Ein Netz für sichere Kinder: FamilienTeam, ProfiTeam, KlasseTeam. Beziehungskompetenz und...

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Projektdokumentation Dr. Johanna Graf, Prof. Dr. Sabine Walper & Markus Schaer Institut zur Stärkung der Erziehungskompetenz FamilienTeam e.V. unterstützt von www.familienteam.org EIN NETZ FÜR SICHERE KINDER FAMILIENTEAM PROFITEAM KLASSETEAM Beziehungskompetenz und Selbstregulation von Eltern UND pädagogischem Fachpersonal stärken

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Projektdokumentation Dr. Johanna Graf, Prof. Dr. Sabine Walper & Markus Schaer

Institut zur Stärkung der Erziehungskompetenz FamilienTeam e.V. unterstützt von

www.familienteam.org

EIN NETZFÜR SICHERE KINDER

FAMILIENTEAM PROFITEAM KLASSETEAM

Beziehungskompetenz und Selbstregulation

von Eltern UND pädagogischem Fachpersonal stärken

Graf, Walper & Schaer – Projektdokumentation NETZWERK SICHERE KINDER 1

1. PROJEKTBESCHREIBUNG UND KONZEPT Begründung des Projekts

Kinder stark machen heißt Eltern, Erzieher und Lehrkräfte stärken

Ein Netz für sichere Kinder möchte mit den Trainingsprogrammen FamilienTeam, ProfiTeam und KlasseTeam die drei Lebenswelten von Kindern Familie, Kindergar-ten/Hort und Schule zu Orten der Wertschätzung und Geborgenheit machen. „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seeli-sche Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig“, heißt es in § 1631 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches. Trotz der Sensibilisierung der Öf-fentlichkeit erleben Kinder immer wieder körperliche oder emotionale Gewalt. Neben ungünstigen Kontextbedingungen (z.B. unzureichende soziale Unterstützung) spielen v.a. Gefühle der Überforderung und Hilflosigkeit eine entscheidende Rolle. Ob es in herausfordernden Situationen zu gewalttätigem Verhalten kommt, hängt in entschei-dendem Maße (a) von der Selbstregulationsfähigkeit des Erwachsenen (Fähigkeit, eigene Emotionen zu kontrollieren und Handlungen bewusst zu steuern) sowie (b) von den verfügbaren Handlungskompetenzen und Erziehungsstrategien (Handlungsal-ternativen zu Gewalt) ab.

Zielsetzungen

„EIN NETZ FÜR SICHERE KINDER“ richtet sich mit den Trainingsprogrammen Fami-lienTeam, ProfiTeam und KlasseTeam an Eltern, Tagesmütter, Fachkräfte in Kinder-garten/Krippe/Hort sowie Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen. Die Erziehenden werden gestärkt in ihrer Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu regu-

lieren, z.B. durch die Methode „Pausenknopf“, die bei jeder Trainingseinheit ein-gesetzt wird: innehalten, Abstand gewinnen, die Situation aus der Vogelperspekti-ve betrachten; die eigenen Gefühle wahrnehmen und akzeptieren, sich auf eine positive Grundhaltung einstimmen und das eigene Verhalten bewusst auswählen.

Sie erweitern ihr Handlungsrepertoire, um auch in kritischen Situationen respekt-voll und einfühlsam mit Kindern umgehen zu können. Jede thematische Einheit stellt den Erziehenden einen „Minikompass“ zur Verfügung, der wirksame Hand-lungsweisen als Leitlinie aufzeigt, die in Life-Demonstrationen veranschaulicht (Wirkfaktor Modell-Lernen) und im Training eingeübt werden.

Nach Abschluss des Kurses formulieren Eltern die Effekte folgendermaßen:

„Ich bin gelassener geworden. Ich drücke öfter den Pausenknopf. Ich raste immer seltener aus. Ich denke mir in der entsprechenden Situation oft < Aha, jetzt die Kooperation des Kindes gewinnen, Einheit 4 > “

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Die Erziehenden erwerben Kompetenzen, um eine verlässliche Beziehung zu den Kindern auf- bzw. ausbauen zu können und somit eine sichere Bindung zu er-möglichen. Im Profi- bzw. KlasseTeam ist ein wesentlicher Focus, „schwieriges“ Verhalten von Kindern unter einem neuen, bindungstheoretischen Blickwinkel be-trachten und verstehen zu lernen.

Die Trainings vermitteln einerseits konkretes und leicht umsetzbares Handwerks-zeug und fördern gleichzeitig auch eine wohlwollende, wertschätzende Haltung sich selbst, dem Kind und den Erziehungspartnern gegenüber.

Auf diese Weise lassen sich auch die sozio-emotionale Kompetenzen der Kinder stärken sowie Verhaltensstörungen vorbeugen.

Vernetzung der Angebote. Chancen der Dreifach-Adressierung

„EIN NETZ FÜR SICHERE KINDER“ vermittelt nach dem Motto "Es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen" Eltern, Erzieher/innen und Lehrkräften aufeinander abge-stimmte, bindungs-, emotions- und systemtheoretisch fundierte Erziehungsphilosophien und Handlungskompetenzen, um im Sinne der Kinder an einem Strang zu ziehen (siehe das FamilienTeam-Logo). Im Elterntraining geht es auch um die Zusammenar-beit mit dem (evt. ehemaligen) Partner als „Elternteam“. In den Profi-Trainings ist die Ausgestaltung der Erziehungspartnerschaft KiTa/Schule – Elternhaus zentral.

Durch intensives Einüben konstruktiver Elterngespräche (z.B. Tür- und Angelgesprä-che; Entwicklungsgespräche, Gespräche über problematisches Verhalten von Kindern) gelingt es, die Eltern „ins Boot“ zu holen. Für Eltern ist es sehr schwierig, über kriti-sche Verhaltensweisen ihres Kindes informiert zu werden. Automatisch fühlen sie sich selbst kritisiert und abgewertet. Es braucht daher viel Beziehungspflege und Finger-spitzengefühl, um Eltern zum geeigneten Zeitpunkt unterstützende Hilfsmaßnahmen vorzuschlagen, so dass sie diese auch tatsächlich annehmen können (=> sichere Begleitung bei Übergängen zwischen Sozialisationsinstanzen / Einrichtungen).

Durch die Teilnahme am Training sind Pädagog/innen in der Lage, auch zu „schwie-rigen“ Eltern eine echte Erziehungspartnerschaft aufzubauen und diese, wenn nötig, an ein Unterstützungsnetz weiterzuvermitteln. Gleichzeitig haben sie sich „am eigenen Leib“ von der Wirksamkeit der FamilienTeam-Prinzipien und –Werkzeuge überzeugt. Das betrachten wir als besten Weg, um auch schwierig zu erreichende Familien zu gewinnen: Fachleute an Einrichtungen, an denen Eltern verkehren, sind am ehesten in der Lage, diese zu einer Teilnahme am Elterntraining zu motivieren – insbesondere wenn es an der gleichen Einrichtung stattfindet.

Präventive Pädagogik – Inhalte und Trainingsaufbau

Die Trainings sind jeweils systematisch aufgebaut, so dass der nächste Schritt immer leicht ist (Wirkfaktor Lernen am Erfolg). Basis ist die Selbstfürsorge, denn: wer nichts hat, der kann nichts geben. Der nächste Baustein im „grünen Bereich“ der Pyramide (siehe Abb. Pyramide aus ProfiTeam, nächste Seite) sind Strukturen und Kompeten-zen, um jedes einzelne Kind mit seinen Stärken in den Blick zu nehmen und eine positive Beziehung aufzubauen (z.B. „Wertvolle Zeit“, Zuwendung, Anerkennung).

Inhaltliches Herzstück ist das „Emotions-Coaching“: d.h. Kinder beim Umgang mit ihren Gefühlen anleiten und ihnen helfen, selbst Lösungen für Probleme zu entwickeln – eine zentrale Kompetenz, die in späteren „konfliktlastigeren“ Einheiten (im roten Bereich) wieder aufgegriffen und vertieft wird (z.B.: akute Konflikte, wiederkehrende Probleme, Streitigkeiten zwischen Kindern).

Auch Elterngespräche profitieren von der Fähigkeit, „Emotions-Coach“ zu sein.

Jede Einheit steht unter einem bestimmten Motto, das die Teilnehmenden in den 8 x 3 Stunden bzw. 4 Tagen als Haltung verinnerlichen, z.B.: „Wir gemeinsam – gegen das Problem“ oder „Erst verstehen – dann verstanden werden“ - gerade für Situatio-nen, die ein besonderes Gewaltrisiko bergen. Wirksame Handlungsalternativen werden gezielt eingeübt: „Pausenknopf“, zunächst „in die Welt des Kindes“ gehen (z.B. wahr-nehmen, dass das Kind nicht provoziert, sondern einfach nur Spaß hat) und dann das eigene Anliegen positiv und konkret formulieren bzw. Wahlmöglichkeiten anbieten. Wichtige (im Vergleich zum Elterntraining) zusätzliche Schwerpunkte für Profis sind: Diagnostische Kompetenzen (Schulung der Beobachtung, Blick auf das einzelne

Kind und seinen Entwicklungsstand, bindungstheoretisches Verständnis für „schwierige“ Kinder, um Teufelskreise zu unterbrechen)

Kompetenter Umgang mit Peerkonflikten, Vorbeugung von Mobbing/Bullying Erziehungspartnerschaft - Elterngespräche konstruktiv führen Stärkung des Teams: Team-Entwicklung, Netzwerkarbeit (z.B. Supervision, Fach-

dienste nutzen, Kooperation mit Einrichtungen zur Erziehungshilfe) Anwendung neurobiologischer Erkenntnisse zu kindlicher Entwicklung und Bildung,

insbesondere im KlasseTeam

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Trainingsmethode

Eine Besonderheit von „Ein Netz für Sichere Kinder“ liegt in der Trainingsmethode. Alle üben alles. Handlungskompetenzen lassen sich am besten durch emotionale Beteiligung und aktives Tun erweitern. Deshalb werden maximal acht Personen durch ein zweiköpfiges Trainerteam in vier parallelen Untergruppen angeleitet und erproben Haltung und Handwerkszeug an Situationen aus ihrem eigenen Alltag (=> Nachhaltig-keit; siehe Broschüre für Fachleute). Durch ihre ein- bis zweijährige intensive Zusatz-ausbildung (Betreuungsschlüssel wieder 2:8) bei pädagogisch-psychologischer Grund-qualifikation sind die Trainer/innen in der Lage, ihre Interventionen individuell zuzuschneidern, den Teilnehmenden Spaß an den begleiteten Rollenspielen und das Gefühl zu vermitteln: „Ich kann das“. Das stärkt Selbstwirksamkeit und Alltagstransfer.

2. PROJEKTVERLAUF – ERREICHTE ZIELE

„Ein Netz für Sichere Kinder“ entstand aus der Verschränkung der Trainingsangebote FamilienTeam (für Eltern, 2003), ProfiTeam (für Tagesmütter und pädagogische Fach-kräfte, 2007) sowie KlasseTeam (für Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen, 2010). Die Trainingsmethode wurde von Frau Dr. Johanna Graf, selbst ausgebildete EPL- und KEK-Trainerin, aus Setting und Methode der Partnerschaftskommunikationskurse EPL und KEK (des Instituts für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie) auf die Erwachsenen-Kind-Beziehung übertragen und weiterentwickelt.

Ein Vorteil der FamilienTeam-Prinzipien und –Werkzeuge liegt in der flexiblen Einsetz-barkeit: FamilienTeam kommt auch erfolgreich in der Einzelarbeit zur Anwendung, z.B. im Rahmen von Erziehungsberatung und begleitend zur Kindertherapie.

In den letzten Jahren wurden 150 Trainer/innen ausgebildet und zertifiziert, über 800 Eltern und etwa 160 Erzieher/innen erreicht. Pädagogische Fachkräfte nehmen Profi-Team-Haltung und –Handwerkszeug gerne an – und motivieren Eltern gleichfalls zur Kursteilnahme. Dadurch können auch Eltern erreicht werden, die sich nicht an Famili-enbildungsstätten oder Volkshochschulen (wo die FamilienTeam-Elterntrainings ange-boten werden) wenden würden.

Obwohl die Vorteile einer durch Erziehungspartnerschaften aufeinander abgestimmten Strategie in Elternhaus, KiTa und/oder Schule durchaus bekannt sind, liefern bislang nur wenige Programme einen kontextübergreifenden Zugang zur Stärkung von Erzie-hungskompetenzen. „Ein Netz für Sichere Kinder“ unterstützt Eltern, Erzieher/innen und Lehrer/innen darin, in zentralen Grundelementen der Erziehung „an einem Strang zu ziehen“, ihre Vernetzung zu verbessern und Übergänge zu erleichtern.

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Die an der LMU durchgeführten Evaluationsstudien zeigen: Unsere Zielsetzung, Be-ziehungskompetenz einerseits und Selbstregulation andererseits durch die Trainings zu stärken und dadurch Handlungskompetenzen für eine gewaltfreie Erziehung zu vermit-teln, konnte erreicht werden. Es folgen ausgewählte Befunde.

Evaluation FamilienTeam (Elterntraining)

Nach Abschluss des Programms werden die Teilnehmer/innen im Rahmen einer for-mativen Evaluation nach ihrer Zufriedenheit mit dem Kursangebot, der Kursleitung und der Gruppenatmosphäre befragt. Zudem erfolgt eine umfangreiche summative Evalua-tion mit Prä-, Post- und Followup-Testungen. Bei Kursen in der Umgebung von Mün-chen schließt das zweistündige Hausbesuche mit Video-Aufzeichnungen der Partner-schafts- und Eltern-Kind-Interaktion ein – vor dem Kurs, einige Wochen nach dem Kurs und ein Jahr später. Die Kursteilnehmer werden verglichen mit einer Kontroll-gruppe von Eltern, die keinen Elternkurs besuchen.

Formative Evaluation: „Das Beste“ im Kurs sind für die bislang befragten Eltern (n = 615) die Trainingseinheiten bzw. praktischen Übungen. Die Eltern sind sehr zu-frieden mit FamilienTeam und meinen, die erwartete Hilfe erhalten zu haben. Ihr Selbstvertrauen als Eltern ist gewachsen – gerade für schwierige Situationen mit dem Kind fühlen sie sich nun besser gerüstet. Nicht nur die Beziehung zum Kind, sondern auch die Partnerschaft und die ganze Familie werden gestärkt. Bereits im Verlauf des Kurses sehen die Eltern positive Veränderungen bei ihrem Kind.

„Ich werde nicht so schnell wütend. Schreie nicht mehr. Bin ruhiger geworden, auch in Situationen, die ansonsten schnell eskalieren.“ Elternkommentar „Mama, du hast die Schimpfsprache verlernt!“ – Kinderkommentar Summative Evaluation: Wie verändert sich das Erziehungsverhalten durch Familien-Team? Hypothesenkonform lässt sich im Vergleich zur Kontrollgruppe bei den Kursteilnehmer/innen ein deutlicher Zugewinn an liebevoll-zugewandter Erziehung so-wie an empathischem Eingehen auf kindliche Emotionen/Bedürfnisse („Emotions-Coaching“) belegen. Zu Untersuchungsbeginn schätzen sich Eltern der Kontrollgruppe deutlich positiver ein als die Kursteilnehmer. Interessanterweise sehen die Eltern der Vergleichsgruppe ihr eigenes Erziehungsverhalten ein Jahr später skeptischer – ein häufiger Befund auch anderer Studien, der dafür spricht, dass sich mit der Zeit eher Probleme in der Erziehung einschleichen als gelöst werden. Erfreulicherweise kann dieser Trend durch FamilienTeam nicht nur gestoppt, sondern sogar umgekehrt wer-den: die elterlichen Be- und Erziehungskompetenzen verbessern sich nachweislich.

Liebevolle Zuwendung Empathisches Eingehen auf kindliche Gefühle (Wut, Traurigkeit)

Veränderungen im Erziehungsverhalten bei Kursteilnehmer/innen im Vergleich zur Kontroll-

gruppe im Verlauf eines Jahres (Prätest vor Kursbeginn, Followup 1 Jahr nach Kursende)

Evaluation ProfiTeam (Training für pädagogische Fachkräfte)

Bisher konnten die Angaben von 95 der 160 weitergebildeten Fachkräfte in Kinderta-geseinrichtungen ausgewertet werden. Diese berichten mehrheitlich, mit Kindern zu arbeiten, die kein angemessenes Sozialverhalten zeigen bzw. Lernschwierigkeiten haben. Sie beurteilen (nach Schulnoten von 1 bis 6) ProfiTeam als „sehr gutes“ Kursangebot (Mittelwert 1,4).

Unsere Evaluationsstudie belegt die Nachhaltigkeit des Trainings. 10 Wochen nach Kursende geben die Fachkräfte an, die ProfiTeam-Werkzeuge in ihrem Alltag „häufig“ oder „sehr häufig“ zu verwenden, z.B. - immer wieder innezuhalten, die eigenen Gefühle zu regulieren (63%) und das

eigene Erziehungsverhalten bewusst auszuwählen (72%). - auf die Gefühle und Bedürfnisse der Kinder einzugehen, wenn diese traurig,

ängstlich oder wütend sind (96%) und ihnen zu helfen, angemessene Ausdrucks-formen für ihre Gefühle zu finden (68%)

- das Verhalten „auffälliger“ oder „schwieriger“ Kinder unter einem anderen Blickwin-kel verstehen zu können (84%)

- bei Konflikten nach dem Motto „erst verstehen – dann verstanden werden“ zu-nächst „in die Welt des Kindes“ zu gehen, eine positive Verbindung mit dem Kind herzustellen (74%) und Kinder an der Suche nach Lösungen zu beteiligen (63%)

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- bei Entwicklungsgesprächen bzw. schwierigen Elterngesprächen im Team mit den Eltern an einem Strang zu ziehen (67%)

Über drei Viertel der Befragten (> 75 %) sehen durch die Kursteilnahme positive Veränderungen im eigenen Erziehungsverhalten sowie in der Beziehung zu den Kin-dern einerseits ebenso wie positive Veränderungen bei den Kindern selbst. Ihr Selbstvertrauen als Erziehende ist gewachsen. Auch die Atmosphäre im Einrichtungs-team sowie die Beziehung zu den (größtenteils sehr belasteten) Eltern haben sich in den Augen der Teilnehmer/innen verbessert.

Typische Kommentare von ProfiTeam-Teilnehmer/innen veranschaulichen dies:

„Ich bin gelassener, kann die Probleme der Kinder besser verstehen und damit umgehen. Das Emotionscoaching und das Hineingehen in die Welt der Kinder sind für mich ein tagtägliches Werkzeug geworden! Danke!“

„Kinder sind offener für Gespräche über ihre Gefühle geworden und beschreiben diese. Vor allem Kinder mit provokativem Verhalten sind nun zugänglicher und wirken entspannter.“

Evaluation KlasseTeam (Lehrkräfte-Training)

Zielsetzungen von KlasseTeam sind: der Gewalt gegen Schüler/innen (demütigende und ausgrenzende Maß-nahmen durch Lehrkräfte) sowie der Gewalt unter Kin-

dern vorbeugen, die Erziehungspartnerschaft Familie-Schule stärken sowie Burnout bei Lehrkräften vorbeugen. Im einzelnen werden in der Workshop-Reihe an 2 x 2 Tagen folgende Themen an-hand von Life-Demonstrationen vermittelt und in Kleingruppen trainiert: Wie kann ich Eine von Respekt, Vertrauen und Wertschätzung getragene Bindungsbeziehung zu

den einzelnen Schülern aufbauen, ein positives Klassenklima, eine angenehme Lernatmosphäre schaffen?

Kindern ein positives Selbstbild vermitteln? Kinder im Umgang mit ihren Gefühlen anleiten („Emotions-Coaching“)? die Kooperation von Kindern gewinnen, einfühlsam und effektiv Grenzen setzen? auch in kritischen Situationen professionell handeln? Konflikte zwischen Kindern so begleiten, dass die Kinder ihre Streitigkeiten immer

selbständiger lösen können? (Vorbeugung von Mobbing und Bullying)

Graf, Walper & Schaer – Projektdokumentation NETZWERK SICHERE KINDER „Dauerbrenner“ (d.h. wiederkehrende Probleme) langfristig lösen?

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„schwierige“ Kinder aus ihren negativen Rollen befreien? (Diagnostische Kompe-tenzen, Blick auf das einzelne Kind und seinen Entwicklungsstand, bindungstheo-retisches Verständnis für „schwierige“ Kinder, um Teufelskreise zu unterbrechen)

im pädagogischen Team an einem Strang ziehen? die Eltern ins Boot holen, Tür- und Angelgespräche zum Vertrauensaufbau nutzen

und Elterngespräche konstruktiv führen? Wie und wann kann ich immer wieder für mich selbst sorgen und „auftanken“? Ein KlasseTeam-Pilotkurs wurde bereits von den Regierungen Oberpfalz und Mittel-franken erfolgreich durchgeführt. Die erste Ausbildungsstaffel für KlasseTeam-Trainer/innen an der ALP Dillingen schließt im Juni 2010 ab. Die Evaluation dieser ersten Ausbildungsgruppe (n = 32) zeigt, dass KlasseTeam-Handwerkszeug und –Haltung von den Ausbildungsteilnehmer/innen dankbar und im Sinne der angestrebten Zielsetzungen angenommen werden. So geben alle Ausbildungsteilnehmer/innen an, durch die Ausbildung einen deutlichen Kompetenzzugewinn für die eigene Lehrertätigkeit zu haben und empfinden die Aus-bildung auch für sich persönlich als Gewinn. Sie gehen davon aus, dass Lehrkräfte durch die Teilnahme an KlasseTeam ihr professionelles Handeln in herausfordernden Unterrichtssituationen deutlich verbessern können. Insbesondere der Kompetenzgewinn für die Begleitung von Peerkonflikten als auch für die konstruktive Gestaltung von schwierigen Elterngesprächen wird hervorgehoben (vgl. Teilnehmer-Kommentare).

Die Philosophie von KlasseTeam verschafft mehr Gelassenheit im Schulalltag. Die Werkzeuge von KlasseTeam sollten für jeden Lehrer zur Verfügung stehen.

Emotions-Coaching finde ich eine faszinierende Art, mit extremen Gefühlen von Kindern umzugehen. Die Kinder kommen einem dadurch immer näher.

„Jedes Gefühl ist erlaubt, aber nicht jedes Verhalten“: Ich „muss“ Wut nicht sanktionieren. Das Kind darf auf mein Verständnis bauen, ich nehme das Kind so an, wie es ist und helfe ihm, „geeignete“, „sozial verträgliche“ Ausdrucks-möglichkeiten für seine Gefühle zu finden.

Es ist erstaunlich, wie sich „Streithähne“ beruhigen, wenn jeder gehört wird („was wolltest du?“ – statt „was hast du getan?“) und sie dann noch zu ge-meinsamen Lösungen kommen!

„Wir gemeinsam für das Kind“: Die Eltern werden ins Boot / auf die gleiche Seite des Flusses gebracht, sind „Partner“, nicht Gegner.

3. FINANZIERUNG

Die Umsetzung des Projekts „Ein Netz für Sichere Kinder“ erfolgt hauptsächlich aus dem ehrenamtlichen Engagement einer Vielzahl von Personen. Beispielsweise entwi-ckelte Frau Dr. Johanna Graf das FamilienTeam-Training ausschließlich während ihrer Elternzeit. Trainer/innen halten ohne Honorar Informationsveranstaltungen, um die Angebote bekannt zu machen. Praktikant/innen, Magistrand/innen und Doktorand/innen übernehmen aufwendige Evaluationsarbeiten (Durchführung der Hausbesuche zur Da-tenerhebung, Versenden von Fragebögen, Stichprobenpflege, Dateneingabe, Daten-auswertung) - ohne den Einsatz von Drittmitteln. Markus Schaer und Johanna Graf stehen als Ansprechpartner für Trainer/innen und Kooperationspartner zur Verfügung. Der FamilienTeam-Elternflyer wurde kostenlos durch eine Werbeagentur konzipiert, die Broschüre für Fachleute von den Mitgliedern des Instituts FamilienTeam e.V. erstellt.

Frau Prof. Dr. Sabine Walper betreut im Rahmen ihrer Professur an der LMU Mün-chen die Evaluationsarbeiten. Wir danken dem Bündnis für Kinder für die Anschubfi-nanzierung des Projekts „FamilienTeam-Elterntraining“ (Übernahme der Druckkosten für Flyer und Werbematerial, Bezuschussung der Kurse für sozial benachteiligte Fami-lien). Auch das Amt für Gemeindedienst in der evangelisch-lutherischen Landeskirche Bayern (afg) gewährt Zuschüsse für bedürftige Familien. Der Familienbund der Katho-liken Würzburg (FDK) bietet preisgünstig Trainings incl. Übernachtung, Verpflegung und Kinderbetreuung an, die dadurch für Familien attraktiv und erschwinglich werden. Über die Arbeitsgemeinschaft Katholische Familienbildung (AKF) werden Zuschüsse zu den jährlich verpflichtenden Supervisionen bereit gestellt, die die Kosten für die Trai-ner/innen senken.

Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus hat die Weiterentwicklung des Konzepts für Erzieher/innen und Lehrkräfte in Auftrag gegeben sowie Lehrkräfte als Multiplikator/innen in der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung ALP Dillingen ausbilden lassen. Diese bieten z.B. im Rahmen ihrer Arbeit als msH- oder msD-Kräfte gebührenfreie Fortbildungen und Trainings an.

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