Bauforschung im Martinschlössel Klosterneuburg (Niederösterreich)

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Bauhistorische Untersuchung im

Martinschlössel Klosterneuburg (Niederösterreich)

Vorgelegt im August 2012 von

Mag. Ralf Gröninger

[Historische Bauforschung & Archäologie] +

Dr. Marina Kaltenegger [Historische Bauforschung & Dokumentation]

Wien

Bauforschung im Martinschlössel Klosterneuburg __________________________________________________________________________________

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort ...................................................................................................................................... 3 1. Einleitung .............................................................................................................................. 4

1.1. Besitzgeschichte .......................................................................................................... 4 1.2. Historische Ansichten und Pläne ............................................................................ 10

1.2.1. Ansichten ............................................................................................................. 10 1.2.2. Pläne..................................................................................................................... 23

2. Kurzbeschreibung des Untersuchungsgegenstandes ................................................ 36 3. Detailbeschreibungen....................................................................................................... 37

3.1. Hauptbau..................................................................................................................... 37 3.1.1. Südwestlicher Trakt (Straßenseite) ................................................................. 37

3.1.1.1. Fassaden ...................................................................................................... 37 3.1.1.2. Kellerräume .................................................................................................. 40 3.1.1.3. Erdgeschoß .................................................................................................. 42 3.1.1.4. Erstes Obergeschoß................................................................................... 45 3.1.1.5. Zweites Obergeschoß (Dachgeschoß) .................................................... 48

3.1.2. Nordöstlicher Trakt ............................................................................................. 49 3.1.2.1. Fassaden ...................................................................................................... 49 3.1.2.2. Kellerräume (‚Kapelle‘) ............................................................................... 52 3.1.2.3. Erdgeschoß .................................................................................................. 54 3.1.2.4. Erstes Obergeschoß................................................................................... 56 3.1.2.5. Zweites Obergeschoß (Dachgeschoß) .................................................... 59

3.1.3. Nordwestlicher Trakt .......................................................................................... 59 3.1.3.1. Fassaden ...................................................................................................... 59 3.1.3.2. Kellerräume .................................................................................................. 60 3.1.3.3. Erdgeschoß .................................................................................................. 62 3.1.3.4. Erstes Obergeschoß................................................................................... 64 3.1.3.5. Zweites Obergeschoß (Dachgeschoß) .................................................... 65

3.2. Nebengebäude........................................................................................................... 66 3.2.1. Fassaden ............................................................................................................. 66 3.2.2. Erdgeschoß ......................................................................................................... 69 3.2.3. Obergeschoß....................................................................................................... 71

3.3. Gartenhaus ................................................................................................................. 72 4. Dendrochronologische Untersuchungen ....................................................................... 75 5. Zusammenfassender Überblick zur Baugeschichte .................................................... 76 Literatur ................................................................................................................................... 78 Anhang: ................................................................................................................................... 80

Bauphasenpläne ................................................................................................................ 80

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Abb. 1: Carl Lambotte nach 1871

Vorwort

Wir wurden von der Eigentümerin des Martinschlössels, Frau Mag. Kiesling, beauftragt, eine bauhistorische Untersuchung durchzuführen. Die Untersuchungen erfolgten vor Ort während der bereits im Gange befindlichen groß angelegten Umbauarbeiten Ende März / Anfang April 2012. Wir danken Frau Mag. Kiesling, Frau Prof. Dr. Specht (Universität Wien), Herrn Dr. Holubar (Stiftsarchiv Klosterneuburg) und allen anderen Beteiligten für die freundliche Unterstützung und Bereitstellung von Plänen, historischen Ansichten und der bereits erfolgten Aufarbeitung der Besitzgeschichte.

Marina Kaltenegger und Ralf Gröninger, Wien im Juni 2012

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1. Einleitung

1.1. Besitzgeschichte Im Folgenden sind die Besitzer des späteren Anwesens Martinstraße 34 und 36 mit allen relevanten Informationen zur Besitz- und Baugeschichte tabellarisch aufgelistet. Die Forschungen zur frühen Besitzgeschichte sind einem Manuskript zur Geschichte des Martinschlössels entnommen, für dessen Übermittlung wir der Verfasserin, Prof. Dr. Edith Specht, sehr herzlich danken.1 Weiters wurde im Stadtbauamt der umfangreiche Bauakt eingesehen, alle Informationen daraus sind mit [Bauakt Stadtbauamt] gekennzeichnet, die relevanten Pläne sind in Kap. 1.2.2. Pläne abgebildet. 1436 Im Grundbuch des Stiftes Klosterneuburg ist als erster Besitzer des Hauses,

das später die Konskriptionsnummer 472 erhielt, ein Peter awz der Wachaw genannt. Die Besitzer wechseln häufig, es wird auch immer wieder als Brandstatt bezeichnet und ist bei der Türkenbelagerung von 1529 abgebrannt.

1543 Regina Wisent, Witwe des Vorstehers Altensteiner dient für ein Haus zu St. Martin in der Enggasse nächst dem Haus, das früher Thoman Arbauer gehört hat oder dem Wisentischen Benefizium. Den Besitz hatte Landmarschall Valery Ambros Wisent von Reinbrecht Muestinger übernommen.

1728 bis ? Thomas Dieboldt und seine Ehefrau Diebold, später deren Sohn Joseph Augustin

? bis 1757 Joseph Christoph Kueffner als Alleinbesitzer

1758 Leopold Reihser mit seiner Ehefrau Maria Anna

Bis 1762 die Wittib Reihserin alleine

1762 der Obrigkeit verfallen

1765 02 28 Wilhelm Rudolph Freiherr von Ripke (auch Riepke), erwarb laut stiftlichem Grundbuch ein Haus und Obstgarten um 760 Gulden und 6 Dukaten (insgesamt 785 Gulden) und am 19. Dezember 1766 wurde auch seine Gattin Maria Theresia als Eigentümerin mit ihm gemeinsam im Grundbuch angeschrieben.

1773 09 28 Ripke kaufte zusammen mit seiner Ehefrau Maria Theresia das von seinem Wohnhaus etwas entfernter liegende Haus von Anton Marckh samt hinten daran stossender Hofstatt (und) Weingarten. Gleichzeitig mit dem Kauf tauschte Ripke das neuerworbene Haus gegen das seines unmittelbaren Nachbarn, Philipp Pantale (Konskriptions Nummer 743). Dieses war offenbar wesentlich größer als das alte Marckh’sche Haus, denn dafür waren 28 Pfennig als Abgabe zu leisten. Bei dem Tausch wurde aber vereinbart - und im Grundbuch festgelegt - dass der zum Haus gehörende Grund, nämlich 12 Klafter in der Länge und 3 Klafter 1 Schuh in der Braite, sowie bei der Hofstatt 6 ½ Klafter in der Länge und 3 ½ Klafter in der Braite ausdrücklich

1 Es handelt sich um das Arbeitsmanuskript eines Artikels für eine geplante Buchpublikation über das Martinschlössel, Quellenverweise siehe dort.

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zu sich zu behalten sei. Der ursprüngliche Nachbar Pantale wohnte nun ein Haus weiter entfernt und Ripke bekam zu dem neuerworbenen großen Haus den an den eigenen Grund anschließenden Weinberg dazu.

1780 Stadtplan von Klosterneuburg, Gelände mit Weingärten bepflanzt

1785 Juli 21 verzichtete die Ehefrau Maria Theresia auf ihre Hälfte an dem Haus mit Obstgarten für das jährlich 12 Pfennig an das Neukloster zu entrichten waren und Ripke wird im Grundbuch als der alleinige Besitzer der Liegenschaft angeschrieben. Die Ehefrau Maria Theresia erhielt im Gegenzug das große Haus das zuvor Philipp Pantale gehört hatte, jenes für das 28 Pfennig an Grundsteuer zu entrichten war, allein nutz und gewöhr.

1785 Baron und Baronin Ripke verließen Klosterneuburg und übersiedelten nach Wien. Möglicherweise hat danach eine Familie Koch das Anwesen bewirtschaftet, denn in späteren Aufzeichnungen wird es immer die Kochische Behausung genannt.

1797 09 12 Laut Lizitationsprotokoll vom 12. September 1797 legte Oberst Joseph Edler von Fürnberg das Meistgebot in der Höhe von 2.000 Gulden und wurde mit dieser nicht hohen Summe der nächste Besitzer. Als zusätzlichen Posten erwarb er die Weinpresse samt Inventar um 500 Gulden, für derer Ertrag er entsprechende Abgaben zu leisten hatte. Auch unter den neuen Besitzern, Joseph Fürnberg und den ihm folgenden, wurde wie seit alters her der Weingarten gepflegt und Wein gekeltert, denn in den Mostbüchern (Steuerakten) wird für das Anwesen stets als ein Hofstatt Weingarten und per 1 Viertel: 2 ½ Eimer (ca 130 Liter) Most als Abgabe an das Stift Klosterneuburg genannt (bis 1848).

1799 Im Geldbuch B für das Jahr 1799 scheinen als Besitzer sowohl Hr. Joseph Graf v. Fürnberg (29) und Herr Franz Übeleisen allein (30) auf. Letzterer hatte das Anwesen, zwei Häuser und zwei Hofstattungen samt Grundbesitz um 2.500 von Fürnberg gekauft als dieser in den Konkurs geschlittert war.

1802 Frau Rosina Übeleisen Wittwe war Alleinbesitzerin des Anwesens. Sie verkaufte es schon im August desselben Jahres an Herrn Franz Xaver von Burger aus Wien samt allen Gerätschaften, Press und Pressgeschirr um stattliche 3.100 Gulden. Der Kaufpreis für das Haus allein betrug 2.700 Gulden. Der neue Besitzer hat vermutlich nicht selbst hier gewohnt denn er vermietete mehrere Wohneinheiten. Die Angaben im Mostbuch zeigen, dass das Anwesen demnach bis 1810, als es an Herrn Franz Hauer und seine Gattin Theresia verkauft wurde, aus folgenden vier Einheiten bestand:

1) Behausung Nro. 463, die Kochische Behausung für die 12 Pfennig zu entrichten waren. (Konskr. Nr. 742)

2) 1 Behausung daselbst Nro. 464, für die 28 Kreuzer zu entrichten waren (Konskr. Nr. 743)

3) 1 Hofstattung Weingarten hinter der Behausung, für die 2 ½ Eimer Most im Wert von 1 Guldenzu entrichten waren

4) 1 Hofststattung daselbst, für die 2 ½ Eimer Most im Wert von 2 Pfennig zu entrichten waren.

1810 Verkauf an Herrn Franz Hauer und seine Gattin Theresia

1811 erwarb der kaiserliche Hoftischler Joseph Schlager aus Wien den Besitz

1816 Joseph Schlagers Witwe Franziska verkaufte den Besitz an Joseph und

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Christina Romani

1832 12 15 Ab dem 15. Dezember 1832 ist der Eigentümer Rudolph Heller, für den es sein Vater Karl um 6.500 Gulden gekauft hatte weil Rudolph damals noch minderjährig war. Hellers Tochter Julie hatte 1829 den Hofadvokaten Dr. Andreas Gredler geheiratet.

1840 Nach dem Tod von Karl Heller wurde Gredler bevollmächtigt, die Verlassenschaft abzuwickeln. Rudolph Heller, geboren 1821, für den der Vater die Liegenschaften offenbar als Geldanlage erworben hatte, stand in Diensten der Fürsten Liechtenstein in Gloggnitz und es lag nahe den Klosterneuburger Besitz zu Geld zu machen.

1843 Sommer

Rudolph Heller verkaufte seinem Schwager, dem Hofadvokaten Dr. Andreas Gredler den gesamten Besitz um 7.000 Gulden.

1851 Detailgetreue Aquarelle von Maler August Xaver Karl Ritter von Pettenkofen (1822-1889), mit dem Gredlers jüngere Tochter, die 1832 geborene Julie, befreundet war. Er verbrachte den Sommer 1851 im Gredler‘schen Haus, die Ansichten sind in seinem „Klosterneuburger Album“ erhalten.

1857-05-24 Gredler kaufte von Familie Preisecker um 1.600 Gulden das Haus samt Weingarthofstatt mit der Konskriptions Nummer 474, offenbar als Quartier für die ganzjährig dort wohnenden Dienstboten und Hausmeister.

1864-05-31 Gredler erwarb um 1.300 Gulden von Frau Barbara Bittmann zu St. Martin ausser dem Enggasse (Tor) Haus und Hofstatt, CNr. 475, neben vorstehenden (= 474) und dem Pfarrhof liegend. Jetzt besaß er mit den Häusern Konskriptions Nummer 472-475 samt den dazugehörigen Weingärten, Obstgärten und Nebengebäuden, das gesamte Areal stadteinwärts ab dem Pfarrhof von St. Martin und darüber hinaus auch die Weingärten und Wiesen am Hengstberg und am Mödlinger.

1869 Erhebung Gredlers in den Freiherrenstand

1870-02-27 Andreas Gredler stirbt am 27. Februar 1870 in Wien. In seinem Testament bestimmt er zu seinen Universalerben seine zwei geliebten Töchter zu gleichen Teilen (Julie von Helfert und Wilhelmine Oxenbauer).

1871-03-18 Bauanzeige der von Prof. Petschnig geleiteten Umbauten durch Wilhelmine Oxenbauer. Im Haupthaus wurde der Pferdestall zur Küche umgestaltet, daneben ein Badezimmer angelegt und statt der alten Küche eine Veranda. Über der neuen Küche im Obergeschoss wurde ein Zimmer gleichlaufend mit der Straßenfront ausgebaut und das Dach mit Schiefer eingedeckt (kommissionelle Verhandlung am 27.3.1871, Baubewilligung vom 28.3.1871). [Bauakt Stadtbauamt]

1871-05-01 Bauanzeige für Neubau der Nebengebäude unter Benützung der strassenseitigen Mauer ohne Änderung der Baulinie (Kutscherzimmer und Pferdestall längs der Straßenseite, längs der Gartenmauer Neubau von Waschküche, Bügelzimmer, Heizraum, Glashaus). Eindeckung mit Schiefer statt des zuvor bestehenden Holzdaches (kommissionelle Verhandlung am 6.5.1871, Baubewilligung vom 8.5.1871). [Bauakt Stadtbauamt]

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1871-08-30 Lokalaugenschein wegen Überschreitung der Baubewilligung, da an der Gassenfront von Haus Nr. 475 ein Portal mit einem Vorsprung angebracht wurde, die zu einer Baueinstellung führte. [gemeint ist das Portal des Haupthauses Nr. 472, da davon ein zweiter Plan mit Eintragung des Portalvorbaues existiert] [Bauakt Stadtbauamt]

Undatiert (nach 1871-08-30)

Brief von Mina Oxenbauer an das Bürgermeisteramt bezüglich des beanstandeten Portales, mit Ersuchen um Lokalaugenschein …so stelle ich mit Rücksicht auf die Dringlichkeit dieses Baues, durch welchen ich allein mein Haus zu erforderlichen Verschlusse bringen kann, die ergebenste Bitte: Der löbliche Magistrat wolle sofort einen ämtlichen Augenschein dieses beanständeten Baus unter Zuziehung meines Baumeisters Johann Passini anordnen und mich hievon zuverständigen. [Bauakt Stadtbauamt]

Undatiert, nach 1871-08-30

Brief von Dr. Oxenbauer an das Bürgermeisteramt bezüglich des beanstandeten Portales mit Beilage eines neuen Planes mit Einzeichnung der gepflasterten Rinne und der Belehrung, dass Aussprünge innerhalb des Dachsaumes gestattet sind. [Bauakt Stadtbauamt]

1883 Nach dem Tod von Wilhelmine Oxenbauer am 12. Oktober 1883 erbten ihre Kinder je ein Fünftel des Anwesens. Der Witwer Dr. Franz Oxenbauer hatte den Fruchtgenuss des gesamten Besitzes, das bedeutete Wohnrecht auf Lebenszeit und das Recht alle Nutzungen aus dem Grundstück zu ziehen.

1896 Die gleichnamige Tochter Wilhelmine Oxenbauers hatte sämtliche Erbanteile ihrer Geschwister aufgekauft und war nach dem Tod ihres Vaters 1896 die alleinige Besitzerin des Schlössels. Sie war mit Dr. Paul Alexander Freiherr Beck von Managetta und Lerchenau, Jurist, geheimer Rat, Sektionschef und schließlich Präsident des Patentamtes in Wien, verheiratet.

1899-05-10 Protokoll des Lokalaugenscheins bezüglich Erhöhung der Parapetmauer. Eine 15 cm starke Einfriedungsmauer mit einem 30 cm starken Pfeiler alle 2 Meter soll auf die vorhandene Parapetmauer aufgesetzt werden ohne Änderung im Fundamentbereich, da ansonsten eine Zurücksetzung um 2.2 bis 3.6 m erfolgen müsste. [Bauakt Stadtbauamt]

1909-1916 Verschlechterung der finanziellen Situation, das Anwesen wird immer wieder mit größeren Summen belastet

1916-08-29 Beschwerde von Paul Freiherr von Beck wegen der zerstörten Absperrungen des Gässchens zwischen Martinstraße und Donaugasse, die zu Einstiegen und Obstdiebstählen auf seinem Grund führen. Mit Reparaturanzeige des Zaunes durch den städtischen Zimmermann vom 17. September. [Bauakt Stadtbauamt]

1920-03-29 Alice Gräfin Hoyos erwirbt das Anwesen um 500.000 Kronen (Bauparzellen Nr. 784, 752, 753 und Gartenparzellen 746 und 750)

1920-05-27 Anzeige für den Wiederaufbau des eingestürzten Teiles der Gartenmauer der Parzelle 746 gegen den Gemeindeweg „Rosengässl“ durch BM Schömer [Bauakt Stadtbauamt]

1920-09-29 Plan über die Herstellung von Rauchfängen im II. Stock von H. Schömer, vorgelegt bei der kommissionellen Verhandlung. [Bauakt Stadtbauamt]

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1920-10-21 Alice Gräfin Hoyos verkauft das Anwesen an ihren Neffen Robert Whitehead

1920-11-05 Lokalaugenscheins zum Bau eines 4,9 m langen und 4,85 m breiten und bis zur Reservoirsohle 9 m hohen Wasserturmes, zweifach unterteilt. Ebenerdig ein Kuhstall, darüber Heulager. [Bauakt Stadtbauamt]

1920-12-10 Ansuchen um Baubewilligung für ein Brunnenhaus nach beiliegenden Plänen von J. u. C. Schömer durch Robert Whitehead (kommissionelle Verhandlung am 22.12. 1920, Bewilligung erteilt am 19.1.1921) [Bauakt Stadtbauamt]

1921-02-18 Ansuchen um Baubewilligung zur Errichtung eines Glashauses und eines Schweinestalles, für dessen Errichtung der an den Wasserturm anschließende Abort demoliert wird. An den Schweinestall schließt die bereits bestehende Düngergrube an und daran das 12,85 m lange Glashaus (kommissioneller Lokalaugenschein am 26.2.192, Erledigung am 3.3.1921, Benützungs-bewilligung 2.12.1923) [Bauakt Stadtbauamt]

1921-03-07 Protokoll über den Einsturz des Brunnenhauses am 6. März, nachdem zuvor der Brunnen im unteren Bereich eingestürzt war. [Bauakt Stadtbauamt]

1921-05-31 Ersuchen um Baubewilligung für die Errichtung eines Mansarddachstuhles auf den ebenerdigen Nebengebäuden Martinstraße 36 mit Ziegeleindeckung, (kommissionelle Verhandlung am 7. Juni 1921, Erledigung am 8. Juni 1921) Die bestehenden Räume im Erdgeschoss werden beibehalten, Stall und Waschküche erhalten eine neue Deckenkonstruktion als Gewölbe zwischen Traversen. [Bauakt Stadtbauamt]

1923-01-04 Im Lokalaugenschein für die Erteilung der Benützungsbewilligung wird die vollständige Nutzung der Mansarde durch Einbau zusätzlicher Räume beanstandet, wofür ein Auswechslungsplan vorgelegt werden muss. [Bauakt Stadtbauamt]

1924-03-05 Ansuchen von Robert Whitehead um Erteilung der Baubewilligung für den geplanten vergrößerten Neubau des Westtraktes durch J. und C. Schömer nach beiliegenden Plänen, angepasst an die Architektur des Hauptgebäudes (kommissionelle Verhandlung [Bauakt Stadtbauamt]

1925-09-18 Schreiben des Stadtgemeindeamtes Klosterneuburg an die Bezirkssteuer-behörde Tulln mit genauer Beschreibung der Realitäten Martinstraße 34 und 36 zur Feststellung, dass es sich um kein Luxusgebäude mit dreifacher Mietzinssteuer handelt. [Bauakt Stadtbauamt]

1929-12-09 Johann Pfeiffer, Sattler und Tapezierer beabsichtigt im Martinschlössel ein Geschäftslokal einzurichten, wodurch ein Fenster durch einen Türstock mit Rollbalken ersetzt werden soll. [Bauakt Stadtbauamt]

1935-04-11 Anzeige von Josef Schömer an das Bauamt Klosterneuburg, dass im Garten des Martinschlössels für Herrn Robert Whitehead ein Schwimmbassin ausgegraben und betoniert wird, gleichzeitig Verputzausbesserungen und Färbelung eines Teiles der Fassade. [Bauakt Stadtbauamt]

1939 Robert Whitehead und seine Gattin Anne MacGill verließen das Schlössel und gingen nach Italien, wo er seines britischen Passes wegen interniert

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wurde, seine Mutter Agathe und das Personal blieben im Schlössel

1939 August Möbeltischler Josef Bina wurde in den ehemaligen Stallungen des Schlössels untergebracht und ließ 1941 einen neuen Eingang von der Martinstraße her machen und behielt seinen Betrieb und Wohnung bis November 1957

1943-08-05

Denkmalschutzbescheid, Schreiben des Reichsstatthalters in Wien zu Handen des Feindvermögensverwalters Herrn Dr. Wilhelm Hemerka Für diese Stellung unter Denkmalschutz ist maßgebend:

Der alte Teil des Hauses ist ein Bauwerk des mittleren 18. Jh. In feiner künstlerischer Durchgestaltung mit architektonisch schönen Innenräumen, von denen insbesonders der mit der alten Eichenholzstiege mit geschnitztem Geländer ausgestattete Aufgang von besonderer Qualität ist. Der Garten ist am Berghang in Terrassen angelegt und bildet die architektonisch sinnvolle Ergänzung und Ausweitung des Baues in den Außenraum.

[Bauakt Stadtbauamt]

1962-12-10 Mag. Dr. Herwig Emmer-Reissig kauft das Martinschlössel

1963-05-20 Verhandlungsschrift bezüglich Ansuchen von Dr. Emmer Reissig um Erteilung der Gast- und Schankgewerbekonzession der Betriebsform „Hotel-Restaurant“ im Martinschlössel

1965-07-19 Schreiben des Bundesdenkmalamtes bezüglich Fassadenrestaurierung, wobei nach Auffassung der juristischen Abteilung die Unterschutzstellung des Martinschlössels durch den Reichsstatthalter für die 2. Republik nicht als rechtsverbindlich gelten kann und das BDA derzeit nur eine beratende und begutachtende Funktion innehat. Auf Grund der zit.doa. Zuschrift hat am 16.7.1965 ein amtlicher Vertreter des Bundesdenkmalamtes das Martinschlössel besichtigt und festgestellt, dass die Fassadeninstandsetzung bereits weit gediehen ist. Die Durchführung der Arbeiten – Ausbesserung des Putzes, Färbelung, Anstreicherarbeiten und dgl. mehr – kann im Großen und Ganzen als durchaus zufriedenstellend bezeichnet werden. Vom Gesichtspunkt barocker Architektur des 18. Jhdts. gesehen, wäre lediglich die Färbelung der Wandvorlagen in Weiß oder ganz hellem Grau zu empfehlen gewesen, doch ist der gewählte verhältnismüßig dunkle Grauton nicht als absolut stilwidrig zu bezeichnen, da das Martinschloß zufolge der einschneidenden Veränderungen des 19. und 20. Jahrhunderts nicht mehr einen künstlerisch völlig einheitlichen Barockbau darstellt.

2010-11-26 Kaufvertrag Mag. Louise Kiesling

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1.2. Historische Ansichten und Pläne

1.2.1. Ansichten Mehrere Ansichten des 18. Jahrhunderts zeigen die Stadt Klosterneuburg von der Donauseite her und damit auch den Bauplatz des späteren Martinschlössels. Der Abschnitt zwischen Martinskirche und Enggassentor bildet eine gute Vergleichs-möglichkeit für die doch sehr unterschiedlichen Darstellungen. Die älteste Ansicht, welche die Bebauung des Areals östlich der Martinskirche zeigt, ist das um 1725 entstandene Vogelschaubild der Stadt Klosterneuburg (Abb. 2).2 Der Zeichner ist unbekannt, die Entstehungszeit wurde durch die dargestellten Bauwerke auf 1722-1730 eingegrenzt. F. Röhrig merkt allerdings an, dass die Angaben des Planes nicht ganz zuverlässig erscheinen, da etwa der Rathausplatz um diese Zeit bereits anders ausgesehen hat. Es ist wie bei anderen topographischen Darstellungen davon auszugehen, dass verschiedene – oft auch nicht zeitgleiche - Vorlagen benutzt worden sind und die Authentizität im Detail zugunsten der Gesamtdarstellung mitunter eher vernachlässigt wurde. Westlich des Enggassentores (mit der Nr. 16 gekennzeichnet) sind die giebel-ständigen Bauten zweier Gehöfte zu sehen und daneben auf einer quadratisch umfriedeten Parzelle zwei kleinere, dicht aneinander stehende Häuser mit ebenfalls zur Straße ausgerichtetem Giebel. Die nächsten Parzellen bis hin zum Pfarrhof der Martinskirche sind unbebaut, der gesamte Berghang ist mit Weinreben bepflanzt. Durch die Schrägsicht von Nordost ist der Pfarrhof sehr gut auszunehmen, mit dem charakteristischen, um 1627 entstandenen Treppenturm mit Zwiebelhaube. Als Vorgängerbau(ten) des Martinschlössel wären damit die beiden Häuschen zu identifizieren, die möglicherweise eher signaturhaft in die Landschaft gesetzt sind und auch etwas weiter westlich, näher zum Pfarrhof hin stehen müssten.3 Ein um 1723 entstandenes Hochaltarbild von St. Martin des Sebastian Linck zeigt rechts unten die Umgebung der Kirche von St. Martin. Östlich des Pfarrhofes sind auf der abgebildeten Strecke keine weiteren Bauten sichtbar. Das um 1780 entstandene Donaupanorama eines unbekannten Zeichners bildet das Donauufer von Nußdorf bis Greifenstein in sehr plastischer Weise in direkter Nordansicht ab (Abb. 3).4 Die Kirche St. Martin mit dem vorgelagerten Friedhof verdeckt damit den Westteil des dahinterliegenden Pfarrhofs, von dem nur der hakenförmig vorspringende Osttrakt zu sehen ist. Wie in direktem Anschluss daran sind wiederum zwei eingeschossige Häuschen zu sehen, diesmal allerdings traufständig entlang der Straße aneinandergereiht. Es folgt nach einem ummauerten Baumgarten das schlossartige, 1766 errichtete Gebäude der Barchent-, später Spinnfabrik des Emanuel Botzenhardt,5 und ein hakenförmiges Gehöft wie auf dem Vogelschaubild von 1720. Es hat den Anschein, dass auf dem zur Verfügung stehenden Raum zwischen Enggassentor und St. Martin alle damals vorhandenen Gebäude aneinandergereiht worden sind und auf dazwischenliegende Freiflächen

2 Pinselzeichnung auf Papier, Gesamtgröße 45 x 117 cm, Stiftsarchiv Klosterneuburg. Siehe dazu Röhrig 1973, 24-27. 3 Zum Vergleich der Entfernungen s. den Katasterplan von 1819 (Abb. 24). 4 Federzeichnung auf Papier, teilweise aquarelliert, Gesamtgröße 122,5 x 332 cm, Stiftsarchiv Klosterneuburg. Den wichtigsten Gebäuden hinzugefügt sind die farbig angelegten, allerdings vielfach unrichtigen Wappen der jeweiligen Grundherren. Der Zeichner ist unbekannt, die Datierung ergibt sich wiederum aus den dargestellten Bauten. Näheres dazu bei Röhrig 1973, 32-35. 5 In dem „bis zur Unkenntlichkeit umgebauten Komplex“ (Röhrig 1973, ist heute das Geriatriezentrum Klosterneuburg untergebracht.

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zugunsten einer vergrößerten Darstellung der Gebäude verzichtet wurde. Vor allem die Barchentfabrik ist sehr überdimensional ausgefallen, bei St. Martin ist das noch zu verstehen infolge der Bedeutung des Objektes.

Abb. 2: Vogelschaubild der Stadt Klosterneuburg um 1725 (Ausschnitt), Stiftsarchiv Klosterneuburg

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Abb. 3: Donaupanorama um 1780 (Ausschnitt), Stiftsarchiv Klosterneuburg Nach dem Befund der beiden Panoramen lassen sich keine gesicherten Aussagen zu den Vorgängerbauten des Martinschlössels treffen. Der Bekanntschaft des Malers August Xaver Karl Ritter von Pettenkofen (1822-1889) mit Julie von Gredler verdanken wir mehrere instruktive Ansichten des Martinschlössels, die während seines Aufenthaltes im Jahre 1851 entstanden sind.6 Die Ansicht von Osten (Abb. 4) zeigt das Martinschlössel von der Straße aus gesehen mit dem Turm der Martinskirche im Hintergrund. Hohe Bäume verdecken den Großteil des Erd- und Obergeschosses, so dass von der repräsentativen Ostfassade nur ein Fenster und der Mittelrisalit mit dem Giebel im Mansardbereich sichtbar sind. Die Umfriedung des Besitzes zur Straße hin erfolgt erst durch eine Mauer mit zwei Durchgangsöffnungen, des abschüssigen Geländes wegen mit Abstufungen errichtet, sodann durch eine niedrige Parapetmauer mit Lattenzaun, die auch den Hofbereich vom Garten abtrennt. Die Südfassade ist kaum sichtbar, das Portal und der Anschluss der Nebengebäude durch einen Wagen und Passanten verdeckt. Im Hintergrund sind drei giebelständige Häuser sichtbar, wovon das östlichste das zugehörige Nebengebäude sein muss, die beiden westlichen zu den

6 Zu Leben und Werk siehe Weixlgärtner 1916, das Klosterneuburger Album ist in Bd. 1 66f. und Bd. 2, 351ff. beschrieben; sowie Zemen 2008 und Röhrig/Huber 1993, 118ff.

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Parzellen gehören, die Andreas Ritter von Gredler 1857 und 1864 zur Arrondierung seines Besitzes angekauft hatte (vgl. dazu den Franziszeischen Kataster Abb. 24).

Abb. 4: August von Pettenkofen 1851 (Privatbesitz)

Abb. 5: August von Pettenkofen, Vor dem Herrenhaus 1851

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Die Ansicht von Westen (Abb. 5), bei Weixlgärtner mit dem Titel: Vor dem Herrenhaus bezeichnet7, gibt einen guten Eindruck der Südfassade vor den Umbauten des Jahres 1871. Die beiden Achsen des Ostflügels sind durch ein höheres Obergeschoss und das Mansarddach mit Gaupen hervorgehoben, die sechs Achsen des Südwesttraktes (Altbestand) weisen im Obergeschoss kleinere Fenster auf und sind durch ein Walmdach abgedeckt. Der Eingang in der dritten Achse von West mit einer einfachen schmalen Überdachung ist über eine die Regenrinne überdeckende Platte zu erreichen. Bei dem eingeschossigen, einachsigen Bau im westlichen Anschluss an den Südwesttrakt handelt es sich vermutlich um den 1871 im Bauakt erwähnten Pferdestall. Links im Bild ist ein Teil des Nebengebäudes abgebildet, dazwischen die Hofeinfahrt mit zwei vasengeschmückten Pfeilern und vermutlich schmiedeeisernen Gittern. Die beiden Ansichten sind nicht gänzlich in Einklang zu bringen, da auf der Westansicht das Nebengebäude ein Satteldach aufweist, während die Ostansicht drei giebelständige Gebäude zeigt, allerdings wird der Einfahrtsbereich gerade von der Kutsche verdeckt, so dass keine eindeutige Aussage zu treffen ist.8 Es könnte sich auch um einen einachsigen Anbau an das Nebengebäude – gegengleich zum Pferdestall – handeln.

Abb. 6: August von Pettenkofen, Herrenhaus, 1851

Die dritte Ansicht Pettenkofens (Abb. 6) zeigt das „Herrenhaus“ von der Donauseite, mit einem Nachen im Vordergrund.9 Über dem umzäunten Weingarten erhebt sich die dreiseitige Anlage des Martinschlössels mit dem dreiachsigen Nordosttrakt mit Mansarddach und dem zweiachsigen Nordwesttrakt mit Walmdach, der wohl bereits damals als (Sommer-) Speisesaal in Verwendung war, beide verbunden durch den

7 Weixlgärtner 1916, 353, Nr. 82. 8 Frau Prof. Specht übermittelte vom Besitzer des Aquarells die Autorschaft von Pettenkofen und die Datierung 1851, ansonsten wäre die Ostansicht wohl früher zu datieren. 9 Weixlgärtner 1916, 353, Nr. 77.

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straßenseitigen Südwesttrakt. Westlich schließt wohl eine Stützmauer mit Balustrade an. Eine nur wenig später (1860) entstandene frühe Fotografie (Abb. 7) ist von einem etwas weiter östlich gelegenen Standort aufgenommen und ermöglicht daher den Blick auf Ost- und Nordfassade des Nordosttraktes. Gut sichtbar hier auch die östliche Terrasse und der noch mit Wein bepflanzte Abhang ohne die späteren zusätzlichen Terrassierungen.

Abb. 7: Fotografie aus dem Jahre 1860

Ein um 1900 entstandenes Ölgemälde von Maximilian Lenz (Abb. 8) ist von einem ähnlichen Blickwinkel aufgenommen und ermöglicht damit einen Vergleich bezüglich der seither stattgefundenen Veränderungen. Der Nordosttrakt zeigt sich unverändert, der Nordwesttrakt erhielt eine neue üppige Stuck-Fassadierung mit mittigem Eingang und seitlichen Nischen, das Walmdach wurde durch ein Mansarddach ersetzt. Deutlicher sichtbar ist dieser erneuerte und mit einer kleinen Terrasse mit Balustradenbrüstung anstatt eines Balkones ausgestattete Trakt auf einer Ansicht von Carl Lambotte10 (Abb. 1). Das zentrale Portal mit bekrönendem Dreieckgiebel ist flankiert von zwei seitlichen halbkreisförmigen Figurennischen mit Muschelabschluss und Keilstein, dazwischen und an den Ecken Pilaster mit Volutenkapitellen. Auch über den Nischen sind medaillonartige Ornamente angebracht, den oberen Abschluss bildet ein Fries mit Blumengehängen. Das Untergeschoss, das auf den älteren Ansichten noch mit zwei Fenstern zu sehen ist, wurde offensichtlich für den Unterbau der Terrasse nach Norden zu erweitert und erhielt ebenfalls ein mittiges Fenster mit Rundbogenabschluss. Nach Westen setzt eine schräge Böschungsmauer an, ein vergittertes Fenster weist auf eine (teilweise) Unterkellerung in diesem Bereich hin.

10 Carl Lambotte war ein Genremaler, der in Wien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts tätig war. Fuchs 1979, K8.

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Die Fotografie Abb. 12 zeigt die Genauigkeit der Darstellung Lambottes, als zusätzliches Detail weisen hier zwei Lampen für die Außenbeleuchtung der Terrasse auf die mittlerweile stattgefundene Elektrifizierung des Anwesens.

Abb. 8: Ölgemälde von Maximilian Lenz, um 1900

Dieser Nordwesttrakt, der 1924 abgetragen und durch einen bedeutend größeren Neubau (Abb. 23) ersetzt worden ist, zeigt eine Fotografie, die wohl vom westlich gelegenen Turm der Martinskirche aus aufgenommen wurde (Abb. 9). Die Ansicht zeigt den Zustand nach dem Umbau Wilhelmine Oxenbauers durch Architekt Hans Petschnig im Jahre 1871. Damals wurde der Pferdestall, der auf der Ansicht von Pettenkofen (Abb. 5) als eingeschossiger Anbau sichtbar ist, durch eine zweigeschossige Erweiterung ersetzt, im Winkel zum Nordwesttrakt ist daran der neue Sanitäranbau mit dem Badezimmer angebaut worden. Offensichtlich wurde damals auch ein Dachumbau vorgenommen und auf dem Südwesttrakt ein Mansardengeschoss aufgesetzt, die Bedachung wirkt nun völlig einheitlich. Die vier Achsen des Speisezimmers im Nordwesttrakt setzen sich deutlich von dem südlich gelegenen Verbindungtrakt der Veranda ab, die sich zur Hofseite mit Säulenarkaden öffnet und ein leicht geneigtes Pultdach besaß. Diese Veranda ist auf einigen Privatfotos abgebildet (Abb. 14 und Abb. 15), sie war, wie die Nordfassade des Nordwesttraktes, aufwendig stuckiert, im Scheitel der Arkaden waren Maskarons angebracht, in den Bogenzwickeln Portraitmedaillons.

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Abb. 9: Fotografie kurz nach 1871 (DI Ulrich Ebner) Bemerkenswert an der Fotografie (Abb. 9) ist auch der Blick auf die umgebenden Bauten, im Hintergrund links die 1766 errichtete ehemalige Barchent- bzw. Spitzenfabrik Emmanuel Botzenhardts, die 1870 zur Landesirrenanstalt umgebaut wurde11, auf der anderen Straßenseite ein zwei- oder dreiseitiger eingeschossiger Bau mit Satteldach, der kurz danach zu einer drei- bis viergeschossigen Anlage mit historistischer Fassade ausgebaut wurde (Abb. 10).12 Die Datierung dieses Um- oder eher Neubaus, im Denkmalbescheid mit 1870/76 angegeben, lässt auf eine zeitnahe Entstehung der Aufnahme zum Abschluss der Bauarbeiten schließen, möglicher-weise noch im Winter/Frühjahr 1871/72. Die beiden Postkarten Abb. 10 und Abb. 1113 zeigen das Martinschlössel noch im Zustand vor den Umbauten von Robert Whitehead, die 1921 mit dem Ausbau der Wirtschaftsgebäude begannen, wobei dem Nebengebäude Martinstraße 36 auch ein Mansardengeschoss mit Ziegeleindeckung aufgesetzt wurde. Die Aufnahmen bilden eindeutig noch das alte Satteldach mit Schiefereindeckung ab. 1924 wurde der Nordwesttrakt abgetragen, wodurch sich die Entstehungszeit der Aufnahmen wohl auf die frühe Nachkriegszeit vor 1921 einengt. Das Nebengebäude mit Satteldach und der Fassadierung von Hans Petschnig ist noch auf zwei Aufnahmen zu sehen. Eine straßenseitige Fotografie mit dem beflaggten Martinschlössel zeigt die östlichen drei Achsen mit den rundbogigen Fenstern (Abb. 18). Der Hofbereich wurde (wohl im frühen 20. Jahrhundert) auch 11 Seit 1920-1970 Heilanstalt und Erziehungsheim, seit 1970 Pflegeheim der Stadt Wien, sogenannter Altbau. 12 Ebenfalls Pflegeheim der Stadt Wien, sogenannter Neubau. 13 Die Aufnahmen wurden über www.ansichtskartenversand.de gefunden, sie sind beide 1930 gelaufen.

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zum Federballspiel verwendet und im Hintergrund ist deutlich das Schieferdach des gassenseitigen Nebengebäudetraktes sichtbar mit dem Stuckdekor, etwas verdeckt vom Blattwerk ist noch der Giebel des Pferdestalles zu erahnen (Abb. 19).

Abb. 10: Ansichtskarte, Foto vor 1921 (gelaufen 1930) (Ansichtskartenversand Internet)

Abb. 11: Ansichtskarte, Foto vor 1921 (gelaufen 1930) (Ansichtskartenversand Internet)

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Abb. 12: Fotografie nach 1900

Abb. 13: Kapelle mit Altar

Abb. 14: Die 1871 von Hans Petschnig errichtete Veranda

Abb. 15: Der Treppenabgang zum Billard-zimmer neben der Veranda

Der heute großteils verlorene historistische Dekor des Umbaus von 1871 ist noch auf einigen Fotografien überliefert. Der Dachansatz der 1924 abgetragenen Veranda war mit Akroteren verziert (Abb. 17) und auch am Mittelrisalits der Ostfassade waren sie

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zur Bekrönung des Giebelfirstes angebracht (Abb. 16) vermutlich auch an dem der Nordfassade des Südwesttraktes, hiervon ist derzeit keine zeitgenössische Ansicht bekannt.

Abb. 16: Akrotere am Giebel des Mittelrisalits der Ostfassade

Abb. 17: Akrotere auf dem von Petschnig errichteten Verandenbau

Abb. 18: Ansicht um 1900, links das Nebengebäude

Abb. 19: Hofansicht des Nebengebäudes mit Fassadierung von Petschnig (um 1900)

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Die Ansicht des Mittelrisalits der Ostfassade zeigt im Giebelfeld auch noch stuckierte Palmwedel beiderseits des Wappens von Ludwig Gredler, die bei einer späteren Fassadenrestaurierung nicht mehr erneuert worden sind (vgl. Abb. 20 mit Abb. 22 und der rezenten Ansicht Abb. 86).

Abb. 20: Ostfassade um 1900 (Privatbesitz)

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Abb. 21: Nordwesttrakt von Süden gesehen

Abb. 22: Ostfassade des Nordosttraktes

Abb. 23: Martinschlössel nach dem Umbau 1924, Foto 1950er Jahre (?)

Der Blick von der Donauseite auf das Martinschlössel nach dem Umbau 1924 zeigt die Überdimensionierung des fünfachsigen Nordwesttraktes im Verhältnis zum barocken Nordosttrakt (vgl. dazu Abb. 7 mit der barocken Architektur vor dem Umbau 1871).

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1.2.2. Pläne

Abb. 24: Franziszeischer Kataster 1819 (Ausschnitt), Stiftsarchiv Klosterneuburg

Der für Klosterneuburg im Jahr 1819 erstellte Franziszeische Grundsteuer-Kataster zeigt im hier auf Abb. 24 gewählten Ausschnitt sehr gut die räumliche Situation zwischen Kirche und Pfarrhof St. Martin im oberen Bildfeld sowie dem ehemaligen Enggassentor in der rechten unteren Ecke.14 Den unteren Teil der Martingasse nehmen ein kleines Gehöft (Nr. 1) und der schlossartige Bau der von Emmanuel Botzenhardt gegründeten Barchentweberei, später Spitzenerzeugung (Nr. 2) ein, es folgen zwei Parzellen mit kleineren Hausbauten, die westliche mit Nr. 4 im Bereich der späteren Martingasse 32. Dieser untere Teil wird durch einen geschwungenen Weg zur Donau hinab vom oberen abgetrennt, auf dem in doch größerer räumlicher Entfernung das Martinschlössel (Nr. 8) zu sehen ist, welches bereits den auf dem Umbauplan von 1871 übermittelten Grundriss aufweist. In direktem Anschluss ein Nebengebäude (Nr. 9) mit einem mittig nach Norden auskragenden Trakt, das in dieser Form später nicht mehr existierte.15 Die beiden westlich anschließenden 14 Dieser Ausschnitt wurde gewählt, um einen besseren Vergleich mit den Ansichten der Donaupanoramen von 1725 und 1780 zu ermöglichen, siehe Abb. 2 und Abb. 3. 15 Möglicherweise auf der Ansicht von Abb. 4 als erster der drei giebelständigen Bauten zu sehen.

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Parzellen (mit den Häusernummern 12 und 13) entsprechen den von Dr. Andreas Ritter von Gredler 1857 und 1864 aufgekauften Liegenschaften, die mit den Umbauten von 1871 völlig in den Komplex der Nebengebäude des Martinschlössels integriert worden sind. Den Zustand vor den Umbauten von 1871 zeigt noch die für Klosterneuburg 1872 erstellte Franzisco-Josephinische Landesaufnahme, Blatt Nordwesten (Kritzendorf, Gugging, Greifenstein).16 Hier ist bereits der nur noch entlang der Straße situierte Bau des Nebengebäudes zu sehen, der durch eine breite Durchfahrt vom Hauptgebäude getrennt ist. Der Umbau muss vor 1851 erfolgt sein, da eine Ansicht von Pettenkoven (Abb. 5) bereits diese Einfahrtslösung zeigt.

Abb. 25: Franzisco-Josephinischer Kataster, 1872 (Ausschnitt), Digitalversion

Die ersten Grundrisspläne des Martinschlössels (Abb. 26 und Abb. 27) sind im Bauakt im Stadtbauamt Klosterneuburg aufbewahrt, sie zeigen die Umbauten, die

16 Im Internet unter: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Aufnahmeblatt_4656-4b_Greifenstein-Gugging.jpg&filetimestamp=20100130222931.

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Wilhelmine Oxenbauer, geb. Gredler 1871 von ihrem Architekten Prof. Hans Petschnig17 und dem lokalen Bau- und Maurermeister Johann Passiny an Haupt- und Nebengebäuden durchführen ließ.18

Abb. 26: Petschnig-Plan Hauptgebäude EG 1871, Auswechslungsplan (Bauakt Stadtbauamt)

17 Johann Petschnig (1821-1897), nach seinem Studium längere Zeit in Ungarn tätig, war seit 1861 Professor an der k.u.k. Gewerbeschule in Wien. Er war ein Verfechter des neugotischen Baustils, sein Hauptwerk in Österreich ist der 1862 errichtete neugotische Backsteinbau der evangelischen Pfarrkirche Neunkirchen. ÖBL 1815-1950, 10f. 18 Bauanzeige Wilhelmine Oxenbauers für das Hauptgebäudes vom 18.3.1871, Baubewilligung vom 28.3.1871; für das Nebengebäude Bauanzeige vom 1.5.1871, Baubewilligung am 8.5.1871.

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Aus den Grundrissplänen lässt sich sehr gut der (schwarz eingefärbte) Altbestand herauslesen. Im Erdgeschoss (Abb. 26) ist dies der hakenförmige Bau aus Gassen- und Nordosttrakt und der südwestlich vorspringende Saalbau (hier als Speisesaal bezeichnet), der durch einen schmäleren (gelb als Abbruch eingezeichneten) Bauteil mit dem Straßentrakt verbunden war. Die baulichen Veränderungen betrafen vorwiegend den Südwesttrakt, wo der westlich an das Hauptgebäude angebaute Pferdestall zu einer Küche umgestaltet wurde. Nördlich daran anschließend erfolgte ein eingeschossiger Sanitäranbau mit Badezimmer und Toilette19 und einem Verbindungsgang von der Küche ins Freie, in den westlichen Hofbereich. An Stelle der alten Küche im Verbindungstrakt zum Speisesaal entstand eine Veranda mit doppelten Säulenstellungen und an die Südostecke des Speisesaales angefügt ein Stiegenhaus mit Wendeltreppe zum Billardzimmer (im Untergeschoss). Im gassenseitigen Eingangsraum entstand ein geräumigerer Hausflur mit dem hofseitigen Ausgang in einem risalitartigen Vorbau, der im Obergeschoss auch einen Teil der Wendeltreppe in die Mansarde und eine Toilette aufnahm (Abb. 27). Der Ausbau der Mansarde über dem Südwesttrakt ist im Plan lediglich durch den Einbau der Wendeltreppe belegt, er ist auf einem kurz nach Fertigstellung der Umbauten aufgenommenen Fotografie (Abb. 9) sichtbar, zuvor war der Trakt durch ein Walmdach abgeschlossen (Abb. 5). Weiters wurden im Obergeschoss ein neues Zimmer über der Küche errichtet und an den Heizvorrichtungen Veränderungen vorgenommen. Der Balkon an dem westlichen Appartement wurde offensichtlich nicht ausgeführt.

Abb. 27: Petschnig-Plan Hauptgebäude OG 1871 (Bauakt Stadtbauamt)

19 Die Toiletten sind am Plan mit der Bezeichnung „Hier“ gekennzeichnet.

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Im Bauakt sind zwei Erdgeschosspläne vorhanden – ein Original auf festem Büttenpapier und eine Durchpausung auf transparentem Papier mit zusätzlichem Eintrag der Situation vor dem Eingang Martingasse (Abb. 26). Der zweite Plan steht in Zusammenhang mit der im Bauakt vorhandenen Anzeige wegen Überschreitung der Baubewilligung vom 30.8.1871, da an der Gassenfront von Haus Nr. 475 ein nicht genehmigtes Portal mit einem Vorsprung angebracht worden war.20 Verlangt wurde von der Baubehörde die Einstellung und „Cassierung“ des vorschriftswidrigen Baues. Auf dem Auswechslungsplan wurde der Vorsprung des Portals rot markiert und die gepflasterte Rinne mit dem „Brückl“ zum Eingang hin eingezeichnet.21 Dr. Oxenbauer hat dem Plan einen recht herben Brief beigelegt, in dem er als gewesener k.k. Baubeamter belehrt, dass Aussprünge, die innerhalb des Dachsaumes liegen, gestattet sind und die Passage in keiner Weise behindert sei, da auch das alte Brückl wieder hergestellt werde, ohne dass man bei Regengüssen gar nicht in das Haus eintreten könne. 22 Wilhelmine Oxenbauer hatte zuvor schon in einem Antwortbrief darauf hingewiesen, dass das Portal bloß dekorativen Charakter hätte, mit seinem 12 zolligen Vorsprung noch hinter dem Brückl liege, und der Geringfügigkeit der beabsichtigen Veränderung wegen nicht in den Plan aufgenommen worden war.23 Letztere Bemerkung ist insofern interessant, als damit indirekt gesagt wird, dass nicht alle Adaptierungen und „Verschönerungen“ planlich erfasst worden sind. Das trifft etwa auf den Speisesaal zu, der hier noch mit zwei Türöffnungen zur Terrasse dargestellt ist – wie auf einer Fotografie aus dem Jahr 1860 (Abb. 7) zu sehen – während spätere Bilddokumente eine Veränderung der Nordfassade mit einer mittigen Türöffnung und flankierenden Figurennischen zeigen (vgl. Abb. 12). Es ist als gesichert anzunehmen, dass diese Veränderung im Zuge des Petschnig-Umbaues erfolgte. Der Einbau einer ähnlichen Nische ist am Erdgeschossplan auch an der Ostfassade des Nordosttraktes eingezeichnet, er fehlt jedoch an der korrespondierenden Seite südlich des Portals, vermutlich aus dem prosaischen Grund, dass hier die schwarze Farbauflage nicht mehr entfernt werden konnte. Weiters werden im nördlichen Teil des Osttraktes Zimmer für das Fräulein eingerichtet, wobei der mittige Eingang von der Durchfahrt aus vermauert und eine Trennwand zur Querteilung des Raumes eingezogen wird. Laut Plan wären damit die

20 Bauakt im Klosterneuburg, Schreiben vom 30.8.1871. Die Konskriptionsnummer bezeichnet das Nebengebäude, gemeint ist aber das Haupthaus (Nr. 472). 21 Die beiden Pläne unterscheiden sich lediglich in diesem Detail, weshalb darauf verzichtet wurde, den Plan der Ersteinreichung hier abzubilden. 22 Undatierter Brief im Bauakt Stadtbauamt Klosterneuburg. 23 Mit diessämtlichen Bescheide et detto Klosterneuburg, 30. August 1871 Z. 2085/986 wurde mir die Fortsetzung der Arbeiten an dem Portale meines im Baue befindlichen Hauses Nro 475 untersagt und die Kassirung dieses Baues aufgetragen. Da ich nun durch diesen unvermutheten Auftrag in der Vollendung des von mir unternommenen Baues unliebsam behindert b in, und die beanständete Vorschriftswidrigkeit desselben lediglich in dem Formfehler beruht, dass der Umbau des besagten Portales von meinem Architekten in dem z. Z. 986 überreichten Bauplan bei der mit vollem Grunde vorausgesetzten Geringfügigkeit der beabsichtigen Veränderung nicht aufgenommen wurde – ich somit nicht annehmen kann, daß der löb liche Magistrat eines b lossen Formfehlers wegen, und in der anzuhoffenden Erwägung, daß durch die Herstellung des von mir beabsichtigten Portales der Strassenverkehr nicht im Mindesten gestört würde, zumal der Vorsprung lediglich an der Fassade meines Hauses angebracht wäre und beim Ausgange der Hausthüre keineswegs eine Stufe auf das Trotoir, sondern die vollkommen gleiche Steinüberbrückung des Rinnseiles ebenso wie es früher der Fall war, beabsichtigt wird, bei dem Eingangsbezogenen Auftrage beharren werde, so stelle ich mit Rücksicht auf die Dringlichkeit dieses Baues, durch welchen ich allein mein Haus zum erforderlichen Verschlusse bringen kann, die ergebenste Bitte: Der löb liche Magistrat wolle sofort einen ämtlichen Augenschein dieses beanständeten Baues unter Zuziehung meines Baumeisters Johann Passini anordnen und mich hievon zu verständigen. Mina Oxenbauer, geb. Freiin v. Gredler Undatierter Brief im Bauakt Stadtbauamt Klosterneuburg, EZ 3202.

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Räume nur vom Hof her zu betreten gewesen. Dass der Eingang aus der Durchfahrt lediglich nach Osten verlegt wurde, wie er heute noch besteht, geht aus einer originellen Handskizze hervor, die vermutlich von Wilhelmine Oxenbauer stammt und die Möblierung der beiden Räume zeigt (Abb. 28).24 Dabei ist ersichtlich, dass der östliche Raum von der Durchfahrt (Hausflur) aus über Treppenstufen erschlossen wird. Ein Zugang vom Hof her bestand offensichtlich nicht, wie aus der Signatur F. für Fenster auch an der westlichen Wandöffnung hervorgeht. Bemerkenswert an der Darstellung sind die Skizzen mit der jeweiligen Aussicht aus den vier Fenstern, nach Westen in den kleinen Hof mit den Arkaden der Veranda, nach Norden der Garten mit einem Apfelbaum und der Blick zur Donau mit Bisamberg, nach Osten ein Nachbarhaus, der Garten und im Hintergrund das Stift.

Abb. 28: Nordöstlicher Trakt, Raum 0.1 (EG); Lageskizze mit Anordnung des Mobiliars nach 1871 Vom 28. April 1871 datiert ein Plan von Hans Petschnig für den Neubau der Nebengebäude unter Benützung der gassenseitigen Mauer ohne Änderung der Baulinie (Abb. 29).25 Er sieht entlang der Straßenseite, im Anschluss an den bestehenden Gassentrakt einen Pferdestall mit vier Boxen und Kutscherzimmer vor, nachdem ja der alte Pferdestall dem Neubau der Küche hatte weichen müssen. Nach Norden zu anschließend, werden längs der Gartenmauer des Pfarrhauses von St. Martin eine Waschküche, ein Bügelzimmer, sowie ein Glashaus mit zugehöriger Heizung und Holzlege errichtet. Die Fassadenansichten zeigen Anpassung an die barocken Formen des Hauptgebäudes. 24 Nach Auskunft von Dr. Edith Specht. 25 Für den Fall eines Umbaues der Hauptmauern hätte die kleine Ausbauchung der Baulinie begradigt werden müsse.

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Abb. 29: Petschnig-Plan Nebengebäude 1871 (Bauakt Stadtbauamt) Damit waren die (im Bauakt dokumentierten) Umbauten der Wilhelmine Oxenbauer abgeschlossen. In weiterer Folge sind außer einer von ihrem Schwiegersohn Paul Ritter von Managetta veranlassten Erhöhung der Einfriedungsmauer zur Martinsgasse im Jahr 1899 keine weiteren Baumaßnahmen bekannt.26 Mit den Besitzerwechseln im Jahre 1920 – Alice Hoyos verkaufte den Besitz nach wenigen Monaten an ihren Neffen Robert Whitehead – begann eine neue große Ausbauphase durch die Klosterneuburger Baumeister Josef und Carl Schömer,27 die bis ins Jahr 1925 andauerte. Begonnen wurde mit der Herstellung von vier russischen Rauchfängen28 im Mansardengeschoss des Martinschlössels, da die Räume des 2. Stockes bisher nur mittels Petroleumöfen heizbar waren (Abb. 30).

26 Der auf die Parapetmauer aufgesetzte Lattenzaun soll durch eine 1,3-1,5 m hohe Mauer ersetzt werden, da dieser angrenzende Abschluß (an die Martingasse) zum wiederholten Malen zur Folge hatte, daß fremde Leute in den Garten einstiegen überdieß der Garten durch den Einblick von der Strasse kaum benützbar ist. Brief von Paul Ritter von Managetta an das Bürgermeisteramt vom 7.5.1899 (Bauakt Stadtbauamt). 27 Josef Schömer (1857-1942) war Bauleiter bei den Umbauarbeiten im Stift Klosterneuburg als Nachfolger seines Vaters Martin und vollendete mit Dombaumeister Friedrich von Schmidt Renovierung und Umbau der neugotischen Türme der Stiftskirche. 1895/96 führte er die Regotisierung der Kirche St. Martin durch. Er war als christlichsozialer Politiker tätig, wurde 1919 Vizebürgermeister von Klosterneuburg und hatte von 1922-1929 das Amt des Bürgermeisters inne. Sein Bruder Carl Schömer war ebenfalls Baumeister und Inhaber einer Beton- und Kunststeinfirma. 28 Ende des 19. Jahrhunderts aufkommende Schornstein-Bauart, die sich durch einen engen Querschnitt auszeichnet und dadurch starken Zug ausübt. Dies ermöglichte den Anschluss weiter entfernt stehender Öfen mit langen Ofenrohren. Mit dem kräftigen Zug stieg allerdings die Gefahr von

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Abb. 30: Plan über die Herstellung von Rauchfängen im II. Stock, September 1920, J. u. C. Schömer (Bauakt Stadtbauamt) Die nächsten Baumaßnahmen betrafen den Ausbau der Wirtschaftsgebäude zur Viehhaltung und Bestellung des Gartens sowie die Sicherstellung der Wasser-versorgung. Dafür wurde an das bestehende Nebengebäude entlang der Grundgrenze zum Pfarrhausgarten ein Wasserreservoir erbaut, bzw. wurde die ehemalige Holzlege für das Glashaus entsprechend umgebaut und aufgestockt. Der 4,9 m lange, 4,85 m breite und bis zur Reservoirsohle 9 m hohe Wasserturm ist zweifach unterteilt. Ebenerdig ist ein Kuhstall mit „preußischen Kappengewölben“29 untergebracht, darüber ein Heulager (Abb. 31). Im Oktober 1920 wurde auch die Planung eines Brunnenhauses an der nordöstlichen Grenze des Gartens bei der Baubehörde eingereicht, die Pläne dazu siehe im Kap. 3.3. Gartenhaus (Abb. 172 und Abb. 173). Es folgte die Erbauung eines Schweinestalles und Glashauses in direktem nördlichem Anschluss an das Wasserreservoir (Abb. 32). Aus dem Bauprotokoll vom 26.2.1921 geht hervor, dass der an den Wasserturm angebaute Abort demoliert wird, und an dessen Stelle in einer Länge von 7,50 m der im Plane angeführte Schweinestall errichtet wird, an den sich die bereits bestehende Düngergrube anschließt und daran wiederum das 12,85 m lange Glashaus. Der Hühnerstall dürfte allerdings in etwas anderer, großzügigerer Form ausgeführt worden sein als auf diesem Plan angegeben, mit einem zusätzlichen Geschoss über der Türachse; vgl. dazu die Fassadenansicht Abb. 32 mit derjenigen am Plan des Ausbaus der Nebengebäude Abb. 34.

Funkenflug über Dach. Russische Röhren sind daher im Allgemeinen erst nach Durchsetzung der harten Dachdeckung (Ziegel, Stein) eingeführt worden. 29 Deckenkonstruktion aus flachen Tonnengewölben über Stahlträgern.

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Abb. 31: Plan über den Aufbau eines Wasserreservoirs im Martinschlössel, J.u.C. Schömer (Bauakt Stadtbauamt)

Abb. 32: Plan über die Erbauung eines Schweinestalls und Glashauses, J.u.C. Schömer, Februar 1921 (Bauakt Stadtbauamt) Damit wurden die Bauarbeiten für die wirtschaftliche Nutzung und Versorgung abgeschlossen und die Schaffung neuen Wohnraums trat in den Vordergrund.

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Begonnen wurde mit dem Aufbau einer Mansarde auf das ebenerdige Nebengebäude Martinstraße 36. Laut Protokoll des Lokalaugenscheins zur Erteilung der Baubewilligung vom 7.6.1921 sollte der Mansardenaufbau einen Vorraum mit Stiege, Gang, vier Zimmer, einen Bodenraum, ein Klosett, einen zweiten Stiegenaufgang und zwei Wirtschaftsböden erhalten. Statt dem bestehenden Schieferdach wird eine Eindeckung mit Ziegeln geplant. Die Feuermauer zum stiftlichen Besitz des Pfarrhofes muss erhöht werden und es wird eine entsprechende Fassadierung vorgeschrieben, bei der das Hauptgesimse des Gassentraktes an der Ecke zu überkröpfen ist.

Abb. 33: Plan über den Aufbau einer Mansarde am Nebengebäude, J. u. C. Schömer März 1921 (Bauakt Stadtbauamt) Dazu sind im Bauakt mehrere Pläne erhalten. Einerseits der bereits im März entstandene Plan mit der gassenseitigen neunachsigen Fassade und Schnitt (Abb. 33), andererseits Grundrisspläne von Erdgeschoss und Mansarde mit den hofseitigen Fassadenansichten und Schnitten in zweifacher Ausfertigung. Die erste Planparie zeigt noch einen unausgebauten Mansardenteil im Osten des Gassentraktes, beim Lokalaugenschein für die Erteilung der Benützungsbewilligung am 4.1.1923 wird allerdings der vollständige Ausbau der Mansarde durch Einbau zusätzlicher Räume bemängelt und es mussten Auswechslungspläne vorgelegt werden.30 Im Erdgeschoss ist im nordöstlichsten Raum des Gassentraktes in dem als Küche bezeichneten Raum ein Stiegenaufgang eingezeichnet worden, im Obergeschoss statt dem nicht ausgebauten Raum der östlichsten vier Fensterachsen, der Ausbau von drei weiteren Zimmern mit der Fortsetzung des an der Nordseite verlaufenden Erschließungsganges und dem Stiegenaufgang in der Nordostecke (Abb. 35). Die Fassaden im Hofbereich sind mit Pilastern auf hohem Sockelband gegliedert. Im Februar 1923 waren die Arbeiten an den Wirtschafts- und Nebengebäuden nach Ausweis der Benützungsbewilligungen im Bauakt beendet. Im Frühjahr 1924 begann der letzte und umfangreichste Bauabschnitt, die Errichtung eines vergrößerten Neubaus anstelle des abzutragenden Nordwestflügels. Der Situationsplan Abb. 36 mit der Überlagerung der beiden Baukörper zeigt deutlich die Verschiebung des Traktes nach Westen, wodurch ein deutlich vergrößerter Hofraum

30 Vermutlich war durch die Einmietung der kinderreichen Familie Trapp die Schaffung zusätzlicher Räumlichkeiten notwendig geworden.

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Abb. 34: Schömer-Plan Ausbau Nebengebäude 1921, Erdgeschoß (Bauakt Stadtbauamt)

Abb. 35: Schömer-Plan Ausbau Nebengebäude 1921, Dachgeschoß, Auswechslungsplan (Bauakt Stadtbauamt)

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Abb. 36: Situationsplan Martinschlössel bezüglich Zubau Hauptgebäude 1924, J. u. C. Schömer (Bauakt Stadtbauamt)

Abb. 37: Zubau Hauptgebäude 1924, J. u. C. Schömer (Bauakt Stadtbauamt)

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entstand. Dadurch ist auch die gartenseitige Nordfassade des Gassentraktes mit dem 1871 errichteten Vorsprung der Zugangsachse deutlich aufgewertet, da sich der Risalit nun in nahezu mittiger Position befindet und somit „barocker“ wirkt als je zuvor. Der viergeschossige Trakt, donauseitig auf fünf Achsen erweitert, ist der Architektur des Hauptgebäudes völlig angepasst mit genutetem Erdgeschoss über ungegliedertem Souterrain und den Pilasterstellungen und Fensterumrahmungen mit Verdachungen im Obergeschoss. Josef Schömer hat ja nicht nur an Regotisierungen mitgewirkt, sondern auch etliche Bauten im Stil des Neobarock errichtet, etwa den Pfarrhof in Kierling.

Abb. 38: Zubau Hauptgebäude 1924, Vorderansicht, J. u. C. Schömer (Bauakt Stadtbauamt)

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2. Kurzbeschreibung des Untersuchungsgegenstandes

Abb. 39: Lageplan mit Kartierung der Untersuchungsobjekte

Das in Hanglage zum südlichen Donauufer errichtete Anwesen Martinstraße 34-36 gliedert sich in ein Haupt- und ein Nebengebäude, zusätzlich wurde ein Gartenhaus im Nordosten in die Untersuchung einbezogen. Das Hauptgebäude lässt sich in drei Trakte unterteilen, wobei der straßenseitige Südwest-Trakt noch Reste eines spätmittelalterlichen Vorgängerbaues enthält. Eine Erweiterung nach Osten erfolgte mit dem Anbau eines „Presshauses“, das in den barockzeitlichen Nordost-Trakt übernommen und ausgebaut worden ist. Für den Neubau des Nordwest-Traktes zwischen 1920 und 1924 wurde ein barockzeitlicher Vorgängerbau (mit Umbauten um 1871) vollständig abgerissen. Das im Grundriss L-förmige Nebengebäude enthält im straßenseitigen Teil noch ältere Bausubstanz von Vorgängerbauten. Der nordwestliche Flügel wurde ab 1871 angebaut und mehrfach erweitert.

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3. Detailbeschreibungen [Vergleiche Bauphasenpläne mit Raumnummern im Anhang!]

3.1. Hauptbau

3.1.1. Südwestlicher Trakt (Straßenseite)

3.1.1.1. Fassaden

Abb. 40: Südfassade des straßenseitigen Traktes des Martinschlössels

An der durch Anpassung an den Straßenverlauf leicht geknickten Südfassade des Martinschlössels waren während des Umbaues an mehreren Putzfehlstellen Einblicke in die Struktur des Mauerwerks möglich, die eine Rekonstruktion der Baugenese ermöglichten. Der Kernbau des Martinschlössels aus dem 15. Jahrhundert ist durch das Mischmauerwerk aus Bruchsteinen mit geringem Ziegelanteil zwischen der 3. und 8. Fensterachse kenntlich. Im Osten setzt ein etwas jüngerer Bauteil mit größerem Anteil an Ziegeln im Bruchsteinmauerwerk an, der einer frühen Ausbaustufe des 16./17. Jahrhunderts angehört. Zuletzt entstanden die beiden westlichsten Achsen aus reinem Ziegelmauerwerk. Das Aussehen der Südfassade ist geprägt vom Umbau 1871 durch Architekt Hans Petschnig mit dem Anbau der beiden westlichen Achsen und dem Ausbau des Mansardengeschosses, bei dem auch die Fenster vergrößert und dem Bestand des Nordosttraktes angeglichen worden sind, wodurch ein einheitlich wirkender Baukörper entstanden ist (vgl. dazu die Ansicht von Pettenkofen 1851, Abb. 5). Nur der Versatz der Fensterachsen im östlichen Teil und die Lage des Portals sind ein

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Hinweis auf die unterschiedlichen Ausbaustufen der Anlage und belegen, dass die Gliederung auf den Bestand Rücksicht nehmen musste.

Abb. 41: Mauerwerk zwischen Portal und 6. Fensterachse

Abb. 42: Östlicher Fassadenteil mit Anbau des Osttraktes

Auf den „Portalstreit“ mit der städtischen Baubehörde, da im Originalplan der Vorsprung des Portales nicht ausgewiesen war, ist bereits bei der Vorstellung des Bauplanes Abb. 26 eingegangen worden. Dr. Oxenbauer schreibt in dem Beibrief zur Übersendung des Auswechslungsplanes zu Recht: … Zur Verschönerung des Hauses wird dieses Portal jedenfalls beitragen und ich glaube dass das löbl. Bürgermeisteramt gewiss eine solche Verschönerung gut heissen, umso mehr als es in keiner Weise der Passage hinderlich sein kann … Das pilastergerahmte Portal mit segmentbogiger Portalverdachung trägt als Bekrönung das Wappen Ludwig Freiherr von Gredlers (Abb. 44).31

Abb. 43: Südfassade, 2. bis 4. Achse von West

Abb. 44: Südfassade, Portal mit Wappen Ludwig Gredlers

Bei der Fassaden-Neugestaltung 1871 ist die Putzbänderung des Erdgeschosses beibehalten und ergänzt worden, im Obergeschoß ist eine Putzrahmengliederung aus flachen Lisenen und Gesimsbändern aufgebracht worden. Somit wird die Gliederung der repräsentativen Ostfassade des nordöstlichen Traktes in

31 Dehio 2003, 1085 schreibt das Wappen fälschlich Andreas Freiherr von Gredler zu. Nach Gotha 1871, 227 unterscheiden sich die beiden Wappen darin, dass bei Andreas die beiden Adler des 2. und dritten Feldes nach rechts gekehrt sind, bei Ludwig der Adler des dritten Feldes jedoch nach links gekehrt ist, wie dies auf allen am Martinschlössel angebrachten Wappen zu sehen ist.

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vereinfachter Weise auf die Straßenfront übertragen. Die Fenster sind mit Putzfaschen umgeben, im Obergeschoß einfach glatt, im Erdgeschoß mit Randleiste.

Abb. 45: Nordfassade des Südwestlichen Traktes

Die Nordfassade erhielt ihr (neo-)barockes Aussehen durch die Umbauten in den Jahren 1871 und 1924. Im Erdgeschossbereich sind die unterschiedlichen Bauphasen nach Abschlagen des Verputzes sichtbar geworden. Der älteste Bauteil im Bereich der östlichen Achse ist durch das Mischmauerwerk als Teil des Ursprungsbaues kenntlich. 1871 ist der aus Ziegeln errichtete Vorbau mit giebelbekröntem Dacherker der damals zweiachsigen Fassade vorgesetzt worden, der erst durch den nach Westen versetzten Neubau des Nordwesttraktes 1924 zum Mittelrisalit wurde. Im Bereich der 3. Achse ist im Inneren noch das Mischmauerwerk des Ursprungsbaus teilweise vorhanden, außen wurde der Abbruchbereich mit Ziegeln verblendet. Über dem Erdgeschoß mit Putzbänderung und Geschossband ist die Fassade glatt mit einfachen Fensterfaschen, der Dekor des Mittelrisalits im Obergeschoß ist der Ostfassade nachgebildet mit seitlichen Doppelpilastern mit Volutenkapitellen und zentralem Mittelfenster mit stuckverzierter Fensterverdachung sowie Putzfeldern im Dacherker und einem ovalen Dachfenster. Im Giebelfeld eine einfache Rosette statt des Wappens, das hier in der abgeschrägten Ecke zum nordöstlichen Trakt hin angebracht ist. Die Westfassade des südwestlichen Traktes zeigt wiederum das Ziegelmauerwerk des Anbaus von 1871, der den ehemaligen Pferdestall ersetzte und die Putzrahmengliederung analog der Südfassade (Abb. 40). Die nördlichen fünf Achsen gehören bereits dem 1924 errichteten Anbau des nordwestlichen Traktes an.

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Abb. 46: Westliche Fassade mit Übergang zum Nordwesttrakt

3.1.1.2. Kellerräume

Abb. 47: Keller K1, südwestliche Ecke mit Vermauerung einer älteren Öffnung

Abb. 48: K1, südliche Wand mit vermauerter Fensteröffnung unter der Stichkappe

Der Keller des Ursprungsbaues wurde durch den Einbau von tief ansetzenden, sekundären Gewölben, die aufgrund der Form und der ausschließlichen Verwendung von Ziegeln nur allgemein in das 16. / 17. Jh. datiert werden können, stark überformt. Das freiliegende Mauerwerk zeigt Bruchsteinmauerwerk in dicker Mörtellage. Dabei sind Steine größerer Formate in Lagen angeordnet und werden mit kleineren Formaten ausgeglichen.

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Abb. 49: K1, nördliche Wand mit Nische und Fensterschacht im Bereich einer Stichkappe

Abb. 50: K1, Bereich nördliche Stichkappe

Abb. 51: Kellerfenstergewände des Ur-sprungsbaus

Kleine Öffnungen in den Stoß- und Lagerfugen sind mit kleinen Bruchstücken aus Stein und in geringem Umfang auch aus Ziegelbruchstücken „ausgezwickelt“. Dieses „Zwickelmauerwerk“ tritt bereits im Spätmittelalter auf, in Kombination mit Ziegel-bruch seit dem 15. Jh. Da im 16. Jh. der Anteil von Ziegeln stark zunimmt und ein erhaltenes Kellerfenstergewände (Abb. 51) noch als „spätgotisch“ einzustufen ist, darf für den Ursprungsbau eine Entstehung im 15. Jh. angenommen werden (zudem liegen hier erste schriftliche Quellennachweise vor). In Kellerraum K1 wurden während der jüngsten Umgestaltung neue Trennwände eingezogen. Die westliche Wand lässt noch eine ältere Öffnung unbekannter Funktion erahnen, die jedoch jünger als das Gewölbe sein muss, da sie in dasselbe einschneidet (Abb. 47). Innerhalb des Stichkappenansatzes an der südlichen Wand wurde eine ältere Fensteröffnung vermauert (Abb. 48). Innerhalb der nördlichen Stichkappe ist an der Wand ebenerdig eine Nische mit segmentbogenförmiger Ziegelabmauerung zu konstatieren, die zeitgleich mit dem Gewölbe eingebracht worden sein dürfte (Abb. 49). Darüber befindet sich ein Schacht, der an der Oberseite das bereits erwähnte „spätgotische“ Fenstergewände enthält. Der Kellerraum K2 enthält ebenfalls ein sekundär eingebrachtes Gewölbe, das im westlichen Raumteil in einer Tonne mit Stichkappen vorliegt und hier ebenfalls dem 16. oder 17. Jh. angehören dürfte. Im östlichen Raumteil wurde das Gewölbe verändert. Dies dürfte in Zusammenhang mit dem neobarocken Portal stehen (Abb. 54), das einer Umbaumaßnahme des 20. Jahrhunderts angehört.

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Abb. 52: Keller K2, nördliche Wand

Abb. 53: K2, nördliche Wand mit Ziegelvor-mauerung

Abb. 54: K2, östliche Wand mit „neoba-rockem“ Durchgang

Abb. 55: K2, südliche Wand

Dies trifft ebenso auf die neobarocken Fenstergewände zu (Abb. 52 u. Abb. 55). An der nördlichen Wand ist ersichtlich, dass für den Einbau dieser Fenstergewände offenbar eine ältere Wandnische vermauert worden ist (Abb. 53).

3.1.1.3. Erdgeschoß

Abb. 56: Raum 0.7, südliche Wand

Abb. 57: Raum 0.7, südliche Wand mit Mauerwerk und Abrisskante (im Bereich des Fotomaßstabes) des Ursprungsbaues

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In Raum 0.7 des Südwest-Traktes ist in den östlichen Bereichen der Nord- und Südwand noch deutlich das Bruchsteinmauerwerk des Ursprungsbaues erkennbar (Abb. 56 bis Abb. 59). Die ehemalige Westwand des Ursprungsbaues wurde für eine Erweiterung im Jahr 1871 abgerissen, wie die erhaltenen Abbruch-Kanten als auch der Bauplan von 1871 (Abb. 26) belegen. Während dieses Umbaus wurde auch ein angestellter ebenerdiger Anbau, der als Pferdestall diente, abgerissen, zu einer Küche umgebaut und aufgestockt. Nordwestlich wurde ein einstöckiger Badeanbau hinzugefügt, der von Raum 0.7 aus zugänglich war. Der vermauerte Zugang ist neben einem moderneren (1920er Jahre) noch erkennbar (Abb. 59). Auch der ehemalige Zugang zum Verbindungsbau mit Veranda ist im vermauerten Zustand noch nachweisbar (Abb. 58).

Abb. 58: Raum 0.7, nördliche Wand mit zwei vermauerten, älteren Durchgängen

Abb. 59: Raum 0.7, nördliche Wand mit Abrisskante des Ursprungsbaues

Abb. 60: Raum 0.7 gen Südost

Abb. 61: Raum 0.7 gen Nordwest

Abb. 62: Raum 0.6 gen Nord

Abb. 63: Raum 0.6 gen Süd

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Als Eingangsraum mit straßenseitigem Portal und Zugang zum Innenhof diente Raum 0.6 (Abb. 62 u. Abb. 63). Die Stiege in der südöstlichen Ecke des Raumes dürfte noch einer barockzeitlichen Umgestaltung angehören. Raum 0.5 bildete den östlichen Abschluss des Ursprungsbaus, wie freiliegende Mauerwerksbefunde bestätigen. An der nördlichen Wand verdeckt ein sekundär eingebrachter Gurtbogen teilweise ein ursprüngliches Portal mit einem Überfang-bogen aus Keilsteinen (Abb. 64), das aufgrund seiner Lage ursprünglich zum Kellergeschoß gehörte. Dieser Befund belegt zugleich den sekundären Einbau der Kellergewölbe. Im südlichen Teil der westlichen Wand ist ebenfalls noch spät-mittelalterliches Bruchsteinmauerwerk erhalten, während der weitere Verlauf durch spätere Umbauten mit Ziegelmauerwerk ersetzt worden ist (Abb. 66).

Abb. 64: Raum 0.5, nördliche Wand mit Keilsteinbogen-Portal des Kellergeschosses

Abb. 65: Detail des Keilsteinbogens

Abb. 66: Raum 0.5, westliche Wand

Abb. 67: Raum 0.5, westliche Wand mit erhaltenem Teil des Ursprungsbaues

Abb. 68: Raum 0.5, südliche Wand

Abb. 69: Raum 0.5, östliche Wand

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3.1.1.4. Erstes Obergeschoß Das Obergeschoss war bis zum Mansardenausbau 1871 niedriger als der spätbarocke Ausbau des Nordosttraktes und mit einem Walmdach abgeschlossen, wie dies auf der Ansicht Pettenkofens von 1851 (Abb. 5) sichtbar ist. Im unteren Wandbereich konnte teilweise noch das Bruchsteinmauerwerk des Ursprungsbaues beobachtet werden. Beim Aufsetzen des Mansardengeschosses wurden auch die Fenster vergrößert, im Gegensatz zum Barockbau sind die Fensternischen mit einem geraden Sturz abgeschlossen.

Abb. 70: Raum 1.5 gegen Süden

Abb. 71: Raum 1.5, Dippelboden

Abb. 72: Raum 1.5 gegen Westen

Abb. 73: Raum 1.5 gegen Norden

Abb. 74: Raum 1.6 gen Süden, die Fenster-rahmungen mit geohrten Putzprofilen

Abb. 75: Raum 1.6 gegen Westen mit rezent vermauertem Durchgang

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Raum 1.5 bildet vom Stiegenaufgang her kommend den Übergang zum Barockbau, auf dem Petschnig-Plan wird er als Speisezimmer bezeichnet, der östlich anschließende Raum 1.4 als Salon. Er wird durch zwei Fenster in der Südwand (Abb. 70) und eines in der Nordwand belichtet, die Türstockprofile des Durchgangs in Raum 1.6 und die Zierfelder der Laibung sind in Rokoko-Formen gestaltet und könnten noch zum Originalbestand des spätbarocken Umbaus gehören (Abb. 72).

Abb. 76: Raum 1.6 gegen Norden mit Abdruck eines Stiegenaufganges mit Handlauf

Abb. 77: Raum 1.6 gegen Norden, Bereich des Dacherkers, Abdruck der gegenläufigen Stiege (Abschrägung im Verputz)

Abb. 78: Raum 1.7 gegen Südwest

Abb. 79: Raum 1.7 gegen Westen

Abb. 80: Raum 1.7 Westteil gegen Norden mit Zugang in den 1920 ausgebauten Nordwesttrakt

Abb. 81: Raum 1.7 Ostteil gegen Norden mit Mauerwerk des Ursprungsbaues (durch den beigefarbenen Mörtel kenntlich)

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Abb. 82: Raum 1.7 Südwand, 2. Achse von Ost mit Abbruchkante des Ursprungsbaus (beiger Mörtel) rechts des Maßstabes

Abb. 83: Raum 1.7 Nordwand, Mauerwerk des Ursprungsbaus mit rezenter Aus-mauerung

Zum Zeitpunkt der Bauaufnahme war die Beschüttung des Fußbodens entfernt worden, so dass die Dippelbäume freilagen (Abb. 71) und Proben für die dendro-chronologische Untersuchung genommen werden konnten. Raum 1.6 liegt über dem Eingangsbereich, der Stiegenaufgang endet im Südwestteil des Raumes.32 An der Nordwand ist der Abdruck eines weiteren Stiegenaufgangs in das Mansardengeschoß sichtbar (Abb. 76 und Abb. 77), wobei nicht einwandfrei zu klären ist, aus welcher Zeit er stammte. Auf dem Plan von Petschnig ist eine Wendeltreppe eingezeichnet, die allerdings nicht zur Ausführung gekommen sein muss, es könnte auch eine Umplanung erfolgt sein, um einen bequemeren Zugang zu gewährleisten. Möglich ist aber auch ein späterer Umbau. Auf dem Schömer-Plan für die Herstellung von Rauchfängen im Dachgeschoß von 1920 ist die Stiege in dreiläufiger Form dargestellt. Die Belichtung des Raumes erfolgt über zwei Fenster mit geohrten Putzprofilen in der Südwand, deren äußere Profilrahmung zuletzt mit Goldbronze (wohl aus der Hotelzeit) überstrichen war (Abb. 74), und ein Fenster in der Nordwand, das durch den Stiegenaufgang teilweise verdeckt gewesen sein muss. Eine rezent vermauerte Wandöffnung im Nordteil der Ostwand diente wohl als Durchgang für den Hotelbetrieb.

32 Zum Stiegenaufgang können keine Aussagen gemacht werden, da zum Zeitpunkt der Bauaufnahme ein Schutzbau angebracht war.

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Raum 1.7 verfügt nach Entfernung aller Raumteilungen über vier Fenster an der Südseite und je ein Fenster in der West- und Nordwand. Innerhalb der beiden östlichen Achsen ist im unteren Wandbereich noch Bruchsteinmauerwerk des Ursprungsbaues erhalten geblieben (Abb. 81 bis Abb. 83). Es ist durch den beigefarbenen Mörtel kenntlich und etwa bis 2,4 m Höhe erhalten, dann vom Ziegelmauerwerk des Mansardenausbaues 1871 überbaut. Damals erfolgte auch der zweiachsige Anbau nach Westen, wobei im Obergeschoss ein zusätzlicher Raum für das Appartement der Frau Baronin entstand, das genau den Raum 1.7 einnahm. Die Fenster sind damals erneuert worden, an der Süd- und Ostseite waren sie mit Spalettläden ausgestattet.

3.1.1.5. Zweites Obergeschoß (Dachgeschoß) Das Mansardengeschoß ist beim Umbau 1871, den Wilhelmine Oxenbauer durch ihren Architekten Hans Petschnig durchführen ließ, entstanden. Es ist zwar nicht explizit im Bauakt vermerkt und es existiert auch kein Plan der Mansarde, lediglich im Obergeschoss ist eine Wendeltreppe zur Mansarde verzeichnet, wodurch der seinerzeit erfolgte Ausbau des 1851 noch als Walmdach belegten Dachgeschosses ausreichend belegt ist. Zum Zeitpunkt der Bauaufnahme war der Innenausbau des Mansardengeschosses bereits weit fortgeschritten, so dass keine Baubeobachtungen mehr möglich waren.

Abb. 84: Dachgeschoß südwestlicher Trakt gegen Westen

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3.1.2. Nordöstlicher Trakt

3.1.2.1. Fassaden Die Südfassade des nordöstlichen Traktes umfasst die beiden östlichen Achsen mit der Fassadengliederung des Umbaus von 1871, bei dem im Obergeschoß die Putzrahmen aus flachen Lisenen und Gesimsbändern aufgebracht wurden. Die Putzbänderung des Erdgeschosses stammt noch vom Barockbau. Die Fenster des Erdgeschosses sind vorgesetzte Blendfenster, welche die hochliegenden kleinen Ovalfenster des dahinterliegenden souterrainartigen Raumes 0.3 (ehemaliger Presskeller) verbergen (Abb. 99). Die fünfachsige Ostfassade ist die repräsentative Hauptfassade mit einachsigem Mittelrisalit unter giebelbekröntem Dacherker. Im Erdgeschoss ist im Bereich der südlichsten Achse das Mischmauerwerk des Anbaus aus dem 17./18. Jahrhundert sichtbar, an der nördlichsten Achse das barocke Ziegelmauerwerk des vermutlich unter Freiherr von Ripke errichteten Ausbaus, dem auch die Fassadengliederung zugehörig ist. Die im Erdgeschoß konvex vorspringende Mittelachse trägt im Obergeschoß einen kleinen Balkon, am segmentbogigen gekehlten Abschluss der Türnische ist ein Stuckornament mit einer bekrönten Ankerkartusche angebracht (Abb. 87), die möglicherweise in Beziehung zu Ripke steht, der nach 1763 mit der Errichtung einer Werft in Klosterneuburg beschäftigt war und deshalb auch den nahegelegenen Besitz erworben hat. Die Fenster besitzen ebenso wie die Portale Steinlaibungen, die bei den Obergeschossfenstern beidseitig knapp unter dem Sturz mit einer Muschel verziert sind, im Erdgeschoss mit einer einfachen Randleiste. Die Fensterverdachungen sind mit unterschiedlichem Stuckdekor reich dekoriert und von einer Muschel bekrönt.

Abb. 85: Südostecke des Nordöstlichen Traktes

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Abb. 86: Ostfassade des nordöstlichen Traktes

Abb. 87: Stuckkartusche über Balkontüre im Obergeschoss mit Anker-Emblem

Während das Obergeschoß durch flache Pilaster mit ionischen Volutenkapitellen gegliedert ist, war das Erdgeschoß gebändert. Die rundbogigen Figurennischen mit Muschelabschluss sind Zierat des Umbaues von 1871, ebenso wie die nicht mehr erhaltenen Akrotere des Giebelaufsatzes (Abb. 20). Die dreiachsige Nordfassade und auch die Westfassade übernehmen das Gestaltungsprinzip der Ostfassade. Das mittlere Fenster des Obergeschosses mit den geschlossenen Fensterläden ist ein (nachträglich vermauertes) Blendfenster. Die Nordfassade besitzt zusätzlich ein Kellergeschoss, möglicherweise ursprünglich als barocke „Sala terrena“ mit Grottenarchitektur gedacht.

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An der Nordfassade wird die südliche Achse von einer breiten segmentbogigen Durchfahrt gebildet, darüber ein einfach gestaltetes Gangfenster analog zu den Fenstern der Nordfassade des Südwesttraktes.

Abb. 88: Nordfassade des nordöstlichen Traktes

Abb. 89: Westfassade des nordöstlichen Traktes

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3.1.2.2. Kellerräume (‚Kapelle‘)

Abb. 90: Raum K3 gen Süd

Abb. 91: K3 gen Nord

Abb. 92: Raum K4 gen Nord

Abb. 93: K4 gen Ost

Abb. 94: K4 gen Süd

Die Kellerräume des Nordost-Traktes sind bauzeitlich mit diesem im 18. Jh. ent-standen. Sie sind vollständig in Ziegelbauweise ausgeführt, lediglich im Sockel-bereich des Fundamentes kamen auch Bruchsteine zum Einsatz. Alle drei Räume besitzen Tonnengewölbe mit Stichkappen über den Wandöffnungen und sind Nord-Süd orientiert. Dabei nimmt der mittlere Raum (K3) eine Vorrangstellung ein: Er birgt im Norden den Zugang (Abb. 91) und ist im Süden apsidenartig ausgeformt (Abb. 90). Die beiden Nebenräume besitzen nach Norden spitzbogige Fenster. In der westlichen Wand von K5 (Abb. 97) als auch in der östlichen Wand von K4 (Abb. 93)

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sind vermauerte Fenster zu konstatieren. Raum K5 wurde im Süden direkt an die Fundamentmauer (zugleich nördliche Wand des darüber liegenden Durchganges, Raum 0.2 EG) angestellt (Abb. 95). Die Fundamentmauer wurde später durch-brochen, um eine Verbindung mit neuen, tiefer liegenden Kellerräumen (K6 und K7) herzustellen. Im mittleren Raum K3 dürfte die „Apside“ ebenfalls bis an die Fundamentmauer reichen. Lediglich der östliche Nebenraum K4 erscheint verkürzt und schließt im Süden mit einer niederen Mauer und Wandnische (Abb. 94). Der Grund dafür dürfte ein ehemaliges Stiegenfundament gewesen sein. In diesem Bereich nämlich zeigt der Umbauplan von 1871 (Abb. 26) den geplanten Abbruch eines älteren Zuganges zum Erdgeschoß von Osten her.

Abb. 95: Raum K5 gen Süd

Abb. 96: K5 gen Nord

Abb. 97: K5, Westwand mit verm. Fenster

Abb. 98: Detail Fenster

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Die Deutung der Kellerräume als „Kapelle“ mag auf einer Umnutzung um 1900 beruhen, als man hier einen Altar aufstellte (Abb. 13). Für den barocken Ursprungsbau wäre eine Nutzung als Hauskapelle mehr als ungewöhnlich, da diese nur von außen her zugänglich war und durch die gedrungenen Gewölbe dem barocken Stilempfinden widerspricht. Es dürfte sich hierbei ursprünglich um eine sog. „Sala terrena“ gehandelt haben, ein Gartensaal, der auch gerne grottenartig ausgestaltet worden ist.

3.1.2.3. Erdgeschoß

Abb. 99: Raum 0.3, südliche Wand mit vermauerter „Schüttschacht-Öffnung“ (Pfeil)

Abb. 100: Raum 0.3 gen West mit jüngeren Einbauten

Abb. 101: Raum 0.3 gen Ost mit vermauertem Fenster (Pfeil)

Abb. 102: Raum 0.2, südliche Wand zu Raum 0.3 mit ursprünglichem Portal (Pfeil)

Bei Raum 0.3 des Erdgeschosses handelt es sich um das ehemalige „Presshaus“. Darauf deutet ein Befund etwa in Mitte der südlichen Wand, eine vermauerte Öffnung mit einem recht tief liegenden Überfangbogen (Abb. 99). Diese Öffnung macht in dieser Höhe nur Sinn, wenn man hier einen Schüttschacht annimmt, über den man von der Straßenseite her die Weintrauben direkt in das Presshaus befördern konnte. An der östlichen Wand befanden sich zwei große Fensteröffnungen, von denen die nördliche vollständig vermauert worden ist, bei der südlichen wurde der untere Teil der ehemaligen Fensternische vermauert (Abb. 101). Die untere Vermauerung dürfte mit einer Neugestaltung und Höherlegung der Fenster im Spätbarock in Zusammenhang stehen, das gilt auch für die Fenster an der Südwand. Dabei dürfte

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auch ein ursprüngliches Rundbogen-Portal in der nördlichen Wand vermauert worden sein (Abb. 102). Mit den jüngeren Einbauten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im westlichen Bereich des Raumes 0.3 wurde auch das Gewölbe entsprechend modifiziert (Abb. 100).

Abb. 103: Raum 0.2, nördliche Wand mit vermauertem älteren Zugang

Abb. 104: Raum 0.2 mit dem Überfangbogen des älteren Zugangs (Pfeil)

Abb. 105: Raum 0.1 gen Ost

Abb. 106: Raum 0.1 gen West

Im Durchgangsraum 0.2 ist an der nördlichen Wand noch ein älterer Zugang nachweisbar (Abb. 103), der erst nach 1871 vermauert worden und durch einen östlich gelegenen Zugang ersetzt worden ist. Dieser ältere Zugang mündete ursprünglich in einen Vorraum, der zugleich einen Eingang im Osten besaß

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(vergleiche Umbau-Plan 1871, Abb. 26). Ein heute in der Mitte der nördlichen Wand des Raumes 0.1 liegendes Fenster ist auf dem Plan von 1871 noch nicht verzeichnet, sodass man hier einen Umbau aus den 1920er Jahren annehmen darf. Jedoch zeigt hier die Außenfassade einen einheitlichen Verband des Fenster-gewändes im Mauergefüge ( Abb. 88), was die im symmetriebetonten Spätbarock nicht unübliche Konstruktion eines Blendfensters suggeriert, das eben erst in den 1920er Jahren zu einem echten Fenster umgewandelt worden ist.

3.1.2.4. Erstes Obergeschoß

Abb. 107: Raum 1.1 gegen Osten

Abb. 108: Raum 1.1 gegen Westen

Abb. 109: Raum 1.1 gegen Norden mit der Vermauerung des mittigen Fensters

Abb. 110: Raum 1.1, Deckenrosette

Im Obergeschoß des Nordosttraktes befinden sich die repräsentativen Piano-Nobile-Räume des spätbarocken Baues, von deren Ausstattung sich noch zwei Stuckdecken mit Rokoko-Dekor erhalten haben. Der nördlich gelegene Raum 1.1 ist über den Kommunikationsgang 1.4 zu erreichen und besitzt im östlichen Teil der Südwand eine zusätzliche Verbindung in die beiden südlich gelegenen Räume. Mit je zwei Fenstern in West-, Nord- und Ostwand ist es der am besten belichtete Raum. Die Fensternischen sind segmentbogig abgeschlossen. Das mittige Fenster in der Nordwand ist noch vor 1871 vermauert worden, da es auf dem Bauplan von Petschnig nicht mehr aufscheint. Die dort eingetragene Nutzung des Raumes als Schlafzimmer führte wohl zur Vermauerung

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des an der Fassade als Blendfenster mit geschlossenen Fensterläden erhaltenen Fensters. An der Südwand befindet sich eine flachbogige, mit einer Stuckrocaille bekrönte Ofennische. Die Stuckdecke setzt mit einer niedrigen Hohlkehle über dem profilierten Wandgesimse an, der Deckenspiegel ist durch Eckornamente und eine Mittelrosette in Rokoko-Manier verziert.

Abb. 111: Raum 1.1, Südwand mit Ofen-nische

Abb. 112: Raum 1.1, Stuckdecke, Eck-ornament während der Freilegung

Raum 1.3 ist der einachsige Mittelraum mit durchfensterter Türe auf den Balkon der Ostfassade. Hier ist die originale Decke nicht erhalten geblieben. Auf dem Plan von Petschnig 1871 ist er als Boudoir ausgewiesen. Raum 1.2 bildet die Verbindung aus dem südwestlichen (straßenseitigen) Trakt mit dem Stiegenaufgang und einem auf dem Petschnig-Plan als Speisezimmer bezeichneten Raum 1.5 in die Räume 1.1 und 1.3. Von diesem Communicationsgang aus ist auch der Kachelofen in der NW-Ecke von Raum 1.4 zu beheizen. Raum 1.4, am Petschnig-Plan als Salon bezeichnet, wird vom Südwesttrakt aus direkt erschlossen und ist durch eine Tür in der Nordwand mit den nördlich gelegenen Räumen verbunden. Die Belichtung erfolgt durch je zwei Fenster mit segmentbogiger Überwölbung der Fensternische in der Ost- und Südwand. Der Raum ist analog zum nördlichen mit einer Stuckdecke ausgestattet, die umlaufenden Profilzüge sind etwas einfacher, aber sehr qualitätvoll ausgeführt. Von den Rocaillen in Ecken und Mittelteilen ausgehend, umwinden zierliche Rosenranken den äußeren Profilzug. Der Stuckdekor war zuletzt sehr laienhaft mit Goldbronze

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überstrichen worden, wodurch die feine Ausführung dort nicht mehr erkennbar war. Bei der restauratorischen Freilegung ist eine frühe Farbfassung des Blatt- und Blütendekors freigelegt worden.

Abb. 113: R 1.3 gegen Ost

Abb. 114: R 1.3 gegen West

Abb. 115: R 1.2 gegen SW

Abb. 116: R 1.4 gegen Westen

Abb. 117: R 1.4 gegen Osten

Abb. 118: R 1.4, Stuckdecke gegen SW

Abb. 119: R 1.4, Eckelement Stuckdekor

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Abb. 120: R 1.4, Stuckdecke gegen SW nach Freilegung der Farbfassung

Abb. 121: R 1.4, Eckelement Stuckdekor mit teilweise abgenommener Vergoldung

3.1.2.5. Zweites Obergeschoß (Dachgeschoß)

Abb. 122: DG gen Norden, Kaminrest

Abb. 123: DG gen Ost mit Zwerchhaus

Das zum spätbarocken Bau gehörige Mansardengeschoß war zum Zeitpunkt der Bauaufnahme bereits fast vollständig verkleidet. Als Altbestand war nur noch der Rest eines ehemaligen Kamins vorhanden, in dem zwei Hölzer verbaut waren, die durch die dendrochronologischen Untersuchungen auf die Jahre 1716 und 1761 datiert werden konnten. Es ist nicht eindeutig zu interpretieren, ob hier der Mauerkörper aus der Zeit um 1716 oder aus einem Umbau um 1761f. stammt. An der Ostseite ist zudem die Ausbuchtung des spätbarocken Zwerchhauses (auch: Lukarne) zu sehen (Abb. 123).

3.1.3. Nordwestlicher Trakt

3.1.3.1. Fassaden Der nordwestliche Trakt wurde 1924 von J. u. C. Schömer gänzlich neu errichtet und ersetzt in überdimensionaler Weise den spätbarocken, 1871 von Hans Petschnig historistisch umgebauten Nordwestflügel. Bemerkenswerterweise wurde eine Angleichung an den Altbestand auch insofern versucht, als die offene Veranda von 1871 mit den doppelten Säulenarkaden durch

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vier Achsen von kreuzgratgewölbten offenen? Rundbogenarkaden ersetzt wurde. Der Stuckdekor der darüber liegenden drei Fensterachsen des Obergeschosses ist analog der Nordfassade des nordöstlichen Traktes, allerdings ohne die Pilastergliederung, gestaltet, die erst mit dem Ansatz des fünfachsigen nördlichen Bauteils beginnt. Das Erdgeschoss weist hier wiederum eine Putzbänderung auf, die Achsen sind unregelmäßig.

Abb. 124: Ostfassade

Abb. 125: Südteil der Ostfassade

Abb. 126: Nordfassade

Abb. 127: Westfassade Nordteil

Die Nordfassade ist bei diesem Trakt die repräsentative Hauptfassade und analog der (dreiachsigen) barocken Ostfassade des nordöstlichen Traktes gestaltet, allerdings wirkt der Dekor hier durch die fünf Achsen gedrängter, weniger großzügig. Dem Souterraingeschoß ist ein geschwungener Unterbau auf Arkaden für die Terrasse des Erdgeschosses vorgesetzt, darüber ein konvexer Balkon. Die nach Westen zum Wirtschaftshof hin gerichteten Fassaden sind einfach gestaltet, Putzbänderung im Erdgeschoß, Geschossband und einfache Fensterrahmungen im Obergeschoß.

3.1.3.2. Kellerräume Der barocke nordwestliche Trakt (mit den Umbauten von 1871) wurde unter Whitehead 1924 vollständig abgetragen. Lediglich im Kellergeschoß mögen geringe Reste erhalten geblieben sein. Diese liegen in Raum K8 und äußern sich in Mauerwerkstrukturen an der westlichen und südlichen Wand (ein kleiner Bereich

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noch an der östlichen Wand), die aus Bruchsteinmauerwerk mit Ziegel-Durchschüssen bestehen, eigentlich typisch für eine barocke Entstehungszeit (Abb. 128 bis Abb. 130). Der Kellerraum ist jedoch breiter als der ehemals darüber gelegene barockzeitliche Verbindungsbau, was sich nicht zwingend ausschließen muss. Jedenfalls ist dieser Bereich mit einem Fragezeichen zu versehen. Die übrigen Kellerräume stammen durchweg aus 1924f. und weisen außer den „preußischen Kappen-Gewölben“ (Abb. 133) keine Besonderheiten auf.

Abb. 128: K8, westliche Wand

Abb. 129: K8, südliche Wand

Abb. 130: K8 gen Ost

Abb. 131: K8, nördliche Wand

Abb. 132: Raum K14 gen West

Abb. 133: Raum K14 gen Nord

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3.1.3.3. Erdgeschoß

Abb. 134: Raum 0.8 gen Süd

Abb. 135: Raum 0.8 gen Nord

Abb. 136: Raum 0.8, Arkadenöffnungen

Abb. 137: Raum 0.8, Arkadenöffnungen mit Gewölbe

Wie bereits erwähnt, handelt es sich beim nordwestlichen Trakt um einen vollständigen Neubau aus 1924. Nur an einem südwestlichen Wandabschnitt liegt eine ältere Mauerwerkstruktur vor, der noch Reste des „petschnig‘schen“ Bade-zimmer-Anbaues von 1871 enthalten dürfte. Außerdem werden die Säulen der Arkadenöffnungen wiederverwendet worden sein (Abb. 137), allerdings im Vergleich zur Veranda von 1871 um etwa 1,50 m nach Westen versetzt. Beim Neubau von 1924 wurde zudem eine Pfeilerreihe eingefügt (Abb. 136), die zur Aufnahme von

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Gurtbögen mit Kreuzgratgewölben dient. Eine solche „Vorhalle“ war 1871 noch nicht vorhanden (Abb. 14). Die nördlich anschließenden Räume mit Stiegenhaus (Abb. 139) sind dann reine Neubauten von 1924, mit Veränderungen der letzten Umbaumaßnahmen von 2011/12.

Abb. 138: Blick von Raum 0.8 in Raum 0.10

Abb. 139: Stiegenhaus (Raum 0.9)

Abb. 140: Raum 0.11 gen West

Abb. 141: Raum 0.11 gen Süd

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3.1.3.4. Erstes Obergeschoß

Abb. 142: Raum 1.16 gen West

Abb. 143: Raum 1.16 gen Ost

Abb. 144: Raum 1.8 gen Süd

Abb. 145: Raum 1.8 gen Nord

Das Obergeschoß des nordwestlichen Traktes ist ein vollständiger Neubau aus 1924, hier sind keine älteren Reste feststellbar. Der südliche Teil wird durch kleinteilige Räume und ein Stiegenhaus gebildet, denen ein Gang vorgelagert ist. Die ursprünglichen Zugänge am Gang wurden in den Räumen 1.9 und 1.10 rezent vermauert (Abb. 145). Der nördliche Teil des Obergeschosses erweitert sich nach Westen und besitzt zwei große Räume (Abb. 142).

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3.1.3.5. Zweites Obergeschoß (Dachgeschoß)

Abb. 146: Blick gen Nord

Das Dachgeschoß des Nordwest-Traktes folgt der Raumgliederung im darunter liegenden Geschoß. Im südlichen Teil liegen kleinteilige Räume, die durch einen vorgelagerten Gang erschlossen werden.

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3.2. Nebengebäude

3.2.1. Fassaden

Abb. 147: Südfassade Martinstraße 36, Aufnahme von 1996 (BDA Fotoarchiv, F1183-26)

Abb. 148: Südfassade des Nebengebäudes Martinstr. 36 zum Zeitpunkt Bauforschung

Die neunachsige Südfassade des Nebengebäudes Martinstraße 36 weist als plastische Gliederungselemente Putzfaschen um die rundbogigen Fenster- und

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Türöffnungen auf sowie ein profiliertes Kranzgesimse mit einem begleitenden Stuckprofil.

Abb. 149: Südfassade, 1.bis 3. Achse von West, Ziegelmauerwerk

Abb. 150: Südfassade, 3. bis 6. Achse von West, Ansatz Mischmauerwerk

Abb. 151: Südfassade, 5. bis 8. Achse von West, Mischmauerwerk

Abb. 152: Südfassade, 8. und 9. Achse von West, Eckbereich Ziegelmauerwerk

Bis zur dritten Fensterachse ist das Mauerwerk aus Ziegeln gebaut (Petschnig-Bau des Pferdestalles 1871), mit dem Fassadenknick setzt Mischmauerwerk der Altbausubstanz aus dem 16./17. Jahrhundert an, das bis vor die 9. und letzte Fensterachse reicht, bis zur Gebäudeecke dann wiederum Ziegelmauerwerk. Möglicherweise war dies in der Grundsubstanz der auf der Ansicht von Pettenkofen (Abb. 5) links im Bild sichtbare einachsige (An-)Bau, der noch zur spätbarocken Anlage gehört haben könnte und dem ehemaligen Pferdestall gegenüberlag. Die Hoffassaden sind gänzlich von den Umbauten J. u. C. Schömers 1921/22 geprägt, als gleichzeitig mit dem Bau des Mansardengeschosses auch qualitätvoller historistischer Zierat des Petschnig-Baues von 1871 beseitigt wurde. Beim straßenseitigen Trakt wurden anstelle des giebelgeschmückten Einganges in den Pferdestall in der westlichsten Achse (Abb. 29) 1921 breite doppelflügelige Öffnungen eingebaut, (Abb. 35), die wohl später durch Garagentore ersetzt worden sind. Im Bereich der Putzfehlstellen ist wiederum das Mischmauerwerk des Altbaues mit verschiedenen Ziegelausbesserungen erkennbar, auch eine vermauerte Türöffnung direkt östlich der westlichen doppelflügeligen Öffnung. Der westliche Trakt ist in der Grundsubstanz 1871 durch Hans Petschnig errichtet worden, inklusive des später (Hotelphase?) zu einer Werkstätte umgebauten Glashauses. Der Anbau der nördlichen Gebäude (Wasserturm und Hühnerstall)

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erfolgte 1921 durch J. u. C. Schömer. Es wurde in beiden Fällen Ziegelmauerwerk verwendet.

Abb. 153: Nebengebäude Martinstraße 36 Hofansicht 1997 (BDA Fotoarchiv F1407-12)

Abb. 154: Nordfassade Straßentrakt

Abb. 155: Nebengebäude gegen SW

Abb. 156: ehem. Wasserturm

Abb. 157: Nordwestecke Nebengebäude

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3.2.2. Erdgeschoß

Abb. 158: Raum 0.1 gen Süd

Abb. 159: Raum 0.1 gen Nord mit Stiegen-ansatz (Pfeil)

Abb. 160: Raum 0.3, Ostwand

Abb. 161: Raum 0.3 gen Nord

Abb. 162: Raum 0.4, Westwand

Abb. 163: Raum 0.4 gen Süd

Der straßenseitige Trakt des Nebengebäudes birgt noch ältere Mauerwerksubstanz, die in Zusammenhang mit den giebelständigen Häusern einer alten Ansicht (Abb. 4) stehen dürfte. Ebenso zeigt das franziszeische Kataster von 1819 eine Bebauung in diesem Bereich (Abb. 24). Das Mauerwerk besteht aus Mischmauerwerk; Bruchsteine mit erheblichem Anteil an Ziegeln, lagig angeordnet und ist allgemein in das 16. / 17. Jahrhundert einzuordnen. Es ist vor allem an drei Querwänden in den

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Räumen 0.3 – 0.5 noch deutlich zu sehen. In Raum 0.1 liegt Mischmauerwerk nur an der Südwand vor, im Übrigen herrschen reine Ziegelwände vor, wobei die östliche Wand noch einen ehemaligen Stiegenansatz erkennen lässt (Abb. 159). Ein durchgreifender Umbau erfolgte 1871f., wobei der im rechten Winkel angestellte nordwestliche Flügel neu errichtet und Raum 0.6 entsprechend adaptiert worden ist. Jüngst wurde hier eine Stiege eingebaut (Abb. 167), die ursprünglich einen entgegengesetzten Lauf hatte (Abb. 34).

Abb. 164: Raum 0.4, Ostwand

Abb. 165: Raum 0.4 gen Nordost

Abb. 166: Raum 0.5 gen Süd

Abb. 167: Raum 0.6 gen Nord

Abb. 168: Raum 0.7 gen Süd

Abb. 169: Raum 0.10 gen Süd

Im nördlichen Bereich des nordwestlichen Flügels wurden 1920/21 ein Wasserturm ein- und ein Schweinestall angebaut.

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3.2.3. Obergeschoß

Abb. 170: Wand im OG (Aufbau der Wand zwischen den Räumen 0.9 und 0.10 im EG) mit ursprünglichem Giebelansatz (Pfeil)

Das Obergeschoß entzieht sich durch die jüngsten Umbauten und Verkleidungen mit Rigips-Platten weitestgehend einer bauhistorischen Bewertung. Lediglich an einer Wand, die im Erdgeschoß die Räume 0.9 und 0.10 trennt, ist ein ehemaliger Giebelansatz zu erkennen (Abb. 170). Das Obergeschoß wurde bereits 1921/22 zu einem Mansardengeschoß ausgebaut (Abb. 33).

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3.3. Gartenhaus Das Gartenhaus am donauseitigen Rand der Gartenparzelle war nicht Gegenstand der Bauforschung, es war zum Zeitpunkt der Untersuchungen vor Ort auch nicht zugänglich.

Abb. 171: Das ehemalige Brunnenhaus während der Adaptierungsarbeiten, April 2012

Bei den Archivrecherchen sind allerdings Pläne und Informationen über die Entstehungsgeschichte des als Brunnenhaus errichteten Bauwerks aufgefunden worden, die es wert sind, hier vorgestellt zu werden. Robert Whitehead begann sofort nach dem Kauf des Anwesens mit der Planung mehrerer Wirtschaftsbauten, die auch mit der Wasserversorgung in Zusammenhang standen. Gleichzeitig entstanden im Oktober 1920 Pläne für ein Wasserreservoir und für das Brunnenhaus (Abb. 172), jeweils von J. und C. Schömer. Die Baubewilligung zur Erbauung eines Brunnenhauses auf Parzelle Nr. 745 wurde am 19.1. 1921 erteilt mit den Auflagen, das Mauerwerk gegen Erdfeuchtigkeit zu isolieren, den Brunnen in solider Weise abzudecken und eine feuersichere Eindeckung des Daches vorzunehmen. Der Brunnen bzw. die projektierte Wasser-leitung sollten elektromotorisch betrieben werden, wofür die Herstellung einer Starkstromleitung notwendig war. Von der Streckenleitung der Bahn erfolgen die Vorschreibungen einer Mindestentfernung von den Bahngleisen und dass die Fenster gegen die Bahnseite hin nicht zum Öffnen eingerichtet werden dürfen, wegen Brandgefahr durch Funkenflug. Dieses erste Brunnenhaus ist kurz vor der Fertigstellung eingestürzt.

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Abb. 172: Plan für ein Brunnenhaus für Sr. Hochwolg. Herrn Robert Whitehead loco Martinstrasse 24, von J. u. C. Schömer, Oktober 1920

Abb. 173: Plan über die Errichtung eines Brunnenhauses für Hochwolg. Herrn Robert Whitehead loco Martinstrasse 34, J. u. C Schömer, Auswechslungsplan nach Einsturz am 6. März 1921, Datierung fehlt.

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Dem Protokoll der Stadtverwaltung ist zu entnehmen, dass das Brunnenhaus über einem bereits vorhandenen Tiefbrunnen errichtet worden war, und der Einbruch der Brunnenwandung zum Einsturz des Gebäudes geführt hatte.33 Es konnten keine Baumängel festgestellt werden, die Angelegenheit wurde als vis major betrachtet. Personen kamen keine zu Schaden, da der Einsturz an einem Sonntagnachmittag (6. März 1921) erfolgte. Ein neuer Plan (Abb. 173) wurde vermutlich bald danach vorgelegt, im Bauakt finden sich keine weiteren Informationen, da ja eine Baubewilligung bereits erteilt war.34 Die beiden Pläne unterscheiden sich doch in etlichen Details voneinander. Das Brunnenhaus in der neuen Planung ist zwar im Grundriss ähnlich als Rechteck mit abgeschrägten Ecken ausgeführt, aber etwas größer und es verfügt an den Längsseiten über zwei Fenster anstatt nur einem. Im Erdgeschossplan der 2. Ausführung ist auch der Brunnen eingezeichnet, der ja neu aufgebaut werden musste (Außendurchmesser 2,4 m); der Brunnenteil ist durch eine Quermauer abgetrennt und konnte von außen betreten werden. Der plastische Schmuck über den Wandöffnungen – der bei den Fenstern analog dem Hauptgebäude gezeichnet war – ist verringert, auch das Ochsenauge über dem Portal fehlt. Der Kamin wanderte von der Eingangsseite zur donauseitigen Längswand. Am 4. Jänner 1923 wurde im Rahmen des Lokalaugenscheins für die Benützungs-bewilligung mehrerer abgeschlossener Neu- und Ausbauten auch in Punkt 3 das Brunnenhaus vermerkt, das den vorgelegten Auswechslungsplänen entsprechend als „bauordnungsgemäß aufgeführt“ bezeichnet wird. Aus der Benützungsbewilligung vom 12. Februar 1923 geht hervor, dass das Brunnenhaus auch über eine Gärtnerwohnung (in der Mansarde) verfügt. 33 Protokoll Aufgenommen vom Stadtvorstande Klosterneuburg am 7. März 1921 Gegenwärtig die Gefertigten. Gegenstand ist die Verhandlung betreffend den Einsturz des Brunnenhauses auf Parzelle Nr. 746 im Garten des Hauses Martinstrasse 34, Eigentum des Herrn Robert Whitehead in Klosterneuburg.

Tatbestand: Das gegenständliche Brunnenhaus wurde über einen vorhandenen alten Tiefbrunnen (23 m tief gelotet, nach Angabe 27 m tief, Wasserstand 20 m) neben der Gartenmauer der Parzelle Nr. 745 durch die Firma J. u. C. Schömer, Stadtbaumeister in Klosterneuburg, Leopoldstr. 30 erbaut und war im Rohbau fertig gestellt mit Ziegeldacheindeckung. Die Baubewilligung wurde von h.a. am 19./I. 1921 Z. 48/2/C erteilt. Der Einsturz erfolgte um ca. 2 Uhr nachmittags am Sonntag, den 6. März 1921. Das Gebäude, welches plangemäss ausgeführt war, hat sich in Richtung der Gartenmauer über dem Brunnen, der in der oberen Ecke des Baues s ich befand, mit einer Drehung über den Brunnen geneigt; die Dachkonstruktion liegt über der Gartenmauer. Der Einsturz des Gebäudes ist nach dem Lokalaugenscheine auf den kurz vorher unbedingt stattgefundenen Brunneneinsturz im unteren Teile zurückzuführen, da daselbst die vorhandene Mauerecke zeigt, dass das Mauerwerk um ca 1.00 m sich in die Tiefe gesetzt hat. Um den Brunnen ist in der Grösse von 4 m x 4.00 m das Erdmaterial in den Brunnen gestürzt und hat das Mauerwerk durch Bloslegung der Fundamente mitgerissen. Das Mauerwerk besteht in Wienerberger Ziegel in Weissmörtel, im Fundament in Romanmörtel. Im Brunnenhause befand sich die Pumpe samt Motor. Das Mauerwerk und die Konstruktionen des Gebäudes war fachgemäss ausgeführt, gut mit Schliessen verhängt und ist mit Bestimmtheit festzustellen, dass der Einsturz des Gebäudes nicht stattgefunden hätte, wenn der Brunnen standgehalten hätte. Es kann daher der bauführenden Firma keine Schuld beigemessen werden, sondern ist die Angelegenheit als vis major zu betrachten. Eine Verletzung von Personen fand nicht statt. An den Abtragungsarbeiten wird gearbeitet. Nach Eintreffen des Hausherrn wird ein neues Projekt vorgelegt. Eberlein Josef m.p. G.R. Stein August m.p. G.R. J. u. C. Schömer m.p. Baumeister Hans Huber m.p. städt. Baurat [Bauakt im Stadtbauamt Klosterneuburg] 34 Der Planteil mit der Datierung fehlt.

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4. Dendrochronologische Untersuchungen [Die Entnahmestellen der Dendro-Proben sind in den Bauphasenplänen kartiert!] Die dendrochronologischen Untersuchungen der Bauhölzer wurden von Dr. Michael Grabner (Institut für Holzforschung an der Universität für Bodenkultur Wien) durchgeführt. Von den insgesamt 14 Proben lieferten 11 ein exaktes, jahrgenaues Fälldatum (Auszug aus dem Gutachten):

Die Proben 01a bis 06a stammen aus den Bodenbalken des Raumes 1.5 im OG des Südwest-Traktes (bzw. Dippelbaumdecke EG) und weisen fast durchweg das Fälldatum 1724 auf, lediglich Probe 06a datiert in das Jahr 1735. Aus den Bodenbalken von Raum 1.6 des OG entstammen die Proben 07a bis 12a, die Fälldaten von 1720 bis 1763 aufweisen. Schließlich liegen aus einer Wand im Dachgeschoß des Nordost-Traktes (Raum 2.2) noch zwei Proben mit den Fälldaten 1716 und 1761 vor. In der Forschung geht man davon aus, dass die Hölzer in der Regel fällfrisch am Bau verwendet worden sind. Damit käme ein Ausbau des Südwest- und Nordost-Traktes in den Jahren zwischen 1716 und 1724 in Frage. Die zeitlichen „Ausreißer“ mit 1735, 1761 und 1763 wären demnach als Ausbesserungen anzusehen. Jedoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei den älteren Fichten-Hölzern um wieder-verwendete Balken aus einem abgerissenen Bau handelt, die erst gemeinsam mit den Tannen-Hölzern zwischen 1761 und 1763 (oder in den kurz darauf folgenden Jahren) eingebaut worden sind. In diesem Fall würde vielleicht als Bauherr der Freiherr von Ripke in Frage kommen, der das Anwesen 1765 erwarb. Diese Frage lässt sich vorerst nicht abschließend klären, jedoch bestätigen die Dendro-Ergebnisse zumindest einen großen Um- und Ausbau des Hauptgebäudes im 18. Jh.

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5. Zusammenfassender Überblick zur Baugeschichte

Abb. 174: Bauliche Entwicklung des Martinschlössels in vereinfachter Darstellung (Höhe EG)

Die bauhistorische Untersuchung konnte für das Hauptgebäude eine mindestens fünfphasige Bauentwicklung nachweisen (Abb. 174). Am Anfang steht ein etwa 7,35 x 15,95 m großes Haus mit zweigeteiltem Keller- und Erdgeschoß sowie einem Obergeschoß. In der nördlichen Wand war ein mit Keilsteinbogen überfangenes Keller-Portal nachweisbar. Die Mauerwerkstruktur verweist in das 15. Jh. und könnte durchaus mit einer Grundbucheintragung von 1436 in Zusammenhang stehen. Ein Ausbau dieses wohl als „Weinhauer-Haus“ anzusprechenden Gebäudes erfolgte aufgrund von Mauerwerkstrukturen und Gewölbeformen im 16. / 17. Jh.: Im Osten wurde ein eingeschossiger Raum angestellt, der in der straßenseitigen Wand vermutlich einen Schüttschacht (heute vermauert) und in der Mitte der nördlichen Wand ein großes Rundbogen-Portal besaß; die Kellerräume des Altbaues wurden

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mit Ziegel-Tonnengewölben mit Stichkappen überfangen. Für den eingeschossigen Raum im Osten ist aufgrund der Befunde und der Ausweisung im Plan von 1871 eine Funktion als „Presshaus“ zu konstatieren. Für das 18. Jh. sind große Um- und Ausbauten zu belegen, die schon maßgeblich das heutige Erscheinungsbild prägten. Eine genaue zeitliche Fixierung ist trotz vorhandener Dendro-Daten schwierig. Geht man davon aus, dass die Bauhölzer „fällfrisch“ verbaut worden sind, dann käme eine erste Umbaumaßnahme in den Jahren zwischen 1716 und 1724 in Betracht, mit Ausbesserungen und Ergänzungen in den Jahren 1761-63. Plädiert man dafür, dass erst ein potenter Bauherr wie der Freiherr von Ripke (ab 1765) einen so weitreichenden Umbau bewerkstelligen konnte, dann muss man eine Wiederverwendung der Bauhölzer unterstellen. Jedenfalls erfolgten der Ausbau des Südwest-Traktes (Obergeschoß, westlich angestellter Pferdestall), der Anbau eines Nordwestflügels sowie die Erweiterung eines Nordost-Traktes. Das Presshaus als ältestem Teil des Nordost-Traktes erhielt ein Tonnengewölbe mit Stichkappen und wurde mit einem Ober- und Dachgeschoß überbaut. Nördlich wurde ein Erweiterungsbau mit Torfahrt, Kellerräumen in Art einer „Sala terrena“ (in jüngerer Zeit als Hauskapelle genutzt) sowie zweistöckige Aufbauten mit spätbarocker Fassadengestaltung geschaffen. Unter Wilhelmine Oxenbauer erfolgten ab 1871 weitere Umbauten, die mit den Plänen des beauftragten Architekten Petschnig im Detail belegbar sind. Hierzu gehören neben neuen Raumaufteilungen der Einbau eines Mittelrisalites an der Hofseite des Südwest-Traktes, das straßenseitige Eingangsportal mit Gredler-Wappen, der Mansardenausbau, die Umgestaltung und Überbauung des ehemaligen Pferdestalles zu einer Küche mit zeitgleichem Anbau eines Badezimmers sowie der Umbau des Verbindungsbaues im Nordwestflügel zu einer Veranda mit hofseitigen Arkaden-Öffnungen; schließlich erfolgte noch der Anbau eines Stiegenhauses an den nordwestlichen Bauteil. Der Eigentümer Robert Whitehead ließ 1924 den gesamten Nordwest-Trakt abtragen und durch einen vergrößerten Neubau mit neobarocker Fassadengestaltung ersetzen. Zwischen 1963 und 1987 wurde das Martinschlössel als Hotel genutzt, wobei kleinere Umbauten (neue Raumaufteilungen durch den Einzug von Trenn-wänden) zu konstatieren sind. Die 2011/12 erfolgte Generalsanierung bedingte durchgreifende neue Raumgliederungen sowie An- und Einbauten. Das Nebengebäude birgt im straßenseitigen Trakt nach Ausweis der Mauerwerk-strukturen noch ältere Bausubstanz, die noch in das 16. / 17. Jh. zurückreichen dürfte. Sie könnte in Zusammenhang mit den giebelständigen Häusern auf einer Ansicht aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts stehen. Ein durchgreifender Umbau mit Anbau eines nordwestlichen Traktes erfolgte in den Jahren nach 1871. 1920/21 erfolgt der Einbau eines Wasserturmes, der Anbau eines Schweinestalles sowie ein Mansardenausbau des Dachgeschosses. Das heutige Gartenhaus wurde 1921 als Brunnenhaus errichtet, stürzte noch im selben Jahr ein und wurde 1922 durch einen neuen Bau (mit Gärtnerwohnung) ersetzt.

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Literatur Dehio 2003 Dehio-Handbuch, Niederösterreich südlich der Donau, Teil 1 A-L (Die Kunst-denkmäler Österreichs, hrsg. vom Bundesdenkmalamt). Horn/Wien 2003.

Fuchs 1973 Heinrich Fuchs, Die österreichischen Maler des 19. Jahrhunderts, I-IIV, Wien 1972-74, Erg. Bd. I-II, 1978-79

Gotha 1871 Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser, 21. Jahrgang 1871

Neugebauer 1999 Johannes-Wolfgang Neugebauer / Christine Neugebauer-Maresch / Rudolf Koch, Die Pfarrkirche Klosterneuburg - St. Martin Einst und heute. Topographie, Archäologie, Bauforschung, Kunstgeschichte und Bildende Kunst. Klosterneuburg-Wien 1999

ÖBL 2003-2011 Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Online-Edition, Wien 2003-2011

Röhrig 1973 Floridus Röhrig, Klosterneuburg in alten Ansichten. Klosterneuburg 1973

Röhrig/Huber 1993 Floridus Röhrig / Wolfgang Huber: "...höchst frappant und pittoresk..." : Biedermeier in Klosterneuburg. Ausstellungskatalog Klosterneuburg 1993

Specht 2012 Edith Specht, Das Martinschlössel. Manuskript 2012

Weixlgärtner 1916 Arpad Weixlgärtner, August Pettenkofen 1822-1889, 2 Bände, Wien 1916 Zemen 2008 Herbert Zemen, August Pettenkofen 1822-1889. Sein künstlerischer Nachlass. Materialien samt dem Katalog der Nachlassversteigerung. Wien 2008

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Abb. 175

Copyright für Text, Fotos und Pläne, wenn nicht anders angegeben:

Mag. Ralf Gröninger [Historische Bauforschung & Archäologie] Lorenz-Weiß-Gasse 9/9 1140 Wien Mobil: +43 699181 61593 e-mail: historische.bauforschung@gmail.com

Dr. Marina Kaltenegger [Historische Bauforschung & Dokumentation] Müllnergasse 9-11/7 1090 Wien Tel: +43 1 310 99 60 Mobil: +43 664 5000 789 e-mail: marina.kaltenegger@gmx.at

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Anhang:

Bauphasenpläne

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