Die urnenfelderzeitliche Bergbausiedlung Prigglitz-Gasteil - Prospektionsbericht 2013

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Bericht über die Rammkernsondierungen RKS 1–9 in der urnenfelderzeitlichen Bergbausiedlung von Prigglitz- Gasteil im südöstlichen Niederösterreich Mag. Dr. Peter TREBSCHE Urgeschichtemuseum Niederösterreich Schlossgasse 1 2151 Asparn an der Zaya [email protected]

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Bericht über die Rammkernsondierungen RKS 1–9 in der urnenfelderzeitlichen Bergbausiedlung von Prigglitz-Gasteil im südöstlichen Niederösterreich

Mag. Dr. Peter TREBSCHE

Urgeschichtemuseum Niederösterreich

Schlossgasse 1

2151 Asparn an der Zaya

[email protected]

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03 Bericht Teil B – Gesamtdarstellung der Maßnahme

PRIGGLITZ-GASTEIL BOHRUNG 2013

Maßnahmennummer: 23134.13.2

Maßnahmenbezeichnung: Prigglitz-Gasteil Bohrung

Bundesland: Niederösterreich

Verwaltungsbezirk: Neunkirchen

Katastralgemeinde: Prigglitz

Flurname/Adresse: Gasteil Nr. 7 (Gruberhof)

Grundstücks-Nummern: 1393/1, 1395, 1397/1, 1399/2 (EZ 45)

Anlass für die Maßnahme: Forschungsprojekt

Durchführungszeitraum: 8.7.2013 bis 11.7.2013

Fundverbleib: Urgeschichtemuseum Niederösterreich, Asparn an der Zaya, Inv.-Nr. 22692

Ausführende Institution: Urgeschichtemuseum Niederösterreich, Schlossgasse 1, 2151 Asparn an der

Zaya

Autor des Berichts: Mag. Dr. Peter TREBSCHE, Urgeschichtemuseum Niederösterreich, Schlossgasse

1, 2151 Asparn an der Zaya, Email: [email protected]

Anlass der Prospektionsmaßnahme Im Rahmen des Forschungsprojektes zur urnenfelderzeitlichen Bergbausiedlung von Prigglitz-Gasteil,

das vom Urgeschichtemuseum Niederösterreich durchgeführt und von der Kulturabteilung des Landes

Niederösterreich finanziert wird, fanden begleitend zu den Ausgrabungen (Maßnahmennummer

23134.13.01) auch Prospektionen mittels Rammkernsondierung statt.1 Bei den seit 2010 jährlich

durchgeführten Ausgrabungen hatte sich herausgestellt, dass bislang in keiner der untersuchten

Flächen 1–6 der anstehende Fels bzw. der zu erwartende natürliche Hangschutt aus kalkalpinen

Gesteinen erreicht wurde. Die Mächtigkeit der urnenfelderzeitlichen Kulturschichten sowie der

darunterliegenden Bergbauhalden sind nach wie vor unbekannt. Um Einblick in den Schichtaufbau der

Halden zu gewinnen und um die alte Geländeoberfläche vor Beginn des Bergbaus in Gasteil zu

erreichen, wurde die Firma Balon aus Poysdorf mit der Durchführung von Rammkernsondierungen

beauftragt.

1 Literatur zur Fundstelle und zu den Grabungen ist im Bericht zu Maßnahme 23134.13.01 angeführt.

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Topographie Bei mehreren Begehungen des anthropogen stark veränderten Geländes der Fundstelle Gasteil mit dem

Geologen Günther Weixelberger (Ingenieurbüro für Geologie, Pitten) und dem Mineralogen Michael

Götzinger (Institut für Mineralogie und Kristallographie der Universität Wien) wurden geeignete

Stellen für die Rammkernsondierungen festgelegt. Dabei musste Bedacht auf die Möglichkeiten für

den Transport und die Aufstellung der Rammkernsonde genommen werden, die auf einem

Raupenfahrzeug montiert war. Zunächst wurden neun Sondierungspunkte im Gelände markiert

(Abb. 1), wobei die Punkte 1 bis 3 in einer Flucht auf dem Scheitel der „Großen Halde“ lagen. Die

Punkte 4 bis 9 sollten sämtliche sichtbaren Terrassierungen südlich der „Sandgrube“ erfassen (von der

westlichsten, obersten Terrasse im Wald bis zur östlichsten, untersten Terrasse direkt oberhalb der

Landesstraße). Der Punkt 5 wurde knapp unterhalb der Grabungsflächen 4 bzw. 5, der Punkt 8 wenig

südlich von Fläche 1 und der Punkt 1 im vermuteten Bereich von Hampls Schnitt 1 (1956) angelegt,

um einen Vergleich mit den durch Grabung gewonnenen Profilaufschlüssen zu gewinnen und die

Fortsetzung der Stratigraphie außerhalb der Grabungsflächen untersuchen zu können.

Technischer Bericht Die Rammkernsondierungen wurden von Josef Balon mit einem Gerät der Firma Geotool, Type GTR

780 GHB durchgeführt (Abb. 2). Der Durchmesser der Schlitzsonden betrug von 0–1 m 80 mm, von

1–5 m 60 mm und ab 5 m bis Endteufe 50 mm. Das Schlaggewicht betrug 63,5 kg, die Fallhöhe 750

mm. Die Schlagzahlen pro Dezimeter Eindringtiefe wurden händisch aufgezeichnet und durch

Günther Weixelberger in Diagrammen dargestellt (siehe Anhang zum Bericht Weixelberger). Alle

Sondierungen wurden bis auf 7 m Teufe geführt, danach war ein Nachschlagen der Sonden durch den

Verbruch der dünnen Sondagelöcher nicht mehr möglich.

Das Sediment aus den Schlitzsonden wurde entnommen und auf mit Plastikfolie abgedeckter

Dachwellpappe aufgelegt. Anschließend erfolgt die fotografische Dokumentation der Rammkerne mit

einer digitalen Spiegelreflexkamera Canon EOS 1000D. Die Rammkerne wurden von der

Geologiestudentin Mag. Andrea Blümel im Maßstab 1:20 auf Millimeterpapier gezeichnet und

sedimentologisch beschrieben. Dabei wurden die Kulturschichten fortlaufend von 1 bis 34 nummeriert

(KS1–34). Die Befunde wurden im Beisein von Günther Weixelberger, Michael Götzinger sowie von

Uwe Kolitsch (Mineralogisch-Petrographische Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien) und

Christian Auer (Fachabteilung Geochemie der Geologischen Bundesanstalt), die im Rahmen einer

Exkursion die Fundstelle besichtigten, ausführlich diskutiert (Abb. 3). Für ihr Interesse und ihre

Expertise gebührt den beteiligten Spezialisten herzlicher Dank!

Zuletzt wurden sämtliche Funde, organische Materialien, Erz- und Sedimentproben den Rammkernen

entnommen und verpackt. Die Bohrlöcher wurden anschließend wieder verfüllt. Die genaue Lage der

Sondagen wurde mit einem Tachymeter Leica TCR803 im Landeskoordinatensystem vermessen,

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wobei die Grabungsfestpunkte verwendet wurden. Die Sondagepunkte erhielten die

Kurzbezeichnungen RKS (Rammkernsondierung) 1–9.

Insgesamt wurden acht händische Zeichnungen auf Millimeterpapier im Format A3 angefertigt (Plan

1–8). Es wurden 65 Digitalfotos mit einer Auflösung von 3888 x 2592 Pixel angefertigt. Es wurden 33

Fundnummern vergeben (Fn. 1143–1175), wobei die Nummerierung an die im Vorjahr durchgeführte

Ausgrabung in Fläche 4 (Maßnahmennr. 23134.12.1) anschließt.

Abb. 1. Geländedarstellung der Fundstelle Prigglitz-Gasteil mit Lage der Grabungsflächen 1–6 und

der Rammkernsondierungen (RKS) 1–9 (RKS 3 konnte nicht ausgeführt werden). Plan: P. Trebsche,

Urgeschichtemuseum Niederösterreich. – M. 1:1000.

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Abb. 2. Prigglitz-Gasteil. Josef Balon bei der Arbeit mit der Rammkernsonde der Firma Geotool. RKS

5, Aufnahme von Westen. Foto: P. Trebsche, Urgeschichtemuseum Niederösterreich.

Verlauf der Maßnahme Die Rammkernsondierungen wurden am 9. und 10. Juli 2013 in folgender Reihenfolge durchgeführt:

RKS 2, 1, 4, 6, 5, 7, 8, 9. Der vorgesehene Sondierungspunkt 3 auf dem Scheitel der großen Halde

konnte mit dem Rammkerngerät nicht erreicht werden, da der Pfad zu schmal und zu steil war. Die

Dokumentation und Entnahme der Funde dauerte bis 11. Juli 2013.

Darstellung der Stratigraphie Rammkernsonde 1 und 2

Die Rammkernsonden (RKS) 1 und 2 bilden zusammen ein Profil durch die „Große Halde I“ nach

Franz Hampl, und zwar von der Verebnungsfläche B (RKS 1) bis zur rezenten Planierung der

Schottergrube (RKS 2).2 Der geplante dritte Sondierungspunkt RKS 3 auf dem Scheitel der Halde I

knapp oberhalb der Landesstraße konnte aufgrund der starken Hangneigung mit der Rammkernsonde

nicht erreicht werden.

2 Zur Bezeichnung der Halden und Geländepunkte vgl. F. Hampl / R. Mayrhofer, Urnenfelderzeitlicher Kupferbergbau und mittelalterlicher Eisenbergbau in Niederösterreich. 2. Arbeitsbericht über die Grabungen d. NÖ. Landesmuseums 1953–1959. Archaeologia Austriaca 33, 1963, Abb. 11.

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Abb. 3. Prigglitz-Gasteil. Michael Götzinger, Clemens Schalko, Uwe Kolitsch und Christian Auer bei

der Diskussion der Rammkerne. Foto: P. Trebsche, Urgeschichtemuseum Niederösterreich.

In Rammkernsonde 1 (Oberkante 727,25 m) wurde unter dem Humus zunächst eine grobe Halde in

2,05–3,0 m Tiefe erreicht, darunter unter natürlichem Hangschutt zwei voneinander wieder durch

Hangschutt getrennte Feinhalden aus Serizitschiefer, die den in den Grabungsflächen 1–6

beobachteten urgeschichtlichen Feinhalden von der Korngröße und Zusammensetzung her

entsprechen. Im Liegenden befindet sich eine Kulturschicht (KS 17) oder alte Bodenbildung. Bei

7,0 m Tiefe stand die Sonde auf einem Gesteinsblock oder dem anstehenden Fels auf.

Die Rammkernsonde 1 wurde zwischen den Halden II und III nach Hampl abgeteuft und muss

ungefähr im Bereich von Feuerstelle II in Hampls Suchgraben I liegen.3 Da der Suchgraben 1956 nicht

genau vermessen wurde, lässt sich keine exakte Korrelation herstellen. Jedenfalls zeigt die RKS 1,

dass unter dem von Hampl im Südprofil von Suchgraben I verzeichneten „Gehängeschutt“ (Tiefe etwa

1 bis knapp 4 m) weitere Feinhalden folgen und sich der anstehende Fels frühestens in 7 m Tiefe

befindet.

3 Ebd. Abb. 17 und 20.

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Dieser Befund wird durch RKS 2 bestätigt, die unterhalb des rezenten Profils der „Sandgrube“ auf

dem heutigen Holzlagerplatz abgeteuft wurde (Oberkante 720,86 m). Im Profil der Sandgrube wurden

von Hampl urnenfelderzeitliche Befunde und Schichten beobachtet4, die in der Rammkernsonde 2

angetroffenen Schichten müssen also stratigraphisch älter sein. RKS 2 zeigte mehrere feinkörnige

Haldenkörper bis 5,4 m Tiefe, die durch eine lehmige Kulturschicht (KS 4) sowie mehrere

Verwitterungshorizonte (KS 5–9) voneinander getrennt waren. Darunter folgte ein mächtiger

Verlehmungshorizont und möglicherweise eine alte Bodenbildung, ab 6,75 m Tiefe wurde natürlicher

Hangschutt unbekannter Mächtigkeit angetroffen. Der anstehende Fels wurde hier nicht erreicht.

Fasst man das heute rund 5,5 m hohe Westprofil der Sandgrube und die RKS 2 zusammen, so beträgt

die Mächtigkeit der sicher anthropogenen Ablagerungen (Haldenschichten) an dieser Stelle

mindestens 11 m. Die Rammkernsondierungen sollten entlang der Linie RKS 1–2 weiter verdichtet

werden, um mehr datierbares organisches Material zu gewinnen und den Verlauf der Schichten sowie

des möglicherweise in RKS1 erreichten anstehenden Felsgesteins zu verfolgen.

Rammkernsonde 4

Die Rammkernsonde 4 (Abb. 4; Oberkante 744,76 m) wurde auf der obersten erkennbaren künstlichen

Terrassierung im Westen der Fundstelle abgeteuft. Bis etwa 5,8 m Tiefe wurden drei Feinhaldenkörper

angetroffen, die durch eine Kulturschicht (KS 18) und eine alte Bodenbildung (KS 19) bzw.

Hangschutt voneinander getrennt sind. In 6,85 m Tiefe wurde Gestein, vermutlich der anstehende Fels

erreicht. Auch dieses Ergebnis sollte durch eine zweite Rammkernsonde auf der obersten Terrasse

überprüft werden.

Rammkernsonde 5 und 6

Die Rammkernsonde 5 (Oberkante 723,99 m) liegt 1,3 m westlich von Fläche 4 bzw. 5, ungefähr in

der Verlängerung des Südprofils von Fläche 4 bzw. des Nordprofils von Fläche 5. Die oberste

Feinhalde sowie die mächtigen Kulturschichten KS 23 und 24 entsprechen den in der Grabung

festgestellten Befunden (SE 764–768). Darunter folgt eine mindestens 4 m mächtige, in sich

gegliederte Feinhalde in sehr lockerer Lagerungsdichte (T. 2,25–6,2 m). Die unterste Schicht könnte

Feinhalde darstellen oder natürlichem Hangschutt entsprechen, die genaue Bestimmung der Tiefe (ca.

6,2–7 m) ist aufgrund der Stauchung des Bohrkerns und des Kernverlustes nicht möglich. Jedenfalls

ergänzt die Rammkernsonde die Ergebnisse der Grabung hervorragend, auch wenn das Anstehende

nicht erreicht wurde.

4 Ebd. Abb. 15.

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Abb. 4. Prigglitz-Gasteil, Sedimente aus Rammkernsonde 4. Foto: P. Trebsche, Urgeschichtemuseum

Niederösterreich.

Die Rammkernsonde 6 (Oberkante 726,59 m) befindet sich etwas südlich des von Hampl 1958

angelegten Grabungsfeldes VI bzw. des Suchgrabens X, die leider nicht exakt vermessen wurden, auf

der größten Geländeterrasse südlich anschließend an die „Sandgrube“. Die Stratigraphie in RKS 6 ist

jener von RKS 5 ziemlich ähnlich: Unter den insgesamt 1,05 m mächtigen Kulturschichten KS 18 und

KS 19 liegt eine insgesamt ca. 4,7 m mächtige geschichtete Feinhalde, die auch eine Kulturschicht

bzw. Holzkohleanreicherung (KS 20) beinhaltet. Ab 6,1 m Tiefe folgt wahrscheinlich Hangschutt

unbekannter Mächtigkeit; der anstehende Fels wurde auch hier nicht erreicht.

Die von Hampl angelegte Grabungsfläche VI führte bis in eine Tiefe von knapp 2 m und erbrachte

urnenfelderzeitliche Befunde und fundreiche Kulturschichten.5 Diese dürften den in RKS 6

dokumentierten Kulturschichten 18 und 19 entsprechen. Die darunter liegende Feinhalde von 4,7 m

Mächtigkeit muss also stratigraphisch älter sein.

Rammkernsonde 7, 8 und 9

Im Bereich zwischen dem Fahrweg und der Landesstraße befinden sich drei künstliche

Geländeterrassen, auf denen die RKS 7, 8 und 9 angelegt wurden. Bei der Verbreiterung der

5 Ebd. Abb. 23.

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Landesstraße im Jahr 2000 konnten in der frisch abgegrabenen Böschung urnenfelderzeitliche Funde

geborgen werden und sogar unterhalb des Straßenniveaus im begleitenden Drainagegraben noch

Kulturschichten beobachtet werden.6 Die prähistorische Zeitstellung der darunter liegenden Halden ist

dadurch eindeutig erwiesen und konnte auch durch die 2010 untersuchte Grabungsfläche 1 bestätigt

werden.7

Im Unterschied zu den bereits besprochenen Rammkernsondierungen oberhalb des Fahrweges

erbrachten die RKS 7–9 auf den unteren Terrassierungen eine abwechselnde Folge von

Verlehmungszonen, Feinhalden und Kulturschichten. Die Entstehung der Verlehmungszonen ist nicht

geklärt, eventuell sind sie auf Unwetterereignisse zurückzuführen. Weder natürlicher Hangschutt noch

der anstehende Fels wurden in diesen drei Rammkernsondierungen erreicht.

In RKS 7 (Oberkante 714,91 m) zeigte sich unter eine mächtigen Verlehmungszone zunächst eine

Feinhalde, anschließend eine 0,15 m mächtige Kulturschicht in 2,65–2,8 m Tiefe (KS 29), darunter

eine weitere Verlehmungszone und eine Feinhalde sowie eine Kulturschicht (KS 30) in 3,65–4,2 m

Tiefe. Die Feinhalden darunter sind äußerst locker gelagert (Kernverlust).

RKS 8 (Oberkante 710,10 m) wurde 3,8 m südlich von Grabungsfläche 1 (in der Verlängerung des

Westprofils) abgeteuft. In 0,55–0,75 m Tiefe wurde eine Kulturschicht (KS 31) angetroffen, welche

höchstwahrscheinlich SE 45 in Fläche 1 entspricht. Die darunterliegende Kulturschicht KS 32 in einer

Tiefe von 0,80-0,95 m findet hingegen in Fläche 1 keine Entsprechung, es sei denn, dass die SE 70

oder 78 nach Süden wannenförmig ansteigen. Unter einer sandigen Haldenschicht folgen zwei weitere

Kulturschichten (KS 33 und 34) in einer Tiefe von 1,75–2,35 m, was dem Niveau der in der

„Tiefsondage“ von Fläche 1 erreichten SE 87–89 entspricht. Unter diesem Horizont befinden sich

feine Haldenschichten, unterbrochen von Hangschutt, und ab 6,15 m Tiefe Verlehmungshorizonte. Die

RKS 8 lässt sich also sehr gut mit der in Fläche 1 angetroffenen Stratigraphie vergleichen und bestätigt

die Fortsetzung der meisten Kulturschichten aus Fläche 1 in Richtung Süden.

RKS 9 (Oberkante 705,93 m) befand sich auf der untersten Geländeterrasse, ca. 1 m westlich der

Oberkante der Straßenböschung, und lässt sich daher direkt mit dem im Jahr 2000 dokumentierten

Schichtaufschluss in der Böschung der Landesstraße vergleichen. Unter einer ca. 0,75 m mächtigen

Feinhalde folgen zwei Kulturschichten (KS 27 und 28) in 0,95–1,9 m Tiefe. Sie entsprechen

höchstwahrscheinlich jenen beiden urnenfelderzeitlichen Kulturschichten, die im Jahr 2000 in der

6 R. Lang, KG Prigglitz. Fundberichte aus Österreich 39, 2000, 596–597.

7 P. Trebsche, Wiederaufnahme der Forschungen in der urnenfelderzeitlichen Bergbausiedlung Prigglitz-Gasteil. Archäologie Österreichs 21/2, 2010, 18–19; ders., KG Prigglitz. Fundberichte aus Österreich 49, 2010, 311.

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westlichen Straßenböschung beobachtet wurden.8 In der Rammkernsonde treten unter KS 27 und 28

Verlehmungshorizonte mit groben karbonatischen Gesteinen auf, die den Eindruck von

Felssturzmaterial erweckten, aber auch eine grobe Haldenschüttung oder natürlichen Hangschutt

darstellen könnten. Es folgt ab 2,5 m Tiefe eine mindestens 4,5 m mächtige geschichtete Feinhalde,

deren Unterkante in 7 m Tiefe noch nicht erreicht wurde. Sie ist also stratigraphisch älter als die

erwähnten urnenfelderzeitlichen Kulturschichten.

Darstellung des Fundspektrums Es wurden 33 Fundnummern vergeben, von denen vier Fundnummern Knochenfragmente und 21

Fundnummern Holzkohlestücke enthielten. Außerdem wurden Gesteins- und Sedimentproben sowie

elf Proben zur Schlämmung oder Flotation entnommen.

Zusammenfassende wissenschaftliche Bewertung Die Rammkernsondierungen erwiesen sich als kostengünstige und probate Methode, um in der

Bergbausiedlung von Prigglitz-Gasteil Aufschlüsse über die Stratigraphie der Halden bis in eine Tiefe

von 7 m zu erlangen. Die Ergebnisse sind gut mit den Grabungsprofilen zu korrelieren und erbringen

wertvolle Informationen über den weiteren Verlauf von Kulturschichten und die Mächtigkeit der

feinkörnigen Halden. Mit Ausnahme der obersten Rammkernsondierungen RKS 1 und RKS 4 konnten

nirgendwo Hinweise auf den anstehenden Fels gewonnen werden. Beim derzeitigen Kenntnisstand

beträgt die Mächtigkeit der „Großen Halde I“ im Bereich des Profils der „Sandgrube“ mindestens 11

m. Auch an den übrigen Sondierungspunkten sind die Feinhalden, die stratigraphisch älter als die

urnenfelderzeitlichen Kulturschichten aus den jeweiligen Grabungsaufschlüssen sein müssen,

mindestens 4 m mächtig. Aus den meisten Rammkernen konnte organisches Probenmaterial gewonnen

werden, das eine absolute Datierung mit der C14-Methode erlaubt.

In Zukunft sollen die Rammkernsondierungen verdichtet werden, um die zwei Profillinien auf dem

Scheitel der „Großen Halde“ sowie über die südlich gelegenen Terrassierungen zu vervollständigen.

Falls die mit der Rammkernsonde erreichbare Tiefe von 7 m nicht ausreicht, um zumindest an einigen

Stellen den anstehenden Fels zu erreichen, sollten Kernbohrungen durchgeführt werden.

8 Vgl. Anm. 6.