tempusgebrauch im hiobprolog

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Hamburg, 05.07.2015 John Alexander Gordis Tempusgebrauch im Prolog des Hiobbuches I . Einige Vorbemerkungen zu den Zeitstufen des biblisch- hebräischen Tempussystems Mit dieser Untersuchung versuche ich, darüber Klarheit zu schaffen, ob es möglich ist, anhand der einzelnen AK- und PK-Form bzw. der einzelnen וAK- und Narrativ-Form zu bestimmen, ob diese Form Tempuscharakter oder Aspektcharakter im syntaktischen Gefüge des Satzes hat. Vor allem interessiert mich die Frage, ob die einzelne finite Verbform lediglich auf Grund ihrer speziellen Form eindeutig erkennen lässt, ob es sich bei ihr um eine vorzugsweise temporale oder aspektuale Bedeutung handelt. Bis heute ist nicht ganz klar, was durch die Konjugationen AK (Afformativkonjugation) und PK (Präformativkonjugation) ausgedrückt werden soll. 1 Im Gegensatz zu anderen Sprachen kommt das Hebräische grundsätzlich mit zwei Zeitstufen aus, wie gesagt AK und PK. Man bezeichnete diese früher als Vergangenheit und Zukunft. Doch da mit der AK manchmal auch zukünftige und mit der PK vergangene Dinge ausgedrückt werden, 1 Vgl. M. Krause, Hebräisch, 100. 1

Transcript of tempusgebrauch im hiobprolog

Hamburg, 05.07.2015

John Alexander Gordis

Tempusgebrauch im Prolog des

Hiobbuches

I .

Einige Vorbemerkungen zu den Zeitstufen des biblisch-

hebräischen Tempussystems

Mit dieser Untersuchung versuche ich, darüber Klarheit zu schaffen,

ob es möglich ist, anhand der einzelnen AK- und PK-Form bzw. der

einzelnen ו AK- und Narrativ-Form zu bestimmen, ob diese Form

Tempuscharakter oder Aspektcharakter im syntaktischen Gefüge des

Satzes hat. Vor allem interessiert mich die Frage, ob die einzelne

finite Verbform lediglich auf Grund ihrer speziellen Form eindeutig

erkennen lässt, ob es sich bei ihr um eine vorzugsweise temporale

oder aspektuale Bedeutung handelt.

Bis heute ist nicht ganz klar, was durch die Konjugationen AK

(Afformativkonjugation) und PK (Präformativkonjugation) ausgedrückt

werden soll.1

Im Gegensatz zu anderen Sprachen kommt das Hebräische grundsätzlich

mit zwei Zeitstufen aus, wie gesagt AK und PK. Man bezeichnete diese

früher als Vergangenheit und Zukunft. Doch da mit der AK manchmal

auch zukünftige und mit der PK vergangene Dinge ausgedrückt werden,

1 Vgl. M. Krause, Hebräisch, 100.

1

sind diese Bezeichnungen ungenügend. Man ging dann dazu über, die

beiden Konjugationen als Perfekt und Imperfekt zu bezeichnen.2

Hierdurch sollen in erster Linie nicht die Zeitstufen, sondern die

Aspekte unabgeschlossen (PK) und abgeschlossen (AK) bezeichnet

werden.3 Unabgeschlossen (PK) ist z.B. Jes,3,16 וווווווו וווווו

(„und sie klirren mit ihren Füßen“, gemeint sind Fußspangen) oder

Ps23,4 וווו ווווווו ווו וווווו („dein Stecken und Stab, sie trösten

mich“). Abgeschlossen (AK) ist z.B. Hi1,21 ווו וווו וווו ווו („nackt

bin ich gekommen aus dem Leib meiner Mutter“) oder 1Kön19,1 וו וו

Dass sich die .(“alles, was Elia getan hatte„) ווו ווו ווווו

Bezeichnungen AK und PK weitgehend durchgesetzt haben, finde ich

gut, da hiermit kein Präjudiz für Tempus oder Aspekt ausgedrückt

wird.

Besondere Beachtung fand schon früh die Veränderung, die die AK- und

PK-Formen durch Voranstellung der Kopula Waw erfahren können.

Darüber haben sich schon im MA jüdische Grammatiker Gedanken

gemacht. Sie waren der Meinung, dieses vorangestellte Waw

verwandelt das Perfekt in eine Zukunftsform und das Imperfekt in

eine Vergangenheitsform. Diese Verwandlungstheorie wurde jedoch seit

dem 17. Jh. kritisiert.4

Die Verwandlungstheorie der mittelalterlichen Grammatiker (s. oben,

S. 1) erscheint jedenfalls nicht präzise genug. Es ist zwar eine

richtige Beobachtung, dass das Imperfekt mit Waw consecutivum

meistens als Erzähltempus verwendet wird und hierbei einen Progress

der Handlung anzeigt. Hinsichtlich der Form des Imperf. consec. kann

man wohl davon ausgehen, dass ihr nicht die Langform der PK zugrunde

liegt, sondern die Kurzform; dies lässt sich aus entsprechenden

Formen von schwachen Verben erkennen, während es aus den Formen der

2 Vgl. S. R. Driver, Use of the Tenses, 1.3 Vgl. M. Krause, Hebräisch, 121.4 Vgl. H. Bobzin, Tempora, 3f.

2

starken Verben nicht ersichtlich ist, da es ja hier keine formale

Unterscheidbarkeit von Lang- und Kurzform gibt.5

Ob die Einführung selbstständiger Erzählungen oder eines neuen

Abschnitts der Erzählung durch Imperfekt consecutivum (Narrativ)

eine (wenn auch nur lose) Anknüpfung an das vorher Erzählte

bezweckt6, ist umstritten. Hierzu meint H. Bobzin, dass dieses

Phänomen nicht durch Literarkritik wegdiskutiert werden könne, wie

dies D. Michel annimmt7, dass vielmehr die meisten kleinen

Erzählabschnitte (manchmal auch ganze Bücher, z. B. Josua, Richter)

mit Imperfekt consecutivum beginnen.8 Insgesamt stehen Narrative am

Anfang von 12 Büchern der Hebräischen Bibel, wobei

interessanterweise 9 mit וווו beginnen. Ich meine, dass man hier

differenzieren muss. Es kann einerseits eine lose Anknüpfung an das

vorhergehende Buch vorliegen (Jos: „und es geschah nach dem nach dem

Tod Moses…“; entsprechend Ri und 2Sam). Die oft zum Tempusmarker

erstarrte Form וווו kann auch einfach eine Zeitangabe einleiten

(Rut, Esth). Andererseits kann ein Buch mit einer ganz anderen

Narrativ-Form einsetzen - z.B. Lev ווווו („und er rief“), Nu ווווו

(„und er sprach“) – die keinen direkten Anschluss an das

vorhergehende Buch beinhaltet.

Hinsichtlich der sprachgeschichtlichen Entwicklung des Narrativ

meint R. Bartelmus, dass hier ein präfigiertes ו wohl mit dem

Deiktikon *han- (bestimmter Artikel) kombiniert worden ist.

Hierdurch wird „anaphorisch auf das im Text normalerweise

vorausgehende (manchmal auch nur “virtuell“ vorausgesetzte) qatal

verwiesen.“9 Ähnlich wie bei Gesenius/Kautzsch das Imperfekt

consecutivum (in den meisten Fällen) als ein Folgetempus

5 Vgl. R. Bartelmus, Einführung, 99.6 Vgl. a. a. O., 3187 Vgl. D. Michel, Tempora, 47.8 Vgl. H. Bobzin, Tempora, 8.9 Vgl. R. Bartelmus, Einführung in das Biblische Hebräisch, 99.

3

charakterisiert worden ist, bezeichnet es auch R. Bartelmus als

eine „abhängige“ Verbform - im Verlauf der Sprachgeschichte sei

daraus jedoch ein echtes Präteritum – der Narrativ – geworden (wie

man dies z.B. bei Erzählanfängen mit dem erstarrten “Tempusmarker“

sehen kann).10 וווו

Es erscheint ziemlich problematisch, wie sich das Imperfekt

consecutivum (Narrativ) zur Zeitsphäre verhält. Hierzu schreibt E.

Kautzsch: a) „dass das Imperf. consec. alle die Nuancen von Tempus-

und Modusverhältnissen darstellen kann, die sich nach § 107a aus

dem Begriff des Imperfekts ergeben; b) dass die nähere Bestimmung

der Zeitsphäre, der ein Imperf. consec. angehört, jedesmal erst aus

dem Charakter des vorhergehenden Tempus (oder Tempusäquivalents) zu

erschließen ist, zu dem es in eine mehr oder weniger enge Beziehung

der zeitlichen oder logischen Folge gesetzt ist.“11 Im Gegensatz zu

H. Bobzin sehe ich das Nebeneinander dieser beiden Aussagen nicht

als problematisch an.12 Im Gegenteil, ich bin der Meinung, dass

anhand von vielen Beispielen belegt werden kann, dass die Nuancen

des „einfachen“ Imperfekt (Vergangenheit, iterative Handlungen in

der Vergangenheit, Gegenwart, Erfahrungstatsachen, Zukunft,

modalistischer Gebrauch) auch vom Imperf. consec. dargestellt werden

können, entsprechend der These von E. Kautzsch (s. oben S.3).

Hierfür einige Beispiele: Mit präsent. Bedeutung: Ps16,9: darum

freut sich ( ווו) mein Herz und frohlockt ( וווו ) meine Seele;“13

Mit futurischer Bedeutung: Jes5,15f. : „…und die Augen der Stolzen

werden erniedrigt (וווווו), und der HERR Zebaoth wird im Gericht

erhaben sein (ווווו).“ In diesen Fällen gibt es keinen

erzählerischen Progress der Handlung, erst recht nicht, wenn im

vorangehenden Satz eine Bedingung formuliert wird, und im Nachsatz

10 Vgl. a. a. O. , 99.11Vgl. W. Gesenius, E. Kautzsch, Hebräische Gramatik, 319. 12 Vg. H. Bobzin, Tempora, 6.13 S. W. Gesenius, E. Kautzsch, Hebräische Grammatik, 320.

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mit Imperfekt consecutivum die hypothetische Folge daraus formuliert

wird (z. B. Hi9,16).14 Für erzählte Vergangenheit ist das Imperf.

consec. (Narrativ) ohnehin das „klassische“ Erzähltempus.

Ebenso bin ich der Meinung, dass die Bestimmung der Zeitsphäre eines

Imperf. consec. "aus dem Charakter des vorangehenden Temp us (oder

Tempusäquivalents) zu erschließen ist“ (s. oben S. 3): Auch hierfür

einige Beispiele. a) Narrativ nach Narrativ (sehr häufig): Hi1,6

b) Narrativ nach AK .(“und es geschah…und es kamen„) וווו nach ווווו

: Hi1,14 : ווווו nach וו („und er kam …und sprach“). c) Narrativ

nach „einfachem“ Imperfekt: Hi14,10: ווווו nach וווו („er stirbt und

liegt da“). d) Narrativ nach ו AK: Ez33,4: ווווו nach וווו („und es

hört einer…und es – das Schwert – kommt“).

Eine besonders problematische Verbform ist das Perfekt consecutivum

Interessanterweise wird im Hebräischen ein Perfekt sehr oft .(AK ו)

mit einem Imperfekt consecutivum fortgesetzt, ein voran gehendes

Imperfekt mit einem Perfekt consecutivum. „Dieser Wechsel des Perf.

mit dem Imperf. oder Äquivalenten desselben, und umgekehrt des

Imperf. mit dem Perf. ist eine hervorragende Eigentüm-lichkeit der

hebr. consecutio temporum.“15 Meistens ist die Zeitstufe des Perfekt

consecutivum in seiner Funktion als Folgetempus das Präsens/Futur,

d.h. es schließt sich dem Kontext entsprechend temporal und auch

modal der vorausgehenden Verbform an, bzw. dem übergeordneten Satz,

so wie dieser es erwarten lässt.16 Hierbei kann das Perfekt

consecutivum sich an ein Imperfekt consecutivum anschließen, an ein

„einfaches“ Imperfekt, an ein „einfaches“ Perfekt, an einen

Infinitiv oder an ein Tempusäquivalent, auch an einen Jussiv oder

Imperativ.17 Besonders häufig dient das Perfekt consecutivum zur

Ankündigung künftiger Ereignisse, in loser Anknüpfung an eine

14 Vgl. a. a. O., 321.15 S. W. Gesenius, E. Kautzsch, Hebräische Grammatik, 322. 16 Vgl. M.Krause, Hebräisch, 122.17 Vgl. W. Gesenius, E. Kautzsch, Hebräische Grammatik, 323ff.

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anderweitige Ankündigung, wobei die Formel וווו „und es wird

geschehen“ verwendet wird.18 Sehr viel seltener tritt das Perfekt

consecutivum in der Zeitstufe der Vergangenheit auf19, besonders als

Nachsatz zu Temporalsätzen, zu Äquivalenten von Temporalsätzen und

zu Partizipialsätzen.20

R. Bartelmus hat hervorgehoben, dass sich die ו AK im Verlauf der

Sprachgeschichte verselbständigt hat; sie habe sich zu einer

eigenständigen Verbalform entwickelt (unter Einbeziehung des

Merkmals “Progress.“) Dies könne man am Tempusmarker וווו und

etlichen Bibelstellen (z. B. Dtn12,9f; Jos4,7; Ri9,9; Jes6,7;

Ez18,13) erkennen, in denen ו AK eindeutig einen Tempuswechsel in

die Zukunft markiert.21 Anzumerken bleibt noch, dass die ו AK in

späten Bibeltextstellen, besonders im Buch Qohelet, anstelle des

Imperf. consec. als Narrativ fungieren kann, wahrscheinlich unter

dem Einfluss des Aramäischen.22

Dass das Problem der Verbformen und der ihnen zugeordneten

Zeitstufen noch nicht gelöst ist, darauf hat auch H. Bobzin

hingewiesen. In der Tat haben ja Imperfekt consecutivum (Narrativ)

und das Perfekt als Erzählform (Perfekt historicum) oft die gleiche

Bedeutung. Auch weil es im Imperfekt consecutivum keine Verneinung

gibt, muss in einem solchen Fall das Perfekt einspringen, offenbar

mit gleicher Zeitstufenbedeutung.23

F. Matheus betrachtet die hebräischen Verbformen vor allem

hinsichtlich ihrer Beziehungen zur Tempusfunktion und zur

Aspektfunktion. Er verwendet bei seinen Ausführungen speziell die

Termini die Topzeit (= Topikzeit, d.h. die betrachtete Zeit), die

18 Vgl. a. a. O., 326.19 Vgl. M Krause, Hebräisch, 123.20 Vgl. W. Gesenius, E. Kautzsch, Hebräische Grammatik, 329f.21 Vgl. R. Bartelmus, Einführung in das Biblische Hebräisch, 105.22 Vgl. a. a. O., 106.23 Vgl. H. Bobzin, Tempora, 7ff.

6

Sitzeit (= Situationszeit, d.h. die Zeit, in der ein Ereignis mit

seinen einzelnen Bestandteilen tatsächlich stattfindet) und die

Proposition (der eigentliche Satzinhalt). So hat er seine

Untersuchungen folgendermaßen zusammengefasst: „Wenn die hebräischen

Konjugationen einen Prozess, ein Ereignis, einen Zustand innerhalb

einer Topzeit denotieren, haben sie Tempuscharakter, referieren sie

ihre Proposition außerhalb und setzen sie zu dieser Topzeit in eine

Beziehung, so nehmen sie eine Aspekt-Funktion ein.“24 Das Verhältnis

der Propositionen in einer betrachteten Zeit würden die finiten

Verbformen nicht regeln, „eine solche Verhältnisbestimmung geschieht

im Hebräischen periphrastisch, d.h. durch zeitweisende Adverbien,

Infinitive mit Präpositionen und andere Partikeln, z.B. ki.“25

Hinsichtlich der Kritik an der „Verwandlungstheorie“ (s. oben, S. 2)

meint H. Bobzin, es wäre möglich, dass es sich bei „einfachem“

Imperfekt und Imperfekt consecutivum ursprünglich gar nicht um

dieselben Verbformen gehandelt hat.26 So hatte es besonders H. Bauer

bei der Untersuchung des Protosemitischen und dem Vergleich mit

anderen semitischen Sprachen versucht nachzuweisen. Es habe während

der Entstehungszeit der Sprache ursprünglich voneinander recht

unterschiedliche Verbformen gegeben, gerade auch hinsichtlich des

Imperfekt und Imperfekt consecutivum .27

Hinsichtlich der Herkunft der biblisch-hebräischen Verbformen hat F.

Matheus besonders hervorgehoben, dass die in der Hebräischen Bibel

vorkommenden PK-Formen mindestens zwei historische Vorläufer haben,

nämlich die Langformen und die Kurzformen. Wahrscheinlich haben

diesen Formen je verschiedene Funktionen entsprochen. Ausgehend von

Amarna-Briefen, die im Kanaanäischen des 14. Jh. v. Chr. geschrieben

sind, wird eine Langform yaqtulu, der die Zeitstufen

24 Vgl. F. Matheus, Ein jegliches hat seine Zeit, 425. 25 Vgl. a. a. O., 426.26 Vgl. H. Bobzin, Tempora, 11f.27 Vgl. H. Bauer, Die Tempora im Semitischen, 2-19.

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Gegenwart/Zukunft sowie eine iterative Vergangenheit entsprechen,

sowie eine Kurzform yaqtul, die für jussivische

Ausdrucksmöglichkeiten und auch für das Präteritum zuständig ist

(speziell, wenn es mit Waw consecutivum kombiniert ist28 )

postuliert.29 „Auch die nicht mit Waw angeschlossene PK-Form kann so

in Zusammenhängen begegnen, die Vergangenheit ausdrücken.“30 F.

Matheus hat versucht, nachzuweisen, dass die PK-Langform im

Biblisch-Hebräischen in erster Linie eine Tempusfunktion hat,

weniger eine Aspektfunktion, abgesehen von Nebenstrukturen (etwa

nach ווו ), dort kommt ihr der Aspekt der Prospektivität zu.31

Auf jeden Fall zeigt sich, dass die Begriffe `Tempus`, `Aspekt` und

`Aktionsart` im Hebräischen nach wie vor umstritten sind,

möglicherweise sind „die hebräischen `Tempora` keine Tempora im

eigentlichen Sinn.“32 Außerdem ist H. Bobzin der Meinung, dass sich

das hebräische Tempussystem besser erschließt, wenn man neben der

Bedeutung der `Tempora` noch ein weiteres, ein syntaktisches Merkmal

berücksichtigt, nämlich die Stellung der jeweiligen Verbalform im

Satz. So stehen die „Tempora consecutiva“ ja immer am Beginn eines

Satzes oder Satzteils.33

Auf die Diskussion des Jussiv, Imperativ, sowie der Infinitive und

Partizipien habe ich im Rahmen dieser Arbeit verzichtet.

II .

Hiob, Kapitel 1

28 Vgl. B. Waltke und M. O`Connor, An Introduction, 497f.29 Vgl. F. Matheus, Ein jegliches hat seine Zeit, 229.30 Vgl. a. a. O., 229.31 Vgl. a. a. O., 228-230.32 Vgl. H. Bobzin, Tempora, 32. 33 Vgl. a. a. O., 12.

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V1

Die erste Verbform in Hi1,1 ist ווו , vorangestellt ist ווו. Die

Person, die im Buch die Hauptrolle spielen wird und deren Name im

Folgenden genannt wird, ist also durch diese Satzstellung

hervorgehoben, allerdings ohne Patronym oder Gentiziliumsangabe,

lediglich וווו ווו gibt eine vage Bezeichnung der Herkunft Hiobs.

kommt als Lokalität noch in Jer25,20 und Thr4,21 vor (hier im ווו

Zusammenhang mit Edom). Der Name וווו (Hiob) taucht in der

Hebräischen Bibel sonst nur in Ez14,14.20 auf, zusammen mit Noah und

Daniel – wohl exemplarische Fromme der Vorzeit. Das alles spricht

dafür, dass es sich in Hi1,1 um einen Mann handelt, der anscheinend

in einer nicht näher bezeichneten Vorzeit an einem unbestimmten Ort

(ev. in der Gegend von Edom) gelebt hat, dass hier also von einer

Sagengestalt aus ferner Vergangenheit erzählt wird.34 Daher handelt

es sich hier bei ווו um eine AK-Form als tempus historicum.35 Statt

„es war ein Mann“ könnte man auf Grund der eher sagenhaft

beginnenden Einführung auch übersetzen: „es war einmal ein Mann.“

Dieses erzählende Perfekt findet sich besonders am Anfang ganzer

Erzählungen oder neuer Erzählabschnitte.36 Weitere Beispiele: Gen4,1:

und die„) ווווו ווו :Gen3,1 .(“und der Mensch erkannte„) ווווו ווו

Schlange war“). Ex5,1: וווו ווו („und danach kamen“). Dt10,1: ווו

und dort„) ווו וווו ווו :2Sam20,1 .(“in jener Zeit sprach„) וווו ווו

war zufällig ein Mann“).

Bei der nächsten finiten Verbform in V1 וווו handelt es sich wohl um

eine ו AK-Form, nämlich als Folgetempus zu ווו in der Zeitstufe der

Vergangenheit.37 Man kann es aber auch als AK mit ו

copulativum interpretieren, mit derselben Bedeutung „und er war.“38

34 Vgl. R. Heckl, Hiob, 221.35 Vgl. W. Gesenius, E. Kautzsch, Hebräische Grammatik, 299.36 Vgl. a. a. O., 299.37 Vgl. a. a. O., 323. 38 Vgl. R. Heckl, Hiob, 228.

9

In koordinierten Sätzen stände dies aber meist nur dann, wenn das

Verb durch ein oder mehrere Worte von dem ו copulativum getrennt

wäre (z.B. in Gen4,4). Ansonsten würde sich ein Imperf. consec.

anschließen. Eine direkte Anknüpfung der AK als tempus historicum

mit ו copulativum ließe eher an die aramäische Syntax denken.39

Die letzte Verbform in V1, die wie das וווו der Charakterisierung

Hiobs dient, ist ווו („und er hielt sich fern“ vom Bösen). Auch hier

schließt sich die AK-Form als Folgetempus (in der Vergangenheit) dem

vorhergehenden וווו an, es ist die gleiche Konstruktion und somit

als ו AK zu bezeichnen. Selbstverständlich kann es sich bei ווו auch

um ein Partizip handeln.

V 2

In V2 schließt sich nun an die erzählenden Perfecta historica des V1

der Narrativ וווווו („und es wurden geboren“) in der typischen

Stellung am Satzanfang an, ein sehr häufig zu beobachtender Wechsel

von der erzählenden AK zum erzählenden Imperf. consec.40

Die betrachtete Zeit (Topikzeit) der eigentlichen Handlung in der

Erzählung des Prologs setzt erst mit H1,6 ein (entsprechend steht

nach V5 eine Petucha). Zwar liegt die Topikzeit für den Verfasser

auch in der Vergangenheit, aber die Propositionen von V1-5 liegen im

Verhältnis zur Topikzeit vorzeitig, doch sie sind nicht

abgeschlossen, sie wirken in die Topikzeit hinein: Hiob ist nach wie

vor ein rechtschaffener, frommer Mann, seine Kinder sind noch alle

am Leben, sein Viehbestand existiert auch noch; und bisher finden

die reihum abgehaltenen Gastmähler der Kinder auch weiterhin statt.

V 3

39 Vgl. W. Gesenius, E. Kautzsch, Hebräische Grammatik, 299.40 Vgl. W. Gesenius, E. Kautzsch, Hebräische Grammatik, 321f.

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Auch in diesem Vers werden zur Fortsetzung des Prologs zwei

Narrative verwendet: zwei Mal וווו („und es war“). Es liegt

allerdings kein Progress der Erzählung vor, vielmehr wird eine

Bestandsaufnahme von Hiobs Besitz (Vieh und Dienerschaft) vermerkt,

sowie Hiobs bedeutender Status konstatiert, der sich „aus allen

Söhnen des Ostens“ hervorhebt.

V 4

An die beiden Narrative von V3 schließen sich nun in V4 vier ו AK-

Verbformen an; es handelt sich um wiederholte Handlungen in der

Vergangenheit, die aber bis in die „Gegenwart“ (die Topikzeit)

andauern: ווווו , וווו , ווווו , ווווו („sie pflegten hinzugehen,

zu machen, zu schicken, einzuladen“), was eindeutig durch den

adverbialen Topos „im Haus eines jeden seines Tages“ (d.h. der Reihe

nach) ausgedrückt wird. Insofern handelt es sich hier um ו AK-Formen

im Sinne eines tempus frequentativum.41 Zuletzt stehen zwei

Infinitive: ווווו, וווו („um zu essen, um zu trinken“).42

V5

Auch in V5 geht es um iterative/frequentative Vorgänge und

Handlungen. Der Satzaufbau wird konstruiert mit Perfekt- und

Imperfektformen, sowie mit Perf. consec.- und Imperf. consec.-

Formen. Der Satz beginnt mit einer Narrativ-Form, dem Tempus- Marker

“.und es geschah, als/wenn„) וו gefolgt von der Partikel , וווו

Hiermit wird schon auf die iterativen Vorgänge hingewiesen: „immer

41 Vgl. a. a. O., 323.42 Vgl. S. R. Driver, Use oft the Tenses, 129. Auch Driver betont den frequentativen Charakter dieser ו AK-Formen, wobei er sich auch auf Hi1,4 bezogen hat: „…that in such cases the waw is consecutive, and not merely conjunctive, is often shewn by the proximity of an imperfect, the frequentative sense of which is unmistakable.” An einer anderen Stelle seines Buches geht Driver der Frage nach, ob es nicht ungewöhnlich ist, dass mehrere Perf. consecut. hintereinander mit frequentativer Bedeutung verwendet werden, ohne dass ein Imperf. mit gleicher Bedeutung vorangeht. Er kommt aber zu dem Schluss, dass dies möglich sei, s. Driver,142ff.

11

wenn“). Die nächste Verbform, die AK-Form ווווו , kann entweder als

Perf. histor. aufgefasst werden ( “wenn die Tage des Gastmahls um

waren”); man kann die Verbform aber auch als eine AK-Form

betrachten, die eine Handlung in der Vergangenheit beschreibt, die

abgeschlossen vorliegt, wenn die nächste Handlung einsetzt, es läge

also eine Aspektfunktion vor. Diese wäre im Deutschen am besten mit

dem Plusquamperfekt zu übersetzen (diese Bedeutung der AK ist

besonders häufig in Relativ-, Kausal- und Temporalsätzen43): „und es

geschah, wenn sie die Tage des Gastmahls hatten umgehen lassen,…“;

oder freier übersetzt: „und es geschah, wenn die Tage des Gastmahls

reihum gegangen waren,…“ Erst müssen ja die entsprechenden Tage

vorüber sein, dann erst kann Hiob aktiv werden, was mit zwei

Narrativen ausgedrückt wird: ווווו („und er sandte hin“) und וווווו

(„und er heiligte sie“). Auch hier ist Iterativität im Spiel, denn

Hiob tut es ja jedes Mal nach einer Reihe von Gastmahlen. In

unmittelbarer Anlehnung an die beiden Narrative kommen nun ו ΑΚ-

Formen zum Einsatz: ווווווו („und er stand früh auf“) und ווווו

(„und er opferte“), in der Funktion des tempus frequentativum, da es

sich ja auch hier um wiederholte Tätigkeiten handelt.44 Der nun

folgende Teilsatz wird eingeleitet mit וו ווו („denn er sagte/denn

er dachte“), eine AK.-Form nach der Partikel וו, offenbar auch mit

iterativem Sinn, daher eher als tempus frequentativum denn als Perf.

histor. zu betrachten. Es schließen sich jetzt nach dem וווו eine

AK-Form וווו („sie haben vielleicht gesündigt“) und eine ו AK-Form

(als Folgetempus, „und haben vielleicht geflucht“) an. Ein Perf.

histor. kommt hier wohl nicht infrage, da es sich ja nicht einfach

um eine Fortsetzung des Erzählflussses handelt, sondern um eine

Betrachtung Hiobs über das Verhalten seiner Kinder. Freilich ist

auch hier ein frequentativer Sinn gegeben. Da hier die Situation

jeweils nach einem Opfer Hiobs beschrieben ist, und er dann wohl

43 Vgl. W. Gesenius, E. Kautzsch, Hebräische Grammatik, 299.44 Vgl. a. a. O., 323.

12

jeweils zu sich spricht (bzw. denkt), könnte man auch präsentisch

übersetzen: „Denn Hiob dachte: Vielleicht sündigen meine Kinder und

fluchen Gott in ihren Herzen.“ Diese Situation kommt ja, von Hiob

aus gesehen, in der Vergangenheit immer wieder vor, reicht aber bis

in die „Gegenwart“ hinein, denn sie tun es ja „jetzt“ noch.

Allerdings handelt es sich nicht um fest stehende Fakten, sondern um

Gedanken Hiobs, um Spekulationen über das Verhalten seiner Kinder

bzw. deren Gedanken. Insofern kann man sogar konjunktivisch

übersetzen: „Vielleicht könnten meine Kinder gesündigt haben (bzw.

sündigen).“45 Andere Beispiele für konjunktivischen Gebrauch der AK:

Gen31,42: וווו וווו ווו . . .ווו וו וו ווו וווו וווווו („wenn nicht

der Gott meines Vaters …für mich gewesen wäre, gewiss, du hättest

mich jetzt mit leeren Händen entlassen“). Hi3,11. 13: ווו וו וווו

Warum starb ich nicht von Mutterleib„) וווו...וו ווו ווווו וווווו

an…dann läge ich jetzt da und ruhte“). Dieser Sachverhalt

hinsichtlich der Spekulation Hiobs über das Verhalten seiner Kinder,

einerseits in der „Vergangenheit“, andererseits in der „Gegenwart“,

und zwar zu wiederholten Malen,lässt sich möglicherweise durch AK-

Formen besser ausdrücken als durch PK-Formen. Nach diesem Wechsel

von frequentativen Perfecta consec. und frequentativen Imperfecta

consec.46 tritt als letzte Verbform in V5 וווו auf, eine PK-Langform,

typisch für frequentative Handlungen („so machte es Hiob alle

Tage“), ein sogenannter modus rei repetitae.47 Durch das „alle Tage“

wird die Iterativität der Handlung noch unterstrichen.

V6

Der Vers wird eigeleitet durch den Narrativ וווו , ein erstarrter

Tempus-Marker48, der hier nicht einfach einen Progress der

Propositionen der Vv1-5 anzeigt, sondern durch den temporal-

45 Vgl. a. a. O., 302f.46Vgl. a. a. O., 327f. 47 Vgl. W. Gesenius, E. Kautzsch, Hebräische Grammatik, 304.48 Vgl. R. Bartelmus, Einführung in das Biblische Hebräisch, 99.

13

adverbialen Topos וווו wird angezeigt, dass die vom Verfasser

eigentlich betrachtete Zeitspanne erst jetzt einsetzt, zu der sich

das bisher Berichtete aspektual als vorzeitlich verhält (wenn auch

in die „Gegenwart“, die Topikzeit, hineinwirkend). Nach dieser

Einleitung („Und es geschah eines Tages“) wird die Erzählung mit

zwei Narrativen fortgesetzt: ווווו („und es kamen/da kamen“) und

.in typischer Weise einen Progress anzeigend ,(“und es kam„) ווווו

Nach dem Narrativ „und da kamen“ schließt sich der Infinitiv

constr. וווווו („ um hinzutreten”) an.

V7

Wie üblich am Anfang des Satzes steht nun der Narrativ ווווו , eine

Einleitung zu der Frage an den Satan (den Ankläger): וווו ווו

(„woher kommst du?“), formuliert in der PK Qal, hier in

präsentischer Bedeutung, obwohl das „Kommen“ des Satans streng

genommen ja schon abgeschlossen ist; hier wird es offenbar als noch

im letzten Stadium befindlich angesehen. Es könnte hier auch die AK

stehen: „woher bist du gekommen?“, dann wäre das „Kommen“ als

abgeschlossen betrachtet (wenngleich in die Gegenwart

hereinreichend), wie z.B. in Gen16,8 die Frage des Gottesboten an

Hagar: וו ווו ווו („woher bist du gekommen?“).49 Nach der Frage

Adonais antwortet der Satan, ausgedrückt im Narrativ וווו („da

antwortete“) - typischerweise wird für den Narrativ die PK-Kurzform

verwendet – und ווווו („und er sagte“); wie für Narrative meist

üblich, wird hiermit der Progress der Handlung angezeigt. Die

Proposition der Antwort des Satans ist mit Infinitiven ausgedrückt,

die mit וו präfigiert sind: ווו וווו ווווווווו ו („vom

Durchstreifen der Erde und vom Umherwandern auf ihr“). Für den Satan

sind dies offenbar übliche, immer wiederkehrende Handlungsweisen.

V8

49 Vgl. W. Gesenius, E. Kautzsch, Hebräische Grammatik, 306.

14

Der Erzählfluss wird mit dem Narrativ am Satzanfang ווווו

fortgeführt, der Inhalt der Gottesrede ist wiederum eine Frage an

den Satan, dieses Mal in der AK: וווו ווו („Hast du deinen Sinn

gerichtet/ Hast du Acht gehabt?“). Durch die Konstruktion der Frage

in der AK wird offensichtlich ausgedrückt, dass Vorzeitigkeit

gemeint ist, nämlich ob der Satan bei seinem Umherstreifen auf der

Erde auf Hiob Acht gehabt hat (abgeschlossene Handlung im Verhältnis

zur Topikzeit). Für den Aspekt der Abgeschlossenheit ist aber auch

der Sinnzusammenhang der Handlung von Bedeutung, der Rezipient weiß

ja, dass der Satan auf der Erde umhergewandert ist, bevor er zur

himmlischen Ratsversammlung gekommen ist. Die folgende

Charakterisierung Hiobs durch Adonai beginnt mit der Konstruktion וו

,danach folgt ein Nominalsatz mit den gleichen Topoi wie in V5 ,ווו

ebenfalls beendet mit ווו. Hierbei kann es sich nicht um eine finite

Verbform handeln, sondern nur um das Partizip Qal („und das Böse

meidend“), da ווו ausschließlich in Nominalsätzen verwendet wird.

V9

Die Handlung setzt sich fort mit dem Narrativ וווו (“und er

antwortete”), worauf, wie in V7, ein wenig später der Narrativ ווווו

folgt, die typischen Formen des Progresses der Handlung. Die

Proposition der Antwort des Satans erfolgt in einem Nominalsatz,

hier in Form einer rhetorischen Frage.

V10

Die Rede des Satans wird fortgesetzt. Er beginnt gleich mit einer

Frage an Adonai, der AK Verbform ווו , mit voran gestelltem ווו ,

(“hast du nicht umhegt?”); die AK drückt hier Vorzeitigkeit aus,

doch nicht Abgeschlossenheit, das Umhegen wirkt ja bis in die

Topikzeit nach. Insofern hat das Verb hier Tempuscharakter, nicht

Aspektcharakter.50 Es könnte an dieser Stelle auch eine PK-Form

50 Vgl. F. Matheus, Ein jegliches hat seine Zeit, 28.

15

stehen: „Umhegst du ihn nicht?“ Dann wäre mehr auf die

Situationszeit in der Topikzeit abgehoben. Nach dieser rhetorischen

Frage macht der Satan zwei Feststellungen hinsichtlich des Wirkens

Adonais für Hiob: וווו („du hast gesegnet“) und ווו („hat sich

ausgebreitet“), also zwei AK-Formen, mit denen das Wirken Gottes an

Hiob in der Vergangenheit ausgedrückt wird, auch hier, ohne dass

Abgeschlossenheit vorliegt, da Gottes Segen für Hiob und die

Ausbreitung seines Viehs bis zu diesem Moment in der Topikzeit ja

noch gültig sind. Auch diese beiden Verbformen haben also

Tempuscharakter, nicht Aspektcharakter.

V11

In der in diesem Vers fortgesetzten Rede des Satans beginnt dieser

mit zwei Imperativen im Qal: ווו וו („Strecke doch aus!“) und וו

(„Berühre/taste an!“). Allerdings liegt hier von der Pragmatik her

eher ein Konditionalsatz vor als ein echter Befehlssatz: „Wenn du

ausstreckst…und antastest…, dann wird er dir fluchen.“ Nach den

beiden Imperativen folgt ein Nebensatz, mit וו וו eingeleitet, der

als indirekter Fragesatz („ob er dir nicht in dein Angesicht fluchen

wird“) zu übersetzen ist. Dem Sinn nach ist es ein Konsekutivsatz

(„so wird er/dann wird er dir in dein Angesicht fluchen“). Der

Beginn dieses Nebensatzes mit וו וו ist allerdings auch typisch für

einen elliptischen Schwursatz. Es mag hier also auch ein Fall

vorliegen, bei dem „das Bewusstsein von dem eigentl. Sinn der

Schwurformel frühzeitig verloren ging und וו וו einfach wahrlich, וו

wahrlich nicht ausdrückte.“51 Solche Beteuerungssätze mit וו bzw. וו וו

eingeleitet, finden sich auch in Hi6,28 und 22,20.52

V12

51 Vgl. W. Gesenius, E. Kautzsch, Hebräische Grammatik, 466.52 Vgl. W. Gesenius, E. Kautzsch, Hebräische Grammatik, 467.

16

Der Vers wird mit Adonais Antwort auf den Satan eingeleitet mit dem

Narrativ ווווו (“und er sagte”) in Erstposition. Darauf folgt das

Deiktikon ווו , das einen Nominalsatz einleitet, in dem Gott dem

Satan Macht über alles gibt, was Hiob gehört (einschließlich seiner

Kinder, wie sich im Folgenden zeigen wird). Anschließend macht

Adonai aber eine Einschränkung der Macht, die er dem Satan über Hiob

verleiht. Dies wird mit dem verneinten Jussiv (Vetitiv) וו וווו

(„strecke nicht aus!“) ausgedrückt, einem unmissverständlichen

Verbot. Nach Abschluss des Vetitiv-Satzes wird noch ein kurzer Satz

angefügt, eingeleitet mit dem Narrativ וווו („und er ging

hinaus/fort“), der den Abgang des Satans aus der himmlischen

Ratsversammlung berichtet. Die Szene im Himmel ist damit beendet.

V13

Es findet in diesem Vers, eingeleitet mit dem Tempusmarker וווו ,

gefolgt von der adverbialen Bestimmung וווו („und es geschah eines

Tages“, s. V6) ein Szenenwechsel statt. Die Szene spielt nun wieder

auf der Erde, erst einmal im Haus des ältesten Sohns Hiobs bei einem

der üblichen Gastmahle. Diese neue Situationszeit schließt sich wohl

ziemlich bald an die Himmelsszene an, da nun offenbar das Wirken des

Satans, wozu er von Adonai gerade ermächtigt worden ist, einsetzt.

Insofern befinden wir uns in derselben Topikzeit, die mit V6

begonnen hat. Die Proposition von V13 nach dem einleitenden

Tempusmarker wird durch einen Partizipialsatz ausgedrückt, mit den

beiden Partizipien וווווווווו („Essende und Trinkende“), es könnten

hier auch Narrative stehen, doch die Partizipien geben vielleicht

besonders gut wider, wie ausgedehnt das Gastmahl war.

V14

Der Fortgang der Erzählung erfolgt jetzt durch einen neuerlichen

Szenen- und Personenwechsel. Wir befinden uns nun im Lager Hiobs, da

kommt ein Bote hereingestürmt. Die einleitende Formulierung dieses

17

Verses ווווו וו ist eine typische AK in der Funktion des Perfekt

historicum („da kam ein Bote“). Wir befinden uns weiterhin in der

gleichen Topikzeit, nur eben in einer anderen Situationszeit, die

sich an die vorige (Gastmahl der Kinder in V13) anschließt. Im

Fortgang der Erzählung in V14 lässt sich auch hier der häufig zu

beobachtende Wechsel von AK (Perf. histor.) zu Narrativ, und danach

wieder zu AK konstatieren. Nach dem Erscheinen des Boten beginnt

dieser zu reden: ווווו („und er sagte”), der Inhalt seiner Rede wird

dann zuerst formuliert mit dem Nominalsatz וווו ווו ווווו („die Kühe

waren pflügend“/ „die Kühe pflügten“). ווו hat hier wohl keine volle

Verbalkraft (in der Bedeutung werden, sich befinden, existieren), sonst läge

ein Verbalsatz vor. Befindet sich das ווו aber zwischen dem Subjekt

und dem partizipialem Prädikat, ist es ein Bindewort, das den Zweck

erfüllt, die Zeitstufe der Vergangenheit anzuzeigen.53 Unmittelbar

danach folgt als reiner Nominalsatz mit Subjekt und partizipialem

Prädikat (ohne ווו ) ווווווו וווו (“und die Eselinnen waren

weidend/weideten”). Aufgrund des für den Leser erkennbaren

Sinnzusammenhanges des Kontextes ist es für ihn klar ersichtlich,

dass sich das vom Boten berichtete Geschehen kurz vorher abgespielt

haben muss.

V15

Dieser Vers beginnt wieder mit einem Narrativ in der typischen

Satzanfangsstellung, nämlich mit וווו („da fiel ein“); der

Handlungsprogress wird nach dem Subjekt ווו sogleich fortgeführt mit

dem Narrativ ווווו („und nahm sie weg“). Hierauf folgt als nächste

Verbform im Fortgang der Erzählung eine AK-Form in der Funktion des

Perfekt historicum, nämlich ווו („sie erschlugen“), wiederum ein

Beispiel für den im Hebräischen beliebten Wechsel zwischen Narrativ

und Perfekt historicum in erzählenden Texten (s auch V14). Die

letzte Verbform in dieser Aufeinanderfolge von Stationen der

53 Vgl. W. Gesenius, e. Kautzsch, Hebräische Grammatik, 447.

18

Erzählung ist wiederum ein Imperf. consec. : וווווו („und ich

entkam“). Diese letzte Verbform ist insofern eine Besonderheit, als

sie (1. Pers. Sing.) wie ein Kohortativ gebildet ist. Diese Bildung

wird manchmal in späten Texten gesehen (wie z.B. in Qoh1,17;

Esr7,28; Neh2,13). Es ist eine besondere Form der Bildung der 1.

Pers. Sing. Narrativ, eine Übersetzung als Kohortativ ergäbe ja

keinen Sinn. Man sieht in diesem Satz in der Aufeinanderfolge der

erzählenden Verbformen im Botenbericht sehr schön, dass kein

aspektuales Verhältnis zwischen ihnen besteht; die Verben haben hier

Tempuscharakter. Ob die einzelnen Handlungen nacheinander oder

eventuell gleichzeitig geschehen sind, wird nicht denotiert (s. oben

zur Theorie von F. Matheus, s.5). Im Grunde reiht sich die letzte

finite Verbform dieses Verses, der Narrativ וווווו , in den

vorausgehenden Erzählfluss ein. So hat auch L. Zunz übersetzt: „Und

ich entrann, nur ich allein…“54 Doch es wird im Deutschen hier auch

oft übersetzt: „Ich aber bin entkommen…“ (z.B. Elberfelder, ähnlich

Luther). Grund hierfür ist die Apposition וו ווו וווו , verbunden

mit dem Infinitiv constr. ווווו וו „nur ich allein, um es dir zu

melden“). Dadurch erhält וווווו eine perfektivische, resultative

Implikatur. Es ist zwar ein Bestandteil der Topikzeit, doch es steht

das Resultat des Entronnen-Seins, mit dem Ziel der Botenfunktion, im

Vordergrund. Dies ist durch den Zusatz nach dem Narrativ וווווו

ausgedrückt. Die Situationszeit des Boten, der Hiob den Bericht

abliefert, ist ja auch eine andere als die Situationszeit der von

ihm berichteten Geschehnisse. Insofern liegt für den ganzen

Botenbericht Vorzeitigkeit gegenüber der Situationszeit des

berichtenden Boten im Lager Hiobs vor. Dies ergibt sich aus dem

Sinnzusammenhang der Erzählung.

V16

Nach der vorausgehenden Partizipialkonstruktion ווו וו וווו („noch

54 Vgl. L. Zunz (Übersetzer), Heilige Schrift, 1280.

19

redete dieser“) geht der Erzählfluss weiter mit dem Perfekt

historicum ווו וו („da kam ein anderer“) – rein formal hier auch

Partizip möglich – gefolgt von dem Narrativ ווווו („und er sagte“).

Nach dieser Einleitung schließt sich der Inhalt der Rede des Boten

an. Er beginnt mit einer typischen AK- Form, dem Perfekt histor.

.(“und brannte„) ווווו gefolgt von dem Narrativ ,(“fiel„) וווו

Nachdem der Botenbericht mit einem weiteren Narrativ fortgesetzt

worden ist: וווווו („und verzehrte sie“), folgt die gleiche Phrase

wie am Ende von V15 („und ich entkam, nur ich allein, um es

dir zu berichten“). Alle Verbformen sind in die Topikzeit

eingebettet, wie in V14 und V15 ist die Situationszeit des

berichtenden Boten aber eine andere als diejenige der berichteten

Ereignisse, insofern haben die Verbformen der beiden

Situationszeiten aspektualen Charakter (Vorzeitigkeit) zueinander.

Besonders die AK-Form וווו, die erste Verbform im Botenbericht von

V16, zeigt die Vorzeitigkeit an. Dieser Aspekt der Vorzeitigkeit

wird dann durch die folgenden Narrative aufgenommen. Die

Vorzeitigkeit ergibt sich aber nicht durch die Verbformen selbst,

sondern durch den für den Rezipienten erkennbaren Sinnzusammenhang

und die periphrastischen Syntagmen „noch redete dieser“ und „nur

ich allein, um es dir zu berichten.“55

V17

Der Vers beginnt mit der gleichen Phrase wie V16: ווו וו וווו ווו וו

Von diesem neuen Boten wird die Erzählung fortgesetzt (die .ווווו

„Hiobsbotschaften“). Die Satzkonstruktion dieses neuen

Botenberichtes entspricht der aus V16: Nach einem Perfectum

historicum, nämlich ווו („sie stellten auf“), folgen zwei Narrative:

und sie nahmen sie„) וווווו und (“sie fielen her über„) וווווו

weg“); nur dass sich jetzt noch ein weiteres Perfectum historicum

anschließt: ווו („sie erschlugen“), die gleiche AK- Form wie in V15

55 Vgl. F. Mateus, Ein jegliches hat seine Zeit, 425f.

20

(die AK Form ist jeweils durch zwei Worte von dem Waw am (Teil-)

Satzanfang getrennt, es sind auch jeweils dieselben Worte: וו

Auch bildet dieselbe Phrase wie in V15 und V16 den . וווווו

Abschluss des Satzes: „Und ich entkam…“ Auch in diesem Vers besteht

zwischen der Situationszeit der berichteten Katastrophen und der

Situationszeit im Lager Hiobs, wo der Bericht des Boten ja

stattfindet, ein vorzeitiges, also aspektuales Verhältnis, wie in

V16 ist dies mit denselben Worten periphrastisch ausgedrückt und

durch den Sinnzusammenhang ersichtlich. Die Verbformen innerhalb

des erzählten Ereignisses haben dagegen Tempuscharakter, sie liegen

ja in derselben Situationszeit.

V18

Ganz analog wie V17 ist nun auch V18 gebildet. In MT steht lediglich

als erstes Wort וו statt ווו wie in V16 und V17, doch vgl. dazu den

Apparat: viele Codices schreiben ווו . Ansonsten gleicht die

Anfangsphrase der in V16 und in V17. Anschließend folgt aber eine

ganz andere Satzkonstruktion, nämlich eine Partizipialkonstruktion

mit den beiden Partizipien ווווו ווווו („deine Söhne und Töchter

aßen und tranken“). Der Inhalt des Botenberichtes wird also hier

durch Partizipien ausgedrückt; diese können gut das wohl lang

andauernde Gastmahl mit reichlich Essen und Weintrinken zum Ausdruck

bringen.

V19

Der Bericht des vierten Boten wird in diesem Vers fortgesetzt. Er

beginnt mit dem Deiktikon וווו , gefolgt von der Verb-Form ווו („und

siehe, ein starker Wind kam“). Hierbei handelt es sich

höchstwahrscheinlich um das Partizip Qal, da nach einem

vorausgehenden Deiktikon ווו im Allgemeinen ein Nominalsatz folgt.56 56 Nach vorausgehendem ווו folgt im Allgemeinen ein Nominalsatz, selten ein Verbalsatz, z.B. Gen37,7וווו וווווו („und siehe, sie stellten sich ringsum auf“ ), s. W. Gesenius, E. Kautzsch, Hebräische Grammatik, 463.

21

Gemäß dem Akzent über der Pänultima sollte es sich eigentlich um

eine 3.sing.f. AK handeln, da die Partizipform den Akzent auf der

Ultima hat. Doch die Grammatik spricht mehr für das Partizip. Nach

dieser Verbform ווו wird der Progress der Botenerzählung fortgesetzt

mit drei Narrativen: וווו („und stieß“), וווו („und es fiel“) und

Den Abschluss dieses Botenberichtes .(“und sie starben„) וווווו

bildet auch hier wieder die Phrase: „Und ich entkam, nur ich allein,

um es dir zu berichten.“ Auch in diesem Vers haben die Verbformen in

der Situationszeit der berichteten Katastrophe Tempuscharakter. Für

die Situationszeit des berichtenden Boten im Lager Hiobs gilt

dasselbe wie in Vv 14-18, ihr gegenüber ist die Situationszeit des

Botenberichts und also ihre Verbformen vorzeitig.

V20

Der Vers setzt sogleich mit einem Narrativ ein: וווו („und er stand

auf“). Hier wird sehr schön im Progress der Erzählung zum Ausdruck

gebracht, dass Hiob unmittelbar nach den „Hiobsbotschaften“

aufsteht. In rascher Folge wird der Erzählfluss fortgesetzt mit vier

Narrativen: ווווו („und er zerriss”), וווו („und er schor sich” das

Haupt), וווו („und er fiel“), וווווו („und er betete an“). Die

Handlungen Hiobs in dieser Darstellung finden mehr oder weniger

nacheinander statt (was die Verbformen aber nicht ausdrücken); die

Verbformen haben also kein aspektuales Verhältnis zueinander, sie

haben Tempuscharakter.57

V21

Eingeleitet wird der Vers durch den Narrativ ווווו (“und er sagte”)

als Beginn von Hiobs Rede nach seinen Trauerriten. Die nächste

Verbform in diesem Vers, וווו, könnte man als AK in der Funktion des

Perf. historicum („ich kam heraus“) übersetzen, wie es z.B. L. Zunz

57 S. oben, F. Matheus, S. 4.

22

tut.58 Bei Betrachtung des ganzen Satzes, bzw. des Sinnzusammenhanges

der Vv20-22, ist diese Interpretation jedoch unbefriedigend. Es ist

ja eben keine Fortsetzung des Erzählflusses, sondern eine ganz

allgemeine philosophisch-theologische Betrachtung Hiobs. Insofern

fällt sie auch aus der Topikzeit heraus. Das gilt erst recht für die

theologische Aussage des zweiten parallelismus membrorum in V21, sie

gleicht geradezu der Formulierung eines Bekenntnisses. So gesehen

hat in V21 die Verbform וווו (Alef quiescens ist hier weggelassen)

nicht Tempuscharakter, sondern Aspektcharakter. Die Aussage

betrachtet eine längst abgeschlossene Situationszeit, sollte daher

im Deutschen mit Perfekt übersetzt werden: „Nackt bin ich gekommen

aus dem Leib meiner Mutter.“ Im Kontrast dazu steht die nächste

Verbform im Satz: וווו ; auch hier ist dem zweiten Kolon des

parallelismus membrorum ווו vorangestellt. Im Gegensatz zur fernen

Vergangenheit weist die PK-Form וווו („und nackt werde ich dahin

zurückkehren“) in eine unbestimmte Zukunft, auch diese Aussage liegt

außerhalb der Topikzeit. Die Unbestimmtheit wird noch unterstrichen

durch die adverbiale Partikel ווו (mit recht dunkler Bedeutung). Der

zweite Satz in V21, beginnend mit וווו, liegt erst recht außerhalb

der Topikzeit der Erzählung. Es handelt sich hier m. E. um eine ganz

allgemeine, zeitlos gültige theologische Aussage, geradezu um die

Formulierung eines Bekenntnisses. Man könnte den Satz auch der

Weisheit zurechnen, in der es ja auch viele Sprüche mit

theologischem Gehalt gibt. Die beiden AK-Formen ווו und ווו im

ersten Satzteil könnten zwar auch als bezogen auf Hiobs Schicksal

aufgefasst werden (erst Gottes Gabe, dann Wegnahme der Gabe). In dem

Fall lägen sie innerhalb der Topikzeit, bezögen sich als

zusammenfassende Rückschau Hiobs auf das gerade Geschehene und

wären dementsprechend zu übersetzen: „Adonai hat (es) gegeben, und

Adonai hat (es) genommen.“ Im Hinblick auf die sentenzartigen

58 Vgl. L.Zunz (Übersetzer), Heilige Schrift, 1280 („Nackt ging ich aus dem Leibe meiner Mutter…)

23

Aussagen der beiden Halbverse liegt es aber durchaus nahe, die

Proposition als allgemeingültige Wahrheit zu betrachten und im

Deutschen mit Präsens zu übersetzen: „Adonai gibt, und Adonai

nimmt.“59 Aus dieser Feststellung bezüglich des Wirkens Adonais folgt

im zweiten Halbsatz gleichsam Hiobs Schlussfolgerung bzw. eine

Anleitung, wie der Mensch damit umzugehen habe, nämlich die

Aufforderung, Gott zu preisen, ganz gleich, ob dieser gibt oder

nimmt. Ausgedrückt wird diese Proposition mit der Konstruktion des

jussivisch gebrauchten ווו („es sei“), verbunden mit dem Partizip

.(“es sei der Name des HERRN gepriesen„) וווו

V22

In diesem Vers befinden wir uns wieder in der Topikzeit, doch es

geht nicht um eine bestimmte Handlung, die Hiob tut (oder nicht

tut), auch nicht um bestimmte Gedanken oder Gefühle, die Hiob hat,

sondern es handelt sich um eine Beurteilung des gerade geschilderten

Verhaltens Hiobs bzw. seiner geäußerten Worte durch den Verfasser.

Es handelt sich nicht um eine allgemeine Charakterisierung Hiobs wie

in V1 („und es war jener Mann rechtschaffen und fromm“), sondern um

eine Beurteilung dessen, was Hiob gerade in der noch aktuellen

Topikzeit gemacht, getan oder gesagt hat. Insofern meine ich, dass

diese Beurteilung in V22 ein Bestandteil der Topikzeit ist und daher

im Deutschen mit dem erzählenden Imperfekt übersetzt werden kann.

Wenn die beiden Satzaussagen in V22 nicht negierte Formulierungen

wären, sondern positiv ausgedrückt wären, könnten hier wohl auch

Narrative gebraucht worden sein (z.B. „bei alldem handelte Hiob

gottgefällig“). Nun handelt es sich aber um Formulierungen mit

negierten Propositionen, daher kommt bei den beiden negierten

Verbformen in V22: ו וווו („sündigte er nicht“) und ווו ווו („und

tat nichts“ Törichtes; wörtlich: „und gab nicht“ Törichtes gegen

Gott) sowieso kein Narrativ infrage. Ich interpretiere daher diese

59 Vgl. W. Gesenius, E. Kautzsch, Hebräische Grammatik, 301.

24

beiden AK-Formen als Perfecta historica. Sie markieren gegenüber der

Topikzeit nichts Abgeschlossenes, denn die Beurteilung des

Verhaltens Hiobs in der gerade geschilderten Situationszeit ist ja

nach wie vor gültig, sie haben also keinen Aspektcharakter, sondern

Tempuscharakter.60

III .

Hiob,

Kapitel 2

V1

Nach den Katastrophen, die Hiob in Kap.1 getroffen haben und seiner

Reaktion darauf, setzt mit Kap.2 wieder eine Szene im Himmel ein,

die zuerst einmal der Himmelsszene in Kap 1 gleicht, auch mit fast

denselben Worten beschrieben ist. Der V1 ist identisch mit Hi1,6

(s. dort), nur dass am Schluss der Infinitiv וווווו („um

hinzutreten“) mit dem adverbialen Topos וו וווו („vor Adonai“)

wiederholt wird.

V2

Auch dieser Vers ist wiederum identisch mit Hi1,7 (s. dort), außer

dass statt וווו hier וו ווו („woher“) steht.

V3

Der Vers ist erst einmal genau mit denselben Worten formuliert wie

Hi1,8, nur dass וו nachווו steht statt וו . Nach ווו ווו folgt

aber ein bedeutsamer Zusatz, in dem Adonai auf die veränderte

Situation eingeht und dem Satan Vorwürfe macht. Nach ווו schließt

sich die Partizipialkonstruktion ווווו ווווו ווווו an („und noch 60 S. oben F. Matheus, S. 4 .

25

hält er fest an seiner Frömmigkeit“). Im Anschluss an ווווו folgt

ein kurzer Satz, der mit ווווווו eingeleitet ist. Formal handelt es

sich bei dieser Verbform um ein Imperf. consec., das man als

typischen Narrativ auffassen kann, der einen Progress der Handlung

anzeigt: „und du/aber du reiztest mich gegen ihn an/hast mich gegen

ihn angereizt.“ Im Grunde liegt aber die Situationszeit des

„Anreizens“ des Satans deutlich vor der Feststellung Adonais, dass

Hiob nach wie vor an seiner Frömmigkeit festhält, so dass hier m. E.

eine perfektivische Implikatur und somit eine Aspektfunktion des

Verbs gegeben ist. Man kann diesen letzten kurzen Satz von V3 aber

nicht nur temporal auffassen, sondern konsekutiv: „…und noch hält er

fest an seiner Frömmigkeit, so dass du mich also (wie sich nunmehr

herausstellt) grundlos gegen ihn anreiztest.“ Hierzu heißt es bei

Gesenius/Kautzsch: „So steht das Imperf. consec.…als Ausdruck einer

logischen oder naturnotwendigen Folgerung aus dem unmittelbar

Vorhergehenden,…“61 Auch bei dieser Auffassung hat der Satz

aspektualen Charakter gegenüber den anderen Propositionen der

Gottesrede, seine Situationszeit liegt also vor der Situationszeit

der sich gerade abspielenden zweiten Himmelsszene. Denn das

„Anreizen“ des Satans, Adonais Genehmigung der Aktionen des Satans

und ihre Ausführung liegen ja abgeschlossen vor. Jetzt im Nachhinein

konstatiert Gott bei der Rückschau auf die Ereignisse, dass er eben

grundlos vom Satan angereizt wurde. Ausgedrückt ist der

Aspektcharakter (innerhalb der Topikzeit) nicht durch die Verbform

selbst – hier im Imperf. consec. - (dies „hat das hebräische

Verbalsystem nicht im Blick – ebensowenig wie das Deutsche“62),

sondern durch die folgende Wendung mit dem Inf. constr. ווווו ווו

(„um ihn grundlos zu verderben“). Der Aspektcharakter ergibt sich

somit aus dem Sinnzusammenhang. Darüber hinaus ließe sich die

Vorzeitigkeit (und somit der Aspektcharakter) von ווווווו auch

61 Vgl. W. Gesenius, E. Kautzsch, Hebräische Grammatik, 319.62 Vgl. F. Mateus, Ein jegliches hat seine Zeit, 425.

26

schon dadurch begründen, dass man die Verbform auf die Verbform וווו

am Anfang des Satzes(mit proklitischem ו interrogativum) - nach dem

.zurückbezieht, die ja in der Tat Vorzeitigkeit ausdrückt (s – ווווו

Hi1,8). Etwas anders hat S. R. Driver die Verbform ווווווו

aufgefasst, nämlich unter der Rubrik „Even where the event spoken of

has not actually been accomplished.“ So hat er übersetzt: „and thou

art enticing me.“63

V4

Der Vers beginnt mit dem Narrativ וווו („und er antwortete“) in

typischer Erststellung, woran sich nach der Feststellung, wem der

Satan antwortet, der Narrativ ווווו anschließt, wie dies in

erzählenden Texten sehr häufig vorkommt: „er antwortete und sagte.“

In der Proposition der Satansrede in V4 folgt nach einem kurzen

Nominalsatz die PK-Verbform ווו, womit der Satan eine für ihn

offensichtlich allgemeingültige Aussage über das Verhalten der

Menschen trifft, eine Aussage, die daher keinen Handlungsprogress

anzeigt und auch keine neue Situationszeit schafft, daher als

Präsens zu übersetzen ist („er gibt“), da der Satan diese Sentenz

auch auf Hiob angewendet wissen will.64

V5

Im ersten Teil des Verses, der Fortsetzung der Rede des Satans,

stehen zwei Imperative im Qal: ווו וו („strecke doch aus!“) und ווו

(„und berühre!“). Mit diesen Verbformen und auch dem einleitenden

gleicht die Konstruktion fast der Einleitung von Hi1,11. Ebenso וווו

verhält es sich mit dem Folgesatz, eingeleitet mit וו וו und

63 Vgl. S. R. Driver, Use oft the Tenses, 322. Bei dieser Interpretation hatdie Verbform durchaus einen aspektualen Charakter auf Grund der mit –ing ausgehenden Partizipialform, die es im Deutschen so nicht gibt. . 64 Zu einem Gebrauch des Imperfekts wie in diesem Fall hat sich Gesenius/ Kautzsch folgendermaßen geäußert: „So namentlich wieder (s. litt f) zum Ausdruck von Erfahrungtatsachen, die jederzeit aufs neue in Kraft treten können…“Vgl. W. Gesenius/ E. Kautzsch, Hebräische Grammatik, 305.

27

abgeschlossen mit der PK-Form mit Suff. 2.s.m. ווווו („ob er dir

nicht fluchen wird“). Das zu Hi1,11 Gesagte gilt entsprechend für

Hi2,5, es handelt sich also entweder um einen indirekten Fragesatz

oder doch eher um einen elliptischen Schwursatz bzw.

Beteuerungssatz. Von der Proposition des Satzes her wird vom Satan

hier ja eine Verschärfung des Elends und Leids für Hiob

vorgeschlagen, um diesen weiterhin auf die Probe zu stellen.

V6

Der Vers beginnt mit einem typischen Narrativ in

Satzanfangsstellung: ווווו („und er sagte“), es folgt eine kurze

Gottesrede. Deren erster Teil ist ein ganz kurzer Nominalsatz, mit

dem Deiktikon ווו , hier bezogen auf die 3.p.s. m. („siehe,er ist“).

Hierauf folgt, mit der Partikel וו eingeleitet, ein kurzer Satz als

Befehl an den Satan, die Imperativform ווו im Qal („bewahre!“) steht

am Schluss.

V7

Auch dieser Vers beginnt gleich mit einem Narrativ: וווו („und er

ging hinaus“); etwas später folgt der Narrativ ווו („und er

schlug“), ein typischer Erzähltext mit Narrativformen, die den

Progress der Handlung anzeigen. Die Situationszeiten der beiden

Verbformen befinden sich innerhalb der Topikzeit, doch nach dem

Weggehen des Satans vom Angesicht Gottes beginnt mit der Verbform

eine neue Situationszeit, deren aspektuales Verhältnis zur ווו

vorherigen Situationszeit aber nicht durch die Verbformen bestimmt

ist, sondern durch den für den Rezipienten erkennbaren

Sinnzusammenhang.65

V8

65 Vgl. F. Matheus, Ein jegliches hat seine Zeit, 426f.

28

Der Vers wird wieder wie der vorige (allerdings Subjektwechsel) mit

einem Narrativ eröffnet: וווווו („und er nahm sich“), gefolgt von

dem Inf. constr. וווווו וו („um sich damit zu schaben“). Danach ist

noch eine Partizipialkonstruktion zugefügt: וווו ווו („während er

saß/ w: und er war sitzend“). Der Narrativ zu Anfang (in

Tempusfunktion) markiert den Handlungsprogress, während das für alle

Zeitstufen offene Partizip das sicherlich sehr lange anhaltende

Sitzen inmitten der Asche beschreibt.

V9

In diesem Vers wird Hiobs Frau als Subjekt des Satzes eingeführt. Am

Anfang steht der Narrativ ווווו („und sie sagte“). Sie beginnt ihre

kurze Rede mit einer Partizipialkonstruktion ווו ווווו („noch

hältst du fest/ hältst du noch fest?“). Daran schließen sich zwei

Imperative an: ווו („fluche!“/w. „segne!“ s. oben, Hi1,5 und 11) und

der zweite Imperativ ist offensichtlich von der ;(“!und stirb„) ווו

Frau so gemeint, dass sich aus der Befolgung des ersten Imperativs

die notwendige Folge ergibt: sollte Hiob entsprechend handeln,

müsste er unweigerlich sterben.66

V10

Der Vers beginnt mit dem Narrativ ווווו („und er sagte“). Sprecher

ist nun wieder Hiob, der zu seiner Frau redet. Am Anfang seiner Rede

steht ein Infinitiv mit der Präposition ו verbunden: וווו , daran

schließt sich eine PK-Form an: ווווו („du redest“), offensichtlich

eine Imperfekt-Form mit präsentischer Bedeutung. Es ist eine auf die

Situationszeit bezogene Aussage über die Art und Weise des Redens

seiner Frau, wobei Hiob diese Rede mit der von törichten Frauen

66 Vgl. W. Gesenius, E. Kautzsch, Hebräische Grammatik, 315: „In der Regel enthält dann der erste Imper. eine Bedingung, während der zweite den Erfolgankündigt, den die Erfüllung der Bedingung haben wird.“

29

vergleicht („wie eine der Törinnen redet“); insofern hat die in der

Topikzeit befindliche Aussage Tempuscharakter. Es schließt sich ein

Satz an, der den Charakter einer theologisch-ethischen Betrachtung

bzw. einer allgemeinen Verhaltensnorm hat, durch die „Wir“-Form der

Verben aber auch auf die konkrete Situation Hiobs bzw. seiner Frau

bezogen ist (und somit auch innerhalb der Topikzeit liegt) – in die

Form einer rhetorischen Frage gekleidet. Insofern sind die beiden

identischen PK-Formen וווו modal zu übersetzen, zumindest aber die

zweite Form („sollten wir annehmen das Gute von Gott und sollten das

Böse nicht annehmen?“). Auf diese Rede Hiobs folgt noch eine kurze

Beurteilung von Hiobs Verhalten durch den Verfasser, ausgedrückt im

Perf. historicum: וו ווו („er sündigte nicht“). Die Verbform bewegt

sich innerhalb der Topikzeit und hat Tempuscharakter. Unterstrichen

wird das durch die adverbiale Wendung ווו ווו („in all diesem“).

Dieser letzte Satz ist eine klare Entsprechung zu Hi1,22.

V11

Der Vers wird eingeleitet von einem Narrativ in typischer

Erstposition: וווווו („und es hörten“). Wir befinden uns nach wie

vor in der Topikzeit, wenn auch in einer neuen Situationszeit, die

durch die Einführung der drei Freunde Hiobs bestimmt ist, daher die

Petucha nach V10. Ein Kohärenzproblem zwischen Hi2,10 und 2,11f sehe

ich nicht.67 Die nächste Verbform im folgenden Syntagma, nämlich וווו

ist ev. ein Partizip mit vorangestelltem Artikel („das auf ihn ,וווו

kommende/ gekommene“), eingefügt als Apposition zu וו וווו וווו –

doch würde man den Akzent dann auf der Ultima erwarten (nesiga liegt

wohl nicht vor). Doch handelt es sich eher bei וווו um eine AK-

Form. Man würde dann zwar ווו als Relativpronomen erwarten, da es

sich ja um einen Relativsatz handelte, doch kann manchmal auch

67 Vgl. R. Heckl, Hiob, 274: „Im Gegenteil: Hi2,11 nimmt die Kohärenzlinie des vorangehenden Textes nicht nur auf der personalen und lokalen Ebene, sondern auch im Handlungsbereich auf.“ Gegen C.Kuhl, Literarkritik,201; undL. Schmidt, De Deo, 173ff.

30

proklitisches ו die Funktion eines Relativpronomens übernehmen.68

Übersetzen wird man die Form im Deutschen am besten mit

Plusquamperfekt („das über ihn gekommen/ das über ihn

hereingebrochen war“), um zu markieren, dass hier Vorzeitigkeit

vorliegt, denn als die Freunde aufbrechen, ist das Unglück über Hiob

ja schon vor einiger Zeit hereingebrochen. Die Vorzeitigkeit ist für

den Rezipienten aus dem Sinnzusammenhang des Textes ersichtlich. Mit

der nächsten Verbform, dem Narrativ ווווו („und sie kamen“) wird

der Erzählprogress fortgesetzt. Nach der Aufzählung der drei Freunde

folgt der Narrativ וווווו („sie trafen sich/ sie verabredeten

sich”). Es ist noch dieselbe Situationszeit wie zu Beginn des

Verses, die Narrative setzen den Erzählprogress fort, sie haben

Tempuscharakter. Nach וווווו schließen sich drei Infinitiva

constructa an: וווו („um zu kommen/ um hinzugehen”), וווו וו („um

ihn zu beklagen/ um ihm Beileid zu bezeigen“) und וווווו („und um

ihn zu trösten“).

V12

Auch dieser Vers beginnt mit einem Narrativ in Satzanfangsstellung:

:verneint וו Die nächste Verbform ist mit .(“und sie erhoben„) ווווו

deshalb steht hier eine ,(“und sie erkannten ihn nicht„) ווו וווווו

AK-Form, in diesem Fall ein Perf. histor., das in den Erzählfluss

eingefügt ist. Der Progress der Erzählung wird danach weitergeführt

von vier Narrativen: ווווו („und sie erhoben“), ווווו („und sie

weinten”), וווווו („und sie zerrissen”), וווווו („und sie

streuten“). Alle vier Verbformen gehören derselben Situationszeit

an, die sich hier mit der Topikzeit überschneidet, sie haben

Tempuscharakter.

68 Vgl. W. Gesenius, Hebr. U. Aram. Handwörterbuch, Stichwort ו ,S.171. Sowie DERS., Stichwort ווו , S.87. Die Verbform וווו in Hi2,11 wird hier ausdrücklich als Perfekt erklärt.

31

V13

Der Vers beginnt wieder mit einem Narrativ: ווווו („und sie saßen“).

Hierauf folgt eine Partizipialkonstrukion, verbunden mit וווו : ווו

Am Schluss von .(“und keiner sprach zu ihm ein Wort„) ווו וווו ווו

V13 steht noch ein kurzer Satz, mit וו eingeleitet, dessen

Proposition mit Hilfe der AK-Form ווו („denn sie sahen“) gebildet

wird. Ich betrachte diese Verbform als Perf. histor. Ein Narrativ

kann hier ohnehin nicht stehen, da aus grammatischen Gründen auf

eine Konjunktion kein Narrativ folgen kann69, ebenso wenig wie in

einem negierten Satz. Allerdings wird ja hier nicht einfach der

Erzählprogress fortgesetzt, sondern der durch וו eingeleitete Satz

soll ja das Verhalten der Freunde – dass sie sieben lange Tage und

Nächte bei Hiob sitzen und nicht ein einziges Wort mit ihm reden! –

begründen.

IV .

Ertrag

Verbformen können innerhalb einer Topikzeit, z.B. der betrachteten

Zeit des Hiobprologs (also nach der „Einführung“ Hi1,1-5) einmal

Tempuscharakter haben, wenn sie sich in der derselben Situationszeit

befinden (z.B. das vom Boten berichtete Ereignis des herabfallenden

Feuers und seine Auswirkungen, also וווו, ווווו, וווווו in Hi1,16).

Gegenüber der Situationszeit des berichtenden Boten in Hiobs Lager

sind sie jedoch vorzeitig und abgeschlossen, haben also hier

Aspektcharakter. An diesen 3 erwähnten Verbformen ist auch gut zu

69 Eine Ausnahme ist wohl Hi9,16 וו ווווו וווווו וו ווווו וו ווווו וווו (“Wenn ich riefe und er mir antwortete, ich würde nicht glauben, dass er auf meine Stimme hörte.”) Vgl. W. Gesenius, E. Kautzsch, Hebräische Grammatik, 321: „Imperf. consec. in Anlehnung an ein Perfekt oder Imperf., welches eine nur bedingungsweise eintretende Handlung darstellt, steht gleichfalls nur in hypothetischem Sinn.“

32

sehen, dass sowohl die AK (hier als Perf. histor.) als auch der

NarrativVorzeitigkeit und Abgeschlossenheit ausdrücken können.

Verbformen, die zweifellos vorzeitig zur Topikzeit sind, z.B. ווו in

Hi1,10, müssen aber nicht unbedingt auch Abgeschlossenheit

ausdrücken, sie können in die Topikzeit hineinwirken

In der erzählten Welt sind wohl tatsächlich nur Sätze mit AK (Perf.

histor.)- und Narrativ-Verbformen in der Lage, eine Topikzeit zu

schaffen.70 Dem scheinen zwar in Hi1,1 die Form וווו und die 4 ו AK-

Formen in Hi1,4 zu widersprechen, doch es gibt in diesem „Vorwort“

des Prologs keine eigentliche Topikzeit. Es finden sich hier eher

Zustandsbeschreibungen, die sich über einen langen Zeitraum

erstrecken, und iterative Vorgänge, die nicht einer ganz bestimmten

betrachteten Zeit (mit fortlaufender Handlung) entsprechen. Diese

betrachtete Zeit (Topikzeit), die der Verfasser als Einheit

beschreibt, beginnt, wie gesagt, erst in Hi1,5 und endet in Hi2,13.

Man kann also sagen, dass die einzelne Verbform – in beiden

Konjugationen (sowohl mit als auch ohne vorangestelltes Waw) -

durchaus mehrdeutig sein kann. Je nach syntaktischem Gefüge und je

nach dem vorliegenden Sinnzusammenhang und je nach ihrer Position

innerhalb oder außerhalb einer bestimmten Topikzeit können die

einzelnen Verbformen entweder temporalen oder aspektualen Charakter

haben, wie gezeigt wurde.

Gleichwohl lassen sich bei genauer Betrachtung der Texte immer

wieder Gesetzmäßigkeiten der hebräischen Syntax erkennen, speziell

des Verbalsystems, trotz seiner Formenvielfalt und der zahlreichen

Möglichkeiten, durch diese Formen verschiedene Aussagen zu machen,

wie an Beispielen gezeigt wurde.

70 Vgl. F. Matheus, Ein jegliches hat seine Zeit, 435.

33

V .

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36