Hartz & Luebke 1995 - Erste Ansätze zur Prospektion submariner steinzeitlicher Küstenwohnplätze...
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Erste Ansatze zur Prospektion submariner steinzeitlicher Kiistenwohnplatze an der schleswig-holsteinischen Ostseekiiste
Von Harald Ltibke und Sonke Hartz
Das Jtingere Mesolithikum (ea. 6500 - 5400 v. Chr.) ist als der am wenigsten erforschte kulturgeschichtliche Zeitabschnitt seit der letzten Eiszeit in SchleswigHolstein anzusehen. So liegen aus dem norddeutschen Tiefland bis heute von den vor- Erteb~lle - zeitlichen Kulturgruppen, die von Schwantes aufgrund von abgesammelten Inlandinventaren unter dem Begriff ,Oldesloer Kultur" zusammengefaBt wurden (SCHWANTES 1926; 1939), keine sicheren geschlossenen Fundzusammenhiinge vor (BOKELMANN 1971; HARTZ 1985; CLAUSEN 1994). Alle bislang bekannten Fundstellen sind aufgrund mehrperiodiger Besiedlungen oder aufgrund zu schlechter Erhaltungsbedingungen ftir weiterreichende Fragestellungen nicht auswertbar. Aber auch aus den nachfolgenden Zeiten konnten im Inland bislang nur wenige und dann relativ kleine Fundstellen untersucht werden. Sie stehen offensichtlich im Gegensatz zu den sehr viel groBeren Ktistenstationen dieser Zeit. Die in den ftinfziger Jahren durchgeftihrten Ausgrabungen im Satrupholmer Moor (SCHWABEDISSEN 1958), aber auch die Untersuchungen des Archaologischen Landesmuseums der Christian-Albrechts- Universitat 1 (ALM) von 1987 bis 1992 im Travetal (BOKELMANN 1994; HOIKA 1993) zeigen, daB eine Beantwortung aktueller Fragestellungen insbesondere zum okologischen und okonomischen Wandel jungmesolithischer und neolithischer Kulturen ohne Berticksichtigung der damaligen Ktistenwohnpliitze nicht im ausreichenden MaBe moglich sein wird.
Eine Untersuchung von Ktistenwohnpliitzen ist bislang nur in geringem Umfange erfolgt, weil diese sich infolge nacheiszeitlicher Meeresspiegelschwankungen meist der heutigen Ktiste vorgelagert im submarinen Milieu befinden. Sie sind tiberwiegend durch Baggerfunde2 im Bereich von Hafeneinfahrten an der Ostseektiste bekannt. Eine Ausnahme bildet lediglich das Gebiet des durch Strandwallbildungen von der Ostsee abgeriegelten ehemaligen Gruber Sees am stidostlichen Ausgang des Oldenburger Grabens in Ostholstein, wo aufgrund einer Grundwasserabsenkung urn mehr als 3 m unter NN die Gelegenheit zur Untersuchung der bekannten endmesolithisch-frtihneolithischen S tationen Grube-"Rosenhof", LA 58 (S CHWABEDISSEN 1972; 1979) und Grube-"Siggeneben-Stid", LA 12 (MEURERS-BALKE 1983) genutzt werden konnte. Erheblich besser stellt sich der Forschungsstand ftir das nachfolgende Mittel- und Spiitneolithikum dar3
, hi er sind insbesondere die ebenfalls in Ostholstein befindlichen Fundpliitze der Trichterbecherkultur Oldenburg-Dannau, LA 191 (HOIKA 1981; 1987) und Heringsdorf-Stis-
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sau, LA 38 (DERS. 1971; 1972; 1987) sowie die an der Flensburger AuBenforde gelegenen FundpHitz Neukirchen-"Bostholm", LA 1 (MEURERS-BALKE u.a. 1985) und Neukirchen-"Tegelbarg" (ARNOLD 1974a; 1981) zu nennen.
Wahrend in Bezug auf die alteren Besiedlungsphasen an der schleswig-holsteinischen Ostseektiste ftir die endmesolithische Erteb0lle-Kultur und das nachfolgende Friihneolithikum zumindest einzelne Kiistenstationen untersucht werden konnten und von weiteren Fundstellen umfangreiche Baggerfunde als Siedlungsindikatoren vorliegen, ist der derzeitige Forschungsstand an der Nordseektiste wesentlich schlechter. Durch die tiefgreifende Ktistenumformung, die mit der his heute andauemden Marschenbildung ihre Fortsetzung findet (BEHRE u. a. 1979), dtirften auch die Ktistenfundstellen aus der Zeit vor 4 000 v. Chr. weitgehend zerstOrt sein. Ansatzpunkte ftir ktinftige Forschungen bieten bier lediglich die durch frtihe Nehrungshakenbildungen und nachfolgender Verlandungen geschiitzten inneren Bereiche der Mtindungstrichter groBerer FliiBe wie Elbe, Eider oder Treene, wo Einzelfunde auf die mogliche Existenz erhaltener Siedlungsplatze hinweisen (ARNOLD 1991). Auch der einzige bislang an der deutsch-danischen Nordseektiste durch archaologische Ausgrabungen untersuchte Fundplatz der Erteb0lle-Kultur Fedderingen-"Wurth", LA 51 im Kr. Dithmarschen am siidlichen Rand der Eidermiindung war nur durch die frtihzeitige Bildung des Lundener Nehrungshaken von spaterer Zerstorung durch das Meer verschont geblieben (LUBKE 1991). Allerdings zeigten die Prospektionsgrabungen, daB unter einem Niedermoortorf zwar noch intakte Siedlungsschichten mit umfangreichem Steinartefaktinventar erhalten, aber organisches Material und auch Keramik infolge des extrem sauren Bodenmilieus bereits weitgehend vergangen waren. Eine Beantwortung kulturokologischer oder okonomischer Fragestellungen war deshalb nicht moglich. Dies wird in ahnlicher Form auch fiir die Mehrzahl anderer Fundstellen an der Nordseektiste gelten, da auch auf den bisher bekannten jtingeren mittel- und spatneolithischen Siedlungsplatzen (ARNOLD 1974b; 1991; CLAUSEN 1989; 1993; GOHLISCH 1989) keine Erhaltung organischer Funde beobachtet werden konnte4
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Im Gegensatz zur Nordseekiiste bieten sich an der Ostseektiste Moglichkeiten der Erforschung submariner steinzeitlicher Fundstellen zur Klarung der oben skizzierten Problemstellungen. Dies zeigt auch die Situation im benachbarten Danemark, wo seit 20 Jahren die Untersuchung submariner steinzeitlicher Siedlungsplatze erfolgreich betrieben wird (SKAARUP 1993, HARTZ u. LUBKE 1994). Die Fundstellen Tybrind Vig (ANDERSEN 1985), M0llegabet I u. II (SKAARUP 1983, GR0N u. SKAARUP 1993), Argusgrunden (FISCHER u.a. 1987) oder Blak II (S0RENSEN, in Vorb.) unterstreichen die Bedeutung der submarinen Archaologie ftir die siidskandinavische Steinzeitforschung.
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Angesichts der beschriebenen Situation ist die von deutscher Seite immer wieder geauBerte Ansicht, an der Ostseektiste heute unter Wasser liegende steinzeitliche Siedlungsplatze seien durch submarine Erosion zerstOrt und fiir archaologische Forschungen verloren5
, zuriickzuweisen. Die se Fehleinschatzung mag auch ihre Ursache darin haben, daB an der schleswig-holsteinischen Ostseekiiste solche Untersuchungen bislang kaum erfolgt sind, da erste, bereits in den 70er Jahren begonnene Ansatze aus unterschiedlichen Griinden bedauerlicherweise keine Fortsetzung fanden (HARCK 1985). Es tiberrascht infolge dessen auch nicht, daB neben den bereits erwahnten Baggerfunden kaum submarine steinzeitliche Fundplatze bekannt sind, wie ein ktirzlich vorgelegter Uberblick zum derzeitigen Kenntnisstand submariner archaologischer Fundstellen und zur rechtlichen Situation des Denkmalschutzes von Unterwasserfundstellen in Schleswig-Holstein zeigt (STOSS 1992). Der Hauptgrund dafiir dtirfte sein, daB im Gegensatz zu der auf dem Lande durchgefiihrten Landesaufnahme (REICHSTEIN 1981) im Vorfeld der schleswigholsteinischen Kiiste bislang keine gezielte Aufnahme archaologischer Fundstellen stattgefunden hat.
Quartargeologie des westlichen Ostseebeckens
Als Voraussetzungen fiir die Erforschung submariner steinzeitlicher Fundstellen sind Kenntnisse tiber Veranderungen des Meeresspiegels sowie Landhebungs- und Landsenkungsbewegungen unabdingbar.
Infolge des Abschmelzens der eiszeitlichen Gletscher kam es im Postglazial zu einem weltweiten Meeresspiegelanstieg. Im siidwestlichen Ostseeraum fiihrte die gleichzeitige Eisentlastung zu den bekannten Uberlagerungen eustatischer und isostatischer Vorgange (KOSTER 1961). In Bezug auf die schleswig-holsteinischen Kiistenabschnitte besteht generelle Einigkeit darin, daB es seit Beginn des Atlantikums zu einer raschen Meerestransgression kam, die dann zur Herausbildung der reich gegliederten Kiistenlandschaft fiihrte. Im Gegensatz zu alteren Auffassungen geht man heute aufgrund neuerer Untersuchungsergebnisse von einem Meeresspiegelstand aus, der urn 2000 v. Chr. unterhalb von -1 m NN lag und bereits urn Christi Geburt heutiges Niveau erreichte (VOSS 1967~ ERNST 1974~ KLUG 1980~ DERS. u. a. 1974). Der Anstieg des Meeresspiegels in vorchristlicher Zeit erfolgte jedoch nicht kontinuierlich, sondem ist durch verschiedene Transgressions- und Stillstandsphasen (,Transgressionskurve") gekennzeichnet (Abb. 1 ). Bei der Erarbeitung und Eichung dieser Phasen konnten archaologische Ausgrabungen wichtige naturwissenschaftlich datierte Transgressionskontakte lie fern (HOIKA 1972~ 197 5 ~ SCHUTRUMPF 1972~ MEURERS-BALKE 1983~ DIES. u. a. 1985).
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6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 BP NN+-------~--------~------~--------~--------~------~------~ (m) _l_ Kl-27+_....-· •
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9 Kl 713 Kl-712 I Hel-~8i'F"-v+KI-719
-1+-------~--------~-------4~~----~~------~------~--------+- 1 Kl-707+ •AW Kl -366 V
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Kl-21i7 Kl-716
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I Hel-387 I I H,_,
+ 14 C- Messung m it zeitlicher Schwankungsbreite
14 C- Messung ( nur Mittelwert bekannt) + [ Nach SchOtrumpf, Schwabedissen, Hoika aus Ernst
(1974) ]
• Pegelmessung
Pollenanalytisch- archaologische 9 Datierung m it zeitlicher Schwankungs
breite
Kl Datierung im 14 C - Labor der Universitat Kiel
Hel Datierung im 14 C- Labor der Universitat Helsinki
- 3
- 4
- 5 +--------+--------+--------1--------~------~~------~--------+ -5
Abb. 1:
4000 3000 2000 1000 Christi Geburt 1000 2000
Transgressionskurve for den norddeutschen Ostseebereich ( nach KLUG 1980 ). Altersangaben in unkalibrierten 14C-Daten.
Der gegenwfutige Forschungsstand zu den Meeresspiegelschwankungen und insbesondere den tektonischen Einfliissen (KLUG 1980) macht deutlich, daB die Vorgange keineswegs einheitlich aufgefaBt werden und starke regionale Unterschiede vorhanden sind. Auch die archaologisch/naturwissenschaftlichen Ergebnisse sind noch nicht abschlieBend beurteilbar, bier sei nur an einige abweichende stratigraphische Niveaus von Ertebf2jlle-Fundschichten erinnert, die in Kiel-Ellerbek bei bis zu -9 m NN (WEBER u. MESTORF 1904), in Eckemforde bei -7 bis -8 m NN (THOMSEN 1936) und in Rosenhofbei ea. -3,5 m NN (SCHWABEDISSEN 1972) liegen. Insofem dtirften neue Untersuchungen submariner atlantischer Kiistenfundplatze weitere wichtige Aufschltisse erwarten lassen.
Forschungsansatz fiir Prospektionstauchgange 1994
Aufgrund der zahlreichen Baggerfunde ist davon auszugehen, daB in geschiitzten Buchten und Forden mit partiell erhaltenen steinzeitlichen Fundplatzen zu rechnen ist. Dabei ist ungeklart, ob die Fundstiicke von den ehemaligen Siedlungsflachen
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Abb. 2:
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Niedersachsen
0 50 km
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Die submarinen Prospektionsgebiete an der schleswig-holsteinischen Ostseekiiste. M. 1:1750000.
oder aus den seewfutig vorgelagerten Abfallzonen stammen. Ftir letztere Fundsituation spricht die Tatsache, daB geborgene Knochen- und Geweihgedi.te einen vorztiglichen Erhaltungszustand aufweisen. Sie waren demnach nicht von groBeren Umlagerungsprozessen betroffen. AuBerdem wurden die Artefakte zumeist zusammen mit organogenen StiBwassersedimenten ausgebaggert, die auf ahnliche Lagerungsverhaltnisse wie bei den bekannten binnenlandischen Moorfunden schlieBen lassen. Eine Uberprtifung der Frage nach erhaltenen Siedlungsresten ist folglich ein wichtiger Punkt der submarinen Prospektionen. Dartiber hinaus gilt es zu klaren, inwieweit in flachen Ktistenabschnitten ( -4 his -6 m NN) mit starken uferparallelen Ausgleichsbewegungen tiberhaupt noch organogene Restsedimente mit steinzeitli-
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Abb. 3: Das Tauchboot , Krabbe" wiihrend der Prospektionseinsiitze in der Hohwachter Bucht.
chen Siedlungsspuren vorhanden sind. Dazu wurden zunachst solche Untersuchungsgebiete ausgewahlt, in deren heutigem Uferbereich, bzw. in rezenten oder fossilen Strandwallen groBere Anzahlen abgerollter Flintartefakte abgesammelt worden sin d. Hier kamen vor allem die heute durch Strandwall- oder Hakensysteme abgeriegelten Strandseen mit ihren randlich vorgelagerten Abrasionsflachen in Betracht. SchlieBlich sollten mit Tauchgangen urn -8 m NN Nachweise dartiber erbracht werden, ob sich in groBeren Tiefenlagen noch intakte Fundstreuungen erhalten batten und wie diese nach typologisch-technologischen Kriterien zu datieren seien. Von diesen ehemaligen potentiellen Siedlungsflachen wird angenommen, daB sie aufgrund des raschen atlantischen Meeresspiegelanstieges relativ schnell vom Meer tiberflutet wurden und somit nicht tiber einen langeren Zeitraum einer hohen Wellen- und Brandungsenergie ausgesetzt waren. Selbstverstandlich besteht hier ebenso wie im Flachwasserbereich die Moglichkeit, daB bei den Tauchgangen infolge einer geringmachtigen Obersandung archaologisch relevanter Sedimente latente artefaktftihrende Schichten im Untergrund tibersehen werden.
Die ftir die Tauchprospektion ausgewahlten Ktistenregionen sind in der KarteAbb. 2 zusammengestellt. Sie werden im folgenden in der Reihenfolge von Nord nach Stid beschrieben und die archaologischen Beobachtungen anhand ausgewahlter Flintartefakte vorgestellt. Die Tauchaktionen wurden von Mitgliedem des Schleswiger Tauchsportvereins ,Krabbe", demALM und dem Landesamtfor Vor- und Fruhgeschichte von Schleswig-Holstein (LVF) in tatkraftiger Weise untersttitzt6
. In der Hohwachter Bucht, vor dem Schwansener Binnensee und auf dem Stoller Grund wurden die Prospektionsarbeiten vom Tauchboot , Krabbe" des Schleswiger Tauchclubs (Abb. 3) ausgeftihrt, alle sonstigen Tauchgange erfolgten von Land aus.
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Norgaardholz LA 15 und 16
Vor der Ortschaft Norgaardholz, Gem. Steinbergkirche (Kr. Schleswig-Plensburg) am westlichen Ausgang der Geltinger Bucht wurden bereits in den 30er Jahren ausgiebige submarine Torfvorkommen beobachtet und pollenanalytisch bearbeitet (TAPPER 1940), weitere Untersuchungen folgten (EXON 1972). Die Torfvorkommen stehen an mehreren Kustenabschnitten bis kurz unter Land in 1 m Wassertiefe an und konnten stellenweise 200 m seewfuts bis in eine Tiefe von etwa 3 m verfolgt werden. Wahrend mehrmaliger Tauchprospektionen im Prtihjahr und Herbst 1994 lag der Torf im Bereich des Preibades Norgaardholz auf einer Strecke von ea. 100 m offen zutage oder war nur von einer dunnen Sandschicht bedeckt. Es handelt sich urn einen stark verfestigten, filzigen Schilftorf, in dem zahlreiche machtige Schwemmholzer (Eichen) eingelagert sind. Anstehende Stubben und Wurzelholzer von Erlen zeigen, daB hier vermutlich einmal ein Bruchwald ausgebildet war. Zwischen den Torfen sind teilweise breite Erosionsrinnen freigespult, an deren Kanten das Torfprofil aufgeschlossen ist. Den pollenanalytischen Untersuchungen zufolge setzte die Bildung des Torfes in tieferen Lagen im Atlantikum ein und reicht in den hoheren Partien bis ins Subboreal (TAPPER 1940).
In den Erosionrinnen sowie vereinzelt noch im Torf steckend fan den si eh zahlreiche Artefakte, darunter einfache Abschlage, hart geschlagene Klingen und eine querschneidige Pfeilspitze (Ab b. 4, 1-3 ). Die Pundstticke sind leicht abgerollt und kantenbestoBen und z. T. von einer weiBblaulichen Salzwasserpatina uberzogen. Ganz ahnliche oberflachenmodifizierte Plintartefakte lagen in groBerer Zahl im Strandbereich. Es durfte sich hierbei urn sekundar verlagerte Stucke aus den ufemahen Sedimenten handeln. Pollenanalytisch wird der Beginn der Torfbildung im ufemahen Bereich etwa mit der Zeit der Bucheneinwanderung parallelisiert, die archaologischen Objekte sprechen nicht gegen einen solchen Zeitansatz, zumal weder weich geschlagene, kantenparallele Klingen noch andere typische Gerate aus dem Endmesolithikum gefunden wurden. Die querschneidige Pfeilspitze mit geraden Retuschenkanten spricht ebenfalls fur eine neolithische Altersstellung.
Im Oktober 1994 fand etwa 800 m nordostlich des Preibades ein weiterer Tauchgang statt. Dort hatte der Sporttaucher L. Schidler in den J ahren zuvor in 8 - 9 m Wassertiefe mehrere regelmaBige Klingen und einen Klingenkratzer (Abb. 4, 4-7); entdeckt. Nach der Tiefenlinienkarte handelt es sich urn einen ehemals halbinselformigen Gelandevorsprung, der heute von -7,5 m NN kontinuierlich nach Norden, Westen und Osten abfallt. Der Untergrund besteht dort aus groben Sanden und Steinen uber Geschiebelehm; groBere Steine und organogene Sedimente wurden nicht beobachtet. In 7 m Wassertiefe fanden sich im Grobsand drei nicht abgerollte Artefakte, von denen zwei hellweiB patiniert sind, das dritte Stuck ist unpatiniert. Die groBe, breite Klinge (Abb. 4,8) datiert zusammen mit den ubrigen Klingen ins Jung-
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Abb. 4: Flintartefakte der Fundpliitze von Norgaardholz und Brodersby: 1-3 Norgaardholz LA 15, 4-8 Norgaardholz LA 16 und 9-13 Brodersby LA 105 (Schwansener Binnensee). M. 1:2.
oder Endmesolithikum. Die Einzelfunde konnen aufgrund der Tiefenposition und ihrer Erhaltung nieht iiber groBere Streeken transportiert worden sein. Weitere Tauehgange auf dem ea. 350 m langen und 250 m brei ten submarinen Gelandespom konnten bier zu einer Lokalisierung des ehemaligen Siedlungsplatzes fiihren.
Brodersby LA 105, ,Schwansener Binnensee"
Der zwisehen der Sehleimiindung im Norden und der Eekemforder Bueht im Siiden gelegene , Sehwansener Binnensee" ist ein Haffsee, heute von einer etwa 400 m breiten Nehrung von der offenen Ostsee getrennt. Das den See umgebende Niederungsgebiet wird von zwei hohen Gesehiebemergelkliffen - Sehonhagen und Bokniseek- flankiert, die dureh besonders starken Kiistenriiekgang eharkterisiert sind (TAPPER 1940; KANNENBERG 1951; HINTZ 1955; HORN 1965) und so einen stetigen kiistenparallelen Sedimenttransport verursaeht haben, der u.a. zur Bildung der Nehrung gefiihrt hat. Urspriinglieh muB sieh der Haffsee weiter naeh Osten erstreekt haben, wie submarin vorhandene Torfe und altere Strandwallsysteme (TAPPER 1940, 189 ff.) zeigen.
Aueh das 1979 ea. 60 m ostlieh vom heutigen Ufer der Nehrung aufgefundene und untersuehte slawisehe Sehiffswraek (STUVE 1980) war in einen Sehilftorf eingebettet, der allenfalls in einem sehwaeh braekisehen Milieu aufwaehsen kann. Deshalb muB die Pundstelle zum Zeitpunkt des Sehiffsunterganges im Bereieh des Haffsees gelegen haben, der von einem dieser alteren Strandwalle von der damaligen offenen Ostsee abgeriegelt war. Infolge der rasehen Riiekverlagerung der angrenzenden Steilkiisten wurden diese alteren Strandwallsysteme jeweils zu einem bestimmten Zeitpunkt von ihren Materialliefergebieten abgesehnitten und im Zuge der fortsehreitenden Meerestransgression iiberflutet, wahrend sieh weiter landeinwarts ein neuer Nehrungshaken ausbildete.
Der erste Tauehgang fand etwa 400 m seewarts vor dem Sehonhagener Kliff in Tiefen zwisehen 6-8 m statt. Der Untergrund war steinig bis grobsandig mit groBeren z. T. mannshohen Pelsen, darunter stand bereits naeh wenigen Zentimetem ein sehr kompakter Mergel an. Es handelt sieh dabei urn die Reste der im Verlauf der Meerestransgression aufgearbeiteten Sehonhagener Endmorane, die vom heutigen Steilufer aus etwa 2 km weit naeh Osten bis in eine Tiefe von -17 m NN zu verfolgen ist (HINTZ 1955, 73). In diesemAreal ware allenfalls mit weitraumig umgelagerten Artefakten zu reehnen gewesen, von denen allerdings keine gefunden wurden.
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Etwa 200 m stidlicher wurde bei einem zweiten Tauchgang direkt vor dem Strandsee etwa auf der 6 m- Tiefenlinie zunachst ein sandiger, mit groBeren Steinen durchsetzter Untergrund beobachtet, der nach Westen in Richtung Ktiste zunehmend in einen mit einzelnen groBeren Steinen durchsetzten Grobkies tiberging. Anschliessend folgten stellenweise durch geringmachtige Sandlagen tiberdeckte Mudden und Torfe. Dabei dtirfte es sich urn organogene Sedimente des ehemaligen Sees handeln, wobei aber unklar blieb, ob diese limnischen oder marinen Ursprungs sind. Die Gesamtausdehnung konnte in der zur Verftigung stehenden Tauchzeit nicht mehr festgestellt werden.
Im Bereich des grobkiesigen Untergrundes wurde tiber einen groBeren Bereich lokker gestreut eine Anzahl von Steinartefakten beobachtet, ohne daB sich eine Konzentration ausmachen lieB. Da die Stticke leichte Abrollungsspuren aufweisen, ist eine Verlagerung durch Wellenbewegung und Stromung aus der ursprtinglichen Fundschicht vorauszusetzen. Aufgrund der geringen Beschadigungen kann dies aber nur in begrenztem Umfange erfolgt sein. Deshalb ist anzunehmen, daB sie von einem in der Nahe befindlichen steinzeitlichen Wohnplatz stammen, der ursprtinglich auf einen der alteren Nehrungshaken errichtet und spater durch die Meerestransgression tiberflutet worden ist. Das Fundmaterial, unter der Bezeichnung Brodersby LA 105 registriert, besteht a us zahlreichen Abschlagen und Klingen sowie einem endretuschierten Klingenbruchsttick (Abb. 4, 9-13). Nach typologisch-technologischen Kriterien datieren die Artefakte in die Erteb0lle-Kultur, konnten eventuell aber auch aus der davorliegenden Zeitphase stammen. Die typologische Datierung der Artefakte wird durch das Fehlen von GroBgeraten wie Beilen oder auch Kemsteinen erschwert. Dies stellt einen auffalligen Gegensatz zu den Fundstellen alter bekannter Baggerfunde dar, von denen GroBgerate in groBerer Zahl vorliegen.
Eckernforde LA 29 und 30
Im Zuge von Saugbaggerarbeiten zum Ausbau der Torpedo- Versuchsanstalt (TVAStid) wurden im Jahre 1936 zahlreiche Geweih-, Knochen und Flintartefakte entdeckt. Die Funde stammen aus einer Sandentnahmestelle direkt ostlich der TVA, die sich etwa 500 - 600 m vom Strand entfemt vor Sandkrug in 6 - 8 m Wassertiefe befand (LA 29). Sie wurden hauptsachlich vom damaligen Leiter der Eckernforder Fachgruppe ftir Vorgeschichte, dem Lehrer Th. Thomsen, zusammengetragen und in einem kurzen Vorbericht publiziert (THOMSEN 1936). Die spateren Fundstellenbezeichnungen ,Mowenberg" oder ,vor den Mowenbergen" sind unprazise und gehoren zu einem Saugfeld vor der Steilktiste zwischen Kiekut und Brunnenbek, wo keine Artefakte ausgebaggert wurden.
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Abb. 5: Eckernforde LA 29: Verschiedene Geweihiixte der Baggerfundstelle aus dem Jahre 1936. Ohne Maj3stab.
Das organische Fundmaterial besteht aus abgetrennten Geweihsprossen, DrucksUiben und unterschiedlichen Geweihaxten (Abb. 5), darunter auch eine Rosenaxt mit einer eingeritzten, stilisierten Menschendarstellung und einem Winkelband (SCHWABEDISSEN 1949). Dazu kommen Jagdbeutereste in Form verschiedenartiger Tierknochen. An Flintartefakten sind vor allem Kernbeile, einfache hart geschlagene Klingen und Abschlage belegt, wahrend symmetrische flachenretuschierte Scheibenbeile fehlen. Alle Stticke sind leicht abgerollt und kantenbestoBen und weisen eine blaulichgraue his blaulichweiBe Patina auf. Die von Thomsen erwahnten Klingen- und Abschlaggerate (Schaber, Bohrer, Stichel) sind im Bestand des ALM nicht vorhanden, ebenso fehlen die beiden dickwandigen Keramikscherben (THOMSEN 1936, 45).
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Da keine exakten Angaben zu den FundumsUinden bekannt sind, wurde seit Sommer 1994 die stidliehe Randzone des Baggerfeldes betaueht. Dabei galt es naehzuprtifen, inwieweit tiberhaupt noeh Siedlungs- oder Kultursehiehtreste oberfHichlieh lokalisierbar sind und welche Sedimentverhaltnisse vorliegen. Die ersten Prospektionstauehgange galten dabei zunaehst den Flaehwasserbereiehen bis etwa 6 m Wassertiefe. Der partiell dureh Feinsanddeeken tiberlagerte Untergrund besteht hier zumeist aus Torfen, die sieh stellenweise aueh in Banken etwas aus dem Untergrund erheben. Es handelt sieh urn einen stark komprimierten Bruehwaldtorf, an dessen frisehen Abbruehkanten zahlreiehe Holzer, Blatter und Frtiehte aufgesehlossen sind. Wie sehon in Norgaardholz, sind teilweise maehtige Baumstamme in den einzelstehenden Torfbloeken erhalten. Dazwisehen befinden sieh immer wieder aus vorwiegend kleineren Gerollen bestehende Lagen. Anseheinend liegt hier eine stratigraphisehe Abfolge von Torfen und von fossilen alteren Strandwallen vor.
Wahrend an arehaologisehen Hinterlassensehaften zunaehst einzelne abgerollte Absehlage beobaehtet wurden, konnten bei spateren Prospektionstauehgangen in 4 - 5 m Wassertiefe im Bereieh einer unmittelbar stidlieh des Trtimmerfeldes anstehenden groBeren zusammenhangenden Torfbank aueh in situ befindliehe Artefakte festgestellt werden. Sowohl in den Erosionsrinnen, als aueh im Sediment steekend wurden Absehlage und hart gesehlagene Klingen angetroffen, allerdings keine typologiseh anspreehbaren Werkzeuge. Dazu kommen kleine, unspezifizierte Geweih- und Knoehenreste. Die atypisehen Flintsttieke aus dem Tort sind seharfkantig und nur leieht blaulieh patiniert, sie mtissen dort also aus einer intakten Fundsehieht stammen. Naeh Osten und Stiden taueht das Sediment unter eine Sandbedeekung ein und ist oberflaehlieh nieht weiter zu verfolgen.
Die Entfemung zwisehen diesem Torfpaket und den Baggerfunden von 1936 betragt mehrere hundert Meter, so daB anseheinend kein Zusammenhang zwisehen den Fundstreuungen besteht. Insbesondere in den tieferen Lagen sind die anstehenden Sehiehten von einer zunehmend maehtigeren Feinsanddeeke tiberlagert. Deshalb konnte zwar in einer Wassertiefe von 7 - 9 m die alte Sandentnahmestelle von 1936 identifiziert werden, arehaologiseh-geologisehe Hinweise in Form von Artefakten oder organogenen Ablagerungen fanden sieh jedoeh nieht, da die alten Abbbruehkanten mittlerweile zu stark dureh Feinsande bedeekt sind.
Etwa 600 m nordlieh des TV A-Slid- Gelandes liegt ea. 200 m vom Ufer entfemt in 6 m Wassertiefe eine weitere maehtige Torfbank, die auf einer Lange von ea. 50 m ktistenparallel erhalten ist?. Aus landseitiger Riehtung steigt sie vom sandigen Untergrund abrupt etwa 1,5 - 2 m auf und versehwindet naeh Osten unter einer maehtigen Sandlage.Vor der steilenAbbruehkante lagen atypisehe, leieht abgerollte Flintabsehlage und eine Hirsehgeweihsprosse ohne Bearbeitungsspuren. Die Fundsttieke werden unter der Bezeiehnung ,Eekernforde LA 30" geftihrt. In der Zusam-
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mensetzung gleicht das Sediment dem kompakten Torf siidlich der TVA, moglicherweise bildeten beide vor dem Bau der Anlage ein geschlossenes, kiistenparalleles Vorkommen. Dber beide Torfpakete ist in der Literatur nichts bekannt, so daB weder Hinweise auf das Alter, noch zu Transgressionskontakten vorliegen.
,Stoller Grund" Der ,Stoller Grund" ist eine dem Steilufer von Danisch-Niendorf vorgelagerte Untiefe zwischen den Ausgangen der Eckernforder Bucht und der Kieler Forde, die an den flachsten Stellen bis auf ea. 6 m Wassertiefe heraufragt. Da sich zwischen ihr und dem Festland die bis iiber 20 m tiefe ,Stollergrundrinne" befindet, muB sich der
" Stoller Grund" ebenso wie der etwas weiter westlich in der Eckernforder Bucht
gelegene ,Nittelgrund" wahrend des Spatmesolithikums zeitweilig als Insel aus dem Meer erhoben haben. Beide konnten flir die damaligen Jager- und Sammler ein bevorzugtes Siedlungsareal dargestellt haben. Der Nachweis einer solchen Besiedlung diirfte heute aber nahezu unmoglich sein. So sind zum einen die hohergelegenen Bereiche beider Griinde durch natiirliche Abrasionsprozesse am Meeresboden weitgehend eingeebnet (WERNER 1967; WERNER u.a. 1976), zum anderen wurde das Areal mehrfach zur Sandentnahme genutzt. Neben rinnenartigen Saugbaggerspuren sind noch heute auch bis zu 13 m tiefe Locher am Meeresgrund sichtbar. Da zudem insbesondere im Randbereich des ,Stoller Grundes" in groBem Umfange Sande und Kiese abgebaut warden sein sollen, ist davon auszugehen, daB groBe Teile moglicher ehemaliger Siedlungsareale zerstOrt sind. AuBerdem konnten bei Tauchgangen zahlreiche Reste groBkalibriger Munition beobachtet werden, die hier ebenso wie anderes Baggergut verklappt wurden8
. Deshalb ist auch nicht mehr mit Sicherheit zu entscheiden, ob verschiedene abgerollte, atypische Abschlage, die bei den Tauchgangen auf dem ,Stoller Grund" entdeckt wurden, tatsachlich als Siedlungsindikatoren zu werten oder nicht vielmehr allochthonen Ursprungs sind.
Behrensdorf LA 87 und 88, Hohwacht LA 18; ,Hohwachter Buchf9
Die morphologische Entstehung der heutigen Klistenlandschaft in der Hohwachter Bucht wurde von Th. Ernst umfassend untersucht (ERNST 1974). Eine weitere Beschreibung des Kiistenholozans im westlichen Teil der Bucht erfolgte durch K. Schwarzer, H.-Chr. Reimers, M. StOrtenbeckerund K.-R. v. Waldow (SCHWARZER u.a. 1993). Demnach kam es infolge der nacheiszeitlichen Meerestransgression zunachst zur Uberflutung der Eiszungenbecken im Bereich der Hohwachter Bucht und zur Bildung einer reich gegliederten Buchtenkiiste. Der in der Folgezeit wesentlich langsamere Meerespiegelanstieg mit mehrfach wechselnden Transgressions- und Regressionsphasen ftihrte dann zur Entstehung der heute noch vorhan-
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.·. ·:·:·:·:·:·.
Behrensdorf, LA 88
H 0 H W A C H T E R
B U C H T
Abb. 6: Ubersichtskarte iiber die prospektierten Fundstellen in der Hohwachter Bucht. Tiefenlinien umgezeichnet nach der Seekarte D 43: , Ostsee, Deutsche Kiiste. Gabelsflach bis Heiligenhafen ", herausgegeben vom Bundesamt for Seeschiffahrt und Hydrographie (BSH), Hamburg, 3. Auflage 1983. M. 1:100000.
denen Ausgleichskiiste. Dabei wurden die ins Meer vorspringenden Modinenziige abgetragen und unter Kliffbildung an Steilufern weiter zuriickverlegt. Im Bereich der Hohwachter Bucht lassen sich diese friiheren Modinenziige auf der Seekarte10
anhand der 6 m- Tiefenlinie noch relativ gut verfolgen (Abb. 6). Die in den angrenzenden Buchten gelegenen eiszeitlichen Becken wurden mit dem abgetragenen Material teilweise verfiillt und durch Strandwall- und Hakenbildungen allmahlich von der Ostsee abgeschniirt, so daB es zur Entstehung der heutigen Binnenseen kam.
An Land sind im Bereich der heutigen Binnenseen zahlreiche steinzeitliche Fundstellen bekannt, die vom ausgehenden Mesolithikum bis ins Spatneolithikum datieren und auf eine intensive Besiedlung in dieser Zeit hinweisen. Neben gut erhaltenen Artefaktkonzentrationen auf den kiistennahen Geestflachen bezeugen zahlreiche, z.T. bis fast zur volligen Unkenntlichkeit abgerollte Steinartefakte aus den
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rezenten Strandwallen, daB die heute abradierten Moranenflachen sowie die zwischenzeitlich gebildeten und wieder aufgearbeiteten alteren Nehrungshaken ebenfalls intensiv besiedelt gewesen sein mtissen.
Urn die Frage zu klaren, ob sich im Bereich der frtiheren Buchtausgange auch altere Fundstellen erhalten haben, wurden im Frtihjahr 1994 Bootsausfahrten zur Durchftihrung von Prospektionstauchgangen geplant11
• Die ersten Tauchgange galten zunachst der dem Lipper Kliff vorgelagerten Moranenflache, deren Verlauf sich gut anhand der 6 m- Tiefenlinie auf der Seekarte verfolgen laBt. Es wurde dabei beobachtet, daB in den Gebieten oberhalb der 6 m - Tiefenlinie abradierte Moranenflachen vorherrschen, die in den inneren Bereichen der Bucht vor dem GroBen Binnensee rasch von sandigen Sedimentationsdecken tiberlagert werden. Anders als vor dem Kleinen Binnensee, wo im Ktistenvorfeld submarine Torfe am Meeresgrund freiliegen (SCHWARZER u.a. 1993), sind hier die von Emst unter dem heutigen Strandwall erbohrten organogene Sedimente auch vor der Ktiste vollstandig von Sanden bedeckt (ERNST 1974). In diesen Bereichen fanden sich bei den Tauchgangen nur vereinzelte abgerollteArtefakte (Abb. 7,1-2) sowie ein bearbeitetes Scheibenbeil (Abb. 7,3); die Funde wurden unter der Bezeichnung Behrensdorf LA 87 registriert. Ehemalige Siedlungsstellen dtirften also entweder zerstOrt sein oder sie sind so stark mit Sedimenten tiberlagert, daB sie durch einfache Prospektionen nicht lokalisierbar erscheinen.
Dagegen konnte unterhalb der 6 m - Tiefenlinie ein weniger abrupter Ubergang von abradierter Morane zu Sedimentationsflachen festgestellt werden, da hier anscheinend infolge des rase hen Meeresspiegelanstiegs eine U mformung der damaligen Ktistenlinien nur im geringen MaBe einsetzen konnte. Hier fand sich bei Tauchgangen an der Spitze der ehemaligen Landzunge eine lockere Fundstreuung mit nicht abgerollten Artefakten in einer Tiefe von ea. 8,0 m (Behrensdorf-"Lipper Huk" LA 88). Der Erhaltungszustand der Artefakte zeigt, daB der eigentliche Fundplatz in unmittelbarer Nahe liegen muB. Da sich aber das Fundplatzareal im Bereich des Sperrgebietes des Truppentibungsplatzes Putlos befindet, war eine weitere Untersuchung zunachst leider nicht moglich.
Die folgenden Tauchgange galten der Erkundung der zwischen dem GroBen Binnensee und dem Sehlendorfer Binnensee gelegenen ehemaligen Landzunge, die dem heutigen Hohwachter Steilufer vorgelagert ist. Im Bereich des nordwestlichen Verlaufes der 6 m- Tiefenlinie wurde zunachst ein durch sandigen Kies tiberlagerter unreiner Grund beobachtet, jedoch keine Artefakte gefunden. Im Bereich der stidostlichen 6 m- Tiefenlinie befand sich dagegen eine von geringmachtigen Sandlagen tiberdeckte, mit viel Holz durchsetzte Mudde, die nach Westen hin auf einem Geschiebelehm auslief. Dort wurde eine Anzahl von Artefakten (Hohwacht -"Hohwachter Huk" LA 18) im frischen kantenscharfen Zustand geborgen, darunter Klin-
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Abb. 7: Flintartefakte der Fundpliitze von Behrensdorf und Hohwacht: 1-3 BehrensdorfLA 87 und 4-6 Hohwacht LA 18 (,Hohwachter Huk"). M. 1:2.
gen und ein Klingenkemstein (Abb. 7,4-6). Vollig gegensatzlich dazu ist der Erhaltungszustand eines in etwas groBeremAbstand gefundenen Kembeils, welches aufgrund der starken Abrollungsspuren weitraumig verlagert warden sein muB.
Leider konnte die Artefaktstreuung mit den an Bard vorhandenen Geratschaften nicht in die benachbarte Mudde verfolgt werden, so daB noch nicht abschlieBend geklart erscheint, ob hier auch organische Hinterlassenschaften erhalten blieben. Bei Einsatz von geeigneten geophysikalischen Untersuchungsmethoden sollte aber die Lokalisierung solcher Fundschichten mit erhaltenem organischem Fundmaterial zu erwarten sein. Da nach den Ergebnissen von Emst urn 4800 v. Chr. ( calBC) bereits ein Meeresspiegelstand von -4,2 m erreicht war (ERNST 1974, 76), mtissen aufgrund der Tiefenlage die Fundstellen Lipper Huk und Hohwachter Huk zu einem pra-ertebpllezeitlichen jtingeren Mesolithikum gehoren und konnen wegen des rasanten Meeresspiegelanstiegs nur relativ kurzfristig besiedelt gewesen sein.
Westlicher Fehmarn-Sund, ,Orther Reede"
Der westliche Bereich des Fehmam-Sundes ist das einzige Gebiet an der schleswigholsteinischen Ostseektiste, in dem es bisher in nennenswertem Umfange zur Erforschung submariner steinzeitlicher Fundstellen gekommen ist. Schon von 0. Harck wurden in der , Orther Reede" bei mehreren Tauchgangen eine steinzeitliche Fundstreuung sowie eine in der Nahe des Orther Hafens gelegene Ansammlung groBerer Findlinge (PetersdorfLA 67), bei denen es sich moglicherweise urn die Reste eines Megalithgrabes handelt, untersucht12 (HARCK 1985).
Ein weiterer neu entdeckter Fundplatz befindet sich im ostlichen Teil der ,Orther Reede" in ea. 1 - 2 m Wassertiefe. Nach den vorliegenden Fundberichten wurden am Meeresgrund mehrere freierodierte dunkle Verfarbungen mit verschiedenen archaologischen Hinterlassenschaften beobachtet, bei denen es sich wahrscheinlich urn Grubenbefunde einer Siedlung handelt. Die dem ALM tibergebenen Funde wurde ktirzlich durch J. Hoika vorgestellt, der sie der mittelneolithischen Trichterbecherkultur (MN II- IV) zuweist (HOIKA 1994). Eine Prospektion des Fundareals im vergangenen Sommer ergab, daB das anstehende Sediment mittlerweile wieder von einer Feinsanddecke tiberlagert wird, an deren Oberflache nur einzelne Flintartefakte freiliegen. Deshalb dtirfte derzeit keine akute Gefahrdung des Fundplatzes, dessen weitere Untersuchung vorgesehen ist, bestehen.
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Heringsdorf ( -Siissau) LA 129
bstlieh des Dorfes Siissau, Gem. Heringsdorf, Kr. Ostholstein befindet sieh ein dureh Strandwalle von der Ostsee abgeriegeltes Niederungsbeeken, die sog. Siissauer Salzwiesen. Im Inneren stehen einzelne Moranenkuppen an, die sieh einst als Insel aus der ehemaligen Meeresbueht und aus dem spateren Binnensee erhoben haben. Auf einer dieser Kuppen befindet sieh die ausgegrabene neolithisehe Fundstelle Heringsdorf-Siissau, LA 38 (HOIKA 1971; 1972; 1987). Aufgrund der durehgefiihrten umfangreiehen naturwissensehaftliehen Begleituntersuehungen sind die geologisehen Verhaltnisse des inneren Beekens gut bekannt (SCHUTRUMPF 1987), teilweise lassen sie sieh auf die beobaehteten Verhaltnisse vor der Kiiste iibertragen.
Bereits in den 80er Jahren hatte M. Boysen (Geesthaeht) vor dem Strandwall versehiedene arehaologiseh interessante Fundstiieke im Uferbereieh der Ostsee aufgelesen und sie 1993 dem ALM iibergeben. Im vergangenen J ahr wurde daraufbin naeh einer gemeinsamen Besiehtigung der Fundstelle dureh mehrere Tauehgange versueht, die genauen Fundzusammenhange zu klaren.
In max. 20 m Entfemung vom Ufer waren im flaehen Wasser eine bearbeitete Geweihstange und ein Seehundsehadel im Sediment steekend gefunden warden. In diesem Bereieh steht ein dureh eine geringmaehtige Sand- und Kiesdeeke iiberlagerter muddiger Sehilftorf an. Teilweise sind noeh Reste einer marinen Mudde mit Musehelsehalen zwisehengelagert. Die Funde diirften also entweder aus dem Sehilftorf oder der marinen Mudde stammen. An dieser Stelle konnten bei den Begehungen jedoeh keine weiteren Knoehen- oder Geweihreste festgestellt werden. Lediglieh in den oberflaehliehen geringmaehtigen Sand- und Kieslagen befanden sieh einzelne abgerollte Flintartefakte (Absehlage, Klingen, Kemstein) offensiehtlieh in sekundarer Fundposition. Diese Artefakte diirften zu einer zerstOrten steinzeitliehen Siedlung gehort haben, die sieh hier ehemals in Ufemahe befand, da etwas weiter nordlieh am Meeresboden bereits abradierte Mergel mit groBen Steinen anstehen. Sie bilden die Fortsetzung einer nordlieh des Niederungsbeekens befindliehen Moranenkuppe, welche heute am Strand in einem Steilufer endet.
Weiter siidlieh hatte Boysen auBerdem in ea. 150-200 m Entfemung vom Ufer verbrannte Holzer gefunden. Hier setzen sieh offensiehtlieh die im Niederungsbeeken anstehenden organogenen Sedimente fort, soweit sie alter als der heutige Strandwall sind. Ahnlieh wie beim Sehwansener Binnensee diirfte das urspriingliehe Bekken sehr viel groBere AusmaBe gehabt haben. In die in ea. 2 - 4 m Wassertiefe vorhandenen Mudden und Torfe sind heute bis zu 1 m tiefe Erosionsrinnen eingesehnitten, so daB sieh der Sehiehtaufbau gut beobaehten lieB. Unter einer marinen Gyttja mit Mollusken ist auf weiten Flaehen ein Bruehwaldtorf freigelegt, der
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groBere Anteile Schwemmholz enthalt. Darunter befinden sich kraftige Baumstamme - u.a. Eiche - und auch verbrannte HOlzer.
In diesem Bereich konnte an einer Stelle eine Konzentration von Tierknochen beobachtet werden, die teilweise aus dem Sediment hervorragten und deshalb bereits partiell zersetzt waren. Sie lagen ne ben und z. T. unter einem Eichenstamm an der Grenze zwischen dem Bruchwaldtorf und dem im Liegenden befindlichen Schilftorf. Dabei handelt es sich ausschlieBlich urn Oberreste eines ea. einjahrigen Hausschweines, die z.T. eindeutige Schnittspuren einer Schlachtung aufweisen. Aus der naheren U mgebung liegen zusatzlich zwei Knochenfragmente eines Hausrindes vor13
.
Aufgrund der Einbindung in das Sediment miissen diese Tierreste neolithischen Alters sein.
Abb. 8: Heringsdorf(- Siissau) LA 129: Angespitzter Holzpfahl. Ohne Mafistab.
In knapp 10 m Entfernung wurden in einer Erosionsrinne, in der die Mudden _und Torfe bereits so weitgehend abgetragen sind, daB nur noch eine stratigrafisch am tiefsten liegende Tonmudde ansteht, mehrere senkrecht in den Boden reichende HOlzer beobachtet. Es handelt sich urn elf Pfosten mit unterschiedlichen Durchmessern in einer Flache von ea. 5 x 3 m. Weitere Pfosten stehen vermutlich im angrenzenden, noch mit Bruchwald- oder Schwemmtorf bedeckten Areal, nur lassen sich diese ohne weitere Eingriffe nicht zweifelsfrei identifizieren.
Da zunachst unklar war, ob es sich bei den Holzern urn Pfosten oder nur urn einfache Wurzeln handelte, wurde eines davon freigelegt und geborgen (Abb. 8). Es handelt sich urn das noch etwa 25 cm lange, angespitze Ende eines Pfosten aus Haselholz (Corylus avellana L.). Der Durchmesser betragt noch etwa 6 cm. Die gut erhaltenen Bearbeitungsspuren der Spitze zeigen, daB dafur ein Steinbeil benutzt wurde. Die 14C-Datierung (KI-3935) einer Probe des Pfostens ergab ein 14C-Alter von 3990 ± 40 BP, was einem calibrierten Kalender-Datum von 2514 +53 calBC entspricht1 4. Damit stammt die Pfostensetzung aus dem spaten Mittelneolithikum. Zeitgleiche Datierungen liegen von schwer interpretierbaren Befunden des Fundplatzes
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Heringsdorf-Stissau LA 38 vor (HOIKA 1987, 113), der hinter dem Strandwall in der heute verlandeten Niederung liegt. Diese damalige Insel war zwar vor allem wahrend der alteren Trichterbecherkultur (MN Ill -IV) besiedelt, doch zeigen die Daten, daB auch wahrend der spateren Einzelgrabkultur hier noch Siedlungsaktivitaten stattgefunden haben, die eventuell mit der jetzt beobachteten Pfostensetzung in Zusammenhang stehen. Da zu diesem Zeitpunkt die heutige Nehrung bereits bestanden hat, muB das ,Bauwerk" im damaligen Flachwasserbereich der Ostsee errichtet worden sein. Auch im Uferbereich anderer neolithischer Ktistensiedlungen wie z.B. Siggeneben-Stid (MEURERS-BALKE 1983, 38) oder Neukirchen"Bostholm" (MEURERS-BALKE u.a. 1985, 303) sind vergleichbare Pfostensetzungen dokumentiert worden. Ober die Funktion lassen sich beim gegenwartigen Kenntnisstand nur MutmaBungen anstellen. Denkbar ware, daB es sich dabei urn Fischfallen, bzw. -zaune oder ahnliches gehandelt hat.
Ftir die nahere Zukunft ist in Zusammenarbeit mit dem LVF eine genaue Vermessung des gesamten Fundareals geplant. AuBerdem muB tiberprtift werden, ob durch eine Unterwasserausgrabung der Gesamtumfang und die Funktion der Pfostenstellung geklart werden kann.
Schlu8folgerungen und Ausblick
An exemplarisch ausgewahlten Ktistenabschnitten wurde die Erhaltungs- und Fundsituation submariner steinzeitlicher Siedlungsplatze tiberprtift. Als wichtiges Ergebnis bleibt zunachst festzuhalten, daB- wie in Stidskandinavien- im Jung- und Endmesolithikum mit einer intensiven Ktistennutzung zu rechnen ist. Dies war hisher nur durch Bagger- und angesptilte Einzelfunde sowie durch den Rtickgang synchroner Fundstellen im Inland zu vermuten. Als potentielle Siedlungsgebiete mit guten Erhaltungsbedingungen kommen dabei nicht nur die geschtitzten Buchten und Forden in Frage, sondem auch Ktistenbereiche, die von hochenergetischen Ausgleichprozessen tiberformt wurden. Dort sind die Siedlungsspuren allerdings mit wenigen Ausnahmen auf Tiefenbereiche unterhalb von 6 m beschrankt, die im Zuge des raschen Meeresspiegelanstiegs relativ schnell tibersptilt wurden. Andererseits zeigt aber das Beispiel des ,Stoller Grundes", daB in bestimmten Bereichen die ZerstOrung potentieller Siedlungsareale soweit fortgeschritten ist, daB sie ftir zuktinftige archaologische Forschungen ausfallen dtirften.
Ein interessantes Resultat ist auch, daB die Wohnplatze in der Regel in Verbindung mit organogenen StiBwassersedimenten stehen, also nicht in direktem Zugang zum offenen Meer, sondem geschtitzt an abgeriegelten Buchten oder Strandseen angelegt wurden.
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Mit den submarinen Pfahlsetzungen von Heringsdorf-Siissau und den Grubenbefunden von der ,Orther Reede" liegen uns dariiber hinaus erstmals in situ- Fundsituationen im Flachwasserbereich vor, wie wir sie ansonsten nur von ganz wenigen ausgegrabenen KiistenpHitzen kennen. Sie sind zwar nicht akut gefahrdet, bediirfen aber der systematischen Erfassung und der Dokumentation, damit sie nicht durch unkontrollierte Eingriffe oder Erosion zerstort werden. Eine gezielte, prophylaktische Prospektion von submarinen Siedlungen wiirde ihre Anzahl zweifellos erheblich vergroBem und Schutzvorkehrungen im Vorfeld der fortschreitenden ZerstOrung durch natiirliche Prozesse oder anthropogener MaBnahmen ermoglichen.
Zur Umsetzung der notwendigen Schritte erscheint eine enge Zusammenarbeit mit Kiistengeologen dringend erforderlich. Durch die Anwendung neu entwickelter flachseismischer Verfahren zur Kartierung der Untergrundsedimente konnten organogene Weichsedimente mit guten Erhaltungsbedingungen fiir organisches Fundmateriallokalisiert werden, was bei visueller taucherischer Prospektion schon bei leichter Sandiiberdeckung nicht mehr moglich ist. Zur systematischen Erfassung steinzeitlicher submariner Fundstellen ist dariiber hinaus der Einsatz von entsprechend archaologisch ausgebildeten Forschungstauchem unabdingbar. Die Vorraussetzungen fiir eine erfolgreiche Zusammenarbeit sind in Kiel in idealer Weise vorhanden, da dort das GEOMAR-Forschungszentrumfor marine Geowissenschaften, das Institutfor Ur- und Friihgeschichte und das Forschungstauchzentrum der ChristianAlbrechts-Universitiit an einem Ort vereinigt sind.
Ein im Friihjahr anlaufendes Pilotprojekt in der Eckemforder Bucht zur Kartierung der Untergrundsedimente der Fundstellen LA 29 und LA 30 ist ein erster Ansatz fiir ein gemeinsames interdisziplinares Forschungsvorhaben. Beteiligt daran sind neben dem Archaologischen Landesmuseum (ALM) und den oben genannten Kieler Instituten auch der Fachbereich Elektronik der Universitiit Rostock- Arbeitsgruppe Hydroakustik, Institut for Nachrichtentechnik und Informationselektronik - sowie der Militiirgeographische Dienst der Bundeswehr.
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Werner 1967: F. Werner, Sedimentation und Abrasion am Mittelgrund (Eckernforder B ucht, westliche Ostsee ). Meyniana 17, 1967, 101-110.
Werner u. a. 1976: F. Werner, J. Altenkirch, R. S. Newton u. E. Seibold, Sediment Patterns and their Temporal Variation on Abrasion Ridges in a Moderate Flow Regime (Stoller Grund, Western Baltic). Meyniana 28, 1976, 95-105.
Anmerkungen 1. Forschungsvorhaben , Neolithisierung in Schleswig-Holstein und ihre Voraussetzun-
gen im Spatmesolithikum.", gefOrdert aus Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
2. Eine Aufzahlung der einzelnen Baggerfundstellen kann an dieser Stelle unterbleiben. Die wichtigsten Fundstellen wurden von S. Hartz vorgelegt (HARTZ 1991). Hinzu kommen neue Baggerfunde aus der unteren Trave in Liibeck (DUVA u. FALK 1994).
3. Eine zusammenfassende Darstellung des aktuellen Forschungsstandes erfolgte kiirzlich (HOIKA 1994).
4. Eine Ausnahme stellen wiederum Baggerfunde dar, die aus der Husumer Schleuse stammen (HINZ 1954).
5. So zuletzt noch: HOIKA 1994. 6. Zu besonderem Dank sind wir dem Direktor des Archiiologischen Landesmuseums der
Christian-Albrechts-Universitiit (ALM), K. Schietzel verpflichtet, der unser Vorhaben von Beginn an mit groBem Interesse verfolgt und in vielfaltiger Weise entscheidend unterstiitzt hat. Danken mochten wir auch den Mitarbeitern des Landesamtes for Vorund Friihgeschichte von Schleswig-Holstein (LVF), insbesondere W. Bauch, I. Clausen und B. Zich, fiir die gute Zusammenarbeit. Die durchgefiihrten Prospektionstauchgange waren zudem oftmals nicht durchfiihrbar gewesen, wenn wir nicht immer wieder Unterstiitzung von archaologisch interessierten Sporttauchern, bzw. von befreundeten Fachkollegen mit Tauchsportausbildung erhalten hatten. Dies gilt besonders fiir J. Gnutzmann (Schleswig), C. Haack (Borgwedel) und P. Richter (Hamburg), die uns bei der tiberwiegenden Anzahl der durchgefiihrten Tauchgange begleiteten. Weiterhin waren beteiligt: A. Caspers (Schleswig), H. Liibke (Elmshorn), M. Nadler (Ntirnberg), G. Nanz (Schleswig), P. Reincke (Kappeln), L. Schidler (Stiderbrarup) und U. Schubert (Kiel). J. Gnutzmann und P. Reincke waren zudem verantwortliche Bootsfiihrer bei den Ausfahrten vor der Hohwachter Bucht, der Eckernforder Bucht und dem Schwansener Binnensee.
7. Den Hinweis auf diese Torfbank verdanken wir L. Schidler. 8. Freundlicher Hinweis von Dipl.-Geol. K. Ruck, Eckernforde. 9. Seekarte D 43: , Ostsee, Deutsche Kiiste. Gabelsflach bis Heiligenhafen", herausgege
ben vom Bundesamt fii r Seeschiffahrt und Hydrographie (BSH), Hamburg, 3. Auflage 1983.
10. Die Ergebnisse der Tauchprospektion vor Hohwacht sind bereits an anderer Stelle vorgestellt worden (HARTZ u. L(JBKE 1994).
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11. Ausgangspunkt der Untersuchungen warder Lipper Hafen. Bei dieser Unternehmung stellte die Feuerwehrzentrale in PIOn freundlicherweise PreBluft ftir die Tauchgange zur Verftigung, woftir wir uns herzlich bedanken.
12. Die Untersuchungen erfolgten durch die von 0. Harck wissenschaftlich betreute Arbeitsgemeinschaft submarine Archiiologie, der tiberwiegend archaologisch interessierte Sporttaucher angehorten. Die Entdeckung der steinzeitlichen Fundstreuung ist ebenso wie die eines weiteren vor GroBenbrode gelegenen submarinen Fundplatzes (LA 131) K. Gebauer (Sulsdorf/Fehmarn u. Hamburg) zu verdanken. 0. Harck danken wir ftir die Uberlassung der Fundberichte und des Fundmaterials zur weiteren Bearbeitung.
13. Die Bestimmung der Tierknochen wurde dankenswerterweise von H.J. Frisch (Archiiologisch-Zoologische Arbeitsgemeinschaft, SchloB Gottorf) vorgenommen.
14. Die Bestimmung der Holzart erfolgte durch J.J. Sauter, Botanisches Institut der Christian-Albrechts-Universitiit Kiel, die 14C-Datierung durch H. Erlenkeuser, Institut fiir reine und angewandte Kernphysik der Christian-Albrechts-Universitiit Kiel. Beiden ist ftir ihre Hilfsbereitschaft aufrichtig zu danken. Die Kalibration der 14C-Datierung erfolgte mit dem Programm ,calKN.EXE" von B. Weninger, Institutfiir Ur- und Friihgeschichte der Universitiit Koln, Radiocarbonlabor.
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