Der Psychologe der Maschinen. Über Gilbert Simondon und zwei Theorien technischer Objekte

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Henning Schmidgen Der Psychologe der Maschinen. Über Gilbert Simondon und zwei Theorien technischer Objekte [published, with minor changes, in: Christiane Kraft Alsop (ed.), Grenzgängerin/Bridges between disciplines: Festschrift für Irmingard Staeuble, Heidelberg/Kröning: Asanger Verlag, 2001, pp. 265-287] Der Soziologe Bruno Latour eröffnet seine Aufsatzsammlung Der Berliner Schlüssel (1996) mit einem ebenso anregenden wie beziehungsreichen Text. In seinem „Porträt von Gaston Lagaffe als Technikphilosoph“ verdeutlicht Latour am Beispiel des alltäglichen Gegenstands Tür, welche Konsequenzen die Veränderung eines technischen Objekts für das Zusammenleben der mit ihm umgehenden Subjekte haben kann. An einer Bürotür werden zusätzliche Öffnungen angebracht, und dadurch wird ein ganzes Kollektiv menschlicher und nicht-menschlicher Akteure neu organisiert. Die im Büro tätigen Mitarbeiter, der eine zug-, der andere lärmempfindlich, die Boten, die ein- und ausgehen, die Haustiere, die sich durch den Raum bewegen, und

Transcript of Der Psychologe der Maschinen. Über Gilbert Simondon und zwei Theorien technischer Objekte

Henning Schmidgen

Der Psychologe der Maschinen. Über Gilbert Simondon und zwei

Theorien technischer Objekte

[published, with minor changes, in: Christiane Kraft Alsop

(ed.), Grenzgängerin/Bridges between disciplines: Festschrift für Irmingard

Staeuble, Heidelberg/Kröning: Asanger Verlag, 2001, pp. 265-287]

Der Soziologe Bruno Latour eröffnet seine Aufsatzsammlung Der

Berliner Schlüssel (1996) mit einem ebenso anregenden wie

beziehungsreichen Text. In seinem „Porträt von Gaston Lagaffe

als Technikphilosoph“ verdeutlicht Latour am Beispiel des

alltäglichen Gegenstands Tür, welche Konsequenzen die

Veränderung eines technischen Objekts für das Zusammenleben

der mit ihm umgehenden Subjekte haben kann. An einer Bürotür

werden zusätzliche Öffnungen angebracht, und dadurch wird ein

ganzes Kollektiv menschlicher und nicht-menschlicher Akteure

neu organisiert. Die im Büro tätigen Mitarbeiter, der eine

zug-, der andere lärmempfindlich, die Boten, die ein- und

ausgehen, die Haustiere, die sich durch den Raum bewegen, und

schließlich die Maschinen, die in Betrieb sind: alle werden in

ihrem Verhalten zueinander neu abgestimmt. Latour resümiert:

„Wenn man Technik einsetzt, wird die Situation immer reicher,

komplexer, ja, warum nicht sagen: interessanter“ (Latour,

1996, S. 10).

Der französische Titel von Latours Text lautet: „Il faut

qu'une porte soit ouverte ou fermée... Petite philosophie des

techniques“. Mit dem ersten Teil dieses Titels greift Latour

Ausführungen aus einem anderen Kontext auf: Dieselbe

Formulierung findet sich in einem Séminaire des

Psychoanalytikers Jacques Lacan. 1955 hat Lacan in seinem

Vortrag „Psychanalyse et cybernétique“ versucht, am Beispiel

der Tür den Zusammenhang von zweiwertiger Logik,

elektronischen Schaltungen und symbolischer Ordnung zu

verdeutlichen. „Il faut, c’est vrai, qu’une porte soit ouverte

ou fermée“ (Lacan, 1978, S. 346). Daß die Tür nur den Zustand

der Öffnung oder den der Schließung kennt, macht sie in den

Augen des Psychoanalytikers zum Symbol par excellence: Das

Auf/Zu der Tür gleicht dem logischen 0/1, dem elektronischen

+/- und dem linguistischen S1/S2. Durch die zwei Zustände, die

sie annehmen kann, gehört die Tür bei Lacan schon wesentlich

zur symbolischen Ordnung – im Unterschied zu Stühlen oder

2

Tischen, die in seinen Augen nur mehr oder weniger

bedeutungsträchtige Gegenstände sind. Anders als diese

einfachen Möbel ist die Tür bereits eine rudimentäre

„Maschine“ (Lacan, 1978, S. 346; siehe dazu Kittler, 1989).1

Mit seiner halb ironischen, halb ernst gemeinten Replik

wendet sich Latour gegen die Lacansche ‚Kybernetisierung der

Tür’ und, allgemeiner, gegen die Reduktion von technischen

Objekten auf die in ihrer Struktur oder Funktion enthaltene

Information. Durch den Verweis auf eine Tür, die offen und

geschlossen ist, verdeutlicht er, daß es nicht ausreicht,

technische Objekte auf Algorithmen oder binäre Codes

zurückzuführen. Nach Latour kennen Maschinen, so rudimentär

sie sein mögen, stets mehr als nur zwei Zustände. Anders als

für den Psychoanalytiker, sind technische Objekte für den

Soziologen Körper, „nicht-menschliche Wesen“, die ihre eigene

Dichte (oder eben: Löchrigkeit) haben. Ihr Bestand und ihre

Tätigkeit können nicht auf Symbole reduziert werden, sie sind

vielmehr im Rahmen einer „symmetrischen Anthropologie“ zu

beschreiben (siehe Latour, 1995).

1 Bekanntlich ist dies nicht die einzige Stelle, an der Lacan von Türen

handelt. In „L’instance de la lettre“ (Lacan, 1966) dient dem Analytiker

die Tür zur Veranschaulichung der Geschlechtertrennung.

3

Latours Replik auf Lacan aktualisiert die Gegenüberstellung

von zwei Theorien technischer Objekte, die in den Diskussionen

um das Verhältnis von Technik und Kultur immer wieder

anzutreffen sind. Sie können schematisch wie folgt dargestellt

werden. Die eine Theorie impliziert eine formalisierte

Auffassung des technischen Objekts, die analytisch-

kombinatorisch oder, in neuerer Zeit, informationstheoretisch

unterbaut ist. In dieser Theorie erscheint die Maschine als

eine Vergegenständlichung symbolischer oder logischer

Ausdrücke. Die andere Theorie ist ethnologisch oder

anthropologisch ausgerichtet und erfasst das technische Objekt

als eine Art Ganzheit, die in ihrem Bestand, ihrer Entwicklung

und Auswirkung empirisch-deskriptiv zu untersuchen ist. So wie

bei Lacan erscheinen in der ersten Theorie Maschinen als

Verkörperungen von Wissen, die zurückgeführt werden können auf

Kombinationen elementarer Bestandteile. Die Kombination dieser

Teile oder Elemente folgt, so wird dabei angenommen, einer

Logik oder Grammatik, die allgemein gültig ist. In der zweiten

Theorie erscheinen Maschinen hingegen wie bei Latour als Körper

(als Dinge oder Wesen), die in ihrer Form, Entstehung und

Wirkung von örtlich definierten Sozialbeziehungen abhängen und

4

die daher im Hinblick auf solche Beziehungen zu beschreiben

sind.

Der ersten Theorie begegnet man vor allem in kybernetischen

Konzeptionen der Maschine und kognitionswissenschaftlichen

Versuchen zur Erklärung der technischen Aktivität als Wissen

(siehe z.B. Ashby, 1961; Klagenfurt, 1995; Mitcham, 1994, S.

192ff.). Die zweite Theorie liegt soziologischen und

ethnologischen Studien über die Interaktion von Mensch und

Technik zugrunde, in der die technische Aktivität vor allem

als Praxis gefasst wird (s. z. B. Latour & Lemonier, 1994;

Leroi-Gourhan, 1965; 1971/73; Mitcham, 1994, S. 209ff.). Sie

findet sich darüber hinaus in phänomenologischen Arbeiten, die

auf einen „instrumentellen Realismus“ ausgerichtet sind (s. z.

B. Ihde, 1978).

Innerhalb der Wissenschafts- und Technikforschung zeigt

sich der formalisierende Zugriff auf die Technik etwa in

Goodings Studien (1990a; 1990b) zur kognitiven Rekonstruktion

technischer Innovationen. Doch schon Dinglers (1928)

Pionierarbeit über die „universalen“ Grundelemente von

Experimentalanordnungen (Ebene, fester Körper, Bewegung, Zeit

etc.) hat in diese Richtung gewiesen. Auch Koyré (1939, S.

352), mit seiner Annahme, wissenschaftliche Instrumente seien

5

„im strengsten Sinne des Wortes Verkörperungen (incarnations) des

Geistes, Materialisierungen von Ideen“, hat einen Beitrag zur

Fundierung der formalisierenden Sichtweise der Technik

geliefert. Die Auffassung der Maschine als eigenartiges „Ding“

hingegen liegt, was die Wissenschafts- und Technikforschung

angeht, den Arbeiten von Knorr-Cetina (1981), Shapin und

Schaffer (1985) und Pickering (1995) zugrunde. Latour schließt

an diese Studien an und entwickelt sie eigenständig weiter

(s.u.).

Obwohl die zwei skizzierten Theorien technischer Objekte

historisch abgeleitet werden können,2 ist bisher nur wenig zu

ihrer Vermittlung unternommen worden. In den gegenwärtigen

Diskussionen stehen sie sich zumeist unreflektiert gegenüber.

Das Unvermittelte dieser Entgegensetzung wird besonders 2 Die analytisch-kombinatorische Theorie der Maschine kann über Franz

Reuleaux’ Theoretische Kinematik und Charles Babbages „Method of Expressing by

Signs the Action of Machinery“ zumindest bis auf Christopher Polhems

mechanisches Alphabet zurückgeführt werden. Anknüpfungspunkte dieser

Theorietradition sind – neben der Philosophie von Leibniz – die Chemie, die

Linguistik und die Mathematik. Die empiristisch-deskriptive Theorie des

technischen Objekts scheint dagegen bei Johann Beckmann zu beginnen, der

die Methoden Linnés auf das „Technikreich“ anzuwenden versuchte. Sie führt

über Ernst Kapps anthropologische Theorie der Technik bis hin zu Leroi-

Gourhans Untersuchungen zum Zusammenhang von Evolution und Technik. Zur

Geschichte des technologischen Wissens siehe Buchheim und Sonnemann (1990),

Sigaut (1991) und Mitcham (1994).

6

deutlich, wenn man sich der Technikphilosophie von Gilbert

Simondon (1924-1989) zuwendet. Diese unterläuft, wie im

Folgenden verdeutlicht wird, das skizzierte Gegenüberstehen in

mehrfacher Hinsicht. Dadurch eröffnet sie die Perspektive auf

eine dritte Theorie des technischen Objekts, in der diese

Objekte im größeren Zusammenhang materieller Kulturen situiert

werden. Teile der Sozialwissenschaften, insbesondere die

Wissenschafts- und Technikforschung, können sich, so wird hier

argumentiert, an dieser Theorie mit Gewinn ausrichten.

1958 ist der Psychologe Simondon mit einer Abhandlung

hervorgetreten, in deren Zentrum die Frage nach der

Existenzweise technischer Objekte steht. Obwohl Du mode

d'existence des objets techniques mehrfach aufgelegt wurde und von dem

Philosophen Gilbert Hottois als „klassische Referenz“ all

derer beschrieben wird, „die sich mit unserer technologischen

Moderne auseinandersetzen“ (Hottois, 1993, S. 7), ist der

Arbeit Simondons außerhalb Frankreichs bis heute kaum

Aufmerksamkeit zuteil geworden (siehe aber Dumouchel, 1995;

Marcuse, 1982).3 Simondon unterteilt seine Fragestellung in 3 Bevor die Abhandlung Simondons im Folgenden näher erörtert wird, ist

daran zu erinnern, daß sie keineswegs die einzige Buchpublikation des 1989

verstorbenen Psychologen ist. 1964 erschien L'individu et sa genèse physico-chimique,

das Simondon dem Andenken des drei Jahre zuvor verstorbenen Maurice

Merleau-Ponty widmete. Diese Monographie, ebenso wie die Abhandlung über

7

folgende Aspekte: Wie unterscheiden sich technische Objekte

von natürlichen Objekten einerseits (Pflanzen, Steine etc.)

und ästhetischen Objekten andererseits (z. B. Gemälde,

Skulpturen)? Hängt das Wesen der technischen Objekte ganz von

den Ziel- und Zweckvorgaben des Menschen ab, oder handelt es

sich um „natürliche Arten“, die eigenständig evolvieren? Wie

läßt sich ihre Entstehung und Entwicklung adäquat beschreiben?

Diese Fragen werden von Simondon aus der Perspektive einer

neo-aristotelischen Philosophie der Individuation beantwortet.

Die Entwicklung der inneren Organisation technischer Objekte

wird dabei als Übergang von „abstrakten“ zu „konkreten“ Formen

gefaßt. Simondon definiert das Wesen technischer Objekte im

technische Objekte, ist aus Simondons umfangreicher, von Georges Canguilhem

betreuter Doktorarbeit über das Problem der Form und der Information

hervorgegangen. Auch der posthum veröffentlichte Band L'indviduation psychique et

collective läßt die Verbindung zu diesem Problemkreis erkennen (siehe

Simondon, 1964; 1989a; 1989b). Die zahlreichen kleineren Publikationen von

Simondon umfassen neben Aufsätzen zur Sozialpsychologie und zur Ethik der

Technik auch Studien zum Problem der technischen Erfindung und des

technischen Fortschritts. Ferner ist Simondon als Mitverfasser eines

Überblicks über die Geschichte der modernen Psychologie hervorgetreten und

zeichnet für eine Vielzahl von cours über Themen wie akustische und visuelle

Wahrnehmung, Kreativität, Phantasie usw. verantwortlich (siehe die

Bibliographie von M. Simondon, 1990; sowie Caneghem, 1989; Hottois, 1993;

Gilbert Simondon, 1994). Literatur über Simondon erschien bislang

hauptsächlich im französischen Sprachraum. Siehe die Aufsätze in den Cahiers

philosophiques 12, Nr. 43 (1990) [Sondernummer Simondon] sowie die Beiträge im

Tagungsband Gilbert Simondon (1994).

8

Hinblick auf „Funktionsschemata“, die als allgemeine

Bestimmungen (im Sinne von Bauplänen) dienen, die zugleich

aber, als individuelle Bestimmungen, Ausgangspunkte für die

dynamische Individuation der Objekte sind.

Im Folgenden wird verdeutlicht, daß es diese doppelte

Fassung der Wesensbestimmung ist, die Simondons Theorie des

technischen Objekts für die heutigen Diskussionen um die

verwissenschaftlichte und technisierte Welt interessant macht.

Mit der formalisierenden Maschinentheorie teilt Simondon zwar

die Auffassung, daß Maschinen oder Werkzeuge wesentlich auf

Zeichengefüge bezogen sind und daß die Existenz oder Nicht-

Existenz einzelner technischer Artefakte nichts am Bestehen

des gezeichneten Objekts ändert. Im selben Moment unternimmt

er jedoch eine radikale Kontextualisierung der Maschine in

ihrer konkreten Materialität, die in vielem an die neuere

Anthropologie und Soziologie von Wissenschaft und Technik

erinnert. Das technische Objekt sieht sich dabei nicht nur in

soziale Umfelder eingebettet, sondern auch in technische und

natürliche Milieus, die für es spezifisch sind. Die

Orientierung an der Maschine als geschlossener Entität wird

damit nachhaltig durchbrochen.

9

Entstehung und Entwicklung

Simondon entfaltet seine Technikphilosophie auf drei Ebenen:

Erstens, auf der Ebene der technischen Objekte selbst, ihrer

Entstehung und Entwicklung; zweitens, auf der Ebene des

Verhältnisses von Mensch und technischem Objekt (in

synchronischer und diachronischer Perspektive); drittens, auf

der Ebene der „Technizität“, d. h. des in der Technik im

Unterschied etwa zur Ästhetik oder zur Religion implizierten

Weltbezugs. Ihre innere Spannung bezieht Simondons Theorie

dabei aus dem fast durchgängig beanspruchten und teils

identifizierend, teils differenzierend gewendeten Vergleich

von technischen mit natürlichen Objekten, von technischen

Wesen (êtres techniques) mit Lebewesen (être vivants), aristotelisch

gesprochen: von physei onta und techne onta. Simondon zufolge

unterscheiden sich technische Wesen von Lebewesen durch das

Ausmaß ihrer „internen Synergie“. Anhand der Betrachtung des

inneren Aufbaus exemplarischer Objekte (Verbrennungsmotor,

Fernseher), der Anordnung ihrer Einzelteile und der zwischen

diesen stattfindenden Energieaustauschprozesse, zeigt er, daß

technische Objekte sich im Verlaufe ihrer Entwicklung

konkretisieren. So rücken die Bestandteile des Verbrennungsmotors

näher aneinander, und bestimmte Teile werden funktional

10

„überdeterminiert“. Die Kühlrippen am Zylinder dienen nicht

mehr nur der Thermik, sondern auch der Statik: Sie kühlen den

Zylinder, geben ihm aber auch zusätzliche Stabilität

(Simondon, 1989a, S. 22f.; im Folgenden zit. als MEOT).

Konkretisierung in diesem Sinn bedeutet einen Zuwachs an

innerer Organisiertheit, Eigengesetzlichkeit und

entsprechender Unabhängigkeit. Durch die Konkretisierung

nähert sich das technische Objekt dem natürlichen an, das von

Simondon als vollständig konkretisiertes beschrieben wird. Im

natürlichen Objekt, so erklärt er, sind alle Teile

überdeterminiert (siehe MEOT, S. 49). Das technische Objekt

verfügt dagegen stets über einen Rest von Abstraktheit,

befindet sich immer „in Konkretisierung“, wird aber nie

vollends konkret. Dieser Rest von Abstraktheit verweist auf

die Tatsache, daß sich die Entstehung technischer Objekte

Erfindungen verdankt – erst hier kommt in Simondons

Darstellung also der Mensch ins Spiel.

Abstrakte technische Objekte sind Simondon zufolge dadurch

gekennzeichnet, daß ihre Teile funktional nur so ineinander

greifen, „wie Arbeiter, die kooperieren, ohne genau zu wissen,

was der andere jeweils tut“ (MEOT, S. 21). Besonders deutlich

wird dies, wenn ein technisches Objekt durch Anwendung

11

wissenschaftlicher Prinzipien planmäßig entwickelt werden

soll. Diese Entwicklung geschieht zunächst am Reißbrett, im

Labor, in der Versuchsanstalt. Die Abnahme von Abstraktheit,

also die Konkretisierung des Objekts, ist an der langsamen

Ablösung von äußeren Hilfs-, Stütz- und

Versorgungseinrichtungen abzulesen (MEOT, S. 21). Die

technischen Objekte bleiben aber für die

Ingenieurswissenschaften bis zu einem gewissen Grade „opak“.

Mag die technische Innovation auch noch so geplant und

berechnet vonstatten gehen, die von ihr bezeichnete

Diskontinuität, das Plötzliche, das ein technisches Objekt als

„neu erfundenes“ erscheinen läßt, verweist darauf, daß es

Momente oder Effekte realisiert, die wissenschaftlich (noch)

nicht erklärt werden können. Darin besteht, Simondon zufolge,

das Wesen der Erfindung: Das neue technische Objekt ist etwas,

das eine bis dato unbekannte Leistung vollbringt. Das

„Erfunden-worden-sein“ markiert also den Mehrwert des

technischen Objekts gegenüber seiner

ingenieurswissenschaftlichen Deduktion. Die Grundkoordinaten

zur Verortung der technischen Objekte und ihrer spezifischen

Existenzweise sind damit gegeben: „Die Konkretisierung

verleiht dem technischen Objekt eine Zwischenstellung zwischen

12

den natürlichen Objekten und der wissenschaftlichen

Repräsentation“ (MEOT, S. 46).4

Linien

Die Art und Weise, wie Simondon die Entstehung und Entwicklung

technischer Objekte abhandelt, wirft die Frage auf, was genau

der Begriff „technisches Objekt“ bezeichnet. Wie Jean-Pierre

Séris (1994, S. 29) bemerkt, ist dieser Begriff in der

Simondon-Rezeption zu oft als problemlos und

selbstverständlich akzeptiert worden. Tatsächlich stellt sich

die Frage, ob „technisches Objekt“ etwa mit „Maschine“

(Werkzeugmaschine z. B.) oder mit „technisches Produkt“

(Kugelschreiber, Kleidung etc.) gleichbedeutend ist. Beides

trifft nicht zu, und Simondon bringt wiederholt den

systematischen Unterschied zwischen dem technischen Objekt und

dessen konkreten Realisationen zur Geltung.

4 In vergleichbarer Weise verfährt Mikel Dufrenne in bezug auf das

ästhetische Objekt. Dufrenne, der „frühere Kollege“, dem Simondon in einer

Vorbemerkung zu Du mode d‚existence des objets techniques für seine Hilfe dankt,

setzt in seiner Phénoménologie de l‚expérience esthétique (1953) zunächst am

ästhetischen Objekt an, das er aber sogleich vom einzelnen Kunstwerk

unterscheidet. Er beschreibt das Objekt im Hinblick auf dessen „Wesen“

(verstanden als "immanente Bedeutung") und grenzt es von anderen

Objekttypen (natürliche Objekte, Gebrauchsgegenstände, ideelle Objekte

usw.) ab (siehe Dufrenne, 1953, S. 111ff.; MEOT, S. 20, Fußnote 1).

13

Der Unterschied wird zunächst daran deutlich, daß sich ein

technisches Objekt laut Simondon durch eine Reihe von

aufeinanderfolgenden Verbesserungen, kleineren

Perfektionierungen, konkretisiert. Der Ausdruck „technisches

Objekt“ kann dabei nicht ein einzelnes, materiell realisiertes

Artefakt bezeichnen, sondern er bezieht sich auf eine Serie

von variierten Artefakten, von überarbeiteten und verbesserten

Ausführungen. Auch die Art und Weise, wie Simondon die

verschiedenen Formen des technischen Objekts

„Verbrennungsmotor“ im Bild dokumentiert, zeigt, daß es ihm

dabei um einen „Gerätetyp“, eine „Apparate-Familie“ oder –

weniger vitalistisch formuliert – eine Reihung

aufeinanderfolgender Modelle geht. Was aber hält diese Reihung

zusammen, und was grenzt die kleineren Perfektionierungen von

den durchgreifenden Verbesserungen ab, mit denen ein altes

Objekt durch eine neue Erfindung ersetzt wird?

Der Verbrennungsmotor läßt sich, so erklärt Simondon, auf

ein „reines Funktionschema“ zurückführen, das den

verschiedenen Ausführungen dieses Motors zugrundeliegt (MEOT,

S. 42). Dieses Funktionsschema ist Ausdruck und Fixierung der

Erfindung. Es markiert den Beginn der „Abstammungslinie

(lignée)“ des technischen Objekts. Das Funktionsschema enthält

14

also die Wesensbestimmung des technischen Objekts, und zwar in

einem doppelten Sinn. Einerseits ist an ihm die Art und Weise

abzulesen, wie das einzelne Artefakt gebaut werden kann. Das

Schema in diesem Sinne ist eine allgemeine Bestimmung

(horismos), die dem Konstrukteur als Bauanleitung dient.

Andererseits ist das Schema Ausgangspunkt für die dynamische

Entwicklung des Objekts: Ausgehend von der einmal gemachten

Erfindung beginnt eine technische Abstammungslinie, die sich

vielfältig verzweigen kann. In diesem Sinne verfügt das Objekt

über eine individuelle Bestimmung (eidos), die seine Entwicklung

über verschiedenste Ausführungen hinweg steuert.5

Vom technischen Objekt als etwas Einzelnem kann nach

Simondon also nur auf der Ebene des Schemas die Rede sein. Im

Unterschied dazu ist das realisierte Artefakt, wie es

beispielsweise dem Menschen gegenübersteht, austauschbar.

Seine Existenz oder Nicht-Existenz ändert nichts am Existieren

des technischen Objekts. Umgekehrt: Das technische Objekt ist

nicht identisch mit dieser oder jener materiellen

Realisierung, es ist eine „Werdenseinheit (unité de devenir)“, ein 5 In philosophischer Hinsicht ist damit das Problem angesprochen, inwiefern

Artefakte natürliche Arten bilden. Im Anschluß an einschlägige Ausführungen

von Putnam siehe dazu z. B. Kornblith (1980), Losonsky (1990) und Schwartz

(1978). Im deutschen Sprachraum siehe Böhm (1989, S. 59ff.; 126ff.) und

Rapp (1995, S. 482ff.).

15

Konstanzfaktor, der die verschiedenen Variationen und

Ausführungen durchzieht (siehe MEOT, S. 20).

Mit dieser Auffassung des Funktionsschemas tritt Simondon

in bestimmte Differenz zur empirisch-deskriptiven Richtung der

neueren Wissenschafts- und Technikforschung. Wie die Beiträge

in einem von Latour und Lemonnier (1994) herausgegebenen

Sammelband exemplarisch verdeutlichen, geht es der heutigen

Soziologie der Technik hauptsächlich um die konkreten,

materiell realisierten Artefakte, die in bestimmten sozialen

Kontexten verhaftet und in diesen wirksam sind (siehe auch

Joerges, 1988; Weingart, 1989). Vielleicht darf man sogar

sagen, der Soziologie gehe es hauptsächlich um die technisch

vermittelten sozialen Praktiken, wobei die technischen

Artefakte, als ein Teil dieser Praktiken, auch von Interesse

sind. Simondon überschreitet jedenfalls diese Ebene des sozial

Konkreten, um zu einer Eigenwirklichkeit des technischen

Objekts vorzustoßen, die sich über unterschiedliche Kontexte

konstant hält und die folglich nicht nur gesellschaftlich

bestimmt sein kann. Mit diesem Rekurs auf ein persistierendes

Wesen des technischen Objekts nähert er sich den

techniktheoretischen Positionen an, die das Entscheidende des

technischen Objekts nicht in dessen materieller Konstruktion,

16

sondern im mathematischen Konstrukt erkennen: In Kybernetik

und Informationstheorie interessiert nicht das konkrete

Artefakt, sondern die Prinzipien und Berechnungen, die Zahlen,

Symbole und Algorithmen, die die Struktur und Funktion einer

Maschine bestimmen (siehe exemplarisch Ashby, 1961).

Dennoch hat Simondon kein Interesse an der Erstellung eines

symbolischen Systems technischer Elemente oder an der

Erarbeitung einer Axiomatik, die der Bildung technischer

Objekte im Allgemeinen zugrundliegt. Seine Auffassung des

Funktionsschemas zielt nicht darauf ab, einzelne

technologische Elemente zu repräsentieren, sondern ist darauf

ausgerichtet, die technische Zeichnung als Grundlage des

technischen Objekts herauszustellen. Insofern findet er

Anschluß an eine Semiotik der Maschine, die dem Paradigma der

Sprache fernsteht.6

Felder

6 Die Zeichensysteme, die technischen Objekten angegliedert sind, wurden

u.a. von Eugene S. Ferguson (1993) detailliert untersucht. Ferguson zeigt,

daß technische Schemata, Pläne und Zeichnungen Darstellungen sind, die sich

nicht vollständig auf sprachliche Strukturen zurückführen lassen. Vielmehr

beruhen sie auf einem visuellen, nicht-sprachlichen Denken, das auch in den

bildenden Künsten wirksam ist. Über die Geschichte der Maschinenzeichnung

siehe auch Booker (1963), Deforge (1976) und Nedoluha (1960).

17

Simondons Thematisierung der Abstammungslinien technischer

Objekte wird ergänzt durch eine Erkundung der Felder, in denen

die Objekte angesiedelt sind. Die unterschiedlichen Formen

technischer Objekte sind für Simondon nur im jeweiligen

Zusammenhang mit ihrer technischen und natürlichen Umgebung zu

verstehen. An Beispielen wie dem Segelflugzeug, der Eisenbahn

und der Rohrturbine zeigt Simondon, daß je nach

Spezialisierungsgrad bestimmter Teile eines Objekts sich auch

dessen Beziehung zur Umwelt gestaltet. Stark spezialisierte

Objekte sind in ihrem Funktionieren auf genau abgestimmte

Umwelten angewiesen (Segelflugzeug), weniger spezialisierte

Objekte fügen sich in eine selbst schon technisch modifizierte

natürliche Umwelt ein und bewirken dadurch eine Art

Kommunikation zwischen Maschine und Geographie (Eisenbahn).

Doch es gibt auch technische Objekte, die durch ihre

Aufstellung und ihren Betrieb eine neuartige Umwelt schaffen.

Eine Rohrturbine fügt sich nur in eine Landschaft ein, die

sozusagen von ihr selbst erzeugt worden ist. In diesem Fall

ist das technische Objekt, wie Simondon sagt, Bedingung seiner

selbst und seiner spezifischen Umwelt (siehe MEOT, S. 54ff.).

Die Betrachtung technischer Objekte und ihrer Umgebungen

wird von Simondon weiter dadurch präzisiert, daß er anhand der

18

Begriffe „Element“, „Individuum“ und „Gesamtheit“ typische

Formen von technischen Objekten unterscheidet. Die Differenz

der Begriffe „technisches Objekt“ und „Maschine“ wird dabei

besonders deutlich. Maschinen, Geräte und Apparate sind in

Simondons Terminologie „technische Individuen“, d. h. relativ

geschlossene, eigenständige technische Objekte. Ihnen stehen

die „technischen Elemente“ (einfache Werkzeuge, Instrumente,

Einzelteile von Maschinen) und die „technischen Gesamtheiten“,

d. h. die aus technischen Individuen zusammengesetzten Anlagen

und Einrichtungen (Fabriken, Labors usw.), gegenüber. Diese

Unterscheidung wird im Hinblick auf jeweils spezifische

Umgebungen weiter aufgefächert: Während die Elemente durch

Umgebungen dominiert werden, von denen sie abhängig sind, ist

für technische Individuen die Ausbildung „assoziierter

Umwelten“ typisch. Demgegenüber sind die technischen

Gesamtheiten dadurch gekennzeichnet, daß sie die Individuen in

ihrem Inneren durch Entstörer, Trennwände usw. auf Distanz

zueinander halten. Die Technik bildet hier sozusagen selbst

die Umgebung des technischen Objekts.7

7 Die Frage nach der äußeren Umwelt der technischen Gesamtheiten wird von

Simondon kaum thematisiert. Das Fehlen solcher Überlegungen versteht sich

vor dem Hintergrund der naturphilosophischen Orientierung seiner

Techniktheorie: Die durch die Gesamtheiten entstehenden Umwelten stehen für

Simondon nicht im Widerstreit zur natürlichen Umwelt (s. u.). Eine aus

19

Aber damit nicht genug: Die Begriffstrias „Element,

Individuum, Gesamtheit“ erlaubt Simondon im weiteren auch, die

Entwicklung technischer Realitäten in diachronischer

Perspektive genauer zu thematisieren. Die Vermittlung des in

einer Gesellschaft technisch Erreichten, ihrer „Technizität

(technicité)“, verläuft ihm zufolge wesentlich über die

technischen Elemente. Die Elemente haben die Fähigkeit,

Technizität in materialisierter Form zu speichern und von

einer Epoche zur anderen zu übermitteln (siehe MEOT, S. 73).

Sie verfügen, wie er sagt, über „transduktive“ Eigenschaften:

„wie Samenkörner, die die Eigenschaften der Art transportieren

und neue Individuen entstehen lassen“ (MEOT, S. 73).

Dieser Sachverhalt erklärt laut Simondon auch, warum sich

die Entwicklung der technischen Realität, historisch

betrachtet, nicht im Sinne eines stetigen Anwachsens, sondern

in einer Art Wellenlinie vollzieht: Die Elemente werden in

Gesamtheiten (z. B. Fabriken) produziert; die dort

hervorgebrachten Elemente gehen in die Individuen ein; diese

Individuen finden später wiederum Eingang in die Gesamtheiten.

Die Zeitform, die für die Entwicklung der technischen Realität

charakteristisch ist, ist also durch einen Verlauf

heutiger Sicht zumindest ergänzungsbedürftige Auffassung.

20

gekennzeichnet, der immer wieder Phasen relativer Entspannung

mit sich bringt: von den Elementen (als den eigentlichen

Trägern der Technizität) über die Individuen zu den

Gesamtheiten (als den Produzenten von Elementen) und von dort

wieder zu neuen Elementen, neuen Individuen und weiteren

Gesamtheiten.8

Vom Objekt zum Subjekt?

Die Thematisierung der Linien und Felder des technischen

Objekts ist bei Simondon mit einer Abkehr von der Betrachtung

einzelner Artefakte verbunden. Auf diese Weise wendet er sich

gegen eine Theorie der Technik, die sich von der Maschine

faszinieren läßt. Im letzten Teil von Du mode d'existence des objets

techniques wird diese Orientierung weiter akzentuiert. Selbst der

Begriff des technischen „Objekts“, der von sich aus noch auf

ein „Subjekt“ verweist, wird dann überschritten. Simondon

beschäftigt sich zunächst mit den Beziehungen zwischen Mensch

und technischem Objekt, bevor er die Entstehung des

technischen Weltbezugs in den Betrachtungszusammenhang einer

umfassenden „Onto-Genese“ rückt (siehe MEOT, S. 154f.).

8 Zu Technik und Zeit bei Simondon siehe Paradis (1994), allgemein siehe

Nowotny (1993, S. 64ff.).

21

Simondon unterscheidet zwei grundlegende Bezugsweisen zur

Technik. Der menschliche Umgang mit dem technischen Objekt

kann entweder im Modus der Minorität oder im Modus der Majorität

erfolgen. Diese Unterscheidung, die in mancher Hinsicht an die

wenig später von Lévi-Strauss (1973, S. 25ff.) vorgenommene

Unterscheidung von Bastler und Ingenieur erinnert, wird von

Simondon terminologisch attraktiv entfaltet: Die Begriffe

minorité und majorité sind mehrdeutig, und Simondon macht sich

diese Mehrdeutigkeit für seine Analysen zunutze. Zunächst geht

es ihm um Minderjährigkeit und Volljährigkeit, also um den

kindlichen und den erwachsenen Umgang mit der Technik (was von

ihm nicht nur individuell-biographisch, sondern auch

sozialhistorisch thematisiert wird); dann handelt es sich um

mineur im Sinne von klein, selbstverständlich und unbedeutend,

im Unterschied zu majeur (groß, reflektiert und wichtig);

ferner um Mehrheit und Minderheit in bezug auf die in einer

Epoche oder Gesellschaft hauptsächlich verwendete Technik

(Simondon zufolge ist jede Gesellschaft von der Wahl einer

grundlegenden Technik geprägt); schließlich wird eine

Veranschaulichung des „kleinen“ Umgangs mit Technik anhand der

Welt der mineurs, der Bergleute, vorgenommen.

22

Simondon erklärt, daß es im Bergbau des frühen 19.

Jahrhunderts (ähnlich wie in der Landwirtschaft) ein

technisches Wissen gegeben hat, welches sich wesentlich über

die Aneignung konkret-operationaler Schemata und über

bestimmte „Intuitionen“, die gleichermaßen schwer ‚auf den

Begriff’ zu bringen waren, verwirklicht hat. Das technische

Wissen erscheint dabei als eine Kenntnis von bestimmten

Handgriffen und Fertigkeiten, die eine connaturalité, eine

natürliche Vertrautheit des Menschen mit seiner lokalen

Umwelt, voraussetzt (siehe MEOT, S. 89f.). Von dieser Art des

‚kleinen technischen Wissens’, das nur vor Ort und per Hand zu

erwerben war, unterscheidet Simondon das ‚große technische

Wissen’, den „Enzyklopädismus“. Dieser umfaßt die

wissenschaftlich fundierten, rationalen Kenntnisse der

Technik. Sein Medium sind Symbolsysteme, die von konkreten

Handlungen und spezifischen Milieus weitgehend abgelöst sind:

einerseits die schriftliche Sprache, andererseits (und vor

allem) die Skizzen, Zeichnungen und Pläne, durch die

Funktionszusammenhänge und -abläufe anschaulich gemacht

werden. Der enzyklopädische Zugang zur Technik impliziert die

Verfahren der geometrischen Darstellung, der Analyse, der

Messung und Berechnung technischer Objekte. Paradigmatisch in

23

dieser Hinsicht ist für Simondon die Encyclopédie von Diderot und

d'Alembert. Das Wesentliche dieses Werks liegt ihm zufolge in

den Stichen: Diese erlauben es, das Prinzip technischer

Einrichtungen zu „durchschauen“ und lassen einen Nachbau

vorstellbar werden (siehe MEOT, S. 94ff.).9

Die Typologisierung grundlegender Beziehungsweisen zwischen

Mensch und technischem Objekt wird von Simondon im weiteren

auf die Ebene gesellschaftlicher Gruppierungen und

geschichtlicher Epochen ausgedehnt. Leitfaden sind dabei die

verschiedenen Ausprägungen des Fortschrittgedankens, doch

Simondon macht dabei auch wieder seine Unterscheidung von

technischen Elementen, Individuen und Gesamtheiten fruchtbar.

Im 18. Jahrhundert herrschte demnach ein optimistischer

Fortschrittsgedanke vor, der sich hauptsächlich auf die

Verbesserung der technischen Elemente bezog (Werkzeuge,

Instrumente). Der dramatische und pessimistische

Fortschrittsgedanke, der für das 19. Jahrhundert kennzeichnend

war, betraf hingegen die technischen Individuen. Während in

früherer Zeit der Handwerker als virtuoser porteur d'outils

gewissermaßen selbst die Stelle des technischen Individuums

einnahm, sah sich der Mensch nun durch die zunehmende 9 Simondons eigenes Theorem des Funktionsschemas findet hier offenbar seine

historische Ableitung.

24

Verbreitung von Maschinen und Apparaten bedroht – oder er

verherrlichte die utopischen Potentiale der Technik. Er wurde

zum „hilflosen Zuschauer“ von maschinellen Funktionsabläufen,

die seine Tätigkeiten ersetzten – oder zum „Planer und

Unternehmer“, der alles für machbar hielt. In beiden Fällen

verlängerte die Maschine aber nicht mehr die körperlich

fundierten Handlungsschemata (siehe MEOT, S. 113ff.). Simondon

ist der Auffassung, daß dieser „psycho-physiologische Aspekt“

der Entfremdung von der Technik Arbeiter und Kapitalisten

gleichermaßen betraf (MEOT, S. 118; siehe dazu auch Marcuse,

1982, S. 45).

Die Möglichkeit, ein andersartiges Verhältnis zu den

technischen Objekten zu entwickeln, ergibt sich Simondon

zufolge erst in dem Moment, da die Technik sich vornehmlich in

Form technischer Gesamtheiten, als System oder Netz, zu

organisieren beginnt. Angesichts „offener Maschinen“, die

einer Regulation und Koordinierung zugänglich sind, könne der

Mensch des 20. Jahrhunderts sich gegenüber der Technik

insgesamt anders verhalten. Er brauche sich von den Maschinen

nicht mehr bedroht zu fühlen, sondern könne zu ihrem „Zeugen“

werden, zum „Interpreten ihrer Schwierigkeiten“, zum

„Vermittler“ ihrer Beziehungen untereinander. Er kann zu den

25

technischen Objekten in eine Art soziale Beziehung treten: Er

wird zum Psychologen und Soziologen der Maschinen (siehe MEOT,

S. 117ff.; 11f.).10

In diesem Anvisieren einer verständnisvoll-kritischen

Allianz mit der Technik, die bei Simondon auch die Vorstellung

einer durch Technik vermittelten Wiederannäherung an die Natur

einschließt, mag man den Abdruck einer naturalistisch-

objektivierenden Techniktheorie erkennen (siehe Rapp, 1994, S.

104f).11 Im Rahmen einer solchen Theorie wird die Technik in

ihrer Entwicklung als ein über-indiviudueller und sich in

geradezu kosmischem Ausmaße vollziehender Prozeß verstanden,

der im Zusammenhang mit der Entwicklung und Ausdifferenzierung

der natürlichen Arten zu sehen ist. Auch die Spuren eines

zeitbedingten Technikoptimismus sind bei Simondon nicht zu

10 Diesen „Sozio-Psychologen“ der Maschine vergleicht Simondon in einem

einprägsamen Bild mit einem Orchesterchef. Dieser könne seine Musiker auch

nur dann gut dirigieren, wenn er das aufgeführte Stück ebenso intensiv

interpretiere wie sie: „Er bremst sie oder treibt sie an, wird aber auch

durch sie gebremst oder angetrieben, tatsächlich treibt und bremst die

Gruppe der Musiker jeden einzelnen vermittels seiner, er ist für alle die

bewegende und tätige Form der jeweils bestehenden Gruppe“ (MEOT, S. 12).11 Wichtig für Simondon scheint in dieser Hinsicht die von ihm zitierte

Philosophie der Technik von Manfred Schröter (1934) gewesen zu sein, in der das

„naturmetaphysische“ Problem der Technik im Rahmen einer morphologischen

Betrachtung angegangen wird (siehe Schröter, 1934, S. 71ff.).

26

übersehen, insbesondere wenn er an eine hoch entwickelte

Technik die Hoffnung auf die Durchsetzung naturnaher

Produktionsweisen knüpft.12

Für den hier interessierenden Zusammenhang liegt die Pointe

der Simondonschen Technikphilosophie allerdings nicht so sehr

in ihrer an Teilhard de Chardin erinnernden Technophilie, als

vielmehr in der Kritik der Maschine, die sie impliziert. So

wird Simondon nicht müde zu beklagen, daß man an der Technik

nur deren Individualisierungen wahrnehme, also eine umfassende

technische Realität auf „Maschinen“ reduziere, ohne an die

technischen Elemente, die technischen Gesamtheiten und an ihre

natürliche Umgebung zu denken. In dieser Verdinglichung der

Technik erkennt er die Ursache für die Verteufelung und die

Verherrlichung der Technik. Die humanistische Entgegensetzung

ebenso wie die technokratische Ineinssetzung von Technik und

Kultur werde, so prognostiziert er, so lange dauern, bis

eingesehen werde, „daß keine Maschine eine absolute Einheit

12 Daß die Vorstellung einer globalen technischen Vernetzung auch nach den

1950er Jahren noch über utopische Potentiale verfügt, braucht hier weder

mit Verweis auf McLuhans These von der orientalization westlicher

Zivilisationen durch das Fernsehen, noch durch Bezug auf den Kult um das

„Internet“ betont zu werden. Es muß aber auch nicht eigens hervorgehoben

werden, wie stark die technischen Großunfälle der 1970er und 1980er Jahre

mit diesen Utopien kontrastieren (siehe dazu Anders, 1988; Winner, 1986).

27

ist, sondern nur eine individualisierte technische Realität,

die in zwei Richtungen offen ist: derjenigen der Beziehung zu

den Elementen, und derjenigen der interindividuellen

Beziehungen in der technischen Gesamtheit“ (MEOT, S. 146). Es

ist diese Abkehr von der Maschine als Entität, die es Simondon

ermöglicht, das technische Objekt als Instanz aufzufassen,

welche die Felder, in die sie sich einfügt, auf scheinbar

widersprüchliche Weise auch hervorbringt.

Zur Aktualität von Simondon

Aus heutiger Sicht werden technische Objekte mit Simondon

generell als offene Maschinen adressierbar: Sie sind in

Verbindung mit den materiellen Bestandteilen und mit den

Umgebungen zu sehen, die den Aufbau, den Betrieb und die

Versorgung des Objekts gewährleisten. Darüberhinaus erscheinen

die technischen Objekte als eingebettet in Praktiken der

Regulierung und Koordinierung, die vom Menschen geleistet

werden. Und schließlich implizieren diese Verbindungen eine

bestimmte Weise des In-der-Welt-Seins (siehe MEOT, S. 247ff.).

Damit wird die Aktualität von Simondon für die neuere

Wissenschafts- und Technikforschung deutlich: Durch die

Betonung der umfassenden Realität, in die Mensch und Technik

28

eingebettet sind, schließt Simondon an die radikalen

Kontextualisierungen technischer Objekte an, wie sie aus den

Arbeiten von Latour (1996), Shapin und Schaffer (1985) oder

Pickering (1995) bekannt sind.

Im Anschluß an diese Arbeiten hat auch Isabelle Stengers

(1997) gezeigt, daß die Einführung neuer Techniken

Welterzeugungen in Gang setzt, die sich auf die „ganze

Landschaft“ beziehen, in der Menschen und Dinge angesiedelt

sind. Um technische Objekte wie die schiefe Ebene, das Pendel

oder die Waage entfalten sich experimentelle Dispositive, die

eine „mobilisierende Inszenierung“ von Dingen bewirken und im

selben Moment Verfahren zur Qualifizierung derjenigen Personen

hervorbringen, die sich im Namen dieser Dinge äußern können.

Mit Varela spricht Stengers im Blick auf technische Objekte

daher von „Enaktion“, d. h. vom unreduzierbar gleichzeitigen

Auftauchen einer materiell bestimmten technischen oder

wissenschaftlichen Handlungsweise und der Konstituierung einer

sinnhaften Welt (siehe Stengers, 1997, S. 137f.). Nichts

anderes meint auch Latour, wenn er nach Shapin und Schaffer

darauf hinweist, daß es im England des 17. Jahrhundert die

Vakuumpumpe war, die unzählige menschliche und nicht-

menschliche Akteure – vom König bis zum Gewicht der Luft –

29

assoziierte, kombinierte und neu gruppierte: „Um die Arbeit

der Pumpe herum bilden sich ein neuer Boyle, eine neue Natur,

eine neue Theologie der Wunder, eine neue

Wissenschaftlergemeinschaft und eine neue Gesellschaft, zu der

nun auch Vakuum, Wissenschaftler und Labor gehören“ (Latour,

1995, S. 110).

Trotz solcher Berührungspunkte zwischen den neueren science

and technology studies und der Technikphilosophie von Simondon

bleibt eine Differenz: Wo Latour nämlich den Akzent auf die

Relationen zwischen den menschlichen und nicht-menschlichen

Akteure legt, hält Simondon an der eigentümlichen Dichte, der

Materialität technischer Objekte fest. Die Differenz wird

besonders deutlich, wenn Latour genauer beschreibt, wie

experimentelle Techniken heterogene Kollektive ausbilden.

Hinter der Erfindung eines Verfahrens wie der Pasteurisierung

steht ihm zufolge eine komplexe Gesamtheit lokal bestimmter

Entitäten, die nur durch ihre Beziehungen definiert sind und

daher in Form einer Liste aufgeführt werden können, welche

unter anderem Folgendes enthält: „Pasteur, die

naturwissenschaftliche Fakultät in Lille, Liebig, die

Käsereien, die Laborausrüstungen, die Bierhefe, den Zucker und

schließlich das Ferment“ (Latour, 1996, S. 106). Die

30

Laborausrüstungen selbst, die ihnen eigene Materialität, sowie

die räumlichen Gegebenheiten, innerhalb derer sie

funktionieren, tendieren in diesem "Beziehungsszenario"

allerdings dazu, zu verschwinden. Die innere Konstitution der

technischen Objekte und deren äußere, lokale Kondition laufen

Gefahr, aus dem Blick zu geraten.

Demgegenüber kann mit Simondon herausgestellt werden, daß

es nicht nur „unsichtbare Verbindungen“ sind, die über das

technische Objekt als ein Zwischenglied (unter vielen anderen)

hergestellt werden (siehe Bud & Cozzens, 1992). Das technische

Objekt selbst ist vielmehr Träger materieller, d.h. sichtbarer

und greifbarer Verbindungen. In aufschlußreicher Weise werden

diese handfesten Konnektionen allerdings erst zugänglich, wenn

die technischen Individuen auf ihre Elemente geöffnet und die

Herkunft dieser Elemente bis an die Produktionsstätten

zurückverfolgt werden. Die Qualität einer Toledo-Klinge, so

ein von Simondon angeführtes Beispiel, zeigt das Funktionieren

einer technischen Gesamtheit an, in die neben den technischen

Objekten auch die lokalen Merkmale von Kohle, Holz und Wasser

eingehen (siehe MEOT, S. 37). In diesem Sinne kann gezeigt

werden, daß Watts Perfektionierung der Dampfmaschine in einer

Industrielandschaft stattfand, in der die beanspruchten

31

Rohstoffe und Verkehrsmittel auf sehr spezifische Weise

miteinander verknüpft waren (siehe Brook, 1976). Ebenso haben

sich wissenschaftlich-technische Unternehmungen, wie zum

Beispiel der Betrieb eines physiologischen Labors in einer

Großstadt des 19. Jahrhunderts, nicht nur unter Einbeziehung

von lokal verfügbaren Forschern, Instrumenten und

Versuchsobjekten realisiert, sondern stehen auch im

Zusammenhang mit den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten der

Strom-, Gas-, und Wasserversorgung (siehe Dierig, 2000).13

Durch die Ausrichtung auf die materielle Geographie

technischer Objekte öffnet sich Simondons Technikphilosophie

auf eine umfassende Archäologie der Industrie, in der der

Beschaffenheit spezifischer Produktionslandschaften

entscheidende Bedeutung zukommt (siehe dazu allg. Sande, 1978;

Paistrick, 1973). Daß eine so verstandene Archäologie auch für

die historische Wissenschaftsforschung eine vielversprechende

Orientierung ist, wird durch die neueren Arbeiten von

13 In Zeiten globalisierter Produktion, scheinen die technischen Objekte zu

„Flickenteppichen“ geworden zu sein, denn ihre Bestandteile werden aus

aller Welt zusammengetragen und an verschiedenen Orten zusammengefügt

(siehe dazu z. B. Miyoshi, 1993). Dies mag zwar die Aufgabe erschweren,

diese Objekte unter Verfolgung der Herkunft ihrer Bestandteile zu

untersuchen, aber es ändert grundsätzlich nichts an folgendem Sachverhalt:

Die Objekte sind Träger von Spuren, die ihre Re-Kontextualisierung

erlauben.

32

Rheinberger (1997; 2001) und Sibum (1998) eindrucksvoll

vorgeführt.

Schluß

Trotz aller disziplinärer wie thematischer Abstände treffen

sich Jacques Lacan und Bruno Latour darin, das Beispiel der

Tür als Ansatzpunkt für ihre Überlegungen zur Technik gewählt

zu haben. Mit Blick auf die zwei Theorien technischer Objekte,

die damit ins Spiel kommen und zu denen Simondon hier in

Beziehung gesetzt wurde, kann nun gesagt werden: Die Tür

verbindet die analytisch-kombinatorische und die empirisch-

deskriptive Auffassung der Maschine. Der Psychoanalytiker und

der Soziologe stehen sozusagen vor der selben Schwelle, an die

sie von unterschiedlichen Seiten herangetreten sind. Von der

einen Seite wird die „Tür-Maschine“ als Inkarnation von

Information gesehen; von der anderen erscheint sie als

technisches Wesen, das sich eigensinnig zu anderen Wesen

verhält. Einerseits wird die Tür-Maschine auf ein System

technologischer Elemente bezogen, andererseits auf die

sozialen Praktiken, in die sie integriert ist.

Nach dem Worte eines Pioniers der material culture studies steht

die Tür für den „Sprung von der Wand zum Raum“ (Sigfried

33

Giedion). Simondons Technikphilosophie ermutigt dazu, den

damit angezeigten Übergang vom Flächigen zum Räumlichen, vom

Formalen zum Tektonischen, auch in der Theorie zu vollziehen.

Als Maschinen sind Türen dann im Zusammenhang mit den Räumen

zu sehen, in die sie eingesetzt sind. Die Auseinandersetzung

mit der Technik ist also auf die technischen Objekte und die

ihnen zugrundeliegenden Funktionsschemata zu fokussieren und

zugleich auf die Materialität der in den Objekten enthaltenen

Elemente sowie auf die Konstitution der größeren Gesamtheiten

(Gebäude, Gelände, Landschaften), in die sie eingebettet sind.

Eine solche Fokussierung erlaubt es, technische Objekte im

Kontext ihrer jeweiligen materiellen Kultur zu erfassen.

Schließlich wird so ein Perspektivenwechsel nahegelegt,

nach dessen Vollzug es den Soziologen und Historikern nicht

mehr nur um Technik gehen würde, sondern um die materielle

Kultur insgesamt und die in ihr enthaltenen Funktionsschemata.

Dieser Wechsel hieße nicht nur, neben Werkzeugen, Apparaten

und Versuchsanordnungen auch Mauern, Häuser und Verkehrswege

als für die Sozialwissenschaften interessante Gegenstände zu

begreifen, sondern sich allgemein für die Organisation von

Energie und Materie durch Bauten, Maschinen und andere Dinge

zu interessieren. Als Fluchtpunkt der Simondonschen

34

Techniktheorie erweist sich somit die „wunderbare Idee eines

anorganischen Lebens“ (Deleuze & Guattari, 1992, S. 568).

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