Ein Garten im Ärmel - Islamische Buchkultur

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Ein Garten im Ärmel Katalog zur Ausstellung in der Bibliotheca Albertina 10. Juli – 27. September 2008 Herausgegeben von Verena Klemm Schriften aus der Universitätsbibliothek Leipzig; 12 Islamische Buchkultur

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Ein Garten im Ärmel

Katalog zur Ausstellung in

der Bibliotheca Albertina

10. Juli – 27. September 2008

Herausgegeben von Verena Klemm

Schriften aus der Universitätsbibliothek Leipzig; 12

Islamische Buchkultur

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Inhaltsverzeichnis

Im Garten der Handschriften 6

I. Ursprungstext Koran 10

II. Die Entfaltung des Wissens und der Literatur 17

III. Auf der Suche nach Wissen – der islamische Lehrbetrieb 35

IV. Buchkunst 44

V. Wissenschaftliches Arbeiten mit Handschriften in Leipzig 58

VI. Aus der Lebensgeschichte von Handschriften 67

Al-Gahiz – Autor des „Lob des Buches“ 72

Verzeichnis der Mitwirkenden 73

Literaturverzeichnis 74

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ten, die von christlichen Militärs und Kaufleuten auf Schlachtfeldern, aus eroberten Moscheen und Biblio-theken erbeutet worden waren, auf oftmals verschlun-genen Wegen nach Norden. Wie anderswo in Europa wurden sie auch in Leipzig an Bibliotheken und gelehrte Sammler verkauft und manchmal verschenkt. So war bereits 1691 von der Stadt Leipzig eine Kiste orienta-lischer Handschriften für ihre nur kurz zuvor (1677) gegründete Ratsbibliothek erstanden worden. Weitere Handschriften kamen nach und nach in größerer Zahl hinzu. Der Großteil des beachtlichen Bestandes der würdigen Bibliothek entstammt dem Privatbesitz Leip-ziger Professoren, wie dem des Polyhistors Christoph Wagenseil, der seine Sammlung 1699 an die Stadt verkaufte, sowie den Nachlässen der Theologen August Pfeiffer (gest. 1698) und des Orientalisten Andreas Acoluthus (gest. 1704). Nach der Zerstörung der Ratsbibliothek im 2. Weltkrieg wurden ihre exquisiten Orientalia 1962 an die Universitätsbibliothek überführt.

Auch der Grundstock der Kollektion orientalischer Manuskripte der Universitätsbibliothek Leipzig wurde im frühen 18. Jahrhundert aus „Türkenbeute“ geschaffen. Danach wurde die noch kleine Sammlung langsam aber stetig durch Ankäufe, Nachlässe und Geschenke erwei-tert. Mitte des 19. Jahrhunderts schließlich konnte die Universitätsbibliothek eine kulturhistorisch ganz beson-ders wertvolle Büchergruppe in ihren Besitz bringen: Diese wurde vom preußischen Konsul in Damaskus, Johann Gottfried Wetzstein, 1853 im Auftrag der sächsi-schen Regierung vor Ort erworben und dank der Bemü-hungen des bedeutenden Leipziger Arabisten Heinrich Leberecht Fleischer (lehrte 1836 -1888) noch im selben Jahr nach Leipzig gebracht. Bei der Refaiya, wie die

Im Garten der Handschriften

Das Buch ist ein Gefäß voller Wissen, Scharfsinn, Scherz und Ernst (...) Du kannst seine lustigen Geschichten belachen, seine Kostbarkeiten bestaunen, dich von seinen Einfällen begeistern oder von seinen Lektionen belehren lassen (...)

Hast Du je einen Garten gesehen, den man im Ärmel tragen, und eine Wiese,die man auf dem Schoß halten kann? Einen Sprecher der Toten und Boten der Lebenden?

Das schrieb al-Ǧāḥiẓ, der arabische Autor aus der Stadt Basra im Irak des 9. Jahrhundert. Al-Ǧāḥiẓ berühmter „Lobpreis des Buches“ begleitet diese Ausstellung, und seine Metapher vom „Garten im Ärmel“, welche die enge und fruchtbare Beziehung der klassischen arabisch-islamischen Kultur zu ihrem Schrifttum zum Ausdruck bringt, ist Teil ihres Titels. Gezeigt werden 45 islamische Hand-schriften der Universitätsbibliothek Leipzig, die in ihrer reichhaltigen Sammlung orientalischer Hand-schriften auch rund 1800 in den Islamsprachen Ara-bisch, Persisch und Osmanisch –Türkisch verfasste Manuskripte birgt. Viele von ihnen sind von großem künstlerischen und wissenschaftlichen Wert. Mit ihnen bringt die Ausstellung, meist erstmalig, einzig-artige Schätze aus ihren Magazinen ans Tageslicht.

Die Geschichte der Sammlung

Nach der gescheiterten zweiten osmanischen Belage-rung von Wien (1683) gelangten islamische Handschrif-

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Sammlung in Anklang an ihre ursprünglichen Besitzer, die Damaszener Familie Rifāī, heißt, handelt es sich um ein wohl einmaliges Beispiel einer geschlossenen, tradi-tionellen arabisch-islamischen Privatbibliothek, welche durch den Verkauf nach Deutschland unversehrt erhalten ist. Sie kann Auskunft geben über eine lebendige Gelehr-ten-, Wissens- und Buchkultur, die mit Einführung von Druckerpressen im Nahen Osten im Verlauf des 19. Jahr-hunderts sehr schnell untergegangen ist. Ein geplantes Kooperationsprojekt des Orientalischen Instituts und der Universitätsbibliothek hat sich die digitale Präsentation und wissenschaftliche Analyse dieser sorgfältig zusam-mengestellten, reichen Bibliothek zum Ziel gesetzt. Die elektronische Erfassung der fast 500 Refaiya-Handschrif-ten soll in einer technisch innovativen und wegweisendenDatenbank erfolgen. Sie wurde in einem kürzlich ab-geschlossenen, von der DFG geförderten Pilotprojekt entwickelt. In ihr sind 55 Handschriften, die 1995 und 1996 von der Universitätsbibliothek erworben wurden, wissenschaftlich erfasst und vollständig digitalisiert.Damit sind sie Forschern aus aller Welt im Internet zugänglich (www.islamic-manuscripts.net).

Als im August 2006 die Projektarbeit mit den islami-schen Manuskripten begann, lag die Sammlung der Uni-versitätsbibliothek genau hundert Jahre lang im Dorn-röschenschlaf. 1906 war der Katalog von Carl Vollers erschienen, der den damaligen Bestand erfasste. Die orientalischen Schätze der Ratsbibliothek waren bereits im heute verlorenen Katalog von Johann Jakob Kehr (1692 – 1740) beschrieben worden. 1838 erschien dann der wissenschaftsgeschichtlich bedeutende lateinische Katalog der Orientalischen Handschriften in der Rats-bibliothek von H. L. Fleischer und C. Delitzsch(s. Literaturverzeichnis).

Die Ausstellung

Heute umfasst die über Jahrhunderte hinweg aus vielen Quellen gespeiste, umfangreiche Sammlung der Univer-sitätsbibliothek ein denkbar großes Spektrum religiöser, literarischer und wissenschaftlicher Gattungen des isla-mischen Schrifttums. Dazu gehören auch rund hundert, zum Teil sehr kostbare Korane und Koranfragmente.

Unsere Ausstellung macht sich die Breite und Vielfalt des Bestandes zum Thema: Sie will die in zahlreiche

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Gattungen und Themen aufgefächerte islamische Buch-kultur veranschaulichen und dabei ihre Anfänge, ihre Entfaltung wie auch ihre materiellen und ästhetischen Aspekte vor Augen führen. Angeregt durch den Ur-sprungstext Koran, der die islamische Buchkultur im frühen 7. Jahrhundert n. Chr. begründete, wurde das Buch schon bald zum Medium, in dem sich die religiösen und säkularen Wissensgebiete und literarischen Künste entfalteten. Indem die rasch expandierende islamische Kultur das geistige und künstlerische Erbe des Mittel-meerraumes, Persiens und Indiens kreativ rezipierte, war das Buch schon bald „ein Gefäß voller Wissen, Scharf-sinn, Scherz und Ernst“, wie es al-Ǧāḥiẓ in weiteren bildhaften Worten zu preisen wusste. Aus dem großen Fundus des islamischen Schrifttums werden in der Ausstellung Handschriften aus der Prophe-tentradition, aus Rechtswissenschaft, Mystik undMagie gezeigt, ebenso wie naturwissenschaftliche und medizinische Bücher. Das literarische Erbe ist mit ara-bischen und persischen Werken aus Poesie und Prosa vertreten. Die älteste Handschrift, die auch großen wissenschaftlichen Wert besitzt, ist eine Abschrift vom „Buch des Schmucks“ (Kitāb az-Zīna), einer sprach-, kultur- und religionswissenschaftlichen Enzyklopädie des Abū Ḥātim ar-Rāzī aus dem 12. Jahrhundert. Die Kopie wurde nur rund 200 Jahre nach dem Tod des Autors nahe seinem Wohnort im Iran angefertigt. Damit kann sie als ein sehr authentisches Zeugnis eines bekannten und wissenschaftlich bedeutenden Werkes gelten. Über die spannungsreiche und raumübergreifende „Lebens-geschichte“ dieser sowie einer anderen Handschrift aus dem Jahr 1340, die dem Mongolenherrscher Ülǧāytü gewidmet ist, wird in einer eigenen Vitrine informiert.

Man schätzt, dass heute weltweit noch weit mehr als 1 Million Manuskripte in den Islamsprachen Arabisch, Persisch und Osmanisch –Türkisch erhalten sind. Jedes einzelne dieser handgeschriebenen Bücher, so schad-haft und fragmentarisch es auch sein mag, ist kostbar und einzigartig. In ihm verkörpern sich gelehrte und literarische Traditionen, die über viele Generationen, oft sogar über Jahrhunderte hinweg, lebendig waren. In ihrer äußeren Gestaltung, in Schrift und Einband, ist jede Handschrift darüber hinaus ein Zeugnis künstlerischer und handwerklicher Fertigkeiten.

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In der Ausstellung werden Stücke mit kunstvollen Illuminationen, feinsten Miniaturmalereien und verzierten Ledereinbänden zu sehen sein, darunter auch das Fragment eines monumentalen, mit Gold ornamentierten Korans, der im frühen 14. Jahrhundert ebenfalls für Ülǧāytü in Bagdad angefertigt worden war.

Darüber hinaus zeigt die Ausstellung aufschlussreiche und faszinierende Beispiele der wissenschaftlichen Arbeit herausragender, in Leipzig wirkender Arabisten des 18. und 19. Jahrhunderts – einer Zeit, in der Leipzig eine bekannte europäische Hochburg der Arabistik war. Arabisten wie Georg Jakob Kehr, Johann Jacob Reiske, Heinrich Leberecht Fleischer, Gustav Flügel und andere Wissenschaftler studierten, kommentierten und kopierten in präziser und heute unvorstellbar geduldiger und akribischer Arbeit die in der Stadt bewahrten arabischen Originalquellen. Die Dokumente geben Einblick in ihre philologische Arbeitsweise, dank derer insbesondere Reiske (1716 –1774) und Fleischer (1801 – 1888) auch heute noch als die Pioniere der modernen Arabistik gelten.

Die Mitwirkenden

Die Idee, eine Auswahl der Handschriften in einer Ausstellung der Öffentlichkeit vor Augen zu führen, entsprang der intensiven gemeinschaftlichen Arbeit im Pilotprojekt zur datenbankgestützten Erschließung und digitalen Bereitstellung der neu erworbenen arabischen, persischen und türkischen Handschriften der Universi-tätsbibliothek Leipzig“. Sie wurde von Prof. Dr. Ulrich

Johannes Schneider, dem Direktor der Universitäts-bibliothek, begeistert aufgenommen und mitgetragen.

Die wissenschaftliche Konzeption und Ausarbeitung geschah in enger Zusammenarbeit mit Dr. Stefanie Brinkmann (Orientalisches Institut), Beate Wiesmüller (wissenschaftliche Mitarbeiterin des genannten Hand-schriftenprojekts) und Boris Liebrenz (Magister der Arabistik). Studierende der Arabistik übertrugen im Wintersemester 2007 / 8 im Seminar „Bücher und Bib-liotheken in der islamischen Kultur“ den Ausstellung und Katalog begleitenden Text zum „Lob des Buches“ ins Deutsche und erarbeiteten den kulturhistorischen Kontext der Ausstellung für den Katalog. Die Bilder dazu wurden in der Digitalisierungswerkstatt der Uni-versitätsbibliothek von Elisabeth Fritsch – Hartung und Simone Ullmann angefertigt. Petra Löffler (Uni-versitätsbibliothek) organisierte, zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen der Restaurierungswerk-statt, den Aufbau der Ausstellung.

Prof. Rayan Abdullah (Hochschule für Grafik und Buchkunst und die Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter seiner Firma „Markenbau“ (Leipzig), namentlich Claudia Knof, Tatjana Kronhardt, Manja Schiemann und Omran Hassan, gestalteten mit großem Engage-ment und Einfühlungsvermögen die Ausstellung und den Katalog.

Verena Klemm

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Die islamische Kultur wurde im 7. Jahrhundert durch den Koran begründet. Er gilt als das Wort Gottes, das im Glauben der Muslime rein und vollständig in arabi-scher Sprache herabgesandt wurde. Die Offenbarungendes Koran (wörtlich: Vortrag, Rezitation) wurden bald nach dem Tod des Propheten Muḥammad als Buch ge-fasst, dessen Abschrift in alle Regionen und großen Städte der islamischen Welt gesandt wurde.

Schon die frühesten erhaltenen Handschriften des Koran sind ornamental verziert. Eingangsseiten und Kapitel-anfänge sind durch Farben, Vergoldungen und Rosetten hervorgehoben. Buchkunst und Kalligraphie, die in der islamischen Kultur eine besondere Wertschätzung genießen, nehmen hier ihren Ausgang. (VK)

I. Ursprungstext Koran

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Mongolischer illuminierter Prachtkoran mit Goldtinte Datum der Abschrift: 706 / 1306 – 07Illumination: Muḥammad Ibn Aybak Ibn ‘Abd AllāhKopist: unbekanntArabischB. or. 1 (Fleischer XXXVII)

Der Prachtkoran aus der Bagdader Schreiber- und Malerschule wurde für den Herrscher der mongoli-schen Ilḫānīden-Dynastie, Ülǧāytü Ḫudābanda (reg. 1304 – 1316 n. Chr.), angefertigt. Er war für die neue Residenz in Sultaniyya im Nordwesten Irans bestimmt. Die Originalhandschrift bestand aus 30 Bänden, von denen ein jeder zur feierlichen Rezitation in einer der 30 Nächte des Ramadan bestimmt war. Der Leipziger Band beinhaltet jedoch Fragmente verschiedener Su-ren. Die Gründe dafür müssen noch untersucht werden. Der Koran wurde der Ratsbibliothek am 9. Mai 1694 von dem Buchhändler Johann Friedrich Gleditsch ge-schenkt. Das Exemplar soll 1683 bei der Belagerung von Wien aus dem Lager der osmanischen Truppen geraubt worden sein. Weitere Bände haben ihren Weg nach Dresden, Kopenhagen und Istanbul gefunden. (SB)

Stiftungsvermerk von Abbildung S. 4 – 5

Abgebildet ist die prächtig illuminierte Eingangsseite des Korans (Bl. 2r). Vollständige Darstellung der Abbildung auf S. 4 – 5

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Abgebildet sind zwei für den Koran typischeSchriftseiten mit schwarzer und goldener Tinte (Bl. 4v – 5r).

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Prachtkoran mit Goldeinband

Datum der Abschrift: Muḥarram 978 / 1570Kopist: Darwīš Muḥammad Ibn Šāh MuḥammadArabisch B. or. 7 (Fleischer XXXVIII)

Die Handschrift ist ein Zeugnis der berühmten Buch-kunst aus Herat (Afghanistan). Der Einband und die ersten beiden Seiten dieses Korans sind prachtvoll

mit Illuminationen in Gold und leuchtenden Farben geschmückt. Die Koranhandschrift wurde im Jahr 982 / 1574 als Stiftung (waqf) vom Wesir Muṣṭafā Pāšā Ibn ‘Abd Allāh einer Moschee in Buda übergeben. Der Eintrag von Friedrich Weiss, einem Leipziger Händ-ler, gibt Auskunft, dass er das Manuskript fünf Tage nach der Einnahme Budas durch christliche Truppen (2. September 1686) gekauft und sie am 23. Februar1687 der Ratsbibliothek geschenkt habe. (SB)

Die Abbildung zeigt die Eingangsseite mit der 1. Sure (al-Fātiḥa) des Korans (Bl. 2v – 3r).

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Magribinisches Koranfragment auf Pergament

Datum und Ort der Abschrift: ca. 12. bis 14. Jahrhundert n. Chr., NordafrikaKopist: unbekannt ArabischVollers 48

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Die Abbildung zeigt Sure 6 (Das Vieh): 12-17 (Bl. 10v – 11r).

Das Koranfragment ist mit brauner Tinte im Maġribī-Duktus auf Pergament geschrieben. Noch bis ins 14. Jahrhundert finden sich Pergamentkorane in Nordafrika und Spanien. Charakteristisch für sie ist das quadrati-sche Buchformat, das zusammen mit der siebenzeiligen Schrift unseres Fragments eine ausgewogene Kompo-sition erzeugt. Verschiedene Farben kennzeichnen die Vokal- und Lesezeichen. Schwarz konturierte goldene Tropfenmotive markieren das jeweilige Versende. (BW)

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Miniaturkoran

Datum und Ort der Abschrift: ca. 18. bis 19. Jahrhundert n. Chr., Osmanisches ReichKopist: unbekannt ArabischVollers 47

Der vollständige Korantext in Miniaturformat aus der Osmanenzeit hat Amulettcharakter. Er wurde entwe-der als sogenannter Fahnenkoran an die Standarten gebunden, die auf Feldzügen mitgeführt wurden, oder er diente einem Reisenden zum Schutz. Der in einem rot umrandeten kreisförmigen Feld stehende Text im Nasḫī-Duktus ist mit bloßem Auge nur mühsam zu er-kennen. Verse sind mit roten Kreisen markiert. Jeder zehnte Vers wird am Blattrand durch das arabische Wort für die Zahl zehn kenntlich gemacht. (BW)

Die Abbildung zeigt Bl. 71v – 72r mit Sure 9 (Die Umkehr):22 – 32 der Handschrift sowie das Lederetui, in der der Koran aufbewahrt wird.

Koran mit ungewöhnlichem Layout

Datum der Abschrift: unbekanntKopist: unbekanntArabisch und PersischB. or. 92 (Fleischer XCIV)

Bei der kunstvollen Darstellung des heiligen Textes nutzten die muslimischen Kalligraphen nicht nur die ver-schiedensten Schriftstile. Auch das Layout konnte, wie in diesem Fall, auf originelle Art dazu beitragen, die Lektüre zu einem Genuss für Geist und Auge gleichermaßen zu machen. Hier hat der geübte Schreiber nicht nur zwischen einer monumentalen und einer zierlichen Schriftgröße gewechselt, er hat den Text auch in verschie-dene Felder aufgeteilt und somit neu strukturiert. (BL)

Die Abbildung zeigt Bl. 5v – 6r.

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Koran mit persischer

Interlinearübersetzung

Datum der Abschrift: Ḏū l-Ḥiǧǧa 947 / März – April 1541 Kopist: Azīz Ḥāfiẓ al-Kāšānī Arabisch und PersischB. or. 168 (Fleischer LXXVIII)

Manche Kalligraphen waren berühmt für ihre Schnellig-keit. Der Schreiber dieses schönen und mit einem präch-tigen Einband versehenen Stückes, Azīz Ibn Muḥammad Ibn Ḥusain al-Ḥāfiẓ al-Kāšānī, hat auf der letzten Seite stolz 303 von ihm kopierte Exemplare des heiligen Buches vermerkt. Dabei wird er nur noch von seinem

Die Abbildung zeigt die prächtig illuminierte 1. Sure (al-Fātiḥa) (Bl. 1v – 2r).

Vater übertroffen, der in einer Dresdner Handschrift (Cod. Dresd. 252) rekordverdächtige 403 von ihm herge-stellte Korane erwähnt. Diese Handschrift ist mit einer persischen Übersetzung zwischen den arabischen Zeilen versehen. Der Koran gilt nach muslimischem Verständ-nis als das Wort Gottes grundsätzlich für unübersetzbar. Die nicht-arabischen Gläubigen sollten sich Arabisch aneignen. Dennoch hat es schon seit frühester Zeit solche, wohl mehr als Lesehilfen gedachten Über-tragungen in die unterschiedlichsten Sprachen gegeben.(BL)

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und der Literatur

In der Herrscherstadt und Metropole Bagdad begann im 8. Jahrhundert n. Chr. die Blütezeit der arabisch-islami-schen Kultur. Wissenserwerb war das Ideal der Zeit. Das Buch wurde zum Medium, in dem sich vielfältige Wissensgebiete und die literarischen Künste entfalteten.

Die junge und expandierende islamische Zivilisation vereinte im Medium Buch die geistigen Traditionen und das künstlerische Erbe des griechisch-hellenisti-schen Mittelmeerraumes wie auch Persiens und Indi-ens. Begünstigt wurde diese kulturelle und geistige Ver-schmelzung durch die Anfertigung von Papier seit der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts sowie durch die Enwick-lung neuer kursiver Schriftarten, die eine schnelle Anfertigung von Handschriften ermöglichten. Inspiriert durch den sprachlich faszinierenden, bisweilen aber auch vielschichtigen und komplizierten Ursprungs-text Koran, begann ein reger Austausch der Gelehrten zu islamischen Themen. Genres wie Koranexegese, Prophetentradition, arabische Philologie und Sprachwis-senschaft, Recht, Biographie, universale und islamische Geschichtsschreibung wurden geboren. Religionsgelehr-te beschäftigten sich mit den doktrinären Unterschieden zwischen den einzelnen Glaubensgemeinschaften und verfassten historisch oder dogmatisch ausgerichtete Häresiographien. Zahlreiche Abhandlungen über ratio-nale Wissensgebiete wie Philosophie und Naturwissen-schaften wurden geschrieben. Diese Disziplinen wurden zunächst durch Übersetzungen aus dem Griechischen und Syro -Aramäischen rezipiert und erfuhren durch reges Studium eine islamische Prägung und Weiterent-wicklung. Zahlreiche Gelehrte setzten sich mit Mathe-matik, Physik, Geographie, aber auch mit Astronomie und Medizin auseinander. Einige dieser Disziplinen

wiesen deutliche persische und indische Einflüsse auf. Wissen wurde in Bibliotheken und Gelehrtenzentren, wie dem Bait al-Ḥikma („Haus der Weisheit“) in Bagdad, erworben. Praktische Studien wurden in Krankenhäusern, Sternwarten und Botanischen Gärten betrieben.

Zugleich pflegte die politische und gesellschaftliche Elite die Beschäftigung mit schöner Literatur. Die Poesie war geprägt vom eleganten und extravaganten Stil der Herr-scherhöfe. Die berühmte, zuvor mündlich tradierte, vor-islamische Dichtung wurde in Anthologien („Diwanen“) gesammelt. Dieser Blütezeit entsprang eine Vielzahl von literarischen Formen, darunter die aus dem vorislami-schen Persien übernommene Gattung der Adab-Literatur, die einer urbanen Leserschicht Bildung und Wissen in unterhaltender Form vermitteln sollte. Ein herausra-gender Vertreter dieser Gattung war der Schriftsteller al-Ǧāḥiẓ, dem die Ausstellung ihren Titel verdankt.

Im 9. Jahrhundert ließ der stetig anwachsende Bücher-bedarf neue handwerkliche Berufe wie den warrāq, den „Buchmacher“, entstehen. Der Berufstitel leitet sich vom arabischen Wort für „Papier“ (waraq) ab. Die warrāqūn, die nicht selten selbst Gelehrte waren, kopierten und verkauften Bücher. Häufig arbeiteten sie im Verbund mit Papierhändlern, Buchbindern und Kalligraphen, um Auftragsarbeiten für Herrscherhäuser oder Bibliophile an-zufertigen. „Buchmacher“ war aufgrund der engen Bezie-hung zum Literaturbetrieb und zur Geisteswelt ein pres-tigeträchtiger Beruf. Einige warrāqūn erlangten besonde-re Anerkennung aufgrund ihrer berühmten Auftraggeber. Die Buchmärkte der großen Städte waren Wirkungsfelder reger Buchproduzenten und Zentren des wissenschaft-lichen Austauschs zwischen den Gelehrten. (K K)

II. Die Entfaltung des Wissens

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Reich kommentierte Sammlung von Prophetentraditionen (Had1t)

Muḥammad Ibn Ismā‘īl al-Buḫārī (194 – 256 / 810 – 870)aṣ-ṢaḥīḥDatum der Abschrift: Ende Ǧumādā II 800 / 1398 Kopist: Maḥmūd Ibn Aḥmad Ibn ‘Uṯmān aš-Šīrāzī aš-Šāfi‘ī Naǧm al-ḤāfiẓArabisch B. or. 227 (Fleischer CLXXX)

Vollständiges und kommentiertes Exemplar des kanonischen Ḥadīṯwerks von al-Buḫārī. Aus mehreren hunderttausend kursierenden Prophetentraditionen hat al-Buḫārī in vielen Jahren der Prüfung jene herausgesondert, die seiner Auffassung nach als ungefälscht und echt gelten können. Daher bezeichnet man seine Sammlung als Ṣaḥīḥ („echt, gesund“). Diese Handschrift ist wegen ihrer zahlreichen Rand-bemerkungen besonders wertvoll. Kommentare von über 60 Gelehrten, Hörervermerke und Lizenzen zur weiteren Überlieferung (iǧāzāt) machen sie zu einem Schatz für die Wissenstradierung und die wissenschaftliche Auseinandersetzung.

Überliefert ist das Werk durch Muḥammad Ibn al-Ǧazarī (gest. 814 / 1411), von dem auch eine Reihe von Lizenzen (iǧāzāt) zur weiteren Überlieferung enthalten ist. Er hat im Jahr 722 / 1371 bei verschiedenen, namentlich genannten Gelehrten in der Umayyadenmoschee von Damaskus gehört und die Lizenz zur Weitertradierung erhalten. Die Überliefererkette geht bis auf Buḫārī selbst zurück. Am Ende wurden drei Lizenzen aus dem Jahr 1082 / 1671 hinzugefügt. (SB)

Abgebildet ist ein Hörervermerk (Bl. 164v).

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Wer hat schon einen Vertrauten, der nur dann schläft, wenn du schläfst und der nur erzählt, weil du es willst?

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Das Wesentliche der Religion

Muḥyī ad-Dīn Abū Zakarīyā Yaḥyā Ibn Šaraf Ibn Murī al-Ḥizāmī ad-Dimašqī an-Nawawī aš-Šāfi‘ī (gest. 676 /1277)Kitāb al-Arba‘īn Ḥadīṯan Vierzig ProphetentraditionenDatum der Abschrift: 1165 / 1751 – 1752 oder 1265 / 1848 – 1849Kopist: as-Sayyid Muḥammad RašīdArabisch Vollers 325

An-Nawawīs 42 Prophetentraditionen sind in einer derbekanntesten kleineren Traditionssammlungen überliefert, die ausschließlich ethisch-pädagogischen Zwecken diente. Unter Auslassung der Überliefererketten konzen-triert sich diese Sammlung auf den Inhalt der Über-lieferungen und deren erbauliche Wirkung.Im Unterschied zu anderen Werken, die sich auf einen thematischen Schwerpunkt, wie z.B. auf die guten Sitten im Islam, beschränken, hebt an-Nawawī hervor, dass seine vierzig Überlieferungen die wichtigsten Regeln der Reli-gion umfassen. Dabei betont er, dass er nur „gesunde“, d.h. zuverlässige Überlieferungen ausgewählt habe.(MO)

Die Abbildung zeigt Bl. 1v.

Das Buch ist treuer als die Heimat, verschwiegener als einer, der ein Geheimnis hütet, verlässlicher als einer, der ein Versprechen gab. Es verwahrt alles, was ihm die Menschen anvertrauten.

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Systematische Darstellung der islamischen Mystik in 63 Kapiteln

Šihāb ad-Dīn Abū Ḥafṣ ‘Umar Ibn Muḥammad Suhrawardī (gest. 632 / 1234) Awārif al-Ma‘ārif Die Gaben der ErkenntnisseDatum der Abschrift: könnte auf Lebzeiten des Verfassers zurückgehenKopist: unbekanntArabisch Ms. or. 345

Awārif al-Ma‘ārif gilt als das wichtigste Werk von as-Suhrawardī. Es ist ein Handbuch der islamischen Mystik

Handschrift mit dem für Nordafrika und al-Andalus typischen Maġribī-Schriftstil; auf Bl. 57r beginnt ein Abschnitt zum samā‘, dem Thema

(Sufismus), das frühere Literatur aufgreift und zitiert, und dabei in 63 Kapiteln die Schulung des Novizen, sein Verhältnis zum Meister (Šaiḫ) und die Erfahrung mystischer Zustände behandelt. Bis heute dient das Werk als Handbuch für Sufis in aller Welt.Der Sufismus (arab. taṣawwuf) ist ein Sammelbegriff für die vielfältigen mystischen Strömungen im Islam, die bis heute lebendig sind. Gemeinsam ist allen die Betonung der inneren Religiösität und des persönlich erfahrbaren Göttlichen. Im Vordergrund stehen daher die ständige Vergegenwärtigung Gottes und das Streben, das Göttliche zu erfahren. (SB)

von Musik und Tanz zur Erlangung eines anderen Seinszustandes(abgebildet sind Bl. 56v – 57r) .

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Amulettrollen

Datum der Abschrift der ersten Rolle: 21. Raǧab 1041 / 12. Februar 1632 Kopist: unbekanntArabisch, Osmanisch – TürkischB. or. 328 – 329 (Fleischer CCCLIII – CCCLIV)

Unter der Vorraussetzung, dass magische Kräfte Agenzien sind, die allein durch Gottes Macht wir-ken, konnte die Magie in die islamische Glaubenswelt aufgenommen oder zumindest geduldet werden. Als primäre Träger der magischen Kräfte werden natür-lich Gott und sein Prophet Muḥammad angesehen.

Die erste Amulettrolle ist aufwendig gestaltet. Auf einem gold-silber-blauen Grund heben sich schräg angeordnete Textkartuschen und magische Kreise ab, die von einem Gebetstextband umrahmt sind. Die Texte stehen vorwie-gend im Zeichen der Verehrung des Propheten. So finden sich u.a. eine Beschreibung seiner äußeren Gestalt, die Auflistung seiner Beinamen und ein Lobgedicht auf ihn.

Die zweite schlicht in Rot und Schwarz gehaltene Amulettrolle enthält zwei magische Kreise, eine Anzahl von Gebeten und kabbalistische Worte zur Abwehr von Feinden. (BW)

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Türkenhemd“Ein Hemd zum Schutz vor Unheil

Schon im 18. Jahrhundert wird über dieses Stück von Anton Weitz, der einen Führer zu den Schätzen der Ratsbibliothek verfasst hat, berichtet: „Ein solches geweyhetes Hemde wird allezeit mit sonderlichen Ceremonien dem Groß = Vezier von dem Muffti über-schicket, wenn er in Campagne gehet, und soll, nach ihrer abergläubischen Meynung, die Krafft haben, dass derjenige, welcher solches an seinem Leibe träget, von allem Geschoß, Hieb und Stich der Feinde befreyet sey.“ (WEITZ, Anton: Kurtze Nachricht von E. Hoch-Edlen und Hochw. Raths zu Leipzig Bibliothec und denen da-selbst befindlichen vornehmsten Curiositäten. Leipzig [1725], S. 26 – 27.) Tatsächlich ist sich die Forschung noch nicht ganz über diese Hemden im Klaren. Wur-den sie jemals getragen oder waren sie nur Zierstücke? Da das abgebildete Hemd der Leipziger Ratsbibliothek ebenso vom Buchhändler Gleditsch geschenkt wurde wie der Koran B. or. 1 (Fleischer XXXVII), ist es durch-aus möglich, beide mit der osmanischen Belagerung Wiens von 1683 in Zusammenhang zu bringen. (BL)

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Und immer dann, wenn höchste Aufmerksamkeit und Konzentration herrschen, (...)

wenn der Ton noch formbar und das Eisen noch weich ist, (...) -

wenn all dies der Fall und in vollem Maße gegeben ist (...),

dann ist es, wie der Dichter sagt:

„Ihre Liebe ereilte mich, bevor ich die Liebe überhaupt kannte - Sie traf auf ein leeres Herz und erfüllte es“

Und die Dichter sagen weiter:

„Das Lernen in der Kindheit ist wie das Gravieren in Stein“ (...) Und ein anderer sagt (...):

„Der, den du schon als Kind erzogen hast, ist wie das Gehölz, das beim Wachsen Wasser trinkt -

Du siehst grünen und blühen, was früher nur trocken war.“ (...)

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Gottes schöne Namen

Sammelhandschrift aus zwölf Teilen zu verschiedenen WissensgebietenDatum und Ort der Abschrift: 15. – 17. Jahrhundert n. Chr., Osmanisches ReichKopist: unbekanntArabisch, Persisch, Osmanisch-TürkischB. or. 40 (Fleischer CXVIII)

Unter dem Sammelsurium an Texten aus verschiedenen Wissenszweigen finden sich mehrere zu den 99 „schönen

Die Abbildung zeigt Bl. 229v – 230r.

Namen“ Gottes. Der Koran fordert die Gläubigen auf, Gott mit ihnen zu preisen. Über Generationen hinweg haben sich Schriften mit der Wirkkraft der Gottesnamen beschäftigt, so auch der Text der hier aufgeschlagenen Seite. Aus den Namen sind durch die Umstellung der Buchstaben magische Quadrate gebildet worden. Über ihnen ist ihr Anwendungszweck festgehalten. So wirkt das Zauberquadrat des Gottesnamens „der Lebensspen-der“ (al-Muḥyī ) Wunder, wenn man sich einer Liebe entreißen will, die Seele und Körper verzehrt. (BW)

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Die Sandalen des Propheten

Abū l-‘Abbās Aḥmad Ibn Muḥammad al-Maqqarī (gest. 1041 / 1632)Fatḥ al-muta‘āl fī ṣifāt al-miṯāl wa-madḥ an-ni‘āl Eigenschaften der Sandalen des Propheten und ihr Lob Datum der Abschrift: 15. Ramaḍān 1033 / 1. Juli 1624Kopist: unbekanntArabischVollers 41

Die Verehrung des Propheten Muḥammad ist fester Be-standteil der islamischen Volksfrömmigkeit. Gegenstände, die er berührte, sind von seinen Segenskräften (barakāt) durchdrungen. So auch sein Schuhwerk, dem al-Maqqarī

Die Abbildung zeigt Bl. 98v – 99r.

ein ganzes Werk gewidmet hat. Die Ledersandalen Muḥammads wiesen der Überlieferung gemäß je zwei Riemen auf, die zwischen den Zehen durchge-zogen wurden. Sie liefen nach vorne spitz zu, waren mit einem Absatz versehen und in der Mitte einge-schnitten. Jedem, der im Besitz eines Abbilds der geheiligten Sandalen ist, wird Schutz und Sicherheit gegen Rebellion, Unterdrückung, Verrat und den bö-sen Blick gewährt. Die sehnlichsten Wünsche gehen in Erfüllung, und der Prophet erscheint im Traum. Hält eine Gebärende ein Amulett der Sandalen in ihrer rechten Hand, wird ihre Geburt erleichtert. (BW)

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Sammelhandschrift mit einem Rezept für Wein

Datum der Abschrift: unbekanntKopisten: 6 verschiedene, namentlich nicht genanntArabisch – Türkisch – Persisch B. or. 232 (Fleischer X)

Die Sammelhandschrift enthält sechs Werke zu den Vor-zügen der Bildung, zur Grammatik, zu einem Gespräch zwischen Aristoteles und Alexander dem Großen, zu

Die Abbildung zeigt Bl. 116v – 117r.

Astronomie und Gartenbau sowie ein Gedicht. Auf-geschlagen ist aus dem sechsten Teil zum Gartenbau eine Anleitung zur Weinherstellung aus Äpfeln und Birnen (Osmanisch – Türkisch). Trotz des islamischen„Weinverbots“ gab es im so genannten islamischen Mittelalter eine lebhafte Weinkultur, und bis heute werden in vielen Ländern dieser Regionen Reben zur Weinherstellung angebaut. (SB)

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Alchimie: Pfuscherei oder lauteres Handwerk?

Abū Bakr Muḥammad Ibn az-Zakarīyā ar-Rāzī(gest. 313 / 925)Kitāb al-Asrār Das Buch der GeheimnisseDatum der Abschrift: unbekannt Kopist: unbekanntArabischBr. or. 215 (Fleischer CCLXVI)

Die islamische Wissenschaft der Alchimie versteht sich als eine allegorische Deutung der Welt sowie als eine Experimentalwissenschaft zur Erforschung der Materie.

Die Abbildung zeigt Bl. 69v – 70r.

Sie hatte nicht nur Anhänger, sondern auch Gegner, die sie mit bloßer Goldmacherkunst gleichsetzten und der Betrügerei bezichtigten. Der im Abendland unter dem Namen Rhazes bekannte iranische Arzt war ebenso ein hervorragender Alchimist.Ganz der Praktiker, hat er in seinem Buch der Geheim-nisse die wissenschaftliche Arbeit in einem Labora-torium beschrieben. Rhazes’ Verdienst ist es, der Al-chimie auf der Grundlage von Experimenten eine systematische Klassifikation verliehen zu haben. Die Fortentwicklung der Alchimie im Abendland ist vorwiegend mit seinem Namen verbunden. (BW)

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Ein Vorgänger von Kopernikus

Abū Ǧa‘far Nāṣir ad-Dīn Muḥammad Ibn Muḥammad Ibn al-Ḥasan aṭ-Ṭūṣī (gest. 672 / 1274)Kitāb at-Taḏkira an-Nāṣirīya fī l-hai’a Abriss der AstronomieDatum der Abschrift: 15. Jahrhundert n. Chr. Kopist: unbekanntArabisch B. or. 203 (Fleischer CCLXI)

Aṭ-Ṭūṣīs Abriss zählt zu den bedeutendsten Werken der Astronomie. Er bemühte sich darin um die Modifikation des ptolemäischen Modells zur genauen Berechnung der Planetenbewegungen. Seine Arbeit bildete unter anderem die Grundlage für das heliozentrische Modell des Damas-zener Astronomen Ibn aš-Šāṭir (gest. um 777 / 1375), welches mit dem rund 200 Jahre später entstandenen Modell von Kopernikus (gest. 1543 n. Chr.) weitgehend übereinstimmt. Ungeklärt bleibt bis heute die Frage, ob Kopernikus die Schriften seiner Vorläufer bekannt waren. (MO)

Die Abbildung zeigt Bl. 19r.

Und der Dichter Ḏū´r-Rumma sagte zum Philologen ‘Īsā Ibn ‘Umar: „Schreib meine Dichtung nieder, weil ich das Buch dem Gedächtnis vorziehe. Denn ein dichtender Beduine vergisst das Wort, nach dem er die ganze Nacht lang gesucht hat. Dann ersetzt er es durch ein anderes im selben Metrum und gibt es den Leuten zum Besten. Das Buch aber vergisst nicht und tauscht kein Wort durch ein anderes aus!“

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Ein deutscher Arzt in arabischer Übersetzung

Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus (1493 – 1541)aṭ-Ṭibb al-ǧadīd Die neue HeilkunstArabisch Vollers 765

Während arabische Wissenschaftler in Europa bereits im Mittelalter rezipiert wurden, fanden europäische Texte nicht so leicht Eingang in die arabische Fachliteratur. Eine Ausnahme ist Paracelsus. Der vorliegende Text ist

in mehreren Handschriften überliefert und kein Originalwerk, sondern eine auf Grundlage seiner Lehren zusammengestellte Kompilation. Im hier beginnenden Kapitel über die Große und die Klei-ne Welt erläutert der Autor seine Theorie über die Zusammenhänge zwischen den Bewegungen der äußeren und der inneren Welt und ordnet z.B. sieben Organen sieben Himmelskörper zu (Herz – Sonne, Geschlechtsorgane – Venus) oder zeigt Parallelen zwischen Naturerscheinungen und Körperregungen (Erdbeben – Magengrummeln, Flut – Durchfall). (BL)

Die Abbildung zeigt Bl. 5v – 6r.

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Šaraf ad-Dīn Abū ‘Abd Allāh Muḥammad Ibn Saīd al-Būṣīrī (gest. ca. 695 / 1296)al-Burda Datum der Abschrift: unbekanntKopist: unbekanntArabisch –Türkisch – PersischB. or. 62 (Fleischer CCXCIX)

Die Burda ist eines der berühmtesten Lobgedichte auf denislamischen Propheten Muḥammad. Das Gedicht geht auf die wundersame Heilung des gelähmten al-Buṣīrī

Die Abbildung zeigt Bl. 2v – 3r.

zurück: In einem Traum wirft der Prophet seinen Mantel (Burda) über ihn, woraufhin al-Buṣīrī geheilt wird – daher der Name „Burda“ oder auch „Mantelode“. In der vor-liegenden Handschrift steht der arabische Originalvers in Gold geschrieben, es folgt eine Erklärung auf Osmanisch in schwarzer, eine Übersetzung ins Osmanische in roter Tinte, sowie eine Übersetzung ins Persische in blauer Tin-te. Die zahlreichen Werke mit Interlinearübersetzungen, von Koranen über Prophetentraditionen bis hin zur schö-nen Literatur, sind ein Zeugnis der gegenseitigen Durch-dringung der Kulturen in der islamischen Welt. (SB)

Berühmtes Lobgedicht auf den islamischen Propheten Muhammad:

dreisprachig und kommentiert·

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Die Kunst der Buchherstellung

Al-Malik al-Muẓaffar Šams ad-Dīn Yūsuf Ibn ‘Umar Ibn Alī Ibn Rasūl (gest. 694 / 1294 – 1295) al-Muḫtara‘ fī funūn min aṣ-ṣun‘Datum der Abschrift: unbekanntKopist: unbekanntArabischMs. or. 326

Im 9. Jahrhundert n. Chr. setzte in der islamischen Welt der Boom der Buchproduktion ein. So entstand auch ein Literaturzweig zur Praxis des Herstellens und Gestaltens von Büchern. Bisher sind nur acht solcher Werke in arabischer Sprache bekannt. Zwei von ihnen werden Herrschern zugeschrieben. Einer, al-Malik al-Muẓaffar, stammte aus der Rasuliden-Dynastie im Jemen und gilt als der Verfasser des hier vorliegen-den Traktats. Es enthält Kapitel zu Schreibgeräten, Tinte, Farbstoffe, Klebestoffe, dem Gerben von Le-der, Einbindetechnik und Beschreibstoffen. (BW)

Die Abbildung zeigt Bl. 1v – 2r: Die Reste des ersten Blatts sind in jüngerer Zeit im Nahen Osten auf liniertes Papier geklebt worden.

Ein fürstliches Wörterbuch

Maḥmūd Ibn ‘Umar az-Zamaḫšarī (467 – 538 / 1075 – 1144)Muqaddimat al-adabDatum der Abschrift: Erster Teil Ende Muḥarram 867 / Oktober 1462, zweiter Teil 1059 / 1649Kopist: unbekanntArabisch und Persisch B. or. 344 (Fleischer II)

Bei diesem Text handelt es sich um ein arabisch – persi-sches Wörterbuch, das für den türkischen Ḫwārazm-Šāh Qїzїl Arslān Atsїz (reg. 521 – 551 / 1127 – 1156) angefertigt wurde. Der Beiname Qїzїl Arslān dieses Beherrschers der iranischen Länder Ḫwārazm und Ḫurāsān bedeutet soviel wie Roter Löwe. Für mächtige Fürsten wie Atsїz waren nicht nur militärische Großtaten, sondern auch die Förderung von Kultur und Wissenschaft Mittel der Propaganda. Dieses Werk eines der bedeutendsten isla-mischen Philologen ist ein Zeugnis dafür. Die persische Übersetzung des Vorwortes ist mit roter Tinte unter die einzelnen arabischen Wörter geschrieben. (BL)

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Die Abbildung zeigt den Beginn des Vorwortes (Bl. 1v – 2r).

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Der ägyptische Rechts- und Traditionsgelehrte as-Suyūṭī war ein Vielschreiber. Er hat angeblich an die 1000 Werke verfasst und kein Thema war ihm zu banal oder profan, um sich nicht damit zu beschäftigen. Eine unnachgie-bige und hochmütige Haltung gegenüber anderen ging jedoch mit seinem Ehrgeiz und seiner Begabung einher.Wer sich erhofft, in seinem Büchlein über weibliche Koketterie (ġunǧ) Schlüpfrigkeiten zu erfahren, sieht sich getäuscht. Ganz der Wissenschaftler, beleuchtet er das erotische Thema sachlich und nüchtern. Zuerst werden Aussprache, Bedeutung des Terminus und synonyme Wörter abgehandelt, wobei er Wörterbücher,Gedichte, Prosawerke und Traditionen zitiert. Anschlie-ßend illustriert er das kokette Verhalten der Frauen anhand von Überlieferungen und Traditionen, wobei er auch den Propheten zu Wort kommen lässt. (BW)

Die Abbildung zeigt Bl. 1v – 2r.

Du hast schlecht über das Buch gesprochen!Ich aber kenne keinen gütigeren Nachbarn,keinen gerechteren Gefährten, keinen treueren Begleiter,keinen bescheideneren Lehrer,keinen genügsameren Freund,keinen, der weniger Böses tut und weniger langweilig und lustlos ist. Ich kenne keinen, der anständiger undweniger anfällig für Streit und Straftat ist, keinen, der weniger falsch und verlogen ist,der faszinierender und galanter, weniger prahlsüchtig und angeberisch ist,keinen, der weniger dazu neigt, zu widersprechen und Unruhe zu schüren und keinen,der weiter entfernt von Zank und Mord ist als das Buch.

Über weibliche Koketterie

Ǧalāl ad-Dīn Abū l-Faḍl ‘Abd ar-Raḥmān Ibn Abī Bakr as-Suyūṭī (gest. 911 / 1505)Šaqā’iq al-utrunǧ fī raqā’iq al-ġunǧDatum der Abschrift: unbekanntKopist: unbekanntArabisch Vollers 776

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Die Vermittlung des Wissens im islamischen Lehrbetrieb war durch ein enges Zusammenwirken von mündlicher Überlieferung und schriftlichen Quellen geprägt. Der Unterricht wurde in Studienkreisen oder Sitzungen abgehalten. Dabei versammelte der Lehrmeister sei-ne Schülerschaft, zum Beispiel an einer Säule in der Moschee, um über sein Spezialgebiet zu referieren. Er konnte zwischen verschiedenen Lehrmethoden wählen: Die älteste Form, die sich auf den Stil des Propheten Muḥammad berief, bestand in einem Vortrag, der durch mehrfache Wiederholung das Lernen erleichtern sollte. Sie wurde vorwiegend zum Memorieren religiöser Texte wie des Koran angewandt. Durch die wachsende Fülle des Lehrstoffs entwickelten sich weitere Methoden: Das Diktat, also das Mitschreiben bzw. Nachschreiben des mündlichen Vortrags, sowie, in Anlehnung an eine – auch uns wohlbekannte – Unterrichtsform der Antike, die Vorlesung. In ihr sprach der Lehrmeister auf der Grundlage von Notizen vor seinen Hörern. Diktat und Vorlesung galten als ideale Vermittlungsformen, da sie Mündlichkeit und Schriftlichkeit optimal kombinierten. Bei komplexeren Themengebieten wurde dabei Konzept-papier an die Zuhörer verteilt. Nicht immer schrieb der Schüler den Vortrag zeitgleich mit, sondern konzentrierte sich aufs Verstehen und fixierte erst später die erinnerten Inhalte. Eine weitere Lehrmethode, welche die islami-sche Wissenschaft stark beeinflusste, war der Disput, der aus der Tradition der antiken Philosophie übernommen wurde. Durch die dialektische Interaktion von Lehrer und Schüler konnten die erworbenen Kenntnisse vertieft und konstruktiv weiterentwickelt werden. Zum Lehr-betrieb gehörten neben Scheich und Student auch der Assistent, der Protokollant, der Rezitator, der Verwalter und bisweilen der Übersetzer. Die Rollen von Lehrer

und Schüler waren nicht immer klar zu trennen. Gelehrte konnten durchaus auch Studenten anderer Gelehrter sein. Beide Ränge bildeten zusammen die Gelehrtenzunft, die als „Träger der Turbane“ (aṣḥāb al-‘imāma) bekannt wa-ren. Die Bezeichnung des Lehrers war von seiner Spezia-lisierung abhängig, allgemein wurde er Scheich genannt. Der Student wurde seinerseits als „der nach Wissen Su-chende“ (ṭālib al-ilm) bezeichnet. Auf der „Suche nach Wissen“ nahmen Gelehrte und Studenten weite Reisen auf sich. So kam es der islamischen Welt, von Cordoba im Westen bis hinein nach Indien und an die Grenze Chinas, zu einem intensiven Wissensaustausch, der mit einem international ausgerichteten Buchhandel einher-ging. Dieser Mobilität von Menschen mit Büchern ver-dankt die klassische islamische Welt ihren vergleichswei-se hohen Bildungsstandard. Aber es gab auch die einfa-che Zuhörerschaft, ohne wissenschaftlichen Anspruch. Verlässliche Angaben über die Alphabetisierungsrate von Männern und Frauen sind dabei jedoch nicht bekannt.

Wenn ein Schüler den Text eines Gelehrten weiter über-liefern wollte, benötigte er seine schriftliche „Erlaubnis“, die sogenannte iǧāza. Diese schriftliche Zeugnisform entwickelte sich im Laufe des 10. Jahrhunderts n. Chr. und setzte die Teilnahme an den einzelnen Sitzungen und das Erstellen einer Handschrift zur Vorlesung vor-aus. Sie sollte später die Grundlage für den eigenen Unterricht sein. Die Erlaubnis zur Überlieferung wurde dann vom Scheich in das Manuskript eingetragen.

Die enge Verbindung von Mündlichkeit und Schrift-lichkeit im Lehrbetrieb ist ein wichtiger Grund für den Reichtum an Varianten von Handschriften dessel-ben Werks: Immer wieder kam es zu erheblichen

III. Auf der Suche nach Wissen –

der islamische Lehrbetrieb

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Veränderungen des ursprünglichen Vortrags, da Lehrer oder Schüler den Inhalt ergänzen, erweitern, kommen-tieren, kürzen, aber auch verfälschen konnten. Ein durch die mündliche Lehre vermitteltes Werk konnte somit viele schriftliche Fassungen annehmen. Anhand der Vermerke in den Handschriften lassen sich manch-mal detaillierte Rückschlüsse auf die Umstände der Überlieferung ziehen: Sie können Auskunft über Stif-ter, Besitzer, Hörer, Leser und Benutzer geben, halten Überlieferungsketten fest, die vom Verfasser zu den Kopisten der Handschrift verlaufen, oder geben Datum und Ort der Abschrift des Werkes und den Namen des Kopisten bekannt. Die Notizen auf den Eingangsseiten der Handschrift oder an den Rändern des Textblocks sind authentische Zeugnisse des lebendigen Stils der Wissensvermittlung in den islamischen Lehranstalten und geben uns heute einen Eindruck von ihrer bedeu-tenden Rolle bei Entstehung, Weitergabe, Kopie und Verbreitung von Werken und Manuskripten. (FW)

Ich kenne keinen Gefährten, der zuverlässiger ist,der dich rascher belohnt, keinen, der hilfsbereiter und leichter zu tragen ist. Keinen Baum, der älter und ertragreicher ist und der köstlichere, besser und schneller zu greifende, immerfort reifende Früchte trägt als das Buch.

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Datum der Abschrift: 3. Teil von 454 / 1062, 1. und 2. Teil stammen wahrscheinlich auch aus dieser ZeitKopist: Im 3. Teil genannt: ‘Abd al-‘Azīz Ibn ‘Alī Ibn Umar al-Baġdādī ArabischVollers 320

Sammelhandschrift in drei Teilen mit Vorträgen, die alle von Abū ‘Alī al-Ḥusain Ibn Muḥammad ad-Dulafī al-Maqdisī in den Jahren 454 – 55 / 1062 – 63 in Bagdad gehört und weiter gelehrt wurden.

Nach Abschnitten zur Prophetentradition (ḥadīṯ) so-wie zum persönlichen Einsatz für den Islam (ǧihād) folgt im dritten Teil eine rechtliche Abhandlung. Der Verfasser al-Muzanī (gest. 264 / 877) war ein Schüler aš-Šāfiīs, des Begründers einer der vier sunnitischen Rechtsschulen im Islam. In dem Rechtswerk werden in zahlreichen Kapiteln Themen wie Verkäufe, Heirat, Scheidung usw. behandelt. Al-Muzanīs Werk ist heute nicht mehr vollständig erhalten.

Diese Handschrift ist ein lebendiges Zeugnis der Wis-sensvermittlung: Rechtswerke, Prophetentraditionen und andere Wissenschaftszweige wurden vor allem mündlich tradiert. Die Inhalte wurden dann mit Überliefererketten und Hörerzeugnissen (samā‘āt) zum Teil aufgeschrieben. Leservermerke späterer Nutzer der Handschrift kom-men dazu. Kann man die Namen der Hörer und Leser identifizieren, ist es möglich, Lehrbetriebe und Lehr-überlieferung einzelner Werke bis in frühe Jahrhunderte der islamischen Geschichte zu rekonstruieren. (SB)

Abgebildet ist ein Hörervermerk, Zeile 5 zeigt al-Maqdisīs Namen, in der vorletzten Zeile steht der Name des Kopisten, die letzte Zeile enthält das Datum (454) (Bl. 179v) .

Ich kenne niemanden (....), der so viel wunderbaren Rat und so viel exotisches Wissen,so viele Spuren von gesunder Einsicht,so viel Lobenswertes von feinsinnigem Geist,so erlesene Weisheiten und altehrwürdige Lehren,wohlbedachte Erfahrungen,Nachrichten von vergangenen Jahrhunderten und fernen Ländern,von bewährten Gleichnissen und untergegangenen Völkernin sich vereint wie das Buch.

Sammelband mit Propheten-traditionen und Rechtstraktaten

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Wie verewigt man sich? – Arabische Exlibris

al-Ǧuz’ al-awwal min sīrat nasab an-nabīVolkstümliche Erzählung vom Leben Muḥammads in vier Bänden Datum der Abschrift: Raǧab 1170 / März – April 1757 Kopist: unbekannt Arabisch Vollers 32

Im islamischen Kulturraum war es Brauch, dass sich Besitzer und Leser in ihre Bücher eintrugen. Wie die zahlreichen Lesereinträge bezeugen, hat diese vier-bändige volkstümliche Prophetenbiographie viele Neugierige angelockt. Aus rund 30 Jahren, von 1807 bis 1834 n. Chr., finden sich Zeugnisse der Benutzung. Unter der Leserschaft ist eine gewisse Konkurrenz zu beobachten: Mit seiner farbigen Gestaltung und orna-mentalen Verzierung in Form von drei Kuppelbauten wollte Āġā Aḥmad aš-Šamāšarǧī seinem Eintrag mehr Gewicht geben und ihn optisch von den anderen abhe-ben. Vorsatzblätter verlockten auch zu Schreibübungen, was die arabischen Buchstaben unten auf der Seite demonstrieren. Ferner wurden in Büchern Familiener-eignisse festgehalten, wie Geburten, Todesfälle und sogar der geschlechtliche Vollzug der Ehe. (BW)

Lesereintragungen auf Bl. 1r

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Das Buch als Stiftung

Iṣām ad-Dīn Abū l-Ḫair Aḥmad Ibn Muṣliḥ ad-Dīn Muṣṭafā Ṭāšköprü Zāda (gest. 968 / 1561)Šarḥ Muqaddima al-Ǧazarīya Kommentar zu einem Lehrgedicht über die KoranrezitationDatum der Abschrift: Ǧumādā I 999 / Februar – März 1591, Osmanisches ReichKopist: unbekanntArabisch Ms. or. 330

Das Stiften von beweglichen oder unbeweglichen Gütern als gottgefälliges Werk zu religiösen, gemein-nützigen und familiären Zwecken war eine wich-tige sozial-religiöse Institution in der islamischen Welt. Sie wurde vor allen Dingen unter den Osma-nen vom 17. bis 19. Jahrhundert n. Chr. gepflegt.

Bereits im 9. Jahrhundert n. Chr. ist das Stiften von Büchern, vorwiegend Koranhandschriften, belegt. Der Stiftungsakt wurde zumeist auf den Vorsatzblät-tern mit Angaben zum Stifter, Zweck, Ort und Datum festgehalten. ‘Abdallāh Pāšā Ibn aṣ-Ṣadr aus der be-rühmten osmanischen Wesirsfamilie Köprülü Zāda ist der Eigentümer und Stifter dieses kleinen Buchs zur Koranrezitation, das er im Jahr 1132 / 1719 – 1720 dem Lebensgeist seiner Gattin Zubaida Ḫānum, Tochter des verstorbenen Muftī Faiḍallāh Efendī, vermachte. (BW)

Die Abbildung zeigt die Widmung an seine Gattin Zubaida Ḫānum (Bl. IIr).

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Zwei Lizenzen berühmter Gelehrter

SammelhandschriftAbd al-Ġanī an-Nābulusī (1050 – 1143 / 1641 – 1731) und Muḥammad Ibn Muḥammad al-Murtaḍā az-Zabīdī (1145 – 1205 / 1732 – 1791)Datum der Abschrift: 1129 /1717 und 1206 / 1792Kopist: unbekanntArabisch Vollers 880

Zwei der einflussreichsten islamischen Denker des 18. Jahrhunderts haben in dieser Sammelhandschrift die Er-laubnis zur Überlieferung ihrer Werke (iǧāza) gegeben: Zuerst der Lexikograph und Traditionarier az-Zabīdī,

Die Abbildung zeigt Bl. 93v – 94r.

Autor des umfangreichsten Wörterbuches der arabi-schen Sprache, Tāǧ al-Arūs. Er verschickte iǧāzas für seine Werke an jeden Interessierten und nahm ihnen so ihre Kontrollfunktion für die Textüberlieferung. Iǧāzas wurden immer wieder kopiert und gesammelt, und so ist auch die hier abgeschriebene erst nach dem Tod des Verfassers entstanden. Zum anderen der Mys-tiker, Dichter und Reiseschriftsteller an-Nābulusī. Auf der linken Seite der Abbildung sieht man das Ende der iǧāza an-Nābulusīs. Er hat den ihm vorgelegten Inhalt des Textes hier noch einmal eigenhändig zusam-mengefasst und mit seinem Siegel beglaubigt. (BL)

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Eine Handschrift mit Verbindung zum Autor

Abū Muḥammad al-Qāsim al-Ḥarīrī (446 – 516 / 1054 –1122) al-MaqāmātDie StationenDatum der Abschrift: unbekanntKopist: Aḥmad Ibn Muḥammad as-Salāmī, bekannt als Aghrībūzlī Arabisch B. or. 363 (Fleischer CCLXXXVI)

Die Abbildung zeigt Bl. 203v – 204r.

Um Fehler in der Überlieferung möglichst auszuschließen, sollte ein Text über eine Kette beglaubigter Kopien mitdem Original verbunden sein. Bei einem so berühmten Werk wie dieser Sammlung von Schelmengeschichten war eine Verbindung mit dem Autor darüber hinaus äußerst prestigeträchtig. Die vorliegende Handschrift kann dieses Prestige beanspruchen, denn sie wurde aus einer in Anwesenheit des Autors angefertigten Kopie abgeschrieben und ist somit nur zwei Überlieferungs-schritte von diesem entfernt. Die Handschrift ist aus verschiedenfarbigem, buntem Papier zusammenge-bunden und mit silberner Tinte besprengt. (BL)

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Bibliotheken - Häuser der Weisheit und des Wissens

Die klassische islamische Kultur war ausgesprochen bibliophil. Durch Abschreiben von Manuskripten konnten jederzeit schnell und kostengünstig Kopien von Werken erstellt werden. In den Städten förderte ein dichte Infrastruktur von Buchläden und Biblio-theken die Leidenschaft, Bücher zu lesen.

Zwei historische Bibliothekstypen waren das Bait al-Ḥikma (Haus der Weisheit) und das Dār al-Ilm (Haus des Wissens).

Das erste Bait al-Ḥikma wurde im 9. Jahrhundert n. Chr. vom Kalifen al-Mamūn in Bagdad gegründet. Der Herrscher war weithin als Bücherfreund und Förde-rer der Wissenschaften bekannt. Vorbild für sein „Haus der Weisheit“ waren ähnliche Einrichtungen aus griechi-scher bzw. sassanidischer Zeit, vor allem das von den persischen Königen errichtete intellektuelle Zentrum von Gundeshapur (Südwest-Persien). Hier ließ der Monarch Khosrau I. im 6. Jahrhundert emigrierte Byzantiner griechische und syrische Texte zur Medizin, Astronomie und Philosophie ins Persische übersetzen. Später kamen indische Werke zur Astronomie, Mathematik und Medizin wie auch chinesische Bücher zur Kräuterheilkunde dazu.

Al-Mamūns „Haus der Weisheit“ war im Palast des Kalifen in Bagdad untergebracht und für Wissenschaftler unterschiedlichster Herkunft zugänglich. Der Herrscher hatte Boten ins Byzantinische Reich entsandt, um wert-volle griechische Manuskripte zu erstehen. Die alten Werke wurden nun in der gelehrten Stätte ins Arabische übersetzt. Die Übersetzer waren oft byzantinische Chris-ten und Perser, welche die alten Sprachen ebenso die das Arabische beherrschten und so die Früchte griechischer,

babylonischer und indischer Wissenschaften ins Arabi-sche übertragen konnten. Hier zeigt sich die Fähigkeit der klassischen islamischen Kultur zur Synthese, die es ihr erlauben sollte, die bedeutenden Errungen-schaften der alten Kulturen zu rezipieren und ihnen ihre eigenen Kenntnisse und Methoden hinzuzufügen.

Die Bibliothek des Bait al-Ḥikma umfasste ein breites Spektrum von naturwissenschaftlichen Werken zur Ma-thematik, Medizin, Alchimie und Philosophie. Auch kostbare Koranausgaben und Traditionswerke wurden gesammelt. Zum Bait al-Ḥikma gehörte ein Planetarium,in dem Astronomen erstaunlich genaue Sternkarten erstellten. Politische Wirren sorgten für die Auflösung der Forschungsbibliothek, die bereits Ende des 10. Jahr-hunderts nicht mehr in den Quellen erwähnt wird. Man geht davon aus, dass die Bibliothek einfach in die Privat-bibliothek eines späteren Herrschers integriert wurde.

Auf das Bait al-Ḥikma in Bagdad folgte das Dār al-Ilm in Kairo. Diese Institution wurde dort 1005 vom fatimi-dischen Kalifen al-Ḥākim gegründet. Das „Haus des Wissens“ war Bibliothek und höhere Lehranstalt in einem, und es war für jedermann zugänglich. Wurden in dem früheren Bibliothekstyp insbesondere nicht-religiöse Wissenschaften in exklusiven gelehrten Kreisen übersetzt und unterrichtet, fanden im Dār al-Ilm Vorle-sungen zu allen Wissenschaftszweigen öffentlich statt. Nach dem Ende der Herrschaft des Kalifen im Jahr 1021 verlor die Stätte schnell an Bedeutung. Schließlich ging sie gemeinsam mit der Dynastie der Fatimiden unter.

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Saladin, der neue starke Herr in Kairo und Bezwinger der Kreuzfahrer, zerstreute die Bücher der Bibliothek, nicht ohne etliche davon in seine neue Hauptstadt Damaskus bringen zu lassen. Die Bibliotheken der syrischen Stadt wurden damit erheblich erweitert. Weitere „Häuser der Wissenschaft“ gab es vor allem in großen irakischen und iranischen Städten.

Neben dem palastinternen Bait al-Ḥikma und dem öffent-lichen Dār al-Ilm berichten die Quellen von zahlreichen Privatbibliotheken von Herrschern, Gelehrten und Medi-zinern. Durch die Nutzung des Papiers zur Manuskripter-stellung überstieg der Bestand dieser Privatsammlungen den der europäischen Dom- und Klosterbibliotheken um ein Vielfaches. So soll die Bibliothek eines Kalifen aus Cordoba im 10. Jahrhundert 400.000 Handschriften umfasst haben – in einer Zeit, als die Klosterbibliothek Sankt Gallen, die damals die größte Bibliothek deschristlichen Europas war, 600 Bände besaß.

Von den alten islamischen Forschungs-, Lehr- und Privat-bibliotheken ist heute keine mehr vollständig oder auch nur in größeren Teilen erhalten. Oft wurden die Bücher-schätze in Kriegen, durch Brände oder Naturkatastrophen zerstört, oder Teile ihrer Bestände wanderten weiter in andere Bibliotheken. Ab dem 17. Jahrhundert wurden Handschriften gezielt von europäischen Bibliotheken angekauft. Manchmal geben Besitzer- oder Benutzer-vermerke in den Handschriften selbst Auskunft darüber, was für eine turbulente Geschichte sie durchlebten und welche immensen Wegstrecken sie zurücklegten. (MS)

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BuchkunstSchönschrift und wirbelnde Wolken

Im islamischen Raum genießt die Kalligraphie eine besondere Wertschätzung. Die religiöse Kritik bild- licher Darstellung verstärkt die Bedeutung der Schrift als eigenständiges künstlerisches Element. Die Kunst des Schönschreibens wird ergänzt durch Verzierungen und prächtige Illuminationen, die von floralen und arabesken bis hin zu geometrischen Formen und Mo-tiven reichen. Da das islamische „Bilderverbot“ nicht absolut ist, entfaltet sich auch eine Bildkunst: Erste Abbildungen von Tieren und Menschen dienen noch der Illustration wissenschaftlicher Texte. Ausgehend von vorislamischen Bildtraditionen erblüht, allen voran im Iran und Irak, die Miniaturmalerei. Es bilden sich verschiedene Schulen mit ganz eigenen Stilen heraus, die sich durch besondere Farbtöne, Gesamtkomposition, Darstellungen von Natur und Gesichtern auszeichnen. Je nach regionalen und kulturellen Besonderheiten wird die Kunst immer wieder mit vielfältigen Motiven, Formen und Farben neu durchdrungen und angerei-chert. So bringen die Mongolen im 13. Jahrhundert wirbelnde Wolken, goldene Himmel, Mandelaugen und Landschaftsdarstellungen aus China mit. (SB)

IV.

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Drei große Werke der persischen Dichtkunst vereint

Sadī (gest. 691 / 1292) Gulistān (Rosengarten) und Bustān (Obstgarten)Ǧāmī (gest. 898 / 1492)Bahāristān (Frühlingsgarten)Datum der Abschrift: unbekanntKopist: unbekanntPersischB. or. 278 (Fleischer CCC)

Die illuminierte Handschrift beinhaltet drei große Werke der persischen Dichtkunst: Auf den Blättern 1 – 124 steht im golden umrandeten Mittelfeld der Gulistān von Sadī, von Blatt 1 bis 152 im Randbe-reich sein Bustān. Auf Blatt 125v wiederum beginnt im Mittelfeld der Bahāristān von Ǧāmī mit einem reich illuminierten ‘unwān („Eingangsportal“).

Liebes- und Abenteuergeschichten, Anekdoten des Alltags, all dies wird nicht nur lebhaft erzählt und far-benprächtig illustriert, es ist immer auch Ausdruck allgemeiner Lebensfragen ethischer und religiöser Dimensionen. Die islamische Mystik hat mit ihrer viel-deutigen Sprache diese großen Dichtungen besonders geprägt. Die abgebildete Miniatur zeigt zwei Ringer. Im klassischen islamischen Verständnis sind Leib und Seele zusammengehörig. Spiel und Sport wurden zum Zwecke der Gesundheit und Erholung gefördert. Frühe islamische Überlieferungen nennen bestimmte Sport-arten vor allem im Kontext der Wehrertüchtigung: Bogenschiessen, Reiten, Schwimmen, Laufen – und auch das Ringen. In der Tat soll sich der Prophet neben religiöser Sendung und Staatsgeschäften durch-aus auch diesen Ertüchtigungen gewidmet haben. (SB)

Abgebildet ist Bl. 30v.

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Der Bustan (Obstgarten) von Sa d1mit indischen Miniaturen

Sadī (gest. 691 / 1292)Datum und Ort der Abschrift:1050 / 1640 – 41, Qaṣabat-i ḪūnKopist: Sayyid Āqil (‘Āmil)Walad-i Sayyid Kabīr-i SabzawārīPersischMs.or. 325

Diese im 17. Jahrhundert angefertigte Handschrift enthält neun Miniaturen im Moghulstil. Die Buch-kunst der Moghul-Dynastie in Indien (1526 – 1858 n. Chr.) schuf durch die Verschmelzung persischer Kultur und Kunst mit traditionell indischen, auch hinduistischen, Elementen einen ganz eigenen Stil.

Erotische Abbildungen und Werke sind in der islamischen Geschichte durchaus nicht unbekannt: Die Dichtung erzählt in unzähligen Versen von einer feinen, vergeistig-ten Liebe bis hin zu derb erotischen Szenen, und erotische Werke wie „Der Duftende Garten“ von an-Nafzawī(15. Jahrhundert n. Chr.) werden mit dem Kamasutraverglichen. Auf Abbildungen findet man immer wieder Tänzerinnen, weibliche Mundschenken, Konkubinen oder aber auch die idealisierte Geliebte aus den zahl-reichen großen Liebesdichtungen der orientalischen Sprachen. (SB)

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Das Buch schenkt dir Kenntnis von Religion und auch von Administration, obwohl es so leicht und so klein ist.Es schweigt, sobald du es schließt, und antwortet, sobald du es befragst.Wer sonst ist dir ein nächtlicher Gesprächspartner,der dich, wenn du arbeitest, nicht stört,dich aber, wenn du Unternehmungslust hast, einlädt, der nicht von dir verlangt, dich schön zu machen, und der nichts zu mäkeln hat,ein Besucher, der nur dann kommt, wenn du es wünschst, wenn du aber willst, bleibt er stetig wie dein Schatten und wird ein Teil von dir.

Das Buch ist der Gefährte, der dir nichts vorspielt, der Freund, der dich nicht verführt,der Begleiter, der dich nicht langweilt, der Bittsteller, der dich nicht bedrängt,der Nachbar, der dich nicht aufhält,der Kamerad, der dir nicht durch Schmeichelei etwas entlocken will, dich nicht überlistet, mit Heuchelei betrügt und durch Lügen täuscht.

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Aufgeschlagen sind zwei Miniaturen: auf der linken Seite ein höfisches Gelage und auf der rechten Seite eine höfische Liebesszene.

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Prächtig illuminiert: Bustan und Gulistan von Sa ’d1�

Sadī (gest. 691 / 1292)Bustān (Obstgarten) und Gulistān (Rosengarten)Datum der Abschrift: ca. 2. Hälfte des 16. Jahr-hunderts n. Chr.Kopist: unbekanntPersischVollers 930

Die reich illuminierte Handschrift stammt wahrschein-lich aus der Schirazer Malerschule der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts n. Chr. Der Prachtledereinband mit goldener Reliefprägung besticht durch feine Lederritz-technik. Das Papier der Handschrift ist mit Goldstaub gesprenkelt (zarafšānī) und durch goldene und far-bige florale Motive, Leisten und feinste Kalligraphie geschmückt. Vor den Text sind zwei prachtvoll aus-gestaltete Doppelseiten gestellt: eine doppelseitige Mi-niatur und zwei Ornamentseiten mit Titelmedaillons.

Die abgebildete Miniatur stellt ein höfisches Fest dar. Auf der rechten Seite ist der Herrscher in der Mitte zu sehen (das Gesicht wurde später ausgekratzt), umgeben von Gästen, Musikern, Tänzern und Dienern. Dieser Szene, die im architektonischen Raum angesiedelt ist, steht die linke Seite gegenüber. Hier sind, vor dem Hintergrund der Landschaft bzw. des Gartens, die an-kommenden Gäste zu sehen. Diener bieten Speisen und Getränke an. Die zwei Miniaturen sind durch eine reich verzierte Randbordüre eingerahmt. Leuchtende Farben und Bewegungen der Personen vermitteln den lebhaften Charakter der dargestellten geselligen Runde. (SB)

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Abgebildet sind Bl. 1v – 2r.

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Der Diwan von Hafiz�–

Goethes „Zwillingsbruder“

Ḥāfiẓ (gest. ca. 791 – 92 / 1389 – 90)Diwan GedichtsammlungDatum und Ort der Abschrift:ca. 17. Jahrhundert n. Chr., IranKopist: unbekanntPersischMs. or. 379

Der Diwan des Ḥāfiẓ, mit dem sich Goethe wesens-verwandt fühlte, ist eine Sammlung von persischen Liebesgedichten (ġazal, dt. Ghasel), einer Gattung, die mit dem persischen Dichter Ḥāfiẓ ihren Höhepunkt gefunden hat. Bezeichnend für die Seitengestaltung dieser Handschrift ist die kontrastreiche Verbindung der geometrischen Einteilung in bestimmte Einheiten mit der floralen, geschwungenen, oft arabeskenglei-chen Ornamentik. Dies verleiht den Seiten die für viele orientalische Handschriften typische Rhythmik.

Ausgehend von der arabischen Halbinsel trat die Gat-tung des Ghasels ihren Siegeszug über Länder und Kontinente an: Anders als das Sonett, das weitgehend auf den europäischen Kulturraum beschränkt blieb, sprengte die Adaption des ġazal kulturelle Grenzen und reichte von Mauretanien über Schweden bis Indonesien und zu der Arabischen Halbinsel. In der deutschen Literatur wurde es vor allem durch Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Rückert, August von Platen und Joseph von Hammer-Purgstall bekannt. (SB)

Im Zentrum der abgebildeten Eingangsseiten steht das kalli-graphisch und ornamental ausgeschmückte erste Gedicht aus dem Diwan des Ḥāfiẓ (Bl. 6v – 7r).

Es ist das Buch, das, wenn du hineinschaust, deinen Genuss vermehrt,deinen Charakter formt,deine Zunge löst,dir Großzügigkeit verleiht,deine Ausdrucksweise verschönt,deine Seele erfreut und dein Herz belebt,das dir die Hochachtung der Leute und die Freundschaft der Könige schenkt.

· ¯ ·

51

Bucheinbände

Die phantasievolle und reichhaltige dekorative Gestal-tung der Bucheinbände zieht den Betrachter von islami-schen Handschriften seit jeher in Bann. Auffällig an vielen Einbänden ist ein am Hinterdeckel befestigter Steg mit Klappe. Diese Konstruktion dient zum Schutz des Buchblocks. Die ornamentale Gestaltung beschränkt sich nicht nur auf die Deckelflächen, sondern bezieht auch Klappe, Steg und die Innenspiegel mit ein.

Der Ganzledereinband trägt entweder ein ganzflächiges geometrisches Muster oder ein Zentralornament. Beson-ders Ägypten und Syrien kultivierten die Ganzflächen-verzierung im 14. Jahrhundert. Keine Figur ist dabei so vorherrschend wie das mehrfach ineinander geschach-telte langgestreckte, unregelmäßige Achteck. Bevor das Mandelornament im 13. Jahrhundert im Iran aufkam und sich als Buchschmuck im gesamten islamischen Raum durchsetzte, war der Kreis als Mittelornament üblich. Sternornamente und aus verschiedenen Motiven zusammengesetzte Figuren kommen eher selten vor.

Der Lackeinband trat im 16. Jahrhundert im persi-schen Raum in Erscheinung. Sein Dekor ist besonders der Miniaturmalerei verpflichtet: So werden Figuren-, Jagd- und Tierszenen abgebildet. Dagegen sind für Arbeiten aus dem 18. und 19. Jahrhundert natura-listische Blumenarrangements kennzeichnend. Die Verwendung von Marmorpapier als Einbanddekor erlangte im 16. Jahrhundert unter den Osmanen und schließlich auch in Europa immense Popularität. (BW)

Ledereinband mit Kreisornament

Ḥusām ad-Dīn Ḥusain Ibn ‘Alī as-Siġnāqī (gest. 710 / 1310 – 11)aṯ-Ṯāliṯ min an-Nihāya fī Šarḥ al-HidāyaDatum der Abschrift: Ša‘bān 741 / Januar – Februar 1341Kopist: Muḥammad Ibn ‘Umar Ibn Yūsuf Ibn Hāšim al-Ḥanafī ArabischVollers 359

Der Ledereinband umschließt den Kommentar zu einem ḥanafitischen Rechtswerk. Der Kopist war selbst An-hänger der ḥanafitischen Rechtsschule. Seine Abschrift entstand nur 31 Jahre nach dem Tod des Kommentators.Die Hauptfelder des Einbands nimmt ein Kreisornament ein. Es ist mit vier sich kreisförmig überschneidenden Achtecken gefüllt. Die Achtecke laufen in der Mitte zu einem achtzackigen Stern zusammen. Zwei exzen-trische Kreise, die sich an der Außenkante berühren, schmücken die Klappe. Von dem mit Stempeln gefüllten inneren Kreis gehen Punkte und Strahlen aus. (BW)

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Ledereinband mit ganzflächigem Muster

Abū l-Qāsim Hibatallāh Ibn al-Ḥasan Ibn Manṣūr al-Lālakā’ī (gest. 418 / 1027 – 28)Šarḥ Ḥuǧaǧ uṣūl i‘tiqād ahl as-sunna, Kitāb Karāmāt auliyā’ Allāh Traditionssammlung, Wundertaten der HeiligenSammelhandschrift aus zwei Teilen Datum der Abschrift: 532 /1137 – 1138 (Teil 1),588 /1192 (Teil 2)Kopist: unbekannt Arabisch Vollers 318

Der Beiname des Autors al-Lālakā’ī deutet auf sei-nen sozialen Hintergrund hin. Ursprünglich übte er das Handwerk des Sandalenmachers aus, bevor er Recht und Traditionswissenschaft in Bagdad lehr-te. Leipzig gehört zu den wenigen Bibliotheken, die Abschriften von al-Lālakā’īs Werken besitzen.

Die ganzflächige Ornamentierung der Deckelflächen des Einbands besteht aus drei einander überschneidenden, unregelmäßigen Achtecken, von denen das größte senk-recht steht. In der Mitte ergibt sich durch die Komposi-tion ein zwölfzackiger Stern. Zu Knäueln angeordnete Rosettenstempel und Goldkreise vervollständigen das geometrische Muster. (BW)

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Ledereinband mit Stern- und Kreisornamentik

Muḥammad Ibn Aḥmad az-Zamlakānī al-Anṣārī (gest. 727 / 1327 oder um 831 / 1428)al-Ǧuz’ aṯ-ṯānī min Kitāb ‘Uqūd al-ǧumān fī tārīḫ az-zamānGeschichtswerk AutographArabischVollers 662

Nicht nur der Einband, sondern auch das Titelblatt der Handschrift ist ansprechend gestaltet. Bei dem

Geschichtswerk handelt es sich nämlich um die eigen-händige Niederschrift des Autors. Leider ist uns nur der zweite Teil davon erhalten. Den Hauptschmuck des Einbandes bildet ein Kreis, in dem sich ein äußerer und innerer achtzackiger Stern befinden. Goldkreise, die von Halbmondstempeln überdacht werden, säumen die Peri-pherie des Kreises. Zwischen den Halbmonden ragen Strahlen in die Deckelfläche. Die abgeschrägten Ecken des Ornamentfeldes sind mit einem Kreis in der Mitte verziert. Kreuzstempel bedecken die analog zu den Deckeln verzierte Klappe. (BW)

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Ledereinband mit Mandelornament

Auswahl an Koransuren mit GebetstextenDatum und Ort der Abschrift: 16. Jahrhundert n. Chr., Osmanisches ReichKopist: unbekannt Sprache: Arabisch, Osmanisch-Türkisch B. or. 160 (Fleischer CCCXLVII)

Der prachtvolle Einband umschließt eine Auswahl an Korantexten. Am häufigsten ist in solchen Zusam-menstellungen die Sure 36 (Yāsīn) anzutreffen.

Sie gilt als Katalysator zur Beschleunigung der Er-füllung persönlicher Wünsche und wird beim Tod eines Muslims rezitiert. Eine in Gold gepresste Man-del mit in Bogen aufgelösten Umrahmungslinien und Blütenanhängern ist das Zentralmotiv des Einbandes aus rotbraunem Maroquinleder. Geschwungene Eckfüllungen zieren die Umrahmungsleiste. Die Füllung der Ornamente wird von floralen Ranken mit chinesischen Wolkenbändern bestimmt. (BW)

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Lackeinband aus Persien

Muḥammad Bāqir Ibn Muḥammad Taqī al-Maǧlisī (gest. 1110 / 1698)Zād al-ma‘ād Proviant für das Leben im Jenseits –Schiitisches Werk über das Verrichten frommer WerkeDatum der Abschrift:Rabī‘ I 1171 / November – Dezember 1757 Kopist: unbekanntArabisch, PersischMs. or. 323

Muḥammad Bāqir al-Maǧlisī, ein großer Gelehrter der Schia, wollte mit diesem Werk über die Verrichtung frommer Werke die breite Masse der Gläubigen zur schiitischen Frömmigkeit erziehen. Denn gute Taten kann man sich am Tag des Jüngsten Gerichts bei Gott gut schreiben lassen, worauf der Titel anspielt. Ein naturalistisches Blumenbouquet, umgeben von einer Bordüre mit Blumenranken, ziert den persischen Lack-einband aus der späten Safawidenzeit. Das Dekor wurde auf das Papiermaché der Deckelflächen mit Aquarell-farben aufgetragen und mit Lack überzogen. (BW)

Durch das Buch kannst du in einem Monat soviel erfahren, wie aus dem Mund der Menschen im ganzen Leben nicht - ohne Kosten und Mühen,und ohne vor den Türen der Lehrer zu stehen, oder vor jemandem zu sitzen, dem du überlegen bist in Charakter und Herkunft,oder vor Neidern und Dummköpfen.

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Halbledereinband mit Marmorpapier

Šams ad-Dīn Muḥammad Ibn az-Zayyāt al-‘Abbāsī as-Su‘ūdī (lebte noch 804 / 1401)Kawākib as-sayyāra fī tartīb ‘ulūm az-ziyāraWallfahrtsstätten in ÄgyptenDatum der Abschrift: unbekanntKopist: unbekannt ArabischVollers 283

Im Mittelpunkt des Werks steht die im Südosten von Kairo gelegene Nekropole Qarāfa und der Besuch der dort errichteten immensen Grabstätten für berühmte Persönlichkeiten und Heilige. Heute wohnen in den Grabstätten Lebende und Tote dicht an dicht gedrängt zusammen. Die Deckel und Klappe des roten Halbleder-einbands mit goldenen Rahmenleisten sind mit Marmor-papier (pers. abrī, türk. ebru = wolkig) überzogen. In ein Becken aus einem Gemisch mit Schlichte und Wasser spritzte man die Farben. Nun zog der Künst-ler seine ornamentalen Schliermuster. Anschließend wurde ein mit Alaunwasser gebeizter Papierbogen auf das Bad gelegt und nach wenigen Sekunden wieder abgehoben. Da sich die Muster nicht exakt wieder-holen lassen, ist jedes Marmorpapier ein Unikat. (BW)

57

Vom Papier zur Handschrift

Die Einführung des Papiers setzte in der ganzen islami-schen Welt eine umfangreiche Buchproduktion in Gang.In wohl nur wenigen alten Kulturen nahm Papier als Beschreibstoff eine so große und bedeutende Rolle ein wie in der islamischen, wo es eine umfassende und äußerst vielfältige administrative, wissenschaftliche und literarische Schriftkultur anregte und ermöglichte.

Papier war seit der Abbasidendynastie im 8. Jahrhun-dert n. Chr. bekannt: Wie es heißt, sollen chinesische Gefangene muslimischen Soldaten, die im Zuge der islamischen Expansion um das Jahr 750 an die Grenzen des Kaiserreichs China gelangt waren, die komplexe Technik der Papierherstellung gelehrt haben. Schon viele Jahrhunderte zuvor hatten buddhistische Mönche die Fertigkeit, aus einem Brei aus Zellulose und Pflanzen-resten dünne und glatte Papierblätter zu bereiten, in der Region bekannt gemacht. Unter islamischer Herrschaft wurde Papier anfangs nur in der Stadt Samarkand im heutigen Staat Uzbekistan hergestellt. Bald aber trat von dort aus die Papierherstellung ihren Siegeszug über die Herrscherstadt Bagdad nach Syrien, Ägypten und Nordafrika bis in den fernen Westen der islamischen Welt an. Überall verdrängte das Papier die Beschreib-stoffe Pergament und Papyrus, die seit der Antike im Mittelmeerraum vorherrschten. Spätestens ab dem 11. Jahrhundert gab es in allen islamischen Ländern und Regionen Manufakturen, in denen riesige Mengen ge-normt formatierten Papiers hergestellt und bündelweise in spezialisierten Geschäften verkauft wurde. Über Si-zilien, Italien und das maurische Spanien gelangte die Kenntnis der Technik im 12. Jahrhundert ins christliche Europa. In Spanien (Valencia) und Italien (Fabriano bei Ancona) entstanden bald darauf die ersten Papier-

mühlen. In Deutschland wurde 1390 eine Papiermühle in Nürnberg vom Kaufmann Ulman Stromers gegründet.

Papier war den Beschreibstoffen Papyrus und Pergament in vielerlei Hinsicht überlegen: Es war viel einfacher herzustellen und somit auch preiswerter zu erstehen. Es ließ sich leichter falten als die geschlagenen und gepress-ten Stengel der Papyruspflanze oder die lederne Haut des Pergaments. Papier galt auch als fälschungssicher, da man die obere Schicht nicht wie beim Pergament ab-kratzen konnte. Manchmal imitierten die Papiermacher den äußerlichen Eindruck von Pergament und Papyrus und stellten Papiere her, die diesen in Muster und Farb-tönung ähnelten. Schon bald wurden Papiere in den Farben rosa, gelb und ocker geschöpft und aus dem Iran kam die Anregung, Papier mit Ornamenten, Marmorie-rung, Schattierung und Goldsprenkeln anzufertigen. Ab dem 14. und 15. Jahrhundert befriedigten Importe aus Italien und Frankreich die immer größere Papiernach-frage in der islamischen Welt. Seit dieser Zeit verbreite-ten sich dort europäische Papiere, die mit Wasserzeichen gekennzeichnet waren. Schon aus dem 14. Jahrhun-dert ist ein Koran auf italienischem Papier bezeugt.

Das „islamische“ Papier wurde je nach Herstellungsort, - zeit und Verwendungszweck in bestimmten Maßen produziert und zurechtgeschnitten. Die Qualität des Papiers (Feinheit des Pulps, Glätte, Weiße, Feinheit des Blatts) sowie Spuren der mechanischen Anferti-gung (z.B. Abdrücke der Siebmuster) lassen Rück-schlüsse auf Produktionsstätten und - zeiten zu. Die Papierbögen wurden schließlich zu Lagen gefaltet, zurechtgeschnitten, durch eine Fadenbindung zusam-mengenäht und von einem Einband umschlossen. (BB)

58

Wissenschaftliches Arbeiten mit Handschriften in Leipzig

Im 19. Jahrhundert begründete Heinrich Leberecht Fleischer (lehrte 1836 –1888) den europaweiten Ruhm der Leipziger Arabistik. Bereits seit dem 17. Jahrhun-dert haben viele bekannte und weniger bekannte Orientalisten hier gelernt, gelehrt und geforscht – wie Andreas Acoluthus, Georg Jakob Kehr und Johann Jacob Reiske, die zu den bedeutendsten Vertretern in der Geschichte des Faches gehören.

Handschriften standen als unentbehrliches Hilfsmittel im Mittelpunkt ihres Schaffens. Ein Großteil der gezeig-ten Stücke stammt aus ihrem Besitz. Die Orientalisten kopierten fleißig zum eigenen Gebrauch, zur pracht-vollen Präsentation ihrer exotischen Fähigkeiten oder als Vorlage für den Druck. Ihre Abschriften geben somit Zeugnis vom Aufblühen einer jungen Wissenschaft. (BL)

V.

Detail eines Korankommentars, vollständige Abbildung S. 63

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Ein selbst gemachter Koran

Koran Kopist: Andreas Acoluthus (1654 – 1704)ArabischB. or. 351 (Fleischer LXXX)

Handschriftliche Korane waren nicht nur für Muslime unentbehrlich, auch Orientalisten schätzten die korrek-ten Kopien des heiligen Textes, die als „Türkenbeute“ auf dem Balkan oft billig zu erstehen waren. Dass ein Gelehrter sich aber selber ein ganzes Exemplar an-fertigte, war eher selten. Wenn sich das vielseitige Sprachengenie Acoluthus dieser beschwerlichen Arbeit hier auf ganzen 569 Seiten unterzogen hat, obwohl er in seiner Sammlung bereits 36 Korane besaß, hängt das wohl mit dem leider nie ausgeführten Plan einer Edition des Textes zusammen. Spuren einer kritischen Bearbeitung lassen sich dennoch nicht erkennen. (BL)

Die Abbildung zeigt die 1. Sure des Korans (al-Fātiḥa), S. 1.

Das Buch gehorcht dir Tag und Nacht, auf Reisen und daheim.Es spiegelt nicht vor, müde zu sein und ständiges Wachsein erschöpft es nicht.Es ist ein Lehrer, der dich nicht im Stich lässt, wenn du ihn brauchst,der dir den Dienst nicht entzieht, auch wenn du ihm den Lohn vorenthältst,der folgsam bleibt, auch wenn du deinen Rang verlierst, der sich nicht gegen dich wendet, wenn deine Feinde Aufwind haben. Solange du ihm aus irgendeinem Grund verbunden bist und ein lockeres Band euch eint, bereichert es dich mehr als irgend etwas sonst,und bittere Einsamkeit treibt dich nicht zu einem schlechten Gefährten.

60

Ein Pionierwerk der Koranwissenschaft

Christian Ludovici (1663 – 1732)Arabisch – Latein Vollers 103

Ein erstaunliches Werk ungemeinen Fleißes stellt dieses leider nie zum Druck gelangte Koranlexikon mit Konkordanz dar. Jede Wortwurzel wurde in jeder im Koran vorkommenden Form beschrieben, nachge-wiesen, übersetzt und auch mit Literatur versehen. Gleichzeitig war es seiner Zeit weit voraus. Auf die zumindest teilweise Verwirklichung dieses hier bereits am Beginn des 18. Jahrhunderts unternom-menen Werkes musste die Fachwelt tatsächlich bereits noch über einhundert Jahre, bis zu Gustav Flügels Konkordanz, warten. Dabei war Ludovici in Leipzig eigentlich kein Orientalist, sondern Professor des Aristotelischen Organons. (BL)

Abgebildet ist S. 1.

61

Gelehrtenstreit

Maǧmū laṭīfSammelhandschrift mit eingelegtem Zettel von Johann Jakob Reiske (1716 – 1774)Datum der Abschrift: Rabī II 1070 / Dezember 1659 – Januar 1660 (das Buch); 1736 (Reiskes Zettel) Kopist: Yūsuf Ibn Nima al-ḤamawīArabisch – Persisch – Latein B. or. 212 (Fleischer CCXCVI)

Dass es auch in der Wissenschaft oft rau zugeht, zeigen die in dieser Sammelhandschrift eingelegten Zettel. In ihr fertigt Reiske Georg Jakob Kehr schroff ab, der die Handschrift in seinem Katalog falsch beschrieben hatte. Sarkastisch bemerkt er, Kehr hätte sich dem Text wohl mit müden Augen zugewandt, was man wiederum sogar im Schlaf sehen könne. Dabei war Reiske zum Zeitpunkt dieser Bemerkungen noch immer Student. Reiske war überhaupt bekannt für seine wenig schmeichelhafte Art, mit den Fehlern anderer umzugehen. Seine offene und zuweilen arrogante Kritik hat diesem wohl genialsten Arabisten seiner Zeit noch viele Feinde beschert. (BL)

Abgebildet sind Bl. 1v – 2r.

Abgebildet ist der Beginn von Reiskes Kritik, betitelt „Observatio“, die in die Handschrift eingelegt ist.

62

Orientalistische Überlieferungspraxis

Abū Muḥammad al-Qāsim al-Ḥarīrī (1054 – 1122)al-Maqāmāt Die StationenDatum der Abschrift: 1765Kopist: Johann Christian KrügerArabisch – Latein Vollers 597

Diese Kopie der berühmten Maqamen des Ḥarīrī, bei Arabern wie Orientalisten gleichermaßen beliebt, ist ein schönes Beispiel für Wissenschaftsnetzwerke im 18. Jahr-hundert. Der Kopist Krüger war ein Schüler Reiskes, von

Die Abbildung zeigt S. 487– 488.

dem seine Vorlage stammte. Das Original, aus dem Reiske wiederum seine eigene Abschrift gezogen hatte, war zuerst im Besitz des Hamburger Pastors Abraham Hinkelmann, dem ersten deutschen Koran-herausgeber, bevor es ein zweiter Hamburger Pastor, Johann Christoph Wolf, erwarb. Nach dem frühen Tod Krügers wurde der Text durch den Superintendenten Rehkopf noch einmal korrigiert. Er war Krügers Mit-schüler bei Reiske und Stubennachbar in Leipzig. So schöpften fünf Generationen von Orientalisten aus einer handschriftlichen Tradition, ähnlich dem im islami-schen Lehrbetrieb gebräuchlichen Prinzip. (BL)

63

Fleischers Lebenswerk

Nāṣir ad-Dīn al-Baiḍāwī (gest. 791 / 1389) Anwār at-tanzīl wa-asrār at-ta’wīl Kopist: Heinrich Leberecht Fleischer (1801 – 1888)Arabisch – Latein Vollers 96

Die Abbildung zeigt S. 547– 548.

Dieser Korankommentar beschäftigte Fleischer drei Jahrzehnte lang in Paris, Dresden und Leipzig, bevor er die auch heute noch grundlegende kritische Ausgabe des Textes vorlegen konnte. Deren Vorarbeiten sehen wir hier. Von der sorgfältigen Arbeit Fleischers zeugen die vielen, oftmals verwirrend anmutenden Glossen mit Kor-rekturen, Lesarten und kritischen Anmerkungen. (BL)

64

Eine bedeutende Bibliographie

Muṣṭafā Ibn Abdallāh, genannt Ḥāǧǧī Ḫalīfa (1017 – 1067 / 1609 – 1657)Kašf aẓ-ẓunūn an asāmī l-kutub wa-l-funūn Über die Namen der Bücher und WissenschaftenKopist: Gustav Flügel (1802 – 1870) Arabisch – Latein Vollers 9 – 11

Gustav Flügel war einer der produktivsten Orientalisten seiner Zeit. Über dieses Werk ging die Freundschaft mit seinem Schulfreund Fleischer kurzzeitig in die Brüche.

Die Abbildung zeigt S. 608 – 609.

Dieser fühlte seine umfassende Mitarbeit nicht genügend gewürdigt. Die Herausgabe solch eines riesigen Werkes in den Jahren 1835 – 1858 hat der jungen Arabistik aber zum ersten Mal ein wirkliches bibliographisches Hilfs-mittel an die Hand gegeben, das bis heute sogar in der arabischen Welt nachgedruckt wird. Sehr gut ist auf der Abbildung der Arbeitsprozess Flügels zu erkennen. In der linken Spalte steht der Text, in der rechten die aus anderen Handschriften gewonnenen Emendationen, Literaturhinweise und auch Anmerkungen für den Druck. (BL)

65

Katalogisierung der Leipziger Handschriften im 18. Jahrhundert

Georg Jakob Kehr (1692 – 1740)De Mohammedanorum SonnaDie Sunna der MuslimeDatum der Abschrift: 13. März 1723 Kopist: Georg Jakob KehrArabisch – LateinB. or. 355 (Fleischer CLXXXI)

In diesem Spezimen liefert Georg Jakob Kehr eine beeindruckend gründliche Beschreibung der Handschrift B. or. 227 (Fleischer CLXXX, siehe Abbildung S. 66). Gleichzeitig ist es auch ein Zeugnis seiner Vorliebe für arabische Kalligraphie, die er nicht nur hier effektvoll und gewinnbringend einzusetzen wusste. Auf den abge-bildeten Seiten adressiert Kehr den Leipziger Rat (Diwan) mit schmeichelnden Worten und Versen zuerst auf Arabisch in monumentaler ṯulṯī- und rīḥānī-Schrift, dann in lateinischer Übersetzung. Wahrscheinlich wollte er mit solch einer aufwändigen Arbeit um die Unterstützung der Stadtoberen für seinen geplanten Katalog der in der Ratsbibliothek aufbewahrten orientalischen Handschriften werben, den er tatsächlich kurz darauf beginnen konnte. Auch wenn dieser Katalog heute verloren ist, gibt das Spezimen einen Eindruck von Kehrs außerge-wöhnlichem Können. Danach zu urteilen, stellte die Arbeit einen Meilenstein in der Geschichte der Ka-talogisierung islamischer Handschriften dar. (BL)

Und selbst wenn seine einzige Freundlichkeit und Wohltat dir gegenüber darin bestünde, dich daran zu hindern, vor deiner Tür zu sitzen und die Passanten zu betrachten - mit allem, was dies mit sich bringt an lästigen Pflichten, an Aufdringlichkeit und Begierde, an Umgang mit einfachen Leuten mitsamt ihren gemeinen Worten, ihren verdorbenen Ansichten, ihren schlechten Eigenschaften und ihrer verdammenswerten Unwissen-heit - dann liegt allein schon darin Heil und Ertrag und ein durchaus nützlicher Nebengewinn des Lesens selbst. (al-Ǧāḥiẓ, Basra /Bagdad, um 776 – 868 n. Chr.)

66

Kehrs Musterkatalogisat (Bl. 3v – 4r)

67

Aus der Lebensgeschichte von Handschriften

1. Zweifach einzigartig:

Ein schiitischer Mongolenherrscher

und die einzige schiitische Hand-

schrift in der ehemaligen Leipziger

Ratsbibliothek

Allāma al-Ḥillī (gest. 726 / 1325)Minhāǧ al-karāma fī ma‘rifat al-Imāma Zwölferschiitisches theologisches Traktat zum ImāmatDatum der Abschrift: 743 / 1340Kopist: unbekannt, wohl iranischer HerkunftArabischB. or. 166 (Fleischer CXCV)

Der Herrscher der mongolischen Ilḫānīdendynastie, Ülǧāytü Ḫudābanda (reg. 1304 – 1316 n. Chr.), war zu-nächst wohl Christ, dann Sunnit und ab 1309 – 10 n. Chr. Zwölferschiit. Seine Konversion zum schiitischen Islam kann man anhand von Münzprägungen nach-weisen. Der großformatige Mongolenkoran B. or. 1 (Fleischer XXXVII, siehe Abbildung S. 4 – 5, 10 – 12) ist von ihm in Auftrag gegeben worden, als er noch Sun-nit war, wohingegen die hier gezeigte Handschrift im Zusammenhang mit seinem schiitischen Bekenntnis steht. Es handelt sich um eine Abhandlung zum Imāmāt von dem berühmten schiitischen Gelehrten ‘Allāma al-Ḥillī (gest. 726 / 1325). Al-Ḥillī ging um 705 / 1305 nach Tabriz im Nordwesten Irans an den Hof von Ülǧāytü und soll entscheidend zu dessen Konversion zum

Schiitentum beigetragen haben. Ülğāytüs Schiitentum ist für die mongolische Dynastie eine Ausnahme. Da-her auch die Besonderheit der Handschrift. Sie wurde im Jahr 743 / 1340 angefertigt, nur 15 Jahre nach dem Tode des Verfassers al-Ḥillī und rund 25 Jahre nach dem Tode Ülǧāytüs. Zugleich war diese Handschrift die einzige schiitische an der ehemaligen Leipziger Ratsbibliothek. Sie stammt aus den Beständen von An-dreas Acoluthus (1654 – 1704), Orientalist und Prediger in Breslau. Wie Acoluthus in den Besitz dieser Hand-schrift kam, ist nicht bekannt. Die meisten Bestände islamischer Handschriften an deutschen Bibliotheken und Museen sind sunnitisch, da sie als Schenkungen, Kaufobjekte oder Türkenbeute durch den Kontakt zum sunnitischen Osmanischen Reich nach Deutschland kamen. Schiitische Handschriften sind daher sehr viel weniger vertreten und eine Besonderheit. Ein Zeichen dafür, dass schiitische Werke den frühen deutschen Orientalisten oft nicht bekannt waren, ist die Angabe von Georg Jakob Kehr (1692 – 1740), dass die hier gezeigte Handschrift von einem anonymen Verfasser stamme:

VI.

Abgebildet ist die Widmung an den Herrscher Ülǧāytü (Bl. 2v). ‘

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„Von unbekanntem Verfasser Kitāb al-Imāmīya, d.h, Buch des Priestertums, oder auch Von den Anforde-rungen und Tätigkeiten der (muslimischen) Geistlichen. Das Büchlein ist sehr alt, von flüchtiger Hand, ohne Vokale, im Nasḫī-Stil, geschrieben von einem unbe-kannten Kopisten, im Jahre 743 der Hiǧra, 1365 n. Chr., auf 53 Blättern dickem, geglättetem Papier, Oktav.“ (SB)

Abgebildet ist die erste Seite der Abhandlung (Bl. 2v).

69

2. Eine Handschrift überlebt im Untergrund

Abū Ḥātim ar-Rāzī (gest. 322 / 933 – 34)Kitāb az-Zīna fī l-kalimāt al-islāmīya al-arabīyaDas Buch des SchmucksEnzyklopädie Datum und Ort der Abschrift:Ǧayyān (?) bei Rey, 19. Rabī I. 544 / 22. Juli 1149 Kopist: Aḥmad Ibn Sad al-BaihaqīArabischMs. or. 377

Eine faszinierende Authentizität beweist die Handschrift des Kitāb az-Zīna, deren „Lebensgeschichte“ teilweise rekonstruiert werden konnte. Das „Buch des Schmucks“ ist eine sprach-, kultur- und religionsgeschichtliche Enzyklopädie, verfasst von Abū Ḥātim ar-Rāzī. Das Leipziger Fragment enthält den wissenschaftlich sehr bedeutenden Teil des Werkes über die religiösen Grup-pen und Sekten zu Abū Ḥātims Zeit. Wie der Kopisten-vermerk, die Schrift sowie das alte Papier verraten, wur-de die Handschrift nur rund zwei Jahrhunderte nach dem Tod des Autors in unmittelbarer Nähe seiner Wohn- und Wirkungsstätte Rey im Nordosten des Iran kopiert. Dort überstand sie, im Unterschied zu den meisten Bewohnern der Stadt und ihren Besitztümern, den Sturm der mon-golischen Reiternomaden im 13. Jahrhundert. Die Hand-schrift gilt inzwischen als die weitaus älteste jemals entdeckte Handschrift aus der religiösen Tradition der Ismailiya, einer als ketzerisch gebrandmarkten, gnostisch inspirierten Bewegung, die ihre Lehre im Untergrund entwickelte und tradierte. Dieser Geheimhaltung ist das Überleben dieser vermutlich lange Zeit gut versteckten, spektakulären Handschrift zu verdanken. (VK)

70

Die Abbildung zeigt Bl. 109v – 110r mit dem Eintrag zur Ismailiya.

71

3. Prophezeiungen vom kommenden Krieg

SammelhandschriftDatum der Abschrift: unbekanntKopist: unbekanntTürkisch – Arabisch B. or. 80 (Fleischer CXII)

Dieser Band erlaubt wohl einen Blick in das Seelenleben eines osmanischen Soldaten zur Zeit der zweiten Be-lagerung Wiens. Das Buch bietet passende Texte für

Abgebildet sind S. 161 – 162.

verschiedene Gelegenheiten. So finden sich neben er-baulichen Stücken Dekrete des Sultans, aber auch sati-rische Texte über die osmanische Misswirtschaft eben-so wie ein Brief des deutschen Kaisers Leopold I. Besonders interessant sind Prophezeiungen für die Zeit ab 1682 / 83, was eine Verbindung des Buches mit der Belagerung Wiens in diesem Jahr nahe legt. Zu sehen ist ein ungewöhnliches Gebet, das schi-itische und sunnitische Elemente verbindet. (BL)

72

Al-Ǧāḥiẓ ist einer der berühmtesten Literaten der arabi-schen Geisteswelt. Er wurde um 776 n. Chr. in der jun-gen und aufstrebenden irakischen Stadt Basra geboren. Während seines langen Lebens trat er als pointenreicher Prosa-Autor, als Grammatiker, Sprachwissenschaftler, Literaturkritiker, Biologe, Völkerkundler, Historiker und vieles mehr hervor. Eine Anekdote, die seine Gelehrsam-keit und Bibliophilie versinnbildlicht, berichtet, dass er 868 als hochbetagter Greis in seiner Bibliothek von einem Stapel Bücher erschlagen wurde.

Über das Leben des al-Ǧāḥiẓ ist sehr wenig bekannt. Sein Name ist ein sprechender Spitzname und bedeu-tet so viel wie, „der Glotzäugige“. Vermutlich litt er an einer Augenkrankheit. Wie es heißt, hatte al-Ǧāḥiẓ afrikanische Wurzeln, hatte sich aber durch eine Klien-telschaft der arabischen Gemeinschaft angeschlossen. Er verbrachte Kindheit und Jugend in Basra, später lebte und arbeitete er in der Herrscherstadt Bagdad. In jungen Jahren besuchte er die Koranschule. Da seine Familie ihm kein Studium finanzieren konnte, zog er in seiner geistig pulsierenden Heimatstadt umher und nahm an zahlreichen Hörerkreisen, die sich um bestimmte Lehrer scharten, teil. Unter ihnen befanden sich berühmte Gelehrte seiner Zeit. Es war wohl die Wissbegierde, die al-Ǧāḥiẓ dazu anregte, flanierend das quirlige und bunte Leben in den Straßen Basras zu erkunden. Oft besuchte er auf seinen Streifzügen den Mirbad, einen vor der Stadt gelegenen Platz, an dem die durchreisenden Karawanen rasteten. Hier trafen sich die Philologen und Gramma-tiker, um aus dem Munde der Beduinen alte Verse und Stammesüberlieferungen zu hören und zu sammeln. Oft verschlug es al-Ǧāḥiẓ auch in die Moscheen, wo er an

Diskussionsrunden und Debatten zu den aktuellen poli-tischen Themen der zunehmend kosmopolitischen, aber auch heterogenen islamischen Gemeinschaft teilnahm. Und neugierig nahm er all das Wissen, die Ideen und Geschichten auf, die aus den literarischen Welten der Antike, des alten Iran und Indiens in die junge und offene islamische Gesellschaft drangen.

Es sind vor allem zwei Seiten, welche die Schriften von al-Ǧāḥiẓ prägen. Zum einen war er ein politischer Schriftsteller, der die Herrscherfamilie und den rationa-listisch geprägten Islam verteidigte, zum anderen war er ein Gelehrter und Literat, der wortgewandt und witzig, gerne auch frech, frivol und spöttisch, daneben nicht selten ausschweifend und sprunghaft aus dem unermess-lichen Fundus seiner Einsichten und Geschichten schöpf-te. Kritisch und ironisch analysiert er gesellschaftliche Zustände und zeitgenössische Charaktere vom Lehrer bis zum Landstreicher. Hier ist vor allem sein monu-mentales, siebenbändiges „Buch der Tiere“ (Kitāb al-Ḥayawān) zu nennen, in dem die Vielfalt, Charakteristika und Verhalten der irdischen Lebewesen – einschließlich der Menschen – detailliert und letztendlich zum Beweis für die Existenz und Weisheit Gottes dargelegt werden.

Al-Ǧāḥiẓ umfangreiches Werk ist wie ein dichtes Gewe-be, durchzogen von Ideen, Analysen, Thesen und Trends seiner Zeit. Faszinierend und unterhaltsam wie wohl kein anderes Werk der klassischen islamischen Kultur, ermöglicht es erstaunliche und aufschlussreiche Ein-blicke in die spannungsvolle Vielfalt und das Ideen- und Geschichtenreservoir der islamischen Gemeinschaft des 9. Jahrhunderts. (MR)

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Al-Gahiz – Autor des „Lob des Buches“

(Al-Gahiz gesprochen: al-Dscháhis)

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Verzeichnis der Mitwirkenden

Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Verena Klemm

Wissenschaftliche Mitarbeit:Dr. Stefanie Brinkmann, Boris Liebrenz, Beate Wiesmüller

Autorinnen und Autoren:

Brenda Beer (BB):Vom Papier zur Handschrift

Stefanie Brinkmann (SB):ExponatbeschreibungenSchönschrift und wirbelnde Wolken Aus der Lebensgeschichte von Handschriften (1);

Verena Klemm (VK): Im Garten der Handschriften; Ursprungstext Koran; Aus der Lebensgeschichte von Handschriften (2)

Katharina Kunert (KK):Die Entfaltung des Wissens und der Literatur

Boris Liebrenz (BL):Exponatbeschreibungen Wissenschaftliches Arbeiten mit Handschriften in Leipzig; Aus der Lebensgeschichte von Handschriften (3)

Mohamed Oucharah (MO): Exponatbeschreibungen

Mona Reinhardt (MR):Al-Ǧāḥiẓ – Autor des „Lob des Buches“

Maria Striegler (MS): Bibliotheken – Häuser der Weisheit und des Wissens

Fatima Werthmann (FM): Auf der Suche nach Wissen – der islamische Lehrbetrieb

Beate Wiesmüller (BW): ExponatbeschreibungenIslamische Bucheinbände

al-Ǧāḥiẓ:Lob des Buches (Madḥ al-kitāb), in Auszügen übertragen von: Brenda Beer, Verena Klemm, Katharina Kunert, Mohamed Oucharah, Mona Reinhardt, Maria Striegler, Fatima Werthmann, Myriam Zedek.

Digitalisierung der Bilder: Elisabeth Fritsch – HartungSimone Ullmann

Organisation und Aufbau der Ausstellung:Petra LöfflerMitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Restaurierungswerkstatt

Konzept und Gestaltung / Katalog und Ausstellung:Markenbau, LeipzigLeitung: Prof. Rayan Abdullah Omran Mohamed Ahmed Hassan (Plakat)Claudia Knof (Plakat, Katalog, Ausstellung)Tatjana Kronhardt (Postkarte, Cover, Ausstellung)Manja Schiemann (Plakat, Ausstellung)u.a.

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Literaturverzeichnis

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VOLLERS, Carl: Katalog der islamischen, christlich-orienta- lischen, jüdischen und samaritanischen Handschriten der Uni- versitäts-Bibliothek zu Leipzig. Leipzig 1906. Neudruck Osnabrück 1975.

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© Universitätsbibliothek Leipzig 2008Schriften aus der Universitätsbibliothek Leipzig; 12

Herausgeberin:Verena Klemm

Konzept und Gestaltung: Markenbau, LeipzigProf. Rayan Abdullah, Claudia Knof, Tatjana Kronhardt, Manja Schiemann Schriften:Quadraat und Times

Papier:Munken Lynx, 115 g/m2, 300g/m2

Druck: Merkur Druck, LeipzigIn Kommission beim Universitätsverlag Leipzig

ISBN (UBL): 978 – 3 – 934178 – 97 – 7ISBN (Universitätsverlag):978 – 3 – 86583 – 281 – 8