburg als Jungfrau mit dem gesamten heilsgeschichtlichenÂssoziationsraum ,>gezàf.l'.nt<< wird, sind es im Fall von La Rochelle die >>Btir-get<. In dieset Differenz kornmt eine Entwicklung ntmTragen, die das Reichund Fran]<reich in dieser Phase fundamental unterscheidet. s7fürend im Reichdie Zerstörung Magdebwgs'nter heilsçschichtlichen Auspizien gedeutetwurde, las man die Etoberung La Rochelles vor dem Hintergtund einer Auto-nomisierung der politischen vem'nft und wies damit auch ihret stadttepubli-kanischen Ttadition eine neue Rolle zu.

724 Mx'"n opitz, >pber die Erobemg der stadt Magdebugl<, in: Gedicùte des Barock,hrsg. vonUlrich Maché & Volker Meid (Stungrr Reclarr¡ l9g0), S. 32.

725 s., Gesarzmelte Verke. Kitische Aasgabe,¡m Ende 1626 bis 1630 (Srutrgãru

" j'tl " i 'r ¿'

Eigene und fremde \Øelten

Repräsentationen sozialer Ordnung im Vergleich

Herausgegeben von Jörg Baberowski, Vincent Houben, Helmut Kaelble und

Jürgen Schriewer ftir den Sonderforschungsbereich 640 >Repräsentationen sozialer

Ordnungen im'!Øandel - Interkulturelle und intertemporale Vergleicheu an der

Humboldt-Universität zu Berlin

Band4

Wra Isaiasz ist wissenschaFtliche Mitarbeiterin am Sonderforschungsbereich 640

>Repräsentationen sozialer Ordnungen im lVa¡del - Interkulrurelle und intet-

temporale Vergleiche< a¡r der Humboldt-Unive¡sität zu Be¡lin. Ute Lotz-Heumann

wd Matthias Pohligsind dort wissenschaftliche Assistenten am Lehrstuhl für Ge-

schichte der Frühen Neuzeit. Moniþa Mornm.ertz promovierte am europäischen

Hochschulinstitut Florenz und arbeitet als Gastwissenschaftlerin an ve¡schie-

denen europäischen Universitäten.

Vera Isaiasz, IJte Lotz-Heumann, Monika Mommertz,Matthias Pohlig (Hg.)

Stadt und Religion in derfrtihen NevzeitSoziale Ordnungen und ihre Repräsentationen

Campus VerlagFrankfurt/New York

rrt¡fvERsrÄr a)rucn}IISTORIæHËS SEMII{AR

Dæ als Urnschlagmotiv vemdte Emblem entstmmt dem \Øerk ulcone, id €st vera€ imagines

vi¡orum docuina simul et pietate illustrium...n von Theodor Beza, Genf: Laonius, 1580, Exemplar

der Staatsbibliothek zu Berlin @ Staatliche Museen Preußischer Kulturbesi¿.

EMBLEMAIX.

Pinge globum tenui quem libratum undique 6lo

Sustineat summi numinis alta mmus,Tälis es urbs Christi de nomine dicta beato,

Qua nil Êrmius est, mobiliusque nihil.

überseøung:

Zeichne eine Kugel, die nur m einem dünnen Faden aufgehángt, von der hohen Hand des höchsten

Gones gehalten wird. Eine solche bist du, die du nach dem seligen Nmen Christi genannt bist; es

gibt nichts Festeres und nichts Bweglicheres.

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rsBN 978-3-593-38436-8

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Inhalt

Soziale Ordnrurg und ihre Repräsentadonen: Perspektiven der

Forschungsdchtung )Stadt und Religion<

Vera Isaiasqønd Malthias Pohlþ

I(onfessionalisierung am Beispiel der Residenzstadt Bedin-CölLnAgnes lVinter

Protestandsche Sittenzucht und katholisches Ehegedcht Die StadtGöditz und das Bautzrer Domkapitel im 16. JahrhundertI-¿rs Behisch

JJ

Kirchenbau in der multikonfessionellen Stadt: Zwr konfessionellen

Prägung und Besetzung des städtischen Rarms in den Praçt Städten

um 1600......., .............67

Anna OhÌidal

Stadt und Herrschaft unter den Bedingungen von Reformation und

9

83

Die ganze Stadt und die Christe¡heit? Feiern und Gedenken ân dieSchlacht von Lepanto im ftiihneuzeidichen Vene.lig r¡nd Rom...................... 103

Rzth Schilliry

>>Architectonica Sacra( Feier und Semantik städtischer Kirchweihen imLuthettum des 16. und 17. Jahrhunderts.......... ...........................125

Vera Isaiasq

Kdsenstadtrepublikanismus: Magdeburg und La Rochelle in der zweitenHâlfte des 16. JaLrhrrnrla*c

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