Die Felsbilder von Ughtasar, Provinz Sjunik

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V erö ! entlichungen Archäologie in Armenien Հնագիտթյնը Հայաստանմ Archaeology in Armenia Ergebnisse der Kooperationsprojekte 2o 1 o – Ein Vorbericht HARALD MELLER/PAVEL AVETISYAN (HRSG.) Band 64 | 2011

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issn o863-7679isbn 978-3-939414-62-9

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Archäologie in Armenien Հնագիտությունը Հայաստանում Archaeology in Armenia Ergebnisse der Kooperationsprojekte 2o1o – Ein VorberichtHArAld Meller/PAvel AvetisyAn (HrsG.)

Band 64 | 2011

Verö!entlichungen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte

Band 64 | 2011

Archäologie in ArmenienErgebnisse der Kooperationsprojekte 2o1o – Ein Vorbericht

Հնագիտությունը Հայաստանում2010 թ. համագործակցության ծրագրի արդյունքները. նախնական հաղորդում

Archaeology in ArmeniaResults of the Cooperation Projects in 2o1o – A Preliminary Report

landesmuseum für vorgeschichteLandesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt

Archäologie in ArmenienErgebnisse der Kooperationsprojekte 2o1o – Ein Vorbericht

Հնագիտությունը Հայաստանում2010 թ. համագործակցության ծրագրի արդյունքները. նախնական հաղորդումՀարալդ Մելլեր, Պավել Ավետիսյան (հրտրկ.)

Archaeology in ArmeniaResults of the Cooperation Projects in 2o1o – A Preliminary Report

Verö!entlichungen desLandesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für VorgeschichteBand 64 | 2011

herausgegeben von Harald Meller undPavel Avetisyan Halle (Saale) 2o11

Herausgeber Harald Meller Landesamt für Denkmalpflege undArchäologie Sachsen-Anhalt Pavel Avetisyan Akademie der Wissenschaften Armenien

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

isSn o863-7679 isbn 978-3-939414-62-9

Wissenschaftliche Redaktion Franziska Knoll, Sven Roos, Monika Schlenker, Wolfgang Schwarz Übersetzung und Lektorat Louis C. Nebelsick • LDA der englischen Texte Übersetzung der armenischen Texte Vahagn Abgaryan • Halle (Saale), Armenuhi Drost-Abgaryan • Halle (Saale) Endredaktion Monika Schlenker Koordination Franziska Knoll Technische Bearbeitung Rita Borcherdt, Brigitte Parsche, Nora Seeländer

Für den Inhalt der Arbeiten sind die Autoren eigenverantwortlich.

© by Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale). Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfil - m ungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Papier alterungsbeständig nach din/iso 97o6 Satzschrift FF Celeste, News Gothic, Sylfaen, Times LatArm

Konzept und Gestaltung Carolyn Steinbeck • Berlin

Umschlaggestaltung Nora Seeländer Umschlagfotos Juraj Lipták • München Fotos Juraj Lipták (wenn nicht anders im Abbildungsnachweis angegeben) • München Layout, Satz und Produktion Rita Borcherdt, Nora Seeländer Druck und Bindung Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG Calbe

Inhalt

7 Vorwort der Herausgeber Preface editors

Harald Meller and Pavel Avetisyan

9 Grußwort des Kultusministers des Landes Sachsen-Anhalt Stephan Dogerloh

11 Grußwort des Botschafters Hans-Jochen Schmidt

12 Übersichtskarte der in diesem Band vorgestellten Orte Սույն հատորում ներկայացված տեղանունների ընդհանուր քարտեզ General map of the main sites mentioned in this volume

17 Archäologische Untersuchungen zur Umgebung der Goldgruben in Armenien mit Schwerpunkt Sotk, Provinz Gegharkunik Ðݳ·Çï³Ï³Ý ѻﳽáïáõÃÛáõÝÝ»ñ г۳ëï³ÝÇ áëÏáõ ѳÝù»ñÇ ßñç³Ï³ÛùáõÙ. êáÃùÇ Ñ³Ýù³ñ¹Ûáõݳµ»ñ³Ï³Ý ½áïÇ, ¶»Õ³ñùáõÝÇùÇ Ù³ñ½ Archaeological Investigations around Gold Mines of Armenia with Special Reference to Sotk Mine, Province Gegharkunik René Kunze, Arsen Bobokhyan, Khachatur Meliksetian, Ernst Pernicka und Danilo Wolf

51 Geoarchäologische Untersuchungen der Goldvorkommen von Sotk und Fioletovo, Armenien Երկաբանա-հնագիտական հետազոտություններ Սոթքի և Մարգահովիտի ոսկու հանքերում, Հայաստան Geoarchaeological survey of prehistoric gold mining in Sotk and Fioletovo, Armenia Danilo Wolf, Gregor Borg, Ernst Pernicka, Khachatur Meliksetian, René Kunze und

Arsen Bobokhyan

73 Ein steiniges Tal – rätselhafte Steinstrukturen im Ashotsk-Tal bei Hartashen, Provinz Schirak Քարե հովիտ. խորհրդավոր կառույցներ Աշոցքի հովտում՝ Հարթաշենի մոտ, Շիրակի մարզ A Stone Valley – Mystery stone structures in the Ashotsk-Valley near Hartashen, Province Shirak Torsten Schunke, Larisa Yeganyan und Hamazasp Khachatryan

107 Geophysikalische Untersuchungen bei Hartashen, Provinz Schirak, Armenien Երկրաֆիզիկական հետազոտություններ Հարթաշենի շրջակայքում, Շիրակի մարզ, Հայաստան Geophysical investigation at Hartashen, Province Shirak, Armenia André Spatzier und François Bertemes

115 Benjamin – eine Siedlung zwischen fremden Einflüssen und lokalen Traditionen Բենիամին. բնակատեղի օտար ազդեցությունների և տեղական ավանդույթների միջև Beniamin – a settlement between foreign influences and local tradition Tobias Neuser und Andreas Furtwängler

131 Die Felsbilder von Ughtasar, Provinz Sjunik Ուղտասարի ժայռապատկերները, Սյունիքի մարզ The Ughtasar Petroglyphs, Province Syunik Harald Meller, Franziska Knoll und Veit Dresely

Veröffentlichungen des ldA • Archäologie in Armenien • BAnd 64 • 2011

Die Felsbilder von Ughtasar, Provinz SjunikՈւղտասարի ժայռապատկերները, Սյունիքի մարզ

The Ughtasar Petroglyphs, Province Syunik

harald meller, franziska Knoll und Veit dresely

Հարալդ Մելլեր, Ֆրանցիսկա Կնոլ, Վիտ Դրեզելի

Summary

The Ughtasar Petroglyphs are among the most impressive of their kind known from Armenia. During prospection work in order to find a comparable petroglyph site to include in the archaeological part of our Armenian-German coopera-

tion we were able to photograph a sample of the art from this petroglyph region. In the following presentation, which is intended to introduce a broader touristically interested pub-lic to this exotic material, we present a selection of high reso-lution pictures which were taken during our visit to the side.

Zusammenfassung in armenischer Sprache

Ուղտասարի ժայռապատկերներն իրենց տեսակի մեջ ամենատպավորիչն են Հայաստանում: Հայ-գերմանական հնագիտական համագործակցության ծրագրի սահմաններում, համեմատական հնավայրի որոնման ընթացքում, ժայռապատկերների տարածքը

դրվագաբար լուսանկարվեց: Արված մեծադիր լուսանկարները ներկա հոդվածի միջոցով կարող են մատչելի դառնալ առաջին հերթին գերմանալեզու հասարակության լայն շրջանակների համար, ինչը կարևոր է նաև զբոսաշրջիկության զարգացման տեսանկյունից:

Zusammenfassung

Die Felsbilder von Ughtasar zählen zu den Beeindruckends-ten ihrer Art in Armenien. Auf der Suche nach einer Ver-gleichsfundstelle für ein weiteres Projekt im Rahmen der armenisch-deutschen Kooperation auf archäologischer

Ebene wurde die Felsbildregion in Auszügen fotografisch erfasst. Die hieraus entstandenen großformatigen Bilder sollen durch den vorliegenden Beitrag in erster Linie einem breiteren deutschsprachigen Publikum – auch aus touristi-schem Interesse – erschlossen werden.

Während der gemeinsamen archäologischen Untersuchun-gen in Armenien im August 2o1o wurden ergänzend zu den Arbeiten vor Ort einige bedeutende Felsbildregionen besucht. Ziel dieser Unternehmung war es, einen Überblick über die Denkmäler zu gewinnen, so dass auf dieser Grund-lage in den kommenden Jahren ein Projekt unter studenti-scher Beteiligung zur Erforschung einer bislang nicht doku-mentierten Fundstelle entwickelt werden kann. Ein solches Vorhaben würde auch die bereits bestehende Kooperation auf dem Gebiet der Lehre und Ausbildung sowie des kultu-rellen Austausches zwischen Armenien und Deutschland bestärken.

Vor allem die Felsbilder von Ughtasar sind von hervor-ragender Qualität und in einer äußerst beeindruckenden Landschaft gelegen (Abb. 1). Langfristig könnten sie damit ein erhebliches touristisches Interesse wecken – insbeson-

dere als Ergänzung zu den klassischen Bildungsreisen, die sich bislang in erster Linie auf das frühchristliche Erbe des Landes konzentrieren.

Da diese Felsbildregion seit langem bekannt ist (bereits in den 6oer Jahren wurde das Gebiet durch armenische Archäo-logen erstmals untersucht, vgl. Karakhanyan/Safyan 197o) und detailliert durch die Universität Reading (England) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Archäologie und Eth-nographie der Armenischen Akademie der Wissenschaften bearbeitet wird (British Archaeology 111), galt das primäre Interesse der vergleichenden Kenntnis dieses außerordent-lichen Denkmales selbst.

Daher handelt es sich bei dem vorliegenden Beitrag nicht um eine wissenschaftliche Bewertung oder gar Untersu-chung – dies wäre mangels eingehender Autopsie und Doku-mentation ohnehin nicht zu bewerkstelligen. Vielmehr soll

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hier der Bildbestand in aussagefähigen Photographien, die neben den Bildmotiven selbst auch deren Einbettung in die malerische Landschaft wiedergeben, dem deutschsprachi-gen Publikum etwas umfassender vorgelegt werden. Umzeichnungen einzelner Motive sind bereits vor einigen Jahren publiziert worden (beispielsweise bei Kšica 1972, Abb. 49; 5o; Kšica 1974, 4 Abb. B/19; 9 Abb. B/18; 38 Abb. B/16; 41 Abb. B/22; 44 Abb. B/5; 45 Abb. B/17; Kšica 1974a, 134 Abb. 17; Ksica/Ksicová 1994, 7o f.).

Die Felsbilder befinden sich etwa 18 km südöstlich der Provinzhauptstadt Sissian im südlichen Armenien, nahe der aserbaidschanischen Grenze. Auf etwa 3.3oo m ü. NN innerhalb der Vulkancaldera des Mt. Ughtasar gelegen säu-men sie in dichter Streuung einen kleinen Gletschersee (Abb. 2). Die Mehrzahl der armenischen Felsbildregionen befindet sich in Hochlagen, der Fundort von Ughtasar aller-dings zählt zu den höchstgelegenen.

In zahlreiche Basaltblöcke sind die Bilder offenbar mit Steinwerkzeugen flächig eingepickt, so dass die helleren Bildwerke sich von der dunklen Basaltoberfläche deutlich abheben. Auch die raue Fläche der Figuren steht im Kon-trast zu dem glattgeschliffenen Vulkangestein (Abb. 4–6).

Trotz der Höhe ist die Vulkancaldera vergleichsweise leicht zu erreichen, da der Zugang über einen sanften, mit alpinen Wiesenlandschaften besetzten Anstieg erfolgt (Abb. 3). Einzig der lang liegende und spät abschmelzende Schnee hindert am Aufstieg. Folglich war das Gebiet – zumindest zum Anbringen von Felsbildern – wohl nur in den Sommermonaten zugänglich. Der See selbst bietet zu dieser Jahreszeit als Rastplatz und für die Viehweidewirt-schaft einen optimalen Standort.

Die Motivwahl ist relativ eng auf Capriden, Feliden, Bovi-den, Cerviden (Abb. 14b), Ursiden, Menschen, Wagendarstel-lungen und grafische Symbole beschränkt. Am weitaus häu-figsten sind Steinböcke, Leoparden und Menschen vertreten. Als Vorlage für die Capriden käme entweder der kaukasische Steinbock (capra caucasica) – Tur genannt – oder die Wild- bzw. Bezoarziege (capra aegagrus) infrage. Beide Arten besit-zen – wie auf den Felsbildern betont – äußerst eindrucks-volle, weit nach hinten ausladende Hörner (Abb. 9b, 11b, 12b). Die Darstellungen der Großkatzen werden in der Litera-tur als Löwe, Tiger oder Leopard interpretiert (zur Deutung als Löwen siehe Ksica/Ksicová 1994; als Löwen/Tiger siehe Kšica 1974, 38 Abb. B/16; als Löwen/Tiger/Leoparden [im Sjunik-Gebirge] siehe Kšica 1974a, 132 Abb. 16). Auf Grund der Silhouette erscheint die Verbindung mit dem noch immer in Armenien heimischen Kaukasus-Leopard (pan-thera pardus saxicolor) jedoch am Wahrscheinlichsten (Abb. 1ob). In Einzelfällen sind Hirsche, Bären (Abb. 8) und andere, nicht näher bestimmbare Arten, eventuell sogar Wölfe wiedergegeben. Augenfällig handelt es sich bei allen angeführten Arten um jagdbare Wildtiere. Steinbock und Leopard dürften zu den begehrtesten und am schwierigsten zu bejagenden Tieren gehört haben. Zumindest für den kau-kasischen Steinbock »Tur« wird die außerordentlich anstren-gende und komplizierte Bergjagd trotz moderner Jagdge-wehre für die Gegenwart betont (Mistral 2o1o).

Die Menschendarstellungen eröffnen je nach Attribut verschiedene Deutungsansätze. Mit einem Bogen ausgestat-tete Menschen dürften, da mit den Tieren zusammen darge-stellt, als Jäger zu verstehen sein (Abb. 16, 17). Anthropogene

Darstellungen mit übergroßen, zum Teil erhobenen Händen hingegen könnten sich entweder auf einen nicht überliefer-ten Mythos beziehen oder im Fall der »Flügelarme« eventu-ell im Zusammenhang mit schamanistischen Praktiken, die für ein jägerisches Umfeld zu erwarten sind, zu sehen sein (Abb. 13b, 15). Da keines der Felsbilder älter als neolitisch zu datieren sein dürfte (vgl. Ksica/Ksicová 1994, 71; 78), ist das Fehlen jeglicher Darstellung von domestizierten Tieren besonders bemerkenswert.

Die vereinzelten Wagendarstellungen mit Boviden als Zugtieren (Abb. 18) sowie die Schwertkämpfer (Abb. 7b) sind wohl als Besonderheit inmitten der zahllosen Jagddar-stellungen zu sehen. Die verschiedenen Motive reihen sich eng aneinander, stratigraphische Überlagerungen der Ein-zelbilder sind selten zu beobachten. Die Darstellungen las-sen sich mit den bislang bekannten Felsbildzyklen zwi-schen Anatolien und Kasachstan in Verbindung bringen. Die direkten Vergleiche allerdings stammen, wie zu erwar-ten, aus dem engeren regionalen Umfeld, beispielsweise aus Gemigaya, Aserbaidschan (Aliyev 2oo3). Auch an der Ost-küste Aserbaidschans, im Gebiet von Gobustan, sind über 3ooo Feldbilder bekannt und dokumentiert, die durchaus stilistische Ähnlichkeiten zu den Bildern aus Ughtasar auf-weisen (Anati 2oo1). Dort treten allerdings zahlreiche wei-tere Motive, wie beispielsweise Wale, auf.

Die vorgenannten Untersuchungen des internationalen Teams der armenischen Akademie der Wissenschaften sowie der Universität Reading werden mit Sicherheit die Fragen der Überlagerung, der statistischen Auswahl der Motive, ihrem Verhältnis zueinander sowie der topologi-schen Verteilung klären können.

Anhaltspunkte zur Datierung müssen durch einen detaillierten Vergleich mit anderen, bereits erforschten Regionen, durch eine Analyse der Überlagerungen und die Zusammenschau mit signifikanten datierbaren Artefakten gewonnen werden.

Erste augenfällige Datierungshinweise liefern die abge-bildeten Gegenstände selbst. Schwerter sind frühestens für das beginnende 3. Jahrtausend anzunehmen, wie der Fund aus Arslantepe (Türkei) nahelegt (Hansen 2o1o, 31o Fig. 29).

Die Wagendarstellungen sind zwar schon für das 4. Jahr-tausend denkbar, werden aber im Allgemeinen bei den vorlie-genden Felsbildern mit der Bronzezeit verbunden (Anati 2oo1, 75; British Archaeology 111). Für das Motiv der bereits seit dem Jungneolithikum bekannten Bögen ist eine engere zeitliche Einordnung kaum möglich. Sie werden jedoch meist mit dem Neolithikum bzw. der Bronzezeit verbunden.

Eine Datierung in die frühe bis mittlere Bronzezeit wird außerdem durch die im Rahmen der armenisch-deutschen Surveys – ebenfalls unter maßgeblicher Beteiligung der Armenischen Akademie der Wissenschaften – prospektier-ten Fundplätze der Kura-Araxes-Kultur (ca. 35oo bis 22oo v. Chr.) sowie jene der nachfolgenden Mittelbronzezeit (ca. 22oo bis 15oo v. Chr.) gestützt (Kroll 2oo6).

Es bleibt zu wünschen, dass die Erforschung, an erster Stelle die Dokumentation und Vermessung der Felsbilder um den Gletschersee auf dem Berg Ughtasar in naher Zukunft abgeschlossen werden kann. Die gepickte Oberflä-che des Basaltes ist teilweise schon heute durch den lang anhaltenden Frost unwiederbringlich zerstört.

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Abb. 1 Blick auf die Caldera mit Ughtasarsee vom Lavadom des Vulkanes aus.

Abb. 2 Der Ughtasarsee mit umgebenden Basaltfeldern.

Abb. 3 Aufstieg zur Caldera des Mt. Ughtasar.

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Abb. 4 Dicht bebilderter großer Basaltblock am Rande des Ughtasarsees mit den Berggipfeln der Caldera im Hintergrund.

Abb. 5 Basaltblöcke am Ughtasarsee. Im Vordergrund ein Einzelblock mit sehr hoher Bilddichte.

Abb. 6 In den großen Blockfeldern um den Ughtasarsee sind nur einzelne Steine oder kleine Bereiche bebildert.

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Abb. 7a Die Felsbilder am Ughtasarsee mit Calderarandgebirge am Horizont. Die Einzelbilder sind relativ klein und erreichen selten Größen über 3o cm.

Abb. 7b Darstellung zweier Männer beim Schwertkampf: Der Rechte scheint über einen Helm oder über eine andere Kopfbedeckung zu ver-fügen. Die sich kreuzenden Klingen (wohl Hiebschwerter) werden mit der rechten Hand geführt, Schilde kommen nicht zum Einsatz. Die Struk-turen der flächig ausgeführten Picktechnik sind gut zu erkennen.

Abb. 7c Darstellung von einem Capriden, einem Leoparden und weiteren Tieren. Auffällig ist der höhere Verwitterungsgrad der Flächenpunzungen im Vergleich zum benachbarten Steinblock mit den fechtenden Männern.

Abb. 8 Darstellung eines Bären und eines Capriden. Bärendarstellungen im Umfeld des Sees von Ughtasar sind sehr selten, obwohl Braunbären dort bis heute regelhaft vorkommen.

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Abb. 9a Felsbilder am Ughtasarsee. Auffällig ist, dass nur einzelne Steine oder kleinere zusammenhängende Bereiche mit Felsbildern besetzt sind, während benachbarte große und zur Aufnahme dekorativer Darstellun-gen bestens geeignete Blöcke unverziert blieben. Deutlich zeigt sich der unterschiedliche Verwitterungsgrad, der möglicherweise chronologische Rückschlüsse zulässt.

Abb. 9b Darstellung von zwei Capriden und einem Leoparden. Der untere der Capriden wird von einem Menschen geführt oder gehalten.

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Abb. 1oa Basaltplatte mit zahlreichen Felsbildern im Vordergrund. Im Hintergrund der Calderarand.

Abb. 1ob Darstellung mehrerer Capriden, eines Boviden, eines Leoparden sowie nicht näher bestimmbarer Tierarten und graphischer Zeichen. Die oberflächlichen Abplatzungen der äußeren Gesteinsschicht sind deutlich erkennbar und zeigen die akute Gefährdung einiger Felsbilder.

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Abb. 11a Dicht mit Bildwerken besetzter Felsen am Ughtasarsee.

Abb. 11b Vier Capriden, weitere Tierarten, ein schlangenartiges Wesen sowie graphische Zeichen.

Abb. 12a Einzelne Felsbilder im Vordergrund, im Hintergrund der Calderarand des Mt. Ughtasar.

Abb. 12b Anthropomorphes Wesen mit ausgestreckten Armen und über-großen Händen. Darunter eine Capridendarstellung sowie ein Indivi-duum einer nicht näher bestimmbaren Tierart.

Abb. 13a Basaltplatte mit Felsbildern nahe des Ughtasarsees.

Abb. 13b Anthropomorphe Darstellung mit flügelartigen ausgebreiteten Armen unter graphischen Zeichen.

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Abb. 14a Im Vordergrund Felsbilder am Ughtasarsee, im Hintergrund ist der die Caldera begrenzende Höhenrücken zu sehen.

Abb. 14b Darstellung anthropomorpher Figuren in einer Reihe im rech-ten unteren Bildbereich, eine davon ist mit einem Bogen ausgestattet. Darüber Leoparden, Capriden sowie ein Cervide.

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Abb. 15 Frau mit breiten Hüften sowie ardorantenartig erhobenen Armen mit übergroßen Händen.

Abb. 16 Bogenschütze mit Tierdarstellungen.

Abb. 17 Bogenschütze mit hoch über dem Kopf gehaltenem Bogen.

Abb. 18 Vierrädriger Wagen mit langer Deichsel, der von Boviden gezo-gen wird. Hinter dem Wagen sind anthropomorphe Darstellungen sowie verschiedene Tierarten zu erkennen.

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Literaturverzeichnis

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Gemigaya (Azerbaïdjan). L’anthropologie 1o7, 2oo3, 695–7oo.

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Centro. Centro Camuno di Studi Preistorici (Capo di Ponte 2oo1).

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Der europäische Teil der UdSSR einschließlich Kaukasus und Ural. Anthropologie X/1, 1972, 67–76.

Kšica 1974 M. Kšica, Katalog výstavy od kreseb mamutů k

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Schwarzem Meer und Beringstrasse (Brno 1994).

Mistral 2o1o Mistral Jagdreisen GmbH, Kaukasischer

Steinbock/Tur. Angebote 2o11, 56–57, zuletzt aktualisiert am 29.12.2o1o, (http://www.mist-ral-jagd.at/angebote/2o11/k56–57.pdf [13.o5.2o11]).

Abbildungsnachweis

1–18 J. Lipták, München

Anschriften

Prof. Dr. Harald MellerLandesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-AnhaltLandesmuseum für VorgeschichteRichard-Wagner-Str. 9D-o6114 Halle (Saale)[email protected]

Franziska Knoll, M. A.Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-AnhaltLandesmuseum für VorgeschichteRichard-Wagner-Str. 9D-o6114 Halle (Saale)[email protected]

Dr. Veit DreselyLandesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-AnhaltLandesmuseum für VorgeschichteRichard-Wagner-Str. 9D-o6114 Halle (Saale)[email protected]