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Jim Druzik, Molly Gleeson, Ellen Pearlstein, Christel Pesme und Renée Riedler
Das Museum, die Vogelfeder und der Streit ums LichtAktuelle Entwicklungen in der Farbmessung und künstlichen Lichtalterung von Federfarben
Die Vogelfeder im Naturhistorischen MuseumFedersammlungen sind in Museen in einer er-
staunlichen Vielfalt vorhanden u.a. als Objekte der
Taxidermie, einem Teilgebiet der Tierpräparation,
der zeitgenössischen Kunst und der Ethnologie.
Für jede Disziplin ist die Farbe ungefärbter Federn
ein signifikantes Attribut des Objekts und spielt ei-
ne bedeutende Rolle in seiner Zurschaustellung.
In naturhistorischen Museen werden ganze Vö-
gel – als Balg- oder Stopfpräparate – und einzelne
Federn in Form von Rupfungsblättern gesammelt.
Stopfpräparate (Abb. 1) sind für die naturgetreue
Aufstellung in den Schausammlungen gedacht,
während Bälge vorwiegend wissenschaftlichen
Zwecken dienen. Vor der Erfindung der Fotografie
waren Präparate die einzige Möglichkeit, den
Menschen exotische Tiere vor Augen zu stellen
und manch ausgestorbene Spezies ist nur noch in
Form dieser Präparate dokumentiert. Der wissen-
schaftliche und volksbildnerische Anspruch ist
aber dann infrage gestellt, wenn sich das Erschei-
nungsbild von »Natur« und »Präparat« nicht mehr
zur Deckung bringen lassen. Dies ist der Fall,
wenn das Präparat in seiner Substanz stark be-
schädigt bzw. wenn ein starker Lichtschaden
nachweisbar ist. Die gängige Praxis ist, derartige
Präparate durch neue zu ersetzen, sofern es noch
Ressourcen dafür gibt oder (in selteneren Fällen)
stark verblichene Federfarben nachzufärben. In
letzter Konsequenz müssen Präparate oft neuen
Medientechnologien weichen. Die Bewahrung der
Authentizität des Präparats als Träger von natur-
wissenschaftlichen, kulturellen bzw. künstleri-
schen Werten und damit die Akzeptanz seiner
»natürlichen« Alterung sollte jedoch immer im
Vordergrund stehen. Um diese Probleme einge-
hender zu beleuchten, hat sich die Arbeitsgruppe
»Art of Taxidermy and its Cultural Heritage Impor-
tance« des International Committee for Museums
and Collections of Natural History (ICOM NatHist)
formiert.1
Die Vogelfeder im Museum für zeitgenössische KunstDie traditionelle Kunst der Präparation hatte ihre
Renaissance in der zeitgenössischen Kunst als
»botched taxidermy« (Baker 2008)2, was so viel
bedeutet wie »verpfuschte Taxidermie«. In ihr re-
präsentiert das Tier nicht mehr sich selbst, son-
dern wird zur Schau gestellt, um seine Bedeutung
in der modernen Welt zu befragen. Die Künstler
vermeiden mit ihren Kreationen auf das Bekannte
und Wiedererkennbare zu verweisen und der kre-
ative Prozess liegt gerade in der Offenheit Dinge
falsch zu verstehen (Baker 2008)3.
Der deutsche Künstler Thomas Grünfeld re-kon-
figuriert Präparate zu »möglichen« neuen. Dies
führte zu seiner Serie »Misfits«, in der er Körper-
teile unterschiedlicher, meist großer Tierspezies
miteinander kombiniert. Seine Intention ist es, zu
irritieren und die Vorstellung von ästhetischer und
genetischer Identität infrage zu stellen. Ursprüng-
lich platzierte er seine Objekte in Vitrinen um sie
mit Schaupräparaten naturhistorischer Museen zu
kontextualisieren,4 in weiterer Folge verzichtete er
Vogelfedern gehören zu den komplexesten Anhängseln der Haut und ihre ebenso vielfältigen wie physikalisch ausgeklügelten Farbmechanismen sind in der Ornithologie aber auch in der Konser-vierung ein derzeit vielbeachtetes Forschungsfeld. Während Ornithologen vorwiegend den Ein-fluss von Federfarben auf das Verhalten von Vögeln untersuchen, haben Restauratoren und Kon-servatoren das Ziel, die Authentizität des Objekts zu bewahren.
1 Das Naturhistorische Museum Wien verfügt über zahlreiche Tierpräparate, wie z. B. das unlängst angefertigte Präparat eines Feld-sperlings (Passer monatus).
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1
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aber darauf und erlaubte den »Misfits« entspann-
tere Positionen im Museumsraum einzunehmen.
Die britische Künstlerin Polly Morgan arbeitet vor
allem mit kleinen fragilen Vogelpräparaten, wobei
die Ästhetik des Tierkörpers zwischen Tod und
Zerfall angesiedelt ist (Abb. 2). Für eines ihrer Ob-
jekte benötigte sie eine größere Anzahl von selte-
nen orangen Federn des Kanarienvogels (Serinus
canaria forma domestica). Mangels vorhandener
Ressourcen beschloss die Künstlerin, Federn als
Teil des Produktionsprozesses zu färben.5
Die Feder wird in der zeitgenössischen Kunst als
Rohmaterial ohne Bedeutungsaufladung gesehen,
das in Form und Farbe beliebig verändert werden
kann. Zwar ist die farbliche Entsprechung der Fe-
der mit der Farbe der jeweiligen Vögel bis zu ei-
nem gewissen Grad notwendig um eine wiederer-
kennbare Form zu gewährleisten, aber erst die
künstlerische Intention entscheidet über die Signi-
fikanz der Federfarbe – diese kann unter anderem
mit Schönheit, Tod, Irritation oder auch Natur in
Zusammenhang stehen. Ein Verblassen der Feder-
farben wird den ästhetischen und monetären
Wert des Objekts mindern, nicht jedoch seinen
künstlerischen und symbolischen Wert infrage
stellen.
Die Vogelfeder im Ethnologischen MuseumDie vermutlich komplexesten Federobjekte sind
im ethnographischen Kontext zu finden. Sie sind
Zeugnis des materiellen und immateriellen Aus-
drucks der jeweiligen Kultur und Gesellschaft. In
Nordamerika wurde 1990 ein Bundesgesetz unter
dem Titel »Native American Graves Protection and
Repatriation Act« (NAGPRA) verabschiedet. Eine
der damit verbundenen Auflagen für staatlich ge-
förderte Institutionen, ist es, deren Sammlungsin-
ventare zugänglich zu machen sowie die Koopera-
tion mit staatlich anerkannten Nachkommen von
Indigenen bzw. Stämmen zu suchen, wodurch ei-
ne neue Dimension der Konsultation und Wert-
schätzung in diese Sammlungen Eingang gefun-
den hat. Die Einbeziehung indigener Standpunkte
erschloss der Interpretation von Museumssamm-
lungen neue Bedeutungsdimensionen. Durch die-
se erneute Verknüpfung der Objekte mit ihren im-
materiellen Werten werden sie zum Gegenstand
einer Re-Evaluierung. Farbe kann dabei eine be-
deutende Rolle spielen. Die Auswahl der Feder
und ihre Verarbeitung für die in zeremonieller Ver-
wendung stehenden Federobjekte ist nämlich von
Stamm zu Stamm unterschiedlich (Abb. 3). Den-
noch gibt es Ähnlichkeiten innerhalb einer Kultur
2 Federobjekte spielen auch in der zeitgenössischen Kunst eine Rolle. Polly Morgan arrangiert immer wieder Tierpräparate, so z. B. mit »To Every Seed, His Own Body« (2006, Courtesy Polly Morgan).
2
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bzw. geographischen Lage. Wie die jeweiligen Vo-
gelmythen die Wahl der Feder zur Verfertigung
von zeremoniellen Objekten beeinflusst haben
könnten, ist noch immer nicht vollständig geklärt.
Evident ist, dass die Selektion auf der kulturellen
Bedeutung des Vogels, seines Wertes, seiner Far-
be und dem zu kreierenden Objekttypus basiert.
Besondere Bedeutung dürften aber auch ästheti-
sche Maßstäbe für die Auswahl der Federn ge-
habt haben, da z. B. Hersteller von Regalia und Fe-
derkörben in Nord-Kalifornien gewisse Farbkombi-
nationen während des Herstellungsprozesses an-
deren vorzogen (Bradley Marshall, Interview vom
20. Juli 2019 und Sherrie Smith-Ferri, Interview
vom 26. April 2010). Zusammenfassend lässt sich
sagen, dass Federn und Federfarben sowohl Trä-
ger symbolischer und spiritueller Informationen
sind als auch ästhetische und dekorative Funktio-
nen erfüllen.
Präsentation von FedernDie Bewertung der Relevanz und Signifikanz von
Federfarben fällt für die jeweilige Sammlung – ob
nun naturhistorische, zeitgenössische oder ethno-
logische – unterschiedlich aus. Ausstellungen
bzw. Zurschau-Stellungen können die ästheti-
schen Qualitäten des Objekts in den Vordergrund
rücken oder aber die wissenschaftlichen, kulturel-
len, historischen Werte betonen. Diese Unter-
scheidung bestimmt über das erforderliche bzw.
gewünschte Beleuchtungsdesign wie z. B. theat-
ralische Beleuchtung, Beleuchtung mit dynami-
schen Bewegungseffekten oder Tageslichtbe-
leuchtung um die Präsentation des Objekts zu be-
fördern. Maßgeblich werden Beleuchtungsent-
scheidungen auch davon beeinflusst, ob das
Objekt eine singuläre Kreation eines Künstlers
bzw. einer Kultur ist, ob es einzigartig ist, weil die
natürlichen Ressourcen versiegt sind oder ob es
als weniger bedeutsam erscheint, weil es sich et-
wa um eine Reproduktion handelt oder weil es als
austauschbar angesehen wird.
Das Risikomanagement innerhalb der Präventi-
ven Konservierung, das die Aufgabe übernommen
hat, die gerade noch akzeptierbare, dem Objekt
zumutbare Beleuchtungsstärke und -dauer zu defi-
nieren, ist dafür verantwortlich, allgemein gültige
Richtlinien aufzustellen. Der Balanceakt besteht
darin, die farbliche Erscheinung des Objekts zu be-
wahren, da jede Veränderung der Farbe mit einer
Bedeutungsveränderung einhergeht, und gleich-
zeitig dem Besucher zu ermöglichen, dieses in ei-
ner angemessenen Art und Weise zu betrachten.
Durch die rasante Entwicklung in der Lichttechno-
logie im letzten Jahrzehnt sowie der Forderung
nach energieeffizienter Beleuchtung, die kosten-
sparend und ökologisch sein soll, stehen große
Änderungen und Herausforderungen in der Muse-
umsbeleuchtung bevor. Eine Risikoeinschätzung,
die bereits im Vorfeld zu etablieren wäre, könnte
diesen Neuerungen mit fundiertem Wissen und
Daten begegnen.
Beleuchtungsrichtlinien für FedernDie Mannigfaltigkeit von Farben und Farbmecha-
nismen ist überwältigend und nur ein geringer Teil
der Farbsysteme aller bekannten Vogelspezies
wurde bislang identifiziert. Die meisten Federfar-
ben stellen eine Kombination aus Bio-Pigmenten
und Strukturfarben dar und der wahrgenommene
Farbton ist abhängig von der spezifischen Kombi-
nation und entsprechenden Gewichtung der ein-
zelnen farbproduzierenden Mechanismen. Die
Komplexität der Federfarben außer Acht lassend,
wurde zu Beginn der 1980er-Jahre die generelle
Empfehlung von 50 Lux bei maximaler ultraviolet-
ter Strahlung von 75 µW/Lumen ausgegeben. Pu-
blikationen von David Saunders (Saunders 1987)6
und dem Canadian Conservation Institute regten
daraufhin an, die generell zulässige UV-Strahlung
auf 10 µW/Lumen herabzusetzen. Die Lux-Emp-
fehlungen basierten auf den Arbeiten von Robert
Feller und Ruth Johnston-Feller, die in den 1970er-
Jahren die Lichtempfindlichkeit pflanzlicher Natur-
3
3 Im ethnologischen Kontext finden sich einzelne Vogelfedern bzw. Skalps, wie z. B. am Hupa Brush Dance Kopfschmuck (Inv.-Nr.-S1194.52) aus Filz, Fell und Federn von Helmspecht, Goldspecht, Stockente, Westlicher Lerchen-stärling, Kolibri?, (California State Indian Museum, Sacramento, USA).
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farbstoffe untersuchten. Thomsons Empfehlun-
gen für sehr lichtempfindliche Materialien (Thom-
son 1978, 1986)7 wurden im Weiteren zum Aus-
gangspunkt für Richtlinien für naturhistorische
Sammlungen in den 1980er- bis 1990er-Jahren.
Die Empfehlungen der genannten Autoren basier-
ten auf einer strikten maximalen Lichtstärke (Lux),
die heutzutage zugunsten einer Reduktion der Ge-
samtbeleuchtung (Kiloluxstunden) verworfen
wird, um durch flexible Lichtstärken besser auf die
unterschiedlichsten Herausforderungen des Aus-
stellungswesens reagieren zu können.8
Es stellt sich die Frage, ob für alle Federn, unab-
hängig von ihrem Farbmechanismus dieselben
Lichtstärken die ursprünglich für die lichtempfind-
lichsten Naturfarbstoffe reserviert waren, gelten
und ob Federarbeiten, die aus den unterschied-
lichsten Federn gefertigt sind, immer in gleicher
Weise auf Licht reagieren.
Die ersten konservierungsspezifischen Studien
von Federfarben wurden von Horie (Horie 1990)9
und Solajic (Solajic et al. 2002)10 durchgeführt. Ho-
ries Langzeitstudie beschäftigte sich mit künstli-
cher Lichtalterung von Federn des Wellensittichs
(Melopsittaus undalutus) hinter Fensterglas, mit
und ohne UV-Strahlung. Die Federfarben wurden
mittels Reflexionsspektrometrie gemessen. Horie
stellte fest, dass sich sowohl Farbveränderungen
als auch Lichtempfindlichkeiten gegenüber UV-
Strahlung je nach Federtypus und Federfarbe un-
terscheiden, wobei jedoch die Beleuchtungszeiten
nicht einheitlich gewählt waren. Diese Untersu-
chungen in Verbindung mit Beobachtungen von
Restauratoren und Kuratoren sowie kürzlich durch-
geführte Studien am Getty Conservation Institute
in Los Angeles erlauben es nun, vorläufige Schlüs-
se über das Lichtverhalten von Federn zu ziehen.
Federn sind nicht generell lichtempfindlich, son-
dern reagieren unterschiedlich auf Licht und UV-
Strahlung, abhängig von der Vogelspezies, dem
Farbsystem und dem Zustand der Feder. Die aus-
schließlich auf Bio-Pigmenten basierenden Farben
werden durch selektive Absorption spezifischer
Wellenlängen des Lichts, das die Materialoberflä-
che erreicht, und Reflexion derjenigen, die nicht
absorbiert werden, erzeugt. Deshalb bestimmt
das lichtempfindlichste Bio-Pigment die Lichtemp-
findlichkeit der Feder in seiner Gesamtheit. Die
meisten Strukturfarben werden generell als lich-
tunempfindlich eingeschätzt: nur die Proteinstruk-
tur des Keratins wird durch UV-Strahlung geschä-
digt.
Methoden der Farbmessung in der Ornitho-logieFarben können mit Spektrometern in Reflexion
und Transmission unter Gewinnung von %-Refle-
xions- und %-Transmissionsspektren gemessen
werden. Die Umwandlung in kolorimetrische Para-
meter erlaubt die Verortung der Farbe im CIELAB-
Farbraum. Farbmessung in Reflexion ist ein relativ
neuer Gegenstand der Verhaltensforschung und
taxonomischer Studien von Vögeln in der Ornitho-
logie. Eine detaillierte Anleitung, Federfarben von
lebenden bzw. verstorbenen Vögeln quantifizieren
und qualifizieren zu können, findet sich in einer Pu-
blikation von Anderson und Prager (Anderson, Pra-
ger 2006)11. Ihre Methode, die sich der klassi-
schen Spektrometrie bedient, ist geeignet, diffus
reflektierte Farben, die auf Bio-Pigmenten basie-
ren, zu messen, bezieht aber nicht die vom Be-
trachter wahrgenommene Reflexion von irisieren-
den Strukturfarben mit ein. Federn mit Strukturfar-
ben weisen nämlich dreidimensionale Charakteris-
tika auf und verändern ihre farbliche Erscheinung
mit dem Betrachtungs- bzw. Beleuchtungswinkel.
In den letzten Jahren etablierten Verhaltensfor-
scher die Verwendung multipler Winkel, um Struk-
turfarben von Federn zu charakterisieren. Zur
Quantifizierung der Federfarben wurde das ma-
thematische Modell der Bidirektionalen Reflek-
tanzverteilungsfunktion (BRDF) von Isabella San-
tos (Santos 2005)12 eingeführt (Abb. 4). Diese
Funktion beschreibt das Reflexionsverhalten einer
Oberfläche bei gegebenen Lichteinfalls- und Be-
trachtungswinkel relativ zur Orientierung. Eine op-
tische Faserlichtquelle und ein Detektor als Be-
standteile eines AFH-15 Angled Fiber Holder
(Avantes) mit Winkeleinstellungen von 15°, 30°,
45°, 60°, 75° und 90° ermöglichen die Erfassung
des gesamten Farbspektrums (Abb. 5). Schablo-
nen können der Messung unter multiplen Orien-
tierungen dienen, wobei die Orientierung mit der
maximalen Reflexion als am Aussagekräftigsten
erachtet wird. Diese Methode mit ihren unter-
schiedlichen Parametern ist aber meist sehr auf-
wändig. Die Anzahl der Messungen pro Mess-
punkt ist mit einem Faktor von zwei bis acht zu
multiplizieren. Diese Art der Farbmessung ermög-
licht es Restauratoren, eine differenzierte Studie
4 Die sog. BRDF veranschaulicht das Reflexionsverhalten einer Feder-oberfläche. Je nach Lichteinfall und Betrachtungswinkel variiert die Farbe.
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bezüglich Federfarbe und Glanz bzw. Farbverände-
rungen durch Licht oder Staubablagerungen
durchzuführen.
Methoden, um Farbveränderungen zu quantifi-zieren und zu qualifizieren – Konservierung Um Schäden, die durch bestimmte Beleuchtungs-
stärken während einer bestimmten Zeitdauer ver-
ursacht werden, einschätzen zu können, werden
Lichtdosimeter (wie der Blaumaßstab bzw. die
ISO Blaue Wolle Standard Karte oder die lichtemp-
findlicheren LightChecks®, die ebenfalls mit den
ISO Standards korrespondieren) eingesetzt. In der
derzeitigen Praxis wird die Lichtempfindlichkeit in
drei Kategorien unterteilt: empfindlich (ISO 1–3),
mittel (ISO 4–6) und stabil (ISO 7 und darüber)
(Feller, 1975)13. Die derzeitig geltenden Richtlinien
für ISO Blaue Wolle Empfindlichkeiten von Federn
werden generell in die Kategorien ISO BW 3–6
(Ashley-Smith 1999)14 bzw. ISO BW 4–615 einge-
ordnet. Es muss hervorgehoben werden, dass die-
se Kategorisierungen aufgrund von fehlenden Daten
und Studien vorwiegend auf Vermutungen beruhen.
Geräte, die in der Vergangenheit für Farbmes-
sungen in der Restaurierung/Konservierung ver-
wendet wurden, sind Kolorimeter und Spektrome-
ter. Kolorimeter sind lichtempfindliche Instrumen-
te und messen, wie das menschliche Auge reflek-
tiertes Licht wahrnimmt. Der Mensch sieht Farben
als Kombinationen von Rot, Blau und Grün. Dieses
Farbsehen nachahmend, verwenden Kolorimeter
drei Filter um das reflektierte Licht zu analysieren.
Die dadurch erzielten Tristimulus Werte (X, Y, Z)
korrespondieren mit den im reflektierten Licht ent-
haltenen Rot-, Blau- und Grün-Anteilen. Die Tristi-
mulus Werte können daraufhin in kolorimetrische
Koordinaten verwandelt werden, die präzise die
Farbe im Farbraum verorten. Der in der Konservie-
rung übliche Farbraum ist der CIELAB, mit den die
Farbe definierenden Parametern L*a*b*.
Während Kolorimeter direkt kolorimetrische
Quantitäten messen, kalkulieren Spektrometer
diese von den spektralen Daten aus (Berns
2000)16. Deshalb sind die Informationen des Spek-
trometers – sowohl L*a*b*-Werte als auch Spekt-
ren – im Vergleich vollständiger und informativer,
um Prozesse der beschleunigten Lichtalterung
nachvollziehen zu können.
Um natürliche Alterungsprozesse zu simulieren
und zu beschleunigen, kann auf Lichtkammern mit
austauschbaren Lichtquellen, die Licht bestimm-
ter Wellenlänge emittieren, zurückgegriffen wer-
den. Die jeweiligen Proben werden zusammen
mit ISO Blaue Wolle Standard Karten für eine be-
stimmte Zeit einer bestimmten Luxstärke ausge-
setzt. Die Gesamtbeleuchtung (Luxstunden), der
die Federn ausgesetzt waren, wird mit dem ge-
messenen Farbunterschied Delta E (∆E) in Bezie-
hung gesetzt und mit dem Farbunterschied der
ISO Blauen Wolle Standard Karten verglichen.
Ein Nachteil dieser Technik ist die Abhängigkeit
vom Referenzmaterial, um die Lichtempfindlich-
keit des Originals festzustellen. Die Verwendung
von Referenzmaterial setzt die Annahme voraus,
dass dieses adäquat die Lichtempfindlichkeit des
originalen Materials wiederspiegelt. Diese Annah-
me kann nur eine theoretische sein, da Material im
gealterten meist nicht wie im ungealterten Zu-
stand reagiert. Ein weiterer Nachteil ist die Not-
wendigkeit, die Probe zwischen zwei Farbmes-
sungen bewegen zu müssen. Dies kann die statis-
tischen Fehler unabhängig von der Oberfläche er-
höhen. Natürliche Farbvariationen und strukturierte
Oberflächen als Charakteristikum der Feder erfor-
dern geradezu die Kontrolle der Messpunkte durch
Schablonen, um die Reproduzierbarkeit zu ge-
währleisten.
Um diese Probleme zu lösen, wurde am Art Con-
servation Research Center an der Carnegie Mellon
Universität in Pittsburgh der Microfading Tester
(MFT) von Paul Whitmore (Whitmore 1999)17 für
die beschleunigte Lichtalterung von klassischen
Materialien entwickelt (Abb. 6). Das Gerät bietet
eine zerstörungsfreie Methode, um die Lichtemp-
findlichkeit von Museumsobjekten zeitökono-
misch festzustellen, ohne auf Referenzmaterial
angewiesen zu sein oder das Objekt bewegen zu
The Museum, a Bird‘s Feather and the Light ControversyCurrent Developments in Color Measurement and Artificial-light Aging of Feather Colors
Feather collections can be found in museums of natural history, ethnology and contempo-
rary art. Risk management uses established illumination guidelines for preventing light
damage. Regarding feather colors, these guidelines are predominantly based on presump-
tions. An interdisciplinary study at the UCLA/Getty conservation Institute (Los Angeles),
therefore, investigated the fading phenomena of certain feathers in ethnographic collections.
New lighting guidelines were to be drawn up based on adapting new methods combined
with ornithological and behavioral science research as well as artificial-light aging (micro-
fading tester).
Keywords: feathers, cultural values, color measurement, BRDF (Bidirectional Reflectance
Distribution Function), artificial-light aging, microfading, testers
Abstract
5 Der AFH-15 Angled Fiber Holder (Avantes) erlaubt die Veränderung des Beleuchtungs- bzw. Detektions-winkels. Diese Methode ist vor al-lem für die Farbmessung von irisie-renden Strukturfarben, z. B. von Pfauenfedern, bedeutsam.
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müssen. Eine an den roten Schäften des Golds-
pechts (Colaptes auratus cafer) durchgeführte
Microfading-Studie bestätigte die Eignung dieser
Methode auch für die Feststellung der Lichtemp-
findlichkeit von Bio-Pigmenten innerhalb einer Ke-
ratin-Matrix (Pearlstein 2010).18
Aktuelle Federforschung Das Gebiet der Farbmessung und wissenschaftli-
chen Untersuchung von Lichtschäden von Federn
ist in der Forschung noch immer unterrepräsen-
tiert. Um dem entgegenzuwirken, beschäftigen
sich derzeit Restauratoren sowie in der Präventi-
ven Konservierung spezialisierte Wissenschaftler
der UCLA und des Getty Conservation Institutes
(Los Angeles) mit dem Lichtalterungsverhalten
spezifischer Federn, um daraus Beleuchtungs-
richtlinien für ethnologische Sammlungen formu-
lieren zu können. Die Auswahl orientiert sich an
Federn, die nachweislich für kalifornische Federar-
beiten indigener Stämme in Verwendung waren.
Das Verständnis der jeweiligen Federfarbenche-
mie, die Anwendung aktueller Methoden der Farb-
messung und künstlichen Lichtalterung in Licht-
kammern sowie die Anwendung des Microfading
Testers sind Bestandteile dieser Studie. Die Doku-
mentation von Federobjekten in kalifornischen
Museen und Treffen mit kulturellen Experten, mit
denen die Bedeutung der Federfarben, Selektions-
prinzipien und traditionellen Verwendungen disku-
tiert werden, sind weitere Bestandteile dieses in-
terdisziplinär ausgerichteten Projekts.19
DankGedankt sei Stephan Steiner für das Lektorat.
Anmerkungen1 Poliquin, R., The matter and meaning of museum taxidermy, museum and
society, 6/2 (2008) 123–134.
2 Baker, S., The Postmodern Animal, London: Reaktion Books Ltd. 2000.
3 Baker, S., Something’s gone wrong again, antennae 7 (2008), 4–9.
4 http://www.thieme.de/specials/netter-art-collection/kuenstler/gruenfeld/inter-
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5 http://www.independent.co.uk/arts entertainment/art/features/death-becomes-
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Technical Bulletin, 11 (1987) 86–91.
7 Thomson, G.: The Museum Environment, London: Butterworths 1978, revised
1986.
8 Beschreibungen der historischen Entwicklung von Beleuchtungsrichtlinien fin-
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Druzik, J., Eshøj, B.: Museum Lighting: It’s past and Future development. Museum
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tional Council for Museums, Committee for Conservation (1990) 431–436.
10 Solajic, M. R., Pretzel, B., Cooper, M., Townsend, J. H., Seddon, T., Ruppel, J.,
Ostapkowitz, J., Parher, T., A collaborative examination of the colourfastness of
Amazonian featherwork: assessing the effects of exposure to light and laser radi-
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13 Feller, R., Studies on photochemical deterioration, ICOM Committee for
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Paris: International Council of Museums (1975) 75194-1-8
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15 Stephan Michalski, Light, Ultraviolet and Infrared, 2009, http://www.cci-icc.
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16 Berns, R.S., ed., Billmeyer and Saltzman’s principles of color technology. John
Wiley & Sons, Inc.: New York 3rd ed. 2000,
17 Whitmore, P.M., Pan, X., Bailie, C, Predicting the fading of objects: Identification
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JAIC 38 (1999) 395–409.
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Flicker (Colaptes auratus cafer).
Feathers: Technical and Cultural Considerations, Studies in Conservation 55/10
(2010) 1–14.
19 Pearlstein, E.J., Riedler, R., Gleeson, M., Druzik, J., Pesme, Ch.: A collaborative
study of Native California featherwork, ICOM Committee for Conservation, 16th
Triennial Meeting Lissabon, Portugal 29–23 September 2011: Preprints (Publikati-
on in Vorbereitung).
6 Microfading Tester (MFT), von links nach rechts: Xenon-Lampe, Mikroskop mit der zu untersuchen-den Probe, Spektrometer, Strom-zufuhr (unten), digitaler Regler der Bestrahlungsstärke (Mitte) und ein Laptop mit Analysesoftware (oben).
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Foto
: Jim
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