Die Sprachphilosophie der Alten

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DOCGUMENTA SEMIOTICA L GEORG OLMS

Transcript of Die Sprachphilosophie der Alten

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LIBRARY

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EALERSCH

DIE SPRACHPHILOSOPHIE DER ALTEN

DOCUMENTA SEMIOTICA

Herausgegeben von

WALTER A. BOCH

SERIE I

Linguistik

1971

GEORG OLMS VERLAG

HILDESHEIM : NEW YORK

0

LAURENZ LERSCH

DIE SPRACHPHILOSOPHIE DER ALTEN

Drei Teile in einem Band

1971

GEORG OLMS VERLAG

HILDESHEIM : NEW YORK

Dem Nachdruck liegt das Exemplar der

Universitätsbibliothek Marburg zugrunde.

Signatur: IV C 2bb.

Das Format des Satzspiegels wurde gegenüber dem

der Originalvorlage geringfügig verkleinert.

Reprografischer Nachdruck der Ausgabe Bonn 1838-1841

Printed in Germany

Herstellung: fotokop wilhelm weihert, Darmstadt

Best.-Nr. 5103 294

Die

Sprachphilosophie der Alten,

dargestellt an dem Streite über Analogie

und Anomalie der Sprache

Dr. Laurenz Lersch,

Privatdocenten an der rheinischen Friedrich - Wilhelms - Universität.

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Gedruckt kei F. Baaden in Bonn. mn

Den unermüdeten Sorfder,

Herrn Profefor und ©berbibliothekar

Dr. Sriederih Gottlieb Welcker, Beitigem Rektor der rheinifhen Univerfitat,

Seyen diefe Blätter in dankbarer Verehrung gewidmet.

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Ich habe es unternonımen, in diesen Blättern

einen bisher noch nicht bearbeiteten Gegenstand, der

die Geschichte der Philosophie und Grammatik, mithin

auch der Litteratur im Allgemeinen, in so vielen

Punkten berührt und aufklärt, den Streit nämlich der

Analogisten und Anomalisten in Griechenland und

Rom chronologisch und in seiner systematischen Ent- wickelung darzustellen. Seine Wichtigkeit für die

Geschichte des menschlichen Strebens wird man nach

dieser Darstellung gewiss einsehen, seine Bedeut-

samkeit in Hinsicht der Resultate, die daraus hervor-

gewachsen sind, vielleicht gering anschlagen. Allein

wie viele Bestrebungen des menschlichen Geistes sind

nicht Jahrhunderte lang, sich verneinend und ver-

aichtend, fortgegangen, ohne dass das rechte Wort,

das den Zauber löste, gefunden wurde; und wenn

cs endlich, zerstörend das Alte, und Bahn brechend

für das Neue, in’s Leben sprang: da staunte man,

wie man so lange hatte irren, und auf Umwegen die

Wahrheit suchen können, die so nahe lag. Allein es

ist ja die Geschichte des menschlichen Geistes nichts

anders, als die eines ewigen Irrgangs, und wir Lebende

streiten und kämpfen ja auch um tausend Gegenstände

heftig und mit allen uns zu Gebote stehenden Waffen,

um Probleme, die ein glückliches Wort einst sicher

und leicht lösen wird, wenn die Zeit gekommen ist.

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Dass es bei den Alten Leute gegeben, welche

behauptet hatten, in der Sprache sey nur Analogie

d. h. Regelmässigkeit und Gleichheit, und hinwiederum

andere, die in derselben nichts als Anomalie d. ἢ.

Unregelmässigkeit und Ungleichheit fanden, haben

frühere Gelehrte wohl beiläufig ausgesprochen. Wie

hätte man auch übersehen können, dass bei Diogenes

Laert. Prooem. cap. 12. ἀγαλογητιχοὶ φιλόσοφοι, bei Sextus Empir. adv. Mathem. II. $. 59. avaloyıorızol τῶν γραμματικῶν erwähnt werden? Wie hätte man

Varro’s Werk de lingua Latina nur flüchtig anse-

hen können, ohne auf dergleichen zu stossen® Dass

aber dieser Streit über Analogie und Anomalie der

Sprache eine so mächtige Ausdehnung gewonnen,

dass er in Griechenland und Rom während der Dauer

eines Jahrtausends mit grösserer und geringerer Kraft

eine Anzahl der hellsten Köpfe beschäftigt, dass er

gleichsam der Faden ist, der, nur verschieden gefärbt,

durch die ganze griechische Grammatik von ihrem

ersten Entstehen bis zu ihrer Verschrumpfung in

trockene Register hindurch geht, hat man nicht geahnt.

Der Einzige, der einen tieferen Blick in diesen Strudel

zweier gegeneinander ankämpfenden Bewegungen

that, ist kein Neuer etwa, sondern Henricus Stephanus.

Sein Büchlein: „Ad M. 'Ter. Varronis assertiones analogiae sermonis Latini appendix Henrici Stephani

etc. Excudebat Henricus Stephanus Anno MDXCI“

enthält die einzige Erwähnung dieses Streites in

kaum mehr als flüchtigen Umrissen. Schade, dass ihn seine Tendenz selbst zum Mitgenossen des Kampfes machte — denn Stephanus vertheidigte ebenfalls die Analogie der lateinischen Sprache — sonst wäre er vielleicht dazu gekommen, eine Geschichte desselben zu schreiben. Einzelne Punkte berührte er im 1., 2,,

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13., 14., 15., 18., 19. und 21. Capitel, aber zu einer

vollständigen Darstellung kam er nicht. Eine ganz

kurze Uebersicht gab in dem darauf folgenden Jahr-

hunderte Wower de Polymathia. c. VII. Vergl.

Ger. Jo. Vossius de analogia I. c. 5. Auch F. A, Wolf in seinen Prolegomena berührt einigemal ge-

legentlich diesen Gegenstand. So p. 189., 219., 230.

Vergl. Wolf’s Encykl. der Philol. herausg. von Gürtier. S. 72, 77 u.a.a.0. Bei den Neuern findet sich bei Jo.

Classen. de Grammaticae Graecae primordiis. Bonnae.

1829. p. 79. sq. die fast alleinige Erwähnung; aber

wie wenig er die Wichtigkeit einsah, zeigen seine

Worte p. 80: ,Nobis quidem, ut verum fateamur,

tota ista disceptatio vix tanto hiatu digna esse videtur,

nec satis intelligimus, quomodo in ista re tam ampla

certandi materies posita sit.“ Bei allen Andern

ist fast gar keine Notiz dieser bedeutenden phi-

losophischen und grammatischen Sekten genommen.

Dass aber dieser Punkt so lange unbeachtet bleiben

konnte, davon liegt der Grund theils darin, dass so

sehr viele darauf bezügliche Schriften untergegangen,

dann aber auch noch besonders in dem Umstande,

dass die beiden Hauptbegriffe, um die es sich handelt,

in so veränderlicher Gestalt erscheinen, dass sie

nur im Zusammenhang des Ganzen als verwandte

Bezeichnungen derselben Gegenstände erkannt werden

können. Es ist wirklich äusserst merkwürdig, dass

sich hier eine Doppel- Scale von Wörtern und

Bezeichnungen gebildet hat, die oft kaum mehr an

ihre ursprüngliche Wurzel erinnern; allein es ist auch

wieder ebenso natürlich bei einer geistigen Bewegung,

die einen so grossen Zeitraum einnahm und eine so

vielseitige Anwendung erfuhr. Um daher den Verlauf

des Streites verstehen und richtig würdigen zu können.

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ist es vor Allem nöthig, diese Scale voranzustellen;

und da wir der historischen Entwickelung ge-

mäss von den Griechen ausgehen, so erörtern wir

diese zuerst. Die Vergleichung mit der römischen

wird eine auffallende Uebereinstimmung herausstellen,

und die Gewissheit der von mir angegebenen Bedeu-

tungen erst zur vollen Sicherheit bringen. Die beiden

Hauptbegriffe, um die es sich handelt, sind also

Analogie und Anomalie und zwar im λόγος selber. Dafür haben die Griechen folgende Synonyma.

1. Φύσις — ϑέσις, νόμος, ἔϑος.

Ἢ φύσις, das Natürliche, frei und ohne Störung sich Entwickelnde, mithin Regelmässige, und als

Gegensatz ἢ ϑέσις, das planlose Setzen der Gewohn-

heit, sind zwei derjenigen Ausdrücke, die gleich im

Anfange des Streites erscheinen, und bis in späte

Zeiten fortdauern. Ich führe absichtlich aus mehrern

Schriftstellern Zeugnisse dafür an, weil diese sich

gegenseitig ergänzen und erklären müssen. Platon.

Kratyl. p. 384, ἢ: Οὐ γὰρ φύσει ἑἕχαστῳ πεφυκέναι ὄνομα οὐδὲν οὐδενὶ, ἀλλὰ νόμῳ καὶ ἔϑει τῶν ἐϑι- σάντων TE καὶ καλούντων. (Vergl. Platon. Protag. p.

337, C. Ammon, zu Aristot. περὲ ἑρμην. p. 103. ed. Brandis.) In dieser Stelle kommt zwar das Wort

ϑέσις nicht vor, allein νόμος und ἔϑος, die damit gleich-

bedeutend sind. Diogen. Laert. Zeno. c. 66: Φύσει TE τὸ δίκαιον εἶναι καὶ um ϑέσει, ὡς καὶ τὸν νόμον καὶ τὸν ὀρϑὸν λόγον, καϑά φησι Χρύσιππος ἐν τῷ Περὶ καλοῦ. Sext. Empir. adv. Math. I. c. 10: Toye μὴν “Ἑλληνικὸν ἤτοι φύσει ἐστὶν, ἢ ϑέσει. Kai φύσει μέν οὐκ ἐστὶν -- — θϑέσει δὲ εἴπερ ἐστὶ καὶ γόομῳ τῶν αγϑρώπων. Wie bei den Griechen φύσις

— I 3

als Grundlage der Analogie, so bei den Römern, wie

wir sehen werden, natura.

2. ᾿Ορϑότης (τυπος) — τὸ αὐτόματον.

Die Bezeichnung ὀρϑότης, die namentlich im

Kratylus des Platon auf jeder Seite vorkommt, ist

gleich dem τύπος, der festen Norm, dem Regelrechten,

und steht als solche dem αὐτόματον d. h. dem Zufäl-

ligen, Regellosen schnurstracks entgegen. Platon.

Kratyl. p. 397, A: Πόϑεν οὖν βούλει ἀρξώμεϑα δια- »Σ ΟῚ x '

σκοποῦντες, ἐπειδηπερ εἰς τύπον τινὰ ἐμβεβηκαμεν; ἵνα εἰδώμεν, εἰ ἄρα ἡμῖν ἐπιμαρτυρήσει αὐτὰ τὰ ὀνόματα μὴ πάνυ ἀπὸ τοῦ αὐτομάτου οὕτως ἕκαστα

- > 3 γ N k) '

κεῖσϑαι, αλλ᾽ ἔχειν τινὰ οὀρϑοτητα.

8. A0oyos— τριβή. “ογικὸς ---τριβικὸς.

Dass diese Ausdrücke sich ebenfalls wie Analogie

und Anomalie gegeneinander verhalten, und in diesem

Sinne von den beiden Partheien gebraucht wurden,

wird erhellen aus den Begriffsbestimmungen, die wir

bei Ptolemäos Peripatetikos und Tauriskos finden

werden. Einstweilen genüge es, die betreffenden

Stellen zu merken. Sext, Emp. adv. Math. I. c. 3.

δ. 60: Αὐτὴ μὲν γὰρ ἡ ἐμπειρία τριβη τίς ἐστι καὶ ἐργάτις, ἀτεχνὸς τε καὶ ἄλογος. Theodos. Gram-

matic. p. 31 (ed. Göttling.): Εἰδὼς ὅτι καὶ ἡ ἐμπειρία πολλακῶς λέγεται παρὰ τοῖς ἀρχαίοις, ἔστε yap ἢ

ἄλογος τριβή, ἔστι καὶ m λογικὴ γνῶσις. Ebendas.: “έγουσι γὰρ (τινές) ὅτι ἐμπειρία ἐστὶν ἡ ἄλογος τριβὴ καὶ ἡ λογεκὴ γνῶσις u. 5. w. (Dem Worte τριβὴ entspricht im Lateinischen usus. So über- setzt es Quintilian II, 15, 28. mit Beziehung auf

φῶ Be

Rhetorik.) Aus diesen Stellen erklärt sich auch schon

der Umstand, dass

4. Texvn — Energie

entsprechend dem λόγος (der ἀγαλογία, der ὀρϑότης) und ferner dem ἔϑος (τριβη} sind. Für den Fall näm- lich, dass die Sprache sich aus innerer Naturnothwen-

digkeit entfaltet und gestaltet, wird eine kunstvolle Ab-

sichtlichkeit in ihr, wie in allen Naturprodukten, zum

Vorschein kommen. Die ἀναλογία, begründet auf der φύσις, wird zur τέχνη. Wäre sie hingegen nichts als ϑέσις, so wäre blosse Erfahrung ἐμστειρία d. h. Anomalie in ihr herrschend. Sext. Empir. adv. Math.

I. c. 10. δ. 179: Διόπερ εἰ οἱ γραμματικοὶ ὕπις- χνοῦνται τέχνην τινὰ τὴν καλουμένην ἀναλογίαν παρα-

δώσειν — --- ὑποδεικτέον ὅτι ἀσυστατὸς ἐστιν αὑτὴ ἡ τέχνη.

5. Ὁμοιύτης, ἰσότης --- ἀνωμαλία.

Aristoteles sagt Ethic. Nicom. V. 6. 6 in einer

nicht grammatischen Beziehung: “ναλογία ἰσότης ἐστὶ λόγων, und eben so werden auch bei den spätern

Lexikographen die verwandten Ausdrücke bezeichnet.

Vergl. Suid. s. v. Avaloyov — — τὸ ἀνάλογον ἔχοντα πρὸς ἄλληλα καὶ ὁμοίως ἔχειν 1908 ἄλληλα λέγεται. Avahoyov δὲ ἀντὶ τοῦ ὁμοίως. Ebendaselbst

wird ἀναλόγως durch ἔσως und ἀγναλογώ durch ὁμοιῶ

erklärt. So umschreibt auch das Etymol. Gud. ᾿Ζνά. λογος durch ὁ χατὰ λόγον ὁμοῖος. Bei Hesych.

᾿Ἵναλόγως "ἴσως. Hiermit stimmt auch überein, wenn

die Analogie in den Rhetor. Graec. ed. Walz, Tom. VI. p. 485. und bei Sextus Empir. adv. Mathem. I.

c. 10. als die ὁμοίου παράϑεσις oder ὁμοίων πολ.- λῶν ὀνομάτων παράϑεσις definirt wird. Eine allge-

πο u ὦ.

meinere Betrachtungsweise ist es nur, wenn Pindario,

der sich Analogie und Anomalie als verwandt denkt, sie (ebendas.) als ὁμοίουτε καὶ ἀνομοίου ϑεωρία be- zeichnet. Vgl. Henr. Steph. Appendix c. 18. p. 73., 76.

Den Gegensatz von ὁμοιότης, ἰσότης muss na- türlich ἀνωμαλία und ἀνισότης bilden. Vergl. “έξεις önrogixei in Bekker. Anecdot. Graec. Vol. I. p. 211: ᾿νωμαλία" καὶ mn ἀνισότης καὶ m νῆσος. Man ver-

bessere γύσος. Ganz entsprechend sind, wie wir

späterhin sehen werden, im Lateinischen aequalitas

und inaequalitas. Ganz entsprechend wird auch

die Analogie bezeichnet als:

6. Zvunkoxr λόγων ἀκολούϑων.

Charis. p. 93: ‚„Analogia est, ut Graecis placet,

συμπλοκῇ λόγων ἀκολούϑων — — Cui Graeci modum istius modi condiderunt : AvaAoyia ἐστὶν avurhorn λόγων

ἀχολούϑων ἕν λέξει. So emendire ich nämlich die

Worte: „Analogia est ἐν συμπλοκῇ λὸγ. ἀκ. ἐν 4.“

7. Avanoyia—ovvndesiae.

Schon Henr. Stephan. in dem genannten Appendix

c. 15. hat die Bemerkung gemacht, dass bei Sextus

Empirikus die Ausdrücke ἀναλογία und συνήϑεια sich

entgegengesetzt sind. Sie sind es aber auch bei

vielen andern Schriftstellern, wie sich später ergeben

wird. Sext. Emp. adv. Math. I. c. 10. δ. 176: Ὃς μὲν γάρ ἐστι χεχωρισμένος τῆς κοινῆς ἡμῶν συνηϑέίας

καὶ κατὰ γραμματικὴν ἀναλογίαν δοκεῖ ττροχόπτειν" ὃς δὲ χατὰ τὴν ἑκάστου τῶν Ἑλλήνων συνήϑειαν ἐκ παρα- πλασμοῦ καὶ τῆς ἐν ταῖς ὁμιλίαις παρατηρήσεως ἀνα- γόμενος. Hier werden sich entgegengesetzt ἀναλογία oder vielmehr γραμματικὴ ἀναλογία und κοινὴ συν»"-

τς δ8᾽ τοὦ-

ϑεια, die auch noch deutlicher 7 ἑκάστου τῶν Ἑλλήνων

συνήϑεια genannt wird. Ebendaselbst $. 179. wird sie 7] κοινὴ τῶν πολλῶν συνήϑεια genannt. Vgl. δ. 190,

Von der Beachtung des Wortes συνήϑεια im Begriff von Anomalie hängt schr viel zur Erkenntniss des Streites

ab. Gerade so stehen sich im Lateinischen ana-

logia oder ratio und consuetudo oder usus

entgegen.

8. Ἑλληνισμὸς -- διάλείτος.

Die eigene Erscheinung, dass von den Griechen schon in so früher Zeit auf die reine hellenische

Sprache gedrungen wird, in einer Zeit, wo sich in

der Wirklichkeit noch keine WVerderbniss gezeigt

hatte, erklärt sich nur aus ihren Betrachtungen über

die Sprache. Indem die ὀρϑύτης ὀνομάτων, der ὀρϑὸς

λόγος der Hauptpunkt ihres grammatisch - philosophi-

schen Strebens wird, entwickelt sich daraus der Begriff

einer reinen hellenischen Sprache. Der Beweis

für dieses äusserst wichtige Moment erfolgt in der

historischen Darstellung selbst. Einstweilen genüge

es, vorläufig zu sagen, dass das Wort ἑλληνισμὸς verwandt, ja in gewissem Sinne gleichbedeutend ist

mit ἀναλογία, ὀρϑότης λόγου, ὀρϑὸς λόγος u. 5. νν. Diogen. Lacrt. Zeno. 6. 40: Ἑλληνισμὸς μὲνο ὧν ἐστι φρᾶσις ἀδιάπτωτος ἐν τῇ τεχνικῇ καὶ μὴ εἰχαίᾳ συν.

ηϑείᾳ. Schol. zum Dionys. Thrax bei Bekker Anecdot,

Gr. Vol. I. p. 725: Avoırelei δὲ (ἡ Γραμματικὴ)

καὶ τῷ ἑλληνισμῷ, ὀρϑότητα διδασκουσα λέξεων χαϑ' ἕχαστον διάλεκτον. ΒΌΠΟΙ. inedıt. bei Fabric.

zum Sext. Empiric. I. c. 10. δ. 176: Ἢ κατωρϑο μένη λέξις ἑλληνιςμὸς καλεῖται, καὶ πᾶν τὸ ἐκ τῆς

συνγϑιςμένης λέξεως μετηνεγμένον βάρβαρον λέ.

Se ΜΕΥ

yeraı. Cf. Etymol. magn. 5. v. EAlmuouog. Sext.

Emp. adv. Matth. I. c. 10. δ. 160: Θέσει δὲ εἴπερ ἐστὶ καὶ νόμῳ ἀνϑρώπων, ὁ συνασχηϑεὶς μαλιστα καὶ

τριβεὶς ἐν τῇ συνηϑεία, οὗτος ἑλληνίζει, καὶ οὐχ ὁ τὴν ἀναλογίαν ἐτειστάμενος.

Dieser reinen richtigen Sprache, die durch eine

künstliche Abstraktion (τέχνῃ) erzielt wurde, musste

sich nun ganz natürlich entgegensetzen die Mundart

(7 διαλεξτος) mit ihren Abweichungen von der Rich-

tigkeit der Sprache. Und wirklich wir finden διάλεκτος, συνήϑεια διαλέχτου als Gegensatz der ὀρϑότης λόγου, des ἀγναλογικὸς 0005, des ἑλληνισμός. Vergl. Hero- dian’s Ausspruch bei Bekker. Anecd. Gr. Vol. I. p.

676: Ἤτοι κατὰ συνήϑειαν διαλέκτου ὁμολογουμένης,

ἤτοι χατὰ τὸν ἀναλογιχὸν ὅρον καὶ λόγον. Etym.Magn. 8. v. Διάλεκτος ἤτοι καϑ' ἣν ἕκαστοι ἀνϑρωποι

διαλέγονται πρὸς ἀλλήλους κατὰ τὴν ἔδιαν συνηϑειαν u. s. w. Was nun im Griechischen ἑλληνισμὸς be- zeichnet, repräsentirt bei den Römern wieder Lati-

nitas, jedoch mit veränderter Bedeutung.

Erste Abtheilung.

Die Philosophen.

Die Urgründe der Streitfrage unter Philosophen

und Grammatikern, ob in der Sprache ein Beharrliches

und Regelrechtes, oder vielmehr ein Schwankendes

und Regelloses zu suchen sei, reichen in eine Ferne

hinauf, wohin kaum mehr die historischen Nachrichten

darüber leiten. Wahrscheinlich lag der Keim dazu

in den Gegensätzen der jonischen Physiologen und der Eleaten, wornach den Erstern Alles fliessend und

werdend, den Letztern stehend und seyend erschien.

Vielleicht zeugen dafür die in Platons Kratylus häufig

vorkommenden Anspielungen auf die Fliessenden,

vielleicht die Person des Kratylos selber, der

Schüler des Heraklit genannt wird. Lässt sich nun

zwar der strenge Beweis für diese Muthmassung

nicht zu einem genügenden Abschluss bringen, so

können wir es doch als ganz bestimmt von Vorne

herein aufstellen, dass der Gegensatz von φύσις und

vouog schon sehr frühe bei den Philosophen des

Alterthums einkeimisch gewesen. So hatte Philolaos

der Pythagoräer in Bezug auf das Sittliche behauptet,

es sei von Natur, nicht durch Satzung. (Böckh’s

Philolaos S. 189.) So unterschied Beides auch

Hippias bei Plato Protag. p. 337, C. und D. Ja Ari-

stoteles Sophist. Elench. c. 12. sagt ausdrücklich:

Οἱ ἀρχαῖοι δὲ πάντες ᾧοντο — — ἐναντία γὰρ εἶναι

Be .--:

φύσιν καὶ vouov. Aber nachzuweisen, wer den einen oder den andern Begriff zuerst auf die Sprache an- gewendet habe, wird wohl eine Unmöglichkeit bleiben müssen. Von Empedokles wissen wir, dass er

Entstehen und Vergehen von keinem Dinge ausgesagt,

sondern diese Wörter bloss nach Satzung (γόμῳ) angenommen wissen wollte (Brandis Handb. I. S. 194.):

Οἱ δ᾽ εὐτ᾽ .... τότε μὲν τὸ λέγουσι γένεσϑαι, Eire δ᾽ ἀποχριϑῶσι, τὸ ὃ᾽ αὖ δυσδαίμονα πότμον Ἔν γε νόμῳ καλέουσι" νόμῳ δ᾽ ἐπίφημι καὶ αὐτός.

Hier war also der Begriff der Satzung wenigstens

in Bezug auf einzelnes Sprachliche schon in das

Bewustsein eingetreten; jedoch zeigt sich noch keine

allgemeinere Anwendung desselben, noch weniger

irgend eine Polemik gegen einen Gegner. Der älteste

Philosoph, auf den wir zurückgehen können, ist

Heraklit.

Stern in seiner vorläufigen Grundlegung zu einer

Sprachphilosophie (Berlin. 1835.) sagt S. 3: »Nach

Heraklit, dessen Ansicht Kratylus im Platonischen

Dialog dieses Namens ausspricht, sind die Worte

nicht erfunden (ϑέσει), sondern von Natur (φύσει), und die bestimmten Namen der Dinge werden uns

zugleich mit der Vorstellung derselben.« und beruft

sich dabei auf Proklos zum Kratylus $. 10 und 17. Allein, obschon Letzterer nur von Herakliteern

spricht, so finden sich doch wirklich Erwähnungen,

die jene Ansicht auf Heraklit selbst zurückführen.

Man höre Ammonios zu Aristotel. de interpret. p. 24, B. ed. Ald.: Τῶν μὲν γὰρ φύσει αὐτὰ (ὀνόματα) εἶναι ἀξιούντων οἱ μὲν οὕτω τὸ φύσει λέγουσιν, ὡς φύσεως αὐτὰ οἰόμενοι εἶναι δημιουργήματα, καϑάπερ ἠξίου

— De

Κράτυλος καὶ Ἡράκλειτος, ἑκαστῳ τῶν πραγμάτων ὑπὸ τῆς φύσεως ἀφωρίσϑαί τι λέγοντες οἰκεῖον ὄνομα, ὥσπερ καὶ αἴσϑησιν ἄλλην ἐπὶ ἄλλοις τῶν αἰσϑητῶν ὁρῶμεν τεταγμένην " ἐοικέναι γὰρ τὰ ὀνόματα ταῖς φυσικαῖς, ἀλλ᾽ οὐ ταῖς τεχνηταῖς εἰκόσι τῶν ὁρατῶν

οἷον ταῖς σκιαῖς καὶ τοῖς ἐν ὕδασιν, ἢ τοῖς κατόπτροις

ἐμφαίνεσϑαι εἰωϑόσι. καὶ ὀνομάζειν μὲν ὄντως τοὺς τὸ

τοιοῦτον ὄνομα λέγοντας τοὺς δὲ μὴ τοῦτο μηδὲ ὀνο- μάζειν, ἀλλὰ ψοφεῖν μόνον, καὶ τοῦ ἐπιστήμονος τοῦτο

ἔργον εἶναι, τῷ ϑηρᾷν τὸ ὑπὸ τῆς φύσεως κατεσκευ- ασμένον οἰκεῖον ἑκάστῳ ὄνομα, ὥσπερ τοῦ ὀξὺ βλέποντος, τῷ ἀχριβῶς διαγινώσκειν τὰς οἰχείας τῶν ἑκάστων

ἐμφάσεις. Wenn wir in diesen Worten die echte

Darstellung des dunkeln Philosophen besitzen, so

finden wir, dass er die Wörter für unmittelbare, von

der Natur selbst ausgegangene Abbilder der Gegen-

stände ansah, für Abbilder, die von keinem subjektiven

Einflusse menschlicher Willkür berührt werden,

sondern in objektiver Nothwendigkeit der Wirklichkeit

entsprechen.

Demokrit

Unter seinen zahlreichen Werken werden von

Diogenes Laertios in seiner Lebensbeschreibung ce. 33

einige auf Grammatik bezügliche genannt, wovon eines

den merkwürdigen Titel περὶ Ὁμήρου ἢ ὀρϑοεπείης καὶ γλωσσέων, die Andern περὶ ῥημάτων und ὀνομαστικὸν führen. Der Name der ὑρϑοέπεια könnte auf den Gedanken bringen, dass schon zu seiner Zeit die

Frage περὲ ὀνομάτων ὀρϑύτητος, die wir bald näher

— 3 —

kennen lernen werden, im Gange gewesen; allein

auch ohnediess lässt sich seine Ansicht über die

Sprache aus seinen übrigen Philosophemen herleiten,

Da wir nämlich wissen, dass er gesagt: ‚‚omnia opinionibus et instituti teneri“ (Cic. Acad. I,12.) oder

γόμῳ γλυκύ, νόμῳ πικρὸν, νόμῳ ϑέρμον, νόμῳ ψυχρὸν,

νόμῳ χροίη (Heimsoeth Democriti de anima doctrina p. 33., 40.): so ergiebt sich daraus schon, dass er auch

die Sprache aus blosser Menschensatzung abgeleitet

haben wird. So ist es wirklich. Proklos in den Scholien

zu Platons Kratylus p. 6. berichtet, dass Demokrit’s

Lehre mit der des Hermogenes übereinstimme, welcher

letztere, wie wir sehen werden, die Sprache durch

blosse ϑέσις existirend sich dachte. Dürfen wir dem

Scholiasten trauen, so besitzen wir sogar $.7. einige

äusserst wichtige Fragmente aus Demokrit’s sprach-

licher 'Theorie. Dieser Philosoph suchte— so berichtet

Proklos — seine Behauptung mit vier Gründen zu

unterstützen. Dafür nämlich, dass die Sprache Werk

der Satzung sey, zeugt 1) die Homonymie oder der

Umstand, dass verschiedene Dinge mit einem und

demselben Namen belegt werden. Wäre die Sprache

ein Werk der Natur, so könnte Ein Name auch nur

Ein Ding bezeichnen. 2) Die Polyonymie*) oder der

Umstand, dass verschiedene Namen einem und dem-

selben Dinge zuerkannt werden. Die Natur würde

*) Auf denselben Punkt bezieht sich die Erörterung des Am-

monios zu Aristotel. de interpr. p. 103., wo er über den Unterschied von ἄνϑρωπος, μέροψ und Boorog spricht. (Etwas ganz Anderes aber ist die Ouwvvule obliqui casus

bei Varro 1. 1. VIH. p. 150.) Fronto dediffer. vocabulorum: „Homonymia una voce multa significat. Synonynia multis vocibus idem testatur.““

u Me ..:Ξ

Einem Dinge auch nur Einen Namen zuerkannt haben.

3) Die Veränderung der Eigennamen spricht dafür,

dass der Name nicht Zeichen eines innern Merkmals,

sondern Sache der gesellschaftlichen Uebereinkunft

ist. 4) Der häufige Mangel analoger Sprachbildungen.

Ὁ δὲ Anuöxgrrog ϑέσει λέγων τὰ ὀνόματα, διὰ

τεσσάρων ἐπιχειρη "μάτων τοῦτο κατεσχεύαξεν᾽ ἂχ πῆς

ὁμωνυμίας “τὰ γὰρ διάφορα πράγματα τῷ αὐτῷ χαλοῦν--

ται ὀνύματι᾿ οὐκ ἄρα φύσει τὸ ὄνομα" καὶ ἔκ τῆς

πολυωνυμίας" εἰ γὰρ τὰ διάφορα ὀνόματα ἐπὶ τὸ αὐτὸ

καὶ ἕν RBe ἐφαρμόσουσιν, χαὶ ἐπάλληλα, ὅπερ ἀδύ-

γατον " τρίτον ἐκ τῆς τῶν ὀνομάτων μεταϑέσεως " διὰ

τί γὰρ τὸν ““ριστοκλέα μὲν Πλάτωνα, τὸν δὲ Τύφταμον

Θεόφραστον μετωνομάσαμεν, εἰ φύσει τὰ ὀνόματα; ἐκ

δὲ τῆς τῶν ὁμοίων ἐλλείψεως" διὰ τί ἀπὸ μὲν τῆς

φρονήσεως λέγομεν φρονεῖν, ἀπὸ δὲ τῆς δικαιοσύνης

οὐκ ἔτι παρονομαάζομεν; τύχῃ) ἄρα καὶ οὐ φύσει τὰ

ὀνόματα. Καλεῖ δὲ ὁ αὐτὸς τὸ μὲν πρῶτον ἐπιχείρημα

πολύσημον, τὸ δὲ δεύτερον ἰσόῤῥοπον ...... «ον ον τὸ

δὲ τέταρτον νώνυμον. Ich brauehe wohl kaum zu erinnern, dass Proklos

nicht allein die Beispiele, sondern auch die Ausführung

der einzelnen Gründe aus eigener Erklärung beigefügt

hat. Nach Demokrit waren es die Sophisten, die

sowohl allgemeinere Betrachtungen über die Sprache,

als specielle Feinheiten derselben in das Gebiet ihrer

Redekünste zogen.

5) 6611. N. A. X,4: positu fortuito.

Prodikos und Theramenes von Keos.

Prodikos Leben und Wirken hat geschildert

Welcker im rhein. Museum für Philol. I, 1. und I, 4.

Hier gehen uns nur seine Bestrebungen um die Sprache

an. Diese sind aber zweierlei, ineinandergreifend

zwar, indessen auch wieder verschieden, praktische

und theoretische. Als rein praktisch erscheinen sie

dann, wenn blosse Unterscheidung sinnver-

wandter Wörter von ihm beabsichtigt wird. Diess

nennt Platon ὀνόματα διαιρεῖν. Protag. p.341, C., Lach.

p. 291. Wegen dieser διαίρεσις τῶν ὀνομάτων, die

eine Lieblingsbeschäftigung unseres Keers gewesen

seyn muss, wird er bei Platon häufig ironisch eingeführt,

So unterscheidet er mehrmals im Protagoras Aus-

drücke, die ineinander überfliessen z. B. p. 337.,340.,

358., 359. Beziehungen auf diese Liebhaberei finden

sich nach Stallbaum’s Angabe noch im Menon. p. 75.,

Charmid. p. 163., Lach. p. 179., Kratyl. p. 384,,

Euthydem. init. Zum Gegenstande dieser Unter-

scheidung verwandter Wortbedeutungen scheint

Prodikos vorzüglich solche Worte genommen zu haben, die sich auf ethische Verhältnisse bezogen.

Insofern sich hier eine praktische Tendenz kund gab,

kann Sokrates dieselbe benutzt haben. Vrgl. Welcker S. 543. Mit dieser Unterscheidung der Synonyma scheint auch zusammenzuhängen seine Erklärung der

Dichter, wodurch er einen Haupttheil der hellenischen

Grammatik, die ἐξήγησις τῶν ποιητῶν, begründete. Vorzüglich muss sich Prodikos an seinem Lands-

manne Simonides versucht haben. Vergl. Protagor.

τς ἜΝ 2 ς

p-. 339, A.. 340, A. 'Themist. Orat. IV. p. 113:

Πρόδικος — τὰ Σιμωνίδου re χαὶ ἄλλων ποιήματα ἐξηγούμενος. Aus den eben erwähnten Versuchen

musste sich nun bald eine Lehre, eine Theorie über

die Sache selbst entwickeln. Diese Theorie wird bei

Platon als die περὶ ἐπῶν, περὶ ὀνομάτων bezeichnet,

Es unterscheidet sich daher, wohlgemerkt, διαιρεῖν

τὰ or0uere von διαιρεῖν περὶ ὀνομάτων, insofern das Erstere die vereinzelten Versuche bezeichnet, wäh-

rend διαιρεῖν περὶ ὀνομάτων auf ein Verbreiten über

die Sache, auf eine wissenschaftliche Begründung

hindeutet. So sagt Kritias bei Platon. Charmid. p,

322: Καὶ γὰρ Προδίκου μυρία τινὰ ἀχήκοα περὶ

ὀνομάτων διαιροῦντα. Diese Lehre περὲ ὀνομάτων») wird an anderen Stellen mit Bezug auf Prodikos auch

die περὶ ὀνομάτων ὀρϑότητος genannt z.B. Euthydem. p. 187, E., Kratyl. p. 384, B. Es hängt nun hier

Alles davon ab, den richtigen Sinn dieses Ausdrucks

περὲ ὀνομάτων ὀρϑότητος, der so häufig vorkommt, zu finden. Welcker S. 559. fasst sie als Lehre über

die Unterscheidung der Wortbedeutungen oder den

richtigen Gebrauch der Worte. Allein dann erforderte

die Deutlichkeit περὶ τῆς ὀρϑῆς διαιρέσεως τῶν 0v0-

μάτων. Die ὀρϑότης ist nichts Anderes, als die Frage über die Natur der Sprache. Der Kratylus nämlich

des Platon ist überschrieben περὲ ὀνομάτων ὀρϑότητος, er handelt aber nach allgemeiner Uebereinstimmung

*) Vergl. Bergk de reliqulis comoediae Att. ant. p. 335:

„Nequaquam autem a Prodiei ingenio et moribus abhorret

id quod Quinctilianus dieit, illum Philosophum (?) in Eupo-

lidea fabula litteras simul et musicam artem tradere: namque

Prodicum satis accurate in grammaticis quaestionibus ver-

satum esse constat, docuitque Welckerus.‘“

N τς

„über die Sprache nach ihrem Naturgrunde“ (Welcker),

de linguae origine (Classen p.36.); folglich kann Platon,

wenn er dasselbe Capitel dem Prodikos zuschreibt,

auch hier nichts Anderes gemeint haben. Dazu kommt,

dass er sich in eben diesem Dialog auf den Funfzig-

drachmenvortrag des Prodikos bezieht, als einen sol-

chen, der denselben Gegenstand behandelt.*) Wir

sind also berechtigt, anzunehmen, dass auch in die-

sem Vortrage desProdikos die Frage verhandelt wurde:

Ist die Sprache begründet in einer innersten Naturnoth-

wendigkeit {φύσει} oder in einer blossen Ueber-

einkunft (νόμῳ) ὁ Ich vermuthe, dass er annahm, dass sie durch ihr eigenstes Wesen (φύσει) jedem Dinge, ja jeder Modification eines Dinges einetreffende

Bezeichnung nachgebildet habe, und dass man nur

die feinern Unterschiede gehörig beachten müsse.

Wenn man unrichtig denke, so rühre es nur her

von dem unrichtigen Gebrauche oder Verständnisse der

Wörter. Hier mag ihm seine Unterscheidung der

Synonyma zu Statten gekommen seyn.

Theramenes, Schüler des Ebengenannten , setzt

die Untersuchungen über die Sprache fort. Seine

Schrift περὶ ὁμοιώσεως λόγου scheint schon durch

*) Bernhardi Sprachlehre I. S. 119: ,‚‚Die Frage übrigens:

ob die Zeichen der Sprache nothwendig oder willkührlich

sind, wird in dem Kratylus des Platon mit der ihm eigenen

Ironie und &razie abgehandelt, und aus diesem Dialog

lernen wir diese Frage zugleich als Streitpunkt für ältere

Philosophen kennen, von denen uns Prodikus und. Heraktit

genannt werden.‘

**) Prodikos schrieb nach Cic. de orat. II, 32. ein Werk de

natura rerum.

2

ihren Titel anzudeuten, dass sie über denselben Ge-

genstand handelte, wie der Vortrag des Prodikos.

Protagoras und Hippias.

Wenn schon Demokrit sregi ὀρϑοεπείης ge- schrieben, so kann es nicht auffallend seyn, dass

einer der ausgezeichnetesten Sophisten, Protagoras,

die Jünglinge τὴν ὀρϑοέπειάν τε καὶ ὀρϑοῤῥημοσύνην gelehrt, wie "Themist. Orat. IV. p. 113. berichtet.

Diese ὀρϑοέπεια aber, die ihm auch Sokrates in Platon. Phädr. p.82. beilegt, ist keine andere, als die

Lehre περὶ ὀρϑότητος ἐπῶν oder ὀνομάτων. Dass sich Protagoras mit dieser vorzüglich beschäftigt hahe,

geht besonders hervor aus Platon. Kratyl. p. 391,

C., wo Sokrates sagt: Aıntegeiv χρὴ τὸν ἀδελφὸν καὶ δεῖσϑαι αὐτοῦ διδάξαι σε τὴν ὀρϑότητα περὶ τῶν

τοιούτων, ἣν ἔμαϑε παρὰ Πρωταγόρου. Sehr schön hat Stallbaum zu dieser Stelle und in der Vorrede

p- XVII. die Frage erörtert, welcher Meinung der

Sophist gehuldigt habe. Da nämlich auch Protagoras

die heraklitische Ansicht theilte, dass Alles in ewigem

Werden hinströme,*) da er ferner den Menschen als

das Maass aller Dinge ansah, und dafür hielt, derselbe

habe gleich, nachdem er durch Prometheus vom Feuer

durchdrungen, und göttlichen Looses theilhaft gewor- den, Stimme und Worte künstlich gegliedert (Protagor.

p. 322, A: Ἔπειτα φωνὴν καὶ ὀνόματα ταχὺ διηρϑρώ-

‚*) Protagoras schrieb nach Cic. de orat. III, 32. ein Werk de

natura rerum.

u 8 9

σατο τῇ τέχνη.): so deutet dieses darauf hin, dass er die Sprache aus dem innern Wesen des Menschen,

mithin aus einem natürlichen Urgrunde sich entwickeln

liess. Diess lässt sich auch vielleicht daraus schlies-

sen, dass Hermogenes, der Verfechter_der entgegen-

gesetzten Ansicht, mit Verachtung im Kratylus von

der protagoräischen ἀληϑειὰ spricht. (Jedoch ist nieht zu leugnen, dass Protagoras sich die Sprache, weil

durch Menschen gebildet, auch ϑέσειν entstanden ge- dacht haben könnte, indem es nur an der geschickten

Wendung liegt, die man einer dieser Behauptungen

gibt, um sie ins Gegentheil umspringen zu lassen.)

Ob nun dieses Buch περὶ ὀνομάτων ὀρϑότητος bloss einen Theil einer grössern Schrift unter dem "Titel

ἀλήϑεια ausgemacht, wie Stallbaum annimmt, oder ein selbstständiges Werk gebildet, davon hängt hier

nichts ab. Nur das fragt sich, ob seine ὀρϑοέπεια von der 0090779 ὀνομάτων verschieden sey. Classen Ρ. 29. hält die Erstere für eine Rhetorik (recte et

accurate dicendi artem) und für gleichbedeutend mit

ὀρϑολεξία, meint aber doch, sie habe mit unserer

Grammatik manches gemein, über die 0090775 spricht er nicht. Ich sche keinen Grund, warum man nicht

annehmen soll, dass ὀρϑοέπεια und ὀνομάτων ὀρϑύτης dasselbe sey, da das Wort ὀρϑός, das technisch war, in beiden Ausdrücken sich findet, hingegen wenn von

einem rhetorischen Zwecke die Rede wäre, eher ὀρϑολεξία oder ὀρϑολογία stehen müsste. Dass die ὀρϑοέπεια identisch ist mit dem, was später ἀναλογία heisst, scheint mir ganz deutlich hervorzugehen aus

einer Aeusserung Quintilian’s in dem Capitel, wo er

ganz allein über die Analogie handelt, nämlich I, 6:

„Atque hanc quidem ὀρϑοέπειαν solam putant, quam ego minime excludo. Quid enim tam necessarium,

Si ΝΣ

quam recta locutio®* Vrgl. Spengel artium serip- tores. p. 43.

Ganz schön fügen sich hier die grammatischen Bemerkungen des Protagoras (bei Aristotel. Rhetor.

IH, ὅ., Sophist. Elench. 14.) an, wornach er die Ge-

schlechter der Wörter unterschied, ja sogar im Ein-

zelnen von dem gewöhnlichen Sprachgebrauche abwich,

indem er ὁ μῆνις und ὁ πηήληξ sagte. War nämlich der Mensch das Maass der Dinge, so musste er sie auch nach seiner Natur benannt haben, und nach sei-

ner eigenen Trennung in zwei Geschlechter auch die

ὀνόματα in ἄρρενα und ϑήλεα getheilt haben. Das

Dritte, das Neutrum (τὰ σκεύη} war durch die leblose Natur gegeben. Ausserdem hat Protagoras noch vier

Modi der Zeitwörter unterschieden in Frage, Antwort,

Befehl und Bitte. Quintil. II, 4. In allem Diesen

ist kaum etwas Rhetorisches, vielmehr nur Gramma-

tisches sichtbar.

Von Hippias dem Eleer berichtet Platon, dass

er verstehe, zu διαιρεῖν περί TE γραμμάτων δυνάμεως χαὶ συλλαβῶν καὶ ῥυϑμῶν χαὶ ἁρμονιῶν (Hipp. mai.

Ρ. 285, B.) und im Hipp. min. p. 368, D. nennt er

ihn ἐπιστήμων — διαφερόντως τῶν ἄλλων χαὶ περὶ

ῥυϑμῶν χαὶ ἁρμονιῶν. χαὶ γραμμάτων ὀρϑότητος. Aus

diesen schon von Classen. p. 32. angeführten Stellen

scheint hervorzugehen, dass Hippias sich besonders

mit den Elementen der Sprache befasst habe, aber

so, dass er ihr natürliches Verhäitniss zu dem durch

sie zu bezeichnenden Begrifflichen erörtert zu haben

scheint; denn es heisst, er habe περὶ γραμμάτων καὶ συλλαβῶν δυνάμεως gehandelt, welches Wort dv- varıs in der andern Stelle durch ὀρϑότης erläutert wird. Daraus würde hervorgehen, dass seine gram-

matischen Versuche etymologisch -zerlegender Art

— Eee

waren. Hiermit stimmt Xenoph. Memorab. IV, 4, 7.

ganz und gar überein, wo Sokrates zu ihm sagt:

Ilorsoov — καὶ περὶ ὦν ἐπίστασει, οἷον περὶ γραμ- μάτων, ἐάν τις ἐρηταί σε, πόσα καὶ ποῖα Σωχράτους

ἐστίν, ἄλλα μὲν ττρότερον, ἀλλα δὲ νῦν πειρᾷ λέγειν.

Daraus würde aber zugleich erhellen, dass der So- phist nicht ein bestimmtes System abgeschlossener

Gedanken bei seinen Unterredungen festgestellt, son-

dern nach seinem jedesmaligen Zwecke die Buch-

staben- und Sylbenlehre &emodelt habe. (Nach

Cicero de orat, ΠΙ, 32. rühmte sich Hippias bei den

olympischen Spielen wegen seines universellen Wis-

sens: ‚‚geometriam, musicam, literarum cogniti-

onem et poetarum.‘‘) Dass dieses Verschieben und

Wenden sprachlicher Formen zu vielfachen, oft geist-

reich, doch gehaltlos spielenden Unterredungen über

das gegenseitige Entsprechen vom realen Begriff

(ἔργον, πρᾶγμα) und dem bezeichnenden Worte in den Schulen und bei den Gastmahlen der Sophisten

führen musste, lässt sich leicht denken, wenn es

auch Xenoph. Memor. II, 14, 2. nicht berichtete.

Sokrates befindet sich in einer Gesellschaft, wo der

eben bezeichnete Gegenstand verhandelt wird: 4oyov

ὄντος πρὶ Ovouarow, ἐφ᾽ οἵῳ ἔργῳ ἕκαστον εἴη, und so kann er wohl IV, 2, 20. von einer μάϑησις und ἐπιστήμη τῶν γραμμάτων als einer eigenen Wissen- schaft und vom γραμματικός als Inhaber derselben sprechen.

ee ες

Sokrates nach Aristophanes.

Wir haben so eben den Sokrates bei Xenophon in der Gesellschaft von Sophisten gesehen, welche

die schon zur Mode gewordene Unterhaltung περὶ

ὀνομάτων oder περὶ ὀνομάτων ὀρϑότητος führen; wir finden ihn nachher im platonischen Kratylus tief und

ernstlich mit derselben Untersuchung beschäftigt, und

treffen ihn bei Aristophanes in einem ähnlichen Ge-

spräche an. Aus diesen Vergleichungen ergibt sich

zur Genüge, dass die Wolken des grossen athenien-

sichen Komikers unmöglich einer historischen Grund-

lage entbehren, sey nun die gewöhnliche Ansicht

richtig, dass sie das Carricaturbild jener Sophisten,

deren Namen bei uns einen so zweideutigen Neben-

begriff gewonnen, zeichnen, oder sey es, dass sie

vielleicht — den Sokrates selbst darstellen. Ohne

uns auf diese Frage einstweilen einzulassen, bemerken

wir, welche Weisheit er dem Strepsiades anbietet-

v. 638:

Πότερα περὶ μέτρων, ἢ περὶ ἐπῶν, ἢ δυϑμῶν;

Bergk commentat. de reliquiis comoediae Atticae

antig. p. 333. bemerkt hierzu ganz richtig: „‚Errant

autem qui ἰδία verba περὶ ἐπῶν ad poesin referunt,

de qua nihil omnino dieit Socrates, immo respiciunt

grammaticam illam doctrinam, quam Protagoras ὁρ- ϑοέττειαν appellavit, quamque illustrat Socrates inde

a v. 658 seqg.‘“ Wir haben gesehen, dass der Name

der ὀρϑοέπεια älter ist, als Protagoras, allein so viel

scheint gewiss zu seyn, dass die hier angebotene

und angenommene Lehre στερὶ ἐπῶν, welche p. 681.

a er

περὶ τῶν ὀνομάτων genannt wird, eine auf die Gram- matik bezügliche ist; und wenn wir die weitere Aus-

führung verfolgen, so werden wir den Charakter

dieses grammatisirenden Spiels schon entdecken.

Sokrates geht nämlich auf die Natur der durch die

Sprache benannten Dinge zurück, und will nach dieser

den Gegenstand so bezeichnen, dass, wenn ein 'Thier

weiblichen Geschlechtes ist, sein Name auch eine

weibliche Endung, wenn männlichen, eine männliche

haben, oder wenigstens durch den verschiedenen

Artikel bezeichnet werden soll.) Vergl. v. 666., 851., 1251. So soll man also nicht ἀλεχερύων, son- dern ἀλεχτρύαινα, ebenso 7 und nicht ὁ χάρδοπος u. s. w. sagen. Diese Sprachneuerung nennt er v. 699:

ὀρϑώς, v. 679: ὀρϑότερον λέγεις, v. 742: 00905 διαι-

ρών χαὶ σχοπών. Bedenken wir hierbei, wie neu die

Unterscheidung von männlichen und weiblichen Wör-

tern in der Sprachtheorie war, wie Protagoras jenen

Grundsatz bei μῆνις υπὰ πήληξ geltend gemacht haben wollte: so finden wir, dass das aristophanische Lust-

spiel hier ebenso historisch verfuhr, und eine ebenso

gelehrte Beziehung auf Zeitereignisse hatte, wie

vielleicht des Kallias γραμματικὴ ϑεωρία, die

merkwürdiger Weise eine Tragödie genannt wird.

(Ueber Letztere vergl. Welcker im rhein. Mus. I.

S, 137. und ganz neuerdings Bergk in der angeführten

Schrift p. 118.) Jene gelehrte Beziehung finden die

meisten Erklärer darin, dass Aristophanes hier den

Sokrates als Repräsentanten aller Sophisten angesehen

*) Gegen dieses Prineip, das aych spätere Grammatiker, starre

Analogetiker, aufstellten, streitet Sextus Empiric. adv.

Mathem. IH. c. 7. $. 146. sq.

ὡς A

habe, so dass der Gegenstand selbst nicht von So-

krates, sondern bloss von den Letztern behandelt

worden, und als 'Thorheit dieser Männer lächerlich

gemacht werde. Ich bin weit entfernt, den Sokrates

als Menschen und Lehrer verdächtigen zu wollen,

wie es neulich, man weiss wahrlich kaum, ob in

Scherz oder Ernst geschehen ist; allein, wenn er so

ganz der schneidende Gegensatz von allen Bestrebun-

gen und von aller Lehrweise jener Sophisten gewesen,

so ist kaum zu begreifen, wie auch ihn griechische

Schriftsteller als einen σοφιστης bezeichnen, und wie

Aristophanes ihm eine Ansicht hätte aufbürden können,

von der ihm gar nichts eigenthümlich gewesen. Wir

sehen ja doch, dass Sokrates bei Plato wirklich ein

Gespräch περὶ τῆς ὀρϑοεττείας hält. Was sträuben wir uns daher, bei Aristophanes eine dem Witze des

Lustspiels zu Grunde liegende Wahrheit anzuerkennen ®

Das Resultat dieser Bemerkungen ist, dass auch So-

krates περὶ erıwv gehandelt, und zwar so, dass er

die φύσις der Dinge beachtend die Sprache analogis- tisch zurechtsetzen wollte.

Nicht umhin kann ich aber, hier noch eine andere

Stelle des Aristophanes anzuführen, die zwar nicht

auf Sokrates, doch im Allgemeinen auf jenen Streit

περὶ ὀρϑότητος ὀνομάτων eine leise Anspielung zu enthalten scheint. Diese befindet sich in den Fröschen,

wo Dionysos v. 1180. zum Euripides sagt:

1ϑι δὴ λέγ᾽" οὐ γάρ μου στιν ἀλλ᾽ ἀκουστέα

Τῶν σῶν προλόγων τῆς ὀρϑότητος τῶν ἐτιῶν.

Euripides hat nämlich kurz vorher sich bereit

erklärt, Muster seiner Prologe zu geben, und sich

verhöhnen zu lassen, wenn er Etwas zweimal sage,

oder ein Flickwort gebrauche. Darauf entgegnet

Dionysos mit schalkhafter Ironie: Lass hören! Denn

a =

ich lerne aus deinen Prologen grammatische Richtigkeit.

Statt des Begriffs 009 ἔπτη aber setzte er den Streitpunkt die ὀρϑότης τῶν ἐπῶν selber. Vergl. v. 1198., wo Aeschylos auf die Behauptung des Euripides, er mache

schöne Prologe, antwortet:

Καὶ μὴν, μὰ τὸν Av, οὐ κατ᾽ ἔπος γέ σου χνίσω

To ῥδῆμ᾽ ἕκαστον.

Vielleicht liegt in obiger Stelle noch ein leichter

Spott auf grammatische Liebhabereien des Euripides,

wie in seinem Theseus, wo nach einem Fragment bei

Athen. X, p. 454, B. die Figur mehrer Buchstaben

beschrieben wird.

Pythagoras.

Auch dieser geheimnissreiche Mann, dem in Zahl

und Harmonie das Wesen der Welt aufgegangen

war, gehört nach einigenBerichten in die Reihe dieser

grammatisirenden Philosophen. Proklos zum Kratylus

p- 6. berichtet, dass er wie später Kratylos und

Epikur dafür gehalten, dass die Sprache ein Werk

der Natur sey: „Pythagoras gefragt, was das Wei-

seste unter den Dingen sey? antwortete: Die Zahl; was das Nächste zur Weisheit? Der Namengeber, — — — Unter dem Namengeber verstand er die Seele, welche von dem V.erstande sie übernimmt.*)

*) Stern in seiner vorläufigen Grundlegung zu einer Sprach- philos. S. 3: „Dem Pythagoras waren die Namen der

Dinge eine Vermittelung zwischen dem γνοὺς (derallgemei-

nen Vernunft) und denDingen, und ein Werkzeug deryuyn

(Einzelscele) welche demselben nachschafft.“

Be Ν γ ες

Die Namen sind blosse Abbilder der Dinge. Die Psyche ahmt den Nous nach. Folglich ist das Namengeben

kein Werk des Zufalls, sondern eines den Nous und

die Natur der Dinge Einsehenden, mithin sind die

Worte durch die Natur.“ Ἐρωτηϑεὶς γοῦν Πυϑα- yooas’ τί σοφώτατον τῶν ὄντων; ἀριϑμός, ἔφη"

τί δὲ δεύτερον εἰς σοφίαν; ὁ τὰ ὀνόματα τοῖς πραγ-

μασι ϑέμενος. Ἠινίττετο δὲ διὰ μὲν τοῦ ἀριϑμοῦ τὸν νοητὸν διάκοσμον τὸν περιέχοντα τὸ πλῆϑος τῶν γοερῶν εἰδῶν" ἐχεῖ γὰρ ὁ πρῶτος καὶ κυρίως ἀριϑμὸς μετὰ τὸ ἕν ὑπέστη τὸ περιούσιον, ὃς καὶ τὰ μέτρα τῆς οὐσίας πᾶσι τοῖς οὖσι χορηγεῖ, &v ᾧ καὶ m ὄντως σοφία --- — --- διὰ δὲ τοῦ ϑεμένου τὰ ὀνόματα τὴν ψύχην ἡνίττετο, ἥτις ἀπὸ νοῦ μὲν ὑπέστη" καὶ αὐτὰ

μὲν τὰ πράγματα οὐκ ἔστιν, ὥσπερ ὁ νοῦς, πρώτως, ἔχει δ᾽ αὐτῶν εἰκόνας καὶ λόγους οὐσιώδεις διεξοδικοὺς,

οἷον ἀγάλματα τῶν ὄντων, ὥσπερ τὰ ὀνόματα ἅπομι- μούμετα τὰ νοερὰ εἴδη, τοὺς ἀριϑμούς" τὸ μὲν οὖν εἶναι πτᾶσιν ἀπτὸ νοῦ τοῦ ξαυτὸν γινώσκοντος καὶ σοφοῦ,

τὸ δ' ὀνομάζεσϑαι, ἀπὸ ψύχης τῆς νοῦν μιμουμένης,

Οὐκ ἄρα φησὶ Πυϑαγόρας, τοῦ τύχοντος ἐστὶ τὸ ὀνο-

ματουργεῖν, ἀλλὰ τοῦ τὸν νοῦν ὁρῶντος καὶ τὴν φύσιν τῶν ὄντων" φύσει ἄρα τὰ ὀνόματα. Ich glaube, Stall- baum hat sehr Recht, wenn er diese Darstellung ver-

dächtigt. Proklos verräth offenbar den Neuplatoniker

sowohl in seiner Vermischung platonischer Ideenlehre

mit pythagoräischer Zahlenweisheit, als in der Rolle,

die er der Psyche ertheilt.

Sehen wir auf andere mehr lautere Quellen, so

gab es nach Pythagoras einen Ersten, der allen Din-

gen Namen beilegte. Diess erhellt aus Cic. Tuse. I,

25: „Aut qui primus, quod summae sapientiae Pytha-

gorae visum est, omnibus rebus imposuit nomina ?

Man könnte vielleicht vermuthen, dasshier etwa unter

εἰ Θ᾽ ες.

dem primus eine Wvyn zu verstehen sey, weil im Vorhergehenden häufig von einer göttlichen Kraft im

Menschen die Rede ist. Allein betrachtet man das

Folgende, so sieht man, dass Cicero wirklich auf

ıdeale Personen der Urzeit hindeutet: ‚‚Aut qui dis-

sipatos homines congregavit et ad societatem vitae

convocavit? — — Omnes magni.‘“ Hier möchte nun aber das imponere nomina, so wie der Ausdruck ὁ τὰ ὀνόματα ϑέμενος fast auf die Ansicht hinlei- ten, Pythagoras habe die Sprache als durch ϑέσις

entstanden angesehen. Dachte er sich nämlich einen

solchen Urerfinder der Sprache, wie es Erfinder an-

derer Künste gibt, so zog er dieselbe in das Gebiet

menschlicher Fähigkeiten, nicht natürlicher Anlagen.

Wäre sie eine natürliche Anlage gewesen, so hätten

alle Menschen durch einen innern Trieb darauf ver-

fallen müssen; da es aber nur einEinzelner war, der

zuerst den Dingen die Benennungen ertheilte (ὁ τὰ

ὀνόματα τοῖς πράγμασι ϑέμενος): so ist es natürlich, dass die Anderen es von ihm annehmen, dass also

eine συνϑήκη καὶ ὁμολογία statt fand. Wie dem aber a:ıch seyn möge, der Hauptpunkt bei Pythagoras ist

die Persönlichkeit eines solchen Ursprachbildners ;

und diese tritt auch in den übrigen Nachrichten deut-

lich genug hervor. Vrgl. Davis. zu Cic. 'Tusc. 1,

25: ‚„‚Theodotus in Eclog. ex Script. Prophet. cap.

32. Πυϑάγορας ἠξίου, μὴ μόνον λογικώτατον, ἀλλὰ

χαὶ πρεσβύτατον ἡγεῖςϑαι τῶν σοφῶν τὸν ϑέμενον τὰ

ὀνόματα τοῖς πράγμασιν. Et hane Pythagorae fuisse sententiam patet ex Jamblicho $. 56. Idem $. 82.

secundas tantum partes huic sapientiae tribuit. Τὶ, inquit, τὸ σοφώτατον; ἀριϑμος" δεύτερον δὲ, τὸν τοῖς πράγμασι τὰ ὀνόματα τιϑέμενον. Vide οἱ Aclianum V. Η. IV, 17. ac Hieroclem in Aur. Carm. LXI. p.200.*°

PER, τς

Offenbar geht auf diese Persönlichkeit auch die

Polemik des Lucret. V, 1040. 544.» wo er in epikuri-

schem Sinne eifert:

„Proinde putare, aliquem tum nomina distribuisse

Rebus et inde homines didieisse vocabula prima,

Desipere est — — —

Cogere item plureis unus victorque domare

Non poterat, rerum ut perdiscere nomina vellen

Endlich macht Leo Magent. zu Aristotel. de in-

terpret. p. 102. folgende drei Classen von Sprach-

philosophen: Διὸ οἱ μὲν φύσει ἔλεγον τὰ ὀνόματα ὡς τῆς φύσεως ὄντα δημιουργήματα καὶ ὡς προςφόρως

τῇ τοῦ πράγματος φύσει τιϑέμενα. καὶ πάλιν οἱ μὲν

t.*

Yages ἔλεγον τὰ Ovouara, διὸ ἐξὸν ἕχαστῳ ἕκχαστον πρᾶγμα ὀνομάζειν ὡς βούλεται' οἱ δὲ ὅτι ὑπὸ τοῦ γνομοϑέτου τοῦ ἐπισταμένου τὴν φύσιν τῶν ττραγ- μάτων ττροσφόρως ἐπιτίϑενται" τὸν μὲν γὰρ ἥλιον ἀρ- gevixwg ἃ. 8. W.

Ammonios hingegen zu Aristot. de interpr. p. 24>

B. ed. Ald. macht vier Classen. Die zwei ersten

denken sich die Sprache φύσει entstanden, so zwar, dass die Einen die Wörter als natürliche Abbilder

der Gegenstände, die Anderen als künstliche Nach-

bildungen derselben betrachten. Die zwei letzten

Classen halten die Sprache für entstanden ϑέσει, und

zwar die erste dieser Partheien als durch Zufall und

Willkür in die Welt gekommen p. 25, A: Οἱ μὲν οὕτω τὸ ϑέσει λέγουσιν ὡς ἐξὸν ὁτῳοῦν τῶν ἀνθρώ. πων, ἕκαστον τῶν πραγμάτων ὀνομάζειν, ὅτῳ ἂν ἐϑέλῃ

ὀνόματι, χκαϑάπερ Ἑρμογένης ἠξίου. Die letztere aber

nimmt einen ursprünglichen Sprachbildner an: Οἱ δὲ

οὐχ οὕτως, ἀλλὰ τίϑεσϑαι μὲν τὰ ὀνόματα ὑπὸ μόνου

τοῦ ὀνοματοϑέτου, τοῦτον δὲ εἶναι τὸν ἐπιστήμονα τῆς

φύσεως τῶν πραγμάτων, οἰκεῖον τῇ ἑκάστου τῶν Oyrov

ὡς ᾿Δδἔθ' .:

φύσει, ἐπιφημίζοντα ὄνομα, ἢ τὸν ὑπηρδτούμενον τῷ

ἐπιστήμονι u. 5. w. Unstreitig ist der ὀνοματοϑέτης

der Ansicht des Pythagoras entlehnt, aber freilich in

diesen Darstellungen späterer Scholiasten der physi-

schen Classe näher gerückt.

Kratylos.. Hermogenes. Platon.

Platon, der gefeierte Schüler eines verehrten

Lehrers, ein Mann, in dem Verstand und Phantasie,

Heiterkeit und Ernst sich zu glücklicher Harmonie

vereinigt hatten, wird zuweilen als derjenige genannt,

welcher der Grammatik zuerst eine wissenschaftliche

Grundlage gab. Vrgl. Diogen. Laert. Platon. c. 19: Πρῶτος ἐϑεώρησε τῆς γραμματικῆς τὴν δύναμεν. In wel-

chen Dialogen diese seine Wissenschaft niedergelegt

seyn kann, sieht man aus den ebendaselbst angeführten

Tetralogieen, worin Thrasyllos dieselben eingetheilt

hatte. Und zwar ist es nur der erste Dialog der

zweiten Tetralogie, der speciell den Gegenstand ab-

handelt, der uns interessirt, der Kratylus nämlich, in

Bezug auf welchen Diogenes c. 43. ganz einfach

sagt: JısleyI9n δὲ καὶ περὶ ὀνομάτων ὀρϑότητος.

(Eben so knapp drückt er sich über die Stoiker aus.)

Vergl. Dionys. Hal. de comp. verb. c. 16.

Drei Personen treten in diesem oft missverstan-

denen Gespräche auf. Es sind die beiden Lehrer

Platons, der heraklitische Kratylos (Κράτυλος ὁ Ἡρακλείτιος Procli schol. in Cratyl. p. 4.) und der

parmenideische Hermogenes (Diog. Laert. Platon. c.8.).

Der Erstere behauptete nämlich, jedes Wort ent-

spreche der dadurch bezeichneten Sache, von Natur

aus sey jedem Dinge der richtige Name beigelegt,

p- 383, A: ὀνόματος ὀρϑότητα εἶναι ἑκάστῳ τῶν Ov-

των φύσει πεφυκυῖαν. (So hatte auch Hippokrates ungefähr um dieselbe Zeit τὰ ὀνόματα φύσιος vouo- ϑέτηματα genannt. Vrgl. de arte p. 7. ed. Kühn.)

Dagegen behauptet Hermogenes, nicht durch die

Natur sey der richtige Name jedem Dinge gegeben,

sondern Alles sey Uebereinkunft und Verabredung,

p. 384, ἢ: Οὐ δύναμαι πεισϑῆναι, ὡς ἄλλη τις 00-

ϑότης ὀνόματος ἢ ξυνϑήκη καὶ ὁμολογία. Vermittelst

der Induktion sucht nun Sokrates den Hermogenes

zu überzeugen, dass nicht jener der richtige Name

sey, den man einem Dinge ohne Weiteres beilege,

sondern derjenige bloss, den man ihm nach seiner

eigensten Natur gebe. Was die Instrumente in der

Hand des Handwerkers sind, das sind die Worte in

der Hand des Dialektikers.. Wie jedes Instrument

seiner Bestimmung gemäss seyn muss,*) so jedes

Wort demDinge, zu dessen Bezeichnung es gebraucht

werden soll. Das Wort darf nicht rein willkürlich

*) Boeth. ad Aristotel. de interpr. II. p. 314. ed. Ven.:

„Plato vero in eo libro, qui inscribitur Cratylus (p. 388.

544.), aliter esse constituit, orationemque diecit suppellecti-

lem quandam atque instrumentum esse significandi res eas,

quae naturaliter intellectibus conecipiuntur, eamque intellec-

tum vocabulis discernendi; quodsi omne instrumentum na-

turalium rerum secundum naturam est, ut videndi oculus,

nomina quoque secundum naturam esse arbitratur. Sed hoc

Aristoteles negat, et Alexander multis in eo nititur argu-

mentis, monstrans orationem non esse instrumentum

naturale.“

— δῆ;

seyn, es musss der Natur des Dinges entsprechen.

P. 390, ἢ: Koarvlog ἀληϑῆ λέγει, λέγων φύσει τά ὀνόματα εἶναι τοῖς πράγμασι, καὶ οὐ πάντα δημιουργόν

ὀνομάτων εἶναι, ἀλλὰ μόνον ἐκεῖνον τὸν ἀποβλέποντα εἰς τὸ τῇ φύσει ὄνομα ὃν ἑκάστῳ. Darauf spricht Hermogenes den Wunsch aus, den rechten Begriff

von der Richtigkeit der Namen zu erhalten. Im

Folgenden schreitet der Dialog durch Scherz und

Ernst zu dem eigentlichen Gegenstand der Untersu-

chung weiter fort. Der Scherz besteht namentlich

in einigen etymologischen Wortspielen, die der Art

sind, dass bloss der äussere Klang für die Ableitung

entscheidet. Allein sobald p. 397. der Hauptpunkt

schärfer in’s Auge gefasst wird, treten auch gleich

technische Ausdrücke sichtbar hervor. Es ist näm-

lich auf der einen Seite ὁ τύπος (die feste Gestalt,

die charakteristische Form und Norm, gleichbedeu-

tend mit ὀρϑότης), auf der andern τὸ αὐτόματον (bei

Proklos. p. 7. τὸ τυχόν, gleichbedeutend mit der spä-

tern ἀνωμαλία). Untersucht sollen werden, wie er weiterhin sagt, τὰ ὀρϑῶς κείμενα περὶ τὰ ἀεὶ ὄντα καὶ πεφυκότα. Zuerst also fragt es sich, ob der Name Götter (ϑεοῖῦ dem entsprechenden Wesen richtig beigelegt worden sey. Sokrates bemerkt p. 397, C.,

D., die alten Griechen hätten, wie andere Völker,

anfangs nur Sonne, Mond, Erde, die Gestirne und den Uranus für Götter gehalten, und weil siegesehen,

dass diess Alles in ewigem Laufe sich drehe («ei ἰόντα δρόμῳ καὶ FEovra), sie gemäss dieser Natur des ϑεῖν nun ϑεοί genannt. Die Dämonen erklärt er mit Anziehung einer hesiodischen Stelle als die Ver-

nünftigen, Edlen, Einsichtigen (danuoves*). Mehr

*) So braucht nach mehreren Jahrhunderten dieses Wort Arnob.

ες -

spielend verfährt er alsdann bei der Ableitung des

Namens ἥρως. Anfangs sollte man glauben, er leite es von ἔρως ab, und erkläre es so, dass Heroeit die

von Göttern oder Göttinnen Geliebten seyen; allein

mit einer schnellen Wendung leitet er den Namen

von &owrav ab, und stellt sie scherzhaft den Rhetoren und Fragern seiner Zeit gleich. Schwieriger scheint

ihm der Name der ἄγϑρωποι. Sokrates macht den Hermogenes aufmerksam auf die gewöhnlichen Buch-

stabenveränderungen, auf das Verschieben des Accents,

sobald ein Wort aus einem önu« (Bezeichnung ver-

mittelst der Eigenschaften) ein ὄνομα (Eigenname*) wird. So erklärt er den ἀνϑρωπος nach Abzug jener

Veränderungen als einen solchen, der sinnt und nach-

denkt über das, was er geschen (ἀνα Igel καὶ ἀνα- λογίζεται τοῦτο ὃ Onwrrev). Ein ganz natürlicher Uebergang bietet sich ihm hier auf die Benennnng

von Leib und Seele des Menschen. Die letztere be-

stimmt er als die die Natur Zusammenhaltende und

Bewegende (p. 400, B.: 7 φύσιν ὀχεῖ καὶ ἔχει). Den Leib (σώμα) deutet er als Zeichen (σῆμα) der Seele.

Er kommt alsdann auf die Etymologieen der Götter- namen. Hier erklärt er nun von Vorne herein, dass

wir nichts wissen über die Götter, weder wie sie

beschaffen seyen, noch wie sie sich nennen.**) Also

adv. gent. I, 23: ‚‚„Puerile, pusillum est, et exile, vix et

illis conveniens, quos iamdudum experientia doctorum

daemonas appellat et heroas, non nosse coelestia, et

in hac rerum materia crassiore conditionis suae exsortes

versari.‘“ Hier sind daemones die Einsichtigen und heroes

die Luftigen.

%*) Ueber die Unterscheidung des Platon von ὄνομα und ῥῆμα

vergl. Plutarch. Platon. Quaest. X.

**+) Vergl. Arnob. adv. gent. III, 4: ‚‚Sed illud rursus 'deside-

ir ΗΝ τὰ

bloss, wie die Menschen sie nennen, die nichts über

sie wissen, wird dargelegt. In dieser Abtheilung des

Dialogs überlässt er sich nun aber ganz seiner Laune,

und scherzt gemüthlich über den Missbrauch, mit dem

die einzelnen Sekten seiner Zeit die Götternamen

ihren philosophischen Meinungen anbequemten. Dass

bei diesen Ableitungen meistens Anspielungen auf

verunglückte Speculationen der Art zu Grunde liegen,

wird klar aus folgender Aeusserung des Sokrates

p. 401, Ὁ: Καὶ ταῦτα μὲν δὴ ταύτῃ ὡς παρὰ μηδὲν εἰδότων εἰρήσϑω, und Hermogenes bemerkt einmal p. 402, D. ganz naiv: Τοῦτο μὲν, ὦ Σωχρατες, κομ- wov. Besonders aber ist zu bemerken, dass sich

dieseEtymologieen als verdeckte Satyre auf die Lehre

vom ewigen Fliessen und Werden gestalten; denn

fast Alles wird abgeleitet von Wörtern, die ein

Fliessen, Sichbewegen, Werden bedeuten. Vergl.

p. 411, C: Οὐ κατενόησας ἴσως τὰ ἄρτι λεγόμενα, ὅτι παντάπασιν ὡς φερομένοις TE χαὶ δέουσι καὶ γιγνομέ- γοις τοῖς πράγμασι τὰ ὀνόματα ἐπίκειται. Dabei ver-

säunt Sokrates aber keine Gelegenheit, einzelne

wirksame ethische Sentenzen einzuflechten, wie bei

der Etymologie des Names “Ζιδης. Im Folgenden wünscht Hermogenes auch die auf

das Gute bezüglichen Bezeichnungen ebenso erläutert

zu sehen, wie Sokrates die Gott und Natur betref-

ramus audire a vobis, impositane habeant haec nomina,

quibus eos vocatis, an ipsi haec sibi diebus imposuerint

lustrieis. Si divina haec sunt et coelestia nomina, quis de-

tulit ad vos ea? Sin autem a vobis appositas appellationes

has habent, quemadmodum potuistis vocabula his dare, quos

neque videbatis aliquando, neque quales, aut qui essent in

ulla cognitione noratis?“

3

ai ΝΝΝ ..".

fenden etymologisch gedeutet hat. Im Gegensatz zu

jenen früheren Etymologieen beginnt nun sein Lehrer,

alle die auf Vernünftigkeit, Gerechtigkeit, Tapferkeit

und dergl. hinauslaufenden Ausdrücke aus dem all-

einigen Begriffe des Seyns zu entwickeln, und somit

auch jene Lehre vom ewigen starren Seyn zu belä-

cheln, wie er es schon mit der entgegengesetzten

vom ewigen Werden gethan. Allein ausser dieser

Ironie über Verirrungen der zeitigen philosophischen

Systeme scheint er noch besonders die willkürlichen

Wortspiele mancher Sophisten, ihre Prahlerei, Un-

wissenheit und leeren Ausflüchte bei der Behandlung

der Sprache selbst verspotten zu wollen. Vergl.

Ρ. 425, D. sq. Somit will er alsp in jenen Herleitungen

keineswegs eine wirkliche ernste erschöpfende Beur-

theilung der Sache geben; vielmehr traut er, wie er

zum Kratylos sagt, seiner eigenen Weisheit nicht.

Er will die Sache näher überdenken und versuchen

zu schauen vorwärts und rückwärts. Die Sprache

ist ihm ein Abbild der Welt, das Wort Abbild eines

einzelnen Dinger. Wie nun der Maler sein Bild

malen muss mit den treffenden Linien und Farben,

so auch der Sprachbildner. Hält er sich genau

an das (segebene, ohne willkürliche Aenderun-

gen anzubringen, so ist er trefflich in seiner Art,

wenn aber umgekehrt, so taugt er nicht. So

konnte nun auch der ursprüngliche Sprachbildner will- kürlich oder einsichtsvoll verfahren. Hätte er mit

richtiger Erkenntniss die Dinge nach ihren Eigen-

schaften benannt, so könnte man freilich aus den Be-

nennungen das Wesen der Dinge erkennen. Allein

es ist rathsamer, sich der Wirklichkeit hinzugeben,

und aus dieser die Kenntniss der Dinge zu schöpfen,

anstatt aus’ dem Abbilde, dem Worte, von dessen

a u

Richtigkeit wir ja nicht immer überzeugt seyn können. Es scheint daher Folgendes das Resultat

über den streitigen Punkt selbst zu seyn: „Wie

Jene irren, welche in allen Dingen nur ein ewiges

Werden annehmen, Jene aber auch, welche bloss ein

ewiges Seyn annehmen: so irren sowohl diejenigen,

welche in der Sprache nur eine ὀρϑύτης und die,

welche nur eine ξυνϑήκη in ihr anerkennen. An beiden

hat sie Antheil.‘“ Er sieht nämlich wohl ein, dass

das Wort dem Objekt durch innern Zusammenhang

entsprieht, dass selbst in den Buchstaben sich schon

eine Beziehung zu den Gegenständen vorfindet, allein

er verkennt auch nicht, wie viele äussere Verhältnisse

auf den Schall einwirken. Fragen wir aber, wen

Plato bei diesem Dialoge besonders im Auge hatte, so scheint mir das Einfachste, dass vor Allem die

Streitfrage unter den Sophisten seiner Zeit und

besonders die Differenz zwischen seinen beiden Leh-

rern ihn zu dieser Untersuchung bewogen habe.

Ausserdem erkenne ich aber auch noch ein zweites

Moment in diesem Dialoge an, nämlich das pytha-

goräische. Diess drängt sich mir nicht so sehr

auf in der Harmonie der himmlischen Körper, worauf

p. 405, C. angespielt wird, als in der fortwährenden

Hervorhebung des Namengebers. So heisst nämlich

der Sprachbildner p. 404, B. τὸ ὄνομα τοῦτο ὁ τιϑέ-

μενος, p. 407, B. ὁ τὰ ὀνόματα ποιῶν, p. 411, E. τὸ ὄνομα ὁ ϑέμενος, p. 416, B. ὁ za ὀνόματα τιϑείς, an

welcher letzteren Stelle Stallbaum zu einem gram-

matischen Zwecke noch folgende andere eitirt p.419,

A. ὁ τὰ ὀνόματα τιϑέμενος, p.426, C. τῷ τὰ ὀνόματα

τιϑεμένῳ, p. 436, C. τὸν τιϑέμενον τὼ ὀνόματα, pP.

437, C. τὸν τὰ ὀνόματα τιϑέμενον u.m.a. (Nur selten wird im Plural gesprochen z. B. p. 411, B. οἱ πάνυ

> ΝΜ

παλαιοὶ avIgwroı οἱ τιϑέμενοι τὰ ὀνόματα.) Diese

und unzählige andere Stellen scheinen mir zu beweisen,

dass Plato pythagoräische Ansichten im Hintergrunde

hatte, auf die er allda reflektirte. Jedem, der nur

einigermaassen in Athen mit der Philosophie bekannt

war, war auch der pythagoräische ὀνομαϑέτης ge- läufig, und ihm konnte somit dieses stete Hervortreten

nicht verborgen bleiben. Ja es fällt derselbe beim

Lesen so stark auf, dass der heutige Leser fast un-

willkürlich eine nähere litterarische Bezüglichkeit

ahnt. Auch wird man jetzt einsehen, warum ich

Pythagoras dicht vor Plato hingestellt habe. Einige andere Stellen des Platon, die über Sprachliches han-

deln, aus dem Philebus, Theätet und Sophistes hat schon

Stobaeos Florileg. περὶ γραμμάτων p. 469. angeführt.

Aristoteles.

— [0

Lehrs de Aristarchi studiis Homericis p. 51:

„Nam per omnem antiquitatem cum paene nihil sani

attulerit etymologia, tum illa quaestio, in qua ipsius

Aristotelis partes haud exiguas fuisse fragmentis

cognoscimus, φύσει an γόμῳ rebus imposita sint no- mina, addoctrinam augendam inutilis.‘‘In dieser Aeusser-

ung theilt der ebengenannte Forscher dem Aristoteles*)

*) Wenn Wower de Polymath. c. VIH. sagt: ‚Aristodemus

quogue et Aristocles, item Aristoteles de analogia scrip-

serunt, ut eodem Varrone auctore discimus:‘“ so ist diese

Behauptung in Bezug auf den Letztern gewiss nur auseinem

Fehler des Textes bei Varro entstanden.

ON ER

eine bedeutende Rolle in dem von uns behan-

delten Streiie zu, wogegen Classen de Gram.

Gr. prin. p. 42. behauptet, Aristoteles habe nirgend

eigens darüber gehandelt: ‚‚Aristoteles quidem nus-

quam, quantum scimus, peculiari disputatione de Cra-

tylea quaestione egit: sed sapientissimus ille Grae-

corum — —- inter contrarias linguae explicandaerationes

eam magis respuebat, quae in ipsa natura finem et

fontem se invenisse gloriabatur.“ Bedeutend können

wir dieselbe zwar nach dem, was uns vorliegt, nicht

nennen, allein es ist schon hinreichend, wenn wir in

der Entwickelung der griechischen Philosophie den

Faden nicht verlieren; und dafür sind in den erhal-

tenen Werken des Stagiriten die Andeutungen genügend.

Die Unerschöpflichkeit und Universalität seines Gei-

stes hat ihn nämlich auch zu den grammatischen

Studien hingeführt. Was in dieser Hinsicht von ihm

übrig ist, hat fleissig gesammelt Classen p. 52—69,

Vgl. Kreuser Homerische Rhapsoden. Not. 153. Aber

nicht allein Beobachtungen grammatischer Punkte,

Unterscheidungen der verschiedenen Redetheile und

ähnliches zur Formenlehre Gehörige finden sich in

den aristotelischen Schriften, auch seine Theorie über

die Bildung der Sprache ist an einigen Stellen ange-

deutet. Die mehrmals angeführten proklischen

Scholien stellen ihn p. 6. als Anhänger der hermoge-

nischen Ansicht dar, und darin mögen sie im Allge-

meinen das Richtige getroffen haben; denn de interpr.

c. 2. behauptet er ganz kühn: Φύσει τῶν ὀνομάτων οὐδέν ἐστιν. Liest man den Anfang des genannten Buches und die reichen Scholien dazu durch, so

möchte sich folgendermaassen herausstellen, wie Ari-

stoteles so kurz einen philosophischen Streitpunkt ab-

brechen konnte, den Platon einer so ausführlichen

m we

Auseinandersetzung werth geachtet. Er ging namlich

aus von den Bewegungen in der Scele, diese erregen

die Laute, oder mit seinen eigenen Worten: Das in

der Stimme Enthaltene fällt zusammen mit den Be-

wegungen in der Seele. c. 1: Ἔστι μὲν οὖν τὰ ἐν τῇ

φωνῇ τῶν ἕν τῇ ψυχῇ παϑημάτων σύμβολα. d. h. den

Bewegungen der Seele entsprechen die Naturlaute

als Zeichen*) derselben. Aber nicht jeder Naturlaut

ist Sprache; damit er diese werde, muss das Begriff-

liche hinzutreten. Wie tritt aber das Begriffliche

hinzu? φύσει oder ϑέσει ὁ Träte es auf einfachem

natürlichen Wege zu dem Naturlaute, so müssten alle

Nationen dieselbe Sprache haben. In allen sind die-

selben παϑήματα ἐν τῇ ψυχῇ; wären nun die Worte

nicht ein blosses Zeichen σύμβολον, sondern congruent mit den Begriffen, so müssten alle in gleicher Form

Gedanken und Empfindungen ausdrücken. Das ist

aber nicht der Fall (c. 1: χαὶ ὥςπερ οὐδὲ γράμματα

πᾶσι τὰ αὐτὰ, οὐδὲ φωναὶ αἵ αὐταί. Vergl. M. Ephes. zu Aristot. de interpr. p. 107. mit Ammon. p. 100.):

folglich muss die Sprache κατὰ συνϑήχην nach Ueber-

einkunft der einzelnen Völker gebildet seyn. c. 4:

Aoyog δέ ἐστι φωνὴ σημαντικὴ κατὰ συνθήκην. und:

Eotı δὲ λόγος ἅπας μὲν σημαντικός, οὐχ ὡς ὄργανον

δὲ (wie z. B. Platon gesagt hatte), ἀλλ᾽ ὡς προεί- ρηται, κατὰ συνϑήκην. (Das Wort συνθήκη finden wir

gleichbedeutend mit ϑέσις bei Platon Kratyl. p. 384, D. Vergl. Jamblich. de myster. VII. c. 5.) Dasselbe

ist mit Bezug auf ὄνομα und ῥῆμα schon vorher ge- sagt worden ce. 2: Ὄνομα μὲν οὖν ἐστὲ φωνὴ σημαν-

*) Cic. Τορίο. 8. 8. 35: „Itaque hoc idem Aristoteles σύμ-

βολον appellat, quod Latine est nota.““

= u =

urn κατὰ συνϑήχην ἄνευ χρόνου. Σημαντικὸν wird

alles Sprachliche genannt, insofern es nicht durch

sich selbst das, was es eben bezeichnet, ausdrückt,

sondern nur ein σημεῖον, ein willkürlich angenom-

menes Zeichen des betreffenden Objektes ist.

Von der Schule des Aristoteles ist mir weiter

nichts bekannt, als dass sie jene Untersuchungen —

wahrscheinlich in seinem Sinne — fortgesetzt. So

schrieb Theophrast nach Diogen. Laert. $. 47. in

seiner Lebensbeschreibung ein Buch περὶ λέξεως,

ebenso nach $. 48. eins szegi σολοικισμῶν. Heraclides, der ausser Speusippo$ pythagoräische und platonische

Lehre und zuletzt aristotelische angenommen, schrieb nach $. 86. eine Abhandlung περὲ ὀνομάτων. Einen Grammatiker Ptolemäos Peripatetikos werden wir später kennen lernen.

Epikurnm

Die Scholien des Proklos zum platonischen Kra-

tylus sagen uns p. 6., dass Epikur dafür gehalten,

dass die Sprache ein Produkt der Natur sey. Dass er sich dieses auf eine andere Weise, als Kratylos dachte, wäre anzunehmen, wenn uns auch Diogenes Laertios in seiner Lebensbeschreibung $. 75. 564. nichts Näheres darüber mitgetheilt hätte. Sein Dogma lautete: Ὅϑεν χαὶ τὰ ὀνόματα ἐξ ἀρχῆς um ϑέσει γενέσϑαι, αλλ᾽ αὐτὰς τὰς φύσεις τῶν ἀνϑρώπων, καϑ' ἕχαστα ἔϑνη ἔδια πάσχουσας πάϑη, καὶ ἴδια

u .-.

λαμβάνουσας φαντάσματα, ἰδίως τὸν ἀέρα ἐκπέμπειν, στελλόμενον ὑφ᾽ ἑχάστων τῶν πάϑων καὶ τῶν φαντας-

μάτων, ὡς ἂν ποτε χαὶ ἡ παρὰ τοὺς τόπους τῶν ἐϑ-

γῶν διαφορὰ εἴη. δ. 76. Ὕστερον δὲ χοινῶς καϑ' ἕχαστα ἔϑνη τὰ ἴδια τεϑῆναι, πρὸς τὸ τὰς δηλώσεις

ἧττον ἀμφιβόλους γενέσθαι ἀλλήλοις καὶ συντομωτέ.- ρως δηλουμένας" τινὰ δὲ καὶ οὐ συνορώμενα πράγματα

εἰσφέροντας, τοὺς συνειδότας παρεγγυῆσαι τινὰς φϑόγ- γους ὦν τοὺς μὲν ἀναγκασϑέντας ἀναφωνῆσαι, τοὺς δὲ

τῷ λογισμῷ ἑλομένους κατὰ τὴν πλείστην αἰτίαν οὕτως ἑρμηνεῦσαι. Die Hauptwörter, sagt also Epikur, sind von Anfang her kein Produkt einer blossen Ueber-

einkunft, sondern die jedesmal eigenthümliche Natur

der verschiedenen Völker wird, jede in ihrer Weise,

von den Erscheinungen und Eindrücken der Aussen-

welt affieirt, der Ton strömt jedesmal auf eine eigene

Weise heraus, so dass nach Gegenden und Völkern

Verschiedenheit der Benennung stattfindet. Später

aber tritt freilich die Uebereinkunft ein (ὕστερον δέ--- — τεϑῆναι). Um sich verständlicher zu werden,

stellt man die beiden Theilen eigenthümlichen Benen-

nungen gemeinschaftlich zusammen. Einige Dinge,

die nun beiden 'Theilen nicht eigenthümlich sind,

werden von dem einen, welcher dieselben kennt,

nothgedrungen so bezeichnet, und der andere Theil

der sich gegenseitig Verständigenden schliesst nun

κατὰ τὴν πλείστην αἰτίαν, dass gerade diese Dinge gemeint seyn müssen.

Wie jeder Philosoph diese Frage in seiner Weise

auffasst, so betrachtet Epikur die Entstehung der

Sprache von Seiten der Verschiedenheit der Sprachen.

Er ist aber weit davon entfernt, der Natur einen all-

einigen Antheil daran zuzugestehen, wie Proklos

meinte, dass er es vielmehr nur für den ursprünglichen

ie BE -.-

Process gelten lassen will. Diese ersten schüchternen

Versuche des Menschen, die Dinge um sich her zu

benennen, schreibt er der Natur, d. h. aber bei ihm einem willenlosen Trieb und Getriebenseyn zu. Daher

sagt Proklos p. 9: Ὁ γὰρ Ἐπίκουρος ἔλεγεν, ὅτι οὐχὶ ἐπιστημόνως οὗτοι ἔϑεντο τὰ ὀνόματα, ἀλλὰ φυσικῶς

κιγούμενοι, ὡς οἱ βήσσοντες καὶ πταίροντες καὶ μυχώ-

μενοι καὶ ὑλακτοῦντες χαὶ στενάζοντες. Später aber lässt er ganz ausdrücklich den Willen der sich gegen-

seitig Verständigenden hinzutreten. Vrgl.Origen. contra

Cels. I. c. 24: Ὡς διδάσκει Ἐπίκουρος (ἕτερως ἢ ὡς

οἴονται οἱ ἀπὸ τῆς Στοᾶς) φύσει ἐστὶ τὰ ὀνόματα, ἀποῤῥήξαντων τῶν πρώτων ἀνϑρώπων τινὰς φωνὰς χατὰ τῶν πραγμάτων. Lucret. Ψ, 1027:

“(ΑἹ varios linguae sonitus natura subegit

Mittere, et utilitas expressit nomina rerum

Non alia longe ratione, atque ipsa videtur

Protrahere ad gestum pueros infantia linguae.‘“

und etwas weiter:

„Postremo quid in hac mirabile tantopere est re,

Si genus humanum, cui vox et lingua vigeret,

Pro vario sensu varias res voce notaret ἐς’

vario sensu, ἔδια παϑη.

Die Megariker.

Von den Schulen, die aus sokratischer Lehre

hervorgegangen, scheint es vorzüglich die megarische

gewesen zu seyn, der die platonische Erörterung

nicht genügte *). Deycks de Megaricorum doctrina.

Bonnae, 1827. hat in seiner sonst schönen Auseinan-

dersetzung der Lehre Diodors p. 64— 82. diesen Punkt

übersehen, hingegen Classen de gramm. Graec. prim.

p- 41. äusserst klar aus den wenigen uns erhaltenen

Worten des Ammonios Hermias zu Aristotel. de in-

terpret. p. 103. jenes Philosophen Ansicht entwickelt.

Des Scholiasten Worte lauten: Ei δὲ ταῦτα 00905

λέγεται, δῆλον ὡς οὐχ ἀποδεξόμεϑα τὸν διαλεχτικὸν Διόδωρον πᾶσαν οἰόμενον φωνὴν σημαντικὴν εἶναι,

χαὶ πρὸς πίστιν τούτου καλέσαντα τῶν ξαυτοῦ τινὰ

οἰκετῶν τῷ συλλογιστικῷ συνδέσμῳ Ahhayımv καὶ ἄλλον ἄλλῳ συνδέσμῳ" ποίαν γὰρ ἕξουσιν ai τοιαῦται φωναὶ σημασίαν φύσεώς τινος, ἢ ἐνεργείας ἢ πάϑους,

χαϑάπερ τὰ ῥήματα, χαλεπὸν xal πλάσαι. Diodor theilte also die Ansicht des Aristoteles, die Sprache

sey nur cin Werk der Satzung.

Demokrit hatte schon, wie wir eben geschen,

die μετάϑεσις τῶν ὀνομάτων als Argument angezogen.

Hermogenes hatte bei Platon im Kratyl. p. 384, D.

——

*) Auch der Sokratiker Antisthenes schrieb nach Diogen. Laert.

Antisth. $. 16. und 17. ein Werk περὶ διαλέκτου, eine \ ’ δλδ5 ! £ Abhandlung στερὶ παιδείας ἢ Ονοματων, ein anderes

endlich σπτερὲ ὀνομάτων χρήσεως ἢ Ἐριστικος.

EEE "--

als Grund dafür angeführt, dass bei einer Namens-

veränderung der später gegebene — also thetische —

Name dieselbe Kraft habe (οὐδὲν ἥττον τὸ ὕστερον

00905 ἔχειν), wie der frühere angeblich physische, und berief sich dabei auf die übliche Namensverän-

derung der Sklaven (ὥσπερ τοῖς οἰκέταις ἡμεῖς με-

τατιϑέμεϑα). Um nun jenen Satz zu behaupten, dass

aller Laut nur das bezeichne, was man eben wolle

τᾶσαν φωνὴν σημαντικὴν εἶναι), unternahm es unser

Dialektiker, jene als Grund angegebene Namensver-

änderung an einem Beispiele faktisch darzustellen.

Er benannte einen seiner Sklaven mit der Conjunktion

ἀλλὰ μήν, einen zweiten mit einer andern, und wähnte

damit bewiesen zu haben, dass in der Sprache der

Gebrauch das allein waltende Princip sey. Man sieht

aus dieser Erzählung, wie sehr jener Streit in’s Leben

eingriff, und wie lebendig und selbst praktisch er

geführt wurde.

Gegen diese Ansicht der Megariker erhoben sich

Mehre, die auf eine ebenso merkwürdige, aus dem

Aberglauben der Zeit gegriffene, Weise das Gegen- theil verfochten. Sie sagten: An der Sprache hat

keine Satzung Antheil, sondern die blosse Natur;

denn da Segnung und Fluch, die der Mensch aus-

spricht, wirklich nützt oder schadet: so ist offenbar, dass die Sprache nicht von einer subjektiven Ueber-

einkunft der Menschen untereinander abhängt, sondern

dass ein gemeinsames Band des Gedankens Erde und Himmel verknüpft, die Menschheit mithin durch Ver- mittlung der Gottheit die Dinge auf dieselbe objektive

Weise aufgefasst und benannt haben muss. Wie dieser mysticirende Philosoph geheissen haben mag, ist kaum zu bestimmen. Im Ammonios lautet die Darstellung also: Ἐπεὶ δὲ ἕτεροι τὸ ϑέσει τῶν ὀνομάτων ἐξορίζειν

ur A Ὁ

ἐπιχειροῦσιν, ὥσπερ ὁ Πατραῖος δοὺς ageıosg (?), τὰς εὐχὰς ἡμῖν καὶ τὰς ἀρὰς παραφέροντες, ἐν αἷς τὰ ὀνόματα ἡμῶν λεγόμενα ἢ ὠφελοῦσιν ἐναργῶς τοῦς ὀνομαζομένους ἢ βλάπτουσι, καίτοι τῆς συν- ϑήχκης ἀνθρώπων μὲν εἰκότως πρὸς ἀνϑρώπους

γενομένης, ἀνθρώπων δὲ πρὸς ϑέους ὀυδὲ μέχρις

ἐπινοίας ὑφίστασϑαι δυναμένης, δητέον καὶ πρὸς τοὺ- τους ὅτι λογικοὺς ἡμᾶς καὶ ἀυτοκινήτους ὑποστήσαντες

οἱ ϑεοὶ πολλῶν πράξεων κυρίους εἰκότως κατέστησαν.

Offenbar liegt hier in Πατραῖος δοὺς ἄρειος der Name verborgen. Πατραῖος scheint richtig zu seyn, und

aus den übrigen Buchstaben lässt sich durch eine

kleine Versetzung ein griechisches Beiwort bilden.

Ich schreibe: ὁ Δυσαρετος, also ein Beiname wie

δύσκολος bei Apollonios. ΟἿ Lehrs quaestion. epicae. p. 22. sq. (Die Form Avoagsrog für Jvoageorog rechtfertigt sich durch einen neulich von mir publi-

cirten Stein in Wesseling: 9. AELIO. EGRILIO.

EVARETO. PHILOSOPHO. AMICO. SALVI.

IVLIANI AELIA. TIMOCLIA. VXOR. CVM.

FILIS.) Dieser Paträos Dysaretos möchte aber dann

einer ziemlich späten Zeit angehören.

Dieselbe Ansicht scheint auch Iamblichos de

myster. VII. c. 5. auszusprechen, wo er die Bedeut-

samkeit gewisser heiliger Namen rechtfertigt: Εἰ μὲν γὰρ Tv κατὰ συνθήκην κείμενα τὰ ὀνόματα, οὐδὲν διέφερε τὰ ἕτερα τῶν ἑτέρων μεταλαμβανειν" εἰ δὲ

τῇ φύσει συνήρτηται τῶν ὄντων, τὰ μᾶλλον αὐτῇ

προσεοικότα καὶ τοῖς ϑεοῖς ἔσται δήπου προσφιλέστερα.

Allein es ist nothwendig, dass wir aus diesem chro-

nologischen Vorgreifen, das wir des Stoffes wegen

uns erlaubt, in die Darstellung nach der Zeitordnung

zurückkehren, und nach der weniger bedeutenden

megarischen Schule die in das Gedankenleben der

= Bes

alten Welt gewaltig eingreifende stoische Sekte etwas

näher ins Auge fassen.

Die Stoiker

Wir nähern uns dem Abschnitte in der Betrachtung

der griechischen Philosophen, wo dieser Streit daran

ist, aus dem Gebiete philosophischer Behandlung in

die grammatische abzuspringen. Der Uebergang ist

sehr bemerklich ausgedrückt in der Erscheinung der

stoischen Schule. Diese werden wir hier als eine in

sich geschlossene Gesammtheit, aber mit besonderer

Berücksichtigung eines ihrer Koryphäen, vornehmen.

Wenn es eine richtige Bemerkung ist, dass

Sokrates die Ethik in die Philosophie eingeführt habe,

wie Sophokles die zweite Person in den dramatischen

Dialog, so kann man weiter fortspinnend hinzufügen,

dass Aristoteles und die Stoiker die Logik als dritten

Haupttheil begründeten, wodurch die .alte Philosophie

ihre wohlabgegrenzte Dreimarkung erhielt. Da nun

die Letztern der Logik eine solche Bedeutung gaben,

dass sie sagten πάντα τὰ πράγματα διὰ τῆς ἐν λόγοις ϑεωρίας ὁρᾶσϑαι, So ist nicht zu verwundern, dass

sie nicht beim blossen Denkakte stehen blieben, sondern

den Spuren der Frühern folgend das Wort als solches

in seiner Bedeutsamkeit darzustellen und zu classifi-

ciren suchten. — Von den fünf Theilen der Logik, die

Chrysipp unterschied, war einer περὶ φωνῆς. Dieser

musste nothwendig auch allgemein über das Wesen

der Sprache sich verbreiten. So findet sich denn

Pe ze

auch bei den Stoikern das alte Thema περὲ ὀνομάτων ὀρϑότητος wieder. Der Weise, behaupteten sie, müsse

ein διαλεχτιχὸς seyn. Diogen. Laert. Zeno. c. ὅθ:

Πάντα γὰρ τὰ ngayuara διὰ τῆς ἕν λόγοις ϑεωρίας

ὁρᾶσϑαι, ὅσα TE τοῦ φυσικοῦ τύπου τυγχάνει, καὶ αὖ πάλιν ὅσα τοῦ ἡϑικοῦ. Εἰς μὲν γὰρ τὸ λογικὸν τί δεῖ λέγειν περί τε ὀνομάτων ὀρϑότητος, ὅπως διέταξαν οἱ νόμοι ἐπὶ τοῖς ἔργοις οὐκ ἂν ἔχειν εἰπεῖν. Ich nehme hier οἱ νόμοι für ὁ νόμος, 7 ϑέσις und supplire

ὀνόματα aus dem Vorhergehenden: „In Bezug auf die

Richtigkeit der Namen lasse sıch nicht annehmen, dass

Satzung (die Bezeichnungen) den Objekten beigelegt

habe.‘ Die Stoiker nahmen also an, die Sprache sey

ein Produkt der Natur. Diess, was bei Diogenes

Laertios bloss dunkel angedeutet ist, bestätigt sich

durch eine Stelle des Origenes contra Cels. I. c. 24:

Aoyos βάϑυς καὶ ἀπόῤδητος, ὁ περὶ φύσεως ὀνομάτων,

πότερον, ὡς οἴεται ᾿“ριστοτέλης, ϑέσει ἐστὶ τὰ ὀνόματα 7, ὡς νομίζουσιν οἱ ἀπὸ Στοᾶς, φύσει, μιμουμένων φωνῶν τὰ πράγματα, καϑ' ὧν τὰ ὀνόματα, καϑὸ καὶ

στοιχεῖά τινὰ ἐτυμολογίας εἰσάγουσιν. Also nach stoischen Ansichten entsteht die Sprache aus dem

Bestreben, die Laute den Objekten ähnlich zu machen.

Die Ueberlegung (διάνοια) hat Theil an der Bildung des λόγος. Daher ist der λόγος (der begriffliche Ausdruck)

immer eine Bezeichnung eines Dinges, die λέξεις hin- gegen willkürliche Composition einiger Laute ohne

begriffliche Unterlage (Diog. L. c. 38.). Jener Be- stimmung aber, dass die Sprache Werk der Natur

sey, gaben sie eine Einschränkung. Diogen. Laert.

Zeno. c. 66: Φύσει δὲ τὸ δίκαιον εἶναι καὶ μὴ ϑέσει, ὡς καὶ τὸν νόμον χαὶ τὸν ὀρϑὸν λόγον, χκαϑά φησι

Χρύσιππος ἕν τῷ Περὶ καλοῦ. Chrysipp hatte also in seinem Werke über das Schöne gesagt, die

ie ME τω

vichtige Sprache sey ein Werk der Natur und nicht

der Satzung. — Ziweierlei ist hier zu bemerken,

einmal dass Chrysipp nicht von einzelnen abgerissenen

Erscheinungen der Sprache (ovouere) spricht, dass

er die Sprache in ihrer Gesammtheit (λόγος) nimmt. Dann ist zu bemerken, dass er eine richtige und eine

unrichtige unterscheidet. Diese Unterscheidung ist

freilich neu, sie war aber schon in dem technischen

Ausdruck ὀρϑότης gegeben, sie war ferner in dem

Resultate des platonischen Kratylus eingeschlossen.

Also nicht jede Sprache, jedes Bezeichnen der Objekte

durch Laute ist ein Werk der Natur, sondern nur

das richtige, das der Natur der Dinge gemässe *). Daher konnten auch einige Stoiker den 00905 λόγος als Kriterium der Wahrheit annehmen. Diogen. Laert.

c. 37. Daher mochte es denn auch kommen, dass die Stoiker sich so sehr bestrebten, der Schriftsprache

selbst die erforderliche Richtigkeit zu verschaffen ;

aus derselben Quelle floss ihr Einschärfen der Deut-

lichkeit (vaprweuc), Kürze (ovvrouie), Schicklichkeit

(srgercov), Ausarbeitung (κτατασχευή) und besonders

eines festen, echt griechischen Ausdrucks (ἕλληνις- 1105). Dieser Letzte muss aber hier etwas näher erörtert werden.

*) Vielleicht hängt damit zusammen, was Varro de 1]. ]. V. p.

66. berichtet: „„Loqui ab loco dictum, quod qui primo dieitur

fari, et vocabula et reliqua verba dicit, antequam suo quid-

que loco ea dicere potest. Hunc Chrysippus negat loqui,

sed ut loqui.“

Der Hellenismos.

Schon die Sophisten hatten, wie wir aus Platon’s

Kratylus sehen, bei der Herleitung der Wörter einen

Unterschied gemacht zwischen den echt hellenischen

und solchen, die von den Barbaren herübergekom-

men. Auch Aristoteles hatte schon vom ἑλληνίζειν

mit Bezug auf Rhetorik gesprochen. KRhetor. II.

c. 5: Ἔστι δ᾽ ἀρχὴ τῆς λέξεως τὸ ἑλληνίζειν. So spricht er ferner in der Poetic. c. 22. vom βαρβα-

ρισμὸς und in den Soph. El. c. 14. vom ooAoızısuos.

So wird ihm und dem Praxiphanes (Bekker. anecd.

Gr. Vol. II. p. 729. Vrgl. Welcker im Rhein. Mus. von Welcker und Näke. I. S. 156.) die Begründung

der vollendetern Grammatik, der γραμματικὴ περὶ τὸν ἑλληνισμὸν, zugeschrieben. Vorbereitet war also

jedenfalls schon eine solche 'Trennung einer reinen

hellenischen Sprache von einer minder fehlerfreien,

bis sie in der stoischen Schule ganz systematisch

hervortritt. Es liess sich nun aber der Hellenismos nach zwei

verschiedenen Seiten betrachten, und zwar zuerst

als ein durch das Medium der Vergleichung, der

Analogie geläuterter. Die Sprache wird in diesem

Falle als ein zusammengehöriges Ganze ohne Rück-

sicht auf örtliche Abweichung angesehen. Dann wird

der Maassstab, woran man das echt Griechische prüft,

aus der Sprache selbst genommen. Was sich am

Durchgreifendsten findet, bildet die Analogie, die Regel,

und nach dieser künstlich aufgestellten Regel klärt

U ὦ ᾿.-.

man den Ausdruck. In diesem Sinne heisst es mit

Bezug auf die Stoiker bei Diogen. Laert. Zeno. c. 40:

"ἀρεταὶ δὲ λόγου εἰσὶ πέντε, ἑλληνισμὸς, σαφήγνεια, συντομία, πρέπον, χατασχευήη. “Ἑλληνισμὸς μὲν οὖν

ἐστι φράσις ἀδιάπτωτος ἕν τῇ τεχνικῇ καὶ μὴ εἰκαίᾳ συνηϑείᾳφ. Merkmal des Hellenismos ist also hier die beständige Redeweise (die aequabilitas sermonis ),

welche sich richtet nach der τεχνικῇ συνηϑείᾳ, nach

einem künstlich abstrahirten Sprachgebrauche. Die

ovvn Fee ist eigentlich der τέχνη entgegengesetzt, hier aber sind sie zu einem Begriff verbunden *),

worin die τέχνῃ überwiegt, und dieser steht gegen-

über die εἰχαία συνήϑεια, der gänzlich planlose Sprachgebrauch, die Anomalie. Es entspricht also

der Hellenismos ganz und gar der zur Wirklichkeit

gewordenen Analogie, und das Gegentheil desselben

ist die gewöhnliche Sprechweise mit ihren Fehlern.

Schol. zum Dionys. 'Thrax (bei Fabric. zu Sext.

Empir. p. 254): Ἢ κχατωρϑωμένη λέξις EAAnvıo- μὸς καλεῖται, καὶ πᾶν τὸ ἐκ τῆς συνηϑισμένης

λέξεως μετηνεγμένον βάρβαρον λέγεται. Cf. Sext. Emp. adv. Math. I. c. 10. Auch die Stoiker setzten

den Barbarismos und Soloikismos dem Hellenismos

gegenüber. Diogen. Laert. Zeno. c. 40: Ὁ δὲ βαρ-

βαρισμὸς ἐκ τῶν κακιῶν λέξις ἐστὶ παρὰ τὸ ἔϑος τῶν ἑυδαιμονούντων ᾿Ἑλλήγων. Σολοικισμὸς δέ ἔστι

λόγος ἀκαταλλήλως συνεταγμένος. Dieses ἔϑος τῶν εὐδ. “Ελλ. ist nichts anders als die τεχνικὴ συνήϑεια

oder der Hellenismos selber.

Δ) Es ist hier zu vergleichen die Zusammenstellung des Varro

VII. p. 126: „Est nata ex quadam consuetudine analogia.‘“

und p. 130: ,„Quare qui ad consuetudinem nos vocant, si

ad rectam, sequamur; in ea enim quoque est analogia.“

4

-- 0 em

Man kann aber auch zweitens den Maassstab

an den Hellenismos so legen, dass man die Sprache

als ein geographisches Gebiet sich denkt, durch welches

die Grenzen verschiedener Redegauen sich hindurch-

ziehen. Man sucht alsdann das den meisten griechi-

schen Stämmen Gemeinsame auf, stellt diess als χοιγὴ λέξις hin und betrachtet das Abweichende bei einzelnen

wenigen als Mundart (dıekexrog). Diesen Standpunkt

hatten alle jene, die über Hellenismos und Dialekte

schrieben *), mithin auch alle Attieisten. Auch die

Stoiker sprachen vom Dialekt im Gegensatz zu der

universalen griechischen Redeweise. Diogen. Laert.

Zeno. c. 38: Διάλεκτος δέ ἔστι λέξις κεχαραγμένη ἐϑνικῶς [τε καὶ ᾿Ελληνικῶς, ἢ λέξις ποταπὴ τουτέστι

ποιὰ κατὼ διάλεκτον] οἷον κατὰ μὲν τὴν ᾿ἀτϑίδα ϑά- λαττα, κατὰ δὲ τὴν Ἰαδὰα ἡμέρη.

*) Ueber den Hellenismos schrieben unter andern Philo oder

Philonides (Orion Etymol. ed. Sturz p. 185., p. 90.), ferner

Seleukos erwähnt bei Athen. IX. p. 367, a., IX. p. 398,

a., Aristokles σερὶ διαλέχτου (Etym. Magn. 5. v. κῦμα)

oder περὶ διαλέκτων mach Cramer Anecdot. Graec. II. p- 298., ebenso Demetrius Pugilis (Etym. Magn. =. v.

Molo.), über den attischen Dialekt eine bedeutende

Zahl z. B. Irenäos περὶ τῆς Artıng συνηϑείας (Bek-

ker Anecd. Gr. IH. p. 1037.), Orion, Ister, Pausanias u. s.w.

Vrgl. Giese über den Aeolischen Dialekt S. 49.

Die Anomalice.

Wir haben schon die Anomalie der Sprache als

Gegensatz der Analogie bei den Stoikern gefunden.

Was nicht zum Helienismos gehört, hat seinen Platz

in dem planlosen Sprachgebrauche in der εἰκαίᾳ συνη-

ϑείᾳ. Kein Wunder daher, wenn unter den Schriften

des Chrysipp mehre genannt sind, worin er den

Sprachgebrauch behandelte. Dahin gehört wahr-

scheinlich das Buch λόγοι παρὰ τὰς συνγϑείας (Diogen. Laert. Chrys. $. 192.) und das Werk χατὰ τῆς συνη-

ϑείας πρὸς Mrroodwgor in mehrern Büchern ($. 198.),

dann περὶ τῆς συγηϑείας πρὸς “Ἱοργιππίδγην (ebendas.)

Ganz sicher aber gchört hieher das Werk περὶ τῆς

χατὰ τὰς λέξεις ἀνωμαλίας πρὸς Jiova (δ. 192.) Dio-

senes erwähnt vier Bücher, Varro sechs. Letzterer

bezeichnet sie auch nach ihrer ungefähren Tendenz

1. 1. VIII. p. 126: .„‚Chrysippus de inaequalitate cum

seribit sermonis propositum habet ostendere, similes

res dissimilibus verbeis et similibus dissimiles esse

vocabuleis notatas.‘“ Aber auch diese Bemerkung ist

so mager, dass wir kaum eine Andeutung des frag-

lichen Punktes darin finden. Merkwürdig ist indessen,

dass wir den Ausdruck Gleichheit der Wörter

und Ungleichheit (ἀνωμαλία) hier zuerst antreffen. Zwar ist uns der eigentliche Ausdruck ἀναλογία nicht gegeben, — er kommt bei den Stoikern nur mit

Bezug auf Psychologisches vor. Diogen. L. Zeno

c.36 — allein aus den similibus vocabuleis können wir

uns die ὅμοια ὀνόματα schon zurückübersetzen, und

die ἀνωμαλία fordert einen Gegensatz, und der kanu

a

kein anderer als die ὁμοιότης oder ἀναλογία seyn. Und mit diesen beiden Ausdrücken ist uns auch der

eigentliche Anfang einer wissenschaftlichen helleni-

schen Grammatik gegeben. Hier seyen mir zwei

Bemerkungen vergönnt. 1.) Die eigentliche Wissen-

schaft der Grammatik wird immer damit beginnen,

dass sie das Gleichartige zusammenordnet; aber sie

wird nicht sogleich die Gleichartigkeit der sprach-

lichen Erscheinungen ihrem innern Wesen.nach erfassen,

sondern erst dem äussern Klange nachgehen, und das

zusammenstellen, was ihr dieser als verwandt an die

Hand gibt. In Griechenland ergibt sich diese Zu- sammenstellung ausserdem aus jenem Streite, ob die

Wörter φύσει oder ϑέσει seyen; denn an diesen knüpfen sich, wie wir gesehen, anfänglich die meisten gram-

matischen Untersuchungen. 2.) Da die Grammatik

aber noch nicht gewöhnt war, die sprachlichen Er-

scheinungen in reiner Abstrahirung für sich zu be-

trachten, schwebt ihr bei dem Worte immer das

Objekt vor, welches durch dasselbe bezeichnet wird,

und nun fragt sie: Wie verhält sich Wort und Ge-

senstand zueinander? Wie verhält sich die Gleichheit der Wörter zu der der Gegenstände ὁ Chrysipp

entschied sich hinsichtlich der letzteren Frage dafür,

dass in der Bezeichnung der Objekte durch Worte

sich keine constante Norm nachweisen lasse, dass

also nicht etwa gleiche Dinge durch gleiche Ausdrücke

und ungleiche Gegenstände durch ungleiche Wörter

bezeichnet würden, sondern dass sich hierin eine

ἀνωμαλία vorfinde. Dass sich Chrysipp bei dieser

Gelegenheit in etymologische Erörterungen einlassen

musste, ist sehr natürlich, ebenso wie bei jener Frage

περὶ ὀρϑότητος ὀνομάτων, und wir finden wirklich bei den Lexikographen noch einige Fragmente davon.

a ἜΝ ...

Vrgl. Etymol. Magn. 8. v. ᾿“λάστωρ, "Außwuoiow, Διδάσκω. Origen. contra Cels. I. c. 24. Er schrieb auch ausserdem mehre specielle Werke über Etymo-

logie. Περὶ τῶν ἐτυμολογικῶν πρὸς Διοκλέα ζ΄, Erv-

μολογιχῶν πρὸς Διοχλέα δ΄. Vrgl. Diogen. Laert.

δ. 200. Von Chrysipp wird bei Athen. VI. p. 267. ein Werk περὶ ὁμονοίας erwähnt, und daraus der

Unterschied zwischen δοῦλος, und οἰκέτης angeführt.

Schweighäuser dachte zuerst daran περὶ ὁμωνυμίας zu schreiben, entscheidet sich aber für περὶ ὁμοίων, da letzteres Werk bei Laert. δ. 199. citirt werde. Wie der Titel auch gewesen seyn möge, es ist em

Beispiel, wie gleiche Verhältnisse durch ungleiche

Ausdrücke bezeichnet werden (similes res dissimilibus

verbeis notatas). Vrgl. Cic. orat. c. 32. $.115: ‚‚Sed

vel illa antiqua, velhac Chrysippi disciplina institutus,

noverit primum vim, naturam, genera verborum,

et simplicium, et copulatorum.‘“

Fassen wir das Gesagte zusammen, so finden

wir bei den Stoikern eine manmnigfaltige Regsamkeit

auf dem Gebiete sprachlicher Untersuchungen. Die

Sprache ist bei ihnen Produkt der Natur. Wort und

Objekt stimmen überein. Aber gleiche Objekte fordern

darum nicht gleiche Wörter. Auch der Sprechende

muss dahin streben, dass Begriff und Rede möglichst

congruent seyen. Der Grieche besonders muss dahin

trachten, dass er nur den echt griechischen Ausdruck

wähle, und das Fremdarlige so viel als möglich aus-

scheide.

Zweite Abtheilung.

Die Grammatiker.

Ueber das alexandrinische Museum ist neuerdings

eine von der königlichen Akademie der Wissenschaften

zu Berlin gekrönte Preisschrift von Dr. Parthey er-

schienen, die bei dem ungeheuern Umfange des Ma-

terials mit möglichster Kürze die äussere und innere

Wirksamkeit jenes welthistorischen Gelehrtenbundes

zu schildern unternommen hat. Die Darstellung seiner

Leistungen in allen Zweigen der Litteratur nimmt

die zweite Hälfte des interessanten Buches ein; und

von Seite 111—134 wird dasjenige angedeutet, was

die Alexandriner in Kritik und Grammatik erstrebt

haben. Allein es konnten nur die allgemeinsten Züge

und Umrisse seyn, die meist das schon durch Lehrs

weitläufig Entwickelte zusammendrängen. Eine ins

Detail gehende Untersuchung der philosophischen

Grammatik und grammatischenKritik jener φιλολόγων

ἀνδρῶν erwartet noch ihren Bearbeiter. Folgendes

möge man als Andeutung einer Seite hinnehmen.

zenodeo et

Ueber Zenodot von Ephesos, den Begründer

homerischer Kritik, haben wir noch immer nichts

Besseres, als was Wolf prolegom. c. 43. und in der

Jen. Allg. Litt.- Ztg. 1791. Nr. 32. zusammengestellt

hat. Ich würde der allgemeinen Uebersichtlichkeit

schaden, wenn ich mich hier darauf einlassen wollte,

jene Lücke auszufüllen. Allein ich bin genöthigt,

wenigstens mit ein paar Worten bei diesem merk-

würdigen Manne zu verweilen, insofern seine home-

rischen Studien mit der Ausbildung der hellenischen

Grammatik in einem unläugbaren Zusammenhange

stehen. Hier aber muss darauf aufmerksam gemacht

werden, dass Zenodot von Suidas der erste διορϑώ- τῆς des Homer genannt wird. Ich glaube, dass

dieses sehr bedeutsam ist; denn auch in den ver-

schiedenen Scholien werden zwar die früheren Be-

strebungen um den homerischen Text als &xdooıg

bezeichnet, aber niemals oder äusserst selten als δὲ.

ὄρϑωσις. (Gesetzt dass auch Plutarch oder Eustathios

an einer Stelle, wo er &xdoosısg und διορϑώσεις Zu-

sammenstellt, die ersteren gleichsam per Zeugma

Diorthosen nännte, so thut diess unserer Bemerkung

keinen Eintrag.) Steht dieses aber einmal fest, so

wissen wir, in welchem Hauptpunkte sich Ausgaben

und 5. g. verbesserte Exemplare unterscheiden.

Letztere schreiben sich erst von den Zeiten der auf-

blühenden Grammatik her, und Zenodot ist wirklich

der erste διορϑώτης. Vergegenwärtigen wir uns nun

MW —

den bisher unter den Philosophen geführten Streit

περὶ ὀρϑότητος ὀνομάτων, die technischen Ausdrücke 00305 λόγος, ἑλληνιςμὸς und συνήϑεια: so, glaube ich, haben wir die geistige Verbindung einer sprachlichen

und homerischen Diorthose gefunden. Indem man

nämlich die Sprache für das Produkt einer reinen

natürlichen Entwickelung (φύσει) des Denkvermögens hielt, war man leicht versucht, in dem allgelesenen

Homeros auch eine solche fehlerlose, gleichmässige

Sprache (00905 ° λόγος), den reinsten griechischen Ausdruck finden zu wollen. Dieses, denke ich,

stellte Zenodot als Grundsatz auf, prüfte mit dem-

selben die homerischen Gedichte, und änderte, tilgte,

verstümmelte nun, was sich einer solchen, von ihm

einmal angenommenen Regel nicht fügen wollte. Das

ist die norma, von der Ausonius in dem bekannten Distichon spricht:

„Maeonio qualem cultum quaesivit Homero

Censor Aristarchus normaque Zenodoti.“

Dieses hat auch schon der grosse F. A. Wolf

deutlich ausgesprochen p.207: πο adde honestis-

simam causam alucinandi, quum Grammaticus provin-

ciam suam egressus constantiam usus inflecteret ad

speciem quandam analogiae, et in ipsum dominum

linguae affectaret imperium.‘‘*) Wolf hat not.78. mehre

Beispiele seiner Aenderungen angeführt, die ihm aus

einer solchen Quelle geflossen scheinen. Dass Zeno-

*) Welf in der Jen. Allg. Litt.- Zeit. 1791. Nr. 32: „Ander-

wärts geräth man bei bloss grammatischen Dingen in die

Verlegenheit, entweder sich selbst für unwissend in den

ersten Anfangsgründen der Sprache zu halten, oder zu

glauben, das cor Zenodoteum habe eigenmächtig den Sprach-

gebrauch nach seinen Einfällen regein wollen.“

a u ΠΡΌ

dot bei diesem Verfahren ebenso oft das Falsche als

das Wahre treffen musste, ist natürlich; man denke

nur, auf welcher Stufe die eigentliche Grammatik

noch stand. Was bisher dafür geschehen war, lag

in jenen Diskussionen, ob die Sprache φύσει oder ϑέσει sey, sodann in der sich begründenden Unterscheidung

der einzelnen Redetheile. Zenodot trug nun durch

eine freilich manchmal willkürliche Kritik dazu bei,

die grammatischen Regeln allmählig aufzufinden, den

wirklichen λόγος der Sprache besonders in den 'Fle-

xionen zu entdecken. Um zu verdeutlichen, wie ich

meine, dass Zenodots Verfahren gewesen sey, so

erinnere ich an die der einfachsten Beobachtung auf-

stossende Regel der griechischen Sprache, dass bei

jeder bestimmten Bezeichnung einer Person der be-

stimmte Artikel stehen müsse. Zenodot verlangte

hierin, wie Wolf ganz richtig bemerkt, den Gebrauch seines alexandrinischen Zeitalters, und schrieb daher

statt Ὀϊλεὺς mit leichter Aenderung ὁ Ἰλεὺς. Vgl. Wolf. not. 76. Dieselbe Differenz ist Odyss. ὃ, 70.,

wo Zenodot nach den Scholien (ed. Buttmann.)

πευϑοίαϑ'᾽ οἱ ἄλλοι, Aristarch hingegen πευϑοίατο " ἀλλὰ schrieb. Aristarch nämlich, der mehr daraufausging, den Homer aus sich selbst, als aus dem Sprachge- brauche der alexandrinischen Zeit zu erklären und zu

verbessern, bemerkte, Homer συγήϑως ἐλλείπειν τοῖς ἄρϑροις. Vrgl. Apollon. Alex. de construct. I, 2. und 15. — Eine bedeutende Willkür scheint Zenodot sich

namentlich mit dem Pronomen erlaubt zu haben.

Vrgl. Wolf p. 209. Schol. ad Odyss. ζ, 256 (ed. Buttm.):

Πατρὸς ἐμοῦ] ὅτι Ev πᾶσι φέρεται ἐμοῦ, ἀλλ᾽ οὐχ ἐμεῦ. ὅμως ἐπί τινων ὁ Ζηνόδοτος ἐπὶ τὸ χεῖρον μὲ

τατίϑησι. Apollon. Alex. de construct. II, 9: JFeizvurau οὖν, ὡς οὐ παρὰ τὰς ἀντωνυμίας Ζηνόδοτος ἥμαρτε,

A. τσ

παρὰ δὲ τὸ Ὁμηρικὸν ἔϑος. Zwar mochte er hie und da durch eine Ueberlieferung unterstützt werden;

allein im Ganzen kann ich der hohen Meinung nicht

beipflichten, die unter Andern Buttmann von seiner

Kritik hegt. Ich glaube vielmehr, dass sie durch den

Grundsatz, den Homer dem Sprachgebrauche der

spätern Zeit oder gar einer eigens ersonnenen Sprach-

regel anzupassen, etwas tumultuarischer Natur wurde.

Dabei trug sie aber wohl wegen ihrer Keckheit zur

Erweiterung grammatischer Beobachtungen, zur Fi-

xirung Sprachlicher Normen wesentlich bei. Vergl.

Parthey das alexandrin. Museum S. 116: ‚‚Zenodot’s

Versuch, den Volksdichter der Hellenen aus den sehr

abweichenden Handschriften, die aus allen Weltge-

genden nach der alexandrinischen Bibliothek zusam-

menflossen, in eine feste Form zu bringen, ist Ver-

dienstes genug für jene Zeit des beginnenden gram-

matischen Studiums, wo man die allgemeinen Sprach-

regeln erst aus den verschiedenen Schriftstellern zu

entwickeln, und in ein grosses Lehrgebäude zu ver-

einigen hatte.‘

Aristophanes.

Von Sextus Empirikus werden adv. Matlı. I, c. 2.

δ. 44. die Schüler des Aristophanes, Aristarch und Kra-

tes von Mallos als diejenigen bezeichnet, welche die

vollendete Grammatik ausgearbeitet haben: ᾿διαέτερον

u

δὲ 7 ἐντελὴς καὶ τοῖς περὶ Κράτητα τὸν ΙΠαλλωτὴην,

“ριστοφάνην re καὶ ᾿Αρίσταρχο;» ἐχπονηϑεῖσα. Es

erhellt also, dass die eigentlich systematischen gram-

matischen Studien mit dem ältesten dieser Koryphäen,

mit Aristophanes,*) ihren selbstbewussten Anfang

genommen haben, der sich in der Constatirung einer

grammatischen Schule‘, ähnlich den hellenischen So-

phisten-, Philosophen - und Rhetorenschulen, förmlich

kund gab. Er soll es gewesen seyn, der zuerst den

Wörtern Accente, den Sätzen Interpunktion hinzuge-

fügt habe. Wenn das der Fall ist, so musste er

nicht allein das ganze Gebiet der Sprache über-

schauen, sondern auch eine Norm für diesen Theil

festzusetzen versuchen, weil hier ohne ordnende Regel

Alles auf eine blosse Willkür hinausgelaufen wäre.

So ist es denn mehr als blosse Vermuthung, wenn

wir behaupten, dass er der Erste war, der das Wort

ἀναλογία als dasjenige Prineip aussprach, das für den

Forscher das Leitende und Bindende seyn müsse.

Wir wissen es nämlich aus einem bestimmten Zeug-

nisse, dass er nicht überall bei seinen Untersuchungen

und Entscheidungen dem blossen Sprachgebrauche

nachging, sondern dass er einige Wortformen, dieihm

unrichtig gebildet schienen, nach sprachlicher Analogie

zu berichtigen unternahm. Hierauf bezieht sich die

Aeusserung Varro’s VII. p. 129., wenn einige Maler

die fehlerhafte Gewohnheit ihrer Vorgänger mit Recht

verlassen hätten, so sey auch Aristophanes nicht zu

tadeln, dass er in einigen sprachlichen Erscheinungen

das Richtige eher, als den fehlerhaften Sprachgebrauch

befolgt habe: „‚Aristophanes improbandus, qui potius

*) Ueber sein Zeitalter vergl. Parthey 8. 73.

Ba τος

in quibusdam veritatem quam consuetudinem secutus ®,

Vrgl. Wolf proleg. p. 218: „Primus idem Grammati-

cen linguae Graecae, maxime analogiam et reliquas

partes, quae discretis nunc professionibus a philoso-

phis tractantur, accuratius rimatus est.‘ und not. 91:

„Studiose legerat illa Varro, de L. L. scribens. Vide

IV. edit. Bipont. p. 51. VII. p. 129. IX. p. 177.

Quorum locorum altero confirmatur id, quod paullo

ante suspicatus sum de consuetudine sermonis veri-

tati analogiae posthabita a Grammaticis.“ Ja wir

kennen wahrscheinlich noch die Definition, die er von

der Analogie gab. Er erklärte sie nach Charisius 1.

p. 93. als συμπλοκὴ λόγων ἀκολουϑῶν ἐν λέξει, ἃ. h.

als Complex gleicher Verhältnisse in der Sprache.

(Man vrgl. damit später die Definitionen des Herodian

und des Scholiasten zum Dionysios 'T'hrax.) So war

also der Begriff der Gleichheit in diesen Streit

aufgenommen, der nachher bei den Römern so stark

hervortrat.

Ein Theil nun der auf diesen Grundsatz sich be-

ziehenden grammatischen Studien des genannten

alexandrinischen Kritikers konnte noch immer seinen

Ursprung aus philosophischem Boden nicht verläug-

nen, und so scheint eine Seite sich an die stoische

Schule anzulehnen. Hatte nämlich Chrysipp gesagt.

gleiche Objekte würden mit ungleichen Bezeichnungen,

ungleiche mit gleichen belegt, die Sprache verfahre

also hier anomalisch: so unterschied Aristophanes eine

Classe, in welcher Beides zusammenfiel, und hatte

über die Analogie derselben geschrieben. Vrgl. Varro

1.1. IX. p. 177: „Tertium genus est illud duplex.

quod dixi, in quo res et voces similiter preportione

dieuntur, ut bonus malus, boni mali, de quorum ana-

logia et Aristophanes et alii scripserunt.‘“ Gut und

το =

böse sind nämlich sittliche Begriffe, beide gleichen

sich auch sprachlich (ἀγαϑ. ὁς, xax-05), werden gleich declinirt, und so scheint er gefolgert zu haben, dass

sittliche Begriffe, vielleicht auch allgemeiner alle ein-

ander verwandten Begriffe, auch in der sprachlichen

Behandlung dieselben Veränderungen erleiden. Wir

können uns nicht gut in diese Spitzfindigkeiten mehr

hineindenken, allein sie waren ein nothwendiges Glied

in der Entwickelung der sprachlichen Theorie. Auf

die Behandlung verwandter Begriffe scheinen sich

einige seiner Werke zu beziehen, deren Namen übrig

geblieben sind; so seine Svyyevıx« oder: Ueber die

Namen der Verwandschaft. Ein Fragment daraus

ist erhalten bei Eustath. zur Il. Z. v. 378., worin der

Unterschied von &xvoog und πενϑερός angegeben wird, dann ein anderes περὶ ὀνομασίας ἡλικιῶν oder: Ueber die Namen der Lebensalter. Letzteres wird

angeführt von Eustath. zur Il. /. v. 535. und Odyss. M. v. 252. und öfter.

Der andere Theil war nun rein grammatisch,

und bezog sich zuerst auf die Etymologie. Schon

die Sophisten hatten bei ihren etymologischen Spie-

lereien der Veränderung der einzelnen Buchstaben

einen weiten Spielraum gegeben. Aristophanes er-

kannte es als Gesetz der Wortbildung an, dass bei

der Entstehung eines Wortes aus einem andern die

verschiedenen Wurzeln verschiedene Veränderungen

erleiden. Vrgl. Varro IV. p. 51: ,‚‚Aristophanes et

Apollodorus, qui omneis verba ex verbis ita declinari

volunt, ut verba literas alia assumant, alia mittant,

alla commutent.‘‘ Dann verdankt ihm aber auch die

eigentliche Formenlehre eine auf jenen Grundsatz der

Analogie sich stützende Bearbeitung. Nach Chari-

sius I. p. 93. mussten fünf Verhältnisse correspondi-

ee. ἴδ..."

ren, ehe Aristophanes eine Gleichheit der Wörter an- nahm: ‚‚Huic (analogiae) Aristophanes quinque ratio-

nes dedit, aut, ut alii putant, sex. Primo ut eiusdem

sint generis, de quibus quaeritur, dein casus, tum

exitus, quarto numeri, quinto syllabarum, item soni

sexto.‘‘“ Lässt sich nun auch aus diesen wenigen

Andeutungen der Alten kein System mehr reconstru-

iren, so sehen wir doch, wie das Geschlecht der

Hauptwörter schärfer von ihm fixirt, die Lehre von

den Casus ausgebildet, die Unterscheidung von Sin-

gular, Dual und Plural genauer reguliri, Sylben und

Endformen treuer beobachtet, und der Accent (sonus)

in seiner äussern Erscheinung erst jetzt geschaffen

wurde. Inwiefern ein dem Aristophanes bei Athen.

XIV. p. 619. und Cramer. Anecd. Gr. III. p. 291.

zugeschriebenes Werk Arrızal λέξεις hieher gehöre, lassen wir unentschieden.

Aristarch

Wenn man einem so bedeutenden Gelehrten, wie

den ebengenannten Schüler des Aristophanes, einen

Mann, den das Alterthum mit einer fast blinden Hin-

gebung als das Muster eines Kritikers ansah, zu

schildern, und seinen Antheil an einem solchen Streite

zu bestimmen unternimmt: so hofft man freilich, in

einer der vielen Abhandlungen etwas über seine

Grundsätze zu finden. Allein selbst in der gehalt- reichen Schrift von Lehrs de Aristarchi studiis Ho-

un ED ..--

mericis ist nichts Direktes gegeben, und Nitzsch be-

merkt mit Recht in seiner Recension (Hall. Lit.-Zitg.

1837. Nr. 13.), dass es sich nicht bloss um das Ver-

hältniss des Kritikers und Erklärers zu Vorgängern

und Gegnern, noch bloss um die Nachweisung seines diplomatischen Verfahrens handle, sondern auch um

die allgemeinere grammatische Theorie, welche ihn

bei seiner Kritik und Erklärung leitete. Diese Frage

aber von Aristarch’s grammatischer Theorie ist es

eben, die sich uns hier nothwendig aufdrängt; und

da wir schon die herrschend werdenden Ansichten

jener Zeit kennen, so stellen wir die Frage genauer

so: Erkannte er Analogie oder Anomalie als ein sol-

ches im Innern der Sprache gegebenes und in der

praktischen und kritischen Ausübung zu verfolgendes

Princip an? Eine Antwort gibt uns Gellius N. A.

II, 25: „Duo autem Graeci grammatici, Aristarchus

et Crates, summa ope ille ἀναλογίαν, hie ἀνωμαλίαν defensitavit.‘““*) Lassen wir uns durch diese Stelle

nicht zu voreilig bestimmen. Gellius ist ein später

Sammler, der für die feinen Nüancierungen einer An-

sicht das nothwendige zarte Gefühl nicht zu besitzen

scheint. Leicht ist es nämlich bei Männern, die um

zwei Gegensätze kämpfen, diejenigen klar zu be-

zeichnen, die sich für das eine oder das andere Ex-

*) Ebenso Bernhardy Encyklop. der Philol. S. 190: ‚In Alex-

andria, wo der empirische Reichthum des technischen Ma-

terials auf andere Bahnen führte, regte wenigstens das Be-

mühen, Ordnung in den widerstrebenden Massen zu stiften,

den wichtigen aber unentschiedenen Streit über das Sprach-

gesetz an, welches Aristarch einer Regel (ἀναλογία)

unterwarf, Krates infolge der Stoischen Unregelmässigkeit

(ἀνωμαλία) leugnete.“

τς BR

trem entschieden ausgesprochen haben. Allein bei

allen Kämpfen gibt es vermittelnde Geister. Einige

derselben streben nach der Mitte aus Mangel an

Kraft, weil sie in der behaglichen Neutralität am

Besten fortzukommen glauben; andere hingegen aus

innerer wohlbegründeter Ueberzeugung. Bei diesen

vermittelnden Geistern hat es nun der Geschicht-

schreiber späterer Zeiten oft sehr unbequem. Noch

feiner ist dann wieder die Frage, ob sie einer ent-

schiedenen Mitte angehört haben, — diess werden

sewöhnlich die Schwächern — oder sich in der Mitte

einem von beiden Extremen genähert haben. Das

letzte Verhältniss kann sich auch so gestalten, dass

sie im Ganzen einem Aeussersten scheinbar angehö-

ren, aber doch wirklich in vielem Einzelnen dem

Gegenpart beistimmen. Dieses ist auch der Stand-

punkt unseres Aristarch. Zwar wird er im All-

gemeinen wohl nicht mit Unrecht von den

Alten als Vertheidiger der Analogie und

dadurch als Gegner des Krates hingestellt, allein er lässt in mehren Fällen dem

Sprachgebrauche sein Recht. Da die ganze

Streitfrage ihm sowohl, als seinem Vorgänger von

der Bestimmung abhängig zu seyn schien, welche

Wörter als gleich und welche als verschieden zu

setzen, so ging er vor Allem auf die Untersuchung

ein, welche Momente die Gleichheit constituiren. Er

nahm im Ganzen dieselben positiven Merkmale an,

die Aristophanes schon hingestellt hatte, und fügte

nur noch ein negatives hinzu, d. h. er warnte, zwei

Wörter für gleich zu halten, wovon eins einfach,

das andere zusammengesetzt sey. Vrgl. Charisius I.

p. 93: ‚‚Aristarchus discipulus eius addidit, ne un-

quam simplicia compositis aptemus, cuius rei rationem

DANKE --.

interim differamus.‘“ Er hatte also, wie [wir selbst aus diesem Zeugnisse sehen, geschrieben über die

Gleichheit und Gleichmässigkeit der Sprache, aber,

wie gesagt, nicht diese allein als Grundsatz vindi-

cirt, sondern auch dem Sprachgebrauche einigen Spiel-

raum gestattet. Varro 1]. l. VII. p. 126: „Cum Aris-

tarchus de aequabilitate scribit et de verborum simi-

litudine, quorundam declinationes sequi iubet, quoad

patiatur consuetudo.‘“ Hier ist ein classisches Zeug- niss für diese wichtige Rolle. Die aequabilitas und

similitudo ist nichts anderes, als die ἀναλογία und ὁμοιότης, die consuetudo ist die ἀνωμαλία oder συνή.- ϑεια. Man vergleiche damit den Ausspruch von

Lehrs de Aristarchi stud. Hom. p.259: ‚‚Est profecto,

quod nobis gratulemur hunce unum esse Aristarchum,

qui se modestissimum praebuit, analogiae normam

quam universe ut constat in linguis valere voluitmo-

derate adhibuit, prae analogia et certis fixisque regulis

usum tuitus et nativo quodam confisus sensu, quo

in patrio maxime sermone doctiores saepe nescii ad

verum ducuntur.‘“ (Beispiele einer solchen Befolgung

der Analogie, aber auch des Sprachgebrauchs, oder

wo dieser nicht aushalf, eines gesunden natürlichen

Taktes und zwar in Hinsicht der Accentuation sche

man ebendaselbst p. 260—316.) Dieses Resultat von

Lehrs ist um so wichtiger, da er es nicht etwa aus

Andeutungen der Alten abstrahirt hat, sondern auf

dem Wege der Erfahrung , durch genaue Beobach-

tung der Ueberbleibsel aristarchischer Accentuations-

lehre herausgefunden hat. Allein wie der Accent im

Allgemeinen etwas Untergeordnetes ist im Vergleich

zu der ganzen Sprache, so wäre zu wünschen ge-

wesen, dass statt dieses dürren Gegenstandes eine

Darstellung der ganzen Grammatik d. h. also der

5)

κὰν ΘΙ͂Ν ...3

Orthographie, Etymologie, Formenlehre und Syntax

des Aristarch versucht worden wäre. Ohne Zweifel

würde sich eben jene hervorgehobene, ihn charakte-

risirende Mässigung — rationelles Verfahren mit ge-

sunder Berücksichtigung der sprachlichen Gewohn-

heit — in einem solchen grossen Ganzen vorgefunden

haben. In Hinsicht der Orthographie und Etymologie

enthält die genannte Schrift manches Wichtige. Uns

geht hier die Formenlehre ausschliesslich an.

Diese war nämlich ein Hauptpunkt der aristarchi-

schen Schule. So heisst es in dem bekannten grie-

chisehen Epigramm des Herodikus Babylonius, dass

ihr das opiv und ogwiv, das μέν und viv am Herzen liege.*) So berichtet Varro, dass sie besonders die

Lehre von den Casus behandle; ferner führt er von

Aristarch selbst ein Beispiel jener Discussion an, und

zwar sind es nicht weniger als drei Stellen bei Varro,

die sich auf dasselbe 'Thema beziehen. VI. p. 21

„Sin respondeatur, similia non esse [surus, lepus:

lupus], quod ea vocemus dissimiliter sure, lupe, le-

pus ( sie enim respondere voluit Aristarchus Crateti.

Nam cum scripsisset similia esse Philomedes, Hera-

*) Das Epigramm bei Athen. V. p. 222. lautet:

Devyer’ ᾿4ριστάρχειοι En’ εὐρέα νῶτα ϑαλάσσης Ἕλλαδα τῆς ξουϑῆς δειλότεροι χεμάδος

Γωνιοβόμβικες, μονοσύλλαβοι, οἷσι μέμηλε Τὸ σφὶν καὶ σφῶϊν, καὶ τὸ μὶν ἠδὲ τὸ viv u. 5. w.

Dazu bemerkt Wegener de aula Attalica p. 155. not.:

„Nonne in his vestigia inveniuntur certaminis illius de usu

dualis? cfr. supr. c. 3. Ex oppositis sibi uiv et viv facile

quis coniceret,, de praestantia etiam dialectorum utrinque

certatum fuisse.‘‘

Mi ..-.

clides, Melicertes, dixit non esse similia; in vocando

enim cum E brevi diei Philomedes, cum E longo He-

raclide, cum A brevi Melicerta): in hoc dieunt Aris-

tarchum non intellexisse, quod quaereretur, sic cum

solverit.“ VI. p. 136: ‚„Quod dicunt, simile sit necne

nomen nomini, imprudenter Aristarchum praecipere;

oportere Spectare non solum ex recto, sed etiam ex

eorum vocandei casu.‘“ VII. p. 151: ‚„‚Keprehenden-

dum Aristarchum, quod haec nomina Melicertes et

Philomedes similia neget esse, quod vocandi casus

habet alter Melicerta, alter Philomede.‘“ Ich habe

die erste Stelle nach Müller gegeben, der ihren Sinn

richtig gefasst hat. Es muss nämlich zu scripsisset

supplirt werden Crates, und zu dixit — Aristarchus. Es

hatte also Krates in irgend einem Werke, etwa περὶ

ἀνωμαλίας oder περὶ ᾿Αττικῆς διαλέκτου, vielleicht

auch in Commentaren zu einem Schriftsteller, die drei

genannten Namen als gleich angenommen und durch

diese Gleichheit irgend eine Aenderung, z. B. des

Accentes rechtfertigen wollen. Aristarch legte nun

jenen oben angegebenen Grundsatz des Aristophanes

daran und entgegnete, sie seyen nicht gleich, weil

der Vocativ verschieden βου. Faktisch räumte also

der alexandrinische Grammatiker hier dem Sprachge-

brauche ein grosses Recht ein. Es trifft ein, was

Varro von ihm behauptet, ‚‚quorundam declinationes

sequi iubet, quoad patiatur consuetudo.‘* Was sind

das aber für nomina quaedam, worin Aristareh einer

durchgreifenden grammatischen Regel nicht folgen

wil® Es sind Eigennamen. Täuschen wir uns

nicht ganz und gar, so gehören also die nomina

propria zu jener Classe, worin er die Analogie ge-

wöhnlicher Hauptwörter keineswegs anerkannt wıs-

sen wollte. Ebenso scheint er es mit den gentilia

gehalten zu haben. Varro IX. p. 163. rechnet diese

zu der voluntaria declinatio, diese Classe dürfe man

nicht verändern, auch wenn die Bildung und Biegung

fehlerhaft sey, daher habe auch weder Aristarch,

noch ein anderer Analogetiker sie als rationell richtig

nachweisen wollen: „Itaque neque Aristarchus, neque

alii in analogiis defendendam eius susceperunt causam.“

Wir können das von den Eigennamen eben Auf-

gestellte um so eher annehmen, da wir wissen,

dass schon in Platon’s Kratylus auf die Eigennamen

als durch ϑέσις entstanden hingewiesen wird, dass auch die Megariker ihre Sklaven willkürlich benen-

nen, und was bemerkenswerth ist, dass Varro jenen

Grundsatz befolgt. Mit dem hier Gesagten stimmen

endlich folgende Worte von Wolf überein: Proleg.

p- 246: ,Neque vero in gravioribus tantum partibus

Grammatices aliquid relictum erat Aristarcho, sed

etiam in levissimis quibusdam, ut in formarum discri-

minibus ad certam regulam revocandis.‘‘ Die merk-

würdige (32.) Note zu diesem Satze lautet: ‚‚Vix

hoc suspicabamur antea: nunc ex Scholl. rem clare

perspicimus. Nam quod nusquam in Hom. ϑέλω, στεναχέω legimus, pro ἐϑέλω, στενάχω, nusquam ndvuos pro νήδυμος — -— quod nonnulla etiam prae- ter legem proportionis declinantur, ut Kalyav, Θόαν,

Πουλυδάμα, α. 86. β. 1. u. 231. v. 222. 0. 688., id

cum similibus multis Aristarchei iudicii putandum est.‘“

Der grosse Kritiker hätte bemerken sollen, dass die

Namen, welche hier von ihm angeführt werden als

solche, quae praeter legem proportionis de-

clinantur, alle Eigennamen sind.

Krates,

Es ist bekannt, dass in jenen Zeiten, wo die

Ptolemäer in Alexandrien die Gelehrsamkeit durch

alle möglichen äussern Hülfsmittel förderten, am Hofe

zu Pergamus ein edler Wettstreit der Könige und

der Gelehrten mit den Alexandrinern entstand. Unter

den dort Lebenden ragte, dem Aristarch ungefähr

gleichzeitig, Krates von Mallos hervor. Vom Alter-

thume durch die Autorität seines Nebenbuhlers über-

dunkelt, von Wolf gar gering geschätzt, ist er erst

in der neuesten Zeit, nachdem Welcker vielfach auf

ihn aufmerksam gemacht, durch Bernhard Thiersch

(Ueber das Zeitalter und Vaterland des Homer. 2.

Aufl. S. 19-64.) und Wegener (De aula Attalica.

Havniae. 1836. p. 102—153.) gründlicher gewürdigt

und anerkannt worden. Jedoch ist diese Untersuchung

meist mit ausschliesslicher Rücksicht auf Homer,

nicht mit der nothwendigen Beziehung auf Krates

grammatische Theorie geführt worden. Dennoch sind

uns noch hinreichende Notizen aus dem Alterthume

gerettet, um die Ansichten kennen zu lernen, die

Krates von der Grammatik und Kritik hegte. Ich

scheide absichtlich beide Fächer, indem wir genaue

Nachrichten haben, dass auch er dieselben nicht als

ein Ganzes betrachtete, sondern die Kritik als ein

Höheres setzte, der er die Grammatik unterordnete

Vrgl. Sext. Empir. adv. Math. I. c. 3. δ. 79: „Eoıxe

δὲ (Χάρης) καὶ Κρατήκειόν τινα κινεῖν koyov. Καὶ γὰρ

Ze Bu .--:

ἐχεῖνος ἔλεγε διαφέρειν τὸν κριτικὸν τοῦ γραμματικοῦ" καὶ τὸν μὲν κριτικὸν πάσης, φησὶ, δεῖ λογικῆς ἐπιστή.- ung ἔμπειρον εἶναι" τὸν δὲ γραμματικὸν ἁπλῶς γλωσ- σῶν ἐξηγητικὸν καὶ προσῳδίας ἀποδοτικὸν καὶ τῶν τούτοις παραπλησίων εἰδήμονα" παρὸ "καὶ ἐοικέναι

ἐχεῖνον μὲν ἀρχιτέκτονι, τὸν δὲ γραμματικὸν ὑπηρέτῃ. Aus dieser Aeusserung geht die untergeordnete Rolle hervor, die er der Grammatik zuwies, die Kritik

sollte einen philosophischen, rationellen Charakter

haben, die aufbauende seyn, die Grammatik sollte

sich dienend zu ihr verhalten, die einzelnen Ausdrücke

erklären, die Prosodie (einschliesslich Accentlehre)

feststellen und das dazu @Gehörige herbeischaffen.

Nicht unähnlich diesem ist, was über Tauriskos

berichtet wird bei Sext. Emp. adv. Math. I. c. 12.

δ. 248: Ὅτι μὲν οὖν ἀξιοῦται τοῦτο (τὸ ἱστορικὸν) ὀλοσχερῶς εἶναι μέρος γραμματικῆς, Ovupavss. Ταυ- oioxog γοῦν ὃ Κράτητος ἀχουστὴς, ὥσπερ οἱ ἄλλοι

κριτικοὶ ὑποτάσσων τῇ κριτικῇ τὴν γραμματικὴν, φησὶ τῆς κριτικῆς εἶναι τὸ μέν τι λογικὸν, τὸ δὲ τριβι- κῦν, τὸ δ᾽ ἱστορικόν" λογικὸν μὲν τὸ στρεφόμενον περὶ τὴν λέξιν καὶ τοὺς γραμματικοὺς τρόπους, τριβικὸν δὲ τὸ περὶ τὰς διαλέκτους καὶ τὰς διαφορὰς τῶν πλασ-

μάτων καὶ χαραχτήρων, ἱστορικὸν δὲ τὸ περὶ τὴν προ- χειρότητα τῆς ἀμεϑόδου ὕλης. Es ist wohl nicht daran zu zweifeln, dass wir hier die Eintheilung der

Kritik haben, wie sie Krates selbst gemacht. Allein

aus beiden Stellen ist auch deutlich, dass Kritik

und Grammatik sich nicht so scharf unterscheidet,

wie heutzutage. Ich glaube den Gedanken des Krates zu treffen, wenn ichbehaupte, dass Grammatik

bei ihm das sprachliche Material, das im Sprachge- brauche Enthaltene, Kritik die logische Durchdringung, Eintheilung und Anwendung dieses Stoffes bedeutet.

— Di —

Schon diese λογικὴ ἐπιστήμη deutet aber auf einen Anhänger der Stoa hin, wenn es auch keine aus-

drücklichen Zeugnisse besagten. Als Stoiker hatte

er sich bei seinen grammatischen Untersuchungen

von Chrysipp’s Werke περὶ ἀνωμαλίας leiten lassen,

und zwar, wenn wir Varro trauen dürfen, ohne ihn

recht verstanden zu haben. Vrgl. VII. p. 126.

,„Crates nobilis grammaticus, qui fretus Chrysippo

homine acutissimo (qui reliquit sex libros περὶ τῆς

ἀνωμαλίας) heis libreis contra analogiam atque Aris- tarchum est nixus, sed ita, ut scripta indicant eius,

ut neutrius videatur pervidisse voluntatem.‘“ Aus

diesen Worten lernen wir aber ferner, dass sein

Streit mit Aristarch die Lebensfrage aller Sprach-

wissenschaft betraf, ob ἀνωμαλία oder ἀναλογία herr- schend sey. Vrgl. Gell. I, 25. Es ist daher eine Ver-

mischung zweier ganz getrennter Begriffe, wenn

Wegener p. 115. die Anomalie mit der allegorisehen

Erklärungsweise, dieKrates zugeschrieben wird, ver-

wechselt. (Er sagt: ‚‚Anomaliam vel interpretationem

absolute allegoricam‘“ und ‚talem anomalam aut alle- goricam — — interpretandi rationem.‘‘) Jene Frage

war rein sprachphilosophischen Inhalts; allein leider

sind die Erwähnungen so spärlich, dass wir kaum

etwas mehr, als die nackte Thatsache hinstellen kön-

nen. Diese aber bestätigt sieh noch durch folgendes

Fragment bei Varro VI, p. 119: ‚‚Secundo, quod

Crates dicebat, cur quae singulos casus habent, ut

litterae Graecae, non dicantnr alpha, alphatos. Si

idem mihi respondebitur, quod Crateti, non esse vo-

cabula nostra, sed penitus barbara, quaeram, cur

idem nostra nomina et Persarum et ceterorum, quos

vocant barbaros, cum casibus dicant.‘“ Daraus scheint

zu erhellen, dass Krates in der Formenlehre den rei-

Are

nen Sprachgebrauch ohne irgend eine Veränderung

anerkannt wissen wollte. Indem er nämlich läugnete,

dass durchgängige Analogie existire, argumentirte er

so: Wäre Alles in der Sprache einer Gleichheit und

Regelrichtigkeit unterworfen, so müssten auch alle

Hauptwörter eben viel Casus haben. Das ist aber

nicht der Fall, es gibt Wörter, die nur einen Casus

haben. Folglich ist jene Analogie nicht anzunehmen.

Solche Anomalie finden wir noch hie und da vonihm

angenommen. So Il. ψ, 361: Meuv&gro. Κράτης

δὲ μεμνοῖτο" τὸ δὲ ἀνάλογον, μέμνῃτο. (Wegener

p. 137.) Auch darin zeigt sich ja die Annahme der

Anomalie, dass er nach Schol. A. zu Il. ©, 281. mit

Eratostenes wollte, συγχεῖσϑαι τὰ δύΐκα παρ᾽ Ὁμήρῳ

d. ἢ. der Dual bezeichne nicht immer die bestimmte

Zweizabl, sondern könne auch für eine Mehrheit im

Allgemeinen stehen. Vielleicht aber haben wir noch

mehr Argumente von ihm, als wir selbst wissen,

wenn es sich nämlich beweisen liesse, dass das VII.

Buch von Varro ganz nach krateteischen Grundsätzen

geschrieben sey. Das wäre nicht unmöglich, besonders

da Krates, wie wir später sehen werden, nach Rom

kam, und natürlich seine Lieblingsangelegenheiten

dort eifrig verbreitet haben mag. Einstweilen, ohne

dieser Hypothese zu viel Gewicht beizulegen, genüge

es noch zu bemerken, dass Krates durch einen solchen

Grundsatz, der nur das Sprachgebräuchliche, Vor-

handene anerkannte, weniger zu willkürlicher Aen-

derung homerischer und überhaupt dichterischer und

dialektischer Eigenthümlichkeiten veranlasst werden

musste, als etwa Zenodet und selbst Aristarch. Wie

Aristophanes ‘4rrixei λέξεις, so schrieb er περὲ Ar-

τιχῆς διαλέκτου, wovon noch Einiges erhalten ist.

Noch einige Analogetiker.

Der Kampf, der so von den Meistern der grie-

chischen Grammatik begonnen war, wurde in und

ausserhalb ihrer Schulen fortgesetzt, und wenn man

nach einigen Andeutungen in Varro und Gellius ur-

theilen soll, wurden eine Menge Streitschriften ge-

wechselt. Die Zeit hat uns von allen diesen nur

dürftige Namen und Beste erhalten, aber vollständig

genug, um die weite Verbreitung und allgemeine

Theilnahme in’s Licht zu setzen. Ich stelle dieselben,

soweit sie mir bekannt geworden, hier nebeneinander,

ohne gerade auf chronologische Folge, die hier oft

so schwierig ist, Anspruch machen zu wollen. Der

Erste, der hier zu nennen, ist:

PTOLEMAEOS DER ANALOGETIKER, den Apollonius

Alexandrinus in seinem Werke σπερὲ συνδέσμων

(Bekker. Anecdot. Graec. Vol. II. p. 508.) erwähnt: \ e) υ ἘΠ τἢ ᾿ FE

Καὶ οὐκ ἄλογος ἡ avayvwoıg Πτολεμαίου τοῦ avakoyn τικοῦ ἕν τῷ

ἊΝ > \ ! (

αὐτὰρ ἕπει χοσμῃηϑὲεν 4 . . .

βαρύνοντος τὸ τέλος. Dass ein Grammatiker einen

solchen Beinamen erhalten konnte, ist einBeweis, wie

geläufig einem jeden Gelehrten jene Streitfrage seyn

musste, zugleich aber auch, dass der betreffende

Ptolemäos ganz ausschliesslich sprachliche Regel-

richtigkeit anerkannt habe. Nach ihm ist zu er-

wähnen:

ARISTOKLES, zweimal vorkommend bei Varro,

-- Ὁ...

zuerst IX. p. 161. sq.: ‚‚Quare quae οἱ quoiusmodi

sunt genera similitudinum ad hanc rem, perspiciendum

ei qui, declinationes verborum proportione sintne,

quaeret. Quem locum, quod est difficilis, qui de his

rebus sScripserunt, aut vitaverunt aut inceperunt, ne-

que adsequi potuerunt. Itaque in 60 dissensio neque

ea uniusmodi apparet; nam alii de omnibus universis

diseriminibus posuerunt numerum, ut Dionysius Sido-

nius, qui Scripsit eas esse septuaginta unam, alü

partis eius, quae habet casus: quoius idem hie quom

dicat esse discrimina quadraginta septem, Aristocles

rettulit in litteras quattuordecim, Parmeniscus octo,

sic alii pauciora aut plura.‘“ Die zweite deutlichere

Stelle ist IX. p. 179., nachdem Varro eine Definition

der Analogie aufgestellt hat: ‚‚Haec diligentius quam

apertius dieta esse arbitror, sed non obscurius, quam

de re simili definitiones grammaticorum sunt, ut Aru-

sini, Aristodemi, Aristoclis, item aliorum; quorum ob-

scuritates eo minus reprehendendae“ u. s. w. Ueber

diesen Arusinus und Aristodemus wissen wir wo

möglich noch weniger, als über den Aristokles.

Schon Müller war unentschieden, ob er den Stoiker

aus Lampsakos oder den Rhodier annehmen sollte.

Der Erstere schrieb nach Suidas einen Commentar

über das Werk des Chrysipp Πῶς ἕχαστα λέγομεν

καὶ διανοούμεϑα in vier Büchern. Wenn dieser der- selbe wäre, der περὲ διαλέκτου (nach Etym. Magn.

s. v. Κῦμα) oder περὶ διαλέκτων (bei Cramer. Anec- dot. Graec. Vol. IH. p. 298.) geschrieben hat, so

wäre ich wohl geneigt, den Ersteren anzunehmen,

da sich die Stoiker überhaupt mit dieser Frage so

fleissig beschäftigt haben.

Der vierte hieher Gehörige ist Divymus KrAu-

te

pıus.*) Vrgl. Suidas: Δίδυμος, ὁ Κλαύδιος χρηματί- σας, γραμματικός. Dann nennt er folgende Werke von ihm: Περὶ τῶν ἡμαρτημένων παρὰ τὴν ἀναλογίαν Θουκυδίδῃ; ferner, worauf wir später zurückkommen

werden, Περὶ τῆς παρὰ Ῥωμαίοις ἀναλογίας: dann ’Ersıroumv τοῦ Ἡρακλέωνος" καὶ ἄλλα τινα.

Ferner ist noch ῬΙΝΘΑΒΙΟ zu nennen, über den

auch schon H. Stephan. append. p. 79. ein paar Worte

gesagt hat. Aus seiner Theorie ist uns glücklicher

Weise ein Fragment erhalten bei Sext. Emp. adv.

Mathem. I. c. 10. δ. 202: Τῇ ἄρα συνηϑείᾳ ἐχβαλ- λοντες τὴν συνήϑειαν, TO αὐτὸ πιστὸν ἅμα καὶ ἄπιστον ποιήσουσιν" ἐχτὸς εἶ μή τι φήσουσι, μὴ τὴν αὐτὴν συν- ἤϑειαν ἐκβάλλειν, ἄλλην δὲ προσίεσθαι. Ὅπερ καὶ λέγουσιν οἱ ἀπὸ Πινδαρίωνος. Avahoyia, φησὶν, ὁμολογουμένος ἐκ τῆς συνηϑείας ὁρμᾶται"

ἔστι γὰρ ὁμοίουτε καὶ ἀνομοίου ϑεωρία. Τὸ δὲ ὅμοιον καὶ ἀνόμοιον ἐκ τῆς δεδοκιμασμ έ- νης λαμβάνεται συνηϑείας. ΖΔεδοκιμασμένη δὲ χαὶ ἀρχαιοτάτη ἐστὶν ἡ Ὁμήρου ποίησις" ποίημα γὰρ οὐδὲν πρεσβύτερον ἧκεν εἰς ἡμᾶς τῆς ἐκεί. γου ποιήσεως. Διαλεξόμεϑα ἄρα τῇ Ὁμήρου κατα. κολουϑοῦντες συνηϑείᾳ. Pindario war also einer von

den Wenigen, die, wie Varro, sich zu keinem der

beiden Extreme verstanden, sondern behaupteten,

Analogie und Sprachgebrauch seyen im Grunde das-

selbe, der bewährte Sprachgebrauch sey nichts an- ders, als die Analogie selber.

Ein sechster Grammatiker, der bei den Alten

ein ungemeines Ansehen genoss und der fürlich der

*) Von Didymus, mit dem Beinamen βιβλιολάϑας, wird bei

Athen. IX. p. 368, ein Werk περὶ πταρεφϑορυίας λέξεως erwähnt, was wohl gleichbedeutendmit EL ἀνωμαλίας ist.

Br

Reihe der Ebengenannten sich anschliesst, ist AroL- LONIUS ÄLEXANDRINUS mit dem Beinamen DysKoLos.

Bernhardy Encykl. der Philol. S. 190. bezeichnet ihn

wohl nicht mit Unrecht als einen solchen, der, was

die früheren Philosophen (oder vielmehr Grammatiker)

geleistet hatten, geprüft, und mit gesunder Beobach-

tung, Sprachkritik und Combinatien Principien ge-

wonnen habe, woraus sich Allgemeines und Besonderes,

Wesentliches und Zufälliges entwickeln liess. Es

werden zahlreiche Schriften von ihm erwähnt, z. B.

περὶ ἀντωνυμιῶν, περὶ δασείας καὶ ψιλῆς, περὶ Iadog,

περὶ μετοχῶν ἃ. 8. W. Vrgl. Bekker. Anecdot. Graec. im Ind. In seinem noch erhaltenen Werke περὶ συν- τάξεως kommen einige Andeutungen vor, die genü-

gend sind, den Standpunkt anzugeben, auf dem sich seine Sprachphilosophie gehalten haben muss. Die

erste ist I, 10: Προφανῶν οὐσῶν τῶν τοιούτων συν- τάξεων οἷησονταί Tiveg, κἂν μὴ παραλάβωσι τὸν A0- γον, διασώζειν τὰ τῆς συντάξεως. Οὗτοι δὲ δμοιὸν τι πείσονται τοῖς ἐκ τριβῆς τὰ σχήματα τῶν λέξεων πα- ρειληφόσιν, οὐ μὴν ἐχ δυνάμεως τῶν κατὰ παράδοσιν τῶν Ἑλλήνων καὶ τῆς συμπαρεπομένης ἐν αὐτοῖς ava- λογέας" οἷς παρακολουϑεῖ τὸ εἰ διαμάρτοιεν ἔν τινι

σχήματι μὴ δύνασϑαι διορϑοῦν τὸ ἁμάρτημα διὰ τὴν παραχολουϑοῦσαν αὐτοῖς ἀπειρίαν. Καϑάπερ οὖν παμπολλὸς ἐστιν ἡ εὐχρηστία τῆς κατὰ τὸν ἑλληνιες- μὸν παραδόσεως, κατορϑοῦσα μὲν τὴν τῶν ποιη-

μάτων ἀνάγνωσιν τήν TE ἀνὰ χεῖρα ὁμιλίαν, καὶ ἔτι ἐπικρίνουσα τὴν παρὰ τοῖς ἀρχαίοις ϑέσιν τῶν ὀνομά- των, τὸν αὐτὸν δὴ τρόπον καὶ ἡ προκειμένη ζήτησις τῆς καταλληλότητος τὰ ὁπωςδήποτε διαπεσόντα ἐν λύ-

γῳ κατορϑώσει. Achten wir zuerst auf die technischen

Ausdrücke, so finden wir, dass sich τριβὴ und λύγος (ἀναλογία) entgegengesetzt sind, dass aber ferner

Er

Analogie der griechischen Sprache und Hellenismos

als eins und dasselbe angesehen wird. Was aber die

ausgesprochenen oder vielmehr angedeuteten Grund-

sätze betrifft, so wird jene Analogie nicht allein als

förderlich anerkannt für die Katorthose der Dichter,

sondern auch als Norm der gesammten Umgangs-

und Schriftsprache. Vergl. II, 7.

Techniker und Empiriker.

In dem bisher geschilderten Fortgange des Streites

war es fast noch immer die Sprache selbst, von der

man fragte, ob sie durch φύσις oder ϑέσις entstan-

den, ob sie den Charakter der ἀνωμαλία oder avalo- γία au sich trage; aber allgemach fängt man an, über

die Sprachlehre selbst zu reflektiren und zu fra-

gen, ob dieGrammatik Alles rationell zu durchdringen,

inRegeln einzufassen, oder vielmehr nur ein Aggregat

einzelner Bemerkungen aufzuhäufen habe, kurz ob

sie eine τέχνῃ oder Zurseipia sey. Wie natürlich dieser Uebergang war, ergibt sich aus dem Wesen der

fraglichen Punkte selber.*) Dazu kommt, dass die

*) Den Zusammenhang sah auch schon ein Wower de poly-

mathia. c. VII: ,, Teyvırn ergo, quae formam loquendi ad

certam artem redigit, unde Quinctiliano et alüs μεϑοδική.

Diomedes lib. II. Huius argumenti Aristophanis, Aristarchi

et aliorum de Analogia“ u. 5. w.

u ;:-

Schule des Aristarch nicht etwa dem Grundsatze ih- res Meisters treu blieb, sondern gerade die Stelle der

Krateteer d.h. die Vertheidigung des Sprachgebrauchs,

zu übernehmen scheint, wenn anders Varro ὙΠ,

Ρ. 119. richtig ist. Wirklich finden wir bei einem der

berühmtesten Schüler des grossen alexandrinischen

Grammatikers , bei Dıonysıos 'THRAX die Grammatik in sechs Theile getheilt, wie folgt: Γραμματικὴ ἔστιν ἐμπειρία τῶν παρὰ ποιηταῖς TE καὶ συγγραφεῦσιν ὡς ἐπὶ τὸ πολὺ λεγομένων. Meon δὲ αὐτῆς εἶσιν ἕξ" πρῶτον ἄναγνωσις ἐντριβὴς κατὰ προσωδίαν, δεύτε- ρον ἐξήγησις κατὰ τοὺς ἐνυπάρχοντας ποιητικοὺς τρό- πους, τρίτον γλωσσῶν τε καὶ ἱστοριῶν πρόχειρος ἀπό- δοσις, τέταρτον ἐτυμολογίας εὑρεσίς, πέμπτον ἀναλο- γίας ἐκλογισμὸς, ἕκτον κρίσις ποιημάτων, ὃ δὴ καλλιστὸν ἐστι πάντων τῶν ἐν τῇ τέχνῃ. Vrgl, Dion. Thr. Gram. I, c. 12. $. 250. Hier haben wir schon eine ganz vernünftige Anordnung der Grammatik; aber es ist merkwürdig, dass dasjenige, was bisher

als Grundsatz des Ganzen betrachtet wird, jetzt als

Theil erscheint, nämlich vor Allem der ἀναλογίας ἐχ- λογισμός, der eine in Regeln gebrachte Formenlehre

darstellen soll. Vrgl. die Schol. zu jener Grammatik

in Bekk. Anecd. Graec. Vol. II. p. 730: ..Πέμσπτον

ἀναλογίας &xAoyıouos.“ Παϑὼν ὁ εἰσαγόμενος τὰ προ- εἰρημένα, καὶ ἔμφρων γενόμενος, ἄρχεται καὶ περὶ

τέχνην καταγίνεσϑαι, καὶ πυνϑάνεσϑαι τί δήποτε μῆνιν λέγομεν καὶ οὐχὶ μήνιδα. ᾿Αναλογία δέ ἐστι λόγος ἀποδεικτικὸς καϑ' ὁμοίου παράϑεσιν τῆς ἐν ἑἕχαστῳ μέρει λόγου φυσικῆς ἀκολουϑίας, εἴρηται ἀναλογία ἡ τὸν λόγον τὸν αὐτὸν συλλέγουσα καὶ ἰδίῳ κανόνι ἀπο-

γέμουσα. Ein anderes Scholion p. 741. lautet: “έγεται ἢ τῶν ὁμοίων παράϑεσις. ,,(ἐκλογισμὸς ἡ ἀκρίβεια Τὸ οὖν πέμπτον μέρος ἐστὶν ἡ ἀκριβὴς τῶν ὁμοίων

we

παράϑεσις, δι᾽ ἧς συνίστανται OL κανόνες τῶν γραμ-

ματικῶν --- --- ἐπὶ πάντων οὖν τῶν ὀνομάτων καὶ τῶν

ῥημάτων καὶ τῶν μερῶν τοῦ λόγου ἀκριβῶς ζητοῦντες, καὶ τὰ δμοια τοῖς ὁμοίοις παρατιϑέμενοι, τοὺς κανόνας

ἀσφαλῶς ἀποφαινόμεϑα. τοῦτο ἐστι τὸ πέμπτον μέρος τῆς γραμματικῆς ἰδοῦ συμπεπλήρωται τὸ διορϑωτικόν.

Aber etwas Anderes war in dem oben gegebenen

Abschnitte folgenreicher, nämlich die Bestimmung,

dass die Grammatik eine ἐμπειρία sey. Vrgl. Sext. Emp. adv. Math. I. c. 3. $. 57. Diese Definition rief

zwei neue Sekten in’s Leben, die von dem grössten

Einflusse auf manche andere geistige Bestrebungen

gewesen zu seyn scheinen, nämlich die Techniker

und Empiriker. Teyvızoi heissen nämlich die Gegner

der eben erwähnten Ansicht, deren keine kleine An-

zahl gewesen seyn mag, d. h. jene, die die Gram-

matik als eine τέχνῃ ansahen. Die Techniker ent-

sprechen ganz den Analogetikern,*) so wie die Em-

piriker den Anomalisten. So setzt Galen die ἰατρικὴ ἐμπειρική der ἀναλογιστική entgegen. Vrgl. Phot

biblioth. ed. Bekk. Tom. I. p. 107. Die Grundlage

zu ihrer Behauptung mögen diese Techniker wohl in

platonischen Sätzen gefunden haben z. B. Kratyl

6.86. ὅτε τὸν φάσκοντα περὶ αὐτῶν τεχνικὸν εἶναι, oder wenn er von der Grammatik als einer ὀνομαστικῇ ἢ ῥητορικῇ ἢ ἥτις ἐστὶν ἡ τέχνη (6. 35. Vrgl. c. 34.) spricht, während Andere sich auf den Ausspruch des Sokrates stützen konnten und wirklich stützten, der im Gorg. c. 17. p. 462. behauptet, dass die ῥητορική

*) Vergl. Diomedes I. p. 434: ,„Analogia sermonis a natura

proditi est ordinatio secundum T&xXvixovg.“ Max. Victorin.

p- 1938: ‚„‚Ratione secundum technicos i. 6. artium tra-

ditores.‘“

Be 538

keine τέχνη, sondern eine ἐμσειρία χαὶ τριβὴ Sey* Vrgl. den Schok zum Dionys. Thrax. bei Bekker.

Anecd. Gr. Vol. Π. p. 664.

Der erste unter diesen Technikern Bemerkens-

werthe ist PTOLEMAEosS PERIPATETIKOS, der sich

förmlich gegen die oben erwähnte Ansicht des Dio-

nysios Thrax aussprach. Vrgl. Sext. Emp. adv. Math.

I. c. 3. $. 60: Οὗτος μὲν οὖν οὕτως. Ἐγκαλεῖ δὲ

αὐτῷ Πτολεμαῖος ὁ Περιττατητιχὸς, ὅτι οὐκ ἐχρῆν Eu

σπειρίαν εἰρηκέναι τὴν γραμματικήν. Αὐτὴ μὲν γὰρ 7

ἐμπειρία τριβή τίς ἐστι καὶ Eoyarıg, ἄτεχνός TE καὶ ἄλογος, ἐν ψιλῇ παρατηρήσει καὶ συγγυμνασίᾳ" ἡ δὲ γραμματικὴ τέχνη καϑέστηκεν. Fabrieius zu dieser

Stelle führt an, dass in unedirten Scholien zum Dio-

nysios Thrax dasselbe vorkomme. Hinzugefügt werde

dort noch, die Grammatik sey freilich in Vielem, na-

mentlich in den Anomalieen eine ἄλογος Ewsteigie,

aber in dem Meisten eine Kunst, ὡς ἐπὶ τὸ πολὺ τῶν

λέξεων ἐμπειρία, κατὰ δὲ τὸ πλεῖστον τέχνη. Vergl.

Bekker. Anecdot. Graec. Vol. II. p. 730.

Der zweite Techniker, von dem wir Kunde ha-

ben, ist AsKLEPIADES MYRLEANUS, der zur Zeit des

Pompejus zu Rom lebte. Ueber ihn sehe man Fabric. bibliothee. Graec. Tom. VII. p. 54. Auch er hatte

den Dionysios Thrax wegen jener schon erwähnten

Definition getadelt, und zwar aus demselben Grunde,

wie Ptolemäos. Vrgl. Sext. adv. Mathem. I. c. 3.

$.7 : Aoxkmmueöng τοίνυν μέμφεται τὸν Θρᾷκα ro γύσιον, ἐμπειρίαν λέγοντα τὴν γραμματικὴν δι᾽ ἣν αἰτίαν

χαὶ ὁ Πτολεμαῖος ἔφη. Also er tadelte einmal den Ausdruck eureigie ἃ. h. das anomalistische Princip, dann aber das χατὰ ro πλεῖστον. Nicht die Kunde des meisten, sondern alles Einschlagenden sollte die

Grammatik enthalten. Daher definirte er dieselbe

MR pe

nach $. 74: Γραμματική ἐστι τέχνη τῶν παρὰ ποιη- ταῖς καὶ συγγραφεῦσι λεγομένων. Er hatte ein eigenes

Werk über Grammatik geschrieben, dessen Einthei-

lung uns noch Sext. Emp. adv. Math. I. c. 12. $.251, erhalten hat. Er nahm nämlich für die Grammatik einen

technischen, historischen und grammatischen Theil an,

Andere Schriften von ihm werden bei Athenäos genannt.

Ein dritter, wenn auch nicht gerade erklärter

Techniker, aber doch ein Grammatiker, der sich an die Grammatik des Dionysios 'Thrax anlehnt, ist

TuEoDosıus ALEXANDRINUS, von dem wir folgende

Aeusserungen als hierher gehörig betrachten: p. 30.

ed. Göttling.: Τίς 7 αἰτία, ὅτι καὶ ἐχάλεσεν ὁ διδασ- καλὸς τὴν γραμματικὴν ἐμπειρίαν; Τινὲς μὲν λέγουσιν,

ὅτι καταχρηστικῶς ἐχάλεσεν ἐμπειρίαν ἀντὶ τοῦ γνῶσιν" ἄλλοι δέ φασιν, ὅτι, ἐπειδὴ ὁ σκοττὸς αὐτοῦ πρὸς εἰς-

ἀγομένους ἦν, δεῖ δὲ τὰς εἰσαγωγὰς ἀπέχεσϑαι τῶν

δυσχερῶν, εἰδὼς ὅτι καὶ ἡ ἐμπειρία πολλαχῶς λέγεται “ταρὰ τοῖς ἀρχαίοις, ἔστι γὰρ n ἄλογος τριβή, ἔστε καὶ ἡ λογικὴ γνῶσις u. 5. w. Ferner p. 31: Ἱστέον δέ, ὅτι τέσσαρά εἶσι τὰ τῆς γραμματικῆς μέρη" ἀλλὰ τμη-

ϑέντος τοῦ τρίτου μέρους εἰς τρία, ἤγουν εἰς τρίτον, τέταρτον καὶ πέμπτον, γεγόνασιν ἕξ. Καλεῖ δὲ τὸ τρίτον μέρος τῆς γραμματικῆς διόρθωσιν" περιέχει

γὰρ τὴν τῶν γλωσσῶν καὶ ἱστοριῶν πρόχειρον ἀπόδο- σιν χαὶ τὴν τῆς ἐτυμολογίας εὕρεσιν καὶ τὸν τῆς ἀνα-

λογίας ἐκλογισμὸν U. 5. W. In dem schon erwähnten Streite der Techniker

und Empiriker möchte dann auch seine Wurzel ha-

ben, was p. 49. folg. über τέχνη, γραμματικὴ τέχνη

gesagt wird, hingegen enger mit den Behauptungen

der Analogetiker zusammenhängen, was im Werke

theils Allgemeines über Analogie, theils in specieller

Anwendung derselben auf andere grammatische Dis-

6

Gr. μεν

cussionen vorkommt. Mehr allgemeiner Art ist es,

wenn die Analogie wieder p. 56. unter den sechs

Theilen der Grammatik vorkommt: Avaloyiag ἔχλο- yıouos. Τί ἐστιν ἀναλογία; ἡ παράδοσις τῶν ὁμοίων" ἀνάλογον γάρ ἐστι τὸ Αἴας Αἴαντος, τῷ Θόας Θόαντος. Ti ἔστιν ἐκλογισμός; ἡ ἀκριβὴς διόρϑωσις. In speciel-

ler Anwendung erscheint die Analogie bei ihm auch

auf die Accentlehre. Da nämlich der erste Theil der

Grammatik definirt worden ist als ἀνάγνωσις ἐντριβὴς

χατὰ προσῳδίαν, so werden fernerhin die einzelnen

Ausdrücke dieser Definition erläutert, und so heisst

es δ. 57: Τί ἔστι προσῳδία; τόνος φωνῆς κατὰ ava-

λογίαν διαλέκτου κατορϑούμενος — — ἡ. 61: Πόσει τρύποι τῆς ἀναγνώσεως; πέντε" ἀναλογία, ἐτυμολογία,

συναλοιφή, διάλεκτος, ἱστορία. Τί ἔστιν ἀναλογία; ἢ τῶν ὁμοίων παράϑεσις. In ähnlichem Bezug kommt die Analogie auf die Orthographie vor p. 62: Εἰσὶ δὲ καὶ κανόνες τῆς ὀρϑογραφίας τέσσαρες " ἀναλογία, διά. λεχτος, ἐτυμολογία καὶ ἱστορία. Dieselbe Anwendung finden wir im Etymol. Gud. 5. ν. Σήμερον" Κατο ποῖον κανόνα τῆς ὀρϑογραφίας; κατὰ ἱστορίαν" καὶ πόσοι κανόνες; τέσσαρες" ἀναλογία, ἐτυμολογία, διά. λεχτος, ἱστορία" τί ἔστιν ἀναλογία; ἡνίκα κατορϑῶμεν γραφὴν, ἢ ὅταν κανόνα ἀποδῶμεν. Vrgl. Etymol. Magn. 5. v. Χίλιοι" ὅτι τεσσάρων ὄντων τῆς 0090- γραφίας κανόνων, ἡ μὲν ἀναλογία τῷ τεχνικῷ ἐστι κα- γόνων ἀπόδοσις: ἡ δὲ διάλεκτος γλωσσης ἰδίωμα u.

5. w. Die Worte τῷ τεχνικῷ zeigen, wie ich oben

bemerkt, dass Techniker und Analogetiker, wenn

nicht dieselben, doch verwandte Grammatiker sind.

Ὁ. Tezuıxoe

hiess aber vorzugsweise ArLıus HERODIANUS, der be-

kanntlich unter Marc Aurel gelebt, Sohn des oben gc-

Er ee

nannten Apollonius. Dass er vorzüglich gemeint ist,

wenn die. Grammatiker den Techniker citiren, zeigt sich bei Cramer Anecdot. Graec. Tom. I. p. 380.,

Tom. II. p. 274. und III. p. 397. Geschrieben hat er eine ὀρϑογραφία oder περὶ ὀρϑογραφίας, einen ὀνοματικός, einen ἀγώμαλος πρόσοδος (Etym. Magn.

5. v. Aovaiog), ferner περὶ βαρβαρισμοῦ (Cramer Anecdot. Gr. III. p. 265.), dann περὶ σχημάτων, was nebst einigem Andern noch erhalten ist (ed. Dindorf.

1825.), endlich ein Hauptwerk über Grammatik, das

unter dem Titel 7 χαϑόλου sehr häufig von den er- haltenen Grammatikern eitirt wird. Zu ἡ χαϑόλου supplire ich nach dem Vorgange von Schol. ad Dion.

Thr. p. 656., 663. τέχνη, und halte dafür, dass Hero- dian das ganze Gebiet aller sprachlichen Betrachtungen

in allgemeine Regeln (χαϑολικὰ ϑεωρήματα bei Sext. Emp. adv. Math. II. c. 10. $. 221.) zusammenfassen wollte“) Einen Auszug dieser χαϑολικὴ τέχνη hat Göttling zu seiner Ausgabe des Theodosius Alexan-

*) Die Araber, die so Vieles aus griechischer Bildung mit

herübergenommen, scheinen auch in der Grammatik hie und

da sich auf Griechisches zu stützen. Vergl. Ferd. Wüsten-

feld die Akademien der Araber. Göttingen. 1837. $. 217.

„Es gibt zwei Bücher, die den Titel Catholicon führen.

das eine ist von Abu Ahmed Mohammed Ben Sa’id, ge-

nannt Ibn-el-Cadi, der ums Jahr 345 gestorben ist. Der

Verfasser des andern ist Abul-Hasan Ali Ben Mohammed

Ben-Habib el-Mawerdi, welcher zu Basra und Bagdad

lebte und im Jahre 450 in einem Alter von 86 Jahren

gestorben ist.“ Die logische Analogie haben die Ara-

ber in den Kreis ihrer Wissenschaft gezogen. Vergl.

Dr. Aug. Schmölders documenta philosophiae Arabum.

Bonnae. 1836. p. 36. Findet sich auch die grammatische

bei ihnen vor?

ME pe

drinus aus einem Pariser Codex gegeben. Dieser

Auszug enthält von p. 202—205. eine Erklärung des

Wesens der Prosodie. Da wird p. 202. die Prosodie

folgendermaassen definirt: Προσῳδία ἐστὶ ποιὰ τάσις ἐγγραμμάτου φωνῆς ὑγιοῦς χατὰ τὸ ἀπαγγελτικὸν τῆς

λέξεως ἐκφερομένης μετα τινος τῶν συνεζευγμένων

περὶ μίαν συλλαβὴν, ἤτοι κατὰ συνήϑειαν διαλέκτου ὁμολογουμένη, ἤτοι κατὰ τὸν ἀναλογικὸν δρον καὶ λό-

γον. Offenbar ist sich hier die συνήϑεια und der ὅρος ἀναλόγικος entgegengesetzt, was um so bemerkens-

werther ist, da wir συνήϑεια schon von Chrysipp in

dieser Bedeutung gebraucht vermutheten. Weiterhin

erklärt sich nun Herodian p. 204. über diesen Zusatz

und definirt: AvaAoyiav δὲ φημι τὴν τῶν ὁμοίων πα- ράϑεσιν. Vergl. Bekker Anecdot. Graec. Vol. II.

p- 676.

Dem Techniker stellen wir zur Seite den be-

kannten Skeptiker Sexrus mit dem Beinamen ’Eu-

πειρικός. Bei diesem Schriftsteller, dem wir eigent- lich einen grossen Theil der gegebenen historischen

Andeutungen verdanken, müssen sich ausser einer

nachher zu erwähnenden Hauptstelle noch einzelne

Anklänge seiner Hauptansicht finden. Da schon sein

Beiname ihn als einen der anomalistischen Seite zu-

gehörigen Philosophen bezeichnet, so ist gleich von

Vorne herein anzunehmen, dass er den Grundsatz an-

erkennen musste, dass die Sprache nicht aus innerer

Naturnothwendigkeit hervorgehe, und demgemäss or-

ganisch klar und rein sich entwickele, sondern dass

ihre ganze Form gegeben sey durch den Sprachge-

brauch. Vergl. Pyrrhon. Hypotypos. II. c. 18: Ἐπεί οὖν τὰ ὀνόματα ϑέσει σημαίνει καὶ οὐ φύσει. Vergl. II. c. 30. δ. 267. sq., adv. Math. I. c. 4. $. 37. II.

ο. 7. $. 145. Der in diesen Stellen, namentlich in der

I

letzten, von ihm angezogene Grund beruht auf fol-

gendem Schlusse: ‚‚Die Sprache ist entweder Werk

der Natur oder Uebereinkunft. Wäre sie ein Produkt der menschlichen Natur, so müsste sie überall, wo Menschen sind, gleich seyn, alle Völker müssten sich

gegenseitig verstehen, Hellenen die Barbaren und

umgekehrt. Da das aber nicht der Fall ist, kann sie

nur ein Werk der 'Thesis seyn.‘ Ebendaselbst sucht er aber den ferneren Beweis dafür zu führen aus dem

ungleichen Gebrauche der Geschlechter in der Sprache.

Jene, welche annehmen, dass in den Wörtern die

Physis herrsche, sagen damit, dass auch die Ver-

theilung der Geschlechter (Männlich, Weiblich, Neu-

trum) aus einem natürlichen Grunde (φυσικῶς) ent-

Springe. Wenn diess aber wäre, so müssten auch

die männlichen Wörter überall männlich, die anderen

anders seyn. Nun sagen aber die Athener τὴν orau- γον, die Peloponnesier τόν στάμνον, ja dieselben Leute

sagen oft τὸν λιμόν und τὴν Aluov. Ferner männliche Thiere haben oft in der Sprache weibliche Benennun-

gen, weibliche oft umgekehrt. Mithin, schliesst er

δ. 153., herrscht hierin keine künstlerische Analogie, sondern eine kunstlose Planlosigkeit der Gewohnheit:

οὐχὶ τεχνικός τις καὶ γραμματικός λόγος, ἀλλὰ ἡ ἄτεχ.

vos καὶ ἀφελὴς τῆς συνηθείας παρατήρησις.) Fast

unmittelbar darauf fügt er hinzu, er werde aber über

diese Anomalie im Verfolge seiner Untersuchung

Weiteres nachholen : Ῥηϑήσεται δὲ ἐπιμελέστερον περὶ

*) Das Wort παρατήρησις hat schon Henr. Stephanus als

diesem Streite zugehörig erkannt. Vergl. den appendix c.15:

„Etiam παρατήρησιν τῆς συνηϑείας ab eo dici, nec non 7παρατγρῆσιν simpliciter, eam opponendo Analogiae.‘“

= Be

τῆς ἐν τούτοις ἀνωμαλίας προβαινούσης τῆς ζητήσεως. Fabricius verweist auf die $. 195. folg., welche sich im 10. Capitel desselben Buches befinden. Dieses

aber ist überschrieben: Εἰ ἐστί τις τέχνη περὶ ἕλλη- γισμὸν; und diess ist die Hauptstelle beiSextus, deren

genaue Erläuterung die Probe und den Schlussstein

unserer ganzen Untersuchung bildet.

Der Hellenismos (d. h. der klare und deutliche

Ausdruck der Gedanken in griechischer Sprache.

Vrgl. $.179.), sagt er, ist ein zwiefacher, ein der

grammatischen Analogie angepasster und ein aus dem

Sprachgebrauche hervorgegangener. $. 176. Wie es

aber Wahnsinn ist, im Staate für eine coursirende

Münze eine neue ungewöhnliche zu schlagen, so auch,

für eine gebräuchliche Redeweise eine geneuerte ein-

führen zu wollen: $. 178. Daher muss man den Grammatikern, welche uns ihre s. g. Analogie und

den dadurch verbesserten Hellenismos versprechen,

die Unhaltbarkeit ihrer Kunst zeigen ὃ. 179: Jioreo εἰ οἱ γραμματιχοὶ ὑπισχνοῦνται τέχνην τινὰ τὴν καλου- μένην: ἀναλογίαν παραδώσειν, δί ἧς zur’ ἐχεῖνον ἦμας τὸν ἑλληνισμὸν ἀναγκάζουσι διαλέγεσθαι, ὑποδεικτέον

ὅτι ἀσὐστατὸς ἐστιν αὕτη n τέχνη. Ohne hier Wort für Wort die ziemlich weitläuftige Abhandlung durch-

gehen zu wollen, mögen folgende Hauptgründe ge-

nügen, die unser Skeptiker den Analogisten entge-

genstellt.

1) Soll der analogistische Hellenismos eine Kunst

(τέχνῃ) seyn, so fragt es sich um die Grundsätze

(ἀρχαί), auf denen sie fusst. Diese müssen entweder

künstlich seyn oder kunstlos. Sind sie künstlich, so

müssen sie entweder aus dieser Kunst selber, oder

aus einer andern hergenommen seyn. Von der Kunst

selber können sie nicht, mithin müssen sie von einer

AR. - pre

fremden Kunst herrühren, die Grundsätze dieser wie- der von einer zweiten, dritten, und so in’s Unend- liche. Mithin fehlen dem Hellenismos die ἀρχαί, er ist keine Kunst: $. 180., 181.

2) Zur Beurtheilung des Hellenismos muss ein

Kriterium da seyn, woran wir ihn prüfen. Diess kann

kein andres aber, als der Sprachgebrauch seyn, mit- hin ist jener unnöthig. $. 183.

3) Zweck des Hellenismos ist, sich deutlich und klar auszudrücken. Dazu bedarf es aber der Analogie nicht; der Sprachgebrauch genügt: $. 184. folg.

4) Es giebt keine Analogie, als die durch den

Sprachgebrauch begründete; wozu also die Erstere ? δ. 189—194.

5) Auch Homer kann kein Repraesentant der

Analogie seyn: $. 202—209.

6) Die analogistischen Grammatiker widerspre-

chen sich selbst. Sie wollen den Hellenismos frei

halten von Barbarismen und Soloikismen. Nun defi-

niren sie diese aber als „Fehler gegen den Sprach-

gebrauch.“ Mithin erkennen sie den Letzteren doch an. (Diess stelle ich einfacher und klarer hin, als

Sextus es ausgesprochen hat.) Vergl. $. 209—218. δ. 231.

7) Sie wollen nach allgemeinen Gesichtspunkten (ταϑολικὰ ϑεωρήματα) ihn beurtheilen. Deren gibt es aber nicht; diese s. g. allgemeinen Regeln sind

abstrahirt aus mehren Einzelheiten. Mehre machen

aber noch gar nicht alle aus: $. 221—227. Endlich soll die Analogie eine Zusammenstellung des Gleichen seyn. Das Gleiche geht erst hervor aus dem Sprach- gebrauche, dieser aber ist schwankend und ungleich;

a ἘΠ5..:.Ὁ

daher kann die Analogie auch keine festen allgemei-

nen Regeln haben: $. 236.

Es kann also in der ganzen Grammatik weder

bei den Hauptwörtern, noch bei den Casus, noeh

bei den Zeitwörtern von der Analogie die Rede seyn.

Was diese Polemik des Sextus betrifft, so hebt sie freilich einige Punkte richtig hervor; allein im

Ganzen beruht sie doch auf skeptisch -syllogistischen

Täuschungen. Wichtig ist sie uns durch den Reich-

thum technischer Ausdrücke, durch welche sich alle

die isolirten Glieder, die wir im Laufe der Unter-

suchung hie und da aus vereinzelten Bruchstücken

auflasen, nun zu einer wunderbar zusammenhän-

genden Kette verschlingen.

Schluss

Was wir sonst noch bei Grammatikern, Kirchen-

vätern und selbst Aerzten finden, ist entweder blosse

Reproduktion schon dagewesener Ideen, (wie z. Β.

der Ausspruch des Dıoxystus von HALIKARNAss de

compos. verb. 6. 16: Meyain τούτων ἀρχὴ καὶ δι-

δάσχαλος ἡ φύσις, ἡ ποιοῦσα μιμητικοὺς ἡμᾶς καὶ ϑε-

τικοὺς τῶν ὀνομάτων, οἷς δηλοῦται τὰ πράγματα, κατὰ τινας εὐλόγους καὶ κινητικὰς διανοίας ὁμοιότητας. ὑφ᾽

ὦν ἐδιδάχϑημεν ταύρων τε μυχήματα λέγειν καὶ χρε- μετισμοὺς ἵππων u. 5. w. oder der Schluss des

u Gh -Ὁ

ALEXANDER ApHRoDIsıus beim Schol. zu Aristot. de interpr. p. 103: τὰ ὀνόματα καὶ τὰ ῥήματα φωναὶ, αἱ δὲ φωναὶ φύσει, τὰ ἄρα ὀνόματα καὶ τὰ ῥήματα φύ-

σξι}: oder mystisch -theologische Wendung des Strei-

tes, wie bei Onıcınzs contra Cels. I. c. 24. und

JAamBLicH. de myster. VI. c. 5. In theosophischer

Weise fasst auch Dıo Curysostomus or. XII. p.385. die

Sprache auf, indem er die Menschen als verwandt

mit der Gottheit darstellt. Die schöne begeisterte

Stelle ist werth, dass sie hier mitgetheilt werde.

Ἔτι δὲ ἡλίου καὶ σεληνῆς, νυχτὸς τε καὶ ἡμέρας ἐν--

τυγχάνοντες ποικίλοις καὶ ἀνομοίοις εἴδεσιν, ὄψεις τε ἀμηχάνους ὁρῶντες, καὶ φωνὰς ἀκούοντες παντοδαπὰς,

ἀνέμων τὲ καὶ ὕλης καὶ ποταμῶν χαὶ ϑαλάττης, ἔτι δὲ ζώων ἡμέρων καὶ ἀγρίων" αὐτοὶ δὲ φϑόγγον ἥδισ-

τὸν χαὶ σαφέστατον ἵεντες, χαὶ ἀγαπῶντες τῆς ἀνϑρω-

πίνης φωνῆς τὸ γαῦρον χαὶ ἐπιστῆμον, ἐπιϑέμενοι σύμβολα τοῖς εἰς αἴσϑησιν ἀφικνουμένοις" ὡς πᾶν τὸ

γοηϑὲν ὀνομάζειν καὶ δηλοῦν εὐμαρῶς, ἀπείρων πραγ- μάτων καὶ μνημὰς καὶ ἐπινοίας παραλαμβάνοντες. Diese Worte zeigen, dass Dio Chrysostomus sich die

Sprache nicht als willkürliches Produkt gesellschaft-

licher Uebereinkunft dachte, sondern als ein Namen- beilegen des in die Empfindung Gekommenen. Eben

so wenig aber erscheint die Sprache bei ihm als et-

was ursprünglich Gegebenes und Abgeschlossenes,

sondern als ein jeden Augenblick sich neu Erzeugen-

des und durch vernünftige Erkenntniss Bedingtes. Merkwürdig bleibt noch GALENuUs, der obschon

Arzt nicht nur in seinem erhaltenen Werke rrepi αἱ- θέσεων nach Photius Zeugniss (biblioth. Tom. T.p. 107.)

die Philosophie vielfach berührte, sondern auch selbst

ein Werk περὶ ὀνομάτων ὀρϑόνητος schrieb (vergl.

PR

Galen. de Hipp. et Platon. plaecit. II. c. 2. Tom. V,

p- 214.), das leider verloren gegangen, nach dem Titel

zu urtheilen, dieselbe Frage behandelte, die der pla-

tonische Kratylus mehre Jahrhunderte vorher zu

lösen gehofft hatte.

Werfen wir einen Rückblick auf die betrachteten

Männer und Schulen von den frühesten Spuren einer

sich regenden Sprachwissenschaft bis zu der allge-

meinsten Ausbreitung grammatischer Kenntnisse: so

können wir mit vollem Fuge die Philosophen und

Grammatiker trennen, weil die Sprachphilosophie bei

Beiden einen verschiedenen Charakter annimmt.

„Quaeri enim solitum apud philosophos, φύσει τὰ 0v0- ματα sint ἢ ϑέσει.“Ξ sagt Gellius X, 4. Bei den Grammatikern aber wendet sich die Frage so, ob die

sprachlichen Erscheinungen alle unter sich eine Gleichheit

zeigen, und daher unter den Gesichtspunkt einer durch-

greifenden Einheit (Analogie, Hellenismos) aufzufas-

sen, oder ob sie der Ungleichheit (Anomalie, Dia-

lekte) anheimgefallen und als lauter vereinzelte

Bruchstücke bloss mit dem äussern Bande des Sprach-

gebrauchs zusammenzuheften seyen. Dazu kommt

die dritte Untersuchung, ob die Sprachlehre eine

eigentliche Wissenschaft oder nur eine Zusammen-

stellung von sprachlichen Bemerkungen ausmache.

Wie diese drei Stadien ineinander übergehen, wie das erste in das letzte übergreift, und wie das

4 ἀν. Ξ

letzte schon in dem ersten vorgebildet und in dem

zweiten vollständig begründet ist, hoffe ich, dass

im Verlaufe der Darstellung hinreichend hervor-

getreten ist. Diese drei Fragen haben aber ei-

nen gemeinsamen Einheitspunkt in dem Streben,

die Erkenntniss der Sprache in den Kreis einer

in sich selbst begründeten Sphäre zu bannen.

Die Römer.

Die Trennung in Philosophen und Grammatiker, welche wir bei den Griechen vornehmen konnten,

lässt sich bei den Römern nicht anwenden, indem

die eigentliche Philosophie erst aufkam, als das

Philosophiren über die Sprache schon heimisch ge-

worden war. Bei den Griechen entwickelte sich aber

jener Streit aus der Philosophie, und setzte sich erst

später als Grammatik fort. Der Ursprung ist also

hier ganz innerlich, aus dem eigensten Geistesleben

der Hellenen hervorgehend,*) ist rein theoretischer

*) Pott etymologische Forschungen I. Bd. S. XV: „Die Grie-

chen wurden — — durch Aufsuchung der nothwendigen

geistigen Grundelemente der Sprache, oder, wenn der

Ausdruck erlaubt ist, Sprachkategorien, in ihrer

Quelle, dem menschlichen Geiste; durch deren Feststellung

nach Inhalt und Umfang, Entwickelung ihrer weitern Be-

stimmungen und Beziehungen aufeinander, Eintheilung und

endlich Zusammenfassung derselben in ein systematisches

Ganze — Begründer dessen, was die neuere Zeit unter dem

u -:.

Natur. Anders gestaltet sich die Sache bei den Rö- mern. Die Ursprünge sind hier zweifacher Art, ein-

mal hervorgehend aus dem Streben der Dichter, die

Sprache zu ihrem Gebrauche zu regeln, dann hinein- getragen von Aussen durch griechische Grammatiker.

Bei den Griechen entsteht der Streit erst, nachdem

schon eine griechische Litteratur sich entfaltet, er

entsteht aus der Reflexion über die Sprache, nach-

dem die Sprache sich schon gewissermaassen abge-

schlossen hat. Bei den Römern bildet er sich im

Anfange der Bildung der Schriftsprache selber, und

übt somit auf die allmähliche Formation der letztern

einen nicht unbedeutenden Einfluss, pflanzt sich aber

nicht in gelehrten Schulen, wie bei den Griechen,

sondern spinnt sich von einem Schriftsteller zum

andern fort. Bei den Griechen geht er Anfangs von etymologischen Erörterungen aus, fliesst aber nach- her in die Formenlehre über, wodurch es vielleicht möglich wurde, dass Spätere zuweilen Etymologie und Analogie verwechselten: (Vrgl. Vossius de ana- logia I, 1.) Bei den Römern hingegen bildet gleich die Etymologie einen von der Analogie unabhängigen Theil, so dass sich die geistige Bewegung hier rein um die Formenlchre zusammendrängt. Ehe ich aber die eben angedeutete Entstehung des Streites aus

Namen philosophischer oder allgemeiner Sprach- lehre begreift. Dieser Schöpfung hellenischen Geistes möchte schwerlich ein anderes, früheres oder gleichzeitiges Volk — vielleicht mit alleiniger Ausnahme des Indischen — etwas Aehnliches zur Seite zu stellen gehabt haben, und von denRömern scheint es gewiss zu seyn, dass sie in der ihnen überlieferten Doctrin, ausser der Anwendung auf ihre Sprache, keine wesentliche Fortschritte machten.“

- we

den poetischen Produktionen näher auseinandersetze, muss ich wie bei den Griechen die Scale von Be-

griffen voranstellen, in die sich die beiden Principien

der Analogie und Anomalie spalten und verwandeln.

(Einiges bei Henr. Stephan. appendix ad M. T.

Varronis assertiones analogiae. c. IX: „De nominibus

aliis, quibus analogiam appellat Varro.‘‘)

1. Analogia — anomalia.

Diese Bezeichnungen finden sich in den lateini-

nischen Grammatikern von Terentius Varro bis Isidor

als eingebürgerte lateinische Ausdrücke, wobei nur

zu bemerken, dass der erstere ungleich häufiger, als

der letztere zum Vorschein kommt. Aus den unzäh-

ligen Stellen, die im Laufe dieser Darstellung fol-

gen werden, hebe ich nur folgende drei hervor.

Varro IX. p. 159: ,‚Quum ab heis ratio, quae a si-

militudine oriretur, vocaretur analogia, reliqua pars

appellaretur anomalia.‘“ Cie. ad. Attie. IV, 2: „Sed primo me ἀναλογία deceperat ᾧΦλιοῦς, Ὀποῦς, Σιποῦς,

quod Ὀπούντιοι, Σιπουντιοι. Seneca epist. 120: ‚„Nobis videtur observatio collegisse, et rerum saepe

factarum inter se collatio, per analogiam nostro in-

tellectu et honestum et bonum iudicante. Hoc ver-

bum cum Latini grammatici civitate donaverint, ego

damnandum non puto, nec in civitatem suam redigen- dum. Utar ergo illo non tantum tanquam recepto,

sed tanquam usitato.“

2. Nalura — usus.

Es spricht nun aber Varro VII. p. 142. von der

Natur als der Quelle der Analogie: ‚„Analogiac fun-

damentum obliviscuntur esse naturam.‘“‘ Wie natür-

lich ist es daher, dass die Begriffe natura und analogia

ineinander übergehen. So komnit es, dass bei Varro

VII. p. 114. dasjenige universa verborum natura

heisst, was p. 110. universa analogia genannt wird.

Wie nun aber im Griechischen der φύσις die ϑέσις

entgegentritt, so im Lateinischen der natura der usus-

So spricht Cicero orat. c. 48. von einem locus late

patens de natura usuque verborum. So stehen sich

auch noch bei den spätern Grammatikern diese beiden

Wörter entgegen; nur ist zu bemerken, dass bei

diesen natura nicht immer ganz identisch mit Analogie,

usus nicht immer dasselbe wie Anomalie ist. Sie

trennen häufig die natura als ein zweites sprachli-

ches Princip von der Analogie, und gebrauchen sie

dann in einem nur verwandten Sinne.

3. Ratio, ratio analogiae, proportionis, similtu-

dinum — usus, consuetudo.

Dem Begriffe der natura ist wieder der der ratio

sehr verwandt. Senec. ep. 66: ‚‚Bonum sine ratione

nullum est; sequitur autem ratio naturam. Quid est

ergo ratio® Naturae imitatio.‘“ So folgerecht sich

daher bei den Griechen aus der φύσις der λύγος ent-

wickelte, ebenso natürlich bei den Römern aus der

natura die ratio. Eine Stelle für die Identität von

ratio und analogia, und auf der andern Seite von

usus und anomalia ist bei Gell. N. A. 1. c. 18: „‚Haec

Varro in primore libro scripsit de ratione vocabulorum

seitissime, de usu utriusque linguae peritissime, de

ipso L. Aelio clementissime.‘“ XI. c. 13: „Sed cum

verborum Latinorum sententia, usus, ratio exploranda

sit;“ und noch mehrmals ebendaselbst. Daher be-

τῶ δά ὦ

titelte Tullius Tiro sein Werk über Analogie und

Anomalie als libri de usu atque ratione linguae La-

tinae. Bei Varro kommt ratio sowohl einzeln, als

mit einem den Begriff näher bezeichnenden Ausdruck

unzählige Mal vor z. B. VIII. p. 128: „Quod peccat,

redigere debemus ad ceterorum similium verborum

rationem.‘“ VII. p. 134: ‚‚Quare, qui negat esse

rationem analogiae, non vidit naturam non 80--

lum orationis, sed etiam mundi.‘ IX. p. 159: „Cum ab heiss ratio, quae a similitudine oriretur,

vocaretur analogia.‘“ VII. p. 128: „Aiunt, qui bene loqui velit, consuetudinem, non rationem Simi-

litudinum sequi oportere.‘“ Daher heisst es bei

Gell. XV. c. 9: „Ratio proportionis, quae ana-

logia appellatur.‘‘ Dieser ratio steht dann, wie ge-

sagt, der usus oder die gleichbedeutende consuetudo

entgegen. Cic. orat. c. 74. Gel. XI. c. 13.

XI. c. 19.

4. Aegualitas — inaequalitas.

Da nun aber jene ratio hervorgeht aus der Aehn-

lichkeit, mithin eine ratio, quae a similitudine oritur, eine

ratio similium verborum, ratio similitudinum, wie Varro

sagt, ist: so kann es uns gar nicht auffallen, wenn

nun für die Analogie das Wort aequalitas, und für

die ἀνωμαλία das ganz congruente inaequalitas sich findet. Varro VII. p. 126: ‚‚Aristarchus de aequa- litate conseribit et de verborum similitudine;‘*

und etwas vorher: ‚„Chrysippus de inaequalitate

cum scribit sermones.“ Gell. II. c. 25: „Avakoyia est similium similis declinatio, quam quidam Latine

proportionem vocant. Avywuelie est inaequalitas declinationum consuetudinem sequens.‘*

eu ΓᾺ

5. Proportio, comparalio —

Schon aus der zuletzt angeführten Stelle des

Gellius, verglichen mit der ratio proportionis XV. c. 9., erhellt, dass proportio der eigentlich lateinische

Name für die griechische ἀγαλογία war. Schon Ci- cero de univ. 6. 4. übersetzte das letztere Wort, je- doch nicht mit Bezug auf seine grammatische Be-

deutung, durch comparatio und proportio; er setzte

aber hinzu: „‚Audendum est enim.‘““ Auch Varro hatte sich schon an mehren Stellen seines Werkes dessel-

ben Wortes bedient z. B. VII. p. 134. IX. p. 159.

(Vrgl. Henr. Stephan. aypend. p. 38. folg.) Dazu

kommt noch Quintil. I, 6: ‚Omnia tamen hacc exi-

gunt acre iudicium, analogia praecipue, quam proxime

ex Graeco transferentes in Latinum, proportionem

vocaverunt.‘“ Endlich Isidor. I, 27, 1: „Analogia

Graece, Latine similium comparatio sive proportio no-

minatur.‘‘“ Der Begriff der Latinitas entwickelt sich

nun aus diesen grammatischen Discussionen ebenso

folgerecht, wie in (sriechenland der Hellenismos, und

man könnte glauben, dass Latinitas so viel als ratio,

analogia linguae Latinae sey, besonders da ein Werk

des Didymus περὶ τῆς παρὰ Ῥωμαίοις ἀναλογίας wahrscheinlich dasselbe ist, was auch als seine

Schrift de Latinitate citirt wird. Indessen bezeichnet

Latinitas doch mehr die Verbindung aller Principien der lateinischen Sprache, daher Analogie und Ano-

malie zusammen. So sagt Probus in der ars minor

δ. 6: „‚‚Latinitas ex duabus partibus constat, hoc est analogia et anomalia.‘“ Vergl. Diomed. II. p. 434.

Bei Charisius T. p. 35. heisst sie Latinus sermo. Zu

den gegebenen Ausdrücken könnte man endlich noch regula, wie bei den Griechen καγών, hinzufügen.

7

Begründung des Streites in dem

Zustande der ältesten poetischen

Litteratur.

Als die ersten Schriftsteller in Rom zu dichten

und zu denken anfingen, mag sich wohl schon gleich

eine freudige Bewegung unter den kräftigen Söhnen

der kriegerischen Hauptstadt kund gegeben haben.

Zwar vermochten sie noch nicht die Wirksamkeit

des Geistes und geistiger Thätigkeit in ihrer ganzen

Grösse zu begreifen, allein sie ahnten wenigstens die

hohe Bedeutung jener künstlerischen Entfaltung des

angebornen Triebes sich mitzutheilen. Es hatten da-

her jene ersten Dichter einen viel leichtern Standpunkt,

als unsere heutigen. Sie fanden ein zwar halbrohes,

aber doch empfängliches Publikum, das nicht ängst-

lich nach Schnur und Regel Wort und Vers abmass.

Je weniger sie durch die Form gedrückt waren, um

so leichter ward es ihnen, den vollen Quell des Ge-

haltes spielen zu lassen. Ich möchte mich wohl ein-

mal in das erste Schauspiel eines Livius Andronicus

hineinversetzen können, wo die Senatoren, Geschlechter

und Bürger den einfachen Maskengesprächen staunend

zuhorchen. Die Saat ging allmählig auf, Nävius

führte schon nationale Theater vor ihre Augen. Wie

mag er sein bellum Poenicum mitgetheilt haben?

Wenn nicht der Dichter selbt das Geschäft des Ab-

schreibers versah, so las er es, denke ich mir,

— Bd -ὦ

im Theater oder auf dem Forum vor“). Mit Ennius

geht das volle litterarische Leben auf; alle Quellen

der Dichtkunst sprangen von seiner Hand geöffnet,

Aber verfügen wir uns aus der öffentlichen Erschei-

nung in das stille Cubiculum dieser und der folgenden Dichter, und fragen wir um die Art und Weise an,

wie sie ihre einzelnen Werke zu Stande braehten.

An einen bedachtsam angelegten, wohlgegliederten

Plan des Ganzen ist nicht zu denken; er entwickelte

sich bei ihnen naturgemäss aus dem bewegten Innern.

Nur das fragen wir: Wie handhabten sie die Sprache

im Allgemeinen® Hier verlässt uns alle Ueberliefer-

ung. Wir vermögen indessen einiges hieher Gehörige

uns zurückzudenken, ohne in den Vorwurf einer Er-

dichtung zu fallen. Als Livius auftrat, als Nävius

kam, und noch als Ennius folgte, da gab es — so-

viel ist sicher — noch keinen festnormirten

Sprachgebrauch. Woher sollte er auch gekom-

men Seyn, woraus sich hervorgebildet haben® Zwar

wurden Gesetzestafeln auf dem Forum aufgestellt,

der’Triumphatoren Thaten in ehernen Buchstaben ver-

ewigt, auch Reden tönten schon unter die bewegte

Menge; allein die Weise der Sprechenden mochte

so verschieden seyn, wie die der italischen Elemente,

aus welchen die Stadt bestand. Tuscische Ritual-

bücher konnten ebenso wenig zur Fixirung einer

förm lichen Sprachregel führen, als griechische

Epiker und Grammatiker, wenn man sie kannte. Beide

waren nur Einzelnen zugänglich. Jedoch hatte sich

im Volke selbst eine gewisse Uebereinstimmung ge-

*) Sueton. de ill. Gram. c. 1: ‚‚(Livius et Ennius) si quid

Latine ipsi composuissent, praelegebant.“

— 10 —

staltet, die wohl im Massenhaften als latinische

Sprechweise gelten konnte. Als daher jene ersten

Dichter zu schreiben anfıngen, da hatten sie noch

keinen wohlgeordneten Sprachschatz zu ihrer Disposi-

tion, sondern der Dichter musste sich die Sprache

erst zurechtschneiden. Zuerst musste er die schwan- kenden Klänge der Aussprache zu einer Orthographie

vereinigen. (Daher das frühe Erscheinen einer Or-

thographie von Lucilius. Vielleicht ist es sogar wahr,

dass Ennius de litteris syllabisque schrieb, obschon

Sueton es bezweifelt.) Hiebei mag noch manche Un-

gleichheit in den verschiedenen Werken desselben

Autors stehen geblieben seyn. Dann musste der

Dichter sich auch seine eigene poetische Sprache

schaffen, mithin neue Wörter bilden; die Wörter

mussten flektirt, zu Sätzen und Perioden verbunden

werden. Woher nahm er nun zu alle diesem die

Regel® Es gab noch keine Lexika, keine Gramma- tiken, selbst nicht Schriften genug. Die Wortflexion

blieb daher sowohl wie die Wortbildung dem Geschmack

des Einzelnen unterworfen, der eben bildete. Mithin

hatte Livius, Nävius, Ennius u. s. w. jeder seine

eigene Weise, die Sprache zu handhaben. Halten

wir diess einmal ganz fest, so kommen wir zu der

Frage, wie sie sich benahmen.

Die gewöhnlich herrschende Ansicht, die durch

die unwissenden Grammatiker genährt wird, ist die,

dass es eine von der spätern ciceronisch- augustei-

schen Zeit in Wortbildung und Wortäbänderung sehr

abweichende altlateinische Sprache gegeben habe,

deren Reste in den Dichtern und Prosaikern von Li-

vius Andronicus bis Terentius nnd Lucretius etwa

erhalten seyen. Und wer sollte das läugnen wollen,

dass es damals eine Menge Wörter gegeben habe,

— 101 —

die das feinere Ohr eines polirenden Redners unter

August verwarf, dass sich damals eineFülle tönender

Wortcompositionen zeigte, die sich allmählich in en-

gere Grenzen zurückzog, dass endlich einige archa-

istische Formationen in Gebrauch waren, die später

nur noch als Reliquie geschätzt wurden? Varro sagt

daher von der Grammatik, die diesen Zeitraum zu untersuchen hat, IV. p. 5: ‚‚Secundus (gradus), quo

grammatica descendit antiqua, quae ostendit, quemad-

modum quodque poeta verbum confinxerit, quod de-

clinarit.‘“ In dieser Aeusserung möchte ich besonders

auf das letzte Wort aufmerksam machen, wodurch

angedeutet zu werden scheint, dass diese Dichter

ihre eigene Weise und Norm sich bildeten, nach der

sie Haupt- und Zeitwörter declinirten und conjugir-

ten. Allein gerade diese von der spätern Ueberein-

stimmung so sehr abweichenden Flexionen hält man

gewöhnlich für allgemeines Eigenthum jener Zeit.

Man glaubt daher, das ganze damalige römische

Volk habe z. B. declinirt senatus senati, oder heres

herem, oder conjugirt soleo solui. Allein dann müss-

ten wir zuerst wieder einen allgemeinen fest normirten

Sprachgebrauch annehmen, was bei der eigenthüm-

lichen Form der damaligen Litteratur, wie wir be-

merkt, nicht der Fall seyn kann; und dann liesse sich

zweitens — was besonders in’s Auge zu fassen ist

— nicht erklären, auf welchem Wege dann doch die

Declination senatus senatus, heres heredem und die

Conjugation soleo solitus sum in die Sprache gekom-

men. Der einzelne Schriftsteller kann sie nicht ge-

bildet haben; denn was berechtigte ihn zu solchen

Anomalieen® Er muss sie also vorgefunden haben, Folglich war aber kein festnormirter Sprachgebrauch

vorhanden. Es bliebe uns also nichts anders anzu-

— 102 —

nehmen, als dass im Volke selbst ein solches Schwanken

begründet gewesen, dass von uralter Zeit die Formen

des Genitivs senatus und senati, des Accusativs he-

rem und heredem, des Perfekts solui und solitus sum

nebeneinander bestanden. Allein eine solche Annahme

wäre nichts weiter als ein Geständniss, dass wir uns

das Entstehen der ungewöhnlichen Formen nicht zu

erklären wissen; denn hier fragt es sich ja wieder:

Woher diese Doppelformen® Man muss doch eine

Form als ursprünglich annehmen. Die analogistische senati, herem, hebem können wir uns nicht als solche

denken, weil sonst der Ursprung der scheinbar ano-

malen senatus, heredem, quietis wieder unerklärbar

bleibt. Es muss also die letztere als die ursprüng-

liche gelten,*) als die im gewöhnlichen Leben vor-

handene, und die erstere sich ihr als analogistische

Zurechtsetzung der Einzelnen zugesellen. Da stünden

wir aber auf demjenigen Punkte, der, wie ich glaube,

der wahre Gesichtspunkt für die ältesten römischen

Dichter ist. Die Sprache hat sich bisher nach einer

innern Naturnothwendigkeit ohne störende Einflüsse

von Aussen entwickelt. Die Regelmässigkeit ist in

der Masse wohl erkennbar, allein hie und da treten

wirkliche und scheinbare Anomalieen auf. Neben dies

diei findet sich quies quietis, neben doceo docui findet

*) So ist es auch wirklich. Im S. C. de Bacchanalibus findet

sich als Genitiv kein senati, sondern senatuos (sententiad)

und zwar viermal. Daher schrieben auch Varro und Nigi-

dius (nach Gell. IV, 16.) immer senatuis, domuis, fluctuis.

Vergl. Nonius 5. v. Fructuis, victuis, rituis. Vergl. Charis.

I, p. 116. ‚‚Senatuis et fluctuis, ita genitivum, inquit Pli-

nius, declinabant, ut C. Fannius Cos. contra Gracchum:

Senatuis consulta.‘“

- 19 —

sich soleo solitus sum u. s. w. Die inneren Gründe dieser äusseren Differenzen konnten dem einfachen

Sinne der erstenrömischen Litteratoren unmöglichschon

klar seyn. Sie construiren sich also nach selbsteigen

gebildeten Analogieen ihre Grammatik, gebrauchen

daher an einer Stelle die vulgäre Form, während sie

an einer zweiten, wo es der Vers erheischt, der von

ihnen corrigirten Form sich bedienen. Somit lässt

sich also von einer altlateinischen allgemeinen Gram-

matik nicht sprechen, wohl aber von einer grammati-

schen Richtschnur des Ennius, Plautus u. s. w. In-

dessen sie kommen doch wieder vielfach überein. In-

dem sie erhaben über den vulgären Dialekt sich eine

eigene Richtschnur zu bilden suchen, haben sie oft

untereinander gleiche Formationen; daher so oft der

Genitiv auf i statt auf uis oder us. (Diese Formati-

onen werden dann aber später wieder durch Schrift-

steller verdrängt, die mehr das Volksidiom zu befolgen

strebten.) Ich behaupte also, die scheinbar anomalen

Formen (senatus, heredis u. s. w.) waren die auch

zu ihrer Zeit gangbaren, nur wurden sie von ihnen

auf rationellem Wege gemodelt. Ehe wir diess an

den Einzelnen etwas näher zu zeigen versuchen, sey

es mir erlaubt, einige einschlagende Stellen des Varro,

der die alten Dichter noch alle vor sich hatte, mit-

zutheilen, die auf eine solche Licenz und Abweichung

von den gewöhnlichen Formen stark hindeuten. VII.

p. 158: „‚Liberius potest poeta quam orator sequi

analogias.‘“ p. 147: ‚‚Possunt item fieri ac reponi

quod aberit, ubi patietur natura ac consuetudo, quod

nonnunquam apud poetas invenimus factum.“ p. 130:

„Quas novas verbi declinationes ratione introductas

respuet forum, iis boni poetae, maxime scaenici Con-

suetudine subigere aureis populi debent.‘“ Daher sagt

— 104 —

mit Recht Henr. Stephanus app. p. 45. von Varro:

„Ac non uno in loco, sed in plerisque, ita de poetis

Latinis loquitur tanguam mira ac prope incredibilis

eorum sit licentia, et quidem tanquam peculiarem sibi

Latinitatem quandam habeant.‘““ Aehnliches scheint

Plinius bei Charisius I. p. 94. anzudeuten: „Quod

si manum veterum licentiae porrigemus, potest

et copies et observanties et benevolenties dicier.‘“

Der hier folgende Versuch kann unmöglich der

Natur dieser Abhandlung wegen die ganze Latinität

jener Zeit darstellen, er begnügt sich mit Andeutun-

gen, die ein Anderer vielleicht ausführen wird.

Livıus Anpronicus schon scheint angefangen zu

haben, den Sprachgebrauch analogistisch zu ändern.

Von ihm ist folgende Stelle bei Priscian. XI. p. 725.

erhalten:

„Seque in alta maria praecipem dedit.‘“ (Düntzer Livü fragm.p.63.) Hier haben wir die auf-

fallende Form praecipem. Es fragt sich, war dieser

Accusativ ein in der altlateinischen Vulgärsprache

wirklich vorhandener, oder bloss eine Aenderung des

Livius nach der Analogie von plebs, plebem? Dieses

führt uns auf die allgemeinere Frage, wie lautete

der Nominativ dieses Wortes, wie wurde es decli-

nirt® Ich sehe nicht ein, warum der Nominativ auch

nieht schon damals praeceps gelautet haben sollte.

Dafür spricht die Analogie von princeps, ferner von

bicepsos, tercicepsos u. s. w. bei Varro IV. p. 16,

Die ältesten Dichter brauchten aber meistens die For-

men ancipes, praecipes. Vergl. Charis. I. p. 96: „An-

cipes veteres cum ratione dixerunt.“ p. 117: „‚Su-

pellex quosdam nominativo haec supellectilis posse

diei tentasse retulerunt, ne genitivus duabus syllabis

cresceret, sed necdum nobis idoneum proinde loquen-

— 15 —

tis occurrit exemplum, ut ancipes aut praccipes,

quod vetustass cum ratione rancida protulit.‘“

Die Zusätze cum ratione und cum ratione rancida

scheinen anzudeuten, dass wenigstens Charisius da-

für hielt, dass die Vulgärsprache anceps, praeteps

gewesen, die Form cipes aber eine von den Dichtern

nach einer verkehrten! Analogie gebildete sey. Wie

aber immer der Nominativ war, jedenfalls ward der

Genitiv in Rom praecipitis gebildet. Dafür sprechen das bei Plautus schon vorkommende praeecipitare, und

die Form praecipitem Pseud. I, ὅ, 79. Dieser passte

aber nun häufig gar nicht in den Vers. Ist es daher

auffallend, dass Livius Andronicus schon statt prae-

cipitem den Acc. praecipem bildete, der in dem gang-

baren principem eine so probable Analogie fand?

Narvıus. Dass heres schon in alter Zeit im

Genitiv heredis hatte, dafür spricht das Wort here-

ditas; daher war es auch nur eine Eigenthümlichkeit

gerade des Nävius, dass er (nach Nonius) im Gy-

mnasticus Schrieb:

‚Atque meis bonis omnibus te herem faciam.“ Ebenso mag es mit exerciti stehen, das wegen der

scheinbaren Participialform und der vielen Wörter

der zweiten Declination gerechtfertigt zu werden

schien. Charis. I. p. 103: „‚Naevius belli Punici libro

primo: Marcus Valerius consul partem exerciti in

expeditionem ducit.“

Noch interessanter ist das Wort iter, dessen Genitiv Naevius (nach Priscian. VI. p. 695.) iteris

bildete im folgenden Verse des Lycurgus:

„Ignoti iteris sumus, tute scis.“

Ueber diess Wort, das in so vielfacher Gestalt

vorkommt, muss ich etwas Näheres hier beibringen»

Die alte Nominativform war in der ältesten wie

ὡς we

jüngsten Zeit iter. Dafür spricht ausser dem spätern

Sprachgebrauch selbst der Genitiv iteris des Naevius;

den er nicht gebildet haben könnte, wenn der Nomi-

nativ nicht so gelautet hätte. Dafür spricht eine

Stelle aus dem Scipio des Ennius bei Macrob.

Sat. IV, 2:

„Sol equis iter repressit ungulis volantibus.“ das Bothe fälschlich in itiner verwandelt hat, wo-

durch ich mich selbst einmal habe täuschen lassen. Dafür spricht der Ablativ itere, den Attius und selbst

Varro brauchte (Vergl. Nonius s. v Iteris.), der

sogar bei Lucretius und Propertius noch vorkommt.

So fest aber diess steht, so sicher ist es nun auf

der andern Seite, dass der Genitiv itineris lautete;

denn wie hätte Ennius oder Plautus darauf verfallen

können, den Nominativ in itiner hie und da umzu-

wandeln*), wenn er ihn nicht aus dem Genitiv ab-

leitete, wie hätte der Plural so constant itinera lauten

können**), wenn er nicht in der Form des Singulars

begründet gewesen wäre? Mithin war der Genitiv

iteris bei Naevius analogistische Zurechtsetzung nach

dem vulgären Nominativ iter, und der Nominativ

itiner bei Plautus, Attius u. s. w. in ähnlicher

Weise durch den vulgären Genitiv itineris hervor-

gerufen.

Ennıus. Bei diesem Dichter sind wir im Stande,

unsere Beobachtungen auf Declination, Conjugation

und Bildung der Adverbia auszudehnen. Was die

Declination betrifft, so finden wir auch hier Wörter

der vierten nach der Form der zweiten gebildet, wie

**) Nonius 5. v. itiner.

**) Charis. I. p. 63.

Zn Mi --

tumulti, strepiti. Beides kam nach Nonius in seinen

Hectoris Lytra vor. Ferner declinirte er hebes, wie

Naevius heres. Vrgl. Charis. I. p. 107: ‚‚Hebem,

Caecilius in ὑποβολυμαίῳ: Subito reste reddent he- bem. Ennius XVI, ubi Flavius Caper : Non ut ad-

iunctive, sed appellative est locutus.““ Dass hier

hebes nicht als Adjektiv, sondern als Eigennamen

zu nehmen sey, ist eine Spitzfindigkeit des späten

Grammatikers; wenigstens kommt der Eigenname

sonst nicht vor. — Auch in der Conjugation hielt Ennius sich nicht an den Sprachgebrauch; daher fin-

det ihre Erklärung die interessante Notiz bei Varro

VII. p. 155: „Sed quoniam in balneis lavor, lavatus

sum, sequitur, ut contra, quoniam est soleo, oporteat

dicı solui*), ut Cato et Ennius scribit, non, ut dieit volgus solitus sum, debere dici,“ Aus den Worten des Varro erhellt auch noch, dass es nur Ennius und

Cato waren, die von der gewöhnlichen Sprechweise

abgewichen, und dassVarro selbst die von ihnen ge-

bildete Form billigte. Aus demselben Streben die

Sprache auszugleichen gingen bei Ennius Formen,

wie memordi, statt momordi, hervor. Vrgl. Gell.

VII, 9. Non, s. v. memordi. Hier kam ausser meh-

ren lateinischen Analogieen z. B. tango tetigi, cado

cecidi noch der griechische Sprachgebrauch rechtfer-

tigend zu Hülfe. — Ein drittes hieher Gehörige ist die

Bildung der Adverbia, die Ennius gerne auf iter en-

digte, daher ignaviter, inimieiter, iracunditer, praecla-

riter, prosperiter, puriter, superbiter. Vrgl. Index ad

Ennii Annal. ed. Spang. Alle diese Formen zeigen

5) Ist daher die Conjektur von Merula zu Aunal. VII, 13:

„Poeni sunt soliti 505 sacrificare puellos Divis.‘* richtig ?

ἕως ὟΝ :3

deutlich, wie der grosse Dichter dahin strebte, die

schwankende Sprache zur Consistenz zu bringen,

und wie kühn er dabei verfuhr. Seine Kühnheit in

der Wortbildung berührt auch Horatius art. poet. 56:

„Cum lingua Catonis et Enni

Sermonem patrium ditaverit et nova rerum

Nomina protulerit.“

PLAurus. So wenig wir noch mit der plautini-

schen Kritik zu Ende sind, ebensoviel ist noch für die Erklärung in sachlicher Hinsicht sowohl als

sprachlicher zu thun. In sachlicher fehlen uns noch

vollständige antiquitates Plautinae, in sprachlicher eine

latinitas Plautina. Letztere wäre ebenso wünschens-

werth, wie erstere. Hier stösst uns dann besonders

die Frage auf: Hat Plautus, der aus der untersten

Volksclasse hervorgegangen seyn soll, das Volks-

idiom besonders überliefert, oder hat er mit einem ge-

wissen Stolze von demselben sich entfernend sich

seine eigene Latinität gebildet? Mir ist es wahr-

scheinlich, dass er häufig, wo es Vers oder Laune

wollte, vom gewöhnlichen populären Sprachgebrauche

abwich, und nach irgend ihm aufstossenden Analo-

gieen, gerade wie Ennius, seine Wörter flektirte.

Daher so häufig der Genitiv auf i statt uis. z. B

Casin. III, 2, 6: ‚‚Senati columen, praesidium popli.“

Casin. III, 5, 22 findet sich tumulti, Aulular. I, 2, 5

quaesti, Capt. IV, 2, 75 victi, Trinum. II, 1, 20

sumpti. Vergl. Nonius an verschiedenen Stellen des

Cap. de mutata declin. Diese nach eigenen Grund- sätzen gebildete Latinität des Plautus erkannten auch

schon die Alten an; daher sagt merkwürdiger Weise

Priscian VI. p. 692: ‚‚Sed Plautus hoc quoque 56-

cundum analogiam declinavit ut in Vidularia:

Animum advortite ambo, si vultis vitulum hic appo-

= ME .--

nite. Ego servabo quasi sequestro detis: neutro red-

dibo, donicum res iudicata erit haec. In eadem: Haud

fugio sequestrum.‘“ Diese wichtige Bemerkung Pris-

cians bezieht sich nämlich auf die Declination von

sequester, sequestro, sequestrum*). Auch das Wor

quoque ist dabei nicht zu übersehen. Ausser den

Declinationen bieten auch die Conjugationen Beispiele

genug von merkwürdig eigenthümlicher Bildung; so

das in den eben citirten Versen der Vidularia vor-

kommende reddibo für reddam, das noch bei Nonius

aus Casin. I, 1, 41. und Menaechm. V, 7, 49. und

ausserdem Epidic. 1, 1, 22. sich vorfindet. Ich weiss

mir diese Form nicht anders zu erklären, als durch

die Annahme, dass das Futurum noch nicht zu dem

festen Unterschied seiner beiden Formen auf am und

bo gekommen war, und nun der Dichter beide nach

seinem Geschmacke modelte. So finden wir bei Plautus

aperibo Trucul. IV, 2, ὅθ. So citirt Nonius aus dem-

selben Stücke expedibo, das auch Pacuvius in der

Periboea gebrauchte; so aus dem Epidicus exsugebo.

Diess alles bestätigt hinlänglich das oben ausgespro-

chene Resultat.

PAcuviıus. Auch bei diesem Dichter, dessen

Dulorestes in neuester Zeit so vielfach besprochen

worden ist, finden sich dieselben sprachlichen Erschei-

nungen. Daher declinirte er gleich Naevius iter

iteris. Vrgl. Charis I. p. 50: ‚„‚Plurali tamen numero

itinera semper dicimus :Non enim, sicut huiusiteris

Pacuvius dixit, et haec itera dicere potuit.‘* Ebenda-

selbst p. 109. Daher befand sich bei ihm nach Nonius

*) Unrichtig ist daher wahrscheinlich die Lesart derselben,

Stelle bei Nonius p, 508: ‚‚Sequestri detis, neutri reddibo.*‘

— 10 —

parti, aesti statt partus, aestus; ebenso der Nominativ

Plural flucti, der auch von Attius gebraucht worden

ist. Vrgl. Nonius s. v.

Arranıus. Wie analogistisch er mit der Conjuga-

tion verfuhr, bezeugt Priscian. X. p. 890: ,‚Sed

Afranius more antiquo dixit in homine: Satis fortiter

paulo vestras sciscidistis colus.‘“ statt scidistis näm-

lich. Hier scheint freilich das more antiquo vom

Sprachgebrauche gesagt zu seyn, allein mos antiquus

ist nichts anders als mos antiquorum Scriptorum.

Diess zeigt sich auch darin, dass Priscian gleich

darauf Beispiele derselben Formation aus Attius,

Nävius und Ennius beibringt, und dann merkwürdiger

Weise hinzusetzt: ‚‚Et videntur hi rationabilius

protulisse, ne minorum temporum esset praeteritum

quam praesens, quod rarissime invenitur.‘“ Hier be-

zeichnet rationabilius nichts anders, als was in

andern Stellen Priscian mit seeundum analogiam

ausdrückt.

Charakter der beginnenden

Grammatik.

Nachdem wir uns so zu verdeutlichen gesucht,

wie die Sprache selbst zum Nachdenken über ihre

Formen einladen musste, handelt es sich darum,

wann die Reflexion sich faktisch zuerst in Rom ge-

— 11 —

äussert habe. Hier möchte ich aber vor Allem auf

eine Classe von Schriftstellern hinweisen, die man

in der Litteraturgeschichte nicht einmal zu kennen

scheint, nämlich die alten römischen Glossogra-

phen, von denen mehre nicht unbedeutende im ?7ten

Jahrhundert nach Roms Erb. vor Varro und Cicero

lebten. Sie werden bei Festus s. v. Naucum unter

dem Namen glossematorum scriptores dem Aelius

Stile, Cincius und Ateius Philologus entgegengesetzt,

allein die Letztern scheinen doch ihrem innern Wesen

nach, in Bezug auf ihre grammatischen Studien, von

ihnen nicht sehr verschieden gewesen zu seyn; denn

wie diese so erklärten auch sie die glossemata (voces

minus usitatas bei Quirtil.). Sie kommen auch schon

bei Varro VI.p.82. als solche vor, qui glossas scripse-

runt, und p. 88., qui glossemata interpretati. Zu

ihnen möchte ich aber ausser manchen Historikern,

die de verbis priscis geschrieben hatten, noch na-

mentlich rechnen:

1. SantrA, der ein Werk de verborum antiquitate

in drei Büchern, wie es scheint, und mit be-

sonderer Berücksichtigung der griechischen

Sprache schrieb, jedoch auch litterarhistorische

Notizen darin verwebte. Vrgl. meinen Aufsatz

in der Zeitschrift für Alterthumswissenschaft.

1838.

2. AÄURELIUS OriLıus, der ein Werk Musae in mehren Büchern schrieb (Gell. I. 25.), wovon

noch eine ziemliche Anzahl Fragmente bei

Varro, Festus u. a. übrig ist.

3. Arzıus StıLo, Lehrer des Varro, der indices Plauti (Gell. III, 2.), dann de proloquiis (Gell.

XVI, 8.), namentlich aber ein etymologisches

— 112 —

Werk geschrieben hatte, wovon noch bedeu-

tende Reste vorhanden sind.

Was diese und ähnliche Glossographen für eine

Ansicht von der Sprache hatten, ob sie über dieselbe

philosophirten, oder nicht, werden wir wohl nie mit

Bestimmtheit ausmachen können. Dass aber schon

frühzeitig eine solche Richtung in Rom vorhanden

gewesen, glauben wir, sey zu erweisen nicht unmöglich.

Noch vor ihrem Auftreten nämlich hatte Krares,

der eigentlich in politischen Angelegenheiten nach

Rom gekommen, durch einen Beinbruch aufgehalten,

Vorlesungen (ἀχροάσεις) über Grammatik daselbst gehalten. Er musste, wie aus seinem Gesandt-

schaftsposten erhellt, der lateinischen Sprache mächtig

seyn. Dies ist ein wichtiges Moment; denn daraus

wird es sehr wahrscheinlich, dass er in Rom Vorträge

nicht allein über die griechische, sondern auch über

die römische Sprache hielt. (Wir werden noch mehre

griechische Grammatiker treffen, die über römische

Sprache geschrieben.) Nun finden wir aber später

inRom den Varro, Cäsar, Didymus, 'Tiro und hundert

andere mit der Philosophie der Sprache beschäftigt.

Was ist also natürlicher, als dass der Grund dieser

Untersuchungen, die mit den griechischen eine so

merkwürdige Verwandtschaft zeigen, in jenen krate-

tischen Vorlesungen liegt? Man kann sich kaum

denken, dass ein Schriftsteller, wieVarro, sechs volle

Bücher über Analogie und Anomalie hätte schreiben

können, wenn der Gegenstand nicht vorher in Rom

hinlänglich bekannt, und von Mehren schon behandelt.

gewesen wäre. Hierbet müssen wir uns vergegen-

wärtigen, dass litterarische Bewegungen in jenen Ta-

gen nicht eine bloss flüchtige Anregung zur Folge

hatten, wie so häufig in den unsrigen, sondern dass

— 113 —

die Nachwirkung derselben oft eine Dauer von Jahr-

hunderten hatte. Wenn nun Sueton de illustr. gram.

6. 2. sagt: ,‚‚Crates nostris exemplo fuit ad imitan-

dum,““ und dann diese Nachahmung der Römer auf

blosse Vorlesung und Erläuterung der Dichterwerke

einschränkt, so müssen wir uns dadurch nicht zu

voreilig bestimmen lassen. Es fehlte dem Verfasser

jenes Auszugs nicht allein an dem gehörigen Material,

sondern auch an dem nothwendigen Scharfblicke.

Beides zeigt sich darin, dass er an keiner einzigen

Stelle des Streites über die sprachliche Theorie er-

wähnt. Ich glaube also, dass es als sicher angesehen

werden kann, dass dieser Streit von Krates auf das

Gebiet der römischen Sprache gebracht worden ist.

Bei Nachfolgern musste aber die schwankende

Formenbildung in den bisherigen römischen Dichter-

werken dazu einladen, endlich einmal etwas Festeres

hinzustellen; und als einen solchen rein praktischen

Versuch, die Sprache in ein schärferes Geleise zu

bringen, sche ich das 9. Buch der Satiren des LucıLıus

an, das nach mehrfachen Zeugnissen eine Orthogra-

phie enthielt. Nun wissen wir aber aus Horaz und Por-

phyrio, dass er im dritten, neunten undzehnten Buche

namentlich an Ennius und Attius Kritik geübt. Wie

leicht könnte also das Schwankende in ihrer Schrei-

bung und Formbildung ihm Anlass gewesen seyn, eine

bis dahin noch nicht gekannte Richtigkeit anzustreben,

Aus dem Erhaltenen geht hervor, dass er manche

Einrichtung traf ‚„‚servandi numeri et versus faciendi“

(fragm. 7.), manche Declinationsform der Dentlichkeit

wegen in der Schreibung modificirte, mithin im All-

gemeinen eine rationell - subjektive Methode ein-

schlug.

8

— 114 —

Ausser ihm waren aber auch ganz sicher noch

Andere, und zwar eigentliche Grammatiker in Rom

damit beschäftigt, diese Festigkeit der Sprache zu

verschaffen, indem sie nach dem Alles regulirenden

Grunde forschten; denn Varro sagt ausdrücklich

VI. p. 109: ,‚,‚Quod utraque declinatione alia fiunt

similia, alia dissimilia, de eo Graeci Latinique

lihros fecerunt multos; partim cum alii putarent in lo-

quendo ea verba sequi oportere, quae a similibus si-

militer essent declinata, quas appellarunt ἀναλογίας:

alii cum id neglegendum putarent, ac potius sequen-

dam συνήϑειαν dissimilitudinemque, quae in consue- tudine est, quam etiam vocant ἀνωμαλίαν. Allein Weiteres als diese Nachricht haben wir auch nicht;

jedoch ist es nothwendig, uns diese Thatsache recht

einzuprägen, wenn wir uns vergegenwärtigen wollen,

wie Varro mit einem grammatischen Werke von

24 Büchern bei den Gebildeten seines Vaterlandes

Anklang finden konnte. Diess ist rein unbegreiflich,

wenn wir nicht annehmen, dass zahlreiche gramma-

tische Schriften ihm die Bahn zum Verständnisse ge-

brochen haben. Dass sein Werk aber nicht allein

verstanden, sondern selbst eifrig studirt worden ist*),

und dass darauf so viele andere Schriftsteller gefusst

haben, werden wir im Verlaufe der Untersuchung

selbst sehen.

Ehe wir aber auf diesen übergehen, dürfen wir

in einer Sprachphilosophie der Alten einen römischen

Dichter nicht vergessen, der zwar von der Streit-

*) Vergl. Gell. XIX, 14: ,‚Sed Varronis quidem monumenta

rerum ac disciplinarum, quae per literas condidit, in propa-

tulo frequentique usu feruntur.‘

— 15 —

frage über Analogie und Anomalie keine Rücksicht nehmen konnte, in dem aber noch hinreichende

Spuren der Hauptfrage, worin jene wurzelt, sich vor-

finden, auf welchem Wege nämlich die Sprache ent-

standen. Die Beantwortung gibt

Lucretius

V, 1025—1090. Hier wird die Untersuchung in der Weise aufgenommen, dass es sich darum handelt,

woher die Verschiedenheit der Laute in der

menschlichen Rede komme; und dieser Stellung der

Frage können wir die Tiefe des Nachdenkens nicht

absprechen; denn nicht eine Reihe gleicher Töne,

sondern durch Ausdruck und Affekt sich unterschei-

dender bildet wirklich erst die Sprache. Solche Ver-

schiedenheit der Sprache erklärt sich der Dichter auf

ganz einfachem Wege durch den Instinkt. Gerade

wie beim Thiere die Verschiedenheit der Affekte je-

desmal einen andern Laut erzeugt, so stösst der in-

nere Trieb je nach der Verschiedenheit der Empfindung

(pro vario sensu) auch beim Menschen einen andern

Ruf hervor. Freilich ist damit aber nur der Schall

des einzelnen Wortes gegeben, die Bezeichnung eines Objektes durch eine entsprechende Aeusserung der

Stimme. Der Fluss einer belebten Unterredung bleibt

unerklärt. V. 1040—1055 geht, wie schon früher

bemerkt, gegen die pythagoräische Annahme eines

einzelnen Ursprachbildners (νομοϑέτης). Uebrigens

muss man, um jenes Resultat ganz zu begreifen, die

ganze Ausführung des Dichters im Zusammenhange

lesen. Folgende Verse geben uns nur ein ungenü-

gendes Bild:

— 116 —

V. 1027:

„At varios linguae sonitus natura subegit

Mittere, et utilitas expressit nomina rerum:

Non alia longe ratione, atque ipsa videtur

Protrahere ad gestum pueros infantia linguae,

Cum facit, utdigito, quae sint praesentia, monstrent.“

V. 1055:

„Postremo, quid in hac mirabile tantopere est re,

Si genus humanum, cui vox et lingua vigeret,

Pro vario sensu varias res voce notaret,

Cum pecudes mutae, cum denique saecla ferarum

Dissimileis soleant voces variasque ciere,

Cum metus, aut dolor est, et cum iam gaudia gliscunt ?**

V. 1086:

„Ergo, si varii sensus animalia cogunt,

Muta tamen cum sint, varias emittere voces:

Quanto mortaleis magis aequum est tum potuisse

Dissimileis alia atque alia res voce notare?“

Unstreitig musste schon Ennius in seinem Epi-

charmus, wo er de rerum natura handelte, denselben

Punkt erörtert haben. Wer weiss, ob nicht somnia

Pythagorea auch hier sich vorfanden ?

—_- 17 —

Der Grund, warum das Werk Je lingua Latina

bisher so wenig verstanden worden ist, liegt zum

Theil in dem sehr fehlerhaften Texte, zum grössern

Theile aber vielleicht darin, dass man die genaue

Schematisirung seiner Behandlungsweise nicht recht

einsah. Alle seine Bücher sind streng, ja fast starr

eingetheilt, und die Abschnitte lassen sich trotz man-

cher Lücken noch hinreichend nachweisen. Bei Plato,

bei Cicero ist es schwierig, den Gang der Untersu-

chung nach ihren Absätzen genau und bestimmt dar-

zulegen; die verschiedenen Marken sind mit künst-

licher Absichtlichkeit verwischt. Bei Varro aber sind

die gezogenen Hülfslinien nicht verdeckt, sondern

scharf und dick aufgetragen. — Die sechs Bücher,

welche auf die etymologischen folgen, könnte ma»

die analogistischen, aber auch die von den Verän-

derungen innerhalb des Wortes (declinationes) nennen:

denn dass diess ihr Inhalt war, sagt er selbst VII

p- 103: ,‚Quum oratio natura tripartita esset, ut su-

perioribus libreis ostendi, eius prima pars, quemad-

modum vocabula rebus essent imposita, secunda,

quo pacto de heis declinata in discrimina

ierunt“ u. s. w. Die Veränderungen des Wortes

in jeder Weise nennt er declinatio, also nicht allein

die von uns 5. g. Declination, sondern auch die Con-

jugation u. m. a. Diese declinationes zählt er aber

nicht bloss auf, und stellt sie als Tabelle dar, sondern

— 118 —

er sucht sich das Princeip zu verdeutlichen, das in

denselben herrschend ist. IX. p. 159: „De similitu-

dire et dissimilitudine ideo primum dieendum, quod

ea res est fundamentum omnium declinationum.“

Das Princip aber, wornach alle Veränderungen des

Wortes sich richten, war nach dem in Griechenland

begonnenen und, wie früher bemerkt, in Rom fortge-

führten Streite entweder Analogie, oder Anomalie.

Varro gelangt zu dem Resultate, dass nicht aus-

schliesslich Eines überwiege, sondern dass Beide

sich gegenseitig ergänzen, und im Grunde dasselbe

seyen. Die Analogie ist nichts als der Sprachgebrauch

in seiner strengsten Beobachtung. Vrgl. VII. p.126:

Consuetudo et analogia coniunctiores sunt inter 56)

quam hi credunt, quod est nata ex quadam consue-

tudine analogia.‘“ VII. p. 109: „Cum, ut ego arbi-

tror, utrumgue sit nobis sequendum.‘“ VII. p. 190: „Quare, qui ad consuetudinem nos vocant, si ad

rectam, Sequamur; in eo enim quoque estanalogia‘*).

Allein wie kann man wissen, wo Analogie und wo

Sprachgebrauch das leitende Princip sey?® Hierüber erklärt er sich auf folgende Weise. Alle Wortver-

änderungen (declinationes) lassen sich in zwei Clas-

sen theilen. Die eine ist eine freiwillige Veränderung

(voluntarium genus), die andere eine nothwendige

oder natürliche (naturale). In dem genus voluntarium

herrscht Anomalie, in dem naturale Analogie. Vrgl.

VI. p. 109., VIII p. 134. sq.**), IX. p. 142. 163.

*) Diese Ansicht ist wohl verwandt mit der des Pindario bei

Sext. Emp. adv. Math. I. c. 10. $. 202.

**) Aus den dieser Stelle vorhergehenden Worten kann man

sehen, was Varro zu dieser Eintheilung in voluntarium

— 19 —

Charis. I.p. 81. Da also nicht, wie bisher behauptet

worden war, eins dieser Principien eine alleinige,

ausschliessliche Gewalt über die Sprache ausübt, so

sucht er dieGründe für jedes derselben näher zu be-

leuchten. In dem ersten der analogistischen Bücher

wird Alles zusammengestellt, was gegen die Analo-

gie gesagt worden ist oder werden kann. Vrgl. VI.

p. 109: ‚‚Incipiam quod huiusce libri est, dicere contra

eos, qui similitudinem sequuntur.‘‘ Zu scharf drückt sich daher Gell. II, 25. aus, wenn er behauptet, diess

Buch beweise, dass gar keine Analogie existire, dass

also beinahe in allen Wörtern der Sprachgebrauch

herrsche. — Im zweiten der analogistischen Bücher

sucht er Alles aufzuzählen, was für die Existenz ei-

ner Analogie gesagt werden kann. Vrgl. Gell. II, 25:

„‚Sed idem Varro in aliis libris multa pro avakoyie tuenda conscripsit.“ Ob dieser Ausdruck alii libri

noch auf eine andere Schrift als das VII. (ed. Bip.)

Buch gehe, könnte zweifelhaft seyn. Es scheint fast,

als ob Varro noch weitere Forschungen dieser Art

geliefert, und in einem Werke de similıtudine ver-

borum, dessen zweites Buch bei Charisius citirt wird,

niedergelegt habe. Dieses Werk würde dann rein

analogistisch gewesen seyn. Dann möchte das bei

und naturale bewogen hat. Einige hatten die Analogie in

ihrer allgemeinsten Bedeutung eingetheilt in eine natürliche

(φύσει) und freiwillige (ϑέσει). Eine natürliche Regel-

mässigkeit ist die in der Natur sich offenbarende, eine frei-

willige die an menschlichen Werken angebrachte. Da nun

die Menschen die Sprache geschaffen haben, sagten sie, 50

ist in den Worten keine Analogie. Diese Eintheilung der

Analogie gab Varro Veranlassung zu einer ähnlichen der

Wortveränderungen.

— 120 —

demselben Grammatiker angeführte IV. Buch de

utilitate sermonis gleichbedeutend mit de usu ser-

monis seyn und zu einem anomalistischen Werke

gehören. Indessen wäre es auch möglich, dass

es nur besondere Titel des uns fragmentarisch er-

haltenen Werkes de lingua Latina wären. — Im

dritten Buche endlich musste die Vermittelung vor

sich gehen, und hier suchte Varro sich das eigentliche

Wesen der Analogie und Anomalie auf etymologisch

speculirendem Wege zu verdeutlichen. — Die darauf

folgenden drei Bücher werden dann die Wortverän-

derungen in ähnlicher Weise zusammengestellt haben,

wie die noch erhaltenen etymologischen. Wir ver-

suchen im Folgenden die Umrisse der ersten drei

analogistischen zu zeichnen.

Lib. VII.

In diesem sucht Varro, wie gesagt, alles Mög-

liche zu sammeln, was gegen das Daseyn einer Ana-

logie im strengsten Sinne d. h. einer niemals ver-

letzten Regelmässigkeit in der Sprache gelten kann.

Er handelt zuerst gegen die Analogie im Allge-

meinen. Daher p. 110: ‚‚Prius contra universam

analogiam.‘‘ Dieser allgemeine Abschnitt geht bis Ρ. 114., wo er deutlich abgegrenzt ist durch die

Worte: „Quare quod ad universam verborum naturam

attinet, hace attigisse modo satis est.“ Seine Argu- mente lassen sich etwa in folgende Syllogismen

bringen. 1) Die Sprache ist des Nutzens wegen

da, und muss deshalb deutlich und kurz seyn. Letz-

tere Eigenschaften kann sie haben ohne Analogie;

folgiich ist die Analogie nicht nothwendig. 2) Im

Leben, in Wohnung und Kleidung herrscht der un-

— 12] —

mittelbare Nutzen und daher die Ungleichheit vor;

warum nicht auch in der Sprache? Will man aber neben dem Nutzen noch die Eleganz als Führerin

gelten lassen, so wird auch Eleganz und Schönheit

im Leben eher erreicht durch Ungleichheit, als

Gleichheit. Folglich ist auch in der Sprache Un-

gleichheit nicht zu vermeiden. 3) Wäre eine durch-

greifende Analogie in der Sprache anzunehmen, so

müsste sie überall seyn. Nun ist sie aber nicht

überall, wir können sie auch nicht überall einführen,

ohne lächerlich zu werden. Eine theilweise Analogie

ist aber keine (p. 113: ‚In aliqua esse parum est‘);

4) Dazu kommt, dass die Analogisten sich nicht

gleich bleiben, sich widersprechen. Folglich ist keine

Analogie in der Sprache im Allgemeinen.*)

Es folgt sodann der Beweis, dass es auch in den

einzelnen Theilen der Sprache keine Analogie

gebe. P. 110: ‚‚Tum de singuleis partibus a natura

sermonis incipiam.“ Vrgl. p. 114: ‚‚Quod ad parteis

singulas orationis, deinceps dicam.‘““ Hier entstand

nun natürlich die Frage: Wie viele Redetheile gibt

es® Varro nimmt deren vier an, und zwar, wie aus

p. 133. erhellt, nach dem Vorgange der Griechen.

I. Hauptwort (pars appellandei von Einigen ge-

nannt, von ihm quae habet casus.)

11. Zeitwort (p. dicendei — quae habet temıpora.)

I. Conjunktion (iungendei -— quae habet neutrum.)

IV. Adverbium (adminiculandei — quae habet utrum-

que.**)

*) Achnliche Gründe bei Sext. Emp.

**) Dass hier wirklich das Adverbium gemeint sey, zeigen die

angeführten Beispiele docte und commode.. Wenn aber

— 92 —

Von diesen vier Kedetheilen behandelt er nun

zuvörderst Nr. I., und theilt dieselbe p. 115. wieder.

ein in vier Unterarten:

A. Provocabula d. h. fragende Kürwörter z. B

quis, quae.

B. Vocabula d. h. eigentliche Substantiva und

Adjektiva.

C. Nomina d. h. Eigennamen,

D. Pronomina d. h. Demonstrativa z. B. hic,

haec.

Diese vier Unterarten könnten nun wieder be-

trachtet werden nach drei Beziehungen nach Ge-

schlecht, Numerus und Casus. Hier wird nun ge-

fragt: Herrscht in diesen drei Verhältnissen Ana-

logie? und p. 115. von Heis dietis. bis p. 116: Nunc videamus. verneint. Darauf kehrt er auf jene eben

angegebene Viertheilung zurück, und sucht zu be-

weisen, dass in derselben sich keine Analogie vor-

finde.

A. P. 116. Von Nune videamus. bis De

nominativeis. wird bewiesen, dass in den provo-

cabuleis keine Analogie sich finde.

B. Von p. 110. Denominativeis. bis p. 124.

Sequitur de nom. wird die Analogie nicht allein

in den eigentlichen Substantiven, sondern auch

in allen Veränderungen geläugnet, die an ihnen

vorgehen. Dieser Veränderungen gibt es aber

vier, ein genus nominandei d. h. die Ableitung

eines andern Hauptwortes aus dem ersten, ein

Varro es bezeichnet als pars quae habet utrumqgue, 50

scheint er mir das Adverbium mit dem Particip zu ver-

wechseln.

— 89. .5

genus casuale oder die eigentliche Declination

p- 119., ein genus augendei oder die Compara- tion p. 122., und ein genus minuendei d. h. die

Bildung der Deminutiva p. 123. Mit diesem Ab-

schnitte müsste erst

C. Der Beweis beginnen, dass auch in den

Eigennamen keine Analogie stattfinde. Das Buch

endet p. 125. mit einer Lücke, die

D. über die Demonstrativa handeln musste.

Aber mit dieser ganzen Erörterung ist erst Nr. 1.

abgemacht, und wenn Varro noch in ähnlicher Weise

11., II. und IV. behandelt hätte, so würde diess

Buch eine ermüdende Ausdehnung bekommen haben.

Es ist wohl sicher, dass er diesem Mangel vorbeu-

gend im Laufe der Untersuchung die erste Einthei-

lung fahren liess, und mit der zweiten (A. B. C. D.)

sich begnügte, welche er dann, wie wir gesehen

haben, nach den merkwürdigsten Seitenansichten be-

trachtete. Dass er aber nicht etwa aus Versehen

die übrigen Punkte fallen liess, dafür bürgt uns seine

überall hervortretende Genauigkeit und Uebersicht des

Stoffes, so wie sein eigenes Zeugniss p. 128: „Di-

cam ita ut generatim comprehendam et ea, quae in

priori libro sunt dicta, et ea, quae possunt dici atque

illie praeterii.‘

EEE ὧν ἐν.

Nach einigen allgemeinen Gedanken über das

Verhältniss von Analogie und Anomalie zu einander

Ρ. 126—128. beginnt Varro mit den Worten: ,‚‚Nunc

iam primum dicam pro unıversa analogia.‘“ seine Vertheidigung der Analogie vom allgemeinen Stand-

punkte aus. Dieser universelle 'Theil hebt vor Allcın

— 14 —

hervor, es sey Pflicht, dass man, wie man im ge-

wöhnlichen Leben das Fehlende und Verfehlte nach

einer gewissen Norm verbessere, das Veraltete durch

Neues ersetze, so auch in der Sprache das Veraltete

und Verfehlte mittelst der ratio, die mit der rechten

Gewohnheit identisch sey, verbessere; p. 128—131

Alles in der ganzen Natur sey ja nach innern Ge-

setzen, nach Gleichmaass und Harmonie geordnet;

p- 131. Herrscht nicht, fragt er p. 133. weiter, in

der ganzen Construktion desMenschen, in seiner Ver-

einigung von Leib und Seele eine unverkennbare Pro-

portion®? Ferner da die menschlichen Seelen alle in

acht Theile getheilt sind, nämlich in die fünf Sinne,

in das Denk-, in das Zeugungs- und Sprachvermö-

gen*), und diese Theile untereinander in Verhältniss

stehen: muss ein solches nicht auch im Sprachver-

mögen seyn? Unverkennbar sind ja doch in einzelnen

Theilen der Sprache die vielen Analogieen; folglich

ist eine Analogie in ihr, aber so, dass siein den will-

kürlichen Wortveränderungen nicht herrscht, sondern

nur in den natürlichen. Diese allgemeine Vertheidi-

gung der Analogie, die p. 135. aufhört mit den Wor-

ten: „Quod ad universam pertinet causam — satis

dietum‘‘: enthält also nur positive Gründe.

Die darauf folgende Beantwortung der einzelnen

Einwürfe, die gegen die Analogie gemacht worden,

ist nun aber eine solche Mischung von geordneten

und ungeordneten Parthieen, dass das angestrengteste

.—— .

*) Eine Lehre, die von den Stoikern herrührt. Vrgl. Diogen.

Laert. Zeno c. 63: (Φασὶ δὲ τὴν ψυχὴν εἶναι ὀκτα-

μερῆ" μέρη γὰρ αὐτῆς τά τὲ πέντε αἰσϑητήρια, καὶ τὸ φωνητικὸν ὄργανον u. 5. νν.

— 15 -

Studium mir bisher noch kein genügendes Resultat

in Hinsicht der Eintheilung gegeben hat. Vor Allem

ist zu bemerken, dass er die Einwürfe immer anführt

mit den Worten: ,‚Quod dicunt, quod rogant, quod

reprehendunt‘ u. dgl. Daran sind dıe einzelnen Para-

graphen erkennbar; und man möchte daher fast ver- muthen, dass er irgend ein Werk eines Analogisten

vor Augen hatte, den er Satz für Satz beantwortete,

Allein dagegen scheint beinahe die höhere Anordnung

zu sprechen, die im Ganzen sowohl, als in einzelnen

Hauptparthieen wahrnehmbar ist. Im Ganzen kann

man sagen, dass diese zweite Hälfte des Buches be-

stehet aus zwei Haupttheilen, wovon der erste von

p. 135—152. alles Declinationsfähige — besonders

Eigennamen — umfasst; denn in der letztern Stelle

ist ein sichtlicher Absatz: ,Quod ad nominatuum

analogiam pertinet.‘“ Dann geht er aber auf den zweiten Theil über, der alles Conjugationsfähige um-

fasst von p. 152—156. In dem ersten dieser beiden

Haupttheile sind nun, wie gesagt, wieder einzelne

Parthieen, die ganz sicher besondern Abschnitten im

vorhergehenden Buche entsprechen. So sind p. 137.

die drei Paragraphen: Quod aiunt. Quod dicunt.

und p. 138: Cum, inquit. die Antworten auf die im

Anfange des VII. Buches angeführten Syllogismen,

die ich mit 1, 2, 3. bezeichnet habe. (Jedoch wird

Nr. 4. erst am Schlusse unseres Buches beantwortet.)

Diesen Antworten gehen zwei Seiten vorher, und

folgen etwa zwei Seiten, die ich in keine Verbindung

mit denselben zu bringen weiss.*) Dann folgt aber

*) Die von Müller vermutheten Ergänzungen sind mir nicht

wahrscheinlich geworden.

— [126 —

wieder eine ganz klare Ordnung, die nach Einthei-

lungsgründen angestellt ist, die schon im VII. Buche

vorgekommen sind, nämlich:

I. Geschlecht, p. 140. Negant. bis 142. Qui

autem.

II. Numerus, p. 142, bis 144. Item reprehendunt.

II. Casus, p. 144. bis 148. Et illud.

Bei diesem Letzten tritt wieder jene Unterabthei-

lung ein in genus nominandei, augendei, minuendei

und (p. 146.) casuale. Dann kommen p. 148—150.

die Zeitwörter, und endlich p. 150. die äussere Ton-

gleichheit. Mit p. 152—156. wird dann der zweite

Haupttheil, die Verba, behandelt. In Allem sueht

Varro die Analogie als Grundgesetz zu rechtfertigen,

indem er dabei immer auf die Begriffe von natura

(innere Nothwendigkeit der Dinge) und usus (äussere

Erscheinung) zurückgeht, und an diesen beiden Prüf-

steinen die Möglichkeit oder Unmöglichkeit einer

Gleichheit nachweist.

ΠΥ. TR

Nachdem so von Varro der Beweis geliefert war,

dass weder die Analogisten, noch die Anomalisten in

ihrer absprechenden Einseitigkeit das Gebiet der

Sprache richtig beurtheilt hatten, wollte er, um den

Gegenstand zu erschöpfen, auf dem Wege der Spe-

oulation eine feste Grundlage für sein System ge-

winnen. (Vrgl. p. 159. Quarum rerum.) Er fragt

daher I. Was ist gleich und ungleich?

II. Was ist ratio (λόγος) ὃ II. Was ist Verhältniss (proportio. ἀναλογίω) ὁ

IV. Was ist Sprachgebrauch ?

— 197 —

Diese vier Punkte werden nun auf einem etymo-

logisch-philosophischen Wege erörtert, so dass die

Lehre von den Wortveränderungen, um derentwillen

der Gegenstand behandelt wurde, fortwährend in den

wunderlichsten Verzweigungen durchbricht. Jene

vier Theile erscheinen noch ganz deutlich trotz meh-

rer Lücken (p. 159—168., 168—169., 169—178.,

178. Der letzte sehr kurze 'Theil über den usus läuft

p- 179. in die Schluss - und Zieldefinition der Ana-

logie aus: „Analogia est verborum similium decli-

natio similis non repugnante consuetudine communi.‘‘

Diese wird zuletzt noch in ihre einzelnen "Theile

zerlegt.

Nigidius und Gnipho.

Beide Männer lebten mit Varro gleichzeitig und

scheinen von Cicero gleichmässig verehrt worden zu

seyn. Der Erstere schrieb commentationes gramma-

ticae oder commentarii grammatici, ein Werk, wovon

das XXV. Buch eitirt wird. Wie viele Theile der

Grammatik es berührte, zeigen noch die Fragınente.

Nigidius scheint der erste gewesen zu seyn, der die

Accentlehre in der römischen Grammatik begründete.

Vrgl. Gell. XII, 24. Derselbe Gellius schildert XX, 14. dieses grammatische Werk als dunkel, was

auf eine Verbindung grammatischer Lehrsätze mit

— 125 —

philosophischen Ideen hinweist. Es bedarf aber kaum

eines direkten Zeugnisses dafür, dass ein Nebenbuhler

Varro’s jenen Streit über Analogie und Anomalie be-

rühren musste; allein glücklicherweise erfahren wir

durch eine Notiz wieder bei Gellius, dass Nigidius

die Philosophie der Sprache mehr vom platonischen

Standpunkte aus, als von dem der griechischen Gram-

matiker behandelte. Er lehrte nämlich, dass die

Haupt - und Zeitwörter nicht gebildet seyen durch

ein zufälliges Setzen (τὸ αὐτόματον, ἡ ϑέσις), sondern vermittelst einer gewissen Naturkraft und natürlichen

Analogie. Gell. X, 4: ,Nomina verbaque non positu

fortuito, sed quadam vi ac ratione naturae facta esse

P. Nigidius in grammaticis commentariis docet; rem

sane in philosophiae dissertationibus celebrem. Quaeri

enim solitum apud philosophos, φύσει τὰ ὀνόματα sint, 7 ϑέσει. In eam rem multa argumenta dicit, cur videri possint verba esse naturalia magis, quam

arbitraria. Ex quibus hoc visum est lepidum ac fes-

tivum: Vos, inquit, cum dicimus, motu quo-

dam oris conveniente cum ipsius verbi de-

monstratione utimur, et labias sensim pri-

moresemovemus,ac Spiritum atque animam

porro versum et ad eos, quibuscum sermo-

cinamur, intendimus. At contra cum dici-

mus nos, neque profuso intentoque flatu

vocis, neque proiectis labris pronuntiamus,

sed et spiritum et labias quasi intra nos-

metipsos coercemus. Hoc idem fit etin eo,

quod dicimus tu etego, et tibi et mihi. Nam

sieuti, cum adnuimus et abnuimus, motus

quidam ille vel capitıs veloculoruma na-

tura rei, quam Significat, non abhorret: ita

in his vocibus quasi gestus quidam oris et

— 19 —

spiritus naturalis est. Eadem ratio est in

Graecis quoque voecibus, quam esse in

nostris animadvertimus.“ Andere etymologische Forschungen desselben

Nigidius theilte Gellius mit VIII, 14., welches Buch aber bekanntlich verloren gegangen ist.

Antonius Gnipho schrieb nach Sueton. de ill. gr.

c. 7. viele Werke, nach dem dort angeführten Zeug-

nisse des Ateius Philologus aber nur zwei Bücher de

sermone Latino. Aus diesen scheint die Bemerkung

zu Seyn, die wir bei Quintilian in jenem Capitel, worin

Letzterer über Analogie und Anomalie handelt, ihm zu-

ertheilt finden. Quintil. I, 6: ‚Antonius Gnipho, qui

robur quidem et ebur atque etiam marmur fatetur

esse, verum fieri vult ex his robura, ebura, mar-

mura.‘“ Gnipho sah nämlich, dass ein grosser Theil der auf VR endigenden Hauptwörter in den obliquen

Casus ihr V hehielt, z. B. sulfur, guttur, vultur, und

wollte daher in gleicher Weise die andern, die O an-

nahmen, so rektificiren. Hier trat offenbar ein ana-

logistischer Grundsatz ein.

Caesar de analogia.

Nach Varro’s analogistischen Büchern ist wohl das grammatische Werk des Cäsar lange Zeit die merkwürdigste Erscheinung in Rom, nicht allein weil es zu den Ausnahmen gehört. dass ein Feldherr und

9

— 130° —

Staatsmann noch Zeit erübrigen kann, den gelehrten

Streitigkeiten Theilnahme zu schenken, sondern weil

er ganz entschieden für eine Seite, und zwar für die

der Analogetiker Parthei nimmt. Schon der "Titel, der

diesem Werke bei Cicero, dem es gewidmet war, gege-

ben wird, zeigt, dass Cäsar das rein rationelle Princip

in der Sprache annahm; denn sie heissen: De ratione

Latine loquendi, oder vielmehr nach den Gramma-

tikern: Libri de analogia oder analogiarum, analogicı.

Wenn es nun mit Bezug darauf bei Cicero im Brut.

c. 74. heisst: ,„‚Quo magis expurgandus est sermo.

et adhibenda tanquam obrussa ratio, quae mutarı

non potest, nec utendum pravissima consuetudinis

regula:“ so ist damit die ganze Tendenz des Wer- kes ausgesprochen. Es war nämlich bestimmt, durch

Aufstellung einer festen, unabänderlichen Norm Ein-

heit und Richtigkeit in die Sprache zu bringen, und

den schwankenden Sprachgebrauch zu der Reinheit

einer künstlichen Harmonie zu erheben. Wenn es

nun zwar, wie wir sehen werden, ablehnte, neue,

ungewöhnliche Wörter selbstständig zu bilden: so

suchte es doch die Formen der Declination und

Conjugation nach gewissen bewährten Regeln zu

ordnen, und dadurch nothwendig gewordene auffal-

lendere Bildungen an ältere poetische Kühnheit anzu-

lehnen. Diesen Standpunkt und diese Bedeutung

recht zu würdigen, gebe ich hier die Bruchstücke

dieses köstlichen Werkes vollständiger als bisher,

und nach der Aufeinanderfolge unserer grammati-

schen Lehren geordnet. Das erste Buch scheint bloss

Untersuchungen allgemeiner Art, z.B. über die Noth-

wendigkeit einer reinen Latinität in der Beredsamkeit

und Philosophie, vielleicht auch über die älteste rö-

mische Sprache, über die Bedeutung der einzelnen

— 131 —

Buchstaben enthalten zu haben, während das zweite

ganz speciell sich vielleicht mit Orthographie,

sicher aber mit Deciination und Conjugation beschäf-

tigte. Welche Bedeutung diese Bruchstücke für den

Text des Cäsar haben, brauche ich kaum zu erinnern.

Voran stellen wir die Zeugnisse alter Schriftsteller,

die sich auf Inhalt und Tendenz beziehen,

1. Cicero Brut. c. 72: ,„Quin etiam in maximis

occupationibus quum ad te ipsum, inquit, in me

intuens, de ratione Latine loquendi accuratissime

scripserit.‘“

2. Fronto de bello Parthic. p.329. (ed. Francof.):

„Quod te vix quicquam, nisi raptim et furtim, legere

posse prae curis praesentibus scripsisti; fac memineris,

et cum animo tuo reputes, (Ὁ. Caesarem atrocissimo

bello Gallico occupatissimum cum alia multa militaria,

tum etiam duos de analogia librosscrupulosissimos

seripsisse inter tela volantia, de nominibus declinan-

dis, de verborum aspirationibus et rationibus inter

classica et tubas.“

3. Quintil. I, 7, 34: „An ideo minor est M.

Tullius orator, quod idem artis huius (grammaticae)

diligentissimus fuit, et in filio, ut in epistolis apparet,

recte loquendi usquequaque asper quoque exactor ?

Aut vim C. Caesaris fregerunt editi de analogia

libri.‘*

4. Sueton. Caes. c. 56: „‚Reliquit et de analogia

libros dnos et Anticatonestotidem, ac praeterea poema,

quod inscribitur: Iter. Quorum librorum primos in

— 132 —

transitu Alpium, cum ex cıteriore Gallia conventibus

peractis ad exercitum rediret.‘

5. Joan. Sarisberiensis Metalog. I. c. 21: ,ὲἩ

Caesar deanalogia libros edidit: seitus sine ea, neque

ad philosophiam, (in qua peritissimus erat) nec ad

eloquentiam, (in qua potentissimus) posse quempiam

pervenire.“

I shi

I. Cicero Brut. c. 72: ,„Quin etiam in maximis

oceupationibus, quum ad te ipsum, inquit in me intu-

ens, de ratione Latine loquendi accuratissime scrip-

serit, primoque in libro dixerit, verborum delec-

tum originem esse eloquentiae, tribueritque,

mi Brute, huie nostro, qui me de illo maluit quam

se dicere, laudem singularem: (nam scripsit his

verbis, quum hunc nomine esset adfatus: Ac

si cogitata praeclare eloqui possent,

nonnulli studio et usu laboraverunt, cu-

ius te paene principem copiae atque in-

ventorem, bene de nomine ac dignitate

Populi Romani meritum esse existimare

debemus.) hunc facilem et quotidianum noluisse

sermonem, nune pro ıelicto est habendum.“®

II. Gell. I, 10: ‚‚Vive ergo moribus praeteritis,

loquere verbis praesentibus, atque id, quod a C.Cae-

sare, excellentis ingenii ac prudentiae viro, in primo

de analogia libro, seriptum est, habe semper in me-

moria atque in pectore, ut, tanquam scopulum,

τ Ν᾿. ς.

sie fugias inauditum atque insolens ver-

bum,‘“

Vergl. Macrob. Sat. I, 5. Joan. Sarisberiensis Metalog. 1.

c. 15: ‚‚Caesar in libro de analogia grammaticus quidem est et

evitandum esse denunciat, quicquid auditori perito potest esse

absurdum; ut nautae, inquit, scopulum fugiunt, sic fu-

giendum est insolens atqueinfrequens verbum.“

II. Pompeii commentum artis Donati (ed. Lin-

demann.) segm. I. c. 17: „Legimus apud maiores

nostros primas apud Romanos ΧΙ litteras fuisse tan-

tummodo, ut dieit Caesar libro analogiarum primo.

In libro analogiarum Caesar hoc dicit, XI fuisse.‘‘

Diese Stelle des Pompeius war schon früher abgedruckt in

scriptorum aliquot veterum apospasmata, einem Anhang zu Mal-

lius Theodorus de metris p. 64.

*]IV. Priscian. I. p. 545: ‚‚Unde Pompeii quo-

que genitivum per tria I antiqui scribebant: quorum

duo superiora loco Cconsonantium accipiebant, ut si

dicas Pompeiii. Nam tribus III iunctis qualis posset

syllaba pronunciari? Nam postremum I pro vocali

est accipiendum: quod Caesari doctissimo artis gram-

maticae placitum fuisse, a Victore quoque in arte

grammatica de syllabis comprobatur.‘“

= V. Pompeii com. art. Don. segm. XVII (de

analogia, proportione). c. 1: ‚‚(Analogia) fit octo

modis. Ut sint sex illae partes, quae accedunt no-

mini. Sex autem accedunt nomini ista: qualitas, com-

paratio, genus, numerus, figura, casus. Ecce sex

partes. Exitus syllabarum ut sit similis. Puta illud

in VS exit et illud in VS. Penultimarum ratio ut sit

similis, ut aut vocales syllabae sint aut Consonantes.

Deinde ut tempora sint similia, si illa brevis est et

illa brevis sit. De istis omnibus rebus si unum minus

fuerit, iam non stabit ratio analogiae. Ait enim Cae-

— 134 —

sar: Nisi omnia consentiant inter se, non

potest fieri, ut nominis similitudo sit.“

Aus dieser Stelle sehen wir, wie Cäsar die Begriffe der

Gleichheit und Analogie erörtert hatte, und wie seine Grund-

sätze dabei mit denen der Alexandriner, namentlich des Ari-

stophanes harmoniren.

VI. Gell. XIX, 8: „Caius enim Caesar, ille per-

petuus dietator, Cn. Pompeii socer — — vir ingeniü

praecellentis, sermonis practer alios sua aetatis cas-

tissimi, in libris, quod ad M. Ciceronem de analogia

conscripsit, arenas vitiose dici existimat, quod

arena nunquam multitudinis numero appel-

landa sit, sicuti neque coelum, neque triti-

cum; contra autem quadrigas, etiamsi cur-

rus unus equorum quatuoriunctorumagmen

unum sit, plurativo semper numero dicen-

das putat, sicut arma et moenia et comitia

et inimicitias.“

FEbendas. $. 7: ,‚‚Tunc probato libro de analogia

primo verba haec ex eo pauca memoriae mandavi. Nam

cum supra dixisset, neque coelum triticumve, neque

arenam multitudinis significationem pati: Nam tu,

ingquit, harum rerum natura accidere arbitra-

ris, quod unam terram et plures terras,

et urbem et urbes, et imperium et imperia

dicamus; neque quadrigam in unamnominis

figuram redigere, neque arenam in multi-

tudinis appellationem convertere possi-

mus.“ Was dieser Bemerkung des Cäsar zu Grunde lag, war das rich-

tigePrineip, dass der Plural nur da statt finden sollte, wo der Be-

griff eine Mehrheit zulässt; wo diese aber «lurch die natürliche

Bedeutung ausgeschlossen sey, dürfe auch nur der Singular

Stehen. Dasselbe_hatte auch schon Varro VIH. p. 142. folg. er-

innert, wo er die Analogie im genus multitudinis rechtfertigt:

in BE ..-.

„Qui autem eas (analogias) reprehendunt, quod alia vocabula

singularia sint solum, ut cicer, alia multitudinis, ut scalae,

cum debuerint esse omnia duplicia, ut equus equi: analogiae

fundamentum obliviscuntur naturam; nam et usu singulare est,

quod natura significat, ut equus, aut quod coniuncta quodam-

modo ad unum usum, ut bigae.‘“ Vergl. p. 144: „Sie scalas,

quod a scandendo dicantur, et singulos gradus scanderent. magis

erat quaerendum, si appellassent singulari vocabule scalam.“

IX. p. 165. Vergl. Serv. ad Virg. Georg. I, 192: „Et notan-

dum, paleam dietam numero singulari contra artem; nanı ca,

quae ex pluribus constant, numeri suni tantum pluralis (se-

cundun artem), ut cancelli, scopäe, bigae: licet abutantur

poetae.‘“

ΠΡ II

* VII. Veiius Long. de οὐ. p. 2244: „Hoc lu-

tum atque macellum singulari exire memento, licet

Memmius ἰδία macella dicat et Caesar luta.

= VII. Pompeii comm. art. Don. XVIH. ec. 2:

„Lectum est hoc saepius apud Varronem; ille dieit:

lac non debemus dicere, sed lact. Sed dixit Caesar

contra ipsum rem valedıssimam, nullum nomen

duabus mutis terminari.“ Aus dicser Stelle ist wieder recht eısichtlich, wie Cäsar’s

grammatische Bemerkungen mit Vaäarro’s Werk zusammen-

hingen.

IX. Charis. I. p. 109: ‚‚Lacer an laceris, ut

teuer, puer; ultimam enim vocalem si ablati-

vusomiserit, dabit scire, qualis esse de-

beat nominativus. Ovidius: Mille lacer spargere

locis. Caesar de analogia libro secundo, nec non

Valgius de rebus per epistolam quaesitis.‘*

X. Priscian. VI. p. 707: ‚In 18 desinentia lon-

gam, cuinscunque Sint generis, latina, ablaia S ct ad-

dita 'TIS faciunt genitivum, ut haec lis litis, hie et

-- Ya .--

haec dis ditis, unde hi et hae dites et haec ditia, cuius

nominativum singularem in usu non inveni, debet ta-

men secundum analogiam hoc dite esse; nam in IS

finiri neutrum non potest. Lucanus in VIII: Non il-

lie Libycae posuerunt ditia gentes templa. Hic et

haec Samnis, huius Samnitis. Sic Caesar de

analogia.‘

= XI. Ebendaselbst: „Praeterea Caesar decli-

nat pubis puberis, quidam, ut Probus, pubes pu-

beris, quidam puber puberis.‘“

* XII. p. 708: „Hac pollis pollinis, Probus autem et Caesar hoc pollen pollinis declina-

verunt.

XI. Charis. I. p. 117: „Turbo Turbonis, si

proprium sit hominis nomen: turbinis si procellam vo-

luerimus exprimere, aut in eo, inquit Plinius, qui est

in Jusu puerorum. Sed Caesar de analogia secundo

turbonem, non turbinem etiam in tempes-

tate dici debere ait, ut Cato Catonis, non ut

homo hominis.“ * XIV. Quintil. I, 5, 63: ,,‚Mihi autem placet

Latinam rationem sequi, quousque patitur decor; ne-

que enim iam Calypsonem dixerim, ut Iunonem,

quamquam secutus antiquos C. Caesar utitur hac ra-

tione declinandi.‘“ #= XV. Charis. I. p. 98 (über den Ablativ der

Wörter auf IS): „Ac ne illa quidem ratio recepta

est, quam C. Caesar ponit in femininis, ut pup-

pim, restim, pulvim. Haec enim modo et ab hoc

cani et ab hoc cane.“ * XVI. Charis I. p. 95: „Plinius Secundus ani-

mal non animale ait dici debere. Caius Caesar, quasi

indiscretum hoc sit, aitL littera nominativo sin-

gulari neutra finita nomina eandem defini-

— 17 —

tionem capere, quam capiant E littera ter-

minata: huic animali etab hoc puteali.“

* XVII. p. 98: „Aplustree Omnium no-

minum, quae sunt neutrius generis, etin

E terminantur, ait Plinius, Caesarem scisse e0S-

dem ess. ablativos, quales sunt dativi sin-

gulares.‘“

* XVII. Ebendaselbst: „AR litteris nomina

neutralia terminata, idem non minus ait Caesar,

quod dativo et ablativo pari iure funguntur,

ut idem Plinius scribit.‘*

Vergl. Charis. I. p. 108: „‚‚Iubar. Plinius ait,

inter caetera etiam istud Caesarem dedisse praecep-

tum, quod neutra nomina AR nominativo clausa per

1 dativum ablativumque singulares ostendant, iubar

tamen et far ab hac regula dissidere; nam huic iubari

dicimus, hoc iubare dicendum est — — ut huic farri

et ab hoc farre.“

XIX. Charis. I. p 69: ,‚‚Panis enim genitivo

plurali IVM. Caesar de analogia secundo panium

dixit, sed Verrius panum sine I. Ego autem neutrunm

probo, ποῦ puto parem plurali numero dici posse,

quoniam unıta res est ad pondus redigitur nec quis-

quam veterum nisi singulariter dixit.“*

Vergl. Charis, I. p. 114: „Panium. Caesar de analogia libro secundo dici debere ait, sed Verrius

contra, nam I detracta panum ait dici debere; neu-

trum autem prto posse dici, quia de 115 est nominibus,

quae, cum pondere, numero mensuraque constant,

semper sunt singularia.‘

„Partum Caesar de Analogieis — — sed con-

suetudo, inquit Plinius, fecit partium.“

m. ER ὡς

Der Grund, den Charisius gegen Caesar und Verrius an-

führt, ist schon ausgesprochen von Varro VII. p. 143: „Faci-

unt imperite, qui ibi desiderant multitudinis vocabulum, quae

sub mensuram ac pondera potius, quam sub numerum succe-

dant.‘*

XX. Gell. IV, 16 (über den Dativ der vierten Declination): Caius etiam Caesar gravis auctor la-

tinae Linguae — — in libris quoque analogieis omnia

istiusmodi sine 1 littera dicenda censet.‘

XXI. Charis. I. p. 104: ‚‚Caius Caesar deana-

logia secundo: Fagos, populos, ulmos.“* Vergl. Varro VII. p. 147.

XXI. Gell. IX, 14: ‚„‚Sed C. Caesar in libro de analogia secundo huius die et huius facie dicen-

dum putat. Ego quoque in Iugurtha Sallustii summae

fidei et reverendae vetustatis libro die casu patrio

sceriptum inveni. Verba haec ista erant: Vix decima

parte die reliqua.‘ Vergl. Tortell. de orthogr. p. 16.

XXI. Charis. I. p. 86: ..18 homo idem com-

positum facit, nisi quia Caesar libro secundo singu-

lariter idem, pluraliter iidem dicendum confir-

mat, sed consuetudo hoc non servat. Se et sese

pronomina ita distinguit, ut se dicamus cum aliquem

quid in alium fecisse ostendimus: ut puta, ille dicit,

se hoc illi fecisse; cum autem in se ipsum, tune

dicamus sese geminari, veluti, dixit, sese hoc sibi

feeisse.“

XXIV. Pompeii comm. art. Don. IX, 6: „Alba

civitas, alii dicunt Albanus, alii Albensis. Quae ratio

est? Numquid possumus scire, quare sic quid inve-

nitur ἐ Caesar quidem in libris analogieis voluit dicere

disceretionem. Ait sic Caesar in libro analogiae: Duae

sunt Albae, alia ista, quam novimus in Ari-

cıa et alia hie in Italia. Volentes Romanı

— 139 —

discretionem facere, istos Albanos dixe-

runt, illos Albenses.“

Vergl. Varro VH. p. 117.

* XXV. Gell. VI, 9: ‚Sic et M. Tullius et

C. Caesar mordeo memordi, pungo pepugı,

spondeo spespondi dixerunt.‘“

Vergl. oben Ennius.

= XXVI. Isidor. XI, 2, 33: ,‚Mortuus autem

ex qua parte orationis declinetur incertum est. Nam

sicut ait Caesar, ab eo quod est morior in par-

ticipio praeteriti temporis in TVS exire de-

buit, per unum V, non per duo. Nam ubi ge-

minata est littera V, nomen est non, parti-

cipium, ut fatuus, arduus. Convenienter ita-

que factum est, ut quemadmodum id, quod significat,

non potest agendo, ita et ipsum nomen non possit lo-

quendo declinari.‘*

Hiermit glauben wir die wirklich aus den Büchern

de analogia noch vorhandenen Fragmente vollständig

gegeben zu haben; denn die Nachricht bei Priscian.

I. p. 545, dass er statt des consonantischen V das

Digamma 4 in die lateinische Sprache eingeführt

habe, ist auf den Kaiser Claudius zu beziehen, wie

längst bekannt ist. Ebenso gehört die Bemerkung

(bei Quintil. I, 7. Vel. de orthogr. p. 2228. Isi-

dor I, 26, 15. u. a.), dass Caesar in einigen

Wörtern, wie mancupium, aucupium, manubiae, la-

crumae, maxumus und ähnlichen das I statt des V

eingeführt habe, darum nicht hieher, weil alle jene

=. ἡδίω, ---

Schriftsteller ausdrücklich bezeugen, dass Caesar diess auf Inschriften (in titulis, inscriptione) ge-

wagt, und so die spätere Schreibung (maximus u. 85.

w.) veranlasst habe.

Cicero»

Wir haben gesehen, wie zwei der bedeutendsten gleichzeitigen Schriftsteller ihre grammatischen Werke Jem Cicero gewidmet haben, den wir wohl als Rhe-

toriker, aber keineswegs als Grammatiker kennen.

Zwar verspricht der auctor ad Herennium IV, 12, 7. eine Grammatik, worin zu zeigen, wie man Barba-

risnıen und Solöcismen vermeiden solle, allein von

der Ausführung eines solchen Planes verlautet bei

den Alten nichts. Was zuerst die Streitfrage der

griechischen Philosophen betrifft, so spricht Cicero

nur in beiläufigen Anspielungen seine Ansicht darüber

aus, nach welcher weder alle Wörter ursprünglich

sind, noch auch alle erfunden; sondern ein Theil ist

fast mit den Dingen gleichzeitig, der andere übertra-

gen oder neugebildet. Vrgl. de orat. II. c. 37. $.149:

„Ergo utemur verbis aut iis, quae propria sunt et

certa quasi vocabula rerum, paene una nata. cum re-

bus ipsis: aut iis, quze transferuntur, et quasi alieno

in loco collocantur: aut 115. quae novamus et facimus

ipsi.‘“ Diese verba nata ($.154.) oder propria($. 159.)

-- 41 —

nennt er an einer andern Stelle natura, mithin φύσει,

die andern reperta, mithin ϑέσει. Vrgl. partit. orat.

c. 5. δ. 16: ,‚Prima vis est in simplieibus verbis: in Coniunctis secunda. Simplieia invenienda sunt: con-

iuncta collocanda. Et simplicia verba partim nativa

sunt, partim reperta. Nativa ea, quae significata sunt

sensu: reperta, quae ex his facta sunt, et novata

aut similitudine, aut imitatione, autinflexione, aut ad-

iunctione verborum.‘‘ Was aber sodann die Streit-

frage der griechischen und lateinischen Grammatiker

anbelangt, so kommen freilich die Wörter analogia

und anomalia bei Cicero in der technisehen Bedeutung

nicht vor; jedoch ist um so mehr bei ihm auf den

Gegensatz von ratio (natura) und conswetudo (usus)

zu achten, da er solche echtlateinischen Ausdrücke

wohl lieber anwenden mochte, als jene anderen fremd-

klingenden Namen. Daher giaube ich wirklich einige

Anspielungen hieher rechnen zu dürfen, die wohl erst

in unserer Darstellung das gehörige Licht erhalten

dürften; vielleicht schon Hortens. fr. 56 (Orell.): ‚‚Ut

ea sibi ratio vera restituat, quae Consuetudo vitiosa

detraxerit.‘“ Sicherer aber ist eine Beziehung darauf

im Orator. Da sagt er c. 43. δ. 147: ,‚De verbis componendis, et de syllabis propemodum dinumeran-

dis et dimetiendis loquemur.‘“ Er will also ein gram-

matisches 'Thema hier behandeln, findet sich aber ge- nöthigt, bevorwortend sich zu entschuldigen. Er

spricht dann c. 44. von der collocatio verborum, diese

müsse numerosa et apta seyn. Man müsse sich hüten,

dass man nicht hiulcas voces efficiat aut asperas.

Das gibt ihm Gelegenheit, von der Elision zu reden,

und von den Veränderungen, welche der Sprachge-

brauch hervorgebracht habe. Endlich c. 48. heisst

es: ,‚Quod si indocta consuctudo tam est artifex

— 14 —

suavitatis, quid ab ipsa tandem arte et doctrina pos-

tulari putamus ὁ Haec dixi brevius, quam si de Πᾶς re una disputarem, (est enim hic locus late patens,

de natura usuque verborum) longius autem, quaın in-

stituta ratio postulabat.‘“ Was ist das aber für ein

locus late patens de natura usuque verborum® Kein anderer als der grammatische Streit de natura ver-

borum d. h. de analogia, und de usu d. h. de ano-

malia. Aber schon aus dem oben Angegebenen geht

hervor, dass er weder Analogie, noch Anomalie zur

Richtschnur nahm, (wenn er auch c. 48. $. 160. sagt: „‚Aliquando — usum loquendi populo concessi,

scientiam mihi reservavi,‘‘) sondern, dass er den

Wohlklang als den Grundsatz ansalı, der bei

schwieriger Entscheidung die Formbildung bedingen

sollte. Eine Annahme, ganz eines Cicero würdig.

Daraus aber erklären sich in jener grossen Ausein-

andersetzung die Aussprüche $. 157: „‚Seripserunt

(für scripsere) esse verius sentio, sed consuetudini

auribus indulgenti libenter obsequor.‘“ „‚‚Impetratum

est a consuetudine, ut peccare suavitatis causa lice-

ret.‘“ $. 159: ‚„‚„Voluptati autem aurium morigerari de-

bet oratio.‘“ ᾧ. 162: „Vocum autem et numerorum

aures sunt iudices.‘“ Vrgl. Gell. XII, 19. Henr.

Stephan. app. 6. 20. p. 97: „‚Caeterum non ex hoc

tantum loco, sed ex aliis etiam nonnullis — — Cice-

ronem voluptati aurium tribuisse multum videmus in

diiudicandis quibusdam de Latino sermone conirover-

siis.“* Uebrigens befinden sich bei Cicero noch hie

und da einige bemerkenswerthe Aussprüche sowohl

über die Grammatik im Allgemeinen, als über einzelne

Theile derselben. Vrgl. de orat. I, 42: „‚Oıinnia fere,

quae sunt conclusa nunc artibus, dispersa et dissipata

quondam fuerunt : ut — — in grammaticis poetarum

ὡς ΔΕ ..

pertractatio, historiarum cognitio, verborum interpre-

tatio, pronuntiandi quidam sonus.““ Mit Recht rufi

daher Tacitus dialog. de orator. c. 30. aus: „‚Itaque

hereule in libris Ciceronis deprehendere licet, non geo-

metriae, non musicae, non grammaticae, non de-

nique ullius ingenuae artis scientiam ei defuisse.‘“

Vergl. Quintil. I, 7, 34.

Didymus.

Auffallend ist, dass wir selbst einen griechischen

Grammatiker mit Untersuchungen über die römische Sprache beschäftigt finden*); allein es ist auch wie-

der sehr natürlich, dass Gelehrte, die vom heimischen

Boden oder von Alexandria nach Rom verschlagen

wurden, ihre Wissenschaft auf die Sprache der gros-

sen Weltbeherrscherin anzuwenden sich getrieben

fühlen mussten. Wenn es nun vollends wahr ist.

dass Didymus eine Zeitlang im Hause des Julius

Caesar gelebt, also wahrscheinlich dessen Bücher de

*) Zu solchen Grammatikern sind wohl zu rechnen Diodorus

der Aristophaneer, der Γλωσσαι Ἰταλικαί schrieb (Athen.

XI. p. 479), Philoxenus στερὶ τῆς τῶν Ῥωμαίων δια-

λέχτου (Schol. in Hom. Odyss. ed. Buttm. N, 90. p. 253.),

Apion περὶ τῆς Ῥωμαϊκῆς διαλέκτου (Athen. XV.

ν. 680.)

u δὲ...

analogia gelesen und mit dem Verfasser besprochen

hat, so kann es uns gar nicht mehr wundern, dass

er ein Werk περὶ τῆς παρὰ “Ρωμαίοις ἀναλογίας

schrieb. Ausser den Erwähnungen bei Priscian, worin

der eben angeführte Titel sich findet, begegnet uns

aber auch noch derselbe Didymus als Verfasser eines

Werkes de Latinitate. Vrgl. Priscian. VII. p. 838:

„Sciendum tamen, quod videmur in praeterito per-

fecto plerumque barytona quoque Graecorum imitari

in commutatione consonantiun, teste Didymo, qui

ostendens omnia, quae habent in arte Graeci, habere

etiam Latinos exemplis hoc approbat.‘“ XI. p. 910:

„Stoici enim articulum et pronomen unam partem

orationis accipiebant, infinitum articulum vocantes,

quem grammatici articulum, ei quoque adiungentes

etiam infinita nomina vel relativa, quod etiam Didy-

mus facit tractans de Latinitate.“ Allein wie der Hellenismos nichts anders ist, als

die Analogie der griechischen Sprache, so ist die La-

tinitas hinwiederum dasselbe, was 7 ἀγαλογία παρὰ Ῥωμαίοις, worüber, wie gesagt, Didymus in mehren

Büchern geschrieben hatte. Vrgl. Priscian. de pond,

p. 1347: ,‚‚Teste Didymo, qui hoc ponit ostendens

inomni parte orationis et constructionis

analogiam Graecorum secutos esse Roma-

nos.‘“ Ausser einiger weniger fruchtbaren Erwäh-

nungen bei Priscian I. p. 545. und einigen andern

Grammatikern ist uns aber bei demselben de ponde-

ribus p. 1350. ein ganzes Capitel aus jenem Werke

erhalten, das über Zahlwörter und Geldbezeichnungen

handelt. Wie ein solcher Abschnitt in ein Werk de

analogia kommen konnte, sehen wir an Varro VII.

p- 148. folg. Es lautet nach Lindemann folgender-

maassen:

ie DR -..

Δίδυμος ἐν τῷ περὶ τῆς παρὰ Ῥωμαίοις ἀνα-

λογίας" Ἴωνες καὶ Artıxoi τὰ δύο ἥμισυ, ἥμισυ τρίτον φασίν.

καὶ τὰ Ἐξ 7 ἥμισυ τάλαντα, ἕβδομον ἡμιτάλαντον. καὶ τοὺς

γεύσαῤαε ἥμισυ πήχεις, πέμπτην σπιϑαμήν, καϑάπερ φησὶν Ἡρόδοτος, προσϑεὶς τὸ ἕν δεβα. Τουσιαδὴς ἐν τῷ περὶ μουσικῆς ἐπιφέρει τρίτον ἡμεπόδιον ἀντὶ τοῦ δύο ἥμισυ πόδες. Καὶ καϑόλου ὅταν βούλωνται, ἀριϑ.- μὸν τινα δηλοῦν καὶ μόριόν τὶ προσκείμενον, τὸ Ouw-

yvuov τοῦ ἀριϑμοῦ ἀεὶ τοῦ πλεονάζοντος λαβόντες τὸ δλον φασίν, οἷον τὰ ἕξ ἥμισυ, ἕβδομον ἥμισυ φασίν,

τοῦ ἕπτα ἑβδόμου ὃς μονάδι πλεονάζει, τοῦ ἕξ τὸ ὁμώ

γυμον λαβόντες. Καὶ Ῥωμαῖοι δὴ εὑρηϑήσονται, τούτῳ

χρώμενοι τῷ σχήματι. Τὰ γὰρ δύο ἥμισυ ἀσσάρια, σηστέρτιούμ φασιν" τοῦ μὲν σὴ τὸ ἥμισυ δηλοῦντος, ὡς ἐν τῷ Omuodıovu, σήσκουας, σήσχουπλα" τοῦ δὲ

τέρτιουμ τὸ τρίτον, καί ἐστιν ἥμισυ τρίτον. Τὰ δὲ χείλια σηστέρτια ποιεῖ διακόσια πτεντήκοντα δηνάρια ἀργυρᾶ, (ὡς αὐτοὶ λέγουσι, δηναρίους παρὰ τὸ δῆνα ἐσχηματισμένους) δέχα δὲ χρυσᾶ, ἅπερ καὶ μίλλε γούμμως φασίν. τὸ δὲ σήσχουας σύνθετόν ἐστιν ἀπὸ τοῦ ση, καὶ τοῦ κουμ, καὶ τοῦ ἂς ἄσσις. Καί ἐστιν ἥμισυ

σὺν ἀσσαρίῳ, τουτέστιν ἕν ἥμισυ ἀσσάριον. Ὥσπερ δὲ ἡμέδιμνον λέγουσιν ᾿Δττικοὶ ἀντὶ τοῦ ἡμιμέδιμνον,

οὕτως καὶ οὗτοι σημόδιουμ, πλεονάζοντος τοῦ σ.

10

— 16 —

Die augusteische und kurz darauf

folgende Zeit.

Die augusteische Zeit, die in allen Fächern der

Litteratur sich auszeichnete, blieb auch in der Gram-

matik nicht zurück, und wenn auch keine Werke

dieser Gattung uns erhalten worden, so zeigen den-

noch einzelne Spuren, dass sie jenen Streit weiter

entwickelte. Dieses bewährt sich unter andern darin,

dass Tıro, der Freigelassene Cicero’s, ein Werk

über Anomalie und Analogie schrieb. Vrgl. Gell.

XII, 9: „Tullius Tiro M. Ciceronis alumnus et li-

bertus adiutorque in litteris studiorum eius fuit. Is

libros complures de usu atque ratione linguae

Latinae, item de variis atque promiscuis quaestio-

nibus composuit.‘* Dieses zeigt sich ferner in gele-

gentlichen Aussprüchen, wie bei HorAz, derart.poet.

v. 71. sich ganz bestimmt für diejenigen ausspricht,

die den Sprachgebrauch zur alleinigen Norm erhoben:

„„Vocabula, si volet usus,

Quem penes arbitrium est et ius et nerma loquendi.‘‘

Zugleich ist nicht zu übersehen, dass er die

Sprache selbst als Erfindung der Menschen betrachtet

Sat. I, 3, 99—103:

„Quum prorepserunt primis animalia terris,

Mutum et turpe pecus, — —

Pugnabant armis, quae post fabricaverat usus,

Donec verba, quibus voces sensusque notarent.

Invenere.“

— 147 —

Uebrigens lassen sich ähnliche Stellen über die

Entstehung der Sprache auch aus andern Dichtern

beibringen. So betrachtet Manınius dieselbe als ein

Produkt der durch das drängende und drückende äus-

sere Bedürfniss hervorgerufenen Cultur. Astronom.

I, 83:

„Tune et lingua suas accepit barbara leges.“

Allein dergleichen Aussprüche enthalten nur eine

poetische Wahrheit, und sind daher nicht als gelehrte

Bezüglichkeit anzuschen.

Unmöglich ist es mir jedoch, eine Stelle des

Pseudo-Vırruv’s hier zu übergehen, die zwar in ih-

rer Seltsamkeit von allen übrigen Meinungen über die

Ursprache und ihren Ursprung abweicht, die sich aber

nichts desto weniger an diejenige anlehnt, die dem

Zufall und der menschlichen Uebereinkunft die auf-

dämmernden Laute des erwachenden Menschengeistes

zuschreibt. Im II. Buch c. I. schildert er nämlich die

Rohheit der ersten Menschen in Urwäldern, berichtet sodann, wie die Aeste der Bäume durch Sturmwind

untereinander gerieben in Feuer gerathen seyen, wie

das wilde Geschlecht anfangs davor geflohen, nach-

her aber zurückgekehrt die behagliche Wärme em-

pfunden, und durch Zeichen sich den Nutzen dessel-

ben gegenseitig versinnlicht. Bei dieser Zusammen-

kunft seyen aus dem Athem andere Laute hervorge-

stossen worden, die sich durch täglichen Umgang

und Gebrauch zu einer festen Bedeutung herangebil- det, und so die Sprache durch einen zufälligen Um- stand veranlasst hätten: .,Interea quodam in loco ab tempestatibus et ventis densae crebritatibus arbores

agitatae et inter se terentes ramos ignem excitave-

runt: et eo, flamma vehementer perterriti qui circa

eum locum fuerunt. sunt fugati. Postea requie data,

— ἘΒΕΙ --Ξ

propius aocedentes cum animadvertissent commodita-

tem esse magnam corporibus ad ignis temporem, ligna

adiicientes et eum conservantes alios adducebant, et

nutu monstrantes ostendebant quas haberent ex eo

utilitates.. In eo hominum congressu cum profunde-

bantur aliter e spiritu voces, quotidiana consuetu-

dine vocabula, ut obtigerant, constituerunt: deinde

significando res saepius in usu, ex eventu fari for-

tuito coeperunt, et ita sermones inter se procreave-

runt.‘“ Wie abentheuerlich auch hier die Entstehung

der Sprache aus dem Auffunken des Feuers gedichtet

ist, es möchten wohl kaum antike Elemente in dieser

Darstelkıng des mittelalterlichen Compilators*) zu

verkennen seyn. Man vergleiche vor Allem Lucretius

V, 1090. folg. Herder über den Ursprung der Sprache

I, 1: ,‚Diopor endlich und Vırruv, die zudem den

menschlichen Ursprung der Sprache mehr geglaubt,

als hergeleitet haben, erschwerten sich die Sache da-

durch, dass sie die Menschen, erst Zeitenlang, als

Thiere, mit Geschrei in Wäldern schweifen, und sich nachher, weiss Gott, woher? und weiss Gott, wozu?

Sprache erfinden liessen.‘ — Die Stelle des Diodor steht Bibl. I. c. 8. Die ersten Menschen sollen an-

fänglich roh gewesen seyn, in Wäldern gelebt haben,

die Bedrängung durch wilde Thiere habe sie zu ge-

*) Dass ich so kühn unseren Vitruv als ein mittelalterliches

Machwerk annehme, kann den nicht befremden, der nach

den Andeutungen, die zuerst Schultz im Rhein. Mus. IV.

Jahrgg. 3. Heft gegeben, denselben von Neuem geprüft

Möchte die vollständigere Beweisführung, die sich im Nach-

lasse des Verstorbenen befindet, bald der Ocffentlichkeit

übergeben werden!

— 19 —

genseitiger Hülfe*) näher gebracht: Τῆς φωνῆς δ᾽

ἀσήμου καὶ συγκεχυμένης οὔσης, ἐκ τοῦ κατ᾽ ολίγον διαρϑροῦν τὰς λέξεις, zal πρὸς ἀλλήλους τιϑέντας

σύμβολα περὶ ἕκάστου τῶν ὑποκειμένων, γνώριμον σφίσιν αὐτοῖς ποιῆσαι τὴν περὶ πάντων ἑρμηνείαν. Τοιούτων δὲ συστημάτων γινομένων καϑ' ἅπασαν τὴν οἰχουμένην, οὐχ ὁμόφωνον πάντας ἔχειν τὴν διάλεκτον, ἑχάστων ὡς ἔτυχε συνταξάντων τὰς λέξεις. Willkür nimmt also auch der Letztere in der Bildung der

Sprache an. Die Auffindung des Feuers aber setzt er nicht damit in Verbindung, wie der römische Ar- chitekt.

Endlich ist es auch gar nicht zu bezweifeln,

dass unter den ersten Kaisern, wo die Grammatiker

mit ihren Schulen erst recht aufkamen, ein so reich-

haltig gewordener Stoff nicht daran gegeben wurde,

sondern wir haben Grund zu vermuthen, dass ein

Verrius Flaccus, ein Atteius Philologus u. a. densel-

ben in gelegentlichen Berührungen oder selbst in be-

sondern Abhandlungen weiter fortführten. Jedoch

fehlen uns hier hinreichende Zeugnisse.

*) Humboldt über die Verschiedenheit des menschlichen Sprach-

baues S. 59: „Selbst die Anfänge der Sprache darf

man sich nicht auf eine so dürftige Anzahl von Wörtern

beschränkt denken, als man wohl zu thun pflegt, indem

man ihre Entstehung, statt sie in dem ursprünglichen Berufe

zu freier, menschlicher Geselligkeit zu suchen, vorzugs-

weise dem Bedürfniss gegenseitiger Hülfsleistung bei-

misst und die Menschheit in einen eingebildeten Naturstand

versetzt. Beides gehört zu den irrigsten Ansichten, die man

über die Sprache fassen kann. Der Mensch ist nicht so be-

dürftig, und zur Huülfsleistung hätten unarticulirte Laute

ausgereicht‘“ u. s. w.

Plini us

Von der grenzenlosen Thätigkeit und der vielsei-

uigen Gelehrsamkeit des ältern Plinius giebt uns der

Jüngere eine kleine Schilderung in seinen Briefen

III, Ss. Nach diesem Briefe hatte der Verfasser der

naturalis historia auch ein rhetorisches Werk ge-

schrieben unter dem Titel: Studiosi tres, welches in

sechs Büchern eine Anleitung zur Bildung des Redners

enthielt. Ausserdem aber sagt er von ihm: „Dubii

sermonis octo scripsit sub Nerone novissimis annis,

quum omne studiorum genus paullo liberius et ere-

ctius periculosum servitus fecisset.‘* Leider hat der

Jüngere Plinius ihren Inhalt nicht angegeben, allein

wir können ihn vielleicht dennoch hinreichend bestim-

men. Dubius sermo ist nämlich der Inbegriff solcher

Ausdrücke, deren Norm nicht feststeht. Nun gab es

in der lateinischen Sprache eine Anzahl Anomalieen,

welche theils Dichter, Redner und Historiker, theils

die Grammatiker im Laufe der Zeit nach analogisti-

scher Weise zu verbessern gesucht hatten. Somit

war in die Sprache ein Schwanken gekommen, das

für jeden Schriftsteller äusserst lästig seyn musste.

Plinius scheint alles dahin Gehörige gesammelt, sche-

matisirt und nach eigenen Gründen entschieden zu

haben. Vrgl. Quintil. I, 6: ..Eius (analogiae) haec

vis est, ut id, quod dubium est, ad aliquid simile,

de quo non quaeritur, referat, ut incerta certis pro-

bet.‘“ Plin. nat. hist. I. prol.: ,‚‚Audio et Stoicos et

Dialecticos, Epicureos quoque (nam de grammaticis

— 151 —

semper exspectavi) parturire adversus libellos, quos

de grammatica edidi, et subinde abortus facere

iam decem annis, quum celerius etiam elephanti pa-

riant.‘“ Schon aus dieser Aeusserung ergibt 5101}

dass das obengenannte Werk einen philosophischen

Charakter haben musste, weil gerade Stoiker und

Epikureer als seine Gegner genannt werden. Dass

es aber in jenen Meinungskampf hineingehört, zeigt

sich besonders aus den daraus erhaltenen Bruchstü-

cken, die sich bei den Grammatikern in äusserst rei-

cher Anzahl namentlich in jenen Stellen finden, die

über Analogie handeln. (So bei Charis 1. p. 36—72.,

p. 83. folg.) Halten wir jenen Charakter des Werkes

einmal fest, so werden wir bald im Stande seyn,

auch die Ansichten über die beiden streitigen Punkte

herauszufinden. Und so stellt sich denn aus folgenden

Fragmenten heraus, dass Plinius neben grammatischer

Regelrichtigkeit auch den Sprachgebrauch

und — den ciceronischen Grundsatz des Wohl-

klangs gelten liess. Vergl. Charis. I. p. 60: „Pli-

nius quoque dubii sermonis quinto dieit esse quidem

rationem (den Genitiv der Wörter auf ius) per

duo 11 scribendi, sed multa iam consuetudine su-

perari.“ I. p. 112: ‚,‚OS Monosyllaba extra analo-

giam esse, Plinius eodem libro sexto scribit, et

addit eo magis consuetudinem in eu esseretinen-

dam.“ I. p. 98: „‚Aenigmatis. Varro de utilitate

sermonis quarto. Ait enim Plinius, quamquam ab hoc

poemate, his poematibus facere debeat, tamen con-

suetudini et suavitati aurium censet summam

esse tribuendam.“ I. p. 114: „Consuetudo, inquit

Plinius, fecit partium, ut pugnantium, optimatium.‘‘

Aber neben dem allgemeinen Sprachgebrauche

nahm Plinius noch den einzelner bedeutender Schrift-

— 12 —

steller, oder die s.g. auctoritas zuHülfe, nament-

lich bei der Ableitung von Adjektiven aus Substan-

tiven. Vrgl. Pompeii comment. art. Don. IX, 6: „Id-

circo in derivationibus sequere praecepta Plinii Se-

cundi. Ait enim: „„Debes quidem adquiescere

regulis, sed in derivativis sequere aucto-

ritatem.‘“ Serv. ad Virg. Aen. IX, 706: ‚,‚Plinius

dicit: „Derivationes firmas non habent re-

gulas, sed exeunt proutauctoribus placet.“

Daher werden an andern Stellen vetus dignitas -und

rationis via entgegengesetzt. Charis. I. p. 94: ‚‚Ami-

cities. Plinius Secundus sermonis dubii libro sexto,

ut planities, inquit, luxuries, mollities et similia ve-

teri dignitate. Ceterum rationis via debet

amicitia dici‘‘ u. 5. w. Doch hatte schon Varro eine solche Unterscheidung des allgemeinen Sprachge-

brauchs und des besondern an einzelnen Stellen vor-

bereitet z. B. VII. p. 127: ‚‚Alia enim populi uni-

versi, alia singulorum, et de heis non eadem oratores

et poetae.‘“ Vrgl. p. 157. Die auctoritas würde also

wohl der griechischen χρῆσις, welche nach dem

Etym. Magn. ἡ τῶν ἀρχαίων ποιημάτων μαρτυρία ist,

entsprechen, die ratio aber oder analogia der παρά-

δοσις τῶν γραμματικῶν.

τὰς a ,ς.

O Ouilntiliam

Die ersten Capitel der institutiones oratoriae ent-

halten interessante Beiträge zu einer Darstellung des

Standpunktes, den die lateinische Grammatik am Ende

des ersten Jahrhunderts nach Chr. eingenommen hatte.

Uns beschäftigt hier bloss die Theilnahme, die der

berühmte Rhetor jenen beiden streitigen Principien

zuwandte. Ausser einigen Andeutungen in I, 5. findet

sich seine Grundansicht in I, 6. erörtert. Daraus se-

hen wir, dass er die Analogie zwar für den philoso-

phisch richtigen Weg hielt, die wahren und reinen

sprachlichen Formen darzustellen: (,,Recta est hacc

via, quis negat?“‘) allein er kennt einen kürzern

und bequemern (,,Sed adiacet mollior et magis trita.““). lDiess ist der Sprachgebrauch, (,,Consuetudo vero

certissima loquendi magistra.‘‘) aber nicht der des

ganzen Volkes, der untern Classen des Volkes, die

oft genug fehlerhaft sprechen; sondern er bestimmt

ihn gegen Ende des Capitels näher in dieser Weise:

„Ergo consuetudinem sermonis vocabo consensum

eruditorum.‘“ Bemerkenswerth ist nun besonders,

dass sich bei ihm die Zweizahl der Principien schon

zu einer genau bestimmten Vierzahl vervielfacht hat.

Was bisher — wenigstens bei den Grammatikern vor

Plinus — bloss ratio und consuetudo war, ist bei

Ihm ratio, vetustas, auctoritas und consuetudo ge-

worden, wovon offenbar die drei letztern begrifflich

— 154 —

verwandt, und aus dem Bestreben entsprungen sind,

den schwankenden Begriff des Sprachgebrauchs fester

zu bestimmen. Vetustas ist ihm daher der Sprachge-

brauch der alten Zeit, auctoritas der Sprachgebrauch

einzelner bedeutender Redner und Geschichtschreiber,

consuetudo die allgemeine Uebereinstimmung. Es ist

nothwendig, auf diese Vertheilung der Begriffe hier

nachdrücklich aufmerksam zu machen, weil die spä-

tern lateinischen Grammatiker sie fortdauernd beibe-

halten. — Die Analogie erklärt Quintilian nicht un-

ähnlich dem Varro als die Rektificirung des Zweifel-

haften vermöge der Vergleichung mit dem Festste-

henden. Gleich Varro wendet er sie an auf die

Formenlehre und zwar sowohl auf Haupt- als Zeit-

wörter. Bei den Hauptwörtern wendet er drei Punkte

zur Vergleichung an, einmal Geschlecht, dann Decli-

nation, dann Deminution. Die Deminution ist das von

Varro VII. p. 116. genannte und p. 145. folg. ange-

wandte genus minuendi. Sind aber diese und viele

andere Punkte in Varro begründet, so stimmt er auch

in seiner Hauptlehre über das Wesen der Analogie,

und inwiefern sie nur ein Abstraktum des Sprachge-

brauchs sey, mit diesem Grammatiker überein. Um

dieses gehörig einzusehen, vergleiche man folgenden

Ausspruch Varro’s VII. p. 126: .‚Sed hi qui in lo-

quendo partim sequi iubent nos consuetudinem, partim

rationem, non fam discrepant: quod consuetudo et

analogia coniunctiores sunt inter se, quam hi credunt.

quod est nata ex quadam consuetudine analogia.‘‘ mit

Quintilian: „‚Non enim cum primum fingerentur homi-

nes, analogia demissa coelo formam loquendi dedit: sed

inventa est postquam loquebantur, et notatum in ser-

mone, quid quomodo caderet; itaque non ratione niti-

tur, sed exemplo, nec lex est loquendi, sed observatio.

-- .655 --:

ut ipsam analogiam nulla res alia fecerit, quam con-

suetudo.‘‘

In Bezug auf die Entstehung der Sprache selbst

schliesst sich Quintilian zwar dem Cicero an, indem

er I, 5. verba propria, translata und nova unterschei-

det. Jedoch scheint er sich mehr der Ansicht zu nä-

hern, dass die Wörter erfunden seyen. Vrgl. VII.

prooem: ‚‚Cum verba ipsa rerum gratia sint reperta.“

Einigemal spricht er auch von den ersten Menschen

als Sprachbildnern. Vergl. VII, 3: ‚‚Fingere, ut pri-

mo libro dixi, Graecis magis concessum est, qui sonis

etiam quibusdam et affectibus non dubitaverunt nomina

aptare: non alia libertate, quam qua primi homines

rebus appellationes dederunt.‘“ Ebendas. $.36: ‚Nam cum sint eorum alıa, ut dieit Cicero, nativa, id est,

quae significata sunt primo sensu, alia reperta, quae

ex hıs facta sunt: ut iam nobis ponere alia, quam quae

illirudes homines primique fecerunt, fas non

sit: at derivare, flectere, coniungere.‘“

Zweite Abtheilung.

Die spätern Grammatiker.

Einige verloren gegangene Schrift-

steller.

Welch eine Ausdehnung jene grammatischen

Theorieen in Rom gewonnen, ist aus dem Bisherigen

schon zur Genüge klar; allein man erstaunt, wenn

man berechnet, wie viele Schriften oft bis auf ver-

stümmelte Namen und undankbare 'Trümmer unterge-

gangen sind, die doch eine ganz specielle Beziehung

darauf hatten. Wollen wir auch nicht das Werk des

Velius Longus de usu antiquae locutionis (Gell.

XVIII, 9.) als Vertheidigung der Anomalie auffassen,

so besitzen wir doch von mehren Abhandlungen über

Analogie flüchtige Kunde.

So schrieb JuLıus Romanus*) de analogia, ein

*) Der Grammatiker “Ρωμανύς, der in Cramer. Anecdot. Gr, an βὰν, ἃ N n

T. III. p. 270: EX τῶν Ηρωδιανοῦ erwähnt wird, ist

wohl ein Andrer.

— 17 --

Werk, das von geringerer Wichtigkeit für philoso-

phische Erörterung, als bedeutend durch eine Menge

Beispiele aus alten Schriftstellern war. Der ganze

Paragraph de analogia bei Charisius I. p. 93. folg.

ist nichts als ein Auszug aus dem Werke des Julius

Romanus. Letzterer scheint dann wieder die libri

dubii sermonis des Plinius stark benutzt zu haben,

wie die zahlreichen Ueberbleibsel beweisen. Charis.

II. p. 206: ,„‚Romanus disertissimus artis seriptor.‘

Ein zweiter ist Sraverıus, wenn anders der

Name bei Priscian. VII. p. 793. richtig ist. Er

schrieb de proportione. Wir wissen, dass proportio

die echtlateinische Uebersetzung des griechischen

Wortes ἀναλογία ist. Aber mehr noch als der Titel beweist das einzige, glücklicherweise erhaltene

Fragment, worin es heisst: „Non esse positiones re-

gulae, a quibus interdum analogia calumniatur.‘

Ebenso scheint es mir mehr als blosse Vermu-

thung, wenn wir von FLavıus CArer das Werk de

Latinitate (Charis. I. p. 175. u. 186.) und die libri

dubii generis (Serv. ad Virg. Aen. X, 377.) in die-

selbe Reihe stellen.

Endlich haben wir noch Kunde von einem Gram-

matiker Parırıus oder Papirianus. Vergl. Osann. ad

Apuleii fragm. de orthogr. p. 31: „Caeterum Papyri-

ani huius vel Papyrii fuisse videtur liber de ana-

logia unus, Papirii nomine citatus, quem codex

saeculo adhuc X servabat Bibliothecae Bobbiensis,

testante eius bibl. Catalogo, qui saec. X confectus

editur, edito a Muratorio Antigq. Ital.medii aevi 'Tom.3.

9. 820.°°

Aus den Erhaltenen.

Wie wir in griechischen Schriftstellern auch in

solchen, die den gelehrten Untersuchungen fremd

scheinen, oft grammatische Bemerkungen von grös-

serer und geringerer Wichtigkeit finden, so verräth

auch von den Lateinern mancher frühere Studien.

Der Kirchenschriftsteller ArvoBıus, der vorher Lehrer

der Beredsamkeit war, hat in seinem Werke adv.

gentes I, 59. einige Gedanken, die beweisen, dass

ihn die Streitfragen der Grammatik einmal ebenso

lebhaft angeregt hatten, als manchen Mann vom Fach;

und zwar schen sie wie ein Nachklang von Bestim-

mungen griechischer Philosophen und Bemerkungen

römischer Grammatiker aus: ‚‚Quamquam, si verum

spectes, nullus sermo natura est integer, vitiosus Si-

militer nullus. Quaenam est enim ratio naturalis, aut

in mundi constitutionibus lex scripta, ut hic paries

dicatur et haec sella® — — Humana ista sunt pla-

cita.‘“ Hier entspricht der sermo integer dem 00908

λόγος, die ratio naturalis der φύσις, die humana pla- cita der ϑέσις, dem ἔϑος oder γόμος. Allein ausser

solchen beiläufigen Erwähnungen, ausser flüchtigen

Anspielungen, wie deren eine Menge bei Gellius vor-

kommen, fliesst noch eine volle Ader sprachphiloso-

pbischer Stoffe durch die Werke der erhaltenen

Grammatiker, welche wir nach ihrem Antheile daran

kurz darzustellen versuchen, so dass wir aber zum

Theil den blossen Text geben, und nur wo Fort-

schritt der Tiehre sichtbar ist. die nothwendige Er-

läuterung dazu liefern.

Scecaurus,

zur Zeit Hadrians lebend (nach Gell. XI, 15.) hat in

seiner Schrift de orthographia theils Anspielungen all-

gemeinerer Art, theils specieller. Zu den Ersteren

gehören p. 2251: „‚‚Recorrigitur vero (orthographia)

regulis tribus, historia, originatione, quam Graeci &zv-

μολογίαν appellant, proportione, quae Graece

ἀναλογία dieitur.“ u. 5. w. Vergl. Etymol. Gud. ’ Ν - m

s. v. Σημερον" Κατὰ ποῖον κανόνα τῆς ὀρϑογραφίας; ΝΡ ’ \ ! ’

κατὰ ἱστορίαν" καὶ πόσοι κανόνες; τέσσαρες" ἀναλογία, > , ! «ς ! -

δτυμολογία, διάλεχτος, ἱστορία. Zu den letztern ge-

hören p. 2261: ‚‚„C autem in dativo ponemus, ut sit Su | ΡΥ ὙΠῸ

differentia, Cui et Qui — —, quanquam secundum

analogiam omnes partes orationis, quae per casus

declinantur, eandem litteram in prima parte omnis

casus Servent, quam in nominativo habuerint.‘“ So

ist sich ratio und consuetudo entgegengesetzt p. 2256,

Vrgl. p. 2257.

— 160 --

Prohus.

Der Grammatiker Probus, dessen ars minor zu-

erst von Mai ans Licht gezogen, nachher von Eichen-

feld und Endlicher wieder herausgegeben wurde, ist

aller Wahrscheinlichkeit nach derselbe, der die Ca-

tholica geschrieben, und im vierten Jahrhundert woh

zur Zeit Diocletian’s gelebt hat. In jener ars minor

haben wir ein nıcht unbedeutendes Capitel über den

fraglichen Punkt erhalten, das sich wegen seiner Ein-

fachheit vor den Erörterungen der andern Gramma-

tiker auszeichnet. Vergl. Analecta Grammatica ed.

Endlicher. p. 229: Probi grammatici de octo oratio-

nis membris ars minor. δ. 6: ,‚Nunc huius artis, id est, grammaticae omnis duntaxat latinitas ex duabus

partibus constat, hoc est analogia et anomalia,

et ideo utriusque partis rationem subiicimus.

δ. 7. De analogia. Analogiaest ratio recta per- severans per integram declinationis disciplinam, ut

puta: hic Catilina, haec lupa, hoc scrinium et cetera

talia; scilicet quoniam haec nomina sic per omnes

casus secundum sua genera in declinatione perseve-

rant, sicuti est analogia e recta rationum disciplina.

δ. 8. De anomalia. Anomalia est immiscens vel

immutans aut deficiens ratio per declinationem.

δ. 9. De miscente. Miscens anomaliae per de- clinationem ratio est ut puta: ab hoc altero,

huie alteri; scilicet quoniam quaecungue nomina

ablativo casu numeri singularıs Ὁ littera terminantur,

— 161 —

hoc secundum analogiae rectam rationis disciplinam

dativo casu numeri singularis O littera definiuntur.

Item ab hac mula, his et ab his mulabus; scilicet

quoniam quaecumque nomina ablativo casu numer

singularis A littera terminantur, haec secundum ana-

logiae rectam rationis disciplinam dativo et ablativo

casu numeri pluralis IS litteris definiuntur. Item ab

hoc iugero, horum iugerum; scilicet quoniam quae-

cumque nomina ablativo casu numeri singularis Ὁ lit-

tera terminantur, haec secundum analogiae rectam

rationis disciplinam genitivo casu numeri pluralis

ORVM litteris definiuntur. Sic et cetera talia, quae

contra analogiae rectam rationis disciplinam miscent

per casus declinationum formas, anomala sunt ap-

pellanda.

δ. 10. De inmutante. Inmutans anomaliae per de-

clinationem est ratio, ut puta: hic Iuppiter, huius

Iovis. Sic et cetera talia, quae contra analogiae rec-

tam rationis disciplinam inmutant per casus declinati-

onum formas, anomala sunt appellanda.

δι. 11. De deficiente. Deficiens anomaliae per

declinationem est ratio, ut puta: hoc nefas et cetera

talıa; quoniam haec contra analogiae rectam ratio-

nis disciplinam non per omnes casus in declinatione

perseverant.

δ. 12. Sic iam οἵ per ceteras partes orationis

analogia vel anomalia consideranda est, hoc est, ut

quaecumque pars orationis negue inmiscet, neque in-

mutat, aut deficit per declinationis disciplinam, ad

analogiam pertineat, quae vero inmiscet, vel inmutat

aut deficit per declinatienis disciplinam, anomala sunt

appellanda.

Nunec etiam hoc monemus, quod analogia maxi-

mam partem orationis contineat, anomalia veroaliquam.

11

— 162 —

De analogia et anomalia, quantum ratio poscebat,

tractavimus.‘‘ Merkwürdig ist in diesem äusserst klar gehalte-

nen Abschnitte die dreifache Eintheilung der Anomalie,

von der man vergebens bei einem andern Römer oder

Griechen eine Spur suchen möchte.

Donatus und seine Commentatoren.

Donat. p. 1751: ‚‚Sed scire debemus, multa gui-

dem veteres aliter declinasse — — verum euphoniam

in dietionibus plus interdum valere, quam analogiam

vel regulam praeceptorum.‘‘ p. 1751: „In his regulis

analogia vel ex collatione positorum nominum, vel ex

diminutione cognoseitur.‘“ Pompeii comm. art. Don. XVIII: „Incipittractare

de analogia. Dicit plane: quotienscumque vis nomina

declinare, sequere analogiam. Quae est analogia ?

Conparatio similium proportione. Dicitur analogia Gracece, Latine proportio. Sed ita illam definit: ana-

logia est conparatio. Fit octo modis. Ut sint sex

illae partes, quae accedunt nomini. Sex autem acce-

dunt nomıni ista: qualitas, Conparatio, genus, numerus,

figura, casus. Ecce sex partes. Exitus syllabarum

ut sit similis. Puta illud in VS exitet illud in VS. Pe-

nultimarum ratio ut sit similis, ut aut vocales syllabae

u. m .-

sint aut consonantes. Deinde ut tempora sint si-

milia, si illa brevis est et illa sit.“ u. s. w. Serg. in Donat. edit. II. p. 1846: ‚‚Analogia di-

eitur ratio declinationis nominum inter se omni parte

similium, latine proportio vocatur.‘‘“ Darauf folgen

ungefähr dieselben Bestimmungen, wie bei Pompejus.

Charisius.

Schon in der Zueignung des Werkes an seinen

Sohn bezeichnet Charisius seinen Standpunkt in jeder

Hinsicht treu und genau; er verspricht nämlich nicht

so sehr, Eigenes in der Grammatik zu liefern, als

vielmehr Anordnung des vorhandenen Matcrials. Dann

fährt er fort: ‚„„Qua penitus inspeceta Cognosces, qua-

tenus Latinae facundiae licentia regatur, aut natura

aut analogia aut ratione curiosae observationis, aut

consuetudine, quae multorum consensione convaluit,

aut certe auctoritate, quae prudentissimorum opinione

recepta est.“ Der Stellen aber, worin er sich über

die Bestandtheile der lateinischen Sprache ver-

breitet, sind besonders zwei, nämlich p. 35: De ex-

tremitatibus nominum et diversis quaestionibus. in Ver-

bindung mit p. 36: De analogia, welcher letztere Ab-

schnitt einen Versuch enthält, theils aus den vocali-

schen, theils aus den consonantischen Endungen der

ἐξ A ...-

Hauptwörter die allgemeine Regel zu geben, nach der

sie declinirtt werden müssen; dann aber zweitens

p. 93: De analogia, ut ait ©. Caesar Romanus, worin

er diejenigen Wörter. aufgenommen hat, deren Casus

von der Analogie ähnlicher abweichen, aber durch

die Autorität irgend eines bedeutenden Schriftstellers

m Sprachgebrauche feststehen: ,‚,‚Contenti paucis,

quae exempli gratia C. Julius Romanus sub eodem

titulo exposuit, ut, interdum iaciente ratione, quan-

tum sibi dederit auctoritas, colligamus.‘“ Diese

beiden Capitel belehren uns aber hinreichend über die

Principien, die Charisius anerkannte. Es zeigt sich

nämlich auch bei ihm eine Viertheilung, allein eine

andere, als bei Quintilian, indem er den Begriff der

Analogie sowohl als den des Sprachgebrauchs in je

zwei Theile spaltet. Vrgl. I. p. 35: ‚Latinus vero

sermo cum ipso homine civitatis suae natus signifi-

candis intelligendisque quae diceret praestitit: post-

quam plane supervenientibus saeculis accepit artifices

et solertiae nostrae observationibus captus est, paucis

admodum partibus orationis normae suae dissentienti-

bus, regendum se regulae tradidit, et illam loquendi

licentiam servituti rationis addixit. Quae ratio adeo

cum ipsa loquela generata est, ut hodie nihil de suo

analogiae inferat. Ea enim, quae ad explicandam

elocutionem iam apud sensus nostros educata sunt,

a confusione universitatis disseminavit; et disparibus

paria copulavit, ad affectionis regulam argumento Si-

milium.

Constat ergo Latinus sermo natura, analogia,

consuetudine, auctoritate. Natura verborum

nominumque immutabilis est, nec quicequam aut plus

aut minus tradidit nobis, quam quod accepit; nam si

quis dicat scrimbo pro eo, quod est scribo, non ana-

— 165 —

logiae virtute, sed naturae ipsius constitutione Con-

vineitur. Analogia sermonis a natura proditi ordi-

natio est, neque aliter barbaram linguam ab erudita,

quam argentum a plumbo dissociat; plenius autem de

analogia in sequentibus Romanum disseruisse invenie-

mus. Consuetudo non ratione analogiae, sed viri-

bus par est, ideo solum recepta, quod multorum con-

Sensione convaluit, ita tamen ut illi ratio non accedat,

sed indulgeat. Auctoritas in regula loquendi no-

vissima est; namque ubi omnia defecerunt, sic ad

illam tanquam ad anchoram sacram decurritur; non

enim quicquam aut rationis aut naturae aut consue-

tudinis habet, tantum opinione auctorum recepta cst,

qui et ipsi, cur id secuti essent, 51 fuissent interrogati

nescire confiterentur.

Ex his ergo omnibus consuetudo non hacc vul-

garis neque sordida recipienda est, sed quae horridi-

orem rationem sono blandiore depellat. Interdum

enim utilibus iungenda gratiosa sunt. Quod si assi-

duitas et consuetudo, verba quaedam vel nomina us-

que ad persuasionem proprietatis suffecisset; sitamen

eadem non aspere per analogiam enuncientur, alioquin

rationem mallem quam assiduitatem.‘®

Vergl. p. 174: „Quae quidem ego non reprehen-

denda iudico, si qua ratio fortasse non firma nec in

legibus suis durans, interdumve succumbit alienis ele-

gantiarum remediis acquiescens, fideque proclamat

auctoritatis videlicet, nec adeo sanctionis alienis viri-

bus manus tradens.“

.- δ a

Diomedes

I. p. 379: ,‚Analogia apud nos est proportio

(omissis Graecorum ambagibus) simplici modo tam

in verbis quam in nominibus observata.“

P. 434: „De Latinitate. Latinitas est incorrupta

loquendi observatio secundum Romanam linguam.

Constat autem, ut asserit Varro, (2) his quattuor, natura, analogia, consuetudine, aucto-

ritate.“ Dann folgen fast wörtlich dieselben Bestimmun-

gen, wie bei Charisius. Zu bemerken ist nur: ‚„‚Ana-

logia sermonis a natura proditi est ordinatio secundum

τεχνιχούς."

Priseianm.

Auch in dem grossen Werke dieses Schriftstel-

lers finden sich mehrfache Anklänge an unser Thema,

die sich in Ausdrücken wie p. 784. 785. secundum

analogiam, p. 784. proportio und auctoritas kund ge-

ben, ohne dass aber eine neue Erörterung sich vor-

fände. Wir haben uns nur zu merken, dass er ana-

— 1607 —

logistisch gebildete Formen nicht anerkennen wollte,

sobald sie nicht durch Schriftsteller autorisirt waren,

und dass auch er der Euphonie einen Antheil bei der

Wortbildung zugestand: „Ea enim quamvis ratione

regulae bene dicantur, tamen quia in usu autorum

non inveniuntur, recusamus dicere.‘““ und: ‚‚Cumigitur masculinum sit nutrior (ex eo secundum analo-

giam nascebatur nutritrix), euphoniae tamen causa

concisio facta est mediae syllabae.‘*

Marcianus Capella.

Auch in dem merkwürdigen Werke De nuptüs

Philologiae et Mercurii findet sich ein nicht unbedeu-

tender Auszug der Grammatik, welche die erste von

den sieben freien Künsten oder das dritte Buch aus-

macht. Nachdem er darin die Buchstaben und Rede-

theile abgemacht hat, beginnt er p. 84. (ed. Lugd

1592.) die Formenlehre. Zuerst einige Verse:

„Expleta cursim syllabarum pagina est.

Iuganda demum verba, nam probabilis

Hic ordo rebus quique disgregabitur

In bina demum: prima nam proportio

Dicenda est, Grai analogiam quam vocant;

At mox, repulsa quae novantur regula,

Vulgo docti quaeque anomala nominant.““

Sodann folgt die prosaische Abhandlung de

analogia, welche also anfängt: ‚‚Analogia est igitur,

— 108 Ὁ

quae Latine proportio dicitur, observatio similium inter

se loquelarum.‘“ Er geht sodann auf Declinationen über, die er nach vocalischer und consonantischer

Endung abhandelt. In dieser Stelle, die interessante

Vergleichungen mit den übrigen Grammatikern dar-

bietet, klingen die beiden Regulative der Analogie

und des Sprachgebrauchs nicht selten durch z. B.

p- 85: ‚Caro autem praeter hanc analogiam, ut de-

clinetur, consuetudo obtinuit. Item Anio et quae

in sua declinatione unica sunt et sine exemplis simi-

lium declinantur. Facimus enim huius carnis, Anie-

nis.“ P. 88: „„Sed consuetudo et auctoritas veterum ingeni, consili, imperi per tres syllabas ma-

luit dicere.‘“ Ebendaselbst: ‚‚Sed hoc nomen (vas)

per anomaliam declinatur.‘“ P. 91: „As et mas cum

sint monosyllaba, analogia non tenentur, sed propria

quadam declinatione assis et maris faciunt.“

Consentius.

Art. p. 2036: „„Analogia est, quam nos proportio-

nem diecimus, haec quae ad grammaticam pertinet,

longe angustior et contractior res quam regula. Haec

enim latius, generaliusque definitur. Analogia autem

in paucis exemplis similium ratione versatur in tantum

ut plerunque etiam in his dictionibus, quae regulae

non Serviunt, quaeque sub regulam non cadunt, in-

veniri analogia possit, sicut suo loco paulo post de-

monstrabimus. Ergo analogia nominum in collatione

— 169 —

maxime partium est, ut homo sermoque, et similitu-

dine diminutivorum, quae ab his veniunt consistit

atque perspieitur. Regula autem‘ u. 5. w.

P. 2048: „‚Abunde de regulis dietum est. Nuns

quemadmodum nos dirigere analogia possit, breviter

ostendam. Si quando aliquid controversiae accidit,

quae nos in diversum aliqua ratione trahere conetur,

analogiam primo requiremus, ex qua quae portio eli-

genda sit, per euphoniam iudicabımus; ut puta

multi genitivum huius senati dicunt, alii huius senatus.

Discutiat hoc totum primo analogia, si huius senati,

sicut huius docti; ac perinde horum senatorum, sicut

doctorum, hos senatos sicut hos doctos sequi necesse

est. E diverso potest afferri analogia, ut si huius

senatus, quomodo huius vultus, ae perinde huic se-

natui, quomodo huic vultui, et horum senatuum, quo-

modo horum vultuum, et hos senatus, quomodo hos

vultus. Ex utraque parte videmus analogiam allatam.

Hie nunc iudicet euphonia, quae voces aptiores,

quae decentiores sint; profecto illae, quarum ratio

vultui respondet. Quod si illae decentiores sint, cer-

tante inter se analogia, variis exemplis id, quod

pulchrius est, eligit euphonia. Sane quoniam paulo

diximus superius, plerunque esse etiam nomina, quae

extra regulam sint, in analogiam tamen venire, scire

debemus, esse quaedam nomina ita propria ac sola,

ut ne in analogiam quidem cadant, ut est caro carnis,

Anio Anienis. Nulla enim alia nomina inveniuntur,

quae finita O aut perdant eam vocalem in obliquis

casibus, aut in E transferant.‘*

— 10 —

Eutychius

De discernendis coniugationibus I. p. 2144: „Co- nabor ex prima, sicuti possim, persona differentias

quidem coniugationum quasdam ostendere, tam voca-

les, quam consonantes ante Ὁ vel OS finalem positi-

onem primae personae verbi considerans, notatis sci-

licet anomalis vel defectivis, in quibus plerumque

ratio deficit analogiae, ut sum possum ...., licet

in his ipsis quaedam sunt, quae ex ipsa similitudine

possunt ceterorum regulis obedire verborum.“

Maximus Vietorinus.

Maximus Victorinus beginnt seine ars gramma-

tica, wie viele andere lateinische Grammatiker, mit

einer Erörterung über ars (r&yvn), die ihren Grund unstreitig in dem oben berührten Streite der Tech-

niker und Empiriker hat. Er geht sodann auf die De-

finition des Wortes grammatica über, welche nach

ihm vier Pflichten hat: lectio, enarratio, emendatio,

iudieium. „.Emendatio est errorum apud Poetas et

figmentorum reprehensio.‘* also die Katorthose der

— 171 —

Griechen. Hierauf folgt ein Abschnitt: De Latinitate. p. 1938: „Latinitas est observatio incorrupte loquendi

secundum Romanam linguam. Constat autem tribus

modis, ratione, auctoritate, consuetudine.

Katione secundum technicos i. 6. artium traditores.

Auctoritate, veterum scilicet lectione. Consuetudine,

quae doctorum modo loquendi usu placita assumpta- que sunt.“

Alcuinm

Grammat. p. 2086: „Analogia est similium com- paratio, ut incerta certis probentur.‘“

sido».

Origin. I, 27, 1: „Analogia Graece, Latine si-

mılum comparatio sive proportio nominatur. Cuius

haec vis est, ut quod dubium est, ad aliquid simile,

quod non est dubium referatur, et incerta certis pro-

bentur. Octo autem modis comparatio analogiae col-

ligitur, idest, qualitate, comparatione, genere, numero,

figura, casu, extremitatibus similium syllabarum, et

similitudine temporum.

— 172 —

2. Si quidem de iis unum defuerit, iam non est

analogia, sed anomalia, ut lepus et lupus totum

convenit, sed dissentiunt casu; facit enim lupi, lepo-

ris. Nam regulariter est, dum quaeris, utrum trames

masculinum sit an foemininum, similis est illi nomini

in omni declinatione limes, et erit masculinum.

3. Item funis si incerti generis esse credis, Si- milis illi panis in declinatione, et erit masculinum.

Item ex comparatione positivorum, ut si dicas doctus,

magnus, positivi sunt et sui similes. Fit et per dimi-

nutionem, ut puta funem masculinum esse funiculus

ostendit. Sic marmor neutri generis marmusculum esse

indicat.

4. Nam genus, quod in principalitate est, id esse

solet in diminutione. Sed hoc non semper, ut pistri-

num, pistilla. Sed scire debemus ex positione, idest,

primitivo declinationem, et ea diminutione genus col-

ligere.‘*

Ueberschauen wir am Schlusse den Weg, der

wir theils unter vollständigen Aussichten, theils unter

den Trümmern römischer Gelehrsamkeit zurück-

gelegt haben, so können wir zwei Hauptgestaltun-

gen unterscheiden, die diese Frage um Analogie und

Anomalie der Sprache daselbst angenommen. Die

erste ist die, wo es sich um die Existenz der beiden

Principien selbst handelt, die wir von Krates bis

Quintilian bestimmen können; die zweite, wo die

Principien nicht mehr als einander ausschliessend und

vernichtend betrachtet werden, sondern wo man beide

u DH ες:

als in der Sprache wirksam angenommen hat, und

nur den grössern oder geringern Antheil untersucht.

In dem ersteren Zeitraume sind fast nur die beiden

Begriffe Analogie und Anomalie vorhanden, zu denen

Euphonie nur selten hinzutritt; doch entwickeln sich

sehon bei Plinius und Quintilian Synonyma und Mo-

dificationen aus den erstgenannten. Den zweiten

Zeitraum charakterisirt die unbezweifelte Anerkennung

der Principien und eine durchgehends bei den Meisten

vorkommende Spaltung in Synonyma und Modificati-

onen. Allein auch in dieser Periode, die in die christ-

lichen Jahrhunderte weit herunterstreift, kommen zu-

weilen noch, wie bei Probus undIsidor, die einfachen

Verhältnisse zum Vorschein. Die Euphonie erscheint

hie und da als von einigem Belange für die Bil-

dung sprachlicher Formen.

Allein der ganze Streit, der in seinen tiefern Ver-

wurzelungen mit den grossen Gegensätzen der Noth-

wendigkeit und Willkür, der Natur und Erfahrung,

der Zweckmässigkeit und des Zufalls in der ganzen

Weltordnung zusammenhängt, hat seinen Einfluss

über die engen Grenzen der Grammatik hinaus er-

streckt. Es ist daher nicht zu bezweifeln, dass die

Philosophie, Rhetorik und vor Allem die Medicin der

Alten von jenen Begriffen gefärbt worden ist; denn

auch in der letztern bildeten sich die beiden Sekten

der Analogetiker und Empiriker aus, wie das erhal-

tene Werk Galen’s περὶ αἱρέσεων beweist.

Zum Schlusse aber möchte ich noch einmal her-

vorheben, dass wir Grund genug haben, die Irrgänge

verflossener Jahrhunderte nicht so sehr zu belächeln

als sie vieimehr als historischen Maassstab derjenigen

Fragen anzusehen, die unser Jahrhundert bewegen.

Glauben wir nicht, dass die von Hellenen und Rö-

— 174 —

mern behandelte Frage in ihrer Grösse erledigt sey.

Durch das Mittelalter ziehen sich die Fäden weiter

fort, hie und da auftauchend. Die Entstehung der

Sprache konnte ja in dem Streite der Nominalısten

und Realisten unmöglich übergangen werden. Jo.

Sarisberiensis, der in seinem Metalogicus vielfache

Sätze des Alterthums mit eigenen Untersuchungen verwebt, hat I. c. 14. und 15. Gedanken zu einer

Sprachphilosophie, worin er die Sprache nicht bloss

als das Werk einer Uebereinkunft, als willkürliche

Bildung der menschlichen Gesellschaft ansieht, son-

dern behauptet, der Mensch suche zur Erfüllung der

göttlichen Anordnung und zur eigenen Verständigung

die Dinge nach ihren Eigenthümlichkeiten zu bezeich-

nen. So sey allen Wesenheiten gleichsan ihr Name

aufgedrückt; es bestehe eine nothwendige Wechsel-

beziehung zwischen dem Gegenstande und seinem

Namen. Er vergleicht die Substantive mit den Sub-

stanzen, die Adjektive mit den Accidenzen. Diese

Nachahmung der Natur sey aber nicht nur in den

Hauptwörtern vorhanden, sondern gehe durch alle

Theile der Sprache durch: „‚Ipsa quoque nominum

impositio, aliarumque dietionum etsi arbitrio humano

processerit, naturae quodammodo obnoxia est: quam

pro modulo suo probabiliter imitatur. Homo enim ad

exequendum divinae dispensationis effectum, et ad in-

stituendum inter homines verbi commercium, rebus

eis primo vocabula indiditi, quae praeiacebant, naturae

manu formatae, et quas illa vel ex quatuor elementis,

vel ex materia et forma compegerat et distinxerat, ut

rationali creaturae possent sensibus obiici, earumque

diversitas, sicut proprietatibus, sic et vocabulis in-

signiri. Inde ergo (sicut Boetius auctor est) conti-

git ut hoc vocetur homo, illud lignum, aliud vero

— 1 --

lapis et sic substantiis omnibus sua quasi impressa

sunt nomina.“ Von den eigentlichen Grammatikern

folgender Jahrhunderte aber hält Scaliger de caus.

ling. lat. III, 67. die Ueberzeugung fest, dass die

Sprache kein Werk der Natur sey, sondern dass ein

Theil Ausdrücke durch Zufall entstanden, der andere

später abgeleitet sey. (Vrgl. c. 68.) Ebenso schil-

derte Perizonius sie als ein Kunstprodukt der Men-

schen, bei dessen Zusammensetzung Zufall und Un-

vernunft mitgewirkt, und das eben desshalb auch für

die Betrachtung und Erklärung der willkürlichen Er-

gänzung unterworfen sey. (5. Michelsen histor.

Uebersicht des Studiums der lateinischen Grammatik

seit der Wiederh. der Wiss. S. 25., 52. und 56.)

Sanctius hingegen erklärt eine solche Ansicht für eben

so unhaltbar, als die von der Entstehung des Welt-

gebäudes durch Zufall. Vrgl. Minerv. I, 1. Die Strei-

tigkeiten des vorigen Jahrhunderts über göttlichen

und menschlichen Ursprung der Sprache“) sind aus

Süssmilch und Herder bekannt genug. Selbst die an-

dere Form, die die Sprachphilosophie der Alten als

Frage nach Analogie und Anomalie annahm, wieder-

holt sich in der neuern Zeit. Zwei Männer seyen

statt Aller genannt, Leibnitz und Klopstock. Leibnitz

in seinen unvorgreiflichen Gedanken, betreffend die

*) Zur Geschichte der Sprachphilosophie der neuern Zeit haben

wir eine Abhandlung aus dem Jahre 1829: ,‚M. L. Loewe

historiae criticae grammatices unıversalis seu philosophicae

die An- --

lineamenta. Dresdae.‘“ Allein derselbe spricht p. 7.

sicht aus, dass Griechen und Römer nichts von der allge-

meinen Grammatik gekannt haben, die Erstern, weil sie

keine gehörige Psychologie, Logik und Sprachvergleichung

besessen, weil sodann ihr ganzes Streben mehr auf Rhe-

— 176 —

Ausübung und Verbesserung der teutschen Sprache,

(deutsche Schriften I. Bd.) spricht δ. 102. von der Sprachrichtigkeit nach den Reguln der Sprach-Kunst,

schlägt $. 106. folg. die Abfassung einer deutschen Grammatik vor, um den von Etlichen gefassten Wahn

zu zerstören, als ob unsere Sprache der Regeln un-

fähig, und aus dem Gebrauch fast allein erlernt wer-

den müsste. Einige Zweifel seyen zwar vorhanden,

($- 108.) als zum Exempel was für Geschlechts das

Wort Urtheil sey. $. 109: ,‚Die Urtheil hat nicht

allein die höchsten Gerichte, sondern auch die grösste

Zahl vor sich. Das Urtheil aber beruft sich auf den

Sprach-Grund oder Analogie. Dann weil "Theil

nicht weiblichen Geschlechtes und ehe gesagt wird:

das Theil als die Theil (in singulari) so sollte man

meynen, es müsste auch ehe das Urtheil, als die Ur-

theil heissen. Doch der Gebrauch ist Meister.“ Klopstocks etwas ausführlichere Worte befinden sich

in der Gelehrtenrepublick S. 225: „Der Grammatiker

lehrt die Regeln der Sprache, und bemerkt die Be-

deutungen der Wörter. Weil er die Sprache nehmen

muss, wie sie ist, und nicht, wie sie, nach seinem

gegründeten oder ungegründeten Bedünken, seyn

sollte; so ist es der Sprachgebrauch allein, der, so

wol in Absicht auf die Ikegeln, als auf die Bemerkun- gen, sein Führer seyn muss. Er mag auf ihn als

einen Tyrannen so viel schelten, als er will; aber ge-

horchen muss er ihm. 'Thut er das nicht, so ist er

torik, Dialektik und Specialgrammatik gerichtet gewesen,

die Letztern, weil sie die Griechen zu sehr nachgeahmt.

Erst mit der zweiten Hälfte des 15, Jahrhunderts beginnt

er seine Geschichte.

Pa,

grammatischer, bisweilen recht feiner Schwätzer ;

aber kein Grammatiker. Er wolte freylich gern die Sprachähnlichkeit und die selbstgemachte

Wortbestimmung zu einer Art von Mächten er-

heben, und sie dem 'Tyrannen hie und da entgegen

stellen; aber sein Bestreben bleibt ohne Wirkung,

und diese kleinen Mächte können gegen den 'Tyran-

nen nichts ausrichten. Soll die Sprachähnlichkeit gel-

ten; so muss sie’s in ihrem ganzen Umfange: und

und der wäre kein geringerer, als dass ;jwir lauter

Regeln ohne Ausname bekämen. Die meisten von

denen, die sich unter uns an Untersuchungen der

Sprache gewagt haben, lieben nichts so schr als

selbstgemachte Wortbestimmungen; aber sind die denn

darum in der Sprache auch vorhanden, weil man sie

ihr andichtet? Jede Sprache ist gleichsam ein Be-

hältniss der eigensten Begriffe eines Volks. Was würde in unser Behältnis nicht alles hinein geworfen,

und was nicht herausgenommen worden seyn, wenn

man da nur so nach Belieben schalten und walten

könte? Aber es geht nun einmal damit nicht, und die Nation denkt, wie sie denkt, und nicht, wie es

die wol haben möchten, die vornämlich deswegen,

weil sie die Sprache nicht kennen, so viel Langes

und Breites, über Bedeutungen, welche die Wörter

nicht haben, hererzählen.

Ganz anders ist es mit denjenigen, welche nicht

durch Regeln und Bemerkungen, sondern durch

Beyspiele, zu der Ausbildung der Sprache beytra-

gen. Diesen muss die Sprachähnlichkeit eine Gesetz-

geberin seyn; sie dürfen aber auch auf der andern

Seite, gewiss das Kleinere thun, nämlich den Be-

deutungen derer Wörter, die sie lenksam finden, hier

12

— 178 —

und da eine etwas veränderte Bedeutung geben ‚„ da ihnen das Grössere, nämlich neue Wörter zu ma- chen, erlaubt ist. Und auch hier muss die Sprach- ähnlichkeit wenigstens ihre oft gefragte Rathgeberin seyn; ich meine, dass man nur sehr selten nach den Vorstellungen von der Schönheit der Sprachen über- haupt verfahren dürfe.‘

Lihri dubii sermonis.

Ob die grammatischen Fragmente des Plinius, die ich hier

zum ersten Male sammle, alle dem einem Werke dubii sermo-

nis angehören, könnte zweifelhaft seyn, da einige Grammatiker

ausserdem ein Werk ars oder artes cifiren,?*) und man auf die

Vermuthung kommen könnte, dass dieses letztere eine zweite

Schrift verwandten Gegenstandes wäre. Allein ars sc. gramma-

tica ist doch wohl nuf der allgemeine Name für jenen mehr

specielleren, ein Name, der sich durch seine Verständ-

lichkeit und durch des Plinius eigene Worte rechtfertigte. Wie

dem aber auch seyn möge, ich habe hier den Versuch ge-

macht, nach der Ordnung unserer heutigen Grammatiken jene Bruch-

stücke zu ordnen, indem ich es bei der Sparsamkeit bestimmt

eitirter Bücher für misslich hielt, vagen Vermuthungen über die

Construktion des ganzen Werkes Raum zu geben. Es genüge

zu bemerken, dass die Fragmente I—IV. über Buchstaben han-

deln, V—IX. über Orthographie, X—XIV. der ersten, XV— XXIII.

der zweiten, XXIV—LXXX. der dritten, LXXXI—LXXXV.

der vierten Declination angehören, LXXXVI—XCIV. Einiges

über das Verbum, XCV—XCVIH. uber das Adjektiv, XCIX

— CIV über Pronomen und Conjunktionen enthalten. Dabei ist

zu erinnern, dass diese einzelnen Regeln oft einander ergän-

*) In einem alten Codex Bobiensis wird auch das gewöhnlich dem Fronto zu-

geschriebene Werkchen de differentiis vocabulorum dem Plinins beigelegt

Vergl. Mai zu Apulei. de orthogr. $. 7. Osann zu Apul. $. 63

— 180 ° —

zen und durch gegenseitige Vergleichung erklärt werden müssen.

Zu bemerken ist endlich, dass gewiss unendlich Vieles noch aus

Plinius bei verschiedenen Grammatikern sich vorfindet, was nicht

ausdrücklich unter seinem Namen citirt ist. In dieser Hinsicht

erwarte ich noch Manches aus einer neuen kritischen und ver-

vollständigten Ausgabe des Charisius, die ein so grosses Bedürf-

niss wäre.

HI.

II.

IV

Prisc. I. p. 555: „In consonantibus quogue multa

fiunt similiter commutationes. L triplicem, ut

Plinio videtur, sonum habet, exilem, quando ge-

minatur secundo loco posita, ut, ille, Metellus;

plenum, quando finit nomina vel syllabas, et

quando habet ante se in eadem syllaba aliquam

consonantem , ut Sol, silva, flavus, clarus; me-

dium in aliis, ut lectus, lecta, lectum.‘“ Prisc. I. p. 555: (M) transit in N et maxime D

vel T vel C vel Q sequentibus, ut tam, tandem,

tantum tantundem, idem identidem, nunı nuncubi,

et, ut Plinio placet, nunquis, nunquam, anceps

pro ambiceps.“ Prisc. I. p. 556: „(N) transit inM vel P auc-

tore Plinio et Papiriano et Probo, ut imbibo, im-

bellis, imbutus, immineo, immitto, immotus, im-

probus, imperator, impello.‘*

Prisc. I. p. 553: ..0 aliquot Italiae civitates,

teste Plinio, non habebant, sed: loco eius pone-

bant V, et maxime Umbri et Tusci.‘

— 181 —

V. Charis, I. p. 95: ‚‚Aqualium an potius aquarium

dici, debeat, quaerit Plinius Secundus, et putat,

ut laterale laterarium, scutale scutariıım , et ma-

nuale saxum, manuarium vas, proin aqualis aqua-

rium dici.‘

VI. Charis. I. p. 109: „‚‚Laterale an laterare. Ubi

Plinius eodem libro VI: Si R littera praecesserit,

in [V] penultima syllaba sequi debet L, ut au-

gurale; contra si L praccesserit, sequi debet R,

ut molare, quod περὶ ὀρϑογραφίας Congruit quac-

stionibus copulare.“ In den Wörtern: in V penultima muss das V ge-

strichen werden. Es ist unstreitig aus der Präposition IN

entstanden.

ΝΠ. Pompeii comment. art. Donat. XVII. $. 12:

„Quaesitum est hoc ipsum, utrum mille diceremus

an mile, id est, utrum per geminum L an per

unum. Sed Plinius Secundus in libris dubii ser-

monis ita expressit. Mille non debemus aliter

dicere, nisi per geminum L. Et quid facimus de

numero plurali® Quomodo habemus dicere?

Dieit: In numero plurali unum EL ponere de-

bemus et dicere milia. Ut est: Milia multa dare leto.““

VII. Charis. I. p. 68: ,‚‚Vertex a vertendo diecitur,

vortex a vorando; ct vult Plinius verticem im-

manem vim impetus habere, ut: Ingens a vertice

pontus; vorticem vero circumactionem undae

esse, ut: Et rapidus vorat aequore vortex.‘

IX. Serv. ad Virg. Aen. II, 69: „Heu modo una est

syllaba, sed interdum propter metrum duae fiun

— — sieut prendit et prehendit, et secundum

Plinium multa sunt talia.“

— [82 —

X. Serv. ad Virg. Aen, IV, 9: ‚‚Insomnia enim, li-

cet Pacuvius et Ennius frequenter dixerint, Pli-

nius tamen exclusit et de usu removit.‘“ Nämlich insomnia nicht etwa als Plural und Neutrum,

sondern als Singular und Femininum, wo es Schlaflosig-

keit bedeutet. Vrgl. Charis. I. p. 78.

XI. Charis. I. p. 94: „Amieities. Plinius Secundus

Sermonis dubii libro VI: Ut planities, inquit, lu-

xuries, mollities et similia veteri dignitate. Ce-

terum rationis via debet amicitia dici. Omnia

enim nomina, quae nominativo plurali AE syl-

laba finiuntur, E deposita reddunt nominativo

singulari speciem sui iuris ac formae. Quod si

manum veterum licentiae porrigemus, potest et

copies et observanties et benevolenties dicier.“*

XH. Charis. I. p. 96: „Augustas. Cur pridie Ca-

lendas Augustas et non Augustarum dicimus?

Ubi Plinius eodem libro VI: A finita nomina sin-

gaları nominativo AS declinabant, ut Maia

Maias.“‘

XII. Charis. I. p. 41: ‚‚Sic ergo amfora amforarum,

non amforum. Romanus autem in VI. refert sic:

Amforum, ut Plinius eodem libro Vi. et Livius,

sed ut ceteri assidue amforum Jicunt, si coniunc-

tim, ut decein millia amforum, modium, sestertium,

numerum, Sic si per se, amforarum.“

XIV. Charis. I. p. 103: „‚Filiabus in testamentis ob

diserimeu (p. 104.) sexus, ait Plinius, dici con-

suesse, cum his tantum nominibus adiici soleat.

quae numero plurali ES litteris terminantur, ut

cupiditates, dignitates, vel quae VS, ut anus,

manus, senatus, fluctus.“

--- 83 --

XV. Charis. I. p. 59: „„Balteus masculino genere per

ἘΣ dieitur, ut clipeus. Infelix humero quum ap-

paruit ingens Balteus, Virgilius dixit. Plinius

tamen vult, masculino genere vinculum signi-

ficare, neutro autem genere lora ad ligandum apta.

Sed Varro in Scauro baltea dixit, et Tuscum vo-

cabulum ait esse rerum humanarum XVIIL“

XVI. Charis. 1. p.59: ‚„‚Plinius dubii sermonis I. in-

distineto genere (clipeus, um) diei ait, sed littera

differre, ut pugnatorium per I clipeum dicamus,

quod est a clepere 1. caelare dietum: imaginem

vero per V ciupeum a cluendo. Sed haeec diffe-

rentıa mihi displicet propter communionem 1 et

V litterarum; nam et maximus dicimus et ma-

xumus.“ Umgekehrt Fronto: „‚„Clupeum et elypeum. Clupeum

armorum. Clypeum imaginis.‘*

XVII. Prise. VI. p. 714: „Hic angiportus et hoc

angiportum, huius angiporti. Sie Plinius Secun-

dus in primo artis grammaticae.‘

XVIH. Prisc. VI. p. 698: ‚.Aper apri, cuius femini-

num veteres protulerunt apra, ut Plinius Secun-

dus in primo artium.‘

XIX. Charis. I. p. 81: „„Saga neutro genere dicitur,

sed Afranius in Deditione masculine dixit — —

et Ennius: Sagas caerulas therua purpureis gem-

mavit pampinus uvis; cuius moveremur inquit

Plinius, auctoritate, si quicquam eo carmine

puerilius dixisset.‘“ XX. Charis. I. p. 96: ‚‚Aestifer an aestiferus. Plinius

in eodem libro VI: Ut facifer et aurifer et ar-

miger et lucifer diei debet, quod composita sunt,

nec ut quaedam quasi composita, ut Evander

Teucer, diei debent et interdum V littera carere.‘

— 185 —

XXI. Charis. I. p. 60: ‚‚Plinius quoque dubii Ser-

monis V. dicit, esse quidem rationem per duo

II scribendi, sed multa iam consuetudine su-

perari.‘

XXII. Charis. I. p. 98: „Aurelii genitivus non tan- tum crescit cum nominativo, sed et par fit dativo

casui, ut Plinius eodem libro scribit.‘

XXIN. Charis I. p. 103: ,‚,‚Fabrum pro fabrorum.

Ubi Plinius eodem libro VI: Hoc recte, inquit,

usus, et sestertium tot milia. ΔΙ, Scaurus contra

Brutum de pecuniüs repetundis: Praefecti fabrum.‘

XXIV. Charis. I. p. 95: ‚Amazon. Quamvis nullum

nomen Latinum ON litteris finiatur, et ideo Rho- dum et Delum accusativo dicamus, tamen quae-

dam sunt, inquit Plinius Secundus, quae ad nos

usque proprios gentis sua vultus formamque cus-

todiunt, ut Pluton, Xenophon.“‘

XXV. Charis. I. p. 65: ‚‚Gibber, ut Verrius ait, ip-

sum vitium dieitur, ut tuber — — sed Plinius

gibbus vitium ipsum, ut ulcus maluisse consue-

tudinem tradit, quod mihi displicet.“

XXVI. Charis. I. p. 109: „Imber, ut september,

october, november, december, pater, mater, fra-

ter, equester, quando nec conlationem recipiunt,

nec in neutri generis cadunt formam, ut Plinius

eodem libro VI. loquitur, non IS casu nominativo

numero singulari, sed in ER debent vocis exitum

ducere.“

— 15 —

XXVI. Charis I. p. 120: ,‚Volucris non volucer,

sed ut equester ait Plinius dici debere.‘* Wahrscheinlich schrieb Plinius: Volucer, non volucris.

xXXVII. Charis. I. p. 88: „Romanus libro de ana-

logia ita inquit: Alacris, licet consuetudo,

ut ait Plinius libro VI. dubıi sermonis, alacer di-

cit, ut equester ordo; nam et haec alacria, ut equestria possunt neutro 4151.“

XXIX. Charis. I. p. p. 112: ‚„Oscen augurum con-

suetudo dieit. Cicero tamen, inquit Plinius, et

hie oscinis dixit.‘“ XXX. Charis. I. p. 110: „Mugil an mugilis. Plinius

eodem libro VI. hie mugil, inquit, et vigil. Ab-

lativo enim singulari detracta vocali, qualem

oporteat nominativum singularem esse dignosces,

ut ab hoc consule.“

XXXI. Incerti fragm. de nom. et pron. $. 25. (Ana-

lecta Grammat. p. 133.): „Et ut dieit Plinius in

libris dubii sermonis hic salis, ab hoc sali.‘‘

XXXII Charis. I.p.95: ‚‚Animal animale faciet, ut au-

tumnale, capital capitale, tribunal, tribunale: quae

patiendi non sunt, ut supra diximus. Plinius Se-

cundus animal non animale ait diei debere.“

XXXIIM. Charis. I. p. 94: „Autumnal. Varro: Ae-

quinoctium autumnal. Quod idem Plinius eodem

libro sexto notat. Videndum tamen est, an re-

prehensione sit dignum, prius illa nobis spectata

ratione.e Nomina quaedam sunt prineipalia, quae

Plinius Secundus eodem libro faciendi appellat,

ut aqua, ex quibus possessiva nascuntur, quae

patiendi vocat, ut aquale; nam Lucilius I. Sati-

rarum. Arutae neque, inquit, aquales, non ut

autumnal. Huius autem principale nomen est

aqua; quod vero patitur ac tenet aquam, aquale,

— 16 —

ut equile, sedile, monile et ut idem Plinius

aquale.‘‘

XXXIV. Charis. I. p. 105: „Fros sine N littera, ne

faciat, inquit Plinius, frontis, quasi non dicatur

nisi frons τὸ μέτωπον, quodque se probare dieit,

quoniam quum V non recipiebat NS, nec etiam

vertet in O0.

XXXV. Charis. I. p. 106: „Git. Varro ad Cicero-

nem XI. per omnes casus id nomen ire debere

commeminit, vulgo autem hoc gieti dicunt, ita ut

et Plinius sermonis dubii libro VI.“

XXXVI. Charis. I. p. 117: „Turbo, turbonis, si pro-

prium sit hominis nomen, turbinis, si procellam

volucrimus exprimere, aut in co, inquit Plinius,

qui est in lusu puerorum.““

XXXVI. Charis. I. p. 117: „Tanaidis. Varro anti-

quitatum humanarum III. Non huius Tanais, ut

Tiberis, inquit Plinius.’*

XXXVIIH. Charis. I. p. 107: ‚„‚Herculi pro Herculis,

et Ulyxi pro huius Ulyxis, ıngait, diei coeptum

est, Plinius eodem libro VI. Quomodo regula,

inquit, illa si genitivo Singulari οὖς litteris no-

mina finientur Graeca, ut τοῦ Εὐμένους, τοῦ Ato-

γένους, nos quoque huius Eumenis, huius Dioge-

nis oportet proferre, at si τοῦ Εὐριπίδου, τοῦ Xovoov, tunc demum nostros V subtrahere de-

bere. Itaque huius Euripidi, Chrysi debere cen-

sere, ut: Fortis Achati, et: Acris Oronti. Sed

nostra, inquit, aetas in totum istam declinationem

abolevit; Achillis enim potius et Herculis et his

paria per IS dicimus.“

Vergl. Schneider latein. Grammktik. II, 1. 8. 165.

— 197 —

XXXIX. Charis. I. p. 103: ‚,‚Febrim ut tussim, si-

tim, ait Plinius; exceptis his tribus cetera accu-

sativo in EM exeunt.“

XL. Charis. I. p. 98: „„Aplustre. Omnium nominum,

quae sunt neutri generis, et inE terminantur, ait

Plinius Caesarem scisse eosdem esse ablativos,

quales sunt dativi singulares. AR litteris nomina

neutralia terminata, idem non minus ait Caesar,

quod dativo et ablativo pari iure funguntur, ut

ıdem Plinius scribit.“ ΧΙ]. Charis. I. p. 108: ‚‚Iubar. Plinius ait, etiam

istud Caesarem dedisse praeceptum, quod neutra

nomina AR nominativo clausa per I dativum ab-

lativumgue singularis ostendant, iubar tamen οἱ

far ab hac regula dissidere; nam huic iubari di-

cimus, ab hoc iubare dieendum est, sicut Maro:

It portis iubare exorto; ut huic farri et ab hoc

farre.‘

XLII. Charis. I. p. 115: „‚Varro ad Ciceronem XXI:

Rure veni; quem Plinius ad eundem XI: Rure

ordinatum arbustum dixit laudat. Sed et 'Teren-

tium in Adelphis: Filium negat esse rurc. Sed

et Titinnium in Hortensio: In foro aut in curia

posita potius, quam rure apud te inclusa.‘ Statt dixit ist offenbar zu lesen dixisse.

XLIN. Charis. I. p. 98: ‚„‚Amni. Maro: Secundo de-

fluit amni. Ubi Plinius eodem libro: Ab antiquis,

inquit, quos Varro reprehendit, observatio om-

nis illa damnata est, non quidem in totum; dici-

ınus enim, inquit, ab hoc canali, siti, tussi, febri,

maiore tamen ex parte forma mutata est. Ab

hoc enim cane, orbe, carbone, turre, falce, igue,

feste, fine, monte, fonte, ponte, strigile, tegete.

asse, axe, nave. classe dicimus. Ac ne illa qui-

ἕῳ a

dem ratio recepta est, quam C. Caesar ponit in

femininis, ut puppim, restim, pelvim; haec enim

modo et ab hoc cani et ab hoc cane.‘“

XLIV. Charis. I.p. 100: ‚‚Constante, cum cognomen

erit hie, ut eiusmodi a praesente, innocente, Sa-

piente, virente, prudente, dicemus, ait Plinius,

nec interest ENS an ANS nominativo singulari

- claudantur.“

XLV. Charis. I. p. 101: „Diligente. Verrius Flac-

cus, inquit Plinius. Eorum nominum, quae NS

finiuntur casu nominativo, ablativus in E diri-

gendus est.‘*

XLVI. Charis. I. p. 109: „‚Impotente. Catullus: De- perit impotente amore; quod antique dietum notat

Plinius.‘*

XLVI. Charis. I. p. 111: ,Nobile. Cicero: Ali-

quo excellente ac nobile viro, id etiam Plinio

asserente.‘“

XLVIH. Charis. I. p. 112: „Nobiliore. Compara-

tiva Plinius E putat ablativo finiri, Caelius tamen

ait per I.“

XLIX. Charis. I. p. 119: „Venali per Inon.....

etiam per E ablativus est finiendus, quoniam et

de homine, inquit Plinius, dieimus et de ne-

gotio.‘“

Nach non habe ich das Zeichen einerLücke gemacht,

indem ich vermuthe, dass die Wörter: solum, sed daselbst

ausgefallen sınd.

L. Charis. I. p. 96: ,‚Aedile. Ab hoc aedile, non

aedili. P. Rutilius de vita sua V., et Varro de

originibus scenieis II: A Claudio Pulchro aedile;

quod cum ratione dietum esse monstrabis, ut

ait Secundus sermonis dubii libro III., quod no-

mina. quaecunque genitivo singulari IS syllaba

— 189 —

finiuntur, exceptis iis, quae similiter faciunt nomi-

nativo, oportet ablativo singulari E littera termi-

nari, a prudente, ab homine. Quod si adiicias

aliquid, idem in eodem Plinius, per I debet dici

a prudenti consilio.

Avi, puppi, quoniam genitivus similis est

nominativo, et ideirco non potest ad supradictam

regulam pertinere.

Agile. Ab agile, si de persona dicatur, dici

debet: quod si rem significabis, ab hoc (p. 97.)

agili diei debet, ut idem Plinius eodem libro.‘*

Statt libro ΠῚ weist der Index bei Putsch auf das

VI. Buch hin. Die eben angegebene Regel befolgt übri-

gens Charisius auch p. 105. s. v. Fragili.

LI. Charis. 1. p. 97: ,,Auxiliaris homo, ab hoc au-

xiliare homine, ut idem Plinius.‘‘

Lil. Charis. I. p. 97: „Agreste. Sallustius Histo-

riarum 1.. quod idem Plinius eodem libro, in ani-

mali, inquit, significatione.‘‘

11. Charis I. p. 115: ‚‚Rudis sive scipio: quem

lanista liberandis gladiatoribus gerit, sive impe-

ritus, eundem nominativum habent, licet diversos

ablativos: summa rudi, item Plinius eodem libro VI:

Ablativus ab hac rude. Rude, a rude homine, a

rudi animo, a rudi consilio.‘

LIV. Charis. I. p. 114: „Rudi. Nec his ablativus

in E mutavit, quoniam non cupit esse nomen pro-

prium hominis, et quia res est, ut ab rudi animo.

Rude, ab hac rude, si de qua ludimus, ut ait

Plinius, merito E littera claudi debet. Itaque et

ab hac, inquit, summa rude dici debet.“

Ob das Wort his richtig ist, oder zu lesen: Nec hic

IS ablativus, wage ich nicht zu entscheiden.

— 10 —

ΠΥ. Charis. I. p. 112: „Orbi pro orbe apud Cicero-

nem de republica libro V: Orbi terrarum com-

prehensos, sed et Rutilium de vita sua V: Ex

orbi terrarum; et frequenter Santra ita loquutus,

ut Plinius eodem libro VI. notat; quia Consue-

tudo melior, inquit, quae facit ex orbe, non sine

ratione in nomine iure dominis.“

Wie die letzten \Worte zu verbessern seyen, bleibt

ohne Hülfe von Handschriften eine schwierige Frage.

Ich habe einmal vermuthet: non sine ratione in omni iure

dominetur. Dann würde in omni iure heissen: in allen

iuristischen Formeln.

LVI. Charis. I. p. 102: ‚‚Duplici. Bibaculus: Du-

plici, inquit, toga, involutus, non duplice. Unde

quidam errant, qui X littera nominativo singulari

finita nomina ablativo Εἰ tantummodo putant claudi,

cum mendaci animo et artifici ingenio et salaci

et minaci proposito et ab atroci facto et atroci

vultu, ait Plinius, recte dicamus.“

ΠΥ. Charis. I. p. 45: ‚‚Romanus ita refert, Marc.

Varro de gente PopuliRomani III: et mare operta

oppida, pro a mari, ut refert Plinius.‘*

LVIII Charis. I. p. 111: „Mare. Varro de gente

Populi Romani III: A mıre operta oppida, pro

a mari, ut refert Plinius. Idem, inquit, antiqui-

tatum humanarum libro XII: Ab Eryihraeo mare

orti, et in Fundanio: In mare aquam frigidam

oriri. Atacinus quoque: Cingitur Oceano, Ly-

bico mare, flumine ΝΟ. Consuetudo vero per

I loquuta est contra finitionem, quam sub titulo

ruris dixit. Plautus in Cistellaria: Secundo vento

vectus est tranquillo mari.‘“ Sub titulo ruris scheint auf eine lexicalische Form

des Werkes hinzudeuten, die auch der Abschnitt de ana-

logia bei Charisius hat.

— 11 ° —

LIX. Charis. I. p. 108: „‚‚Ibes, hae ibes. Aemilius

Macer: Auxilium sacrae veniunt cultoribus ibes.

Idem: Altis ex urbibus ibes. Ubi Plinius libro

sexto sermonis dubii: Antiquorum, inquit, regula,

quando quae IS nominativo singulari sunt termi-

nata, in ES plurali nominativo elauduntur.“

LX. Charis. I. p. 110: ‚Mars horum martum, inquit

Plinius, faecit, licet sors sortium et nox noctium

facit, quoniam quae in duas semivocales aut in

duplicem monosyllabam nominativo exeunt, haec

genitivo plurali ante ΝΜ. I lJitteram habere

debent.‘‘

ΠΧ]. Charis. I. p. 116: „Saturnalium — — Secunda

ratio, qua Plinius ait Valgium niti, talis est. No-

mina semper pluralia, siante novissimam A. lIit-

teram 1 habebunt, deposita A et assumpta VM

facere genitivos plurales, ut Liberalia, Floralia,

Liberalium, Floralium. Sin autem ante A. I non

habebunt, in RVM faciant necesse est genitivum.

Itaque exta, castra, extorum castrorumque faeit.“

IXH. Charis. I. p. 113: „Pacium an pacum, et lu-

cium an lucum, dubitarı etiam nunc ait Plinius,

quoniam nec finitionem ullam in monosyllabis, in-

quit, grammatici tentaverunt; nam ut fax, fex,

nux, crux, lex sine I genitivo plurali sunt dieti-

tanda, ita contra nox, falx, arx, lanx cum I pro-

nuncianda sunt.“

LXIIN. Charis. I. p. 100: „Cervicium, ubi Plinius

eodem libro: Exceptis monosyllabis cetera X

finita nomina seu vocabula absque cognominibus

genitivo plurali quanquam ante VM. I non reci-

piant, ut fruticum, filicum, radix tamen ut cervix

radicium faeit.“

— 192 —

LXIV. Charis. I. p. 110: „Murum Cicero de deo-

rum natura libro II: Nec enim homines murum

aut formicarum causa frumentum condunt. Ub;

Plinius eodem libro VI: Pro murium, inquit, quo-

niam non ut fures furum et augurum et celerum

dieimus, ita murum censere debemus. Quaecun-

que enim R littera nominativo singulari sunt ter-

minata, oportet ea genitivo plurali VM, non IVM

recipere debere. Itaque Trogum de animalibus

libro X: Parium numerorum et imparium, non

recte dixisse, sed parium et imparum.“

LUXV. Charis. I. p. 119: ,„Volucrum, Maecenas in

dialogo secundo, et consuetudo, ut idem ait

Plinius.“

LXVI. Charis. I. p. 98: ,„Amantum Caecilius, ut

etiam Plinius notat: Quantum amantum in via-

tica est.“

LXVINH. Charis. I. p. 111: „NS nominativo singular

si terminetur, genitivus pluralis ante VM. I re-

cipiat necesse est. Itaque Cicero rationis me-

mor parentium saepe dixit. Fronto pro Ptolo-

maeensibus: Parentum tuorum, ut ait Plinius,

alias poetarum vicem, quae regulam satisidoneam

sopierunt.“ Die Buchstaben NS habe ich als nothwendige Ergän-

zung hinzugesetzt.

LXVIIMN. Charis. I. p. 115: „Retium non retum, quo-

niam, ut ait Plinius sermonis dubii libro sexto,

genitivus nunqguam pauciores syllabas habet quam

nominativus.“

LXIX. Charis. I. p. 100: „Compluria. Terentius

in Phormione: Nova compluria.. Ubi Plinius:

Tulius Modestus, inquit, ita definit: Quae no-

mina comparandi fuerint et accusativis pluralibus

— 13 —

in IS exient. 5. fortioris fortiorum facere debent

non fortiorium, id est ante VM syllabam I reci-

pere non debet, ita complura et complurum esse

dicendum; consuetudo tamen et hos plures

dieit et haec pluria.“ LXX. Charis. I. p. 98: ‚‚Aenigmatis. Varro de

utilitate sermonis quarto. Ait enim Plinius, quan-

quam ab hoc pocmate, his poematibus facere de-

beat, tamen consuetudini et suavitati au-

rium censet summam esse tribuendam, ut in

Aceste etin AnchiseMaroni placitum est, et quod

Graeca nomina non debent Latinis regulis alli-

gari.“

LXXI. Charis I, p. 106: ,‚‚Glossemata, ut zoger- ματα, ἐνθυμήματα, νοήματα, σχήματα, ποιήματα et his similia omnia Varronis regula, inquit Pli-

nius, dativo et ablativo plurali in BVS dirigit,

quia singularis ablativus E littera finiatur. Melior

tamen ratio est, quam sub A littera dedi; et ideo

haec et eiusmodi ex alia formula genitivum plu-

ralem ex alia dativum sumunt, horum glossema-

tum, his glossematibus.‘*

LXXIH. Charis. I. p. 98: ‚‚Arabis. Mare: Hyrcanis-

ve Arabisve parant. Ubi Plinius: ES numero

plurali finita nominativa dativo BVS recipiunt,

idque commentatores iubent.‘“

LXXII. Charis. I. p. 100: ‚‚Cetariis. Pomponius

Secundus ad Thraseam, cum ratio cetaribus,

inquit Plinius, poscat, ut moenia moenibus, ilia ili-

bus, Parilia Parilibus. Ea enim nomina, quae

I ante A habent, ut cetaria, in BVS necesse est

desinant.“

LXXIV. Charis. I. p. 108: „‚‚Iugeris, Ateius Phi-

lologus auaxwv III; sed et Cato his iugeris, ut

13

— 194 —

notat Plinius eodem libro VI. Iugeribus quidam

grammatici, Plinius inquit, ita dicendum putant,

quasi sit hoc iuger, tanquam hoc tuber: et ab

hoc iugere, tanquam ab hoc tubere, et ut tuberi-

bus, ita iugeribus, et tantum iugerum,“ LXXV. Charis. I. p. 103: „Fonteis. Quorum no-

minum genitivus pluralis ante VM syllabam I

littera terminabitur, accusativus, inquit Plinius,

per EIS loquutus montium monteis, licet Varro,

inquit, exemplis hanc regulam confutare tentarit

istiusmodi. Falcium falces non falceis facit, nec

has merceis, nec hos axeis, Iintreis, ventreis,

stirpeis, urbeis, corbeis, recteis, nepteis, ettamen

manus dat pracmissae regulae ridiculae, ut excep-

tis his nominibus valeat regula.

Funes, licet Grammatieci velint, genitivi tam

singulari quam plurali si I littera intererit, accu-

sativum pluralem in EIS exire, ut hic funis, ho-

rum funium, hos funeis, quam regulam negat

Plinius vires habere potuisse. Errant enim, qui

putant, ea nomina, quae nominativo singuları et

genitivo per IS terminabuntur et genitivo perIVM

loquuntur, accusativo funeis posse dieere, quod

negat Plinius.“ LXXVI. Charis. I. p. 111: „‚Monteis. Licet Pom-

ponius Secundus poeta, ut refert Plinius, propter

homonymum nominativi accusativo casu omnis

non putat dici, sed omneis, tamen idem Plinius

in eodem permanet dicens, omnes tum demum

posse diei accusativo, ut canes, quod genitivus

pluralis horum canum ante VM. I non habet.“

LUXXVI. Charis. I. p. 117: ‚‚Titanas. Ubi Plinius:

Nec Paeanas accusativo, inquit, recte dieimus;

nullum enim nomen accusativo plurali in AS

— 1% —

venit, nisi quod nominativo plurali in AE so-

nabit.‘“ LXXVIN. Charis I. p. 104: „Facilioreis. Caeci-

lius, inquit Plinius, idem et sanctioreis ait.“

LXXIX. Charis. I. p. 111: ,‚,Maioreis. Cicero, ut

Plinius eodem libro notat, maiores, si ab his ho-

mineis proprio nomine, minoreis re non negotio.

Atqui ferunt, quaccunque comparativi gradus sunt,

ablativum I finiri non posse.‘*

LXXX. Ausnahme. Charis. 1. p. 112: „Os. Mo-

nosyllaba extra analogıam esse, Plinius eodem

libro VI. scribit, et addit, eo magis consuetu-

dinem in eo esse retinendam. — Ossu quidam ut

genu, venu putarunt, inquit Plinius eodem libro VI.,

posse censeri; nam ut veribus, genibus: ossibus

quoque posse diei manifestum est. — Os, oris.

Omne enim S littera terminatum nomen, quod

neutri generis est, non potest in declinatione non

per R litteram strepere, ut idem Plinius eodem

libro sceribit et addidit, licet os corporis correptius

disceretur, os vero faciei productius diceretur. —

Osso. Varro ad Ciceronem XIII: Olivo et osso

putat, inquit, fier. Plinius sermonis dubii libro

sexto.“

— 16 —

LXXXI. Charis. I. p. 103: „Fretus, huius fretus.

Poreius Licinius, ut Plinius eodem sermonis dubii

libro sexto refert: Salsi fretus. Messala contra

Antonii litteras: Angustiae fretus. Fretu Cicero:

A Gaditano, inquit, fretu. Augustus ad Antonium: Fretu cessi.“

LXXXIH. Charis. I. p. 116: ‚‚Senatuis, ut fluctuis,

ita genitivum, inquit Plinius, declinabant, ut C.

Fannius Cos. contra C.Gracchum: Senatuis con-

sulta.“

LXXXIIH. Charis. I. p. 110: (Laurus) ,„Sed abla-

tivum singularem dativo non habet similem; ait

enim Plinius, huic lauro, et tamen ab hac lauru

et lauruum fecere.“

LXXXIV. Charis. I. p. 103: „Ficus. Cicero de

oratore libro II: De ficu suspendit se. Varro

quoque de scenicis originibus lib. I: Sub Rumi-

nali fieu. Itaque Plinius Secundus recte arborem

ita diei ait, pomum vero per Ὁ litteram dici.“

LXXXV. Pompeii comment. art. Donat. XI. δ. 7: „Ait Plinius Secundus, sequutus Varronem, quando

dubitamus principale genus, redeamus ad diminu-

tionem et ex diminutivo Cognoscimus principale

genus.“

Bemerkenswerth ist, dass sich Plinius in der auge-

gebenen Regel auf Varro’s Bücher über Analogie und

Anomalie bezieht. Die diminutio ist das varronische

(VII. p.116.) genus minuendi, dessen Beachtung wir auch

bei Quintilian wiedergefunden haben. Ueber das Geschlecht

einzelner Wörter sind übrigens mehrfache Fragmente

schon vorgekommen.

— 197 “--

LXXXVI. Pompeii comment. art. Donat, XXI. $.1:

‚„‚Vide definitionem Plinii Secundi, quemadmodum

definit fortiter. Et definivit, quid est activum,

quid passivum. Et si vere quaeras, secundum

rationem, hoc est qua dixit Plinius Secundus.

Dieit: Activum est, quod alio patiente nos faci-

mus, passivum est, quod alio faciente nos pa-

timur.‘

LXXXVI. Priscian. X. p. 888: ‚‚Nanciscor etiam

nactum facit absque N, ut Probo et Capro et

Pollioni et Plinio placet. Sicut et pangor pactum

et fingor fictum et tangor tactum.“

LXXXVIII. Diomed. I. p. 365: ,„Faeit autem (parsi)

participium futuri parsurus, ut ait Varro in La-

terensi, sed Plinio displicet.‘*

Die Stelle aus Varro’s Laterensis lautete nach Pris-

cian IX. p. 887: ‚‚Parsurus pecuniis bene partis.“

LXXXIX. Priscian. VII. p. 797: ‚‚Amplecto quo-

que pro amplector et complecto pro complector;

sed et eorum et superiorum omnium usus iam

apud Caprum, quam apud Plinium et Probum in-

venies.‘*

ΧΟ. Diomed. I. p. 373: ,‚Meditor et melito, ut pu-

tat Plinius, meditantem esse secum, cogitantem,

melitantem voce dicentem.“

Schon Plinius also hatte die mediale Natur Einiger

der sogenannten deponentia erkannt.

XCI. Pompeii comment. art. Donat. XXH. $. 6:

„Adulo media syllaba producitur. Plane isto verho

Plinius Secundus dedit unam rationem. Quid est

adulo et quid est adulor? Dieit discritionem per

casus. Quando vis quasi activam significationem

introducere, dativum fac, adulor illi. Et adulo

— 18 —

ıllum et adulor illi. Et revera hanc rationem etiam

Cicero secutus est.“

XCH. Serv. ad Virg. Aen. VII, 273: „Auguro di-

cimus secundum Plinium, cum praesagio mentis

futura colligimus, auguror vero tunc, cum futura

veris captamus auguriis.‘

XCH. Serv. ad Virg. Aen. I, 546: ,‚‚Vescor ver-

bum inchoativum est — — vescor illa re. Nec

nos decipiat, quod dicit Plinius, ut elocutiones ex

similibus formemus. Nam ecce, comedo illam

rem, nec tamen vescor illam rem. Et ipse enim

dieit, non usquequaque hoc esse faciendum.‘‘

Die hier angeführte Regel des Plinius ist in doppelter

Hinsicht zu beachten, einmal weil sie sich auf Etwas Syn-

taktisches bezieht, Hann weil sie das Princip der Gleichheit

(ex similibus) oder Analogie von Seiten des Begriffes

festhält. Zeitwörter also, die gleiche Zustände bezeich-

nen, hatten nach Plinius gleiche Casus nach sich, jedoch

nicht ohne Ausnahme.

XCIV. Charis. I. p. 168: ‚‚Plinius Secundus inter

adverbia qualitatis posuit dicendo, legendo, di-

cendi, legendi, quae quidam amplius verba pu-

tant infinitiva aut usurpativa, de quibus et supra

notavimus.““

Lindemann zu Pompeii comment. art. Don. IX. 9. 6:

„In excerptis e pluribus Grammaticis, quae 6 codice in

bibliotheca Lugdunensi asservato descripsi, haec de Plinio

inveniuntur: Plinius Secundus inter adverbia qualitatis

posuit dicendo, legendo, dicendi, legendi, quae quidam am-

plius verba putant infinita.‘

-- 1 -...

XCV. Pompeii comment. art. Donat. IX. $. 6: „In- venimus enim varias declinationes, fons fontius

fontanus, mons montius montanus. Ergo vides,

quoniam varie invenimus et fontius et fontanus,

et montius et montanus, ideirco in derivationibus

sequere praecepta Plinii Secundi. Ait enim: De-

bes quidem adquiescere regulis, sed in derivati-

vis sequere auctoritatem.‘“

ΧΟΥῚ. Serv. ad Virg. Aen. IX, 706: „Taurca ter-

ga usurpavit pro taurina. Alibi taurinis follibus.

Unde sicut et Plinius dieit: Derivationes firmas

non habent regulas, sed exeunt prout auctoribus

placet.“*

XCVII. Pompeii comment. art. Don. IX. $. 6: „Pli-

nius Secundus negat et ait sic: Indifferenter haec

inveniuntur. — — Quanquam in Cicerone in Scau-

riana invenimus istam discretionem de Sardis et

Sardiniensibus, ut illos incolas, illos advenas do-

ceat; sed tamen melius est, ut sequamur prae-

ceptum tantı viri, Plinii Secundi.‘‘

Wie sich Plinius oben auf Varro’s Werk über Ana-

logie bezogen, so hier auf Cäsar’s Bücher de analogia,

der fragm. XXIV. zwischen Albanus und Albensis unter-

scheiden wollte. Plinius war der Meinung, dass dieses

nur verschiedene Formationen der Sprache seyen, hervor-

gerufen durch einzelne Schriftsteller.

XCVIH. Serv. ad Virg. Aen. VI, 304: ‚„Tam se-

nior. Aut [comparativum] pro positivo posuit:

aut ut diximus senior est virens senex, ut iunior

ivtra juvenem est: quam rem a Varrone tracta-

tam confirmat Plinius.“

Sollte nicht statt virens senex zu lesen seyn vir Don-

dum senex oder vir non satis senex? Vrgl. Serv. ad

Virg. Aen. V, 409: „Secundum Varronem senior et iu-

— 900 —

nior eomparativi sunt per imminutionem. — — Ergo se-

nior non satis senex, sicut iunior non satis iuvenis, intra

iuvenem, sicut pauperior intra pauperem. Dicit autem hoc

Varro in libris ad Ciceronem.““

XUCIX. Pompeii comment. art. Donat. XIX. $. 2:

„Plinius Secundus notavit grammaticos in hac

definitione, non notavit imperitiae, sed inertiae

ad loquendum.“‘

Der Tadel des Plinius geht auf die Eintheilung der

Pronomina in finita und infinita.

C. Probi ars minor. $. 559. (Endlicher Analecta gramm. p. 346.): „De persona. Personae pro-

nominibus sunt tres, prima ego, secunda tu, ter-

tia ille. Hae finitis pronominibus accidunt tantum ;

item ut vult Plinius Secundus et possessivis.‘“

CI. Priscian. XI. p. 949: ,‚Quomodo igitur, si di- cam propter te et te propter, idem significo, et

cum quibus et quibuscum sic cum me et mecum.

Nam antiquissimi utrumque dicebant, sed in plu-

rali primae personae cacephati causa solebant per

anastrophen dicere nobiscum pro cum nobis. Ita-

que propter hoc reliquarum quoque personarum

ablativo similiter praepostere proferre Coceperunt,

teste Plinio, qui hoc in secundo libro sermonis

dubii ostendit, et Cicerone, qui de oratore his

utitur verbis: Noluimus cum me et cum te di-

cere.“

CH. Charis. II. p. 200: (Coniunctiones) ‚‚Relativae ad aliquid, ut Plinius ait, sive comparativae hae,

magis, potius, immo, in hunce modum: Hic eat,

— 2901 —

immo ille aut potius ille. Idem Plinius ait, habere

potestatem comparandi tanguam et tam, sedhaec

adverbia magis videntur similitudinis.‘*

ΟΠ]. Diomed. I. p. 410: ‚‚Sunt aliae ad aliquid re-

lativae, ut ait idem Plinius, sive Ccomparativae,

ut magis, potius, immo; in hune modum: Hic

erat, ille vel potius ille. Idem ait comparandi po-

testatem habere tanquam et tam. Sed haec vi-

dentur adverbia magis similitudinis.‘‘

CIV. Diomed. I. p. 410: ,‚‚Sunt autem praeterea,

ut ait Plinius, illativae hae (coniunctiones):

quamvis, etsi, tametsi.‘*

CV. Pompeii in Donat. de barb. IH. $. 4: ‚,‚Plinius

sit dieit: Quando sit soloecismus, quando sit

schema, sola intelligentia discernit.‘

—— gm

Register.

Aelius Stilo. 111.

aequalitas. 96.

Afranius. 110.

Alcuin. 171.

Analogetiker. 2. 79.

ἀναλογία. 7. 96.

analogia. 94. 96. 160.

anomalia. 94. 160. 172.

ἀνωμαλία. 7. 49. 51. 96.

Anomalisten. 79.

Apollonius Alex. 76.

Araber. 83. Not.

Aristarch. 57. 62.

Aristokles. 78.

Aristophanes. 22.

Aristophanes der Gram. 58.

Aristoteles. 36.

Arnobius. 158.

Asklepiades Myrleanus.&0.

auctoritas. 152. 165. 169.

βαρβαρισμὸς. 49. 87. Caesar. 129.

Caper. 157.

Charisius. 163.

Ohrysipp. 51.

Cicero. 140.

comparatio. 97.

Consentius. 168.

consueludo. 96. 151.

Demokrit. 12.

διάλεχτος. 9.

Didymus. 74. 143.

Dio Chrysostomus. 89.

Diodoros Dial. 42.

Diodoros Sic. 148.

Diomedes. 166.

Dionysios von Halikarn. 88.

Dionysios Thrax. 78.

διόρϑωσις. 55. 76. 81. 82. Donatus. 162.

Dubius sermo. 150.

Avoagerog. 44.

Eigennamen. 68.

ἑλληνισμός. 8. 48. 84.

Empedokles. 11.

ἐμπειρία. 6. 79.

Kınpiriker. 79.

Ennius. 106.

Epikur. 39.

ἔϑος. 4.

— 203

Etymologie. 53. 63. 93.

Eutychius. 170.

Galenus. 89.

Gleichheit. 51.

Glossographen, röm. 111.

Gnipho. 129.

Grammatik. 69.

Griechen. 92.

Hellenis:nos.48.76.84.89.

Heraklit. 11.

Hermogenes. 30.

Hippias. 20.

Horaz. 146.

Inaequalitas. 96.

Inschrift, römische. 44.

Johannes Sarisber. 174.

Isidor. 171.

ἰσότης. 6.

Iter. 105.

χαϑολιχώ. 83. 87.

Krates. 67. 69. 112.

Kratylos. 29.

Kritik. 69.

latinitas. 97. 144. 160.

Libri dubü sermon. 179.

λόγος. 5. Livius Andronicus. 104.

Lacilius. 113.

Lucretius. 41. 115.

Manilius. 147.

Marcianus Capella. 167.

Megariker. 42.

Naevius. 105.

natura. 94. 164.

Nigidius. 127.

vouog. 4.

ὁμοιότης. 6.

Opilius. 111.

0090772. 5.

ὀρϑοέπεια. 12. 19. Pacuvius. 109.

Papyrius. 157.

nagernonoıs. 85. Not.

Philolaos. 10.

φύσις. 4. 23. 88.

Pindario. 75.

Platon. 30.

Plautus. 108.

Plinius. 150.

Priscian. 166.

Probus. 160.

Prodikos. 15.

proportio. 97.

Protagoras. 18.

Ptolemäos der Analog. 73.

Ptolemüos Peripatet. 80.

Pythagoras. 25. 35.

Ouintilian. 153.

ratio. 95.

Romanus. 156.

Santra. 111.

Scaurus. 159.

Sextus Empiricus. 84.

Sokrates. 22.

σολοικισμός. 49. 87.

Sophisten. 21.

Sprachgebrauch. 87. Staverüus. (?) 157.

— 0 -ε.-.

Stoiker. 45. 53. ϑέσις. 5.

suavitas. 142. 151. Tiro. 146.

συνήϑεια. 7. 49. 51. 84. τριβή. 5. 85. Not. τριβιχός. 5.

τέχνη. 6. 77. 81. Ungleichheit. 51.

Techniker. 77. Usus. 95.

τεχνιχὸς. 82. Varro. 117.

Theodosius Alerandrinus. Victorinus Max. 170.

81. Vitruv. 147.

Theramenes. 17. Zenodot. 55.

Druckfehler — S. 5. lies διορϑωτῆς statt

διορϑώτης. 8. 141. Z. 1. 1. nativa statt natura.

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Die

Sprachphilosophie der Alten

Dr. Laurenz Lersch.

Zweiter Theil.

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Nebst Anhängen über Aristoteles Poetik und Rhetorik.

--εοϑϑιίδιεθϑθοε-:--

Die

Sprachphilosophie der Alten,

dargestellt an der historischen Entwickelung

der Sprachkategorieen,

Dr. Laurenz Lersch,

Privatdocenten an der rheinischen Friedrich - Wilhelms - Universität.

Gedruckt bei F. Baaden in Bonn.

Herrn Professor N Aug, Brandis.

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7

Innen, verehrter Lehrer, glaubt der Verfasser diese

Blätter nicht allein aus dankbarer Rückerinnerung

an so manche Anregung durch Vortrag und Schrift,

sondern noch in anderweitiger doppelter Beziehung

schuldig zu seyn. Lange haben Sie auf jener Stätte

des grossen Hellas gelebt, wo einst die Männer, wel-

che uns noch immer Leitsterne und Vorbilder sind,

lebten und lehrten. Sie haben dort zu der Wieder-

belebung des alten hellenischen Geistes und zur neuen

Entwickelung der geistigen Kräfte thätig mitgewirkt.

Geslärkt und verjüngt kehren Sie an den herrlichen

Rhein, in unser gesegnetes Land zurück. Ergreift

daher der Verfasser freudig diese Gelegenheit, Ihre

lungersehnte Heimkehr seinerseils zu bewillkommnen,

so möchte er zugleich auch eine andere Angelegenheit

Ihnen vorlegen. Während Ihrer Abwesenheit haben

sich Fragen erhoben, deren Entwirrung und Lösung

nur einem mit der ganzen Geschichte der Philosophie

innigst Vertrauten, in die Tiefen der aristotelischen

Eingedrungenen möglich ist, deren eine aber hier

theilweise versucht worden. Wer könnte zur Ent-

scheidung des Ganzen mehr befugt seyn, als

Sie ?

Sollten diese Blätter Ihnen dazu Veranlassung

werden, so hält der Verfasser ihren Zweck für voll-

kommen erreicht.

Bonn am 20. September 1839.

Es ist eine bei der Entstehung einzelner Wissen-

schaften ganz gewöhnliche Erscheinung, dass der

von dem ersten Bewusstseyn des Gegenstandes er-

griffene Geist sich eher in grossartige luftige Con-

struktionen verliere, als in die stille, bedachtsam

zergliedernde Untersuchung und Erfahrung versenke.

Gerade wie in der Jugend des Lebens der idealische

Aufschwung und der nach dem Grossen und Ganzen

strebende, aber darum weniger einzelnes Tüchtige

erstrebende Trieb herrscht: so scheint in der Jugend

einer jeden Wissenschaft ein mehr verallgemeinernder,

aber schweifender Trieb zu seyn, an dessen Stelle

erst allmählich das reichhaltige Sammeln der Erfahrung

tritt, das dann zuletzt entweder in überladener Fülle

zerbricht und zerbröckelt, oder von neuem Lebens-

athem durchdrungen ein innerlich gereiftes, in sich

gerundetes Daseyn hervorbringt. So zeigt sich auch

in den Ursprüngen der griechischen Grammatik mehr

ein Hang zur Lösung grosser sprachphilosophischer

Fragen, als zur langsamen Beobachtung und Ansamm-

lung sprachlicher Thatsachen. Anfänglich wusste

der griechische Sprachforscher noch nichts von gehö-

riger Unterscheidung der einzelnen Redetheile; er

stand in lebendiger Unmittelbarkeit dem Gegenstande

seiner Betrachtung zu nahe, als dass er von dem

Ganzen der Erscheinung seinen Blick bis in ihre en-

gern Tiefen hätte schärfen können. Erst sondern sich

daher die Hauptmassen ab, und die nähere Betrach-

tung und Untersuchung derselben führt zu allmählicher

Erkenntniss auch der kleineren Nebengruppen. Wenn

I. 1

ST τ.

es nun wahr ist, was Pott (etymol. Forschungen I. Bd.

S. XV.) sagt, dass die Griechen durch Aufsuchung

der nothwendigen geistigen Grundelemente der Spra-

che, oder, wenn der Ausdruck erlaubt ist, Sprach-

kategorieen, in ihrer Quelle dem menschli-

chen Geiste, durch deren Feststellung nach Inhalt

und Umfang, Entwickelung ihrer weitern Bestimmun-

gen und Beziehungen aufeinander, Eintheilung und

endlich Zusammenfassung derselben in ein systema-

tisches Ganze — Begründer dessen, was die neuere

Zeit unter dem Namen philosophischer oder allgemei-

ner Sprachlehre begreift, geworden sind: so glaube

ich damit hinlänglich meine gegenwärtige Abhandlung

gerechtfertigt zu haben, wenn sie sich als zweiten

Theil einer Sprachphilosophie der Alten ankündigt.

Es ist aber nirgends so nothwendig und es liegt nir-

gends so nahe, dass die Darstellung sich fern von

einseitiger, bloss aufzählender Betrachtung halte, dass

sie vielmehr in den Zusammenhang mit dem übrigen

philosophischen Gliederwerke einzudringen sich be-

mühe, und nachzuweisen versuche, wie in den Be-

stimmungen über die Natur des menschlichen Geistes

und Gedankenganges zugleich die Resultate über die

Art und Zahl der grammatischen Kategorieen einge-

schlossen liegen, als eben hier. Hie und da tritt

diese Verbindung mit philosophischen Sätzen und Be-

stimmungen unverkennbar hervor, anderwärts können

wir die Brücken durch einige Linien andeuten. Zu-

gleich aber wird es uns, jedoch seltener, erlaubt seyn

müssen, nicht so sehr strenge chronologische Aufein-

anderfolge zu beachten, als das in der Entwickelung

der Lehre Vorhergehende, wenn auch in der Zeit

selbst später Hervortretende, der systematischen Ue-

bersichtlichkeit wegen in den Vordergrund za rücken.

I. Die Redetheile.

Die ältesten Schriftsteller.

Das Hauptwort.

Von einer eigentlich bewussten Unterscheidung

der einzelnen Wortarten finden wir natürlich in der

ältesten hellenischen Poesie keine Spur, obgleich sich

schon mehr Reflexion über die Sprache im Allgemei-

nen kund gibt, als man von dem homerischen Zeit-

alter zu erwarten berechtigt ist. Homer nennt die

Worte geflügelt, er schildert (Od. VII, 167.), wie

die Götter dem einen Sterblichen wohl Schönheit, aber

keinen Verstand, dem andern eine unscheinbare Ge-

stalt geben, aber Bildung (μόρφη} und Grazie

(χάρις) seiner Rede verleihen, an Odysseus lobt er

(Il. III, 22.) die gleich den Schneeflocken des Winters

hervorbrechenden, an Menelaos die sparsam zuge-

messenen, einzeln und klar hingestellten Worte. In

allen diesen Aussprüchen ist ἔπος die gangbare Be- zeichnung; ausserdem kommt wv$og für eine längere

Erzählung und ὄνομα für den Personennamen vor.

Die Alten haben behauptet, Homer kenne das Wort

λόγος nicht — einmal ist es doch nachweisbar —, richtiger aber und bedeutsamer für unsern Zweck ist

die 'Thatsache, dass in Homer das Wort ῥῆμα fehlt.

πες Ei

Ich lege auf diese Bemerkung deshalb einigen Nach-

druck, um es hervorzuheben, dass in der ältesten

Zeit wohl die Sprache im Allgemeinen, der Name

für Gegenstände und Personen, mithin das Hauptwort,

schon in das Feld der Betrachtung einigermaassen ge-

fallen war, dass aber die Bezeichnung alles Begriff-

lichen, aller 'Thätigkeit‘, alles zeitlich Geschehenden,

mithin das Zeitwort, ausser dem Gesichtskreise lag,

und auf lange Jahrhunderte unbemerkt blieb.

Die ältesten Philosophen waren auf die Erkennt-

niss des Hauptwortes beschränkt. Von PYTHAGoRASs

haben wir gesehen, dass er einen persönlichen Ur-

sprachbildner annahm, der den Dingen ihre Bezeich-

nungen gegeben (τὸν ϑέμενον τὰ ὀνόματα τοῖς gay - μασιν). Vrgl. Clem. Alex. Fragm. $. 32. p. 348.

Sylb. Die πραγματὰ können wir für nichts Andres

nehmen, als für die Gegenstände der Aussenwelt,

obschon Victorinus exposit. in Ciceronis rhetor. I.

p- 69. (Orell.) unter den Dingen alle Redetheile ver-

standen wissen will. Dass es eben nur Gegenstände

seyn sollten, keine Thätigkeiten, zeigen die Schüler

des Pythagoras, die, indem sie den Ursprachbildner

für kundig des Wesens der Dinge annahmen, alle

Homonymie? und Polyonymie abwiesen. Letzteres

berichten uns Dexippos und Simplikios zu Aristoteles

Kategorieen, der Erstere p. 43. (ed. Brandis): Ἔδει πρὸ τοῦ περὶ τῶν καϑολιχῶν λέξεων καὶ Agyvrav

λέγειν, ἃς ἡμεῖς κατηγορίας ὀνομάζομεν, ταῦτα προει- ληφέναι. ἢ μήποτε οὐδὲ κατὰ νοῦν γίνεται τὸν Πυϑα- γοριχὸν καὶ τοιαύτη διαίρεσις" ἐπεὶ γὰρ φύσει διορίζονται τὰ ὀνόματα κεῖσϑαι τοῖς πράγμασι, πᾶσαν τὴν ἀνωμα-

λέαν τὴν περὶ λέξεων παραιτοῦνται. Der Απάετο : Διὰ τί δὲ ὁ ̓ ἀρχύτας παραλέλοιπτε ταύτην τὴν περὶ τῶν ὀνομάτων διδασκαλίαν ἐν τῷ περὶ τῶν καϑόλου λόγῳ;

ὅτι τὰ ὀνόματα φύσει καὶ οὐ ϑέσει λέγουσιν ol Πυϑά- γόρειοι, καὶ τὰ ὁμώνυμα καὶ τὰ πολυώνυμα παραι τοῦνται ὡς ἑνὸς ὀνόματος πρὸς ἕν πρᾶγμα κατὰ φύσιν

λεγομένου. Wurden aber Homonyma und Polyonyma

von ihnen verbannt, so scheint mir diess das sicherste

Zeugniss, dass sie noch keine andern Ausdrücke,

als solche, die Gegenstände und Persönliches, mit-

hin Räumliches bezeichneten, beobachtet hatten. Selbst

die Zahlen fallen in diesen Bereich.

Die erste schwache Ahnung eines Fortschrittes

thut sich bei Drmokrır kund. Nicht wie die Pytha-

goreer nahm er die Sprache für den naturgemässen

Abdruck der Objekte, sondern, wie wir im I. Theile

S. 13. gesehen haben, für ein Produkt gesellschaftli-

cher Uebereinkunft, die nicht nach verständiger Re-

gelmässigkeit verfährt, sondern auf regellose Willkür

ausgeht. Jene Ansicht stützte er nach Proklos 1)

durch die Homonymie d. h. durch das Vorkommen

verschiedeuer Dinge unter einer und derselben Be-

zeichnung. 2) Durch die Polyonymie d.h. durch das

Vorkommen verschiedener Bezeichnungen für ein und

dasselbe Ding. 3) Durch den Wechsel der Namen

für eine und dieselbe Person. Bisher sahen wir noch

immer nichts als Hauptwörter von ihm beachtet; al-

lein er stützte jene Anomalie auch 4) durch den Mar-

gel analoger Formbildungen. Ich möchte nun zwar

nicht behaupten, dass das Beispiel, welches Proklos

gibt, von Demokrit selber herrühre, — er führt näm-

lich an, von φρόνησις habe man zwar gooveiv, aber

von δικαιοσύνη komme kein entsprechendes δικαιεῖν

vor — ja Demokrit könnte sogar diesen Mangel

gleichmässiger Formationen an Wörtern wie δέλτα

und ϑῆτα nachgewiesen haben, wovon er nach Bekker Anecdot. Graec. p. 781. einen Genitiv δέλτατος und

“4 ἥδ .ὦ

ϑήτατος schuf; allein es ist doch nicht ganz unmög-

lich, dass er als Beispiel jenes νωνύμου oder τῆς τῶν ὁμοίων ἐλλείινεως auch Zeitwörter mit Hauptwörtern

zusammengestellt hätte, wenn er auch noch nicht

recht den Unterschied Beider begriff. Nun ist es schon merkwürdig genug, dass er Werke, wie rzegi Ὁμήρου ἢ ὀρϑοεπείης, ferner ein ὀγομαστιχὸν ge- schrieben; allein gewiss noch viel auffallender, dass

wir von ihm auch eins περὶ δημάτων überschrieben finden. Jedoch wage ich nicht, hier das Wort ῥήματα schon als Zeitwörter zu deuten, so lange nicht eine

solche Vermuthung durch irgend ein Fragment grössere

Sicherheit gewinnt; denn diese Bedeutung gehört als

entschieden erst einer spätern Zeit an.

Von den andern Philosophen geriethen pıE ME-

GARIKER, indem sie fanden, dass die volle Erklärung

eines Wortes oder Dinges nie zum genügenden Ab-

schlusse gebracht werden konnte, auf die merkwür-

dige Behauptung, dass der Name eines Dinges oder

das bezeichnende Wort das einzige von dem betref-

fenden Gegenstande Aussagbare sey. Getrieben von dem erfolglosen Streben nach der vollkommenen De-

finition behauptete StıLpox, behaupteten alle Megari-

ker, ἕτερον ἑτέρου μὴ xarnyogeiodeu Schon Antı- STHENES hatte gesagt, von Einem gelte nur Eins, und

was sonst noch von ihm behauptet werde, könne

allenfalls eine Vergleichung mit andern ihm ähnlichen

Dingen seyn (Aristotel. Metaphys. V, 29. VIII, 3).

Stilpon läugnete aber alle Vergleichung. Vom Pferde

wollte er nicht das Laufen ausgesagt wissen, weil

Pferd und Läufen nicht identisch sey, vom Menschen

nicht, dass er gut sey, weil die Begriffe Mensch und

gut nicht miteinander zusammenfallen. Vrgl. Plutarch.

adv. Colot. 23: Οὐ μὴν αλλὰ τὸ ἐπὶ Στίλπωνος τοιοῦ -

=. a

τὸν ἔστιν" εἰ περὶ ἵππον TO τρέχειν κατηγοροῦμεν, οὗ φησι ταὐτὸν εἶναι τῷ περὶ οὗ κατηγορεῖται τὸ κατη- γορούμενον, ἀλλ᾽ ἕτερον μὲν ἀνθρώπῳ τοῦ τί ἦν εἶναι τὸν λόγον, ἕτερον δὲ τῷ ἀγαθῷ" χαὶ πάλιν τὸ ἵππον εἶναι τοῦ τρέχοντα εἶναι διαφέρειν" ἑχατέρου γὰρ ἀπαιτούμενοι τὸν λόγον, οὐ τὸν αὐτὸν ἀποδίδομεν ὑπὲρ ἀμφοῖν. ὅϑεν ἁμαρτάνειν τοὺς ἕτερον ἐτέρου κατηγο- ραῦντας. Wäre dieser Satz in seiner starren Einseitigkeit

wahr, dürfte man kein Prädicat von einem Dinge aus-

sagen, so wäre ja alle Zusammenreihung von Haupt-

wörtern und zugeschriebenen Eigenschaftswörtern, mit-

hin alle Sprache ein grosser Irrthum des menschlichen

Geschlechts, der lebendige Organismus der Rede würde

in eine Anzahl zwar wahrer, aber beziehungsloser

Hauptwörter zerfallen, und alle Mittheilung ein für

allemal vernichtet. Allein selbst in diesem negativen

Ausspruche zeigt sich, dass das Eigenschaftswort

τρέχειν, ἀγαϑὸν εἶναι schon in das Bewusstseyn ze- treten ist, ohne doch in seiner wahren Geltung er-

kannt zu seyn,

Einen weitern Schritt, der jedoch einstweilen

unfruchtbar blieb, hatte PRoTAGoRAS gethan. Er stand

auf dem Punkte, den Unterschied des Haupt- und

Eigenschaftswortes — denn als solches müssen wir

das Verbum einstweilen noch betrachten — zu ent-

decken. Einmal nämlich hatte er die Wörter je nach

ihrem Geschlechte eingetheilt in männliche, weibliche

und sächliche; auch hatte er in den Sätzen Frage, Antwort, Befehl und Bitte unterschieden. Hieraus

erhellt, wie nahe er daran war, Geschlechtswort und

Zeitwort von Seiten der Form zu sondern. Allein er

scheint nicht dazu gekommen zu seyn, und die Schei-

dung sollte erst von der innern Bedeutung ausgehen.

p plato nn

Oyoua, Önue.

In dem tiefsinnigen Dialog, der das älteste, ja

das einzige erhältene grosse Denkmal griechischer

Sprachphilosophie ausmacht, liegen die Keime zu

manchen Fragen, die noch lange den Geist helleni-

scher Denker beschäftigen. Hier sind die Grundzüge,

oder, wenn man will, die kindlichen Anfänge der

Wurzelforschung, in denen aber doch der Missbrauch

etymologischer Spielereien sowohl von Seiten der

Werdenden, als Seyenden verspottet wird. Hier fin-

det sich auch .die erste Spaltung der Wörter in zwei

Classen. Anfänglich ist diese Sonderung noch nicht

ganz erkennbar, jedoch dringt sie im Verlaufe der

Untersuchung entschieden durch. In den meisten an-

dern Gesprächen nämlich, wo das Wort önu« vor-

kommt, bedeutet es entweder allgemein etwas Gesag-

tes, einen Ausspruch, Satz, oder im engern Sinne

ein Wort ohne weitere Unterscheidung. Allein im

Kratylus, wo Platon genöthigt war, schärfer zu

Werke zu gehen, gestaltet sich eine neue Bedeutung.

Die Hauptstelle, woraus diese hervorgeht, ist p. 39,

B. Hier wird der Ausdruck Zi φίλος angeführt:

Τοῦτο ἵνα ἀντὶ ῥήματος ὄνομα ἡμῖν γένηται, τὸ TE

ἕτερον αὐτοϑὲν ἰῶτα ἐξείλομεν καὶ ἀντὶ ὀξείας τῆς

μεσῆς συλλαβῆς βαρεῖαν ἐφϑεγξαμεϑα. Der Ausdruck Διὶ φίλος, ein Gott Lieber, ist ein önue, enthält bloss ein Prädicat, was irgend Einem, gleichviel wem,

ὁ ἢ -Ξ

beigelegt wird; um aus diesem ein ὄνομα, die Be- zeichnung eines bestimmten einzelnen Menschen, zu

machen, stösst man das zweite Jota aus, und ver-

ändert den Accent; und nun hat man Jigyılos, Gott-

lieb. Ebenso geschieht es mit andern Aussprüchen

z. B. derjenige, welcher ἀναϑρεῖ 0 ὄπωπεν wird auf diese Weise ein ἄνϑρωπος. Stallbaum bemerkt daher ganz richtig: ,„‚Deinde ῥήμα et ὄνομα ita distinguun- tur, ut hoc subiecti, quod grammatici vocant, illud

praedicati quoque notionem contineat.‘“ (Vrgl. Ast

im Lexicon Platonicum 5. v. ῥῆμα: ,‚Proprie decla-

ratio eius, quod de homine aliquo vel re praedica-

tur.“) In dieser Bedeutung erscheinen jene Aus-

drücke nun fortan im Kratylus z. B. p. 421, E., und

daraus erklärt sich, warum p. 425, A. behauptet wer-

den kann, dass aus der Verbindung derselben die

eigentliche Rede bestehe: Ex τῶν ὀνομάτων καὶ δη-

μάτων ἤδη τι καὶ καλὸν καὶ ὅλον συστήσομεν, ὥσπερ ἐχεῖ τὸ ζῶον τῇ γραφικῇ, ἐνταῦϑα τὸν λόγον τῇ 0v0- μαστικῇ ἢ ῥητορικῇ ἢ ἥτις ἐστὶν ἡ τέχνη. Vrgl. p. 431, B: Εἰ δὲ ῥήματα καὶ ὀνόματα ἔστιν οὕτω τιϑέναι, ἀνάγκῃ καὶ λόγους" λόγοι γάρ που, ὡς ἐγῴμαι, ἡ τού- των ξυνϑεσίς ἐστιν. Wenn man von diesen drei Stel-

len bloss die erste ins Auge fasst, so könnte man

versucht seyn, mit Geppert (Darstellung der gram-

matischen Kategorien S. 9. und 10.) zu behaupten,

dass das ῥῆμα nicht neben dem ὄνομα stehe, sondern

vielmehr in ihm enthalten sey, dass das 0Ovow« nur der Ausdruck und die Form des öru« genannt werde.

Allein verbinden wir mit jener ersten die Betrachtung

der beiden andern Stellen, so erhellt, dass Sokrates

dort bloss den ursprünglichen Process nach-

zuweisen versucht, die Gestaltung des ὄνομα aus dem

ῥῆμα, dass er aber hier die 'Thatsache in ihrer Wirk-.

Ξε ΝΣ

lichkeit fasst; denn, besteht die zusammenhängende

Rede, wie sie gegenwärtig gesprochen wird, aus

ὀνόματα und ῥήματα, so kann man sich ja nicht mehr Eins im Andern enthalten denken, sondern ist genö- thigt, sie gesondert nebeneinander hinzustellen. Neh-

men wir dazu, dass im Kratylus p. 426, E. schon

strenge Zeitwörter als ῥήματα erscheinen (Ἔτι δὲ ἐν

τοιοῖσδε ῥήμασιν, οἷον χρούειν, ϑραύειν, ἐρείκειν,

ϑρύπτειν, χερματίζειν, δυμβεῖν): so lässt sich eben- falls nicht mit jenem Gelehrten behaupten, dass im

Sophisten eine andere Bedeutung hervortrete, in-

dem dort Beide als Theile des einfachsten Satzes

sowohl im Verhältniss zu dem Gegenstande, den sie

zu benennen haben, wie in ihrer Entgegensetzung

durch die Rede charakterisirt würden. Allein wir

lernen freilich durch den letztern Dialog, wie genau

Platon schon die Grenzen gezogen hatte, wir schen,

wie er die Sprache als Offenbarung des Seyns be-

traehtet, was er im Kratylus p. 431, D. angedeutet

hätte durch: ὁ διὰ τῶν συλλαβῶν TE καὶ γραμμάτων

τὴν οὐσίαν τῶν πραγμάτων ἀπομιμούμενος, Wie er aber diese πραγματὰ hier in Handlung und Han-

delndes trennt, wovon die πράξις als ῥῆμα, der πρατ-

τῶν aber als ὀνομα auftritt. Die Hauptstelle im So- phist. p. 261, E. lautet also: Ἔστι γὰρ ἡμῖν που τῶν τῇ φωνῇ περὶ τὴν οὐσίαν δηλωμάτων διττὸν γένος ---

p. 262, A: Τὸ μὲν ἐπὶ ταῖς πράξεσιν ὃν δηλωμα ῥῆμα

που λέγομεν --- Τὸ δέ γ᾽ ἐπ᾽ αὐτοῖς τοῖς ἐκεῖνα πρατ-

τουσι σημεῖον τῆς φωνῆς ἐπιτέϑεν ὄνομα. Beide Sind unumgänglich nothwendig zum λόγος. Als ὀνόματα

werden angeführt λέων, ἔλαφος, ἵππος, als ῥήματα

aber βαδίζει, τρέχει, καϑεύδει. Vrgl. p. 368, D.

Arıstoteles

Varro. VI. p. 106: „De heis Aristoteles duas

partes orationis esse dieit, vocabula et verba,

ut homo et equus, et legit et currit.‘“ Cledonii ars

de part. orat. p. 1889: „‚Aristoteles duas dieit, Stoici

quinque,, multi novem, multi decem usque undecim.“

Cassiodorus p. 2323: „„Curavimus aliqua de nominis

verbique reguülis pro parte subiicere, quas recte

tantum Aristoteles orationis partes adseruit.‘* Pompeii

commentum artis Donati $. 1. (ed. Endlicher p. 510.):

‚„Partes orationis Donatus quidem VII definivit, Ari-

stoteles.., Stoici V. Ideo dixit: multi plures, multi pauciores partes orationis putant. Et si quaerimus,

Aristoteles bene definivit, nomen et verbum. Nam

reliquae velut appendices hinc originem trahunt.‘‘

Nach dem Worte Aristoteles im ersten Satze ist of-

fenbar die Zahl II. ausgefallen. Sergii in Secund.

Donati edit. p. 1837: „‚‚Principales partes orationis

sunt duae, nomen et verbum; eo quod ipsae solae

faciunt elocutionem; ut, Cicero scripsit, Virgilius fecit: et sine ipsis nulla pars implet elocutionem.

Nam quando dicimus, Ipse legens dixit, pro nomine

ponimus. Aristotelici dieunt duas esse partes oratio-

nis, nomen et verbum, Stoici quingue, grammatici

octo.“ Augustin. categor. decem c. 1: „ls igitur

(Aristoteles) nos docuit ex octo his, quas grammatici

Pr wer

partes orationis vocant, eam solam recte appellari

orationis partem, quae indicaret aliquid vocabuloque

signaret. Itaque solas orationis partes , auctore Aristo-

tele, nomen et verbum debemus accipere: ceteras

vero ex his fieri, et compagines orationis potius,

quam partes eius debere nominari. Nomen namque per-

sonam demonstrat, verbum quid quisque faciat patia-

turve.“ Isidor. I,6, 1: ‚„‚Partes orationis primus Aristo-

teles duas tradidt, nomen et verbum; Donatus

deinde octo definivit, sed omnes ad illa duo principa-

lia revertuntur, id est, ad nomen et verbum, quae

significant actum et personam. Reliquae appendices

sunt et ex his originem trahunt.“ Vrgl. II, 27, 4. und

5. Bonifacii ars (Maı. class. auct. Tom. VII. p. 475.):

‚‚Partes orationis primus Aristoteles duas fertur tra-

didisse, deinde Donatus octo definivit, sed omnes ad

illa duo principalia revertuntur.“

Ammonios zu Aristotel. de interpr. p. 103: Σω-

χράτης φησίν (Platon. Cratyl. p. 425, A.), λόγον δὲ

τὸν ἐξ @ugpolv, τοῦ TE ὀνόματος καὶ TOD ῥήματος, συγ-

χείμενον, ὡς ἂν καὶ αὐτὸς διὰ TE τούτων χαὶ τῶν ἐν

τῷ Σοφιστῇ (p. 261.) ῥηθέντων πρὸ τοῦ Agıoro-

τέλους μόνα τοῦ λόγου χυρίως μέρη τὸ ὄνομα καὶ

τὸ ὑξια εἶναι τιϑέμενος. Vrgl. p. 99.

Diese Reihe von Zeugnissen, welche bisher noch

Niemand besonders zu Poetic. c. 20. beachtet hat*),

und unter diesen namentlich das des umsichtigen

Varro wäre unerklärbar, wenn in den aristotelischen

Schriften ihre Bestätigung nicht nachweisbar wäre.

Und in der That sind die ersten Capitel der Abhand-

*) In der Recension der neuesten Ausgabe der Poetik in den

Münchener gelehrten Anzeigen 1839. hat jetzt Spengel

das erste angeführt.

— 13 -----

lung περὶ ἑρμηνείας der Grund, worauf diese Gram-

matiker die aristotelische Zweitheilung begründet ha-

ben. Da heisst es nämlich von Vorne herein: Πρῶτον

δεῖ ϑέσϑαι, τί ὄνομα χαὶ τί ῥῆμα, ἔπειτα τί ἐστιν ἀπόφασις καὶ κατάφασις zul ἀπόφανσις καὶ λόγος; und so wird im 2. Cap. ὄνομα erklärt als ein Ge- sprochenes (φωνῇ), das Etwas nach Uebereinkunft be-

zeichnet ohne Zeit, im 3. önu« als solches, welches

Etwas nach Uebereinkunft bezeichnet mit Zeit, und

als Beispiel eines Ovou« das Wort ὑγίεια, als Bei- spiel eines örue aber ὑγιαίνει angegeben. Um zu zeigen, wie sehr Poetic. c. 20. mit diesen Bestim-

mungen zusammentrifft, stelle ich sie hier vorläufig

zur Vergleichung nebeneinander:

De interpr. c. 2. ᾿ Μ \

Ὄνομα μὲν οὖν φωνη σημαν- Ν x ! γ

τιχῃῇ χατὰ συνϑήχκην ἀνξυ , -

χρόνου, 78 μηδὲν μέρος ἐστὶ σημαντιχον χεχωρισμένον.

c. 3. w r x

Ῥῆμα δέ ἔστι τὸ προσση- m u we

μαῖνον χρόνον, οὐ μέρος

οὐδὲν σημαίνει χωρίς, καὶ ἔστιν ἀεὶ τῶν καϑ᾽ ἑτέρου

, m

λεγομένων σημεῖον.

Warum Aristoteles ın

Poetic. c. 20. ) N \

Ὄνομα δ᾽ ἐστὶ φωνὴ συνϑε- ’ x y ’

τῇ, σημαντικη avev χρονοῦυ,

rg μέρος οὐδέν ἐστι χαϑ' rg HEOOS En € « Ν

αὐτὸ σημαντιίχον.

Ebendaselbst. « -“" x '

Prue δὲ φωνὴ συνϑετῆ, x \ ’ r

σημαντιχῃ μετὰ χρόνου, ἧς γφν ! ’ 4

ουδὲν μέρος σημαίνει καϑ « ’ ’ m

αὐτὸ, ὥσπερ καὶ ἐπὶ τῶν > ’

ονοματων.

der einen Stelle συνϑετή,

in der andern κατὰ συνθήκην hinzufügte, werde ich im I. Auhauge näher erläutern. Nur zwei Redetheile

erkennt Aristoteles auch an Rhetor. III, 2: Ὄντων δ᾽ ὀνομάτων χαὶ ῥημάτων, ἐξ ὧν ὁ λόγος συνέστηκεν.

wozu man noch im Anfange des Cap. hinzunehmen

ἐς a

kann: Τῶν 0’ ὀνομάτων καὶ ῥημάτων σαφῆ μὲν ποιεὲ

τὰ κύρια. Vrgl. Top. VI, 11: Ἰσόχωλος δὲ λέγεται ὁ λόγος εἶναι, ὅταν ὅσαπερ ἂν 7) τὰ συγκείμενα, τοσαῦτα καὶ ἐν. τῷ λόγῳ ὀνόματα καὶ δήματα 7. In diesem

einmal gewonnenen, durch die ausdrücklichen Worte

des Aristoteles selbst und die klarsten Aussprüche

der Grammatiker bestätigten Resultate lassen wir

uns durch keine andern Zeugnisse irre machen, we-

der durch Poetic. c. 20., dessen Bedeutsamkeit und

ganz verschiedene Bedeutung wir später darstellen

werden, noch durch die zwei sehr bekannten Nach-

richten des Dionysios von Halikarnass und Quinti-

lian, welche ihm drei Redetheile zuschreiben. Wie

dieser Irrthum entstanden ist, wird sich hoffentlich

gleich aufhellen. Aristoteles kannte keine andern

grammatischen Kategorieen d.h. selbstständigen, in sich

geschlossenen Redetheile, ohne welche die Sprache

nicht mehr Sprache d. h. Ausdruck der Gedanken

ist, als ὄνομα und ῥῆμα. Wohl aber kannte er noch andere Bindungsmittel und nähere Bestimmungen der-

selben. Die Erstern nannte er oVvdesouoı, die An-

dern ἄρϑρα. Beide kommen in verschiedenen seiner

Schriften als ganz getrennte, verschiedene particulae,

nicht partes, vor, aber sie sind nicht in sein Bewusst-

seyn getreten, als in Einem Range mit ὄνομα und ῥῆμα stehend. So erkennt er Problem. XIX. $. 20.

an, dass einige. σύνδεσμοι der hellenischen Sprache

mehr, andere minder nothwendig sind: Καϑάπερ ἐκ

τῶν λόγων ἐνίων ἐξαιρεϑέντων συνδέσμων οὐκ ἔστιν ὁ λόγος Ἑλληνικὸς, οἷον τὸ τὲ χαὶ τὸ καί, ἔνιοι δὲ

οὐδὲν λυποῦσι διὰ τὸ τοῖς μὲν ἀναγκαῖον εἶναι χρῆσϑαι πολλάκις, εἰ ἔσται λόγος, τοῖς δὲ μή, οὕτω zul τῶν

φϑόγγων ἡ μέση ὥσπερ, σύνδεσμὸς ἐστι. Die zweite Stelle, wo die Bindewörter erwähnt werden, ist Rhe-

BR

tor. II, 5. Hier wird die Kunst des Ἑλληνίζειν als in fünf Dingen bestehend angegeben, wovon das erste,

dass man sich der σύνδεσμοι gehörig bediene, dass die entsprechenden Conjunktionen einander aufnehmen,

dass auf zwar ein aber, aufich zwar ein jener

aber folge, ferner dass sie nicht zu weit voneinan-

der getrennt seyen, und nicht eine unmittelbar vor

der andern stehe: Ἔστι δ᾽ ἀρχὴ τῆς λέξεως τὸ Elln- γίξζειν: τοῦτο δ᾽ ἐστὶν Ev πέντε, πρῶτον μὲν ἔν τοῖς

συνδέσμοις, ἂν ἀποδιδῶ τις ὡς πεφύκασι πρότεροι

καὶ ὕστεροι γίγνεσϑαι ἀλλήλων, οἷον Evıoı ἀπαιτοῦσιν. ὥσπερ ὁ μέν χαὶ ὁ ἐγὼ μὲν ἀπαιτεῖ τὸν δὲ καὶ τὸν ὁ d& δεῖ δὲ ἕως μέμνηται ἀνταποδιδόναι. ἀλλή- λοις, καὶ μήτε μακρὰν ἀπαρτᾶν μήτε σύνδεσμον πρὸ συνδέσμου ἀποδιδόναι τοῦ ἀναγκαίου. ὀλιγαχοῦ γὰρ ἁρμόττει. "ἐγὼ δ᾽ ἐπεί μοι εἶπεν (HAIE γὰρ Κλέων δεόμενὸς TE καὶ ἀξιῶν) ἐπορευόμην παραλαβὼν αὐτούς.«

ἐν τούτοις γὰρ πολλοὶ πρὸ τοῦ ἀποδοϑησοβεένου συν- δέσμου 'προεμβέβληνται σύνδεσμοι. ἐὰν δὲ στολὺ τὸ μεταξὺ γένηται τοῦ ἐπορευόμην, ἀσαφές. ἕν μὲν δὴ τὸ εὖ ἐν τοῖς συνδέσμοις, δεύτερον δὲ To τοῖς ἰδίοις ὀνό-

μασι λέγειν καὶ μὴ τοῖς περιέχουσιν. τρίτον μὴ ἀμφι- βόλοις u. Ss. w. Auch hier erscheinen die Bindewörter mehr als zum Hellenismos d. h. zur klaren kunstvollen

griechischen Rede gehörig, denn als unentbehrliche,

von dem Geiste streng geforderte Redetheile. Mer-

ken wir uns nur, dass τέ- χαί, μέν. δέ nebst ihren Verwachsungen mit dem Artikel (also: ὁ μέν-ὁ δέ, ἐγὼ μέν- ὁ δέ), ἐπεέ und γάρ dem Aristoteles als σύνδεσμοι gelten. Dass er ὁ und ἐγὼ mit anführt, dass er das Pronomen zum σύνδεσμος rechnet, ist dem Beginne und der Neuheit grammatischer Kunst

zu gut zu halten, die noch nicht überall gehörig zu

sichten und zu sendern weiss. Vrgl. Rhetor. ad Alex.

-. δᾶ ὦ-

c. 26. — Eine dritte Stelle, wo er die Bindewörter

ausdrücklich bezeichnet, ist, so viel ich weiss, noch

von Niemand beachtet: Rhetor. III. 12: Τὰ ἀσύνδετα

καὶ τὸ πολλάκις τὸ αὐτὸ εἰπεῖν ἐν τῇ γραφικῇ ὀρϑῶς ἀποδοκιμάζεται, ἐν δὲ ἀγωνιστιχῇ καὶ οἱ ῥήτορες χρῶνται --- --- καὶ τὰ ἀσύνδετα ὡσαύτως" ἦλθον:

ἀπήντησα, ἐδεόμην. ἀνάγκῃ γὰρ ὑποχρίνεσϑαι, καὶ μὴ ὡς ἕν λέγοντα τῷ αὐτῷ ἤϑει καὶ τόνῳ εἰπεῖν. ἔτι ἔχει ἔδιὸν τι τὰ ἀσύνδετα, ἐν ἔσῳ γὰρ χρόνῳ πολλὰ δοκεῖ εἰρῆσϑαι. Ὃ γὰρ σύνδεσμος ἕν ποιεῖ τὰ πολλά, ὧστε, ἐὰν ἐξαιρεϑῇ, δῆλον ὅτι τοὐναντίον

ἔσται τὸ ἕν πολλα. In dieser Stelle ist das Wesen des Bindeworts so deutlich ausgesprochen, dass Ari-

stoteles es unmöglich als Eins mit dem Artikel an sich,

oder Letzteren in ihm enthalten gedacht haben kann.

Nach ihm besteht es also darin, dass es (wie hier x«t)

die Vielheit in eine Einheit zusammenfasst; fehlt es,

so lösst sich die Einheit wieder in eine Vielheit auf. Aus

dieser scharf von ihm gezeichneten Natur des Binde-

worts erhellt nur zu deutlich, dass Aristoteles den

Artikel nicht auch als solchen betrachten konnte,

welcher eine einheitlichbindende Kraft habe; eher

dürfte man gerade das Gegentheil sagen, dass er

trennende, auseinanderhaltende, wenigstens bestim-

mende und beziehende bei ihm hatte.

Ist aber hieraus schon klar geworden, dass jener

gewaltige Denker, der in die Tiefen‘ der menschlichen

Erkenntniss allseitig, wie wenige Andere, eindrang,

auch das &0 900» schon beachtete: so scheint mir diess auch daraus hervorzygehen, dass er, wie wir

später schen werden, das Geschlechtliche und die

dadurch bedingten Veränderungen der Wortformen so

genau beachtete; nun ist aber der Artikel gerade der

stete nachgiebige Begleiter einer solchen Geschlechts-

ee σὰ

änderung, eben so wie das Pronomen, für den Fall,

dass dieses als Relativum oder Demonstrativum zum

ἄρϑρον gehörte. Dass er sich nun das ἄρϑρον als getrennt vom σύνδεσμος dachte, geht unwiderleglich

aus der Rhetor. ad Alex. c. 26. hervor. Hier unter-

scheidet er τὼ χαλούμενα ἄρϑρα d.h. den eigentlichen

Artikel vom σύνδεσμος, als dessen Beispiele er ἐγὼ μέν.- σὺ δέ, σύ. σύ anführt. Vom Ersteren aber heisst es: To δὲ προσέχειν τοῖς ἄρϑροις, ὅπως ἐν τῷ δέοντι προστιϑῆται, ἐπὶ τῶνδε 090 (οὗτος ὁ ἄνϑρωπος τοῦ- τον τὸν ἄνϑρωπον ἀδικεῖ.“ νύν μὲν οὖν ἐγγινομένα τὰ ἄρϑρα σαφῆ ποιεῖ τὴν λέξιν, ἐξαιρέϑεντα δὲ ἀσαφῆ ποιήσει. Ich habe diesen einfachen Punkt so weit- läuftig auseinander setzen müssen, weil man bisher

auf Dionys von Halikarnass zu viel Gewicht legt,

welcher erst den Stoikern die Trennung von σύνδεσμος

und ἄρϑρον zuschreibt. Ob die Rhetorik an Alexan-

der, worauf sich unsere Ansicht stützt, dem Aristo-

teles zugehöre oder nicht, werden wir näher im 1].

Anhange sehen; allein selbst gesetzt, dass sie wirk-

lich von Anaximenes wäre, so gehörte sie ja doch

in die aristotelische Zeit, und aus ihr ginge jene

Trennung von Bindewort und Artikel, als vor den

Stoikern vollbracht, dennoch hervor. Für Aristoteles

also halten wir die oben angeführten Zeugnisse fest,

dass er nur ὄγομα und ῥῆμα als die beiden Hauptka-

tegorieen der Rede ansah, das Uebrige aber als Ne-

ben- und Fugenwerk hellenischer Rede betrach-

tete. Wir können also hier anwenden, was die alten

Scholiasten denjenigen antworteten, welche in den

philosophischen Kategorieen des Aristoteles Bin -

dewort und Artikel vermissten: Vrgl. Simplikios zu

Categor. p. 47: ,.,Αλλὰ διὰ Ti, φασὶν οἱ περὶ Aov- xıov, τοὺς συνδέσμους παρέλιπεν, εἰ λέξεις καὶ οὗτοι

II. 2

ee Be

σημαντικαί; οὐ γὰρ δὴ Gomuoı.“ ἢ ὅτι οὔτε προ-

ηγουμένη αὐτῶν ἐστὶν καὶ σημασία, ἀλλὰ συσσημαί-.

vovow .... ἐπιζητοῦσι δὲ χαὶ τὰ ἄρϑρα ποῦ ταχϑή- σεται. καὶ περὶ τούτων δὲ ὁ αὐτὸς λόγος" καὶ γὰρ ταῦτα οἷον συνδεσμοί εἰσι τὰ γένη προσσημαίνοντες, τὸ τε ἄρρεν καὶ τὸ ϑῆλυ ἀορίστως" οὐ γὰρ τί ἔστι dr- λοῦσι: διὸ καὶ ἀόριστα καλεῖται παρὰ τινων.

Nachdem wir auf diese Weise die Anzahl der

grammatischen Kategorieen festgestellt, bleibt uns nur

übrig, den Fortschritt anzudeuten, den Aristoteles

theils in der Begriffsbestimmung, theils in der Ein-

theilung in Unterarten gegen seine Vorgänger gethan.

Freilich würde dieser gewiss viel grossartiger seyn,

wenn nicht all dieses Grammatische aus logischer

Grundlage hervorgegangen wäre, wenn es vom Mei-

ster rein für sich als Philosophie der Sprache bear-

beitet worden. So aber mussten wir uns begnügen,

hingeworfene Acusserungen,, die wir ihres lebendigen

Zusammenhanges erst entkleiden, zusammenzustellen,

und so viel möglich, wenn nicht zu einem System,

doch zu einem widerspruchslosen Bilde zu ergänzen.

Jener Fortschritt aber, der in den oben angeführten

Definitionen gegen die platonischen erkennbar ist,

ist, um es kurz zu sagen, das Moment der Zeit,

des πότε, im Verbum, welches Aristoteles aufdeckt,

ein Moment, woraus alle spätere Conjugationslehre

sich entwickelt; im Nomen aber das des Beugefalls.

Darin aber stimmte er noch mit Platon überein, dass

er jenes als Prädicat des Nomens auffasste, zai &0- τιν ἀεὶ τῶν καϑ'᾽ ἑτέρου λεγομένων σημεῖον. Hieraus wird auch klar, wie es möglich war, dass er zuwei-

len noch das Nomen adjectivum als ῥῆμα fassen konnte. Darauf hat schon früher hingewiesen Classen

p. 54. und neuerdings Seguier la philosophie du lan-

u BE «-

gage exposee d’apres Aristote. Paris. 1838. p. 23: „Dans plus d’un endroit il reconnait comme verbes ce

qu’on nomme adjectifs. Il dit, en effet, au debut du

livre de /’Interpretation: τά μὲν οὖν ὀνόματα αὐτὰ καὶ τὰ ῥήματα ἔοικε τῷ ἄνευ συνδέσεως καὶ διαιρέσεως

νοήματι. Οἷον τὸ ἄνϑρωπος ἢ τὸ λευχὸν, ὅταν μὴ προσ- τεϑῆ τι. Les noms done et les verbes seuls res-

semblent a une pensede, sans rien qui la rattache ou

la retranche: tels sont homme et blanc, quand on n’y

ajoute pas quelque chose; ou Ammonius etablit clai-

rement que λευχὸς ici ne peut @fre, dans le sens d’Aristote, qu’un verbe. Nous lisons encore dans la

troisicme section de ce livre: αἵ προτάσεις κατὰ τὰ

ἀόριστα ἀντικείμεναι ὀνόματα καὶ δήματα, οἷον ἐπὶ τοῦ μὴ ἀνϑρωπος χαὶ μὴ δίκαιος. Toutes les propositions opposees formees de noms et de verbes indefinis tels

que μὴ ἄνϑρωπος, un δίκαιος. Plus bas il dit encore: ΠΠετατιϑέμενα τὰ ὀνόματα καὶ τὰ ῥήματα ταὐτὸν ση-

μαίνει οἷον, ἔστι λευκὸς ἄνϑρωπος, ἔστιν ἄνϑρωπος λευ- x09. Les noms et les verbes changes de place ne restent

pas moins dans leur meme premiere signification; exem-

ΡΙ6: Ἔστι λευκὸς ἄνϑρωπος, ἔστιν ἄνϑρωπος λευκός. Oü "θη voit que um δίκαιος et λευκὸς sont qualifids verbes.«

u. s.w. Aber theils aus philosophischen, mehr noch aus

rhetorisch-ästhetischen Zwecken versucht es der grie-

chische Forscher, die Hauptwörter in einzelne Clas-

sen zu theilen. Er berichtet Rhetor. 1II, 2., dass er

in den Büchern περὶ ποιήσεως eine solche Eintheilung unternommen. Uns sind einige Andeutungen erhalten.

In Categor. 6. 1. werden unterschieden 1) Ouwvvue d. h. solche Wörter, welche zwar gleich lauten, de-

ren Wesen aber ein ganz verschiedenes ist, z. B.

wenn man den Menschen und ein gemaltes Thier ein

lebendes Wesen, ζώον nennt, so haben diese zwar

2 ΟΣ

einen gemeinsamen Namen, aber cinen ganz getrenn-

ten Begriff. Daher sind die ὁμωνυμίαι wegen der

leichten Verwechselungen nach Rhetor. III, 2. vor-

züglich dem Sophisten brauchbar. Vrgl. Soph. Elench.

c. 17. Das Wesen der Homonymie für den Redner

erörtert er Rhetor. III, 11. 2) Συνώνυμα ἃ. h. solche Wörter, welche unter einen Gattungsbegriff gehören,

die aber verschieden lauten. Die Synonyma empfiehlt

er dem Dichter. Anders nannten. diese die Peripateti-

ker. Vrgl. Bekker Anecdot. p. 868: Συγωνυμόὸν ἔστι τὸ ἐν πλείοσιν ὀνόμασι μιᾷ οὐσίᾳ ὑποκείμενον, οἷον μέροψ, βρότος, ἄνϑρωπος, ἅπερ οἱ Περιπατητικοὶ πολυωνυμα λέγουσιν, ὁμώνυμα δὲ τὰ τὸ αὐτὸ γένος ἔχοντα χαὶ τὴν αὐτὴν οὐσίαν. τὸ ἄνϑρωπος, ἵππος, ἔλαφος ὁμωνυμά φασιν, ἐπεὶ τὰ τρία κατ᾽ ἀρρένων καὶ ζώων ἐλέχϑη. Was Simplikios zu den Kategorieen p. 42. berichtet: Καὶ γὰρ καὶ ὁ ᾿Αριστοτέλης ev τῷ περὶ Ποιητικῆς συνώνυμα εἶπεν εἶναι, ὧν πλείω μὲν τὰ ὀνόματα, λόγος δὲ ὁ αὐτὸς, οἷα δὴ ἐστι τὰ πολυωνυμα, τὸ te λωπιον καὶ ἱμάτιον χαὶ τὸ φᾶρος. findet sich

zwar in unserer Poetik nicht, konnte aber in der

πραγμάτεια τέχνης ποιητικῆς ἃ β' stehen. 3) Παρωνυμαὰ

d. ἢ. von Hauptwörtern abgeleitete Hauptwörter. —

Eine andere Eintheilung mehr nach rhetorischen Prin-

cipien zeigt sich Rhetor. III, 2. und Poetic. c. 21. Hier

erscheint 4) das ὄγομα κύριον d. h. das gangbare, im eigentlichen Sinne gebrauchte Hauptwort; 5) die γλώττα

oder das bloss dialektisch gebräuchliche; 6) merkwür-

diger Weise die μεταφορά, deren Eigenthümlichkeit mit unserm metaphorischen Hauptwort übereinstimmt. Vrgl.

Rhetor. III,2. Damit gleichbedeutend ist der x00u0g ;

7) das sonst bei ihm vorkommende ἐπέϑετον, d.h.

nicht das Adjektivum, sondern imieigentlichsten Sinne

das Epitheton ornans; Vrgl. Rhetor. III, 2. 6. 7.;

ee ....:

8) das πεποιημένον ὄνομα oder das von einem einzelnen Dichter aus sprachbildendem Triebe selbstgeschaffene ;

9) das ἐπεχτεταμένον d.h. das metrischer Nothwendig- keit wegen in irgend einer Form gedehnte, z.B. πόληος

statt πόλεως, Πηληϊάδεω statt Πηλείδου: 10) das

ἀφῃρημένον ἃ. h. das aus einem solchen Grunde ab- gekürzte, wie do statt δῶμα; 11) das ἐξηλλαγμένον

oder in seiner Form irgendwie veränderte, z. B. δεξι-

TEgoV statt δεξίον. Dazu kommt 12) das im Anfange

des Capitels angeführte ἁπλοῦν, das einfache, und

13) das διπλοῦν d. h. das zusammengesetzte Haupt-

wort. Vrgl. Rhetor. III, 3. Unter διπλοῦν versteht

Aristoteles eigentlich bloss das aus zwei Wörtern zu-

sammengesetzte, das aus drei nennt er τριπλοῦν u.

5. ἢ, Zusammengesetzte Hauptwörter jeder Art nennt

er de interpr. c. 2. συμιτεπλεγμένα.

Die Unbeholfenheit und Grundlosigkeit dieses Ver-

suches springt in die Augen, und aus ihm geht wie- der recht schlagend hervor, welche Anstrengungen und Umwege der menschliche Geist machen muss, ehe er zur einfachen Wahrheit gelangt. Wir dürfen

aber dergleichen Irrthümer nicht übergehen , wenn

wir eine klare Einsicht ın die allmähliche Steigerung und Ausbreitung der alten Sprachwissenschaft gewin-

nen wollen. Zugleich bemerke man, wie frühe schon ihre Richtung durch die Eigenthümlichkeiten des grie- chischen Epos bedingt wird.

Theodektes

- ’

Ὄνομα. δῆμα. σύνδεσμος.

Viele unnöthige Mühe hat manchen Neuern eine

Stelle des Dionysios de compos. verb. c. 2. gemacht, die also lautet: Ἢ σύνθεσίς ἐστιν, ὥσπερ καὶ αὐτὸ δηλοῖ τοὐύνομα, ποιὰ τις ϑέσις παρ᾽ ἄλληλα τῶν τοῦ λόγου μορίων, & δὴ καὶ στοιχεῖά τινες τῆς λέξεως χαλοῦσι. ταῦτα δὲ καὶ Θεοδέκτης μὲν καὶ ““ριστοτέλης καὶ οἱ κατ᾽ ἐκείνους φιλοσοφήσαντες τοὺς χρόνους ἄχρι

τριῶν προσήγαγον, ὀνόματα καὶ δήματα καὶ συν- δέσμους πρώτα μέρη τῆς λέξεως ποιοῦντες. οἵ δὲ

μετ᾽ αὐτοὺς γενόμενοι καὶ μάλιστα οἱ τῆς Στωϊκῆς αἷ- ρέσεως ἡγέμονες ἕως τεττάρων προὐβίβασαν, χωρίσαντες

ἀπὸ τῶν συνδέσμων τὰ ἄρϑρα. Vrgl. de vi Demosth. c. 48: Τοῖς πρώτοις μορίοις τῆς λέξεως, & δὴ στοι- χεῖα Uno τινων χαλεῖται, εἴτε τρία ταῦτ᾽ ἔστιν ὡς

Θεοδέχτῃ τε καὶ ᾿Αριστοτέλει δοκεῖ, ὀνόματα καὶ ῥήματα καὶ σύνδεσμοι, εἴτε πλείω, δύο ταῦτα ἀχο-

λουϑεῖ, μέλος χαὶ χρόνος loc. Quintilian hat, den Dio-

nysios etwas zu wörtlich benutzend, diesen ungenauen

Ausdruck in sein Werk übertragen, und die Stellung ,

in welcher beide Männer bei dem griechisehen Schrift-

steller genannt sind, verschoben, institut. orat. I, 4:

„Tum videbit ad quem hoc pertinet,, quot et quae sint

partes orationis: quamquam de numero parum convenit.

Veteres enim, quorum fuerunt Aristoteles quoque atque

Theodeetes, verba modo et nomina et toniunctiones

= WE

tradiderunt — — Paullatim a philosophis, maxime

Stoicis auctus est numerus ac primum convinctionibus

articuli adiecti“ u.s. w. Da sich nun, wie man meinte,

in der Poetik eine Achttheilung, nirgend aber eine

Spur einer Dreitheilung vorfand: so sah man sich

durch diese Nachrichten in die höchste Verlegenheit

versetzt, welche sich gewiss bis zum Räthsel hätte

steigern müssen, wenn man jene Zeugnisse von bloss

zwei Redetheilen bei Aristoteies gekannt und beachtet

hätte. Allein die ganze Sache löst sich höchst ein-

fach und natürlich auf in einer Weise, die, wie ich

jetzt sche, schon Classen de Gr. Gr. prim. p. 60.

mit den Worten angedeutet hat: ,,Nihil verisimilius

esse videtur, quam hanc Theodectis fuisse rationem,

cuius Dionysius saepe mentionem facit. Erat ille

Aristotelis fere aequalis, et praeter rhetoricam, cui

plurimum operae navabat, grammaticam colebat.‘‘ Ich

erkläre mir die Sache folgendermaassen. Aristoteles hatte eine τεχνῶν συναγωγή, ἃ. h. eine Sammlung aller

früher erschienenen rhetorischen Handbücher im Aus-

zuge herausgegeben. Vrgl. Cic. de orat. II, 38, 160:

„Aristotelem cuius et illum legi librum, in quo ex-

posuit dicendi artes omnium superiorum, et illos, in

quibus ipse sua quaedam de eadem arte dixit.“ De

invent. II, 2, 6: ,‚‚Ac veteres quidem scriptores ar-

tis, usque a principe illo atque inventore Tisia repe-

titos, unum in locum conduxit Aristoteles, et nomina-

tim cuiusque praecepta magna conquisita Cura perspicue

conscripsit, atque enodata diligenter exposuit: ac tan-

tum inventoribus ipsis suavitate et brevitate dicendi

praestitit, ut nemo illorum praecepta ex ipso-

rum libris cognoscat, sed omnes, qui, quod illi

praecipiant, velint intelligere, ad hunc, quasi ad

quendam multo commodiorem explicatorem, revertan-

BEE, WR

tur.“ Aristoteles hatte aber nicht allein seine Vor-

gänger so behandelt, sondern auch eine τεχνῆς Θεο-

δέχτου εἰσαγωγή nach Diogen. Laert. V. δ. 24., nach eigener Erwähnung Rhetor. HI, 9. Θεοδέχτεια ge-

schrieben: also in einem engen litterarischen W echsel-

verkehr zu Theodektes gestanden; denn dieser selbst

war Schüler, oder wie Maercker (de Theodectis Pha-

selitae vita et scriptis. Vratislaviae. 1835. p. 18.) will,

Zubörer des Aristoteles gewesen. Es ist ferner in

der neuesten Zeit äusserst wahrscheinlich gemacht

worden, dass, wie schon der Titel sagt, die &ioayoyr, eine blosse Vorrede zu wirklichen Schriften des Theo-

dektes, die Θεοδέχτεια hingegen ein eigentlich rhe-

torisches Compendium war. Vrgl. Goeller zu Cicero’s

orator p. 214. Waren nun nach Ciceros klarem Aus-

spruche die gedrängten Uebersichten des Aristoteles

so bequem, dass Niemand die Originalwerke mehr

las, sondern Jedermann die Ansichten der Vorgänger

und Zeitgenossen bloss aus ihm schöpfte: so ist kaum

zu zweifeln, dass auch Dionysios jene Nachricht von

der Dreitheilung aus einer aristotelischen Schrift, sey

es der εἰσαγωγή oder den Θεοδέχτεια schöpfte, und so dem Lehrer und Zuhörer zuschrieb, was bloss

Letzterem angehörte. Vielleicht hatte sich Aristote-

les, der den σύνδεσμος selbst mehrmal schon beachtet hatte, billigend oder wenigstens nicht tadelnd darüber

geäussert, dass Theodektes ihm einen höhern Rang

zuschrieb, dass Theodektes ihn, wie ὄνομα und ῥῆμα, zu den unentbehrlichen Redetheilen zählte. Er selbst

hatte ihn, wie wir oben gesehen, mehr als συσση-

μαῖνον betrachtet. Merkwürdig ist, dass, wie die

Nachrichten der Alten bald dahin lauten, dass Aristo-

teles zwei Redetheile, bald dass er drei angenommen,

so derselbe Unterschied sich im Rhetorischen vor-

zn a 5

findet, indem Einige ganz richtig sagen, dass er drei

Arten von Reden (dnyunyogıxo», ἐπιδεικτικόν, δικανικὸν)

angenommen, während Andere (bei Spengel τεχγών

συναγωγή p. 185.) ihm bloss zwei zuschreiben. Es tritt hier gerade derselbe Fall ein. Aristoteles hatte

auch die Rhetorik des Anaximenes in seine τεχνῶν

συναγωγή aufgenommen. Leicht konnte also der ur-

sprüngliche Verfasser dem Leser aus den Augen

schwinden, und der Sammler für den Urheber jener

Zweitheilung gelten.

Die Stoiker

W, , c- ’ » ,

Ὄνομα, προσηγορία, ῥῆμα, σύνδεσμος, ἄρϑρον, πανδέκτης.

Von den Stoikern wurden grammatische Unter-

suchungen in der engsten Verbindung mit der Logik

unternommen. Zu den Werken dieser Art gehören

ausser einer grossen Anzahl chrysippischer Schriften

hieher die τέχνῃ περὶ φωνῆς von Diogenes, Antipatros

περὶ λέξεων καὶ τῶν λεγομένων, Posidonios περὶ AE-

ξεως εἰσαγωγή, Archidemos περὶ φωνῆς (Diogen. Laert. VII. $. 38. und 39.) u. 5. w. Es theilte sich nämlich der logische 'Theil ihrer Philosophie in Rhetorik und

Dialektik; letztere aber hatte zwei Hauptcapitel, wo-

von das eine den äussern Laut des Wortes περὶ 07- μαινόντων oder τερὶ φωνῆς, das andere das innere

u u ὁ

Wesen zu erforschen bestimmt war, περὶ σημαινο-- μένων oder περὶ πραγμάτων. In diesen Beiden, deren

Trennung durch die ganze griechische Grammatik hin-

durch so äusserst wichtig geworden, war die Sprache

sowohl von Seiten ihrer elementarischen Form, als

ihres geistigen Inhaltes behandelt. Was die Rede-

theile betrifft, so scheinen sich besonders Diogenes

und Chrysippos mit diesen beschäftigt zu haben. Von

Letzterem werden angeführt περὶ τῆς συντάξεως καὶ στοιχείων τῶν λεγομένων πρὸς Φίλιπσπον y, ferner περὶ τῶν στοιχείων τοῦ λόγου πρός Νικίαν ἁ (Diogen. Laert. VII. $. 193.) und περὲ τῶν στοιχείων τοῦ λόγου

καὶ τῶν λεγομένων € (Ebendas. δ. 192.). Bemerkens- werth ist hier gleich der Ausdruck στοιχεῖα für μέρη, worin gewissermaassen, nur mit etwas veränderter Be-

deutung, Aristoteles Poetic. 20. Vorgänger gewesen

war. Diesen Ausdruck beachtete schon Theodosius

Alexandrinus grammat. p. 17. (ed. Göttling.) als den

Stoikern eigenthümlich: Ἰστέον δέ, ὅτε τὰ μέρη τοῦ λόγου χαλοῦσιν οἱ φιλόσοφοι στοιχεῖα' ὥσττερ γὰρ τὰ στοιχεῖα απτοτελοῦσι τὰς συλλαβᾶάς, καὶ τὰ χοσμικὰ στοιχεῖα ἀποτελοῦσι τὰ ἀνθρώπινα σώματα καὶ τὰ ἄλλα,

οὕτω καὶ ταῦτα ἀπερχόμενα ἀπαρτίζουσι τὸν λόγον.

Dazu hat R. Schmidt Stoicorum Grammatica p. 38, *)

*) Der Verfasser erwähnt auch des Streites über Analogie

und Anomalie der Sprache, und verheisst zu zeigen: „‚quem

sensim sensimque nacta fuerit ambitum, quanti evaserit et

in Homericorum carminum historia et in grammatica dis-

ciplina excolenda momenti, quanta in ingenii viribus utrin-

que excitandis et acuendis auctoritatis et salutis, qui deni-

que grammaticorum aut constanter ab alterutra steterint

parte aut utramque susceperint conciliandam.‘“ Zu diesem

schönen Beginnen rufe ich ihm ein herzliches: „„Macte;nova

virtute, puer!“ zu.

ὡς "ἠδὲ...

noch angeführt Galen. de Platon. οἱ Hippocr. dogm.

ΨΙΠΙ, 3: Kara δὲ τὸν λόγον καὶ τὰ μὲν τῆς φωνῆς

στοιχεῖα γεννᾶν πρώτας τὰς συλλαβας, εἶτ᾽ ἐξ αὐτών

γεννᾶσϑαι τὸ T ὄνομα καὶ τὸ ῥῆμα καὶ τὴν πρόϑεσιν (2):

ἄρϑρον TE καὶ σύνδεσμον, & πάλιν Χρύσιππος Ὀνομά-

ζει τοῦ λόγου στοιχεῖα. Daher findet sich auch in einigen Definitionen der Stoiker στοιχεῖον λόγου ab-

wechselnd mit μέρος λόγου, Dionysios de compos. verb. c. 2. sagt sogar, dass sich Einige des Ausdru-

ekes στοιχεῖα τῆς λέξεως bedient hätten.

Was nun die Anzahl der Sprachkategorieen be-

trifft, so schreibt Dionysios, wie wir gesehen, den

Steikern deren vier zu, und er hat darin insofern

Reeht, als diese Philosophen es zuerst waren, welche

die bei Aristoteles zwischen ovvdsauog und ἄρϑρον schon hingestellte Grenze schärfer zogen, welche

letzteren Redetheilen eine Bedeutsamkeit zuschrieben,

wie sie bei diesem noch gar nicht gehabt hatten. Aber

auch insofern kann man ihn nicht eines offenbaren

Irrthums zeihen, als er nur vier annimmt, indem die

Spaltung des ὄνομα in zwei Theile erst durch Dioge-

nes und Chrysippos bewerkstelligt worden, während,

wie Geppert (Darstellung der grammatischen Katego-

rien S. 16.) vermuthet, nicht unwahrscheinlich ist, dass

Zenon und Kleanthes nur bis zu vier gingen. Für

jene also gilt die Nachricht bei Diogen. Laert. VII.

δ. 57: Τοῦ δὲ λόγου ἐστὶ μέρη πέντε, ὡς φησι dıo- γένης τὲ ἐν τῷ περὶ φωνῆς καὶ Χρύσιππος" ὄνομα,

προσηγορία, ῥῆμα, σύνδεσμος, ἄρϑρον. Priscian I.

Ρ. 574: ,,Θοσυπάσμη Stoicos quingue sunt orationis

partes: nomen, appellatio, verbum, pronomen sive ar-

ticulus, coniunctio.‘“ Vrgl. Pompeii com. art. Donati.

δ. 1., Serg. in seeund. Donat. edit. p. 1837., Cledonii

ie δ --ὦ

ars de part, orat. p. 1889. Incerti artium. gramm.

fragm. $. 2. und 7. (p. 77. ed. Endl.) u. s. w. Fangen wir, wie billig, mit dem Hauptworte

an, so trennte man in der Stoa nach einem sehr na-

türlichen Grundsatze den Namen eines Dinges und

den eines einzelnen bestimmten Menschen. Vielleicht

hatte auf diese Sonderung der philosophische Streit,

den ich im I. Theile geschildert l:abe, ob die Namen

φύσει oder ϑέσει seyen, eingewirkt. Die meisten Na- men der Dinge der Aussen- und Innenwelt konnte

man füglich als solche ansehen, deren Bildung durch

innere Nothwendigkeit des ihr Wesen erfassenden,

wortbildenden Geistes vor sich gegangen war; bei

den Eigennamen aber liess sich nicht füglich eine we-

senhafte Identität zwischen der Person und ihrer in

der Gesellschaft gangbaren Benennung annehmen,

sondern hier sah man frühe schon, dass Uebereinkunft

und Satzung (συνϑήκη καὶ ὁμολογία) diese willkürlich oder zufällig zu veranlassen pflegten. Auf diese

Scheidung ging wohl das Werk des Chrysippos περὶ τῶν προσηγοριχῶν β΄ bei Diogen. Laert. VI. δ. 19.; denn προσηγοριχά nannte man die Erstern, ‚ovouar« aber die Letztern. Vrgl. Diogen. Laert. VII. $. 58: Ἔστι δὲ προσηγορία μὲν κατὰ τὸν Διογένην μέρος λό- yov σημαῖνον κοινὴν ποιότητα, οἷον ἄνϑρωπος, ἵππος. ὄνομα δέ ἐστε μέρος λόγου δηλοῦν ἰδίαν ποιότητα,

οἷον Διογένης, Σωχράτης. Mit den vier philosophischen

Kategorieen der Stoiker τὸ ὑποχείμενον (oder 7 οὐσία)

τὸ ποιόν, τὸ πως ἔχον, TO πρὸς Ti πως ἔχον lassen sich zwar die vier sprachlichen ganz im Allgemeinen

wohl vergleichen; es ist aber, wie mir scheint, ein

geistreicher Fehler, das ὑποκείμενον mit dem ἄρϑρον zusammenzustellen, ebenso wie das önu« mit dem πὼς ἔχον und den σύνδεσμος mit dem πρὸς τί πῶς

u Be

ἔχον — Letzteres hätte eher umgekehrt werden müs- sen —: allein bei dem Hauptworte hat freilich der

logisch - metaphysische Begriff des ποιόν eingewirkt, und durch seine Theilung in χοιρῶς und ἰδίως ποιόν die Spaltung in προσηγορία oder brou« τιροσηγορικὸν

und ὄνομα also durchdrungen, dass Ersteres eine all-

gemeine Eigenschaft, Letzteres eine besondere be-

zeichnen sollte.e Was in dieser Weise begrifflich ge-

sondert eine philosophische Begründung erhalten hatte,

suchten sie auch als in der Wirklichkeit verschieden-

artig darzustellen. Sie machten aufmerksam auf Un-

terschiede in der Flexion bei beiden Classen. Vrgl.

Bekker Anecdot. p. 842: Οἱ Στωϊκοὶ ονόματα μὲν

τὰ κύρια ἔλεγον, τὰ δὲ προσηγορικὰ οὐκ ὀνόματα. Καί φασιν ὡς διάφορος ἡ κλίσις τῶν κυρίων καὶ προσηγο-

ρικῶν: Πάρις γὰρ Πάριδος ὅτι zugiov, μάντις δὲ

μάντιος ὅτι προσηγοριχὸν --- --- Ἔτι φασίν, ἀπὸ κυρίων προσηγορικα --- --- Ἔτι τὰ χύριὰ λέγουσι μὴ ἔχειν ϑη- λυκά, τὰ προσηγορικὰ δέ. Allein es fragt sich: Las- sen sich ausser diesen Hauptarten nicht noch einige

andere Unterarten als von den Stoikern angenommen

wiedererkennen? Da diese Philosophen sich weniger

mit rhetorisch-ästhetischen Erörterungen, wie Ari-

stoteles, als mit logisch - dialektischen beschäftigten:

so müssen sich solche grammatische Verhältnisse aus

diesem Punkte entfaltet haben. Wenn nun Cicero

orat. c. 32. δ. 115. sagt: ,,Sed vel illa antiqua, vel hac Chrysippi disciplina institutus , noverit primum vim,

naturam, genera verborum et simplicium et

copulatorum‘“: so ergibt sich daraus offenbar, dass sich Chrysippos nicht mit jenen beiden Haupt-

arten begnügt, sondern die προσηγορικὰ eingetheilt hatte in ein εἶδος ἁπλοῦν und ovunenkeyus- γον, wie es auch Aristoteles schon gethan, Allein

> Dr

derselbe hatte auch, wie wir im I. Theile S. 51. schon

gesehen, in seinem Werke über Anomalie zu zeigen

versucht, dass gleiche Dinge durch ungleiche Aus-

drücke, ungleiche aber durch gleiche bezeichnet wür-

den. Hieraus lässt sich zweitens auf eine Unterab-

theilung in συνώνυμα und ὁμώνυμα zurückschlies-

sen, wovon wir noch ein praktisches Beispiel in der

Unterscheidung zwischen δοῦλος und oix&rng haben, die uns aus einem Werke des Chrysippos bei Athen.

VI. p. 267. erhalten ist. Da er aber jedes Wort als

von Natur aus zweideutig ansah (Gell. XI, 12.): so

mochte hier auch ein Theil der Lehre von den augı-

βολίαι einschlagen. Dass die Stoiker συγωνυμα an-

nahmen, bezeugt auch Simplikios zu Aristotel. Categor.

p. 43., bemerkt aber, dass sie die bei Aristoteles

gangbare Bedeutung verändert, und darunter das mit

mehreren Namen Versehene verstanden haben: Oixeıo-

τέρως δὲ ὁ Aguororeing συνώνυμα κέκληκε τὰ σὺν τῷ ὀνόματι καὶ τὸν ὁρισμὸν ἔχοντα τὸν αὐτόν, ἤπερ οἵ

Στωϊχοὶ τὰ πολλὰ ἅμα ἔχοντα ὀνόματα, ὡς Πάρις καὶ

᾿Αλέξανδρος ὁ αὐτὸς, καὶ ἁπλῶς τὰ πολυωνυμα λεγό- μενα. Nicht zu entscheiden wage ich, ob Chrysippos

unter den Hauptwörtern auch ein yevıxz0» und eidı- κὸν anerkannte, obgleich es nicht unwahrscheinlich ist, wenn man bei Diogen. Laert. VII. $. 60. f. die Worte erwägt: Γένος δέ ἐστι πλειόνων καὶ ἀναφαι- ρέτων ἐννοημάτων σύλληψις, οἷον ζῶον: τοῦτο γὰρ

περιείληφε τὰ κατά μέρος ζῶα. ἐννόημα δέ ἔστι φάντασμα διανοίας, οὔτε τε ὃν οὔτε ποιόν: ὠσανεὶ δέ τὶ ὃν καὶ ὡσανεὶ ποιόν, οἷον γίνεται ἀνατύπωμα

ἕππου καὶ μὴ πάροντος. εἶδος δέ ἐστι τὸ ὑπὸ γέ- γους περιεχόμενον, ὡς ὑπὸ τοῦ ζωου ὁ ἄνϑρωπος πε-

ριέχετα. γενιχώτατον δέ ἐστιν ὃ γένος ὃν γένος

οὐχ ἔχει, οἷον τὸ dv, εἰδικώτατον δέ ἔστιν ὃ εἶδος

τὸν δ...

ὃν εἶδος οὐκ ἔχει, ὥσπερ ὁ Σωκράτης. Dergleichen fand sich natürlich in Werken, wie περὶ εἰδῶν καὶ γενῶν πρὸς Γοργιππίδην β' (Diogen. Laert. VII. δ. 200.) von Chrysippos, vor. Mehr grammatisch sind einige andere Benennungen der Hauptwörter von Sei-

ten der Form, z. B. στερητικα (Aristotel. Metaph. IV, 22.) d.h. die mit dem « oder ἂν privativum verse-

henen, über deren Anomalie Chrysippos ohne Zweifel

in der Sehrift περὶ τῶν χατὰ στέρησιν λεγομένων πρὸς

Θέαρον & (Diogen. Laert. VII. δ. 190.) gehandelt hatte.

Ferner waren bei ihnen wohl zur eigenen Abtheilung

geworden die &vıxa und πληϑυντιχα d. ἢ. die

in einheitlicher und die in mehrheitlicher Form ge-

bräuchlichen, über welche derselbe Philosoph geschrie-

ben: (Vrgl. ebendas. $. 192. beide Stellen in anderer Beziehung angeführt von Schmidt Stoicorum gram-

matica p. 31.) so dass also für die kommenden Gram-

matiker ein reicher Fond von Unterabtheilungen des

Nomens zur weitern Ausspinnung und Verarbeitung

vorlag.

Was nun zweitens das Zeitwort betrifft, so

liess der Stoiker Diogenes das Moment der Zeit fah-

ren, welches Aristoteles in Anregung gebracht hatte,

und definirte es nach Diogen. Laert. VII. $. 58: Prua δέ ἐστι μέρος λόγου σημαῖνον ἀσύνϑετον κατη-

γόρημα. Fassen wir dazu die Nachricht bei Apollo- nios de construct. I, 8., wonach die Stoiker die bis-

herige 'Terminologie veränderten, indem sie bloss den

Infinitiv ῥῆμα, das Verbum finitum aber κατηγόρημα oder σύμβαμα nannten (ἅπαξ γὰρ ἐκεῖνο ἔστι διαλα- βεῖν ὡς πᾶν ἀπαρέμφατον ὄνομα ἔστι ῥήματος, εἴ γε χαὶ οἱ ἀπὸ τῆς στοᾶς αὐτὸ μὲν καλοῦσι ῥῆμα, τὸ δὲ

περιπατεῖ ἢ γράφει κατηγόρημα ἢ σύμβαμα καὶ ἔτι τὰς ἀπὸ τούτων ἐγκλίσεις.): so möchte es in dieser

ie WE 9...

Beziehung rathsam und aueh in anderer nicht unin-

teressant sein, etwas erschöpfender den verschiedenen

Gebrauch von xarnyoonuc oder σύμβαμὰ hier dar- zustellen *). Vor Allem ist daher zu bemerken, dass

dieses Wort in’einfacher Form bei den Stoikern

1) denjenigen einfachen Satz bedeutet, der aus

Subjekt und Verbum besteht, so dass das Subjekt im

Nominativ steht. Vrgl. Ammonios zu Aristotel. de

interpr. p. 104. (ed. Brandis): Τὸ κατηγρθρούμενον

ἤτοι ὀνόματος κατηγορεῖται ἢ πτώσεως, καὶ τούτων ἑκάτερον ἢ Tor τέλειόν ἐστιν ὡς κατηγορούμενον καὶ

μετὰ τοῦ ὑποχειμένου αὕταρχες πρὸς γένεσιν ἀποφαν- σεως, ἢ ἐλλιπὲς καὶ προσϑήκχης τινὸς δεόμενον πρὸς

τὸ τέλειον ποιῆσαι κατηγορούμενον. ἂν μὲν οὖν ὀνόμα- τὸς τι χατηγορηϑὲν ἀπόφανσιν ποιῇ κατηγόρημα καὶ ovußaue παρ᾽ αὐτοῖς ὀνομάζεται (σημαίνει γὰρ ἄμφω ταὐτὸν) ὡς τὸ περιπατεῖ, οἷον Σωκράτης περιπατεῖ"

ἂν δὲ πτώσεως, παρασύμβαμα, ὡσανεὶ παρακείμενον τῷ συριβάματι καὶ ὃν οἷον παραχατηγόρημα, ὡς ἔχει

τὸ μετάμελει, οἷον Σωλρατει μεταμέλει. Damit stimmt überein Priscian. XVIU. p. 1118: „Et. sciendum,

quod has quidem constructiones, quae per nomi-

nativum absolvuntur, Stoici ἀξεωματα νοὶ συμβάματα,

id est, dignitates vel congruitates vocabant, ut, ego

Priscianus scribo, Apollonius ambulat, Cato philoso-

phatur.“ Bei Apollonios tritt aber scheinbar in der oben angeführten Stelle der satzförmige Charakter

des σύμβαμα mehr zurück, es tritt als verbum fini-

tum auf; allein in diesem selbst, z. B. περιπατεῖ ist

ja der Gehalt des einfachsten Satzes in der That

vorhanden. Wenn es daher bei Diogen. Laert. VI.

*) Vrgl. Zeitschrift für Alterthumswissenschaft. 1839. Nr. 21,

Σὰν δ.

δ. 64. heisst: Τῶν δὲ κατηγορημάτων τὰ μέν ἔστι συμβάματα, οἷον διὰ πέτρας πλεῖν: so ist offenbar

diese Stelle verdorben. Was aber Schmidt p. 66. n.

91. als unfehlbare Verbesserung hinstellt, für διὰ πέ- toag τυλεῖν sey zu lesen Jiovı μεταμέλει, zeigt, dass er das Wesen des σύμβαμα, das er p. 64. richtig auf- gefasst, hier nicht festgehalten hat; denn es soll ja

eben ein Nominativ im Satze seyn. Ich schlage da-

her vor Jiwv περιπατεῖ, was mit den Schriftzügen stimmt, und häufig vorkommt. Vrgl. Suid. v. σύμβαμα.

2) Παρασυμβάματα nannten die Stoiker nach Ammonios denjenigen einfachen Satz, der bloss aus

einem verbum impersonale und einem Subjekt in ei-

nem obliquen Casus besteht. Priscian fasst das πα-

oeovußeue auch als Satz auf, hat aber darunter fälschlich einen solchen verstanden, der aus dem

Subjekt im Nominativ, einem verbum transitivum und

dem Objekte besteht: „‚Illas vero, quibus transitiones ab alia ad aliam fiunt personam, in quibus necesse

est cum nominativo etiam obliquum aliquem casum

proferri, παρασυμβάματα diecebant, hoc est, minus quam congruitates, ut, Cicero patriam servat.“ Pris-

cian hat hier sein Vorbild missdeutet. Apollonios

nämlich, der hier das Satzförmige mehr anerkennt, hebt es ganz ausdrücklich hervor, dass die Eigen-

thümlichkeit des zeguovußeue darin besteht, dass kein Nominativ vorhanden ist, und dass das Verbum

ein- impersonale ist. Vrgl. de coustruct. III, 32: Οὐ

μὴν τοῖς προκειμένοις τὸ τοιοῦτον σύνεστι" μεταμέλει γὰρ Σωκράτει καὶ ἔτει μέλει,τῆς ὀρϑῆς οὐ συνούσης, διὸ καὶ παρασυμβάματα αὐτὰ ἐκάλεσαν οἱ ἀπὸ τῆς

στοᾶς, τῶν ἄλλων ῥημάτων κατὰ τὰς συμβαινούσας

διαϑέσεις παρ᾽ αὐτοῖς συμβαμάτων προσαγορευομένων

7 καὶ ἔτι χατηγορημάτων. Daher halte ich es für IT. 3

en VER

ganz sicher, dass bei demselben Apollonios de pronom.

p. 406. (in Wolf’s Museum): Ἐπεὶ μετὰ ῥήματος ἢ σύνταξις τῆς εὐθείας οὖσα οὐδέποτε πλάγιον ἀναδέχε-

αι, χωρὶς εἰ μὴ ἐπὶ τῶν σεσημειωμένων συμβαμάτων

καὶ παρασυμιβαμάτων παρὰ τοῖς Στωϊχοῖς, λέγω δὲ τοῦ

μέλει χαὶ μεταμέλει. die Wörter συμβαμάτων καὶ

gestrichen werden müssen.

3) Ein solcher einfacher Ausspruch kann auch

logisch unvollständig seyn. Ammonios: Kai παλιν,

ἂν μὲν TO τοῦ ὀνόματος κατηγορούμενον δέηται προς- ϑήχης πτώσεως ὀνόματός τινος πρὸς τὸ ποιῆσαι ἀπό- φανσιν, ἔλαττον ἢ κατηγόρημα λέγεται, ὡς ἔχει τὸ φιλεῖ καὶ τὸ εὐνοεῖ, οἷον Πλάτων φιλεῖ: τούτῳ γὰρ προστεϑὲν τὸ τίνα, οἷον Δίωνα, ποιεῖ ὡρισμένην ἀπό- φανσιν τὴν" Πλάτων 4ίωνα φιλεῖ. Ist nämlich in einem

solchen Sätzchen, wie unter Nro. 1., das Zeitwort

transitiv, so muss zur Vervollständigung des Gedan-

kens, zur Bildung eines Urtheils, ein Objekt hinzutre-

ten. Ist das aber nicht der Fall, bleibt der oblique

Casus aus, dann ist nach Ammonios der Satz man-

gelhaft, er heisst ἔλαττον ἢ σύμβαμα oder ἔλατ- τον ἢ κατηγόρημα. Priscian hat also den Aus-

druck ‚‚minus quam congruitates‘‘ jedenfalls unrichtig

als παρασύμβαμα gefasst. Apollonios aber erwähnt ihn in den betreffenden Stellen nicht; dagegen können

wir ihn doch aus demselben ergänzen, indem die

4) Form eines Satzes bei ihm sich findet, welche

ἔλαττον ἢ nagaovußaue heisst, aber doch wie- der etwas verschieden von Ammonios ist: "Av δὲ τὸ τῆς

πτώσεως κατηγορούμενον N» To δεόμενον & ἑτέρᾳ συνταχϑῆ- var πλαγίᾳ πτώσει πρὸς τὸ ποιῆσαι ἀπόφανσιν, ἔλαττον

ἢ παφασύμβαμα λέγεται, ὡς ἔχει τὸ μέλει, οἷον: Σω-

κράτει ᾿“λκιβιάδους μέλει. Nämlich Σωχράτει μέλει

ist ein παρασύμβαμα; allein soll es ein Urtheil, eine

u. WE εες-

Thatsache aussprechen, so fehlt ja das Objekt, um

welches Sokrates sich bekümmert, und in dieser Be-

ziehüng (?) ist jener Satz ein ἔλαττον ἢ παρασύμβαμα oder παρακατηγύρημα. Anders hät die Sache Apol- lonios aufgefasst und zwar enger: Vrgl. de Construct.

II, 32: Koi τὸ μὲν ἀπάρτιζον τὴν διάνοιαν πταρασύμι-

βαμα, λέγω τὸ μέλει Σωχράτει --- Diesen Satz hält

er also für vollständig — τὸ δὲ ἐλλειπτικὸν ἔλαττον

ἢ παρασύμβαμα, λέγω δὴ τὸ μέλει καὶ μεταμέλει.

Wenn ich nicht irre, so hat Apollonios hier allein Recht. Nämlich nach Nr. 2. ist Σωχρατει μέλει ein παρασύμβαμα, nicht mehr und nicht weniger, fügt

man dazu ein Objekt hinzu, um das sich Sokrates

bekümmert: dann kant doch wahrlich diese Vervoll- ständigung des Gedankens kein ἔλαττον ἢ παρα- ovußeue genannt werden. Das ἔλαττον, der Mangel muss also auf andere Art zu Stande kömmen, und da

passt herrlich die Weise, wie Apollonios die Sache

auffasst. Er sagt: Σωκράτει μέλει ist ein stagaovußaue,

nehme ich davon das Subjekt weg, habe ich bloss

μέλει, es ist ein ἔλαττον ἢ σπταρασύμβαμα oder παρα. χατηγόρημα eingetreten, und diesen Namen trägt jetzt

das verbum impersonale, insofern man es logisch be-

trachtet. Hat aber Ammonios hier die Sache ver- kehrt aufgefasst, so sind wir genöthigt, rückschreitend

auch sein &larzov 7 ovVußaud zu prüfen. Πλάτων

φιλεῖ ist offenbar ein κατηγόρημα, Setze ich nun Aimva

hinzu, so kann weder Πλάτων φιλεῖ noch Πλάτων Δίωνα φιλεῖ ein ἔλαττον enthalten. Kurz die Sache ist diese. Πλάτων φιλεῖ ist ein κατηγόρημα; nimmt man das Subjekt weg, bleibt φιλεῖ, und wir haben ein ἔλαττον ἢ χατηγόρημα. Vrgl. Diogen. Laert. VII. δ. 63: Τῶν δὲ λεχτῶν τὰ μὲν λέγουσιν εἶναι αὐτοτελῆ οἱ Στωϊχοί, τὰ δ᾽ ἐλλιπῆ. Ἐλλιπῇ μὲν οὖν ἐστι τὰ

ἀναπάρτιστον ἔχοντα τὴν ἐχφοράν, οἷον, γράφει" ἐπι- ζητοῦμεν γὰρ, Τίς; «Αὐτοτελῆ δ᾽ ἐστὶ τὰ ἀπηρτισμένην ἔχοντα τὴν ἐχφορών" οἷον, γράφει Σωκράτης. Priscian endlich fügt noch ein ἀσύμβαμα hinzu ΧΥΨΠΙ. p. 8119: „Quando vero ex duobus obliquis constructio fit,

ἀσυμβάματα, id est, incongruitates, dicebant, ut, pla-

cet mihi venire ad te, sive nominibus ipsis tantum,

seu verbis hoc exigentibus.‘“ Diesen Ausdruck weiss

ich aus griechischen Grammatikern nicht nachzuwei-

sen. Ist er begründet, so wäre Nwxgareı ᾿“λκιβιάδους μέλει ein Beispiel.

Aus allen diesen Bezeichnungen, die Ammonios

merkwürdiger Weise mit den Worten schliesst: Ταῦτα

δὲ πάντα καλοῦσι ῥήματα, geht einmal hervor, dass,

wie gesagt, das aristotelische Moment der Zeit in

den Hintergrund getreten, und mehr der platonische

Begriff des Prädicats dem Verbum zuerkannt wurde;

dann aber erklärt sich auch, wie ihm der Name xar)-

γόρημα selbst manchmal zu Theil werden konnte. Das Verbum enthält in sich einen Ausspruch über

Etwas, aber einen ἀσύνϑετον d. h. keinen satzförmig

ausgedrückten, sondern einen in Ein Wort gefassten.

Dasselbe ungefähr bedeutet die Definition, die wahr-

scheinlich dem Athenodoros zugehört (vrgl. Diogen.

Laert. VII. $. 58. mit δ. 64.): Στοιχεῖον λόγου ἄπτω-

τον, σημαῖνον τι συνταχτὸν περί τινος ἢ τινῶν, οἷον γράφω, λέγω. (Cicero Tusc. IV, 9, 21: ,‚Distin- guunt illud etiam, ut libido sit earum rerum, quae

dicuntur de quodam aut quibusdam, quae κα-

τηγορήματα dialectici appellant; ut habere divitias, capere honores: indigentia rerum ipsarum est, ut ho-

norum, ut pecuniae.““) Der Begriff des Prädicats

drückt sich aber nicht allein in jenem στερί τινὸς ἢ τινῶν aus, sondern auch in dem ovvzaxrov, ἃ. h. in

u ER .:-

der Verbindung mit einem Hauptworte, die der Stoi- ker vem Zeitworte nicht abzulösen vermochte, weil

seine Begriffsbestimmung ganz aus der Logik ent-

standen war.

Aber hier ist freilich ein Fortschritt gegen Ari-

stoteles, dass die sızwoıg, die bei diesem auch noch

dem Verbum anhing, wie wir später sehen werden,

nun von demselben abgelöst worden. Was sie über

Zeiten, Modi u. s. w. lehrten, wird sich ebenfalls in

der Folge ergeben. Dort werden auch die Namen

κατηγορήματα ὕπτια, ὀρϑά und ähnliche ihre Erklärung

finden. Nur Eins dürfen wir hier nicht übergehen.

Indem diese Philosophen dem Verbum die Casus ab-

sprachen, behielten sie doch ein ῥῆμα πτωτικὸν bei,

das. gleichsam den Vermittler zwischen Haupt- und

Zeitwort ausmachte, und das sie ebendeshalb auch

δῆμα μετοχιχὸν nannten. Vrgl. Priscian a. a. O.:

„Nam participium connumerantes verbis participiale

verbum vocabant vel casuale.“ XI. p. 911: „Sie igitur supradicti philosophi etiam participium aiebant

appellationem esse reciprocam, id est, ἀγτανάκλαστον

προσηγορίαν, hoc modo, legens est lector, et lector

est legens, cursor est currens, et Currens est Cursor,

amalor est amans, et amans est amator; vel nomen

verbale vel modum verbi casuale — — Ideo autem

participium scparalim non tradebant partem orationis,

quod .nulla alia pars orationis semper in derivatione

est, nullam propriam positionem habens, nisi partici-

pium.‘“ Dass hier ein richtiges Gefühl sie leitete,

zeigt die neuere Grammatik, die es gleich ihnen dem Zueitworte wieder zuerkannte,

Wir kommen zum Bindeworte. Aristoteles hatte,

wie wir im Anhange besprechen werden, den σύνδεσ.-. «og auf der einen Seite als φωνὴ ἄσημος bezeichnet,

ἘΠ᾽ ER

auf der andern Seite aber noch in unkritischer Ver-

mengung das Pronomen zum Theil mit in dasselbe

hineingezogen. Indem ’Theodektes ihn aus der Be-

deutungslosigkeit einer blossen Bindepartikel zum

Range eines eigenen Redetheils erhob: hatte er den

Grund zu einer schärferen Beachtung und ausgedehn-

teren Behandlung gelegt. Die Stoiker definirten ihn

nach Diogen. Laert. VI. $. 58. folgendermaassen :

Zuvdsouog δέ ἐστι μέρος λόγου ἄπτωτον, συνδοῦν τὰ

μέρη τοῦ λόγου. Sie stellten also seine verbindende Kraft ebenfalls als Hauptmerkmal seines Begriffs hin,

und sprachen ihm nur alle Beugungsfälle ab, wodurch

folglich das Pronomen ganz aus seinem Bereiche weg-

fiel, hingegen alles Indeclinabile eingeschlossen wer-

den konnte. Das Bedeutsame des Bindeworts hob

besonders Posidonios in seiner Abhandlung περὶ ovv-

δέσμων hervor. Vrgl. Apollon. de coniunct. p. 480:

Ποσειδώνιος Ev τῷ περὶ συνδέσμων ἀντιλέγων πρὸς

τοὺς φάσκοντας, ὡς οἱ σύνδεσμοι οὐ δηλοῦσι μέν τι,

αὐτὸ δὲ μόνον τὴν φράσιν συνδέουσι. Aus diesem

Werke scheinen folgende Arten ven Bindewörtern

gewesen zu Seyn, die sich uns als stoisch ergeben.

1) Προϑετικχοὶ σύνδεσμοι oder die Präpositionen.

Vrgl. Priseian. I. p. 574: „‚,Praepositionem quoque

Stoici coniunctioni copulantes praepositivam coniunc-

tionem vocabant.‘‘ Apollon. de coniunct. p. 480: Ei δέοντως αἱ καλούμεναι παρὰ τοῖς γραμματικοῖς 7T00-

ϑέσεις παρὰ τοῖς Στωϊκοῖς προϑετιχοὶ σύνδεσμοι κα-

λοῦνται ἢ κατ᾽ ἐνίους συνδεσμοείδη μόρια. de construct.

IV, 1: Ἔνϑεν γὰρ οἱ ἀπὸ τῆς στοᾶς προϑετικοὺς ἐκάλουν συνδέσμους τὰς προϑέσεις, ἄμεινον ἡγησάμε- voL ἀπὸ τῆς ἐξαιρέτου συντάξεως τὴν ὀνομασίαν ϑέσϑαν ἥπερ ἀπὸ τῆς δυνάμεως, καϑάπερ οἵ τε συναπτικοὶ καὶ συμπλεχτικοὶ καὶ οἵ ὑπόλοιποι. Dionys. de comp.

en:

verb. c. 22. (Schmidt Stoicorum gram. not. 68. führt

noch an Apollon. de construct. IV, 5., Priscian XIV. p. 983.) 2) Διαζευκτικοί oder was wir heut-

zutage Coniunctiones disiunctivae nennen. Vrgl. Dio-

gen. Laert. VII. $. 72: “Διεζευγμένον δὲ ἐστιν ὃ uno τοῦ ἤτοι διαζευχτικοῦ συνδέσμου διέζευχται,

οἷον: ἤτοι ἡμέρα ἐστίν, ἢ) νύξ ἐστιν. ᾿Επαγγέλλεται δὲ ὁ σύνδεσμος οὗτος τὸ ἕτερον τῶν ἀξιωμάτων ψεῦδος εἶναι. Die Partikeln ἤτοι, 7 sind also διαζευχτικοί,

sobald sie (wie aut-aut) zwei einander aufhebende

Dinge auseinanderhalten. Ἢ kann aber auch 3) ein παραδιαζευκτικὸς seyn, sobald man dadurch nicht

zwei Dinge entgegensetzen, sondern nur aus zweien

eines wählen will (vel-vel). Die letztere Art von

Bindewörtern habe ich aber von den Stoikern nicht

ausdrücklich bezeugt gefunden, obgleich solche Com-

positionen mit sr«o« ihnen ganz geläufig sind, und auch

Apollonios, der in der Abhandlung über die Binde-

wörter Stoiker nicht selten benutzte (p. 480.), sie

erwähnt. Die διαπορητικοὺς haben sie wohl nicht

gekannt. Aber es erscheint 4) 7 in der Bedeutung

eines vergleichenden quam als (σύνδεσμος) ὁ ἐλεγ κ- τικὸς καλούμενος παρὰ τοῖς Itwixoig bei Cramer

Anecd. I. p. 189., welchen die Grammatiker διασα-

φητικὸς nennen. Sicher sind 5) αἰτεωδεις oder

causales. Vrgl. Diogen. Laert. VII. $. 72: Aitwdeg δέ ἐστιν ἀξίωμα τὸ συντασσόμενον διὰ τοῦ dLorı οἷον'

διότ᾽ ἡμέρα ἐστί, φῶς ἐστίν. So war dem Posidonios ὄφρα in ὄφρα πεποίϑῃς ein ursächliches Bindewort, hingegen in ὄφρα μὲν ἠὼς ἣν ein zeitliches Adverbium. Vrgl. Apollon. de coniunct. p. 480. 6) Συναπτικοί

oder continuativae. Diogen. Laert. VII. $. 71: Τῶν δ᾽οὺχ ἁπλῶν ἀξιωμάτων συνημμένον μέν ἐστιν, ὡς ὁ

Χρύσιππος ἐν ταῖς διαλεχτικαῖς φησι καὶ “ιογένης ἔν

ὧς er

τῇ διαλεκτικῇ τέχνῃ, τὸ συνεστὸς διὰ τοῦ εἰ συναπτι- χοῦ συνδέσμου. Ἐπαγγέλλεται δὲ ὁ σύνδεσμος οὗτος ἀκολουϑεῖν τὸ δεύτερον τῷ πρώτῳ, οἷον" εἰ ἡμέρα ἐστί, φῶς ἔστι. 7) Παρασυναπτικοί, subconti-

nuativae, zwar nicht ausdrücklich bezeugt, aber doch

wohl zu ergänzen aus den bei Diogenes daselbst fol-

genden Worten: Παρασυνημμένον δέ ἔστιν, ὡς ὁ Κρίνις φησὶν ἐν τῇ διαλεκτικῇ τέχνῃ, ἀξίωμα 0 ὑπὸ τοῦ ἐπεὶ συνδέσμου παρασυνῆπται, ἀρχόμενον ἀπ᾽ ἀξιώματος καὶ λῆγον εἰς ἀξίωμα, οἷον: ἐπεὶ ἡμέρα ἐστί, φῶς ἔστιν. ᾿Επαγγέλλεται δέ ὁ σύνδεσμος ἄχο-

λουϑεῖν TE τὸ δεύτερον τῷ πρώτῳ, καὶ τὸ πρῶτον ὑφεστάναι. Bei Apollon. de construct. IV, 11: ὁ ἐπεὶ συναπτιχὸς συγκείμενος ἐκ τοῦ εἰ συνδέσμου καὶ τῆς

ἐπί προϑέσεως, ὡς φησι καὶ Ποσειδώνιος. muss es

wohl παρασυναπτικὸς heissen. Unzweifelhaft wieder

sind 8) ἐπεφορικοί oder illativac. Vrgl. Apollon. de coniunct. p. 519: Alla μὴν καὶ ἐν τοῖς καλουμέ-

γοις πρὸς ἡμῶν μὲν συλλογιστικοῖς,, πρὸς δὲ τῶν Itwi-

κῶν ἐπιφοριχοῖς ἔστι παραδέξασϑει τὴν σημασίαν αὐ-- τῶν --- καὶ εἴρηνται μὲν ἐπιφορικοί, καϑὸ ἐπιφέρονται τοῖς λελημματισμένοις, ἀλλὰ μὴν ἡμέρα ἐστί, φῶς

ἄρα ἐστί, τοιγαροῦν φῶς ἐστί, φῶς τοίνυν ἐστί. 9) Συμπλεκτικοί, copulativae. Vrgl. Diogen. Laert.

VII. δ. 72: Συμτπεπλεγμένον δέ ἐστιν ἀξίωμα, ὃ Uno

τίνων Ouuruketieuv συνδέσμων συμπέπλεχται, οἷον"

καὶ ἡμέρα ἐστί, καὶ φῶς ἐστι. 10) Προσλ ἡπτικχοί.

Apollon. de coniunct. p. 518: Καλούμενον γοῦν ἐστιν

εὐρέσϑαι παρὰ τοῖς Σεωϊκοῖς τὸν δέ γε ὄντα προς-

ληπτικόν. τοὺς γὰρ ἀπὸ συναφῆς λόγους εἰς σχεματισ-

μὸν μετιόντας ἡ τοιαύτη σύνταξις ἢ τῶν συνδέσμων

ὑπάγεε, εἰ ἡμέρα ἐστί, φῶς ἐστίν: ἡμέρα δέ γε ἐστιν"

χαὶ ἐπεὶ ἐν προσλήψει ἐγένετο ὃ λόγος, προσληπτικοὶ

οἷ τοιοῦτοι σύνδεσμοι. 11) Παραπληρωματιεκοί.

= WM =

Ueber diese haben wir eine Notiz aus dem Stoiker Chäremon bei Apollon. de coniunct. p. 515., worin er

nachzuweisen versucht, warum diese Partikeln, ob- gleich sie bloss zur Ausfüllung dienen, doch Binde-

wörter genannt werden können. Καί φησιν Χαιρήμων

ὁ Στωϊκός, ὡς κατά τι εἴησαν ἂν σύνδεσμοι. σύνδεσμον

γάρ φησι καλεῖσϑαι χαὶ αὐτὴν τὴν φωνὴν [καὶ τὸ ἐξ

αὐ] τῆς δηλούμενον, ᾧ, λόγῳ καὶ τὰ ἡμέτερα σχήματα u. 5. w. Betrachten wir all diese Arten genauer, so

ergibt sich nur allzu deutlich, dass vielleicht mit Aus-

nahme der letzten die Namen rein aus der Logik

hervorgegangen sind. Aus den Bezeichnungen der

Urtheile sind offenbar auch die dieser Gliederungen

gebildet worden, die nachher grossentheils in die alex-

andrirische Grammatik übergingen. Uebrig ist noch das ἄρϑρον. Wenn man die

Definition betrachtet, die uns bei Diogen. Laert. VII.

$. 58. erhalten ist: “ρϑρον δέ ἐστι στοιχεῖον λόγου

πτωτιχόν, διόριζον τὰ γένη τῶν ὀνομάτων καὶ τοὺς ἀριϑμούς, οἷον" ὃ, ἡ, τὸ, οἱ, ei, τά: So sollte man

versucht seyn zu glauben, dass die Stoiker darunter

nur den bestimmten Artikel verstanden hätten. Allein

wir besitzen die klarsten Zeugnisse, dass sie den

eigentlichen Artikel als unbestimmte ἄρϑρα (ogı-

orwdn), die Pronomina hingegen als bestimmte

(ὡρισμένα) unterschieden. Schon Geppert hat ange- führt Apollon. de pronom. p. 4. (p. 264. bei Wolf):

Οἱ ἀπὸ τῆς στοᾶς ἄρϑρα καλοῦσι καὶ Tag ἀντωνυμίας,

διαφέροντα δὲ τῶν παρ᾽ ἡμῖν ἄρϑρων, ἢ ταῦτα μὲν

ὡρισμένα, ἐχεῖνα δὲ ἀοριστωδη. καὶ ὃν τρόπον, φασί, τὸ ἄρϑρον δίχως νοεῖται (ἥτε γὰρ συμβολὴ τῶν κώλων, ἐν ᾧ φαμὲν ἔξαρϑρον, καὶ αὐτὸ τὸ κῶλον, ἐν ᾧ

φαμὲν μεγάλοις ἄρϑροις κεχρῆσϑαι τὸν δεῖνα), οὕτω χαὶ τὸ ἐν τῷ λόγῳ ἄρϑρον τὸν αὐτὸν τρόπον. de

au δ 3

construct. p. 68. (I, 84.) : Ἐφ᾽ οὗ ἀοριστώδὴς ἡ σύνταξις γίνεται τοῦ ἄρϑρου. ἔνϑεν καὶ οἱ ἀπὸ τῆς στοᾶς τὰ τοιαῦτα μόρια ἀοριστωδη ἐχάλεσαν. Pris-

cian. IL p.574: „Articulos autem pronominibus connu-

merantes finitos ea articulos appellabant, ipsos autem

articulos, quibus nos caremus, infinitos articulos

dicebant, vel ut alii dicunt, articulos connumerant

pronominibus, et articularia eos pronomina vocabant.‘“

XI. p. 910: ‚,Stoici articullum et pronomen unam

partem orationis accipiebant, infinitum articulum

vocantes, quem grammatici erticulum, ei quoque

adiungentes etiam infinita nomina velrela-

tiva.“ Dieser letztere Zusatz ist bedeutsam, indem

wir daraus lernen, dass zu ihrem unbestimmten ἄρϑρον

nicht allein der Artikel ὁ, ἡ, τό, οἱ, αἵ, τά, sondern

auch die später sogenannten ὀνόματα ἐρωτηματικα, ἀόρι-

στὰ und avapogıza, folglich zig, ποῖος, πόσος, πηλίχος,

ὅστις, ὑποῖος, ὁπόσος, ὑπηλίκος, τοσοῦτος, τηλικοῦτος,

τοιοῦτος gehören. Vrgl. Priscian de XII. vers. Aen.

Ρ. 1257: ,,Haec tamen nomina praedicta plerique

Latinae artis scriptores pronomina esse infinita dixe-

runt. Nec mirum, cum Didymus quoque et multi

alii vetustissimi Graecorum inter articulos haec nu-

meraverunt. Romani vero, cum articulos non habeant,

inter pronomina posuerunt. Tanta autem videtur esse

cognatio articulorum et pronominum, quod Stoici in

una parte orationis utrumque posuisse inveniantur,

articulos finitos pronomina dicentes, quac vero gram-

matici Graecorum inter articulos ponunt, illi infinitos

dicebant esse articulos, nec non etiam supradictas

dictiones.‘“ (Diese vorhergenannten Ausdrücke waren

aber eben die infinita, interrogativa und relativa.)

Man füge hinzu ebendas. p. 1267., welche Stellen Schmidt Stoicorum gram. überschen hat. Aber ausser

τς ΕΝ νος

den obengenannten gehört auch wohl noch £xelvog

zu diesen unbestimmten ἄρϑρα, wie aus Diogen. Laert.

VII. $. 70. hervorzugehen scheint: ᾿όριστον δέ ἔστι (ἀξίωμα) τὸ συνεστὸς ἐξ ἀορίστου μορίου 3) ἀορίατων

μορίων, οἷον: τὶς περιπατεῖ, ἐκεῖνος κινεῖται. Dass sie dergleichen unbestimmte, fragende und beziehende

Fürwörter als «ogıorwön bezeichneten, lässt sich

wohl rechtfertigen, keineswegs aber, dass sie den

bestimmten Artikel so benannten, wozu mehr eine

ganz äusserliche Achnlichkeit, als innere logische

Begründung Veranlassung gab. Zu ihrem ὡρισμένον

ἄρϑρον wird dann wohl bloss das persönliche Prono- men nebst dem Possessivum und Reflexivum gehört haben, vielleicht auch das Demonstrativum. Hier

fehlen uns genauere Nachrichten. Den Namen avrw-

γυμία scheinen sie weder gebraucht, noch gekannt

zu haben.

Allein in diesen fünf Redetheilen (ὄνομα, προση-

γορία, δῆμα, σύνδεσμος, ἄρϑρον) haben wir bisher einer Ueberlieferung keine Erwähnung gethan, der

bei Priscian II. p. 574: ,,Nec non etiam adverbia

nominibus vel verbis connumerabant et quasi adiec-

tiva verborum ea nominabant.‘“ Schon Classen p. 76.

bemerkt, dass er bei den Griechen nichts Aehnliches

angetroffen habe. Aristoteles hatte das Adverbium

noch nicht als eigenen Redetheil erkannt, er zählte

es noch zum Nomen, und darin hatte er und dieje-

nigen ältern Stoiker, die ihm folgten, insofern Recht,

als etymologisch nichts Anderes daran zu erkennen

war. Andere, die es theils näher formell untersuch-

ten, theils mehr von Seiten seiner Stellung im logi-

schen Satze beachteten, fanden; dass seine Endfor-

men nicht bequem an die [des Nomens anzureihen

waren, und seine Beziehung im Urtheil mehr auf das

BER N

Verbum, als auf das Nomen ging. Letzteres scheint die erste Veranlassung zu der Benennung ἐπὶ - ῥῆμα, Ersteres aber kann es zu einer andern gewesen

seyn, die nicht so sehr in allgemeine Aufnahme kam,

sondern, so viel bekannt, bloss einem Einzelnen an-

gehörig blieb. Diogen. Laert. VI. δ. 57: Ὁ δ᾽ .4»- τίπατρος καὶ τὴν μεσότητα τίϑησιν ἐν τοῖς περὶ λέ-

ἕξεων καὶ τῶν λεγομένων. Schon Classen p. 77. ver-

muthete, dass das Wort μεσότης hier in demselben

Sinne gebraucht sey, in welchem Dionysios 'Thrax

p- 641. die Adverbia auf ὡς mit dem Namen der

μεσότητος πιαραστατικὰ bezeichnet; und Geppert S. %.

erklärt die Benennung daher, weil sie von demje-

nigen Casus der Declination abgeleitet würden, der

das Geschlecht in seiner Endung nicht unterschied, vom Genitiv Pluralis. Er vergleicht die Scholien

p. 939: Εἴρηνται μεσότητος παρ᾽ ὅσον εἰσὶ μέσα 0Q-

σενικῶν καὶ ϑηλυκῶν ὀνομάτων, und ebendaselbst Ste-

phanus: Mesooınrog λέγεται, ἐπεὶ μέσα ἐστὶν ἀρσενι- κῶν καὶ ϑηλυκῶν καὶ οὐδετέρων ἢ χαὶ τῶν δύο γενῶν, οἷον καλοί, καλαί, καλά, καλῶν, καλῶς. Wäre uns

bloss das Wort μεσότης erhalten, so könnte man leicht

auf die Vermuthung gerathen, dass damit nicht das

Adverbium , sondern das Particip gemeint war, von

dem Priscian ΧΙ. p. 913. sagt: ,,‚Mansit participium

medium inter nomen et verbum.“ Allein da hiezu

alle stützende Uecberlieferung uns abgeht, da ferner

der Ausdruck der μεσότης beim Adverbium später

heimisch blieb (vrgl. Simplik. zu Aristotel. Categor.

p. 43: Ὅϑεν καὶ τὰς νῦν καλουμένας μεσότητας [οἵ

παλοιοί] πτώσεις ἐχάλουν, οἷον τὴν ἀπὸ τοῦ ἀνδρείου πτῶσιν τὴν ἀνδρείως καὶ ἀπὸ τοῦ καλοῦ τὴν καλῶς.):

so lässt sich Classens und Gepperts Meinung nichts

Sicheres entgegenstellen. Möglich nur wäre es, dass

ee

Antipatros das Adverbium nicht so sehr 'wegen jener

formellen grammatischen Eigenthümlichkeit so benannt hätte, — denn diese passt ja doch nur auf eine ein-

zige Classe derselben, die auf wg ausgeht — sondern

dass er es aus Rücksicht auf sein Wesen den Ver-

mittler genannt, weil es von Seiten seiner Form dem

Nomen angehörte, von Seiten seiner logischen Bedeu-

tung zum Verbum sich hinneigte. Andere Stoiker

gingen noch weiter. Vrgl. Charis. II. p. 175: „Ad-

verbium Stoici, ut alias diximus, πανδέχτην vocant;

nam omnia in se capit quasi collata per saturam con-

cessa sibi rerum varia potestate.“ Vrgl. p. 171. und 173. Diese wunderbare Bezeichnung hat Geppert

S. 55. so aufgefasst, dass, wie alle Unterschiede der

organischen und anorganischen Welt in dem Begriffe

der reinen Substanz verschwinden, so das Adverbium

für alle Sprachkategorien die Darstellung der reinen

Substanz sey, die sich auf der einen Seite in den

unselbstständigen Redetheilen verflüchtige, wie sie

auf der andern die Geburtsstätte für Alles werde,

was die Sprache zu bezeichnen und der Geist zu

denken fähig sey. Sergius sagt p. 1852: ,‚Omnis

pars orationis cum desierit esse, quod cst, nihil aliud

est nisi adverbium. Ideirco si nomen desierit esse

nomen, non faciet pronomen, aut participium, sed so-

lum adverbium; nam si dicas sedulo homini dedi, no-

men est, si dicas, sedulo feci, adverbium est. Item

pronomen aliquando et adverbium est.“ u, 5. w. Ich

glaube nicht, dass die Stoiker sich die Sache so

äusserlich vorstellten, wie Sergius es darlegt, noch

so modern philosophisch , wie Geppert es deutet.

Sehen wir darauf, welche Eintheilungen die spätern

Grammatiker, die so Vieles von der Stoa ererbten,

trafen, z. B. χρόνου ὶ μεσότητος, ποιότητος, ἀριϑμοῦ ;

u ΝΣ

τοπιχά, u. 85. w.: so dürfte das Allumfassende dieses Redetheils mehr in seinen erschöpfenden Beziehungen

zur Aussenwelt, als in dem Begriffe einer reinen Sub-

stanz gelegen haben.

Nachträglich sey die flüchtige Bemerkung erlaubt,

dass das Werk des 'Tiro, welches Pandectes über-

schrieben war, vielleicht über das. Adverbium handelte.

Dafür spricht ausser dem Titel auch die einzige er-

haltene Stelle Charis. II. p. 186: ‚‚Novissime. Tiro in Pandecte non recte ait diei, adiicitque quod sua

coeperit aetate id adverbium.“ Die Erklärung des Gellius XIII, 9, 3., wo er den Titel so rechtfertigt,

als bezeichne er eine Fülle aller Dinge und Gelehr-

samkeit, wäre dann eine bloss etymologische Deutung

ohne innere Wahrheit.

Die Dialektiker*).

Der Name der Dialektiker ist bei den griechi- schen sowohl als römischen Schriftstellern ein äusserst

vieldeutiger und schwankender. Im allgemeinsten Sinne

bezeichnet er einen mit Schlüssen und dialektischen

Spitzfindigkeiten sich abgebenden Philosophen, ohne

*) Das Hauptresultat dieser Untersuchung wurde von mir ih

der Zeitschrift für Alterthumswissenschaft. 1839. Nr: 21.

und 22. mitgetheilt.

τ 8...

Rücksicht der Schule, der er angehört; und in diesem

gebraucht ihn Cicero namentlich sehr häufig z. B.

Orat. 32, 115: „‚Disputandi ratio et loquendi dialec-

ticorum sit, oratorum autem dicendi et ornandi.“

Academ. Il, 30, 97., wo von Epikur die Rede ist,

der die Dialektik ganz hintansetzt: ‚Cum hoe igitur

dialectici pugnent, id est Antiochus et Stoici: totam

enim evertit dialeciicam.‘* Hätte Cicero hier das

Wort als Bezeichnung .iner in sich geschlossenen

Schule gebraucht, so hätte er kein id est hinzuzu-

fügen sich genöthigt gefühlt. In ähnlichem allgemei-

nen Sinne finden sich dialectici bei Cic. Fin. IV, 19.,

Top 12, 53. 14, 56. So erwähnt auch Gellius XVIII,

13, 7. einen ‚‚dialecticus e Platonis diatriba ,‘“ so

versteht Tertullian. adv. haeret. c. 7: ,Viderint qui

Stoicum et Platonicum et dialecticum Christianismum protulerunt.‘“ darunter ein mit aristotelischer Philo-

sophie gefärbtes Christenthum, indem er kurz vorher

den Aristoteles als Erfinder der Dialektik angegeben

hat.

In engerer Bedeutung werden zweitens Dialekti-

ker für die Megariker genommen. Diese Meinung

hat einigen Halt in der Nachricht des Diogenes Laert.

II, 10. δ. 106: Meyagızoi προσηγορεύοντο, εἶτ᾽ ἐρι- στικοὶ; ὕστερον δὲ διαλεχτικοί, οὐς ὀὕτως ὠνόμασε

πρῶτος Διονύσιος ὁ Καρχηδόνιος, διὰ τὸ πρὸς ἐρώτη.-

σιν καὶ ἀπόκρισιν τοὺς λόγους διατίϑεσϑαι. Bemer- ken wir hier vor Allem, dass diese Benennung von

einem späten ausländischen Schriftsteller herrührt,

der sie wegen ihrer dialogischen Behandlung der Phi-

losophie also zu charakterisiren suchte: so ist nicht

zu verwundern, wenn Deycks de Megaricorum do-

ctrina p. 8. manche mit dem Beinamen der Dialekti-

ker vorkommende Philosophen von den Megarikern

vr

absonderte. Mit Recht zweifelt auch Heinr. Ritter in der Recension der genannten Schrift (in Niebuhr’s

Rhein. Mus. 1828. S. 300.), ob der Dialektiker Philon

zu den Megarikern zu rechnen sey.

In eben so specieller Bedeutung ist diese Bezeich-

nung gebraucht, wenn sie Grittens auf die Stoiker

angewandt wird. Hier hat sie insofern eine Berech-

tigung, als diese Philosophen wegen der Bedeutsam-

keit der eigentlichen Dialektik in ihrem Systeme in

sehr natürlicher Uebertragung Lehrer, Betreiber der

Dialektik heissen können. Allein es finden sich doch

auch wieder andere Stellen, in denen Dialektiker eine

specielle philosophische Sekte bezeichnen, die weder

Megariker, noch Stoiker sind.

Die Existenz dieser Dialektiker geht aus drei

Zeugnissen der Alten unwiderleglich hervor. Das

erste derselben findet sich bei Plinius Nat. Hist. pro-

oem. Plinius hatte, wie wir im I. Theile. S. 150. und

179. gesehen, ein analogetisches Werk unter dem

Titel: Libri dubii sermonis. geschrieben. Den phi-

losophischen Charakter dieses Werkes verrathen die

Litteratoren, deren Polemik er sich erweckt hatte:

„Audio et Stoicos et Dialecticos, Epicureos quo-

que (nam de grammaticis semper expectavi) parturire

adversus libellos, quos de grammatica edidi.‘“ Hier erscheinen die Dialektiker, wie aueh Harduin einsah,

und wie jeder Unbefangene einsehen muss, offenbar

als verschieden von den Stoikern; allein auch von

den Megarikern, indem deren Sekte längst unterge-

gangen war, Ebenso sicher sind andere Philosophen,

als Stoiker und Megariker,, gemeint bei Priscian II,

p. 574: „‚Partes igitur orationis sunt secundum Dia-

lecticos duae, nomen et verbum, quia hae solae

etiam per se coniunclac plenam faciunt orationem,

Pe

alias autem partes syncategoremata, hoc est, consi-

gnificantia, appellabant.‘ Hier sind sie von den Stoikern

wieder handgreiflich verschieden; demn gleich nach-

her wird von Priscian erwähnt, dass die Stoiker fünf

Redetheile ansetzten, ein Umstand, den wir früher

schon näher ins Auge gefasst. Allein auch die Me-

gariker können wieder wegen der συγκατηγορήματα

nicht angezogen werden. Nach unserer obigen Er-

örterung durften diese nicht einmal zwei Hauptkate-

goricen annehmen, indem sie behaupteten, ἕτερον ἑτέ-

ρου μὴ κατηγορεῖσϑαι, um wie viel weniger noch

gar andere συγκατηγορήματα ἐ Das dritte Zeugniss endlich gibt uns Kunde von dem Stifter der Schule

selbst. Vrgl. Diogen. Laert. prooem. 13, $. 19: Axa- Önueisng μὲν οὖν τῆς ἀρχαίας προέστη Πλάτων, τῆς

μέσης ᾿Αρχησίλαος, τῆς νέας “ακύδης" Κυρηναϊκῆς

᾿Αρίστιππος ὁ Κυρηναῖος, ᾿Ηλειακῆς Φαίδων ὁ ̓ Ηλεῖος, ἹΠεγαρικῆς Εὐκλείδης ΠΠεγαρεύς, --- --- --- Ζιαλε- κτικῆς Κλειτόμαχος Καρχηδόνιος, Περιπατητικῆς Aoı-

ororeing Σταγειρίτης, Στωϊκῆς Ζήνων Kırruevg.

Hier löst einmal die Sonderung der Megariker und

Stoiker von ihnen, dann der Name des Stifters alle

Zweifel. Letzterer ist daher einer näheren Beachtung

werth. KrırtomAcHos, dessen eigentlicher Name As-

drubas war,. war aus Karthago gebürtig und lebte

etwa um 150 vor Christi Geburt. Er heisst Poenus bei

Cicero, Καρχηδόνιος bei Diogen. Laert. IV, 10. und

Athen. IX. p. 402. Nachdem er seinen Mitbürgern

längere Zeit Philosophie, wie es scheint, in punischer

Sprache vorgetragen hatte, kam er schon vierzig

Jahre alt nach Athen, und hörte daselbst den Kar-

neades, das Haupt der neueren Akademie. Er lernte

Griechisch, wurde der vertrauteste Hausfreund des

Letzteren, und ein so fruchtbarer Schriftsteller, dass

21. 4

a 35

er nicht weniger als 400 Bücher verfertigte. Seineu

ungeheueren Fleiss würdigt auch Cicero (Academ.

II, 6, 16.), welcher ferner (Tuscul. III, 22, 54.) er-

wähnt, dass er nach Zerstörung seiner Vaterstadt

eine Trostschrift an seine in die Gefangenschaft ge- rathenen Mitbürger gerichtet habe. Auch dem Satiren-

dichter Lucilius widmete er ein Buch, aus dem Cicero

Academ. II, 32. Einiges über die Ansichten der Aka- demie mittheilt. Da nun Diogenes Laertius ausdrück-

lich behauptet, dass die Lehren des Karneades erst

durch ihn bekannt geworden, so liesse sich schon

daraus schliessen, dass alle Nachrichten bei Cicero

über Karneades aus Klitomachos geschöpft sind, wenn er es auch manchmal nicht eigenst bemerkte, z. B.

a. a. O.: „‚Explicavi paullo ante Clitomacho auctore,

quomodo ἰδία Carneades diceret.‘“ Academ. II, 45,

137: „Legi apud Clitomachum, quum Carneades‘‘ u. s. w. Als Schüler des Karneades gehörte Klito-

machos der neuern Akademie an; und als sol-

chen stellt ihn dar Athen. IX. p. 40%: Κλειτόμαχος

γοῦν ὁ Καρχηδόνιος οὐδενὸς δεύτερος τῶν ἀπὸ τῆς νέας Araönusieg κατὰ τὴν ϑεωρίαν ὧν. Cicero fügt ihm de orat. I, 11, 45. noch den Charmadas

und Aeschines hinzu. Vrgl. Sext. Empir. Pyrr- hon. Hypot. I, 1. $. 3., adv. Mathem. II. $. 20. IX, 1. δ. 1. Klitomachos aber legte es darauf an, sich von der Akademie zu trennen und in schulmäs-

sig abgeschlossener Originalität als Haupt einer neuen

Innung zu erscheinen. Darauf deutet schon der Aus-

spruch des Karneades bei Cicero Orat. 16, 5l., Kli-

tomachos sage dasselbe, was er, nur mit andern Wor-

ten, Charmadas dasselbe mit denselben Worten.

Dieses Streben nach Absonderung scheint sich auch

durch eine gesteigerte Vorliebe zur dialektischen Rich-

a ΘΝ .--.

tung, zu spitzfindigen Schlüssen kund gegeben zu

haben, deren einige von Sext. Empir. adv. Mathem.

IX. $. 182. mitgetheilt werden; durch dieselbe Absicht scheint auch sein Werk περὶ αἱρέσεων hervorgerufen

worden zu seyn, woraus bei Diogen. Laert. 11, 8.

δ. 92. angeführt wird, dass die Kyrenaiker Physik

und Dialektik für unnütze Dinge gehalten, Aus

diesem letzteren Umstande rechtfertigt sich der Name

der Schule Dialektiker vollkommen. Allein jenen

Zusammenhang mit der Akademie glauben wir

nicht allein aus äusseren Nachrichten, sondern auch

aus dem innern Grunde einer grammatischen Lehre

wiederfinden zu können. Vrgl. Priscian II. p. 574:

„Partes igitur orationis sunt secundum Dialecticos

duae, nomen et verbum, quia hae solae etiam per se

coniunctae plenam faciunt orationem.‘‘ Platon, das

Haupt der Akademie, hatte nur zwei angenommen

(vrgl. 'Plutarch. Quaestion. Platon. X.), solche Dogmen

wechselten nicht leicht; zwei behielt auch die neuere

Akademie und der aus ihr hervorgegangene Klitoma-

chos nebst seinen Anhängern bei. Allein Priscian

fügt noch hinzu: „Alias autem partes syncatego-

remata, hoc est, consignificantia appellabant.‘“ Hier

sehen wir eine offenbare Berücksichtigung späterer

Entdeckungen. Halten wir nun damit zusammen

die Nachricht bei demselben Grammatiker XI.

p. 913: „‚Itaque quibusdam philosophis placuit no-

men et verbum solas esse partes orationis, cetera

vero adminicula vel iuncturas earum, quomodo na-

vium partes sunt tabulae et trabes, cetera autem,

id est, cera, stuppa et clavi et similia, vincula et

conglutinationes partium navis, hoc est, tabularum

et trabium, non partes navis dicuntur.‘* — wozu bei-

läufig bemerkt die Originalworte sich finden bei Am-

-- ἜΝ ὦ

monios zu Aristoteles de interpr. p. 99: Ὥσπερ γὰρ τῆς γέως αἱ μὲν σανίδες εἰσὶ τὰ κυρίως μέρη, γόμφοι δὲ καὶ λίνος χαὶ πίττα συνδέσεως αὐτῶν καὶ τῆς τοῦ

ὅλου ἑνώσεως Evexa παραλαμβάνονται, τὸν αὐτὸν τρό-

πον χαὶ τῷ λόγῳ σύνδεσμοι καὶ ἄρϑρα καὶ προϑέσεις καὶ αὐτὰ τὰ ἐπιῤῥήματα γόμφων τινῶν χρείαν ἀποπλη- ροῦσιν — ‚halten wir also diese mit der obigen Nach-

richt zusammen: so erhellet, dass unter den quibus-

dam philosophis eben nur die Dialektiker zu verste-

hen sind. Allein was den Geist der ausgesprochenen

Ansicht selbst betrifft, so treffen wir ja merkwürdiger

Weise einen peripatetischen Grundsatz hier an, indem

wir oben fanden, dass Aristoteles ἄρϑρον und σύνδεσ- μος nur als συγκατηγορήματα (‚„Ccompagines orationis“

bei Augustin) betrachtete. Einen Zusammenhang der

Dialektiker auch mit den Peripatetikern wären wir

also zu vermuthen berechtigt, wenn auch nicht das bestätigende Zeugniss des Diogenes Laert. IV, 10.

über Klitomachos hinzuträte, wornach er heisst: 4vng ἐν ταῖς τρισὶν αἱρέσεσι διατρίψας, ἔν τε τῇ Axadn- μαϊΐϊχῃῇ καὶ Περιπατητικῇ καὶ Itwixn.

Aber auch drittens an stoischen Grundsätzen soll

wenigstens der Urheber der Schule Theil genommen

haben. Die neuere Akademie als solche hatte sich

in einigen Punkten der Stoa hingegeben; jedoch lässt

sich vielleicht selbst in den uns hier beschäftigenden

grammatischen Kategorieen ein Einfluss auf die Dia-

lektiker nachweisen. Aufmerksamkeit vor Allem ver-

dient eine Stelle des Plutarch Quaestion. Platon. X:

Τοῦτο (ἀξίωμα) δ᾽ ἐξ ὀνόματος καὶ ῥήματος συνέστη -

χεν, ὦν τὸ μὲν πτῶσιν οἱ διαλεχτικοί, τὸ δὲ κατηγόρημα

χαλοῦσιν. Geleitet durch die gangbare Ansicht, welche

bloss Stoiker oder Megariker in ihnen sieht, glaubte

Classen p. 50. hier die Stoiker als jene Dialektiker

u une

annehmen zu müssen, welche das Hauptwort πτώσις, das Zeitwort κατηγόρημα genannt hätten. Darin be-

stätigte ihn die Nachricht bei Apollonios de construct.

I, 8., dass die Stoiker den Infinitiv önue, das Verbum finitum aber χατηγόρημα oder σύμβαμα nannten. Es

fragt sich vorerst, in welchem Sinne. Plutarch den

Ausdruck οὗ διαλεκτικοί brauche. In derselben Quae-

stio Platon. X. c. 4. steht er in der ganz allgemeinen

Bedeutung für solche, die sich mit dialektischen

Schlüssen abgeben : To δὲ τοὺς διαλεχτικοὺς μάλιστα

συνδέσμων δεῖσϑαι πρὸς τὰς τῶν ἀξιωμάτων συναφὰς

καὶ συμπλοκὰς καὶ διαζεύξεις. Allein c. 6. scheint er doch auf eine besondere Schule zu gehen: Οἱ δὲ διαλεχτικοὶ τὰ τοιαῦτα (τὰς μετοχάς) καλοῦσιν ἀνα- κλάστους, οἷον ὁ φρονῶν ἀπὸ τοῦ Φρονίμου καὶ ὁ σω- φρονῶν ἀπὸ τοῦ Σωφρονὸς ἔστιν, ὡς ὀνομάτων καὶ

προσηγορίαν καὶ δύναμιν ἔχοντα *). Auch hier kann man leicht versucht seyn, an die Stoiker zu denken;

denn von ihnen berichtet Priscian XI. p. 911: „Sic

igitur Supradicti philosophi etiam participium aiebant

appellationem esse reciprocam, id est, ἀντανάκλαστον

προσηγορίαν, hoc modo: legens est lector, et lector

legens: et cursor est currens, et currens cursor:

amator est amans, et amans amator.‘“ Abgesehen

von der verschiedenen Form in beiden Stellen —

ἀναχλάστους und ἀνταγάχλαστον --- so ist die Erörte-

rung auch nicht gleich. Plutarch spricht davon, dass

die Participia deshalb umgebogene (Namen oder Haupt-

wörter) heissen, weil sie sich sowohl wie Namen,

als auch wie Appellativa brauchen lassen. Nach Pris-

*) Zu lesen schlage ich vor ὡς ὀγομάτων καὶ προςφηγοριῶν δύνα--

μιν ἔχοντα.

cian heissen sie umgebogene oder zurückbeziehende

Appellativa, weil sie ebenso gut als Hauptwort, wie

als eigentliches Particip gelten können. Nach Beiden

ist die Verwechslung oder Verschiebung der Bedeutung

der Grund, warum jene Philosophen sie so merkwür-

dig benannten. Hier also wäre cs möglich, dass die

Dialektiker bei Plutarch von den Stoikern verschieden

wären, dass sie aber von Letzteren Anklänge der

Lehre über das Particip herübergenommen hätten.

Gerade so unbestimmt müssen wir uns über die erste

Stelle bei Plutarch aussprechen. An die Stoiker können

wir deshalb nicht gut denken, weil wir aus keiner

sichern Thatsache beweisen können , dass sie πτῶσις

je für das Hauptwort allein gebraucht haben. Wenn

es bei Diogenes Laert. VII. δ. 70. heisst: Kearnyo- ρικὸν δέ ἐστι TO συνεστὸς ἐκ πτώσεως ὀρϑῆς καὶ

κατηγορήματος, οἷον" Δίων περιπατεῖ. Καταγορευτικὸν

δέ ἐστι τὸ συνεστὸς ἐκ πτώσεως ὀρϑῆς δεικτικῆς

καὶ χατηγορήματος, οἷον: Οὗτος στεριπατεῖ: So kann

das eine bloss zusammengezogene Ausdrucksweise

seyn für ὀνόματος ἕν πτώσει 0097 und ὀνόματος oder ἄρϑρου δειχτικοῦ ἐν πτώσει 0097. Was Classen p. 51. dafür anführt, beweist nur, dass die Stoiker

in den Streitigkeiten über die Casus mit den Peripa-

tetikern den Ausdruck 0997 πτῶσις nach ihren sprach- philosophischen Principien zu erklären suchten. Ge-

wagt und nicht zu billigen ist es, wenn Seguier la

philosophie du langage exposee d’apres Aristote p. 43.

πτῶσιν verändern will: ‚„‚Le texte porte πτῶσιν, qui est

evidemment une faute de copiste. Car πτῶσις ne

peut jamais signifier le sujet. C’est la chute d’un

premier etat que le sujet constitue. Dfailleurs les

mots techniques n’admettent pas d’equivalent. On doit

donc regarder comme incontestable le retablissement

Ei “ον

de ὑποκείμενον.“ Ich erlaube mir, an der Richtigkeit dieser Aenderung zu zweifeln; πτῶσις kann eben so

gut das Nomen bedeuten, wie χρόνοι das Verbum;

und dass Letzteres geschehen ist, sehen wir aus

Theodos. Alex. p. 143: Ἐπεὶ δὲ καὶ τὰ ῥήματα Eveg-

γείας καὶ πάϑη δηλοῦσι, τὰ δὲ πάϑη καὶ ἐνέργειαι Ev

χρόνῳ πάντως εἰσί, διὰ τοῦτο zul αὐτὰ τὰ ῥήματα

παρὰ τῷ τεχνικῷ χρόνοι ὠνομάσϑησαν. Die Stoiker mithin nannten, so viel wir wissen, das Nomen nicht

πτῶσις. Wären also die Dialektiker darin von ihnen

verschieden, so hätten sie doch in der Benennung

κατηγόρημα für das Zeitwort wieder ihren Zusam-

menhang mit der Stoa nicht verläugnet; und die Be-

nennung συγκατηγορήματα, die sie den unbedeutendern

Redetheilen gaben, würde sich daran ergänzend an-

lehnen.

Fassen wir die hier gegebenen Momente zusam-

men, so erkennen wir in den Dialektikern eine von

Klitomachos, mithin aus der neuern Akademie, her-

vorgegangene Schule, die in sich peripatetische und

stoische Ansichten mit Auswahl verarbeitete und in

dialektischer Form reproducirte. In der Lehre über

die sprachlichen Kategorieen halten sie an den beiden

schon von Platon aufgestellten fest, fügen denselben

die kleineren nach aristotelischer Weise als Neben-

werk bei, und scheinen dabei sich stoischer Namen

zu bedienen.

Zenodot. Dionysodoros. Tyrannion.

Das Pronomen.

So war nun die Anzahl der Redetheile unter phi-

losophischen Erörterungen von den Stoikern zu fünf,

und wenn wir das Nomen als gespalten in σεροσηγορία und ὄνομα denken, zu sechs herangebildet worden.

Mit den Anfängen der Kritik an Homer, mit der durch

Zeenodot und seine Nachfolger beginnenden, keck ab-

schleifenden Diorthose scheint die Entwicklung auch

der übrigen Kategorieen vor sich gegangen zu seyn.

Wir können es also von nun an als unterscheidendes

Merkmal gegen die frühere Zeit hinstellen, dass nicht

mehr aus philosophischen Deduktionen oder logischer

Analyse der Sprache die fortgehende Trennung sich

gestaltet, sondern dass sie fortan angeklammert an

Homer, als dem reichsten Hort der Sprache, prüfend

versucht, was etwa noch zu gewinnen war. Nun

wissen wir, dass die Stoiker Artikel und Pronomen

noch mit dem gemeinsamen Namen ἄρϑρον bezeichneten,

dass sie aber selbst schon gemerkt hatten, dass nicht

Alles, was sie darunter zusammenfassten, völlig har-

monire; sie nannten daher den Artikel nebst dem Prono-

men relativum, infinitum und interrogativum ἀοριστῶδες,

das persönliche Pronomen aber ὡρισμένον ἄρϑρον.

Konnte also die Scheidung des Letzteren von Seiten

des Artikels vor sich geben, so möchte ich es doch

A ̓ Ξ

auch nicht gerade für.einen Irrtthum ansehen, wenn

Dionys. de comp. verb. c. 2. sie als von Seiten des

Nomens bewerkstelligt sich denkt: Ἕτεροι δὲ καὶ τὰς ἀντωνυμίας ἀποζεύξαντες ἀπὸ τῶν ὀνομάτων Exrov στοιχεῖον τοῦτο Erroinoev; denn bei solchen Entde-

ckungen sind gewöhnlich mehrfache Ursachen thätig,

Als Urheber dieser Entdeckung betrachte ich Ze-

nodot, den ersten homerischen Diorthoten. Warum

aber ihn gerade? Weil wir vor ihm keine Erwäh-

nung finden, dass es besonders bearbeitet worden,

während es feststeht, dass er dasselbe in seiner Aus-

gabe des Homer vielfach berücksichtigte und änderte.

So kommen bloss in den Scholien zur Ilias (ed, Bek-

ker. ind.) nicht weniger als sechs und zwanzig Stel-

len vor, worin er Veränderungen mit dem Pronomen

vornahm. Vrgl. Apollon. de pronom. p.357. 397. 400.,

de construct. III, 9. Ebendaselbst II, 21: Jeixvvrau οὖν ὡς οὐ παρὰ τὰς avrwvvulag Ζηνόδοτος ἥμαρτε,

παρὰ δὲ τὸ Ὁμηρικὸν ἔϑος u. 5. w. II, 22: Ἐπεὶ οὖν προήλθομεν εἰς τὰς ἀντωνυμικὰς γραφὰς

τοῦ Ζηνοδότου, οὐ παρέλκει καὶ περὶ τοῦ --- τίς τ᾽ ἂρ

σφωΐ --- διαλαβεῖν. Hiemit verbinde man seinen stren-

gen Gebrauch des Artikels, so wird es äusserst walır-

scheinlich, dass er es war, durch dessen Diorthose

des Homer sich Artikel und Pronomen zuerst ganz

voneinander schieden, und Letzteres als selbstständi- ger Redetheil auftrat.

Nicht bestimmt möchte ich aber damit ausspre-

chen, dass Zenodot schon den. Namen ἀντωνυμία

gekannt: vielleicht dauerte es noch längere Zeit, ehe

dieser allgemein aufkam. So nannte der Alexandriner

DıoxysoDoros aus 'Trözen, derselbe ohne Zweifel, der

die Briefe des Ptolemäos Soter herausgegeben hat,

die Pronomina sr@govoueoiug, welches Apollonios de

= we

pronom. p. 262. als ‚,‚bei dem Nomen stehende‘‘ zu

fassen scheint, indem er behauptet, auch andere Aus-

drücke, die nicht Pronomina seyen, ständen bei dem

Nomen, und eigentlich könne man nur von den Pro-

nomina possessiva sagen, dass sie beim Nomen sich

befänden, hingegen ἐγω, νῶϊ und alle ursprünglichen

seyen selbstständiger Natur: .4“λλὰ μὴν οὐδὲ κατὰ τὸν τοῦ Τροιζηνίου ΖΔιονυσοδώρου λόγον παρονομασίας κλη- τέον, ἐπεὶ καὶ ἄλλα ἔν τισι παρονομάζεται" πεπρωδὴς

τε γὰρ καὶ ἐργατίνης" καὶ ἴσως οὐκ ἄλλαι τινὲς παρα- ληφϑήσονται ἢ ai κτητικαί, ἐπεὶ ἡ ἐγω χαὶ ἡ νῶϊ καὶ πᾶσαι αἵ πρωτότυποι ϑεματικαί. Allein vielleicht

sagte Dionysodoros durch jene Benennung doch nichts

so Ungescheidtes, wenn das παρὰ hier nicht so sehr bei als an hiesse, mithin σπταρονομασία so viel wäre als eine Beziehung auf das Nomen, was sich als gar

nicht unmöglich herausstellt, wenn wir den rhetori-

schen Gebrauch dieses Wortes betrachten, wonach

es z. B. Quintilian IX, 3. mit agnominatio übergetzt.

Mangelhafter scheint es mir, wenn TYRANNION

sie Bezeichnungen (σημειώσεις) nannte, indem dieser

Ausdruck doch gar zu allgemein ist, und nichts von

dem eigentlichen Wesen des Pronomens enthält. Vrgl.

Apollon. a. a. Ὁ. Derselbe 'Tyrannion verfiel in einen

ganz gleichen Fehler bei seiner Definition der Gram-

matik, indem er nach Bekker. Anecdot. p. 668. sagte:

Γραμματικὴ ἔστι ϑεωρία μιμήσεως. Es scheint aber dieser 'Tyrannion derjenige Grammatiker zu seyn,

den uns Suidas als Freigelassenen der Terentia, der

Gemahlin des Cicero, angibt. Dieser hatte aber

ausser mehren andern grammatischen Werken auch

eins über die Redetheile verfasst, aus dem ebenda-

selbst folgendes merkwürdige Bruchstück erhalten

ist: Περὶ τῶν μερῶν τοῦ λόγου, ἐν ᾧ λέγει μὲν

a ἐώ:

ἄτομα εἶναι τὰ κύρια ὀνόματα, ϑεματιχὰ δὲ τὰ προσ- ηγορικά, ἀϑέματα δὲ τὰ μετοχικά. Aus diesem Bruch-

stücke scheint hervorzugehen, dass Tyrannion nicht

die acht Kategorieen anerkannte, die später herrschend

waren. Eine Neigung zur Stoa zeigt sich scheinbar

in der Unterordnung der μετοχιχα ὀνόματα, allein auch diese verschwindet, wenn wir bedenken, dass

bei dieser das Particip zu dem Verbum, bei ihm aber

zum Nomen gehörte. Er war mithin einer der we-

nigen Grammatiker, die ihren eigenen Weg gingen,

A rista rc ἢ.

Präposition und Particip.

Durch Zenodot war also die sechste — nach

stoischer Rechnung die siebente — Kategorie in die

Reihenfolge eingetreten. Aristarch folgte nicht der

Stoa, er schob die προσηγορία als eine Unterart un-

ter das Nomen. Vrgl. Quintilian I, 4: ,Alii tamen

ex idoneis duntaxat auctoribus octo partes Secuti sunt,

ut Aristarchus et aetate nostra Palaemo, qui vocabu-

lum sive appellationem nomini subiecerunt tanquam

species eius.‘“ Da wir keinen Grund haben, an der

Richtigkeit dieser Angabe zu zweifeln, so bleiben

uns zwei Redetheile übrig, die bei ihm neu einge-

treten seyn müssen. Das ist erstens die Präpo-

sition.

ὦ ἾΝ Ὁ

Zwar deutet Galen in einer oben angeführten

Stelle an, dass Chrysippos schon die Präposition ge-

kannt; allein es ist diess entweder ein Irrthum des

Schriftstellers oder des Abschreibers (πρόϑεσιν statt ro00nyooluv); denn wir wissen aus andern ausdrück-

lichen Zeugnissen, dass sie nicht: unter den fünfen

der Stoiker stand, wir wissen ferner, dass sie die-

selben zu dem Bindeworte unter dem Namen der

προϑετικοὶ σύνδεσμοι zählten; und endlich berichtet Dionysios von Halikarnass, dass die Feststellung

derselben als Ablösung vom Bindeworte sich bemerk-

lich machte; de comp. verb. c. 2: Oi δὲ χαὶ τὰ ἐπιῤῥήματα διεῖλον ἀπὸ τῶν ῥημάτων, καὶ τὰς προ.

ϑέσεις ἀπὸ τῶν συνδέσμων. Aristarch aber war, wenn ich nicht ganz irre, der Erste, der die Präpo-

sition mit in den Kreis der πρῶτα μόρια aufnahm.

Wir haben zwar auch darüber keine direkte Nach-

richt; allein da wieder der Fall eintritt, dass sie vor

ihm *) in dieser Eigenschaft nicht ‘nachweisbar ist,

bei ihm aber unter den acht Redetheilen erscheinen

muss, da auch ferner wieder in den ihm angehörigen

Scholien ein bedeutender Theil aristarchischer Bemer-

kungen sich mit der Präposition beschäftigt: so be-

rechtigt hier Alles ganz einfach zu diesem Resultate.

In dem trefflichen Index zu den Bekker’schen Scholien

der Ilias allein sind nicht weniger als dreissig Stellen

*) Ich läugne damit nicht, dass nicht schon Zenodotos die

Entdeckung vorbereitet, vielleicht sogar den Grundgedan-

ken .hergegeben hatte. Vrgl. Etymol, Magn. s. v. Augıo-

βητεῖν — — ὁ δὲ Ζηνόδοτος, ὅτι δύναται μὴ παρὰ τὴν ἀμφί

συγκεῖςϑαι πρόϑεσιν, ἀλλὰ παρὰ τὸ ἀμφίς ἐπίῤῥημα. Die Aus-

drücke πρόϑεσι: und ἐπίῤῥημα können jedoch Zusätze des

Sammlers seyn.

—. 6 —

p- 819. bei dem Artikel ‚de discrimine praepositionum,“ ausserdem noch zehn p. 818. ‚‚de consonis praeposi-

tionum extremis non mutandis‘ mehre auch ‚‚de con-

iungendis disiungendisve vocabulis‘‘ aufgeführt.

Keine so leichte Arbeit haben wir, den achten

Redetheil zu finden, um jene Zahl zu vollenden. Die

Interjektion haben die Römer erst hinzugefügt, das

Adjektivum hat das ganze Alterthum nie als Katego-

rie anerkannt; es bliebe also nur das Participium

möglich. Allein hier steht uns eine Stelle entge-

gen, welche zu lehren scheint, dass Tryphon, der

unter Augustus lebte und schrieb, dasselbe zuerst

vom Verbum getrennt habe. Diese findet sich bei

Priscian XI. p. 909: ,,Qui tertio loco participium

posuerunt, rectius fecisse videntur. Quum enim no-

men et verbum primum et secundum tenuerint locum,

participium , quod ex utroque nascitur, sequentem iure

exigit. Quaesitum tamen est, an bene separaverint

id ab aliis partibus grammatici. Et primus Trypho,

quem Apollonius quoque sequitur, maximus auctor

artis grammaticae‘‘“ Zu ’Trypho könnte man allen- falls ergänzen: quaesivit, allein das Natürlichste ist

doch: separavit, und dass Priscian diess gewollt hat,

zeigt auch die darauf folgende Erörterung, dass die

Stoiker das Participium zum Verbum gezogen, dass

es aber dazu nicht gehören könne, weil es ausser

den Zeiten noch Casus habe. Wäre diess richtig,

dass erst Tryphon die μετοχή abgelöst hätte, so könnte

es natürlich Aristarchs achte Kategorie nicht seyn.

Allein, wenn wir die Chronologie um Rath fragen,

so ergibt sich Priseians Angabe als unrichtig. Tryphon,

der unter Augustus, wie gesagt, lebte, war der Sohn

des Aristarcheers Ammonios. Er konnte also den M.

Terentius Varro, der ein hohes Alter erreichte, zwar

Pre ΣΣ

noch sehen, aber schwerlich auf sein Werk de lingua Latina Einfluss haben, da dessen Abfassung schon

vor das Jahr 710. der Erb. Roms fällt- In diesem

aber stand das Particip, wie sich später ergeben wird,

schon in jenem Range, Gleichzeitig damit schrieb

ungefähr Dionysios Thrax, bei dem es ebenfalls er-

scheint. Da nun diese Umstände, so wie das Zeug-

niss des Quintilian hier wieder auf Aristarch hinwei-

sen, nebme ich keinen Anstand, auch diesen achten

Redetheil als von dem γραμματικώτατος aller alexan- drinischen Philologen ausgegangen zu behaupten.

Was die übrigen Redetheile betrifft, so sind uns

hier ebenfalls sehr wenige Bruchstücke erhalten, aus

denen wir auf seine allgemeine Theorie zurückzu-

schliessen, und sie einigermaassen herzustellen ver-

möchten. Nur so viellernen wir in Hinsicht des N o-

mens aus der oben angeführten Stelle Quintilians, dass er die ὀνόματα in εἴδη getheilt, und dass unter diesen auch das προσηγορικὸν war. Ferner aber wissen wir, dass er ein ἁπλοῦν σχῆμα und ein σύνϑετον im Nomen anerkannte. Vrgl. Charis. I. p. 93: ,Ari-

starchus discipulus eius addidit, ne unquam simplicia

compositis aptemus.“ Wahrscheinlich ist also auf

ihn zu beziehen Varro I. 1. VII. p. 119: ‚Quoniam

est vocabulorum genus, quod appellant compositum,

et negant conferri id oportere cum simpli-

cibus, de quibus adhuc dixi, de compositeis sepa-

ratim dicam.‘“ Wichtiger ist, was uns aus seiner

Lehre über das Wesen des Pronomens gerettet

ist. Er erkannte nämlich in demselben das Persön-

liche als Hauptmerkmal an. Vrgl. Apollon. de pro-

nom. p. 261: ᾿“ρίσταρχος λέξεις κατὰ πρόσωπα συ-

ζύγους ἐχάλεσε. τὰς ἀντωνυμίας. de construct. II, 5., woraus geschöpft hat Priscian XVII. p. 1065: .,)6-

u ς.:

finiuntur autem personae pronominum non solum de-

monstratione, quae praesentium cognitionem sub ocu-

lis ostendit, sed etiam relatione, quae absentium re-

cognitionem habet. Itaque bene dicebat Aristarchus,

coniuga esse personis pronomina, cum similiter et

coniuncte per omnes personas definiuntur vel demon-

stratione vel relatione, verba vero inconiuga, cum in

prima quidem et secunda persona finiuntur, in tertia

vero non, nisi praecipuus sit ad aliquem unum per-

tinens actus, ut fulminat et tonat de love solo intel-

ligimus“ u. 5. w. XVII. p. 1106: ‚‚Sciendum, quod

coniugata pronomina, quae σύζυγα Aristarchus vocat,

trium personarum primitiva seu derivativa invicem

pro se invicem poni per Confusionem personarum ideo

nec figurate possunt, quomodo nec verba.‘‘ Es war

dieses insofern annehmbar, als die meisten Alten un-

ter dem Pronomen nur das persönliche verstanden,

jedoch nicht dieses allein, sondern auch das davon

abgeleitete Possessivum und die Zusammensetzung

mit αὐτὸς. Letztere nannte daher Aristarch eine

ἐπιταγματικὴ (λέξις). Vrgl. Apollon. de pronom. p- 339. Προείρηται ὡς παντὶ προσώπῳ ὀρϑοτονου- μένῳ σύνεστι, διὸ καὶ ἐπιταγματικὴ ἐκαλεῖτο ὑπὸ Agı- στάρχου. Vrgl. de construct. II, 2..und Priscian. ΧΙ].

Ρ. 937: ,‚Ergo hoc pronomen, id est, ipse, ἔπιζαγ-

ματικὸν etiam, hoc est, impositivum vel subiunctivum vocant Graeci, quod vel' subiungit vel subiungitur alteri pronomini, ut ego ipse.“ Nach Apollon. de pro-

nom. p. 351. und de construct. II, 28. wollte er im

zusammengesetzten Pronomen der dritten Person kei-

nen Plural anerkennen. Endlich auch über das Ad-

verbium handelte er ohne Zweifel an vielen Stellen

bei Homer, jedoch ist mir bloss eine Nachricht vor-

gekommen, die Bedeutung hat, bei demselben Apollon.

ME se

΄ N , “=

de adverb. p. 590: Ἔχοι δ᾽ ἂν ἐπίστασιν καὶ τὸ QAE, συνήϑως μὲν τὴν εἰς τόπον σχέσιν δηλοῦν, ἐν δὲ τοῖς

« m «ς >, ’ ω =. - U \

Ὁμηρικοῖς, ὡς «“Αριστάρχῳ δοχεῖ, Ev τῷ καϑόλου μὴ » / m Ν ’

τοπικῆς ἔχεσϑαι σχέσεως, τῆς δὲ κατὰ ποιότητα. Es

erhellt hieraus, dass Aristarch auch diesen Redetheil . » . . . 4

in εἴδη sich abgetheilt dachte, wovon hier das 72010- ' [2

τητος und τοπίχον erscheint.

Dionysios Thrax.

Seine Echtheit.

Von dem eben genannten Schüler und unmittel-

baren Nachfolger Aristarchs, der zur Zeit des Pom-

pejus in Rom lebte, besitzen wir eine Grammatik,

die sich in der umfassendsten Kürze eines Handbuchs

über alle Hauptpunkte der allgemeinen und formellen

Sprachlehre verbreitet. Sie ist zuletzt abgedruckt in

Bekker Anecdot. p. 629 — 643. Allein auch diese hat

die Unruhe und unbedachtsame Einseitigkeit der neu-

ern Kritik als unecht angetastet, obgleich hier noch

freilich einige nicht unbedeutende Gründe vorhanden

sind. Die ersten Zweifel regten schon späte byzan-

tinische Scholiasten an, indem sie einen Beweis für

die Unechtheit derselben aus inneren Gründen zu füh-

ren versuchten, p. 672: Θέλουσιν οὖν τινὲς μὴ εἶναι

γνήσιον τοῦ Θρᾳκὸς τὸ παρὸν σύγγραμμα, ἐπιχειροῦν--

Fr ΝἝ Ὁ.

τὲς οὕτως, ὃτι οἱ τεχρικοὶ (also wohl Herodianos und

Apollonios) μέμνηνται 4Διονύσιου τοῦ Θρᾳκὸς, καὶ λέ-

γουσιν ὅτι διεχώριζε τὴν προσηγορίαν ἀπὸ τοῦ ὀνόμα- τὸς χαὶ συνῆπτε τὸ ἄρϑρον καὶ τὴν ἀντωνυμίαν. Eine solche 'Trennung der „appellatio“ vom Nomen, wie

eine solche Zusammenfassung von Artikel und Pro- nomen würde auf einen Stoiker, und zwar auf einen

ganz starren Anhänger schulgerechter Lehre hindeu-

ten, der sich um die Fortschritte der Grammatik nicht

weiter bekümmert hätte. Unmöglich könnte man

einen solchen noch Schüler Aristarchs nennen, da

dieser nach Quintilians ausdrücklichem Zeugnisse

nomen proprium und appellativum nicht als zwei von

einander unabhängige Redetheile fasste, sondern als

Unterarten des Nomens ansah, da dieser ferner bei

der Annahme von acht Redetheilen Artikel und Pro-

nomen nicht in Eins zusammenfassen konnte. Wenn

wir also auch zugeben, dass der Schüler in Neben-

ansichten und kleineren Ausführungen vom Meister

abweichen konnte, und dass Dionysios in solchen

allerdings abwieh: so ist es auf der andern Seite un-

denkbar, dass in den Hauptgrundsätzen, worauf der

ganze Bau der Grammatik beruhte, ein so tiefgehender

Unterschied bestand.

Weitere Gründe führte Göttling praef. ad Theodos. Alex. p. V. sq. an. Zuerst behauptet er, in Bekker

Anecd. p. 672. werde erwähnt, Dionysios Thrax

habe definirt: Ῥημα ἔστι λέξις κατηγόρημα σημαίνουσα, wogegen unser Auszug: Prua ἔστι λέξις ἄπτωτος u. s. w. Allein hätte er die Stelle genauer angesehen,

so hätte er gefunden, dass der Scholiast dort aus-

drücklich von einem ganz andern Dionysios spricht:

Ὅτι δὲ ἄλλος ἐστὶν ἐκεῖνος καὶ ἄλλος οὗτος, δηλοῖ χαὶ ὁ παρ᾽ ἀμφοτέρων ὁρισμὸς τοῦ ῥήματος. οὗτος

I. 5

> Ὁ

μὲν γὰρ τὸ ῥῆμα ὁρίζεται „omua ἐστι λέξις ἄπτωτος, ἐπιδεχτικὴ χρύνων τὲ χαὶ προσώπων zul ἀριϑμῶν,

ἐνέργειαν ἢ παϑὸς παριστῶσα.“ ὁ δὲ Διονύσιος, ὡς

φησιν ᾿ΑἽπολλωνιος ἐν τῶ ῥδηματικῷ, οὕτως ὁρίζετο" önua ἐστε λέξις κατηγόρημα σημαίνοισα. Einen zwei-

ten Einwurf nimmt er aus der Definition des Pro-

nomens bei Apollonios, wie er sie nennt, und dem

Widerspruche mit der in der Grammatik enthaltenen.

Nachdem nämlich Apollon. de pronom. p. 264. ange-

führt, dass die Stoiker die Pronomina ἄρϑρα nännten,

und zwar ὡρισμένα, erwähnt er auch beiläufig folgen- des: Καὶ ᾿“πολλόδωρος ὁ ̓ 4ϑηναῖος καὶ ὁ Θρὰξ Διο-

γύσιος καὶ ἄρϑρα δειχτικὰ τὰς ἀντωνυμίας ἐκάλεσαν.

Hier ist besonders auf das x«i vor ἄρϑρα zu merken, welches bedeutet: Sie nannten die Pronomina nicht

allein ἀντωνυμίαι, sondern auch ἄρϑρα δεικτικά, wo-

bei es noch unentschieden bleiben muss, welche Pro-

nomina es waren, die gelegentlich von Beiden ein-

mal ἄρϑρα genannt worden.. Also ist hier von keiner eigentlichen Definition (ὁρίζομαι) die Rede, sondern von einer blossen Bezeichnung (καλέω). Endlich ist

es ja sogar möglich, dass Apollonios in dem Beinamen

Θρᾷξ irrte, was bei der Anzahl so vieler Schriftsteller dieses Namens gar kein Wunder wäre.

Ganz unlogisch ist der Schluss p. X., wo Gött-

ling daraus, dass Theodosios des Dionysios 'Thrax

nie Erwähnung thue, folgert: ‚„‚Theodosium hoc opus

Dionysio Aristarchi discipulo abiudicasse.“ Er hält

nämlich wegen einiger übereinstimmender Einzel-

heiten den Theodosios für einen Commentar des

Dionysios Thrax; allein das ist grundfalsch, wie Jeder

einsehen muss, der beide Werke ohne vorgefasstes

Urtheil nebeneinander liest. Ebenso schwach ist es,

wenn er darin, dass Eusthatios Lehren dieser Gram-

= a 5.

matik als Eigenthum der reyvıxoi, γραμματικοί vor-

trägt, liest, in diesem Handbuche könnten diese Leh-

ren nicht gestanden haben. So Vieles, was ursprüng-

lich einem der Koryphäen zugehörte, wurde ja so

allgemeines Eigenthum, dass man sich des Urhebers

nicht mehr erinnerte.

Etwas besser ist, dass er auf den Unterschied

der Definition der Grammatik aufmerksam macht,

der sich bei Sext. Empir. adv. Gram. c. 8, findet: Διονύσιος μὲν οὖν ὁ Θρᾷξ ἐν τοῖς παραγγέλμασε φησί" γραμματική ἔστιν ἐμπειρία ὡς ἐπὶ τὸ πλεῖστον τῶν

παρὰ ποιηταῖς καὶ συγγραφεῦσι λεγομένων. Gegen das Wort Zurreigi« und gegen das ἐπὶ τὸ πλεῖστον

hatten die Grammatiker und Sextos Vieles erinnert.

(Vrgl. I. Theil. S. 77.) Die byzantinischen oekume-

nischen Doktoren, die diesen Auszug aus alten und

neuen Lumpen zusammengeflickt haben sollen (,‚Ni-

mirum ista Pseudo-Dionysii grammatica cento est ex

pannis tam veterum quam recentiorum grammaticorum“),

versetzen wegen jenes richtigen Tadels gar schlau

das ἐπὶ τὸ πλεῖστον, und ändern es in ἐπὶ zo πολύ, so dass also jetzt die Definition lautet: Γραμματική

ἐστιν ἐμπειρία τῶν παρὰ ποιηταῖς TE καὶ συγγραφεῖ-

σιν ὡς ἐπὶ τὸ πολὺ λεγομένων. Zuerst ist zu bemer- ken, dass die Alten, wenn sie citiren, selten das Buch,

woraus sie anführten, vor sich liegen hatten; kleine

Unterschiede können also gar nicht in Betracht kom-

men, — dann aber, dass, so viel ich sehe, ἐπὸὲ τὸ πλεῖ-

στον und ἐπὶ τὸ πολὺ ganz dasselbe ist, wie auch die Scholien p. 734. schon besagen: endlich, dass in

der Hauptsache keine Verbesserung eintritt, mag

diese Formel nach ἐμσεειρία oder nach συγγραφεῦσι

stehen.

Endlich sollen jene Compilatoren auch zum sechs-

Pa ΝΞ

{en Theile der Grammatik (ἕχτον κρίσις ποιημάτων)

hinzugefügt haben die Worte 0 δὴ καλλιστὸν ἔστι

πάντων τῶν ἕν τῇ τέχνῃ, in welcher Bestimmung Gött-

ling das Wort τέχνη für widersprechend hält mit Eu-

πειρία. Er bemerkt p. XI: „Ut plusculum artis gram-

maticae concederent quam Dionysius concessisset,

paucis interiectis (p. 629. 8. Bekk.) ita pergunt (doc-

tores oecumenici): ἕχτον- τέχνῃ Nam cui ἐμπειρία

erat Grammatica, τέχνη non poterat appellari Certe

si quid tale additum fuisset a Dionysio, non id Sextus

praeterüisset silentio.‘“ Gegen diese scheinbare Be-

merkung ist zu erinnern, dass Dionysios noch selbst

gar nicht jenen Gegensatz von ἐμστειρία und τέχνη

gemacht und so scharf hervorgehoben hatte, wie ihn

Spätere durch ihre Polemik abgrenzten. Bei ihm be-

deutet τέχνη, wie es in den Ausdrücken τέχνῃ ὑὅητο- ριχή, διαλεκτική gebräuchlich war, so viel als wis-

senschaftliche Darstellung, ja selbst wissenschaftliches

Handbuch. Die Grammatik selbst kann eine Zurzeigia

seyn, das Handbuch aber ist nichts destoweniger eine

τέχνη. Schon im I. Theile S. 79. führte ich an, dass

Platon an einer Stelle von der Grammatik als &ureı-

ρία καὶ τριβή, an der andern von ihr als τέχνη spreche. Uebrigens wäre es sogar möglich, dass die Worte

ὃ δὴ καλλιστὸν ἔστι πάντων τῶν Ev τῇ τέχνῃ, welche

Sextos adv. Gram. I. c. 12. δ. 250. als zur Sache nicht gehörig ausgelassen hat, Zusatz eines spätern

Commentators wären, der die Kritik der Dichter als

den reizendsten 'Theil der Grammatik bevorzugen

wollte. Muss denn wegen einer unbedeutenden Schwie-

rigkeit gleich eine herrliche Reliquie des Alterthums

preisgegeben werden ?

Lösen sich auf diese Weise die vermeintlichen Räthsel zwanglos bis auf das zuerst angeführte,

=, Δ. —

welches schon die spätern Byzantiner beibrachten,

was hindert uns sofort, einen zweiten Grammatiker

Namens Dıoxysıos anzunehmen, der, um es kurz zu

sagen, Stoiker war? Die Existenz eines solchen

zweiten Grammatikers bezeugt erstens das Scholion

in Bekk. Anecd. p. 672. Dann ist stoisch die 'Tren-

nung von σροσγγορία und ὄνομα, stoisch ist die Zu- sammenfassung von Artikel und Pronomen, stoisch

ist ferner die Definition: Ῥημαώ ἐστι λέξις κατηγό-

onu@ σημαίνουσα. So definirte ja Diogenes der

Stoiker, wie wir oben sahen: Prua δέ ἐστι μέρος

λόγου σγμαῖνον ἀσύνϑετον κατηγόρημα; so war ja κατηγόρημα bei den Stoikern der Ausdruck für

das Verbum überhaupt. Ein Stoiker endlich konnte

die Demonstrativa mit vollem Fug ἄρϑρα δεικτικά nennen. Hier mögen nun Kundigere entscheiden, ob

dieser der Grammatiker Dionysius Sidonius bei Varro

IX. p. 162. ist, derselbe, der auch in den homerischen

Scholien häufiger erwähnt wird, oder ob aus Diogen.

Laert. VI. $. 43. Διονύσιος ὁ Στωϊχός hiehergehört ,

oder ob diese beiden Letztern selbst identisch sind.

Was spricht nun aber positiv für die Echtheit

jener erhaltenen Blätter? Einmal die Ucberlieferung

selbst, die Auführung des Sextos und seine Ueber-

einstimmung mit der Handschrift, die reichen Scho-

lien, die man doch wohl keinem. solchen Machwerke

gewidmet hätte; zweitens der Umstand, dass die oben

angeführten stoischen Definitionen keinem aus der

Schule Aristarchs hervorgegangenen Grammatiker an-

gehören können; dass folglich drittens alle Erklärun-

gen und Ausführungen jener Grammatik so passend

sich an die bisherige Entwickelung der grammatischen

Kategorieen und der Verhältnisse in denselben anleh-

nen, einen so natürlichen Abschluss jener Entdeckun-

wi A ἜΣ

gen bilden, dass sie ganz harmonisch sich der Zeit

und namentlich der aristarchischen Lehre anschlies-

sen. Nicht älter als Aristarch können sie seyn, auch

ist Nichts darin, was einen spätern Ursprung verriethe.

Namentlich ist das sehr bedeutsam, dass sich keine

Abtheilung περὶ συντάξεως vorfindet. Wäre dieses

grammatische Compendium aus der byzantinischen

Zeit, wie Göttling will, so würde man gewiss nicht

vergessen haben, das Syntaktische einem solchen

Lehr- und Schulbuche einzuverleiben. Auch das

Compendiarische kann für die Zeit um 90 vor Chr.

nicht auffallend seyn, da Suidas von Dionysios 'Thrax

berichtet: Συνέταξε δὲ πλεῖστα γραμματικὰ τε καὶ

συνταγματικὰ καὶ ὑπομνήματα. Wie nun aber die uns erhaltene Grammatik in den bedeutendsten Ein-

zelheiten durch die besten Zeumisse bestätigt wird,

wie sie ferner sich an den grossen alexandrinischen

Kritiker und an die anerkannten Foorschungen anfügt,

wird folgende Betrachtung — ich wage es zu sagen —

unwiderleglich darthuen.

Zuerst ist zu bemerken, dass aus $. 1. die De- finition der Grammatik nebst ihrer Eintheilung in sechs

Theile wörtlich, wie gesagt, bei Sextos vorkommt,

mit der unbedeutenden Abweichung, dass statt yAwo-

σῶν hier das gleiche λέξεων steht, und in ἱστοριῶν πρόχειρος ἀπόδοσις das Adjektivum wegbleibt. Dieses

Moment hat Schömann in der schätzbaren Abhandlung

über Dionysios Thrax vor dem Greifswalder Lektions-

katalog. 1833. richtig hervorgehoben p. 5. und 6.

(Auch dieser Gelehrte hält diese παραγγέλματα grö- stentheils für echt.) Dass Dionysios mit der Defini-

tion begann, bezeugt auch Porphyrios de prosod. in

Villoison. Anecdot. Graeca. Tom. II. p. 103: Ἰστέον ori, ὡς ὁ Θρᾷξ Διονύσιος, ὁ περὶ τῶν ὀχτὼ μερῶν

a Ω κ:::

τοῦ λόγου διδάξας ἡμᾶς, καὶ ἔτι πρὸ τούξων περὶ

στοιχείου καὶ συλλαβῆς καὶ λέξεως, τὰ μὲν περὶ προ- σῳδίας ἕτερός τις τούτου μεταγενέστερος, δεὰ τοὺς

ἄρτι τῆς Γραμματικῆς ἀρχομένους, ἀναγκαίως ἐδέδαξε.

δεῖ οὖν ἡμᾶς μὴ ἀπὸ τῆς τοῦ Διονυσίου τεχνολογίας,

τῆς ἐξηγήσεως ἀἄρξασϑαι, ἀλλ᾿ ἀπὸ τῆς προσῳδίας u. 5. w. Dieser Porphyrios ist aber ohne Zweifel

der bekannte Philosoph des dritten Jahrhunderts, der

auch Ὁμηρικὰ ζητήματα und Aehuliches geschrieben. Vrgl. ebendas. p. 107. Für $.2. liesse sich anführen Psell. στίχοι πολιτικοί v. 203. bei Boissonade Anecdot.

Graec. Vol. IH. p. 211., allein wir begnügen uns mit δ. 3: Tovog ἐστὶ φωνῆς ἀπήχησις ἐναρμονίου ἢ κατὰ

ἀνάτασιν ἐν τῇ ὀξείᾳ, ἢ κατὰ ὁμαλισμὸν ἕν τῇ βα-

ρεέα, ἢ κατὰ περίκλασιν ἐν τῇ περισπωμένῃ, WO-

mit man vergleiche Servius de accentibus $. 19. in Endlicher Analecta Grammat. p. 5830: „Dionysios

autem, Aristarchi discipulus, cognomento 'Thrax, domo

Alexandreius, qui Rhodi docuit, Iyricorum longe stu-

diosissimus, tres tradidit, quibus nunc omnes utuntur

βαρεῖαν, ὀξεῖαν, περισπωμένην."

Für $. 7. hat schon Classen p. 84. ein gutes

‚Zeugniss angeführt. Dort heisst es nämlich von den

Buchstaben: Τὼ δὲ αὐτὰ καὶ στοιχεῖα καλεῖται διὰ

TO ἔχειν στοῖχον τινα χαὶ τάξιν, und bei Ammonios

zu Aristoteles p. 101: To δὲ τοῦ στοιχείου τὴν ἐκφώνησιν, διὰ τὸ ἔχειν στοῖχον τινα χαὶ τάξιν, φησὶν

ὁ Διονύσιος.

Die ganze Lehre von den Buchstaben, die un-

mittelbar darauf folgt, stellt sich als unbezweifelbar

echt durch eine Vergleichung mit Sext. Empir. adv.

Grammat. I, 5. heraus, wo dieser Philosoph sich

häufig, jedoch ohne Nennung des Namens, auf den

früher schon von ihm angezogenen Grammatiker be-

zu ὃἱ

zieht. Eine Vergleichung zwischen beiden ist zu lehrreich, als dass ich sie übergehen dürfte. Nachdem nämlich Sextos im Vorhergehenden die Definition und

Eintheilung der Grammatik als unhaltbar und in sich

widersprechend darzustellen versucht hat, geht er auf

die Ausführung des Einzelnen über, um auch hier

das Lächerliche nachzuweisen, und beginnt mit den

Buchstaben. Zuerst berührt er die Eintheilung in Vo-

cale und Consonanten ὃ. 100: Eixooı τεσσάρων Toi- νυν στοιχείων ὄντων τῆς ἐγγραμμάτου φωνῆς, τούτων

διττὴν ὑποτίϑενται χατὰ τὸ ἀνωτάτω τὴν φύσιν. τὰ

μὲν γὰρ αὐτῶν φωνάεντα προσαγορεύουσι, Ta δὲ σύμι- φωνα καὶ φωνάεντα μέν ἑπτά, &, ε, 7,1,0,0, ὦ,

σύμφωνα δὲ τὰ λοιπά. Dionysios: Τούτων φωνήεντα μέν εἰσιν ἑπτὰ, α, εξ, ἢν 1, 0, υ, καὶ ὦ. φωνήεντα δὲ

λέγεται, διότι φωνὴν ἀφ᾽ ἑαυτῶν ἀποτελεῖ, οἷον ἃ, ἡ

— vrgl. Apollon. de construct. I, 3. — und etwas

später: Σύμφωνα δέ τὰ λοιπὰ ἑπτακαίδεκα u. 8. W.

Hierauf geht Sextos über auf die Lehre von der Länge

und Kürze der Vocale: Twv δὲ φωναέντων τρεῖς

ἄγουσι διαφοράς. δύο μὲν γὰρ αὐτῶν φύσει μαχρὰ λέγουσι τυγχάνειν, τὸ ἡ χαὶ τὸ ὦ, ἰσάριϑμα δὲ βραχέα, τὸ ε

χαὶ τὸ 0, τρία δὲ κοινὰ μήκους καὶ βραχύτητος, &, 4,

υ, ἅπερ δίχρονα καὶ ὑγρὰ καὶ ἀμφίβολα καὶ μεταβολικὰ

καλοῦσιν" ἕκαστον γὰρ αὐτῶν πέφυκεν ὁτὲ μὲν ἐχτεί- γεσϑαι, ὁτὲ δὲ συστέλλεσϑαι. Dionysios: τῶν δὲ φω-- νηέντων μαχρὰ μέν εἰσι δύο, ἡ καὶ w, βραχέα δὲ δύο,

€ χαὶ ο, δίχρονα δὲ τρία, a, ı zul v, δίχρονα δὲ λέ-

γεται, ἐπειδὴ ἐχτείνεται χαὶ συστέλλεται. Allein wenn

nun in diesen Bemerkungen die Möglichheit und im

Einzelnen die Gewissheit gegeben ist, dass ausser

Dionysios noch andere grammatische Lehrbücher be-

rücksichtigt worden: so scheint dagegen in der fol-

genden Lehre von den Consonanten eine specielle

τς ὡδἷν

Anführung aus ihm gemeint zu seyn, ohne dass sie

gerade mit seinen Worten ausgedrückt wäre. Sextos 2 m δὲ ' ' \ erg ΠΑ, 2

δ. 102: Τῶν δὲ συμφώνων τὰ μὲν ἡμίφωνα ἔστι κατ 5» Ν ! « r ’ -

αὐτούς, τὰ δὲ ἄφωνα. καὶ ἡμίφωνα μέν, ὅσα δίαυτῶών ΘῈ τ: x , ! Y

δοῖζον ἢ σιγμὸν, ἢ μυγμὸν, ἢ τινὰ παραπλήσιον ἤχον x Ν ΠῚ ’ .« w ' ’ x

κατὰ τὴν ἐχφωνηῆσεν ἀποτελεῖν πεφυκότα χαϑαπὲερ TO Φ- 9 λ „ a Ε \ αν I

ξ, ϑ, A, μιν, &, 0,0,9,%, Ψ, ἡ, ὡς τινες, χωρὶς του \ ’ >) x

καὶ φ χαὶ χ ra λειπόμενα ὀκτώ. ἄφωνα δέ ἔστι Ta ἢ \ ars \ > D r υ

unte συλλαβὰς καϑ' ἑαυτὰ ποιεῖν δυναμενα, μητε ἤχων ! as ’

ἰδιότητας, αὐτὸ δὲ μόνον, μετὰ τῶν ἄλλων συνεκφωνου - Ὑ « Pl \ N

μενα, καϑαπερ β, γ, ὃ, %, π, τ, ἡ, ὡς ἔνιοι, καὶ τὸ 9,

φ, X Ohne auf kleinere Aehnlichkeiten bei unserm

Grammatiker, wie φωνὴν ἀποτελεῖν, μυγμοῖς καὶ σι.- γμοῖς zu viel Gewicht legen zu wollen, ist es auffal-

. . Π Bl}

lend, dass wir hier gerade zu den τίνες oder zvıoı den

Dionysios zu rechnen genöthigt sind, indem es bei . . τ' \ , a >) x x >

ihm heisst: Svupwva de λέγεται, ὁτε αὐτὰ μὲν ad

ἑαυτὰ φωνὴν οὐκ ἔχει, συντασσόμενα δὲ μετὰ τῶν φωνηέντων φωνὴν ἀποτελεῖ, Τούτων ἡμίφωνα μὲν ’ ' [4 ’ x N er

οχτω, ζ, ξ, w, 4, u, ν, 0, σ' ημίφωνα δὲ λέγεται, οτι ’ Tai m ’ ’ ’

παρόσον ἧττον τῶν φωνηέντων εὔφωνα χκαϑέστηκεν ἔν τε τοῖς μυγμοῖς χαὶ σιγμοῖς. ἄφωνα δέ ἔστιν ἐννέα, β,

γ, δ, ϑ, κ, π, τ, φ, % ἄφωνα δὲ λέγεται, ὅτι μᾶλλον

τῶν ἄλλων ἐστὶ κακύόφωνα, ὥσπερ ἄφωνον λέγομεν τραγῳδὸν τὸν χακόφωνον. Die Unterscheidung zwischen rauhen und hauchlosen Consonanten, die schon in Aristo-

. ! “

tel. Poetic. 6. 20. (δασύτητι καὶ Wılorrtı) begründet “ Ν m m ’

war, berührt Sextos $.103: Καὶ μην κοινῶς τῶν συμφω- ! \ \ ' ! ’ RARR ' \

γων παλιντὰ μὲν pvosı δασέα λέγουσι, ta δὲ yıla καὶ da- , Ν Π \ \

σέα μὲν I, φ, χ, ψιλὰ δὲ x, 7, τ. μόνον δὲ φασὶ Tog ἐπι.-

δέχεσϑαι ἕκατερον, δασύτητα καὶ ψιλότητα. Hier erkennt

man offenbar trotz der Gleichheit der Unterscheidung

zwischen rauh und hauchlos, dass eine andere Quelle als . . . . ’

Dionysios vorlag, bei dem diese Lehre also lautete: zovuzwv

με, ME a

ψιλὰ μέν ἐστι τρία, x, π, τ, δασέα δὲ τρία, I,p, χ, μέσα

δὲ τούτων τρία, β, γ, d. Allein dass diese Unter- scheidung in der That schon bis in das erste Jahr-

hundert v. Chr. hinabreiche, beweist ausser der Stelle der Poetik , die wir als angegriffen nur beiläufig an-

führten, noch der Umstand, dass Dionysios von Hali-

karnass de compos. verb. c. 14. sie anführte, dass

Varro, Dionysios Zeitgenosse, sie kannte und auf die

Sylben anwandte, nach Diomed. II. p. 423: ‚‚Syllabae, ut nit Varro, aliae sunt asperae, aliae lenes, pro-

cerae aliae u. 5. w. Schliesslich führt Sextos noch

eine andere Lehre über die Consonanten an: .72ἐγουσι

δέ τινα τῶν συμφώνων καὶ διπλᾶ" καϑάπερ τὸ L,E, ψ.

συνεστηκέναι γάρ φασι τὸ μὲν ζ ἐκ τοῦ σ καὶ ὃ, τὸ δὲ ξ ἐκ τοῦ x καὶ σ, τὸ δὲ τιν ἐκ τοῦ π᾿ καὶ σ. Hiemit

stimmt genau Dionysios p. 632: Ἔτι δὲ τῶν συμφώνων

διπλᾶ μέν ἐστι τρία, ζ, &, vw, διπλᾶ δὲ εἴρηται, ὅτι

ἕν ἕχαστον αὐτῶν ἐκ δύο συμφώνων σύγκειται, τὸ μὲν

ζ ἐκ τοῦ σ καὶ ὃ, τὸ δὲ E ἐκ τοῦ x καὶ σ, τὸ δὲ ψν ἐκ

τοῦ π καὶ 0. Dem aufmerksamen Beobachter wird es

bei der Lehre von den δίχοονα (vocales ancipites)

aufgestossen seyn , dass Sextos diese auch als ὑγρὰ

(liquidae) bezeichnet. Sollte da nicht vielleicht eine irr-

thümliche Verwechslung mit den Consonanten vorge-

fallen seyn, von denen es bei Dionysies p. 632. heisst:

᾿μεταβολα δὲ τέσσαρα, A, u, ν, ρ' ἀμετάβολα δὲ εἔρηται,

ὅτι οὐ μεταβάλλεται οὔτε ἐν τοῖς μέλλουσε τῶν ῥημάτων

οὔτε ἐν ταῖς κλίσεσι τῶν ὀνομάτων: τὰ δὲ αὐτὰ καὶ

ὑγρὰ καλεῖται. Allein es konnte auch der Fall seyn,

dass andere Grammatiker eine solche Lehre auf die Vo-

cale angewendet hatten. Noch mehr aber als all Dieses

spricht cine pünktliche Uebereinstimmung von Sext. adv.

Gram. I. δ. 121. 5ᾳ. mit Dionysios $. 9., welche ich der bessern Uebersicht wegen hier nebeneinanderstelle.

Dionysios.

8,

Παχρὰ συλλαβὴ γίνεται ’

κατὰ τρόπους ὀχτώ, φύσει \ m ’ \ ,

μὲν τρεῖς, ϑέσει δὲ ττέντε.

\ ’ \ y er

καὶ φυσει μὲν τοι οταν

διὰ τῶν μακρῶν στοιχείων

ἐχφέρηται, οἷον ἥρως, ἢ ὅταν ἔχη ἕν τι τῶν διχρό- γων κατ᾽ ἔχτασιν παραλαμ-

! = Ὑ »\

βανόμενον, οἷον ρης, ἢ a Ed ’ m fi ’

ὅταν ἔχῃ μίαν τών διφϑογ- γων, οἷον “ας. Was als Zweites hier

genannt ist, wird bei Sex-

tos Drittes und umgekehrt.

Vielleicht wird aber bei

Letzterem statt nwg, αἰεί, ΒΩ . .

Aong aus Dionysios zu le- ca γ >]

sen seyn ἥρως, Alag, “ρης.

ϑέσει δὲ ἤτοι ὅταν εἰς ‘ ' Us ' '

δύο ovupwva Anyn, οἷον a nr ει m >}

als. ἡ οταν βραχεῖ ἢ

βραχυνομένῳ φωνήεντι ἐπι- φέρηται δύο σώμφωνα, οἷον

ἀγρός. ἢ ὅταν εἰς ἁπλοῦν σύμφωνον Amyn καὶ τὴν

75

Sextos.

- 57 ”

Πᾶσα οὖν ουλλαβὴ ἢ μα- χρὰ ἐστιν ἢ βραχεῖα" μακρὰ

δὲ γίνεται, φασί, διχώς, ’

φύσει TE καὶ ϑέσει.

φύσει μὲν τριχῶς" ἢ ὅταν ἔχῃ στοιχεῖον φύσει μακρόν,

ὡς ἐπὶ τῆς nwg λέξεως.

ἑκάτερα γὰρ τούτων τῶν συλλαβῶν ἐστι μαχρὰ διὰ τὸ τὴν μὲν Ton, τὴν δὲ τὸ

ω φύσει ἔχειν μακρόν"" ἢ ὅταν ἐκ δυοῖν φωναέντων συνεστήκῃ ὡς ἐπὶ τῆς αἰεί

λέξεως: ai γὰρ δύο συλλα- βαὶ, μακραὶ τῷ ἑκατέραν ἐκ

δυοῖν φωναέντων ὑπάρχειν"

ἢ ὅταν κοινὸν ἔχη τὸ στοι- χεῖον μακροτόγως παρει-

λημμένον, ὡς ἐπὶ τῆς

"Agons' τὸ γὰρ α δίχρονον,

γῦν μαχροτόνως ἐχφέρεται.

οὐκοῦν φύσει τριχῶς μηχύ- γεται συλλαβή.

ϑέσει δὲ πενταχώς. ἤτοι ὅταν εἰς σύμφωνα τῶν ἁπλῶν λήγῃ δύο, ἢ ὅταν ἡ

5 Ψ Ν Ν 5 x

μεν αὐτὴν συλλαβὴ ἀπὸ

συμφώνων δύο ἄρχηται, ἢ ὅταν εἰς σύμφωνον λήγῃ καὶ ἀπὸ συμφώνου ἡ ἑξῆς

:- a

YV N. ’ REN a 2 h) ὃ

ς ἔχῃ απὸ συμφωνου ἄρχηται, ἢ οταν εις δι- > Α δ ; m W > ' - ὉΝ

ἀρχομένην, οἷον ἔργον. πλοῦν Anyn στοιχεῖον, ἢ ‘

σ᾽ ὡς ΡΟΝ er al ᾿ 2 ὅταν διπλοῖν σύμφωνον ὅταν μὲν αὐτὴν διπλοῦν

ἐπιφέρηται, οἷον ἕξω. ἢ ἐπιφέρηται.

ὅταν εἰς διττλοῦν σύμφωνον λήγῃ, οἷον una.

Ich brauche wohl kaum zu bemerken, welche von

den hier angegebenen fünf Arten bei beiden Schrift-

stellern sich entsprechen. Dass aber Sextos sich

nicht etwa auf ganz allgemein gangbare grammatische

T'heorieen bezog, zeigt einmal die fast wörtliche Ue-

bereinstimmung mit Dionysios Thrax und auf der an-

dern Seite die Verschiedenheit von Dionysios von Ha-

likarnass in derselben Lehre de compos. verb. c. 15.

Noch ist zu beachten, dass gleich Dionysios Thrax

in $. 12. 13. auch Sextos δ. 131. auf die λέξις und die Redetheile übergeht, wodurch auch von dieser

Seite de Composition unseres Handbuchs gerecht-

fertigt erscheint.

Die Anzahl der sprachlichen Kategorieen wird in

$. 13. auf acht festgestellt: Τοῦ δὲ λόγου μέρη ὀχτώ,

ὄνομα, ῥῆμα, μετοχή, ἄρϑρον, ἀντωνυμία, πρόϑεσις.

ἐπίῤῥημα καὶ σύνδεσμος. Acht nahm, wie wir aus Quintilian ersahen, auch Aristarch an. Gegen die

Ansicht der Stoa ankämpfend fügt Dionysios hinzu:

Ἢ γὰρ προσηγορία ὡς εἶδος τῷ ὀνόματι ὑποβέβληται,

und: ‚‚Aristarchus οἵ aetate nostra Palaemo, qui vo-

cabulum sive appellationem nomini subiecit tanquam

species eius.‘“ Dieses Moment hat auch schon Classen

p. 82. zur Vertheidigung angeführt. — Gehen wir

nun die Definitionen und Eintheilungen dieser Katego-

rieen durch, so zeigt sich auch hier nirgend eine Spur

einer Abfassung in einer nicht mehr celassischen Zeit,

EIN - .

überall nur Anlehnung an das Vorhandene, Verarbei-

tung des gegebenen Stoffes und an einzelnen Stellen

Erweiterung und Fortschritt.

I. Das Hauptwort. Ὄνομα ἐστι μέρος λόγου

πτωτιχὸν, σῶμα 3) πράγμα σημαῖνον, σῶμα μὲν οἷον

λίϑος, πρᾶγμα δὲ οἷον παιδεία, κοινῶς τε καὶ ἰδίως

λεγόμενον, χοινῶς μὲν οἷον ἄνϑρωπος, ἵππος, ἰδίως

δὲ οἷον Σωχράτης, Πλάτων. Vrgl. Charis. II. p. 125:

„Nomen est pars orationis cum casu, sine tempore,

significans rem corporalem aut incorporalem, proprie

communiterve.“ Donat. II. p. 1743. Die ganze Aus-

einandersetzung des Begriffs enthält nur einen bedeut-

samen neuen Punkt, den wir bisher noch nicht ge-

funden, der, dass das Hauptwort ein σώμα (ein Con-

cretum) oder πράγμα (ein Abstraktum) bezeichnen

könne. Alles Uebrige war schon entdeckt. Das πτω-

tıxov hatte Aristoteles zuerst ans Licht gebracht und

die Stoiker auf das Hauptwort beschränkt; die Stoiker

hatten die προσηγορία definirt als bezeichnend x0ıv77v

ποιότητα, οἷον ἄνϑρωπος, ἵππος (Diogenes VII. δ. 58.),

worin selbst die Beispiele geblieben sind, das ὄνομα

als bezeichnend ἰδίην ποιότητα. Dionysios fährt fort: Παρέπεται δὲ τῷ ὀνόματι πέντε, γένη, εἴδη, σχήματα,

ἀριϑμοί, πτώσεις. Die meisten dieser Accidenzen des

Nomens waren schon den Vorgängern geläufig, unter

andern dem Grammatiker Aristophanes bei Charis 1.

p- 93: ‚„‚Huic (analogiae) Aristophanes quinque ra-

tiones cedit, aut, ut alii putant, sex. Primo ut eius-

dem sint generis, de quibus quaeritur, dein casus,

tum exitus, quarto numeri, quinto syllabarum , item

soni sexto.‘‘ Das Einzelne dieser Verhältnisse, welche

innerhalb der Redetheile liegen, werden wir später

genauer kennen lernen. Wir behandeln daher hier

die verschiedenen Classen der Hauptwörter, die εἴδη,

ade A ω..

die eigentlich jenen Accidenzen nicht angehören. Hier heisst es nun: Eidn δὲ δύο, πρωτότυπον καὶ παρά- γωγον. πρωτότυπον μὲν οὖν ἐστὶ τὸ κατὰ τὴν πρώτην

ϑέσιν λευϑόν , οἷον γῆ: παράγωγον δὲ τὸ ἀφ᾽ ἑτέρου

τὴν γένεσιν ἐσχηκὸς, οἷον γαιήϊος. Diese Eintheilung

der Hauptwörter in zwei Hauptclassen, in ursprüng-

liche und abgeleitete, lag äusserst nahe, nachdem

man nur einmal begriffen hatte, dass ein 'Theil der-

selben einfach, ein anderer zusammengesetzt war. Ja

dass diese Bemerkung des Dionysios ihren ersten Grund

in dieser Erkenntniss fand, dürfte sich vielleicht selbst

aus dem zugegebenen Beispiele y7 vermuthen lassen.

Vrgl. Aristotel. Poetic. c. 21: Arndoüv de λέγω ὃ μὴ ἐχ σημαινόντων σύγχειται, οἷον γῇ. Aber abgesehen

davon sey es vergönnt, darauf hinzuweisen, dass

die Beispiele in einem griechischen grammatischen

Werke gar nicht ohne Bedeutung sind, wo es auf

den Ursprung einer einzelnen Lehre oder auf die

Echtheit des ganzen Werkes ankommt. Apollonios,

Herodian u, a. liessen sich aus den Eigennamen , die

sie als Beispiele gewählt haben, schon chronologisch

bestimmen; in ähnlicher Weise aber verhält es sich

mit Dionysios Thrax. Hier gehen die Eigennamen

(z. B. in $. 14.) von den ältesten homerischen Helden an durch Perikles, Sokrates, Platon hindurch bıs zu

seinem Zeitgenossen 'Tryphon, in der That ein Zei-

chen, dass wir eine Abfassung des Werkchens in

der byzantinischen Periode auch hier unmöglich an-

nehmen können. Um aber auf jene Eintheilung der

Hauptwörter zurückzukonmen, so finden wir dieselbe

auch bei Varro l. 1. VI. p. 104: ‚Duo igitur omnino

verborum principia, imposititiorum et deelinatorum, al-

terum ut fons, alterum ut rivus. Imposititta nomina

esse voluerunt quam paucissima, quo citius ediscere

= δὲ --:

possent, declinata quam plurima.‘‘ Jene ursprüngli-

chen waren aber von Seiten der Form keiner weitern

Eintheilung fähig, wohl die abgeleiteten, und diese scheidet Dionysios in sieben Fächer: Πατρωνυμικόν,

χτητικὸν, συγκχριτιχόν, ὑποχοριστικόν, παρώνυμον,

ὑπερϑετιχὸν καὶ δηματικὸν. Dass diese Eintheilung

keine erst von späten Byzantinern getroffene sey,

Ichrt ein Blick auf Diomedes I. p. 309. sq.: „Sunt

quaedam principalia, quae Graecis πρωτότυπα dicun- tur, ut mons, fons, villa, schola, hortus.. Ex his

nascuntur derivativa, quae apud Graecos παραγωγά

dicuntur, ut fontanus, montanus, villaticus, schola-

sticus, horticus. Derivantur autem nomina modis

septem, aut enim patronymica Sunt, aut possessiva,

quae χτητιχὰ dicuntur, aut paronyma, aut verbialia,

aut comparativa , aut superlativa, aut diminutiva,“

Wer aus etwas genauerem Studium dieser Gramma-

tiker weiss, wie sie die allgemeinen Eintheilungen

aus den Griechen meist wörtlich herübernehmen, der wird in dieser Nachbildung ein hellenisches Original

kaum verkennen. Aus jenen Unterarten heben wir

vor Allem die Definition des Patronymikons hervor:

1) Πατρωνυμικὸν μὲν οὖν ἐστὶ κυρίως τὸ ἀπὸ πα- τρὸς ἐσχηματισμένον, κατακρηστικῶς δὲ καὶ ἀπὸ προ- γόνων, οἷον Πηλείδης ὁ ᾿Αχιλλεὺς καὶ «Αἰακίδης. (Cha- ris. II. p. 128: ‚,Sunt quaedam derivativa, quae ab

aliqua persona propter coniunctionem generis declinan-

tur, ut Pelides, Aeacides, quae Graeci πατρωνυμικά appellant.‘‘) und etwas weiter. ἀπὸ δὲ μητέρων οὐ σχηματίζει πατρωνυμικὸν εἶδος ὁ Ὅμηρος, ἀλλ᾽ οἱ vew- τεροι. Wer kann hier den Aristarcheer verkennen,

der die homerische συνήϑεία im Gegensatze zu den spätern Dichtern hervorhob ὁ Allein auch ein nicht

verwerflicher Zeuge stützt wieder diese Stelle gegen

u ...

hyperkritische Angriffe, aus dem Anfange des fünften

Jahrhunderts Chöroboskos in Cramer. Anecdot. Vol.

II. p. 299: Καὶ ὁ Διονύσιος λέγει, ὅτε ἀπὸ μητέρων

οὐ χρεῖται πατρωνυμικὸν εἶδος ὁ Ὅμηρος. Diomed. 1. p- 310. sagt dagegen: ‚‚Abusive saepe etiam a matre

fiunt.“ War aber dieses Erste aus dem Studium des

Homers, aus alexandrinischer Diorthose hervorgegan-

gen, wer kann dasselbe im Folgenden wieder läugnen?

2) Krnrıxov δέ ἔστι τὸ ὑπὸ τὴν κτῆσιν πεπτω- χὸς ἐμπεριειλημμένου τοῦ κτήτορος, οἷον Νηλήηϊαι in-

ποι, Ἑχτόρεος χιτών, Πλατωνικὸν βίβλιον. Vrgl. Cha- ris. II. p. 128., Diomed. I. p. 310., Donat. II. p. 1744.

3) Συγχριτικὸν δέ ἐστι τὸ τὴν σύγχρισιν ἔχον ἑνὸς

πρὸς ἕνα ὁμοιογενῆ, οἷον ᾿χιλλεὺς ἀνδρειότερος Αἴαν-

Tog, ἢ ἑνὸς πρὸς πολλοὺς ἑτερογενεῖς, ὡς ᾿Αχιλλεὺς

ἀνδρειότερος τῶν Τρώων. Wir sind so gewohnt, den

Comparativ als eine blosse Flexion des Adjektivums

anzusehen, dass es einige Mühe kostet, uns in die

echte Ansicht des Alterthums zu versetzen, die das

nomen comparativum der Wortbildung zuzählte. Die

Römer neigten sich schon mehr dazu, von einem gra-

dus conlationis oder comparationis zu sprechen. Jedoch

hat Diomedes noch ganz die Ansicht des Dienysios

Thrax I. p. 310: ,,Comparativa sunt, cum aliquem

vel suo vel alieno generi comparamus, ut fortior.‘‘

4) Ὑπερϑετικὸν δέ ἐστι τὸ κατ᾽ ἐπίτασιν ἑνὸς πρὸς

πολλοὺς παραλαμβόμενον ἕν συγχρίσει. Diomed. I.

p. 310: ‚‚Superlativa sunt, cum aliquem comparamus

ad omnes, ut fortissimus omnium.“ 5) Yroxogıorı-

κὸν δέ ἐστι τὸ μείωσιν τοῦ πρωτοτύπου δηλοῦν ἀσυγ- κρίτως, οἷον ἀνθρωπίσκος, λίϑαξ, μειρακύλλιον. Dio-

med. I. p. 312: ‚„‚„Diminutiva sunt, quac cum diminu-

tione absolutorum nominum fiunt sine ulla compara-

tione.“ Der Name selbst findet sich schon bei

u Ge

Aristotel. Rhetor. II, 2. gegen Ende: Ἔστι δ᾽ ὁ ὑπο.

χκορισμός, ὃς ἔλαττον ποιεῖ καὶ τὸ καχὸν χαὶ τὸ ἀγα-

ϑόν, ὥσπερ καὶ ὁ ᾿Αριστοφανης σκώπτει ἐν τοῖς Βα- βυλωνίοις ἀντὶ μὲν χρυσίου χρυσιδάριον, ἀντὶ δ᾽ ἱμα- τίου ἱμιατιδάριον, ἀντὶ δὲ λοιδορίας λοιδορημάτιον καὶ

voonucrıov. Vergleichen wir aber diese drei letzten Unterarten mit Varro VII. p. 116. 122. 123. VII.

Ρ. 145.,:so kann dem aufmerksamen Beobachter kaum

entgehen, dass hier der Streit über Analogie und

Anomalie der Sprache praktisch geübt diese genauen

Unterscheidungen hervorgerufen hat. Weniger sicher

ist diess bei den zwei letzten der Fall, obgleich auch

da die Wirklichkeit über alle Ahnung hinausgehen

mag. 6) Παρώωώνυμον δέ ἔστι τὸ παρ᾽ ὄνομα ἢ ὡς

ἐξ ὀνόματος ποιηϑέν, οἷον Θέων, Τρύφων. Anders hat die Sache gefasst Diomedes I. p. 310: οῬαγο-

nyma sunt, quae ab alio quodam trahuntur et nihil

de supra memoratis significant, ut equus, eques.“ 7) Ῥηματικὸν δέ ἔστι τὸ ἀπὸ Ömuerog παρηγμένον, οἷον Φιλήμων, Νοήμων. Die lateinischen Grammatiker haben die zeitwörtlichen nicht als Eigennamen gefasst.

Charis. II. p. 128: ‚,Sunt etiam quae ab his ῥηματικά

dieuntur, nos non absurde verbalia diximus, ut a

verbo lego lectio, et dico dictio, et oro oratio, et

raptor et percussor ex eo, quod est rapio, percutio.“

Diomed. I. p. 310: ,‚Pruerix« sunt, quae a verbis derivantur nomina: hacc non absurde verbalia dixe-

rimus, ut dico, dietio“ u. s. w. Nachdem Dionysios

auf diese Weise die sieben Unterarten der abgeleite-

ten Hauptwörter abgemacht hat, kommt er zu den

σχήματα derselben. Was das σχῆμα sey, lehrt uns ein interessantes Anekdoton Hamburgense, so eben

von Pre:ler in der Zeitschrift für Alterthumswissen-

schaft 1839. Nr. 53. mitgetheilt : Γραμματικοὶ μὲν II. 6

οἶς δὲ, 5

γὰρ οὕτως ὁρίζεσϑαι βούλονται, σχῆμα λέγοντες εἶναι λέξεων ποσότητα ὑφ᾽ ἕνα τόνον καὶ ἕν πνεῦμα ἀδια.- στάτως ἀγομένων ἐν ἁπλότητι ἢ συνϑέσεσι ὁ καὶ διαι- ρεῖταε αὐτοῖς εἰς τρία, εἰς δὲ τὸ ἁπλοῦν, τὸ σύνϑετον,

καὶ παρασύνϑετον. Wahrscheinlich ist diese Definition

aus dem Werke des Apollonios rregi σχημάτων; uns ist sie interessant wegen der Uebereinstimmung mit

Dionysios: Zynuara δὲ ὀνομάτων εἰσὶ τρία, ἁπλοῦν

μὲν οἷον Ππέμνων, σύνϑετον δὲ οἷον ᾿Δγαμέμνων, πα-

ρασύνϑετον δὲ οἷον Ayausuvoviöng, Φιλιππίδης. Τῶν δὲ συνθέτων διαφοραί εἰσι τέσσαρες. @ μὲν γὰρ αὐτῶν εἰσὶν Ex δύο τελείων, ὡς χειρίσοφος, & δὲ ἐκ δύο ἀπο- λειπόντων, ὡς Σοφοκλῆς, ἃ δὲ ἐξ ἀπολείποντος καὶ τελείου, ὡς Φιλόδημος, ἃ δὲ ἐκ τελείου καὶ ἀπολεί- πόντος, ὡς Περικλῆς. Vergleichen wir diese Lehre

von der Wortcomposition mit Aristotel. Poetic. c. 21:

Ὄνοματος δὲ εἴδη τὸ μὲν ἁπλοῦν (ἁπλοῦν δὲ λέγω Ὁ ur ἐκ σημαινόντων σύγκειται, οἷον γῇ) τὸ δὲ διπλοῦν.

τούτου δὲ τὸ μὲν ἐκ σημαίνοντος καὶ ἀσήμου, τὸ δὲ ἐκ σημαινόντων σύγκειται: so erkennt man, dass eine organische Fortbildung und schematisch gliedernde Er-

weiterung jene obige Anordnung traf.

Hiemit, sollte man glauben, wären in der That

alle Arten der Nomina vollständig von dem Verfas-

ser aufgezählt, und wirklich kommen jetzt ἀριϑμοί und sırwosıs an die Reihe. Aber nach diesen hebt

noch einmal unser Grammatiker an: Ὑποπέπτωχε

δὲ τῷ ὀνόματι ταῦτα, ἃ καὶ αὐτὰ εἴδη προσαγορεύεται, κύριον, προσηγορικόν, ἐπέϑετον, πρὸς τι ἔχον, ὡς πρὸς τι ἔχον, ὁμώνυμον, συνώνυμον, φερώνυμον, διώνυμον, ἐπώνυμον, ἐϑνικόν, ἐρωτηματιχόν, ἀόριστον, ἀναφορι- x0v, ὃ καὶ ὁμοιωματικὸν καὶ δεικτικὸν καὶ ἀνταποδοτι- κὸν καλεῖται, περιλητετικόν, ἐπιμεριζόμενον, περιξχτε. κόν, πεποιημένον, γενικόν, εἰδικὸν, τακτικόν, ἀριϑμητι.-

ea α.-:

x09, μετουσιαστικόν, ἀπολελυμένον. Hier lag noch am Meisten Grund zu einer Verdächtigung wenigstens

dieses Theiles samt den darauf folgenden Erläu-

terungen. Der Verfasser hat ja im Anfange des

Paragraphen gar Nichts hingestellt, wodurch wir

diese weite Ausführung zu erwarten berechtigt ge-

wesen wären. Freilich man hätte besser daran gethan,

hier einen neuen Abschnitt zu beginnen. Allein wie

steht es mit der Echtheit desselben? Finden wir in innern Gründen das Geringste, das uns hier wenig-

stens zu einem Zweifel berechtigte? Der flüchtige Anblick dieser Unterarten lehrt gleich, dass ein Theil

derselben z. B. ὁμώνυμον, συνώνυμον, φερώνυμον, διώνυμον schon den ältesten Philosophen angehört, dass das χύριον, ἐπίϑετον, πρός τι ἔχον, ὡς πρός τι

ἔχον, γενικόν, εἰδικόν, πεποιημένον theils in Aristoteles

nachweisbar, theils in seinen philosophischen Kate- gorieen begründet ist, dass das προσηγορικόν, ἐρωτη-- ματικόν, ἀόριστον stoischen Principien entspricht : so dass nur Einige bleiben, die jetzt erst entweder aus

jenem fruchtbaren Samen philosophischer Erörterung,

oder aus dem reichen Quell dichterischer Analyse

entsprungen sind. Beschauen wir aber den ganzen

Abschnitt genauer, alsdann tritt uns noch eine ganz

andere Erscheinung entgegen. Diese Unterarten un-

terscheiden sich im tiefsten Wesen von den oben

durchgenommenen. War bei Aristoteles und den

Stoikern die Eintheilung, soweit wir sie zurück errei-

chen konnten, eine grundsatzlose, insofern sie bald

vom innern Wesen des Wortes, von seiner Bedeu-

tung und Idee, bald von seiner zufällig eintretenden

Form aus genommen war: so begegnet uns dagegen

hier eine Doppeleintheilung, wovon die erste früher

ἂν an

erörterte Hälfte von der Form *), und zwar nicht

von der zufällig und gelegentlich eintreffenden. sondern

von der charakteristischen Erscheinung der Wortbil-

dung ausgeht, die zweite hingegen jetzt näher zu

betrachtende rein das ideelle Element des Hauptwor-

tes beachtete. Der Inhalt des Wortes, die wahre

οὐσία ist hier das Regulativ, dort das körperliche Daseyn. Mit andern Worten, in der ersteren Abthei-

lung ist das σημαῖνον oder 7 Ywrn, in der andern

das σηὴμαινόμενον, wie die Stoiker sich auszudrücken

pflegten, beachtet worden. Wie aber oben das πρω-

τότυπον und παράγωγον voranstanden, so hier das

κύριον und προσηγορικόν, und wie dort das ursprüng-

liche Nomen eben als solches in keine Schwankungen

und Schwingungen mehr übergeht, die eine weitere

Unterabtheilung nöthig machten, ebenso hat hier das

κύριον weit weniger Unterarten als das προσγγοριχόν,

und kaum eine oder die andere, die nicht auch auf

das Letztere anwendbar wäre. Dionysios hat es

daher für unnöthig gehalten, bier schärfer zu sondern,

er lässt beide friedlich nebeneinander stehen und in-

einander verschwimmen.

1) Κύριον μὲν οὖν ἐστὶ τὸ τὴν ἰδίαν οὐσίαν ση-

μαῖνον, οἷον Ὅμηρος, Σωκράτης. Aufmerksam mache ich darauf, wie hier statt der stoischen ποιότης wie-

der die platonische οὐσία eintritt, ein Umstand,

von dem man behaupten möchte, dass er sich fast

*) Dagegen könnte wohl allein das xzyrızov zu sprechen

scheinen, als welches man aus begrifflicher Unterlage her-

vorgegangen behaupten könnte. Allein ich glaube, »rnrıxor

nannte man diese Classe deswegen, weil sie vom Genitiv

abgeleitet wurden, der auch χτητικὴ hiess.

symbolisch in dem häufig vorkommenden Namen des

Sokrates und Platon ausspreche. Diomedes muss hier

wohl einen andern Grammatiker vor Augen gehabt

haben; er sagt I. p. 306: ‚‚Propria sunt, quae pro-

priam et circumscfiptam qualitatem specialiter si-

gnificant.‘“ 2) Προσηγορικὸν δέ ἔστι TO κοινὴν οὐ- σίαν σημαῖνον, οἷον ἄνϑρωπος, ἵππος. Dass das Ap-

pellativum kommen musste, gab uns Dionysios selbst

in $. 13. mit den Worten zu verstehen: Ἢ γὰρ προσ-

ηγορία ὡς εἶδος τῷ ὀνόματι ὑποβέβληται. 3) Ἐπί. ϑετον δέ ἐστι τὸ ἐπὶ κυρίων ἢ προσηγορικῶν ὁμωνύ.- μως τιϑέμενον χαὶ δηλοῦν ἔπαινον ἢ ıoyov. Der Epitheta gedachte schon Aristoteles an mehren Stellen

der grössern Rhetorik als eines Eigenthums der Poesie.

Die Hauptstelle über das Wesen derselben findet

sich II, 2. gegen Ende: Kai ἐν τοῖς ἐπιϑέτοις ἔστι

μὲν τὰς ἐπιϑέσεις ποιεῖσϑαι ἀπὸ φαύλου ἢ αἰσχροῦ, οἷον ὁ μητροφόντης, ἔστι δ᾽ ἀπὸ τοῦ βελτίονος, οἷον ὁ πατρὸς ἀμύντωρ. Hier liegt offenbar in den Gegensätzen des Hässlichen und des Bessern der

Grund zu der Auffassung des Dionysios, dass es Lob oder Tadel bedeute. Aber Letzterer definirt in der

Hinsicht ungenügend, dass er es ein ὁμωνύμως τιϑέ-

μενον nennt, ehe wir noch wissen, was ein Homo-

nymon ist; jedoch mochte er sich hier darauf verlas-

sen, dass jeder Grieche die Bedeutung dieses Wortes

schon kannte, Wie aber das Wesen des Epithetons

beim Studium der Dichter durchdacht worden, zeigt

die unmittelbar folgende Erörterung, von weichen Be-

ziehungen es hergenommen werde: Aaußaverar δὲ

τριχῶς, ἀπὸ ψυχῆς ὡς τὸ σώφρων, ἀκόλαστος, ἀπὸ δὲ. σώματος ὡς τὸ ταχύς, βραδύς, ἀπὸ δὲ τῶν ἐχτὸς ὡς

τὸ πλούσιος, πένης. Vergleichen wir damit Diomedes

I. p. 309., so merken wir wieder, dass dieser einen

:- ΜΝ ..5.

Griechen benutzt hat, der die aus Dionysios 'Thrax

geschöpften Bemerkungen erweiterte: ,‚,‚Sunt quae

a Graecis ἐπίϑετα dicuntur, quae quibuscunque per-

sonis adiiciuntur laudandi vel vituperandi gratia. (Vrgl.

Charis. II. p. 129.) Haec sumuntur aut a qualitate

animae, ut sapiens, demens, pudicus, turpis, bonus,

malus; aut a qualitate corporis, ut formosus,

deformis; aut a quantitate, ut sublimis, humilis, pro-

cerus; aut extrinsecus, ut purpuratus, pallia-

tus — —; aut ab accidentibus, ut caeruleus imber,

beatus, dives, pauper; aut a qualitate naturae sumpta,

ut ignis edax.‘“ 4) Πρ ὃς τι δὲ ἔχον ἐστὶν ὡς πα-

τήρ, υἱὸς, φίλος, δεξιός. Die Erläuterung gibt uns

Charis. II. p. 129: ‚‚Sunt quaedam nomina quae per

se sine alterius partis orationis adminiculo et intelligi

non possunt, quae Gracci dieunt τῶν πρός τι, id est, ad aliquid, quae non possunt intelligi sola, ut pater,

mater; iungunt enim sibi et illa propter quae intelli-

guntur.‘“ Etwas anders Diomed. I. p. 308. extr.: »„Sunt quaedam nomina, quae per se sine alterius

partis orationis adminiculo intelligi non possunt, ut

pater,, frater; recipiunt enim sibi et illa per quae in-

telligantur, ut meus, tuus. Haec a Graecis τῶν πρός τι appellantur id est ad aliquid; et alia τῶν πρὸς τί

πως ἔχοντα, id est, ad aliquid quodammodo attenden- tia, vel taliter qualiter se habentia, ut dexter, sinister;

haec comparativum gradum admittunt, ut dexterior,

sinisterior.‘‘ Man lasse sich aber nicht verführen,

die letztere Art für identisch zu halten mit der bei

dem Griechen folgenden. Bei Diomedes sowohl, wie

bei Charisius II. p. 129., der nur abgekürzt hat, heisst

sie πρὸς τί πὼς ἔχοντα, hingegen bei Dionysios 5) Ὡς πρός τι δὲ ἔχον ἐστὶν ὡς νύξ, ἡμέρα, ϑανα-

τος, ζωή. Mit andern Worten: Bei den römischen

u in

Grammatikern ist eine stoische Kategorie sichtbar, bei dem Griechen eine Abart der aristotelischen. Wenn

es nämlich wahr ist, was neulich Stallbaum in der Vorrede zu der grossen Ausgabe von Platon’s Par-

menides (Lipsiae. 1839.) p. 170. behauptet hat, Ari-

stoteles Kategorieen seyen nicht zehn, sondern vier

an der Zahl οὐσία, ποιόν, ποσόν, πρὸς τι, die übrigen seyen bloss Unterarten des πρὸς τι: so ist klar, dass

die stoischen τὸ ὑποχείμενον (d. ἢ. ἡ οὐσία), ποιόν, πὼς ἔχον, πρὸς τί πως ἔχον nicht allein in der Zahl,

sondern auch im Wesen gröstentheils übereinstimmen.

Das aristotelische πρὸς zı ist aber nichts Anderes, wie es scheint, als das stoische πρὸς ri πως ἔχον. Die römischen Grammatiker, oder vielmehr ihre griechi-

schen Vorbildner, die daher ausser dem ὄνομα τὸ σερὸς τι ἔχον noch ein ὄνομα τῶν πρὸς τί πως ἐχόν- τῶν annahmen, spalteten Identisches in zwei Arten;

sie suchten aber das Letztere dadurch grammatisch

zu begründen, dass sie es als Adjektivum nahmen,

während das Erstere substantielle, mithin mehr unab-

hängige Bedeutung haben sollte. Anders Dionysios.

Die Relation, die er in Hauptwörtern wie νύξ, ἡμέρα,

ϑάνατος, ζωή fand, schien ihm keine so vollständige, so nothwendige zu seyn, wıe die in Vater, Mutter

u. 5. w. Er nannte sie daher quasi relativa. 6) Ὁμώ-

yvuov δέ ἐστιν ὄνομα τὸ κατὰ πολλῶν ὁμωνύμως τιϑέ. uevov, οἷον ἐπὶ μὲν κυρίων, ὡς “ἴας ὁ Τελαμώνιος χαὶ Alias ὁ Ὀϊλέως, ἐπὶ δὲ προσηγορικών, ὡς μῦς ϑα-

λάσσιος καὶ μῦς γηγενής. Die Bezeichnungen des Ho- monymons und Synonymons schwanken äusserst un- angenehm bei den Griechen; man muss sich bei eı-

nei Jeden den Sprachgebrauch gehörig merken. Ue-

bereinstimmend mit Dionysios heisst es bei Charis.

II. p. 129. und Diomed. I. p. 309: ,‚‚Sunt quoque

u ΒΗ δ

quaedam ὁμώνυμα, quae una loquela plura significant, ut nepos, acies. Significat enim nepos οἵ certum

cegnationis gradum ct rei avitae consumptorem; simi-

liter et acies oculorum diecitur et ferri et exercitus.“

Die Homonymieen hatte auch Aristarch im Homer

berücksichtigt. Vrgl. Schol. ad Il. I, 837: ’Aouog: ἢ διπλῃ, ὃτι ὁ ̓ άσιος οὗτος ὁμωνυμὸς ἔστι τῷ Ἑχάβης

ἀδελφῷ (NM. XVI, 719.). ἐσημειοῦτο δὲ ὁ ̓ “ρίσταρχος τὰς ὁμωνυμίας πρὸς τὰς Πυλαιμένους, καὶ πρὸς τὴν

ἐπανάληψιν, ὅτι πλεονάζει ἐν [λιάδι. 7) Συνωνυμον δέ ἐστι τὸ ἐν διαφόροις ὀνόμασι τὸ αὐτὸ δηλοῦν, οἷον ἄορ, ξίφος, μάχαιρα, σπάϑη, φάσγανον. Diomedes :

‚„Sunt alia συγωνυμα vel sroAvovvue, quae pluribus

loquelis idem significant, ut terra, humus: ensis, gla-

dius, mucro.‘“ Ebenso Charisius. Aber bei ihnen

fehlt das 8) Φερώνυμον δέ ἐστι τὸ ἀπὸ τινος συμ- βεβηκότος τεϑέν, ὡς Τισαμενὸς καὶ Π͵εγαπένϑης.

Hier sowohl wie im Folgenden spricht sich wieder

der Aristarcheer d. h. der homerische Scholiast klar

aus. 9) διώνυμον δέ ἐστιν ὀνόματα δύο na ἕνὸς κυρίου τεταγμένα, οἷον ᾿Δλέξανδρος ὁ καὶ Πάρις, οὐκ ἀναστρέφοντος τοῦ λόγου" οὐ γὰρ εἴ τις AltEavdgos, οὗτος καὶ Πάρις. Diomed. I. p. 307: ,,Οὐδοήδπι

enim inveniuntur apud illos (Graecos) unica, vel διώ- γυμα, ut Palaemon, Melicertes, Astyanax, Scaman-

dros et similiter.“ 10) Ernwvvuov δέ ἐστιν, ὃ καὶ διώνυμον καλεῖται, τὸ μεϑ' ἑτέρου χυρίου καϑ' ἑνὸς λεγόμενον, ὡς Ἐνοσίχϑων ὁ Ποσειδῶν καὶ Φοῖβος ὁ

᾿“πόλλων. 11) Ἐϑνικὸν δέ ἐστι τὸ ἔϑνους δηλωτικὸν, ὡς

Φρύξ, Γαλάτης. Charis. II. p. 128. Diomed. I. p. 308: „Et

singalis quibusque rebus personisve posita sunt nomina,

ex quibus quaedam gentem significant, ut Afer, Dacus,

Hispanus; alia patriam, ut ’Thebanus, Romanus.“

Fruchtbarer und für unsern Zweck, die volle Echt-

— Bu --

heit unseres Grammatikers zu beweisen, schlagender

lassen sich die nun kommenden drei Arten behandeln.

12) Ἐρωτηματικὸν δέ ἐστιν, 0 χαὶ πευστικὸν χα- λεῖται, τὸ κατ᾽ ἐρώτησιν λεγόμενον, οἷον τίς, ποῖος, πόσος, πηλίκος. Vrgl. Priscian II. p. 5S1., wo er über quis, qualis, quantus, quot handelt: „Ex quo

ostenditur, melius ea doctissimos artium sScriptores

Graecos inter nomina posuisse, quamvis vetustiores

apud ipsos quoque pronomina vel articulos ea puta-

verunt.‘“ Die ältern Griechen, welche die Interrogativa

für Pronomina hielten, sind keine Andern, als die

Stoiker, die gelehrten Techniker aber sind Dionysios

nebst seinen Nachfolgern Apollonios und Herodianos.

Diess zeigt sich ganz unzweifelhaft in 13) 400:070»

δέ ἐστε τὸ TO ἐρωτηματικῷ ἐγαντίως τιϑέμενον, οἷον

ὅστις, ὁποῖος, ὁπόσος, ὁπηλίχος. Priseian. super XII,

vers. Aen. p. 1257. erwähnt: „‚‚supradictas dictiones,

quas Apollonius Herodianusque et Dionysius inter

nomina rationabiliter posuerunt.‘‘ Die oben ange- führten Ausdrücke waren aber ‚‚infinita vel interroga-

tiva, vel relativa, substantiae, qualitatis, vel quanti-

tatis vel numeri‘‘: so dass also ein grosser Theil von

p- 637. als echt bezeugt wird. Vrgl. Priscian eben-

das. p. 1267: ‚‚Quae sunt dubia® Quae Stoici qui-

dem antiquissimi inter articulos cum praepositionibus

ponebant, Romani autem inter pronomina infinita vel

interrogativa vel relativa vel redditiva, Dionysius vero

et Apollonius et Herodianus rationabiliter inter nomina

posuerunt. Sunt autem substantiae vel qualitatis, vel

numeri infinita.‘“ Auf Dionysios also ist auch zu bezie- hen Cledonius p: 1905: „,‚Inter finita et infinita hoc

interest, finita sunt, quae habent certam personam,

infinita, quwae cuique aequari possunt. Sed haec apud

Graecos sunt nomina interrogativa vel comparativa.‘‘

ar ie

Zum Ueberfluss dürfen wir daher auch noch aus dem

neunten Jahrhundert anführen Theognosti canones in

Cramer. Anecdot. Vol. II. p. 135: Τοίνυν τὸ ὅστες ἀόριστον ὄνομα ἀπὸ ἄρϑρου ἀφελόμενος ὁ Διονύ-- σιος τῇ ἀναλογίᾳ καὶ αὐτὸς δουλεύων διὰ τοῦ τις μο-

giov τὴν ἐπέχτασιν τῆς λέξεως προηνέγκατο ἐν τῷ ὅστις, ὁποῖος. Bei Dionysios folgt 14) Avapogıxov δέ ἐστιν, ὃ καὶ ὁμοιωματικὸν καὶ δεικτικὸν χαὶ avra- ποδοτικὸν καλεῖται, τὸ ὁμοίωσιν σημαῖνον, οἷον τοσοῦ- τος, τηλιχοῦτος, τοιοῦτος. 15) Περιληπτικὸν δέ

ἐστι τὸ τῶ ἑἕνιχῷ ἀριϑμῷ πλῆϑος σημαῖνον, οἷον δῆ- μος, χορός, ὄχλος. Die Beachtung des περιλητττικὸν entstand ohne Zweifel aus Dichterstellen, wie Hom.

ll. II, 278: Ὥς φασαν 7 πληϑύς. Vrgl. Charis. II. p. 127. und Diomed. I. p. 308: ‚,Sunt quaedam po-

sitione singularia,, intellectu pluralia, quae Graeci σε-

ριληπτικά nominant, ut Concio, populus, exercitus.“

16) Ἐπιμεριζόμενον δέ ἐστι τὸ ἐκ δύο ἢ πλειόνων ἐπὶ ἕν ἔχον τὴν ἀναφοραν, οἷον ἕτερος, ἑχάτερος, ἕκα- στος. Diese Art habe ich bei den beiden Römern

nicht erwähnt gefunden. Statt dessen hat Diomedes

noch £rvuoloyıxa zZ. B. bibliotheca. Gleich darauf

stimmt er aber wieder mit unserm Handbuche überein.

17) Περιεκτικὸν δὲ ἐστι τὸ ἐμφαῖνον ἐν ἑαυτῷ TO

περιεχόμενον, οἷον δαφνών, παρϑενῶν. Diomedes :

„Alia quae nomen traxerunt ex his, quae continentur,

quae Gracci περιεχτικά nominant, ut vinetum, rose-

tum.‘* Das περιεκτικὸν erscheint als aristarchisch in

Cramer Anecdot. Vol. IV. p. 337:. Τὸ πτερὺξ ὑπὸ ᾿Αριστάρχου σεσημείωται ὀξυνϑὲν ὡς περιεκτικόν.

18) Πεποιημένον δέ ἐστι τὸ παρὰ τὰς τῶν ἤχων ἰδιότητας μιμητικῶς εἰρημένον, οἷον φλοῖσβος, δοῖ- ζος, ὀρυμαγδός. Aristoteles Poetic. c. 21. hatte das

πεποιημένον gefasst als ein von einem einzelnen

— δὲ .-

Dichter gebildetes, von dem gewöhnlich gebräuchlichen

Namen abweichendes Wort. Er sagte: Πεποιημένον δ᾽ ἐστὶν ὃ ὅλως μὴ καλούμενον ὑπό τινων αὐτὸς τίϑε- ται 6 ποιήτης" δοκεῖ γὰρ ἔνια εἶναι τοιαῦτα, οἷον τὰ ,χέρατα ἔρνυγας καὶ τὸν ἱερέα ἀρητῆρα. Unser Gram- matiker aber fasste es mehr als die Nachahmung ei-

nes Naturlautes durch den Menschen *), und in die-

sem Sinne blieb es in der griechischen sowohl als

römischen Grammatik herrschend. Incerti fragm. de

verbo $. 43. (Endlicher Analecta gram, p. 175.): ‚‚Per

πεποιημένην λέξιν in his, quae ad exprimendum ali- cuius rei sonum confieta sunt, ut λίγξε βίος, σίζε ὀφϑαλμος:; haec enim ulterius non inflectuntur, sed

his tantum vocibus, quae semel dicta est, permanent

fixae.‘“ (Statt: quae semel dicta est, welches entstan-

den ist aus: quae semel dictae st, lese man: quae

semel dictae sunt.). Diomed. I. p. 308: ‚‚Quaedam facta a sonis vel a vocibus, quae Graeci πεποιημένα

dieunt, ut stridor, clangor, hinnitus, tinnitus, mu-

gitus.‘“ Ποιητικὰ nennt sie Eharis. II. p. 129: Quae- dam ficta sunt a sono vocis, ποιητικά, ut stridor,

clangor, hinnitus, ululatus, fremitus, mugitus.‘“

*) Den Uebergang zu dieser Ansicht hatten die Stoiker be-

gründet durch die Aufsuchung der στοιχεῖα ἐτυμολογίας.

Vrgl. Augustin. dialect. 6: ,‚Stoici autumant, nullum esse

verbum cuius non certa ratio explicari possit. Et quia hoc

modo suggerere facile fuit, si diceres hoc infinitum esse

quibus verbis alterius verbi originem interpretareris, eorum

rursus a te originem quaerendam esse, donec perveniatur

eo, ut res cum sono verbi aliqua similitudine concinat, ut

cum dicimus aeris tinnitum, equorum hinnitum, ovium ba-

latum, tubarum clangorem, stridorem catenarum: perspi-

cis enim haec verba ita sonare ut res quae his verbis sig-

nificentur.‘“

τ δ ..::.

19) Γενικὸν δέ ἐστι τὸ δυνάμενον εἰς πολλὰ εἴδη

διαιρεϑῆγαι, οἷον ζῶον, φυτὸν. Die Ahnung des

Gattungsnamens lag schon in dem συγώνυμον des Ari-

stoteles, näher ausgeführt wurde sie natürlich in der

Definition der Stoiker vom γένος und εἶδος, die wir oben angeführt. Vrgl. Charis. II, p. 128. extr.: ‚„‚Quae-

dam generalia sunt, γενιχά, quibus multa continentur

dissimilia, ut animal, arbor; ex his nascuntur spe-

cialia, quae tamen insunt originibus suis generalibus,

ut homo, equus, kaunng, αι, pinus, fraxinus,‘*

2 Εἰδικὸν δέ ἔστι τὸ ἐκ τοῦ γένους διαιρεϑέν,

οἷον βοῦς, ἵππος, ἄμπελος, ἐλαία. Merkw ürdiger Wei-

se geht der Verfasser alsdann üb:r zu den Ordina-

lia. 21) Taxrırov δέ ἐστι τὸ τάξιν δηλοῦν, οἷον τερῶ-

τος, δεύτερος, τρίτος. Charis. II. p. 128. und Diomcd. I. p. 308: „Alia οηθίδειν, ut primus, secundus.“ 22)

“ἀριϑμητικὸν δέ ἐστι τὸ ἀριϑμὸν σημαῖνον, οἷον

εἷς, δύο, τρεῖς. Charisius und Diomedes: ‚‚Alia nume-

rum, ut unus, duo.“ 23) Merovoıaorızov δέ ἔστι

τὸ μέτεχον οὐσίας τινὸς, οἷον χρύσειος, ἀργύρειος. Das Nomen, welches bezeichnet, aus welchem Stoffe Et-

was besteht, ist offenbar nicht allein in Hinsicht der

Bedeutung, sondern auch der Form vom xrnzıxov ver-

schieden, welches, nach den oben angeführten Bei-

spielen zu urtheilen, bloss von Eigennamen abgeleitet

gedacht wird. 24) ““πολελυμένον δέ ἐστιν ὃ καϑ' ἑαυτὸ νοεῖται, οἷον ϑεὸς, λόγος.

Den Schluss der Abhandlung über das Nomen

bildet endlich noch die Angabe: Τοῦ δὲ ὀνόματος δια.

ϑέσεις εἰσὶ δύο, ἐνέργεια χαὶ πάϑος, ἐνέργεια μὲν ὡς

χριτής ὁ κρίνων, πάϑος δὲ ὡς χριτὸς ὁ κρινόμενος:

welche der Verfasser besser, wie mir scheint, als ei-

gene Classen als ἐνεργητιχὰ und nasntıza den 24 beigezählt hätte, indem solche διαϑέσεις ja keines-

wegs von allen Hauptwörtern aussagbar sind. Kür-

zer können wir uns über die andern Redetheile fassen.

U. Das Zeitwort. ὃ. 15: Ῥημαά ἐστι λέξις ἄπτωτος, ἐπιδεχτικὴ χρόνων TE καὶ προσώπων χαὶ ἀρι-

ϑμῶν, ἐνέργειαν ἢ πάϑος παριστῶσα. Betrachten wir

die Fülle von Merkmalen, die hier dem Zeitworte zu-

ertheilt wird, so müssen wir uns billig wundern, dass

aus den einfachen Definitionen des Aristoteles und der

Stoiker sich auf einmal eine so vielseitige darbietet.

Allein wir werden in der zweiten Abtheilung sehen,

dass Zeiten und Zahlen, 'Thätigkeit und Leiden schon

jenen Vorgängern als Eigenthum desselben sich erge-

ben hatte, so dass also bloss das Persönliche als

Fortschritt der aristarchischen Lehre sich kund gibt.

Dem Zeitworte kommen zu acht Accidenzen:

Παρέπεται δὲ τῷ δήματι ὀκτω, ἐγκλίσεις, διαϑέσεις, εἴδη,

σχήματα, ἀριϑμοί, χρόνοι, πρόσωτπτα, συζυγίαι. Der

gröste Theil derselben kam schon in der Definition

vor. Uns berühre n hier bloss die εἴδη und σχήματα.

Als zwei Hauptabtheilungen werden angegeben das

ursprüngliche und das abgeleitete: Eidn δὲ δύο, πρω-

τότυπον χαὶ παράγωγον, πρωτότυπον μὲν οἷον ἄρδω,

παράγωγον οἷον ἀρδεύω. Allein es scheint diese Son- derung von eben so geringer Bedeutung geblieben zu

sein, als die drei Formen: Σχήματα δὲ τρία, ἁπλοῦν,

σύνϑετον, πταρασύνϑετον. ἁπλοῦν μὲν οἷον φρονῶ, σύν- ϑετον δὲ οἷον χαταφρογῶ, παρασύνϑετον δὲ οἷον ἀν- τιγονίζω, φιλιππίζω.

ΠΙ. Das Participium. $. 19. Meroyn ἐστι λέξις μετέχουσα τῆς τῶν ῥημάτων καὶ τῆς τῶν ὀνομα-

των ἰδιότητος. Παρέπεται δὲ αὐτῇ ταὐτὰ ἃ καὶ τῷ δήματι καὶ τῷ ὀνόματι, δίχα προσώπων TE καὶ ἐγκλί-

σεων. Wenn es wahr ist, was ich oben vermuthet,

dass Aristarch diesen Redetheil zuerst in die Reihe

ὧν ME ὡὦ

der übrigen setzte: so gibt sich auch hier wieder die

Schule kund, der der Verfasser angehört. Indem er

aber dasselbe fasst als theilnehmend an Allem, was

dem Haupt- und Zeitworte zukommt, mit Ausnahme

des Persönlichen und der Modi, musste er natürlich

auch dieselben σχήματα ἃ. h. ein ἁπλοῦν, σύνϑετον und παρασύυνϑετον ihm zuschreiben. Warum auf die-

ses Letzte Gewicht gelegt wird, wird sich bei Apol-

lonios ergeben.

IV. Der Artikel. δ. 20: "4g900v ἐστὶ μέρος

λόγου πτωτικόν, προτασσόμενον χαὶ ὑποτασσόμενον τῆς κλίσεως τῶν ὀνομάτων. καὶ ὑποτασσόμενον μὲν τὸ

ὃς, προτασσόμενον δὲ τὸ 0. Wir haben gesehen, wie wunderbar sich noch die Stoiker bei der Lehre vom

Artikel gebärdeten, wie Vieles sie noch dazu gerech-

net: indessen hatte zu der einfachern Beschränkung

der spätern Zeit schon Aristoteles den Grund gelegt,

und derjenige. der Stoiker, welcher es als στοιχεῖον

λόγου πτωτιχόν, διόριζον τὰ γένη τῶν ὀνομάτων καὶ τοὺς ἀριϑμοὺς gefasst hatte. Bei dem Schwanken aber, welches in homerischen Gedichten noch zwi-

schen Artikel, Relativum und Demonstrativum statt

findet, ist es sehr natürlich, dass ein Grammatiker,

der einen grossen Theil sciner Lehre erst aus den

ἀπορίαι dieses Dichters herausarbeiten musste, das-

jenige, was wir Pronomen relativum nennen, nebst dem

Artikel noch Einer Sprachkategorie zuzählte. Allein

er ahnte schon hinreichend den Unterschied, indem er

Ersteres als ὑποτασσόμενον, oder wie die spätern Grie- chen es nannten ὑποταχτικὸν ἄρϑρον (articulus sub- iunctivus), bezeichnete, den eigentlichen Artikel aber

als προτασσόμενον, später προταχτικὸν (articulus prae- positivus). Bemerkenswerth ist noch, dass er beide

— We

nur der Deklination der Nomina zuschreibt. Sonstige

εἴδη und σχήματα kennt er nicht.

V. Das Pronomen. $. 21: Ayrwovvule δέ ἐστι λέξις, ἀντὶ ὀνόματος παραλαμβανομένη, TTOWOWTTWV ὡρι- σμένων δηλωτική. Schömann in der schon erwähnten Vorrede zum Lektionskatalog 1833 hat sich über die

Lehre des Dionysios vom Pronomen weiter verbrei-

tet; da jene Blätter nicht Jedem zur Hand seyn dürf-

ten, erlaube ich mir, die ganze Stelle p. 7. hieherzu-

setzen: „Est autem omnino haec de pronominibus ve-

terum doctrina parım adhuc explorata. Stoicos om-

nia, ne personalibus quidem exceptis, ἄρϑρα vocasse perhibent; Aristarchum @vrwruwiag ab ἄρϑροις sejun- xisse manifestum videtur ex ejus definitione avzwvv-

μιῶν, quas λέξεις dixit κατὰ πρόσωπα συζύγους, teste Apollonio de pron. p. 1. de constr. II. 5. p. 100. Bekk.

Hac enim definitione personalia tantum cum reciprocis

et possessivis eum comprehendere voluisse arbitror,

ut demonstrativa Ode, οὗτος, αὐτὸς, ἐκεῖνος excluderet. Et noster quoque Dionysius, licet aliam habeat «vzw- γυμίας definitionem, a posterioribus haud dubie magi-

stris insertam, (2) — est autem cadem fere, quam

Apollonius habet de pronom. p. 10. A. — tamen tota

illa sectione, qua de ἀντωνυμίαις exponit, ita loquitur,

ut de personalibus tantummodo ἐγώ, σύ, ἔ, eorumque

derivativis reciprocis et possessivis eum Cogitasse ap-

pareat; demonstrativorum nullam prorsus neque hoc

loco neque alibi mentionem habet, quamobrem etiam

enarrator ejus Theodosius, cuius actate haec du-

dum ab omnibus ἀγτωνυμίαις accensebantur, postquam

de personalibus et possessivis Copiose exposuit, de-

monstrativorum obiter tantum in fine capitis et tan-

quam appendicis loco mentionem injicit his verbis

p. 86: εἰσὲ δὲ καὶ ἀντωνυμίαι τινὲς δεικτικαί, οἷον τὸ

> Ws

ἐχεῖνος zul τὸ τοῦτο καὶ τὸ αὕτη, ὁ [Goettl. τὸ] γὰρ ταῦτα λέγων ἔοικεν ὥσπερ καὶ διὰ τοῦ δαχτύλου τὸν περὶ οὗ λέγει δεικνύειν. Haec igitur sunt illa, quae

Dionysius ἄρϑροις adnumeravit, neque is sane absur- de; addito autem δεικτιχών vocabulo distinxit ab 115.

quae nos nunc quoque ἄρϑρα vocamus, quae quidem

Stoici, ut a demonstrativis aliısque pronominibus se-

cernerent, ἀοριστωδὴ vocarunt non allam ob causam

quam quod haec etiam de indefinitis ac incertis perso-

nis usurpari viderent, velut quum diecimus ὁ περιττὰ

τῶν κινξϊῖται, pro ὅστις περιπατεῖ, κινεῖται. Minus

autem recte (9) Classenus p. 85. demonstrativa apud

Dionysium nominibus adnumerari narrat. Adnumeran-

tur enim non öde, οὗτος, αὐτὸς, ἐχεῖνος, quae substan- tivorum loco sunt sed τοσοῦτος, τηλικοῦτος, τοιοῦτος,

quae adjectiva sunt pronominalia quantitatis et quali-

tatis, vel si malis pronomina adjectiva, qualitatem et

quantitatem demonstratione significantia. — Itaque quan-

tum equidem ex his vestigiis intelligere possum, haec

quae nos nunc verba uno pronominum genere com-

prehendere rursusque in suas species distribuere sole-

mus, apud Dionysium fuerunt tribus generibus divisa,

ex quibus ἀγτωγυμίας dicebat personalia cum reci-

procis et possessivis, demonstrativa autem Ode, οὗτος,

αὐτὸς, ἐκεῖνος articulis accensebat, sed δειχτιχῶν no-

mine a ceteris distincta, indefinita denique et interro-

gativa non minus quam adjectiva illa pronominalia nominibus subjungebat. Hanc ejus rationem etiam

hoc, quod nunc in manibus est, compendiun. reprae-

sentat, nisi quod ἀἄρϑρων definitio eos tantummodo, qui a nobis quoque articuli dicuntur, cum vroraxzı- κοῖς comprehendit, exqJusis pronominibus demonstra-

tivis, quae nunc quidem nusquam comparent. Atque

hoc ipsum ego pro documento esse arbitror hune li-

ze Ὁ .---

bellum neque ἃ Byzantio aliquo magistro compositum

esse: is enim demonstraliva haec pronomina non ne-

glexisset; neque talem, qualis nunc est, a:Dionysio illo-

vetere profectum esse: (?) is enim aliam articuli de-

finitionem proposuisset, qua etiam demonstrativa pro-

nomina comprehenderentur.‘‘ Die Punkte, in denen.

ich mit jenem achtbaren Gelehrten nicht übereinstim-

men kann, habe ich schon durch die eingeschobenen

Zeichen angedeutet. Die erste Frage, die hier zu

beantworten ist, wäre: Hat Dionysios die Demonstra-

tiva zu den Hauptwörtern gezählt oder nicht? Classen entschied sich für das Erstere, und zwar mit gutem

Rechte. Denn die Wörter δὸς, οὗτος, αὐτὸς, ἐκεῖνος haben doch wahrlich weder in ihrer Bedeutung, noch:

in ihrer Form eine solche Verschiedenheit von ὅστις,

τοσοῦτος, τοιοῦτος, dass sich ein Grund auffinden liesse,

warum Dionysios sie nicht ebensogut, wie diese Letz--

tern dem Nomen beigezählt hätte. Nun hat er zwar

sie nicht namentlich aufgeführt; allein er führt ja von

jeder Art nur Beispiele an, und so wenig dnuog, χο-

005 und. 04409 die einzigen περιληπτικαά sind: eben- sowenig sind τοσοῦτος, τηλικοῦτος, τοιοῦτος die ein-

zigen ἀγαφοριχά oder avranodorıxe; fehlen ja doch τοῖος und οἷος, τόσος und ὅσος, τηλίχος und ἡλίκος.

Endlich wird schon aus der Definition hinreichend of-

fenbar, dass auch die Demonstrativa in denselben Be-

reich gehören; denn Dionysios sagt ja: ᾿ναφορικὸν δέ ἐστι, ὃ καὶ ὁμοιωματικὸν καὶ δεικτικὸν καὶ ἀνταπο.

δοτικὸν χαλεῖται, τὸ ὁμοίωσιν σημαῖνον, οἷον τοσοῦτος,

τηλικοῦτος, τοιοῦτος. Dieselbe Antapodosie aber, die- in den Letztern liegt, findet sich ja auch in öde-ög, οὗτος. ὃς, αὐτὸς ὅς, ἐκεῖνος ὅς: Nun sagt uns aber Apollonios nicht, dass Dionysios die Demonstrativa ἄρϑρα δειχτιχά genannt habe, sondern im Allgemei-

Π. 7

ὡς A ie

nen die Pronomina; folglich haben wir in seiner De-

finition der Artikel keinen Einschluss der Demonstra-

tiva zu verlangen. Gehören sie aber, wie ich gezeigt

zu haben glaube, in die Reihe der Nomina, so vermissen

wir sie ja auch nicht unter dem eigentlichen Prono-

men, welches reine Personalia nebst den davon ab-

geleiteten Formen enthielt. In der 'That aber ist die

Definition des Pronomens ganz und gar dem Stand-

punkte der aristarchischen Schule angemessen, da der

Meister däs Persönliche in seinem Wesen viel-

leicht bis zum Uebermaass hervorgehoben hatte; daher

προσώπων ὡρισμένων δηλωτική; aber der Zusatz ἀντὶ

ὀνόματος παραλαμβανομένη verräth den denkenden Schüler, der die Bezeichnung ἀντωνομασία (desKoma- nos bei Apollop. de pronom. p. 263.) vielleicht schon

kannte und benutzte. Endlich ist die Aehnlichkeit der

Definition bei Apollonios de pronom. p.270: “έξιν ἀντ᾽ ὀνόματος προσώπων ὡρισμένων παραστατικήν gewiss ein viel grösserer Beweis für die Echtheit jener, als

gegen dieselbe.

In δ. 22. erscheinen nun zwei σχημάτα, ein ein-

faches und ein zusammengesetztes, zwei εἴδη, ein ur-

sprüngliches und ein abgeleitetes. Von den abgelei-

teten aber wird erwähnt, dass dazu alle Possessiva

(#tntıxal) gehörten, welche auch διπρόσωποι hiessen. Diese Bezeichnung des Zweipersönlichen soll DRAKON

aus Stratonike, der ausser vielen andern grammati-

schen Werken nach Suidas und Eudokia περὶ avrw- vvuwv Schrieb, so erklärt haben, dass in ihnen ein

Zwwiefaches sich vorfinde, einmal der Name des Be-

sitzers, dann des Besessenen, welches darunter ge-

dacht wird. In mein liegt einmal die Person ich,

dann das Ding, welches mir zugehört. Vrgl. Apol-

lon. de pronom. p: 280: Jırrgoownovg τὰς κτητικὰς

Zr

ὁ Δράκων ἐχάλει, καϑὸ δύο πρόσωπα νοεῖται, τοῦ TE χτήτορος καὶ τοῦ ὑπαχουομένου κτήματος" μονοπτροσώ. ποὺς δὲ ἢ ἁπλᾶς τὰς πρωτοτύπους" ἅπαξ γὰρ Evıxai

τε Övixai τε πληϑυντικαί ve νοοῦνξαι, αἱ δὲ δὶς ἑνικαὶ Ev τῷ ἐμός, δὶς δυϊκαὶ ἐν τῷ νωϊτέρω, δὶς πληϑυντι- καὶ ἐν τῷ ἡμέτεροι. Wenn der Erfinder jenes Na- mens dasselbe gewollt hatte: so hatte er keine ganz

gute Bezeichnung gewählt, indem πρόσωπον ja ei-

gentlich von keinem »znue gesagt wird, und nur dann

διπρόσωποι richtig ist, wenn ich z. B. mein Vater sage, d.h. von Personen selbst spreehe. Zum Schlusse

heisst es: Τῶν δὲ ἀντωνυμιῶν αἱ μέν εἰσιν ἀσύναρϑροι, ai δὲ σύναρϑροι" ἀσύναρϑροι μὲν οἷον ἐγώ, σύναρϑροι δὲ οἷον ὁ ἐμός. Vergleichen wir damit Apollon. de constr. I, 27: Ἑξῆς ῥητέον περὶ τῆς τῶν ἄρϑρων Owv:- τάξεως πρὸς τὰς ἀντωνυμίας, ἃς τινες ἐξαιρέτως [συν-

ἄρϑρους καὶ] ἀσυνάρϑρους ἐκάλεσαν, und ©. 29: τὰς καλουμένας συνάρϑρους ἀντωνυμίας:: so ist kaum zu zweifeln, dass Apollonios hier den Dionysios 'Thrax berücksichtigt hat.

VI. Die Präposition. δὶ 23. Προϑεσίς ἐστι λέξις προτιϑεμένη πάντων τῶν τοῦ λόγου μερῶν ἔν TE συνθέσει καὶ συντάξει. Mit diesem Redetheile, den

wir früher als aristarchisch anerkannt, beginnen die

ἄκλιτα. Zu bemerken ist, dass sie geschildert wird als ein allen übrigen Redetheilen vorsetzbarer, und zwar so, dass sie entweder mit demjenigen, vor dem

sie steht, Ein Wort ausmacht, oder zu ihm bloss in

eine logische Verbindung tritt. Die Zahl derselben

wird auf achtzehn bestimmt, womit zu vergleichen

die Nachricht bei Charis. IH. p. 210. extr.: „„Suetonius

Tranquillus de rebus variis: Praepositiones, inquit, om-

nes omnino sunt Graecae duodeviginti, qui numerus

inter omnes criticos grammaticos perfecte convenit.“

— iu ὦ.

VII. Das Adverbium. δ: 24: Ἐπίῤῥημαά ἐστι μέρος λόγου ἄκλιτον, κατὰ ῥήματος λεγόμενον ἢ ἐπι- λεγόμενον ῥήματι. Diese Begriffsbestimmung bietet eben so wenig etwas Hervorstechendes, als die beiden

σχήματα, das einfache z. B. πάλαι, und das zusam- mengesetzte, wie πρόπαλαι. Auffallend jedoch ist der Reichthum der Eintheilung in Classen, deren nicht

weniger als 25 aufgeführt werden. Ein Theil dersel-

ben stimmt mit den Begriffen überein, nach denen die

zweite Reihe der Hauptwörter gebildet ist. Sie lau-

ten: 1) Χρόνου δηλωτικά, οἷον νῦν, τότε, αὖϑις, schon, wie wir sahen, von Posidonios berücksichtigt.

2) Meoornrog, οἷον καλῶς, σοφῶς, δυνατῶς ; von den

Stoikern rührt der Name her. 3) Ποιότητος, οἷον

πύξ, λάξ, Borgvdor, ἀγεληδὸν, von Aristarch schon an- genommen; dadurch aber ist schon gleich auch das

folgende gegeben, indem die philosophischen Kategc-

rieen des ποιόν und ποσὸν einander bedingen. 4) IT o-

σότητος, οἷον πολλάκις, ὀλιγάκις, μυριάκις. 5) To-

σπικά, οἷον ἄνω, κάτω, ὧν σχέσεις εἰσὶ τρεῖς, ἡ ἕν τό- πῳ, ἡ εἰς τόπον, 7, ἐκ τόπου, οἷον οἴχοι, οἴχαδε, οἴκο-- „ev; ebenfalls dem Aristarch bekannt. Bei Charisius

IL, wo alle diese Species wüst durcheinandergewor-

fen wiederkehren, finden sich die drei σχέσεις wieder

p. 169: „‚Sunt etiam adverbia quaedam in loco, quae-

dam e loco, quaedam in locum.‘‘, dagegen p. 167:

„‚Adverbia localia significant aut in loco, ut Romae, aut

in locum, ut Romam, aut per locum, ut hac, illac.“ Vrgl. Diomed. I. p. 399., Prise. XVII. p. 1055. 6) Εὐχῆς on-

μαντικά, οἷον εἴϑε, αἴἶϑε, ἄβαλε. 7) Σχετλιαστικά

οἷον παπαί, ἰού, φεῦ. Diese Adverbia des Wehrufs, nach römischer Ausdrucksweise, Interjektionen schienen nicht

mit Unrecht dem Julius Romanus bei Charis. II, p. 171.

nicht ganz den Namen der Adverbia zu verdienen ; je-

— 101 —

doch hatte er eine andere Definition desselben vor sich:

„‚Eadem est et in Graecis adverbiis cum partibus con-

stitutio: Erigönue ἐστι μέρος λόγου ἄκλιτον, ἐπὶ τὸ δῆ-

μα τὴν ἀναφορὰν ἔχον. Qua ratione igitur σχετλιασμὸν δηλωτιχὰ ἐπιῤῥήματα dixerunt, parum specto.“ 8) .ΧΖρ- γήσεως ἢ ἀποφάσεως, οἷον οὔ, οὐχί, οὐ δῆτα, οὐδαμῶς, also adverbia negandi. 9) Συγκαταϑέσεως, οἷον ναί, γαίχι, adfirmandi. 10) Arrayogsvoswg, οἷον μή, μὴ

δῆτα, μηδαμῶς, prohibendi. 11) Παρα βολῆς ἢ ouow-

σεως, οἷον ὡς, ὥσττερ U.S.w., similitudinis. 12) Oavue- στικα, οἷον βαβαί, von den Römern mit grösserm Rechte zur Interjektion gerechnet. 13) Εἰκασμοῦ, οἷον ἴσως,

τάχα, τυχόν, wohl dubitandi. 14) Ταάξεως, οἷον ἑξῆς,

ἐφεξῆς, χωρίς, ordinis. 15) 450 οἶσεως, οἷον ἄρδην,

ἅμα, ἤλιϑα, congregandi ? 16) Παρακελεύσεω "ς, οἷον εἶα, ἄγε, φέρε, hortandi: 17) παρ ἰσεω 5 olov

μάλλον, ἦττον, comparandi 18) Ἐρ ὠτήσξεως, οἷον πό-

ϑεν, τοῦ, πηνίκα, πῶς, percontandi. 19) Ἐπ ır άσεως, οἷον

λίαν, σφόδρα u. 5. νν. Adverbium der Verstärkung. 20) Συλλήψεως, οἷον ἅμα, ὁμοῦ, ἄμυδις, Communicatio

bei Diomedes. 21) “πωμοτικά, οἷον μά, Adverbium des Abschwörens. 22) Κατωμοτικά, οἷον vn, des bejahenden Schwures, 23) Θετεκά, οἷον ἀναγνωστέον, γραπτέον, πλευστέον d. h. diejenigen, welche etwas

Geschehensollendes ausdrücken. Eines ähnlichen Irr- thums hatte sich Plinius, wahrscheinlich in den Libri

dubii sermonis, schuldig gemacht. Vrgl. Charis. II.

p- 168: ‚‚Plinius Secundus inter adverbia qualitatis po-

suit dicendo, legendo, dicendi, legendi.“ Uebrigens

nannten Andere diese 5. g. ἐπιῤῥήματα ϑετικα auch

einfach ϑέσεις --- Ammon. zu Aristotel. de interpr. p. 98: Alla καὶ τὰ ἐπιῤῥήματα τὰ ϑετικὰ καλούμενα ϑέ-

σεις καλοῦσι τινές, οἷον γαμητέον, πισϑευτέον --- Andere ϑέμματα τῶν ῥημάτων, wie bei demselben. p. 104.

u. ἘΝ ὡς

24) Βεβαιώσεως οἷον δηλάδη. Endlich 25) Θεεα- “θ τ Does «(ἢ . .

σμοῦ, οἷον vol, gvav; von den Römern wird Aehn-

liches richtiger als Interjektion betrachtet,

VIH. Das Bindewort. $.25. Σύνδεσμὸς ἐστι

λέξις συνδέουσα διάνοιαν μετὰ τάξεως καὶ τὸ τῆς ἕρ-

μηνείας κεχηγὸς πληροῦσα. Indem Dionysios diesen Re-

detheil als einen solchen darstellt, der den Gedanken

verbindet und ordnet, und die Kluft der Erklärung .. Ν ’

ausfüllt (τοὺς διαλελυμένους λόγους εἰς ἕν συνάγει.

Schol. p. 954.) d.h. Lückenhaftes ausfüllt, war durch

den letztern Zusatz im Vergleich zu der Lehre der

Stoiker ein Schritt vorwärts gethan worden, indem

dieser zwar nicht auf alle Bindewörter geht, aber

doch auf eine Classe, welche man nicht gerne aus

der Reihe derselben strich, auf die ausfüllenden

nämlich. Vielleicht bezieht sich daher wieder auf

unsere vorliegende Grammatik Apollonios de con-

struct. III, 28: Οἵ γε μὴν καλούμενοι παραπληθωμα- γ Ψ Rx m a Ν G > x

τιχοὶ οὐκ ἀπὸ τοῦ δηλουμένου τὴν ϑέσιν ἔσχον. οὐ γὰρ > r „ er er r > \ > αληϑές ἐστιν, ὡς τινες ὑπέλαβον, μόνον αὐτοὺς ανα-

πληροῦν τὸ κεχηνὸς τῆς ἑρμηνείας καὶ διὰ τοῦ.

τὸ εἴρησϑαι παραπληρωματιχούς. In den einzelnen

Species kommt Dionysios sehr mit den Stoikern über-

ein. 1) Συμπλεκχτικοὶ μέν εἶσιν ὅσοι τὴν ἑρμηνείαν Ψ 3" > > ͵

ἐπ ᾽ἀπειρον ἐχφερομένην συνδέουσι" εἰσὶ δὲ οἵδε" μέν, δέ, τέ, καί u. 5. w. also die eigentlich zusammenfü-

genden. 2) “Ζιαζευκτικοί — ὅσοι τὴν μὲν φράσιν > Ν 7 m m

ἐπισυνδέουσι, ἀπὸ δὲ πράγματος εἰς πρᾶγμα διιστῶ. σιν" εἰσὶ δὲ οἵδε" 7, ἤτοι, ἠέ, also diejenige Art l ἢ, ἤτοι, ne, also diejenige Art, wel-

che Paullus nach Festus s. v. vel-vel: colligatio dis-

iunctiva nennt. 3) Συναπτικοί — ὅσοι ὕπαρξιν μὲν Ὁ} ΜΗ υ x ' ovv δηλοῦσι, σημαίνουσι δὲ ἀκολουϑίαν" ἑἐισὶ δὲ οἵδε" » ” γ. ἢ nf ,

εἴ, εἴπερ, εἰδη, εἰδῆπτερ. 4) Παρασυναπτικοί — εἰ c ' \ ν m \ '

0001 μεϑ' ὑπάρξεως καὶ τάξιν δηλοῦσιν" εἰσὶ δὲ οἵδε"

= u —

ἐπεί, ἐπείπερ, ἐπειδή, ἐπειδήπερ. 5) Altıohoyıxoi z. B. ἵνα, ὄφρα. 6) Anopnuerıxoi z. B. ἄρα, κάτα, μῶν. 7) ZvAloyıorıxzoi und 8) Παραπληρωμα. tıroi z. B. δή, ῥα — welche alle klar genüg sind, als dass die einzelnen Definitionen angeführt zu wer- den brauchten.

Fassen wir die Hauptmomente des hier weit Aus-

gesponnenen zusammen, So erkennen wir in der uns

erhaltenen Grammatik das echte Werk des alten Ari-

starcheers, dessen Wahrheit sich uns nicht allein

durch eine Reihe von Zeugnissen verbürgt, die sich

direkt oder indirekt auf dasselbe berufen, sondern

auch durch den Rang und die Stellung, die es inmitten

der Anfänge und der Vollendung der hellenischen

Grammatik einnimmt. Es ist der einzige uns erhaltene kostbare Rest sprachphilosophischer Korsehung aus

einer Zeit, ın der das rege Geistesleben alexandrini- scher Gelehrsamkeit oft von den Küsten Aegyptens

nach der Hauptstadt der Welt hinüberschlug.

Die beiden Analogetiker Didymos und Tryphon. Habron.

Wenn es wahr ist, dass 'Thukydides mit Ver-

nachlässigung des Gewöhnlichen und Hergebrachten

die Sprache zwar eigenmächtig zu seinen Zwecken,

aber mit feinem Sinn für die tiefere Eigenthümlichkeit

des Griechischen gestaltet: so musste ein Grammatiker,

wie Didymos, welcher περὲ τῶν ἡμαρτημένων παρὰ

— 14 —

τὴν ἀναλογίαν Θουκυδίδῃ schrieb, offenbar den ganzen Bau der Sprache erforscht, und .darin das Princip der

Regelrichtigkeit anerkannt haben. Noeh mehr aber

geht dieses hervor aus dem Inhalte einer zweiten

Schrift περὶ τῆς παρὰ Ῥωμαίοις ἀναλογίας, worüber ich im 1. Theile S. 143. das Gehörige gesammelt.

Aus den dort angeführten Stellen ist klar, dass Didy-

mos zu beweisen gesucht, dass die Römer in allen

Redetheilen sowehl als im ganzen Gebiete der Syn- tax sich nach den Griechen gerichtet. Es seheint die

ia diesem Werke ausgesprochene Ansicht vielen An-

klang gefunden zu haben; denn, wie wir aus Suidas

vernehmen, schrieb auch Tyrannien περὶ τῆς Ῥωμαΐ.- κῆς διαλέκτου, Orı ἐστὶν ἐκ τῆς Ελληνικῆς, und Hypsi- krates bei Gellius XVI, 12. ‚‚Super his quae ἃ Graecis

accepta sunt.‘‘ anderer Römer nicht zu gedenken, welche nur griechische Wurzeln in der römischen

Sprache fanden. Jenes Werk über die Analogie bei

den Römern musste sich natürlich auch gleich dem

varronischen mit den Redetheilen (,,omni parte ora-

tionis‘“) beschäftigen; und ein kurzes Fragment seiner

Lehre hat uns Priscian gerettet an zwei Stellen, XI.

Ρ. 910: ,‚,‚Stoici enim articulum et pronomen unam

partem orationis aceipiebant, infinitum articulum vo-

cantes, quem Grammatici articulum, ei quoque ad-

iungentes infinita nomina vel relativa; quod etiam

Didymus faeit tractans de Latinitate.‘“ Derselbe super

XII. vers. Aen. p. 1256: ‚‚Haec tamen nomina prae-

dieta plerique Latinae artis scriptorum pronomina esse

infinita dixerunt. Nec mirum, cum Didymus quoque

et multi alii vetustissimi Graecorum inter articulos

haee numeravere.‘‘ Hieraus erhellt, dass Didymos

nicht, wie Dionysios, aristarcheische Grundsätze an-

nahm, sondern sich eher zu den stoischen neigte,

— 15 —

indem er die «ogıor« und avapogıx“ zu den ἀρϑρα

zählte.

Aristarcheer aber war Tryphon, ein fruchtbarer

Grammatiker und vielseitiger Analogetiker, und als

solcher hätte er im I. Theile von mir nicht übersehen

werden sollen. Ausser einer Anzahl Schriften über

Völker- und Dichterdialekte schrieb er περὶ τῆς ἕν

κλίσεσιν ἀναλογίας a, περὶ τῆς ἐν εὐϑείᾳ ἀναλογίας, περὶ ῥημάτων ἀναλογίας βαρυτόνων und περὶ τῆς ἐν

μονοσυλλάβοις ἀναλογίας. In Bezug auf das letzte Werk sey es erlaubt ein paar Bemerkungen hier ein-

zuschieben. Wenn Lobeck in den Paralipomena gram.

Graec. p. 121. mit demselben die Notiz des Scholiasten

zu Hom. Il. XII, 103: Χαῖρις δέ φησιν οὐχ εἶναι ἐν τοῖς δισυλλάβοις ἀναλογίαν, in Verbindung setzt,

indem er μονοσυλλάβοις lesen will: so weiss ich nicht, ob diess der Zusammenhang des Scholions, worin

vom Accente des Genitivs ϑώων die Rede ist, erfor- dert. Allein in der That finden wir, dass die einsyl-

bigen Wörter von dem Gesetze der Analogie von Vielen ausgeschlossen wurden. So that es Plinius libr.

dub. serm. fr. LXXX: ,‚Monosyllaba extra analogiam

esse, Plinius eodem libro VI. scribit, et addit eo ma-

gis consuetudinem in eo esse retinendam.“ fr. LXII: „Pacium an pacum, et lucium an lucum,, dubitari

etiam nunc ait Plinius, quoniam nec finitionem ullam

in monosyllabis, inquit, grammatici tentaverunt; nam

ut fax, faex, nux, crux, lex sine I genitivo plurali

sunt dictitanda, ita contra nox, falx, arx, lanx cum I

pronuncianda sunt.‘‘ Vrgl. fr. LX. und LXIII, Ser-

vius zu Virg. Aen. III, 91: ,‚‚Omnia monosyllaba ad

artem non pertinent, et his licenter uti possumus.“

zu VI, 792: ‚‚C littera pro duplici non nisi in mono-

syllabis habetur — — per eorum scilicet privilegium.‘“

ee

„Marcian. Capell. III. δ. 299: „As et mas quum sint monosyllaba, analogia non tenentur.‘‘ $. 303: „„Ergo

in monosyllabis analogia non tenetur‘“ Dem Titel

des Werks nach zu urtheilen scheint aber Tryphon

auch selbst in diesen eine tiefer liegende Gleichheit

der Flexion angenommen zu haben. Im Uebrigen hat er die Analogie, wie manche Alexandriner, besonders

in der Accentlehre begründet.

Kehren wir von dieser Abschweifung zurück,

so schrieb Tryphon zuerst, wie es scheint, in einem

grössern Umfange über die meisten Redetheile, und

zwar dergestalt, dass er auf dem Grunde der aristar-

chischen Lehre und namentlich der Ausführungen und

Bestimmungen durch Dionysios weiter fortbaute. Was

wir bei Letzterem angewandt fanden, das stoische

Princip des σημαῖνον oder der φωνή und des σημαι- vouevov gebrauchte er ebenfalls. Vrgl. Etym. Magn. s. v. Φιλήτης., Zonarae lexic. s. v. Aıuog. Aristar-

chisch ferner ist die Anzahl der Sprachkategorieen.

Von allen seinen reichen Schriften besitzen wir näm-

lich nur ein paar magere Aufsätze, deren einer na

λέξεων überschrieben und im Museum Cantabrigense

Vol. I. enthalten ist. Darin behandelt er die Affek-

tionen der Rede, die bei Homer vorkommen. Dort

heisst es δ. 31: χρῆται δὲ μέρει λόγου ἀντὶ μέρους, ὡς ἐν τῷ: Τῷ μὲν Ἥφαιστος κάμε τεύχων (Iliad. II, 101.), ῥήματι ἀντὶ μετοχῆς, καὶ μετοχῇ ἀντὶ ῥήματος. Also hier bildet das Particip so gut einen Redetheil,

wie das Zeitwort. Nehmen wir dazu $. 32. das

Pronomen statt des Artikels, $. 34. Adverbium statt der Präposition, $. 36. das Bindewort, so haben wir

mit Einschluss des natürlich unentbehrlichen Nomens

wirklich acht Redetheile als das Eigenthum unseres

Grammatikers. Diese Zahl aber und die Ausführung

- 107 —

auf dem Grunde der dionysischen παραγγέλματα

oder συνταγματικά treffen wir auch in den Titeln und zahlreichen Resten sciner Schriften. Beach-

tungswürdig sind über das Nomen seine Werke

περὶ ὀνομάτων χαραχτήρων a, ebenso wie die oben

schon angeführten περὶ τῆς ἔν ἐυϑείᾳ ἀναλογίας, περὶ τῆς ἐν κλίσεσιν ἀναλογίας, und περὶ τῆς ἐν μονο--

συλλάβοις ἀναλογίας. Seine Aufmerksamkeit richtete

er auch auf die Comparativa in der Abhandlung περὶ

τῶν ὀνομάτων συγκριτικῶν &. Bei dem Zeitworte

scheint besonders der Accent die neue Entdeckung

gewesen zu seyn, die er beharrlicher verfolgte; denn

er schrieb περὲ ῥημάτων ἐγκλιτικῶν und περὶ ῥημάτων

ἀναλογίας βαρυτόνων αἄ. (Vrgl. Suidas.) Ueber das Particip fand ich keine speciellen Andeutungen;

(denn die Nachricht bei Priscian XI. p. 909., dass

er zuerst dasselbe vom Verbum getrennt habe, sahen

wir uns genöthigt, als irrig zu verdächtigen) wohl

aber über das Pronomen. Dahin gehört das Werk

περὶ προσώπων bei Apollon. de construct. III, 8.

Aristarch [hatte ja das Persönliche in demselben so

stark bezeichnet. Ueber das Pronomen finden wir

noch Manches von ihm bei Apollonios περὶ ἀντωνυ- μιῶν. So lernen wir p. 279., dass er in der Einthei-

lung der Fürwörter in ursprüngliche und abgeleitete

dem Dionysios 'Thrax folgte. Dieser hatte $. 22. ge- sagt: Eiön δὲ δύο, ὅτι αἱ μέν εἶσι πρωτότυποι, ὡς ἐγώ, σύ, ὃ, αἱ δὲ παράγωγοι, ὡς πᾶσαι αἱ κτητικαί, ai καὶ διπρόσωποι καλοῦνται. Von Try-

phon aber heisst es bei Apollonios: X_n ἄρα καλεῖν, χαϑάπερ καὶ ὁ Τρύφων, πρωτοτύπους τὴν τὲ ἐγώ καὶ τὰς ὑπολοίπους, ὅτι οὐκ ἀπ᾽ ἀλλων παραγωγοῦυς δὲ χαὶ χτητικὰς τὴν ἡμέτερος καὶ νωΐτερος, ὅτι ἀπὸ

τῶν πρωτοτύπων τὴν γένεσιν ἔχουσι, χτῆσιν TE δηλοῦ-

— 105 —

σιν. Interessant ist auch die Nachricht bei Priscian,

dass er σύ für einen Vocativ hielt. Vrgl. XVII. p. 1110: ,‚,De tu quoque quidam dubitaverunt, an

nominativus sit tantum, an tantum vocativus; sed

uterque in co esse ostenditur — — Et quoniam Trypho;

quem Apollonius arguit, eum vocativum solum puta-

vit, deceptus nominum vocativis, qui coniunguntur

secundae personae verborum, cum dicimus, tu legis

et, discipule legis‘‘ u. s. w. Vrgl. Apollon. de con-

struct. III, 8. Ueber den Artikel hatte er ebenfalls

weiter gehandelt. Citirt wird περὶ ἄρϑρων bei Apollon. de construct. I, 8. IV, I., und aus demselben Werke

sind ohne Zweifel die mehrfachen Erwähnungen da-

selbst, z. B. I, 21. 31. 41. Tryphon hatte nach I, 8.

bemerkt, dass der Artikel nicht allein beim Nomen,

wie Dionysios gesagt, stehe, sondern auch beim Infi-

nitiv des Verbums, und diesem dadurch nominale

Kraft zuertheile: Tovpwvı ἀποφαινομένῳ, ὡς τὰ ἀπαρέμφατα ῥήματα πῇ μὲν ὀνόματα ἐστι τῶν δημά-

των, ὅτε καὶ ὡς ὀνόματα ἄρϑρα προσλαμβάνει. Ueber die Präposition περὶ προϑέσεων wird ebenfalls

eine Schrift von ihm bei Apollon. de construct. IV, 7.

genannt, über das Adverbium περὶ ἐπιῤῥημάτων bei demselben de adverb. p. 556. und de coniunct.

p. 496. Ueber das Bindewort endlich ist uns ein Theil seiner Definition sogar erhalten, woraus ersicht-

lich, dass er in die Fusstapfen des Dionysios auch

bei diesem Redetheile trat. Dieser findet sich bei

Apollon. de coniunet. p. 5l5: Παρὰ τοῖς πλείστοις ἐστὶ πρόληψις, ὡς οὗ καλούμενοι παραπληρωματικχοὶ σημασίαν τινὰ οὐ ποιοῦνται, ὁ γοῦν Τρύφων ἐν τῷ

ὅρῳ βουλόμενος καὶ αὐτοὺς ἐμπεριλαβεῖν, φησὶ καὶ

τὸ κεχηνὸς τῆς ἑρμηνείας ἔστιν ὅπου παρα- πληρῶν. Vergleichen wir diese mit der obigen

— 0 —

seines Vorgängers, so erhellt ausser der Gleichheit im Allgemeinen doch der nicht unwichtige Umstand,

dass Dionysios noch ganz allgemein das Ausfüllen

des Lückenhaften als Eigenthum jedes Bindeworts,

wenn nicht in der Definition beabsichtigt, doch wirk-

lich ausgedrückt hatte, während es Tryphon durch das beigesetzte ἐστιν ὅπου auf die einzelne Species der παραπληρωματιχοί beschränken wollte. Eine Schrift περὶ συνδέσμων erwähnt von ihm Apollon, de coniunct. p- 496. Diese interessanten Bruchtheile eines unter-

gegangenen grammatischen Systems werden hoffent-

lich hinreichen, den Wunsch einer Monographie über

dessen Urheber hinlänglich zu rechtfertigen.

An ihn schliessen wir unmittelbar einen seiner

Schüler an, der bisher noch wenig oder gar nicht in

der Litteraturgeschichte genannt worden, der aber in

enger Beziehung zu dem berühmtesten Namen Alex-

andrias stand. Ich meine Hagron. Ohne Zweifel

hatte er die acht Redetheile, welche durch die aristar-

chische Schule allgemein gangbar geworden, ange-

nommen, aber einzelnen Ansichten des Meisters wi-

sprochen; und zwar war es vor Allem die Definition

des Pronomens, welche er angriff. Aristarch hatte als

Hauptmerkmal desselben das Persönliche hervorgeho-

ben. Diess genügte Habron nicht, indem er behauptete,

nach Personen abgewandelic Redetheile könne man

auch die Verba nennen und diese mit grösserm Rechte.

Apollon. de construct. II, 5: Πῶς οὖν οὐχ εὐήϑεις οἱ περὶ “Αβρωνα καταδραμόντες ᾿Αριστάρχου ὡς οὐ δέοντως φαμένου κατὰ πρόσωπα συζύγους τὰς ἀντωνυ-

μίας, καϑὸ κοινὸς ὁ 0005 zul δημάτων καὶ μᾶλλόν γε

αὐτῶν. Vrgl. de pronom. p. 261. Andere Fragmente

seiner Lehre vom Pronomen finden sich bei Apollon.

de construct. I, 29,, woraus wir auch ersehen, dass

— 10 —

er ein Werk περὲ ἀντωνυμίας geschrieben, II, 12. und

de pronom. p. 324. Uns berührt nur noch ein zweiter

Punkt seiner Polemik gegen Aristarch. Dieser hatte

nämlich von dem zusammengesetzten Pronomen

der dritten Person gesagt, man könne daraus keinen

Plural bilden, man’ könne also nicht von ἑαυτὸν ein ἑαυτούς formen, indem ein einheitlich Zusammenge-

setztes in keine Vielheit umschlagen könne, indem

er sich ferner auf die Analogie der ersten und zwei-

ten Person berief, worin man nicht ἐμαυτοὺς, sondern

nur ἡμέας αὐτούς, nicht σεαυτούς, sondern ὑμέας av-

τοὺς sage, endlich auch Homers Autorität in Anspruch

nahm, der ἑαυτούς nicht kenne. Bei Aristarch war also ein analogistisches Prineip herrschend. Habron

berief sich auch auf eine Autorität, auf Platon; und

für seine Behauptung, dass man aus einem einheit-

lichen Compositum freilich einen Plural bilden könne,

führt er ἑνδέκατος an, welches ἑγδέκατοι habe. End-

lich könne man nicht ‘die Analogie der Pronomina der

beiden ersten Personen anführen, da diese mit der

dritten keineswegs eine durchgängige Gleichheit in

der Formbildung zeigten. Vrgl. Apollon. de con-

struct. II, 28. und 29.

— 11 —

Apollonios Dyskolos.

Apollonios Schriften, der in Rom zur Zeit Marc

Aurels mit Ruhm grammatische Lehrvorträge hielt,

sind zum grossen Theile untergegangen. Wir haben

für unsern Zweck besonders den Verlust des Werkes

περὶ μερισμοῦ τῶν τοῦ λόγου μερῶν zu beklagen, dessen Fortführung wohl die Schrift seines Sohnes Herodianos

εἰς τὰ ζητούμενα τῶν μερῶν τοῦ Aoyov war, und dessen einzelne Abtheilungen die Abhandlungen περὶ avrw-

γυμιῶν, περὶ ἐπιῤῥημάτων und περὶ συνδέσμων von

ihm selbst bilden mochten, die uns fragmentarisch

genug erhalten sind. Für die Geschichte der Sprach-

kategorieen würde dasselbe reichhaltigen Aufschluss

geboten haben. In Hinsicht der eigenen Theorie des

Apollonios entschädigt uns gewissermaassen das Werk

Priscians. Es ist überaus merkwürdig, wie enge sich

dieser lateinische Grammatiker besonders in seinem

allgemeinen Theile an die griechischen Vorbilder

Apollonios und Herodianos angeschlossen hat. Es

bedarf dafür kaum seines eigenen Zeugnisses, wie

XI. p. 941: ,Apollonius, quem nos, quantum po-

tuimus, sequi destinavimus °* XIV. p. 973: ‚‚Apollonius,

cuius auctoritatem in omnibus sequendam putavi.‘

XVM. p. 1035: ‚„@Quoniam in ante expositis libris de

partibus orationis in plerisque Apollonii auctoritatem

sumus secuti, aliorum quoque sive nostrorum sive

Graecorum non praetermittentes necessaria, et siquid

— 12 —

ipsi quoque novi potuimus addere.““ Wir wagen es

daher, die Definitionen und Unterabtheilungen der

einzelnen Redetheile überall, wo nicht das Gegentheil

streng erweisbar ist, als dem Apollonios zugehörig

anzusprechen, sie in’s Griechische zurückzuübersetzen,

indem wir sie theils mit dem aus ihm selbst Erhal-

tenen, namentlich mit seinem Werke περὲ συντάξεως,

— das beiläufig gesagt in vier Büchern die Syntax

von Artikel, Pronomen, Verbum und Präposition ab-

handelt — theils mit andern griechischen Quellen ver-

gleichen. Vollständig aber suchen wir die Ansichten

dieses berühmten Alexandriners darzulegen, weil in

ihn” alle Fäden, die bisher ausgesponnen worden,

wie in einem Sammelpunkte sich vereinigen, wo-

durch die allgemeine Sprachlehre zu einem Ab-

schlusse kommt, der ihr unverkennbar auf lange Zeit

hin einen gediegenen Bestand sichert, der erst später

in einen starren Formalismus und Schematismus sich

versteinert.

Ueber die Anzalıl der Kategorieen kann kein

Zweifel obwalten: es steht fest, dass die Achtzahl,

die Aristarch schon aufgestellt hatte, von ihm weder

vermehrt noch vermindert ward; aber der Rang und

die Reihenfolge, in denen sie erscheinen, wird neu

festgestellt als in natürlicher Innerlichkeit der Bedeu-

tung begründet. Alle überragen als die unentbehr-

lichsten Kategorieen ὄνομα und ῥῆμα, und unter die-

sen geht wieder das Erstere voran; die sechs andern

sind von untergeordneter Wichtigkeit. Vrgl. Apollon.

de construct. I, 3. p. 10 — 12., de adverb. p. 530.

I. Das Hauptwort. Das Original der Defi- nition des Nomens bei Priscian II. p. 577: ,,Nomen

est pars orationis, quae unicuique subiectorum cor-

porum seu rerum communem vel propriam qualitatem

— 13 —

distribuit.‘“ hat uns Chöroboskos bei Bekker. Ancedot.

p. 1177. erhalten, wo sie also lautet: Ὄνομα ἐστι

μέρος λύγου πιωτιχὸν, ἑκάστου τῶν ὑποκειμένων σω-

μάτων 3) πραγμάτων κοινὴν ἢ ἰδίαν ποιότγτα ἀπόνεμον.

Vrgl. Apollon. de construct. Π, 7: Ἡ τῶν ὀνομάτων

ϑέσις ἐπενοήϑη εἰς ποιότητας κοινὰς ἢ ἰδίας, ὡς ἂν.

ϑρωπος, Πλάτων. de pronom. p. 293: Οὐσίαν σημαί-- γουσι αἱ ἀντωνυμίαι, τὰ δὲ ὀνόματα οὐσίαν μετὰ ποιό-

τητος. Endlich ausdrücklich Priscian super XII vers,

Aen. p. 1243: ,,‚Quid est nomen? Secundum Dena-

tum pars orationis Cum Casu, corpus aut rem proprie

communiterve significans: secundum Apollonium pars

orationis, quae singularum corporalium rerum νοὶ

incorporalium sibi subiectarum qualitatem propriam

vel communem manifestat.‘

Vergleichen wir diese Begriffsbestinmung des

Apollonios mit der oben angeführten des Dionysios

Thrax, so scheint beim ersten Anblick eine völlige

Gleichheit aller darin vorkommenden Merkmale vor-

handen zu seyn. Jedoch wird es dem aufmerksamen

Beobachter nicht entgehen, welch ein Unterschied da-

zwischen ist, wenn der Aristarcheer sagte, das No-

men bezeichne einen Körper oder eine Sache, auf

allgemeine oder besondere Weise ausgedrückt, und

wenn der spätere Alexandriner in dem Nomen nicht

allein die Wesenheit (οὐσία) des Dinges ausgeprägt findet, sondern vorzüglich eine allgemeine oder be-

sondere Beschaffenheit, em allgemeimes oder be-

sonderes Merkmal der jenem Begriffe zu Grunde

liegenden Körper oder Dinge ihm zuertheilt. Vrgl.

Chöroboskos in Bekker Aneedot. p. 1177: Τινές, ὧν

ἐστὶν ὁ Φιλόπονος καὶ Ῥωμανὸς ὁ τούτου διδάσκαλος,

ποιότητα λέγουσιν ἐν τῷ ὅρῳ ἀντὶ τοῦ οὐσίαν. Allein diese lebten im 6. Jahrhundert v. Chr.

I. 8

— 114 —

Dem Nomen kommen zu fünf Accidenzen. Friscian

I. p. 577: „‚Accidunt igitur nomini quinque, Species,

genus, numerus, figura, casus.‘“ In der hier aufge-

führten Ordnung wird die Absichtlichkeit im Gegen-

satze zu Dionysios ausdrücklich bezeugt. Bei diesem

finden wir γένη, εἴδη, σχήματα, ἀριϑμοί, πτωσεις, bei Apollonios aber εἴδη, γένη, ἀριϑμοί, σχήματα,

πτώσεις. Ueber diese Veränderung spricht Chöro-

boskos in Bekker Anecdot. p. 1177: Ὁ μὲν Auvrvauog

τὼ γένη προέταξε τῶν εἰδῶν, οἱ δὲ περὶ ᾿“πολλωώνιον χαὶ ἩἩρωδιανὸν zei Ῥωμανὸν τὰ εἴδὴ προτάττουσι

τῶν γενῶν, ἐπειδὴ ὅπου μὲν γένος ἐκεῖ καὶ εἶδός ἐστι παρὰ τοῖς γραμματικοῖς, ὅπου δὲ εἶδος οὐ πάντως καὶ γένος ἐστί. Auch bei seinem Sohne Herodianos er- scheint in Cramer Anecdot. Vol. IV. p. 333. folgende Reihenfolge: Τὸ ὅμοιον ἐν τοῖς ὀνόμασιν 7 γένει, ἢ εἴδει, ἢ σχήματι, ἢ ἀριϑμῷ, ἢ τόνῳ, ἢ πτώσει, ἢ

χαταλήξει ἐν παρατελευτῷ συλλαβῇ. u. Ss. w. Von jenen fünf Merkmalen gehören nur εἴδη und σχήματα

hieher.

Blicken wir auf die Abtheilung in εἴδη zurück,

wie wir sie bei Dionysios 'Thrax fanden, so laufen

dort zwei Ordnungen oder Reihen unverbunden neben-

einander. Dionysios nimmt zuerst p. 634. gleichsam

zwei Hauptfamilien von Nomina an, ursprüngliche

und abgeleitete, letztere theilt er in sieben Arten,

dann aber p. 636. zählt er 24 andere Arten auf, die

mit jenen nichts gemein haben. Wir erkannten in

den erstern eine nach dem äussern Laute, der φωνή;

und um es näher zu bestimmen, eine nach den En-

dungen vorgenommene, in den letztern eine rein aus

der Bedeutung abgeleitete Eintheilung. Apollonios

baut auf diesem Grunde fort, zieht zusammen und

erweitert. Zuerst legt er mehr Gewicht auf ein schon

in der Definition begründetes, von den Stoikem her-

rührendes Moment: ...Species sunt eommunes tam

propriorum quam appellativorum nominum

duae, primitiva et derivativa.“ Obenan also ste-

hen χύρεα und προσηγορικώ (Apollon de construct. II, 7.),

nicht als Unterarten, sondern als zwei Familien, die

er zuerst betrachtet, so dass er mitunter auf πρωτύ-

vure und παράγωγα Rücksicht nimmt. Die Begriffe

von χύριον und προσηγορικόν werden näher bestimmt:

„Hoc autem interest inter proprium et appellativum,

quod appellaiivum naturaliter commune est multorum,

quos eadem substantia, sive qualitas vel quantitas,

generalis vel specialis iungit — — Proprium vero

naturaliter uniuscuiusque privatam substantiam et qua-

litatem signifieat et in rcbus est individuis, quas phi-

losophi atomos vocant.‘“ Was nun Priscian einthei-

lend zuerst beibringt, dass in Beiden einige corporalia

seyen, 2. B. Terentius, homo, in Beiden einige incor-

poralia, z. B. pudicitia, virtus ist offenbar noch aus

den Worten der Definition hergenommen, dagegen

aus der eigentlichen Eintheilung, wenn er homonyma

und synonyma als Beiden, d. h. sowohl den κύρια,

als προσγγοριχά zugehörig anerkennt. Ausser diesen

gemeinsamen zählt er folgende als Unterarten der

προσηγοριχεί auf. 1) Adieetivum oder ἐπεϑετικὸν. „Adiectivum

est, quod adiieitur propriis νοὶ appellativis et signi-

ficat laudem νοὶ vituperationem vel medium vel acci-

dens unicuique.‘* Vergleichen wir damit die Defini-

tion des Dionysios Thrax: Ἐπέϑετον δέ ἐστι τὸ ἐπεὶ κυρίων ἢ προσηγοριχῶν ὁμωνύμως τιϑέμενον καὶ δηλοῦν

ἔπαινον ἢ ψόγον : so bemerkt der flüchtigste Leser, dass der Fortschritt hier darin hegt, dass der Begriff

des Nomen adiectivum, welcher, ursprünglich aus der

= ἘΠῚ --

Poesie abstrahirt, bloss etwas Ruhmwürdiges bezeich-

nen sollte, welcher dann ergänzt wurde dadurch, dass

er auch Tadel enthalten könne, hier bei Apollanios

noch den einer gleichgültigen (μέσα in Bekker Anec-

dot. p. 864. sq.) oder natürlich zukommenden Be-

zeichnung als Zuwachs erhält. Auch im Namen

selbst ist eine Veränderung vor sich gegangen, indem Apollonios es nicht, wie Aristoteles und Dionysios

ἐπίϑετον, sondern ohne Ausnahme ἐσιϑετικὸν nennt.

Vrgl. de construct. I, 12. 32., de pronom. p. 292:

Τὰ ἐπιϑετικὰ ἢ πηλικότγτα ἢ ποσότητα ἢ διάϑεσιν «ψυχῆς δηλοῖ ἢ τι τοιοῦτον., womit zu vergleichen Priscians Worte: ‚„‚Sumuntur autem haec a qualitate

vel quantitate animi vel corporis vel extrinsecus ac-

eidentium.‘* 2) „Ad aliquid dietum est, quod sine

intellectu illius, ad quod dictum est, proferri non

potest, ut filius, servus“ Eıne Vergleichung mit Dionysios Thrax: Πρὸς τι ἔχον ἐστὶν ὡς πατήρ,

υἱός, φίλος, δεξιός. zeigt, dass dieser mehr eine Ahnung des zu definirenden Nomens hatte, und dass

er diese Ahnung wohl in jugendlicher Unbeholfen-

heit der Wissenschaft an einem Beispiele zu ver-

sinnlichen, aber nicht zur vollen Klarheit des Be-

wusstseyns und zur Entwicklung der Merkmale durch

allgemeine Begriffe zu bringen wusste. Derselbe

Tadel gilt vom 3) welcl.es Dionysios ebenfalls nicht

definirt, sondern hinstelit als: Ὡς πρὸς τι δὲ ἔχον ἐστὶν ὡς νύξ, γμέρα, ϑάνατος, Com. Apollonios hat

sich bestrebt, dıe feine, verschwimmende Grenze

dieser spitzfindigen Unterscheidung fasslich wieder-

zugeben: „Quasi ad aliquid dietum est, quod,

quamvis habeat aliquid contrarium, et quasi semper

adhaerens, tamen non ipso nomine significat etiam

lud. Neque enim ex illo nominationem acecipit, ut

— 117 —

dies, nox, dextra, sinistra. Nam quamvis intereat,

non interimit secum etiam illud, quod eı adhacrere

intelligitur.“ d. h. das πρὸς τι ἔχον ist ein Nomen,

dessen Begriff zugleich einen andern Begriff erfordert:

hebe ich jenen auf, so fällt auch dieser weg. Sage

ich Vater, so ist darin zugleich der Begriff eines

Sohnes eingeschlossen; eins bedingt unumgänglich

das andere. Das ὡς 7008 τι ἔχον enthält nun zwar auch

einen solchen Gegensatz, allein dieser ist kein so

nothwendiger Begleiter desselben. Sage ich Tag,

so ist zwar der aufhebende Gegensatz Nacht vor-

handen, allein ich kann von diesem Gegensatze ab-

strahiren, die Beziehung zur Nacht gänzlich fahren

lassen, und Tag zu irgend einem andern Dinge in

einem Verhältnisse befindlich mir denken. 4) Homo-

nymuıa. Dionysios: Ouwvvuov δέ ἐστιν ὄνομα τὸ κατὰ πολλῶν ὁμωνύμως τιϑέμεγνον, οἷον ἐπὶ μὲν χυ-

ρίων, ὡς “Αἴας ὁ Τελαμώνιος καὶ Αἴας ὁ Ὀϊλέως,

ἐπὶ δὲ προσηγοριχῶν, ὡς μῦς ϑαλάσσιος καὶ μῦς γη. yevng. Priscian II. p. 579: ‚‚Homonyma quoque tam

in propriis quam in appellativis inveniuntur, ut Pyr-

rhus filius Achillis et Pyırhus rex Epirotarum — —

Inveniuntur tamen quaedam homonyma eadem propria

et appellativa.‘‘ Von den Erstern spricht Apollon. de

construct. I, 12: Ev τοῖς χυρίοις ὀνόμασι παρεμτπιί-

stein ὁμωνυμία, ἧς τὸ ἀμφίβολον οὐκ ἀπολύεται δίχα

τῆς ἐπιτρεχούσης τὰ ὀνόματα ἐπιϑετικῆς προαϑέσεως,

ὡς φαμεν Τρύφων ὁ γραμματιχὸς, Δίων ὁ φιλόσοφος

υ. 5. ἡ. 5) Synonymum. Dionysios: Nuvwvuuov

δέ ἐστι τὸ ἐν διαφόροις ὀνόμασι τὸ αὐτὸ δηλοῦν, οἷον ἄορ, ξίφος, μάχαιρα, σπάϑη, φάσγανον. Priscian II. p- 580: ,„Synonyma sunt, 4086, sicut diximus, di-

versis nominibus idem significant, ut ensis, mucro,

gladius.‘“ Die alsdann bei Dionysios folgenden φερώ.-

— 18 —

b) 12

γυμον, διώνυμον, ἐπώνυμον fehlen bei Priscian; dafür

hat er mit flüchtiger Erwähnung aus der Eigenthüm-

liehkeit des römisehen Namenwesens dionyma, trio-

nyma und tetraonyma an die Stelle gesetzt. Letztere

hatte vielleicht auch Apollonios, da er sich in Kom

aufhielt, beachtet; jedoch wage ich nicht zu ent-

seheiden. Sicher aber erkannte er 6) das gentile.

Dionysios: Πϑιυιχὸν δέ ἐστι τὸ ἔϑνους δηλωτιχὸν, ὡς DovS, Γαλάτης. ,‚Gentile est, quod gentem significat, ut Graecus, Latinus.“ Was Priscian dar-

auf anführt: „,Patrium est, quoed a patria sumi-

tur, ut Atheniensis, Romanus.‘‘ spreehe ich dem

Apollonios ab, nicht weil es auch bei Dionysios fehlt,

sondern weil er de eonstruct. I, 12. Arollodwgog ἢ

Κυρηναῖος als κατ᾽ ἐϑνικὴν σύνταξιν ausgedrückt au-

führt. Vrgl. ebendas. II, 32. 7) „Interrogativum

est, quod cum interrogatione profertur, ut qui, qualis,

quantus, quot, quotus, cum suos servant accentus.

Wir sind so gewohnt, diese als Pronomina interroga-

tiva zu betrachten, dass es fast auch hier nöthig seyn

würde, sie als von Apollonios angenommene Nomina

zu beweisen, wenn diess nicht die oben angeführten

Stellen schon h'nreichend darthäten. Vrgl. Apollon.

de eonstruct. I, 22: Ὁμοίως δὲ καὶ τὰ πευστικὰ ὀνόματα ἀπαράδεχτα ἐστι τῆς τῶν ἄὥρϑρων παραϑέ. σεως, ἐπεὶ & μὲν ἐμφανίζει πρόσωπον προδεδηλωμένον,

ἃ δὲ ἐν ἀγνοίςς χαϑέστηκε προσώπου, χαϑά περ καὶ ἐν

τοῖς προκχειμένοις ἐδείχϑη. de pronom. p. 293: Eyw

δ᾽ οἶμαι πᾶσαν λέξιν μᾶλλον ἀντωνυμίαν παραδεχϑῆναι

ἥπερ τὸ τίς zul τὰ τῆς τοιαύτης σημασίας ὀνόματα, λέγω δὲ τὸ ποῖος, πόσος. (Beiläufig bemerkt hatte

Apollonios über das Wörtchen Tis nach Suidas eine eigene Abhandlung geschrieben.) Hierin stimmt, er also mit Dionysios 'Thrax überein, bei dem es hiess:

— 119 —

Ἐρωτηματιχὸν δέ ἐστιν, 0 καὶ πευστικὸν καλεῖται, τὸ

κατ᾽ ἐρώτησιν λεγόμενον, οἷον τίς, ποῖος, πόσος, ττη-

λίκος ; ebenso in den beiden folgenden. 8) ‚‚Infinitum

est interrogativo contrarium, ut quis, qualis, quantus,

quot, quotus, cum in lectione gravi accentu pronun-

tiantur.‘‘ Der lateinische Grammatiker würde diese

feine Unterscheidung gewiss nicht vorgenommen ha-

ben, wäre ihm nicht der griechische vorangegangen.

Dionysios: 4090109 δέ ἐστι τὸ τῷ ἐρωτηματικῷ ἐγαντίως τιϑέμενον, οἷον ὅστις, ὁποῖος, ὁπόσος, ὁπη-

Aixos. (Natürlich bezieht sich der Zusatz vom Ac-

ceute nur auf die lateinische Sprache.) Vrgl. Priscian.

II. p. 574: ‚‚Similiter Qui ὅστις articulus subiunctivus

intelligitur una cum pronomine secundum quosdam in-

finito, sive magis cum nomine, ut ostendit Apollo-

nius firmissima ıatione.‘‘ super XII vers. Aen. p. 1257:

„Nec nen etiam supradictas dietiones (nämlich die

nomina infinita), - quas Apollonius Herodianusque ct

Dionysius inter nomina rationabiliter posuerunt.‘“

9) Relativum vel demonstrativum vel simi-

litudinis müssen wir aus Dionysios ergänzen: Av«-

φοριχὸν δέ ἐστιν, ὃ χαὶ ὁμοιωματικὸν καὶ δεικτικὸν καὶ ἀνταποδοτικὸν καλεῖται, τὸ ὁμοίωσιν σημαῖνον. οἷον τοσοῦτος, τοιοῦτος, indem Priscian wegen des

Mangels bestimmter Formen im Lateinischen hier für

das Griechische nicht ausreicht. Er fährt nämlich I.

p- 580. fort: ,‚‚Possunt tamen haec eadem et relativa esse et similitudinis, sicut etiam talis, tantus, tot.

Haec tamen etiam redditiva dicuntur.‘“ Desto deut-

licher aber und entschiedener berichtet er uns , dass

er auch hier wieder seinem steten griechischen Vor-

bilde gefolgt ist, p. 581: „Et est animadvertendum,

quod huiuscemodi nomina vel substantiae sunt infinitae

atque communis, ut quis, qui: vel qualitatis, ut qualis,

— 120 —

talis: νοὶ quantitatis, ut quantus, tantus: vel numeri,

ut quot, tot. Ex quo ostenditur, melius ea doctissi-

ınos artium scriptores Graecos inter nomina po-

suisse, quamvis vetustiores apud ipsos quoque pro-

nomina vel articulos ea putaverunt, quos grammalici

Latinorum similiter sunt secuti. Sed incongruum vi

detur, cum illi antiquorum nec recusaverunt Graeco-

rum etiam errores imitari, nos Apollonii et Herodiani,

qei omnes antiquorum errores grammaticorum purga-

verunt, vestigia linquere, et non inter nomina haec

potius ponere, de quibus in pronomine latius tracta-

bitur.‘“ Was schon durch diese Zeugnisse historisch

feststeht, wird zur unumstösslichen 'Thatsache durch

die Untersuchung des Apollonios selbst in der uns

erhaltenen Abhandlung de pronom. p. 296. sq., ob

auch τηλικοῦτος, τοιοῦτος und Aehnliches Nomina

oder Pronomina seyen, woer sich dann aus mehreren

Gründen für das Erstere p. 298. entscheidet. So sagt

er z. B. p. 297: Οὐσίαν uovov σημαίνουσιν αἱ arıW-

γυμίαι, ταῦτα δὲ καὶ ποιότητα χαὶ πηλικότητα, τηλὶ-

κοῦτος καὶ τοιοῦτος. Der Ausdruck des Priscian ‚‚no-

mina similitudinis‘“ findet sich dort wieder als ouow

σεως τὰ ὀνόματα. Vrgl. de construct. T, 23. 10) „Col-

leetivum est, quod in singulari numero multitudinem

significat, ut populus, plebs.““ Dionysios: ITegıln

πτικὸν δὲ ἐστι τὸ τῷ ἑνικῷ ἀριϑμῷ πλῆϑος σημαῖνον,

οἷον δῆμος, χορός, ὄχλος. Hier veränderte Apollonios,

wie es scheint, wieder den Namen, er nannte es

ἀαϑροιστικόν. ταὶ. de construct. I, 13: Kai σαφὲς ὅτι

τὴν τοιαύτην ἄϑροισιν ἀπηνέγκατο τὰ ἀϑροιστικὰ ὀνόματα, ἅπερ ἑνικῶς μὲν λέγεται, πληϑυ-

τακῶς δὲ νοεῖται, καὶ διὰ τοῦτο εὐμαρὲς τό. ἀγρό.- μενοι πᾶς δῆμος. πρὸς τὸ ὑπαχουόμενον τὸ σχῆμα ὑπή- κουσεν. 11) „Dividuum est, quod a duobus vel

— 121 —

amplioribus ad singulos habet relationem, vel plures

in numeros pares distributos, ut uterque, alteruter,

quisque, singuli, bini, terni, centeni.‘“ Vergleichen

wir damit Dionysios: Ἐπιμεριζόμενον δέ ἔστι τὸ ἐκ δύο ἢ καὶ πλειόνων ἐπὶ ἕν ἔχον τὴν ἀναφοράν, οἷον

ἕτερος, ἑκάτερος, Exaorog: so ergibt sich auch hier

bei Priscian zwar eine Erweiterung der Merkmale,

indem er nicht allein die Beziehung von Zweien oder

Mehreren auf ein Einheitliches, sondern auch die Ver-

theilung einer Mehrheit in eine Anzahl gleicher Theile

zum Inhalte des ἐπεμεριζόμενον rechnet. Allein wenn

Apo!lonios bloss das Griechische beachtete, so kann

ihm diese Erweiterung nicht angehören, indem dieses

keine eigene Forn für die Distributiva besitzt, sondern

sich theils der mit σύν zusammengesetzten Cardinal-

zahlen, theils der Präpositionen ἀνά, κατά u. 5. w.

bedient; wenn er aber auch das Lateinische beachtet

hätte, könnte er die Definition des 'Thrakers zu dem

oben angegebenen Umfange möglicher Weise erwei-

tert haben. Doch ist mir diess nicht wahrscheinlich,

da sich in den erhaltenen Schriften keine Berücksich-

tisung der Römer vorfindet. Ueber den Namen sey

noch die Bemerkung vergönnt, dass sie bei uns Di-

stributiva heissen, was unclassisch ist. Der Römer

nannte sie dispertitiva. Vrgl. Priscian. de ponder.

Ρ. 1353: ‚‚Habent ex omnibus numeris Romani dis-

pertitiva, quae Graeci vocant ἐπιμεριζόμενα: quae naturaliter semper pluralia sunt, quippe in multos di-

stribui eundem significant numerum, ut: Singulos

oculos habebant Cyclopes, quod Graeci dieunt ἀνὰ

ἕν, ἀνὰ δύο, ἀνὰ tola.““ — Das bei Dionysios alsdann folgende rregrextıxov hat Apollonios hier übergangen, wahrscheinlich weil er es zum Denominativum rech-

nete. Priscian aber fährt p. 581. fort: 12) ‚,‚Fac-

— 2 —

titium est, quod a proprietate sonorum per imitatio- nem factum est, ut tintinnabulum, turtur.‘‘ Kräftigere

Beispiele aus homerischer Poesie bot Dionysios: Ile-

ποιημένον δέ ἐστι τὸ παρὰ τὰς τῶν ἤχων ἰδιότητας

μιμητικῶς εἰρημένον, οἷον φλοῖσβος, ῥοῖζος, ὀρυμα-

γδός, dieselben ohne Zweifel auch Apollonios. Wir nennen diese mit einem nicht antiken Namen Onoma-

topoietika. 13) „Generale est, quod in diversas

species potest dividi, ut animal, arbor.‘“ ohne Zweifel

γενικὸν auch bei Apollonios genannt. 14) „Speciale est, quod a genere dividitur, ut homo, equus, 'vilis,

laurus.““ Eidixov. 15) „Ordinale est, quod ordinem significat, ut primus, secundus, tertius.“ Textıxon. 16) .„Numerale est, quod numerum demonstrat, ut

unus, duo, Ires.“ “ριϑμητικόν. Ausgelassen hat Apollonios und uzter den Classen der παράγωγα bei-

gebracht das bei Dionysios alsdaun folgende uerov-

σιαστιχόν, und ist unmittelbar übergegangen zum

ἀπολελυμένον oder 17) „Absolutum est, quod per se intelligitur ct non eget alterius Coniunctione no-

minis.“ Etwas kürzer Dionysios: “Ἵπολελυμένον δέ ἐστιν ὃ xaF ἑαυτὸ νοεῖται, οἷον ϑεὸς, λόγος. Mit

diesem Letzten, das mit dem heutzutage sogenannten

Abstraktum einigermaassen übereinstimmt, schliesst

nun die lange Reihe der verschiedenen Classen von

Nomina bei Dionysios Thrax. Apollonios hat die An-

zahl, die er an einigen Stellen vermindert, hier noch

durch zwei.erweitert. 18) ‚„„Temporale est, quod

tempus ostendit, ut mensis, annus.“ 19) „Locale

est, quod locum significat, ut propinquus, longinquus,

proximus, medioximus.“ Zu diesen konnten selbst

lateinische Grammatiker , wie Varro im IV. und V.

Buche, Veranlassung gegeben haben; doch gab es ja

schon beim Adverbium χρόνου δηλωτιχώ und roruxa.

— 13 —

Allein aus diesen letzten Nomina wird es so recht

klar, wie diese neunzehn Classen rein ἀπὸ τοῦ σημαι-

γομέγου benannt sind, ein Umstand, den selbst Priscian,

wenn ich nicht irre, übersah. Es folgt die zweite

Abtl.eilung, die ὠπὸ τῆς φωνῆς vorgenommen war.

Priscian. 11. p. 579: „‚Hae species communes sunt

et principalium, id est, primae positionis nominum ,

et derivativorum. Propriae autem derivativorum sunt

hae, patronymicum, possessivuni , comparativum, su-

perlativum, diminutivum , et denominativum, in quo

intelligimus cum multis alıis etiam comprehensivum,

de quibus in suo loco dieemus, verbale, participiale,

adverbiale.‘“

1) Derselbe p. 581: „Patronymicum est,

quod a propriis tantummodo derivatur patrum nomini-

bus, secundum formam Graecam, quod significat cum

genitivo primitivi filios vel nepotes, ut Aeacides, Acaci

filius vel nepos.“ Vergleichen wir diese Definition

wit der oben angeführten des Aristarcheers, so ist

freilich in den Hauptmomenten hier wenig Neues;

bloss die Entstehung aus «em Genitiv und die Auf-

lösung in diesen zurück scheint. Apollonios eigenthüm-

lich zu seyn. So sagt er auch de sunseruck ΠῚ, 13:

Παρὰ τὴν Ἕχτορος γενικὴν ἀποτελεῖται τὸ E χτορίδης,

ᾧ χαὶ προσγίνεται τὸ υἱὸς, καὶ διὰ τοῦτο ἀναλύεται

εἰς τὸ Ἕχτορος vios. Ohne Zweifel war aber die

Lehre vom Patronymikon bei ihm viel weiter aus-

gesponnen, und so stand gewiss bei ihm, dass es

Wörter gebe mit patronymischen Formen, wie Euri-

pides, Thukydides, die aber Eigennamen seyen, ohne

Zweifel waren auch ähnliche Vergleichungen mit an-

dern Classen von Nomina vorhanden. Erinnern wir

uns ferner, dass Dionysios gesagt, Homer bilde voa

mütterlichen Namen kein Patronymikon, nur die Neu-

— 124 —

ern thäten’s, so findet sich die Betrachtung dieses

Punktes von Apollonios weiter fortgeführt in folgen-

den Worten Priscians: ,‚,‚Scire autem debemus, abu-

sive etiam a matribus, ab avis maternis, a regibus

sive conditoribus, et a fratribus etiam patronymica

solere formari, ut Latoides, Antovs, id est, Latonae filius Apollo et Iliades, Iliae filius Romulus.‘“ Eine

Einzelheit über das Formelle von Apollonios bringen

Bekker Anecdot. p. 850. 2) Priscian II. p. 585:

„Possessivum est, quod cum genitivo principali

(man lese principalis) significat aliquid ex his, yuae

possidentur, ut Evandrius ensis pro Evandri ensis et

regius honor, pro regis honor.‘‘ Auch hier ist die Ent-

stehung aus dem Genitiv des Urwortes Fortschritt, wie

es scheint, des Apollonios gegen Dionysios Thrax. Vrgl.

Apollon. de construct. II, 21. p. 158. Im Sinne also des

Erstern, wenn auch nicht gerade mit seinen Worten,

ist daher die Definition in Bekker Anecdot.p.852: Krr-

τικὸν ἔστιν, ὃ γεγονὸς ἐκ γενικῆς ὀνόματος εἰς αὐτὴν

ἀναλύεται μετώ τινος τῶν ὑπὸ τὴν κτῆσιν πεπτωχότων.

Die weite Ausführung dieser Classe bei Priscian zeigt

ferner, dass der Gegenstand von seinem griechischen

Vorgänger und Vorbildner reichhaltiger Betrachtung

unterworfen worden. Aus ihm lernen wir namentlich

eine Vergleichung mit den Patronymika kennen; ‚‚Hoc

autem interest inter possessiva et patronymica, quod

patronymica filios vel nepotes significant, possessiva

autem non solum filios, sed omnia quae possunt esse

in possessione, et quod patrovymica a propriis tan-

tummodo nominibus derivantur, possessiva autem etiam

ab appellativis, δὲ quod patronymica a masculino de-

scendunt plerumque genere, rarissime autem a femi-

nino, nec proprie, quando a matribus fiunt, ut supra

ostendimus, possessiva autem ab omnibus nascuntur

— 1 —

generibus, et quod patronymica ad homines pertinent

νοὶ ad deos, possessiva vero ad omnes res.‘ Eine

Vergleichung der χεητιχὼ ὀνόματα mit den χτητικαὶ

arrwroulaı ist uns noch erhalten bei Apollon. de pro- nom. p. 393: Κοινὸν μὲν ἔχουσιν αἱ κτητικαὶ ἀντωνυ-

μίαι πρὸς τὰ χτητικὰ ὀνόματα τὴν ἐν ἀμφοτέροις κτῆ-

σιν ὑπαχυυομένην, τὴν τῶν δισσῶν ττροσώτπτων ἐγνοιαν,

τὸ εἰς yerızag ἀναλύεσθαι μετὰ τοῦ κτήματος" αὐ κοινὰ δέ, καϑὸ αἱ ἀντωνυμίαι κοιναὶ παντὸς χτήματὸς εἶσι,

τὰ δὲ χτητιχὰ ἰδιάζει χατὰ τὸν χτήτορα 808 ὅτε. ι. 5. w. Was hier die δισσὰ προόσωττα Seyen, ist

bei den Pronomina zu Dionysios schon erörtert wor-

den. Indem aber Apollonios die xzryzıx« nicht von

Eigennamen allein, wie Dionysios, wenigstens nach

den Beispielen zu urtheilen, sondern auch von προσ-

nyogıx& ableitete: musste er natürlich ihr Gebiet

bedeutend erweitern, musste cr ohne Zweifel alle auf

ειος oder Log und xog endenden παράγωγα in ihren,

Bereich ziehen, somit vor Allem das μετουσιαστιχόν, das er in der ersten Abtheilung fahren gelassen,

hier einschalten. Irre ıch daher nicht, so sind die in

Bekker. Anecdot. p. 852. angeführten drei Unterarten

des χεητικόν, nämlich οἰχειωτικὸν z. B. Ὀλύμπιος, ϑαλάσσιος, zweitens μετουσιαστικὸν Z. B. ἀργύρεος, χρύσεος, und συνεχφαντικὸν wie γραμματικὸς, γεωμε-

τριχὸς ein Rest seiner Lehre. Ein Werk von ihm

stegl χτητιχῶν führt Suidas an. 3) Priscian. IH. p. 597:

„Comparativum est, quod cum positivi intelleetu

vel cum aliquo participe sersus positivi magis adver-

bium significat, ut fortior, magis fortis‘‘ u. s. w. Aus Apollonios scheint auch p. 598. die Bemerkung zu seyn: „,‚Fiunt autem comparativa a nominibus, a

verbis, a participiis, ab adverbiis sive praepositionibus.‘* In seinen erhaltenen Schriften habe ich nur folgendes

— 196 —

Mliehergehörige gefunden, de construct. II, 13: Νὰ

Yohov πῶν παρηγμένον ἀπὸ τινὸς ἀνάλυσιν ἔχει τὴν

πρὸς τὸ πρωτότυττον μετὼ λέξεως τῆς σημαινούσης

ταὐτὸν τῇ παραγωγῇ --- — παρὰ τὸ γοργός ἀποτελεῖ

ται τὸ γοργότερος προσγινομένου τοῦ μᾶλλον, ὃ δὴ

πάλιν ἀνάλυσιν ἔχει εἰς τὸ γοργὸς μάλλον. Doch hatte

er περὶ σιγχριτιχῶν eine eigene Abhandlung verfasst,

wie Suidas berichtet. Darin stand auch gewiss die

Bemerkung, die wir de coustruct. III, 27. finden,

dass die Comparativa und alle Nomina τὰ og τι

zwei Personen in sich enthalten, so wie die Prono-

mina possessiva. 4) Priscian II. p. 605: „Superla-

tivum est, quod vel ad plures sui generis comparatum

superponitur omnibus, vel per se prolatum intellectum

habet cum valde adverbio positivi, ut fortissimus

Graecorum Achilles, id est, super omnes Graecos

fortis: sin autem dicam, fortissimus Hercules fuit, non

adiiciens quorum, intelligo valde fortis.‘“ Vergleichen

wir diese Begriffsbestimmung mit der des Dionysios:

Ὑπερϑετικὸν δέ ἐστι τὸ κατ᾽ ἐπίτασιν ἑνὸς πρὸς πολ-

λοὺς παραλαμβανόμενον ἐν συγχρίσει: so tritt bei Apol-

lonios eine doppelte Bedeutung des ὑπερϑετιχον ein,

einmal die des Hervorragens über Alle, dann aber

ohne Vergleichung mit Andern die einer blossen Stei-

gerung des Urbegriffs durch ἄγαν. Vrgl. Bekker Anecdot. p. 855. 5) Priscian. II. p. 609: „Diminu-

tivum est, quod diminutionem sui primitivi absolute

demonstrat, ut rex regulus, id est, parvus rex.‘“ Im

ὑποχοριστιχὸν ist kein Unterschied von Dionysios, wohl aber im 6) Priscian. IV. p. 619: „Denomina-

tivum appellant a voce primitivi sic neminatum, non

ab aliqua speciali significatione,, sicut supradictae spe-

cies.‘“ Was er weiter erwähnt, dass die Patronymika,

Possessiva, Comparativa u. s. w. freilich alle von

U -

Nomina herkämen, dass ihnen aber noch eine specielle

Bedeutung zu Grunde liege, die Denominativa hinge-

gen bei den verschiedensten Formen die mannigfal-

tigste Bedeutung hätten, kehrt wieder in Bekker

Anecdot. p. 857. sc. und war wohl aus dem Werke

περὶ παρωνύμων hergenommen, das Suidas angibt, und dass auch sonst manchmal citirt wird, z. B. Vil-

loison. Anecdot. Tom. II. p. 184. (Herodianos hat über

denselben Stoff geschrieben nach Schol. in Hom. 1].

XII, 102.). Zu erwähnen ist nur noch, dass Apol-

lonios zu diesem das “τεριεχτικὸν rechnete, das er

früher übergegangen. Vrgl. Priscian. II. p. 580:

„Denominativum, in quo intelligimus cum multis aliis

etiam comprehensivum.‘‘ IV. p. 625: „Esculetum ,

inirtetum — — quae sunt continentia νοὶ comprehen-

siva, id est, περιεχτιχκα.ς. Vielleicht veränderte er

auch bier den Namen etwas. Vrgl. Apollon. de con-

struct. III, 13: Παρὰ τοὺς ἵππους ἐμπεριεκτικὸν

τι ἀποτελεῖται, τὸ ἱππών, ὃ δὴ πάλιν ἀναλύεται εἰς τὸ ἵππους συνέχον. Ebenso nahm er nach Priscian das ῥηματικὸν nicht wie Dionysios als sechste Ab- theilung, sondern schloss es hier ein. Allein der Titel

eines Werkes bei Suidas περὶ ῥήματος ἤτοι Önuerı- κῶν ἐν βιβλίοις πέντε scheint darauf hinzudeuten, dass

cs doch eine eigene Abtheilung bildete, die aber dem

Zeitworte selbst vielleicht als Anhang beigegeben war.

Was die σχήματα der Nomina betrifft, so nahm

Apollonios ohne Zweifel ein ἁπλοῦν, σύνϑετον und

παρασύνϑετον an. Vrgl. Prise. V. p. 664. Περὶ σχη- μάτων hatte er eine eigene Abhandlung verfasst.

11. Das Zeitwort. Minder genau, als das bis-

her Betrachtete, entspricht der Definition von Apollo-

nios die von Priscian VIII. p. 781. aufgestellte:

„Verbum est pars orationis cum temporibus et modis

ED >

sine casu, agendi vel patiendi significativum.‘“ Dass

er hier nicht seine gewöhnliche Quelle benutzt hat,

zeigt schon die Wiederho!ung in dem Werkchen

super XII vers. Acn. p. 1245: „Verbum quid est?

Secundun Donatum, u: supra dixi: secundum alios

vero pars orationis cum tempore et modis sine casu,

äctionem sive passionen Significans; non enim omnia

verba personas habent, ut infinita et impersonalia et

gerundia: oportet autem definitiones generales esse.‘* Hier hätte er gewiss, wie p. 1243. secundum Apol-

lonium gesagt, wenn es der Fall gewesen wäre. Die

des Apollonios ist uns aber erhalten in Bekker Anec-

dot. p. 882: True ἐστι μέρος λόγου ἕν ἰδίοις μετα σχηματισμοῖς διαφόρων χρόνων δεκτικὸν μετ᾽ ἐνεργείας

ἢ πάϑους, προσώπων TE καὶ ἀριϑμῶν παραστατικόν,

διε χαὶ τὰς τῆς ψυχῆς διαϑέσεις δηλοῖ. Dass es in der That die echte ist, lehrt eine Vergleichuyg mit

Apollon. de construet. II, 13: Ἴδιον αὖ ῥήματος ἐστιν ἐν ἰδίοις μετασχηματισμοῖς διάφορος χρόνος διά-

ϑεσίς τε καὶ ἐνεργητικὴ, ἢ παϑητικὴ καὶ ἔτι ἡ μέσγ. Vrgl. I, 3. III, 6. Ohne Zweifel kam dieselbe in dem

Werke περὶ ῥημάτων ἤτοι ὀνοματικὸν ἕν vor, welches Suidas und Apollonios selbst (III, 6.) oder ῥηματικὸν

(Bekker Anecdot. p. 672.) vor. Halten wir sie mit

der des Dionysios zusammen: Prua ἐστι λέξις ἄπτω-

τος, ἐπιδεχτικὴ χρόνων TE καὶ προσώπων καὶ ἀριϑμῶν,

ἐνέργειαν 7 πιάϑος παριστῶσα: so fehlt in der neuen das ὥπτωτος, wahrscheinlich weil auch die 6nuarıx« mitgerechnet werden sollen; dagegen sind die übrigen

Merkmale viel genauer und schärfer aufgefasst. Statt

des einfachen ἐπιδεχτικὴ χρόνων sagt Apollonios, indem

er vorwärts schon auf die χρονικὰ ἐπιῤῥήματα achtet, und von diesen das Zeitwort zu unterscheiden strebt,

dasselbe nehme verschiedene Zeiten in eigenthüm-

“ὦ ἤδνο ...

lichen Formveränderungen (vrgl. de construet.

IIT, 6. p. 203.). Zu den Personen fügte er aber noch

hinzu ὅτε καὶ τὰς τῆς ψυχῆς διαϑέσεις δηλοῖ, (Pris-

cian ὙΠ]. p. 783: ‚„Quando affectus animi definit.‘%)

um dieselben nur dann dem Zeitworte zuzuerthei-

len, wann es eine Stimmung der Seele ausdrückt,

folglich auch jene Formen, in denen nichts Persön-

liches liegt, d. h. den Infinitiv in die Definition einzu-

schliessen, wie seine vrournuerıorei nach Bekker

Anecdot. p. 883. behaupteten. Vrgl. Theodos. p. 138-

Die Accidenzen des Zeitwortes blieben diesel-

ben, wie beı Dionysios Thrax, nur dass die Ordnung

wieder verändert worden zu seyn scheint, Hier hiess

cs: Παρέπεται δὲ τῷ δήματι ὀκτώ, ἐγκλίσεις, dia ϑέσεις, εἴδη, σχήματα, ἀριϑμοί, χρόνοι, πρόσωπα,

συζυγίαι, dagegen bei Priscian. VI. p. 783: ‚‚Verbo accidunt octo, significatio sive genus, tempus, modus,

Species, figura, coniugatio et persona cum numero,

quando affeetus animi definit.‘“ Der letzte Zusatz

beweist, dass wir hier wieder die gewöhnliche Quelle

haben. Was nun die εἴδη betrifft, so kommen p. 824.

wieder die gewöhnlichen Hauptarten, eine ursprüng-

liche und abgeleitete vor. Letztere war bei dem

Griechen gewiss auch in eine Anzahl Unterarten ge-

theilt, wovon eine p. 827. erhalten zu seyn scheint:

„Et sciendum, quod frequenter apud Graecos ex no-

minibus dignitatum solent derivarı verba, quae actum

vel administrationem ipsius dignitatis significant, ut

οἰκόνομος οἰκονομῶ, πρύτανις πρυτανεύω.“ς Möglich wäre es auch, dass in die &ön die Unterscheidung

von Intransitiva und Transitiva gehört hätte.

Vrgl. Priscian. XI. p. 914: ,‚,Cum igitur flectas no-

men in obliquos casus, verbum ei adiungi non potest

intransitivum, id est, aueraßarov, hoc est in sua U. 9

= De

manens persona. Nam μεταβατικά dieuntur, id est, transitiva, quae ab alia ad aliam transeunt personam,

in quibus solent obliqui casus adiungi verbis.““ Doch

konnte diess auch der reinen Syntax angehört haben.

Als σχήματα kommen p. 829. simplicia, composita und decomposita vor, welche den griechischen ἁπλοῦν, σύνθετον und παρασύνϑετον entsprechen. Aus dem

formellen Theile ist uns ein Bruchstück erhalten p. 833:

„Apollonius, summus auctor artis grammaticae, do-

cens in primo libro de verbo, immobilem figurationis

iuncturam manere, et separatim confirmans componi,

τὸ καταγράφω κατέγραφον, ἐπιγράφω καὶ ἐπέγραφον,

et his similia, quaecunque intus habent declinationem,

hoc est, post praepositionem.‘ II. Das Participium. Auch περὶ μιετοχῆς

oder περὶ ueroywv wird eine Abhandlung des Apol- lonios von ihm selbst de adverb. p. 554. und de con-

struct. I, 3. erwähnt, vielleicht wieder eine Abthei-

lung aus der grössern Schrift περὶ μερισμοῦ τῶν τοῦ λόγου μερῶν. Das Umschlagen des Verbums, welches die meisten Alten als ἄπτωτον ein für allemal ange- geben, in Formen mit Casus, πτωτικὰ σχήματα, war ihnen etwas so Wunderbares, dass sie, statt nach

einer umfassenderen Definition des Verbums zu stre-

ben, lieber einen eigenen Redetheil aus dem Particip

bildeten und festhielten. Vergleichen wir die Defini-

tion des Dionysios ’Thrax: Meroyn ἔστι λέξις uere- χουσα τῆς τῶν ῥημάτων καὶ τῆς τῶν ὀνομάτων ἰδιότη.-

τος. mit der bei Priscian XI. p. 914. vorkommenden:

„Participium est igitur pars orationis, quae pro verbo

accipitur, ex quo et derivatur naturaliter, genus et

casum habens ad similitudinem nominis et accidentia

verbo absque discretione personarum et modorum :“*

so gibt sich als Unterschied kund, dass es dem Ver-

— 131 —

vum näher gerückt, dass die Entstehung aus uemsci-

ben hier stärker betont war, als dort, wo es allenfalls

auch ein Produkt des Nomens hätte seyn können,

So heisst es de construct. I, 3: Καὶ 7 μετοχὴ δὲ κατὰ τὴν δέουσαν ἀκολουϑίαν χατελέχϑη μετὰ τὸ ῥῆμα,

τῆς τάξεως ἐμφαινούσης τὴν ἐκ τοῦ ῥήματος μετά-

πτωσιν εἰς αὐτὴν, ὡς γε Er τῷ περὶ μετοχῆς διὰ πλει- ὄνων παρεστήσαμεν ὡς ἀναγχαίως ai μεταλήψεις των

ῥημάτων ἐγίνοντο εἰς πτωτικὰ σχήματα σὺν τοῖς παρ- ἑπομένοις γένεσι τῶν ῥημάτων οὐ δυναμένων τὴν κατ-

αλληλότητα παραστῆσαι. Schärfte nun zwar Apol- lonios den verbalen Charakter, vielleicht im Gegen-

satze zu den Stoikern, welche mehr den nominalen

hatten hervortreten lassen, indem sie es eine umge-

kehrte προσηγορία genannt, so erkannte er doch, dass Nomen sowohl als Verbum zu seiner Entstehung

mitwirken mussten. Er vergleicht das nothwendige

Daseyn Beider zur Hervorbringung der μετοχή mit

der nothwendigen Existenz eines Masculinums und

Femininums, um von einem οὐδέτερον sprechen zu können, und nennt cs ein ἐκ τούτων ἐκ καταφάσεως ἠρτημένον μόριον, wozu Bekker schon verglichen hat

Priscian XI. p. 913: ,,Mansit partıcipium medium

inter nomen et verbum, unde rationabiliter hoc nomen

est ei a grammaticis inditum per confirmationem dua-

rum partium orationis principalium,‘“ Nach Letzterem p. 917. hat es sechs Accidenzen,

„‚genus, casus, tempus, significatio, numerus et figura.‘

Hier sind keine εἴδη, species, erwähnt. Der Grieche

dürfte also zu Jenen gehört haben, welche keine ur-

sprünglichen und abgeleiteten annahmen, weil das

Particip immer ἐν παραγωγῇ Sey. Vrgl. Bekker Anec-

dot. p.896. In Hinsicht der Formen (σχήματα, figura) darf als sicher angenommen werden, dass er bloss ein

— 182 —

ἁπλοῦν und ein παρασύνϑετον anerkannte. Zu deut- lich spricht sich darüber Priscian. XI. p. 927. 86.

aus: „‚Figuras habent, quas a verbis accipiunt. Nam

per se nunquam componitur participium, nisi prius

verbum eius componatur. Ergo vel simplicia sunt vel

decomposita plerungue, quae Graeei παρασύνϑετα vo-

cant, id est, a compositis verbis derivata, ut efficio

effictens, intelligo intelligens. Si enim ipsa per se Comporiantur non prius verbis compositis, transeunt

in nominum vim, sicut et si comparentur, ut nocens

innocens, sapiens insipiens. Simplicia enim eorum

possunt et participia esse et nomina; Composita vero

sine dubio nomina sunt.‘‘“ Vrgl. Apollon. de construct.

IV, 8: Einouev ἐν τῷ περὶ μετοχῶν ὡς ἀληϑές ἐστι μᾶλλον καλεῖν τὲ σχήματα αὐτῶν παρασύνϑετα ἤπερ σύν- Here, καϑὸ πᾶν μέρος λόγου συντεϑὲν καὶ εἰς ἕτερον σχῆ- μα μεταπεσὸν ἔχει TO μεταπεπτωκὸς οὐκέτι σύνϑετον, παρασύνϑετον δέ Ἔ).

IV. Der Artikel. Apollonios Lehre vom Ar-

tikel auch nur einigermaassen herzustellen, würde eine

vergebliche Arbeit seyn, wenn wir bloss das Werk

*) Ich halte es daher für ganz richtig, wenn in Bekker Anec-

dot. p. 897. die Handschriften haben: σχῆμα ἁπλοῦν λέγων,

σπταρασύνϑετον φιλισιπείζων" ἀπὸ γὰρ συνϑέτου φίλισιπος γέγονε

ῥῆμα τὸ φιλισιπίζω, τὰ γὰρ ano συνϑέτων γιγνόμενα λέγονται

“πταρασύνϑετα. Bekker hat: λέγων, [σύνϑετον χαταλέγων], παρα--

σύνϑετον φιλιπτείζων, ich weiss nicht, ob nach eigener Aen-

derung, so dass er die eingeklammerten Wörter einge-

schoben, oder ob sie in den Handschriften stehen, und er

den Irrthum merkte. Daselbst kann das p. 898. vorkom-

mende σύνϑετον zareypoorov nicht in Anschlag kommen, in-

dem dort das Particip von Seiten seines nominalen Cha-

rakters auch εἴδη haben soll, und so auch seine σχήματα

aufgefasst werden, ganz gegen den Geist des Apollonios.

Zu u .:-

des römischen Grammätikers hätten, da die Römer

dieses Redetheils ermangelten. Glücklicherweise aber

handelt in seinem eignen Werke περὲ συντάξεως das ganze erste Buch über die syntaktische Anwendung

des Artikels, bei welcher Gelegenheit uns einige Be-

merkungen über sein Wesen erhalten sind. Wir ler-

nen demnach aus I, 5., dass er es für einen grossen

Irrthum hält, den Artikel zu fassen als Mittel zur

Unterscheidung des Geschlechtlichen im Nomen: Οὐ

μετρίως δέ τινες ἐσφάλησαν ὑπολάβοντες τὴν παρά- ϑεσιν τῶν ἄρϑρων εἰς γένους διάκρισιν παρατίϑεσϑαι τοῖς. ὀνόμασι. Dieses Irrthums hatten sich aber, so weit unsere Kenntniss reicht, besonders die Stoiker

schuldig gemacht, indem sie ihn definirt hatten als

στοιχεῖον λόγου πτωτικόν, διορίζον τὰ γένη τῶν Ov0- μάτων καὶ τοὺς ἀριϑμούς. Dass seine Polemik gegen sie geht, scheint auch de pronom, p. 264. 54ᾳ. zu be-

weisen. Er bemerkt gegen Jene, die solcher Ansicht

sind, dass ein selbstständiger Redetheil nicht dienen

könne zur blossen näheren Erläuterung eines andern,

dass in einigen Formen des Artikels z, B. dem Geni-

tiv Plural eine Vermischung aller Geschlechter, im

Vocativ (ὦ) sogar auch alles Numerus eintrete; eher könne man sagen, das Nomen diene zur Unterschei-

dung des Geschlechtes der Artikel, endlich dürfe der

Artikel manchmal vermöge der Natur des Wortes

gar nicht beigefügt werden. Zugleich lernen wir

aus dieser Stelle, dass die Abhandlung des Apolle-

nios περὶ γενῶν diese Punkte besonders erörterte. Er selbst erkannte als Hauptmerkmal des Artikels die

ἀναφορὰ ἃ. h. die Hervorhebung, Bezeichnung und

Bestimmung einer Person oder Sache. Vrgl. de con-

struct. I, 6: Ἔστιν οὖν, καϑὸ καὶ ἐν ἄλλοις ἀπεφη-- νάμεϑα, ἴδιον ἄρϑρου ἡ ἀναφορά, 7 ἔστι προκατειλε.

— ἡδς..-.

x

γμένου προσώπου παραστατικήῆ. Avapsoeraı δὲ To. ' } 1 τ Ἴ «

ὀνόματα ἤτοι κατ᾽ ἐξοχήν, ὅτε φαμέν" οὗτος ἐστιν ὃ γραμ m 1

ματικός, τοιοῦτόν τι ἐμφαίνοντες ὁ πάντων προσήκων,

ὡς ἔστιν εἰπεῖν, ὁ γενικώτατος — Ἢ καὶ κατὰ μονα x - [2 m ’

δικὴν κτῆσιν. ὁ γὰρ οὕτως ἀποφαινόμενος" δοῦλος σου -- m ' x N

ταῦτα ἐποίησε, πλῇϑος ὑπαγορεύει δούλων. ὁ δὲ μετὰ = - m x

τοῦ ἄρϑρου" ὁ δοῦλος σου ταῦτα ἐποίησε, μοναδικὴν a x ’ «ς -

χτῆσιν ὑπαγορεύει. Ἢ καὶ zur’ αὐτὸ μόνον ἀπλῆν 2 ' er N ς y jan! m

ἀναφοράν, ὅτε φαμέν" ὁ ἄνϑρωπος ηλϑὲέ σε ζητῶν, ὃ γραμματικός σε ἐζήτει, νῦν οὐχ οὕτως ἀκουομένου € , Ἵ ” Er,

τοῦ ὁ γραμματικὸς, καϑὼς προχειται. Eo$ orte δὲ ! ! 5 a \ x

καὶ προληπτικώτερον πρόσωπον ἀναφέρει, OTE δὴ καὶ »- [dj « ’

ἀοριστῶδες φαίνεται, ὅτε οὕτω φαμέν" ὁ τυραννοχτονη- ' ’ '

σας τιμάσϑω. TO γὰρ ὡς ἐσόμενον πρόσωπον ἀνεπό.- ΄ x “« ΝΥ -Ὁ

λησεν, ὅμοιον χαϑεστὸς ἐκείνῳ" κεῖνος γὰρ περὶ κῆρι ' DB} Ὑ a ’ 2. κ΄ ’

μακάρτατος ξξοχον ἄλλων, 05 κέν σ᾽ ἕδνοισιν βρίσας

δικονδ᾽ ἀγάγηται. Vrgl. 1. 8: Τὸ ἄρϑρον, οὗ ἐξαίρε-

τὸς ἐστιν 7 ἀναφορά. Halten wir die ἀναφορὰ als Hauptmerkmal in seiner Definition fest, so wird wahr-

scheinlich, dass folgende Begriffsbestimmung des Ar-

tikels in Bekker Anecdot. p. 899. wörtlich sein Ei- . ” I \ , ' r

genthum ist: «“ζρϑρον ἐστὲ μέρος λόγου συναρτωμε-

γον πτωτικοῖς κατὰ παράϑεσιν προταχτικῶς ἢ UNO-

ταχτιχῶς μετὰ τῶν συμπαρεπομένων τῷ ὀνόματι εἰς γνῶσιν προῦὔποκειμένην, ὅπερ καλεῖται ἀναφορά. Auch

die darauf folgenden Scholien sind aus Apollonios

entnommen. Da heisst es: “ναφορὰ δέ ἐστιν ava- '

πόλησις προεγνωσμένου καὶ ἀπόντος προσώπου. ἀλλο ' > 2 m y Ey av \

γαρ τι ἐστιν εἰπεῖν ἄνϑρωπος ηλϑε, καὶ ἀλλο μετὰ - x \ Y ’ - > ’

τοῦ ἄρϑρου. TO γὰρ ἄρϑρον devregov γνῶσιν ἐπαγγέλ- λεται, womit zu vergleichen Apollon. de pronom.

p- 276. und Priscian XVII. p. 1049: „‚‚Articulus se-

cundam noticiam suppositorum demonstrat. Si enim . „ τ | . -.

dicam ἀνϑρωπὸς ἡλϑὲν, primam noticiam ostendo,

er ὐνῖν

sin ὁ ἀνϑρωπος ἤἦλϑεν, secundam.“ Harrys Hermes S. 176. Offenbar nach Apollonios ist dort auch Fol-

gendes: ἱστέον δὲ ὅτι τὰ ἄρϑρα ἀναφορῶς ἕνεκεν παρελήφϑη τῶν ὀνομάτων, 7 τίς ἐστε προεγνωσμένου προσώπου ἀναπόλησις. ἢ ὑπεροχῆς, ὡς ὁ ποιητής. ἢ uorvadızrs κτήσεως, ὡς ὁ δοῦλός μου. ἢ ἐπὶ προλή- ψεως, ὡς τό" κεῖνος δ᾽ αὖ περὶ κῆρι μακάρτατος

Indem aber fn jener obigen Definition ein προτακ- τιχκῶς und ὑποταχτικῶς unterschieden ward, blieb

klar auch das προτακτικὸν und ὑποταχτικὸν ἄρϑρον

bestehen, wie sich auch schon aus Apollon. de con-

struct. I, 43. ergiebt: Ἑξῆς ῥητέον καὶ περὶ τῶν ὑποτακτιχῶν ἄρϑρων, ἅπερ οὐ μόνον τάξει καὶ φωνῇ δια- φέρει τῶν προτακτιχῶν, ἀλλὰ καὶ ἐν τῇ συντάξει πάνυ διαφέρει. Früher hiess er προ- und ὑποτασσόμενον.

V. Das Pronomen. Vergleichen wir die Be-

griffsbestimmung bei Priscian XII. p. 933: ‚‚Prono- men est pärs orationis, quae pro nomine proprio unius-

cuiusque acecipitur, personasque finitas recipit,‘‘“ mit

der Weise, wie es Apollonios de pronom. p. 270. selbst erläutert: A25w ἀντ΄ ὀνόματος προσώπων ὡρισμένων παραστατικῆν, διάφορον κατὰ τὴν πτῶσιν καὶ ἀριϑμὸν, ὅτε καὶ γένους ἐστὲ κατὰ τὴν φωνὴν ἀπαρέμφατος : so ist klar, dass Jener den innerlich- sten Charakter des Fürwortes hinreichend bezeichnet,

und nur die äussern Merkmale übergangen hatte, die

der Grieche hinzugefügt, die Verschiedenheit näm-

lich der mehrheitlichen Casus von den einheitlichen,

und die Unbestimmtheit des Geschlechts in den ein-

fachen Pronomina personalia. Bemerkenswerth aber

ist in obiger Definition der Zusatz: pro nomine pro-

prio, woraus erhellt, dass Apollonios sich das Pro-

nomen nur für Eigennamen, nicht für Appellativa

gesetzt dachte. Diess bemerkte auch schon: Se-

— 136 —

guier la philosophie du langage p. 126: ,„‚Apollonius

d’ Alexandrie, dans son livre du Pronom, fait la re-

marque, que le Pronom ne remplace que des Noms

propres ou individuels, et ne saurait etre dit des

noms collectifs, ni des adiectifs. Les Pronoms, dit-

il, definissent un sujet circonserit.“ Er vergleicht

noch Apollon. de construct. p. 24. 80. 117. Sylb.

Dem Pronomen kommen nach Priseian zu sechs

Accidenzen, „species, persona, genus, figura, numerus,

casus.‘“ Als εἴδη sind geblieben die πρωτότυποι d.h. die einfachen persönlichen Fürwörter, und die abge-

leiteten , welche gewöhnlich mit dem Namen der

χτητικαί belegt werden. Beide haben dann wieder

zwei αχήματα, ein einfaches und ein zusammengesetz-

tes. |Die Erstern sind ihm μονοπρόσωποι, die An- dem dıngoownor. Vrgl. de construct. ΠῚ, 27: Ἢ μὲν γὰρ ἐγώ καὶ al σύζυγοι καὶ ἅπαξ ἑνικῶς voovue- zal εἰσιν καὶ ἕν πρόσωπον ὑπαγορεύουσιν, ἣ γε μὴν ἐμὸς καὶ δὶς ἑνικῶς νοεῖται καὶ δύο πρόσωπα παθεμ-

φαίνει. Bemerkenswerth ist noch, dass Apollo-

nios keinen Artikel als zum Pronomen gehörig aner-

kannte. Schon Harrys Hermes S. 182. hat dafür an-

geführt de construct. II, 5: ᾿Εχεῖνο οὖν ἀντωνυμία, τὸ μετὰ δείξεως ἢ ἀναφορᾶς avrovouaLousvov, ᾧ οὐ σύνεστι τὸ ἄρϑρον. und Priscian. ΧΠ. p. 938: „lure igitur apud Graecos prima et secunda pronomi-

num, quae sine dubio demonstrativae sunt, artieulis

adiungi non possunt; nec tertia quando demonstrativa

est.‘‘“ Die Hauptstelle ist aber bei Apollonios de con-

struct. I, 27. Hier erklärt er sich dahin, dass weder

die δεικτεκαί einer Hervorhebung durch den Artikel

bedürftiig seyn, noch auch das Pronomen αὐτὸς, weil

die ἀναφορὰ in ihm selbst liege. Er erkennt daher im Gegensatze zu Dionysios 'TIhrax keine echten

ἡ En :-

σύναρϑροι ἀντωνυμίαι an, sondern behauptet 6. 29. gegen Habron, in ὁ ἐμός, 6 σός, ὁ ἡμέτερος gehöre der Artikel nicht zum gerien, sondern zu der

darunter verstandenen Sache: ἮΝ δὲ ἡ σύνταξις ου

τοῦ ἀντωνυμικοῦ προσώπου, λέγω τοῦ κατὰ τὸν κτῆτο-

ρα, τοῦ δὲ ὑπαχουομένου κατὰ τὸ χτῆμα, λέγω τοῦ

δοῦλος ἢ οἶκος ἢ τινος τῶν τοιούτων.

VI. Die Praeposition. Wiein den übrigen Re-

detheilen die Aufeinanderfolge nicht der Willkür über-

lassen blieb, so hatte auch bei den flexionslosen Apol-

lonios der Praeposition die erste Stellung eingeräumt.

Diess bezeugt ausdrücklich Priscian XIV, p. 973:

„Itaque cum bene mihi videntur praepositionem eete-

ris indeclinabilibus Graecorum doctissimi praeposuisse,

et maxime Apollonius, cuius auctoritatem in omnibus

sequendam putavi, ego quoque ab ea incipiam. es Vıgl.

Apollon. de construct. I. 3: Φαίνεται de δὃτι καὶ ἡ

πρόϑεσις οὐ πρώτην ἔχουσα ϑέσιν καὶ ἀρχαιότεραν

τῶν ἄλλων λέξεων τῇδε κατελέχϑη, ὅπου 7 οὐκ ἀπ

ἰδίας ἐννοίας τὴν ὀνομασίαν εἴληχεν, ἀλλ᾽ ἐκ τοῦ τῶν

προύὔποντων μορίων προτίϑεσϑαι. Aus dem letzten

Umstande ergibt sich auch schon zum Theil ihr We-

sen, wie es der römische Grammatiker p. 974. be-

zeichnet: „‚Est igitur praepositio pars orationis in-

declinabilis, quae proponitur alis partibus vel appo-

sitione vel compositione“ Das Original zu diesen

Worten findet sich ohne Zweifel in Bekker Anecdot.

p. 924: Πρόϑεσίς ἔστι μέρος λόγου καϑ' ἕνα σχημα-

τισμὸν λεγόμενον, προϑετικὸν τῶν τοῦ λόγου μερῶν

ἐν παραϑέσει ἢ ἐν συνϑέσει, ὃτε μὴ κατὰ ἀναστροφὴν

ἐχφέρεται, wie sich schon zum Theil ergibt aus Apol-

lon. de construct. IV, 3: Προτιϑέμεναι δὴ τῶν τοῦ

λόγου μερῶν ἢ κατὰ σύνϑεσιν ἢ κατὰ παράϑεσιν. Da-

selbst wird dann noch weiter untersucht, wann sie

πε Νὰ :-

compositione und wann appositione hinzugefügt wer-

den. Bestimmte Classen derselben scheint es sonst

nicht gegeben zu haben. Die Anzahl blieb ohne

Zweifel auf achtzehn bestehen. Vrgl. Priscian XIV.

Ρ. 978. Eine Schrift περὶ προϑέσεων führt Suidas an. VI. Das Adverbium. In der uns erhaltenen

Abhandlung des Apollonios περὶ ἐπιῤῥημάτων beginnt der Verfasser damit, dass er behauptet, bei jedem

Redetheile gebe es ein Zwiefaches zu beachten, ein-

mal der geistige Gehalt, dann der äussere Klang:

Πασῃ λέξει παρέπονται δύο λόγοι, ὅτε περὶ τῆς ἐννοίας καὶ ὁ περὶ τοῦ σχήματος τῆς φωνῆς. Ersteren stellt

er natürlicher Weise voran und führt uns in densel-

ben ein durch folgende Definition: Ἔστιν οὖν ἐπίῤ- ὗημα μὲν λέξις ἄκλιτος, κατηγοροῦσα τῶν ἐν τοῖς δή- μασιν ἐγκλίσεων καϑόλου ἢ μερικῶς, ὧν ἄνευ οὐ κατα- κλείσει διάνοιαν. (Kürzer Priscian XV. p. 1003:

‚„Adverbium est pars orationis indeclinabilis, cuius

significatio verbis adücitur.“) Aber nicht allein dem Zeitworte, auch dem Particip wird es beigefügt,

p. 530: Καὶ οὐ τοῦτο φημε, ὅτι ai μετοχαὶ ἀπαρτί- ζουσι διάνοιαν, ἀλλ᾽ ὅτι τὰ ἐπιῤῥηματα χαὶ ἐπὶ μετο- χας φέρεται. Vergleichen wir Obiges mit dem Aus- spruche des Dionysios Thrax: Ἐπίβῥημα ἐστι μέρος λόγου ἄκλετον, κατὰ ῥήματος λεγόμενον ἢ ἐπιλεγόμενον ῥήματι: so fällt uns dort der Zusatz καϑόλου ἢ μερι- κῶς als neu auf, den Apollonios p. 533. näher erläutert.

Aus diesef Quelle hat Priscian a. ἃ. 0. geschöpft,

wenn er sagt: „Sunt igitur quaedam adverbia, quae

omnibus convenienter sociantur temporibus, ut sa-

pienter dico, sapienter dicebam, sapienter dixi etc. — —

Sunt alia quae, cum separatim tempora significant,

necessario Separatim eis coniunguntur , ut, hodie facis,

heri feci, cras faciam.“ Was die verschiedenen Clas-

— 139 —

sen der Adverbia betrifft, die wir oben fanden, wie

χρονικά, τοπικά, σχετλιαστικά U. 5. W., So scheinen

diese nicht vermehrt worden zu seyn. Die Abthei-

lung in ursprüngliche und abgeleitete ist auch hier

geblieben. Vrgl. Apollon. de adverb. p. 556: Ἐχομέ- γως σκέπτεον Hal περὶ τῶν ἐν ταῖς φωναῖς σχημάτων"

Τὰ δὴ ἐπιῤῥήματα καὶ πρωτότυπά ἐστι καὶ παραγωγα.

χαὶ τὰ τούτων παράγωγα ἃ μὲν ἀπὸ ἐπιῤδημάτων, c a ἌΝ Ὁ, μόνων : Ἄμε

ὡς παρὰ τὸ ἄνω ανωτέρω, ἢ παρὰ ονοματα, ὡς τὸ

βότρυς βοτρυδὸν, ἢ παρὰ ῥήματα, ὡς παρὰ τὸ

κλέπτω τόρ νου, ἢ παρὰ ἀγτωνυμίαν, ὡς παρὰ τὸ

ἐκεῖνος ἐκείνως, οὗτος οὕτως, αὐτός αὐτόϑεν, ἢ παρὰ

μετοχάς, ὡς παρὰ τὸ ἐπιστάμενος ἐπισταμένως καὶ

ἐῤδωμένος ἐῤῥωμένως, ἢ παρὰ προϑέσεις, ὡς ἐξ ἔξω καὶ παρὰ τὸ ἐν ἔνδον.

VIM. Das Bindewort. Priscian. XV. p. 1025:

„Coniunctio est pars orationis indeclinabilis, coniunc-

tiva aliarum partium orationis, quibus consignificat,

vim vel ordinationem demonstrans.‘“ Die Urworte dazu finden sich in Bekker Anecdot. p. 952., wo sie

also lauten: Yuvdsouog ἐστι μέρος λόγου ἄκλιτον, συν-

δετικὸν τῶν τοῦ λόγου μερῶν, οἷς καὶ [συσ] σημαίνει, ἢ τάξιν ἢ δύναμιν παριστῶν., wozu der Scholiast gleich hinzufügt,, diese Definition sey eine überlieferte, alt-

herkömmliche. Dass das Bindewort ein flexionsloser

Redetheil sey, der den Gedanken verbinde mit Ord-

nung, hatte schon Dionysios gesagt. Nicht ohne Fein-

heit setzt Apollonios statt des Gedankens (διανοίας) die Theile der Rede, indem nicht immer volle Sätze

zu einem Ganzen verknüpft, sondern auch einzelne

Wörter durch selbige zueinander in Beziehung ge-

bracht werden. Er fügt ferner hinzu, dass das Bin-

dewort für sich keine selbstständige Geltung habe,

sondern erst durch seine Verbindung mit andern Re-

—_— 1909 —

detheilen seinen wahren Gehalt empfange. Endlich

wird von ihm ausgesagt, dass es ordne und bekräfti-

tige, Mera τάξεως hatte auch schon Dionysios ge- sagt, Apollonios, oder schon ein Vorgänger von ihm

fügt ergänzend χαὶ δυνάμεως hinzu. Was die Eintheilung der Bindewörter betrifft, so

gibt uns deren Anzahl Priscian. XVI. p. 1025. an:

„Species sunt copulativa, continuativa, subcontinua-

tiva, adiunctiva, causalis, effectiva, approbativa, di-

siunctiva, subdisiunctiva, discretiva, ablativa, prae-

sumptiva, adversativa, abnegativa, collectiva vel ra-

tionalis, completiva.“ Dass diese aber sämmtlich

dem Apollonios angehören, folgt ganz zwanglos aus

seinem Ausspruche p. 1027: ‚‚Causales igitur, quas

alii in una specie posuerunt, Apollonius pater Hero-

diani in quinque species dividit, quas supra ostendi-

mus, id est, continuativas, subcontinuativas, adiunc-

tivas, effectivas.‘‘ Aus den acht Classen des Diony- sios ist also die doppelte Anzahl entwachsen, und

selbst jene untere Stufe der Entwickelung, wo noch

Vieles zu Einer Classe gehört, was Spätere in meh-

rere spalten, zeugt für die Echtheit jener Grammatik.

Folgende werden die Namen bei Apollonios gewesen

seyn: copulativa συμπλεχτικοί, Continuativa συναπτι-

κοί, subcontinuativa παρασυναπτικοί, adiunctiva ἐπε- ζευχτικοί, causalis αἰτιολογικοί, effectiva ἀποτελεστι- κοί, approbativa βεβαιωτικοί, oder διαβεβαιωτικοί, disiunctiva διαζευχτικοί, subdisiunctiva παραδιαζευ .

κεικοί, ἀϊδογοίϊνα διασαφητικοί, ablativa ἐναιρετικοί, praesumptiva προληπτιχοί (4), adversativa ἔναν-- τιωματικοί, abnegativa ἀρνητικοί (2), collectiva vel

rationalis ἀϑροιστικοὶ ἢ συλλογιστικοί, Ccompletiva παραπληρωματικοί. Noch erscheinen bei ihm de con- struct. II, 28. δυνητικοί.

— 11 —

Indem ich mit diesen Bemerkungen die Entde-

ckungen der Griechen über die Redetheile im Allge-

meinen schliesse, brauche ich kaum auf die Allseitig- keit und Gewandtheit des Apollonios aufmerksam zu

machen, mit der er zu beobachten und früher Beob-

achtetes zu benutzen und zu verbessern weiss. Allein

auch hier machen wir die bekannte Erfahrung, dass

die fruchtbarsten Geister doch immer ein Produkt

ihrer Zeit und ihres Volkes sind. Erst durch die

gewaltige Masse von grammatischen Bemerkungen

und Betrachtungen, die seit den ersten alexandrinischen

Zeiten aufgehäuft worden, war es möglich, ein so

nach allen Theilen durchdachtes, bis in’s Einzelste

ausgearbeitetes Lehrgebäude der Sprache aufzuführen,

und wir müssen uns freudig darüber wundern, dass

sein Geist dieser Masse nicht erlag, sondern wenn

auch oft in dunkeln, aber doch tiefsinnigen Worten, sie zu ordnen vermochte.

B. Die Römer

Indem wir bei den Römern die Kategorieen der

Sprache etwas näher in's Auge fassen, müssen wir

vor Allem bemerken, dass von einer eigentlich fort-

schreitenden Entwickelung, wie bei den Griechen, gar

keine Spur vorhanden ist. Hätten sich einige gram-

matische Werke der ciceronischen Zeit, Nigidius Fi-

gulus, Cäsar oder auch der augusteischen z. B. Ver-

rius Flaccus und später Plinius erhalten: so dürften

sich wohl zwei Classen von Bearbeitungen, gerade

wie sie in der Geschichte der römischen Etymologie

sichtbar sind, herausstellen, die eine, die auf eigenem

Grund und Boden die Rede zu theilen unternimmt, die

andere, die das von den Griechen mit Bezug auf

ihre Sprache Entwickelte auf die römische oft mit

Ungeschick, meist wörtlich übersetzend überträgt.

Gegenwärtig aber bei dem grossen Mangel dieser Litteratur in der schönsten Periode der Sprache muss

uns Varro als Repräsentant jener Erstern gelten, wäh-

rend alle Uebrigen mehr oder minder der Andern an-

heimfallen. Bei den Letzten ist nur etwa zu zeigen,

worin sie einige Eigenthümlichkeit bewahrt, welchen

Griechen sie nachgeahmt. Es trifft aber hier der

Fall ein, dass von den erhaltenen sich fast alle scla-

visch nach den spätern griechischen Grammatikern

richten, so dass wir die Uebereinstimmung eines Charisius und Diomedes mit Dionysios 'Thrax und

— 14 —

Apollonios, eines Priscian mit Apollonios und Hero-

dianos in dem schon Betrachteten hinlänglich erkannt

haben. Donatus gewinnt später ein grosses Ansehen.

Der ganze Fortschritt, den die römische Grammatik

macht, besteht in der Ausstossung des Artikels und

der Einfügung der Interjektion als- eines eigenen Re-

detheiles, an dessen Wahrheit und Richtigkeit man

freilich Zweifel erheben könnte, indem sich hier keine

geistig gegliederte Einheit von Lauten darstellt, son-

dern eher ein dem Ausbruche thierischer Reizbarkeit

gleichender Stoss aus den erschütterten Organen her-

vordrängt. Jedenfalls ist die Interjektion die unterste

aller grammatischen Kategorieen.

Varro und die Krateteer.

Der älteste Grammatiker in Rom, der uns er=

halten ist, hat zwar einen grossen Theil seines Stoffes

von den Griechen ererbt, aber Alles so mit seiner

nationalen antiquarischen Gelehrsamkeit umsponnen,

dass oft genug seine Quelle kaum mehr erkennbar

ist. Von seinen 24 Büchern de lingua Latina sind uns sechs äusserst fragmentarisch erhalten; allein da

drei davon allgemein theoretischer Natur, drei von

specieller Ausführung sind, so genügen sie, uns 50-

wohl ein ungefähres Bild seiner Bearbeitung zu ge-

ben, als auch über eine grosse Anzahl seiner gram- matischen Grundsätze Licht zu verbreiten. Was nun

— 14 —

die grammatischen Kategorieen betrifft, so finden wir

darüber manche Andeutungen, aus denen sich zuerst

als sicheres Resultat ergibt, dass Varro derselben vier

angenommen habe. Bei Cledonius p. 1861: „Probus

et Vasso alter eorum in duas novas partes secribit

et reliquas subiectas facit, alter in quattuor, prout

quisque potuit sentire.“ ist daher wahrscheinlich Varro

zu verbessern.

Quelle oder vielmehr Veranlassung dieser Vier-

theilung scheint fast die IV. p. 6. vorkommende py-

thagoräische alles Seyenden in Körper, Ort, Zeit und

Handlung geboten zu haben, besonders da er dort

hinzufügt: ,Quare quattuor genera prima rerum,

totidem verborum.“, da er sich auch an mehren Stel-

ien, wie wir sehen werden, auf physische Verhält-

nisse beruft. Die vier Redetheile, die nun aber Varro

in der That annimmt, sind: Hauptwort, Zeit-

wort, Adverbium und Participium®).

Die Sprache, von ihrer formellen Seite betrach-

tet, theilt sich dem Varro in zwei Hauptmassen, in

die impositio und die declinatio. Die impositio , 0vo- ματοϑεσία, ist der wortbildende Process der die Din-

ge mit Namen belegenden ersten Menschen. Mit

Rücksicht auf den Streit der griechischen Philoso-

phen, ob jene Sprachbildner φύσει oder ϑέσει verfuh-

ren, denkt er sich dieselben als nach Willkür (ϑέσις,

voluntas), daher manchmal fehlerhaft zu Werke ge-

hend. Vrgl. IV. p. 173: ,,Voluntatem dico imposi-

tionem verborum, naturam declinationem verborum.“

*) Nach der hier folgenden weitern Ausführung verbessere

man, was im I. Theile S. 121. über diesen Punkt vorge-

bracht worden.

ἕω δὰ :.:.

p. 174: ‚‚Impositio est in nostro dominatu, nos in

natura; quemadmodum enim quisque vult, imponit

nomen, at declinat, quemadmodum vult natura.“

p- 175: „Facile enim est animadvertere, peceatum ma-

gis cadere posse in impositiones eas, quae fiunt ple-

rumque in recteis casibus singularibus, quod homines

imperiti et dispersi vocabula rebus imponunt, quocun-

que eos libido invitavit.‘“ VII. p. 104: ,,‚Duo igitur omnino verborum principia, imposititiorum .et declina-

torum, alterum ut fons, alterum ut rivus; imposititia

nomina esse voluerunt quam paucissima, quo citius

ediscere possent, declinata quam plurima, quae istoc

opere facilius omnes, quibus opus essent, discerent.‘“

p. 105: „‚Etenim illi, qui primi nomina imposuerunt

rebus, forsitan in quibusdam sunt lapsi.‘“ Hieraus er- klären sich zum Theil die verschiedenen Eintheilun-

gen der Sprache, die er IX. p. 162. sq. vornimmt:

„Prima divisio in oratione, quod alia verba nusquam

declinantur , ut haec, vix, mox: alia declinantur, ut a limo limabo, a fero ferebam. — — Seecunda di-

visio est de heis verbeis, quae declinari possunt, quod

alla sunt a voluntate, alia a natura.“ Näher aber

geht uns die dritte an: ‚‚Tertia divisio est, quae verba

declinat a natura; ea dividitur *) in parteis quattuor, in unam primam videlicet, quae habet oasus

neque tempora habet, ut docilis, facilis, in al- teram, quae tempora habet neque casus,

ut docet, facit, in tertiam, quae utraque ha-

bet, ut docens, faciens, in quartam, quae neu-

trum, ut docte et facete.‘‘ Hieraus erhellt unzwei-

*) So die Handschriften. Müller hat: „‚quac verba declinata

a natura dividit in partis quattuor,““

1. 10

— 146 —

felhaft, dass Hauptwort, Zeitwort, Partieipium und

Adverbium diejenigen Redetheile waren, die Varro

wirklich annahm. Diess bestätigt sich durch V. p. 61:

„Cum verborum declinantium genera sunt quattuor,

unum, quod tempora adsignificat neque ha-

bet casus, ut ab lego legis, alterum, quod

casus habet neque tempora adsignificat,

ut ab lego lectio et lector, tertium, quod habet

utrumque et tempora et easus, ut ab lego

legens lecturus, quartum quod neutrum habet,

ut ab lego lecte lectissime — — “Hier haben bloss

Hauptwort und Zeitwort ihre Stelle gewechselt ,

gerade so wie esParticipium und Adverbium thunVII.

p. 114: ‚‚Oratio secanda, ut natura, in quattuor par- teis, unam, quae habet casus, alteram, quae

habet tempora, tertiam, quae habet neutrum,

et quartam in qua est utrumque.“ Sind auf

diese Weise jene vier Redetheile als varronisch be-

währt, so haben wir unsern Autor doch gegen zwei

Punkte zu schützen; wir haben 1) seine Originali-

tät in der Annahme derselben, 2) seine Beständigkeit,

sein Festhalten an den Angenommenen zu zeigen.

Ich glaubte früher, Varro hätte dieselben nach dem

Vorgange der Griechen aufgestellt; allein die Stelle,

worauf sich diese Ansicht stützte, lautet folgender-

maassen VIH. p. 133: ,Vides, ut Graeci habeant

eam quadripartitam, unam, in qua sit casus, alteram,

in qua tempora, tertiam, in qua neutrum, quartam, in

qua utrumque, sic nos habere.‘“ Hier behauptet Varro

keineswegs, dass griechische Grammatiker vor ihm

schon diese Eintheilung gemacht, angenommen, —

Jedenfalls hätte er dann Graecorum quidam, ferner

dicant und nicht habeant sagen müssen — sondern

bloss, dass sie in der griechischen Sprache liege.

— 17 —

Er sucht nämlich daselbst nachzuweisen, dass in der Sprache überhaupt Analogie sey. In allen Naturver-

hältnissen, sagt er, zeigt sich ein solches Gleichmaass,

ein solches Entsprechen; auch in der Sprache sucht

er auf allgemeinem Wege ein solches nachzuweisen,

und leitet dieses aus dem gegenseitigen Entsprechen

der Kategorieen und Formen in der lateinischen so-

wohl als griechischen ab. Wie die griechische

Sprache vier Redetheile hat, so die lateinische, wie

dort drei Zeiten sind, so hier. Endlich sey bemerkt,

dass sich bei keinem griechischen Grammatiker auch

nur eine Spur dieser Viertheilung entdecken lässt.

Den Stoikern, worauf man allenfalls verfallen könnte,

fehlte das Particip. Was den 2.) Punkt betrifft, so

hat man bei Varro einen Widerspruch finden wollen

in VII p. 114. Nachdem er nämlich dort gesagt hat,

die Sprache sey, wie die Natur, in vier Theile zu

scheiden, in einen, der Casus habe, einen, der Zei-

ten, einen dritten, der keines von Beiden, einen vier-

ten, der Beides zusammen fasse, fährt er fort: „Has

vocant quidam appellandei, dicendi, adminiculandei,

iungendei. Appellandei dicitur, ut homo et Nestor,

dicendei, ut scribo etlego, iungendei ut at et que,

adminiculandei, ut docte et commode.‘* Zu ad-

miniculandei, iungendei bemerkt der treffliche Müller:

„‚Haec transponere praestabit, ut concinant cum pri-

oribus et proxime sequentibus. Sed etiam sic haec

divisio et secum pugnat, et cum loco inferiore X, 17.

(IX. p. 163. ed. Bipont.), quo docte et facte ut

vocabula ponuntur, quae neque tempora neque casus

habeant.“ Ich war selbst früher in dem nämlichen

Irrthume; allein Varro sagt ja nicht: ,‚‚Has voco

equidem appellandei‘ u. s. w. sondern: ‚‚Has vocant

quidam,“ also Vorgänger in den grammatischen

u wa ..Σ

Studien setzten statt der varronischen Eintheilung eine andere: Hauptwort, Zeitwort, Bindewort, Ad- verbium. Vielleicht waren es Stoiker, vielleicht gar

römische Grammatiker, und zwar Krateteer, die sich

jener Sekte gerne anschlossen. Vrgl. Varro VII. p. 126:

„‚Crates nobilis grammaticus, — fretus Chrysippo.“

Suidas: Κράτης — φιλόσοφος Itwixog. Auch Pris-

cian tadelt häufig die stoischen Grundsätze der älte-

sten römischen Grammatiker, welche wir uns doch

nach Sueton als Krateteer zu denken haben. Varro

verbesserte diese, indem er das Bindewort, das er

als kein verbum declinans oder declinatum d.h. flek-

tirbares ansah, ausstiess, und aus der aristarchischen

Lehre die μετοχή herübernahm. Er hat also nichts

gegen die Ausdrücke ‚‚appellandei, dicendei, iungen-

dei, adminiculandei‘ einzuwenden — im Gegentheil

er bracht sie gleich selbst; und zwar nicht weil

er von ihrer Richtigkeit überzeugt ist, sondern weil

er in diesem nach den Grundsätzen der Krateteer ge-

schriebenen Buche, in dieser Vertheidigung der Ano-

malie, sich nach ihren Werken und Auseinanderset-

zungen richtet. Varro hat sich also nicht widerspro-

chen, sondern für sich die vier genannten Redetheile

ein für allemal abgegrenzt, ist hier aber jenen An-

dern (quidam, a quibusdam) in ihren Errörterungen- ge-

folgt; und diese wollen wir etwas näher betrachten.

Das Hauptwort theilt er demnach ihnen sich

anschmiegend in vier verschiedene Arten VII. p. 115:

‚Appellandei partes sunt quattuor, e queis dieta a

quibusdam provocabula, quae sunt ut quis, quae,

vocabula, ut scutum, gladius, nomina, ut Romu-

lus, Remus, pronomina, ut hie haec. Duo media

dicuntur nominatus: prima et extrema articuli. Pri-

mum genus est infinitum, secundum ut infinitum, ter-

— 19 —

tium ut effinitum, quartum finitum.‘“ Der Einfluss der

Stoiker, den der Verfasser selbst IV. p. 5. gestan- den, lässt sich auch hier nicht verkennen in den

Grundsätzen sowohl als in den Namen. Gleich ihnen

theilte er die Hauptwörter in vocabula d. ἢ. προση-

yooicı und nomina d. h. ὀνόματα, von ihnen nahm er

die Ausdrücke infinitum ἀορισεῶδες und finitum ὡρισ- μένον. Also 1) vocabula. Diese bezeichnete Varro

schon eben als genus infinitum mit vollem Rechte,

indem sie keine bestimmten Persönlichkeiten, sondern

blosse Gattungsbegriffe enthalten; und dieses Merk-

mal behält er auch bei VII. p. 124: .,Sequitur de

nominibus, quae differunt a vocabuleis, ideo quod

sunt infinita ac res communeis designent, ut vir, mu-

lier: cum nomina sint finitia ac significent res pro-

prias, ut Paris, Helena.‘ Müller liest: „.Sequitur

de nominibus, quae differunt a vocabulis, ideo quod

sunt finita ac significant res proprias, ut Paris, Hc-

lena, quom vocabula sint infinita ac res communes

designent, ut vir, mulier.““ Beides ist dem Ge-

danken nach eben richtig. Die vocabula sollen res

communes, oder, wie die Stoiker sagten, zo ποιότητα bezeichnen, wobei nur zu bemerken, dass

statt der Qualität bei Varro wieder die οὐσία (res) eingetreten ist. In vierfacher Gestalt erscheinen aber

die vocabula wieder VI. p. 116: ‚‚Eorum declinatio-

num genera sunt quattuor, unum nominandei, ut ab

equo eguile, alterum casuale, ut ab equo equum, ter-

tium augendei, ut ab albo albius, quartum minuen-

dei, ut a cista cistula.‘“ Mit andern Worten, es giht:

a) Denominativa, παρώνυμα. Diese kaben aber wieder eine dreifache Wurzel:

α) Die eigentlichen Denominativa d. h. solche.

die von einem andern vocabulum herkom-

men: „Quod et a vocabulo oritur, ut a ve-

natore venabulum.“ Vrgl. p. 117.

ß) Diejenigen, die von einem Eigennamen her-

rühren; man könnte sie den gentilia, ἐϑνικά vergleichen: ,‚a nomine, ut a Tibure Ti-

burs.‘“ Vrgl. p. 117. y) Diejenigen, die von einem Zeitworte herrüh-

ren; verbalia wäre der passendste Name,

ῥηματικά: „a verbo, ut a currendo cur- sor.‘“ Vrgl. p. 117.

Allein unter denjenigen, w.elche von Zeitwörtern

abgeleitet werden, kommen auch noch andere Clas-

sen zu stehen. Das Participium rechnete nämlich

Aristarch und Varro als eigenen Redetheil, die Sto-

iker hingegen und ihnen folgend ohne Zweifel auch

die Krateteer zu dem Verbum, und daraus erklärt

sich die merkwürdige 'TThatsache, dass p. 118. auch

das Participum hier unter den vocabula erscheint.

Varro sagt: ,‚Praeterea cum sint ab eadem origine

verborum vocabula dissimilia superiorrum, quod si-

mul habeant casus et tempora, et multa sint contra-

ria, ut amor amo, seror Sero: ab amo et eiusmodi

omnibus verbeis oriuntur praesens et futurum, ut

amans et amaturus, et ab eis verbis tertium, quod

debet fingi praeteriti, in Latina lingua reperiri non

potest: non ergo est analogia.‘“ Dass hier Varro

aus dem Geiste der Krateteer sprach, indem er 1) das

Participium zum Verbum zählte, zeigt IV. p. 168.,

wo er der p. 162. aufgestellten eigenen Ansicht treu

sie bezeichnete als: ‚‚Tertii generis, quae declinan-

tur cum temporibus et casibus, ac vocantur a multeis

ideo participalia, hoc est gerundi.‘‘ Allein nicht al-

lein die eigentlichen gewöhnlichen Participia, auch

2) diejenigen, welche eine Wiederholung anzeigen,

—- 151 —

rechnet er p. 118. zum Verbum, z. B. cantitans, und

3) endlich „vocabulorum genus, quod appellant com-

positum‘‘ p. 119. d. h. die aus einem vocabulum und

einem Zeitworte zusammengesetzten Hauptwörter.

Darauf behandelt er b) das casuale p. 119—122., das unsere Gram-

matik freilich als keine blosse Art anerkennen

kann, indem es allen Hauptwörtern als Acci-

denz zukommt. c) augendei, die griechischen ὀνόματα συγκρι-

tıxa und ὑπερϑετικά; contentiones nennt sie Varro p. 122,

d) Magnitudinis d. h. die Deminutiva p. 123.

Nach der p. 115. getroffenen Eintheilung folgen

2) die nomina oder Eigennamen; diese bezeichnet

er p. 124. als: ‚cum sint finita ac significent res pro-

prias.“ ἰδίαν ποιότητα, wie die Stoiker sagten. Hier

sind wieder einige von Eigennamen, andere von vo-

cabula abgeleitet. Vor das vocabulum setzte er aber

den 3.) Redetheil die provocabula d.h. die fra-

senden Fürwörter (Vrgl. p. 116.), und nach den No-

mina den 4.) die pronomina*) oder das Demonstra-

tivum. Beide bezeichnet er p. 115. und p. 164. als

articuli, welcher Ausdruck ganz den stoischen ἄρϑρα

entspricht, mit dem Unterschiede, dass die ἄρϑρα

bei diesen nicht zu den Nomina gehörten, sondern

einen eigenen Redetheil bildeten. Der Zusatz infini-

*) Gelegentlich schlage ich eine Verbesserung in Cledonius

p-1905. vor: „‚Pronomen quia non fungitur officio nisi prae-

misso nomine , ideo haec pars a Varrone succedat in

ea dicitur, quia non potest in eadem locutione esse, hoc

est, qgnia bis nomen repeti non potest.“ Ich lese suc-

cedanea.

— 12 —

tus von den Erstern, finitus von den Letztern ist ebenfalls ganz nach ihrem Geiste. Hiemit ist aber

erst das eigentliche verbum appellandei abgehandelt;

es fehlt nun noch dicendei, iungendei, adminiculandei,

welche vielleicht der lückenhafte Schluss des VH.

Buches behandelte. War nun zwar diese Parthie

nur mit Beziehung auf eine fremde grammatische

Sekte abgehandelt worden, so lässt sich doch nieht

verkennen, dass die Ansichten des Varro in den

Hauptpunkten nicht von den allgemeinen Begriffen

abwichen. Ich halte also dafür, dass Varro eben-

falls vocabulum und nomen, provocabulum und pro-

nomen unterschied, dass er sodann das Verbum,

das Participium und Adverbium als eigenen

Redetheil auffasste. In Hinsicht des Ersten sind die

»verba primigenia‘‘ V. p. 61. zu bemerken. In Hin-

sicht des Letzten wirft aber ein einziges kurzes

Fragment ein glückliches Licht gerade in die dich-

teste Finsterniss, nämlich bei Scaurus de orthogr. p. 2262: ,‚Varro adverbia localia, quae alii praever-

bia vocant, quattuor esse dicit ex, in, ad, ab.“

Zwweierlei geht daraus hervor, einmal, dass er die

Praepositionen zu den Adverbien zählte. Das. sollte

man kaum vermuthen, wenn man die Worte V. p. 61.

bei ihm liest: ‚‚Cum unde nata sint principio erant

pauca (verba), quae inde nata sunt, innumerabilia.

A quibus iisdem principiis, antepositeis praever-

bieis pauceis, immanis verborum accedit numerus,

quod praeverbieis additeis atque commutateis aliud

atque aliud fit. Ut enim cessit atıue recessit, sic

accessit atque abscessit, item incessit et excessit,

sic successit et decessit et concessit et prae-

cessit. Quod si haec decem solum praeverbia es-

sent‘ u. s. w. Zugleich aber lernen wir aus jener

πὸ ἃ ὁ

Stelle des Scaurus, dass auch Varro gleich den

griechischen Grammatikern eine Eintheilung der Ad- verbia in verschiedene Classen nach Zeit, Raum,

vielleicht auch nach andern Verhältnissen vorgenom-

men hatte. Dazu kommt noch als höchst bemerkens-

werth gegenwärtig Probus ars $.270: ‚‚Exhis pro-

nominibus sexdecim tantum, Varro adverbia eiusmodi

secundum sonorum rationem fieri demonstravit: ille,

illic, illine, illuc, illo; iste, istine, istuc; hic, hac,

hinc, huc u. s. w. Dunkel bleibt nur, wo er die

Bindewörter untergebracht. Sein Zeitgenosse Cicero

kannte sie, wie wir de orat. II, 88. sehen: ,,‚Multa

enim sunt verba, quae quasi articuli Connectunt mem-

bra orationis.‘

BRhemmius Palaemon,

von Sueton de inl. gram. 23. geschildert als

ein höchst lasterhafter und anmassender Thor, der

selbst den Varro mit. Schimpfnamen zu belegen sich

nicht scheute, ist einer der wenigen Gammatiker der

ersten Kaiserzeit, über den und von dem uns Einiges

erhalten ist. Er lebte unter Tiberius und Claudius.

Ueber die Anzahl der sprachlichen Kategorieen, die

er annahm, berichtet Quintil. I, 4: „Ali tamen ex

idoneis duntaxat auctoribus octo partes Secuti sunt,

ut Aristarchus et aetate nostra Palaemo, qui voca-

- δὲ .Ξ

bulum sive appellationem nomini subiecerunt tanquam

species eius.‘“ Aus dieser Erwähnung, so wie aus Iuvenal Sat. VI, 452. VII, 215. sehen wir, dass er

zu den litterarischen Berühmtheiten jener Tage ge-

rechnet wurde. Zugleich scheint daraus zu erhel-

len, dass er sich in Hinsicht der Zahl der Redetheile

und der Verschmelzung des Eigennamens mit der

προσηγορία oder appellatio ganz an Aristarch. ange-

schlossen hatte. Die wenigen Fragmente seiner ars

grammatica p. 1363. bei Putsch enthalten von allge-

meineren Bestimmungen über das Einzelne sehr wenig.

Seine Definition 1) des Nomens und 2) Verbums

wird nichts Neues enthalten haben, ebenso wie er 3)

das Participium p. 1384. nach griechischen Mustern

bezeichnete als so benannt, ‚‚quod partem capiant

nominis partemque verbi.“ 4) Bei dem Pronomen

aber wich er von der aristarchischen Schule, nament-

lich von Dionysios 'Thrax, ab, die dazu nur das per-

sönliche und die davon abgeleiteten Possessiva ge-

rechnet hatte. Stoische Terminologie verband er hier

mit varronischen Ansichten, indem er bestimmte, un-

bestimmte, halbbestimmte Fürwörter unterschied. Vrgl.

p- 1376: ‚‚Pronomina aut finita sunt, aut infinita,

aut minus quam finita. Finita sunt, quae notant

certam personam, ut ego, infinita, ut quis, quicunque,

aliquis. Minus quam finita sunt pronomina, quae non

sic plene definiunt personam, ut non egeant monstra-

tore, quomodo ego; nam et ipsum tu non plene fini-

tum est, nisi in personam direxeris digitum. Sic

ergo minus quam finita dicenda sunt; habent enim

quandam designationem, sed non plenae significationis,

quomodo ego, ut puta, pone esse turbam, minime

significanter dieitur in turba tu, quomodo de turba si

dixerit unus ego. Sed ut de multis significemus ,

— 15 —

quem quaerimus, aut nomen adiicimus, aut digitum

intendimus, ut appareat certius, quem vocemus. Ergo

et iu, ille et iste et hic et alia, quae quasi possunt

ex parte definire personam , minus quam finita vo-

canda sunt.‘‘ Dieser Unterschied zwischen pronomina

finita und infinita muss bei den römischen Gramma-

tikern sehr gewöhnlich gewesen seyn. Priscian, XI.

p- 910. extr.: „Ergo Romani quoque artium scriptores,

Stoicorum secuti magis traditionem, pronomina finita

dixerunt et infinita.‘‘ (Spätere Griechen erkannten,

wie wir schon sahen, die infinita gar nicht an, und

stellten sie unter die Nomina. Apollonios definirte die

Pronoiina als προσώπων ὡρισμένων Önkwrıxd.) Aber auch die minus quam finita erscheinen manchmal

bei den Römern z. B. bei Charis. II. p. 136. Alle drei

Arten des Palämon kehren wieder bei Diomed. 1.

Ρ. 316. und wörtlich bei Augustin. gram. p. 1991.

5) Bei den Bindewörtern hatte er eine Eintheilung

nach ihrer Stellung im Satze versucht, und so drei

Classen angenommen, anfängliche, folgende und mitt-

lere. Diess berichtet uns Charis. II. p. 199: ..Ρὰ-

laemon autem ita defint: Coniunctionum quae-

dam sunt principales, aliae subsequentes,

aliae mediae, quibus utralibet parte positis

sine vitio coniungitur oratio. — Principalis

igitur Coniunctio est sed, ut: Sed te qui vivum

casus age fare vicissim, ut ait Virgilius — — Sed ipsa subsequens est: quae media est etiam.‘“ Die

letzte Bemerkung des Charisius ist unstreitig richtig.

Dem Palämon aber schwebte ohne Zweifel vor Ari-

stotel. Poetic. 6. 20: Zuvdsouog δ᾽ ἐστὲ φωνὴ ἄσημος,

ἢ οὔτε κωλύει οὔτε ποιεῖ φωνὴν μίαν σημαντικήν, ἐκ πλειόνων φωνῶν πεφυκυῖαν συντίϑεσϑαι, καὶ ἐπὶ

τῶν ἄκρων καὶ ἐπὶ τοῦ μέσου, ἣν μὴ ἁρμόττῃ

A

ἐν ἀρχῇ λόγου τιϑέναι καϑ᾽ αὑτὸν, οἷον μέν, ἤτοι, δή. Charisius II, p. 205. hat uns aber auch seine Defini-

tion 6) der Präpositionen erhalten: ‚De praepo-

sitionibus Palaemo ita definit: Praepositiones

sunt dietae ex eo, quod praeponantur tam

casibus quamverbis, casibus in accusativo

tantum et ablativo'‘ Verglichen mit Dionysios Thrax: Πρόϑεσίς ἔστι λέξις προτιϑεμένη πάντων τῶν τοῦ λόγου μερῶν, ist hier eine Beschränkung auf

Substantivum und Verbum eingetreten; zwei Haupt-

arten also sind vorhanden nominale und verbale.

Die Erstern theilt Palämon selbst p. 1385. ein in ac-

cusativae und ablativae d.h. in solche, die mit

einem von diesen Casus verbunden werden. Von

den verbalen aber heisst es bei Charisius: ‚Et sunt

verborum propriae hae: di diducere, dis dispargere,

co Coemere, con Convertere, re revocare, Se Sepo-

nere, as aspellere.‘“ Wie äusserlich hier Alles auf-

gefasst, wie unetymologisch, springt in die Augen;

es sind die Formen, die Varro oben praeverbia nannte.

Was 7) die Adverbia betrifft, so galten ihm nach

p- 1385. einige als ursprünglich, wie hic, cras, heri,

andere als abgeleitet, wie docte und velociter, einige

als Orts-, andere als Zeitadverbia. Endlich 8) die

Interjektionen. Charis. II. p. 212: „Palaemon

ita definit: Interiectiones sunt, quae nihil

docibile habent, significant tamen adfectum

animi, ut heu, eheu, item ehem, eho, hoe, pop,

papae, attate‘‘“ Merkwürdig ist diese Nachricht,

weil sie die älteste Spur ist, zu der wir diesen Re-

detheil verfolgen können. Möglich wäre es, dass

Palämon, der die griechischen ἄρϑρα, die varroni- schen articuli fahren liess, der aber sonst an aristar-

chische Lehre‘ sich anschloss, der Erste gewesen,

— 17 —

welcher die ἐπιῤῥήματα σχετλιαστιχά, ϑαυμαστικά und ϑειασμοῦ absonderte, und als Interjektionen hin- stellte. Ist diess der Fall, so hat sein Studium der

lateinischen Dichter, besonders der Komiker, dazu

Veranlassung gegeben. Diomedes definirt sie I. p. 422:

„Interiectio est pars orationis affectum mentis signi-

ficans voce incondita.‘

Plinius und Suetonius.

Wären uns die libri dubii sermonis des ältern

Plinius erhalten, so würden wir gewiss manche neue

selbstständige Ansicht über Sprache und Redetheile

erfahren. Stoiker, Dialektiker und Epikureer nannte

er selbst als seine Gegner. Aus den übrig gebliebe-

nen Fragmenten ersieht man nicht, wie viele Kate-

gorieen er festgestellt; ich vermuthe acht oder gar

mehre *). Möglich wäre es, dass er das Nomen in

personae, folglich ovouar« zuge, und res, also προσηγορίαι getheilt hätte; denn dieser Unterschied

erscheint bei ihm als höchst bedeutsam in der Decli-

*) Nachdem diess längst geschrieben war, fand ich in Osann’s

schätzbaren Beiträgen zur griech. und röm. Litter.- Gesch.

folgende Note II, Bd. 5. 178: ‚„‚Bemerkenswerth ist, dass

Plinius Secundus, wie sich aus unserm Probus 8. 255 a.

ergibt, neun Bedetheile angenommen zu haben scheint, in-

dem er nämlich hic als Artikel hinzunahm.“

= ἘΞ .-.

nation, namentlich dem Ablativ der dritten, fr. XLIX.

und folg. Die Adjektiva in der Comparation waren

ihm nach fr. XLVII. nomina comparativa.. Wie

Dionysios Thrax ἐπιῤῥήματα ποιότητος, so hatte er nach fr. XCIV. adverbia qualitatis, und rechnete dazu

die Formen: dicendo, legendo, dicendi, legendi; die

stoisch - römische Eintheilung der Pronomina in finita,

und infinita verwarf er nach fr. XCIX. Nach fr. CH.

und folg. unterschied er die Conjunktionen als rela-

tivae, die er auch comparativae nannte z. B. magis,

potius, immo, als illativae z. B. quamvis, etsi, ta-

metsi, vielleicht auch noch nach andern innern Mo-

tiven. Ob er die Interjektion annahm, wissen_ wir

nicht; auffallend aber ist, dass der Artikel ihm auch

im Lateinischen zu existiren schien. Vrgl. Prob. ars

$. 572. (p. 349.): ,‚Sane hoc monemus, quod Plinius

Secundus hie tune voluit diei pronomen, quando 50-

lum reperitur declinari, ut puta: hic, huius et cetera

sequentia; at vero, Si cum alia parte orationis inve-

niatur declinari, articulum appellari, ut puta hic

Cato, huius Catonis et cetera sequentia. Sed haec

discretio a Plinio Secundo cunctis artislatoribus su-

pervacue visa est constitui, si quidem omnis oratio octo partibus tantum instituta est pronuntiari *).“

*) Dieses Fragment füge man als CI. in den I. Theil S.200.,

verbinde aber dort CI. und CIU. zu einer Nr. als CI, a

und b. Bei dieser Gelegenheit einige andere Nachträge.

Als Fr. XV. setze man folgendes: Gregor. Turon. in praef.

lib. I. de vita patrum: ‚‚Et quaeritur a quibusdam, utrum

vitam sanctorum, an vitas dicere debeamus. Aulus Gellius

autem et complures alii philogophorum vitas dicere volu-

erunt: nam Plinius in tertio artis grammaticae libro ait:

Vitas antiqui cuiuscumque nostrum dixerunt,

sed 'grammatici pluralem non putant habere vi-

— 159 —

Auch des Suetonius grammatische Werke sind

untergegangen; nur zwei dürftige Notizen sind für

tam. Unde manifestum est melius diei vitam patrum,

quam vitas, quia, cum sit diversitas meritorum virtutum-

que, una tamen omnes vita cerporis alit in mundo.“ Da-

gegen verbinde man S. 183. wieder XV. und XVI. zu ei-

ner Nr. XVI, a und b. 5. 134. füge man zu Nr. XXI.

als b. hinzu: Serv. ad Virg. Aen. II, 18: ,‚Virum pro

virorum; qua figura et in prosa utimur. Dicit sane Plinius

in naturali historia (2), hoc in neutro esse faciendum, sci-

licet propter casuum similitudinem: nisi forte nimia metri

necessitas cogat.‘“ Statt in naturalia historia hat Burmann

de re grammatica. Lyon schiebt vor esse ein non ein,

welches unnöthig ist, da in neutro nicht heisst: im Neutrum,

sondern in keinem von Beiden d. h. weder in Prosa, noch

in der Poesie. Ebendas. setze man zu fr. XXV. als ἢ

hinzu: Anonym. Gram. (Mai auctor. class. Vatic. tom. V.

p. 151.): ,,In Plinio Secundo legimus, quoniam nomina-

tivus singularis nou debet esse iuger, sed hoc iugerum.

Nam non potest in ablativo singulari O littera terminari

in neutro genere, nisi a nominativo VM terminato.‘“ Fr.

LX. verbessere man monosyllaba ats Conjektur; denn x

ist ein semivocalis und zwar ein duplex. Vrgl. Donat. ars

p. 1737., Maxim. Victorin. ars. gram. p. 1945. Osann

Beiträge I. Bd. S. 302. Note, führt aus dem Scholion

einer italienischen Handschrift, freilich sehr jungen Ur-

sprungs, zu Plaut. Amph. prol. 117. ein Citat aus Plinius

de dub. serm. III. an, dass Varre imPlural nicht sche-

matis, sondern schemasin ganz griechisch gesagt habe.

Diess ist entweder mit fr, LXX. oderLXXI. zu verbinden,

obgleich es mit Letzterm nicht ganz übereinstimmt. Frag-

ment LXXXII. u. LXXXIV. fasse man wieder als LXXXIII,

a und b, und setze als LXXXIV. folgendes: Probi ars

$. 255: „Item in hac supradicta forma quaeritur a Plinio

Secundo, paries, qui iisdem litteris nominativo et vocativo

casu numeri singularis definitur, quibus et illa nomina,

quae ab E producto venire reperiuntur, qua de causa non

-- δ ες

unsern Zweck dienlich, einmal die, dass er praeverbia

und adverbia nicht unterschied. Charis. II. p. 175:

„Suetonius enim Tranquillus praeverbium putat dici

debere, quod ante, vel adverbium, quod post verbum

appellatio etiam nomenque ponatur,‘‘ — dann dass es

bei den Römern bloss zehn Präpositionen gebe. Vrgl.

Charis. II. p. 210: „Suetonius 'Tranquillus de rebus

variis: Praepositiones, inquit, omnes omnino sunt

Graecae duodeviginti, qui numerus inter omnes criticos

grammaticos perfecte convenit, nostras vero esse has:

ab, ad, praeter, pro, prae, in, ea, sub, super, subter.‘

et hoc nomen ad E productum pertinere pronuntiatur ὃ

Sed huic intentioni non dignum est respondere, quando-

quidem hoc nomen non per omnes casus, sicut supra de

quiete docuimus, ad speciei declinationem perseveret, nec

genera masculina ad E productum reperiantur, pertinere;

siquidem , sicut supra docuimus, quod ablativus easus Εἰ

littera producta terminatus genus femininum solum exhibe-

at tantum.“ Zu fr. LXXXVI. füge man als b: Gain-

fredus gram. (Mai classic. auct. Vatic. tom. V. p. 150.):

„Significatio verborum, Plinio Secundo testante, proprie in

actione vel passione est.“ Zu XCIV. alsb: Charis. I.

p. 197: „,Uniter contra grammaticorum, inquit Plinius,

observationem, qui negant oportere nomina VS syllaba,

terminata in R adverbialiter flecti, libro Vl.““ Fr. XCV.

und XCVI, verbinde man zusammen als XCV, a uud b,

und stelle als XCVI. folgendes: Serv. ad. Virg. Georg.

IV, 127: ,,‚Male autem quidam Corycium proprium esse

asserunt nomen, cum sit appellativum eius, qui more Co*

rycio hortos excoluit. Quod etiam Plinii testimonio com-

probatur.‘“ CI. haben wir schon verändert. Als CVL

endlich: Rufinus de metris comicis p. 2713: ,‚‚Mensuram

esse in fabulis, hoc est, μέτρον, Terentii ae Plauti ac ce-

tcrorum comicorum et tragicorum dicant hi: Cicero,

Scaurus,FFirmianus, Varro — --- — — Probus, Plinius,

Euanthius, Sacerdos qui et Donatus, Juba.‘“

— 298 —

Terentius Sceaurus.

Unter Hadrian, der sich ebenfalls gerne mit gram-

matischen Fragen beschäftigte (Charis. II. p. 187.,

Priscian. X. p. 910.), lebend, scheint er sich mehr zu

den stoischen Ansichten hinsichtlich des Hauptworts

geneigt zu haben, als zu den gewöhnlich in Rom

gangbaren. Denn wie jene Philosophen trennte er

nomen und appellatio. Vrgl. Diomed. 1. p. 275: „Partes

orationis sunt octo — — Scauro videtur et appellatio,“

Dann würde er also neun angenommen haben, ja die

Zahl zehn ist bei ihm keine gewagte Hypothese, da

er nicht mit jener Sonderung sich zufrieden stellte,

sondern, da man stritt, wie προσηγορία zu übersetzen

sey, ob appellatio oder vocabulum, das Letztere noch

zur dritten Art des Nomens erhob. Einen Theil sei-

ner Auseinandersetzung haben wir noch bei Diomedes

I.p. 305: ,,Sed ab hac definitione Scaurus dissentit;

separat enim a nomine appellationem et vocabulum

et horum trina est definitio talis. Nomen est, quo

deus aut homo propria duntaxat discriminatione pro-

nunciatur, cum dicitur: ille Iupiter, hic Apollo, item :

Cato iste, hie Brutus. Appellatio vero est com-

munis similium rerum enunciatio specie nominis, ut

homo, vir, femina, mancipium, leo, taurus — — Item

vocabulum est, qua. res inanimales vocis significa-

tione specie nominis enunciamus, ut arbor, lapis,

herba, toga et his similia.“ Obschon zwar auch in

II. 11

— 1602 —

dieser Spaltung von appellatio und vocabulum das

griechische σώμα und πράγμα durchschimmert, so spricht doch die Erklärung derselben für eine origi-

nellere Auffassung und innerlichere Durchdringung

des Gegenstandes, als es von den sonst äusserst scla-

visch nachsprechenden römischen Grammatikern zu

geschehen pflegte. Einen denkenden Kopf zeigt auch

seine Definition des Adverbiums bei Diomed. I. p. 338:

„Scaurus ita definit: Adverbium est quae modum

rei dictionis ipsa pronunciatione definit, veluti recte‘,

diligenter, optime.‘“ Nach seiner Orthographie p. 2262.

zu urtheilen, theilte er sie in zeitliche und räumliche ein.

Donatus und Prohus.

Aus dem Wuste der erhaltenen lateinischen Gram-

matiker heben wir nur diese Beiden zu einer Ver-

gleichung hervor, theils weil der Eine lange Jahr-

hunderte hindurch Leiter der grammatischen Begriffs-

bestimmungen blieb, theils weil der Andere durch

seine Spaltungen und Splitterungen bis in’s kleinste

Nebenwerk der Redetheile hinein den Abschluss der

philosophischen Grammatik für die Römer bildet. Priscian konnte hier nicht in Betracht kommen, weil

die Grundgedanken seiner Theorie schon oben bei

den Griechen hinlänglich erörtert worden. Jene beiden

also erkennen acht Redetheile an, und zwar so, dass

τὸς u Ξὦ

sie kein Wort der Polemik gegen andere Meinungen

verlieren. Man sieht, der Streit über die Anzahl der

sprachlichen Kategorieen war längst abgemacht. Der

Artikel der Griechen ist ganz verschwunden, und an

seiner Stelle behauptet die Interjektion ihren Platz,

der zu Quintilians und Plinius Zeit roch nicht sicher

war. Betrachten wir aber die Ordnung, in welcher

die Redetheile aufgeführt sind, so ist sie bei Donatus

also: ,‚, nomen, pronomen, verbum, adverbium, par-

ticipium, coniunctio, praepositio, interiectio.‘“ Zu be-

merken ist hier, dass das Pronomen gleich auf das

Nomen folgt, ein Punkt, in dem mit Ausnahme Pris-

cians merkwürdiger Weise alle römischen Gramma -

tiker übereinstimmen. Veranlassung zu einer solchen

Aenderung der bei den Griechen gangbaren Ordnung

hatte wohl die Coordinirung der vocabula und nomi-

na mit den provocabula und pronomina bei Varro ge-

geben, vielleicht auch die in der 'That verwandte

Natur dieser beiden Kategorieen. Auch bei Probus

folgt das Pronomen auf das Nomen, aber dann —-

„participium, adverbium, coniunctio, praepositio, in-

teriectio‘“ und zuletzt das Verbum. Und so geht

auch die Behandlung in dem Werke selbst vor sich.

Vrgl. $. 553. 611. 742. Denken lässt sich allenfalls,

dass zuerst das Declinirbare, dann das der Declina-

tion Unfähige und zuletzt die Conjugation vorgenom- men wurde; allein es ist schwer zu begreifen , wie

der Verfasser $-611. das Participium mit steter Rück-

sicht auf die Verhältnisse des Zeitworts erörtern

konnte. Wenn nicht eine Verschiebung der Blätter

in uralter Zeit vor sich gegangen ist, so bleibt die

Sache höchst sonderbar besonders deswegen, weil

Probus in den instituta artium p. 1405. wirklich das

Verbum auf das Pronomen folgen lässt. Minder be-

u ἜΝ ὡς

deutend ist der Umstand, dass das Participium bei

Probus vor, bei Donatus nach dem Adverbium steht.

Definitionen der Redetheile übergeht der Erstere beim

Nomen, bei der Präposition, beim Adverbium und Ver-

bum. Wo solche vorhanden sind, bedürfen sie kei-

nes Commentars,

I. Das Nomen. Donatus: »Nomen est pars

orationis Cum casu, Cor)us aut rem proprie commu-

niterve significans.« Verhältnisse innerhalb desselben

nimmt er sechs an, Probus acht. Wir betrachten

davon die Beiden, die wir auch bei den Griechen

noch zum Begriffe zogen, nämlich εἴδη und σχήματα.

Die erstere fasst der Name der qualitas, den wir am

Besten durch Natur wiedergeben können, hier zu-

sammen: ,‚‚Qualitas nominum bipartita est: aut enim

propria sunt nomina aut appellativa.‘“ Vier Arten

von Namen kennt der Römer, praenomen, nomen,

cognomen, agnomen, wie er weiter sagt; allein diese

nationale Bemerkung verwischt er gleich durch ein

ganzes Heer von nomina appellativa, die wir be

Dionysios und Apollonios sattsam kennen gelernt

haben. Probus unterscheidet ebenfalls Eigennamen

und Hauptwörter; allein er begnügt sich zu bemer-

ken, dass die Erstern die Namen der Götter und

Menschen, die Letztern die des Belebten und Leb-

losen seyen. Das Zweite, die Form des Hauptwor-

tes (figura) ist nach Donatus zweifach, entweder

eine einfache oder zusammengesetzte; letztere theilt

sich wieder in vier Arten: „‚Componuntur autem

nomina modis qualtuor, ex duobus integris, ut sub-

urbanus, ex duobus corruptis, ut efficax, mu-

niceps, ex integro et corrupto, ut ineptus, in-

sulsus, ex corrupto et integro, ut omnipotens,

nugigerulus.‘‘“ Ebenso Charisius, Priscianus u. A.

a ε-

Allein man hüte sich, dieses als Ansichten einer

späten Entartung der Grammatik anzusehen. Quinti-

lian I, 5. kennt schon diese vier und noch mehr Ar-

ten: „lJunguntur autem ex duobus Latinis integris,

ut superfui, subterfugi: quamquam ex integris an

composita sint, quaeritur; aut ex integro et corrupto,

ut malevolus, aut ex corrupto et integro, ut noctiva-

gus, aut ex duobus corruptis, ut pedisequus, aut ex

nostro et pcregrino, ut biclinium, aut contra, ut epi-

togium et Anticato, aut ex duobus peregrinis, ut epi-

rhedium.“ Die Quelle war wohl Aristotel. Poetic.

c. 21. ἐκ σημαίνοντος καὶ ἀσήμου und ἐκ σημαινόντων:

dann aber noch näher Dionysios 'Thrax. p. 635: Τῶν δὲ συνθέτων διαφοραί εἰσι TEaoapEg. & μὲν γὰρ αὐ- τῶν εἰσὶν ἐκ δύο τελείων --- ἃ δὲ ἐκ δύο ἀπολειττόν- τῶν — ὦ δὲ ἐξ ἀπολείποντος χαὶ τελείου --- & δὲ ἔχ τελείου καὶ ἀπολείποντος. Probus will die ‚Sache

noch etwas besser machen, und hat folgende neun

Arten $. 52. ex integris, δ. 53. ex integro et

corrupto, 54. ex corrupto et integro, δῦ. ex

ıntegro et corrupto et integro, ὅδ. ex cor-

rupto et integro et corrupto, 57. ex integro

et corrupto et integro et corrupto, 58. ex

corrupto et integro et corrupto et integro,

59. ex integris et corrupto, 60. ex corrupto

et integris. Nach diesem Permutationsspiel gram-

matischer F'ormen, die er fast wie ein mathematisches

Schema behandelt hat, polemisirt er noch $. 64. ge-

gen diejenigen Techniker, die eine Composition ex

duobus corruptis annahmen, in folgender Weise:

„Sane etiam hoc monemus, quod sint aliqui artis la-

tores, qui ex duobus corruptis dicant fieri posse figu-

ram Compositam; sed contra eorumdem imperitiam non

dignum est, ut nostra respondeat scientia« u. S. w.

— 166 —

I. Das Pronomen. Donatus: ‚„Pronomen est

pars orationis, quae pro nomine posita tantundem

paene significat, interdumque personam reeipit.“ Pro-

bus δ. 553: ,‚‚Pronomen est pars orationis, quae po-

sita pro nomine minus quidem plene, idem tamen sig-

nificat‘“ Der Erstere theilt ihm sechs Accidenzen

zu, der Andere, indem er wie gewöhlich den Accent

hinzufügt, sieben. Hievon gehört zuerst die qualitas

hieher. Nach Donatus ist diese eine bestimmte (ωρι-

σμένον bei den Stoikern) oder unbestimmte (EogL0ToV)

‚Qualitas pronominum duplex est, aut enim finita

sunt pronomina, aut infinita. Finita sunt, quae recipi-

unt personas, ut ego, tu, ille; infinita, quae non reci-

piunt personas.“ Wir haben schon früher noch eine

dritte, die minus quam finita kennen gelernt, und

unter den dreizehn andern Arten, die Donatus im

Folgenden noch beibringt, steht diese obenan. Es

sind aber diese dreizehn nur Uebertragungen verschie-

dener Arten der Nomina, die wir bei Dionysios und

Apollonios fanden, auf die Pronomina z. B. pronomi-

na gentis, (cnias, nostras) entsprechen offenbar

dem ovoue &91x0v, die numeri (quot, tot) dem

ἀριϑμητικόν, die „ad aliquid dieta infinita, quae nec personam, nee locum, nec tempus signifi-

cant (cuius, cuia, cuium)‘ den ὡς πρὸς τι ἔχοντα, die „ad aliquid dieta finita“ oder possessiva den

πρὸς τί πως ἔχοντα, die qualitatis (qualis, talis)

dem ἀναφορικόν, ebenso die quantitatis, relativa und demonstrativa, dagegen die praepositiva

(quis, hic) dem «9990» προταχτιχόν, so wie die subiunctiva (is, idem) dem ὑποτακτιχὸν. Allein

von diesen dreizehn berichtet Donatus, wie gesagt

nur in geschichtlicher Weise, er selbst erkennt nur

zwei finita und infinita an, Probus dagegen vier

— 167 —

δ. 570: „Qualitas pronominum in quattuor formas di-

viditur, finitam, minus quam finitam, infini-

tam, possessivam.“ Zu der zweiten rechnet

Letzterer folgende sechs: ipse, iste, is, idem, sibi,

hie. Es bleibt uns nech die Form der Pronomina zu

berücksichtigen, Nach Donatus ist diese einfach oder

zusammengesetzt, und der Zusammensetzung scheint

er wenn nicht alle vier Arten, doch mehr als eine

der früher von ihm angegebenen einzuräumen. Pro-

bus $.556. verweist auf seine neun Compositionsfigu-

ren beim Nomen, wobei er wohl vergessen hat, dass

diese hier auch bci den gewaltsamsten und verschro-

bensten Behandlungen unmöglich herauszubringen sind.

II. Das Verbum. Donatus: ,„Verbum est

pars orationis cum tempore et persona sine casu aut

agere aliquid aut pati aut neutrum significans,‘‘ Was

Donatus als zwei verschiedene Verhältnisse trennt,

qualitas und später genus, nennt Probus genus sive

qualitas. Zu der qualitas rechnet Donatus modi und

formae; unter erstern versteht er die gewöhnlich

s. g. Modi, unter Formen aber die durch verschie-

dene Suffixe hervorgerufenen Modificationen des Be-

griffs in einem und demselben Stamme: „Formae igitur quatiuor sunt, perfecta, meditativa , inchoati-

va, frequentativa, nam et in his Graeca lingua de-

fieit: perfecta, ut lego, meditativa, ut lecturio,

frequentativa, utlectio, inchoativa, ut ferve-

sco, calesco.“ Damit stimmt nur zum kleinsten Theile

Probus überein, indem er in die qualitas die Genera

der Zeitwörter einschiebt, wie jener die Modi. Er

sagt δ. 747: „Genus sive qualitas verborum octo

his significationibus intellegitur, id est, activa, passiva,

neutrali, deponenti, communi, inchoativa, fre-

quentativa, defectiva. (Beiläufig bemerke 168,

— ἜΝ ὦ

dass Diomedes I. p. 333. die Sache etwas verändert

hat: ‚,Qualitates verborum sunt hae, absoluta sive

perfecta, inchoativa, iterativa sive frequentativa, me-

ditativa, transgressiva, defectiva, ambigua, supina.‘

Ausserdem erscheinen bei ihm p. 389. noch vier Species, nämlich die relativa, usurpativa, affirmativa und concessiva, wovon die Letztern aber mit den Modi einige Achnlichkeit haben.) Bei der Lehre von der figura der Zeitwörter folgt Jeder seinen schon beim Nomen gegebenen Bestimmungen,

IV. Das Participium wird von Beiden ge-

zeichnet als ein solcher Redetheil, der am Nomen

sowohl als Verbum "Theil nehme, vom Nomen er-

halte es Geschlecht und Casus, vom Verbum das

innere Wesen und die Zeit, ‚„tempora: et signifi-

cationes,‘“ wie Donatus sagt, „qualitatem et tempus,‘‘ wie Probus, von Beiden zusammen Nume-

rus und Gestalt, — und den Accent, fügt Probus hinzu. Betrachten wir nun hier wieder, was sie über

die εἴδη (qualitas, significationes) und σχήματα aus- sagen, so kann es uns nicht Wunder nehmen, dass

Probus, der die Natur des Zeitwortes als nach acht

Beziehungen hin verbreitbar ergriffen hatte, auch hier denselben Schematismus wieder $. 614. anwandte: „Qualitas participiorum est qua intelleguntur parti-

cipia ex quibus verbis oriantur. Oriuntur autem par-

ticipia ex omnibus octo qualitatibus verborum; sci-

licet quoniam octo sunt qualitates vel genera verbo- rum, id est, neutrale, activum, passivum, deponens, commune, inchoativum, frequentativum, defectivum.‘“

Man erwartet ganz natürlich, dass Donatus nach sei-

nem eigenen Schematismus verfahren werde. Allein

sonderbarer Weise erörtert dieser Grammatiker die

significatio oder qualitas der Participia nach den bei

— 169 —

Probus entwickelten acht Genera, wenn wir sie so

nennen dürfen. Man höre: „Significationes partici-

piorum a generibus verborum sumuntur. Veniunt

enim participia a verbo activo duo praesentis et fu-

turi in rus, ut legens, lecturus; a passivo duo — —

aneutro duo — a deponenti (τὰ — a com-

muni quattuor — Inchoativa participia praesentis

temporis sunt tantum — defectiva interdum alicu-

ius temporis sunt — interdum nullius — “* Bloss das

frequentativum fehlt, statt dessen heisst es; ,,‚Ab

impersonali verbo participia nisi usurpata fuerint,

non veniunt.‘“ Allein das Sonderbare dieser Erschei-

nung löst sich auch durch den Mangel des Frequen-

tativums insoweit auf, dass wir erkennen, dass in

solchen Eintheilungen und Bestimmungen mehr ein

Allgemeingut einer ganzen Schule oder Zeit, als der

Gedanke eines einzelnen Kopfes zu finden sey. —

Was die figura des Participiums betrifft, so treffen

wir hier wieder die einfache und zusammengesetzte

und bei der Zusammensetzung werden wir wieder

auf dasselbe Unwesen ‚‚ex duobus integris“ u. 5. w.

verwiesen. Nicht umhin kann ich, bei dieser Gele-

genheit auf den Unterschied der Römer von den

Griechen, namentlich von Apollonios aufmerksam zu

machen, welcher bloss ein σχῆμα ἁπλοῦν und παρα-

σύνϑετον, aber kein σύνϑετον annahm.

V. Das Adverbium. Donatus: ‚„Adverbium

est pars orationis, quae adiecta verbo significationem

eius aut complet aut mutat aut minuit.“ Drei Ver-

hältnisse theilt ihnen Donatus zu, significatio, compa-

ratio, figura, Probus fügt ὃ. 723. unnöthiger Weise

noch tempus hinzu. Betrachten wir die significatio

etwas näher, — denn die figura können wir füglich

fahren lassen — so finden sich bei Beiden fast ganz

— 90 —

dieselben |Ansichten, dass die Adverbia theils der

Zweit, dem Orte, der Zahl, der Verneinung, der Beja-

hung, dem Wunsche, der Hinweisung, der Ermunte-

rung, der Frage, dem Ausrufe, dem Zorne u. 5. w.

angehören, wobei es offenbar wird, dass die Griechen

auch hier freilich wieder Vorbilder waren.

VI. Die Conjunktion. Donatus: „Coniun-

ctio est pars orationis adnectens ordinansque senten-

tiam.‘“ Ebenso Probus $. 646. Beide erkennen drei Verhältnisse in demselben an, potestas, ordo, figura,

und die potestas theilen beide gemeinsam in fünf

Unterabtheilungen, in die copulativa, disiunctiva, ex-

pletiva, causalis, rationalis.

VI. Die Praeposition. Donatus: ‚Praepo-

sitio est pars orationis, quae praeposita aliis partibus

orationis significationenı earum aut mutat aut complet

aut minuit.“ Probus $. 679. hat nur Empirisches.

VIHN. Die Interjektion. Donatus: „Interie-

ctio est pars orationis interiecta aliis partıbus orationis

ad exprimendos animi affectus.“ Probus $. 671: „In-

teriectio est pars orationis ostendens animi motum

per suspirationem.“ Der Erstere theilt diese Gemüths-

bewegungen in Furcht, Wunsch, Schmerz, Freude,

und Lust, der Andere in Schmerz, Freude, Staunen

und bacchische Lust.

Nach dieser Vergleichung zweier, gewiss nicht

unbedeutender , römischer Grammatiker, wird man

einsehen, dass es ein unfruchtbares Unternehmen seyn

würde, in ähnlicher Weise etwa noch Charisius und

Diomedes zusammenzustellen. Hier wäre der Nutzen

für die Wissenschaft noch geringer als er bisher war.

II. Verhältnisse in den Redetheilen.

A. Die Griechen.

Das Nomen.

Von den Verhältnissen innerhalb des Nomens,

welche die schon ausgebildete griechische Grammatik

als πταρεπόμενα desselben betrachtet, haben wir die

beiden, welche sie mit dem Namen der εἴδη und σχή--

ματὰ zu belegen pflegen, schon bei Gelegenheit der

Begriffsbestimmungen dieses Redetheils vorwegge-

nommen, überzeugt, dass diejenigen nur als wahre

Begleiter zu betrachten sind, welche zwar nothwen-

dig dem Nomen zugehören, welche aber auch von

den εἴδη und σχήματα aussagbar sind. Mit andern

Worten wir haben εἴδη und σχήματα nicht coordinirt

mit γένη, ἀριϑμοί und πτώσεις, weil zwar Letztere

von Erstern, Erstere aber nicht von Letztern gelten.

Die drei Letztern d. ἢ. Genus, Numerus und Casus

bleiben uns also zu betrachten übrig; und auch an

ihnen ist die allmählich fortschreitende Entwicklung

so weit als möglich nachzuweisen,

1. Das Geschlecht.

Am Auffallendsten und daher am Erkennbarsten

musste bei der ersten Betrachtung der Sprache, na-

mentlich bei der Frage, ob in ihr der natürliche

— 1722 —

(φύσει) Abdruck des Wesens der Dinge sey, der Umstand seyn, dass der geschlechtliche Unterschied

nicht allein in der lebenden, sondern auch in der leb-

losen Welt durch eigenst gewählte Bezeichnungen

oder auch durch gewisse Endsylben sich auspräge.

Merkwürdig frühe trat daher schon die Theilung zwi-

schen ὀνόματα ἄῤῥενα und ϑηήλεα hervor; und zwar

war ProTAGorAs der Erste, der sie unternahm. Vrgl.

Aristotel. Soph. EI. 14. Allein es war nicht bloss

das männliche und weibliche Geschlecht, das er in der Sprache beachtete, sondern auch ein Drittes, das

man später bloss verneinend als das Keins von Beiden

(οὐδέτερον, neutrum) angab, das er aber viel bedeut-

samer als das dingliche, τὰ σκεύη, bezeichnete. Ari- stotel. Rhetor. III, 5: Τέταρτον, ὡς Πρωταγόρας τὰ

γένη τῶν ὀνομάτων διήρει, ἄῤῥενα καὶ ϑήλεα καὶ σκεύη. Dass diese Unterscheidung, welche grosses Aufsehen

in Athen erregte, zuerst nach den Endungen vorge-

nommen wurde, hat schon Ritter in den Zusätzen

und Verbesserungen zu seiner Geschichte der Philos.

Hamburg 1838. S. 62. vermuthet. Wir sind im Stande,

diess durch das Zeugniss des ArıSTOPHANES zu be-

weisen. Da er nämlich in den Wolken die Lehre

περὸ ἐπῶν oder περὶ ὀρϑότητος ὀνομάτων, Sey es ausschliesslich mit Bezug auf die Sophisten, sey es

mit Rücksicht auf Sokrates selbst, der Verspottung

Preis gibt: so führt er namentlich die Lehre vom

Geschlecht der Wörter in mehren Versen aus. Jene

naturgemässe Richtigkeit, ὀρϑότης, soll so vor sich gehen, dass die weiblichen Individuen weiblich, die männlichen männlich in der Sprache bezeichnet wer-

den. Es erscheint daher v. 664. ἀλεκτρυών als männ- liche Form, v. 667. ἀλεχτρύαινα als weibliche, v. 672. κάρδοπος als männliche, v. 679. χαρδόπη als weibliche,

— 193 —

v. 686. die auf ein Y endenden Namen (Φιλόξενος, Me-

λησίας, Auvviag als männliche, hingegen v. 684. die

auf ein A ausgehenden Auoılla, Φίλιννα, Κλειταγόρα,

Ζημητρία als weibliche. Vrgl. v. 690. 691. Dann erscheinen auch die Benennungen ἄρρενα und ϑήλεα,

nicht aber τὰ σκεύη. Vielfache äusserliche Bemer- kungen über Veränderungen einzelner Buchstaben

müssen damals noch von den Sophisten gemacht wor-

den seyn. Darauf deuten manche Anspielungen in

PLaron’s Kratylus hin, der sich vielleicht dadurch

bewogen fühlte, seine Aufmerksamkeit mehr von den

Endungen der Wörter zurückzuziehen, und auf den

Begriff, die Wurzel zu lenken. Eigentliche Erörte-

rungen über das Geschlecht der Wörter kommen

nicht bei ihm vor; allein eine Andeutung, dass Männ-

liches und Weibliches unterschieden werde, findet

sich doch im Kratylus p. 431, A: 40° οὐκ ἂν ein αὐτῷ εἰπεῖν ὅτι Τοῦτί ἐστι σὸν ὄνομα, καὶ μετὰ τοῦτο εἰς τὴν τῆς ἀκοῆς αὖ αἴσϑησιν καταστῆσαι, ἂν μὲν

τύχῃ, τὸ ἐχείνου μίμημα, εἰπόντα, ὅτι ἀνήρ, ἂν δὲ τύχῃ, τὸ τοῦ ϑήλεος τοῦ ἀνθρωπίνου γένους, εἰπόντα, ὃτι γύνη; οὐ δοκεῖ 001 τοῦτο οἷον τ᾽ εἶναι καὶ γίγνε- σϑαι ἐνίοτε. ARISTOTELES konnte sich also bei der Lehre vom Geschlechte nicht auf seinen nächsten Vorgänger

berufen, er musste auf Protagoras zurückgehen, Diess

thut er auch wenigstens an einer der beiden Haupt-

stellen, worin dieser Punkt vorkommt, nämlich Soph,

El. 14., womit aber ebendas. 32. durch den Soloikis-

mos in der engsten Verbindung steht. Da er bemerkt

hatte, dass doch nicht alles Leblose dem Neutrum

angehörte (c. 14: ἐπὶ τῶν λεγομένων μὲν σχευῶν, ἐχὸν -

των δὲ ϑηλείας ἢ ἄρρενος κλῆσιν), hingegen manches Lebendige nicht die natürlich ihm zukommende En-

dung hatte, veränderte er die Bezeichnung für das

— 1.4 —

Neutrum. Einmal nennt er es das, welches weder

Männliches noch Weibliches bedeute, c. 32: Zulov

δ᾽ εἶπεν οὗτος, ἢ ὅσα μήτε ϑῆλυ μήτ᾽ ἄῤδεν σημαίνει. Jenes Nichtmännliche, Nichtweibliche heisst dann au

mehren Stellen τὸ μεταξύ, ein Ausdruck, der ihm auch sonst sehr geläufig ist. So Soph. El. 4: Oi δὲ παρὰ τὸ σχῆμα τῆς λέξεως συμβαίνουσιν, ὅταν τὸ μὴ

ταὐτὸ ὡσαύτως ἕρμηνεύηται, οἷον τὸ ἄῤῥεν ϑῆλυ, ἢ τὸ ϑῆλυ ἄῤδεν, ἢ τὸ μεταξὺ ϑάτερον τούτων. Eben-

das. 14: Εἰσὶ δὲ πάντες οἱ φαινόμενοι σολοικισμοὶ παρὰ τὸ τόδε, καὶ ὅταν ἡ πτῶσις μήτε ἄῤδεν μύτε ϑῆλυ δηλοῖ ἀλλὰ τὸ μεταξύ. τὸ μὲν οὗτος ἄῤδεν ση- μαίνει, τὸ δ᾽ αὕτη ϑῆλυ, τὸ δὲ τοῦτο ϑέλει μὲν τὸ

μεταξὺ σημαίνειν, πολλάκις δὲ σημαίνει κἀκείνων ἕχά.-

τερον, οἷον τί τοῦτο; Καλλιόπη, ξύλον, Κορίσκος. Aus Diesem wie aus dem Folgenden erschen wir, dass

Aristoteles die Endungen vor Allem betrachtete, dass

er als Nominativform (χλῆσις) des Masculinums die

auf OS, als die des Femininums die auf H, als die

des Neutrums die auf O und N ansah, zugleich aber

zugab, dass die beiden ersten Formen auch dem Leb-

losen, die letzten aber nur dem Leblosen zu Theil

werden könnten: Ὅσα γὰρ εἰς τὸ ὁ καὶ τὸ v τελευτᾷ, ταῦτα μόνα σκεύους ἔχει κλῆσιν, οἷον ξύλον, σχοίνιον, τὰ δὲ μὴ οὕτως ἄῤδενος ἢ ϑήλεος, ὧν ἔνια φέρομεν ἐπὶ τὰ σκεύν, οἷον ἀσκὸς μὲν ἄῤῥεν τούνομα, κλίνη δὲ

ϑῆλυ. Ebendas. 3%: Ὁ δὲ λέϑος καὶ τὸ οὗτος ἀῤῥε-

γος ἔχει χλῆσιν. Hier also ist zwar keine ausgebil- dete vollkommene Lehre vom Geschlecht der Wörter,

aber doch ein Anfang zur Beobachtung dieser sprach-

lichen Thatsache, die erst später nach mannigfaltiger

Ansammlung von Beispielen zu einem sicherern und

richtigern Systeme gesteigert werden konnte. Die

Stelle der Poctik werden wir im Anhange näher be-

— 15 —

sprechen. Den Namen des Keins von Beiden, des

οὐδέτερον, haben ohne Zweifel DIE STOIKER, diese

steten äussern Antagonisten des Aristoteles, aufge-

bracht; denn sie hatten eine wahre Liebhaberei zu

diesem Worte auch sonst bei philosophischen Unter-

scheidungen: So erklärten sie die Dialektik als ἐπι- στήμην ἀληϑῶν, ψευδῶν καὶ oVdEr&EW». Vrgl. Diogen. Laert. VI. $. 62. und 42. Ebenso machten sie es

mit andern Begriffen z. B. $. 95: Ἔτι τῶν ἀγαϑῶν τὰ μὲν εἶναι περὶ τνυχήν, τὰ δὲ ἐκτός, τὰ δ᾽ οὔτε περὶ ψυχὴν οὔτε ἐκτός. $. 98: Ἔτι τῶν περὶ ψυχὴν ἀγαθῶν τὰ μὲν εἶσιν ἕξεις, τὰ δὲ διαϑέσεις, τὰ δ᾽ οὔτε ἕξεις οὔτε διαϑέσεις. $. 101: Τῶν

δὲ ὄντων φησὶ τὰ μὲν ἀγαϑὰ εἶναι, τὰ δὲ κακά, τὰ

δὲ οὐδέτερα. $. 64: Καὶ τὰ μέν ἐστι τῶν κατη- γορημάτων ὀρϑά, ἃ δ᾽ ὕπτια, ἃ δ᾽ οὐδέτερα. Da wir nun diese Bezeichnung des Neutrums noch nicht

bei Aristoteles vorfinden, da ferner die Stoiker über-

haupt alle diese Formen und Verhältnisse mit neuen

Namen zu versehen liebten: so schliessen wir aus

der Analogie jener philosophischen οὐδέτερα, dass sie cs waren, die das sächliche Geschlecht so be-

nannten. Hatte aber Aristoteles den Soloikismos als

Fehler gegen geschlechtliche Verbindung genommen

(Soph. El. 14. und 32.): so hatten sie hinwiederum dem Barbarismos diese Rolle zuertheilt, indem sie

denselben definirten als die gegen den Sprachgebrauch

der gebildeten Hellenen anstossende, fehlerhafte Sprech-

weise. Uebrigens hatten sie vielfache Gelegenheit, die

Lehre vom Geschlechte zu erörtern und zu erweitern;

so gleich schon in der Unterscheidung der ὀνόματα in χύρια und προσηγοριχά. Vrgl. Bekker Anecdot.

p. 842: Oi Στωϊχοί --- — φασὶν ὡς διάφορος 7 κλί. σις κυρίων καὶ προσηγοριχῶν — — ἔτε τὰ κύρια μὴ

— 16 —

εἶναι ϑηλυχά, τὰ προσηγορικὰ δέ. Ebenso musste auf dieselbe die Lehre vom Artikel einwirken, welchen

sie ja gerade genommen hatten als διορίζον ra γένη τῶν ὀνομάτων. Einige Grammatiker aber, welche das Wort οὐδέτερον in der ursprünglichen Bedeutung auf-

fassten, behaupteten, es gebe keine drei Geschlechter;

das Neutrum sey eben nichts weiter, als eine Aus-

schliessung aller geschlechtlichen Unterscheidung. Der Scholiast in Bekker Anecdot. p. 846. fügt dieser Nach-

richt hinzu, man müsse wohl beachten, dass die Un-

terscheidung der Geschlechter in der Grammatik nicht

auf einem richtigen natürlichen Prineip (κατὰ τὴν ἀλή- ϑειαν) beruhe, sondern auf der Verbindung mit den

Artikeln und der Euphonie.

Andere Grammatiker hingegen zur Zeit des Ari-

starchs unterschieden noch zwei andere Geschlechter.

Vrgl. Dionys. Thrax p. 634: Ἔνιοι δὲ προστιϑέασι

τούτοις κεὶ ἕτερα δύο, κοινόν TE καὶ ἐπίκοινον;

χοιγόν μὲν οἷον ἄνϑρωπος, ἵππος, ἐπίκοινον δὲ οἷον

χελιδών, ἀετός. Beide Arten stimmen darin überein, dass sie Etwas bezeichnen, was ebensowohl männlich

als weiblich seyn kann, Als Unterschied wird von

dem Scholiasten p. 846., von Servius zum Donatus

p. 1782., von Augustin gram. p. 1990., von Consen-

tius p. 2025. angegeben, dass das »0:0v sowohl den männliche. als weiblichen Artikel zulässt, also ὁ und ἢ ἄνθρωπος, ὁ und ἡ βοῦς, ὁ und ἡ λέϑος, während das ἐπτίχοινον einen bestimmten Artikel 0 oder ἡ) hat,

und diesen beibehält, wenn es auch das entgegenge-

setzte Geschlecht bezeichnet. Beispiele eines ἐπίκοινον

würde im Griechischen ὁ ἀετός, im Lateinischen haec

aquila, im Deutschen der Adler oder die Nachtigall

seyn. Das x010v hat ArısrarcHn ohne Zweifel bei den ὀνόματα ἐπίϑετα beobachtet, indem er bei Homer

— 117 —

ἄμβατος πόλις, ἀνίπτοισι χερσί, ἰφϑίμους κεφαλάς beibehielt, während Kallistratos «außern, Zenodot ἀγίπτησιν, Herodianos ανίπτῃσιν schrieb. Ob er aber jenen Namen erfunden und das ἐπίκοινον hin-

zugefügt, ist eine andere Frage, die nach den Wor-

ten seines Schülers zu urtheilen verneint werden

dürfte. Zu bemerken ist noch, dass durch diese bei-

den letzten Arten des Geschlechts etwas Inhaltliches,

Stoffliches in diese Lehre gekommen war, während

bei den drei ersten die reine Form den Eintheilungs- grund ausmachte. — Das Formelle in der Lehre vom

Geschlecht, namentlich nach den Endunger, hat AroL-

LoNıos später vielfach ausgebildet. Einen allgemeinen

Ausspruch kenne ich von ihm keinen, als de con-

struct. I, 3., wo er das Neutrum als Verneinung des Masculinums und Femininums fasst: Mera τὸ ἀῤδε- γικὸν χαὶ ϑηλυκὸν TO τούτων ἀποφατικὸν οὐδέτερον.

Damit stimmt auch der Ausspruch Priscians IV.

p. 639: ,‚Genera igitur nominum principalia sunt duo,

quae sola novit ratio naturae‘‘“ Ja es scheint aus

ihm hervorzugehen, dass die Griechen ausser dem

Namen xoırov auch noch xwnrov für dieses Ver- hältniss hatten. Vrgl. p. 641: ‚‚Quae vero cum apud

Graecos communia sint vel mobilia.“ p. 642: „Nu-

merorum vero nomina, quae declinantur, mobilia sunt

vel per duas vel per tres terminationes, unus, una,

unum.‘ p. 643: „Apud quos (Graecos) vel communia

vel mobilia haec- inveniuntur, hie et haec homo, ὁ

ἄνϑρωπος καὶ ἡ ἄνϑρωπος, hic et haec latro, ὁ ληστής καὶ ἡ ληστῆς. Jedoch diess ist nur scheinbar. Hier

ist auffallender Weise keine eigentliche Uebersetzung

vorhanden. Der griechische Name ist zgıyevng. Pris- cian, V. p. 649: „In ES correptam, si sint apud

Graecos communia velmobilia, quae illi τριγενῇ vocant.“

II. 12

— 178 —

Allein eben dieser Name, welcher natürlich bloss die

Communia von drei Geschlechtern umfassen würde,

ward von Apollonios in einem natürlichern, d. h. der

etymologischen an nähern Sinne gebraucht. Er

spricht daher z. B. de adverb. p. 552. von τὼ διὰ μιᾶς

φωνῆς τριγένειαν eingehen Vrgl. P- 615: Ὅν

τρόπον ἕν τῷ παρεπομένῳ γένει τοῖς ὀνόμασιν ἐστι

μοναδικὰ κατὰ ἀῤδῥενικὴν πφοφορᾶν, καὶ ἔτι χατὲ

ϑηλυχήν καὶ οὐδετέραν, μονογενῆ καλούμενα, καὶ ὡς

ἐστι τινὰ τριγενῆ, ἐν ἑκάστῃ φωνῇ λεγόμενα, καλός,

καλή, καλὸν, ἐπικοινωνοῦντά TE τῷ ἀῤῥενικῷ γένει

καὶ 'ϑηλυχῷ, 0 ψευδής καὶ ἡ ψευδής χαὶ τὸ ψευδές,

zvi@ τε ἐν δυσὶ γένεσι νοεῖται γὰρ ἀρσενικὰ καὶ ϑηλυκά,

ὡς ἵππος καὶ τὰ παραπλήσια, τοῦτον τὸν τρόπον

u. s. w. de construct. II, 7: Ἔστω γὰρ τὸ σοφὸς ἢ κλύτος, 7 τι τῶν δυναμένων ὑπὸ τριγένειαν ni- πτειν, ἔστω δὲ καὶ τὸ ϑεὸς ἢ τι τῶν δυναμένων κατὰ χοινότητα μόνον ἀχούεσϑαι. Zu bedauern ist, dass sein Werk περὶ γενῶν, das Suidas anführt, unter- gegangen ist. Vrgl. Schol. in Homer. Il. VIII, 284.

2. Der Numerus.

Einheit und Mehrheit drückt sich in der griechi-

schen Sprache so scharf aus, dass man glauben sollte,

diese Unterscheidung habe der einfachsten Beobachtung

auffallen müssen. Aber eben wegen dieser Leichtig-

keit und Gangbarkeit des Verhältnisses, ohne welches

der menschliche Geist gar nicht zu denken vermag,

mochte es kommen, dass die eigentliche Reflexion

darüber sich verhältnissmässig spät aussprach. Arı-

STOTELES , dem es besonders gegeben war, die ein-

fachen Wahrheiten in seinem Bewusstseyn erkennend

— 19 —

festzuhalten, hat auch hier, so viel ich weiss, den ersten Ausspruch gethan, und wie er in der Philo- sophie häufig das Eine und Viele unterschieden, so auch im Grammatischen dieselben beobachtet. Daher führt er Rhetor. III, 5. als fünften Bestandtheil des Hellenismos an, die Formen der Einheit, der Mehrheit, und des Wenigen gehörig zu gebrauchen: Πέμπτον ἐν τῷ τὰ πολλὰ καὶ ὀλίγα καὶ ἕν 00905 ὀνομάζειν: οἱ δ᾽ ἐλθόντες ἔτυπτον με. Daher kann es nicht befrem- den, wenn es in der Poetik c. 20. heisst: Ἢ μὲν ro κατὰ τοῦτον N τούτῳ σγμαίνουσα (πτῶσις) καὶ ὅσα τοιαῦτα, ἢ) δὲ τὸ ἑνὶ ἢ) πολλοῖς οἷον ἄνθρωποι ἢ ἂν- ϑοωπος. Allein in der Stelle der Rhetorik mache ich aufmerksam auf den Ausdruck τὰ ὀλίγα. Was kann das Wenige, das sich in der Sprache förmlich aus- prägt, anders seyn, als der Dual® Hier also wäre wenigstens eine Ahnung desselben vorhanden. Dir

SToıKer führten die Beachtung der Einheit und Mehr-

heit weiter fort, und waren auch hier wieder diejeni-

gen, welche die technischen Ansdrücke stempelten. Diogen. Laert. VII. $. 192. erwähnt ein Werk des Chry- sippos περὶ τῶν ἑνικῶν χαὶ πληϑυντικῶν ς΄. Schmidt

Stoicorum grammat. p. 31. spricht die nicht üble Ver-

muthung aus, dass dieses Werk die Anomalie im

Gebrauche des Singulars und Plurals behandelt habe,

indem er vergleicht Sext. Empiric. adv. Math. 1. $. 154:

Ta δὲ αὐτὰ ταῦτα μεταχτέον καὶ ἐπὶ τὰ Evixa καὶ

σληϑυντικὰ τῶν ὀνομάτων. ᾿Ζ2ϑῆναι γὰρ λέγονται σλη-:

ϑυντικῶς ἡ μία πόλις καὶ Marcel: καὶ πάλιν Θήβη ἑνικῶς καὶ Θῆβαι πληϑυντικῶς, καὶ ΠΠυκήνη καὶ Πυ-

κῆναι" δηϑήσεται δὲ ἐπιμελέστερον ἐπὶ τῆς ἐν ταύταις

ἀνωμαλίας προβαινούσης τῆς ζητήσεως. Abgesehen davon bildeten sie diesen Punkt weiter aus dadurch, dass sie den Artikel als denjenigen Redetheil ansahen,

— 10 —

welcher zur Unterscheidung nicht allein des Geschlechts, sondern auch der Zahl diene. Ihre Definition des-

selben lautete ja: “ρϑρον δέ ἔστι στοιχεῖον λόγου sttwrırov, διορίζον τὰ γένῃ τῶν ὀνομάτων καὶ τοὺς

ἀριϑμούς, οἷον ὁ, ἡ, τὸ, οἱ, αἱ, τά. Erst den Grammatikern gelang es, den Dual

zu finden, und hier traf es sich wieder, dass diese

Erweiterung der grammatischen Begriffe mit der Di-

orthose der homerischen Gesänge zusammenhing.

ZENODOT war es ohne Zweifel, der den Dual ent-

deckte, und nun, wie es im Eifer einer bedeutsamen

Erfindung zu geschehen pflegt, im Homer, wo von

Zweien die Rede war, den Plural verbannte, z. B.

Il. VIII, 290. δύω ἵππω statt ἵπττους schrieb, ebenso wie er XII, 127. eine ganze Reihe von Wörtern in

den Dual umsetzte, Andere Belege für seine oft νοῦ.

kehrte Behandlung des Duals finden sich bei Wolf

prolegom. p. 206. not. und Bekker Schol. in Hom. Il.

ind. Ihm folgte ArıstopHANEs, der in seiner Lehre

von der Analogie (I. "Theil S. 62.) auch Geschlecht

und Numerus einer genaueren Prüfung unterwarf.

In der ARISTARCHISCHEN Schule, die im Homer

weniger eine regelrecht durchgeführte Sprachgleich-

heit anerkannte, als, vielmehr seiner Eigenthümlich-

keit nachgebend, die sich vorfindenden Unebenheiten

in Singular, Plural und Dual bestehen liess, ist dieser

Punkt schon zur vollständigen Ausbildung gekommen,

wie wir aus Dionysios ’Thrax p. 635. sehen: 4g1$uoi

δὲ τρεῖς ἑνικός, δυικὸς καὶ πληϑυντικός, ἑνικὸς μὲν οἷον

Ὅμηρος, δυικὸς δὲ οἷον τῶ Ὁμήρω, πληϑυντικὸς δὲ οἷον Ὅμηροι᾽--- Auch hier mache ich auf das Beispiel aufmerksam, welches für die Echtheit dieses Hand-

buches wieder charakteristisch ist. Sprach sich aber

in den eben angeführten Worten wieder eine blosse

— 1831 —

Beachtung der äussern Form, der φωνή, aus: so ent- faltet sich im Folgenden ein tieferes Eindringen in

das Innere, in das onucıvouesvov oder die ἐγνοια, mit-

hin ein Dualismus der Betrachtungsweise, wie wir

ihn schon einmal bei Dionysios trafen. Die Worte

lauten: Εἰσὶ δέ τινες Evinol χαραχτῆρες χαὶ χατὰ πολλῶν λεγόμενοι, οἷον δῆμος, χορός, καὶ πληϑυντικοὶ

κατὰ ἑνικῶν τε καὶ δυιχῶν, ἑνικῶν μὲν ὡς ᾿4ϑῆναι,

Θῆβαι, δυικῶν δὲ ὡς ἀμφότεροι. Aus dieser Stelle, namentlich aus dem Gebrauche des Wortes χαρακτῆρες, dürfte auch die Vermuthung ihre Berechtigung erhal-

ten, dass das Werk des TrypHox περὶ ὀνομάτων γαραχτήρων sich besonders auf den Numerus bezog.

3. Die Casus.

Mit dem Unterschied zwischen ὄγομα und ῥῆμα, wie er sich bei Platon, Aristoteles und den Dialektikern

entschied, war auch schon wie im Keime die ganze

Form der Grammatik vorgebildet. Wichtig war die

Erkenntniss des zeitlichen Elementes im Verbum,

wodurch es sich vollends von dem blossen Wesen

eines nackten Prädikates losriss, und in eigenthüm-

licher Selbstständigkeit als unentbehrliche Kategorie

auftrat. Mit dieser Erkenntniss des Zeitwortes war

aber die Ausschliessung der Zeit im ὄνομα gegeben,

das man abgesehen von den allgemeinen Begriffen am

Passendsten das Raumwort nenuen könnte, Allein

Beide wurden bei Aristoteles noch durch Ein Band

gehalten; dieses waren die πτώσεις, oder um mich

des varronischen Ausdrucks zu bedienen, die declina-

tiones. Schon die Griechen haben ganz richtig be-

merkt, dass Aristoteles jede, Formveränderung eines

Wortes, mag sie an Nomen, Zeitwort oder Adver-

bium vor sich gehen, πτῶσις nennt. Simplik. zu

Aristotel. Categor. p. 43: Πτώσεις γὰρ τῶν ὀνομάτων ἐχάλουν οἱ παλαιοὶ οὐ μόνον τὰς πέντε ταύτας τὰς

γῦν λεγομένας, ἀλλὰ καὶ τὰς παρακειμένας ἐγκλίσεις,

ὁποίους ἂν ἔχωσι σχηματισμούς" ὅϑεν χαὶ τὰς νῦν κα-

λουμένας μεσότητας πτώσεις ἐχάλουν, οἷον τὴν ἀπὸ τοῦ ἀνδρείου πτῶσιν τὴν ἀνδρείως καὶ ἀπὸ τοῦ καλοῦ

τὴν καλῶς. οὕτω δὲ καὶ ἀῤδενική τις Tv αὐτοῖς πτῶσις

ἀπὸ ὀνόματος ϑηλυκοῦ, ὡς ἀπὸ τῆς γραμματικῆς ὁ

γραμματικὸς, καὶ ϑηλυκὴ ἀπὸ ἀῤῥενιχοῦ, ὡς ἀπὸ τοῦ ᾿Δλεξανδρου ἡ ̓Αλεξανδρεια. Leo Magent. zu Aristotel. de interpr. p. 104: Ἔτι δὲ πτώσεις καλοῦσιν οἱ φιλό- σοφοι οὐ μόνον Tag παρὼ τοῖς γραμματικοῖς καλουμέ-

γας πλαγίους, ἀλλὰ καὶ πάσας τὰς παραγωγὰς καὶ

τοὺς σχηματισμούς, οἷον τὸ δίκαιον καὶ δικαίως καὶ

δικαιότερον καὶ δικαιότατος χαὶ ὁ δίχαιος χαὶ παντὰ

τὰ τοιαῦτα. Schmidt Stoicorum grammat. p. 58. hat

noch angeführt Cramer Anecdot. Vol. III. p. 194:

Καλοῖτο μὲν ἂν τούτῳ τῷ λόγῳ οὐ μόνον ὁ ἀδελφὸς ὅμαιμος ἢ ὁμαίμων ἢ ὅπως ἂν τις ἐϑέλοι τὴν πτῶσιν μοι ἐνέγκων" τοὺς δὲ τοιούτους τῶν ὀνομάτων μετασχη- ματισμοὺς πτώσεις εἴωϑε καλεῖν ὁ ““ριστοτέλης. Was nun die Stellen des Aristoteles selbst betrifft, so sind

folgende zu bemerken. Poetic. 20: Ilrwois ἔστιν ὀνόματος ἢ ῥήματος. Categor. 1: Παρωνυμα δὲ λέ. yeraı ὅσα ἀπό τινος διαφέροντα τῇ πτώσει τὴν κατὰ τοὔνομα προσηγορίαν ἔχει, οἷον ἀπὸ τῆς γραμματι- κῆς ὁ γραμματικὸς καὶ ἀπὸ τῆς ἀνδρείας ὁ ἀν- δρεῖος. Khetor. II, 9: ᾿ἡντίϑεσις μὲν οὖν τὸ τοι- οὗτόν ἐστιν, παρίσωσις δ᾽ ἐὰν ἴσα τὰ κώλα, παρομοίω-. σις δ᾽ ἐὰν ὅμοια τὰ ἔσχατα ἔχῃ Exaregov τὸ κῶλον. ἀνάγκη δὲ ἢ ἐν ἀρχῇ ἢ ἐπὶ τελευτῆς ἔχειν. καὶ ἀρχὴ μὲν ἀεὶ τὰ ὀνόματα, ἡ δὲ τελευτὴ τὰς ἐσχάτας συλλα-

BE .-.-

βὰς ἢ τοῦ αὐτοῦ ὀνόματος πτώσεις ἢ TO αὐτὸ ὄνομα

— -- --- πτῶσις δὲ ταὐτοῦ (ἄξιος δὲ σταϑῆναι χα λ-

κοῦς, οὐκ ἄξιος χαλκοῦ.“ de interpr. 6. 2: To δὲ

Φίλωνος ἢ Φίλωνι καὶ ὅσα τοιαῦτα οὐκ ὀνόματα, ἀλλὰ πτώσεις ὀνόματος. Poetic. 20: Ἢ μὲν τὸ κατὰ τούτου ἢ τούτῳ σημαίνουσα (πτῶσις) καὶ ὅσα τοι-

αὗτα, ἡ δὲ τὸ ἑνὶ ἢ πολλοῖς οἷον ἄνϑρωποι ἢ av. ϑρωπος. Vrgl. Top. VII, 3. Eine vollständige Auf-

zählung findet sich Analyt. prior. I, 36: Ὅρους μὲν γὰρ ϑετέον καιρὸν καὶ χρόνον δέοντα καὶ ϑεόν, τὴν δὲ πρότασιν ληπτέον χατὰ τὴν τοῦ ὀνόματος πτῶσιν. ἁπλῶς γὰρ τοῦτο λέγομεν κατὰ πάντων, ὅτι τοὺς μὲν ὅρους ἀεὶ ϑετέον χατὰ τὰς κλήσεις τῶν ὀνομάτων,

οἷον ἄνϑρωπος 7) ἀγαϑὸν ἢ ἐναντία, οὐκ ἀνθρώπου ἢ ἀγαϑοῦ ἢ ἐναντίων, τὰς δὲ προτάσεις ληπτέον κατὰ

τὰς ἑκάστου πτώσεις" ἢ γὰρ ὅτι τούτῳ, οἷον τὸ Loos, ἢ ὅτι τούτου, οἷον τὸ διπλάσιον, ἢ ὅτι τοῦτο, οἷον τὸ tuntov 7 ὁρῶν, ἢ ὅτι οὗτος, οἷον ὁ ἄνϑρωπος ζῶον, ἢ εἴ πως ἄλλως πίπτει τοὔνομια κατὰ τὴν πρότασιν. Dieser Reichthum der Betrachtung wird

gar nicht mehr auffallen, wenn man bedenkt, wie oft

er bei Begriffsbestimmungen die Unterschiede des All-

gemeinen und Besondern, des Wesenhaften und der

Eigenschaft gerade in die leise Neigung eines Casus

zu bergen suchte. Für den Dativ erinnere ich an die

bekannten Kunstausdrücke τὸ ἑνὲ εἶναι, τὸ ἀγαϑῷ εἶναι, worüber zu vergleichen Trendelenburg in Nie-

buhr’s rhein. Museum. 1828. S. 457. Am ὄνομα ἐπί- ϑϑετον erscheint gemäss ihrer Allgemeinheit auch die

Comparation als πτώσις z. B. Top. V, 7: Kai

γὰρ m τοῦ ἀντικειμένου πτῶσις ἔσται ἔδιον τῆς τοῦ ἀντικειμένου πτώσεως, οἷον ἐπεὶ τοῦ ἀγαϑοῦ ἔστιν ἔδιον τὸ βέλτιστον, καὶ τοῦ κακοῦ ἂν εἴη ἔδιον τὸ χείριστον. Für das Verbum ist bedeutsam de

— 14 —

interpr. ec. 3: Ὁμοίως καὶ τὸ ὑγίανεν ἢ τὸ ὑγιανεῖ οὐ ὗημα, ἀλλὰ πτῶσις ῥήματος. und etwas später‘

τὸ ἐβάδιζε ἢ Padıle πτῶσις ῥήματος. Das

Adverbium galt dem Aristoteles, wie wir aus Rhetor.

II, 9. deutlich ersehen, als Nomen: Ταὐτὸ δ᾽ ὄνομα

οσὺ δ᾽ αὐτὸν καὶ ζώντα ἔλεγες κακῶς καὶ νῦν γράφεις

κακῶς... Alleineben wegen dieser Eigenschaft musste

es, sobald man auf sein Urwort Rücksicht nahm, als

strooıg”erscheinen; und diese Betrachtungsweise wird

dem Aristoteles so geläufig, dass er das Adverbium

im Gegensatze zu den σύστοιχα (Begriffen derselben

Reihe z. LE. δίκαιος, δικαιοσύνη, δίκαιον) als eigent-:

liche πτῶσις auffasst. Vrgl. Top. II, 9: Σύστοιχα

μὲν οὖν τὰ τοιαῦτα εἴωϑε λέγεσθαι, πτώσεις δὲ οἷον

τὸ δικαίως χαὶ ἀνδρείως καὶ ὑγιεινῶς, καὶ 00%

τοῦτον τὸν τρόπον λέγεται. IV, 3: Παλιν ἐπὶ τῶν

πτώσεων καὶ τῶν συστοίχων, εἰ ὁμοίως ἀκολουϑοῦσι,

καὶ ἀναιροῦντε καὶ κατασκευάζοντι. ἅμα γὰρ ἕνὶ καὶ πᾶσιν ὑπάρχει ἢ οὐχ ὑπάρχει, οἷον εἰ ἡ δικαιοσύνη ἐπιστήμη τις, καὶ τὸ δικαίως ἐπιστημόνως,

καὶ ὁ δίκαιος ἐπιστήμων. VI, 10: (Ὁρᾷν) εἰ τῶν

ὁμοίων τοῦ ὀνόματος πτώσεων ai ὅμοιαι τοῦ λόγου πτώσεις ἁρμόττουσιν, οἷον εἰ ὠφέλιμον τὸ ποιητικὸν

ὑγιείας, ὦ φελίμως τὰ ποιητικῶς ὑγιείας καὶ ὠφε- Anx0g τὸ πεποιηκὸς ὑγίειαν. Top. 1, 1. ΠΙ, 8., Rhetor. I, 7. In Hinsicht der Formen der Casus hatte er

schon die scharfsichtige Bemerkung gemacht, dass

bei männlichen und weiblichen Wörtern alle verschie-

den seyen, beim Neutrum aber einige zusammenfallen.

Soph. El. 14 : Τοῦ μὲν οὖν ἄῤδενος καὶ τοῦ ϑήλεος διαφέρουσιν αἱ πτώσεις ἅπασαι, τοῦ δὲ μεταξύ αἱ μὲν

αἱ δ᾽ οὐ. Allein aus dieser Stelle sowohl als Ροοίϊο. 20., Analyt. prior. I, 36., Top. V,7. erhellt doch, dass

er πτώσις mit grösserer Vorliebe vom Nomen als

u δ --

vom Zeitworte gebrauchte. Daher mag es dann end-

lich auch kommen, dass er nrwoıg sogar vom Ge- schlecht braucht Top. V, 4: Ἔτι δὲ ϑεωρητέον ἐστὶ παρὰ τὰς πτώσεις, λέγοντα διότι οὐὔϑ᾽ ὁ ἐπιστήμων ἐσται τὸ ἀμετάπειστον ὑπὸ λόγου, ἀλλ᾽ ὁ ἀμετάπειστος ὑπὸ λόγου, οὔϑ᾽ N ἐπιστήμη τὸ ἀμετάπειστον ὑπὸ λο-- yov ἀλλ᾽ m ἀμετάπειστος ὑπὸ λόγου.

DıE SToıKEr erkannten als wesentlichen Unter-

schied des Hauptwortes vom Zeitworte das πτωτιχὸν

an, und indem sie Letzteres als μέρος λόγου ἄπτωτον definirten, schieden sie es mit Bestimmtheit davon aus,

und nun erst waren Forschungen über die Anzahl der

Casus möglich. Zwar fanden sich schon bei Aristo-

teles Spuren, dass er die Formen (Φίλωνος, Φίλωνι, τοῦτον, also Genitiv, Dativ und Accusativ auseinan-

derhielt, aber von einem eigentlichen Namen dersel-

ben verlautet noch nichts. Diese brachte, wie es

scheint, zuerst Chrysippos in dem Werke περὶ τῶν

πέντε πτώσεων α (Diogen. Laert. VII. $. 192.) auf.

Aus diesem vielleicht ist die Bemerkung bei Diogen,

VII. δ. 65: Πλάγιαι δὲ πτώσεις εἰσὶ γενικὴ καὶ alrıa- τική. Andere Codices haben γενικὴ καὶ δοτικὴ καὶ αἰτιατική. Betrachten wir diese Namen etwas genauer,

so finden wir in ihnen zwar nicht eine erschöpfende

Bezeichnung alles dessen, was diese Casus bezeich-

nen, — es sind vielmehr immer nur Namen, die von

einzelnen Fällen, wo der Genitiv, Dativ und Accu-

sativ steht, herrühren — aber doch immer ein auf

Beobachtung begründetes Nachdenken. (Der Genitiv

wird der Zeugungsfall genannt, weil sich in ihm das

Verhältniss des Vaters zum Sohne ausdrückt. Das-

selbe wollten unstreitig Spätere, und zwar Gramma-

tiker, ebenfalls andeuten, wenn sie ihn στατρική nann-

ten. Von einer allgemeinern Seite aus fassten ihn

— Ba

Andere als Casus des Eigenthums, χτητιχη.) Der Dativ wird δοτιχή genannt, weil er meist da er- scheint, wo eine Mittheilung erfolgt. (Offenbar war

es eine nur aus halbironischer Neuerungssucht her-

vorgegangene Aenderung, wenn ihn Grammatiker

ἐπισταλτική nannten.) Ueber den Namen des Accu- sativs haben wir neulich in den Acta societalis Graecae

ed. Westermannus et Funkhacnel. Vol, I. Lipsiae 1836.

eine kurze Abhandlung von "Trendelenburg erhalten,

deren Resultat dahin lautet, dass der griechische

Name αἰτιατική ursprünglich nicht von der Anklage,

sondern von der Ursächlichkeit («irıerov) abzuleiten

sey, mithin den Casus bezeichne, in dem das Ver-

ursachte, Bewirkte steht. Auf diese Bemerkung führte

ihn ohne Zweifel Priscian V. p. 671: ,,Quarto loco

est accusalivus sive causativus.“ Man füge hinzu Alcuin p. 2100. Allein ich wüsste nicht, ob nicht

schon sehr frühe das Wort αἰτιατιχὴ von den

Griechen selbst als Casus der Anklage angenommen

worden, und ob nicht auch hier von einem einzel-

nen Falle, worin der Accusativ steht, der Name

desselben ausgegangen ist. Wenigstens übersetzte

ihn Varro VII. p. 107. 120. u. s. w. als accusandei

casus. Wir müssen uns hüten, bei solchen Anfängen

zu tiefe Weisheit zu suchen. Allein hiemit haben

wir doch erst drei Casus gewonnen, Chrysippos aber

hatte über fünf geschrieben. Es fehlte namentlich noch

der Nominativ und Vocativ. Den Erstern, oder viel-

mehr das Nomen in demselben nannte Aristoteles de

interpr. 6. 2. ὄνομα, und so finden wir das Wort selbst noch bei Ammonios zu demselben p. 104. in

einem Satze gebraucht, der wahrscheinlich von den

Stoikern herrührt: Τὸ κατηγορούμενον ἤτοι ὀνόματος κατηγορεῖται ἢ πτώσεως. (Davon rührt beiläufig be-

— 187 —

merkt auch der Name ovouaorıxn her.) Mittlerweile aber war, weil man das Wort övou« durch seine ge- wöhnliche Bedeutung zu zweideutig fand, eine andere

Benennung aufgekommen, wornach er 7 009 oder εὐθεῖα hiess. Offenbar bildete man diese zu dersel- ben Zeit, wo der Name der schiefen Fälle in Auf-

nahme kam, ein Name, welcher von der Stoa aus-

ging, die auch bei andern grammatischen Verhältnissen

namentlich beim Zeitworte, wie wir später schen

werden, die Bezeichnung des Schiefen und Geraden in

Anwendung brachte. Chrysippos schrieb nach Diogen.

Laert. VII. $. 191. ein Werk περὶ ὀρϑῶν καὶ ὑπτίων

πρὸς Φίλαρχον ec. So erschien der Name der πλά- γίαι πτώσεις schon oben, so erscheint der Nominativ

als 0097 in der stoischen Definition einer Satzform bei Diogen. Laert. VII. δ. 70: Karayogsvrırov δέ

ἔστι TO συνεστὸς ἐκ πτώσεως 00975 δειχτικῆς καὶ κα-

τηγορήματος, οἷον" οὗτος περιπατεῖ. Bald aber entstand

ein ganz eigener Streit zwischen ihren Anhängern

nnd den Peripatetikern, worin es sich darum handelte,

ob man den Nominativ (τὴν εὐϑεῖαν oder 00979) einen

Casus nennen, oder nur allgemein als Orou« betrachten

dürfe, von dem die Casus ausgingen. Der letztern

Ansicht huldigt Aristoteles. Vrgl. Leo Magent. zu

Aristotel. de interpr. p. 104: Kal παρατηρητέον ὅτι ὁ ᾿Αριστοτέλης τὴν εὐθεῖαν ὄνομα καλεῖ, τὰς δὲ πλα- γίους πτώσεις ὡς ἀπὸ τοῦ ὀνόματος πεπτωκχυίας. So-

bald die Unterscheidung der πτώσεις mehr und mehr

aufkam, hielten die Peripatetiker am Ausspruche des

Meisters fest, der den Nominativ Ovou« genannt hatte, indem sie sich namentlich auf die etymologische Be-

deutung des Wortes πτώσις beriefen, welches Fall bedeute. Man nenne die übrigen Formen deswegen

Fälle, weil sie gleichsam vom Nominativ abfielen;

nr ἬΝ Ξὼ

einen solchen Abfall, eine solche Abhängigkeit könne

man vom Nominativ nicht nachweisen. Ammenios

p. 104: Τὰς μὲν ἄλλας τέσσαρας εἰκότως λέγομεν

πτώσεις διὰ τὸ πεπτωκέναι ἀπὸ τῆς εὐϑείας, τὴν δὲ

εὐθεῖαν κατὰ τίνα λόγον πτῶσιν ὀνομάζειν δίκαιον ὡς ἀπὸ τίνος πεσοῦσαν; δῆλον γάρ, ὅτι πᾶσαν πτῶσιν ἀπὸ τινος ἀνωτέρω τεταγμένου γίνεσϑαι προσήκει.

(Vrgl. Charis. II. p. 127: „Nominativum enim optime

casum esse noluerunt, quoniam quidem sit positio aut

recta nominis aut declinationis regula, quem nomina-

tivum Graeei non πτῶσιν, sed ὀρϑήν vel εὐθεῖαν vo- cant.‘“ Diomed. I. p. 277.) Die Stoiker aber und in ihrem Gefolge das ganze Heer der Grammatiker

setzten den Nominativ als ersten, bekamen folglich

einen mehr. Die Vertheidigung dieser Ansicht von

Seiten dieser Philosophen hing mit den Grundsätzen

zusammen, die sie sich über das Wesen der Sprache

im Allgemeinen gebildet hatten. Diese betrachteten

sie nämlich nicht als das blosse Produkt einer gesell-

schaftlichen Uebereinkunft, sondern der Natur und

zwar der natürlichen Ueberlegung. S. I. Theil S. 46.

Aehnlich sagten sie nun vom Nominativ aus, er falle

von dem Begriffe ab, der aus der Seele heraus sich

zu offenbaren strebe.e Man nenne ihn aber εὐϑεῖα d. h. gerade, so wie man von einem Stift, der senk-

recht herunterfalle, sage, dass er gerade falle, wenn

schief, dass er einen schiefen Fall habe. Ammonios:

᾿Αποκχρίνονται οἱ ἀπὸ τῆς στοᾶς ὡς ἀπὸ τοῦ γοήματος

τοῦ ἐν τῇ ψυχῇ καὶ αὕτη πέπτωκεν" 0 γὰρ ἐν ἑαυτοῖς ἔχομεν τοῦ Σωκράτους νόημα δηλῶσαι βουλόμενοι, τὸ Σωχράτους ὄνομα προφερόμεϑα' καϑάπερ οὖν τὸ ἄνω- ϑὲν ἀφεϑὲν γραφεῖον καὶ ὀρϑὸν παγὲν πεπτωκέναι TE λέγεται καὶ τὴν πτῶσιν ὀρϑὴν ἐσχηκέναι, τὸν αὐτὸν τρόπον καὶ τὴν εὐθεῖαν πεπτωκέναι μὲν ἀξιοῦμεν ἀπὸ

— 19 —

τῆς ἐγνοίας, ορϑὴν δὲ εἶναι διὰ τὸ ἀρχέτυπον τῆς κατα

τὴν ἐχφώνησιν προφορῶς. Leo Magent. : Ὥσπερ γάρ, φησίν, εἴ τις κατασχὼν γραφεῖον δίψνει αὐτὸ καὶ πέ. πτωχε, καὶ εἰ μὲν ὀρϑὸν πέσοι, λέγεται ὀρϑὴ πτῶσις,

εἰ δὲ τυλάγιον, τιλαγια πτῶσις, οὕτω καὶ ἐπὶ τοῦ

γοήματος. Priscian V. p. 669: ,‚Nominativus ta- men sive rectus, velut quibusdam placet, quod a

generali nomine in specialia cadat (Vrgl. p. 659.), ca-

sus appellatur, ut stilum quoque manu cadentem reclum

cecidisse possumus dicere.‘‘ Etwas anders wieder in

Bekker Anecdot. p. 861: Καί φαμεν ὅτι δυνατὸν τὴν πτῶσιν λέγεσϑαι καὶ εὐθεῖαν κατά τινὰ λόγον. χαϑὸ γὰρ πέπτωκεν ἀπὸ τοῦ κοινοῦ εἰς ἰδιότητα, ὀνομάζεται

πτῶσις χαϑὸ δὲ πεσοῦσα ἔμεινε καὶ ἔστη, ὥσττερ ἦν ἐν τῷ γενικῷ, καλοῖτο ἂν ὀρϑή, ὡς ἂν εἴπωμεν καὶ τεερὶ γραφείου, ὥσπερ ἐάν τις λάβῃ γραφεῖον χαὶ ἀφῇ εἰς γῆν καὶ ὀρϑὸν στῇ, καϑὸ μὲν πέπτωχε τῆς χειρός, δοκεῖ πεπτωχέναι, καϑὸ δὲ πεσὸν ἔστη, λέγεται ὁρ-

$or. Hätten die Stoiker gesagt: Unter πτῶσις ver- stehen wir All und Jedes, was mehr als blosse Wur-

zel des Nomens ist, und zwar den Nominativ, ge-

setzt auch, dass er nicht das geschlechtliche Daseyn,

dass er sogar den aller Beziehungslosigkeit ausdrückte:

so hätten ihnen die Peripatetiker schwerlich beikom-

men können. Allein wer darf verlangen, dass ein

Punkt schon damals seine genügende Erörterung ge-

funden , der noch heutzutage bei unsrer ausgebreite-

ten vergleichenden Sprachenkunde nicht zur Entschei-

dung gekommen? Statt einer solchen inneren Auf-

fassung, die einige freilich durch die Annahme eines

γενικὸν ὄνομα ahnten, liessen sie sich von den Peripa-

tetikern durch die etymologische Bedeutung der Wör-

ter πτῶσις und εὐϑεῖα blenden, und wollten diese willkürlichen Ausdrücke mit ihrem System in Ein-

a Ta

klang bringen. Indem sie nämlich behaupteten, der

Nominativ sey eine πτῶσις, weil der der Seele ent-

fallende Begriff in ihm sich offenbare, griffen die Pe-

ripatetiker wacker die gegebene Blösse an, und ent-

gegneten ganz richtig, daraus folge nothwendig, dass

auch jedes Verbum, jedes Adverbium eine wars

zu nennen sey. Vrgl. Ammonios und Leo Magent.

p. 104. Ausserdem übte ohne Zweifel der Streit

über Analogie und Anomalie auch hier seinen heil-

samen Einfluss wohl nicht so sehr in Bezug auf die

Entwickelung und Feststellung des Begrifflichen, als

auf die Anordnung des Sprachgebräuchlichen. Diess

erhellt schon aus der Bemerkung des Sext. Emp. adv.

Gram. I. δ. 237: 4εήσει καὶ τὴν ἀναλογίαν μὴ ἔχειν ἑστῶτα παραπήγματα, καὶ τοῦτο πάρεστι διδάσχειν ἐπὶ τῶν ὀνομάτων καὶ τῶν δημάτων καὶ μετοχῶν καὶ

καϑόλου τῶν ἄλλων ἁπάντων. οἷον ἐπὶ μὲν τῶν OV0-

μάτων παῤ 0009 τὰ κατὰ τὰς ὀρϑὰς πτώσεις ἀνάλογα

ὄντα καὶ διιοια ταῦτα κατὰ τὰς πλαγίους ἀνομοίως τὲ

χαὶ οὐκ ἀναλόγως σχηματίζεται, οἷον "Agyg, Χάρης,

χάρτης, '“ρεως, Χάρητος, χάρτου. Was den Voca-

tiv betrifft, so ward er oben unter den stlayıcı von

Diogenes nicht erwähnt. Schmidt Stoicorum gram-

mat. p. 59. bemerkt in dieser Hinsicht: ‚‚Diocles qui-

dem ap. Diog. VII, 65. tres tantum obliquos casus

commemorat: σπλάγιαι δὲ πτώσεις εἰσὶ γενικὴ καὶ do-

τικὴ καὶ αἰτιατιχή: cum tamen de quinque casibus scripserit Chrysippus, praeterea vero 7 009) πτῶσις haud raro (veluti ap. Diog. VII, 70.) in Stoicorum

doctrina compareat, haud dubitavi ex Dionysii Thra-

cis quae vulgo fertur grammatica (p. 636.), cum re-

liqua apprime consentiant, τὴν κλητικὴν quoque sub-

iungere.‘‘ Wer die Grammatik des Dionysios Thrax

für ein Machwerk aus ganz später Zeit ansieht, darf

— 1911 —

freilich aus derselben keine Ergänzung stoischer Lehre

vornehmen; ebenso kann es eine Frage seyn, ob der

Vocativ zu den πλάγιαι πτώσεις gehört, oder ob die

Stoiker ihn zu den ὀρϑαέ zählten, So gehört er auch

bei Donat. ed. sec. p. 1749. zu den recti casus; So

spricht auch Sextos a. a. O. von mehreren ὀρϑαὶ πτώ-

σεις. Endlich haben sie ihn auch wahrscheinlich nicht

κλητικὴ genannt. Was seine Existenz aber betrifft, so geht diese sicher genug aus der Fünfzahl des

Chrysippos und aus der Anrede oder dem 5. g. 77000-

ayogesvzıxov πρᾶγμα bei Diogen. Laert. VII. δ. 67. her- vor: Προσαγορευτικὸν δέ ἐστι πρᾶγμα, 0 εἰ λέγοι τις, προσαγορεύοι ἄν, οἷον"

‚Argeidn, κύδιστε, ἀναξ ἀνδρῶν ᾿“γάμεμνον.

Daraus ist aber auch zu schliessen, dass er nicht

κλητικη, sondern προσαγορευτική Βεὶ den Stoikern hiess.

ArıstARrcH kannte ihn ganz sicher. Aristophanes

hatte nämlich bei der Frage nach der Analogie der

sprachlichen Formen bereits die Casus der Berück-

sichtigung empfohlen; es war das Capitel ‚‚de casi-

bus, in quo Aristarchei suos intendunt nervos ‚‘“ wie Varro sagt. Aristarch warf namentlich in dem Streite

über die Gleichheit einiger Eigennamen dem Krates vor, dass er den Vocativ nicht beachtet habe. Vrgl.

Varro VI. p. 121. VIII. p. 136. 151. (I. Theil S.67.)

Hieraus geht hervor, dass dieser Casus zu seiner

Zeit ganz gangbar war, und, da Varro ihn mit vo-

candei casus übersetzt, wohl den Namen der χλητιχή angenommen hatte. Ganz ausgebildet erscheint da-

her diese Lehre auch bei Dionysios Thrax: Πτώσεις

δέ εἶσιν ὀνομάτων πέντε, 0097, γενική, δοτική, αἰτια-

τικὴ καὶ κλητική. Adyeraı δὲ ἡ μὲν ὀρϑὴ ὀνομαστικὴ καὶ εὐθεῖα, ἡ δὲ γενικὴ χτητικὴ χαὶ πατρική, ἡ δὲ δοτικὴ ἐπισταλτική, ἡ δὲ αἰτιατικὴ κατ᾽ ἀιτίαν, ἡ δὲ

τος Bi ne

κλητικὴ προσαγορευτική. Nachdem man so die ge-

wöhnlichen Formen geordnet hatte, blieben doch noch

einige übrig, die Einigen der ältesten griechi-

schen Grammatiker einen sechsten Casus zu

verdienen schienen. Diess waren die Endungen auf

ϑεν. Vrgl. Priscian. de vers. com. p. 1320: ‚,‚Solent

autem Latini, in multis initium aliquod acecipientes a

Graecis, ab angusto in effusum licentiae spacium hoc

dilatare, quomodo fecerunt in sexto casu secundum

vetustissimos Graecorum grammaticos. Sextum enim

casum illi dicebant ἐμέϑεν, σέϑεν, ἔϑεν, id est, a me,

a te, a se, quem in omnibus casualibus servavere

Latini.‘“ Vrgl. denselben V. p. 672. XII. p. 955. Wer diese ältesten Grammatiker gewesen, weiss ich

nicht zu bestimmen. Möglich wäre es, dass sie zur

Schule des Krates gehört hätten. Uebrigens finden

wir die Existenz eines sechsten Casus als fraglichen

und vom Grammatiker zu entscheidenden Punkt noch

bei Quintilian, d.h. also am Schlusse des ersten Jahr-

hunderts n. Chr. Vrgl. I, 4: ,,Quaerat etiam sitne

apud Graecos vis quaedam sexti casus, et apud nos

quoque septimi. Nam cum dico, hasta percussi, non

utor ablativi natura, nec, si idem Graece dicam, da-

tivi.‘ Bemerkenswerth ist aber, dass hiemit nicht

jene Form auf ϑὲν, sondern eine dem Dativ gleiche,

nur in der Bedeutung verschiedene gemeint ist. Alle

im Laufe der Zeit angeregten Fragen hatte daher

ein Grammatiker, der im zweiten Jahrhundert n. Chr.

lebte, zu berücksichtigen und zu beantworten. R.

Schmidt Stoicorum grammat. p. 58. sagt: ‚‚Qui prae-

ter Chrysippum de casibus data opera scripserit, etsi

ea res multam videatur cum Peripateticis contendendi

materiam praebuisse Stoieis, nominatim traditus est,

quod sciam nemo.‘“ Er irrt darin, wenn er allgemein

— 13 —

keinen Griechen darunter verstand; denn wir haben

ein bestimmtes Zeugniss, dass AroLLonıos über die

Casus geschrieben. Vrgl. Cramer Anecdot. Vol. IV.

p- 329: "Anollumıuog δὲ ἐν τῷ περὶ πτώσεων φησὶν

ὅτε οὐ κυρίως καλεῖται ἡ εὐθεῖα πτῶσις ἀλλὰ κατα-

χρηστικῶώς. (Einen Anklang an Apollonios erkennen

wir bei Charis. II. p. 127: ‚Nominativum enim opti-

me casum esse noluerunt, quoniam quidem sit posi-

tio aut recta nominis aut declinationis regula, quem

nominativum Graeci non πτῶσιν, sed 00979 aut εὐ- ϑεῖαν vocant; καταχρηστιχῶς lamen nominativum ca-

sum dicimus.“) Ohne Zweifel ist uns ein grosser

Theil des verlorengegangenen Werkes bei Priscian

V. p. 669. erhalten, ohne Zweifel gleich die Defini-

tion: „‚Casus est declinatio nominis vel aliarum ca-

sualium dictionum, quae fit maxime in fine. Nomi-

nativus tamen sive rectus — — abusive dicitur

casus, quod ex ipso nascuntur omnes alii: vel quod cadens a sua terminatione in alias facit obliquos ca-

sus.‘“ Ohne Zweifel ist auch aus Apollonios, was

p- 671. bei Priscian über die Rangordnung der Ca-

sus steht, ebenso p. 672. die Aufzählung der Mo-

noptota d. h. solcher Nomina‘, die nur Einen Casus

haben, der Diptota, Triptota, 'Tetraptota und Penta-

ptota. Reichen Stoff zur Auseinandersetzung auch in formeller Hinsicht bot gewiss der Nominativ dem

Apollonios, nachdem TrypHon eine Abhandlung περὶ

τῆς ἔν εὐθείᾳ ἀναλογίας, ebenso wie περὶ τῆς ἐν

κλίσεσιν ἀναλογίας geschrieben hatte. Erhalten ist

uns von Apollonios noch eine Bemerkung über. die

Verwandtschaft und das Zusammenfallen mehrerer

Formen, de adverb. p. 615: Kal ἐτε τὸ προειρημέ- γον τοπικὸν ἐπίῤῥημα συνεκδρομῇ τῶν φωνῶν κατά τινὰ προσπάϑειαν τῶν ἐν τύπῳ ἐπιῤῥημάτων καὶ

I. 13

— 14 —

\ \ m 3 437 m r

εἰς Tostov, χαϑὸ τὸ τοιοῦτον καὶ ἔπ ἄλλων μερῶν 20-

yov δείχνυται, ἐν πτώσεσι μὲν εὐϑείας πρὸς αἰτιατι-

χὴν καὶ κλητικήν, “γενικῆς τε πρὸς δοτικήν, καὶ διὰ

τοῦτο πάμπολλος ἣ συμμόνη τῶν πτώσεων καὶ συνέμι:-.

πτωσις, δυικῶν ἁπάντοτε συμπιπτόντων, οὐδετέρων TE Ν ' ea \

κατ εὐθεῖαν καὶ αἰτιατικὴν καὶ κλητικὴν, WOTE καὶ ’ Ν ' « «

μέχρι σχημάτων ἀνάγεσϑαι τὴν συμπαϑειαν, ὡς τὺ “ 5 = γέλιος 05 παντ EPOQTS hei

καὶ τὰ τούτοις δμοια, καὶ ἐπὶ πληϑυντικῶν ἀπαντῶν.

Das Zeitwort.

Als παρεπόμενα des Zeitwortes betrachtet die griechische Grammatik acht Verhältnisse, ἐγκλίσεις,

διαϑέσεις, εἴδη, σχήματα, ἀριϑμοί, χρόνοι, πρόσωπα,

συζυγίαι. Vgl. Cramer Anecdot. Vol. IV. p. 331. Zwei von diesen haben wir schon früher betrachtet.

Die sechs ükrigen sollen jetzt in ihrer geschichtlichen

Entwickelung an uns vorübergehen, doch so, dass wir

vom Allgemeinen, Grössern zu dem Besondern, Kleinern

fortschreiten. Wir stellen voran die διαϑέσεις oder

1. Die Genera.

Merkwürdig ist, dass auch hier wieder auf Arı- STOTELES die erste Ahnung zurückgeführt werden kann,

indem er vermittelst der metaphysischen Kategorieen,

worunter auch das ποιεῖν und πάσχειν sich vorfand,

nahe an die grammatische Entdeckung anstreifte.

Allein obgleich sich bei ihm häufig die Ausdrücke

ἐνέργεια und πάϑος im metaphysischen und ethischen

Sinne zeigen, so treffen wir doch nirgends noch die Bezeichnungen einer ἐνεργητιχη und παϑητικὴ διά-

θέσις, wie später das Aktivum und Passivum hiess.

Dass er aber die Formen wohl kannte und in seiner

Betrachtung unterschieden hatte, ehe eın technischer

Name dafür aufkam, geht hervor aus Categor. 4:

Κεῖσϑαι δὲ οἷον ἀνάκειται, zadntar ἔχειν δὲ οἷον

ὑποδέδεται, ὡπλισται: ποιεῖν δὲ οἷον τέμνει, καίει πάσχειν δὲ οἷον τέμνεται, καίεται. Dieselben Unterschiede erscheinen Soph. El. 4., wo von sophis-

tischen Schlüssen die Rede ist, welche durch Ver-

wechslung der Genera der Hauptwörter oder der der

Zeitwörter vor sich gehen: Οἱ δὲ παρὰ τὸ σχῆμα τῆς λέξεως συμβαίνουσιν, ὅταν τὸ μὴ ταὐτὸ ὡσαύτως

ἑρμηνεύηται, οἷον τὸ ἄῤῥεν ϑῆλυ ἢ τὸ ϑῆλυ ἄῤδεν, ἢ τὸ μεταξὺ ϑάτερον τούτων, ἢ πάλιν τὸ ποιὸν πο- σὸν ἢ τὸ ποσὸν ποιόν, ἢ τὸ ποιοῦν πάσχον ἢ τὸ διακείμενον ποιεῖν, καὶ τάλλα δ᾽, ὡς διήρηται

πρότερον" ἔστι γὰῤ τὸ μὴ τῶν ποιεῖν ὃν ὡς τῶν ποι-- εἶν τι τῇ λέξει σημαίνειν. οἷον τὸ ὑγιαίνειν ὁμοίως

τῷ σχήματι τῆς λέξεως λέγεται τῷ τέμνειν ἢ) οἰχκοδο-

ueiv καὶ τὸ μὲν ποιὸν τι χαὶ διακείμενον πως δηλοῖ,

τὸ δὲ ποιεῖν τι. Wenn also Jemand ein ein Handeln

ausdrückendes Wort sinnverschiebend so gebraucht,

dass es als leidend erscheint, oder ein intransitives

(dıezelusvov), welches ein sich Befinden ausdrückt,

als Handeln nimmt, so begeht er ebenfalls einen Feh-

ler in der Schlussfolgerung. ἔστε γὰρ τὸ ...... σημαίνειν. „Denn es kann ein solches, was kein Handeln

ausdrückt, in der äussern Erscheinung der Sprache ge-

rade so aussehen, wie eines, was ein Handeln aus-

drückt.“ Ich sehe nicht ein, warum Classen p. 63.

diese Worte als „‚aperte corrupta, nec tam facile emen-

dantur‘‘ bezeichnet. Aristoteles sagt: Aeusserlich glei-

"ὦν A --

chen sich ὑγιαίνειν und τέμνειν oder οἰκοδομεῖν, allein

innerlich sind sie doch verschieden; denn ὑγιαίνειν

gesundseyn bezeichnet keine Handlung, wie schneiden

und bauen, sondern eine Beschaffenheit und einen

intransitiven Zustand, ein dıezeiodeı. Vrgl. Categ. 9., wo statt διακεῖσθαι das Wort ἔχειν gebraucht wird, obgleich die dort angeführten Beispiele ὑποδεδέσϑαι

und ὠπλίσϑαι passive Form haben, wie schon Clas-

sen p. 69. bemerkt hat. Fassen wir das Gesagte zu-

sammen, so erkannte Aristoteles ein Aktivum,

Passivum und Neutrum an, letztes aber mehr

von Seiten der innern Bed>utung, als der äussern

Form. Ungefähr auf gleichem Höhepunkte, gleich-

falls von Seiten des bedeutsamen Inhalıs, ja ich

möchte sagen, der syntaktischen Verbindung erschei-

nen die Genera der Zeitwörter bei DEN STOIKERN.

Bei ihnen heisst das Aktivum oder vielmehr das

Transitivum ὀρϑόν, das Passivum ὕπτιον (supinum),

das Neutrum οὐδέτερον. Vrgl. Diogen. Laert. VI. δ. 64: Kal τὰ μὲν ἔστι τῶν χατήγορ ρημάτων (Zeit-

wörter) 0094, ἃ δ᾽ ὕπτια, ἃ δ᾽ οὐδέτερα" Ὀρϑὰ

μὲν οὖν ἐστὶ τὰ συντασσόμενα μιῇ τῶν πλαγίων. πτώ-

σεων πρὸς χατηγορήματος (Satz) γένεσιν, οἷον ἀκούει,

ὁρᾷ, διαλέγεται 5) ὕπτια δέ ἐστι τὰ συντασσόμενα

τῷ παϑητικῷ μορίῳ, οἷον ἀκούομαι, ὁρῶμαι. οὐδέ- τερα δ᾽ ἐστὶ τὰ μηδ᾽ ἑτέρως ἔχοντα, οἷον φρονεῖν,

σπτεεριπατεῖν. Was diese merkwürdigen Bezeichnungen

betrifft, so ist auffallend, dass die Vorstellung des

*) Beiläufig bemerkt scheint auch hieraus zu erhellen, dass

die Stoiker yur drei σι λάγιαι annahmen, nämlich azova τι--

vos, δρᾷ τινά, διαλέγεταί τινι, so dass also die σιροσαγορευ--

τιχη, die sie ausdrücklich hätten ausschliessen müssen, zu

den casus recti zu rechnen ist.

920

Geraden und Schiefen auch schon bei den Casus als

Eigenthum der Stoa vorkam. Woher aber ist sie

hergenommen® Hier geben uns die Scholien zu Dio-

nysios 'Thrax p. 886, einen nicht zu verachtenden

Aufschluss: .7έγεται δὲ ἡ μὲν ἐνεργητικὴ τερὸς τῶν φιλοσύφων ὀρϑή, ἢ δὲ παϑητικὴ ὕπτια ἐκ τῆς τῶν παλαιόντων μεταφορῶς. Diese Nachricht, dass jene Namen aus den Stellungen der Ringer übertragen seyn, hat eine zu griechische Färbung, als dass sie erdichtet seyn sollte. (!erade emporgerichtet

steht der Kämpfer, wenn er wider seinen Gegner

thätig auftritt, rückwärtsgebogen ist seine Stel-

lung im leidenden Zustande. Das 09909 κατηγόρημα ist aber nun kein reines Aktivum, indem unter den

Beispielen auch διαλέγεται aufgeführt ist, sondern ein

Transitivum. Darauf deutet auch Simplikios zu Ari-

stotel. Categor. p. 78: To ϑερμαίνειν χαὶ ψύχειν παρέλαβεν ὁ Agıororting οὐχ ὡς τὰ ὀρϑὰ τοῖς Irwi-

χοῖς λεγόμενα, ἅπερ ὡς εἰς ἕτερον ῥέπουσαν ἔχει τὴν κίνησιν. (Diesen Unterschied sah man oft nicht ein; daher sagt Priscian VIHN. p. 787: „‚Haec

autem verba proprie activa vel recta vocantur, quae

in O desinentia“ u. 5. w.) In der Definition des

ὕπτιον erwartet man συντασσοόμιενα 0097 πτώσει. Al-

lein diess wäre auch ungenügend gewesen, indem

auch die 009« mit einem Nominativ construirt werden.

Es ist daher παϑητικὸν μόριον (particula passiva) nicht gleichbedeutend mit Verbum Passivum, sondern be-

zeichnet die mit passiver Form versehenen und ein

reines Leiden ausdrückenden. Simplikios: AAN οὐδὲ

τοῦ ϑερμαίνεσϑαι καὶ ψύχεσϑαι ταῦτα ἔστι, ἅπερ

vrrıa χαλοῦσι. Zwischen diesen Beiden stehen die οὐδέτερα d.h. die Verba intransitiva, welche zwar

eine 'Thätigkeit ausdrücken, die von einem Subjekte

== A “τς

ausgeht, aber weder auf ein Objekt noch auf das

Subjekt selbst sich zurückbezieht. Simplikios be- zeichnet sie als οὐδὲ ὀρϑὰ οὐδὲ ὕπτια, ὡς τοῖς Στοωΐ. κοῖς καλεῖν ἔϑος. Noch eine vierte Art aber entdeckten

diese Philosophen, nämlich die Verba reciproca.

Diogenes: Ἄντιπεπον ϑότα δέ ἐστιν ἐν τοῖς ὑπτίοις ἀνύπτια ὄντα' ἕνεργη ματα δέ ἔστιν, οἷον κείρεται; ἐμπεριέχει γὰρ ἑαυτὸν ὁ χειρόμενος. ἃ. h. reciproca

sind diejenigen, welche bei passiver Form keine pas-

sive Bedeutung haben, sondern eine Thätigkeit aus-

drücken, und zwar eine solche, die auf das Subjekt,

von dem sie ausgeht, wieder zurückkehrt, wie xeige-

ται, er scheert sich. R. Schmidt fügt noch hinzu

Philo de Cherub. p. 153. und Origenes c. Celsum VI.

p- 315. Einige spätere Grammatiker scheinen zu

diesen vier noch eine fünfte διώϑεσις hinzugefügt ha- ben. Das Aktivum nannten sie nämlich eveoysı«, das

Passivum zog, das Intransitivum οὐδέτερα. Aus dem ἀντιπέπονθὸς scheinen sie die ἐμτεριεχειχη ge- macht zu haben, welche sie definirten als 7 ὠμφοτέ- ρων διαϑέσεων ἐπιδεκτικὴ, und als deren Beispiel sie

anführten βιάζομαι ὑπὸ σοῦ, πορεύομαι διὰ σέ. Ich ınuss gestchen, dass ich hier den Unterschied vom

Passivum nicht begreife. Endlich hatten sie noch die

μέση, ἧς ὁ τὐπος καὶ ἐπὶ ἐνέργειαν καὶ πώϑος προὰ-

γεται, οἷον πέπηγα, ἐγραψάμην. Vrgl. Bekker Anecd. p- 885. Mit weiser Mässigung verfuhr die ARISTAR-

CHISCHE SCHULE, indem sie die Anzahl der διαϑέ-

σεις auf drei beschränkte, die auch später herrschend

blieben. Dionysios Thrax: “ιαϑέσεις δέ εἰσι τρεῖς, ἐνέργεια, πάϑος, μεσότης" ἐνέργεια μὲν οἷον τύπτω, πάϑος δὲ οἷον τύπτομαι, μεσότης δὲ ἡ ποτὲ μὲν ἐνέρ.- γειαν ποτὲ δὲ πάϑος παριστῶσα, οἷον πέποιϑα, διέ- φϑορα, ἐποιησάμην, ἐγραψάμην. Betrachten wir die

— AD —

Namen, so ist zu merken, dass hier nicht die später herrschenden ἐνεργητιχή, παϑητικη, sondern die Sub-

Stanliva ἐνέργεια, πάϑος vorkommen, wieder ein Zei-

chen, dass diese Grammatik einer der aristotelischen Zeit nahe liegenden angehört. Wie Aristoteles ein

μεταξὺ im Geschlecht des Hauptworts angenommen,

so diese Schule eine μεσότης, deren Inhalt und Um-

fang aber nicht ganz mit unserm Medium überein-

stimmt, indem innerhalb desselben auch das 5. g.

zweite Perfekt erscheint. Vrgl. Buttmann’s griech.

Grammatik. $. 81,7. Auch Andere, wie die Scho-

liasten p. 885., sind über die Bedeutung der μέση, wie sie die μεσότης nennen, nicht einig, indem sie dieselbe

auch definiren als μητε ἐνέργειαν μήτε πάϑος σημαί- γουσα, οἷον ζῶ, πλουτῶ, δύναμαι, βούλομαι, mithin sie als Intransitivum auffassen. Handeln und Leiden war

auch bei AroLLonıos ein Grundmerkmal des Verbums. Ueber das Verhältnuiss des Mediums zum Aktivum und Passivum spricht sich eine fragmentarische Be-

merkung de construct. III, 7. aus, woraus wir zugleich

lernen, dass er es nicht so sehr für ein Reflexivum

hielt, wie die neuere Grammatik, als für ein zwischen Handeln und Leiden Schwankendes: Τὰ γὰρ καλού. μενα μεσότητος σχήματα συνέμπτωσιν ἀνεδέξατο ἔνερ - γητικῆς καὶ παϑητικῆς διαϑέσεως, ὡς γε ἀχριβέστερον

ἐπιδείξομεν ἐν τῇ δεούσῃ συντάξει τῶν ῥημάτων, καὶ ἔνϑεν οὐ παρὼ τὰς διαϑέσεις ἁμαρτάνεται. τὸ γὰρ ἐλου- σάμην, ἐποιησάμην καὶ ἐτρεψάμην καὶ τὰ τούτοις δμοια ἔχει ἐχδηλοτάτην τὴν σύνταξιν ὁτὲ μὲν ἐνεργητικηῆν, ὁτὲ δὲ παϑητικήν, εἰ γε τὸ ἔτριψα τοῦ ἐτριψάμην διαφέρει χαὶ τὸ ἔλουσα τοῦ ἐλουσάμην, παράχειται δὲ τὸ ἐποίησα τῷ ἐποιησάμην zal ἔτει τὸ προῆχα τῷ προηχκάμην. ΠΙ, 123: Ἡ συμτταρεπομένη διάϑεσις, Evep-

γητικὴ οὖσα ἢ παϑητική, χαὶ ἡ μεταξὺ τούτων

ee

πεπτωκυῖὰ μέση. Vrgl. ebendas. 31. (Priscian ist hier natürlich nicht zu gebrauchen.) In Hinsicht

der technischen Ausdrücke ist eine Stelle des Hero-

dianos in Cramer Anecdot. Vol. III. p. 272. nicht zu

übergehen, wonach die Verba activa auch dgaorr- gıa und μεταβατικά von Einigen genannt wurden:

Πάντα τὰ ῥήματα τὰ ἐνεργητικά, ἃ καὶ δραστήρια λέ- γεται χαὶ μεταβατικά, μετὰ αἰτιατικῆς συντάσσεται.

2. Modi.

Eine Ahnung der verschiedenen ἐγχλίσεις des

Zeitwortes, welche Einige nach Dionys. Ε{8]. de comp.

verb. c. 6. auch πτώσεις ῥηματιχώς nannten, findet

sich sehr frühe, und geht, wie 80 manches Gramma-

tische, aus rhetorischem Boden auf. Schon ProT4-

GoRAS, derselbe, der das Geschlecht der Hauptwörter

bemerkt, unterschied vier Theile der Rhetorik, wie

Quintilian III, 4. sagt: ‚‚Profagoram transeo, qui in-

terrogandi, respondendi, mandandi, precandi, quod

εὐχωλήν dixit, partes solas putat.“ Richtiger wohl ist die Auffassungsweise der griechischen Schrift- steller, welche berichten, dass er die Rede in vier

Arten geschieden habe. So Diogen. Laert. IX. δ. 53: Διεῖλέ τὲ τὸν λόγον πρῶτος εἰς τέτταρα: εὐχωλήν,

ἐρώτησιν, ἀπόκρισιν, ἐντολήν. Οἱ δὲ εἰς ἑπτά:

διήγησιν, ἐρώτησιν, ἀπόχρισιν, ἐντολήν, ἀπαγγελίαν, εὐχωλὴῆν, κλῆσιν, οὖς καὶ πυϑμένας εἶπε λόγων. ᾿42-- zıdauag δὲ τέτταρας λόγους φησί: φάσιν, ἀπόφασιν, ἐρώτησιν, προσαγόρευσιν. Auch Suidas sagt, Prota- goras habe πάντα λόγον in jene Arten getheilt; und dass er dieselben auch grammatisch sich gedacht, dass

er sie auf Homer angewandt hat, sehen wir aus Ari-

stotel. Poetic. 19: Τῶν δὲ περὶ τὴν λέξιν ἕν μέν

— 201 —

3 x ’ »Σ»7 « .

ἔστιν εἶδος ϑεωρίας Ta σχηματα τῆς λέξεως, ἃ ἐστιν B7 -ἢ ς - \ m x r Bl)

εἰδέναι τῆς υποχριτικῆς καὶ τοῦ τὴν τοιαυτὴν ἔχοντος ’ Τα Ν > x '

ἀρχιτεχτονιχήν, οἷον τί ἐντολὴ καὶ τί εὐχὴ καὶ διήγησις ’ > ,

καὶ ἀπειλὴ καὶ ἐρώτησις καὶ ἀπόχρισις, χαὶ εἴ τι ἄλλο »" Ν x m

τοιοῦτον. παρὰ γὰρ τὴν τούτων γνῶσιν 7 ἀγνοιαν οὐδὲν N \ a y

εἰς τὴν ποιητικὴν ἐπιτίμημα φέρεται, ὃ τι καὶ ἄξιον »"- ’ Ν y « ’ « »"Ὁ [2

σπουδῆς. τί γὰρ av τις ὑυπολαβοι γμαρτῆσϑαι ἃ Πρω- ! -- ο΄ ! 2) ’ \

ταγόρας ἐπιτιμᾷ ὅτι, εὔχεσϑαι οἰόμενος ἐπιτάττει εἰπὼν

»ἱμῆνιν ἄειϑε ϑέα“; τὸ γὰρ κελεῦσαί φησι ποιεῖν τι ἢ x « .

un ἐπίταξίς ἐστιν. Protagoras wollte also hier statt des Imperativs den Optativ, wogegen noch späte

Scholiasten den Homer vertheidigten; und darin kann

ich gerade keine ‚‚sophistische Unverschämtheit,‘ sondern höchstens eine behaglich - stolze Anwendung

einer neuen Kunst. sehen, die nach einem Objekt ver-

langt. Ausser der Frage zeigen sich also Optativ,

Indicativ und Imperativ bei Protagoras, wenn

nicht aus der satzförmigen Verbindung ausgeschieden,

doch schon als Formen, die zum Bewusstseyn gelangt

sind. Auf eine weitere Unterschzidung führen die an-

dern bei Diogenes genannten Eintheilungen nicht; ja

die des Alkidamas ist ganz rhetorisch, und konnte

mithin für die Grammatik von keinem Belange seyn. Auch ARISTOTELES hat in seiner Logik so wenig als

in seiner Rhetorik, so viel ich weiss, etwas Bedeu-

tendes, welches von Einfluss gewesen wäre, man Ben ἢ 4 di 2 y\ ' = ' ὃ ! 5 ἢ, , 2 r

müsste denn die ἐντολη, evyn, διηγησις, ἀπειλη, E0W- ᾽ ’ . . .

τησις und ἀποχρισις in der obigen Stelle dahin rechnen.

Anführen liesse sich allenfalls noch eine leise Berüh-

rung der Form des Infinitivs Soph. El. 4: To c Pr - - Er

ὑγιαίνειν ὁμοίως τῷ σχήματι τῆς λέξεως λέγεται τῷ τὰ \ ’ \

τέμνειν ἢ) οἰχοδομιεῖν. καίτοι τὸ μὲν ποιὸν τι καὶ δια- , ! - \ \ -

κείμενον πως δηλοῖ, τὸ δὲ ποιεῖν τι., was Alexander .. . .. Dr δὰ ΝΕ ! >

Aphrodisiensis also erklärt: „„Ovyi τὸ ὑγιαίνειν ἀπαρ -

-- 202 --

ἐμφατον; οὐχὶ τὸ τέμνειν ἀπαρέμφατον; τὸ ὑγιαίνειν

ἄρα καὶ τὸ τέμνειν ταὐτόν.“ ἀλλὰ τὸ μὲν ὑγιαίνειν πάσχειν τί ἐστιν --- — τὸ ἰδὲ τέμνειν καὶ οἰκοδομεῖν ποιεῖν τι. Allein über DIE PERIPATETIKER, die sonst

selten in der Geschichte der Grammatik vorkom-

men, erfahren |wir, dass sie eine Fünftheilung an-

genommen. YVrgl. Boeth. zu Aristotel. de interpr.

p. 315: ‚‚Species quidera orationis multae sunt, sed

eas varie patiuntur, at vero Peripatetici quinque par-

tibus omnes species orationis ac membra distribuunt

— — perfectae orationis alia est deprecativa — alia

imperativa — alia interrogativa — alia vocaliva —

alia enuntiativa.‘“ Die griechischen Namen sind uns

bei Ammonios p. 108. erhalten: ὁ εὐχτιχκὸς λόγος, προσ-

ταχτιχός, ἐρωτηματιχὸς, χλητικὸς und ἀποφαντικος.

So berichtet auch der Scholiast des Hermogenes in Bekker Anecdot. p. 1178: Τὸν δέ λόγον διείλον οἱ

μὲν Περιπατητιχοὶ εἰς ἐ, εἰς εὐκτικον' αἱ γὰρ Ζεῦ τὲ πάτερ καὶ Adıwein καὶ Ἄπολλον, προστακτεκον'

βασκ᾽ ἔϑι Ἶρι ταχεῖα, ἐρωτηματικον πῶς δαὶ τῶν

ἄλλων Τρώων φυλαχαί τε, ἀποφαντικον'" Ἰλιόϑεν μὲ

φέρων ἄνεμος Κικόνεσσι πέλασσε, κλητικόν" δεῦρο παροιϑ᾽ ἐλθοῦσα φίλον τέκος ἵζευ ἐμεῖο. Sehen wir auf den Nutzen, den die Grammatik aus dieser

ästhetischen Eintheilung hätte schöpfen können, so sind

wieder keine andern ἐγχλίσεις als Optativ, Im- perativ und Indicativ («rzogpavrızov) sichtbar; der letztere hiess auch später zuweilen αἀποφαντιχη (Apollon. de construct. III, 19.), ebenso wie für den

Optativ zuzrızn und für den Imperativ προσταχτικὴ

herrschend blieb. Nach demselben Scholiasten des

Hermogenes p. 1179. fügten pır Srorker diesen

fünf roch mehre andere Arten des Ausdruckes hinzu:

Οἱ δὲ Στωϊκοὶ προστιϑέασι τούτοις πυσματικὸν καὶ

— 203 —

ἐπαπορητιχόν, τουσματικὸν μέν, πῶς δεῦρ᾽ ἦλϑές Ὀδυσσεῦ;

τίς δὲ σ᾽ ἔχραε δαίμων;

καὶ λοιπὸν ἄρχεται διηγεῖσϑαι τὰ ovußavıa ἐπτα-

πορητικὸν der δάος ποτ᾽ ἦλϑε τι ποτ᾽ ἀγγέλλων ἄρα: εἶτα ϑαυμαστικόν ὡς ἀγαϑαὶ φρένες ἐσ-

ϑλῶν, ἐπομοτικὸν ναὶ μὰ Tode σχῆπτρον, διασα-

φητικόν ἤομεν, ὡς ἐκέλευες, ἀνὰ δρυμὰ φαίδιμ

᾿Οδυσσεῦ, καὶ τελευταῖον ὑποϑετικόν εἴπερ γαρ x

ἐϑελοίμεν ᾿“χαιοί τε Τρῶες τε (Vrgl. Diogen. Laert. VII. $. 66., Thortsen de coniunctivo modo. Hauniae. 1827, p. 26.). Unter diesen, welche meist

blosse Spaltungen oder Erweiterungen der peripate-

tischen Arten sind, mache ich aufmerksam auf das

vrto$etıxov, welches hier zwar die Form des Opta-

tivs, welches aber nach andern Berichten die des

Conjunktivs darstellt, obwohl der Begriff dessel-

ben cin imperativischer, oder besser gesagt ein er-

mahnender, ermunternder ist. Zwar schreiben die-

selben ihnen auch schon fünf ἐγκλίσεις zu, wie die

spätere Grammatik sie anordnete; allein da ist wahr-

scheinlich eine Verwechslung mit den fünf Redewei-

sen der Peripatetiker vor sich gegangen; genug die

Stoiker unterschieden eine hypothetische Form. Vrgl.

Chöroboskos in Bekker. Anecdot, p. 1178: Οἱ gı- λόσοφοι ἄλλας δυο ἐγκλίσεις μετὰ τὰς πέντε προστι-

ϑέασι, φημὶ δὲ τὴν ὑποϑετικὴν καὶ τὴν ἐρωτημα- τικήν — — --- τὴν ὑποϑετικὴν οὐ δεχόμεϑα, ἐπειδὴ

πρῶτον μὲν ὑποϑετικὰ σπάνια εἶσι, δεύτερον δὲ ὅτι τὰ ὑποθϑετικὰ πρώτου μόνου προσώπου εἰσί, τρί- τον δὲ ὅτι οὐκ ἔχουσιν ἰδίας φωνάς" αἵ γὰρ φωναὶ

αὐτῶν ὑποτακτικαί εἰσιν. Dass es die erste Person im Plural sey, wird auch bezeugt in Cramer Anec-

dot. Vol. I. p. 104: TPAWAMEN. Τοῦτο ὑποϑετι-

— 3.4 —

zov ἐστιν ἐγκλίσεως" οἱ γὰρ Στωϊκοὶ πρὸς ταῖς πέντε ἐγκλίσεσι καὶ ἄλλας δύο προστιϑέασι τήν TE ἀνακριτι- κὴν χαὶ τὴν ὑποϑετικήν' ἀναχριτικὴν μὲν τὴν ἐρωτη- ματικήν, ὡς τὸ" πῇ ἔβη ᾿Ανδρομάχῃη; ὑποϑετικὴν δὲ

ὡς Ev τῷ' φεύγωμεν σὺν νηυσὶ φίλην ἐς πατρίδα γαῖαν" καί, ἀλλ᾽ ἄνδρας κτείνωμεν καὶ ἐν τῷ" ἐϑέλω γράψωμεν, ποιήσωμεν ἢ μὴ γράψωμεν. _(Pris-

cian VII. p. 842.) Vrgl Vol. II. p. 267., wo aus-

drücklich bemerkt wird, dass die Stoiker also sieben

ἐγκλίσεις hätten. Mag es sich nun mit der letzten Nachricht verhalten, wie es immer will, wir können

cs als sicher annehmen, dass die Stoiker die fünf

ἐγχλίσεις, wenn auch in logischen oder dialektischen

Schematismus eingeschlossen, beobachtet hatten. Die

Namen dafür werden aber von denen der Gram-

matiker verschieden gewesen seyn, und diescs gilt

namentlich von zweıen, nämlich vom Indicativ, den

sie χατηγύρημα oder ovußeue nannten — vrgl. oben

S. 25. — und vom Infinitiv, den sie als ῥῆμα be- zeichneten. Vrgl. Apollon. de construct. I, 8: "Ane&

γὰρ ἐκεῖνο ἔστι διαλαβεῖν, ὡς πῶν ἀπαρέμφατον ὄνομα ἐστι ῥήματος, εἴ γε καὶ οἱ ἀπὸ τῆς στοᾶς αὐτὸ μὲν καλοῦσι ῥῆμα, τὸ δὲ περιπατεῖ ἢ γράφει κατηγόρημα ἢ σύμβαμα καὶ ἔτι τὰς ἀπὸ τούτων ἐγκλίσεις. Es ist daher nicht zu verwundern, wenn wir bei Dıonysıos

TurAax die spätern fünf Modi ausgebildet. wahrneh-

men: "Eyxkiosıg μέν εἰσι πέντε, ὁριστική, προστα- χτική, εὐχτικὴ, ὑποταχτικὴ καὶ ἀπαρέμφατος. Der In-

dicativ hiess ὁριστεκή, weil man ihn aus dem «no-. φαντικὸν oder διασαφητικον entwickelt hatte, beson-

ders aber wohl, weil alle Definitionen (ὅροι) darin

abgefasst wurden. Zu der Bezeichnung des Impera-

tivs als προστακτικὴ hatte, wie schon bemerkt,

das προσταχτικὸν der Peripatetiker und Stoiker Ver-

— 205 —

anlassung gegeben. Ebenso klar ist, wie aus der

εὐχωλὴ des Protagoras, dem εὐχτιχὸν der Aristoteli- ker sich der Optativ als εὐκτεκή entfaltet hatte.

Der Name des Subjunktivs als ὑποταχτικῆ ist nicht so nachweisbar, doch ist die logische Bedeu-

tung desselben offenbar. Die Scholien p. 874. geben

uns noch andere Namen, die ebenfalls auf «ie logi-

sche Satzverknüpfung hinauslaufen: Kai καλεῖται ἢ ἔγχλισις διστακτική, (vrel. Apollon. de con-

struct. III, 28.) οἷον ἐὰν λέγω, ἐὰν τύπτω — — ἡ δὲ

αὐτὴ λέγεται καὶ ὑποτακχτική, OTL ὑποτάσσεται μο- ρίοις τῷ ἵνα καὶ τῷ ὄφρα και τῷ ὅπως. λέγεται δὲ χαὶ alrıokoyırn, ἵνα ἀναγνῶ Τρύφων, ἐτιμήϑη,

καὶ ἀποτελεστική, (vrgl. Apollon. ebendas.) δὸς τὸ βίβλιον ἀναγνῶ (wo wahrscheinlich zu lesen ἵνα

ἀν.), καὶ ἐπηρμένη; μείζων γὰρ κατὰ τὴν φωνὴν τῆς ὁριστικῆς, ποιεῖς --- ἐὰν ποιῆς. Ebenso wenig

als wir die Erfinder dieser Bezeichnungen angeben

können, lässt sich bestimmen, wer den Infinitiv &r «g-

ἐμφατος, den nicht deutlich bezeichnenden nann-

te; doch sieht man, dass es im Gegensatz zu dem

Indicativ als aropavrızn geschah. TrypHox hatte περὶ ἀπαρεμφάτων χαὶ προσταχτιχῶν καὶ εὐχτικῶν χαὶ ἁπλῶς πάντων geschrieben. APoLLoNIos erörterte das Wesen der Modi, besonders von Seiten ihrer

syntaktischen Verbindung, de construct. III, 12—31.,

allein es scheitert seine Begründung derselben aus

den Stimmungen der Secle an der Schwierigkeit,

weran die philosophische Grammatik so oft in alter

und neuer Zeit gescheitert ist. Er weiss sich näm-

lich nicht von den Formen loszureissen, in denen ge-

rade die griechische Sprache sich bewegt, und wenn

er auch III, 26. eine &yzAıoıg ὑποϑετιχη annimmt, wofür eigentlich keine bestimmte Bildung vorliegt, so

— 206 —

ist hier eher ein Nachklang stoischer Ansichten, de-

nen er überhaupt nicht abhold war, als eine eigene,

selbsterdachte feinere Unterscheidung des scharfsinnig

trennenden Geistes vorhanden. Er beginnt c. 13. mit

dem Infinitiv, den er sich bestrebt als Modus und

als wirkliches Verbum darzustellen im Gegensatze ge-

gen andere Meinungen, die denselben zu einem blos-

sen Adverbium hinabzudrücken versuchten. Er nennt

ihn mehrmals τὸ γενιχωτατὸν Önua. Im c. 19. geht er auf den Indicativ über, den er als den Modus

der Begriffsbestimmung auffasst. Den Optativ stellt

er c. 22. als den des Wunsches auf. Das Eigen-

thümliche, dass die Sprache auch für den Wunsch

nach der Vergangenheit hin eine Form aufweisen

kann, führt ihn c. 24. zu der Erörterung über den

Imperativ oder den Modus des Befehls. Hier bil-

det die Erörterung, welchen Personen man befehlen

könne, den Hauptpunkt; und indem die erste eigent-

lich sich selbst nicht befehlen kann, zuweilen aber

mit der zweiten ermahnend sich vereinigt (reudwuev),

entstehen die s. g. ὑποϑετιχά. Was den Conjunk-

tiv betrifft, so hat schon Thortsen de coniunctivo

modo p. 28. bemerkt, dass Apollonios in diesem Mo-

dus das ideelle, begriffiche Wesen nicht erkannt

habe. Indem er nämlich gegen diejenigen ankämpft,

die ihn den Modus des Zweifelns (ἔγκλεσις dıorezrırn)

genannt, will er bloss den Namen Subjunktiv (ὑπο -

Taxtı2n) von ihm gelten lassen, von dem einzigen äusserlichen Merkmal, dass er gewissen Conjunktio-

nen untergeordnet werde, c. 28: Ὑγιῶς ἄρα ἀπὸ Evog τοῦ παραχολουϑοῦντος τῇ προχειμένῃ ἐγκλίσει, τοῦ un συνίστασϑαι αὐτὴν εἰ μὴ ὑποταγείη τοῖς προκχειμένοις

συνδέσμοις, εἴρηται ὑποτακτιχή. Von der ὑποταχτικὴ

ἔγκλισις sind die Namen der für sich als Subjunktive

— 207 —

bestehenden Zeitwörter ῥήματα αὐθυπότακτα, und der subiunktivlosen ἀνυπόταχτα bei HERODIANOS gebildet worden. Die αὐϑυπόταχτα stellen sich in

Bekker Anecdot. p. 1086. als das heraus, was wir den

zweiten Aorist nennen. Herodianos definirt die aktiven

dor: also: Εἰσὶ δὲ αὐθυπόταχτα ἐνεργητιχά, ὧν TO

ὅῦμα βαρύνεται καὶ ἡ μετοχὴ ὀξύνεται zul τὸ ἀπαρ- ἐμφατον ττερισττῶται. τούτων τὰ ἑνικὰ δεύτερα καὶ τρίτα πρόσωπα καὶ τὰ τιληϑυντικὰ πρῶτα αὐϑυπόταχτά

εἰσιν, οἷον δάχω δακων δακεῖν δάκῃς δάχῃ δάχωμεν

u. 5. w. Die ἀγυπόταχτα sind solche Indicativformen verschiedener Zeiten, besonders des Futurums, denen

der Subjunktiv fehlt. Da aber diese Punkte eher in

die rein formelle Grammatik, als in die Sprachtheorie

gehören, so genüge es, sie im Vorbeigehen berührt

zu haben. Uebrigens finden sich ähnliche Bestimmun-

gen, wie schon Bekker bemerkt hat, in Herodian's

Epimerism. p. 278.

3. Die Zeiten.

Unter den Sophisten finden wir noch keine gram-

matische Unterscheidung der Zeiten, obschon freilich

die Lehre einiger ältern Philosophen vom ewigen

Flusse und hinwiederum vom ewigen starren Bestande

der Dinge ohne Zweifel Erörterungen über das Wesen

der Zeit herbeigeführt hatte. Sobald aber PLATon

das Verbum als solches auffasste, welches Handlun-

gen ausdrücke, wie wir im Anfange sahen, musste

die Handlung auch bald als gegenwärtige, bald

als vergangene und zukünftige erscheinen. Da

aber die Gegenwart selbst von Einigen wieder als in

einem ewigen Werden, von Andern als in einem

— u

ewigen Seyn begriffen aufgefasst ward, so ergab

sich hier noch eine Scheidung in Seyn und Wer-

den, die in der spätern Grammatik nicht mehr nach-

weisbar ist. Diese vier Zeiten deutet Platon im So-

phistes p. 262, C. an: Ankoi γὰρ (ὁ λόγος) ἤδη που πότε περὶ τῶν ὄντων ἢ γιγνομένων ἢ γεγονότων ἢ μελλόντων. Ebenso unbestimmt lauten auch noch

bei ARISTOTELES in einigen Stellen die Andeutungen,

obschon er das zeitliche Element im Verbum (ro

προσσημαῖνον x90v0v) erkannt hatte. Er bezeichnet de interpr. c. 3. die Gegenwart als das eigentliche

Verbum und die andern Zeiten als die πτώσεις des-

selben, welche er mit dem Namen der äussern Zeit

zusammenfasst (Τὸ ὑγιανεῖ καὶ ὑγίανεν οὐ ῥῆμα ἀλλὰ πτῶσις ῥήματος" διαφέρει δὲ τοῦ ῥήματος, ὅτι τὸ μὲν

τὸν πάροντα προσσημαίνει χρόνον, τὰ δὲ τὸν πέριξν: während er c. 10. eine Reihe von Formen anführt,

die auf die platonische Viertheilung passen: ’Avev δὲ ῥήματος οὐδεμία κατάφασις οὐδὲ ἀπόφασις" τὸ γὰρ ἔστιν ἢ ἔσται ἢ ἣν ἢ γίνεται, ἢ ὅσα τοιαῦτα, ῥήματα

ἐκ τῶν κειμένων ἐστί: προσσημαίνει γὰρ χρόνον. Diese vierfache Zeiteintheilung zeigt sich auch Analyt.

post. II, 12: To δ᾽ αὐτὸ αἰτιὸν ἔστι τοῖς γινομένοις καὶ τοῖς γεγενγμένοις καὶ τοῖς ἐσομένοις ὅπερ καὶ τοῖς

οὖσι. Hier also tritt das Werdende als ein weder in

der Gegenwart, noch in der Zukunft, noch in der

Vergangenheit Begriffenes auf, obgleich es freilich an

allen diesen "Theil haben kann. In der Poetik c. 20.

kommen bloss zwei Zeiten, die Gegenwart und Ver-

gangenheit, allein in einer andern Stelle die drei vor,

welche später sich als alleinige feste Normen in der

Sprache erhalten. Diese ist Top. II, 4. Dort er-

mahnt Aristoteles zur Lösung von Problemen Acht

zu geben auf die Zeit, ob sie nicht in der Folgerung

u

anders sey, als in dem, woraus gefolgert wird: "Eri

ἐπὶ τὸν χρόνον ἐπιβλέπειν, εἴ που διαφωνεῖ, οἷον ei τὸ τρεφόμενον ἔφησεν ἐξ ἀνάγκης αὔξεσϑαι' τρέφεται

μὲν γὰρ ἀεὶ τὰ ζώᾳ, αὔξεται δ᾽ οὐκ ἀεί. ὁμοίως δὲ καὶ εἰ τὸ ἐπίστασθαι ἔφησε μεμνῆσϑαι: τὸ μὲν γὰρ

τοῦ παρεληλυϑότος χρόνου ἐστί, τὸ δὲ καὶ τοῦ παρόντος καὶ τοῦ μέλλοντος. ἐπίστασϑαι μὲν γὰρ λεγόμεϑα τὼ παρόντα χαὶ τὰ μέλλοντα, οἷον ὅτι

ἔσται ἐχλειψις, μνημονεύειν δ᾽ οὐκ ἐνδέχεται ἀλλ᾽ ἢ τὸ παρεληλυϑὸς. Vrgl. Rhetor. ad Alex. c. 31: Ὅταν δὲ αὐτοὶ δημηγοροῦντες τῶν παρεληλυϑότων τι διεξίωμεν ἢ καὶ τὰ παρόντα δηλώμεν ἢ τὰ μὲέλ- Aovra προλέγωμεν, δεῖ τούτων ἕχαστον ποιεῖν βρα- χέως χαὶ σαφῶς χαὶ μὴ ἀπίστως. Rhetor. I, 3. kom-

men mit Bezug auf die drei Arten der Reden ὁ μέλλων, dann ὁ yEVOLLEVOS statt παρεληλυϑώς, und ὁ παρών vor,

Dieselben in anderer Beziehung I, 11. Seine meta-

physische Erörterung über das Wesen der Zeit im

Allgemeinen haben dargestellt Harrys Hermes. S.87.

und H. Schmidt doctrinae temporum verbi Graeci et

Latini expositio historica. Halis. 1836. I. p. 4. 54.

Wir bemerken nur kurz, dass dem Aristoteles Zeit

die empfindende Wahrnehmung eines Frühern und

Spätern in der Bewegung war.

Die Lehre von den sprachlichen Zeiten haben

DIE STOIKER fortgesetzt, und mit Beachtung der ver-

schiedenen Formen des Zeitwortes ausgebildet. In

ihrer Physik theilten sie die Zeit nicht mehr vierfach,

sondern dreifach ein. Diogen. Laert. VII. $. 141:

Ἔτι zul τὸν χρόνον ἀσώματον, διάστημα ὄντα τῆς τοῦ

χύσμου κινήσεως. τούτου δὲ τὸν μὲν παρωχηκότα

χαὶ τὸν μέλλοντα ἀπείρους, τὸν δὲ ἐνεστῶτα πε-

περασμένον. (Andere Stellen sche man bei R. Schmidt

p. 69.) Die Gegenwart hielten sie für keine vollen-

II. 14

— 210 —

dete Zeit, indem sie nur nach der Vergangenheit

hin zum Daseyn gekommen, nach der Zukunft aber

sich erst werdend erstrecke. Vrgl. Bekker Anecdot.

p. 891: Τὸν ἐνεστῶτα οἱ Στωϊχοὶ ἐνεστῶτα παρα-

τατικὸν ὁρίζονται, ὅτι παρατείνεται καὶ εἰς μέλλοντα"

ὃ γὰρ λέγων ποιῶ καὶ ὅτι ἐποίησέ τι ἐμφαίνει καὶ ὅτι

ποιήσει. Das Wort ἐνεστῶς hat Priscian VIII. p. 805,

ganz misverstanden: „Instans autem individuum est

eo quod vix stare potest (!), unde merito a quibus-

dam instans imperfeetum nominatur.‘“ Besser p. 813:

„Ergo praesens tempus hoc solemus dicere, quod

Contineat et coniungat quasi puncto aliquo iuncturam

praeteriti temporis et futuri, Unde Stoici iure hoc

tempus praesens etiam imperfeetum vocabant, ut dietum

est, eo quod prior eius pars, quae praeteriit, transacta

est, deest autem sequens 1. futura.‘“ Das gramma-

tische Imperfeetum nannten sie die sich hinübererstre-

ckende vergangene Zeit, d. h. eine solche, die sich

noch in die Gegenwart erstreckt. Bekker: Τὸν δὲ

παρατατιχὸν παρ᾽ ἡμῖν παρῳχημένον παρατατι-

κὸν. Beide also, Präsens und Imperfectum, galten

ihnen als unvollendet. Als vollendet galt ihnen das

grammatische Perfectum, aber merkwürdiger Weise

nicht als vollendete vergangene, sondern als vollen-

dete bevorstehende Zeit. Prisecian VII. p. 814:

„Seiendum tamen, quod Romani praeterito perfecto

non solum in re modo completa utuntur, in quo vim

habet eius, qui apud Graecos σταραχείμενος vocatur,

quem Stoici τέλειον ἐνεστῶτα nominaverunt, Scd

etiam pro ἀορίστου aceipitur.‘“ Etwas anders lautet

der Namen in Bekker Anecdot. p. 891: Ὁ δὲ παρα- κείμενος καλεῖται ἐνεστὼς συντελικός, τούτου δὲ παρῳ-

χημένος ὁ ὑπερσυντελικός, woraus wir noch zu schlies- sen berechtigt sind, dass sie das Plusquamperfectum

— 211 —

als παρῳχημένον τέλειον definirten. Ueber das Futurum haben wir keine näheren Nachrichten, doch meint R. Schmidt p. 70., es sey sicher, dass sie auch τὸν μέλλοντα παρατατικὸν (scribam) und τὸν μέλλοντα τέλειον (scripsero) unterschieden hätten. Noch immer aber fehlt der Aorist, und über seine Entdeckung herrscht in allen griechischen Schriftstellern, so viel ich weiss, das tiefste Stillschweigen. Das ἀύριστον nie bei Aristoteles hat ebensowenig, wie das ἀόρι- στον ὀνομία, mit der unbestimmten Zeit etwas zu schaffen.

Auch die platonische werdende Zeit stimmt nicht ge-

hörig überein. Es würde daher verwegen seyn, woll-

ten wir hier auch nur den Versuch machen, den er-

sten Urheber dieser Form in der Grammatik angeben

zu wollen; jedoch können wir annäherungsweise uns

wenigstens dahin entscheiden, dass die Wahrnehmung des Aoristes erst geschah, als schon alle übrigen Zeit- formen der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft

klar geordnet vorlagen, dass aber zweitens dieses in

Alexandria, dem Schauplatze der allseitigsten gram-

matischen 'Thätigkeit geschehen ist. Wir finden da-

her bei Dionysıos TurAx schon die Basis der ganzen

griechischen Zeitlehre in folgenden kurzen Worten:

Χρόνοι δὲ τρεῖς, ἐνεστώς, παρεληλυϑώς, μέλλων. (In

diesen Bezeichnungen ist eine Mischung von stoischen

und peripatetischen Ausdrücken zu bemerken; denn

eveoıog gehört offenbar der Stoa an) τούτων ὁ TTRQE-

ληλυϑώς ἔχει διαφορὰς τέσσαρας, παρατατικόν, τπταρα-

κείμενον, ὑπερσυντελιχόν, ἀόριστον, ὧν συγγένειαί εἶσι τρεῖς, ἐνεστῶτος πρὸς παρατατιχόν, παρακειμένου πρὸς

ὑπερσυντελικὸν, ἀορίστου πρὸς μέλλοντα. Auch hier ist παρατατικὸν ein Rest der stoischen Terminologie,

die übrigen vielleicht wieder der peripatetischen ent-

wachsen. Es klingt sonderbar, aber es hat allen An-

— 912 —

schein der Wahrheit, dass in der Bezeichnung der

Uebervollendung ein mathematischer Grundsatz

auf die Grammatik eingewirkt hat. Wir finden es

nämlich als Thatsache feststehend, dass die griechi-

schen Arithmetiker die Zahlen in vollendete, unvoll-

endete und übervollendete eintheilten. Marcian. Capell,

VII. $. 753: ‚‚Ex numeris quidam perfecti sunt, qui-

dam ampliores perfectis, quidam imperfecti; τελείους

et ὑπερτελείους et ὑποτελείους Graeci appeliant.‘

Ein solches Einwirken einer ganz andern Wissenschaft

wird man nicht so leicht verwerfen, wenn man be-

denkt, wie die Männer des alexandrinischen Museums

mit dem äussern Zusammenleben auch innerlich sich

durchdrangen. Merkwürdig aber ist, dass wir hier

keinen zweiten Aorist und kein zweites Futurum fin-

den, — ein Zeichen, dass zu der Zeit, wo diese παρ-

αγγέλματα geschrieben worden, die Grammatik noch

nicht bis zu ihrer Unterscheidung vorgedrungen war. —

Περὶ χρόνων hatte auch AroLLonıos geschrieben, wie er selbst de adverb. p. 537. bezeugt. Wie in so Man-

chem schliesst er sich auch hier an die Stoiker an.

Daher sagt er de construct. III, 6., dass das Perfectum

nicht so sehr die Vollendung der Vergangenheit, als

der Gegenwart bezeichne: ἘἘντεῦϑεν δὲ πειϑόμεϑα, ὅτε οὐ παρῳχημένου συντέλειαν σημαίνει ὁ Tagaxei-

HEVOS, τήν γε μὴν ἐνεστῶσαν. In diesem Sinne nennt er auch die Gegenwart, um sie von dem Perfektum

besser zu unterscheiden, III, 24: χρόνος χατὰ τὸν

ἐνεστῶτα παρατειγόμενος und etwas später Evsozwg παρατειγόμενος, worin offenbar der &vsorog παρατατι-

xos der Stoiker wiederklingt. Allein er zeigt sich in-

sofern auch wieder der neuern Zeitlehre der Gram-

matiker geneigt, als er an andern Stellen den χρόνος σταρακείμενος der eigentlichen Vergangenheit zuzählt.

—_— 213 —

H. Schmidt doctr. temp. p. 17. hat dafür angeführt de adv. p. 534: „‚Expositurus, quae adverbia singulis conveniant verbi temporibus, ἐν σταρῳχημένων, inquit, διαφοραῖς πάλιν τὰ ἐπὶ παρῳχημένου χρόνου ἐπιβδή- ματα παραλαμβανόμενα οὐχ οἷόντε διήκειν ἐπὶ ἐνεστῶτος,

ὡς ἐπὶ τοῦ πάλαι ἔστιν ἐπινοῆσαι ἢ) πρώην. οἷόντε μὲν γὰρ ἐπὶ τοῦ ὑπερσυντελικοῦ τοῦτο φάναι, πάλαι ἐγεγρά- peww, τπτάλαι ἠριστήκχειν, οὐ μὴν ἔτι ἐπὶ τοῦ παρακειμένου, ἐπεὶ τὸ ἅμα νοήματι ἠνυσμένον δι’ αὐτοῦ νοεῖται, τὸ δὲ

πάλαι ἠνυσμένης πττράξεως ἔστι τταραστατικόν. Quibus ex

verbis primum intelligimus, τὸν παραχείμενον ab Apol-

lonio numeratum fuisse in praeteritis (ἐν παρῳχημέ- vv διαφοραῖς) id quod aliis etiam locis ab eo vide-

mus factum esse, ut paullo post τὸ παρῳχημένον τοῦ

παραχειμένου καὶ τοῦ ὑπερσυντελικοῦ, de construct. Ρ. 27, 23. p. 204, 23. p. 272, 20., ubi χρόνος παρακεί.-.

μενος plane etiam pro χρόνος παρῳχημένος videtur

positum esse. Deinde idem ille παραχείμενος paullo

post tanquam praesens tempus oppositum est prae-

terito; quod enim antea dictum erat Erti ἐνεστώτος, id postea dieitur ἐπὶ τοῦ παρακειμένου : nimirum praeter-

itum tempus vocatum est idcirco, quia res eo desig-

netur perfecta, praesens autem, quia perfectio illa non

in praetceritum aliquod, sed in praesens momentum in-

cidat.‘“ So viel ich bemerkt habe, braucht Apollonios nicht den Ausdruck παρεληλυϑώς, sondern παρῳχῆ- μένος. In Hinsicht des Futurums hat es Harrys Hermes S. 128. als bemerkenswerth hervorgehoben, dass Apol-

lonios sagt, cs sey in jedem Imperativ enthalten.

Vrgl. de construct. I, 35: Προφαγῶς &x τοῦ τοιούτου

δείκνυται ὡς ἅπαντα τὰ προστακτικὰ ἐγκειμένην ἔχει τὴν τοῦ μέλλοντος διάϑεσιν, ττροστασσόμενα ἢ εἰς πα- ρατατικὴν διάϑεσιν ἢ εἰς ὑπερσυντελικύν. σχεδὸν γὰρ ἐν ἔσῳ ἐστὶ τὸ" ὁ τυραννοκτονήσας τιμάσϑω τῶ τιμι»»-

— 214 —

ϑήσεται χατὰ τὴν τοῦ χρόνου ἔγνοιαν, τῇ ἐγκλίσει διηλ- λαχός, καϑὸ τὸ μέν προσταχτιχόν, τὸ δὲ ὁριστικόν.

Priscian VIII. p. 806. schreibt dem Imperativ mehr

ein Präsens und Futurum zu, doch bemerkt er:

„Apud Graecos etiam praeteriti temporis sunt impera-

tiva, quamvis ipsa quoque ad futuri temporis sensum

pertineant, ut, ἀνεωχϑήτω πύλη, aperta sit porta; videtur enim imperare, ut in futuro tempore sit prae-

teritum.‘“ WVrgl. Apollon. de construct. III, 24. Aus

diesen Bruchstücken wird Jeder leicht schliessen kön-

nen, wie reichhaltig nicht allein die Vergleichung der

einzelnen Zeiten untereinander, ihre Verwandtschaft,

sondern auch ihre Bedeutsamkeit innerhalb der Mod!

ausgefallen war,

4. Der Numerus.

Dieselbe Stelle, die uns oben bei dem Numerus

des Nomens zum Beweise diente, dass ARISTOTELES

denselben beachtet, vergewissert uns, dass er auch

im Verbum das Einheitliche und Mehrheitliche aufge-

fasst hatte, was sehr natürlich, da ein grosser Theil

seiner sprachphilosophischen, oder, wenn man lieber

will, Jogischen und auch rhetorischen Bemerkungen

sich auf die Wechselwirkung und das Entsprechen

zwischen ὄνομα und ῥῆμα bezieht. Wir sehen daher

in Rhetor. III, 5: Πέμπτον ἐν τῷ πολλὰ καὶ ὀλίγα καὶ ἕν ὀρϑῶς ὀνομάζειν: οἱ δ᾽ ἐλϑόντες ἐτυπτὸν με. ein Zeugniss, dass er auch in den eigentlichen Zeit-

wörtern wenigstens auf Singular und Plural sein Au-

genmerk gerichtet hatte. Dass pır Stoıker den Nu- merus auch im Verbum anerkannt hatten, können wir

beinahe mit Sicherheit aus ihrer Definition des Arti-

kels schliessen, den sie als διορίζον τοὺς ἀριϑμούς

— 21 —

angegeben hatten. Daher mochte in ihrer Logik bei der Lehre vom Prädicat auch die Uebereinstimmung des Zeitwortes mit dem Hauptworte nicht ausser

Acht gelassen seyn. Ja Chrysippos glaubte bei Homer

schon einen Soloikismos dieser Art zu erkennen.

Vrgl. Schol. zu Il. I, 129: Εἴ xe nosı Ζεὺς δῷσι πόλιν εὐτείχεον ἐξαλαπάξαι Ζωΐλος δὲ ὁ Augıroki- της καὶ Χρύσιπτος ὁ Στωϊκὸς σολοικίζειν οἴονται τὸν

ποιητήν, ἀντὶ ἑνικοῦ πληϑυντικῷ χρησάμενον ῥήματι.

Für ArıstorHAnes und ZENODOTOS ist es wieder si-

cher, dass sie die Formen des Singulars, Plurals

und auch des Duals im Verbum schon gehörig unter- schieden; denn sie schrieben Il. XII, 127. nicht allein

ἀνέρε, ἀρίστω, vie ὑπερϑύμω sondern auch 138. κεέτην statt ἔχιον; Zenodotos XVII, 103. ἐόντε statt ἰόντες. Da ferner im homerischen Dialekte der Unterschied

der Zeiten in der dritten Person des Duals nicht fest- zustehen schien, so wollte er auch hier wieder sein

Princip einer unbeschränkten Analogie gelteud machen

und schrieb XI, 782. ἡϑελέτην statt ἠϑέλετον, VI, 448. χαμέτην statt κάμετον, X, 445. λαβέτην statt λά-

βετον — ein Zeichen, wie genau damals schon die

Formeulehre ergründet war. Ebenso hatte ArısTArcH an vielen Stellen des Homer z. Β. 1]. II, 397. VII,

137. 405. XL, 128. XIII, 28. 617. die Bemerkung ge-

macht, dass zu einem Neutrum im Plural nicht, wie

in der gewöhnlichen hellenischen Sprache, der Singu-

lar, sondern der Plural stehe. Die gemachten Beob-

achtungen fasst die Grammatik des Dioxysıos TurAx mit den Worten zusammen: ““ριϑμοὶ δὲ τρεῖς, ἕνι- 205, δυικὸς καὶ πληϑυντικὸός" ἑνικὸς μὲν οἷον τύπτω, δυικὸς δὲ οἷον τύπτετον, πληϑυντικὸς δὲ οἷον εὐπτομεν.

— 216 —

5. Die Personen.

Mit der genauen Erkenntniss des Numerus ging

auch die der Personen Hand in Hand, und aus den

eben vorgebrachten Beispielen ersieht man hinreichend,

dass die Grammatiker in Alexandria auf Veranlassung

ihres Homers auch diesen: Verhältnisse ihre Aufmerk-

samkeit zugewendet hatten. Jedoch hatten schon

DIE STOIKER eine entfernte Ahnung desselben durch

ihre Beachtung der παρασυμβάματα an den Tag ge- legt, worin das unpersönliche Element zu Grunde lag.

Auch in ihrem ὑποϑετικον stellte sich das Persönliche als ein charakteristisches Merkmal heraus. Vrgl.

Priscian VIII. p. 842: ‚‚Itaque quae Latini in plurali

numero imperativa primae personae accipiunt, haec

Graeci ὑποϑετικώ vocant, id est, suppositiva sive

hortativa. Dicunt enim, quod superior debet ostendi,

qui imperat, eo cui imperat: hie autem suam quoque

coniungens personam, similem se sociumque in hac

ipsa re, de qua imperat, ostendit futurum illis, quibus

imperat, ut pugnemus, legamus; quasi ad sotios vi-

detur hoc modo uti.‘ Sobald Zenxoporos im Dual

die zweite und dritte Person unterschied, musste na-

türlich alles Uebrige schon geregelt seyn. Sonderbar

jedoch ist es, dass ArıstancH die Zeitwörter als

nach Personen abgewandelte nicht anerkennen konnte.

Vrgl. Priscian. XVII. p. 1065: ‚Itaque bene dicebat

Aristarchus, coniuga esse personis pronomina, cum

similiter et coniuncte per omnes personas definiuntur

vel demonstratione vel relatione, verba vero incon-

iuga, cum in prima quidem et secunda persona fini-

untur, in tertia vero non, nisi praecipuus sit ad ali-

quem unum pertinens actus, ut fulminat et tonat de

— 27 —

Iove solo intelligimus.‘‘“ Es fehlt uns der lebendige organische Zusammenhang, worin dieser Lehre vorge-

tragen worden. Allein zwei Punkte scheinen die Läug-

nung des Persönlichen bei Aristarch bedingt zu haben,

einmal der Umstand, dass die dritte Person des Singular

im Griechishen auch zu Dinglichem in der Mehrheit ge-

fügt werden kann, dann aber, dass wir ja nicht immer

von Personen, sondern grossentheils auch von Sachen

sprechen, und dass daher die dritte Person Singulars

sowohl als Plurals eigentlich gar nichts Persönliches

in ihrem innern Wesen an sich trägt. Ganz an-

ders war es beim Pronomen, das ja bei den Alten

das blosse personale war, mithin durch alle Gliede-

rungen hiedurch diesen Charakter an sich trug. Ha-

BRON aber suchte für das Verbum mehr die Per-

sönlichkeit zu retten, und seine Polemik gegen Ari-

starch hatte vielleicht das Resultat zur Folge, das

sich uns bei Dıoxvsıos Tarax darstellt: «Πρόσωτστα

δὲ τρία, πρῶτον, δεύτερον, τρίτον" πρῶτον μὲν οἷον

τύπτω, δεύτερον οἷον τύπτεις, τρίτον οἷον τύὐπτει'

πρῶτον μὲν ἀφ᾽ οὗ 0 λόγος, δεύτερον δὲ πρὸς ὃν ὁ λόγος, τρίτον δὲ περὶ οὗ ὁ λόγος. (In Hinsicht der wörtlichen Fassung könnte man versucht seyn, die-

se Lehre aus rhetorischem Boden ableiten zu wollen,

indem es bei Aristol. Rhet. I, 3. freilich in ganz an-

derer Beziehung heisst: Σύγκειται μὲν γὰρ ἐκ τριῶν ὁ λόγος, ἔκ τε τοῦ λέγοντος zul περὶ οὗ λέγει καὶ

πρὸς ὃν.) Für die Folgezeit bot namentlich der Im- perativ einen reichhaltigen Stoff zur Bestimmung,

wie weit das Persönliche gehen konnte, Man lese

darüber ArorLonıos de construct. III, 25. sq. Aus

Apollonios sind auch wahrscheinlich wieder die mei-

sten Bemerkungen bei Priscian VII. p. 840. sq. über

die Personen der Zeitwörter, namentlich die, dass die

— 218 —

erste und zweite immer bestimmte sind, die dritte un-

bestimmt; — Vrgl. XI. p. 934: ,‚Unde non irrati-

onabiliter tertias verborum personas ApolHonius infini-

tas dicit, cum nulla in eis certa finitur persona, et

profundae multitudinis sint capaces, quomodo et plu-

ralis numerus nominum; nisi adiungas ei vel nomen

vel pronomen; cum prima et secunda persona eis non

egeat. Si enim dico scribo vel scribis, in ipsa voce

definivi etiam personam scribentis et ostendi. Sin

dicam scribit, incertum quis, donec addam vel nomen

vel pronomen‘‘“ — ferner dass man in den ὀγοματο-

ποιΐαις ἃ. h. in den eigenst geschaffenen Wörtern

dieses Verhälniss nicht vollständig suchen dürfe, end-

lich dass es zwar gewisse Wörter gebe, wie pluit,

tonat, fulminat, welche eigentlich bloss von der drit-

ten Person gebraucht würden, welche aber ‚‚per poe-

tarum rrooownonotlag“ zuweilen in der ersten und

zweiten Person vorkämen. Eigentliche unpersönliche

Zeitwörter, wie einige Neuere sie annehmen , ver-

warf er de construct. III, 32., indem er behauptete,

dass immer ein Nominativ der dritten Person zu

Grunde liege: Χρὴ οὖν νοεῖν ὅτι τὸ μέλει Σωκράτει ἐν τῷ ὑπαχουομένῳ πράγματι τὴν εὐθεῖαν ἔχει.

6. Die Conjugationen.

Als achtes παρεπόμενον des Zeitwortes betrach- tet Dionysios Thrax die ov&vyie, welche er als ἀχό- λουϑὸος Ömuerwv κλίσις definirt. Wir haben aber dar- unter nicht ein vollständiges Paradigma, sondern bloss

die Charakterform und die formelle Norm desselben

zu verstehen. So bezeichnen sie die Scholien p. 8%:

Αὕτη γάρ ἐστι κανὼν καὶ ἀναλογία τῆς κλίσεως αὐ- τῶν. Vielleicht war sie daher auch bloss aus dem

— 219 —

Streite, ob in den Flexionen des Verbums Analogie

(ἀκολουϑία) oder Anomalie zu suchen sey, hervor-

gegangen, so also, dass wir sie mit Recht als ein

Produkt der aristarchischen Schule betrachten könn-

ten. Darauf weist auch der Ausspruch bei Sext.

Emp. adv. Gram. I. δ. 238. hin: Ἐπὶ δὲ τῶν Önue-

τιχῶν πολλὰ ὁμοίως κατὰ τὸν ἐνεστῶτα χρόνον λε-- γόμενα οὐκ ἀναλόγως ἐν τοῖς ἄλλοις χρόνοις σχημα- τίζεται' ἐγίων δὲ συζυγίαι τινὲς ἐχλελοίπασιν, οἷον

αὐλεῖ, ἀρέσχει, ἠύληκεν, ἀρήρεκε καὶ χτείνεται μὲν

λέγεται, ἔχτανκε δὲ οὐ λέγεται: ἀλήλιπται μὲν εἴποι τις ἂν, ἡλειπται δὲ οὐκέτι. — AlsRegulativ erscheint bei Dionysios der Accent, nach dem sie eingetheilt

sind 1.) als βαρύτονα, deren nach den verschiedenen

Buchstaben, welche dem Endvocal vorhergehen, sechs

Arten sind. 2.) als περισπώμενα, worunter also die

zusammengezogenen Zeitwörter fallen. Ihrer sind

drei Arten, je nachdem ein &, ἃ oder o dem Endvo-

cal vorhergeht. 3.) als προπαροξύτονα oder als die

Zweitwörter in MI. (Bei den Griechen findet sich die

erstere Bezeichnung nicht.) Ihrer sind vier Arten

je nachdem εξ, α, 0 oder v im Infinitiv sich vorfindet.

Da auf diese Weise die συζυγία rein in den formel- len Theil der Grammatik gehört, so kann sich die

Sprachphilosophie nur insoweit darauf beziehen, als

sie als Eintheilungsgrund sich darstellt. Aus dem Ge-

sagten geht nun aber hervor, dass sich auf die erste

dieser drei Hauptclassen das Werk des 'TryPpHoN

περὶ δημάτων ἀναλογίας βαρυτόνων & bei Suidas be- zog, und ausdem Zusatze ἀναλογίας rechtfertigt sich die oben ausgesprochene Ansicht, dass der grosse

sprachphilosophische Streit über Regelrichtigkeit und

Regellosigkeit der Boden war, woraus die συζυγία sich entwickelte. Da wir nun noch ein anderes Werk

-- 20 —

περὶ ῥημάτων ἐγκλιτικῶν von ihm erwähnt sehen, so

wäre es möglich, dass er die drei Arten des Diony-

sios noch um eine vermehrt hätte, worin auch der

Accent, freilich nur als bewegliches Element, zur Be-

achtung kam, ein Punkt, auf den bei der Frage nach

der Echtheit des Letztern wieder Gewicht gelegt

werden muss. Zugleich aber ergibt sich auch, wel-

che Bedeutung das Werk des APoLLoNIosS περὶ

συζυγίας hatte, und obgleich er einen grossen Theil

der verschiedenen Classen des Zeitwortes in den

Werken περὶ ῥημάτων oder ῥηματικῶν abgemacht hatte, so behandelte er doch noch einen Theil der Pro-

paroxytona in der besondern Schrift περὶ τῶν εἰς MI Anyoviov ῥημάτων παραγώγων βιβλίον ἕν, aus deren

Titel wir gleich ersehen, dass er die Verba auf 771 in

ursprüngliche und abgeleitete eingetheilt hatte. (Vor

ihm hatte unter Augustus schon DEMETRIOS IxıoN

speciell τερὲ τῶν εἰς MI ληγόντων gehandelt, derselbe, der auch περὲ ἀντωνυμιῶν geschrieben. Vrgl. Suidas

und Eudokia.) Von seinem Sohne HEROoDIANOs ge-

hören die Werke περὶ ovövyıov, und die Abhandlung

περὶ ἐγχλινομένων in Bekker Anecdot. p. 1142., aber

nur zum kleinsten Theile p. 1148. hieher. Auch der

Alexandriner PHıLoxenos , der in Rom gelehrt,

schrieb nach Suidas περὶ ovSvyıwv, dann περὶ uovo- συλλάβων ῥημάτων, περὶ τῶν εἰς MI ληγόντων δη-

μάτων. Sein Werk περὶ Ἑλληνισμοῦ scheint ihu als

Analogetiker anzukündigen.

τ "RE

Die übrigen Redeltheile.

Was nach dem Nomen und Zeitwort die sechs

andern Sprachkategorieen betrifft, so können wir uns

über die Verhältnisse, die denselben zukommen, kurz

fassen, da es auf keinen Fall neue bei ihnen gibt,

sondern nur der Antheil zu betrachten ist, den sie

an den παρεπόμενα des Einen oder des Andern neh- men. Von dem Particip können wir als sicher

annehmen, dass es ebenfalls in den oft erwähnten

Streit über Analogie und Anomalie hineingezogen

worden. Vrgl. Sext. Emp. adv. Gram. I. $. 239. Da- bei mussten natürlich auch die ihm zukommenden Ver-

hältnisse zur Sprache kommen. Von demselben sagt

nun Dionysios aus: Παρέπεται δέ αὑτῇ ταὐτὰ ᾧ καὶ τῷ ῥήματι καὶ τῷ ὀνόματι δίχα προσώϊτων TE καὶ ἐγ-

κλίσεων. Personen also und Modi fehlen. [πὶ We-

sentlichen stimmt hiemit überein Apollonios de con-

struct. III, 6: Παρὸν κἀκ τῶν μετοχῶν αὐτὸ πιστώ-

σασϑαι, αἷς προσδίδωσι μὲν ἡ ἐκ τῶν ῥημάτων με.

τάληψις γένος καὶ πτῶσιν καὶ τὸν Ev τούτοις ἀριϑμόν,

ἀφαιρεῖται δ᾽ αὕτη προσώπου διάχρισιν zul τυυχικὴν

ἐγγνοιαν. — Dem Artikel gab schon die Definition der Stoiker Casus, Geschlecht und Numerus, ob- gleich sie noch demselben einen viel weitern Umfang

gelassen hatten, als die Spätern. Dionysios behält

diese drei Accidenzen bei, indem er sagt: Παρέ. πεται δὲ αὐτῷ role, γένη, ἀριϑμοί, πτώσεις. Unter diesen ist nichts bemerkenswerther, als dass o als

Vocativ des Artikels erscheint. Daraus erklärt sich,

dass Priscian XII. p. 962. zu zeigen unternimmt:

„O non esse pronomen, nec articulos,‘* wasich aber

-- 22 —

nur mit Bezug auf die römische Sprache, nicht mit

Rücksicht auf Apollonios gesagt halte. — Für das Pronomen nahm Dionysios ausser σχήματα und εἴδη

noch vier παρεπόμενα an, nämlich πρόσωπα, γένη, ἀριϑμοί, πτώσεις. Wie sehr das Persönliche im Pro- nomen die Aufmerksamkeit der griechischen Gelehr-

ten in Anspruch genommen, ist schon aus dem Obi-

gen zur Genüge klar geworden. Apollonios handelt

darüber weitläufiger de pronom. p. 282., woraus wir

folgende Bemerkung als Kern hervorheben: Ἢ de

ἐν τοῖς ῥήμασι zul ἀντωνυμίαις μετάβασις πρόσωπον’

ἐπιτηδεῖον γῶὼρ τοῦτο δεῖξιν σωματικὴν χαὶ ψυχικὴν

διάϑεσιν παραστῆσαι. ὀρϑῶς οὖν ἡ ἃιορίζουσα λέξις τὰ προκείμενα πρόσωπον ἐκλήϑη. Ὅπερ ῥητέον ἐν μὲν τῇ περὶ ἑαυτοῦ ἀποφάσει πρῶτον, εἴγε καὶ ἐν τοῖς ἑξῆς προσώποις ἀπόφασις ἐξ αὐτοῦ γίνεται. ἐν δὲ τῷ πρὸς ὃν ὁ λόγος ὑπὲρ αὐτοῦ, δεύτε- ρον ἐν δὲ τῇ μήτεπροσφωνούσῃ μήτε προσφω- γουμένῃ τρίτον. Vrgl. Priscian XNM.p. 940: „Personae pronominum sunt tres, prima, secunda, tertia. Prima

est, cum ipsa, quae loquitur, de se pronunciat. Se-

cunda, cum de ea pronunciat, ad quam directo ser-

mone loquitur. 'Tertia, cum de ea, quae nec loquitur,

nec ad se directum accipit sermonem.‘‘ Von den

drei andern Accidenzen γένη, ἀριϑμοί,, πτώσεις ist nichts Besonderes zu bemerken. Endlich fehlen den

drei flexionslosen Sprachkategoricen, der Präposition,

dem Adverbium und Bindeworte alle πταρεπόμενα in

dem Sinne, wie wir diese Verhältnisse aufgefasst haben.

-- 23 —

ΕΒ. Die Römer.

Das Hauptwort.

Die Verhältnisse innerhalb dieses Redetheils ha-

ben sich freier entwickelt, als man nach dem Bishe-

rigen denken sollte. Veranlassung dazu mochte die

eigenthümliche Art und Weise geben, wie Varro Sein

Wesen in den analogischen Büchern zu ergründen

und darzustellen versucht hatte. Hier erschienen, wie

wir oben sahen, vier Arten von Declinationen, wie

er sie nannte, ein genus nominandei, casuale,

augendei, minuendei, mit andern Worten ordo,

casus, comparatio und deminutio. Fassen wir Ge-

schlecht und Numerus dazu, so hätten wir gleich

sechs Accidenzen zwar nicht deutlich ausgesprochen,

aber doch im Grunde vorhanden. Allein die Ueber-

tragung griechischer Normen wird bald merkbar. Wir

wissen nicht, zu welcher Zeit sie eintrat, aber wir dürfen

vermuthen, dass die sr«oestoueve des Nomens gleich-

zeitig übertragen wurden, als auch die acht Redetheile

Eingang fanden, mithin spätestens zur Zeit des Rhem-

mius Palämon oder Quintilians. Den fünf Verhält-

nissen, die wir im Griechischen fanden, d. h. den

γένη, εἴδη, σχήματα, ἀριϑμοί, τττώσεις entsprechen

daher bei Asper p. 1728: „qualitas, genus, numerus,

figura, casus“, so dass offenbar die qualitas den εἴδη,

die figura den σχήματα analog ist. Fünf kennt auch

— 2324 —

nur Charisius IT. p. 126: ‚‚Nomini accidunt qualitas,

genus, figura, numerus, casus.“ Dasselbe hat der

incert. art. gram. fragm. $. 9. bei Endl. p. 78. Fünf

erkennt auch Priscian IH. p. 577. wır an, wie wir schon

bei Apollonios sahen, nur dass er statt qualitas das

Wort species setzt. Sechs hingegen erkennt an

Diomedes I. p. 306: ,„‚Nomini accidunt observationes

hae: qualitas, genus, numerus, figura, comparatio, ca-

sus.“ Dieselben Donatus edit. sec. p. 1743: ‚‚Nomini

accidunt sex: qualitas, C’mparatio, genus, numerus,

figura, casus.‘‘ Auffallend ist dieses Hinzutreten der

Comparation, jedoch aus der grössern Aufmerksam-

keit zu erklären, welche die Römer diesem Verhält-

nisse von Varro an (genus augendei) geschenkt hat-

ten. Bei Probus endlich steigert sich die Anzahl die-

ser Accidenzen sogar auf acht. Vigl. ars $. 34. „Nomini accidunt qualitas, genus, figura, comparatio,

ordo, numerus, casus, accentus.‘* Was er unter ordo

versteht, werden wir später sehen. Da wir von qua-

litas und figura schon oben bei der Betrachtung des

Donatus und Probus das Nöthige beigebracht, bleiben

noch Geschlecht, Numerus, Casus und Comparation,

die einer etwas eindringlicheren Analyse bedürfen.

1. Das Geschlecht.

Das Einfachste und Leichterkennbarste bei der

Betrachtung der Sprache war unstreitig die Beobach-

tung, dass geschlechtliche Unterschiede in den End-

formen der Wörter obwalten. Die genauere Unter-

suchung derselben schärfte sich, als der Streit über

Analogie und Anomalie aus Griechenland herüberkam.

Gerade beim Geschlechte waren so viele scheinbare Unregelmässigkeiten, dass es nicht Wunder nimmt, wenn nach Varro VII. p. 115. Einige behaupteten, hier sey die Sprache oder die ersten Sprachbildner mit reiner Willkür verfahren. Man meinte nämlich, da Alles in der Welt männlich (virile) oder weiblich (muliebre) oder sächlich (neutrum) sey, müssten sich von jedem Worte auch die drei Formen vorfinden ; da diese nun nicht vorhanden, da bei einigen Wörtern drei, bei andern zwei Geschlechter, bei andern endlich

nur eius nachweisbar sey: so herrsche in diesem

Sprachverhältnisse völlige Ungleichheit und Unregel-

mässigkeit. Gegen diese ausschliessliehen Anomali-

sten spricht er VIII. p. 140—142. in seiner Eigen-

schaft als Analogist und behauptet ganz richtig, hier

müsse man einerseits auf die Natur der Gegenstände

sehen; weise diese nicht auf mehrere Geschlechter

hin, so könne die Sprache auch nicht mehrere bilden;

darum könne man z. B. nicht ‚‚feminus, femina, fe-

minum‘ sagen. Selbst ein zweiter Fall sey denkbar;

von Natur aus könne der geschleehtliche Unterschied

vorhanden, aber das Eine davon nicht ın die tägliche

Anschauung und Erfahrung übergegangen seyn : „‚Ad

haee diecimus, omnis orationis, quamvis res natura

subsit, tamen si ea in usum non pervenerit, co non

pervenire verba: ideo equus dicitur et equa; in usu

enim horum diserimina, corvus et corva non.‘* (Statt

des Beispiels vom Raben könnten wir aus der deut-

schen Sprache die Nachtigall anführen.) Ja dieses

könne sogar zu verschiedenen Zeiten verschieden

seyn. Um das dreifache Geschlecht zu erhalten, muss

ein solches Wort auch eine dreifache Verbindung er-

leiden können z. B. „‚surdus vir, surda mulier, sur-

dum theatrum, quod omnes tres ad auditum sunt com- Π. 15

= u .-

paratae.“ Bei den Eigennamen ist das Verhältniss

ein anderes, indem hier bei natürlicher, familienmäs-

siger Uebertragung, mithin beim freien römischen

Bürger, sich eine gleichförmige Bildung wenigstens

in den Gentilnamen fortpflanzt — Terentius vir, Te-

rentia femina, Terentium genus —; hingegen bei den

Vornamen, besonders aber bei den Götter- und Scla-

vennamen ungleichförmige eintritt. Unter solchen Er-

örterungen bildete sich die Lehre vom dreifachen Ge-

schlechte aus, das er als virile, muliebre und

neutrum auch VII. p. 116. IX. p. 167. bezeichnet.

Ausserdem gab Varro noch die Regel, dass, wo man

das Geschlecht an einem Worte nicht erkennen könne,

man auf das von demselben gebildete Deminutivum

achten solle. Vrgl. Plin. dub. serm. fr. LXXXV.

Aus dem Griechischen übertragen wurde bald das

vierte Geschlecht, das rizowoy, welches wir schon

bei Dionysios 'Thrax antrafen. Quintil. 1, 4: ,„Nec

statim diligentem putabo, qui promiscua, 6586

epicoena dicuntur, ostenderit, in quibus sexus uterque

per alterum apparet.‘‘“ Die Sache hatte Varro schon

durch corvus und columba berührt. Den Namen pro-

miscuum haben ausserdem Charis. II. p. 126., Donat.

ed. sec. p. 1746., Priscian V. p. 639., Consentius

p. 2025. Einige nannten es, wie Diomedes I. p. 276.

berichtet, subcommune. Diess ἑπέκοινον aber setzt

schon die Anerkennung des xomov voraus, welches

als commune auch fortdauernd bei den letztgenann-

ten Grammatikern sich erhalten hat. Zu bemerken

aber ist, dass es nicht, wie bei Dionysios, bloss die-

jenigen Nomina umfasst, welche zwei Geschlechter

durch Eine Form ausdrücken, sondern auch, welche

drei umfassen. So fassen es Charisius und Diomedes’

Auch bei Priscian liegt diese Vorstellung in der An-

τῶν U ..::

wendung zu Grunde, obgleich seine Definition es

nicht ausspricht. Dagegen hat Probus in der ars

δ. 44. und Donatus aus den Communia von drei Ge-

schlechtern (,.mobilia per tres terminationes.‘‘ Prisc.)

noch ein sechstes gebildet, das omne, welches alle drei

Geschlechter umfasst: hic, haee und hoc felix. Neh- men wir noch dazu das dubtum (Prisc. V. p.639.),

welches diejenigen Wörter einschliesst, welche von

den Römern zu verschiedenen Zeiten bald männ-

lich, bald weiblich oder neutral gebraucht worden: so

sehen wir, in welche unnöthige Neuerungen und Spal-

tungen eine Wissenschaft bei ihrem Verfalle geräth.

Uebrigens gab es bei den Alten mehre Werke über

dieses Letzte. Von Flavius Caper sind wohl die

libri dubii generis bei Serv. ad Virg. Aen. X, 377.

identisch mit dem de dubiis generibus bei Prise. VI.

p- 686. Von Nonius ist ein gleichnamiger Abschnitt

bekannt. Die Namen masculinum und femininum

scheinen frühe aufgekommen zn seyn, indem schon

Cäsellius Vindex bei Gell. VII, 2. den erstern ge-

brauchte. Ueber das Neutrum mögen unsere latein-

schreibenden Grammatiker sich merken, dass der Ge-

nitiv genceris neutrius, den man gegenwärtig überall

findet, gegen den Sprachgebrauch der Alten anstösst,

bei denen ohne Ausnahme generis neutri steht. Vrgl. Priscian VI. p. 678. 694.

2. Der Numerus

wurde schon in sciner Wesenheit von LuciLivs in

dem IX. Buche seiner Satiren, der Orthographia, an-

erkannt, indem er den Genitiv der zweiten Declina-

tion anders schreiben wollte, als den Plural. Bei

ως 22383 —

Varro finden wir den Numerus in Folge jener

sprachphilosophischen Erörterungen an mehreren Stel-

len behandelt. Es handelte sich nämlich darum, ob

die Sprache in der einfachen und mehrfachen Benen-

nung naturgemäss oder ganz grundlos zu Werke ge-

he, ob sie Einheitliches bloss einheitlich, Mehrheitli-

ches bloss mehrheitlich bezeichne, oder Beides in

bunter Verwirrung vermische. Die Anomalisten in

Rom, geleitet von einer bloss oberflächlichen Ansicht

der Sprache, sahen (VIl.p. 115.), dass ein Theil Aus-

drücke, wie ceicer, siser keinen Plural, dass andere

wie salinae und balneae keinen Singular aufwiesen:

indem sie nun voraussetzten, Alles müsse in beiden

Formen erscheinen, erkannten sie nicht eine tiefer

liegende Norm, und beschuldigten die Sprache der grundsatzlosesten Willkür. Varro VII. p. 142—144.

weist die Analogie hier ganz treffend nach, indem

er daran erinnert, auch hier müsse die Natur vor Al-

lem befragt werden, ob sie Einheit und Mehrheit zu-

lasse, ob nicht im Dinge selbst ein Complex vieler

Dinge vereint sey; endlich falle ein Theil der Wörter,

welche bloss im Singular gebräuchlich seyen, wie

unguentum, vinum, nicht unter den Begriff der Zahl,

sondern des Maasses und Gewichtes. Auch CAEsAR

hing, wie wir im I. Theile S. 134. sahen, diesem

Grundsatze an. Bei Varro erscheinen als Bezeich-

nungen für den [ἀριϑμὸς ἑνικὸς und πληϑυντικός die Namen singularis species und multitudinis

VI. p. 115., Vlll. p. 142. ἡ. Den letzten Namen

brauchte auch Niıcıwıus bei Gell. XIll, 25. und Cä-

sar de analogia fr. Vl. Bei Gellius selbst finden wir

an mehreren Stellen den Ausdruck plurativusz. B.

I, 16. XIX, 8. XX, 6., auch bei Arnob. IV, 13.,

allein den jetzt gebräuchlichen pluralis sehon bei

— u

Quintil. I, 5. Den Dual haben die Römer einmal nur

bei duo und ambo anerkannt.

3. Die Casus.

Sehr interessant ist d.e Erscheinung, wie die

schon ausgebildeten grammttischen Formen aus Grie-

chenland nach Rom übertragen wurden. Anfangs thut

sich daselbst noch eine gewisse bedeutsame Selbst-

ständigkeit kund, allein später wurden die griechi-

schen Normen meist ziemlich mechanisch auf die

eigene Sprache gepfropft. So fand sich in den älte-

sten Grammatikern zuweilen noch eme orıginellere

Anschauungsweise auch in der Lehre ven den Ca-

sus. Aus Niıcımiıus conıment. grammat. XXIV. ha-

ben wir noch ein Fragment bei Gell. Xlll, 25., wor-

aus erhellt, dass er den Genitiv und Vocaliv der

Wörter auf IVS z. B. Valeri durch den Accent un-

terschieden wissen wollte. Den Genitiv aber nannte

er casus interrogandi, den Vocativ casus vo-

candi. Merkwürdig ist die erstere Benennung, von

der wir bei keinem Griechen eine Spur finden, und

deren sich noch einmal Sulpicius Apollinaris bei Gell.

XX, 6, 8. bedient. In einem andern Fragmente je-

ner frühern Stelle braucht Nigidius die Ausdrücke

casus dandi für den Dativ, und casus rectus

für den Nominativ, se dass wir trotz des Verlustes

seines Werkes, wenn nicht seine Theorie, doch die

Nomenclatur herzustellen im Stande sind. Neben-

buhler des Nigidius, sowohl in antiquarischen als lit-

terarischen Studien, war VARRO, obschon Einige, wie

Servius zu Virg. Aen. X, 175., dem Erstern im Gram-

matischen (in communibus litteris), dem Letztern im

— 290 —

Mythologischen (in theologia) den Vorzug gaben.

Was die Casus betrifft, so sind die Namen derselben

uns alle bei ihm erhalten. Er unterscheidet nach

Vorgang der Griechen einen casus reetus und ca-

sus obliqui VIl. p. 116. Als gerader erscheint

natürlich der Nominativ IX. p. 165: ‚‚„Casuum voca-

bula alius alio modo appellavit; nos dicemus, qui no-

minandei causa dicitur, nominandei vel nomina-

tivum.‘“ Vrgl. VII. p. 119. VII. p. 146. u. 5. w.

Den Genitiv benannte er anders als Nigidius, auch

noch nicht genitivus, sondern wieder nach den

Grieehen patricus casus. Diese Bezeichnung ist

bei Varro einheimisch z. B. VII. p. 120: ‚Item quod

in patrico easu hoc genus dispariliter dicatur civita-

tum, parentum — civitatium, parentium,‘* VIll. p. 140. 146. 149. Dass an diesen Stellen alien patricus zu

lesen, bestätigt ausser den Handschriften die Ana-

logie des Griechischen, πατρική, doch hat Diomed. I. p. 277. eine andere Form: „Genitivus, quem qui-

dam patrium vocant,“ und Gell. IX, 14. Der dritte heisst bei ihm der easus dandei, VII, p. 107:

»‚Sunt declinati casus, ut is, qui de altero diceret,

distinguere posset, cum vocaret, cum daret, cum

accusaret.‘‘ IX. p. 165: ‚‚Casu simile, ut si alterum

sit dandei, item alterum sit dandei, quocum confe-

ras.‘‘ IX. p. 176. Hier stimmte er also mit Nigidius,

In dem vordern der eben angeführten Sätze ist auch

schon eine Hinweisung auf den Accusativ gegeben,

der p. 120. casus accusandei heisst, so dass man

sicht, dass Varro ihn als Casus der Anklage, nicht

der Ursache genommen hat. Der Vocaliv endlich ist

ΧΙ. p. 107, 121. Vlll. p. 136. 151. als casus vo-

candei bezeichnet. Vrgl. Charis. I. p. 59. u. 60.

Hiermit waren die von den Griechen überlieferten

— 231 —

Formen abgeschlossen ; allein die ältesten lateinischen

Grammatiker, —- Gegner der Analogie, wie es scheint

— sahen, dass sie mit jenen fünf Formen nicht aus-

reichten. Sie unterschieden schon Wörter, die nur

Einen Casus haben, dann die zwei und mehr, ja führ-

ten solche an, die sechs hätten. Vrgl. Varro VI.

p- 119: „‚Dieunt — alios sex, ut unus, unius, uni,

unum, une, uno. Non esse ergo in casibus analo-

gias‘““ Vor Varro also, oder wenigstens gleichzeitig

mit ihm, war der Ablativ schon aufgekommen, er

selbst nannte ihn ganz äusserlich den sechsten oder

lateinischen, IX, 176: ‚Sin ab singulari quis potius

proficisci volet, id illum facere oportebit ab sextu casu, qui est proprius latinus.‘‘ Diomed. I. p. 277: „Ablatvum Graeeci non habent, hunce tamen Varro in- terdum sextum, interdum Latinum appellat, quia

Latinae linguae proprius est, cuius vis apud Graecos

per genitivum explicatur.‘“ Consent. p. 2033: „Ab-

lativum casum Graeei non habent, denique hunec Varro

interdum sextum, interdum Latinum appellat, quem

reclissime nostri Sermonis usus invenit, qui plurimum

a dativo differt.“ Den Namen ablativus hatte, wenn

ich nicht ganz irre, Cäsar in seinem Werke de ana-

logia gebraucht, wenn nicht gar erfunden. Vrgl.

fr. XVIH. mit XVI. und XVIL, wovon das erste mit

seinen eigenen Worten wiedergegeben zu seyn scheint.

So viel ist gewiss, dass er bei QuitiLıav schon

als ein ganz gebräuchlicher erscheint. So I, 5: ‚„Ac

si reperias grammaticum veterum amatorem, neget

quicquam ex Latina ratione mutandum : quia cum sit

apud nos casus ablativus, quem illi non habent, pa-

rum Conveniat, uno casu nostro, quinque Graecis uti.‘“

VIl, 9. bemerkt er noch in rhetorischer Hinsicht, dass

diesem Casus in der syntaktischen Verbindung von

— 232 —

Natur eine gewisse Zweideutigkeit inwohne. Uebri-

gens finden sich bei ihm schon die Bezeichnungen

casus rectus oder nominativus, genitivus, dativus, ac-

eusativus, so dass man sieht, dass gegen Ende des

ersten Jahrhunderts n. Chr. schon die Namen, wel-

che auf IVVS enden, gang und gäbe geworden wa-

ren. Allein mit dieser Fülle von Namen waren die

Römer noch nicht zufrieden. Wir ersehen aus Pris-

eian. V. p. 670., dass sie alle Bezeichnungen, welche

die griechische Grammatik je hervorgetrieben, wenn

nicht gebraucht , doch lateinisch wiederzugeben ver-

sueht hatten: „„Genitivus autem, qui et possessi-

vus et paternus appellatur,‘* welche der xryrı2 und πατρική bei Dionysios Thrax entsprechen: „Post

hune est dativus, quem et commendativum qui- dam nuncupaverunt‘, offenbar die griechische ἐπισταλ.- zıxn, p. 671; ,„‚Vocativus salutatorius etiam vo- catur“, vielleicht der προσαγορευτιχή nachgebildet. „Ablativus etiam comparativus, ut aufero ab

Hectore et fortior Hectore.‘* Gewisse Construktionen

des Ablativs verursachten sogar, dass man eine und

dieselbe Form für einen siebenten Casus ansah, na-

mentlich, wenn keine Pröposition ihn zu regieren schien.

Priscian V. p. 673: „‚‚Ilud quoque non est praeter-

mittendum, quod quibusdam septimus casus esse

videtur ablativus, quando sine praepositione profertur,

quod satis irrationabile videtur.‘* Aehnliches berichtet

Donatus ed. sec. p. 1749., der merkwürdig genug den

Nominativ und Vocativ als Casus recti fasst. Vrgl.

Quintil. I, 4: ‚„‚Quaeret etiam, sitne apud Graecos vis

quaedam sexti casus, ct apud nos quoque septimi.*)

*) Wenn daher Osann Beiträge zur griech, und röm. L.-G.

— 23 —

Nam cum dico, hasta percussi, non utor ablativi na-

tura: nec, Si idem graece dicam, dativi.‘“ Man sicht, es schwebte hierbei ein Instrumentalis vor. Endlich

berichtet Sergius zum Donat. p. 1844. sogar von ei-

nem achten: ‚‚Nonnulli adiungunt octavum casum,

qui fit, cum quid per accusativum cum praepositione

possumus dicere, dicimus per dativum sine praeposi-

tione, ut, clamor it in coelum, et, clamor it coelo.“

Natürlich finden sich auf Veranlassung der Casus-

Ichre bei diesen Spätern die Ciassen der Aptota, Mo-

noptota u. 5. w., deren wir schon bei den Griechen

flüchtig gedacht haben.

4. Comparation.

Wir haben geschen, dass bei den Griechen Com-

I. B. S. 304. sagt: „Bei den Grammatiliern der spätern Zeit

findet sich hier und da die Annahme des sogenannten Ca-

sus septimus. Desselben gedenkt unter den Grammatikern,

deren Zeitalter wir kennen, meines Wissens zuerst Dona-

tus II, 8 — — Weit ausführlicher handelt aber Sacerdos

S. 25 darüber, und zwar auf eine Weise, die voraussetzt,

dass rücksichtlich der Theorie dieses Casus in der Lehre

der Techniker selbst schon Spaltungen eingetreten waren.

Er beschränkt nicht ohne Polemik den Gebrauch desselben

auf zwei miteinander verbundene Ablative, wie in dem von

Donatus angegebenen Beispiele (oratore magistro utor),

während andere Grammatiker diesen Casus auch schon in

Einem Ablativ anerkannten, wie Asper S. 1729. Consen-

tius 5. 2074. Servius ad Aen. I, 441 und III, 83. Vgl].

Pompeii Comment. S. 139 und 170. Dagegen finden wir

bei Probus, meines Erinnerns, keine Spur von diesem Ca-

sus — “ S. 305: „Ja wenn wir der Zeit des Probus, wie

cs scheint, die Annahme eines Casus scptimus absprechen

müssen“ — so ist ihm die Stelle des Quintilians ent-

gangen.

— 231 —

parativ und Superlativ kein eigentliches Verhältniss,

das dem ganzen Nomen zugeschrieben wird, aus-

macht, sondern dass unter den εἴδη) auch ein orou«

gvyzgirixov und ὑπερϑετικὸν vorkommt. Anders ver- hält sich die Sache bei den Römern. Zwar erscheint

auch bei vielen ihrer spätern Grammatiker, die sich

ganz nach den Grundsätzen der aristarchischen Schule

richten, das nomen comparativum und superlativum in

Einer Reihe mit dem adiectivum, mit dem ad aliquid

u. 5. w., allein schon von den ersten Zeiten ihrer

Grammatik an wird diesem Punkte eine eigene Erör-

terung und eindringendere Beachtung zu Theil. Rö-

mische Anomalisten, mithin Krateteer, suchten die Ano-

malie der Sprache dadurch zu rechtfertigen, dass sie

behaupteten, im.Falle der Analogie müsse das genus

augendei (Varro VI. p. 116.) von jedem Nomen

gebildet werden können. Aus ihrem Geiste, nach

krateteischen Principien sind daher die Bemerkungen

bei Varro VII. p. 122: ,„Deinceps dicam de altero

genere vocabulorum, in quo contentiones fiunt, ut

album, albius, albissimum, in quo item analogias non

servari apparet.“ Diese Ungleichheit wird weiter an

manchen Beispielen gezeigt, indem einigen Wörtern

der Positiv (primum), andern der Comparativ (medium),

andern der Superlativ (tertium), andern zwei Ver-

hältnisse fehlen; und der Verfasser schliesst p. 123.

mit dem Resultate: ,,‚Quod ad vocabulorum huius

generis cxempla pertinet, multa sunt reliqua; sed ea

quae dicta, ad indicandum satis sunt, quod analogias

in conlatione verborum sequi non debemus.‘“ Mer- ken wir uns ausser den technischen Ausdrücken ge-

nus augendei, contentiones, conlatio den

bedeutsamen Umstand, dass nur Eine Classe von Wör-

tern berücksichtigt wird, welche Steigerungen, Ver-

gleichungen zulasse, dann dass der Positiv als pri-

mum erscheint. Aus der ältern griechischen Gram-

matik kenne ich keine einzige Anführung des Posi-

tivs. Das erste Mal, wo ich bei griechischen Gram-

matikern eine Andeutung davon finde, ist in der De-

finition, die Priscian, doch jedenfalls nach Apollonios,

vom ὕνομα συγκριτικὸν gibt IH. p. 597: ‚‚Compara- tivum est, quod cum positivi intellectu vel cum

aliquo participe sensus positivi magis adverbium sig-

nificat.‘“ Bei Apollonios selbst finde ich nur τὸ πρω-

torvscov. Echt römisch also scheint die Beachtung

eines Positivs zu seyn. Am Ende des ersten Jahr-

hunderts n. Chr. finden wir statt augendei, contentio

oder conlatio bei Quimtilian I, 5. schon die bei-

den Ausdrücke comparationes und superlati-

ones, wovon sich der Letztere auch bei Charis.

I. p. 88. 89. und 90. vorfindet. Merkwürdiger ist aber

bei Quintilian noch eine andere Stelle IX, 3., indem

wir daselbt schon die später gangbaren technischen

Bezeichnungen antreffen: „Utimur vulgo et com-

parativis pro absolutis, ut cum te quis infirmi-

orem esse dixerit.‘“ Diesen ältern Namen absolu-

tus (ἀπολελυμένον) finden wir auch incert. art,

gram. fragm. ὃ. 34. (Endl. p. 81.): „Gradus con-

lationis sunt tres: absolutus, ut doctus, compa-

rativus, ut doetior, superlativus, ut doctissimus. $.35.

Nomina conlationi inposita parum proprie, nam et doc-

tus conlationis gradus non est, cum solutus sit et

nulli comparetur‘‘ u. s. w. Vrgl. denselben $. 175: „Hic quoque de gradibus dicamus conparationum.

Sunt ordines duo, secundus et tertius, dividuntur au- tem singuli in tres gradus. Et est primus absolutus,

quem primitivum dixerunt, secundus conparativus,

tertius superlativus.‘‘ Eine tiefere Bemerkung, die

-- 296 —

wir bei Charisius und Andern finden, ist die, dass

eine Vergleichung (conlatio) nur bei jenen Nomina

statt finde, die eine Beschaffenheit oder Grösse be-

zeichnen, obgleich sie auch bei diesen nicht selten

fehle. Zugleich tritt in diesen Spätern d. h. bei Cha- risius II. p. 130., Donatus ed. sec. p. 1745., Diome-

des I. p. 510., Priscian III. p. 597. und bei Probus

ars $. 65. der Name positivus auf. Beim Letzten heisst es: ,‚,Comparatio nominum, scilicet appellati-

vorum, est qua per gradus conlationis nomina aug-

men!a aut deminutiones accipiunt,. Hi sunt tres et

appellantur positivus sive absolutus, Comparativus,

superlativus.“ Derselbe Probus schreibt aber dem

Nomen noch ein Verhältniss zu, das nicht übergan-

gen werden kann:

5. Ordo.

So viel ich weiss, ist die einzige Stelle bei den

Alten, wo ordo als eine Reihe von Entwickelungen,

die das Nomen zu durchlaufen hat, erscheint, in

der mehrgenannten ars $. 164: „Ordines nominum

sunt III: positio, derivatio, deminutio. 165. Positio

nominum est ipsa origo, ut puta mons, fons et cetera

talia, derivatio nominum est, quae ex ipsa posi-

tione nominum coneipitur — — ut puta a monte mon

tius et montanus — — 166. Deminutio nominum

est, quando ex ipsa positione nominum unaquaeque

res breviater, ut puta a monte monticulus“ u. s. w.

Auch hier haben wir wieder die merkwürdige That-

sache, dass in varronischen, vielleicht krateteischen,

Untersuchungen der Urgrund dieses Verhältnisses

vorliegt, indem das Genus nominandei und minuendei

der derivatio und deminutio entsprechen. Jedoch ist

El κο

es möglich, dass diese Dreiheit dem ähnlichen Ver-

hältnisse der conlatio nachgebildet worden so, dass

dort eine Steigerung, hier eine Schwächung des ur-

sprünglichen Begriffs vorwaltete.

Das Zeitwort.

Wir haben gesehen, wie es der Verhältnisse in-

nerhalb des Zeitwortes in der ausgebildeten griechischen

Grammatik acht gab. Varro, wie er die acht Redetheile

zu vier vereinfacht hatte, hat auch hier bloss vier

angenommen, wie aus VIII. p. 152. erhellt: »Quod ad

verborum rationem attinet, cum partes sint quatiuor

temporum, personarum, generum, divisio-

num: ex omni parte quoniam reprehendunt, ad singula

respondebo«. Bei Quintilian zeigt sich schon eine

Vermehrung; denn I, 4, 27. erwähnt er »genera et

qualitates et personas et numeros;« hingegen

1» 5, 41: »Plurima huie (verbo) accidunt, ideoque in eo

fiunt soloecismi per genera, tempora, personas,

modos, sive cui status eos diei seu qualitates placet,

vel sex vel, ut alii volunt, octo: (nam totidem vi-

tiorum erunt formaec, in quot Species eorum gquidque,

de quibus supra dictum est, diviseris) praeterea nu-

meros.“ Sieben nur kennt Donatus p. 1754: „Ver-

bo accidunt septem: qualitas, coniugatio, genus, nu-

merus, figura, tempus, persona.‘‘ Diess kam daher.

ER ...-.

weil er die Modi in die qualitas einschloss. Unmög-

lich ist hier der Einfluss der griechischen Grammati-

ker zu verkennen, welcher so sehr zunahm, dass spä-

ter bei Priscian und Andern eine vollständige Ueber-

tragung ihrer Normen statt fand. Jedoch ist ‚nicht

zu übersehen, dass ein nicht unbedeutender Theil der

Lehre vom Zeitworte bei den Römern eigenthümlich

ausgefallen ist, wie sich schon daran zeigt, dass wir

sogar neun Accidenzen beim Zeitworte angenommen

finden. Vrgl. Claud. Sacerd. I. δ. 12: ,„Verbo ac-

cidunt VIII: forma, qualitas, genus (quod diecitur ad-

fectus vel species vel significatio), figura, numerus,

modus, tempus, persona, coniugatio.‘‘ Probus ars

p. 742. erhält, trotz einiger Verschmelzung, durch

den Accent dieselbe Zahl: ‚„Verbo accidunt tempus,

modus, numerus, persona, genus sive qualitas, coniu-

gatio, figura, species, accentus.“

1. Die Genera.

Für den griechischen Begriff der διάϑεσις haben

die Römer mannichfache Bezeichnungen: 1) genera.

So Varro, so auch incert. fragm. de verbo (Endl.

p. 173.) δ. 42: „Quae αταθοὶ διαϑέσεις appellant, La-

tini genera nominaverunt; διάϑεσις autem hoc signi-

ficat apud Graccos, quod apud Latinos adfectus. Nam

et qui agit et qui patitur, mente adficitur.“ Daher

2) adfectus. Claud. Sacerd. a. a. O. und daselbst

Endlichers Anführungen. 3) Significationes.

Donat. ed. sec. p. 1756: ‚‚Genera verborum, quae ab

aliis significationes dicuntur.‘“ Prisc. VIll. p. 786:

„Significatio vel genus, quod Graeci διάϑεσιν vo- cant.‘‘ Ebenso Diomed. I. p. 323. 326. VARRO er-

— 239 —

kannte, so viel ich zu sehen vermag, nur zwei Ge-

nera Activum und Passivum an. Einige Ano-

malisten nahmen auch aus dem Grunde keine Analo-

gie in der Sprache an, weil sie glaubten, dass die pas-

sive sowohl als aktive Form willkürlich gebraucht

werde, ΜΠ]. p. 154: ‚‚Item reprehendunt quidam, quod

putant idem esse sacrifico et sacrificor, et lavat et

lavatur.‘“ Varro sucht p. 155. das tiefer liegende gei-

stige Prineip auch hierin zu rechtfertigen: ,Omnino

et lavant et lavantur dicuntur separatiın recte in rebus

certeis: quod puerum nutrix lavat, puer a nutrice la-

vatur, nos in balineis et lavamus et lavamur. Sed

consuetudo alterutrum cum satis haberet, in Loto cor-

pore potius utimur lJavamur, in partibus lavamus.‘“

Sıe heissen IX. p. 168: „Faciendei et patiendei,

ut uro, ungo, tror, ungor.‘“ Ebenso noch bei Quintil.

IX, 3., bei Gell. XVII, 7: „patiendi declinatio.“ Auf

einem andern Punkte scheint schon PLinıus SECUN-

pus”*) gestanden zu haben, wenn es bei Gainfredus

von ıhm heisst: ‚‚Significatio verborum, Plinio

Secundo testante, proprie in actione vel passione est.‘

Wie er beide definirte, erhellt aus dub. serm. fr.

LXXXVI: „Activum est, quod alio patiente nos faci-

mus, passivum est, quod alio faciente nos patimur.«

Die Genauigkeit dieser Begriffsbestimmung sowohl

als das Wörtchen proprie weist darauf hin, dass er

auch andere Genera beachtet hatte, und die darauf

folgenden Fragmente beziehen sieh namentlich auf

Deponentia. Genug auch hier war manches Schwan-

* Plinius wandte diese Ausdrücke nach fr. XXXIH. auch auf

die Hauptwörter an, und nannte die ursprünglichen (prin-

cipalia, ut aqua) faciendi, die abgeleiteten (possessiva,

ut aquale) dagegen patiendi,

— 210 —

ken (dubius sermo) eingetreten, welches er zu ent-

scheiden unternahm. Ausser den beiden oben ge-

nannten nahmen manche römische Grammatiker noch

ein drittes, das habitivum an. Vrgl. Charis. II.

p. 140: „‚Aliis placuit omnium omnino verborum ge-

nera esse tria, activum, passivum, habitivum et ita

distinguunt. Activum est, quod facere quid signifi- cat, ut lego, aut corporis motum significans, ut uro,

aut animi, nt provideo. Passivum est activo cContra-

rium, quod pati quid significat, ut uror. Haec quoque,

ut superius dietum est, habent animt motum signifi-

cantia — — Habitiva, quae per se quid fieri aut esse

significant, ut nascitur, crescit, oritur. Haec quasi

indifferentia, passivis repugnant, et passiva et activa

tantummodo sunt.‘“ Mit andern Worten, es gibt aus-- ser Handeln und Leiden noch ein bald in der einen,

bald in der andern Form vorkommendes, das Intran-

sitivum, wie wir es nennen. Jedoch stimmt das ha-

bitivum nicht ganz mit dem Letztern überein, indem

Diomedes p. 141. hinzufügt: ‚,‚Sunt verba quaedam

sine dubio activa, ut scio, volo, quibus quum acces-

serint adverbia, sunt habitiva, ut nolo, nescio.“ Als

Eigenthümlichkeit setzt er oben fest, dass sie, wenn

sie aktive Form an sich tragen, kein Passivum, wenn

passive, kein Aktivum bilden. Entstanden scheinen

die habitiva zu seyn aus der aristotelischen Kate-

gorie des ἔχειν. Verwandt mit dem habitivum, ja in gewisser Weise identisch damit ist 4) das neutrum

oder die neutra significatio. Vrgl. Charis. U. p. 139:

„Neutrum verbum intelligitur, quod habitum signi-

ficat, O littera terminatum, et non accipit R litteram,

ut faciat patiens, ut sedeo, ambulo, non enim faeit

sedeor, ambulor.‘‘ Das Eigenthümliche des verbum

neutrum ist also, dass es ‚„‚specie activa° ıst, wie Dio-

— 44] —

med. 1. p. 327. sagt. Priscian VII. p. 788. nennt sie auch neutralia. Den strengsten Gegensatz bildet 5) das communce, welches bloss passive Endung hat, aber sowohl für ein Handeln als Leiden gebraucht

wird. Es entspricht gewissermaassen dem γένος χοι-

νὸν beim Hauptworte. Priscian VIll. p. 790: ,‚Sunt alia verba, quae quamvis non ab activis proficiscentia,

tamen passivam semper habent formam, et ex his

quaedaın eadem voce utrumque significant, id est,

et actionem et passionem, ut osculor te et osculor a

te, criminor te et criminor a te. Haec communia vo-

camus.‘‘ Vrgl. Diomed. I. p. 327., Charis I. p. 139.

‘Verschieden von diesem ist 6) das simplex oder

deponens. Charisius : „Simplex aut deponens ver-

bum intelligitur, quod R littera terminatur et eandem

habet potestatem agentis, ut luctor, irascor.‘‘ Indem es bei passiver Form nur aktive Bedeutung hatte,

wurde gewiss der Name des einfachen Zeitwortes

oder des einfachen Geschlechts im Gegensatz zu dem commune gewählt, der Name des (seine Urbedeutung)

ablegenden, indem er das Wesen der passiven Form

nieht beibehielt. Andere fügten 7) die neutropas-

siva hinzu. Vrgl. Phocas ars p. 1712: ‚,Sunt prae-

terea neutropassiva, quae in praeterito perfecto et

plusquamperfecto passivam declinationem habent, in

aliis neutram, Et sunt haec sola, secundae quidem

coniugationis, ut audeo, gaudeo, soleo, tertiae autem fido, fio, et si qua ex his componuntur ; praeter haec

nulla sunt huiusmodi declinationis verba.‘“ Vrel.

Priscian. VIl!. p. 818. XI. p. 926., Alcuin. p. 2108,

(Andere nannten diese supina, Vrgl. Serg. in Donat,

p. 1849.) Dagegen hiessen passivoneutra diejeni-

gen, welche im Präsens, Imperfektum und Futurum

passive, im Präteritum aber aktive Form hatten z.B.

I. 16

-- 942 —

comperior, mereor, divertor. Vergl. Alcuin. p. 2108.,

Phocas p. 1712. Endlich haben einige Grammatiker,

wie Charis. IL. p. 138., Diomed. I. p. 328. noch 8)

ein impersonale. Letzterer sagt: „‚Impersonalis

verborum significatio, tam sub activa Specie, quam

passiva exstat, dieta impersonalis , quod sine perso-

na pronominis intelligi non potest.‘‘ Priscian zählt es

V]ll. p. 822. nach den Modi auf, unter denseiben Do-

nat. ed. sec. p. 1754. Andere Arten wie defectiva und

monosyllaba übergehen wir als gar zu äusserlich.

2. Die Modi.

Wir haben oben gesehen, dass Einige zu Quin-

tilians Zeit die ἐγκλίσεις bald modi, bald qualita-

tes, bald status genannt hatten. Wir finden, dass

sie bei Einigen, wie Diomed. I. p.328., auch incli-

nationes genannt werden, offenbar ev-zAlosıg. Bei

Varro waren diese Modi noch nicht strenge von den

Zeiten und Personen, ja sogar von der rhetorischen

Auffassung geschieden, gerade wie in seinen Classen

der Hauptwörter sich das genus casuale vorfand. Un-

willkürlich wird man daher an das εὐχτικόν, προστα- χτιχόν, ἐρωτηματικὸν, ἀποφαντικὸν und κλγτικὸν der

Peripatetiker erinnert, wenn man folgende sechs Spe-

cies durchliest IX. p. 167: ‚‚Secundum genus, quae

verba tempora habent, neque casus, sed habent per-

sonas, eorum declinatuum Species sunt sex. Una quae

dieitur temporalis, ut legebam, gemebam; lego,

gemo. Altera personarum, ut sero, meto; seris,

metis. Tertia rogandei, ut scribone, legone, scri-

bisne, legisne® @Quarta respondendei, ut fingo,

—. Be

pingo; fingis, pingis. Quinta optandei, ut.dicerem, facerem; dicam, faciam. Sexta imperandei, ut

cape, rape; capito, rapito.‘“ Dieselben erkennt er auch

beim Passivum an, nur dass hier beim Imperativ nicht

allein die Form des Conjunktivs, sondern auch die

des Infinitivs erscheint: ‚‚Imperandei declinatus sint-

ne, habet dubitationem, et earum sitne haec ratio, pa-

retur, pugnetur; parari, pugnari.“ Aeusserst merk-

würdig ist diese Eintheilung, in der noch gar nicht

die Form, sondern rein der geistige Gehalt des Wor-

tes berücksichtigt worden. Sprechen wir das darm

enthaltene Resultat mit der heutigen grammatischen Terminologie aus, so erkannte Varro durch die vier

ersten Species den Indicativ an, durch die fünfte

den Optativ, durch die sechste den Imperativ. Es fehlte vor Allem der Infinitiv, dann der Conjunktiv.

Den Uebergang zu den griechischen Formenallen ver-

mögen wir nicht nachzuweisen. Sie wurden wahr-

scheinlich von Didymos περὶ τῆς παρὰ Ῥωμαίων ava- λογίας schon aufgebracht, und von den Römern gläu- big angenommen. Bei allen römischen Grammatikern

standen daher fünf Modi fest. Vrgl. Diomed. I.

p. 328: „Modos quoque subiungam, quos quinque esse

omnes fere grammatici consentiunt.“ Diess war 1)

der finitivus. Diomedes: „Finitivus modus est,

cum quasi definita et simpliei utimur expositione, ipsa

dictione per se commendante sensum sine alterius di-

verso complexu, ut accuso, accusabam.“ Offenbar ist

der Name der griechischen ogıorıxr nachgebildet, er hatte aber wie dieser noch mehre Synonyma z. B.

indicativus und pronuntiativus. ‚‚Idem a qui-

busdam indicativus appellatur, quo indicamus, ab aliis

pronuntiativus, quo pronuntiamus. Vrgl. Claud. Sa-

cerd. art. gram. I. $. 29. Der Erstere entspricht der

— 214 —

grieehischen ἀποφαντική. 2) Der imperativus. Dio-

med. I. p. 329: ‚,Deinceps imperativus modus est,

quo enuntiamus externo officio imperantes.‘‘ Dabei

findet sich die Bemerkung, dass die erste Person fehle,

weil Niemand sich selbst befehlen könne, dass die

dritte Person von Einigen auch nicht anerkannt wor-

den, weil man keinem Abwesenden Befehle zu erthei-

len vermöge; diese Form aber lasse den Befehl der

ersten Person durch die zweite berichten, dass die

dritte Etwas thue. Zugleichen lernen wir p. 330.,

dass Einige das Futurum des Imperativs eher als

mandativus, denn als imperativus bezeichnet wis-

sen wollten. 3) Der optativus. Dieser findet sich

bei allen lateinischen Grammatikern. Diomedes ἢ.

p- 330: ‚‚Sequitur optativus modus, quem tum demum

usurpamus, cum precibus exposcimus a diis, unde ab

optando optativus dietus est.“ Auch hier wurde die

Frage erörtert, von welchen Zeiten man eigentlich

Etwas wünschen könne. Einige schlossen die Ge-

senwart, Andere die Zukunft aus. 4) Der subiuncti-

vus. Diomed. I. p. 331: ‚‚Subiunetivus sive ad-

iunetivus ideo dietus, quod non per se exprimat

sensum, nisi insuper alius addatur sermo, quo superior

patefiat.‘*“ Vrgl. Claud. Sacerd. art. gram. I. δ. 32. „Quartus modus est subiuncetivus, quem quidam ad-

iunctivum vel coniunctivum vocant, qui modus

tempora tria recipit.‘“ Probus nennt ihn häufig iun-

etivus. Doch hatte er noch emen der griechischen

διστακτικὴ entsprechenden Namen, wie Priscian VII.

p- 820. berichtet: ‚„‚Subiunctivus vero, quem quidam

dubitativum appellaverunt.‘‘ 5) Der Infinitivus.

Diomed. 1. p. 331: ‚‚Infinitivus. , qui et perpetuus

(Vrgl. Claud. Sacerd. art. gram. I. δ. 33.), numeris

et personis ideo dietus infinitivus, quod parum defi-

— 25 —

nitas habet personas et numeros. Idem enim sermo

de tribus personis et duobus numeris usurpatur, utcum

dicimus, facere ego, tu, ille, volo et volumus. Unde

impersonativum hunc quoque nonnulli et insi-

gnificativum dixerunt, quoniam parum tali sermone

definita est persona. Perpetuus etiam non immerito

appellatur, siquidem perpetuum est, quod finem non habet,

utlegere, scribere, temporibus, numeris, personis aceidit.‘

Ein interessantes Missverständniss liegt dem Namen

perpetuus zu Grunde. Mau nahm nämlich das Wort

infinitivus, welches den unbestimmten Modus bezeich-

nen und eigentlich indefinitivus hätte heissen sollen,

in der Bedeutung von un-endlich, und setzte dafür

das Synonymum fortwährend. Consentius p. 2062.

suchte grössere Weisheit hinter dieser Bezeichnung

perpetuus, und erklärte sie ‚‚eo quod speciem suam

non mutet.‘“ Aber diesen fünf ἐγκλίσεις fügten an-

dere Grammatiker 6) den promissivus bei. Dio- med. I. p. 3285: ‚Nam qui sex voluerunt, vario iu-

dicio, alii promissivum, quidam impersonalem coniun-

gunt.‘‘“ Donat. ed. sec, p. 1754: ,‚,Promissivus, ut

legam; sed nos hunce modum non accipimus.‘“ Cle-

don. p. 1869: ,‚‚Promissivus modus non est, sed est

indicativi modi tempus futurum.“ Claud. Sacerd.

art. gram. I. $. 29: ,Quod tempus futurum modi scilicet pronuntiativi, modum dicunt promissivum; sed

errant, nam tempus est futurum Specie promissiva,

sicut tempus praeteritum iuperfectum specie inchoa-

tiva, et tempus practeritum plusquamperfectum specie

recordativa.‘“ Ebenso streitet gegen seine Annahme

Consentius p. 2060. sg. Probus setzt an mehreren

Stellen ‚‚tempore futuro sive promissivo modo‘‘ z. B.

ars $. 769. 779. als gleichbedeutend. Ich kenne nur

zwei der uns erhaltenen Grammatiker, die ihn ange-

— 346 —

nommen hätten, nämlich Charisius II. p. 142., der,

indem er noch 7) den impersonalis hinzugefügt

hat, sieben Modi kennt, und Maximinus Victorinus

p. 1948., der sogar neun aufgeführt hat. Allein der

Impersonalis hat ebenso wenig, als der Promissivus,

in der lateinischen Grammatik recht Wurzel schlagen

wollen. Vrgl. Donat. ed. sec. p. 1754: ‚‚Impersona-

lis, ut legitur. Sed hunce modum quidam pro genere

ac significatione verbi accipiunt.‘“ Dasselbe gilt

8) vom percontativus. Diomed. I. p. 328: „Qui

amplius, percontativum assumunt.“ Max. Wictorin.

p- 1948: ‚‚Addunt quidam percunctativum modum —

— Percunctativus: legisne®’* Wenn mich nicht Alles

täuscht, so ist dieser Modus aus der species rogandei

des Varro, oder wenigstens aus einer Nachahmung

des stoischen συσματικὸν entstanden. Als 9) wurde der Conjunktiv in einer andern Bedeutung genommen.

Diomed. I. p. 328: ,,‚Qui novem, coniunctivum ἃ

subiunctivo separant.“ Davon wüsste ich in den er-

haltenen Grammatikern kein Beispiel anzugeben, wohl

aber erscheint er als concessivus bei Max. Vic-

torin. p. 1948*): „‚Coniunctivus, cum legam: con-

*) Vrgl. Osann Beiträge II. Bd. S, 365: ,,Unter den zehn

Modis, welche S. 280 (1948) angenommen werden, befin-

det sich auch der sog. concessivus, welchen als solchen

Diomedes S. 323 noch nicht anerkennt, obwohl er S. 390

von einer species concessiva spricht, Servius aber ad

Aen. X, 33 sagt: „‚Concessivus est iste modus, secundum

Probum: namque in Artibus non invenitur.‘“ Ist diese Be-

merkung in ihrer ganzen Strenge gegründet, so würde

dieser Victorinus hinter Servius zu setzen seyn. Uebrigens

kann Diomedes die Veranlassung zur Annahme eines Mo-

dus unter diesem Namen gegeben haben.‘ Allein, wenn,

wie ich beweisen zu können glaube, der bei Servius er-

— 347 —

cessivus, ut legerim.“ Cledon. p. 1870: ,,Octavus modus quidem dicitur concessivus hoc exemplo, ut,

fac quia dixeris, quod compendiosa locutio iuvenit.‘

10) Diomedes: ,‚‚Qui decem, etiam adhortativum

ascribunt.“ I. p. 346: ,‚,Quidam putant amemur im- perativum esse, hoc nos gerendi sive hortandi appel-

lamus.‘“‘ Max. Victorinus: „‚Hortandi, ut legimus.‘‘

Hiezu passt das ὑποϑετικὸν der Stoiker, wenn nicht

dem Namen, doch der innern Bedeutung nach. 11) Der

participialis. Diomedes: ,„Verum ex his, ut

ipsa declinatio verborum exposcit, impersonalis et par-

ticipialis a quibusdam admittitur.‘‘ Ders. p. 333: „‚Par-

ticipialis modus verborum est, cuius quod sint verba

participiis similia, participialis dieitur, nec tamen par-

ticipia sunt, ut legendi, legendo, legendum, lectum,

lectu.‘“ Der Name lindet sich zwar schon bei Varro

IX. p. 168: „‚Tertii generis, quae declinantur cum

temporibus ac casibus, ac vocantur a multis ideo

participalia, sunt hoc ge....,“ allein trotz der

Lücke lässt sich aus dem Merkmal der 'Tempora

und Casus hinreichend entnehmen, dass dort von ei-

gentlichen Participien die Rede war. Unsere Parti-

cipialia erscheinen schon bei Quintil. I, 4. extr., und

machten den römischen Grammatikern viel zu schaf-

fen. Plinius, wie wir aus dub. serm. fr. XCIV. ler-

nen, setzte legendo und legendi sogar unter die Ad-

verbia, welche eine Beschaffenheit ausdrücken, und

diess ist der einzige Grund, warum Charis. II. p. 144. sq.

wähnte Probus der unter Nero lebende ist, so steigt die

Annahme eines modus concessivus schon bis in diese Zeit

hinab. Für den ältern spricht aber schon bei Servius die

Entgegensetzung dieses Probus (als Scholiasten) zu den

eigentlichen Technikern und deren Handbüchern (artibus).

u U ..--

sie „‚supina aut adverbia‘“ nennt, Vrgl. p. 153. Pris- cian zählte sie zu den Nomina. (Alcuin. p. 2111.)

Vrgl. VII, p. 822: „‚,‚Supina vel participialia, cum

nec personas discernant et temporibus careant, sine

quibus verbum esse non potest, et casus assumant,

et praepositionibus separatis adiungantur, sine dubio

mihi nomina esse videntur, quae tamen loco infinito-

rum ponuntur tam activorum quam passivorum, nec

per se ea solum posita pro infinitis aceipiuntur, sed

etiam eiusdem formae indubitabilia nomina alıis ad-

iuneta nominibus secundum eundem casum,‘“ Eben-

so VII. p. 808. sg. Aus dieser Ansicht erklärt sich

die Nachricht bei Charis. II. p. 168., dass Einige sie

für verba infinitiva oder usurpativa hielten. Allein

so verschieden die Betrachtungsweise ihres Wesens

war, ebenso auffallend ist die Mannichfaltigkeit der

Bezeichnung. Aus der angeführten Stelle des Pris-

cian sahen wir, dass er auch das Wort supina für

dieselben gebraucht, und Diomed. I. p. 333. führt die-

ses auf den Grammatiker Probus zurück: „Haec ea-

dem sunt, quae Probus supina appellat merito, quo-

nıam nec certum habent numerum, nec personam nec

significatum, quo solo ab impersonalibus differunt.‘“

p- 345: ,,Modo participiali amandi, amando, aman-

dum, amatum, amatu, Haee gerundi sunt, apud quos-

dam, quae Probus supina appellat.‘“ Vrgl. p. 347.

Zuerst müssen wir uns hüten, diese supina mit den

verba supina zu verwechseln. Einige nannten ja die

neutropassiva auch supina. Ja bei Phocas p. 1711.

sind es wieder andre: ,„Supina, quae ut activa qui-

dem declinantur, sed Significationem habent passivam,

ut vapulo, venea, pendeo.‘“ Allein vielleicht gibt uns

die Vergleichung dieser drei verschiedenen Supina

den Grund an die Hand, warum sie rückwärtsgebo-

— 29 —

gene heissen. In den beiden Letzten ist offenbar

etwas Passives, in den Neutropassiva cine passive

Form, in den Andern eine solche Bedeutung. Nuu

sagt zwar Priscian VIJI. p. 810. und 823., die Par-

ticipalia oder Supina, welche er wohlbemerkt als

Nomina fasst, hätten sowohl aktive als passive Be-

deutung, hingegen die Participia (‚‚mobilia‘“) auf dus,

da, dum bloss passive; allein das hindert nicht an-

zunehmen, dass der Erste, der sie supina nannte,

bloss eine passive Form oder auch Bedeutung in ih-

nen fand. Nun hiess aber das Passivum bei den

Stoikern ὕπτιον; ich zweifle daher nicht, dass supi-

num davon die wörtliche Uebersetzung ist. Auf eine

gleich sichere Deutung eines dritten Namens eben

dieses modus participialis glaube ich verzichten zu

müssen. Servius nennt ihn nämlich den gerundivus.

Serv. in Donat. p. 1787. nimmt acht Modi an, indem

er zu den fünf gewöhnlichen noch den Promissivus,

Impersonalis und Gerundivus fügt. Ueber den Letz-

ten erklärt er sich p. 1788: ‚‚Item gerundivum, quem

dicunt, modum plerique negant eum modum esse, sed

dicunt participiorum a passivo futuri et praeteriti

esse declinationem. Sed est modus, quia in O desi-

nit ultimo tempore suo, in qua littera nullum desinit

participium et significationem habet tam agentis quam

patientis, qnod utique non haberet, si participium pas-

sivum esset. Etenim cum dieimus cantando et agentis

et patientis habet significationem.“ Ganz folgerecht

dieser Theorie heisst es daher bei demselben Serv.

ad Virg. Aen. I, 710: ,„Tuendo; dum intuetur. Et

omnis gerundi modus tam ab agentis quam a patientis

significatione similiter profertur. Ut cantando* u.s.w.

Hier hat Lyon gerundii fälschlich geändert. U, 6:

„Fando; dum ipse dicit; alibi dum dieitur, quia ge-

— 900 —

rundi modus est.“ II, 786: „Servitum — modus

gerundi est.“ V, 710: „Ferendo cst, dum fertur:

modus gerundi est a passivo.“ X, 628: Nam si di-

xeris, petendus est codex, iam non per gerundi mo-

dum, sed participialiter loqueris.“ Vrgl. XI, 230-

XI, 46. u. 5. w. Auch Max. Victorin. p. 1948. er-

kennt einen Modus ‚‚gerendi, ut legendo.‘“ an. Dage-

gen verwirft ihn Cledonius p. 1870. Allein woher der

merkwürdige Name ? Derselbe Cledonius p. 1783.

versucht ihn zu deuten: ..[460 dicitur gerundi, quod

nos aliquid gerere significat, ut puta legendi caussa

veni, legendo mihi contigit valetudo, legendum mihi

erit, lectum venio, nimio lectu lJassus (oder: fessus)

sum — — Sed magis melius est participia sint, quam

gerundi verba.“ Was dieser Bemerkung zu Grunde

liegt, und was vielleicht demjenigen, der das Wort

bildete, vorschwebte, wäre, dass das Gerundium häu-

figer ein Handeln (agere, gerere), als ein Leiden be-

zeichne. Uebrigens bedient sich Priscian auch statt

participialia oder supina des Wortes gerundia.

3. Die Zeiten.

Vergangenheit Gegenwart und Zukunft unter-

scheidet schon Lucret. I, 460. sq.:

Tempus item per se non est, sed rebus ab ipsis

Consequitur sensus, transactum quid sit in aevo,

Tum quae res instet, quid porro deinde sequatur.

H. Schmidt doctrinae temporum verbi Graceci et

Latini expositio historica. Halis 1836. I. p. 8. hat in

Hinsicht des instans, welches dem stoischen eveozwg wörtlich entspricht, verglichen Cic. de invent. I, 26: „In tempore et quae praeterierunt considerantur,

et item quae instent in praesentia et quum maxi-

— 25] —

me fiant, et quae consequantur.‘“ (Man füge

hinzu ad XHoerenn. II, 5: ‚Id dividitur in tempora

tria, praeteritum, instans, consequens.‘‘), und zugleich

richtig bemerkt, dass sich dieses Wortes häufig Cha-

risius und Diomedes, selten Priscian, fast niemals die

übrigen Grammatiker bedienen. Es konnte ihm da-

mals Claud. Sacerd. art. gram. I. δ. 29: „instans, id est, praesens.‘‘ natürlich nicht bekannt seyn. Nun tref-

fen wir bei dem ältesten der uns erhaltenen Gram-

matiker, bei Varro, zwar nicht den stoischen Namen,

aber durch und durch die Ansicht dieser Philosophen

über die grammatischen Zeiten entwickelt. Auffallend

ist, dass sich im V. Buche nichis 'Theoretisches fin-

det; er hat die ganze Lehre auf die analogischea

Bücher verspart, und namentlich VII. p. 152. sq. die

naturgemässe Bildung der Sprache auch in den drei

Zeiten nachzuweisen sich bemüht. Vergleichen wir

damit noch IX. p. 168. und 172., so stellt sich fol-

gendes als seine Theorie heraus. Dreifach ist die

Zeit als praeteritum, praesens und futurum; aber je-

der dieser Zeitpunkte ist wieder ein zweifacher, in-

sofern er sich als unvollendeter (παρατατιχὸς, infec- tum, inchoatum) oder als vollendeter (τέλειος, perfec-

tum) ausspricht. Es ist daher als infectum praesens

lego, als perfectum legi zu betrachten (p. 152. 168.),

als infectum praeteritum legebam, als perfectum

legeram (p. 172. 152.), als infectum futurum legam,

als perfectum legero (p. 153.). Dieselben Verhält-

nisse erkannte er im Passivum an, und unter diesen

amatus ero natürlich als perfeectum futurum. Beiläu-

fig bemerkt hatten sich, wie wir aus Gell. XVII, 7.

vernehmen, die Juristen Scävola, Brutus und Mani-

lius darüber gestritten, ob das atinische Gesetz:

QVOD. SVBREP'TVM. ERIT. EIVS. REI. AETER-

— 252 —

NA. AVCTORITAS ESTO. aufdie ‚furta postfacta«

oder auch auf die „antefacta‘* gehe. Nigidius hatte

darüber in seinem grammatischen Werke gehandelt,

und gesagt, die Zeitbestimmung sey ungewiss. Gel-

lius behauptet, es werde dadurch nieht weniger die

Vergangenheit, als die Zukunft bezeichnet (Vrgl.

H. Schmidt S. 14.). Jene varronische, oder wenn

man will, stoische Betrachtungsweise wird verdrängt

durch eine Nachahmung der von den griechischen,

und zwar aristarchischen Grammatikern aufgebrachten

Terminologie, wodurch die philosophische Gliederung

in unvollendete und vollendete Zeit gänzlich verwischt

wird. Das praesens perfectum wird zum praeteritum

perfeetum, aus dem praeteritum infectum wird ein imper:

fectum, und das frühere praeteritum perfecetum wird ganz

verändert, man übersetzt das griechische ὑπερσυντε-

Jızov, und bringt ein plus quam perfeetum heraus.

Die spätern Grammatiker suchen diese dreifache Ver-

gangenheit auch rationell nachzuweisen. Vrgl. Dio-

inec. I. p. 325. sq., Priscian. VII. p. 813. Als eine

vierfache kommt sie in einer charakteristischen Weise

bei Charis. II. p. 142. vor, wo er uns aber nicht den

Schriftsteller nennt, aus dem er geschöpft hat: „Prae-

teriti tamen differentiae sunt quattuor, inchoativaec

sive imperfectae, ut legebam limabam; praeteritae

ut limavi, legi; obliteratae, ut limaveram, lege-

ram; recordativae, ut limaverim, legerim.‘“ Noch

ist zu bemerken, dass sie das Perfektum gerne mit

dem griechischen Aorist vergleichen. Diomed. 1.

p- 326: „Id vero tempus perfectum apud nos «ri

τοῦ ἀορίσισυ παρῳχημένου valet.“ Priscian VIN. Ρ. 814: ,,Sciendum tamen, quod Romani praeterito

perfecto non solum in re modo completa utuntur, in

quo vim habet eius, qui apud Graecos παρακείμενος

er a "΄-.-.

vocatur, quem Stoici τέλειον ἐνεστῶτα nominaverunt,

sed etiam pro ἀορίστου acecipitur, quod tempus apud

Graecos tam modo perfectam rem, quam multo ante

significare potest.‘“ Diese Ansicht rührte von Probus

her, wie wir p. 838. ersehen: ,,Nos quoque in prac-

terito perfecto, quod pro παραχειμένου, id est, paulo

ante perfecto, et pro ἀορίστου, teste Probo, habe- mus.“ — Beim Futurum verschwindet ganz die Einthei-

tung in ein unvollendetes und vollendetes. Das Letz-

lere legero schiebt man in den Conjunktiv. Gelegentlich

bemerkeich auch, dass manals Optativ des Futurums bei

Charisius u. a. amem und exercear, also den Conjunk

tiv unseres Präsens findet. Der Name futurum exa-

cium ist erst im Mittelalter von Pomponius aufge-

bracht worden. Ueber die Verwandtschaft jener Zei-

ten, über die Zulassung der Zeiten in den Modi wer-

den endlich noch mannichfache Regeln aus dem Zu-

stande der lateinischen Sprache von den Römern

gezogen.

4. Der Numerus.

Einheit und Mehrheit erkannte gleich Varro als

ein im Zeitworte so gut, wie im Hauptworte wirken-

des Verhältniss an, daher die Eintheilung IX. p. 168:

„A singulari et multitudinis, ut laudo, culpo; lauda-

mus, culpamus.“ WVorübergehend war die Ansicht

Einiger, dass es im Lateinischen auch einen Dual

gebe. Vrgl. Quintil. I, 5: ‚‚Quanquam fuerunt, qui

nobis quoque adiicerent dualem, Scripsere et legere.,,

(Donat. ed. sec. p. 1757., Clecdon. p. 1917.) Allein er

bemerkt, dass diese Behauptung dem Sprachgebrau-

che widerspreche. Antonius Rufus scheint der Urhe-

ber derselben gewesen zu seyn.

— 25 —

5. Die Personen.

Als Species der Zeitwörter hatte Varro, wie wir

oben sahen, unter den Modi auch eine angeführt, die

er IX. p. 167: ‚‚personarum, ut sero, meto; seris,

metis“ nannte. Zur vollen Entwickelung des per-

sönlichen Verhältnisses half wieder die Streitsucht

der Anomalisten, welche auch darin einen Beweis

für die Regellosigkeit der Sprache entdeckten, dass

einige Zeitwörter weder alle drei Personen, noch alle

drei Zeiten hatten, Varro VII. p. 153. beruft sich

hier darauf, dass sie mit demselben Rechte auch die

Natur tadeln könnten, weil sie nicht alle Thiere nach

einem Schnitt gebildet habe. Die Spätern, die wieder

mehr auf den Griechen fussen, scheinen bei ihren

Definitionen diese Vorbilder vor sich zu haben. So

Charis. II, p. 142: ,‚,‚Persona est substantia nominis

ad propriam significationem dicendi relata.‘““ Diomed.1l.

p. 323: »Persona est rationalis substantia.‘“

6. Die Conjugationen.

Den Namen der συζυγίαι haben die Römer theils

wörtlich übersetzend durch coniugatio, theils mit

ordo wiedergegeben. Ziemlich einstimmig bezeich-

nen sie dieselbe als die Darstellung der analogischen

d. h. regelrechten Formveränderungen des Zeitwortes.

Consent. p. 2069: ‚‚Coniugatio est collectio quaedam,

quam Graeci συζυγίαν appellant, verborum simili de-

clinatione currentium.‘‘ Priscian VII. p. 836: ‚„‚Con-

iugatio est conseguens verborum deciinatio.‘“ Die

erste Veranlassung zu einer durchgreifenden Conju-

gationslehre scheint Didymos gegeben zu haben, in-

dem er nachzuweisen unternahm, dass die Römer in

ihrer Grammatik Alles besässen, was die Griechen

(p. 838.). Wer aber den ersten Gedanken dazu gab,

diese nach den Vocalen anzuordnen, ist nicht zu be-

stimmen. Wir finden allgemein drei oder vier der-

selben angenommen. Comminianus bei Charis. II, p. 153. nahm deren drei an, so dass er die dritte in

eine correpta und producta schied; ebenso Consen-

tius p. 2069. Die Andern trennten die Beiden als zwei

verschiedene.

Die übrigen Redetheile.

Das Participium hat nach den crsten latei-

nischen Grammatikern sechs Accidenzen, nämlich

„genus, casus, tempus, Significatio, numerus et figura.‘“

Bei Diomced. I. p. 395., der noch die qualitas hinzu-

fügt, ist daher statt „numerus et persona‘‘ jedenfalls

„et figura‘“ zu lesen, wie schon aus p. 396. erhellt.

Von diesen Verhältnissen ist zu bemerken, dass die

Zeiten und Casus die beiden ältesten sind, indem

schon Varro sie als die eigentlichen Grundmerkmale

desselben angenommen hatte. Es ist daher gar nicht

zu verwundern, dass man innerhalb desselben durch

eine unrichtige Vergleichung mit dem Griechischen

verleitet, eine Vergangenheit, Gegenwart und Zu-

kunft annahm. In Hinsicht des Geschlechtes ist zu

beachten, dass man auch das commune ihm zuer-

= u

theile. Vrgl. Prisceian. VII. p. 917., Donat. ed. sec.

p. 1761. Zu dem Verhältnisse der qualitas hatte schon

Varro VII. p. 118. Veranlassung gegeben, indem er

ein wiederholendes (cautitans) anführte. Dem Pro-

nomen schreibt Quintilian I, 5. .„.genus, numerum,

casus,'* Priscian XI. p. 933. sechs Verhältnisse zu:

„Species, persona, genus, Ügura, numerus, Ca-

sus.“ Diomedes I. p. 316. noch einen ordo zu

Unter ordo versteht er die Stellung desselben im

Satze p. 317: ,„Ordo quoque, veluti aut praepositiva

sint, ut quis, quantus, aut subiunctiva, ut is, tantus.‘

Offenbar ist hier das ὥρϑρον προταχτιχὸν und ὑπο-

reztızov Vorbild gewesen. Das Adverbium hat

nach Priscian XV. p. 1005: .,‚species, significatio,

figura,‘“ nach Charis. Il. p. 160., Diomed. I. p. 400.,

Donat. p. 1659. die comparatio d. ἢ. einen Positiv

docte, einen Comparativ doctius, einen Superlativ

doctissime, ein Verhältniss, das zu Varro’s Zeit (VII,

p- 145.) noch nicht anerkannt ward. In einem ganz

andern Sinne ist es natürlich zu verstehen, wenn

Donat. p. 1794. der Praeposition Casuszuschreibt,

da diese nicht innerhalb dieses Redetheils, sondern

ausserhalb desselben liegen. Das Bindewort hat

nach Charis. II. p. 198., Diomed. I. p. 409., Do-

nat. p. 1763: „‚Potestas, figura et ordo.‘‘ Den fremd-

klingenden Namen (des ersten Verhältnisses löst uns

Priscian XV]. p. 1025. auf: „‚‚Accidunt igitur con-

iunctieni figura et species, quam alıi potestatem no-

minant, quae est in signilicatione Coniunctionum, prac-

terca ordo‘‘ Für die Interjektion hatte man

nichts weiter als die nackte significatio. Diomed, 1.

Ρ. 412.

Anhänge. en

I. Ueber das 20. Capitel der aristotelischen Poetik.

r ΑΝ, - ᾿ - \ τς Aoyov μὲν οὖν ταῦτα οὐ μέρη, λέξεως δὲ μέρη, ἧς καὶ « λό ae; P, 9ά - - « Πι 2 -

ὃ λόγος αὑτὸς μέρος, καϑάπερ Ev τοῖς σπιερὶ Ποιητικῆς

εἴρηται. Ammonios p. 99.

Der neueste Herausgeber der Paetik*), der einen

grossen Theil dieses schwierigen Werkes verdächtigt,

und als von einem mittelmässigen Grammatiker der

peripatetischen Schule eingeschoben erklärt hat, stützt

seine Meinung vorzüglich auf die, wie er glaubt, be-

wiesene Unechtheit des 20. Capitels dieser Schrift.

Da er dasselbe so häufig als Probe später grammati-

scher Spitzfindigkeit, als Muster von Verwirrung und

Widerspruch anführt: so dürfte gerade eine tiefer ein-

dringende Behandlung dieses Abschnittes im Stande

seyn, das Nichtige seiner Kritik nachzuweisen. Ehe

wir an eine Beleuchtung gehen, welche sich nicht

erdreisten will, alle Räthsel und Schwierigkeiten zu

lösen, sey cs uns zuerst erlaubt zu bemerken, dass

gerade die peripatetische Schule zu denjenigen gehört,

welche sich am wenigsten um die Grammatik beküm-

mert haben. Höchst selten fand sich im Verlaufe

*) Aristotelis Poctica ad codices antiquos reeognitam Latine

conversam commentario illustratam edidit Franciscus Rit-

ter Westfalus. Coloviac 1839,

II. 17

— 2353 —

unsrer ganzen Untersuchung eine Einzelheit, die wir

auf sie zurückzuführen vermochten. Es ist diess

nicht zu verwundern, wenn man die grosse Masse

von Problemen und Disciplinen erwägt, zu denen der

Meister Veranlassung gegeben hatte. Physik und

Metaphysik, Logik und Dialektik, Politik und Rheto-

rik waren Zweige, die das Menschenleben eines un-

tergeordneten Geistes schon hinlänglich beschäftigen

konnten. Dagegen hatte Aristoteles eine unermüdliche

Kraft und Ausdauer, ein allumfassendes Denkvermö-

gen, wie wenige andere Sterbliche. In das Gebiet

seiner Betrachtung zog er auf Veranlassung der Lo-

gik, der Rhetorik und Poetik auch die Sprache. Sehr

häufig spricht er daher zur beispielsweisen Erläute-

rung von der Grammatik und vom Grammatiker,

z. B. Categor. 1. 4., Soph. EI. 4., Top. 1, 5. II, 4.

VI, 8., de anima II, 5., Eudem. II, 10. Ausser einem

Dutzend anderer Stellen, die schon Kreuser homer.

Rhapsoden Not. 153. angeführt hat, vergleiche man

noch Nicomach. II, 3: Ei γὰρ πράττουσι τὰ δίκαια

καὶ τὰ σώφρονα, ἤδη εἰσὶ δίκαιοι καὶ σωφρονὲς, ὥσπερ EL τὰ γραμματικὰ καὶ τὰ μουσικὰ, γραμματικοὶ καὶ

μουσικοί. 7 οὐδ᾽ ἐπὶ τῶν τεχνῶν οὕτως ἔχει; ἐνδέχεται

γὰρ γραμματικὸν τι ποιῆσαι καὶ ἀπὸ τύχης καὶ ἄλλου

ὑποϑεμένου. τότε οὖν ἔσται γραμματικὸς, ἐὰν καὶ

γραμματικὸν τι ποιήσῃ χαὶ γραμματικῶς" τοῦτο Ö

ἐστὶ τὸ κατὰ τὴν Ev αὑτῷ γραμματικήν. Metaph, IH, 2: wei γραμματικὴ μία οὖσα πάσας ϑεωρεῖ τὰς φωνας.

Top. VI, 5: Ἔτι εἰ πρὸς πλείω. λεγομένου τοῦ ὁριζο- μένου μὴ πρὸς πάντα ἀποδέδωκεν, οἷον εἰ τὴν γραμι-. ματικὴν ἐπιστήμην τοῦ γράψ αι τὸ ὑπαγορευϑέν" προσ-

ρεῖται γὰρ ὅτι καὶ τοῦ ἀναγνώναι οὐδὲν γὰρ μᾶλ-

λον τοῦ γράνψναι ἢ τοῦ ἀναγνῶναι ἀποδοὺς ὥρισται.

Wir bedürfen also keines mittelmässigen peripateti-

— 3539 —

schen Grammatikers, um die Erscheinung zu erklären,

dass an einer Stelle, wo er von der λέξις zu handeln

versprochen hat, sich ein und das andere Capitel mit

den Elementen der Sprachlehre befasst. Im Gegen-

theil stehen seine Bemerkungen auf der einen Seite

gerade so in der Mitte zwisehen dem ersten 'Tappen

einer kaum begonnenen und der Fülle eier schon

ausgebildeteren, ihrer selbst sich klar bewussten Wis-

senschaft, dass sie gerade kein Anderer, als Aristo-

teles, oder ein Zeitgenosse von ihm gemacht haben

kann; auf der andern Seite aber stechen sie durch

das Tiefe, Dunkle, Schwierige ihres Styls so sehr

von der Flachheit und Kälte der späten Grammati-

ker, und mit Ausnahme des Apollonios aller, die wir

kennen, ab, dass es uns ein vergebliches Unterneh-

men dünkt, diese schroffe, feste, gedrängte Sprache

einem schlechten Schüler des grossen Meisters zuer-

kennen zu wollen, der sogar die ersten Elemente der

Grammatik nicht gekannt haben soll. Kurz Inhalt

und Form gehören keiner Zeit an, wo ein einzelner

Alltagsmensch ungestraft die Poetik eines Aristoteles

verderben durfte, und wo nun merkwürdig genug das

alte Original durch diesen Auszug untergegangen

seyn soll.

Um die organische Verbindung anzudeuten, in

der c. 20. mit dem Ganzen der Schrift steht, bemerke

man, dass nach c. 6. sechs Gegenstände in derselben

behandelt werden sollen, μῦϑος und 799, διάνοια und

λέξις, ὄψις und μελοποιία. Die beiden Ersten werden

c. 18. beendigt, und mit c. 19. beginnt der Verfasser

περὶ λέξεως ἢ) διανοίας zu sprechen. Ueber die διάνοια

aber fasst er sich kurz, weil diese eigentlich in die

Rhetorik gehört. Er geht daher auf die λέξις über,

und fährt c. 20. fort:

= WE ..--

Tns δὲ λέξεως ἁπάσης τὰ δ᾽ ἐστὶ τὰ μέρη, στοι- - ' ' y co» vw

yeiov, συλλαβῆ, συνδεσμος, Ovoua, ῥῆμα, ἀρϑρον,

πεῶσις, λόγος.

“Ζξις bezeichnet gewöhnlich den einfachen, arti-

culirten Ausdruck , alles Gesprochene ohne Rücksicht

auf das darin Enthaltene, λόγος mehr die ganze Sprache als Complex der darin entwickelten Gedankenwelt.

Daher sagt Ammonios ganz richtig p. 99: Διαφέρει

δὲ ὁ λόγος τῆς λέξεως, ὅτι ὁ μέν ἐστι πλήρωμα προη-

γουμένως τῶν σημαινουσῶν τὰ πράγματα φωνῶν, ἡ δὲ

πασῶν ἁπλῶς τῶν παραλαμβανομένων εἰς τὴν διαλε-

χτικήν. ἔχεις δὲ τοῦ λόγου τὴν πρὸς τὴν λέξιν διαφορὰν καὶ ὑπὸ Πλάτωνος ἐν τῷ τρίτῳ τῆς Πολιτείας (p.392.) παραδεδομένην, ἐν οἷς φησί „ra μὲν δὴ λόγου πέρι ἐχέτω τέλος, τὰ δὲ λέξεως μετὰ τοῦτο σκεπτέον, καὶ

ἡμῖν & τε λεκτέον καὶ ὡς λεκτέον παντελῶς ἐσχεμμένον ἔσται.“ δι ὧν δῆλος ἔστι λόγον μὲν τὴν διάνοιαν καλῶν,

λέξιν δὲ τὴν ἀπαγγελίαν. Betrachtet man Aristotel. Rhetor. IH, 1 --- ὅ., so sieht man, dass dort λέξις so

viel als Ausdrucksweise ist, So heisst es c. 1:

Ἑτέρα λόγου χαὶ ποιήσεως λέξις ἐστίν. Etwas anders

scheint die Sache in der Poctik zu seyn, wo wir

eine doppelte Erklärung finden c. 6. δ. 4: 48:y0 de λέξιν μὲν αὐτὴν τὴν τῶν μέτρων σύνϑεσιν. und δ. 18:

Aeyo δὲ, ὥσπερ πρότερον εἴρηται, λέξιν εἶναι τὴν διὰ ΤῊ: ὀνομασίας ἑρμήνειαν, ὃ χαὶ ἐπὶ τῶν ἐμμέτρων καὶ

ἐπὶ τῶν λόγων ἔχει τὴν αὐτὴν δύναμιν. Diese beiden

Aussprüche glaubt man miteinander verbinden zu müs-

sen, als ob die erstere Definition diejenige sey, worauf

sich Aristoteles in der zweiten beziehe. Das ist, wie

mir scheint, grundfalsch. Die erstere ist nur eine

rein gelegentliche Erklärung über den Sinn, den dieses

Wort in der Ausführung der Definition von der 'Tra-

— %1 —

gödie haben soll. Diese erstere λέξες, die sich auf

die bloss metrische Darstellung der Tragödie bezicht,

hat mit der andern nichts zu schaffen. Das Wort steht

daher hier in einem etwas ungewöhnlichen Sinne, wo-

für aber der Schriftsteller keine andere Form in der

Sprache vorfand; das ὥσπερ πρότερον εἴρηται geht also nicht auf das kurz Vorhergehende, sondern auf

eine in irgend einer sonstigen Abhandlung, vielleicht

der πραγμάτεια τεχνῆς ττοιητικῆς, beigebrachte Defi-

nition. Halten wir dieses fest, so verschwinden alle

Schwierigkeiten, wir hören, dass Aristoteles als den

vierten Punkt seiner vorliegenden Schrift bezeichnet,

τὴν διὰ τῆς ὀνομασίας ἑρμήνειαν, ἃ. h. die Erklärung

durch das Wort, den sprachlichen Ausdruck. Wenn

er nun an unserer Stelle ἁπάσης hinzusetzt, so ist ja

offenbar, dass er nicht mehr bloss von dem metrischen

Parthieen des Drama’s spricht, sondern dass er sich

ganz im Allgemeinen auf den Ausdruck durch Worte

bezieht. Hiebei ist bemerkenswerth, dass er von den

erster Elementen der Sprache durch die Sylben, durch

die ἄσγμα, durch die eigentlichen Redetheile hindurch

bis zum Satze, oder besser gesagt zur Rede aufsteigt;

und in eben dieser Steigerung liegt, wie Spengel neu-

lich richtig bemerkt hat, der Charakter der ganzen

Stelle. Darum steht der σύνδεσμος vor dem Ovoug,

darum nimmt er selbst noch das ὥρϑρον vorweg, um

mit den Kategorieen nebst deren Hauptmerkmale, der

πτῶσις, und der Zusammenfassung alles Vorherge-

henden in einem grössern Ganzen, dem λύγος zu

schliessen.

Nroryeiov μὲν οὖν ἐστὶ φωνὴ ἀδιαίρετος, οὐ πῶσα

δέ, ἀλλ ἐξ ἧς πέφυκε συνετὴ γίγνεσϑαι φωνή. χαὶ γὰρ τῶν ϑηρίων εἰσὶν ἀδιαίρετοι φωναί, ὧν

οὐδεμίαν λέγω στοιχεῖον. ταύτης δὲ μέρη τὸ τὲ

- u m / ‚

φωνῆεν καὶ TO ἡμίφωνον καὶ ἄφωνον. ἔστι δὲ φω- Pr α΄ , x ’

γῇῆεν μὲν ἄνευ προσβολῆς ἔχον φωνὴν ἀκχουστην, rt x \ x Br \ x x

οἷον τὸ A καὶ TO 2, nuigywvov δὲ TO μετὰ προσ- βολῆς ἔχον φωνὴν ἀκουστὴν, οἷον τὸ Σ καὶ τὸ Ρ, .»7) Α x x »"Ἢ , « x x >

ἄφωνον δὲ τὸ μετὰ προσβολῆς καϑ' αὐτὸ μὲν οὐ- , ' x - x

δεμίαν ἔχον φωνὴν, μετὰ δὲ τῶν ἐχόντων τινὰ τ Ν Α x

φωνὴν γινόμενον ἀχουστὸν, οἷον τὸ I καὶ τὸ 4. ms m '

ταῦτα δὲ διαφέρει σχήμασί τε τοῦ στόματος καὶ ' x ' 4 ' \ ’

δασυτητι καὶ Wılorntı καὶ umreı καὶ βραχυτητι, 5. , ' x ı x “:

ἔτι δὲ ὀξυτητι καὶ βαρυτητι καὶ τῷ μέσῳ" περὶ τῇ ’ - - ' -Ὁ ὧν καϑ' ἕκαστον ἐν τοῖς μετρικοῖς προσήκει ϑεωρεῖν. Element nennt der Verfasser einen untheilbaren

Laut, nicht jeden zwar, sondern einen solchen, aus 2 2 2

dem ein verständlicher Laut entstehen kann; er schliesst

daher die unartieulirten Laute des Thiers von seiner

Definition aus, gerade wie er de interpr. c. 2. ihre > ' ͵ . .

ἀγράμματοι ψόφοι, obgleich auch diese etwas kund-

ihuen sollen, vom ὄνομα fern hält. Wie aristotelisch gesund eben die obige Definition sey, lehrt ein Blick

auf Metaph. IV, 3: Στοιχεῖον λέγεται ἐξ οὗ σύγκειται πρώτου ἐνυπάρχοντος, ἀδιαιρέτου τῷ εἴδει εἰς ἕτε-

-» m r '

οον εἶδος, οἷον φωνῆς στοιχεῖα ἐξ ὧν σύγκειται ἡ φωνὴ καὶ εἰς & διαιρεῖται ἔσχατα, ἐχείνη δὲ μηκέτ᾽

> Bl) \ Eu = >» Be - > x a

εἰς ἄλλας φωνας ἑτέρας τῷ εἴδει αὐτῶν. alla κἂν δε- - x ’ «ς - τᾷ a x G e

αιρῆται, τὰ μοριὰ ομοειδῇ, οἷον υδατος TO μόριον ὕδωρ, > „» > »"Ἢ Er

αλλ ov τῆς συλλαβῆς. Vregl. VI, 17. extr.

Allein es fragt sich: Haben wir, wie in der De-

finition, so auch in der folgenden Ein‘heilung der Buch-

staben in Selbstlauter, Halblauter und Nichtlauter

wirklich einen echten aristotelischen grammatischen

Lehrsatz, oder gehört diese Stelle zu denen, wovon

es heisst: „‚‚interpolator ubique τέχνας suas crepat‘ ?

Man braucht in den platonischen Schriften, namentlich

im Kratylus nur schlecht bewandert zu seyn, um zu

ee

wissen, welch ein verderbliches Spiel schon die So-

phisten mit den Buchstaben getrieben hatten, aber

auch um einzusehen, wie geläufig die Buchstabenlehre,

ihre Eintheilung in Selbstlauter (φωνήεντα) und Nicht-

lauter (ἀφωνα)ὺ dem Platon war. Aus einer Reihe von Stellen, worin er die γράμματα oder στοιχεῖα be-

handelt, hebe ich nur hervor p. 393, ἢ: Οὐδὲν ποι- κίλον, ἀλλ᾽ ὥσπερ τῶν στοχείων 0109 ὅτι ὀνόματα

λέγομεν, ἀλλ᾽ οὐκ αὐτὰ τὰ στοιχεῖα, τιλὴν τεττάρων,

τοῦ Ε καὶ τοῦ Y καὶ τοῦ OÖ καὶ τοῦ N. τοῖς δ᾽ ἄλλοις

φωνήεσί te zul ἀφώνοις οἶσϑα ὅτι περιτιϑέντες

ἀλλα γράμματα λέγομεν, ὀνόματα ποιοῦντες. Kaum

bedürfte es nun der Nachweisung, dass sich auch bei

Aristoteles der bezeichnete Unterschied vorfinde; allein,

um zu verdeutlichen, wie oft er von grammatischen

Verhältnissen seine Beispiele entlehnt, möge hier Me-

taph. VI, 17. genügen: Ἐπεὶ δὲ τὸ ἔχ τινὸς σύνθετον οὕτως ὥστε ἕν εἶναι τὸ πῶν, ἀλλὰ μὴ ὡς σωρὸς

ἀλλ ὡς ἡ συλλαβὴ, ἡ δὲ συλλαβὴ οὐκ ἔστι τὰ στοι-. χεῖα, οὐδὲ τὸ BA ταὐτὸ τῷ Β καὶ A, οὐδ᾽ ἡ σὰρξ πῦρ καὶ γῆ" διαλυϑέντων γὰρ τὰ μὲν οὐχέτι ἐστίν, οἷον ἢ σὰρξ καὶ ἡ συλλαβὴ, τὰ δὲ στοιχεῖα ἔστι, καὶ τὸ

πῦρ χαὶ ἡ γῆ" ἔστιν ἄρα τι ἡ συλλαβη, οὐ μόνον τὸ

φωνῆεν καὶ τὸ ἄφωνον, ἀλλὰ χαὶ ἕτερόν τι. Ebenda-

selbst XIII, 6. gibt er uns sogar die Anzahl der Vo-

cale an: Ἑπτὰ μὲν φωνήεντα; dort ist sogar eine An- spielung auf die drei διπλᾶ, nämlich ZEW. So fehlt

uns also bloss das γμέφωνον als ausdrücklich bezeugt. Allein bedenken wir, dass sich bei Dionysios Thrax

schon eine vollständig ausgebildete Theorie der pw-

vnevre, ἡμίφωνα und ἄφωνα vorfand, dass die Stoiker

nach Diogen. Laert. VI. $. 57. sieben φωνήεντα, sechs ἄφωγα, mithin eilf 7uipwv« annahmen, dass schon Platon im Phileb. p. 18, B. und Kratyl. p. 424, C.

— 2364 —

φωνηεντα, ἄφϑογγα und ἄφωνα unterschied, dass Si-

monides acht Buchstaben dem alten Alphabet hinzu-

gefügt, und Demokrit schon über einige (δέλτατος.

ϑήτατος) gehandelt: so kann es uns fürwahr nicht

Wunder nehmen, wenn auch bei Aristoteles zwischen

dem φωνῆεν und @gpwrov noch ein Mittleres, das rwi-

porov eintritt. Wer sich überzeugen will, wie viel-

seitig er Alles, was zur Sprache und Stimme gehört,

durchdacht hatte, lese nur in den Problemen das Ca-

pitel ὅσα περὶ φωνῆς. Wıe aber im Wesen des nut

gpwvov Nichts vorliegt, woran wir mit Recht Anstoss

nehmen dürfen, ebensowenig ist auch das ein neues

Einschiebsel, wenn Aristoteles das Einzelne der Bil-

dung der Buchstaben nach den Oeffnungen und Ver-

änderungen der Stimmorgane, ihre Rauhheit und Hauch-

losigkeit, ihre Länge und Kürze, ihre rooomÖi« auf

τὰ μετριχά als den eigentlich passenden Platz ver-

weist. Was den Ausdruck und Begriff der oyyuer«

τοῦ στόματος betrifft, so bestätigt sich dieser durch

Aristotel. de audib. p. 800: Πλείστην μὲν οὖν διαζο.

ρὼν ἀπεργάζονται τῆς φωνῆς al TE τοῦ «ἔρος πληγαὶ

χαὶ οἱ τοῦ στόματος σχηματισμοί, ebenso die

δασύτης und wuhorng durch p. 804: Jaosiuı δ᾽ εἰσὶ

τῶν φωνῶν ὅσαις ἔσωϑεν TO πνεῦμα εὐϑέως συνεχβάώλ

λομὲν uere τῶν φϑόγγων, ψιλαὶ δ᾽ εἰσὶ τοὐναντίον

ὅσαι γίγνονται χωρὶς τῆς τοῦ πνεύματος ἐχβολῆς. Ich

bemerke noch, dass letztere Eigenschaften sich in der

Poetik nicht bloss auf die Consonanten, sondern auch

anf die Vocale zu beziehen scheinen. So wenig end-

lıch Länge und Kürze in der Buchstabenlehre (Rhe-

tor. III, 8.), ebensowenig können ὀξύτης und Beovı ης

auffallen, da er ja so oft von einer ὀξεῖα und βαρεῖα

φωνή spricht. Ganz ausdrücklich nennt er die Ac-

cente Soph. El. 23: Πάλιν εἰ παρὰ προσῳδίαν ὀξεῖων,

ἡ βαρεῖα προσῳδία λύσις, εἰ δὲ παρὰ βαρεῖαν, ἡ) ὀξεῖα. Vrgl. 4. Platon sogar hatte ja schon im Kratylus

beide genannt. Kann es daher befremden, dass Ari-

stoteles, der überall zwischen zwei Aeussersten, zwi-

schen zwei Gegensätzen das Vermittelnde eintreten lässt

(μεταξύ, μέσον, οὐδέτερον), auch hier einen dritten

als μέσον beifügte® Tyrannion, der, wie wir oben

anführten, die Grammatik in aristotelischer Weise

als ϑεωρία μιμήσεως betrachtete, der auch für die

Pronomina den nach der peripatetischen Schule schme-

ckenden Ausdruck σγμειώσεις gebrauchte, kannte diese μέση auch noch. Vrgl. Serv. de accent. ὃ. 20: „I yrannio vero Amisenus, quem Lucullus Mithrida-

tico bello captum Lucio Murenae concessit, a quo

illo libertate simul et civitate donatus fuit, quattuor

scribit esse prosodias: βαρεῖαν, μέσην, ὀξεῖαν et περισπωμένην.. Aristoteles verweist übrigens die

ganze Untersuchung und nähere Erörterung in eine

andere speciellere Wissenschaft. Wenn dazu Hr. R.

bemerkt: „prodere haec videntur grammaticum Alex-

andrinum: Aristotelis aevo doctrina metrica a gram-

matica nondum seiuncta et nondum tamquam propria

et peculiaris disciplina constituta videtur fuisse:** so

hätte er beachten sollen, dass Aristoteles erstens so

gerne neue Wissenschaften aus grossem vorliegenden

angehäuften Stoffe zu begründen und aufzubauen

sucht, dass aber ferner die Metrik damals noch gar

nicht mit der Grammatik verbunden war, sondern dass

die Lehre von der προσῳδία, dem ῥυϑμός u. Ss. W. noch ganz ungetheilt der Musik angehörte. Erst später,

als die Grammatik sich ganz enge an die Dichtkunst

anschloss, wurde ein "Theil der Lehre von der Musik,

der über die zooowdie, mit ihr in Verbindung gesetzt.

Selbst Dienysios von Halikarnass de compos. verb.

— 266 —

c. 14. trennt noch Grammatik und Metrik, und Diony- sios Thrax, obschon er als ersten Theil der Gram-

matik die ἀγάγνωσις ἐντριβὴς κατὰ προσῳδίαν angibt,

hat nur das Unentbehrlichste περὶ τόνου. Ein Schüler des Aristoteles, Aristoxenos begründete die Lautlehre

als Theil der Musik. Uebrigens zeigt sich Beachtung

metrischer und prosodischer Verhältnisse bei Aristotel.

Rhetor. II, 1. 8., Soph. ΕἸ. 4. Vrgl. Cic. orat. 57, 194., Dionys. de compos. verb. c. 25. Sein Schüler

Theophrast schrieb aber nach Diogen. Laert. V. $. 47. nicht allein περὶ μουσικῆς α β' γ', sondern sogar περὶ μέτρων ἀ, wobei noch zu bemerken, dass diese Werke als zusammengehörig hintereinander genannt werden ;

Aristoteles selbst περὲ μουσικῆς ἀ. Ja bei Aristopha- nes bietet Sokrates dem Strepsiades nicht allein eine

Lehre περὶ ἐπῶν, sondern auch περὶ μέτρων 7 δυϑ- μῶν an.

Συλλαβὴ δ᾽ ἐστὲ φωνὴ ἄσημος, συνϑετὴ ἐξ ἀφώ--

vov καὶ φωνὴν ἔχοντος" καὶ γὰρ τὸ IP ἄνευ τοῦ A συλλαβὴ καὶ μετὰ τοῦ A, οἷον τὸ IPA. Das Verhältniss der Sylbe zum στοιχεῖον hat

Aristoteles schon in der oben angeführten Stelle Me-

taph. VI, 17. auseinander gesetzt. Man füge dazu

noch ebendaselbst : Στοιχεῖον δ᾽ ἐστὶν εἰς 0 διαιρεῖται ἐνύπαρχον ὡς ὕλην, οἷον τῆς συλλαβῆς τὸ A καὶ B., ferner c. 10. und XII, 10., ohne der häufigen Erwäh-

nung der Sylbenlehre in Platon’s Kratylus zu geden-

ken. Wenn nun Aristoteles hier die Sylbe definirt

als einen begriffslosen Laut, der zusammengesetzt

ist aus einem Nichtlauter (einem stummen Consonanten)

und einem Laut habenden Buchstaben: so ist offenbar,

dass er wohlweislich φωνὴν ἔχον sagte, um darin so- wohl das ἡμέφωνον als das φωνῆεν einzuschliessen. Zu dem ganz folgerechten Ausspruche: καὶ γὰρ τὸ

— 267 —

TP ἄνευ τοῦ A συλλαβή. klingt daher sehr sonderbar der Ausruf: ‚‚inauditum hoc est et falsum. nimirum vir sapiens qui hacec scripsit suis se laqueis irretivit: nam Cum posuisset syllabam constare ἐξ ἀφώνου καὶ φωνὴν ἔχοντος (non καὶ φωνήεντος) inde falsum hoc consequitur, syllabam esse IP, cum P ut ἡμίφωνον habere vocem (ἔχειν φωνήν) negari nequeat. ex his mihi se prodit grammaticus et mediocris et argu- tiarum studiosus.‘““ Wie jener Ausspruch falsch seyn soll, ist_schwer zu begreifen. I ist ein ἄφωνον, P ist ein ἡμέφωνον, folglich besteht TP aus einem ἀφώ- vov und φωνὴν ἔχοντος. Da nun eine Sylbe eine φωνὴ ἄσημος ist, welche zusammengesetzt ist aus einem ἀφωώνου καὶ φωνὴν ἔχοντος, so ist natürlich IP im Sinne des Aristoteles eine συλλαβή. Also ohne 4 ist IP ‚eine Sylbe, aber auch mit 4. Beiläufig mag auch hier die Bemerkung stehen, dass Einige (z. B. bei Cramer Anecdot. Vol. IV. p. 323.) P sogar für einen Vocal ansahen, eine Thatsache, die wohl noch eigenthümlicher, als jene Ansicht, aber ebenso wahr ist.

Σύνδεσμος δ᾽ ἐστὶ φωνὴ ἄσημος, 7) οὔτε κωλύει οὔτε ποιεῖ φωνὴν μίαν σημαντικὴν ἐκ πλειόνων

φωγών, πεφυκυῖαν] συντίϑεσθϑαι χαὶ ἐπὶ τῶν

ἄκρων καὶ ἐπὶ τοῦ μέσου, Ἐν μὴ ἀρμόττῃ ἐν ἀρ.

χῇ λόγου τιϑέναι καϑ' αὐτόν, οἷον μέν, ἤτοι, dr. ἢ φωνὴ ἄσημος ἐκ πλειόνων μὲν φωγῶν μίας, ση-

μαντιχών δέ, ποιεῖν πεφυκυῖα μίαν σημαντικὴν φωνήν.

Gewöhnlich verbindet man φωνὴν μίαν onuavrı- κήν, ἐκ πλειόνων φωνῶν πεφυκυῖαν συντίϑεσϑαι. Da

diess aber, so viel ich sehe, einen offenbaren Unsinn

gibt, indem doch ein einziger bezeichnender Laut

unmöglich ein solcher seyn kann, der aus meh-

reren zusammengesetzt werden soll; da ferner zu

a 265 —

zul ἐπὶ τῶν ἄχρων zul ἐπὶ τοῦ μέσου Etwas hinzu-

treten muss, das den Gedanken vervollständigt, so

labe ich mir erlaubt das N in πεφυκυῖαν zu Streichen,

eine Verbesserung, die kaum leichter seyn kann, und

worauf auch viele Andere schon gekommen waren.

Ich behalte aber das σύντίϑεσϑαι bei, worin eine Anspielung auf den σύνδεσμος und auf die antapo- dotische Kraft gewisser Bindewörter zu liegen scheint.

Ka$ «αὑτὸν aber im Folgenden bezeichnet, wie schon

ein Herausgeber richtig bemerkt hat, ἄνευ ἀνταποδὸ.- σεως. Das ganze Wesen der Conjunktion bezeichnet

also Aristoteles nach zwei Seiten hin, insofern sie

Sätze oder blosse Worte verbindet. I: beiden Fällen

bleibt sie ein ἄσημον. Im ersten aber geht von ihr keine ileelle Kraft auf irgend einen Laut, auf irgend

ein Wort über; sie verbindet nicht mehrere Laute zu

einem Ganzen, und macht diess Ganze zu einer be-

deutungsvollen Einheit, sie trennt auch nicht mehrere

zusammengehörige Laute, sie verhält sich ganz gleich-

gültig gegen ihre Umgebung: 7 οὔτε — — φωνῶν. Sobald das Bindewort Sätze verbindet, kann es ge-

setzt werden ἐπὶ τῶν ἄχρων, an den äussersten Punkten.

Man merke, Aristoteles sagt nicht ἐπὶ τοῦ τέλους, sondern ἐπὶ τῶν ἄχρων. Die Spitzen eines Ausspru- ches (20yov) sind Anfang und Ende, oder bei einem

zusammengesetzten der Anfang der beiden Satzglieder.

Schon die alten Lexikographen erklären &x00v sowohl durch ἀρχῇ als τέλος. Bekannt sind die logischen ἄχρα.

Unter solchen Bindewörtern aber, die an zwei Punkten

des λόγος erscheinen, versteht er offenbar jene, die man

doppelte Bindewörter nennen könnte, wie μέν — δέ,

τέ — zei, und von diesen lehrt er ausser der S. 15.

angeführten Stelle Rhetor. ad Alex. c. 26. den gehö-

rigen Gebrauch: MHer« δὲ σινδέσμους οὖς ἂν προεί-

— 269 —

sing, ἀποδίδου τοὺς ἀχολουϑοῦντας. τὸ μὲν οὖν συν- δέσμους ἀποδιδόναι τοὺς ἀχολουϑοῦντας τοιόνδε ἐστίν'

»ἕγὼ μὲν τταρεγενόμην οὔ ἔφην, σὺ δὲ φάσκων ἥξειν οὐκ ἤλϑες.““ πάλιν ὅταν ὁ αὐτὸς συνακόλουϑος ἢ, οἷον:

„Ov γὰρ χἀχείνγων αἴτιος ἐγένου χαὶ τούτων αἴτιος σύ."

περὶ μὲν οὖν τῶν συνδέσμων εἴρηται, καὶ ἀπὸ τούτων

τεχμαίρεσϑαι δεῖ zul περὶ τῶν ἄλλων. Dass hier das

Pronomen erscheint, ist nach Rhetor. III, 5. nicht zu

verwundern. Jedenfalls sehen wir aus den eben ge-

gebenen Beispielen, was Aristoteles mit ἐπὶ τῶν ἄχρων wollte. Keine Schwierigkeit hat daher auch das ἐπὶ

τοῦ μέσου. Bindewörter werden häufig in die Mitte

eines Ausspruchs oder besser gesagt zweier Satz-

glieder gestellt, sowohl doppelte wie z&-xei, als ein-

fache. Ebenso gewöhnlich ist der dritte Fall, dass

ein Bindewort χαϑ'᾽ αὐτὸν ἃ. h. ohne entsprechendes

zweites im Anfange vorkommt, z. B. μέν, ἤτοι, dr.

Hiemit sind alle denkbaren Vorkommnisse des Sätze

oder Satzglieder verknüpfenden Bindewortes erschöpft.

Aristoteles geht auf die zweite Hauptclasse über,

welche einzelne Wörter zusammenschliesst. Hier

wird in der 'That von dem Bindeworte, das selbst

nichts selbstständig Begriffliches ausdrückt, der Um-

gebung insofern ein solches mitgetheilt, als es ver-

schiedene Worte, die für sich Etwas bedeuten, in

eine neue geistige Einheit bringt. Ein Beispiel wäre

καλὸς χάγαϑός. Es ist, was er an einer andern Stelle sagt: ὁ σύνδεσμος ἕν ποιεῖ τὰ πολλὰ, Fügen wir dazu das Merkmal des Begrifflichen, so hätten

wir: ὁ σύνδεσμος ἕν Onuarrızov ποιεῖ τὰ πολλὰ ση-

μαντικώ., ein Satz, der mit unserer Stelle ganz har-

monirt. Nach diesem brauche ich kaum zu bemerken,

dass Aristoteles schon die ἀσύνδετα kennt. Vrel. Rhetor. II, 6. und 19; Τελευτὴ δὲ τῆς λέξεως ἀρ-

ie 5...

μόττει ἡ ἀσύνδετος, ὅπως ἐπίλογος ἀλλὰ μὴ λόγος 1) »ξἔρηκα, ἀκηκόατε, ἔχετε, κρίνατε."

”Ag3g00v δ᾽ ἐστὲ φωνὴ ἄσημος, ἢ λόγου ἀρχὴν ἢ

τέλος ἢ διορισμὸν δηλοῖ, οἷον τὸ φ. u. ı. καὶ τὸ

σπ. εξ. ρ. ı. χαὶ τὰ ἄλλα. ἢ φωνὴ ἄσημος, ἢ οὔτε χωλύει οὔτε ποιεῖ φωνὴν μίαν σημαντικὴν ἐκ πλειόνων φωνῶν, πεφυκυῖα τίϑεσϑαι καὶ ἐπὶ τῶν ἄκρων xal ἐπὶ τοῦ μέσου.

Ist es im Vorhergehenden gelungen, ohne Ver-

setzungen und Aenderungen, oder wenigstens nur mit

einer ganz leichten, den Sinn des Schriftstellers zu

enträthseln: so scheint es freilich in diesem Satze,

so wie er jetzt vorliegt, unmöglich, das Wahrc und

Klare mit Sicherheit zu finden. Allein’ je dunkeler

eine solche Stelle ist, um so geringer ist die Wahr-

scheinlichkeit, dass ein Spätling sich an diesen Zeilen

mit Absicht vergriffen haben sollte. Solche Eingriffe sind

eher flach und breit, als unverständlich. Der Text leidet

ferner in den Handschriften an offenbaren Versehen,

wie das φ. u. ı. andeutet, woraus man φημί gemacht,

was aber noch Niemand erklärt hat, woraus man aber

fast ebensoleicht ἀμφί lesen könnte. Wäre diess Letztere und περί zu lesen, so würde die erste De- finition auf die Präposition gehen, die bald im An-

fange, bald am Ende, bald in der Mitte eines Satzes

stände; die zweite Definition aber auf den eigentli-

chen Artikel, der bald ἐπὶ τῶν ἄχρων z. B. ὁ ἄνϑρω-

og 6 ἀγαϑὸς, bald ἐπὶ τοῦ μέσου z. B. Πλάτων ὁ φιλόσοφος stände. Allein ich verhehle mir selbst

nicht, wie schwankend und anderweitiger Bestäti-

gung bedürftig diese Erklärungen sind. Ich überlasse

daher die Lösung dieses Räthsels einer glücklicheren

Entdeckung. Es genüge hier einige Stellen anzuge-

ben, wovon bei der Betrachtung des aristotelischen

_ 71 —

ἄρϑρον ausgegangen werden muss, wozu aber der aristotelische Gebrauch des Artikels besonders in De- finitionen und philosophischen Kunstausdrücken hin- zugenommen werden müsste: Rhetor. ad Alex. c.26: Πρόσεχε δὲ καὶ τοῖς καλουμένοις ἄρϑροις, ὅπως ἐν τῷ δέοντι προστιϑῆται — --- τὸ δὲ προσέχειν τοῖς ἄὥρϑροις, ὅπως ἐν τῷ δέοντι προστιϑῆται, Erd τῶνδε ὅρα. »οΟὗτος ὁ ἄνϑρωπος τοῦτον τὸν ἄνϑρωστον ἀδικεῖ." γῦν μὲν οὖν ἐγγινόμενα τὰ ἄρϑρα σαφῇ ποιεῖ τὴν λέ- ξιν, ἐξαιρέϑεντα δὲ ἀσαφῆ ποιήσει. ἐσϑ᾽ ὅτε δὲ συμ-- βαίνει καὶ τὸ ἀνάπαλιν. τὰ μὲν οὖν ἐν τοῖς ἄρϑροις τοιαῦτα ἐστιν. Categor. c. 5: Οὐσία δέ ἐστιν ἢ κυ- ριώτατά TE χαὶ πρώτως καὶ μάλιστα λεγομένη, ἦ ἢ μήτε καϑ' ὑποχειμένου τιγὸς λέγεται, μήτ᾽ ἕν ὑποκειμένῳ τινί ἐστιν, οἷον ὁ τὶς ἄνθρωπος ἢ ὁ εὶς ἵππος. δεύτεραι δὲ οὐσίαι λέγονται, ἐν οἷς εἴδεσιν αἱ πρώτως οὐσίαι λεγόμεναι « ὑπάρχουσι, ταῦτα TE καὶ τὰ των εἰ. δῶν τούτων γένη, οἷον ὁ τὶς ἄνϑρωπος ἐν εἴδει μὲν ὑπάρχει τῷ ἀνϑρώπῳ, γένος δὲ τοῦ εἴδους ἐστὶ. τὸ ζῶον" δεύτεραι οὖν αὖται λέγονται οὐσίαι, οἷον ὃ τε ἄνϑρωπος zal τὸ ζῶον. Vrgl. p. 3: Οὐ γὰρ ἕν ἐστι

τὸ ὑποχείμενον ὥσπερ ἡ πρώτη οὐσία, ἀλλὰ κατὰ πολλῶν ὁ ἄνϑρωπος λέγεται καὶ τὸ ζῶον. Sollte sich ergeben, dass ausser dem eigentlichen Artikel noch

das Demonstrativum ‚zum ἄρϑρον, oder dass die Be- stimmung des Geschlechts hier schon zu seiner We- senheit gehörte: so müsste auch noch Soph. EI. 14.

und 32. nicht weniger als Rhetor. III, 5. in Betracht kommen.

Ὄνομα δ᾽ ἐστὶ φωνὴ συνϑετή, σημαντικὴ ἄνευ χρό- γου, ἧς μέρος οὐδέν ἐστι za αὐτὸ σημαντικόν. ἔν γὰρ τοῖς διπλοῖς οὐ χρώμεϑα, ὡς καὶ αὐτὸ καϑ᾽ αὐτὸ σημαῖνον, οἷον ἐν τῷ Θεοδώρῳ τὸ δῶρον οὐ σημαίνει.

— 2 --

Gemeinsam ist dieser Definition mit der de in-

terpr. c. 2., dass in Beiden Aristoteles das Nomen

bezeichnet als φωνὴ σημαντιχὴ ἄνευ χρόνου, ἧς μηδὲν

(οὐδὲν) μέρος ἐστὶ σγ μαντικὸν κεχωρισμένον (καϑ' αὐτὸ}.

Die einzige Verschiedenheit beruht darin, dass in

dem logischen Werke χατὰ συνθήκην steht, hier σὺν- ϑετη. Wie der Zweck beider Abhandlungen, so war auch der der eingeführten Begriffsbestimmungen in

denselben ganz verschieden. In jener sollte hervor-

gehoben werden, dass das Nomen nicht Produkt der

natürlichen Sprachentwikelung, sondern gesellschaftli-

cher Uebereinkunft sey — ὅτε τῶν ὀνομάτων φύσει οὐδέν ἐστι —, daher das κατὰ συνϑήκην; in unserer

sollte nicht der tiefere geistige Urgrund der Sprache

in Betracht kommen, sondern die körperliche Erschei-

nung des Wortes als eines in der Poesie gebrauch-

ten. Daher das Wort συνϑετη, das nicht mit com- ponenda, sondern mit composita zu übersetzen ist.

Wenn nun Hr. R. sagt: ,‚‚pro χατὼ συνϑήχην (ex

consensu, ex instituto) falsus Aristoteles dedit ov(»)

ϑετὴν h. 6. componendam, vocem ambiguam at-

que eo magis ambiguam, quod eandem in syllabae

definitione posuit $. 5:“ so ist denn doch in der That ovv$ern nicht für κατὰ συνθήκην gesetzt, wie auch

richtig Seguier la philos. du langage p. 87. eingese-

hen hat, und eine φωνὴ ἄσημος συνϑετὴ ἐξ ἀφώνου χαὶ φωνήξντος ist doch etwas ganz Anderes, als eine φωνὴ σημαντικὴ ovvdern. Zusammengesetzter Laut kann das Nomen genamnt werden, wenn es

auch nur aus zwei Buchstaben besteht, wie 77, zu-

sammengesetzt ferner nach c. 21. in doppelter Be-

ziehung, entweder ἐχ σημαίνοντος καὶ ἀσήμου oder ἐχ σημαινόντων. In beiden Fällen ist aber kein Theil

des Wortes, abgelöst von ihm, ein für sich noch et-

— 73 —

was selbstständig Bezeichnendes; der Geist, der Be- griff entweicht augenblicklich bei der Zergliederung. So im einfachen Nomen. Vrgl. de interpr. c. 4: Οὐδὲ γὰρ ἕν τῷ μῖς τὸ ὕς σημαντικόν, ἀλλὰ genn ἔστι γῦν μόνον. ἐν δὲ τοῖς διπλοῖς onualreı μέν, ἀλλ᾽ οὐ χαϑ' αὑτὸ, ὡς προείρηται. So also auch in den zusammen-

gesetzten, und zwar sogar in denen &x on "μαινόντων. 2. B. in Θεόδωρος liegt dem "Theile δῶρον ebensowe-

nig als ϑεύς mehr der ursprüngliche Begriff oder

auch ein neuer zu Grunde; für sich sind sie hier

nichts als eine φωνῇ; erst durch die Zusammenset- zung werden sie zur φωνὴ Onuarrızn. Unrichtig ist

ferner die Behauptung, die Hr. R. aufstellt, dass Aris-

toteles habe schreiben müssen οἷον ἐν τῷ Θεόδωρος

τὸ δῶρος οὐ σημαίνει. Er konnte freilich Θεόδωρος

schreiben; allein auch die Attraktion ist den Griechen

ganz geläufig; z. B. sagt Platon. Kratyl. p. 585, A.

nicht: ὃ νῦν χαλοῦμεν ἄνϑρωπος, sondern ἀνϑρώπον. Ferner p. 393, A !Orı μοι δοκεῖ καὶ τοῦτο (Ἔχτωρ) πα-

ραπλησιόν τι εἶναι τῷ «“Ἰστυάναστι., nicht aber Aorv-

αναξ. Hingegen halte ich τὸ δῶρος nicht einmal für möglich; denn δώρος bezeichnet niemals Etwas;

es musste aber hier ein Wort angegeben werden,

was χαϑ' αὐτὸ ein σημαῖνον ist, was aber in der Zu-

sammensetzung diese Eigenschaft verliert. Wie viel

aber auf die Verdächtigung gerade dieser Stelle zu

geben sey, wie dergleichen überhaupt von subjektiven

Ansichten abhange, zeigt die aristotelische Definition

des Nomens auf eine überraschende Weise Hr. R

hält das Werk περὶ ἑρμηνείας für echt, die Poetik

zum grossen Theile für untergeschoben; gerade um-

gekehrt Sanctius Minerva p. 32: „‚Auctor ille περὲ

“Ερμηνείας qui eircumfertur, indignus profecto Aristo-

telis nomine, nomen definit: vocem significantem ad

1. 18

m A —

placitum, sine tempore, cujus nulla pars significet

separata. Haec pseudo -aristotelea definitio, aut po-

tins descriptio, etiam conjunctiones et adverbia com-

prehendit; ut mittam interim pessimam esse definiti-

onem, ubi negatio reperitur. Neque enim necesse

fuit addere,, sine tempore, ut differat a participio.

Participium enim nomen est, et habet praeterea ali-

quid a verbo, ut Rex Philippus est etiam Dux et

Comes.“ Was die Negation in der Definition betrifft, so sagt Hr. R. ebenfalls p. 226: „adhuc nonnisi duae

negantes notiones συνδέσμου prolatae sunt.“ Ῥῆμα δὲ φωνὴ ovvFErn, σημαντικὴ μετὰ χρόνου,

75 οὐδὲν μέρος σημαίνει χαϑ' αὐτὸ, ὥσπερ καὶ ἐπὶ τῶν ὀνομάτων τὸ μὲν γὰρ ἄνθρωπος ἢ λευκόν οὐ σημαίνει τὸ πότε, τὸ δὲ βαδίζει ἢ βεβάδικε προσσημαίνει τὸ μὲν τὸν παρόντα χρόνον τὸ δὲ

τὸν παρεληλυϑότα.

Diese Definition hat mit der de interpr. I, 3. das

Begriffslose in den einzelnen getrennten Gliedern, im

Ganzen aber ausser dem Begrifflichen das Moment der Zeit gemeinsam; sie hebt aber das Letztere

stärker hervor, als es dort geschehen. Dort ist näm-

lich noch mehr die Bedeutung des Prädicats dem

Verbum eigenthümlich, es ist ein σημεῖον τῶν za$ ἑτέρου λεγομένων; hier aber ist es ein volles, reines

Zeitwort geworden; und daher schreibt sich der

bedeutende Unterschied, der bisher nicht beachtet

worden, dass λευχύς in jener Schrift noch als ῥῆμα

auftritt, während es an unserer Stelle geradezu als

ein solches abgewiesen wird. Wie aber alle Beispiele

dieses Capitels, so spricht gerade die Wahl von βα-

δίζει, λευχόν, Θεόδωρος u. 8. w. wieder schlagend

für die aristotelische Zeit. Es ist dieses ein Punkt,

worauf ich auch bei Dionysios Thrax schon aufmerk-

— 275 —

sam machte. Für die volle Echtheit unserer Stelle zeugt aber noch etwas schr Merkwürdiges. Die Ausdrücke παρών und παρεληλυϑώς χρόνος in die-

ser grammatischen Bedeutung und Verbin-

dung miteinander kommen, so viel ich bemerkt

habe, bei keinem andern griechischen Schriftsteller

mehr vor. Diejenigen, welche sonst noch diese Ver-

hältnisse berühren, haben ἐνεστώς und παρωχηκχός, wie die Stoiker, &veorug und παρεληλυϑώς, wie Dio-

nysios ’Thrax und Theodosios, &veozwg und παρῳχη-

μένος, wıe Apollonios. Gerade der einzige Aristote- les verbindet παρών und παρεληλυϑώς.

IIrwoıs δ᾽ ἐστὶν ὀνόματος ἢ ῥήματος ἡ μὲν τὸ κατὰ τούτου ἢ τούτῳ σημαίνουσα καὶ ὅσα τοιαῦτα, ἢ δὲ τὸ κατὰ τὸ &vi ἢ πόλλοις, οἷον ἄνϑρωποι ἢ ἄνθρωπος, ἡ δὲ κατὰ τὰ ὑποκριτιχά, οἷον κατ᾽ ἐρώτησιν ἢ ἐπίταξιν: τὸ γὰρ ἐβάδισεν ἢ Bad ἐρώτησιν ἢ : yag ἐβαδισεν ἢ Badıle πτῶσις ῥήματος κατὰ ταῦτα τὰ εἴδη ἐστίν.

In dieser Stelle hat auch Hr. R. nichts Verdäch-

tiges gefunden. Zur Bestätigung des aristotelischen

Gebrauches von πτῶσις habe ich oben Alles zusam-

mengestellt. Hier erinnere ich noch daran, dass ei-

nige Griechen die Modi πτώσεις Önuerixag nannten. Von den Römern wüsste ich nichts dergleichen.

Aoyos δὲ φωνὴ συνϑετὴ σημαντική, ἧς ἔνια μέρη καϑ' αὐτὰ σημαίνει τι' οὐ γὰρ ἅπας λόγος ἐκ δημάτων καὶ ὀνομάτων σύγκειται, οἷον ὁ τοῦ ἀν- ϑρώπου ὁρισμός, ἀλλ᾽ ἐνδέχεται ἄνευ ῥημάτων εἶναι λόγον. μέρος μέντοι ἀεί τι σημαῖνον ἕξει,

οἷον ἐν τῷ βαδίζει Κλέων ὁ Κλέων. εἷς δ᾽ ἐστὶ λόγος διχῶς: ἢ γὰρ ὁ ἕν σημαίνων, ἢ ὁ ἐκ πλει- ὄνων συνδέσμῳ, οἷον n Ἰλιὰς μὲν συνδέσμῳ εἷς, ὁ δὲ τοῦ ἀνθρώπου τῷ ἕν σημαίνειν.

Ein Ausspruch, eine Rede (enuntiatum, wie Hr.R.

— 226 —

richtig übersetzt) ist dem Aristoteles eine Zusam-

menfassung bezeichnender Laute, wovon ein oder

der andere Theil auch für sich eine Wesenheit be-

zeichnet, d. h. worin wenigstens Ein Hauptwort sich

befindet. Aristoteles sagt nicht einfach σημαίνει, son- dern σημαίνει τι. Dass aber ri diese Bedeutung ha- be, bedarf kaum der Bestätigung durch einzelne Stel-

len. Um indessen jeder Einwendung vorzubeugen,

vergleiche man Rhetor. I, 7: Kal γὰρ τὶ καὶ ποσὸν καὶ ποιὸν οὕτως ἔχει ὡς ἂν ἡ ἐπιστήμη καὶ 9) φρόνη..

σις εἴποι, was Knebel richtig übersetzt: „Auch die

Wesenheit z. B. und Grösse und Beschaffenheit

eines Gegenstandes sind so, wie die Wissenschaft

und die Vernunft aussprechen wird.“ Categor. 5.

p. 3, b: Πᾶσα δὲ οὐσία δοκεῖ Tode τι σημαίνειν. Metaph. III, 4: Ἔστω δή, ὥσπερ ἐλέχϑη κατ᾿ ἀρχᾶς,

σημαῖνόν τι τὸ ὄνομα καὶ σημαῖνον ἕν. Nothwendig also müssen ὀνόματα sich in einem λόγος vorfinden. Ja es lässt sich statt eines einfachen ὀγομα ein λόγος (Top. VI, 4.1, 5.) setzen, und umgekehrt statt eines

λόγος ein Ovoue. So heisst es Rhetor: III, 6: Eis

ὄγκον δὲ τῆς λέξεως συμβάλλεται τάδε, τὸ λόγῳ χρῆ-

σϑαι ἀντ᾽ ὀνόματος, οἷον μὴ) κύχλον, ἀλλ᾽ ἐπίπεδον τὸ ἐκ τοῦ μέσου ἴσον. εἰς δὲ συντομίαν τὸ ἐναντίον, ἀντὶ

τοῦ λόγου ὄνομα. καὶ ἐὰν αἰσχρὸν 1) ἀπρεπές" ἐὰν μὲν

ἐν τῷ λόγῳ 7) ἀισχρόν, τοὔνομα λέγειν, ἐὰν δ᾽ ἐν τῷ ὀνόματι, τὸν λόγον. Merken wir uns, dass hier in dem λόγος, der statt des Hauptwortes χύχλος steht,

ἐπίπεδον TO ἐκ τοῦ μέσου ἔσον, sich kein Zeitwort

vorfindet, wohl aher mehrere Hauptwörter: „Denn nicht

jeder λόγος besteht aus ῥγματα und ὀνόματα; so z.B. die Definition des Menschen, sondern ein λόγος kann

auch ohne ῥήματα seyn.“ Die Definition des Men- schen, welche Aristoteles einige hundertmal in seinen

— 277 —

Schriften hat, ist ζῶον δίπουν) (Metaph. VI, 12.),

wohlbemerkt ohne das Hülfszeitwort εἶναι gedacht;

denn dieses würde es nach de interpr, 6. 4. zu einem

λόγος ἀποφαντικὸς machen. ‚Jedoch, fährt Aristote-

les an unsrer Stelle fort, wird der λόγος immer einen

Theil haben, der eine Wesenheit bezeichnet, wie in

βαδίζει Κλέων das Hauptwort Κλέων.“ Offenbar kann

der λόγος bestehen aus blossen ὀνόματα (de sensu* c. 1. Metaph. VI, 15.), auch aus ὀνόματα und ῥήματα,

aber nie aus blossen ῥήματα oder einem einfachen ῥῆμα, wie bei den Stoikern. Daher muss der λόγος

immer in sich haben einen Theil, der eine Wesenheit

bezeichnet, wie in βαδίζει Κλέων der Eigenname

die Wesenheit, das βαδίζει aber das πότε ausdrückt. Es ist also damit keineswegs gesagt, dass βαδίζει ein ἄσημον sey, sondern nur, dass es nicht ein τέ be-

zeichne. Dass die blossen ῥήματα keinen λόγος aus-

machen, erhellt auch aus Rhetor. II, 19: Τελευτὴ

δὲ τῆς λέξεως ἁρμόττει m ἀσύνδετος, ὅπως ἐπίλογος

ἀλλὰ μὴ λόγος ἢ) „elonza, ἀκηκόατε, ἔχετε, κρίνατε."

Endlich ist zu bemerken, dass die ῥήματα besonders zum λόγος @rtopavrızog gehören. Vrgl. de interpr. 5:

Avayan δὲ πάντα λόγον ἀποφαντιχὸν ἐκ δήματος εἶναι

ἢ πτώσεως ῥήματος, καὶ γὰρ ὁ τοῦ ἀνϑρώπου λόγος, ἐὰν μὴ τὸ ἔσται 1) ἣν ἢ τι τοιοῦτον προστεϑῇ οὔπω λόγος drrogerrizog. Was den Schluss des Capitels

betrifft, so bemerkt Hr. R.: .‚falsus Aristoteles τὸν λόγον qui est oratio vel enuntiatum Commutavit

τῷ λόγῳ qui est notio, quasi adhuc de notionibus locutus esset. itaque pro notione multa in unum com-

prehendente nomen collectivum 7λεάδα posuit. sapienti sat.‘“ Dass Aristoteles hier an kein nomen collecti-

*) Ebenso wird z«405 ἵππὸς de interpr. 2. ein λόγο: genannt,

.- WE

vum gedacht, dass er die ganze Ilias einen λόγος nennt, lehrt schlagend Analyt. post: II, 10: _40yog δ᾽ εἷς ἐστὶ διχῶς, ὁ μέν συνδέσμῳ, ὥσπερ ἡ

Ἰλιᾶς, ὃ δὲ τῷ ἕν καϑ'᾽ ἑνὸς δηλοῦν μὴ κατὰ συμ-

βεβηκός. Metaph. VII, 6: Ὀ δ᾽ ὁρισμός λόγος ἐστὶν εἷς οὐ συνδέσμῳ χαϑάπερ m [λιᾶς, ἀλλὰ τῷ ἑνὸς εἶναι. Ti οὖν ἐστὶν ὃ ποιεῖ ὃν τὸν ἄνϑρω- πον, καὶ διὰ τί ἕν ἀλλ᾿ οὐ πολλά, οἷον τὸ Te ζώον καὶ τὸ δίπουν, ἄλλως τε δὴ καὶ εἰ ἔστιν, ὥσπερ φασί

τινες, αὐτὸ τι ζώον χαὶ αὐτὸ δίπουν. Vrgl. Me- taph. VI, 4: Οὐ γὰρ ἀνάγκη, ἂν τοῦτο τιϑώμεν, τού-

του ὁρισμὸν εἶναι ὃ ἂν λόγῳ τὸ αὐτὸ σῃμαίνῃ, ἀλλὰ τινὶ λόγῳ. τοῦτο δ᾽ ἐὰν ἑνὸς ἢ, μὴ τῷ συνεχεῖ ὡσ- περ r Ἰλιὰς ἢ ὅσα συνδέσμῳ, ἀλλ᾿ ἐὰν ὁσαχῶς λέγεται

τὸ ἕν. Beispielsweise wird auch sonst häufig die Ilias angeführt z. B. Analyt. post.II, 7., Soph. EI. 24.

Hiemit glaube ich einen grossen Theil des R.schen

Irrthums und seine Hauptstütze widerlegt, und des

Aristoteles gefährdete Ehre frei und offen vertheidigt

zu haben. Wie aber dıeses Capitel dem alten Sta-

giriten hoffentlich gerettet ist, so wird sich — und

noch leichter — auch das Uebrige leicht jener ver-

zweifelnden Kritik entrissen lassen. Zwei Punkte

füge ich noch hinzu, einmal dass gewiss ebenso

sicher das Ende von 6. 21. von “ἠὐτών δ᾽ ovo- μάτων bis N καὶ Σ echt aristotelisch ist. Denn

wenn Hr. R. sagt, Aristoteles habe dieses nicht schreiben können, 1) weil er keine grammatischen

Regeln habe geben wollen, 2) weil einige Unrich-

tigkeiten sich darin vorfinden: so ist dagegen einfach

zu erinnern, dass Aristoteles auch an andern Stellen

wie Soph. El. 4. und 14. solche χαγόνες aufstellt.

Wird ja doch Aristoteles von mehreren Schriftstellern

(Dio Chrys. or. LII., Cramer Anecdot. Vol. IV.

— 79 —

Ρ. 311., Bekker Anecdet. p. 729.) für den Urheber

der ersten sichern Sprachlehre angesehen. Zu erin-

nern ist ferner, dass wir uns auch gar nicht erkühnen

dürfen, ihm vorzuschreiben, was er thuen oder las-

sen soll. Wir wissen ja gar nicht, in welcher Ver-

bindung jene Regeln mit andern litterarischen Erzeug-

nissen seiner Zeit standen. Was aber die Unrich-

tigkeiten betrifft, wer kann und darf verlangen, dass

eine Wissenschaft bei ihren Anfängen schon in ganz

vollendeter Gestalt erscheine? Endlich hat sich Hr. R. so gewaltig gegen die ἀπορίαι und λύσεις des c. 25. und 26. gesträubt. Und dennoch — steht

in der Metaphysik fast auf jeder Seite dieses furcht-

bare Gespenst, gerade mit derselben Redewendung

διαπορήσειεν ἂν τις. Vrgl.II, 3. 4. p. 999. und 1000.6:

Ὅλως δ᾽ ἀπορήσειεν ἂν τις. III, 6: Εἰσὶ δέ τινες di

ἀποροῦσι. V, ὅ. 9: Anognosıe δ᾽ ἂν τις. 11. VI, 6. IX, 2. erwähnt er seine δεαπορήματα. 5: ᾿᾽Ἐπεὶ

δ᾽ ἕν ἑνί ἐστιν ἐναντίρν, ἀπορήσειεν ἂν τις. 6: Ὁμοί. ως δὲ καὶ περὶ τοῦ ἑνὸς καὶ τῶν πολλῶν ἀπορήσειεν

ἂν τις. 9: ᾿Ἵπορήσειε δ᾽ av τις. X, 1: “Ὅτι μὲν ἡ σο-

φία περὶ ἀρχὰς ἐπιστήμη τίς εστι, δῆλον ἐκ τῶν πρώτων ἐν οἷς διηπόρηται πρὸς τὰ ὑπὸ τῶν ἄλλων εἰρημένα περὶ τῶν ἀρχῶν. ἀπορήσειε δ᾽ ἂν τις ἃ. 8. w. ΧΙ, 4: ᾿“πορήσειε γὰρ ἂν τις. 9. XU, 5: Πάντων δὲ μάλιστα διαπορήσειεν ἂν τις. 9: Anognosıe δ᾽ av τις. 10. Xlil, 6: ᾿Ζπορήσειε δ᾽ ἄν τις. Ganz eben- so in allen andern Schriften. Vrgl. Phys. Ausc. I, 8:

Ὅτι δὲ μοναχῶς οὕτω λύεται zei 7 τῶν ἀρχαίων

ἀπορία, λέγομεν μετὰ ταῦτα. Polit. 1, 11: Yıo καὶ τὴν πρότερον εἰρημένην ἀπτορίαν λύσειεν ἄν τις διὰ τούτων. Ich kann daher schon wegen einen

solchen wissenschaftlichen Richtung im Allgemeinen

mich nicht dazu entschliessen, die «nogrunre “Oun-

— 280 -“--

θιχώ fahren zu lassen, sondern finde gerade darin ein echt aristotelisches Moment. Dass aber homeri- sche zogoßAnuere oder ἀπορηματα nicht jenen Ernst und jene Bedeutsamkeit haben können, welche phi- losophischen Problemen eigenthümlich seyn muss, ist eine Sache, die sich von selbst versteht. Endlich kommt dazu, dass sogar der gleichzeitige Philosoph Heraklides nach Diogen. Laert. V $. 87. Avosow ᾿Ομηρικῶν ὦ β΄ schrieb. Letzterer hatte auch περὶ “πτοιτικῆς καὶ τῶν ποιητῶν & geschrieben. Bei dieser

Gelegenheit bemerke ich auch, dass noch ein späte-

rer Aristoteles aus Kyrene nach Diogen. Laert. V.

δ. 35. περὲ ποιητικῆς, wahrscheinlich seinem gleich- namigen Vorbilde nacheifernd, gehandelt, — Sonder-

bar, dass noch Niemand auf diesen gefallen ist —

dass ferner 'Theophrast sogar zwei verschiedene Bü-

cher nach V. δ. 47. und 48. περὶ ποιητικῆς verfasst hat.

11. Ueber die Rhetorik un Alexander.

Derselben verderblichen Kritik, welche das Hi-

storischgegebene umstösst, um auf dessen Trümmern

die eigene Ansicht zu errichten, hat sich auch Spengel

in seiner Teyrov συναγωγή p. 182. 54. in Bezug auf die oben bezeichnete Schrift schuldig gemacht, indem

er eine hingeworfene Aeusserung des Victorius, zu

der leider auch Buhle sich später bekannte, aufneh-

mend nicht Aristoteles, sondern den gleichzeitig le-

benden Rhetor Anaximenes als Verfasser derselben

aufzustellen versucht hat. Bie Gründe, die er dafür

beigebracht hat, sind so morsch, dass man kaum be-

greift, wie noch ein und der andere Philologe jenem

-- 2831 —

Irrthume hat beistimmen können; allen ganz unver-

zeihlich ist es, dass man dergleichen Meinungen so-

gar in die Litteraturgeschichte aufzunehmen gewagt

hat. Gehen wir von Quintil. III, 4. aus: ,‚‚Anaxi-

menes iudicialem et concionalem gencrales par-

tes (causarum) esse voluit, septem autem Species,

hortandi, dehortandi, laudandi, vituperandi, accusandi,

defendendi, exquirendi, quod ἐξεταστιχὸν dixit.‘* Ana-

ximenes nahm also ein γένος δικανικὸν und συμβου-

Jevrızov an, Aristoteles hingegen in der grossen Rhe-

torik I, 3. ein συμβουλευτικόν, dizerızov, ἐπιδεικτιχον.

Wäre also die Rhetorik an Alexander von Anaxime- nes, so müssten offenbar jene zwei y&rr in derselben

vorkommen. Allein wir lesen c. 3: Toi« γένη τῶν

πολιτικῶν εἰσὶ λόγων, τὸ μὲν δημηγοριχόν, τὸ δ᾽ ἐπι. δειχτιχὸν, τὸ δὲ δικαγιχὸν. Wie hilft sich nun Hr.

Spengel® Da diese Stelle seine Ansicht rein ver-

nichtet, er aber ganz richtig eingeschen hat, dass

auch Quintilian’s Ausspruch unantastbar ist: so ist

c. 2. interpolirt; denn — ein Scholiast zum Hermo-

genes, Gott weiss aus welcher Zeit, und ein Schrift-

steller des fünften Jahrhunderts n. Chr. sagen, dass

N. B. ArıstoTELEs zwei angenommen habe. Aber,

wird man einwenden, das Werk soll ja dem Anaxi-

menes zugehören. Auch hier weiss Hr. Spengel

Rath. Bei Aristoteles schreibt er vo, und beim

Scholiasten ναξιμένης. Und nun harmonirt Alles. Wichtig wäre es nun allerdings gewesen, wenn Hr.

Spengel jene Zweitheilung in der kleinern Rhetorik

als durchgreifenden Grundsatz, dagegen die Dreithei-

lung als dem Verfasser völlig fremd nachgewiesen

hätte. Wirklich glaubt er jene Zweitheilung entdeckt

zu haben c. 3: Πάλιν δὲ ὁρισώμεϑα καὶ περὶ πό-

σων καὶ ποίων καὶ τίνων ἔν τε τοῖς βουλευτηρίοις

— 282 —

καὶ ταῖς ἐκκλησίαις συμβουλευσομεν., wozu er

ausser p. 12. noch p. 186. bemerkt: „‚Vides et hic et

sic semper in sequentibus ἐπιεδειχτικὸν tertium illud

desiderari; nempe ἢ βουλὴ καὶ ὁ δῆμος sunt quae 5014 Anaximenes agnoscit.‘‘ Hier jedoch ist, was Hr.

Spengel nicht gemerkt hat, bloss vom συμβουλευτικὸν

γένος die Rede; nun konnte aber kein Grieche eine

andere Versammlung, denn βουλευτήριον und ἐκκλησία

anerkennen, vor welchen er eine berathende Rede

hielte. Dann aber fehlt ja doch wieder das δικαστήριον,

was bei Anaximenes unmöglich fehlen darf. Wie

diese Ausdrücke also für das Nichtvorhandenseyn des

ἐπιδεικτικόν sprechen sollen, begreife ich nicht. Im

Gegentheile lässt sich streng nachweisen, dass die

Rhetorik an Alexander ganz auf jener Dreitheilung

beruhe. Dieses stellt sich am Besten heraus, wenn

wir in kurzen Zügen den Bau des ganzen Werkes

mit der grossen Rhetorik vergleichen.

Warum Aristoteles mehrere Rhetoriken geschrieben,

ist eine ebenso wichtige Frage, als warum er meh-

rere Werke über Poesie geschrieben: sie liesse sich

aber nur dann gehörig beantworten, wenn wir alle

Schriften von ihm noch besässen. Eine Vergleichung

derselben untereinander müsste dann herausstellen,

welchen Zweck er jedesmal bei der Wiederaufnahme

des Stoffes gehabt. Es fragt sich also vor allen

Dingen, welche von den beiden Rhetoriken die ältere

sey. Spengel hat p. 189. aus den darin vorkommen-

den historischen Andeutungen berechnet, dass die

kleinere Rhetorik zwischen den Jahren 340 — 330 v.

Chr. ausgearbeitet und herausgegeben seyn müsse.

Die grössere Rhetorik aber ist nach M. Schmidt com-

mentatio de tempore, quo ab Aristotele libri de arte

rhetorica conscripti et editi sint, Halis. zwar frühe

Be

begönnen, aber erst 335>—322 ausgearbeitet und voll-

endet worden, eine Ansicht, gegen die auch Spengel

in der Recension dieses Schriftchens (Zeitschr. f. A.

W. 1837. Nr. 110.) Nichts eingewendet hat. Ja er

selbst ist es, wenn ich nicht irre, der in den Mün-

chener gelehrten Anzeigen. 1839. Nr. 97. die kleinere

Rhetorik als die ältere setzt, gegen welche die grös-

sere spätere ankämpfe. Vrgl. τεχνῶν συναγωγή p. 172:

„Ergo ante Aristotelis rhetoricam illum exiisse librum

haud inepte coniicias.‘“ p. 178: ‚‚Hanc Anaximenis

artem ante Aristotelis libros de rhetorica editam esse

paucis ostendamus.‘“ Verhält sich dieses also, so ist

nicht zu zweifeln, dass es die Absicht des Verfassers

gewesen ist, in dem jüngern Werke den wissenschaft-

lichen Fortschritt darzustellen, den die Rhetorik zwi-

schen dem Krscheinen des ältern kleinern und des

neuern in drei Büchern abgefassten durchlaufen hatte,

das Veraltete auszuscheiden, das Complicirte zu ver-

einfachen, das Neue an das ältere Lehrgebäude an-

zulehnen und mit diesem zu verarbeiten, überhaupt

ein systematisch geordnetes ausführliches Ganze zu

geben. In der grössern Rhetorik theilt er demnach

seine drei Arten der Reden folgendermaassen ein:

I. Συμβουλευτικὸν = Amunyogıxov. a. 7700 τρεπτικὸν b. anorgentixov. I, 4 ---8. U. Enıdeı-

xT1x0V. a. ἐγκωμιαστικόν. b. wexrtıxov. I, 9. IH. Sıra- vırov. ἃ. κατηγορικόν. b. ἀπολογητικόν. I, 10 — 14.

In der ältern kleinern, wo noch Anaximenes sie-

ben Unterarten mehr Einfluss haben mochten, sind

die Verhältnisse weniger einfach, und namentlich tritt

das ἐξεταστικὸν εἶδος in unpassender Weise noch in

das γένος δικανικὸν ein, so dass sich also folgendes Schema bildet.

I. Anunyogızov = Συμβουλευτικόν ἃ. προτρε-

— 2844 —

πτιχόν. b. ἀποτρεπτικόν ο. 3 --- ὃ. U. Ἐπιδειχτικόν. ἃ. ἐγκωμιαστικόν. b. ψνεχτιχόν. 4. ΠΙ. Sızavızon.

a. χατηγοριχόν. b. ἀπολογητικον. ὅ. 6. ἐξεταστιχόν. 6. Dass diese sieben Unterarten in die bezeichneten

drei Gruppen zerfallen, zeigt sich für I. amı Schlusse

des 3. Cap., wo es heisst: Τὰς μὲν οὖν προϑέσεις περὶ ὧν δημγγορήσομεν, καὶ τὰ μέρη τούτων ἐξ

ὧν τοὺς λόγους συστήσομεν χαὶ προτρέποντες καὶ

ἀποτρέποντες, ἔκ τῶν εἰρημένων ἔσμεν. ττροϑέμενοι

δὲ πάλιν ἐφεξῆς To τε ἐγκωμιαστικὸν εἶδος καὶ τὸ ψεχτικὸν περιλάβωμεν. Diese beiden letzt- genannten oder II. gruppirt er dann wieder zusammen

im 4. Cap., und kommt dann im 5. auf die III. Gruppe

oder Hauptart: Jıdkowuev δὲ πάλιν ὁμϑιοτρόπως TOV-

τοις TO TE κατηγορικὸν zul TO ἀπολογητιχὸν εἶδος, ὃ περὶ τὴν δικανιχὴν ἔστι πραγμάτειαν. Am Ende desselben Cap. fügt er dann hinzu: Aeimerau

δ᾽ ἡμῖν ἔτι διεξελϑεῖν τὸ ἐξεταστικὸν εἶδος, wel-

ches er dann im 6. Capitel behandelt. Somit entspricht

also aus der grössern Rhetorik I. c. 4—9. dem c. 2—$.

der kleinern. Es folgt in letzterer von c. S—18. der

zweite (nach der Zählung des Aristoteles selbst in

c. 7. der dritte) Theil des Werkes, welcher περὶ τῶν

σπιίστεων handelt, also gewissermaassen dem zweiten

Buche der grössern Rhetorik analog ist. Am Schlusse

dieses 'Theiles deutet der Schriftsteller ec. 18. extr.

den Uebergang auf den letzten Theil an mit den

Worten: Νὺῦν δ᾽ ὑπὲρ τῶν ὑπολοίπων, & τῶν τριῶν

εἰδῶν ἐστὶ zul παρὰ πώντας τοὺς λόγους χρήσιμα

γίνεται, διδάσκειν ἐπιχειρήσομεν. Auch hier will Hr.

Spengel wieder eine Aenderung, er vermuthet p. 185:

Nov δὲ τῶν ὑπολοίπων ὑπὲρ τῶν τριῶν ἃ πάντων τῶν

εἰδῶν ἔστι u. 5. w. Allein dann würde ja παρὰ στάγ- τας τοὺς λόγους χρήσιμα γίνεται ein ganz überflüssiger

Zusatz seyn, und ferner sind cs mehr als drei Dinge, die noch zu behandeln übrig sind. Wahr ist es, es

srheinen jene Worte im Widerspruch zu stehen mit

c. 7: Πρὸς δὲ τούτοις προχαταλήψεις καὶ αἰτήματα

χαὶ παλιλλογίαι καὶ μῆκος λόγου καὶ μετριότης μήκους χαὶ βραχυλογία καὶ ἑρμήνεια' ταῦτα γὰρ χαὶ τὰ τοὺ.

τοις δμοιὰ χοινὰς ἔχει πῶσι τοῖς εἴδεσι τὰς χρήσεις, ---

allein dieser scheinbare Widerspruch lässt sich auf

zwiefache Weise beseitigen. Zuerst ist zu bemerken,

dass in beiden Stellen sich entsprechen:

Ταῦτα γὰρ καὶ Ta τούτοις καὶ παρὰ πάντας τοὺς λό.

διοιὰ κοινὰς ἔχει πᾶσι γους χρήσιμα γίνεται. τοῖς εἴδεσι τὰς χρήσεις.

Mithin sind προχατάληιμις, παλιλλογία, und wie jene rhetorischen Figuren immerhin heissen mögen,

zwar brauchbar für alle Species von Reden ; aber

eigenthümlich können sie darum doch besonders

den dreien seyn ἃ τῶν τριῶν εἰδῶν ἐστι. Diese drei

Species oder Unterarten sind die in das Jızavıxov γένος gehörigen, also κατηγορικόν. ἀπολογητιχὸν und

ἐξεταστιχόν. Und in der That wäre diess die eine Weise, jene Schwierigkeit zu beseitigen, die andere

wäre, einen ungenauen Gebrauch von εἰδῶν anzuneh-

men, so dass es für γενῶν stände. Schon Majoragius

in Rhetor. I. p. 95. sagt: ,‚.Ilud advertendum Aristote-

lem in hoc opere generis ac speciei nomen confundere,

saepeque alterum pro altero ponere — — Itaque paulo

superius (c. 2. extr.) Aristoteles γένη τῆς Prrogieng,

id est Rhetoricae genera dixerat, quae nunc εἴδη, hoc

est species vocat.‘“ Jedoch gestehe ich, dass ich

mich mehr zu der erstern Erklärungsweise neige aus

Rücksicht auf c. 29. extr., wo es von den προοίμια

heisst: Κοινὸν δ᾽ ἐστὶ τῶν ἑπτὰ εἰδῶν, χαὶ ἐπὶ πᾶσι

τοῖς πράγμασιν ἀρμόσει λεγόμεγον.

u δδμδ..Ξ.

Dieser dritte Theil nun, der über προκατάληψις, αἰτήματα u. 5. w. handelt, schliesst c. 29., und ent- spricht in seinem allgemeinsten Charakter dem dritten

Buche der grössern Rhetorik. Der Schluss endlich

unseres Werkes von c. 30. an enthält eine praktische

Anweisung zur Ausarbeitung der einzelnen Theile der

Rede. Hier betrachtet er dieselbe zuerst in I. und zwar zuerst im πττροτρεπτιχὸν von c. 30— 35. a) Das

Prooimion c. 30: Ὡς δὲ αὐτῷ (προοιμίῳ) χρησόμεϑα, πρῶτον μὲν ἐπὶ τῶν δημηγορικῶν καὶ (und zwar) προτρεπτικῶν τοῦτο δείξω. b) Die Erzählung.

c. 31 — 32. c) Die Bestätigung durch die πέστεις

c. 33. 34. und 35. bis zu den Worten: Tas δὲ ano-

τροπάς, wo er also auf das zweite εἶδος des Anunyo- g1x0v γένος oder das ἀποτρεπτικόν übergeht. Er

kommt im 6. 36. auf II. oder auf das ἐγχωμιαστικὸν und Wextıxov εἶδος mit den Worten: To δὲ ἐγχω-

μιαστικὸν χαὶ TO καχολογικὸν πάλιν προϑέμενοι 0%0-

πώμεν. Dass er diese auch hier in Gedanken mit

dem Namen des ἐπιδεικτικὸν γένος zusammenfasst,

ist zum Theil schon aus dem Obigen klar, ergibt

sich aber unwidersprechlich aus den gleich darauf

folgenden Worten: Ὡς γὰρ ἐπὶ τὸ πολὺ τῶν τοιούτων εἰδῶν οὐκ ἀγῶνος all ἐπιδείξεως ἕνεκα λέγομεν.

Dass hier das Wort ἐπίδειξις eine offenbare Bezie-

hung auf das ἐπιδειχτικὸν γένος hat, erhellt theils aus der Stelle an sich, theils aus dem verwandten Ge-

brauche von ἐσιδεικνύναι in einem ganz entsprechen-

den Capitel der Rhetor. I, 9. p. 1367, b: 4Δεῖ οὖν

τὰς πράξεις ἐπιδεικνύναι ὡς τοιαῦται. Ganz über-

einstimmend braucht der Schriftsteller dieses Zeitwort

auch in der kleinern Rhetorik c. 36: Ζεῖ — τούτους

ὄντας ἀγαϑοὺς ἐπιδείξειν *). So endlich repräsentirt

*) Jecoch kommt ἐπιδείξειν Rhetor. ad Al. 30. auch einigemal

-- 252 —

er Rhetor. II, 18. die drei γένῃ durch die Ausdrücke: συμβουλεύοντες zal ἐπιδεικνύμενοι zei ἀμφισβη- τοῦντες. --- Endlich kommt er c. 37. zu ΠῚ: Aoımov

δ᾽ ἐστὶν ἡμῖν εἶδος TO τε κατηγορικὸν καὶ τὸ ἐξε-

ταστικόν' ταῦτα πάλιν ὡς ἐν τῷ δικανίκῳ γένει

συνθήσομεν χαὶ τάξομεν καὶ διέλϑωμεν. Er behandelt aber c. 37. nicht allein das χατηγοριχόν, sondern auch das arroAoyntızov und c. 38. das ἐξεταστικόν. Hieraus

erhellt zur Genüge, dass die kleinere Rhetorik auf

dem Grunde der drei γένη, die dem Aristoteles eigen-

thümlich waren, des Συμβουλευτιχὸν (Amumyogıxov),

Ἐπιδεικτικόν und Zızavızov beruht, und dass die vier

gewaltsamen Aenderungen, die Hr. Spengel sich er-

laubt hat, nicht im Stande sind, den inneren Bau zu

zerstören. Aber statt mit dieser Ansicht zu streiten,

sprechen der Scholiast zum Hermogenes und Syria-

nos bei Spengel p. 185. sq. gerade dafür, dass Ari-

stoteles irgendwo die sieben εἴδη des Anaximenes aufgenommen hatte*), ja selbst Quintilians Worte ΠῚ, 4. sind ja aristotelisch wahr: ‚‚Scptem species —

quarum duae primae deliberativi, duae sequentes de-

monstrativi, tres ultimae iudicialis generis sunt partes.“

wozu Hr. Spengel p. 183, bemerkt: ,,Aut ab aliena

manu assuta, aut ab auctore non ad Anaximenis ra-

tionem dissecta sunt, sed ex sua ipsius sententia quam

probabat, id est Aristotelis, adiecta leguntur.“ Un-

streitig ist das Letztere allein richtig; Quintilian so-

vom συ μβουλευτικὸν γένος, freilich mit dem Nebenbegriff von ostentare vor, welcher sich im ἐπιδεικτικόν selbst vollständig herausgebildet hat.

*) Wie ich mir das Entstehen der δύο γένη gedacht, habe ich

oben 8. 25. angedeutet.

un. --

wohl als Cicero und Marcianus Capella billigen die

aristotelisehe Dreitheilung.

Nachdem wir so das Fundament und den Plan

des Ganzen festgestellt, müssen wir noch einzelne

Kinwürfe beseitigen, namentlich noch einen über eine

Grundverschiedenheit zwischen der kleinern und grös-

sern Rhetorik, einen Einwurf, den Hr. Spengel p. 171.

„gravissimum omnium argumentum‘‘ nennt. Die

Grundlage geben zwei Stellen ab: Quintil. IV, 2:

„Nune quae sit narrandi ratio subiungam — — eam

plerique scriptores maxime qui sunt ab Isocrate vo-

lunt esse lucidam, brevem, verisimilem; nec enim

refert an pro lucida perspicuam, pro verisimili pro-

babilem credibilemve dicamus. KEadem nobis placet

divisio quamquam et Aristoteles ab Isocrate parte in

una dissenserit, praeceptum brevitatis irridens tam-

quam necesse sit longam aut brevem esse expositio-

nem nec liceat ire per medium.‘ Spengel führt dazu

an Aristotel. Rhetor. III, 16: Νῦν δὲ γελοίως τὴν διήγησίν φασι δεῖν εἶναι ταχείων. καίτοι ὥσπερ ὁ τῷ

μάττοντι ἐρωμένῳ πότερον σχληρὰν ἢ) μαλακὴν μάξῃ, „ui δ᾽... ἔφη, „eb ἀδύνατον“ καὶ ἐνταῦϑα ὁμοίως" δεῖ

γὰρ μὴ μακρῶς διηγεῖσθαι ὥσπερ οὐδὲ ττροοιμιάξζε- σϑαι μαχρῶς, οὐδὲ τὰς πίστεις λέγειν" οὐδὲ γὰρ ἐνταῦ- ϑά ἐστι τὸ εὐ ἢ τὸ ταχὺ ἢ) τὸ συντόμως, ἀλλὰ τὸ με. τρίω ς" τοῦτο δ᾽ ἐστὶ τὸ λέγειν ὅσα δηλώσει τὸ πρᾶγμα, ἢ ὅσα ποιήσει ὑπολαβεῖν γεγονέναι 3) βεβλαφέναι ἢ ndı- κηχέναι, ἢ τηλικἄυτα ἡλίκα βούλει: τῷ δὲ ἐναντίῳ τὰ

ἐναντία. Entweder hat Quintilian diese Stelle nicht vor

Augen gehabt, oder er hat sie sehr flüchtig angese-

hen; denn Aristoteles sagt ja gerade, die Erzählung

soll μετρίως seyn (ire per medium). Allein Aristote-

les selbst behauptet doch wirklich, die Erzählung

soll nicht gedrängt kurz seyn, sondern die gehörige

— 289 —

Mitte halten. In der Rhetorik von Alexander aber

steht, — die Erzählung soll gedrängt kurz seyn.

Dieser Widerspruch ist Herrn Spengel zu arg. Er

ruft p. 171. aus: „‚Inde primum apparet, et hoc gra-

vissimum est omnium argumentum, Aristotelem si

auctor esset huius artis sese ipsum irrisurum esse et

Viectorii de Anaximene sententia haut parum firmatur.“

Hätte er nur die beiden Stellen bedächtiger angese-

hen! In der erstern Rhetor. III, 16. ist die Rede zuerst von den emıdeıxzrızolg. Vrgl. den Anfang des Cap.: διήγησις δ᾽ ἐν μὲν τοῖς ἐπιδειχτιχοῖς ἐστιν

οὐκ ἐφεξῆς ἀλλὰ κατὰ τὸ μέρος u. Ss. w. In Schau- reden ist die Erzählung keine zusammenhängende,

sondern eine durch das Ganze vertheilte; zuweilen

soll sie sogar ausbleiben, wenn die 'Thaten ganz be-

kannt sind, die man verherrlichen will, z. B. wenn

man den Achilles loben wollte. (Vrgl. 6. 13). Aber,

sagt Aristoteles, Einige wollen sie ganz flüchtig ha-

ben, das ist Unrecht: die Erzählung darf ein bestimm-

tes Maass nicht überschreiten. Indem er sich nun

über die Grenzen dieses μετρίως verbreitet, gelangt

er unmerklich auf die Erzählung in gerichtlichen Re-

den. Hingegen in der Rhetorik an Alexander c. 32,

ist die Rede von den u IE oder ovußovkevrı-

κοῖς. Man höre: Ὅταν δὲ αὐτοὶ ΠΝ ηγοροῦντες

τῶν παρεληλυϑότων τι διέξωμεν ἢ) καὶ τὰ παρόντα δη-

λῶμεν ἢ τὰ μέλλοντα προλέγωμεν, δεῖ τούτων ἕκαστον

ποιεῖν βραχέως καὶ σαφῶς καὶ μὴ ἀπίστως, σαφῶς

μὲν ὅπως χαταμάϑωσι τὰ λεγόμενα πράγματα, συντό-

μως δὲ ἵνα μνη μονεύωσι τὰ ῥηϑέντα α. 5. νυν. Σαφῶς

μὲν οὖν δηλώσομεν ταῦτα διαφυλάττοντες, συντόμως

δέ, ἐὰν ἀπὸ τῶν πραγμάτων καὶ τῶν ὀνομάτων περιαι.-

ρῶμεν τὰ μὴ ἀναγκαῖα ῥηθῆναι, ταῦτα μόνα νολωλοῦς.

ποντὲες ὧν ἀφαιρεϑέντων ἀσαφὴς ἔσται ὁ λόγος. καὶ

1. 19

Pe ὦ.

συντόμως μὲν τοῦτον τὸν τρόπον δηλώσομεν. Also in

Reden an das Volk soll die Erzählung gedrängt kurz

seyn. Diess stimmt ganz überein mit Rhetor. III, 16:

Ἐν δὲ δημηγορίᾳ ἥκιστα διηγησίς ἔστιν, ὅτι περὶ τῶν μελλόντων οὐδεὶς διηγεῖται. ἀλλ ἐὰν περ διήγησις ἢ

τῶν γενομένων ἔστμι, ἵν ἀναμνησϑέντες ἐκείνων βέλτιον βουλεύσωνται περὶ τῶν ὕστερον. In beiden Stellen ist also das Erinnern, (μνημονεύωσι, ἀνναμνη-

σϑέντες) offenbar der Zweck, den die gedrängte Er-

zählung haben soll. Bei Quintilian endlich ist die

Rede von gerichtlichen Reden, so dass Hr. Spengel

hier die verschiedenen Hauptarten zusammengewürfelt

hat. Fällt aber durch diese einfachen Bemerkungen

das ‚„‚gravissimum omnium argumentum,“ so werden

auch die ,„‚minora,‘“ die Spalding zum Quintilian an-

führt, uns hoffentlich nieht mehr hindern, auch diese

kleinere Rhetorik dem Aristoteles wieder zuzuschrei-

ben, dem sie so grundlos abgestritten worden. Man

bedenke nur, dass nach einem Zwischenraume von

zehn und mehr Jahren manche Lehre nothwendig

eine Veränderung und Verbesserung erleiden musste.

Register.

Ablativ. 231.

ablativae. 156.

absolutus. 235.

Accent. 71. 107. 168. 26.5.

Accidenzen. 77.93. 94. 98.

114. 129. 131. 136. 171.

Accusativ. 186.

accusativae. 1.56.

adfectus. 238.

Adjektivum. 19. 20. 61. 85.

115.

adminiculandei. 147.

Adverbium. 44. 100.108. 138.

146. 169. 184. 256.

aitıwdns. 39,

αἰτιολογισός. 103.

Aktivum. 195.

ἀμετάβατον. 129.

avarlaoros. 53.

Analogetiker. 26. 103.

Analogie. 105. 130. 191.

ἄναφορα. 134.

ἀναφορικόν. 90. 119.

Anazximenens. 281.

Anomalie. 179. 148.

Anomalisten. 225. 234.

ἀντανώκλαστος. 37.

ἀντιπεεπονϑότα. 198.

Antisthenes. 6.

avrwrouaoie. 98.

ἀντωνυμία. 57. 95.

ἀνυπότακτα. 207.

Aorist. 211,

ἀοριστῶδες. 41.

ἀόριστον. 89. 119.

ἀπαγορεύσεως. 101.

ἀπαρέμφατος. 205.

ἀφηρη μένον. 21.

ἄφωνα. 73.

ἁπλοῦν. 21. 29. 62. 82. 99. 130. 132.

ἀπολελυμένον. 92. 122.

ἀπόλυτον. 235.

Apollonios.

212. 217.

anwuorıze. 101.

111. 177. 205.

ἀπορή ματα. 279.

arropmuarızos. 103.

ἀπορίαι. 279.

appellandei. 147. 148.

Aristarch. 59. 79. 88. 93. 98.

109. 176. 180. 191. 198.

216,

Aristophanes. 172.

Aristophares der Gram. 77,

180. 215.

Aristoteles, 11. 23. 83. 173.

195. 208. 257.

aoıd untızov. 92. 122,

ἄριϑ μοί. 178.

Artikel. 94. 132. 158. 221.

articuli, 153. (Digest. L, 16.

142.)

ἄρϑρον. 10. 41. (0. 94. 104. 108.

132. 270.

ἀσύναρϑροι. 99.

ας ροίσεως:. 101.

ἀϑροιστιχώ, 120.

augendei, 149. 151.

αὐϑυπότακτα. 207.

βεβαιώσεως. 102.

Bindewort. 14. 27. 38. 102.

108. 139. 170. 256.

Buchstaben, 72. 2653,

casuale. 149. 151.

Casus. 181. 229.

χοόγου 100.

Chrysippos. 27. 28. 30. 91.

185. 187. 21».

commendativus. 232.

Comparation. 233.

concesstva. 168.

246.

Conjugationen. 213.

Conjunktiv. 203. 906.

conlatio. 234.

contentiones. 234.

δασέα. 73.

Dativ. 186.

Önunyovxov. 289.

Demetrios Ixion. 220.

Demokrit. 5.

Dialektiker. 46.

διαζευχτικός. 39. 102.

dicendei. 147.

Didymos. 103.

διήγησις. 2S8.

δικανικὸν. 283.

διώνυμον. 88.

cuncessivus,

292

Dionysios der Stoiker. 69.

Dionysios Thrax. 64. 113.

114. 116. 122. 140. 150.

199.

Dionysodoros. 57.

διιλοῦν. 21.

διστρόσωποι. 98. 107.

dispertitiva. 121.

Donatus. 162.

Drakon. 98.

δραστήρια. 2θ0.

Dual. 179. 180. 215.

dubium. 227.

dubius sermo,

δυνητιχοί. 140.

eidn. 78. 82. 93. 98. 114. 129.

131. 136.

εἰδικον. 30. 92. 122.

εἰχασμιοῦ. 101.

239.

ἔλαττον ἢ κατηγόρημα. 34. ” Bus ᾿ - ἔλαττον ἢ παρακατηγορη μα. 80.

ἔλαττον ἢ παρασύμβαμια. 34.

ἔλαττον ἢ σύμβαμα. 84.

99.

EUTTEQLE χτιχον. 127.

eleyz τιχός.

ἐνέργεια. 92.

ἐγεστώς. 210.

ἑγιχα. 31.

ἐπεχτεταμέγον. 21.

ἐπιδεικτικόν. 283.

ἐπίδειξις. 286.

enizoworv. 176. 226.

ἐπιμεριζόμενον. 90. 121.

ἐπιφοριχός. 40.

ἐπίῤῥημα. 100. 138.

ἐπιταγ ματική. 63.

ἐπιτάσεως. 101.

ἐπιϑετικόν. 115.

ἐπίϑετον. 20. 85. Ὕ ’

ἐπωνυ μον. 88.

ἐρωτὴ ματιχόν. 89. 119.

ἐρωτήσεως. 101.

ἐϑγικόν. 88. 118.

ἐξηλλαγμένον. 21.

εὐχῆς. 100. εὐκτική. 205.

faciendi. 239.

finita. 154. 166.

finitum. 148.

formae. 167.

Genera. 194. 238,

yevızn. 185.

yerızov. 30. 92. 122.

Genitiv. 185.

Geschlecht. 133. 171.

221.

γλῶττα. 20.

Grammatik. 258.

habitivum. 240.

Habron. 100. 217.

Herodianos. 220.

293 —-

zowor. 176. 226.

χόσμος. 20.

Krateteer. 148. 243.

χτητιχαί, 98. 107.

χτητικὸν. 80. 124.

κύριον. 20. 29. 84. 115.

λέξις, 260. locale. 122.

λύγος. 277.

magnitudinis, 121.

Medium. 199.

Megariker. 6. 47.

μέση. 199.

μεσότης. 44.

185. weraßarıza. 130. 200.

uerayooa. 20.

μετοχή. 93. 130.

uetogızov. 37.

uerovoaorızov. 92. 122.

Metrik. 265.

minus quam finita. 154. 166.

Homer, 3. 21. 56. 79. 80. mobilia. 177.

215.

Ὁ μηρικά. 71.

Homonyma. ὅ.

illativae. 40. 158.

Imperativ. 201.

impersonalis. 246.

Indicativ. 212. 202,

infinita. 154. 166.

Infinitiv. 201. 204.

infinilum, 143,

Interjektion. 156. 170. 256.

interrogandi. 229,

intransitiva. 129. 197.

iungendei. 147.

κατηγόρημα. 31. 36. 55. 69.

zarwuorıza. 101.

κλῆσις. 174. 183.

Klitomachos. 49.

Modi. 200.

monosyllaba, 105

natura. 144.

Neutra. 196.

neutri. 227,

neutropassiva, 241.

Neutrum. 172,

Nomen (vrgl.ovoue.) 147. 223.

239. Note,

nomina. 148.

nominandei. 143. 230.

Nominativ. 187. 193.

Numerus. 178. 214. 227. 253.

omne. 227,

ὁμώνυμα. 5. 19. 30. 87. 117.

(Aristot. Metaph. I, 9, 11].

2.)

ὄνομα. 4. 9. 13. 29. 77. 131. 271.

iu A ὩΣ

Optativ,. 201.

urdo. 236.

ὡρισμιέγον. 41.

δριστιχή. 204.

ὀρϑη. 187.

ὡς πρὸς τι ἔχον. 86. 116.

οὐσία. 10. 84. 113.

Palämon. 153.

παγνδέκτης. 45.

παραβολῆς. 101.

παραδιαζευκτικός. 39,

παράγωγον. 78.

σταρακατηγόρημα. 34.

παρακελεύσεως. 101.

σιαρατεληρω ματικός. 40. 103.

παρασύμβαμα. 33.

σεαρασυνατζετιχος. 40. 102.

παρασύνϑετον. 82.93. 94.130.132.

παρονο μασία. IT.

παρώνυμα, 20. 81. 126. 149.

participialis. 247.

Participium. 37. 61. 93. 130,

146. 168. 221. 255.

Passivum. 195. 239.

πάϑος. 92.

patiendi. 239.

patricus. 230.

πατρωνυμικόν, 79. 123.

πετοιη μένον. 21. 90. 122. 218.

percontativus. 246.

περιεκτικόν. 90. 127.

σεεριλητετικόν. 90.

Peripatetiker. 11. 52. 187.202.

perpetuus. 244.

Personen. 39. 95. 98. 107, 109.

216.

nevorızov. 89. 118.

φερῶνυμιον. 88.

φωνή. 123.

ywrnevra. 72.

φύσει. 28. 75. 144.

πλαγιαι. 87.

Platon. 8. 173. 207.

πληϑυντιχα. 31.

Plinius. 157. 239.

plurativus. 228.

nowr, 29.

ποιότης. 77. 100. 113.

πολυωνυμα. 5. 20.

Polyonymie. 5.

positivus. 235.

ποσότητος. 100.

Präposition. 59. 99. 108. 197.

152. 170. 256.

praeverbia. 152.

primiltivus. 235

Priseian. 1.1.

Probus. 162.

promiscuum. 226.

promissivus. 245.

Pronomen. 15. 57. 95. 107.

135. 148. 151. 166. 221. 256.

rooonyooia. 28. 37. 65.

προσηγορικόν. 28. 62. 85. 115.

προσληπτιχὸς. 40.

προστακτιχή. 204.

πρός. τι ἔχον. 86. 116.

oo; τί ἔχον. 87.

Protagoras. 7. 172.

προτακτικόν. 135.

προτασσόμενον. 94.

πρωτότυπον, 78.

πρόϑεσις. 99. 137.

πρόϑετιχος. 38.

provocabula. 148. 151.

ψιλά. 73.

πτῶσις, 54. 182. 237.

Pythagoras. 4.

qualitas. 168. 237.

Quintilian. 231.

ῥῆμα. 3. 6. 8. 13. 18. 31. 36. 37. συνώνυμα. 20. 30. 88. 117. (Ari-

3. 158, stot. Metaph. III, 4.)

δηματιξζόν. 81. 127. σύνϑετον. 62, 82. 93. 94.

Romanus. 113. Taxtızov. 92. 122.

salutatorius. 232. τάξεως. 101.

Scaurus. 161. tempor.ale. 122.

σχῆμα. 81. 82. 127. 169. τέχνη. 68.

σχῆμα τῆς λέξεως. 195. 201. τεχγῶν συναγωγὴ. 24.

σχήματα τοῦ στόματος. 264. ϑαυμαστικά. 101.

σχετλιαστιχά, 100. ϑέμματα. 101.

σημαινόμενα, 26. 123. Θεοδέχτεια. 24,

σημαίνοντα, 25. Theodektes, 22.

sextus. 231. ϑέσει. 28. 75. 144.

significationes. 238, ϑέσεις. 101.

στερητιχα. 31. ϑετιχά. 101

Stilpon. 6. rortıza. 100.

στοιχεῖα. 26. 71. 262. transitiva. 129. 197.

Stoiker. 25. 48. 52. 69.77, 83. royevn. 177.

89. 91. Not. 133. 151. 155. Tryphon. 61. 105. 181. 205.

161. 175. 185. 187. 196. 202. Tyrannion, 58. 265.

206. 209. Varro. 143. 225. 234.

subcommune, 226. vocabula. 148.

succedanea. 151. Note. vuluntas., 145.

συγκαταϑέσεως. 101. ὕγρα. 74.

συγκατηγορήματα. 51. ὑπερϑετικόν. 80. 126.

συγκρίσεως. 101. ὑποκχοριστικόν. 80. 126,

σωγπκριτικόν. 80, 12. ὑποτακτικόν. 135.

συλλαβή. 266. ὑποτασσόμενον. 94.

συλλήψεως. 101. ὑποϑετικά, 203. ovAloyıorızos. 103. ὕπτια. 197.

σύμβαμα. 32. Zeiten. 207. 250. συμιβουλευτικόν. 282. Zeitwort. 9. 11.. 18. 18. 31.

ovunenkeyueva. 21. 29. ὅ8. 65. 98. 127. 188. 194. σύμφωνα. 72. 287.

συμπλεκχτικός. 40. 102. Zenodot. 56. 215.

συναπτικός. 39. 102. Zusammensetzung. 165.

σύναρϑροι. 99.

σύνδεσμος. 14. 22.37. 102.139. 267.

Verbesserungen.

S. 80. Z. 1. streiche man die Worte: aus dem

Anfange des fünften Jahrhunderts. — S. 113. Z. 34.

lese man: lebten lange nach ihm, — S. 128. Z. 23: selbst (III, 6:) citiren, — S. 159. Die Stelle, woraus

das Scholion bei Osann geschöpft hat, findet sich bei

Charis. I p. 33: „Plinius sermonis dubii libro se-

ptimo de Varrone: Quam maxime vicina Graeco

Gracce dixit, ut nec schematis quidem dicat, sed

schemasin.“ — S. 235. Z. 23. statt ἀπολελυμένον

lese man ἀπόλυτον.

Die

Sprachphilosophie der Alten,

dargestellt an der Geschichte ihrer Etymologie

Dr, Laurenz Lersch,

Privatdocenten an der rheinischen Friedrich - Wilhelms - Universität, correspondirendem

Mitgliede des Wetzlar’schen Vereins für Geschichte und Alterthumskunde und des

archäologischen Instituts in Rom.

zz Se

Bonn,

Bene ee

1841.

Gedruckt bei Fr. Baaden in Bonn.

An meinen Bruder

Dr. Bernh. Mar. Sersc) in Paris,

Durch wahre Wüsten, in denen den Wanderer selten

oder fast nie eine Oase überrascht, habe ich meinen

einsamen Gang angestellt, um die zerstreuten Steine

zu diesem kleinen Baue zusammenzulesen. Allein das

anscheinend Reizlosesie gewinnt Leben und Anmuth,

sobald es durch neue Aussichten gehoben wird. Wenn

Du, mein Lieber , bei Lesung dieser Schrift nur ein

Weniges von jenem Reize verspürst, der mich bei der

Ausarbeitung durchdrang, so bin ich satisam belohnt.

Das Uebrige füge Gott! Er gebe Dir das Schöne zu

dem Guten und Wahren!

Bonn den 21. Juli 1841.

Dein L. L.

Erster Theil.

Geschichte des Streites über Analogie und Anomalie der Sprache.

A. Die Griechen.

Einleitung. Bezeichnungen für die Begriffe der Ana-

logie und Anomalie. 4.

Erste Abtheilung. Die Philosophen, 10.

Heraklit. 11.

Demokrit 12.

Prodikos und 'Theramenes von Keos. 15.

Protagoras und Hippias. 18.

Sokrates nach Aristophanes. 22.

Pythagoras, 25.

Kratylos. Hermogenes. Platon. 29.

Aristoteles. 36.

Epikur. 39.

Die Megariker. 42.

Die Stoiker. 45.

Der Hellenismos. 48.

Die Anomalie. 51.

Zweite Abtheilung. Die Grammatiker.354.

Zuenodot. 59.

Aristophanes. 58.

Aristarch. 62.

Krates. 69.

Noch einige Analogetiker. 73. Vrgl. I. Theil S. 103.

ΠῚ. 5. 179.

Techniker und Empiriker. 77. Schluss. 88.

ee ı | Si

B. Die Römer.

Einleitung. 92. Bezeichnungen für die Begriffe der Analogie und Anomalie. 94.

Begründung des Streites in dem Zustande der ältesten

poetischen Litteratur. 98.

Charakter der beginnenden Grammatik. 110. Glosso-

graphen. 111.

Lucretius. 115.

Varro. 117.

Nigidius und Gnipho. 127.

Cäsar de analogia. 129. Fragmente dieses Werkes. 131 Cicero. 140.

Didymus. 143.

Die augusteische und kurz darauf folgende Zeit. 146.

Plinius. 150.

Quintilian. 153.

Zweite Abtheilung. Die spätern Grainma-

tiker. 156.

Einige verloren gegangene Schriftsteller. 156. Aus den erhaltenen. 158.

Scaurus. 159.

Probus. 160.

Donatus und seine Commentatoren. 162.

Charisius. 163.

Diomedes. 166.

Priscian. 166.

Marecianus Capella. 167:

Consentius. 168.

Eutychius. 170.

Maximus Victorinus. 170.

Alcuin, 171.

Isidor. 171.

Schluss. 172.

Anhang. Hundert und fünf Fragmente aus Plinius Libri dubii sermonis. 179. Vrgl. IH. 'Theil. 8. 158.

Register. 202—204.

Zweiter Theil.

Geschichtliche Entwickelyng der Sprach-

kategorieen.

Einleitung. 1.

EI. Die Bedetheile.

A. Die Griechen.

Die ältesten Schriftsteller. Das Hauptwort. 3.

Platon. Ὄνομα, δῆμα. 8. Aristoteles 11.

Theodektes. (Dion.) Ὄνομα, δῆμα, σύνδεσμος. 22.

Die Stoiker. Ὄνομα, πραηᾳφηγορία, δῆμα, σύν-

δεσμος, ἄρϑρον, πανδέκτης. 2.

Die Dialektiker , eine bisher unbeachtete philosophi-

sche Sekte. 46. Ὄνομα, ῥῆμα, σύνδεσμος,

ἄρϑρον.

Zenodot. Dionysodoros. Tyrannion. Das Pronomen. 56.

Aristarch. Präposition und Particip. 59.

Dionysios Thrax. Seine Echtheit. 64.

Die beiden Analogetiker Didymos und Tryphon. Ha-

bron. 103.

Apollonios Dyskolos. 111.

B. Die Römer.

Varro und die Krateteer. 143.

Rhemmius Palämon. 153.

— x —

Plinius und Suetonius. 157.

Terentius Scaurus. 161.

Donatus und Probus. 162.

ἘΠ. Verhältnisse in den Bedetheilen.

A. Die Griechen.

Das Nomen. 171.

1. Das Geschlecht, 171.

2. Der Numerus. 178.

3. Die Casus. 181.

Das Zeitwort. 194.

1. Die Genera. 194.

2. Die Modi. 200.

3. Die Zeiten. 207.

4. Der Numerus. 214.

ὃ. Die Personen. 216.

6. Die Conjugationen. 218.

Die übrigen Redetheile. 221.

B, Die Römer.

Das Hauptwort. 223.

1. Das Geschlecht. 224.

2. Der Numerus. 227.

3. Die Casus. 229.

4. Comparation. 233.

Das Zeitwort. 237.

1. Die Genera. 238.

2. Die Modi. 242.

3. Die Zeiten. 250.

4. Der Numerus. 253.

3. Die Personen. 254.

6. Die Conjugationen. 254.

Die übrigen Redetheile. 255.

Anhänge.

I. Ueber das 20. Capitel der aristotelischen Poc- tik. 257.

II. Ueber die Rhetorik an Alexander. 280. Vrgl.

meinen Aufsatz im Rhein. Museum für Phil.

Neueste Folge. 1841. 2. Heft.

Register. 291 —R295.

Dritter Theil.

Geschichte der Etymologie.

A. Die Griechen.

Einleitung. 1.

Die Dichter als Etymologen. 3.

Der Begriff der Nachbildung. 18.

Platon. Einheitspunkt des Kratylus. 20.

Aristoteles. 32.

Die Stoiker. Plotin. Sextus Empirikus. 41.

Zweite Abtheilung. Die Grammatiker.

Etymologie und Glossographie. 61.

Grundsätze der Etymologie. 78.

Regeln der Etymologie. 96.

Mythologie und Etymologie. 109.

ἘΣ. Die Römer.

Priester und Dichter die ältesten Etymologen. 113.

Wesen der Sprache. 120.

Begriff der Etymologie. 126.

Onomatopoiie und Antiphrasis. 129.

== WE ee

Zweite Abtheilung.

Glossographen und Etymologen. 134.

Die Romanisten. 136.

Die Hellenisten. 163.

Die Vermittler. 169.

Regeln der Etymologie. 175.

Etymologie und Orthographie. 178.

Etymologie und Jurisprudenz. 184.

Verbesserungen, Bestätigungen. 19.

Register. 201—202.

——»27 977

Idusv ινεύδεα πολλὰ λέγειν, EIYMOIZIN öuoie.

Hesiod.

Indem ich die Etymologie der Alten als eineu

Theil ihrer Sprachphilosophie zu behandeln unterneh-

me, scheint vor Allem eine Rechtfertigung darüber

nothwendig, dass ich eine Wissenschaft, die sich heut-

zutage ganz und gar von der Philosophie ab- und der

Geschichte und Geographie, der Völker- und Län-

derabtheilung zugewandt hat, von Neuem in die

Marken der erstern berufe. Gegen den Vorwurf, hier

nur eine einmal getroffene Anordnung meiner Schrift

starr und gegen das Wesen der Sache selbst festge-

halten zu haben, soll mich der Verlauf dieses Werkes

selbst hinlänglich rechtfertigen, woraus erhellen wird,

wie nicht allein die Schulen der Philosophen der Ort

waren, worin die Etymologie gepflegt und gehegt

wurde, sondern wie auch hier wieder ihr jedesmali-

ges System der Boden war, aus welchem ihre Kunde

(λόγος) von dem in der Sprache Wahren (ἐτύυμο») oder

vielmehr Weahrscheinenden sich entwickelte. Auch

später noch, wo sich die Grammatik ganz von dem

engern Verbande mit den Forschungen über Erkennt-

niss und Geist abgelöst, streift sie noch immer an das

alte Gebiet, und selbst da, wo in den einzelnen Deu-

tungen des Wortes nur noch eine feste antiquarische

Norm nachzuweisen ist, hat sie sich ja vom Beson-

dern zum Allgemeinen und somit in die Region der

Philosophie wieder erhoben. Deuten wir dann noch

an, wie nicht allein in der Poesie der .Alten eine IH. 1

ee ΕΝ ἘΞ

gelehrte Wortdeutung gelegentlich vorüberklingt. son-

dern wie auch in ihrer Mythologie ihr geheimer

Zug tausend Fäden und Verbindungen regt, wie sie

auf die Orthographie einwirkt, und sogar die Ju-

risprudenz hie und da eigenthümlich färbt: so ha-

ben wir ja dargethan, von welcher Gewalt der Lo-

gos des Wortes in Wissenschaft und Dichtung ge-

worden, Dann aber dürfen wir auch kühn einen zwei-

ten Vorwurf abweisen, den wir schon von mancher

Seite her vernehmen, als ob ja (ie ganze Etymologie

der Alten nichts als leeres, inhalteitles Reden und

Rathen sey, aus dem auch kein Funke der Wahrheit

hervorleuchte. Dagegen bemerken wir zweierlei. Ein-

mal ist ja die Geschichte des Irrthums ebenso

belehrend, als die der Wahrheit selbst; dann aber darf

die neuere Wissenschaft sich nicht in Uebermuth ge-

zen die alte erheben, da es selbst die Schartsich-

tigsten bedünken will, als sey die Wort- und Wur-

zelentzifferung unserer Tage, freilich nach einer andern

Seite hin, ebenso schwankend und vom Wege der

Wahrheit fern, als jene ersten Versuche, denen wir

das Daseyn der Wissenschaft selbst verdanken. Zu-

dem wird sich ergeben, dass der Irrthum weniger in

den von den Alten aufgestellten Grundsätzen, als in

der grundverkehrten Anwendung derselben lag.

Die Dichter als Etymologen.

Dass schon Homer über die sprachlichen Wur-

zeln nachsann, klingt z:var Anfangs recht sonderbar,

hat aber seine vollkommene Richtigkeit. Autolykos

sagt Od. XIX, 406:

Γαμβρὸς ἐμὸς ϑυγάτηρ τε τίϑεσϑ᾽ ὀνομ᾽, ὅττι κεν εἴπω. πολλοῖσιν γὰρ ἔγωγε ὀδυσσάμενος τόδ᾽ ἱχάνω, ἀνδράσιν ἠδὲ γυναιξὶν ἀνὰ χϑόνα πουλυβότειραν.

τῷ δ᾽ Ὀδυσεὺς ὀνομ ἔστω ἐπώνυμον.

Hiezu bemerkt der Scholiast (p. 1834, 22.): Ovo-

ua τίϑεσθϑαι λέγεται διὰ τὸ μὴ φύσει, ἀλλὰ ϑέσει εἶναι τὼ χύρια ὀνόματα. Freilich hat dem Verfasser jenes Verses dieser Unterschied noch nicht vorge-

schwebt, aber hier ist in der That ein blosses Beilegen

des Namens nach reiner Uebereinkunft ohne Rücksicht

auf entsprechende, in der Natur oder auch in den Le-

bensschicksalen liegende Wahrheit, Weil ein An-

derer Schmerzen erregend anlangt, deshalb soll Ei-

ner, der nur als Enkel in verwandtschaftlicher Be-

ziehung zu ihm steht, der Schmerzen bewirkende

heissen. Freilich haben Erklärer des Homer diese

ganze Scene dem alten Sänger abgesprochen und

als „nach Alexandrinern riechend‘‘ augeschen — vrgl.

Bernh. Thiersch, Urgestalt der Odyssee S. 22. —:

allein sie hätten an der Etymologie keineswegs An-

stoss nehmen sollen. In einer Zeit, wo noch alle

Personennamen mit bestimmter Beziehung auf histo-

rische oder mythische 'Thatsachen gegeben wurden,

wo alle Eigennamen bedeutsam waren, musste sich

a ὙΠ

die Aufmerksamkeit des Dichters schon nothgedrun-

gen auf den geistigen Gehalt derselben richten. Die-

ses zeigt sich ferner an einem zweiten Beispiele bei

Homer, an Astyanax. Der Vater nennt ihn Ska-

mandrios, die Trojaner aus Dankbarkeit gegen den Vater Stadterretter Il. VI, 402:

Tov δ᾽ Ἕχτωρ καλέεσκε Σκαμάνδριον, αὐτὰρ οἱ ἀλλοι

᾿στυάνακτ᾽᾽ οἷος γὰρ ἐρύετο Ἴλιον Ἕχτωρ. Also weil Hektor die Stadt beschützte, wird sein

Sohn Stadtherrscher genannt (Platon. Kratyl. p. 392, E.),

gerade wie Odysseus wegen des Autolykos. Die-

selbe Anspielung auf die Bedeutung des Namens fin-

det sich I. XXMH, 506. auch hier mit derselben Hin-

weisung auf Hektor:

Aotvaves, ὃν Τρῶες ἐπίκλησιν καλέουσιν"

οἷος γάρ σφιν ἔρυσο πύλας καὶ τείχεα μακρα. Deutlicher noch, als diese Stellen, wo der Begriff

von ἀγάσσειν durch ἐρύειν ersetzt, und «orv einmal durch Ἴλιον, das andre Mal durch πύλας καὶ τείχεα

μακρὰ verdeckt ist, spielen die Worte des Hektor

selbst 1. VI, 476. auf die etymologische Bedeu-

tung an:

Ζεῦ ἄλλοι τε ϑεοὶ δότε δὴ καὶ τόνδε γενέσϑαι παῖδ᾽ ἐμόν, ὡς καὶ ἔγω περ, ἀριπρεπέα Τρώεσσιν,

wdE βίην τ᾽ ἀγαϑόν, καὶ Ἰλίου ἶφι ἀνάσσειν. Vom Zustande der Mutter hergenommen ist IX, 561 :

Τὴν δέ Tor ἐν μεγάροισι πατὴρ καὶ πότνια μήτηρ ᾿λκυόνην χαλέεσχον ἐπώνυμον, οὕνεκ᾽ ἄρ᾽ αὐτῆς

μήτηρ, «λκύονος πολυπενϑέος οἶτον ἔχουσα, χλαῖ, Orte μιν ἑκάεργος ἀνήρπασε Φοῖβος ᾿“πόλλων. Keineswegs aber möchten wir mit Platon Kratyl.

p- 393, B. und dem Scholiasten eine Etymologie des

Namens Hektor selbst in Il. XXIV, 730: Eyes d’a- λόχους zedvas χαὶ γήπια τέχνω anerkennen, Ebenso-

- — 4 ---

wenig stimmen wir überein mit dem, was das Eiym.

M. 5. v. Βαλανεῖον vorbringt: τὸ λουτρόν. τινὲς δὲ λέ yovoı παρὰ τὸ ἀποβάλλειν τὰς ἀνίας. καὶ Ὅμηρος

σαρθετυμολογεῖ λέγων"

Aove δ᾽ 84 τρίποδος μεγάλου,

Ὄφρα μοι ἐκ κάματον ϑυμόφϑορον εἵλετο γυίων., worin χάματον die ἀνίας und εἵλετο das ἀποβάλλειν

vertreten soll. Sicher dagegen dachte sich der Dichter

das Stammwort, wenn er 1]. XIX, 91. spricht von

einer

Πρέσβα Jos ϑυγάτηρ ἄτη, ἢ πάντας ἀᾶται, wo dann die Benennung nicht mehr als auf eine δη-

dere Person sich beziehend, sendernin der Thätigkeit

des Subjekts begründet gedacht wird. Auch in den

homerischen Hymnen finden sich manche Spuren ei-

ner poetischmythischen Etymologie. Dahin gehört im

Hynnus auf die Aphrodite IV, 198:

Τῷ δὲ καὶ Αἰνείας ὄνομ᾽ ἔσσεται, οὕνεκα u αἰνὸν

ἐσχ᾽ ἄχος, οὕνεχ᾽ ἄρα βροτοῦ ἀνέρος ἔμπεσον εὐνῇ.

Auch hier ist wieder der Name des Sohnes von

einem Zustande der Mutter hergenommen». Eine dop-

pelte Seite der Betrachtung bietet der zwiefache Na-

me des Bettlers in der Od. XVII, 5. dar, so wie

überhaupt die Doppelbezeichnungen von Gegenständen

der Aussenwelt bei Homer schr bedeutsam sind:

Agvalog δ᾽ ὄνομ᾽ ἔσκε" τὸ γὰρ ϑέτο πότνια μήτηρ ἐχ γενετῆς" ἴρον δὲ νέοι κίκλησκον ἅπαντες, οὕνεκ᾽ ἀπαγγέλλεσκε κιών, OTE ποὺ τις ἀνώγοι. Hier hai die Mutter dem Sohne bei seiner Geburt

(ϑέσει)͵ den Namen: der Mäunliche (nicht: der

Bettler, wie die Scholiasten wollen) gleichsam Gutes

vorabnend zuertheilt; seine Genossen aber geben ihm

später von einer ihm eigenthümlichen Beschäftigung

(φύσει) den Namen Ἶρος, der Bote, den Homer wohl

an A | A

nicht von εἔρω, sondern von ἴρις ein Masculinum zu- rückbildend ableitete.

In Götternamen dagegen zeigt sich mehr die

Selbstständigkeit der Person selber, wofür nicht allein

die Ate in der Ilias spricht, sondern im hymn. XIX, 5.

sich auch die Nymphen finden:

IIav ἀνακεκλόμεναι, νόμιον ϑεόν, ἀγλαέϑειρον,

αὐχμηενϑ᾽, ὃς πάντα λόφον νιφόεντα λέλογχεν καὶ κορυφὰς ὀρέων καὶ πετρήεντα κέλευϑα. Als homeridisch führt Platon Phädr. p. 252, B. an:

Τὸν δ᾽ ἤτοι ϑνητοὶ μὲν Ἔρωτα καλοῦσι ποτῆνον, ἀϑάνατοι δὲ Πτέρωτα διὰ πτερόφοιτον ἀναγκὴην., worüber man Lobeck Aglaoph. II. p. 861. nachlese.

Ja vielleicht ist der ganze Mythos von Dionysos,

als Sohne des Zeus (Jı05), der auf dem Nysa erzogen wird, nichts als eine Erfindung der die Her-

leitung des Namens ergrübelnden Phantasie. Vrgl.

hymn. AÄXVI, 2:

Ζηνὸς καὶ Σεμέλης ἐρικυδέος ἀγλαὸν vior,

ὃν τρέφον ἠὔχομοι νύμφαι παρὰ πατρὸς ἄνακτος δεξάμεναι χόλποισι καὶ ἐνδυκέως ἀτίταλλον

Νύσης ἐν γυάλοις.

Vrgl. XXXIV, 6:

ψευδόμενοι" σὲ δ᾽ ἔτικτε πατὴρ ἀνδρῶν τε ϑεῶν τε πολλὸν ἀπ᾽ ἀνθρώπων, κρύπτων λευκώλενον Ἥρην.

ἔστι δέ τις Nvon......

Das schönste und überraschendste Beispiel einer

mythologischen Etymologie bleiben aber die Horn-

und Elfenbeinthore der Träume Od. XIX, 562., wo-

von jene die in Erfüllung gehenden, vollendenden

(κραίνων), diese die thörichten, täuschenden (ἐλεφαί- ρομαι) bedeuten. Die Worte des Dichters deuten of-

fenbar darauf hin:

Δοιαὶ γάρ TE πύλαι ἀμενηνῶν εἰσὶν ὀνείρων"

re,

αἱ μὲν γὰρ κεράεσσι τετεύχαται, αἱ δ᾽ ἐλέφαντι" τῶν οἱ μέν κ᾽ ἔλϑωσι διὰ πριστοῦ ἐλέφαντος, οἵ δ᾽ ἐλεφαίρονται, ἔπε᾽ ἀκράαντα φέροντες" οἱ δὲ διὰ ξεστῶν χκεράων ἔλθωσι ϑύραζε, οἵ δ᾽ ἔτυμα κραίνουσι, βροτῶν ὅτε κέν τις ἔδηται. In der lateinischen Uebertragung des Virgil (Aen.

V1,900.) musste sich freilich der zarte Hauch dieser

Anspielung ganz und gar verwischen, und daher kam

es, dass man erst in der neuesten Zeit den Sinn ei-

nes vielleicht über Homer hinausgehenden Bildes er-

rieth.

Hesıop hatte in seiner Theogonie weit häufigere

Veranlassung, auf den Ursprung der Götternamen zu-

rückzukommen; und wirklich findet sich beiihm diese

Gelegenheit nicht selten benutzt. Schon Prof. Schmidt

führte (Neue Jahrb. f. Philol. u. Päd. XX VIII, 1.8. 21.)

an 144:

Κύκλωπες δ᾽ ὄνομ᾽ ἦσαν ἐπώνυμον, οὕνεχ᾽ ἄρα σφέων κυκλοτερὴς ὀφϑαλμὸς ἕεις ἐνέκειται μετώπῳ.

worüber der Schol. Ὁ. zu Od. IX, 106. bemerkt:

Γελοίως δ᾽ αὐτοὺς ἐτυμολογεῖ Ἡσίοδος. Κύκλωπες δ᾽

ὕσαν οὐνεμ᾽ ἐπώνυμον u. 8. w., ferner 207: Τοὺς δὲ πατὴρ Τιτῆνας ἐπίχλησιν χαλέεσκεν

παῖδας νεικείων μέγας Οὐρανὸς οὐς τέκεν αὐτὸς"

paoxe δὲ τιταίνοντας ἀτασϑαλίῃ μέγα δέξαι

ἔργον. in welcher Etymologie vielleicht noch eine Spur der

alten Aussprache von 4/ wie H liegt; sodann 270:

Φόρκυι δ᾽ αὐ Amo Γραίας τέκε καλλιπάρῃος ἐκ γενετῆς πολιάς, τὰς δὴ Γραίας καλέουσιν.

und 281:

Ἔχϑορε Χρυσάωρ τε μέγας καὶ Πήγασος ὕσιπτος" τῳ μὲν ἐπώνυμον ἦν, OT ἄρ᾽ ᾿Ωχεανοῦ περὶ πηγάς γείνεϑ᾽, ὁ δ᾽ ἄορ χρύσειον ἔχων μετὰ χερσὶ φόλησι.

a δ᾽. δὰ

Ausser diesen Stellen zeigt sieh auch noch in vielen andern mit mehr oder weniger Bestimmtheit dieses. Streben, die Haupt- oder Beinamen in ihre Urbestandtheile aufzulösen. So ist zu fassen 184: Πάσας δέξατο Γαῖα" σεεριπτλομένων δ᾽ ἐνιαυτῶν γείνατ᾽ Ἐρινῦς τε κρατερὰς μεγάλους τε Γίγαντας, besonders merkwürdig aber 195:

Τὴν δ᾽ ᾿ἀφροδίτην ἀφρογένειαν τε ϑεὼν καὶ ἐϊστέφανον Κυϑέρειαν χεκλήσκουσι ϑεοί TE καὶ ἀνέρες, οὕνεκ᾽ ἐν ἀφρῷ ϑρέφϑη" ἀτὰρ Κυϑέρειαν, ὅτι προσέχυρσε Κα υϑη.

θοις" Κυπρογένειαν δ᾽, ὅτε γέντο πολυκλύστῳ ἐνὶ Kö

TO"

ἠδὲ φιλομμη δέα, on μη δέων ἐξεφαανϑη., welcher Etymologie Sokrates beistimmt im Platon.

Kratyl. p. 406, C., ebenso 252:

Κυμοδόκη, ἢ xvuar ἐν ἠεροειδέϊ πόντῳ πνοιάς TE ζαϑέων ἀνέμων σὺν Κυματολήγῃ

ῥεῖα πρηΐύνει.

Hieher rechnen wir aus den ἔργ. 81: Ὀνόμηνε δὲ τήνδε γυναῖκα

Πανδώρην, ὅτι πάντες Ὀλύμπια δώματ᾽ ἔχοντες “Δῶρον ἐδώ ρη σαν. Von demselben Dichter führt das Etym. M. 5. v.

τριχαΐκες die Dreitheilung der Dorier an: “Hoiodog

διὰ TO τριχῇ αὐτοὺς οἰκῆσαι, οἷον" Πάντες γὰς τρι χαΐκες καλέονται,

Οὕνεκα τρισσὴν γαῖαν ἑκὰς πάτρης (8) ἐδάσαντι

Von Hesiod, als Verfasser des Aegimios, gehöreı

hieher die Verse bei Stephan. s. v. ᾿4βαντίς: Νήσῳ ἐν ABavridı din,

τὴν πρὶν Aßavıida κίκλησκον ϑεοὶ αἰὲν ἐόντες, την Tor ἐπώνυμον Εὔβοιαν βοὸς ὠνόμασε Ζεύς.,

. Wi -:

so dass wir nicht sehr irren werden, wenn wir das

Auflösen des Wortstamms als besondres Eigenthum

der hesiodischen Poesie in Anspruch nehmen.

Den hesiodischen theogonischen Ableitungen stel-

len wir:zur Seite einige gauz ähnliche aus oRPHI-

SCHEN Poesieen bei Macrob. I, 18:

Ἰήκων αἰϑέρα δῖον ἀκίνητον πρὶν ἐόντα

ἐξανέφηνε ϑεοῖς ὥραν κάλλιστον ἰδέσϑαι,

0v δὴ νῦν χαλέουσε Φανητα τε καὶ Jıovvoov - -- πρῶτος δ᾽ ἐς φάος ἦλϑε, Jımvvoos τ᾽ ἐπεκλήϑη, οὕνεχα δινεῖται κατ᾽ ἀπείρονα μακρὸν ολυμπον.,

im Etym. M. s. v. Φανὴης:

Τὸν δὴ καλέουσι Φάνητα [ἀϑάνατοι], ὅτε πρῶτος ἐν αἰϑέρει φαντοὸς ἐγέντο.,

bei Athenagor. de legat. c. 15:

Ovs δὴ καὶ Τιτῆνας ἐπίκλησιν καλέουσιν,

οὕνεχα τισάσϑην μέγαν οὐρανὸν ἀστερόεντα.

im Etym. M. 5. v. Tiyas: Οὺὐς καλέουσι Γίγαντας ἐπώνυμον ἐν μακάρεσσιν, οὕνεχα γῆς ἐγένοντο καὶ αἵματος οὐρανίοιο.,

bei Prekl. zu Plat. Kratyl. p. 116:

Τὸν δὲ πόδος πλέον εἷλ᾽, ἀπὸ δ᾽ ἔκϑορε πατρὶ μεγίστιμ αἰδοίων ἀφροῖο γονή, ὑπέδεχτο δὲ πόντος σπέρμα Διὸς μεγάλου, περιτελλομένου δ᾽ ἐνιαυτοῦ

ὥραις καλλιφύτοις τέκ᾽ ἐγερσιγέλωτ᾽ φρο δίκην. aus den Orph. hymn. ΧΙ, 1:

Πᾶνα καλῶ κρατερόν, νόμεον, κόσμοιο τὸ σύμπαν. Hieher gehört auch die Benennuag der Demeter hei

Prokl. zu Plat. Kratyl. p. 6. und 9:

“Ῥείην τὸ πρὶν ἐοῦσαν, ἐπεὶ Jıog ἔπλετο μητηθ᾽ μήσατο γὰρ προπόλους καὶ ἀμφιπόλους καὶ ὀπηδούς, μήσατο δ᾽ ἀμβροσίην καὶ ἐρυϑροὺ νέχταρος ἄφϑρον, μήσατο δ᾽ ἀγλαὰ δῶρα μελισσάων ἐριβόμβων.

Je gelehrter aber die epische Poesie wurde, um

BR: lee

so leichter musste dergleichen Eingang finden. Indes-

sen haben wir sehr wenig Derartiges in den Frag-

menten alexandrinischer Dichter, von ANTIMACHOSs

dem Kolophonier nur bei Stephan. s.v. Tevun000g die

Benennung desselben:

Οὕνεχα οἱ (Εὐρώπῃ) Κρονίδης, ὡς (9) πάντων μέγ᾽ ἀνάσσει, Ν ἽΝ Ξ , ἀντρον Evi 08m τευμησατο,

und bei Strabon. XIII. p. 588:

Ἔστι δέ τις Νέμεσις μεγάλη E08, ἢ τάδε πάντα πρὸς μαχάρων ἔλαχεν, βωμὸν δέ οἱ εἴσατο πρῶτος

Ἄδρηστος ποταμοῖο τταρὰ δοὺν «Τἰσήποιο,

ἐνϑα τετίμηταί τε καὶ 1 ὃ ρήστεια καλεῖται.

In diesen beiden Etymologieen ist die Benennung nicht

gegeben von einem thätigen, sondern leidenden Zu-

stande des Benannten.

Wie wir aber schon bei Hesiod nicht allein my-

thologische, sondern auch geographische Ableitungen

antrafen, um so weniger ist das Vorkommen dersel-

ben in Dıoxvsıos Περιήγησις zu verwundern. Dahin

gehört 261., dann 525:

Ai Ö’Aoins πρώτην αἶσαν λάχον, ἀμφὶς ἰοῦσαι

Ankov ἐχυχκλώσαντο, zul οὔνομα Κυκλάαδες εἰσί.

343:

Asvanv uw ἐπωνυμίην καλέουσιν,

οὕνεχά οἱ τὰ πάρεστι κινώπετα ἃ ευκὰ τέτυχται.

641:

Ταυρὸν δέ ἕ κικλήσκουσιν, οὕνεκα ταυροφανὲς TE καὶ ὀξυκάρηνον ὁδεύει οὔρεσιν ἐχταδίοισι πολυσχιδὲς ἐνϑα καὶ ἐνϑα.

auch 917., 998., 1150:

Taywoioı δυσέμβατος οἰωνοῖσι:

τοὐνεχα μιν καὶ φῶτες ἐπικλείουσιν Aogvıv.

und 1159.

Um eine gewisse Vollständigkeit zu erreichen,

ar EEE

führe ich noch an von EupHorıon aus dem Etym.

M. 5. v. ’Ayıklevs:

Es Φϑίην χιλοῖο κατήϊε ττάμπαν ἄπαστος" Τούνεκα Πυρμιδόνες uw ᾿Αχιλέα φημίξαντο.,

ferner die beiden Hexameter eines unbekannten Dich-

ters aus demselben Eiym. M. 5. v. Περσεύς: Τὸν μὲν καὶ Περσῆα μετεχλήϊΐσσαν ᾿Αχαιοί,

οὕνεχεν ἀστρὰ πέρσεν ἀπειρεσίων ἀνϑρώπων., endlich aus Aroınoxıos RHovıos Arg. I, 229., II, 296.,

aus Noxnos Dionys. XLVI, 73. f., IX, 11. f. (Etym.

M. 5. v. Διωνυσος).

Aehuliche deutende Wortspiele erlaubte sich so-

gar die tragische Poesie der Griechen, wobei sie

hie und da kaum dem Tadel neuerer Kunstrichter ent-

ging. Schon Classen de. gramm. Gr. pr. p. 35. brachte

aus AESCHYLOS Prometheus 58. bei:

Devdowvung σε δαίμονες Προμηϑέα

καλοῦσιν" αὐτὸν γάρ σε δεῖ προμηϑέως, wozu als Parallele hinzugenommen werden kann das

Schol. zu Pind. Pytlı. V. p. 35: Zogpoxing δὲ ἐν τῷ ! - , ; , m ’

Προμηϑει" τοῦ προμηϑέως (ϑέλων λέγειν τῆς φρονὴη- 3 \ \ 2

σεως} αντέχεσϑαι καὶ um τῆς μεταμελείας., aus dem-

selben Stücke 848:

Ενταῦϑα δή σε Ζεὺς τίϑησιν ἔμφρονα, ἐπαφῶν αταρβεῖ χειρὶ καὶ ϑιγὼν μόνον.

ἐπώνυμον δὲ τῶν Διὸς γεννημάτων τέξεις κελαινὸν Ἔπαφ ον.

ferner aus den Sieben 536. von Parthenopäos: c > > ' y ’ 7 ’

Ὁ ὃ ὠμὸν, οὗτι παρϑένων ErtWvvuov

φρόνημα, γοργὸν δ᾽ ὃ u ἔχων προσίσταται. 576:

x x x τ ’ ᾿] '

Καὶ τὸν 00v αὐϑις 700010909 αδελφεον ΕῚ ı yv ’ ’

ἐξυπτιαζων ὄνομα, Πολυνείκους βίαν, ͵ ι ἀκ - Y > υ ' ee

δίς τ ἐν τελευτῇ tovvou ἐνδατουμενος — καλεῖ.

| en

658:

Ἐπωκύμῳ δὲ κάρτα Πολυνείκη λέγω,

Tax εἰσόμεσϑα τἀπίσημ᾽ ὅπη τελεῖ.

Eumenid. 7:

Φοίβη, δίδωσι δ᾽ἡ γενέϑλεον δόσιν Φοίβῳ: τὸ Φοίβης δ᾽ ὄνομ᾽ ἔχει ππαρωνυμον.

Vom Dichter beabsichtigt ist auch im Agameınnon

der Anfang des Chors 681:

Τίς ποτ᾽ ὠνόμαζεν ὡδ᾽

ἐς τὸ πᾶν ἐτητύμως -- μή τις ὃντιν᾿ οὐχ ὁρῶμεν προνοίαισε τοῦ πτεπρωμένου

γλῶσσαν ἐν τύχῳ νέμων; —

τὰν δορίγαμβρον ἀμφινεικὴ ϑ᾽ Ἑλέναν; ἐπεὶ πρεπόντως EhEvag, ἕλανδρος, & λέπτολις αὰ.5.νν.

1080:

Ἄπολλον, “πολλον

ἀγυιῶτ᾽ ἀπόλλων ἐμὸς" ἀπώλεσας γὰρ οὐ μόλις τὸ δεύτερον.

Ob aber aus den Persern die Umsetzung von Ar-

taphernes in ᾿“ρταφρένης („cum respectu τῶν ἀρ-

τίων φρενῶν") hieherzuziehen sey, möchte ich be-

zweifeln, weil griechische Zunge und Euphonie sich

gegen den barbarischen Namen sträubten. So ver-

wandelten sie aueh Bosra in Βύρσα. Aus SoPpHoKLEs Ajas 430. ist bekannt die Weh-

klage:

Αἰαῖ: τίς ἂν ποτ᾽ WEI ὧδ᾽ ἐπώνυμον τοὐμὸν ξυνοίσειν ὄνομα τοῖς ἐμοῖς καποῖς;

γῦν γὰρ πάρεστι καὶ δὶς αἰάζειν ἐμοί καὶ τρές.

aus derselben Tragödie 574:

AAN αὐτὸ μοι σύ, παῖ, λαβὼν ἐπώνυμον

Εὐρυσάκες, ἔσχε διὰ πολυρράφου στρέφων πόρπακος Erstaßorov ἄρρηκτον σάκος.

u WE .-::-

Der Name des Oedipus wird von den durchbohrten

Fersen Oed. Tyr. 1034. abgeleitet :

AU σ᾽ ἔχοντα διατόρους ποδοῖν axuas. wozu 1036:

HOT ὠνομάσϑης ἐκ τύχης ταύτης ος εἰ. dem Worktlange nach an das τὸ τυχόν, τὸ αὐτὸ.

ματον der griechischen Philosophie erinnert, durch

das beigesetzte ταύτης aber den Namen aus der blos-

sen Zufälligkeit heraus in die Bedeutsamkeit einer na-

turgemässen entsprechenden Wirklichkeit rückt. Nach-

gebildet hat diese Stelle bekanntlich Platen im ro-

mantischen Oedipus:

Da ich fand es in der Oede, hab’ ich’s Oedipus genamnt.

Mit Aeschylos gewetteifert hat hinwiederum Sopho-

kles Oed. Col. 1320:

ἔχτος δὲ Παρϑενοπαῖος 'Agxag ὄρνυται, ἐπώνυμος τῆς πρύσϑεν ἀδμήτης χρόνῳ μητρὸς λοχευϑείς, πιστὸς ᾿Αταλάώντης γόνος,

wozu man noch hinzunehmen kann Aristol. Rhet. II,

23: Δλλος (τύπος) αττὸ τοῦ ὀνόματος, οἷο" ὡς ὁ Σο-

φοχλῆς (Tyro fr. 573. Dind.)

Σαφῶς Zıdn00 καὶ φοροῦσα τοὔνομα. und Antig. 110:

Ὃν ἐφ᾽ ἀμετέρᾳ γᾷ Πολυνείκης ἀρϑεὶς νεικέων ἐξ ἀμφιλόγων...

Aus Eurieides berichtet Varro L. L. VI. p. 96:

‚Nam Kuripides quod Graeca posuit, etyma sunt

aperta. Ille ait, ideo nomen additum Andromachae,

quod ἀνδρὶ μάχεται.“ Aus diesem Dichter lassen sich

noch viele andere etymologische Anklänge bei Hel-

den- und Götternamen anführen z. B. Phoeniss. 636:

Ἔξιϑ'᾽ ἐκ χώρας" ἀληϑῶς δ᾽ ὄνομα Πολυνξείκηῃ πατήρ

EIETO σοι ϑείᾳ προνοίᾳ νεικέων ἐπώνυμον.

und 1495:

Ὦ Πολύνεικες, ἔφυς ao ἐπώνυμος, ὦμοι Θήβαι

σὰ δ᾽ ἔρις, οὐκ ἔρις, ἀλλὰ φόνῳ «φρόνος u. 5. W.

Im Phaethon standen nach Macrob. I, 17. die

Verse:

Ὦ χρυσοφεγγὲς ἥλι᾽, ὡς μ᾿ ἀπώλεσας, ὅϑεν 0 ᾿Απόλλων ἐμφανῶς κλήσει βρότος, ὅστις τὰ σιγῶντ᾽ ὀνόματ᾽ οἷδε δαιμόνων.,

zu welcher Etymologie ausser Aeschylos schon Ar-

chilochos die Veranlassung geben konnte durch die

ebendaselbst citirten Worte:

"Ἄναξ ᾿Α πόλλων, καὶ σὺ τοὺς μὲν αἰτίους πήμαινε, καὶ σφᾶς ὀλλυ᾽, ὥσπερ ὁ λλύεις.

So liegt auch in dem dritten Verse der Phönissen: Ἥλιε, ϑοαῖς ἵπποισιν εἱλίσσων φλόγα.

nicht, wie Macrobius meinte, eine Beziehung auf den

Apollon ἐλελεύς (,,ἀπὸ τοῦ ἐλίττεσϑαι περὶ τὴν γῆν, quod aeterno circa ierram meatu veluti volvi vide-

tur‘‘), sondern nach des Dichters unverkennbarer An-

deutung eine einfache Etymologie des Namens He-

lios. An den Sonnengott aber knüpfen wir ferner

die Ableitung bei Achill. Tat. zum Arat. (Petav. ura-

nolog.) p. 139, E: ᾿Ενιαυτὸς δὲ ἡλίου εἴρηται, ἐπεὶ

ἔχει τὰς πάσας ὥρας ἐν ἑαυτῷ τέσσαρας κατὰ τὸν Εὐ-

ριπίδην"

Ὅϑ᾽ οὕνεκ᾽ ἐν αὐτῷ πάντα συλλαβὼν ἔχει. Dahin gehört auch bei Laur. Lyd. de mens. IV, 44:

Εὐριπίδης δὲ ᾿Αφροδίτην αὐτὴν ἀξιοῖ ὀνομασϑῆναι ἐκ τοῦ ἄφρονας τοὺς ἐρῶντας ἀποτελεῖν., das sich

auf 'Troaden 989. bezieht:

Τὰ μῶρα γὰρ navi’ ἐστὶν ’Ayoodirn βρότοις, καὶ τοὔνομ᾽ ὀρϑῶς ἀφροσύνης ἄρχει ϑεᾶς.

In allen diesen, so wie in der (antiphrastischen)

Erklärung des Namens Pentheus Bakch. 367:

| m or |

Πενϑεὺς δ᾽ ὅπως μὴ πένϑος εἰσοίσῃ douorg., womit zu verbinden 508., wo Dionysos zum Pentheus

spricht:

Ἐνδυστυχῆσαι τοὐνομ᾽ ἐπιτήδειος εἶ.

(wo Elimsley zu vergleichen), ferner in den Orest.

1008. erwähnten ἐπώνυμα δεῖπνα Θυέστου, in dem Na-

men des 'Thoas Iphig. Taur. 32:

Θόας, ὃς ὠκὺν πόδα τιϑεὶς ἔσον πτεροῖς

ἐς τοὐνομ ἦλϑε Tode ποδωκείας χάριν. begründet eine 'Thätigkeit oder ein Zustand des Sub-

jekts den Namen, und somit können dieselben als

in innern Beziehungen (σαφῶς, ἀληϑώς, ἐμφανῶς, 09- ϑῶς d.h. φύσει) liegende dem Dichter vorgeschwebt haben; jedoch sind es nicht immer durchgreifende, an-

haltende Zustände, oft nur augenblickliche, vorüber-

gehende, und von dieser Seite fallen manche frei-

lich dem flüchtigen Einfall des Redenden anheim, wie

im Jon 661. die Bemerkung des Xuthos:

Iova Ö'0vouaLw.. σε τῇ τύχῃ πρέπον,

ὅ9᾽ over ἀδύτων ἐξιόντι μοι ϑεοῦ

ἔχνος συνῆψψας πρῶτος. (vrgl. 800. f., 831.),

wo aber das Zufällige (τὸ τυχὸν, ϑέσει) des Namens mit τῇ τύχῃ klar genug ausgesprochen ist, -— wie ferner das im Etym. M.s. v. Ζῆϑος erwähnte: Ζῆϑος — εἴρηται — ὅτι ἡ μήτηρ αὐτοῦ ἐζήτει εὐμαρῶς TE- κεῖν αὐτόν, ὡς φησιν Εὐριπίδης (Antiop. fr. 1.):

Τὸν μὲν χικλήσκει Ζῆϑον, ἐζήτησε yao ᾿ ΜΡ ι et

τοχοισιν EVURGEIEV ἢ τεχοῦσα νιν.

Vrgl. Gud.: Εὐριπίδης σαφῶς ἐτυμολογεῖ ἐν ᾿“ντιόπη u.8s.w. Hier ist zu bemerken, dass gerade wie bei Ho-

mer von Zuständen des Vaters, so hier von einer Ge-

müthsbewegung der Mutter der Name des Sohnes seine Deutung erhält. Der Vollständigkeit wegen füge ich

noch hinzu aus Stephan, 5. v. Βοιωτία. den Vers:

= we

Τὸν δ᾽ ἀμφὶ βοῦν ῥδιφέντα Βοιωτὸν καλεῖν,

aus dem Etym. Μ. s. v. Mel£ayoog, ἐτυμολογεῖ Εἰ

gurtiöng'

ελέαγρε: μελέων γάρ ποτ᾽ ἀγρεύεις ἄγραν. (vrgl. Prokl. zu Platon. Kratyl. p. 43.), so dass wir

wirklich in der tragischen Poesie des Euripides, wie

überhaupt eine Durchdringung von der Gelehrsamkeit

seiner Zeit, so hier eine übermässige Einmischung ei-

nes fremdartigen Stoffes vorfinden, und uns nicht wun-

dern können, wenn ARISTOFHANES in den Fröschen

1180. auf die ὀρϑότης τῶν ἐπῶν anspielt. Derselbe Ari-

stophanes aber warf ihm in einer andern Stelle sogar

einefalsche Ableitung geradezu vor. Diess berichtet uns

das Etiym. M 5. v. Augplov: Atysı δὲ Εὐριπίδης (An- tiop. fr. 2.) ὁ τραγικὸς ἐτυμόλογος (Valkenaer diatrib. p. 62: ἐτυμολογῶν) τὸ ᾿μφίων: ὃτε ᾿ἡμφίων ἐκληήϑη

παρὰ τὴν ἄμφοδον, ἤγουν παρὰ τὴν ὁδόν, γεννη ϑῆναι.

ὁ δὲ Aguoropayrg κωμιχευόμδνος λέγει, ὅτε οὐκοῦν "Augodog ὠφειλεν κληϑῆναι. Den Vers des Aristopha- nes selbst, worin er diesen Tadel aussprach, besitzen

wir noch bei Pollux IX, 36.

Aupodov ἐχρὴν αὐτῷ τεϑεῖσϑαι τοὔνομα.

In derselben Weise lassen sich nun auch aus

der Iyrischen Poesie nicht wenige Beispiele sol-

cher Ableitungen anführen. Ausser den oben schen

beigebrachten homerischen und archilochischen merke

man THeokrır. XXVI, 25:

Es Θήβας δ᾽ ἀφίκοντο πεφυρμέναι αἵματι πᾶσαι

ἘΞ 09805 πένθϑημα, καὶ οὐ Πενϑῆα φέροισαι.,

dann bei Pınpar Olymp. ΥἹ, 54. (90) die Ableitung

des Jamos ἀπὸ τῶν ἴων mit den Worten: Κέχρυπτο γὰρ σχοίνῳ, βατίᾳ τ᾽ ἐν ἀπειράτῳ, ἔων ξανϑαῖσι καὶ τταμττορφύροις ἀκτῖσε βεβρεγχμένος

αἀβρὸν --- σῶμα.

Re N ...5

wozu Gurlitt bemerkt, dass diesem Streben zu ety-

mologisiren bei den Dichtern der Zweck zu Grunde

liege, im mythischen Namen eine Vorbedeutung der

Sage (in nomine omen) zu finden. Das Etym. M.

s. v. Jioxog findet eine Art Etymologie dieses Wor-

tes von δίκω bei diesem Dichter: Πίνδαρος οὕτω

παρετυμολογεῖ: Aires πέτρῳ χεῖρα κύκλωσας. Wir schliessen diese Sammlung poctiseher Wortableitun-

gen mit der pindarischen Isthm. V, 51. (80.) übe

Ajas:

Καί νιν ὄρνιχος φανέντος χέκλετ᾽ ἐπώνυμον εὐρυ-

βίαν Altavre.,

wozu der Scholiast richtig bemerkt: 4YnAov οὖν ὅτι παρὰ τὴν πτῆσιν καὶ τὴν τοῦ ἀετοῦ ἐπιφανειαν Alavra

τὸν παῖδα κέκληκεν ὁ Teheuvv., mit Olymp. IX, 40. (70):

Κτησάσϑαν λίϑιενον γόνον" λαοὶ δ᾽ ὀνόμασϑεν.,

und KarrLımAcnos hymn. III, 198, f., IV, 39.

Schon die Fülle dieser Stellen, die sich in ihrer

oft wunderlichen Eigenheit einander stützen, so wie

die T'hatsache, dass sich selbst in der Genesis über

fünfzig Etymologieen aufweisen lassen (P. von Bohlen

Genesis. Königsberg 1835. Einleitung S. CXCVIM.),

widerlegt die Ansicht von Chr. Dan. Beck de inter-

pret. vet. Lipsiae 1791. p. LXI. sq., der die meisten

solcher Verse für Einschiebungen deutelnder Gramma-

tiker hält: „Factum vero etiam est aliis locis, utno-

minum propriorum etymologiam οἱ significationem ver-

su ficto et addito comprehenderent Grammatici, quod

metuo ne valeat de omnibus bonorum scriptorum locis,

ubi nunc inficeta nominum originatio reprehenditur,

etsi non ignoro, eos interdum ad compositionem et vim

propriorum nominum respexisse. Sed alia in hoc ge-

nere 'Tragicis epieisque et scriptoribus severioribus,

alia Comicis permissa erant.‘ IH. 2

φω ἮΝ οἱ

Fassen wir das mannichfaltige hier Beigebrachte zusammen, so sind es meistens Götter- oder Helden-

namen, seltener Länder- und Städtebezeichnungen, am

seltensten wirkliche begriffliche Hauptwörter, um

welche das Spiel der Wort- und Wurzeldeutung sich

bewegt. Diese werden abgeleitet meist von Zeit-

wörtern, nicht selten von Haupt- und Beiwörtern,

selten von einem andern Eigennamen, von einem Zeit-

worte oder Hauptworte mit der Präposition, (Δ μφίων,

ἐν αὐτῷ) von einer Interjektion (αἰαῖ). Die Ursache,

der Grund der Bezeichnung liegt bei Personennamen

theils in einem Zustande des Vaters, der Mutter,

theils in einer Thätigkeit, einer Affektion der Person

selber, welcher der Name beigelegt wird, aber auch

manchmal in ganz zufälligen Umständen der Begeg-

nung und Berührung.

Der Begriff der Nachbildung

oder Nachahmung ist bei den griechischen Philoso-

phen ebenso alt, wie der Gegensatz der φύσις und ϑέσις, wo es sich vom Sprachlichen handelt. Wir

fanden daher (I. Theil S. 12.), dass HERAKLIT be-

hauptete, die Worte glichen den Bildern des An-

geschauten, aber nicht kunstmässig d. h. von Men-

schenhand verfertigten Bildern, sondern wie sie die

Natur im Schattenrisse, Wasser oder Spiegel dar-

stelle: ἐοικέναι γὰρ τὰ ὀνόματα ταῖς φυσικαῖς, ἀλλ᾽ οὐ ταῖς τεχνηταῖς εἰ κόσι τῶν ὁρατῶν" οἷον ταῖς σκιαῖς

χαὶ ταῖς ἐν ὕδασιν, ἢ τοῖς κατόπτροις ἐμφαίνεσϑαι εἰωϑόσι. Wir erfahren ferner aus Olympiodor zu

Oi

Platons Phileb. p. 242. (Platon. Phileb. ed. Stallbaum.

Lips. 1820.), dass Demorrır die Namen tönende

Bilder der Dinge nannte: ὅτε ἀγάλματα φωνήεντα καὶ ταῦτα ἐστὶ τῶν ϑεῶν, ὡς Amuoxgırog., so dass

wir wenn auch nicht den Namen der μίμησις, doch

den Begriff der Ab-bildung, Nachahınung in der That

vorfinden. Ersterer tritt aber schon in der früher

(I. Theil S.26.) nicht ohne Zweifel an der Echtheit an-

geführten Darstellung des PyrHAGorAs hervor, wobei

es freilich schwer bleibt zu entscheiden , ob hier der

eigenste Ausdruck oder bloss der Sinn des Philoso-

phen wiedergegeben ist: Διὰ δὲ τοῦ ϑεμένου τὰ 0v0- ματα τὴν ψυχὴν ἡνίττετο, ἥτις ἀπὸ νοῦ μὲν ὑπέστη" καὶ αὐτὰ μὲν τὰ πραγματὰ οὐκ ἔστιν, ὥσττερ ὁ νοῦς, πρώτως, ἔχει δ᾽ αὐτῶν εἰκόνας καὶ λόγους οὐσιώδεις

διεξοδικούς, οἷον ἀγάλματα τῶν ὄντων, ὥσπερ τὰ

ὀνόματα ἀπομιμούμενα τὰ νοερὰ εἴδη, τοὺς ἀρι- ϑμούς: τὸ μὲν οὖν εἶναι πᾶσιν ἀπὸ νοῦ τοῦ ἑαυτὸν γινώσκοντος χαὶ σοφοῦ, τὸ δ᾽ ὀνομάζεσϑαι ἀπὸ ψυχῆς

τῆς νοῦν μιμουμένης. Wie es sich auch hier mit

dem Worte ἀπομιμεῖσθαι und μιμεῖσθαι verhalten möge, so viel ist aus den &ixoveg und ἀγάλματα sicher, dass die Ansicht, die Sprache sey ein Bild, eine Ab-

bildung des Wesens der Dinge, eine schon vor-

platonische war. Was eigentliche Ableitungen betrifft,

so bemerkt Lobeck Aglaoph. II. p. 866: „‚Etenim res

nota est, etymologıae studium a Pythagoricis inchoa-

tum esse primis, qui quum ita staluerent, rerum vo-

cabula naturalia esse et ex veritate ducta, consequens

erat ut, qua de causa quidque ita appellaretur expli-

cata nominis origine planum reddere conarentar.‘‘ und

führt σώμα als σῆμα ἃ. ἢ. Grab der Seele, was, so viel ich weiss, nur platonisch ist, Ao&iag ἀπὸ τοῦ λο- ξὴν ἔχειν τὴν ἔαν (vrgl. Orion.) an. Wir fügen aus

Re. 11

Plut. de Is. et Osir. c. 77. hinzu die Erklärung der

“ϑήνη τριτογένεια als ἰσόπλευρον τρίγωνον, ὅτι τρισὶ καϑέτοις --- --- διαιρεῖται, des Apollon (abge-

leitet von α und πολὺς) als τὸ ἕν.

Platon.

Ein unscbätzbares, weil einzig da stehendes Denk-

mal der alten Sprachphilosophie ist der platonische

Kratylus, aber für den heutigen Leeser gleichfalls ein so

undurchdringlicher Bau, dass es Mauchem schwer ge-

fallen, den vielfach sich windenden Faden der Unter-

suchung festzuhalten. Einestheils bedachte man nicht,

dass Sokrates selbst nirgendwo während der Unter-

redung, ja nicht einmal am Schlusse derselben ein

unbezweifeltes und über alle Zweifel erhabenes Re-

sultat aufzustellen wagt, audrerseits vermochte man

nicht durch die lustig sprudelnde Laune etymologi-

scher Spielereien auf den tiefen Grund zu blicken,

der in weiter Ferne fast unzugänglich heraufschim-

mert. Aber selbst Männer, wıe Schleiermacher und

Stallbaum, lassen noch durch die dialektische Ge-

wandtheit und philologische Vereinzelung, womit sie

dieses Gespräch behandeln, ahnen, dass es ihnen nicht

gelungen, den einen Hauptbegriff, auf den Alles zu-

rückgeht, in dem das Ganze mit seinen tausend ara-

beskenartigen Verzierungen seine Einheit, seinen Mit-

telpunkt findet, in seiner ganzen Schärfe zu erfassen.

Sehen wir zu, wie Sokrates von Vorne herein

die Frage, ob die Wortbildung und Namengebung in

= u 2

der Sprache einem ewigen, unveränderlichen Natur-

gescetze, oder einer zeitlichen, flüchtigen, gesellschaft-

lichen Uebereinkunft anheimfalle, wie er diese Frage

angreift: so ergibt sich bei genauerer Untersuchung,

dass er zuerst die Wesenheit (οὐσία) der Dinge selbst als in einer unverrückbaren Nothwendigkeit ge-

geben gegen sophistische Angriffe festzustellen sucht.

Sowohl die idealistische Ansicht des Protagoras

(p-385, E.), der Mensch sey das Maassaller Dinge, wel-

che Ansicht allen Gegensatz zwischen Gut und Böse, zwischen Wahrheit und Trug aufhob, als die starre

Behauptung des Euthydemos (p. 386, D.), Alles kom-

me Allen immer und ewig auf gleiche Weise vor d.h.

in der menschlichen Natur sey überhaupt keine sol-

che Trennung zweier Gegensätze vorhanden, weist

er als vernunftwidrig zurück. Wie in der ganzen

Natur, in allen Gegenständen der Aussen- und Innen-

welt dieser Gegensatz besteht, fährt. er fort, so auclhı in unsern Handlungen. Zwischen unsern Handlun-

gen aber und den Gegenständen, worüber oder wo-

ran gehandelt wird, liegt ein Verhältniss der Rich-

tigkeit und Gemässheit vor. Jedes Geschäft, jede Handlung muss seiner Natur gemäss angegriffen, be-

handelt werden, soll es recht geschehen. Die Sprache

aber ist eine Handlung, die sich auf die Dinge, auf

die Wesenheit der Dinge bezieht: p. 387, C: Οὐκοῦν χαὶ τὸ ὀνομάζειν πρᾶξίς τίς ἐστιν, εἴπτερ καὶ τὸ λέγειν

πρᾶξίς τις ἦν περὶ τὰ πράγματα; der Sprache liegt, wie er auch Sophist. p. 263, E. darstellt, nicht das

blosse Scheinen und Meinen (δόξα καὶ φαντασία) zu Grunde, sondern die διάνοια d. ἢ. das mit der We- senheit der Dinge übereinstimmende, dieselbe durch-

dringende Denken. Ja διάνοια und λόγος sind gewis- Sermaassen eins, nur dass die Erstere das innerliche

a A

Sprechen der Seele zu sich selbst ohne Stimme, der

Letztere der aus der διάνοια vermittelst des Lautes

gchende Strom ist (Sophist. p. 263, E: Οὐχοῦν διά- vor@ μὲν καὶ λόγος ταὐτόν" πλὴν ὁ μὲν ἐντὸς τῆς ψυ- χῆς πρὸς αὑτὴν διάλογος ἄνευ φωνῆς γιγνόμενος τοῦτ᾽ αὐτὸ ἡμῖν ἐπωνομάσϑη διάνοια --- — ὁ δὲ am ἐκείνης δεῦμα διὰ τοῦ στόματος ἰὸν μετὰ φϑόγγου κέκληται λόγος.).. Der λόγος ist aber ferner nichts als eine Ver- bindung von ὄνομα und ῥῆμα. (Vrgl. I. Theil S. 9.

und 10.) Mithin muss das ὀγομαζειν sich ebenfalls um die πράγματα, oder, was im ganzen Kratylus gleich-

bedeutend ist, um die οὐσία τῶν πραγμάτων bewegen. Hier aber geräth Platon, wie mir scheint, auf einen

Abweg, den auch schon Aristoteles gerügt hat. In-

dem er nämlich das Namenbeilegen mit andern Hand-

lungen, namentlich mit den gewerblichen des Webens

und Bohrens verglichen hat, stellt er die Frage, wo-

mit man webe, bohre. Die Antwort lautet: mit dem

Webeschiffehen, mit dem Bohrer. Und auf die Frage,

womit man benenne, antwortet er nicht etwa: mit

der Stimme, sondern —: mit dem Namen, und aus

dieser unglücklichen Wendung des Gespräches fol-

gert er, dass der jedesmalige Name das Werk-

zeug des Benennens ausmache: p. 388, A: Ὄργανον ἄρα τί ἐστι καὶ τὸ ὄνομα. Mit diesem Werkzeuge,

vermittelst der Benennungen der Dinge lernen wir

diese und ihre Wesenheit kennen und unterscheiden:

Ρ. 388, B: Ὄνομα ἄρα διδασκαλικὸν τί ἐστιν ὄργανον καὶ διακριτικὸν τῆς οὐσίας. Nun kann sich aber Nie-

mand eines Werkzeuges recht bedienen, als wer die

Kunst es zu handhaben inne hat. Mithin bedarf es

auch eines Künstlers, eines Kenners bei der Handha-

bung der Namen. Dieser Kenner ist der ὀνοματουργός, der νομοϑέτης oder ὀνοματοϑέτης. Dieser muss dem-

a

nach sein Werkzeug sich bilden, er bildet es sich,

wie jene Handwerker aus Holz oder Eisen, so er aus

dem rohen Stoffe der Laute und Sylben, und blickt

während des Bildens auf das Urbild seines Werkzeu- ges hin: p. 389, D: ’Ao’ οὖν, ὦ βέλτιστε, καὶ τὸ ἕ. κάστῳ φύσει πεφυκὸς ὄνομα τὸν νομοϑέτην ἐκεῖνον εἰς

τοὺς φϑόγγους καὶ τὰς συλλαβὰς δεῖ ἐπίστασϑαι τι-

ϑέναι, καὶ βλέποντα πρὸς αὐτὸ ἐκεῖνο, ὁ ἔστιν ὄνομα, πάντα τὰ ὀνόματα ποιεῖν τε καὶ τίϑεσϑαι, εἰ μέλλει

κύριος εἶναι ὀνομάτων ϑέτης; Offenbar hat einestheils

jene keineswegs glückliche Vergleichung mit Weben

und Bohren und mit deren Werkzeugen, anderntheils

die Ideenlehre diese sonderbare Wendung der Unter-

suchung veraulasst. Denn es besteht ja schon das

Werk, das ovou« selbst, che es von ὀγοματουργός gebildet wird, anderntheils ist es eigentlich kein Werk-

zeug mehr, sondern ein wirkliches Werk. Aber bei

dem Erstern denkt sich Platon das Wort gleichsam

in urbildlicher Gestaltung, als Idee vorhanden, und in

Hinsicht des Letztern kein eigentliches Blicken auf

die οὐσία τῶν πραγμάτων, sondern auf jenes Urbild

des erst zu Bildenden. Aber diese beiden Processe

sind doch nicht so verschieden, als man beim ersten

Anblicke denken sollte; der Hergang der Sache ist

nur bei Platon etwas umständlicher, indem das Wort

nicht direkt den Gegenständen selbst nachgeformt,

sondern vom Sprachbildner erst aus dem Spiegel des

eidog in die äussere Erscheinung der Laute und Syl-

ben herübergenommen und verarbeitet wird: p. 390, D:

Κρατυλος ἀληϑῆ λέγει, λέγων φύσει τὰ ὀνόματα εἶναι

τοῖς τράγμασι, καὶ οὐ πάντα δημιουργὸν ὀνομάτων εἶ γαι, ἀλλὰ μόνον ἐκεῖνον τὸν ἀποβλέποντα εἰς τὸ τῇ

φύσει ὄνομα ὃν ἑκάστῳ καὶ δυνάμενον αὐτοῦ τὸ εἶδος τιϑέναι εἰς τε τὰ γράμματα καὶ τὰς συλλαβας. Ja

ἐς ΜΕ .

dieses Durchgehen durch die schon bestehende Idee

des Wortes, dieser mittlere Process verschwindet dem

Sokrates selbst unter der Hand, eben weil er zu fein

und flüchtig ist. Dieses Nachbilden tritt nicht mehr

als Nachahmung eines Urbildes, sondern bald als Dar-

stellung der οὐσία τῶν πραγμάτων selbst auf, wie wir

sie schon gleich beim ersten Ansatz des Gespräches

erwarteten. Es erscheint p. 393, D. 7 οὐσία τῶν πραγ- μάτων δηλουμένη ἐν τῷ ὀνόματι. Dann wird, freilich mit Uebertreibung und Ironie, an einer Masse Namen dar-

gethan, wie das Wesen eines Gegenstandes oder das,

welches man dafür hält, in seinem Namen verborgen

liege oder daraus wenigstens scheinbar herzuleiten sey.

Kurz das ganze Werk der Wortbildung und Namen-

gebung wird als Akt der MIMHNSIS dargestellt und

bis zum Ende in stets neuer Wendung fortgesponnen.

Mit diesem Worte, welches eine so grosse Rolle in

der Kunsttheorie der Alten spielt, ist, wieich glaube,

das Geheimniss des platonischen Kratylus, der Ein-

heitspunkt, um den sich alle Gänge der Untersuchung wunderbar abspringend legen, gefunden. Vorläufig

schon tritt dieser Begriff, der mit δηλοῦν (p. 423, B.,

429, C., 433, D.), mit ἀφομοιοῦν (p. 424, D., 427, B., 432,D.), εἰκάζειν (Arist. Poet. 2.), ἀπείχασμα (p. 520, C., E.), δήλωμα (Sophist. p. 261, E.) synonym ist, schon.Kratyl. p. 414, B. in dem Ausdrucke: oiovrıeo

οὖν μεμέμηται τῷ ovouerı, allein als Resultat

erst p. 422, D. auf, wo es heisst, dass die 0090775 der bisher betrachteten Namen dergestalt sey, dass

sie die Wesenheit des Seyenden darstelle: Ἢ 0030

της τοιαύτη τις ἐβούλετο εἶναι, οἵα δηλοῦν, οἷον ἕκα

στὸν ἐστι τῶν ὄντων. Ja er stellt ebendaselbst E. die Frage, ob wir, wenn uns Stimme und Zunge man-

gelte, nicht mit Geberden der Hand, des Kopfes oder

anderer Theile des Körpers die Darstellung der Dinge (δηλοῦν ἀλλήλοις τὰ πραγματαὺ versucher würden,

und antwortet darauf p. 423, A. in folgender Weise:

ΣΩ, Εἰ μέν γ᾽, οἶμαι, τὸ ἄνω καὶ τὸ κοῦφον ἐβουλόμε- ϑα δηλοῦν, ἤρομεν ἂν τρὸς τὸν οὐρανὸν τὴν χεῖρα,

μιμούμενοι αὐτὴν τὴν φύσιν τοῦ πραγματος" ei δὲ τὰ κάτω καὶ τὰ βαρέα, πρὸς τὴν γῆν. --- — -- Οὕτω γὰρ ἂν, οἶμαι, δήλωμα του τῷ σώματι ἐγίγνετο, μιμησαμένου, ὡς ἔοικε, τοῦ σώματος ἐκεῖνο, ὃ ἐβού.

λετο δηλῶσαι. Wollen wir nun vernittelst der Sprach-

organe (φωνῇ TE καὶ γλώττῃ καὶ στόματι) eine solche

Darstellung vornehmen, so kann diess nur auf dem

Wege der Nachahmung statt finden. Folglich ist

das Nomen die Nachahmung eines Dinges vermittelst

der Stimme. Ebendas. B: Ὄνομα ἄρα ἐστίν, ὡς ἔοικε,

αἰμημα φωνῆς ἐκείνου, 0 μιμεῖται καὶ ὀνομάζει ὁ

μιμούμενος τῇ φωνῇ, ἂν μιμῆται. Wir haben

somit das Mittel der Darstellung gefunden; es Π8ΔΗη-

delt sich noch um das Objekt und die Weise der-

selben*). Von Vorne herein bleibt ein blosses äus-

seres Nachmachen von Tönen, etwa lebender Thiere

oder auch lebloser Gegenstände ausgeschlossen ; allein

wir sehen uns doch genöthigt, unsere Onomastik be-

sonders gegen die Musik abzugrenzen, die ja auch

dasselbe Mittel der Nachahmung, die φωνή, und das- selbe Objekt, die πράγματα besitzt. Allein die Mu-

sik, ebenso wie die Malerei, stellt die Gegenstände nur

von Seiten ihrer äussern Erscheinung (χρώμα, φωνή,

σχῆμα) dar, hingegen geht die Sprache auf die in-

nere Wesenheit des Dargestellten aus: p. 423, E: Ei

τις αὐτὸ τοῦτο μιμεῖσϑαι δύναιτο, ἑκάστου τὴν

*) So unterscheidet bekanntlich Aristoteles Poet. 1, ἑτέροις,

ἕτερα und ἑτέρως μιμεῖσϑαι. nur freilich in anderer Beziehung.

ΕΝ ΎΡΝ

οὐσίαν, γράμμασί. τε καὶ συλλαβαῖς, do οὐκ ἂν δηλοῖ ἕχαστον, 0 ἔστιν; Ist aber hiemit das Objekt der Nach- ahmung, wie es sich schonim Anfange des Gesprächs

ahnen liess, sicher und genau bestimmt, so liegt zu-

gleich in den ebenbeigebrachten Worten die Weise

schon hinreichend bezeichnet. Wie die Musik in

rhythmischen Bewegungen, so ahmt die Sprache oder

der Sprach- und Wortbildner in lautirender und syl-

labirender Weise nach: p. 424, B: Alla tig ἂν ein ὁ τρόπος τῆς διαιρέσεως, ὅϑεν ἄρχεται μιμεῖσϑαι ὁ μιμούμενος; ἄρα οὐκ ἐπείπερ συλλαβαῖς τε καὶ

γράμμασιν ἡ μίμησις τυγχάνει οὖσα τῆς οὐσίας, 0Q- ϑοτατόν ἐστι διελέσϑαι τὰ στοιχεῖα πρῶτον, ὥσπερ OL

ἐπιχειροῦντες τοῖς δυϑιοῖς τῶν στοιχείων πρῶτον τὰς

δυνάμεις διείλοντο, ἔπειτα τῶν συλλαβῶν καὶ οὕτως

ἤδη ἔρχονται ἐπὶ τοὺς δυϑμοὺς σκειψόμενοι, ττρότερον

δ᾽ οὔ; Wie also die Musik in ihre rhythmischen Be- standtheile aufgelöst werden muss, um sie zu erfas-

sen, so müssen zuerst die Buchstaben unterschieden

werden als tönende (φωγήεντα, Vocale), als tonlose

(ἄφωνα, Consonante), als lautlose (ἀφϑόογγα, muta),

als halblaute (μέσα, Phileb. p. 18, C., später ἡμίφωνα genannt.). Sind so die Buchstaben in gewisse Clas-

sen geordnet, so werden auch die Dinge (τὰ ὄντα)

in solche gesondert, und erstere auf letztere ihrer ge-

genseitigen Aehnlichkeit gemäss übertragen, entweder

einzeln oder gleich Farben gemischt. So entstehen

die Sylben, aus denen dann leicht die ὀγόματα und δήματα hervorgehen, aus der Verbindung dieser aber

tritt dann endlich das schöne Ganze des λόγος an das

Licht. Wir aber, wollen wir Einsicht in das Wesen

der Sprache gewinnen, müssen hinwiederum zusehen,

ob in diesen Process keine Störung hemmend einge-

treten ist, sind also genöthigt, auf die Ursprache (τὰ

2: a;

πρῶτα ὀνόματα p. 425, D., p- 426, A.) zurückzugehen.

Hier nun gesteht Sokrates, dass er auf ein schlüpfri-

ges Gebiet gekommen (A μὲν τοίνυν ἐγὼ ἤσϑημαι περὶ τῶν πρώτων ὀνομάτων, πάνυ μοι δοκεῖ ὑβριστικὰ εἶναι καὶ γελοῖαγ, theilt aber Einiges aus seiner Buch- stabentheorie mit. Das P stellt er daher dar als Or-

gan der Bewegung (p. 426, ἢ: Τὸ δ᾽ οὖν ῥῶ ro στοι--

χεῖον, ὥσπερ λέγω, καλὸν ἔδοξεν ὄργανον εἶναι τῆς κι- νήσεως τῷ τὰ ὀνόματα τιϑεμένῳ πρὸς τὸ ἀφομοιοῦν

τῇ φορᾷ); es findet sich daher in allen Wörtern, die

eine solche ausdrücken in ῥεῖν, 607, τρόμος, τραχύς, dann auch in dergleichen Zeitwörtern, wie χρούξεν, ϑραύειν, ἐρείκειν, ϑρύπτειν, κερματίζειν, δυμβεῖν. Der

Sprachbildner fühlte nämlich, dass bei diesem Laute

die Zunge am wenigsten ruhte, sondern in starker

schwingender Bewegung forteilte. Ferner sind ®, %,

Σ, Z, hauchartige Buchstaben (p. 427. A. πνευματωδὴ

τὰ yowuuere), daher ahmt er vermittelst dieser Alles

nach, was ein Hauchen und Zischen ausdrücken soll,

2. B. ψυχρόν, ζέον, σείεσϑαι, σεισμός, φυσωδές. Im

Gegensatze zu diesen mehr das Flüssige, Bewegte be-

zeichnenden Buchstaben prägt die Hemmung der Zunge

in / und T mehr das Gebundene und Stehende aus

z. B. δεσμὸς, στάσις. A ist zur Nachahmung des

Schlüpfrigen und Glatten bestimmt z. B. λεῖον, Jına-

ρον, κολλωδης, μαλακὸς p. 434, C., hinwiederum I’ des

Zähen uud Klebrigen (τὸ γλίσχρον ἀπεμιμήσατο καὶ γλυκὺ καὶ γλοιῶδες), N des Inneren z. B. ἔνδον, ἐντὸς.

Von den Vocalen drückt A das Gewaltige (μεγα), H die Länge (μῆκος), O das Runde (τὸ γογγύλον) aus.

Allein so sehr diese physiologische Erörterung von

der Kraft und Bedeutsamkeit der einzelnen Buchstaben

uns behagt, so sehr sie auch selbst dem Geiste einer

jeden Sprache gemäss seyn mag, im Munde des So-

ων A ὡὰ

krates ist sie keineswegs frei von einem ironischen

Beisatze, keineswegs ist sie zur festen Ueberzeugung

als von einer unumstösslichen Wahrheit bei ihm ge-

worden, sondern er gesteht p. 428, D. frei und frank,

er wundere sich über seine eigene Weisheit und miss-

traue ihr, die Sache sey daher nach allen Seiten wohl

zu erwägen, vorwärts sey und rückwärts zu schauen.

Nur das hält er freilich fest, dass der Name die

Wesenheit des Dinges bezeichnen müsse. Ebenda-

selbst E: Ὀνόματος, φαμέν, ὀρϑότης ἐστὶν αὕτη, ἥτις ἐνδείξεται, οἷον ἐστι τὸ “κω und p. 430, Ye: Οὐ-

χοῦν καὶ τὸ ὄνομα ὁμολογεῖς μέ μη μα τι εἶναι τοῦ πραγ-

ματος; Bezeichnet aber der Name eine solche We-

senheit, ist er eine Nachahmung derselben, so fragt

sich nur, von welcher Art, ob eine treffende oder

nicht treffende. Treffend sind Nachahmungen, Nach-

bildungen, sobald sie ähnlich sind. Aehnlichkeit oder

vielmehr Gleichheit (p. 430, D.) ist das Haupterfor-

derniss jeder guten Darstellun® in der Malerei. Wie

wir aber in der Malerei die passenden , übereinstim-

menden Farben und Formen anwenden müssen, wenn

unser Bild Wahrheit und Treue haben soll (p. 431, C.),

so muss es auch in der Sprache gehen. Wer mit

Buchstaben und Sylben der Dinge Wesenheit nach-

bildet (ebendaselbst D: ὁ διὰ τῶν συλλαβῶν τε καὶ

γραμμάτων τὴν οὐσίαν τῶν πραγμάτων ἀπομιμού-

μενος). wird ein um so schöneres Bild d. h. Wort

hervorbringen, je genauer er die Natur des Nachzu-

bildenden auffasst, je ähnlicher seine Laute mit den

Gegenständen selbst sind. Allein diese Forderung der

vollkommensten Aehnlichkeit ist an und für sich nur

eine ideale (p. 432, D.), in der Wirklichkeit aber un-

möglich. Die vollkommenste Gleichheit des Urbildes

und des Abbildes würde kein Bild mehr, sondern wie-

u .3.

der ein Urbild geben, würde nicht Gleichheit mehr,

sondern Identität werden. Wir dürfen mithin nicht

die Forderung stellen, dass alle Buchstaben eines

Wortes treffend unumgänglich seyn müssen, auch der

minder treffende ist zulässig, auch das minder treffende

Wort wird Mittel der Darstellung, ja selbst der nicht

unmittelbar treffende λόγος kann zum Ausdruck des

Gedankens verwandt werden, so lange nur das cha-

rakteristische Merkmal des auszudrückenden Gegen-

standes nicht verloren geht (p. 432, E: ἕως ἂν ὁ τύ. πος ἐνῇ τοῦ πράγματος.). Allein wohin sollen wir ein

solches Wort, einen solchen Ausdruck ziehen, dessen

Elemente nicht mehr unmittelbar mit der bezeichneten

Gegenstände Natur übereinstimmen? Ist ein solches wirklich noch Wort, oder nur Scheinwort? Hierauf

gibt Platon die Antwort p. 435, A, B,C: Solche

Wörter, die nicht in einer naturgemässen Aehnlich-

keit ihre Begründung haben, gehören dem Gebiete

der Uebereinkunft, der Gewohnheit an. Wir sind ge-

wohnt, bei jenen uns das zu denken, vorzustellen,

was der Sprechende will. Hiemit ist das Resul-

tat des Kratylus vollkommen abgeschlossen , indem

alles den Dingen ähnlich Nachgebildete der φύσις,

die Mischung aber von Achnlichkeit und Unähn-

lichkeit der ϑέσις, anheimfäll. Merken wir aber wohl,

dass Sokrates nicht sagt, das Unähnliche gehöre die-

ser ξυνϑήκῃ an, sondern eine Mischung, Verbindung

von Aehnlichem und Unähnlichem: Σοὶ γίγνεται ἡ 09- ϑότης τοῦ ὀνόματος ξυνϑήκη, ἐπειδὴ γε δηλοῖ καὶ τὰ ὅμοια καὶ τὰ ἀνόμοια γράμματα, ἔϑους τε καὶ ξυνϑή.

χης τυχόντα — --- ἐχεῖνο γάρ (ἔϑος), ὡς ἔοικε καὶ

ὁμοίῳ καὶ ἀνομοίῳ δηλοῖ.

Was von p. 435, D. (Aıdaoxsıv) an folgt, ob, wer die Namen der Dinge kenne, auch die Dinge

«Νὰ ....

selbst, gehört eigentlich nicht mehr in die Untersu-

chung, ist vielmehr nur eine Folgerung aus dem Ge-

wonnenen, aufgestellt gegen eine falsche Richtung

der Zeit, die von der Sprache aus in das Innere der

Welt einzudringen suchte. Sokrates gibt die Mög- lichkeit einer solchen Philosophie zu, die rein auf der

Erforschung der Sprache beruhe, wenn Letztere nur

eine vollkommene, eine reine und ungetrübt den Din-

gen nachgebildete wäre. Da wir aber dafür gar keine

Sicherheit haben, so soll der wahre Forscher diesen

Umweg vermeiden, er soll kühn und fest auf die Welt

zugehen und versuchen, was ihm die Natur offenbare.

Ich habe absichtlich nur den klaren philosophi-

schen Gehalt des ganzen Gespräches vorgelegt, über-

zeugt, dass bloss auf diese Weise eine Einsicht in

den wohlangelegten, wohldurchdachten Bau möglich

wurde. Alles Empirische, Nebensächliche habe ich

zur Seite liegen lassen, vor Allem die einzelnen Ety-

mologieen selbst, worüber man I. Theil S. 31—34.

vergleiche; ich füge dem dort Gesagten nur noch hin-

zu, dass mir Proklos comm. in Platon. Alcibiad 1.

p- 22. (ed. Creuzer) nicht deren Wesen erfasst zu

haben scheiut, wenn er glaubt, Sokrates habe alles

Ewige, Unveränderliche als naturgemäss, alles Wer-

dende, Vergängliche als nach Uebereinkunft benannt

darstellen wollen: Kai ὁ ἐν τῷ Κρατύλῳ Σωχράτης

τὰ μὲν ἐπὶ τῶν aldiwg εἶναί φησιν ὀνόματα τῆς τῶν

πραγμάτων φύσεως μᾶλλον ἐφαπτόμενα, τὰ δὲ ἐπὶ τῶν

γιγνομένων καὶ φϑειρομένων πολυειδῶς ἐξαλλαττόμενα

καὶ πολὺ τοῦ ϑέσει μετέχοντα διὰ τὴν τῶν ὑποκειμέ- νων αὐτοῖς ἄστατον φοράν. Was aber den Werth der Etymologieen selbst betrifft, so vernichtet sich die-

ser durch die ironische Selbstverspottung, auf den

das Ganze angelegt ist, aber ich glaube auch nicht,

Pen δ...

dass Platon, wie klar er auch die Abwege seiner

Zeitgenossen einsah, im Stande gewesen wäre, bes-

sere an die Stelle zu setzen. Eine Ahnung hatte er

wohl, wie eine solche Wissenschaft anzugreifen sey,

er sah richtig ein, dass man auf die Ursprache, auf

die Urbestandtheile des Wortes zurückgehen müsse,

allein er schrack vor der Schwierigkeit der Ausfüh-

rung zurück. Die Veränderungen der Wörter schie-

nen ihm zu mannichfaltig, als dass je das Wahre mit

Sicherheit ergründet werden könne; er hebt daher an

einer Masse Stellen (p. 394, A., 395, B., 398, C,D.,

399, A., 410, A., 413, E., 414, C., 418. A. u. s. w.)

das παρακλίνειν, das Verwandeln, Ausstossen, Ein- setzen einzelner Buchstaben theils als absichtliche Beu-

gung und Verhüllung des Sinnes, theils als zufälli-

ges Hinzukommniss hervor. Schliesslich bemerken

wir noch, dass er p. 433, D. ursprüngliche Wörter

(πρῶτα) und abgeleitete (ἐκ προτέρων συγκείμενα) ausdrücklich unterscheidet.

Aristoteles.

Schon Platon unterschied im Kratylus p. 430, A.

das gedankenlose Hinsprechen von Worten von der

bewussten durch die Ueberlegung geleiteten Rede.

das Wogeiv ist ihm ein planlos Sichselbstbewegen,

wie wenn geschlagenes Erz in Bewegung geräth.

Diesen Unterschied von wWogog und φωνῇ deutet er auch im Theätet p. 203, B. an, ohne jedoch tiefer auf

denselben einzugehen. Aristoteles, dem zwar ein ge-

ringerer Grad poetisch produktiver und constructiver

Kraft, aber eine viel feinere Beobachtungsgabe, eine

scharfsichtigere Beachtung der Erfahrung verliehen

war, entwickelte den Unterschied zwischen dem blossen

Ton (ψόφος. und der Stimme oder dem Laute (φωνή)

auf eine äusserst befriedigende Weise. Die Haupt-

sellen darüber sind de anima 11, 8. und problem. XI.*)

Hienach ist der Ton die durch die Erschütterung

der Luft beim Zusammenschlagen zweier ebenen Kör-

per hervorgebrachte hörbare Bewegung. Zur Her-

vorbringung desselben ist nothwendig ein Schlag, zwei

Körper, ein schiagender und geschlagener, dann ein

Medium, die Luft und zwar letztere nicht als eine

leicht zerstiebbare, verflüchtigende, sondern als eine

zusammenhaltende und einheitliche (συνεχὴς καὶ eig),

d. h. als eine durch eine Fläche begrenzte. Es darf

*) Man sehe meine Recension des Werkes von Seguier, la

philosophie du langage exposee d’apres Aristote. in der Zeit-

schrift für Alterthumsw. 1840. S. 100.

ἀν.

nicht eine blosse Spitze seyn, die mit einer andern

zusammentrifft, sondern es muss eine grössere Masse

Luft fortgestossen und erschüttert werden können.

Aus allem Diesem geht hervor, dass Aristoteles sich

den Ton als dem Leblosen anhaftend dachte. Da-

gegen ist ihn Stimme oder Laut der Ton des Be-

lebten (η δὲ φωνὴ ψόφος τίς ἐστιν ἐμινύχου). Nichts

Unbelebtes hat Laute (φωνεῖ). und wenn wir von der

Flöte, von der Laute und andern musikalischen In-

strumenten auch sagen, sie lauten, se ist diess kein

eigentlicher, sondern nur nach einer gewissen Aehn-

lichkeit übertragener Ausdruck. Ja selbst von den

Thieren haben einige keine T,aute z. B. alle blutlosen

und von den mit Blut versehenen die Fische, indem

die Stimme nicht ein Ton, eine Luftbewegung des

Belebten mit jedem beliebigen Theile des Körpers

2. B. mit den Kiemen bei den Fischen ist, sondern

mit denjenigen, welche die Luft in sich aufnehmen.

Wie nun die Zunge nicht allein für den Geschmack,

sondern auch für die Mittheilung der Rede (διάλεκτος)

und für die Erörterung des Gedachten (£gumvsı«) da

ist, so dient das Athmen nicht allein für das Zufüh-

ren der nothwendigen Lebenswärme, sondern auch

für die Hervorbringung der Stimme. Die Organe des

Athmens aber sind Kehle, Lunge und die nächste

Umgebung des Herzens (φάρυγξ, πλευμών, ὁ περὶ τὴν χαρδίαν τόπος πρῶτος). Stimme oder Laut ist

also der Schlag der eingeathmeten Luft von der in

jenen Theilen befindlichen T,ebenskraft (ψυχῆς) aus

gegen die sogenannte Luftröhre (ἀρτηρέα). Nicht je- der Ton vermittelst der Zunge z.B. das Husten kann

Laut oder Stimme genannt werden, sondern nur der,

wo der Schlag aus innerer Tiebensbewegung (Zuv-

χον) und mit einer gewissen geistigen Thätigkeit (καὶ IM.

u ἢ -ὦ

μετὰ φαντασίας τινός) hervordringt. Denn der Laut, die Stimme ist einetwas bezeichnender "Ten (07

μαντικὸς γὰρ δὴ τις ψόφος ἐστὶν ἡ φωνὴ). Vrgl. Sui- das 5. v. Φωνήν. Hier drängt sich uns aber unabweis- lich die Frage auf: Wie unterschied Aristoteles die

Thierlaute von der menschlichen Stimme? Auch diese

bezeichnen, drücken etwas aus, allein sie sind erstens

derartig, dass sie nie oder sehr selten mit Schrift-

zeichen aufgefasst werden können. Vrgl. de interpr.

c. 2: Ἐπεὶ δηλοῦσί γέ τι καὶ οἱ ἀγράμματοι ψόφοι, οἷον ϑηρίων. Problem. ΧΙ. 8. 57: Διὰ τί ἡ φωνὴ v- στατον τελειοῦται τοῖς ἀνθρώποις τῶν φϑεγγομένων;

ἢ διότι πλείστας ἔχει διαφορὰς καὶ εἴδη; τὰ γὰρ ἀλλα ζῶα ἢ οὐϑὲν γράμμα ἢ oAlya διαλέγονται. Nach

Problem. X, 39. haben sie entweder keinen oder nur

zwei bis drei Consonanten: Οἱ μὲν ἀἄνϑρωποι γράμ-

ματα πολλὰ φϑέγγονται, τῶν δὲ ἄλλων τὰ μὲν οὐδέν, ἔνια δὲ δύο ἢ τρία τῶν ἀφώνων" ταῦτα δὲ ποιεῖ μετὰ τῶν φωνηέντων τὴν διάλεκτον. Es fehlt namentlich den vierfüssigen und Säugethieren die διάλεχτος, ob-

schon sie so verschiedene Stimmen haben, während

dem Menschen, der nur Eine Stimme in allen Welt-

theılen hat, dieselbe eigenthümlich ist (Hist. anim.

ΙΝ, 9.), ja während er so verschiedene Dialekte hat:

Problem X, 38: Καὶ τοῦ ἀνθρώπου μία φωνή, ἀλλὰ

διάλεκτοι πολλαίἔ. Wenn er daher Hist. anim. 1, 1. sagt, einigen komme die διάλεχτος oder die Gliede-

rung des Lautes vermittelst der Zunge (n τῆς φωνῆς

γλώττῃ διάρϑρωσις IV, 9.) zu (καὶ τὰ μὲν ψοφητιχα,

τὰ δὲ ἄφωνα, τὰ δὲ φωνήεντα, καὶ τούτων τὰ μὲν διά-

hexrov ἔχει τὰ δὲ ἀγράμματα, καὶ τὰ μὲν κωτίλα, τὰ

δὲ σίγηλα, τὰ δ᾽ ὠδικὰ, τὰ δ᾽ ἀνῳδα) d.h. einige hät-

ten eine geordnete Verbindung von Consonanten und

Vocalen: so wird aus IV. 9. hinlänglich klar, dass

a, .--

er sich unter denen, welche eine solche besitzen, die

Singvögel dachte, (vrgl. de anim. part. II, 17.), was

nicht zu verwundern, da er an einer andern Stelle sogar

leblosen Instrumenten, freilich sehr auffallend, dieselbe

zuschreibt. Ja jedes Thier hat, wie er sagt, eigene

Laute für das gesellschaftliche Zusammenseyn (πρὸς

τὴν ὁμιλίαν καὶ τὸν πλησιασμοόν). Allen aberohne Aus-

nahme fehlt doch die eigentliche Rede, der λόγος,

dessen der Mensch alleın theilhaft ist. Vrgl. Problem.

X, 40. und XI, 55: A0yov κοινωνεῖ μόνον (ἀνϑρωπος), τὰ δὲ ἀλλα φωνῆς. Hiemit ist nun der charakteristische Unterschied deutlich auseinandergesetzt, und es kam

nur darauf an, das Wesen des λόγος näher zu be- stimmen. Wir haben oben gesehen, dass die Stimme

unserm Philosophen als λύγος onuavrıxog gilt; wach

Problem. X, 39. ist nun der λόγος nicht ein Bezeich- nen vermittelst der Stimme, sondern vermittelst ihrer

Affektionen d. ἢ. der Buchstaben: Ἔστι δὲ ὁ λόγος οὐ τὸ τῇ φωνῇ σημαίνειν, ἀλλὰ τοῖς πάϑεσιν αὐτῆς — —

τὰ δὲ γράμματα πάϑη ἐστὶ τῆς φωνῆς. Oder, wie

er sich de interpr. 1. ausdrückt: Τὰ γραφόμενα (ἔστιν σύμβολα) τῶν ἐν τῇ φωνῇ. Diese Buchstaben unter- scheiden sich aber nach den Organen, welche bei ih-

rer Hervorbringung besonders thätig sind, als Vocale,

welche von der Stimme und Kehle, als Consonanten,

welche von der Zunge und den Lippen ausgehen

(Hist. anim. IV, 9. verglichen mit de anim. II, 16.).

Jenes Bezeichnen (σημαίνειν) wird aber de interpr. 1.

dahin erklärt, dass die Laute Bezeichnungen der Af-

fektionen der Seele sind: Ἔστι μὲν οὖν τὰ ἐν τῇ φωνῇ

τῶν ἕἐντῇ ψυχῇ παϑημάτων σύμβολα. Diese Laute

aber, die zu gegliederten Einheiten zusammengefasst

werden, welche Zeichen eines Begriffes seyn sollen,

sind aber nichts anders, als die Namen der Dinge,

ei

die ὀνόματα. Vrgl, de sensu 1: ὁ γὰρ λόγος αἴτιός

ἔστι τῆς μαϑήσεως ἀκουστὸς ὦν, οὐ καϑ' αὑτόν, ἀλλὰ

κατὰ συμβεβηκός" ἐξ ὀνομάτων γὰρ σύγκειται, τῶν δ᾽

ὀνομάτων ἕκαστον σύμβολόν ἐστιν. Diese ὀνόματα

sind also einestheils Symbole nicht der Dinge, son-

dern geistiger Bewegungen im Menschen, diese Be-

wegungen aber wieder Abbildungen (ὑμοιώματα) von

Dingen, und in diesem Sinne mag es Rhet. IH, 1.

heissen: Τὰ γὰρ ὀνόματα μιμήματα ἐστιν, ὑπῆρξε

δὲ zei ἡὶ φωνὴ πάντων μιμητικώτατον τῶν μορίων ἡ-

εἴν. ein Ausspruch, der uns ganz an platonische An-

sichten erinnert. Man wundere sich nicht, dass Ari-

stoteles in diesen Stellen, ebenso wie Metaph. VI, 15.,

bloss von ὀνόματα als Bestandtheilen der Rede spricht,

während er sonst noch die ῥήματα hinzufügt. Letz-

tere sind ihm nach de interpr. 3. an und für sich

nichts als reine ὀγόματα, und werden nur zu ῥήματα, indem sie von andern ausgesagt werden. Sind aber

die ὀνόματα Zeichen, σημεῖα, so fragt sich wieder,

ob von der Natur au die Hand gegebene oder durch

Uebereinkunft festgestellte. Für letztere erklärt sich

der Stagirite viel zu deutlich, als dass hier eine wei-

tere Erörterung nothwendig wäre (1. Theil S. 38.).

Allein darum liess er doch nicht, wie so manche So-

pbisten, dıe Sprache nun in ein planloses, willkür-

volles Spiel vou Begriffen auseinandergehen, das man

jeden Augenblick nach Belieben ändern und verschie-

ben könne, sondern er setzt Metaph. III, 4. auseinander,

wie jedes Wort nicht eine unendliche Vielheit von

Dingen bezeichnen könne, sondern immer nur Eines

bezeichnen müsse: Εἰ δὲ μὴ τεϑείη ἀλλ᾽ ἀπειρὰ ση- μαίνειν φαίη, φανερὸν ὅτι οὐκ ἂν Ein λόγος" τὸ γὰρ um ἕν τι σημαίνειν οὐϑὲν σημαίνειν ἐστίν, un σημαι-

γόντων δὲ τῶν ὀνομάτων ἀνήρηται τὸ διαλέγεσϑαι πρὸς

-ες =: -:

ἀλλήλους, κατὰ δὲ ἀλήϑειαν καὶ πρὸς αὐτὸν" οὐδὲν

γὰρ ἐνδέχεται νοεῖν um νοοῦντα ἕν. Die ϑέσις, die er also annimmt, ist kein blosses willkürliches Setzen,

sondern ein Festsetzen, Feststellen des eigentlichen

Begriffs.

Was in dieser Weise feststeht ( κεῖται), ist das

οἰκεῖον, κύριον, ἴδιον ὄνομα, und diesem stellt sich

das κατὰ μεταφοράν oder καϑ᾽ ὁμοιότητα gebrauchte gegenüber. Allein eine Menge Dinge, Beziehungen

der Dinge haben noch kein ὄνομα, sie sind ἀγώγυμα,

und wir müssen uns der Umschreibung oder der Ue-

bertragung anderer Ausdrücke auf diese Begriffe be-

dienen, wenn wir sie bezeichnen wollen. Bei der

Vielseitigkeit und Gewandtheit seiner philosophischen

Bestrebungen musste Aristoteles nothwendig auf eine

grosse Anzahl von Begriffen stossen, wofür die

Sprache noch keine bestimmte Bezeichnung angenom-

men hatte. Vrgl. Poect. 21: Ἐνίοις δ᾽ οὐχ ἐστιν ὃνο- μα κείμενον τὸ ἀνάλογον, ἀλλ᾽ οὐδὲν ἧττον ὁμοίως λε-

χϑησεται" οἷον τὸ τὸν καρπὸν μὲν ἀφιέναι σπείρειν,

τὸ δὲ τὴν φλόγα ἀπὸ τοῦ ἡλίου ἀνώνυμον. Polit.1, 3:

᾿ἄνωνυμον γὰρ ἡ γυναικὸς καὶ ἀνδρὸς σύζευξις. ΠΙ, 1:

Περὶ ὀνόματος γὰρ ὁ λόγος: ἀνώνυμον γὰρ τὸ χοινὸν ἐπὶ δικαστοῦ καὶ ἐκχλησιαστοῦ, τί δεῖ ταῦτ᾽

ἄμφω καλεῖν. Metaph. VIII, 6: Καὶ τὸ μητ᾿ ἀγαϑὸν

μήτε χακὸὺν ἀντίκειται ἀμφοῖν, ἀλλ᾿ ἀνώνυμον. E-

thie. Nicom. IV, 10: νωνύμου δ᾽ οὔσης τῆς με. σότητος ... . und ebendaselbst mehrmals. Ja er ge-

steht II, 7: Πολλὰ δ᾽ ἐστὶν ἀνώνυμα, und II,

10: Εἴρηται δ᾽ ἡμῖν ἐν τοῖς πρότερον, ὅτι πολλὰ ἐστιν ἀνώνυμα. Ja er gibt Rhetor. 1Π, 2. an, wie wir bei solchen neuen Wortbildungen und Uebertragun-

gen verfahren sollen: (φαύλη δὲ ἡ μεταφορὰ ταῖς ἀ- σήμοις φωναῖς. ἔτι δὲ οὐ πόρρωθϑεν δεῖ ἀλλ᾽ ἐκ

a Ms

των συγγενῶν καὶ τῶν ὁμοειδῶν μεταφέρειν τὰ ἄνω. νυμα ὠνομασμένως, ο λεχϑὲν δῆλόν ἐστιν ὅτι συγγε.

veg. Die von Dichtern selbstgebildeten nennt er rre-

ποιημένα. Ausserdem erkennt er einfache und zu-

sammengesetzte Ausdrücke an, wie wir schon frü-

her sahen. Hiemit ist nun das ganze System ari-

stotelischer Etymologie, wie ich glaube, vollkommen

erschöpft, und es käme nur noch darauf an, nachzu-

weisen, ob dieser grosser Denker es nicht ver-

schmäht habe, zuweilen den sachlichen Begriff eher

aus dem Worte, als aus der Definition der Sache,

aus dem philosophischen Begriffe selbst zu entwi-

ckeln, und in welchem Maasse dieses geschehen.

Im Allgemeinen ist dieses Verfahren der Wort-

zerlegung von ihm schr sparsam angewandt worden.

Nur in Einem Werke, in der Schrift de mundo kom-

men namentlich c. 7. unverhältnissmässig viele sol-

cher Ableitungen vor. Allein hier eben müssen wir

uns erinnern, dass der Verfasser ja mit Bestimmtheit

nicht Aristoteles, sondern ein Stoiker war, wie auch

Osann in den Beiträgen zur römischen und griechi-

schen Litteraturgeschichte I. S. 144— 249. schlagend

dargethan hat. Uns bestätigt sich diese Thatsache

noch an zwei grammatischen Punkten, an dem Namen

πολυώνυμα (c. 7.), wofür Aristoteles immer συνώνυμα sagt, und an der Bezeichnung der gegenwärtigen Zeit

durch den stoischen Ausdruck τὸ &veorog, während

Aristoteles immer ὁ παρών sagt. Vrgl. II. Theil.

S. 20., 208. und 275. Allein dass Etymologieen dem

Aristoteles doch nicht ganz fremd sind, hat schon

Stahr in den neuen Jahrb. f. Philolog. und Pädag.

XVII, 1. 5. 9. bemerkt und durch folgende Beispiele

bewahrheitet: Ethic. Nicom. I, 1: Ἡ δ᾽ ἡϑικὴ (aoe- τῇ) ἐξ ἔϑους περιγίνεται, ὅϑεν καὶ τοὔνομα ἔσχηκε

ur a ΤῸ

μικρὸν παρεγκλίνον ἀττὸ τοῦ ἔϑους. Hier ist das παρ. ἐγχλίνειν offenbar die Verlängerung des Vocals und

mit dem platonischen παρακλίνειν gleichbedeutend.

Dieselbe Etymologie findet sich auch Magn. Moral.

I, 6., welche Stelle auch noch deswegen merkwür-

dig ist, weil der Verfasser die Etymologie (παρὰ γράμμα λέγειν) als Mittel ansicht, die Wahrheit, d.h. die wahre Bedeutsamkeit des Begriffes zu finden:

Ἣ δ᾽ ἡϑικὴ ἀρετὴ ἐντεῦϑεν ἔχει τὰς ἐπωνυμίας, εἰ δεῖ παρὰ γράμμα λέγοντα τὴν ἀληϑειαν ὡς ἔχει σκο. πεῖν " δεῖ δ᾽ ἴσως " τὸ γὰρ ἦϑος ἀπὸ τοῦ ἔϑους ἔχει τὴν ἐπωνυμίαν" ἠϑικὴ γὰρ καλεῖται διὰ τὸ ἐθϑίζεσϑαι. Vrgl. Eudem. II, 2. So wird Ethic, Nicom. V, 4.

δίκαιον von δίχα abgeleitet: Δεὰ τοῦτο καὶ Ovouale- ται δίκαιον, ὅτι δίχα ἐστίν " ὥσπερ ἂν εἴ τις εἴποι

δίχαιον" καὶ ὃ δικαστής διχαστής. Ferner V ’ 5: Ἔνϑεν καὶ τὴν σωφροσύνην τούτῳ προσαγορεύομεν τῷ ὀνόματι, ὡς σώζουσαν τὴν φρόνῃσιν. VII, 12:

Διὸ καὶ μακάριον ὠνομάκασιν ἀπὸ τοῦ χαίρειν.

Auch hier findet sich also die Verwandlung des

X in K wieder angewandt. Man füge hinzu Me-

taph. VIII, 8: Διὸ καὶ τοὔνομα ἐνέργεια λέγεται

κατὰ τὸ ἔργον, καὶ συντείνει πρὸς τὴν ἐντελέχειαν. Poet. 4: Διὸ καὶ ἰαμβεῖον καλεῖται νῦν, ὅτι ἐν τῷ

μέτρῳ τούτῳ ἰάμβιζον ἀλλήλους. Sodann berich-

tet Athen. II. p. 490, B: Τὸ δὲ μεϑύειν φησὶν

᾿Αριστοτέλης τὸ μετὰ τὸ ϑύειν αὐτῷ (οἴνῳ ) χρῆ-

σϑαι., das Etym. M. 5. v. “1 ἰϑήρ, παρὼ τὸ ἀεὶ ϑεῖν

κυκλοφορικῶς φησὶν ᾿“Αριστοτέλης περὶ Κυρηναίων. , ferner 5. v. ““ρχείσιος heisst es: ᾿“ριστοτέλης δὲ ἐν

τῇ ᾿Ιϑακησίων πολιτείᾳ — — τὴν (ἄρχτον) δὲ ἐγκύμο. va γενομένην μεταβαλεῖν εἰς γυναῖκα zul τεκεῖν παῖδα

Agxeioıv, ἀπὸ ἄρκτους Sonderbar klingt auch de auim. part. Il, 1: Τῶν δ᾽ ἀνθρώπων καλεῖται τὸ με-

ὡ- δ᾽ “ὦ

ταξὺ τῆς κεφαλῆς καὶ τοῦ αὐχένος πρόσωτεον, ἀπο

τῆς πράξεως αὐτῆς ὀνομασϑέν, ὡς ἔοικεν" διὰ γὰρ τὸ μόνον ὀρϑὸν εἶναι τῶν ζῴων μόνον πρόσωϑεν ὅπω.-

πε καὶ τὴν φωνὴν εἰς τὸ πρόσω διαπέμπει. Hier ist schon ein Muster der spätern, namentlich varro-

nischen Weise abzuleiten, wobei es dem Schriftstel-

ler nicht genügt, Einen Begriff als den Grundbegriff

zu entwickeln, sondern wo er fast voraussetzt, der ur-

sprüngliche Bildner des Wortes habe ein Zwiefaches

in dasselbe legen wollen. In historischer Weise be-

richtet er über Etymologieen de anim. I, 2: Διὸ καὶ τοῖς ὀνόμασιν ἀκολουϑοῦσιν, οἱ μὲν τὸ ϑερμὸν λέ. γοντες, ὃτι διὰ τοῦτο καὶ τὸ [nv ὠνύμασται, οἱ δὲ τὸ ψυχρὸν καλεῖσϑαι ψυχήν. Rhetor. II, 23: 44-

log (τόπος) ἀπὸ τοῦ ὀνόματος, οἷον ὡς ὁ Σοφοκλῆς

»σαφῶς Σιδηρὼ καὶ φοροῦσα τοὔνομα“, καὶ ὡς ἐν τοῖς τῶν ϑεῶν ἐπαίνοις εἰωϑασι λέγειν... ... *us den

letzten Worten ersehen wir, wie allgemein selbst in

religiösen Gesängen deutende Wortspiele geworden.

Sehen wir aber hier Philosophen ihre Begriffe aus

dem Worte entwickeln, Priester und Dichter ihre

Mythen aus Beinamen der Gottheiten herleiten, so ist

ja nicht zu verwundern, wenn nun sogar die Me-

garenser sich Poet. 3.. der Ableitungen der Wörter

δρᾶμα und χωμῳδία gegen die Athenienser bedien-

ten, um die Erfindung der Komödie sich zuzueignen,

und wenn in ähnlicher Weise Peloponnesier mit der Tragödie verfuhren, ποιούμενοι Ta ὀνόματα σημεῖον.

Die Stoiker.

Plotin. Sextus Empirikus.

Acusserst merkwürdig st die Art und Weise,

wie sich die einzelnen Philosophen die Entstehung der

menschlichen Stimme dachten. Aristoteles Vorstel-

lungsweise haben wir eben erfahren; allein es möchte

zur bessern Würdigung der Stoa gerathen seyn,

noch weiter zurückzuschreiten. Nach Plutarch de

placit. philos. IV, 19. dachte sich AnaxAcoRASs die

Entstehung der Stimme bewirkt durch ein Anstossen

des Hauches (πνεύματος) an die feste Luft und durch

ein echoartiges Umkehren des Schlages zum Gehöre.

PLAron definirte die Stimme als einen von der Denk-

kraft durch den Mund gehenden Hauch und von der

Luft durch Ohr, Gehirn und Blut bis zur Scele ge- tragenen Schlag (πνεῦμα διὰ στόματος ἀπὸ διανοίας ἠγμένον καὶ πληγὴν ὑπὸ ἀέρος di ὦτων καὶ ἐγκεφά- λου καὶ αἵματος μέχρι ψυχῆς διαδιδομένην.), in welcher

Definition der erste 'Theil die Thätigkeit des Spre-

chenden , der letztere das Empfangen von Seiten des

Hörenden erklären soll. Eigentlich sey φωνή nur der

gegliederte (ἔναρϑρος) Laut, der das Gedachte an’s Licht bringe, uneigentlich aber auch der des Geist -

und Leblosen. Demokrır hielt dafür, die Luft werde in

Körper von gleicher Gestalt gebrochen und mit den

von der Stimme ausgehenden Bruchstücken zusam-

men fortgewälzt (τὸν ἀέρα — εἰς ὁμοιοσχήμονα ϑρύ- πτεσϑαι σώματα χαὶ συγκυλινδεῖσϑαι τοῖς ἐκ τῆς φω-

νῆς Foavouaoı.). EPIKUR meinte, die Stimme sey ein

u DE ..Ξ

vom Lautenden, Hallenden oder 'Tönenden ausge-

sandter Strom, dieser Strom aber werde gebrochen

in gleichgestaltete Bruchstücke; wenn diese in das

Gehör fielen, so werde die Empfindung der Stimme

bewerkstelligt (τὴν φωνὴν εἶναι ῥεῦμα ἐχπεμπόμενον

ἀπὸ τῶν φωνούντων ἢ ἠχούντων ἢ ψοφούντων" τοῦτο

δὲ τὸ δεῦμα εἰς ὁμοιοσχήμονα ϑρύπτεσϑαι ϑραύσματα

— - τούτων δ᾽ ἐμπιπτόντων ταῖς ἀκοαῖς ἀποτελεῖ

σϑαι τὴν αἴσϑησιν τῆς φωνῆς. Vrgl. Diogen. Laert.

X. $. 52. sq.). Es ist klar, wie diese Ansicht mit der Atomenlehre zusammenhängt, es erhellt aber zu-

gleich, warum Aristoteles die Luft als ein zusammen-

hängendes Ganze (συνεχὴς καὶ εἷς) im Gegensatze zu der demokritischen, Alles in kleine Körper zer-

bröckelnden Physik hervorhob.

Nach stoischen Ansichten bestand die mensch-

liche Lebenskraft (ψυχή) aus acht Theilen oder Ver-

mögen, wovon eines das der Sprache war. Vrgl. Varro

L. L. VII. p. 133: „‚„Quid ergo, cum omnes animae

hominum sint divisae in octonas parteis, eae inter se

non proportione similes? quinque, quibus sentimus,

sexta, qua cogitamus, septuma, qua progeneramus,

octava, qua voces mittimus?‘ mit Diogen.

Laert. VII. δ. 110: Φασὶ δὲ τὴν ψυχὴν εἶναι ὀχταμε- 07° μέρη γὰρ αὐτῆς Ta τε πέντε αἰσϑητήρια, καὶ τὸ φωνητικὸν ὄργανον καὶ τὸ διανοητικὸν, ὅπερ ἐ-

στὶν αὐτὴ ἢ διάνοια, καὶ τὸ γεννητικόν. und Plut. de pla-

cit philos. IV, 4. Ueber die sieben andern herrschte

als ἡγημονικὸν das dıevontıxov, welches in der Brust,

nach andern im Kopfe (ὥσπερ Ev κόσμῳ κατοικεῖ ἕν τῇ ἡμετέρᾳ σφαιροειδεῖ κεφαλῇ. IV, 21.) seinen Sitz hatte.*) Von hier aus theilten sich die einzelnen

*) Merkwürdig ist auch, wie Chrysippes den Mythos von

ar A

Gebiete und Schranken ab, innerhalb deren sich je-

des dieser Vermögen bewegen konnte. Der Stimme

war Kehle, Zunge und Mund zugetheilt: ΤῸ δὲ gw- γᾶεν ὑπὸ τοῦ Ζήνωνος εἰρημένον, 0 καὶ φωνὴν καλοῦ-

σιν, ἔστι πνεῦμα διατεῖνον ἀπὸ τοῦ γγημονικοῦ μέχρι φάρυγγος καὶ γλώττης καὶ τῶν οἰκείων ὀργάνων (eben- das.). Die Stimme im allgemeinsten Sinne ist er-

schütterte Luft, sobald wir sie betrachten von Sei-

ten dessen, der sie hervorbringt, oder des Organs,

das sie erzeugt, hingegen das dem Gehöre eigen-

thümliche Wahrnehmbare, sobald wir sie als etwas

vom Hörenden Empfundenes auffassen, oder von Sei-

ten des Organes, das sie aufnimmt. Diogen. Laert.

vi. δ. ὅδ: Ἔστι δὲ φωνὴ ἀὴρ πὲεττληγμένος ἢ τὸ ἔδιον αἰσϑητὸν ἀκοῆς, ὡς φγσι Διογένης ὁ Βαβυλώνιος ἐν τῇ

περὶ φωνῆς τέχνη. (Andere Stellen bei R. Schmidt

Stoicorum gramm. p. 16.) In ihrer ersten Hälfte ist

diese Definition offenbar mit Aristoteles übereinstim-

mend, der Problem. XI. $. 14. die φωνή eine Bewe-

gung der Luft, $. 23. noch bedeutsamer einen «ng

ἐσχηματισμένος καὶ φερόμενος nennt, in ihrer zwei-

ten nur eine neue Ausdrucksweise des in der Ab-

handlung περὶ ἀκουστῶν und de anima II, 8. längst Entwickelten. Diesem Philosophen stimmen sie auch

der Athene, die aus dem Haupie des Zeus entspringt,

deutete. Man vergleiche das herculanische Fragment

σιερὶ ϑεῶν in der englischen Schrift: Herculanensia. Lon-

don 1810. p. 162. col. 6: Tivas δὲ τῶν Στωικῶν φάσκειν

ὅτε τὸ ἡγημονικὸν ἐν τὴ κ[ε]φαλῆ φρόνησιν yalv] εἶναι διὸ

καὶ μῆτον καλεῖσϑαι. Χρύσιπιπον δ᾽ ἐν τῷ στήϑει τὸ ἥγημο--

γικὸν [eilvaı, zaxei τὴν [φων]ὴν ἂν γε[γ]ονέν[αι φ]οόνησιν οὗ--:

οαν. τῶ δὲ τὴν] φωνὴν ἐκ τῆς [κε]φαλῆς ἐκκρίνεσθαι [λ]έ--

γειν ἐκ τῆς [χ]εφα[λ]΄ς ὑποδεὴ[σ]αι . . .. .. ὅτι τέ] χνὴ

[συ]νέϑη φρόνησις. καὶ ᾿41ϑηνᾶν U. 5. νν.

Be ὼς

darin bei, dass die Stimme die Luft nicht atomistisch

zertheilt. Sie besteht nicht aus stückweise neben-

einandergelagerten Elementen, sie ist continuirlich,

hat keine leeren Zwischenräume in sich. Wenn sie

daber vom Hauche erschüttert wird, so wogt und

schwingt die Stimme sich in gerade fortlaufenden

Kreisen in’s Unendliche hin fort, bis sie die umge-

bende Luft erfüllt hat, so etwa wie ein Stein, der

in’s Wasser fällt, in weiten Zügen Ringe schlägt.

Das Wasser bewegt sich kreisförmig, die Luft ku-

gelförmig. Vrgl. Plutarch plaeit. phil. IV, 19: Oi δὲ Στωικοί φασι, τὸν ἀέρα un συγκεῖσϑαι ἐκ Foav

σμάτων, ἀλλὰ συνεχῇ εἶναι, δὶ ὅλου μηδὲν κενὸν ἔχοντα" ἐπειδὰν δὲ πληγῇ πνεύματι, κυματοῦσϑαι κατὰ κυ-

κλους ὀρϑοὺς εἰς ἄπειρον, ἕως πληρώσῃ τὸν περιχείμε--

γον ἀέρα, ὡς ἐπὶ τῆς κολυμβήϑρας τῆς πληγείσης λί-

99° καὶ αὕτη μὲν κυχλικῶς κινεῖται, ὁ δ᾽ ἀὴρ σφαι-

ριχώς. Mit diesen Erörterungen, denen gemäss sie

die Stimme als körperlich, weil als handelnd, bewir-

kend ansahen (R. Schmidt p. 17.), während sie die-

selbe, als auf einer gleichen Stufe mit dem διανοητιε.-

κὸν stehend und als Theil und Kraft der vn, wohl auch als psychisch hätten ansehen können, war aber

bloss die äussere Erscheinung, Hervorbringung des

Lautes gegeben, und nur allenfalls die φωνή als Ei-

senthum des Belebten anerkannt. Sie unterschied

sich nun wieder als thierische und menschliche Stim-

me, erstere als Ausbruch eines blossen Naturtriebes,

letztere als gegliederte Sprache und Werk der hö-

heren geistigen Kraft. Diogen. Laert. VII.$.55: Zwov μέν ἐστι φωνὴ ἀὴρ ὑπὸ ὁρμῆς πεπληγμένος, ἀνϑρώ- που δὲ ἔστιν ἔναρϑρος καὶ ἀπο διανοίας ἐχπεμπομένη. Hier ist der Unterschied von Aristoteles klar. Wäh-

rend dieser selbst den 'Thieren, namentlich den Sing-

ες κα --

vögeln die διάρϑρωσις d. h. geordnete Verbindung

von Consonanten und Vocalen zuschrieb, liessen sie

nur dem Menschen allein eine solche organische Glie -

derung der Sprache zukommen. Die φωνή also an

und für sich ist nur ein Hall, insofern sie aber ge-

gliedert ist, wenn auch noch kein Begriff zu Grunde

liegt, λέξις. Jede λέξις aber kann durch Schriftzüge

wiedergegeben werden, wenn sie auch selbst noch

nichts bezeichnet. Diogen. Laert. VII. δ. 57: Δια- φέρει δὲ φωνὴ καὶ λέξις, ὅτε φωνὴ μὲν καὶ ὁ ἠχός

ἔστι, λέξις δὲ τὸ ἔναρϑρον μόνον --- --- λέξις δὲ καὶ

ἀσήμαντος, ὡς ἡ Βλίτρι. (vrgl. Suid. 5. v. Βλήτυρι.,

Paullus ex Festo 5. v. Titivillitium.) $. ὅδ: “έξις δέ

ἔστε χατὰ τοὺς Στωικοὺς — — φωνὴ ἐγγράμματος.

Die Elemente der λέξις sind die vier und zwanzig

Buchstaben , wovon sieben als Lauter (φωνγηεντα), sechs als Nichtlauter (ἀφωνα) angegeben, mithin die übrigen eilf als ἡμίφωνα eingeschlossen werden. Von

dieser λέξις unterscheidet sich aber der λόγος dadurch,

dass ihm immer etwas Begriffliches zu Grunde liegt,

nicht aber etwa so, dass λέξις das Wort, λόγος den Satz bedeute. Bei Aristoteles besteht der Aoyog wenigstens aus zwei Wörtern, aber so verhält es

sich nicht bei den Stoikern. Hier hat er den ganz

allgemeinen Begriff des bezeichnenden Sprechens.

$. 57: A10yos ἀεὶ σημαντιχὸς ἐστι. Suidas 5. v. 40- γος: ΦΙαφέρει δὲ καὶ τὸ λέγειν τοῦ προφέρεσϑαι " προ- φέρονται μὲν γὰρ αἱ φωναί, λέγεται δὲ τὰ πράγματ ἃ δὴ καὶ λεχτὰ τυγχάνει. Sext. Emp. adv. Math, VII, δ. 80: “έγειν γάρ ἐστι, καϑὼς αὐτοί φασιν οἱ ἀπὸ τῆς στοᾶς, τὸ τὴν νοουμένου πράγματος σημαντικὴν προφέρεσϑαι φωνήν. Mit diesen γοούμενα πράγματα ist nun eine Reihe von Sätzen zu verbinden, die für

die Terminologie der stoischen Sprachphilosophie ei-

τ δ

nigen Aufschluss zu geben versprechen. Diese findet

sich bei Diogen. Laert. VI. δ. ὅδ: Τῶν γὰρ voov- μένων τὰ μὲν κατὰ περίπτωσιν ἐνοήϑη, τὰ δὲ καϑ' ὁμοιότητα, τὰ δὲ zur ἀναλογίαν, τὰ δὲ κατὰ μετά- ϑεσιν, τὰ δὲ κατὰ σύνϑεσιν, τὰ δὲ κατ᾽ ἐναντίωσιν.

Freilich dürfte es auf den ersten Anblick scheinen,

dass wir hier höchstens einen Gewinn für die Psycho- logie zu erwarten haben, besonders wenn wir aus den

Lehrsätzen des Epikur folgende ebendas. X. $. 32.

vergleichen: Ὅϑεν χαὶ περὶ τῶν ἀδήλων ἀπὸ τῶν

φαινομένων χρὴ σημειοῦσϑαι. Καὶ γὰρ καὶ ἐπίνοι- αι πᾶσαι ἀπὸ τῶν αἰσϑήσεων γεγόνασι κατά τὲ πε- ρίπτωσιν καὶ ἀναλογίαν καὶ ὁμοιότητα καὶ σύνθεσιν

συμβαλλομένου τι καὶ λογισμοῦ., und aus ΝΠ. $. 53.

den Schlusssatz hinzufügen: Νοεῖται δὲ κατὰ μεταβα- σίν τινα, ὡς τὰ λεκτὰ zul ὁ τόπος, φυσικῶς δὲ νοεῖ

ται δίκαιόν τι καὶ ἀγαϑον, καὶ κατὰ στέρησιν, οἷον ἄχειρ. Allein da die Philosophie der Stoiker überhaupt

eine grammatische Grundlage hatte, da auch die Din-

ge erst, nachdem sie von der dıevor« aufgenommen

waren, zur Sprache, zur Rede sich gestalten: so wird

es bald klar, dass dem Wesen der Begriffe der Din-

ge nun auch das Wesen des bezeichzenden Wortes

entsprechen muss, mit andern Worten, dass jene

Arten und Weisen, wie die Dinge dem Geiste vor-

gestellt werden, zum Theil aus der Sprache ab-

strahirt sind. Diess wird noch deutlicher, wenn wir

eine weitere Ausführung des h. Augustin Dial. Princ.

c. 6. damit in Verbindung setzen, deren Bedeutsam-

keit schon von Andern eingesehen worden: ,,Stoici

autumant, nullum esse verbum, Cuius non certa ra-

tio explicari possit. Et quia hoc modo suggerere fa-

cile fuit, si diceres, hoc infinitum esse, quibus ver-

bis alterius verbi originem interpretareris, eorum rur-

Pe ἐς

sus a te originem quaerendam esse, donec pervenia-

tur eo, ut res cum Sono verbi aliqua simi-

litudine concinat, ut cum dicimus aeris tinnitum,

equorum hinnitum, ovium balatum, tubarum clangorem,

stridorem catenarum; perspicis enim, haec verba

ita sonare ut res, quae his verbis signifi-

cantur. Sed quia sunt res, quae non sonant, in his

similitudinem tactus valere, ut si leniter vel aspere

sensuin tangunt, lenitas vel asperitas litterarum, ut

tangit auditum, sic eis nomina peperit. Et ipsum lene

cum dieimus, leniter sonat. Quis item asperitatem

non ex ipso nomine asperam iudicet? Lene est auri-

bus, cum dicimus voluptas, asperum est, cum dici-

mus crux. Ita res ipsae iam efficiunt, sicut verba

sentiuntur. Mel quam suaviter res ıpsa gustum, tam

suaviter nomen tangit auditum. Acre in utroque a-

sperum est; lana et vepres ut audiuntur verba, sic

illa tangitur. Haec quasi cunabula verborum esse

crediderunt, ut seunsus reru m Cum sonorum sSensu

concordarent.‘*“ Fragen wir uns, wie diese Bezeich-

nungen , welche offenbar zvgiwg oder φυσικῶς den

Dingen gegeben worden, heissen , so möchte weder in

dem Worte similitudo, noch concinere oder concordare

der griechische Ausdruck verborgen liegen, sondern

in platonischer und aristotelischer Philosophie zu su-

chen seyn. Kurz diese Wörter, welche mit den Din-

gen durch die Gleichheit, mit der uns Beide in’s Ohr

fallen, übereinstimmen, sind κατὰ uiunoıv benannt,

und enthalten vor Allem das gesammte Gebiet der

ὀνοματοπτοιία, dann aber nicht bloss, was durch jene äussere Verwandtschaft, sondern auch, was durch

eine mehr innere, geistige sich als Nachahmung der

Natur ergibt. Dieses ist das τὴν χυριότητα τῶν Ov0- μάτων τὴν κατὰ φύσιν προσήκουσαν τοῖς πράγμασιν

= ME ἐς,

ἀπονέμειν, wie Proklos irgendwo sagt. Vrgl. Origen.

contra Cels. I. c. 24: “10γος βαϑὺς καὶ ἀπόρρητος

ὁ περὶ φύσεως ὀνομάτων, πότερον, ὡς οἴεται ᾿ριστο-

τέλης, ϑέσει εἶναι τὰ ὀνόματα, ἢ ὡς νομίζουσιν οἱ

ἀπὸ τῆς στοᾶς φύσει, μεμου μένων τῶν πρώτων φω γῶν τὰ πραγματὰ καϑ' ὧν τὰ ὀνόματα... Wenn nun Origines hinzufügt καϑὸ καὶ στοιχεῖα τινὰ ἔτι μολογίας εἰσάγουσιν, so ergibt sich einestheils, dass eine solche Wortbildungstheorie eigentlich nur von

den ersten, ursprünglichen Lauten (τῶν πρώτων φω-

vov) gilt, anderntheils dass diese cunabula verborum

und στοιχεῖα ἐτυμολογίας sich auf gewisse Buchsta-

ben und Buchstabenverbindungen beziehen, aus de-

ren Weichheit, Härte, Beschaffenheit, der Begriff des

Sanften, Rauhen oder sonst irgendwie Beschaffenen

abgeleitet wurde. Füglich können wir noch mit je-

nen obigen Erörterungen bei Augustin über lene,

lana, crux, vepres eine ganz ähnliche Stelle des

Demetrios de elocutione $. 176. vergleichen: Παρὰ δὲ τοῖς μουσικοῖς λέγεταί τι ὄνομα λεῖον καὶ ἕτερον τραχὺ zul ἄλλο εὐπαγὲς καὶ ἀλλο ὀγκγρον. λεῖον μὲν οὖν ἐστὶν ὄνομα τὸ διὰ φωψηέντων ἢ πάντων ἢ διὰ πλειόνων, oiav Alug, τραχὺ δέ, οἷον βέβρωκε. καὶ αὐτὸ

δὲ τοῦτο τὸ τραχὺ ὄνομα κατὰ μίμησιν ἐξενήνεκται

ἑαυτοῦ. Dieses wäre also die erste Classe χατὰ μί. unow oder φύσιν.

Die zweite erörtert Augustin folgendermaassen:

„Hine ad ipsarum inter se rerum similitudinem

processisse licentiam nominandi: ut cum verbi causa

crux propterea dicta sit, quod ipsius verbi asperitas

cum doloris, quem crux efficit, asperitate Cconcordat:

crura tamen non propter asperitatem doloris, sed, quod

longitudine atque duritia inter membra cetera sunt

lıgno crueis similiora, appellata sunt.‘“ Die Sprache

er a

ist reicher, als dass sie bloss noch jene ersten Laute

besässe; überall wo Menschen im lebendigen Verkehr

miteinander stehen, wo die Welt der Anschauungen

sich erweitert, erweitert sich auch der Sprachschatz.

Die Wörter, welche gebildet werden, sind nicht mehr

getreue Nachbildungen der Dinge. Die Dinge, wel-

che benannt werden sollen, werden verglichen mit

solchen, welche schon benannt sind, und nun wird

eine Bezeichnung gebildet, welche der schon vor-

handenen ähnlich ist. Der Ausdruck χα ϑ᾽ ὁμοιὸ- τηταὰ wäre wörtlich ganz passend, und würde sich

durch Aristot. de anima II, 8. rechtfertigen: Τῶν γὰρ ἀψύχων οὐϑὲν φωνεῖ, ἀλλὰ καϑ' ὁμοιότητα λέγεται φωνεῖν, οἷον αὐλὸς, obschon hier damit etwas Meta-

phorisches gemeint ist. Allein ein χατὰ μεταφορᾶν gebrauchter Ausdruck ist auch immer χαϑ᾽ ὁμοιότη- τα, und dürfte um so mehr in diese Classe einge-

schlossen gedacht werden, als Augustin nachher ein

solches Wort als translatum similitudine bezeichnet.

Es folgt die Bezeichnung der dritten Classe. „In-

de ad abusionem ventum est, ut usurpetur nomen

non tam rei similis, sed quasi vicinae. Quid enim

simile inter significationem parvi et minuti, cum pos-

sit parvum esse, quod non modo nihil minutum sit,

sed etiam aliguid ereverit? Dicimus {tamen propter

quandam vicinitatem minutum pro parvo. Sed hacc

abusio vocabuli in potestate loquentis est: habet enim

parvum, ut minutum non dicatur. Illud magis pertinet

ad id quod volumus ostendere, quod cum piscina

dieitur in balneıs, in qua piscium nihil est, cum nihil

piscibus simile habeat, videtur tamen a piscibus dı-

cta propter aquam, ubi piscibus vita est. Ita vocabu-

lum non translatum similitudine, sed quadam viecinita-

te usurpatum est.‘* Wie das Wort abusio dem grie- II. 4

ar A: 5:

chischen χαταχρηστικῶς vollkommen entspricht, so

möchte für den Begriff der quasi vicinitas wohl κα-

τὰ ἀναλογίαν treffend und dem Ausspruche bei Diogen. Laert. VII. ὃ. 53. gemäss seyn: Kara ava- hoyiav δέ, αὐξητικῶς μὲν ὡς ὁ Τιτυὸς καὶ Κύκλωψ,

μειωτιχῶς δέ, ὡς ὁ Πυγμαῖος. καὶ τὸ κέντρον δὲ τῆς γῆς κατ᾽ ἀναλογίαν ἐνοήϑη ἀπὸ τῶν μικροτέρων σφαιρῶν. Später fügt Augustin noch einige Unterabtheilungen

solcher nach einer gewissen allgemeinen Verwandt-

schaft gestempelten Ausdrücke hinzu: ,‚Nam et ista

omnino vicinitas late patet et per multas partes seca-

tur: aut per efficientiam, ut hoc ipsum a foedi-

tate porci, per quem foedus effieitur, aut per ef-

fectum, ut puteus, quod eius effectus potatio est,

creditur dietus, aut per id quod continet, ut ur-

bem ab orbe appellatam volunt, quod auspicato loco

circumduei aratro solet — — , aut perid quod

continetur, ut si quis horrenm mutata D littera

affirmet ab hordeo nominatum, aut per abusio-

nem, ut cum hordeum dicimus et ibi triticum condi-

tur, vel a parte totum, ut mucronis nomine, quae

summa pars et gladii, totum gladium vocant, vel a

toto pars, ut capillus quasi capitis pilus.‘“ Für

diese Unterarten weiss ich alle stoischen Namen nicht

nachzuweisen. Einige werden wir bei den Gramma-

tikern kennen lernen.

Sicherer zu bezeichnen ist die vierte Classe:

„Hinc facta est progressio ad contrarium. Nam

lucus dietus putatur, quod minime luceat, et bellum

quod res bella non sit, et foederis nomen, quod res

foeda non sit.‘“ Das möchten diejenigen Begriffe

seyn, welche xar ἐναντίωσιν benannt sind. Vrgl. Dio-

gen. Laert. VI. δ. 53: Καὶ κατ᾽ ἐναντίωσιν (Evondn),

οἷον $avarog., wobei ich aber noch einmal bemerke,

ΕΟ ΡΞ

dass hier, wie oben, vom Grammatischen nicht dieRede

ist, dass nur der Ausdruck ἐναντίωσις für uns Werth hat.

Aeusserst anziehend dürfte es seyn, mit den hier

betrachteten stoischen Ansichten die eines der gröss-

ten Denker unsres Jahrhunderts WiıLHELMm νὸν Hum- BOLDT’s (über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluss auf die geistige Ent- wickelung des Menschengeschlechts. Berlin 1836.) zu vergleichen. Er nimmt S. 78, wo er vom Zusam- menhange zwischen dem Laute und dessen Bedeu- tung spricht, bei den einfachen Wörtern eine drei- fache Bezeichnung an.

1. „Die unmittelbar nachahmende, wo der Ton, welchen ein tönender Gegenstand hervor- bringt, in dem Worte so weit nachgebildet wird, als articulirte Laute unarticulirte wiederzugeben im Stan-

de sind. Diese Bezeichnung ist gleichsam eine ma- lende; so wie dasBild die Art darstellt, wie der Ge- genstand dem Auge erscheint, zeichnet die Sprache die, wie er vomOhre vernommen wird. Da die Nach--

ahmung hier immer unarticulirte Töne trifft, so ist die

Articulation mit dieser Bezeichnung gleichsam im

Widerstreite; und je nachdem sie ihre Natur zu we-

nig oder zu heftig in diesem Zwiespalte geltend macht,

bleibt entweder zu viel des Unarticulirten übrig, oder

es vermischt sich bis zur Unkennbarkeit. Aus die-

sem Grunde ist diese Bezeichnung , wo sie irgend

stark hervortritt, nicht von einer gewissen Rohheit

freizusprechen, kommt bei einem reinen und kräftigen

Sprachsinn wenig hervor, und verliert sich nach und

nach in der fortschreitenden Ausbildung der Sprache.“‘

2. „Die nicht unmittelbar, sondern in einer drit-

ten, dem Laute und dem Gegenstande gemeinschaft-

lichen Beschaffenheit nachahmende Bezeichnung. Man

un Bl 5

kann diese, obgleich der Begriff des Symbols in der

Sprache viel weiter geht, die symbolische nen-

nen. Sie wählt für die zu bezeichnenden Gegenstände

Laute aus, welche theils an sich, theils in Verglei-

chung mit andren, für das Ohr einen dem des Ge-

genstandes auf die Seele ähnlichen Eindruck hervor-

bringen, wie stehen, stetig, starr den Eindruck

des Festen, das Sanskritische ἐδ, schmelzen, ausein-

andergehen, den des Zerfliessenden, nicht, nagen,

Neid den des fein und scharf Abschneidenden — —

Diese Art der Bezeichnung, die auf einer gewissen

Bedeutsamkeit jedes einzelnen Buchstaben und gan-

zer Gattungen desselben beruht, hat unstreitig auf

die primitive Wortbezeichnung eine grosse, vielleicht

ausschliessliche Herrschaft ausgeübt ...... τ

3. 99} 16 Bezeichnung durch Lautähnlichkeit nach

der Verwandtschaft der zu bezeichnenden Begriffe.

Wörter, deren Bedeutungen einander nahe liegen,

erhalten gleichfalls ähnliche Laute; es wird aber nicht,

wie bei der eben betrachteten Bezeichnungsart, auf den

in diesen Lauten selbst liegenden Charakter gesehen.

Diese Bezeichungsweise setzt, um recht an den Tag

zu kommen, in dem Lautsysteme Wortganze von ei-

nem gewissen Umfange voraus, oder kann wenig-

stens nur in einem solchen Systeme in grösserer Aus-

dehnung angewendet werden. Sie ist aber die frucht

barste von allen und die am klarsten und deutlich-

sten den ganzen Zusammenhang des intellectuell Er-

zeugten in einem ähnlichen Zusammenhange der

Sprache darstellt. Man kann diese Bezeichnung, in

welcher die Analogie der Begriffe und der Laute,

jeder in ihrem eigenen Gebiete, dergestalt verfolgt

wird, dass beide gleichen Schritt halten müssen, die

analogische nennen.“

Von diesen drei Classen entspricht die unmit-

telbar nachahmende offenbar der xara μίμησιν. bei den Stoikern, die symbolische mehr oder we-

niger der καϑ᾽ ὁμοιότητα, die analogische der

κατὰ ἀναλογίαν, so dass nur die vierte und zwar mit

Recht von Humboldt als unnatürlich verworfen wird.

Ueberschauen wir jene vier Classen näher , so

ergibt sich einmal, dass durch die Annahme der-

selben der alte schon von den Physiologen geführte

Streit, ob die Sprache φύσει oder ϑέσει gebildet sey, thatsächlich dahin sich entschieden hatte, dass bloss

ein kleiner Theil des sprachlich Vorhandenen, der ur-

älteste Sprachstoff, der besonders das stark in Jie Sinne Fallende durch entsprechende lJ,aute aufzufassen

strebte, als φύσει entstanden angenomen wurde, dass

aber die drei übrigen Classen der ϑέσις, einer reinen

Uebereinkunft anheimfielen; anderntheils aber sehen

wir, dass dasjenige, was an diesen allen betrachtet

wurde, der begriffliche Gehalt, das σημαινόμενον oder πρᾶγμα war, während der etymologischen Betrach-

tung auch noch die Form an und für sich, die φωνή

oder das σημαῖνον, zur genauern Analyse übrig blieb.

Hier lassen sich aber schwer alle Arten zurückfinden.

Der Aeusserung desCicero orat. c. 32, $. 115., dass, wer in der Lehre des Chrysipp zu Hause sey, vor

Allem die Kraft, das Wesen und die Arten der ein-

fachen und zusammengesetzten Wörter (,„vim,

naturam, genera verborum et simplicium et copulato-

rum“) kenne, liegt vorerst eine Unterscheidung in

arııhc& und συμπεπλεγμένα oder, wie sieauch geheis-

sen haben mögen, κατὰ σύνϑεσιν zu Grunde. Vrgl. Diogen. Laert. VII. δ. 53: Kara σύνϑεσιν δὲ

ἐνοήϑη Ἱπποκένταυρος. Ausserdem sind ohne Zwei-

fel noch positive, zar« δήλωσιν (2), und ne-

ee lee

gative Ausdrücke d. ἢ. mit dem « privativum verse-

hene, κατὰ στέρησιν, unterschieden worden. Vrgl. Diogen. Laert. ebendas.: Καὶ κατὰ στέρησιν, οἷον ἄχειρ. R. Schmitz p. 31. eitirt noch Simplieius zu Aristot. categ. fol. 100, 4.., worin hervorgehoben wird,

dass nicht alle στερητικὰ ὀνόματα eine wirkliche Be- raubung (στέρησιν), sondern oft auch eine Position

(ἀπόφασιν) und einen einfachen Gegensatz (ἐναντίω-

σιν} enthalten. Merken wir noch, dass Chrysippos

ein Werk περὶ τῶν χατὰ στέρησιν λεγομένων πρὸς Θέαρον «ἁ schrieb. Abgesehen von diesen formellen Grundlagen, die unmöglich genügen konnten, um alle

oder die meisten Vorkenntnisse der griechischen

Sprache zu begreifen , abgeseheiı von dem Mangel

der Unterscheidung zwischen den eigentlichen Stamm-

oder Wurzelsylben und den Ableitungsendungen, von

welchen letztern die Alten wenig geahnt zu haben

scheinen: so waren freilich jene vier Arten κατὰ φύσιν, ὁμοιότητα, ἀναλογίαν und ἐναντίωσιν vollkom-

men hinreichend, um eine solche Verwirrung, Boden-

und Grundsatzlosigkeit in der Etymologie zu erzeu-

gen, dass Alles, was die Stoiker in diesem Punkte

geleistet, nicht im Gringsten mehr unsere wissen-

schaftliche Erkenntniss an und für sich fördern, son-

dern nur das historische Interesse eines weitverzweig-

ten Irrthums in Anspruch nehmen kann, der durch

die verkehrte Anwendung allgemeiner Grundsätze

lehrreich und erspriesslich wird. Um das Maass voll

zu machen, kommen dazu noch zwei einflussreiche

Momente.

Einmal nämlich erklärte Chrysippos, der durch

seine Werke περὶ τῶν ἑτυμολογικῶν πρὸς Διοκλέα ζ' und ἐτυμολογικῶν πρὸς Διοκλέα δ' Repräsentant die- ser ganzen Richtung geworden, jedes Wort sey von

a ΝΞ...

Natur aus zweideulig. Vergleichen wir Gell. XI, 12:

‚‚„Chrysippus ait omne verbum ambiguum natura esse,

quonianı ex codem duo vel plura accipi possint.‘‘ mit

Diogen. Laert VII. $. 62: Zugıßolla δέ ἐστι λέξις

δύο 7 καὶ πλείονα πράγματα σημαίνουσα λεχτικῶς καὶ

κυρίως, καὶ κατὰ τὸ αὐτὸ ἔϑνος, ὥσϑ᾽ ἅμα τὰ πλείονα ἐκλέξασϑαι κατὰ ταύτην τὴν λέξιν, οἷον αὐλητρὶς πέ.

πτωκε. Amkoüvraı γὰρ δι’ αὐτῆς τὸ μὲν τοιοῦτον " οἰκία τρὶς πέπτωχε, τὸ δὲ τοιοῦτον" αὐλήτρια πέπτωκε: 80 sehen wir, dass die Amphibolie nicht allein eine von

der Satzverbindung ausgeschiedene, sondern auch

innerhalb derselben bestehende ist. Im Allgemeinen

scheini es, als beziehe sich (las ‚, duo vel plura ac-

cipi‘“ auf die Möglichkeit, jedes Wort etymologisch nach mehreren Seiten hin zu deuten, so dass hier die

Manier der Sprachableitung, wie sie noch spät herr-

schend blieb, mehrere Stammwörter als Wurzeln an-

zugeben, wovon wir schon bei Platon und Aristo-

teles Beispiele fanden, als eigentlicher Lehrsatz auf-

tritt. Das andere Moment, welches nicht so allge-

mein, aber in seiner Sphäre nicht minder stark wirk-

te, ist die Sucht der Stoa, die Mythologie zu vergei-

stigen, vor Allem, die Namen der einzelnen Götter als physikalische Eigenschaften zu deuten. Hievon lie-

gen uns noch hinlängliche Beweise in Chrysipps ety-

mologischen Bruchstücken (bei Baguet in den Annal.

Acad. Lovan. 1822. p. 235.) vor. So ist Kronos

die Ausscheidung des Feuchten: Etym. M. s. v. Κρό- γος: Χρύσιππος δέ φησιν, ὅτε καϑύγρων ὄντων τῶν ὅλων καὶ ὄμβρων καταφερομένων πολλῶν τὴν ἔκχκρι-

σιν τούτων Κρόνον ὠνομάσϑαι. Zeus als die be- wirkende Ursache hatte schon die orphische Poesie

bei Joann. Diacon. Allegor. 'Theog. Hes. p. 482. (ed.

Graisf.):

A Ξ.:

Ἔστιν δὴ πάντων ἀρχὴ Ζεὺς" Ζεὺς γὰρ ἔδωκε ζῶας τ᾽ ἐγέννησεν καὶ Ζῆν αὐτὸν καλέουσι, καὶ Jıa τ᾽ nd. ὅτι δὴ διὰ τοῦτον ἅπαντα τέτυχται.

Für die Stoa Laur. Lyd. de mens. IV, 48: JIloveı-

δώνιος τὸν Δία τὸν πάντα διοικοῦντα, Χρύσιππος

δὲ διὰ τὸ δι αὐτὸν εἶναι τὰ navre. Vrgl. Kornut. περὶ ϑεῶν φύσεως c. 2. Rhea die fliessende Er-

de: Etym. M. s. v. Ῥέα: Χρύσιππος λέγει τὴν γῆν Ῥέαν κεκλῆσϑαι, ἐπειδὴ ἀπ᾽ αὐτῆς ῥεῖ τὰ ὕδα-

τα. Vrg!. das herculanische Fragment περὶ Fewv in der englischen Schrift: Herculanensia. London. 1810.

p-. 158. col. 2. Merkwürdig ist auch die Ableitung

des Apollon bei Macrob. I, 17., weil sie eben ein

Beispiel einer amphibolischen Etymologie bildet:

„Chrysippus Apollinem ὡς οὐχὶ τῶν πολλῶν καὶ φαύ- λων οὐσιῶν, τοῦ πυρὸς ὄντα, ἢ ὅτι μόνος ἐστὶ χαὶ οὐχὶ πολλοί.“ Ares ist der Wegraffende. Plut. Ama- tor. 6. 12: Ὁ δὲ Χρύσιππος ἐξηγούμενος τοὔνομα τοῦ ϑεοῦ κατηγορίαν ποιεῖ καὶ διαβολὴν" ἀναιρεῖν γὰρ

εἶναι τὸν “ρην φησίν., woher, wie schon Baguet be-

merkt hat, im Etym. M. die Ableitung παρὰ τὸ αἱρῶ, ὁ ἀναιρετικὸς, along, Gong Ehkelıpeı τοῦ I. und im Etym.

Gud. παρὰ τὸ τὴν ἄρσιν καὶ ἀναίρεσιν. Die Aphro- dite heisst nicht Διώνη, sondern Ζιδωνη παρὰ τὸ ἐπιδιδόναι τὰς τῆς γενέσεως ἡδονὰς --- auch hier kömmt das στοιχεῖον ἐτυμολογίας nämlich die Silbe do amphi-

bolisch zweimal vor --- Κύπρις παρὰ τὸ κύειν παρ-

ἔχειν und gar Κυϑηρίη παρὰ τὸ μὴ μόνον ἄνϑρωποις, ἀλλὰ καὶ ϑηρίοις τὸ κύειν ἐπιδιδόναι (Laur. Lyd. de mens. IV. 44.). Die Zeit ist ihm das Seyende.

Varro L. L. V. p. 54: ,„Quod Graeci «iwve, id ait Chrysippus esse &ov.‘“ Vieles Aehnliche findet man in dem Werke des Kornutos περὶ ϑεῶν φύσεως. So- mit können wir uns nicht wundern, dass die Etymo-

Ba Θρμ το

logie der Stoiker, welche sich bald mit einzelnen

Buchstaben und Sylben z. B. KP, PE behalf, bald

ganze Sätze und Gedanken in ein einziges Wort und

somit den Grund zu grenzenlosen Verwandlungen

und Windungen legte, selbst im Alterthume schon

übel berüchtigt war.

Der innern Verwandtschaft halber fügen wir hier

einen Philosophen hinzu, der zwar weder mit der

stoischen Lehre im Allgemeinen im Zusammenhange

steht, noch auch sich besonders mit der Philosophie

der Sprache beschäftigt hat, dessen Schriften aber,

wie neulich Steinhart Meletemata Plotiniana, Num-

burgi 1840. (c. III. Plotinus grammaticus) p. 35. an-

ziehend gezeigt hat, manches hier Einschlägige zer-

streut enthalten. PrLorın unterscheidet die Stimme

(Ywvr) einestheils nach dem Medium, wodurch sie

(κατὰ τὸν ἀέρα Ennead,. VI, 1, 5.), anderntheils nach der Thätigkeit, womit sie hervorgebracht wird (zar«

τὴν schnyrv). Die Stimme, der Ton, ist ihm etwas

Einheitliches (Ἦν δὲ ἡ φωνὴ πανταχοῦ τοῦ ἀέρος, οὐ μία μεμερισμένη, ἀλλὰ μία πανταχοῦ δλη. ΥἹ, 4,

12.), oder, wie Aristoteles sagt, συνεχὴς καὶ εἷς : sie kann von Verschiedenen als ein Ganzes aufgefasst

werden; das gegenwärtige Ohr nimmt sie auf, beson-

ders an ruhigem Orte, ja, wenn man das andere Ohr

in einem andern Theile derselben Gegend anwendet,

so gelangt auch zu diesem die Stimme und Rede,

oder vielmehr das Ohr gelangt zur Rede (ebendas.).

Die Stimme ist an sich etwas Unbegrenzbares (wo- περ ἂν εἰ τὴν φωνὴν διηρούμεϑα ἄπειρον οὖσαν VI, 3, 1.), wir können sie aber zum Behufe der Unter-

suchung theilen (εἰς ὠρισμένα), und nennen einen

solchen Theil στοιχεῖον oder auch wieder φωνή d.h. Laut. Jedes Wort hat Elemente (@rou«) d. ἢ. Buch-

= un

staben, Arten (εἴδη) oder Sylben, und ein γένος, wel ches jene beiden ersten verbindet (VI, 3, 1. 2.). In

Bezug auf seine Anwendung ist es als blosse φωνή nichts weiter als eine Bewegung, sofern aber das

unterliegende Begriffliche zur Berücksichtigung kommt,

ὄνομα (Καὶ εἰ μὲν φωνή, κίνησίς τις, εἰ δ᾽ ὄνομα ἢ λόγος, πρός τι, καϑ᾽ ὁ σημαντικά. VI, 3, 19,). Der λόγος, als eigentlich zusammenhängende Rede gefasst,

besteht aus ὀνόματα und ῥήματα (VI, 1, 5.). Was

seine Etymologieen betrifft, so sucht er in denselben

nicht unähnlich den Stoikern seine philosophischen

Ideen auszuprägen. Demnach ist ihm Κρόνος der Begriff des Geistes und seiner Sättigung, κόρος νοῦ, die Ἑστία stellt ihm das ewige Seyn, der Auöng die

dunkele Tiefe der verborgenen Natur dar. Apollon

ist ihm die Einfachheit des reinen Geistes, sey es

dass man den Namen von & und πολύς oder ἁπλοῦς

ableitet. Er denkt sich einen etymologischen Zusam-

menhang zwischen ποιὸς und ποιεῖν, λόγος als ratio und λήγειν, καιρός und κύριος, συνεῖναι und συγεέναι,

ζωή und ζεῖν, σχίσις und σχέσις, zwischen dem Eins,

ἕν, und dem Seyn, ὄν. Die Beweisstellen s. bei Steinhart p. 37. Mit dieser etymologischen Betrach-

tungsweise steht endlich seine genaue Unterscheidung

synonymer Ausdrücke in Verbindung, von der eben-

das. p. 45. Beispiele zusammengestellt sind.

Den strengsten Gegensatz wie zu allem dogma-

tischen und philosophischen Wissen überhaupt, so in

der Etymologie zu den Stoikern insbesondere bietet

Sextus Empiriıkus. Auch hier leitet ihn nicht etwa die

Erkenntniss des willkürlich sich der Laune des Ein-

zelnen fügenden Irrthums zur der Nutzlosigkeit dieser

Wissenschaft, sondern ein fortgesetztes Läugnen aller

Grundsätze und ein Zurückführen auf eine nackte

Pa:

empirische Basis. Er behauptet adv. Math. I, 11.,

unstatthaft sey eine Beurtheilung und Ausscheidung des

Hellenismos, d.h. dessen, was reine hellenische Sprache

sey, von allem Unhellenischen, nicht allein vermittelst

der Analogie, sondern auch vermittelst der Etymolo-

gie. Letztere stimme entweder mit der Gewohnheit

(συνήϑεια) ἃ. ἢ. der gangbaren Sprechweise überein,

oder nicht. Im ersten Falle, wenn die Etymologie

nichts Besseres bringe, sey sie überflüssig, im zwei-

ten, wenn sie von dem Sprachgebrauche abweiche,

verursache sie Barbarismen und Solökismen. Ferner

jedes Wort, welches griechisch seyn solle, habe ent-

weder eine Reihe voraufgehender Stammwörter, oder

ende in Wurzeln, welche Naturlaute seyen: To ἐτυ- μολογίᾳ κρινόμενον ὄνομα ὅτι Ἑλληνικὸν ἐστιν, ἤτοι ἐτυμὰ πάντως ἔχειν ὀφείλει τὰ προηγούμενα αὐτοῦ ὀνόματα, N εἴς τινα τῶν φυσικῶς ἀναφωνηϑέντων καταλήγειν. Hat es Stammwörter, so müssen wir in’s Unendliche hin immer aufwärts schreiten, die

Etymologie wird anfangs- und grundsatzlos ( ἀναρ-

xog), endlich wissen wir auch nicht einmal, ob das

letzte Wort, das wir verfolgen können, ein wahrhaft

griechisches ist. Kommen wir aber auf ἀγέτυμα d.h.

Naturlaute zurück, so nehmen wir das cetymologisch

zergliederte Wort an, nicht wegen der Ableitung, son-

dern weil es im Gebrauche ist. Merken wir uns hier,

dass die φυσικῶς ἀναφωνηϑέντα dieselben sind, wel- che wir bei den Stoikern als φύσει oder κατὰ uiun-

σιν bezeichnet fanden. Die Bestreitung der Etymo-

logie von Seiten des Sextus wird aber dadurch ge- trübt und haltlos, dass er immer auf ein fremdes

Princip des Hellenismos und des Sprachgebrauches

zurückgeht, das hier gar nicht anwendbar ist. Bes-

ser und treffender hätte er ihre Anwendung entkräf-

ni a

ten können, wenn er seinen früher schon berührten

Satz, dass die Wörter nicht φύσει, sondern ϑέσει seyen (I. Theil S, 84.), hier vorgebracht hätte. Er

behauptet an allen Stellen, es gebe keine Wörter,

welche durch sich selbst, von Natur aus Bedeutung

hätten, weil sonst Griechen und Barbaren sich unter-

einander verstehen müssten. Gibt es aber keine sol-

chen, so kann es auch keine Naturlaute geben, auf

die als Wurzeln die einzelnen Wörter zurückgeführt

werden können. -— Weiter behauptet er $. 245., eine und dieselbe Sache werde zuweilen mit zwei Namen

bezeichnet, einem, der etymologisch nachzuweisen

sey, einem andern, der es nicht sey. Nicht deswe-

gen sey aber jener hellenisch, weil er nachgewiesen

werden könne, dieser barbarisch, weil nicht, sondern

beide seyen griechisch, weil im Sprachgebrauche vor-

handen. Natürlich beweist kein einziger dieser Sät-

ze, dass es nicht eine grammatische Lehre geben

könne, welche den durch Jahrhunderte und Jahrtau-

sende veränderten und nun geschichtlich festgestell-

ten Sprachschatz in seine Elemente auflösen , und

nach innern und äussern Verwandtschaften in Regeln

und Gruppen durch höhere Principien zu ordnen ver-

möge.

Zweite Abtheilung.

Die Grammatiker.

Etymologie und Glossographie.

Bei dem grossen Reichthume etymologischer Deu-

tungen, die in griechischen Scholien und Wörterbü-

chern noch erhalten sind, ist es auffallend, wie we-

nige Grammatiker uns mit Schriften genannt werden,

welche vorzugsweise über Etymologie handeln. Wir

werden nicht Manchen übergehen, wenn wir folgende

Schriftsteller als solche namhaft machen. Hieher ge-

hören: AroLLoporos der Athenienser περὶ ἐτυμολο.- γιῶν (Athen. XI. p. 483, A., Orion 5. v. Κρῆτες.), wel-

ches Werk ohne Zweifel zusammenfällt mit τῶν ἐτυ-

μολογουμένων & (XIV. p. 663, A.) und ἐτυμολογιῶν ß' CH. p. 63, C., D.); Demerkıos Ixıon mit einer ἐτυμολογία (Athen. II. p. ὅθ, A.), HERAKLIDES περὶ ἐτυμολογίας (Bekker Anecdot. Vol. III. p. 1449., Orion

ed. Sturz p. 185.), ANDROMACHosS mit ἐτυμολογικά (Schol. Il. N. v. 130.), Orıox περὶ ἐτυμολογιῶν (Suid.),

AcHILLEs Tarıos περὶ ἐτυμολογίας (Suid.), von des- sen derartiger Thätigkeit wir noch Spuren in seiner

Isagoge zum Arat finden z. B. p. 125, E., 129, E.,

139, E., 142, C. und D., 148, A., der Mönch AnaA-

u -5.

STASIOS περὶ ἐτυμολογίας (hinter dem Etym. M.p. 751.) mit der Definition: 'Ervuokoyi« ἐστὶν ἡ τῆς δυνάμεως τοῦ ὀνόματος ὀρϑότης ἐξ αὐτοῦ τοῦ ὀνόματος ἐρμηνευ. ομένη., PAMPREPIOS aus Panopolis unter Zenon mit

einer Ervuokoyıwv ἀπόδοσις (Suid.), 'THEODOROS aus

Gadara unter Hadrian mit dem Werke περὶ τῶν ἐν φωναῖς ζητουμένων (Suid.), und GALEN in der Schrift

περὶ ὀνομάτων ὀρϑότητος, deren Zweck er de Hipp. et Platon. placit II, 2. mit folgenden Worten andeu-

tet: AIR ὅτι μὲν ἀλαζών ἐστι μάρτυρ ἢ ἐτυμολογία,

πολλάκις μὲν ὁμοίως μαρτυροῦσα τοῖς ravavria λέγουσι

τῶν ἀληϑῶν, οὐκ ὀλιγάκις δὲ τοῖς ψευδομένοις μᾶλλον,

ἤπερ τοῖς ἀληϑεύουσιν, ἐν ἑτέρᾳ πραγματείᾳ δέδεικταί μοι τῆς περὶ ὀνομάτων ὀρϑότητος, ἔνϑα καὶ περὶ τῆς

ἐγώ φωνῆς ἐπέδειξα τὸν Χρύσιππον ἐτυμολογοῦντα ψευδῶς. Von demselben rechnen wir auch theilweise

hieher die Schriften περὶ φωνῆς βιβλία δ΄ an den Pe- ripatetiker Boethos gerichtet (Galen. de librispr. c. 11.)

und περὶ τῆς κατ᾽ ὄνομα καὶ σημαινόμενον ζητήσεως (e. 12.), obgleich nicht zu verkennen, dass die erstere

mehr physiologischen, die letztere mehr logischen

Inhaltes war. Von allen diesen Schriftstellern möch-

ten aber bloss die beiden Letzten die Etymologie vom

philosophischen Standpunkte aus behandelt, die übrigen

sich bloss in einzelnen Deutungen ergangen haben.

Von einem Systeme der Einzelnen kaun daher eben-

sowenig, als von einer Herstellung desselben seyn;

allein eine Darstellung der ungeheuren Thätigkeit,

welche auf diesem Felde herrschte, gehört in den

Bereich unserer Betrachtung. Hier aber finden wir

uns genöthigt, einem Zweige der alten Grammatik

unsere Aufmerksamkeit zu schenken, der offenbar am

meisten etymologische Bestandtheile enthielt.

Die Glossographie zerfällt, in so fern sie als

u τ-

abgeschlossene litterarische Thätigkeit der Griechen uns vorliegt, in drei Gruppen, wovon die I. dieGlossen ganz

allgemein als von dem gewöhnlichen hellenischen

Sprachgebrauche abweichende, veraltete Ausdrücke

betrachtet. So unterscheidet Sext. Empir. adv. Gram,

c. 13. 8.313. eine βάρβαρος λέξις und ἡ κατὰ γλῶσσαν

προενεχϑεῖσα, ὁμοίως οὖσα ἀσυνήϑης ἡμῖν. Zu dieser ziehen wir auch diejenige Classe, die wir specieller mit

dem Namen sachlicher Glossen bezeichnen können.

Die II. Gruppe umfasst alle Wörter, welche sich als

bloss von einzelnen WVölkerschaften oder Stämmen

gebrauchte vom Hellenismos ausscheiden, oder die

dialektischen Glossen. Zu dem dritten Theile

der Grammatik bei Dionysios Thrax, γλωσσῶν τε καὶ

ἱστοριῶν πρόχειρος ἀπόδοσις, bemerkt der Scholiast in Bekker Anecd. II. p.739: γλωσσών, τῶν γλωσσημα-

τικῶν λέξεων ἢ τῶν διαλέκτων. διάλεκτοι δέ εἰσι πέντε,

"los, ᾿τϑίς, Δωρίς, «ἰολίς, κοινή, ἢ πάντες χρῶνται.

γλωσσηματικαὶ δὲ λέξεις εἰσὶν αἱ ἐπιχωριάζουσαι, τουτ-- ἐστιν ai καϑ'᾽ ἑκάστην χώραν ἢ πόλιν διαί τινες λέ- ξεις. Die III. Gruppe bilden die von einzelnen Schrift-

stellern gebrauchten, mögen diese einer Volkseigen-

thümlichkeit, einer veralteten Sprechweise, oder ir-

gend einem andern bildenden Einflusse zuzuschreiben

seyn, oder die litterarhistorischen. Das sind die

λέξεις ἄλλως παρ᾽ ἄλλοις ὀνοματοποιηϑεῖσαι ἢ ἐπὶ πράγμασιν, οἷς ἡμεῖς οὐκ ἔσμεν, τεϑεῖσαι, wie sie Sext. Empir. adv. Gram. c. 18. 8. 314. nennt. Hiebei ist

aber keineswegs zu verkennen, dass diese drei Arten

oft ineinander überspringen, und dass namentlich

ein grosser [heil der unter der ersten anzuführenden

Werke, in das Gebiet der zweiten und dritten falle.

Die vollständige Scheidung gehört einer umfassenden

Untersuchung über die Einzelnen an.

- ie

I. Der älteste Schriftsteller, der hier zu beach-

tan wäre, stände es überhaupt fest, dass er wirklich

in eine so ferne Zeit gehörte, würde der Dichter

Sımmıas aus Rhodos seyn, der γλῶσσαι βιβλία y (Suid.) schrieb, derselbe, dessen auch Athenäos mehr-

mals gedenkt. Gewöhnlich wird sein Zeitalter um

ΟἹ. 120 oder 300 v. Chr. gesetzt, wonach er mit

PnıtLeras von Kos gleichzeitig wäre, (dessen γλῶσσαι

das Etym. M. s. v. ’EAwvog anführt. Auf ihn gehen

die schon von Liehrs de Aristarchi studiis Homericis

p. 52. angeführten Verse des Straton (bei Athen. IX.

Ρ. 388, A.), in dessen Phönikides es von einem im-

mer in veralteten Ausdrücken sprechenden Koch hiess :

Παρῆν. Ἔϑυεν, ἔλεγεν ἄλλα δήματα τοιαῦϑ᾽, ἃ μὰ τὴν Γῆν οὐδὲ εἷς ἤκουσεν ἂν,

μίστυλλα, μοίρας, δίπτυχ᾽, ὀβελούς, ὥστε με,

τῶν τοῦ Φιλητᾷ λαμβάνοντα βιβλίων,

σκοπεῖν, ἕκαστα τί δύναται τῶν ῥημάτων.

An ihn würde sich Zenodotos von Ephesos reihen,

wenn es überhaupt sicher wäre, dass er γλώσσαι ge-

schrieben. Ausserdem würde er aber höchst wahr-

scheinlich den homerischen Glossographen beizuzählen

seyn. CHARESs, ein Krateteer, hielt dafür, der Gram-

matiker müsse seyn ἁπλῶς γλωσσῶν ἐξηγητικὸν καὶ προσῳδίας ἀποδοτικὸν χαὶ τῶν τούτοις παραπλησίων εἰδήμονα (Sext. Empir. adv. Math. 1,3. 8. 79.). Wei- ter sind hieher zu rechnen Amerıas der Makedonier

mit γλώσσαι (Athen. IV. p. 176, C., E.), mit einem

gleichnamigen Werke NiKANDER aus Kolophon (Athen.

XI. p. 475, D.), Kuırarcnos (Etym. M. s. v. 4vo- στεος, Athen. an mehreren Stellen), KLEARcHos (Schol,

zuHom.Il. #.v. 81.), GLAuKon (Athen. XI. p. 480, F.,

wo ein kyprisches Wort angeführt wird.), HERMONnAX

(kretische δ) und TımAcHıpAs aus Rhodos (Athen. II.

κι δὰ --

p. 53, B. und öfter). Ueber letztern vrgl. Ranke de

lexici Hesychiani vera origine et genuina forma. Lip-

siae 1831. p. 113. PnıLoxexos , der Alexandriner,

schrieb nicht allein περὲ ἑλληνισμοῦ ς΄, sondern auch περὶ γλωσσῶν €, ferner sowohl über die Dialekte,

als über homerische Glossen eigene Werke (Suid.).

Hieher gehören ohne Zweifel auch von CHrysıppos

περὶ λέξεων πρὸς Σωσιγένην καὶ ᾿Αλέξανδρον ἐ (Dio- gen. Laert. VII. $. 192.), von HerıLanıos λέξεως

παντοίας χρῆσις κατὰ στοιχεῖον (Suid.), von Am- Mmonıos das erhaltene Werk περὶ ὁμοίων zul δια φόρων λέξεων, von EUGENIOS aus Augustopolis, un- ter Anastasios, die παμμιγὴς λέξις κατὰ στοιχεῖον,

von dem Agrigentiner PoLos στερὶ λέξεων, wie denn auch Lehrs de Arist. stud. Hom. p. 52. von Αντι-

6oNnos aus Karystos das Werk περὶ λέξεως ( Athen.)

zu den Glossen zog, so wie von PoLEMoN περὶ 0v0-

μάτων ἀδόξων ἐπιστολή (Athen. IX. p. 409, D.), von

AUTODorRos aus Cumä die λέξις (Fabric. Bibl. Gr.

Vol. VI. p. 360.), und was noch sonst als λέξεις und λεξικὸν geschrieben seyn mag. Mit dem besondern Namen οἱ yAwoooyoapoı werden von Aristarch unbe-

kanute Erklärer altdichterischer Ausdrücke bezeichnet

(Lehrs p. 46.), von Photios s. v. Σειρῆνα im Allge-

meinen οὗ .γλωσσογράφοι, vom Etym. M. 5. ν. “γέρω.

χος ebenfalls ἔγεοι τῶν γλωσσογράφων, von homerischen Scholiasten zu Il. Ο. v. 324. οἱ γλωσσογράφοι ἤγουν ,,4Ι- πίων καὶ ᾿Ηλιόδωρος, zu Il. 4.v.591. Παρμενίων ὁ γλωσ-- σογράφος, von Athenäos XV. p. 699, E. der schon ge-

nannte Silenos ὁ γλωσσογράφος, von Galen. Gloss.

Hippoecr. s. v. "Ivdıza ein jüngerer Dioskurides ὁ yAwo-

σογράφος, von Harpokration s. v. Ἐπιβλῆτας Klitarchos

ὁ γλωσσογράφος. Aber nicht allein, was mit dem ganz

charakteristischen Namen der yAwoocı oder λέξεις be- II.

u ὩΣ

zeichnet wird, fällt in diese Abtheilung, sondern auch

was allgemeiner περὶ ὀνομάτων heisst. Wir erinnern

daher hier an DemorRrıTs ὑνομαστικὸν (Diogen. Laert. IX. $. 48.), an des Sophisten GoRsIAas ὀγομαστικὸν βιβλίον (Pollux IX, 1.), an den ὀνοματολόγος des Elea-

ten PALAMEDEs (Suid.), an ARKADIOS ὀγομαστικὸν ϑαυμάσιον (Suid.), an Dıioxvsıos, Sohn’s des Tryphon, grosses Werk περὶ ὀνομάτων, dessen eine Erwähnung bei Athen. VI. p. 255, C. (und Harpokration 8. v.

Ἕρμος) einen Eigennamen, dessen andere XI. p. 503,

C. (τὸν ψυγέα ἐκάλουν οἱ ἀρχαῖοι divov)das Glosse- matische andeutet, an ΤΆΥΡΗΟΝ selbst περὶ ὀνομασιον

(Athen. IV. p. 174, E.) oder ὀνοματικὰ (XI. p.503, D.), welches aber rein glossenartiger Tendenz war, an THEo-

Doros, des Asinäers, Schrift περὶ ὀνομάτων (Proklos

theolog. Platon. IV, 16. p. 215. ed. Hamburg.). Hie-

her gehört auch das in Bekker’s Anecdota mehr-

mals citirte Ovowarıxov des HERODIANOS, die χρῆσις σπανίων ὀνομάτων von MicHAEI PSELLOS in Zonaras ed. Tittmann. Tom. I. p. CXV. u. A. Was das Sach-

liche weiter betrifft, so dürfen Werke wie περὶ ϑείων

ὀνομάτων & (Suid.) des PorrHyRıos oder περὶ ϑείων

ὀνομάτων βιβλία ιβ' des Dıioxvsıos AREOPAGITA (Etym. M. 5. v. ᾿ἥρμαριον, Suid.), die noch erhaltenen ἢ. Glossen des Suidas, Phavorinos, Hesychios ebenso-

wenig mit Stillschweigen übergangen werden, als des

CHavsippos περὶ τῶν χατὰ τὴν διαλεκτικὴν ὀνομάτων πρὸς Ζήνωνα ἀ (Diogen. Laert. VII. $. 189.), des

KALLIMACHOS μηνῶν προσηγορίαι κατὰ ἔϑνος καὶ πόλεις, und seine Abhandlungen über die Verwandlungen der

Namen (μετονομασίαι) der Inseln, Städte, Fische (Suid.),

vielleicht identisch mit seinen ἐϑνικαὶ ὀνομασίαι (Athen.

VII. p. 329, A.), des ArıstopHAnEs συγγεγικά (Eu-

stath. zur Il. Z, 378.) und περὲ ὀνομασίας ἡλικιῶν

Per, ἀν

(Eustath. zur Il. 1, 535.), HELLANIKos ἐϑγνῶν 0v0-

μασίαι (Athen. XI. p. 462, B.), ZenonoTos λέξεις

ἐϑνικαί (Galen. gloss. Hippocr. 5. v. Πέξαι und Πέλλα),

SoRANos ἐτυμολογίαι τοῦ σώματος τοῦ ἀνθρώπου

(Orion Βρέγμα) und des Pergameners 'ΓΕΓΕΡΗΟΒ στερὴὶ

χρήσεως ἤτοι ὀνομάτων ἐσθῆτος καὶ τῶν ἄλλων, οἷς

χρώμεϑα. Erhalten sind noch δικῶν ὀνόματα in Bek-

ker Anecdot. I. p. 183., eine συναγωγὴ λέξεων χρησί- μων p. 321., und eine ἑρμήνεια τῶν ἐπὶ στρατευμάτων

καὶ πολεμικῶν παρατάξεων φωνῶν, gewöhnlich dem

Suidas beigegeben. Eine ganz merkwürdige Unter-

abtheilung bilden die ὀψαρτυτικαὶ γλῶσσαι des Aristo- phaneers ARTEMIDOROS (Athen. IX. p. 387, D., Suid.

s. v. Τιμαχίδας.), welche auch (I. p.ö, B.) als owe«g- τυτικαὶ λέξεις eitirt werden, wozu die ὀιναρτυτικά ei-

nes Krıron und Arcnyvras, vielleicht auch der oıwao- rurıxog eines Dionysios, Epänetos, Erasistratos, Glau- kos, Hegesippos, Heraklides, Zopyrinos, Paxamos,

Philotimos (Athen.) hinzukommen müssen. Endlich

führt Galen in den hippokratischen Glossen s. v. 'b-

δικὰ MENESTHEUS, ANDREAS, Sohn des Chrysaor, XENOKRATES, den Alexandriner DiosKUrRIDES und den

Anazarbeer DıosKkurıdes an als solche, welche ovo-

μασίας τῶν φαρμάκων abgefasst. GanEn selbst schrieb περὶ ἰατρικῶν ὀνομάτων (Galen de differ. febr. II, 9.) und ein λεξικὸν τῆς τῶν βοτανῶν ἑρμηνείας κατὰ στοι-

χεῖον, welches noch handschriftlich existiren soll. Vrgl.

Galen. opera ed. Kühn. Vol. I. p. CLXXXVIN. Ei-

nige λέξεις ἰατρικοῦ βιβλίου καὶ ἑρμήνειαι βοτανῶν

finden sich auch bei Tittmann in Zonaras Tom. I.

p. CXVM. Il. Die dialektischen Glossen werden veranlasst

durch die Ausscheidung einer reinen, gemeinsamen

hellenischen Sprache von der einzelnen, gesonderten

u Ὡἃ

Mundart, und wir haben daher, ehe wir die Schriften,

welche einzelne Völker und Stämme betreffen, er-

wähnen, vor Allem der allgemeinen zu gedenken. Da-

hin gehören also ArısToKLES περὶ διαλέχτου (Etym.

M. 5. v. Küue.) oder περὶ διαλέχτων (Cramer Anecdot.

Graec. III. p. 298.), DEMETRIOS ὁ πυχτήῆς (Eitym. M. 5. v. MwAoıy.) περὶ διαλέχτου, ASTYAGES περὶ δια- λέχτων (Suid.), Tueovoros περὶ διαλέχτων ὁμοιό.

τητος καὶ ἀποδείξεως (Suid.), TRYPHoN περὶ τῆς EA:

λήνων διαλέχτου (Suid.), KoRINTHoS περὶ διαλέκτων

(Suid.), Dıonysıos JamBos περὶ διαλέκτων (Athen.

VI. p. 284, B.), PHıLoxenos über alle Dialekte(Suid.),

APOLLONIOS DYSKOLOS περὶ ὀνομάτων κατὰ διάλεκτον und περὲ διαλέχτων “ωρίδος, Ἰάδος, «Αἰολίδος, ᾿4:-

ϑίδος (ϑα14.). In den Glossen des SıLExos finden

wir bei Athen. XI. p. 468, A. Klitorier, p. 475, D.

Aeoler, XIV. p. 644, Εἰ. Joner, XV. p. 699, E. Athe-

nienser erwähnt, mithin eine dialektische Richtung

verfolgt. Was nun die einzelnen Dialekte betrifft, so

beginnen wir mit dem, der in dieser Gattung von

Litteratur der bedeutenste ist, mit dem attischen. Es

schrieb aber ArısTopHanes “ττικαὶ λέξεις (Athen.

XIV. p. 619, B., Suid. 5. v. Mexekiouere. Vrgl. I. Theil

S. 62.), KrATEs eine ᾿Αττικὴ διάλεκτος (Athen. IH.

p. 114, A., das fünfte Buch XI. p. 497, E.) Dıoporos

VALERIOS eine Arrırn λέξις (Suid.), NIKANDER aus Thyatira “ττιχὰ ὀνόματα (Athen. XV. p. 678, F.),

oder Arrıxr, διάλεκτος, wovon Harpokration 5. v. &7- ραλοιφεῖν das achtzehnte Buch erwähnt, EPITHERSES

unter Tiberius 'Arzıxal λέξεις (Stephan. 5. v. Νίκαια),

Pausansas «ἍἽττιχκαὶ λέξεις (Phot. Cod. 153.), auch

"Artızov ὀνομάτων συναγωγή genannt (Schol. Thucyd.

VI, 27.), Demerrıos Ixıon “ττικαὶ γλώσσαι (Schol. Aristoph. av. v. 1568.), GALEN τῶν παρὰ τοῖς ᾿“ττι.

πον we

κοῖς συγγραφεῦσιν ὀνομάτων μή (Galen. de libris propr. c. 18.), PampHıLos “Ἅττικαὶ λέξεις (Athen. ΧΙ. p. 494, F.), der Athenienser PnıLemox 'Artıxal λέξεις (Athen. III. p. 76, F.), welche auch (XI. p. 468, E.)

᾿Αττικὰ ὀνόματα ἢ γλῶσσαι heissen, Dıioxnvsıos 0 Ar- tızıorns unter Hadrian (Suid. s. v. Διονύσιος "Ake-

Eavögov), sodanı dessen Vater AELIıos ΠΙΟΝΥΒΙΟΒ von Halikarnass ’Artıxa ὀνόματα (Schol. zu I. Ο, v.705., Phot. Cod. 152., woraus wir ersehen, dass davon zwei

Ausgaben bestanden.), IRENAEOS, ὁ Arzixiorng (Etym.

Μ. 5. νὙπηρέσιον.), der auch mit lateinischem Namen als Pakatos vorkommt, “ττικῶν ὀνομάτων βιβλία γ', ferner

᾿Αττικῆς συνηθείας τῆς ἐν λέξει καὶ προσωδίᾳ κατὰ στοιχεῖον βιβλία y und περὶ ᾿“ττικισμοῦ βιβλίον &

(Suid.), IsTER eine συναγωγὴ τῶν "ArYidwv, ORION

eine συναγωγὴ «Αττικῶν λέξεων (Surd.), (Etym. M.

5. v. ᾿Επενεγκεῖν und Harpokration) , Kassıos Lox- cınos "Artızov λέξεων ἐχδόσεις β' κατὰ στοιχεῖον

(Suid.), dieselben, welche Suidas als eine seiner Quel-

len im vorangestellten Verzeichnisse erwähnt, MnA-

seas aus Berytos περὶ “τειχῶν ὀνομάτων (Suid.), VALerıos PoLLıon unter Hadrian eine συναγωγὴ "Ar- τικῶν λέξεων κατὰ στοιχεῖον (Suid.), DOROTHEOS äus

Askalon eine λέξεως συναγωγή (Athen. VII. p.329, 1.)

oder περὶ τῶν ξένως εἰρημένων λέξεων (Phot. Cod. 156.), worin wir die ᾿“ττικὴ λέξις wiedererkennen, deren ein und dreissigstes Buch (Schol. zur Il. X. v. 252.)

citirt wird, THEODoRosS 'Artıxai γλῶσσαι (Athen. XIV.

p- 646, C.), I,upErkos aus Berytos um 250 n. Chr,

᾿Αττικαὶ λέξεις, endlich der uns erhaltene Morrıs ὁ "Artınıorng die λέξεις ’Artırov καὶ Ἑλλήνων κατὰ στοιχεῖον, PHRYNICHOS die ἐχλογὴ “Ἵττικῶν ῥημάτων

χαὶ ὀνομάτων, welche iden’isch ist mit dem bei Suidas erwähnten ’ Arzıxıorngund περὶ "Artıxwv ὀνομάτων Pi

ar 2

Blu ß', die σοφιστικὴ παρασκευὴ (Phot. ood. 158.), wo- von Bruchstücke in Bekker Anecdot TI. p. 3., Tno-

mas Magister oder THropDuLos Argidos διαλέχιου ἐκ λογαί, ManuEL, MoscHoPULos ὀνομάτων Artızov συλ. Aoyn. Erhalten ist auch noch ein ᾿Αντιαττικιστῆς in

Bekker Anecdot. I.p.77. Ueber diese Attikisten vrgl.

Fabric. Bibl. Gr. VI. p. 168—19. Dem attischen

Dialekt fügen wir gleich den alexandrinischen bei, mit

Bezug auf das Werk des Irenaros περὲ τῆς Ale- ξανδρέων διαλέχτου, ὅτι ἐστὶν ἐκ τῆς ArHidog βιβλία ζ'

(Suid.), wozu des schon bei den eigentlichen etymo-

logischen Schriftstellern genannten DEMETRIOS IxIoN

Schrift περὶ τῆς “λεξανδρέων διαλέκτου (Athen. IX. Ρ. 393, B.) hinzutritt. Was den dorischen Dialekt

betrifft, so schrieb ARTEMIDOROs, der Aristophaneer,

περὶ Δωρίδος (Athen. IV. p. 182, D.), TRyPHox περὶ τῆς ᾿Ελλήνων διαλέκτου καὶ ’Agyeiov καὶ “Ιμεραίων καὶ

Ῥηγίνων καὶ Δωριέων καὶ Συρακουσίων (Suid.), ΑΒτι- STOPHANES γλώσσαι “ακωνικαί (Athen. IH. p. 77, A.),

oder ἐξήγησις Aaxwvırov (Hesych. 8. ν. Πουρέαχος,

vrgl. γλῶσσαι 5. ν. ᾿Αἀδα.), PHILOXENos nicht allein περὶ τῆς “ακώνων διαλέκτου, sondern auch περὶ τῆς τῶν Συρακουσίων διαλέκτου (Suid.), HERMoNn oder

HERMonAax Κρητικαὶ γλώσσαι (Athen. II. p. 81, E,

76, E.). Ueber ihn vrgl. Ranke de lexici Hesych.

origine p. 109. Derselbe weist nach, wie PAmpHI-

Los in seinem grossen Lexikon nicht allein die atti-

schen Glossen des 'Theodoros (p. 93.), sondern auch

das Werk des Aristophanes über den lakonischen

Dialekt, des Artemidoros über den dorischen u. 5. w.

benutzt habe (p. 106.). Auf Schriften über kypri-

sche Glossen weisen die häufigen Erwähnungen ei-

genthümlicher Ausdrücke in den homerischen Scho-

lien, im Etymologicum Magnum und anderwärts hin.

a --

Nur eine Schrift ist mir über den jonischen Die-

lekt bekannt, von PHıLoxenos περὶ τῆς Ιάδος διαλέ-

xtov (Suid.) und AroLLoxıos schon oben angeführte

allgemeine; (GALEn de differ. puls. III, 1. verspricht,

περὶ τῶν Ἰωνικῶν ὀνομάτων zu Schreiben.) ebenso

schrieb über den äolischen TrYPHon περὶ πλεονασμοῦ τῶν Ev Aiokidı διαλέχτων. Endlich dürfen wir hier

nicht übergehen von Dioporos, dem Aristophaneer, die

γλώσσαι Ἰταλικαί (Athen. XI. p. 479.), von P»ıLo- XENOS περὶ τῆς τῶν Ῥωμαίων διαλέκτου (Schol. zur Od. ed. Buttm. H. ν. 90.p. 253, Etym. Μ. 5. ν. Ko-

ρώνη.), Apıon περὶ τῆς Ῥωμαϊκῆς διαλέχτου (Athen.

XV. p. 680.), TyRAnnıon περὲ τῆς Ῥωμαϊκῆς διαλέ χτου, ὃτι ἐστὶν ἐκ τῆς Ελληνικῆς (Suid.), PhıLon eine περὶ Ρωμαίων διάλεξις (Eiym. Μ. 5. ν- ‘AArng.), wie auch das Werk des PnıLoxenos als διάλεκτος περὶ “Ρωμαίων angeführt wird, und, um den Kreis dialek-

tischer Glossen bis zu den Barbaren hin zu verfolgen,

des NEoPToLEMmos Dovyıcı φωναί (Achill. Tat. Is. in Arat. p. 129, E.).

III. Die litterarhistorischen Glossen könnte man

füglich in die dialektischen einfügen, insofern die ein-

zelnen Dichter und Prosaiker, auf welche sie sich be-

ziehen, gewöhnlich einem einzeluen Dialekte ange-

hören; allein insofern sie wieder durchschnittlich die-

sen angehörigen nicht rein, sondern durch anderwei-

tige Einflüsse gefärbt darstellen, dürfte eine geson-

derte Uebersicht dessen, was für die λέξεις der ein-

zelnen Dichter oder Dichtungsarten, der einzelnen oder

gesammten Redner, Geschichtschreiber, Aerzte bei den

Alten geschehen ist, soweit es uns bekannt geworden,

am Lehrreichsten seyn. Um nicht mit den: 5. g. Orpheus

zu beginnen, der als Erfinder der Götternamen in ei-

nem ganz andern Sinne ὀνομαστικὰ ἔπη gedichtet ha-

in Ὅν

ben soll, so schrieb schon DrmokRrır aus Abcera nach

Diogen. Laert. IX. $. 48. nicht allein ein ὀγομαστι- κόν, worunter wir uns doch nichts Anderes, als eine Sammlung von eigenthümlichen dunkelen Ausdrücken

denken können, sondern auch περὶ ῥημάτων und merk-

würdiger Weise περὶ Ὁμήρου ἢ ὀρϑοεπείης καὶ γλωσσεων. Aus dem letztern Werke scheinen die Bemerkungen zu seyn, die von ihm hin und wieder

in den Scholien zu Homer vorkommen, so zu Il. H.

v. 390., ©. v. 39., wo eine Etymologie sich findet.

Vrgl. Orion s. v. Τριτογένεια. Ich gestehe keinen

Grund einzusehen, warum ein solches Werk diesem

Philosophen abgesprochen werden sollte, da eines-

theils die Schrift des Kallimachos πίναξ τῶν Anuoxot -

του γλωσσῶν bei Suidas auf ein Studium solcher al-

ten Redeweise zurückdeutet, andererseits aber die

ἀρχαῖοι Oymgıxoi ganz sicher ihre Aufmerksamkeit

nicht allein auf die Diorthose des Textes, sondern

auch auf die Erklärung so mancher schwierigen, ver-

alteten Bezeichnungen gewandt hatten. Fragt ja schon

der Alte in den Dätales des Aristophanes (fr. 1.):

Πρὸς ταῦτα σὺ λέξον Ὁμηρείους γλωσσας, ti

καλοῦσι xogvuße; und: Τί καλοῦσ᾽ ἀμενηνὰ κάρηνα;

Spricht ja ArısToTELEs an einer gehörigen Anzahl

Stellen von der Glosse gerade als Eigenthum der

epischen Poesie z.B. Rhetor. III, 3: Aide γλώτται (χρησιμώταται) τοῖς Erorooig‘ σεμνὸν γὰρ καὶ αὖ- ϑαδες. Er erklärt, was sie sey Poetic. 21: .“2έγω δὲ

κύριον μὲν ᾧ χρῶνται ἕκαστοι, γλῶτταν δὲ ᾧ ἕτεροι,

ὥστε φανερὸν ὅτι καὶ γλῶτταν καὶ κύριον εἶναι δυνα.-

τὸν τὸ αὐτὸ, μὴ τοῖς αὐτοῖς δέ" τὸ γὰρ σίγυνον Κυ-

πρίοις μὲν κύριον, ἡμῖν δὲ γλῶττα. Hier scheint sie

zwar mehr als etwas einzelnen Völkern oder Stäm-

men Angehöriges aufzutreten, allein c. 22. heisst es

με DE --

wieder: Τῶν δ᾽ ὀνομάτων τὰ μὲν διπλᾶ μάλιστα ἀρ-

uorreı τοῖς διϑυράμβοις, αἱ δὲ γλώτται τοῖς ἡρωΐ--

χοῖς.... und c, 24: Διὸ (τὸ nowixov) χαὶ γλώττας

καὶ μεταφορὰς δέχεται μάλιστα., wozu man noch aus

c. 25. die ganze Stelle $- 16. herübernehmen kann:

Τὰ δὲ πρὸς τὴν λέξιν ὁρῶντα δεῖ διαλύειν, οἷον γλωτ- τῇ »»"ὐρῆας μὲν πρῶτον.“ ἔσως γὰρ οὐ τοὺς ἡμιόνους ἐγει ἀλλὰ τοὺς φύλακας. καὶ τὸν Δωλωνα ,.οὃς dn τοι

εἶδος μὲν ἔην κακός,’ οὐ τὸ σῶμα ἀσύμμετρον, ἀλλὰ τὸ πρόσωπον αἰσχρόν" τὸ γὰρ εὐειδὲς οἱ Κρῆτες εὑ- πρόσωπον καλοῦσιν. καὶ τὸ , ζωρότερον δὲ κέραιε““ οὐ

τὸ ἄχρατον ὡς οἰνόφλυξιν, ἀλλὰ τὸ ϑᾶττον. Bemer-

keuswerth ist, dass er auch hier das Glossematische

einmal auf eine Eigenthümlichkeit eines Volksstammes

zurückführt, wodurch dann wieder die Glosse keines-

wegs etwa als eigene Schöpfung des Dichters er-

scheint, welche letztere vielmehr als das erroınusvov

ὄνομα bezeichnet wird. Hernach mögen die perga-

menischen und alexandrinischen Kritiker und Gram-

matiker Vieles zur Aufhellung homerischer λέξεις bei-

getragen haben, und es ist nicht zu zweifeln, dass

nicht allein Zenodotos, Aristophanes und Krates, son-

dern auch ArıstarchH hierin besonders thätig gewe-

sen. Vrgl. Lehrs de Aristarchi studiis. diss. II:

De Aristarchea vocabulorum Homericorum interpreta-

tione., der p. 56. folgendermaassen über seine Bestre-

bungen urtheilt: ‚‚Est ubi in etyınologia lapsus sit —

—, est ubi arte et ratione egregius fallaci quadam

specie locorum probantium deceptus sit — — Denique

sunt quaedam, sed paucissima, in quibus sua ipse ef-

fecit praestantia, ut vere sui dissimilis fuisse dicendus

sit‘‘ Hieher scheinen auch die γλώσσαι des SELEUKOS

(Athen. II, p. 50, A. und öfter) zu gehören, der bei

den Alten schon den Beinamen Ὁμηρικὸς (Suid.)

τὰ ΝΠ Ὁ

führte. Ferner sind hieher zu rechnen die γλῶσσαι

Ομηρικαὶ κατὰ στοιχεῖον (Hesych. ep. ad Eulog. in.) des Apıon, den ApoLLONIos SopHIsTEs in demnoch er-

haltenen λεξικὸν Oungıxov gewöhnlich mit den Worten

ὁ Ariwv ἐτυμολογῶν anführt. Vrgl. Lehrs quaestion.

epic. p. 3l. Wir besitzen noch Excerpta Apionis

Glossarum Homericarum auseiner Darmstädter Hand-

schrift abgedruckt in der Ausgabe des Etym. Gud.

von Sturz. p. 601—610. Sodann schrieb AroLr.onıos,

Sohn des Archebulos oder Archibios, περὶ λέξεων

Ὁμηρικῶν κατὰ στοιχεῖον (Suid., Hesych.ep. ad Eulog.

in.), ARISTONIKOS περὶ τῶν τῆς ̓ Ιλιάδος καὶ Οδυσσείας

ἀσυντάχτων ὀνομάτων βιβλία ς΄ (Suid.), Loxsınos

περὶ τῶν παρ᾿ Ὁμήρῳ πολλὰ σημαινουσῶν λέξεων δ΄, dessen Schüler PoRHYRIOS “τερὶ τῶν παραλελειμμένων τῷ ποιητῇ ὀνομάτων (Schol. zu Il. T. v. 250.), ΤᾺΥυ- PHON περὶ τῶν παρ᾿ Ὁμήρῳ διαλέχτων καὶ Σιμωνίδη

καὶ Πινδάρῳ καὶ ᾿“λκμᾶνι καὶ τοῖς ἀλλοις λυρικοῖς,

HEL10ODorRos, den wir schon oben in den homerischen

Scholien mit Apion als Glossographen verbunden fan-

den (vrgl. Ritschl. alexandrin. Bibl. S. 142.), Bası-

LIDES περὶ Ὃμηρικῆς λέξεως (Etym.M. s. v. 'Aoiön- Aog.), welches ein gewisser KrATınos in einen Aus-

zug brachte, ein Ungenannter ein λεξεκὸν ı75 ᾿Ιλιά- dog (Etym. M. 5. v. Aaos und Τάλαντον.). Haud- schriftliche λέξεις ἐκ τῆς Howdov βίβλου erwähnt

Fabric. Bibl. Gr. Vol. VI. p. 244., 629. und 630. und

Tittmann praef. ad Zonar. p. XIV. Für andere Dich-

ter gehören hieher 'TrypHon mit seinem eben genann-

ten Werke, ebenso PoLLıon (Phot. Cod. 149.), auch

wohl Loxsmos λέξεις "Avrıuagov καὶ ᾿Εἰρακλέωνος

(Suid.), für die tragische Poesie PToLEMAEos, Vater

des Aristonikos, τὰ ὁμοίως εἰρημένα τοῖς τραγικοῖς

(Suid.), für die komische Poesie PALAMEDES mit der

I ΗΝ

συναγωγὴ τῆς κωμικῆς λέξεως (Etym. M. 5. v. '40-

μάτειον μέλος.), für beide ΤΉΒΟΝ und Dipymos (He- sych. ep. ad Eulog. in.), dann GALEN τῶν παρ᾽ Εὐπό- λιδι πολιτικῶν ὀνομάτων γ΄, dann τῶν παρὰ Κρατίνῳ

πολιτικῶν ὀνομάτων βιβλία β' ferner τῶν παρὰ AgLoTo-

φάνει ττολιτικῶν ὀνομάτων βιβλία ἐ, endlich τῶν ἰδίων

κωμικῶν ὀνομάτων παραδείγματα (Galen. de libris pr. c. 18.). Hier ist auch noch einmal ZoPryrıon’s und

PampHıLos grosses Werk περὶ γλωσσῶν [ἤτοι λέ- ξεων] βιβλία ἐννήκοντα πέντε (Suid.) oder περὶ γλωσ-.

σῶν καὶ ὀνομάτων (Athen.} zu nennen, das der Erstere von A bis 4, der Letztere von Ebis 2 ausgearbeitet

hatte. Dasselbe charakterisirt der umsichtige Ranke

de lexici Hesychiani origine p. 126. also: ‚‚Pamphilus

efficere studuerat, ut, qui graecis scriptoribus inpri-

mis poetis operam suam navaret, omnes voces diffi-

ciliores rarioresque et interpretatione egentes collectas

haberet.‘‘ Einen Auszug daraus hatte ΠΙΟΘΕΝΙΑΝΟΒ

gemacht, λέξεις παντοδαπαὶ ἕν βιβλίοις &, welches

Hesychios (ep.ad Eulog.) charakterisirt als enthaltend

τὰς Te Oungixag (λέξεις) καὶ κωμικὰς καὶ τραγικᾶς,

Tag τὲ παρὰ τοῖς δήτορσι κειμένας. Vrgl. Phot. Cod. 145. und 149. nebst der schönen Untersuchung Ranke’s

p. 34— 71. Auch JuLios Justinos und Vestınos hatte den

Pamphilos excerpirt (Suid.). Von den Prosaikern wa-

ren es besonders die Redner, welche zur Glossogra-

phie Veranlassung gaben. Unter den ersten Kaisern

schrieb der Rhetor KArkıLıos nach Suidas eine xara

στοιχεῖον ἀπόδειξις τοῦ εἰρῆσϑαι πᾶσαν λέξιν καλλι-

ρημοσύνης, und eine ἐκλογὴ λέξεων κατὰ στοιχεῖον. 839}}--

ten nicht ferner von dem athenischen Rhetor ΗΈΒΟΝ

κεκριμένων ὀνομάτων βιβλία γ' hieher zu beziehenseyn ? Sicher steht von EUDEMos χατὰ στοιχεῖον στερὶ λέ-

ξεων, αἷς κέχρηνται δήτορές τε καὶ τῶν συγγραφέων

BE -

οἱ λογιώτατοι (Suid.), welches in mehreren Bibliothe- ken handschriftlich vorhanden seyn soll (Fabric. Bibl.

Gr. Vol. VI. p. 632.), von HeıLanıos das λεξικὸν κα- τὰ στοιχεῖον (Phot. Cod. 145.), von Zosımos aus As- kalor unter Anastasios die λέξις ῥητορικὴ κατὰ στοι- χεῖον (Suid.), von PHınon das ῥδητορικόν (Etym. M.

s. v. Jeua.), von JuLıanos das λεξικὸν τῶν παρὰ τοῖς

δέκα δήτορσι λέξεων κατὰ στοιχεῖον, ein gleiches von PnıLostRATos Tyrıos und Diovoros (Phot. Cod. 150.),

die erhaltenen von HARPOKRATION, PHILEMON und PHo-

TIos, mehrere von Ungenannten in Phot. Cod. 146., 147.,

148. die λέξεις δητορικαί in Bekker Anecd. I. p. 197.

und das hinter Porson’s Photios p. 573—589. befind-

liche λεξικὸν ῥητορικὸν. Eine grosse Anzahl Glosso-

graphen hatte aber der berühmte Arzt Hippokrates

beschäftigt, und die Namen, welche uns auf diesem

Felde GALen und Erorıav in der Einleitung zu den

noch erhaltenen hippokratischen Glossen überliefern,

zeigen, welche ungeheure Ausdehnung diese Art

geistloser Litteratur überhaupt gewonnen. Hier wer-

den uns namhaft gemacht Xenoxkrıros aus Kos als

der erste, dann BakcHıos aus Tanagra in drei Ab-

theilungen, der besonders viele Dichterzeugnisse da-

rin aufhäufte, so dass selbst Aristarch eine Menge

Beispiele aus ihm geschöpft haben soll. Gegen diesen

schrieb sein Zeitgenosse PHıLınos sechs Bücher. Mit

demselben Stoffe beschäftigten sich ErıKkLes von Kreta,

der die λέξεις des Bakchios in einen Auszug brachte,

ebenso AProLLoxıos OpHıs. Gegen alle diese schrieb

DıosKorıDEs PHAKAS in sieben Büchern. AProLLonIıos

aus Kition schrieb gegen Heraklides ein Werk in

achtzehn Büchern, gegen Bakchios eius in drei, @LAU-

Klas eins χατὰ στοιχεῖον, Lysımacnos von Kos schrieb

zwanzig Bücher, nachdem er drei gegen den Hero-

ar ' -.-Ξ

phileer Kydias, drei gegen Demetrios verfasst. Eu-

PHORION suchte die gesammte λέξις in sechs Büchern

darzustellen. Ja, wie Galen behauptet , gab es kei-

nen noch so berühmten Grammatiker, der den Hippo-

krates übergangen hätte, und unter diesen nennt er

ARISTARCH, ARISTOKLES, ARISTOPEAS, ANTIGONosund

Dınymos. Für die Philosophen sind besonders die

auf Platon bezüglichen Wörterbücher zu erwähnen,

darunter von HArPoKRATION λέξεις Πλάτωνος ἐν βι-

βλίοις δυσίν (Suid.), ΤΊΜΑΒΟΒ das erhaltene Werkchen

περὶ τῶν παρὰ Πλάτωνι λέξεων κατὰ στοιχεῖον (Phot.

Cod. 151.), worin er nach seinen eigenen Worten der

Vorrede τὰ παρὰ τῷ φιλοσόφῳ γλωσσηματικῶς ἢ κατὰ

συνήϑειαν ᾿“ττικὴν εἰρημένα auswählte, ΒΟΡΤΗΟΒ λέ--

ξεων Πλατωνικῶν συναγωγὴ χατὰ στοιχεῖον (Phot. Cod.

154.), dann περὶ τῶν παρὰ Πλάτωνι ἀπορουμένων λέ-

ἕξεων (Phot. Cod. 159.). Vrgl. Fabric. Bibl. Gr. Vel.

VI. p. 243. Die Glossen des Demokrit hatte, wie

wir gesehen, KALLIMACHOS gesammelt. Ebenso hatte

HERMESIANAX geschrieben περὶ τῆς Anuoxgirov λέ-

ξεως (Stephan. 5. ν. Τρωϊας). Was endlich die

Geschichtschreiber betrifft, so hatte APoLLoNIoOS ge-

schrieben γλῶσσαι Ἡροδότου (Etym. M. s. v. Kwgos)

oder eine ἐξήγησις τῶν Ἡροδότου γλωσσών (Kiym.

Μ. 5.ν. Σοφιστής."). Hiezu ist noch das von Henr. Ste-

phanus (Glossar. p- 105.) und Franz (Glossar. Hip-

pocr. p. 602.) herausgegebene λεξικὸν τῶν Hoodo-

τείων λέξεων zu ziehen, schliesslich PARTHENIOS περὶ

τῶν παρὰ τοῖς ἱστορικοῖς λέξεων ζητουμένων (Athen.

XV. p. 680, D.). Von den erhaltenen grossen Lexi-

kographen benutzte SUMAS folgende οἰ: Eudemos,

Helladios, Eugenios, Zosimos (Γαζαῖος hier genannt),

Käkilios, Kassios Longinos, Luperkos, Julios Justi-

nos, Pakatos, Pamphilos und Pollion, Hesycnıos den

Aristarch, Apion, Helioderos und Diogenianos, das

ErymoLosicum MAcnum endlich besonders den Apol-

lonios Dyskolos, Aristarch, Didymos, Diegenes ,

Herodianos, Methodios, Orion und Oros, Philon, Phi-

loxenos und Zenodotos. Möchten diese in mancher Beziehung mangel-

haften, flüchtigen Andeutungen Veranlassung zu einer

chronologischen Zusammenstellung der griechischen

Grammatiker werden!

Grundsätze der Etymologie.

Wenn wir die der alten Etymologie zu Grunde

liegenden tiefern Ideen aus losen fragmentarischen

Andeutungen aufzuhellen uns hier bemühen, so kann

natürlich nicht von einer bestimmten Zeit und Schule

alter Grammatiker die Rede seyn, in welcher ein ei-

gentliches System herrschend gewesen. Zu sehr

zersplittert sind die Anklänge, die wir noch finden,

als dass wir etwa versuchen könnten, genauer zu

begrenzen, was ein Zenodot, Didymos, Apollonios

Dyskolos, Herodian für diesen Zweig der Gramma-

tik gethan, und inwiefern sie eine Fortsetzung und

Vermehrung leitender Gedanken gegen ihre jedes-

maligen Vorgänger anzusprechen haben. Wir stecken

also hier die Schranken nicht innerhalb des eigentlich

classischen Alterthums ab, sondern überzeugt, dass

die Grundgedanken, die uns oft nur in einzelnen Aus-

drücken erhalten sind, jenseits bis in die Stoa hinab-

reichen, diesseits aber sich in verstarrter Ueberliefe-

rung weit in die byzantinische Zeit hinein verlieren,

N ..

nehmen wir hier alles das auf, was wir einschliess-

lich bis zur Abfassung des Etymologicum Magnum

und Suidas antreffen. Ohnediess werden wir fast

durchgängig die schon entwickelten Sätze stoischer

Philosophen als leitenden Faden anerkennen und von

der μίμησις bis zur ἐναντίωσις durchgehen müssen.

Von diesen Haltpunkten aber und gleichsam Stich-

wörtern, in denen das luftige Gewebe der Wortablei-

tung eine höhere Beziehung und tiefere Begründung

erhält, ist es nur der Begriff der Nachahmung

von Naturlauten, der sich einigermaassen geschichtlich

verfolgen lässt. —Wenn wir uns erinnern, welche Be-

deutung dieses Wort bei Platon hatte, wie Aristote-

les die Wörter als μιμήματα auffasste, wie die Sto-

iker die Urlaute sich als μιμήσεις dachten: so tritt insofern von jetzt an eine bedeutende Veränderung

ein, als diese Nachahmung weder ganz allgemein für

all und jegliche Wortbezeichnung gilt, noch auch auf

blosse veraltete Klänge anwendbar sich erweist. Im

Gegentheil geht sie nun auf den Theil der Sprache über, der in frischer lebendiger Unmittelbarkeit den

in’s Gehör energisch fallenden Ton nachbildet und

am Meisten fähig ist, die Uebereinstimmung zwischen

dem bezeichneten Gegenstande und bezeichnenden Lau-

te zu vergegenwärtigen. Die μέμησις, mit der die gv-

σις, ἔννοια, das σημαινόμενον oft synonym wird, tritt

in das πεποιημένον Ovoua ein. War das Letztere

nämlich, wie wir schon im Il. Theil S. 90. f. sahen,

bei Aristoteles noch ein von einem einzelnen Dichter

gebildetes, aber von dem gewöhnlichen Sprachge-

brauche abweichendes Wort: so bildet sich nun all-

mählich aus epischer Eigenthümlichkeit, ja man möch-

tesagen aus veraltetem Naturlaute ein frischer Sprach-

quell hervor, der manchmal in muthwilliger Laune

--ὠ ie

aufspringt. Bei Dionysios 'Thrax δὶ 14. p. 637. sind die Beispiele noch alle aus Homer: Πεποιημένον δέ ἐστι TO παρὰ τὰς τῶν ἤχων ἰδιότητας μιμητικῶς

εἰρημένον, οἷον φλοῖσβος, δοῖζος, ὀρυμαγδὸς. Diess erklären und ergänzen die Scholiasten p. 877: IIe-

ποιημένον ὑνομά ἔστιν, ὅταν κατὰ μίμησιν ἤχου ᾿ re a 3E ,

τινὸς χαὶ τῆς ποιότητος τοῦ ὑποχειμένου πραγματος

προενεχϑῇ, ὥσπερ τὸ φλοῖσβος κατὰ μίμησιν εἴ- ρηται τῶν κυμάτων" ἕν τῷ ταραάττεσϑαι γὰρ τὴν Fa- λασσαν τοιαύτην ποιότητα φαίνονται τὰ κύματα ποι- οὔντα. καὶ πάλιν τὸ ὀρυμαγδὸς 7%05 (ἃ. ἢ. μέμησις)

ἐστι τοῦ πολλοῦ πλήϑους ἀνϑρώπων ἢ ὄρους. ὁ δὲ

ῥοῖζος πάλιν ἦχός ἔστι τοῦ βέλους, διιπταμένου καὶ

διατέμνοντος τὸν ἀέρα καὶ τὴν τοιαύτην ποιότητα ἀπο- τελοῦντος. Γίνεται δὲ καὶ ἐν ἄλλοις μέρεσι λόγου

κατὰ μίμησιν φωνῆς, ὡς τὸ λίγξε βιὸς καὶ ὡς τὸ

oil ὀφϑαλμὸς" ἀλλ᾽ ἐν μὲν ἐκείνοις λέγεται ὁ τρόπος

ὀνοματοποιία, ἐνταῦϑα δὲ πεποιημένον ὄνομα. Dem

hier angedeuteten Unterschiede, wonach ὀνοματοστοιία ganz unetymologisch die Lautnachbildung von Zeit-

wörtern, σπεποιημένον ὀνομὰ die von Hauptwörtern

bezeichnen soll, widersprechen Prise. VIII. p. 840:

„Praeterea in nominationibus, id est ονοματοποιίαις,

sive nominum sive verborum novis conformati-

onibus nou omnes declinationis motus sunt quaerendi,

ut tinniat. Persius: Ne qua subaerato mendosum tin-

niat auro. Taratantara. Ennius: At tuba terribili so-

nitu taratantara dixit. Ut etiam apud Graecos σίζει

ὀφϑαλμός, ἔχλαγξαν δ᾽ ἀρ᾽ ὀϊστοί, λίγξε βιὸς, φλοῖ- oßos.,“ ferner der andere Scholiast des Dionysios:

Πεποιημένον ἐστὶ τὸ γεγενημένον παρὰ τὸν 7X0v τινος, οἷον ἔστιν ἴδιος ποιὸς τις ἦχος ἵππων Ev ὁμαλῷ τὲ ἅμα. καὶ τραχεῖ τόπῳ βαδιζόντων, ὃς πεποιημένως λέ- γεται χάρκαιρος, ὡς ὁ ποιητὴς ἐξ αὐτοῦ φησί" καρ-

ὡς τ ...

χαιρὲ δὲ γαῖα πόδεσσιν ὀρνυμένων ἀμυδις" ἔδιος σοι.

ὁς τις ἦχος ϑαλασσης κινουμένης, ὃς μειμητικῶς πε-

ποιη μένος φλοῖσβος λέγεται, ὡς καὶ ὁ ποιητῆς φησι"

πολυφλοίσβοιο ϑαλάσσης. πάλιν ἔστιν ἔδιος ποιὸς τις

ἦχος σνδρὺο σὺν ϑώρακι καὶ ἀσπίδι καὶ περικεφα-

λαίᾳ πίπτοντος, 08 μεμη τικῶς σεεποιῃμένος λέ γεται

δοῦπος, ἐξ οὔ καὶ ὁ ποιητής" δούπησεν δὲ ττεσων.

War nun aber bei Homer durch aerabe, ῥοῖζος,

ὀρυμαγδὸς ein lebendiger Hall rauschender Wogen, durch κάρκαιρε der knarrende Tritt des Heeres, durch ἐχλαγξαν der Klang des Köchers, durch σίζε das

Zischen des brennenden Auges, durch λίγξε das

schwirrende Kliegen des Pfeils naturgetreu nachge-

bildet: so traten gewiss andere Dichter in diese Bahn,

und besonders für Komiker musste die grelle Nach-

zeichnung heftiger und scharfer Naturtöne von gros-

ser Wirkung seyn. Derartiges findet sich Vieles bei

Aristophanes. Ich erinnere nur an v. 307. in den

Vögeln:

Dia sunsuibovor γαὶ τρέχουσι διακεκραγοτες.

Kein Wunder daher, wenn Dıpymos nach dem Scho-

liasten zu v. 300. bei der Frage, ob κήρυλος oder

χείρυλος zu schreiben sey, sich für das letztere ent-

schied, und als Grund angab, τὸ κατὰ φύσιν ὄνομα κείρυλος εἶναι. Demselben Grammatiker müs- sen wir mit Lehrs de Arist. stud. p. 341. not. auch

den zweiten Satz folgender Bemerkung bei Athen.

IX. p. 392, F. zuschreiben: Καὶ ἢ σίαλις δὲ ἀπὸ τούτου (ἀδυφώνου) ἂν εἴη, φησὶν ὁ Jiövuog, ὠνομα- σμένη. σχεδὸν γὰρ τὰ πλεῖστα τῶν ὀρνέων ἀπὸ τῆς φωνῆς ἔχει τὴν σημασίαν. Auf die σημασία, auf das σημαινόμεγον sowohl des formalen, als des stoff- lichen Inhaltes salı, wie es scheint, bei Herleitungen

auch besonders 'TryrHon, und wir haben noch ein

11. 6

merkwürdiges Beispiel eines Falles, wo er von Di-

dymos in dieser Beziehung abwich im Etym. M. s. v.

ὄχεσφιν: Δεῖ γινώσκειν, ὅτε TO ὄχεσφιν καὶ ὄρεσφιν ὁ μὲν Δίδυμος λέγει γεγονέναι ano τῆς ὄχεσι καὶ ὄρεσι δοτικῆς τῶν πληϑυντικῶν na ἐπένϑεσιν τοῦ D* ὁ δὲ Τρύφων ἐναντιοῦται αὐτῷ, λέγων ὅτι οὐ δύναται ἀπὸ δοτικῆς γενέσϑαι, ἐπειδὴ γενικῆς σημασίαν ἐπέχουσι" τὸ γὰρ κατ᾽ ὄρεσφιν ἀντὶ τοῦ ἐκ τοῦ ὄρους" καὶ τὸ ὄχεσφιν ἀντὶ τοῦ ἐκ τοῦ ἅρματος. Gesucht

und grundlos ist die Anwendung desselben ΡΥΪΠΟΙΡΒ

s. v. Φιλητής: Ὀξυνόμενον μὲν σημαίνει τὸν ἐραστὴν,

παροξυνόμενον δὲ τὸν κλέπτην. παρὰ τὸ ὑφελέσϑαι γίνεται ὑφειλέτης" καὶ κατὰ ἀφαίρεσιν τοῦ Y καὶ τοῦ

E, καὶ ἐκτάσει τοῦ Ε εἰς Η γίνεται φιλητῆς. πολλὰ δὲ πάϑη ἐνταῦϑα γέγονε. λέγει δὲ ὁ Τρύφων, ὅτι συν- ἐπαϑεν ἡ φωνὴ τῷ σημαινομένῳ, ὡς ἡμισυκύκλιον, ἡμικύκλιον, λείπω, λιμὸς " ὁ γὰρ κλέπτης ἔνδειαν ποι--

εἴ" οὐ χάριν καὶ φωνῆς ἔνδειαν ἐνεδέξατος Ebenso

verkehrt ist die Anwendung einer solchen Sympathie

oder Uebereinstimmung zwischen Laut und Begriff s. v.

Auos, ἡ λεῖψις τῶν ἐπιτηδείων. γίνεται παρὰ τὸ λείπω, λείψω, λιμὸς: καὶ ὠφειλε διὰ διφϑόγγου γρά- 'φεσϑαι" ἀλλὰ συνέπαϑεν ἡ φωνὴ τῷ σημαινομένῳ" ἐπειδὴ γὰρ ἔνδειαν δηλοῖ, τούτου χάριν καί ἐνδειαν φωνήεντος ἀνεδέξατο ὁ Τρύφων. Vrgl. Zonarae lex. s. v. Διμός. Ganz dasselbe Missverständniss findet sich im Etym. M. 5. v. Χιράδες, obgleich ohne den Namen Tryphous: Ai τῶν χειρῶν ῥαγάδες. συνέπεσε δὲ ἡ φωνὴ τῷ σημαιενομένῳ" ἐπειδὴ γὰρ τὸ χιρὰς ἔνδειαν τινὰ σημαίνει, (τὰς γὰρ τῶν χειρῶν ῥαγάδας δηλοῖ" ἡ δὲ ῥαγὰς τοῦ ὁλοκλήρου ἐνδειαν ἔχει" τὸ γὰρ ἔχον ῥαγάδας οὐκ ἔστιν ὁλόκληρον) τούτου χάριν διὰ τοῦ I γράφεται. Vrgl. 5. ν. Ὦιγον. Wie dieses und Aehnliches sich zur Onomatopoiie verhalte , be-

er βήἶδρςι,..

weist auch eine Deutung des AsKLEPIADES MYRLEA-

nus, der in dem Namen Arnaios den Ausdruck sei-

nes Handwerks wiederfinden wollte. Etym. M. 5. v.

Agraiog — — Π“σκληπιάδης δὲ ὁ ΠΠυρλεανὸς ἐν τῷ ὑπομνήματι τῆς Ὀδυσσείας παρὰ τὸ ἄρνυσϑαι, 6 ἐστι

λαμβάνειν, ὡς πτωχόν, ἵν ἡ πεποιημένως ὄνομα πτωχῷ πρέπον. Mass die Definition der Grammatik

(HH. Theil. S. 58.), welche Tykannıon gab: Γραμμα-

τικῇ ἐστιν ϑεωρία μιμήσεως und die Bemerkung aus

seinem Werke über die Redetheile, dass die Eigen-

namen ἄτομα d.h. in Elemente nicht aufzulösen, dass

die Hauptwörter ϑεματιχά d. h. auf Stämme, Wur- zeln zurückzuführen, und die Partieipia ἀϑέματα d.h. ohne eigentliche Wurzeln seyen, eine etymologische

Beziehung haben, ist kaum zu läugnen. Lehrreicher

aber, als diese fragmentarischen Andeutungen verlo-

ren gegangener Grammzatiker, ist eine etwas weilere

Erörterung des fraglichen Punktes üher die Wort-

bildung von Seiten des Schriftstellers bei Dioxvysıos

von Halikarnass de comp. verb. c. 16., welche das

Bisherige in die unmittelbarste Verbindung mit dem

platonischen Kratylus setzt, und überhaupt geeignet

ist, uns für manches Verschwundene zu entschädi-

gen. Nachdem er c. 15. über die Bildung der Syl-

ben und Wörter gesprochen, erinnert er daran, wie

geschickt Homer sich der sprachlichen Elemente be-

diene, um jede Gemüthsbewegung lautlich auszudrüc-

ken, wie er dazu die Verlängerung (ἔχτασις, σπταρ-

&xteoıs) und Verkürzung (ἐλάττωσις ) der Sylben

und Buchstaben anwende. Diess gibt ihm Gelegen-

heit, c. 16. näher auf das mimetische Element der

Etymologie einzugehen. Die Bedeutsamkeit der Stelle

liegt in ihrem vollständigen Zusammenhange: Kai

αὐτοί τε δὴ κατασχευάζουσιν οἱ ποιηταί καὶ λογογρώ-

Mn

por, πρὸς χρῆμα ὁρῶντες, οἰκεῖα καὶ δηλωτικὰ τῶν ὑποκειμένων τὰ ὀνόματα, ὡσττερ ἔφην" πολλὰ δὲ καὶ παρὰ τῶν ἔμπροσϑεν λαμβάνουσιν, ὡς ἐκεῖνοι κατα-

! ea ! w ! >

σχεύασαν, ὅσα μιμητικωώτατα τῶν πραγμάτων ἐ- στίν" ὡς ἔχει ταυτί"

Ῥοχϑεῖ γὰρ μέγα κῦμα ποτὶ ξερὸν ἠπείρριο" αὐτὸς δὲ κλάγξας πέτετο πνοιῆσ᾽ ἀνέμοιο αἰγιαλῷ μεγάλῳ βρέμεται, σμαραγεῖ δέ τε πόντος, σκέπτετ᾽ ὀϊστῶν τε δοῖζον καὶ δοῦπον ἀκόντων.

μεγάλη τούτων ἀρχὴ καὶ διδάσκαλος ἡ φύσις, ἡ ποι- οὔσα μιμητικοὺς ἡμᾶς καὶ ϑετικοὺς τῶν ὀνομάτων, οἷς δηλοῦται τὰ πράγματα κατά τινας εὐλόγους καὶ κινητικὰς διανοίας ὁμοιότητας" ὑφ᾽ ὧν ἐδιδάχϑημεν

ταύρων τε μυκήματα λέγειν καὶ χρεμετισμοὺς ἵπττων

καὶ φρυάγμους τράγων, πρὸς τε βρόμον καὶ πάταγον ἀνέμων καὶ συριγμὸν κάλων καὶ ἄλλα τούτοις δμοια παμπληϑῆ, τὰ μὲν φωνῆς μιμητικά, τὰ δὲ μορ--

φῆς, τὰ δ᾽ ἔργου, τὰ δὲ πάϑους, τὰ δὲ κινήσεως, τὰ

δ᾽ ἠρεμίας, τὰ δ᾽ ἄλλου χρήματος ὁτουδήποτε, περὶ ὧν εἴρηται πολλὰ τοῖς πρὸ ἡμῶν. τὰ κράτιστα δὲ νέ- LO, ὡς πρώτῳ τὸν ὑπὲρ ἐτυμολογίας εἰσάγοντε λόγον, Πλάτωνι τῷ Σωκχρατικῷ, πολλαχῇ μὲν καὶ ἀλλοϑιε, μα.

λιστα δὲ ἐν τῷ Κρατύλῳ. Ueberblicken wir die gan- ze gedrängte Darstellung, so ergibt sich in derselben

die von Dionysios selbst angedeutete Abhängigkeit

von platonischen Gedanken völlig unbezweifelbar. Sie

drückt sich nicht allein in der Rolle, welche die φύσις hat, in dem Hauptbegriffe der wiunoıs, in der Be-

rücksichtigung der dicvor«, sondern selbst in den

einzelnen Ausdrücken, wie τὼ ὑποχείμενα πραγματα,

οἰκεῖα χαὶ δηλωτικα und ganz besonders darin aus,

dass die Sprachbildner erscheinen πρὸς χρῆμα ὁρῶν-- τες, worin ein Anklang an den βλέποντα πρὸς αὐτὸ ἐχεῖνο, ὃ ἔστιν ὄνομα (Kratyl. p. 389, D.) und den

Be ER

ἀποβλέποντα εἰς τὸ τῇ φύσει ὄνομα ὃν ἕκαστω (p. 3%, D.) unverkennbar ist. Darin aber weicht er von

Platon ab, dass er in der Sprache nicht auch eine

Mischung des den Dingen Gleichen und Ungleichen,

sondern εὐλόγους καὶ κινητικὰς διανοίας ὁμοιότητας

annimmt. Jedoch nähert er sich wieder gewissermaassen

der platonischen Ansicht, indem er diesen Aehnlich-

keiten eine Beweglichkeit d. ἢ. keine vollkommene

Congruenz zuerkennt. (Oder bezeichnet κινητικάς

das Nachgeben der δεώνοια δ) --- Was er weiter mit ὑφ᾽ ὧν anknüpft, ist ein schätzbares Bruchstück aus der Sprachphilosophie einer alten Schule, die ich nicht

genauer zu bestimmen wage; denn was hier aufge-

führt wird als τὰ μὲν φωνῆς μιμητικα, va δὲ μορ- φῆς, τὰ δ᾽ ἔργου, τὰ δὲ πάϑους, τὰ δὲ κινη- σεως, τὰ δ᾽ ἠρεμίας ...., ist zwar hier ganz

ordnungslcs durcheinander gewürfelt, verräth aber in

seinen Gegensätzen und Begriffen den eintheilend

schematisirenden Geist eines Philosophen. Was Di- onysios früher selbst beigebracht μυκήματα, xgeue- τισμοὺς ἃ. 8. w., gehört Alles der ersten Classe, welche er τὰ φωνῆς μιμητικά nennt, an. Jedoch ist

nicht zu übersehen, dass alles T'önende auch wieder

unter den Begriff eines &0y0v oder πρᾶγμα oder auch eines πάϑος fällt. Und so stellt das Verhältniss ein

anderer Rhetor, DEMETRIOs de elocutione in dem Ca-

pitel über die zusammengesetzten Wörter dar. Vrgl.

δ. 9: Τὰ δὲ πεποιημένα ὀνόματα ὁρίζονται μὲν

τὰ κατὰ μίμησιν ἐχφερόμενα πάϑους ἢ πραγ- ματος, οἷον ὡς τὸ σίζε καὶ τὸ λάπτοντες. Wö. Ποιεῖ

δὲ μάλιστα μεγαλοπρέπειαν διὰ τὸ οἷον ψόφοις ἐοι- κέναι καὶ μάλιστα τῷ ξένῳ: οὐ γὰρ ὄντα ὀνόματα

λέγει, ἀλλὰ τότε λεγόμενα' καὶ ἅμα σοφὸν τι φαίνε-

ται ὀνόματος καινοῦ γένεσις, οἷον συνηϑείας". ἔοικε

Re * MINE:

γοῦν ὀνοματουργῶν τοῖς πρώτοις ϑεμένοις τὰ ὀνόματα. 96. Στοχαστέον πρῶτον μὲν τοῦ σαφοῦς ἕν τῷ ποιου- μένῳ ὀνόματε καὶ συνήϑους, ἔπειτα τῆς ὁμοιότητος

πρὸς τὰ κείμενα ὀνόματα, ὡς μὴ φρυγίζειν ἢ σκυϑί- Lew τις δόξῃ μεταξὺ Ἑλληνικῶν ὀνομάτων. 97. Ποιη- τέον μέντοι ἤτοι τὰ μὴ ὠνομασμένα, οἷον ὁ τὰ τύμπα-

va χαὶ τὰ ἀλλα τῶν μαλϑακῶν ὄργανα κιναιδείας εἰ-- πῶὼν καὶ Aoıororeing (Hist. anim. II, 1.) τὸν ἐλεφαν-

TIOTmW' ἢ παρὰ τὰ κείμενα παρονομάζοντα αὐτόν, οἷον ὡς τὸν σκαφίτην τις ἐφη τὸν τὴν σκάφην ἐρέσσοντα, καὶ ᾿Αριστοτέλης τὸν αὐτίτην, οἷον μόνον αὐτὸν ὄντα (Vrg). δ. 144.). 98. Ξενοφῶν δὲ ἠλέλιξέ φησιν ὁ στρα- τηγὸς τὴν τοῦ ἐλελεῦ ἀναβόησιν, ἣν ἀνεβόα ὁ στρατηγὸς συνεχῶς, παραποίησας ὀνόματι. ἐπισφαλὲς μέντοι

τοὔργον, ὡς ἔφην, καὶ αὐτοῖς τοῖς ποιηταῖς. καὶ τὸ dt- πλοῦν μέντοι ὄνομα εἶδος ἂν εἴη ττεπτοιη μένου ὀνόματος"

πᾶν γὰρ τὸ συντιϑέμενον ἔκ τινῶν γέγονεν δηλονότι. Merkwürdig ist hier, wie dieser Schriftsteller nicht

allein in den Beispielen, sondern auch in Ausdrücken

und Begriffen auf Aristoteles zurückgeht. Dieses ari-

stotelische Element zeigt sich besonders in der Regel,

welche er gibt, in neuer Wortbildung Deutlichkeit

und Einfachheit, dann auch die Analogie (ὁμοιότης)

des vorhandenen Sprachschatzes wohl zu beachten,

womit Rhetor. III, 2. zu vergleichen, auch schon die

Beachtung der ἀγώνυμα. Zu diesen aristotelischen Be-

griffen tritt hinzu die ἐγάργεια. Vrgl. δ. 219: Avavre, χαάταντὰ μεμίμηται γὰρ τῇ κακοφωνίᾳ τὴν ἀνωμα- λίαν: πᾶσα δὲ μίμησις ἐναργές τι ἔχει. 220: Kai τὰ πεποιημένα δὲ ὀνόματα ἐνάργειαν ποιεῖ διὰ τὸ κα- τὰ μίμησιν ἐξενηνέχϑαι, ὥσπερ τὸ λάπτοντες (Il. II, 161.). εἰ δὲ πίνοντες εἶπτεν, οὐν ἐμιμεῖτο πίνοντας

τοὺς κύνας, οὔτε ἐνάργεια ἂν τις ἐγένετο. καὶ τὸ γλωσ- σησι δὲ τῷ λάπτοντες προσκείμενον ἔτι ἐναργέστερον

u ὦ.

ποιεῖ τὸν Aoyor. Beachtungswerth ist noch unter an-

dern, wie Demetrios das σεσποιγμένον ὄνομα durch das demselben anhaftende Fremdartige (τῷ ξένῳ) doch

der Glosse nahe rückt, und wie er nicht unähnlich

dem Grundsatze Tryphons in dem Missiaute &vav- τα, xaravr« die Ungleichheit des Bodens nachgebil- det vorstellt. Endlich brauche ich auf die Erwähnung

der Ursprachbildner ( πρῶτοι ϑέμενοι τὰ ὀνόματα )

kaum aufmerksam zu machen, um auch hier wieder

die innige Verschlingung der alten Sprachlehre mit

dem grossen vielberührten Streite der Philosophen

anzudeuten. Was sich sonst noch aus Grammatikern

der Folgezeit in Bezug auf diesen Grundsatz der

μίμησις anführen lässt, ist unbedeutend, wie für AroL-

LONIOS DysKoLos aus Prisc. II.p. 581: ‚‚Factitium est,

quod a proprietate sonorum per imitationem

factum est, ut tintinnabulum, turtur.‘‘“ wie für Onıox

aus Etym. M. 8. v. Βορᾶς, παρὰ τὸ βορώτατα Ta σώ- ματα ἡμῶν ποιεῖν καὶ ὑγιεινότατα. ὁ μὲν Ὡρίων ὠνομα--

τοπεποιῆσϑαι τὴν λέξιν φησὶ κατὰ μίμησιν τοῦ

γινομένου ἤχου κατὰ τὴν πνοὴν αὐτοῦ. Vrgl. Orion 8. ν. Βορέας ὁ ἄνεμος παρὰ τὸν 7 χον. — ᾿“λαλητὸς στα-

ρὰ τὸ ἀλαλη, r ἔστιν ἄναρϑρος φωνή. --- Βράγχος,

παρὰ τὴν μίμησιν τῆς γινομένης αὐτῷ τραχύτητος ἐν τῇ φωνῇ, ἀφ᾽ οὗ καὶ βρόγχος λέγεται. oder JOHANNES Dıaconus Allegor. Theog. Hes. p. 452. (ed. Gaisf.): Πολ.. λὰς δ᾽ εὑρήσει τις συμπασχούσας λέξεις τοῖς ὑπ᾽ αὐτῶν

σημαινομένοις καὶ μιμουμένας αὐτά. καὶ μαρ-

zug τοῦ λόγου τὸ λιμὸς ὄνομα" δέον γὰρ δια διφϑόγγου

γράφεσϑαι ὡς ἀπὸ τοῦ λείπω καὶ τοῦ αἷμα γεγονός, ὅμως τὴν τῶν λιμωττόντων συστολὴν καὶ τὸ πάϑος

ἐμιμήσατο, καὶ ἔπαϑέ τινα ἐνδειαν τοῦ Ε, ὥσπερ καὶ τὸ ἰδέα ὄνομα καὶ τὸ εἶδος μαρτυροῦσι. τὸ γὰρ ἰδέα διὰ τοῦ 1 γράφεται, τὴν τῶν ἰδεῶν ἐκείνων ὑποσημαῖ-

u BE

voy ἁπλότητα τῶν Illarwvızov. Mit dieser μίμησις stimmt auch seine Annahme überein, dass das Stär-

kere dem männlichen Geschlechte, das Schwächere

dem weiblichen angehöre. So p. 457: Te δ᾽ ἄλλα τῶν στοιχείων, διὰ τὸ ὑποβεβηκέναι τῷ πυρὶ καὶ μὴ κατ᾽

ἐχεῖγο ἐνεργὰ τε xal δραστήρια εἶναι, ϑηλυτέρως εὐνό-

μασται. und p. 467: ᾿“ρρενικῶς δὲ οἱ ποταμοὶ εἴρην- ται διὰ τὸ σφοδρὸν τῆς κινήσεως τῶν ἐν αὐτοῖς ὑδα--

των καὶ ἐγνεργέστερον καὶ δραστικώτερον. Indessen weiss er sehr wohl, dass diese ursprüngliche Be-

deutsamkeit der Wörter häufig verletzt und in der

Schrift unkenntlich wird. Vrgl. p. 466. — Es bliebe

uns nun, um einen vollständigen Begriff der Ausdeh-

nung zu geben, in welcher die μίμησις anerkannt

worden, nur übrig, diejenigen Stellen hier zusammen-

zuordnen, welche sich im Etymologicum Magnum

mit derselben beschäftigen. Folgende sind mir ausser

den schon angeführten 4gveiog und Βορᾶς in dieser Beziehung aufgefallen: Βῆ, τὸ μιμητικὸν τῆς προ- βάτων φωνῆς, οὐχὶ Bei ᾿“ττικῶς (Suid. Br.) — Βάρβα-

ρος, ὠνοματοπεποίηται ἡ λέξις, οἷον κατὰ μίμησιν τῆς γινομένης αὐτῷ τραχύτητος ἐν τῇ φωνῇ" ἀφ᾽ οὔ καὶ

βρόγχος λέγεται, δι᾿ οὐ ἀναστρέφεται n φωνὴ" καὶ αὐτὸ τὸ βραγχιῶν, TO σαπρὰν τὴν φωνὴν καὶ τραχεῖαν ἔχειν. — Βλίτυρον, ἔστι φυτὸν ἢ φάρμαχον, ἢ χορδῆς μί- μημα. — Boußos, ψόφος τις. ὠνοματοπεποίηται δὲ

ἡ λέξις κατὰ μίμησιν τῆς γινομένης φωνῆς" καὶ

βομβεῖν ἐξ αὐτῆς τὸ ἠχεῖν, καὶ βομβόλυξ, πομφόλυξ. — Βραγχιάζω -- -- ὠνοματοπεποιῆσϑαι φασὶ τὴν

λέξιν κατὰ μίμησιν τῆς γινομένης αὐτῷ βραχύτητος

ἐν τῇ φωνῇ. — Βράχω, σημαίνει τὸ ἠχῶ. ὀνοματοσοι-

ia ἡ λέξις ἐστίν. — Βρόμος, κυρίως ὁ τοῦ πυρὸς ἤχος. πεποιημένη δὲ ἔστιν καὶ φωνὴ κατὰ μίμησιν τοῦ ἀποτελουμέγνου ψόφου ev πυρί. — Βρόχϑος —_ —

nt .-ὄ

πεποιημένη δέ ἐστιν ἡ λέξις ἀπὸ τοῦ γινομένου ποι- οὔ ἤχου ἐν τῷ καταπίνειν. --- Δοῦπος --- --- ὠνοματο-- πεποίηται δὲ ἡ λέξις. — Ἔκλαγξαν δ᾽ ἀρ᾽ ὀϊστοί" ποι-

ὃν ἦχον ἀπετέλεσαν, ἤχησαν. ἔστε ῥῆμα πεποιημένον κλάζω. — (Suid. Ἐποποῖ --- --- Ταῦτα δεῖ ὀξυτόνως

σιροφέρεσϑαι τῇ φωνῇ, ὥστε ὀρνέου ἦχον προφέρεσϑαι

κατὰ μίμησιν.) — Ζέω καὶ Leiv εἴρηται κατὰ

μίμησιν τοῦ κατὰ τὴν ϑερμασίαν τῶν ὑδάτων ἤχου.

— Κλαγγηδόν — --- μιμεῖται δὲ τὴν τοῦ χαλκοῦ

βοήν. --- Κωκυτὸς — --- ὁ δὲ κύτος φωνῆς ἐστὶ ulun- μα. — Κρίκε. Ἰστέον ὅτι τὸ" κρίκε δὲ ζυγὸν, μεμη-

τικῶς ἐστὶν εἰρημένον. ἐφ᾽ οὗ τινες οὐ προσεσχηκό- τες τῇ μιμήσει τῆς φωνῆς ἠπόρησαν, ὡς Ἥρω- διανὸς — --- τοῦτο δὲ τὸ κρίζω ἡμαρτημένον ἀόριστον

παραλαμβάνει, τὸ κρίκε. ἡμεῖς δὲ οὐ φαμὲν ἡμαρτῆ.-

σϑαι, ἀλλὰ πεποιῆσϑαι. οὕτω Ζηνόδοτος (Vrgl.Etyın.

Gud. 5. v. Koixe.). — ΙΠορμύροντα, πλημμυροῦντα.

ὠνοματοπεποίηται: πέπονθε δὲ ἡ λέξις" ἀπὸ τοῦ ψο-- φου τοῦ ἐν τοῖς ὕδασι γινομένου. --- ΠΠὐκὸν --- — ἀμ- φι δὲ πύλαι μύχον οὐρανοῦ, Ἰλιάδος ἐ, ἀντὶ τοῦ ἤχη.-

σαν, ἠνεῴχϑησαν. ὠνοματοπεποίηται ὁ τρόπος, ἀπὸ τοῦ

παρακολουϑοῦντος μυχῶ. --- 85. v. Νύσφι ---- Οῳκοΐ. ἔστι δὲ μίμημα φωνῆς χοίρων" ἐχρήσατο ᾿“ριστοφα-

γης τῇ λέξει. — (Suid.: Οἰγοπίπας --- --- κατὰ wi μησιν φωνῆς λεγόμενον -- — παρὰ τὸ πιπίζειν, ὃ ἐστι μύζειν ἢ μυζᾷν.). — Πατὴρ --- — πτάπττος δὲ ἀπὸ τῆς τῶν re τῶν μίκρων προσφωνήσεως, ὡς φησιν

Ομηρος" ποτὶ γούνασι παππαάζουσιν. ὠνοματοπεποίη- ται οὖν ἡ λέξις. — ἁ Παφλάζω — — ταύτην δὲ τὴν

λέξιν τπιεποιῆσϑαι παρὰ Ὁμήρῳ, ὡς ἤχου μιμητι, κήν. — Die für den vorliegenden Zweck aber be- deutendste Erörterung findet sich 5. v. Lo, ὠνομα-

τοπεποίηται. ὀνοματοποιία δέ ἐστι φωνῦς wi- μησις πρὸς τὴν ποιότητα τοῦ ὑποκειμένου

a u

ἤχου, ὡς τὸ σίζε' ἐπεὶ γὰρ καιομένου τοῦ Κύχλωπος ὀφϑαλμοῦ ποιὰν ἀποτελεῖ φωνήν, κατὰ μίμησιν

φησίν. ὁμοίως δὲ καὶ τὸ" Αίγξε βιὸς μίμησις ἐστὶ

τοῦ ἤχου, ὃν ἀφιεμένου τοῦ βέλους ποιεῖ ἢ νεῦρα. τοῦ οὖν σίζω ἐνεστῶτος ἕτερον μὴ ζήτει χρόνον μήτε ἐγ-- κλισιν, μηδὲ ὡς τὸ πρίζω κλίνης τὸ σίζω. πάλιν τοῦ λίγξε ἀορίστου ὄντος μὴ ζήτει ϑέμα μήτε ἄλλο τι. πάλιν τὸ παφλάζοντα μὴ κλίνης παφλάσω πεπαάφλακα, ὡς τὸ ϑαυμάζω: ἀφαιρήσεις γὰρ τὴν λέξιν τῆς ἐμφα-

σεως τῆς τοῦ ἤχου μιμήσεως. τὸ γὰρ σίζω χαρα- κτῆρα ἔχει ἐνεστῶτος" καὶ τὸ λίγξε χαραχτῆρα ἔχει ao ρἰστου: ὅϑεν Νίκανδρος ἐν τοῖς ᾿Αλεξιφαρμάκοις" ἔπι-

λίζοντας ὀϊστούς, τοῦ λίγξε τὸ ϑέμα ϑέλησας εἰπεῖν,

ἔφϑειρε τὴν τοῦ ἤχου μίμησιν. οὐκ ἀπὸ ϑέματος οὖν ταῦτα, ἀλλ ἀπὸ τῶν φωνῶν αὐτῶν ἡ ὀνοματοποι- ia πεποίηται. οὕτω Ζηνόβιος. — Σιμός, παρὰ τὸ σῖγ- μα σιγμός καὶ σιμός" καὶ γὰρ τοῦ σιμοῦ ἡ δὶς δοκεῖ τὸν τύπον τοῦ σῖγμα μιμεῖσϑαι. — Φλοῖσβος, τά- ραχος. ὠνοματοπεποίηται δὲ ἡ λέξις. — Φνεῖ --- — ἐπιτετηδευμένον ἐστὲ παρὰ “Αριστοφανεῖ, μέμημα ὀρνέων φωνῆς. --

Ich schliesse diese Zusammenstellung mit einer

Auseinandersetzung aus der neuern Zeit, des Manuel

Moschopulos opusc. gram. ed. Titze p. 77., worin

freilich eine grosse Einmischung fremdartigen Stoffes

erscheint: Ὀγοματοποιία ἐστὶ λέξις κατὰ μίμη- σιν χαὶ ὁμοιότητά τινα τοῦ σημαινομένου γεγονυῖα- ἤγουν κατὰ παραγωγὴν τοῦ καϑωμιλημένου ἐξενηνεγ- μένα --- — — λέγεται δὲ ἡ ὀνοματοποιέα ἑπταχῶς" κατὰ ἐτυμολογίαν, ὡς τὸν εὐλαβὴ λίϑον τὸν εὖ--

ληπτον λέγει; καὶ οὐ τὸ σύνηϑες. κατὰ ἀναλογίαν, ὡς παρὰ Σοφοκλεῖ" γερονταγωγῶ καὶ ἀναπαιδεύω" ἀνα- λόγως γὰρ τὸ γερονταγωγεῖν συνήϑους ὄντος τοῦ παι- δαγωγεῖν εἴληπται. κατὰ παρονομασίαν, ὡς χρυ-

a 8 =

σοῦς ἀπὸ τοῦ χρυσοῦ, ὡς ‚zul παρ᾿ «Αἰσχύλῳ ὠνόμα-

σται" χρονίζομεν Ode τῆς μελλοῖς χάριν. κατὰ σύ ν- ϑεσιν, ὡς τό; ποδάρχης δῖος ᾿αχιλλεύς" καὶ νεφελη-

γερέτα Ζεύς. κατὰ ἐναλλαγήν, ὡς ὅταν ἐπὶ συν-

ϑέτων ὀνομάτων ἐναλλάξη τις τὸ καϑωμιλημένον, ὡς

παρὰ Σοφοκλεῖ: οἱ γὰρ γύνανδροι καὶ λέγειν ἠσκηκὸ τες, οἱ ἀνδρόγυνοι. χατὰ διαίρεσιν, ὡς εἴ τις τὸ

σύνθετον διέλῃ, ὡς λέγει ὁ ποιητὴς ἀχρόπολιν, καὶ διέλῃ λέγων πόλιν ἄκρην. καὶ πεποιημένην, ὡς τὸ

τετρυγῶτας, καὶ κελαρίζει, καὶ λάψαντες γλώσσῃσι.

Hier gehört offenbar bloss die siebente Art der bisher

als solche bezeichneten Onomatopoiie, und hat allein

das Element des Nachbildens und der Aehnlichkeit

mit Gegebenem in sich; fünf Arten beziehen ‚sich

rein auf zusammengesetzte Ausdrücke, die vierte ge-

hört in das Gebiet der Flexion oder der formalen

Etymologie. Entlehnt hat übrigens Moschopulos fast

Alles aus Tryphon de trop. 6. 8. ed. Walz. Tom.

VIN. p. 740. f. Vrgl. p. 720. 770., 783. und 810.

Haben wir auf diese Weise die erste Classe der

κατὰ μίμησιν benannten Wörter, soweit es möglich war, geschichtlich verfolgt, so müssen wir uns bei

den andern Classen, die wir in der Stoa gefunden,

mit blossen Grundlinien beguügen, zufrieden , dass

der einmal gewonnene Faden nicht verloren geht.

Die zweite Classe würde demnach die χαϑ᾽ ὁμοι- ὁτηταὰ oder κατὰ μεταφορὰν seyn, (Etym. M. 4x20u-

ιος, Arovırov, ᾿λδγσκω, Alte, “ἅλιος, "Auorov, Au-

πλάχημα, ᾿“μφιβέβηκας, ἄξιος, Βομβυλιός u. 5. W.,

Suid. Πτερυγίζειν). Tryphon de trop. Boisson. Anec- dot. IM. p. 271. gibt fünf Arten derselben an: ἀπὸ

ἐμψύχων εἰς ἄψυχα, ἀπὸ ἀψύχων ἐπὶ ἔμψυχα, ἀπὸ

ἐμψύχων ἐπὶ ἔμψυχα, ἀπὸ ἀψύχων ἐπὶ ἄψυχα und ἀπὸ πράξεως Erst πρᾶξιν. Vrgl. Gregor. Korinth. bei

Be Rn

Walz p. 765., auch 729., 785., 804. und 780. Für die

dritte Classe findet sich die Bezeichnung der einen

der bei Augustin vorkommenden Unterabtheilungen

nämlich κατάχρησιες (per abusionem) im Gegensat-

ze zu κυρίως nieht minder häufig (Etym. M. Aße£, γωνία, ᾿Ακοίτης, ᾿Αλεξῶ, "Alyuov, Ausodo, "Au

πωτις, Γυῖα, Γυιώσω., Suid. Πασϑὸς, Ὅλκος.), selte-

ner die andere (a parte totum) als ἀπὸ μέρους

(Etyın, Μ. ᾿“λφεσίβοιαι, "Aorehts, 4ιακρία.) oder auch ovvexdoxızwg (Etym. Μ. Βοῦς p. 204, 8.),

κατὰ συνεκδοχὴν ἀπὸ μέρους τὸ δλον (ρρενω-

109), ἀπὸ μέρους συνεχδοχικῶς ( Πολιοχροτά-

φους) u. 5. w. vor (Vrgl. Rhetor. Gr. ed. Walz. Tom.

ΜΠ]. p. 731., 766., 784. und 806.). Was die vier-

te Classe betrifft, so verschwindet der stoische Name

κατὰ ἐναντίωσιν vollends, und statt dessen tritt gang-

bar κατ᾽ ἀντίφρασιν oder ἐξ ἀντιφράσεως auf, wir wissen nicht, durch wen erfunden, jedoch schon

von Tryphon (Etym. M. Erworog) gebraucht δ), wo

keineswegs der späte Grammatiker einen technischen

Ausdruck seiner Zeit oder des Philoxenos an die

Stelle des ältern setzte. Sonderbarer Weise ist diese,

der gemäss das Wort gerade das Gegentheil von

dem bezeichnen soll, was es von Haus aus besagt, oft

genug von den Grammatikern angenommen worden

*) Lobeck, dessen schätzbare und reichhaltige Abhandlung

de antiphrasi et euphemismo (in Westermann et Funk-

haenel acta societatis Graecae. Vol. II fasc. I. p. 291.

bis 319.) mir erst nach Abschluss des grössten Theils die-

ser Schrift bekannt geworden, ist p. 318. nicht geneigt,

die Antiphrasis ‘auf Aristarch zurückzuführen: ‚„Num

vero etiam Aristarchum sinemus huic numero adscribi?

de quo Photius et Suidas narrant: « Τα χυβάμονας ὅρκους ’ \ , > ' r | x m -

“Δρίσταρχος κατὰ αντίφρασιν ἀχούει avrı τοῦ βραδεῖς."

ὡ-- ὅδε.

(Etym. M. ’Anodgaselr, "Agıorega, Βάραϑρον, Bo-

39005, Anuos, 4ρῶ, Agaseiv, Ἐρινύες, Erworog, Εὐκο- λίνη, Ati, Πέτρα, Φλοῖσβος. Vrgl. den Index zum

Gud. und Joannes Diac. Allegor. Theog. Hes. p. 468.,

459.). In diese vierte Classe gehört nun aber noch

eine sehr wichtige Unterabtheilung, deren Feststellung

noch weniger chronologisch zu ermitteln ist, nämlich

derjenigen Wörter, in denen fromme oder sittliche

Scheu das Gefühl des Griechen so stark erregte,

dass er das Böse und Hässliche in das Gute und Hei-

tere kehrend die wahre Natur des zu bezeichnenden

Dinges durch das Gegentheil andeutete, der εὐφήμως, κατὰ εὐφημισμὸν benannten. Schon Lobek hat p. 298. angeführt Trypho detrop. c. 15. ed. Walz. T.V II. p.755.,

(Boisson. Anecdot. II. p.279.): Avripoaoig ἐστι λέξις

διὰ τοῦ ἐναντίου ἢ παρακειμένου TO ἕναντίον παρισ- τῶσα χωρὶς ὑποχρίσεως. --ὀ — Διὰ μὲν τοῦ ἐναν-

τίου τὸ ἐναντίον ἀντιφράζεται οὕτως" Οὐ μὲν ἀφαυρό

τατος Pak «“χαιῶν καὶ Οὐδ ἄρα τῶγε, ἰδὼν x. τ. λ. Διὰ δὲ τοῦ παρακεξεμένου τὰ κατ᾽ εὐφημισμον

λεγόμενα καὶ τὴν κακίαν περιστέλλοντα, ὡς ὅταν τὴν

χολὴν ἡδεῖαν λέγωμεν καὶ τὰς Ἐριννύας Εὐμενίδας καὶ

ἄχαριν τὸν λύπης ποιητικὸν καὶ τὸν δυσειδῃ τιίϑηκον

χάλλιστον καὶ τὴν σκαιὰν εὐώνυμον καὶ τοὺς ἅλας

ἡδυντῆρας. Von diesen beiden Unterarten gehört die erstere natürlich nicht hierher; nur die zweite,

die auch als διὰ παρακειμένων, ἐξ ἀντικειμένου vor-

kommt, betrifft die Etymologie, und war wohl die ein-

zige Art der Antiphrasis, die in der Sprache eine wirk-

liche Unterlage hatte. Vrgl. Etym. M. ᾿“λεσούριος, Agıoregos, Ὑμνηπολείτω, Ὑποχορίζεται., Gud. Acıov.,

Suid. Alla δ᾽ ἀλλαχοῦ καλά, Εὐμένιδες, ΠΠακαρίτας.,

Serv. zu Virg. Aen. VI, 375. Anderes bei Lobeck.

Ich führe endlich zur Bestätigung des eben Vorge-

u ER -ὸΨ.

brachten und der bei den Stoikern gegebenen Be-

ziehungen die Erörterung über die Ideen der Etymo-

logie bei Proklos zu Platon. Kraty!. p. 44. an, die

uns ahnen lässt, wie mannichfach wenigstens diese

Seite der Sprachbetrachtung damals sch on beleuchtet

worden: «τῶν δὲ τῶν ἐτυμολογουμένων τὰ μὲν AE-

γεται κατὰ μίμησιν, οἷον σίζειν, τὰ δὲ κατὼ ἀνα-

φορὰν τὴν πρὸς ἕτερον, οἷον ϑαλλὸς παρὰ τὸ

ϑεῖν ἄνω καὶ ἀϑῷος ὁ ἀζήμιος, τὰ δὲ καταχρηστι-

κῶς, οἷον καχόφρων, καίτοι τὸ φρονεῖν ἀγαθόν, τὰ δὲ ψευδωνύμως τῆς ὕλης μεταπεσούσης, οἷον πὺυ-

ξὶς ἡ ἀργυρᾶ, τὰ δὲ KATA ἹΣΤΟΡΙΩ͂Ν οἷον ὀβολὸς καὶ δραχμή, -- -- τὰ δ᾽ εἰσὶν ἐπιδιατετακότα,

οἷον ζωγράφος καὶ ὁ τὰ φυτὰ γράφων, τὰ δὲ καϑ' ὑπερβολήν, ὡς ἄφωνος καὶ ἀχάρδιος, τὰ δὲ κατ᾽

εὐφημισμόν, ὡς ἡ χολὴ γλυχεῖα, τὰ δὲ κατ᾽ ἀ- ναλογίαν, ὡς ὄρους x0gugn, τὰ δὲ za ὁμοιὸ-

τητα, οἷον 0 λέγων πικρὸν τὸ ἦϑος καὶ ὠμόν, τὰ δὲ κατὰ παρέγκλισιν, ὡς ἡ κνημὶς καὶ τὸ χρανίον, τὰ

δὲ κατ᾽ ἔλλειψιν, ὡς ἡ τράπεζα τετράπεζα οὖσα, τὰ

δὲ ἀπὸ τῶν εὐρόντων, ὡς ὁ οἶνος Διόνυσος, τὰ

δὲ ἀπὸ τῶν εὑρημάτων, ὡς ὁ Ἥφαιστος πῦρ, τὰ

δὲ za ὑπεροχήν, ὡς ὁ κέραμος ὁ πίϑος καὶ χειρ- ουργὸς ὁ ἱατρὸς κι τ. 4. Von diesen fünfzehn Ar- ten ist χατὰ μίμησιν gleich κατὰ φύσιν, fallen κατ᾽ ἀ-

ναλογίαν, ἀναφοράν, ὁμοιότητα unter die Gattung der Metaphora, κατὰ ὑπερβολήν, ὑπεροχήν, ἐπιδιατετακότα unter χαταχρηστιχῶς, ψευδωνύμως und κατ᾽ εὐφημι-

σμόν unter die Antiphrasis, κατὰ παρέγκλισιν, ἐλλειψιν

in die formale Etymologie, so dass hier mehr eine

reiche Aufstellung von Principien, als logische Durch-

dringung und Anordnung uns entgegentritt, Allein

unter diesen ist doch eine bisher noch nicht von uns

erkannt, die zwar eigentlich immer unter eine der

vier genannten Arten fallen wird, die aber eine so

eigenthümliche Färbung hat, dass sie eine besondere

Erwähnung verdient. Es ist die κατὰ ἱστορίαν, wozu wir als Unterarten die ἀπὸ τῶν εὑρόντων und

ἀπὸ τῶν εὑρημάτων hinzunehmen. Sobald sich an ein Hauptwort oder einen Eigennamen eine Geschich-

te, ein Mythos knüpft, welcher die Entstehung des

Namens versinnlicht, was natürlich häufig bei Göt-

ternamen statt finden wird, so bezeichnet es der Grie-

che als χατὰ ἱστορίαν oder ἀπὸ τῆς ἱστορίας benannt. Vrgl. Orion 5. ν. ᾿4χαῖα : ἡ Δημήτηρ — — εἴρηται δὲ ἀπὸ τοῦ ἄχους τοῦ ἐπὶ τὴν Περσεφόνην᾽ τινὲς δὲ ἀπὸ τῆς ἱστορίας ταύτης ἃ. 5.νν. Vrgl. Moschopul.p. 76.

Hiemit wäre das Gebiet der stofflichen Etymo-

locie, insofern es sich in leitenden Grundsätzen aus-

sprach, so ziemlich erschöpft. Wir übergehen Alles,

was als παρωνύμως, ὁμωνυμως, συνϑετικῶς, oder κα-

τὰ σύνϑεσιν, στέρησιν u. 5. w. benannt bei den Le- xikographen erscheint, einestheils weil diese formale

Etymologie entweder in die Formenlehre oder in dıe

I,ehre vom Hauptworte (II. Theil) gehört, andererseits

weil wir hier gar nicht auf fruchtbare Grundsätze zu

gelangen hoffen dürfen.

Regeln der Etymologie.

Mit dem bisher Dargelegten wäre an und für sich

unsere Aufgabe bei den Griechen erscböpft, insofern

hier eine Sprachphilosophie der Alten geliefert wer-

den sollte; allein insofern alles Sprachliche nicht al-

lein auf dem Gebiete des Gedankens, sondern auch

der Verkörperung durch das Wort, kurz auf dem

Gebiete der Form sich bewegt, fügen wir den Grund-

sätzen der Etymologie noch die etwa auffindbaren

Regeln hinzu, um, was einmal doch geleistet werden

muss, hier vollends abzuthuen.

Zwar wird es sich ausweisen, dass man hier eher

von ungebundener Freiheit und Willkür, als von Richt-

schnur und Regel zu sprechen hat, allein ich glaube,

bei dieser für den Verfasser freilich unerquicklichen

Untersuchung einiges für die eigentliche Grammatik

nicht Unerhebliche beibringen zu können. Nur Eines

möchte ich zur Entschuldigung, wenn nicht zur

Rechtfertigung des hier wunderbar spielenden helle-

nischen Geistes beibringen, dass nämlich die reiche

Fülle in mannigfachen Schwankungen voneinander

abweichender Dialekte den Grund zu den tausend

Wunderlichkeiten legte, die wir oft kaum begreifen.

— Die I. Regel, welche von den Sophisten schon

vielseitige Anwendung erfuhr, und die durch Platon

und die Stoiker in die Grammatik der spätesten Zeit

überging, ist die Veränderung eines Buchstabens

in den andern. Im allgemeinen Sinne heisst diese bei

den Griechen τροπή, ferner παραγραμματισμὸς (Suid.

er

s. v.), μεταβολή, einmal μεταφορά (E. M."Aßuvreg),

μετάπτωσις (Gud. “Ηβη}, μετάστασις (Gud. ’Agrn- ola), μετάϑεσις, arıldeoıg, dann aber auch ἐναλλαγὴ τῶν στοιχείων und avrıoroıyie. Jedoch scheint der

letzte Ausdruck eine speciellere Bedeutung zu haben;

ἀντιστοιχία wird nämlich gewöhnlich gebraucht, wo der eine Buchstabe z. B. eine aspirata in den ent-

sprechenden, also eine tenuis verwandelt wird. So . . ! \

heisst es im E. M. s. v. Θάσσονας — — TE00WV, καὶ

τροπῇ ϑάσσων, καὶ ϑάττων' ἀντιστοιχεῖ γὰρ τὰ δασέα

τοῖς ψιλοῖς, ©, T. dann 5. v. Joxog — — οἷον ξενο-- 00x08 κατὰ avrıoroıylav τοῦ X εἰς K. Vrgl. Clem.

Alex. Protrept. $. 13. p. 4. Sylb.: Kai μοι δοκεῖ τὰ

ὄργια καὶ τὰ μυστήρια δεῖν Ervuokoyeiv, τὰ μὲν ἀπὸ τῆς ὀργῆς, τῆς πρὸς Δία γεγενημένης, τὰ δὲ

ἀπὸ τοῦ μύσους τοῦ συμβεβηκότος περὶ τὸν Διόνυσον. εἰ δὲ καὶ ἀπὸ Πυοῦντος τινος ᾿Αττιχοῦ, ον &v κυνη-

γίῳ διαφϑαρῆναι Arohlodwgos λέγει, οὐ φϑόνος ὑμῶν

δεδοξάσϑαι τὰ μυστήρια ἐπιτυμβίῳ τιμῇ. πάρεστι δὲ

καὶ ἄλλως μυϑηρια σοι γοεῖν, ἀντιστοιχούντων

τῶν γραμμάτων, τὰ μυστήρια. Zu bemerken ist fer- ner vorläufig, dass ein Uebergehen einer liquida in

die andere (M. Pauwvog, Σχαλμὸς, Algo, Toauue),

so wie eines langen Vocals in jeden andern (M. Av

τισηχῶ) deutlich bezeugt wird. Es ergeben sich nun

nach der Annahme des Etymologicums folgende Ver-

wandlungen.

A in E (M. ᾿“λάστωρ, Gud. K&orog) bezeichnet

als jonisch (Gud. ΖΔιερός) und attisch (Gud. /Acouos)

— in H (M. ’Ayausuwov, ᾿“γήνωρ, Adnwrov, 'AIN- vnow) als jonisch (Gud. '4geir), dorisch (Gud. ᾿Εξή- xovre), attisch (Gud. “ὑπεμφήνειε), — in 1 (Gud. Κρείσσων), --- in O (M.’Alos, Βόϑρος, Βόρβορος,

BovAr), äolisch (M. Ὄγμος) — in Y (M.Bvsos, Gud. IH. 7

ee ΝΕ,

᾿Αμύσσωγ, äolisch (Gud. " Auvdıs, Καλινδοῦμαι) — in

2 (MN. "Arıvarns, Φωριαμος).

B ın ΠΗ͂ dorisch (M. ΠΠιαιφόνος) -- ın II (M.

Γρυπός, Suid, s. v. Παλληνικόν).

I in B (Gud. “αβύρινϑος) — in A (M. Are,

Gud. Abdn) — in K (M. ’Ax001n0a5, Gud. Axnge-

τος, Ὅρκος) — in M (M. "Axunvos).

A in B (Gud. βραβεῖον, Suid. ᾿“βυσσος), böo-

tisch (M. und Gud. "HBn)— in T (Δ. Γάμος, Gud.

Konyvov, Orion Πηγή) — in Z (Gud. "AgiönAog), do- risch (M. ᾿“ζηχές) --- in 9 (M. “ἔϑω, Gud.’AgıJuos)

— in K (M. Knlis) — in M (M. "Pauvos) —mT

(Gud. "Aroexeog).

Ein A (ΔΙ. Al), dorisch (M. Atxev, Aivos), jo- nisch (M. Aivıyua) — in H (M. ᾿αβελτηρία, Kndo) — in I, sobald ein überflüssiger Consonant folgt (M.

᾿Ενίπτω, Gud. Ἴσχω) — in O (CM. Bon) äolisch (M.

und Gud. Οἰσϑαγ--- in Y (Gud. Avzwg),

Z in J (M. "Atönkos, "Autodw), dorisch (Gud,

᾿Ιϑνῶ) — in EX äolisch (M. ’Auvooo) — in ® (Gud. Σίφων).

H in kurzes 4 (M. ᾿Εχλέλαϑα), in A böotisch

(M. ’Ayrvwo), dorisch (M. ”4yov) — in E(Gud. Γέρας) — in ΕΠ (M. 'Aynoxa), böotisch (M. 'Ausidrs, Gud. Zeidöwgog) — in 1 böotisch (Gud. Πίδαξ, Orion Πίδα)

— in O (Gud. .“Ζἐλοχα) — in Y (M. Γυῖα, "Akvs,

Gud. "Alıs) — in 2 (M. ᾿“γήνωρ, "Außkooaı).

© in II, zwar nicht unmittelbar, doch durch die

Verwandlung von Q90/ in II (M. Eikanivn) ange-

nommen — in Σ (Δ. Bv9og, Gud. Σεμέλη) --- in T

jonisch (Orion Τάφος) — in ® (Gud. Φηρσίν, Diie).

I wird nach ausdrücklicher Bestimmung (M. Ko- γαβος, Gud. Kovaßo) niemals in 4 verwandelt,

wohl aber in E (M.’Ayxı, Guid. ’Avewg), selten langes

I in E von den Aeolern (Gud. Χίλιοι) — in Häolisch

(Δ. Νηλήτεις, Suid. Νηλίτης) — in Y (M. ’Ayavosg,

"Adeveng, Augixvvoveg) — iu N argivisch (M. Ei- varog), rheginisch (M. ᾿2ργεννός, Gud. 'Aoyivns).

K in T (Gud. ’Ausiyo, Γναϑμὸς) — in 4 (M. «ἰϑιοπία) — in® (Gud. Πέπονϑαλ) — in, Z (M.”AIE)

— in II (Gud. Κόλπος) — in Tdorisch (M. ’Exeivog)

— in Φ (Gud. ᾿Ελέφας) — KT in X (Suid. Moıxos).

A in 4 (Plut. Lye. 12.) — in N (M. ᾿Επισκύνιον,

Gud. Κύκνος) — in II (M. Παρνασος) --- in ΡΜ. ’Eow-

διος, Kiongıs).

M in B (M. "Auooßns, Gud. Βλασχω) — in K

(Gud. Κελαινεφές) --- in N (Gud. Aeixvov, Alxvov).

N in T (M. "Ayysikcı), regelmässig vor T, K,

Ξ, X (M. ’Eywvya@) — in A (Μ. 'Aduokin, Gud. Bov- x0401) — in M (Gud. 'Außgocie, Orion "Avsuoı) — in 1 sikelisch (M. 'Aoyevvog, Εἴνατος, Gud. ’Aoyivng).

O in A (M. Aldoie, ᾿Αμαλδύνω, ᾿Ηρακλῆς, Yro-

χυχλα) — in AI (M. ᾿“χκραιφνῆς, Γυναιμανές) — in E

(M. "Aksıoißavov, ““λφεσίβοιαι, Suid. ““ὐϑέντης), äo- lisch (M. Aigevuevor), dorisch (Gud. Πένης) --- in H

(M. Aiuuarosooe, ᾿ Εβδομήκοντα) — in I (Gud. ’Aoyeı-

φόντης) — in Y (M. "Ayvgıs), äolisch (M. und Gud.

Γυνὴ) — ᾿ἴΠ 2 (Μ. Twvie) — OY in Yäolisch (Clem.

Alex. Protrept. $. 31. p. 9.), — in 2 dorisch (M.

"Aygworig, ᾿Αἰκταίωρος).

Ti in B (M. 'AßagviIe) — inf (Krates bei Laur.

Lyd. de mens. IV, 48.) — in X (M. ᾿“κόνητι, Γωνία,

Gud. Tovv) — in M (M. Moio, Zuagayo) — in T

(M. Ὦτα, Gud. “Erouuaoere) — in D (M. Φρυχτω-

ρεῖν, Φρατήρ) -— ΠΤ in BA (M. "EBdouos).

P in A (M. ᾿“λκή, Gud. ’Aorngie) — in M (M. und Gud. ᾿“στεμφής).

Σ in 7 (Gud. Kndo) — in © (M. ’AgıJuos,

= We

Gud. Ῥυϑμος, Orion Θάλασσα), attisch (Gud. Kexo

ρυϑμέναν) — in E attisch (M. "Avri£ovv, Gud. Ξυνέη

χε) — in T (M. Aksvoorrnoig), attisch (Gud. Euvven

χε) — ΣΣ in Z dorisch (M. ᾿“πενδοίαστα), äolisch (M. Sicoue).

Tin © (M. 'Ayasos, "AeI40v, ᾿«“ίσϑω, Suid.

“υϑέντης) — in K (Gud. Κωπίες) — in IT (Gud.

Πήραλ) --- in Σ (M. 'Axgoßvorie).

Yin 4 (M. ᾿Δλινδῶ, ᾿“λία), äolisch (Gud. Ka-

λινδοῦμαι) --- in I (M. Ale, Gud. ᾿“κριβης) — in O (Gud. 400005).

D in B (Gud. Βοῦστα) — in T (M. Teywvsuev)

— in II (Gud. Βλέφαρον).

X in T (Orion 'Ioyuog) — in K schon von

Aristoteles bei dem Worte δίχαιον, δίκαιον angenon-

men (M. "A4x00v, Joxos, Gud. ᾿“μφικύπελλον) — in

A (ΔΙ. ᾿Αλεύατο) — in II (Gud. “έπας) — in ® Gud. Σείφος).

Win B (Gud. Βλωμος) — in ® (M. Epos). 2 in H (M. 'Avrıonzo) — in I (M. ᾿“λεξέκακος)

-- 2 in Ο (Suid. ᾽Οστιάριος, ᾿Ωσείας) — ΩΓ in ΟἹ

böotisch (M. Aidoios) — 2 in ΟἹ dorisch (Gud. Ooirn)

— in OY dorisch (Gud. Θηεῦντο) — in Y (M. und

Gud. "Auvuo).

Zur Veränderung der Buchstaben gehört noch

besonders auch die Zusammenziehung, χρᾶσις, die

Auflösung, διάλυσις, der Diphthonge (M. Γαλόῳ), die

Verdoppelung der Buchstaben, διπλασιασμός, die Ver-

kürzung, ovoroAn, namentlich der Vocale und de-

ren Verlängerung, ἐπταύξησις oder ἐπίτασις, dem Na- men nach zu der letztern die Einfügung eines 4enı- τατικόν (Δ. ᾿Δαγές, "Aßaheı, ᾿ΑΙβίων, "ABgouoı, "Ae-

ϑλον, ᾿“ελλὴς und besonders “ρϑρέίμβολα), eines AA ἐπιτατικόν (M. Auxgvosıs, Janedov, 4ασεῖα, Δασπλὴ

— WI —

τις), eines AA ἐπιτατικὸν (M.’ Akanabeıv), eines BOY

ἐπιτατικὸν (M. Βουβώνγ, obschon diese Einsetzung der Sache nach der ἐπεισόδος, ἐπένϑεσις oder dem

πλεονασμὸς zukommt, Mit diesem Worte haben wir

eine II. Regei der griechischen Etymologie gefunden.

Sobald der alte Grammatiker bei seiner Ableitung mit

der angenommenen Namenwurzel und einer oder meh-

reren Veränderungen der Buchstaben und Sylben

nicht ausreicht, nimmt er frischweg den ihm lästigen

und unerklärbaren Buchstaben als pleonastisch ein-

gesetzt oder eingeschoben an. Es würde überflüssig

seyn, das ganze Alphabet zu durchlaufen, da wirk-

lich kein Buchstabe (vielleicht mit der einzigen Aus-

nahme von 5) fehlt, der nicht der Laune des Ety-

mologen gehorchen müsste. Dahin gehört namentlich

das 4, welches nicht weniger als sieben Bedeutun-

gen haben soll, darunter ein A ἀϑροιστικὸν (M.” Aö- önv), besonders oft IT‘, dann Bäolisch (M. ᾿.4λιβδύειν),

syrakusisch (M. Jeoßıorno), N poetisch (M. Διακριν

ϑεῖτε), ja selbst die Annahme von der Einfügung

ganzer Sylben, worunter ausser den schon oben an-

gegebenen vorzüglich häufig 44(M. "Auvg9wlosooer,

““ρμαλίη, Γύαλον, Δαιταλεὺς, EyyvakiSaı, ᾽᾿Εντροπαλι-- ζόμενος, Orion "Agros) vorkommt, ausserdem AX(Bek-

ker Anecdot. III. p. 1438.), 4K (M. Φυξακινός), ΓΟ

(M. "Aynoye), 40 (ebendas.), EA (Orion AeıxElıuog),

TP (M. und Orion ᾿“γρυπνία), KEN (M. Aixev), NIE (M. "Adwvıg), ΠΕΡ (Orion ᾿Ηπεροπέα), DI (Suid.

Ἶφι) u. s. w. Nur einigermaassen wurde hier die

Willkür durch die Regel, welche Herodian aufstellte (M. “Oov), begrenzt, dass durch die Einfügung eines

Buchstabens weder der ursprüngliche Accent, noch

Spiritus verändert werde, während man eine solche

nur bei einer Unterart des Pleonasmos, bei der Aus-

a ἐκ

einanderdehnung eines langen Vocals, διαίρεσις, z. B.

ἧς in ἕης, annahm. Eine andere Unterart des Pleonas- mos ist die Reduplication, der ἀναδιπλασιασμός,") oder

die wiederholende Vorsetzung eines Stammbuchstaben

oft mit demselben, oft mit anderm Vocal z.B. BA (M.

Βάβαξ, Baußeiveı), BOP (M. Βόρβορος), TAT (M. Γαγγαλίξω", AT (Suid. “ιδάσκαλος, M. ebendas. νἱ δέν

δυμος), AA (Μ. “λαλη), AA (Μ. ᾿«““λαλκων)., MAP (M. ᾿ΑΔμαρύσσω), ΠΑ͂ (Μ. ᾿Ακέραιος), III (Suid. Ἔμι-

πλη») u. Ss. w. Eine Ill. Regel oder Freiheit dieser

alten Etymologie ist das Gegentheil des Ueberflusses,

die Ausstossung oder Abschneidung uubequemer Buch-

staben und selbst Sylben. Diese heisst συγκοπη, apei- ρεσις, συστολή, ἔνδεια, ἔλλειψις, ragakeııs, ἀποβολὴ und «roxorır;, besonders wenn sie am Ende eines

Wortes angenommen wird. Auch hier möchte es

wenige Buchstaben geben, die nicht dieses Schicksal

erführen. Selbst Sylben, wie #/ (Δ. Jeis), II(Suid.

Mesorı), EI (M. 'Ayoousvoı), ON (M. Aiuerosooe), TO (M. Aino)og), ZA (M. Aneılyenv), sogar zwei Sylben (Δ. 'Axocupvns, Βύνη), obschon sich Herodian,

der überhaupt etwas Ordnung und Licht in dieses

Chaos gebracht zu haben scheint, dergleichen anzu-

nehmen sträubte. Derselbe Grammatiker scheint sich

auch in dem Werke περὶ παϑώῶν, das sich besonders

mit den Verwandlungen und Verschiebungen des Laut-

systems beschäftigte, gegen die Zusammenziehung

von drei Sylben in Eine ausgesprechen, und da, wo

sie scheinbar statt fand, eher einen μετασχηματισμὸς

anerkannt zu haben (M."Augıs p. 93, 50.). Beiläufig

*) Gehört nicht auch das Werk des Philoxenos περὶ aradı-

πλασιασμιοῦ (Orion 5. v. Baußaivw) wenigstens zum Theil

hieher ?

— 1093 —

bemerke ich hier auch, dass er dort den schon vorher

angewandten Grundsatz aussprach, dass man die Ei-

gennamen nicht in Etymologieen zwingen müsse. Vrgl.

Etym. M. 5. v. 'Alzumn: Οὐ dei γὰρ ἐπὶ τῶν xu- ρίων ἐτυμολογίας λαμβάνειν. οὕτως Howdıavog περὶ

παϑῶν. Endlich IV. kaun eine ὑπέρϑεσις, μεταάϑεσις

τῶν στοιχείων, ἀντίϑεσις, ἐναλλαγή, ein ὑπερβιβα-

σμὸς statt finden. Buchstaben, bei deren Ausspraehe

oder Stellung die Zunge sich sträubt, können um- springen, ein auch in der neuesten Etymologie aner-

kanntes Gesetz. Ueberschauen wir folgende dahin

gehörige Beispiele, die keineswegs auf Vollständigkeit

Anspruch machen — ANAET in AITEA (M. 'Ay- γεῖλαι), BATP in BPOT (M. Booreyos), BAP in BPA (M. Βαρδιστος), JAI in ΑΔ (M. Aldo),

AAPM in APAM (N. 4ρέμω), AAPTin JPAT(M.

Ζ4ρατα), APEK in JEPK (M. 4έργματα), ENNE in

ENEN (M. Eßdourxovre), EPA in APE (Heraklides bei Orion 8. v. 'Averr.), [44 in AI (M. Δαίς), KEP

in KPE (M. Jixoov), MEAin AEM (Suid. ““3βλεμέωςῚ, MEN in NEM (M. "Ausvos), MOAIB in BOAIM (Μ. Βόλιμος), NEK in KEN (M. Yıaxovos) ‚ ΝΟΘ in

OON (M. ᾿Οϑνεῖον), OPT in POT (Orion Bgoros),

TI1AT in ILATA (M. ᾿Εχπαγλότατε), PAI in AIP

(M. Aloe), PAII in APII (M. Aonis), PIOM in

MIOP (M.’ “μιϑρῆσαι) ZTPE in ZTEP (M. 'Aoreu-

φές), TOK in KOT (M.’Ailoxorov), TYILTIin ΠΙΤῪ (ebendas.), YP in ΡΥ (M. Φρυχτωρεῖν), DEPB in

BPE®D (M. Βρέφος), XYN in XNY(M. Atyvvuaı) —:

so ergibt sich, dass besonders liquidae ein solches

Umschlagen bewirken, dass aber dieses Umschlagen

nicht näher zu bestimmenden Gesetzen folgt, sondern

in der freiesten Ungebundenheit nach dem in der Ety- mologie weitverzweigten Princip der Euphonie (δ.

— 194 —

"Ayyxı) zuweilen sogar noch eine anderweitige Ver-

änderung des Buchstabens, Trübung des Vocals ver- ursacht.

Fragen wir uns, in welchem Maasse diese vier

Hauptregeln von den Griechen angewandt worden,

so lehrt ein Blick in das Etymologicum Magnum, dass

nicht etwa bloss τροπή und πλεονασμός (Auvvo), τροπή und anoxorn (Avdgaxag, ᾿Αντήρεις, ᾿Ανωχϑι,

B03905), τροπή und ὑπερβιβασμὸς (Βραβεῖον, Boorog),

πλεονασμος und ovyxorn (ἀμφορεὺς, Boa, Γαμβρός, Φυζανικός), πλεονασμός und διπλασιασμός ( Βόρβορος).

πλεονασμὸς und ὑπέρϑεσις (Βραδὺύς, Βύρσαγ, αὔξησις und ὑπέρϑεσις (Γεγωνεῖν), διπλασιασμὸς und συναί--

ρεσις (Γέγειος) sondern auch τροπή, ὑπέρϑεσις und

χρᾶσις (Διάκονος), τροπῇ, πρόσϑεσις und ἀποβολγ (ἀμύνων), συγκοπή, μετάϑεσις und διπλασιασμός (Γερ-

γύρα), διπλασιασμὸς, πλεονασμός und ἀποβολή (Γογγύζω), ja zuweilen alles Erdenkbare (Tıwwoxw) in einem ein-

zigen Worte zugelassen wurde. Das Netz des

Irrthums hatte sich so fest gelegt, dass selbst ver-

nünftigere Männer, wie Herodian, die vielfach ver-

schlungenen Fäden nicht zu entwirren oder zu zer-

reissen im Stande waren. Ein Beispiel möge ge-

nügen. Vrgl. Etym. M. ”Aantog — — ὁ δὲ How- διανὸς τὰς μὴ δυναμένας φϑαρῆναι λέγει σημαίνειν τὸ

ὄνομα κατασκευάζων οὕτως. ἐστιν ἔψ ζῶον ἐσϑίον τὰ

ξύλα, καὶ κλίνεται ἰπὸς. ἐκ τούτου γίνεται ῥῆμα ἰάπτω.

ἐξ οὗ δηματιχκὸν ὄνομα ἰαπτοὺς, καὶ κατὰ στέρησιν αἀϊάπτους, καὶ κατ᾽ ἔλλειψψιν τοῦ I ἀάπτους. Wer end-

lich wissen will, welche strenge Anforderungen man

dennoch an den Etymologen machte, lese die eilf

Stücke der χρετικὴ φρόνησις, welche Proklos zu Pla-

ton. Kratyl. p. 44. aufstellt, aus denen ich nur zwei

für den vorliegenden Zweck heraushebe: "Exrov dei

— 15 —

αὐτὸν εἰδέναι καὶ τὰ πάϑη τῶν λέξεων, οἷον ἀπο- κοπτάς, συγκοττάς, ἐλλείψεις, τελεονασμούς, συγαλοιφαᾶς,

ἀφαιφέσεις, συνιζήσεις καὶ τὰ τοιαῦτα. “Ἕβδομον δεῖ

αὐτὸν καὶ τὡς τῶν στοιχείων ἰδιότητας εἰδέναι;

ἀπὸ γὰρ τούτων ἐσχάτων ἡ ὀρϑότης δείκνυται τῶν ὀνομάτων καὶ ἡ πρὸς τὰ πραγματὰ συγγένεια.

Zwei Thatsachen mögen aber den Schlussstein dieser Untersuchung bilden, eine rein grammatische, der Umstand nämlich, dass die Griechen, indem sie keine Zusammensetzungs- und Ableitungsbuchstaben anerkannten, eine Masse Wörter vom Futurum ab- leiteten (A@deg, “αήμων, Aeig καὶ δαῖς, Aaxgvs, Ja-

μασος, Jeiuu, “]εισήνωρ, “ρῆσος, Δῶμα, “ως, “ωτίν). eine andere von grösserer wissenschaftlicher Bedeu-

tung, dass das Streben, Götter-, Helden- und

Landesnamen ableitend zu deuten, auf die

Bildung ihrer Mythologie einen ganz unbe-

rechenbaren Einfluss geübt.

Mythologie und Etymologie.

Den eben angeregten Gedanken haben schon

zwei Orientalisten der neuesten Zeit in einer Schärfe

ausgesprochen, welche hinreichend zeigt, wie schr

sie die weite Verbreitung dieses Sachverhältnisses

erfasst hatten. Pott sagt in der Vorrede zu seinen

etymologischen Forschungen I. Bd. S. LXXVIH: ‚In

der Mythologie, besonders in der spätern explicaturi-

sirenden oder räsonnirenden, hat Namensetymologie

er 1

Hunderte von Sagen geschaffen, die völlig taub und

leer sind, und hinter denen man vergebens eine gross-

artige Idee oder ein historisches Factum sucht — —

Aus diesem Grunde ist das Studium der Eteo- und

der Pseudo-Etymologie für die Erforschung der My-

thologie von der äussersten Wichtigkeit.‘ und P. von

Bohlen in der Einleitung zu seiner Genesis S. CXCVH.

bemerkt von hebräischen Erzählungen: ‚‚Hier wird,

wie [in] jeder Mythengeschichte, die Etymologie als

ausschmückendes Element am öftersten und zwar auf

eine mehrfache Weise verwendet.“ Indem ich die

Wichtigkeit dieser Gedanken gebührend anerkenne,

kann ich doch nicht umhin, dieselben noch über die

Grenzen, welche diese beiden (Gelehrten gezogen,

weit hinauszudehnen. Denn einestheils ist die Ety-

mologie nicht bloss als ausschmückendes, sondern

wahrhaft schaffendes Element, und nicht bloss in der

spätern Mythologie, sondern in uralter homerischer

und hesiodischer kräftig wirksaın, — anderntheils ist

auch nicht bloss ein Einfluss der Etymologie auf die

Sagengeschichte, sondern auch der letztern auf die

erstere deutlich erkennbar. Mit andern Worten: man

lässt nicht allein Mythen aus Namen entstehen, son-

dern sucht vielfach den bestehenden Mythos ausdem

Namen des Gottes oder Helden herauszuklügeln oder

in denselben hineinzulegen. Demnach ergibt sich für

unsere keineswegs erschöpfende, sondern bloss an-

deutende Darstellung eine doppelte Seite, deren I.

wir mit dem Namenetymologischer Mythologie

bezeichnen, und die wir eben dadurch von aller phi-

losophischen , einschliesslich naturwissenschaftlichen,

und poetisch-geschichtlichen *) auf’s Bestimmteste son-

*) Diese drei Wissenschaften: Philosophie (nebst Natur-

wissenschaft), Geschichte uud Etymologie halt der

— 17 —

dern. Von dieser etymologischen schliessen wir aber

alle jene Sagenbildung aus, in welcher bloss Namen

aus Namen derselben Wurzel gezogen werden, wie

etwa wenn Perser von Perseus, Meder von der Me-

dea, Joner von einem Jon, Pelusion von Peleus, As-

kanios von Askalos u. s. w. abgeleitet werden. Nur

diejenigen kommen hier in Betracht, wo die Wurzel

eine andere wird, als in dem zu entziffernden Worte.

Hier aber gestaltet sich eine dreifache Art der Deu-

tung. Die neue Sage entsteht aus jenem Namen,

dessen Auflösung man sucht, entweder indem die

Stammsylben erklärt werden, oder indem auf die

Endungen ein solches Gewicht gelegt wird, dass

daraus neue Vorstellungen und Thatsachen sich ent-

wickeln, oder indem Stamm- und Endsylben zu

solchen sich auseinanderbreiten. Dass dabei nie eine

richtige Auflösung entsteht, ist eine Sache, die kaum

einer Erwähnung bedarf. Wir trennen diese drei Ar-

ten nicht näher. Was die Stammsylben betrifft, so

scheinen Namen und Beinamen der Götter hier einen

besondern Spielraum gegeben zu haben. Gehen wir

einige der Hauptgottheiten durch, so mag die Ge-

burt des Zeus auf dem Berge Lykäos, die Verehrung

durch Lykaon, die Stadt Lykosura entweder ihren

Ursprung in dem Beinamen des Zeus Lykäos, oder

auch in Trümmern historischer Art haben — wirlas-

sen diess dahin gestellt seyn — ; wenn aber Lykaou

Verf. für die Quellen aller Mythologie d. h. Sagenbildung.

Natürlich denkt er sich die Naturwissenschaft einmal nicht

als eigentliches Wissen um die Natur, sondern wie Philo-

sophie, Geschichte und Etymologie als Streben nach dem

darin enthaltenen Gegenständlichen; dann aber diese Na-

turspeculation im Sinne der Alten als Physik innerhalb der

Philosophie, nicht als selbstständige Lehre.

— 18 —

dem Zeus deshalb missfällt, weil er ihm an den Au- καιὰ seinen Sohn opfert, und der Gott ihn nun in ei-

nen Wolf verwandelt, so ist hier eine offenbare Ety-

mologie des Namens Lykaon, Lykäa, Lykosura von

λύκος ersichtlich. Dieselbe zeigt sich, wean der Beina- me des Zeus Lykäos so gedeutet wird, dass er Wölfe

aussendet oder xaz ἀντίφρασιν sie abwehrt. Ebenso dürfte die αἰγίς des Zeus, welche mit αἵσσω zusam-

menzuhangen scheint, und somit den Blitz oder Sturm

bedeuten würde, nur durch eine missverstandene Ab-

leitung zum Schilde geworden seyn, ebenso wie nun

aus einer solchen von «tyloyog die ganze Sage von

der Ziege, αἴξ, durch die er ernährt wurde, entstand,

womit wieder das Verbergen Alyaiy ἐν ὄρει (Hesiod.

Theog. 484.) zusammenhängt. Vrgl. Clem. Rom. re-

cogn. X, 32: ‚„‚Hanc ergo procellam, quae χαταιγίς

Graece appellatur, aegem, id est, capram dixerunt

u. s. w.“ freilich mit anderer Beziehung. — Der heil-

bringende Apolion scheint bessnders dadurch zum ver-

derblichen Gotte geworden zu seyn, dass man seinen

Namen mit ἀπολλύναι in Verbindung setzte, wofür

Beispiele aus Aeschylos, Euripides, Archilochos schon

oben vorgekommen sind. Einen Beinamen der Athene

erklärt das Etym. M. s. v. ᾿λλωτίς also: ““9ϑηνᾶ oV- τω καλουμένη, ἐτιμᾶτο ἐν Κορίνϑῳ, καὶ ξορτὴ ἑλλωτία-

εἴρηται δὲ “Ελλωτὶς ἡ ϑεὺύς, ὅτι Βελλεροφόντης τὸν

Πήγασον ἵππον ἑλὼν zu ὑποϑήκην καὶ συμμαχίαν τῆς 1ϑηνᾶς ἐχαλίνωσε, καὶ ano τοῦ ἑλεῖν τὸν ἵττπτον “Ἑλλωτίαν (1. Ελλωτίδα) προσηγόρευσεν αὐτήν, καὶ ἱε- ροῦν αὐτῇ ἱδρύσατο., worin es freilich bei der unge-

meinen Willkür der Ableitung zweifelhaft bleiben kann,

ob wirklich die Sage aus einer solchen entstehen konnte.

Ein anderer Beiname der Athene schuf eine ganze

Reihe von Sagen. Die 'Tritogeneia musste geboren

- δά —

seyn, wo sich ein Triton, eine Tritonis und Aehnli-

ches fand. Daher machten die Auseer sie zur Tochter

des Poseidon und «des Sce Tritonis (Herod. IV, 180.),

die Böoter zur einheimischen am Flüsschen Triton ge-

bornen Göttin, ja der ganze Mythos vom Entspringen

aus dem Kopfe des Zeus entstand eben daraus, dass

n τριτὠώ in kretischer Mundart so viel als κεφαλή seyn sollte. Sie wurde daher die Kopfgeborne, die aus dem

Kopfe geborene. und nun entspann sich durch das

weitere Verfolgen jener Phantasie die ganze Aus-

schmückung vom Hammerschlage des Hephästos oder

nach andern des Prometheus. Auch die Vorstellung

von ihr als Bewaffneten mag durch eine Ableitung des

Wortes Παλλάς von πάλλειν sich gebildet haben, und

sie so die Schwingende, Lanzenschwingende, gewor-

den seyn. (Etym. M. 5. v. Παλλας). Die Koryphasia

leitete man bald von einer Mutter Koryphe ab, bald

„ex vertice summo Jovis’“ Arnob. IV, 16. — Was

Ares betrifft, so ist schon von Andern bemerkt wor--

den, dass die Anklage desselben bei den zwölf Olym-

piern, welche das Blutgericht, den Areiopagos bilden,

ein etymologischer Mythos sey (Schaaff Mythol. d.

Griech. u. Röm. herausg. v. Schincke. Magdeburg. 1839.

S. 109.). — Wie Hesiod schon die Aphrodite als

Schaumgeborne darstellte, mithin Veranlassung oder

Fortführer einer ganz andern Sage wurde, als der bei

Homer vorhandenen, wo sie Tochter des Zeus und der

Dione ist, sahen wir früher. Aus der Astarte schuf

man eine ᾿“στροάρχη (Bohlen a. a. O. S. CXCVIM.)

oder machte sie zur Astrate (Etym. M.). — Hermes,

der hellglänzende, ἀργειφοόντης, wie ihn schon Stoiker

erklärten, wird zum Argoswürger, inden man das

Wort von "A40yos und φόνος ableitet. — Von Dionysos

haben wir oben S. 6. vermuthet, dass die Sagen über

— 110 ° —

ihn als Sohn des Zeus, der geboren sey aufdem Nysa,

sich aus der Trennung ın Jia — vvoog herausgebil-

det, und im analogischen Zusammenhange mit den

andern hier mitgetheilten 'Thatsachen dürfen wir es

nun als sicher annehmen, besonders da einerseits sein

Geburtsort häufig in ganz andere Orte verlegt wird,

andererseits aber die Endsylbe vvoog gedeutet wird theils

auf seine Beherrschung von Nysa, theils auf Eigen-

schaften des Weines selber (Etym. M. s. v. Jsvvvoog

und Jıovvoog). Ganz ähnlich stelltsich bei genauerer

Betrachtung die römische Sage von der Entstehung

des Capitols heraus. Dort soll ein Haupt des Olus

oder Tolus (bei Varro noch ganz im Allgemeinen ein

„caput humanum‘‘) gefunden worden seyn, wo offen-

bar caput-oli eine blosse Ableitung von capit- olium

ist. — Aehnlich wird Zoro-aster bei Clem. Rom. re-

cogn. IV, 28. als ‚‚vivum sidus‘‘ gedeutet. — Die

Sage von der Ernährung des Telephos durch eine

Hirschkuh scheint in denselben Bereich zu fallen. Vrgl.

Apollodor. IH, 9,1: OnAnv ὑποσχούσης ἐλάφου Τη-

λεφος ἐχληϑη. — Die Sage von Deukalion, als Wie-

dererneuer der Menschheit durch Steine, beruht auf

der Etymologie der λαοί von λάας, wie schon häufig

bemerkt worden. Vrgl. Theophyl. ad Autol. III, 18.,

Bohlen a. a. 0.— Was der Pegasos seyn sollte, wussten

die Alten nicht zu sagen. Indem sie daher den Na-

men mit einer Quelle, 77777, in Verbindung brachten, erzählten sie bald, er sey geboren an den Quellen des

Okeanos (Hesiod 'Theog. 282.), bald stellten sie ihntrin-

kend aus der Quelle Pirene dar. (An einer Statue zu

Korinth floss das Wasser einer Quelle durch seine

Hufe. Vrgl. Pausan. II, 3,5.) — Die Horn - und El-

fenbeinthore der Träume sind schon oben als aus

χραιαίνω und ἐλεφαίρεσϑαι hervorgegangen erkannt

— 11 —

worden. — Die Sage von der storchschnellen Flucht

der Pelasger beruht auf der Aehnlichkeit ihres Na-

mens mit πελαργός. — Die von der einen Brust der Amazonen liegt rein im Namen « und μαζός; es sind

also die, denen eine Brust fehlt. — Der Kentaur Chiron

wird Urheber der Chirurgie. — Aehnliche Beziehungen

und Verwandlungen des Worteszu neuen Anschauun-

gen bietet auch sonst das hellenische Lieben dar, wie

wenn z. B. Philochoros sagte, I,inos sey von Apollon

getödtet worden, weil er zuerst die leinene Saite (Ai-

vov) abgeschafft und dafür die Darmsaite erfunden habe,

oder wenn das Grabmal des Jieonidas miteinem Lö-

wen geschmückt ward, oder endlich bei Opferhand-

lungen statt der gebotenen Thiere (n4«) gleichnamige

Aepfel dargebracht werden.

Allein nach einer II. Seite hin übt nun die My-

thologie hinwiederum eine unberechenbare Rückwir-

kung auf die Etymologie aus. Indem man von der

stillschweigend angenommenen Ueberzeugung ausgeht,

in dem Namen der Gottheit liege ihr Wesen ausge-

prägt, muss auch der Buchstabe diesem Gesetze ge-

horchen. Wo also von Götter- Helden und Landes-

namen die Rede ist, zeigt sich meist in den Deutun-

gen nicht allein der Stoiker, sondern auch der Gram-

matiker entweder der Bestand der Sage selber, oder

eine willkürliche Färbung der letztern. Beispiele fan-

den wir schon oben bei den Dichtern, sie finden sich

in reichster Fülle, wenn man nur einen Eigennamen

im Etymologicum M. nachschlägt. So ist Apollon, der

heilbringende, ὁ ἀπελαύνων καὶ ἀπολύων ἀφ᾽ ἡμῶν τὰς

vooovg; Ares wird abgeleitet παρὰ τὴν ἀρὰν τὴν yEvo- μένην βλάβην ἐκ τοῦ πολέμου: ἢ παρὰ TO τὴν χάραν, χάρης, καὶ ἄρης ἢ παρὰ τὸ ἀείρω u, 8. W., Atreus παρὰ τὸ τρεῖν, also der sich nicht fürchtet, Achilleus

— 112 —

παφὰ τὸ ἄχος λύειν: ἰατρὸς γὰρ ἦν. ἢ διὰ τὸ ἄχος, 6 ἔστι λύπην, ἐπενεγκεῖν τῇ μητρὶ καὶ τοῖς ᾿Ιλιεῦσιν, ἢ διὰ τὸ um ϑίγειν χείλεσι χιλῆς, ὃ ἐστι τροφῆς α.5.νν.:

die Helena παρὰ τὸ ἕλω τὸ ἕλκύω, κἡ πρὸς τὸ ἴδιον

κάλλος ἕλκουσα τοὺς ἀνθρώπους, διὰ τὸ πολλοὺς ἑλεῖν

τῷ κάλλει: ἢ παρὰ τὸ Ελλας u. 5. νν.;} so wird die

Demeter, eine die da finden wird (Bohlen a. ἃ. O.),

eine Anw, ἀπὸ τοῦ δήειν, τοῦ ζητεῖν, τὴν Περσεφόνην; die Pallas deutet man unter andern, ὅτε Παλλαντα, ἕνα τῶν γιγάντων, arıexteivev. Reichen Stoff bietet

in dieser Beziehung wieder Kornutos περὲ ϑεῶν φύ-

σεως. Aus den Stoikern ist überhaupt fast alles

Derartige geschöpft. Eine Vergleichung des Etymo-

logicums mit den Fragmenten derselben würde diess

zur Gewissheit erheben.

Die Römer

Priester und Dichter die ältesten

Etymeologen.

Wenn wir bei Aristoteles Rhet. II, 23. die Nach-

richt fanden, dass grieshische Hymnenpoesie es nicht

verschmähte, den Namen der Götter ausdeutend zu

verfolgen, so tritt dieselbe Erscheinung in wahrhaft

überraschender Weise bei den Römern auf. Uralte

Gesangsformeln, carmina, indigitamenta, scheinen

den ersten Stoff zu näherer Erforschung der Sprach-

wurzeln geliefert zu haben. Diese Thatsache ist na-

türlicher, als sie auf den ersten Bliek scheinen möch-

te, indem der Eigenname in frühester Zeit vollwich-

tiger sich darstellt, als in späterer, wo er der Tiefe

einer besonnenen Bezeichnung entbehrt, und sich als

Spiel des Zufalls oder gleichgültige Benennung der

Uebereinkunft verflacht. Der Mythus muss deshalb

grosses Gewicht auf den Namen des Gottes legen,

und auf seiner bestimmten Ausdeutung beruht nicht

selten sein ganzes luftiges Gebäude. Allein je weiter die Zeiten und die Sprachen fortschreiten, um so un-

verständlicher werden allgemach die alten Ausdrücke;

I. 8

— 14 —

sie erhalten sich jedoch, wenn auch verbogen und

verrostet, doch, wie Alles, was zum Cultus gehört,

sehr lange, und stehen nachher vom Volke unbegrif-

fen da, als Reste einer untergegangenen Cultur. Zu

solchen Denkmalen römischer, vielleicht etruscischer

Priesterweisheit gehören auch die indigitamenta,

deren Wesen genauer in einer andern Abhandlung *)

auseinandergesetzt werden soll. Einstweilen begnü-

gen wir uns, das etymologische Element in densleben

nachzuweisen. Dieses ergibt sich aber aus einer ganz

klaren Aeusserung des Serv. zu dem Verse in Virg.

Georg. 1, 21: Dique deaeque omnes, studium quibus

arva fueri., wo er sagt: ,‚Nomina haec numinum in

indigitamentis inveniuntur, 1. e. in libris pontifi-

calibus, qui et nomina deorum et rationes ipso-

rum nominum continent, quae etiam Varro docet;

nam, ut supra diximus, nomina numimibus ex officiis

constat imposita.‘‘“ Welche andere Gründe von Göt-

ternamen können hier gemeint seyn, als eben etymo-

logische? Dahin gehörte also die Erklärung eines Vervaector, Inporeitor, Sarritor, Subruncinator, Sator

oder Saturnus — vrgl. Festus: ;,Saturno — — qui

deus in saliaribus Saturnus nominatur, videlicet a sa-

tionibus —“‘ und mehrerer anderer. Die Verbindung

aber, in welche Varro von Servius mit jenen indigi-

tamenta gesetzt wird, deutet darauf hin, dass die

Aufzählung und Erklärung von italischen Gottheiten,

*) Einen zweiten "Theil des Schriftchens de versu Saturnio,

worin dieser Abschnitt ausgearbeitet war, und der schon

angekündigt worden, werde ich nicht herausgeben. Auch

das neuerdings erschienene Fragment des Charisius

spricht wieder für die vollste Unkenntniss und Uneinig-

keit der römischen Grammatiker über den s.g. Saturnius.

— 15 —

wie sie im XVI. Buche seiner antiquitates divinae vor-

genommen worden, mit jenen Büchern alter Priester-

weisheit hinsichtlich des Stoffes uns der Richtung zu-

sammenhing. Ebenso weist der Titel eines Logisto-

ricus bei Nonius: Pappus sive de indigitamentis. auf

eine besondere Abhandlung über solche dunkele Na-

men, und das einzige daraus erhaltene Bruchstück

(Ρ. 324. ed. Bip.) auf wirkliche etymologische Erör-

terungen hin: ‚,‚Nasturtium non vides ab eo dici,

quod nasum torqueat, Vestipicam, quod vestes spici-

at?“ Es genüge dieses um anzudeuten, wie wir uns

jene Bücher denken; weitere Ausführungen seyen der

andern Erörterung vorbehalten. Nur eine Frage darf nicht unangeregt bleiben: Haben wir uns unter die-

sen indigitamenta Werke in Prosa oder alte Gesanges-

formeln zu denken? Ich glaube das Letztere, indem

prosaische Abhandlungen dem Geiste jener Zeit zu

fern liegen, nur dass man sich keine metrisch gebau-

ten Verse dabei vorstelle. Es waren höchst wahr-

scheinlich Sprüche, wie die Iuschrift jenes Altars bei

Tertullian de spectac. c.5: CO'NSVS. CO'’NSILIO'. MARS. DVELLO. LA'RES. CO'MITIO. POTEN- TES., worin Consus consilio offenbar auf eine Ety-

mologie hinausläuft. Neigte sich aber jene frühe Cul-

tuspoesie zu solchen grammatisirenden Beobachtun-

gen, was Wunder, wenn die ersten römischen Dich-

ter cinen gleichen Trieb in sich fühlten! Zwar wol- len wir nicht mit Varro L. L. VI. p. 79. behaupten,

fruchtbarer würden sie gewirkt haben, wenn sie mehr

etymologisirt hätten: ‚‚Quodsipoetice, [4086] in carmi-

nibus servavit multa, prisca quae essent, sic etiam,

cur essent, posuisset: fecundius poemata ferrent

fructum — ,‚‘ allein fassen wir die Erscheinung, ein- fach wie sie sich uns ergibt, ins Auge, so bleibt sie

— 116 —

immer höchst sonderbar, und nur dadurch zu erklä-

ren, dass jene Dichter sich noch nicht, wie unsere

Zeitgenossen, als beglückte und befähigte Günstlinge

der Natur ansahen, die keiner Ausstattung als ihrer

geistigen Anlagen und einiger Sprachkenntniss bedürf-

ten, sondern als σύφοι, docti auch auf ein tieferes

Wissen, auf Schule und Gelehrsamkeit Anspruch

machten. Für Narvıus haben wir das Zeugniss des

VarroL.1..IV. p. 14: „Aventinum aliquot de cau-

5615 dieunt: Naevius ab avibus, quod eo se ab Ti-

beri ferrent aves, alii ab rege Aventino, quod ibi sit

sepultus...... .‘*“ wo also die Etymologie gleich eine antiquarische Richtung nahm. Dasselbe ist der Fall

mit Palatium p. 16: ,,‚Sed hoc alii a Palanto uxore

Latini putarunt; eundem hunc locum a pecore dictum

putant quidam ; itaque Naevius Balatium appellat.‘“,

worüber noch G. F. Grotefend hemerkt, dass der Dich-

ter die geschichtlichen Ableitungen verwarf. Mannich-

faltiger gestaltet sich das Verhältniss schon bei Ex-

xıus. Vrgl. Varro L. L. IV. p. 17: ,Ager Romanus

primum divisus in parteis treis, a quo tribus appella-

tae Tatiensium, Ramnium, Lucerum, nominatae, ut

ait Ennius, Tatienses a Tatio, Ramnenses a Romulo,

Luceres, ut ait Junius, a Lucumone. Sed omnia haec

vocabula Tusca, ut Volnius, qui tragoedias Tus-

cas scripsit, dicebat.‘ Weniger möchten wir Var-

ro V. p. 73. beisiimmen, wenn er behauptet: ‚Ab

auribus videntur dicta verba audio et ausculto, audio

ab aveo (oder. vielmehr aueo), quod auribus auemus

discere semper, quod Ennius videtur etymon osten-

dere velle in Alexandro, cum ait: Jamdudum ab lu-

deis animus atque aureis auent, auide exspectantes

nuntium.‘“ Hier lag wohl bloss eine Allitteration zu

Grunde, wie sie Näke in Jder römischen Poesie als

— 117 —

weitverzweigle Neigung nachgewiesen hat, obschon

eine solche freilich oft von einer Etymologie kaum

zu unterscheiden ist. Dagegen stimmen wir von Her-

zen in seinen Tadel VI. p. 96. ein: ‚„‚Apud Ennium:

Andromachae nomen qui indidit , recte indidit, item:

Quapropter Parim pastores nunc Alexandrum vocant.,

imitarı dum voluit Euripidem et ponere etymon, est

lapsus; nam Euripides, quod Graeca posuit, etyma

sunt aperta. 1lle ait, ideo nomen additum Andromachae,

quod ἀνδρὶ μάχεται, hoc Ennii quis potest intellegere

in versu significare, Andromachae nomen qui indidit,

recte indidt? Aut Alexandrum ab eo appellatum in

Graecia, qui Paris fuisset?‘‘ Von Arrıus ist der Vers

merkwürdig bei Varro L. L. IV. p. 24: ‚Qui recte

consulat, consul fiat.“ Für PLAautus bezeugt diesel-

be Sitte Scaliger zu VarroL.L. IV. p. 3. (ed. Bip.).

„Plautus Captivis more suo allusit ad etymologiam

veram (des Wortes pertinax). Non enim a perten-

dendo, ut vult Varro, sed a pertinendo. Ita enim ait:

Quid ais? tenaxne eius pater? Ph. Immo edepol per-

tinax.‘“ Dahin gehört auch aus Asin. ΠῚ, 1, 3: „‚Pi-

em Pietatem.‘‘, Casin. II, 4, 4: ,‚‚Potestas plus pot-

est.“, Casin. ΠῚ, 1, 2: ,‚,‚Specimen specitur, nunc

certamen cernitur.“ von Näke (in Niebuhr’s rhein.

Muscum Ill, 3. S. 328.) als Paronomasie angeführt.

Für LucıLıus sind weniger Beispiele aus den Al-

ten bekannt. Vrgl. Festus: ‚‚Petauristas Lucilius a

Petauro appellatos existimare videtur, cum ait: Si-

cuti mechanici, cum alto exiluere petauro.’‘ Varro

L. L. IV. p. 18: ,„,A qua vi nateis dieta vita, ut

illud a Lucilio: Vis est vita vides, quae nos facere

omnia cogit.“, p. 24: „‚Praetor dietus, qui praeiret

iure et excreitu. A quo Lucilius: Ergo praetorum

est ante praeire.‘“ Luckkrius macht sogar aus

— 18 —

dieser Beachtung der Elemente kein Hehl, er birgt

sie nicht mehr in die Hülle einer Alliteration, sondern

erörtert nicht selten die Wurzeln. Vrgl. I, 910:

Atque eadem paullo inter se mutata creare

Igneis e lignis® quo pacto verba quoque ipsa Inter se paullo mutatis sunt elementis,

Cum ligna atque igneis distincta voce notemus.

Wo Begriff und Wort übereinstimmen, nennt er das

Letztere a re, d. i. ἀπὸ τοῦ πράγματος, impositum; so VI, 423:

Quod superest, facile est ex his cognoscere rebus,

ΠΠρηστῆρας Graii quos ab re nominitarunt.

740:

Principio, quod averna vocantur, nomen id a re

Impositum est, quia sunt avibus contraria cunctis.

Bei Ovıp wird die Etymologie, namentlich in den

Fasten, eine wahre Sucht, so dass die Ableitungen

nicht mehr auf die antiquarischen Gegenstände, die er

behandelt, beschränkt bleiben , sondern sich auf eine

Anzahl verwandter Wörter ausdehnen. Vrgl. I, 129.,

238., 317. f., 335., 581., 609:

Sancta vocant augusta patres: augusia vocantur

Templa, sacerdotum rite dicata manu.

Huius et augurium dependet origine verbi,

Et quodcumque sua Jupiter auget ope.

631., II, 19. f., 423., 475. ἢ, V. 280:

Aut pecus aut latam dives habebat humum ;

Hinc etiam locuples, hine ipsa pecunia dicta est.

Seltener erscheint eine Worterklärung endlich bei

ναι, 1, 367., V, 117., 568., VII, 59., VII, 322: Laatiumque vocari

Maluit, his quoniam latuisset tutus in oris.

VII, 345., wo aber immer wieder ein antiquariseher

Zweck durchschimmert. Ueberblicken wir aber das

— 119 —

hier Zusammengestellte, so zeigt sich in der Iyrischen

(Hymnen-), epischen, dramatischen und didaktischen

Poesie gleichmässig dieser auffallende Zug, dessen

Erscheinung wir daher unmöglich einem blossen Zu-

falle zuschreiben können,

Ucher das Wesen der Sprache

müssen sich schon frühzeitig in Rom Erörterungen

vorgefunden haben. Da Ennius in seinem Epichar-

mus das ganze Gebiet der alten Physik umfasste,

konnte er unmöglich die Frage über die Sinne, über

Gehör und Stimme übergehen. An welche griechi-

sche Philosophen er sich angeschlossen, ist nicht zu

ermitteln. Dass es Pythagoras war, kann nur als

Vermuthung ausgesprochen werden. Offenbar liegt

die Sache hingegen bei Lucrrrius vor. Erinnern

wir uns des von den Alten aufgestellten Problems, ob

die Stimme körperlich oder unkörperlich sey: so hat-

ten sich nach Plut. de plac. phil.IV, 20. Pythagoras,

Platon und Aristoteles für das Letztere, die Stoiker

für das Krstere entschieden. Ausser diesen aber lässt

es sich schon von Vorne herein annehmen, dass auch

Systeme, wie die des Demokrit und Epikur, die Alles

in das Gebiet des Stoffes zogen, die Stimme nicht

für ein reines Erzeugniss geistiger Bewegung gehal-

ten haben werden, ja es ergibt sich schon aus den

ὁμοιοσχήμονα ϑραύσματα und σώματα, die wir bei

ihnen S.41. f. kennen gelernt, eine körperliche Natur

der φωνή als unzweifelhaft. Bestätigt wird diess und

zur Thatsache erhoben durch zwei, freilich sehr spä-

re a (5

te, aber ganz unverdächtige Zeugnisse in Cramer

aneed. Oxon. Vol. IV. p. 317: Ὁ δὲ Ἐπίκουρος καὶ ὁ “ημόκριτος καὶ οἱ Στωικοὶ σῶμα φασὶ τὴν φωνήν. und

Theodos. Alex. p. 13. (ed. Göttl.): Ὁ δὲ “ημόχριτος χαὶ ὁ Enixovgog καὶ οἱ Στιωικοὶ σῶμα λέγουσι τὴν φωνὴν, ὅτε πᾶν, 0 ἔχει ἐνέργειαν χαὶ πάϑος, ἤγουν

δύναται δρᾶσαι καὶ παϑεῖν, σώμα ἐστιν — --- καὶ δρὰ

μέν, ἡνίκα ἀκούοντες ἡμεῖς ἢ “φωνῆς ἢ κιϑάρας πρὸς

τέρψιν ἐρχόμεϑα' πάσχει δέ, ὡς ὅταν φωνούντων ἡμῶν

πγεύσῃ ἀγέμος, καὶ ποιήσῃ ἥττον ἀχούεσϑαι τὴν φω--

vrv. καὶ ἔτι πᾶν αἰσϑγτὸν σωμα ἐστιν... .. Hier

haben wir aber die Brücke gewonnen, auf welcher

wir das Uebergehen griechischer Ideen in den Geist

des reichbegabten römischen Denkers fast zu belau-

schen im Stande sind. Wenn nämlich Lucretius IV,

539. behauptet:

Corporean: quoque enim vocem constare fatendum est,

und als Grund v. 530—538. angibt, weil vieles Spre-

chen und Schreien die Kehle rauh und heiser mache:

Haud igitur dubium est, quin voces verbaque constent

Corporeis e principiis, ut laedere possint —

so dürfte hier eine Thätigkeit, ἐνέργεια, der Stimme

als Grund eines körperlichen Daseyns gedacht, hin-

gegen v. 539—545., worin hervorgehoben wird, dass

fortwährende Rede den Menschen leidend mache:

Ergo corpoream vocem coustare necesse est,

Multa loquens quoniam amittit de eorpore partem —

ein Leiden, πάϑος. ausgedrückt seyn. Vrgl. Gell. V,

15. Diese Laute senden wir aus unserm Körper ın

gerader Rıchtung aus (v.554.), die bewegliche, wort-

bildende Zunge gliedert sie (v. 555: Mobilis articulat

verborum daedala lingua), und bildet sie vermittelst

der Lippen aus. Weiterhin sucht sich der Dichter

das Verhallen ferner Laute aus der Verwischung durch

= MM =

den grossen Luftstrom, das Hineinfallen einer einzi-

gen Stimme in eine Menge von Hörenden durch ein

Brechen der einen in viele besondere, so wie ein Feu-

er sich unbeschadet seiner Kraft in viele Flammen

spaltet (v. 610.), den Widerhall des Echo’s durch das

Abprallen von Felsen zu Felsen, das Durchdringen

des Tons durch Scheidewände durch seine Biegsam-

keit (v. 557—618.) zu erklären. Wie er sich sodann

V, 1027 — 1089. das Entstehen der verschiedenen

Sprachlaute aus der Verschiedenheit bewegender Em-

pfindungen (v. 1057: pro vario sensu, 1086: varii

sensus) denke, wurde schon im 1. Theile S. 115.

angedeutet. Nur eine Stelle füge ich noch hinzu,

welche passend verdeutlicht, wie sein Vorbild Epikur

das Walten dieser sensus, αἰσϑήσεις, aus der Erin- nerung früherer Anschauungen ableitet. die nun bei

erneuter Vorstellung das festgestellte Wort wiederer-

zeugen. Vrgl. Suidas s. v. Πρύόληψις: 'Ertixovgog δὲ

ὁ φιλόσοφος λέγει σρόληϊμιν οἱονεὶ κατάληψιν 3) δόξαν

ὀρϑὴν 1) ἔννοιαν ἢ καϑολιχὴν γόησιν ἐναποκειμένηνγ"

τουτέστι μνήμην τοῦ πολλάκις ἔξωϑεν φραγέντος,οἷον"

τὸ τοιοῦτον ἀνϑρωπὸς ἔστιν ἅμα γὰρ τῷ δηϑῆναι ἂν

ϑρωπος εὐϑὺς κατὰ πρόληψιν καὶ ὁ τὐπος αὐτοῦ νοεῖ. ται προηγουμένων τῶν αἰσϑήσεων. παντὶ οὖν ὀνόματι

τὸ πρώτως ἐπιτειευγμένον ἐναργές ἐστι. καὶ οὐχ ἂν ἐζητήσαμεν τὸ ζητούμενον, εἰ μὴ πρότερον ἐγνώκειμεν αὐτὸ, oiov To πόρρω ἑστως βοῦς ἐστὶν ἢ) ἵπιπτος; dei

γὰρ κατὰ πρόληψιν ἐγνωχκένωι ποτὲ ἵππου καὶ βοὸς μορφη" οὐδ᾽ ὧν ὀνομασαμέν τι μὴ πρότερον αὐτοῦ

κατὰ πρόληνψγιν τὸν τὐποὸν μαϑόντες.

Auf eine andere Schule lassen sich äber die Acus-

serungen eines Schriftstellers beziehen, den wir im

I. Theil S. 148. mit Lucretius in ähnlicher Beziehung

verglichen. der aber hier ganz andere Quellen ver-

- I “--Ξ

räth. Diess ist Vırruv V. c. 3. $. 6: ,‚Vox autem est spiritus fluens et aeris ietu sensibilis auditui. Ea

movetur circulorum rotundationibus infinitis, uti si in

stantem aquam lapide immisso nascantur innumerabi-

les undarum circuli erescentes a centro quam latissi-

me possunt evagantes, nisi angustia loci interpellave-

rit aut aliqua offensio, quae non patitur designationes

earum undarum ad exitus pervenire. Itaque cum in-

terpellentur offensionibus,, primae redundantes inse-

quentium disturbant designationes.‘‘ Es ist hier un-

möglich, in den ‚‚circulorum rotundationibus infinitis*

das Bild des in’s Wasser fallenden Steines, und das

κυματοῦσϑαι χατὰ χύχλους 009005 εἰς ἄπειρον, das wir oben bei den Stoikern fanden, zu verkennen,

ebenso wie der „spiritus fluens‘‘ mit dem nwevue

und ‚‚aeris ictu sensibilis auditui‘“ mit dem «70 πε- πληγμένος und τὸ ἔδιον αἰσϑητὸν ἀκοῆς übereinstimmt. Auf sie müssen wir auch Aussprüche, wie die des

SenEecA Nat. Quaest. II, 6: „Quid enim est vox, ni-

si intentio aeris, ut audiatur, linguae formata percus-

su?‘ oder 29: ,‚Praeter haec natura aptus est aer

ad voces. Quidni® cum vox nihil aliud sit, quam i-

ctus aer.‘“ und sein Bestreben, die Einheit der Luft

(unitas II, 4., 6. τὸ ἕν oder συνεχές) nachzuweisen, beziehen. Stoisch ist ferner, was sich in ermüdender

Eintönigkeit als Definition des Lautes bei den Gram-

matikern (Donat. I. p. 1735., Serv. tractat. p. 512.

Endl., Prob. ars δ. 1., Victorin. ars p. 1939.) wie-

derholt: ,„Vox est aer ictus sensibilis, qui auditur

quantum in ipso est. Vocis vero species articulata

et confusa. Articulata quae hominum tantum est,

unde articulata dieta est, quod articulo scribentis (!)

comprehendi possit. Confusa quae scribi non potest,

veluti ovium balatus, equi hinnitus, bovis mugitus et

— 123 —

aliae nonnullae voces sunt. Sonos quoque omnes ap-

pellamus voces, ut fluctus, qui a litore audiuntur.“

Was hier vox articulata genannt wird, ist nichis An-

deres, als die früher vorgekommene φωνῇ ἔναρϑρος,

während die vox confusa eine Erfindung der römi-

schen Grammatiker zu seyn scheint, welche einen reinen Gegensatz gegen den articulirten Laut such-

ten, der nicht in der λέξις ἀσήμαντος (Βλίτρι) der

griechischen Philosophen ruht, indem jede λέξις ge-

gliedert ist. Jedoch lag schon eine Veranlassung zur

Unterscheidung des Unschreibbaren in der Bestimmung

des Diogenes: “έξις δέ ἐστι — — φωνὴ ἐγγράμμα- τος. Wie wir aber im I. Theile sahen, dass sich der

Gegensatz sprachlicher Regelrichtigkeit und Unregel-

mässigkeit allmählich in die natura und analogia, die

consuetudo und auctoritas spalteten: so finden wir auch

bei Priscian I. eine vierfache Eintheilung der Stimme:

„Vocis autem differentiae sunt quattuor, articulata,

inarticulata, litterata, inlitterata,‘‘ Als articulirt wird

diejenige bezeichnet, die in innigster Verbindung mit

einer geistigen Bewegung hervorgebracht wird, als

unarticulirt jene, welcher keine Gemüthsbewegung

zu Grunde liegt. Der Unterschied des Schreibbaren

und Nichtschreibbaren bedarf keiner Erklärung, und

nur in so fern einer Rechtfertigung, als man einwen-

den kann, dass jeder unarticulirte nicht dergestalt ge-

fesselt zu werden vermöge. Dagegen erinnert er:

„Quaedam, quae non possunt seribi, intelliguntur ta-

men, ut sibili hominum et gemitus; hae enim voces,

quamvis sensum aliquem significent proferentis eas,

scribi tamen non possunt. Aliae autem sunt, quae

quamvis scribantur, tamen inarticulatae dicuntur (6),

cum nihil significent, ut coax, cra. Aliae vero sunt

inarticulatae et inlitteratae, quae nec scribi possunt

— BE —

nec intelligi, ut crepitus et mugitus et similia.‘‘ Die-

se feineren Unterscheidungen, welche schwerlich vor

einer einfachen, natürlichen Betrachtung Stand halten,

werden wohl, wie so vieles Andere, griechischen Ur-

bildern, dem Herodianos oder Apollonios entnommen

seyn. Die Frage, ob die Stimme körperlich sey, ent-

scheidet er etwas später bejahend: Litteras autem

etiam elementorum vocabula nuncupaverunt ad simi-

litudinem mundi elementorum. Sicut enim illa coeun-

tia omne perficiunt corpus, sic etiam hae coniunctae

litteralem vocem quasi Corpus aliquod componunt, vel

magis vere corpus. Nam si aer corpus est, et vox,

quae ex aere icto constat, corpus esse ostenditur ;

quippe quum et langit aurem et tripartito dividitur, quod

est suum corporis, hoc est in altitudinem, latitudinem,

longitudinem, unde ex omni parte potest audiri.‘‘ u.s.w.

Diomedes I. p. 274. betrachtet die Sprache einfach

als Offenbarung des Geistes, was er in wunderlicher

Weise also ausdrückt: ‚‚Haec enim (oratio) secreta

pectoris arguens ad linguam sui gubernatricem migrat

mobili quodam vocis articulatae spiritu rotundoque gu-

bernaculi moderamine temperata, et interiore vIicino

aere pectoris argutia verberato, palatoque sensim pau-

latimque pulsato, velut internuncius ac proditor huma-

nae mentis, ad indicia exprimenda cogitationis, per

os sermonemque rationabiliter agitatur.‘“ Er unterschei-

det Il, p. 414. eine vox articulata und confusa. Die

erstere heisst auch litteralis und scriptilis, die letztere

irrationalis und inscriptilis. Einige wollten auch elo-

quium, tinnitus und sonus unterscheiden, wo tinnitus

und sonus nur als feinerer und stärkerer Ton in Hin-

sicht des Grades auseinanderfallen.

— 15 —

Ueber den Begriff der Etymologie

sind die erwähnungswerthen Andeutungen in den rö-

mischen Schriftstellern noch sparsamer, als über den

der Sprache. Zwar schrieb Varro sechs Bücher de

origine verborum. Unglücklicher Weise sind uns

die letztern mit einer Unzahl schlechter Ableitungen

erhalten. die drei erstern waren theoretischer Natur.

Im ersten wurde gezeigt, warum es keine Etymolo-

gie gebe, und warum sie keinen Nutzen bringe, im

zweiten ihr Wesen und ihre Begründung nachgewie-

sen, im dritten über die Form der Etymologie gehan-

delt (L. L. VI. p. 102.). Hier war in der παῖ, wie

bei den analogischen Büchern, Satz, Gegensatz, Ver-

mittlung. Vrgl. IV. p. 3: ‚‚Quae contra eam dicen-

tur, volumine primo, quae pro ea secundo, quae de

ea tertio.‘‘ Was mag Alles darin gestanden haben ?

Ohne Wagniss lässt sich vermuthen, dass der alte

vielberührte Streit, ob die Sprache φύσει oder ϑέσει

sey, hier erörtert wurde, so dass zuerst das Gewicht

aller Gründe, die für eine Bildung derselben nach

zufälliger Uebereinkunft sprechen, zusammengedrängt

wurde. (Was sich in dem Erhaltenen darüber noch

vorfindet, habe ich im II. Theile S. 144. zusammen-

gestellt.) War aber die Sprache der Zufälligkeit (im-

positio) anheimgegeben, so konnte leicht der Beweis

geführt werden, wie hier kein natürlicher Drang, son-

dern Willkür (libido ) geherrscht, wie sich daher aus

solcher willkürlicher Benennung kein System der Ab-

leitung entwickeln lasse. Andere, wie Nigidius (I.

ze 88 “3

Theil S. 128.}, suchten eine Entstehung von Seiten der

φύσις zu begründen. Gell. X, 4: „In eam rem multa argumenta dicit, cur videri possint verba esse natu-

ralia magis, quam arbitraria.‘‘ Diese mussten alsdann

der etymologischen Erörterung sich nothwendig hin-

geben, und deren Parthei ergriff Varro im II. Buche.

Im dritten suchte er dann ohne Zweifel darzustellen,

wie die Sprache gemischt sey aus jenen beiden Ele-

menten, aus Naturnothwendigkeit und Zufall, wie

auch besonders Veraltung eines Wortes (IV. p. 4.) die

Ableitung schwierig mache. Hier kamen die Regeln

der Etymologie vor, die wir späterer Erörterung auf-

bewahren. In der Erklärung der einzelnen Wörter er-

kennt er IV. p. 5. vier Stufen an. ‚‚Quattuor ex-

plicandi gradus: infimus is quo etiam populus venit.

Quis enim non videt, unde arenifodinae et viocurrus?“

Mit andern Worten: die erste Stufe enthält diejeni-

ge Classe von Wörtern, welche durch ihre ganze

Bildung gleich beim ersten Anblicke zeigen, woher

sie kommen; es sind die gangbaren zusammengesetz-

ten. Die zweite Stufe begreift die ungewöhnlicheren,

für dichterischen Ausdruck eigenst geschaffenen: ‚‚Se-

cundus, quo grammatica escendit antiqua, quae ο05-

tendit, quem ad modum quodque poeta verbum con-

finxerit, quod declinarit. Hinc Pacuvius rudentisibi-

lus, hine incurvicervicum pecus, hinc chlamyde clu-

peat brachium.‘‘ Waren die beiden ersten Stufen be-

rechnet auf Zusammensetzungen, wo sich die Be-

standtheile zwar erkennen lassen, wo aber diese letz-

tern nicht tiefer verfolgt werden; so steigt die dritte

Stufe zu denjenigen einfachen Ausdrücken hinun-

ter, die wieder im gewöhnlichen Leben herrschend

sind, und sucht deren Wurzeln aufzufinden: ‚Tertius

gradus, quo philosophia ascendens pervenit, atque ea,

— 127 —

quae in consuetudine communi essent, aperire Coepit,

ut a quo dietum esset oppidum, vicus, via.‘ Die

vierte endlich wird nach Analogie der zweiten alsdann

in die Tiefen der Forschung über den Ursprung der

seltenern sich verlieren: ‚„Quartus, ubi est aditus ad

initia rerum; quo si non perveniam, scientiam ad opi-

nionem aucupabor.“ Allein diese Stufen durchwan-

dert er nicht in den uns erhaltenen drei Büchern, auch

nicht legt er eine andere Eintheilung in eigene, freın-

de und veraltete Ausdrücke (nostra, aliena, oblivia

V.p. 6.) zu Grunde, sondern im ersten der prakti-

schen Etymologie stellt er diejenigen zusammen, wel-

che einen Ort bezeichnen oder innerhalb örtlicher Be-

zeichnung liegen (IV. p. 6: ,‚In hoc libro dicam de

vocabuleis locorum et quae in heis sunt.‘‘ p.50: ‚‚Ad

vocabula, quae pertinere sumus rati, ea quae loca,

et ea quae in locis sunt, satis arbitror dieta.‘“ Vrgl.

p. 7., 51.). Das zweite enthält die zeitlichen Aus-

drücke, keineswegs bloss Zeitwörter, sondern alles

mit Bezug auf Zeit Vorgebrachte (IV. p. 6: „In se-

cundo de temporum et quae in his fiunt, Vrgl. p. 51.

60., 78., 79., 97., 102.) Das dritte aber begreift die

seltenern dichterischen Wörter, und zwar wieder nach

einer Viertheilung , zuerst Räumliches, dann was im

Raume sich befindet, ferner Zeitliches und was in der

Zeit vorgeht. (IV. p. 6: ‚In tertio de utraque re a

poeteis comprehensa.“ VI. p. 81: ‚, Dicam isto libro

de verbeis, quae a poetis sunt posita. Primum de

loceis, deinde de iis, quae in loceis sunt, tertio de

temporibus, tum, quae cum temporibus sunt coniun-

cta, adiungam.“) Das ist es, was wir Allgemeines

aus einem der vielseitigsten, aber auch dunkelsten

Geister des Alterthums über Wortableitung finden.

Unbedeutend ist, was Cicero über dieselbe

— 128 —

gesagt, und nur um rhetorischer Zwecke willen bei-

gebracht. Ich kenne keine weitere Erwähnung als

Top. 8, 35. ‚‚Multa etiam ex notatione sumuntur.

Ea est autem, quum ex vi nominis argumentum eli-

eitur, quam Graeeci ἐτυμολογίαν vocant, id est, ver-

bum ex verbo. veriloguıum: nos autem novitatem verbi

non satis apti fugientes, genus hoc notationem appel-

lamus, quia sunt verba rerum notae.‘‘“ Ebenso un-

fruchtbar ist eine Stelle bei QuintiLıan I, 6., worin

er zwei Theile derselben, einen, der sich mit den

Eigennamen, den andern, welcher sich mit allen übri-

gen Ausdrücken beschäftigt, unterscheidet, worin er

aber besonders den Missbrauch verkehrt augewand-

ten Scharfsinns rügt. Als eine eigene Benennung

derselben finden wir hier originatio. Nur der Voll-

ständigkeit wegen füge ich noch hinzu Cassiodor,

der nach p. 2275. und 2323. ein Buch de etymologiis

herausgab, p. 2323: „Etymologia est aut vera aut

verisimilis demonstratio, declaraus, ex qua origine

verba descendant.‘‘ und Alcuin. gram. p. 2086: „Ety-

mologia est origo et ratio verborum, ut a regendo rex

et ab humo homo dieitur.‘“ Isidor origin, I, 28, 1:

„Etymologia est origo vocabulorum, quum vis verbi

vel nominis per interpretationem colligitur — — $. 2:

Non autem omnia nomina a veteribus secundum

naturam imposita sunt, sed quaedam secundum

placitum, sicut et nos servis et possessionibus inter-

dum secundum quod placet ncstrae voluntati nomina

damus. 3. Hinc est, quod omnium nominum etymo-

logiae non reperiuntur, quia quaedam non secundum

qualitatem, qua genita sunt, sed iuxta arbitri-

um humanae voluntatis vocabula acceperunt.‘

Onomatopoiie und Antiphrasis.

Wer sich die Mühe gäbe, alles Römische auf

griechische Vorbilder zurückzuführen, könnte sehr

leicht die Unterscheidung eines ὄνομα κύριον und με-

ταφορικὸν bei den lateinischen Rhetoren in dem vo-

cabulum proprium und translatum oder auch proprie

und abusive (χαταχρηστικχώς) dietum Jahrhunderte hin-

durch verfolgen; allein einestheils dürfte hier schwer-

lich ein eigentlich geschichtliches Werden und Ver-

gehen dieser Begriffe, welche allgemein und stets

anerkannt worden, sich herausstellen, anderntheils aber

nur eine reizlose Wiederholung mehrerer schon frü-

her gegebenen Citate anstatt lebensfrischen Fortschrit-

tes der Untersuchung ermüden. Der Verfasser dieser

Blätter glaubt des Maasses auch in Hinsicht der Ge-

nauigkeit eingedenk seyn und sich da beschränken

zu müssen, wo er kein Gedeihen für die Wissen-

schaft vorhersieht.. Aus dem, was wir im Frühern

als Grundsätze der Etymologie erkannt hahen, hebt

er daher bloss das mimetiseche Element in grösse-

rer Ausführlichkeit, dessen Gegensatz aber das an-

tiphrastische nur in kurzen Zügen hervor.

Die älteste direkte Erwähnung des erstern glau-

ben wir bei Quintil. I, 5. extr. zu treffen, wo sich

der Schriftsteller stark gegen die Möglichkeit eines

solchen wortbildenden Processes äussert, der den Na-

turlauten nachgebildet ist: ,‚,Sed minime nobis con-

cessa est ὀγνοματοποιία. Quis enim ferat, siquid si- mile illis merito laudatis λίγξε βιὸς et σίζε ὀφϑαλμός

IH. 9

u a 1. 5.

fingere audeamus. Jam ne balare quidem aut Ainnire

fortiter diceremus, nisi iudicio vetustatis niterentur.‘“

Milder jedoch äussert er sich schon VIII, 6., wo statt

des minime ein vix eintritt: „Ovowuerorcoue« quidem, id est, fictio nominis, Graecis inter maximas habita

virtutes, nobis vix permittitur. Et surt plurima ita

posita ab 115. qui sermonem primi fecerunt, aptantes

adfectibus vocem. Nam mugitus et sibilus et murmur

inde venerunt.‘‘ Hier kommen schon drei Wörter zu

den zwei früheren hinzu, und in den ersten Sprach-

bildnern verräth sich die stoische Ansicht: μεμουμέ-

γῶν τῶν πρώτων φωνῶν τὰ πράγματα, x ὧν τὰ

ὀνόματα. Ja der römische Rhetor fällt so sehr aus

seiner Rolle, dass er die allzugrosse Bescheidenheit

und Armuth in der Wortbildung beklagt: ‚‚Deinde

tanqguam consummata sint omnia, nihil generare aude-

mus ipsi, quum multa quotidie ab antiquis ficta mo-

riantur.‘“ Allein eine indirekte Anerkennung war doch

schon bei Varro (L. L. V. p. 69.) vorhanden, wo es

heisst: ,„‚Murmuratur dictum a similitudine soni-

tus — — — Similiter fremere, gemere, clamare, cre-

pare ab vocis similitudine et sonitus dieta — —

Vieinaque horum gwiritare, iubilare‘‘ Vrgl. p. 53:

„Tremor dietum a similitudine vocis, 4086 tunc,

quum valde tremunt, apparet, quum etiam in cor-

pore pili, ut arista in spica ordei, horrent.‘“ V. p.64:

„Fari, quod vocabulum a similitudine vocis pueri.‘“

Hier drückt die similitudo ja offenbar die Nachbil-

dung, Nachahmung eines Naturlautes aus, und ist

gebraucht, wie bei Platon ἀπείκασμα, bei den Gram- matikern «ro ἤχους. Jedoch ist wohl zu bemerken, der Name Onomatopiie bei V'arro noch nicht erscheint.

Aber es musste die Aufmerksamkeit der Grammati-

ker bald auf dergleichen sich richten, da in der rö-

— 131 —

mischen Poesie ein Trieb war, den vollen Gehalt

grellen Tons durch kühne Bildung oder W ortstellung

auszuprägen. Wir rechnen dahin weniger das rohe,

formlose taratantara des Ennius, vom Schmettern der

Drommete gewagt; doch lässt sich schon ein Vers

wie:

Sparsis hastis longis campus splendet et horret.

in Hinsicht seiner malerischen Wirkung vergleichen

mit dem virgilischen:

Illi inter sese magna vi bracchia tollunt.

Malerischer als das -aristophanische z00E, κοαξ, βρε-

χεχεχέξ, βρεχεχεχέξ ist inder That der ovidische Vers:

Quanquam sunt sub aqua, sub aqua maiedicere tentant,

und das virgilische:

Quadrupedante putrem sonitu quatit ungula campum.

wetteifert mit dem wohllautenden Verse desselben

Dichters:

Exoritur clamorque virum clangorque tubarum.

Malerei nennen wir hier, was der Grieche wiunoıs,

der Römer similitudo oder imitatio. Daher Diomed. HI.

p. 453: „„Ovoueronoue est dietio configurata ad imi- tandam vocis confusae significationem, ut Zinnitus

aeris, clangorque tubarum. Item quum dicimus val-

vas siridere, oves balare, aves linnire.‘‘ (Das letzte

Wort kommt von den Vögeln wirklich gebraucht vor

bei Calpurn. eclog. V, 16.) Dasselbe findet sich etwas

verändert wieder bei Charis. IV. p. 245: ,,Ὀγνοματο-- ποιία est dietio ad imitandum sonum vocis conficta,

ut cum diecimus hinnire equos, balare oves, stridere

valvas.‘‘“ Donat. de trop. p. 1776: ,,Ὀνοματοττοιία est nomen de sono factum, ut Zinnitus aeris, clangor

tubarum.‘‘“ Bei Charisius merke man noch den Aus-

druck dietio confieta, wovon mehrere Beispiele

im II. Theile S. 9., ὄνομα πεποιημένον. welcher

— 12 —

gleich steht mit der fictio quaedam bei Marcia-

nus Capella V. $. 510. und von Priscian II. p. 581.

durch factitium wiedergegeben wird mit der Er-

klärung: ‚‚quod a proprietate sonorum per imita-

tionem factum est, ut fintinnabulum, lurtur.‘“ Aus

allem Diesem wird man schon die Quelle von Isidor

I, 36, 14. leicht erkennen: ‚„‚Önomatopoeia est nomen

factum ad imitandum sonum vocis Confusae, ut

stridor valvarum, mugitus boum, balafus ovium, hin-

nitus equorum.‘“ Ich bin bei einer einfachen Sache

so weitläufig geworden, um darzuthun, wie sich ein-

mal festgestellte Begriffe in starrer Ueberlieferung

erhalten, ohne wahre Fruchtkeime aus sich zu ent-

falten. Die römische Litteratur gewann durch die An-

erkennung dieses mimetischen Elements nur das Ge-

dicht de Philomela und das Bruchstück eines Gram-

matikers angeblich ‚‚ex regula Phocae‘‘ in Mai au-

ctor. classic. Tom. VI. p. 600., wo Liebhaber in vol-

lem Maasse sich an Ausartungen dieses Schlages er-

freuen können , und wo das „rustici iubilant, homi-

nes loquuntur.‘* noch an Varro erinnert.

Kürzer fassen wir uns über das antiphrasti-

sche HKlement oder, wie es die Römer nennen, die

contraria significatio, contrarietas, contrarium. Es ge-

hörte grosse Gedankenlosigkeit dazu, diess in einer

Sprache anzuerkennen, wo sich, man darf‘ sagen,

auch kein sicheres Beispiel aufweisen lässt. Denn

wer möchte unterschreiben, was die Grammatiker

hier vorbringen® z. B. Varro L. L. IV. p. 8: ‚‚Cae-

lum dietum scribit Aelius, quod est caelatum , aut

contrario nomine celatum, quod apertum est.‘

Donat. de trop. p. 1778: „Avrigpgaoıg est unius verbi ironia, ut bellum, hoc est, minime bellum,

lucus, quod minime luceat, Parcae, quod minime par-

— 13 —

cant.‘‘ Charis. IV. p. 247: „Artipoaoıg est dielio ex

contrario significanus. Haec ab ironia hoc differt,

quod ironia adfectuum mutat significationem, antiphra-

sis vero diversitatem rei nominat, ut bellum, quod

sit minime bellum, lucus, quod in eo minime luceat.“

Vrgl. Diomed. I. p. 458. Marc. Cap. IV. ὃ. 360: „Aliena verba tribus modis fiunt, aut per similitudi-

nem, aut per contrarium, aut per differentiam —

— Per contrarium verba dicuntur, quando contra

quam dicimus accipiuntur; ut Parcas dicimus Fata,

quum non parcant, et lucum, quum non luceat. Hoc

grammatici κατ᾿ ἀντίφρασιν vocant.“ Vrgl. Paullus ex Festo s. v. „Aridum proprie est, quod natura-

lem humorem amisit. Dicitur autem per contrari-

am significationem, irrigari quod desierit. Nam

ἀρδεύειν Graece irrigare est.‘“ „Damium sacrificium, quod tiebat in operto in honorem Deae Bonae, dietum

a Contrarietate, quol minime esset δημόσιον, idest publicum, “ In etwas anderer Weise als Charisius

und Diomedes erklärt den Unterschied der Antiphrasis

von der Ironie Isidor, origin. I, 36, 24: ‚‚Antiphrasis est

sermo ὁ contrario intelligendus, ut Jucus, qui ca-

ret juce per nimiam nemorum umbram, et manes, id

est, mites et modesti, quum sint terribiles et imma-

nes, et Parcae et Eumenides, Furiae quia nulli par-

cant νοὶ benefaciant. Hoc tropo et nani Atlantes et

caeci videntes et vulgo Aethiopes appellautur argen-

tei. 25. Inter ironiam autem et antiphrasim hoc distat,

quod ironia pronuntiatione sola indicat, quod intelligi

vult, sicut quum diecimus homini agenti malum : Bonum

est, quod facis, antiphrasis vero non voce pronunli-

antis significat contrarium, scd iis tantum verbis,

quorum origo contraria est.“

Zweite Abtheilung.

Glossographen und Etymoiogen.

Weiter hinab, als man glauben sollte, steigt in

der römischen Litteratur derjenige etymologische Theil

der Grammatik, den wir mit dem Namen der Glosso-

graphie bezeichnen können. Der γλωσσῶν τὲ xalloTo -

ριῶν ἀπόδοσις entspricht die von Varro so benannte

Enarratio. Daher heisst es bei Diomed. I. p. 421:

„Enarratio est obscurorum sensuum quaestionumve

explanatio vel exquisitio, per quam uniuscuiusque rei

qualitatem poeticis glossulis exsolvimus.‘‘ Allein

sogar noch weiter als Varro können wir eine Richtung

grammatischer 'Thätigkeit zurückverfolgen, die in ihrer

Nüchternheit und Einsylbigkeit uns eine Ausgeburt

vertrockneter Geisteskräfte dünken sollte, Indessen

fällt dieselbe merkwürdiger Weise in eine Zeit des

frischesten litterarischen L,ebens, und pflanzt sich längst

der sinkenden Sonne abendländischer Dichtung bis in

die dunkele Nacht des Mittelalters hinab, wo sie, in

dem Gestrüppe ähnlicher kleinlicher Erzeugnisse fort-

wuchernd, dem, der die Spuren philologischer Studien

verfolgt, noch manchmal in die Augen fällt. Der frühe

Anfang der Glossographie erklärt sich aus der Gleichzei-

tigkeit gelehrter alexandrinischer Bestrebungen mit dem

Erwachen römischer Poesie und litterarischen Sinnes

überhaupt. Vor Varro fallen daher die, qui glossas

Ber. ΟΝ

scripserunt (Varro L. L. VI. p. 82.) oder qui glosse-

mata interpretati(p.88.), die glossematorum scriptores,

wie sie s, v. Naucum Festus, die idonei vocum an-

tiquarum enarratores, wie sie Gell. XVIII, 6. nennt.

In diese Zeit fallen dann auch wohl die glossae an-

tiquitatum bei Charis. II. p. 204., die glossae veterum

p- 216. und der vocum veterum interpres, der nicht

näher bezeichnet ist. Eine historische Darstellung die-

ser Schriftsteller im Zusammenhange dürfte zu ei-

nigen bisher nicht anerkannten '"Thatsachen führen. *)

Was eine Glosse sey, bedarf kaum der Erinne-

rung. Sie hat einen doppelten Charakter, einmal den

der Seitenheit, des Aussergewöhnlichen, -— dahersie

Quintilian I, 1, 35. interpretatio linguae secretioris und

I, 8, 15. die glossemata — voces minus usitatas mit

Rücksicht auf Dichtererklärung nennt. Diess Ausserge-

wöhnliche wird aber veraulasst durch die Veraltung

des Wortes, daher voces antiquae, priscae, veteres

damit gleichbedeutend sind. Im Mittelalter fasst man

Glosse nicht als das Wort selbst, sondern als die

Erklärung des Wortes. Vrgl. Isidor. I, 29: ,‚‚Glossa

Giraeca interpretatione linguae sortitur nomen. Hanc phi-

losophi adverbium dicunt, quia vocem illam, de cuius

qualitate requiritur, uno et singulari verbo desig-

nat. Quid enim illud est, in uno verbo declarat positum,

ut: Conticescere est tacere. Item: Latus haurit aper-

tum. haurit percutit. Item cum terminum dieimus fi-

nem, aut populatas interpretamur esse vastatas, et

omnino quum unius verbi rem uno verbo manifestamus.“

So starr und einförmig denken wir uns weder die alte

griechische, noch römische Glossographie, sondern

*) Vorläufige Andeutungen habe ich schon im. Theile S.111.,

in der Zeitschrift für Alterthumswissenschaft. 1839. Nr. 13.

und Nr. 51., 1840. Nr. 13. gegeben.

- 136 —

manchmal als fortlaufende Abhandlungen mit etymo-

logischer Erörterung. Letztere aber verräth hier so-

wohl, als wo sie als eigentliche strenge originatio auf-

tritt, eine doppelte oder vielmehr dreifache Richtung.

Es gab eine Schule der Etymologen, wel-

che fast allerömischen Wörter aus griechi-

schen Wurzeln, eine andere, welche sie

aus lateinischen und eine dritte, welche,

die Mitte haltend, sie aus beiden Sprachen

gleichmässig ableitete. Die erste nennen wir

die der Hellenisten, die zweite die der Romani-

sten, (16 dritte die vermittelnde. Für diese That-

sache, deren Wichtigkeit uns für den Mangel wahrer

Grundsätze hinlänglich entschädigt, sprechen zwar, so viel ich weiss, keine Aussprüche der Alten gera-

dezu, allein ich hoffe sie durch Zusammenstellung und

Beleuchtung der dahin gehörigen Andeutungen ausser

Zweifel zu stellen.

Die Romanisten.

Ehe wir an eine Darstellung der Merkmale der

bezeichneten Schule gehen, müssen wir noch eine

Frage beantworten, die für die höhere Kritik keine

untergeordnete Bedeutung hat. Es finden sich nämlich

alte, sehr alte Historiker nicht selten mit Bruchstücken

genannt, welche grammatische Deutungen enthalten,

oder sogar wirklich aus solchen Werken, namentlich

glossographischer Art, genommen seyn sollen. Acltere

Gelehrte und selbst der umsichtige Niebuhr haben

nicht daran gezweifelt, dass jene Männer , die sich

mit alten geschichtlichen Zuständen befasst hatten,

— 17 —

auch alte sprachliche ihrer Untersuchung unterworfen

haben. Allein Andere, namentlich T,ongolius (Notitia

Hermundorum ed. Ernesti 1793. Tom. II. p. 3. sqq.)

und Krause (Vitae et fragmenta veterum historicorum

Romanorum. Berolini. 1833. p. 69. sqq.) haben dagegen

Bedenken erhoben. Ausser einer leicht abzuweisenden

chronologischen Bemerkung, welche nur nicht zu-

geben will, dass L. Cincius Alimentus 74 Jahre alt

geworden, beruht die Entgegnung besonders auf dem

Wundersamen, welches die Erscheinung hat , dass

Männer, die Werke der 'That im Kriege verrichteten,

zu Hause sich mit dergleichen gelehrten Grübeleien

abgegeben. Es wird ferner bemerkt, dass nach Sueton

nicht einmal das Werk des Ennius de litteris sylla-

bisque ac metris echt sey; wie solltedenn zu gleicher

Zeit ein römischer Feldherr de verbis priscis geschrie-

ben haben? Endlich erst gegen den Tod des Ennius

hin sey erst die Grammatik durch Krates von Mallos

zu Rom in Gang gekommen. Unter diesen Gründen

hat bei genauerer Ansicht bloss der letzte einigen

Halt; denn was die auffallende Verbindung militäri-

scher und gelehrter Beschäftigung betrifft, so bietet

uns ja Cäsar selbst mit seinem Werke de analogia,

das er ‚,‚inter strepitus belli‘“ verfasste, eine schlagende

Parallele, anderer Beispiele gar nicht zu gedenken,

wo Herrscher den Ernst und die Last der Regierungs-

sorge durch Kunst und Gelehrsamkeit zu mildern sich

bestrebten. Ob Ennius jenes Werk wirklich verfasst,

ist eine Frage, die wir bei dem Mangel fast aller

Bruchstücke gar nicht beantworten können. Wer so

allseitig das Gebiet der Poesie und des Wissens durch-

flog, wie er es gethan, gegen den dürfen wir kaum

das Vorurtheil hegen, dass er nicht auch über Buch-

staben, Sylben und Versmaasse sich verbreitete, be-

-- δὰ .-..

sonders, da er seine ‚‚longos versus‘‘ schon in seinen

Annalen den ‚‚Versibus, quos olim Fauni vatesque ca-

nebant‘‘ entgegensetzte, und überhaupt in so vielfäl-

tigen Formen sich bewegte. Was endlich die Nach-

rieht des Suetons betrifft, dass erst gegen 585 die

Grammatik in Rom begann, während die Arbeit des

Cincius schon gegen 560 d. Erb. R. fallen müsste, so ist

es völlig klar, dass der Berichterstatter nur von der

Grammatik im griechischen Sinne, als einem in sich

geschlossenen System von Regeln, sprach und sie

namentlich als Dichtererklärung ansah. Vereinzelte,

ausserhalb der eigentlichen Wissenschaft, τέχνη, ste- hende Bestrebungen schienen ihm nicht den Namen einer

Sprachlehre zu verdienen. Mündliche Mittheilungen

nimmt er ja doch schon bei Livius und Ennius an.

Abgesehen von diesen Gegengründen kommt Alles auf

eine nähere Prüfung des Thatbestandes an, um aus

blossem Ab- und Gegenwägen zu positiven Ergeb-

nissen zu gelangen.

Der Erste, der hier in Betracht kommt, ist der alte

M.Porcıus CATo Censorius. Unter dessen Werken findet

sich bei Bolhuis diatribe in Catonis scripta et frag-

menta Trajecti. 1826. p. 208. genannt ein Werk de

verborum differentiis mit folgenden Worten:

„De hoc argumento apud Latinos Cato primus scri-

psit, teste Isidoro Different. libro Op. p. 194. B, ubi et

libri memoriam servavit, et se paucissima ad ejus ex -

emplum edidisse fatetur. Hunc librum spectari suspi-

cor a Fuhrmanno 1.1. IV. p.299 et 965, ubi Gramma-

ticas et Etymologicas disquisitiones narrat, a Catone

primum institutas.‘‘ Hierauf folgt das angebliche ca-

tonische Bruchstück: ‚‚Aliud est amorlonge, aliudque

cupido; decessit illico alter, ubi alter recessit: alter

bonus, alter malus. Isidorus 1. 1. p. 194. C.“ Ich lege

— 139 —

kein Gewicht darauf, dass ich die Stelle selbst in der

Ausgabe des Isidor von de la Bigne. Paris. 1580. nicht

habe finden können; wohl aber auf die trübe Quelle,

woher diese Nachricht fliesst. Isidor, der aus zweiter,

dritter, vielleicht sogar vierter Hand zu schöpfen pflegt,

ist, wenn wir aus ihm allein Etwas kennen lernen, ein

zu verdächtiger Gewährsinann, als dass man nicht

alle Vorsicht anwenden sollte. Nun tritt aber hinzu,

dass Cato so ganz und gar von praktischer Lebens-

weisheit durchdrungen, so von allen, den griechischen

nacheifernden , Bestrebungen entfernt war, dass es

kaum denkbar ist, dass er sich mit feinern Wortun-

terschieden abgab. Er, der nach Gellius XVII, 7, 3.

die Philosophen seiner Zeit schalt: ‚‚Vos philosophi

mera estis mortua glossaria:* sollte selbst solche

Glossen entworfen haben € Diess wäre nur dann zu

glauben, wenn die bestimmtesten historischen Zeugnisse,

die seinem Zeitalter naheständen, uns jeden Zweifels

überhoben. So aber liegt die Vermuthung einer Ver-

wechslung des alten Cato mit dem unter August le-

benden Valerius Cato gar zu nahe. Nun hatte schon

Lucilius einen Unterchied zwischen cupiditas und cu-

pido angegeben, bei Plautus findet sich mehrmals Cu-

pido und Amor getrennt z. B. Curc. 1,1, 3., Mostell.

I, 3, 7., auch in den Bacchides nach Nonius 5. v.

Cupido. Valerius Cato hatte sich aber nıcht allein be-

senders mit Lucilius (Vrgl. Zeitschrift für. A.-W. 1839.

S. 342.), sondern mit den meisten römischen Dichtern

beschäftigt. Was ist da wahrscheinlicher, als dass er

es war, der jenen obigen Unterschied aufgestellt, so

dass wir noch ein Bruchstück aus den grammatici li-

belli erhielten, die ernach Sueton geschrieben ? — Ue- brigens musste der alte Porcius Cato bei seiner Er-

klärung von Städteursprüngenmanchmal auch auf W ort-

— 10 --

ableitungen gerathen, wovon die Einen geschichtlichen

Charakter haben z. B. Sabinus von einem Lakedämo-

nier Sabus, Politorium von Polites, Bergomum von

Barra, die Andern aber in das Gebiet rein sprachlicher

Analyse gehören z. B. ‚‚Praeneste, quia is locus mon-

tibus praestet‘‘ (Serv. zur Aen. VII, 682.) oder von

Graviscae, ‚‚quod gravem aerem sustineat‘‘ (X, 184.).

Man wird vielleicht erwarten, dass in ähnlicher

Weise der Beweis — denn so darf ich das eben Vorge-

brachte wohl nennen — für die andern Geschichtschrei-

ber geliefert werde. Allein hier ändert sich der Stand

der Dinge vollends. Einmal haben wir es da nicht mit

einem so markigen, steinfesten Charakter, wie Cato

zu thuen, dann aber ist das Ansehen der Zeugnisse

ein weit gewichtigeres. Alte Schriftsteller, denen alle

jene Schriften in öffentlichen Bibliotheken zu Gebote

standen, oder die wenigstens aus Quellen der besten

Periode ihre Citate entnahmen, führen uns dieselben

auf. Dazu tritt noch ein ganz bedeutendes Moment:

Diese Glossographie oder Etymologie stellt sich als

eine antiquarische dar. Ich spreche es daher als

meine lebendigste Ueberzeugung aus, dass derselbe

L. Cıxncıus ALmMENTUs, den wir als Verfasser der An-

nalen kennen, auch unter andern de fastis und de

verbis priscis geschrieben. Prüfen wir die Zeug-

nisse. Unter echten Grammatikern alter Zeit nennt ihn

Gellius VT, 15, 5: ,‚Noster autem, qua est omnium

rerum verecunda mediocritate, ne si Aelii quidem,

Cincii et Santrae dicendum ita censuissent, obsecutu-

rum sese fuisse ait contra perpetuam Latinae linguae

consuetudinem.‘“ Ohne Vor- und Beinamen nennt er

ihn auch XVI, 4, 1.2. mit seinem Werke de re mi-

litari. Als vorvarronisch bezeichnet ihn Macrob. Sat.

I, 12: ‚‚Sed Cincius in eo libro, quem de fastis re-

— 4] —

liquit, ait imperite quosdam opinari, Aprilem mensem

antiquos a Venere dixisse; cum nullus dies festus nul-

Jumque sacrificium insigne Veneri per hune mensem

a maioribus institutum sit: sed ne in carminibus qui-

dem Saliorum Veneris ulla, ut ceterorum coelestium,

laus celebretur.‘““ Hierüber bemerkte Krause p.70., es

habe vor dem Historiker Cincius Niemand über die Fa-

sten „‚subtiliter‘‘ gehandelt. Allein liegt denn in opi-

nari auch nur eine Spur von Subtilität? Muss opinari

nothwendig auf schriftstellerische Ausführung bezogen

werden, oder liegt nicht vielmehr darin die Bedeutung

einer mündlich ausgesprochenen Meinung ? Hätte Krause

nur ein Paar Zeilen weiter im Macrobius gelesen !,,Cin-

cio etiam Varro consentit, affırmans, nomen Ve-

neris ne sub regibus quidem apud Romanos vel La-

tinum vel Graecum fuisse, et ideo non potuisse men-

sem a Venere nominari.‘‘ Hier weist das Wort con-

sentit offenbar darauf hin, dass Cincius vor Varro

lebte, so wie er später sagt: ,‚Affirmant quidam,

quibus Cornelius Labeo consentit.‘‘ Allein bei Krause

heisst es weiter: „‚Festus etiam in Regifugium Cin-

cium contra Verrium disputasse testatur: idque eum

in libris de verbis priscis saepius fecisse, ex fragmentis

apparet: cf. Festus in Naccae, in Naucum, in Novalis,

in Nuptias, in Sinistrae sqqg-, unde Cincium istum gram-

maticum post Varronem vixisse intelligitur.‘* Ein ein-

ziges dieser Zeugnisse, N.B. wenn sie richtig wären,

würde hinreichen, alle meine Träume zu zerstören.

Allein hier sieht man recht, was der von den Heraus-

gebern ergänzte Festus für Unheil anrichtet, ein

Punkt, auf den auch neulich O. Müller, dessen allzufrü-

hen Tod auch der Verfasser dieser Blätter betrauert,

praef. ad Fest. p. I. aufmerksam gemacht hat. Bei

Krause, der auch den Paullus mit Festus z.B. p. 78.

— 14 —

verwechselt, steht p.76. ganz keck: „‚Regifugium dies

notatur in fastis VI. Kal. Martias, ut ait Verrius, ita

dictus, quia eo die rex 'Tarquinius Roma fugerit, quod

falsum esse arguit Cincius in libro fastorum et Tul-

lius de feriis, qui Saliares virgines et Salios adesse

dieunt regi sacrorum, cum facit sacrificium in comitio,

quo facto statim fugit. (Festus in Regifugium.)‘“ Al- lein das sind Alles Ergänzungen alter Gelehrten. Bei

Festus steht bloss: VI. Kal

quia

quod fal

et Tul

Salios

ficium in

So sucht man auch die leiseste Andeutung eines vor-

varronischen Zeitalters bei Kestuss.v. „Naccae ap-

pellantur vulgo fullones, ut ait Curiatius, quod nauci

non sint, id quod est nullius preti. Idem sentit et Cin-

cius. Quidam aiunt, quod omnia fere opera ex lana

nacae dicantur a Graecis.‘“ ebenso 5. v.: ΟΝ δὰ σὰ πὶ

ait Ateius Philologus poni pro nugis. Cincius, quod

in oleae nucis, quid intus sit. Aelius Stilo omnium re-

rum putamen. Glossematorum autem scriptores, fabae

grani quod haereat in fabulo.. Quidam ex Graeco γαὶ

καὶ οὐχί levem hominem significari.‘“ Kein Wort, das auf spätere Zeit bezogen werden könnte, findet sich

in Nuptias, Novalis und Sinistrae. Denn wenn hier

zuerst eine Ansicht von Varro angeführt, und dann

hinzugefügt wird: „Idem fere sentiunt Sinnius Capito

et Cineius:‘““ so wird wahrlich kein Mensch daraus schliessen wollen, dass diese Beiden nach Varro leb-

ten. Ein grosser Unterschied ist zwischen idem sen-

tire und consentire. Es bleibt uns also zuletzt nur die

subjektive Ansicht übrig, die es unwahrscheinlich fin-

= =

det, dass ein tüchtiger Krieger sich auch in diese Stu-

dien vertiefthabe. Allein eine solche muss gegen die un-

zerstörbare Macht historischer Ueberlieferung und ge-

gen feststehende Analogieen schweigen. Wir stellen es

daher als wohlbegründetes Resultat fest, L. Cincius

schrieb ein Werk de verbis priscis. Werfen wir

aber einen Blick aufdas uns daraus Gerettete, so finden

wir die merkwürdige Thatsache, dasser Alles aus la-

teinischen Wurzeln ableitete, mithin treffen wir hier den

ersten Romanistenunter den Etymologen au. Einen

Gegensatz gegen hellenistische Ableitung finden wirin seinem Werke de Fastis bei Macrob. I, 12., wo er

den Monat Aprilis nicht von der Venus d. h. ausdem

griechischen 'Aypoodirn ableiten will. Ebenso leitete er die Namen anderer Monate aus dem Römischen

her. Vrgl. Macrob. I, 12: ‚‚„Cincius mensem (Maium)

nominatum putata Maia, quam Vulcani dieit uxorem,*)

argumentoque nititur, quod flamen Vulcanalis Kalen-

dis Mails huic deae rem divinam facit.‘‘ ebendas.:

‚„Junius Maium sequitur, aut ex parte populi, ut supra

diximus nominatus, aut, ut Cincius arbitratur, quod

Junonius apud Latinos ante vocitatus, diuque apud

Aricinos Praenestinosque hac appellatione in fastosre-

latus sit.‘“ Ebenso bei Festus s. v. Rodus: „Cincius

de verbis prisceis sie ait: Quemadmodum omnis fere

materia non deformata rudis appellatur, sicut vesti-

mentum rude non perpolitum: sic aes infectum rudus-

culum. Apud aedem Apollinis aes conflatum iacuit, id

adrudus appellabant..... in aestimatione Censoria 805

infectum rudus appellatur.‘“ Er dachte sich also einen

etymologischen Zusammenhang zwischen rodus und

*) Die Maja, eben als Gemahlin des Vulcanus, ist natürlich

eine rein römische Gottheit.

u δ -

rudis. So leitete er delubrum ‚,‚a diluendo‘‘ ab (Serv.

zu Virg. Aen. II, 225.), fanum von Faunus, von dem-

selben Worte Fanatieci (Serv. zu Georg. I, 10).

Römische Wurzeln nahm er auch in den schon ange-

führten Stellen von ..Naeccae, quod nauci non sint,‘

wo also das Wort zur ἀντίφρασιν benannt ist, ferner

von Naucum an, das er mit olea nucis in Verbindung

bringt. In der letztern Stelle deutet Festus, der drei

Etymologieen von Ateius Philologus, Cincius und Ae-

lius Stilo beibringt, durch das beigesetzte: ‚‚Quidam

ex Graeco ναὶ καὶ ovyl,“* sich selbst unbewusst die

romanistische Richtung der andern an. Römische Wur-

zel fand Cincius auch in Nuptiae (Festuss. v.), von nu-

bere nämlich, wogegen es Santra dort aus dem Griechi-

schen erklärt. Vrgl.s.v.Refriva faba, was er von revocare

fruges ableitet. Auch hier wird Aelius nach ihm erwähnt.

Wenn daher Krause p. 49. aus dem, was er

über Cincius vorgebracht, folgern will, was nun

Grammatisches von einem Schriftsteller FAsıus vor-

komme, könne nicht vom alten Geschiehtschreiber

Quintus Fabius seyn: so könnten wir, nachdem ge-

zeigt worden, dass graimmatische Studien gar nicht

dem Geiste des sechten Jahrhunderts fremd sind,

mit demselben Rechte schliessen, historische For-

schungen vertrügen sich sehr schön mit sramma-

tisch-autiquarischen Untersuchungen. Allein wir wol-

len suchen, die Sache etwas weiter zu bringen. Die

Hauptstelle ist beim Grammatiker und Rhetor Victo-

rinus Art, Gram. I. p. 2468: ‚‚Repertores litterarum

Cadmus ex Phoenice in Graeciam et Evander ad nos

transtulerunt — — Grammatici praeterea Demetrius

Phalereus, Hermocrates, ex nostris autem Cincius, Fa-

bius, Gellius tradiderunt.‘‘ Hier fragt sich, ob es noth-

wendig ist, ausser einem oder mehreren Historikern,

u ΄...--

Namens Fabius, noch einen besondern Grammatiker

desselben Namens anzunehmen. Freilich scheint da-

rauf die Bezeichnung grammatici bei Victorinus hin-

zudeuten; allein es wäre doch nun der wunderbarste

Zufall der Welt, wenn es zwei Schriftsteller Cincius

gegeben, wovon der eine Geschichtschreiber, der an-

dere Grammatiker war, zwei oder drei Fabius, wo-

von einer oder zwei Geschichtschreiber,, der dritte

Grammatiker, endlich zwei oder drei Gellius mit der-

selben Erscheinung. An’s Fabelhafte aber würde das

Spiel und die Laune des Zufalles grenzen, dass diese

drei nun gerade auch wieder dieselbe Ansicht über

die Herkunft des Alphabets haben, und sich nun so

brüderlich in chronologischer Reihenfolge hei Victo-

rinus zusammenfinden sollten. Man vergleiche nur an-

dere Stellen z. B. Cie. divin. I, 26: ‚„„Omnes hoc hi-

storici, Fabii, Gellii, sed proxime Coelius.“, dann

Dionys. Halic. II. mehrmals Φαβιὸς re χαὶ Κίγκιος. — Allein ist denn wirklich nothwendig anzunehmen,

dass auch der Historiker Fabius, wer dieses nunauch

sey, ob Fabius Maximus Servilianus oder Fabius Pic-

tor, und Gellius ein ähnliches Werk de verbis priscis

geschrieben? Sehen wir die Stelle des Victorinus ge-

nauer an, So begreift ein Jeder leicht, dass bei den

Worten ‚‚ex nostris‘* keineswegs grammalicis noth-

wendig ergänzt werden muss, sondern dass sich

hier der Rhetor des vierten Jahrhunderts n. Chr. nur

etwas ungenau ausdrückte, indem er die Vorstellung

von Grammatikern fahren liess, und den Gegensatz

der Nationalität hervorhob, nachdem er kurz vorher

griechische Schriftsteller genannt. Ausserdem ist aber

noch eine grosse Krage, ob nicht statt grammatici

gelesen werden muss Graeci. Wie dem aber auch

seyn möge, jenes einzige Fragment bei Victorinus kann ΠΙ. 10

— 46 —

in seiner Vereinzelung nicht auf eine grammatische

Schrift eines Fabius, aber ebenso wenig auf die eines

ältern GeLLıus hinweisen ; denn eine kurze Beiner-

kung über die Erfindung oder Einbürgerung der Buch-

staben durch Evander konnte bei Beiden sehr leicht

an einer Stelle der Annalen stehen, wo von diesem

mythischen altitalischen Helden die Rede war. Leicht

fügt sich in eine solche geschichtliche Erwähnung auch

das Bruchstück bei Plin. N. H. ΝῊ, ὅδ: „Litteras

semper arbitror Assyrias fuisse, sed alii apud Ae-

gyptios a Mercurio, ut Gellius, alii apud Syros re-

pertas volunt.‘“

Nachdem uns so von den römischen Annalisten

bloss Einer als Etymolog und Glossograph, aber dieser

mit voller Sicherheit übrig geblieben, schreiten wir

zu jenen Schriftstellern voran, welche nach allgemei-

ner Annahme hieher gehören, vor Allem zu AELIUS

Stı,o PrAEconınus. Können wir auch der von Van

Heusde (Disquisitio de L. Aelio Stilone, Ciceronis in

Rhetoricis magistro, Rhetoricorum ad Herennium, ut

videtur, auctore. Trajecti 1839.) ausgesprochenen An-

sicht über ihn als Verfasser eines vielbestrittenen

Werkes nicht beistimmen:*) so ist und bleibt er doch

schon als Lehrer Varro’s und Cicero’s eine wichtige

Erscheinung. Bedenklich scheint es mir, ein Werk

unter dem "Titel: „‚Etymorum libri** oder: „‚De origine

verborum‘“ anzunehmen, wie man wohl gethan. Was

sich von Etymologieen unter seinem Namen findet,

bezieht sich Alles auf solche Ausdrücke, die ganz

bequem in den alten Gesetzen und Gesängen vor-

kommen konnten; ich halte dieselben also für herrüh-

rend aus seiner Interpretatio carminum Saliorum (Vrgl. —

*) Vrgl, Zeitschrift für Alterthums-\Vissenschaft. 1839. Nr.51.

— [147 —

Varro L.L. V1. p. 80.) oder Interpretatio XII. tabula-

rum. Auch hier hält es nicht schwer, die Grundan-

schauung zu finden, wonach er verfuhr. Fast alle seine

Wurzeln sind lateinische. Ja er ging in dieser

Richtung so weit, dass Varro es als beson-

dern Tadel hervorhob, dass er zu sehrdas

Griechische vernachlässigte. Vrgl. Gell. I, 18:

„In quarto decimo rerum divinarum libro M. Varro

doctissimum tune civitatis hominem L. Aelium errasse

ostendit, quod vocabulum Graecum vetus traductum

in linguam Romanam pro meraco et quasi a se primi-

tus Latine fictum esset, resolvit in voces Latinas ra-

tione etymologica falsa. Verba ipsa super ea re Var-

ronis posuimus: In quo L. Aelius noster litierıs or-

natissimus memoria nostra erravit aliquoties. Nam ali-

quot verborum antiquorum Graecorum, perinde atque

essent propria nostra, reddidit causas falsas. Non enim

leporem dicimus, ut ait, quod est LEviPes, sed quod

est vocabulum antigquum Graecum. Multa enim vetera

illorum ignorantur, quod pro iis aliis nunc vocabulis

utuntur; et illorum esse plerique ignorent Graecum,

quem nunc nominant δλληνα, puteum esse, quod vo-

cant φρέαρ, leporem, quod λαγωὸν dicunt. In quo non

modo Aelii ingenium non reprehendo, sed industriam

laudo. Successum enim fortuna, experientiam laus se-

quitur. Haec Varro in primore libro scripsit de ra-

tione vocabulorum secitissime,‘‘ Gleichmässig spricht

sich Varro ἢ. R. III, 13. aus, obschon er dort eine

andere Etymologie beibringt: ‚‚L. Aelius putabat ab

eo dietum leporem, quod levipes esset. Ego arbitror

a Graeco vocabulo antiquo, quod eum Aeoles Boeotii

λέποριν appellabant.‘“ Nehmen wir dazu L.L. IV. p.29:

»‚Volpes, ut Aelius dicebat, quod VOLat PEdibus:“

so bezieht sich ohne Zweifel auf denselben Aelius

zu ΝΕ 2

der Tadel des Quintilian I, 6: „Jam sit et classis a

calando, et lepus levipes.‘‘ besonders da sich die gleich

darauf folgenden Worte, wie wir nachher sehen wer-

den, ebenfalls auf ihn anwenden lassen, und etwas

später sogar seiner namentliche Erwähnung geschieht:

“ΑἹ L. Aelius petuitam, quia PETat VITAM.‘“ Auf

Römisches geht bei Varro L.L.IV.p.8: ‚‚Terra dieta

ab eo, ut Aelius scribit, auod teritur. Itaque tera in

augurum libreis scripta cum R uno.“ Gell. II, 21: „Sed ego quidem cum L. Aclio et M. Varrone sen-

tio, qui triones rustico vocabulo boves appellatos scri-

bunt, quasi quesdam 'TeRIONES, hoc est arandae

colendaeque terrae idoneos.‘‘ (Vrgl. Varro L. L. VI. p- 95.) Isidor X, 159: „Aelius autem: Latro est, in-

quit LATeRO a latere insidiator viae.‘“ Festus s. v.

„Monstrum, ut Aelius Stilo interpretatur, a monendo

dietum est, quasi MONeS’TRVM.‘“‘ Varro de vita pop.

Rom. I. (bei Nonius s. v. pandere): ‚‚Hanc Deam

(Pandam) Aclius putat Cererem, sed quod, in asylum

qui confugisset, panis daretur, esse nomen fictum a

PANe Dando pandere, quod estaperire.‘“ Aelius Deu-

ung der dii novensiles als Musen (Arnob. III, 38.)

beruht auf der Ableitung von NOVEM. Festuss. v.

‚„Nebulo dictus est, ut ait Aelius Stilo, qui non plu-

ris est, quam nebula, aut quam non facile perspici

possit, qualis sit.‘* Statt quam non ist wohl zu lesen:

quoniam non, indem dieses in den Handschriften auch

qm geschrieben wird. Uebrigens hat aus Aelius viel-

leicht geschöpft Nonius s. v. Nebulones et tenebrio-

nes. Festus s. v. Nusciosum: „Aelius Stilo, quod

plus videret vesperi, quam meridie, nec Cognosceret,

Nisi VSque ad oCulOS admovisset.‘‘ Varro L.L. V.

p. 53: „Intempestam (noctem) Aelius dicebat, quum tempus agendi est nullum.‘‘ Festus 5. v. „Porti-

— 19 —

sculus est, ut scribit Aelius Stilo, qui in POR’Tu mo-

dum dat CLassi.‘“ Paullus s. v. Procestria: ‚‚Aec-

lius procestria aedificia dixit esse EXTRa PORtam.‘

Varro L.L.IV.p.12: ‚‚Puticulae — —, ut Aclius scri-

bit, quod PVTrescebant Ibi Cadavera proiecta.‘‘ Fes-

tus 5. v. Nuptias: ‚‚Aelius et Cincius, quia flammeo

caput nubentis obvolvatur , quod antiqui obNVBere

vocarint.‘“ 5. v. Refriva faba: ,‚‚Aelius dubitat, an

ea Sit, quae prolata in segetem domum REFeRatur,

an quae REFRIgatur,, quod est torreatur.“ 5. v.

„Vietimam Aelius Stilo ait esse vitulum ob eius

VIGorem.‘“ Paullus s. v. „Minam Aelius vocitatam

ait mammam alteram lacte deficientem, quasi MINo-

rem factam.‘‘ Da sich Aelius so Vieles als aus römi-

scher Wurzel entsprossen dachte, so können ein Paar

Beispiele unmöglich auf unsere Beurtheilung seines

Verfahrens im Ganzen und Grossen Einfluss haben.

Wenn es daher bei Festus s. v. Petauristas heisst:

„Aelius Stilo quod in aere volent, quum ait: Petau-

rista proprie Graece, ideo, quod is πρὸς ἀέρα πέταται.“

(Non. s.v.) und: „Pescia‘in saliari carmine Aclius

Stilo diei ait capitia ex pellibus agninis facta, quod

Graeci pelles vocent pesce neutro genere pluraliter:“

so kann die Ableitung dieser echt griechischen Wör-

ter ihn nicht einmal in die vermittelnde Ulasse rücken.

Bemerkenswerther aber ist eine andere EKigenthüm-

lichkeit. Ich sagte oben, dass sich Quintilian I, 6. of-

fenbar auf Aclius Stilo beziehe: „‚Iam sit et classis

a calando, et lepus levipes, et vulpes volipes.‘“ Ich

gehe noch einen Schritt weiter, und denke mir auch

bei den unmittelbar folgenden Worten denselben ge-

meint: „Etiamne a contrariis aliqua sinemus tra-

hi? ut lucus, quia umbra opacus parum luceat, etlu-

dus, quia sit longissime a lusu, et Dis, quia minime

— 150 —

dives.”“ Wir haben schon bei Cineius ein Wort als

κατ᾽ ἀντίφρασιν benannt gefunden, welches auch Cu-

riatius so deutete. Aelius scheint, wenn ich richtig

vermuthe, einige Liebhaberei zu dieser wunderbaren

Classe gehabt zu haben. *) Vrgl. Paullus s. v. „Mi-

litem Aelius a mollitia zer ἀντίφρασιν dietum pu- tat co, quod nihil molle, sed potius asperum quid ge-

rat; sic Judum dieimus, in quo minime luditur.‘‘ Hier

steht dieselbe Ableitung von ludus, wie bei Quintilian.

Dahin gehört auch: „Ordinarius homo — — di-

cetus per contrarietatem, quia minime ordine vivit.‘%, wie

man ersieht aus Festus: „Ordinarium hominem-

ait dici — — Aelius Stilo, qui minime ordine viveret.‘“

Ein Zeitgenosse des Aelius Stil o war AURELIUS

Orın.Lıus**), der Philosoph, Rhetor und zuletzt Gram-

matiker war. Scin Werk Musae scheint sich besonders

mit Etymologie beschäftigt zu haben. Auch er war

Romanist. Vrgl. Gell. 1, 25: „Aurelius autem Opilius

in primo librorum, quos Musarum inscripsit: Indutiae,

inquit, dieuntur, quum hostes inter sese utrinque utro-

que, alteri ad alteros impune et sine pugna ineunt.

Inde ab eo, inquit, nomen esse factum videtur, quasi

INITus atque introitus.““ Varro L.L. VI.p.95: „Con-

tieinium — — ut Opilius seribit, ab eo, quod CON-

TICuerunt homines.‘“ p. 101: ‚‚Aurelius seribit, deli-

cuum esse a LIQVido.‘‘ Paullus s. v. Veterinam:

„Opilius veterinam diei putat quasi vaterinam, velut

VTERINAM, quod ad ventrem onus religatum gerat.““

*) Dieses war schon geschrieben, als ich bei Lobeck (acta

soc. &r. Vol. TI. p. 292.) die übereinstimmende Bemerkung

noch durch andere Beispiele belegt fand, die man dort

nachlese.

*%) Vrgl. Zeitschrift für Alterthums-Wissenschaft 1839. Nr.43,

— 151 —

Festus s. v. Molucrum: »Aurelius Opillius appellat,

ubi molatur.« »Necessarium ait esse Opillus (sic)

Aurelius, in quo non sit cessandum u. 5. w.« S. V.

Nusciosum: »Popilius (sic) Aurelius nusciciones

esse CaeClItudines Nocturnas.« Schon wegen dieser

romanistischen Richtung ist die gewöhnliche Ergän-

zung von Novalem agrum nicht anzunehmen, in-

dem daselbst eine griechische Wurzel vorgeschlagen

wird. Erwähnung verdient es, dass mehrere der hier

genannten Wörter und andere, wie querquera, valgos,

spirillum, sedum, thomices sich auf etwas Medicini-

sches und Landwirthschaftliches beziehen, dass wir

also keinen zweiten Schriftsteller dieses Namens, der

Artzt gewesen, mit Forcellini anzunehmen brauchen.

Mannichfache Werke antiquarischen Inhaltes

schrieb der Zeitgenosse und Nebenbuhler Varro’s

Nicıiıus FısuvLus, ein Pythagoreer. Genannt werden

von ihm Bücher de extis (Gell. XVI, 6., Macrob:

VI, 9.), de animalibus (Gell. VII, 9.), libri augurii

privati (Gell. VI, 6.), de diiss (Non. 5. v. Obsecun-

danter, Macrob. III, 4.), de vento (Gell.II, 22.), end-

lich auch commentarii grammatici. Aus diesen Werken

sind uns einige Etymologieen erhalten, aus denen wir

schliessen dürfen, dass er das römische Element vor

dem ausländischen bevorzugte. Vrgl. Non. s. v. Bi-

dentes, Gell. XIII, 10: »Fratris autem vocabulum P.

Nigidius homo impense doctus, non minus arguto sub-

tilique ἐτύμῳ interpretatur: Frater, inquit, est dietus quasi FeRe AITER.« Non. s.v. »Fratrum proprie-

tatem Nigidius acutissime dixit. Frater est, inquit,

dietus quasi fere alter.« Non. s. v. »Infesti pro-

prietatem hanc esse Nigidius voluit quasi nimium fe-

stinantis ad scelus vel ad fraudem.« In diesen Stellen

bezeichnet das Wortproprietas nichts Anders, als

— 12 —

origo und etymologia. Vrgl. Non. s. v. „Lud ibria

proprietatem trahunt a levi ac sine pondere et con-

temnendo, aut, quod magis verum est, a ludiero.“

Ders. s.v. Febris, Convivii, Monumenti, Fi-

dei, Cousulum, Coneinnare, Iugeri u. s.w.*)

Anderes Etymologische, welches vorzüglich das mi-

metische Element betraf, ist schon früher (I. Theil

S. 128.) angeführt worden.

Derselben Zeit und Richtung scheint CuRIATIUS

anzugehören, von dem ich nichts weiter als die drei

Fragmente bei Festus kenne: „Turmam equitum di-

ctam esse ait Curiatius quasi TeRiMAM, quod terdeni

equites ex tribus tribubus, 'Titiensium, Ramnium, Lu-

cerum fiebant.“ ,„Nuptias — — Curiatius, quod

NOVa PacTlIo (wie statt ratio zu lesen ist) fiat,“

„Naccae appellantur vulgo fullones, ut ait Curiatius,

quod NAuCi non sint, id quod est nullius preti.‘‘, wo

das Wort also χατ᾽ ἀντίφρασιν benannt ist. VERA- ΝΒ, durch mehrere Stellen bezeugt, lässt sich auch

dazu rechnen. Vrgl. Festus s. v. ‚‚Offendicees — —

quae ab offendendo dicantur.“ 5. v.,,‚Prodiguaeho-

stiae vocantur, ut ait Veranius, quae consumuntur,

unde homines quoque luxuriosi prodigi.‘“ s.v.,„Presan

(Praesentanea) porca dieitur, ut ait. Veranius, quae

familiae PVRGandae causa Cereri immolatur u. s. w.“ ebendas. 5. v. Paludati. Macrobius II, 16, führt von

*) Höchst wahrscheinlich ist daher auch der Titel eines Wer-

kes, welches der mit Gellius (XVIM. 6.) gleichzeitige Ae-

lius Melissus schrieb: De loquendi proprietate, auf Etymo-

logie bezüglich, obgleich diess in dem erhaltenen Fragmente

nicht mehr sichtbar ist, Ina verwandtem Sinne braucht Prisc.

If. p.581. proprietas sonorum. Hingegen Diomed.TI.p. 449:

„Proprietas est regula sermonis, quam Graeeci analogiam

vocant, quidam ex nostris proportionem.‘*

- —

ihm ein Werk de verbis pontificalibus an, was

wohl mit den quaestiones pontificales III, 5.

zusammenfällt.

Die Fragmente von SERVIUS CLAuDıus oder CLo-

pıus hat van Heusde in der Schrift über Aclius Stilo

p. 82. zusammengestellt. Die vier Etymologicen, die

sich dort vorfinden, gehen alle wieder auf römische

Wurzeln hinaus. So bei Gell, VIII, 23: „Nerio di-

ctum quasi NE—IRIO, hoc est, sine ira et cum placi-

ditate.“, Varro VI. p. 93: „„Claudius scribit — — ab

AGendo axitiosas, ut ab una FACiundo factiosae,

sic ab una agendo actiosae dicta.‘‘ p. 94: ‚‚Claudius scribit, quae PRAEFICeretur ancilleis, gquemadmodum

lamentarentur, praefica est dieta.‘“ p. 101: ‚‚Claudius

(delicuum scribit esse) ab ELIQVato.‘“ Versucht

könnte man seyn, die gräcisirende Ableitung eines

Clodius bei Serv. zu Virg. Aen. XII, 657. entgegen-

zustellen: „„Mussare est ex Graeco, comprimere ocu-

los, Graeci μῦσ(αε) dicunt.“ Allein abgesehen davon,

dass esnur ein vereinzeltes Beispiel ist,so ist zu beden-

ken, dass dieser Clodius hier Tuscus heisst, eine Be-

nennung, die wir weder als Beinamen, noch als geo-

graphische Bezeichnung für den Grammatiker Servius

Claudius nachzuweisen vermögen. Von einer astro-

nomischen Schrift dieses Claudius Tuscus haben wir

noch eine griechische Uebersetzung des Laur. Lydus

Ρ. 357. ed. Bonn.

Ein ganz neues Licht fällt bei dieser Zusammen-

stellung auch auf die oftmals geschmähten Wortab-

leitungen des Cicero. Zwar kann es mir nicht in den

Sinn kommen, das Unrichtige und Haltlose auch bei

den liebsten Freunden der alten Welt mit einem Schim-

mer der Verklärung überdecken zu wollen; allein zur

wahren historischen Würdigung kommt es eben

U ὦ.

darauf an, die Zeitstellung gehörig zu erfassen. Ci-

cero, den eine grosse Vorliebe zu allem Heimathlicheu

durchdrang, der vorzugsweise auch die Sprache La-

tiums hochschätzte, musste sich natürlich derjenigen

Parthei anschliessen, die aus nationalem Boden Alles

hervorgehen liess.*) Allein er hatte einen vielzu ge-

sunden Sinn, als dass er nicht das Schwankende die-

ser sprachlichen Bestrebungen durchschaut hätte. Ab--

schrekend war für ihn besonders das Treiben der Stoi-

ker seiner Zeit. Daher siud alle seine Deutungen im-

nıer mit einem gewissen Anflug von Ironie gefärbt.

Dabei denke ich vor Allem an die Nachricht bei Fe-

stus s. v. .„Oppidorum originem optime refert Cato.

Cicero lib. I. de gloria eamque (G. F. Grotefend:

eam quidem) appellationem usurpatione appellatam esse

existimat, quod OPem Darent, adiciens, ut imitetur

ineptias Stoicorum.‘‘ In usurpatione findet sich wieder

ein Anklang entweder an die Frage der alten Gram-

matik, ob die Sprache φύσει oder ϑέσει bilde, oder an das χαταχρηστικῶς der Spätern. Das Wort op-

pidum ist also kein verbum proprium, was durchsich

selbst die Wesenheit (τ des zu bezeichnenden Din-

ges ausdrückte, sondern ein solches, das bloss von

einer Eigenschaft (0:0) des Gegenstandes abgeleitet

ist, mithin in gewisser Weise ein übertragenes. Ein

leichter Seitenhieb auf die Stoiker findet sich eben-

falls bei einer andern Etymologie de offic. I, 7, 23:

*) Dem von Beneke de Cicerone etymologo. Regiomonti, 1835.

p. 10. aufgestellten Satze: „„Neque enim habet in sua doc-

trina stabile quidquam sive firmum, in quo quasi ancoram

iaciat, sed plane turbine quodam eircumagitur.‘“ kann ich

mithin nicht beistimmen. Von allen dort recht fleissig zu-

sammengestellten Etymologieen lateinischer \Vörter ist bloss

naenia mit einem griechischen in Zusammenhang gebracht.

= BB =>

‚„Audeamus imitari Stoicos, qui Studiose exquirunt,

unde verba sint ducta, credamusque quia Flat, quod

dietum est, appellatam fidem.‘“ Ebenso hüte man sich

nat. deor. II, 26. die Ableitung der Juno a iuvando,

des Portunus a portu, Neptunus a nando, des Dis

pater von Dives, der Ceres a gerendis frugibus, des

Mavors, quia magna vorteret, der Minerva, quia vel

minueret, vel minaretur, des Janus ab eundo u. 5. w.

etwa als baare Münze anzunehmen. Wie Cicero über

Dergleichen urtheilte, zeigt er III,17., wo er das Jus

pontificium, die Sitte der Vorfahren und die h. Ge-

fässe des Numa, also das praktische Element der Re-

ligion, den künstlichen Deduktionen der Stoiker vor-

zieht, und III, 24., wo er bemerkt, wäre Neptun von

nare abzuleiten, so gebe es kein Wort, das man nicht

aus einem beliebigen einzelnen Buchstaben entstehen

lassen könne.

Nicht übergehen dürfen wir auch den Arkıus

PnıLoLocus, obschon gerade das etymologische Ele-

ment in seinen sparsamen Ueberresten weniger, als

das glossographische hervortritt. Nach Asinius Pollio

(bei Sueton de inl. gram. 10.) war er dem Sallust mit

einer Sammlung veralteter Ausdrücke und Redeweise

behülflich gewesen. Diese prisca verba oder antiqua

verba et figurae sind aber nichts Anders, als Glos-

sen. Wenn er nun auch später dem Asinius Pollio

rieth, sich eines reinen, natürlichen Stils zu bedienen,

so ist eine solche Sammlung doch nicht so unwahr-

scheinlich, als sie Sueton darstellt, und wird wirklich

von Festus angeführt. Vrgl. s. v. „Ocrem antiqui,

ut Ateius Philologus in libro glossematorum re-

fert, montem confragosum vocabant — — — unde

fortasse etiam ocriae sint dietae inaequaliter turbatae.‘

Eine hellenisirende Richtung seiner Etymologie lässt

-- Hr

sich nicht nachweisen; die antiquarische dürfte eher

auf das Gegentheil leiten. Dafür sprechen auch die

Fragmente z. B. bei Serv. zu Virg. Aen. I, 273:

„Ateius asserit, Romam ante adventum Evandri diu

Valentiam vocitatam.‘, wo Valentia eine Uebersetzung

von “Ῥώμη ist. Jedoch ist nicht zu verschweigen, dass

er zu Athen geboren war, und sich selbst grössere

Kenntniss im Griechischen, als im Lateinischen zu-

schrieb. Von seinen andern Schriften kennen wir eine

Hyle, ein Titel, der dem Πανδέχτης oder Ayoguai

analog ist, in 800 Büchern (Sueton.), de ratione di-

cendi (ebendas.), ferner IIı γάκες, wovon das II. bei

bei Charis. I. p. 108. citirt wird, endlich eins: An

amaverit Didun Aeneas. ebendas. p. 102.

Seines glossographischen Charakters wegen fü-

gen wir ihm den Pusnius Laviısıus bei. Vrgl. Gell.

XX, 11: ,‚‚Publii Lavinii liber est non incuriose fa-

etus. Is inscriptus est: De verbis sordidis. In eo

scripsit, sculnam vulgo dici quasi seculnam, quem qui

elegantius, inquit, loquuntur, sequestrem appellant.

Utrumque vocabulum a sequendo factum est, quod

eius, qui electus sit, utraque pars fidem sequatur.«

Die verba sordida sind aber wieder nichts weiter, als

veraltete Ausdrücke und fallen demnach mit den glosse-

mata zusammen. Aus dem gegebenen Fragmente er-

hellt auch hier der Zusammenhang der Glossographie

mit der Etymologie, der freilich nicht immer ein noth-

wendiger ist, ja bei den Römern erweislich manch-

mal gar nicht statt fand.

Bisher sahen wir, wie bequemsich historische und

antiquarische Studien mit grammatischen vertragen.

Wir erhalten jetzt Gelegenheit, einen Dichter als

eifrigen Etymologen kennen zu lernen und zwar einen

solchen, der ebenso, wie Aelius, von Einigen als Ver-

— 197 —

fasser des Werkes ad Herennium angesehen worden

ist. Ich meine Cornirıcıus. Es ist ohne allen Zweifel

derselbe Mann, der auch als Rhetor bei Quintilian

III, 1. vorkommt. Was seine Gedichte betrifft, so fin-

den wir bei Macrob. VI, 5: ‚„Cornificius in Glauco:

Centauros foedare bimembres.“, also nach Titel und

Hexameter zu urtheilen ein episch - mythographisches

Gedicht. Wenn nun Ovid Trist. II, 433. anführt,

dass so viele Dichter seiner Zeit sich derbe Schil-

derungen erotischer Art erlaubt hätten, und darunter

auch 436:

Et leve Cornifici, parque Catonis opus:

so sind hier offenbar zwei Graimmatiker, die zugleich

Dichter waren, nebeneinandergestellt, und es ist kaum

anders denkbar, als dass hier an jenes Gedicht Glau-

cus gedacht ist, das dergleichen Mythen enthielt, nicht

aber au Epigramme. Dass nicht etwa ein anderer

Dichter bei Macrobius gemeint seyn kann, ersieht man

daraus, dass er daselbst vor Virgil gesetzt wird, in-

dem letzterer das Beiwort bimembres von ihm ent-

Ichnt haben soll. Vor Verrius Flaccus, Virgil’s Zeit-

genossen, lebte aber der Etymolog Coruificius, den

wir bei Festus nicht selten angeführt finden. Hier

lässt sich aber in der 'That ein Beispiel geben, wie

vorsichtig man bei Bestimmung der Grundsätze seyn

muss, die man nur aus vereinzelten 'Thatsachen fol-

gert, nicht durch einfache Nachrichten feststellen kann.

Wer sollte nicht an einen Hellenisten denken, wenn

er bei Macrob. I, 17. liest: „Cornificius arbitratur,

Apollinem nominatum «ro τοῦ ἀναπολεῖν, id est, quia

intra circuitum mundi, quem Graeeci πόλον appellant,

impetu latus ad ortus refertur.“ Allein hier bemerke

man, dass doch nicht von einem lateinischen, sondern

griechischen Worte die Rede ist, (Varro L.L.IV.p. 20;

ες ἘΝ 5...

„Apollinem — — vocabulum Graecum.‘‘) gerade,

wie ebendas. weiterhin: . (Φοῖβος appellatur, ut ait

Cornificius, ἀπὸ τοῦ φοιτᾷν βίᾳ, quod vi fertur.‘“ Da- her erklärt sich auch mehr gegen Ende des Cap.:

„Pythius eo tempore appellatur, ὡς πύματον ϑέων, ὃ ἐστι τὸν τελευταῖον δρόμον τρέχων. Idem ei nomen con-

venit, et cum Capricornum rursus ingrediens ultimum

brevissimi diei cursum intelligitur peregisse, et ideo

in alterutro signorum peracto annuo Spatio draconem

Apollo, id est, flexuosum iter suum , ibi confecisse

memoratur. Hanc opinionem Cornificius in Etymis

retulit.““ Vrgl. I, 23. Allein diese "Ervuue ergeben sich nun trotz ihres griechischen Titels, da, wo sie Rö-

misches behandeln, immer strebend nach römischer

Herleitung. Weniger zeugt dafür Macrob.I, 9: ‚‚Cor-

nificius Etymorum libro tertio: Cicero, inquit, non Ia-

num, sed Eanum nominat, ab eundo.“‘, weil hier bloss

historisch und dazu noch falsch berichtet wird, wohl

aber bei Paullus ex Festo s. v. Minerva: ‚‚Üornifi-

cius vero (Minervam), quod fingatur pingaturque MI-

Nitans ARmis, eandem dietam putat.‘“ Allein das bis-

her Vorgebrachte erweist sich doch einem eigenen

über Götternamen handelnden Werke angehörig durch

eine Stelle Priscians I. p. 711: „Cornificius in primo

de etoemis deorum: Ipsis vero ad Cereris memoriae

novandae gratiam lectus sternuntur.‘“ wo eine heidel-

berger Handschrift das griechische Wort durch i. e.

de origine et proprietate deorum erklärt. Zweifelhaft

kann es bleiben, ob die folgenden Etymologieen dem-

selben, oder einem andern ähnlichen Werke zuzuspre-

chen sind. Festus s.v. „Nare a nave ductum Corni-

ficius putat, quod aqua feratur natans, ut [nJavis.‘*

„Nuptias dictas esse ait — — Cornificius, quod

NOVa Pe’Tantur coniugia.‘‘ Hier muss noua ausge-

sprochen werden, wie Caue in Cave ne eas bei Ci- cero, und fauet bei der Herleitung von Fauna u. A.

„Oscillantes (dici) ait Cornifieius ab eo, quod OS

CAELare siut soliti personis propter verecundiam, qui eo genere lusus utebantur.“ Bemerkenswerth ist noch an diesen Etymologieen, dass sie gleich den

platonischen, varronischen u. a. in mehrere Wörter hineinfallen, auch, wo Sie nur einfache Ausdrücke er- klären.

Aber es steht dieser Grammatiker nicht verein- zelt da, wenn es sich von der merkwürdigen That- sache handelt, wonach nicht allein in Alexandria, son- dern auch besonders in Rom Dichter und Grammati- ker in Einer Person aufstanden. Ich denke hier we- niger an Cäsar, Varro, Valerius Cato, als an CaE- sıus Bassus. Ich habe über diesen Schriftsteller schon in der Zeitschrift für Alterthumswissenschaft 1840. Nr. 13. einige Vermuthungen aufgestellt, deren Be- gründung hier erfolgen soll. Von seinen Poesieen nennt Fulgentius expos. serm. ant. p. 564. s. v. Ver- uina Satiren: ‚‚Gavius Bassus in satyris: Veruina confodiende, non te nauci facio.“ Bei dem problema-

tischen Zustande der Frage nach der Beschaffenheit

des Fulgentius*) wird es schwer auszumachen seyn,

ob nicht dieser seltsame Mensch den Satirenschreiber

Bassus aus Pers. Sat. VI, 1, folgerte:

Admovit iam bruma foco te, Basse, Sabino ὁ

Iamne Iyra et Tetrico vivunt tibi pectine chordae,

*) Ich darf es wohl mit Sicherheit versprechen, ungeahnte

Aufschlüsse über eine vom Schriftsteller selbst be-

sorgte doppelte Ausgabe dieser ‚„‚Glossae“ aus zwei Brüs-

seler Handschriften nächstens mitzutheilen. Ich denke zu-

gleich die Frage nach den Quellen dieses Machwerkes zu

erörtern.

ee WR ὦ

Mire opifex numeris veterum primordia vocum

Atque marem strepitum fidis intendisse T,atinae,

Mox iuvences agitare iocos et pollice honesto

Egregios lusisse senes.

ob er nicht ferner den Vers selber aus Plautus Worten

(Veruina — te faciam — confossiorem) bildete. Wie es

sich damit verhalten möge, für Bassus stehenlyrische

Gedichtefest, wie durch die Stelle des Persius, so

durch Quintil. X,1.$.96: „At Lyricorum ıidem Ho- ratius fere solus legi dignus — — — Siquem adiicere

velis, is erit Caesius Bassus, quem nuper vidimus; sed

eum longe praecedunt ingenia viventium.“, durch Pris-

cian X. p. 897: „Bassus in II. Lyricorum: Calliope

princeps sapienti psallerat ore,“ und Diomed. II. p. 512:

„Romani victores Germanis devictis.“ Ist diess aber

allem Zweifel entrückt, sind auch Hexameter, Molosse

und allenfalls Jamben in seinen Bruchstücken, auch

der Nachdruck bei Persius in: „Mire opifex numeris.‘“

bemerkbar: so gewinnt ja Alles die höchste Wahr-

scheinlichkeit, ich darf sagen Gewissheit, dass der-

selbe Cäsius Bassus, der ebenfalls unter Nero lebend

ein Werk de metris verfasste, mit unserm Dichter

zusammenfällt, und in etwas weiterer Folgerung, dass

das metrische Bruchstück eines gleichnamigen Autors

bei Putsch p. 2663— 26572. von diesem selben herrührt,

Fügen wir dazu Victorin. p. 1958: „Quippe Cornelius

Epicadus in eo libro, quem de metris scripsit, Hexa-

meter, iaquit, versus. Contra quem item Caesius

Bassus, vir doctus atque eruditus, in libro de me-

tris, lJambicus trimetrus ait:“* so ist daraus zwar nicht

zu schliessen, dass Bassus gegen Epicadus geschrie-

ben, aber eine latinisirende Richtung dürfte aus der

Form auf VS (‚ex Latina enunciatione‘ Victorin.) ver-

muthet werden. Nun ist uns ferner Kunde von einem

— 161 —

Werke eines Gavius oder Gabius Bassus de diis erhalten bei Macrob. I, 9: „Gavius Bassus in eo libro,

quem de diis composuit Ianum bifrontem fingi ait,

quasi superum atque inferum ianitorem: eundem qua-

driformem, quasi universa climata maiestate comple-

xum,“ Indessen wage ich es, den Gentilnamen Gavius

oder Gabius hier und bei Fulgentius schon deshalb

zu bezweifeln, weil wir andere Andeutungen dessel-

ben Werkes finden, worin derselbe als Caesius auf-

tritt. So bei Arnob. II, 40: „Caesius et ipse has

(disciplinas Etruscas) sequens Fortunam arbitratur

(Penates) et Cererem, Genium Iovialem ac Palem,

sed non illam feminam, quam vulgaritas aceipit, sed

masculini nescio quem generis ministrum Jovis ac

villicum.“ Bei der Leichtigkeit, womit aber aus Gaius

— Gavius entstehen kann, nehme ich daher als voll-

ständigen Namen des besprochenen Dichters kühn

Gaius Caesius Bassus an. Bestätigt wird diese

Vermuthung durch eine griechische Mittheilung, die

der Stelle des Macrobius schlagend entspricht, bei

Laur. Lyd. de mens. IV, ὃ: Ὁ δὲ T4IOX Βάσσος ἕν τῷ περὶ ϑεῶν δαίμονα αὐτὸν (Janus) εἶναι vo-

μίζει τεταγμένον ἐπὶ τοῦ ἀέρος καὶ δι αὐτὸν τὰς τῶν

ἀνθρώπων εὐχὰς ἀναφέρεσϑαι τοῖς χρείττοσι" ταύτῃ

δίμορφος (d. h. bifrons) εἶναι λέγεται ἔχ TE πρὸς ἡμᾶς ἔχ τε πρὸς ϑεοὺς ὄψεως., bestätigt durch Lac- tant. I, 22: „(Fatuam Faunam), quam C. Bassus Fa-

tuam nominatam tradit, quod mulieribus fata canere

consuevisset, ut Faunus viris.‘‘ Freilich kann die letzte

Stelle ebensogut aus einem etymologischen, als my-

thologischen Werke entlehnt seyn; allein da derselbe

angebliche Gavius Bassus bei Macrobius mit einem

Werke de significatione verborum, bei Gel-

lius mit einem de origine vocabulorum etver- IN. 11

— 12 —

borum vorkommt, in alten Ausgaben bei Gellius aber

ebenfalls C., nicht Gabius, steht; so ist kaum daran

zu zweifeln, dass sich hier in Einem Schriftsteller poe-

tische, metrische, antiquarische, etymologische Stu-

dien vereinigten. So weit haben wir ausholen müssen,

um die Zeitstellung des Bassus zu sichern. Leichter

zu erkennen ist seine Grundanschauung der römischen

Sprache. Auch er war Romanist. Diess offenbart

sich nicht allein in der bei Lactantius vorkommenden

Ableitung der Fatua von fata canere, sondern auch

in allen Resten, die uns noch aus seinem Werke er-

halten sind. Vrgl. Macrob. I, 14: „Ga[v]ius vero

Bassus in libro de significatione verborum hoc refert:

Iuglans arbor proinde dieta est, ac IOVis GLANS;

nam quia id arboris genus nuces habet, quae sunt

suaviore sapore, quam glans est: hunc fructum an-

tiqui illi, qui egregium glandique similem ipsamque

arborem deo dignam existimabant, Jovis glandem

appellaverunt, quae nun litteris interlisiss iuglans no-

minatur.‘“ So leitet er im III. Buche des Werkes de

origine vocabulorum nach Gell. II, 4. divinatio von

divinare, nach III, 18. den Namen der curules ma-

gistratus davon ab, dass sie vor Alters in einem Wa-

gen zur Curie gefahren seyen (,,‚curru solitos ho-

noris gratia in curiam vehi’‘), wo also eine Auslas-

sung eines Buchstabens (littera interlisa) in currus stait

finden musste, nach Ili, 19. parcus von par arcae,

nach V, 7. persona von personare, wobei er bemerkte

„O littera propter vocabuli formam productiore.‘, nach

XI, 17. retae arbores — „‚‚aretibus, quod praetereun-

tes naves impedirent et quasi irrelirent.‘‘, alles Ab-

leitungen, die sich zu auffallend ähnlichsehen, als dass

sie nicht aus grundsätzlicher Bestimmung lateinischer

Wurzeln entstanden sein sollten. Die Frage endlich,

ὦ δὰ .ἅ-ὄ

ob das Werk de significatione verborum und de ori-

gine vocabulorum (et verborum ) verschieden oder

Eins und dasselbe seyen, dürfen wir gewiss zu Guns-

ten der letzten Meinung entscheiden, indem doch

auch Verrius und Cloatius etymologisches Werk den

erstern Titel führte, Macrobius aber bloss de signi-

ficatione, Gellius de origine braucht.

Die Hellenisten.

Man kann versucht seyn, das, was ich bisher

über latinisirende Grammatiker beigebracht habe, in

seinen Einzelheiten wohl anzuerkennen, ohne zugleich

das Allgemeine, Einheitliche, worauf das Alles be-

zogen worden, anzunehmen. Man kann und wird ge-

wiss sagen, es sey ein grosser Unterschied, ob latei-

nische Grammatiker in lateinischer Etymologie römi-

sche Wurzeln sahen, — was doch zuletzt das Aller-

natürlichste der Welt sey— und ob sie wirklich eine

Schule ausgemacht, so wie Analogetiker und Ano-

malisten, Analogetiker und Empiriker in der Artznei-

kunde oder bei uns 'Theoretiker und Praktiker, Hu-

manisten und Realisten u. s. w., wo Jeder sich des

Grundsatzes, um den es sich handelt, klar bewusst

ist. Ein solches Bewusstseyn wird man bei jenen

Grammatikern läugnen. Auf diesen Einwurf ist es

sehr schwer, so zu antworten, dass der Gegner zur

vollen Ueberzeugung gebracht werde. Schon das ist

misslich, dass kein Alter uns mit dürren Worten von

einer Sekte der Romanisten oder Hellenisten etwas

meldet; allein wenn überhaupt im Entwicklungsgange

der römischen Litteratur nicht ein festnormirter Cha-

— 164 —

rakter, als ein ewiger Kampf des Einheimischen mit

dem Hellenischen sichtbar ist, wenn sich nun auch

hier der Gegensatz in voller Schärfe thatsächlich

ausspricht, wenn endlich die Vermittlung der beiden

Extreme in derselben Zeit hinzutritt und für die Fol-

ge sich geltend macht: so werden wir nicht umhin

können, was vielleicht zufällig bloss der Ueberliefe-

rung entging, oder dem Alterthum sich nicht zur vol-

len Klarheit der Anschauung und zur Bestimmtheit

des Wortes gestaltete, ermittelnd zu ergänzen. Im

Falle des Irrthums von meiner Seite würde die An-

ordnung in diese drei Gruppen dennoch immer lehr-

reich bleiben.

Wenn aber in Rom einmai eine Richtung, die

Sprache auf Griechenland als Urboden zurückzufüh-

ren, wirklich bestand, so waren es vorzüglich zwei

Ursachen, wodurch dieselbe veranlasst wurde. Zuerst

ist es der Einfluss der griechischen auf die römische

Sprachlehre im Allgemeinen, der durch die Persön-

lichkeit eines Krates und anderer Grammatiker ausser

allem Zweifel steh. Wenn Tyranxıon ein Werk

περὶ τῆς Ῥωμαϊκῆς διαλέχτου, ὅτι ἐστὶν ἐκ τῆς 'Ελ- Amızrs (Suid.) schrieb, wenn Dıpymos in der Schrift

περὶ τῆς παρὰ Ῥωμαίοις ἀναλογίας nachzuweisen

unternahm, die römische Sprache sey in Allem ein

Abdruck der hellenischen *)}: so ist doch gar nicht

denkbar, dass hiebei die Etymologie leer ausgegangen

seyn sollte. Allein ausser der Behandlung der Spra-

che musste die der Geschichte durch fremde Hände

zweite Veranlassung zur Bevorzugung des Ausländi-

schen werden. Der Ruhm der Weltstadt war schon

*) Die ausführlichen Zeugnisse Priscian’s darüber lese man

im I. Theile S. 144.

ı we ΟΝ

so weit vorgedrungen, dass das untergehende Hellas

einige Strahlen seines Glanzes zu gewinnen hoffte,

wenn die Ursprünge italischer Städte auf griechische

Colonieen und Heroen zurückgeführt wurden. Sicht-

bar ist dieses Streben besonders bei Dıoxvsıos von

Halikarnass , der bekanntlich noch ins erste Jahrhun-

dert v. Chr. fällt.

In dieselbe Zeit scheint auch Santra zu gehö-

ren*). Da er schon bei Quintilian XII, 10. δ. 16.

aufgeführt, von GelliusVI, 15. neben Aelius und Cin-

cius genannt wird, beim ἢ, Hieronymus (prolog. de

script. eccles.) in folgender höchst wahrscheinlich

chronologischen Reihenfolge vorkommt: Varro, San-

tra, Nepos, Hyginus, ein Fragment aus seinen Schrif-

ten ihn als Zeitgenossen des Caius Octavius Lam-

padio darstellt: so dürfte er füglich der grossen litte-

rarischen Periode unter Varro angehören. Zwei An-

führungen aus seinen nuntiis Bacchis bei Noni-

us charakterisiren ihn als Dichter, Hieronymus und

eine Stelle in der vita 'Terentii als Verfasser eines

Werkes de viris inlustribus, die interpr. Maii

zu Virg. Aen. II, 171. als Verfasser von libri an-

tiquitatum, und eine Anzahl anderer Stellen, na-

mentlich bei Festus, von einer Schrift de verbo-

rum antiquitate, wovon das Ill. Buch eitirt wird.

Letztere aber, deren Titel mit dem de verbis pri-

scis anderer Schriftsteller gleichbedeutend ist, stellt

ihn zu den Glossographen. Was aus ihr Etymolo-

*) Ich rechne es mir gar nicht zum Verdienst an, auf ihn

in der Zeitschrift f. A-W. 1839. Nr. 13. und 43. zuerst

aufmerksam gemacht zu haben. Es bleibt nur höchst

auffallend, dass es nicht früher geschehen ist, da die

Fragmente seiner Werke in so bedeutender Anzahl (15)

vorhanden sind.

PR ΜΝ

gisches erhalten ist, weist durchschnittlich griechi-

sche‘Wurzeln nach. Vrgl. Paullus ex Festo: ,„Da-

livium supinum ait esse Aurclius, Aelius stultum®

Oscorum quoque lingua significat insanum. Santra

vero diei putat ipsum, quem Graeeci δείλαιον, id

est, propter cuius fatuitatem quis misereri debeat.‘

Vielleicht gehört noch Mehreres aus dem Buchstaben

D dem Santra zu. Scaur. de orthogr. p. 2256: „Pul-

chrum quamvis in consuetudine aspiretur, nihilominus

tamen ratio exiliter C enuntiandum et scribendum esse

persuadet, ne una omnino dictio adversus Latini ser-

monis naturam in medio aspiretur. Quamvis San-

tra aGraecis putet esse translatum, quasi πολύχρο- ον.“ Nicht unähnlich klingt eine Ableitung von

prandium aus dem griechischen rro0&vdıov bei Paullus.

Jedenfalls dem Santra zugehörig ist. wieder bei Fes-

tus: „Querqueram —- — Santra cam ex (ἃ — — —

etiam carcerem.“, woraus mit Hülfe von Paullus:

‚„Querqueram frigidam cum tremore a Graeco χαρ- καρὰ certum est dici, unde et carcer.‘‘ zu schliessen, dass Santra eine Ableitung aus dem Griechischen

versuchte. Hiezu füge man Festus s. v. ,„Nuptias

dictas esse ait Santra ab eo, quod nymphaea dixe-

runt Graeci antiqui γάμον, inde novam nuptam

γέαν vuugpnv““ Nur eine Etymologie bei Festus (,Os-

cillum Santra diei ait, quod osecillent, id est inclinent,

praecipitesque afferantur.‘‘) verräth eine römische

Wurzel, wenn sich Santra nicht oscillare oder occil-

lare selbst aus einem griechischen Worte herkom-

mend dachte. Natürlich war es nicht nöthig, dass

bei einer solchen Richtung Alles aus dem Griechi-

schen abgeleitet wurde; es brauchte nur gezeigt zu

werden, dass die ältesten Ausdrücke, die eigent-

lichen Stämme von dort herrührten. Uebrigens, da

= MM -

Festus Santra’s Werk de verborum antiquitate ge-

braucht hat, dürfte noch Manches bei ihm und Paul-

lus, was die bezeichnete Richtung hat, von diesem

uns seinem Vaterlande nach unbekannten Granmati-

ker herübergenommen seyn.

Nur zwei Erwähnungen finden wir von einem

Schriftsteller, der scinem Namen nach Grieche zu

seyn scheint, der mit Varro gleichzeitig oder gar noch

vor ihm lebte. Nach Gellius XVI, 13. schrieb Hyr-

SIKRATES ein bedeutendes Werk: ‚„Superhis, quae

a Graecis accepta sunt,‘‘ und leitete darin

foenerator von einem griechischen φαιϊγεράτωρ, ano τοῦ φαίνεσϑαι ἐπὶ TO χρηστότερον ab. Auf ihn bezieht sich auch Varro L. L. IV. p. 23: ‚„‚„Cohortem in villa

Hypsicrates dieit esse Graece χύρτον apud poetas dietam.“

Die erstere Etymologie nahm an CLoArtıus VE-

Rus in dem Werke verborum a Graccis tra-

ctorum, in dessen vierten Buche stand: ‚‚Foenerator

appellatus est quasi φαιγεράτωρ, ἀπὸ τοῦ φαίνεσϑαι ἐπὶ τὸ χρηστότερον, quoniam id genus hominum spe-

ciem ostentent humanitatis, et commodi esse videan-

tur inopibus nummos desiderantibus.‘‘ Ferner: „Er-

rare dietum est ἀπὸ τοῦ ἐρρειν."5, wozu ein Vers Homer’s beigebracht wurde, alucinari wurde von &Ar-

εἰν abgeleitet, woher auch elucum stamme. Fascinum

sollte mit βάσκανον, fascinare mit βασκαίνειν zusam- menhangen. Hiezu kommt aus Macrob. II, 12: ‚,Iu

glans. DI praetermissum est, quasi diiuglaus, id est,

Διὸς βάλανος, sieut Theophrastus ait: δία δὲ τῶν

ὀρινῶν ἃ ἐν τοῖς πεδίοις οὐ φύεται, τερέβινϑος, πρί-

γος, φιλύρη, ἀφάρκη, καάρια, ἢ καὶ Διὸς βάλανος."“ Ich weiss in der That nicht, ob dieser Cloatius

Verus derselbe ist, dessen libri sacrorum bei Fes-

τῶ ΝΒ ὡς

tus 5. v. Molucrum vorkommen, und dessen sonstige

Erklärungen dort sich meist auf etwas dem Opfer-

dienste, den sacra Angehöriges beziehen. Sonderbar

ist es wenigstens, dass er hier immer nur Cloatius

heisst. Einmal in Molucrum wird auf eine römische

Wurzel hingedeutet. Wenn aber auch hier freilich

eine gewisse Wahrscheinlichkeit für denselben Ver-

fasser spricht, so ist dieser wieder sicher bei einem

andern Werke, von dem uns Macrobius Kunde

gibt, indem er ihn II, 14., 15. 16. bloss Cloatius,

III, 6. aber vollständig Cloatius Verus nennt. Es wird

dort ein viertes und zweites Buch ordinatorum

Graecorum oder einfach ordinatorum citirt. Ich glaube der auffallende Titel wird klar durch die

Bemerkung, dass Macrobius auch das erste Werk

einen liber a Graecis tractorum nennt. Ist also ver-

borum ordinatorum Graecorum libri zu er-

gänzen, so erhellt auch hieraus wieder die hellenisti-

sche Richtung unseres ebenfalls bisher ganz unbeach-

tet gebliebenen, höchst wahrscheinlich zwischen Pli-

nius und Gellius fallenden Schriftstellers. Im zwei-

ten Buche stand eine Bemerkung über den Altar des

Apollo T' EINTWO zu Delos, also wieder Etwas, was

der Rituallehre angehörte, im vierten über Nüsse,

Aepfel und Birnen, etwas Landwirthschaftliches also,

wie es sich auch oben in iuglans ausdrückte. Die

Aufführungen von Aepfel und Birnen bei Macrob. II,

15. sind alphabetisch geordnet. Bezieht sich darauf

das Wort ordinatorum ὁ

— 169 —

Die Vermittler.

Wie sich Varro in dem Streite über Analogie und Anomalie der Sprache weder auf die Seite der

Aristarcheer noch Krateteer Parthei nehmend stellte,

sondern eine vereinigende Unterscheidung in Anspruch

nahm, so machte er es auch bei dem Gegensatze der

Romanisten und Hellenisten. Auch bei ihm trat der

Fall ein, auf den ich früher bei Aristarch aufmerksam

gemacht habe. Die Vermittlung wurde nicht bloss

ein einfaches Vermeiden zweier Aeussersten, zu dem

schwache Geister nur zu leicht ihre Zuflucht nehmen,

um den unbequemen Folgerungen scharf und fest

ausgesprochener Grundsätze zu entgehen, ein hin

und her schwankendes Partheinehmen, das die Tie-

fen der Forschung zu bewältigen nicht im Stande

ist, sondern die feste Rıchtung nach historischer

Ergründung der Sprache. Freilich wurde auch sein

Streben ebenso wenig, als das seiner Vorgänger und

Nachfolger mit einem wahren Erfolge gekrönt; allein

wir haben auch nicht sein Verdienst im Verhältniss

zu unserer, sondern zu Seiner Zeit zu würdigen; und

letzteres war nicht so ganz gering. Wenn es aber

richtig ist, dass sein Lehrer Aelius mit einseitiger

Neigung auf lateinische Wurzeln in der Etymologie

ausging, wenn es durch Gellius und Varro’s Werk

selbst bezeugt wird, dass Letzterer dagegen die hel-

lenischen hervorhob, so können wir schon daraus

schliessen, wie sich seine Vermittlung gestaltete. Sie

war eine den Hellenisten sich nähernde. Diese An-

sicht rechtfertigt sich in der stärksten Weise bei ge-

— 170 —

nauerer Betrachtung seines Werkes!, wo wir unzäh-

lige Mal darauf stossen, dass der Verfasser selbst da,

wo er einen lateinischen Stamm angeführt hat, einen

Zweifel aufwirft, das Wort könne doch möglicher-

weise aus dem Griechischen seyn. Vrgl. IV. p. 8.

δ. 22: „Non terminus, sed termen, hinc Graeei quo- que τέρμονα; pote vel illine; Euander enim, qui in

Palatium venit, e Graecia Arcas.“, wo also gleich eine Erklärung beigefügt ist, wie das griechische

Element nach Rom gekommen; p. 11. δ. 25: „‚Unde

sumi pote, puteus, zis? potius quod Aeolis dicebant,

ut πύταμον τὸν scorauıov.‘, wo der äolische Dialekt als der einflussreichste schon aufgefasst ist; vrgl.

p- 29. δ. 102: ‚„‚Malum, quod Graeci Aeolis dieunt

uakov,‘“ p. 23, δ. 77: „‚Aquatilium vocabula animali- um partim sunt vernacula partim peregrina.‘‘ „Item

in conchyliis aliqua ex Graecis — —, vernacu-

la ad similitudinem.“; $. 78: „‚Sunt etiam animalia in aqua, quac in terram interdum exeant, alia Grae-

cis vocabulis, — — alia Latinis.“ p. 28. $. 96:

„EX quo fructus maior, hic est, qui Graecis usus.

Sus, quod vs u. 5. ν΄. Possunt in Latio quoque ut in

Graecia ab swis vocibus haec eadem ficta.“ $. 97:

„Porcus, quod Sabinis dittum APRIMO PORCOPOR,

inde porcus; nisi si a Graecis.“ p. 29. δ. 101: Apri

ab eo quod in locis asperis, nisi a Graccis, quod hi

κάπρος.“ „Lepus, quod Siculi quidam Graeci di-

cunt λέποριν; a Roma quod orti Siculi, ut annales

veteres nostri dicunt, fortasse hince illuc tulerunt et

hic reliquerunt id nomen.‘* wo also eine zweite Art

der Entstehung des griechischen Elementes angege-

ben ist; p. 30. $. 103. und 104: ‚‚Quae in ortis na-

scuntur, alia peregrinis vocabulis, ut Graecis ——

Vernacula, lactuca a lacte,‘‘; δ. 104: ‚‚Asparagi,

— 171 —

quod ex asperis virgultis leguntur, et ipsi scapi a-

speri sunt, non leves; nis? Graecum, illic quoque enim

dieitur &oraoayog.“ p. 34. δ. 120: „A capiendo ca- tinum nominarunt, nisi quod Siculi dieunt xazıyov.“

vrgl. p. 42. $. 151: ,‚‚Quod Syracusis — vocantur

latomiae, inde Lautumia translatum, vel quod hic quo-

que in 60 loco lapidieinae fuerunt.‘‘; p. 48. ὃ. 173: „In argento nummi; id ab Siculis.‘‘“; p. 49. δ. 179: „Sidatum, quodreddatur, mutuum, quod Siculi voirov.“

Ρ. 35. δ. 120: ,‚Tryblia et canistra quod putant esse

Latina, sunt Graeca.“; p. 37. δ. 132: ‚‚Multa post

luxuria attulit, quorum vocabula apparet esse Grae-

ca.‘ p._39. δ. 138: ,‚Vocant trapetes a terendo, nisi

Graecum est.‘‘ p. 50. δ. 182: „‚Stips a στοιβη fortas- se, Graeco verbo.“ V. p. 52. δ. 6: „Quod nocet,

Nox; "δὲ quod|Gracce νύξ nox.‘“ p. 54. $.9: Tertium

ab aestu aestas; hinc aestivum; nisi forte a Gracco

ardeodeaı.“ YFassen wir das Resultat dieser und an-

derer Stellen zusammen , so können wir als Ansicht

Varro’s Folgendes aufstellen. Inder lateinischen Spra-

che gibt es ein doppeltes Element, ein griechisches

und römisches. Das Erstere ist hineingekommen

theils durch die Einwanderung griechischer Ankömm-

linge in Latium, Evander, und ist in dieser (2) Eigen-

schaft dem äolischen Dialekte angehörig, theils durch

Verwandtschaft mit den ehemals hier sesshaften Si-

culern, theils endlich durch spätere Einführung der

bezeichneten Gegenstände selber. Dem griechischen

gehört ein grosser Theil der localen Bezeichnun-

gen an, d. h. solcher, ‚‚quae sint locorum et quae in

his‘“, der grösste Theil der zeitlichen besonders

Zeitwörter dem echtrömischen. Vrgl. V. p. 62. δ. 40:

Ὁ erborum quae tempora adsignificant, ideo locus dif-

ficillimus ἐτυμα, quod neque his fere societas cum

— 172 —

Graeca lingua, neque vernacula ea, quorum in par-

tum memoria adfuerit nostra.‘‘ Jedoch gibt er p. 77. δ. 96. auch eine Anzahl griechischer Wurzeln an.

Dem römischen gehören aber ferner im IV. Buche

auch die Namen der Theile der Stadt Rom, der ein-

heimischen Gottheiten, der Obrigkeiten, Priester und

Krieger, der Ackerbauwerkzeuge, u. s. w. an, Die

Wortbildungen der Dichter im VI. gehören endlich

bald der einen, bald der andern Sprache. Allein er

begnügt sich nicht, das römische Element im Allgemei-

nen anzunehmen , sondern gibt Winke über die Ein-

wirkung altitalischer Dialekte, namentlich des Sa-

binischen, das er häufig beachtet, (S. d. Beispiele

bei Müller p. 309,, Vel. Long. p. 2230.) auch des

Oscischen, Etruscischen, und hat dadurch in der

That den Blick der Römer in die eigene Sprache,

trotz aller Missgriffe und Mängel im Einzelnen, er-

weitert. Endlich, indem er den Grundsatz festhält,

dass die Namen regelmässig daher stammen, woher

die Gegenstände, hat er selbst auf orientalische Spra-

chen z. B. auf’s Armenische, Syrische IV. p. 29.,

auch auf’s Gallische (Laur. Lyd.II, 13.) und Spanische

(Gell.XV,30.) hie und da Rücksicht genommen. Wir

sehen aus allem Diesem, dass seine Vermittlung kein

bequemes Ausweichen , sondern dass es ihm mit all-

seitiger Betrachtung Ernst war.

Ungefähr gleichzeitig mit Varro lebte VERRIUS

Fraceus. Von seinen zahlreichen Schriften (Etru-

scarum libri bei den interpret. Maii zu Virg. Aen.

X, 183., 198, librirerum memoria dignarum

bei Gell. IV, 5., Saturnus bei Macrob. I, 4.,

epistulae bei Serv. zu Virg. Aen. VIII, 423.,

de obscuris Catonis bei Gell. XVII, 7. de

orthographia bei Sueton de inl. gram. 19., auch

— 173 —

wohl Vel. Long. p. 2216., 2238., einem Gedichte

bei Prisc. VIII. p. 792.) gehört bloss die de signi-

ficatione verborum hieher. Auch er ist den Ver-

mitteinden beizuzählen, aber so viel aus den Frag-

ınenten ersichtbar ist, dergestalt, dass er das natio-

nale Element mehr bevorzugte. Wenigstens sind uns nicht viele seiner hellenistischen Ableitungen er-

halten. Nach Vel. Long. p. 2215. sah er den Zusam-

menhang zwischen κύμεγος und caminus, χυπάρισσος

und cupressus, χυβερνήτης und gubernator ein. Bei

dem Worte scurra zog er aber die Ableitung von

sequi der von dem griechischen σχυροάζειν vor (Fest.).

Ein vollständiges Schwanken deutet Festus an p. 235.

(Lindem.): ,‚‚Spondere Verrius putat dietum, quod

sponte sua, id est, voluntate, promittatur; deinde ob-

litus inferiore capıte sponsum et sponsam ex Graeco

diectam ait, quod ii σπονδὰς interpositis rebus divinis

faciant,‘“ Aus seiner ganzen Richtung, namentlich aus

seiner Beschäftigung mit dem Etruscischen, ist eine

Berücksichtigung altitalischer Dialekte zu vermuthen,

indess aus den Fragmenten nicht zu belegen. Was

seine Grundsätze betrifft, so ersehen wir aus der

lückenhaften Stelle bei Festus s. v. Metaphoram,

dass er ein verbum proprium und eine Metaphora

„tralationem, id est, domo mutuatum ver-

bunı“ unterschied. Dass er auch die Classe κατ᾽ ἀντίφρασιν annahm, ergibt sich aus der Herleitung der Angeronia, (Macrob. I., 10.) ‚‚quod angores ac

animorum sSollicitudines propitiata depellat.“

Hieran knüpfen wir unmittelbar das Werk des

Festus und den Auszug des PAuLLus, worin, obgleich

sicher unbewusst, eine vermittelnde Richtung kaum

zu verkennen ist, und zwar eben auch in jener Fär-

bung, dass das Altitalische mit einer besondern Vor-

— 14 —

liebe hervorgehoben wird. Bei Paullus ist eine über-

wiegende Neigung zum Hellenistischen bemerkbar.

Das Werk des Nonıus, dessen erster Theil de pro-

prietate sermonum sich ganz mit Etymologie

beschäftigt, wie die folgenden ebenfalls Beispielsamm-

lungen aus andern Theilen der Grammatik sind, lei-

tet gleichermaassen abwechselnd aus dem Griechischen

und Altlateinischen ab. Die Origines des Isıpor

endlich enthalten eine Sammlung von stofflich geord-

neten, aus beiden Sprachen, jedoch auch aus andern

fremden abgeleiteten Etymologieen. Ueber seine Wis-

senschaft erklärt er sich I, 28. dahin, sie sey ‚‚origo

vocabulorum, quum vis verbi vel nominis per inter-

pretationem colligitur.“ Er behauptet δ. 2., nicht

alle Wörter seyen φύσει, einige auch ϑέσει den Din-

gen beigelegt: „Non autem omnia nomina a veteribus

secundum naturam imposita sunt, sed quaedam

secundum placitum, sicut et nos servis et pos-

sessionibus interdum secundum quod placet nostrae

voluntatidamus.‘‘ Er nennt dieselben δ. 4. secundum

qualitatem und iuxtaarbitrium humanac vo-

luntatis, und machthier drei Unterarten: „ex causa,

ut rexa recteagendo, aut ex origine, ut homo, quia

sit ex humo, aut ex contrariis, ut a lavando

lotum, dum lutum non sit mundum .. .“, wovon bloss

die letzte erkennbar die griechische ἀντέφρασις ist, die zweite κατὰ φύσιν bezeichnen kann, die erstexar αἰτίαν

mir nirgendwo vorgekommen ist. Wenn er dann noch

$.4. hinzufügt, Einigessey ‚ex nominum derivatione, ut

a prudentia prudens“, so gchören diese παρώνυμα, wie

schon anderweitig bemerkt, nicht in die Etymologie,

sondern Flexionslehre, und endlich die ‚„‚quaedam ex

Graeca etymologia‘‘ in die allgemeine Anschauung

der lateinischen Sprache hinein. Uebrigens musste

— 15 —

der vielfach mit biblischen Ausdrücken und Namen

versetzte Sprachschatz seiner Zeit mehr auf eine Be-

achtung orientalischer , dann altlateinischer Elemente

hinweisen.

Regeln der Etymologie.

Bei den Griechen haben sich uns Veränderung,

Hinzufügung, Wegnahme undVerschiebung

von Buchstaben als diejenigen Vorschriften ergeben, in

denen sich die schillernde Beweglichkeit der Ableitung

erging. Varro, der diesen Punkt in den verloren

gegangenen ersten Büchern seines Werkes weitläufig

dargelegt haben mag, nahm zweimal vier Gründe an.

Die Stelle IV. p. 4. lautet nach Müller’s Verbesse-

rung, dem auch die eingeklammerten Worte zugehö-

ren, folgendermaassen : 5. Θ 10 verborum novorum ac

veterum discordia omnis. In consuetudine communi

quot modis literarum commutatio sit facta qui ani-

madverterit, facilius scrutari origines patietur verbo-

rum; reperiet enim esse commutata, ut in superiori-

bus libris ostendi, maxime propter bis quaternas cau-

585, Lilerarum enim fit demptione ant additione, et

propter earum adtractionem aut commutationem, item

syllabarum productione [aut correptione, denique ..

sh. Male; ini one].‘‘“ Der Herausgeber bemerkt, dass

adtractio so viel als unsere Assimilation, und beim

vierten Grunde von der „transpositio‘* (welches Wort,

beiläufig bemerkt, sich in keinem lateinischen Schrift-

steller findet) die Rede zu seyn scheine. Jene var-

— 16 —

ronische eigenthümliche Anschauung der Sache muss sich aber früh verloren haben. Wir finden später

nur eine den Griechen nachgebildete und in der 'That

auch bessere Vertheilung jener Regeln, aber freilich

nicht im Etymologischen, sondern mehr in der Lehre

von dem Barbarismus z.B. bei Donat. de barb.

p. 1767: ‚,‚His bipertitis (pronuntiationi et scripto )

quattuor species supponuntur, adiectio, detra-

ctio, immutatio, transmutatio,“ ebenso bei Charis, IV. p. 237., Diomed. II. p. 447., ja schon bei

Quintil. 1, 5, von den Fehlern der Orthographie

bei Scaurus p. 2249: „‚Scribendi autem ratio quattuor

modis vitiatur, per adiectionem, detractionem,

immutationem, adnexionem, wo aber die ad-

nexio oder Connexio gar nicht hieher gehört, und

zum Theil noh in der Lehre von der Anomalie bei

Probus ars $. 8. 544.) wo er eine immiscens, die

wir hier ausschliessen, eine immutans und defi-

ciens annimmt. Allein obgleich so die Lehre von

der Veränderung der Buchstaben nirgendwo ausführ-

lich erörtert, selbst bei Priscian I. p. 552. mit beson-

derer Rücksicht auf die Flexionslehre behandelt wor-

den, und die von der Verwandtschaft der Buchsta-

ben in die Orthographie hineinfiel: so erhellt doch

aus mannichfachen Andeutungen der Grammatiker,

dass es bei ihnen ein gewisses System von frei-

lich sehr nachgiebigen Regeln gab, nach denen sie

bei ihren Ableitungen verfuhren. Zufolge der bei

den Griechen aufgefundenen Spuren sind diese vier:

I. Veränderung einzelner ineinander. Bei der Auf-

zählung des mir in diesem Punkte Vorgekommenen

kann unmöglich eine solche Vollständigkeit, wie bei

jenen, erzielt und erreicht werden.

AinE (Varro L. L. VI. p. 98., Cloatius Ve-

— 17 —

rus bei Gell. XVI, 12. Vrgl. XV, 5., Prise. I.

p- 552.) — I, O und V (Prise) — AV in O (Prise I. p. 562.), was aber nichts als eine andere Aus- sprache ist.

BinC,F,G,M,P,R,S (Prise. I. p. 559.)

C in G [Varro V. p. 77.], S, V, X (Prisc.)

Din C,G,L [Fesius 5. v. Seliquastra] P, R

[Varro V. p 52.], S, SS, T (Prisc.)

E in A, I [Varro V. p. 77.], O, V [Varro IV.

p- 26.] C Prisc. I. p. 552.)

F in B (Prise. I. p. 560.)

Gin C (Varro IV. p. 29.), — L [Varro IV. p.38.]

— CT,S,X (Prisc.)

Iım A, E[Varo V.p.77.], 0, V (Prise. I.

p. 892. )

L in R (Prise. I.p.555.) — S (VarroIV. p. 38.)

— X (Prisc.)

M in N, wenn darauf C, ἢ, Ὁ, T folgt (Prise.

p. 555.)

N in C,G,L,M, wenn darauf B, M, P folgt, R, S, Τὶ (Prisc. I. p. 556.)

Oin A,E,1,[Dig. XLVII, 10, 15.] V (Prisc. I. p. 556.)

Q inC,S,X (Prise. I. p. 560.)

Rin N,L,S,SS, V (Prise. I. p. 557.)

Sin D,M,N,R [Varro VI. p. 86.] T, V,X

(Prise, I. p. 557.)

T in S (Prise. I. p. 560., Paullus s. v. Nautea),

in X, wenn C vorhergeht (Prisc.)

V in A, E, I,O© (Prisc. I. p. 554.)

X in CT, F, V (Prisc. I. p. 558.)

Was II. die Ausstossung einzelner Buchsta-

ben betrifft, so ist auch diese aus den litierae inter-

lisae des Bassus bei Macrob. II, 14., aus dem R ex- tritum bei Varro VI. δ. 27. und hundert andern Bei-

I. 12

— 113 —

spielen so leicht zu belegen, dass es keiner eigent-

lichen Ausführung bedarf. III. Fürdie An- undEin-

fügung einzelner Buchstaben, die praktisch ebense

häufig, begnügen wir uns mit Macrob, 1, 9,, wo Ni-

gidius ein pleonastisches D vor I annimmt. IV. Für die

Verschiebung einzelner Buchstaben untereinander

weiss ich zwar kein Beispiel aufzustellen, zweifle

aber nicht, dass auch diese in der römischen Etymo-

logie besonders bei liquidae anerkannt worden.

Etymologie und Orthographie.

Wenn wir oben bei den Griechen sahen, dass

die Mythologie mit der Etymologie in einem sehr en-

gen Zusammenhange stand, so darf es nicht mehr

auffallend erscheinen, wenn in der Zeit, wo ein ei-

gentliches System der Rechtschreibung auftrat, diess

manchmal von der Frage nach der Herkunft des Wor-

tes sich regeln und ordnen liess. Allein wir treffen

diese 'T'hatsache erst freilich in später Zeit. Fünf

Arten erscheinen bei 'Theodosius Alexandrinus, welche

die Prosodie bedingen, p. 61: Πόσοι τρόποι τῆς ἀ-

γαγνώσεως; πέντε, ἀναλογία, ἐτυμολογία, συναλοιφή, διάλεκτος, ἱστορία., vier Regeln der Orthographie

p. 62: Εἰσὶ δὲ καὶ κανόνες τῆς 00I0ypaplag τέσσαρες.

ἀναλογία, διάλεκτος, Ervuokoyia καὶ ἱστορία. Das- selbe findet sich bei Cramer. Anecd. Vol. IV. p. 331:

Πόσοι κανόνες ὀρϑογραφίας; Ö', ἀναλογία, διάλεκτος,

ἐτυμολογία καὶ ἱστορία. καὶ ἀναλογία μέν ἔστι κανὼν ἀποδειχτικός, ὡς ἐν τῷ ὑμερινὸς ἢ νυχτερινὸς 5) — —

*) Es ist eine ganz irrige Ansicht, welche man ausge-

— 19 —

« ’ ’ > « a » ἱστορία δέ ἔστιν ἡ. τῶν παλαιῶν παράδοσις --- — δι--: r Fe 07 ' 2 ’ \ ἄλεχτος δέ ἔστιν ἰδίωμα γλώττης --- — ἐτυμολογία δὲ

sprochen hat, als ob die Analogie bloss die Fle- xionslehre mit ihrer Richtschnur gebenden Regelhaf- tigkeit durchdrungen habe. Das ist bei den Römern das durchschuittliche Sachverhältniss; mannichfaltiger ge- staltet sich die Sache bei den Griechen, Hier ist aus- serhalb der philosophischen noch besonders für die for- melle Grammatik ein Einfluss sichtbar I. auf die Or- thographie, wofür die oben und im I. Thle, S. 82. angeführten Stellen hinlänglich zeugen. Man füge noch hinzu Choeroboskos in Bekker Anecd. Graec. p- 1188. Höchst bedeutend aber ist II. die Wirkung der Analo- gie auf die Accentlehre, und bisher, selbst in mei- ner Schrift über Analogie und Anomalie, nicht gehörig gewürdigt. Daher hier einige Stellen. Für Aristarch hat Lehrs diesen Grundsatz ausser Zweifel gestellt. Zuweilen folgte er der Ueberlieferung, dem Sprachge- brauche, während sein Schüler Dionysios Thrax Jenen beibehielt. Vrgl. Etym.M.s.v. Ταρφειάς, ᾿Δρίσταρχος ὀξύνει, ὡς πυκνὰς" ὁ δὲ Θρὰξ ΖΙιονύσιος, ὁμοίως τῷ ταχείας, παρὰ τὸ ταρφύς ἀρσεγιχῶς, οὗ πολλαὶ ἦσαν χρήσεις. χαὶ δῆλον ὅτι ava- λόγως μὲν avayırWazeı ὃ Θραξ, ἐπεκράτησε δὲ “Ἀριστάρχου ü- γάγνωσις. Ebenso ist es bei Porphyrios de prosod. ( Villoison. Anecd. Tom, U. p. 104.) der Fall: Τὸ μὲν ἤτοι κατὰ συνήϑειαν διαλέκτου ὁ μολογου μέγης, ἤτοι κατὰ τὸν ἀναλογητικὸν ὅρον εἰπὼν τοὺς τρόπους διδάσκει, καϑ' οὺς αἱ προσωδίαι ἐκφέρονται" ἢ γάρ, φησί, κατὰ διάλεκτον προ-- ἀγονται" ἢ zart’ ἀναλογίαν καὶ καγόγα" οἷον τὸ μὲν δι μοῖος zaru ἀναλογίαν ἐχφέρεται" διότι τὰ διὰ τοῦ οιος ἅπαντα περι-- σπῶμεν, ἑτεροῖος, γελοῖος, ἀλλοῖος. διὰ τοῦτο καὶ Ὅμηρος τῇ ἀγαλογίᾳ χρησάμενος, „ws ἀεί, φησίν, τὸν Önoiov ἄγει ϑεὸς ὡς τὸν öuoiov.“ (Od. XV, 218.)* οἱ δὲ Arrızoi ὅμοιος λέγουσι. #. τ. 4. Vrgl. Etym. Gud, ed. Sturz p. 671. In Beziehung auf den Accent erscheint die Analogie wie-

der im Etym. Gud. 5. v. Avrauxes, τὸ ὄνομα χαὶ αὐτάρκες

οὐδέτερον. τὸ ἐπίρρημα ᾿Δττικῶς μὲν αὐτάρκως, κατὰ δὲ τὴν Ξ - > 8 - - -

aval ογίαν αὐταρκῶς. χαγνονίζεται δὲ and τῆς yevınns τῶν

u ὯΝ -.-

σύντομος καὶ ἀληθὴς ἀπόδειξις τοῦ ζητουμένου. Vrgl. Etym. M. s. v. Χίλίοι: Ὅτι τεσσάρων ὄντων τῆς ὁρ- ϑογραφίας κανόνων — — ἐτυμολογία δέ ἐστιν ἐπιση- μασία λέξεων ἐπὶ τὸ πλεῖστον τὸ πάϑος ἔχουσα. Vrel. Gud. 5. v. Σήμερον. Μ. 5. v. ᾿“μφιτρίτη : Ὦφειλε δέ, ὅσον Ex τῆς ἐτυμολογίας, ὡς λέγει ὁ Χοιροβοσκὸς καὶ

Ὠρίων, διὰ τῆς EI διφϑόγγου γράφεσϑαι. Μ. s, ν. Φής. Bedeutender stellt sich aber die Wirkung der Sprachzergliederung auf die Orthographie bei den Rö-

mern heraus. Von jenen vier Regeln musste der Di-

alekt natürlich wegfallen, weil er sprachlich nicht

vorhanden war, und es blieben noch Analogie, Ety-

mologie und Geschichte. Diese finden wir in der That

bei Scaurus. Nachdem er orthograph. p. 2249, vier

Fehler bezeichnet hat, wodurch die Schreibung ver-

dorben werde (per adiectionem, detractionem, im-

mutationem, adnexionem‘‘) Fehler, welche er nach-

πιληϑυντικῶν. ἡχολούϑησε γὰρ τῷ τόνῳ τοῦ OYouaTos, αὔταρ-

κῶν γὰρ 7 γενική, αὐταρχῶς ὃὲ ἐπίρρημα, ὥστιερ ὑγιῶς ἐπειδὴ

ὑγιης» καὶ σαφῶς ἐπειδὴ σαφης. ( Der Attikismos ist hier

beidemal Repräsentant der Anomalie, d. ἢ. des der Re- gel sich nicht fügenden Sprachgebrauchs. Vielleicht er-

klärt sich daraus, warum im Streite der Analvgisten

und Anomalisten so viele Schriften περὶ ᾿Αττικῆς διαλέκτου

oder λέξεως erscheinen.) Hieher zu ziehen ist auch

Suidas 5. v. Arosidns καὶ Areeidas. Τὴν γενικὴν περισπᾶν

ἀξιοῦσιν οἱ ἀναλογικοί, τὴν δὲ δοτικὴν βαρυτογεῖν. Aus

der Analogie der Accentlehre ist auch die Sammlung

von Wörtern bei demselben Suidas 5. v. 'Anoreupıs. Für

den IlI. Einfluss, auf die Flexions- (einschliesslich

Geschlechts-) lehre, also auf die Sprachkategorieen,

sind im I. Theile hinreichende Andeutungen vorgekom-

men, die freilich für die Römer in’s Maasslose hinaus

vermehrt werden könnten. Für die Griechen füge man

hinzu Bekker. Anecd. Vol. II. p. 1193.

— 181 —

her p. 2255., 2257., 2259. und 2261. einzelu durchgeht,

gibt er p. 2251. auch die Mittel der Verbesserung an

die Hand: „Recorrigitur vero regulis tribus, historia,

originatione, quam Graeci ἐτυμολογίαν appellant, pro-

portione, quae Graece avaloyla dieitur. Et historia quidem , ut cum sed per novissimam litteram D scri-

bimus, quoniam antiqui sedum dixerunt, et per ab-

scisionem pars remanserit, at originatione, ut cum

dicimus inchoare cum adspiratione scribendum, quo-

niam a chao diectum, quod fuerit initium omnium re-

rum; proportione u. 5. w.‘“ Weniger geordnet spricht

sich das Grundsätzliche in der Vorrede Cassıopor’s zu seinen Auszügen aus Orthographen p. 2278. aus,

und fusst schwerlich auf griechischen Vorbildern.

Jedoch erscheint auch hier die Etymologie unter an-

dern als Regulaiv : ‚,‚Minutus labor syllabis litteris-

que tractandis, modo factus ex nominum deri-

vatione, modo ex casibus sermonum, modo ex motu

atque situ, modo ex euphoniae consonantia, modo ex

Graecarum litterarum similitudine, probans, quid scri- bere debeas et quid vitare contendas.‘“ Allein ausser

diesen zur Regel ausgebildeten Sätzen lassen sich

eine Anzahl einzelner orthographischer Bestimmungen

von Varro bis Isidor eben nur aus dem Streben her-

leiten, die Schreibung nicht auf den blossen Sprach-

gebrauch, sondern vorzugsweise auf die Wurzel zu-

rückzuführen, Berücksichtigung der Etymologie war

es ja schon, wenn Nävius Balatium, oder Cato foc-

nerator, nicht faenerator schrieb, weil Ersterer das

Wort von balare, Letzterer von foenus ableitete, wie

Gellius XVI, 12. berichtet, Für VARrRo vergleiche

man aus Papirianus p. 2290. (Putsch.): ‚Narare per

unum R scribitur, ut Varroni placet; sccutus est e-

nim etymologiam nominis eius, qua gnarus dicitur,

— 12 —

qui scit et accipit, quod loqui debeat; denique com-

positio verbi ita scribitur, ignorare, quae non per

duo R, sed per unum scribitur; ideo et narrare unum

R habere debet.‘“ mit Velius Longus p. 2238. und

Varro selbst L. L. V. p. 64. Aehnlich IV. p. 8:

>,Terra dicta ab eo, ut Aelius scribit, quod teritur;

itaque tera in augurum libris scripta cum R uno.“

Charis. I.p. 42: „Mensam sine N littera dietam Var-

ro ait, quod media poneretur, — — Sed et mensam

cum N posse dici, item Varro ait, quod et mensa

ἄβρωτα edulia et esculenta ponerentur.‘‘ mit VarroL.

L. IV. p. 34. Vel. Long. orthograph. p. 2233: „Sic

etiam delirus placet Varroni, non delerus, non enim

ut quidem existimant, a Graeco tracta vox est, παρὰ

τὸ ληρεῖν, sed est Latine sulco.‘“ CAEsELLIUS ιν- DEX *) hielt freilich die Euphonie für die schönste

Frucht der lateinischen Sprache (p. 2314., 2317.), aber

er zeigt p. 2315. an einer Anzahl von Beispielen,

wie schr er die Kraft der Etymologie anerkannie.

Nur eins: „‚Exsilium quoque cum S scribi debet; ex

solo enim ire est exsulare, quasi exsolium, quod

Graeci ££ogıouov dieunt, et antiqui exsoles dice- bant, quos nos exsules dieimus- Extorrem vero sine

S; ex terra enim eiectum significat.“ u. 5. w. Ihm

stimmt vollkommen bei FLavıus CAreEr orthogr.

p. 2241: Exsul cum addito Sscribendum et etymolo-

giae causa, a solo quod vertit; formosus sine N scri-

bitur ab etymo, quod est forma.‘‘ 2246: ,Vensica N habet, quia non est sine vento.“ Den Sprachge- brauch setzt obenan VeLıus Longus, doch fehlen die

Andeutungen des andern Elementes keineswegs: „Sed

qui origini verborum propiores sunt, per B scribunt

*) Ueber sein Zeitalter vergl. Zeitschrift f. A-W. 1840. Ss. 109.

— 193 —

(abscondit).“ und in der mir nicht ganz klaren Stelle

p. 2231: ‚‚Quo pinguior esset enuntiatio, Ὁ quoque

inserebant, et pro qui quoi scribebant. Nos ad bre-

vitatem festinavimus scribendi, nullam pinguitudinem

limare maluimus,, tam hercule, quam quo magis quod

qui genus est ἐτυμολογέας.““ p. 2233: „„At in comisa- tore utramque consonantem simplicem ponamus; nam

aut a comitate vox ducta est, aut a Graeco παρὰ

τὸν χῶώμον.“Ζ p. 2236: „Per QVO quotidie dicunt

quam per CO, cotidie quum et dieatur melius et scri-

batur; non enim est quotidie a quoto dietum, sed a

continenti die cotidie tractum.‘‘ Ferner vergleiche

man p. 2233. die Bemerkung über Delmatia mit p. 2287.

und p. 2234. über Cilones und Chilones mit p. 2287. Von PAariıkıanus gehört hierher p.2290: ‚‚Cotidie per

C et O dicitur et sceribitur, [non] per Q, quia non a

quoto die, sed a continenti die diectum est.“, woPutsch

liest: ‚„dieitur, et scribitur per Ὁ, quia.‘, was des

Sinnes wegen und mit Rücksicht auf Vel. Long. p. 2237.

unmöglich ist; p. 2292: „‚Forfices secundum ety-

mologiam debemus dicere et scribere‘‘, u. 5. w.,

von VıcrTorinus p. 2460: ‚At quum locutus, secutus

perC, quum quidam praecipiant ad originem debere

referri, quia est locutus a loquendo , secutus a 56-

quendo, per Ὁ potius, quam per C haec scribenda.‘“,

von Isınor I, 26, 5: ,„Exul addita S debet scribi,

exsul dieitur, quia extra solum est.‘“ 6: ‚„Aequor per

diphthongon scribendum, quia ab aqua nomen est fa-

cium“ 7: ‚„‚„Forsitan per N scribendum in fine, quia

integrum eius facit: Forte si tandem,“

Die hier entwickelte Thatsache erklärt zum Theil

das Schwanken der römischen Orthographie, dessen

Gründe sich vollständig nur in einer Geschichte

derselben nachweisen lassen, worin die Grundsätze

— 14 —

der Euphonie, (sonus, lenitas, decor) des Sprachge-

brauches (historia, auctoritas, consuetudo), der Kürze

(brevitas), der Unterscheidung der einzelnen Wörter

(distinetio) von Seiten ihres abwechselnden Einflus-

ses besondere Beachtung verdienen.

Etymologie und Jurisprudenz.

Was der Mythos bei den Griechen, ist das Recht

bei den Römern. Wie dort ein ewiges Ausspinnen

und strahlenartiges Erweitern nach Aussen, so hier

ein stetes Zurückbeziehen auf feststehende Normen,

ein Rückstrahlen der neuen Entwickelung nach In-

nen. Daher diese eiserne Festigkeit der Rechtsidee

in Rom, die in Verbindung mit der Staatsidee diess

Volk zum wahrhaft eigentlich durchgebildeten Cha-

rakter in Vergleich mit den mehr in Gegensätze und

Färbungen verfliessenden Griechen macht. Wenn die

Römer sonst keine eigentliche Philosophie haben, hier

stehen sie ganz auf philosophischem Boden. Eine

gewaltige Folgerichtigkeit des Denkens bricht sich,

wie ein Strom, durch alle Hindernisse täglich wech-

selnder Rechtsfälle Bahn. Aus dieser Sicherheit und

Festigkeit erklärt sich auch vielleicht die merkwür-

dige Thatsache, dass die meisten römischen Juristen

der consequentesten unter den alten Philosophieen, der

Stoa, anhingen, eine Thatsache, zn deren Bestäti-

gung ich kaum die Schriften von Jo. Gottfr. Schaum-

burg (de iurisprudentia vet. IC. Rom. Stoica. Jenae

1745.), Slevogt, Böhmer, Everhard Otto u. 5. w. anzufüh-

ren brauche. Ich stelle sie aber in den Vordergrund

dieser kurzen Sehlusserörterung, weil sich eben da-

raus wieder begreifen lässt, wie es möglich war, dass

zwei so weit auseinander liegende Zweige gelehrter

Thätigkeit sieh zu berühren vermochten, oder, um

mich besser auszudrücken, wie es denkbar ist, dass

eine aller Praxis so wildfremde Lehre, wie die von

Buchstaben, Sylben und Wurzeln, auf eine so ganz

in’s lebendigste Iseben eingreifende Wissenschaft, wie

das Recht, auch nur den geringsten Einfluss gewin-

nen konnte. Und dennoch, dieser Einfluss steht un-

antastbar da. Freilich dürfte es schwer seyn, eine

Bildung neuer Rechtssätze nachzuweisen; allein wir

behaupten ja auch keinen Einfluss auf die Thatsache

des Rechts, sondern auf die Behandlung desselben,

auf die Rechtswissenschaft. Letztere verkörpert sich

in den Schriftstellern, welche verschiedene Zweige

römischer Gesetzgebung in eigenthümlicher Weise

bearbeitet, und so in den Gang und die Feststellung

des Rechtes selbst eingegriffen haben. Nun aber

regte zur etymologischen Betrachtung einzelner juri-

stischen Ausdrücke schon die Gründung auf alte, in

unverständlicher, verrosteter Sprache geschriebene

Gesetze, dann aber auch vorzüglich die eng an Wort

und Buchstaben sich anschliessende Erklärungsweise,

Wenn wir daher oben uns dahin entschieden, dass

die Etymologieen eines ArLıus StıLo solche Wör-

ter betreffen, die am Ehesten in den zwölf Tafeln

vorgekommen: so dürfen wir eine solche Entschei-

dung nun um so eher anführen, als wir damals noch

gar nicht den hier aufgestellter Satz im Auge hat-

ten. Hieher gehörig ist auch ArLıus GALLUS mit

seinem Werke de significatione verborum,

quae ad ius civile pertinent. (Heimbach de

C. Aelio Gallo ICto. Lipsiae. 1823.). Freilich ergibt

sich aus den Fragmenten, dass es mehr eine Erörte-

u A

rung des Sinnes, des Stofflichen juristischer Aus-

drücke, als der Wurzeln und des Formalen enthielt;

allein Ableitungen fehlen doch nicht ganz z. B., wenn

er flumen definirt als ‚‚aquam ipsam, quae fluit.“,

oder municeps, ‚‚qui in municipis liber natus est.

. “, necessarii, „‚qui aut cognati aut adfines sunt,

in quos necessaria officia conferuntur praeter ce-

teros.‘‘, nexum, ‚‚quodceunque per aes et libram geri-

tur, idque necti dieitur.‘ oder reciperatio, ‚„quum

inter populum et reges, nationesque et civitates per-

egrinas lex convenit, quomodo per reciperatores red-

dantur res, reciperenturgque, resque privatas in-

ter se persequantur.‘“ Sehr bedeutsam ist ferner die

Person des Anrtıstıus LABEo. Auch er schrieb, wie

Aelius Stile, einen Commentar zu den zwölf

Tafeln (Gell. I, 12. XX. 1.9, ferner zum Edi-

ctum praetoris (Gell. XII, 10.) eine Schrift Po-

steriores (ebendas.), eine Πιϑανῶν (Digest. L, 16,

224.). u. s. w. Welch eine Richtung er genommen,

glaube ich, wird sich am Besten mit den Worten

des Gellius selbst bezeichnen lassen: ‚„Labeo Anti-

stius iuris quidem civilis disciplinam principali studio

exercuit, et consulentibus de iure publice responsila-

vit, ceterarum quoque bonarum artium non expers

fuit, et in grammaticam sese atque dialecticam

litterasque antiquiores altioresque penetraverat, La-

tinarumque vocum origines rationesque

percalluerat, eaque praecipue scientia ad enodan-

dos plerosque iuris lagueos utebatur.‘“ Bediente sich

aber ein so bedeutender Rechtsgelehrte wie Labeo

der Etymologie zur Bewältigung vorkommender

Schwierigkeiten, so ist bei dem Ansehen, das seine

Schriften genossen, nichts annehmbarer, als dass sei-

ne Weise auch bis in die Tiefe eigentlicher Rechts-

— 187 —

sätze drang. Gellius bemerkt, dass in der nach sei- nem Tode herausgegebenen Schrift, in den Posteri- ores, sich drei volle Bücher, das 38., 39. und 40. mit solchen Erörterungen befassten. Eben dergleichen seyen auch in seinem Commentar zum prätorischen Edikt, aus dessen viertem Buche er anführt: „Soror appellata est, quod quasi seorsum nascitur Separa- turque ab ca domo, in qua nata est, et in aliam fa- miliam transgreditur.‘“ Vrgl. Nonius 5. v. Sororis. Wir fügen dazu eine Anzahl Stellen*) aus den Di- gesten XXXVIII, 8, 1: ‚„Cognati autem appellati Sunt, quasi ex uno nati, aut, ut Labeo ait, quasi commune nascendi initium habuerint.‘“ L, 16, 242: „Viduam non solum eam, quae aliquando nupta fuisset, sed cam quoque mulierem, quae virum non habuisset, appellari ait Labeo, quia vidua sie dieta est, quasi Vecors, vesanus, qui sine corde aut sani- tate esset; similiter viduam dictam esse sine duita- te.“ XLVII, 2, 1: ‚‚Furtum a furvo, id est, nigro dictum, Labeo ait, quod clam et obscure fiat, et ple- rumque nocte, vel a fraude, ut Sabinus ait, vel a ferendo et auferendo, vel a Graeco sermone, quod φώρας appellant fures; immo et Graeci ἐπὸ τοῦ φέ- θέειν φῶρας dixerunt.‘“ Dieselbe Etymologie ἃ furvo,

*) Eingedenk des Suum cuique bemerke ich hiemit, dass der grösste Theil der hier vorkommenden Citate aus Aegidii Menagii iuris civilis amoenitates c. XXXIX. her- rührt, dass dieselben aber alle in philologische Citir- weise nach Büchern und Titeln von mir umgesetzt, zum Theil vermehrt worden. Menage hatte ferner bloss eine Art etymologischen Lexikon’s gegeben, während ich diese Ableitungen nach Schriftstellern zusammengeord- net habe, um eines Jeden ungefähre Eigenthümlichkeis zur Anschauung zu bringen.

u WM κὦ

nahm auch Varro nach Gell.I, 18.an. Vrgl. Nonius 5. v. Fures. ΧΙ, 2, 1: „Possessio appellata est, ut et

Labeo ait, a sedibus, quasi positio, quia naturali-

ter tenetur ab eo, qui ei insistit, quam Graeci χατο--

χὴν dieunt.‘“ XXXI, 10, 7: „Labeo ait, originem fu- isse suppellectilis, quod olim hıs, qui in legationem

proficiscerentur, locari solerent, quae sub pellibus

usui forent.‘‘ XLVI, 8, 4: ,‚‚Turbam autem appella-

tam Labeo ait ex [genere tumultus, idque verbum ex

Graeco tractum, ἀπὸ τοῦ HYogupeiv.“ Bemerken wir hiebei, dass mit Ausnahnıe von turba alle hier erklär-

ten Ausdrücke aus dem Lateinischen abgeleitet sind.

Von keinem Alten, soviel ich weiss, bezeugt,

aber nicht weniger reich an Etymologieen sind die

aus den zahlreichen Schriften, namentlich aus dem

Commentar zum Edikt, von ULrıan erhaltenen Reste.

Vrgl. Ulpian in Dig. XXXVII, 8, 1: „Cognati au-

tem appellati sunt, quasi ex uno nati.‘‘ XLVII, 11,

7: „Saccularii, qui vetitas in sacculo artes exercen-

tes partem subducunt, partem subtrahunt, item qui

directarii appellantur, hoc est, hi, qui in aliena coe-

nacula se dirigunt furandi animo.“ XIV, 3, 3:

„‚Institor appellatus est ex eo, quod negotio ge-

rendo instet.‘“ L, 16, 212: „Praevaricatores eos

appellamus, qui causam adversariıs suis donant, et

ex parte actoris in partem rei concedunt; a vari-

cando enim praevaricatores dicti sunt.* XXXIX, 4,

1: ,„Publicani autem sunt, qui publico fruuntur;

nam inde nomen habent.“ XLII, 20, 1. δ. 26: „Ri- vales, id est, qui per eundem rivum aquam ducunt.‘“

(Ulpian. fragm. XI. $.7: ‚Is, cui tutela in iure ces-

sa cst, cessicius tutor appellatur.‘“) ebendas. 49: „Bonorum appellatio aut naturalis , aut civilis est.

Naturaliter bona ex eo dicuntur, quod beant, hoc

— 189 —

est, beatos faciunt.‘“ In dieser Stelle liegt sogar eine Andeutung auf das φύσει und ϑέσει der griechischen Philosophen. XXXIV, 2,25: „Mundus muliebris est,

quo mulier mundior fit.“ XV, 1, 5: „Peculium di-

ctum est quasi pusilla pecunia sive patrimonium

pusillum.‘“ XLIH, 8, 2. δ. 17: ‚‚Vectigal enim hoc sic appellatur solarium ex 60, quod pro solo pen-

datur.‘“ L, 16, 27: ‚‚Stipendium a stipe appellatum

est, quod per stipes, id est, modica aera colligatur.‘‘

XLII, 26, 1: ‚‚Precarium est, quod precibus pe-

tenti utendum conceditur tamdiu, quamdiu is, qui con-

cessit, patitur.‘‘ (Ulpian fragm. XV. $. 1: „‚Quod quis sibi testamento relictum, ita ut iure civili capere

possit, aliqua ex causa non ceperit, caducum appel-

latur, veluti ceciderit ab eo.“ XX. $. 1: „Testa- mentum est mentis nostrae iusta Contestatio.‘)

L, 16, 59: ,‚‚Portus appellatus est conclusus locus,

quo importantur merces et inde exportantur.“

ebendas. 21, 1: ‚‚Specus autem est locus, ex quo

despicitur. Inde spectacula sunt dieta.“ ebendas.: „‚Incile autem est locus depressus ad latus fluminis,

ex eo dictus, quod incidatur; inciditur enim νοὶ

lapis vel terra, unde primum aqua ex flumine agi

possit.“ ebendas. 12, 1. δ. 13: ‚„Stationem dieimus a stando; is igitur locus demonstratur, ubicunque na-

ves tuto stare possunt.‘‘ XLVI, 3, 1: „Tigna enim

ategendo dieta sunt.‘“ XLII, 29, 3. δ. 8: „Exhi- bere est in publicum producere et videndi tangendi-

que hominis facultatem praebere ; proprie autem ex-

hibere est extra secretum habere.“ XXI, 1, 21:

„Redhibere est facere, ut rursushabeat venditor, quod

habuerat; et quia reddendo id fiebat, ideirco redhi-

bitio est appellata quasi redditio.‘“ II, 14, 1: „Pa-

ctum autem a pactione dicitur; inde etiam pacis

= ὁ —

nomen appellatum est,‘‘ XTLVII, 10, 15: ‚‚Convicium

autem' dieitur vel a concitatione, vel a conventu, hoc

est, a collatione vocum; cum enim in unum complu-

res voces conferuntur, convicium appellatur quasi

convocium.‘“ Aelius Stilo leitete miles xar ἀν- τίφρασιν ἃ mbollitia ab,Ulpian Dig. XXIX, 1, 1: ,,Μι-

les autem appellatur vel a militia, id est, duritia, quam

pro nobis sustinent, aut a multitudine, aut a malo,

quod arcere milites solent (also ebenfalls antiphra-

stisch) , aut a Graeco verbo χίλιοι, unde χιλιαστὺς

tractum est; nam ita Graeci τάγμα et mille homi- num multitudinem appellant, quasi millesimum quem-

que dicas; unde ipsum ducem χιλίαρχον appellant.

Exercitus autem nomen ab exercitatione traxit.“

Indem wir noch manche andere Etymologieen wis-

sentlich übergehen, fügen wir nur eine entschieden

hellenisirende hinzu XLIII, 21, 1: „Rivus est locus

per longitudinem depressus, cui nomen est ἀπὸ τοῦ delv.“

In derselben Weise lässt sich der Beweis für

JAVOLENUS, PAurnus und namentlich GAıus führen. Der Kürze halber führen wir vom Letzten bloss ei-

nige hervorstechende Beispiele an Dig. XXIV, 2, 2:

„Divortium autem vel a diversitate mentium

dictum est, vel quia in diversas partes eunt, qui dis-

trahunt matrimonium.‘“ L, 16, 238: „Pignus appella-

tum est a pugno, quia res, quae pignori dantur,

manu traduntur.‘ ebendas. 233: „Telum —— dictum

ab eo, quod in longinguum mittitur, Graeca voce fi-

guratum ἀπὸ τοῦ τηλοῦ.“ Hiezu fügen wir aus Gaius instit. I. δ. 64: ‚‚Unde solent spurii filii appellari, νοὶ a Graeca voce quasi σποράδην concepti.“ (Ebenso Modestinus in Dig. 1, 5, 23: „Qui et spurii appel-

lantur παρὰ τὴν σποράν.“ und Justin. instit. I, 10.

— 191 —

$.12.). II. $.4: „Sacrae (res) sunt, quae Diis supe-

ris Consecratae sunt, religiosae, quae Diis mani-

bus relictae sunt.‘“

Wir schliessen mit einigen Etymologieen aus

Justinian’s Institutionen I, 3: „Libertas —, ex qua

etiam liberi vocantur.‘‘ „Servi autem ex eo appellati

sunt, quod imperatores captivos vendere ac per hoc

servare, nec occidere solent; qui etiam mancipia.

dieti sunt eo, quod ab hostibus manu capiuntur.“ I,

13: „Tutores autem sunt, qui eam vim ac potestatem

(tuendi) habent, exque re ipsa nomen ceperunt.‘“ I,

10. δ. 12: ‚‚Unde solent spurii appellari, vel aGraeca

voce, quasi σποράδην Concepti, vel quasi Sine Pa-

tRe filii.“ I, 12: „Dietum est autem postliminium a

limine et post — —, hinc et limes dictus est.“ II,

10: ‚‚Testamentum ex eo appellatur, quod testatio

mentis est.“ Auch hier tritt derselbe Fall, wie bei

“ιόνυσος und unzähligen andern Wörtern, ein, dass

die blosse Endsylbe zu einem neuen Hauptworte ge-

stempelt wird. II, 15: ‚‚(Stipulatio), quae hoc nomi-

ne inde utitur, quia stipulum apud veteres firmum

appellabatur, forte a stipite descendens.“ IV, 4: Con-

tumelia, quae a contemnendo dicta est.‘ IV, 15:

„Obtinuit, omnia interdicta appellari, quia inter duos

dicuntur.“ IV, 18: ‚‚(Telum) dictum ab eo, quod in

longinquum mittitur a Graeca voce, ἀπὸ τοῦ nkoo.“

Aus diesen Beispielen, die sich leicht vermehren

liessen, erhellt, dass auch die Rechtsgelehrten Roms

nicht auf bessern Wegen wandelten, als die Gram-

matiker; im Gegentheil, die juristischen Begriffe muss-

ten noch verwirreuder einfallen; und wie bei den

Griechen die bestehende Sage häufig in die Wort-

entzifferung fremdartige Bestandtheile einfügte, so

wirkte auch hier der gegebene Begriff hemmend auf

- IB --

dieselbe zurück, indem man sich häufig mit buch-

stäblichen Anklängen begnügte , statt einer eigentli-

chen Wortzerlegung, einer Unterscheidung von Wur-

zel und Stamm einerseits, andererseits von Ver-

astung und Verzweigung nachzugehen,

Verbesserungen, Bestätigungen.

I. Band,

S.9. alsNr.9.Kavuv—avwucaila. Cramer Anecdot, Vol.IV, p- 881: Πόσοι κανόνες ὀρϑογραφίας; δ΄" ἀναλογία, διάλεκτος, Eruuolo-

γία καὶ ἱστορία. καὶ ἀναλογία μέν ἔστι zavwv ἀποδεικτικόςς

Porphyrios nennt die Analogie Etym. M. p. 664. einen λόγος

ἀτιοδεικτικὸς χαϑ' ὅδμοίου παράϑεσιν τῆς ἐν ἑχάστῳ μέρει λόγου φυσι--

κῆς ἀναλογίας., und bei Bekker Anecdot. ΝΟ]. 11. p. 741. sagt er:

Εἴρηται ἀναλογία ἢ τὸν λόγον τὸν αὐτὸν συλλέγουσα καὶ τὰς λέξεις

καὶ ἰδίω κανόνι ἀπονέμουσα. Etym. Gud. 5. v. Σήμερον: Ti E-

στιν ἀναλογία; ἡνίκα κατορϑῶμεν γραφήν, ἢ ὅταν καγόνα ἀποδῶμεν,

5. 25. Note lies ψυχή, 8. 96, ψυχὴν, ψυχῆς, τυχόντος,

S. 27. Πυϑαγόρας, 8. 42. Hermiä, 8. 49. μετενηνεγ μένον, 8.60,

ἀχολούϑων, 8. 84. 7. 33: I, c. 7 -- statt II. ο, 7., 8, 85. γραμιτ

parıros, 8. 89. ievres., S. 143. Note γλῶσσαι,

S. 26. Vrgl. Proklos zu Platon. Alkibiad. P. 1. p. 258.

(ed. Creuzer).

S. 46. bin ich über die Bedeutung des ὀρϑὸς λόγος zweifel-

haft geworden. Ebenso streiche man 8. 51. den Satz: „‚Dahin

gehört -- -- (ebendas.).‘* Unrichtig ist auch 8. 83. die Bemer-

kung über Herodian’s Werk 7 »«Julov. Auf diese Punkte bin

ich durch Spengel und Lehrs aufmerksam gemacht worden.

8.87. als Nr. 6. Regula -- anomalia. Diomed. II.

p. 449: „Regula sermonis, quam vocant analogiam, servatur

recta scripturae ratio.“ als Nr.7. Proprietas -- anomalia,

Diomed. II. p. 449: ,‚‚Proprietas est regula sermonis, quam

@raeci analogiam vocant, quidam ex nostris proportionem.‘“

S. 98. Zeile 4 von Unten lese man statt des völlig Sinn-

störenden: ‚‚Nationale 'Theater‘‘: ‚nationale Thaten.“

Den 8. 103. f. aufgestellten Satz, dass die häufigen Dop-

pelformen der lateinischen Sprache in Declination und Conju-

gation nicht dem Volke, sondern den nach gewissen Analogie-

en, seyen es römische oder griechische, die Sprache zurecht-

setzenden Dichtern angehören, kann ich auch jetzt noch trotz

aller Erinnerungen gar nicht aufgeben. Wenn wir auch

IN. 13

— 194 —

S. 104. die Beispiele von bicepsos, tercicepsos streichen, so ist die

Fülle des sonst dort Angeführten viel zu schlagend. Zur Be-

stätigung meines Satzes nur folgende Zusätze. -- 5, 103.

Z. 34. Vrgl. Varro L. L. VIII. p. 127; „Alia enim populi uni-

versi, alia singulorum, et de ieis non eadem oratoris et poetae,

quod eorum non idem ius.‘“ IX. p. 168: ‚„‚Etiamsi is, qui finxit

poeta aliquod vocabulum et ab eo casu ipse aliquem perperium

declinavit, potius eum reprehendimus quam sequimur.‘“ S, 1035.

Zu herem vergleiche man Statius analogische Form hebem bei

Charis. I. p. 107: ,‚,Subito res te reddent hebem.“ S. 106:

2.25: setze man hinzu: Ebenso hatte nach einem Grammatiker

bei Gell. IV, 1. das Wort penus in der alten Litteratur nicht

weniger, als vier Genitivformen, nämlich peni, peneris, penoris,

peniteris, welche offenbar nicht in der Volkssprache können

geherrscht haben, sondern aus der Anwendung untereinander

durchaus verschiedener Analogieen hervorgegangen waren.

Wie man aber aus dem volksthümlichen Genitiv itineris einen

Nominativ itiner, und aus dem sprachgebräuchlichen Nominativ

iter einen Genitiv iteris analogisch schuf, so bildete Cato nach

Priscian VI. p. 684. aus dem Genitiv Anienis einen Nominativ

Anien zurück; ‚„‚Anio etiam Anienis, quod antiquissimi secun-

dum analogiam Anien nominativum proferebant. Cato u.

s. w.‘“ Ebenso schuf man aus dem ungewöhnlichen anomali-

schen Genitiv Jactis einen Nominativ Ἰδού und lacte. Vrgl. Cha-

ris. I. p. 78. und Lucretius aus sanguinis — sanguen I, 837.,

860. Probi cathol. p. 1448. — S. 107. Z. 6. streiche man den

Satz; „Dass hier — -- vor.‘). -- S. 107. Cato brauchte auch

ausi für ausus sum. Vrgl. Priscian IX.p. 868. Ebenso brauchte

Livius Andronicus gavisi für gavisus sum. Ebendas. Von fio

bildete Ennius wieder einen analogistischen Infinitiv fiere. Vrgl.

Incerti fragm. de verbo $. 29. bei Endl. Anal. Gram. p. 162.

-- Zu memordi vergleiche man detotondi von Ennius bei Prisc.

IX. p. 168; zu ignaviter, inimiciter u. 5. w. Prisc. XV. p.1010.

und XV. p. 1014: ‚‚Sallustius tamen Historiarum 1. audaciter

protulit secundum analogiam.‘“ Zu 5. 108. über senati ;

Incerti fragm. de nomine $. 1. Endl. p. 127: ,„Apud Salustium

quoque -- duobus senati consultis -- pro senatus. Apud Teren-

tium etiam -- nihil ornati, nihil tumulti -- item eius anuis cau-

sa -- pro ornatus, tumultus, anus -- -- Sed haec omnia usur-

pando vindicavit sibi vetustas, posteritas explosit.“ Zu S. 109.

— 195 —

über Plautus vrgl. Claud. Sacerd. U. 8. 1. Endl. p. 47., II.

δ. 3. p. 48., δ. 7., Charis. I. p. 170. -- Zu 5. 110: „Carcı-

Lıus. Gellius beweist XV, 9; ,‚Quod Caecilius poeta frontem

gencre virili non poetice, sed cum probatione et cum analo-

gia appellavit.‘“ Prisc. X. p. 888; ‚„‚Quamvis vetustissimi etiam

expergitus dicebant -- -- Caecilius vero secundum analo-

g8iam protulit in Umbris -- -- experrectus. -- Den Dichtern

also, oder auch kühnern Prosaikern gehören jene analogischen

Formen zu, während das Anomalische aus dem Volke, dem

Sprachgebrauche hervorgeht; und insofern nun bis zu Varro’s

Zeit dieser innere Kampf zwischen dem usus, der anomalia und

der ratio proportionis, der analogia auf diese Weise lange schon

vorhanden war, konnte er unter den Grammatikern um so

leichter ausbrechen, als von Griechenland aus der Zunder hin-

eingeworfen ward.

S. 126. Z. 11. lese man statt Zeitwörter -- Zahlwörter,

S. 127. Z. 30. streiche man den Satz: ‚‚Nigidius schein

-- -- 24.

S. 132. als Nr. 6: Suidas: ITeios Ἰούλιος Καῖσαρ, ö σερῶτος

μογάρ χησας. οὗτος ἔγραψε μετάφρασιν τῶν ᾿Δράτου φαινομένων ([),

καὶ τέχνην γραμματικὴν “Ῥω μαϊχῶς, καὶ πιερὶ τοῦ ἰδίου βίου (!).

5. 133. zu Nr. II, als b: Probi ars $. 98: „Nunc quae-

ritur de consonantibus, quare in duas partes dividantur, hoc

est, in semivocales et mutas? Hac de causa, quoniam semivo-

cales maiorem potestatem habent quam mutae; nam cum om-

nes artis latores, praecipueque Caesar, propter rationem metri-

cam et structurarum qualitates singularum litterarum sonos

ponderarent, hac ratione semivocales mutis praeferendas iudi-

caverunt, quod semivocales geminatae ad sonum vocalibus oc-

eurrunt, hoc est, ut syllabam facere possint, ut puta: fla, ars,

mons, iners et cetera talia; at vero mutae geminatae, si voca-

libus occurrant, nec syllabam, nec sonum scilicet facere pos-

sunt; quis enim B, C, Ὁ, K,P, Q, T, G geminatas vocalibus

misceat et sonum syllabae potest audire? et ideo hac praelati-

one semivocales mutas rite videntur antecedere.‘

S. 135. Zu Nr. VII. vrgl. Anonym, gram. Neapolit. in

Mai classic. auct. tom, V. p. 152.

S. 164. C. Julius lese man st. C. Caesar. -- Was Chari- sius betrifft, so enthält der Artikel I. p. 72., welcher bei Putsch und Lindemann Deficientia überschrieben ist, wie Spengel

-- 1% —

neulich in den Münchener gel. Anz. 18410. 8. 510, richtig ge-

schen hat, ein Fragment über die Anomalie der Sprache, wie

sie im Numerus, Genus und andern Beziehungen nachweisbar

ist,

8. 171. füge man Donatianus fragm. in Gram. Lat. ed.

Jah. Parrhas. Mediol. 1504. hinzu.

8. 172. Papias in einer noch ungedruckten, dem Priscian

folgenden lateinischen Gratimatik, die sich auf der burgundi-

schen Bibliothek in Brüssel Nr. 9042. befindet, bemerkt in dem

Cap. de secunda declinatione fol. CLXXVI; ,‚‚Opurtet igitur

scire analogie rationem, usum tamen magis Aemulari.‘

5, 200. Zu Fragm. C. füge mau als b hinzu Prob. urs

8. 600; „‚Nune etiam hoc monemus, quod Plinius Secundus

pronemina possessiva et per quandam mixturam sic putavit es-

se declinanda, id est, intrinsecus et extrinsecus, vel extriuse=

cus et intrinsecus. Ned hoc supervacue cunctis artis latoribus

visum est disputarl, quandoquidem eadem mixtura non haheat

rationem ad quam causam proficiat.‘“

II. Band.

8. 3. Z. 13. lese man μορίρή,

S. 20. Z. 21. setze man den Satz: „Damit — — κόσμος.“ an das Ende der Seite,

5. 21. Z. 16. füge man hinzu 14.) Die στέρησεις d.h. die eine

Verneinung ausdrückenden Adjektiva. Vrgl. Rhetor. III, 6:

Ὅϑεν καὶ τὼ ὀνόματα οἱ ποιηταὶ φέρουσι, τὸ ἄχόορδον καὶ τὸ ἄλυῤον

μέλος" ἐκ τῶν στερήσεων γώρ ἐπιρέρουσιν, Metaph. IV, 2%; ΣΣτέρησις

λέγεται ἕνα μὲν τρόπον ἂν μὴ ἔχη τι τῶν πεφυκότων ἔχεσϑαι, κἂν μὴ

αὐτὸ ἢ πεφυκὸς ἔχειν, οἷον φυτὸν ὀμμάτων ἐστερῆσϑαι λέγεται -- --

καὶ δσαχῶ; δὲ αἵ ἀπὸ τοῦ A ἀποφάσεις λέγονται. τοσαυτὰ χῶς καὶ αἱ

στερήσεις λέγονται" ἄνισον μὲν γὰρ τῷ μὴ ἔχειν ἰσότητα "ππερυκὸς λέ--

γέται, ἀόρατον δὲ καὶ τῷ ὅλως μὴ ἔχειν χρῶμὰ καὶ τῷ φαύλως, ἄ--

σιουν ὃ, S. W.

Zu Theodektes geselle man S. 25. Dion nach Varro L.L.

VIE. p. 108: ‚„Quorum generum declinationes oriuntur, partes

orationis sunt duae, si, item ut Dion, in tris diviserimus partes

res, quae verbis significantur; unam quae adsignificat casus: al-

teram, Yuae tempora; tertiam, quae neutrum.’‘ Ohne Zweifel

ist hier eher der Peripatetiker Dion, als der $toiker anzunehmen,

Ξ u =

S. 35. nach Z. 10. Theophrast. Ὄνομα, δῆμα, ἄρϑρον, σύνδε-

ouos. Angeregt durch die grammatischen Forschungen des Ari-

stoteles fuhr sein nächster Nachfolger in der Untersuchung der

Redetheile fort. Sein Werk περὶ λέξεως hat ohne Zweifel vielen

grammatischen Stoff enthalten, ja ist vielleieht dasselbe, wel-

ches von Simplikios zu Aristot. Kategor. p. 3. (ed. Basil.) als

ὃ στερὶ λόγου στοιχείων genannt wird. Aus Letzterm aber ist uns

eine merkwürdige Stelle erhalten, auf die ich durch Max Schmidt

de Theophraste rhetore. Halis 1839. p. 38. aufmerksam gewor-

den bin. Sie zeigt ganz unfehlbar, dassjene Theilung der Sprach-

kategorieen in zwei Classen, wovon die eine höher steht, als

die andere, ein charakteristisches Merkmal der peripatetischen

Schule ist: Ka3o μὲν γὰρ λέξεις (ai φωναί), ἄλλας (ἢ αἱ τοῦ „Aguoro-

τέλους κατηγορίαι) ἔχουσι πραγ ματείας, ἃς ἐν τῷ περὶ τοῦ λόγου στοι--

χείων ὕ τε Θεόφραστος ἀνακινεῖ, καὶ οἱ περὶ αὐτὸν γεγραφότες" οἷον

πότερον ὄνομα καὶ δῆ μα τοῦ λόγου στοιχεῖα, ἢ καὶ ἄρϑιρα καὶ σύν-

deo uoı καὶ ἄλλα τινα" λέξεω: δὲ καὶ ταῦτα μέρη) λόγου δὲ ὄνομα καὶ

ῥῆμα᾽ καὶ τίς ἢ κυρία λέξις, τίς δὲ ἥ μεταφορική" καὶ τίνα τὰ πάϑη

αὐτῆς" οἷον τί αποκχοπὴν τί συγκοττή, τί ἀφαίρεσις" τίγες αἱ ἁπλαῖ, τίνες

αἱ ὑποσύνϑετοι, καὶ ὅσα τοιαῦτα, καὶ ὅσα περὶ ἰδεῶν εἴρηται" τί τὸ σα--

φὲς ἐν ταῖς λέξεσι, τί τὸ μεγαλοπρεπές, τί τὸ ἡδὺ καὶ πιϑανον. Auch

hieraus ergibt sich also die Richtigkeit der 5, 12. augeführten

Zeugnisse, dass die Peripatetiker (Aristotelici) mitihrem Meister

nur zwei Hauptredetheile annahmen, die sie als λόγου στοιχεῖα

hervorhoben, dass sie aber auch schon zwei andere untergeord-

nete nicht abwehren konnten, die sie als λέξεως στοιχεῖα wohl

mit Rücksicht auf Poet. 20. bezeichneten. Für das Hauptwort

ergeben sich dann dem 'Theophrast wieder mehrere Classen, die

mit Aristoteles meist übereinstimmen, unter denen aber die ὕπο-

σύνϑετοι als neu erscheinen.

S. 49. Noch andere Zeugnisse über die Dialektiker als ei-

gene Sekte habe ich gegeben in der Zeitschrift für Alterthumsw.

1841. S. 52., wo ich die Schriften von Geppert, 'Trautwetter,

Rosenheyn, Schwalbe über die Redetheile recensirt habe.

S. 167. Z. 3. Vrgl. Serg. in Donat. edit. II. p. 1847.

S. 229. Z. 2. Vrgl. Donat. II. p. 1748: „Est et dualis nu-

merus, qui singulariter enuntiari non potest, uthi ambo, hi duo.“

S. 245. Z. 17, Virgilius grammat. epitome X. in Mai classic,

auet. Vol. V. p. 140; ‚Infinitivus a quibusdam communica-

tivas appellatur.

— 18 —

5. 288. Z. 29. streiche man den Satz: „Entweder hat -- --

medium.‘ und fahre also fort: ‚„‚Aristoteles behauptet wirklich...‘“

S. 289. Z. 1. lese man; Rhetorik an Alexander, 8. 291,

Z. 24. Anaximenes,

In’s Register füge man: Barbarismos. 175. -- colligatio.

102. -- ἐγκλίσεις. 200. 242. -- Eniderov. 115. -- Eristiker. 61.

-- Habron. 137. -- χτητικόν. 92. --- οὐδέτερον. 196, 197. --- ποιη-

rıza. 91. -- zu; Personen setze man 254, -- Statt πρός τί ἔχον

lese man πρὸς τί πως ἔχον. -- Soloikismos. 175. -- supina. 248,

EI. Band.

S. 6. Z. 11. lese man: καλοῦσι, S. 10. Z. 3: voralex-

andrinischer und alexandrinischer, S. 13. Z. 6: WVortklange,

S.23. 7. 15: vom -- S.25. 2.9: ὃ.., S. 74.2. 15: Porphyrios,,

5», 93. Z.13: Lobeck., S, 98. Z. 34: Gud., S. 106. Z. 34: und,

S. 116. Z. 17; bemerkt,

S. 91. Z.17. Wie ich aus der Vorrede von Walz zu Tryphon

de trop. VII. p. 726. ersche, ist der Name des Moschopulos

für die dort benutzte Abhandlung keineswegs sicher. Sie stimmt

meist mit der Blomfield’schen Ausgabe des Tryphon’schen Werk-

chens. Hingegen würde der S. 91. Z. 30. und S. 93 Z. 15.ci-

tirte Tryphon, wie von Walz p. 727. wahrscheinlich gemacht

ist, Gregorios Korinthios seyn. Den im II. Theil S. 109. aus-

gesprochenen Wunsch, dass die Bruchstücke Tryphon’s ge-

sammelt und von einer gründlichen Abhandlung über den Schrift-

steller, sein System und die unter seinem Namen überkomme-

nen Stücke begleitet werden möchten, muss ich noch einmal

angelegentlichst wiederholen.

Nachschrift.

«Χαίρεις πῦρ κλέψας.

Es kann einem Schriftsteller nur angenehm seyn, νν ΘΠ 56 1η6

ihm eigenthümlichen Kesultate so rasch Eingang finden, dass sie

im ersten Jahre schon zum Gemeingute werden. Dass mir un-

199

geahnter Weise diese Ehre zu Theil geworden, habe ich neu-

lich nicht ohne Verwunderung gesehen. Ein Hr. Dr. Mager,

der über: „Die moderne Philologie und die deutschen Schulen.

Stuttgart 1840.“ geschrieben, hat die von mir zuerst im II. Bande

dieses Werkes, — der wohlbemerkt schon 1839 erschienen und

auf der Mannheimer Versammlung Mehreren mitgetheilt wor-

den, — aufgestellten und weitläufig begründeten Ansichten so

sehr in sein eigen Fleisch und Blut verwandelt, dass er oft den

wörtlichen Ausdruck beibehalten hat. Hievon einige Muster.

Ich charakterisirte S. 18. Aristoteles Lehre gegen Platon’s also:

„Jener Fortschritt aber — — ist

— das Moment der Zeit,

des πότε, im Verbum, wel-

ches Aristoteles aufdeckt.‘“

Ich bemerkte gegen frühere irrige Ansichten 8.

und Hr. Mager 5. 28:

„und er (Aristoteles) entdeckt

das Wesen des Verbsin

dem πότε, in der Zeit.“

14. Folgendes:

„Aristoteleskanntekeine andern und Hr. Mager 5. 28:

grammatischen Kategorieen d.h.

selbstständigen,in sich geschlos-

senen Redetheile, ohne welche

die Sprache nicht mehr Sprache

d. h. Ausdruck der Gedanken

ist, als ὄνομα und ῥῆμα. Wohl

aberkannteernoch andereBin-

dungsmittel und nähere Be-

stimmungen derselben. Die

Erstern nannte οἵ σύνδεσμοι, die

Andern ἄρϑρα.““

„Dem ὄνομα und ῥῆμα aber, wel-

che den Satz constituiren und

Voll-Wörter sind, setzt er als

unselbständige Wörter entge-

gen die σύνδεσμοι undapsea,)ene

Bindungsmittel und den

Satz (9), dieseBestimmer und

das Wort individualisirend.““

Die Citate des Herrn Magers von Rhet. III, 5., Problem. XIX.

$. 20. sind vonS. 14. und 15. meiner Schrift entlehnt, Sergiiin

secund. Donati edit. p. 1837. von S. 11., Isidor I,6, 1. von S. 12.

Was weiter Hr. Mager S. 29. vonden Stoikern sagt, ist Alles

Auszug meiner Abhandlung S. 25. f., zuweilen mit wörtlichen

Anklängen z. B. von dem Namen des Adverbium’s μεσότης hatte

ich S. 45. ausgesprochen,

es sey möglich, dass Antipatros

„es mit Rücksicht auf sein We-

senden Vermittlergenannt‘“‘

Ich sprach S. 62. von Aristarch

„als vondem yoauuerızw-

τατος aller alexandrini-

und Hr. Mager: ‚‚und nannten

es richtiger, als sie selbst ahn-

ten, μεσότης, Vermittler!“

Hr. Mager dito S. 29: „Darauf

kam Aristarch,

ματικώτατος aller ale-

der yoau-

—- 20 —

schen Philnlogenfundver- xandrischen (sic) Philolo-

muthste, er habe Präpositioa gen, und dieser schloss so zu

und Particeip entdeckt, sagen (!) ab, er völlendete die

Grammatik der Alten.“

Auch was diese moderne Philelogie 8. 30. von Varro vorbringt,

ist meinem Werke S. 242, und das Citat Probus ars 4. 270.

von 8. 153. entnommen, wobei sie gewiss nicht geahnthat, dass

man sonst dieses Werk ars minor, dass ich aber nach Osann’s

Bemerkung über das unpassende minor zuerst einfach ars citirte.

Ja wie suonderbar! Mein Setzer hatte statt $. 720. hingesetzt

$. 270. Hr. Mager ist so gläubig an das Jota meiner Worte,

dass er auch den Druckfehler mit aufgenommen hat. Endlieh

8. 31. zeigen sich auch Spuren, dass er den ersten Band mei-

nes Werkes gelesen hat. Er spricht da von der „Ansicht

die zuerst Pythagoras aufbrachte, der einen persönlichen

Ursprachbildner annahm, welcher den Dingen die Namen

gegeben (τὸν ϑέμενον τὰ Orouara τοῖς npayuaoıy).‘‘“ Zufällig habe

ich das schon 1838 also ausgesprochen 8. 37: „Wie dem aber

auch seyn möge, der Hauptpunkt bei Pythagoras ist die Per»

sönlichkeit eines solchen Ursprachbildners.“ und

fünf Zeilen nachher folgen auch jene griechischen Werte. Nir-

gend aber hat er meiner Arbeit auch nur mit einer Sylhe ge-

dacht. Andere haben vielleicht ähnliche Entdeckungen solcher

saubern Industrie gemacht. — Das nennen sie moderne Phile-

logie! Wir denken mit dem Alten: τ x , x N ’ ’

Ovros MEV παγαριστος ὃς αὐτὸς παντὰ Yonan.

Register.

Aelius Gallus. 185.

Aelius Stilo. 146.

Aeschylos. 11.

“Διδης. 58.

Analogie. 179. Not,

„Anazagoras. 4.

ἀνώνυμα. 37.

Antiphrasis. 92. 132.

Antistius Labeo. 186.

Aphrodite. 8. 9. 14. 56. 109.

Apollon. 12. 14. 56. 58. 108.

111.

Apollonios Dyskolos. 87.

Apollonios Rhodios. 11.

Ares. 56. 109. 111.

Aristoteles. 32. 42, 86.

Ateius Philologus. 155.

Athene. 108.

Attius. 117.

Cäsellius Vindez. 182.

Cäsius Bassus. 159.

Cato. 138.

Cicero. 127. 153.

Cincius. 140.

Cloatius. 167.

Clodius. 153.

Cornificius. 156.

Curiatius. 152.

Demeter. 9. 111.

Demetrios. 85.

Demokrit. 19. 41.

Didymos, 81. 164.

Dionysios Thrax. 80.

Dionysios von Halik. 83.

Dionysios. 10.

Dionysos. 6. 9. 109.

ἔλλειψις. 102.

ἐναντίωσις. 50. 54.

Ennius. 116. 137.

Epikur. 41. 119. 121.

Euripides. 13.

Fabius. 144.

Festus. 172.

Flavius Caper: 182.

Gaius. 190.

Galen. 62.

Gellius. 146.

Glossographen. 64. 134.

Hades. 58.

Heraklit. 18.

Hermes. 109.

Herodian. 101. 102. 104.

Hesiod. 7.

Hestia. 58.

Homer. 3.

Hypsikrates. 167.

indigitamenta. 113.

Isidor. 173.

Jurisprudenz. 184.

Justinian. 191.

Kallimachos. 17.

κατάχρησις. 92.

καταχρηστικῶς. 50.

Kronos. 55."58.

Lavinius. 156.

λέξις, 45.

λόγος. 26. 35. 45.

Lucilius. 117.

Lucretius. 117-

Melissus. 153. Not. μεταφορά. 49. 91. μέμημα, 25. 28. 36.

alunoıs. 18. 19. 24. f. 47. 48.

80. ἡ.

Mythologie. 105.

Nachahmung. 18.

Nachbildung. 18.

Nävius. 116.

Nigidius. 125. 151.

Nonnos. 11.

sAowrns. 49. 91.

Onomatopoiie. 129.

Opillius. 150.

Orphisches. 9.

Orthographie. 178.

Papirianus. 183.

παρακάλίνειν. 31.

παρεγκλένειν. 39.

Paullus. 172.

Pegasos. 110.

202

φύσις. 29.

φωνή. 25. 32. 41. 43. 44. 57.

φωνήεντα. 26.

Pindar. 16.

Platon. 20. 41. 84.

Plautus. 117,

πλεονασμὸς. 101.

Plotin. 57.

proprietas. 151. 152. Not. 158.

1723.

Pythagoras. 19.

Quintilian. 128.

Rhea, 56,

Romanisten. 136,

Santra. 165.

Sertus Empirikus. 58.

Sophokles. 12.

στέρησις. 54.

Stoiker. 38. 41.111. f. 122. 154.

συνεχδοχικῶς. 92.

Telephos. 110.

Theokrit. 16.

τροπή. 96.

Tryphon. 81.

Tyrannion. 83, 164,

Ulpian. 188.

Varro. 125. 168. 181.

Velius Longus 182.

Verrius. 171.

Victorinus. 183.

Vitruv. 122.

ὑπερβιβασμός. 103.

Zeit. 56. 107.

Zeus. 59.

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