Ein bemerkenswertes Gefäß mit Stempelverzierung aus dem Vicus von Győr-Ménfőcsanak (Kom....

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Sonderdruck auS

Monographiendes römisch-Germanischen ZentralmuseumsBand 100

römisch-Germanisches Zentralmuseum (Hrsg.)

honeSTa MiSSioneFeSTSchriFT Für BarBara pFerdehirT

Mit Beiträgen von

cristina-Georgeta alexandrescu · Thomas Becker · eugenia Beu-dachin Paul Bidwell · Joanna Bird · Szilvia Bíró · ronald Bockius · Jérémie chameroy Sorin Cociş · Geoffrey B. Dannell · Werner Eck · Annette Frey · Lothar Giels nicolae Gudea · Peter Henrich · nick Hodgson · Thomas Ibeling · katarzyna Ibra-gimow · Bernard Lambot · Ulla Lund Hansen · Allard W. Mees · Andreas Pangerl Marinella Pasquinucci · Marinus Polak · dieter Quast · Gabriele rasbach Michel Reddé · Marcus Reuter · Markus Scholz · Martin Schönfelder Florian Ströbele · Jaroslav Tejral · Andreas Thiel · Vladimir Turčan Meike Weber · Peter Weiß

römisch-germanisches Zentralmuseum

Forschungsinstitut für Archäologie

Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 2014

redaktion: claudia nickel, Marie röder, Markus Scholz (rGZM)Satz: Dieter Imhäuser, Hofheim a. T.Umschlaggestaltung: Reinhard Köster, Fotos Volker Iserhardt (RGZM)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

die deutsche nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-88467-196-2ISSN 0171-1474

© 2014 Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten rechte, insbesondere die der Übersetzung, des nachdrucks, der Entnahme von Abbildungen, der Funk- und Fernsehsendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem (Fotokopie, Mikrokopie) oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungs-anlagen, Ton- und Bildträgern bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Die Vergütungsansprüche des § 54, Abs. 2, UrhG. werden durch die Verwertungsgesellschaft Wort wahrgenommen.

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V

INhaltSverzeIchNIS

Falko Daim · Markus ScholzVorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX

Schriftenverzeichnis Barbara Pferdehirt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XI

INStItutSgeSchIchte

Annette FreyEin Legionär macht Schule: wissenschaftlich fundierte Nachbildungen für Forschung und Unterricht aus den Werkstätten des RGZM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

aNtIke SchIfffahrt

Marinella PasquinucciAn efficient communication network: Roman land, sea and river routes in north-western Etruria . . . . . 33

Ronald BockiusEin römischer Bleiankerstock aus Gernsheim (Kreis Groß-Gerau). Zur Schiffsausrüstung mediterraner Techniktradition aus dem Rhein. Mit einem Beitrag von Florian Ströbele . . . . . . . . . . . . . . 49

Marinus PolakAn early Roman naval base at Vechten (prov. Utrecht / NL): facts and fiction . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

Paul Bidwell · Nick HodgsonSouth Shields as a late roman naval base . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

lImeSforSchuNg uND greNzzoNeN

Katarzyna Ibragimow · Martin Schönfelderendlich wieder Geschenke! römische Staatsgeschenke in Gräbern der vorrömischen eisenzeit und der frühen römischen Kaiserzeit im Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109

Michel ReddéL’armée romaine et les aristocrates gaulois . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121

Gabriele RasbachAucissafibeln und Reliefknöpfe zwischen Gallien und Dalmatien – Funde aus einer Mainzer Privatsammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143

VI

Thomas Becker · Markus ScholzEine Scheibenfibel aus Hungen-Inheiden (Lkr. Gießen) und die Besatzungen der numerus-kastelle am Taunus- und Wetteraulimes in severischer Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169

Andreas ThielVirtus am Limes – ein Paradeschildbuckel aus Welzheim (Rems-Murr-Kreis) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197

Jaroslav TejralReevaluated but still enigmatic – the Roman site at »Burgstall« (okr. Brno-venkov / CZ) . . . . . . . . . . . . 221

Vladimír TurčanOberirdische Architektur aus der römischen Kaiserzeit in Stupava (okr. Malacky / SK) . . . . . . . . . . . . . . 249

Nicolae GudeaVon den Geheimnissen des dakischen Limes – die Organisation der römischen Verteidigung vor dem Kastell von Bologa (jud. Cluj / RO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257

Dieter QuastGoldener Sepulkralschmuck der Römerzeit aus Ṭarṭūs / Antarados (SYR) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265

Cristina-Georgeta AlexandrescuDoch keine Amazone – zu einer Aediculawand aus Apulum (jud. Alba / RO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311

mIlItärDIplome

Werner Eck · Andreas PangerlDiplome für Soldaten der italischen Flotten zwischen Vespasian und Severus Alexander . . . . . . . . . . . 327

Peter WeißNeue Prätorianerdiplome des 3. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345

Marcus ReuterZur deutung der missicii . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363

keramIk uND romaNISIeruNg

Geoffrey B. DannellMasclus and Masclinus: a family affair? In cooperation with Allard W. Mees . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371

Meike WeberSamian ware and Roman frontiers – a few thoughts on the presence of form Drag. 31R on the Antonine Wall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405

VII

Joanna BirdTwo late Rheinzabern vessels from Roman Britain . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 417

Sorin Cociş · Eugenia Beu-DachinA stamp with the name of Claudius Donitianus Evaresto at Napoca (jud. Cluj / RO) . . . . . . . . . . . . . . . 427

Szilvia BíróEin bemerkenswertes Gefäß mit Stempelverzierung aus dem Vicus von Győr-Ménfőcsanak (Kom. Győr-Moson-Sopron / H) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 437

Ulla Lund HansenEin Reibschalenfragment aus Vorbasse (Region Syddanmark / DK) – erster Fund von Reibschalen in Skandinavien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 445

Peter Henrich · Thomas Ibeling · Lothar Gielseine ländliche Siedlung des 5. Jahrhunderts aus rommerskirchen (rhein-kreis neuss) . . . . . . . . . . . . . 455

NumISmatIk

Jérémie Chameroy · Bernard LambotOffrandes bien tempérées. Monnaies offertes lors du passage d’un fleuve, à l’exemple du gué de Selles (dép. Marne / F) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 473

Andreas PangerlVier Jahrzehnte Porträts des Mark Aurel auf römischen Reichsmünzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 495

HONESTA MISSIONE – Festschrift für Barbara Pferdehirt 437

Szilvia Bíró

Ein bEmErkEnswErtEs GEfäss mit stEmpElvErziErunG

aus dem Vicus Von Győr-ménfőcsanak (kom. Győr-

moson-sopron / H)

Fünf Meilen südlich des auxiliarkastells arrabona lag der ausgedehnteste römerzeitliche zivilvicus von Pan-nonien: Győr-Ménfőcsanak (Kom. Győr-Moson-Sopron / H; Abb. 1, 1). Die Ausgrabungen hier wurden vor mehr als 20 Jahren begonnen. Heute zählt die Fundstelle zu den größten freigelegten römerzeitlichen Siedlungen in Ungarn. Am Anfang der Forschungen, während der Ausgrabungen im Bereich der Auto-bahntrasse M1 in den Jahren 1990-1991, hat E. Szőnyi auf etwa 4 ha Fläche den ältesten Teil der Siedlung untersucht. Hier, an der östlichen Seite des Vicus, konnten schon um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. datierbare Grubenhäuser und andere Siedlungsbefunde dokumentiert werden. Im Westen der Niederlas-sung entstanden im 3. Jahrhundert Steinbauten. Aufgrund der Streufunde darf man mit dem Fortbestand der Siedlung noch im 4. Jahrhundert rechnen 1. Im Folgenden möchte ich ein Gefäß aus der Grabung von 1991 vorstellen, das eine merkwürdige Verzierung und eine Mischung aus vorrömischen Traditionen und neuerer römischer Technik aufzeigt (Abb. 2-4).Das Keramikgefäß besteht aus hellgrauem, fein gemagertem Ton mit kleineren Kalk- und Lehmstücken, es ist auf einer schnell rotierenden Töpferscheibe gedreht und reduzierend gebrannt. Seine Oberfläche bildet ein dunkelgrau-schwarzer, matt glänzender Überzug. Der Topf ist leicht oval, sein Rand zieht ein, ragt im Abschluss senkrecht auf, die Randlippe ist leicht gerundet. Die Schulter ist scharf abgesetzt, den Übergang zum Bauch des Gefäßes bildet eine scharfe Rille. Der Boden besitzt einen leicht profilierten Standring. Der Topf kann aus insgesamt acht teilweise anpassenden Bruchstücken vollständig rekonstruiert werden: Randdm. 13,4 cm, Fußdm. 12,4 cm, H. 43 cm; Inv.-Nr. 2007.32.3 (Xántus János Múzeum, Győr).Den oberen Teil der Wand ziert ein Stempel- und Rollrädchendekor. Unter der Schulterabsatzrille verlaufen zwei Reihen Ratterdekor aus dreieckigen Elementen, darunter ein Fries aus zwei sich abwechselnden, ein-gestempelten Motiven. Eines davon ist eine Art Gebäude mit Giebeldach. Dieses »Gebäude« ist aus mindestens vier verschiedenen Stempeln zusammengesetzt: Ein gleichschenkliges rechtwinkliges Dreieck bildet das Dach, der obere Teil besteht aus zwei Perlstäben, wohingegen der untere Stab sich aus kleinen Rechtecken zusammenzusetzen scheint. Die linke Ecke des Daches steht über. Die beiden Giebellinien stammen von demselben Stempel. Die zwei Seitenwände des »Gebäudes« bestehen ihrerseits aus zwei verschiedenen langrechteckigen Stempeln. Der linke Stempel setzt sich aus einer perlen-artigen Außenseite und zwei senkrechten Begleitlinien zusammen, durch ein kleines Rechteck am oberen Ende abgeschlossen. Der Stempel der rechten Wand zeigt fast das Spiegelbild des linken Motivs, jedoch mit dem Unterschied, dass er fragmentiert ist und nur etwa zwei Drittel der Größe des linken ausmacht.Dieses Gebäudemotiv wechselt sich mit einem anderen komplexen Stempelmotiv ab. Halbrunde Kränze liegen auf Höhe der Dächer des Gebäudemotivs. An dem Gebinde des Kranzes hängt jeweils ein Spitzblatt mit gegliedertem Stiel. Das Blatt hat eine leere Mittelfläche, seinen Rand begrenzt – nicht unähnlich den Au-ßenwänden des Gebäudemotivs – eine Perllinie, von einer einfachen Linie begleitet. Den unteren Abschluss dieses Bildfeldes bildet eine Zone aus einem zwei- bzw. dreireihigen Rollrädchendekor. Darunter schließt

1 Über den Vicus zusammenfassend vgl. Szőnyi 1996; 2005. – Bíró / Szőnyi 2006. – KÖSZ 2009, 154 f. – RKM 2009, 214 f. Nr. 202.

438 Sz. Bíró · Ein bemerkenswertes Gefäß mit Stempelverzierung

sich ein weiteres Bildfeld mit lanzettförmigen Blättern an. Die Mittelflächen dieser hängenden Blätter sind ebenfalls leer, die tordierten Ränder werden von einer Doppellinie begleitet. Dieser Blattstempel entspricht damit jenem im oberen Bildfeld, ist aber größer. Diese Bildzone wird durch ein vierreihiges Rollrädchendekor nach unten hin begrenzt. Der untere Teil des Gefäßes ist zu stark fragmentiert, um seine Verzierung ergän-zen zu können, doch sind immerhin Reste von Rollrädchendekor erhalten. Der Topf stammt aus dem Befund Nr. 424, einer rechteckigen Grube von 120 cm × 160 cm, die sich am östlichen Ende der Grabungsfläche, in der Nähe der frühesten Grubenhausgruppe, befand. In dieser Grube war das hier vorgestellte Gefäß mit anderen Fundstücken vergesellschaftet, u. a. mit Sigillaten, Fragmen-ten von Reibschalen (mortaria), marmoriert bemalten Schüsseln, flachen sogenannten Fruchtschüsseln und Scherben handgemachter Grobkeramik. Unter den Sigillaten sind die Formen Drag. 18/31 und Drag. 37 zu identifizieren; eine davon trägt einen Namenstempel des Töpfers Cinnamus. Dementsprechend kann die Verfüllung der Grube frühestens um die Mitte des 2. Jahrhunderts angesetzt werden. Die so gewonnene Enddatierung schließt natürlich die Möglichkeit nicht aus, dass unter den Funden auch ältere Stücke sind.Der Topf gehört aufgrund seiner Verzierung und Herstellungstechnik zu den pannonischen Waren mit Stem-peldekor. Die pannonische Glanztonware oder auch gestempelte pannonische Keramik genannt ist eine der typischen Keramikarten in der Provinz während der frühen und mittleren Kaiserzeit, die aus einer Verschmel-zung keltischer Traditionen mit römischer Technologie und römischen Formen gegen Ende des 1. Jahrhun-derts n. Chr. entwickelt worden war 2.

abb. 1 1 Győr-Ménfőcsanak (Kom. Győr-Moson-Sopron / H). – 2 Csetény (Kom. Veszprém / H). – (Nach Maróti 2002, Abb. 5, 1).

2 Zusammenfassend: Maróti 1991, 365 ff. – Adler-Wölfl 2004, 89 ff.

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Zuerst untersuchen wir die Verzierung und die Stempelmotive. Der Wechsel ornamentaler Stempelmotive mit Rollrädchenzonen ist für diese Warenart sehr charakteristisch. Nach heutigem Kenntnisstand gibt es aber für die Bildmotive (Gebäude bzw. Kranz-Blatt-Motiv) des Gefäßes aus Győr-Ménfőcsanak fast keine Parallelen. Architektonische Motive waren auf pannonischer Glanztonware bisher unbekannt. Vergleich-bare Dekorelemente erscheinen vielmehr auf reliefverzierten Terra Sigillata-Schüsseln: Dort erinnern z. B. auf Pfeiler gestützte Gewölbe an Architektur. Die Interpretation des Gebäudes als ein Heiligtum und des Kranz-Blatt-Motivs alternativ als Bukranion (?) ist nicht auszuschließen, aber die Darstellung solcher religi-ösen Dekorelemente auf einem Topf aus einem Zivilvicus einheimischen Typs kann zurzeit nicht eindeutig nachgewiesen werden.Komplexere, aus mehreren Stempeln zusammengesetzte Motive sind auch auf manchen Bodenfragmenten pannonischer Schüsseln zu finden. In den meisten Fällen besteht aber der Zweck des Stempels nicht darin, ein neues Dekorelement zu schaffen, sondern lediglich im Ausfüllen von Freiräumen zwischen geome-trischen Motiven 3. Wenn man unser Gebäudemotiv in seine Bestandteile zerlegt, dann ist das einfachste Element das gerade Stabmotiv. Einen identischen Stempelabdruck kennen wir aber von anderen Funden bisher nicht 4. Ähnliche perlstabartige Glieder sind aus der Umgebung von Aquincum dokumentiert. So wurde aus dem Vicus von Biatorbágy (Kom. Pest / H) ein aus geraden Stäben zusammengesetztes U-förmiges

abb. 2 Das Gefäß von Győr-Ménfőcsanak (Kom. Győr-Moson-Sopron / H). – (Zeichnung J. Lakatos).

3 z. B. Maróti 1987, 7. kép 3. (Vindobona); 8. kép 1, 8. (Salla / Zala-lövő).

4 Die gerade gerillten Stabmotive sind aus Carnuntum bekannt: Adler-Wölfl 2004, Abb.  26, M44. M49. Gerippte Version des Motivs aus Salla: Maróti 1990, Abb. 1, 10-11.

440 Sz. Bíró · Ein bemerkenswertes Gefäß mit Stempelverzierung

Motiv veröffentlicht, und auch das dortige Sanduhrmotiv besteht aus ähnlichen Gliedern 5. Das Gebäudemotiv auf dem Gefäß von Győr-Ménfőcsanak hat eine mögliche Parallele in Salla / Zalalövő (Kom. Zala / H), wobei das aus drei Elementen gebildete Motiv auf der pannonischen Glanztonware auf Vorbilder der Sigillata-Reliefschüsseln zurückgeht 6. Allerdings muss an dieser Stelle unbedingt erwähnt werden, dass die aus geraden Linien zusam-mengesetzten Dekorelemente in fast allen publizierten Materialensembles bei dieser Warenart zu finden sind. Das Motiv (Gebäude) selbst stellt zwar eine Rarität dar, nicht aber Verzierungsstil und -technik. In der Motivwahl des Topfes von Ménfőcsanak darf man folglich wohl eine individuelle Einzelanfertigung sehen, die das Produkt ei-nes kreativen Töpfers gewesen sein mag. Für den doppelten Halbkranz liegen hingegen mehrere Parallelen vor. Vor allem sind die Exemplare zu erwähnen, die als direkte Nachahmungen von Sigillata-Motiven zu verstehen sind. Diese scheinen entweder bogenförmige Kränze bzw. Arkaden oder das senkrechte Element eines Eierstabmotivs zu imitieren. Das kranzartige Motiv auf unserem Stück zeigt eine Ähnlichkeit mit ersteren 7.Schwerer fällt es, eine Parallele für das lanzettförmige Blattmotiv zu benennen. Die blattförmigen Stempel sind auf den pannonischen Glanztonwaren sehr häufig und sehr beliebt, aber diese Blätter sind oft auf Eichenblätter oder andere größere Blätter mit starken Adern als Vorbil-der zurückzuführen. Ein solcher lanzettförmiger Stempel ist bisher nur aus Csetény (Kom. Veszprém / H) bekannt (Abb. 1, 2), wo er auf einem pannonischen Gefäß auf-tritt, das der Form nach eine Drag. 37-Schüssel imitiert. Der lanzettförmige Stempel stimmt auch hinsichtlich der

Abmessungen mit unserem kleineren Blatt überein (Abb. 5) 8! Ein ähnliches profiliertes Spitzblatt-Ende fin-det man vielleicht auch auf einem Fragment aus Balatonvilágos (Kom. Veszprém / H). In diesem Fall unter-scheidet sich die Gefäßfarbe, d. h. die Brenntechnik, von unserem Stück. Das Exemplar aus Balatonvilágos hat einen roten Farbton, aber auch die anderen Keramiktypen dieser Fundstelle zeigen eher eine Verwandt-schaft mit den Produkten der Werkstätten von Gorsium Tác (Kom. Fejér / H) und Aquincum 9. Merkwürdig ist die Komposition des Stückes aus Csetény: Die Blattmotive stehen unter doppelten, gerillten Bögen. Obwohl die Maße und die Gestaltung der Bögen mit denen des Exemplars aus Győr-Ménfőcsanak nicht überein-stimmen, zeigt die Komposition aus Motivstempeln zwischen Rollrädchenverzierung eine große stilistische

abb.  3 Die Stempelmotive des Gefäßes von Győr-Mén-főcsanak (Kom. Győr-Moson-Sopron / H). – (Zeichnung J. La-katos).

5 Miklósity Szőke 2012, Abb. 2, 3; 7, 6.6 Maróti 1990, 98 Abb. 1, 13.7 Vgl. eine doppelte Girlande aus Salla: Maróti 1990, Abb. 1, 1-3.

– Einzelne Girlande aus Carnuntum: Adler-Wölfl 2004, Abb. 26, M43.

8 Maróti 2002, 114 Nr. 6.2 Abb. 5, 1.9 Ebenda 113 Nr. 3.14; 127 Abb. 5, 2. Datierung des Fundortes:

2.-3. Jh.

HONESTA MISSIONE – Festschrift für Barbara Pferdehirt 441

Ähnlichkeit mit jenem. Diese Schüssel stammt von einer Fundstelle, die nur von Feldbegehungen her be-kannt ist. Aufgrund der Prospektionsfunde darf man in der Siedlung von Csetény mehrere Steinbauten des 2.-3. Jahrhunderts erwarten 10. Csetény lag am Rand der Kleinen Ungarischen Tiefebene in Nordwestpan-nonien, ca. 30 Meilen vom Vicus von Győr-Ménfőcsanak entfernt.Die Form des hier vorgestellten Topfes aus Ménfőcsanak verfügt über sehr wenige Parallelen. Eine gute Ana-logie kennen wir aus derselben Siedlung: Das Grubenhaus Nr. 259 von Ménfőcsanak enthält einen grauen, feinporösen Topf, der eine eingeglättete Verzierung und eine fast identische Form aufweist – mit Ausnahme des fehlenden Schulterabsatzes (Abb. 6). Nach den Begleitfunden zu urteilen, ist der Befund an das Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. zu setzen 11.Diese Formen zeigen einerseits eine große Ähnlichkeit mit den spätkeltischen Topfformen. Für den stark ein-gezogenen Rand und die Rillenverzierung findet man Parallelen unter den großen Gefäßen, besonders unter den glatten, manchmal mit eingeglätteter Verzierung versehenen Stücken 12. Die Mehrzahl der Parallelen bezieht sich nur auf die Proportionen des Gefäßes oder auf die Rillen und Absätze auf Schulter und Wand. Das Typmerkmal des kleinen, senkrecht stehenden Randes ist jedoch nicht weitverbreitet, auch wenn man einige Beispiele dafür finden kann 13. Die Mehrheit der Töpfe hat vielmehr einen leicht ausgebogenen Rand. In Nordwestpannonien kam aus der spätlatènezeitlichen Siedlung von Wien, Rudolfstiftung, ein ähnliches

10 MRT 4, 80 Fo. 20/7.11 Inv.-Nr. 2007.20.48. Xántus János Múzeum, Győr.12 Ähnliche Randformen kamen auch bei den bemalten Stücken

vor, aber diese Formen sind eher eiförmig, bei denen das Gefäß in der Mitte am breitesten ist. Der Topf aus Győr-Ménfőcsanak hat seinen Schwerpunkt oben, vgl. Bónis 1969, Abb. 9, 1. 3.

13 Vom Magdalensberg (Kärnten / A) ist auch eine Vielzahl feiner grauer Keramik solcher Form bekannt, sie gehört zu den latène-zeitlichen Formen; vgl. Schindler-Kaudelka / Zabehlicky-Schef-fen egger 1995, 180 Abb. 3, 25.

abb. 4 Die Stempelmotive (a-c) des Gefäßes von Győr-Ménfőcsanak (Kom. Győr-Moson-Sopron / H). – (Fotos Cs. Tanai).

442 Sz. Bíró · Ein bemerkenswertes Gefäß mit Stempelverzierung

Stück mit fast senkrechter Lippe und stark eingezo-genem rand zutage 14. Leider ist das spätkeltische Keramikspektrum auf dem späteren Provinzgebiet nur in bescheidenem Umfang veröffentlicht, trotz-dem kennen wir mehrere ähnliche Formen aus dem publizierten Material, wie die oben erwähnten Bei-spiele aus Budapest-Tabán oder aus Budaörs (Kom. Pest / H). In Budaörs hat man einen römerzeitlichen Zivilvicus freigelegt, der in die vorokkupationszeitli-che Periode zurückreicht. Unter diesen früheren, in die augusteische Zeit datierenden Befunden waren einige, auf der Schulter stark profilierte Töpfe, deren Lippe leicht ausgebogen ist. Diese Stücke haben eine graue, fein gemagerte Tonmatrix, oft mit eingeglät-teter verzierung 15. Die Form verschwindet im römer-zeitlichen Keramikspektrum langsam, ebenso wie die Herstellungstechnik selbst: Die aus grauem, fein gemagertem Ton gefertigten Gefäße wurden nur bis in das 2. Jahrhundert hinein weiter produziert.

Innerhalb dieser zuletzt genannten Keramikgattung, zu der auch unsere Fundstücke aus Ménfőcsanak gehören, sind topfartige Formen selten, die Mehrzahl der pannonischen gestempelten Ware besteht aus Schüsseln von halbkugeliger Form bis hin zu den verschiedenen Sigillatenformen 16. Bisher sind topfförmige Typen nur aus Nordwestpannonien bekannt. Im Kastellvicus des Alenkastells von Carnuntum (Bez. Bruck an der Letiha / A) kommen sie in Kontexten vom Beginn des 2. Jahrhunderts vor. Das Fundmaterial ist sehr fragmentarisch, es handelt sich dabei vor allem um Bodenteile von Töpfen. Auf einem der Exemplare sind mehrere Reihen von Rollrädchendekor erhalten 17. Auch im Fundmaterial des Auxiliarkastells trifft man auf pannonische gestempelte Töpfe, aber bisher nicht mehr als auf zwei Randfragmente. Die Topfform mit koni-schem Hals und geradem Rand könnte eher mit anderen Gebrauchskeramik- oder Becherformen in Zusam-menhang stehen 18. Ein weiteres, nicht datierbares Fragment stammt aus einer rezent zerstörten Schicht: Seine Form dürfte eine gute Parallele zu unserem Stück darstellen, obwohl seine Schulter und sein Hals nicht so profiliert sind; unter dem senkrecht stehenden Rand findet man mehrere Reihen Rollrädchendekor 19. Aus dem Legionslager von Carnuntum stammen ähnliche Gefäßreste von pannonischer Glanztonware mit eingezogenem Rand und Rollrädchendekor auf den Wänden 20. Aus anderen Teilen der Provinz ist bisher kein Beispiel für Töpfe pannonischer Glanztonware bekannt, vielmehr sind alle identifizierbaren Funde aus-schließlich Schüsseln 21.In der Umgebung von Arrabona konnte man bisher keine Werkstatt für pannonische Glanztonware loka-lisieren – im Gegenteil, die Gegend wurde in den bisherigen zusammenfassenden Publikationen diesbe-züglich als »weißer Fleck« bezeichnet. Nur in Einzelfunden tritt diese Keramikart hier auf 22. In den letzten

abb. 5 Das Bruchstück von Csetény (Kom. Veszprém / H). – (Nach Maróti 2002, Abb. 5, 1).

14 Pichler 2006, 18 f. Taf. 6, 67. 73.15 Ottományi 2012, 200, 158. kép 10, 13. In der Frühkaiserzeit

erscheinen ähnliche Formen unter den Vorratsgefäßen, die grö-ßer sind und ausgebogene Ränder besitzen (ebenda 211, 168. kép 2.).

16 Zuletzt zusammenfassend: Adler-Wölfl 2004, 89-119.17 Petznek 1999, 236-238 Taf. 17, 1738-1739.18 Adler-Wölfl 2004, 53 Form To 6.1.

19 Ebenda Kat. 315.20 Grünewald 1979, 33 Taf. 18, 10-11. Diese Stücke wurden von

M. Grünewald aufgrund der schlechten Qualität des Überzuges und des Tons für Imitationen gehalten.

21 Maróti 1987, 3-10. kép.22 Vgl. die Karten von Maróti 1987, 1-2. kép. Demgegenüber ver-

mutete E. Szőnyi eine Werkstatt in Arrabona oder in ihrer Um-gebung: Szőnyi 1976, 27 Anm. 25.

HONESTA MISSIONE – Festschrift für Barbara Pferdehirt 443

Jahrzehnten beweisen die Ergebnisse der großflächigen Grabungen jedoch, dass man mit der Existenz einer lokalen Werkstatt um oder in Arrabona durchaus rechnen muss, deren Produkte mindestens auf regionalen Absatzmärkten Verbreitung fanden 23.

abb. 6 Der feine graue Topf aus dem Grubenhaus Nr. 259 von Győr-Ménfőcsanak (Kom. Győr-Moson-Sopron / H). – (Zeichnung J. La-katos).

23 Viele Stücke sind bekannt aus dem Kastellvicus von Arrabona, aus den Grabungen auf dem Széchenyiplatz (Ausgrabung der Verfasserin 2008-2009) und aus einem landwirtschaftlichen

Siedlungsteil am Rand des Kastellvicus (Győr-Frigyes laktanya), aber auch in Győr-Ménfőcsanak ist diese Keramikgattung sehr häufig (Szőnyi 1996, 255. – Das ganze Fundmaterial wird der-zeit bearbeitet).

litEratur

Adler-Wölfl 2004: K. Adler-Wölfl, Pannonische Glanztonware aus dem Auxiliarkastell von Carnuntum. Ausgrabungen der Jahre 1977-1988. Jahresh. Österr. Arch. Inst. Wien Ergh. 7 (Wien 2004).

Bíró / Szőnyi 2006: Sz. Bíró / E. Szőnyi, Ménfőcsanak – Településrész-letek / Ménfőcsanak – Siedlungsdetails. In: Sz. Bíró (Hrsg.), Ró-mai ak nyomában … az elmúlt 15 év római koros [régészeti] ása-tásai Győr-Moson-Sopron megyében; kiállításvezető – Auf der Spur der Römer ... [Ausstellungskat. Győr, Sopron]. Győr-Mo-son-Sopron Megyei Múz. Kiállításvezetője 1 (Győr 2006) 33-40.

Bónis 1969: É. B. Bónis, Die spätkeltische Siedlung Gellérthegy-Ta-bán in Budapest. Arch. Hungarica Ser. Nova 47 (Budapest 1969).

Grünewald 1979: M. Grünewald, Die Gefässkeramik des Legions-lagers von Carnuntum (Grabung 1968-1974). RLÖ 29 (1979).

KÖSZ 2009: J. Kvassay (Hrsg.), Évkönyv és jelentés a Kulturális Örökségvédelmi Szakszolgálat 2009. évi feltárásairól – Field Ser-

vice for Cultural Heritage 2009. Yearbook and Review of Archae-

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Maróti 1987: É. Maróti, Római kori pecsételt kerámia Nyugat-Pan-

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ZusammenfassunG / abstract / résumé

Ein bemerkenswertes Gefäß mit Stempelverzierung aus dem Vicus von Győr-Ménfőcsanak (Kom. Győr-Mo-son-Sopron / H)Der hier vorgestellte stempelverzierte Topf aus dem Vicus von Győr-Ménfőcsanak liefert neue Aspekte bei der Erfor-schung der lokalen Keramikproduktion in Pannonien. Die Mischung von keltischer Form und Warenart einerseits sowie von römischen Verzierungsmotiven und Herstellungstechniken andererseits bietet ein eindrucksvolles Beispiel für die Übernahme mediterraner Einflüsse seitens der einheimischen Bevölkerung. Der Prozess der Romanisierung wird hier augenfällig. Das Gefäß kann in die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts, vielleicht schon an den Anfang des 2. Jahrhunderts datiert werden.

An unusual vessel with stamped decoration from the vicus of Győr-Ménfőcsanak (Kom. Győr-Moson-Sopron / H)The stamped decorated pot from the vicus of Győr-Ménfőcsanak presented here provides new aspects on the research of local pottery production in Pannonia. The mixture of Celtic form and type of ware on the one hand and of Roman decorative motives and production techniques on the other offers an impressive example for the adoption of Mediter-ranean influences by the native population. Here the process of Romanisation is obvious. The vessel can be dated to the first half, perhaps even to the very beginning of the 2nd century. Translation: C. Bridger

Un remarquable vase à décor estampé du vicus de Győr-Ménfőcsanak (Kom. Győr-Moson-Sopron / H)Le vase à décor estampé de Győr-Ménfőcsanak présenté ici révèle de nouveaux éléments dans la recherche menée sur la production de céramiques locales en Pannonie. La combinaison de la forme celtique et du type de produit, d’une part, des motifs décoratifs romains et des techniques de fabrication, d’autre part, donne un exemple frappant de l’inté-gration d’influences méditerranéennes par la population locale. Le processus de romanisation est évident. Le vase date probablement de la première moitié du 2e siècle, peut-être déjà du début du 2e siècle. Traduction: Y. Gautier

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