Der Begriff der Personalität im Vergleich bei Kant, Singer und Karol Wojtyla

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Der Begriff der Personalität im Vergleich bei Kant, Singer und Karol Wojtyla Hausarbeit zum Hauptseminar „Kant und die angewandte Ethik“ von Dr. Heiko Puls an der Universität Hamburg im WS 2014/15

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Der Begriff derPersonalität im

Vergleich bei Kant,Singer und Karol

Wojtyla

Hausarbeit zum Hauptseminar

„Kant und die angewandte Ethik“von Dr. Heiko Puls

an der Universität Hamburg

im WS 2014/15

vorgelegt von Dr. Manfred Stammel

Matrikel-Nr.: 6599080

Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung.....................3

II.Die Moralphilosophie Kants.....5Die Kritik der praktischen Vernunft..........5Die Bestimmung der Sittlichkeit..............6Der kategorische Imperativ...................7Der Ursprung der Sittlichkeit in der Autonomiedes Willens..................................9Das Faktum der Vernunft.....................10

III......Die Moralphilosophie Singers11Peter Singers Einwände gegen den „Speziesismus“..............................12Der Personenbegriff bei Singer..............14

IV.Die Moralphilosophie Wojtyłas.16Der Mensch ist eine Person..................17Zur Freiheit berufen........................18Verantwortliche Liebe als Emanation personalerWürde.......................................19

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V. Fazit.........................20

VI.Bibliographie.................23

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I. EinleitungIn der Ethik spielt der Begriff der Personalität einebedeutsame Rolle, denn an seiner Definition wird dieGrenze gezogen zwischen der nur dem Menschenmöglichen intelligiblen und der allen Lebewesenmöglichen sinnlichen Fähigkeiten als Grundlage allerHandlungen. Nur die dem freien Willen entsprungenenHandlungen können moralische Handlungen sein.Moralische Handlungen bezeichnen also alle vonPersonen wissentlich und willentlich hervorgerufenenEreignisse und unterscheiden sich hierin vonHandlungen, welche alleine auf der Sinneserfahrungberuhen. Als moralisch bezeichnet man Handlungen imallgemeinen dann, wenn sie innerhalb des für dieDaseinsweise des Menschen konstitutiven normativenGrundrahmens stattfinden, innerhalb dessen dasVerhalten des Menschen zu seinen Mitmenschen, aberauch zur Natur und sich selbst geregelt wird. Personen sind aber nicht nur Akteure, sondern auchAdressaten von Handlungen. Als Akteure müssen sie ausihrer Bestimmung heraus moralisch handeln, alsAdressaten haben sie den Anspruch darauf, dass ihnengegenüber moralisch gehandelt wird. Wie sind indieses Schema nun Tiere oder Naturgüter (Flüsse,Wälder, Meere) einzuordnen? Als Akteuren wird diesensicherlich nicht die Verpflichtung auferlegt,moralisch zu handeln, aber als Adressaten haben auchdiese vielleicht einen Anspruch darauf, dass ihnengegenüber moralisch gehandelt wird. Wie sindweiterhin Menschen, denen bestimmte Eigenschaften –wie sie ihnen gemeinhin zugestanden werden – nichtzukommen, zu behandeln? Haben etwa Embryonen,Schwerstbehinderte oder Demente einen Anspruchdarauf, dass ihnen gegenüber moralisch gehandeltwerden muss? Auch in dieser Diskussion ist dieBegriffsbestimmung der Personalität entscheidend,denn gerade dem Begriff der Person wird „häufig eineunbedingte Bedeutung oder ein absoluter Wertzugeschrieben“ (Höffe 2002: 198), wie dies vor allemKant in der Selbstzweckformel seines kategorischenImperativs getan hat:

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Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person als inder Person eines jeden anderen, jederzeit zugleich als Zweck,niemals bloss als Mittel brauchst. (GMS, IV, 429)

Bei dieser Erörterung wird der Begriff derPersonalität allerdings nicht immer mit der alltags-sprachlichen Verwendung von „Person“ als „Mensch“ imSinne von homo sapiens gleichgesetzt. Dies ist zwarmöglich, aber nicht zwingend notwendig – also nichtkontingent –, weil man „die Existenz nicht-menschlicher Personen wie Außerirdischer, Engel, unsunbekannter Tiere oder künftig konstruierbarerintelligenter Maschinen nicht von vornhereinausschließen“ kann (ibid: 199). Auch sind nicht alleMenschen Personen eben weil sie Personen sein können,sondern aufgrund bestimmter Merkmale, welche ihnenzugesprochen werden und welche konstitutiv für dieBestimmung von Personen sind. Anders ausgedrückt: Eswird nach einem Merkmal gesucht, welches von demMenschsein unabhängig ist. Eine möglicheFragestellung hierbei ist, was die personaleIdentität über einen bestimmten Zeitraum hinwegüberhaupt ausmacht. Geistesgeschichtlich wird hierbei einerseits zwischendem Vorhandensein einer substantiellen Seele (z.B.Platon, Descartes) als Grundlage der Personalität undandererseits der Annahme, dass eine bloß physischeKontinuität – etwa des Gehirns – als Bedingungausreicht, unterschieden. Aber auch einpsycholgisches Kriterium, nach dem Personalität durchSelbstbewußtsein und Erinnerungsfähigkeitcharakterisiert wird, kann herangezogen werden, wiees etwa J. Locke vorschlägt. (ibid)Kant – welcher im Folgenden Ausgangspunkt derBehandlung dieser Fragestellung sein soll –kritisiert hingegen gleichsam die gegenständlicheAuffassung der Personalität bei Rationalisten sowiebei Empiristen „und unterscheidet eintranszendentales Subjekt (als Bedingung der Möglich-keit der Erfahrung) von einer konkreten Person, diesich aus dem Kontext bestimmterHandlungsmöglichkeiten ergibt“ (ibid). Widerum anderehalten den Personenbegriff als nicht weiteranalysierbar; so ist er nach P. F. Strawson eine

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Entität, über die man sowohl Aussagen auf derkörperlichen Ebene als auch der mentalen Ebenetreffen kann (ibid). Die Suche nach den zentralen Definitionsmerkmalen derPersonalität hat also weitreichende Folgen für dieBestimmung sowohl der moralischen Handlung als auchderjenigen, die zu einer solchen fähig sind, weil siepraktisch nicht nur über das entscheidet, was richtigund was falsch ist, sondern auch darüber, wasschützenswert und was nicht schützenswert ist,letztlich sogar darüber, ob „etwas“ als lebenswertgilt oder nicht. Wie soll sich der moralischhandelnde Mensch gegenüber befruchteten Eizellen,Föten, Komatösen, Schwerstbehinderten, etc.verhalten? Sollen diesen Lebewesen Personenrechtezugestanden werden oder nicht? Die Beantwortungdieser Frage entscheidet darüber, ob den genanntenLebensformen ein Recht auf Überleben, auf Autonomieoder körperliche Unversehrtheit zugestanden werdenmuss. Gleichsam sind Entscheidungen bei Abtreibung,Euthanasie und Sterbehilfe direkt von dieserBegriffsbestimmung abhängig. Gerade in der heutigenZeit mit all ihren technologischen und medizinischenMöglichkeiten ist es deshalb geboten, den Begriff derPersonalität einer gewissenhaften Untersuchungzuzuführen.Hierzu ist die folgende Arbeit in drei Kapitelaufgeteilt: Im ersten soll die Position Kants zurMoralphilosophie im allgemeinen und zum Personen-begriff im besonderen anhand seiner Ausführungen inder „Kritik der praktischen Vernunft“ erörtertwerden. Vereinzelt werden auch andere seiner Quellenherangezogen. Keineswegs wird der Anspruch derVollständigkeit erhoben. Im zweiten Kapitel wird danndie Position Peter Singers referiert, wie er sie inseinem Buch „Praktische Ethik“ darstellt. Auch hiersollen nur die wesentlichen Argumente zur Sprachekommen. Im dritten und letzten Kapitel der Erörterungkommt schließlich Karol Wojtyła – besser bekannt alsPapst Johannes Paul II – zu Wort, dessenMoralphilosophie, wie sie in seinem Buch „Person undTat“ nachzulesen ist, viele Parallelen mit derjenigenKants aufweist, mit Singers Auffassung jedoch kaum

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etwas gemeinsam hat. Am Ende werden im Fazit dieErgebnisse zusammengefasst und zueinander inBeziehung gesetzt.

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II. Die Moralphilosophie Kants

So wie im Bereich des Theoretischen die Wissenschaftden Anspruch auf allgemeine und objektive Gültigkeiterhebt, so ist es im Bereich des Praktischen dieMoral oder Sittlichkeit (Höffe 2014: 174). DerenUrsprung kann nach Kant jedoch keineswegs „in derOrdnung der Natur oder der Gemeinschaft, im Verlangennach Glück, im Willen Gottes oder im moralischenGefühl“ gesucht werden, sondern ist einzig in derAutonomie des Subjekts selbst begründet, nämlich inder Selbstgesetzgebung des Willens (ibid). Dieswiderum ist gleichbedeutend mit Freiheit. MoralischesUrteilen ist mithin keine „Sache eines persönlichenGefühls oder einer willkürlichen Entscheidung undauch nicht eine Frage der gesellschaftlich-kulturellen Herkunft, des Taktes oder dereingespielten Konventionen“, es ist ein Handeln unterletzten Verbindlichkeiten auf der Grundlage eineshöchsten Prinzips der Moral, für deren Einhalten „man vonanderen, aber auch von sich selbst zur Verantwortunggezogen wird“ (ibid: 175). Solchermaßen stößt beiKant „die moralische Selbstreflexion der Praxis aufihr erstes Prinzip, den kategorischen Imperativ unddie Autonomie des Willens“ (ibid: 176):

Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich alsPrinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne. (KdpV, 140)

Im Folgenden soll Kants „Kritik der PraktischenVernunft“ anhand der Ausführungen Höffes (2014) inBezug auf die Fragestellung nach dem Begriff derPersonalität und seine Relevanz für die Moralitätuntersucht werden. Vereinzelt wird auch auf die„Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ verwiesen;weitere Quellen, welche durchaus inhaltlich zur Erör-terung der Fragestellung beitragen könnten (wie etwadie „Anthropologie“, „Metaphysik der Sitten“,„Reflexionen“, „Kritik der reinen Vernunft“) werdenwegen den angestrebten Umfangs der Arbeit nichthinzugezogen.

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Die Kritik der praktischen Vernunft Die erstmals 1788 in Riga erschienene „Kritik derpraktischen Vernunft“ ist die zweite von insgesamtdrei Kritiken, die Kant verfaßt hat. Sie folgt aufdie „Kritik der reinen Vernunft“ und geht der „Kritikder Urteilskraft“ voraus.1 Jeder der drei Kritikenkann eine Grundfrage zugeordnet werden: Die Kritikder reinen Vernunft sucht Antworten auf die Frage„Was kann ich wissen?“, die „Kritik der praktischenVernunft“ behandelt die Frage „Was soll ich tun?“ unddie „Kritik der Urteilskraft beschäftigt sich mit derFrage „Was darf ich hoffen?“. In all diesen Fragengeht es Kant darum herauszufinden, was sich hinterder sichtbaren Welt verbirgt und was das eigentlichWirksame hinter allen Erscheinungen ist – es geht ihmum die Metaphysik. „Es ist die »die Metaphysik, inwelche ich das Schicksal habe verliebt zu sein«; aufihr beruht »das wahre und dauerhafte Wohl desmenschlichen Geschlechtes«; eben darum kann ihrGegenstand »der menschlichen Natur nicht gleichgültigsein«.“ (Weischedel 1975: 183) Entsprechendbeschäftigt sich die erste Kritik mit dem Unbedingtenim Menschen, die zweite Kritik mit dem Unbedingten inder Welt und die dritte Kritik mit dem Unbedingtenschlechthin. Oder anders ausgedrückt: Kant fragt nachder Unsterblichkeit der Seele im Menschen, nach derFreiheit und nach Gott (ibid). In der „Kritik der praktischen Vernunft“ – eines derwichtigsten Werke der Praktischen Philosophieüberhaupt – wird also die Frage nach dem gutenHandeln aufgeworfen und eine Theorie derMoralbegründung entwickelt. Mit Vernunft, dieentweder theoretisch oder praktisch tätig wird, meintKant das Vermögen, den Bereich der Sinne sowie derNatur zu übersteigen. Beim Erkennen ist dies dertheoretische und beim Handeln ist es der praktischeGebrauch der Vernunft. Die praktische Vernunftbedeutet bei Kant die Fähigkeit, „sein Handelnunabhängig von sinnlichen Bestimmungsgründen, denTrieben, Bedürfnissen und Leidenschaften, den1 Mit „Kritik“ ist hierbei nicht „kritisieren“ im heutigenSinne gemeint, sondern Durchleuchtung, Überprüfung,Grenzbestimmung. (Weischedel, zit. nach Brüning 2013: 50)

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Empfindungen des Angenehmen und Unangenehmen, zuwählen“ (Höffe 2014: 178). Es ist also der Wille, deres dem Menschen ermöglicht, nicht nach denvorgegebenen Gesetzen der Natur zu handeln, sondernsich selbst Gesetze vorzustellen, diese alsPrinzipien anzuerkennen und danach zu handeln. Diepraktische Vernunft ist nichts anderes als dasVermögen zu wollen (GMS, IV, 412).Für die in der vorliegenden Arbeit gesuchtenBegriffsbestimmung der Personalität stellt sich hiernun erstmals die Frage, wer oder was in diesem Sinneetwas wollen kann. Im Kantschen Sinne kann dies nurein Vernunftwesen wie der Mensch sein, der auch nacheigenen und nicht bloß nach naturgegebenen Gesetzenzu Handeln im Stande ist. Das Wollen im Sinne vonFolgen nach den eigenen Trieben und Bedürfnissenversteht Kant nämlich nicht hierunter, denn diesehaben bei Naturwesen die Bedeutung von Gesetz-mäßigkeiten, nach denen mit Notwendigkeit gehandeltwerden muss (ibid: 179). Ein Vernunftwesen kann sichdagegen von seinen naturwüchsigen Impulsendistanzieren und diese als letzten Bestimmungsgrundüberwinden.Aus dieser Überlegung folgt, dass es eine deutliche„Unterscheidung zwischen einem von sinnlichenBestimmungsgründen noch abhängigen und einem davonganz unabhängigen Willen“ gibt, woraus eine empirischbedingte und eine rein praktische Vernunft abgeleitetwird (ibid). In der rein praktischen Vernunft habenalle sittlichen Begriffe völlig a priori ihren Sitz undUrsprung (GMS, IV 411). Zur Begründung seiner Ethik geht Kant nunfolgendermaßen vor: Zuerst bestimmt er den Begriffder Sittlichkeit, dann wendet er ihn mit demkategorischen Imperativ auf endliche Vernunftwesenan, als nächstes verortet er den Ursprung derSittlichkeit in der Autonomie des Willens undschließlich beweist er mit dem Faktum der Vernunftdie Wirklichkeit der Sittlichkeit (Höffe 2014: 180).

Die Bestimmung der SittlichkeitGleich zu Beginn der „Grundlegung zur Metaphysik derSitten“ stellt Kant die Behauptung auf:

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Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außerderselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gutgehalten werden, als allein ein guter Wille. (Kant 1983: 18)

Das Gutsein wird demzufolge nicht als etwas bestimmt,was sich an der funktionalen Tauglichkeit von etwasorientiert, sondern als etwas, das „von seinemBegriff her ohne jede einschränkende Bedingung, alsounbedingt“ an sich und ohne weitere Absichten gut ist(Höffe 2014: 181). Hiermit liegt eine notwendige undhinreichende Bedingung für das Gute vor. Bezogen aufdie personale Seite der Sittlichkeit2 bezieht sichdas Gute nicht auf persönliche Gegebenheiten, wieetwa Talente, Eigenschaften, o.ä., sondern alleineauf den Willen, der sich für das Gute entscheidenkann. Worin nun der gute Wille besteht, entwickelt Kant mitHilfe des Pflichtbegriffs: „Die Pflicht ist dieSittlichkeit in der Form des Gebots, derAufforderung, des Imperativs“ (ibid: 182). Da dieseForm nur für Subjekte Sinn macht, „deren Wille nichtvon vornherein und mit Notwendigkeit gut ist“ wieetwa Gott (ibid), ist die Pflicht der Sittlichkeitnun in zweierlei Richtung abgegrenzt und betrifft nurdiejenigen Wesen, die nicht notwendig gut sind undsolche, die naturgemäß nicht nur ausschließlich nachden eigenen Trieben und Bedürfnissen handeln können.Diese Abgrenzung ist für die weitere Erörterung derBedeutung der Personalität, die den Menschen alsmoralisches Wesen begreift, von großer Bedeutung. Im weiteren werden drei Stufen der sittlichenPflichterfüllung angeführt (ibid: 183): (1) dieErfüllung der Pflicht aus Selbstinteresse, wiebeispielsweise bei einem Geschäftsmann, derunerfahrene Kunden ehrlich bedient, damit er sienicht verliert, (2) pflichtgemäßes Handeln aus einerNeigung, wie man etwa einem Notleidenden hilft und(3) die Pflicht alleine „aus Pflicht“ anerkennend.Von Moralität spricht Kant nur in der letzten Stufe,

2 Kant unterscheidet zwischen zwei Formen der Sittlichkeit:der politischen Gerechtigkeit als die Sittlichkeit imZusammenleben der Personen sowie der Moralität als dieSittlichkeit einer Person (Höffe 2014: 181). Hier soll jedochnur die personale Seite der Sittlichkeit untersucht werden.

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denn nur dort wird das sittlich Richtige alleinedeshalb ausgeführt, weil es sittlich richtig ist. Inden anderen beiden Fällen spricht er dagegen vonLegalität, weil die Pflichterfüllung von denBestimmungsgründen abhängt. Die Legalität ist zwardie notwendige Bedingung der Moralität, letzterekann aber anders als erstere nur im Wollenfestgestellt werden und hat als objektives Kriteriumden kategorischen Imperativ (ibid: 185).

Der kategorische Imperativ„Mit dem kategorischen Imperativ stellt Kant einhöchstes Beurteilungskriterium für die Moralität und,bei entsprechender Umformulierung, für die gesamteSittlichkeit auf“ (ibid: 186). Mit „kategorisch“ istgemeint, dass die Sittlichkeit unmittelbar aus demschlechthin Guten folgt und mit „Imperativ“ kommt zumAusdruck, dass der Mensch als endliches Vernunftwesendieser Sittlichkeit unbedingt folgen muss. Der Menschwird also aufgefordert, auf eine bestimmte Weise zuhandeln. Dies ist die einzige Aufforderung, welcheohne Einschränkungen gültig ist. Erst an zweiterStelle steht dann, „worin das sittliche Handelnliegt, nämlich in verallgemeinerungsfähigen Maximen“(ibid). Sittlichkeit steht somit als das schlechthinGute an erster Stelle für den Menschen als endlichesVernunftwesen. Da der Mensch aber nicht von alleinund notwendigerweise sittlich handelt, nimmt dieSittlichkeit den Charakter eines Sollens an und nichteines Seins (ibid). Was nun aber soll der Mensch tun? Der Imperativ gibthierauf zunächst keine genauen Anweisungen, denn erlegt keine ausdrücklichen Gebote und Verbote fest.Auch den „willkürlichen Befehl einer überlegenenMacht“ schließt er aus (ibid: 187). Am Ende mussjedoch ein Zweck stehen, welcher „die geforderteHandlung als geboten oder verboten erscheinen läßt“(ibid). Diese Zwecke lassen sich in drei Klasseneinteilen (ibid: 188): Dem technischen Imperativ derGeschicklichkeit folgend müssen erstens die(beliebigen) passenden Mittel für einen bestimmtenZweck eingesetzt werden. Wer etwa Wissend werden willmuss viel lernen. Beim zweiten pragmatischen

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Imperativ der Klugheit schreibt der Zweck die (natür-lichen) Handlungen vor, die das menschliche Glückbefördern. So ist etwa eine gesunde Ernährung für daskörperliche Wohlbefinden unerlässlich. Diese beidenersten Zwecke haben jedoch noch keinenallgemeinverbindlichen Charakter, denn was der einewill, mag der andere nicht. Erst das Kriterium desuneingeschränkt Guten setzt einen dritten Zweck, derimmer und überall – eben kategorisch – für jedermannGültigkeit hat, und zwar zwingend – eben imperativ. Nur„dieser erhebt das sittliche Handeln über alleFunktionalisierung hinaus“ (ibid: 189). Worauf bezieht sich der kategorische Imperativ abernun genau? Wie wir gesehen haben, nicht auf beliebigeRegeln. Kant bezieht ihn auf Maximen, die er alssubjektive Grundsätze des Handelns versteht (KrV, B840), die eine allgemeine Bestimmung des Willensenthalten und mehrere praktische Regeln unter sichhaben (KpV, § 1; GMS, IV, 420f). „Als subjektiveGrundsätze sind sie von Individuum zu Individuumverschieden“, als Willensbestimmungen sind sie„Prinzipien, die der Akteur selbst als die eigenenanerkennt“ und „als Grundsätze, die mehrere Regelnunter sich haben, beinhalten Maximen die Art undWeise, wie man sein Leben als ganzes führt“ (Höffe2014: 191). Einer Maxime folgt mithin jemand, dernach bestimmten Vorsätzen lebt, z.B. dass erMitmenschen gegenüber rücksichtsvoll oder aberrücksichtslos ist. Gültig sind diese Maximen oderVorsätze für einen ganzen Lebensbereich, derdesweiteren in Handlungsregeln unterteilt ist, die esmit den „wechselnden Bedingungen des Lebens zu tun“haben (ibid). Verbindlichkeiten gelten hierbei nichtnur gegen andere, sondern auch gegen sich selbst(ibid: 195). Entsprechend können Handlungsregelnunterschiedlich ausfallen, auch wenn sie derselbenMaxime folgen. Entscheidend dafür, ob eine Maximeauch objektiven Maßstäben – also dem Kategorischen inBezug auf die Sittlichkeit – entspricht ist nun, obsie von einer Gemeinschaft von Personen gedacht undgewollt sein kann. Solchermaßen können diemoralischen von den nichtmoralischen Maximenunterschieden werden und der Handelnde ist nun

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„aufgefordert, nur den moralischen Maximen zu folgen“(ibid: 194). Aus dieser „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“entwickelt Kant vier Klassen von Pflichten (IV 397ff,421ff, 429ff): Moralische Pflichten

vollkommenePflichten

unvollkommenePflichten

Pflichten gegen sichselbst (=eigene Vollkommenheit)

Selbstmordverbot Verbot der Nichtentwicklung eigener Fähigkeiten

Pflichten gegen andere (=fremde Glückseligkeit)

Verbot des falschen Versprechens

Verbot der Gleichgültigkeit gegen fremde Not

Als Pflichten gegen sich selbst nennt Kant dieSteigerung der eigenen Vollkommenheit in Hinsicht aufintellektuelle, emotionale und physische Fähigkeiten.In Bezug auf andere gilt es, die fremdeGlückseligkeit zu befördern. Die vollkommenenPflichten lassen keinen und die unvollkommenen einengewissen Spielraum des Verhaltens zu. (ibid: 195) Im Rahmen der Prüfung der Verallgemeinbarkeit müssensich die vollkommenen Pflichten als allgemeinesGesetz widerspruchsfrei denken lassen und dieunvollkommenen Pflichten müssen als allgemeinesGesetz widerspruchslos gewollt werden können (ibid:196). Der Wille der praktischen Vernunft besteht nachKant hierbei „in der Fähigkeit, nicht nach Gesetzen,sondern nach der Vorstellung von Gesetzen, das heißtnach objektiven Vernunftgründen zu handeln“, welcheüber das subjektive Empfinden des Angenehmenhinausgehen, weil man „als Vernunftwesen [...] einsolches Leben nicht wollen [kann]; denn einpraktisches Vernunftwesen sein oder einen Willenhaben heißt, die bloße subjektive Welt des Angenehmenals letzten Bestimmungsgrund des Handelns“ zuüberschreiten (ibid: 197).

Der Ursprung der Sittlichkeit in der Autonomie des WillensEntscheidend für die Bedingung der Möglichkeit,moralisch zu handeln, ist nicht der kategorischeImperativ allein, denn dieser muss immer zusammen mit

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der Autonomie des Willens gedacht werden. Erst durchLetztere ist die Fähigkeit gegeben, dass sich dasSubjekt in seiner Personalität selbstgesetztenGrundsätzen unterwirft (ibid: 201).Nichtsdestoweniger hängen beide Punkte engmiteinander zusammen: „Der kategorische Imperativnennt den Begriff und das Gesetz, unter denen derautonome Wille steht; die Autonomie ermöglicht es,die Forderungen des kategorischen Imperativs zuerfüllen.“ (ibid) Die Grundstruktur des moralischen Willens läßt sichin zwei Schritten erklären: Alle Maximen, die einemnichtsittlichen Willen entspringen scheiden aus, weilihr allgemeines Prinzip die Fremdbestimmung ist. Kantnennt dies Heteronomie. So gilt beispielsweise allesHandeln, das durch die Erwartung von Lust und dieVermeidung von Unlust geleitet wird, als nichtsittlich, denn es kommt für den Willen von außen,durch die Sinne, es entstammt nicht der praktischenVernunft und dient lediglich der Selbstliebe. Alleanderen Maximen sind schließlich von positivemGehalt, weshalb ihr allgemeines Prinzip die Autonomieist. Beide Schritte zusammen stellen die apriorischeBedingung, welche die Moralität erst möglich macht(ibid: 202). Da nun aber Materie als Bestimmungsgrundvon Sittlichkeit ausgeschieden ist, bleibt nur nochdie Form der Maximen. Entsprechend liegt der einzigeBestimmungsgrund eines sittlichen Willens in dergesetzgebenden Form von Maximen (ibid: 204). Da diebloße Gesetzesform kein möglicher Gegenstand derSinne sein kann, hat die Moralität ihren Ursprung inder Freiheit im strengsten, nämlich imtranszendentalen Sinn: „Der in der ersten Kritikgewonnene Begriff der transzendentalen Freiheit, dieUnabhängigkeit von aller Natur, entpuppt sich in derEthik als die praktische (moralische) Freiheit, alsdie Selbstbestimmung.“ (ibid) Hier liegt also dieBestimmung des Menschen: Er muss aufgrund seinerFreiheit Lebensgrundsätzen folgen, die einemautonomen Willen entsprechen. Die so verstandeneMoralität hat imperativen Charakter, sie ist einekategorische Aufforderung, die sich nicht um dietatsächliche Einbindung und Verflechtung des

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Individuums in seine Umgebung schert, sondern diePerson als moralisches Wesen begreift, welches mehrals ein bloßes Bedürfnis- und Gesellschaftswesen ist.Nur in der Überwindung seiner Bedürfnisse und in derreinen praktischen Vernunft kann der Mensch alsPerson zu seinem eigentlichen Selbst finden und zueinem moralischen Wesen werden. (ibid: 205)

Das Faktum der VernunftDas Vorhandensein des schlechthin Guten, derkategorische Imperativ und das Prinzip der Autonomiesind notwendige, aber nicht hinreichende Gründe fürKants Begründung seiner Ethik. Zuletzt gilt es nochzu beweisen, dass es die Sittlichkeit tatsächlichgibt. „Als Faktum der Vernunft bezeichnet Kant nicht dasGesetz der Moralität, das Sittengesetz, selbst,sondern das Bewußtsein des Sittengesetzes (KpV, § 7,V 31)“ (ibid: 208). Für Kant ist das Faktum derVernunft unleugbar, wie sich in dem Vorhandensein vonUrteilen zeigt, bei denen man sich unabhängig vonseinen konkurrierenden Neigungen für die sittlichrichtige Handlung ausspricht, denn selbst wenn wiruns für die sittlich verwerfliche Handlungentscheiden, wissen wir doch um das moralischeUnrecht, welches hierdurch entsteht (ibid: 208f).Genau in solchen Urteilen, wo wir uns selbst zuHandlungen auffordern, die gegen unsere Neigungengerichtet sind, können wir die reine Vernunftentdecken.3

3 Nicht unerwähnt bleiben soll, dass dieser Argumentationder naturalistische Fehlschluss vorgeworfen wird, dem aberentgegnet werden kann (Höffe 2014: 211).

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III. Die Moralphilosophie Singers

Gleich in der Einleitung zu seinem Buch „PraktischeEthik“ berichtet der australische Philosoph PeterSinger von den erheblichen Schwierigkeiten, die seineThesen im deutschsprachigen Raum verursachten. SeineAnsichten seien so „falsch und gefährlich“, „daß sienicht öffentlich ausgesprochen werden dürften“(Singer: 9). Dies betrifft vor allem Fragen nach derEuthanasie, die seit Hitler zum Tabu geworden ist.Aber auch über das Gebiet Deutschlands hinaus sindseine Fragen, die den Wert von menschlichem Leben mitnichtmenschlichem Leben miteinander vergleichen,tabuisiert. Und genau hier setzt seine Ethik an: Ersprengt die Grenze zwischen Mensch und Tier, indem erdiese Unterscheidung mit all ihren Konsequenzen alsSpeziesismus deklassiert. Er geht nicht von derAnnahme aus, dass die Menschen, nur weil sie derSpezies Mensch angehören, „einen besonderen, eigenenWert“ besäßen, „der sie über die Mitglieder andererArten erhebe“ (ibid). Nach Singer ist Ethik zunächst einmal ein System vonRegeln, welches je nach Auffassung und je nachSituation durchaus versagen kann (ibid: 17). So kannLügen zwar generell verboten sein, im speziellen Falljedoch auch moralisch gut sein.4 Aus diesem Grundegibt es viele miteinander konkurierende Systeme miteinem jeweils anderen Ansatz: Die Deontologen suchennach Regeln in Form von Pflichten (deshalb auchPflichtenethik), die nach Möglichkeit nichtmiteinander in Konflikt miteinander geraten sollen.Handlungen werden unabhängig von ihren Konsequenzenintrinsisch als gut oder schlecht charakterisiert: jenachdem, ob sie einer verpflichtenden Regel gemäßsind oder nicht. Die Konsequentialisten, wozubeispielsweise die Utilitaristen zählen, beginnendagegen nicht mit Regeln, sondern setzen Ziele an

4 Singer führt hier das Beispiel an, dass man in Nazi-Deutschland der Gestapo gegenüber hätte lügen müssen, umversteckte Juden nicht zu verraten (Singer: 17).

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erster Stelle. Handlungen werden danach beurteilt, obsie den gesetzten Zielen förderlich sind, denn essind ausschließlich die Konsequenzen, welchemoralisch relevant sind. Dann gibt es noch dieTheisten, welche sich eine Ethik ohne Religion nichtvorstellen können, in der „gut“ das bedeutet, „wasGott billigt“. Zuletzt spricht Singer (ibid: 19) nochdie Auffassung an, dass Ethik relativ oder subjektivsein könne, und zwar abhängig von der Gesellschaft,in der man zufällig lebt. Dieser Relativismus wurdeim 19. Jh. populär, als entlegene Völker entdecktwurden, welche völlig andere moralische Vorstellungetwa von Sexualität hatten, als es z.B. imviktorianischen Großbritannien üblich war. Alssubjektivistisch werden Theorien wie die von R. M.Hare bezeichnet, der behauptete, „daß moralischeUrteile Vorschriften und daher enger mit Befehlenverwandt seien als mit Tatsachenbehauptungen“ (ibid:22). Was ist es denn nun genau, was ein Urteil zu einemmoralischen Urteil werden lässt? Worin unterscheidensich moralische von gewöhnlichen Urteilen? Warum giltder Schwangerschaftsabbruch als moralisches Urteil,der Berufswechsel aber als gewöhnliches Urteil? NachSinger (ibid: 25) zunächst einmal entscheidend ist,ob die betreffende Person glaubt, ein moralischesUrteil zu fällen, also die eigene Handlungrechtfertigen zu können. Dies geschieht normalerweiseüber die eigene Person hinaus bezogen auf die Gruppe,in der sie lebt. Erst wenn auch die Interessen deranderen Mitglieder einer Gruppe Berücksichtigungfinden, kann man von moralischem Verhalten sprechen(ibid: 27). Moralität ist also dann gegeben, wenn manuniversale Maßstäbe an das eigene Verhalten anlegtund auch dazu bereit ist, aus diesem Grund „überunsere eigenen Neigungen und Abneigungenhinauszugehen“ (ibid: 28). Singer nimmt nun inAnerkennung dieser Annahme eine utilitaristischePosition im weitesten Sinne ein, wenn er seinmoralisches Denken so definiert, dass er sich selbstund seine Interessen nicht über jemand anderen unddessen Interessen stellt (ibid: 29). Entsprechend

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orientiert sich sein moralisches Urteil an denInteressen aller (ibid: 30).

Peter Singers Einwände gegen den „Speziesismus“In seinem dritten Kapitel aus „Praktische Ethik“(ibid: 82-114) diskutiert Singer die Ausweitung derInteressen, an denen sich moralisches Verhaltenorientieren soll, nicht nur auf Mitmenschen, sondernauch auf Tiere. Er begründet diesen Schritt damit,dass das Prinzip der gleichen Interessenabwägungeinschließt, „daß unsere Rücksicht auf andere nichtdavon abhängig sein darf, was sie sind oder welcheFähigkeiten sie haben“ (ibid: 83). Dieses Argumententwickelt er aus seiner Ablehnung von Rassismusheraus und weitet es schrittweise zunächst aufMenschen anderer Intelligenz aus, um dann ganz vomMenschen weg zu Wesen anderer Gattung zu kommen, dieer ebenfalls nicht aufgrund ihrer unterschiedlichenIntelligenz benachteiligen will. Hier unterscheidetsich Singers Ethik also grundsätzlich von allenbisher vorhandenen Ethiken. Bezugnehmend auf JeremyBentham zieht er die Grenze, ob ein LebewesenAnspruch auf gleiche Interessenabwägung besitzt,nicht mit dem Gattungsbegriff, sondern mit derLeidensfähigkeit (ibid: 84), denn „die Fähigkeit zuleiden und sich zu freuen ist vielmehr eine Grund-voraussetzung dafür, überhaupt Interessen haben zukönnen, eine Bedingung, die erfüllt sein muß, bevorwir überhaupt sinnvoll von Interessen sprechenkönnen“ (ibid: 85). Weil für Singer jede andereGrenzziehung willkürlich ist, stehen für ihnSpeziesisten letztlich auf der gleichen Stufe wieRassisten (ibid: 86). In ihrer Konsequenz führt diese Grenzziehungnatürlich zu einigen Schwierigkeiten, und sei eszunächst nur in Bezug auf den Einwand, dass eine Mausweniger leidet als ein Mensch. Hierauf entgegnetSinger, dass „wir bei Vergleichen zwischen denInteressen von Angehörigen verschiedener GattungenSorgfalt walten lassen müssen“ (ibid: 86). Dasbedeutet jedoch nicht, dass alleine dasGattungsmerkmal zu einer Bevorzugung berechtigenwürde. So kann nach Singer ein gesundes Pferd genau

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wie ein geistig kranker Mensch nur ein geringesBewußtsein von dem haben, was es Schlimmes erwartenmag. Letzterer darf jedoch nicht verschont werden,alleine weil er der Gattung Mensch angehört. Manchmalermöglicht das Bewußtsein dem Menschen sogar einenVorteil gegenüber dem Tier, etwa wenn er eingesperrtwird aber darum weiß, dass ihm nichts geschieht under unversehrt wieder freigelassen wird. Das Pferdetwa würde unter den gleichen Voraussetzungen mehrleiden, weshalb es vorzuziehen wäre, den Menschenanstelle des Tieres einzusperren – wenn denn dieMöglichkeit dazu gegeben wäre (ibid: 88). LetztesZiel dieser Moralität muss immer die Verringerung vonLeiden sein (ibdi: 89). Die Tatsache, dass sich Menschen Nutztiere halten, umsich mit deren Fleisch zu versorgen, ist nach Singerdementsprechend ganz klar ein Verstoß gegen dieInteressenabwägung; denn die Interessen der Tierewerden nur unzureichend berücksichtigt, obwohl sieungleich schwerer als die der Menschen wiegen (ibid:90f). Das gleiche gilt für Tierversuche, denn wennwir den Tieren Leiden zumuten, um den Menschen ausdem erworbenen Wissen Leiden zu ersparen bedeutetdies ja nichts anderes, als dass wir das Leiden derTiere mit dem der Menschen gewissermaßen gleichsetzen(ibid: 94). Einzig der Umstand, dass „wenn ein Tieroder auch ein Duzend Tiere Experimente erleidenmüßten, um Tausende [Menschen] zu retten, dann würdeich es im Hinblick auf die gleiche Interessenabwägungfür richtig halten, daß sie leiden“ (ibid: 96).Gleichsam müsste man jedoch auch bereit sein, etwaExperimente an „verwaisten Menschen mit schwer-wiegenden und unheilbaren Hirnschäden durchzuführen,wenn das der einzige Weg wäre, um Tausende zu retten“(ibid: 97). Ansonsten wäre dies – so Singer – reinerSpeziesismus, der den Menschen anderen Lebewesengegenüber alleine aufgrund seiner Gattung bevorzugt. Mit welcher Rechtfertigung reißt Singer die Grenzezwischen Mensch und Tier ein? Zunächst einmal berufter sich auf die Erkenntnisse Darwins, der Ähnlichesgetan hat, als er postulierte, dass der Mensch vomAffen abstammt. Hierdurch wurde erstmals diegrundsätzliche Trennung zugunsten einer graduellen

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aufgehoben (ibid: 102). Weitere Erkenntnisse derBiologie ließen die ehemals stabile Mauer zwischenMensch und Tier weiter bröckeln: VieleAlleinstellungsmerkmale des Menschen wurden nun auchbei Tieren beobachtet (ibid: 103): So gibt es Tiere,die sich Werkzeuge bauen (Vögel, Schimpansen), die imStande sind, die Taubstummensprache zu erlernen(Schimpansen und Gorillas) oder sogar eine eigenekomplexe Sprache besitzen (Wale und Delphine). Selbstauf die Frage, warum Tiere andere Tiere fressendürfen, wir aber nicht (ibid: 100), hat Singer eineAntwort: Tiere müssen so handeln, wir dagegen habeneine Wahlmöglichkeit (abgesehen etwa von den Eskimos,welche auf fleischliche Nahrung aufgrund ihrervegetationsarmen Umgebung angewiesen sind) und könnenuns durchaus nur vegetarisch ernähren, ohne irgend-welche Mangelerscheinungen befürchten zu müssen. Am Ende bleibt so nur noch der Einwand, dass sichTiere von Menschen dadurch unterscheiden, dass sienicht vernünftig denken können, keinen Begriff vonsich selbst haben und keine Autonomie besitzen (ibid:103). Aus diesen Gründen müssen „die Interessenautonomer, selbstbewußter Wesen in der Regelgegenüber den Interessen anderer Wesen Vorrang“ haben(ibid). Aber auch diesen Einwand stellt Singer inFrage: Alleine aufgrund seines Selbstbewußseins darfder Mensch nicht über andere Lebewesen gestelltwerden. Entscheidend ist vielmehr, dass zwar demselbstbewußten Wesen etwas zustoßen kann, was ihmgrößeres Leid als einem nicht-selbstbewußtenLebewesen zustößt – dies gilt es aber erneutabzuwägen: „Interessen sind Interessen und sollten ingleichem Maße berücksichtigt werden, ob sie dieInteressen von menschlichen oder nichtmenschlichen,selbstbewußten oder nicht-selbstbewußten Tieren sind“(ibid: 105). Wenn die Mauer zwischen Mensch und Tier eingerissenwird bedeutet dies zwar, dass Tiere auf die ehemalsnur Menschen vorbehaltene Seite wechseln können, aberes bedeutet auch, dass man Menschen auf die ehemalsnur Tieren vorbehaltene Seite schieben kann. Diesträfe etwa zu, wenn man Schwerbehinderte auf eineStufe mit Tieren stellen würde, weil sie von ihrer

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Interessenlage her mit diesen vergleichbar wären(ibid: 106). Singer kann diesem Argument lediglichentgegnen, dass der Wandel „an der Behandlung vonMenschen nichts zu verändern“ braucht und erlediglich die Absicht verfolgt, „den Status der Tierezu heben, nicht aber, den der Menschen zu senken“(ibid: 109). Letztlich folgt es jedoch moralisch ausseiner Argumentation, denn obwohl er es zwar nichtvorschlagen möchte, „geistig behinderte Menschen mitLebensmittelfarben zwangszuernähren, bis die Hälftevon ihnen stirbt“, würde „dies sicherlich exaktereHinweise [darauf geben], ob eine Substanz fürMenschen ungefährlich ist, als es die Versuche mitKaninchen und Hunden vermögen“ (ibid).

Der Personenbegriff bei SingerDas „Prinzip der gleichen Interessenabwägung“ (ibid:115) lässt sich nach Singer auch auf das Recht zuTöten anwenden, denn auch hier darf die Grenze seinerMeinung nach nicht anhand der Spezies bestimmt werden(ibid: 118). Um nun den Wert des menschlichen Lebenszu bestimmen, unterscheidet er zwischen zweiBedeutungen des Begriffes „menschlich“: derbiologischen Bedeutung „Mitglied der Spezies HomoSapiens“ und der ein menschliches Wesen ausmachendenBedeutung im Sinne der „Person“ (ibid: 119f). DaSinger die Zugehörigkeit zu einer Spezies nicht alsentscheidendes Merkmal für moralisches Handelnansieht, bezieht er sich im Folgenden auf den Begriffder Person, um das Prinzip der Interessenabwägung inBezug auf den Wert des Menschen zu diskutieren. AlsPerson bezeichnet er ein rationales undselbstbewusstes Wesen (ibid: 120), das „sich seinerselbst als einer distinktiven Entität bewußt [ist],mit einer Vergangenheit und Zukunft“ (ibid: 123;zitiert nach Locke).Der Wert des Lebens einer Person im Vergleich zumLeben eines bloß empfindungsfähigen Wesens läßt sichnach Singer anhand von vier Kriterien festmachen(ibid: 135f): (1) die Wirkung des Tötens auf anderenach dem klassischen Utilitarismus, (2) dieRücksichtsnahme auf die Wünsche und Zukunftspläne desOpfers nach dem Präferenz-Utilitarismus, (3) das

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Argument, als notwendige Bedingung für ein Recht aufLeben Wünsche hinsichtlich der Zukunft haben zukönnen und (4) die Respektierung der Autonomie. Im klassischen Utilitarismus, wie er von JeremyBentham begründet wurde, werden Handlungen „nachihrer Tendenz zur Maximierung von Lust oder Glück undzur Minimierung von Schmerz oder Unglück“ bewertet(ibid: 124). Da hier Bewußtseinszustände und nichtWünsche für die Zukunft entscheidend sind, ist fürdie Verwerflichkeit des Tötens der Status der„Person“ direkt erstmal irrelevant. Indirekt spielter schon eine Rolle, denn wenn jemand in ständigerAngst leben müsste, getötet zu werden, wäre diesseiner Maximierung von Glück abträglich. Ein bloßempfindungsfähiges Wesen könnte diese Angst dagegennicht spüren, weshalb sein Glück auch nichtvermindert würde: „Wenn ein Wesen unfähig ist, sichselbst als in der Zeit existierend zu begreifen,brauchen wir nicht auf die Möglichkeit Rücksicht zunehmen, daß es wegen der Verkürzung seiner künftigenExistenz beunruhigt sein könnte [...], weil es keinenBegriff von der eigenen Zukunft hat“ (ibid: 125).Der Präferenz-Utilitarismus beurteilt Handlungennicht nach Lust und Leid, sondern „nach dem Grad, indem sie mit den Präferenzen der von den Handlungenoder ihren Konsequenzen betroffenen Wesenübereinstimmt“ (ibid: 128). Für die Präferenz-Utilitaristen ist die Tötung einer Person alsoschlimmer als die Tötung eines anderen Wesens, weildas Wesen keine zukunftsorientierten Präferenzen mehrhaben kann (ibid: 129). In seinem dritten Argument führt Singer an, dass dasbloß empfindungsfähige Wesen anders als eine Personkeine Wünsche hat, weshalb es daraus auch keineRechte ableiten kann (ibid: 131), denn „um ein Rechtauf Leben zu haben, muss man – wenigstens irgendwann– die Vorstellung einer fortdauernden Existenz(gehabt) haben“ (ibid: 133). Sein viertes und letztes Argument bezieht sich aufdie Moralphilosophie Kants, die besagt, „daß dieRespektierung der Autonomie ein grundlegendesmoralisches Prinzip ist“ (ibid: 134). Nur ein

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vernunftbegabtes und selbstbewußtes Lebewesen darf„Person“ genannt werden, weil es die Wahl hat,Handlungen nach eigener Entscheidung zu treffen.Diese Autonomie wird jedoch am fundamentalstenverletzt, wenn eine solche Person, die sich nichtdafür entschieden hat zu sterben, getötet wird. Angewendet auf den Menschen folgen hieraus mehrereSchlussfolgerungen, die allesamt auf der Verschiebungder Grenze zwischen Mensch und Tier und derNeubestimmung des Personenbegriffs beruhen: So habenetwa ungeborene Föten, Säuglinge innerhalb einerbestimmten Frist sowie sehr senil dahinvegetierendeMenschen aufgrund ihrer nicht vorhandenenPersonalität nicht dasselbe Lebensrecht, wie es etwaMenschen mit einem Selbstbewußtsein und einerVernunft besitzen, die autonom über ihre Handlungenentscheiden und die sich über ihre Stellung in derWelt bewußt sind. Hieraus lassen sich leichtArgumente für die Euthanasie und die Abtreibungkonstruieren, was Singer denn im weiteren Verlaufseiner „Praktischen Ethik“ auch ausgiebig macht.

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IV. Die Moralphilosophie Wojtyłas

Karol Wojtyła wurde am am 18. Mai 1920 in Wadowice inPolen geboren. 1946 wurde er zum Priester geweiht,1948 promovierte er in Rom und in Kraków und 1948übernahm er dort seine erste Pfarrstelle. Ab 1953wurde er Professor für Moraltheologie, 1958Weihbischof von Krakau. 1963 nahm er zeitweise am 2.Vatikanischen Konzil teil, 1964 wurde er zumErzbischof und 1967 zum Kardinal erhoben. Am 16.Oktober 1978 wurde er schließlich als erster Poleüberhaupt und als erster Nicht-Italiener seit 1523zum Papst Johannes Paul II. gewählt. Wie Prof. Dr. Norbert Fischer in seinem Geleitwort zuWaleszczuk (2014: 6) schreibt, baut dieMoralphilosophie Karol Wojtyłas auf der thomistischenReflexion auf, die sich „an der Struktur des Kosmos,der Welt und des Menschen auf Gott hin orientiert“.Sie geht aber auch darüber hinaus, um „der Dynamikder anthropologischen Frage gerecht zu werden“, undbezieht hierzu Elemente Kants mit ein.5 Auch KardinalRatzinger stellt in einem Interview mit Peter Seewaldfest (2005: 119f):

Den Ausdruck „um seiner selbst willen geschaffen“ hat gerade derheilige Vater (scil. Johannes Paul II.) in den Enzyklikenverschiedentlich aufgegriffen. Er hat ihn dabei von Immanuel Kantentlehnt und in einer neuen Weise weitergeführt. Kant hattegesagt, der Mensch ist das einzige Wesen, das ein Zweck in sichselber ist, und nicht Zweck für etwas anderes. Der Papst sagt nun:In der Tat, der Mensch ist ein Ende in sich selbst und ist nichtseinerseits noch einmal ein Zweck für etwas anderes.

5 Hierzu muss bemerkt werden, dass die katholische Kirche1827 Kants „Kritik der reinen Vernunft“ auf den Index librorumprohibitorum setzte und diese sowie alle anderen Indizierungenerst 1966 aufhob. Dieser Umstand wird oftmals dahingehendinterpretiert, „Kants große Leistung für ausschließlichsäkulare, laizistische Weltanschauungen zu vereinnahmen“(Waleszczuk 2014: 35). Mit Karol Wojtyła und weiter noch mitKardinal Ratzinger geschieht jedoch eine Versöhnung mit Kant,dessen Philosophie nun durchaus als kompatibel mit demchristlichen Glauben eingestuft wird.

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Sowohl bei Kant wie auch bei Karol Wojtyła ist diePerson immer das Ziel und niemals bloß der Zweck,woraus folgt, dass die Würde des Menschen unantastbarist, was ihn von allen anderen Lebewesenunterscheidet und gleichzeitig dazu verpflichtet,seiner Verantwortung gerecht zu werden.

Weil die Menschen Personen sind, d.h. mit Vernunft und freiemWillen begabt und damit auch zu persönlicher Verantwortungerhoben, werden alle – ihrer Würde gemäß – von ihrem eigenenGewissen gedrängt und zugleich durch eine moralische Pflichtgehalten, die Wahrheit zu suchen, vor allem jene Wahrheit, welchedie Religion betrifft. (Johannes Paul II 1994: 215)

Karol Wojtyłas Moralphilosophie kannselbstverständlich nicht ausschließlich alskantianisch verstanden werden, sie baut aber – vorallem in seinem im Folgenden zu besprechendenHauptwerk „Person und Tat“ – zu einem großen Teil aufder Moralphilosophie Kants auf (Waleszczuk 2014: 9).Auch Karol Wojtyła stellt die autonome Entscheidungdes Menschen – seine Selbstbestimmung – in denVordergrund und betont die damit einhergehendeVerantwortung, die daraus seiner Umwelt gegenübererwächst. Aus diesem Grund sollte man auch nicht vonder Ökologie als etwas vom Menschen Verschiedenessprechen, die es vor diesem zu retten gilt, sondernvom Menschen als Teil der Natur und dessen moralischeAufgabe, sich selbst und die Natur ihrer jeweiligenBestimmung gemäß zu verstehen und seine Handlungenaus freien Stücken daran auszurichten. Dabei darfsich der Mensch selbst keineswegs aus dem Blickgeraten, denn er ist es doch als Person, der dieganze Verantwortung trägt: „Allen, besonders denRegierenden, die damit beschäftigt sind, denWirtschafts- und Gesellschaftsordnungen der Welt einerneuertes Profil zu geben, möchte ich in Erinnerungrufen, dass das erste zu schützende und zu nutzende Kapital derMensch ist, die Person in ihrer Ganzheit“ (Benedikt XVI 2009:36). Genau das Gegenteil geschieht jedoch in derökologischen Bewegung seit den 70er Jahren desvorigen Jahrhunderts, wo der Schwerpunkt auf „dieErhaltung der Pflanzen- und Tierwelt“ gelegt wird(Waleszczuk 2014: 13). Waleszczuk spricht in der

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Folge dieser Entwicklung gar von einer kulturellenKrise, die „ihre philosophischen Wurzeln in derneuzeitlichen anthropologischen Wende [hat], die denMenschen nach dem Prinzip ‚etsi Deus non daretur’[Weltliches ohne Rekurs auf Gott zu verstehen] zumausschließlichen Schöpfer seiner selbst macht“(ibid). Auch Spaemann (1996: 10) kritisiert, dass esder Personenbegriff seit Kant zwar bis in dieBegründung der Menschenrechte geschafft hat, in derletzten Zeit jedoch „eine Schlüsselrolle bei derDestruktion des Gedankens, Menschen hätten, weil sieMenschen sind, gegenüber ihresgleichen so etwas wieRechte“ spielt und dem Menschen nicht per status quoPersonenrechte einräumt. Aus diesem Grunde ist eine Ökologie der Person angezeigt,in der sich der Mensch in der Hinwendung zu Gottseiner eigenen Verantwortlichkeit wieder bewusstwird, „denn ohne Transzendenz fallen die Werte leichtdem Positivismus und Relativismus der jeweiligenMehrheiten zum Opfer“ (Waleszczuk 2014: 15). Indiesem Sinne ist auch die Bitte des jungen HerrschersSalomo an Gott um Weisheit zu verstehen, die BenediktXVI (2011: 39) in unsere heutigen Zeit auf allemoralischen Wesen übertragen sehen möchte: „Ichdenke, auch heute können wir letztlich nichts andereswünschen als ein hörendes Herz – die Fähigkeit, Gutund Böse zu unterscheiden [...]“. Um zu einer solchen anthropologischen Umkehr, zueiner Ökologie der Person, zu gelangen, sollen imFolgenden im Rekurs auf die drei kantianischen Fragen„Was ist der Mensch?“, „Ist der Mensch frei?“ und„Was soll er tun?“ die Antworten des MoralphilosophenKarol Wojtyłas expliziert werden: „Der Mensch isteine Person“, „Der Mensch ist zur Freiheit berufen“und „Dem Menschen ist die verantwortliche Liebe alsEmanation seiner personalen Würde gegeben“(Waleszczuk 2014: 16).

Der Mensch ist eine PersonKant denkt den Menschen als Wesen der Metaphysik, derMoral und der Religion, wenn er seine berühmten dreiFragen stellt: „Was kann ich wissen?“, „Was soll ichtun?“ und „Was darf ich hoffen?“. Aber er stellt auch

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eine vierte anthropologische Frage: „Was ist derMensch?“ Diese Frage ist auch für Karol Wojtyła vonzentraler Bedeutung. Seine Antwort darauf ist, dassder Mensch erst durch seine Handlungen zur Personwird. Als solche ist der Mensch einzigartig unterallen Lebewesen: „Seine Würde ist einzigartig undeinmalig und unveräußerlich, unabhängig von denUmständen seiner Existenz.“ (ibid: 18) Der Mensch ist auch das einzige Lebewesen, welchesimmer zugleich als Subjekt und als Objekt derErfahrung handelt und so über ein Selbstbewusstseinverfügt. Als Subjekt erkennt er sich selbst, indem erdie objektive Wahrheit erkennt: „Die Erfahrung jedessich außerhalb des Menschen befindlichen Gegenstandesist immer mit einer Erfahrung des Menschen selbstverbunden. Der Mensch erfährt nie etwas außerhalbseiner selbst ohne in dieser Erfahrung auch irgendwiesich selbst zu erfahren.“ (Wojtyła 2000, zit. nachWaleszczuk 2014: 18f). Wojtyła nennt dies genau wieKant „Autoteleologie“. Zugleich ist „die Person Zweck an sich selbst, diedurch die ihr innewohnende Freiheit zuverantwortlichen Handlungen gemäß den moralischenGesetzen bestimmt ist“ (Wojtyła 1981: 25). Geleitetwird die Person hierbei genau wie bei Kant (KpV A233) von einem moralischen Gesetz durch den Begriffdes höchsten Guts, welches „als das Objekt und denEndzweck der reinen praktischen Vernunft, zurReligion [führt], d.i. zur Erkenntnis aller Pflichtenals göttlicher Gebote, nicht als Sanktionen, d.i.willkürliche, für sich selbst zufällige Verordnungeneines fremden Willens, sondern als wesentlicheGesetze eines jeden freien Willens für sich selbst,die aber dennoch als Gebote des höchsten Wesensangesehen werden müssen“ (Fischer 2005: 12). DieErfahrung der Moral ist praktisch im Menschen selbstenthalten (Waleszczuk 2014: 20). Somit ist die Personganz im Sinne Thomas von Aquins „als Seiendes dasVollkommenste aller Seienden“ (ibid). Da die Person aufgrund ihrer Transzendenz immer aufandere Personen ausgerichtet ist, wird sie durch ihreguten oder schlechten Taten letztlich selbstinnerlich gut oder schlecht (Nissing 2011: XLI).

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Durch alles, was die Person tut, geschieht etwas mitihr, weshalb die Erfahrung des sittlichen Sollens zumUrheber der menschlichen Bestimmung und schließlichauch zum menschlichen Glück führt: Nach Wojtyła istdemnach nicht die Frage nach Glück das Prinzip undder Maßstab des ethischen Sollens, sondern dieErfüllung des sittlichen Sollens bestimmt dieGlückserfahrung (ibid).

Zur Freiheit berufenFür Karol Wojtyła ist die Freiheit des Menschendasjenige, was ihn als Person ausmacht. Erst durchdie Freiheit kann der Mensch handeln. Eine Handlung indiesem Sinne geht – wie bei Kant – über diesinnlichen Wünsche und Triebe hinaus und wird von derVernunft gesteuert. Wojtyła fragt nun: „Wie lässtsich aus meinen Taten verstehen wer ich bin?“ (ibid:23). Indem der Mensch sich in seinem Bewusstsein alsUrheber seiner Handlungen versteht, transzendiert ersich selbst und nimmt gleichzeitig die Wahrheit übersich selbst und seine Umwelt wahr. Erst hierdurch ister imstande, Entscheidungen zu treffen, welche ernach Gut und Böse unterteilt. Diese innere Freiheitist zugleich Ursprung seiner Würde wie auch derErkenntnis der Wahrheit (ibid). Nur wenn die Wahrheitangenommen wird, kann der Mensch als Person handelnund zwischen dem Bösen und der Schuld sowie dem Gutenund dem Liebenden unterscheiden. Weil nun die Personerst durch die Erkenntnis der Wahrheit das Gutewählen und handeln kann, kommt dem Gewissen einbesonderer Stellenwert zu. Wojtyła bezeichnet diesesauch als „Stimme Gottes“ oder Kant folgend „alsGesetzgeber der Person“ (Karol Wojtyła, zit. nachWaleszczuk 2014: 25). So verstanden ist die „Tat einbewusstes Handeln, das quasi wie vor einem Gerichtgeschieht (mein Gewissen)“. Hierin besteht also dasPerson-Sein, nämlich durch die Teilhabe an derWahrheit menschenwürdig zu handeln. Als Subjektgeschieht dies individuell, denn niemand kann dasobjektiv Gute erkennen, weshalb jeder innerhalbseiner Möglichkeiten kreativ werden muss, um sichselbst mit aller Freiheit für das Gute zuentscheiden.

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Verantwortliche Liebe als Emanation personaler WürdeFür Karol Wojtyła kommt nun zu der in der Hauptsacheden Menschen ausmachenden Freiheit die Fähigkeit sichselbst in der Liebe zu verschenken als Bestimmung desMenschen hinzu. Erst wenn er sich selbst in der„Entfremdung, Isolation und inneren Verschlossenheit“durch die Liebe überwindet, verwirklicht er sichwahrhaft selbst (ibid: 27). Gleichsam verschließtsich der isolierte, individualisierte Mensch diesertranszendentalen Perspektive, wenn er sein Sein nurnoch auf Konsum und Materialismus ausrichtet. Übertragen auf die Gesellschaft führt solchesVerhalten zu einer starken Entfremdung – also demGegenteil der menschlichen Bestimmung, den anderenals Person anzuerkennen und durch dieses Erleben das„Du“ als anderes „Ich“ wahrzunehmen, seinen Nächstenwie sich selbst zu lieben (ibid: 28f). Hier zeigtsich nicht nur die Beziehung der Menschen unter-einander, sondern auch zu Gott, denn die Liebe zuGott ist nichts anderes als die Transzendenz derLiebe zu anderen Menschen. Aus eigener Kraft kann derMensch Gott jedoch nicht erreichen, dazu braucht erden Glauben. Denn nur durch die Kraft des Glaubenskann sich der Mensch mit seinem Verstand über sichselbst erheben, wie es der hl. Karmelit mit derMetapher ausdrückt, in der die Vernunft mit einemKerzenständer verglichen wird, auf dem die Kerze desGlaubens steht: „Erst durch das Licht des Glaubenskann es zur höchsten liebevollen Vereinigung mit Gottkommen (Begegnung mit Gott durch Partizipation ‚Diospor participación’)“ (zit. nach Wojtyła in Waleszczuk2014: 31). Die Fähigkeit zur Liebe sowohl zu denMenschen wie auch zu Gott ist hierbei nur demMenschen als Person gegeben (Wojtyła zit. nachWaleszczuk 2014: ibid). In seinem Fazit schreibt Waleszczuk (2014: 33ff),dass „die dominierende Reduktion der menschlichenPerson auf die materiellen Bedürfnisse das Bild desMenschen zerstört und damit auch die größteökologische Krise verursacht“. Aber nicht nur dieUmwelt wird zerstört, der Mensch zerstört auch sich

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selbst durch „Entfremdung, Angst undOrientierungslosigkeit“.

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V. FazitUm dem für die Moralität so wichtigen Begriff derPersonalität etwas näher zu kommen, wurde zuerst diePosition Kants hierzu untersucht. Kant sieht denUrsprung jeglicher moralischen Handlung in derAutonomie des Subjekts begründet. Nur wenn sich einWesen selbst und in freiem Willen Gesetze auferlegenkann, darf von Moralität gesprochen werden. DieseGesetze müssen sich widerum an einem höchsten Prinzipder Moral orientieren, für deren Einhalten der Menschselbst auch seinen Mitmenschen gegenüberverantwortlich ist. Zur Autonomie des Willens kommtso der kategorische Imperativ, der die Grundlagen deseigenen Willens zugleich als Prinzip einerallgemeinen Gesetzgebung denken muss (KdpV, 140). Etwas Wollen können kann nur ein Vernunftwesen wieder Mensch, worin er sich von allen anderen Lebewesenauszeichnet. Was dieses Vernunftwesen wollen soll,folgt zwingend aus der rein praktischen Vernunft, wodie sittlichen Begriffe allesamt ihren Sitz undUrsprung a priori haben. An oberster Stelle steht dort„das Gute“, was a priori für jedes Vernunftwesen Zielaller sittlichen Handlungen sein soll und sich in demguten Willen ausdrückt. Von Moralität spricht Kant indiesem Zusammenhang nur, wenn die Pflicht alleine„aus Pflicht“ anerkannt wird, also ohne weitereBestimmungsgründe ist. Diese Herleitung derSittlichkeit aus dem schlechthin Guten nennt erkategorisch und mit Imperativ meint er, dass derMensch dieser Aufforderung unbedingt folgen muss. Wasder Mensch nun konkret tun soll, ist einzig undalleine diesem Zweck zu unterwerfen; alles anderefolgt aus den moralischen Maximen. Als Vernunftwesenmuss er erkennen, was richtig und was falsch ist under muss sich über das subjektive Empfinden hinaus fürdas Richtige entscheiden (=Autonomie). Aus diesemGrund sind Maximen, welche einem nichtsittlichenWillen entspringen (=Heteronomie), für moralischeHandlungen irrelevant und dienen lediglich derSelbstliebe.

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Singer sieht Ethik zunächst als ein willkürlichgesetztes System von Regeln an, die je nach Situationfunktionieren oder auch versagen können. Alsmoralisch richtig werden dann diejenigen Regelnanerkannt, welche in der betreffenden Gesellschaftallgemein als richtig gelten. Erst dann kann jedesSubjekt sein Verhalten an den allgemeinvorherrschenden Regeln messen und entsprechendeinordnen – sei es nun als kongruent oder abweichend.Maßstab sind immer die Interessen aller. In einem weiteren Schritt weitet er dieseGrundannahme auf alle Lebewesen aus, da ja auch dieseTeil der Gemeinschaft sind und somit auch derenInteressen Berücksichtigung finden müssen: DasPrinzip der gleichberechtigten Interessenabwägungdarf nicht von den Fähigkeiten der Mitgleider einerGemeinschaft abhängen, denn das wäre wie Rassismuseine unbotmäßige Benachteiligung bestimmterInteressengruppen. Der Maßstab, ob ein LebewesenInteressen haben kann, ist seine Leidensfähigkeit.Die Verringerung von Leiden ist entsprechend dasletzte Ziel seiner Moralität. Als Folge bröckelt dieGrenze zwischen Mensch und Tier: Letztere dürfennicht mehr ohne weiteres etwa nur als Nutztiere ohneeigene Rechte gesehen werden und erstere könnendurchaus aufgrund ihrer verringerten Interessenlageund Leidensfähigkeit auf die Seite der Tiere gestelltwerden. In Ablehnung jedes Speziesismus gilt es nachSinger, nur die Interessen gegenüber zu stellen.Einer Person gesteht er allerdings größere Interessenzu, als einer Nicht-Person. Was eine Person ausmacht,legt er anhand von vier Kriterien fest: erstens dieWirkung auf andere nach dem klassischenUtilitarismus, zweitens die Rücksichtsnahme auf dieWünsche und Zukunftspläne des anderen nach demPräferenz-Utilitarismus, drittens die Fähigkeit, alsnotwendige Bedingung Wünsche hinsichtlich der Zukunfthaben zu können und viertens die Respektierung derAutonomie im Sinne Kants. Alle Lebewesen, auf welchediese vier Kriterien nicht zutreffen, fallen demnachnicht unter den Personenbegriff und sind deshalb auchanderen Lebewesen mit gleichwertigen Interessen nichtvorzuziehen.

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Zuletzt soll die Position Karol Wojtyłazusammengefasst und mit den beiden anderenStandpunkten in Beziehung gebracht werden. Wojtyłasieht den Menschen als Zweck an sich, der per status quoPersonenrechte genießt und den es zu schützen gilt.Er sieht aber auch die Verantwortung des Menschen,die ihm diese Zuschreibung aufbürdet. Als Teil derNatur muss er sich dieser Verantwortung bewußt werdenund seine Handlungen aus freien Stücken daranausrichten. Richtschnur soll ihm dabei der WilleGottes sein, den er in seiner Transzendenz zwar nievollkommen verstehen kann, der ihm aber dabei helfensoll, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Für Wojtyła ist die Würde des Menschen einzigartig,einmalig unveräußerlich, unabhängig von den Umständenseiner Existenz. Als einziges Lebewesen ist erSubjekt und Objekt zugleich, weshalb jede seinerErfahrungen immer mit einer Erfahrung seiner selbstverbunden ist (=Autoteleologie). In seinem Handeln soller sich an dem Willen Gottes orientieren, der ihmnicht als fremder Wille vorgesetzt wird, sondern derals höchstes Gute zu suchen ist. Geleitet wird derMensch hierbei von moralischen Gesetzen, die sich andiesem höchsten Gut oder eben an Gott orientieren.Was nun entscheidend bei Wojtyła ist, ist dass derMensch sich durch seine Taten selbst formt. Indem ersich aus freien Stücken für eine bestimmte Handlungan einem unabhängig von ihm existierenden Gutenorientiert, wird er auch selber gut, was widerumseine Bestimmung ist. Das sittliche Sollen ist somitZiel der menschlichen Bestimmung und in sich selbstdas Glück des Menschen. Damit er dieses Glück finden kann, ist ihm dieFreiheit gegeben. Der Mensch kann sich in Freiheitdafür entscheiden, was er unabhängig von seinenWünschen und Trieben nur qua seiner Vernunft will.Hier liegt seine Würde und die Erkenntnis derWahrheit. Da nun Gott oder das Gute nicht direktzugänglich ist, muss sich der Mensch an seinemGewissen („an der Stimme Gottes“) orientieren. Einewesentliche Orientierung hierbei gibt ihm die Liebe,die ihm seiner Bestimmung näher bringen soll. Erst inder verantwortlichen Liebe seinen Mitmenschen, aber

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auch der Natur gegenüber, kommt seine ganze Würde alsfreiheitliches Vernunftwesen zur Geltung. Neben derAutonomie und der Aufgabe Gott zu suchen ist es dieLiebe, die dem Menschen seine einzigartige Stellungin der Schöpfung zuweist und ihn als Person ausmacht.Zusammenfassend kann der Begriff der Personalitätalso ganz unterschiedlich aufgefasst werden. Warumeine solche Begriffsbestimmung wichtig ist, wurdebereits in der Einleitung ausgeführt. Was haben die drei vorgestellten Autoren nungemeinsam? Kant und Wojtyła haben mehr gemeinsam, alses die Geschichte (Stichwort: Indizierung derSchriften Kants durch die katholische Kirche) glaubenmacht: Beide gehen von einem höchsten Guten aus, dasder Mensch aus freien Stücken (d.i. in Autonomie) alsZiel seiner Handlungen erkennen soll. Dieses höchsteGute ist bei beiden außerhalb der Vorstellungskraftdes Menschen vorhanden (Kant: a priori, Wojtyła: Gott).Geleitet wird der Mensch bei beiden durch denkategorischen Imperativ, der aus der Bestimmung desGuten folgt. Bei beiden steht der Mensch in Eigenver-antwortung, diesem Ziel zu folgen und seinesgleichennur als Zweck, niemals bloß als Mittel anzusehen. BeiWojtyła wird diese Verantwortung in ihrer konkretenBedeutung schließlich noch deutlicher, wenn er denMenschen als Teil der Natur ansieht, den es genau wiedie Natur selbst zu schützen gilt. Aber auch bei Kantfolgt logisch aus der Bestimmung des Menschen, dasser sich in Anerkennung seines Vermögens für das Guteentscheiden muss, was selbstverständlich auch seineUmwelt mit einschließt. Hinzu kommt bei Wojtyła nochdie verantwortliche Liebe, die den Menschen mitseiner Umwelt verbindet und ihm den Weg zu Gottzeigt.Ganz anders dagegen Peter Singer, der die Moralitätals etwas Relativistisches ansieht, was sich nicht aneinem höchsten Guten orientiert und auch nichtaußerhalb der Erfahrungswelt des Menschen liegt.Maßgeblich für Singer ist lediglich dieGleichbehandlung der Interessen aller Lebewesen unterBerücksichtigung der Leidensfähigkeit; für ihn istder Mensch per definitionem keinem anderen Lebewesenhöhergestellt. Dementsprechend hat er auch keinen

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Einwand, Menschen wie Tiere zu behandeln, wenn esihre Interessenlage und Leidensdisposition zulässt.Hierbei kommt es ihm zwar nicht darauf an, denMenschen schlechter zu stellen –eigentlich möchte ernur die Tiere besser stellen. Im Vergleich mit denPositionen von Kant und Wojtyła gelingt ihm dasjedoch keineswegs. Denn indem er dem Menschen seinePersonalität nicht per status quo zugesteht, nimmt erihn auch nicht in die Pflicht, seiner Bestimmunggemäß zu handeln. Er verpflichtet ihn vielmehr dazu,die naturgegebene Einteilung der Lebewesen in Gattungund Art zu überdenken und seine moralischenHandlungen daran auszurichten. Die Einzigartigkeitdes Menschen ist bloß noch ein Merkmal unter vielen,das sich an anderen Merkmalen messen lassen muss. Deraus seiner Bestimmung erwachsenden Verantwortlichkeitwird kein hoher Stellenwert beigemessen; sie wirddurch Nützlichkeitserwägungen ersetzt. In diesemSinne kann die Philosophie Singers als Scheitern des„Mensch-Seins“ im Sinne Kants und Wojtyłas verstandenwerden. Im Kantschen Sinne erliegt Singer derHeteronomie, im Sinne Wojtyłas hat er den Menschenvon seiner naturgemäßen Verantwortung zugunsten einerNützlichkeitsabwägung seiner eigentlichen Bestimmungberaubt und zu einer Sache gemacht. Am Ende bleibt zufragen – sollte sich die Position Singers durchsetzen–, ob sich der Mensch als Person der Verpflichtungseiner Umwelt gegenüber aufgrund der Interessenlagemehr verbunden fühlt, als er es als Person im SinneKants oder als Geschöpf Gottes im Sinne Karol Wojtyłaimstande wäre.

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