Holger Grönwald, 7. Resümee. In: Archäologie und Geschichte des hoch- und spätmittelalterlichen...

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Archäologie und Geschichte des hoch- und spätmittelalterlichen Landesausbau im Friaul Rolle und Entwicklung der Burg Cucagna und ihrer Ausstattung im Nordosten Italiens Band 1: Text Auszug Resümee Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. vorgelegt von Holger Grönwald aus Weimar Wintersemester 2013/2014

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Archäologie und Geschichte des hoch- und spätmittelalterlichen Landesausbau

im Friaul

Rolle und Entwicklung der Burg Cucagna und ihrer Ausstattung im Nordosten Italiens

Band 1: Text

Auszug Resümee

Inaugural-Dissertation zur

Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät

der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.

vorgelegt von

Holger Grönwald

aus Weimar

Wintersemester 2013/2014

Inhalt

Band 1: Text

Einführung 7

Zusätzliche Anmerkungen zur Gliederung 12

Danksagung 19

Mittelalterarchäologie und Burgen in Nord-Ost-Italien 21

1. Ein Forschungsvorhaben und seine Möglichkeiten 23

1.1 Forschungspotential im östlichen Friaul 23

1.2. Eine Burg als Untersuchungsansatz 24

1.3 Fragestellungen 24

1.4 Methodik 25

1.5 Ziele der Untersuchungen 26

2. Das mittelalterliche Friaul im Schatten des 20. Jahrhunderts: Anmerkungen zur Forschungs- und Regionalgeschichte 31

2.1 Warum ist einleitend eine Bearbeitung der Forschungsgeschichte notwendig? 31

2.2 Auf dem Weg zur Mittelalterarchäologie – Forschungsgeschichte in Norditalien 32

2.3 Vorlauf: Die Entwicklungen bis zur Jahrhundertwende, dem Ende des Ersten Weltkriegs und bis 1945 33

2.4 Die Nachkriegsjahre bis zum inhaltlich-strukturellen Wandel Mitte der 1970er Jahre 34

2.5 Das letzte Viertel des 20. Jahrhunderts als Umbruchphase 35

2.6 Kurzer Kommentar zu „Burgenforschung“ und Archäologie 36

2.7 Ursachen und Folgen 40

3. Umfeld und Umwelt Cucagnas in mittelalterlicher Landschaftsentwicklung, friulanischem Landesausbau und historischer Reflexion 44

3.1 Einführung 44

3.2 Zu den Rahmenbedingungen sowie Problemen und Möglichkeiten eines historisch-archäologischen Beitrags im Friaul 44

3.3 Der friulanische Landesausbau und seine Protagonisten bis zum Ende des 11. Jh. 45

3.4 Zenit und Abschluss des Landesausbaus im 12. und 13. Jahrhundert 54

3.5 Zustände und Bedingungen des 14. Jahrhunderts bis zur venezianischen Machtübernahme 57

3.6 Zusammenfassung 61

3.7 Anhang 62

3.7.1 Abbildungen/Karten 62

3.7.2 Kartengrundlagen 76

Die Burg Cucagna als Untersuchungsgegenstand – Von den historischen Grundlagen bis hin zu Baubestandteilen und archäologischen Befunden 89

4. Historische Grundlagen zur Burg Cucagna und ihren Eignern 91

4.1 Informationen historischer Quellen zu Cucagna 91

4.2 Zum vermeintlichen Gründungsdokument, seinem historischen Hintergrund und Parallelen 93

4.3 Die Familie Cucagna und ihre Rolle im mittelalterlichen Friaul 98

4.4 Historischer Abriss bis zum Ende der Burgen 107

4.5 Tabellarische historische Übersicht 113

4.6 Genealogische Übersicht zur Familie Cucagna 115

5. Die Entwicklung Cucagnas und der Befestigungsanlagen bei Faedis 116

5.1 Geologische Situation und Topographie 116

5.2 Baubestandteile und archäologische Befunde 121

5.2.1 Einführung zur Beschreibung des Bauensembles und seiner Entwicklung 121

5.2.2 Anmerkungen zur Bauausführung 121

5.2.3 Aufbau und Gliederung Cucagnas – Die Turmburg als Kern der Anlage 122

5.2.4 Das erste Erweiterungsareal Cucagnas 130

5.2.5 Wohn- und Funktionsbauten der zweiten Bauphase – Palazzo II A und B 130

5.2.6 Der zentrale Burghof 132

5.2.7 Die Burgkapelle Cucagnas und anbindende Bauglieder 134

5.2.8 Torhaus III A 137

5.2.9 Cucagnas Vorburg und Palazzo IV – Umfeldumstrukturierung und -umnutzung 139

5.2.10 Palazzo III A 142

5.2.11 Palazzo III B 144

5.2.12 Tor III B 145

5.2.13 Gräben, Mauern und separate turmartige Gebäude – Verteidigungs- und Wirtschaftsanlagen im Umfeld 147

5.2.13 a Der erste Graben und seine Umnutzung 147

5.2.13 b Ein Backhaus im Burggraben 150

5.2.13 c Der östliche Torturm am Graben 152

5.2.13 d Das Gebäude am Westhang 153

5.2.13 e Ein mottenartiger Turm in Insellage 156

5.2.13 f Die Verbindungsmauer nach Zucco, ein weiterer Turm und ein zweiphasiger Bau 159

5.2.14 Anhang zur zeitlichen Aufschlüsselung der Bauphasen Cucagnas 162

6. Grabungsergebnisse in inhaltlichem Kontext Fundvorlagen und übergreifende Betrachtungen zum Material von Cucagna 177

6.1 Soltanabad-Ware auf Cucagna. Beobachtungen zum Keramikinventar friulanischer Burgen 179

6.1.1 Einführung 179

6.1.2 Zeitliche Gliederung und Spektrum mittelalterlicher Keramiken von Cucagna und im Friaul 181

6.1.2 a Sogenannte Tafelgeschirre 181

6.1.2 b Bestandteile gehobener Tafelkultur – ein kurzer Exkurs zu Glasfunden 190

6.1.2 c Gebrauchskeramik 193

6.1.3 Keramische Sonderfunde aus der Kirche und der Zisterne von Cucagna 200

6.1.3 a Zur Verwendung islamischer Töpferwaren als Baudekor 200

6.1.3 b Vorstellung der Fragmente islamischer Importkeramik 203

6.1.3 c Zusammenfassung der Fundumstände des Materials aus der Kirche und der Zisterne im Hof der zweiten Bauphase von Cucagna 207

6.1.3 d Mikroskopische Warenartaufnahmen der Funde islamischer Keramik von Cucagna 210

6.2 Alteisen – Eisenfäuste und Anderes von der mittelalterlichen Burg Cucagna 212

6.2.1 Einführung 212

6.2.2 Zwei Hentzen von Cucagna 213

6.2.3 Hoch- und spätmittelalterliche Handpanzerungen 226

6.2.4 Zum Aussagepotential der Metallfunde und weiteren Rüstungsteilen von Cucagna 240

6.2.5 Zusammenfassung 250

6.2.6 Anhang 252

6.2.6 a Details zu Handschuh Kat.-Nr. 2006/395 aus Palazzo III A 252

6.2.6 b Detailinformationen zu Handschuh Kat.-Nr. 2008/034 aus Palazzo IV B 253

6.2.6 c Katalogverweise zum Fundmaterial von Cucagna 255

6.2.6 d Bildanhang 256

6.3 Das Pilgerzeichen aus der spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Burgküche von Cucagna – Fund, kulturhistorischer Kontext, Fundumstände 262

6.3.1 Einführung 262

6.3.2 Das Pilgerzeichen von Cucagna und seine Parallelen 264

6.3.3 Pantheon und Marienikone auf mittelalterlichen Pilgerzeichen 268

6.3.4 Archäologischer Kontext des Pilgerzeichens von Cucagna 279

6.3.5 Zusammenfassung 283

6.3.6 Bildanhang 285

6.4 Lange Wache – Würfeln als Zeitvertreib in einer Wachstube auf Cucagna 288

6.4.1 Einführung 288

6.4.2 Zwischen den Bauphasen – die Entwicklung einer Wachstube des frühen 15. Jh. 288

6.4.3 Der Würfel und die Würfler im Mittelalter 291

6.4.4 Nachtrag 294

6.4.5 Bildanhang 294

6.5 Handarbeit und Textilverarbeitung auf Cucagna – Einzelbeispiele 296

6.5.1 Die Fingerhüte von Cucagna 296

6.5.2 Fingerhüte, Typen und Wandel 298

6.5.3 Nähkasten oder Werkzeugkoffer – zum Phänomen geschlechtsspezifischer Zuweisungen von Funden aus dem Bereich der Handarbeit 302

7. Resümee zu den Betrachtungen zum mittelalterlich-friulanischen Landesausbau und der Grabungsergebnisse von Cucagna 307

8. Literatur 315

9. Anhang 337

9.1 Dokumentationsgrundlagen und -standards 338

9.1.1 Grabungsdokumentation 338

9.1.2 Fundrestaurierung 339

10. Tafelanhang (Höhenlinienplan und Schnittdarstellungen) 343

Band 2: Katalog 1

11. Ergänzende Daten/Dokumentation 357

11.1 Fundkataloge der Grabung Cucagna inkl. Altfunden 359

11.1.1 Fundkatalog 1987 361

11.1.2 Fundkatalog 1996 401

11.1.3 Fundkatalog 2001 409

11.1.4 Fundkatalog 2002 455

11.1.5 Fundkatalog 2003 487

11.1.6 Fundkatalog 2004 551

11.1.7 Fundkatalog 2005 615

11.1.8 Fundkatalog 2006 665

Band 3: Katalog 2

11.1.9 Fundkatalog 2007 751

Tor III B 753

Palazzo II A 833

äußere Sondagen 847

11.1.10 Fundkatalog 2008 865

11.1.11 Fundkatalog 2009 915

11.1.12 Fundkatalog 2010 987

11.1.13 Fundkatalog 2011 1009

11.1.14 Fundkatalog 2012 1057

11.1.15 Fundkatalog 2014 1133

Band 4: Katalog 3

11.2 Vorlage der Dokumentationen zu restaurierten Funden von Cucagna 1215

11.2.1 Restaurierungsprotokolle Metall 1217

11.2.2 Restaurierungsprotokolle Keramik 1451

11.2.3 Restaurierungsprotokolle Glas 1477

11.2.4 Restaurierungsprotokolle Knochen 1531

Resümee zu den Betrachtungen zum mittelalterlich-friulanischen Landesausbau und der Grabungsergebnisse von Cucagna

Kapitel 7

Die sich im europäischen Hochmittelalter vollzie-henden, zum grundlegenden Wandel räumlicher Formationen führenden Entwicklungen1 des so genannten mittelalterlichen Landesausbau2 be-schränken sich nicht auf den nordalpinen Raum. In der Tat stellen dessen Zentralorte und ihre Stadtentwicklung neben dem nieder- und orts- so- wie hochadeligen Wohnbau des Mittelalters3 For-schungsschwerpunkte dar.4 Der spezifische Kul-

1 Zwischen dem 9. und 13. Jh. entstanden etwa 100 von ca. 140 Städten neu, begleitet von umfangreichen Siedelbewe-gungen, die in keinerlei Bezug zu den geringen Einwohner-zahlen selbst der Altsiedelländer im Frühmittelalter stehen (mind. verdreifacht). Bereits bestehende, konstant ausgebau-te Städte ergänzten nach den Gründungen des 12. Jh. vor-rangig Planstädte des 13. Jh. mit ganz eigenen Formen an naturräumlich günstigen, wirtschaftlichen Mittelpunkten nach einem westeuropäischen Urbanisierungsmodell. Ne-ben den Städten manifestierte sich diese Phase gleichfalls in „idealen“ plan- und regelmäßigen Grundrissen bei Ortsla-gen. Mit dem späten 13. Jh. setzte sich die begonnene Ent-wicklung in bis zu 200 Stadtgründungen pro Jahrzehnt, ei-ner damit verbundenen Landflucht und völligen Umstruk-turierung der sozialen Gefüge fort. Die bis zum 14. Jh. ent-standenen 3000 Rechtsstädte genügten als neue Elemente der

Siedlungsstruktur auch qualitativ anderen Ansprüchen an städtische Infrastruktur und Funktion. (Datenangaben nach Mottek 51974, 162, Brake 1980, 50 & Kantzow 1979, 61). 2 Vor allem das neu etablierte Rechtsumfeld der Städte und veränderte gesellschaftliche Hierarchien überprägten bis zum

Ende der Stauferzeit im Rahmen des Landesausbaus Mittel- und Osteuropa im Rahmen der zweiten (Gringmuth-Dall-mer 1995, 112, ders. 1996, 17) bzw. der Hochphase (Hen-ker 2007, 15) der hochmittelalterlichen Ostsiedlung. Die Be-dingungen für Individuen wie soziale Gemeinschaften än-derten sich nicht nur, es entstanden völlig neue aus einer außergewöhnlichen Aufbruchssituation heraus (vgl. Blaschke

2003). Ausschlaggebend waren von sich anregenden sozio-ökonomischen, technologischen und politischen Forma-tionsprozessen begleitete Reformen, die den elementaren Faktoren Markt (Handel; Lösung von Ressourcenvorkom-men, Mobilität beim Warenaustausch), nichtlandwirtschaft-liche Produktion (Handwerk mit spezialisierter Arbeits-kraft) und Verwaltung (inkl. religiösen Zentren mit Verwal-tungsaufgaben) unterlagen (vgl. Weber 2005, 924). 3 Leider sind beide Bereiche selten miteinander verknüpft. Hinsichtlich des Wohnbaus führte das Interesse der For-schung in den letzten Jahren über rein wehrtechnische As-pekte hinaus, blieb aber meist theoretischer Natur. So er-weist sich unser Bild mittelalterlicher Wohnkultur als lücken-haft – selbst in Landschaften wie dem Friaul mit zahlrei-chen Gebäuden oder Ruinen des 12. bis 14. Jh. 4 Die Ausmaße der hochmittelalterlichen Entwicklung wur-den seit Ende des 19. Jh. entweder stadt-, orts- oder regio-nalgeschichtlich betrachtet und auch historisch-soziologisch analysiert. Wirtschaftliche und herrschaftliche Zentralorte, repräsentative städtische Zentren, Groß- und Residenzstäd-te standen im Mittelpunkt, wobei allerdings allein schrift-

turraum der Apenninhalbinsel mit ausgeprägt städtischen, an antike Hinterlassenschaften an-bindenden Traditionen5 unterscheidet sich vom Heiligen Römischen Reich.6 Nord-Ost-Italien vollzieht als dessen Bestandteil allerdings eine Parallelentwicklung zum übrigen mitteleuropä-ischen Raum und bietet sich für vergleichende Betrachtungen geradezu an. Mit der vorliegen-den, eine Zeitspanne von 600 Jahren bearbeiten-den Studie werden sie in Angriff genommen: Die mit dem Landesausbau verbundenen Entwick-lungsvorgänge führten auch in der schwerpunkt-mäßig agrarisch ausgerichteten Region des Friaul zur Etablierung eines dicht verteilten Netzes7 von Mittelpunktsorten (Rechtsstädte als zentrale Gemeinwesen8), die zumeist Erstanlageschemata des klassischen äußeren Landesausbaus folgen.9 Letztlich dominierte allerdings nur eine zentral gelegene10, ebenfalls erst im Mittelalter gegrün-dete und extensiv ausgebaute Metropole, gegen-

liche Überlieferungen, Ortsnamen und typisierte Grund-risse die Grundlage bildeten. 5 Im Gegensatz zu Mittel- und Osteuropa lässt sich für Ita-lien hinsichtlich der Siedlungsstruktur im ersten Jahrtausend eine Kontinuität der Sesshaftigkeit wahrnehmen. Speziell Mittel- und Süditalien schöpften aus dem Erbe von Antike und Spätantike (auch als Raubbau zu bezeichnen), ein ge-wisser Grad an Fernhandel zulassender handwerklicher Tra-dition ging nie verloren. 6 Das mittelalterliche Italien wird gern für Vergleiche mit Deutschland herangezogen, um Unterschiede hinsichtlich der Fläche, der Bevölkerungsdichte und der wirtschaft-lichen Entwicklung herauszuarbeiten. 7 Im Süden und Westen des Heiligen Römischen Reiches trennten nur 4 bis 5 Wegestunden, im Norden und Osten ca. 6 bis 8 Wegestunden die Städte voneinander. Die im Friaul definierten Rechtsstädte entsprachen diesem System, blieben bis auf Udine aber Ackerbürgerstädte (zu Merkma-len und Unterscheidungskriterien gegenüber Zentralorten und bäuerlichen Ansiedlungen vgl. Weber 2005, 927) und teils sogar noch in Abhängigkeit von den Grundherrschaf-ten. 8 Über das im ländlichen Bereich meist Eigenbedarf decken-de Handwerk hinausgehend konzentrierten sich hier nicht-landwirtschaftliche Produktion, den Standorten der Grund-herrschaften übergeordnete Verwaltungen, Märkte und ge-gebenenfalls religiöse Zentren (mit denen sich im Bereich der Verwaltungsaufgaben Überschneidungen ergeben). 9 Vgl. Ogrissek 1961, 133, Born 1977, 141 und Gringmuth-Dallmer 1995, 114; entsprechende Formen finden sich auch bei ländlichen Ansiedlungen. 10 Neben der Stadt Udine nahm Gorizia/Görz eine ähn-liche Stellung ein und überwog mitunter machtpolitisch. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass diese Stadt neben dem Territorium des Patriarchats Aquileia lag und von wei-ter gefassten wirtschaftlichen Grundlagen profitierte.

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über der die bis da-hin überdauernden Städte älteren Ursprungs wie Cividale und Aquileia deutlich ins Hintertreffen gerieten – trotz ihrer tradierten Rolle als Patriarchensitze, welche bei Bischofsstädten der Altsiedelländer nördlich der Alpen meist die Grundlage für einen erweiterten Stadtausbau bot.11 Am Beispiel der dynamisch

aufblühenden, neben dem Handwerk auch den

Fernhandel an der Peripherie des Heiligen Römischen Reiches abschöpfenden Stadt Udine

manifestiert sich die vollzogene Umstrukturierung und Scheidung12 von Stadt und Land13 (vgl. Kapitel 3.7.1 Abb. 11, 12) – während der Grundbesitz als Produktionsmittel verbrieft in der Hand von Ortsadel und Kirche verblieb.14

Im Ergebnis dieser Scheidung und in ihrer Folge stehen wir in der hier fokussierten Region vor einer dicht vernetzt strukturierten, rezenten Siedlungs- und ruin gefallenen mittelalterlichen Burgenlandschaft.15 Die Ursprünge der aktuell-

11 Vgl. Marx/Engels 1969, 50-51, Henning 1974, 57, Brake 1980, 37. Cividale widersetzte sich dieser Entwicklung hef-tig, besaß aber nicht die topographischen Rahmenbedin-gungen für eine adäquate Stadtentwicklung. Aquileia hatte mit der Verlagerung der Küstenlinie und der Verkehrsrou-ten alle Voraussetzungen eingebüßt und blieb nur symbo-lisch religiöses Zentrum. 12 Der Begriff folgt wertneutral der Grundlagenherausstel-lung nach Marx 1968, 23–373 und den Unterscheidungskri-terien von Stadt und Land nach Marx/Engels 1969, 22. Die deutliche Trennung von Landwirtschaft und Handwerk bie-tet Ansätze für archäologische Analysen. 13 Gemeinhin werden soziale Disparitäten unter deutlicher Hervorhebung von „Trennung“ bzw. „Gegensatz“ von Stadt und Land verbunden. Vielmehr ist bei der direkten Abhängigkeit voneinander nach dem Verhältnis dieser Be-reiche zueinander und der Interaktion damit verbundener herrschender/bestehender Klassen zu fragen (wofür man die Eigner Cucagnas exemplarisch heranziehen kann). Auf das Umland nahm die Stadt Udine deutlich Einfluss, über-vorteilte es und erhob sich mit der Konzentration von Pa-triarchensitz, herrschaftlicher Verwaltung, Markt usw. zu-dem über jegliche städtische Konkurrenz. 14 Angewiesen auf das Mehrprodukt der landbauenden Be-völkerung. 15 Siedlungsstruktur wird in den überwiegend städteplane-risch und soziologisch geprägten, Gesetzmäßigkeiten su-chenden Diskussionen postmoderner Forschung des letz-ten Jh. zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte gemeinhin als Standortgefüge aufgefasst. Die Berücksichtigung von Raum-dimension und Gesellschaftsanalyse in Gegenüberstellung von betriebs- und volkswirtschaftlichen Ansätzen forderte man zur Determinierung von Arbeits- und Lebensverhält-nissen, Existenzgrundlagen und der sich auf dieser Basis ausbildenden Siedlungsstruktur stets ein, meist blieben sie allerdings wie über die Etablierung kapitalistisch-arbeitstei-liger Produktionsweisen hinaus gefasste historische Vorläu-fe und vor allem archäologische Quellen ausgespart (vgl. etwa Brake 1980, 26f mit Bezug auf Myrdal 1959 u. a.). Von geschichtswissenschaftlich-soziologischer Seite sind es vor-rangig die „Klassiker“ wie Max Weber und Karl Marx, die historische Gesellschaftsordnungen grundsätzlich in ihre Betrachtungen einbezogen. Vom Mittelalter gehen auch an-dere Soziologen aus, können ohne Berücksichtigung der Ar-

relevanten Siedlungsstruktur sind einfach zu er- erkennen. Sie zu analysieren und mit abgesi-cherten Daten zeitlich eingegrenzt zu erklären obliegt der archäologischen Forschung. Der Ver-fasser der vorliegenden Arbeit hätte dazu gern ei-nen noch umfassenderen Beitrag geliefert, muss-te sich angesichts der bislang begrenzten Vorla-gen siedlungsarchäologischer Ergebnisse aus dem

Friaul aber auf die Aufbereitung eigener archäo-logischer Untersuchungen und deren Einbin-dung in übergeordnete Kontexte beschränken. Die bisher ungenügend erschlossene Quellenlage resultiert teils aus den Parallelentwicklungen, wel-che die historische Siedlungs- und die Bau- und Burgenforschung in ihrer fachlichen Entfaltung leider vollzogen und dabei nur selten Synergien einzugehen bereit waren.16 So sind weder der in-zwischen archäologisch erschlossene Wandel städtischer Strukturen noch die Burgengenese bei weitem umfassend in all ihren Kriterien er-fasst17 – während mit dem extensiven Flächen-verbrauch postmoderner europäischer Siedlungs-

und (Markt-)Wirtschaftsräume zunehmende Ver-luste an materiellen Quellen und Bodendenk-mälern zu verzeichnen sind. Nicht nur hinsicht-lich mittelalterlicher Befestigungsanlagen ist so auch für das Friaul anzumerken, dass sich exakte Zahlen und Verteilungsmuster nur noch begrenzt

ermitteln lassen. Wegen ihres erhaltenen Baube-stands oder ihrer meist exklusiven Lage sind Burgen, deren Verdichtung den erweiterten Lan-desausbau begleitet, dabei als markante Denk-mäler sogar vergleichsweise einfach zu handha-ben. Doch der genaue Bestand im Friaul bleibt unklar, selbst wenn wir heute weit über 200 Bur-gen kennen, von denen nur etwa 160 auch schriftlich überliefert sind.18 Im verdichteten und

chaeologica allerdings nur grob das 10. Jh. als Frühphase einer Verfestigung von Territorialentwicklungen zu spezifischen Siedlungsstrukturen aus „Stadt“ und „Land“ und deren Eta-blierung im 11. Jh. beim Versuch von Periodisierungen ver-orten (etwa Junge 1961, 5; Schmidt-Renner 1966, 93, 96; Gude 1971; Henning 1974, 13ff; Brake 1980, 34, 37). Eine weitere Verfolgung dieser Ansätze wurde für die vorliegen-de Arbeit zurückgestellt, da sie sich für diese als nicht ge-winnbringend erwies. 16 Allerdings mussten beide Bereiche die Etablierung ar-chäologischer Methoden abwarten (verwehrten sich aber dann mitunter dieser). 17 Sowohl für Städte und Siedlungen als auch Burgen ist festzuhalten, dass Bodennutzung und -verteilung, tatsäch-licher Bestand, wirtschaftliche Prosperität und Bevölke-rungs- bzw. Bewohnerstruktur in allen Bereichen noch Fragen offen lassen. 18 Bis in die zweite Hälfte des 20. Jh. hinein wurden allein die schriftlich überlieferten Befestigungsanlagen bei der Be-trachtung friulanischer Landesgeschichte berücksichtigt – die augenfällig enorme Dichte führte dabei mitunter zu schlüssigen, noch geltenden Betrachtungen. Detaillierte Ana-lysen ermöglichen allerdings erst die seit etwa 30 Jahren eta-

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vervollständigten großräumigen Verteilungsbild zeichnen sich immerhin Strukturierungen ab, die sich von den Stadtausbildungen des Landesaus-baus absetzen (vgl. Kapitel 3.7) und zum Aus-gangspunkt der grundsätzlichen Betrachtungen friulanischer Landesgeschichte in der vorliegen-den Arbeit wurden. Bei der Aufbereitung der Informationen zur Burg

Cucagna als Beispiel der sich auch an einem Stand- ort deutlich abzeichnenden Transformationspro-zesse sind historische und archäologische Daten eng zu verbinden.19 Im Ergebnis kann die Burg als exemplarisches Beispiel für die Möglichkeiten des erweiterten hochmittelalterlichen Landesaus-baus gelten. Darüber hinaus für die „Monumen-talisierung der Adelsburg“ im 11. Jh. – parallel zur

Trennung ländlicher und städtischer Siedlungs-strukturen20 und der „Blütezeit“ zwischen 1150 und 1300.21 Bei der von einem Geschlecht schwäbischer Abstammung gegründeten Minis-terialenburg handelt es sich um eine für den mit-telalterlichen Landesausbau im Friaul bedeuten-de, wohl von einer Rodungsburg im eher mar-ginalen, schwer zu bewirtschaftenden ländlichen Raum des Hügellandes im Vorfeld der Julischen Alpen ausgehende Anlage.22 Die innerhalb des Heiligen Römischen Reichs in diesem Zeitraum massiv umgeformten und in großem Umfang neu errichteten Burgen setzen als Befestigungs-anlagen die Etablierung einer sozialen Hierarchie voraus, welche letztlich in die Umstrukturierung

und Formung einer Adelsschicht neuer Qualität – ohne diese damit positiv zu bewerten – mit Bur-gen als Zentren adliger Lebensform und zur De-monstration durchaus eigenständiger Herrschafts- ansprüche mündete.23 Der Besitz einer Burg bot

blierten archäologischen Standards, deren Dokumentations-grundlagen die Rekonstruktion von Lebensbildern und -um-ständen in zuvor nie erhofften Details möglich machen. 19 Leider sind nicht alle historischen Informationen ver-fügbar. So konnten weder die 1842 in Padova vorgelegte Dis-sertation „I castelli dei signori di Cuccagna.“ von Domenico

Farina noch die Anmerkungen zu dieser von Prof. Giusep-pe Onorio Marzuttini eingesehen und in der vorliegenden Arbeit berücksichtigt werden. Es ist zu hoffen, dass mit an-haltender Recherche erhaltene Textexemplare zu finden sind. 20 Regionale, mitunter vor der Jahrtausendwende anzuset-zende Unterschiede sind natürlich vorhanden (speziell wenn

an ältere bestehende Stadtstrukturen abgeknüpft wurde), spielen im Detail für generalisierende Aussagen an dieser Stelle und im Rahmen des Themas aber keine Rolle. 21 Vgl. Biller 1998, 102, 175. 22 Den Argumenten von Eike Gringmuth-Dallmer 1991 und Werner Meyer folgend (Meyer 1977, 43ff). 23 Zur an einer salischen Schwächeperiode unter Heinrich VI. (*1050, †1106) festgemachten Umstrukturierung des A-dels an rheinischen Beispielen vgl. Grothen 2002. Ebenda wird auch auf die einsetzende Zweinamigkeit beim Adligen und die Annahme von Burgnamen eingegangen.

die Grundlage für einen gesellschaftlichen Auf-stieg24, dem wiederum Aufwertungen in der ma-teriellen und baulichen Ausstattung folgten. Ob in der Hand von Ministerialen, Nieder- oder Hochadel oder einer Ganerbengemeinschaft, ganz

gleich ob eine mittelalterliche Burg eine kleinere oder größere territoriale Herrschaft als deren Zen-trum verwaltete oder sich geographisch bezie-hungsweise politisch bedingt in einer Grenzsi-tuation befand und der Absicherung einer spe-zifischen Landesherrschaft diente – bedingt durch

ein ausgeprägtes Schutzbedürfnis handelt es sich an erster Stelle immer um verteidigungsfähige Wohnsitze. Deren Eigner sollte man speziell im Friaul weniger als Siedler und vielmehr als Auf-tragnehmer verstehen25, die in der Umsetzung ihrer Aufgaben einen primär funktionalen Neu-ansatz im Befestigungswesen vollzogen. Dem vorauszusetzenden Konfliktpotential ent-sprachen spezifische Funktionen, mit denen sich für den Lebensstandard der Bewohner vor allem Einschränkungen verbanden. Interne Ausbauten und Aufwertungen begegneten diesen. Man passte sie dem jeweils erreichten Status und dem angestrebten Anspruch an – allerdings konnte mit dessen Verlust auch eine Stagnation auf ei-nem einmal erreichten Standard eintreten. Gerade

dieser Umstand lässt sich mit den Ausgrabungen auf Cucagna beispielhaft demonstrieren.26 Das angesprochene Schutzbedürfnis resultierte im Friaul während der Burgengründungsphase der ersten Hälfte des 11. Jh. – in der Burgen selbst als Bestandteile städtischen und ländlichen Siedlungswesens bereits nicht mehr als bürger-liche oder bäuerliche Anlagen zu fassen sind – noch nicht aus einem selbstherrlichen Macht-anspruch gegenüber gleichgestellten und gleich-rangigen Herren oder der diesem Anspruch un-terworfenen und in einem Abhängigkeitsver-hältnis stehenden landbauenden Bevölkerung. Vor der Ausprägung des private Herrschaftsan-sprüche über Lehngüter sichernden Fehdewe-sens spielten Erfahrungen im Umgang mit äu-

24 Auch die Familie Cucagna erlangte mit dem Besitz der Burg bei Faedis das Anrecht zum Aufstieg in den Nieder- und Hochadel. Anlass gaben Aktivitäten, mit denen sich einzelne Familienmitglieder auszeichneten (vgl. Anhang Kapitel 4.1.5). 25 Bis in die Frühe Neuzeit waren die eigentlichen Siedler slawische Zuwanderer, welche wirtschaftlich-demographi-sche Schwächen ausgleichen mussten. 26 Nach einer für die zweite Hälfte des 13. Jh. zu beobach-tenden Häufung bestimmte stilistische Kriterien bedienen-der materieller Werte in Form qualitativ herausragender Objekte in einem über täglichen Bedarf hinausgehenden In-ventar, spiegelt der auf einer Qualitätsstufe des ausgehen-den 13. und frühen 14. Jh. verharrende materielle Bestand eher Stagnation, wenn nicht gar qualitative Einbußen wie-der.

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ßeren Feinden während der ersten Hälfte des 10. Jh. eine ausschlaggebende Rolle. So dienten Be-festigungen wie die Gruppe der Burgen bei der Gemeinde Faedis im Friaul der Sicherung des ein-setzenden Landesausbaus als wesentliche Be-standteile dieses Prozesses und behielten ihre grundsätzliche Funktion über den Ausbau der Befestigungen im Hochmittelalter hinweg bei.27 Sie gliedern sich in ein groß angelegtes System zur Sicherung der Ostgrenze der Mark Friaul und Verona, des Königreiches Italien und der Passstrassen über die Julischen Alpen ein, und die Burginhaber blieben immer Vasallen und Re-präsentanten der geistlichen und weltlichen Rei-chsfürsten und hatten einem übergeordneten Auf-trag Folge zu leisten. Selbst im Rahmen der sich im 13. und 14. Jh. ausprägenden und von zahlrei-chen Fehden begleiteten starken Konkurrenz in-nerhalb des friulanischen Kleinadels blieben die Aufgaben zum Schutz der von den Burgen aus kontrollierten Siedlungen in ihrem Umland und bei Lage in Grenzbereichen zur Landessicherung bestehen. Was unterscheidet Cucagna ansonsten von ande-ren Burgen des Mittelalters, um diese Anlage bzw. überhaupt erneut eine Burg in eine umfangrei-chere Betrachtung einzubetten? Ausschlagge-bend ist die Kombination mehrerer ganz spezi-fischer Aspekte, die eingehende Beschäftigungen sinnvoll erscheinen lassen: Umfang und Zusam-menspiel der Relikte der mittelalterlichen Befes-tigungsanlagen bei Faedis, die Dichte der über-lieferten historischen Informationen und der in über 500 Jahre aktiver Standortnutzung zusam-mengekommenen materiellen Quellen mit ihrem Aussagewert für übergeordnete Prozesse wie eben den Landesausbau sowie die Formierung der mit-telalterlichen Landschaft des Friaul und letztlich

der erzielte Umfang der archäologischen Unter-suchungen, die Stück für Stück die gesamte Anlage

erfassten. Cucagna isoliert zu betrachten würde an erster Stelle als direkt zugehörige Anlagen die Burgen Zucco28 und Rodingen unterschlagen.29 Ebenso

27 Mit anhaltenden, vom Landesherrn vorgegebenen strate-gischen Aufgaben erhielt etwa der sich stetig wandelnde Baubestand Cucagnas erst in der zweiten Hälfte des 14. Jh. – als die Gründerfamilie ihren politischen und wirtschaft-liche Zenit bereits überschritten hatte – seine größte Aus-dehnung und wirkte wohl eher wie eine befestigte Ort-schaft. 28 Auf der 60 m unterhalb Cucagnas liegenden Burg Zucco (zu Grundlagen vgl. Galvani 1960, Miotti 1967/1978 & Marcolin 1988, 66) begann die Arbeit vor Ort mit der Un-tersuchung zweier Palasbauten östlich des großen Wohn-turms in den Jahren 1998 und 2000 sowie des zu Beginn des 16. Jh. überbauten und mit einer Schaufassade geschlos-senen Torhauses mit Rampe im Jahr 1999.

den Burgstall am Fuß des Burgberges30 und un-weit gelegene infrastrukturelle, dem bäuerlichen Siedlungsgefüge angegliederte Einrichtungen, die als charakteristisches Inventar zu einer autarken lokalen Herrschaft gehörten.31 Von der ruralen Siedlung abgehoben, nahm die Gruppe der herr-schaftlichen Höhenburgen alle Aufgaben als phy- sisches Element beim Rechtsschutz der Inhaber

wahr, auf Cucagna bündelten sich in ihrem Zen-trum rechtliche, verwaltungstechnische, status-symbolische und religiöse Funktionen. Entspre-chend der einleitend zusammengefassten Über-legung zur Rolle und Genese der Burgen ist zu-dem zukünftig die Fülle aller zeitlich halbwegs parallel angesetzten friulanischen Burgen mitein-ander zu vergleichen – was für ein Verständnis ihrer Ursprünge und Wirkungsentfaltung zweck-dienlich wäre.32 Lagebezüge sind auf Basis der vorliegenden Arbeit zumindest mit den Kartierun-gen zu Kapitel 3 und dort zusätzlich eingeflos-senen Informationen nachvollziehbar. Mit Ver-weisen zu Funden und Funktionen sind ver-schiedene friulanische Parallelen bedacht – es musste letztlich aber eine einschränkende Aus-wahl getroffen werden, die schwerpunktmäßig auf die Bestandteile der wohl höchsten Kon-zentration von Burgen im östlichen Friaul mit Kern um die Gemeinden Faedis und Attimis Be-zug nimmt.33 Diese Gruppe ist bereits deshalb beachtenswert, weil trotz der schwierigen bzw. nicht möglichen Anwendbarkeit unserer heu-tigen, linearen Grenzvorstellung auf das Mittel-

29 Um zu vermeiden, dass Cucagna als isolierte Anlage ver-standen wird, ist in der vorliegenden Arbeit immer wieder der Bezug zu Zucco und Rodingen hergestellt und auf diese verwiesen worden. Leider liegen von beiden keine ähnlich umfassenden Grabungsergebnisse vor, so dass direkte Ver-gleiche noch nicht angestrengt werden können. Alle drei Anlagen lassen sich aber in ihrer Entstehung in einem Ent-wicklungsschema zusammenführen. 30 Im Borgo Scubla, durch rezente Bebauung der Archäolo-gie entzogen. 31 Dazu zählen neben dem Burgstall ein Turm in Stremiz di Faedis (Sitz des Istituto per la Ricostruzione del Castello di Chucco-Zucco mit Archiv der Funde von Cucagna) und et-wa Mühlenanlagen mit Staustufen im Grivo-Tal, die auch zur Fischhaltung dienen konnten. 32 Neben Lage- und Funktionsbezügen sind natürlich auch nicht abzuwertende bauliche Kriterien zu berücksichtigen. Allerdings sind nur in seltenen Fällen in Folge von nach-träglichen Um- und Neubauten wirklich eindeutige Aussa-gen zur ursprünglichen Form möglich. 33 Eine kleinräumige Konzentration von Höhen- bzw. Kammburgen im östlichen Val del Torre und entlang des Cjanal di Grivo bis zum Natisone, die abgesehen von der unmittelbaren Nachbarschaft Rodingens, Cucagnas und Zuccos generell nur zwischen 3 bis 7 km voneinander ent-fernt sind. Weitestgehend alle liegen zudem auf Höhen zwi-schen 300 und 350 m. Dichte und Lageverwandtschaft stel-len aber keine Bezüge zu den zugehörigen Ländereien, de-ren Aufteilung und der Rolle der Inhaber der Burgen her.

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alter eine geographisch bedingte Grenzlage vor-handen und eine Rolle dieser Burgen bei deren Sicherung zu beobachten ist. Der Großteil der hauptsächlich als Mittelpunkte einzelner Grund-herrschaften fungierenden, in und um die friula-nischen Ebene gruppierten Burgen musste diese Funktion nicht wahrnehmen. Dass die Burgen bei Faedis und die mit ihnen verbundene, für das Friaul nicht unbedeutende Familie vergleichsweise häufig in schriftlichen Überlieferungen auftauchen, erstaunt angesichts des Umfangs der Anlagen, ihrer strategischen Position und Rolle nicht. So illustrieren die Quel-len macht- und gesellschaftspolitisch brisante Zusammenhänge sowie Rechtsprobleme, anhand derer die von einschneidenden Umwälzungen be-troffenen Zeiten des Hoch- und Spätmittelalters in ihrer Komplexität fassbar sind. Doch sie zeich-nen nur selektiv unvollständige Bilder und widmen sich weder Lebensbedingungen oder Bevölke-rungsstruktur und nur begrenzt materiellen Gü-tern, über die uns das Fundmaterial mit erkenn-baren Entwicklungstendenzen Auskunft gibt. Da-bei ist zu berücksichtigen, dass die von Cucagna abstammenden Familienzweige ab der ersten Hälfte des 15. Jh. eine Verschriftlichung der recht-lichen Grundlagen und überlieferten Gegeben-heiten forcierten – mit Rückprojektionen über 400 Jahre. Die Gefahr vor Augen, in den Kon-flikten zwischen Venedig und Habsburg aufge-rieben zu werden, versuchte die deutschstäm-mige Aristokratie ihre territorialen Ansprüche zu belegen und geltend zu machen. Die Familie Cu-cagna hatte mit ihrer anhaltenden, sich langfristig ungünstig auswirkenden Widersetzlichkeit ge-genüber den unmittelbaren Landesherren – ob Patriarchen oder venezianische Verwaltung – den Bedeutungsverlust ihrer weit verzweigten Fami-lie unaufhaltsam eingeleitet und versuchte ihm zu entgegnen. Es ist aber festzuhalten, dass den-noch die Grundinformationen der Schriftquellen mit dem archäologischen Nachweis von ur-sprünglichen Gründungen, mittelalterlichen Bau-schäden, Maßnahmen zum Wiederaufbau zer-störter Bereiche und chronologisch einzubetten-den Funden weitestgehend bestätigt werden konn-ten. Mitunter waren es anstelle eindeutiger Zer-störungshorizonte nur noch kleinräumige Brand-schichten und überlagernden Spuren von Bau-maßnahmen, mit denen Fixpunkte der Überlie-ferungen (etwa die Jahre 1027, 1310 oder 1511) zu fassen waren. Als umso aussagekräftiger er-wiesen sich eingebettete Materialien34 und die

34 Für die ältesten Ansätze lässt sich etwa feststellen, dass während der Gründung der Burg im 11. Jh. Keramik älterer Tradition aus dem Umfeldes Cucagnas von der sich hier neu

etablierenden Herrschaft adaptiert wurde. Das Formenspek-

mit den kontinuierlichen Wiederaufbau- und Er-weiterungsmaßnahmen zu verbindenden Befund-zusammenhänge.35 Von außerordentlicher Bedeutung für das Wissen um Cucagna selbst und die Illustration der die Region bis zur Machtübernahme Venedigs mit Krieg und Elend geißelnden Zustände, erwiesen sich die Ausgrabungen im Vorburgbereich und weiteren Burgumfeld. Die Zerstörung und Auf-gabe der Vorburg in den archäologisch eng ein-grenzbaren 1380er Jahren (die Indizien deuten 1383 an) sucht man in schriftlichen Quellen ver-geblich. Ebenso die letzten, qualitativ minderwer- tigen Ausbaumaßnahmen bis in die 1470er Jahre. So engagiert sich verschiedene Familienmitglie-der der tendenziellen Entwicklung auch wider-setzten36, der Niedergang der kleinaristokratisch-ländlichen Herrschaft auf Cucagna war nicht ab-zuwenden. Unabhängig von historischen Betrachtungen ar-beiten die letztlich zwei Ausgrabungsprojekten entstammenden Grabungsergebnisse – baubeglei- tende archäologische Erschließung des erhaltenen

trum (inkl. der Gebrauchskeramik) öffnet sich in der Folge-zeit Einflüssen aus allen Richtungen (vgl. Kapitel 6.1.2; die von Material, Funktion und verschiedenen zusammenge-flossenen Traditionen geprägten Formen entziehen sich da-her ethnischen Zuweisungen oder, wie ebenfalls im Zu-sammenhang mit sächsischen Burgen des 10. Jh. im ost-deutschen Raum zu beobachten, politischen Anbindungen ihrer Nutzer; Bemühungen um Interpretationen in dieser Richtung können in der multiethnisch durchsetzten Region mit ihren weitestgehend symbiotisch agierenden Gemein-schaften nicht fruchten). In spätromanischer Zeit ver-schmelzen diese regelrecht, so dass etwa die Annahme und bedarfsgerechte Anpassung spezifischer Standbodengefäße auf einer ganz profanen Ebene die Entfaltung gotischer Formensprache begleiten. Da sich die friulanische Archäologie noch nicht um eine wirklich detaillierte Keramikerforschung bemüht und bei-spielsweise Funde aus slawischem Kontext ausgeblendet bleiben, sind für die Fundbearbeitung allerdings feinchro-nologische Hilfsmittel auf Basis typologischer Reihen be-nachbarter Regionen bislang kaum anwendbar. Sich im Ma-terial deutlich absetzende Importgüter müssen zur Hilfe-stellung bei Datierungen herangezogen werden. 35 So zeigte sich, dass die Burg in Folge einer Eroberung und im Zuge der erzwungenen Unterordnung unter die nicht mehr deutschstämmigen Patriarchen zwar ab dem zweiten Viertel des 14. Jh. baulich umfangreich erweitert wurde, die Ausstattung (von Bewaffnungsbestandteilen bis hin zu häuslichem Inventar) aber auf antiquiertem Bestand verharrte. 36 Nach relativ selbstherrlichem Auftreten bis 1310 etwa durch Entzug der Verpflichtungen gegenüber den Patri-archen im Jahr 1361, Kollaboration mit der Grafschaft Görz und Zuwendung zu Österreich sowie der Allianz Rudolfs IV. mit Ludwig I. von Ungarn oder später durch eine anhaltend renitente Haltung gegenüber Venedig. Man verdingte sich auch außerhalb des Friaul und erwarb dort Titel oder Renten, während der Stammsitz kaum Zuwen-dung erfuhr und 1364/65 sogar kurzzeitig der Familie ent-zogen wurde.

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Bestandes (weitestgehend abgeschlossen) und Untersuchung der zuvor unbekannten Vorburg und des Umfeldes37 – dem momentan verstärk-ten Interesse an feudaler Wohn- und Repräsen-tationskultur zu. Herausragende Einzelfunde er-gänzen dabei die aussagekräftige Masse an Bau- und Gebäudeinventar.38 Zu konstatieren ist, dass

Cucagna (abgesehen von den sakralen Räumlich-keiten) in seiner überlieferten Form jeglichen or-namentalen und skulpturalen Schmuckes entbehr-te. Ein parallel entstandenen und bekannteren hochmittelalterlichen Bauwerken diametraler Zu-stand, der derartige Burgen dem schwerpunktmä-ßig kunsthistorisch orientierten Blickfeld der For-schungen zum mittelalterlichen Italien entrück-te.39 Mit den Grabungsergebnissen der letzten Jahre kann für einen eng gefassten historischen Zeitraum dem teils prachtvollen Umfeld in Ita-lien ein schlichter Baukörper des Friaul ergän-zend gegenüber gestellt werden, dessen wechsel-volle Vergangenheit mit Blüte, Niedergang, und Aufgabe nun gut nachvollziehbar ist. Regional wie überregional wurde kaum eine Burg ähnlich umfangreich archäologisch untersucht. Die Untersuchungsergebnisse resultieren aus ei-nem seit über 20 Jahren verfolgten, um Objekti-vität bemühten interdisziplinären Forschungsan-satz40, der für Cucagna wesentliche, neue An-haltspunkte und Datierungshinweise ergab. Die Resultate sind auf analoge, im Rahmen gleicher historischer Prozesse entstandene Anlagen über-trag- bzw. mit diesen vergleichbar – und machen die eigentliche Bedeutung des Projektes aus. Das die erschlossenen Daten und Kontexte Alterna-tiven zu Hypothesen lokaler und traditioneller Burgenforschung liefern41, ist unumgänglich. In deren Kreis anhaltend geführte Diskussionen

37 Die hier angegangenen Vorhaben widmeten sich den Wirtschaftsarealen um die Burg und den sie begleitenden fortifikatorischen Anlagen. Trotz bereits beachtlicher, hier eingebundener Ergebnisse befindet sich dieses zweite Pro-jekt angesichts des noch erschließbaren Informationsgehal-tes erst in einem Anfangsstadium. 38 Etwa Nägel der Dachstühle und des Mobiliars, die Aussa-gen über verwendete Bohlenstärken und konstruktive Ver-bindungen zulassen. Eine systematische Bearbeitung dieser Fundgruppe ist noch zu erbringen. 39 Vorrangig für den gleichen Zeitraum etwa konzentriert auf reiche Kirchen Mittelitaliens – man denke nur an den üppig skulpturierten und ausgestatteten Duomo Vecchio in Siena (1250–1330). 40 Archäologen arbeiten mit Architekten, Bauingenieuren und -forschern, Museumskundler und Restauratoren zusam-men. Alle ernsthaften Interessenten an einer Beschäftigung mit dem Komplex an sich, bestimmten Befunden oder spe-ziellen Fundgattungen sind zur Mitarbeit eingeladen. 41 Postuliert werden in diesem Umfeld etwa immer wieder römische Ursprünge und man unterliegt dabei in politischer Anbindung populistischen, vermeintliche Wurzeln und variable Traditionen willkürlich verortenden Tendenzen.

mussten hier nicht aufgegriffen werden.42 Der projekteigene methodische, unbedingt auf-recht zu erhaltende Forschungsansatz konnte ge-rade in den letzten Jahren entscheidende Grund-lagen für weiterführende Arbeiten legen. Für sol-che ist es von außerordentlichem Vorteil, dass für

die Grabung nie regional lange verfolgte Dog-men wie die Verbindung aller Burgen mit rö-mischen Vorgängerbauten43, speziell der Burgen im Vorfeld der Julischen Alpen mit dem lango-bardischen Limes (Tractus italicus/italiae per alpes)44 oder paradoxe Ziele wie die ständig verfolgte Aufdeckung von ältesten, noch älteren oder ver-meintlich einzigartigen Strukturen und Funden bestanden (aus wirtschaftlichen Zwängen zuguns- ten persönlichen oder des Renommees einer Gra- bung immer wieder beobachtbare Aktivitäten).

42 Es lohnt etwa nicht, hier auf die Diskussion um die Gebäudebezeichnungen und Befestigungstypen einzugehen, solange man sich nicht einmal einer präzisen nomenklato-rischen Trennung von Adelssitz und Burg (vor allem für die Frühphase) einig ist. Immerhin werden bestimmte Begriffe – selbst `Burg´ – inzwischen weicher/flexibler gehandhabt und das landläufig auf Rittersitze reduzierte Bild ist im Schwinden begriffen. 43 Bis auf sekundär als Rohmaterial für Cocciopesto-Fuß-böden oder ähnliches verwendete, evtl. spätantike tegulae-Fragmente stammen von Cucagna und in Lage und Funk-tion verwandten Burgen eigentlich nur mittelalterliche Fun-de. In Zucco fand sich 1998 eine römische Münze in früh-neuzeitlichem Schutt, die evtl. zum Sammlungsbestand der letzten Burginhaber gehörte. Das man von Cucagna aus Strukturen der römischen Land-aufteilung, Landvermessung und von Straßen sehen kann heißt keinesfalls, dass am Standort der Burg eine römische Belegung vorauszusetzen ist (wie immer wieder angenom-men; vgl. Corbanese 1984, 79). Sichtachsenbezüge zu mittel-alterlichen Wehranlagen an markanten Geländesituationen, die für innerrömische Militärbauten nie in Frage kamen, stüt-zen dagegen den Eindruck, dass die Wahl erst im Mittelalter erfolgte. An anderen Stellen kann es durchaus vorkommen, das mit der Anlage einer Burg nach strategischen Gesichts-punkten Parallelen zu römischen Befestigungen und Wach-türmen entstanden (auch dann muss nicht unbedingt eine römische Belegung an einem Standort vorhanden sein). Dagegen legen die zu Füßen der Burg in der friulanischen Ebene deutlich vorhandenen Reste der Limitation in der rö-mischen Provinz Gallia cisalpina nahe, dass über die Spätan-tike hinaus die Gestaltung der regionalen Bewirtschaftungs- und Verwaltungseinheiten noch im Mittelalter auf römisch geprägten Strukturen basierten. 44 Archäologisch ist inzwischen ein Bezug zu einem bereits existierenden, älteren Bauwerk ausgeschlossen. Es gibt nur eine nicht genau anzusprechende Spur eines Vorgänger-baus, die aber keine Anhaltspunkte für frühmittelalterliche Auslegungen bietet (einzuräumen ist, dass die mittelalter-liche Bebauung weitestgehend immer direkt auf dem an-stehenden Fels gegründet ist; mögliche ältere Strukturen wä-ren daher meist zerstört worden – entsprechendes, umgela-gertes Fundmaterial fehlt aber). Römische Grenzbefesti-gungen liegen wie der langobardische Tractus italicus auf der östlichen Seite der Julischen Alpen (vgl. Thilo Ulbert, Ad Pirum [Hrušica]. Spätrömische Passbefestigung in den Julischen Al-pen. München 1981 [Münchner Beiträge zur Vor- u. Früh-geschichte, 31]).

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Dergleichen ist unvereinbar mit den primär um Erhalt bemühten denkmalpflegerischen Aufga-ben, denen sich die Archäologie zu stellen hat. In unserem Fall ließen sich mit eben dieser He-rangehensweise wesentliche Erkenntnisse gewin-nen, (Erst-)Beschreibungen realisieren und Fragen

beantworten, sei es etwa in Bezug zur Gestaltung der öffentlichen Räume im Inneren der Burg, dem

jüngsten Saalbau, der Umfeldumgestaltung und nutzung, der Wassernutzung oder hinsichtlich des Informationsgehalts bestimmter Funde. Un-vermeidlich, dass sich dabei immer neue, immer mehr aufs Detail oder stetig auf die generellen Be- sitzverhältnisse und Anbindungen (auch der be-nachbarten Burgen) hinauslaufende Fragen auf-warfen. Cucagna präsentiert sich heute als außergewöhn-liches Bausubstanzkonglomerat des Hoch- und Spätmittelalters und prägt wieder als Mittelpunkt einer Gruppe von drei Kammburgen das Land-schaftsbild im Bereich der Gemeinde Faedis im östlichen Friaul. Für den hervorragenden Zu-stand sind mehrere Faktoren verantwortlich: Die vollständige Offenlassung der Burg im ersten Viertel des 16. Jh., nicht ins Gewicht fallende spä-tere bauliche Eingriffe (vor allem keine der his-toristischen Phasen im 19. und 20. Jh.) und die Sicherungs- und Restaurierungsmaßnahmen des Istituto per la Ricostruzione del Castello di Chuc-co-Zucco.45 Eine Diskussion um Möglichkeiten und Berechtigung der umgesetzten Rekonstruk-tionen ist an dieser Stelle nicht angebracht, denn „Die Erhaltung intakter Burgen […] ist eine Sache

des normalen Bauunterhaltes unter Wahrung der denkmalpflegerischen Belange […] [und] ist in unseren Tagen weniger ein technisches als ein wirtschaftliches Problem.“46 Die archäologische Dokumentation beugte Imitaten oder Fälschun-gen historischen Materials bei der Sicherung und Wiederherstellung vor, so dass man den Ansprü-chen moderner Denkmalpflege gerecht wurde.47 Zwischenzeitlich sollten wiederholt aktualisierte

45 Die vom Istituto als Mitglied des Consorzio per la Salva-guardia dei Castelli Storici del Friuli-Venezia Giulia lang-fristig verfolgte Sanierung der Burg Cucagna als bedeuten-dem Beispiel mittelalterlich-deutscher Burgengründungen kann als methodisches Muster gelten. Sie hat der regionalen Bauforschung und Mittelalterarchäologie entscheidende Im-pulse sowie mit der Integration der Burg in den archäolo-gisch-didaktischen Park des bosco di Cucagna zur Erschlie-ßung für die Öffentlichkeit ein Exempel für den Umgang mit derartigen baulichen Hinterlassenschaften gegeben (ge-fördert durch die Direzione Istruzione, Formazione e Cul-ture der autonomen Region Friuli-Venzia Giulia sowie den EU-Strukturfond für Landwirtschaft im Rahmen des Pro-gramms Leader+ zur Entwicklung des ländlichen Raums). 46 Meyer 1995, 652. 47 Vgl. Koenigs 1987, 29.

Vorstellungen der Grabungsergebnisse das Inte-resse an diesen schüren und den Weg für darü-ber hinaus gehende, effiziente Forschungsförde-rungen ebnen. Dazu kam es zwar nicht, dennoch liegt mit dieser Arbeit nun eine wertende, kom-plexe und aktuelle Darstellung vor, die bislang ausstand. Das Grabungsprojekt hat viel erreichen können und die Sicherung des Bestands auf Cu-cagna ist eine außerordentliche Leistung. Noch-mals sei allen Beteiligten gedankt, die sich für das Projekt begeistern konnten. Obwohl im Fazit Eu- phorie angesichts der erzielten Ergebnisse über-wiegt, ist mit Bedauern darauf hinzuweisen, dass aus finanziellen und damit zeitlichen Zwängen hier, wie es sich der Verfasser gewünscht hätte, keine vollständige Vorlage der gesamten Gra-bungsdokumentation angebunden werden konn-te. Statistische Auswertungen auf Basis des nur vor Ort zugänglichen, während der Grabungs-kampagnen bearbeitbaren Fundmaterials sind nach ersten Ansätzen zukünftig zu erweitern – vor allem hinsichtlich der Keramik. Nach den Abhandlungen zur Forschungs- und Landesge-schichte beschränkt sich die Arbeit thematisch auf eine der zahlreichen Befestigungsanlagen des Friaul. Nur so war es möglich, dem Umfang der auf Cucagna vorhandenen Informationen halb-wegs gerecht zu werden. Zahlreiche Ausblicke auf verwandte Anlagen und weiterführende The-men entgegnen dafür der Gefahr der Betrach-tung eines isolierten Spezialfalles. Es ist weiteren Einzelbearbeitungen des Fundmaterials sowie der Vorstellung spezieller, ins Detail gehender Grabungsergebnisse vorbehalten, mit in der Art der in der vorliegenden Arbeit aufbereiteten Bei-spielen die Vorlage der Dokumentation zu ver-vollständigen.48 Um polemisch abzuschließen: Trotz lastender Verantwortungen war es ein Ver- gnügen, am Erhalt eines Denkmals physisch so-weit mitzuarbeiten, dass es seine Geschichte viel-leicht über ein weiteres Dreivierteljahrtausend trägt und vermitteln kann.

48 Neben den Arbeiten des Verfassers ist es entsprechend der Eigenleistungen verschiedener Mitarbeiter der Grabung diesen vorbehalten, ihre Ergebnisse selbst vorzustellen. So

wird etwa der Präsentation des 3D-Modells von Cucagna hier nicht vorgegriffen, auch wenn der Verfasser dieses mit Aufmaßen, Höhenlinienplan und Fotozuarbeiten vorberei-tete (in Bearbeitung durch Bernhard Fritsch/Berlin).

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