„Die Rezeption der kapitalistischen Wirtschaftstheorie Adam Smiths im Spektrum der...

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PS Aufbaumodul Literaturwissenschaftliches Proseminar - Französisch - Écritures de l'extrême contemporain: Französische Literatur der Gegenwart (Beigbeder, Despentes, Houellebecq) Lehrveranstaltungsleiterin: Mag. Dr. Martina Stemberger Thema: „Die Rezeption der kapitalistischen Wirtschaftstheorie Adam Smiths im Spektrum der zeitgenössischen französischen Literatur“ Verfasser: Maximilian Gruber Matrikelnummer: 1000331 Studienkennzahl: A 033 646 346 Lehrveranstaltungscode: AM 24 F

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PS Aufbaumodul Literaturwissenschaftliches Proseminar - Französisch - Écritures de l'extrême contemporain: Französische Literatur der Gegenwart (Beigbeder, Despentes,

Houellebecq)

Lehrveranstaltungsleiterin: Mag. Dr. Martina Stemberger

Thema: „Die Rezeption der kapitalistischen Wirtschaftstheorie Adam Smiths im Spektrum der zeitgenössischen französischen Literatur“

Verfasser: Maximilian Gruber Matrikelnummer: 1000331 Studienkennzahl: A 033 646 346 Lehrveranstaltungscode: AM 24 F

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung........................................................................................................................................................3

2. Der Wohlstand der Nationen von Adam Smith - ein theoretisches Grundlagenwerk des Kapitalismus........4 2.1 Adam Smith - soziales, kulturelles und wirtschaftliches Umfeld..................................................4 2.2 Die Arbeitsteilung als Grundüberlegung.........................................................................................5 2.3 Eigennutz - habgierige Selbstsucht oder geläutertes Selbstinteresse?............................................6 2.4 Monopole, das „einfache System der natürlichen Freiheit“ und die „unsichtbare Hand“..............6 2.5 Moralvorstellungen.........................................................................................................................8

3. Un roman français - Wahrnehmung von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in Frédéric Beigbeders autofiktionalem Roman...................................................................................................................................8

3.1 Gesellschaftswandel im kapitalistischen System............................................................................9 3.1.1 Die Befreiung der Frau in der Welt des freien Marktes: Gewinner und Verlierer sozioökonomischer Umwälzungen........................................................................................................9 3.1.2 Verwirklichung des Wohlstandes vs. emotionale Entrückung....................................................11 3.2 Die arbeitsteilige Gesellschaft.......................................................................................................12 3.2.1 Entmenschlichung dank Taylorismus.........................................................................................12 3.2.2 A-humane Bürokratie statt arbeitsteiliger Effizienz...................................................................13 3.3 Die Rolle des Staates.....................................................................................................................14 3.3.1 Staatliche Bevormundung & ökonomische Verbrechensbekämpfung.......................................14 3.3.2 Die ökonomische Denkweise nimmt Einzug im Staate.............................................................14 3.4 Das Paradoxon der Freiheit in der kapitalistischen Welt des Romans..........................................15 3.5 Resümee........................................................................................................................................16

4. Ein postmoderner Abgesang des Liberalismus - La carte et le territoire....................................................16 4.1 Sozialer Wandel mit Gewinnern und Verlierern............................................................................17 4.1.1 Illustrationen des Wandels im Roman........................................................................................17 4.1.2 Das Ende des Smithschen Traumes............................................................................................18 4.2 Ökonomische Kunst und künstliche Ökonomie............................................................................19 4.2.1 Künstlerisches Wirken als Gesellschaftskritik im Roman.........................................................19 4.2.2 Das liberal-kapitalistische System im Urteil von Jed Martins Kunst.........................................21 4.3 Jean Pierre Martin - Vater, Unternehmer und Verlierer des Kapitalismus....................................21 4.4 Exkurs: Die Theorie von William Morris als utopische Alternative zum Kapitalismus...............22 4.5 Resümee........................................................................................................................................24

5. Conclusio.......................................................................................................................................................25

6. Anhang..........................................................................................................................................................27 6.1 Anhang 1: Zitate............................................................................................................................27 6.2 Anhang 2: Bibliographie und Siglenschlüssel...............................................................................28

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1. Einleitung Seit Adam Smith 1776 seinen Wohlstand der Nationen erstmals veröffentlichte, hat

sich die Welt politisch wie ökonomisch radikal gewandelt. Als Grundlagenwerk für das,

was heute gemeinhin unter ,Kapitalismus‘ verstanden wird, hat sein umfassendes Werk bis

heute eine gewisse Gültigkeit und übt verstärkt in den letzten Jahren wirtschaftlicher

Unsicherheit wieder verstärkte Anziehung auf die Ökonomie wie die Philosophie aus (vgl.

Recktenwald 2009, 15). Die beiden zeitgenössischen Werke der französischen Literatur,

Un roman français von Frédéric Beigbeder und La carte et le territoire von Michel

Houellebecq, reflektieren ihrerseits die momentane politische wie sozioökonomische

Situation und lassen innerhalb der jeweiligen Diegese die Folgen des kapitalistischen

Systems auf Mensch, Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft erkennen. Es bietet sich daher

an, über 200 Jahre nach Erscheinen des Wohlstandes, zu überprüfen, inwiefern die Theorie

des großen Denkers sich realisiert hat; beide Romane sind für ein derartiges Unterfangen

ungemein geeignet, halten doch sowohl Beigbeder als auch Houellebecq der Gesellschaft

schamlos den Spiegel vor und zeigen mit Zynismus und Selbstkritik, was das derzeitige

System aus dem Menschen machen kann. Obwohl das, was aus den Romanen gelesen

selbstverständlich nicht eins zu eins auf die Realität übertragen werden kann, legen sie

doch ein zeitgenössisches Zeugnis der symptomatischen Krise des Kapitalismus ab und

sind daher, vor allem aufgrund ihrer zahlreichen direkten Bezügen zur gegenwärtigen

Gesellschaft- und Wirtschaftssituation (beispielsweise durch real existierende Personen)

geeignete Analyseobjekte.

Die Arbeit wird sich nach einem Aufriss der Grundideen von Adam Smith zunächst

mit dem Roman Beigbeders, später mit jenem Houellebecq auseinandersetzen. Die

intensive Auseinandersetzung mit der Smithschen Theorie soll nicht zum unnötigen

Aufblähen des vorliegenden Textes dienen, sondern ein profundes Verständnis der

Konzepte aus dem Wohlstand und das rasche Herstellen von Bezügen innerhalb der

Romane gewährleisten. Dabei beschränkt sich die Arbeit auf einige Ausführungen und

Definitionen, etwa auf die Verfahren der Preisbildung (vgl. WN, 77ff., 96ff. und v.a.

104ff.) wird zugunsten anderer Gesichtspunkte verzichtet. Daran schließen die

Romananalysen an, die verschiedene sozioökonomische Aspekte der Werke beleuchten

und auf ihre Kohärenz oder Inkohärenz mit der Theorie Adam Smiths überprüfen. Ziel soll

jedoch nicht die Widerlegung des Schottischen Nationalökonomen sein; vielmehr gilt es

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anhand von zwei zeitgenössischen literarischen Werken die Wahrnehmung des

Kapitalismus in unserer Zeit zu illustrieren und zu prüfen, wie viel diese noch mit dem

1776 publizierten Konzept gemeinsam hat.

2. Der Wohlstand der Nationen von Adam Smith - ein theoretisches Grundlagenwerk des Kapitalismus.

Unbestreitbar ist Der Wohlstand der Nationen des schottischen Moralphilosophen Adam

Smith ein Klassiker der Wirtschaftstheorie und stellt gleichsam einen Grundlagentext des

Kapitalismus und Liberalismus dar; darüber hinaus handelt es sich bei dem Werk jedoch

auch um eine umfangreiche Untersuchung des menschlichen Individuums und seiner

moralischen Grundsätze, sowie auch der Grundmechanismen, durch deren Hilfe die

Gesellschaft überhaupt erst funktionieren kann. Dabei muss jedoch stets berücksichtigt

werden, dass Adam Smith den Wohlstand in einem bestimmten politischen, kulturellen,

sozialen und ökonomischen Umfeld schrieb und noch keinerlei Kenntnis der tatsächlichen

Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaftsweise bis in unsere Zeit haben konnte. Um die

beiden in dieser Arbeit behandelten literarische Werke auf ihre (In-)kohärenz mit der

Smithschen Theorie überprüfen zu können, sollen im Folgenden das soziokulturelle und

wirtschaftliche Umfeld Adam Smiths, sowie die im Bezug auf die beiden zu behandelnden

Werke wichtigsten theoretischen Punkte skizziert werden.

2.1 Adam Smith - soziales, kulturelles und wirtschaftliches Umfeld

Der Autor des Wohlstandes, Lebenszeit 1723-1790, konnte in seinem gutbürgerlichen,

familiären Umfeld zielstrebig eine universitäre Karriere verfolgen und seine intellektuellen

Kompetenzen entwickeln (vgl. WN, 13). Zu jener Zeit läutete die Textilbranche in

Großbritannien durch Erfindungen wie der ,spinning jenny‘ 1764 die industrielle

Revolution in Europa ein (vgl. Jaeger 2005, 527), sodass Adam Smith gewissermaßen in

einer Brückenzeit von der Agrar- zur Industriegesellschaft seine kapitalistische Theorie

entwickelte (vgl. Winter & Rommel 2010, 19) und teilweise sogar schon in der Lage war,

die mitunter negativen Folgen der Ausweitung der marktwirtschaftlichen Produktionsweise

abzusehen (siehe Punkt 2.2, Absatz 2). Die Gesellschaft seiner Zeit war geprägt von festen

sozialen Schranken, die „den gesellschaftlichen Aufstieg oder auch nur eine soziale

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Veränderung“ (Winter & Rommel 2010, 19) verhinderten. Diese Standesunterschiede

waren Smith durchwegs bewusst und werden auch in seinem Werk kritisch reflektiert,

wovon später noch die Rede sein wird. Neben diesen als in Stein gemeißelt empfundenen

Schranken, sah diese Epoche jedoch auch den Aufstieg der Bourgeoise zur entscheidenden

politischen und ökonomischen Kraft, die dem Adel seine über Jahrhunderte gepflegten

Rechte streitig machte (vgl. Winter & Rommel 2010, 19). Vor diesem Hintergrund stellte

sich Smith Fragen zur Natur des Menschen, zu Ethik und Moral, zum Markt und zur Rolle

des Staates und verknüpfte dies alles gleich einem neuen Aristoteles (vgl. Recktenwald 1

2009, 17) zu einem „einfache[n] System der natürlichen Freiheit“ (WN, 775).

2.2 Die Arbeitsteilung als Grundüberlegung

Basis für die Theorie Adam Smiths ist die Annahme von Arbeit „als [...] Quelle des

jährlichen Einkommens der Bewohner eines Landes“ (Kromphardt 2004, 72). Daraus wird

ersichtlich, welch essentielle Bedeutung Smith der „jährliche[n] Arbeit eines jeden Volkes“

(WN, 43) beimisst. Wie ertragreich die Arbeit ist, hängt vor allem von der

„Geschicklichkeit, Fertigkeit und Einsicht“ (WN, 43) ab, mit der diese durchgeführt wird.

Diese drei Faktoren werden durch die Arbeitsteilung gewährleistet (vgl. WN, 49), welche

es dem Arbeiter erlaubt, sein gesamtes Augenmerk auf eine einzelne, spezialsierte

Tätigkeit zu richten und ihn ermuntert sich der „Erfindung zahlreicher Maschinen, welche

die Arbeit erleichtern und abkürzen und einen Mann instand setzen, die Arbeit vieler zu

verrichten“ (WN, 53). Die Ursache für diese Innovationskraft sieht Smith zudem in dem

Streben des Menschen nach mehr Freizeit (vgl. WN, 55). Wesentlich an seiner Konzeption

der Arbeitsteilung ist auch die Koppelung derselben an die Extension des Marktes (vgl.

WN, 64). Ausgehend von dieser Überlegung lässt sich ein Kreislauf feststellen, bei dem

jede Vertiefung der Arbeitsteilung die Produktivität und damit schließlich auch die

Realeinkommen steigert, was wiederum, aufgrund der gesteigerten Kaufkraft, zu einer

Ausdehnung des Marktes führt (vgl. Kromphardt 2004, 74). Dank dieses Prinzips wird laut

Smith nicht nur die allgemeine Wohlfahrt der Bevölkerung, sondern vielmehr deren

Wohlstand sichergestellt:

Für Aristoteles liegt die Gemeinsamkeit zwischen Ethik und Politik in ihrer Orientierung am ,Glück‘, d.h. der 1

aristotelischen eudaemonia (gr. εὐδαιµονία); die Suche nach dem Wesen des „besten[n] Gut[es]“ ist laut Aristoteles „eine Art politische Untersuchung“ (EN I 1, 1094 b 11).

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Die große durch die Arbeitsteilung herbeigeführte Vervielfältigung der Produkte aller verschiedenen Künste ist es, die in einer wohlregierten Gesellschaft jene allgemeine Wohlhabenheit hervorbringt, die sich bis auf die untesten Stände des Volkes erstreckt. Jeder Arbeiter hat eine große Menge seiner Arbeitsprodukte [...] zur Verfügung. [...] [E]in allgemeiner Überfluß verbreitet sich durch alle Stände der Gesellschaft (WN, 56).

Nichtsdestotrotz ist sich Smith der möglichen negativen Auswirkungen der Arbeitsteilung

bewusst; im Besonderen geht er auf die Auswirkungen auf das Bildungsniveau der

Bevölkerung ein (siehe 6.1 Anhang 1:Zitate, Zitat 1).

Als Ausgleich gegen dieses Phänomen rät Smith zur Förderung der Bildung auch in den

ärmeren Schichten der Bevölkerung und fordert sogar die Einführung einer Art allgemeiner

Schulpflicht (WN 874f.)

2.3 Eigennutz - habgierige Selbstsucht oder geläutertes Selbstinteresse?

Als Grund für die Arbeitsteilung nimmt Smith einen angeblichen Trieb des Menschen zu

tauschen an (vgl. WN, 59-63). Jedoch ist es nicht Selbstlosigkeit, die diese Neigung

erweckt, ebenso wenig, wie sich die „wenigsten spezialisieren [...] um das Los der

Menschheit zu verbessern“ (Winter & Rommel 2010, 67). Es handelt sich dabei um das

Selbstinteresse des Menschen sich die Güter, derer er zum (Über-)Leben bedarf bzw. die

ihm das Leben angenehmer machen, im Austausch gegen andere Güter (in primitiven

Gesellschaften) oder Geld (welches wiederum ein Tauschmittel für andere Güter ist),

anzueignen (vgl. WN, 59f.). Obwohl dies zwar in gewisser Weise eine egozentrische

Haltung repräsentiert, soll sie keine negative Konsequenzen für Gesellschaft und/oder

Umwelt nach sich ziehen, d.h. es handelt sich vielmehr um „das allgemeine

Wohlergehen“ (Liessmann, Zenaty & Lacina 2007, 206) im Sinne der Utilitaristen.

2.4 Monopole, das „einfache System der natürlichen Freiheit“ und die „unsichtbare Hand“ Für Smith ist es natürlich, dass sich dank der Arbeitsteilung das Kapital in den Händen

einiger Personen akkumuliert und diese jenes zur Anstellung von Arbeitskräften

verwenden werden, um schließlich Produktion und Profit zu steigern (vgl. WN, 97).

Während daran noch nichts Verwerfliches zu finden ist, geht er streng mit

Monopolisierung und damit einhegenden Preisdiktaten ins Gericht:

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Indem die Monopolisten den Markt nie vollständig versorgen und die wirsame Nachfrage nie vollständig 2

versorgen und die wirksame Nachfrage nie völlig befriedigen, verkaufen sie ihre Waren weit über dem natürlichen Preise, und steigern ihre Vorteile [...] weit über ihren natürlichen Satz (WN,

Für Adam Smith sind Monopole, wie auch jegliche andere Handelsbeschränkungen und

staatliche Eingriffe in die Wirtschaft ein Gräuel, denn „Zweck und Ziel aller Produktion ist

der Verbrauch, und die Interessen des Produzenten sollten nur soweit berücksichtigt

werden, als es zur Förderung der Interessen des Verbrauchers nötig sein kann“ (WN, 747).

Er zeichnet den Kapitalismus als den Interessen des Konsumenten zuarbeitendes System,

in dem starke Konkurrenz am Markt die Preise stets auf einem für den Käufer akzeptablen

Niveau halten. Bei Aufhebung eben jener Beschränkungen bzw. Begünstigungen „stellt

sich das einleuchtende und einfache System der natürlichen Freiheit von selbst her“ (WN,

775). In diesem System habe jede(r) das Recht, solange er/sie sich im legalen Rahmen

bewegt, die Möglichkeit sich in Konkurrenz mit den anderen Marktpartien in Bezug auf

seine/ihre Arbeit und Kapital zu begeben (vgl. WN, 775). Tatsächlich sagt Smith: In allen Ländern ist es und muss es stets das Interesse der großen masse des Volkes sein, ihre Bedürfnisse von denen, die verkaufen, so billig wie möglich zu kaufen. Der Satz ist [...] einleuchtend, [...] auch würde er niemals in Frage gestellt worden sin, wenn nicht die interessierte Sophistik der Kaufleute und Fabrikanten den gesunden Menschenverstand beirrt hätte. Ihr Interesse ist in dieser Beziehung demjenigen der großen Masse des Volkes genau entgegengerichtet“ (WN, 568).

Smith ist der Ansicht, dass die von ihm geforderte Freiheit nicht zur chaotischen

Gesetzlosigkeit führen, sondern viel eher den Wohlstand der Gesellschaft garantieren

würde (vgl. Kromphardt 2004, 84). Viel eher veranlasse in seinem einfachen System der

natürlichen Freiheit eine unsichtbare Hand, dass ein ursprünglich nicht dezidiert

bestimmter oder bewusster Zweck befördert wird (vgl WN, 524). Dieser Zweck besteht

darin, dass jedwede Person, so Smith, ihr Kapital zur Unterstützung des innländischen

Gewerbefleißes und zur Wertsteigerung ihres Produkts zu verwenden sucht und damit das

die jährlichen Einnahmen des Volkes zu vergrößern (vgl. WN, 524). Mit anderen Worten

ist es die unsichtbare Hand, die der Gesellschaft aus dem eigennützigen Handeln des

Einzelnen Nutzen bringt.

Unter ,wirksamer Nachfrage‘ versteht Smith die Nachfrage derjenigen Marktparteien, „welche den natürlichen Preis der 2

Ware [...] zu zahlen gewillt sind“ (WN, 105).

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2.5 Moralvorstellungen

Smith verteidigt das von ihm erdachte kapitalistische System, jedoch ist ihm der Vorteil für

den Konsumenten das größte Anliegen. Jegliche Preistreiberei und Profitsucht wird von

ihm verurteilt, der Konsument muss für ihn immer zum besten, d.h. zum billigsten Preis

einkaufen können. Die Bereicherung des Volkes muss die Maxime jedes Staates sein,

dessen Funktionen auf einige wenige, wenn auch wesentliche Dinge wie

Landesverteidigung, Schutz der Bevölkerung und (unparteiische) Justiz, sowie der

Unterhalt öffentlicher Institutionen, welcher für keine Privatperson und kein Unternehmen

rentabel wäre (vgl. WN, 776). Als Moralphilosoph ging er davon aus, dass „allein eine

»aufgeschlossene, großzügige und umsichtige Lebensführung« “ (Winter & Rommel 2010,

37) der sozialen Wohlfahrt und damit auch dem „sozialen und ökonomischen Wohlstand

der Nationen“ (ebd.) zuträglich sei. Bildung soll auch für die Ärmsten garantiert werden,

um sie nicht der Verdummung durch monotone Beschäftigungen preiszugeben. Außerdem

spricht Smith von zwei Moralsystemen, dem der Reichen und dem der Armen, die sich

zwangsläufig in Ständegesellschaften etablieren würden (vgl. WN, 884). Während bei den

Armen verschwenderische und ausschweifende Lebensführung verpönt, besteht was

Reiche betrifft eine gewisse Toleranz, weil sie ob ihrer finanziellen Situation in der Lage

sind, ihre Fehltritte auszugleichen (vgl. WN, 884f.). Smith verurteilt dies jedoch, denn für

ihn hat ein ein Mitglied der Oberschicht durch seine besondere soziale Position besonders

auf sein Verhalten in der Öffentlichkeit zu achten (vgl. WN, 885).

3. Un roman français - Wahrnehmung von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in Frédéric Beigbeders autofiktionalem Roman.

Obwohl der autofiktionale Roman Beigbeders in erster Linie die Lebensgeschichte seines

Protagonisten erzählt, legt Beigbeder seinem literarischen Doppelgänger, der als Ich-

Erzähler auftritt, auch viele Äußerungen in den Mund, die sich dem ökonomischen,

politischen und sozialen Umfeld der Diegese annehmen. Tatsächlich nähert sich der

literarische Frédéric Beigbeder seinem realen Vorbild so weit an, dass die beiden zu

verschmelzen scheinen und die Aussagen des Ich-Erzählers sich oft mit der wirklichen

Meinung des Autors decken, wie im Einzelnen gezeigt werden wird. Die Erzählung wird

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zwar immer aus dem Blickwinkel der Gegenwart, d.h. dem Jahre 2008 (vgl. RF, 17)

präsentiert; jedoch wird der Protagonist durch seine fehlende Erinnerung an seine Kindheit

zur analeptischen Ausdehnung der Zeitstruktur des Textes veranlasst. Dabei wird nicht nur

auf seine Kindheit i.e. die Jahre zwischen der Geburt und dem fünfzehnten Lebensjahr

Beigbeders (vgl. RF, 22), sondern sogar auf die Zeit vor seiner Geburt, in der sich seine

Eltern kennen lernten, zurückgegriffen (vgl. RF, 63-80). Dadurch wird sichergestellt, dass

man gewisse sozioökonomische Prozesse, die im Roman aufgegriffen werden, so

wahrnimmt, als würde man sie über einen langen Zeitraum betrachten. Intern stets auf die

autodiegetische Erzählinstanz Beigbeders fokalisiert, wird im Roman durch eben jene

Beobachtungen und Äußerungen über die gegenwärtige wie vergangene Gesellschaft,

Wirtschaft und Politik das Weltbild des Erzählers - in diesem Falle dank des

autofiktionalen Charakters des Textes also bis zu einem gewissen Grad auch des Autors -

sichtbar. Damit legt Beigbeder ein Zeugnis über den Kapitalismus, der seiner Meinung

nach mittlerweile zur Weltordnung avanciert ist (vgl. David 2007, 42), und bietet so die

Gelegenheit zu überprüfen, inwiefern sich das „einfache System der natürlichen Freiheit“

des Kapitalismus in der Konzeption von Adam Smith in den Augen des Autors Beigbeder

realisiert hat.

3.1 Gesellschaftswandel im kapitalistischen System

Im Folgenden soll analysiert werden, inwiefern der von Adam Smith propagierte Wandel

der Gesellschaft hin zu Wohlstand in der Wahrnehmung, die Un roman français vermittelt,

präsent oder abwesend ist. Dazu kommt allerdings noch ein zweiter, einschneidender

Wendepunkt in Form der sogenannten 68er-Revolution, der neben die ökonomische

Freiheit die der Frau stellt. Die Folgen beider werden von Beigbeder untersucht.

3.1.1 Die Befreiung der Frau in der Welt des freien Marktes: Gewinner und Verlierer sozioökonomischer Umwälzungen

Eine starke Thematisierung erfährt im Roman das Jahr 1968 als Kumulationsmoment

sozialer Interessen, die sich vor allem in Frankreich in den bekannten Turbulenzen

entluden. Mit der nach der Enttäuschung feministischer Interessen während der 68er-

Revolution angerollten deuxième vague der Frauenbewegung (vgl. Hartwig/ Stenzel 2007,

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340f.) geht Beigbeder jedoch eingermaßen hart ins Gericht, vor allem, weil deren

Auswirkungen am Beispiel seiner Mutter observieren kann. Als unmittelbarste Folge der

sexuellen Befreiung erlebt ein noch kindlicher Frédéric die Scheidung seiner Eltern und

das fortan doppelte Leben: Der wochenendliche, gelebte Jetset-Kapitalismus und

materielle Überfluss im luxuriösen Umfeld seines Vaters kontrastieren mit der Härte des

Alltags bei der Mutter (vgl. RF, 141-146).

Sein Vater Jean-Michel tritt als erfolgreicher Entrepreneur und ökonomischer Gewinner

des Kapitalismus auf: „Riche, beau et seul“ (RF, 141) lebt er in einem luxuriösen

Apartment des fünften Pariser Arrondissements (RF, 140), in dem materieller Komfort und

Wohlstand herrschen. Seine Zeit vertreibt sich der Geschäftsmann Jean-Michel, auch in

Gegenwart seiner Söhne Frédéric und Charles, mit dem Konsum der teuersten Autos und

modernsten technologischem Schnickschnack, sowie Society-Events, auf denen er die

Gesellschaft von Models und allerhand Geldprominenz genießt (vgl RF, 142f.). Zeugnisse

des Lebens als internationaler Business-Man liefern die aus den diversen renommierten

und durchwegs in globalen Hot Spots angesiedelten Hotels mitgebrachten

Z ü n d h o l z s c h a c h t e l n ( v g l . R F, 1 4 1 ) , d i e n e b e n B u d d h a - S t a t u e n d i e

gutbürgerliche ,väterlichen Wohnung zieren, von der aus New York oder Singapur einen

Katzensprung entfernt zu sein scheinen.

Ganz anders das Leben bei der Mutter: Strenge Schlafens- und Essenszeiten (vgl. RF, 145)

und verhältnismäßige räumliche Enge (vgl. RF, 185) stehen überschwänglicher Liebe, ja

Verwöhnung der Kinder gegenüber (vgl. 186). Die Mutter Christine lebt als geschiedene

Alleinerzieherin das „vie merveilleuse de femme libérée" (RF, 214), das sie zwar einerseits

aus der sexuellen und ökonomischen Gebundenheit an einen einzigen Mann löst,

andererseits jedoch der prä-feministischen Pflicht der Kindererziehung die des Verdienens

des Lebensunterhaltes beistellt (vgl. RF, 216). Sie hantelt sich von Wohnung zu Wohnung

und somit ist das Wohlstandsniveau auch in Abhängigkeit der neuen Partner der Mutter in

stätigem Wandel (vgl. RF, 175f.). Obwohl sie aus den „chaînes du mariage" befreit worden

seien, werden die Frauen nun vom Feminismus gleichsam versklavt, meint der Autor (vgl.

RF, 216). Die Befreiung nimmt der Autor somit negativ war: Les enfants de parents divorcés en 1972 furent surexposés au plein vent de l‘épicurisme moderne: la première Libération (1945) avait déjà préparé la religion du confort, la deuxième (1968) a créé des jouisseurs avides et insatiables. Par réaction, la progéniture de ces adultes doublement libérés a conçu mécaniquement une angoisse de la liberté (RF, 186).

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Ausgehend von der Überlegung, dass die Freiheit seiner Generation Angst machen würde,

beobachtet Beigbeder einen Werteverfall des Bürgertums, in dem fortan sexuelles Glück

mehr zählt als Liebe (vgl. RF, 187), ja er geht sogar noch weiter und spricht vom Tod der

„grande bourgeoisie“ (RF, 223), und dem Verschwinden katholischer Monarchisten

zugunsten von globalen Kapitalisten (ebd.). Beigbeder, obwohl er in einer neuen

Gesellschaft unbegrenzten Konsums nach amerikanischem Vorbild (vgl. RF, 188)

aufwächst und dort seinen Hedonismus und Materialismus voll ausleben kann (vgl. RF,

178f.), kommt mit der Besessenheit nach Komfort (vgl. RF, 98) dieses Systems nicht

zurecht und unterstützt die Kommunisten (vgl. RF, 178). Als Scheidungskind sieht er sich

als „Emma Bovary“ der Siebziger, der in der in einer Welt ohne Probleme nach den

Verheerungen des Krieges aufwächst (vgl. RF, 222), jedoch den Wandel der Welt und ihrer

moralischen Werte hin zu einem turbokapitalistischen Neoliberalismus und die Zerrüttung

von Ehe und Liebe miterleben muss (vgl. RF, 223). Aufgrund seines öffentlichen

Drogenkonsums inhaftiert irrt er nunmehr gedanklich umher bei dem Versuch seine

Erinnerung zu rekonstruieren und nimmt, nach Betrachtung seiner Kindheit und seiner

momentanen Situation, das gegenwärtige Frankreich als Hölle (vgl. RF, 236) wahr. Auch

die Zeit seiner Kindheit, geprägt von der Scheidung seiner Eltern, erscheint ihm trotz aller

Vorteile, die ihm sein Vater als Gewinner des kapitalistischen Systems bieten kann,

unglücklich (siehe 6.1 Anhang 1: Zitate, Zitat 2).

3.1.2 Verwirklichung des Wohlstandes vs. emotionale Entrückung

Das System Adam Smiths scheint im Roman Beigbeders in gewisser Weise erfüllt: Es

herrscht allgemeiner Konsum (vgl. RF, 188), der die Wirtschaft ankurbelt, und wer in der

richtigen Branche Erfolg hat, kann für sich Wohlstand erreichen, wie durch die Figur des

Vaters ersichtlich wird. Während der Wohlstand garantiert ist, bleibt das Glück jedoch auf

der Strecke. In ihrem Streben nach Komfort (vgl. RF, 98) produziert die

Wohlstandsgesellschaft jedoch emotionale Wracks (vgl. RF, 186), die trotz jeglichen Luxus

unglücklich sind (vgl. RF, 202). Moralvorstellungen werden zugunsten sexuellen Glückes

über Bord geworfen (vgl. RF, 187), die von Smith thematisierten Ausschweifungen der

Reichen sind im väterlichen Haushalt dank regelmäßiger Parties mit ausschließlich BCBG-

Prominenz präsent (vgl RF, 142ff.).

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Die Smithsche Konzeption erfüllt sich somit zwar in materieller Hinsicht zumindest für

diejenigen, die im Besitz des Kapitals sind, führt aber auch, im Gleichschritt mit der

sexuellen Befreiung der Frau, zur Entstehung paradoxer Familiensituationen, in denen die

vermeintlich befreite Frau dazu gezwungen wird, sich auf den Arbeitsmarkt zu begeben um

ihren Lebensunterhalt und den ihrer Kinder bestreiten zu können, während der Vater sich

seinem „rêve capitaliste“ (RF, 221) hingeben kann und seine Söhne unterschwellig auf

denselben Weg führt. Damit einher geht jedoch, dass der Vater Charles und Frédéric mit

sich in einen emotionalen Abgrund reißt, in dem sexuelles Vergnügen an erster Stelle steht.

Dies sowie die ungewöhnlich (auch körperlich) nahe Beziehung zur Mutter (vgl. RF, 213f.)

machen aus Beigbeder scheinbar einen beziehungsunfähigen Mann, der selbst zweimal

geschieden ist; Beigbeder greift damit seine Überlegungen auf, wonach die durch

Scheidung erfolgte Stilisierung der Mutter zum Maßstab, nach dem jede Frau gemessen

wird, aus den betroffenen Männern Beziehungskrüppel macht, denen keine Frau gut genug

ist, die jedoch auch nicht alleine leben können (vgl. David 2007, 62f.). Der kapitalistische

Traum ist für ihn somit auf materieller Ebene Wirklichkeit geworden, hat aber weder ihm

noch seinen Eltern die Erfüllung des Lebens beschert. Das deckt sich mit Beigbeders

Äußerungen, wonach die Zeit der Ideologien vorüber und diese durch den weltweiten

Kapitalismus abgelöst worden sei (vgl. David 2007, 42), in dem die „quête du

plaisir" (David 2007, 44) alles ist und dennoch niemandem tatsächliche Glück bringt.

3.2 Die arbeitsteilige Gesellschaft

Ein Element der Smithschen Theorie, das Beigbeder direkt thematisiert, ist die

Arbeitsteilung, die laut Smith in der Gesellschaft zum Zwecke der Produktivitätssteigerung

und Effizienz, sowie zur ständigen Ausweitung des Marktes führen müsse (siehe Punkt

2.2). Die Wahrnehmung dieses Phänomens im Roman ist jedoch eine davon gänzlich

verschiedene.

3.2.1 Entmenschlichung dank Taylorismus

Beigbeder beobachtet in Un roman français die Effekte der Arbeitsteilung in Bereichen,

die ihn als Untersuchungshäftling direkt betreffen: Der Exekutive und der Justiz. Für ihn

führt die Arbeitsteilung hier zur Aufblähung der Staatsbürokratie und zur fehlenden

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Kommunikation zwischen den am Arbeitsprozess Beteiligten (siehe 6.1 Anhang 1: Zitate,

Zitat 3).

Beigbeder sieht sich von entmenschlichten Staatsbeamten umgeben, die ihr Erscheinen

dem Prinzip des Taylorismus zu verdanken haben, wobei er damit das genaue Beobachten

des Arbeitsprozesses und dessen Zerlegen in kleinstmögliche eintönige Schritte der

arbeitswissenschaftlichen Theorie Frederick Taylors meint, ohne auf dessen Vorschläge der

Verbesserung der Arbeitsbedingungen einzugehen . In Beigbeders Augen bringt die 3

Arbeitsteilung also keine Effizienzsteigerung, sondern führt viel eher zu langwierigen

bürokratischen Prozeduren, bei denen die Akteure der einzelnen Arbeitsschritte einander

unbekannt sind und sich auch nicht untereinander über den Arbeitsprozess austauschen.

Dies ist besonders schwerwiegend, als es in Beigbeders eigenem Fall um einen inhaftierten

Menschen und nicht etwa um ein Produkt geht.

Der Autor greift diese Überlegungen an späterer Stelle auf, als er aus dem Gefängnis

entlassen wird. Den Polizeibeamte, der ihn aus seiner Zelle führt, beschreibt er als „robot

muet" (RF, 224), und auch mit seiner Richterin hat er wenig Glück: Es handelt sich um

eine „juge froide" (RF, 226), die ihm obendrein noch die von seiner Warte betrachtet

seltsame Frage stellt, ob er wisse, warum er da ist. Er, nach den zahlreichen Entbehrungen

in der Untersuchungshaft (z.B.: RF, 190f.) und in dem Bewusstsein ein Delikt begangen zu

haben, das niemandem schade als ihm selbst (vgl. RF, 84), weiß aus dem Munde eines

Polizisten, dass aufgrund seiner Berühmtheit ein Exempel an ihm statuiert wird (vgl. RF,

85).

3.2.2 A-humane Bürokratie statt arbeitsteiliger Effizienz

Als unmittelbarste Auswirkung der Arbeitsteilung sieht Beigbeder also nicht die Mehrung

des Wohlstandes der Gesellschaft wie von Smith propagiert, sondern viel eher die

Dehumanisierung der einzelnen am Arbeitsprozess beteiligten Personen. In seinem Fall ist

dies besonders gut illustriert, denn der Prozess, um den es sich handelt, stellt nichts her und

bietet daher nichts zum Verkauf an. Daher ist es naheliegend, die an ihm beteiligten

Arbeitschritte in den Aufgabenbereich des Staates zu verorten und zu überprüfen,

Die Informationen zum Taylorismus entstammen meiner Mitschrift zur Vorlesung ,Wirtschafts- und Sozialgeschichte 3

vom Mittelalter bis zur Gegenwart‘ und beziehen sich auf die von Univ. Prof. Dr. Franz Eder gehaltenen Lehrveranstaltungen zur Geschichte der Arbeit, Universität Wien, Wintersemester 2010/11.

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inwiefern sie unter diesem Aspekt betrachtet der Smithschen Konzeption (nicht?) gerecht

werden.

3.3 Die Rolle des Staates

Im Wohlstand der Nationen reduziert Adam Smith die Aufgaben des Staates nach

Erreichen des „einfachen Systems der natürlichen Freiheit“ unter anderem auf

Gewährleistung des Schutzes jedes Mitglieds der Gesellschaft, transparente Justiz und

Bereitstellung öffentlicher Institutionen (vgl. Punkt 1.5 u. WN, 776). In der Zeit seiner

Untersuchungshaft erlebt Beigbeder den Staat jedoch auch in anderen Funktionen.

3.3.1 Staatliche Bevormundung & ökonomische Verbrechensbekämpfung

Zunächst fühlt sich Beigbeder von Seiten des Staates entmündigt, weil er aufgrund eines

Deliktes, welches nur ihm selbst schadet, mit einem für ihn lächerlichen Freiheitsentzug

bestraft wird (vgl. RF, 84). Ab dem Moment, an dem er merkt, dass seine prominente

Position ihm nicht helfen wird, sondern ihn vielmehr zum Spielball einer ihm zunehmend

als willkürlich agierend erscheinenden Justiz macht, empfindet er das System mehr und

mehr als unfair und repressiv (vgl. RF, 84f.). Vor allem als er bemerkt, dass die

Verbrechensbekämpfung nicht mehr den Schweregrad des Vergehens in den Vordergrund

rückt, sondern vielmehr nach ökonomischen Prinzipien abläuft, sieht er den Anbeginn der

Diktatur gekommen (siehe 6.1 Anhang 1: Zitate, Zitat 4).

3.3.2 Die öknomische Denkweise nimmt Einzug im Staate

Das wirtschaftliche Denken nach Adam Smith, wonach die Nachfrage den Markt bestimme

und nicht das Angebot (vgl. Kromphardt 2004, 74), hat auch in staatlichen Institutionen

Einzug genommen. Dabei versucht der Staat den Markt, in diesem Falle den illegaler

Produkte oder Dienstleistungen, nicht nur zu beeinflussen, sondern zu zerstören, indem er

sich gegen die Konsumenten richtet. Hier unterläuft ihm jedoch der Fehler beim befolgen

der Smithschen Theorie: Die Illegalisierung eines Produktes, verstanden als staatliche

Reglementierung, postuliert, dass der Staat die Produktion und/oder den Vertrieb desselben

unterbinden möchte und sich daher gegen die Produzenten richten muss. Im speziellen

!14

Falle Beigbeders wird als Grund für die Illegalisierung von Kokain zudem auf den

Kostenfaktor des Produktes für das staatliche Gesundheitswesen verwiesen, weil dessen

Konsumenten ein erhöhtes Herzinfarktrisiko aufweisen (vgl. RF, 167). Die Konsequenz für

Konsumenten ist letztlich nicht nur der Verlust des freien Erwerbs des Produktes, sondern

bei Konsum auch der tatsächliche Freiheitsentzug. Die Problematik der Freiheit bietet

Anlass zur Analyse, inwieweit die „natürliche Freiheit“ des Individuums aus dem Konzept

Adam Smiths in den Augen des Autors heutzutage überhaupt noch gegeben ist.

3.4 Das Paradoxon der Freiheit in der kapitalistischen Welt des Romans

Die Auffassung von Adam Smith der „natürlichen Freiheit“ hat vordergründig, wenn auch

nicht nur, die ökonomische Freiheit des Marktes im Sinn. Dem steht die in ständiger

Abnahme empfundene individuelle Freiheit in den Augen Beigbeders gegenüber. Dies

schließt jedoch im Roman auch ökonomische Überlegungen ein.

Beigbeder spricht ganz direkt von der kontinuierlichen Abnahme der individuellen Freiheit

seit seiner Jugend, was im Kontrast zu der Zunahme der Freiheiten in der Generation

seiner Eltern, also der Nachkriegszeit, steht (vgl. RF, 180). Dabei wird vor allem sexuelle

Freizügigkeit, aber auch Tabakkonsum und konnsequenzfreie Missachtung der

Verkehrsordnung erwähnt (ebd.). Einen konkret ökonomischen Bezug stellt er über die

bereits erwähnte feministische Versklavung der Frau in Person seiner Mutter her (siehe

Punkt 3.1.1): Befreit von der wirtschaftlichen Abhängigkeit des Mannes ist sie nun ,frei‘

sich auf den Markt zu begeben - eine Freiheit, die paradoxerweise ein aufgezwungener

Zustand ist, denn ohne Arbeit wäre Christine aufgrund ihrer nunmehrigen Unabhängigkeit

nicht in der Lage das Überleben ihrer Kinder und ihr eigenes zu garantieren. Adam Smiths

„einfaches System der natürlichen Freiheit“ bringt ihr also nicht den Vorteil frei am

(Arbeits-)Markt tei lnehmen zu können, sondern macht dies sogar zur

(Über-)Lebensnotwendigkeit.

Einen weiteren Aspekt bringt Beigbeder ein, wenn er von seinem Freiheitsentzug in der

Untersuchungshaft spricht, den er theatralisch beschreibt und schließlich mit den

Foltermethoden totalitärer Regime wie im Iran, in Libyen oder China vergleicht (vgl. RF,

192).

!15

Der Gesamteindruck des Freiheitsbegriffes im Roman lässt erkennen, dass die

vermeintliche freie Welt doch nicht in allen Facetten die Freiheit ihrer Bürger sicherstellt

und sie manchmal sogar dieser beraubt, wie das Arbeitsleben der Mutter oder die

Inhaftierung Beigbeders aufgrund eines zumindest von seinem Standpunkt aus betrachtet

lächerlichen Deliktes.

3.5 Resümee Frédéric Beigbeder lebt und schreibt in einer Zeit, in der der Kapitalismus zur neuen und

einzigen Weltordnung avanciert ist. Jeder, nunmehr auch die ,befreiten‘ Frauen, muss sich

in den (Arbeits-)Markt integrieren um an der Suche nach Komfort und Vergnügen

teilnehmen zu können. Alles, selbst Menschen und die Kunst, ist für Frédéric Beigbeder

zur Ware geworden (vgl. David 2007, 39) und kämpft andauernd um das Bestehen am

Markte. Jedoch ziehen nicht alle Profit aus diesem Markt und selbst die, die es tun, sind

damit nur begrenzt glücklich, wie die Familie Beigbeders zeigt. Der Staat begrenzt in den

Augen Beigbeders nach und nach die persönliche Freiheit des Bürgers und belegt

diejenigen, die seinem Diktat zuwiderlaufen, mit drakonischen Strafen - bekannte

Personen aus dem kapitalistischen Bürgertum werden herangezogen, um an ihnen ein

Exempel zu statuieren. Aus Einfachheit richtet er sich nun verstärkt gegen die

Konsumenten von Illegalem anstatt gegen die Produzenten. Der Traum Adam Smiths einer

wohlhabenden, offenen, freigiebigen und freien Gesellschaft hat sich in der Realität

Beigbeders zwar im finanziellen Wohlstand einiger erfüllt, jedoch auch diese nicht vor

Unzufriedenheit und sozialem Unglück bewahrt.

4. Ein postmoderner Abgesang des Liberalismus - La carte et le territoire

Auch der neueste Roman Michel Houellebecqs bietet sich zur Untersuchung auf

Bestätigung oder Widerlegung der Smithschen Wirtschaftstheorie aus verschiedenen

Gründen an. Zum einen lässt der Roman an vielen Stellen einen Wandel der Gesellschaft

bemerken, wobei ganz dezidiert die wirtschaftliche Lage angesprochen wird. Zum anderen

schreibt Houellebecq in seinem Roman von Personen, deren Leben durch die

kapitalistische Wirtschaftsordnung massiv betroffen ist, wie auch schon in früheren

!16

Werken (vgl. Isenschmid 2001, 55). Angesiedelt in einem Paris „in a state of flagrant social

breakdown“ (Shulevitz 2012) gibt er Einblick in Wechselwirkungen zwischen Kunst,

Wirtschaft und sozioökonomischen Veränderungen. In drei Punkten sollen die wichtigsten

Ansatzpunkte für die kapitalistische Theorie Adams Smiths unter die Lupe genommen

werden: Nach Untersuchung der Hinweise auf Gesellschaftswandel und Kapitalismuskritik

wird zunächst das künstlerische Wirken Jed Martins in Bezug auf seine ökonomischen

Aspekte untersucht werden, woran eine Analyse der Figur von Jeds Vater auch in Hinblick

auf den abschließenden Exkurs in die Theorie von William Morris erfolgen wird.

4.1 Sozialer Wandel mit Gewinnern und Verlierern

Den ganzen Roman über hat man die Houellebecqsche „Untergangsgeweihtheit des liberal-

individualistischen Zeitalters“ (Krause 2001, 71) vor Augen, in der eine Masse von

Verlierern einigen wenigen Gewinnern gegenübersteht.

4.1.1 Illustrationen des Wandels im Roman

Das Viertel, in dem Jeds Vater Jean-Pierre wohnt, ist zum postmodernen Ghetto

verkommen und zwingt die bürgerlichen Bewohner sich in ihrer von Gangs kontrollierten

Umgebung mit Videoüberwachung und Stromzäunen zu helfen (vgl. CT, 17f.). Jean-Pierre,

seines Zeichens als Generaldirektor eines erfolgreichen Bauunternehmens Gewinner des

Systems, muss nach dem Selbstmord seiner Frau jedoch auch die Aufgabe des

Alleinerziehers übernehmen (vgl. CT, 37). Sein Sohn Jed kann schließlich auch eine dem

alten Bürgertum vorbehaltene Schule (vgl. CT, 38) besuchen.

Alles im Roman hört auf die Logik des Marktes, selbst die Beziehung zwischen Jed und

seiner Freundin Geneviève endet, fragt er sich, ob das Gehalt ihres neuen Freundes

ausschlaggebend gewesen ist (vgl. CT, 58).

Wo einerseits Priester in leeren Kirchen als symbolische Relikte der alten Gesellschaft

auftreten (vgl. CT, 99), wird der sozioökonomische Wandel andererseits in Dialogen direkt

angesprochen: Der Galerist Franz spricht über den starken Rückgang der Kaffeehäuser seit

dem Zweiten Weltkrieg, den das Rauchverbot auf seinen Höhepunkt geführt habe (vgl CT,

111). Jed jedoch sieht den Wandel gelassen und ist nicht von Veränderungen überrascht,

denn er sieht das Ende des Anstiegs der Produktivität in der westlichen Hemisphäre

!17

gekommen und hat sich augenscheinlich damit abgefunden (vgl. CT, 112). Illustriert wird

der Wandel später anhand der Geschichte der Luftfahrt, die einst der Träger des Fortschritts

und der Innovationskraft der Menschheit war, sich aber nun zu einem low cost-Betrieb

herabgewirtschaftet hat (vgl. CT, 134ff.). Sie ist nun Instrument des Massentourismus, in

dem der Konsument möglichst billig schnell seine Suche nach Wohlbefinden und

Ausgelassenheit befriedigen kann. Ein weiteres Kristallationsmoment der

sozioökonomischen Transformation ist die Beschreibung der Geschichte der Stadt

Beauvais, die mit dem Gesellschaft- und Wirtschaftswandel in Europa korreliert: Die

einzig verbliebene Tuchherstellung der einstigen Hochburg der Textilindustrie muss

Maschinen aus Japan kaufen, um bestehen zu können (vgl. CT, 180f.).

Im Laufe des Romans kann sich Jed immer weniger mit dieser Welt, in der alles „par la loi

de l‘offre et de la demande“ (CT, 269) bestimmt wird, identifizieren und beschließt

auszusteigen. Die seiner Meinung nach mittelmäßige Welt (vgl CT, 359) sieht jedoch nicht

nur Jed im Wandel, denn auch die Banken sehen das Ende des Kapitalismus in Westeuropa

gekommen (vgl. CT, 396f). Am Ende seines Lebens findet sich Jed in einem Frankreich

wieder, das zu einem Agrar-und Tourismusland geworden ist (vgl. CT, 413), wobei auch

Sextourismus wie in den 20er Jahren eine bedeutende Rolle spielt (vgl. CT, 415). Die

Suche nach plaisir ist zum bedeutenden Wirtschaftszweig geworden und beliefert die

Angehörigen der neuen leading countries mit stereotypen Frankreichbildern (vgl. CT,

413). Jed kann sieht sich dieser Welt entfremdet und ist so, trotz seines horrenden

Reichtums, den er durch seine Kunst erwirtschaftet hat, nicht als glücklich zu beschreiben.

All sein Reichtum hindert ihn nicht darin, seinen letzten Lebensabschnitt der

künstlerischen Auflösung der Existenz, die ihm nichtig scheint, zu widmen (vgl. Punkt

3.2). Auch Jeds Vater ist Zeit seines Lebens trotz finanzieller Sicherheit und jeglichem

Komfort, den Geld ermöglicht, nicht unglücklich (vgl. Punkt 3.3).

In der Figur Olgas zeigt sich Houellebecqs Konzeption zeitgenössischer Sexualität, die

„though it, sails under the color of liberation and left-ish utopia, is just a continuation of

the capitalist, neoliberal market“ (Wood 2012). Auch die Sexualität ist in der Gesellschaft

zum Markt mit Gewinnern und Verlierern geworden. Olga, die klassische Schönheit der

untergegangenen UdSSR, zählt dank ihren optischen Reizen zu den Gewinnern des

!18

Marktes (vgl. CT, 64ff). Der Wert, den Liebe einst in der Gesellschaft gehabt zu haben

scheint, ist durch Sex und Geld inflationär.

4.1.2 Das Ende des Smithsches Traumes

Insgesamt zeichnet der Roman aus sozioökonomischer Perspektive ein ambivalentes Bild

von Gegenwart und Zukunft. Der Protagonist Jed Martin ist mit der Gesellschaft so

unzufrieden, dass er den Rückzug aus ihr wählt. Andere jedoch, wie etwa der semi-

fiktionale Frédéric Beigbeder, scheinen ihm in Besitz einer „familarité avec la vie“ (CT,

411) zu sein, der er sich nicht erfreut und können sich mit der Gesellschaft arrangieren.

Den Kapitalisten, „conscients de représenter le pouvoir et la réalité du monde“ (CT, 246),

fühlt er sich immer weniger zugehörig und erkennt zunehmend für sich, dass der fiktionale

Houellebecq wohl recht behalten haben könnte: „Nous aussi, nous sommes des produits... [...] des produits culturels. Nous aussi, nous serons frappés d‘obsolescence. Le fonctionnement du dispositif est identique - à ceci près qu‘il n‘y a pas, en général, d‘amélioration technique ou fonctionnelle évidente: seule demeure l‘exigence de nouveauté à l‘état pur“ (CT, 172).

Der Smithsche Traum ist am Ende des Romans endgültig ausgeträumt: Dauerhaft hat sich

der Kapitalismus nicht in den Gesellschaften des Westens halten können und ist

weitergewandert - neue Staaten, Gesellschaften und Kulturen bestimmen nun die Welt von

morgen.

4.2 Ökonomische Kunst und künstliche Ökonomie

Die Kunst nimmt in Jed Martins Leben eine dominierende Rolle ein, durch sie kritisiert

und kommentiert er die Gesellschaft indem er sie in seinem Werk repräsentiert (vgl. CT,

39). Sie ist das Medium, über das er seine Kritik an der Welt vermittelt und lässt damit in

seine Gedanken und Überlegungen einblicken.

4.2.1 Künstlerisches Wirken als Gesellschaftskritik im Roman

Sein erstes Werk wird als Fotografie industrieller Objekte zur „hommage au travail de

l‘homme“ (CT, 51) und widmet sich damit der im Niedergang befindlichen industriellen

Arbeit im Okzident. Während einer Autofahrt entdeckt Jed später in der Kartografie die

„essence de la modernité“ (CT, 54), die im apodiktischen Titel seiner Ausstellung ihren

Ausdruck findet: „La carte est plus importante que le territoire" (CT, 82). Das virtuelle

!19

System, das Abbild der Realität ist wichtiger geworden als die eigentliche Welt; in der

Wirtschaft steht der Erfolg des Marktes über dem wirklichen Wohlstand der Gesellschaft,

selbst in der Kunst regiert längst die Logik des Marktes (vgl. CT, 90 u. 93). Künstlerisches

Schaffen ist kommodifiziert, Kunst ist längst ein „million dollar game“ (CT, 194)

geworden. Am Kunstmarkt dominieren als Kunden „surtout les Chinois et les Russes“ (CT,

148), also Vertreter der neuen kapitalistischen Führungsländer (vgl. auch CT, 198).

Martin kehrt von der Fotografie zur Malerei zurück, als er sich auf die Darstellung von

Personen spezialisiert. So schreibt der fiktionale Houellebecq im Ausstellungskatalog von

einer Suche nach der Essenz der verfertigter Produkte und einer Hinwendung von den

Produkten zu den Produzenten im Werk Jed Martins (vgl. CT, 188). Seine Rückkehr zur

Porträtmalerei ist nicht weniger als eine Revolution der Kunst, die an die Auftragsmalerei

des Ancien Regimes erinnern lässt (vgl. CT, 208).

Jed zieht sich schließlich vollständig aus der Gesellschaft zurück, als er erkennt, dass der

Kunstmarkt ebenfalls zum Spielball von Spekulanten geworden ist (vgl. CT, 397ff.). Sein

letztes künstlerisches Projekt ist ein Requiem des industriellen Zeitalters in Europa, eine

Rückkehr zur Natur und Abschied von den ihm bekannten Menschen (vgl. CT, 422ff.). Die

fiktionale kunsthistorische Beschreibung seines Spätwerkes veranschaulicht dies: L‘œuvre qui occupa les dernières années de la vie de Jed Martin peut ainsi être vue - c‘est l‘interprétation la plus immédiate - comme une méditation nostalgique sur la fin de l‘âge industriel en Europe, et plus généralement sur le caractère périssable et transitoire de toute industrie humaine (CT, 428).

Schließlich repräsentiert jenes späte Œuvre die generelle Auflösung der menschlichen

Spezies (ebd.).

Während er sich in seinen ersten Gemälden mit sterbenden (Tabakverkäufer &

Pferdefleischer, vgl. CT, 119) und für das neue Jahrtausend idiomatischen Berufen

(Fernwartungsassistentin, vgl. CT, 120) beschäftigt und gleichsam dem alten Frankreich

nachtrauert, verdienen zwei von Jeds Porträts noch nähere Betrachtung. Zunächst ist das

Gemälde „Bill Gates et Steve Jobs s‘entretenant du futur de l‘informatique. [...] La

conversation de Palo Alto.“ (CT, 189). In diesem Gemälde steht neben einem müde und

traurig wirkenden Jobs ein strahlender Bill Gates, der sich als reichster Mann der Welt zur

Ruhe gesetzt hat und sich der Monopolstellung seines Unternehmens sicher weiß (vgl. CT,

190). Dabei lässt Bill Gates‘ Beschreibung seiner Firmenstrategie die Taktik des

erfolgreichen Unternehmers erkennen:

!20

Bill Gates [...] avoue [...] qu‘il n‘est pas forcément avantageux pour une entreprise, de proposer les produits les plus innovants. Le plus souvent il est préférable d‘observer ce que font les entreprises concurrentes [...], de les laisser sortit leurs produits, affronter les difficultés inhérents à toute innovation, [...] puis [...] d‘inonder le marché en proposant des copies à bas prix des produits de la concurrence (CT, 191).

Nicht Innovation ist die unternehmerische Triebkraft, sondern Nachäffung der Konkurrenz,

die man vorarbeiten lässt bevor man das Produkt perfektioniert und zu einem Spottpreis

verkauft. Bill Gates vertraut weiterhin einem Kapitalismus, in dem eine „main

invisible“ (CT, 191) exisitiert und der Markt immer Recht hat.

Weiters ist die Abbildung Ferdinand Piëchs beim Besuch der Fabrikshallen zu nennen,

welche ironischerweise eine Anlehnung an den sozialistischen Realismus und die

Darstellungen Mao Zedongs darstellt (vgl. CT, 200). Der Vergleich mit dem chinesischen

Diktator und Massenmörder ist zwar radikal, lässt aber auf die kritische Auffassung, die

Jed Martin gegenüber dem Kapitalismus hat, schließen. Ein späterer Vergleich mit Gott

bzw. Jesus Christus fügt dem noch weiteren Zynismus hinzu (vgl. CT, 201f.), bedeutet er

doch auch einen kritischen Blick auf die alte, fromme Gesellschaft.

4.2.2 Das liberal-kapitalistische System im Urteil von Jed Martins Kunst

Das Werk Jed Martins veranschaulicht kritisch den Niedergang des Kapitalismus im

Okzident, indem es neben Objekten der industriellen Arbeitsteilung Berufsfelder

thematisiert und dabei teilweise einflussreiche Vertreter des Systems abbildet. Die Visionen

Adam Smiths werden von diesen jedoch pervertiert: Software-Monopolist Microsoft

übernimmt lieber die Ideen der Konkurrenz, um eine preisgünstigere Nachahmung auf den

Markt zu werfen und so seine Position zu behaupten. Unternehmer sein bedeutet nicht,

innovativ zu sein und Risiken einzugehen, sondern stattdessen die Früchte firmenfremder

Anstrengungen zu seinem Vorteil auszunutzen. Das Unternehmen, nicht die Nachfrage,

macht den Preis, das Smithsche Konzept der unsichtbaren Hand (siehe Punkt 2.4) wirkt

degeneriert, die Entscheidungen des Konsumenten werden augenscheinlich von den

Produzenten beeinflusst.

Eine glückliche Welt nach den Spielregeln des Kapitalismus, wie er von Jed Martin

aufgefasst wird, erscheint dem zuletzt als Einsiedler lebendem Künstler unmöglich;

letztlich verurteilt er sämtliche (industrielle) Produktion des Menschen, ja sogar die

gesamte Spezies, zur Nichtigkeit. Die Vision Adam Smiths hat sich für ihn nicht erfüllt,

Preistreiberei ist auf den diversen Märkten gelebte Praxis und die Innovationskraft wird

!21

unter dem Vorwand, dem Konsumenten durch Übernahme firmenfremder Produkte den

besten Preis garantieren zu können, in der Wirtschaft zunehmend fallengelassen.

4.3 Jean Pierre Martin - Vater, Unternehmer und Verlierer des Kapitalismus

Der Vater des Künstlers Jed Martin tritt als vom Leben enttäuschte Person in Erscheinung.

Schon früh im Roman meint er, der fiktionale Houellebecq, seines Zeichens Pessimist und

Untergangsprophet der kapitalistischen Gesellschaft (siehe Punkt 4.1.2), habe eine

gerechtfertigte Vision der Gesellschaft (vgl. CT, 23). Obwohl seine Arbeit als

Bauunternehmer von Strandferienanlagen ihm sein ganzes Berufsleben über ein

erträgliches Einkommen beschert hat und sein Lebensinhalt war (vgl. CT, 115), ist er

unzufrieden, ja unglücklich: Sein Jugendtraum nicht nur Architekt, sondern auch Künstler

zu werden, hat sich nicht erfüllt; in dem Gedanken versunken als Kind ein Schwalbenhaus,

das die Vögel nie bewohnen wollten, gebaut zu haben, bricht er in Tränen aus (vgl. CT,

218). Seine kreativen Träume musste er aufgrund des Zwanges zu arbeiten und Geld zu

verdienen aufgeben (vgl. CT, 223). Schließlich, nachdem er die Menschen endgültig satt

hat (vgl. CT, 211), beschließt Jean-Pierre den Gang in die Euthanasieklinik (vgl. CT, 342).

Selbst das Sterben wird zum Geschäft in einer verwarlichten Welt (vgl. CT, 396).

Der Vater ist damit ein Mensch, den es in Adam Smiths Kapitalismus nicht geben dürfte; er

geht einer Arbeit nach, die ihn nicht erfüllt, wie es in Smiths Theorien eigentlich nur

einfache Tätigkeiten wie die von Arbeitern sein sollten (vgl. Punkt 1.2). Trotz seines guten

Einkommens ist er unglücklich und sogar bereit, seinem Leben ein Ende zu setzen, das nun

ohne Arbeit vollkommen sinnlos ist. Ein kleiner Anker scheint ihm jedoch die utopische

Theorie William Morris‘ gewesen zu sein, von der er seinem Sohn berichtet und ihn

neugierig macht (siehe Punkt 4.4).

4.4 Exkurs: Die Theorie von William Morris als utopische Alternative zum Kapitalismus

Zunächst kommt Jed Martin mit dieser Theorie durch seinen Vater in Kontakt (vgl. CT,

224). Als junger und engagierter Student entdeckt er sie als Alternative auch im Bereich

der Architektur zum vorherrschenden Produktivismus von Le Corbusier (vgl. CT, 220).

Morris stand den Präraphaeliten nahe in ihrem Streben, die Kunst von jeder Spiritualität

!22

und Authentizität zu lösen, sodass sie eine rein industrielle und kommerzielle Tätigkeit

werde (vgl. CT, 226). Zu seinen weiteren Zielen gehörte das Ausmerzen des Unterschiedes

zwischen Kunst und Kunsthandwerk, in der Überzeugung, jeder Mensch könne etwas

Schönes schaffen (vgl. CT, 227). Als sozialistischer Aktivist wollte er dem System der

industriellen Produktion ein Ende setzen (ebd.) Später erfährt Jed durch den fiktionalen

Houellebecq weitere Details: „Sur la fin il s‘est rallié au marxisme, mais au départ c‘était différent, vraiment original. Il part du point de vue de l‘artiste lorsqu'il produit une œuvre, et il essaie de le généraliser à l‘ensemble du monde de la production - industrielle et agricole (CT, 263).

Obwohl er privat keinen Frieden fand (vgl. CT, 264), habe Morris mit seiner Firma Erfolg

gehabt, die seinen Traum von Künstler- und Agrargemeinschaften anstatt industrieller

Produktion erfüllte (vgl. CT, 263). Morris & Co war ein Betrieb, in dem jeder Arbeiter ein

Möbel- oder Dekorationsstück von Anfang bis Ende fertigte; auf Arbeitsteilung wurde

verzichtet und das Unternehmen wirtschaftete gewinnbringend (vgl. CT, 266).

Neben den im Roman erwähnten Aspekten sind noch andere Punkte aus Morris Theorie

hervorzuheben, die aus seinen kritischen Schriften über die kapitalistische

Industriegesellschaft des Englands des 19. Jhdt. hervorgehen. Morris, obwohl dem

Sozialismus nahe, wollte keine gewaltvolle Revolution mit unnötigem Blutvergießen,

sondern setzte sich für eine Veränderung an der Basis der Gesellschaft ein (vgl. Morris

1884, 1). Seiner Ansicht nach besteht ein Grundproblem des Kapitalismus darin, dass viele

der „oppressors of the poor" (vgl. Morris 1884, 1) sich nicht ihrer Rolle als Unterdrücker

bewusst sind, weil sie nicht direkt durch die Probleme der Armen betroffen sind. Er spricht

zudem von einem „perpetual war“ (Morris 1884, 2), dessen Ursache für ihn in der

allgemeinen Konkurrenz liegt. So entstünde zwischen Nationen (vgl. Morris 1884, 2) wie

Unternehmen als „organizors of labour“ (Morris 1884, 3) ein ständiger Wettbewerb, der

zwar die Produktion ankurbelt, jedoch schreckliche Auswirkungen für den Markt hat: In

den Augen William Morris‘ würden sich die Produzenten auf dem Markt um den größten

Profit streiten (vgl. Morris 1884, 3) und damit den Konsumenten zum Kauf ihrer preislich

nicht zu unterbietenden zwingen (vgl. Morris 1884, 4). Dabei werben die Produzenten

Heere von Arbeitern an, die in einer ihnen zugewiesenen Tätigkeit spezialisiert werden,

ansonsten jedoch nichts können (vgl. Morris 1884, 4); bereits weniger als hundert Jahre

nach dem Erscheinen des Wohlstandes der Nationen hat sich Smiths Vision

!23

der ,Verdummung‘ der Arbeiterklasse (siehe Punkt 2.5) für Morris erfüllt. Am

Bildungssystem seiner Zeit kritisiert er, dass es nach Klassen unterscheidet und setzt sich

für liberale Bildung ein, in der jeder mehr als nur eine Tätigkeit erlernt (vgl. Morris 1884,

9). Darüber hinaus setzt er sich für Freizeit ein, in der die Menschen ihre individuellen

Interessen entfalten können (vgl. Morris 1884, 9f.).

William Morris‘ Theorie ist weder in der Realität noch in der Diegese nicht Wirklichkeit

geworden. Ein fiktionaler Houellebecq weiß sogar, dass „le modèle proposé par William

Morris n‘aurait rien d‘utopique dans un monde où tous les hommes ressembleraient à

William Morris“ (CT, 267). Das Modell steht im Roman als Gegenpol zur neo-liberalen

Weltordnung, mit der Jed und sein Vater im Laufe ihres Lebens zunehmend überfordert

sind und jeder für sich radikal mit ihr brechen: Jean-Pierre beendet sein Leben, Jed setzt

der kapitalistischen Produktionsweise in der Westlichen Welt symbolisch in seinem letzten

künstlerischen Schaffen ein Ende und überlässt Menschheit, Wirtschaft und Gesellschaft

der Nichtig- und Vergänglichkeit. Die Utopie William Morris‘ bleibt aufgrund des

Konformismus der Gesellschaft eben das: Ein ideelles Konstrukt, an dessen Umsetzung

sich niemand wagt. Für einen Verlierer des Systems wie Jean-Pierre, der sein Leben einer

Arbeit gewidmet hat, die ihn eigentlich nicht interessierte, bleibt sie im Privaten

Hoffnungsschimmer und Inspiration. Bei Betrachtung der utopischen und unrealisierbaren

architektonischen Modelle seines Vaters muss Jed traurig Bilanz ziehen: Jean-Pierre Martin s‘était livré à une fuite en avant dans l‘imaginaire [...]. Au fond, se dit tristement Jed en refermant la dossier, son père n‘avait jamais cessé de vouloir bâtir des maisons pour les hirondelles (CT, 406).

4.5 Resümee

Insgesamt zeichnet der Roman ein pessimistisches Bild des kapitalistischen Systems, das

sich unterdessen weit von der Vision Smiths entfernt zu haben scheint. Der Protagonist Jed

verliert schließlich jeglichen Bezug zur Gesellschaft und wird, wie der fiktionale Michel

Houellebecq, zum klassischen Künstlereremiten, der abgeschottet von Menschen seine

Kreativität auslebt. Die Marktwirtschaft hat auch in Bereiche wie Kunst oder Liebe Einzug

genommen; die Logik des Marktes unterwirft alles der Suche nach Profit. Gerade dieses

Phänomen greift Jed als Künstler auf und liefert so über zahlreiche fiktionale

Bildbeschreibungen und kunsthistorische Urteile dem Leser ein letztes Zeugnis des

zumindest im Westen dem Untergang geweihten Kapitalismus. In einem weiteren Schritt

!24

zeigt er in der Kunst, was sein der Welt überdrüssiger Vater in der Realität durchführt: Die

Auslöschung der menschlichen Existenz als ultimativen Ausweg aus einem System, dessen

Scheitern von Innen heraus sich deutlich abzeichnet.

5. Conclusio

Zusammenfassend lässt sich aus der Analyse der sozioökonomischen Aspekte der

beiden Romane ein ernüchternder Schluss ziehen: Beide Romane spiegeln bis zu einem

gewissen Grad unsere heutige Welt wieder, in beiden spielen Enttäuschung und Ablehnung

der momentanen Wirtschafts- und Gesellschaftssituation eine große Rolle. Wichtig ist, dass

sowohl im Falle von Un roman français, als auch von La carte et le territoire die zentralen

Charaktere des semi-fiktionalen Frédéric Beigbeder und Jed Martins finanziell zur

Gewinnerseite des Kapitalismus zählen, jedoch in beiden Fällen massive Kritik am System

äußern. Dieses hat alles, selbst einen Wert wie Liebe, zu vermarkten gewusst und kennt nur

einige wenige Gewinner im ständigen Konkurrenzkampf um Sex und Geld. So sind beide

Werke Zeugnisse davon, dass an Umsetzung von Adam Smiths kapitalistischem System

offenbar einiges gescheitert ist. In der Diegese von Un roman français führt die „quête du

plaisir" (David 2004, 44) zwar zu Wohlstand, nicht aber zu Glück und hilft Beigbeder bei

der Rekonstruktion seiner Erinnerung nur so weit, als dass er die Enttäuschungen und

Entbehrungen, die seiner Familie dadurch widerfahren sind, erkennt. In La carte et le

territoire wird der Protagonist durch seine Beobachtungen der Welt sogar dazu veranlasst,

diese für ein Leben in Einsamkeit zu verlassen, während sein wohlhabender aber

unglüclicher Vater ihm durch Euthanasie ein für alle Mal den Rücken kehrt.

Beide Romane sind sicher eine überspitzte Kritik an der zeitgenössischen Gesellschaft, sie

urteilen aber zurecht scharf. Die letzte Finanzkrise hat gezeigt, dass die Weltwirtschaft

schon lange nicht mehr auf Smith hört, sondern Spekulation und unternehmerische Willkür

den Wohlstand der Nationen bestimmen. Im „einfachen System der natürlichen Freiheit“

von heute wird Arbeit oft zum lebensnotwendigen Zwang, wie auch die Werke reflektieren.

In ihnen wird die vermeintliche Freiheit des Systems von konkurrierenden Konzernen und

!25

der Politik korrumpiert und verdammt manche Menschen zu Arbeit und Wohlstand,

Zustände, die erschreckend nahe an die Realität herankommen.

Wirtschaft und Politik haben sich in den beiden zeitgenössischen Werken Houellebecqs

und Beigbeders in Anlehnung an die tatsächliche Welt von zahlreichen Idealen das großen

Schottischen Nationalökonomen entfernt. Sie sind intellektuelle Aufschreie gegen die

Konsum- und Wohlfühlgesellschaft und regen zur Reflexion über die momentanen

Verhältnisse und zum Finden von Alternativen an. Michel Houellebecq erwähnt den Um-

oder Ausweg des Sozialismus quasi in einer Fußnote, wenn er über die Theorien von

William Morris schreibt. Nach mehr als einem halben Jahrhundert Realsozialismus dürfte

das Ende der Ideologien, wie Beigbeder meint (vgl. David 2007, 42), endgültig gekommen

und durch den weltweiten Kapitalismus abgelöst worden sein; doch zu welchem Preis?

Ablehnung des Systems führt in La carte et le territoire zu einem Leben als Einsiedler,

seine Annahme in Un roman français zur emotionalen Entrückung des Protagonisten.

Adam Smiths Theorie scheint halbherzig durchgeführt und mehrfach ausgelegt worden zu

sein, um ein derartiges System schaffen zu können. Seine Verwerfung, Revision oder

Neuauflage stehen im Raum.

!26

6. Anhang

6.1 Anhang 1: Zitate

Zitat 1: Im Fortschritt der Arbeitsteilung wird die Beschäftigung des größten Teiles derer, die von ihrer Arbeit leben, d.h. der großen Masse des Volkes, auf wenige sehr einfache Verrichtungen [...] beschränkt. Der Verstand der meisten Menschen wird aber selbstverständlich durch ihre gewöhnlichen Beschäftigungen beeinflusst. Der Mann, dessen ganzes Leben ein paar einfachen Verrichtungen gewidmet ist, deren Wirkungen vielleicht stets dieselben [...] sind, hat keine Gelegenheit, seinen Verstand anzustrengen oder seine Erfindungskraft zu üben, um Hilfsmittel gegen Schwierigkeiten aufzusuchen, die ihm niemals begegnen. Er verliert mithin natürlich die Gewohnheiten solcher Übungen, und wird gewöhnlich so dumm und unwissend, wie es ein menschliches Wesen werden kann. [...] Sie schädigt sogar die körperliche Rüstigkeit und macht ihn unfähig, seine Kraft in einem andern Geschäfte, als zu dem er erzogen ist, mit Anstrengung und Ausdauer zu gebrauchen. Seine Geschicklichkeit in seinem Gewerbe scheint also auf Kosten seiner geistigen, geselligen und kriegerischen Fähigkeit erworben zu sein. Dies ist der Zustand, in welchem in jedem zivilisierten Volke der arbeitende Arme, d.h. die Masse des Volkes, notwendig versinken muss, wenn die Regierung nicht Vorsorge dagegen trifft (WN 871).

Zitat 2: Nous avons vécu un bonheur Canada Dry. C‘est une vie qui a l‘apparance du bonheur: Neuilly, les beaux quartiers de Paris, de grandes villas à Pau, la plage de Guéthary ou de Bali... ça ressemble au bonheur, on dirait du bonheur, mais ce n‘est pas du bonheur. On devrait être heureux, on ne l‘est pas: alors, on fait semblant. C‘est tout de même ce qu‘il y a de pire au monde: des parents adorables qui font tout pour que vous soyez heureux, et n‘y arrivent pas (RF, 202).

Zitat 3: Naïvement je me croyais à l‘abri alors que je ne suis qu‘un jouet entre les mains de fonctionnaires déshumanisés par le principe de la taylorisation - le flic qui t‘enferme n‘est pas celui qui t‘a arrêté, et le juge qui te condamne ne connaît pas le flic qui t‘a enfermé, et si tu cries que tu es innocent, tu dis la même chose que tous les autres détenus, et c‘est un quatrième fonctionnaire qui hochera la tête gentiment en tamponnant ta fiche anthropométrique (RF, 138f.).

Zitat 4: 24 heures de claustration pour une fiesta débile? La société française devient folle! - C‘est le consigne en ce moment. Comme on n‘arrive pas à endiguer le trafic de drogue, on s‘en prend aux

consommateurs. C‘est la même chose que pour la prostitution, on s‘attaque aux clients. S‘il n‘y a plus de clients, il n‘y a plus de problème. [...] C‘est pareil avec la pédophilie. Comme on n‘arrive pas à empecher des détraqués de violer des enfants, on arrête les gens qui téléchargent des filmes pédophiles sur internet.

- Vous voyez bien que c‘est profondément injuste! Un type qui se branle en matant une vidéo, un autre qui sniffe un trait de farine, un troisième qui se tape une pute albanaise, c‘est peut-être monstrueux si vous y tenez mais admettez que c‘est MOINS GRAVE que le type qui a enregistré la vidéo pédophile, celui qui a importé la tonne de coco et le proxénète qui tabasse son tapin!

- Que voulez-vous: s‘il n‘y a plus de demande, il n‘y a plus d‘offre! - Vous parlez comme un économiste! Arrêter les dépravés, c‘est le début de la dictature (RF, 166).

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6.2 Anhang 2: Bibliographie und Siglenschlüssel

Siglen:

CT = Houellebecq, Michel: La carte et le territoire.Paris: Flammarion, 2010.

EN = Aristoteles: Nikomachische Ethik. Übers. u. hg. v. Ursula Wolf. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2006.

RF = Beigbeder, Frédéric: Un roman français. Paris: Le Livre de Poche, 2009.

WN = Smith, Adam: An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations. London, 1776. Übers. v. Franz Stöpel. Frankfurt am Main: Zweitausendeins, 2009 (Lizenzausgabe).

Literatur:

David, Angie: Frédéric Beigbeder. Paris: Léo Scheer, 2007.

Hartwig, Susanne/ Stenzel, Hartmut: Einführung in die französische Literatur- und Kulturwissenschaft. Stuttgart/Weimar: J.B. Metzler, 2007.

Isenschmid, Andreas: „Roman und antiliberales Manifest“, in: Steinfeld, Thomas (Hg.): Das Phänomen Houellebecq. Köln: DuMont, 2001.

Jaeger, Friedrich (Hg.): Enzyklopädie der Neuzeit. Stuttgart/Weimar: J.B. Metzler, 2005.

Krause, Tilman: „Schafft den Menschen ab. Michel Houellebecqs Roman über das liberale Zeitalter“, in: Steinfeld, Thomas (Hg.): Das Phänomen Houellebecq. Köln: DuMont, 2001.

Kromphardt, Jürgen: Konzeptionen und Analysen des Kapitalismus. Stuttgart/ Göttingen: Uni-Taschenbücher/ Vandenhoeck & Ruprecht.

Liessmann, Konrad Paul/ Zenaty, Gerhard/ Latina, Katharina: Vom Denken. Einführung in die Philosophie. Wien: Braumüller, 52007.

Recktenwald, Horst Claus: „Adam Smith“, Einführung der 2009 bei Zweitausendeins erschienenen Lizenzausgabe der Franz Stöpel-Übersetzung von Smith, Adam: An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations. London, 1776.

Steinfeld, Thomas (Hg.): Das Phänomen Houellebecq. Köln: DuMont, 2001.

Winter, Helen/ Rommel, Thomas: Adam Smith für Anfänger. Der Wohlstand der Nationen. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 42010.

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aus dem Internet abgerufene Quellen:

Morris, William: „How we live and how we might live“, abgerufen von www.marxists.org [http://marxists.org/archive/morris/works/1884/hwl/hwl.htm, letzter Aufruf am 30.04.12; Seitenzahlen beziehen sich auf die Druckversion des Dokumentes].

Shulevitz, Judith: „Homage to Golablization“, in: The New York Times, Onlineausgabe vom 15.01.12. [http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9D04EFD91F3FF936A25752C0A9649D8B63&ref=michelhouellebecq&pagewanted=print, letzter Aufruf am 30.04.12].

Wood, James: „Off the Map. Michel Houellebecq‘s naked nomads.", in: The New Yorker, Onlineausgabe vom 23.01.12. [http://www.newyorker.com/arts/critics/books/2012/01/23/120123crbo_books_wood, letzter Aufruf am 30.04.12].

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