Post on 03-Feb-2023
5
von Christoph Tannert
Authentizität und Künstlichkeit
aus: Bibliothek der stillen Dinge Kopf
Christina Paetsch stellt Ansprüche.
Man kann ihre Bilder, Objektarrangements, Ins-
tallationen und Videos nicht mal schnell im Vo-
rübergehen erledigen. Inszeniert als intensives
Daseinsgefühl durch skurrile Narrative, Zuein-
anderstellungen, Mischungen und Wandlungen,
geht es dieser Künstlerin um Strategien der Bear-
beitung und des Umwertens. „Finden, Bauen, Um-
arbeiten“ lautet ihre Devise. Der Ausstellungstitel
„GENAU SO UND ANDERS“ markiert einen Bezug zur
digitalen Kultur, in deren Rahmen die Künstlerin refe-
rentielle Verfahren wie Remix, Remake, Sampling und
Zitat mit ausgesprochener Heiterkeit zelebriert.
Christina Paetsch hat früher viel gemalt und mit Hinga-
be gekocht. Die Zubereitung von Speisen gehört im-
mer noch zu ihren Lieblingsbeschäftigungen, aber seit
1992 arbeitet sie, innerästhetisch betrachtet, vorwie-
gend mit fotografischen Mitteln. Am Rechner colla-
giert, kennzeichnet die als C-Prints gedruckten Werke
6
ein zauberhaft popistisch entrücktes Eigenidiom, das
Staunen und Überraschungen provoziert, weil es mit
dem Unvorhergesehenen und Ungewohnten spielt.
Als Höhepunkte ihres gegenwärtigen Schaffens kris-
tallisieren sich auf dieser Ebene die smooth harmonie-
renden Sehnsuchtsballaden „Puna Bay“ und „Roter
Rizinus II“ (beide von 2018) heraus, konterkariert von
dem aus diversen Kühlschränken bestehenden „Kühl-
turm“, dessen Bild- und Objektarsenal ein aktu-
elles Thema wie die allgemeine Lebensmittel-
verschwendung in den Ländern mit starker
Wirtschaftsleistung auf sarkastischer Ebe-
ne angeht.
Alles, was an Alltäglichem in Haus, Küche, Garten und
Leben interessant ist – so ziemlich alles, was ihr als na-
türliche Ereignisform oder industrielles Produkt in die
Hände gerät und sich in der Kombination mit Ande-
rem atmosphärisch verdichten lässt, findet man bei
dieser Künstlerin.
Christina Paetsch transfomiert Partikel, die sie aus ei-
genem Seherlebnis, Riechen, Fühlen, küchenmeisterli-
cher Forschung sowie von Projektionen auf Alltagsge-
genstände, Blumen, Blüten, Gemüse und Fleisch her
kennt. Sie ignoriert dabei die gebahnten Wege. Au-
thentizität und Künstlichkeit sind bei ihr miteinander
aus: Bibliothek der stillen Dinge
Käfighaube
7
wirkungsästhetisch unaufhebbar verstrickt.
Am liebsten schlägt sie sich durch jenes geheimnisvol-
le Dickicht der Bildelemente, das die Assoziationsleis-
tung der Rezipienten am deutlichsten auslöst. Mit ei-
ner Animation des flüchtigen Blicks gibt sie sich nicht
zufrieden. Ihr konzeptuelles Ziel ist die Verbindung ei-
nes Maximums an Bildforschung und Emotionsfor-
schung, eine erfühlte Übereinstimmung von Welt und
Ich in digital konstruierten Bildern.
Dass Sie viel für Merkwürdiges übrig hat, steht nicht im
Widerspruch zu ihrer genauen Beobachtungsgabe.
Ständig untersucht, prüft und ordnet sie Strukturen
und das kompositorische Miteinander von Farben und
Formen. Über ihre Materiallage in der digitalen Wild-
bahn bestimmt Christina Paetsch eigenverantwortlich.
Ihre Objektfotos macht sie selbst.
Ihre Bilder führen oftmals geradewegs in einen sac-
charinsüß-phantastisch bis unerklärlich absurden Sog.
Ein Faible für Kitsch, dem jede Verfremdung recht ist,
und groteske Videos wie „Kalorienbombe“ (2015) und
„Schnitzel-Dart“ (2013) stimulieren eine überge-
schnappt barocke Dimension, die rundherum positive
Vibes versprüht, sogar dort, wo Stillebenkonstellatio-
nen in Richtung Vergänglichkeit und Tod driften.
8
In ihrer permanenten Arbeit an der Bildsynthese durch
Addition stimmt Christina Paetsch eine Hymne auf das
Sich-Verbrauchen in Schönheit an. Sie stellt anschau-
lich unter Beweis, dass sie eine Künstlerin mit Sensibi-
lität ist, die das Softe neben dem Rohen und Verunsi-
chernden traumwandlerisch zu arrangieren weiß. Sie
definiert die Dingstellungen so organisch, dass man
den Eindruck hat, sie hätten in dieser Konstellation
immer schon an ihrem angestammten Platz gewurzelt.
Atelier 2017
1 Was ist geschehen? 2017 Zeichnung / Pigmentdruck auf Rives Bütten, 107 x 78 cm
Christina Paetsch stellt Ansprüche. Li Europan lingues
es membres del sam familie. Lor separat existentie es
un myth. Por scientie, musica, sport etc, litot Europa
usa li sam vocabular. Li lingues differe solmen in li
grammatica, li pronunciation e li plu commun vocabu-
les. Omnicos directe al desirabilite de un nov lingua
franca: On refusa continuar payar custosi traductores.
At solmen va esser necessi far uniform grammatica,
pronunciatsolmen in li grammatica, li pronunciation e li
plu commun vocabules. Omnicos directe al desirabilite
de un nov lingua franca: On refusa continuar payar
custosi traductores. At solmen va esser necessi far uni-
form grammatica, pronunciation e plu sommun paro-
les.
10
Die Fliege 2016Zeichnung / Pigmentdruck 59 x 42 cm
Materiallager 2019
Authentizität und Künstlichkeit
1 Was ist geschehen? 2017 Zeichnung / Pigmentdruck auf Rives Bütten, 107 x 78 cm
von Christoph Tannert
Christina Paetsch stellt Ansprüche.
Man kann ihre Bilder, Objektarrange-ments, Installatio-
nen und Videos nicht mal schnell im Vorübergehen
erledigen. Inszeniert als intensives Daseinsgefühl durch
skurrile Narra-
tive, Zueinanderstellungen, Mischungen und Wandlun-
gen, geht es dieser Künstlerin um Strategien der Bear-
beitung und des Umwertens. „Finden, Bauen, Umar-
beiten“ lautet ihre Devise. Der Ausstellungstitel
„GENAU SO UND ANDERS“ markiert einen Bezug zur
digitalen Kultur, in deren Rahmen die Künstlerin refe-
rentielle Verfahren wie Remix, Remake, Sampling und
Zitat mit ausgesprochener Heiterkeit gend mit foto-
grafischen
11
1 Was ist geschehen? 2017 Zeichnung / Pigmentdruck auf Rives Bütten, 107 x 78 cm
Christina Paetsch stellt Ansprüche. Li Europan lingues
es membres del sam familie. Lor separat existentie es
un myth. Por scientie, musica, sport etc, litot Europa
usa li sam vocabular. Li lingues differe solmen in li
grammatica, li pronunciation e li plu commun vocabu-
les. Omnicos directe al desirabilite de un nov lingua
franca: On refusa continuar payar custosi traductores.
At solmen va esser necessi far uniform grammatica,
pronunciatsolmen in li grammatica, li pronunciation e li
plu commun vocabules. Omnicos directe al desirabilite
de un nov lingua franca: On refusa continuar payar
custosi traductores. At solmen va esser necessi far uni-
form grammatica, pronunciation e plu sommun paro-
les.
12
Die Fliege 2016Zeichnung / Pigmentdruck 59 x 42 cm
Materiallager 2019
Authentizität und Künstlichkeit
1 Was ist geschehen? 2017 Zeichnung / Pigmentdruck auf Rives Bütten, 107 x 78 cm
von Christoph Tannert
Christina Paetsch stellt Ansprüche.
Man kann ihre Bilder, Objektarrange-ments, Installatio-
nen und Videos nicht mal schnell im Vorübergehen
erledigen. Inszeniert als intensives Daseinsgefühl durch
skurrile Narra-
tive, Zueinanderstellungen, Mischungen und Wandlun-
gen, geht es dieser Künstlerin um Strategien der Bear-
beitung und des Umwertens. „Finden, Bauen, Umar-
beiten“ lautet ihre Devise. Der Ausstellungstitel
„GENAU SO UND ANDERS“ markiert einen Bezug zur
digitalen Kultur, in deren Rahmen die Künstlerin refe-
rentielle Verfahren wie Remix, Remake, Sampling und
Zitat mit ausgesprochener Heiterkeit gend mit foto-
grafischen
13
15
by Christoph Tannert
Authenticity and artificiality
aus: Bibliothek der stillen Dinge Kieferknochen
Christina Paetsch demands a lot from us. We cannot
merely engage with her images, object arrange-
ments, installations and videos quickly in
passing. Staging her work as an intensive
experience of existence through whimsical
narratives, juxtapositions, compounds and
transformations, this artist employs strate-
gies of editing and reassessment. Her motto is
“Find, build, rework”. The exhibition title
“GENAU SO UND ANDERS” (“EXACTLY THE SAME
AND DIFFERENT”) highlights a relation to digital cul-
ture within which the artist celebrates, with distinct
amusement, referential processes such as remixing,
remaking, sampling and quoting.
Christina Paetsch used to paint a lot and was a dedi-
cated cook. Preparing dishes is still one of her favourite
activities, but, in terms of an internal aesthetics, she
has worked since 1992 predominantly with photo-
graphic media. The works, created as computer col-
16
aus: Bibliothek der stillen Dinge
Geschmolzenes Etwas in Weiß
lages and printed as C-prints, are characterised by the
artist’s own enchantingly pop, transported idiom,
which provokes astonishment and surprises by playing
with the unexpected and the unusual.
The smoothly harmonising ballads of longing, “Puna
Bay” and “Roter Rizinus II” (both from 2018)
emerge as the peaks of her current creativity
on this level; they are thwarted by the “Küh-
lturm” (“Cooling Tower”), which consists of
miscellaneous refrigerators and, with its arse-
nal of images and objects, sarcastically ad-
dresses the topical issue of general food wast-
age in countries with strongly performing
economies.
In this artist’s work we find all kinds of interest-
ing everyday things from the house, the kitchen, the
garden and life – just about anything she comes across
in terms of natural phenomena or industrial products
which can be atmospherically intensified in combina-
tion with other things.
Christina Paetsch transforms elements she is familiar
with from her own visual experience, her sense of
smell and touch, her research as a chef, as well as from
projections onto everyday objects, flowers, blossoms,
vegetables and meat. Her approach takes her off the
17
aus: Bibliothek der stillen Dinge Seepocke
beaten track. In her work, authenticity and artificiality
are irrevocably intertwined in terms of their aesthetic
effect.
Her favourite approach is to bushwhack her way
through that mysterious jungle of visual elements
which most manifestly triggers the recipient’s powers
of association. She does not think it is enough to stim-
ulate and engage a cursory glance . Her conceptual
goal is a maximum connection to visual and emotional
exploration, a feeling of concordance between world
and self in digitally constructed images.
The fact that she still has a lot left for the peculiar does
not contradict her gift for precise observation. She
constantly explores, questions and arranges structures
and the compositional interrelation between colours
and forms.
Christina Paetsch has sole responsibility for the
position of her material in the wilds of the digi-
tal world. She takes her object photos her-
self.
Her images often lead straight into a sac-
charine-sweet, fantastically, sometimes in-
explicably, absurd maelstrom. A liking for kitsch,
which is intended to alienate, and grotesque videos
such as “Kalorienbombe” (“Calorie Bomb”) (2015) and
18
“Schnitzel-Dart” (2013) stimulate a dementedly ba-
roque dimension which radiates positive vibes all
around, even where still life constellations drift in the
direction of transience and death.
In her permanent work on image synthesis by addi-
tion, Christina Paetsch intones a hymn to self-con-
sumption in beauty. She vividly demonstrates that she
is an artist with sensitivity who instinctively knows
how to juxtapose the soft with the raw. She defines the
placing of things so organically that she gives the im-
pression they have always been rooted within these
constellations in their ancestral place.
Ableitung Detail 2015
55
Ein Faible für Kitsch, dem jede Verfremdung recht ist,
und groteske Videos wie „Kalorienbombe“ (2015) und
„Schnitzel-Dart“ (2013) stimulieren eine überge-
schnappt barocke Dimension, die rundherum positive
Vibes versprüht, sogar dort, wo Stillebenkonstellatio-
nen in Richtung Vergänglichkeit und Tod driften.
In ihrer permanenten Arbeit an der Bildsynthese durch
Addition stimmt Christina Paetsch eine Hymne auf das
Sich-Verbrauchen in Schönheit an. Sie stellt anschau-
lich unter Beweis, dass sie eine Künstlerin mit Sensibi-
lität ist, die das Softe neben dem Rohen und Verunsi-
chernden traumwandlerisch zu arrangieren weiß. Sie
definiert die Dingstellungen so organisch, dass man
den Eindruck hat, sie hätten in dieser Konstellation im-
mer schon an ihrem angestammten Platz gewurzelt.
66
Es brodelt Rot im Topf. In der Küche wird gebacken und gekocht.
Es riecht nach Rummel. Mit Witz, Ironie und Spott wird in „Kalori-
enbombe“ der tägliche Nonsens irrsinniger Verschwendung ge-
zeigt. Es gibt Tortenschlachten und Torten werden geduscht. Die
Einen treten zum Toastscheibenwettbügeln an, Andere föhnen
Schokoküsse oder grillen Marshmallows. Und es gibt das Nudel-
biegespiel. 19.320 Kalorien werden „verbrannt“. Wir bekommen
mit Aberwitz den Spiegel vorgehalten. Und nebenbei stellt sich
die Frage, wie viel Kalorien der Mensch zum Überleben braucht.
Die mit der Kamera dokumentierte Zerstörung zeigte ins Absurde
verdrehte Situationen. Aufgelistet wird die Menge der vernichte-
ten Kalorien.
Something red is bubbling in the pot. The kitchen is full of baking
and cooking. It smells like fair. “Calorie Bomb” presents the daily
nonsense of insane wastefulness with wit, irony and mockery.
Cream cake fights have broken out, and cream cakes are being
showered. Some people are having a toast slice ironing competi-
tion; others are drying chocolate marshmallow cakes with the
hairdryer or grilling marshmallows. And then there’s the noodle
bending game. 19,320 calories are being “burned”. This lunacy
holds a mirror up to ourselves. At the same time, it raises the ques-
tion of how many calories a person needs to survive.
The destruction documented by the camera shows situations that
have taken an absurd turn. The amount of calories destroyed is
listed.
Kalorienbombe 2015
76
Eine Frau isst lustvoll eine Schweinshaxe. Sie gräbt ihre Händen
tief ins Fleisch, reißt Stücke aus der Haxe. Die dicke, glänzende
Haut reißt. Die Genießerin wischt sich das Fett von den Lippen.
Erbsen kullern von der Gabel. Sie greift nach einem Pappbecher,
trinkt gierig auf der Parkbank Bone Broth. Dunkle Flecken bleiben
auf der Pappe. In der Ecke knackt ein Salatblatt und auf transpa-
renten Tellern fliegen Kaviarspieße ins Bild. Nachtisch sprudelt als
geschmolzene Schokolade aus einer Fontäne. Der Sahnesiphon
klemmt. Bäche ergießen sich über den Tisch.
Essen in der Industriegesellschaft. Schwarzer Humor um die Pro-
bleme und Paradoxa in der Nahrungsaufnahme. Diese und der
Genuss treten angesichts des riesigen Industriemarktes ständig
neuer Trends und Ernährungsweisen der Manipulatoren in den
Hintergrund. Vegetarische oder makrobiotische Ernährungsfor-
men erscheinen uns heute als historisch und überholt bei so viel
Clean Eating, Slow Food, Low Carb, Funktional Food, Super Food,
Adaptogene, Longvity Food.
„Die Mischköstlerin“ hinterfragt unsere Essgewohnheiten, unsere
Ernährungstrends, spielt mit Ritualen und Traditionen. Sie spielt
mit der Geschichte und unseren Sinnen.
Frischlinge Detail2018
4 Hasen 1978
Seite 78:
Seite 79:
Die Mischköstlerin 2017
77
A woman eats a pork knuckle with relish. She digs her hands deep
into the meat, tears pieces off the leg. The thick, shining skin
tears. The gourmand wipes the grease from her lips. Peas roll off
the fork. She grabs a paper cup, greedily drinks bone broth on the
park bench. Dark stains remain on the cardboard. A lettuce leaf
snaps in the corner, and caviar skewers fly into the picture on
transparent plates. The dessert is melted chocolate gushing from
a fountain. The cream siphon jams. Streams pour forth over the
table.
Eating in the industrial society. Black humour around the prob-
lems and paradoxes of food consumption. These, and indulgence,
fade into the background in the face of the enormous industrial
market of perpetually new trends and eating habits determined
by the manipulators. Vegetarian or macrobiotic forms of nutrition
seem historical and outdated to us today, when there is so much
clean eating, slow food, low-carb food, functional food, super
food, adaptogens and longevity food.
"The All-Consumer” challenges our eating habits, our food trends,
plays with rituals and traditions. It plays with history and our
senses.
82
„Eine Frau im roten Overall steht in einem Zimmer und streicht
mit einer Rolle die Wand …“ – Unter einem Gesellschaftsspiel
versteht man einen von zwei oder mehreren Personen unter-
nommenen Zeitvertreib zum Zwecke des Vergnügens. Spiele
gibt es viele und der Markt vor allem virtueller Spiele wächst ra-
sant. Harmlose Zeitlochfüller oder monatelange Strategiespiele,
das Angebot ist riesig. Nicht alle Spiele werden zum reinen Ver-
gnügen gespielt. Viele Spiele sind sinnloser Zeitvertreib oder
werden für die Spieler zur Bedrohung. Kriegsspiele und Spiele
über das Töten gibt es massenhaft und auch Spiele die geeignet
sind in Rollen zu schlüpfen, die dem gesellschaftlichen Miteinan-
der zu wider laufen, oder deren vereinbarte Grenzen auf subtile
Art unterlaufen.
„Schnitzel-Dart“ ist eine Antwort auf die Verrohung unserer
Spielewelt. In „Schnitzel-Dart“ wird mit echtem Fleisch gespielt,
welches erst mal in die Hand genommen werden muss. Dieses
wird vom Spieler an die Wand genagelt. Der Spieler, die Spielerin
legt sämtliche Kleidung ab und wechselt in ein Kranken- oder
Patientenhemd. Dann werden Dartpfeile präpariert.
Die Akteure schießen auf die Fleischstücke, bis diese von der
Wand fallen oder der Spieler erschöpft aufgibt. Die Wand wird
ausgebessert und erneut gestrichen. Das Spiel kann von vorn
beginnen.
Schnitzel - Dart2014
83
“A woman in red overalls stands in a room and paints the wall
with a roller …” – A parlour game is defined as an amusement
undertaken by two or more people for the purpose of having
fun. There are many games, and the market for – above all – vir-
tual games is growing rapidly. Harmless ways of passing the time
or strategy games lasting months – there is an enormous amount
on offer. Not all games are played just for fun. Many games are a
meaningless pastime or become a threat to the player. There are
plenty of war games and games involving killing, and also games
that are about slipping into roles which run contrary to social
cooperation, or its agreed limits, in subtle ways.
“Schnitzel-Dart” is an answer to the question of the brutalisation
of our game environment. In the „Schnitzel-Dart“ the players
play with real meat. First of all, it must be picked up in the hand;
then the player nails it to the wall. The player takes off all his/her
clothes and changes into a hospital gown. Then the darts are
prepared.
The players shoot at the pieces
of meat until these fall from the
wall or the player gives up, exhausted.
The wall is repaired and re-
painted. Then the game can
start again.
1 Was ist geschehen? 2017 Zeichnung / Pigmentdruck auf Rives Bütten, 107 x 78 cm
88
Die Fliege 2016Zeichnung / Pigmentdruck 59 x 42 cm
90
Kontaktbörse 2018
botanics Exgirlfriend Galerie Berlin, 2018
Seite 86 - 87:
Seite 88 - 89:
Puna Bay2018
1 Was ist geschehen? 2017 Zeichnung / Pigmentdruck auf Rives Bütten, 107 x 78 cm
94
Kokon und Räderwerk 2010
1 Was ist geschehen? 2017 Zeichnung / Pigmentdruck auf Rives Bütten, 107 x 78 cm
96
Die Fliege 2016Zeichnung / Pigmentdruck 59 x 42 cm
Kokon und Räderwerk 2010, Detail
107
1963 in Berlin geboren / born in Berlin
1983-85 Studium der Kunstgeschichte an der
TU Berlin / Studies Art History at the TU Berlin
1985-91 Studium Bildende Kunst, Fachbereich Malerei, UdK Berlin /
Studies Fine Arts, Department of Painting, UdK Berlin
1987 Residency in Mexico-City and Quetzaltenango, Guatemala
1988 Residency in Bangkok, Thailand
1990 Residency, studio exchange in Amsterdam
1991 erste Hautbildfotografien / first skin photos
1992 Meisterschülerin an der UdK Berlin / Master-class student
at UdK Berlin
seit 1992 als freiberufliche Künstlerin tätig / working as a
freelance artist
1994-03 Förderung für Fotografie des Senators für kulturelle
Angelegenheiten, Berlin / Grant for photography,
Ministry of Cultural Berlin
1999 Goldrausch Künstlerinnenprojekt art IT / Goldrausch artist
project art IT, Kultursenat Berlin
Arbeitsstipendium Rosa Reiter / Working grant Rosa Reiter,
Gstaad Schweiz
BiografieBiography
108
2001 Kunst am Bau, Installation von Großdias im Gewand-
haus zu Leipzig / Percent for Art, Installation of large
slides at the Leipzig Gewandhaus
2002 KUBO Kunstpreis für Fotografie, Bremen /
KUBO Art Award for Photography, Bremen
2004-05 Studium für Filmschnitt und Sounddesign,
Akademie für digitale Medien / studies in film editing
and sound design, Academy for Digital Media
2005 Stipendium Käthe Dorsch Stiftung, Berlin /
Scholarship Käthe Dorsch Foundation, Berlin
2008 Das schönste Schlagloch Berlins –
Interdisziplinäres Projekt auf Berlins Straßen / The
prettiest pothole in Berlin - Interdisciplinary project
on the streets of Berlin
Konsum Heute – Karstadt-Quelle Konzern, Berlin /
Consumption Today - Karstadt-Quelle Group, Berlin
2009 Mitglied / member of Deutscher Künstlerbund
2010 Gabriele Münter Preis 2010, (Auswahl) Bundesminis-
terium für Familie, Frauen und Jugend /
Gabriele Münter Prize 2010, (selection)
Federal Ministry for Family, Women and Youth
seit 2010 auch kuratorische Tätigkeiten / also curatorial activities
2010/12 Projektförderung / Grants for projects Freistaat
Thüringen, Landesbank Hessen - Thüringen, Sparkasse
Mittelthüringen, Theodor-Leitfeld-Stiftung Ahlen
109
2012-20 Senat für Wissenschaft, Forschung und Kultur von
Berlin, Atelierförderung / Senate for Science, Research
and Culture of Berlin, Studio promotion
2015 Schönheitsfehler, Kunst im öffentlichen Raum /
Work in Public Spaces Umweltbundesamt, Dessau
2016 KAPITAL HEIMAT, Städte im Wandel /
Cities in transition Deutscher Künstlerbund, Kuratorin
2017 Künstlerische Objekte u. Visionäre Settings
„Ernährung in der Zukunft“, Futurium, Berlin /
Artistical objects u. Visionary Settings „Nutrition in the
Future“, Futurium, Berlin
Lebt und arbeitet in Berlin / Lives and works in Berlin
110
AbbildungsverzeichnisList of Illustrations
Roter Rizinus II 2018 Digital Fine Art Pigmentdruck 137 x 116 cm S. 23
Die Annäherung 2010Digital Fine Art Pigmentdruck137 x 116 cm S. 25
Rajasthan 2017Digital Fine Art Pigmentdruck137 x 116 cm S. 31
Don’t touch this 2018Digital Fine Art Pigmentdruck137 x 116 cm S. 39
In Betrachtung der Sonne 2015Digital Fine Art Pigmentdruck137 x 116 cm S. 43
Reh im Schlafrock 2017Digital Fine Art Pigmentdruck137 x 116 cm S. 47
Partition de claquettes 2019 DetailDigital Fine Art Pigmentdruck40 x 60 cm S. 52 - 53
Ableitung 2015Triptychon, Metall, Mixed Mediaca. 80 x 150 x 4 cm S. 54 - 55
Kühlturm 2015Installation, Mixed Media, Videos, Diasca. 195 x 550 x 250 cm S. 58 - 59
Kalorienbombe 2015Video, DVD, 3:03 Min, Loop
S. 67 – 73
Die Mischköstlerin 2017Großfoto, Video, DVD, 3:12 Min, Loop
S. 74 – 75 Frischlinge 2015Digital Fine Art Pigmentdruck71 x 56 cm S. 78
4 Hasen 1978Präparat mit Embryos, Glas16 x 11 x 11 cm S. 79
Schnitzel-Dart 2014 StillsVideo, DVD, 4:43 Min, Loop S. 80 – 81
Bibliothek der stillen Dinge ab 2010Mixed Media Maße variabel S. 84 – 85
Kontaktbörse 2018Mixed Media auf Wandboard40 x 110 x 26 cm S. 86 - 87
111
AbbildungsverzeichnisList of Illustrations
Puna Bay 2018Digital Fine Art Pigmentdruck 137 x 116 cm S. 91
Kokon und Räderwerk 2010Pigmentdruck auf Aluminium68 x 150 cm S. 94 - 95
Montbrezias Kinderstube 2011Digital Fine Art Pigmentdruck137 x 116 cm S. 99
Aufhocker 2019Digital Fine Art Pigmentdruck40 x 50 cm S. 102 - 103
112
Ausstellungen - Auswahl
selected exhibitions
2000 Goldrausch 11 unterwegs – Kunstbunker, Forum für
zeitgenössische Kunst e.V. Nürnberg; Kunstraum Düsseldorf;
Halle für Kunst Lüneburg, artforum Berlin K
Kann man Kunst essen?, Videoinstallation – Bastion
Kronprinz, Zitadelle Spandau K
Farbfotografie III - Abstraktion, Kunst- und Medienzentrum
Adlershof, Berlin, K
2001 Intime Expeditionen – Badischer Kunstverein, Karlsruhe
Haus am Waldsee, Berlin K
2002 Anwesenheit des Unbestimmten – Galerie Seitz
und Partner, Berlin E
Bodytravel – Hygienemuseum, Dresden K
Personal Statments - Galerie im Kunsthaus Erfurt E
2003 Du und Dein Garten - Galerie im Kunsthaus Erfurt K
Der große Ausdruck – Kunsthalle Bremen, Kunst- und
Medienzentrum Adlershof, Berlin K
2004 halbgefrorenes – Galerie Seitz und Partner, Berlin E
Was vom Tage übrig bleibt – Seyerleinfotografie, Berlin(E)
2005 Das Auge des Ich - JAGD, Büro Schwimmer,
Alexanderplatz, Berlin
Bildraum – Zitadelle Spandau, Lange Nacht der Museen
113
Ausstellungen - Auswahl
selected exhibitions
2006 Im Schatten des Schönen – Kunstverein Friedrichshafen E
Beauty Lies – Galerie Caesar & Koba, Hamburg
Happy Birthday – Galerie im Kunsthaus, Erfurt K
Von zweierlei Herkunft – Galerie Seitz und Partner, MdF K E
2007 Tarnen und Täuschen – Kunstverein Ludwigsburg K E
Digitale Delikatessen – Galerie Caesar und Koba, Hamburg
2008 Das schönste Schlagloch Berlins – Interdisziplinäres Projekt
auf Berlins Straßen; Konsum Heute – Eine fotografische
Bestandsaufnahme im Karstadt-Quelle Konzern, Berlin
2009 Nahtstelle – Galerie Seitz und Partner, Berlin E
2010 wie gemalt. – Kunsthalle Erfurt K
Vorreiterinnen, Martin - Gropius - Bau, Berlin,
Frauenmuseum, Bonn K
2011 Tierisch – Haus der Kunst, München K
Doubleklick reloaded ! – Galerie Seitz und Partner, Berlin E
2012 Das Eigene in der Fotografie – Deutscher Künstlerbund,
Projektraum, Berlin, MdF
Prinzessinnensommer – Galerie Seitz und Partner, Berlin
Mieterdämmerung – 7TH BERLIN BIENNALE, KW,
Institute for Contemporary Art, Berlin
Familie Mensch 2012 – Kunsthalle Lindenthal, Köln K
wie gemalt. – Kunstmuseum Ahlen K
2013 Das ironische in der Kunst, Deutscher Künstlerbund,
Projektraum, Berlin
Ich bin Neukölln – 48 Stunden Neukölln, Berlin
2014 Reise ohne Wiederkehr – Galerie Seitz und Partner, MdF
114
2014 ABGEMAHNT – 48 Stunden Neukölln – Courage, Berlin
2015 transform – Galerie Seitz und Partner, Berlin
Schönheitsfehler – Umweltbundesamt, Dessau E
2016 KAPITAL HEIMAT – Deutscher Künstlerbund,
Projektraum, Berlin
SATT – Vollgutlager, Berlin
Menschenräume – Kunstverein 68elf e.V., Köln K
2017 Heimat? – Deutscher Künstlerbund, Projektraum, Berlin
2018 DIESSEITS UND EDEN – Gegenwartskunst zwischen
Himmel und Erde, LBS, Münster
Botanics – Exgirlfriend Galerie, Berlin E mit Nele Ströbel
2019 GENAU SO UND ANDERS – Galerie im
Tempelhof Museum, Berlin E
Mit Armen und Beinen – Zagreus Projekt, Berlin E
Kokon und Räderwerk – KV Galerie Himmelreich, Magdeburg E
116
Bibliografie Bibliography
Jürgen Raap, Kapital Heimat, Kunstforum Bd. 239, 2016Thomas Altmann, Vormägen und andere Idyllen, Mitteldeutsche Zeitung, 2015Jürgen Raap, Schönheitsfehler, Kunstforum Bd. 236, 2015Uli Seitz, 6. Europäischer Monat der Fotografie, AusststellungskatalogKulturprojekte Berlin GmbH, 2014Ralf Hanselle, wie gemalt., Ausststellungskatalog, 2010Kai Uwe Schierz, wie gemalt., Ausststellungskatalog, 2010Ralf Hanselle, Vorreiterinnen, Ausststellungskatalog Gabriele Münter Preis 2010,Andrea Wolter-Abele, Tarnen und Täuschen, Ausststellungskatalog, Kunstverein Ludwigsburg, 2007Kathrin Haasis, Gegenstände verlieren Ihren Gegenstand, Stuttgarter Zeitung, 07.07.2007Armin Bauer, Schnitzeldart, Ludwigsburger Zeitung, 06.07.2007Reinhard Schmied, Happy Birthday, Ausst.Kat Kunsthaus Erfurt, 2006Uli Seitz, 2. Europäischer Monat der Fotografie, Ausststellungskatalog Kulturprojekte Berlin GmbH, 2006Helmut Voith, Fotografin zeigt die Ästhetik des Unschönen, Schwäbische Zeitung, 05.08.2006 Harald Ruppert, Phantome der Fleischlichkeit, Südkurier, 15.08.2006 Kai Uwe Schierz, Berliner Kunstsalon, Ausststellungskatalog, 2005Almut Schmidt, Richy uriniert, Berliner Zeitung, 01.10.2005N.N., Das Auge des Ich - Jagd, Pressemitteilung der Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen, BerlinBStU, Einladung zur Präsentation der IV. Edition, Berlin, 30.08.2005Brigitte Peukert, Glanz einer Lichtwiese, Türinger Landeszeitung, 16.12.2003 Detlef Roth, Kubo Kunstpreis für Fotografie, Ausststellungskatalog Kunsthalle Bremen, 2003
117
Bibliografie Bibliography
Silke Opitz, Du und Dein Garten, Ausststellungskatalog, Kunsthaus Erfurt 2003Jürgen Raap, Essen und Trinken 1, Umdeutung und Ersetzung, Kunstforum Bd. 159, 2002Enno Kaufhold, Die Schönheitsfarm des Anderen, FAZ, BS. 3., 2002Peter Alexander-Fiedler, Ein Irrgarten der anderen Art, Türinger Allgemeine, 05.08.2002Wolfgang Leissling, Zum Schauen bestellt, Türinger Landeszeitung, 17.08.2002Enno Kaufhold, Berliner Kunstszene, Paris Foto Dezember, 2001Annette Thomas, Goldrausch unterwegs, Ausststellungskatalog, Berlin, 2001Anne Marie Freybourg, Intime Expeditionen, Ausststellungskatalog, Badenscher Kunstverein, 2001Enno Kaufhold, Farbfotografie III - Abstraktion, Ausst.Kat., KMZA Berlin, 2000Enno Kaufhold, Plastische Häutungen, Ausststellungskatalog, 2000Roland Berg, Vom Licht gezeichnet, FAZ, BS.6., 21.07.2000Ursula Prinz, Kunst im Foyer, Berlinische Galerie, 1998Enno Kaufhold, Werkschau 5, Fotoarbeiten u. Installationen, Senat Berlin, 1997
118
Herzlicher Dank gilt:
Barbara Esch Marowski
Christoph Tannert
Stefan Fahrnländer
Mit freundlicher Unterstützung:
Kommunale Galerien Tempelhof – Schöneberg
Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung
This book is published on the occasion of the exhibition
Christina Paetsch: GENAU SO UND ANDERS
28.3. – 12.6.2019
GALERIE im TEMPELHOF MUSEUM
Alt - Mariendorf 43
12107 Berlin
119
Herausgeber / Editor
Galerieleiterin / Director
Texte / Texts
Redaktion / Editing
Übersetzungen / Translations
Gestaltung / Graphic design
Copyright
Christina Paetsch, Berlin
Barbara Esch Marowski
Christoph Tannert, Christina Paetsch
Stefan Fahrnländer
Textworks Translations, Manchester, UK
studio fapae, Berlin
© 2019 Christina Paetsch: VG Bild-Kunst, Bonn und Autoren
Alle Rechte, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung sowie Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil dieses Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert werden oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.All rights reserved. No part of this publication may be repro-duced, translated, stored in a retrieval system or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopy-ing or recording or otherwise, without the prior permission of the publisher.
www. christina-paetsch.de
ISBN 978-3-00-062234-2
Printed in Germany
Impressum Colophon