Bemerkungen zur Chronologie und Verbreitung spätlatènezeitlicher Drehscheibenkeramik mit...

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MÜHLHÄUSER BEITRÄGE Heft 34 Herausgegeben vom Mühlhäuser Geschichts- und Denkmalpflegeverein g.e.V. in Zusammenarbeit mit den Mühlhäuser Museen und dem Stadtarchiv Mühlhausen • Mühlhausen/Th. 2011

Transcript of Bemerkungen zur Chronologie und Verbreitung spätlatènezeitlicher Drehscheibenkeramik mit...

MÜHLHÄUSER BEITR ÄGE

Heft 34

Herausgegeben vom Mühlhäuser Geschichts- und Denkmalpflegeverein g.e.V.in Zusammenarbeit mit den Mühlhäuser Museenund dem Stadtarchiv Mühlhausen • Mühlhausen/Th. 2011

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Archäologie/Bodendenkmalpflege

EinleitungIm Mittelpunkt der Betrachtung steht eine spezielle Verzierungsform auf spätlatènezeit-licher Drehscheibenkeramik aus der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. im Umfeld des Thüringer Waldes, die hier nach ihren Haupt-merkmalen kurz als horizontales Wellen-Ril-lenband-Dekor bezeichnet wird. Bis vor kur-zem blieb diese Verzierungsform aufgrund ihrer seltenen Nachweise, die sich auf wenige publizierte, kleinerer Fragmente aus jünge-reisenzeitlichen Siedlungen Nordthüringens beschränkten, ohne größere Aufmerksam-keit in der Forschung. In das engere Blick-feld geriet die betreffende Verzierungsform erst durch eine in den Jahren 2001und 2002 von Mitarbeitern der „Archäologischen Ar-beitsgruppe Rhön-Grabfeld“ vorgenommene Rettungsgrabung im Bereich einer Siedlung der jüngeren Latènezeit im unterfränkischen Brendlorenzen, OT von Neustadt, Lkr. Rhön-Grabfeld, auf die unten noch näher einge-gangen wird. Das aus den Verfüllschichten von sechs nachgewiesenen Töpferöfen kel-tischer Bauart und anderen Siedlungsbe-funden geborgene reiche Keramikinventar erbrachte hier die bisher größte Anzahl von Drehscheibengefäßfragmenten mit Wellen-Rillenband-Dekor von einem Platz. Schon die erste Vorlage der Grabungsergebnisse hebt die auffällige Verzierungsform hervor1. Mangels Parallelen sowohl im näheren Um-feld als auch in der aufgrund der geogra-phischen Lage des Platzes besonders in Blick genommenen keltischen Oppidazone südlich des Mains wurde zunächst eine örtli-che Besonderheit vermutet2. Weitere interne Recherchen durch einen der Mitausgräber erbrachten dann erste Vergleichsfunde in Form einzelner publizierter Scherben von ei-nigen junglatènezeitlichen Siedlungsplätzen

Wulf Walther

Bemerkungen zur Chronologie und Verbreitung spätlatènezeitlicher Drehscheibenkeramik mit horizontalem Wellen-Rillenband-Dekor im Mittelgebirgsraum

nördlich des Thüringer Waldes3. Im Rahmen dieser Recherchen erfolgte auch eine betref-fende Anfrage an die Mühlhäuser Museen, die Verf. veranlasste, sich der Problematik näher zu widmen. Hierbei zeigte sich rasch, dass die Mühlhäuser Sammlung eine Reihe von Funden dieser Art aus dem oberen Un-strutgebiet enthält, darunter auch entspre-chend verzierte Keramik aus chronologisch relevanten Grab- und Siedlungsinventaren, die wertvolle Hinweise auf eine genauere Datierung der speziellen Verzierungsform liefern. Zusammen mit weiteren Nachwei-sen aus der Literatur und einigen Neufunden zeigt sich gegenwärtig eine gewisse Konzen-tration dieser Verzierungsform im Thüringer Becken mit einzelnen Ausläufern, die, trotz der insgesamt immer noch seltenen Belege, das horizontale Wellen-Rillenband-Dekor als charakteristische, anscheinend vornehmlich in Nordthüringen gebräuchliche Verzierung der spätlatènezeitlichen Drehscheibenkera-mik ausweisen.

Überblick zur jüngerlatenezeitlichen Be-siedlung in der nordwestlichen Mittelge-birgszoneIn der jüngeren Latènezeit (LT C2-D1, etwa frühes 2. bis 1. Hälfte 1. Jh. v. Chr.)4 bilden das nördliche Thüringen – hier insbesondere der durch ein bedeutendes Fundaufkommen aus Siedlungen und Gräberfeldern auffallende nordwestliche Teil zwischen Werra, Unstrut und Ilm, darüber hinaus ausstrahlend bis zur mittleren Saale und zum Harz5 – sowie das südliche Vorland des Thüringer Waldes, vornehmlich das Grabfeld mit der Steinsburg als auffälligstem befestigten Vorort und einer Reihe wichtiger Flachlandsiedlungen in de-ren Einzugsgebiet6, eine kulturell und wirt-schaftlich eng verbundene Zone. Das Gebiet

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vertritt dabei eine Mittel- und Mittlerstellung zwischen der nach Süden etwa am Main an-grenzenden keltischen Oppidakultur und der aus dem nördlichen Tiefland etwa bis zum Unterlauf der Unstrut und zur Ilm vorgesto-ßenen, traditionell als Basis für den späteren elbgermanischen Formenkreis angesehenen Jastorfkultur. Dabei kommt dem für diesen Raum schon früh in der archäologischen Forschung verwendeten Terminus „keltisch-germanisches Kontaktgebiet“ aufgrund der nach wie vor sehr verschwommenen Kennt-nisse über die realen ethnischen Verhältnisse dieser Zeit nur eine Bedeutung als Hilfsbe-griff zu. Zusätzlich wirken hier weitere Kräf-te wie die etwa ab Beginn des 1. Jh. v. Chr. aus ihrem Siedlungsgebiet östlich der Oder bis in das Rhein-Main-Gebiet vordringende „ostgermanische“ Przeworskkultur7, die etwa bis zur Jahrhundertmitte besonders auch in Nordthüringen intensive Spuren hinterließ. Auf eine noch genauer zu untersuchende Nord-Süd-Achse weisen jetzt verstärkt die für den westfälischen/südniedersächsischen Raum herausgestellte Fundkonzentrationen und Herstellungsnachweise von speziellen, auch in Thüringen zunehmend nachgewie-senen Trachtbestandteilen8. Ein neuer Vor-schlag für eine vielgliedrige Unterteilung der nordwestlichen Mittelgebirgszone in Regio-nalgruppen anhand spezifischer Eigenheiten in der archäologischen Sachkultur wurde kürzlich von B. Sicherl vorgestellt9. Dass dem gegenüber auch die „keltischen Welt“ keine einheitliche archäologisch-kulturelle, ökono-mische und kultisch-religöse Geschlossen-heit aufwies, lässt sich unschwer an regiona-len Besonderheiten in der materiellen Kultur und den Bestattungssitten erkennen10.Gemäß des kulturellen Gefälles sind Einflüs-se aus der wirtschaftlich hoch entwickelten Oppidakultur Südbayerns und Böhmens in Form von hochwertigen Importgütern (Spezi-alkeramik, Buntmetall- und Buntglaserzeug-nissen, Münzen) und Technologietransfer (allgemeine Übernahme der schnell rotieren-de Drehscheibe im Töpferhandwerk sowie

spezieller Verfahren in der Metallverarbei-tung) insbesondere im südlichen Vorland des Thüringer Waldes und im Thüringer Becken zu beobachten. Hier kommt es am deutlichs-ten zur Ausbildung einer „Latènekultur pa-rakeltischer Prägung“11. An der nördlichen Peripherie dieses Kerngebiets der Mittelzone dünnen solche südlichen Einflüsse merklich aus. Umgekehrt verhält es sich mit Einflüs-sen aus dem nördlich angrenzenden Raum, deren Intensität nach Süden entsprechend nachlässt, im Besonderen aber auch weit in das keltische Gebiet zu verfolgen sind12.Neben vielfältigen Einflüssen lässt die Mit-telzone jedoch auch deutliche Züge in der Sachkultur erkennen, die das Gebiet als eine eigenständige archäologisch-kulturel-le Region hervorheben. In einer kürzlich vorgelegten Studie wurde von K. Peschel der diesbezügliche Forschungsstand noch einmal ausführlich vorgetragen13 und dabei unter Einbeziehung der antiken schriftlichen Überlieferung nun sogar zum ersten Mal eine konkrete ethnische Zuweisung der jünger-latènezeitlichen Bevölkerung beiderseits des Thüringer Waldes gewagt, die hier, unter der Einschränkung des wohl nicht von Beginn an stehenden Namens, als bodenständi-ges Substrat für den erstmals von Cäsar für das Jahr 58 v. Chr. im Zusammenhang mit dem Gefolge des rex Germanorum Ariovist genannten Stamm der Markomannen ange-sehen wird14.Als dominantes kulturspezifisches Charak-teristikum der Mittelzone gelten originäre Formen und Zierelemente der Drehscheiben-ware. Die schon im 3. Jh. in größerem Stil15 aus dem keltischen Süden übernommene Technik der schnell rotierenden Drehschei-be zur Herstellung von Tongefäßen führte hier in der jüngeren Latènezeit (LTC2/D1) zu einheitlichen Formen wie bauchigen Töpfen und Terrinen mit konvexem, wulstverzier-tem Oberteil. Als kulturtypische Verzierung der Mitte, die auch auf anderen hier gängi-gen Gefäßformen wie Schüsseln, Schalen und Flaschen Verwendung fand, sind ein-

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gedrehte horizontale Rillenbänder am Ge-fäßunterteil hervorzuheben16. Der Beginn dieser etwa 80 bis 100 Jahre gebräuchlichen Verzierung liegt noch in der ausgehenden Mittellatènezeit (LT C2)17, Hauptverbreitung und Laufzeit füllen die Spätlatènestufe D118. Das Rillenbanddekor tritt dabei anfänglich in Gruppen von schmalen Bändern, in der Blüte und Spätzeit der Entwicklung dann als breite dichte Zone am Gefäßunterteil auf, die zusätzlich noch als jüngeres Ele-ment ein eingeglättetes Streifenornament

aufweisen kann. Das hinsichtlich auf Quali-tät und Quantität nach wie vor abgehobene Kerngebiet dieser Drehscheibenware liegt im Thüringer Becken, noch deutlich ausgrei-fend bis ins südliche Vorland des Thüringer Waldes und zur mittleren Saale, nordwärts spärlicher ausstrahlend bis in die nieder-hessische Senke und das südliche Nieders-achsen sowie in das Mittelelbe-Havelgebiet19. Örtliche Herstellung ist hier mehrfach durch den insgesamt freilich nach wie vor immer noch seltenen direkten Nachweis spezieller,

Abb. 1: Fundplatzverbreitung spätlatènezeitlicher Drehscheibenkeramik mit horizontalem Wellen-Ril-lenbanddekor im Mittelgebirgsraum. 1 Brendlorenzen, Kr. Rhön-Grabfeld; 2 Römhild, Kr. Hild-burghausen; 3 Arnstadt, Ilm-Kreis; 4 Gotha, Kr. Gotha; 5 Großfahner, Kr. Gotha; 6 Grabe, Un-strut-Kreis; 7 Körner, Fdpl.„Lehmgrube“, Unstrut-Hainich-Kreis; 8 Körner, Fdpl. „Bettelkreuz“, Unstrut-Hainich-Kreis; 9 Großenbehringen, Wartburgkreis; 10 Wandersleben, Kr. Gotha; 11 Ur-bach, Kr. Nordhausen; 12 Schkölen, Saale-Holzlandkreis; 13 Kleinkorbetha, Burgenlandkreis.

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aus dem keltischen Gebiet übernommener Brenntechnik (stehende Mehrkammeröfen mit Lochtenne) belegt20.

Verzierungsform und -technik der Dreh-scheibenware mit horizontalem Wellen- und Rillenband-Dekor Wie schon betont, spielen Form- und Ver-zierungsmerkmale der betreffenden Dreh-scheibenware für die Definition der jüngeren Latènekultur Thüringens eine entscheidende Rolle. Hier soll nun auf ein weiteres Dekor auf spätlatènezeitlicher Drehscheibenware aufmerksam gemacht werden, das bislang wegen seiner Seltenheit und dem Mangel an schärfer datierbaren Komplexen noch keine genauere Untersuchung erfahren hat. Ge-meint ist eine meist kombinierte Verzierung aus horizontal umlaufenden, mehrzügigen Wellenbändern- und geradlinigen Rillen-bandzonen, die bei laufender Drehscheibe mit mehrzinkigen Geräten alternierend in die feuchte Gefäßoberfläche eingerillt wur-den (Abb. 4; 6; 8). Ähnlich wie das allgemein übliche horizontale Rillenband wurde auch die Kombination mit umlaufenden Wellen-bändern in der Regel am Gefäßunterteil an-gebracht, was über eine reine Zierwirkung hinaus auch zur besseren Griffigkeit der zumeist großen bauchigen Behälter führte21 (Abb. 2,1; 3,1). Die Wellenbänder sind dabei meist von Horizontalrillen eingefasst. In Ein-zelfällen sind auch kleinere Gefäßfragmente mit ausschließlicher Wellenbandverzierung bekannt, deren gering erhaltener Ausschnitt keine sichere Zuordnung zur kombinierten Verzierungsform erlaubt. Einige größer erhal-tene Fragmente von Drehscheibengefäßen weisen darauf, dass auch eine auf das ho-rizontale Wellenband reduzierte Verzierung vorkommt, die hier aufgrund vergleichbarer Technik und Form zwanglos zeitlich ange-schlossen werden kann. Bänder mit weit geschwungenen oder kur-zen, dichten Bögen können an einem Ge-fäß abwechseln und sind abhängig von der Laufgeschwindigkeit der Scheibe und der

Frequenz der Geräteführung. Bei flüchti-ger Ausführung sind auch geringfügige pe-riphere Überschneidungen der Zonen zu beobachten (Abb. 2,1). Technisch gesehen handelt es sich dabei um eine relativ einfa-che Verzierungsweise, für deren geradlinige bzw. wellenförmige Anbringung gleichartige Geräte (mehrzinkige „Kämme“) genutzt wur-den 22. Das eingerillte Wellenband setzt sich damit technisch und formal deutlich gegen-über der zeitgleich üblichen wellenförmigen Einglättverzierung ab, bei der das Ornament aufwändiger in Form einzelner Streifen in die lederharte Gefäßoberfläche einpoliert werden musste. Ob das eingekämmte Wel-lenband dabei lediglich als vereinfachter „Ersatz“ für die technisch anspruchsvollere, gewellte Glättstreifenverzierung23 angese-hen werden kann, bleibt fraglich. Dass man vielmehr auch mit farblichen Einlagen in den Vertiefungen rechnen muss, die anscheinend die Bodenlagerung selten überstanden, wur-de schon früher anhand gut erhaltener Bei-spiele betont24.

Verbreitung und ChronologieGrößere Aufmerksamkeit erhielt das hier zu betrachtende spezielle Wellen-Rillen-bandmotiv auf Drehscheibenkeramik erst durch die teilweise Untersuchung der jün-gerlatènezeitlichen Siedlung im unterfrän-kischen Brendlorenzen25. Der Platz gilt mit sechs nachgewiesenen Keramikbrennöfen vom Typ des „stehenden Mehrkammerofen“ als einer der umfangreichsten Fundkomp-lexe dieser Art aus der jüngeren Eisenzeit Mitteleuropas und findet entsprechende Be-achtung in der Forschung. Eine eingehende Bearbeitung der Ofenbefunde einschließlich der Kleinfunde aus den entsprechenden Ver-füllschichten der aufgelassenen Öfen legte inzwischen A. Fritz im Rahmen ihrer Magis-terarbeit vor26. Von der Bearbeiterin stammt auch ein weiterer umfassender Überblick über das archäologische Inventar und zur regionalen und überregionalen Bedeutung des Platzes27. Obwohl die Befundüberliefe-

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Abb. 2: Körner, Unstrut-Hainich-Kreis, „Bettelkreuz“, Fdpl. 14. Urnengrab Fst. 168. 1 Drehscheibenkeramik M. 1:3.; 2-3 Eisen.

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rung zur Frage nach einer gleichzeitigen Be-treibung oder einer Abfolge der Öfen keine sichere Klärung zulässt28 und auch keiner der in unterschiedlicher Erhaltung und Bau-art angetroffenen Brennöfen noch Reste der letzten Beschickung enthielt, ergaben die Verfüllschichten der aufgelassenen Öfen und Siedlungsbefunde im Umfeld doch eine beachtliche Menge an Keramik mit einem ho-hen Anteil an Scheibenware, darunter auch Fehlbrände. Ein großer Teil davon dürfte daher wohl auch am Ort produziert worden sein, wenn auch aufgrund der Befundsitu-ation der Nachweis im Einzelfall erst noch durch spezielle Keramikanalysen überprüft werden muss. Die bisher vorgelegten Er-gebnisse der noch laufenden Auswertung erlauben schon einen guten Einblick in das Formen- und Zierspektrum der Keramik, das abgesehen von wenigen relevanten nicht-keramischen Kleinfunden hauptsächlich die kulturelle und chronologische Einordnung sowie Einflüsse und Verbindungen des Plat-zes erkennen lässt. Wie oben schon angeführt, lieferte die Un-tersuchung auch den bisher größten Bestand an Drehscheibengefäßfragmenten mit der Verzierungsform aus kombinierten horizon-talen Wellen-und Rillenbandzonen. Schon der erste Überblick der Ergebnisse hebt die auffällige, bislang für die Region unbekannte Verzierung gesondert hervor und vermutet mangels Parallelen eine örtliche Spezialität29. Es erstaunt daher, dass die nachfolgende Untersuchung der Ofenbefunde mit einge-hender Bearbeitung der etwa ein Viertel30 des Gesamtbestandes ausmachenden Keramik aus den Ofenverfüllungen nicht mehr explizit auf die Besonderheit dieser Verzierungsform abhebt31. Wenn auch mit den hier vorgelegten 6 Scherben32 anscheinend nur ein geringer Teil der insgesamt vom Platz vorhandenen Keramik mit der speziellen Verzierungsform in die Untersuchung einbezogen werden konnte, bleibt es doch unverständlich, dass diese hier lediglich pauschal zusammen mit dem technisch und in der Regel auch formal

zu unterscheidenden, vom Platz ebenfalls häufig belegten, eingeglätteten Wellendekor abgehandelt werden33. Die dazu von der Be-arbeiterin angeführten Vergleichsfunde be-ziehen sich ausschließlich auf das eingeglät-tete Wellendekor, wobei dessen allgemeine Beliebtheit während der jüngeren Latènezeit sowohl im keltischen Raum als auch in der Kontaktzone betont wird. Insgesamt entsteht der Eindruck, dass bei der Bearbeitung der Keramik hauptsächlich der keltische Süden als Vergleichsgebiet herangezogen wurde, was aufgrund der geographischen Lage des Platzes und der umfangreichen publizierten Keramikserien aus den keltischen Großsied-lungen von Manching und Berching-Pollan-ten zunächst nachvollziehbar ist. Folgerichtig unterstreicht die Untersuchung die Dominanz keltischer Einflüsse im Material, ohne freilich Verbindungen zur Steinsburgregion und zum Blütezentrum des Kontaktgebietes im Thürin-ger Becken im Ganzen zu verkennen34. Dem Blick nach Norden mangelt es im Einzelnen aber doch an erforderlicher Schärfe. Das wird besonders insofern deutlich, als das in dem wiederholt von der Bearbeiterin für Verglei-che herangezogenem Keramikinventar der junglatènezeitlichen Siedlung von Großfah-ner, Ldkr. Gotha35, ein in der betreffenden Pu-blikation abgebildetes klassisches Beispiel für die zonale Wellen-Rillenband-Verzierung36 keine Beachtung findet. Auch einige andere, schon in einschlägigen Materialvorlagen aus dem nordthüringischen Raum publizierten Funde37 dieser Art entgingen hier der Auf-merksamkeit der Bearbeiterin, wodurch die Sicht auf eine weitere spezielle Verbindung zwischen beiden Regionen zunächst ver-stellt wurde. Die durch die Vorlage der Funde von Brend-lorenzen angeregte Betrachtung der speziel-len Keramikverzierungsform erbrachte außer den schon in der Literatur angeführten, zu-meist einzelnen Nachweisen aus nordthürin-gischen Siedlungen auch einige weitere un-publizierte Belege, darunter aus dem oberen Unstrutgebiet zum ersten Mal auch chronolo-

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Abb. 3: Körner, Unstrut-Hainich-Kreis, „Bettelkreuz“, Fdpl. 14. Urnengrab Fst. 127. 1-2 Drehscheibenkeramik M. 1:4; 4-6 Eisen M. 1:3; 2 Eisen M. 1:2

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gisch relevante Kombinationsfunde aus zwei Grabverbänden und einem geschlossenen Siedlungsgrubeninventar. Inzwischen lassen sich allein für das kombi-nierte Wellen-Rillenband-Dekor gegenwärtig acht Fundplätze (5 Siedlungen, 3 Gräberfel-der) belegen. Von fünf weiteren Plätzen lie-

gen der kombinierten Verzierungsform nur unsicher zuzuordnende, kleinere Gefäßfrag-mente bzw. Nachweise mit ausschließlich vorhandener, technisch gleichartiger Wellen-bandverzierung vor (vgl. Verbreitungskarte Abb.1 und Fundplatzliste im Anhang). Zum Teil sind beide Verzierungsformen auf einem

Abb. 4: Körner, Unstrut-Hainich-Kreis, „Bettelkreuz“, Fdpl. 14 Urnengrab Fst. 127. Erhaltene Fragmente der als Urne genutzten Drehscheibenflasche.

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Platz vorhanden (Liste- Nr. 3 und 4). Sowohl die Zahl der Fundplätze als auch die zumeist nur einzelnen Belege pro Platz weisen ins-gesamt immer noch auf eine recht seltene Verzierungsform, deren weiträumige nord-thüringische Verteilung zwischen Werra und Saale und im südlichen Vorland des Thürin-ger Waldes jedoch auf deren überregionale Geläufigkeit deutet. Fundlücken sind daher einzurechnen. Die schon früher angemahnte Verwechslungsmöglichkeit mit formal ähnlich verzierter frühmittelalterlicher Keramik38 soll-te aufgrund deutlicher Unterschiede in der Machart hier jedoch eher eine untergeordne-te Rolle spielen. Die, hinsichtlich der bislang nahezu auf Nordthüringen beschränkten Ver-breitung, eingenommene Sonderstellung von Brendlorenzen wird dabei schon durch ein spätlatènezeiliches Gefäßfragment mit ein-gerillter mehrzügiger Wellenbandverzierung aus der unmittelbaren Steinsburgregion39 etwas gemildert.Der bisherige Verbreitungsschwerpunkt liegt nördlich des Gebirges, vornehmlich im Thü-

ringer Becken (Abb. 1), einem Siedlungsraum der sich innerhalb der Mittelgebirgszone schon lange durch sein besonders hohes Fundaufkommen an einheimischer jünger-latènezeitlicher Drehscheibenkeramik ab-hebt40. Man darf daher wohl auch für die hier verbreitete Keramik mit dem technisch relativ einfachen Wellen-Rillenbanddekor zunächst von einer hiesigen Produktion, wohl auf ver-schiedenen Plätzen der Region ausgehen.Ähnlich wie die für das engere Steinsburgge-biet im Typen- und Verzierungsspektrum der Drehscheibenkeramik hervorgehobenen Ver-bindungen zu Nordthüringen41 dürfte nach gegenwärtigem Stand auch die Kenntnis der speziellen Verzierungsform über den Thürin-ger Wald in die südlich vorgeschobene Töp-ferei-Siedlung von Brendlorenzen vermittelt worden sein. Damit ergäbe sich ein weiterer wichtiger Aspekt für die Verankerung des Platzes im Mittelgebirgsraum42. Ob die in Brendlorenzen hergestellte Drehscheiben-ware überregionale Verbreitung gefunden hat und vielleicht sogarmit der speziellen

Abb. 5: Körner, Unstrut-Hainich-Kreis, „Bettelkreuz“, Fdpl. 14. Urnengrab Fst. 127. Beigabeninventar aus Eisen mit Detail der Verzierungszone des Gürtelhakens.

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Verzierungsform über den Thüringer Wald reichte, muss weiteren Forschungen über-lassen bleiben. Bislang lagen für die zeitliche Einordnung des speziellen Wellen-Rillenband-Dekors keine schärfer datierbaren Komplexe vor. Auf allge-mein jüngerlatènezeitliche Datierung deuteten lediglich die Vergesellschaftungen mit weite-rer typischer verzierter Keramik dieser Zeit (Horizontalrillenband, Einglättdekor, Keramik der Przeworskkultur) in den publizierten Sied-lungsgrubeninventaren von Großfahner43, Go-tha, „Fischhaus“44 und Körner, Lehmgrube45.

Aus dem Brandgräberfeld von Körner, Un-strut-Hainich-Kreis, Flur. „Bettelkreuz“, Grä-berfeld I, Fdpl. 1446 liegen nun mit den Grä-bern 127 und 168 zwei Inventare vor, die beide als Urne ein Drehscheibengefäß mit der horizontaler Wellen-Rillenbandverzie-rung enthalten und dazu feinchronologisch relevante Metallbeigaben aufweisen. Hinzu kommt die schon erwähnte Siedlungsgrube 6/58 von Körner, „Lehmgrube“, die von K. Peschel unter anderem Blickwinkel schon teilweise vorgestellt wurde47 und deren In-ventar ebenfalls zu einer engeren Datierung beitragen kann.Grab 168 von Körner enthält als Urne eine Drehscheibenterrine in typischer jünger-latènezeitlicher Form mit konvexem Ober-teil, am Hals umlaufender Leiste und aus-biegendem, leicht verdicktem Rand. Das konvexkonische Unterteil ist alternierend mit horizontal umlaufenden Wellen- und Rillen-bändern verziert und präsentiert somit ein „klassisches“ Beispiel der hier betrachteten Verzierungsform (Abb. 2,1). Terrinen dieser Form kommen ab der ausgehenden Mit-tellatènezeit (Stufe C2) auf und sind bis in die Spätlatènezeit (Stufe D1) gebräuchlich48. Zum Inventar gehört außerdem ein eisernes Sichelmesser mit Hakengriff (Abb.2, 3), das als länger laufende Zweckform nur allgemein spätlaténezeitlich zu datieren ist49. Chrono-logisch enger zu fassen ist die aus der Urne stammende eiserne Fibel, die mit ihrer Ferti-gung im Mittellaténeschema und deutlicher Stützfalte einen typischen Vertreter der Var. C nach Kostrzewski darstellt (Abb. 2, 2). Sie gibt einen klaren Datierungsansatz in die Spätlatenestufe D150, zunächst mit Tendenz in deren älteren Abschnitt (D1a)51. Eine längere Laufzeit der Fibeln Kostrzewski Var. C, noch parallel zu den im Schwerpunkt erst im jünge-ren Abschnitt der Stufe D1 (b) gebräuchlichen Fibeln Kostrzewski Var. K, ist dabei jedoch nicht auszuschließen. Neben den immer noch relativ seltenen, freilich sowohl für eine älte-re als auch jüngere Datierung der jeweiligen Form in Anspruch zu nehmenden Vergesell-

Abb. 6: Körner, Unstrut-Hainich-Kreis, „Lehmgru-be“ Fdpl. 6. Grube 6/58.

Fragmente von Drehscheibentopf mit ho-rizontalem Wellen-Rillenband-Dekor.

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schaftungen beider Varianten52, scheinen hier nach wie vor die Überlegungen der Bearbei-ter des Gräberfeldes von Gräfenhainichen von Interesse. Dort wird auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, dass die Seltenheit von Grab-Vergesellschaftungen beider vor-nehmlich als Mantelverschlüsse dienender

Fibelvarianten nicht zwingend chronologi-sche, sondern auch funktionale Ursachen haben könnte53. Die als Urne in Grab 127 von Körner ver-wendete große Drehscheibenflasche (Abb. 3,1) mit bauchigem, eiförmigem Körper und durch Leisten gegliederten Hals weist zu-

Abb. 7: Körner, Unstrut-Hainich-Kreis, „Lehmgrube“ Fdpl. 6. Grube 6/58. 1 mäanderverzierte Wandscherbe im Stil der Przeworskkultur; 2-4 Fragment von früher Situla

mit zeichn. Rekonstruktion. 4 M 1:3.

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nächst durch ihre Form allgemein auf eine Datierungsansatz in die jüngere Latènezeit mit Schwerpunkt in der Stufe D154. Ein nicht allzu früher Ansatz wird allein schon durch ihr aufwändiges sparrenförmiges Glättlini-endekor am Schulter-Hals-Übergang nahe gelegt. Mit der zusätzlichen Kombination aus horizontalen Wellen- und Rillenband-zonen am Unterteil steht sie hinsichtlich der Verzierung bisher allein55. In Profilierung und Verzierung noch am nächsten kommt die schon oben angeführte Flasche mit Ho-rizontalrillenzone und Glättwellenlinien am Unterteil aus dem Gräberfeld von Kleinkor-betha56. Deutliche Hinweise auf einen jün-geren Abschnitt der Stufe Laténe D1 liefert die aus der Urne stammende eiserne Fibel Kostrzewski Var. K (Abb.3, 3; 5). Eiserne ge-knickte Fibeln mit Stützfalte und Rahmenfuß bilden im mitteldeutschen Raum auch nach jüngsten Untersuchungen ihren Schwer-punkt in der Stufe D1b57. Mit ihrem stumpf-winkligen Knick gehört das Exemplar zu einer vor allem für den Jastorf-Bereich typischen

Variante, die auch vereinzelt über das Saale-Unstrutgebiet bis beiderseits des Thüringer Waldes streut58. Allgemeine Unterstützung findet eine Datierung in Stufe D1 auch durch den großen eisernen Stabgürtelhaken, der in seiner Grundform den typischen Gürtelver-schluss dieser Zeit im Saale-Unstrutgebiet darstellt59 und auch mit seinem besonderen Verzierungsfeld hier Parallelen aufweist60. Lässt man die massive rundstabige Form und das scharf abgewinkelte, in stilisierter Vogelkopfform gestaltete Schließende des Hakens als gewissen Einfluss bronzener Ha-kenformen gelten, wäre mit dem Gürtelhaken ebenfalls eine Tendenz für eine Datierung in den jüngeren Abschnitt der Stufe D1 gege-ben 61. Die eiserne Bügelschere (Abb.3, 6; 5) fügt sich hier als länger laufende Zweckform chronologisch zwanglos ein62. Aus Grube 6/58 von Körner, „Lehmgrube“ legte K. Peschel schon in anderem Zusam-menhang Teile des Inventars vor, darunter auch schon eine Wandscherbe eines Dreh-scheibengefäßes mit horizontaler Wellen-

Abb. 8: Grabe, Unstrut-Hainich-Kreis, „Gebinde“-NW, Fdpl. 2. Brandgräberfeld, Oberflächenfunde. Drehscheibenkeramik.

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Rillenband-Verzierung63. Zu diesem Gefäß liegen aus der Grube zwei weitere gleich-artig verzierte Unterteilfragmente und ein Randfragment vor, die von einem Topf mit verdicktem Rand und konvexem Oberteil stammen (Abb. 6). Die erneute Überprüfung des mehrere hundert Scherben umfassen-den Grubeninventars erbrachte über 40 Frag-mente von einheimischer Drehscheibenware, die nach unterschiedlichen Merkmalen wie Randformen, Horizontalrillenbandzonen mit und ohne Glättstreifen am Unterteil und glätt-streifenverzierten Oberteilen von mindestens 9 Gefäßen stammen. Ein ebenfalls beacht-licher Anteil einheimischer handgemachter Ware lässt anhand der Randformen die Reste von etwa 50 verschiedenen Gefäßen, dabei überwiegend Töpfe mit gerundetem Schrä-grand und Schüsseln, Näpfe und Tonnen mit einbiegendem Rand erkennen.Zu beachten ist zunächst der schon von K. Peschel hervorgehobene Anteil an „Fremd-keramik“ im Stil der zwischen Oder und Weichsel beheimateten Przeworskkultur64.

Anhand von charakteristisch facettierten Schrägrändern sind hier Reste von min-destens 9 verschiedenen Gefäßen, dabei meist feinkeramische geglättete Schüsseln und topfartige Formen auszumachen. He-rausgehoben erscheint eine in typischer Art des Herkunftsgebietes verzierte Wand-scherbe mit Kornstich-gefülltem Mäander-dekor, die schon von K. Peschel vorgestellt wurde65 (Abb. 7,1). Die Keramik im Stil der Przeworskkultur weist nach aktueller Auf-fassung zum zeitlichen Schwerpunkt ihrer Ausbreitung in den mitteldeutschen Raum auf eine Datierung des Grubeninventars in die Stufe D166. Als ausgesprochene Beson-derheit in diesem zeitlichen Zusammenhang erweist sich eine aus mehreren in der Grube vorliegenden Fragmenten rekonstruierte „frü-he Situla“ mit verdicktem, innen facettiertem, scharf abgesetztem Schrägrand, breiter ge-wölbter Schulter und schwachem Knick zum deutlich konkav geschweiftem Unterteilein-zug (Abb. 7, 2-4)67, die als Erzeugnis oder zumindest als starker Einfluss der in dieser Zeit bis an den Nordostrand des Thüringer Beckens vorgedrungenen Jastorfkultur anzu-

Abb. 10: Großenbehringen, Kr. Gotha, Flur 3. Sied-lung, Oberflächenfund. Drehscheibenke-ramik.

Abb. 9: Grabe, Unstrut-Hainich-Kreis, „Gebinde“-NW, Fdpl. 2. Brandgräberfeld, Oberflä-chenfund. Drehscheibenkeramik.

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sprechen ist68. Die Südwestgrenze des ge-schlossenen Siedlungsgebietes dieser Kultur bilden in dieser Zeit etwa die untere Unstrut und die Ilm69. Wenn auch Jastorfeinflüsse in Form von Metallobjekten wie Gürtelbesatz und Fibeln im Einzelnen die Latènekultur West- und Südthüringens erreicht haben, fehlen typische keramische Erzeugnisse. Die frühe Situla von Körner dürfte so in die-sem zeitlichen Kontext bisher im westlichen Thüringen einzeln stehen70. Formen dieser Art erreichen von der Unter- und Mittelelbe das Saale- und untere Unstrutgebiet und berühren so noch den Nordostrand Thürin-gens. Die Situla von Körner stellt auch das chronologisch empfindlichste Objekt aus dem reichen Grubeninventar. Ähnlich frü-he Situlen aus Grabzusammenhängen wie Wahlitz, Kr. Jerichower Land, Grab 30671 oder Ichstedt, Kyffhäuserkreis, Grab 7372 datieren über Kombinationen mit eisernen geknickten Spätlatènfibeln in die Stufe D1b. Zusammenfassend lässt sich als Ergebnis der Untersuchung zunächst feststellen, dass die spätlatènezeitliche Drehscheibenkeramik mit horizontalem Wellen-Rillenbanddekor

eine überwiegend nordthüringische Verbrei-tung zeigt. Von hier dürfte die Verzierungs-form im Zuge der bekannten engen Verbin-dungen über das Gebirge in das südliche Vorland des Thüringer Waldes vermittelt und dort, wie die Befunde von Brendlorenzen ein-drücklich zeigen, auch in die regionale Kera-mikproduktion aufgenommen worden sein.Trotz seiner bisherigen Seltenheit bildet das zonale Wellen-Rillenband-Dekor offensicht-lich ein weiteres charakteristisches Merkmal der spätlatènezeitlichen Drehscheibenke-ramik in der Mittelgebirgszone. Nach den bisher vorliegenden Kombinationsfunden ergibt sich eine klare Zeitstellung der Ver-zierungsform in die Spätlatènestufe D1, mit einer spürbaren Tendenz zum jüngeren Ab-schnitt dieser Stufe.

AnhangFundplatzliste: Spätlatenezeitliche Dreh-scheibenkeramik mit horizontalen Wellen- und Rillenbandzonen-Dekor im Mittelge-birgsraum. Unterschieden werden die kombinierte Ver-zierungsform aus Wellen-und Rillenbändern bzw. diesbezügliche unsichere Kombinatio-nen und Varianten mit ausschließlich ange-brachten Wellenbändern. Die Liste enthält die entsprechenden Nachweise aus der Literatur. Genauere Beschreibungen erfolgen hier nur für die zugänglichen unpublizierten Komple-xe und Neufunde. Hinter der fortlaufenden Listen-Nr. folgt in Klammern gesetzt die Nr. auf der Verbreitungskarte Abb. 1.

Kombiniertes horizontales Wellen-Rillen-band:1. (1) Brendlorenzen, Kreis Rhön-Grabfeld

(Bayern), Fdpl. „Lebenhaner Weg“, Siedlung73.2. (3) Arnstadt, Ilm- Kreis (Thüringen), „Neuer Friedhof“, Siedlung, zwei Wand-

scherben 74.3. (4) Gotha, Kr. Gotha (Thüringen), Fdpl. „Fischhaus“, Siedlung mit Töpfero-

fen, Grube 11, eine Wandscherbe75; vom

Abb. 11: Wandersleben, Kr. Gotha, „Am Bahnhof“, Fdpl. 10. Oberflächenfund. Drehschei-benkeramik.

Walther: Spätlatènezeitliche Drehscheibenkeramik

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Platz eine weitere Drehscheiben (?)-Wand-scherbe mit ausschließlich vorhandenem Wellenbanddekor76.

4. (6) Grabe, Unstrut-Hainich-Kreis (Thüringen), „Gebinde- Nordwest“, Fdpl. 4, gestör-

tes Brandgräberfeld, Oberflächenfun-de (Mühlh. Mus. Inv. Nr. III/83/131-27 u. III/86/127-8):

Zwei Wandscherben ohne Passung, ver-mutlich zu einem Gefäß, nach Orientierung der Rillenbandzonen wohl vom Unterteil einer Hochform (Topf, Flasche), zwei voll-ständig erhaltene Wellenbänder (4- bzw. 8- zügig) , zwischen Horizontalrillenbän-dern (max. 9-zügig); Oberfläche außen schwarzgrau, geglättet, innen abgelaugt; Bruch texturiert: schwarzgrauer „Über-zug“, darunter dünne hellbraune Zone, Kern schwarzgrau; dichte feine Quarz-sandmagerung mit häufigen silbrigen Glimmerteilchen, harter Brand. Wandst. 0,5-0,65 cm. (Abb. 8).

Vom Platz eine weitere Wandscherbe mit ausschließlich vorhandenem Wellenband-dekor, Oberfläche dunkelgrau, geglättet, har-ter Brand (Mühlh. Mus. Inv. Nr. III/84/77-7). (Abb. 9).

5. (5) Großfahner, Ldkr. Gotha (Thüringen), Siedlung, Grube 109, ein Gefäßunterteil77;

Grube 73, eine Unterteilscherbe78.6. (13) Kleinkorbetha (OT von Weißenfels),

Burgenlandkreis (Sachsen-Anhalt), Brandgräberfeld, Streufund, Wandscher-

be79.7. (7) Körner, Unstrut-Hainich-Kreis, (Thüringen) „Lehmgrube“, Fdpl.Nr. 6, Siedlungsgru-

be 6/1958 (Mühlhäuser Museen Inv. Nr. III/58/22):

1 Randscherbe und 3 Wandscherben, wohl alle zu einem Topf mit verdicktem Wulstrand, zonale Wellen-Rillenband-Verzierung auf Unterteil. Rillenbänder mit 5 und 6 Zügen; Wellenband mit 5 Zügen; unterschiedliche breite Wellenbandzonen (1,8; 2,0 und 2, 7cm); Oberfläche hell- bzw.

dunkelbraun, z. T. grau geflammt. Bruch im Kern schwarz- bis schwarzgrau, guter harter Brand, feine dichte Quarzsandma-gerung; Wandst. 0,6 bis 0,8 cm. (Abb.6).

8. (8) Körner, Unstrut-Hainich-Kreis „Bettelkreuz“, Fdpl. 14, Brandgräber-

feld8.1. Urnengrab Fst. 127 (Mühlhäuser Museen

Inv. Nr. III/Kö/ 127): -Urne: stark zerdrückte, zerscherbte und

teilw. vergangene hohe bauchige Dreh-scheiben-Flasche (zeichn. rekonstruiert), ausgebogene wulstig verdickte Rand-lippe, steilzylindrischer Hals nach unten schwach konkav-konvex-konisch verbrei-tert und durch zwei umlaufende Leisten profiliert, zwischen Hals und Schulter schmales Feld mit umlaufendem Glätt-dekor in dreiliniger Sparrenform, breite konvexe Schulter, auf dem gewölbtem Umbruch und dem nur geringteilig erhal-tenem hohen schwach konvexkonischem Unterteil noch jeweils zwei umlaufende, alternierend angebrachte Zonen aus Wellen- bzw. Horizontalrillenbändern, schmaler nach innen gewölbter Stand-boden. Oberfläche schwarzgrau, poliert; mittelharter Brand. Rekonstr. H. ca. 30-33; Randdm. 10, 5; gr. Dm. ca. 27; Bodendm. ca. 6 cm. (Abb. ).

-Deckgefäß: zerscherbte Drehscheiben-Schulterschüssel mit breiter Horizontal-rillenbandzone auf Unterteil. Maße teilw. zeichn. rekonstruiert. H. ca. 8; Randdm. 18,3; Schulterdm 17,5; Bodendm. ca. 7,5 cm. (Abb. 3,1; 4).

Aus der Urne: -Geknickte Spätlatènefibel Kostrzewski

Var. K aus dünnem Eisendraht mit hoch-ovalem bis spitzelliptischem Quschn., vierschleifige Spirale, obere Sehne, oval verbreiterter Bügelkopf, ausgeprägte Stützfalte, stumpfwinkliger Bügelknick ohne Bügelzier, rahmenförmiger Nadel-halter. L. 8,7 cm. (Abb. 3,3; 5).

- Eiserner, stark gekrümmter Stabgürtel-haken mit Riemenkappe, flaches band-

Archäologie/Bodendenkmalpflege

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förmiges Haftende mit nach innen ge-bogener Öse, stufenförmig nach hinten abgesetzte, durch doppelte Querriefen in drei Felder gegliederte, kantig rechte-ckige Zierzone mit abwechselnd grober und feiner Randkerbung, Hakenkörper ansonsten mit massiv rund-ovalstabigem Quschn., winklig abgebogenes Schlie-ßende in grob stilisierter Vogelkopfform mit durch Feilkerbe abgesetztem, ovalem Schnabel. L. 24,7 cm. (Abb. 3, 4.5; 5).

- Eiserne Bügelschere mit Omega-för-mig gekröpftem Bügel und abgesetzten dreieckigen Blättern. Erh. L. ca. 25 cm80. (Abb. Abb. 3, 6; 5).

8.2. Urnengrab Fst. 168 (Mühlhäuser Museen III/Kö/168): -Urne: im oberen Bereich vom Pflug ge-

störte Drehscheibenterrine (zeichn. re-konstruiert) mit konvexkonischem Ober-teil, Rand horizontal nach außen gebo-gen und schwach verdickt, umlaufende Halsleiste, konvexkonisches Unterteil, flacher Standboden mit breiter Drehkehle am Rand, auf Unterteil alternierend ange-brachte, horizontale Wellen- und Rillen-bandzonen, flüchtig eingerilltes 3- bzw 4-zügiges Wellenband schneidet teilw. die Rillenbandzonen. Oberfläche schwarz-grau, geglättet, feine dichte Quarzsand-magerung, guter Brand. H. ca. 21; gr. Dm. ca. 29; BodenDm. 12,5 cm. (Abb. 2,1).

Aus der Urne: -Eiserne Fibel Kostrzewski Var. C, vier-

schleifige Spirale, obere Sehne, deutli-che Stützfalte, weit vorn angeklammerter Fuß, Hinterteil beschädigt. Rekonstr. L. ca. 11 cm. (Abb. 2,2).

- Eiserenes Sichelmesser mit hakenför-mig nach unte gebogenem Griff. L. 11,3 cm (Abb. 2,3).

Horizontal eingerilltes Wellenband bzw. unsi-chere Kombination mit Horizontalrillenband:9. (9) Großenbehringen, Kr. Gotha (Thüringen) Flur 3, Siedlung; Oberflächenfund durch

Bodendenkmalpfleger Heiko Ries81 im August 2011,

Unterteilfragment von Drehscheibenge-fäß mit zwei direkt übereinander liegen-den, 8-zügigen horizontalen Wellenbän-dern, die oben und unten durch eine einfache horizontale Drehrille begrenzt werden82. Oberfläche schwarz, geglät-tet, feine dichte (Quarzsand?)Magerung, harter Brand. (Abb. 10)

10. (2) Römhild, Kr. Hildburghausen (Thüringen) NW- Fuß der Steinsburg, Wüstung Schw-

abhausen, „Luckmannsche Lehmgrube“ 1911, Siedlung, 3 Wandscherben „mit fein eingerissenen horizontalen Wellenlini-en“, wahrscheinlich vom Unterteil einer Schulterschüssel83.

11. (12) Schkölen, Saale-Holzland-Kreis (Thüringen) Fundumstände unsicher, vollständige

Drehscheibenschüssel mit zwei horizon-tal gerillten Wellenbändern und dazwi-schen angebrachtem, sparrenförmigem Einglättdekor84.

12. (11) Urbach, Kr. Nordhausen Siedlung, Wandscherbe mit horizontalem

Wellenband85. 13. (10) Wandersleben, Kr. Gotha, „Am Bahnhof“, Fdpl. 10, Siedlung86,

Oberflächenfund W. Walther 30.4.2011, Unterteilfragment mit teilw. erhaltenem, noch 8 zügigem Wellenband, oben von horizontaler Drehrille begrenzt, darüber glattes Feld mit erh. Ansatz der Begren-zung durch Horizontalrille. (Abb. 11).

Walther: Spätlatènezeitliche Drehscheibenkeramik

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Anmerkungen:

1 Walter Jahn, Eine spätkeltische Töpfer-Sied-lung bei Neustadt-Brendlorenzen. Vorzeitung 18, 2000/2001, S.21 mit Abb. 31 und 36.

2 Ebenda, S. 213 Schriftl. Anfrage durch Herrn Wolfgang Wag-

ner (Bastheim) per email am 23.1.2007. An dieser Stelle sei Herrn W. Wagner für seine freundlichen Informationen zu Brendlorenzen und Diskussionen zur Problematik noch ein-mal ganz herzlich gedankt.

4 Verwendung findet hier die süddeutsche Chro-nologie nach der Gliederung von W. Krämer und R. Gebhard. Zur Problematik der Diskre-panz zwischen süddeutscher und mittelrhei-nisch/ostgallischer Chronologie, besonders zum Horizont der „frühen geschweiften Fibel“ nach S. Rieckhoff und den damit verbunde-nen höheren absoluten Daten für die Chro-nologie der Spätlatènezeit vgl. z. B. Michael Meyer, Mardorf 23, Lkr. Marburg-Biedenkopf. Archäologische Studien zur Besiedlung des deutschen Mittelgebirgsraumes in den Jahr-hunderten um Christi Geburt. Berliner Arch. Fosch. 5/1 (Rahden/Westf. 2008) S. 193 f.

5 Karl Peschel, Frühgermanische Bodenfunde zwischen Saale und Werra und die Stammes-frage. In: Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte I. Festschr. W. Coblenz. Arbeits- und For-schungsber. Sächs. Bodendenkmalpfl. Beih. 16 (Berlin 1981) S. 635 f.

6 Die Verbindung nach Norden am Beispiel der gut untersuchten Siedlung „Widderstatt“ bei Jüchsen hervorgehoben bei Thomas Grasselt, Die Siedlungsfunde der vorrömischen Eisenzeit von der Widderstatt bei Jüchsen in Südthürin-gen. Weimarer Monogr. Ur- und Frühgesch. 31 (Stuttgart 1994) 78; 87. Ausführlich dazu Karl Peschel, Die Steinsburg bei Römhild am Rande des nördlichen Mittelgebirgsraumes während der jüngeren vorrömischen Eisen-zeit. In: Alt-Thüringen 38, 2005, bes. S. 20-24.

7 Zum aktuellen Forschungsstand mit ausführ-licher Lit. siehe Michael Meyer (wie Anm. 4), S. 150-193.

8 Gemeint sind hier auch aus Thüringen be-kannte spezielle bronzene Trachtbestandtei-le der jüngeren Latènezeit wie große Bügel-plattenfibeln und prächtige Gürtelgarnituren (Typ Manching-Hadmersleben bzw. neu Typ Amelungsburg), für die jetzt eine beachtliche

Fundkonzentration und örtliche Herstellung im Weserbergland nachgewiesen werden konn-ten. Vgl. Erhard Cosack, Neue Forschungen zu den latènezeitlichen Befestigungsanlagen im ehemaligen Regierungsbezirk Hannover. Göt-tinger Schriften zur Vor- und Frühgeschichte 31 (Neumünster 2008) S. 90 f.; bes. 115-119. - Siehe dazu noch die traditionell vermutetete Herleitung solcher Typen aus dem Jastorfge-biet bei Wulf Walther, Zwei bemerkenswerte mittellatènezeitliche Funde von Körner, Un-strut-Hainich-Kreis. In: Mühlhäuser Beiträge 18, 1995, S. 21-34. Ergänzend zur jüngsten Fundliste von Bügelplattenfibeln bei Bernhard Sicherl, Ansätze zu einer regionalen Gruppie-rung im Ravensberger Land und an der Mit-telweser (3. Jahrhundert v. Chr – 1. Jahrhun-dert v. Chr.). In: Michael Zelle (Hrsg.), Terra incognita? Die nördlichen Mittelgebirge im Spannungsfeld römischer und germanischer Politik um Christi Geburt (Mainz 2008) S. 62 f., sind zwei Neufunde von Bügelplattenfibeln aus Nordthüringen zu nennen: 1. Schwabhausen, Kr. Gotha (vgl. Thomas Grasselt, Archäologi-sche Ausgrabungen auf zwei neu entdeckten Fundplätzen der augusteischen Übergangs-periode in Thüringen. In: Ethnogr.-Archäol. Z. 48, 2007, S. 167 Abb. 1, 17); 2. Zimmern, Un-strut-Hainich-Kreis, Fdpl. 23, Lesefund (F 72) von Siedlung ( unpubl., Mühlh. Mus.).

9 Bernhard Sicherl, Namenlose Stämme. In: Landesverband Lippe (Hrsg.), 2000 Jahre Varusschlacht. Mythos (Stuttgart 2009) S. 52-55 Abb. 10.

10 Vgl. z. B. Andreas Schäfer, Nördliche Einflüs-se auf die Latènekultur. In: Keltische Einflüs-se im nördlichen Mitteleuropa während der mittleren und jüngeren vorrömischen Eisen-zeit. Akten des Internationalen Kolloquiums in Osnabrück vom 29. März bis 1. April 2006. Kolloquien zur Vor- und Frühgesch. 9 ( Bonn 2007) S. 347.

11 Peschel (wie Anm. 5), S. 636.

12 Siehe jüngst dazu ausführlich Schäfer (wie Anm.10).

13 Peschel (wie Anm. 6) S. 7-30. Zur Darstellung südlicher und nördlicher Einflüsse sowie eige-ner kultureller Ausprägung des Gebiets vgl. ebenda besonders S. 13-24, mit ausführlicher Literatur.

Archäologie/Bodendenkmalpflege

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14 Ebenda, S. 24 f.

15 Im unmittelbar nördlich der oberen Unstrut gelegenen Brandgräberfeld von Körner tre-ten mit Beginn der Belegung in der Stufe LT C1 (etwa ab Mitte des 3. Jh.) nahezu ausschließlich auf der schnell rotierenden Drehscheibe gefertigte Gefäße als Urnen auf, wobei bis zur späten Mittellatènezeit (LT C2) Terrinen mit konkavem, oft leistenverziertem Oberteil vorherrschen. – Vgl. Wulf Walther, Zu den Aufgaben des Fachreferats Ur- und Frühgeschichte der Mühlhäuser Museen in den Jahren 1992/93. In: Mühlhäuser Beiträ-ge 16, 1993, S. 22 Abb. 9 u. 11.; ders. , Zwei bemerkenswerte mittellatènezeitliche Funde von Körner, Unstrut-Hainich-Kreis. In: Mühl-häuser Beiträge 18, 1995, S. 22 mit Anm. 13, ders., Eiserne Korallenfibeln aus dem Brand-gräberfeld von Körner, Unstrut-Hainich-Kreis – Typologie, Datierung und technische Beob-achtungen. In: Alt-Thüringen 33, 1999, S. 153.

16 Karl Peschel, Kelten und Germanen während der jüngeren vorrömischen Eisenzeit (2.-1. Jh. v. u. Z.). In: F. Horst/F. Schlette (Hrsg.), Frühe Völker in Mitteleuropa (Berlin 1988) S. 177 f., Abb. 6; ders. (wie Anm. 6), S. 21.

17 Hinweise für frühe Beispiele siehe Peschel 1988 (wie Anm. 16), S.179; Grasselt (wie Anm. 6), S. 70.

18 Vgl. z. B. Rosemarie Müller, Die Grabfunde der Jastorf- und Latènezeit an unterer Saale und Mittelelbe. Veröff. Landesmus. Vorgesch. Halle 38 (Berlin 1985) S. 120-122; Peschel 1988 (wie Anm. 16), S. 177-179 mit Abb. 6.

19 Verbreitungskarten vgl. Karl Peschel, Hall-statt- und Latènezeit. In: Ausgr. u. Funde 21, 1976, S. 94 -107 Taf. 11; Müller (wie Anm. 18), S. 119 Abb. 26. – Siehe auch Peschel 1988 (wie Anm. 16), S. 177-179; ders. (wie Anm. 6), S. 21; Meyer (wie Anm. 4), bes. S. 92 ff.

20 Jüngste Verbreitungskarte für den nördlichen Mittelgebirgsraum siehe Mathias Seidel, Gorsleben - ein polykultureller Siedlungsplatz der Vorrömischen Eisenzeit in Nordthüringen. Ein Vorbericht. In: Michael Meyer (Hrsg.): Haus – Gehöft – Weiler – Dorf. Berliner Ar-chäologische Forschungen 8 (Berlin 2010), 113 Abb. 9

21 Vgl. ähnlich so schon für die Horizontalrillen-zone am Gefäßunterteil bei Heinz Grünert, Keltisch-germanische Kontakte im säch-

sich-thüringischen Mittelgebirgsraum und ihre Bedeutung für die ökonomisch-soziale Entwicklung der Germanen. In: Beiträge zur keltisch-germanischen Besiedlung im Mittel-gebirgsraum. Weimarer Monographien zur Ur- und Frühgeschichte 28 (Stuttgart 1992) S. 144.

22 Nach unseren Beobachtungen an Original-funden und Vergleichen aus der Literatur wur-den manchmal am selben Gefäß sowohl für die einzelnen Wellenbänder als auch für die Horizontalrillenzonen unterschiedlich breite „Kämme“ genutzt. Für die meist schmaleren Wellenbänder wurden Geräte mit anschei-nend mindestens drei Zinken verwendet. Sichere Hinweise auf die Verwendung von ein- oder doppelzinkigen Geräten fehlen da-gegen bisher.

23 Zu gewelltem Glättstreifendekor in ähnlicher Anordnung mehrfach einzeln am Gefäßunter-teil umlaufend und die breite Rillenbandzone überlagernd siehe z. B. eine Flasche aus dem Gräberfeld von Kleinkorbetha, abgebildet z. b. bei W. Schulz, Die Bevölkerung Thüringens im letzten Jahrhundert v. Chr. auf Grund der Bo-denfunde. In: Jahresschr. Vorgesch. sächs.- thür. Länder 16, 1928, Taf. 7, 1; R. Müller (wie Anm. 18), Taf. 73, 5. Vom selben Gräberfeld ist auch die horizontale Wellen-Rillenband-Ver-zierung bekannt (ebenda, Taf. 74,14), deren als Oberteilfragment orientierte Abb. nach unseren Beobachtungen zur vorherrschenden Anbrin-gung solcher Zierzonen am Gefäßunterteil evtl. entsprechend zu korrigieren wäre. Drei-fach eng angebrachte, umlaufende gewellte Glättlinien ohne Horizontalrillen auch auf ei-nem Drehscheibengefäß aus dem Gräberfeld von Tiefurt, Ldkr. Weimar. Siehe Sonja Barthel, Latènezeitliche Gräber aus dem Kreise Wei-mar. In: Alt-Thüringen 8, 1966, 266 f., Taf. 73, 2.

24 Siehe z. B. Theo Voigt, Gab es zur Spät-La-Téne-Zeit eine selbständige Kulturprovinz im Saalegebiet?. In. Jahreschr. mitteldt. Vor-gesch. 41/42, 1958, S. 429 f.; ders., Kamm-strichverzierte und weiß eingestrichene Dreh-scheibengefäßreste der Spätlatènezeit von Rattmannsdorf, Saalkreis. In: Ausgrabungen und Funde 4, 1959, S. 24 f.

25 Die gelegentlich auch im engeren keltischen Siedlungsgebiet vorkommende, mit Kamm angebrachte Wellenbandverzierung steht in einem anderen Beziehungsfeld und bleibt hier außer Betracht. Zu dort formal sehr nahe

Walther: Spätlatènezeitliche Drehscheibenkeramik

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kommender Verzierung auf spätlatènezeitli-cher Drehscheibenkeramik siehe z. B. Helmut Bender, Ludwig Pauli, Ingo Stork, Der Münster-berg in Breisach II. Hallstatt- und Latènezeit. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. 40 (Mün-chen 1993) S. 191, Taf. 63 B18; 64 D4; 65 B4, G1; 66 A13; 69 N2; 70 C18, 71 A1. Zu Kamm-wellenbändern auf keltischer handgemachter Ware siehe z. B. Günther Wieland, Die Spät-latènezeit in Württemberg. Forsch. u. Berichte Vor- und Frühgesch. Baden- Württemberg 63 (Stuttgart 1996) 152 f.

26 Antje Fritz, Die Töpferöfen aus der latène-zeitlichen Siedlung von Brendlorenzen „Le-benhahner Weg“, Bad Neustadt a. d. Saale, Lkr. Rhön-Grabfeld. Beiträge zur Archäologie in Unterfranken. Mainfränkische Studien 77 (Büchenbach 2009) S. 125-242.

27 Dies., Die latènezeitliche Siedlung von Brend-lorenzen. In: Zwischen Kelten und Germanen. Nordbayern und Thüringen im Zeitalter der Varusschlacht. Begleitband zur Ausstellung (München 2009) S. 87-97.

28 Auf fehlende Nachweise größerer speziali-sierter Töpfereien und dem Vorherrschen von kleineren Betriebseinheiten von ein bis zwei Öfen in der jüngeren Eisenzeit verweist jüngst P. Trebsche, Eisenzeitliche Graphittonkera-mik im mittleren Donauraum. In: Vorträge des 29. Niederbayerischen Archäologentages (Rahden/Westfalen 2011) S. 462 f., wo auch für Brendlorenzen eine Abfolge vermutet wird.

29 Jahn (wie Anm. 1).

30 Fritz (wie Anm. 26), S. 183

31 Ebenda, S. 196; 201. – Fritz (wie Anm. 27), S. 94 f.

32 Fritz (wie Anm. 26), Abb. 39, 1-4; 42, A6; 44, 2.

33 Ebenda, S. 196; 201. – Fritz (wie Anm. 27), 94 f.

34 Fritz (wie Anm. 26), S. 213.

35 Sonja Barthel, Latènesiedlung von Großfah-ner, Kr. Erfurt. In: Alt-Thüringen 20, 1984, 81-139. – Als Beispiel für das wiederholt zu Vergleichen für Brendlorenzen herangezoge-ne Keramikinventar sei nur auf die spezielle Einglättwellenverzierung verwiesen (ebenda, Abb. 20,16). Siehe dazu Fritz (Anm. 26), 201 mit Anm. 226 u. 228.

36 Barthel (wie Anm. 35), Abb. 21, 58.

37 Nachweise siehe unten im Text und Liste im Anhang.

38 Jahn (wie Anm. 1), S. 21; Fritz (wie Anm. 27), S. 94.

39 K. Peschel, Die vorgeschichtliche Keramik der Gleichberge bei Römhild in Thüringen (Wei-mar 1962) S. 133, Taf. 9 B11, nach Peschel vermutlich zum Unterteil der Schulterschüs-sel Taf. 9 B7.

40 Vgl. z. B. Peschel (wie Anm. 16), 177 f.

41 Vgl. z. B. Grasselt (wie Anm.6), S. 78; 87; Peschel (wie Anm. 6), S. 21.

42 Fritz (wie Anm. 26), S. 213.; dies. (wie Anm. 27), S. 95 f.

43 Grube 109, Vergesellschaftung mit verzierter Keramik der Przeworskkultur vgl. Barthel (wie Anm. 35), Abb. 21, 44, 58.

44 Grube 11, Vergesellschaftung mit Glättdekor- verzierter Keramik vgl. Karl Peschel, Keramik aus Siedlungen der jüngeren vorrömischen Eisenzeit und frühen römischen Kaiserzeit in Nordthüringen. In: Beiträge zur germanischen Keramik zwischen Donau und Teutoburger Wald. – Kolloquien zur Vor- und Frühge-schichte 4 (Bonn 2000) S. 4, Abb. 3, 11-14.

45 Grube 6/58, Vergesellschaftung mit Keramik der Przeworskkultur, aber auch mit einem in der jüngeren Mittellatènezeit wurzelnden keltischen Glasarmringfragment. Die daraus erwachsende Diskrepanz in der Datierung veranlasste den Bearbeiter, in Bezug auf die in der Grube überlieferte Drehscheibenware hier noch einmal ausdrücklich auf den „flie-ßenden“ Übergang von Mittel- zur Spätlatène-zeit hinzuweisen. Vgl Peschel (wie Anm. 44), S. 4; 8, Abb. 8, 1-10. Zum Grubeninhalt vgl. auch unten hier im Text.

46 Allgemein zum Gräberfeld mit weiterführen-der Lit. vgl. z. B. Walther 1999 (wie Anm. 15), 153 f.; Ders., Frühe rhein-weser-germanische Keramik aus dem Gräberfeld von Körner, Unstrut-Hainich-Kreis. In: Beiträge zur ger-manischen Keramik zwischen Donau und Teutoburger Wald. – Kolloquien zur Vor- und Frühgeschichte 4 (Bonn 2000) S. 98 f.

47 Peschel (wie Anm. 44) S. 4; 8, Abb. 8, 1-10.

48 Vgl. z. B. Müller (wie Anm. 18), S. 120 f.

49 Ebenda, S. 95.

50 Ebenda, S. 78 f.

51 Vgl. dazu jüngst Meyer (wie Anm. 4), S. 156 f.

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52 Ronald Bockius, Piotr Łuczkiewicz, Kelten und Germanen im 2.-1. Jahrhundert vor Christus. Monographien RGZM 58 (Mainz 2004), S. 41 f., Tab. 1

53 Gisela und Sven Gustavs, Das Urnengräber-feld der Spätlatènezeit von Gräfenhainichen, Kreis Gräfenhainichen. In: Jahreschr. mitteldt. Vorgeschichte 59, 1975, 152 f.

54 Müller (wie Anm. 18), S. 121 f., Grasselt (wie Anm. 6), S. 70 f.

55 Zu beachten ist hier der Altfund einer Dreh-scheibenschüssel von Schkölen (Nachweis vgl Fundliste Nr. 11), die mit der Kombination aus eingerillten Wellenbändern und sparren-förmigen Glättdekor verziert ist.

56 Vgl. Anm. 23.

57 Meyer (wie Anm. 4), besonders S. 156 f. mit Abb. 110-12, 197 f., mit weiterführender Lit.

58 Var. K-1d nach Bockius/Łuczkiewicz (wie Anm. 52), S. 34 , Abb. 6b, 13-17; S. 38 mit Fundliste 8A.

59 Müller (wie Anm. 18), S. 90.

60 Ebenda, Taf. 11,6.9.11.

61 Vgl. z. B. die Ausführungen mit weiterführen-der Lit. zu dem mit Fibel Var. K, bronzenem Stabgürtelhaken und Schere ähnlich ausge-stattenen D1b-zeitlichen Grab 113 von See-bergen bei Thomas Huck, Zur Enddatierung des eisenzeitlichen Gräberfeldes Seebergen, „Heilige Lehne“, Lkr. Gotha. In: Alt-Thüringen 33,1999, S. 281; 287.

62 Müller (wie Anm. 18), S. 94 f.

63 Peschel (wie Anm. 44), S. 4; 8, Abb. 8,3.

64 Ebenda, S. 8. Vom selben Platz liegen auch weitere Funde der Przeworskkultur vor (eben-da, S. 8, Grube 6/57, Abb. 5). Zu weiteren diesbezüglichen Funden im näheren Umfeld siehe auch Walther 1995 (wie Anm. 15), S. 28.

65 Peschel (wie Anm. 44), Abb. 8,7. Das hier zeichnerisch als Gefäßunterteil rekonstruierte Fragment ist eher als Schulterfragment, evtl. von einer Tasse oder einem Topf, anzusehen und in unserer fotografischen Abb. entspre-chend orientiert.

66 Meyer (wie Anm. 4), S. 157.

67 Zwei alt zerbrochene Randscherben weisen genau an der Passung einen deutlichen Farb-wechsel von schwarzer zu hellrötlicher Ober-

fläche auf (vgl. unsere Abb. 7, 2), die wohl nach dem Bruch des ursprünglich schwarzen, gut geglätteten Feingefäßes auf eine Oxydation der rötlichen Scherbe durch Sekundärbrand, etwa in einem Schadfeuer, zurückgeht.

68 Karl Peschel, Anfänge germanischer Besied-lung im Mittelgebirgsraum. Sueben – Her-munduren – Markomannen. Arbeits- u. For-schungsber. Sächs. Bodendenkmalpflege Beiheft 12 (Berlin 1978), S. 22 mit Anm. 43.

69 Ebenda, S. 37-43.

70 Vgl. die immer noch das Wesentliche zeigen-de Kartierung durch Rosemarie Seyer, Sied-lungs- und Stammesgebiete in den Jahrzehn-ten um den Beginn unserer Zeitrechnung. In: B. Krüger (Hrsg.), Die Germanen, Geschichte und Kultur der germanischen Stämme in Mit-teeuropa. Bd. 1 (berlin 1982), 212 Abb. 56.

71 Erika Schmidt-Thielbeer, Das Gräberfeld von Wahlitz, Kr. Burg. Veröff. Landesmus. Vor-gesch. Halle 22 (berlin 1967), Taf. 91.

72 Matthias Becker, Ichstedt. Untersuchungen zu einem Gräberfeld der späten Latènezeit bis späten römischen Kaiserzeit. In: Jahreschr. mitteldt. Vorgesch. 82, 1999, Taf. 41,3; 42, 1-3.

73 Jahn (wie Anm. 1), S.21 mit Abb. 31 und 36; Fritz (wie Anm. 26), Abb. . 39, 1-4; 42, A6; 44, 2.

74 Erich Caemmerer, Vor- und Frühgeschichte Arnstadts und seiner weiteren Umgebung (Jena 1956) S. 53 f., Abb. 72 u. 73. Zuweisung vorbehaltlich der zeichnerischen Abbildung, nach denen Drehscheibenware nur aus dem nicht explizit verweisenden Text geschlossen werden kann. Nach der Abb. weisen beide Scherben die Wellenband-Rillenbandzone auf der Schulter auf.

75 Peschel (wie Anm. 44), S. 4, Abb. 3,12.

76 Detlef W. Müller, Die ur- und frühgeschichtli-che Besiedlung des Gothaer Landes. In: Alt-Thüringen 17, 1980, Abb. 41, 11.

77 Barthel (wie Anm. 35), S. 121, Abb. 21,58.

78 Ebenda, S. 114, Abb. 18,1.

79 Müller (wie Anm. 18), S. 171 Nr. 613, Taf. 74, 14. Vgl. auch oben Anm. 23.

80 Im Grabungsbefund standen der Gürtelhaken steilschräg und die Schere aufrecht, beide mit Spitze nach oben, in der Urne und durch-stießen durch Erdruck zusammen mit dem Rand der Urne die Deckschale; Gürtelhaken

Walther: Spätlatènezeitliche Drehscheibenkeramik

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und Fibel lagen direkt auf dem kompakten reinen Leichenbrand, der knapp unter den Bauchumbug beginnend das gesamte Un-terteil der Urne füllte.

81 Herrn Heiko Ries (Gerstungen) sei an dieser Stelle noch einmal herzlich für seine Informa-tionen gedankt. Vom Platz liegt nach H. Ries weitere jüngerlatènzeitliche Drehscheibenke-ramik und ein profiliertes Armringfragment aus Sapropelit vor. Für die freundl. Publikationser-laubnis danke ich Herrn Dr. T. Grasselt, TLAD.

82 Ähnliches Ornament mit einfacher Drehrille zwischen zwei (hier nur flüchtig ausgeführten) Wellenbändern von Brendlorenzen. Vgl. Fritz (wie Anm. 26) , Abb. 39, 5.

83 K. Peschel, Die vorgeschichtliche Keramik der Gleichberge bei Römhild in Thüringen (Wei-mar 1962) S. 133, Taf. 9 B11, nach Peschel vermutlich zum Unterteil der Schulterschüs-sel Taf. 9 B7.

84 Schulz (wie Anm. 23), S. 42, Abb. 7,2.

85 Mathias Seidel, Das Südharzvorland von der vorrömischen Eisenzeit bis zur Völkerwan-derungszeit. Weimarer Monogr. zur Ur- und Frühgesch. 41 (Weimar 2006), S. 89 Nr 58, Taf. 166, 3.

86 Zu weiteren jüngerlatènezeitliche Funden vom Platz siehe z. B. Müller (wie Anm. 54), Abb. 40, 12, 13, 25.

Archäologie/Bodendenkmalpflege