Bauhistorische Untersuchung der Burgruine Klamm am Semmering (Niederösterreich)

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Bauhistorische Untersuchung der Burgruine Klamm am Semmering Niederösterreich Vorgelegt im Dezember 2013 von Mag. Ralf Gröninger [Historische Bauforschung & Archäologie] Wien

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Bauhistorische Untersuchung der

Burgruine Klamm am Semmering —

Niederösterreich

Vorgelegt im Dezember 2013

von

Mag. Ralf Gröninger [Historische Bauforschung & Archäologie]

Wien

Bauhistorische Untersuchung der Burgruine Klamm am Semmering __________________________________________________________________________________

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[Titelbild: Anton Köpp von Felsenthal, ‚Klam‘, kolorierte Umrissradierung 1814/24]

Inhaltsverzeichnis Vorwort ........................................................................................................................... 3 1. Einleitung .................................................................................................................... 4

1.1. Topographie .......................................................................................................... 4 1.2. Historischer Überblick mit Besitzgeschichte ....................................................... 4 1.3. Historische Ansichten .......................................................................................... 7 1.4. Forschungsgeschichte ........................................................................................ 16

2. Baubeschreibung ...................................................................................................... 24 2.1. Vorburg ............................................................................................................... 24

2.1.1. Tor und Ringmauer ...................................................................................... 24 2.1.2. „Burgmannenhaus“ ..................................................................................... 27 2.1.3. Wirtschaftsbauten ....................................................................................... 28

2.2. Hauptburg ........................................................................................................... 31 2.2.1. Zwinger ......................................................................................................... 31

2.2.1.1. Zwinger I ................................................................................................. 31 2.2.1.2. Zwinger II .............................................................................................. 33

2.2.2. Unterburg .................................................................................................... 35 2.2.2.1. Torhaus und Ringmauern ..................................................................... 35 2.2.2.2. Wohnturm mit Anbau .......................................................................... 38 2.2.2.3. Wohnbauten ......................................................................................... 43

2.2.2.3.1. Wohnbau mit „Kasematten“ .......................................................... 43 2.2.2.3.2. Ostbau ............................................................................................ 48 2.2.2.3.3. „Rosengarten-Bau“ ........................................................................ 50

2.2.2.4. Galeriebau............................................................................................. 52 2.2.2.5. Wirtschaftsbauten und Wasserversorgung .......................................... 54

2.2.3. Oberburg ..................................................................................................... 57 2.2.3.1. Ringmauer ............................................................................................. 57 2.2.3.2. „Zugangsbau“ mit Zisterne I ................................................................ 58 2.2.3.3. Palas .......................................................................................................61 2.2.3.4. Kapelle .................................................................................................. 64 2.2.3.5. Bergfried ............................................................................................... 69

3. Dendrochronologische Untersuchungen ................................................................. 76 4. Mauerwerkstrukturen und Baumaterial .................................................................. 76 5. Zusammenfassender Überblick zur Baugeschichte ................................................. 80 Literatur ........................................................................................................................ 84 Burgsage ........................................................................................................................ 87 Abbildungsnachweis ..................................................................................................... 88 Anhang .......................................................................................................................... 89

Bauphasenplan Vorburg – Unterburg EG ................................................................ 90 Bauphasenplan Unterburg 1. OG .............................................................................. 91 Bauphasenplan Oberburg EG – Unterburg 2. OG ................................................... 92 Bauphasenplan Oberburg OG ................................................................................... 93 Ansichten ................................................................................................................... 94 Schnitte ..................................................................................................................... 95 Gesamtplan Bauphasen ............................................................................................ 96

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Abb. 1: F. X. Schweickhardt, Perspectiv-Karte des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens. Wien 1830-1846 (Section 49, Ausschnitt).

Vorwort

Auf Initiative des Bundesdenkmalamtes, Landeskonservatorat für Niederösterreich, Herrn DDr. Patrick Schicht, erhielt ich aus Anlass geplanter Sanierungsmaßnahmen vom Eigentümer Herrn Michael Worahnik den Auftrag, eine bauhistorische Untersuchung auf Burgruine Klamm durchzuführen. Die Untersuchung erfolgte vor Ort im August/September/Oktober 2013. Parallel zur Bauforschung wurde Restaurator Peter Asimus mit der Untersuchung von Mauerwerk und Putzen sowie der Erstellung eines Sanierungskonzeptes beauftragt. Dr. Michael Grabner (BOKU Wien) führte dendrochronologische Untersuchungen von Bauhölzern durch. Während der laufenden Untersuchungen erfolgte ein Wechsel des Gebietsreferenten des Bundesdenkmalamtes, Frau Mag. Bettina Withalm übernahm die Zuständigkeit für das Objekt. Allen hier genannten gilt mein herzlicher Dank für vielfältige Unterstützung.

Ralf Gröninger, Wien im November 2013

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1. Einleitung 1.1. Topographie Burg Klamm liegt auf einem südlichen Sporn des Kreuzberges. Das Spornende mit der Burganlage wird von einem steil ansteigenden, das nördliche Vorgelände mit Kirche und Ansiedlung überhöhenden Felsmassiv (‚Heubachkogel‘) eingenommen, das nach Süden hin zu den sogenannten Adlitzgräben, schroff abfällt (Abb. 1). Etwas weiter südlich öffnet sich eine weitere Schlucht, die von der ehemals befestigten Siedlung Schottwien eingenommen wird. Im Spätmittelalter fungierte der Ort als befestigte Klause, um Maut an der wichtigen Straßenverbindung zur Steiermark erheben zu können. Schottwien und Burg Klamm dürften von Anbeginn in enger Verbindung gestanden sein, im Nordwesten des Ortes erheben sich noch die Reste einer Burg, auf der seit dem 13. Jh. Gefolgsleute der Klammer urkundlich nachweisbar sind.1 1.2. Historischer Überblick mit Besitzgeschichte Die erste urkundliche Erwähnung des Namens „Klamm“ erfolgte in einer zu 1134 datierten Traditionsnotiz des Klosters Formbach. Sie behandelt die Schenkung eines Gebietes des 1109 verstorbenen Grafen Ekbert I. von Formbach-Neuburg (dem Begründer der Grafschaft Pitten) an sein Hauskloster Formbach am Inn. Die Grenzbeschreibung des gestifteten Gebietes verzeichnet auch die „angustias que dicuntur chlamma“, also die „Felsenengen, genannt Klamm“.2 Der erste nachweisbare Ortsadlige ist ein Ministeriale der Grafen von Formbach-Pitten mit Namen Ortolfus de Klamme, der in einer zwischen 1109 und 1144 entstandenen Traditionsnotiz erwähnt wird.3 Die zuerst von Othmar Pickl „ca. 1130“ datierte Ersterwähnung4 ist nach neueren Forschungen durch Maximilian Weltin „[…] erheblich gegen das frühest mögliche Datum 1109 zu rücken […].“5 Familienangehörige des Ortolfus nannten sich auch noch nach Stuppach und Schneedörfl (bei Reichenau).6 Mit dem Aussterben der Grafen von Formbach-Pitten 1158 gliederten sich auch die Herren von Klamm in den Gefolgschaftsverband der markgräflich-steirischen Otakare ein. Ortolf II. von Klamm wird in den 60er Jahren des 12. Jahrhunderts als ministerialis marchionis bezeichnet.7 Zwischen 1180 und 1192 sind Marquard und During von Klamm nachweisbar, mit dem Neffen Ortolfs II., Wigand II., stirbt die direkte Linie 1211 aus und dürfte an die verwandten Herren von Pitten gekommen sein. Jedoch nannte sich erst Hermann von Pitten seit 1251 auch nach Klamm.8 Sein Siegel ist nachfolgend wiedergegeben.9

1 Ausführlich behandelt in: Kühtreiber/Mochty/Weltin 1998, 220ff. 2 Ebenda, 130 (mit Quellenangabe). 3 Ebenda, 131 (mit Quellenangabe). 4 Pickl 1960, 257. 5 Kühtreiber/Mochty/Weltin 1998, 131 (Anm. 14). 6 Ebenda, 132 (mit Quellenangabe). 7 Ebenda, 132 (mit Quellenangabe). 8 Ebenda, 132f. (mit Quellenangabe).

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Unter seinen Nachfolgern Heinrich I., Heinrich II. und Hermann II. von Klamm-Pitten verlor das Geschlecht allmählich an Einfluss, sodass schließlich Hermann II. seine Anteile an Haus (=Burg) und Herrschaft Klamm an die Herzöge Albrecht, Friedrich, Leopold und Otto verkaufen musste. In der Verkaufsurkunde vom 04. April 1339 wird mit „dem hause ze Chlamme“ auch erstmals die Burg selbst erwähnt.10 Die Herzöge verpfänden die Burg an Heinrich von Rappach, der 1348 als „purchgraf dacz Chlamme“ erwähnt wird. Die Rappacher behielten den Pfand-besitz wohl bis Anfang des 15. Jahrhunderts.11 Spätestens mit der Erwähnung des Pflegers Fridreich

Grymm 1432 war die Burg aus der Pfandschaft ausgelöst und wieder in landesfürstlichem Besitz. Als kaiserliche Pfleger Friedrichs III. sind seit 1453 Eustach Frodnacher, Andre Greysenegker, Hans Neupaur und Jörg Schrot nachweisbar.12 Erst nach längerer Belagerung musste der Pfleger Hans Aichelperger 1487 die Burg an den Ungarkönig Matthias Corvinius übergeben. Nach Rückfall Klamms an den Habsburger König Maximilian waren seit 1492 Wolfgang Teufel und Christoph von Fladnitz als landesfürstliche Pfleger im Einsatz. Danach verpfändete Maximilian Burg und Herrschaft Klamm an seinen Tafeldiener Christoph Wallthauser, 1518 an seinen Rat Siegmund von Herberstein.13 Die in der Literatur erwähnte Erstürmung der Burg durch die Türken 152914 ist durch keine Quelle zu belegen und ob der schwer angreifbaren Lage eher unwahrscheinlich. Unter den Nachfolgern Siegmunds, Caspar und Achaz von Herberstein, dürfte die Anlage verwahrlost sein, da anlässlich der Rücklösung des Pfandes 1568 eine Inspektion durch die NÖ Kammer stattfand, mit dem Ergebnis, dass erhebliche Baumängel und Unzulänglichkeiten von bestimmten Befestigungswerken be-anstandet worden sind. So wird explizit erwähnt, dass am oberen Tor (Torbau der Unterburg?) „das hülzerne khamerl mitsamt dem anderen holzwerch“ wegen Brandgefahr abgetragen und durch „ein gemawertes stibl mit außwerffender wör und schießlugcken“ ersetzt werden soll.15 Nach kurzzeitigem Rückerwerb der Herrschaft durch die von Herberstein 1571 wurde anschließend der landesfürstliche Pfleger Adam Kolbmann eingesetzt, unter dem es ebenfalls Klagen über den baulichen Zustand der Veste gab: 1577/78 war der „groß pulverthurn“ (Bergfried?) im Hochschloss durch Sturm abgedeckt und die darin befindlichen Holzdecken verfault; beschädigt waren auch die zwei „Halbtürme“ im Zwinger, zudem waren die Wohngebäude vielfach ohne Fenster und die hölzernen Wehrgänge baufällig.16

9 Aus: Pickl 1960, Abb. S. 260. 10 Kühtreiber/Mochty/Weltin 1998, 133 (mit Quellenangaben). 11 Ebenda, 133f. (mit Quellenangabe). 12 Ebenda, 134 (mit Quellenangabe). 13 Ebenda, 134 (mit Quellenangabe). 14 U.a. bei Halmer 1969, 65. 15 Kühtreiber/Mochty/Weltin 1998, 134f. (mit Quellenangabe). 16 Ebenda, 135 (mit Quellenangabe).

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Als Pfandinhaber folgen 1603 die Urschenbeck von Pottschach und ab 1642 Matthias Wägele von Walsegg, dem 1655 in einem Bereitungsbericht die Veste als „oedt und ganz pawfellig“ bescheinigt wird. Jedoch konstatiert ein Zustandsbericht von 1663 (offenbar nach baulichen Verbesserungen durch Wägele): „Das Berghaus liege auf einem spitzen, von drei Seiten sturmfreien Felsen und sei nur vom Tor her angreifbar. Vorteilhaft sei auch, daß der schlechte Weg nicht gestatte, gegen dasselbe Geschütz aufzuführen. Die Veste habe gute Vormauern und Galerien mit Flan-kierungsmöglichkeiten. Die zahlreichen Winkel im Innern erlaubten eine aus-reichende abschnittsweise Gliederung und damit verbunden ein eventuelles schrittweises Zurückweichen. Gesamt gesehen könne der Platz weder gestürmt noch unterminiert werden.“ Auch 1682 hob man die unangreifbare Lage hervor, bemängelt jedoch die Wasserversorgung mit nur einer Zisterne.17 Die Herren von Walsegg blieben bis 1828 im Besitz der Herrschaft Klamm. Matthias Wägele von Walsegg folgte 1666 sein Sohn Franz Bernhard (Freiherr), 1718 dessen Sohn Franz Anton (Reichsgraf), 1721 Julius Josef Leopold und schließlich Franz Josef Anton Graf zu Walsegg als letzter seines Stammes (gestorben 1827).18 Er bestellte bei Mozart das Requiem für seine verstorbene Frau und ließ es als eigenes Werk im Neukloster in Wiener Neustadt aufführen.19 Dessen Schwester, Gräfin Caroline zu Sternberg, verkaufte 1830 Fürst Johann von Liechtenstein die Herrschaft Klamm mit Stuppach, Pottschach, Schottwien und Ziegenberg.20 Möglicherweise ist Fürst Johann von Liechtenstein bereits im Jahr 1829 in den Besitz von Klamm gekommen, da ein zeitgenössischer Bericht für dieses Jahr bereits die Anweisung zu Erhaltungsmaßnahmen postuliert.21 Für das Jahr 1801 ist überliefert, dass der Blitz in die Wirtschaftsgebäude einschlug und einen Brand auslöste. 1809 reagierten die mit Napoleon verbündeten badischen Truppen auf Gegenwehr und zerstörten Teile der Ortschaft, wobei auch die Burg in Mitleidenschaft gezogen worden sein soll. Fortan diente den Bewohnern der Siedlung die Burg als Steinbruch, bis Fürst Johann von Liechtenstein 1829/30 Einhalt gebot.22 1942 verkauften die Fürsten Liechtenstein die Burg an den Grazer Rechtsanwalt Dr. Kotella. Nach Ostern 1945 brachten russische Soldaten Geschütze auf der Burg in Stellung, um auf dem Kreuzberg und Eselstein verschanzte SS-Truppen zu bekämpfen.23 Nach dem 2. Weltkrieg gelangte die Burgruine in den Besitz der Gemeinde Breitenstein und danach an die Familie Worahnik. 17 Ebenda, 135f. (mit Quellenangabe). 18 Topographie 1908, 177f. 19 Halmer 1969, 65. 20 Topographie 1908, 177. 21 Rally 1839, 617. 22 Topographie 1908, 177. 23 Fremdenverkehrsverein „Kreuzberg“ (um 1960), 3.

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1.3. Historische Ansichten

Abb. 2: Matthaeus Merian, ‚Herrschaft Klam‘. Kupferstich 1649, aus: M. Merian, Topographia Provinciarum Austriacarum…, Frankfurt am Main 1649

Die älteste überlieferte Ansicht liegt mit einem Stich von Merian aus dem Jahr 1649 vor (Abb. 2). Merian zeigt die intakte Burganlage von Norden her, mit der Pfarrkirche im Vordergrund. Die Darstellung erscheint im Allgemeinen authentisch, jedoch sind bei einigen Details und der Topographie Abstriche zu machen. So erscheint die Lage der Zwingermauer bei Merian zu tief am Hang; sie müsste aus dieser Perspektive zumindest den unteren Teil der Ringmauer an der Hochburg verdecken. Der Bergfried erscheint mit polygonal gebrochenen Wänden anstatt rundlich; anstelle der vorgebauten massiven Rundung am Bergfriedsockel zeigt Merian nur eine vortre-tende Felsnadel. Einige Details sind jedoch bemerkenswert und an der erhaltenen Bausubstanz nachvollziehbar. So zeigt die nordöstliche Zwingermauer eine kleine Pforte, die heute Großteils vermauert ist. Hierbei dürfte es sich um eine Ausfall-Pforte (sog. „Poterne“) für den Belagerungsfall handeln (vgl. Kap. 2.2.1.2.). Am höher gelegenen Abschnitt der Zwingermauer ist die (heute im vermauerten Zustand) untere Schlüsselloch-Schartenreihe nicht dargestellt, was ein Hinweis dafür sein könnte, dass sie damals tatsächlich schon vermauert und im innenseitigen Bereich aufgefüllt war (vielleicht als Maßnahme zur Verstärkung gegen Beschuss). Der Geschützturm des Zwingers trägt ein Zeltdach, während das weiter westlich gelegene Rondell wohl als offene Geschützplattform genutzt worden ist. Im Bereich der Vorburg ist das „Burg-mannenhaus“ mit an der Nordostecke des Obergeschosses vorspringendem Wehrelement zu erkennen, das vermutlich aus Holz bestand und am Baubestand eine „Lücke“ hinterlassen hat.

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Abb. 3: Kupferstiche von Georg Matthäus Vischer, Topographia Austriae inferioris modernae, 1672

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Abb. 4: Anton Köpp von Felsenthal, Klam, kolor. Umrissradierung 1814/24

Abb. 5: Karl Gsellhofer, ‚Ansicht von Klam‘, Sepia-lavierte Federzeichnung 1813

Abb. 6: Joseph Höger, ‚Klamm‘, Blei-stiftskizze 1843

Abb. 7: Franz Steinfeld, ‚Die Veste Clam bey Schottwien‘, Bleistiftzeichnung um 1840

Abb. 8: Eduard Gurk, ‚Veste Klam bey Schottwien‘, Aquatinta 1829

Abb. 9: N.-M.-J. Chapuy, ‚Das Schloss Klam und die Wallfahrtskirche Maria Schutz am Semmering‘, Tonlithographie um 1855

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Der anschließende Ringmauerabschnitt trägt einen vorspringenden Wehrgang (wohl ebenfalls aus Holz), der sich heute nicht mehr nachweisen lässt. Das Tor der Vor-burg trägt damals ebenfalls noch ein Dach, die Toröffnung ist rundbogig überfangen. Vischer zeigt die Burg 1672 in zwei Stichen: Einmal von Nordosten und einmal von Südosten, mit Schottwien im Vordergrund (Abb. 3). Neben der teils ungenauen Topographie ist die Burg nur „summarisch“ wiedergegeben und eignet sich nicht für eine detaillierte Analyse. Der Zwingerbereich ist nur mit drei Türmen angedeutet. Von Bedeutung ist einzig die am stark überhöht dargestellten Bergfried angefügte hölzerne Galerie, die aufgrund von Baubefunden ihre Entsprechung findet. Die Gesamtansichten aus dem 19. Jh. (Abb. 4 bis Abb. 9) zielen vor allem auf die landschaftsprägende Wirkung der „romantischen“ Burgruine und liefern für die Baugeschichte keine detaillierten Erkenntnisse. Anders verhält es sich mit den Darstellungen der Burgkapelle. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts fehlte das Dach (mit Giebelwänden) und zumindest das Maßwerk-fenster der westlichen Wand war gänzlich zerstört. Das Gewölbe war hingegen erhalten (Abb. 11). Kurioser Weise zeigt hier die Westwand ein weiteres Fenster, ebenso wie eine Zeichnung Scheigers von 1823 (Abb. 12), was jedoch an der erhaltenen Bausubstanz heute nicht mehr nachgewiesen werden kann. Eine Zeichnung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zeigt bereits ein erneuertes und verglastes Maßwerkfenster (Abb. 10). Dieser Erhaltungszustand ist auch auf einem Gemälde von 1864 wiedergegeben (Abb. 15). Aus diesem Jahr liegt auch eine Innenansicht der Kapelle (offensichtlich noch weitgehend unverputzt) vor (Abb. 14). Auch 1884 fehlt noch das Dach (Abb. 26).

Abb. 10: Unbek. Künstler, ‚Aufgang zur Ruine Klamm b. Peyerbach‘, Bleistiftzeichnung um 1840/50

Abb. 11: Thomas Ender, ‚Ruine Klamm, Capelle‘, Bleistiftzeichnung um 1820/30

Die Darstellungen der Kapelle lassen auch Details am benachbarten Palas erkennen: Zwischen Nordwestecke der Kapelle und der Südostecke des Palas bestanden zwei „Schwibbögen“. Die Fenster im Obergeschoß des Palas tragen spitzbogige Laibungen (besonders deutlich 1864, Abb. 15 und noch 1884 zu erkennen, Abb. 26).

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Abb. 12: Joseph Scheiger, ‚Capellenruine in Clamm‘, kolorierte Federzeichnung 1823

Abb. 13: Joseph Scheiger, ‚Aus Clamm‘, kol. Federzeichnung 1827

Abb. 14: Emil Hütter, ‚Burg-kapelle der Ruine Klam‘, Aquarell 1864

Abb. 15: Emil Hütter, ‚Westseite der Burgkapelle Klam‘, Aquarell 1864

Diese Spitzbogenfenster am Palas dürften bereits eine „romantisierende“ Erneuerung aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sein; Gleiches dürfte auf den Wohnturm zutreffen, dessen Fenster im Obergeschoß auf einer Fotografie um 1880 noch eine spitzbogige Ausformung erkennen lassen (Abb. 21). Offenbar wurde 1889/90 durch den Architekten Gustav von Neumann nicht nur die Burgkapelle wiederhergestellt, sondern auch weitere Umbauten in Angriff genommen, bei denen die Spitzbogen-

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fenster nun mit „scheitrechtem“ Abschluss versehen worden sind.24 Eine An-sichtskarte von 1914 zeigt diese bereits am Wohnturm (Abb. 22). Von der Vorburg liegen Zeichnungen aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts vor, die den ruiniösen Charakter der Wirtschaftsbauten zeigen (Abb. 16 u. Abb. 17).

Abb. 16: Karl Gsellhofer, ‚Schloß Klam‘, Sepia-lavierte Federzeichnung 1813

Abb. 17: Karl Gsellhofer, ‚Schloß Klam. Mar. Schutz und der Berg Gestritz‘, Sepia-lavierte Federzeichnung 1813

Abb. 18: Franz Barbarini (?), ‚Ein Theil der Veste Klamm‘, Bleistiftzeichnung 1827

Abb. 19: Kolorierte Ansichtskarte 1910/11

24 Monatsblatt 1889, 15f., berichtet nur von der Kapellen-Wiederherstellung.

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Abb. 20: Ferdinand Georg Waldmüller, ‚Einblick in die Burgruine Klamm bei Schottwien‘, Öl auf Holz 1822/23

Abb. 21: Amand Helm, ‚Ruine Klamm‘, Fotografie (Ausschnitt) um 1880

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Abb. 22: Ruine Klamm von Süd, Ansichtskarte 1914

Abb. 23: Heinrich Gmeiner, ‚Burgwartwohnung und Torgebäude‘, Fotografie 1954

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Dieser Zustand herrschte bis Mitte der 1960er Jahre vor, als ein Teil der Wirtschaftsbauten als „Kastellanwohnung“ wieder errichtet worden ist. Fotografien aus den 1940/50er Jahren zeigen noch die Ruine (Abb. 23 u. Abb. 24). Ansichten von der Vorburg zum Torhaus der Hauptburg (Abb. 18 u. Abb. 19) deuten im Vordergrund auf einen ehemaligen Abgang (heute vermauert) zu einer unterhalb gelegenen Terrasse (oder ehemaligem Gebäude) hin. Von einem bedeutenden niederösterreichischen Maler des 19. Jahrhunderts liegt eine 1822/23 entstandene Ansicht vor, die das Tor der Vorburg von der Innenseite zeigt (Abb. 20). Die Toröffnung ist –wie heute auch noch– von Sturzbalken horizontal überfangen, jedoch deutet sich an der Außenseite ein rundbogiges Torgewände an (was heute nicht mehr nachvollziehbar ist). Aus einem Überfangbogen (auch heute noch erhalten), der einem Obergeschoß als Grundlage diente, ragt ein Balken. Ein weiterer Balken des ehemaligen Wehrgangs ragt aus der (im Bild links) angestellten Ringmauer. In den Bereich „künstlerische Freiheit“ fällt das Gewölbe im Vordergrund, das hier nie existierte und wohl aus Gründen des perspektivischen Bildaufbaues eingefügt worden ist. Eine heute parallel zur Ringmauer südlich des Tores aufgeführte und gemauerte Rampe zum höher gelegenen Areal der Vorburg, ist hier noch nicht dargestellt. Eine rampenartige Darstellung ist erst auf dem Grundriss von Rosner 1884 zu konstatieren (Abb. 26), der Grundriss von Otto Piper zeigt erstmals eine gemauerte Variante (Abb. 27).

Abb. 24: Blick auf das Wirtschaftsgebäude der Vorburg („Burgwartwohnung“) um 1940/50

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1.4. Forschungsgeschichte

Abb. 25: Ältester Plan, wahrscheinlich von F. O. v. Leber um 1845/46

Die Anfänge der Forschung auf Burgruine Klamm sind in den Beschreibungen Joseph Scheigers zu sehen, den man als den „ersten Burgenforscher“ Österreichs bezeichnen könnte. Sein Bericht sei hier ungekürzt wiedergegeben:25

25 Scheiger 1828, 143ff.

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Auch der Topograph Schweickhardt liefert 1832 in seiner „Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens“ eine ausführliche Beschreibung der Burg, jedoch ohne nennenswerte neue Erkenntnisse im Vergleich zu Scheiger. Schweickhardt liefert auch eine Besitzgeschichte.26 Sartori übernimmt 1839 in seinem mehrbändigen Werk „Die Burgvesten und Ritterschlösser der österreichischen Monarchie“ den Text von Schweickhardt nahezu wörtlich.27 Ein im Besitz des Burgeigentümers befindlicher Plan unbekannter Provenienz deutet durch sein Erscheinungsbild schon auf eine Entstehung im 19. Jh. hin (Abb. 25). Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um eine Arbeit von Friedrich Otto Edler von Leber, der bereits 1844 ein für damalige Zeit wegweisendes Werk über „Die Ritterburgen Rauheneck, Scharfeneck und Rauhenstein“ (bei Baden) mit farbigen Baualtersplänen herausgegeben hatte. Leider verstarb von Leber bereits im 43. Lebensjahr am 11. Dezember 1846. In seinem Nachlass fanden sich Grundrisspläne der Burgen Araberg, Klamm, Mödling und Liechtenstein, wobei nur auf letztgenanntem Plan eine Beschreibung teilweise ausgeführt war, auf den anderen fehlte sie vollständig.28 Diese Umstände treffen exakt auf den für Klamm vor-liegenden Plan zu und legen eine Urheberschaft von Lebers für die Jahre 1845/46 nahe. Der Plan ist als äußerst genau zu bezeichnen und repräsentiert den Zustand der Burgruine nach einer ersten Wiederherstellungsmaßnahme durch den Fürsten Liechtenstein, wobei Umfang und Ausführungen dieser Maßnahmen nur schwer greifbar sind. Adolf Schmidl berichtet 1839, dass „in neuester Zeit“ das Tor der Vorburg durch ein altes Eisengitter „verrammelt“ worden sei. Ferner sei durch den Fürsten Liechtenstein die Kapelle wieder „eingedeckt“ (wohl die Gewölbe „abgedichtet“, da nach den bereits behandelten Abbildungen bis 1884/88 das Kapellendach fehlte) und mit „bunten Fensterscheiben“ versehen worden; dem „Altarstein“ soll in dieser Zeit

26 Schweickhardt 1832, 354ff. 27 Sartori 1839, 188ff. 28 Feil 1856, 36.

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ein Holzkreuz aufgesetzt worden sein. Der Bergfried sei nun über eine Stiege leicht zu erreichen und mit einer Aussichts-Galerie versehen.29 Er berichtet weiter (?):30

Abb. 26: Karl Rosner, Ansicht der Kapelle und Grundriss 1884/88 29 Schmidl 1839, 606f. 30 Ebenda, 607.

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1884 fertigt Karl Rosner eine Ansicht der Kapelle und einen Grundriss an, der 1888 in dem Werk „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“ publiziert wird (Abb. 26). Der vereinfachte Grundriss zeigt hinter dem Tor der Vorburg bereits eine Rampe, jedoch ohne Einzeichnung von Mauern, die erstmals im Plan von Piper eingezeichnet sind (Abb. 27). 1902 liefert der profunde Münchener Burgenforscher Otto Piper einen detaillierten Beitrag in seinem mehrbändigen Werk „Österreichische Burgen“ (das übrigens von Fürst Johann II. von Liechtenstein beauftragt und finanziert worden ist).

Abb. 27: Plan von Otto Piper 1902

Piper konstatiert an der westlichen Ringmauer der Vorburg (die er ungerechtfertigter Weise als „Zwingermauer“ be-zeichnet) einen ehemals auf Holz ruhenden Wehrgang. Dessen Konstruktion (Abb. Fig. 153 aus Piper 1902 neben-stehend) erkannte er als durch im Mauerwerk „wagrecht“ verankerte Balken, in deren Unterseite etwa 1 m lange Balken verzapft waren (sog. „Bügen“), die auf der Mauer-oberfläche auflagen (Fehlstellen im Putz). Das heraus-stehende Ende des waagerechten Balkens und das Ende des senkrechten Balkens waren durch eine Strebe miteinander verbunden und sorgten so für eine stabile Unterkon-struktion des Wehrganges.31 Diese Interpretation erscheint logisch, zumal sie auch heute noch durch die entsprechen-

31 Piper 1902, 136.

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den Befunde nachvollziehbar ist. Piper erwähnt ferner, dass am Ende des „Zwingers“ ein Häuschen für den „jetzigen Burgwart“ hergestellt worden sei (in seinem Plan mit „p“ bezeichnet -Abb. 27). Das östlich daran anschließende Gebäude bezeichnet er als „schmales Wohngebäude (m)“, während er einem größeren Bau (l) in der Nordostecke der Vorburg die „Beherrschung der sich in der Nähe heraufziehenden Burgstraße“ konstatiert, wobei im „einzigen Oberstock“ Scharten für Hakenbüchsen angebracht seien.32 Den Zugang zur Hauptburg beschreibt Piper als „aus der Felswand ausgehöhlt“ und mit einer Brüstungsmauer eingefasst, wobei ein Teil des Weges mit einem Mauerbogen überfangen werden musste. Hier vermutet Piper eine ursprüngliche Holzbrücke, die im Verteidigungsfalle abgebrochen werden konnte.33 Von den hinter dem Torbau gelegenen Bauten („r“ und „s“ in Abb. 27) nimmt Piper an, dass sie ursprünglich nicht überbaut waren.34 Hier irrt er jedoch zumindest bei dem südlich gelegenen Bau („r“), der aufgrund von erhaltenen Gewölbeansätzen in Ziegeln zumindest ab der Neuzeit überbaut war. In der sich nördlich an die Hochburg anschließenden Zwingeranlage konstatiert Piper u.a. einen „rechteckigen thurmartigen Ausbau“, der eine Schießscharte mit „seltener, kreisrunder Form“ besäße.35 In Pipers Beitrag scheint noch die im Felsen eingebrachte Höhlung erwähnenswert, die er als „Gefängnis“ bezeichnet (in Pipers Plan mit „x“ bezeichnet).

Abb. 28: Oskar von Kreutzbruck, Plan (um 1925)

32 Ebenda, 136. 33 Ebenda, 136f. 34 Piper 1902, 138. 35 Ebenda, 138.

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Abb. 29: Oskar von Kreutzbruck, Ansichten und Schnitte (um 1925)

Als den für die „Burgenkunde“ interessantesten Teil der Burg bezeichnet Piper den Bergfried, dem er „in seiner Eigenthümlichkeit selbst nichts ähnliches zu vergleichen wüsste“. Er beschreibt detailliert Einzelheiten des Bergfriedes, kommt jedoch zu dem Schluss, dass beide Turmhälften einer Bauphase angehören, die mutmaßlich in das Spätmittelalter zu datieren seien. Den Unterbau sieht er als Rest eines älteren

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Bergfrieds an.36 Aufgrund Vischers Ansicht von 1672 und vorhandener Balkenlöcher, stellt Piper einen hölzernen Wehrgang an der südlichen Bergfriedseite oberhalb des vorspringenden Unterbaues fest, jedoch ohne sich den Nutzen eines solchen erklären zu können.37 Georg Binder liefert in seinem Überblickswerk „Die niederösterreichischen Burgen und Schlösser“ 1925 einen äußerst knappen Beitrag, der textlich hauptsächlich auf Piper beruhen dürfte.38 Ebenfalls um 1925 wird Oskar von Kreutzbruck auf Klamm tätig. Der aus Mödling stammende Oberst fertigt einen Plan nebst Ansichten und Schnitten an (Abb. 28 u. Abb. 29). Er hat -offenbar „gesponsert“ durch das Militär- in den 1920er Jahren rund 300 Burgruinen in Niederösterreich vermessen und beschrieben. Der Beitrag zu Klamm von Felix Halmer 1969 in der Reihe „Niederösterreichs Burgen und Schlösser“ (nach dem Verlagsnamen auch als sog. „Birken-Reihe“ bekannt) bedient sich der Pläne und Schnitte Kreutzbrucks als Vorlage.39 Auch inhaltlich wird wenig Neues geboten und scheint vor allem auf der älteren Literatur zu beruhen. Zuletzt erfolgte 1998 eine Untersuchung zur Burg Klamm in der Reihe „Wehrbauten und Adelssitze Niederösterreichs“. Thomas Kühtreiber behandelt darin einen Überblick zur Baugeschichte, Maximilian Weltin einen quellenkritischen Überblick zum geschichtlichen Werdegang (Weltins Beitrag bildet die Grundlage des histo-rischen Überblicks in Kap. 1.2.).40

36 Ebenda, 140f. 37 Ebenda, 142. 38 Binder 1925, 91f. 39 Halmer 1969, 64ff. 40 Kühtreiber/Mochty/Weltin 1998, 124ff.

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2. Baubeschreibung [Vergleiche Bauphasenpläne im Anhang!]

Abb. 30: Ansicht von Südwest

Abb. 31: Ansicht von Nordost

Die Burganlage gliedert sich in eine Vor- und in eine Hauptburg. Die Hauptburg teilt sich aufgrund einer Geländestufe in eine Unterburg (mit Wohn- und Wirtschafts-bauten) und eine Oberburg (Palas, Kapelle, Bergfried, „Zugangsbau“ mit ehemaliger Zisterne). Der Bering der Hauptburg ist an der Nord- und Ostseite durch sekundäre Zwingeranlagen verstärkt worden. 2.1. Vorburg Die meisten Burgen besaßen sog. „Vorburgen“, in denen sich Wirtschaftsgebäude, Stallungen, Handwerksbetriebe und Behausungen für das Gesinde befanden. Gelegentlich standen hier auch Burgmannenhäuser des Dienstadels (Burggra-fen/Pfleger) oder die Burgkapelle. Die meisten Vorburgen wurden erst im Laufe des Spätmittelalters in Steinbauweise befestigt. Die hochmittelalterliche Vorburg war durch Holz-Erde-Befestigungen oder gar nur durch einen Palisadenzaun gesichert. 2.1.1. Tor und Ringmauer Das Tor der Vorburg liegt in einem überlappenden Versatz der Ringmauer und ist somit als „Tangentialtor“ zu bezeichnen. Es handelt sich um einen einfachen Mauerdurchlass, der an der Innenseite über der Durchfahrt mit einem etwa 2 m breiten Kragsteinbogen für die Aufnahme einer Wehrplattform überwölbt ist (Abb. 34). Die Toröffnung ist durch spätere Restaurierungsmaßnahmen verunklärt worden; ihnen dürften die Sturzbalken über der Durchfahrt (bei Waldmüller 1822/23, Abb. 20, schon zu sehen) und die Abmauerung bzw. Veränderung des ehemaligen rundbogigen Abschlusses angehören. Die Ansicht von Merian von 1649 zeigt eine rundbogige Einwölbung der Torfahrt (Abb. 2), die an der Innenseite befundmäßig noch nachweisbar ist (Abb. 35). An den äußeren und inneren Kanten der Durchfahrt sind im unteren Bereich noch die original Gewändesteine aus Quadern erhalten. Über der Durchfahrt sind unter dem Efeu der Außenseite noch zwei Schießscharten mit Ziegellaibung ansatzweise zu sehen (Abb. 33). Darunter sind Balkenlöcher zu

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konstatieren, die auch bei Merian dargestellt sind. Wenn es sich nicht um Rüstlöcher handelt, könnte sich hier ursprünglich ein auskragendes hölzernes „Kampfhäuschen“ (sog. „Hurde“) befunden haben. Zwischen diesem Befund und der Durchfahrt wurde zudem eine Kanonenkugel vermauert.

Abb. 32: Torbau gen Südwest

Abb. 33: Detail Torbau

Abb. 34: Torbau der Vorburg innen

Abb. 35: Torbau innen, Detail mit Baufuge eines ehemaligen Rundbogens (Pfeile)

Abb. 36: Ringmauer der Vorburg als westlicher Abschluss von Zwinger I

Abb. 37: Nordöstliche Ringmauer der Vorburg

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Zeitgleich mit dem Tor wurde die Ringmauer der Vorburg errichtet, auch wenn die Mauerwerkstruktur als nicht einheitlich erscheint. Dies liegt jedoch an unter-schiedlichen Baumaterialen.

Abb. 38: Nordöstliche Ringmauer innen

Abb. 39: Nordöstliche Ringmauer gen SW

Abb. 40: Stark ausgebesserte Ringmauer-Schale südöstlich des Tores (innen)

Abb. 41: Außenseite der Ringmauer am Tor mit vermauerter Kanonenkugel (Pfeil)

Abb. 42: Nordwestliche Ringmauer der Vorburg von innen

Abb. 43: Nordwestliche Ringmauer mit Befunden der Wehrgang-Konstruktion aus Holz (Abdruck der Bügen unter Tragbalken-löchern im Putz, Pfeile)

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So wurden im nordwestlich an das Tor anschließenden Ringmauerabschnitt offenbar frisch gebrochene Kalksteine verwendet (Abb. 44; die Schießscharten weisen keine Merkmale sekundären Einbaus auf und sind hier zeitgleich mit der gesamten Mauer errichtet worden), während dessen südwestliches Ende mit spoliertem Material durchsetzt ist (Abb. 45). Spoliertes Material, wenn auch in geringerem Umfang, kam auch an den östlichen Ringmauerabschnitten der Vorburg zum Einsatz (Abb. 36, Abb. 37). An der Ringmauer nordwestlich des Tores ist zudem ein ehemaliger Wehrgang aus Holz zu konstatieren, von dem noch Balkenköpfe der Tragkonstruktion (wie schon von Piper beschrieben, siehe S. 20) im Mauerwerk erhalten sind (Abb. 43).

Abb. 44: Nordwestliche Ringmauer außen

Abb. 45: Südliches Ende der nordwestlichen Ringmauer mit spolierten Steinen

2.1.2. „Burgmannenhaus“ An der höchst gelegenen ebenen Stelle der Vorburg ist ein Gebäude greifbar, das an die Nordostecke des Vorburg-Berings angebaut war (Abb. 49). Die hervorgehobene Lage in zugleich strategisch wichtiger Position könnte auf die Nutzung durch den einstigen Burgvogt hinweisen, was jedoch spekulativ bleiben muss.

Abb. 46: Ringmauer, zugleich nördliche Außenseite des Burgmannenhauses; die Mauerlücke über Eck trug einst ein hölzernes Kampfhäuschen

Abb. 47: Burgmannenhaus, Innenseite gen Nordwest

Aus diesen Überlegungen heraus sowie einer einschlägigen Namensgebung, wurde es als „Burgmannenhaus“ bezeichnet.

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Abb. 48: Burgmannenhaus Nordwand mit Schießscharten

Abb. 49: Burgmannenhaus gen Nordost, im Boden deuten sich die ehemaligen Innen-wände an

Die Nordwand zeigt im Obergeschoß über einem Geschoßrücksprung zwei Schlitzscharten mit Ziegellaibung (Abb. 48). An der Außenseite sind darunter Balkenlöcher zu erkennen, in denen ehemals wohl Rüstbalken vermauert waren (Abb. 46). An der Nordostecke ist im oberen Abschluss eine Aussparung für ein ehemaliges Kampfhäuschen aus Holz zu sehen, das in der Merian-Ansicht (Abb. 2) dargestellt ist. Die Ostwand des Burgmannenhauses zeigt im Erd- und Obergeschoß je drei Schießscharten, die entsprechend der Topographie nach Südosten hin leicht ansteigen (Abb. 49). An der Außenseite tragen die Scharten des Erdgeschosses vermauerte Steingewände, während die oberen Scharten eine Laibung aus Ziegeln oder Bruchsteinmauerwerk aufweisen (Abb. 39). Reste der Südwand liegen als Maueransatz und nieder erhalten im Boden vor, eine Geländekante mit Mauerresten deutet auf die Westwand (Abb. 49), sodass sich eine ehemalige Größe des Gebäudes im Lichten von etwa 7 x 10,50 m errechnen lässt. 2.1.3. Wirtschaftsbauten

Abb. 50: Wirtschaftsbauten gen West

Abb. 51: Wirtschaftsbauten gen Nordwest

Im Südwesten der Vorburg liegen zwei Wirtschaftsgebäude, von denen der Wirtschaftsbau II aufgrund einer Felsterrasse eine höhere Position einnimmt (Abb. 51). Die ruinösen Gebäude sind ab 1964 wiederhergestellt worden, wobei die östliche Stirnwand von Wirtschaftsbau II komplett neu errichtet worden ist. Wie ältere Pläne, Ansichten und nieder erhaltene Mauern andeuten, war dieses Gebäude ursprünglich

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nach Osten hin länger. Dächer, Kamine und Fensteröffnungen sind dabei verändert worden.

Abb. 52: Wirtschaftsbauten gen Nord

Abb. 53: Wirtschaftsbau II, Südwand

Abb. 54: Wirtschaftsbau II, Westwand

Abb. 55: Wirtschaftsbau I, Nordwand

Die in Bruchsteinmauerwerk mit Grünschiefer errichteten Gebäude entstanden in der Spätgotik. Ihre ehemalige Funktion ist unklar, jedoch könnten sich hier Behausungen für das Gesinde und eine Küche befunden haben. Entlang einer Felsterrasse unterhalb des Aufgangs zur Unterburg befinden sich die Überreste eines Gebäudes („Felsterrassenbau“) unbekannter Funktion. Ein von der Vorburg über einen gewölbten Gang (Abb. 60) erreichbarer Felsenkeller unterhalb

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des Palas dürfte wohl schon aus fortifikatorischen Gründen (Möglichkeit des „Unterminierens“) erst einer jüngeren Epoche des 17./18. Jahrhunderts angehören (Abb. 61).

Abb. 56: Wirtschaftsbau II, Nordwand

Abb. 57: Wirtschaftsbau II, westlicher Raum

Abb. 58: Wirtschaftsbau II, östlicher Raum gen Ost

Abb. 59: Wirtschaftsbau II, östlicher Raum gen West

Abb. 60: Gang zum Felsenkeller der Vorburg

Abb. 61: Felsenkeller gen West

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2.2. Hauptburg 2.2.1. Zwinger Zwingeranlagen an Befestigungsbauten des Hochmittelalters sind bisher nur vereinzelt nachweisbar, obligatorisch werden sie erst im Laufe des Spätmittelalters. Sie dienten dazu, die Angriffsfläche in das Vorfeld zu verschieben und dadurch einen zusätzlichen Schutz für die Hauptbefestigung zu erzielen. Dabei umziehen die Zwingeranlagen in der Regel die gesamte Befestigung (Burgen oder Stadtbefes-tigungen), sofern es die topographische Lage zuließ. Auf Burg Klamm war nur im Nordosten der Hauptburg eine Zwingeranlage notwendig, da die Steilhänge im Süden und Westen als auch die nordwestlich gelegene Vorburg bereits ausreichenden Schutz gewährten. Ein Zwinger besteht aus einer „Zwingermauer“ (zuweilen auch mit Türmen), die an die Hauptbefestigung (Ringmauer) angebaut ist. Das von ihr umschlossene Areal, inklusive der Zwingermauer selbst, wird insgesamt als „Zwinger“ bezeichnet.

2.2.1.1. Zwinger I

Abb. 62: Zwinger I gen Süd

Abb. 63: Abschnitt zwischen Geschützturm und Rondell mit vermauerten Scharten

Abb. 64: Rondell

Abb. 65: Abschnitt zwischen Rondell und Ringmauer der Vorburg

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Zwinger I stößt östlich an den Vorburg-Bering an und umschließt die Hauptburg im Norden. Die Zwingermauer weist ein Rondell und einen „Geschützturm“ auf. Am oberen Abschluss der Zwingermauer sind Zinnen mit Schießscharten („krenelierte Zinnen“) und Zinnenöffnungen nachweisbar, in einer Ebene darunter liegen vermauerte Schlüsselloch-Scharten mit Steingewände. Diese untere Ebene ist heute aufgefüllt. Dieser Zustand könnte in einer Maßnahme des 16. Jahrhunderts hergestellt worden sein, da bei einer Inspektion 1568 die Unzulänglichkeiten einiger Befestigungen kritisiert werden (s. historischer Teil S. 5), wobei das Untergeschoß des Zwingers aufgeschüttet worden wäre, um einen besseren Schutz gegen Beschuss zu erreichen. Diese Maßnahme wurde offenbar auch am Rondell vollzogen, das im ehemaligen Untergeschoß drei vermauerte Öffnungen erkennen lässt (Abb. 64). Der „Geschützturm“ wurde jedoch auf einem eigenen Felssockel errichtet und setzt sich etwas von der Zwingermauer ab. Nur seine nordöstliche Stirnseite zeigt eine vermauerte Schlüsselloch-Scharte mit Steingewände, die jedoch unterhalb der Lochscharten an den Langseiten liegt. Möglicherweise wurde die Schlüsselloch-Scharte ebenfalls mit jenen der Zwingermauer aufgegeben und der Bereich dahinter verfüllt. Die beiden Langseiten weisen Lochscharten auf (Abb. 67) und in nur geringer Höhe darüber ehemalige Zinnenöffnungen. Dies deutet darauf hin, dass die Lochscharten durch ihre niedere Lage ehemals für kleine Geschütze konzipiert waren, während Verteidiger mit Handfeuerwaffen daneben stehend die höher liegenden Zinnenöffnungen bedienten. Der Innenraum des Turmes ist jedoch sehr schmal, sodass wohl nur ein Mini-Geschütz für beide Lochscharten im Wechsel verwendet worden sein kann. Die südöstlich an den Turm anschließende Zwinger-mauer fällt steil zum nieder gelegenen Zwinger II an der Ostseite der Hauptburg ab. Durch die isolierte Lage auf einem Felsvorsprung, die das Gelände nach Südost überhöht, die bei Merian 1649 dargestellte Dachkonstruktion und die wohl für Geschütze konzipierten Lochscharten, wurde das hier behandelte Bauwerk als „Geschützturm“ definiert. Der halbrunde Turm westlich davon muss per Fachterminologie als „Rondell“ bezeichnet werden, da er die Zwingermauer (bzw. „Kurtine“ =Mauerabschnitt zwischen zwei Türmen oder Bastionen) nicht überragt.41

Abb. 66: Geschützturm Innenseite

Abb. 67: Südöstliche Geschützscharte (Lochscharte)

41 Wörterbuch 2004, 142.

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Zur Chronologie der Schießscharten ist zu sagen, dass einfache Schlitzscharten auch nach dem Aufkommen von Handfeuerwaffen (Hakenbüchsen) noch bis ins frühe 15. Jh. beibehalten worden sind. Spezielle Schartenformen für Hakenbüchsen, deren Hauptvertreter in Rechteck- und Schlüssellochscharten bestehen, kommen um 1430 auf.42 Dabei sind Schlüssellochscharten die weitaus häufigste Form, die sich bis weit in das 17. Jh. hinein hält. Die Klammer Schlüssellochscharten weisen durch ihre Steingewände und das „spätgotische“ Mauerwerk mit Grünschiefer jedoch noch in das 15. Jh.

Abb. 68: Geschützturm gen Nordwest

Abb. 69: Geschützturm gen Südost

Abb. 70: Krenelierte Zinnen der Brustwehr

Abb. 71: Innenseite Rondell

2.2.1.2. Zwinger II Der östlich der Hauptburg situierte Zwinger II erlaubte durch seine Topographie keine Nutzung des Innenraums, der eine gratige Vertiefung aufweist, die an der Südseite vollends in einen Steilabfall übergeht (Abb. 76, 79). Der Felsgrat entlang der Nord- und Ostseite wurde mit einer Mauer bebaut, die an den höher gelegenen Zwinger I im Nordwesten anschließt. In der Nordostecke von Zwinger II befindet sich eine Pforte, die schon bei Merian 1649 dargestellt und heute zum Teil vermauert ist (Abb. 74). Da hier das steile Gelände keinen regulären Zugang erlaubt, kann es sich

42 Zeune 1999, 157ff.

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nur um eine sog. „Poterne“ handeln, die den Verteidigern im Belagerungsfall einen Ausfall erlaubt hätte. Die östliche Zwingermauer zeigt im unteren, breiteren Teil, ältere Mauerwerkstrukturen (Ende 13./14. Jh.), die auf eine ehemalige „Schild-mauer“ vor Errichtung des Zwingers hindeuten. Strategischer Sinn einer freige-stellten Schildmauer wäre neben dem Schutz vor Beschuss, die Einnahme des Felsgrates gewesen, um dem Angreifer keinen Aufstellungsort zu ermöglichen.

Abb. 72: Zwingermauer gen Nord (innen)

Abb. 73: Zwinger II gen Süd

Abb. 74: Ehemalige Ausfallpforte (Poterne)

Abb. 75: Zwingermauer („Schildmauer“) Außenseite mit älterer Mauerwerkstruktur

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Abb. 76: Zwinger II gen Südost

Abb. 77: Zwingermauer mit krenelierter Brustwehr und älteren Mauerwerkstrukturen am Sockel (ältere „Schildmauer“)

Abb. 78: Zwingermauer Außenseite

Abb. 79: Zwingermauer gen Nordwest

2.2.2. Unterburg

2.2.2.1. Torhaus und Ringmauern

Abb. 80: Aufgang zur Hauptburg

Abb. 81: Torbau gen Ost (mit Rosengarten-bau rechts)

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Der erhaltene Aufgang zur Unterburg besteht aus einer gemauerten Unterkon-struktion mit Brüstungsmauer aus der Spätgotik (Abb. 80), die auf einen zeitgleichen Torbau mit Spitzbogentor zuführt (Abb. 83). An dieser Stelle darf auch der hoch-mittelalterliche Zugang vermutet werden, damals allerdings als Holzkonstruktion ausgeführt.

Abb. 82: Aufgang zur Unterburg

Abb. 83: Torbau der Unterburg mit vermauerter Öffnung im 2. OG

Abb. 84: Tor-Innenseite mit Abflussrinne (Pfeil)

Abb. 85: Torbau, spätgotisches Gewölbe

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Neben dem Steingewände des Tores deutet auch das Gewölbe der Torhalle aufgrund des verwendeten Grünschiefers auf eine Entstehung in der Spätgotik hin (Abb. 86). Die Wände sind hier (bis auf die Südwand) größtenteils aus dem anstehenden Fels ausgehauen (Abb. 85). Im Boden wurde zudem eine Abflussrinne im Fels aus-geschlagen, die vor das Eingangstor führt (Abb. 84). Der Raum im Obergeschoß des Torhauses wurde im 19. Jh. wohnlich ausgebaut und in der Zugangssituation verändert (Abb. 88, 89). Ein 2. Obergeschoß mit ver-mauerten Schießscharten ist als ehemaliges „Wehrgeschoß“ anzusprechen und heute nicht mehr zugänglich.

Abb. 86: Torbau-Gewölbe, Detail

Abb. 87: Torbau gen Süd mit vorgestellten Pfeilern

Abb. 88: Torbau, 1. OG gen Ost

Abb. 89: Torbau, 1. OG gen Nordwest

Der spätgotische Torbau überbaut an der Westseite teilweise älteres Mauerwerk und ist im Süden an einen älteren Bau („Rosengartenbau“, nach Ausweis des Mauerwerks wohl 14. Jh.) angestellt worden (Abb. 87). Die Außenmauern der Unterburg-Gebäude dienten auch zugleich als Ringmauer oder sind dieser angestellt worden. Aufgrund des Steilabfalls im Süden waren die Ring-mauerabschnitte nur bedingt zu inspizieren. So ist im Bereich des östlichen Rosen-gartenbaues eine deutliche Baufuge zu konstatieren, die östlich einen spätroma-nischen (schräg ansteigenden) Mauerfuß erkennen lässt, während westlich der Baufuge Bruchsteinmauerwerk mit Grünschiefer auf eine spätgotische Bauphase hindeutet (Abb. 90). Im weiteren Verlauf nach Osten liegen spätromanische Mauerwerkstrukturen auch im „Kasematten-Bereich“ vor, während am Wohnbau

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darüber spätgotische dominieren (Abb. 91). Hier dürfte die alte Ringmauer über den Kasematten abgestürzt und in der Spätgotik neu errichtet worden sein. Dies dürfte auch auf den östlichen Anschluss der Ringmauer vor dem Wohnturm im niederen Bereich zutreffen, da hier eine Fuge sowie ein Überfangbogen auf spätgotischen Wiederaufbau hinweisen. Zudem wurde die Nordwestecke des Wohnturms spätgotisch erneuert (Abb. 94), die wohl beim Absturz des Ringmauerabschnittes mitgerissen worden ist. Die östlichen Ringmauerabschnitte der Unterburg werden in den Kapiteln von Wohnturm und Ostbau mitbehandelt.

Abb. 90: Südliche Ringmauer der Unter-burg mit Baufuge (Pfeil) im Bereich des östlichen Rosengartenbaus

Abb. 91: Südliche Ringmauer der Unterburg im Bereich der „Kasematten“

2.2.2.2. Wohnturm mit Anbau

Abb. 92: Modernes Grabendach des Wohnturms

Abb. 93: Ansicht gen Südost

Der spätromanische Wohnturm im Südosten der Unterburg ist aufgrund der erhaltenen Bausubstanz klar als solcher erkennbar. Er wurde in den letzten Jahren mit einem erneuerten Grabendach aus Blech abgedeckt (Abb. 92). Der Wohnturm wirkt von Außen sehr viel höher als er in Wirklichkeit ist, da seine Außenmauern sehr tief im Felsabhang gründen. Er besitzt und besaß –vom Dachge-

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schoß abgesehen– nur zwei Geschosse, wobei das EG eine Grundfläche von etwa 8,20 x 6,50 m bei 1 m dicken Mauern (nur Südwand =Ringmauer etwas dicker) aufweist.

Abb. 94: Wohnturm Nordfassade mit Befunden: a) spätgotisches Portal zu EG; b) romanischer Hocheinstieg (spätgotisch ver-mauert)?; c) spätgotisch erneuerte Turmecke und Aufstockung

Abb. 95: Wohnturm, südliche Fassade mit romanischer Biforie zwischen jüngeren Fenstern im OG

Abb. 96: Wohnturm mit Übergang zur östlichen Ringmauer

Abb. 97: Wohnturm, südliche Wand (1. OG) mit vermauerter romanischer Biforie

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Zwischen den jüngeren, wohl ursprünglich spätgotischen (im 19. Jh. nochmals verändert) Fensteröffnungen im OG ist eine vermauerte spätromanische Biforie (Mittelsäule fehlt) zu konstatieren (Abb. 97). Darüber liegt eine spätgotische Aufmauerung bzw. Ausbesserung mit hohem Grünschiefer-Anteil, die noch eindeutiger am Westgiebel und der Nordfassade zu erkennen ist (Abb. 94).

Abb. 98: Wohnturm und östliche Ringmauer mit ehemaligem Ausgang im Bereich des Anbaues (roter Pfeil), spätgotisch/frühneuzeitlich vermauert und durch neuen Ausgang ersetzt (blauer Pfeil). Oberer Abschluss mit Schießscharten sowie Mauerschale im Sockel-bereich (grüner Pfeil) spätgotisch erneuert (mit hohem Grünschiefer-Anteil).

Abb. 99: Wohnturm, EG Nordwand mit spätgotischem Zugang (mit Anbau der Außenstiege nach Osten verlagert)

Abb. 100: Wohnturm EG, Blick nach Ost mit spätgotischem Gewölbe

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Der ursprüngliche Zugang zum Wohnturm ist durch den spätgotischen Einbruch verunklärt, von dem an der Außenseite (Abb. 94, a) und der Innenseite (Abb. 99) noch deutlich Keilstein-Überfänge aus Grünschiefer sichtbar sind. Der spätgotische Zugang ist mit Anbau der steinernen Außentreppe später nach Osten verlagert worden, sodass überhaupt die Existenz eines spätromanischen Zugangs zum Erdgeschoß unklar bleibt, der auch über eine innenliegende Stiege vom OG aus denkbar wäre (wie in dieser Zeit nicht unüblich). Zudem lässt sich in der Nordwand des OG ein mutmaßlicher Hocheinstieg der Spätromanik nachweisen (Abb. 94, b). Erneuerte Abbruchkanten an der Nordwestecke (Abb. 94, c) mit Grünschiefer weisen auf eine spätgotische Ausbesserung aufgrund eines Einsturzes der benachbarten Ringmauer hin, bei der auch die Wohnturmecke in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Das Erdgeschoß weist zudem die sekundäre Einwölbung der Spätgotik mit Tonne und Stichkappen auf (Abb. 100).

Abb. 101: Wohnturm EG Südwand, Fensterlaibung mit dem rudimentär erhal-tenen Schriftzug Kyselaks

Abb. 102: Schriftzug Kyselak, Detail

Ein Kuriosum stellt der Schriftzug von Joseph Kyselak am Fenster der Südwand des Erdgeschosses dar (Abb. 102). Er ist aufgrund von Beschädigungen der Putz-oberfläche leider unvollständig. Joseph Kyselak (1799 – 1831) war ein Sonderling aus Wien, der sich auf zahlreichen Bauwerken und Naturdenkmalen der Habsburger-Monarchie mit seinem Namenszug verewigt hat. Angeblich soll dieses Gebaren auf eine Wette mit Freunden zurückgehen, dass er binnen drei Jahren ohne einen außergewöhnlichen Anlass Berühmtheit erlangen würde. Schon nach weniger als der Hälfte der Zeit wurde Kyselak eingeräumt, die Wette gewonnen zu haben.43 In einem von Kyselak veröffentlichten Reisebericht erwähnt er, dass er Klamm im Frühjahr 1825 „untersucht“ habe.44 Wahrscheinlich stammt die unvollständig erhaltene Jahreszahl unter dem Namenszug ebenfalls von Kyselak und soll „1825“ heißen (Abb. 101). Im Obergeschoß des Wohnturms ist der Ausbau des 19. Jahrhunderts zu sehen, dem auch ein nachgebildetes Türsturz-Profil (des spätgotischen Kapellenzugangs) an-

43 Wurzbach 1865, 445f. 44 Kyselak 1829, 6.

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gehört (Abb. 104). Im Obergeschoß des Anbaues, der auch ein neugotisches Fenster in der Ostwand enthält (Abb. 105), ist die Nordostecke des spätromanischen Wohnturmes mit Eckquaderung zu sehen (Abb. 106).

Abb. 103: Wohnturm, 1. OG gen Süd

Abb. 104: Wohnturm, 1. OG gen Ost

Abb. 105: Anbau, 1. OG gen Ost

Abb. 106: Anbau, 1. OG mit nordöstlicher, gequaderter Wohnturm-Ecke

Im aufgeschütteten Erdgeschoß des Anbaues, im Zwickel zwischen Wohnturm, Ringmauer und Ostbau, birgt die Ostwand die mit Sturzbalken überfangene ehemalige Öffnung zum Zwinger, die hier nur noch im oberen Bereich sichtbar ist

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(Abb. 108), während sie an der Außenseite im vermauerten Zustand klar mit stark verwittertem Gewände zu konstatieren ist (Abb. 98). Es ist nicht eindeutig zu klären, ob die Öffnung ursprünglich die Funktion eines Ausganges oder eines Abortes hatte.

Abb. 107: Anbau mit Anschluss des Ostberings (links) an den Wohnturm (rechts)

Abb. 108: Anbau gen Ost mit Sturzbalken über ehemaligem Ausgang (Pfeil)

2.2.2.3. Wohnbauten

2.2.2.3.1. Wohnbau mit „Kasematten“

Abb. 109: Wohnbau, Überblick gen Süd

Der Wohnbau der Unterburg besitzt aufgrund der Geländeverhältnisse im Süden ein Kellergeschoß, hier als „Kasematten“ bezeichnet sowie das eigentliche Wohngeschoß

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darüber, das aufgrund historischer Ansichten und fehlender Befunde kein Obergeschoß (außer Dachboden) erkennen lässt. Die talseitige Südwand erscheint hier aufgrund eines Absturzes als in der Spätgotik einheitlich neu errichtet, während die Südwand des Kellergeschosses bzw. der Kasematten darunter an der Außenseite noch weitgehend romanische Bausubstanz aufzeigt.

Abb. 110: Westwand der östlichen Unter-burg mit Rundbogenportal zum Burghof und sekundärem Durchgang zum Wohnbau (li.)

Abb. 111: Wohnbau, Innenseite der süd-lichen Westwand

Abb. 112: Wohnbau, nordwestliche Wand (Hofseite) mit Resten einer Eckquaderung (Pfeil)

Abb. 113: Wohnbau, nordwestliche Wand (innen) mit zwei vermauerten Durchgängen

Die Westwand des Wohnbaues ist Bestandteil einer spätromanischen Ringmauer, die hier das östliche und höher gelegene Terrain der Unterburg abriegelte. Ihr Mauerwerk entspricht jenem am Wohnturm und an der östlichen Ringmauer und besitzt ebenfalls partiell Opus-spicatum-Einschübe (Abb. 110). Den Durchlass zum schmalen Hof der östlichen Unterburg gewährte ein Tor am nördlichen Ende, das Steingewände mit Rundbogen besitzt (Abb. 110). Das Tor dürfte schon Bestandteil bei Errichtung der spätromanischen Mauer gewesen sein, jedoch wurde es in der Spätgotik neu eingewölbt und wohl auch in der Höhe etwas reduziert. Dabei wurden die spätromanischen Gewändesteine wiederverwendet. Die beiden Durchgänge in der Westwand des Wohnbaus (Abb. 111) sind erst später, bei Anbau des Rosengartenbaus und Ausbaus der Galerie, eingebracht worden. Der schräg verlaufende Teil der Nordwand des Wohnbaus wurde an die spätromanische „Sperrriegel-Mauer“

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angestellt und zeigt am östlichen Ende Reste einer Eckquaderung (Abb. 112). Sie schloss mit einem kleinen Versprung wohl an die Nordwestecke eines älteren Wohnbaus an. Die Innenseite der nordwestlichen Wand zeigt noch die Befunde zweier Durchgänge, wobei der östliche aufgrund der Mauerstruktur wohl schon spätgotisch vermauert worden und zeitgleich ein neuer Zugang weiter westlich geschaffen worden ist, der wiederum in einer jüngeren Bauphase geschlossen wurde (Abb. 113). Diese Befunde, sowie ältere Mauerwerkstrukturen, die jedoch aufgrund des großflächig erhaltenen Verputzes nur schwer greifbar sind, legen eine Entstehung der schräg verlaufenden Nordwestmauer zumindest noch im 14. Jh. nahe. Dabei wurde vermutlich eine bis dahin bestehende Lücke zwischen der „Sperrriegel-Mauer“ im Westen und einem älteren Wohnbau im Osten geschlossen. Auf die Existenz eines älteren Wohnbaues deuten entsprechende Strukturen an der Nordwand (Abb. 123). Der spätgotische Ausbau hat die älteren Strukturen stark überformt. So wurde die abgestürzte Südwand und in diesem Zusammenhang wohl auch die östliche Stirnwand ersetzt sowie Zwischenwände eingebracht. Zudem wurden an der Südwand zwei separierte Räume angebaut, wovon der westliche ein spätgotisches Türgewände aufweist (Abb. 117).

Abb. 114: Wohnbau, südwestlicher Eck-bereich

Abb. 115: Wohnbau gen Ost

Abb. 116: Westliche Zwischenwand gen Ost

Abb. 117: Separierte Räume unbekannter Funktion an der Südwand

Mangels aussagekräftiger Befunde muss die Funktion dieser Räume vorerst ungeklärt bleiben. In Frage kämen vielleicht eine weitere Küche, eine Stiege zu einem nicht mehr nachweisbaren Obergeschoß und/oder sanitäre Anlagen.

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Abb. 118: Wohnbau, östliche Südwand (mit jüngst erneuertem Fenstersturz (im Bild r.)

Abb. 119: Wohnbau, Bereich der östlichen Stirnwand

Abb. 120: Östliche Nordwand

Abb. 121: Nordostecke der Nordwand

Abb. 122: Wohnbau, Überblick gen Südwest

Abb. 123: Nordwand (Hofseite)

Das als „Kasematten“ bezeichnete Kellergeschoß des Wohnbaus entstand östlich des jüngeren Zugangs (Abb. 125) bereits in spätromanischer Zeit, wie die tief im Felsabhang gründenden Außenmauern belegen (Abb. 91). Dabei wurde der Raum zwischen Terrassenkante der Unterburg und der neu errichteten Außenmauer bis auf heutiges Niveau aufgefüllt und begradigt. Die Ringmauer der ältesten Burg (1. Hälfte 12. Jh.) verlief noch zurückversetzt entlang der Terrassenkante. Von ihr liegt im Nordwesten noch ein kleines Teilstück frei (Abb. 126).

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Ob im weiteren Verlauf nach Osten noch Bausubstanz der älteren Ringmauer erhalten ist, kann derzeit nicht ermitteln werden, da das sekundär in der Spätgotik eingebrachte Gewölbe hier tief ansetzt (Abb. 130). In der Spätromanik ist hier von einer Balkendecke auszugehen, durch die auch eine Stiege vom Wohnbau-EG zum Kellergeschoß geführt haben wird. In der Spätgotik wurden, neben der Einbringung des Gewölbes, ein Zugang im Westen sowie ein Ausgang im Osten geschaffen. In die Südwand wurden drei Fensteröffnungen eingebracht, die im Notfall durch ihre niedrige Lage auch als Geschützscharten zu nutzen waren, wenngleich hierfür keine spezifischen Merkmale (wie etwa Rauchabzüge oder eine spezielle Schartenöffnung) vorliegen (Abb. 131).

Abb. 124: Zugang zum Keller des Wohnbaus gen Ost, Gewölbe im Vordergrund gehört zum Galeriebau

Abb. 125: Zugang „Kasematten“, Detail

Abb. 126: Kasematten, nordwestlicher Abschnitt mit freiliegender Mauer aus quaderhaften Kalksteinen der Ursprungsanlage

Abb. 127: Treppe am östlichen Ausgang der Kasematten

Ab der Spätgotik erscheint die Bezeichnung „Kasematte“ für das Untergeschoß als gerechtfertigt. Der Fachterminus beschreibt einen beschusssicheren Gewölberaum, der zur Aufstellung von Geschützen oder als Depot diente.

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Abb. 128: Kasematten gen Ost

Abb. 129: Kasematten gen West

Abb. 130: Kasematten, östliche Nordwand

Abb. 131: Fenster der Südwand

2.2.2.3.2. Ostbau Der Ostbau wurde zeitgleich mit dem Anbau des Wohnturmes in der Spätgotik errichtet und an die östliche Ringmauer angestellt. Das Mauerwerk zeichnet sich durch einen hohen Grünschiefer-Anteil aus (Abb. 132). Das Erdgeschoß ist teilweise mit Schutt aufgefüllt, sodass ein vermauerter, ehemaliger Durchgang mit Keilsteinen aus Grünschiefer in der Südwand (zum Anbau) nur mehr durch einen Spalt zu sehen ist. In der Westwand befinden sich eine Fensteröffnung im EG, zwei Fensteröffnungen im 1. OG (wovon die nördliche im unteren Teil vermauert und der ehemalige Sturz ausgebrochen ist) und eine kleine Fensteröffnung im 2. OG (Abb. 133). Möglicherweise befand sich hier an Stelle des Mauerausbruchs noch ein weiteres Fenster. Der ehemalige Zugang zum 1. OG dürfte an Stelle des heutigen Fensters in der Südwand gelegen sein (Abb. 135). Bei der nördlichen Wand handelt es sich zugleich um eine Abmauerung des anstehenden Felsens, sodass im EG und 1. OG keine Wandöffnungen zu sehen sind (Abb. 137). Eine zu erwartende Wand im Bereich des 2. OG ist an der Nordseite nicht erhalten. In der Mitte der Ostwand ist im 1. OG ein vermauertes Portal mit Giebelsturz (eine beliebte Form der Spätgotik) zu konstatieren (Abb. 134), das an der Unterkante der Außenseite zwei Balkenlöcher erkennen lässt (Abb. 136). Die Höhe der Balkenlöcher korrespondiert mit einer benachbarten Felsstufe, sodass hier ein Ausstieg zum Zwinger über eine Holzkonstruktion anzunehmen ist.

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Abb. 132: Ostbau, Hoffassade mit Zis- terne II im Vordergrund

Abb. 133: Westwand (Innenseite)

Abb. 134: Ostwand mit ehemaligem Zugang zum Zwinger im 1. OG

Abb. 135: Südliche Wand

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Abb. 136: Ehemaliger Ausgang zum Zwinger mit Balkenlöchern eines hölzernen Ganges

Abb. 137: Nördliche Wand

Das Verfüllmaterial der Vermauerung zeigt neben wiederverwendetem Grünschiefer auch Ziegelbruch, der zudem als Ausgleichsmaterial der Ringmauer-Oberfläche bei Auftrag der letzten Putzschicht verwendet worden ist. Somit kann indirekt die oberste Putzschicht auf einen Zeitpunkt datiert werden, der nach dem spätgotischen Umbau liegt und wohl dem 17. oder 18. Jh. angehören dürfte. In diesem Bereich fallen auch im Putz eingeritzte Kreuze auf, die über vermauerten Rüstlöchern liegen und möglicherweise zum Auffinden derselben bei neuerlichen Renovierungen dienten.

2.2.2.3.3. „Rosengarten-Bau“

Abb. 138: Rosengartenbau-Ost mit Gewöl-berest des EG

Abb. 139: Rosengartenbau-Ost, EG gen Ost mit Mittelpfeiler

Der so benannte „Rosengarten-Bau“ an der Südwestecke der Unterburg kann in einen östlichen Teil (der im EG noch ein Gewölbe trägt und nach Süden vorspringt) und einen westlichen Teil gegliedert werden. Der Rosengartenbau-Ost wurde in einen Zwickel spätromanischer Mauern eingestellt, die zugleich Nord- (Abb. 138) und Ostwand (Abb. 140) bilden. Zur Ver-stärkung des Tonnengewölbes im EG wurde ein Mittelpfeiler platziert (Abb. 139). Die südliche Wand ist im Laufe des 19. Jahrhunderts vollends abgestürzt, Ansichten von Beginn dieses Jahrhunderts (Abb. 4, Abb. 5) zeigen sie zumindest im EG als noch intakt.

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Abb. 140: Rosengartenbau-Ost, EG gen Nord mit an ältere Mauer angestelltem Gewölbe

Abb. 141: Rosengartenbau-Ost gen West

Abb. 142: Rosengartenbau gen Ost

Abb. 143: Rosengartenbau-West, Nordwand mit jüngst erneuertem Türsturz

Abb. 144: Rosengartenbau-West, Westwand mit Schlitzscharte im EG

Abb. 145: Westwand OG, spätgotische Erkerkonsole aus Rauhwacke

Im EG des Rosengartenbaus-West, von dem nur die Nord- und Westwand erhalten ist, zeigen sich am Mauerwerk ältere Strukturen, die noch dem 14. Jh. angehören dürften (Abb. 143). An der Westwand liegt zudem eine einfache Schlitzscharte (im oberen Bereich vermauert) vor (Abb. 144). Im südlichen Bereich der Westwand ist

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eine deutliche Baufuge zu sehen, an die südlich spätgotisches Mauerwerk mit reichlich Grünschiefer anschließt (Abb. 147). Vermutlich ist hier eine ältere Mauer (bzw. Gebäudewand) abgestürzt und in der Spätgotik ersetzt worden. Die erhaltenen Wände des OG zeigen einen deutlichen Rücksprung über dem älteren Mauerwerk und gehören der Spätgotik an. Von einem Erker an der Südwestecke des OG ist eine profilierte Konsole erhalten (Abb. 145). Die Westwand zeigt im OG zudem ein Fenster und in der anschließenden Nordwand einen vermauerten Durchgang zum 1. OG des Torbaues (Abb. 144).

Abb. 146: Torbau/Rosengartenbau West-fassade

Abb. 147: Rosengartenbau Westfassade EG mit Baufuge (Pfeil)

2.2.2.4. Galeriebau

Abb. 148: Galeriebau gen West mit ab-gemauerter Felsenstiege (rechts im Bild)

Abb. 149: Galeriebau gen Südost mit spätgotischer „Galerie“ (Laufgang auf Wand-pfeilern mit Konsolen)

Der Galeriebau schließt östlich an den Torbau an. In seinem nördlichen Bereich befindet sich ein abgemauerter Felsklotz mit Treppe (Abb. 148), der schon den hochmittelalterlichen Anlagen als eine Art „Aufgangsrampe“ zur Erschließung von östlicher Unterburg und Oberburg gedient haben dürfte. Zeitgleich mit dem Torbau wurden in der Spätgotik Pfeiler vor die (ältere) Südwand gestellt, wovon der westliche zugleich als Auflage des Torhallengewölbes diente. Der südöstliche Bereich (vor dem Kasematten-Zugang) wurde überwölbt und der östliche Wandpfeiler mit einer mäch-tigen Konsole versehen, auf der ein gemauerter Laufgang („Galerie“) ruht (Abb. 149).

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Zwischen Treppe und Südwand liegt ein freier Hof, der wohl nie überbaut gewesen sein dürfte. Über die Treppe an der Nordwand gelangt man in das Obergeschoß, das den östlichen Teil einnimmt. Es liegt größtenteils über dem anstehenden Fels und nur im südlichen Ostteil über einem Gewölbe (das im EG zu den Kasematten führt). Von hier aus war das 1. OG des Torbaus über den Galeriegang entlang der Südwand zu erreichen (Abb. 150). Die im 19. Jh. veränderte Tür zum Torbau an der Südostecke bestand nach Ausweis des aus Keilsteinen gefügten Türsturzes schon in der Spätgotik. Der daran anschließende Holzgang als auch der Durchgang in der Nordwand zur Oberburg bestand damals noch nicht (Abb. 151). In der Spätgotik war die Oberburg noch durch ein romanisches Portal (mit nicht mehr vorhandener Stiege) am östlichen Ende der Nordwand erreichbar, das erst mit Einbau eines Gewölbes (vermutlich 17. oder 18. Jh.) vermauert worden ist (Abb. 153). Zwei Gewölbeansätze an der Nordwand künden noch von diesem Gewölbe. An der gegenüber liegenden Südwestecke deutet ein Maueransatz ebenfalls noch auf diese Gewölbesubstruktion, während an der Südostecke nichts erhalten ist. Man wird sich das Gewölbe als eine nach West und Ost hin offene Tonne vorstellen müssen, die an die spätromanische Ostwand und eine nicht mehr erhaltene Westwand angestellt war. In der nördlichen und südlichen Gewölbewange ist von Stichkappen aus-zugehen. Unter der mutmaßlichen nördlichen Stichkappe liegt ein spätgotisches Portal mit Keilsteinen aus Grünschiefer (Abb. 153), das sekundär in die Wand eingebracht worden ist. Eine Treppe führt von hier in einen Felsenkeller, in dem ursprünglich der Tankraum von Zisterne I lag (vgl. Kap. 2.2.3.2.). Mit Einbau des Gewölbes war nun auch der alte Zugang zur Oberburg nicht mehr nutzbar und wurde vermauert. Ein neuer Zugang wurde am westlichen Ende der Nordwand eingebracht, der wohl über einen Holzgang –ähnlich wie der erneuerte von heute– erreichbar war. Östlich dieses Zugangs erfolgte zudem der Einbau eines Fensters mit Ziegellaibung. An der Ostwand des Torbaues ist unter dem Putz die Ziegellaibung einer ehemaligen Öffnung zu konstatieren, die wohl ebenfalls in dieser Umbauphase des 17./18. Jahrhunderts entstanden und wohl im 19. Jh. wieder vermauert worden ist (Abb. 151). Wie das zu vermutende Geschoß über dem Gewölbe des Galeriebaus aussah, lässt sich nicht mehr sagen; jedoch wäre eine Verbindung mit dem „Zugangsbau“ der Oberburg denkbar.

Abb. 150: Galeriebau OG, Überblick gen Südwest

Abb. 151: Galeriebau OG mit Ostwand des Torbaus

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Abb. 152: Galeriebau gen West mit Zu-gangsbau zur Oberburg (rechts im Bild)

Abb. 153: Galeriebau Nordwand mit romanischem Zugang zur Oberburg (rechts) und spätgotisch eingebrachtem Kellerportal (zur ehemaligen Zisterne I) sowie sekundä-ren Gewölbeansätzen (Pfeile)

2.2.2.5. Wirtschaftsbauten und Wasserversorgung

Abb. 154: Küchenbau gen Nordost

Abb. 155: Küchenbau, oberer Teil Südwand

Abb. 156: Küchenbau, Südwand EG

Etwa in der Mitte des oberen Burghofes der Unterburg wurde eine Felsspalte nach Ausweis des Mauerwerks (mit reichlich Grünschiefer) durch ein Gebäude der Spät-

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gotik verbaut. Es ist unschwer als ehemalige Rauchküche zu identifizieren. Es besitzt einen schmalen eingewölbten Vorraum mit Zugang und Fenstern (Abb. 157, Abb. 158) und den innerhalb einer Felsspalte liegenden eigentlichen Küchenraum, der durch eine Wand vom Vorraum abgeteilt worden ist. Über dieser Wand erhebt sich eine nach innen geneigte Esse mit Rauchabzug, die zugleich die anstehenden Felswände mit benutzt (Abb. 160). Aus dem Fels wurden auch Nischen herausgearbeitet (Abb. 159).

Abb. 157: Vorraum gen West

Abb. 158: Vorraum gen Ost

Abb. 159: Küchenraum gen Südwest mit Zugang und Wandnische

Abb. 160: Küchenraum gen Süd mit Rauchküchen-Esse

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Unmittelbar östlich der Rauchküche befindet sich ein aus dem Fels heraus gehauener Raum, dessen Öffnung bis auf einen kleinen Durchlass abgemauert worden ist (Abb. 161). Es handelt sich hierbei natürlich nicht um ein Gefängnis oder eine „Geheim-kammer“, wie gelegentlich geäußert, sondern wohl um einen Vorratsraum oder eine Speisekammer, die zugleich durch die Lage im Fels eine Kühlung der Lebensmittel ermöglichte.

Abb. 161: Abmauerung des Felsenraums

Abb. 162: Einblick in den Felsenraum (wohl „Kühlschrank“ der benachbarten Küche)

Abb. 163: Zisterne II

Abb. 164: Hof der Unterburg gen West

Im nordöstlichen Burghof der Unterburg befindet sich eine teils aus dem Fels gehauene und teils gemauerte Zisterne (Abb. 163). Hierbei dürfte es sich um die im Zustandsbericht von 1682 erwähnte und als einzige Wasserversorgung bemängelte Zisterne handeln (s. Kap. 1.2., S. 6). Sie wird spätestens in der Spätgotik angelegt worden sein, als die älter Zisterne I der Oberburg in einen Felsenkeller um-funktioniert worden ist (s. Kap. 2.2.3.2.). Die Zisterne präsentiert sich heute als offenes Becken mit ovalem Grundriss, wobei der Innendurchmesser an der breitesten Stelle bei etwa 5,50 m liegt. Sie dürfte ursprünglich zumindest eine Abdeckung aus Holz besessen haben, um das Wasser vor Verunreinigungen und Verdunstung zu schützen.

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2.2.3. Oberburg

2.2.3.1. Ringmauer Die Ringmauer der Oberburg ist stark durch die spätgotische Umbaumaßnahme überformt worden, sodass eine genaue Datierung älterer Bauphasen stellenweise schwer fällt. Ihre Mauerdicke liegt allgemein bei etwa 1,50 m. Die höher gelegenen Mauerschenkel westlich (Abb. 168) und östlich (Abb. 166) des Bergfrieds geben keine hochmittelalterliche Struktur preis. Hier steigt der Fels gleichsam einer Wand bis zum Sockel des Bergfrieds an, sodass zu überlegen wäre, ob hier im Hochmittelalter möglicherweise gar keine Ringmauer oder nur eine niedere, schmalbrüstige Version bestand, die in den jüngeren Bauphasen aufgegangen ist. In den zuvor besprochenen Abschnitten beidseits des Bergfrieds dominiert die spätgotische Mauerwerkstruktur, jedoch scheinen auch ältere Strukturen des 14. Jahrhunderts durch. Hier dürften Mauerschalen und Brüstungsmauer mit Zinnen in der Spätgotik stark ausgebessert worden sein, wobei auch partielle Ausbesserungen des 19. Jahrhunderts aus kleinteiligen Kalksteinen zu konstatieren sind (Abb. 165).

Abb. 165: Ringmauer östlich des Bergfrieds (innen)

Abb. 166: Ringmauer östlich des Bergfrieds (außen)

Abb. 167: Ringmauer und Bergfried gen Südwest

Abb. 168: Ringmauer westlich des Berg-frieds

Der unmittelbar östlich an die Nordwand des Palas anschließende Ringmauer-abschnitt zeigt an der Innenseite eindeutig spätromanische Mauerwerkstruktur (Abb. 170), während die Außenseite eine stark überformte Mauerschale mit spolierten

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Steinen und Grünschiefer zeigt (Abb. 169), was für eine Ausbesserung in der Spätgotik spricht. Die Brustwehr der gesamten Ringmauer wirkt einheitlich und zeigt krenelierte Zinnen (=mit Schießscharten versehene Zinne), wobei kein nachträglicher Einbau der Scharten für Handfeuerwaffen zu konstatieren ist (Abb. 172). Daher dürfte die Brustwehr einheitlich einer spätgotischen Bauphase angehören, mög-licherweise ist dabei die ältere Ringmauer auch erhöht worden. Im Zwickel von Ringmauer und Nordostecke des Palas ist ein nachträglich ein-gefügter Gewölbeansatz aus Ziegeln zu konstatieren, der das einzige Relikt eines hier wohl einst angebrachten überwölbten Aufganges aus dem 17./18. Jh. darstellt (Abb. 170).

Abb. 169: Ringmauer östlich des Palas (außen)

Abb. 170: Ringmauer östlich des Palas (innen) mit Gewölbeansatz (Pfeil)

Abb. 171: Ringmauer östlich des Palas mit spätromanischer Mauerwerkstruktur

Abb. 172: Ringmauer westlich des Berg-frieds, Brüstungsmauer mit krenelierter Zinne

2.2.3.2. „Zugangsbau“ mit Zisterne I Der Zugang zur Hochburg wurde nach Ausweis des Mauerwerks zumindest schon in der Spätromanik durch eine (in jüngeren Umbauten stark überformte) Mauer ab-geriegelt (Abb. 153), die eine zur Oberburg ansteigende Geländestufe einnahm. Eine erhöht liegende Pforte (wohl ehemals über eine Stiege erreichbar) lag am östlichen Ende der Mauer. Parallel zu dieser Mauer wurde der weiter nördlich verlaufende

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Felsabhang mit einer Mauer verkleidet, die jüngst saniert worden ist (Abb. 173). Die Mauerwerkstruktur weist in das 14. Jh., sodass in dieser Zeit schon ein Gebäude an dieser Stelle angenommen werden darf. Die jünger eingebrachten Öffnungen in der Südwand (=Nordwand des Galeriebaus) belegen zumindest ein Gebäude des 17./18. Jahrhunderts. Der östliche Teil des Gebäudes dürfte unter der Grasnarbe heute mit Schutt angefüllt sein (Abb. 174). An der Ostseite bildet eine Mauer den Abschluss, die zugleich als Hangmauer des oberen Burghofes vor der Kapelle dient. Im Westen ist auf Bodenniveau ein abgemauerter Felssockel und dahinter eine Mauer mit spätgotischem Gepräge der zu sehen, die sich den Felshang bis zur Südwestkante des Palas hochzieht.

Abb. 173: Zugangsbau zur Hochburg gen W

Abb. 174: Zugangsbau zur Hochburg gen O

Abb. 175: Zugangsbau, Südwand gen Südost

Abb. 176: Bereich des ehemaligen Zister-nenschachtes an der Nordost-Ecke des Zu-gangsbaues

Zwischen der Nordwand des Zugangsbaus und der Abschlussmauer des oberen Burghofes (vor dem Palas) liegt ein schmaler Geländestreifen frei, in dessen östlichen Abschluss der Schacht einer Zisterne liegt (Abb. 176). Man wird davon ausgehen können, dass dieser Bereich immer frei war, um Regenwasser zuleiten zu können. Die Zisterne I dürfte zumindest der Spätromanik angehören. Die Unterseite zeigt einen runden, aus dem Fels gehauenen Schacht, der zum Schöpfen des Wassers mittels Eimern diente (Abb. 179). An der südlichen Unterkante des Schachtes ist eine runde Öffnung zu sehen, durch die das Regenwasser über eine Röhre aus Holz oder Keramik in den darunter liegenden Tankraum zugeführt worden ist. Mit Umnutzung der Tankzisterne zu einem Keller wurde der Schöpfschacht bis auf eine Lüftungs-

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öffnung mit Steingewänden vermauert. Diese Umwidmung geschah nach Ausweis des in der Südwand des Zugangsbaues sekundär eingebrachten Portalgewändes klar in der Spätgotik, wobei auch ein Stiegenabgang in den Fels eingehauen worden ist (Abb. 180). Bei dieser Neunutzung dürfte der Raum erweitert worden sein, während der Tankraum der ursprünglichen Zisterne wohl kleiner gewesen ist. Die meisten Höhenburgen weisen nur Zisternen auf, da der Bau von Tiefbrunnen sehr teuer oder aufgrund der Topographie gar unmöglich gewesen ist. Bei den Zisternen unterscheidet man Tank- und Filterzisternen. Filterzisternen waren so konzipiert, das innerhalb eines wasserdicht im Boden errichteten Umbaues mit Kies- und Schotterfüllung ein Schöpfschacht lag, der wasserdurchlässig war und das über die Kies-/Schotterfüllung geleitete (und dadurch gefilterte) Regenwasser aufnahm. In eine Tankzisterne wurde das Regenwasser hingegen direkt geleitet, jedoch gab es auch hier hölzerne Fangkästen vor dem Zulauf, die zumindest gröbste Ver-schmutzungen (Dachbelag, Moose) aufhielten.45

Abb. 177: Ehemalige Zisterne I (ab Spät-gotik Felsenkeller) gen West

Abb. 178: Ehemalige Zisterne I gen Ost

Abb. 179: Zisternenschacht mit Zulauf-Öffnung (unten) und spätgotischer Vermaue-rung zu einer Licht-/Belüftungsöffnung

Abb. 180: Spätgotischer Zugang zur ehemaligen Zisterne I

45 Gleue 2008, 19.

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Feinteilige Verschmutzungen des Regenwassers durch Vogelkot und Staub konnten hierbei natürlich nicht gefiltert werden; sie sanken jedoch und setzten sich am Tankboden als Schlamm ab, sodass auch hier eine brauchbare Wasserqualität gewährleistet war.

2.2.3.3. Palas Die seit dem 19. Jh. gebräuchliche Bezeichnung „Palas“ wurde für das Gebäude im Nordwesten der Oberburg beibehalten. Als „Palas“ definiert man eigentlich das Haupt-Wohngebäude einer Burg, das neben einem Versorgungsgeschoß im Keller oder EG, in den Obergeschossen Wohnräume und im abschließenden Obergeschoß einen repräsentativen Saal enthält. Diese Typologie trifft auf den Klammer „Palas“ nicht zu, da sich in den beiden Geschossen nur jeweils zwei kleine Räume befinden. Man sollte ihn daher eher neutral als „Wohnbau“ definieren. Ein hochmittel-alterlicher Palas wäre wohl eher im Wohnbau der Unterburg zu suchen, jedoch sind die dort erhaltenen Reste des Hochmittelalters zu gering, um der Definition eines Palas gerecht zu werden.

Abb. 181: Palas, Nordwand mit Fenstern von EG und OG sowie Scharten eines ehemaligen Wehrgangs darüber

Abb. 182: Palas gen Südost

Abb. 183: Palas, Südfassade

Abb. 184: Palas, Ostwand mit Tür zu OG

Das als „Palas“ bezeichnete Gebäude erhebt sich auf einer Grundfläche von etwa 8,05 x 11,90 m. Während die Nordwand eine Dicke von 1,50 m aufweist, ist die Südwand

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mit 0,75 m nur halb so dick. Dieser Umstand legt nahe, dass es sich bei der Nordwand um die Fortführung einer älteren Ringmauer handelt, an die der Palas angebaut worden ist. Die Außenseite der Nordwand zeigt jedoch eine spätgotische Überformung, wie auch schon am östlich anschließenden Ringmauerabschnitt festgestellt werden konnte –hier jedoch mit spätromanischer Struktur an der Innenseite. In der Nordwand des Palas dürfte sich deshalb ebenfalls die romanische Ringmauer fortsetzen, auch wenn der Verputz an der Innenseite keine Überprüfung zulässt. Die Außenschale der Nordwand wurde fast vollständig mit spoliertem Material der hochmittelalterlichen Anlagen (wieder-) errichtet (Abb. 181). Dabei wurden die quaderhaften Kalksteine in den Stoß- und Lagerfugen mit sehr kleinteiligem Material ausgezwickelt, sodass „netzwerkartige“ Strukturen entstanden. In Verbindung mit dem verwendeten Grünschiefer und Ziegeln (diese jedoch nur in geringem Umfang, da offensichtlich genügend „Altmaterial“ zu Verfügung stand) ist hier ebenfalls von einer spätgotischen Entstehungszeit auszugehen. Auch die Quaderung der Nordwestecke, Rüstlöcher und der Entlastungsbogen am Mauerfuß sprechen für diesen zeitlichen Ansatz. Im Dachbereich sind zudem Schlüsselloch-Scharten erhalten, die belegen, dass sich hier der Wehrgang der Ringmauer fortsetzte. Die Ansicht von Merian 1649 zeigt diesen Wehrgang ebenfalls und lässt zudem einen rundbogigen Abschluss der Fenster im Obergeschoß erkennen (Abb. 2), der sich am erhaltenen Mauerwerk über beiden Fenstern noch abzeichnet. Die Fenster erhielten bei einer jüngeren Umbau-maßnahme (wohl 19. Jh.) eine neue, verkleinerte Laibung mit scheitrechtem Sturz aus Keilsteinen, wobei auch einzelne Ziegel zu beobachten sind. Im Westen und Südwesten wurde der Palas an eine Felswand angebaut, die sich bis zum Obergeschoß erstreckt und auch teilweise im westlichen Raum des EG sichtbar ist (Abb. 188). Aufgrund dieser Felswand dürfte sich hier wohl nie eine Ringmauer befunden haben. An der Südfassade (Abb. 183) ist ebenfalls spoliertes Baumaterial zu erkennen, hier kam zudem bei der Errichtung jedoch deutlich mehr Grünschiefer zum Einsatz. Die einzige, original erhaltene Wandöffnung liegt mit einem kleinen Fenster mit Steingewände am EG vor. Am Zugang östlich davon ist nur der Spitzbogen des Gewändes original erhalten. Die Fenster des OG zeigen (wie an der Nordwand) scheitrechte Stürze aus Keilsteinen, die einer Restaurierungsmaßnahme wohl unter Architekt Neumann um 1889 entstammen. Alte Ansichten, die vor 1864 entstanden sind (Abb. 10, Abb. 15), zeigen die Fenster noch mit spitzbogigem Gewände.

Abb. 185: Palas EG, östlicher Raum gen NW

Abb. 186: Palas EG, östlicher Raum gen Süd

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Diese dürften jedoch ebenfalls schon einer ersten Wiederherstellung des 19. Jahr-hunderts angehören, die sich vom Spitzbogenportal des EG inspirieren ließ. Auch die Fenster im OG des Wohnturmes wurden mit scheitrechtem Sturz „zurückgebaut“, da eine Fotografie um 1880 noch eine spitzbogige Ausformung zeigt (Abb. 21).

Abb. 187: Palas EG, westlicher Raum gen N

Abb. 188: Palas EG, westlicher Raum gen S

Abb. 189: Palas OG, östlicher Raum gen Ost

Abb. 190: Palas OG, östlicher Raum gen West

Abb. 191: Palas OG, westlicher Raum gen Nord

Abb. 192: Palas OG, westlicher Raum gen Süd

Einzig erhalten blieb ein Spitzbogen-Fenster im OG des Wohnturm-Anbaus, das in dieser Form sicher erst im 19. Jh. entstanden ist.

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Auch das Schulterbogenportal, das den Zugang zum OG des Palas in der Ostwand bildet (Abb. 184), entstammt dem 19. Jh. und wurde dem (original erhaltenen) Kapellenportal nachempfunden. Die Räume der beiden Palas-Geschosse wurden durch eine Trennwand geteilt, wobei der jeweils westliche Raum eine bedeutend kleiner Grundfläche aufweist. Die Räume des EG sind tonnengewölbt; der westliche Raum wurde im 19. Jh. zu einer Burgküche umgestaltet (Abb. 187). Die flachgedeckten Räume des OG wurden in Art eines „Rittersaales“ umgestaltet, wobei der westliche Raum einen repräsentativen Kamin erhielt (Abb. 190).

2.2.3.4. Kapelle

Abb. 193: Kapelle, Chorwand gen Nord

Abb. 194: Kapelle, Nordwand

Die Burgkapelle ist ein einheitlich errichteter Bau aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Ältere Bauphasen sind nicht nachzuweisen. Einzig Freiherr Eduard von Sacken berichtet 1866 detailliert, dass die Jahreszahl der Erbauung „1451“ in einer „gemalten Schedula“ (Darstellung eines Schriftblattes) angebracht war.46 Dem widerspricht

46 Sacken 1866, 23.

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auch nicht der Baubefund der Mauerwerkstruktur und der Steingewänden aus Rauhwacke, die an Portalen, Stützpfeilern und Fenstern vorliegen. Die Kapelle mit polygonalem Chorschluss im Süden misst im Lichten 8,75 x 3,85 m, bei 0,82 m dicken Mauern und einer Gewölbescheitelhöhe von 5,88 m.

Abb. 195: Kapelle, Westwand

Abb. 196: Kapelle, Nordgiebel (Ende 19. Jh.)

Abb. 197: Kapelle, Ostwand mit Stützbögen

Abb. 198: Kapelle, teilerneuertes Maßwerk-fenster der Nordwand

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Abb. 199: Kapelleneingang

Abb. 200: Fenster über Eingang

Abb. 201: Erneuertes Maß-werkfenster der Westwand

Abb. 202: Kapellenraum gen Süd

Abb. 203: Rippengewölbe gen Süd

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Um den Gewölbedruck abzufangen, befinden sich an der Westseite Strebepfeiler (Abb. 195), während sich an der Ostseite Schwibbögen dem unmittelbar benach-barten Fels entgegen stemmen (Abb. 197). Die Maßwerke der Fenster sind aufgrund alter Ansichten und der Befunde im 19. Jh. weitgehend erneuert worden. Dies geschah aufgrund der datierten Ansichten bereits vor Mitte des 19. Jahrhunderts (Abb. 10, Abb. 14,Abb. 15). Die „Generalsanierung“ der Kapelle durch den Architekten Gustav Neumann 1889 betraf vor allem den Wiederaufbau des Daches mit den Giebeln. Weitgehend original erhalten waren das Schulterbogenportal (Abb. 199), das Fenster mit gefastem Gewände darüber (Abb. 200) und größtenteils wohl auch das Gewölbe mit Rippen (Abb. 203).

Abb. 204: Kapellenraum gen Nord

Abb. 205: Rippenkonsole

Das Innere der Kapelle zeichnet sich durch ein „[…] bemerkenswert frühes Kreuz-rippengewölbe mit durchlaufender Scheitelrippe […]“ aus.47 Die Rippen zeigen eine doppelte Kehlung, die in einen Steg ausläuft. Die Rippenansätze des Chores zeigen keine Konsolen, sondern enden mit einem bogenförmigen Abschluss unmittelbar in der Wand. Dies trifft auch auf die Rippenansätze an der Nordwand zu. Auch die jeweils beiden Rippenbündel der Längswände werden durch keine separaten Konsolen getragen, sondern entsprechen hier eher Diensten, an deren unteren Enden Schilde (südliche Dienste, Abb. 204) oder innerhalb eines Wulstringes trichter-

47 Dehio 2003, 296.

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förmige Segmente mit zapfenförmigem Abschluss (nördliche Dienste, Abb. 205) ausgearbeitet sind. Die Schlusssteine zeigen kreisförmige Stege, die mit den Stegen der Rippen korrespondieren. In der Mitte trägt jeder Schlussstein einen Eisenring zur Aufhängung von Lampen. Das heutige Interieur der Kapelle dürfte aus dem Fundus der Fürsten Liechtenstein stammen. So der Flügelaltar aus der Zeit um 1520, dessen linke Tafel den Heiligen Simon, die rechte Johannes den Täufer zeigt (Abb. 206). Die Mitte des Altars nimmt ein Kruzifix (um 1480) ein, flankiert von Statuetten des Evangelisten Johannes und Maria (um 1500). In der Ostwand ist ein Relief mit Darstellung eines Bischofs in Muschelnische eingebracht (oberitalienisch, 2. Hälfte 15. Jh., Abb. 207), in der Westwand befinden sich zwei weitere Reliefplatten, bei denen es sich um Kopien handeln dürfte. Die südliche zeigt einen thronenden Bischof in Segensgestus im Stil des 14. Jahrhunderts (Abb. 208), die nördliche einen thronenden Christus in spätromanischen Formen (Abb. 209).48

Abb. 206: Altar

Abb. 207: Relief mit Bischof unter Muschelnische an der Ostwand

48 Angaben zum Interieur nach Dehio 2003, 296.

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Abb. 208: Relief eines thronenden Bischofs an der Westwand

Abb. 209: Relief eines thronenden Christus an der Westwand

2.2.3.5. Bergfried Den interessantesten Bauteil der Burg, wie schon Piper bemerkt49, bildet der Bergfried. Hier sind insgesamt vier Haupt-Bauphasen und ein Funktionswandel zu unterscheiden. Die älteste Bauphase (nach Mauerwerkstruktur und urkundlichen Quellen) aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts äußert sich mit den Resten eines runden Turmsockels, der noch im Süden, Westen und Norden sichtbar freiliegt und bis zu 1m vor den darüber errichteten Bergfried ragt (Abb. 214, Abb. 215, Abb. 217, Abb. 221). Der Außendurchmesser des Rundturmes ist dadurch relativ genau auf etwa 8,70 m zu berechnen. Unterstellt man eine Mauerdicke von 1,50 m (durch die jüngere Überbauung nicht zu ermitteln –statisch für einen Turm allemal ausreichend), so ergäbe sich im EG ein Innendurchmesser von 5,70 m, was einer Fläche des Innenraums von 25,52 m² entspräche. Bei einer Verjüngung des Mauerwerks im ehemaligen OG auf eine Mauerdicke von 1m würde sich ein Durchmesser von 6,70 m mit einer Innenfläche von 35,26 m² ergeben. Die errechneten Maße würden sehr wohl einem bescheidenen Wohnturm gerecht

49 Piper 1902, 140.

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werden, wie schon allein aus typologischen Überlegungen und aufgrund von Vergleichsbeispielen zu konstatieren wäre.

Abb. 210: Bergfried gen Südost

Abb. 211: Bergfried mit gotischem Eingang

Abb. 212: Bergfried, Mauerwerk über Zugang

Abb. 213: Spätromanischer Bergfried mit Quaderritzung im Putz

Zunächst müssen die Begrifflichkeiten erklärt werden. Ein Wohnturm dient vornehmlich –wie der Name schon impliziert– dem „Wohnen“, Funktionen der Verteidigung sind hierbei gleichgestellt oder untergeordnet. Ein Bergfried hingegen diente allenfalls in Krisenzeiten zum zeitweiligen Wohnen und zeigt primär

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Verteidigungsfunktionen, was sich vor allem in erheblich größeren Mauerdicken und entsprechend kleineren Innenräumen äußert. Die „Einführung“ des Bergfrieds wird allgemein mit Mitte des 12. Jahrhunderts angenommen (in der jüngeren Forschung werden auch Einzelbeispiele diskutiert, die frühe Formen des Bergfrieds repräsentieren könnten), während erste Wohntürme schon im 9. Jh. zu belegen sind. Demnach wäre der älteste Klammer Turm schon nach allgemeiner Typologie der Burgenforschung als „Wohnturm“ zu bezeichnen.

Abb. 214: Bergfried mit Sockel des ältesten Turmes

Abb. 215: Turmsockel des Ursprungsbaues

Abb. 216: Bergfried gen Nord mit spätro-manischem Einstieg und Großteils über-bauendem gotischen Anbau

Abb. 217: Bergfried mit überbautem spätromanischem Zugang

Nachfolgende Beispiele von Dimensionen runder Wohntürme aus Deutschland sollen diese Deutung bestärken, wobei geringer Außendurchmesser und (mutmaßliche) geringe Mauerdicke in Klamm sicher der exponierten Lage auf einem Felskegel geschuldet sind, während die Vergleichsbeispiele durchweg Anlagen in der Ebene oder auf Höhenburgen mit ausreichend ebenem Baugrund darstellen. Runde Wohntürme sind im Vergleich zu rechteckigen weitaus seltener aber auch zahlreich zu belegen. Bei den rechteckigen Wohntürmen sind zudem auch nicht wenige mit relativ geringer Mauerdicke nachweisbar: als Beispiele mögen die Wohntürme in Bolanden/Rheinland-Pfalz (urk. Erwähnung Anfang 12. Jh.; Mauerdicke 0,85 – 1

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m)50, Holzheim bei Fritzlar/Hessen (2. H. 11. Jh.; Mauerdicke 1 m)51 und Lahntal-Caldern/Hessen (11. Jh.; Mauerdicke 1 m)52 dienen.

Abb. 218: Bergfried-Anbau gen Nordwest

Abb. 219: Bergfried, Nordwestseite mit goti-schem Ausbau u. älterem Turmsockel (Pfeil)

Mit Klamm teilweise vergleichbare Maße an runden Wohntürmen (im Folgenden: Außendurchmesser/Innendurchmesser/Mauerdicke) liegen in Groitzsch/Sachsen (13,30 m/9,30m/2,00 m; um 1080), Rothenburg-Kyffhäuser/Thüringen (12,00 m/6,60 m/2,70 m; 1. H. 12. Jh.), Alt-Berneck/Bayern (11,00 m/7,00 m/2,00 m; um 1100), Hirschberg/Bayern (13,20 m/7,80 m/2,70 m; Ende 11. Jh.), Nieder-Ohmen/Hessen (13,00 m/7,00 m/3,00 m; 11. Jh.) und Obertshausen/Hessen (10,20 m/5,40 m/2,40 m; 11. Jh.) vor.53 Aus jüngeren Untersuchungen sind noch die Rundtürme der Burgruinen Henneberg/Thüringen (11,70 m/6,20 m/2,70 m; 11. Jh., im Laufe des 12. Jahrhunderts abgebrochen) und Nordeck bei Stadtsteinach/Bayern (11,00 m/6,20 m/2,40 m; um 1100) zu nennen, deren Innendurchmesser mit dem Klammer Wohnturm korrespondieren.54 50 Böhme 1992, 37f.; Außenmaße des Wohnturms 6,3 x 9 m. 51 Ebenda, 31.; Außenmaße des Wohnturms 7,5 x 9 m. 52 Ebenda, 32.; Außenmaße des Wohnturms 7 x 9,6 m. 53 Angaben nach Schmitt 2000, 46ff. (mit Einzelnachweisen). 54 Spazier/Schwarzberg 2006, 195ff. (mit Literaturnachweis für Nordeck).

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Abb. 220: Bergfried, Nordseite

Abb. 221: Bergfried, Nordwestseite mit Turmsockel des Ursprungsbaues

Abb. 222: Bergfried, Zugang innen

Abb. 223: Bergfried, spätgotische Stiege u. zugesetztes Portal der Spätromanik (Pfeil)

In einer zweiten Bauphase Ende 12. oder 1. Hälfte 13. Jh. wurde der Wohnturm bis auf den Sockel abgebrochen (sofern er nicht schon zuvor zerstört worden war) und eingeebnet. Darüber wurde zurückversetzt der spätromanische Bergfried errichtet, der nun mit den Maßen (7,00 m/3,60 m/1,70 m) klar als solcher erkennbar ist. Der Innenraum von 3,60 m Durchmesser dürfte kaum zu Wohnzwecken nutzbar gewesen sein. Sein Zugang lag in der Südwand und ist mit einem Steingewände, das vom

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gotischen Anbau größtenteils zugestellt worden ist, nachweisbar (Abb. 217). Typisch für diese Bauphase ist auch die Verwendung von eisenhaltigem Gestein am Mauerwerk sowie der Verputz mit Quader-Ritzung (Abb. 213).

Abb. 224: Spätgotische Stiege, Detail des oberen Abschlusses

Abb. 225: Vermauertes spätromanisches Portal

Abb. 226: Gotische Bergfried-Erweiterung mit Zugang durch die südöstliche Wand der Spätromanik

Abb. 227: Gotische Bergfried-Erweiterung mit nördlichem Ansatz

In einer dritten Bauphase Ende des 13. oder im Laufe des 14. Jahrhunderts wurde nach Ausweis des Mauerwerks ein halbrunder Erweiterungsbau im Osten des

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Bergfrieds angebaut (Abb. 216, Abb. 218), wobei auch der spätromanische Eingang vermauert worden ist. Der neue Zugang wurde nun im Westen, an Stelle des heute erhaltenen, angebracht, der jedoch in der Spätgotik ein neues Gewände aus Rauhwacke erhielt (Abb. 210). Der Zugang zum gotischen Bergfriedanbau erfolgte durch einen Gang in der Ostwand (Abb. 226), der heute durch seine geringe Höhe als „Schlurf“ erscheint. Ursprünglich dürfte er jedoch „mannshoch“ gewesen sein und erst in einer vierten Bauphase (Spätgotik, 2. H. 15./Anfang 16. Jh.) zu einem niederen Durchlass „verkommen“ sein. Da das Bodenniveau des Innenraums im Vergleich zur Portalschwelle stark erhöht ist (Abb. 211), ist von einer Schuttauffüllung infolge Zerstörung und einer entsprechenden Einebnung auszugehen, bei der auch der Durchgang zur östlichen Erweiterung erheblich an Höhe eingebüßt haben dürfte. Zur dritten (gotischen) Ausbauphase ist auch noch eine halbrunde Felsverkleidung zu rechnen, die nach Ausweis von Balkenlöchern zudem als Substruktion eines hölzernen Wehrgangs gedient haben dürfte (Abb. 220). Die durch den gotischen Anbau entstandene Grundrissform des Bergfrieds einer „liegenden 8“ stellt im Burgenbau vermutlich ein Unikum dar, direkte Vergleichsbeispiele sind nicht bekannt.

Abb. 228: Gotische Bergfried-Erweiterung, östliche Wand mit Balkenlöchern des Dach-ansatzes vom äußeren Umgang (Pfeile)

Abb. 229: Gotische Bergfried-Erweiterung, südlicher Ansatz mit Tragbalken-Ende des äußeren Umganges

Die bereits angerissene vierte Bauphase der Spätgotik zeichnet sich neben dem veränderten Zugang im Westen vor allem durch den Einbau einer steinernen Treppenkonstruktion (Abb. 224) im spätromanischen Bergfried aus, bei dem auch der spätromanische Eingang vollends zugesetzt worden ist (Abb. 225). In dieser Bauphase dürfte auch der hölzerne Umgang, der auf der Vischer-Ansicht von 1672 zu sehen ist, entstanden sein. Balken seiner Substruktion und des Dachansatzes sind im Bergfried-Anbau noch nachweisbar (Abb. 228, Abb. 229). Die Vischer-Ansicht zeigt den Bergfried stark erhöht, jedoch dürfte er nach erhaltenen Befunden und der Merian-Ansicht von 1649 zumindest zu dieser Zeit nur ein Erd- und ein Wehrgeschoß mit Zinnen besessen haben. Veränderungen des Mauerabschlusses im Wehrgeschoß erfolgten zudem im 19. Jh. und 20. Jh.

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3. Dendrochronologische Untersuchungen [Lage der Proben-Entnahmestellen in den Bauphasenplänen kartiert!] Ein aus dem spätromanischen Bergfried stammendes Rüstholz aus Eiche wies für eine dendrochronologische Untersuchung zu wenige Jahrringe auf. Je nach Baumart müssen für eine solche Untersuchung mindestens 30-50 Baumringe vorliegen. Sämtliche untersuchten Proben bestanden aus Lärche, einer Baumart mit leider nur schwer erkenn- und korrelierbaren Jahrringmustern. Dadurch bedingt und durch eine teils zu geringe Anzahl von Jahrringen erzielten sämtliche 9 Proben leider kein Ergebnis (Auszug aus dem Gutachten nachstehend). Einige Proben waren aufgrund ihrer Lage leider nicht „zu bohren“, sodass hier nach dem Anschleifen der Balken-köpfe maßstabsgerechte Fotos der Baumringsequenz aufgenommen worden sind, die der Auswertung eines Bohrkernes theoretisch in nichts nachstehen. Die Proben 1-4 wurden an den Tragbalken des Wehrganges der nordwestlichen Ring-mauer der Vorburg genommen, die Proben 5-6 entstammen Rüsthölzern vom Unter-bau der nördlichen Palasmauer. Probe 7 wurde dem Sturz einer Scharte an der West-wand des Rosengartenbaus und Probe 8 einem Fenstersturz des Wohnbaus der Unterburg entnommen (der Sturzbalken wurde hier jüngst erneuert). Probe 9 schließlich stammt aus einem Tragbalken des ehemaligen Umgangs am Bergfried.

4. Mauerwerkstrukturen und Baumaterial Zur Datierung der Anlage stehen folgende Quellen zur Verfügung: -historische Überlieferung (lässt sich nur schwer mit konkreten Bauteilen in Zusammenhang bringen); -kunstgeschichtlich-stilistische Analyse von Bauplastik (Gewändeformen an Portalen und Fenstern sowie Ausarbeitung von Konsolen und Gewölberippen) und typologischen Belangen (etwa Schartenformen und Auftreten zeitspezifischer Wehrelemente); -Rückschlüsse aus Bauabfolgen. Wie im vorhergehenden Kapitel bereits dargelegt, konnten die dendrochronologisch untersuchten Bauhölzer leider nicht zu einer Datierung der Gebäude beitragen. Als maßgebliches Kriterium zur Datierung verblieben so vor allem zeitspezifische Mauerwerkstrukturen. Dabei erwiesen sich die verwendeten Baumaterialien als

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äußerst hilfreich, da sich die Gesteine gleichsam eines „Leitfossils“ bestimmten Bauphasen zuordnen lassen. Die Burg wurde auf einem Kalkfelsen errichtet, folglich besteht das Mauerwerk der ältesten Bauteile (Turmsockel am Bergfried, Mauerabschnitt im Bereich der „Kasematten“) auch aus reinem Quadermauerwerk (Abb. 230). Die „hammerrecht“ behauenen Steine meist länglicher Formate sind streng in Lagen angeordnet, zuweilen treten in den Stoßfugen hochkant gestellte Steine (sog. „Orthostaten“) auf. An den wenigen erhaltenen Resten des Ursprungsbaues sind sowohl am Turm als auch am Mauerstück im Bereich der „Kasematten“ sorgfältig gesetzte Einzellagen aus deutlich größeren Formaten von Quadern oder quaderhaften Steinen zu beobachten, die wohl als Ausgleichslagen dienten, um eine möglichst exakte horizontale Ausrichtung beim Aufmauern der darüber liegenden Mauerlagen zu erzielen. Die neben dem Kalkstein in jüngeren Bauphasen auftretenden Gesteine dürften von entsprechenden Aufschlüssen in der Umgebung Klamms stammen. Die spätromanische Bauphase zeichnet sich durch Gneis und stark eisenhaltige Sandsteine (daher rötliche Färbung) aus (Bergfried, Wohnturm, Ringmauer, Bauten Unterburg); gelegentlich werden auch quaderhafte Kalksteine verwendet, bei denen es sich wahrscheinlich um Spolien der Ursprungsanlage handeln dürfte (Abb. 231). Die Mauerwerkstruktur lässt noch die Tendenz hin zu Einzellagen erahnen, was jedoch aufgrund der verwendeten Bruchsteine unterschiedlichster Formate nur bedingt angewendet werden konnte. Quaderhafte Steinformate kommen nur noch als Spolien vor. Neben wenigen Einzellagen größerer Formate mit Auszwickelungen, werden größere Steinformate mit 2-3 Reihen kleinteiliger Steinformate ausgeglichen, partiell auch in Form von opus spicatum („Fischgrätmauerwerk“). Eine spätmittelalterliche Phase, wohl des späten 13. oder des 14. Jahrhunderts, weist vor allem Gneise in dickem Mörtelbett auf (Bergfried-Erweiterung, Rosengartenbau, „Zwinger II-Schildmauer“, Abb. 232). Besonders an der Bergfried-Erweiterung zeigt die Mauerwerkstruktur noch starke Verwandtschaft mit der spätromanischen Bauphase, jedoch unterscheiden sich der Mörtel und das Baumaterial, das fast ausschließlich aus Gneisen besteht. Am Rosengartenbau und Abschnitten des Oberburg-Berings sind auch Kompartimente mit stark schwankenden Höhen (20-50 cm) zu sehen. Die Spätgotik ist durch Rauhwacke (vor allem an Gewänden, Eckquaderungen, Kon-solen etc. –Kapelle, Torbau der Unterburg) und besonders durch Verwendung von Grünschiefer kenntlich; daneben werden auch sämtliche andere Gesteinsarten verwendet, oftmals auch spoliert. Erstmals kommen auch Ziegel zum Einsatz (Abb. 233). Die Mauerwerkstrukturen der Spätgotik sind nicht einheitlich. Das mag am relativ langen Zeitrahmen liegen (Fertigstellung Kapelle 1451 – etwa 1520), währenddessen die Gebäude sukzessive entstanden sind, aber vor allem an den unterschiedlichsten Baumaterialien. So kam etwa massenhaft spoliertes Material älterer Bauten zum Einsatz, gemischt mit neuem Material, wovon zuerst der Grünschiefer ins Auge springt. Der größte Abschnitt der nordwestlichen Vorburg-Ringmauer wurde mit offensichtlich neu gebrochenen Kalksteinen/Dolomiten errichtet, während das südwestliche Ende (zugleich Westwand Wirtschaftsbau I) nahezu vollständig aus Abbruchmaterial besteht. Unterschiedliche Strukturen des Mauerwerks sind auch funktional bedingt: So wurden die Ring- und Zwingermauern dieser Epoche konsequent in Kompartiment-Bauweise errichtet (Höhen um 50 cm), während an den übrigen Gebäuden Zwickelmauerwerk vorherrscht. Für alle Bauten der Spätgotik gilt, dass am

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Mauerwerk kaum Ziegel verwendet worden sind (das partielle Auftreten von Ziegeln dürfte auf Ausbesserungen der Mauerschale beruhen), die nur bei Tür-, Fenster- und Schartenlaibungen zum Einsatz kamen. Die Restaurierungsarbeiten unter den Fürsten Liechtenstein sind vor allem bei Ausbesserungen der Mauerschalen mit kleinteiligen Steinen (oft aus Kalk) ersichtlich (Abb. 234).

Abb. 230: Älteste Bauphase mit „hammerrechten“ Kalksteinquadern

Abb. 231: Spätromanische Bauphase mit Gneis, eisenhaltigem Sandstein und Kalkstein/Dolomit

Abb. 232: Bauphase Ende 13. / 14. Jh. mit vorwiegend Gneis in dickem Mörtelbett

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Abb. 233: Spätgotische Bauphase mit Rauhwacken-Gewände und „Leitfossil“ Grünschiefer

Abb. 234: Ausbesserungen des 19. Jahrhunderts aus sehr kleinteiligem Material (Pfeil)

Da es keine wissenschaftlich fundierte „Mauerwerkschronologie“ gibt, beruhen die entsprechenden Ausführungen neben typologischen Vergleichen aus der Literatur vor allem auf subjektiver Erfahrung und Denkmäler-Kenntnis des Bearbeiters. Der Leser sollte sich hierbei also durchaus einer kritischen Betrachtungsweise bewusst sein.

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5. Zusammenfassender Überblick zur Baugeschichte

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Die vorhergehende Grafik weist die belegbaren älteren Befunde der Hauptburg vor der umfassenden Umgestaltung in der Spätgotik auf. Die Hauptburg ist aufgrund von großen Geländestufen im Fels in eine Ober- und Unterburg zu gliedern, wobei der größere, östliche Teil der Unterburg auf einer höheren Stufe als der westliche liegt. Zum ältesten Baubestand gehört das als Sockel erhaltene runde Turmfundament aus quaderhaften Kalksteinen auf dem höchsten Punkt der Anlage. Nach heutigem Forschungsstand ist dieser Turm als „Wohnturm“ zu bezeichnen, da „Bergfriede“ allgemein erst in der Mitte des 12. Jahrhunderts aufkommen. Der errechnete Innendurchmesser des Rundturmes (bei angenommener Mauerdicke mit 1,50 m) von 5,70 m (Innenfläche: 25,52 m²) und eine zu erwartende Erweiterung aufgrund von Verjüngung des Mauerwerks im Obergeschoß auf 6,70 m (35,26 m²) böte zumindest ausreichende Wohnfläche, die auch an einigen zeitgleichen Vergleichsobjekten in Deutschland vorliegt. Sollte die Deutung des Klammer Wohnturms Bestand haben, so läge hier der älteste runde Wohnturm Österreichs (vermutlich mit dieser Grundrissausbildung auch der einzige) vor! Dieser ältesten Bauphase, die aufgrund der Schriftquellen Anfang des 12. Jahrhunderts zu konstatieren ist (dem auch die entsprechende Mauerwerkstruktur nicht widersprechen würde), gehört zudem ein kurzer Mauerzug im Süden der Anlage an, der hier eine Geländekante einfasste und einen Teil der südlichen Ringmauer darstellen dürfte. In dieser Bauphase dürften die fortifikatorisch günstigen Geländeverhältnisse, bei denen sich Felswände bis zur Oberburg hochziehen, ausgenutzt worden sein, sodass man an exponierten Stellen vielleicht auf Ringmauern verzichtet haben wird. Weitere Gebäude dieser Bauphase sind mangels Befunden vorerst nicht feststellbar. Die nachfolgende spätromanische Bauphase, die aufgrund von Mauerwerk-strukturen (mit opus spicatum) und einer Biforie am OG des Wohnturms in das Ende des 12. oder die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts zu datieren ist, erfolgte eine durchgreifende Erweiterung. Dazu gehört der Bau eines klar zu definierenden runden Bergfrieds über dem Sockel des älteren Wohnturms (der hier an einigen Stellen noch bis zu 1 m vorspringt), der nun einen Innenraum von 3,60 m Durchmesser (bei 1,70 m dicken Mauern =7 m Außendurchmesser) aufwies, der für einen Wohnturm denkbar ungeeignet wäre. Der Eingang des Bergfrieds lag an der südöstlichen Seite, von dem noch ein Steingewände in spätromanischen Formen teilweise sichtbar ist. Die im Nordwesten der Oberburg sowie im Osten und Süden der Unterburg erhaltene Ringmauer gehört ebenfalls dieser Bauphase an, in der die Baumaterialien Gneis, eisenhaltiger Sandstein und Kalkstein (dieser zumeist in Wiederverwendung vom Ursprungsbau) dominieren. Eine Mauer mit Tor sperrte die höher gelegene Terrasse der östlichen Unterburg im Westen ab, an deren nördliches Ende wiederum eine im rechten Winkel nach Westen abbiegende Mauer anschloss, die als südwestlicher Abschluss der Oberburg zu interpretieren ist und ebenfalls eine noch nachweisbare Pforte besaß. Im Zwickel dieser beiden Mauern lag eine Felsplattform, die etwas schmaler entlang der Oberburg-Mauer nach Westen zog und hier einen Aufgang ermöglichte. Ein weiteres Tor davor ist anzunehmen, jedoch für die Spätromanik nicht nachweisbar. Die südliche Ringmauer der Ursprungsanlage wurde durch den Bau einer neuen Ringmauer um einige Meter nach Süden verschoben, die nun tief im Felsabhang gründete und östlich an einen gleichsam neu errichteten zweigeschossigen Wohnturm anschloss. An der Südwand des Ober-geschosses sind zwischen zwei jüngeren Fensteröffnungen noch die Reste einer spätromanischen Biforie erhalten. In der östlichen Ringmauer deutet eine Öffnung auf einen Abort hin, der in der Gotik wohl als Ausstieg zu einer vorgelagerten

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Schildmauer genutzt worden ist. Auf dem Plateau der östlichen Unterburg wurde ein Wohngebäude errichtet, von dem nur noch die hofseitige Wand nachweisbar ist. Im Süden nutzte dieses Gebäude das durch die vorgeschobene Ringmauer neu gewon-nene Terrain, das als Kellergeschoß genutzt worden ist. Im Südwesten der Oberburg ist zudem für diese Bauphase eine Tank-Zisterne zu konstatieren. Die Gotik (nach Mauerwerksbefunden Ende 13./14. Jh.) führte zu neuen Erweiterungen. Hier ist zuerst der Bergfried zu nennen, der eine östlich angefügte halbrunde Erweiterung erfuhr, die nun auch größtenteils den spätromanischen Zugang überdeckte und folglich vermauert worden ist. Ein neuer Zugang wurde im Westen des älteren Bergfriedteils eingebracht und in dessen Verlängerung ein Durchgang eingebrochen, der den Zugang zum gotischen Erweiterungsbau erlaubte. An der Nordseite des Bergfrieds wurde bis auf die Höhe seines Sockels eine halb-runde Verstärkung (zugleich Abmauerung des Felsens) aufgemauert, die nach Ausweis von unmittelbar darüber liegenden Balkenlöchern auch einen hölzernen Wehrgang besaß. Die Ringmauerpartien westlich und östlich des Bergfrieds dürften auch in dieser Zeit errichtet worden sein (zuvor genügten vermutlich die hier situierten steilen Felswände, die sich bis zum Bergfriedsockel hochziehen). Im geländebedingt abfallenden südwestlichen Bereich der Oberburg entstanden Hang-mauern, die wohl auch zugleich mit der südlichen Wand ein Zugangsgebäude bildeten. Im Ostteil der Unterburg belegt eine Mauer, die die westliche „Sperrmauer“ (auf spätromanischer Grundlage) und mutmaßlich die Nordwestecke des spät-romanischen Wohnbaus verband, einen Erweiterungsbau. Im westlichen Teil der Unterburg, der tiefer liegt, sind eingeschossige Mauern zu konstatieren, bei denen die Zuordnung zu Gebäuden oder neu errichteten Ringmauerabschnitten aufgrund der Befunde im Einzelnen nicht möglich sind. Ein Mauerabschnitt am später errichteten östlichen Zwinger (Zwinger II) zeigt im Unterbau ältere Strukturen, sodass hier in der hochgotischen Phase von einer auf einem Felsgrat situierten Schildmauer auszugehen ist, die den Osten der Unterburg vor Beschuss schützte und zugleich durch ihre bloße Existenz eine Aufstellung von Angreifern auf dem Felsgrat verhinderte. Ein grundlegender Aus- und Umbau fand in der Spätgotik (2. Hälfte 15. – Anfang 16. Jh.) statt. Hierbei erfolgte in der Oberburg der Einbau einer steinernen Treppe im Bergfried (möglicherweise auch der Anbau eines hölzernen Umgangs, wie bei Vischer 1672 dargestellt und durch entsprechende Balkenlöcher zu belegen), die Errichtung eines Wohnbaus im Nordwesten (als „Palas“ bezeichnet) sowie der Bau der Kapelle (Erbauung historisch mit nicht erhaltener Bauinschrift „1451“ belegt). An den bereits bestehenden Gebäuden der Unterburg fanden ebenfalls Umbauten statt (vor allem am Wohnbau mit zuvor abgestürzter Mauer im Süden), neu errichtet wurden hier der Ostbau (mit Anbau zum Wohnturm), Burgküche (mit Vorratskeller) und Zisterne II. Im westlichen Teil der Unterburg wurde der Torbau parallel mit einem Galeriegang am OG der Nordwand des Rosengartenbaus errichtet. Der Rosengartenbau selbst ist nur mehr durch Mauern im Westen und Norden, einer Hangmauer im Süden und einem östlichen Bau mit erhaltenem Tonnengewölbe im EG fassbar. Das spätromanische Kellergeschoß des Wohnbaus wurde nun durch Zugänge im Westen und Osten zugänglich gemacht und eingewölbt. Vor dem westlichen Zugang erfolgte zudem eine Einwölbung des Bereiches zwischen Nordwand des Rosengartenbaus-Ost und dem gegenüberliegenden Felssockel, wodurch nun eine große Plattform im östlichen OG des Galeriebaus entstand. An der Nordwand des Galeriebaus wurde nun auch ein Zugang in die Südwand des Zugangsbaus der Oberburg gebrochen, der über eine hinabführende Stiege den

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ehemaligen Tankraum der Zisterne I erreichte, der zu einem Keller umfunktioniert und erweitert worden ist. Zeitgleich entstanden die Zwingeranlagen im Norden und Osten der Hauptburg sowie die gesamte Vorburg mit ihren Wirtschaftsbauten und übrigen Gebäuden. Dieser riesige Ausbau in der Phase der Spätgotik dürfte auch auf großen Zerstörungen beruhen, wobei zuerst die Eroberung von Matthias Corvinius 1487 zu nennen wäre. Neuerungen im Befestigungsbau, Baufälligkeit und Natur-katastrophen mögen ebenfalls zu den weitreichenden Um- und Ausbauten der Spätgotik beigetragen haben. In Renaissance und Barock erfolgte nur wenig Bauaktivität, die sich vor allem auf kleinere Umbauten von Wandöffnungen beschränkt. Nur am Galeriebau in der westlichen Unterburg ist der Einbau eines Gewölbes festzustellen, bei dem auch ein neuer Zugang zur Oberburg geschaffen worden ist. Ein allmählicher Zerfall der Burg dürfte bereits in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts eingesetzt haben, 1801 schlägt ein Blitz in die Wirtschaftsgebäude der Vorburg ein und löst einen Brand aus. Kampfhandlungen mit napoleonischen Truppen 1809 sowie die Ausbeutung und Nutzung der Burg als „Steinbruch“ durch die Bewohner der Umgebung dürften vollends dazu beigetragen haben, dass Burg Klamm zu einer Ruine wurde. Mit dem Kauf der Anlage 1830 durch den Fürsten Johann von Liechtenstein setzten erste Erhaltungsmaßnahmen ein. Dabei wurden auch Räume im „Palas“, dem Wohnturm und dem Torbau in romantisierender Form hergerichtet. An der Kapelle wurden die Maßwerkfenster ergänzt. In einer zweiten Sanierungsphase um 1889 wurden Dach und Giebel der Kapelle wiedererrichtet und kleinere Adaptionen vorgenommen. Ab 1965 wurden die ruinösen Wirtschaftsgebäude der Vorburg zu Wohnzwecken ausgebaut.

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Literatur Binder 1925 Georg Binder, Die niederösterreichischen Burgen und Schlösser, 1. Teil: An und südlich der Donau. Wien/Leipzig 1925. Böhme 1992 Horst Wolfgang Böhme, Burgen der Salierzeit in Hessen, in Rheinland-Pfalz und im Saarland. In: Horst Wolfgang Böhme (Hrsg.), Burgen der Salierzeit, Teil 2 (In den südlichen Landschaften des Reiches), Sigmaringen ³1992, 7-80. Dehio 2003

Dehio-Handbuch, Niederösterreich südlich der Donau, Teil 1, A-L (Die Kunst-denkmäler Österreichs, hrsg. vom Bundesdenkmalamt). Horn/Wien 2003. Feil 1856 Joseph Feil, Über Burgen und Schlösser im Lande unter der Enns, I. Einleitendes. In: Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien 1 (Wien 1856), 24-39. Fremdenverkehrsverein „Kreuzberg“ um 1960 Fremdenverkehrsverein „Kreuzberg“, Chronik der Ruine Klamm. Klamm (um 1960). Gleue 2008 Axel W. Gleue, Wie kam das Wasser auf die Burg? -Vom Brunnenbau auf Höhenburgen und Bergvesten. Regensburg 2008. Halmer 1966 Felix Halmer, Josef Scheigers Handzeichnungen der österreichischen Burgen, Schlösser, Ruinen und Wehrkirchen 1817-1882. Wien 1966. Halmer 1969 Felix Halmer, Burgen und Schlösser im Raume Bucklige Welt, Semmering, Rax (Birken-Reihe: Niederösterreichs Burgen und Schlösser I/3). Wien 1969. Kühtreiber/Mochty/Weltin 1998 Karin u. Thomas Kühtreiber; Christina Mochty; Maximilian Weltin: Das Viertel unter dem Wienerwald, Bd.1 (Wehrbauten und Adelssitze Niederösterreichs). St. Pölten 1998.

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Kyselak 1829 Joseph Kyselak, Skizzen einer Fußreise durch Oesterreich, Steiermark, Kärnthen, Salzburg, Berchtesgaden, Tirol und Baiern nach Wien […] unternommen im Jahre 1825. Erster Theil. Wien 1829. Monatsblatt 1889 (Red.), Renovirung der Burgcapelle zu Klamm am Semmering. In: Monatsblatt des Alterthums-Vereines zu Wien 6 (1889), 2. Bd., 15-16. Pickl 1960 Othmar Pickl, Die Herrschaften Klamm und Reichenau. Ein Beitrag zur Besitzgeschichte des Semmeringgebietes. In: Veröffentlichungen des Steier-märkischen Landesarchivs 2 [Festschrift Fritz Popelka] (Graz 1960) 253-272. Piper 1902 Otto Piper, Österreichische Burgen, Erster Theil. Wien 1902. Rally 1839 Wilhelm von Rally, Wiederherstellung zweier alten Burgen in Oesterreich. In: Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit 8 (Karlsruhe 1839) 617-619. Sacken 1866 Eduard Freiherr von Sacken, Archäologischer Wegweiser durch das Viertel unter dem Wienerwalde von Nieder-Österreich. Wien 1866. Sartori 1839 J. F. v. Sartori, Die Burgvesten und Ritterschlösser der österreichischen Monarchie. Dritter Theil. Wien 1839. Schweickhardt 1832 Franz Schweickhardt Ritter von Sickingen, Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens, Bd. 2 (Viertel unterm Wienerwald). Wien ³1832. Scheiger 1823 Joseph Scheiger, Erinnerungen von einem Ausflug in einen interessanten Theil des Viertels unter dem Wiener=Walde. In: Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst 14 (1823) 457-458 (Schlussteil).

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Scheiger 1828 Joseph Scheiger, Ausflüge in Wiens und in der Neustadt romantische Umgebungen, 3. Von Mödling nach Neuberg in der Steyermark. In: Freiherren Hormayr und Mednyansky (Hrsg.), Taschenbuch für die vaterländische Geschichte 9 (Wien 1828) 149-193. Schmidl 1839 Adolf Schmidl, Wien’s Umgebungen auf zwanzig Stunden im Umkreise. Dritter Band. Wien 1839. Schmitt 2000 Reinhard Schmitt, Frühe runde Burgtürme Mitteldeutschlands im Vergleich mit anderen Burgenlandschaften. In: Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt 9 (Halle/Saale 2000) 39-66. Spazier/Schwarzberg 2006 Ines Spazier/Heiner Schwarzberg, Die Burg Henneberg/Südthüringen im 11. und 12. Jahrhundert. In: Forschungen zu Burgen und Schlössern 9 (München 2006) 187-204. Toplitsch 1983 Norbert Toplitsch, Sagen und Geschichten aus dem Semmering – Rax – Schneeberggebiet. Payerbach 1983. Topographie 1908 Verein für Landeskunde von Niederösterreich (Hrsg.), Topographie von Niederösterreich, Bd. 5. Wien 1908 [= Alphabetische Reihenfolge und Schilderungen der Ortschaften in Niederösterreich, Bd. 4 (K, L)]. Wörterbuch 2004 Horst Wolfgang Böhme (Hrsg.), Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen. Stuttgart 2004. Wurzbach 1865 Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Bd. 13, Wien 1865. Zeune 1999 Joachim Zeune, Zum Datieren von Schießscharten. In: Burgenforschung aus Sachsen 12 (Weißbach 1999) 153-164.

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Burgsage Der Graf von Stuppach hielt sich einst im Gebiet der Adlitzgräben auf, um zu jagen. Immer tiefer drang er in die Wildnis ein, bis er sich schließlich verirrt hatte. Da nahm er sein Hifthorn und stieß dreimal darein. Vorgebeugt horchte er in die Wildnis hinaus, aber niemand antwortete seinem Ruf. Nur das Echo trug den Schall vielfältig zurück. Noch einige Male stieß der Graf ins Horn, aber vergeblich wartete er auf Antwort. "Mein Gefolge ist zu weit entfernt", dachte er bei sich, "vielleicht führt mich der Pfad dort unten zu einer Stelle, die mir bekannt ist!" Und gewandt kletterte er den Felsen hinab und eilte rasch dem Pfad zu. "Halt, keinen Schritt weiter!" ertönte es in diesem Augenblick hinter ihm. Der Graf blickte sich um und bemerkte zwei wildbärtige Gesellen, die ihm mit ihren Lanzen den Weg versperrten. "Ich bin der Graf von Stuppach und habe mich auf der Jagd verirrt. Wenn ihr mich freilasst und mir den Weg zur Straße zeigt, so soll es euer Schaden nicht sein. Ich biete euch dafür 500 Gulden Lösegeld!" Die beiden Raubgesellen - sie waren Brüder - traten einander näher und flüsterten: "500 Gulden! Da haben wir ja diesmal einen ganz seltenen Vogel gefangen!", und der eine rasselte mit den Handschellen. Der andere meinte: "Du hast recht, aber was haben wir davon. Das Geld ist bald verbraucht, und wir müssen unser Handwerk wieder von neuem beginnen. Ich bin des Raubens und Plünderns überdrüssig und sehne mich nach einem festen Platz." "Wie wäre es, wenn uns der Graf ein Stück Land gäbe, das für immer uns gehört?" Zum Grafen gewendet sprachen sie: "Wir führen euch zur Straße. Aber statt der 500 Gulden Lösegeld schenkt uns Brüdern diese Gräben zu freiem Eigen. Wir haben es satt, ständig zu rauben und plündern. Nie haben wir's gerne getan, nur die Not hat uns dazu gezwungen. Schenkt uns die Adlitzgräben, damit wir ehrliche Ritter werden können!" Erfreut antwortete der Graf: "So sei es! Ihr sollt die Adlitzgräben zu freiem Eigen erhalten. Wenn ihr zu ehrlichen Leuten werdet, dann will ich gern euer Freund sein." Und er gab ihnen zur Bekräftigung die Hand, derweilen der eine von ihnen die Handschellen ergriff und sie über die Felsen hinabwarf, dass sie klirrend im Tal aufschlugen. Dann verabschiedeten sie sich vom Grafen und zeigten ihm den Weg. Auf einem steilen Felsenkegel, hoch über dem Adlitzgraben, erbauten sich die Brüder eine feste Burg. Jahre waren vergangen, als eines Tages der Turmwart freudig ins Horn stieß. Die Torflügel öffneten sich geräuschlos, und aus der neuen Burg Klamm ritten die beiden Brüder in blanker Wehr, um ihren Freund, den Grafen von Stuppach, willkommen zu heißen!55

55 Aus: Toplitsch 1983, 43f.

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Abbildungsnachweis Bildarchiv Foto Marburg: Abb. 24 (Aufn-Nr. 916.356); Commons.wikimedia.org: Abb. 20 (Original im NÖ Landesmuseum, Inv.-Nr. 8274), Abb. 30, Abb. 31; David Rumsey Historical Map Collection: Abb. 1 (Image No. 6936093); Mährisches Landesmuseum Brünn: Abb. 2 (Sign. Moll-0000.749), Abb. 3 (Sign. Moll-0000.344, přív.08/Moll-0000.350, přív.10); NÖ Landesbibliothek St. Pölten, Topographische Sammlung: Abb. 4 (zugl. Titelbild, Sign. 3.090), Abb. 5 (Sign. 19.185), Abb. 6 (Sign. 3.088), Abb. 7 (Sign. 3.100), Abb. 8 (Sign. 3.094), Abb. 9 (Sign. 3.110), Abb. 10 (Sign. 3.103), Abb. 11 (Sign. 3.105), Abb. 16 (Sign. 19.183), Abb. 17 (Sign. 19.186), Abb. 18 (Sign. 3.188), Abb. 21 (Sign. 3.102), Abb. 23 (Sign. 14.940); NÖ Landesbibliothek St. Pölten, Kartensammlung: Abb. 28 - Abb. 29 (Sign. KI-4120); Privatbesitz Worahnik: Abb. 14, Abb. 15, Abb. 25; Andere: Abb. 12 (Halmer 1966 [s. Literaturverzeichnis], 49, Nr. 99); Abb. 13 (Halmer 1966 [s. Literaturverzeichnis], 51, Nr. 100); Abb. 19 (Ansichtskarte, Verlag Christian Anderle, Gloggnitz, No. 276); Abb. 22 (Ansichtskarte, Verlag: S. W., Nr. 8166/5807 –Scan dankenswerter Weise von Frau Mag. Katarina Enenkel, Karnabrunn, zur Verfügung gestellt!); Abb. 26 (Aus: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild, Bd. 4-2, Wien 1888, S. 293), Abb. 27 (Piper 1902 [s. Literaturverzeichnis], Fig. 152), Abb. 235 (Thomas Leitner auf: www.bahnbilder.de)

Copyright für Text, Fotos und Pläne, wenn nicht anders angegeben:

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Abb. 235: Ansicht der Burg von Südost

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