Die Soormykose der Haut - Internet Archive Scholar

33
(Aus d~r Universitiitsklinik fi~r Dermatologie and Syphilidologie in Wien [u s~and tIofrat Prof. Dr. G. Riehl].) Die Soormykose der Haut. Von Dr. L. Kumer, Assistent der Klinik. (Eingegangen am 10. Januar 1922.) Der Soorpilz gehSr t zu den ersten Mikroorganismen, die vor 80 Jahren mit Hilfe der damals neuen optisehen ttilfsinstrumente gefunden wurden. Noch viele Jahrhunderte ilter ist die Kenntnis des Mundsoors, ja es schwebte, ~de aus dem Namen Schwimmehen zu ersehen ist, sehon in der vormikroskopisehen Zeit die Vermutung vor, dab diese wohl- umsehriebene Erkrankung der Mundschleimhaut dutch einen Bilz bedingt sei. Der Seer ist als ausgesprochener Sch]eimhautparasit bekannt, auBer in der Mundh6hle tuft er aueh ab und zu in der Yagina, an den Tonsillen, in Nase, Kdhlkopf und Oesophagus, in der Urethra und Blase Krankheitserscheinungen hervor. In seltenen Ausnahme- fMlen kann dieser sonst so harmlose Bilz auch die Schleimhaut durch- wachsen, in die Blutgef~Be eindringen, und zur generalisierten Soor- mykose, zu einer schweren Erkrankung, die meist tSdlieh endet, Ver- anlassung geben. Es ist eine Errungenschaft der letzten Jahrzehnte, den Soorpilz mit einer ganzen Reihe yon Verinderungen der Ilaut in Zusammenhang gebraeht zu haben und zu den bereits bekannten Mykosen, wie Tricho- phy~ie, ~'avus usw., eine neue hinzugefiigt zu haben, die vielleicht nicht so h~ufig wie obgenannte Erkrankungen auftritt, dafilr in ihren kli- nisehen Bildern sehr formenreieh ist. Die bisherigen VerSffentliehungen betreffen nur Teilbilder dieser itiologiseh einheitlichen Mykose, nur Kau]mann-Wol] fast 3 Formen dieser Erkrankung zusammen. Seit dieser Arbeit sind nun eine ganze Reihe neuer Lokalisationen dieser Dermatose unter den verschiedensten l~amen bek~nntgegeben worden, and da eine Beurteilung der Soormykose nur dutch die Zusammen- fassung aller Teilbilder gegeben werden kann, sollen in folgendem auf Grund der Literatur und zahlreieher eigener den Jahren 1918--1921 entstammenden Beobaehtungen die einzelnen Krankheitsbilder zuein- under verglichen, ihre Differentialdiagnose erSrtert und zugleieh ver.

Transcript of Die Soormykose der Haut - Internet Archive Scholar

(Aus d~r Universitiitsklinik fi~r Dermatologie and Syphilidologie in Wien [u s~and tIofrat Prof. Dr. G. Riehl].)

Die Soormykose der Haut.

V o n

Dr. L. Kumer, Assistent der Klinik.

(Eingegangen am 10. Januar 1922.)

Der Soorpilz gehSr t zu den ersten Mikroorganismen, die vor 80 Jahren mit Hilfe der damals neuen optisehen ttilfsinstrumente gefunden wurden. Noch viele Jahrhunderte i l ter ist die Kenntnis des Mundsoors, ja es schwebte, ~de aus dem Namen Schwimmehen zu ersehen ist, sehon in der vormikroskopisehen Zeit die Vermutung vor, dab diese wohl- umsehriebene Erkrankung der Mundschleimhaut dutch einen Bilz bedingt sei. Der Seer ist als ausgesprochener Sch]eimhautparasit bekannt, auBer in der Mundh6hle tuf t er aueh ab und zu in der Yagina, an den Tonsillen, in Nase, Kdhlkopf und Oesophagus, in der Urethra und Blase Krankheitserscheinungen hervor. In seltenen Ausnahme- fMlen kann dieser sonst so harmlose Bilz auch die Schleimhaut durch- wachsen, in die Blutgef~Be eindringen, und zur generalisierten Soor- mykose, zu einer schweren Erkrankung, die meist tSdlieh endet, Ver- anlassung geben.

Es ist eine Errungenschaft der letzten Jahrzehnte, den Soorpilz mi t einer ganzen Reihe yon Verinderungen der I lau t in Zusammenhang gebraeht zu haben und zu den bereits bekannten Mykosen, wie Tricho- phy~ie, ~'avus usw., eine neue hinzugefiigt zu haben, die vielleicht nicht so h~ufig wie obgenannte Erkrankungen auftritt, dafilr in ihren kli- nisehen Bildern sehr formenreieh ist. Die bisherigen VerSffentliehungen betreffen nur Teilbilder dieser itiologiseh einheitlichen Mykose, nur Kau]mann-Wol] fas t 3 Formen dieser Erkrankung zusammen. Seit dieser Arbeit sind nun eine ganze Reihe neuer Lokalisationen dieser Dermatose unter den verschiedensten l~amen bek~nntgegeben worden, and da eine Beurteilung der Soormykose nur dutch die Zusammen- fassung aller Teilbilder gegeben werden kann, sollen in folgendem auf Grund der Literatur und zahlreieher eigener den Jahren 1918--1921 entstammenden Beobaehtungen die einzelnen Krankheitsbilder zuein- under verglichen, ihre Differentialdiagnose erSrtert und zugleieh ver.

106 L. Kumer :

sucht werden, an Stelle der Unmenge der jetzt gebr~tuehlichen ver- sehiedenen Namen ffir die dureh den Soorpilz hervorgerufenen tIaut.- krankheiten Einheitliehkeit treten zu lassen.

Die Soormylcose der Siiuglinge (Ibrahim), Erythema myeoticum in]antile (Beck).

Die Erkrankung wurde 1910 yon Beck in Budapest und 1911 unabh~ngig davon yon Ibrahim in Mtinchen besehrieben, hat ~ber bis heuCe nicht die Beobachtung gefunden, die der rel~tiven ~i~ufigkeit ihres Auftretens entspreehen wiirde; denn auBer einer weiteren VerSffentlichung Becks aus dem J~hre 1915 und einer mehr referierenden Arbeit Kau/mann-Wol/s 1915, finde~ man sie nur sehr selten gelegent- lich yon Demonstrationen erw~hnt, so unter ~nderen yon Sdtramek in der Wiener dermatol. Gesellschaft und yon Winternitz in den ~rztliehen Vortragsabenden in Prag. Beck nnd Ibrahim gaben yon der Dermatose etwas verschiedene Beschrei- bungen. W~hrend ersterer als Prim~refflorescenz ein schuppendes, sparer zusam- menflieBendes, scharf ger~nder~es, nnd mit einem abstehenden Epithelkr~gensaum versehenes Erythem anspr~ch, sah Ibrahim Bl~sehen und Pnsteln, doeh identifi- zier~e Beck in einer sp~teren Arbeit beide Beschreibungen. Wir h~tten Gelegenheit, eine Reihe yon F~llen dieser Erkrankung zu beobaehten, und nach unseren Er- fahrungen haben beide Autoren reeht.

- In seiner ersten Arbeit betont Beck, dal3 die S~uglingsmykose sich nicht mit Darmkatarrhen zu kombinieren braueht, ja er land diese Erkrankung bei Kindern, die normale Stfihle, ab und zu sogar Neigung zu Verstopfung zeigten; sp-~ter beschuldigt allerdings derselbe Autor den Verdauungstrakt Ms Verbreiter der Infektion. Beide Behauptungen schliel~en einander nicht aus, denn der Soorpilz ist ja ein gelegentlicher Bewotmer des Darmkanals auch gesunder Kinder. Wohl kombiniert sieh die S~uglingsmykose h~ufig mit einem Mundsoor, doch auch dies ist nicht immer zutreffend. Unsere eigenen Erfahrungen sprechen daftir, dab die S~uglingsmykose bei ganz gesunden Kindern auftreten kann, sie ist dann auch meist in ihrer reinsten Form zu beobaehten. Allerdings ist die Vergesellsehaftung yon S~uglingsmykose mit Darm- katarrhen oder Mundsoor ein reeht h~ufiges Ereignis.

Die Prim~reffloreseenz dieser Erkrankung ist ein ganz oberfl~ehlieh gelegenes, steeknadelkopfgroBes, sehlaffes 131~schen, das sieh hier und da zu einer Pustel weiterentwiekelt, oder ein linsengroBes, leieht er- habenes, lebhaft rotes Erythem yon seheibenfSrmiger Gestalt, das bald in seinen zentrMsten Partien MeinlamellSse Sehuppung aufweist. Die Bl~sehen platzen raseh, es resultiert dann eine gerStete, ihrer tIorn- sehieht beraubte Stelle, die peripher yon einem unterminierten weiBen Sehuppensaum begrenzt wird. Die Erytheme waehsen his zu kronen- grogen Seheiben heran; dementspreehend verh~lt sieh die Sehuppung; in den mittleren ~tlteren Partien sind die grSi3eren Sehuppen sehon zur AbstoBung gelangt und bleiben nur kleine, Meienf6rmige Auflagerungen als Zeiehen der Desquamation, w~hrend am l%ande der Fleeke ein zentral

Die Soormykose der t{aut. 107

frei flottierender, weiBlicher Hornkragen sieh befindet. Diese Einzel- herde erreichen nicht fiber HellergrSl3e. Die Bl~sehen wachsen an und ffir sich nicht, niemals entsteht eine Blase, wohl kommt es vor, dab nach Platzen der Blasendeeke die Infektion sich in gleicher Weise wie bei den Erythemen bis zu einem gewissen Grade peripher weitersehiebt. Auch Pusteln sind ab und zu den Krankheitsherden eingestreut. Die t iauptverbreitungsart der S~uglingsmykose geschieht abet meist durch dichte Apposition neuer Efflorescenzen, seien es nun Erytheme oder Bl~schen. Wenn letztere vorherrschen, ist die Aussaat besonders dicht.

Auf diese Art entstehen handtellergrol3e Herde, ja in eillzelnen Fgllen ist die Haut in noeh grSl3erem Um{ange diffus erkrankt, der Rand zeigt dann entsprechend dem Entstehen aus Einzelherden polycyclisehe Begrenzung, die sich gegen die gesunde Haut mit einem seharfen Horn- kragen absetzt. In der Nghe dieser grSl~eren Plaques finder man meist innerhalb gesunder Haut einige neue Efflorescenzen und jfingere kleinere Herde, die noeh nicht zusammengeflossen sind.

Aul~er dieser Form der Sguglingsmykose kann ab und zu noch eine andere beobachtet werden, auf die Kau/mann- Wol/aufmerksam gemacht hat, und die auch in ihrer Arbeit durch eine gute Abbildung wieder- gegeben ist. Man finder wohl Blttsehen, Pusteln und Erythembildung, doch sind die Herde grSl]er, stehen mehr isoliert und erinnern in ihrem ganzen Aussehen an einen Herpes tonsurans.

Die Lokalisation bevorzugt die Circumanalgegend, ja man kann den Weg der Infektion feststellen, indem die Erkrankung meist, man mSchte sagen, aus dem Anus herauskriecht und yon da sieh in der Umgebung, ad nares, an den Oberschenkeln, in der Genitalgegend, am Bauche ausbreitet. Die Haut des Stammes, des Halses und selbst jene der Arme kann ab und zu einige Efflorescenzen zeigen oder selbst auch stttrker beteiligt sein. Auch die FuBsohlen Silld, wie Ibrahim feststellte, 5fters 8itz der Erkrankung. Kau/mann-Wol/maeht auf die ab und zu isoliert auftretende Lokalisation an den Handtellern und Interdigital- falten aufmerksam.

Im Nativpr~parat der Schuppen ist der Pilzbefund immer reiehlieh positiv, aueh kulturell waehsen stets Soorpilze. Der Blasen- und Pustel- inhalt beherbergt ebenfalls Pilzelemente, doch herrsehen hier die Hefe- formen vor und sind nur wenige F~den auffindbar.

Die Behandlung ist eine guBerst einfaehe. DaB DarmstSrungen und ein vorhandener Mundsoor beseitigt werden mfissen, versteht sieh yon selbst. Im fibrigen wird man mit lgeinhaltung, Bgdern, unter Umstgnden mit leieht sehglenden Mi t ten bald eine Heilung erzielen kSnnen.

Das Krankheitsbild der S/iuglingssoormykose ist. schon lange bekannt, ja Jafluet, der sich mit den in diesem Alter auftret.enden Dermatitiden eingehender

108 L. Kumer:

beseh~ftigt, erw~hnt in der Pratique dermatologiclue neben einer gewiShnliehen erythematSsen, papt~lSsen, vesieul~Ssen und uleerSsen Form eine ,,dermite eryth~- matosquameuse", die wohl, wie aueh Beck, mit Reeht hervorhebt, mit der S~ug- lingsmykose identiseh ist. l)er Zusammenhang dieser Erkrankungsform mit den Pilzen ist Jaquet allerdings entgangen. Were1 es auch zweekentspreehend wgre, sieh auf eine nghere Einteilung der im S~uglingsMter so h~ufigen ])ermatitiden zu stiitzen, um so die I)ifferentiMdiagnose dieser Erkrankungen gegen die 8oor- mykose genauer durehzufiihren, so ersehein~ die Sueht Jaquets, zu klassifizieren, doeh etwas zu wei~gehend, und sie land aueh in der deutschen LiterMmr keine Naehahmung. Alle vier yon ibm aufgestellten Dermatitisformen treten oft neben- einander auf, oder es geht eine in die andere t~ber.

So wird sieh die Soormykose am besten yon anderen Erkrankungen unterseheiden lassen, wenn man die Symptome der ersteren sieh genau vor Augen h~lt. Trotzdem ist die Diagnose oft nieht leicht und ab und zu nut vermutungsweise zu stellen. Naeh der ganzen Lokalisation und dem Vorkommen bei S~uglingen ist es ohne weiteres zu verstehen, daft sich die Mykose hi~ufig mit Intertrigo und oberfli~chliehen staphylogenen Prozessen kombiniert. In solchen ~'~llen ist das ursprfingliehe Bild der Erkrankung verwischt und man finder ni~ssende, mit weil31ichen schmierigen, maeerierten Massen bedeckte Herde, denen Pusteln ein- gelagert sind, und an deren Rand noch ffir die Si~uglingsmykose charak- teristisehe Symptome ab und zu auffindbar sind. In den unterminierten Epidermissehuppen an der Herdbegrenzung lassen sich aueh am leieh- testen die Pilze nachweisen. In der Umgebung dieser intertrigin6sen Plaques sieht man meist einige kleine, sehuppende, erythemat6se Stellen oder Bli~schen.

IntertriginSse ni~ssende Ver~nderungen geh6ren nicht zum eigent- lichen Krankheitsbilde der Si~uglingsmykose, und sie sind nur sekundi~rer Natur, da man eine ganze Anzahl yon Fi~llen beobachten kann, bei denen solches fehlt. Die ~ykose selbst gibt keine Veranlassung zum Ni~ssen, sic ffihrt zu trockenen, scharf begrenzten, schuppenden Iterden, an deren Rande unterminierte Epidermisschuppen sich befinden.

Die Sguglingsmykose leitet zu einer anderen Erkrankung oder, rich- tiger gesagt, zu einer anderen Lokalisation der Soormyl~ose fiber, die wir in 4 F~llen beobachten konnten. Es ist dies die

Soormykose der Mamma.

In der Literatur bringt Engman einen hierhergehSrigen Fall, der eine 4(i j~hrige Negerin betraf, die an einer Soormykose der Inguinalgegend litt und unterhalb jeder Brust gleichartige, schaff begrenzte, leicht erhabene, entziindlich ger5tete Herde aufwies. Die Un~ersuchung der Schuppen nach Aufquellung in Kalilauge ergab die Anwesenhei~ yon Pilzf~den. Kulturell wuchsen Soorpiize. Dubreuilh und Joulia erw~hnen in einer Arbeit tiber die Soormykose der Genital- gegend auch die Lokalisation dieser Erkrankung an der Mamma.

Die Soormykose der Haut. 109

Diese Form der Erkrankung ergreift Frauen, die an Hangebriisten leiden. Von den 4 an unserer Klinik beobachteten Fallen betrafen 2 stillende Miitter, deren Kinder an Mundsoor (eines davon auch an der Sauglingsmykose) litten. Bei der relativen tIaufigkeit des Mund- soots und der Seltenheit der Mammamykose ist wohl anzunehmen, dal3 die ~bertragung der Erkrankung yore Kind auf die Mutter erfolgt.

Die Mammasoormykose lokalisiert sich in den IntertrigofMten und befallt nur eine oder beide Briiste. Von hier zieht sich die Erkrankung in Auslaufern auf die nieht aneinanderliegenden Hautpartien der Mamma und der Brust.

Auch bei dieser Form der Mykose sind die Primarefflorescenzen oberflaehlich gelegene, bald platzende Blaschen oder linsengrol~e, wenig erhabene Erytheme, die sieh disseminiert anordnen und bis zu kronen- grol~en Herden auswaehsen. Die I-Iornsehichte kommt dann in den zentrMen Partien bald zur Abstol~ung, peripher bleibt ein freier Sehuppen- saum bestehen. Dutch Apposition dieser Einzelefflorescenzen einerseits und dureh peripheres Waehstum der kleinen Herde entstehen girlanden- artige, polycyclische Begrenzungen. Meist ist die Intertrigofalte difius ergriffen, der Ubergang yon kranker zu gesunder t taut ist schari und entsprieht genau den sich beriihrenden Flaehen. Wohl finder man aber aueh dann meist einige kleine Herde innerhMb gesunder Hunt in der Umgebung der grSl~eren Plaque.

Im Nativpraparate und in der Kultur lassen sieh reichlieh Pilze naehweisen. Sehalenden und desinfizierenden Mitteln wie Ung. sulf. Wilkinsoni wird bei der Behandlung dieser Erkrankung vor Umschlagen der Vorzug zu geben sein. Selbstverstandlich ist es, da] Frauen, die davon ergriffen sind, das Stillen ihres Kindes aufgeben miissen.

Das klinische Bild der Mammasoormykose ~hnelt sehr ]enem des Elczema intertrigo. FestzuhMten ist, dM~ die Begrenzung der Herde der Mykose seharf ist, dab ein langsames Abklingen der Hautveranderungen an den Randpartien -- wie es beim Ekzem oft tiblich ist -- hier fehlt, und dM~ sieh leicht geniigend SchuppenmateriM zur Untersuchung gewinnen lat~t, wahrend bei einer reinen Intertrigo eine glatte, glanzende sezernierende Flache vorliegt. Aueh bei dieser L okalisation der Soor- mykose ist darauf zu aehten, dal~ die Begrenzung der einzelnen Herde eine seharfe ist, das N~ssen nicht zum ]~ilde der Erkrankung gehSrt. Ab und zu kombiniert sieh die Mykose mit einer Dermatitis, d. h. die Pilzerkrankung gibt den l%eiz ab zum Entstehen einer an dieser Lokali- sation bei ttangebriisten ja so h~ufigen Intertrigo. In solehen Fallen ist die Haut der ganzen ~ammafalte lebhaft rot, nassend, mit well'lichen und grauen, iibelriechenden, schmierigen Massen und macerierten Schuppen bedeekt. Die DifferentiMdiagnose kann dann meist erst mit Hilfe des Mikroskops gestellt werden. Immerhin lassen sich bei der

110 L. Kumer:

Soormykose gewOhnlich aut3erhMb des Bereiches der Inter~rigo einzelne ve r s t r eu te Eff lorescenzen auff inden.

Bei den in te r t r ig inSsen E r k r a n k u n g e n auf Grundlage sines Diabe tes

konn ten wir keine Prize nachweisen. I n e inem Fal le war such die Mamil la e.rgriffen, doch h a t t e es den Anschein, als ob an dieser Stelle s t aphy logene Prozesse die t I a u p t r o l l e spielen wtu~den, kl inisch imponie r t e das K r a n k h e i t s b i l d an dieser Loka l i sa t ion als Ekzem, wie man es i n der Lac ta t ionspe r iode und nach Scab iesbehand lung oft zu sehen b e k o m m t . I m Nativpr~Lparat lieBen sieh an der Mamil la keine Pilzf~tden nachweisen.

Die Krankengeschich~en der beobach te t en Fgl le sollen kurz ver- ze ichnet werden :

1. 50j~hrige Frau. Status praesens: An der rechten Brust, genau entsprechend den Beriihru~gs-

fli~chen der herabh~ngenden Mamma mit der Rippenhaut, finder sich eine hand- grol]e Hautver~nderung, die in R6tung und oberflgchlicher Schuppung besteht. Die Hornschichte ist grSBtenteils zur AbstoBung gelangt und l~Bt sich am l~ande in Form freistehender weiBer Schuppen noch nachweisen. Im Zentrum des tIerdes ist die t taut zigarettenpapierartig f~ltelbar, gl~nzend und fleischrot. Die Begren- zung der Hautver/inderung ist scharf, in der Umgebung der groBen Plaque liegen einige kleinere Efflorescenzen desselben Typus mit einem randst/indigen EpitheI- saum. Keine Ni~ssen.

Pilzbe/und: Im Nativpr/iparat Myeelfiiden und maulbeeral~ige Hgufehen yon l:Iefezellen~ Xgltur: Soorkolonien.

2. 46jghrige Frau. Status praesens: in der linken 1VIammafurehe entspreehend den Beriibrungs-

fl//ehen eine intertrigin6se Dermatitis, im Bereiehe deren die I~aut ger6tet, niissend und mit weiBIiehen maee1%rten, leieht ablSsbaren Sehuppen bedeekt ist. Seharfe Begrenzung. Pilzbefund und Kultur wie unter 1.

3. 38]iihrige Frau. Anamnese: Vor ~ 3lonaten Partus, Brustkind. Vor 4 Woehen wurde Pat.

wegen Nastitis operiert und mit Umsehl~gen behandelt. Seit 14 Tagen jetzige i-Iautvergnderungen.

Status praesens: Im unteren inneren Quadranten der reehten l~Iamma eine Eiter sezernierende Fistel. Leichte I-I/~ngebrfiste.

Die Haut beider Nammae in ihrer ganzen Ausdehnung diffus gerStet, der oberfli~ehliebsten Epithellagen beraubt, an einzelnen umschriebenen Stellen Ieicht n/tssend. Die Entstehung der Veri~nderungen aus Einzelherden ist besonders am l~ande deutlieh zu sehen. Die Primi/reffloreseenz stellt ein haI~fkorngroges Blgs- chen dar, das sieh bald zu einer Pustel umwandel~. Naeh Platzen der Decke resul- tiert ein oberfl/*chlieher Epithelverlust mit weiBlichen, zirkuNir gestellten, unter- minierten Sehuppen. Entstehung der Plaques dnreh peripheres Waehstum der Effloreseenzen und AufsehieBen neuer. Pitzbefund und Kultur wie unter 1.

4. 22]iihrige Frau. Anamnese: Vor 6 Woehen entbunden, das Kind selbst gestillt. Kind leidet

an Mundsoor and der S/~uglingssoormykose. Status praesens: In der Falte zwischen Rippenhaut und Mamma finder sieh

beiderseits eine intertrigin6se Dermatitis, die in l~6tung, Sehuppung und N/~ssen der t~aut besteht. Jederseits sieht man eine fiber handtellergroBe Plaque, yon der aus kleinere, Kronm~grSBe nieht fiberschreitende, stellenweise such Pusteln auf-

Die Soormykose der I-taut. iii

weisende Herde sich gegen die M~mill~ erstrecken. Die grSl~eren davon sind yon lnacerlerten, fibelrieehenden Epidermismassen bedeckt, bei den kleineren finder sich nut troekene Sehulopung. Seharfe Begrenzung.

Aueh beide Mamillen sind der Sitz yon ekzemat6sen Ver~nderungen, die mit N~ssen einhergehen, wie sie naeh Seabiesbehandlung oder in der Lactationsperiode h~ufig auftreten. Keine Schuppung. Pilzbefund und Kultur wie unter 1. An den Mamillen beiderseits negativ.

Inguinale und anale Soormykose. Epidermomycosis inguinalis (Muijs).

Intertrigo mycosique (Dubreuilh u. Joulia).

Weml auch die gleiche Lokalisation der Soormykose bei Sguglingen schon yon Beck und Ibrahim beschrieben nnd auch yon anderer Seite vielfach beobaehtet war, so gebfihrt doch Mulls das Verdienst, darauf aufmerksam gemacht zu h~ben, dal~ diese Erkrankung der Genitalgegend auch bei Erwachsenen vorkommt. Am 16. III. 1916 berichtet dieser Autor in der ]Niederl. Vereinigung fiir Dermatologie fiber ,,Endomyces ~lbicans als Ursache einer Epidermomykose" und beschreibt dieselbe 1918 an der Itand yon 10 beobachteten F~llen ausffihrlich. In dem 1916 erschienenen Bull. de la Soc. fran~, de Derm. et Syphil. sind 2 hierher- gehSrige F~lle yon Huddo nnd Montlaur verzeichnet, die sie im Jahre 1914 in der franz5sischen dermatologischen Gesellschaft vorgestellt haben. Der eine Patient litt gleichzeitig an einer interdigitalen Soormykose.

Anch Bloch stellt im selben J~hre unter dem Tire1,0idiomykosis der I-Iaut bei Diabetes" eine 71j~hrige Frau vor, die bei bestehender Zuckerharnruhr eine ausgesloroehene Soormykose der Genitalgegend darbot, und hebt die Iden t i t~ der gewonnenen Kultur mit Soor hervor. In Unkenntnis der somit schon ziemlich zahlreiehen Beobachtungen and auch der weir znrfiek]iegenden Arbeiten Becks und Ibrahims sloreehen Dubreuilh und Joulia 1921 in der franzSsisehen dermatolo- gischen Gesellschaft fiber die gleichd Erkrunkung nnter dem Titeh ,,De l'intertrigo myeosique - - une nouvelle forme d'6pidermophytie." 1921 berichtet aueh Petge, in der franzSsisehen dermatologischen Gesellschaft fiber ,,L'eezema rnycosique", das er an 26 F~llen, zumeist Sold~ten in der Front, beobachten konnte. Da abet seine Besehreibung im klinischen Bilde yon den bier festgelegten Beobaehtungen in rnanehem abweieht, und der Autor kulturell einen dem Eloidermophyton ing. nahestehenden Pi]z zfichte~e, sind seine F~lle, so interess~nt sie sein mSgen, hier nieht zu verwerten.

Un~bhgngig davon beobachtete Engman in Amerika dieselbe Pilzaffektion bei einer 46 j~hrigen 1Negerin, die gleiche tterde aueh in der Intertrigofurche unter- halb beider 1Yiammae aufwies. Derselbe Autor reloroduziert auch eine Photographie davon. Ferner beschreibt St(bheli einen Mann, der an einer loustulSsen Dermatitis der Genit~lgegend, Analfa]te und angrenzenden Obersehenke]loartien lift, mit dem- selben Pilzvorkommen wie die anderen oben erw~hnten FS, lle.

Die K r a n k e n M u i j s w~ren gr61]tenteils Spitalsioatienten, die sich am Krankensaa le infiziert ba t ten . A u c h beob~ehtete derselbe Autor t i n Eheioaar, das an der Soormykose der Genitalgegend lift , u n d zw~r war die Infek t ion yon der Fr~u (Vaginalsoor?) auf den Mann iiber- tr~gen worden. Das Leiden scheint n ieh t allzu h~ufig zu sein, denn obwohl wir 2 J~hre h indurch auf hierhergeh6rige ]~'glle aehten, konn t e n wit- under unserem reiehen Krankenma te r i a l n n r wenige ausfindig maehen.

112 L. Kumer :

Die Mykose iokalisiert sich in der Genitocrm'alfurche, an der Vulva, am Penis (Praeputium und Glans), am Scrotum, in der Analgegend und an den angrenzenden Partielt der Oberschenkel. Die Primgrefflorescen~ zen sind erythemat6se, bald schuppende und peripher auswaehsende Flecke oder Blgschen, die sich ab und zu in Pusteln umwandeln. In einzelnen Fallen (Stdiheli) k6nnen letztere Efflorescenzen iiberwiegen Dutch peripheres Weiterschreiten und dureh Apposition neuer Efflores- cenzen entstehen gr61~ere tIerde mit polycyclischer Begrenzung, die sich mit einem unterminierten Schuppensaum yon der normalen I-Iaut abheben. Die ttornsctfichte gelangt zur Abstol~ung, und man sieht dann trockene, ger6tete Hautpartiens denen ab und zu Pusteln eingelagert sind; dies ist eine an die Sauglingsmykose erinnernde Form der Er- krankung, man kann aber aueh eine andere, den Typus der interdigitalen ~Iykose zeigende Art feststellen, bei der verh~ltnisma~ig dicke, membran- artig gequollene, weil31iche Epidermismassen einem ]ebhait ger6teten, ab und zu leieht ngssenden Grunde aufliegen. Ein oft reeht lgstiges Jucken begleitet besonders letztere Art der Krankheitserseheinungen.

Dieser membranartige Typus der Soormykose finder sich vor allem an Stellen, die der st~rksten Maceration ausgesetzt sind, also im innersten Winkel der Genitocruralfurehe und in der Analgegend am ~bergange in die Schleimhaut. Daran schlief~t sich gegen den Rand des Herdes die erythemat6se, versicul6se oder pustulSse Form an.

Die Erkrankung ergreift entweder alle oben genannten Hautstcllen oder t r i t t nut im beschrankten Umfange, z. B. allein in der Analfalte auf.

Im 1N'ativpr'~parat finden sich reiehtieh Pilzfaden; Kultur positiv. Die Behandlung besteht in SchMmethoden. Eine Verwechslung mit Erythrasma ist nicht leicht m6glich, da, ganz

abgesehen yore einf6rmigen klinischen Bilde, dieser Dermatose keine Entzi~ndungserseheinungen zukommen. Auch yore E/czema marginatum Hebrae wird sich die oben besehriebene Mykose durch die ganze An- ordnung, durch das Fehlen eines wallartigen Randes und den Mangel der zentralen Ausheilungszeichen unterscheiden lassen.

Sehr schwierig kann sich die Differentialdiagnose gegen tin reines Ekzema intertrigo gestalten, da sich ja beide Erkrankungen oftma]~ vergesellschaften. Ein Symptom la[~t selten im Stiche: bei der Soor- mykose wuchern die Prize in der Hornschichte, sic is~ gelockert, und es gelingt leicht, Schuppenmaterial zu Untersuehungszweeken zu ge- ~vinnen, bei der Intertrigo liegt eine glatte nassende Flgche zutage, die wohl oft mit schmierigen hiassen bedeekt ist, abet ohne abziehbaIe Hornschiehte, Die intertrigin6sen Ekzeme finden sieh vieliach bei Diabetespatienten und niemals konnten ~vir in solchen Fallen Prize nachweisen. Doeh kommt die Mykose auch bei Zuckerkranken vor, denn Bloch berichtet f iber einen solehen Fall. In Differentialdiagnose

Die 8oormykose der Habit. 113

k o m m e n auch, besonders gegen die memb ra na r t i ge F o r m der Soor- mykose , die in der Anal- und Geni tocrura l furche so hgufigen chronischen

Elezeme. Sie 'gehen mi t einer puchydermiea r t igen Verd ickung der Curls und vie l fach mi t hyperke r~ to t i schen Auflugerungen, die ober- f lgchlich m~cer ier t und rh~gadis ier t sein kSnnen, einher und unte r - scheiden sich schon dadurch yon der Soormykose . Auch bier gi l t d~s Vorhergesagte . Bei der Soormykose : eine le icht abz iehbare Horn- schichte, be im E k z e m l~ft t sich selbe nu r mi t Gewult in Brocken yon der Un te r l age wegreif~en. Einige eigene Fgl le sollen kurz beschr ieben werden :

i. 37jghrige Frau, seit 4 Wochen erkrankt, Status 19raeseus: In der Genitoeruralfurehe beiderseits und von dort iiber-

greifend gegen Labia majora und Obersehenkel je ein kleinhandtellergrol]er, im allgemeinen render Herd, im Bereiche dessen die Hornschiehte zur Abstol]ung ge- langt ist. Die I-Iaut ist leicht gerStet, am polycyclisch begrenzten Rande der er- ki'alakten Pattie ist ein frei flottierender Schuppensauzn wahrznnehmen. Kein X~ssen. Zwei linsengroBe, gerStete, leicht schuppende SteHen auBerhalb der oben beschriebenen Herde am linken Labium majus.

Pflzbefund und Kultur reichlich positiv. 2. 42js Frau, seit 5 Wochen erkrankt. Status praeseus: In der Genitoeruralfurche beiderseits und yon bier sich

gegen Labia majora, Obersehenkel und Perineum hinziehend, ist die I-Iaut beider- seits gerStet, die Hornsehicht ist tells zur AbstoBung gelangt, tells bedeckt sie als macerierte, weiBliche Lamelle das darunterliegende, leicht ns Rete MMpighi. Die erkrankte Stelle ist beiderseits fiber handgrol~, am Rande der ergriffenen Haut sind wei~liche Schuppen abgelSst. In den diffus erkrankten Partien finden sich einzelne Pusteln eingelagert, auch sieht man in der Umgebung dieser Herde ilmer- hMb gesunder Haut einige linsengrol]e, ger6tete, schuppende SteHen.

Pflzbefund und Kultur wie bei 1. 3. 56j~hriger Mann. Anamnese: Vor 2 Jahren lift der Patient, wie er erzs an derselben Erkran-

kung in der Analfalte. Sie ws beil~ufig 4 Wochen und wurde mit Umschl~gen und Salben behande]t; vollkommene Heilung. Der jetzige Znstand besteht seit 3 Wochen.

Status praesens: In beiden Genitocmralfurchen je ein handtellergrof~er Herd eines Erythrasmas. Sitz der Vers ist die ganze Analfalte, beginnend yon der l~I~stdarmSffnung bis zu jenen Hautpartien, die bei stehender Htaltung des Patienten sich beriihren. Die Erkr~nkung besteht in einer diffusen RStung der Htaut in den entsprechenden Fl~ehen, die Hornschicht lieg~ in weil]lichen, gequollenen Brodken und in grol]en Fetzen der erkrankten Pattie auf, 1/iBt sich mit einem Instrmnent leicht enffernen. Wenn man genauer zusieh% hat es dan Anschein, Ms ob die ganze Affektion gus lauter Bls und Pusteln, die ~ufterst kurzlebig waren, entstanden ist, und in der Umgebung der diffus erkrankten Pattie finder man noch einzelne solche stecknadelkopfgrol~e foUikul~r ges~ellte Efilorescenzen und innerhalb der erkrankten Plaque kleinere Partien, aI1 denen die polycyclische Umgrenzung der abgestol~enen Hommassen deutlich die Art der Entstehung dokumentier~.

Am Ubergang zwischen Analsehleimh~ut und HIaut sieht man die I-Iornschieht. in grSBerer Ausdehnung zirkuliir weiftlieh gequollen, verdickt und unter ihr einen

Archly f. Derm~tologie a. Syphilis. O. Bd. 140.

114 L. Kumer :

entztindlieh ger6te~en Untergrund durchschimmern. In der n/iehsten Umgebung dieser diffus erkraM~ten ]~'lgche linden sieh vereinzelte stecknade]kopfgroBe, folli- kul/ir gestellte Pusteln innerhalb gesunder H~ut. Die Erkrankung juckb heftig.

Pilzbefund und Kultur wie bei 1.

Interdigitale Soormykose (Kau/mann-Wol/). Erosio interdigitalis blastomycetica (Fabry).

In der Sitzung der Berliner derm~tologischen GesellschMt yore 9. V]:. 1914 demonstrier~e Kau/mann.Wol/, fu/3end auf 30 im Laufe der ]etzt.en 18 Monate gemaohte Beobachtungen, dis ersten 2 ~'~lle dieser Mykose. Ira selben Jahre konnten Gougerot und Gancect einen und Hudelo und Montlaur 3 hierher gehSrige Kr~nke der Sos. frang, de Derm. et de Syphil. zeigen, ebenfalls unter tIervorhebung des eigenartigen Pilzbefundes. Auch E. Hoffmann berichfiet iiber 4 F/%lle dieser Dermatose, 3 davon kamen in einer Familie zur Beobachtung, worauf der Autor besonders hinweist. W~hrend die ersten Beschreiber den Soor - - oder zumindest einen dieser Gruppe zugeh6rigen Yilz - - als Erreger anspreehen, driickt sich E. Ho]]ma~m, der auch in 3 yon den 4 ~ l len soorithnliehe Kulturen erhielt, vorsichtiger aus, und will die Frage, ob diese 3~[ikroorganismen mit der Erkrankung in/itiologisehem Zusammenhang stehen, oder ob sie sich erst sekund~ir auf Grund- 1age einer Trichophytie angesiedelt haben, vorerst nicht entseheiden. Eine Reihe weiterer Mitteilungen fiber das gleiche Krankheitsbild stammt aus der I-lautklinik des Dortmunder st~dt. Krankenhauses yon Yabry, Berendsen und Stickel. Soviel aus diesen Arbeiten zu ersehen ist, haben diese Autoren die Schuppen nicht im _N~tivpr/il)arat untersucht, sondern sich nur mit Ausstrichen des Sekretes begnfigt, in welchem sie natiirlich keine Pilzf~iden Ianden.

An der Klinik Riehl konnten wit in den letzten 3 Jahren gegen 100 F~lle dieser E rk rankung beobachten.

Kinder, mit Ausnahme yon S~iuglingen, scheinen yon der Inter- digitMsoormykose nicht ergriffen zu werden. Auch bei M~nnern k o m m t selbe nur ganz ausnahmsweise zur Beobaehtung. Das tiberwiegende Kont ingent stellen /~rauen der versehiedensten Lebensal ter ; der Beruf scheint insofern eine I~olle zu spielen, als man iiberaus h~ufig diese Erk rankung bei Kiiehenbediensteten und Frauen, die h~i.uslieher Be- seh~ftigung nachgehen, vorfindet. Stickel besehuldigt die Seifenlauge als pr~disponierendes Agens. Hyperhidrosis ist bei der Interdigital- mykose nu t selten anzu~reffen und bildet keine Voraussetzung fiir das Zus tandekommen der Mykose.

Kau/.mann-Wol] besehreibt diese Erkrankung (gekiirzt): , ,Das In i t i a l symptom ist ein ]~l~tsehen, bzw. eine B1/~sehengrul0pe in einem Int.erdigitalraum. Die Bl~tsehendeeke reiBt bald ein, und es entsteht. folgendes tCrankheitsbild: Die I-Iaut des Interdigi talraumes, im Anfang nur die Interdigitalfalte, erseheint gequollen und bl~ulieh weig verf~rbt: ~fit dieser membranar t ig auflagerndern obersten Epidermissehiehte kontras t ier t die darunter zum Vorsehein kommende, hi~ufig blutrote, an rohes F.leisch erinnernde, zarte Epidermis. Am Rande lassen sieh meist bis steeknadelkopfgrofle Bl~tsehen naehweisen. Die Begrenzung

Die Soormykose der Haut. 115

der Affektion zeigt eine deutliche Sehuppung. Die Vergr6fterung des Kra,nkheitsbildes erfolgt dutch Flgchenwa,ehstum, dutch Weiterkrieehen. Es besteht die Neigung, den Interdigitalra,um nieht zu fiberschreiten, die tdberwanderung yon einem zum anderen Zwischenfingerraum erfolgt palmarw~rts l~ngs der Furche des Metacarpophalangealgelenks dutch kontinuierliches Fortkriechen der Mfektion."

Die Mykose lokalisiert sich viel haufiger an den Interdigita,lfulten der Hande, als an jenen der Ffil3e. Im ersteren Falle ist im Beginne nut die Falte befallen, meist greift wohl die Erkrankung in einem Zuge auf die Haut der Seitenflachen der ersten Phalangen fiber, und zwar sind die Ver~nderungen proximal am breitesten und verschm~lern sich distalwarts und bilden so die Gesta,lt eines gotischen Bogens. Ausnahms- weise erstreckt sich die Affektion aucb. auf die Haut der Seitenteile der 2. Pha,langen.

Wie schon Kau/mann-Wol/ hervorhebt, ist an den H~nden der 3. Z~dschenfingerraum am h~ufigsten ergriffen, niemals der 1 , wa,s wohl mit der Exkursionsfghigkeit der begrenzenden Finger in urs~chlichem Zusammenhange stehen d~u'fte. An den Ffil~en finder man die Er- krankung in alien Interdigitalr~umen, aueh erstrecken sieh die Ver- ~nderungen hier meist his zu den Zehenspitzen und ergreifen die a,nein- anderliegenden Hautfl~ehen ganzlich.

Die Mykose ist vollkommen gutartig, greift hie in die Tiefe, bleibt stets au! die Interdigitalraunae beschrankt und ist nur dutch intensives Jucken den Patienten l~stig. In allen Fallen konnten wir uns yon der Anwesenheit yon SooI.faden in den Schupioen und Epidermispartikelehen iiberzengen. Auch die Knltur war stets positiv.

Die Kenntnis dieses Krankheitsbi]des ist insofern wichtig, als bei unsaeh!icher Behandlung das Leiden ~ul~erst ha,rtn~ekig sein ka,nn, ja manchmal besteht es bis zu 10 Ja`hren. Aueh treten tLezidive 6fters a,uf. Als die geeignetste Behandlungsmethode erweist sieh Schalung und Desiniektion; besonderer Beliebtheit erfreut sich mit l~echt vet- dfinnte Jodtinktur. Uns leistete Ung. sulfur. Wilkinsoni dutch 6-- 8 Tage, dann 1--2proz. Jodspiritus wertvolie Dienste, und ma,n erreicht auf solche Weise in Tagen his Woehen sichere Heilung.

Die Dia,gnose der interdigitalen Soormykose ist im allgemeinen nicht sehwer zu stellen. Die Beschrgnkung der Erkrankung a,ussehlielL lich a,uf die Interdigitalr~ume oder Falten, das Bfld der oberfl~ehlichen fleischfarbigen Erosion, der gequollene wei~liehe Epidermisreste a,uf- liegen, ist so eharakteristiseh, da~ man meist ohne weiteres a,uf die Anwesenheit des Soorpilzes Sehl~sse ziehen kann. Natfirlich gibt es F~lle, bei denen das Mikroskop zu Rate gezogen werden muir. Die Trichophytie, die ja, 6frets an der gleichen Lokalisatien zur Beobachtnng gelangt, kennt keine Grenzen a,m l~ande der Interdigitalraume, sie greiit

8*

116 L, Kumer :~

in ihrer seheibenf6rmigen Ausbreitung aueh auf den ttandr/ieken fiber und udrd nur in Ausnahmefgllen das Bild ehler Erosion zeigen. Sind mehrere InterdigitMr~tume yon der Soormykose ergriffen, ist die Diffe- rentialdiagnose gegen Triehophytie um so einfaeher.

Sehwieriger ~ r d sieh die Abtrennung gegen dyshidrotisc]~e Ekzeme gestalten. Letztere kSnnen ~ rk l i eh sehr ahnliehe Krankheitsbilder zeigen; immerhin gibt es Merkmale, die ffir die eine oder die andere AfIektion spreehen. An den Handen finder man bei dyshidrotisehen Ekzemen, die sieh in den In~erdigitalr~umen lokalisieren, st,~rkeres N~ssen, das selbst zu Krustenbildung an der Begrenzung der Inter- digitalr~ume ffihren kann, also ein Symptom, das bei der Soormykose in dem Mage nieht ausgepr~gt ist. Die Bl~sehen der dyshidrotischen Ekzeme liegen tiefer, sind grSBer und nieht so kurzlebig wie jene, die wit ab und zu bei der Soormykose zu Gesieht bekommen. Aueh sind die Bl~sehen der Cheiropompholix meist nieht auf die Interdigitalr~ume besehr~nkt, sondern greilen aueh auf das Dorsum fiber und ziehen sieh aueh an den seitliehen Part ien der Fingerhaut bis gegen die Finger- spitze zu, ein Vorkommnis, das bei der Soormykose nieht zu beobaeh~en ist. Dyshidrotisehe Ekzeme beginnen aueh dureh disseminierte Aussaat yon Einzelelfloreseenzen, denen im weiteren Verlauf kein peripheres Waehstum zukommt. Am schwierigsten ist die Abgrenzung gegen andere Erkrankungen, wenn sieh die Soormykose aussehlieB!ieh an den Fttgen lokalisiert. W~hrend an den I-Ii~nden die gestellte Diagnose dureh die mikroskopisehe Untersuehung immer verifiziert wurde, k6nnen sieh dyshidrotisehe Ekzeme und Soormykose in den Interdigitalr~umen der Zehen so ghnlieh sehen, dag man ab und zu ohne Pilzuntersuehung die best immte Diagnose n i eh t stellen kann.

Auger den oben besehriebenen Krankheitsbildern karm der Soorpilz unter ganz best immten ~uBeren Bedingungen Ver~nderungen hervor- rufen an Stellen der tIau~, die unter normalen Verh~ltnissen yon der Soormykose nieh~ ergriffen werden. Die dazu erforderliehen Umstgnde sind meist feuehte W~rme in Form yon Umsehl~gen, ~vie sie ja so h~ufig bei der Therapie der versehiedensten Leiden angewendet werden.

Soormyl~ose nadv Umsehlgigen.

in der Li~eratur findet sich ein Fall erw/~hnt, den Mz;escher in der Schweiz. dermatologischen Gesellschait 1920 vorgesVelit hat, bei dem allerdings von vorher- gegangenen Umschl~gen niches erwahn~ is~, doch ~ra~ ~uf so!the ein i~ezidiv ~uf. St(il~eli beschreibt diesen und einen zweiten ausfiihrlich. Der ers~e betraf eine Sklerodermiekranke, bei der sich eine pustul6se Dermatitis des Fui~es entwickelte, der zweite einen M~nn, bei dem sich im Gefolge yon Umschl~gen eine ngssende Dermatitis beider Untersehenket eius~ellte, an deren R~ndern zahlreiche steck- nadelkopfgroi~e Bl~.scher~ sich befanden. Der Pilz- und Kulturbefund war bei

Die Soormykose der [Iant. 117

beiden Pat. positiv, fiber die angesteilten Infektionsversuehe soll an anderer Stelle die Rede sein. Ferner besehreiben Tanner und $'euer als SooriNektion der Haut eine Erkrankung, die sic bei einem Patienten beobaehten konn~en. Seit 3 Jahren bestanden mi~ weehselnder Unterbrechung pustulSse Effloreseenzen am Daumen, die pedpher weiterwuchsen und einen Dur~hmesser yon 1 em erreiehten. Ans- heilung uuf gelbe Prieipitutsalbe, Incision und RiSntgen. Aus dem Eiter wurden l<ultnrell Soorpilze geziiehte~.

Dieser letztere Fall ist wohl kuum verwertbar, denn ~bgesehen vom ubweiehen- den, an Impetigo erinnernden klinisehen B/lde fehlt die Untersuebung im Nativ- pr~parat. Das knlturelle W~chs~.um yon Soorpilzen ist, da sic ja such Bewohner gunz unver~nderter Hunt sind, nieht geniigend, eine I-Iauterkrankung auf diesen Pilz zurtiekzuftihren.

Naeh unseren Beobaehgungen treten an den Applikationsstellen der Umschl~tge auf gesunder oder bereits erkrankter H~ut Blasehen auf, die racist in Gruppen, oIt herpesartig, angeordnet sind; sie liegen in dan oberfl~ichliehsten Schichten, i~berragen das Niveau der umgebenden Hau t nur um weniges und fibersehreiten selten einen Durchmesser yon 2 ram. Heist sind sic yon einem nicht sehr ausgedehnten, entzfindlieh ger6teten Hof umgeben. Sehr oft erfolgt die Umwandlung dieser Bl~sehen in Pusteln, die ebenso wie erstere, kein Gr6Benwachstum mehr zeigem Ein ZusammenflieSen der Einzeleffloreseenzen zu mehrkimmerigerL Blasen, s~de es z.B. bei den versehiedenen Herpesarten der Full ist, wird bei der Nykose nieht beobaehtet. Zieht man die Blasen- oder Pustel- deeke ab, resultiert ein ]ebhaft ger6teter, ab und zu leieht nissender, linsengroBer Fleck. Nut an Stellen mit dicker Homsehichte oder im narbigen Gewebe sind die Blisehen und Pusteln tiefer gelegen, sic erseheinen dann als sagokorni~hnliche Einlagerungen in der I taut- ebene, und dutch die Hornsehiehte schimmert der weiBh'che oder gelb- liehe Inhal t der Bl~sehen und Pusteha dutch.

Dauert das begfinstigende Moment - - in diesem Falle die Umsehlige - - an, so erfolgt eine rasehe Ausbreitung der Soormykose dureh Auf- sehieBen lauter neuer Bliisehen und Pusteln, die dann so dich~ gestellt sein k6nnen, dab innerhalb der ergriffenen Patt ie nut ganz Meine Ilautstellen yon der Mykose ausgespart Meiben; sehlieBlieh entstehen fiber handgroBe, diffus erkrankte Plaques, die yon Bl~sehen und Pusteln besgt sind, aber aueh dann konfluieren 2 Primireffloreseenzen nut aus- nahmsweise, wohl abet berflhren sieh die entzinldliehen HSfe und fiiegen ineinander fiber, so dab die Blgsehen und Pusteln in einer gleich- m~gigen entzfindlieh rot gefi~rbten Hautpar t ie liegen. Nach einem mehrere Tage dauernden Bestande platzen die Blisehen und Pusteln, ihre Deeke trocknet ein, die Entzfmdungserseheinungen nehmen ~b, u n d e s t r i t t lebhafte Sehuppung auf.

Die Haare zeigen keine Ve~nderungen. Die Soormykose t r i t t nu t an jenen Hautpar t ien auf, die infolge &uBerer Umsti~nde einen gi]nstigen N&hrboden bieten, an der Begrenzung der Umschlige z. 1~. h6ren die

118 L. Kumer :

KranM~eitserseheinangen unvermittelt au~, und in der benaehbarten, unter normalen Bedingungen gehMtenen Haut finder man keine Aus- l~ufer in Form verstreuter Einzeleffloreseenzen.

In den Blasen- und Pusteldeeken und in den Sehupi0en finden sieh reiehliehst Pilzf~den und I-Iefeformen. Nieht so regelm~gig ist der Befund in dem unter allen Vorsiehtsmagregeln entnommenen Pustel- eiter. Stiiheli land in letzterem keine Pilzelemente. Uns ist es gelungen, in einer I~eihe yon Untersuehungen im Pustelinhalt Hefezellen naeh- zuweisen. Die Kultur aus dem Eiter und aus Sehulopen und Blasen- deeken ist stets positiv gewesen.

Die erste Forderung der Therapie ist natt~rlieh Beiseitesehaffung der pr~disponierenden Ursaehen, also der Umsehl~ge. Des weiteren wird eine Seh~lkur mit Uing. sulf. Wilkinsoni, ja in einzelnen F~llen aueh ein reiner SMben-Maeerationsverband, die Erkrankung restlos zmn Sehudn- den bringen.

Bezfiglieh der Differentialdiagnose w~re zu erw~hnen, dag jede Bl~sehen- und PustelgmlolOe, die im Gefolge yon Umsehl~gen auitritt, verd~ehtig ist. Die staphylogenen Pusteln sind meist grSger und loraller geffillt und waehsen periloher aus, doeh wird man h~ufig die Entseheidung dem Mikroskop t~berlassen mfissen. Eine Trichophytie, die ja aueh ab und zu naeh Umsehl~gen zur Ausbildung gelangt, kann ein der Soor- mykose ganz ~hnliehes Krankheitsbild zeigen. Gegen Herpes simplex und Herp~" zoster l~Bt sieh eine Abtrennung der Soormykose sehon dutch die Gruppierung der Krankheitserseheinungen und den ver- sehiedenartigen Verlauf linden.

Wit verffigen fiber 3 Beobaehtungen dieser Art.

Krctnkengeschichten. ]~all 1. L.W., 39j~hrige Frau. Anctmnese: Die Pat. lift an einer Venenentz/indung am rechten Beine, deren~-

wegen sie ,nit Burowumsehl~gen behandelt wurde. Im Anseh]usse dgran traten die jetzigen Hautver~nderungen auf, deren Beginn auf 2 Woehen zurfickreieht.

Status praesens: Die ttauterkrankung ist auf das Ausdehnungsgebiet der frfiher stattgehabten Umschl~ge, auf die reehte untere ExtremitEt, beschrgnkt and reieht yon der Kn5ehelgegend bis in die Mitre des Obersehenke]s und schneider oben mid unten in einer das Bein zirkulgr umfassenden Lime ab. Das dargebotene Krankheltsbild besteht in einer pusttflSsen Dermatitis. Anaiysierb man die Er- scheinungen, so findet man a]s Primgreffloreseenzen in den obedl~chlichsten Schichten liegende steeknadelkopfgroBe Bl~sehen, die sich sehr rasch zu l~us~eln umwandeln. Beide sind yon einem zollbreiten, lebhaft entziindlich ger6teten ]~of umgeben. Zieht man die Blasen- oder Pusteldecke ab, so folg~ meist die Horn- schieht fiber dem ganzen gerSteten I-Iof mit und es bleibt eine im Niveau der gesun- den Haut. gelegene, durch ihr Farbenkolorit und leiehtes Ngssen and Blaten her- vor~re~ende Stelle zurfiek. Viele Pasteln sind si0ons gep]atzt, die ]31asendeeke ist dana eingetrQeknet und liegt als weiNiche Schuppe der erkralxkt.en Partie auf. Die Einzeleffloreseenzen waehsen bis zu einem ge~vissen Grade peripher aus,

Die Soormykose der Haut. 119

~iberschreiten aber niemals Lmsengr51~e. Die Weiterausbreitung der Erkrankung erfolgt durch AufschieBen lauter neuer Einzelefflorescenzen, an den Streckseiten sind nur mehr ganz wenige normaie Hautstellen auffindbar. An den Beugeseiten ist die Haut in diffuser Weise befallen, hier sind nut vereinzelte frische Bl~schen und Pusteln nachweisbar, die ganze Pattie ist gerStet und mit weilMiehen und weiSgelblichen lamellOsen Schuppen bedeckt.

Das Krankheitsbild ist vollkommen einheitlich, es bestehen keine tiefer- greifenden Veranderungen, keine Impetigenes, Lymphdriisen normal, m~il~iger Juekreiz.

In den Blasendecken finder man im NativprEparat massenhaft Pilzfaden. Im steril entnommenen Eiter sind ttefeformen und ab und zu Mycelien nach- weisbar, keine anderen Mikroorganismen. Auf Maltoseagar erhalt man aus dem steril entnommenen Eiter eine Reinkultur yon Soorkolonien. Auch aus den Blasen- decken und Schuppen lassen sich auf Agar und Maltoseagar Soorpi]ze oft als einzige Mikroorganismen ziiehten.

Eine Schglung mit Ung. sulf. Wilkinsoni bringt in 10 Tagen vollkommene Heilung.

2. J. Tr., 61jahrige r Mann. Anamnese: Am rechten Handr~cken besteht seit einem Jahre eine zentral

bereits mit einer glatten I~arbe ausgeheilte, peripher weitersehreitende, 5 cm im Durchmesser zahlende Plaque yon Tuberculosis ven~cosa curls mit zahlreichen intraepidermoidalen Abseessen, aus denen sich auf Druek geblich-brauner Eiter entleert. Die aus anderen Griinden veto Sekret ange]egte Kultur ergab neben Staphylokokken und Bakterien verschiedenster Art aueh die Anwesenheit yon Soorpilzen. Pat. wurde mit warmen Burowumschlggen behandelt, Eine Woche darald entwickelte sieh im Bereieb der verabfolgten Umschl~ge eine pustulSse Dermatitis.

Status 'praesens: Am reehten Handriicken sowohl in der INarbe nach der aus- geheilten Tuberculosis verrucos~ cutis als auch auBerhalb" dieser Pattie in der gesunden Umgebung sieht man 50--60 einzelstehende, hanfkorngro$e, gelbe Pusteln, die, auf normaler Haut sitzend, leicht vorspringen, w~hrend sie dem nar- bigen Boden wie eingelagert erseheinen. ErSffnet man letztere, so bleibt ein kuge- liger Substanzverlust der 1LIaut zurtick. Die Pusteln ziehen sich veto Handgelenk fiber den Kleinfingerballen gegen den vierten Interdigitalraum zu, sind aueh dort an der lateralen Begrenzungsfl~che in sechs Exemplaren nachweisbar. Im vierten Interdigitalraum finder sich eine typische interdigitale Soormykose, im dritten zeigt sich dasselbe Krankheitsbild, nur ist es raumlich weniger ansgedehnt.

Im Nativpr~parat sind in den Pusteldeeken und in den Epidermisfetzen der Interdigitalr~ume massenhaft Pflzf~den und Sporenhaufen nachweisbar. Aus dem steril entnommenen Pusteleiter lassen sich Soorkolonien in Reinkultur ztichten.

Wilkinson bringt in kurzer Zeit Heilung. 3. O. L6., 26jahriger Mann. Anamnese: Wegen Arthritis gonon'hoic~ des l inken Kniegelenkes dutch

2 Woehen Burowumsehl~ge. Status praesens: Im Umkreise der Patella in einem Darehmesser yon 10 cm

linden sieh dichtgestellte, vielfach konfluierende, stecknadelkopfgroSe, oberfl~eh- liehe Pusteln mit einem entzfindlieh gerSteten ~Iofe. Die meisten sind noeh unge- platzt, nur aus einigen hat sich der Inhalt entleert und es bleiben dann r6tliche, leieht erhabene, sehuppende Stellen zuriick, aus denen man den friiheren Pustel- eharakter ersehHeBen kanm

6 Tage sp~ter: I)ie Umschl~tge fortgesetzt. ])arch Konfluenz und ~Neuauf- treten ist es zu einer diffusen l~6tung der Haut in der Umgebung der Patella ge-

120 33. Kumer:

kommen. Das Aufschiel]en yon neuen Pusteln erfolgt vielfach in herpesartiger Anordnung.

10 Tage nac/~ Beginn der Erkranlcung: Von der pus~ul6sen DermaVitis ist die Haut in der Pa~ellargegend in einem Durchmesser yon 12 em ergrff~en. Einzelne Pus~eln finden sicla auch an den seitlichen Partien des Knies. Keine Lymph- driisenschwellung.

Nativw/~10arat, Gram: In den Blasendecken massenhaft Pilz~den. Im Eiter (steril entnommen): Einzelne Hefeformen, keine Pilzfgden. Keine and~ren Mikro- organismen.

Kulturell: Schuppen. Nal~oseagar: Soorkolonien meist in Reinlmltur. Eiter: Agar und Maltoseagar: Reinkul~ur yon Soor.

Therapie: Wilkinson, 8 Tage nach Beendigung der Kur neuer Naehsehub yon Pusteln, Fort.setzung der Behandlung. Heilung.

Die Wasserbettmy]cose. Die Badetrichophytie (Jakobi).

dacobi beschrieb 1907 ~]s erster ein bereits yon Kraepelin gesetlenes Krank- heitsbild und Ki~ster verSffentlichte die dazu gehSrigen bakteriologischen Unter- suchungen. Wie Jakobi berichte~, wurde die gleiche Erkrankung auch an der Heidelberger Psychiatrischen Klinik beobachtet. 1921 hatten wir an der Wasser- be~tstation der Klinik Riehl Gelegenheit, eine Reihe yon F~llen dieser Dermatose zu sehen. Zwischen den Beobachtungen Jalcobis und unseren bestehen einige Differenzen, ~uf die wir bei der Besprechung der Klinik noch zuriiekkommen werden.

Nach Jakobi ist die Wasserbettmykose eine stiindige Begleitersehei- nung dieser Therapie und befi~llt mit wenigen Ausnahmen alle Patienten, die im Dauerbade liegen. Bei uns trat diese Dermatose endemiseh auf, wi~hrend wir jahrelang trotz Daraufachtens keinen hierhergeh6rigen Fall sahen, erkr~nkten p16tzlich 2/3 der Wasserbettpatienten daran. Nach grtindlicher I~einigung und Desinfektion der Station h6rte die ~ykose wie mit einem Sehlage auf. Geschlecht, Alter und Ern~hrungs- zustand seheinen keine pr~disponierende Rolle zu spielen. Das Warte- personal infizierte sich niemals.

Die Primi~reffloreseenzen sind entweder lebhaft rot gef~rbte Papeln (Ja]cobi beobaehtete nut solche) oder, viel h~ufiger, steeknadelkopf- groge, oberfla.ehlieh gelegene, kurzlebige Bli~sehen, die infolge Maceration der Blasendeeke eine weiBe ~'arbe aufweisen. I)iese Effloreseenzen sind disseminiert angeordnet, wi~hrend aber nach unseren Erfahrungen kein Weiterwaehsen der einzelnen Papeln und Bli~sehen festzustellen ist, sah Jalcobi durch peripheres Weiterschreiten das Entstehen yon Plaques, deren Zentrum ]ividro~ gefi~rbt war, w~hrend randw~rts sich ein dureh Epidermisauflagerungen weiBlich getriibter Ring mit einem hellroten Hof anschloB. Manehmal stehen die Efflorescenzen so dicht, dab eine Ilantpart ie diffus erkrankt ist.

Die Haut an gewissen Stellen, vor Mlem solchen, die abwechselnd im Wasser und in der LufC gehalten werden, ist ftir die Ansiedlung der

Die Soormykose der Haut. 121

Soorpilze besonders pr~disponiert und zwar Axillar- und Kniegegend, Kandteller und Interdigitalfalten, die Umgebung der Nagel, doch kann die Wasserbettmykose such andere Hautpar t ien befallen. Besonders eharakteristisch ist die Erkrankung der Randteller, an denen nut Bl~schen als Prim~reffioreseenzen vorkommen; infolge relativer M~ehtig- keit der Hornschichte an dieser Stelle sieht man nach Platzen der Bl~schen scharf ausgestanzte, oft kugelfSrmige Substanzverluste, die durch Maceration der EpidErmis noeh mehr in die Augen springen. In den Zwisehenfingerr~umen zeigt die Wasserbettmykose das typische Bild einer interdigitalen Soormykose.

In den Blasendeeken und Epidermisauflagerungen sind ~eiehlich Pi lz~den and maulbeerartige H~ufchen yon I-Iefezellen (voriibergehend nur solehe) zu finden.

Die Kultur ergab stets massenhafte Soorkolonien. Troekenlegung des Patienten bringt rasehen R~iekgang der Krank-

heitserseheinnngen. Ab und zu sieht man trotz Fortsetzung der Wasser: bettbehandlnng eine Spontanheilung.

Bczfiglieh Differentialdiagnose gegen das Wasserbettel~zem sei auf die Arbeit in Band 116 dieses Archivs verwiesen.

Die Soormykose der Niigel.

]Jber die Soormykosen der N~gel liegen erst wenige kasuistisehe MittEilungen vor, and unter den beschreibenden Autoren herrscht fiber die Atiologie keine ~bereinst immung, w~hrend die einen den Soor- pilz als Erreger der Vergnderungen ansehen, ist eine andere Gruppe vorsiehtiger und lgSt die Frage, ob die Pilze die Erkrankung hervor- rufen oder sieh nur sekundgr ansiedeln, often.

So ver6ffentlicht Forbes eine als entziindliche Paronychie beginnende und in atrophisehen und keratotisehen Vergnderungen der Nagelplatten endigende, bereits 21/2 Jahre w~hrenae Erkrankung der l~ingern/igel bei einem 31/~]/~hrigen Kinde, die sich im AnschluB an einen Mundsoor entwickelt hat. Es gelang ihm, in tieferen lqagelplatten~nteilen kulturell Soorpilz6 nachzuweisen.

Yellier beschreibt eine ~agelerkranknng der Zehen bei einem 54j~hrigen Mann, die bereits 25 Jahre dauel~e. Die Hauptsymptome bestanden in einer gelb- lichen Verf~rbung der undurchsichtigen ~agelplatten, die dann spontan ausfielen, and in hyperkeratotisehen Ver~nderungen. Im ~ativpr~parate liel~en sich sp~r- lich soor~hnliche Yilzf~den und reiehliche ~efezellen nachweisen, kulture]] wuchs ein Pilz, den Vuillemin als n~he verwandt dem Soor anspricht.

D~bendor/er beobachtete bei einer 32j~hrigen Patientin eine bereits 21/2 Jahre bestehende entzi~ndliche Paronychie, die mit Schwellung und RStnng des ~agel- walles und Bildung kleiner Absceltchen unterhalb der iNagelplatte einherging. Aus dem Abscel~eiter lichen sich Blastomyceten (vermutlich Soorpilze) in gein- kultur ziichten, an Here erinnernde Gebilde waren such im histologischen Prgparat der iNagclplatte nachweisbar.

Frei berichtet fiber eine 35 j{ihrige Frau, welche an einer universellen Salvarsan- dermatitis lift, die such Ver~nderungen dcr Nagelplatten ira Gefolge brachte; an

1 2 2 L. h[tll~(,r :

mehreren Fingern und Zehen trat akut eine Onychie, bestehend in Eiteransamm- lungen un~erhalb der Nagelplatten, in der Gegend der Lunula auf. Im Eiter liel3en sieh Soorfhden und Prize in Hefeform naehweisen, die sieh aueh in Reinkultur ztichten lieBen.

Ein Fall Selenews ist zu ungenau ausgearbeitet, um darauf naher einzugehen.

Ein weiterer, hierher gehSriger Fall, den wir beobachten konnten, soil bier mitgeteil t werden.

25 jahrige Frau. Status praesens: Ergrfffen sind links der zweite und dritte, rechts alle Finger.

Die RTagelwalle sind nur in geringem Grade gerStet und leicht gesehwollen, ihr Rand zeigt seine gewShnliehe Form, und die Schwellung ist keine so hochgradige, dab die feine FM~elung der Haut ganz gesehwunden ware. ~[an finder Zeiehen einer abgelaufenen Eiterung in der Lunulagegend unterhalb der INagelplatten, die zur ZerstSrung des fiber ihr liegenden Anteiles geffihrt hat. Jedenfalls ist der dem klinisehen Bride naeh an allen Fingern ziemlieh gleichzeitig einsetzende Eiterungs- prezel~ bereits abgelaufen und sind nur mehr die Folgezustande davon wahrnehm- bar. W~hrend die vorderen Anteile der iNagelplatten normales Aussehen zeigen, sind die fiber der Lunula liegenden Partien fehlend, ~n ihrer Stelle liegt eine Grube, deren Grund yon unregehn~l~ig geformten keratotischen Auflagerungen gebildet wird. Diese grubenartige Vertiefung wird yon dem vorderen normalen Anteile der Nagelplatte in geringem Mal]e iiberdaeht. Am ]ii~ken Mittelfinger sehimmert in der Lunulagegend eine gelbliche Verf~trbung dutch die Nagelplatte, nach deren Durehbohrung ein Tropfen dickfliissigen Eiters herausquillt.

In abgesehabten Nagdpartikelehen der erln'ankten Par~ie lassen sieh im I%tivpr~iparat massenhaft Pilzfgden yore Aussehen des Soors naehweisen. Aueh die Kultur auf Maltoseagar gibt reiehlieh Soorkolonien.

Im Inhalt des oben besehriebenen Abscesses des linken Mitre]fingers sind weder mikroskopisch nech kulturell Bakterien und Pilze nachweisbar, allerdings war der Eiter bereits vollkommen eingediekt, die Leukocyten stark ver~ndert.

Beurteilen wir den Fall, so handel t es sich jedenfalls um Folge- zust~nde nach einer Paronychie, die vor Wochen ziemlich gleichzeit ig an mehreren Fingern mat einer Eiterung, wahrscheinlich im Nagelfalz, begonnen hat, die dann zu Abscessen unterhalb der Nagelplat te gefiihrt und in weiterer Yolge sie zerstSrt hat. Nach der Ei terent leerung sind die Abscesse mit Ausnahme jenes am linken Mittelfinger ausgeheilt, die Nagelpla t tendeformit~t ist ein l~nger bleibendes Zeichen der s tat t - gehabten Vorggnge. In den Nagelpart ikelchen liel~en sich reichlich typische Soorfiiden und Hhtffchen hefeartiger ovaler Gebilde nachweisen. Der Eiter der yon den keratot ischen Massen gedeckten Abscesse erwies sich steril.

Der Beweis, dal] Soorpilze die Onychie verursacht haben, ist n icht erbracht, die Pat ient in ka m ja erst zur Beobachtung, als die aku ten Erscheinungen bereits abgeklungen waren. Dal~ in dem einen, noch vorzufindenden Abscesse keine Prize und i iberhaupt keine iXikroorganis- men nachweisbar waren, ist n icht auff~llig, jedenfalls sind die einmal vorhanden gewesenen Keime infolge langen Bestandes des abgeschlosse- nen Eitersackes bereits zugrunde gegangen.

Die Soormykose der Haut. 123

Immerhin ist d~s reichliche Vorkommen yon Pilzf~den in den ver- &nderten Nagelpartien gewig auff~llig und um so ungew6hnlieher, als wir schon langere Zeit Kontrolluntersuehungen bei anderen Nagel- erkrankungen durehfirilren, ohne dab es uns geglfickt w~re, einen ~hn- lichen Befund zu erheben. Man kann wohl ab und zu selbst in gesunden N~geln Soorpilze kulturell nachweisen, es ist aber nieht gelungen, im Nativpr~parat solche in Fadenform Iestzustellen.

Es sind nut ganz wenige Fglle von Soormykose der N~gel verSffent- licht worden. Trotz dieses geringen Materials gewinnt man bei der kritischen Siehtung der Arbeiten doch den Eindruck, dag es eine solehe Erkrankung gibt. Di~bendor[er und F r d haben ihre Patienten so genau untersueht und hierbei die bei Aufstellung neuer Krankheitsbrider n6tige Skepsis gewil~ walten lassen. Finder man in einem AbseeB, der mit der AuBenwelt nicht kommuniziert, als alleinigen Mikroorganismus den Soorpilz, finder man im Gegensatz zu anderen Nagelerkrankungen Pilzfgden in den tieferen Schiehten der Nagelplatte, so muB man doeh annehmen, dab diese Prize mit der Erkr~nkung in ursgehliehem Zu- sammenhange stehen, um so mehr, als das gleiehzeitige oder nacheinander Befallenwerden mehrerer Nagelglieder schon allein auf eine infekti6se Ursache hinweist.

Der letzte Beweis, die experimenteUe Erzeugung soleher Nagel- erkrankangen, ist nicht erbracht, trotzdem ist die Annahme, dab es Soormykosen der N~gel gibt, dureh die Beobaehtungen Di~bendor/ers und Freis bereehtigt.

Unser oben besehriebener Fall reiht sich diesen 2 Beschreibungen an. Jedenfa]ls besteht im klinisehen Bride grol~e di~hnlichkeit mit den Beobachtungen dieser Autoren. Natiirlieh l~f~t sieh aus einer so geringen Anzah]. yon F~llen heute noeh nicht das ldinische Brid der dutch Soor~ loilze bedingten Nagelver~nderungen festlegen, dies um so mehr, als der Fall _Forbes und vor allem jener Pelliers ganz abweiehende Brider zeigt. So kann unsere Aufgabe vorl~ufig nur dsrin bestehen, die kasuisti- schen Mitteilungen zu registrieren und dureh exakteste Untersuchung jeder einzelnen Beobaehtung die Frage: Gibt es fiberhaupt eine durch Soorprize bedingte Nagelerkrunkung? zur endgfiltigen Kl~rung zu bringen.

Im Gegensatz zu diesen akuten Paronyehien haben wir, ful~end auf 12 F~lle, eine chronische _Form dieser Erl~rank, ung beschrieben, die so charakteristisch ist, daS sic eine Nagelerkrankung sni generis darstellt. Im AnsehluB daran berichtet Volkmann fiber 3 hierhergehSrige F~lle, die er bei Krankenschwestern zu sehen bekam.

Diese Paronyehie lokalisiert sieh an den Fingern~geln yon Frauen verschiedensten Alters, deren Beruf vielleieht noch insofern zur Er- krankung l~r~disponiert, als die meisten mit h~nslichen Arbeiten be-

12~ L. Kumer :

sch~ftigt sind. In anderen Fgllen scheint eine Infektion dureh unhygie- nische Manikare vorzuliegen.

Die Hauptsymptome bestehen in l~Stung und starker polsterartiger Schwellung des Nagelwalles in seinem ganzen Umfange, in Klaffen des l~agelfalzes, gelegentlicher geringgradiger Eitersekretion aus ihm und in VerunstMtung der tN'agelplatte in Form yon Querriffenbildung und Abhebung der seitlichen Partien am freien Ende mit ]~ildung keratotischer Massen. AbseeBbildung in der Gegend des Nagelwalles kam nut ganz ausnahmsweise zur Beobaehtung. Die Nagelplatten selbst bleiben erhalten, nur in einem Falle kam es zur Zersplitterung in Lamellen und Abstoi~ung grSBerer Partien. Meist erkranken mehrere Finger hintereinander. Diese Paronyehie ist ungemein chroniseh, zieht sich Jahre hindurch fort, and die gew6hnlieh iibliche Therapie hat wenig Erfolg.

In allen 12 Fallen wuchsen kulturell auf MaRoseagar aus den i~ber- impften Nagelioartikelehen und Schuppen des i~agelwalles zahlreiche Soorkolonien.

Im tkTativprgparat waren nut in einem Falle Soorf~iden zu linden, es handelte sich um eine Patientin, die 1/2 Jahr naeh Beginn der Nagel- affektion an einer typischen in~erdigitalen Soormykose erkrankte.

Seit der ersten Ver6ffentlichung haben wir 10 weitere hierher gehSrige Erkrankungen der Fingern~igel beobachtet und genau untersucht, sie fallen durchaus in das oben beschriebene klinisehe Krankheitsbild. Erwghnenswer~ wgre, dab sich darunter auch 2 Schwestern befanden, yon ]3eruf Stiekerinnen, die zuerst Erkrankte besehuldigt die Manikfire als Ursaehe. Aueh in diesen 10 F~llen waren kulturell reichlieh Soor- pilze nachweisbar. Bezfiglieh der Therapie w~re noch zu bemerken, dab Vol/smann mit grauer Salbe ~usgezeichnete Erfolge erzielte, und dab es uns gelungen ist, dureh l~adium- oder RSntgenbestrahlung in Mlen F~illen die Erkrankung zum Sehwinden zu bringen. Auf die Differential- diagnose gegen andere Nagelerkrankungen wurde in der ersten Vet- 5ffentliehung eingegangen.

Auch die 10 hinzugekommenen Fglle braehten keine endgfiRige Kl~rung der -4tiologie. JedenfaUs liel~en sich im Gegensatz zu anderen Nagelerkrankungen in ~edem hierher geh6rigen Falle kulturell Soorpilze naehweisen.

Im vorstehenden wurde auf alle Hautkrankheiten eingegangen, bei denen Soorpilze als st~ndiger Befund zu erheben sind, d. h. bei denen sich kulturell Soorkolonien ztichten lassen, und, was noeh wiehtiger ist, bei denen Myeelfiiden und Sporenhaufen in den Schuppen and Epidermis- p~rtikelphen der Krankheitsherde nachweisbar sind. Diese ]~efunde

Die Soormykose der Haut. 125

sind verschieden zu bewerten. Die Ziichtung der Pilze aus einem ver- einzelten Krankheitsherd sagt natiirlich g~r nichts, ist doch der Soor als harmloser Saiorophyt auf gesunder t t au t und ebenso in Krankheits- herden verschiedensten ~tiologischen Ursprungs, die sicher nichts mit diesem Pilze zu tun haben, ~uffindbar, Auch weml sich bei einer wohl- umschriebenen t tauterkrankung in allen F~llen nnd st~ndig Soor- kolonien ziichten lassen, wird man in ihrer &tiologischen Bewertung sehr vorsichtig sein miissen; es ist immer mit der MSglichkeit zu rechnen, daB dutch die zugrunde liegende Erkrankung so gfinstige Bedingungen ffir die Entwicklung der Pilze geschaffen werden, daB sie sich schranken- los vermehren, ohne dabei die I%oUe eines Saprol0hyten aufzugeben. Etwas anderes ist es sehon mit dem Nachweis yon Mycelf~den und Haufen yon Hefezellen in Krankheitsprodukten, die ja sicherlich ein Anzeichen fiir eine iippige Vermehrung der Soorpilze sind. Man k6nnVe einwenden, daB gerade bei giinstigen N~hrboden- und anderen Wachs- tumsbedingungen im I%eagensgl~se sich nur Hefelormen "and keine 5'[ycelf~den finden. Nun scheinen am lebenden Organismus andere VerhMtnisse zu herrschen Ms bei der kiinstlichen Ziichtung, denn gerade bei Krankheiten, die sicher mit dem Soorioilze zusammenh~tngen, findet man unter so begtinstigenden ~uBeren Bedingungen, wie es z. ]3. die Wusserbettbehandlung darstellt, m~ssenhaft ~yeelfgden. Und wenn man bei einer wohleharukterisierten Dermatose in allen Fgllen in den Krankheitsprodukten ein Myeelgefleeht naehweisen kunnl so ist das mehr als auff~llig, es weist doeh daraufhin, dab die Hautver~nde- rungen mit den Soorpilzen in ~tiologischen Zus~mmenhang zu bringen sind. Daran ~ndert aueh nichts die Tatsaehe, dab in dem einen oder anderen Falle sieh Pilzf~den bei Ilauterkrankungen, die sieher nichts mit Soot zu tun haben, nuehweisen lassen. Solehe FMle sind eben vereinzelt, und sit sind als Grundlage zu Sehliissen nut beschr~nkt zu verwerten.

Bekannt ist tiberhaupt nut der FM1 Freis, bei dem dies zutraI. Es Jut die vorher erw~hnte Patientin, bei der im Gefolge einer Salvarsan- dermatitis sieh eine Nagelerkrankung einstellte, die _Frei uui Grund eingehendster Untersuchung selbst als Soormykose ansprieht. An der Kopfhaut guBerte sieh die Salvarsandermatitis in Form eines nassenden Ekzems, das mit yon Eiter untersehiehteter Krustenbildung einherging und mit feuchten Verbgnden behandelt wurde. In diesen Auflagerungen Ianden sieh nun vereinzelte Myeelfgden und zahlreiehe Hefeformen neben vieIen underen Keimen.

DaB Soorpilze, die ja viellaeh normalerweise auf gesunder t t au t vorkommen, u n t e r so giinstigen ~uBeren Waehstumsbedingungen (Krn- sten, feuehte Verbgnde) ~uch zu Myeelf~den auswaehsen kSImen, ohne ihr Saprophytendasein zu gndern, braueht wohl nieht wunder-

126 L. Kumer :

zunehmen. Selbstverst~ndlieh haben Mr zahh'eiehe Koutrollunter- suehungen bei allen jenen Erkrankungen vorgenommen, die mit den oben besehriebenen Mykosen in I)ifferentialdiagnose kommen. Es waren dies dyshidrotische und intertriginSse Ekzeme, impetiginSse Ver~nderungen, Paronyehien, Psoriasis der Nggel usw. Bei keiner dieser .JKfektionen waren Pilzelemente im Nativprgparat zu finden.

Leider versagt auch die Analogie mit anderen Pilzen, mit den Trieho- phytonarten, Favus usw., die normalerweise niemals auf gesunder Haut vorfindbar sind und weitaus stgrkere pathogene Eigensehaften besitzen. Finden wir in einem Krankheitsprodukt den Trichophyton- pilz, so nehmen wir ohne Bedenken an, dab die Erkrankung auf diesen Erreger zurtickzuffihren ist. Beim Soorpilz ist dieser Weg ungangbar, denn abgesehen yon seiner weiten Verbreitung ist die Pathogenitgt dieses Mikroorganismus eine viel geringere. Die yon ihm erzeugten Krankheitsbilder heilen oftmals spontan oder reagieren gul]erst dankbar ~uf die eingeleitete Therapie, und eine Ansteckung von ~enseh zu ~ensch diirfte wohl' nur zu den seltenen Ausnahmen gehSren. Die yon den Trichophyton- und Favuspilzen erzeugten ttauterkrankungen sind viel in die Augen springender, viel sehwerer und in ihrem klinischen Bilde viel umsehriebener als die durch Seer bedingten Dermatosen. Gerade weil der Soorpilz als harm!oser Saprophyt so weir verbreitet ist, well die durch ihn produzierten Krankheitsbilder wenig stiirmiseh sind und leieht mit anderen Dermatosen verwechselt werden kSnnen, ist eine Reihe yon Soormykosen erst in den letzten Jahren erforseht worden und herrscht selbst gegen diese noch eine zurtickhaltende Skepsis vet. Man strgubt sich unwillkiirlich, einem meist harmlosen, weitverbreiteten Saprophyten die Rolle eines Krankheitserregers zuzuerkennen. Mit Unreoht, denn wir kennen ja schon jahrzehntelang Sehleimhauterkran- kungen, die yon ganz demselben Prize hervorgerufen werden, und far deren Atiologie wir auch wenig andere Beweise vorbringen kSnnen als die stgndige Anwesenheit der Pilze in den Krankheitserseheinungen. Die experimentelle Erzeugung eines Sehleimhautsoors gelingt aueh nur unter besonderen Bedingungen. Und kein Arzt leugnet heute, dab der ~Vlundsoor ein Produkt der Prize ist. Im Gegensatz zu den meiste~l anderen Pilzen mul~ man eben dem Seer zweierlei Rollen zuerkennen, die eines Saprophyten und die eines Krankheitserregers; beide kSnnen ineinander iibergehen, d. h. nur unter besonders fiir ihn gfinstigen Bedingungen ruff der auf normaler Haut lebende Soorpilz Haut- und Schleimhauterkrankungen hervor. Auf diesem, auf Autoinfek~ion beruhendem Wege scheinen die meisten 8oorerkrankungen zustande zu kommen, dafiir sprieht schon die Lokalisation der S~iuglingsmykose in der Umgebung des Anus und die Entstehung einer Pilzerkrankung im AnschluB an verabfolgte Umsohlgge. Sehr eindeutig konnten ~qr

Die Soormykose der HauL. 127

diesen Infektionsmodus bei dem vordem besehriebenen Patienten mig Tuberculosis verrueosa eutis verfolgen, bei dem wit, naehdem dureh Zufall in den epidermoidMen Abseessen Soorpilze kulturell festgestellt waren, auf verabreiehte Burowumschl~ge eine pustul6se Soordermatitis and eine interdigitale Mykose unter unseren Augen sieh entwiekeln sahen. Und doeh liegen die Verh~ltnisse nieht so einfaeh. Wit beobaeh- teten ein endemisches AufLreten der Wasserbettmykose, ]ede Woehe erfolgten 1--2 Neuinfektionen, und kaum war die Station gr i ind l ieh gereinigt, h6rte aueh die Erkrankung auf. Krmstliehe InfekLions- versuehe hat ten keinen Erfolg. 2 im Wasserbett liegende sehwerkranke Patientinnen, die nebenbei aueh an Mundsoor litten, blieben yon der Lokalisation der Nykose an der Haul versehont. Es ist sehwer, dafi~r eine Erld~rung zu geben. Wie sehr das endemisehe Auftreten der Wasserbettmykose f~lr eine besondere Pathogenit~t einzelner S o o r - st~mme sprieht, so werden doeh die obenerw~hnLen Vorkommnisse dadureh nieht gel6st.

Die Diagnose der Triehophytie wird dutch d~s Erfassen des klinisehen Bildes gestellt und dutch den Pilzbefund (Nativpr~parat und Kultur) erh~rtet. Wit kennen abet aueh biologische Realctionen, die uns manehmal reeht wertvolle Dienste leisten. Sehen wit naeh, wie das Verh&ltnis dieser Reaktionen zum Soorpilz steht. Das erste Hindernis zum Zu- standekommen yon Immunit~tserseheinungen, die sieh biologiseh naeh- weisen lassen, bildet die Eigenart des Soorpilzes, abgesehen yon wenigen Ausnahmef~llen, immer nur in den obersten Hautsehiehten zu wuehern und nut ganz geringe geaktionserseheinungen yon. seiten der tieferen Cutisanteile hervorzurufen. So ist ebenso wie beim Herpes tonsurans superfieialis bei den Soormykosen eine spezifisehe Reaktion ~auf die intradermale Iniektion einer Vaccine nieht zu erwarten. Tatshehlieh h~ben wit uns mit solehen Versuehen befal3t, als Vaccine abget6tete Soorpilze (teils unzerst6rt, tells vermahlen) verwendet, ohne ein ver- wertbares Resultat zu bekommen.

Aueh der Agglutination kommt keine groge praktisehe Bedeutung zu. Es ist ja bekannt, dug es gelingt, experimentell im Tierversueh dutch wiederholte intraven6se Injektionen van Kulturen Agglutinine gegen Soorpilze zu erzeugen; aber aueh hier stellen sieh gleieh wieder Sehwierigkeiten ein, einerseits ist der TiLer der Sera auSerordentlieh niedrig, erreieht oft kaum 1 : 80, andererseits werden yon ihnen nieht alle Soorst~mme umfagt.

Man kann die Agglutination zu zweierlei Zweeken verwerten, einer- seits, indem man ein experimentell gewonnenes Immunserum yon bekanntem TiLer m i t d e r fragliehen Kultur zusammenbringt, um die Identit~t der Kultur nail Soot festzustellen, andererseits indem man eine bekannte Soorkultur mit dem Serum des erkrankten Patienten

128 L. Kumer :

reagieren last, um den 1Nachweis zu erbringen, dab die Soorpilze tat- s~ohlioh die Erreger der fragliehen Erkrankung sind. Es ist bei dem oberfl~iehliehen Sitz der Soormykose kaum anzunehmen, dai3 sioh im KSrper des befallenen Patienten Agglutinine bilden, und wenn dies tats~ohlich ein oder das andere Mal sein sollte (Kau]mann- Well berichtet fiber Agglutination des Serums einer an interdigit~ler Soormykose erkrankten Patientin in der Verdiinnung yon 1/~ 0 bis l/s0), so ist ein so niederer Titer kein Beweis.

Einige yon uns angestellte Agglutinationsversuehe bei interdigitaler nnd Wasserbettmykose zeitigten ein negatives Ergebnis. Auch der Komplementbildung kommt mehr theoretisehes als praktisohes Interesse zu. Der yon Frei naeh der yon Neisser und Wechsberg angegebenen Technik ausgeffihrte mikrob~eide Reagenswrsuch ergab in seinem F~lle yon Soormykose der N~tgel ein negatives l%esultat.

Mit einem Weft, die biologisohen ImmunitStsreaktionen sind nieht imst~nde, die Diagnose Soormykose der Haut zu stiitzen, und sie kSnnen nieh~ den Beweis erbringen, d~l~ der Soorpilz tatsSehiioh als Erreger einer bestimmten tIauterkrankung anzuspreehen ist.

Bei der Klassifizierung des Soorpilzes ergeben sieh noeh weitere Sohwierigkeiten. Oerade wie es beim Triohophyton der Fall ist, gibt es beim Soorpilz versehiedene Arten, die eine mit kleinen Sporen ist viel seltener und wurde yon uns nie gefunden; aber aueh unter der grol3- sporigen Soorvariet~t, yon der hier immer die Rede ist, gibt es ver- sehiedene Arten, ,,die sieh in morphologischer und biologisoher Be- ziehung, dnreh GrSl~e, Waehstum, P~thogenit~t usw. unterscheiden" (Plaut). Damit ist uns ~ber auch die MSglichkeit benommen, einen Pilz mit yeller t~estimmtheit als. Seer anzuspreehen. Holt man sioh bei den Botanikern Rut, so mul3 man sieh meist mit nieht ~podiktiseh eindeu- tigen Angaben zufrieden geben, ja, sie sagen selbst, daI~ die Forschung heute die genaue Bestimmung und Klassifizierung des Soorpilzes noch nieht zul~St.

Es ist begreiflich, dal3 diese noch nicht ganz gekl~trten botanischen Verh~iltnisse die praktische l~iedizin nicht befriedigen, und so hat Kau[- mann-WoI[ rein auf Grund klinischer, am Kranken zu beobachtender Tatsachen es unternommen, eine tIyioothese aufzustellen, welehe lautet: ,,Die bei Pityriasis versieolor, Erythrasma, Wasserbett-, S~uglings- und der interdigitalen Soormykose zu findenden Pilze sind wegen ihrer auff~llig geringen Kontagiosit~t, Oberfliiehlichkeit des Pilzwachstums~ Neigung zur flachenhaften Ausbreitung, mangelnder dauernder Spontan- heilung, Fehlens subjektiver Beschwerden und wegen des Vorkommens der Pi]ze in Faden und Sprol3form in den pilzfiihrenden Hautschuppen der Soorpilzgruppe zuzuzithlen." Es ist mSglich, da~ durch diese Arbeitshypothese der Botaniker neue Anregung bekommt; fiir die

Die Soormykose der Haut. 129

praktische Medizin cmpfiehlt es sich nicht, den distinkten Unterschied der klinischen Bilder, wie ihn z. B. Erythrasma und Pityriasis ver- sicolor darbieten, durch eine solche Hypothese zu entwerten.

Gehen wir auf die bei den vorstehend beschriebcnen Krankheiten zu erhebenden Bilzbe']unde ein, so finder man vollkommen iiberein- stimmendes Verhalten. Bei jedem Krankheitsfall (und cs sind dies yon der interdigitalen Soormykose allein 100) fanden wir in den mit Kalilaugc behandelten Schuppen, Epidermispartikelchen, B].asendeeken usw. Pflzelemente; diese kommen in zweierlei Form vor, einerseits als Mycelgeflecht, anderscits als Sporenhaufen. Die Menge der naehzuwei- senden Prize schwankt, meist sind beide Formen so massenhaft ver- treten, wie kaum bei einer anderen Mykose. In anderen, seltcnen Fi~llen sind wieder nur ganz vereinzelte F~den, oft erst nach genauem Absuehen des Priparates, zu finden. Es mag dies vielfach auch damit zusammen- hingen, daI~ die Soorf~den im Vcrgleich zu anderen Mycelien zarter und weniger stark lichtbrechend sind, so dal~ sic bei nicht genfigender Quellung und Zerteilung der zu untersuchenden Epidermistcilc oft nut am Rande hervorstehcn und in der Mitre des Priparates unserem Auge entgehen.

Fast immer sind auf den ersten Blick auch Sporenhaufen zu sehen. Der Pilzbefund in den zu untersuehenden Epidermispartikelehen ist fiir Soor charakteristiseh, bei einiger Ubung gelingt es leieht, diese Mycel- f~den yon jenen der Triehophytonarten und des Favus zu unterscheiden.

Die Pilzfi~den sind ziemlich diinn und lang, pri~scntieren sich racist unseptiert, nur ab und zu sieht man Querw~nde. Man findet wenig Verzweigungcn, daffir sind knospenartige, kurze Aussprossungen hiufig vorhanden.

Von allen in vorstehendem besehriebenen Krankheitstypen wur~ten zahlreiche Kulturen auf den verschiedensten NihrbSden bei Zimmer- und Brutsehranktempcratur angelegt und mit anderen Soorst~mmen verglichen (zwei stammten yon einem Mundsoor, zwei weitere sind zuf~llig bei Kultivierung yon AbsceBeiter einer Tuberculosis verrucosa curls gewonnen worden). Alle St~mme zeigten ein durchaus gleiehartiges Verhalten. Nach ungefi~hr 8 Tagen cntwickeln sich auf Maltoseagar milehig well'e, troekene Kolonien, die reeht iippiges Wachstum zeigen. Stichkulturen zeigen feine, baumartige Verzweigungen im N~hrboden, ein Einwaehsen in dieser l~orm kann man auch bei ~lteren Oberflichen- kulturen feststellen. Bierwfirzcgelatine wird verflfissigt. Den Kulturen ist ein siuerlicher, an Giirung erinnernder Geruch eigen. Junge Kolonien bestehen nur aus ttefeformen, bei i~lteren kann man ab und zu auch Fadenbildung beobaehten. Kurzum, die Kultivierung auf den ver- schicdensten Ni~hrbSden (Bouillon, Agar, Maltoseagar, Maltosebouillon~ Gelatine, Bierwfirzegelatine, Serumagar usw.) gab immer dasselbe

Archly f. Dermatologie u. Syphilis. O. Bd. 140. 9

130 L. Kumer :

Ergebnis, Behmde, wie sie dem Soorpilz eigen sind. Urn nicht Bekanntes zu wiederholen, sei auf Plaut, Kiister, Kau]mann-Wol[, Frei usw. ver- wiesen.

Eine Anzahl yon Kulturen wurde im Tierexperiment auf ihre Patho- genit~tt gepriift , und aueh in diesem Versuche wurde ein gleiches Ver- halten der verschiedenen Stgmme festgestellt. Am empfindliehsten gegen die Soorinfekti0n erwiesen sich wcifle Rat ten und Mguse, die nach subcut~ner und intrsperitoneMer Infektion fast durchwegs zugrunde gingen. Nicht so konstant ist das Verhalten dcr Meerschweinchen gegen subcutane und intraperitoneale Injektionen, am wenigsten empfindlieh gegen diese Art der Ir~fekti0n scheinen Kaninchen zu sein. Die intraven6se Injektion einer Kultur t6tet auch Kaninchen fast regelmagig. Die Sektion der Tiere gibt charakteristisehe Befunde, vor allem sind die Niercn der Sitz der schwersten Ver~nderungen, daneben finden sich Abseesse, in denen sich oft noeh lebende Soorpilze naeh- weisen lassen, in den meisten inneren Organen. Auch die Ergebnisse unserer Tierversuche stimmen mit dem iiberein, was fiir den Soorpilz bekannt ist, und k6nnen wir so auf die Wiedergabe ausffihrlicher Proto- kolle verzichten.

Diese angestellten Tierversuche ergaben also die Pathogenitgt der gezfichteten Stgmme: Es erkrankte wohl nicht jedes Tier, aber die g ro[te Mehrzahl. Jedenfalls fanden wir keinen Stature, der sieh in allen Versuchen als nicht pathogen erwiesen h~ttte. Diese Befunde sehen im ersten Augenblicke bestechend aus, u m so mehr, Ms die yon Stgctdin bei Angina und yon Pallau] bei Blasensoor isolierten St~mme, bei Tieren intraven6s injiziert, keine Krankheitserscheinungen erzeugten. Aber die Yeststellung verliert sofort an Weft, wenn man erf~hrt, dag Kontrollst~4mme (einer isoliert aus dem Ei te r einer Tuberculosis verru- eosa cutis, der zweite gewonnen aus Kulturen normaler Nggel) die gleiehen Ver~nderungen im Tierversuche setzten. Beztiglich des ersten Kontro]lstammes kSnnte man ja noeh immerhin asftihren, dab die Soorpilze aus einem erkrankten Gewebe geztiehtet wurden und vielleicht infolge dieses Umstandes an Virulenz gewonnen haben, abet der zweite Kontrol ls tamm rfihrte yon ganz gesunden Nggeln her und brachte trotzdem bei Tieren sehwere Krankheitserscheinungen hervor, so dab die Priifung der Tierpathogenit~t der Soorst~mme bei der Beurteilung des Zusammenhanges mit gewissen, auf: diesen Pilz zurfickzuffihrenden Erkrankuugen auch im Falle des positiven Ergebnisses nut mit aller Vorsicht zu verwerten ist.

Noch andere Momente sprechen fiir die ~tiol0gisehe Bedeutung des Soorpilzes, und hier ist wohl in erster Linie das ldinische Verhalten der versehiedenen, vorstehend besehriebenen Krankheitsbilder zueinander zu vergleiehen :und zusammenfa~ssend zu er6rtern. Auszusehatten dabei

Die Soormykose der tIaut. 131

sind die ~agelerkrankungen, fiir die ein charakteristischcs Bild ers~ dann zu geben sein wird, wenn mehr kasuistisches Material vorhanden ist, womit ein Zusammenhang gewisser Nageterkrankungen mit den Soorpilzen nicht in Frage gestellt werden soll.

~berprtifen wir die einzelnen klinischen Bilder, so linden wir viel Gemeinsames. Zuerst die Prim~refflorescenzen: Mit Bl~schen oder schuppenden Erythemen bcginnen die Sauglings~, inguinale, Mamma-, Wasserbett- and die dutch Umschl~ge hervorgebrachte Soormykose, auch bei der interdigitalen linden sieh ab und zu an den 1%~ndpartien Bl~schen, die auch yon Kau]mann-Wol] als die PrimareIfloreseenzen dieser Form der Erkrankung angesprochen werden. Noch mehr: Bl~schen und Erytheme zeigen alle denselben Typus, erstere oberflaeh- lich gelagert, stecknadelkopfgrol~, kurzlebig, lctztere schcibenf6rmig, zentral bald schuppend nnd fiir sich nicht nassend. Und wenn man bei der Wasserbettmykose auch Papeln als Prim~refflorescenzen vorfindet, sind sic flach, und diirfte wohl nur den eigenartigen augeren Bedingungen ihre Entstehung zuzuschreiben sein.

Die Weiterverbreitung zu gr6Beren tterden ist die gleiche; einerseits ein geringes, peripheres Waehstum der Erytheme zu kronengroBen Scheiben, andererseits diehte Apposition neuer Eiflorescenzen in der Umgebung der alten tIerde, so daft schliel~lieh gr6gere, diffus ergriffene Plaques sieh ergeben. Die Blaschen bleiben klein, wachsen niemals zu Blasen aus, auch fliegen sie hie zusammen. Ein mehr 0der' minder entz/indlich gerSteter ttof umgibt sie meist, weiterentwieklung aus Bl~schen zu Pusteln finder sich bei ia!len Krankheitsbildern, am aus- gesprochensten infolge feuehtwarmer Umschlage, am geringsten bei Lagerung des Patienten im Wasserbett. Eine gewiss e Ausnahmestellung nimmt die interdigitale Soormykose ein, es ist bei der Enge der Zwischen- fingerraume, die standiger Reibung ausgesetzt sind, begr~if!ich, dag sieh keine 0berfl~chliehen Pusteln entwickeln, sind doch ungeplatzte Blasehen an dieser Stelle nur selten anzutreffen. Andererseits kann man den Be- ginn der interdigitalen Soormykose mit Bl~sehenbildung schOn im Was- Serbette beobachten.

Die Apposition neuer kurzlebiger Prim~reffloreseenzen ist der eine Typus der Weiterverbreitung der Soormykose. Es gibt aber noch einen anderen, der sich etwas yon ersterem unterseheidet, i%egelmi~l~ig bei de r Interdigitalmykose, seltener bei der Lokalisation in der Anal- und Genitalgegend tritt das Bild der Einzelefflorescenzen zurtick, und man finder ein mehr flaehenhaftes Wachstum, das aueh im klinisehen Ver- halten zum Ausdruck gelangt. Die dem Krankheitsherde aufliegende Itornschieht erseheint weiltlich gequotten, sie ist verhaltnismi~gig dick, halter oftmals ziemlich lest und bildet so einen membranartigen Belag~ nach dessen Entferung das Rete zut~ge l iegt . . In einem solchen Falle

9*

132 L. Kumer:

sind Prim~treffloreseenzen oft iiberhaupt nicht, oft nur am l%ande naehweisbar. Im Gegensatz zu den fibrigen Formen bietet dieser Typus mehr das Bi]d einer subakuten oder ehronisehen Dermatose. Diese Art der Soormykose verursacht viet stgrkeres, manehmal unertrggliehes Jueken. Man hat den Eindruek, als ob die Pilze in viel tieferen Schiehten liegen wfirden als bei der gew6hnlichen Form der Soormykose. Die Ursaehe ffir dieses abweiehende Verhalten ist wohl das enge Aneinander- liegen der infizierten Hautpartien, denn wie gesagt, man finder diese Art der Soormykose in den Interdigitalfalten, am Anus und in der Inguinalgegend, in letzteren 2 Lokalisationen oftmals in der Form, dab gerade nur die Mastdarm6ffnung und die Genitocruralfurehe diese membranartigen weiBlichen Atrflagerungen zeigen, in der Umgebung aber das gew6hnliche Bild der Soormykose mit Blgsehen und Erythemen sich anschlieBt. Die eben beschriebene Art der Mykose ist viel hart- n/~ckiger als jene, die aus lauter Einzeleffioreseenzen zusammengesetzt ist, die Pilze sind viel sehwerer zu entfernen, l%ezidive treten hgufig auf. Damit erklgrb sich ~ueh das verschiedene Verhalten beziiglieh Ausheilnng bei der Interdigitalmykose und bei der Lokalisation der W~sserbettmykose in den Interdigitalfalten, die ja im Gegensatz zu ersterer ohne besondere Therapie restlos abklingt. Im Dauerbade herrschen andere Verhgltnisse bezfiglieh Bewegung, die Haut, in der die Prize zur Ansiedlung kommen, ist an und far sich bereits erweicht, die Entfernung der pilzfiihrenden Schuppen gesehieht dureh Abspiilung. Wenn aueh im Wasserbette das gleiche Bild ~de die Interdigitalmykose entsteht, so t re ten yon allem Anfang an die Prim/~reffloreseenzen mehr in den Vordergrund, und auch bei weiterer Ausbreitung der Erkrankung herrseht dieser Typus gegen jenen der membranartig bedeckten Ero- sion vor.

Bei allen Erkrankungen finder man am l%ande der Herde einen freien, unterminierten Schuppensaum, aueh ist die Vorliebe zur Bildung friseher, junger Effloreseenzen innerhalb gesunder t t au t in der Um- gebung gr6~erer Plaques allen besehriebenen Dermatosen gemeinsam. ])as stere Oberflaehliehbleiben der Hautver~nderungen, die Nicht- beteilignng des Lymphgef/iBsystems, das Freibleiben der Haare yon der Erkrankung, die mit Ausnahme eines leichten Juckreizes fehlenden subjektiven Besehwerden sind weitere gemeinsame Merkmale.

Man wird in Zukunft auf das Verhalten der Haare zu den Pilzen sein besom deres Augenmerk richten miissen; denn in jtingster Zeit verSffentlichte Plaut einen ganz eigenartigen Fall, bei dem ein l%epr~sentant der Blastomyceten die tIaare befiel und eine echte Kerionerkrankung verursachte.

Eine andere Eigenart der besehriebenen Krankheitsbilder ist die Vorliebe fiir die Lokahsation an Hautste]len, die sieh gegenseitig be- riihren, in der Genitalgegend, Analfurehe, in den Interdigitalrgumen

Die Soormykose der Haut. 133

und bei H~ngebriisten an der Mamma. DaB dies bei der Mykose im Ansehlul~ an Umschl~ge und bei der Wasserbettmykose nicht zutage tr i t t , liegt nut in der Natur der Saehe. Von den fibrigen pathogenen Hautpilzen bevorzugt ]eder ein bestimmtes Terrain, ffir den Soorpilz seheint ~euchte W~rme die besten Entwicklungsbedingungen zu bieten. Damit erkl~rt sich aber aueh die l~olle dieses Prizes als fakultativer Parasit. Normalerweise lebt er als harmloser Saprophyt an der Haut des Mensehen, erst wenn gewisse Voraussetzungen -- die eine davon, feuchte W~rme, kennen wir -- gegeben sind, setzt er an den Haut- stellen, die ihm die besten Lebens- und Vermehrungsbedingungen seha~fen, Krankheitserseheinungen. Bei Mensehen unter normalen ~ul~eren Verh~ltnissen sind die Kontaktstellen bevo~zugt -- ob der Soorpilz nieht aueh in der Axilla Ver~nderungen setzen kann, wird erst

.die weitere Beobachtung lehren mfissen --, im Wasserbette erweist sieh aber keine ttautstelle gegen die Soorinfektion immun. Die t t au t ist im allgemeinen ein dem Soor nicht zusagender iN~hrboden. Die Sehleimh~ute bieten fiir ihn viel gfinstigere Wachstumsbedingungen sehon vermSge der erhShten Temperatur und der Feuehtigkei t . Damit erkl~rt sich aueh zum Tell, dal3 der Pilz an der Haut die Kontaktste]len bevorzugt. In Betraeht zu ziehen sind aber aueh Eigenarten jedes Mikroorganismus, fiber die wit im allgemeinen reeht wenig unterrichtet sind, kSnnen wit doch z. B. die Lokalisation der Seabiesmilben sieher nieht dutch die Beschaffenheit der Haut an den betreffenden Stellen, sondern nur dureh die physiologisehen Bedfiffnisse des Parasiten erkl~ren. D~ dieses Moment in der 1Natur eine so groSe l~olle spielt, dfiffte aueh beim Soorpflz das bestimmende Moment Iiir die Lokalisation in den mehr oder weniger gfinstigen Waehstumsbedingungen des Prizes selbst liegen.

Soormykose und intertrigin6se Dermati t is kSnnen sich mitein- ander kombinieren, es entstehen d~nn ngssende Herde, und die fiir die Soormykose eharakteristischen Symptome kSnnen dadureh verwischt sein. Andererseits finden wit viele Fglle, denen intertriginSse Ver~nderungen abgehen, ein Zeichen dafiir, daft sie, wenn sie vorhanden sind, sekundgrer 1Natur sind. Die reine, unkomplizierte Soormykose ist durch nieht n~tssende Effloreseenzen ausgezeiehnet, und wenn Ngssen ab und zu, wie bei der interdigit~len Soormykos% vorkommt, ist es nur angedeutet und niemals ein }Iauptsymptom.

Alle vorstehend beschriebenen Vergnderungen treten ~uf unver~nder- ter t t au t auf, ein Beweis, daft die nachzuweisenden Soorpilze nicht eine sekund~re Infektion darstellen. Besonders schSn lgl~t sich das Aufschieften immer neuer Blgsehen auf normalem Grunde bei der Wasserbettmykose beobaehten, und ~ueh in den ]iingsten k]einsten Effloreaeenzen sind reichlich Prize zu finden.

134 L. Kumer :

Dal3 die vordem besehriebenen Krankheitsbilder zusammengehiJren und auf eine gemeinsame Ursache zuriiekzufiihren Bind, :kann man ab und zu sehr schSn ~m Verlaufe eines Falles beobaehten. Man sieht, wie schon Kau[mann-Wolf feststellte, bei einer Sguglingsmykose gleich- zeitig die Interdigitalr~ume in typiseher Weise erkrankt. 57oeh schSner kann man dasselbe bei der Wasserbettmykose yon allem Beginn an verfolgen. Beim Kranken H~tdelo und Montlaurs kombinierte sich die Interdigitalert~'ankung mit einer Mykose der Genitalgegend, bei dem Engmans eine Soormykose der Genitalgegend mit einer der Mamma. Von einem Mundsoor des S~iuglings wird die Brust der stillenden Mutter infiziert, und die Sguglingsmykose kombiniert sich meist mit einem Mundsoor.

Es besteht kein Zweifel, dal] eine ~bertragung der Soormykose 5fters yon Mensch zu Menseh erfolgt. Aul3er den oben angefiihrten . Beispielen sei noeh die Feststellung E. Ho//manns erwithnt, der eine familigre Infek t ion be] der interdigitalen Soormykose beobaehten konnte, und jene Mulls, der 2 Eheleute an Soormykose der Genital- gegend erkranken sah. Vor allem interessant ist das endemische Auf- t re ten der Wasserbettmykose, auf das wir aufmerksam maehen konnten. Auch diese Beobaehtungen sprechen lebhaft dafiir, dal3 der Soorpflz tats~iehlich der Erreger der besehriebenen Erkrankungen ist. Sehr grol~ ist seine Infektiositgt ~]lerdings nicht , z. B. erkrankte das Warte- personal der Wasserbettstation niemals. E s mfissen eben gewisse Vorbedingtmgen gegeben sein, damit die Soorpilze haften und Krank- heitserseheinungen setzen. Jedenfatts kann der Soorpilz beziiglieh Infektiosititt keinen Vergleich mit dem Trichophyton, Aehorion usw. bestehen.

Ein weiterer Beweis fiir die gtiologische Bedeutung des Soorpilzes ist, dal3 es Kau/mann-Wolf, Berendsen und Stic]cel gelungen ist, im Wege des lciinstliches Infe]ctionsversuches ein gleiches Kr~nkheitsbild zu erzeugen, wie es die interdigitale Soormykose darstellt. 5Tatiir]ieh gelingt das nieht in jedem Falle und wird nicht jedes kfinst]ich erzeugte Krank- heitsbild der spontan entstandenen~ Erkrankung vollkommen gleiehen, denn wir haben ja in vorstehendem gesehen, wie versehieden sieh die einzelnen Individuen einer Infektion mit Soorpilzen gegeniiber ver- halten. St~iheli konnte dureh Inokulation yon Soorpilzen ant macerierte Haut eine pustulSse Soormykose in zahlreiehen Fgllen erzeugen. Aueh uns ist es gehmgen, auf demselben Wege ein der nattirlichen Erkr~nkung analoges Bild mit dem gleichen Pilzbefunde zu erzeugen. Nur die In- fektion im Wasserbette gelang nicht. Alexander" hat am letzten deutsehen Dermatologen-Kongrel3 die gtiologisehe Bedeutung der Soorpilze bei der Interdigitalmykose auf Grund eigener mil~glfiekter Infektions- versuehe bezweifelt. Dadurch s ind die viel beweisenderen, yon ver-

Die Soormykose der gaut. 135

sehiedener Seite erhobenen positiven Ergebnisse nicht aus der Welt geschafft.

Daf~ sich Soorpilze hei den besehriebenen Erkrankungen nieht nur ztichten, sondern in den Krankheitsprodukten ]n eharakteristischer Form st~ndig nachweisen lassen, ist nicht nur eine Beobachtung, die wit in allen F~llen wahrnehmen konnten, sondern zahlreiche Arbeiten deutscher, schweizer, hollgndischer, ffanz6sischer, amerikanischer und ungarischer Autoren bringen dieselben Ergebnisse. Fast alle diese Forseher -- und einzelne gehen sehr kritisch zu Werke -- erkennen die zu flndenden Prize als die Erreger der Hautver~nderungen an.

Zum Sehluf] noch einige Worte fiber die Behandlung. Am raschesten klingt spontan die Wasserbettmykose ab, sobald das pr~disponierende Agens, die Dauerbadbehandlung, wegfgllt. Ober don spontanen Ver~ lauf der Soormykose nach Umschlggen verfiigen wit fiber keine Er- Iahrungen, da die beobaehteten 3 F~lle bald behandelt wurden. Doeh sprieht das ldinische Bild dafiir, daf~ aueh diese Art der Erkrankung, sich selbst iiberlassen, bald zur Spontanheilung kommen wfirde. Aueh die anderen beschriebenen Soormykosen seheinen nicht allzu hartngckig zu sein, mit Ausnahme des bei der Interdigitalmykose zu findenden flgchenhaften Waehstumstypus.

Die Wahl der therapeutisehen Mittel ist ffir, alle beschriebenen Erkrankungen duroh die Anwesenheit der Prize gegeben, Seh~lungen und Desinfektion, sei esmit Salben und Pasten, sei es mit dem :besonders beliebten Jodspiritus, bringen meist rasehe Heriung.

~ U l l ZU deIl

Nagelerkrankungen. Die sehr sorgf~ltig ausgearbeiteten kasuistisehen Mitteriungen fiber

Soormykose der N~gel lassen wohl mit groBer Wahrseheinliehkeit erkennen, dal3 es tats~chlich eine solehe Erkrankung gibt. Es w~tre heute verfriiht, ~us dem geringen vorliegenden Krankenmaterial das Bild der Soormykose der N~gel aufstellen zu wol]en. Aber so viel ersieht man sehon, dab diese Nagelerkrankung sich ganz bedeutend yon den iibrigen Onychomykosen unterscheidet. Die Hauptver~nderungen seheinen in Ei~erungsprozessen unter den Nagelplatten zu bestehen, letztere selbst diirften nur sekundgr an der Erkrankung beteiligt sein, ohne dab die Prize in sie einwaehsen und Ver~nderungen, wie Verdiokung, Briiehig- werden usw., herbeifiihren. Der Sitz der prim~ren Vergnderungen diirfte die Nagelfalzgegend sein, der Verlauf der Erkrankung ist mehr chroniseh.

Aueh bei einer anderen typisehen ehronischen Paronyehie lassen sich im Gegensatz zu anderen Nagelerkrankungen regelm~ftig kulturel! reiehlieh Soorkolonien ziiehten; der Pilzbefund im Nativpr~parat war

136 L. Kumer :

allerdings nur in eihem Falle, der aueh an einer interdigitalen Soormykose gelitten hatte, positiv. Damit ist die ~tiologisehe Bedeutung der Seer- prize natiirlieh lunge nieht erwiesen, immerhin besteht ein auffallender Zusammenhang zwisehen Soorpilzen und dieser Paronyehie, dessen n~here ]3edeutung erst zu kl~ren ist. Aueh der Nagelfalz ist ja eine tIautKluplikatur, die vielleieht in ParMlele zu den Intertrigostellen zu bringen w~re.

Im vorstehenden wurden an der Hand der Literatur die Haut- erkrankungen, die mit dem Soorpilz in Zusammenhang zu bringen sind, besehrieben, nach zahlreichen eigenen Beobachtungen ihre Klinik und DifferentiMdiagnose erganzt und die ~tiologisehe Bedeutung der Pilze gewtirdigt. Damit erscheint es angebraeht, ftir diese Krankheitsbilder, die eigentlich nur versohiedene Lokalisationen einer und derselben Dermatose mit gleieher Xtiologie darstellen, einen gemeinsamen Namen zu linden. Dies st6Bt insofern auf Sehwierigkeiten, als fiir den Soorpilz in fremdsprachigen Lgndern weehselnde Bezeichnungen tiblich sind, und da die Stellung dieser Pilzart aueh im botanischen System noeh nieht festliegt, wird der Seer aueh mit verschiedenen lateinisehen Namen belegt. So wfirde sich die yon Bloch und Stiiheli gebrauchte Benennung Oidiomykose oder Endomykose vielleicht als zu weit er- weisen und w~re dabei immer nur auf ein beschrgnktes Spraehgebiet zugeschnitten. Andererseits ist die Bezeiehnung Soormykose so alt und hat sieh in der deutsehen Literatur bereits eingelebt, so daB aueh Yon auslgndisohen Autoren darunter das Richtige verstanden wird. Es w~re daher am angezeigtesten, bei diesem Namen zu bleiben, bis die Botaniker eine einheitliehe Benermung des Soorpilzes durehgeftihrt haben, und zur n~heren Charakterisierung der einzeln vorliegenden tPglle die Bezeichnung der Lokalisation wie Mamma, InterdigitMe usw. oder das hervorsteehendste sonstige MerkmM, wie S~uglings-, Wasser- bett-, naeh Umsehlggen, beizuftigen.

Damit ware eine gewisse Einheitliehkeit fiir alle dureh den Soorpilz hervorgerufenen Erkrankungen durchgefiihrt. Die Beobaehtung dieser ganzen Reihe yon Hauterkrankungen bringt es mit sich, daB man aus der gegen den Seer geiibten Reserve heraustreten muS. Die besehriebe- nen Dermatosen h~ngen nieht nur dureh den gleiehen Pilzbefund zu- sammen, sie weisen aueh in ihren klinischen Bildern so weitgehende Xhnlichkeit auf, dub sie zu einer Gruppe zusammengefaBt zu werden verdienen.

Die Soormykose der Haut. 1 3 7

Literatur.

Alexander, Dermatol . Wochenschr . 73, 984. 1921. - - Becl~, Dcrmatol . S tud ien 20, 494. 1910. - - Beck, Dermatol . Wochenschr . 60, 301. 1915. - - Berendsen, Arch. f. Dermatol . u. Syphilis , Orig., 126, 751. 1919. - - Bloch, Korrespbl . f. Schweiz. Arz te 46, 273. 1916. - - Diibendor]er, Dermatol . Zcntralbl . ~, 290. 1904. - - D~- breuilh u n d Joulia, Bull. de la soc. fran~, de dcrmatol , e t de syph. 6, 192. 1921. - - Engman, Arch. of dermatol , e t syphil. 38, 370. 1920. - - Fabry, Miinch. recd. Wochenschr . 48, 1557. 1917. - - Fabry, Dermatol . Wochcnschr . 66, 321. 1918. - - Forbes, Brit . Journ . of dermatol . 21, 221. 1909. - - Frei, Arch. f. Dcrmatol . u. Syphilis, Orig., 129, 404. 1921. - - Gougero$ u n d Ganc~a, Bull. de la soc. fran~, de d~rmatol , c t de syph. 25, 335. 1914. - - HoHmann, E., Dtsch. recd. Wochenschr . 51, 1579. 1916. - - Hudelo u n d Mon~laur, Bull. de la soc. fran~, c t de syph. 25, 403. 1914. - - Ibrahim, Arch. fl Kinderhei lk , 55, 91. 1911. - - Jakobi, Arch. f. Dermatol . u. Syphil is , Orig., 84, 289. 1907. - - Jaquet, La pra t ique dermatologique I . Vcrlag Masson. Pa r i s 1900. - - Kaulmann-Wol], Dermatol . Zeitschr. 21, 385. 1914. Kau]mann-Wolf, Dcrmatol . Zeitschr. 21, 932. 1915. - - Kau/mann-Wol/, Dermatol . Zeitschr. 22, 441. 1915. - - Kolle-Wassermann, H a n d b u c h d. pa th . Mikroorganismen. u G, Fischer . J e n a 1903. - - Kraepelin, Zcntralbl . fi Ncrvenhei lk. u. Psychia t r . , 711. 1901. - - Kumer, _4xch. f. Dermatol . u. Syphilis , Orig., 136, 12. 1921. - - Kuqner, Mitt . a. d. Grenzgeb. d. Mcd. u. Chirurg. 33, 160, 1921. - - K4sier, Miinch. reed. Wochenschr . 32, 1571. 1907. - - K~ister, Arch. f. Hyg. 62, 365. 1907. - - Mieseher, Schweiz. dcrmatol . Gcs., Sitzg. v o m 10. VI I . 1912. Ref. I )crmatol . Zentralbl . I , H. 1/2, S. 60. 1921. - - Mui]s, Dermatol . Wo- chenschr . 66, 65. 1918. - - Pellier, Ann. de dcrmatol , e t de syph. 5/I. 191. 1910. - - Petqes, Bull. de la soc. ffan~, de derm. e t de syph. 6, 185. 1921. - - Plau~, Arch. f. Dermato l . u. Syphilis , Orig., 131, 378. 1921. - - Selenew, Ikonographia dcrmat . fasc. I I I . 115. - - Sr Wien. dermatol . Ges., Sitzg. yore 16. I I I . 1916; ref. ~4xch. f. Dermatol . u. Syphilis , Orig. 122, 798. 1918. - - Sl~heli, Arch. f. Dermatol . u. Syphilis , Orig. 134, 407. 1921. - - Siickel, Dermatol . Wochenschr . 72, 257. 1921. - - Tanner u n d Feuer, Arch. of dcrmatol , a n d syph. 38, 365. 1920. - - Volkmann, Mitt . a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. 33, 662. 1921. - - Winterni~z, :~rzt]. Vor- t r agsabende in Prag. Ref. Med. Kl in ik ~, 839. 1921.