Kollektive Wohnformen - neu interpretiert, am Beispiel Havanna/Kuba

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CUBA

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C U B A

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Universität für künstlerische und industrielle GestaltungKunstuniversität Linz

Institut für Raum und DesignStudienrichtung Architektur/Urbanistik

Kollektive Wohnformen - neu interpretiertam Beispiel Havana/Kuba

Andreas Liska

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades Mag. arch.

Betreut von: Univ.-Prof in. Dipl.-Ingin. Drin. Sabine Pollak

Linz, im Oktober 2009

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Danksagung

Ich möchte mich an dieser Stelle bei Frau Prof. Sabine Pollak für die Unterstützung während meines Diplomprojekts und ihre begleitende Hilfe in den vergangenen Monaten bedanken. Auch Arch. Josef Ullmann gebührt mein Dank für Nachsicht und Toleranz bezüglich meines inkonsistenten Zeitmanagements im Büro während dieser Zeit und meinem Vater für seine fi nanzielle Unterstützung. Zu großem Dank bin ich auch Sandra Gnigler, Nicole Kirchberger, Katrin Spindler, Gunar Wilhelm und Tobias Hagleitner verpfl ichtet, die mir am Ende der Arbeit noch mit Rat und Tat zur Seite gestanden sind. Und außerdem danke ich noch meinen Studienkollegen und Freunden, die mir wertvolle Tipps gegeben haben und mir in fachlicher wie emotionaler Hinsicht eine große Hilfe waren.

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Vorwort

Wer schon einmal die Gelegenheit hatte, Kuba zu bereisen, dem werden die Chevrolet- und Buick Limousinen aus den 1950er Jahren und die bunt und mit kräftigen Farben bemalten Häuser lebhaft in Erinnerung geblieben sein. Diese antiquierte Pracht ist kein karibisch inspirierter Romantizismus sondern Ausdruck von höchster Improvisationskunst und Einfallsreichtum in 50 Jahren Revolution und Wirtschaftsembargo. So hat die kubanische Bevölkerung schlagartig lernen müssen, mit knappen Mitteln und Rationierungen umzugehen, kleine Lücken des Systems für sich und die eigene Familie zu nutzen und sich mit anderen zu organisieren, um gemeinsam dem latenten Mangel an (für unsere Verhältnisse) alltäglichen Dingen zu trotzen.

Fünf Jahrzehnte der Abschirmung vom Weltmarkt, von westlicher Kultur und äußerst homogener Warenversorgung schufen auf Kuba ein spezifi sches Soziotop, das noch heute den Aufwärtstrend im kubanischen Fremdenverkehr enorm befeuert. Es sind nicht nur die Gebäude und Autos, sondern auch der lockere Umgang der Menschen untereinander und mit Fremden, der fasziniert. Niemand scheint hier gestresst oder hektisch zu sein! Man vergißt über die museale Schönheit kolonialer Stadtgefüge und antik wirkender Gebäudefassaden nur leider allzu oft, dass dieses pittoreske Bild, das sich einem hier bietet, auf politischer Repression, Einschränkung der Individualrechte und (realativer) Armut gebaut ist.

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Inhalt

VorwortInhalt

1 RESEARCH KUBA und HAVANNA1.1 Geografi e1.2 Geschichte & Politik1.3 Wirtschaft1.4 Religion

2 RESEARCH KOLLEKTIVES WOHNEN2.1 Mikrobrigaden, Bausysteme, Typologien2.2 Katalog typischer Bauelemente in Havana

3 RESEARCH Entwicklungen früher & heute

4 RESEARCH Neue Tendenzen & Strategien

5 PROJEKT HAVANNA5.1 Havana gesamt: Map

5.2 Entwurf HAVANA CENTRO3.2 Mapping Calle San Nicolas, Havana Centro5.3.1 Lageplan5.3.2 Bauplatz, Konzept5.3.3 Grundrisse, Schnitte5.3.4 Perspektiven, Schaubilder

5.3 Entwurf HAVANA DEL ESTE5.3.1 Kontext5.3.2 Projektgebiet, Lageplan5.3.3 Konzept, Entwurfsideen5.3.5 Grundrisse, Schnitte, Skizzen5.3.6 Schaubilder, Modellfotos

6 ANHANG6.1 Quellen Literatur, Bilder6.2 Weblinks & Glossar6.3 English Summary/recapitulación español

Seite

57

911-1719-2122-2324-25

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Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Research Kuba & Havanna1

(Foto: Privatarchiv)

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Die geografi sche Lage von Kuba

Kuba liegt zwischen 74° und 86° westlicher Länge und 20° und 23° nördlicher Breite, inmitten der Karibischen See. Es ist die größte der karibischen Inseln mit einer Fläche von 110.881 km² und einer EinwohnerInnenzahl von 11,4 Millionen. 2,2 Millionen KubanerInnen, das sind beinahe 20% der Gesamtpopulation, leben in der Hauptstadt Havanna.

Die Insel Kuba liegt rund 230 km südlich von Key West/Florida und etwa 150 km nördlich von Haiti. Ihre strategisch günstige Lage im Golf von Mexico und ihre vielen natürlichen Häfen (Buchten, Landeinschnitte, usw.) machten Kuba vom 17. bis zum 19. Jahrhundert zum wichtigsten Handels-Stützpunkt der beiden amerikanischen Kontinente (‘Las Americas’). Das Haupteinkommen Kubas generiert sich heute aus den (vorwiegend) tourismus-bezogenen Dienstleistungsbetrieben und der industriellen Produktion (Bergbau, Lebensmittelproduktion und -verarbeitung und Tabakanbau).

Der internationale Handel leidet sehr an den Hemmnissen, die durch das US-Embargo hervorgerufen werden. Auslandszahlungen von Gönnerstaaten spielen auch heute noch eine große Rolle für die kubanische Wirtschaft. (Gugger, Seite 33)

Kuba: Fakten

- Landessprache: Spanisch- Bevölkerung: 11.451.652 EinwohnerInnen- Altersstruktur: (Schätzung für 2009) • 0 - 14 Jahre: 18,3 %

(m 1.077.745, w 1.020.393) • 15 - 64 Jahre: 70,4 %

(m 4.035.691, w 4.030.103) • 65+ Jahre: 11,2 %

(m 584.478, w 703.242)- Durchschnittsalter: 37,7 Jahre (m 36,6 Jahre, w 38,0 Jahre)- Wachstumsrate der Bev.: 0,233 %- Geburtenrate: 11,13 Geb./1000 Menschen- Sterberate: 7,19/1000 Menschen- Migrationsrate: 1,56/1000 Menschen- Urbane Bevölkerung: 76 % (2008)- Lebenserwartung: 77,45 Jahre- Fertilitätsrate: 1,61 Kind/Frau- Ethnische Gruppen: (2002 Zensus) • Weiße: 65,1 % • Mulatten & Mestizen: 24,8 % • Afroamerikaner: 10,1 %- Alphabetismus: 99,8 %- Bildungsaugaben: 9,1 % des BIP (!) (Österreich: 5,4 % (2005) (web-link 9))(web-link 6)

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GrößenvergleichKuba/Österreich

Landesfl äche Kuba/Österreich

83.871 km²

110.860 km²

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Kuba, Mittelamerika und die Karibik

Kubas Lage hat das Land schon früh zum ‘Tor nach Mittelamerika’ gemacht, der Hafen von Havanna war schon immer von großer Bedeutung für die von Europa und Mittel- bzw. Südamerika kommenden Handelsschiffe als Stützpunkt und letzte Möglichkeit der Erholung vor einer langen und strapaziösen Reise über den Atlantik. Es fl orierten daher seit jeher in der heutigen Altstadt (Havana Vieja) das Glücksspiel, die Prostitution und unzählige Hafenkneipen.

Mit Havanna und Varadero an der Nordküste und Cien Fuegos, Trinidad und Santiago de Cuba an der Südküste haben die meisten touristischen Attraktionen des Landes einen starken Bezug zum karibischen Meer, was Kuba zu einem Fixpunkt jeder Karibik-Kreuzfahrt werden ließ.

Aber auch der Tourismus durch Flugreisende nimmt immer mehr zu und ist zu einer der wichtigsten Einnahmequellen der Regierung sowie der Bevölkerung geworden. Der Dienstleistungssektor ist zu einem Zugpferd der kubanischen Wirtschaft geworden (siehe unter anderem ‘casas particulares’, ‘paladares’, usw.).

USA - EE.UU. (Estados Unidos)

Südamerika - America del Sur

Kuba Fakten

- höchster Berg: Pico Turquino, 2005 m- Rohstoffe: Kobalt, Nickel, Eisenerz, Chrom, Kupfer, Salz, Holz, Silizium, Erdöl, Ackerland;- Naturgewalten: Die Ostküste wird von August bis November von Hurricanes heimgesucht, aber auch Dürreperioden sind üblich;- Umwelt: Luft- und Wasserverschmutzung, Abnahme der Biodiversität, Abholzung; (web-link 6)

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Kubas Eisenbahn- und Hauptstraßennetz

Durch die langgestreckte Form der Insel hat sich ein Hauptstrang der Erschließung in der Mitte der Insel entwickelt, von dem viele Verästelungen in Richtung der Küstengebiete abzweigen.

Das oben gezeigte Eisenbahnnetz überlagert sich großteils mit dem Netz der Überlandstraßen. Die dicker dargestellte Linie zeigt dabei die Hauptverbindung Kubas zwischen West und Ost, also die Autobahn zwischen Havanna und Santiago de Cuba, an. Das regionale Straßennetz ist sehr feingliedrig und es gibt kaum unerschlossene Gebiete auf der Insel. Das Eisenbahnnetz ist aufgrund technischer Mängel und häufi g auftretender Verspätungen unbeliebt, und so übernehmen nun vermehrt die aus China importierten Überlandbusse den Transport zwischen den Städten. Zusätzlich gibt es auch auf Kuba die in ganz Mittel- und Südamerika anzutreffenden ‘Collectivos’, 9-Sitzer-Kleinbusse, in die sich zu den Stoßzeiten bis zu 27 Menschen drängen. Sie sind billig, schnell, fl exibel und decken Routen ab, die von den öffentlichen Bussen offenbar mangels Rentabilität nicht befahren werden.

Es haben sich auch andere alternative, oft kollektive Arten der Fortbewegung entwickelt, wie etwa zu Bussen umgebaute LKWs, zu kollektiven Taxis umfunktionierte Kleinbusse und Lieferwägen (‘collectivos’, siehe oben), institutionalisiertes per-Anhalter-fahren, die Bildung von Fahrgemeinschaften, usw. Und schließlich und endlich erfreut sich das Fahrrad auf Kuba nach wie vor allergrößter Beliebtheit.

Santiago de CubaLA HABANA

Liste der ‘World Heritage Sites’ in Kuba

- 1982 Old Havana and its Fortifi cations - 1988 Trinidad and the Valley de los Ingenios - 1997 San Pedro de la Roca Castle, Santiago de Cuba - 1999 Desembarco del Granma National Park - 1999 Viñales Valley - 2000 Archaeological Landscape of the First Coffee Plantations in the Southeast of Cuba - 2001 Alejandro de Humboldt National Park - 2005 Urban Historic Centre of Cienfuegos - 2008 Historic Centre of Camagüey (web-link 5)

(Foto: Privatarchiv)

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Havanna (23°7’48”N, 82°23’24”W)

Havanna hat rund 2,2 Millionen EinwohnerInnen und liegt an der Nordwestküste Kubas rund um eine geschützte Bucht, die den sicheren Hafenbetrieb seit jeher gewährleistet. In früheren Zeiten war über die Hafeneinfahrt eine lange Kette gespannt, um Piratenangriffen und anderen unerwünschten Gästen Einhalt zu gebieten. Daher sind auch an beiden Seiten dieser Engstelle befestigte Wehranlagen mit auf diese Durchfahrt gerichtete Kanonen positioniert. (siehe die Karte auf der folgenden Seite)

Die Stadtentwicklung ist von dieser Bucht strahlenförmig ausgegangen, zuerst in die westliche, später auch in die östliche und südliche Richtung.Den Anfang machte der Stadtteil Habana Vieja, der linsenförmig direkt an dieser Bucht liegt, danach kam Centro Habana westlich davon und dann die noch weiter westlich und südlich gelegenen Stadtviertel Vedado und Miramar.

Die strahlenförmige Stadtentwicklung Havanas wird als idealtypisch beschrieben, da durch das Entstehen solcher bandartiger urbaner Zonen auch die Bildung eines regelmäßigen Grün- und Erholungsraumes dazwischen forciert wird. (Ponce, Seite 253)

Häfen 1925

Matanzas

Cien Fuegos

diese befi nden sich auf 2 kleinen Inseln

Cayo Romano Nuevitas

Holguin

Santiago de CubaLA HABANA

Nueva Gerona

Häfen 2000

Airports 1959

Airports 2000

(Gugger, S. 42)

(Quelle: Ponce 253)

A Wachstum/Ausbreitung der Stadt ins LandB ‘Idealwachstum’ des Landes in die StadtC Anwendung auf Havana, Kuba

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(Quelle: alle Google Earth)

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Regionen in Havana1 Habana Vieja2 Centro Habana3 Regla4 Plaza de la Revolucion/Vedado5 Cerro6 10 de Octubre

1 km

12

5

4

6

3

Habana del Este

Alamar

Playa

Miramar

San Miguel de Padrón

Guanabacoa

CotorroArroyo Naranjo

Boyeros

Marianao

La Lisa

10 km Lageplan Havana 1: 50.000

urbane Areale, dichte Bebauungweniger dicht gesiedeltes Gebietmit radialem Ausbreitungsmuster

José MartíInt. Airport

Drei städtische Objekte bleiben dem Havana-Besucher sicherlich in Erinnerung: Der Friedhof aufgrund seiner Größe, das Hospital aufgrund seiner Höhe und der Flughafen wohl aufgrund seiner eigenwilligen Gestalt.

Ein Großteil der Bebauung Havanas befi ndet sich in der Nähe der Küste, Stadterweiterungen erfolgen vor allem in Richtung Osten und Westen.

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Diese 3 Staatsmänner Südamerikas haben es sich zum gemeinsamen Ziel gemacht, dem Westen, und hier vor allem der USA, ideologisch wie wirtschaftlich die Stirn zu bieten:

Hugo Chavez (Venezuela)Fidel Castro (Kuba)Ivo Morales (Bolivien)

Die einheimische Bevölkerung Kubas wurde geknechtet und zu harter Arbeit gezwungen, afrikanische Sklaven wurden in großer Anzahl auf der Insel angesiedelt und ein großteil der Waldbestände abgeholzt, um Schiffe zu bauen und zu reparieren. Der Waldbestand hat sich bis heute nicht erholt und wurde auch nicht nachgepfl anzt, wodurch Bauholz heute rar ist.(web-link 41)

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Kuba´s Geschichte und Politik

Die autochtone Bevölkerung Kubas begann nach der europäischen Entdeckung der Insel durch Christopher Kolumbus im Jahre 1492 und die darauffolgende Kolonialisierung kontinuierlich zu schrumpfen. Es wurde eine große Anzahl von afrikanischen Sklaven importiert, um auf den Kaffee- und Zuckerplantagen zu arbeiten und Havana wurde ein Hauptangelpunkt der spanischen Handelsfl otte, kommend von Mexico und Peru auf ihrer jährlichen Fahrt nach Europa. Die harte spanische Führung der Kolonie rief eine Unabhängigkeitsbewegung und vereinzelte Rebellionen hervor, die von dieser brutal unterdrückt wurden.

Die Intervention der Vereinigten Staaten während des spanisch-amerikanischen Krieges im Jahre 1898 halfen den KubanerInnen, die spanische Hegemonie hinter sich zu lassen. Das ‘Abkommen von Paris’ bescherte der Insel 1902 die Unabhängikeit von den Vereinigten Staaten nach einer Reihe von Regierungen, die vor allem durch das Militär und durch korrupte Politiker dominiert war.

Fidel Castro führte schließlich im Jahre 1959 eine Rebellen-Armee zum Sieg über die Regierung und seine eiserne Führung hielt das daraus hervorgegangene Regime über bislang fünf Dekaden an der Macht. Im Februar 2008 trat er als President Kubas zurück und übergab die Amtsgeschäfte an seinen Bruder Raúl Castro. Die mit sowjetischer Unterstützung geführte kubanische Revolution wurde von den 1960ern bis in die 1980er Jahre in Lateinamerika und Afrika verbreitet.

Einen schweren wirtschaftlichen Schlag erlitt das Land 1990 mit dem Ausbleiben der jährlichen sowjetischen Zuwendungen von 4 bis 6 Milliarden Dollar im Zuge des Zusammenbruchs der UDSSR und der ‘Wende’ in Europa. Kuba stellt diese Schwierigkeiten allerdings als eine Folge des US-Embargos von 1961 dar.

Die illegale Migration in die Vereinigten Staaten, durch selbstgemachte Schwimmkörper, Menschenschmuggler, via Flugzeug oder über die Südwestküste, sind ein andauerndes Problem. Die amerikanische Küstenwache (‘US Coast Guard’) griff im Jahr 2007 2.656 Menschen bei dem Versuch auf, die Vereinigten Staaten über die ‘Straße von Florida’ zu erreichen. (web-link 6, Übersetzung: Andreas Liska)

“Der Kampf für die soziale Revolution in Amerika ist keine Utopie von Verrückten oder Fantasten. Es ist das Kämpfen für den nächsten Schritt vorwärts in der Geschichte.”(Inschrift auf einem Monument vor der Universität Havana, Foto & Übersetzung von Andreas Liska)

“Ich kooperiere nicht mit der Diktatur”web-link 30

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CDR (Comités de Defensa de la Revolución)Wahlspruch „In jedem Stadtviertel Revolution!“ („En cada barrio revolución“).

Die Komitees zur Verteidigung der Revolution (CDR) sind eine am 28. Sept. 1960 gegründete Massenorganisation der kubanischen Bevölkerung mit ca. 7,6 Mio. Millionen Mitgliedern (2005). Die Mitgliedschaft ist offi ziell freiwillig, jedoch sind rund 86% der kubanischen Bürger mit einem Mindesteintrittsalter von 14 Jahren in einer der 138.000 Comités organisiert.

Bereits kurz nach der kubanischen Revolution von 1959 kam es zu verschärften innen- und außenpolitischen Spannungen mit den USA und der internen Opposition. Enteignungen, der Nichtzulassung freier Gewerkschaften und der Nichteinhaltung des Versprechens freier Wahlen provozierten zunehmende konterrevolutionäre Aktivitäten in Kuba selbst und die Unterstützung solcher Gruppen von den USA durch den US-Geheimdienst CIA. Es kam zu Bomben- und Brandanschlägen gegen Zivileinrichtungen besonders in Havanna, der Hauptstadt Kubas. Diese richteten sich gegen wirtschaftlich wichtige Objekte wie Schiffe und Fabriken, aber auch gegen Kinos, Kaufhäuser und Sozialeinrichtungen, vorzugsweise zu Zeitpunkten, wenn mit großem Publikumsverkehr gerechnet werden konnte.

Mit der Gründung der CDR sollte die Bevölkerung gegen solche Anschläge geschützt werden. Außerdem entsprach die Mobilisierung der Bevölkerung für die Revolution auch dem politischen Konzept der Revolutionäre, die damit eine basisdemokratische Organisation schaffen wollten.

Nach der Gründung lag die Hauptaktivität der CDR im Wachdienst, an dem alle Cederistas (Mitglieder der CDR) teilnehmen. Die CDR-Patrouillen haben keinerlei exekutive Funktion und sind auch nicht bewaffnet. Im Fall von verdächtigen Vorkommnissen haben sie lediglich die Aufgabe, die Polizei zu verständigen.

Mit dem Nachlassen der Bombenanschläge nach der missglückten Invasion in der Schweinebucht durch Exilkubaner im Auftrag der US-Regierung (17. April 1961) verschob sich der Tätigkeitsbereich der CDR. Während der Patrouillendienst nun der Eindämmung von Kriminalität diente, kamen soziale Aufgaben hinzu:

• Organisierung von fl ächendeckenden Impfkampagnen und Gesundheitsvorsorge (Hygiene) sowie Altenfürsorge• politische Diskussion von Gesetzes-vorschlägen und Entscheidungsfi ndung• Weiterleitung von Beschwerden der Bevölkerung an die zuständigen staatlichen Organe (z. B. defekte Wasserleitungen oder Stromausfall)• Mobilisierung der Bevölkerung für die politischen Ziele der Revolution

Bis zur Abhaltung der ersten Wahlen für die Nationalversammlung Poder Popular (Volksmacht), eines an der Rätedemokratie angelehnten Systems, im Jahre 1975 hatten die CDR auch die Rolle einer basisdemokratischen Willensbildung innerhalb des kubanischen Staates. (web-link 25 und 26)

CDR Logoweb-link 27

Plakat in einem Schaufenster in Havanna“Schuldige - Die Regierung der USA schützt den Terrorismus.” (Foto: Privatarchiv)

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“Ich arbeite -er arbeitet -wir arbeiten.Und was machst du?”

“Arbeiten im Auftrag und mit Disziplin”

“Vaterland oder Tod -Wir kämpfen!”

“Cuba gegen die Blockade und die Einverleibung”

“Unsere Pfl icht ist es zu kämpfen!”

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(alle Fotos: Privatarchiv)

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BIP (per capita)Kuba/Österreich

32.300 US Dollar

9.500 US Dollar

BIP Kuba/Österreich

215,97 Mrd. Euro

108, 2 Mrd. Dollar

BIP Wachstum p.a. Kuba/Österreich

4,3 %

1,8 %

(web-link 42)

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Die kubanische Wirtschaft

Kuba ist eine Republik mir der Hauptstadt Havana, es hat 14 Provinzen und hat mit einigen Lateinamerikanischen Staaten, allen voran mit Venezuela (Erdöl), enge Handelsbeziehungen. Die Währung ist der kubanische Peso (CUP), wobei ein US-Dollar 0,9259 Pesos entspricht.

Die haptsächlichen landwirtschaftliche Produkte sind:Zucker, Tabak, Zitrusfrüchte, Kaffee, Reis, Kartoffeln, Bohnen und Nutztiere.

Die industrielle Produktion konzentriert sich auf:Zucker, Erdöl, Tabak, Baumaterialien, Nickel, Stahl, Zement, landwirtschaftliche Maschinen und Medikamente.

Einige wirtschaftliche Eckdaten:Bruttoinlandsprodukt BIP: 108,2 Mrd. US Dollar(103,7 Mrd. US Dollar (2007),96,7 Mrd. US Dollar (2006))Wachstumsrate BIP: 4,3 %(2007: 7,3 %, 2006: 12,1 %)Pro-Kopf-Einkommen: 9.500 US DollarBIP-Zusammensetzung:Landwirtschaft: 4,4 %Industrie: 22,8 %Dienstleistungen: 72,8 %Arbeitnehmerverteilung:Landwirtschaft: 20 %Industrie: 19,4 %Dienstleistungen: 60,6 %Arbeitslosigkeit: 1,8 %Infl ation: 4,2 %Wachstumsrate Industrie: 6 %Export-Partner:China 27.5%, Canada 26.9%, Netherlands 11.1%, Spain 4.7% (2007)Import-Partner:Venezuela 29.6%, China 13.4%, Spain 10.4%, Canada 6%, US 5.1% (die Daten basieren auf CIA-Schätzungen des Jahres 2008)(web-link 6)

Österreich im Vergleich

BIP: 215,97 Mrd. Euro (2005) (web-link 9)BIP (per capita) Österreich 2008: 33.800 Euro(entspricht rd. 32.300 US Dollar)Wachstumsrate: 1,8 %(BIP (per capita) EU 27, 2008: 25.100 EuroWachstumsrate: 0,9 %)

BIP-Zusammensetzung:Dienstleistungen: 38,5 %Industrie und Bergbau: 25,9 %Handel/Gastgewerbe: 16,6%Baugewerbe: 7,6 %Land- und Forstwirtschaft: 2,5 %usw. (web-link 8)

Arbeitnehmerverteilung:Einzelhandel: 12,8 %Dienstleistungen: 12 %Bauwesen: 9,9 %Tourismus & Gaststätten: 9,5 %Großhandel: 7,8 %Nahrungsmittelproduktion: 3 %

Arbeitslosigkeit (1. Quart. 09): 4,7% (int. Def.)Infl ation (Mai 2009): 0,3 % vorl.(web-link 7)

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Pilger bitten um Spenden für San Lázaro- für sich selbst erbitten sie Linderung

(Geo, S. 108)

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Religion: Santería, Yoruba und Katholizismus

Innerhalb von etwa 350 Jahren wurden 500.000 bis 700.000 Sklaven aus Westafrika, vor allem aus dem Gebiet des heutigen Nigerias, nach Kuba verschleppt. Sie gehören großteils dem Volk der Yoruba an und brachten die eigene (Yoruba-) Religion aus ihrer Heimat mit. Den bei oberfl ächlicher Betrachtung missionierten Sklaven war es verboten, ihre Religion und Riten auszuüben. Also verschmolzen sie ihre mitgebrachte Religion mit dem Katholizismus der Missionare, und es regierten alsbald hinter katholischen Kulissen Yoruba-Gottheiten. Diese Praxis brachte die heute in Kuba zu fi ndende ‘Santeria’ hervor, eine Mischreligion, in der katholische Praktiken neben Opferungen, Aberglauben, Wiedergeburt und Zauberriten existieren.

Im modernen Kuba nimmt die Santeria eine besondere Stellung ein. Zwar wurde sie als Religion diskriminiert, war aber dadurch, dass sie ohnehin immer nur im Privaten ausgeübt wurde, weniger angreifbar. Die Regierung stand der Santeria zwiespältig gegenüber: Einerseits lehnte sie diese als Aberglaube ab, brauchte sie aber andererseits, um eine afrokubanische Identität zu kreieren. So darf die Santeria seit den 1990er Jahren auch öffentlich ausgeübt werden. Inzwischen gehören schätzungsweise 8 von 10 KubanerInnen zu ihren Anhängern. (GEO Kuba, Seite 115)

rituelle Opfergabenbei der Santería

web-link 29

San Lazaro Opferstellenahe Vinales, Kuba (Foto: Privatarchiv)

Orischa Statuetteweb-link 28

Wahrsagereiweb-link 31

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Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Research Kollektives Wohnen2

In diesem Kapitel soll gezeigt werden, wie in Havana bzw. in Kuba gebaut wird, wie die Menschen wohnen und wie das Zusammenleben innerhalb der Familien und in der Nachbarschaft organisiert ist. Auch auf typische, immer wiederkehrende Elemente des Bauens soll eingegangen werden, um eine Art charakteristischen Bauteilkatalog für Kuba zu erhalten.

(Foto: Privatarchiv)

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Selbstbauinitiative ‘Mikrobrigaden’

In der Zeit vor der Revolution, also im Jahrzehnt von 1949 bis 1958, entstanden in Kuba jährlich etwa 8.000 Wohnungen für den Markt. ‘In Havana waren 45 % der Wohnungen ohne fl ießendes Wasser, 10 oder mehr Menschen wohnten in einer kleinen Wohnung zusammengepfercht’ (Amsler, S. 57). Auf dem Land war die Situation noch schlimmer, dort hatten etwa 98 % der Bohios (Hütten der Landarbeiter) kein Fließwasser und es wohnten in einer solchen Behausung, die nur 20-30 m² maß, 12 bis 15 Pesonen.

Nach der Revolution von 1959 wurde ein Grundsatz verankert, der jeder Familie den Anspruch auf eine angemessene Wohnung zusprach. Fidel Castro richtete damals bei Gründung der Mikrobrigaden einen Apell an die arbeitenden Massen, damit sie sich nochmehr anstrengen und zu den Bauarbeiten beitragen, da dem Land die Kapazitäten fehlten. Es wurden also 1970 die ersten Mikrobrigaden gegründet, es gingen insgesamt etwa 1.000 ArbeiterInnen auf den Bau. Heute werden zwischen 18.000 und 20.000 Wohnungen jährlich von über 1.300 Mikrobrigaden gebaut!

Eine Mikrobrigade besteht in der Regel aus 26 Arbeiterinnen und Arbeitern. Sie verlassen ihren Arbeitsplatz und arbeiten 2 bis 3 Jahre daran, für gewöhnlich 46 Wohnungen zu bauen. Die im Betrieb zurückgebliebenen ArbeiterInnen verpfl ichten sich, die Arbeit der BrigadistInnen solidarisch und zusätzlich zu übernehmen. Größere Betriebe stellen 99 BrigadistInnen und bauen 125 Wohnungen. In den Mikrobrigaden wird kein Unterschied gemacht zwischen Frauen und Männern, Schwarzen und Weißen oder aufgrund sonstiger Merkmale eine Selektion vorgenommen. Auch die Arbeit selbst wird gleichwertig un ganzheitlich behandelt, es wird der gesamte Bau, vom Fundament bis zum letzten Anstrich, von den BrigadistInnen selbst gemacht.

Die BrigadistInnen erhalten in der Regel eine Grundausbildung von ein- bis zwei Monaten und die Bauweise, Konstruktion und Grundrisse sind so angelegt, dass sie von Laien ohne allzu großes Vorwissen gebaut werden können. Das hat zu einem sehr hohen Vorfertigungsgrad geführt, Betonpfeiler als Stützen und Rippenelemente für die Decken sind heute weit verbreitet. Fenster und Türen werden in einem sehr frühen Baustadium versetzt und stumpf auf die vorfabrizierte Decke und die Wände angeschlagen. (Amsler, S. 58)

‘System Semiprefabricado SP 79T’Normalgrundriss eines Hauses in Alamar3- Spänner, 6- geschoßig(Amsler, S. 58)

Standardwohnbau der Mikrobrigaden in Alamar, Havana (siehe Plan oben)

(Foto: Privatarchiv)

Die Praxis der Mikrobrigaden schafft nicht nur eine starke Gemeinschaft (gemeinsam bauen und gemeinsam wohnen!) sondern gewährleistet auch, dass die Gebäude von den Bewohnern selbst gewartet und repariert werden können! (Amsler, S. 58)

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Wohnungsbau in Kuba

Nach der Revolution im Jahre 1959 versuchte die neue Regierung die Reichtümer des Landes gerechter zu verteilen, um die Befriedigung der Grundbedürfnisse der gesamten Bevölkerung zu garantieren (Agrarreform, umfangreiche Investition in der Landwirtschaft, der Industrie und im sozialen Bereich). Auch das Bauvolumen vergrößerte sich in dieser Zeit massiv. Absolute Priorität hatten dabei Bauten des Produktivsektors, wie Landwirtschaft, Industrie sowie Infrastrukturbauten. Auf dem sozialen Sektor war eine auffallende Erhöhung der Anzahl von Schulen und Gesundheitseinrichtungen zu beobachten, die auch heute noch (nicht nur in Lateinamerika) als vorbildlich angesehen werden muß!

Das größte Problem dieser Zeit war aber die Wohnungsnot, das Defi zit belief sich damals auf etwa 700.000 Wohneinheiten. Das heißt: Mehr als sie Hälfte der damaligen Bevölkerung lebte unter unzumutbaren und teilweise unmenschlichen Zuständen! Vor 1959 konzentrierte sich der Wohnungsbau zu 80 % auf Havanna, es wurden nur rund 8.000 Wohneinheiten jährlich geschaffen und diese dienten vor allem dem Bedarf der Ober- und Mittelschicht. Der Wohnungsbedarf alleine aus dem Bevölkerungswachstum betrug aber 28.000 Einheiten! Die Menschen versuchten dieses Problem mit improvisiertem Selbstbau und dichterer Belegung zu kompensieren.

Eine erste Maßnahme nach der Revolution war es, durch die Kontrolle von Nutzung und Preisen jeden Handel mit Wohnraum und Grundstücken schrittweise zu eliminieren. Dies unterband langfristig die Spekulation. Im April 1959 wurde sogar ein Gesetz erlassen, das den Zwangsverkauf von brachliegenden Grundstücken innerhalb einer bestimmten Frist und zu festgelegten Preisen regelte.

Es kann auch niemand eine Wohnung besitzen, außerdem kann eine Familie auch nur eine Wohnung haben, daher handelt es sich bei jedem Umzug um einen Wohnungstausch. Die Inserate in den Zeitungen beinhalten gleichzeitig eine Suchanfrage und ein Angebot. Gründe für solch einen Wohnungstausch sind zum Beispiel familiärer Nachwuchs. Die Richtigkeit der Angaben und die Norwendigkeit werden aber, um Mißbrauch zu vermeiden, vom ‘Poder Popular’ überwacht. (Meier, S. 54 ff.)

Vorfabrikationssysteme:

Sandinofür 1-2 geschoßige Gebäudevor Ort fabrizierte Elementekein Bauteil über 65 kgSäulen 11 x 11 x 225 cmkleine Platten 94 x 46 cmSystemmodul = 104 cmFundamente meist Ortbetonkeine Kran erforderlich!

Mischsysteme(siehe Mikrobrigaden, Alamar)anfangs 3-4 geschoßigvorerst vor Ort hergestellt,später in Fabriken gefertigttragende Wände (Schoten) werden konventionell gemauert(Zementsteine: 20 cm, Ziegel: 30 cm)Decken: vorgefertigte Doppelrippen- Elemente des Systems ‘Giron’Treppen- und Fassadenelemente

Gran Panelerstes nationales Großtafelsystem (1963)ab Ende der 1960er: Maßkoordination aller bekannten Systeme, Normierung der Geschoßhöhen Typifi zierung von Eckverbindungen und Anschlüssen, heute bis 18 Etagen, System jugoslavischer Abstammung;Stützen + KassettendeckenStützen: 30 x 30 cm bis 38 x 38 cm, reichen über 1, 2 oder 3 GeschoßeKassettendeckenelemente: 4,20 x 4,20 mheute: 4 Fabriken auf Kuba, System ‘IMS’(Meier, S. 54 ff.)

Skeleton System 1 (SS1)(web-link 17)

3 gängige Vorfertigungssysteme:

• Solid Panel System (SPS)• Hollow Panel System (HPS)• Skeleton System (SS)

in Kuba ist das ‘Skeleton System vorherrschend, da es einen hohen Anteil an manueller Arbeit bei sehr großer Freiheit in der Grundrißgestaltung ermöglicht. (web-link 17)

Skeleton System 1 (SS1 - ‘Folding System’)(web-link 17)

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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(alle Fotos: Privatarchiv)

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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(alle Fotos: Privatarchiv)

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Typologie der fl achen Kolonialbebauung Havanas bzw. Kubas

In Havanna wie auch in vielen anderen Städten Kubas dominieren Familienhäuser wie diese, in denen oft auch noch ein Sohn/eine Tochter der HausbesitzerInnen jeweils mit deren Frau bzw. Mann und deren Kindern leben. Es wohnen also nicht selten 3 Generationen gemeinsam auf engstem Raum, was den Freiraum vor, am und im Haus sehr bedeutsam werden läßt, um aus der Enge resultierende Konfl ikte zu vermeiden.

Zur Straße hin befi ndet sich der größte Wohnraum (mit ‘S’ = sala bezeichnet), welcher zum Empfang der Gäste, als Aufenthaltsraum während des Tages bzw. am Abend und zu repräsentativen Zwecken dient. Dahinter sind an einer Seite die Schlafräume (‘H’ = habitaciones) aufgereiht, welche sich zum Innenhof (‘P’ = patio) öffnen. Dazwischen gibt es fast immer einen überdachten Verbindungsgang, welcher zum im hinteren Teil gelegenen ‘Herrenzimmer’ (‘C’ = caballeriza) führt, und der auch oft zu einer Terrasse verbreitert wird. Die Küche (‘K’ = cocina) und das Bad (‘B’ = bano) haben fl ächenmäßig oft untergeordnete Bedeutung, auch wenn das Kochen eine hohe kulturelle Stellung in der kubanischen Gesellschaft einnimmt.

In kleineren Städten sind diese Gebäudetypen nebeneinander gereiht, in Havanna fi ndet man eine ähnliche Typologie in einer zu Geschoßwohnhäusern gestapelten Variante vor, wie ich im folgenden zeigen werde.

schmale, aber sehr tiefe Grundrisse sind bei den Wohnhäusern in den äußeren Bezirken Havanas und am Land zu fi nden (o. und u.)

(alle Fotos: Privatarchiv)

(Quelle: Ponce 313)

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Typologien der dichten Kolonialbebauung Havanas

Der linke Typ repräsentiert eine sehr dichte Variante der Wohnbebauung in Havana Centro und Havana Vieja. Bei diesem Grundriß repräsentiert jedes ‘H’ (= habitacion) ein Zimmer oder eben eine Wohneinheit. Oft sind dies Räume, die nicht selten ohne direkten Außenraumbezug, also ohne Fenster (!), auskommen müssen. Die Belichtung und Belüftung sind dementsprechend schlecht, und außerdem werden im gleichen Raum oftmals alle Tätigkeiten des täglichen Lebens vollführt: Kochen, Waschen, Schlafen, usw. Das führt natürlich zu Problemen, weshalb die BewohnerInnen für diese Arbeiten oftmals in Innenhöfe und auf die Straße ausweichen. Kochen und Waschen wird nicht selten kollektiv im Freien organisiert, und die Menschen halten sich möglichst wenig im beengten und überhitzten gemeinsamen Wohnraum auf.

Der rechts oben gezeigte Typ ist dem ländlichen (auf der vorigen Seite) sehr ähnlich, und wurde in dieser Variante als 2-geschoßiges Gebäude ausgeführt, in jüngeren Zeiten erscheint er aber auch in Wohnhäsern mit bis zu 10 Geschoßen. Der Innenhof wird natürlich mit zunehmender Höhe des Gebäudes von einem attraktiven Außenraum zu einem düsteren Lichtschacht, der nur mehr der Belüftung der seitlich angelagerten Wohneinheiten dient (siehe Foto links oben, unten: Eingangssituation).

von oben in die Lichtschächte zweier angrenzender Häuser fotografi ert

Eingang eines typischen

Stadthauses

(alle Fotos: Privatarchiv)

(Quelle: Ponce 317 & 318)

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Beispiele:

(alle Fotos: Privatarchiv)

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Katalog typischer architektonisch-räumlicher Elemente in Havanna bzw. Kuba (Fotobelege siehe auch Seiten 38 & 39)

1Arkadengänge: Schutz vor Sonne und Regen, hier ist die primäre Kommunikationsfäche situiert und der meiste soziale Austausch fi ndet hier statt; es gibt oft private Sitzmöbel, die aus den Wohnungen auf den Gehsteig getragen werden und auch von Hausgästen benutzt werden; durch die Säulenreihe hat man eine klare Trennung zwischen Autoverkehr und dem Fußgängerbereich; die in der Erdgeschoßzone angesiedelte ‘Funktion’ defi niert schlußendlich den Charakter dieses Bereiches.

2Hauseingang von unten, Anheben des Gebäudes: Es ergeben sich Parkierungsmöglichkeiten, bei einem guten Schutz vor Sonne und Regen, es entsteht ein großer überdachter Freiraum, welcher bei Bedarf auch zum Innenraum ausgebaut werden kann. Außerdem sind in vom Monsun geprägten Gebieten alle Räume auf Straßenniveau potentiell von Überfl utung bedroht.

3Lichthöfe: Sie ermöglichen ein Mindestmaßes an Belichtung und Belüftung in den äußerst dicht bebauten Altstadtquartieren, an ihnen ist auch meist ein Laubengang situiert, um die horizontale Erschließung in den Geschoßen zu gewährleisten. Je weiter unten man in einem solchen Gebäude allerdings wohnt, desto mehr relativiert sich allerdings der positive Effekt dieser Art des Außenraumbezugs.

4Querlüftung: Aufgrund des Wirtschaftsembargos sind elektrische Geräte in Kuba rar und teuer, daher gibt es hier kaum Klimaanlagen in privaten Häusern. Umso wichtiger ist die Querlüftung, um die Wohnungen vor sommerlicher Überhitzung zu schützen. Manche Häuser haben sogar perforierte Fassaden, um einen konstanten Luftstrom durch die Wohnungen zu erzeugen, die Praktikabilität solcher Lösungen ist aber zu hinterfragen.

Schemata:

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Beispiele:

(alle Fotos: Privatarchiv)

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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5Portale: Diese Schnittstellen zwischen dem öffentlichen Raum der Straße und dem privaten Bereich im Inneren des Hauses nehmen in Havana eine besondere Stellung ein. Die hohe Schwelle der Eingangstür dient sehr oft zum Sitzen und Beobachten, zum Reden mit SpaziergängerInnen, zum Anbieten von Waren aller Art und im Allgemeinen dem bequemen Aufenthalt im öffentlichen Raum. Funktionelle Begründung dieses Bauteils ist wohl der Schutz vor den Regenmassen des Monsun und vor kleinen tierischen Schädlingen.

6Nachträgliche Einbauten in alten Gebäuden: Die enorme Raumhöhe von 5 Metern und mehr in den kolonialen Bauwerken wird oft dazu verwendet, Geschoßdecken einzuziehen, um die Wohnfl äche so zu vergrößern. Diese innere Nachverdichtung entsteht aus dem Mangel an Wohnraum vor allem in Centro Habana, verschlechtert aber die Wohnqualität ganz wesentlich, da weder die Luftzirkulation noch die Belichtung in den Räumen weiterhin gewähleistet werden kann.

7Raumausstülpungen: Eine weitere zu beobachtende Eigenart kubanischer Häuser, vor allem in Havana, sind Raumteile, die aus der Wand hervorspringen, wie aus dem Innenraum durch die Wand gedrückte Objekte. Sie beherbergen meist Kleiderkästen, Kühlschränke, Waschmaschinen oder Speisekammern, manchmal werden sie auch als Fensternischen genutzt.

8Ziegelgitter: Die Perforierung von Mauern und Wandelementen ist ein sehr beliebtes Mittel in Havanna, die stete Durchlüftung bestimmter Räume bei gleichzeitig allzeit gegebenem Einbruchsschutz zu gewähleisten. Außerdem fällt gefi ltertes Licht in den Raum und man kann hinaus auf die Straße blicken, ohne sofort selbst dabei gesehen zu werden.

Schemata:

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(alle Fotos: Privatarchiv)

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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(alle Fotos: Privatarchiv)

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Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Research Entwicklungen früher und heute

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Typologien, Strategien, Utopien, Tendenzen, Inspirationen, usw.

Mit jeder neuen Erfi ndung und der Entwicklung neuer Technologien kamen (und kommen) neue Ideen -teilweise utopisch, teils realisierbar- zum Vorschein. Der Horizont der bautechnischen Möglichkeiten erweiterte sich dadurch besonders in den letzten Jahrzehnten enorm.

(Foto: Privatarchiv)

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Flexibilität, Variabilität

Schon in der Moderne hat man zugunsten freierer Grundrisse damit begonnen, das vormals starre Korsett meterdicker Ziegelmauern in ein System von Stützen und Säulen aufzulösen, um nach Zeiten enger, feuchter, dunkler und schlecht belichteter Wohnquartiere endlich einen höheren Grad an Freiheit in der Grundrißgestaltung und an Leichtigkeit (in jeglicher Hinsicht) zu erreichen.

Ein (regelmäßiger) Stützenraster mit Platten darüber schien diesem Ziel perfekt gerecht zu werden. Die Raumabschlüsse waren somit nicht mehr tragend und so von ihrer Last und Schwere bzw. Dicke befreit. Somit konnte die Ausfachung zwischen je zwei Stützen auch von einer Verglasung, einem Holzpanneel oder auch nur von einer Textilbespannung übernommen werden. Die Möglichkeiten des Bauens und Gestaltens vervielfachten sich dadurch ins schier unermeßliche.

So ist seit Le Corbusier und seinem DOMINO-System, angewendet etwa in prototypischer Weise bei der Villa Savoye, eine konstante Weiterverfolgung dieses Prinzips der Aufl ösung der Grundrisse durch die vergangenen Jahrzehnte zu beobachten. Auf der rechten Seite sieht man bei dieser ‘Explosions-Axonometrie’, wie wenig die Raumaufteilung und die Grundrißgestaltung vom statischen System abhängig sind, da die raumtragenden und die raumbildenden Elemente völlig voneinander entkoppelt wurden.

Mehr als 3 Jahrzehnte wird diese Art der konstruktiven Trennung von Architekten wie Ottokar Uhl in Wien, John Habraken in Holland und anderen als einen Einteilung des Gebäudes in Elemente 1., 2. und 3. Ordnung verfolgt, wobei die dritte Kategorie die infrastrukturellen bzw. Versorgungselemente meint. Heute sind Architekturbüros wie etwa Lacaton & Vasaal aus Paris/Frankreich in aller Munde, wenn es um das Öffnen und ‘Befreien’ von Grundrissen und Wohnraum geht.

Villa Savoye (1928-31), Architekt: Le Corbusier

(web-link 10)

Domino-Haus, 1914Architekt: Le Corbusier(web-link 11)

‘Wohnen morgen’, Hollabrunn Architekt: Ottokar Uhl (web-link 2)

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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“ ‘The Building is fi rst and foremost a chunk of the city [...]’ Anne Lacaton adds. The city carries on into the building. They have built an element that is heteronomous and anchored, that engages the user of the city in a dialogue. Through these elements, they re-examine the city, it´s users, other designers. The building [...] could easily become something else. Another way of creating sustainability.” (Messu, Dimitri et al., page 101)

“A grid is a location map of densities. When the locations are orthogonal to each other, and the densities involved are identical, like a system of points, then we have a Carthesian grid - the template of traditional building design.

[...]

Written in tensor notation, the arrangement of such a grid becomes the array of a matrix placed in vertical and horizontal arrays. (The entities of a matrix are interdependent and no one point has preference or autonomy. The matrix is a picture of a grid as a simultanious event.” (Gausa et al., S. 268)

“The project is not based on the idea of effi ciency, but rather on the idea of creating capacities, a generosity of use.” (Messu, Dimitri et al., page 101)

Strukturalismus, Metabolismus und andere Inspirationen

• Josef Frank (*1885 in Baden bei Wien - 1967 in Stockholm)• Friedrich Kiesler (*1890 in Czernowitz - 1965 in New York) • Yona Friedman (*1923 in Budapest)• Charles Correa (*1930 in Sikandarabad, Indien)• Kisho Kurokawa (*1934 in Nagoya - 2007 in Tokio)• Lacaton & Vassal, Architekturbüro, Paris

Einerseits waren für mich immer die abstrakten mathematischen und physikalischen ‘Weltbeschreibungsmuster’ und -techniken seit René Descartes (Cartesisches Koordinatensystem, usw.) und andererseits die Bestrebungen der Strukturalisten, Metabolisten und Futuristen, sich vom Erdboden abzuheben und sich somit (symbolisch und real) von der Schwerkraft zu befreien, eine faszinierende Quelle gedanklicher Experimente. Die Schwere des (Bau-)Materials und die Gebundenheit des menschlichen Körpers an die Oberfl äche unseres Planeten wurde immer wieder als ein unbefriedigender Zustand angesehen, den man mit allerlei Mitteln zu überwinden trachtete (der Traum vom Fliegen, der Bau möglichst hoher Gebäude (also Türme), das Besteigen von hohen Bergen und Bäumen, sowie die kollektiven Versuche mit psychoaktiven Substanzen in den 1960er Jahren, die vor allem auch das Ziel hatten, sich von der Schwere (Gravitation) des eigenen Körpers zu befreien).

Yona Friedman

Yona Friedman

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Nachdem Euklid von Alexandria (ca. 360 bis 280 v. Chr.) in seinem berühmtesten Werk ‘Die Elemente’ (griech. ‘Stocheia’, ca. 325 v. Chr. entstanden) das gesamte Wissen der griechischen Mathematik seiner Zeit zusammengetragen hat und somit den Grundstein für die mathematisch-logische Erklärung der Welt bis heute geprägt hat, führte René Descartes (1596 bis 1650) einige dieser Lehrsätze zusammen, um zu einer systematischen Vermessung nicht nur der Oberfl äche unserer Erde, sondern auch ihrer Topografi e anzusetzen. Diese Bestrebungen stellen die Einführung der 3. Dimension -also der Höhe (und somit auch der Tiefe!)- in die Mathematik dar. Dies führte zu einer Vorstellung und Erklärung der Welt als einen kontinuierlichen Raum in allen 3 Dimensionen. Durch diese räumliche ‘Aufrasterung’ des Raumes entstanden nun plötzlich ganz neue und überaus spannende Welterklärungsmodelle, wie die von Leibnitz und Newton angeblich unabhängig voneinander entwickelte Technik der Integral- bzw. Infi nitesimalrechnung, die Volumsberechnungen weit jenseits der Platonischen Körper möglich machte.

In der Renaissance griff man dann auf die einfacheren dieser Techniken zurück, um mittels Theotholith und Meßlatte die Kaiserreiche Europas systematisch zu vermessen. Aber “Mitte des 18. Jahrhunderts waren die Läner der Erde weitgehend entdeckt und kartographiert. [...] So nimmt es nicht Wunder, dass nunmehr fantastische Reisen in unbekannte Höhen und Tiefen neue Orte für die Konstruktionen künstlicher Welten erschlossen.” (Zinsmeister, S. 16)

Einige Strukturalisten und Metabolisten griffen also auf diese Art der Systematisierung zurück und entwickelten dreidimensionale Raster, also materialisierte cartesische Koordinatensysteme, deren Knoten (Nodien) Raumpunkte markieren und mit Strukturelementen (Internodien) verbunden sind. Diese Primärstruktur dient aber meist vor allem nur dem Tragen und Halten der eingehängten und eingeschobenen Räume, Plattformen und Rampen. Seit Leonardo da Vinci (1452 bis 1519) hat dieses sich Abheben vom Boden zum Zwecke der Trennung der Funktionen auch immer mit ‘Hygiene’ im weitesten Sinne zu tun. Er schlug 1490 in Verbindung mit einem Idealstadtentwurf vor, per se ‘schmutzige’ Funktionen wie Kanalisation oder Transport vom öffentlichen Leben durch vertikale Verschiebung (2. Ebene) zu trennen. (Zinsmeister, S. 13)

“To provide more also means to challenge the responsibility of users, of inhabitants. It does not mean leaving spaces vacant, but instead creating open-ended spaces. These spaces possess qualities, possibilities that induce various appropriations and uses.” (Messu, Dimitri et al., page 103)

Eckhard Schulze-FielitzEntwurf Universität Bochum

Modellfotos, 1962

“...im Sinne von Le Corbusier vielleicht vorzugehen, eine Grundstruktur zu schaffen, die soviel Freiraum schafft, um daran Änderungen vornehmen zu können, oder um sie sogar herauszufordern.” (Martin Rieper)

René Descartes (1596 - 1650)Cartesisches Koordinatensystem

(web-link 22 und 23)

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Yona Friedman: ‘La Ville Spatiale’ (web-link 32)

kollektives Wohnenin Havana, Kuba

Foto-Archiv A. L.

Will McBride, München 1968dieses Foto ist zwar in einem anderen Kontext entstanden, aber für mich hatte es immer einen starken Bezug zum Negativbild des Massenwohnbaus und der häufi g kritisierten ‘Verschachtelung’ des Wohnens (‘People in Boxes’) (web-link 23)

Josef Frank, Ideenskizze, 1926(Meder, S. 46)

Eckhard Schulze-Fielitz‘Multinutzung = Ökonomie’

Zeichnung, 1960

Lacaton & Vassal‘Haus auf Stelzen’

(web-link 39)

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Charles Correa, Medorb: kollektiver, beschatteter Raum auf Bodenniveau

Yona Friedman(van der Ley, S. 121)

Charles CorreaWohnhaus Waca

Pabellión CubaHavana

praktizierte kubanische Improvisationskunst

Foto-Archiv A. L.

“Buildings [...] demand care, attention and maintenance.” (Messu, Dimitri et al., page 103)

“[...] to imbue each inhabitant of the building with responsibility, as a challenge to established norms.”(Messu, Dimitri et al., page 103)

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Veränderung und Anpassung zu ermöglichen, sie als Teil des Prozesses zu sehen heißt, die Architektur in der Lebenswirklichkeit zu verankern. Es bedeutet auch, Verantwortung auf mehrere Menschen zu verteilen und damit das Beziehungsfeld zwischen den Beteiligten zu verändern.

Partizipation also nicht nur als Möglichkeit einer höheren Trefferquote der Anspruchsbefriedigung sondern als das Wahrnehmen der Verantwortung für das eigene Leben. Bauen und Wohnen kommt so wieder dem Ursprung seiner Wortbedeutung, wie sie Martin Heidegger gezeigt hat, näher. Nach ihm bedeutet Bauen in seiner ursprünglichen Bedeutung Wohnen, und zwar Wohnen im Sinne des auf der Erde seins . „Die Art, wie du bist und ich bin, die Weise wie wir Menschen auf der Erde sind , ist das Bauen, das Wohnen.“ (Heidegger, S. 141)

Das Bauen als Wohnen wird so zur alltäglichen Erfahrung, zum Gewohnten. Die Architektur, der Wohn-Bau, verliert so den Warencharakter und die Beziehung zwischen Architekten und Auftraggeber den Charakter einer Verkäufer-Käufer-Beziehung. Ottokar Uhl hat mit seiner Arbeit versucht, dem Bauen diese Potenziale wieder zuzugestehen.(Bernhard Steger, web-link 2)

Harter Plateau Sprengung (web-link 20)

Die Harter Plateau Wohnbauten, wenige Minuten vor der Sprengung (web-link 21)

Negative Entwicklungen in den 60er und 70er Jahren

Die Wiederbesinnung auf das Gemeinsame -also Kollektive- des Wohnens, vor allem auch in den Städten, wo die Individualisierung und Vereinzelung (und somit oft Vereinsamung) des Individuums nach den Jahren des Wirtschaftswunders in den 50er und 60er Jahren (Marshallplan, Sozialpartnerschaft und ‘konzertierte Aktion’) durch die Schaffung kleinstrukturierten privaten Wohnraums (Arbeitersiedlungen, Arbeiterwohnheime, usw.) immer mehr zugenommen hatte war in den letzten Jahrzehnten ein wichtiges Anliegen der in die Bautätigkeiten involvierten Interessensgruppen.

Der Politik und vor allem den Stadtverwaltungen ist ein enormer Druck aus der Tatsache erwachsen, dass in besagten Wohnvierteln die Kriminalität und hier vor allem der Vandalismus signifi kant höher war (und nach wie vor ist) als in diversifi zierteren, aufgelockerteren und als weniger anonym wahrgenommeneren Wohngebieten (siehe auch die Problematik um die 20-stöckigen Harter Plateau- Gebäude (Spatenstich 1972) in Linz und deren ‘symbolische’ Sprengung (“ein Schau-Prozeß!”, Zitat Siegried Kristöfl , Linz09) am 13. April 2003; die Erleichterung vonseiten der Lokalpolitik war unübersehbar...).

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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“Der Sozialwohnbau der Nachkriegszeit mit seinen oft großen modernistischen Ensembles - angesiedelt außerhalb der Stadtzentren - gehört gewöhnlich nicht zum begehrtesten Teil des Wohnungsbestands. Diese Wohnbauten werden normalerweise eher von unterprivilegierten als von erfolgreichen Bevölkerungsschichten bewohnt, mit allen sozio-ökonomischen und gesellschaftlichen Problemen, die daraus resultieren.

Von Stockholm bis Madrid, von Birmingham bis Sofi a gibt es Stadtteile, in denen wirtshaftliche, soziale und kulturelle Probleme derart mit architektonischen und städtebaulichen Problematiken verwoben sind, dass man glaubt, die einzige Lösung der ‘Software’-Probleme läge in der Vernichtung der ‘Hardware’.” (Elser et al., S. 37)

Banlieu - Krawalle 2005 (web-link 18)

Banlieu - Krawalle 2005 (web-link 19)

Einen Kulminationspunkt und symbolischen Wendepunkt in der politischen Sicht- und Handlungsweise in Bezug auf den Massenwohnbau, vor allem in Verbindung mit der neuen soziologischen Herausforderung der urbanen Imigration und Integration, stellten die Banlieue-Krawalle 2005 in Paris dar. Auch hier wird die Uniformität und die damit einhergehende Tristesse der örtlichen Plattenbauten (in Verbindung mit der grassierenden Arbeitslosigkeit und der geringen Identifi kation mit der eigenen Wohnumgebung) als Zündstoff für diesen spontanen und überaus heftigen Gewaltausbruch der dort wohnenden (fast ausschließlich männlichen) Jugendlichen angesehen.

Alleine am Abend des 3. Novembers brannten im Pariser Vorort Clichy-sous-Bois und in einigen anderen Städte Frankreichs 500 Autos und mehrere Häuser, insgesamt wurden 9267 Autos zerstört und 2832 Menschen festgenommen (web-link 3). Dass dieses europa- und weltweit mit Besorgnis wahrgenommene Ereignis die Entscheidungsträger vor allem in der Politik wachgerüttelt hat ist sehr verständlich und zeigt, dass der Massenwohnbau der 1950er und 1960er Jahre ein ausgedientes Modell darstellt. Dessen war man sich zwar schon seit den CIAM Kongressen ab 1928 bewußt, breite intellektuelle Ablehnung gab es aber erst mit Aldo van Eyck (“Selten waren die Möglichkeiten so groß und selten hat ein Fach so versagt”, Zitat 1959) und John Habraken´s Buch ‘Die Träger und die Menschen - Das Ende des Massenwohnungsbaus’, 1961.

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Research Neue Strategien und Tendenzen im Wohnbau

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In letzter Zeit versuchen nicht nur Architekten, Antworten auf das Problem der oben beschriebenen unwirtlichen Wohnumgebungen zu fi nden, sondern auch Politiker und Bauträger haben den sozialen Zündstoff solcher Situationen erkannt und versuchen mit Pilotprojekten gegenzusteuern.

(Foto: Privatarchiv)

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Ottokar Uhl: ‘Wohnen mit Kindern’, WienDie individuelle Grundriß-Gestaltung der einzelnen Wohnungen wird selbst an der Fassade sofort spürbar und gibt dem Gebäude eine erfrischende Vielfalt.(web-link 35)

bkk3: Wohnprojekt ‘Sargfabrik’, WienEiner der Grundgedanken des Projektes war es, die Gemeinschaft der HausbewohnerInnen in jedem Belang zu gewährleisten und zu fördern.(web-link 33)

bkk3: Wohnprojekt ‘Sargfabrik’, WienDer Dachgarten, der interessierten Bewohnern die Möglichkeit bietet, eigenes Gemüse, Beeren und sogar Obst anzubauen, wird dankbar angenommen und mit Begeisterung genutzt.(web-link 34)

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Kollektives Wohnen

Eine klare Defi nition des Begriffes des kollektiven Wohnens ist erwartungsgemäß nicht ganz so einfach zu geben, vor allem auch deshalb, weil das Thema der kollektiven Wohnformen ein nach wie vor sehr aktuelles ist und demzufolge alle relevanten Faktoren in einem ständigen Wandel begriffen sind. Außerdem erfährt dieser Begriff durch seine permanente Aktualität auch immer wieder Vermischungen mit wesensverwandten Wohnformen wie ‘Flexibles Wohnen’, ‘Partizipative Wohnmodelle’ und dem so genannten ‘Themenwohnen’.

Einerseits sind spätestens seit den 68er Jahren Begriffe wie ‘Kommune’, ‘Wohngemeinschaft’ oder ‘Squat’ (besetztes Haus in autonomer Verwaltung einer meist subkulturell geprägten Gruppe) allgemein bekannte Termini für alternative Wohnformen geworden, andererseits gibt es auch sehr alte Formen kollektiven Wohnens, wie etwa das Kloster, die Internatsschule, im weitesten Sinne auch mittelalterliche Burgen, Gutshöfe und natürlich Armenhäuser.

Kollektives Wohnen ist aber keineswegs von Armut oder das Fehlen fi nanzieller Mittel zur Schaffung eines individuellen Eigenheimes geprägt, sondern neuerdings, das heißt seit Anfang der 1970er Jahre, vor allem durch eine gemeinsame Idee, ein defi niertes Ziel oder eine gemeinsame (oft als alternativ bezeichnete) Lebenseinstellung bestimmt.

So entstanden und entstehen immer mehr kollektive Wohnbauprojekte, wie etwa in und um Linz zum Beispiel der Wohnbau ‘Gugl-Mugl’ von Architekt Matzinger, die Wohnanlage ‘Flexibles Wohnen’ (1968, 1976-78) von der Werkgruppe Linz, sowie themenbezogene Wohnbauten in Wien, wie etwa die ‘Bike City’ (2008) von Königlarch Architekten, das sehr populär gewordene partizipative Wohnprojekt ‘Wohnen mit Kindern’ von Ottokar Uhl, die ‘Autofreie Stadt’ (1996) der Architekten Szedenik, Schindler, Lautner und Scheifi nger oder die als dezitiert kollektiv angelegten Wohnprojekte ‘Sargfabrik’ & ‘Miss Sargfabrik’ (1999) von bkk3.

squat [engl.]:I gedrungen, kompakt, chair niedrigII 1. [...], 2. [...], 3. (on land) sich(illegal) ansiedelnIII n (inf: place) Unterschlupf m (für Hausbesetzer)squatter [engl.]:n (on land) Squatter m, illegaler Siedler; (in house) Hausbesetzer m.(PONS Englisch-Deutsch Wörterbuch, S. 1105)

Projekt ‘Wohnen mit Kindern’, WienOttokar Uhl, Jahrgang 1931, gilt als Pionier eines partizipatorischen, prozessorientierten Planens und Bauens, das in einer Reihe interessanter Wohnprojekte realisiert wurde. (web-link 1)

“What makes contemporary architecture so boring is its principally formal preoccupations. Architecture´s problem is no longer the function/expression opposition; that particular question is far behind us today. [...] the architect´s principal concern has got to become the effect that it is going to have on the dwellers´ behavior and existence.”(van der ley et al., seite 32 ff.)

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Lacaton & Vassal: Forschungsstation, AustralienLacaton & Vassal haben hier eine sehr schlicht erscheinende, aber dafür einfach zu transportierende und äußerst kostengünstige Wohn- und Forschungseinheit geschaffen

(web-link 36)

Lacaton & Vassal: Universität, NantesWiederum die Verwendung sehr günstiger und räumlich wenig determinierter Materialien hat es den beiden Architekten erlaubt, mit Raum und dessen Gestaltung viel freier umzugehen, als das üblicherweise möglich ist.

(web-link 37)

Ryue Nishizawa: Moriyama House, TokioDer Architekt hat hier den Bewohnern vielfältigste Bereiche und Zonen geschaffen, Bad und Küche sind nur über den Außenraum zu erreichen. Auch die öffentliche Straße geht schrankenlos in den Privatbereich über. In der japanischen Gesellschaft scheint das aber niemanden zu stören, denn jeder respektiert diese unsichtbaren Grenzen.

(web-link 38)

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Partizipation, Improvisation

In den 1960er Jahren wurde in Zusammenhang mit gesellschaftlichen Umwälzungen die Partizipation im Wohnbau ein wichtiges Thema. Man wollte den eintönigen und in endloser Zahl kopierten ‘Wohnsilos’ und der ‘Plattenbautristesse’ der Stadtränder entfl iehen und die Art des Wohnens selbst bestimmen.

Dieser Drang resultierte nicht nur in einem Camping-Boom, sondern auch in der Gründung vielzähliger Interessens- und Arbeitsgemeinschaften, um politisch mit einer Stimme zu sprechen und bei so wichtigen Belangen wie dem Wohnbau endlich mitreden zu können. Zuvor war es höchst unüblich, die späteren BewohnerInnen über ihre Bedürfnisse und Wünsche zu befragen oder sie gar in den Planungsprozeß einzubeziehen.

Was einen oft großen und selten ausreichend (fi nanziell) honorierten Mehraufwand für die ArchitektInnen bedeutet, hat einen eklatanten Qualitätssprung im Wohnbau zur Folge. Nicht nur, dass die MieterInnen das Gefühl bekommen, Ihre Bedürfnisse werden ernstgenommen, sondern auch die Identifi kation mit dem Wohnort und der Hausgemeinschaft und die spätere Wohnzufriedenheit steigen nachweislich rapide an. Somit sinkt die Fluktuation und nachbarschaftliche Kontakte werden viel stärker und intensiver erlebt. Das erzeugt schlußendlich ein Gefühl von ‘Sicherheit’ (soll heißen: Geborgenheit) und Zusammengehörigkeit.

Aber auch der Improvisation wurde seit dieser Zeit ein gewisser, wenn auch kleiner Raum, gelassen. So ist es heute auch möglich, Wohnungen und Häuser als ein rohes Skellett zu mieten und den Ausbau nichttragender Elemente nach den eigenen individuellen Bedürfnissen selbst zu bewerkstelligen. In unseren Breiten sind die Beispiele dafür eher rar aber vorhanden (siehe linke Spalte), in anderen Ländern hat es aber sehr erfolgreiche Pilotprojekte gegeben (siehe z. B. Projekt Elemental, Chile).

Aus dem Planungsbericht für die Wohnanlage ‘Flexibles Wohnen’:“Beim Versuchsbau Linz-Haselgraben gelangte die in zwei Forschungsarbeiten entwickelte Gebäudeform, bestehend aus einem additiv zusammengesetzten Traggerüst (Elemente 1. Ordnung) mit festgesetzter Ausstattung an Ver- und Entsorgungseinrichtungen (Elemente 2. Ordnung), das nach individuellen Wünschen des Benutzers mittels nichttragender Bauteile (Elemente 3. Ordnung) ausgebaut wird, zur Ausführung. Auf Grund dieser Kunstruktion war die Zahl der möglichen Grundrißvarianten nahezu unbeschränkt.” [...]

“Neugierde (wie macht es der Nachbar?), gegenseitige Anregung förderte die Bildung einer Hausgemeinschaft, die dann auch die gemeinsamen Interessen (Sauna, Hobbyraum, Kinderspielplatz, Stiegenvorplätze etc.) diskutierte und der Planung, Bauleitung, Genossenschaft gegenüber vertrat.”(Achleitner, S. 172 f.)

Lacaton & Vassal

1. House Bordeaux (web-link 14)2. Ilot Schoettle Housing (web-link 13)3.Architekturfakultät Nantes (web-link 15)4. Daycare Center, Begles (web-link 16)11

33

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Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Projekt ‘Elemental’ in Iquique, Chile2005 - ....(von José Gajardo, Juan Carlos de la Llera)

93 houses complex162,5 houses/haLand: 5.025 m²Initial House: 36 m², Expanded: 70 m²Initial Duplex: 25 m², Expanded: 72 m²(web-link 4)

Hier wurde ‘Partizipatives Planen’ zusammen mit den zukünftigen BewohnerInnen praktiziert. Gemeinsame Belange und die Schaffung von kollektiven Einrichtungen werden in dialogischen und zeichnerischen Prozessen diskutiert und entschieden.

Aber die beteiligten Menschen bringen dabei nicht nur Ideen ein, sondern wirken auch an der Realisierung und später an Betrieb und Wartung der Anlage mit. Auch Improvisation, Spontanität und Zufall waren hier gern gesehene Komponenten des Prozesses.

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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1. Havana Centro

Aufwerten einer Baulücke mit kollektiven Wohnfunktionen in Centro Havana

2. Havana Alamar

Entwurf eines kollektiv-partizipativen Wohnobjektes in Havana del Este

Projekt Havana5

(Foto: Privatarchiv)

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Projektgebiet Habana Centro

Hier treffen dichteste postkoloniale Bebauung auf ein buntes und lebendiges Straßenleben. Die Gebäude sind 3 bis 8 Geschoße hoch und oftmals sehr schlecht belichtet und belüftet. Das soziale und öffentliche Leben spielt sich daher in schattigen Nischen, an den Portalen der Häuser und unter Arkaden, soweit vorhanden, statt.Es gibt hier viele Baulücken im postkolonialen Gefüge, und die Stadtregierung hat die Schließung dieser Lücken mit moderner, aber an das Ensemble angepasste Wohnbebauung als eines Ihrer primären Ziele in der Stadtentwicklung erklärt. (Rieger, S. 66 f.) U

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1 km1 km

Havana InnenstadtgebieteHavana InnenstadtgebieteLuftbild (Quelle: Google Earth)Luftbild (Quelle: Google Earth)ohne Maßstabohne Maßstab

(Foto: Privatarchiv)

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Projektgebiet Habana del Este

Dieses Gebiet ist geprägt durch von Mikrobrigaden (s. Kapitel ‘Mikrobrigaden’) gebauten Gebäuden. Hohe Solitärgebäude und dazwischen große, vor allem bei Hitze schwer nutzbare Freifl ächen fallen dem Besucher als erstes auf. Kaum private Gärten, Müllhaufen und Menschen, die Autos auf der Straße reparieren bestimmen das Ambiente.hi

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3 km3 km

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(Foto: Privatarchiv)

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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1. Habana Centro

Aufwertung einer Baulücke in Habana Centro mit einem Wohnhaus, das der Idee des kollektiven Wohnens Rechnung trägt und auf den archetypischen Elemente-Katalog der Bauteiltypologien Havanas (siehe Research) zurückgreift, sowie diesen neu interpretiert.

Projekt Habana Centro

Foto: Privatarchiv

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Lage der Straße San Nicolásin Havana Centroohne Maßstab, Mai 2009

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Mapping San NicolásDie folgende Doppelseite zeigt die Fassaden der beiden Straßenseiten eines typischen Straßenzuges in Havana Centro. Es ist die Straße San Nicolás, die in Nord-Süd-Richtung von der Einkaufsstraße Neptuno im Süden bis zur Uferpromenade Malecón im Norden verläuft.

Dieser Straßenzug zeigt in exemplarischer Weise die Vielfältigkeit postkolonialer Architekturen, die durch oftmalige Umbauten und individuelle bauliche und gestalterische Eingriffe zu einem ‘Patchwork’ geworden sind. Dieses Charakteristikum der Stadt Havana bleibt jedem Besucher ewig in Erinnerung.

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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(alle Fotos: Privatarchiv)

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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(alle Fotos: Privatarchiv)

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Havana CentroProjektgebiet 1

Havana Vedado1950er Stadterweiterung

Havana MiramarOberschicht Havanas, Villen, lockere Bebauung

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Havana HafenDocks, Industrie, Fischerei

Havana AlamarMikrobrigaden-Siedlungen

Havana Viejaältester Teil, Tourismus

Havana Centro und UmgebungM 1: 20.000N

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Havana Centro und UmgebungM 1: 10.000

VedadoStadtteile: Centro

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Habana Vieja

Baulücken

Bebauung ‘Centro’

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Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Aufnahme der Baulücken in Havana Centroohne Maßstab, Mai 2009

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Der Bauplatz

an der Kreuzung Ánimas und San Nicolás

Zur Zeit befi ndet sich auf dem Grundstück ein improvisierter Grünmarkt, wo morgens Gemüse und Obst verkauft wird. Es kommen Bauern von den Umlandgebieten und bieten ihre Produkte zum Kauf an.

Die höchste Aktivität ist in den Morgenstunden zu beobachten, am späten Vormittag schließen sich die Läden und die Bauern kehren auf ihre Höfe zurück. Diese Marktverkaufsstände sind heute die häufi gste Zwischennutzung innerstädtischer Baulücken in Havana, die zum Teil auch zur Dauerlösung zu werden scheinen.

Derartige Gemüsemärkte sind ein wichtiger sozialer Treffpunkt und ein Ort der nachbarschaftlichen Begegnung in Havana Centro. Daher sind sie bei der Bevölkerung sehr beliebt und unbedingt zu erhalten.

(Fotos: Privatarchiv)

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Grundriss Straße 1: 100Wohnhaus Havana CentroN

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Grundrisse 1: 500Wohnhaus Havana Centro N

Entwurfsideen, Konzept

Es soll der heute bereits bestehende Grünmarkt erhalten bleiben und um ein kleines Geschäft mit Café-Betrieb erweitert werden, denn die soziale nachbarschaftliche Komponente solcher Einrichtungen kann vor allem in Kuba nicht hoch genug eingeschätzt werden!

Durch das Pfl anzen eines schlanken hochwüchsigen Baumes soll außerdem der Tatsache Rechnung getragen werden, dass sich, wie oft zu beobachten ist, die Natur solche innerstädtischen Brachfl ächen sehr schnell zurückerobert. Es gibt kaum eine freie Fläche, auf der nicht zarte Pfl änzchen sprießen, die über kurz oder lang zu stattlichen Bäumen heranwachsen, wenn man sie gewähren läßt.

Beim Entwurf dieses Wohngebäudes war es mir wichtig, typische Elemente der kubanischen Bautradition einfl ießen zu lassen, wie zum Beispiel die aus dem Gebäude ausgestülpten Rahmenboxen, die mit unterschiedlichen Funktionen belegt werden können, oder der Lichthof, der auch der Querlüftung dient und die von unten durch eine Öffnung in der Geschoßdecke erfolgende Erschließung des Gebäudes.

Gemüsebeethuerta

Gemüsebeethuerta

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Waschküche/Lagerlavadero/depósito

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Gemüsebeethuerta

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Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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1. Havana del Este

In Habana del Este befi nden wir uns am östlichen Stadtrand Havanas, es ist das Gebiet der ‘Mikrobrigaden’, die in Eigeninitiative und jahrelanger Handarbeit all diese Wohnbauten errichtet haben (siehe Defi nition ‘Mikrobrigaden’).

Trotz der Trennung durch die Hafeneinfahrt ist es möglich, innerhalb weniger Minuten mit Bus oder Auto ins Zentrum Havanas, nach Havana Vieja, zu gelangen. Diese Gegend ist im Vergleich zur Innenstadt sehr ruhig und die nahen Strände ziehen täglich unzählige Badegäste an.

Projekt Havana del Este

Foto: Privatarchiv

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Städtebauliches Wachstum Havanas

Bis vor etwa 15 Jahren war der östliche Teil von Havana, also jener von Havana Vieja gesehen gegenüber der Hafeneinfahrt liegende, von der Stadt praktisch abgeschnitten. Der lange Weg rund um die Bucht von Havana war keine sehr attraktive Option um auf die andere Seite zu gelangen und die Fährverbindung über die schmale Stelle der Hafeneinfahrt kostet Geld und Zeit. So fristete das Land östlich der Bucht von Havana ein Dasein ohne jegliche Bedeutung für die Stadt.

Als dann aber im Jahre 1958 der Tunnel unter der Hafeneinfahrt (‘Canal de la Bahía’) gebaut wurde, änderte sich das schlagartig. Seither liegt auf dieser Seite das Fußballstadion, die beliebtesten Badestrände (Playas del Este) und zudem werden im großen Stil Wohnbauten errichtet (Havana del Este). Außerdem gibt es noch viel ungenütztes Potenzial und große Brachfl ächen, die einer neuen Funktion harren.

1 Wehranlage aus dem 16. Jahrhundert2 koloniales Handelszentrum3 städtebauliche Grenze4 Havana´s Bucht und Hafen5 Hauptausbreitungsachsen des urbanen Wachstums6 Küstenlinie

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Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Entfernungen und ‘Hotspots’

Das Projektgebiet liegt in den Stadterweiterungsgebieten im ehemals vom Zentrum abgeschnittenen Osten der Stadt, sehr schnell mit dem Bus (ca. 8 min.) oder mit der Fähre (ca. 25 min.) zu erreichen. Es ist noch immer völlig unbelastet von der ungeheuren baulichen Verdichtung der Innenstadt. Die Dichte in den östlichen Wohngebieten ist ganz im Gegenteil zum Rest der Stadt als viel zu gering einzustufen, wodurch das typisch kubanische Leben nur an bestimmten ‘Fokuspunkten’ augenscheinlich wird.

Durch Nachverdichtung in diesem Teil der Stadt kann nicht nur die derzeitige Wohnungsnot gelindert werden. Sondern durch die Etablierung kommunaler Funktionen wird das Gebiet langfristig autonomer und dadurch die Innenstadt funktional entlastet.

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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8 min. (2,5 km)15

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. 10 m

in.

DocksFähre

Havana Vieja

Projektgebiet

Playas del Este

zu FußWasserweg bzw. TunnelBus, Auto, Fahrrad

1 Castillo de los Tres Reyes del Morro2 Castillo de San Salvador de la Punta3 Fortaleza de San Carlos de la Cabana4 Monumento a Maxímo Gómez5 Castillo de la Real Fuerza6 Canal de la Bahía7 Terminal Sierra Maestra

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(Quelle: Google Earth)

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Havana del Este, Siedlungen der MicrobrigadenLuftbild ohne Maßstab, Achtung: nicht genordet!(Quelle: google earth)

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Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Das Wohnprojekt ‘Havana del Este’

Als 1958 der Tunnel unter der Hafeneinfahrt ‘Canal de la Bahía’ fertiggestellt wurde, eröffneten sich plötzlich städtebauliche Brachfl ächen, die praktisch direkt an die Innenstadt angeschlossen waren. Es offenbarte sich den Stadtplanern der nach der Revolution eingesetzten kommunistischen Regierung eine ‘Terrain Vague’ im absolut positiven Wortsinn!

So versuchten sie in ‘Habana del Este’ in den Jahren 1959 - 1961 ein visionäres Wohnprojekt umzusetzen, die so ganannte ‘célula urbana’ de ‘La Habana del Este’. Es ist dies der unten gezeigte pentagonförmige Teil (westlicher Teil) des Projektgebietes. Diese erste Bauetappe zergliedert sich in 7 Kreise mit einem Durchmesser von 150 Metern, die sich um die allgemeinen kommunalen Einrichtungen gruppieren.

Dies sind die Schulen (primario und secundario), Gemeindehaus, Einkaufszentrum, Krankenstation, administratives Zentrum und zentrale Sporteinrichtungen. Jeder der oben erwähnten Kreise enthält zudem eine Kinderbetreuungseinrichtung in seinem Zentrum, um die Wege für die Kleinkinder und deren Mütter so kurz als möglich zu halten.

1 Grundschulen escuelas primarias y secundarias2 Kindergarten und Kreis mit d=150 m centro de educación infantil y radio de 150 m3 Gemeindehaus círculo social y club4 Einkaufszentrum centro comercial central5 Krankenstation centro de salud und administratives Zentrum centro administrativo6 zentrale Sporteinrichtungen zonas deportivas7, 8, 9 geplante Nachbarschaftseinheiten unidad vecinal (proyectada)

Daten zur 1. Bauetappe:(westlicher Teil)

1959 bis 1961 erste Etappe gebautBetonung der sozialen InteressenBauplatz: 254.424 m²1306 Wohnungen8000 Bewohner

(Quelle: Ponce 247, Achtung: Darstellung gedreht!)

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Entwurfsideen, Konzept

• Primärstruktur als Grundelement• diese kann ganz nach Bedarf erweitert und befüllt werden• diese Erweiterung können einfach zu bauende Systeme sein (Vorfertigung, Erweiterbarkeit), sodass sie die BewohnerInnen sehr eigenständig umsetzen können• Partizipation beim Bauen und danach (Reparaturen, Wartung)• Erweiterbarkeit der Wohnungen, vertikal und horizontal• Kommunikation und Interaktion fördern (Nachbarschaft)• Schaffen eines Kollektiv- und Bewegungsraumes für alle• Beschattung, Durchlüftung, Infrastruktur und Licht gewährleisten

detaillierter:

• Wohnungseingang von unten, Treppen durch die Bodenfl äche des Wohngeschoßes führen• Belichtung vor allem indirekt: über helle, diffus refl ektierende Oberfl ächen• Keine Südausrichtung (Hitze!), Nordverglasung, Sonnenkollektoren im Süden• fl exible Wohnungen, anpassungfähige Grundrisse (auf sich ändernde Bedürfnisse und BewohnerInnenzahl)• Erweiterbarkeit der Wohnfl äche vertikal (unterbauen bzw aufstocken);• Ebenerdigen Kollektivraum fördern und Aktivitäten stimulieren (gemeinsam kochen, plaudern, feiern, Sport betreiben, usw.)• Unten: Bewegung - Mitte: wohnen/schlafen - oben: Ruhe, Entspannung, Garten• Kollektivraum im Spiel von Schatten und Licht, Bäume in Lichthöfen, Gemeinschaftsküchen, Duschen, Paladares, Tiendas, Aktions- und Bewegungsraum, Wasserfl ächen, Wege, Spiel- und Sportgeräte, Pfl anzen, usw.

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Wohnen andersKonzentration der Funktionen, Nachverdichtung der Zwischenräume,Nutzung auftretender Synergien,mehr sozialer Austausch durchangenehmere (beschattete) Freiräume,Förderung der Kommunikation in der direkten Nachbarschaft;

Wohnen heutebis zu 14-geschoßige Wohnbauten,Solitärbauten mit riesigen unnutzbaren Zwischenräumen,wenig soziales Leben im Freien,trostloses Erscheinungsbild;

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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gleiches Volumen bei einem Plus an Qualität!

heute: weitgehend unpersönlich gestaltete ‘Wohnregale’, kleine starre Wohnungsgrundrisse, beengte Wohnbereiche, wenig Kollektivräume, große unnutzbare Freifl ächen zwischen den Gebäuden, soziale Kontakte vor allem in der Wohnung, da kaum schattige Plätze vorhanden sind;

morgen: wohnen über beschatteten Kollektivräumen, Luftzug im Freiraum sowie durch die Wohnebene, punktuelle Belichtung des Außenraumes, individulle Gestaltung der Freibereiche, Zubaumöglichkeiten in Eigeninitiative, Selbstversorgung mit Gemüse durch (Dach-)gärten, interessante Wege/Begegnungen im Kollektivraum;

GR des Status Quoin Havana, Cuba

Schnitt der neuenBebauung

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Soziales Leben fi ndet bei vielen karibischen Kulturen meist im -bzw. an den Schnittstellen zum- Straßenraum statt.Bei den Wohnbauten der 60er-Jahre können sich durch das beziehungslose Reihen und Sta-peln von Wohungen kaum soziale Räume entwickeln.

Durch das Kippen der Wohnbau-volumen wird eine Ebene ge-bildet, die wie beim vertikalen System alle hauptsächlich dem Wohnen gewidmeten Funktionen aufnimmt. Diese Ebene bietet nun darunter eine Vielzahl an Bewegungs- und Aktionsräumen für die Bewohner, sowie darüber eine Zone für in-dividuelle Erweiterungsmöglich-keiten, Gartenbau und Entspan-nungsfl ächen;

Nun liegt es im Ermessen der neuen BewohnerInnen, das zentrale Wohngeschoß durch Applikationen unten und oben zu erweitern und den eigenen sub-jektiven (Raum-)Bedürfnissen anzupassen;

1

2

3

Durch Kippen der Volumen entsteht die notwendige Kontaktfl äche

Sozialer Raumwird aktiviert

ein Mehr anKontaktfl äche

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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“A grid is a location map of densities. When the locations are orthogonal to each other, and the densities involved are identical, like a system of points, then we have a Carthesian grid - the template of traditional building design. [...]Written in tensor notation, the arrangement of such a grid becomes the array of a matrix placed in vertical and horizontal arrays. (The entities of a matrix are interdependent and no one point has preference or autonomy. The matrix is a picture of a grid as a simultanious event.” (Gausa et al., S. 268)

Layer ‘Kollektivraum’

Layer ‘Wohnen’

Layer ‘Applikationen’

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Layer 3Dachgarten, Sonnendeck

individuelle Aufbauten, Erweiterung der Wohnfl äche, Anbau von Gemüse für Eigenverbrauch und Verkauf, Sonnendeck für Entspannung, kochen und leben im Freien, Nutzung des solaren Eintrags, usw.

Schichtung der Funktionen Perspektiven-Schemata

Layer 2Wohnen, Lichthöfe

in der Wohnebene befi ndet sich die eigentliche Wohnung, die jeweils an einen Lichthof angeschlossen ist, Verglasungen befi nden sich an der Nordseite der Wohnungen, diese werden vorwiegend indirekt belichtet, Erschließung erfolgt von unten, eine zentrale Naßzelle macht den Rest der Wohnfl äche frei disponibel;

Layer 1Kollektivraum, Bewegung, Kommunikation, Sozialkontakte

in der untersten Ebene fi ndet die horizontale Erschließung des Wohnprojekts statt, die Wege meandern durch kommunal genutzte Boxen, die unter die Wohnungen gebaut wurden, die Belichtung erfolgt über zahlreiche Durchbrüche nach oben, die in der Ebene darüber die Lichthöfe der Wohnungen bilden, Bäume, Pfl anzen, Wasserfl ächen, Gemeinschaftsküchen, Sport- und Spielgeräte usw. laden zu Aktivitäten ein;

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Auch in unseren Breiten wird das Thema der Partizipation zur Zeit kontroversiell diskutiert, wie auch der folgende Artikel deutlich macht:

“Alpbacher Baukulturgespräche über Planungsfragen

“Die Binnenmobilität in Richtung Infrastruktur und Großstadt nimmt merkbar zu” , sagt etwa Marianne Rodenstein, Professorin für Gesellschafts- und Politikanalyse in Frankfurt, “um diesen Trend begreifen und ihm entgegenwirken zu können, kommt man nicht umhin, die Bevölkerung in die Planung miteinzubeziehen.”

“Partizipation kostet Zeit, Geld und einen langen Atem” , widerspricht der Linzer Stadtsoziologe Peter Arlt, “ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass Partizipation zu Konsensprojekten führt und am Ende erst recht nur einen Teil der Bevölkerung zufriedenstellt.” Partizipation berge die Gefahr, nur einen Teil der Bevölkerung zu erreichen - nämlich das interessierte Bildungsbürgertum. “Es gibt einen bestimmten Prototypen, der begeistert mitmacht” , sagt Arlt, “ich nenne ihn den pensionierten Lehrer.”

Zu einem Ende kommt das erste Diskussionspanel (Alpbacher Architekturgespräche, Anm.) mit den Worten des Wiener Verkehrsplaners Hermann Knofl acher: “Partizipation ist nicht so kompliziert. Sagen Sie den Leuten einfach nur, dass man ihnen die Parkplätze wegnehmen wird, und Sie haben den Saal auf der Stelle voll.” Oder aber, in der Spaß-beiseite-Version: “Der britische Architekt Cedric Price hat schon in den 1960ern gesagt, dass es in der Stadtplanung nicht um das Planen, sondern um das Ermöglichen geht.”

(Wojciech Czaja, DER STANDARD/Printausgabe, 05./06.09.2009) (web-link 40)

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Ausschnitt aus der Wohnstruktur(huerta=garten, aqua=wasser)M 1: 1000

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Grundriße & Lichthöfe im VerbandM 1: 500

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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individuelle Applikationen über und unter der Wohnebene

Varianten des Raumgefüges

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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enM

1:

200

20,4

5 m

2

20,4

5 m

2

20,4

5 m

2

31,2

0 m

2

30,8

5 m

2

31,0

3 m

2

31,0

3 m

2

31,0

3 m

2

41,2

5 m

2

41,1

5 m

2

62,6

1 m

2

72,6

3 m

2

80,1

3 m

2

83,0

1 m

2

41,6

6 m

2

104,

08 m

2

51,5

6 m

2

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

98

900

820

Naßzelle, Toilette

Anwendung der bei der Recherche gefundenen typischen architektonischen Elemente:

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

99

Funktionsschnitt kollektiver WohnbauM 1:100

400

5050

300

300

900

3050770503050

Installationsebene

Wohnebene, Lichthöfe

Entspannungsebene, räumliche Applikationen, Garten

Kollektivraum, Erschließungsebene, räumliche Applikationen

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

100

1

2

3

Schließen des Ensembles

4

Festlegung des Baufensters

Lage-SchemataM 1: 10.000

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

101

Schon 1960 war geplant, das Gebiet in Alamar in dargestellter Art und Weise in 3 Etappen zu bebauen, das ist aber -wie man heute sieht- nie geschehen. Von der 3. Etappe wurde nur ein Teil tatsächlich gebaut.

Daher hat sich mein Hauptaugenmerk auf genau diesen fehlenden Teil gerichtet, um eine Leerstelle im Gesamtensemble zu schließen.

Bauetappen:1 254.424 m²2 161.244 m²3 139.003 m²

unbebaute Fläche:4 82.198 m²

Bauetappe 3linke Seite: bebaute und noch unbebaute Fläche,rechts: gesamte Fläche

Somit defi niert sich mein Grundstück als der ‘missing link’ zwischen dem Kern des Wohnviertels ‘Habana del Este’ und dem Hauptanknüpfungspunkt an die lokale öffentliche Infrastruktur an der Schnellstraße nach Habana Vieja.

Das Grundstück ist rund 90.000 m² groß und ich möchte dieses mit der gleichen Dichte (GFZ = 0,9) wie beim restlichen Wohngebiet bebauen.

139.002,99 m2

56.851,12 m2

82.198,63 m2

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

102

74.573,30 m2

Überlagerung der SchemataM 1: 10.000

ausgestanzte Lichthöfe

Ausdehnungen & EinbuchtungenM 1: 10.000

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

103

Von diesem neu defi nierten Baufenster brietet sich der neue Wohnbau nun zu den neuraligischen Punkten des Gebietes aus, um diese an- und miteinander zu verbinden. Es können somit alle zu tätigenden Wege im neu defi nierten Kollektivraum zurückgelegt und funktionale Synergien genutzt werden. Es erfolgt eine Verzahnung von gebauter Struktur und der umgebenden Landschaft.

Aus der daraus neu entstandenen Form werden nun Licht- und Lufthöfe herausgestanzt, die je nach Lage und Bedarf einmal größer und einmal kleiner sind. Jede Wohnung erhält auf diese Weise Zugang zu Licht und Luft. Durch diese neue Porosität kann dem Gebiet wieder Raum zurückgegeben werden, wie auf der linken Seite dargestellt.

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

104

ProjektgebietM 1: 10.000

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

105

Schema der Ausbreitung des Systems, ohne Maßstab

Das Grundmodul des Rechtecks streckt sich nun aus, um die neuralgischen Punkte des Projektgebietes zu erreichen. Einerseits zu den kommunalen Einrichtungen nördlich und westlich, andererseits zu den Bushaltestellen an der Schnellstraße im Süden.

Die neue Form stellt nun also eine Verbindung zwischen all diesen für das reibungslosere Zusammenleben wichtigen Punkten dar und defi nieren so grobe Wege innerhalb des Gebietes. Die Feinjustierung der Wegführung erfolgt in der unteren, kollektiven Ebene und wird durch individuelle Einbauten, Wasser- und Pfl anzfl ächen sowie andere Objekte wie Stiegen und Sitzbänke zum Meandern gebracht.

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

106

Lage, Ausbreitung, Anbindung:Anwendung der Typologie auf den Standort Habana del Este

Der neue kollektive Wohnbau verbindet wichtige Punkte des Projektgebietes, wie die Schule(n), Nahversorger, Restaurants, Krankenstation und die an der Schnellstraße gelegenen Bushaltestellen.

Zwischen diesen Haltestellen und dem Zentrum von Havana del Este fi ndet ein sehr reger Fußgängerverkehr statt, der zur Zeit noch auf freiem Feld absolviert werden muß. Da nur 2 % der Bewohner dieses Gebietes ein Auto besitzen (Ponce S. 247), und die Innenstadt zu Fuß kaum zu erreichen ist, wurden Autobusse und ‘Collectivos’ zu den dominierenden Verkehrsmitteln.

Der neue projektierte Wohnbau aber gibt diesen Wegen einen Rahmen und eine Richtung, man geht im Schattten und kann neue örtliche Funktionen, wie paladares (siehe Glossar), tiendas (siehe Glossar), usw., nutzen.

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

107

74.573,30 m2

0,01 m2

Bürgerzentrum

Kinder-

garten

100 m 500 m

RestaurantsNahversorger

Shops

Sport- undSpielfelder

Schwimmen

Busstop

Busstop

neues kollektives Wohnen

Schulzentrum

Gemeinde-zentrum

Club

Gemüsefeld

Gemüsefeld

Gemüsefeld

Blumen

Blumen

Krankenstation,admin. Zentrum

0 m

kollektives Wohnenin ‘Habana del Este’M 1: 5.000

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

108

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

109

LagepläneGrundrisseSchnittFreiraumelementeSchaubilderModellfotos

Projekt

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

110

Bürgerzentrum

Kinder-garten

Der neu entstandene Wohnbau

greift in die bestehenden Strukturen ein.

So wird Gebäude zum Weg,

zum Platz darüber hinaus zum Netzwerk.

Verzahnung mit dem Außenraum

alle Einbauten auf

Straßenlevelbeinhalten kulturelle,

gemeinschaftlichesowie soziale Einrichtungen

RestaurantsNahversorger

Sport- undSpielfelder

Schwimmen

Busstop neues kollektives Wohnen

Schulzentrum

Gemeinde-zentrum

Club

Krankenstation,admin. Zentrum

eg 1:2000

Lageplan & GR KollektivraumM 1: 10.000

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

111

Lageplan & Grundriß WohnebeneM 1: 10.000

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

112

zugangnahversorger

anlie

feru

ngn a

h ver

sorg

e r

nahversorger

lager

whg 3

whg

7wh g

6

wh g

8

wh g

9

wh g

1 0+1

1w

h g1 2

wh g

1

wh g

4

wh g

2 3

whg 24

whg

14

whg 13

whg

15

whg

1 6

wh g

2 2

wh g

2 0+2

1

whg 5

whg 18+19

lagerbauernmarkt

whg 17

cafe

markt

serviceeinheit

NGrundriß KollektivraumM 1: 500

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

113

whg 3

whg 7

whg 6

whg 8

whg 9

whg 10

whg 12

whg 1

whg 4

whg 14

whg 13

whg 15

whg 16

whg 22

whg 21

whg 5

whg 17

whg 11

whg 24

whg 23

whg 20

whg 18

whg 19

whg 25

Grundriß WohngeschoßM 1: 500

N

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

114

Grundriß DachebeneM 1: 500

N

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

115

schn

itt 1

:100

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

116

Element ‘Treppenaufgang mit Tisch und Bank’

Element ‘Treppe mit Sonnenbank’

Freiraumelem

ente

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Element ‘Wasserbecken zum Verweilen’

Element ‘Wasserspeier und Pfütze’Element ‘Brunnenring zum Sitzen’

Frei

raum

elem

ente

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Element ‘Baumgruppe mit Sitzmöbeln’

Element ‘Hochbeete auf dem Dach’

Freiraumelem

ente

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

119Schaubild Kollektivraum

Schaubild privater Freiraum

Scha

ubild

er

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Modellfotos

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Mod

ellfo

tos

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Modellfotos

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Mod

ellfo

tos

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Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Anhang Quellen, Glossar, Summary6

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

126

Quellen Literatur

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Amsler, Fritz: LAIEN BAUEN.Der Wohnungsbau der Mikrobrigaden, in: aktuelles bauen 1-2/84

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Bergquist, Mikael und Michélsen, Olof: JOSEF FRANK.Architektur, Birkhäuser Verlag, Basel 1995ISBN 3-7643-5095-4

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GEO Special.Die Welt entdecken: KUBA, Nr. 1 Februar/März 2009, Gruner+Jahr AG&Co KG Druck- und Verlagshaus, Hamburg 2009

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Quellen der Scans und Grafi ken

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Meder, Iris (Hrsg.): Josef Frank.Eine Moderne der Unordnung, Verlag Anton Pustet, Salzburg 2008ISBN 978-3-7025-0581-3

Seite

2

11

15

22

32

Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

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Glossar

Neighborhoods, Stadtviertel, Vororte

sehr niederes Zwischengeschoß im Selbstbau

Hütte der Landarbeiter

Straße, auch im Sinne von ‘öffentlicher Raum’

Gästebeherbergung in einem Privathaus (max. 2 Gästezimmer pro Familie sind erlaubt)

Armenwohnhäuser für (Groß-)familien

Diktator

‘Comités de defensa de la revolución’ (Komitees zur Verteidigung der Revolution): gegr. 28. Sept. 1960, 7,6 Millionen Mitglieder (2005), Wahlspruch der CDR: „In jedem Stadtviertel Revolution!“ („En cada barrio revolución“)

Mitglieder der CDR

Major (militärischer Grad)

Oberst (militärischer Grad)

Rationierungsheftchen für den Bezug von Lebensmitteln

(Häuser-)Block

Obst- und Gemüsemarkt, Bauernmarkt

Aussichtspunkt

privat geführtes Restaurant

‘Volksmacht’, basisdemokratische Nationalversammlung

offi zielles Geschäft für Gebrauchsgüter und Lebensmittel

barrios

babacoa

bohio

calle

casa particulár

casa vecindad

caudillo

CDR

cederistas

commandante

coronel

libreta

manzana

mercado

mirador

paladar

‘Poder Popular’

tienda

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

130

Linksammlung

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Andreas Liska, Diplomarbeit 2009

131

Erklärung zur Abgabe einer Diplom- bzw. Masterarbeit:

Name: LiskaVorname: AndreasMatrikelnummer: 0130934Titel der Diplomarbeit: Kollektive Wohnformen - neu interpretiert, am Beispiel Havana/KubaStudienrichtung und Studienkennzahl: W 600, ArchitekturBetreuerIn: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Sabine Pollak

1. Ich erkläre hiermit eidesstattlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe.2. Ich bestätige hiermit, dass die Diplomarbeit von den Begutachtern und Begutachterinnen approbiert ist. Die abgelieferten analogen Exemplare und das digitale Exemplar stimmen in Form und Inhalt vollständig mit der benoteten und approbierten Fassung überein.3. Ich räume hiermit der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz das zeitlich unbefristete Recht ein, die abgegebene digitale Publikation sowie alle damit verbundenen Begleitmaterialien einem unbestimmten Personenkreis (zutreffendes bitte ankreuzen)

O im weltweiten InternetO im gesamten Netz der Kunstuniversität Linz (Mehrfachzugriffe)O nur an einem Arbeitsplatz an der Kunstuniversität Linz (Einzelzugriff)

unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Die Kunstuniversität Linz ist weiters berechtigt, aber nicht verpfl ichtet, die digitalen Daten der Publikation zum Zweck der dauerhaften Archivierung und Zurverfügungstellung in andere Formate oder auf andere Speichersysteme zu migrieren. Es ist mir bewusst, dass bei einer Datenmigration eine Änderung von Form, Umfang oder Darstellung der Publikation aus technischen Gründen nicht ausgeschlossen werden kann.Ich bin als (zutreffendes bitte ankreuzen)

O alleinige/r InhaberIn der Nutzungsrechte an der PublikationO Bevollmächtigte/r der InhaberInnen der Nutzungsrechte

zur Einräumung dieser Nutzungsbewilligung befugt. Sollte meine Berechtigung zur Einräumung dieser Nutzungsrechte von Dritter Seite bestritten werden, hafte ich der Kunstuniversität Linz für alle Schäden, die dieser Einrichtung daraus entstehen.4. Ich wurde davon in Kenntnis gesetzt und erkläre mich damit einverstanden, dass die Kunstuniversität Linz keine Haftung für aus technischen Gründen auftretende Fehler irgendwelcher Art übernimmt. Des weiteren wird von der Kunstuniversität Linz keinerlei Haftung dafür übernommen, dass die Diplom- bzw. Masterarbeit oder Teile davon von dritter Seite unrechtmäßig heruntergeladen und verbreitet, verändert oder an anderer Stelle ohne Einwilligung aufgelegt werden.5. Ich habe das Merkblatt zur Abgabe von Diplom- und Masterarbeiten der Universitätsbibliothek gelesen und zur Kenntnis genommen.

Linz, am

____________________________Unterschrift

Kollektive Wohnformen neu interpretiert - am Beispiel Havana/Kuba

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Summary in English

When I have been to Cuba in April and May with my friends and collegues from university, I tried to fi nd out what the caribian spirit and livliness is and how it infl uences everyday´s life and also the neighbourhoods, means the ways cuban people interact and live together. Because everything is so colourful and somehow active in that country. Everybody knows the pictures of smiling cuban people -men and women- smoking cigars, realaxing on the sidewalk and just looking really relaxed!

One reason might be, that there have not been much to do in the recent decades, after the revolution started in 1959. Everybody had the same -even though little- amount of money, food and everyday´s goods like shoes, clothes, etc. There has been no need to compete with others, everybody used to be the same. It somehow changed in recent years, because there is a lot of bribery and talking small amounts of goods or money from governmental institutes and sell them at the black market.

When we were there I tried to identify typical architectural elements and the way people use it in everyday life. I listed them in a kind of catalogue and discribed them in text and pictures. After that I tried to fi nd plots to build on, one in the most dense area of the city, Habana Centro, and one in the suburbs, an area called Habana del Este.

First I tried to fi nd a system to build on, like a grid to be fi lled in with functions. These functions shall support collective living at the ground fl oor and increasing privacy (with height) on the upper fl oors. There is an area for moving, talking and meeting, and also for sports and other leisure activities on the ground fl oor. The housing units will be entered by a staircase that leads through the slab of the dwelling space.

Every apartment has a courtyard that represents a hole in the dwelling layer, which will bring light to the ground-fl oor-public space. there is a possibility for everybody who lives there to apply additional spaces below and above the ‘dwelling layer’. On the roof there is the possibility to grow vegetables, to relax and to place black water tanks to heat the water for showering and washing.