\"Hirdurch zihet man den rauch ins Maull\". Tonpfeifen aus Leipziger Stadtkerngrabungen 1992-2000 im...

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Arbeits- und Forschungsberichte zur SACFISIS CFIE,N BOD E,NDE,NKMALPFLE, GE, Band 44 '2002 LANDESAMT pÜn RnCHAOTOGIE .DRESDEN 2OO2

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Arbeits- und Forschungsberichte zurSACFISIS CFIE,N B OD E,NDE,NKMALPFLE, GE,

Band 44 '2002

LANDESAMT pÜn RnCHAOTOGIE .DRESDEN 2OO2

HERAUSGEBER: LANDESAMT FUR ARCHAOLOGIEMIT LANDESMUSEUM FÜR VORGESCHICHTEZUR \TETTER\TARTE 7 .D-OI1,Og DRESDEN

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Printed in Germany: ISBN 3-910008-52-6 . ISSN 0402-7817

,,Hirdurch zihet man den rauch ins Maull"l

Tonpfeifen aus Leip zrger Stadtkerngrabungen I992-2OOO im Kontextihrer typologischen und kulturhistorischen Entwicklung

VoN Rarr Krurrrc-ArruaNN

3J. l .

3.2.3.2.1.

Zusammenfassung

1. Einlei tung

1.1. Zur Forschungssituation - die Stellung der Ton-

pfeife innerhalb der Neuzeitarchäologie

1.2 KulturhistorischeEinführung

2. Schriftquellen übcr das Rauchen, den Tabakanbau

und Tonpfeifen in Leipzig

Tonpfei fenfunde aus Leipzig

Die Fundsituation

Das 12. JahrhundertFrühe Rauchzeichen aus Leipzig - die ältesten

Pfeifenfunde (1. Hälfte 17. Jahrhundert)

Die zahlreichen Funde von Tonpfeifen in den letzten

zehnJahren in Leipzig boten dem Vedasser eine gute Grund-

lage für eine systemarische Auswerrung (Abb. 1). Das Fund-

spektrum ist typisch für eine auf Tonpfeifenimporre an-

gewiesene Stadt und zudcm sehr reichhaltig. Besonders

zahlreiche und außergewöhnlich gut erhaltene Pfeifen des

1 Z. Jahrhunderts sind hervorzuheben. Anhand dieser Fund-

basis nutzt der vorliegende Beitrag die Möglichkeit einer

über die reine Fundvorstellung hinausgehende beispielhafte

Schilderung der Geschichte der Tonpfeifen in Europa.

1. Einleitung

In diesem Beitrag werden Tonpfeifenfunde vorgestellt, die

auf den seit 1,992 durchgeführten Stadtkerngrabungen in

Leipzig zut^ge gekommen sindz. Diese Funde, deren älteste

aus dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts und derenjüngste aus dem frühen 20. Jahrhundert stammen, decken

nahezu den ganzen bisher bekannten Benutzungszeitraum

von Tonpfeifen in Leipzig ab. Das Leipziger Fundbild

steht beispielhaft dafüa was man in einer mitteleuropä-

ischen Stadt ohne eigene Tonpfeifenproduktion durch-

schnitt l ich erwarten kann. Seine Vorstellung in chronolo-

gischer Reihenfolge soll die allgemeine Entwicklung der

Tonpfeife in groben lJmrissen nachzeichnen.

Leipzigbietet sich für eine solche Überblicks-Darstel-

lung aus mehreren Gründen an. Als alte Handels- und

Messestadt hat in ihr stets ein reger Austausch mit viel-

{ält igen Produkten stattgefunden; neue kulturelle Phä-

nomene wie das Rauchen wurden hier besonders schnell

bekannt, wie eine der frühesten deutschen Schriftquellen

1 Zrtat aus dem Reisetagebuch des L. von Münchhausen (1599),Niedersächsisches Staatsarchiv Bückeburg, Dep. 6 GH A 526,fol 527 (Fotokopie); auszugsweise abgedruckt in Knasterkopf5, 1991,31.2 Der Verfasser konnte 472 auswcrtbare Tonpfeifenfragmcnre

untersuchen, das sind ca.2/3 der Gesamtfundmenge.

3.2.2. Nieder ländischelmporte

(2. Hälfte 17. Jahrhundert)3.3. Das 18. Jahrhundert3.3.1. Die Vormachtstellung der Goudaer Pfeife

(1. Hälfte 18. Jahrhundert)3.3.2. Regionale Produktion in Sachsen -

die Pein mit den Plagiaten

(2. Hälfte 18./frühes 19. Jahrhundert)3.4. Das 19. und 20. Jahrhundert3.4.1 . Die Zett der polit ischcn Pfeife (19. Jahrhundert)3.4.2. Die Tonpfeife als Auslaufmodell und Schcrzartikel

(spätes 19./frühes 20. Jahrhundert)

Zusammenfassung

Tonpfeifen sind eine noch weithin unterschätzre, aber für

die Ncuzeitarchäologie wichtige Fundgattung. Sie sind

einerseits ein hochinformariver Gegenstand, der bei rich-

tiger Ansprachc als Leitfossil benutzt werden kann. Zum

anderen stehen Tonpfeifen im Schnittpunkt verschiedener

wissenschaftl icher Disziplinen und ermöglichen durch

archäologisch und historisch orientierte Zugangsweisen

weitgehende Erkenntnisse über s ich selbst und die mit

ihrer Herkunft, Handcl und Benutzunq ehemals verbun-

denen Menschen.

239

Abb. 1. Tonpfeifenfunde aus dcmJahr 1993 vom Barthclshof (L-01).

über das Rauchen belegt (vgl. Kap. 2). Auch r.venn cine

eigene Leipziger Tonpfeifenproduktion nach dem jetzigcn

Forschungsstand auszuschließen ist, hat man im näheren

Umland (und heutigen Stadtgebict) im 18./19. Jahrhun-dert in bedcutendem Umfang Tabak angebaut. Nicht

zuletzt ist das durch eine massivc Grabungstätigkeit der90er Jahre hervorgerufene Aufkommen von Tonpfeifen,

funden in Leipzig beträchtl ich. Ihrc weitgehende, sysre-

matische Bearbcitung und Publikation durch den Ver{asset'

stellt derzeit eine in (Minel-)Deutschland noch sehr seltene

Situation dar. Aus diescm Grund seien einige Bcmerkun-

gen zur Bedeutung des Fundobjektes ,,Tonpfeifc" für die

Neuzeitarchäologie vorangestellt.

1,.1, Zur Forschungssituation - die Stellung derTonpfeife innerhalb der Neuzeitarchäologie

Jede geschichtl iche Epoche bietet dem Archäologen aus

der Gesamtheit ihrer materiellen Hinterlassenschaften

besondcre Fundgattungen an, die zeittypischer und infor-

mat ionsbeladener s ind als andere. Ist d iese besondere

Fundgattung kein seltenes Kunsthandwerk, sondern ein

Massenprodukt mit übcrregionaler Verbreitung, und lässt

sie für den Zeitraum ihres Auftretens eine typologischc

Entwicklung erkennen, spricht man von einem so genann-

ten ,,Leitfossil", mit dessen Hilfc sich weniger typisches

Fundmaterial besser einordnen lässt. Die Rolle eines so1-

chen Leitfossils und kultureeschichtlichen Indikators kann

244

man für die Neuzeit, besonders für das 12. und 18. Jahr-hundert, den tönernen Tabakspfeifen zusprcchen.

Vom späten 16. bis zum frühen 20. Jahrhunderr hcrge-

stel l t , s ind s ie in nahezu jedem Bodenbefund mit Sied-

lungsabfall diescs Zeitraums enthalten. Im Gcgcnsarz zt)

anderen Genussmittcln, die etwa gleichzeitig mit Tabak in

Europa bekannt wurden, wie Kakao, Kaffee und Tee, und

deren kostspiel iger Konsum zunächst der Oberschicht

vorbehalten blieb, setzte sich das Tabakrauchen sehr schnell

in allen gesellschaftl ichen Schichten durch und wurde ein

wahres Massenphänomen. Die gesamteuropäische, sogar

weltweite Verbreitung der Tonpfeifen zeichnct Handelsver-

bindungen mit den lewcil igen polit ischen und ökonomi-

schen Rahmenbedingungen nach, ihre den wechselnden

Moden unterworfene Gestalt bietct dem Archäologcn ein

cngmaschiges chronologischcs und regionalcs Raster an.Ihre Verzierung mit ortsspezifischen Marken, \(appen,

häufig Orts- und Herstellernamen und manchrnal Jahres-zahlcn lässt einc detail l ierte Ansprache zu. Eine Kombi-

nation aller Merkmale engt die Zuweisung häufig auf einen

cinzelnen Herstellcr in einem bestimmten Ort für einen

r R. Klutt ig-Altmann, Tonpfeifenfundc von einer innerstäd-t ischen Parzel le Leipzigs. Knasterkopf 1 1, 1998,49-55; ders., Ton-pfeifen in Leipzig - erster Vorbericht über die Ne ufunde seit 1990.Knasterkopf 12,1999,71-82; ders., Ein Beitrag zur St:rdtentwick-lung Leipzigs - Funde uncl Befunde der Ausgrabung L-23 Hain-stralSc 12. Arbeits- u. Forschber. sächs. Bodendenkmalpfl. 4L,L999,175-245 bes. 2-l l ; ders., Tonpfcifen in Leipzig - zweiter Vorbe-richt über die Neufunde scit 1990. Knasterkopf 13, 2OOO, 1O-28.

Zeitraumvon wenigenJahren ein. Ermöglicht werden diese

detaillierten Erkcnntnisse vor allem durch die bei der Ton-

pfeife in brcitem Umfang anwendbare Parallclauswerrung

archäologischer und historischer Qucllen. Damit wird dicTonpfcife und ihrc Erforschung zu cinem wichtigen intcr-

diszipl inärcn Knotenpunkt zwischen Archäologie undVolkskundc, Kultur-, Handwerks- und Drogengeschichte,

um nur die wichtigsten zu nennen.

Die großc Potenz der Tonpfeife als Informationsträger

wird al lerdings gerade erst cnrdeckt, was vor al lem ander noch jungcn Geschichte der Neuzci tarchäologie inDcutschland liegt. Die Maxime, sich crst durch den ,,Ton-pfeifcnhorizont" hindurch graben zu müssen, bevor esin älteren Schichten interessant wird, ist noch nicht sehr

langc aus der Mode. Die Tonpfeifenforschung ist einer derMotorcn gewesen, die die Entwicklung der Ncuzeitarchäo-logie wesentlich beflügelt haben - vor allcm in den Nieder-Iandcn und Großbri tannien, in den lerzten Jahrcn aber

auch in Deutschland. Die angewachsene Bedeutung der

Neuzeitarchäologie gibt jetzt wiederurn stark fördcrnde

Impulse ft ir die Beachtung von Tonpfeifen auf Ausgra-

bungen und die anschlielSendc wissenschaftl iche Bcschäf-t iqrr .o mit ihne.- 'D - ' -b

Die Zentralisierung dcr deutschen Tonpfeifenforschung

in den letzten Jahren, ihre Einbindung in parallclc europä-

ische Forschungen, die Gründung eines entsprechenden

Arbeitskrcises 1988, dic Herausgabe dcr Fachzeitschrift

,,Knasterkopf" seit 1989 sowie das Fördern und Publizie-

ren weitcrer Fachliteratur zum Thcma Tonpfeifen ist

untrennbar mit dem Namcn Martin Küeler verbundcna.

1.2. Kulturhistorische Einführune

Der Vcg der Tabakpflanze nach Europa, ihre anfängliche

Verwcndung als \f lunderkraut und Medizin wurde oft

gcnug beschrieben und muss an dieser Stclle nicht r.vie-

derholt werden5. Dic Verbreitung der Tonpfeife in Europa

vom späten 16. bis ins 20. Jahrhundert wird nur in lJmris-

sen und sor.vcit geschildert, wie es für das Verständnis dernachfolgend vorgcstcllten Fundc nötig ist".

Die Kenntnis über die vcrmutlich um dic Mitte des 16.

Jahrhunderts zucrst nach Portugal eingeführten Tabak-

pilanze vcrbreitete sich in den darauffolgendenJahrzehn-

ten schncll innerhalb der humanistischen Gelehrtenschaft

Europas, allerdings immer untcr medizinischen und phar-mazeutischcn Gesichtspunkten und noch nicht als Genuss-

mittel. Der genussvolle Konsum von Tabak wird dann irn

lctzten Vicrtcl des 1 6. Jahrhunderts zuerst in England rasch

populär und findet gegen Ende des Jahrhunderts Ausdruck

in einer Viclzahl l i terarischer Texte. Englische Seestädtc

spielten cine bedeutcnde tägerrolle bei der Verbrcitung

1 6 S. i .h. . BorlenclcnkmalpfLctc

des Tabakrauchens im spätcn l5.Jahrhundert. In Deutsch-

land verbreitcte sich das Rauchen wescntlich langsamer

und zuerst, im Gegensatz zu England, nur in den höhcren

sozialcn Schichtcn. Das'Wort ,,Pfeife" (1at. ,,pipa, pipae, f.")

wird um 1600 von deutschcn Auroren, die sich mit diesem

Thema befassen, noch nicht bcnutzt, sondern das Rauch-

gerät umständlich umschricben. Die flächendeckende und

sozial übergrcifende Verbreitung des Tabakrauchens in

Deutschland vollzog sich erst im Zuge des Dreißigjährigcn

Krieges, wiederum besonders durch englische Truppen.

Jetzt war ein breiter Bedarf nicht nur an Tabak geschaffcn,sondern auch an einem bil l igen und in großer Stückzahl

herzustellendcn Rauchinstrument - dcr Tonpfeife.

Dass man Tabakblätter zerkleinerr in einer Pfeife rau-

chcn kann, schauten sich französische Kolonisten und cng-lische Seeleute schon 1564 von den Indianern Floridas ab.In England wurden im letztcn Drittel dcs 16. Jahrhundertsdie ersten europäischen Tonpfeifcn hergesteilt. Dicse basie-

ren aber nicht auf einer blolSen Imitation der indianischen

Pfeifen, denn diese bestehen überwiegend aus einem kera-

mischen Kopf, kombiniert mit einem hölzernen Stiel. Die

englischen Pfeifen wurden dagegen von Anfang an als Ein-

heit von Kopf und Stiel in ciner zweireil igen Metallform

bei gleichzeitigcr Durchbohrung bzw. Aushöhlung des

Stieles und Kopfes hergestellt. Mit dieser grundlegenden

technischen Erfindung waren die Voraussetzungen für eine

Produktion hoher Stückzahlen, cine Beschäftigung von

Arbeitern ohne besondere technologische Kenntnisse und

damit auch für eine rasche Verbreitung dieses neu ent-

standenen Handwerks auf dcn Kontinent gegcben.

Schon um 1500 wandcrtcn erste englischc Pfeifenbäcker

in das Gebiet der heutigcn Niederlandc aus, und in den

folgenden Jahrzchnten entstanden dort an zahlreichen

Orten Pfcifcnbäckereicn. Von diesen solltc sich vor allem

Gouda zu eincm wahren Produktionszentrum cntwickeln,

das im 12. Jahrhundert nahezu ganz Europa mit Tonpfci-

fcn versorgte und bis weit ins 18. Jahrhundcrt hinein in

r M. Kügler, Tonpfeifcn (Höhr-Grenzhausen 1987); ders., Pfcifenbäckerci im \ü/esterwald (Diss. Köln/Bonn 1995). Ihm sci andieser Stelle für seine vielfält ieen Hinweisc und sein kolrtinuicr-l ichcs Interesse an der Entsrchung des vor l icgcnden Bei t ragshcrzlich gcdankt!i Eine mit r. ielen Originalquellen fundierte Einführung zu

dicsem Thema gibt z.B. M. Küglcr, Ein Tonpfeifenmodcl ausHeidclberg - cin frühes Zeugnis für die Herstcllung von Ton-pfeifen in Dcutschland?, Zcitschr. Arch. Mittclalter 2OO2 (imDruck). Vgl. auch als knappe, aber aktuellste Zusamrneniassungaller Aspekte dcs Tabaks und rnit r.veiterführcnder Literatur:T. Hengartner, Tabak. In: T. Hengartner/C.M. Merki (Hrsg.),Genußmittcl. Ein kulturgeschichtl ichcs Hanc'lbucl'r (Frankfurta.N{. 1999) 169-193.t' Eine grundlegende Zusarnmenfassung des aktuellen For-

scl.rungsstandes zur frühen Tonpfeifengeschichtc gibt Kügler(Anrn. 4, 1987) bcs. 36-,{3.

241

seiner Vormachtstellung unangefochten blieb. In den 163Oer

Jahren tauchen crste Erwähnungen über Tonpfeifenbäcker

im westlichen Tcil des deutschsprachigen Raumes auf, ohne

dass sich über den Technologietransfer oder die Abwan-

derung von Fachkräften aus den Niederlandcn gcnauere

Aussagen treffcn ließen. Gleichwohl scheint der Rhein cine

wichtige Rolle als Verbindungsweg gespielt zu habcn, denn

dic ältesten Nachweise deutscher Pfeifenproduktion stam-

mcn bislang aus MainzT (1634), 'üTesels (1638) und Köln'(1648) sowie aus Glückstadt/Schlcswig-Holsteinr0 (1641).

Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts folgen Belege aus obcrr-heinischen Städten sowie dem nordhessischen und süd-

niedcrsächsischen Raum und, als neue Erkenntnis, auch

aus Leipzig (vgl. Kap. 2). Vor allem in der ersren Hälftc

des 1 8. Jahrhunderts cntstehen übcrall im deutschsprachi-

gen Raum, auch in Sachsen, Tabakanbau und Tonpfeifen-

bäckereien. Ab dieser Zeit wcrden niederländische Pfei-

fenimporte von einheimischer Produktion zunickgedrängt.

Letztere erreicht zwar häufig nicht dic Qualität der Gou-

daer Pfcifen, die Pfeifenbäcker schrecken abcr nicht davor

zurück, ihre Produktc als Goudaer auszugeben, um vom

guten Ruf der Niederländer zu profit iercn.

Im 18. Jahrhundert erschließt man sich weitere Mate-

rialien, aus denen sich Pfeifen herstellen lassen. Hoch-

wertige Hölzer, Porzellan und Meerschaurn mindern

im 19. Jahrhundert in erheblichcm Maße die Bedeutung

dcr Tonpfeife. \f l ie schon beim Aufstieg, ist das Militär

auch beim Niedergang der Tonpfeife von entscheidendcr

Bedeutung. In den Kr iegen des späten 19. und frühen

20. Jahrhunderts setzt sich bei den Soidaten schncll die

praktische und unkomplizierteZigarertc durch. Nach und

nach schlicßen Tonpfeifenmanufakturen wegen fJnren-

tabil ität; Tonpfeifen sind vom populären Rauchinstru-

mcnt zum Artikel für Schiellbuden, zum Spielzcug oder

Beiwerk bei Festgebäcken degeneriert. 1989 stellt die lctztc

deutsche Pfeifenbäckcrei im herkömmlichen Familien-

betrieb in Hilgert/\Wcsterwald ihre Produktion für diesen

Rcstbedarf ein.

2. Schriftquellen über das Rauchen,den Tabakanbau und Tonpfeifen in Leipzig

Einige Schriftquellen sollen hier genannt werden, die zur

Situation des Rauchens, des Tabakanbaus und einer mög-

lichen Tonpfeifenproduktion in Leipzig eine Aussage

machenrl. So stammt eines der frühcsten deutschen Zitate

über das Rauchen aus Leipzig: Der schaumburgische Edel-

mann Ludolf von Münchhausen erwähnt 1599 in seinem

Reisetagebuch, er habe währcnd eines Leipziger Aufent-

haites,, ein Indianisch Instrument, beneben aufgetrukter

guetter l{icotiana auss Peru, Hirdurch zihet man den rauch

242

ins Maull, Ist gutttider Catarrbem"t) erworbcn. Am Ende

des 16. Jahrhunderts konnte man also in Leipzig Tabak

und Tonpfei fen, denn um eine solchc handel t es s ich,

bekommen, und ihre Benutzung war bekannt. Mit cincm

Sprung ins ausgehende 19. Jahrhundert, als Tonpfeifen

nicht mehr allgcmein geraucht wurden, erfahren wir von

einzelnen Bräuchen, bei dcnen noch immcr Tonpfeifen

Verwendung fanden: ,,So uerden beute nocb nach den

Mablzeiten, die sicb an die jährLicben zzaei Konaente der

alten Leipziger LeicbenleassengeseLlscbaft,Fraternität'

anschlieflen, Thonpfeifen berumgereicht ... " ti.

Auch Tabak selbst wurde eineZeit lang auf dem Stadt-

gebiet des heutigen Leipzigangebaut. Anfang des 19. Jahr-hundcrts wird aus dem Amt Leipzig bcr ichtet : , ,DerTabakanbau wird im Amt betrieben, erstma/s in Sacbsen

bei Stötteritz. Der Tabakanbau blilbt hier mehr als in ande-

ren Gegenden. "ra Dass der Tabakanbau zu dieser Zei t

schon eine Weile florierte, ber.veist die Angabe, dass 1749

in Leipzig ,,8 Tabakfabrikcn" bestanden, dic zusammen

200 Arbeiter bcschäftigtent5. 1824 war Stötteritz ,,für den

Tabaksbau noch immer der t, ichtigste Ort im ganzen

Königreicb Sacbsen"; danebcn wird Tabakanbau in Thon-

berg, Probstheida, Mölkau und Zwcinaundorf - alles Ortc

im Amt Leipzig - gcnannr. ,,Stötteritz zuar also nicht nur

das erste Dorf im MeiJSniscben, icelcbes Tabab baute (...),

sondern ritird auch r.,ielleicht (denn in anderen Gegenden

des Königreichs aerdient der Baw kaum einer Er'-^ähnwng)

bald rcieder das einzige seyn ..."1".

Nur cine in Leipzig ansässige Tonpfeifenproduktion

schicn bisher nicht nacl-rweisbar zu scin. Dcr cinzige bis

vor kurzem bekannte, allerdings sehr vage Hinweis darauf,

dass vielleicht im frühen 1 8. Jahrhundert Pfeifenbäcker in

Lcipzig tätig gewesen sein könnten, karn aus Berlin. Dort

erhält um 1218 Bcrnhard Usemann, dcr aus Leipzig zuge-

' L. Dr i r l ' , Ein Mainzer Pfci fenbäcker im Drci l i ig jähr igenKrieg. Mainzer Zcitschr. 86, 1991,73 76.s J. Vogt, Tonpfeifen. Fundc in \Wesel (Wesel 1989) 6.'' \fl. Herborn, Dic Kölner Pfeifcnbäcker. I. Teil: Die Pfeifcn-

bäcker von Beginn des 17. Jahrhundcrts bis 1730. Rl.reinischcsJahrb. Volkskde. 28, 1992,1 83-201 bcs. 1 U3.r' R. Articus, Vom Rauchen uncl den Tabakspfeifenmachern inSchleswig-Holstein. Knastcrkopf 2, 1990, 11-36 bcs. 18f." Es handelt sich dabei um Qucllen, die dern Autor im Zugc dcrFr-rndbcarbeitur-rg bckannt wurden, und nicht um eile gezielteAktendurchsicht. Ein herzlicher Dank gcht nochmals an M. Küg-ler für seinc Bcreitstellung viclcr Literaturquellen.' t Vgl .Anm. 1.1j R. Hofm:rnn, Ztr Gcschichte der Topfcrci in Al tstadt-

\ü/aldenburg. TeiI III: Das Pfcifenrnacherhandwerk. Schönburgischc Geschbl. 1, 1894/95,229-246 bcs. 245.'t A. Schurnann, Vollständiges Staats- Post- und Zeirungs-Lexi-con von Sacl . rsen. Bd.5 (Zwickau 1818) 462.15 K. Juchenburg, D:rs Aufkommen dcr Grol3industrie inLeipzig. Unveröff. Diss. Unir'. Lcipzig (Leipzig 1912) S.r6 Schumann (Anrn. 14) Bd. 11 (Zwickau 1824) 110f.

wandert ist, cin Privileg zur Tonpfeifcnproduktiont/. Ob

er al lerdings schon in Leipzig in dicsem Gewerbe tät ig

war, darauf fehlt jeder Hinwcis.

In diesem Zusammcnhang gewinnt eine Aktennot iz

grö1lte Bedeutung, auf die der Verfasscr crfrculicl 'rerweise

währcnd der Arbeit an diesem Manuskript aufmerksam

gernacht wurders. In den Leipziger Leichenbüchernr" wird

im Dezcmber 1656 ein Hans Thielmann erwähnt, da sein

drcijähriger Sohn vcrstorben war. Hans Thiclmann wohnte

an der Rossmühle am Eselsplatzrc und wird als Töpfer-

meister und Tabakspfeifenmachcr bezeichnetrr. Obwohl

bisher kcine Funde mit d iesem Namen in Verbindung

gebracht werden können, ist die Nennung schon durch

ihrc Zeitstellung fast spektakulär: nach Erasmus Friedrich

aus Mainz (1634),Johann ten Dick aus Vesel (1638) und

Lukas \(ahrwood aus Glückstadt 1641) ist Hans Thiel-

mann damit der viertältcste namentlich bekannte Pfeifcn-

bäcker in ganz Deutschland. Betrachtct man eine Karte mit

der bislang bckannten Tonpfeifenproduktion dcs I Z. Jahr-hunderts in Deutschland2r, konzentricrten sich dcrcn Nach-

weise in Westdeutschland an Rhein, Main und dcr Weser

und kannten für Ostdeutschland (wie übrigens auch für

Bavern) keinen einzigen Nachweis. Im Zusammenhang

mit aktuellen Forschungen, durch die sich auch in Ost-

sachscn Tonpfeifenproduktionen des 17. Jahrhundertsandeutcn, wird der schon von Küglet'r geäußerte Verdacht,

dass cs s ich hier um eine rein forschungsgeschicht l ich

bedingte Verteilung handelt, langsam zur Gewissheit. Es

darf an dieser Stclle vcrmutet werden, dass im Laufe des

12. Jahrhundcrts keine allmähliche Veitergabe des Pfeifen-

bäckerhandwerks von Wcst nach Ost stattgefunden hat,

sondern dass sich Tonpfeifenproduktion schon um die

Jahrhundertmittc übcrall dort in Deutschland bzw. Mit-

teleuropa ctablierte, wo Bedarf dafür vorhandcn war. tWci-

tere Forschungen gerade in Süd- und Ostdeutschland

werden in den nächstenJahren sichcr noch weitcrc Nach-

weise für cinc überregional parallelc Entwicklung liefern.

Falls Hans Thiclmann in Leipzig als Pfeifenbäckcr tätig

war, ist dic damit eingeführte Produktion nicht von langer

Dauer gewescn. Die Auswander-ung dcs Bcrnhard Usemann

im frühen 1 8. Jahrhundcrt nach Berlin könnte dann mit dcm

Endc ciner Leipziger Tonpfeifenherstellung zusalnmen-

hängen, denn de n lcxikalischen Werken des 1 8. und 19. Jahr-hunderts, die die in der Region ansässigen Gewerben auf-

zählen, lassen sich vielc,,Negativnachweise" entnehmen.

Solcherart belegte Jahre ohne Tonpfeifenproduktion in

Leipzig sind 1,7 16, 1,7 46, 17 7 0, 17 86 und 1 /89" sowie 1 80315.

Nach dem jetzigcn Forschungsstand muss davon aus-

gegangcn werden, dass Lcipzig hauptsächlich Tonpfeifen

importiert hat - zuerst aus den Niederlanden, vermutlich

grö{ltenteils aus Gouda. Bckannt ist, dass Gouda tm18./19.

Jahrhundert gezielt rcich verzierte Pfeifen für bestimmte

politische Anlässe ausländischer Auftraggeber produzierte.

So gibt es Reliefpfeifen von ca. 1750, die auf dcm Kopf das

sächsische und das Leipziger \Tappen tragen und dic Stiel-

aufschrift ..SAXEN: EN LYPSICH I:GOUDA" nennen.

Dicsc Funde sind deshalb nicht als Beweise für cine jüngere

Leipziger Tonpfeifenproduktion zu verwenden, sondern

belegen lediglich die herworragenden Handelsbeziehungen

zwischen Holland und dcr sächsischen Großstadt Lcipzig']".

Scit dem Beginn dcs 1 8. Jahrhunderts konnte der Bedarf

an Tonpfeifcn dann immer stärkcr aus dem eigenen Um-

land gedeckt werden. Fundc aus Grimma sind in Leipzig

schon direkt nachwcisbar, und auch Altenburg, \f lalden-

burg, Borna und Leisnig dürften ab dieser Zeit als nahe-

gelegene und zumeist bedeutende Pfeifenbäckerorte mit

dazu beigetragen haben, die Raucher in Leipzig mit den

nötigen Rauchgeräten zu versorgen.

3.1. Die Fundsituation

Die vorliegende Darstcllung berücksichtigt 472 auswert-

bare Tonpfeifenfragmente von 19 Leipziger Stadtkerngra-

bungen27. Auswcrtbar sind prinzipiell Kopffragmente, Stiel-

fragmente mit Fersenansatz oder Verzierungen/Umschrif-

ten sowie Mundstücke; nur sehr eingcschränkt auswertbar

'; S. Peibst/H. Mautcr, Barock-Fayencen. Kurmärkische Manu-fakturen. Entstchung, Höhepunkt und Nicdcrgang cines Gcwer-bes (Ber l in o.J.) 51.rs Ein herzl icher Dank für dicsen Hinrveis seht an C. Ronne-fc ldr , Ber l in.

'e Stadtarchiv Leipzig, Leichenbüche r 1648-61, Nr. 14.rc Dcr Eselsplatz lag im Nordosten des neuzeit l ichen Stadt-kerns, in cler heutigcn querstraßenart igen L,rweiterung der Rit-terstraße zur GoethcstralJc hin.rL Ein Christoph Thielmann, vermutlich der Vater dcs Gcnann-ten, rvird wenigc Jahre zuvor aktenkundlich cr-wähnt und ist ausder Rcgion Pegau r.rach Leipz.ig zugewandert.2r Kügler (Anm. 2, 1995) 40, Karte 4.I Ebd.42.r+ F. G. Leonhardi (Hrsg.), Erdbcschrcibung der Churfürstlich-und Hcrzogl ich-Sächsischen Lancler. Bd. 2 (Lcipzig 179A) $-6(;.15 Ebd., l )r i t te vcrmehrte und verbesscrtc Aufl :rge. 2. Band(Leipzig 1803) 696-699.2" C. Faas, Steelinformatic bij trvee 18e-eeuwse versierdc pijpen-koppen. Pi jpelogische Kr ing Neder land 12, 1989/9a,H.46,146-148.r7 Die Tonpfeifcnfr-rnde der Grabungen Barthcls Hof (L-01),Lessingstraße (L-05), Schlossgasse (L-08), Thür ingcr Hof(L-09), Dittr ichring 18/20 (L-14), Am Hall ischen Tor (L-18),Schulstraße 5 (L-19), Mcsschauspassage (L-21), Hainstraße 4(L-46),5/7 (L-3s),6 (L-44), 8 (L-48),12/14 (L-23), Hauptbahnhof

'Wcstseitc (L-50) sowie Privatfundc vom Johannisfr iedhof wur-clen komplett ausgcwertet; Augustusplatz (L-22), Hainstraße 10(L-42),Sachsenplatz (L-71) und Neumarkt/Kaufhof-Galeria; - ,(L 76) tei lweise. IJm Ubcrschneidungen mit anderen Publika-t ioncn des Verfassers zu verrneiden (vgi. Anm. 3), konzentr icrtsich dieser Beitrag so weit wie müglich auf ncucrc Funde derbeiden letztgcnannten Grabungen.

243

und deshalb hicr nicht mit bcrücksichtigt lvurdcn kleinste

Kopfsplitter und unverzicrte Stielfragmcnte. Dem Fund-

umfang angcmessen so11 cine einführendc statistische Aus-

wertung cinen Übcrblick über dic Entstehungszeiträume

und Provenienzcn der Fundc gcben.

Je nach Erhaltungszustand sind dic 472 Fragmentc zcit-l ich und regional rnit sehr unterschiedlicher Genauigkeit

anzusprechcn. Um wedcr eine zu exakte Ansprirche vorzu-

täuschen, noch andcrcrseits tatsächlich vorh:rndene lJnter-schicde zu stark zu nivellicren, wird die zcitliche Verteilung

der Funde in zwei Variantcn, sowohl grob nach Jahrhun-dcrten als auch genaucr nach Phascn, präsent ier t . Zur

bcsseren Vcrständlichkcit sind dic Mengenanteile dcr aus-

gewcrteten Funde in dcn Diagrammcn als Stückzahl ,

im Tcxt als Prozente ausgcwiesen.

290 Fragmcnte liellen sich, rnit unterschiedlicher Gcnau-igkeit, datieren. Abbildung 2 zeigt,dass die Hauptn-rcnge der

datierbaren Funde in Leipzig (56 "/, ') aus dcm 18. Jahrhun-dcrt stammt und nur ein verschwindcnd ger inger Tei l(3 %) mit Sicherheit jünger ist. Aber auch clie Funde aus

dcrn 1/. Jahrhundert, der Frühzeit des Rauchens in Leipzig,

sind mit 41 %" gut vertretcn. Von diesen 290 datierbaren

Fragmcnten waren nur 21,7 genaucr cinzelnen Phasen inncr-

halb dcrJahrhundcrte zuzuwciscn (Abb. 3)rs. Dabci zcigt

sich, dass besondcrs die Anfangs- und Endzeit des Ton-

pfeifcngebrauchs (Bcginn 12. Jahrhundert/Vende 19./20.

Jahrhundert) nur schr gering in Erscheinung rreren, da in

dicsen Zeiten noch bzw. schon wieder wenige Tonpfcifen

benutzt wurden und :rls Bodcr.rfund erhalten bleiben konn-

tcn. Die einzclnen Phasen des entwickelten 77 . und ganzen

18. Jahrhunderts sind annähernd glcici-r stark verrreren.

Die Verteilung der nachgcwiesenen Produktionsortc

bzw. -regioncn der Tonpfcifcnfunde muss etrvas andcrs

präsenticrt werden, da hier eine zeitl ichc Gliederung rnit

cinfl iel3t. Abbildung 4 zcigt die Verteilung jcncr 247 Frag-menter dic cinem bestimmten Produktionsort zugewiesenwcrden kiinnen. Für 3 %<' dieser Fundc stcht eine Herkunft

allgcn-rein aus dcn Niederlandcn,{ir 47 7o aus Gouda fest.

IJnter den Funden des 17. Jahrhundcrts ist für weitere 6 7u

cine Herkunft aus den Niederlanden und für 15 '% spezicll

aus Gouda anzunehrnen, da in dieser Zeittrotz unsiche-

rer Idcnt i f iz ierung kaum deutschcn Produkt ionsortc in

Frage kommen2e. Ist dagcgen im 18./19. Jahrhur-rdert e inc

rs Dabei ist z.u berücksichtigen, class sich dic cinzclncn Phaselübcrschneiden.re Dics gi l t für cl ic in Leipzig f :rst ausschl iel l l ich gefunclencnTonpfeifen rnit manueller Vcrzierung. Die bislang bckannte Pro-duktion der frühcn deutschcn Pfcifenbäcker betr i f f t f ;rst ausschl ic{Jl ich formvcrzierte Pfeife n hicr nicht auftreten.ler T).1..-n.I)em kürzl ich entdccktcn l .eipziger Pfcifcnbäcker urn 1656 (vgl.Kap. 2) können zum jctzigen Zeitpunkt noch keine Funde zuse-orclnct werden, wcshalb c l iesc Opt ion in c ler Stat ist ik nichtberücksichtigt wird.

244

Abb. 2. I) ie dirt icrbaren Tonpfeifenfundc aus l .eipzig,grob nach Jahrhur.rdcrten geordnct.

wende 19./20 Jh. (3) geginn 17. Jh (3)

Abb. 3. f) ie datierbarcn Tonpfeifcnfundc aus Leipzrg, genauereinzelnen Phascn innerhalb clcr Jahrhunderre zuscorclncr.

Hdhr 'Grenzhause. (3)

Al lenburq/Al lstadt Waldenburg (8) Nieder lande (7)

. Nieder iande? 17 Jh. {15)Grimma? {6)

Grimma (19)

AbLr. 1. Die Vertci lung der regional zuweisbaren Tonpfeifen-funclc aus Leipzig auf ihre Produktionsorte bzw. -rcgionen. Diernit Sicherhcit aus Goudtr sorvie die ,rus dcutscher Procluktionstammendcn Antei le sind hervorgehobcn.

\Gouda?

17. Jh. (35)

Zuweisung nach Gouda nicht sicher mögiich, kommen

viele holländische und deutsche, in unsercm Fall meist

sächsisch/thür ingische, plagiatproduzierende Pfei fen-

bäckerorte in Frage. Dieser Fundanteil von 15 7o kann

deshalb nicht weiter aufgeteilt werden. Gegenüber der teils

sicheren, teils vermutetcr-r Übe.-acht Goudaer Import-

pfeifen in Leipzig tritt deutsche bzw. regionale Produk-

tion bisher nur vereinzelt in Erschcinung. 8 7" der Funde

stammen definitiv aus Grimma, für weitere 2 o/" darf dies

vermutet werden. Die Produktionsregion Altenburg/Alt-

stadt-Vaidenburg ist mit 3 "/" noch geringer vertreten.

Einer weiter entfernt l iegenden deutschcn Pfeifenbäcker-

region, dem Wcsterwald, konnte gar nur 1 o/" der Funde

zugewiesen werden.

3.2. D as 17, Jahrhundert

3.2.1. Fräbe Rauchzeicben aus Leipzig-

die ähe sten Pfeifenfunde

Zwischen der Beobachtung von 1599, dass in Leipzig

geraucht wurde, und den erstcn dinglichen Nachweisen

klafft eine Lücke von ca. 20 Jahren. Die älteste Tonpfeife,

die in Leipzig gefunden wurde, stammt vom Sachsenplatz

(Kat.-Nr. 1) und ist noch vor 7620 zu datieren. Sie konnte

glücklicherweise aus drei Fragmenten zusammengesetzt

werden und ist damit zu ca. 3/4 ihrer ursprünglichcn

Länge erhalten. Das Kopfvolumen dieser frühen Form ist

typischerweise noch sehr gcring, die Ferse kaum ausge-

prägt und die ganze Pfeife - bis auf die Kopfrändcrung -

unverziert.

Ob diese frt ihe Pfcifc schon aus Goudaer Produktion

stammt, kann nur vermutet werden. Die ältesten schrift-

lichen Belege für Tonpfeifenproduktion in Gouda datieren

erst von 16l7ra; nur aus Amsterdam 06A7) und Leiden

(1612) l iegen ältere Quellen vor. Tatsächlich dürfte die

Tonpfeifenherstellung in den Niederlanden und damit in

einem für Leipzig anzunehmenden Importraum eher

begonnen haben. Besonders über die Fnihzeit der Goudaer

Produktion ist nur wenig bekannt, und dies lässt keine so

genauen Fundzuweisungen zu, wie sie ab der zweiten

Hälfte des 17. Jahrhundcrts möglich sind. Um 1625 hatten

die Goudaer Produzenten schon ihren eigenen, standar-

disierten Pfeifent,vp entwickelt, der aufgrund seiner Zweck-

mäßigkcit und Schönheit von nahezu allen nicdcrländi-

schen Tonpfeifenproduktionszentren aufgegriffen wurde.

Ab dicser Zcit sollte die Goudaer Tonpfeife bis ins 19. Jahr-hundert hinein als Synonym für feinste Qualität stehen

und wurdc deshalb nicht nur weltweit gekauft, sondern

auch stets kopiert.

Neue Pfeifentypen, die sich besonders anhand der Kopf-

form und -größe in drei Haupttypen zusammenfassen

lassen (,,doppelkonisch" ca. 161,5-1,680,,,trichterförmig"

ca. 1680-1720, ,,eiförmig" ca. 1720-20.Jh.), entstanden

stcts in Gouda und dominierten von dort aus die Pfeifen-

mode europa- und weltweit. Nachdem zuerst sehr ver-

schiedene Pfeifen(kopf)formen hergestellt worden waren,

entstand ca. 1615 mit dem kleinen, doppelkonischen Kopf

der erste dieser Goudaer Typen, der bis ca. 1680 in ver-

schiedenen Varianten Verwendung fand. Beispiele für die

Entwickiung in der ersten Jahrhunderthälfte sind die

Kat.-Nr. 2-5.Der Dreißigjährige Krieg wird, wic überali

in Mitteleuropa, auch in Leipzig zur raschen Verbreitung

des Tonpfeiferauchens beigetragen haben. Die Zahl der

Funde aus dieser Zeit steigt jedenfalls kontinuierlich an.

Neben dem noch kleinen, gedrungenen Kopf sind für

das robuste Erscheinungsbild einer Tonpfeife aus dem

17. Jahrhundert, besonders der ersten Jahrhunderthälfte,die breite Ferse und der meist 1 cm dicke Stiel charakteris-

tisch; zusätzlich weiscn diesc Pfeifen meist keine oder eine

sparsamere Nachbearbeitung auf als jüngere - eine Politur

fehlt fast immer, die Kopfränderung ist oft ungleichmäßig

und deutlich unterrandständig angebracht. Nach den ver-

zierungslosen bzw. -armen Pfeifen des frühen 17. Jahr-hunderts wurden zur Jahrhundertmitte hin immer öfter

Marken auf die Fersen und Stempel auf die Oberseite des

Stiels eingeprägt. Die ältesten Fersenstempel sind vor allem

geometrische und florale Motive (2. B. die berühmte Rose,

auch bckrönt, Kat.-Nr. 3) oder zwei Init ialen (Kat.-Nr. 4).

Als Stielstempel tritt überwiegend die ,,Lilie" in einer Kar-

tusche in einer fast unübersehbaren Vielzahl von Varian-

ten und Kombinationen auf (Kat.-Nr. 4f.). Hinzu kommen

erstc horizontal um dcn Stiel abgerollte Motivbändcr, die

meist nur die obere Häl f te des St ie lumfangs bedecken(Kat.-Nr.5).

Forschungsgeschicht l ich besteht zur Zei t noch das

Problem, dass die Marken der Goudaer Pfeifenbäcker erst

ab der Gründung der Zunft 1660 (s. u.) systematisch in

Verzeichnissen erfasst wurden und heute für die Datie-

rung und Zuweisung der Marken zur Verfügung stehenrl.

Viele dieser Marken wurden aber bereits vor 1660 benutzt,

worüber es bis jetzt noch keine zusammenfasscnde Dar-

stellung gibt. Bei der Beurteilung von Pfeifen aus der ersten

Jahrhunderthälfte ergeben sich deswegen zwischen der

Datierung von Kopfform und Fersenmarke oft erhebliche

rc D. H. Duco, Dc ncdcrlandsc kleipijp. Handboek voor date -rcn en determineren (Leiden 1987) 9. Aus diesem 'üerk stam-men, wenn keine andere Quelle angegeben ist, die grundlegen-den Aussagen zur niederländischen Pfeifenbäckerer.iL Ders., Merken van Goudse pijpcnmakcrs ß6A-194A (Lochem1982) sowie J. v. d. Meulen, De ,,gecroonde roos" en andcre pij-penmakersmerken van Gouda (Lciden 1994).

245

Diskrepanzen, wcnn man o. g. Zunftverzeichnis auf dicMarken anwenden wil l. Aus diesem Grund ist für Pfeifen

vor 1660 die Kopfform das unbestechlichste Datierungs-kriterium und das Zunfwerzeichnis noch nicht anwendbar.Bereits seit der ersten Hälfte des 1/. Jahrhunderts gibt esauch eine andere Art der Verzierung von Tonpfeifen, diesog. Reliefverzierung. Dabei ist die meist Kopf und Stielbedeckende Verzierung bereits in die Pfeifenform eingra-viert und muss kaum nachbearbeitet werden. Welche Artder Verzierung überwiegend angewandt wurde, ist regio-nal sehr verschieden. Vährend im Rheinland Reliefver-zierung vom 17. Jahrhundert an dominiert und kaummanuelle Verzierungen Verwendung findeni2, ist die Situa-tion in Westsachsen umgekehrt. Manuelle Verzierung istfür die Funde aus Leipzig Standard, und nur ganz vercin-

zelt tauchen Belege für Reliefverzierung auf, wie das Stiel-f ragment einer Jonaspfei fe (Kat.-Nr. 13). Auf diesembesonders in der zweiten Hälfte des 1/. Jahrhunderts sehrbeliebtem Motiv verschlingt ein Fisch, dessen geschupp-

ten Leib wir an vorliegendem Stück z. T. erhalten haben,

den auf dem Pfeifenkopf abgebildeten Kopf dcs Jonasl.

3.2.2. l,liederländische I mporte(2. Hälfte 17. Jahrbundert)

Die Pfeifenfunde aus Leipzig, die sich in die zweite Hälfte

des 1 7. Jahrhunderts datieren lassen, zeigen gegenüber denälteren Modellen eine formale \ü/eiterentwicklung. Der

doppelkonische Kopftyp, um 1650 noch relativ gedrun-gen (Kat.-Nr. 6), wird in der Endphase seiner Verwendung

bis ca. 1680 schlanker und größer (Kat.-Nr. Z-9). In Pfei-

fenbäckerorten außerhalb Goudas bemühte man sicheinerseits, die begehrten Goudaer Formen exakt zu imi-tieren, wandelte die Basiskopftypen aber ebenso haufignach regionalen Vorlieben ab. Für diese Funde des 12. Jahr-hunderts kann eine Herkunft aus Gouda dann ausge-schlosscn werden, aber selten eine genauere Ortszuwei-sung erfolgen, da der archäologische und historische For-

schungsstand für andere niederländische wie auch deut-sche Pfeifenbäckerorte, verglichen mit Gouda, relativ

gering rst. Zwei Beispiele dafür aus der zweiten Hälfte des17. Jahrhunderts sind ein markenloser zylindrischer Kopf

mit f lüchtig angebrachter Ränderung (Kat.-Nr. 14) undein ungewöhnlich großer, abgerundet doppelkonischer

Kopf mit einer komplexen Fersenmarke (Kat.-Nr. 15), diebeide nicht in Gouda hergestellt worden sind, ohne dassman sie bis jetzt einem anderen Produktionsort zuweisenkönnte.

Seit 1680 wurde in Gouda ein neuer Kopftyp verwen-

det (Kat.-Nr. 10; 11). Dieser war trichterförmig und sollte,

in verschiedenen Spielarten, bis ins zweite Viertel des 18.

246

Jahrhunderts beibehalten werden. Mit der Entwicklung

der Kopfform ging eine ständige Vergrößerung des Kopf-

volumens einher. Durch immer größere und regelmäßi-

gere Tabakimporte aus Amerika sowie zunehmcnd eigeneneuropäischen Anbau hatte ein starker Preisverfall desTabaks eingesetzt. Rauchen war so in alien Schichtcn derBevölkerung erschwingiich und üblich, und das Stopfengrößcrer Mengen Tabak pro Pfeife möglich.

1660 wurde in Gouda die Pfeifenbäckergilde gegrün-det und damit alle das Handwerk betreffenden Angele-genheiten einheitlich gehandhabt. Trotz Hunderter kleinerVerkstätten gab es verbindliche Produktions- und Qua-litätsstandards. \f lährend die Motive der Stielverzierun-

gen weit verbreitet waren, wie z. B. die ,,Li1ie", war dieVergabe von Fcrsenmarken an Pfcifenbäcker in Goudadurch die Gilde streng geregelt und ist weitgehend über-l iefert. Mit der Beachtung der Tonpfeife auch in höherengesellschaftlichen Schichten legren viele Raucher mehr undmehr \Wert auf qualitativ hochwertige, reichverzierte Pfei-

fen. Dieser Umstand schlägt sich auch im Leipziger Fund-

bild nieder. An den Pfeifen aus der zweiten Jahrhun-derthälfte wird deutlich, dass die Goudaer Pfeifenbäcker,

und sichcr auch jene andercr Orte, zwei oder mehr ver-schiedene Qualitätsstufen an Pfeifen produzierten, diesich hauptsächlich im Aufwand ihrer Nachbcarbeitung

unterscheidcn. Die beste, primär für den Export gedachtc

Qualität, porzellaine genannr, wurde komplett poiiertsowie reich und exakt verziert. Für die zweire Qualitäts-stufe (fijne) war eine Markung und Verzierung ebcnso

Standard, desgleichen eine Politur oder mehr oder weni-

ger regelmäßige Glättung des Kopfes und eine saubereKopfränderung und Markung (Kat.-Nr. 8, 1O)ra. Trotz

der Exportbestimmungen gelangten immer noch auchwcniger aufwändig bearbeitete Pfeifcn nach Leipzig.

Kat.-Nr. 9 zcigt eine nicht geglättete, lediglich kopfge-ränderte, ansonsten aber unverzierte Pfeife ohne Fersen-

marke, die damit der niedersten (groffe) Qualität zuzu-

ordnen ist. Die Ränderung der ganzen oberen Kopfhälfte

auf diescm Stück ist ungewöhnlich und ein singuiärer

Befund für Leipzig.

Aus der Sicht des materialorienrierten Bearbeiters muss

an dieser Stelle angemerkt werden, dass diese feinen Qua-litätsabstufungen für Goudaer Pfeifen von der niederlän-

dischen Forschung weitgehend aus den schriftlichen Quel-

" Vgl. u. a. L Jenscn, Zr den Anfängen der Mannheimer Ton-pfeifen-Produktion im 17. Jahrhundert. Mannheimer Heftc199A/1,9O-100; sowie R. Starn, Ein Fund von Tonpfeifen desPfeifenmachers M. P. in Köln. Knasterkopf 7, 1995,2-2A.rr Duco (Anm.31) 92f.3a Ders., The dating of pipes across Europe. A preliminary gide-l ine. In: M. Schmaedeckc, Tonpfeifen in der Schwciz. Archäo-l . rg ie u. Muscum 40, 1999, 9-t-8 bcs. lO.

len, z. B. den Gildebestimmungen, cxtrahiert wurden. An

den Funden selbst, zumindest an den Goudaer Importen

in Deutschland, lassen sich diese Qualitätsabstufungen nur

in Ansätzen nachvollziehen. Gerade die Grenze zwischen

der porzellaine- und fijne-Qualität scheint äußerst fließend

zu sein. Die Qualitätsbestimmungen der Gilde sollten des-

halb mehr als ein theoretisches Ideal, welches in der Pra-

xis oft absichtlich oder unabsichtlich nicht erreicht wurde,

und weniger als unumsrößliches Postulat für die Gliede-

rung realen Fundmaterials aufgefasst werden.

Kurz- und langstielige Pfeifen (20-30 bzw 3O-50 cm)

wurden aus praktischen Gründen stets parallel herge-

stellt - die Stiellänge ist deshalb allein kein Datierungs-

kriterium. Lediglich die Gelegenheit zum Rauchen, ob im

Lehnstuhl oder bei der Arbeit, entschied in erster Linie

über die Länge der verwendeten Pfeife. Die Pfeife auf

Kat.-Nr. 7 ist mit zwei Unterbrechungen vom Kopf bis

zum Mundstück erhalten. Mit einer geschätztcn ursprüng-

lichen Länge von 5O cm zählt sie zu den langstieligen und

ist die am vollständigsten erhaltene Pfeife des 1/. Jahr-hunderts aus Leipzig. Auch weitere Funde dieses Zeit-

raumes, alle von der Ausgrabung Sachsenplatz, konnten bis

zu ciner Länge von 20-30 cm rekonstruiert werden. Die-

ser erfreuliche Erhaltungszustand ist eher selten, denn

cinerscits wurden Tonpfeifen vom Besitzer nach dem

Abbruch des Mundstücks einfach etwas angespitzt und

weitergeraucht, oft bis kurz vor den Kopf (Kat.-Nr. 34).

Auf der anderen Seite zerbrechen Tonpfeifen beim Ge-

brauch oder beim'Wegwerfen in viele Fragmcnte, die bei

den häufigen Bodeneingriffen in einer Stadt oft umgela-

gert und voneinander getrennt werden, so dass selbst bei

größeren Fundkomplexen die Rekonstruktionsrate nor-

malerweise schr ger ing ist .

Die um den Stiel hemm abgerollten Verzierungen bilden

nach 1650 geschlosscnc Ringe und sind zunächst auf zwei

voneinander abgesctzte Verzierungszonen konzentriert

(Kat.-Nr. 7 f.). Im späten 17. Jahrhundert entstand aus die-

sen zwei Zonen eine einzige, welche auf dem ungefähren

Schwerpunkt der ganzen Pfeife sitzt (Kat.-Nr. 10). Aus

dem Abstand der Stielverzierung zum Kopf lässt sich des-

haib auf die ursprüngliche Länge der kompletten Pfeife

schließen. Die Einzonigkeit der Verzierung wird im All-

gemeinen bis ins 19. Jahrhundert beibehalten. Aufwändiger

verzierte Pfeifcn, oft für besondere Anlässe gefertigt, konn-

ten auch auf dem ganzen Stiel verziert sein. Kat.-Nr. 12

zeigt ein schräg kanncliertes Stielfragment mit zusätzlich

mehreren schräg oder horizontal abgerollten Motivenrs.

rs Ausführlicher ztr Technik und Geschichte dcr manuellenStielverzierungen bei R. Kluttig-Altmann, Beobachtungen zurTechnologic manueller Stielverzierungen an Tonpfeifen. Knas-terkopf 1.4, 2aa1., 32-49.

3.3. Das 18. Jahrhundert

3.3.1. Die Vortnacbtstellung der Goudaer Pfeife

(1. H'ilfte 18. Jahrhundert)

Der schon seit 1680 produzierte trichterförmige Kopftyp

wird auch im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts noch ver-

wendet, wobei sich wiederum leichte Modifizierungen

bemerkbar machen, z. B. in der Schlankhei t und dem

Volumen des Kopfes, seiner Neigung zum Stiel und der

Anschnittebene der Kopföffnung (Kat.-Nr. 16ff.). Die

Gesamtgestalt der Tonpfeife erfährt mit dem Eintritt ins

18. Jahrhundert aber noch gravierendere Veränderungen.

Die bis lang f lache und plumpe Ferse wird höher und

schmaler und setzt sich damit deutlicher vom Pfeifenkör-

per ab. Auf der kleineren Unterfläche der Ferse hat zwar

die Fersenmarke weniger Platz, aber die Seiten der Ferse

sind ab jetzt groß genug, um zusätzliche Marken zD tra-

gen. Obwohl sich die Produktionstechnologie, das manu-

elle Ausformen einer Pfeife mithilfe einer zweischaligen

Metallform, nicht grundlegend geändert hat, erlaubt eine

routiniertere Beherrschung dieser Technologie und des

Verkstoffes, die Stärke der Kopfwandung deutlich zu ver-

ringern und den Stieldurchmesser bei gleichbleibender

Länge der verschiedenen Pfeifentypen auf 6-7 mm zu sen-

ken. Die gesamte Pfeife wird durch diese morphologischen

Anderungen nicht nur leichter, sondern wirkt auch wesent-

l ich fragiler und eleganter als die plumperen Produkte des

1/. Jahrhunderts. Dazu passt, dass im Laufe des 18./19.

Jahrhunderts die Tonpfeife zwar weiterhin ein billiges Mas-

senprodukt bleibt, einer ästhetischen Gesamterscheinung

aber immer mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht wird.

Für den Archäologen entsteht dadurch das vordergrün-

dige Paradoxon, dass die Pfeifen des 18./19. Jahrhundertsdurch ihre zarte Erscheinung meist viel stärker fragmen-

tiert sind als die älteren Pfeifen des 12. Jahrhundcrts.Der letzte der drei die Tonpfeifenmode weltweit domi-

nierenden Goudaer Basiskopftypen, der eiförmige, tritt

ab 1720 in Erscheinung. Er erweist sich bald als so prak-

tisch und beliebt, dass man ihn bis zum Ende der Benut-

zungszeit von Tonpfeifen herstellen wird, auch wenn es

lokale Abwandlungen oder zwischenzeitl ich immer wie-

der ganz andere Pfeifentypen gibt. Das Längsprofi l des

Pfeifenkopfes ist zucrst nur leicht gerundet (Kat.-Nr. 19;

20) und wird in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundertszu einer perfekten Eiform.

Nicht nur durch persönliche Fersenmarken kann man

Tonpfeifen ihren Herstellern zuweisen. Im 18. Jahrhun-dert tritt das Novum auf, dass horizontal um den Stiel,

zusätzlichzu den Verzierungsbändern, auch Umschriften

abgerollt wurden. Üblicherweise treten diese Umschrif-

ten paarweise auf, direkt über und unter der Stielverzie-

247

rung, wobei die obere Zeile meist den Hersteller, die untereden Ort nennt. Ist ein Hersteller- oder Ortsname zu lang,kann er sich auch auf beide Zerlen verteilen. Sind dieUmschriften nicht allzu fhichtig abgerollt, was leider oftder Fall ist, sondern lesbar, hat man damit zusätzlich zu denFersen(seiten)marken ein weiteres regionales/personel-les/zeitl iches Zuwcisungskriteriurn. Im Leipzigcr Fund-material finden sich viele Sticltexte, die Goudaer Hcrstellerbezeichnen (Kat.-Nr. 21-26). Auf diesc \Weise lasscn sich,den Missbrauch von Marken und Stieltexten durch anderePfeifenbäcker vorerst ausgcschlossen (s. u.), Handelsbe-ziehungen aufdecken. Eine Pfeifenbäckerfamilie, die denMarken und lJmschriften nach im 18. Jahrhundert für dieVersorgung der Leipziger mit Pfeifen eine ganz besondereRolle gespielt haben muss, ist die Goudaer Familie Verzij l(auf den Stielen: VERZYL). Der Name diescr Familie trittim Fundbild nicht nur am häufigstcn auf, sondern ver-weist auch mit verschiedenen Vornamensinitialen auf einelange Dauer dieser geschäftl ichen Beziehung. Bis jetzt las-sen sich zwischen 1724 'tnd 1829 inLeipzigdie Produkte

der Pfeifenbäcker Frans, Hermanus/Huijbert, Marren/Maria, Christiaan/Cornclis sowie Frans &. Zonen Yerzrjlnachweisen (Kat.-Nr. 27-31), wobei Frans rnit Abstandam häufigsten auftrittr6. In;'üngsrer Zeit stellt sich heraus,dass nicht nur Goudaer Marken, sondern ab der zweitenHälfte des 18. Jahrhunderts auch solche Umschriften durch

Nicht-Goudaer Pfeifenbäckeq z. B. in Sachsen, in großemStil ,,mitbenutzt" wordcn sind (vgl. Kap. 3.3.2.), was diefestgestellte Intensität der Handelsbeziehung wieder etwasrelativiert.

Neben den Texten sind die abgerollten Stielverzierun-gen selbst nicht zu vergessen, die in der ersten Hälfte des18. Jahrhunderts noch eine bedeutende Rolle spielen. Kurznach der Jahrhundcrtwende scheint die grö13te Motivfüllegeherrscht zu haben, dic schon nach l72O wieder raschabnahm. Meist bestehen die Bänder aus einfachen geome-trischen Motiven wie Quadraten, Rechtecken, Ringen oderKreuzen (Kat.-Nr. 22; 29;30). Aufwändiger vcrzierte Pfei-fcn für besondere Anlässe konnren auch über die ganzcStiellänge mit schrägen Kanneluren und verschiedcnenabgerollten Motiven und Stielmarken versehen sein (Kat.-

Nr.21; 27).ImVergleich mit anderen Regionen wird deut-l ich, dass nicht überall die selben Motive gleich häufigvorkommen. \Während in Leipzig bzw. \flesrsachsen Bän-der aus Rechtecken/Quadraten das dominierende Motivim Fundbild darstellen, sind es in Hamburg bzw Nord-deutschland überwiegend Kreise und Ringe. Hinter diesenunterschiedl ichen Mot ivbel iebthei ten stehen entwederdiffcrenzierte lokale Produktionsgewohnheiten und/oderjeweils verschiedene ,,Vertragspartner" in Gouda bzw. denNiederlanden. Da sich die internationale Tonpfeifenfor-

schung bisher mehr auf Kopfformen, Marken und Stiel-

248

texte konzentriert hat, stehen intensive lJntersuchungen

der manuellen Stielverzierungen erst am Anfang, könnenaber in Zukunft wesentlich zu einer noch exakteren regio-nalen und chronologischen Ansprache von Tonpfeifen-funden beitragenrT.

Die Fersenmarken, welche den Goudacr Pfeifenbäckernfür den Zeirraum ihrer Produktionstätigkeit verliehen wur-den, treten im 18. Jahrhundert in vicl größerer N4otivfülleauf als früher. Tiere, Pflanzen, Personen mit diversen Attri-buten, Fabelwesen, Haushaltsgegenstände, Stadtwappen,Buchstaben- und Zahlenmarken sind nur einige der vor-kommendcn Themen (Kat.-Nr. 16-20; 32_34).Manchmal

wird die Marke nicht auf der Ferse, sondern auf dem Kopfabgedrückt (Kat.-Nr. 1Z). Vie bei den Stieltexten lässt sichdie Nachahmung der Marken außerhalb Goudas oft, abernicht immer, durch eine unvollkommene Ausführungerkennen.

3.3.2. Regionale Prodwktion in Sachsen - die Pein mit

den Plagiaten (2. Hälfte 18./fri.ihes 19. Jahrbundert)

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts rreren als besondcrePfeifentypen auch Rundbodenpfeifen auf, die in Erman-gelung einer Ferse ihre Marken am Boden (Kat.-Nr. 32)oder der Kopfwandung (vgi. Kat.-Nr. 17) tragcn müssen.Der eiförmige Goudaer Kopftyp, um die Mitte des Jahr-hunderts noch schlank (Kat.-Nr. 33), krümmt sich zu einerimmer perfekteren Eiform, wächst vor allem in seinemDurchmesser und setzt damit die Tendenz der (durch-

schnitt l ich) kontinuierl ichen Kopfvergrößerung seit dem1/. Jahrhundert fort (Kat.-Nr. 34; 37-al.

Die vorzügliche Qualität und der gute Ruf der Gou-daer Tonpfeifen sicherten ihren Herstellern nicht nur welt-weit ungebrochenen Absatz, sondcrn zugleich eine anhal-tende Nachahmungsfreude durch andcre Pfeifenbäcker inden Nicderlanden selbst und im Ausland, gegen die dieGoudaer Zunft eincn aussichtslosen Kampf führte. So sehrinnerhalb Goudas strenge Zunftregeln herrschren, so wenigHandhabe hattcn die dortigen Pfeifenbäcker aufgrund dcrpolit ischen Zersplitterung Europas gegen die missbräuch-Iiche Verwendung ihrer Marken und Stielaufschriften

außerhalb dcr Staaten von Holiand und Westfriesland, diemit der raschcn Verbreitung der Produktionstechnologie

16 Bei einer so grolSen Fan.rilie gibt es oft für eine Vornamens-initialc mehrere Möglichkeiten der Zuweisung. Eine Darstellungdcr Gcschichte dieser bedeutenden Pfeifenbäckerfarnilie bei J. v. d.Meulen, Het Goudse pi jpenmakcrsgeslacht Vcrzi j l . Pi jpelogi-schc Kring Nedcrland, a. Jg. Bd. 15, 1981/82,52-7A.17 R. Klutt ig-Altmann, Bcricht übcr die 1. Tagung der Arbeits-gruppe,,Systematisierung der Beschreibung von Stieh.erzierun-gen auf Tonpfeifen" am 25./26. Februar 2O0O in Gijr l i tz. Kna-sterkopf 13,20oa,7Ja.

im Europa des ls.Jahrhunderts im großen Stil praktiziert

wurde. Schon bald nach der Einführung einer Schutz-

marke, des Goudaer Stadtwappens auf der l inken Fersen-

seitc im November 1,739,wurde auch diese hemmungslos

kopiert. Nur an der exakten Ausformung des tüTappens

mit Sternchen in Gouda (Kat.-Nr. 20 33;34) oder plum-

per mit Punkten außerhalb Goudas (Kat.-Nr. 37-42)lässt

sich eine erste lJnterscheidung vornehmen.

Ein bei manchen Fundcn über dem Goudaer Wappen

befindliches ,,S" (Abb. 22) steht f ir slegte, also schlechte

Qualität. Dieser Begriff ist sehr relativ zu verstehen, denner bezieht sich auf alle Qualitäten unterhaib der porzel-laine, also auch auf die fi jne, eine immer noch sehr gute

Qualität. Eigentlich sollte das ,,\(appen von Gouda" nach

dcm Beschluss von 1739 nur frir die porzellainc Qualitätreserviert bleiben. Da es bei Pfeifen ohne Vappen aber

plötzlich rapide Umsatzeinbrüche gab, wurde nur vier

Monate später, im März 1.740, das,,S" eingeführr, welches

alle Pfeifenqualitäten außer der porzellaine zusätzlich zu

dem jetzt generell erlaubten ,, 'Wappen von Gouda" beid-

seitig auf der Ferse tragen mussten. Selbst die niederländi-

schc Forschung resümiert jedoch, dass Pfeifenbäcker auch

in Gouda oft Qualitätsstufen herstellten, die nicht mit den

Markierungen in der Pfeifenform übereinstimmenrs.

Dem ,,S" erging es kurz nach seiner Einführung wie den

anderen Goudaer Kennzeichen - es wurde von Pfeifen-

bäckern außerhalb Goudas einfach mitkopiert, zunächst

als bewusste Fälschung, später meist völl ig unverstanden

und zum rcinen Zierrat degradiert.

Aufgrund dieser Produktpiratcrie stammen Pfeifen-

funde aus Leipzig, die ein (schlecht kopiertes) Goudaer\Wappen und auf dem Stiel stolz die Umschrift ,,INGOUDA' tragen, nur zum Teil wirklich von dort. Viel-

leicht sogar zum kleineren Teil, denn die nahe Leipzig

gelegene Kleinstadt Grimma machte besonders intensiven

Gebrauch diverser Goudaer Kennzeichcn. Gcgen Ende

des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts verwendeten ver-

mutlich alle Grimmaer Pfeifenbäcker die Marke ..Löwe

im hol ländischen Garten", d ie zu dieser Zei t legal d ie

Goudaer Familie Yerzrl l besaß (Cornelis V. 1770-1806,

Frans V. 1729-85 bzw. Maria V. 1806-21)3e. Franz Hein-

rich Neumann aus Grimma hattc 1289 sogar die lJnver-

frorenheit, seine einheimischen Pfeifenbäckerkollegen auf

lJnterlassung der Mitbenutzung der oben erwähnten

Marke und anderer (Goudaer/Verziiler) Kennzeichen zu

verklagen, da angeblich er sie erfunden hätte und so das

alleinige Verwendungsrecht besitzen würde. Seine Kolle-

gen wehrten sich erfolgreich gegen diese Beschneidung

ihrer unternehmcrischen Freiheitro.

Pfeifen aus Grimma treten in Leipzig bisher - soweit

identifizierbar - häufiger auf als aus anderen Produktions-

orten \(estsachsens/Ostthürinsens. Grimma besaß auch

überregional betrachtet eine bedeutende Produktion: ,, Im

zu,eiten Range der Fabriken dieser Stadt stehen die tha-

nernen Tabahspfeifenfabriben. Es sind deren 4 im Gange;

sie entstanden im J. 1770 durcb den Fabrib.anten Gräfe,

zi,urden aber erst nacb dem 7jährigen Kriege durch Fr[anzJ.

H. Naumann oerbessert und awf holländiscbe Art einge-

richtet. Vor Entstehwng äbnlicher Fabrihen zw Walden-

burg, Dresden, Musbau u. ,uaren die biesigen die gröften

in ganz Deutscbland. . . . Es uurden hier in den Jahren 1785

bis 1806 an 7 Mill. Hundert StAcb 7=7g9000JTabakspfei-

fen gebrannt ... der Absatz geschiebt theils direct, tbeils

auf den Messen zu Leipzig"al .

Nur vereinzelt stehen die Grimmaer dabei zu threr

Heimat und ihrem Namen und führen sie auf ihren Pro-

dukten (Kat.-Nr. 35-3S). Nament l ich fassbar werden

dadurch bis jetzt Johann Gottlob Kramer (1792-1824),

Franz Heinrich Neumann (1765-1792), Johann Georg

bzw. Johann Gottfried Gräfe (1740-1783 b2w.1780-1813)

und Johann Wil le (1770-18l3)+r, d ie mit ihrem Namen

auf den Pfeifen manchmal Grimma, manchmal Gouda

als Produktionsort angeben. Ohne diese Personennamen

lassen sich durch die schlechte Qualität der Marken und

Abrollungen weitere Pfeifen mit hoher Sichcrheit Grimma

zuweisen - so degeneriert die schon genannte Marke

,,Löwe im holländischen Garten", auf der der Löwe hin-

ter einem niedr igen Zaun stcht , in Grimma zu einem

,,Löwen im Boot" (Kat.-Nr. 38, vgl. Original Kat.-Nr.

34), und auch das Wappen von Gouda ist auf den imitier-

ten Pfeifen oft nur noch ein Schatten seiner selbst (Kat.-

Nr. 37-39). Die Qualität des Pfeifenkörpers dagegen, z.B.

die Kopfpolitur, kann auch bei diesen Plagiatpfeifen durch-

aus Goudaer Standard erreichen und ist kein zuverlässiges

U nterscheidungskr i ter i u m.

Die Fersenseitcnmarke ,,G" taucht bei Pfeifen aus

Grimma wiederholt auf und könnte sowohl ,,Grimma",

,,Gouda" als auch ,,Gräfe" bedeuten. Die Fersenmarke

,,IW" ist zwar auch für einen Goudaer Pfeifenbäcker belegt

(|an Weyman,1727-3313), bedeutet im Zusammenhang mit

Grimma aber vermutlich ,,Johann Vil le" (Kat.-Nr. 39),

auch wenn auf dem Stiel kaum lesbar ,,IN:GOUIDA]'ctwas anderes suggerieren wil i. Die Bedeutung der Fer-

scnseitenmarken ist, abgesehen von solch klaren Funktio-

r8 Ausführl icher bei Duco (Anm.31) 20.re Meulen (Anm.31) 75.+' B. Standke, Zur Tonpfeifenbäckerei im sächsischen Grimma.Knastcrkopf 10, 1997,1-51 bes. 1O u. Anm. 40. Hier auch aus-führlichere Darstellung der Grimmaer Pfeifenbäckergeschichteunter Heranziehung vieler Schrif tquel len des 18. und 19. Jahr-nunderts.o ' Schumann (Anm. 14) Bd.3, 1816,446ff .a2 In Klammern jeweils die älteste personelle Ervnähnung unddas Sterbejahr; Standke (Anm. 40) 5.+r Duco (Anm. 31) 85 Nr. 467.

249

nen wie dem ,,Wappen von Gouda" als Schutzmarke, noch

recht wenig erforscht. Generell wurden die Seitenmarken

nicht, wie die eigentliche Fersenmarke, von Hand einge-

drückt, sondern waren schon in der Pfeifenform eingra-

viert und entstanden automatisch beim Ausformen des

Pfeifenkörpers. Neben Init ialen, die, wie oben vermuter,

den Pfeifenbäcker oder seinen Produktionsort näher

bezeichnen könnten, gibt es atchZiffern (Kat.-Nr. 38)

oder einfache geometrische Zeichen wie Kreise und Ringe(Kat.-Nr. 34,37). Letztere, die in vielen verschiedenen

Kombinationen auftreten und häufig als ,,Formenmarken"angesprochen werden, soi l ten nach bisher iger For-

schungsmeinung die Tagesleistung einzelner Arbeiter in

größeren Pfeifenmanufakturen des späten 18. und 19.Jahr-

hunderts dokumentieren.

Ein Aspekt, der die Entschlüsselung der Bedeutung der

Fersenseitenmarken etwas erschwert, ist die berechtigte

Vermutung, dass sie z.T. gar keine mehr besaßen. Vie beijeder \Teitergabe handwerklicher Kenntnisse ging mit der

Nachahmung niederländischer Vorbilder oft das \Tissen

um den Sinn einzelner Motive oder Kennzeichen der Pfeife

verloren, so dass vor allem in kleineren \ü/erkstätten des

späten 18. und 19. Jahrhunderts Fersenseitenmarken nur

noch verwendet wurden, ,,weil es schon immer so war",

und sie eine reine Verzierungsfunktion ohne tieferen Sinn

besaßen. Ahnliches kann man von Schriftbändern auf

Stielen dteser Zeit sagen, die teilweise inhaltl ich so ver-

stümmelt oder so unleserlich abgerollt sind, dass auch sie

als ein von ihren Produzenten unverstandenes Dekorele-

ment aufzufassen sind.

Neben Grimma treten weitere Pfeifenbäckerorte aus

dem Umland Leipzigs, wenn auch weniger deutlich, im

hiesigen Fundbi id in Erscheinung. Die im 18./19. Jahr-hundert weitverzweigte Pfeifenbäckerfamilie Laspe lässt

sich vereinzelt durch eine Fersenmarke mit ihrem Namen

ansprcchen. Neben anderen Orten in Sachsen und Bran-

denburg, wo Mitglieder dieser Familie tätig waren, kom-

men für den Verkauf von Tonpfeifen nach Leipzigwegen

ihrer geografischen Nähe am ehesten Valdenburg und

Altenburg in Frage, wo die Produktion am Beginn des

19. Jahrhunderts recht bedeutend gewesen sein muss:

,,Vor 80 Jahren gab es nwr 2 Pfeifenmacber, jetzt sind deren

äber 20. Die Fabrih oon Laspe zeichnet sicb besonders

Aty'.s"+4. Auch bei diesen Funden zeigen die Fersenseiten-

marken wiederum schlecht imitierte Vappen von Gouda

und könnten mit diversen Init ialen auf Ort oder Pcrson

hinweisen (L = Laspe?, \W = Valdenburg?, M = M.. .

Laspe?; Kat.-Nr. a0ff.). Die sichtbar unterschiediiche Aus-

führung dicscr drei Beispiele der ,,LASPE"-Fersenmarkerührt von drei verschiedenen Markenstempeln her und

könnte damit auf verschiedene Verkstätten der Familie

Laspe hinweisen, aus denen diese Produkte stammen.

250

Seit der Erkenntnis des ausgehenden 16. Jahrhun-derts, dass sich Tabak zum Genussmittel eignet, war der

Tonpfeife die uneingeschränkte Dominanz als dazu

benutztes Hilfsmittel sicher. Das Kauen oder Schnupfen

von Tabak fand zwar zu manchen Zeiten in verschiedene

Kreise und Schichten der Bevölkerung Eingang, jedoch

besaßen diese alternativen Arten des Tabakkonsums srers

nur nachgeordnete Bedeutung. Um die Mitte des 18. Jahr-hunderts entstand der Tonpfeifc mit den aufkommcnden

Porzellanpfeifen aber eine ernstzunehmende Konkurrenz.

Mit ihren oft um vieles größeren Köpfen, ihrer Glasurund der Möglichkeit, farbige Motive auf dem Kopf anzu-

bringen, war die Porzeilanpfeife deutlich attraktiver und

gegen Ende des 18. Jahrhunderts auch zum bil l igen und

damit für jeden erreichbaren Massenarrikel geworden. Man

merkt den Tonpfeifen dteser Zeit deutlich Bemühungen

an, sich der Asthetik der Porzellanpfeifen anzunähern,

indem das Kopfvolumen so weit wie möglich vergrößert

und die Pfeifcn intensiv poliert werden, um den Eindruck

einer Glasur zu erwecken. Die Herstellungstechnologie

von Tonpfeifen setzte diesen Angleichungsbestrebungen

allerdings Grenzen. Ein anderes starkes Konkurrenz-

material war Meerschaum, aus dem sich aufwendig gestal-

tete figurale Pfeifenköpfe schnitzen lassen, denen analog

zu den Porzellanpfeifen eine besonders repräsentative

Funktion zukam.

3.4. Das 19. und 20. Tahrhundert

3.4.1. Die Zeit der politiscben Pfeife (19 Jahrbundert)

Dic stürmischen technischen Entwicklungen des mit dem

1 9. Jahrhundert anbrechenden Industriezeitalters spiclten

sich zwar hauptsächlich auf ,,gewichtigeren" Gebieten ab

als der Tonpfeifentechnologie, aber auch hier ging der tech-

nische Fortschritt, vor aliem die mit ihm einhergehenden

gesellschaftl ichen Veränderungen, nicht spurlos vorüber.

\(eil man bis jetzt die zweischalige Pfeifenform für jede

einzelne Pfeife immer erst per Hand in eincn Schraubstock

hatte einspannen müssen, gab es gegen Ende des 19. Jahr-hunderts ausgehend von Frankreich Versuchc, die Pfei-

fenformen in Prcssen einzubauen, die zwar immer noch

manuell zu bedienen waren, aber dic Handhabung deut-

l ich vereinfachten und die mögliche Stückzahl der produ-

zierten Pfeifen erhöhen konnten. Eine Durchsetzung die-

ser technologischen Neuerung wäre zwingend nötig gewe-

sen, denn sowohl durch die immer stärkcre Konkurrenz

der Pfeifenbäcker untereinander als auch gegenüber Pfei-

fen aus anderen Materialien war das Tonpfeifengewerbe

+a Schumann (Anm. 14) Bd. 1, 1814, 109.

einem starken ökonomischen Druck ausgesetzt. Dass die

Pfeifenpressen, u. a. wegen ungclöster technischer Män-

gel, keine Marktreife erlangen konnten und die meisten

Betriebe wie ch und je mit den Handformen weiterarbei-

teten, trug seinen Anteil zum langsam einsctzenden Nie-

dergang des Gewerbes bei.

Die Pfeifen wurden zwar meistens noch gemarkt, aber

zur Einsparung von Arbeitskraft verzichtete man im Lauf

des 19. Jahrhunderts bald völl ig auf die zeitraubenden

manuellen Stielverzierungen. In die Pfeifenform eingra-

vierte Verzierungen wurden häufiger und traten jetzt auch

in Regionen auf, dic diese Tradition bisher nicht besa-

ßen. Aus Leipzig ist an dieser Stelle der seltene Fund eines

reliefverziertcn Stielfraementes von der Hainstraße 12 zu

nennen (Kat.-Nr.43).

Die kleinen Pfeifenbäckerwerkstätten wurden zuneh-

mend von größeren Manufakturen abgelöst; in Gouda ent-

stand z.B. der Betrieb ,,Jan Er Cie Prince", der zwischen

1865 und 1898 27 (!) Fersenmarken innehatre, was gewisse

Rückschlüsse auf die Anzahl der beschäftigten Arbeiter

und das Produktionsvolumen erlaubtas.

Der fortschreitende Bedeutungsverlust des traditionel-

len Produktionszentrums Gouda wurde schon angespro-

chen. Die Pfeifenfabrik, die im 19. Jahrhundert für ganz

Europa und darüber hinaus unangefochten den Ton angibt,

ist dic Firma Gambier aus Givet/Frankreich. Dort wurden

vor aliem Pfeifen, deren Köpfe figurale Reliefmotive tragen

oder ganz als Kopf einer Person ausgeformt sind, herge-

stclit. Es können herkömmlichc Pfeifen mit Stiel sein oder

nur Pfeifenköpfc, die mit einem Holzstiel kombiniert wur-

den. Einflüsse reich reliefverzierter Pfeifen(köpfe) aus

Meerschaum oder Porzellan werden hier deutlich. Diese

figuralen Pfeifen, meist von hervorragender Qualität, be-

kommen vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun-derts europaweite Bedeutung. Oft bilden sie bekannte Per-

sönlichkeiten aus Polit ik und Gesellschaft oder polit isch

bedeutsame Motive ab. Die Benutzung einer bestimmten

Pfeife offenbart damit die polit ische Einstellung des Rau-

chers, ähnlich dem ,,Button" der heutigen Zeita6. Gouda

stagnierte zu lange in seinen traditionellen Formen und

vcrpasste den rechtzcitigen Anschluss an die neue Ent-

wicklung figuraler Tonpfeifen.

In Leipzig sind bislang kaum Funde polit ischer Pfeifen

des 19. Jahrhunderts bzw überhaupt wenig Beispiele reii-

efverzierter Pfeifen bekannt. Von der Grabung Burgplatz

stammt ein Stielfragment mit dem Stempelaufdn.rck ,,Garn-bier" als bisher einziger direkter Nachweis eincs Produk-

tcs dieser Firma in Leipzig. Plagiate sind zwar auch von

Gambier-Pfeifen möglich, doch kann man die Originale

hier, im Gegensatz zu Plagiaten Goudaer Pfeifen, durch

eine deutlich feinere Machart leicht von den Nachah-

mungen trennen.

Das Stadtmuseum zu Leipzig besitzt einige Reliefpfei-

fen aus Altbeständen, die aber zum Teil noch ins 18. Jahr-hundert datieren. Diese Stücke zeigen auf traditionellen

Kopfformen Reliefmotive. Ein Pfeifenkopf, der ins Jahr1769 datiert werden kann, wurde aus Anlass der Hoch-

zeit zwischen Friedrich August III., dem späteren sächsi-

schen König August I., und Amalia von Pfalz-Zweibnicken

gefertigt (Kat.-Nr. 44). Obwohl theoretisch die Möglich-

keit besteht, dass diese Pfeife eine Goudaer Auftragsar-

beit von Frans Verzij l ist, der in dieser Zeit die benutzte

Fersenmarke innehatte, legt die unsaubere und flüchtigc

Ausführung doch eher eine nichtgoudische Herstellung

nahe, z.B. in Grimma, wo besagte Marke nachweislich

,,mitbenutzt" wurde (vgl. Kap. 3.3.2.).

Ein anderer Pfeifenkopf trägt den Schriftzug ,,DEGECOMI: I l{ DE STATGENERAAL" (De gecommit-

teerden in de staten-generaal) und stellt die vier Bevoll-

mächtigten der Niederländischen Generalsraaten dar. Er

stammt vermutlich aus dem dritten Viertel des 18. Jahr-hunderts (Kat.-Nr. 45). Die sehr exakte Ausführung weist

auf eine Herstellung in Gouda. Beide Modelle sind Bei-

spiele für frühe (niederländische) Vorläufer der {ranzö-

sischen polit ischcn Pfeife des 19. Jahrhunderts. Ein relief-

verzierter Pfeifenkopf mit Freimaurersymbolik vom

Johannisfriedhof stammt vermutlich aus dem frühen

20. JahrhundertaT.Neben den traditionellen Pfeifenformen des 18. Jahr-

hunderts entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun-derts eine unübersehbare Vielfalt neuer figuraler Pfeifen-

typen, die sich nicht nur polit ischer Themen annehmen,

sondcrn alltäglichste Motive abbilden - humoristisch,

nostalgisch, erotisch, gegenständlich. Statt einer immer

differenzierteren regionaltypischen Entwicklung, wie man

sie durch die inzwischen europaweit ausgeübte Herstel-

iung von Tonpfeifen erwarten könnte, ist dabei eine zuneh-

mende Globalisierung der Produktc durch überregionale

Nachahmung begehrter Vorbilder zu beobachten. Beson-

dcrs deutlich tritt dieses Phänomen bei reliefverzierten,

figuralen Pfeifen auf, deren Modelle oft in allen europä-

ischen Pfeifenbäcker-werkstätten produziert werdenas. Nur

wenige regionale Eigenentwicklungen gibt es auf diesem

Gebiet. Hauptsächlicher Grund für diese Internationali-

sierung der Produktion ist der Rückgang des Rauchens

aus Tonpfeifen in Europa und der verstärkte Export nach

Übersee - um den viele Produzenten mit den gleichcn,

a5 Meulcn (Anm.31)64a6 Ausfül.rr l icher bei R. St"-, Tonpfeifen und Poli t ik. DicBedeutung der politischcn Pfeife im 19. Jahrhundert. Knasterkopf14. 2441. 49-53.* ' Klutt ig-Altmann (Anm. 3) Lbb.27.as Dies kann man durch den Vergleich von Tonpfeifenkatalogendes 19./20. Jahrhunderts nachvollziehen.

z) l

gerade gefragten Modellen heftig konkurrieren. Allein der

Westerwald, ein wichtiges deutsches Produktionszentrum

dieser Zeit, hat in den 1880erJahren einen Warenaussroß

von ca. 40 Mill ionen Pfeifen iährlich! Manchmal werden

figurale Pfeifen - nicht unbedingt von den Pfeifenbäckern

selbst - mit mehrfarbigen Glasuren versehen, um die

Attraktivität der schlichten weißen Tonpfeifen zu erhöhen.

Neben den ,,besseren" figuralen Pfeifen werden weiter-

hin große Mengen einfachster Pfeifen mit sparsamer, simp-ler Reliefverzierung hergestellt. Besonders häufig darun-ter sind Pfeifen mit einem plastisch gerippten unrerenKopf(teil), die auch in verschiedenen Versionen als Fundc

aus Leipzig bekannt sind (Kat.-Nr.46-48). Diese geripp-

ten Pfeifen sind oft sehr schwer zu datieren, weil sie auch

später mit umgearbeiteten Pfeifenformen des 18. Jahr-hunderts produziert werden konnten, und das bis ins

20. Jahrhundert hinein.

Der Kopf-Stiel-Winkel einer Tonpfeife beträgt in die-

ser Zeit nicht unbedingt mehr die klassischen 140o, wie

ihn Pfeifen im 17./lS.Jahrhundert meist besaßen, sondern

kann sich zum rechten Winkel (Kat.-Nr. 48) oder sogar

zum spitzen \X/inkel verkürzen (Kat.-Nr. 49). Sowohl die-ser, auch ,,Ellenbogenpfeife" gcnannre Typ, als auch dieFunde gerippter Pfeifen in Leipzig werden überwiegend

aus Grimma stammen, da sie dort nachweislich nach Gou-

daer Vorbildern hergestellt wurden*e.

3.4.2. Die Tonpfeife als Auslaufmodell und Scherzartibel

( späte s 1 9. /früh es 20. J abrb undert)

Dass die Fundmenge an Tonpfeifen aus dem späten

19./frühen 20. Jahrhundert gegenüber älteren Zeiträu-

men stark ausdünnt, l iegt natür l ich einersei ts an der

Nichtbeachtung solch junger Funde bis vor kurzem.Andererseits spiegelt diese geringe Fundmenge auch den

tatsächlichen, unaufhaltsamen Rückgang des Tonpfei-

ferauchens wider, der sich in dieser Zeit vollzog und mit

dem Zweiten Weltkrieg seinen endgültigen Abschluss

fand. \Wie bci der Verbreitung des Tonpfeiferauchens vor

300 Jahren war es das Militär, welches frir die rasche

Durchsetzung einer neuen Art des Tabakkonsums sorgte- der Zigarettc. In den Kriegen dieser Zeit in Europa, auf

der Krim oder dem Balkan, entdeckten die in den Schüt-

zengräben liegenden Soldaten die nicht zu leugnenden

Vorteile einer Zigarette, die sich leichter herzustellen, ein-

zustecken und schneller rauchen licß als eine Tonpfeife

und leichter ersetzbar war als letztere. Diese Gewohn-

heit nahmen sie mit in die Heimat. In bürgerlichen Krei-

sen setzten sich zur gleichen Zeir Zigarre und Zigaril lo

sowie Pfei fen aus den schon genannten Konkurrenz-

materialien immer mehr durch.

252

Damit ist die Geschichte der Tonpfeife als allgemein

benutztes Rauchinstrument zu Ende, und die Tonpfeife

wäre wohl schon am Anfang des 20. Jahrhunderts völl ig

von der Bildfläche verschwunden, hätte sie nicht vorher

noch einige Nischen für sich eroberr, die nichts mehr mit

Tabak zu tun haben. Zum einen ist das der Brauch der

,,Weckmannpfeifen", der vor allem im Rheinland, im Ruhr-

gebiet und in Westfalen seit dem Ende des 19. Jahrhun-derts verbreitet ist und beinhaltet, dass besonderc, oft figür-

l iche Gebäckstücke zu bestimmten Feiertagen mir einerkurzen Tonpfeife versehen wurden5o. Die Kinder l iebten

diese Pfeifen, die ihnen oft wichtiger als das Gebäck an

sich waren, da sich mit ihnen - neben ersten heimlichen

Rauchversuchen - auch herrl ich Seifenblasen herstellen

ließen, was zumindcst vom gesundheitlichen Aspekt her alsFortschritt gegenüber dem Rauchen betrachtet werden

kann. Natürlich wurden auch unabhängig von den Weck-

männern Spielzeugpfeifen hergestellt, dic bunt bemalt sein

konntcn, wie das Beispiel e iner Rundbodenpfei fe mit

Vogelmotiv von der Hainstraße 12 (Kat.-Nr. 5O), oder bei

Kindern beliebte Motive wiedergaben, wie die als Gcsicht

eines Ritters oder Knappen ausgeformte Pfeife aus dem

Stadtgeschichtl ichen Museum zu Leipzig (Kat.-Nr. 51).

Oft sind die Pfeifenformen nach jahrzehntelangem

Gebrauch abgenutzt und beide Hälften nicht mehr pass-

genau, wie man an der Ritterpfeife deutlich sehen kann,

was in dieser Zeit aber niemanden mehr stört.

Eine zweite, etwas destruktivere Ver-wendung von Ton-

pfeifen, die letztl ich aber vereinzelte Produktionsstätten

über die Nachkriegszeit rettete, ist ihr Gebrauch als Ziel-

objekt in Schießbuden. Sogar heutc noch produziert die

Firma \üilhelm Klauer Söhne im Vestcrwald für diesen

Bedarf kleine Tonpfeifen. Eine Ironie der Geschichte wil l

es, dass für die Produktion der Schießbudenpfeifen in den

197)er Jahren eine vollautomatische Pfeifenpresse ent-

wickelt wurde - eine Errungenschaft, die im 19. Jahrhun-dert für die Rauchpfeifen nie zustande kam. Die allge-

meine Qualität der Tonpfeifen ist seit ihrer Verwendung als

Spielzeug- und Schießbudenpfeife weiter kontinuierl ich

abgesunken, was auch der Art der Benutzung entspricht.

Eine Weiterbehandlung der Pfeife nach dem Ausformen

beschränkt sich oft nur noch auf das flüchtige Abstreifen

der Formnähte.

Mit den Schießbudenpfeifen endet die ca. 4OOjährige

Geschichte der Tonpfeifen. Die Zahlder in dicser Zefther-

gestellten, zerbrochenen und als Bodenfund ihrer Ent-

deckung harrenden Tonpfeifen ist enorm und dürfte meh-

ae Standke (Anm. 4O).5r M. Kügler, Nicht (mehr) nur zum Nikolaustag - Der'Sileck-mann und seine Tonpfeife. In: A. Döring (Hrsg.), FaszinationNiklaus. Kult, Brauch, Kommerz (Essen 2001) 163-176.

rere Milliarden betragen. Dieser Beitrag will, als Abschluss

ciner mehrjährigcn Beschäftigung mit Fundcn aus Leip-

zig, die informativc Potenz des speziellcn Objcktes Ton-

pfcifc mit seinen vielfält igen Aussagernöglichkeiten vcr-

dcutl ichen, ihm ctwas den Nimbus des ,,Obskurcn" neh-

men und dazu beitragen, seinen Platz in der Neuzeitar-

chäologie weiter zu einer Sclbstverständlichkeit zu machen.

Katalog

Um eine Straffung des Katalogteils zu ermöglichen, wer-

den die gebräuchlichsten Lireraturqucllen für die Bestim-

mung der Fundstücke schon an dieser Stclle und nicht beijedem einzelnen Fund angegebcn. Die Dat ierung eines

Kopffragmentes einer Tonpfeife erfolgt primär nach der

Forrn (Meul cn 1994 [Anm. 251 24-31), nach 1650 ergän-

zend nach den Laufzciten der Fersenmarkcn (Duco 1982

[Anm. 28]); dic eines Stielfragmentes nach dcm Durch-

messer, den Laufzci ten der Verzierungen (Duco 1987

[Anm. 19) 144f .) odcr bei Umschriften dcn Tätigkcitszei-

ten der Hersteller (Mculen ebd. 34-82). Die Zuweisung

an einen bcstimrnten Hersteller crgibt sich aus Stielum-

schriften oder, für Gouda, dcn benutzten Marken (Duccr

1982, ebd.; sowie Meulen, ebd.) . Für die Deutung der

nrederländischcn Herstellernamen auf dcn Sticlcn wurde

L. van Duuren5r zu Hi l fc gcnommen. Die hinter den

zuweisbaren Herstcllcrn in Klammern aufgeführten Jah-reszahlcn stehen für den aktenkundigen Proclukt ions-

zcitraum, der in Einzclfällen auch länger gedauert haben

kann.Zusätzlich verwendctc Literatur wird an gegebener

Stel1c als Queile angeführt.

Die Ansprache der Elemente cincr Tonpfcifc und die

abgenommenen Maße richten sich nach Kügler ([Anm. 4,

ß87) 5A-54). Bei ovalen Querschnitten von Kopf oder

Sticl werden Durchmcsser mit zwei \üerten angegeben,

dabei der Längsschnitt (Maß von der Seite gcsehen) zuersr,

2.8.6 x 5 mm. Für dic Viedergabe der St ie lumschr i f ten

geltcn folgende Symbole: (?) = unsichere Lesart dcs vor-

hergehenden Buchstabcns, [ ] = iogische Ergänzung cincr

unvollständig abgerolltcn Schrift, / / = Zeilenwechsel. Dic

Beschreibung der Verzierungen und Umschriften auf dern

Stiel crfolgt grundsätzlich vom Kopf in Richtung Mund-

stück. Maßstäbe: Abroilungen und gesondert abgebildete

Detai ls: M.2:1(auI3er bei Kat.-Nr. 12 und 15: M. 1:1),

sonst:M. 1:1.

Verwcndete Abkürzungen: abgcbr. = abgcbrochen,

B = Kopfbreite, Bef. = Befund, BM = Bodenrnarke, D =

Stieldurchmcsser, Dat. - Datierung, Dko. = kopfnaher

Stieldurchmesser, Dmu. = mundstücknaher Stieldurch-

messer, Dve. = verzierungsnahcr Sticldurchmesser, Fdst. =

Fundstelle, gr. = groß, FM = Fcrsenmarke, FoM = Form-

marke, FSM l i l re = Fersenseitenmarke l inks/rechts, H =

Kopfhöhe, Hst. = Herstel ler, horiz. umlf. = horizontal

umlaufend, IM = Innenmarke, kl . = klein, Kopff. = Kopf-

form, L = Stiel länge, Lges. = Gesamtlänge der Pfeife bzw.

des -fragments, Ö = Durchmesser dcr Kopföffnung, Stiel-

verz. = Stielvcrzierung, V. = Vicrtel, verm. = vermutl ich,

V = Kopf-Stiel-\( inkcl.

1. (Abb. 5): Fersenpfeife, Mundstück abgebrochcn, Lges. 225rnm. Kopf gedrungen doppelkonisch, H 27 mm, B 18 t. t . , . , Ö12 mrn, V 135"; Kopfränderung mit sich überlappendcn En-den, starke Rückstände von Tabakkondensat. Ferse unten slattbc.chnirrcn. St ic iensarz L 195 nrm, Dko.9 mm, f )mu.6 mm,Stiel leicht nach oben und scit l ich durchgebogcn; Oberf lächeunebe n und mit sekundären Eindrückcn. Dat. r.or 1620 (Kopff.),verm. Gouda. Fdst.: L-71, Bef. 1955.2. (Abb. 5): Fersenpfeife, Sticl abgebrochen. Kopf doppclko-nisch, H 29 mm, B 19 mm, Ö I I

-- , \ü -. l lO'; Kopfränderung

mit ungcwöhnlich gr., unrcgclmäßigen steher.rden Rcchtccken;starke Rückstäncle von Tabakkondensat. FM,,SechsspcichigcsRacl" odcr , ,Sechszackiger Stcrn mit Korona". Dat. 1. V. 17. Jh.(Kopff.), FM konnte nicht sichcr identi f iziert werden, r 'erm.Gouda. Fdst. : L-71, Bef. 1955.1 / Ahh 51. F.,.", .^{"; ir , St iel abgebroche r.r. Kopf doppelko-nisch, H 31 mm, B 19 mm, Ö l2

--, W l3O"; Kopfränderung

mit kl . Quadraten, z.T. doppelt abgerol l t ; unrcgchnäßige Glättspuren, starke Rückstände von Tabakkondensat. FM ,,Gekrör-rtcRose", deutl ich aber z.T. doppclt eingedrückt. Dat. ca. 1620/3A(Kopff.), Variante cler FM konntc nicht sicher identi f iziert wer-den, verm. Gouda. Fdst. : L-71, Bef. 1955.4. (Abb. 5): Fersenpfeife rnit Sticlansatz, Lges. 119 mm. Kopfdoppclkonisch, H 33 mm, B 20 mm, Ö l2 .-, \{/ l3O', Kopfrän-derung mit stcl .rcnden Rechtecken und bcidseit ig offen; Kopfund Stiel unregelmäßig gcglättet, geringe Rückstände von Tabak-kondensat. FM:, , IP" gekrör.r t i : , unvol lständig eingedrückt .Stielansatz L 86 mrn, Dko. 10 mm, Dvc. 9 mm. Stielverzierung:m:rnuell cirrgedrückt, Doppelrautcnstempel aus 2 x 4 gerahm-tcn, quadratischen Rauten mit Lilicnmotir,', seitlich unvollständigeingedrückt, mundstückwärts abgebrochen. Dat. 1.62A/3A,(Kopff.), FM bisher crst ab 1675 belegt, rnirgl icherweise Gouda.Fdst. : L-71, Bef. 1955.5. (Abb. 5): Ferscnpfeife mit Stielansatz, Lgcs. 5O mm. Kopfgcdrungcr.r doppelkonisch,lH26 mm, B 19 mm, Ö 11 mm, \7135'; Kopfränderung mit stehenden Rechtcckcn und l inks über-lappt; Kopf und Stiel geglättet, kaum Rückstände von Tabak-konclensat. FM ,,Gekrönte Rose" fün{blättrig im Perlerrring. Stie-lansatz L 26 mm, Dve. 9,5 mm. Stielverzierung: manucl l cingc-drückt, ein an der Stielunterscite offener, horiz. umlf. Ring mitposit iven Punkten, danach abgebr. Ansatz einer Stempclvcrzie-run€i aus Li l ienkartuschcn, cvt l . ähnl ich wie bei Kat.-Nr. 4. Dat.2.y. 17. Jh. (Kopff. /Stielverz.), Variante der FM konnte nichtsichcr identi f iziert wcrden, verm. Gouda. Fdst.: L 71,Pe|.1955.6. (Abb. 6): Fersenpfeifc, Stiel abgebr. Kopf doppelkonisch, H29 mm, B 18 mm, O 12 rnm, V -165'; Kopfrändcrung unter-randständig, mit stehenden Rechtcckcn und nicht geschlossen;

51 L. van Duuren, Voorlopige invcntarisatie van pi jpenmaker-snamen en anderc opschrif ten op kleipi jpcnstclcn. Pi jpelogischeKring Nederland 198,1/85, Z.Jg. H. 28,27-96; ders., Invcntari-satie van namen op pi jpenstelcn. Pi jpelogische Kring Nederland1988/89, 11. Jg. H. 42,26-33.sr Die sichere Idcntifizierune der hier schlccht erkennbaren Fersen-marke ist durch Vcrgleichsstücke aus dcmselben Befund möglich.

253

Kat.-Nr. 1

Kat.-Nr. 4

Abb. 5. Leipzig. T<rnpfeifcnfunde, Kat.-Nr. 1-5; 1. Hälfte 17. Jh.

strcifig poliert, sehr starke Rückstände von Tabakkondensat. FM

,,I8"(?) gekrirnt. Dat. um 1650 (Kopff.), FM bisher erst ab 1696belcgt, verm. Gouda. Fdst.: L-46, Bef. 4.7. (Abb. 6): Fcrsenpfeife mit Stielansatz, Stielfragrnent undMundstück, Kopfrar.rd z.T. ausgebrochen, I-ges. 427 mm. Kopfschlank doppelkonisch, H 35 mm, B 19 mm, Ö 14 mm, V 130";Kopfrände rung mit stehenden Rechtecken; Kopf und Stiel kom-plett pol iert, geringe Rückständc von Tabakkondcnsat. FM,,Aclrtzackiger Stern" im Perlcnring. Sticlansatz L 62 + 242 + 88mm, Dko. 13,5 x 12,5 mm, l )ve. l2 x 11 rnm, Dmu.6 mm. St ie l -vcrzierung manuell cingcdrückt und horiz. urnlf . : eine Gruppevon drei beidseit ig fcin gczähnten Ringen, auf dem dazugehirr i-gcn Stielfragment Ansatz ciner zweiten Gruppe. Al le manuellenVcrzier-ungen/Nachbcirrbeitungen an Kopf und Stiel wurden schrexakt ausgcführr. Dar. um 1650 (Kopff.), FM bisher erst ab 1670belegt, Gouda. Fdst. : L-71, Bef. 1136.8. (Abb. 6): Fersenpfeife mit langem Stielansatz, Kopfrrnd z.T.ar.rsgebrochen, L-gcs. 216 rnrn. Kopf leicht doppelkonisch, H 31mrn, B 17 mm, O nicht abnehmbar, V 135"; Kopfrändcrr.rng rnitstehenden Rechtccken; Rückstände r.on Tabakkondcnsat. FM ,,IA-gekrönt irn Perlcnring. Stielansatz L 183 mm, Dko. 1O mm, Dve.9 mrn; Stielverzierung manuell eingedrückt und horiz. umlf.: zweiGruppcn aus jeweils drei bcidscit ig minimal gezackten Ringen;Sticl lcicht gekrümmt. Al le manucl len Verzierungen/Nachbear-bcitungen an Kopf und Sticl wurden exakt ausgeführt .Dat. 3.Y. 17 .

Jh. (Kopff.), Gouda, Hst. mirglicher-weise Jacob Abrahamsz- um1664 (unsicher, c ' la Meulen nicht zwischcn gckröntcr und bcstcrnter Virr iante der FM ,,IA" unterscheidct). Fdst.: L-71,8c1.4a2.9. (Abb. 6): Fcrsenpfeife, Munclstück abgebr., Lges. 298 mrn.Kopf schlank doppclkonisch, H 33 mm, B 18 mm, Ö 15 mm, V135"; Kopfränderung mit hängendcn I)rc icckcn und in dreiUmläufen auf ganzer oberer Kopfhälfte; Rückständc von Tabak-kondensat. Stielansatz L 265 mrn, Dko. 1O rnm, Dmu Z mm,unrcgelmäßig geglättet. Dat. 3. V. 17. Jh. (Kopff.) , verm. Gouda.Fdst.: L-71, Bef. 402.

254

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@Kat.-Nr. 3

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Kat.-Nr. 2

@pKat.-Nr. 5

10. (Abb. 6): Fcrscnpfeife, Mundstück abgebr., Kopfrand undStiel z. T. leicht ausgebrochen, Lges. 248 mm. Kopf lcicht trichter-förmig, H 33 mm, B 18 mrn, Ö 18rr l - , V 130 ;Kopfränderungmit kl. Quadratcn; Kopf uncl Stiel poliert, schr starkc Rückständcr.on Tabakkondensat. FM ,,AGM" (G oben, AM darunter). Stiel-ansatz L 217 mm, Dko.9 mm, Dmu 6 x 5 mm; Sticlvcrz. icrungmanuell eingedrückt uncl horiz. umlf. : zwei Ringe mit kl . Punk-tcn, beidseit ig eingefasst von wellcnart igcn kl. Zackcn, dazr.vischcn fünf Ringe mit minimalen untcrcn Zackcn. Dat. 1679 (Hst.),Gor-rda, Hst. Jan Maertensz. Fdst.: L 7I,Be' i .102.11. (Abb. 6): Fersenp{eifc mit Stielansatz-, Lges. 138 mm. Kopftrichterförmig, H 35 mm, B l9 rnrn, Ö lO

" l8 mm, \il 135"; Kopf-

ränderung mit kl. Quadraten, leicht schräg und nicht gcschlosscn.FM: gr. ,,X" rnit oberem/unterern Qucrstrich, lilre daneben sehrkl. , ,T' und ,,L" (beidc r-rnsicher), al les im Perlenring. Sticlansatz.L 101 mm, Dko. 11 rnm, Stiel seit l ich gekrümmt. Sticlvcrzicrungmanuell eingcdrückt und horiz. umlf. : zwci Blöcke aus jervei ls

cincm Ring rnit stehenden gr. und hängenden kl. Zacken, einembcidseitig kl. gezackten Ring sowie einem Ring mit hängenden gr.und stchcnden kl. Zacken. Dat. 4. V. 17. Jh. (Kopff.), r.erm. Gouda,FM derzcit nicht identi f izicrbar. Fdst.: L,-71.Bef .4A2.12. (Abb. 7): Sticl fragment; L 90 mm, D 9 mm. Sticlverzierungmanucll eingedrückt: f lächendeckencl schräg kanneliert, in dcnKanncluren Bänder aus kl. Quadraten; clarunter, z.T überla-gernd, zwei horiz. urr l f . Ringe aus gr. stehenden Rccl-rtcckcn,dazwischen zwci Ringe aus kl. Quadratcn. Dat. 2. H. 17. Jh.(Stielverz.), vcrm. Niederlande. Fdst.: L-08, Bci. 18.13. (Abb. 7): Stielfragrnent; L 61 mm, D 8 mrn. Vcrzierung indcr Form eingraviert: Schuppenmuster, obcn abgcbrochen; darun-ter horizontaie Doppehvulst r-nit Punkten dazwischen, darunterf lossenähnliches Muster. Verm. Fragmcnt ciner Jonaspfeife. Dat.ca. 1650-90 (St ie lverz.)5r, Nieder landc. Fdst. : L-21, Bef. 1085.

5r Duco (Anm. 30) 93.145 Abb. 484.

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Kat.-Nr. 6 Kat.-Nr. 8

Kat.-Nr 10

Abb. 6. Lcipz. ig. Tonpfcifcnfuncle, Kat.-Nr. 6-11;2. Häl f te 17. Jh.

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Kat. Nr. 12

14. (Abb. 7): Fersenpfeife, Stielabgebr. und Ralrd ausgebrochen.Kopf zl,lindrisch, H 37 mm, B 19 nl-, Ö r.richt abnehmbar, tü/

135"; Kopfränderung rnit kl . Quadraten, deutl ich unterrandstän-dig und schräg; gcringc Rückstände von Tabakkondensat. Dat.2.H. 17.Ih. (Kopff.) , möglichcru'eise Gouda. Fdst.: L-05, Bcf. +0.15. (Abb. /): Fcrscr.rpfcifc, Stiel abgebr., Kopf gedrungcn. .rbgcrundet doppelkonisch und ungewöhnlich groß; H 55 mm, B 38nrm, O 2-{ mrlr, W 125 ; Kopfränderung mit l iegenden Recht-ccken, z. T. doppel t ; pol ier t . FM: v ierblät t r igcs Kleeblat t (?)gckrönt, beidseit ig , ,R" und ,,8", cir.rgcfasst von Hufeisen mitÖffnung nach unten. Kopff. und FM derzeit nicht deutbar.Verm. spätcs 17. Jh., verm. Nieclerlancle, aber nicht Gouda. Fdst.:L-1,1, Bef. L-14/31.16. (Abb. 8): Fcrscnpfcifc, Stiel abgebr., Kopfrand wenrg ausge-brochen. Kopf leicht tr ichterförrnig, H 37 mm, B 20 mrn, Ö 18mm, \W i25"; Kopfränderung mit kl . Quadraten und unvol l-ständig abgerol l t ; pol iert, Rückständc von Tabakkondcnsat. FM:

,,IV" gekrönt. Dat. um 1680 (Kopff.), FM bisher erst ab 1705bclcgt, Gouda. Fdst.: L-09, Bcf. 48/49.17. (Abb. 8): Fcrsenpfeife, Stiel abgebr., Kopfrand uncl Fersez. T. ausgebrochen. Kopf annähernd zi ' l indrisch, H 47 mrn, B 21rnm, O 18 mm, \X/ -130'; Kopfränderung mit kl . Qurdr.rren;pol iert. IM: , ,Li l ie" im Perlenring, Ferse auffal lencl klein undungernarkt. Dat. um 1725 (Kopff.), Gouda, Hst. vcrm. Gcrri tMeerl ing (1720) odcrTcunis van dcn Berg (172646). Fdst.: L-21,Bef . L-21/ 64 .18. (Abb. 8): Fersenpfeife, Sticl :rbgcbr., Kopfrancl rvcnig aus-gebrochcn. Kopf annähernd trichterfrjrmig, H 38 rnm, B 19 mm,Ö 16 mm, \{ 140'; Kopfrändcrung mit l iegenden Rcchtecken;strcif ig pol iert, kaum Rückständc von T:rbakkondcnsat. FM:

, ,N' tühle", FSM l i : k l . Punkt (Arbei tsspur?). Dat. um 1725(Kopff.), Goucla, Hst. verm. Arie Jacobsz Danens (1697-1721).Fdst. : L-18, Bcf. +08.

256

Kat. Nr. 14

19. (Abb. 8): Fersenpfeife, minimaler Sticlansatz-, Lgcs. 43 mrn.Kopf schlank und andeutr,rngswcise ciförmig, H 40 mrn, B 19 rnn.r,Ö l6 rnrn, W 140'; Kopfränderung mit l icgcnden Rcchtcckcn;pol iert, starkc Rückstände von Tabakkonclensat. FM ,,Zweigckreuzte Anker". Sticlansatz L ,1 mm, Dko. 7 x 6 mm. Dat.2. V. 18. Jh., nicht Gouda, vcrm. deutsches Plagiat; Inhaber deroriginalen Markc in Gouda in dieser Zeit Christiaan Verzijl. Fdst.:L-09, Bcf. 962.20. (ALrb. 8): Fersenpfeifc, Sticl abgcbr., Kopf z.T. ausgcbrocl 'ren. Kopf eiformig, H 48 rnm, B 23 nrrn, Ö 20 tr ' ' ,n, W 150";Kopfränderung mit stehenden Drcicckcn; pol icrt , starke Rückstände von Tabakkondcnsat. FM ,,Sitzender Bär", FSM l i

, , \üappen von Gouda" mit Stcrnchen und ,,S" darüber, FSM re

,,Vappen von Gouda" mit Sternchen und doppelt gepr.rgt. , ,S"darüber. Al le Nachbcarbeitungen sind sehr gut ausgcführt wor-den. Dat. kurz nach 1740 (FSM/Kopff.), Gouda, Hst. Pictcr Blijen-burg (1734-59) oder Cornel is/Crel is Mar.rsvcldcr (1737-85) odcr

Jacobus van der Vrecle (1731-46). Fdst.: l .-76, Bef. 1090.21. (Abb.8): Stielfragrnent; L,19 mm, D 6 rnrn. Stielverzierungmanr-rel l eingedrückt: f lächcndeckend schräg kanneliert, auf denZrvischcnstegen Bänder kl. Quadrate; bcidscit ig abgebr., in derMittc horiz. umlf. Schrif tband ,,H:M:HOOFD(?)"; im unterenTeil verläuft die Kannclur gcgcnsätzl ich zum oberen Tei l . Dat.17T-7A (Hst.), Gouda, Hst. Hendrik Manshoofd. Fdst.: L-01,Bcf.8.22. (Abb. 8): Sticl fragment;L 74 mm, D 6 mm. Stielverzierungrnanuell eingedrückt r-r nd horiz.. urnlf . : Schriftbär'rder,,..AV.D.H.. " // , ,UNlGOUDA", dazwischcn zrvci Ringe mit beidsei t ig k l .Zacken. Dat. 1733 83 (Hst.) , Gouda, Hst. Abraham van dcrHelm. Fclst . : L-18. Bcf. 119.23. (Abb. 8): Stielfragrnent; L 67 mm, D 6 mm. Sticlvcrzicrungmanuell eingedrückt und horiz-. umlf. : oberes Schrif tband

,, IAC.DE.VOS", daruntcr mindestens drei beic lsei t ig fe in

Kat. Nr. 13

Abb. 7. Leipzig. Tonpfeifenfunde, Kat.-Nr. 12-15;2. Hälfte 1 7. Jh.

@Kat. Nr. 1 5

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Kat. Nr. 20

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Kat. Nr. 28

Kat. Nr. 30

Abtr. 9. Leipzig. Tonpfeifenfundc, Kat.-Nr

Kat. Nr. 29

Kat. Nr. 31

28- l 1r 1 HäI1-tc 18. Jh.

1724-85 (Hst.), Gouda, Hst. Frans Vcrzi j l . Fdst.: L ,18, Bef. I O.28. (Abb. 9): Sticl fragment; L 86 mm, D 6 mm. Sticlverzierungmanuel l c ingedrückt und hor iz. uml{ . : oben abgebr. , . l rnachSchrif tbänder,, t l lN GOUDlAl"// , ,H:VERZYtLl", dazwischendrei f)oppclringe kl. Qr-raclratc. Dat. 1730 82 (Hst.), Goucla, Hst.Hcrmanus odcr Huijbcrt Verzi j l . Fclst. : L-01, Bef. x.29. (Abb.9): Stielf i i rgrnent; L 28 mm, D 6 mm. Stielverzicrungr"nanucl l e ingcdrückt und hor iz. umlf . : oberes Schr i l tband,,M.VERZYU-]", clanacli mindcstens clrci beiclseitig fein gez:ihr.rteRinge, danach abgcbr. Dat. 1731-1821 (Hst.), Goucla; Hst. Mirar-ten Verzi j l (1731-70) odcr Maarrcn Verzi j l dc jonge (1263 82)ocler Mari: i Verzi j l (1806-21). Fdst.: L-23, Bcf. iOO8.30. (Abb. 9): Sticl fragrncnt; L 46 mm, D 6 r.nrn. Sticlvcrzierungmirnucl l eingeclrückt und horiz. urnlf . : Schrif tbändcr , ,C.VERIZYL"//, , INGOUDA"' d;rzr.vischen drei Ringc rnit beidscit igkl. Zacken. Dat. 1724-1806 (Hst.), Gouda, Hst. Christ iaan Ver-z i l I (172a-82) oder Cornel is Yerz. i j l O77A_1r806). Fdst. t . -09,Bcf. '18/49.31. (Abb.9): St ic l f ragrnent; L 115 mrn, D 6 rnrn. St ie lvcrzierung manuell cingedrückt und l .roriz. umlf. : Schrif tbär-rdcr, , IVE]RZY I-&ZOON[EN] " / / , , [ I lN:GOUDA."; dazwischcndrei Doppclr inge kl. Quadrate; Schrif tbänc' ler ur.rd Verzierungz.T. doppelt abgerol l t . Dx. 1753-1821 (Hst.), Gouda, Hst. FrrnsVcrzi j l & Zonen. Fdst. L-76, tsef. 1090.32. (Abb. 1O): Rundbodcnpfcife, Kopfrand wcitgehencl ausge-brochen, kurzer Stielansatz, Fundstück stark abgerollr/r'r-rwittcrt,Lgcs. 48 mm. Kopf gcdrungen ciförmig, \( / - 125", andcre Maßenicht irbnehmbar; evcntuel le Ränclerung r-r icht erhalten; starkc

gezackte Ringc, danach abgebr. Dat. 1729-50 (Hst.), Gouda, Hst.Jacob de Vrs. Fdst. : L-01, Bef. 518.24. (Abb. 8): Stielfragmcnt; L 35 mm, D 7 mrn. Stielr.crzic-rung manucl l eingcdrückt und horiz. urnlf . : Schrif tbänder,, I :DANEN"//, , INGOU[DA]", dazwiscl.ren drci l )oppelr ingckl. Quadratc. Dat. 1782 1803 (Hst.), Gouda, Hst. Jan Danens.Fdst.: L-01, tsef. 8.25. (Abb. 8): Sticl fragmcnt; L 65 mm, D / mm. Stielvcrzie-rung: manuel l c ingedrückt , hor iz. umlf . , oberes Schr i f tband,, l .V.LEE\üE"", danacl"r abgebr. Dat. 1713-1819 (Hst.), Goucla,Hst. Jan Lecurven (mchrere Pcrsonen, 1. 1725-16,2. 1729-82,3. 17 B2-1 819) ocler Josua Leeur.ven ( 1 / 1 3 ). Fc'lst.: L,A9, tsei. 927 .26. (Abb. B): Stielfragment; L 43 mm, D 5 mrn. Stielvcrz. ierung manuel l e ingedrückt und hor iz. umlf . : Schr i f tbänder,,E:IONG."// , ,UNGOlUDA", dazwischcn drei Ringc mit beid-seitig kl. Zacken;Dat. 171.9,82 (Hst.), Gouda, Hst. Lucas EvcreszIong; Fdst. : L-01, Bef. 8.27 . (Abb. 8): Stielfragme nt; L 57 rnm, D 7 rnrn. Stielvcrzierungmanuell cingedrückt: f lächcncleckend schräg kanncl iert, untcrbrochcn von horiz. umlf. Schrif t- und Verzierungsbändern, bcidscit ig abgebr. Kar-rnelur wechselt n,rch den Untcrbrcchungen dicRichtung oder wurde sich überkreuzcnd angebrachr, auf JenZrvischenstcgen je ein Ban.i kl . Qua,lratc; obercs lJrrrschri f ten-paar,,"Fl IV]ERZY[L] ' / / , , IN GOUDGOUD" (rnehrfach ab ge-rol l t) ; dazwischcn ein Ring rnit beiclscit ig kl. Zacken; unrercsUmschrif tenpaar,,"F.VERZYL'"// , , IN GOUI)A "; d:rzwischenein Ring mit beidseit ig kl. Zackcn; cl ie untcrste Umschrif t halbüberprägend Stielnrarkc ,,Li jwc im hol ländischen Garrcn". Dat.

258

Kat. Nr. 32

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Abb. 1 0. Letpzig. Tonpfcifenfunde,Kat.-Nr. 32-38;2. Hälfte 18. Jh.

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Kat. Nr. 36

259

Rückstände von Tabakkondensar. BM,,Vindmühle"; Sticlan-satz,L26 mm, Dko. 7,5 mm. Dat. Mitte 18.Jh. (Kopff.), Gouda,Hst. Farni l ie Danens: Jacob Ari jse (1722-79) odcr Jan Ari jseQ72A-U) oderJan en Compagnie (1750). Fdst. : L-19, Bef. t2.33. (Abb. 10): Fersenpfeife, Stiel abgcbr. Kopf schlank eiförmig,H 44 mm, B 22 mm, Ö 17 m-, W 140'; Kopfränderung mit l ie-genden Rechtecken; pol icrt , starkc Rückstände von Tabakkon-dcnsat. FM: ,,56" gekrönt, FSM l i : , , \ü/appen von Gouda" mirSternchen. Al le manucl len Nachbearbeitungen am Kopf wur-den sehr exakt ausgeführt. Dat. nach 1739/Mitte 18. Jh.(FSM/Kopff.), Gouda; zahlreiche Hst. mög1ich. Fdst.: ThüringcrHof (L-09), Bef. 302.34. (Abb. 10): Ferscnpfeife, kurzer Stielansatz, Lgcs. 61 rnm.Kopf eiförmig, H 46 mm, B 25 x 23

'rrm, Ö 18 mm, W 145"; Kopf-

ränderung mit l icgenden Rechtecken; streif ig pol iert, geringeRückständc von Tabakkondcnsat. FM: ,,Löwe im hol ländischcnGartcn" im Pcrlenring, FSM li: ,,Wappen von Gouda" rr-rit Stern-chen, FSM re: Ring (FoM). Stielansatz L 13 mm, Dko 7 x 6 rnm;Ende grob beschnitten, um cs nach Abbruch für eine Hülsc o. ä.passgcnau zu machen. Dat. um 1780 (Kopff.), Gouda, Hst. FransYerzijl (1724-85) oder Cornelis Yerzijl (1770-t 806). Fclst.: L-35,Bef. 3013.35. (Abb. 10): Stielfragment; L 71 mm, Dve. 7 mm. Stielverzie-rung manuell eingedrückt und horiz. umlf. : oben abgebr., min-destcns ein Ring kl. Quadrate, danach Schrif tband ,, I .G.KRAMER". Dat. 1,792-1824 (Hst.), Grimm4 Hst. Johann Gott lobKramer5+. Fdst.: L-76, Bef. 1090.

36. (Abb. 10): Stielfragmcnt; L 80 rrm, Dve. Z mm. Stielverzie-rung rnanuell eingedrückt und horiz. umlf.: Schriftband ,,..NEU-MANN', stark übcrrol l t , danach abgcbr. Dat. 1765-92/1801(Hst.), Grimma, Hst. Franz Heinrich Neumann (1.765 92) oderJohanna Sophia Neumannss (1792, ßAl). Fdst.: L-14, tsef. 5.37. (Abb. 10): Fersenpfeife, Kopfrand weitgchend ausgebrochen,Stielansatz und dazugehoriges Stielfragmenr, Lgcs. 208 mm. Kopfeiförmig, H 54 mm, B 26 mm, Ö nicht abnehmbar, \X/ 145"; Kopf-ränderung mit kl . Quadraten; Kopf pol icrt , starke Rückständevon Tabakkondensat. FM: Pseudo-, ,Löwe im hol ländischcnGarten", FSM l i : Pseudo-,,Vappcn von Gouda" rnit Pur.rkten,FSM re: drei kl . Punkte in V-Form angeordnct (FoM). Stielan-satz.25 + 154 mn-r, Dve. 7 mm; Stielvcrzierung manuell eingedrückt und horiz. umlf. : Schrif tbänder,,GRAEF( ?)E( ?)"// , , t l lNGRIMM[A]", dazwischen zwei Doppelr inge kl. Quadrate. Dat.ca. 1760-80 (Kopff.), Grimma, Hst. verm.Johann Georg Gräfes.'.Fdst. : L-76, Bcl ' . lO9O.3 8. (Abb. 1 0): Ferscnpfeife mit langern Stielansatz, Kopf z. T. aus-gebrochen, Lgcs.23O mm. Kopf ciförmig, H 52 mm, B 26 mm, önicht abnehmbar, V 145"; Kopfränderung mit licgenden Recht-ccken; Kopf und Sticl poliert, Rückstände von Tabakkondensar.FM: Pseudo-,,Lölve im l.rolländischcn Garten". FSM li: Pscudo-

5a Standkc (Anm. ,+0) 5.s5 Ebd.56 Ebd.

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Kat. Nr. 39

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Kat. Nr. 40

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Kat. Nr. 41

Abb. 11. Leipzig. Tonpfeifenfundc, Kat.-Nr. 39-42;2. Hälfte 1S. fh.

Kat. Nr. 42

,,\Wappen von Gouda" mit Punkten, sehr groß, FSM re: ,,2". Stic-lansatz L 776 mm, Dvc. 7 mrn; Stielverzier-ung manuell eingcdrücktund horiz. umlf.: Schriftbänder,,IOH:\WILLE'/i,,IN GRIMMA',dazwischen drei Doppelringc k1. Quadrate. Dat. ca. V7A/8A (Kopff./Hst.), Grimma, Hst. Johann Villc57. Fdst.: L-76, Bef. 1090.39. (Abb. 11): Fersenpfeife mit Stielansatz, Lges. 139 mrn. Kopfeiförmig, H 51 mm, 827 mm, Ö 2l mm, \ü 145'; Kopfrär.rdcrungmit kl . Quadraten, sich überlappcnd; Kopf pol iert. FM: ,, IV"gekränt, FSM l i : Pseudo-,,Wappen von Gouda" mit nur 2 x 2Punkten, FSM rc: , ,G". Stielansatz L 93 mm, Dvc. 7 mm; Sriel-verzierung manuell eingedrückt und horiz. umlf. : Schrif tband,,IN:GOU[DA]", danach mir.rdcstcns ein Ring stehender Recht-ccke, danach abgcbr. Gesamte Stielabrollung von schlechter Qua-l i tät: Buchstaben des Schrif tbandes stark verfremdet, Abrol lun-gen schräg und sich gegenseit ig überrol lend aufgebracht. Dat.ca. 177A/80 (Kopff. /Hst.), keinesfal ls Gouda, sicher Grimma,Hst. verm. Johann Vil le. Fdst.: L-76, Bef. 1090.40. (Abb. 11): Fcrscnpfeife, Kopf z.T. ausgebrochen und Stielabgebr. Kopf ci förrnig, H 48 mm, B 24 mrn, Ö 17,nm, V 135';Kopfrändcrung mit l iegendcn Rechtecken; pol iert, Rückständevon Tabakkondensat. FM: ,, [L]AS/PE", FSM l i : , ,L", FSM re:Pseudo-,,tVappen von Gouda" mit Punkten. Dat. um/nach Mittc18. Jh. (Kopff.), verm. Altenburg odcr Altstadt-Valdenburg, Hst.cin Mitgl ied dcr weitverzweigten Pfcifcnbäckerfamil ie Laspe,mirglich wärenJohann Gottfricd Laspe (belegt 1775) in Altstadt-' !ü.ss sowie Salomon Laspe (1753) oder Nachfolger (1/89) inAltcnburg5e. Fdst.: L-23, Bef. 1136.

Kat. Nr. 43

41. (Abb. 1.1): Fersenpfeifc, Stiel abgebr. Kopf eiformig, H 46 mm,B 25 mm, O 22 mm, \7 -155'; Kopfränderung mit kl . Quadra-ten; pol iert, geringe Rückstände von Tabakkondensat. FM:,,LAS/PE', FSM l i : Pseudo-,, 'Wappcn von Gouda" mit Punk-ten, FSM re: schr kl. , ,W'(?), undeutl ich. Zu Datierung und Pro-venicnz vgl. Kat.-Nr. 40. Fdst.: L-76, Bef. 1090.42. (Abb. 11): Fersenpfeifc, Kopfrand weitgehend ausgcbrochenund Stiel abgebr. Kopf leicht cifönnig, H 49 mm, B 2/ mm, Önicht abnehmbaa \fl -145'; Kopfränderung am crhaltenen Stücknicht vorhanden; pol iert, geringe Rückstände von Tabakkon-densat. FM: ,,LAS/PE", FSM l i : Pseudo-,,Wappen von Gouda",FSM rc: , ,M".Zu Dat icrung und Provenienz vgl . Kat.-Nr.40.Fdst.: L-16, Bef. 1090.43. (Abb. 12): St ic l f ragment mir ger ingem Fersenansarz; L32 mm, Dko. 7 mm. Verzierung in der Form eingraviert: beid-seit ig längsparal lel Blumenmotiv, dazwischen grobe Spurenvom Abfei len c ler Formnaht. Dat. 18. /19. Jh. (Dekor zei t l ichund regional noch nicht genauer zuweisbar). Fdst.: L-23, Bef.1136.

i t Ebd.

'3 R. Hofmar.rn, Zur Geschichre der Töpferei in Aitstadt-\X/al-dcnburg. Schönburgischc Geschbl. 1,1894/95, H. 2, 8l-98, H. l ,150-181, H.4,229-246 bes. 234 und 240, Anm. 3.5e M. Mattern, Stadtarchäologie Altenburg - ein Anfang. Arch.Deutschland 13. 1995.1. 53.

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Kat. Nr. 46

Kat. Nr. 49

Leipzig. Tonpfcifenfur.rde, Kat.-Nr

Kat. Nr. 47

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Kat. Nr. 48

Abb. 12. 43;46-50;19./2A. Jh

Kat. Nr. 50

261

Abb. 13. Leipzig. Tonpfeifenfundc, Kat. Nr. ,1.1-45; Mitte 18. Jh.

41. (Abb. 13): Ferscnpfei{e, Rand leicht ausgcbrochen und Sticlabgcbr. Kopf lcicht eiförmig, H 48 mrr, B 2,1 mm, Ö l9 nrnr, \( /145'; Kopfrändcrung mit kl . Quadraten; gcringe Rückständc vonTabakkondcnsat. Kopf rcl iefverzicrt, beidseit ig .Wappcn unc{Meclai l lon mit Brustporträt: l inks kursächsischcs .W:rppen unclFriedrich August I I I . , der spätcrc König Friedrich August I . ,rechts Hauswappen(?) und Arnal ia von der Pfalz Zrveibrücken;über/unter den Porträts Bänder mit Aufschrif t : . .AUGU(ST). . -AMALIA.. ." / , ,VORAN (??) GOTLOB . . . " . An.r KopfStiel-Übcrgang Ansatz einer relicficrten Stielvcrzicrung, vergleich-bar Kat.-Nr. 43. FM: Pseudo,,,Löwe im hol ländischen Gartcn",FSN{ li: Wappen von Gouda(?). Die Qualität der Reliefverzicrr.rngist nicht sehr gut, die Schrif ten kaum lcsbar, die Formntihtc sindgrob und ungerade abgefei l t . Dar. 1769 (I{ochzcit dcr abgebil-deten Personen); wegen der schlechten Ausführung nicht inGouda, sondcrn verm. in Sachsen, z.B. Grir-nma"', hergestcl l t .Stadtgeschichtl iches Muscum Leipzig, Alt fund.15. (Abb. 13): Fersenpfeifc, Rand minimal ausgebrochen, Sticlabgcbr. Kopf eiförrnig, in Ar.rsätzen viereckig ausgeforn.rt, H 48mrn, B 24 mm, O 19 mm, \X/ -145"; Kopfränderung mit kl . Qua-dratcn. Kopf rel icfverziert: vicr stehende Männcr in giebelf i i r-n'r igen Rahmcn, darunter Schrif tbanc' l , ,DE GECOMI: lN DESTAT.GENERAAL"; darunter auf dcr l inken Seite ein'ü/appenmit aufgerichtetem Lörvcn, der eirr Schwcrt hält ; auf der rcchtcnScite dasselbc ohne Schwcrt. FM: ,,Liegcnder Li iwe" im Pcrlcnring, FSM li: ,,\X/appcn von Gouda" rnit Stenrcl-rcn. AulJerordent-l ich qual i tätvol lc Ausführung. I)at. um 1745i 'r , möglicherwciseauch später (1775)61 (Kopfvcrz.), Gouda, Hst. verm. MachiclStorm (1730-82) odcrJacobus Zwart(1716-1S03). Stacltgeschicht-l iches Museum Lcipzig, Alt fr-rnd.46. (Abb. 12): Rundbodcnpfeife, Kopf z.T. ausgcbrochcn, Stiel-ansatz und dazugehirr igcs Stielfragmcnt, Lges. 90 mm. Kopf ton-nenförrnig, H 48 mrn, B 26 rnm, Ö nicht .rbnehmbar, V -125';Kopfobertci l pol iert, gcringe Rückstände von Tabakkondensat;Kopfu ntertei l solvie anschl icßenc1e Sticlpart ie plast isch gerippt.Stielfr :rgrnent Dko. 8 mm, Dvc. 7 mm; Sticlvcrzierung manucl l

Abb. 14. Leipzrg.Tonpfeifenfund, Kat.-Nr. 5 I ;

ß. /2a.Jh.

262

eingedrückt uncl horiz. umlf. : nr indcstens drei Ringe nri t posit i-vcn Punkten, dazrvischen jc drei Ringc kl. Quadrate, d:rnachabgebr. Dat. ca. Endc 18. bis Mitte l9.Jh. (al lg. l)ekor), vcrr.n.Grirnma, mehrere Hst. mügl ich6r. Fdst. : L-01, Bef.8.17. (Abb. 12): Fcrscnpfeife, Kopfrand und Fcrse z.T. ausgcbrochcn, Sticl abgebr. Kopf leicht e i förmig, H 5l mm, B 28 x 26 mrn,O 20 rnrn, V 125'; Kopfrändcrung mit stchenden Drcicckcn;pol iert, geringc Rückstände von Tabakkonclensar. Kopf bis aufRandpart ie pl:rst isch gcrippt: sechs brcite Rippen, dirzwischen jccine Blüte (obcn) rnit perlcnschnurarr igcm Srengel (parel lcl zuden Rippen). FM und FSM re nicht crhalten, FSM l i : , , \üi / :rppcnvon Gouda" mit Stemchcn. Dat. ca. Mitte 18. bis Anfang 19. Jh.(al lg. Dekor), Provenicnz unklar. Fdst.: L-44, Bcl.L 44/2A1.48. (Abb. 12): Ferscnpfeife n'r i t gcringern Stielansatz, Lgcs. 35 rrnr.Kopf tonnenfürmig, H 53 nrrn, B 2-l mm, Ö 22

'.'','n, \ü/ 95'; Kopf

ränderung mit l iegenden Rcchtecken, ungleichrnäl l ig; Kopfpol iert, geringc Rückständc von T:rbakkondensat; Kopfar.rsatzplastisch gerippt. FM: Pseudo ,,Löwe irn hol ländischen Garrcn",FSM l i : Pseudo-,, \( /appen von Gor-rda", FSM rc: zwei sehr kl.Punkte übcreinancler, der untere unsicher. Stielansatz L 13 n-rm,Dko. 8 x 6 mm. Scl i lcchte Ausführung des gesamrcn Stückes.L)at. ca. Mitte 18. bis Anfang 19. Jh. (al lg. Dckor), Provenienzunklar, r 'erm. Grimmr. Fdst.: L-76, Bel. 1090.49. (Abb. 12): Fersenpfcifc mit Stielansarz, Lges. 82 mrn. Kopftonner-rförmig, H 60 mm, B 2c) nln, Ö l l n.rn.r, W 65'; Kopfrän-dcrung mit kl. Quadraten nur irn Vcrrcler- uncl linker Seite, zusätz.lich noch einrnal am spitz abgesetztcn Kopfansatz; policrt, gerineeRückstände von Tabakkondensat. FSN,I l i : Pseudo-,,rü/appen vonGouda", FSM re: zwei Ringe übercinander (FoM). Stiel:rnsatzL 50 mm, Dko.8 mm. Sog., ,El lcnbogenpfci fc" . Dat. ca. 1. H.19. Jh. (Kopff.), Grirnma, Hsr. l 'erm. ein Mitgl ied der Pfcifcnbäckcrfarni l ie Kramcr"+. Fc1st.: L 76. Bef. 2A63.

r ' : In Grimma ist z.umindest cinc andere Variante dieser Pfcifc,mit anclercn Textbändcrn und vennutlich jünger, hcrgcstellt wor-clen. Vgl. Knasterkopf 10,1997, Abb. 50.

"1 Staanr (Anrn. '16) 51Abb. 1.6: F.H.\(/ . Friedrich, Pi jpelogie. Vorm, versiering cn t lr tcr ingr.an de l-rol landse kleipi jp (Voorburg 1975) rc7 Abb. 22.

" ' St irr.rdke (Anm. 40) Abb. 16; 5l;124.i l Ebd.7 l . Abb.37l .

50. (Abb. 12): Rundbodenpfeife mit Stielansatz, Lges' 40 mm.Kopf gedrungen eiförmig, H 28 mm, B 23 mm, O 16 mm,'W65'. Ktpfverzierung in der Form eingraviert:1inks und rechtsauf dem Kopf ein kleiner Voge1, dazwischen (auf der Formnaht)undeutliches florales Motiv; auf dem Kopf Reste roter Bemalung.Stielansatz L 25 mrir^, Dko. 1O x 8 mm. Kleine Zigaretten- oderSpielzeugpfeife. Dat. Ende 19./Anfang 20. Jh.; verm. '!Testerwald.

Fdst.: L-23, Streufund.51. (Ablr. 14): Reliefpfeife ohne Ferse, Lges. gO mm. Kopf trich-terförmig, H 25 mm, B 17 mm, Ö 16 mm, W 90"; geringeRück-stände von Tabakkondensat; Pfeifenkop{ ist ganz als nach vornblickender Kopf eines Ritters/Knappen mit schuppenpanzer-ähnlicher Kappe ausgeformt. Stiel L72 mm, Dko' 8 mm, Dmu.7 x 5 mm; Mundsück verdickt; der Stiel ist leicht krumm, zusärz-lich waren beide Formhälften bei der Ausformung nicht mehrpassgenau. Kleine Zigaretten- oder Spielzeugpfeife. Dat. Endetl./A.tf".tg 20. Jh.; verm. Vesterwald. Stadtgeschichtl ichesMuseum Leipzig, Altfund.

Abbildungen: He1la Groß (Zeichnungen Kat.-Nr. 1';4;5;8, Lc;11; 20; 38; 39;41;42; 48), Landesamt für Archäologie, Dresden;sonstige: Verfasser.

Anschrift: R. Klunig-Altmann M.A.; Zum Kleingartenpark 41;D-04318 Leipzig.

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