Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen, Mecklenburg-Vorpommern. Zum Stand der Ausgrabung, Aufarbeitung...

38
Jochen Brandt Björn Rauchfuß (Herausgeber) D�� J �-K und die vorrömische Eisenzeit im nördlichen Mieleuropa Beiträge der Internaonalen Tagung zum einhundertjährigen Jubiläum der Veröffentlichung der „Ältesten Urnenfriedhöfe bei Uelzen und Lüneburg“ durch Gustav Schwantes, 18.–22.05.2011 in Bad Bevensen.

Transcript of Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen, Mecklenburg-Vorpommern. Zum Stand der Ausgrabung, Aufarbeitung...

Jochen BrandtBjörn Rauchfuß(Herausgeber)

D��

J���

���

-K�

���

�� �

��

���

����

��

����

� E�

���

����

�� �

���

����

�� M

����

���

����

Tagu

ng B

ad B

even

sen

2011

D�� J������-K������und die vorrömische Eisenzeit im nördlichen Mitt eleuropa

Veröff entlichung des Helms-Museums, Archäologisches Museum Hamburg, Stadtmuseum Harburg Nr. 105

Beiträge der Internati onalen Tagung zum einhundertjährigen Jubiläum der Veröff entlichung der „Ältesten Urnenfriedhöfe bei Uelzen und Lüneburg“ durch Gustav Schwantes, 18.–22.05.2011 in Bad Bevensen.

Das Jastorf-Konzept und die vorrömische Eisenzeit

im nördlichen Mitteleuropa

Beiträge der internationalen Tagung zum einhundertjährigen Jubiläum der Veröffentlichung

„Die ältesten Urnenfriedhöfe bei Uelzen und Lüneburg“durch

Gustav Schwantes

18.–22.05.2011 in Bad Bevensen

Herausgegeben durch Jochen Brandt und Björn Rauchfuß

2014Archäologisches Museum Hamburg

Stufe Kultur Zivilisation

JASTORF

Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen, Mecklenburg-Vorpommern. Zum Stand der Ausgrabung, Aufarbeitung und Auswertung

Peter Ettel

Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen liegt etwa 20 km nordwestlich von Schwerin und wurde bereits zu Beginn des 20. Jahrhun-derts entdeckt. 1994–2000 unternahm das Landesamt für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, ab 2000 in Koopera-tion mit der Universität Jena, ganzjährige Grabungskampagnen. Seit 2004 konzentrieren sich die Arbeiten auf die Aufarbeitung und Auswertung. Das Gräberfeld mit ca. 5000 Bestattungen besaß eine Größe von ca. 4 ha, von denen 3,5 ha untersucht sind. Mit Mühlen Eichsen ist somit die einzigartige Möglichkeit gegeben, einen zentralen Bestattungsplatz der vorrömischen Eisenzeit vollständig zu untersuchen und damit differenzierte Aussagen und Interpretationen zum Bestattungsbrauch und religiösen Vor-stellungen zu gewinnen. Im Folgenden werden erste Ergebnisse zu Grabbau, Belegungszeitraum, Belegungsabfolge sowie kultur- historischer Stellung des Gräberfeldes innerhalb der Jastorfkultur vorgestellt. Insbesondere am Beispiel der Südgruppe sind anhand der Restaurierung, der Beigaben und Keramik sowie der Anthropologie bereits Aussagen zur Zusammensetzung, Chronologie und Chorologie möglich. Zum Schluss wird auf das Umfeld vor dem Hintergrund der hier bestattenden Siedlerverbände eingegangen.

169

Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen liegt süd-östlich des Dorfes, etwa 20 km nordwestlich von Schwerin auf einem landwirtschaftlich ge-nutzten Gelände zwischen der nach Schwerin führenden Bundesstraße und dem Tal der Stepe-nitz mit dem anschließenden modernen Groß-eichsener See (Abb. 1.2 und 2). Das heute rela-tiv ebene, nach Südosten offene Gelände steigt zur Straße hin mäßig an und fällt zur Stepenitz hin mit mehreren Metern Höhenunterschied recht steil ab. Der Fundplatz befindet sich im Kerngebiet der Jastorfkultur, genauer gesagt am östlichen Rand der Unterelbe-Gruppe, die nach den bisherigen bekannten Vorstellungen in Hol-stein, Nordost-Niedersachsen, der Westprignitz, der westlichen Altmark und Westmecklenburg verbreitet ist (Abb. 5.1). Östlich schließt die Warnow-Odermündungs-Gruppe an, die vom Schweriner See bis zur Uecker reicht, südöstlich

die Seengruppe sowie die Mittelelb-Havel-Gruppe in Nordwest-Brandenburg und westwärts bis in die öst-liche Altmark1.

Forschungsgeschichte, Entdeckung und Ausgrabung des GräberfeldesDas Gräberfeld wurde bereits zu Beginn des 20. Jahr-hunderts beim Bau der Chaussee von Mühlen Eich-sen nach Schwerin entdeckt2. 1907/08 zerstörte man beim Straßenbau, vielleicht auch zur Gewinnung von Pflastersteinen, zahlreiche der ca. 0,30 bis 0,50 m unter der Oberfläche liegenden Steinpackungen mit den zugehörigen Urnen darin. Die Urnen wurden zerschlagen, ihr Inhalt untersucht. Auf der Suche nach wertvollen Gegenständen zerstörte man damals wohl über 200 Bestattungen. Der Mühlen Eichsener

1 Zur Jastorfkultur siehe Keiling 1988; Müller 2007; regionale Gliederung nach Seyer 1982, 93 Abb. 41; zuletzt Brandt

2001, 25 ff. Karte 1; 2009; Keiling 2009. 2 Zur Forschungsgeschichte siehe Beltz 1927; Ettel 2002a; Ettel/Maier 2000; Parschau 1993.

170 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

1

2

Abb. 1 Mühlen Eichsen. 1: Luftbild des Umfeldes; 2: Ausschnitt aus dem südlichen Bereich des Gräberfeldes während der Ausgrabung. Fotos: S. Burkhardt.

Grundbesitzer E. von Leers erfuhr davon, setzte für erhaltene Urnen eine Belohnung aus, erwarb selbst Urnen sowie Bronze- und Eisenfunde und wandte sich in einem Brief vom 4. September 1907 an den Schweriner Altertumsforscher Prof. Dr. Robert Beltz und lud ihn zur Besichtigung der Fundstelle ein3. Beltz unternahm daraufhin vom 12.–13. September 1907 eine Grabung in Mühlen Eichsen. Nach seinem Bericht erstreckten sich die Funde 500 m entlang der Straße und 200 m auf dem Acker. Die Urnen hatte man wohl ungleichmäßig verteilt und gruppenweise angetroffen, teils dicht zusammen, auch in Steinpa-ckungen. Ebenso stieß man auf Knochenlager. Beltz ermittelte selbst wohl 25 Gräber, schon ihm fiel zu dieser Zeit der Beigabenreichtum der Bestattungen in Mühlen Eichsen auf, der diesen Fundplatz von ande-ren Nekropolen abhob.

Die Funde von diesen ersten Grabungen müssen leider zum Großteil als verschollen und zerstört ange-sehen werden. Einige liegen wenigstens zeichnerisch dokumentiert vor. H. Keiling hat sich um die Zusam-menstellung, Darstellung und Bewertung der Alt-funde sowie der damals angetroffenen Befunde be-müht4. Keilings Ausführungen basieren vor allem auf seiner eigenen Materialaufnahme 1959/60 im Guts-haus Mühlen Eichsen für seine Dissertation, der Auf-nahme des Fundmaterials durch den bis Kriegsende als Bodendenkmalpfleger tätigen Dr. B. Hollmann sowie insbesondere auch auf den Unterlagen von H. Hingst für dessen 1940 angefertigte Dissertation.

Danach geriet der Fundplatz lange Zeit in Ver-gessenheit. Im November 1993 entdeckte dann ein ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger, dass beim Zupflügen einer Gasleitung ca. 20 Bestattungen zer-stört worden waren. Bei einer Begehung des Ackers und anschließender Notbergung durch Mitarbeiter der Unteren Denkmalschutzbehörde konnten wei-tere, durch Tiefpflügen zerstörte Gräber lokalisiert werden. Eine anschließende Grabung des Landes-amtes für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vor-

pommern zeigte, dass ein großer Teil des Friedhofes bislang unentdeckt und unversehrt geblieben war. Die Bestattungen liegen allerdings in einigen Be-reichen nur noch wenige Zentimeter unter der heu-tigen Ackeroberfläche und sind so durch die land-wirtschaftliche Nutzung des Geländes in extremem Maße bedroht (Abb. 1.2). Um der fortschreitenden Zerstörung des Bodendenkmals durch landwirt-schaftliche Nutzung zuvorzukommen, unternahm das Landesamt für Bodendenkmalpflege zwischen 1994 und 1998 jährlich eine Grabung mit ABM-Mitteln in einem Umfang von etwa 8 bis 10 Per-sonen unter der Leitung eines Grabungstechnikers. Durch diese Grabungen wurden rund 900 Bestat-tungen freigelegt und dokumentiert, eine vollstän-dige Untersuchung des Gräberfeldes – wenn auch angestrebt – hätte so allerdings erst in Jahrzehnten erfolgen können. Deshalb wurden ab 1999 unter der Leitung des Verfassers vom Landesamt für Bo-dendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern und ab 2000 in Kooperation mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena ganzjährige Grabungskampagnen mit bis zu 40 Arbeitern sowie in- und ausländischen Studierenden durchgeführt5. So fanden von 2000 bis 2004 jährlich nun auch begleitend Grabungsprakti-ka und Lehrgrabungen mit Jenaer Studenten statt, erweitert durch Studenten aus anderen Ländern, so z. B. 2000 im Rahmen eines Studienpraktikums des DAAD mit chinesischen Studenten (Abb. 4)6. In den Wintermonaten erfolgte die Aufarbeitung der jewei-ligen Grabungskampagnen mit Waschen, Restaurie-ren, Zeichnen der Befunde und Funde, teils auch in Lehrveranstaltungen in Jena. Hier wurden von den an der Grabung beteiligten Studenten einige von ih-nen selbst geborgene Gräber bis hin zur Publikation ausgewertet7. Die anthropologische Bestimmung der Leichenbrände erfolgte über die Jahre hinweg durch W. Blume. Auf diese Art und Weise konnten jährlich knapp 900 Gräber geborgen und dokumentiert wer-den, so dass nun mit 3953 gesicherten Bestattungen

170 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen 171

3 Keiling 2006, besonders 9 f.4 Ebd. 7 ff.5 Unter der örtlichen wissenschaftlichen Leitung von V. Maier (Ettel 2002b). 6 Unter Leitung von Professor Wu. Das Studienpraktikum er-

folgte in Kooperation zwischen dem Archäologischen Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern, der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts und dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

7 Ettel/Maier 2004; Ettel u. a. 2001; 2002; 2003.

1

2

Abb. 1 Mühlen Eichsen. 1: Luftbild des Umfeldes; 2: Ausschnitt aus dem südlichen Bereich des Gräberfeldes während der Ausgrabung. Fotos: S. Burkhardt.

fast 4000 Gräber auf einer Fläche von 3,44 ha bei insgesamt 6210 Befunden gegraben vorliegen, die auch Verfärbungen, Leichenbrandstellen, Feuerstel-len usw. umfassen.

2004 wurden die Grabungen im Gräberfeld vor-erst eingestellt und die Arbeit konzentrierte sich

seitdem auf die Aufarbeitung und Auswertung des immensen Fundstoffes. So wurden die Keramik auf Schloss und in Gadebusch, die Metallfunde in Jena restauriert mit dem Ziel, das Gräberfeld unter Einbe-zug von studentischen Abschlussarbeiten zur Publi-kation zu bringen.

172 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

Abb. 2 Mühlen Eichsen. Plan des Gräberfeldes. Grafik: A. Schroeter.

fast 4000 Gräber auf einer Fläche von 3,44 ha bei insgesamt 6210 Befunden gegraben vorliegen, die auch Verfärbungen, Leichenbrandstellen, Feuerstel-len usw. umfassen.

2004 wurden die Grabungen im Gräberfeld vor-erst eingestellt und die Arbeit konzentrierte sich

seitdem auf die Aufarbeitung und Auswertung des immensen Fundstoffes. So wurden die Keramik auf Schloss und in Gadebusch, die Metallfunde in Jena restauriert mit dem Ziel, das Gräberfeld unter Einbe-zug von studentischen Abschlussarbeiten zur Publi-kation zu bringen.

Ausdehnung und Bestattungs-brauchtum im Gräberfeld

Durch die Grabungen ab 1999 sollte als erstes die Gesamtausdehnung des Gräberfeldes festgestellt werden, um die weitere Vorgehensweise festlegen zu können. Gestützt auf Geländebegehungen mit Stu-denten der Universitäten Würzburg und Rostock im Rahmen einer Lehrgrabung 1998 und den Suchschnit-ten nach Süden, Osten und Westen – im Nordosten wurde die Grenze des Gräberfeldes bereits mit den Flächengrabungen 1994 bis 1998 erreicht – gelang dies mit großer Wahrscheinlichkeit. Um die Ausdeh-nung des Gräberfeldes exakter zu erfassen, wurden zudem von St. Kroll und E. Erkul geophysikalische Prospektionsmethoden – Geomagnetik, Georadar und Geoelektrik – eingesetzt. Das Gräberfeld er-streckt sich demnach über ein Areal von etwa 350 m Länge und 100–175 m Breite und besaß eine Größe von ca. 4 ha, von denen inzwischen 3,5 ha untersucht sind (Abb. 2). Hierbei wurde die Ausdehnung im ge-samten südlichen und mittleren Bereich vollständig erfasst. Im nordöstlichen Bereich reicht das Gräber-feld bis an die vorbeiführende Straße heran und wird sich darunter erstrecken bzw. erstreckt haben. Dies deckt sich mit der Beschreibung der Entdeckung des Gräberfeldes beim Straßenbau 1907. Außerdem wird man östlich der Straße im Randbereich der Kiesgru-be ehemals vorhandene Gräber voraussetzen dür-fen, die beim Kiesabbau teils schon im frühen 20. Jahrhundert zerstört wurden. Weiter nördlich hat das Gräberfeld aber nicht gereicht, denn die geophysika-lische Prospektion und eine anschließende Sondage-grabung im nördlich an die Kiesgrube und Deponie anschließenden Areal8 haben wohl eine Siedlung, aber keine Spuren von Gräbern erbracht, so dass sich das durch Grabungen bislang nicht untersuchte Areal auf ca. 0,5 ha links der Straße beschränkt.

Überträgt man die bisherige Belegungsdichte in den ausgegrabenen Arealen auf die noch zu unter-suchenden Flächen, so wird man insgesamt noch ca. 500 Gräber erwarten dürfen. Vielleicht sogar eher we-niger, da der 1999 angelegte 4 m breite Suchschnitt zum Ende hin eine schüttere, lückenhafte Belegung mit Gräbern aufwies, zudem mit Siedlungsspuren

173172 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

durchsetzt war und schließlich in das 2003/04 nun auch rechts der Strasse prospektierte und durch Son-dagen belegte Siedlungsareal überging. Rechnet man die im 20. Jahrhundert verlorengegangenen Gräber auch im Bereich der Straße und angrenzenden Kies-grube hinzu, so wird man von ca. 5000 Bestattungen auf dem Gräberfeld ausgehen dürfen9.

Mit dem Gräberfeld von Mühlen Eichsen ist so die vielleicht einzigartige Möglichkeit gegeben, einen zentralen Bestattungsplatz der vorrömischen Eisen-zeit vollständig zu untersuchen und damit differen-zierte Aussagen und Interpretationen zum Bestat-tungsbrauch und den religiösen Vorstellungen der Menschen zu erhalten, die hier vor 2000–2500 Jahren lebten.

Das Bestattungsbrauchtum im Gräberfeld ist sehr variantenreich, gerade auch im Vergleich zu anderen Gräberfeldern (Abb. 1.2). Dies betrifft freilich nicht die Bestattungsart, die auch in Mühlen Eichsen aus-nahmslos von der Brandbestattung geprägt ist, sowohl in der Jung-/Spätbronzezeit als auch über die gesamte vorrömische Eisenzeit hinweg bis in die frühe Kaiser-zeit. Die Toten wurden verbrannt, der Leichenbrand anschließend aus dem Scheiterhaufen ausgelesen und zusammen mit den beigegebenen Trachtgegenstän-den – meist Nadeln, Fibeln oder Gürtelhaken, die teils mit dem Leichnam verbrannt, teils auch erst nach der Verbrennung dem Toten zugedacht wurden – in Ur-nen oder einfachen Grabgruben teils unter Steinpa-ckungen deponiert. Mit Ausnahme vielleicht einzelner Befunde am Südwestrand der Nekropole gibt es im Gräberfeld kaum Hinweise auf Verbrennungsplätze10.

Der Grabbau kann dagegen höchst unterschiedlich sein. Die Belegung setzt am Übergang von der Bron-ze- zur Eisenzeit mit Grabhügeln ein. Dazu gehören einige gesicherte Grabhügel wie der 2002 freigelegte Befund eines Grabhügels mit 17 m Durchmesser, der in der Mitte ein in den anstehenden Boden einge-tieftes Steinkistengrab von knapp 1 m Durchmesser mit Bodenplatte und seitlich aufgestellten Steinplatten barg11. Der Hügel (Abb. 3) zeichnete sich als Negativ-befund ab, der ehemalige Hügel mit der Erdschüttung war weitgehend der Erosion zum Opfer gefallen. In der gestörten oder beraubten Steinkiste fanden sich Reste des Leichenbrandes eines männlichen adulten

8 Ettel/Maier 2004, 17.9 Ettel 2008.

10 Ettel 2002b, 164.11 Ebd. 165 ff.

Abb. 2 Mühlen Eichsen. Plan des Gräberfeldes. Grafik: A. Schroeter.

174 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

Individuums zusammen mit einigen Scherben, die keine genauere Ansprache als jungbronze-/eisenzeit-lich erlauben. Die 14C-Datierung des Leichenbrandes weist auf den gleichen Zeitraum hin: Periode V spät/VI früh bzw. Ia, 8. bis 5. Jahrhundert v. Chr. Am po-stulierten Hügelfuß fanden sich insgesamt fast 160 Bestattungen, teils Urnen oder auch Knochenlager mit und ohne geringfügigen Steinschutz, die bereits am Übergang Ia/b einzusetzen scheinen und für das Zentralgrab einen terminus ante quem bieten12. Wurde hier ein jungbronzezeitlicher Grabhügel in der äl-teren Eisenzeit wieder aufgesucht oder wurde hier zu Beginn der älteren Eisenzeit ein Grabhügel noch in jungbronzezeitlicher Tradition errichtet? Auf jeden Fall zeichnet sich hier eine eigene Bestattungsgemein-schaft innerhalb der großflächigen Nekropole ab, die von der allgemeinen Bestattungsfolge losgelöst eige-nen Traditionen folgte. Die Deutungsmöglichkeiten reichen von direkten Angehörigen eines Familien-verbandes bis hin zu Mitgliedern einer Siedlungs-, Wirtschafts- oder Kultgemeinschaft, die sich bei entwickeltem, ausgeprägtem Traditions- und Zusam-mengehörigkeitsgefühl am Grab des Ahnen – Grün-dergrab – in räumlicher gegenseitiger Nähe bestatten ließen bzw. bestattet wurden.

Zwei bis drei weitere Befunde vergleichbarer Art, wenngleich geringeren Umfangs, treten zum Einen südwestlich des großen Grabhügels und zum Ande-ren in der Südgruppe (siehe unten) auf. Sie werfen vielleicht ein bezeichnendes Licht auf die Struktur des Gräberfeldes, die bei der Gesamtbeurteilung nicht zu vernachlässigen ist. Dazu kommen andere, von Grä-bern weitgehend ausgesparte, annähernd kreisförmige Freiräume, die nach der Aufdeckung der angespro-chenen Grabhügelbefunde vielleicht ebenfalls als Hügelgräber zu deuten sind (Abb. 4). Sie lassen auf eine jungbronze-/früheisenzeitliche Grabhügelgrup-pe schließen, die sich weiträumig über das 4 ha große Areal, mit Abstand zwischen den einzelnen Hügeln verteilt. In der Eisenzeit scheint sich die Belegung be-wusst an diese Grabhügel anzulehnen und um diese zu gruppieren, einerseits wie bei dem gezeigten Be-fund direkt am Hügelfuß, andererseits im mehr oder

175

minder anschließenden Bereich mit der flächenhaften Anlage von Bestattungen mit und ohne Steinpackung.

Inwieweit diese Grabhügelgruppe den Belegungs-gang in der Nekropole von Mühlen Eichsen vorher-bestimmt hat, wird zu diskutieren sein. Jedenfalls bildeten sie den Ausgangspunkt für die Entwicklung des eisenzeitlichen Gräberfeldes und lösten vermut-lich einen 2 km östlich davon gelegenen bronzezeit-lichen Bestattungsplatz mit mehreren Grabhügeln ab13. Die Grabhügel in Mühlen Eichsen weisen auf die interessante Problematik am Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit hin, die Veränderungen in Sachgut und Bestattungsweise, aber eben auch Ver-bindendes in der Platzwahl aufzeigt und in Mühlen Eichsen als Initialphase der Gräberfeldbelegung zu bezeichnen ist14.

In der vorrömischen Eisenzeit werden Bestat-tungen unter Hügeln dann wohl von Flachgräbern völlig verdrängt. Neben den einfachen Urnen- und Brandschüttungsgräbern kennt man in Mühlen Eich-sen meist in Gruppen angelegte Bestattungen mit Steinschutz in Form von Steinkisten und unter sorg-fältig angelegten Steinpflastern (Abb. 1.2 und 7–8). Diese in der Regel einlagigen Steinpflaster sind meist rund mit einem Durchmesser von bis zu 5 m. Die Steinabdeckung kann dabei flächig angelegt sein, mit einem durch Verwendung größerer Steine abgesetz-ten, abschließenden Steinkranz, sie kann aber auch nur aus einem ein- oder zweifachen Steinring beste-hen. Daneben treten in Mühlen Eichsen auch recht-eckige Gräber von etwa 3 x 4 m auf. Bei dieser Grab-form kann die Steinabdeckung konkordant zu runden Grabformen ebenfalls flächig angelegt sein, mit einer randlichen, durch größere Steine abgesetzten Einfas-sung, oder sich aber nur aus einfachen, rechteckig an-gelegten Steinreihen zusammensetzen.

Indizien für eine relative Abfolge der Gräber gibt es vom Grabbau her nur begrenzt, denn Areale mit angebauten Steinpackungsgräbern für horizontal-stratigrafische Untersuchungen gibt es nur wenige, ebenso wenige Areale mit übereinander stehenden Urnen für vertikalstratigrafische Untersuchungen. In der Regel wurde unter den Gräbern mit runder oder

12 Die erste Durchsicht hat dankenswerterweise Frau Maier vorgenommen. 13 Ettel 2002b, 172 Abb. 18 oben; Schülke 2011, 140 ff. Karte 27.14 Vgl. Harck 1972/73, 22 ff. Tab. 1; Hingst 1974, 48 f.; Keiling

2009; Laux 2009; Martens 1996, 217 ff.; Schmidt 1993, 118 f.; 146 ff.; Schneider 2009; Thieme 2009; Willroth 1992, 79; 127 ff.

Abb. 3 Mühlen Eichsen. Plan des Grabhügels mit Zentralgrab und ca. 160 am Hügelfuß beigesetzten Nachbestattungen. Grafik: A. Schroeter.

175

Abb. 3 Mühlen Eichsen. Plan des Grabhügels mit Zentralgrab und ca. 160 am Hügelfuß beigesetzten Nachbestattungen. Grafik: A. Schroeter.

176 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

auch mehrere Bestattungen zentral und im näheren Umfeld, teils auch an oder unter der randlichen Stein-setzung eingebracht.

rechteckiger Steinpackung zentral eine Bestattung niedergelegt. In einigen Gräbern, meist unter einer Steinpackung rechteckiger Form, finden sich jedoch

Abb. 4 Mühlen Eichsen. Gesamtplan des Gräberfeldes mit Gräbergruppen (gestrichelte Linien) und Grabhügeln (durchgezo-gene Linien = gesichert, gestrichelte Linien = vermutet). Grafik: A. Schroeter.

176 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

15 Wobei im Nordostbereich die Gruppengliederung bzw. Untergliederung schon auf Grund des großen Grabhügels und ohne detaillierte Aufarbeitung der Befunde unsicher bleiben muss.

16 Behrends 1968, Karte 1; 133 Abb. 12.17 Behrends 1968, 101; 132.18 Keiling 1962, 41 ff.19 Siehe Keiling 1977b, 195 Anm. 7; Menke 1968/72, 58 ff.20 Keiling 1962, 41 ff. Abb. 8–9; 196 ff.; 1977b, 194 ff. Abb.

4–5; vergleichbare Grabgruppierungen im Bestattungs-areal sind in Latzow und Cosa bekannt (Fenske 1986, 10; 30; Reinecke 1986; zu Grabgruppen als Bestattungsareale

177

des Bestattungsareals bestattet wurden17.Eine gruppenweise Belegungsabfolge zeigt das

von Keiling 1962 publizierte Gräberfeld Lanz, Lkr. Prignitz18. Das im Umfang weitaus kleinere Grä-berfeld mit insgesamt 397 Bestattungen, davon zehn Doppelgräbern, wurde in den Jahren 1959 bis 1962 untersucht, allerdings nicht vollständig erfasst. Obgleich ein Belegungsablauf von West nach Ost zweifellos erkennbar ist19, finden sich Bestattungen der ältesten Stufe bereits auch im östlichen Areal und die jüngeren sowie jüngsten Bestattungen der Stufen Ib/c sowie IIa/b finden sich auch verstreut über den gesamten Friedhof. Deshalb nimmt Keiling mit Ver-weis auf die gleichmäßige Verteilung von Männer-, Frauen- und Kindergräbern an, „dass mit großer Wahr-scheinlichkeit die sich auf dem Bestattungsplatz deutlich ab-hebenden Gräbergruppierungen mit Friedhofsbereichen gleich-gesetzt werden können, die jeweils von einer Familie benutzt worden sind“ 20.

Wie in Mühlen Eichsen die Belegungsabfolge zu sehen und zu interpretieren ist, ob horizontal mit Überlagerungen wie in Schwissel oder gruppen-/fa-milienweise wie in Lanz, lässt sich vor der vollstän-digen Auswertung aller Areale noch nicht entscheiden und belegen. Die Auswertung der einzelnen Gruppen bzw. Bestattungsareale in Mühlen Eichsen (Abb. 4) wird erweisen, welche Bedeutung ihnen zukommt unter chronologischen, sozialen und geschlechtso-rientierten Aspekten. Im Umfang entsprechen sie normal großen Gräberfeldern bekannter Art und es stellt sich daher die Frage, ob sich in den Gruppen parallel genutzte Belegungskerne einzelner Familien- oder Siedlerverbände niederschlagen, die ihre eigenen Bestattungsareale in diesem zentralen Friedhof besa-ßen. Dementsprechend wäre die Belegung eventuell getrennt nach Arealen zu sehen. Vor der Auswertung aller Areale muss dies freilich eine Hypothese blei-

Betrachtet man den Plan des bislang ausgegra-benen, ca. 3,5 ha großen Gräberfeldareals, so wird allein unter dem Aspekt des Grabbaus deutlich, dass die 4000 Bestattungen eine gewisse Gliederung in Gruppen erkennen lassen (Abb. 2). Diese Gruppen bestehen wie in der Süd- und Westgruppe im Kern aus Bestattungen unter runden bzw. rechteckigen Stein-setzungen, zudem aus einfachen Urnengräbern, die in den Freiräumen zwischen den großen Steinpackungen liegen oder sich randlich darum konzentrieren und somit eine Gruppe gleichsam abgrenzen. Fünf bzw. sechs Gruppen – wenn man das noch nicht ausgegra-bene Areal mitberücksichtigt – lassen sich im Gräber-feld ausmachen15. Die Gruppen weisen jeweils einen Umfang von ca. 500 bis 900 Bestattungen auf. Die jungbronze-/früheisenzeitlichen Grabhügel scheinen diese Gliederung in Gruppen noch weiter zu stützen, da nahezu jeder Gruppe ein oder mehrere Grabhügel als Markierungs-, eventuell auch als Ausgangspunkt der Belegung zugewiesen werden können (Abb. 4).

Damit ist die Frage verbunden, wie die Belegungs-abfolge in Mühlen Eichsen verlaufen ist. Grundsätz-lich sind zunächst zwei Belegungsmöglichkeiten vor-stellbar: horizontal oder gruppenweise. Ein Beispiel für eine horizontale Belegungsabfolge bietet das Grä-berfeld von Schwissel, Kr. Segeberg, wo in den Jahren 1958/59 von R. H. Behrends auf 1,25 ha eine ausge-dehnte Nekropole mit knapp 3000 Bestattungen aus-gegraben wurde16. Es handelt sich demnach um eine weitaus kleinere Fläche mit einer mehr als doppelt so hohen Belegungsdichte wie in Mühlen Eichsen. Au-ßer im Südteil, wo Gräber aller Perioden zu finden sind und hier die jüngeren Gräber nur Einsprengsel zu sein scheinen, ist die Belegung ansonsten von Sü-den nach Norden fortschreitend, so dass auszuschlie-ßen ist, dass in Schwissel Familien oder sonstige sozi-ale Gruppen an gemeinsamen Grabplätzen innerhalb

auch mehrere Bestattungen zentral und im näheren Umfeld, teils auch an oder unter der randlichen Stein-setzung eingebracht.

rechteckiger Steinpackung zentral eine Bestattung niedergelegt. In einigen Gräbern, meist unter einer Steinpackung rechteckiger Form, finden sich jedoch

einzelner Sippen oder Familien in der jüngeren Bronzezeit: Schmidt 1993, 15; zur Belegungsstruktur allgemein Brandt 2001, 172 ff.). Es handelt sich in Lanz nach der Zusammen-stellung von Keiling in den zusammengefassten Zeitstufen um Grabgruppierungen mit jeweils etwa 20 Erwachsenen, dazu einer unterschiedlichen Zahl von Kindergräbern, die sich auf sechs bis sieben Generationen verteilen und so mit Bestattungsbereichen von Familien identisch sind, die in un-terschiedlichen Zeitstufen einsetzen und auch enden. Eine Situation, wie sie bestens im Gräberfeld von Vollmarshau-sen, Hessen, von Bergmann herausgestellt werden konnte (Bergmann 1975; 1982).

Abb. 4 Mühlen Eichsen. Gesamtplan des Gräberfeldes mit Gräbergruppen (gestrichelte Linien) und Grabhügeln (durchgezo-gene Linien = gesichert, gestrichelte Linien = vermutet). Grafik: A. Schroeter.

179178 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

ben, die jungbronze-/früheisenzeitlichen Grabhügel bilden zudem eine eigene Komponente. Die Auswer-tung der Süd- und Westgruppe liefert aber nun erste Hinweise (s. unten).

Kulturhistorische Stellung des Gräberfeldes innerhalb der JastorfkulturDie Gräberfelder der Jastorfkultur zeichnen sich oft-mals durch eine lang andauernde Kontinuität und Platzkonstanz aus, die von der Bronze- bis zur Kai-serzeit reicht, wie dies beispielsweise für die Gräber-felder Schwissel21 und Börnicke22 nachgewiesen ist. Dies gilt in besonderem Maße auch für das Gräber-feld von Mühlen Eichsen.

Betrachtet man die Belegungszahlen der Gräber-felder im Bereich der Jastorfkultur, so wird trotz der bekannten Problematik von Altgrabungen, zerstörter und teiluntersuchter Nekropolen nach der zusam-menfassenden Betrachtung durch J. Brandt deutlich, dass es sicherlich Gräberfelder gab, auf denen ver-gleichsweise nur wenige Personen bestattet wurden, daneben aber auch viele Nekropolen mehrere hun-dert oder gar tausend Gräber aufweisen können23. Auf der Karte (Abb. 5.2) sind Gräberfelder mit 100–500, 500–1000 sowie Gräberfelder mit mehr als 1000 Bestattungen unterschieden. Zwar finden sich Nekropolen bis 500 Bestattungen nahezu im gesamt-en Bereich der Jastorfkultur, die großen Nekropolen mit 500–1000 und mehr als 1000 Bestattungen sind jedoch vor allem aus dem Gebiet der Kerngruppe der Jastorfkultur und aus der Nienburger Gruppe bekannt. Dazu gehören die Fundplätze von Årup-gard24 und Husby25 in der mittel- bzw. südjütischen Gruppe, Leese26 an der westlichen Peripherie in der Nienburger Gruppe, sowie Ehestorf-Vahrendorf27

und Putensen28, Hornbek29, Schwissel30 und Groß-Timmendorf31 in der Unterelbe-Gruppe, an deren Ostrand auch Mühlen Eichsen liegt. Einige dieser Gräberfelder sind fortlaufend, z. T. mit Schwerpunkt in der Römischen Kaiserzeit belegt, so dass die Be-stattungszahlen für die vorrömische Eisenzeit z. T. weniger als 1000 betragen können, in Groß-Tim-mendorf sind es aber für die vorrömische Eisenzeit über 1000 Gräber und das Gräberfeld Schwissel weist knapp 2500–3000 Gräber für den Zeitraum der äl-teren und jüngeren vorrömischen Eisenzeit auf. Das größte Gräberfeld der vorrömischen Eisenzeit stellt bislang aber Mühlen Eichsen mit 4000 gegrabenen und mutmaßlich etwa 5000 Bestattungen dar32.

Die Belegung beginnt hier mit den angespro-chenen Hügeln am Übergang von der Jungbronze- zur Früheisenzeit, ca. 600 v. Chr., dauert die ältere vorrömische Eisenzeit mit den Stufen Ia, b, c und die jüngere vorrömische Eisenzeit mit den Stufen IIa und b nach Keiling33 an und reicht bis in die äl-tere Kaiserzeit, ca. 100 n. Chr. Sie umfasst also einen Zeitraum von etwa 700 Jahren. Gegen Ende der vor-römischen Eisenzeit nimmt die Belegung ab, eine si-chere Beurteilung der Stufe IIc ist bislang problema-tisch, Waffengräber fehlen. Das Ende bilden Gräber der frührömischen Kaiserzeit mit entsprechenden Rollenkappenfibeln der Stufe B1, dazu Knochenna-deln und Spinnwirtel34.

Nach den bisherigen Ergebnissen für die Süd- und Westgruppe sowie nach vorläufiger Durchsicht der anderen Gräberfeldgruppen scheint der Schwerpunkt der Belegung am Übergang von der älteren zur jün-geren vorrömischen Eisenzeit, in den Stufen Ic/IIa zu liegen, absolut etwa im 4.–3./2. Jahrhundert v. Chr.

Das Beigabenspektrum entspricht den von Hingst und Keiling für das Gebiet Holsteins und Westme-cklenburgs zusammengestellten Übersichten35. Es handelt sich neben den Urnengefäßen vor allem um

Trachtzubehör – Nadeln, später Fibeln, vor allem vom Mittel- und Spätlatèneschema, dazu Gürtelhaken in unterschiedlich entwickelten Formen, vereinzelt in der älteren vorrömischen Eisenzeit noch Arm- und Halsringe sowie selten Ohrschmuck. Charakteristisch für die Unterelbe-Gruppe sind gestreckte, eiserne Nadeln mit rundlichem Kopf, Flügelnadeln vom Ja-storftyp, Holsteiner Nadeln und deren Vorformen,

Kropfnadeln mit großem Ringkopf, Bombenkopf-nadeln36 (Abb. 6.2), Segel- und Spiralohrringe, Tins-dahler und Heitbracker Fibeln, Flügelnadelfibeln, Ösenringe, Haftarmgürtelhaken sowie rechteckige Fi-beln vom Mittellatèneschema. Mühlen Eichsen reiht sich hier ein. Ebenfalls Verbindungen nach Westen, nach Holstein und Niedersachsen zeigen dreigliedrige Gefäße vom so genannten Todendorfer Typ mit ho-

21 Behrends 1968.22 Reinbacher 1963; Seyer 1982, 12 f.23 Brandt 2001, 27 ff.; Karte 4–5.24 Jensen 1996, 197 ff.; Jørgensen 1975.25 Raddatz 1967; 1974.26 Maier 1985; Tackenberg 1934.27 Wegewitz 1962.28 Wegewitz 1973.29 Bernhardt 1992; Rangs-Borchling 1963.30 Behrends 1968.31 Fischer 2000a; 2000b; 2001a; 2001b; Hingst 1989, 12 ff.; 81 ff.

32 Ettel 2008.33 Keiling 1969, z. T. erweiternd Keiling 1974; 1979.34 In dieser letzten Belegungsphase der frührömischen Kaiser-

zeit gehört Mühlen Eichsen zur sogenannten Grevesmühle-ner Gruppe, die in Nordwestmecklenburg verbreitet ist und sich von der südlich anschließenden Körchower Gruppe laut Keiling deutlich absetzt. In der Grevesmühlener Gruppe beginnt die Urnenfeldbelegung nach Keiling bereits in den Jahrhunderten v. Chr. (Keiling 1991, besonders 116 Karte; zur Stufe IIc allgemein Keiling 2002).

35 Hingst 1959; 1964; 1979; Keiling 1969, Taf. 69–71.

36 Bockius 1990; Keiling 1969, 67 ff.; Karte 9; Taf. 72c; Schmidt 1996.

Abb. 5 A: Regionale Gliederung der Jastorf-Kultur (ergänzt nach Seyer 1982, 93 Abb. 41). 1–2: Nord- und mitteljütische Gruppe; 3: südjütische Gruppe; 4: Unterelbe-Gruppe; 5: Warnow-Odermündungs-Gruppe; 6: Seengruppe; 7: Mittelelbe-Havel-Gruppe; 8: Elb-Saale-Gruppe; 9: Nienburger Gruppe. B: Gräberfelder der vorrömischen Eisenzeit mit Gräberanzahl und regionale Gliederung der Jastorf-Kultur (ergänzt nach Brandt 2001, Karte I; IV–V).

A B

179

Trachtzubehör – Nadeln, später Fibeln, vor allem vom Mittel- und Spätlatèneschema, dazu Gürtelhaken in unterschiedlich entwickelten Formen, vereinzelt in der älteren vorrömischen Eisenzeit noch Arm- und Halsringe sowie selten Ohrschmuck. Charakteristisch für die Unterelbe-Gruppe sind gestreckte, eiserne Nadeln mit rundlichem Kopf, Flügelnadeln vom Ja-storftyp, Holsteiner Nadeln und deren Vorformen,

Kropfnadeln mit großem Ringkopf, Bombenkopf-nadeln36 (Abb. 6.2), Segel- und Spiralohrringe, Tins-dahler und Heitbracker Fibeln, Flügelnadelfibeln, Ösenringe, Haftarmgürtelhaken sowie rechteckige Fi-beln vom Mittellatèneschema. Mühlen Eichsen reiht sich hier ein. Ebenfalls Verbindungen nach Westen, nach Holstein und Niedersachsen zeigen dreigliedrige Gefäße vom so genannten Todendorfer Typ mit ho-

36 Bockius 1990; Keiling 1969, 67 ff.; Karte 9; Taf. 72c; Schmidt 1996.

Abb. 5 A: Regionale Gliederung der Jastorf-Kultur (ergänzt nach Seyer 1982, 93 Abb. 41). 1–2: Nord- und mitteljütische Gruppe; 3: südjütische Gruppe; 4: Unterelbe-Gruppe; 5: Warnow-Odermündungs-Gruppe; 6: Seengruppe; 7: Mittelelbe-Havel-Gruppe; 8: Elb-Saale-Gruppe; 9: Nienburger Gruppe. B: Gräberfelder der vorrömischen Eisenzeit mit Gräberanzahl und regionale Gliederung der Jastorf-Kultur (ergänzt nach Brandt 2001, Karte I; IV–V).

A B

180 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

Abb. 6 1: Verbreitung von Frühlatènefibeln und Scheibenhalsringen (nach Brandt 2001, Karte 5 u. 10). 2: Verbreitung von Bombenkopfnadeln und Pommerschen Fibeln (nach Schmidt 1996, 66 Abb. 3). 3: Verbreitung von Gürtelketten (nach Brandt 2001, Karte 14; Tschirschnitz 2003, unpubl. Magisterarbeit, in Druckvorbereitung). 4: Verbreitung des Kettenplattenschmucks (ergänzt nach Keiling 1971, 202 Abb. 8); ME = Mühlen Eichsen.

181

hem Hals, Trichterrand und schwarzer Oberfläche37. Dazu kommen Fundstücke, die Verbindungen in die angrenzenden Regionen belegen, wie z. B. Pommer-sche Fibeln, die vor allem im östlich anschließenden Gebiet Vorpommerns und Polens in der Warnow-Odermündungs-Gruppe verbreitet sind (Abb. 6.2)38.

Verbindungen nach Süden in den mitteldeutschen Latènekreis zeigen Varianten von Frühlatènefibeln auf, wie z. B. Eichelfibeln, ferner Fibeln vom Mittellatène- und Spätlatènetypus (Abb. 6.1)39 oder auch einige Arm- und Halsringe. Kontakte nach Norden hin be-legen dagegen Scheiben-/Kronenhalsringe mit Wulst-Profilierung, die vor allem in den nördlich anschlie-ßenden Regionen bis Skandinavien hin verbreitet sind (Abb. 6.1)40.

Zusammenfassend wird die kulturhistorische Stellung Mühlen Eichsens deutlich. Kennzeichnend ist im Vergleich zu anderen Gräberfeldern der vor-römischen Eisenzeit auch eine relativ große Vielfalt von Beigaben, die belegen, dass es sich hier um ein sowohl quantitativ als auch qualitativ reich ausge-stattetes Gräberfeld im Jastorfkreis handelt, dazu im Kontaktbereich verschiedener Kulturgruppen. Das Gräberfeld ist der Unterelbe-Gruppe zugehörig und liegt an deren östlichem Rand im Kontaktbereich zur angrenzenden Warnow-Odermündungs-Grup-pe, aber auch mit ausgeprägten Kontakten zu wei-ter entfernt liegenden Kulturgruppen im Süden wie Norden (Abb. 5.1). Die Lage an der Süd–Nord ver-laufenden Stepenitz mag hierbei eine wichtige Rolle gespielt haben.

Ausdruck einer besonderen Qualität ist ein Ket-tenplattenschmuck mit Fibeln aus Grab 1474, der vor allem im mittleren Elbegebiet beheimatet ist (Abb. 6.4) und aus der Literatur als Altmärker Ge-hänge bekannt ist. Dabei handelt es sich um meh-rere Ketten, die in Halteplatten eingehängt und di-ese wiederum an den Spiralen zweier in der Regel

typgleicher Fibeln befestigt sind. Altmärker Gehän-ge datieren nach Keiling in die Stufe Ic und damit an das Ende der älteren vorrömischen Eisenzeit41. Eine Parallele liegt aus Paserin vor42. Anregungen zur Herstellung dieser Fibelkettengehänge sind auf hallstättisch-frühlatènezeitlichen Einfluss, insbeson-dere aus dem östlichen Kreis, zurückzuführen. In der Jastorfkultur sind sie charakteristisch für die am reichsten ausgestatteten Gräber einer Nekropole.

Gleiches gilt für Gräber der jüngeren vorrö-mischen Eisenzeit mit Holsteiner Gürteln43. In Müh-len Eichsen ist neben weiteren Ausstattungen z. B. Grab 936 der Stufe IIb/c anzuführen mit den bei-den nach Hingst klassischen Gürteltypen D und E. Sie wurden – wie schon der Name besagt – vor allem im Holsteiner Gebiet getragen; Mühlen Eichsen liegt am östlichen Rand ihres Verbreitungsgebietes (Abb. 6.3). Ein Plattengürtelhaken bildet zusammen mit der Mittelplatte und Lederführungszwingen den eigent-lichen Gürtel, von dem vermutlich die Gürtelkette, bestehend aus vier bronzenen Ringen und vier mit Bronzeblech belegten Eisenplatten, herabhing. Die Herstellung solcher Gürtel in der Jastorfkultur wird ebenfalls auf keltische Anregungen zurückgehen, die über die mitteldeutschen Gürtelketten nach Norden in das Gebiet der Unterelbe-Gruppe mit Holstein bis nach Jütland führten.

Beide Ausstattungen, Kettengehänge wie Hol-steiner Gürtel44, geben vielleicht den Hinweis auf das Vorhandensein einer sozialen Oberschicht mit ent-sprechenden Statussymbolen am Ende der älteren und während der jüngeren vorrömischen Eisenzeit, wie sie ansonsten erst in der späten vorrömischen Eisenzeit mit Gräbern, die Waffen und/oder Bronzegefäße ent-halten, fassbar wird45. Diese kennzeichnenden Funde bleiben in Mühlen Eichsen aber bislang aus.

Dies wirft vielleicht ein bezeichnendes Licht auf die soziale Zusammensetzung dieser Gräbergruppie-

37 Brandt 2001, 139; Ettel u. a. 2002, 70 f.; Keiling 1969, 58; Wegewitz 1973, 113 f.; Taf. 31; 87 Nr. 432; Nach Behrends (1968, 75) erscheinen in Schwissel die dreigliedrigen Töpfe mit weiter Mündung und linsenförmigem Körper besonders oft als Kinderurne, was auch bei Befund 3599 aus Mühlen Eichsen der Fall ist.

38 Fischer 2000a; Keiling 1969, 47 f.; Karte 7.39 Brandt 2001, 68 ff.; Karte 5; 10; Keiling 1969, 44 ff.; Peschel 1975; 1977.40 Brandt 2001, 95 ff.; Karte 10; Rauchfuß 2002; Rauchfuß/

Schmidt 2004, besonders 305 ff. 41 Brandt 2001, 138 f.; Keiling 1971.42 Griesa/Weiss 1999, 143.43 Brandt 2001, 111 f.; Heynowski/Ritz 2010; Hingst 1962; 1989, 57 ff.; Karte 28; Hucke 1962; Keiling 1977a, 83 f. 44 Tschirschnitz 2003.45 Betrachtet man die Verbreitung von Kettengehängen und

Holsteiner Gürteln im Gräberfeldareal, so zeigt sich, dass nahezu jede der angesprochenen Gruppierungen in der Nekropole eine oder mehrere Bestattungen mit diesen Statussymbolen aufweist.

180 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

Abb. 6 1: Verbreitung von Frühlatènefibeln und Scheibenhalsringen (nach Brandt 2001, Karte 5 u. 10). 2: Verbreitung von Bombenkopfnadeln und Pommerschen Fibeln (nach Schmidt 1996, 66 Abb. 3). 3: Verbreitung von Gürtelketten (nach Brandt 2001, Karte 14; Tschirschnitz 2003, unpubl. Magisterarbeit, in Druckvorbereitung). 4: Verbreitung des Kettenplattenschmucks (ergänzt nach Keiling 1971, 202 Abb. 8); ME = Mühlen Eichsen.

182 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

rungen am Übergang von der älteren zur jüngeren vorrömischen Eisenzeit. Ersichtlich wird dabei auch, dass es sich – im Vergleich mit den Prunkgräbern im südlichen Hallstatt- und Latènekreis – keinesfalls um sozial überdeutlich abgehobene Bestattungen handelt. Eher wird man diese Bestattungen als so-zial herausgehoben bezeichnen mit materiell und handwerklich aufwendigen Beigaben, die aus dem üblichen, doch recht unförmigen, genormten Beiga-benhabitus der vorrömischen Eisenzeit mit einfach gestalteten Gürtelhaken, selten Nadeln, Fibeln oder Ringschmuck herausragen. Darüber hinaus belegen diese beiden Fundgruppen überregionale Kontakte. Der Bestattungsritus unterstreicht aber wiederum ihr Eingebundensein in die normalen Verhältnisse, denn die Holsteiner Gürtel und Kettengehänge wurden auch einfachen Bestattungen, d. h. Brandschüttungs- und Urnengräbern ohne Steinpackung beigegeben.

Zum Stand der Aufarbeitung, Restaurierung und Auswertung am Beispiel der SüdgruppeDie sogenannte Südgruppe ermöglicht nun nähere Einblicke in die Zusammensetzung der in Mühlen Eichsen bestatteten Bevölkerung, sowohl in chro-nologischer, chorologischer als auch anthropolo-gischer Hinsicht. Bei der Südgruppe handelt es sich um die Gräbergruppe im Südosten der Nekropole, die vollständig freigelegt werden konnte (Abb. 4) – und inzwischen vollständig restauriert und zeichne-risch dokumentiert als Katalog, zudem in größeren Teilen fertig ausgewertet vorliegt46. Eine Reihe von Abschlussarbeiten, so von M. Günther, A. Quaas, J.

Kleinecke, C. Tschirschnitz, J. Lamowski, S. Tamás und R. Dapschauskas, hat sich mit der Auswertung der Befunde und Funde beschäftigt47.

Die Südgruppe nimmt ein Areal von 0,5 ha ein, was etwa der Größe des gesamten Gräberfeldes von Lanz entspricht (Abb. 7–8). Die Begrenzung im Sü-den und damit am Südrand der Nekropole ist auffal-lend geradlinig, wenn auch leicht bogenförmig verlau-fend und setzt sich aus Gräbern mit Steinpackungen unterschiedlichster Art zusammen. Die Grenze auf den anderen Seiten verläuft in den mit einfachen Urnen- und Brandschüttungsgräbern durchsetzten bzw. locker gefüllten Freiräumen zu den benachbar-ten Gruppen mit Steinpackungsgräbern im Zentrum und wirkt sicherlich etwas willkürlich gezogen. Zieht man jedoch die weiter oben erwähnten Grabhügel in Betracht, würde die Belegung dieser Gruppe bis an den Südfuß der Grabhügel heranreichen (Abb. 4). Diese Gräbergruppe mit etwa 850 Bestattungen zeigt einen Querschnitt der bislang für Mühlen Eichsen ty-pischen Bestattungsarten.

Die Deponierung des Leichenbrandes erfolgte mehrheitlich in der Urne, aber auch als Leichenbrand-schüttung. Belegt sind alle Spielarten der Grabgestal-tung wie Boden- und Decksteine aber auch Steinkisten unterschiedlicher Bauweise bis hin zu runden oder rechteckigen Steinpackungsgräbern unterschiedlicher Größe mit flächiger, durchgehender Steinpackung oder randlicher Steineinfassung. Als Tendenz ist fest-zuhalten, dass in der älteren vorrömischen Eisenzeit Steinsetzungen vorherrschen, in der jüngeren vorrö-mischen Eisenzeit Steinsetzungen zurückgehen, dafür rechteckige Grundformen und Mehrfachbestattungen aufkommen. Mühlen Eichsen ist damit in die allgemei-ne Entwicklung der Grabformen der vorrömischen

46 Der Katalog der Befunde und der Keramik wurde von S. Gerhard erstellt im Rahmen einer ABM-Arbeit und darüber hinaus in unbezahlter, ehrenamtlicher Mehrarbeit, wofür ihr sehr gedankt sei. Die Einzelpläne, Profile und der Ge-samtplan wurden von A. Schroeter in Zusammenarbeit mit dem Verfasser in Jena erstellt. Der Katalog ist ergänzt um die Metallfunde von S. Tamás sowie die Keramikansprache von R. Dapschauskas.

47 Band 1: Katalog, Band 2: Auswertung (in Vorbereitung) und Abschlussarbeiten (Dapschauskas 2012; Lamowski 2010; Tamás 2010; Tschirschnitz 2003; außerdem M. Günther, Schmuck und Rasiermesser im Bereich aus der

Südgruppe des eisenzeitlichen Gräberfeldes von Mühlen Eichsen, Mecklenburg (Jahresarbeit 2007); J. Kleinecke, Die Nadeln aus der Südgruppe des eisenzeitlichen Gräberfeldes von Mühlen-Eichsen, Mecklenburg (Jahresarbeit 2007); A. Quaas, Die Fibeln aus dem Bereich der Südgruppe des vorrömisch-eisenzeitlichen Brandgräberfeldes von Mühlen Eichsen, Mecklenburg (Jahresarbeit 2007); S. Tamás, Aussagen zur Typologie und Verbreitung der Gürtelhaken im Bereich der Südgruppe des vorrömisch-eisenzeitlichen Brandgräberfeldes von Mühlen-Eichsen (Mecklenburg) (Jahresarbeit 2005)).

183

Eisenzeit in der Unterelbe-Gruppe einbezogen, die durch die Arbeiten von Hingst, Keiling, Wegewitz und Behrends grundsätzlich bekannt ist48. Demnach wer-den zu Beginn der älteren Eisenzeit Bestattungen unter Hügeln sehr schnell von Flachgräberfeldern völlig ver-drängt und Bestattungen mit Steinschutz nehmen in der älteren vorrömischen Eisenzeit zu, aber zu Beginn der jüngeren Eisenzeit schon wieder deutlich ab. Die Südgruppe von Mühlen Eichsen fügt sich in diese Ent-wicklung ein, wenngleich die Anzahl der Gräber mit Steinpackungen am Übergang von der älteren zur jün-geren vorrömischen Eisenzeit hier vermutlich höher als sonst üblich einzuschätzen ist. Auffallend häufig vertreten sind Mehrfachbestattungen in runden, insbe-sondere aber rechteckigen Grabbauten, die teils bis zu sieben Bestattungen mit Beigefäßen aufweisen können.

Zusammengesehen lässt sich hier ein mehrschich-tiger und differenzierter Grabbrauch konstatieren. Welche Mühe die oft schlechten Erhaltungszustän-de der Steinpackungen nicht nur bei der Ausgrabung sondern auch bei der Auswertung bereiten, zeigt die Gegenüberstellung des bei der Ausgrabung erstellten CAD-Plans der Südgruppe (Abb. 7) und des Auswer-tungsplans mit in Form sowie Größe sicheren und unsicheren Steinpackungen (Abb. 8). Deutlich er-kennbar ist der relativ dicht gedrängte Kern mit Stein-packungsgräbern. Dass die Gräber ehemals obertägig gekennzeichnet waren, dürfte außer Zweifel stehen, denn ein Blick auf den Plan zeigt, dass die Gräber einander nicht stören, sondern mit Abstand zueinan-der errichtet wurden und dies über einen Zeitraum von mehreren hundert Jahren. In welcher Form die Gräber gekennzeichnet wurden, ob mit Erdhügeln, Hölzern oder Steinen, Marksteinen, Steinstelen etc. ist bislang nicht zu erkennen.

Restaurierung

Der immense Fundbestand aus dem Gräberfeld konnte nicht – wie ursprünglich geplant – während der Grabungsjahre restauratorisch aufgearbeitet wer-den. Sehr erschwerend kommt der oftmals schlechte Erhaltungszustand der Funde infolge Erosion und landwirtschaftlicher Tätigkeiten wie Pflügen, Dün-gung etc. hinzu, die den Fundstücken, sowohl Ke-ramik wie Metallgegenständen, teils sehr zugesetzt haben. Dieser Umstand machte sowohl zusätzliche Restaurierungs- als auch Konservierungsmaßnahmen erforderlich. Eine vollständige Aufarbeitung der Gra-bungsfunde konnte daher erst nach Abschluss der Grabungen 2004 in zum Teil mehrjährigen Kampa-gnen mit zusätzlichen Mitarbeitern, sowohl in Wili-grad und Gadebusch für die Keramik, als auch in der kleinen Restaurierungswerkstatt am Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte in Jena vorgenommen worden.

Einige Zahlen mögen die gestellte Aufgabe ver-deutlichen. So summieren sich die gegrabenen Be-funde mit Metallfunden auf ca. 2500 Inventarnum-mern, die teilweise mehrere Einzelobjekte aufweisen können; allein ein Holsteiner Gürtel erfordert ein Mehrfaches an Restaurierungsarbeit. Ohne die noch ausstehende genaue Bestimmung der Funde aus der Ost-, Nordwest- und Nordostgruppe liegen aus dem Gräberfeld ca. 1000 Gürtelhaken, ca. 500 Nadeln, knapp 200 Fibeln, ca. 100 Hals- und Armringe bzw. jeweils Fragmente davon vor. Dies verdeutlicht den beigegebenen Metallreichtum in Mühlen Eichsen. Dazu kommt, dass frühere Restaurierungsarbeiten aus den 1990er Jahren der Zeit und den Umständen entsprechend teils nur unvollständig ausgeführt wa-ren und eine Neurestaurierung erforderten. Als Fazit

48 Behrends 1968; Hingst 1989; Keiling 1969; Wegewitz 1962; 1964; 1965; 1973; 1977; zur Struktur und Verbreitung allge-mein Leube 1979.

182 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

rungen am Übergang von der älteren zur jüngeren vorrömischen Eisenzeit. Ersichtlich wird dabei auch, dass es sich – im Vergleich mit den Prunkgräbern im südlichen Hallstatt- und Latènekreis – keinesfalls um sozial überdeutlich abgehobene Bestattungen handelt. Eher wird man diese Bestattungen als so-zial herausgehoben bezeichnen mit materiell und handwerklich aufwendigen Beigaben, die aus dem üblichen, doch recht unförmigen, genormten Beiga-benhabitus der vorrömischen Eisenzeit mit einfach gestalteten Gürtelhaken, selten Nadeln, Fibeln oder Ringschmuck herausragen. Darüber hinaus belegen diese beiden Fundgruppen überregionale Kontakte. Der Bestattungsritus unterstreicht aber wiederum ihr Eingebundensein in die normalen Verhältnisse, denn die Holsteiner Gürtel und Kettengehänge wurden auch einfachen Bestattungen, d. h. Brandschüttungs- und Urnengräbern ohne Steinpackung beigegeben.

Zum Stand der Aufarbeitung, Restaurierung und Auswertung am Beispiel der SüdgruppeDie sogenannte Südgruppe ermöglicht nun nähere Einblicke in die Zusammensetzung der in Mühlen Eichsen bestatteten Bevölkerung, sowohl in chro-nologischer, chorologischer als auch anthropolo-gischer Hinsicht. Bei der Südgruppe handelt es sich um die Gräbergruppe im Südosten der Nekropole, die vollständig freigelegt werden konnte (Abb. 4) – und inzwischen vollständig restauriert und zeichne-risch dokumentiert als Katalog, zudem in größeren Teilen fertig ausgewertet vorliegt46. Eine Reihe von Abschlussarbeiten, so von M. Günther, A. Quaas, J.

Kleinecke, C. Tschirschnitz, J. Lamowski, S. Tamás und R. Dapschauskas, hat sich mit der Auswertung der Befunde und Funde beschäftigt47.

Die Südgruppe nimmt ein Areal von 0,5 ha ein, was etwa der Größe des gesamten Gräberfeldes von Lanz entspricht (Abb. 7–8). Die Begrenzung im Sü-den und damit am Südrand der Nekropole ist auffal-lend geradlinig, wenn auch leicht bogenförmig verlau-fend und setzt sich aus Gräbern mit Steinpackungen unterschiedlichster Art zusammen. Die Grenze auf den anderen Seiten verläuft in den mit einfachen Urnen- und Brandschüttungsgräbern durchsetzten bzw. locker gefüllten Freiräumen zu den benachbar-ten Gruppen mit Steinpackungsgräbern im Zentrum und wirkt sicherlich etwas willkürlich gezogen. Zieht man jedoch die weiter oben erwähnten Grabhügel in Betracht, würde die Belegung dieser Gruppe bis an den Südfuß der Grabhügel heranreichen (Abb. 4). Diese Gräbergruppe mit etwa 850 Bestattungen zeigt einen Querschnitt der bislang für Mühlen Eichsen ty-pischen Bestattungsarten.

Die Deponierung des Leichenbrandes erfolgte mehrheitlich in der Urne, aber auch als Leichenbrand-schüttung. Belegt sind alle Spielarten der Grabgestal-tung wie Boden- und Decksteine aber auch Steinkisten unterschiedlicher Bauweise bis hin zu runden oder rechteckigen Steinpackungsgräbern unterschiedlicher Größe mit flächiger, durchgehender Steinpackung oder randlicher Steineinfassung. Als Tendenz ist fest-zuhalten, dass in der älteren vorrömischen Eisenzeit Steinsetzungen vorherrschen, in der jüngeren vorrö-mischen Eisenzeit Steinsetzungen zurückgehen, dafür rechteckige Grundformen und Mehrfachbestattungen aufkommen. Mühlen Eichsen ist damit in die allgemei-ne Entwicklung der Grabformen der vorrömischen

46 Der Katalog der Befunde und der Keramik wurde von S. Gerhard erstellt im Rahmen einer ABM-Arbeit und darüber hinaus in unbezahlter, ehrenamtlicher Mehrarbeit, wofür ihr sehr gedankt sei. Die Einzelpläne, Profile und der Ge-samtplan wurden von A. Schroeter in Zusammenarbeit mit dem Verfasser in Jena erstellt. Der Katalog ist ergänzt um die Metallfunde von S. Tamás sowie die Keramikansprache von R. Dapschauskas.

47 Band 1: Katalog, Band 2: Auswertung (in Vorbereitung) und Abschlussarbeiten (Dapschauskas 2012; Lamowski 2010; Tamás 2010; Tschirschnitz 2003; außerdem M. Günther, Schmuck und Rasiermesser im Bereich aus der

Südgruppe des eisenzeitlichen Gräberfeldes von Mühlen Eichsen, Mecklenburg (Jahresarbeit 2007); J. Kleinecke, Die Nadeln aus der Südgruppe des eisenzeitlichen Gräberfeldes von Mühlen-Eichsen, Mecklenburg (Jahresarbeit 2007); A. Quaas, Die Fibeln aus dem Bereich der Südgruppe des vorrömisch-eisenzeitlichen Brandgräberfeldes von Mühlen Eichsen, Mecklenburg (Jahresarbeit 2007); S. Tamás, Aussagen zur Typologie und Verbreitung der Gürtelhaken im Bereich der Südgruppe des vorrömisch-eisenzeitlichen Brandgräberfeldes von Mühlen-Eichsen (Mecklenburg) (Jahresarbeit 2005)).

183

Eisenzeit in der Unterelbe-Gruppe einbezogen, die durch die Arbeiten von Hingst, Keiling, Wegewitz und Behrends grundsätzlich bekannt ist48. Demnach wer-den zu Beginn der älteren Eisenzeit Bestattungen unter Hügeln sehr schnell von Flachgräberfeldern völlig ver-drängt und Bestattungen mit Steinschutz nehmen in der älteren vorrömischen Eisenzeit zu, aber zu Beginn der jüngeren Eisenzeit schon wieder deutlich ab. Die Südgruppe von Mühlen Eichsen fügt sich in diese Ent-wicklung ein, wenngleich die Anzahl der Gräber mit Steinpackungen am Übergang von der älteren zur jün-geren vorrömischen Eisenzeit hier vermutlich höher als sonst üblich einzuschätzen ist. Auffallend häufig vertreten sind Mehrfachbestattungen in runden, insbe-sondere aber rechteckigen Grabbauten, die teils bis zu sieben Bestattungen mit Beigefäßen aufweisen können.

Zusammengesehen lässt sich hier ein mehrschich-tiger und differenzierter Grabbrauch konstatieren. Welche Mühe die oft schlechten Erhaltungszustän-de der Steinpackungen nicht nur bei der Ausgrabung sondern auch bei der Auswertung bereiten, zeigt die Gegenüberstellung des bei der Ausgrabung erstellten CAD-Plans der Südgruppe (Abb. 7) und des Auswer-tungsplans mit in Form sowie Größe sicheren und unsicheren Steinpackungen (Abb. 8). Deutlich er-kennbar ist der relativ dicht gedrängte Kern mit Stein-packungsgräbern. Dass die Gräber ehemals obertägig gekennzeichnet waren, dürfte außer Zweifel stehen, denn ein Blick auf den Plan zeigt, dass die Gräber einander nicht stören, sondern mit Abstand zueinan-der errichtet wurden und dies über einen Zeitraum von mehreren hundert Jahren. In welcher Form die Gräber gekennzeichnet wurden, ob mit Erdhügeln, Hölzern oder Steinen, Marksteinen, Steinstelen etc. ist bislang nicht zu erkennen.

Restaurierung

Der immense Fundbestand aus dem Gräberfeld konnte nicht – wie ursprünglich geplant – während der Grabungsjahre restauratorisch aufgearbeitet wer-den. Sehr erschwerend kommt der oftmals schlechte Erhaltungszustand der Funde infolge Erosion und landwirtschaftlicher Tätigkeiten wie Pflügen, Dün-gung etc. hinzu, die den Fundstücken, sowohl Ke-ramik wie Metallgegenständen, teils sehr zugesetzt haben. Dieser Umstand machte sowohl zusätzliche Restaurierungs- als auch Konservierungsmaßnahmen erforderlich. Eine vollständige Aufarbeitung der Gra-bungsfunde konnte daher erst nach Abschluss der Grabungen 2004 in zum Teil mehrjährigen Kampa-gnen mit zusätzlichen Mitarbeitern, sowohl in Wili-grad und Gadebusch für die Keramik, als auch in der kleinen Restaurierungswerkstatt am Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte in Jena vorgenommen worden.

Einige Zahlen mögen die gestellte Aufgabe ver-deutlichen. So summieren sich die gegrabenen Be-funde mit Metallfunden auf ca. 2500 Inventarnum-mern, die teilweise mehrere Einzelobjekte aufweisen können; allein ein Holsteiner Gürtel erfordert ein Mehrfaches an Restaurierungsarbeit. Ohne die noch ausstehende genaue Bestimmung der Funde aus der Ost-, Nordwest- und Nordostgruppe liegen aus dem Gräberfeld ca. 1000 Gürtelhaken, ca. 500 Nadeln, knapp 200 Fibeln, ca. 100 Hals- und Armringe bzw. jeweils Fragmente davon vor. Dies verdeutlicht den beigegebenen Metallreichtum in Mühlen Eichsen. Dazu kommt, dass frühere Restaurierungsarbeiten aus den 1990er Jahren der Zeit und den Umständen entsprechend teils nur unvollständig ausgeführt wa-ren und eine Neurestaurierung erforderten. Als Fazit

48 Behrends 1968; Hingst 1989; Keiling 1969; Wegewitz 1962; 1964; 1965; 1973; 1977; zur Struktur und Verbreitung allge-mein Leube 1979.

184 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

Abb. 7 Mühlen Eichsen. Ausschnitt aus dem Gesamtplan des Gräberfeldes mit der Südgruppe (gestrichelte Linie). Grafik: A. Schroeter.

185

Abb. 8 Mühlen Eichsen. Gesamtplan der Südgruppe mit rekonstruierten, schematisierten Steinpackungen und Grabhügeln. Grafik: A. Schroeter.

187186 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

kann aber nun nach mehrjährigen Aufarbeitungskam-pagnen festgestellt werden, dass sowohl Keramik als auch Metallgegenstände für eine weitere zeichne-rische Aufarbeitung und Auswertung nahezu fertig restauriert vorliegen49.

Die Restaurierung der Metallgegenstände hat da-bei zum Einen sehr differenzierte, zum Anderen überraschende Ergebnisse zutage gebracht und zeigt, welches Potential in einer modernen Restaurierung und Dokumentation der Restaurierungsergebnisse steckt50. Allein für die Südgruppe, wo die restaura-torische Untersuchung vollständig abgeschlossen ist, liegen etwa 500 Metallobjekte vor, dabei überwiegen Gürtelhaken mit 326 Stück, dazu kommen 94 Nadeln, 46 Fibeln sowie je 13 Hals- und Armringe bzw. jeweils Fragmente davon. Die Funde setzen sich aus Eisen oder Kupferlegierungen bzw. Bronze, zum Teil mit-einander kombiniert, zusammen. So fanden sich zahl-reiche Hinweise auf die Herstellungstechnik (Abb. 9), so zur Gusstechnik bei Bronzeobjekten und Spu-ren schmiedetechnischer Herstellung wie Strecken und Treiben für eiserne Trachtbestandteile. Bei der Mehrheit der Blecharmringe konnten Treibhammer-spuren festgestellt werden, Halsringe weisen oft eine Kombination von schmiede- und gusstechnischer Herstellung auf, Holsteiner Nadeln sind mehrmals im Überfangguss hergestellt worden und mehrere Fibeln sind in ihrer Grundform zunächst vorgegossen, an-schließend nachgeschmiedet und die Spirale gezogen worden. Die erhaltenen Werkzeugspuren belegen die Verwendung von Feile, Zange, Hammer, Trennwerk-zeug und Zieheisen und vermitteln so ein Bild der handwerklichen Tätigkeiten und Fertigkeiten.

Ferner liegen aus der Südgruppe mehrfach Hin-weise auf Gebrauchsspuren vor (Abb. 10.1–4), so. z. B. durch Materialabrieb bei Holsteiner Nadeln. Auffallend ist der mehrmalige Nachweis von Repa-raturen insbesondere bei Gürtelgehängen, Armringen und Halsringen. Hierbei können offensichtlich relativ sorgfältig ausgeführte und eher grobe Reparaturen unterschieden werden. Oftmals wurden die zerbro-chenen Fragmente mit mehr oder weniger sorgfältig eingeschlagenen Nieten überlappend miteinander

verbunden, an einem Armring wurde ein eingeris-sener Bereich mit hinterlegtem Eisenblech und Nie-ten gesichert.

Schließlich gibt es interessanterweise mehrmals Hinweise auf intentionale Beschädigungen, Zerstö-rungen oder das Unbrauchbarmachen von Tracht-gegenständen (Abb. 10.5–8). Dies zeigt sich bei z. T. mehrfach verbogenen oder zerbrochenen Plattengür-telhaken, aber auch Halsringe, Armringe und Nadeln weisen intentionale Beschädigungen auf. Daneben fan-den sich häufig Spuren von Brandeinwirkung. Zusam-mengesehen eröffnen sich hier wichtige Detailinfor-mationen nicht nur metallurgischer Art, sondern weit darüber hinaus für das Wissen und Verständnis des Be-stattungsrituals der vorrömischen Eisenzeit insgesamt.

Beigaben und Keramik

Der Keramik und den Beigaben aus Metall nach setzt die Belegung in der Südgruppe mit der Stufe Ia/b ein, hat ihren Schwerpunkt am Übergang von der älteren zur jüngeren Eisenzeit in den Stufen Ic und IIa, hält aber auch in der jüngsten und vermutlich auch späten vorrömischen Eisenzeit IIb und IIc noch an und en-det mit einigen Gräbern schließ lich in der frühen Kai-serzeit. Insgesamt enthalten über 430 Gräber der Süd-gruppe Beigaben aus Bronze, Eisen, selten Silex, Stein oder Bernstein. Dies entspricht mehr als 50 Prozent der gesamten Gräber und zeigt für die vorrömische Eisenzeit eine verhältnismäßig reiche Ausstattung der Bestattungen in Mühlen Eichsen. Oftmals weisen die Metallgegenstände – wie erläutert – Gebrauchsspuren oder minder sorgfältig ausgeführte Reparaturen auf. Dies zeigt einerseits, dass die der Bestattung beige-gebenen Gegenstände keineswegs immer neuwertig oder gar für die Bestattung eigens hergestellt wurden, sondern bereits längere Zeit in Gebrauch waren. An-dererseits geben sie auch Hinweise auf den materiel-len oder ideellen Wert der Gegenstände, der offen-sichtlich eine Reparatur selbst einfacher gestalteter Trachtgegenstände wie Gürtelhaken oder Armringe lohnenswert erscheinen ließ51. Darüber hinaus weisen

49 An dieser Stelle sei – insbesondere auch für Mittel zur Restaurierung – dem Dezernat Archäologie im Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern für die gute Zusammenarbeit sehr gedankt, stellvertretend D. Jantzen, L. Bartel, S. Gerhard und V. Meier.

50 I. Przemuß, Beobachtungen an den metallischen Trachtbe- standteilen des Gräberfeldes Mühlen Eichsen (in Vorberei- tung).51 So auch Groß Timmendorf (Dobat/Fischer 2000).

Abb. 9 Mühlen Eichsen. Herstellungstechniken bei Metallobjekten. 1: Massiver Halsring (Bronze), in zweiteiliger Form gegos-sen. 2: Blecharmring (Kupferlegierung) mit Treibhammerspuren auf Innenseite. 3: Holsteiner Nadel (Kupferlegierung), Nadelkopf im sekundären Arbeitsgang im Überfang-Gussverfahren auf Nadelschaft aufgegossen (Querschnittgrenze des Nadelschaftes zeichnet sich auf Nadelkopf ab). 4: Schälchenhalsring (Bronze); freiliegender Tonkern deutet auf Herstellung im Wachsaus-schmelzverfahren hin. 5: Fibel (Eisen und Bronze); auf doppelte Bügeldrähte im Wachsausschmelzverfahren aufgegossene Bügelkugel (zwischen den Drähten unbeabsichtigt verlaufene Bronze). 6: Schmuckplatte einer Holsteiner Gürtelgarnitur (Eisen und Bronze); feine Punzierungen zeugen vom Einsatz von Ring- und Kugelpunzen.

187

Abb. 9 Mühlen Eichsen. Herstellungstechniken bei Metallobjekten. 1: Massiver Halsring (Bronze), in zweiteiliger Form gegos-sen. 2: Blecharmring (Kupferlegierung) mit Treibhammerspuren auf Innenseite. 3: Holsteiner Nadel (Kupferlegierung), Nadelkopf im sekundären Arbeitsgang im Überfang-Gussverfahren auf Nadelschaft aufgegossen (Querschnittgrenze des Nadelschaftes zeichnet sich auf Nadelkopf ab). 4: Schälchenhalsring (Bronze); freiliegender Tonkern deutet auf Herstellung im Wachsaus-schmelzverfahren hin. 5: Fibel (Eisen und Bronze); auf doppelte Bügeldrähte im Wachsausschmelzverfahren aufgegossene Bügelkugel (zwischen den Drähten unbeabsichtigt verlaufene Bronze). 6: Schmuckplatte einer Holsteiner Gürtelgarnitur (Eisen und Bronze); feine Punzierungen zeugen vom Einsatz von Ring- und Kugelpunzen.

188 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

188 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

52 Tamás 2010.

189

andere Metallgegenstände auch Spuren intentionaler Beschädigungen auf, vielleicht als wichtiger Bestand-teil eines Bestattungsrituals.

Zur Normalausstattung gehören Gürtelhaken mit oder ohne Ringe und Zwingen. Daneben fanden sich in den Gräbern über 80 Nadeln oder Fragmente da-von, darunter mit über 30 Stück vor allem Holstei-ner Nadeln, aber auch Nadeln mit Kugel-, Bomben-, Schälchen-, Ring- oder Flügelkopf. Von Fibeln liegen fast 50 Exemplare bzw. Fragmente vor, darunter als größte Gruppe mit ca. 20 Exemplaren Fibeln vom Frühlatène-, vor allem aber vom Mittellatène- und Spätlatènetyp, dazu auch einige Flügelnadelfibeln, Doppelscheibenfibeln oder Fibeln vom Pommer-schen Typus und schließlich auch einige Rollenkap-penfibeln der frühen Kaiserzeit. Eine weitere Grup-pe bildet der Ringschmuck mit über 20 Exemplaren von Hals- und Armringen unterschiedlicher Gestal-tung; sie sind meist massiver Art, es sind aber auch Bronzeblecharmringe darunter. Die Enden können kolbenförmig oder als Schälchen ausgebildet sein, auffallend sind Scheiben-/Kronenhalsringe, die einen Kontakt nach Jütland aufzeigen. Insgesamt zeigt das

Beigabeninventar allein aus der Südgruppe die kul-turhistorische Lage und Bedeutung Mühlen Eichsens (Abb. 5–6). Einerseits sind die hier Bestatteten sicher-lich der Unter el begruppe zugehörig. Allerdings liegt Mühlen Eichsen an ihrem äußersten östlichen Rand, das sich in deutlichen Einflüssen aus der Warnow-Odermündungsgruppe bemerkbar macht. Da rüber hinaus ist ein Eingebundensein in ein überregio-nales Kontaktnetz zu verspüren, ei nerseits mit den angesprochenen Scheibenhalsringen nach Norden, andererseits mit Fibeln nach Süden über das Ge-biet Brandenburgs, die Mittelelbe-Havel-Gruppe, bis nach Mittel deutschland zur Elbe-Saale-Gruppe. Mühlen Eichsen liegt so am Schnittpunkt verschie-dener Kreise – sowohl in Ost-West-Richtung an der Grenze von der Unterelbe- zur Wanrnow-Odermün-dungs-Gruppe mit teils langer Tradition, als auch in Nord-Süd-Richtung an dem in der vorrömischen Ei-senzeit wichtigen Verbindungsweg von den südlichen Kulturgruppen über Saale, Elbe und Hol stein zu den jütländischen Kulturgruppen.

Das Metallinventar der Gräber weist auf einen Be-legungszeitraum der Südgruppe von der entwickelten älteren und jüngeren vorrömischen Eisenzeit bis zur frühen Kaiserzeit mit Schwerpunkt an der Wende von älterer zur jüngerer vorrömischen Eisenzeit hin. Die von S. Tamás vorgenommene Analyse der Gürtelha-ken ermöglichte darüber hinaus weitere Einblicke in die Gewichtung der einzelnen Zeitstufen und in die Belegungsabfolge auf dem Areal der Südgruppe52. Dies ist schon aus dem Grunde aufschlussreich, weil es sich bei den Gürtelhaken mit insgesamt ca. 330 Ex-emplaren – damit in mehr als einem Drittel aller Grä-bern der Südgruppe vorkommend – um die weitaus umfangreichste Beigabengruppe handelt. Andererseits sind Gürtelhaken im Vergleich zu Fibeln, Nadeln und Ringen auch eine vergleichsweise langlebige Material-gruppe, die bereits mit Einsetzen der vorrömischen Eisenzeit auftritt und dann bis zum Ende der jün-geren vorrömischen Eisenzeit kontinuierlich Bestat-tungen beigegeben wird. Die formenkundliche Ent-wicklung läuft von Gürtelhaken mit zungenförmigem Abschluss über Haftarm- zu Plattengürtelhaken mit jeweils mehreren Varianten bis in die jüngere vorrö-mische Eisenzeit. Sind die Formen in der älteren vorr-

Abb. 10 Mühlen Eichsen. Beispiele für Metallbeigaben mit Reparaturspuren und intentionalen Zerstörungen. 1: Plattengürtelhaken (Eisen); auf der Unterseite dieses antik zerbrochenen Plattengürtelhakens sind zwei rechteckige Eisen-laschen quer über die Bruchfläche aufgenietet; 2: Plattengür-telhaken mit Ziernieten (Eisen und Bronze); an diesem antik zerbrochenen Gürtelhaken wurden gleich zwei Reparaturen unterschiedlichster Machart ausgeführt, zum einen mittels rückseitig aufgenieteter Laschen „Stoß an Stoß“, zum anderen durch Auflegen des Hakenendes und (Neu-) Vernietung; 3: Blecharmring (Bronze); mittig antik zerbrochener Armring mit Reparatur in Form eines hinterlegten, rechteckigen Eisen-bleches und Aufnieten mittels dreier Niete; 4: Holsteiner Nadel (Bronze); aufgrund des auffällig kurzen Nadelschaftes können vier Holsteiner Nadeln des Südgruppen-Komplexes als „neu angespitzt“ angesprochen werden; 5: Massiver Kolbenhalsring (Bronze); unter großer Kraftanstrengung mehrfach verdrehter und tordierter Halsring; 6: durch mehrmaliges Verdrehen und Knicken unbrauchbar gemachter Bronzehalsring; 7: Platten-gürtelhaken einer Holsteiner Gürtelgarnitur (Eisen und Bron-ze); zweifach gebogener Plattengürtelhaken mit aufgenieteter Bronzeblechzier; 8: Plattengürtelhaken einer Holsteiner Gürtelgarnitur (Eisen und Bronze); mit zahlreichen Bronze-Ziernieten geschmückter Gürtelhaken, zweifach gebogen.

190 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

Abb. 11 Mühlen Eichsen. Verteilung der Gürtelhaken in der Südgruppe (nach Tamás 2010). 1: Zungengürtelhaken (ZGH); 2: Haftarmgürtelhaken (HGH); 3: Plattengürtelhaken (PGH).

190 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen 191

ömischen Eisenzeit in der Regel kleiner und einfacher gestaltet, so werden in der jüngeren vorrömischen Ei-senzeit – gerade in Verbindung mit Holsteiner Gür-teln – die Formen teils weitaus größer, damit mate-rialaufwendiger und auch handwerklich aufwendiger gestaltet und kennzeichnen so vielleicht tatsächlich den eigentlichen Beginn der Eisenzeit im Norden mit der Herstellung und Verarbeitung von eigenem Eisen. Von den ca. 330 Gürtelhaken sind etwa 260 bestimm-bar, die sich in einzelne Formvarianten gliedern lassen. Deutlich wird hierbei das zögerliche Einsetzen der Gürtelhaken in der Stufe Ia/b und das langsame Aus-laufen in IIb/c nach Keiling. Das Schwergewicht liegt eindeutig auf den späten Zungengürtelhaken, Haft-armgürtelhaken und frühen Plattengürtelhaken am Übergang von der älteren zur jüngeren vorrömischen Eisenzeit mit 70–80 Prozent der Gürtelhaken insge-samt. Dies belegt den Eindruck, der nach Durchsicht aller Gräber der Südgruppe gewonnen wurde, auf das Nachdrücklichste: Der Belegungsschwerpunkt ist in diesem Zeitraum anzunehmen.

Die Kartierung aller Gürtelhaken in der Südgrup-pe zeigt – wie nicht anders zu erwarten – dass die Funde über das gesamte Areal streuen und mit allen Bestattungsarten kombiniert auftreten (Abb. 11). Die Verteilung der Hauptformen Zungen-, Haftarm- und Plattengürtelhaken offenbart ein differenzierteres Bild. Die Zungengürtel als älteste Formengruppe mit ca. 25 Prozent am Gesamtbestand finden sich zwar verstreut über das gesamte Areal, doch mehrheitlich und konzentriert auftretend vor allem im nördlichen Bereich, zwischen den mutmaßlichen Grabhügeln oder auch im nördlichen Bereich der Gräber mit Steinpackungen. Dies trifft insbesondere auch für die frühen kleinen und schmalen bandförmigen Zun-gengürtelhaken der Stufe Ia/b zu. Die Haftarmgür-telhaken sind mit ca. 40 Prozent am Gesamtbestand am häufigsten, jedoch im nördlichen Bereich weitaus weniger vertreten. Sie verteilen sich über die gan-ze Südgruppe mit Konzentrationen im zentralen bis südlichen Bereich. Die Plattengürtelhaken, die zeitlich jüngste Formengruppe, finden sich kaum im nörd-lichen, auch nicht allzu häufig im mittleren, sondern vor allem im südlichen und im südwestlichen Bereich.

Somit lässt sich anhand der Gürtelhaken eine grund-legende Tendenz in der Belegungsabfolge von dem nördlichen bzw. nordöstlichen über den zentralen in den südlichen bzw. südwestlichen Bereich konstatie-ren.

Die Verteilung anderer Sachgruppen lässt eben-falls ansatzweise eine Ausbreitung von Nord nach Süd erkennen. Dies gilt für die Flügelnadeln, Nadeln mit Schälchenkopf oder Bombenkopfnadeln für die ältere Phase sowie vor allem Holsteiner Nadeln zu Beginn der jüngeren Phase. Tendenziell gilt das auch für die Fibeln oder die vergleichsweise selten auftretenden Schmuckformen, wenngleich der überaus stark ver-tretene Übergangshorizont Ic/IIa eine strengere Ein-teilung – auch im Verbreitungsbild – erschwert.

Die Keramik ist zur Zeit noch in Bearbeitung. R. Dapschauskas hat sich um eine formenkundliche Gliederung der Keramik sowohl der West- wie auch der Südgruppe bemüht53. Unterschieden werden in erster Kategorie ungegliederte, zwei- und dreigliedrige Gefäße sowie Kleingefäße, in zweiter und dritter Ka-tegorie Rand-, Hals- und Gefäßform. Die Seriation, Korrelation mit Metalltypen, horizontalstratigrafische Beobachtungen und Vergleiche mit chronologischen Ergebnissen auf anderen Gräberfeldern ergeben vier bis sechs chronologisch aufeinanderfolgende Kera-mikphasen. Auch hier lässt sich eine grundlegende Tendenz in der Belegungsabfolge von Nordost nach Südwest ablesen.

Anthropologie

Von den 836 Befunden mit Leichenbrand konnte der Großteil von W. Blume untersucht werden, was einen repräsentativen Hinweis auf die anthropologische Zu-sammensetzung der hier bestatteten Personengruppe zu geben vermag54. 20 Grabbefunde enthalten Dop-pelbestattungen. Wie die Aufschlüsselung nach Al-tersklassen zeigt, wurden bei 578 altersmäßig sicher bestimmbaren Leichenbränden (von Infans I mit immerhin 98 Individuen, Infans 2 mit 16 Individuen, Juvenil mit 18 Individuen, Adult mit 18 Individuen, Matur mit 214 Individuen, frühes Senil mit einem In-

Abb. 11 Mühlen Eichsen. Verteilung der Gürtelhaken in der Südgruppe (nach Tamás 2010). 1: Zungengürtelhaken (ZGH); 2: Haftarmgürtelhaken (HGH); 3: Plattengürtelhaken (PGH).

Listen sei Herrn W. Blume und Frau D. Hansen gedankt. Zur genaueren Zahl und Auswertung siehe Band 2 Südgruppe.

53 Dapschauskas 2012.54 Ca. 70 Leichenbrände müssen z. Z. als vermisst betrachtet werden. Bei der Zusammenstellung und Überarbeitung der

192 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

Abb. 12 Mühlen Eichsen: Ergebnisse der anthropologischen Altersanalyse.

193

Abb. 13 Mühlen Eichsen: Geschlechtsanalyse.

194 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

dividuum) Personen jeden Alters bestattet55. Sehen wir uns dazu die Gliederung der Ergebnisse nach Ge-schlechtszugehörigkeit an, so wurden – wenngleich die Zahl der Bestattungen mit möglicher Diagnose nur bei 284 Individuen liegt – in der Südgruppe so-wohl Männer (80 Individuen/28,2 Prozent) als auch Frauen (204 Individuen/71,8 Prozent) bestattet.

Dies spricht dafür, dass wir es hier mit norma-len Bevölkerungsgruppen – wenn man von einem Frauenüberschuss absieht – zu tun haben, die nach Auswertung der gesamten Nekropole auch einmal Aussagen zur demografischen Entwicklung der Be-völkerungsgruppen von Mühlen Eichsen zulassen werden56.

55 siehe Ettel 2002b, Anm. 66; 2007; Lamowski 2010; der vorliegenden Leichenbrandauswertung liegen die Ergeb-nisse der Leichenbrandbestimmung von W. Blume zugrun-de. Die Ergebnisse beruhen auf dem Prinzip der Auswer-temethodik, die auch in der jüngeren Vergangenheit bei der Bearbeitung von Urnenfeldern angewendet wurde und die einen unmittelbaren Vergleich mit anderen, archäologisch

gleich alten Urnenfeldern gestatten (Blume 1999).56 Ein Frauenüberschuss tritt auch bei anderen Gräber-

feldern auf; allgemein zu Leichenbranduntersuchungen und ihren Aussagen in Mecklenburg: Keiling 1977b; Knöpke 2005; Nüsse 2007; zur Problematik der Männer- und Frau-enfriedhöfe: Adler 1993; Brandt 2001, 172 ff.; Derks 1993; Häßler 1977, 99 ff.; Schweppe 1997/98.

Abb. 14 Mühlen Eichsen. Grabhügel bei 220/230 – 470/480 (nach Lamowski 2010).

194 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

dividuum) Personen jeden Alters bestattet55. Sehen wir uns dazu die Gliederung der Ergebnisse nach Ge-schlechtszugehörigkeit an, so wurden – wenngleich die Zahl der Bestattungen mit möglicher Diagnose nur bei 284 Individuen liegt – in der Südgruppe so-wohl Männer (80 Individuen/28,2 Prozent) als auch Frauen (204 Individuen/71,8 Prozent) bestattet.

Dies spricht dafür, dass wir es hier mit norma-len Bevölkerungsgruppen – wenn man von einem Frauenüberschuss absieht – zu tun haben, die nach Auswertung der gesamten Nekropole auch einmal Aussagen zur demografischen Entwicklung der Be-völkerungsgruppen von Mühlen Eichsen zulassen werden56.

55 siehe Ettel 2002b, Anm. 66; 2007; Lamowski 2010; der vorliegenden Leichenbrandauswertung liegen die Ergeb-nisse der Leichenbrandbestimmung von W. Blume zugrun-de. Die Ergebnisse beruhen auf dem Prinzip der Auswer-temethodik, die auch in der jüngeren Vergangenheit bei der Bearbeitung von Urnenfeldern angewendet wurde und die einen unmittelbaren Vergleich mit anderen, archäologisch

gleich alten Urnenfeldern gestatten (Blume 1999).56 Ein Frauenüberschuss tritt auch bei anderen Gräber-

feldern auf; allgemein zu Leichenbranduntersuchungen und ihren Aussagen in Mecklenburg: Keiling 1977b; Knöpke 2005; Nüsse 2007; zur Problematik der Männer- und Frau-enfriedhöfe: Adler 1993; Brandt 2001, 172 ff.; Derks 1993; Häßler 1977, 99 ff.; Schweppe 1997/98.

195

Die Verteilung der Altersgruppen in der Südgrup-pe sieht folgendermaßen aus (Abb. 12). Die 98 Grä-ber der Gruppe Infans I verteilen sich über das ge-samte Bestattungsareal, mit leichtem Schwerpunkt im nördlichen Teil. Sie liegen vor allem zwischen und am Fuß der vermuteten Grabhügel. Im Fall des kleineren Hügels bei den Koordinaten 220/230–470/480 ist dies aufgrund der angetroffenen zahlreichen Bestat-tungen am Hügelfuß recht gesichert. Ferner scheinen die Infans I-Gräber vor allem zwischen den Steinpa-ckungsgräbern angelegt worden zu sein, selten unter bzw. in den Steinpackungen selbst. Das gleiche gilt insgesamt für die 16 Infans II sowie die 18 juvenilen Bestattungen. Anders sieht das Bild für die 38 adul-ten und 214 maturen Bestattungen aus, die schon von der Menge her das gesamte Gräberfeldareal bestim-men und darüber hinaus den vornehmlichen Bestat-tungstyp in den Steinpackungsgräbern bilden.

Bei der Verteilung der Geschlechter (Abb. 13) fällt zum einen die Dominanz der 204 weiblichen Bestat-tungen gegenüber den 80 männlichen Bestattungen auf. Die männlichen Bestattungen scheinen sich im mittleren Bereich etwas zu konzentrieren, sind jedoch darüber hinaus im gesamten Areal zu finden, eben-so wie die Frauenbestattungen. Auf jeden Fall wird deutlich, dass beide Geschlechter nicht auf einen oder mehrere Bereiche beschränkt sind. Damit bietet sich also das gleiche Bild wie bei der Verteilung der Alters-klassen. Innerhalb der Südgruppe sind demnach kei-ne auffälligen Gruppierungen erkennbar. Dabei wird man mit gutem Grund nicht ausschließen können und wollen, dass sich im Areal der Südgruppe nicht auch Familiengruppen ähnlich dem Gräberfeld von Lanz verbergen können. Dies lässt schon die sich über das gesamte Areal erstreckende Verteilung der zeit-lich unterschiedlichen Gürtelhakentypen vermuten. Darauf verweist aber auch eindrücklich ein ca. 6 m im Durchmesser messende Grabhügel mit erhal-tenen Resten der Erdschüttung und des randlichen Steinkreises (Abb. 14). Er wurde wohl in der frühen Eisenzeit errichtet und an dessen Hügelfuß dann

Bestattungen bis in die Stufe IIa/b vorgenommen. Insgesamt gesehen bildet dieser Befund sozusagen en miniature ein Pendant zum 17 m großen Grabhügel im nordöstlichen Bereich des Gräberfeldes. Die Analyse der anthropologischen Ergebnisse von J. Lamowski zeigt, dass beide Geschlechter unter den Bestattungen am Hügelfuß vertreten sind57. Auffällig ist der hohe Anteil an Kleinkindern, was diesen Bereich innerhalb der Südgruppe deutlich heraushebt und kennzeichnet.

Als vorläufiges Fazit für die Südgruppe, für deren Auswertung noch die Zusammenführung weiterer Auswertungsdaten und -schritte, die Rekonstrukti-on von Zusammenhängen sowie die abschließende Wertung und Einordnung aussteht, ist festzuhalten, dass es sich weder um ein geschlechtsspezifisches Gräberfeldareal für Männer-, Frauen- oder Kinderbe-stattungen, noch um ein sozial abgegrenztes Bestat-tungsareal handelt, sondern um ein Belegungsareal mit normaler Zusammensetzung. Die Südgruppe ent-spricht dabei auch durchaus der Größe eines norma-len Gräberfeldes bezüglich des Areals und des Um-fangs der Bestattungen mit etwa 500–900 Gräbern. Die vorläufige Durchsicht der Gräber in den anderen Gruppen, darunter vor allem die Westgruppe durch Dapschauskas58, scheint zu bestätigen, dass in den Arealen zeitgleich bestattet wurde. Auch hier scheint sich mit den Gürtelhaken übrigens eine Belegung von Nord nach Süd abzuzeichnen, so dass zu überlegen ist, inwieweit die Süd- und Westgruppe nicht von einem gemeinsamen Kern oder Zentrum im Gesamt-gräberfeld belegt worden und damit die Gesamtbe-legung in Mühlen Eichsen eventuell von innen nach außen verlaufen ist.

Abschließend sei als Arbeitshypothese noch ein-mal formuliert, dass sich in den Gruppen parallel genutzte Belegungskerne einzelner Siedlerverbände und einzelner Siedlungen niederschlagen, die ihre ei-genen Bestattungsareale in diesem zentralen Friedhof besaßen. Diese Bestattungsareale mit jeweils eigener räumlicher Belegungsabfolge, die es noch zu unter-suchen gilt, mögen sich dabei sicherlich noch weiter

57 Lamowski 2010.58 Dapschauskas 2012.

Abb. 14 Mühlen Eichsen. Grabhügel bei 220/230 – 470/480 (nach Lamowski 2010).

196 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

Abb. 15 Mühlen Eichsen. Profil mit Kolluvium und Steinpackung einer Bestattung der vorrömischen Eisenzeit.

Abb. 16 Mühlen Eichsen. Plan des Gräberfeldes und der Siedlungen 1 und 2.

197

in (Familien-?) Gruppen mit ihren eigenen, klein-räumigen Belegungsabfolgen aufgliedern lassen, wie es der kleine Grabhügel in der Südgruppe oder der große Grabhügel mit 160 Bestattungen am Hügelfuß im Nordosten anzeigen59.

Wie groß solche Siedlerverbände gewesen sind, veranschaulicht die Übertragung demografischer Auswertungen zeitgleicher oder in anderen Perioden angelegter Friedhöfe60. Unter Anwendung der Formel von G. Ascádi u. J. Nemeskéri kann bei insgesamt 5000 Bestattungen und 700 Jahren Belegungszeit-raum von einer Zahl von 214 gleichzeitig lebenden Personen ausgegangen werden, die im Hauptbele-gungszeitraum Ic/IIa durchaus erheblich größer ge-wesen sein kann.

Das Umfeld des zentralen Bestattungsplatzes – Siedlungen

Ausgehend von den Ergebnissen der Südgruppe und der mutmaßlichen Struktur des Gesamtgräberfeldes stellt sich die Frage nach den hier bestatteten Sied-lergemeinschaften, der Struktur der Siedlungen, der Besiedlung und des Besiedlungsablaufes um Mühlen Eichsen61. Wo und wie haben die Bevölkerungsgrup-pen gelebt, die in diesem Gräberfeld bestattet wurden, das schon aufgrund der Größe und Belegungsdauer als Zentralfriedhof anzusprechen ist? Worin bestand die zu vermutende Zentralfunktion? Benutzten ver-schiedene, verstreut siedelnde Verbände, die wie in Grøntoft vielleicht auch innerhalb eines gewissen

59 wie es in Lanz der Fall zu sein scheint, möglicherweise auch in Schwissel oder in Gräberfeldern anderer Kulturgruppen wie z. B. Liebersee in Sachsen (Ender 1998; 2007).

60 Assendorp 1997; Beinhauer 1997; Berner 1997; Bruchhaus/ Neubert 2001; Keiling 1977b; Neugebauer 1997; Ritters- hofer 1997; Stadler 1997; Willroth 2001. 61 Zur Problematik: Brandt 2001, 171 f.; Harck 1972/73, 131 ff.; Karte 19; Williams 2002.

Abb. 17 Der zentrale Bestattungsplatz Mühlen Eichsen mit eigenen Bestattungsarealen der umliegenden Siedlungen als Modell.

198 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

Territoriums einer Siedlungskammer verlegt wurden, einen gemeinsamen Bestattungsplatz? Oder weist das Zusammenwachsen der Bestattungsgemeinschaft auf ein Zusammenwachsen der Siedlungsgemeinschaft, das Entstehen von großen Zentralsiedlungen hin, wie es in der Latènekultur im Süden mit den Oppida ge-schehen ist?

Will man sich mit der Besiedlungsgeschichte Müh-len Eichsens beschäftigen, geben bereits die Profile im Gräberfeldareal erste Hinweise auf Beginn, Ablauf und Ende der Siedlungstätigkeit sowie darüber hinaus zur Entwicklung der Landschaft im Bereich der Sied-lungskammer mit dem zentralen Friedhof, der wohl vor allem am Übergang von der älteren zur jüngeren vorrömischen Eisenzeit eine hohe Belegungsdichte aufwies. Wie sah die Landschaft vor dem Beginn, wäh-rend und nach Ende der Belegung des Gräberfeldes bzw. Besiedlung aus? Einen Hinweis, dass landschafts-geschichtliche Veränderungen seit dem Neolithikum einsetzten, wird bereits in den Profilen im Bereich der Nekropole (Abb. 15) ersichtlich62. In dem flach-welligen Gelände erodierten vermutlich durch Wald-schlag die Kuppen und füllten die Senken mit Kollu-vien auf. Diese Kolluvienbildung schließt im unteren Bereich des Profils Spuren einer jungneolithischen/frühbronzezeitlichen Nutzung (vielleicht Besiedlung des Geländes?) ein, wie Funde von Löffelschabern und Pfeilspitzen etc. zeigen63. Darauf folgt eine wei-tere Schicht Kolluvium, bis sich darüber der Horizont der Grabanlagen aus der vorrömischen Eisenzeit im Profil deutlich abhebt. Wie die Schicht darüber belegt, hat eine Kolluviumsbildung auch noch nach Ende des eisenzeitlichen Gräberfeldes stattgefunden.

Die Frage nach der Rekonstruktion der zeitgleichen Besiedlung im Umfeld des Gräberfeldes Mühlen Eich-sen lässt sich dagegen beim derzeitigen Stand der For-schung nicht beantworten64. Im direkten Umfeld (Abb. 16) sind aber immerhin zwei benachbarte Siedlungen der jüngeren vorrömischen Eisen- sowie frühen und älteren Kaiserzeit bekannt, die mit Geophysik und Son-dageschnitten teilweise untersucht werden konnten65. Siedlung 1 von ca. 1 ha Ausdehnung befindet sich süd-

westlich des Gräberfeldes. Die 1994 und 1999/2000 angelegten Sondageschnitte erbrachten Siedlungs- und Pfostengruben. Siedlung 2 von ca. ebenfalls 1 ha Aus-dehnung schließt nordöstlich an das Gräberfeld an. Die Ergebnisse der geophysikalischen Prospektion wurden mit Sondageschnitten 2003/04 bestätigt und zeigten neben Siedlungs- und Pfostengruben auch mehrere Öfen zur Eisengewinnung, die möglicherwei-se auf eine spezialisierte Siedlung mit handwerklichem Bereich hinweisen. Spielte Raseneisenerz eine Rolle bei der Entstehung des zentralen Platzes Mühlen Eichsen und bietet es eine Erklärung für die Reichhaltigkeit der Ausstattungen und der in den Ausstattungen sich spie-gelnden überregionalen Kontakte?

Im weiteren Umfeld sind in den letzten Jahren durch Surveys mehrere Siedlungsplätze der Bronze- und Eisenzeit entdeckt worden. Geophysikalische Prospektionen66 erbrachten Hinweise auf entspre-chende Siedlungsgruben und eventuell auch auf Gru-benhäuser.

Hinweise auf zentrale Großsiedlungen fehlen bis-lang und sind nach aktuellem Forschungsstand wohl auch nicht zu erwarten. Eher wird man von weilerar-tigen Siedlungen ausgehen dürfen67. Die zentrale Idee scheint sich auf das Gräberfeld zu beschränken und zu konzentrieren, was ein bemerkenswertes Phänomen darstellt. Ein sakraler Ort, der, wie die Aufdeckung der jungbronze-/früheisenzeitlichen Grabhügel zeigt, bereits eine Tradition in der Ahnenverehrung besaß und aus dem in der vorrömischen Eisenzeit dann ein sehr umfangreicher zentraler Bestattungsplatz ent-stand. Besaß die Nekropole überregionale Bedeutung und wurde sie von verschiedenen Siedlergruppen – vielleicht in eigens abgetrennten Bestattungsbe-reichen/Arealen – genutzt? Auf jeden Fall wurde in Mühlen Eichsen über mehrere Jahrhunderte hinweg bestattet, so dass an diesem Platz ein zentrales Bestat-tungsritual in einem zentralen Friedhof, eventuell für eine gesamte Siedlungskammer, bestand, welches sich entwickelte und gepflegt wurde. Dieses Bestattungsri-tual war dabei überregional gültigen Regeln und Ent-wicklungen unterworfen, dabei aber auch individuell

199

bzw. lokalspezifisch geprägt. Entstand mit dieser zen-tralen Idee auch das Bewusstsein für eine zentrale Ge-meinschaft – und sei es im Jenseits? Oder war es die Jastorf-Antwort auf die Entwicklung in der Hallstatt-/Latènekultur mit der Entstehung von protourbanen Zentralsiedlungen unterschiedlicher Art, wie z. B. die Heuneburg oder Mont Lassois bis hin zu den Oppida-Siedlungen wie Manching in der Mittel- und vor allem in der Spätlatènezeit, wohingegen zentrale Friedhöfe bei den Kelten eine eher untergeordnete bis gar keine Rolle spielten?

LiteraturAdler 1993W. Adler, Studien zur germanischen Bewaffnung. Waf-fenmitgabe und Kampfesweise im Niederelbegebiet und im übrigen Freien Germanien um Christi Geburt. Saar-brücker Beiträge zur Altertumskunde 58 (Bonn 1993).

Assendorp 1997J. J. Assendorp, Die bronzezeitliche Siedlung in Hitza-cker, Niedersachsen. Forschungen zur bronzezeitlichen Besiedlung in Nord- und Mitteleuropa. In: J. J. Assendorp (Hrsg.), Forschungen zur bronzezeitlichen Besiedlung in Nord- und Mitteleuropa. Internationales Symposium vom 9. bis 11. Mai 1996 in Hitzacker. Internationale Ar-chäologie 38 (Espelkamp 1997) 51–59.

Behrends 1968R.-H. Behrends, Schwissel. Ein Urnengräberfeld der vor-römischen Eisenzeit aus Holstein. Offa-Bücher 22 (Neu-münster 1968).

Beinhauer 1997K. W. Beinhauer, Bevölkerungszahlen und archäolo-gische und demographische Belegungszeiten vor- und frühgeschichtlicher Bestattungsplätze – Unterschiede und Folgen – Neue Wege zur Methode. In: Rittershofer 1997, 22–24.

Berner 1997M. Berner, Demographie des frühbronzezeitlichen Grä-berfeldes Franzenhausen I, Niederösterreich. In: Rit-tershofer 1997, 35–42.

Beltz 1927R. Beltz, Mühlen Eichsen. In: M. Ebert (Hrsg.), Reallexi-kon der Vorgeschichte 8 (Berlin 1927) 325.

Bergmann 1975J. Bergmann, Ein Brandgräberfeld der jüngeren Bron-zezeit von Vollmarshausen im Ldkr. Kassel. In: Aus-grabungen in Deutschland : Teil 1. Vorgeschichte, Rö-merzeit. Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 1,1 (Mainz 1975) 134–154.

Bergmann 1982J. Bergmann, Ein Gräberfeld der Jüngeren Bronze- und Älteren Eisenzeit bei Vollmarshausen, Kr. Kassel. Zur Struktur und Geschichte einer vorgeschichtlichen Ge-meinschaft im Spiegel ihres Gräberfeldes. Kasseler Bei-träge zur Vor- und Frühgeschichte 5 (Marburg 1982).

Bernhardt 1992B. Bernhardt, Das eisenzeitliche Gräberfeld von Horn-bek, Kreis Herzogtum Lauenburg. Gräber und Funde der Bergungen 1972–75 (ungedruckte Magisterarbeit Uni-versität Kiel 1992).

Blume 1999W. Blume, Anthropologische Bearbeitung der Leichen-brände. In: G. Bemmann, Badow. Ein Gräberfeld der

62 Vgl. Ettel 2002b, 175 f. Abb. 20.63 Die Bestimmung und Datierung erfolgte dankenswerter-

weise durch Dr. H. Lübke, ehemals Schwerin.64 Ettel 2002b, 173 ff. Abb. 18; die Karte beruht auf dem Orts- aktenverzeichnis des Landesamtes für Kultur und Denkmal- pflege Mecklenburg-Vorpommern und den Surveys der Gra-

bungsmannschaft, Stand Ende 2002 (Schülke 2011, 140 ff.).65 Ettel 2002b, 148 Abb. 2; 173; Ettel/Maier 2004, 16 f.66 Durch Dr. T. Schüler im Rahmen einer Lehrveranstaltung an der Friedrich-Schiller Universität Jena. 67 Zum Forschungsstand der Siedlungen der vorrömischen Eisenzeit zusammenfassend Meyer 2010.

198 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

Territoriums einer Siedlungskammer verlegt wurden, einen gemeinsamen Bestattungsplatz? Oder weist das Zusammenwachsen der Bestattungsgemeinschaft auf ein Zusammenwachsen der Siedlungsgemeinschaft, das Entstehen von großen Zentralsiedlungen hin, wie es in der Latènekultur im Süden mit den Oppida ge-schehen ist?

Will man sich mit der Besiedlungsgeschichte Müh-len Eichsens beschäftigen, geben bereits die Profile im Gräberfeldareal erste Hinweise auf Beginn, Ablauf und Ende der Siedlungstätigkeit sowie darüber hinaus zur Entwicklung der Landschaft im Bereich der Sied-lungskammer mit dem zentralen Friedhof, der wohl vor allem am Übergang von der älteren zur jüngeren vorrömischen Eisenzeit eine hohe Belegungsdichte aufwies. Wie sah die Landschaft vor dem Beginn, wäh-rend und nach Ende der Belegung des Gräberfeldes bzw. Besiedlung aus? Einen Hinweis, dass landschafts-geschichtliche Veränderungen seit dem Neolithikum einsetzten, wird bereits in den Profilen im Bereich der Nekropole (Abb. 15) ersichtlich62. In dem flach-welligen Gelände erodierten vermutlich durch Wald-schlag die Kuppen und füllten die Senken mit Kollu-vien auf. Diese Kolluvienbildung schließt im unteren Bereich des Profils Spuren einer jungneolithischen/frühbronzezeitlichen Nutzung (vielleicht Besiedlung des Geländes?) ein, wie Funde von Löffelschabern und Pfeilspitzen etc. zeigen63. Darauf folgt eine wei-tere Schicht Kolluvium, bis sich darüber der Horizont der Grabanlagen aus der vorrömischen Eisenzeit im Profil deutlich abhebt. Wie die Schicht darüber belegt, hat eine Kolluviumsbildung auch noch nach Ende des eisenzeitlichen Gräberfeldes stattgefunden.

Die Frage nach der Rekonstruktion der zeitgleichen Besiedlung im Umfeld des Gräberfeldes Mühlen Eich-sen lässt sich dagegen beim derzeitigen Stand der For-schung nicht beantworten64. Im direkten Umfeld (Abb. 16) sind aber immerhin zwei benachbarte Siedlungen der jüngeren vorrömischen Eisen- sowie frühen und älteren Kaiserzeit bekannt, die mit Geophysik und Son-dageschnitten teilweise untersucht werden konnten65. Siedlung 1 von ca. 1 ha Ausdehnung befindet sich süd-

westlich des Gräberfeldes. Die 1994 und 1999/2000 angelegten Sondageschnitte erbrachten Siedlungs- und Pfostengruben. Siedlung 2 von ca. ebenfalls 1 ha Aus-dehnung schließt nordöstlich an das Gräberfeld an. Die Ergebnisse der geophysikalischen Prospektion wurden mit Sondageschnitten 2003/04 bestätigt und zeigten neben Siedlungs- und Pfostengruben auch mehrere Öfen zur Eisengewinnung, die möglicherwei-se auf eine spezialisierte Siedlung mit handwerklichem Bereich hinweisen. Spielte Raseneisenerz eine Rolle bei der Entstehung des zentralen Platzes Mühlen Eichsen und bietet es eine Erklärung für die Reichhaltigkeit der Ausstattungen und der in den Ausstattungen sich spie-gelnden überregionalen Kontakte?

Im weiteren Umfeld sind in den letzten Jahren durch Surveys mehrere Siedlungsplätze der Bronze- und Eisenzeit entdeckt worden. Geophysikalische Prospektionen66 erbrachten Hinweise auf entspre-chende Siedlungsgruben und eventuell auch auf Gru-benhäuser.

Hinweise auf zentrale Großsiedlungen fehlen bis-lang und sind nach aktuellem Forschungsstand wohl auch nicht zu erwarten. Eher wird man von weilerar-tigen Siedlungen ausgehen dürfen67. Die zentrale Idee scheint sich auf das Gräberfeld zu beschränken und zu konzentrieren, was ein bemerkenswertes Phänomen darstellt. Ein sakraler Ort, der, wie die Aufdeckung der jungbronze-/früheisenzeitlichen Grabhügel zeigt, bereits eine Tradition in der Ahnenverehrung besaß und aus dem in der vorrömischen Eisenzeit dann ein sehr umfangreicher zentraler Bestattungsplatz ent-stand. Besaß die Nekropole überregionale Bedeutung und wurde sie von verschiedenen Siedlergruppen – vielleicht in eigens abgetrennten Bestattungsbe-reichen/Arealen – genutzt? Auf jeden Fall wurde in Mühlen Eichsen über mehrere Jahrhunderte hinweg bestattet, so dass an diesem Platz ein zentrales Bestat-tungsritual in einem zentralen Friedhof, eventuell für eine gesamte Siedlungskammer, bestand, welches sich entwickelte und gepflegt wurde. Dieses Bestattungsri-tual war dabei überregional gültigen Regeln und Ent-wicklungen unterworfen, dabei aber auch individuell

199

bzw. lokalspezifisch geprägt. Entstand mit dieser zen-tralen Idee auch das Bewusstsein für eine zentrale Ge-meinschaft – und sei es im Jenseits? Oder war es die Jastorf-Antwort auf die Entwicklung in der Hallstatt-/Latènekultur mit der Entstehung von protourbanen Zentralsiedlungen unterschiedlicher Art, wie z. B. die Heuneburg oder Mont Lassois bis hin zu den Oppida-Siedlungen wie Manching in der Mittel- und vor allem in der Spätlatènezeit, wohingegen zentrale Friedhöfe bei den Kelten eine eher untergeordnete bis gar keine Rolle spielten?

LiteraturAdler 1993W. Adler, Studien zur germanischen Bewaffnung. Waf-fenmitgabe und Kampfesweise im Niederelbegebiet und im übrigen Freien Germanien um Christi Geburt. Saar-brücker Beiträge zur Altertumskunde 58 (Bonn 1993).

Assendorp 1997J. J. Assendorp, Die bronzezeitliche Siedlung in Hitza-cker, Niedersachsen. Forschungen zur bronzezeitlichen Besiedlung in Nord- und Mitteleuropa. In: J. J. Assendorp (Hrsg.), Forschungen zur bronzezeitlichen Besiedlung in Nord- und Mitteleuropa. Internationales Symposium vom 9. bis 11. Mai 1996 in Hitzacker. Internationale Ar-chäologie 38 (Espelkamp 1997) 51–59.

Behrends 1968R.-H. Behrends, Schwissel. Ein Urnengräberfeld der vor-römischen Eisenzeit aus Holstein. Offa-Bücher 22 (Neu-münster 1968).

Beinhauer 1997K. W. Beinhauer, Bevölkerungszahlen und archäolo-gische und demographische Belegungszeiten vor- und frühgeschichtlicher Bestattungsplätze – Unterschiede und Folgen – Neue Wege zur Methode. In: Rittershofer 1997, 22–24.

Berner 1997M. Berner, Demographie des frühbronzezeitlichen Grä-berfeldes Franzenhausen I, Niederösterreich. In: Rit-tershofer 1997, 35–42.

Beltz 1927R. Beltz, Mühlen Eichsen. In: M. Ebert (Hrsg.), Reallexi-kon der Vorgeschichte 8 (Berlin 1927) 325.

Bergmann 1975J. Bergmann, Ein Brandgräberfeld der jüngeren Bron-zezeit von Vollmarshausen im Ldkr. Kassel. In: Aus-grabungen in Deutschland : Teil 1. Vorgeschichte, Rö-merzeit. Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 1,1 (Mainz 1975) 134–154.

Bergmann 1982J. Bergmann, Ein Gräberfeld der Jüngeren Bronze- und Älteren Eisenzeit bei Vollmarshausen, Kr. Kassel. Zur Struktur und Geschichte einer vorgeschichtlichen Ge-meinschaft im Spiegel ihres Gräberfeldes. Kasseler Bei-träge zur Vor- und Frühgeschichte 5 (Marburg 1982).

Bernhardt 1992B. Bernhardt, Das eisenzeitliche Gräberfeld von Horn-bek, Kreis Herzogtum Lauenburg. Gräber und Funde der Bergungen 1972–75 (ungedruckte Magisterarbeit Uni-versität Kiel 1992).

Blume 1999W. Blume, Anthropologische Bearbeitung der Leichen-brände. In: G. Bemmann, Badow. Ein Gräberfeld der

62 Vgl. Ettel 2002b, 175 f. Abb. 20.63 Die Bestimmung und Datierung erfolgte dankenswerter-

weise durch Dr. H. Lübke, ehemals Schwerin.64 Ettel 2002b, 173 ff. Abb. 18; die Karte beruht auf dem Orts- aktenverzeichnis des Landesamtes für Kultur und Denkmal- pflege Mecklenburg-Vorpommern und den Surveys der Gra-

bungsmannschaft, Stand Ende 2002 (Schülke 2011, 140 ff.).65 Ettel 2002b, 148 Abb. 2; 173; Ettel/Maier 2004, 16 f.66 Durch Dr. T. Schüler im Rahmen einer Lehrveranstaltung an der Friedrich-Schiller Universität Jena. 67 Zum Forschungsstand der Siedlungen der vorrömischen Eisenzeit zusammenfassend Meyer 2010.

200 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

jüngeren vorrömischen Eisenzeit und älteren römischen Kaiserzeit im Landkreis Nordwestmecklenburg. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte in Mecklenburg-Vorpom-mern 34 (Lübstorf 1999) 259–283.

Bockius 1990R. Bockius, Eine „Pommersche Fibel“ aus Ungarn? Ar-chäologisches Korrespondenzblatt 20/1, 1990, 101–112.

Brandt 2001J. Brandt, Jastorf und Latène. Kultureller Austausch und seine Auswirkungen auf soziopolitische Entwicklungen in der vorrömischen Eisenzeit. Internationale Archäolo-gie 66 (Rahden/Westf. 2001).

Brandt 2009J. Brandt, Gesellschaftstrukturen in der Jastorf-Kultur. In: W. Budesheim/H. Keiling 2009, 179–193.

Bruchhaus/Neubert 2001H. Bruchhaus/A. Neubert, Zur Rekonstruktion der Be-völkerung des Spätneolithikums und der Frühbronzezeit im Mittelelbe-Saale-Gebiet. Archäologisch-Anthropolo-gische Grundlagen. In: A. Lippert/M. Schultz/St. Shennan (Hrsg.), Mensch und Umwelt während des Neolithikums und der Frühbronzezeit in Mitteleuropa. Ergebnisse in-terdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Archäologie, Klimatologie, Biologie und Medizin. Internationale Ar-chäologie 2 (Rahden/Westf. 2001) 191–201.

Budesheim/Keiling 2009W. Budesheim/H. Keiling (Hrsg.), Die Jastorf-Kultur. For-schungsstand und kulturhistorische Probleme der vorrö-mischen Eisenzeit. Beiträge für Wissenschaft und Kultur 9 (Wentorf bei Hamburg 2009) 108–152.

Dapschauskas 2012R. Dapschauskas, Die West-Gruppe des Jastorf-Gräber-feldes von Mühlen Eichsen. Untersuchungen zu Kera-miktypologie und Grabbau (ungedruckte Magisterarbeit Universität Jena 2012).

Derks 1993H. Derks, Geschlechtsspezifische Bestattungssitten. Ein archäologischer Befund und ein ethnoarchäologischer Ansatz. Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift 34, 1993, 340–353.

Dobat/Fischer 2000A. S. Dobat/L. Fischer, Schmieden, reparieren und „re-cyceln“. Techniken der Eisenverarbeitung in der vor-römischen Eisenzeit Norddeutschlands am Beispiel des Gräberfeldes von Groß Timmendorf, Kreis Ostholstein. Offa 57, 2000, 117–144.

Ender 2007W. Ender, Liebersee. In: Hoops Reallexikon der Germa-nischen Altertumskunde 2 (Berlin – New York 20072) 354–363.

Ender 1998W. Ender, Das Gräberfeld von Liebersee, Lkr. Torgau-Oschatz. Von der Bronzezeit zur Eisenzeit – Kontinui-

tät und Wandel an der sächsischen Elbe. In: B. Hänsel (Hrsg.), Mensch und Umwelt in der Bronzezeit Europas. Abschlusstagung der Kampagne des Europarates „Die Bronzezeit: das erste goldene Zeitalter Europas“ an der Freien Universität Berlin, 17.–19. März 1997 (Kiel 1998) 531–540.

Ettel 2002aP. Ettel, Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen. Zentraler Friedhof einer Siedlungskammer. In: W. Menghin (Hrsg.), Menschen, Zeiten, Räume. Archäologie in Deutschland. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung in Berlin und Bonn (Stuttgart 2002) 222–224.

Ettel 2002bP. Ettel, Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen in Meck-lenburg – Zentraler Bestattungsplatz einer Siedlungs-kammer in der vorrömischen Eisenzeit? Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 83, 2002, 145–178.

Ettel 2007P. Ettel, Mühlen Eichsen, ein Gräberfeld der vorrö-mischen Eisenzeit in Mecklenburg. Archäologie und An-thropologie. Beiträge zur Archäozoologie und prähisto-rischen Anthropologie 6, 2007, 40–53.

Ettel 2008P. Ettel, 5000 Bestattungen in Mühlen Eichsen – Das größ-te Gräberfeld der Jastorf-Kultur? In: F. Falkenstein/M. Schönfelder/H. Stäuble (Hrsg.), Langfristige Erschei-nungen und Brüche von der Bronze- zur Eisenzeit. Ge-meinsame Sitzung der Arbeitsgemeinschaften Bronze- und Eisenzeit beim 5. Deutschen Archäologen-Kongress in Frankfurt (Oder) 2005. Beiträge zur Ur- und Frühge-schichte Mitteleuropas (Langenweißbach 2008) 43–60.

Ettel/Maier 2000P. Ettel/V. Maier, Archäologische Rettungsgrabung des eisenzeitlichen Gräberfeldes von Mühlen-Eichsen, Lkr. Nordwest-Mecklenburg. Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern 7, 2000, 72–81.

Ettel/Maier 2004P. Ettel/V. Maier, Die Ausgrabungen im Jahr 2003 auf dem eisenzeitlichen Brandgräberfeld von Mühlen Eich-sen. Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vorpom-mern 11, 2004, 15–27.

Ettel u. a. 2001P. Ettel/M. Häckel/Th. Schierl, Zur Weiterführung der Ausgrabungen auf dem eisenzeitlichen Gräberfeld von Mühlen Eichsen, Lkr. Nordwest-Mecklenburg. Archäolo-gische Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern 8, 2001, 53–64.

Ettel u. a 2002P. Ettel/H. Fischer/S. Fröbe, Die Ausgrabungen im Jahr 2001 auf dem eisenzeitlichen Gräberfeld von Mühlen Eichsen. Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vor-pommern 9, 2002, 66–78.

Ettel u. a. 2003P. Ettel/V. Maier/I. Przemuß, Die Ausgrabungen im Jahr

201

2002 auf dem eisenzeitlichen Gräberfeld von Mühlen-Eichsen. Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vor-pommern 10, 2003, 68–81.

Fenske 1986R. Fenske, Cosa. Ein Gräberfeld der vorrömischen Ei-senzeit im Kreis Neubrandenburg. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte der Bezirke Rostock, Schwerin und Neu-brandenburg 19 (Berlin 1986).

Fischer 2000aL. Fischer, Das Gräberfeld der vorrömischen Eisenzeit von Groß Timmendorf, Kr. Ostholstein. Untersuchungen zu Chronologie, räumlicher Struktur und gesellschaft-lichem Wandel (ungedruckte Dissertation Universität Kiel 2000).

Fischer 2000bL. Fischer, Der Tod in der Eisenzeit – Das Gräberfeld der vorrömischen Eisenzeit von Groß Timmendorf (Kr. Ost-holstein). Jahresbericht des Fördervereins des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Uni-versität Kiel e.V. 1, 2000, 15–34.

Fischer 2001aL. Fischer, Das große Vorbild? Der Übergang zur jün-geren vorrömischen Eisenzeit im Kerngebiet der Jastorf-kultur und das Verhältnis zum keltischen Süden. Archäo-logische Informationen 24/2, 2001, 247–270.

Fischer 2001bL. Fischer, E meridie lux? Zur Frage eines südlichen Ein-flusses bei der Herausbildung der Jastorfkultur. Archäo-logisches Korrespondenzblatt 31, 2001, 411–427.

Griesa/Weiss 1999I. Griesa/R.-M. Weiss, Hallstattzeit. Zaberns Bildbän-de zur Archäologie. Sonderbände der Antiken Welt 2 (Mainz am Rhein 1999).

Harck 1972/73O. Harck, Nordostniedersachsen vom Beginn der jün-geren Bronzezeit bis zum frühen Mittelalter. Materi-alhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens 7 (Hildesheim 1972).

Hässler 1977H.-J. Häßler, Zur inneren Gliederung und Verbreitung der vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbe-gebiet. Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Nie-dersachsens 11 (Hildesheim 1977).

Heynowski/Ritz 2010R. Heynowski/E. Ritz, Der Holsteiner-Gürtel von Ham-burg-Altengamme. Hammaburg N. F. 15, 2010, 21–62.

Hingst 1959H. Hingst, Vorgeschichte des Kreises Stormarn. Die-vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler und Funde in Schleswig-Holstein 5 (Neumünster 1959).

Hingst 1962H. Hingst, Zur Typologie und Verbreitung der Holsteiner

Gürtel. Offa 19, 1962, 69–90.

Hingst 1964H. Hingst, Geschichte Schleswig-Holsteins 2: Die vorrö-mische Eisenzeit (Neumünster 1964).

Hingst 1974H. Hingst, Jevenstedt. Ein Urnenfriedhof der älteren vor-römischen Eisenzeit im Kreise Rendsburg-Eckernförde, Holstein. Offa-Bücher 27 (Neumünster 1974).

Hingst 1979H. Hingst, Die vorrömische Eisenzeit. In: K. W. Struve/H. Hingst/H. Jankuhn (Hrsg.), Von der Bronzezeit bis zur Völkerwanderungszeit. Geschichte Schleswig-Holsteins 2 (Neumünster 1979).

Hingst 1989H. Hingst, Urnenfriedhöfe der vorrömischen Eisenzeit aus Südostholstein. Offa-Bücher 67 (Neumünster 1989).

Hucke 1962K. Hucke, Die Holsteiner Gürtel im nordöstlichen Teile ihres Verbreitungsgebietes. Offa 19, 1962, 47–68.

Jensen 1996C. Jensen, Chronologische Probleme und ihre Bedeu-tung für das Verständnis der vorrömischen Eiszeit in Süd- und Mitteljütland. Prähistorische Zeitschrift 71, 1996, 194–216.

Jørgensen 1975E. Jørgensen, Tuernes mysterier. Skalk 1, 1975, 3–10.

Keiling 1962H. Keiling, Ein Bestattungsplatz der jüngeren Bronze- und vorrömischen Eisenzeit von Lanz, Kreis Ludwigs-lust. Jahrbuch Bodendenkmalpflege in Mecklenburg 10, 1962, 9–440.

Keiling 1969H. Keiling, Die vorrömische Eisenzeit im Elde-Karthane-Gebiet (Kreis Perleberg und Kreis Ludwigslust). Bei-träge zur Ur- und Frühgeschichte der Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg 3 (Schwerin 1969).

Keiling 1971H. Keiling, Eine besondere Kettenplattenschmuckform der vorrömischen Eisenzeit von Tangermünde, Kreis Stendal. Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 55, 1971, 189–219.

Keiling 1974H. Keiling, Kolbow. Ein Urnenfriedhof der vorrömischen Eisenzeit im Kreis Ludwigslust. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte der Bezirke Rostock, Schwerin und Neu-brandenburg 8 (Berlin 1974).

Keiling 1977aH. Keiling, Neue Holsteiner Gürtel aus Mecklenburg und die Verbreitung der rechteckigen Plattengürtelha-ken. Jahrbuch Bodendenkmalpflege in Mecklenburg 23,1977, 63–105.

200 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

jüngeren vorrömischen Eisenzeit und älteren römischen Kaiserzeit im Landkreis Nordwestmecklenburg. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte in Mecklenburg-Vorpom-mern 34 (Lübstorf 1999) 259–283.

Bockius 1990R. Bockius, Eine „Pommersche Fibel“ aus Ungarn? Ar-chäologisches Korrespondenzblatt 20/1, 1990, 101–112.

Brandt 2001J. Brandt, Jastorf und Latène. Kultureller Austausch und seine Auswirkungen auf soziopolitische Entwicklungen in der vorrömischen Eisenzeit. Internationale Archäolo-gie 66 (Rahden/Westf. 2001).

Brandt 2009J. Brandt, Gesellschaftstrukturen in der Jastorf-Kultur. In: W. Budesheim/H. Keiling 2009, 179–193.

Bruchhaus/Neubert 2001H. Bruchhaus/A. Neubert, Zur Rekonstruktion der Be-völkerung des Spätneolithikums und der Frühbronzezeit im Mittelelbe-Saale-Gebiet. Archäologisch-Anthropolo-gische Grundlagen. In: A. Lippert/M. Schultz/St. Shennan (Hrsg.), Mensch und Umwelt während des Neolithikums und der Frühbronzezeit in Mitteleuropa. Ergebnisse in-terdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Archäologie, Klimatologie, Biologie und Medizin. Internationale Ar-chäologie 2 (Rahden/Westf. 2001) 191–201.

Budesheim/Keiling 2009W. Budesheim/H. Keiling (Hrsg.), Die Jastorf-Kultur. For-schungsstand und kulturhistorische Probleme der vorrö-mischen Eisenzeit. Beiträge für Wissenschaft und Kultur 9 (Wentorf bei Hamburg 2009) 108–152.

Dapschauskas 2012R. Dapschauskas, Die West-Gruppe des Jastorf-Gräber-feldes von Mühlen Eichsen. Untersuchungen zu Kera-miktypologie und Grabbau (ungedruckte Magisterarbeit Universität Jena 2012).

Derks 1993H. Derks, Geschlechtsspezifische Bestattungssitten. Ein archäologischer Befund und ein ethnoarchäologischer Ansatz. Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift 34, 1993, 340–353.

Dobat/Fischer 2000A. S. Dobat/L. Fischer, Schmieden, reparieren und „re-cyceln“. Techniken der Eisenverarbeitung in der vor-römischen Eisenzeit Norddeutschlands am Beispiel des Gräberfeldes von Groß Timmendorf, Kreis Ostholstein. Offa 57, 2000, 117–144.

Ender 2007W. Ender, Liebersee. In: Hoops Reallexikon der Germa-nischen Altertumskunde 2 (Berlin – New York 20072) 354–363.

Ender 1998W. Ender, Das Gräberfeld von Liebersee, Lkr. Torgau-Oschatz. Von der Bronzezeit zur Eisenzeit – Kontinui-

tät und Wandel an der sächsischen Elbe. In: B. Hänsel (Hrsg.), Mensch und Umwelt in der Bronzezeit Europas. Abschlusstagung der Kampagne des Europarates „Die Bronzezeit: das erste goldene Zeitalter Europas“ an der Freien Universität Berlin, 17.–19. März 1997 (Kiel 1998) 531–540.

Ettel 2002aP. Ettel, Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen. Zentraler Friedhof einer Siedlungskammer. In: W. Menghin (Hrsg.), Menschen, Zeiten, Räume. Archäologie in Deutschland. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung in Berlin und Bonn (Stuttgart 2002) 222–224.

Ettel 2002bP. Ettel, Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen in Meck-lenburg – Zentraler Bestattungsplatz einer Siedlungs-kammer in der vorrömischen Eisenzeit? Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 83, 2002, 145–178.

Ettel 2007P. Ettel, Mühlen Eichsen, ein Gräberfeld der vorrö-mischen Eisenzeit in Mecklenburg. Archäologie und An-thropologie. Beiträge zur Archäozoologie und prähisto-rischen Anthropologie 6, 2007, 40–53.

Ettel 2008P. Ettel, 5000 Bestattungen in Mühlen Eichsen – Das größ-te Gräberfeld der Jastorf-Kultur? In: F. Falkenstein/M. Schönfelder/H. Stäuble (Hrsg.), Langfristige Erschei-nungen und Brüche von der Bronze- zur Eisenzeit. Ge-meinsame Sitzung der Arbeitsgemeinschaften Bronze- und Eisenzeit beim 5. Deutschen Archäologen-Kongress in Frankfurt (Oder) 2005. Beiträge zur Ur- und Frühge-schichte Mitteleuropas (Langenweißbach 2008) 43–60.

Ettel/Maier 2000P. Ettel/V. Maier, Archäologische Rettungsgrabung des eisenzeitlichen Gräberfeldes von Mühlen-Eichsen, Lkr. Nordwest-Mecklenburg. Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern 7, 2000, 72–81.

Ettel/Maier 2004P. Ettel/V. Maier, Die Ausgrabungen im Jahr 2003 auf dem eisenzeitlichen Brandgräberfeld von Mühlen Eich-sen. Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vorpom-mern 11, 2004, 15–27.

Ettel u. a. 2001P. Ettel/M. Häckel/Th. Schierl, Zur Weiterführung der Ausgrabungen auf dem eisenzeitlichen Gräberfeld von Mühlen Eichsen, Lkr. Nordwest-Mecklenburg. Archäolo-gische Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern 8, 2001, 53–64.

Ettel u. a 2002P. Ettel/H. Fischer/S. Fröbe, Die Ausgrabungen im Jahr 2001 auf dem eisenzeitlichen Gräberfeld von Mühlen Eichsen. Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vor-pommern 9, 2002, 66–78.

Ettel u. a. 2003P. Ettel/V. Maier/I. Przemuß, Die Ausgrabungen im Jahr

201

2002 auf dem eisenzeitlichen Gräberfeld von Mühlen-Eichsen. Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vor-pommern 10, 2003, 68–81.

Fenske 1986R. Fenske, Cosa. Ein Gräberfeld der vorrömischen Ei-senzeit im Kreis Neubrandenburg. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte der Bezirke Rostock, Schwerin und Neu-brandenburg 19 (Berlin 1986).

Fischer 2000aL. Fischer, Das Gräberfeld der vorrömischen Eisenzeit von Groß Timmendorf, Kr. Ostholstein. Untersuchungen zu Chronologie, räumlicher Struktur und gesellschaft-lichem Wandel (ungedruckte Dissertation Universität Kiel 2000).

Fischer 2000bL. Fischer, Der Tod in der Eisenzeit – Das Gräberfeld der vorrömischen Eisenzeit von Groß Timmendorf (Kr. Ost-holstein). Jahresbericht des Fördervereins des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Uni-versität Kiel e.V. 1, 2000, 15–34.

Fischer 2001aL. Fischer, Das große Vorbild? Der Übergang zur jün-geren vorrömischen Eisenzeit im Kerngebiet der Jastorf-kultur und das Verhältnis zum keltischen Süden. Archäo-logische Informationen 24/2, 2001, 247–270.

Fischer 2001bL. Fischer, E meridie lux? Zur Frage eines südlichen Ein-flusses bei der Herausbildung der Jastorfkultur. Archäo-logisches Korrespondenzblatt 31, 2001, 411–427.

Griesa/Weiss 1999I. Griesa/R.-M. Weiss, Hallstattzeit. Zaberns Bildbän-de zur Archäologie. Sonderbände der Antiken Welt 2 (Mainz am Rhein 1999).

Harck 1972/73O. Harck, Nordostniedersachsen vom Beginn der jün-geren Bronzezeit bis zum frühen Mittelalter. Materi-alhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens 7 (Hildesheim 1972).

Hässler 1977H.-J. Häßler, Zur inneren Gliederung und Verbreitung der vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbe-gebiet. Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Nie-dersachsens 11 (Hildesheim 1977).

Heynowski/Ritz 2010R. Heynowski/E. Ritz, Der Holsteiner-Gürtel von Ham-burg-Altengamme. Hammaburg N. F. 15, 2010, 21–62.

Hingst 1959H. Hingst, Vorgeschichte des Kreises Stormarn. Die-vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler und Funde in Schleswig-Holstein 5 (Neumünster 1959).

Hingst 1962H. Hingst, Zur Typologie und Verbreitung der Holsteiner

Gürtel. Offa 19, 1962, 69–90.

Hingst 1964H. Hingst, Geschichte Schleswig-Holsteins 2: Die vorrö-mische Eisenzeit (Neumünster 1964).

Hingst 1974H. Hingst, Jevenstedt. Ein Urnenfriedhof der älteren vor-römischen Eisenzeit im Kreise Rendsburg-Eckernförde, Holstein. Offa-Bücher 27 (Neumünster 1974).

Hingst 1979H. Hingst, Die vorrömische Eisenzeit. In: K. W. Struve/H. Hingst/H. Jankuhn (Hrsg.), Von der Bronzezeit bis zur Völkerwanderungszeit. Geschichte Schleswig-Holsteins 2 (Neumünster 1979).

Hingst 1989H. Hingst, Urnenfriedhöfe der vorrömischen Eisenzeit aus Südostholstein. Offa-Bücher 67 (Neumünster 1989).

Hucke 1962K. Hucke, Die Holsteiner Gürtel im nordöstlichen Teile ihres Verbreitungsgebietes. Offa 19, 1962, 47–68.

Jensen 1996C. Jensen, Chronologische Probleme und ihre Bedeu-tung für das Verständnis der vorrömischen Eiszeit in Süd- und Mitteljütland. Prähistorische Zeitschrift 71, 1996, 194–216.

Jørgensen 1975E. Jørgensen, Tuernes mysterier. Skalk 1, 1975, 3–10.

Keiling 1962H. Keiling, Ein Bestattungsplatz der jüngeren Bronze- und vorrömischen Eisenzeit von Lanz, Kreis Ludwigs-lust. Jahrbuch Bodendenkmalpflege in Mecklenburg 10, 1962, 9–440.

Keiling 1969H. Keiling, Die vorrömische Eisenzeit im Elde-Karthane-Gebiet (Kreis Perleberg und Kreis Ludwigslust). Bei-träge zur Ur- und Frühgeschichte der Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg 3 (Schwerin 1969).

Keiling 1971H. Keiling, Eine besondere Kettenplattenschmuckform der vorrömischen Eisenzeit von Tangermünde, Kreis Stendal. Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 55, 1971, 189–219.

Keiling 1974H. Keiling, Kolbow. Ein Urnenfriedhof der vorrömischen Eisenzeit im Kreis Ludwigslust. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte der Bezirke Rostock, Schwerin und Neu-brandenburg 8 (Berlin 1974).

Keiling 1977aH. Keiling, Neue Holsteiner Gürtel aus Mecklenburg und die Verbreitung der rechteckigen Plattengürtelha-ken. Jahrbuch Bodendenkmalpflege in Mecklenburg 23,1977, 63–105.

203

Peschel 1977K. Peschel, Zur Latènezeit in Sachsen und Thüringen und ihren Beziehungen zum benachbarten Osten und Süd-osten. Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 22, 1977, 289–301.

Raddatz 1967K. Raddatz, Das Wagengrab der jüngeren vorrömischen Eisenzeit von Husby, Kreis Flensburg. Offa-Bücher (Neu-münster 1967).

Raddatz 1974K. Raddatz, Husby. Ein Gräberfeld der Eisenzeit in Schleswig. Urnenfriedhöfe Schleswig-Holsteins 4 = Offa-Bücher 30 (Neumünster 1974).

Rangs-Borchling 1963A. Rangs-Borchling, Das Urnengräberfeld von Hornbek in Holstein (2. Jahrhundert vor bis 2. Jahrhundert nach Christi Geburt). Offa-Bücher 18 (Neumünster 1963).

Rauchfuss 2002B. Rauchfuß, Die Kronenhalsringe der Vorrömischen Ei-senzeit in Nord- und Osteuropa (ungedruckte Magister-arbeit Humboldt-Universität Berlin 2002).

Rauchfuss/Schmidt 2004B. Rauchfuß/J.-P. Schmidt, Neue Gräber der jüngeren vorrömischen Eisenzeit aus Netzeband, Lkr. Ostvorpom-mern. Jahrbuch Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern 52, 2004, 295–321.

Reinbacher 1963E. Reinbacher, Börnicke. Ein ältereisenzeitlicher Urnen-friedhof im Havelland. Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissen-schaften zu Berlin 14 (Berlin 1963).

Reinecke 1986A. Reinecke, Ein Bestattungsplatz der vorrömischen Ei-senzeit von Latzow, Kreis Greifswald. Jahrbuch Boden-denkmalpflege in Mecklenburg 34, 1986, 45–91.

Rittershofer 1997K.-F. Rittershofer (Hrsg.), Demographie der Bronzezeit, Paläodemographie – Möglichkeiten und Grenzen. Inter-nationale Archäologie 36 (Leidorf 1997).

Schmidt 1993J.-P. Schmidt, Studien zur jüngeren Bronzezeit in Schles-wig-Holstein und dem nordelbischen Hamburg. Univer-sitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 15 (Bonn 1993).

Schmidt 1995J.-P. Schmidt, Hastorf - Ein Gräberfeld der vorrömischen Eisenzeit im Lkr. Bad Doberan. Jahrbuch Bodendenkmal-pflege in Mecklenburg-Vorpommern 43, 1995, 57–82.

Schneider 2009R. Schneider, „Prä-Jastorf“ – Schwantes‘ Stufe von Wes- senstedt“ in überregionalem Kontext. In: W. Budes-heim/H. Keiling 2009, 41–68.

Schülke 2011A. Schülke, Landschaften – eine archäologische Untersu-chung der Region zwischen Schweriner See und Stepen-itz. Römisch-germanische Forschungen 68 (Mainz 2011).

Schweppe 1997/98A. Schweppe, Von der Monographie zum Begriff. „Der Urnenfriedhof bei Darzau in der Provinz Hannover“ aus forschungs- und rezeptionsgeschichtlicher Sicht. Offa 54/55, 1997/98 (1999), 221–288.

Seyer 1982H. Seyer, Siedlung und archäologische Kultur der Ger-manen im Havel-Spree-Gebiet in den Jahrhunderten vor Beginn u. Z. Schriften zur Ur- und Frühgeschichte 34 (Berlin 1982).

Stadler 1997P. Stadler, Quantitative Methoden bei der Auswertung der Frühbronzezeitfriedhöfe des Unteren Traisetales. In: Rittershofer 1997, 34.

Tackenberg 1934K. Tackenberg, Die Kultur der frühen Eisenzeit (750 vor Christi Geburt bis Christi Geburt) in Mittel- und West-hannover. Die Urnenfriedhöfe in Niedersachsen 1, H. 3–4 (Hildesheim – Leipzig 1934).

Tamás 2010S. Tamás, Das eisenzeitliche Brandgräberfeld von Müh-len Eichsen – Die Gürtelhakenfunde aus der Westgruppe des Gräberfeldes (insbesondere Aussagen über Typolo-gie, Chronologie und Verbreitung) (ungedruckte Magi-sterarbeit Universität Jena 2010).

Thieme 2009W. Thieme, Studien zur älteren vorrömischen Eisen-zeit in der nördlichen Lüneburger Heide, ausgehend vom Friedhof Soderstorf, Landkreis Lüneburg. In: W. Budesheim/H. Keiling (Hrsg.), Die Jastorf-Kultur. For-schungsstand und kulturhistorische Probleme der vorrö-mischen Eisenzeit. Beiträge für Wissenschaft und Kultur 9 (Wentorf bei Hamburg 2009) 108–152.

Tschirschnitz 2003C. Tschirschnitz, Altmärkischer Kettenplattenschmuck und Holsteiner Gürtel von Mühlen Eichsen – Statussym-bole der Jastorfkultur? (ungedruckte Magisterarbeit Universität Jena 2003).

Wegewitz 1962W. Wegewitz, Der Urnenfriedhof von Ehestorf-Vahren-dorf im Kreise Harburg aus der vorrömischen Eisen- und der älteren römischen Kaiserzeit. Die Urnenfriedhöfe in Niedersachsen 6 (Hildesheim 1962).

202 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

Keiling 1977bH. Keiling, Zur Bedeutung der Ergebnisse von Leichen-brandbestimmungen für die Auswertung von mecklen-burgischen Urnenfriedhöfen durch den Archäologen. In: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie als Geschichtswis-senschaft. Schriften zur Ur- und Frühgeschichte (Berlin 1977) 187–211.

Keiling 1979H. Keiling, Glövzin, Kr. Perleberg. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte der Bezirke Rostock, Schwerin und Neu-brandenburg 12 (Berlin 1979).

Keiling 1988H. Keiling, Die Entstehung der Jastorfkultur und zeitglei-cher Kulturen im Rhein-Weser-Gebiet und deren geogra-phische Verbreitung. In: B. Krüger (Bearb.), Die Germa-nen. Von den Anfängen bis zum 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Geschichte und Kultur der germanischen Stämme in Mitteleuropa, Band 1 (Berlin 1988) 86–104.

Keiling 1991H. Keiling, Eisen- und frühkaiserzeitliche Fundplätze auf der Gemarkung Holdorf, Kr. Gadebusch. Jahrbuch Bo-dendenkmalpflege in Mecklenburg 39, 1991, 73–119.

Keiling 2002H. Keiling, Zum Belegungsabbruch auf Jastorf-Friedhö-fen in Westmecklenburg und der westlichen Prignitz. In: U. Masemann (Hrsg.), Forschungen zur Archäologie und Geschichte in Norddeutschland. Festschrift für Wolf-Dieter Tempel zum 65. Geburtstag (Rotenburg [Wüm-me] 2002) 103–115.

Keiling 2006H. Keiling, Zur Auffindung des ältereisenzeitlichen Be-stattungsplatzes Mühlen-Eichsen, Lkr. Nordwestmeck-lenburg, vor 100 Jahren. In: W. Budesheim/H. Keiling (Hrsg.), Zur Archäologie in Norddeutschland. Beiträge für Wissenschaft und Kultur 7 (Wentorf bei Hamburg 2006) 7–44.

Keiling 2009H. Keiling, „Jastorf“ – Ein Kulturbegriff im Wandel. In: W. Budesheim/H. Keiling 2009, 7–40.

Knöpke 2005S. Knöpke, Horizontale Sozialstrukturen auf den Urnen-friedhöfen der vorrömischen Eisenzeit in Schleswig-Hol-stein. In: J. Müller (Hrsg.), Alter und Geschlecht in ur- und frühgeschichtlichen Gesellschaften. Tagung Bamberg 20.–21. Februar 2004. Universitätsforschungen zur prä-historischen Archäologie 126 (Bonn 2005) 127–136.

Lamowski 2010J. Lamowski, Anthropologische Auswertung insbeson-dere der Südgruppe des Gräberfeldes von Mühlen Eich-sen unter Berücksichtigung der Bestattungssitten und paläodemographischer Aussagen (ungedruckte Magister- arbeit Universität Jena 2010).

Laux 2009F. Laux, Zur Problematik des Übergangs von der End-bronzezeit/frühen Eisenzeit (Wessenstedt) zur älteren vorrömischen Eisenzeit (Jastorf) im Lüneburgischen. In: W. Budesheim/H. Keiling 2009, 69–107.

Leube 1979A. Leube, Eisenzeitliche Steinsetzungen im nördlichen Mitteleuropa. Zeitschrift für Archäologie 13, 1979, 1–22.

Maier 1985R. Maier, Ein eisenzeitlicher Brandgräberfriedhof in Leese, Lkr. Nienburg (Weser). In: K. Wilhelmi (Hrsg.), Ausgrabungen in Niedersachsen. Archäologische Denk-malpflege 1979–1984. Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen, Beiheft 1 (Stuttgart 1985) 181–185.

Martens 1996J. Martens, Die vorrömische Eisenzeit in Südskandina-vien. Probleme und Perspektiven. Prähistorische Zeit-schrift 71, 1996, 217–243.

Menke 1968/72M. Menke, Zu den Urnenfeldern der vorrömischen Ei-senzeit im Unterelbegebiet. Harburger Jahrbuch 13, 1968/72 (1973), 58–63.

Meyer 2010M. Meyer (Hrsg.), Haus – Gehöft – Weiler – Dorf. Sied-lungen der Vorrömischen Eisenzeit im nördlichen Mittel-europa. Internationale Tagung an der Freien Universität Berlin vom 20.–22. März 2009. Berliner Archäologische Forschungen 8 (Rahden/Westf. 2010).

Müller 2007R. Müller, Jastorf-Kultur. In: Hoops Reallexikon der ger-manischen Altertumskunde 2 (Berlin – New York 20072) 43–55.

Neugebauer 1997J.-W. Neugebauer, Siedlungen und zugehörige Friedhöfe der Früh- und Mittelbronzezeit in Franzhausen, Herzo-genburg, Pottenbrunn und Gemeinlebarn. In: Rittersho-fer 1997, 32–34.

Nüsse 2007H.-J. Nüsse, Untersuchungen zum eisenzeitlichen Grä-berfeld von Badow, Lkr. Nordwestmecklenburg. Jahr-buch Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpom-mern 55, 2007, 141–181.

Parschau 1993J. Parschau, Bodendenkmale und ur- und frühgeschicht-liche Besiedlung im Kreis Gadebusch. Einblicke zwischen Schaalsee und Stepenitz 3, 1993.

Peschel 1975K. Peschel, Zum Flachgräberhorizont der Latènekultur in Thüringen. Alba Regia 14, 1975, 203–214.

203

Peschel 1977K. Peschel, Zur Latènezeit in Sachsen und Thüringen und ihren Beziehungen zum benachbarten Osten und Süd-osten. Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 22, 1977, 289–301.

Raddatz 1967K. Raddatz, Das Wagengrab der jüngeren vorrömischen Eisenzeit von Husby, Kreis Flensburg. Offa-Bücher (Neu-münster 1967).

Raddatz 1974K. Raddatz, Husby. Ein Gräberfeld der Eisenzeit in Schleswig. Urnenfriedhöfe Schleswig-Holsteins 4 = Offa-Bücher 30 (Neumünster 1974).

Rangs-Borchling 1963A. Rangs-Borchling, Das Urnengräberfeld von Hornbek in Holstein (2. Jahrhundert vor bis 2. Jahrhundert nach Christi Geburt). Offa-Bücher 18 (Neumünster 1963).

Rauchfuss 2002B. Rauchfuß, Die Kronenhalsringe der Vorrömischen Ei-senzeit in Nord- und Osteuropa (ungedruckte Magister-arbeit Humboldt-Universität Berlin 2002).

Rauchfuss/Schmidt 2004B. Rauchfuß/J.-P. Schmidt, Neue Gräber der jüngeren vorrömischen Eisenzeit aus Netzeband, Lkr. Ostvorpom-mern. Jahrbuch Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern 52, 2004, 295–321.

Reinbacher 1963E. Reinbacher, Börnicke. Ein ältereisenzeitlicher Urnen-friedhof im Havelland. Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissen-schaften zu Berlin 14 (Berlin 1963).

Reinecke 1986A. Reinecke, Ein Bestattungsplatz der vorrömischen Ei-senzeit von Latzow, Kreis Greifswald. Jahrbuch Boden-denkmalpflege in Mecklenburg 34, 1986, 45–91.

Rittershofer 1997K.-F. Rittershofer (Hrsg.), Demographie der Bronzezeit, Paläodemographie – Möglichkeiten und Grenzen. Inter-nationale Archäologie 36 (Leidorf 1997).

Schmidt 1993J.-P. Schmidt, Studien zur jüngeren Bronzezeit in Schles-wig-Holstein und dem nordelbischen Hamburg. Univer-sitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 15 (Bonn 1993).

Schmidt 1995J.-P. Schmidt, Hastorf - Ein Gräberfeld der vorrömischen Eisenzeit im Lkr. Bad Doberan. Jahrbuch Bodendenkmal-pflege in Mecklenburg-Vorpommern 43, 1995, 57–82.

Schneider 2009R. Schneider, „Prä-Jastorf“ – Schwantes‘ Stufe von Wes- senstedt“ in überregionalem Kontext. In: W. Budes-heim/H. Keiling 2009, 41–68.

Schülke 2011A. Schülke, Landschaften – eine archäologische Untersu-chung der Region zwischen Schweriner See und Stepen-itz. Römisch-germanische Forschungen 68 (Mainz 2011).

Schweppe 1997/98A. Schweppe, Von der Monographie zum Begriff. „Der Urnenfriedhof bei Darzau in der Provinz Hannover“ aus forschungs- und rezeptionsgeschichtlicher Sicht. Offa 54/55, 1997/98 (1999), 221–288.

Seyer 1982H. Seyer, Siedlung und archäologische Kultur der Ger-manen im Havel-Spree-Gebiet in den Jahrhunderten vor Beginn u. Z. Schriften zur Ur- und Frühgeschichte 34 (Berlin 1982).

Stadler 1997P. Stadler, Quantitative Methoden bei der Auswertung der Frühbronzezeitfriedhöfe des Unteren Traisetales. In: Rittershofer 1997, 34.

Tackenberg 1934K. Tackenberg, Die Kultur der frühen Eisenzeit (750 vor Christi Geburt bis Christi Geburt) in Mittel- und West-hannover. Die Urnenfriedhöfe in Niedersachsen 1, H. 3–4 (Hildesheim – Leipzig 1934).

Tamás 2010S. Tamás, Das eisenzeitliche Brandgräberfeld von Müh-len Eichsen – Die Gürtelhakenfunde aus der Westgruppe des Gräberfeldes (insbesondere Aussagen über Typolo-gie, Chronologie und Verbreitung) (ungedruckte Magi-sterarbeit Universität Jena 2010).

Thieme 2009W. Thieme, Studien zur älteren vorrömischen Eisen-zeit in der nördlichen Lüneburger Heide, ausgehend vom Friedhof Soderstorf, Landkreis Lüneburg. In: W. Budesheim/H. Keiling (Hrsg.), Die Jastorf-Kultur. For-schungsstand und kulturhistorische Probleme der vorrö-mischen Eisenzeit. Beiträge für Wissenschaft und Kultur 9 (Wentorf bei Hamburg 2009) 108–152.

Tschirschnitz 2003C. Tschirschnitz, Altmärkischer Kettenplattenschmuck und Holsteiner Gürtel von Mühlen Eichsen – Statussym-bole der Jastorfkultur? (ungedruckte Magisterarbeit Universität Jena 2003).

Wegewitz 1962W. Wegewitz, Der Urnenfriedhof von Ehestorf-Vahren-dorf im Kreise Harburg aus der vorrömischen Eisen- und der älteren römischen Kaiserzeit. Die Urnenfriedhöfe in Niedersachsen 6 (Hildesheim 1962).

202 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen

Keiling 1977bH. Keiling, Zur Bedeutung der Ergebnisse von Leichen-brandbestimmungen für die Auswertung von mecklen-burgischen Urnenfriedhöfen durch den Archäologen. In: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie als Geschichtswis-senschaft. Schriften zur Ur- und Frühgeschichte (Berlin 1977) 187–211.

Keiling 1979H. Keiling, Glövzin, Kr. Perleberg. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte der Bezirke Rostock, Schwerin und Neu-brandenburg 12 (Berlin 1979).

Keiling 1988H. Keiling, Die Entstehung der Jastorfkultur und zeitglei-cher Kulturen im Rhein-Weser-Gebiet und deren geogra-phische Verbreitung. In: B. Krüger (Bearb.), Die Germa-nen. Von den Anfängen bis zum 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Geschichte und Kultur der germanischen Stämme in Mitteleuropa, Band 1 (Berlin 1988) 86–104.

Keiling 1991H. Keiling, Eisen- und frühkaiserzeitliche Fundplätze auf der Gemarkung Holdorf, Kr. Gadebusch. Jahrbuch Bo-dendenkmalpflege in Mecklenburg 39, 1991, 73–119.

Keiling 2002H. Keiling, Zum Belegungsabbruch auf Jastorf-Friedhö-fen in Westmecklenburg und der westlichen Prignitz. In: U. Masemann (Hrsg.), Forschungen zur Archäologie und Geschichte in Norddeutschland. Festschrift für Wolf-Dieter Tempel zum 65. Geburtstag (Rotenburg [Wüm-me] 2002) 103–115.

Keiling 2006H. Keiling, Zur Auffindung des ältereisenzeitlichen Be-stattungsplatzes Mühlen-Eichsen, Lkr. Nordwestmeck-lenburg, vor 100 Jahren. In: W. Budesheim/H. Keiling (Hrsg.), Zur Archäologie in Norddeutschland. Beiträge für Wissenschaft und Kultur 7 (Wentorf bei Hamburg 2006) 7–44.

Keiling 2009H. Keiling, „Jastorf“ – Ein Kulturbegriff im Wandel. In: W. Budesheim/H. Keiling 2009, 7–40.

Knöpke 2005S. Knöpke, Horizontale Sozialstrukturen auf den Urnen-friedhöfen der vorrömischen Eisenzeit in Schleswig-Hol-stein. In: J. Müller (Hrsg.), Alter und Geschlecht in ur- und frühgeschichtlichen Gesellschaften. Tagung Bamberg 20.–21. Februar 2004. Universitätsforschungen zur prä-historischen Archäologie 126 (Bonn 2005) 127–136.

Lamowski 2010J. Lamowski, Anthropologische Auswertung insbeson-dere der Südgruppe des Gräberfeldes von Mühlen Eich-sen unter Berücksichtigung der Bestattungssitten und paläodemographischer Aussagen (ungedruckte Magister- arbeit Universität Jena 2010).

Laux 2009F. Laux, Zur Problematik des Übergangs von der End-bronzezeit/frühen Eisenzeit (Wessenstedt) zur älteren vorrömischen Eisenzeit (Jastorf) im Lüneburgischen. In: W. Budesheim/H. Keiling 2009, 69–107.

Leube 1979A. Leube, Eisenzeitliche Steinsetzungen im nördlichen Mitteleuropa. Zeitschrift für Archäologie 13, 1979, 1–22.

Maier 1985R. Maier, Ein eisenzeitlicher Brandgräberfriedhof in Leese, Lkr. Nienburg (Weser). In: K. Wilhelmi (Hrsg.), Ausgrabungen in Niedersachsen. Archäologische Denk-malpflege 1979–1984. Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen, Beiheft 1 (Stuttgart 1985) 181–185.

Martens 1996J. Martens, Die vorrömische Eisenzeit in Südskandina-vien. Probleme und Perspektiven. Prähistorische Zeit-schrift 71, 1996, 217–243.

Menke 1968/72M. Menke, Zu den Urnenfeldern der vorrömischen Ei-senzeit im Unterelbegebiet. Harburger Jahrbuch 13, 1968/72 (1973), 58–63.

Meyer 2010M. Meyer (Hrsg.), Haus – Gehöft – Weiler – Dorf. Sied-lungen der Vorrömischen Eisenzeit im nördlichen Mittel-europa. Internationale Tagung an der Freien Universität Berlin vom 20.–22. März 2009. Berliner Archäologische Forschungen 8 (Rahden/Westf. 2010).

Müller 2007R. Müller, Jastorf-Kultur. In: Hoops Reallexikon der ger-manischen Altertumskunde 2 (Berlin – New York 20072) 43–55.

Neugebauer 1997J.-W. Neugebauer, Siedlungen und zugehörige Friedhöfe der Früh- und Mittelbronzezeit in Franzhausen, Herzo-genburg, Pottenbrunn und Gemeinlebarn. In: Rittersho-fer 1997, 32–34.

Nüsse 2007H.-J. Nüsse, Untersuchungen zum eisenzeitlichen Grä-berfeld von Badow, Lkr. Nordwestmecklenburg. Jahr-buch Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpom-mern 55, 2007, 141–181.

Parschau 1993J. Parschau, Bodendenkmale und ur- und frühgeschicht-liche Besiedlung im Kreis Gadebusch. Einblicke zwischen Schaalsee und Stepenitz 3, 1993.

Peschel 1975K. Peschel, Zum Flachgräberhorizont der Latènekultur in Thüringen. Alba Regia 14, 1975, 203–214.

Wegewitz 1964W. Wegewitz, Der Urnenfriedhof von Hamburg-Marm-storf. Die Urnenfriedhöfe in Niedersachsen 7 (Hildes-heim 1964).

Wegewitz 1965W. Wegewitz, Der Urnenfriedhof von Hamburg-Langen-bek. Die Urnenfriedhöfe in Niedersachsen 8 (Hildesheim 1965).

Wegewitz 1973W. Wegewitz, Der Urnenfriedhof der älteren und jün-geren vorrömischen Eisenzeit von Putensen, Kreis Har-burg. Die Urnenfriedhöfe in Niedersachsen 11 (Hildes-heim 1973).

Wegewitz 1977W. Wegewitz, Die Urnenfriedhöfe der jüngeren Bronze-, der frühen und der vorrömischen Eisenzeit im Kreis Har-burg. Urnenfriedhöfe in Niedersachsen 13 (Hildesheim 1977).

Williams 2002H. Williams, Cemeteries as Central places – place and identity in Migration period eastern England. Acta Ar-chaeologica Lundensia 39, 2002, 341–362.

Willroth 1992K.-H. Willroth, Untersuchungen zur Besiedlungsge-schichte der Landschaften Angeln und Schwansen von der älteren Bronzezeit bis zum frühen Mittelalter. Sied-lungsarchäologische Untersuchungen in Angeln und Schwansen 1 = Offa-Bücher 72 (Neumünster 1992).

Willroth 2001K.-H. Willroth, Haus, Acker und Grabhügel. Variable Konstanten im Siedlungsgefüge der älteren nordischen Bronzezeit. In: M. Meyer (Hrsg.), „…trans Albim fluvi-um“. Forschungen zur vorrömischen, kaiserzeitlichen und mittelalterlichen Archäologie. Festschrift für Achim Leube zum 65. Geburtstag. Internationale Archäologie. Studia honoraria 10 (Rahden/Westf. 2001) 113–124.

AutorPeter EttelFriedrich-Schiller-Universität JenaLehrstuhl für Ur- und FrühgeschichteLöbdergraben 24a07743 [email protected]

204 PETER ETTEL Das Gräberfeld von Mühlen Eichsen